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Parzival
03
W U A U D IO
W olfram von Eschenbach 4
Dossier R itter 23
Der H eilige Gral 85
R itter im Film, Film e der R itter 108
W olfram von
E sch en b a ch
Es gibt ein Bild von ihm, aber das ist erst nach seinem Tode gemalt
worden. Es sieht so aus, als sei W olfram selbst ein Ritter gewesen.
K ein reicher allerdings ... A ber ob das stim m t und wie arm oder
reich er w ar - das w issen w ir nicht. W ann er geboren ist? 1170
vielleicht, oder ein paar Jahre früher oder später.
Den P arzival m uss W olfram in den Jahren nach 1200 geschrieben
haben. Er kannte die Literatur seiner Zeit sehr gut, denn er zitiert
v iele W erke an d erer A u toren . Er kan n te auch den P erceval von
Chretien de Troyes, der um 1190 geschrieben worden war. Wolframs
Parzival ist allerdings mehr als dreimal so lang wie Perceval und die
Handlung ist verwickelter als bei Chretien.
N eben P arziv al fin d en w ir b ei W olfram G aw ein , den p erfekten
Ritter. Und auch die Vorgeschichte, das Leben von Parzivals Vater
Gachmured (siehe Kapitel 1 und 2), ist ganz neu.
Um den Roman zu schreiben, brauchte der Autor Geld. Pergament
4
war teuer, m an brauchte Zeit und Hilfe beim Abschreiben. W olfram
nennt einen Hermann von Thüringen als Gönner.
W o lfra m h a t n o ch a n d e re w ic h tig e E p en u nd a u ch G e d ic h te
geschrieben , den W illibald und den Titurel. N ach 1217 h ört m an
nichts mehr von Wolfram.
In der Nähe von Ansbach gibt es ein Städtchen namens Eschenbach
(heute nen n t es sich W olfram s Eschenbach), in dem einm al eine
Familie von Eschenbach gewohnt hat. W ar das W olframs Familie?
Genau wissen wir das auch nicht. Aber in Wolframs Eschenbach steht
heute ein Denkmal und ein sehr interessantes Museum. Vielleicht hat
m an dort die Lösung gefunden: W olfram hat viele Gesichter, aus
jedem seiner zahlreichen W erke heraus sieht er uns an. Immer neu
und oft überraschend. In einer Galerie der größten Genies deutscher
Sprache dürfte er nicht fehlen. Und auch seinen Parzival kennen nicht
nur Literaten und Historiker. Geht er nicht alle an, dieser ungeschickte
Ritter reinen Herzens, welcher sich allein und ohne Hilfe in eine Welt
aufmacht, von der er nichts weiß, die er sich aber aneignen will?
W as ist richtig (R) oder falsch (F), was wissen wir bis heute nicht (?).
1. feindlich: g e g e n uns.
2. e A r m e e , n: T ru p p e, S o ld a te n .
7
MI
i Parzival
Am n ä c h s t e n M o rg e n r e i t e t G a c h m u r e d w ie d e r h in a u s . V o r
d e n T o r e n d e r S t a d t t r i f f t e r a u f die F ü h r e r d e r f e i n d l i c h e n
A rm een .
„Ich bin G a c h m u r e d , R i t t e r d er Königin B e l a k a n e . W e n n ihr
das Land hier wollt, m ü s s t ihr e r s t m it m ir k ä m p f e n . “
Im Z w e i k a m p f b e s i e g t G a c h m u r e d e r s t d e n A n f ü h r e r d e r
w eiß e n , d ann den d er s c h w a r z e n R itter.
1. r W e s i r , e: R a t g e b e r d e r K ö n i g e .
2. s W a p p e n , =: S y m b o l e i n e r R i t t e r f a m i l i e .
8
Parzival
G e lie b t e H errin !
Ich k o n n t e n ic h t b le ib e n , in d ie s e m f r e m d e n L an d . Ich
h o f f e , du v e r s t e h s t m ic h . A b e r ich w ill d ir e r k lä r e n , w o
ich h e r k o m m e . U n ser S o h n s o ll w issen , w e r e r ist.
M ein V a t e r w a r d e r K ö n i g v o n A n jo u im R e ic h d e r
F r a n k e n . W ir g e h ö r e n z u r F a m i l i e d e r A n jo u , m e i n
S o h n u n d ich.
I c h b in z u e u c h g e k o m m e n , w e i l n a c h d e m T o d e
m e i n e s V a t e r s m e i n ä l t e r e r B r u d e r in A n jo u K ö n ig
g e w o r d e n ist. S o is t e s b e i u n s T r a d it io n : d e r ä l t e s t e
S o h n b e k o m m t a lle s , d ie a n d e r e n n ic h ts . M ein B r u d e r
w o llte , d a s s ic h b l e i b e . A b e r d a s N ic h ts tu n is t m e i n e
S a c h e n ic h t . S e i t d e m z i e h e ic h a l s R i t t e r d u r c h d i e
W elt.
L e b e w oh l, g e l i e b t e B e la k a n e .
G achm u red
10
T extyerständnis
W as ist richtig?
3 Gachmured kämpft
33
a Q gegen Belakane.
b für Belakane.
5 Belakanes Wesir
33
a [J findet Gachmured schön, weiß aber nicht, wer er ist.
b bat von Gachmured gehört.
6 Gachmured kom m t
a □ im Moment aus Bagdad,
b | | direkt aus Europa.
7 Gachmured ist
a □ ein reicher Königssohn,
b □ ein Königssohn ohne Land.
12
W o r ts c h a t z *
G r a m m a t ik
S c h r e ib ’s a u f
13
9
w' *
$
♦ m
4
Kapitel 2
Gachmured und
Herzeleide
Ein S ch iff b rin g t G ach m u red n a ch Sevilla.
„H erzeleid e, die s c h ö n e Königin von Norgals und von W a le is
gibt ein T u rn ie r in d er S t a d t K a n v o la is “, e r z ä h lt m a n d ort. „Dem
S ie g e r will sie n ic h t nur ihre zwei Länd er ü b e r la s s e n . Sie will ihn
au ch h e i r a t e n . “
„Zu d ie s e m T u rn ie r k o m m e n die b e s t e n “, d e n k t G a ch m u re d .
„Da m u ss ich d abei s e i n . “
G a ch m u re d r e i t e t n ach K anvolais.
Man bild et zwei G ruppen. G a c h m u r e d s Gruppe g ew in n t. Ohne
F rag e ist er d er b e s t e R itte r .
Am Abend k o m m t Königin H erzeleid e in G a c h m u r e d s Zelt.
„Nun“, s a g t sie. „Alle s a g e n , du b ist d er B e s t e . M eine Länder
b ra u c h e n ein en K ö nig.“
„Meine Königin, ich kann Euch nicht h e ir a te n “, s a g t Gachmured.
Er den k t an B elakane, doch Herzeleide gefällt ihm auch ...
„Bis j e t z t h a b e n w ir d o ch nur in Gruppen g e k ä m p f t “, s a g t er.
„Das T u r n i e r ...“
14
Parzival
„ U n s e r T r i b u n a l h a t d ic h zu m S i e g e r 1 e r k l ä r t . D e r S i e g e r
h e i r a t e t m ic h !“
„Ich liebe B e l a k a n e . “
„Eine S c h w a r z e !“
„Ihre S c h w ä r z e liebe ich wie die S o n n e ! “
„Du h a s t b e im T u r n ie r m i t g e k ä m p f t . Du k a n n s t den e r s t e n
Preis n ic h t a b le h n e n . Das bin ic h .“
D as w e iß e r au ch . Er k a n n und d a r f n ic h t n ein sa g e n . S o n s t
e n t e h r t 2 e r sie und sich selb er.
„M orgen, m e in e Königin. M orgen f r ü h .“
Am s e lb e n Abend k o m m t ein B o te in sein Zelt.
„ R itt e r G a c h m u re d , es g ib t s c h l e c h t e N a c h r ic h te n . Euer
B ru der ist t o t . “
„Meine a r m e M u tte r! Ich m u ss zu ihr!“
„Auch Eure M u tte r le b t n ich t m e hr. Der S c h m e r z ... d as w a r zu
viel für s i e . “
„L asst m ich a lle in !“
Die g a n z e N a c h t h ö rt m a n G a c h m u re d in s e in e m Zelt w einen.
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Gachmured und Herzeleide
„U n d ?“
„Ich will w e i t e r b ei T u r n i e r e n m i t m a c h e n , a u c h w e n n ich
König b in .“
„Gut. Ein Tu rn ie r pro M o n a t.“
N ach s e c h s M o n a t e n is t G a c h m u r e d n o c h n i c h t w i e d e r zu
Hause.
H erzeleid e ist unruhig.
Sie t r ä u m t sc h le c h t.
„Er k o m m t n ic h t w ie d e r “, d e n k t sie.
D ann wird ihr So h n g e b o ren .
Sie n im m t ihn an die B ru st und w ein t.
„Wir sind allein, m e in Kind.“
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Textve rständnis
Q W er ist w er? W as p asst?
a Herzeleide c Gachmured
b Belakane d Feirefiz
R F
a Gachmured kommt aus Europa. □□
b Gachmured ist direkt nach Zassam ank gefahren. □□
c Gachmured hat auch für den Kalifen von Bagdad
gekämpft. □□
d Die Königin von Zassamank gefällt ihm nicht, weil sie
schwarz ist. □□
e Gachmured verlässt Belakane. □□
f Gachmured verlässt Herzeleide, weil er kämpfen muss. □□
g Gachmured heiratet Herzeleide. □□
h Gachmured gewinnt beim Turnier in Kanvolais den
ersten Preis. □□
i Als König darf Gachmured nicht mehr bei Turnieren
mitkämpfen. □□
j Belakane bekommt ein Kind von Gachmured. □□
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^ Und was haben R itter noch? W elches W ort p asst zu welchem Bild?
4 5 6
Q W as m acht man mit w elcher W affe? Scheibe den Namen neben den
Infinitiv.
20
G
Wortschatz Plus
21
Grammatik
Schreib’s auf
Dein Mann/ deine Frau geht fo rt und hinterlässt dir einen Brief, in dem
er/sie erklärt, dass er/sie nicht lange an einem Ort bleiben kann.
„Etw as tre ib t mich im m er w e ite r“, sch reib t e r/s ie . Im m erhin
hinterlässt er/sie dir eine Adresse. W as schreibst du ihm /ihr? (20 bis
5 0 W örter)
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Rittertum ier (M anessische Liederhandschrift, um 1300)
R itter
Ihre Welt
Ritter sind Soldaten zu Pferde, die in der Zeit des M ittelalters (ab
800) einem H err dienen. Sie tragen eine Rüstung aus M etall und
kämpfen meistens m it dem Schwert oder der Lanze. Das Schwert isl
schw er und die Lanze vier bis sechs M eter lang. Das m uss man
lernen. Um Ritter zu werden, braucht m an daher viel Zeit.
Im A lter von sieben Jah ren kom m t der Ju n ge als Page zu einer
adligen Fam ilie, wo er im Haus hilft und serviert, dann, ab 14, wird
er Knappe eines Ritters. Ein K nappe m uss viel trainieren: reiten,
lau fen, sp rin gen und Schw erkam pf sind w ichtig. N ach ein paar
Ja h r e n (d a is t er u n g e fä h r 2 1 ) w ird d er K n a p p e zu m R itte r
geschlagen. D ann hat er das Recht, von seinem H errn (dem König
zum Beispiel) ein Stück Land oder eine Burg zu bekom m en (ein
Lehen) und auf Turnieren m itzukäm pfen. Lesen und Schreiben hat
er bei alldem in der Regel nicht gelernt.
Jlire Tugenden
Ein Ritter muss sportlich sein, stark, mutig und gesund. Nur so wird
er berühm t, und sonst lebt er auch nicht lange. Im Kam pf soll er fair
und großzügig sein, soll den A rm en und Schw achen helfen und
se in e m H e rrn m u ss er treu d ie n e n . D as sin d d ie Id e a le . D ie
W irklichkeit sieht natürlich oft anders aus. Noch heute kennen wir
die Ritter vor allem als Raubritter, Banditen in Rüstung, die jedem
Reisenden sein Hab und Gut wegnehmen.
Die Minne
D ie L ie b e s p ie lt in h ö fis c h e n L ite ra tu r ein e g ro ß e R o lle . D er
R itte r s o ll sic h a u ch in d en D ie n st e in e r e d le n u nd sc h ö n e n
Frau stellen. In der M innelyrik wird diese A rt der (platonischen)
Liebe gefeiert. Daneben gibt es auch die niedere M inne, bei der es
um körperliche Liebe, in der R egel zu einer Frau aus dem V olk,
geht. In W olfram s Parzival wird da nicht so subtil unterschieden.
W ie es w irklich mit dem Liebesieben der Ritter aussah, wissen wir
nicht.
24
r
Die Kreuzzüge
D a s e u ro p ä is c h e R itte rtu m e n ts te h t in e in e r Z e it, in d er
M oham m edaner Sp anien beh errsch en und ganz Europa erobern
w o lle n . D ie c h r is tlic h e n R itte r w o lle n d ie M o h a m m e d a n e r
zurückd rängen und auch aus Jeru salem vertreiben. Die Christen
führen m ehrere große Kreuzzüge ins Heilige Land durch. Bei aller
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Die Eroberung Jerusalem s (unbekannter Künstler, o.D.)
Bagdad
W er die M ärchen von Tausendundeiner N acht kennt, denkt bei dem
Namen Bagdad nicht nur an die schreckliche Geschichte der letzten
dreißig Jahre, sondern auch an den größten und reichsten Herrscher
seiner Z eit, den K alifen H arun al-Raschid (763-809), der Kontakt
nach Nordeuropa hatte. Eine Gruppe islamischer Gelehrter besuchte
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Karl den Großen und traf sich m it christlichen Intellektuellen. Die
Europäer haben verm utlich viel von ih ren K ollegen aus Bagdad
gelernt, zum Beispiel über Astronomie und Mathematik. H arun al-
Raschid hat Karl übrigens auch einen weißen Elefanten geschenkt.
Der andere in Europa bekannte islamische Herrscher war Saladin, der
Gegner des Richard Löwen herz von England im Dritten Kreuzzug
(1189-1192). Saladin (Salah al-Din Yusuf 1138-1193) soll ein großzügiger
Mann gewesen sein. Als Richard einmal krank wurde, ließ Saladin ihm
frisches Obst und Wasser schicken und bot ihm auch die Hilfe seines
persönlichen A rztes an. In der europäischen Literatur ist Saladin
deshalb zu einem Modell der Ritterlichkeit geworden. Er tritt in Dantes
Göttliche Komödie auf und in der Novellensammlung II Novelliere.
Dass in W olframs Erzählung ein christlicher Ritter in die Dienste des
Kalifen von Bagdad tritt, zeigt die N ähe der christlichen und der
islamischen Welt. Die Religion trennt die M enschen oft, das Ideal der
Ritterlichkeit verbindet sie.
h
etwas über Astronomie und Mathematik zu lernen.
Saladin war ein Freund von Richard Löwenherz.
□□
□ □
i Saladin spielt auch in der europäischen Literatur
eine Rolle.
Kapitel 3
Herzeleide und
ihr Sonn
Sie leben j e tz t tie f im W ald, w e it w eg von S tä d te n und B u rgen . m
In H e rz e le id e s L ä n d e rn r e g ie r e n nun a n d e r e . Nach d em Tod
ihres M a n n es in t e r e s s i e r t sie das n ic h t m ehr.
Ihr So h n P arzival soll n ic h t k ä m p fe n wie sein V a te r . Er d a r f
kein R itt e r w e rd e n . Sie will ihn n ic h t au ch n o ch v erlieren .
K e in e r d e r w e n i g e n L e u te , die m i t H e r z e l e i d e in d en W ald
g e z o g e n s in d , d a r f m e h r v o n R i t t e r n , v o n K ä m p f e n und
T u r n i e r e n s p r e c h e n . D e r J u n g e s i e h t k e i n e W a f f e und k e i n e
R üstun g . Er h ö rt k ein e G e s c h ic h t e n von A b e n te u e r n und Krieg.
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Parzival
1. jag en : T ie re tö t e n . 2. k n i e n : in d i e K n i e g e h e n .
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Herzeleide und ihr Sohn
„Ihr seid n ic h t G o t t ? “
„Wir sind R itte r , du H o lz k o p f 1! Und nun g e h !“
„ R itt e r ? Dann will ich a u ch ein R i t t e r w e r d e n !“
„Da m u s s t du zu König A rtus. Der m a c h t dich zum R i t t e r . “
Sie s t o ß e n ihn zur S e ite und r e it e n w e ite r.
1. r H o l z k o p f , “ e: r D u m m k o p f .
2. s N arre n k le id , er: Kleidung fü r je m a n d e n , d e r a n d e r e zum L a c h en
b r i n g e n soll.
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Dein V a t e r w a r ein g r o ß e r König und ich w a r s e in e Königin, a b e r
m a n h a t uns u n s e r e drei L änd er w e g g e n o m m e n . “
Am n ä c h s t e n M orgen g ibt d er Ju n g e s e in e r M u tte r n o ch einen
K u ss. Sie u m a r m e n sich . D ann s t e i g t e r in s e i n e m N arren k leid
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a u f d a s a lte m a g e r e Pferd, das m a n ihm g e g e b e n h at, und r e it e t
in den Wald.
Als ih r S o h n im W a ld v e r s c h w i n d e t b f ä l l t H e r z e l e i d e zu
B o d en. Sie ist to t .
1. v e r s c h w i n d e n : n i c h t m e h r zu s e h e n s e i n .
33
T extverständnis
W as ist richtig (R), w as ist falsch (F)?
R F
a Herzeleide regiert je t z t nicht mehr in Norgals
und Waleis. □□
b Herzeleide sagt, ihr Sohn soll Ritter werden. □□
c Herzeleides Sohn will nicht bei ihr bleiben. □□
d Herzeleides Sohn trifft Gott im Wald. □□
e Herzeleides Sohn hasst Vögel. □□
f Herzeleide sucht elegante Kleidung für den Jungen. □□
g Bevor er fortreitet, gibt sie ihm noch Geld. □□
h Als der Junge fort ist, stirbt Herzeleide. □□
Q Wie w ar die G eschichte? Ergänze.
34
k Sie lässt dem Jungen ein Narrenkleid machen, damit
W o r ts c h a t z
Q Ritter (2)
Zuerst ein paar unbekannte (?) W örter. Welche Kombination und
welche Definition p asst? Findest du es selbst heraus oder brauchst du
ein W örterbuch?
a Verben
1 reiten a gegen einen Kontrahenten
2 dienen b ein Wort, ein Versprechen
3 kämpfen c auf einem Pferd oder auf einem Esel
4 brechen d einem Herrn oder einer Herrin, beim Militär
5 besiegen e einen Gegner
b Substantive
1 r Knappe a trägt der Ritter im Kampf
2 r Ruhm b verliert, wer Schlechtes tut
3 e Rüstung c viele Leute kennen meinen Namen
4 e Ehre d will Ritter werden und muss noch viel lernen
c Adjektive
1 großzügig a wer nicht mit anderen geht, nicht anderen dient
2 treu b wer anderen gern hilft oder Geschenke macht
3 fair c wer sagt, was er für wahr hält, wer nicht lügt
4 ehrlich d wer nur mit korrekten Methoden arbeitet
oder Sport treibt
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@ W as sind Ritter.
Wichtig sind für einen Ritter die Ehre und Ruhm, aber auch seine
Treue. Er darf sein ( 1 ) ........................... nicht brechen. Auch die
(2) ........................... spielt, im ( 3 ) ........................... wie im Turnier, eine
große Rolle. Ein Ritter ( 4 ) ..........................zum Beispiel nicht einen
Unbewaffneten, Frauen oder ( 5 ) ............................
Ein Ritter muss ( 6 ) .......................... sein und das rechte Maß halten.
Es gibt oft auch eine Frau, die der Ritter verehrt. Das ist sein
(7) dienst. Im Turnier kämpft er für sie. Manche
schreiben auch (8 ) ............................
Ein paar Jahre muss man als Page, dann als ( 1 ) ........................... dienen.
Was machen die? Den ( 2 ) sauber halten, die
(3 ) ........................... säubern, die Rüstung putzen. Und noch etwas: Sie
helfen dem Ritter, die ( 4 ) ..........................an- oder abzulegen.
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Allein kann er das nicht. Die Rüstung ( 5 ) ........................... oft mehr als
vierzig Kilo.
Er kämpft allein, das ist sein Beruf. Doch vor und nach dem Kampf
braucht der Ritter ( 6 ) ............................
Schreib’s auf
Ratschläge geben
Dein Sohn will hinaus in die W elt. Er will reich und berühm t werden.
Du willst ihm ein paar wichtige Ratschläge geben. Am Abend vor
seiner Abreise schreibst du sie ihm auf ein kleines Stück Pergam ent.
W as schreibst du? Ergänze. Hast du noch andere gute Ratschläge für
den Jungen?
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P arziv al r e i te t im m e r w e ite r. An ein em Fluss s te h t ein sc h ö n e s
g ro ß e s Zelt. Eine F rau lieg t d arin , sie sc h lä ft. Es ist Je s c h u te , die
F rau von O rilus. Ihr M ann ist n ich t da.
„Die ist a ber sc h ö n !“ d enkt Parzival. Er sieh t ihren ro te n Mund,
ihre w e i ß e n Z ä h n e und ihre la n g e n B e in e . Sie t r ä g t a u ch e in e n
goldenen Ring.
„Ich will tun, w as mir m eine M utter g e sa g t h a t.“
Er g e h t in das Zelt und will ihr d en Ring vo m Fing er ziehen .
J e s c h u t e w a c h t auf. Da k ü s s t e r sie a u f ihren r o te n Mund.
„Oh G o tt!“ denkt sie. „Wer ist der junge Mann? W as tr ä g t er für
seltsam e Kleidung? Wie ein Narr. Ein V e rr ü c k te r1? Aber schön ist er.“
„W as t u t Ihr d a? L a s s t m ic h !“ s a g t sie ihm.
„ W a r u m d e n n ? S o h a b i c h ’s v o n m e i n e r M u t t e r g e l e r n t “,
e r k lä r t Parzival der S c h ö n e n .
„Und j e t z t h a b e ich H u n g e r!“
„Nun, b i t t e e s s t n ic h t m ich . Da a u f d em T is c h s t e h t e t w a s .
B ro t, W ein und F leisch. Es ist n ic h t für Euch, a b e r ..."
S c h o n s i tz t Parzival am T isch und isst.
J e s c h u t e ist s p ra c h lo s. So sc h ö n , und so v e r rü c k t.
1. v e r rü c k t: n ic h t n o rm a l, p sy ch isc h krank .
38
L ' ‘y j} j- i p jW^ 1 wMI « iI
P arzival w e iß n ic h t s v o n a lled e m . Er r e i t e t w e i te r . W e n n er
L eu te tr i f f t , w ü n s c h t e r ih nen freu n d lich ein en „G uten T a g “. Das
h a t er von s e in e r M u tte r so g ele rn t.
Da h ö r t er, m i tte n im W ald, ein e ju n g e Frau lau t w ein en .
Er r e i t e t zu ihr.
40
Im Wald
41
tM Parzival
42
N
Textverständnis
W as ist richtig (R), w as ist falsch (F)?
R F
a Der Junge folgt den Ratschlägen seiner Mutter. □□
b Der Junge trifft eine junge Frau, die ihn küssen will. □□
c Der Mann der jungen Frau wird böse. □□
d Der Junge trifft ein junges Paar im Wald und spricht mit
den beiden. □□
e Die junge Frau will, dass der Junge gegen den Ritter
Orilus kämpft. □□
f Parzival trifft einen Fischer, der ihm spontan helfen will. □□
g Der Fischer zeigt ihm, wie er zu König Artus kommt. □□
h Ritter Ither w artet vor der Stadt und will mit Parzival
kämpfen. □□
W er ist w er? Verbinde.
43
1
Q Die Ritterburg
W as heißt wie? Schreibe die passenden Namen neben die Zeichnung.
d Wo gibt es Feste?
Grammatik
46
N
a Als Parzival hört, dass Orilus Sigunes Geliebten g etö tet hat, will er
ihn suchen, um ihn zu töten. Er will den Toten rächen. Ist das eine
gute Idee?
b Was tu t ihr, wenn jemand euch etwas getan hat, was euch ärgert
oder zum Weinen bringt? Rächt ihr euch? Fragt einander: „Was
tu st du in dieser Situation?“
• Jemand m acht deine Schultasche schmutzig (absichtlich).
• Jemand sagt dir nicht G uten Tag, als du ins Zimmer k o m m s t .
Jemand nennt dich vor allen anderen einen Id ioten , H olz- oder
D u m m kopf.
• Einer deiner Freunde erzählt sehr private Dinge weiter.
• Jemand geht zum/zur Lehrer/in und spricht schlecht von dir.
• Jem and küsst dein/e Partner/in.
• Dein/e Partner/in küsst eine/n andere/n.
Schreib’s auf
47
Bei
In d e r S ta d t se h e n P a rz iv a l alle an . W a s t r ä g t e r fü r s e lts a m e
K leidung? Und w ie sch ö n e r ist!
ln d er Nähe d er Burg t r i f f t e r ein e Gruppe von K n ap pen h „Ihr
R itte r , ein en G u ten T a g z u e rst, und d ann: w e r von eu ch ist König
A rtu s? Er soll m ich a u ch zum R it t e r m a c h e n . “
Die K n ap p en lac h en . Einer von ihnen g e h t zu ihm: „Istvein ist
m ein N am e, Herr. Ich brin ge Euch zu A r t u s !“
Als sie in den R i t t e r s a a l d er Burg k o m m e n , s i tz e n die R itt e r
beim E ssen.
„G uten T a g “, s a g t Parzival. „Ich su ch e König A r t u s .“
Die M ä n n e r und F rau e n s e h e n sich an. W e r ist d ie se r Narr?
„Komm nur her!“ sagt da König Artus. „Was willst du denn von mir?“
„Vor d e r S t a d t w a r t e t H e rr Ith e r. Er will g e g e n e in e n E u rer
R i t t e r k ä m p f e n . Und n o c h e t w a s : ich will a u ch R i t t e r w e rd e n .
Man h a t m ir g e s a g t, Ihr k ö n n t m ich zum R itt e r m a c h e n . “
A rtu s s i e h t ihn an. Er is t k o m i s c h a n g e z o g e n , d ie s e r ju n g e
Mann, a b e r e r ist s c h ö n und k rä ftig . „W aru m n ic h t? M orgen la s se
ich dir ein e R ü stu n g m a c h e n und d ann ...“
1. r K n a p p e , n: l e r n t n o c h u n d h i l f t d e m R i t t e r , u m s e l b s t R i t t e r zu w e r d e n .
48
Parzival
50
Parzival
!
Der Ju n g e b l u te t a m Kopf. A ber e r s t e h t w ie d e r auf. Als Ith er
a u f ihn z u re ite t, n im m t Parzival se in e n S p e e r und w irft ihn, wie
e r es im W ald g e le r n t hat.
Er trifft Ither durchs Visier ins Auge. Tot fällt der R itter zu Boden.
P a rz iv a l will d e m T o t e n die R ü s t u n g a b n e h m e n . A b e r w ie ?
K n ie sc h u tz und Helm, alles s i tz t f e s t .
Da k o m m t Is tv e in . „W a s soll ich t u n ? “ f r a g t P arz iv al. „Wie
k an n ich ihm das Ding au s- und mir a n z ie h e n ? "
I s t v e in w e iß , w ie es g e h t . „A ber e r s t m ü s s t Ihr d ie s e s
N arrenkleid a b l e g e n .“
„Das g e h t n ich t. Das h a b e ich von m e in e r M u t te r !“ a n t w o r t e t
Parzival.
„Wie Ihr w o llt.“
Als Parzival endlich in voller R üstu n g a u f d em Pferd sitzt, gibt
Istvein ihm n o ch S c h w e r t, Schild und Lanze.
„W as m a c h e ich d a m i t ? “ f r a g t er.
Is t v e i n e r k l ä r t ih m , w ie e r d a s S c h w e r t z i e h e n , d en Sc h ild
h a lte n und m it der Lanze den G e g n e r v o m Pferd s t o ß e n m u ss.
„Ich d a n k e dir. B it te geh n o ch zu König A rtus und sa g e ihm,
d a ss ich j e t z t sein R it t e r bin. Und d ie se r K eye soll w isse n , d ass
ich K u n n e w a re rä c h e n will.
Lebe w o h l.“
52
Textve rständnis
W as ist richtig?
Wortschatz
53
G ra m m a tik
Q W er Geschichten erzählt, tu t das norm alerw eise nicht im Präsens und
nicht im Perfekt, sondern im Präteritum . Kennst du die richtigen
Form en? Schreibe sie neben den Infinitiv.
Sprich d ic h a u s
Ein Mann schlägt eine Frau. Soll ein anderer Mann ihr helfen? W arum ?
Normal ist diese Situation zum Glück nicht. Aber in vielen Kulturen
der W elt soll der Mann Kavalier sein. W as gehört dazu? W as findest du
normal (N), lächerlich (L) oder sym pathisch (S).
54
Parzival lernt
P a rz iv a l r e i t e t im G alopp, in v o lle r R ü stu n g , ein en g a n z e n Tag
lang.
So ein g u te s Pferd h a t er no ch nie g e h a b t.
G eg en Abend s ie h t e r T ü rm e am Horizont.
„Ui, wie viele sind das d e n n ? “ f r a g t er sich.
Bald k o m m t e r zu e i n e r Burg. D a v o r s i t z t ein g r a u h a a r i g e r ,
a l t e r M a n n a u f e i n e r W i e s e h „Ich g r ü ß e E u c h “, s a g t P arziv a l.
„M ein e M u tte r h a t m ir g e s a g t, v o r M ä n n e rn m it g ra u e n
H aaren soll ich R esp e k t h aben und versu ch en , e tw a s von ihnen zu
le rn e n .“
Der a lte R itte r , er h e iß t G u rn e m a n s, s ie h t Parzival an.
W ie e r a u f d em P ferd sitz t, wie die R ü stu n g n ic h t p a s s t und
wie e r den Schild f a ls c h hält.
„Ich glau be auch, d a ss Ihr bei m ir e t w a s le rn en k ö n n t, ju n g e r
R itte r . K o m m t a u f die Burg und seid m ein G a s t . “
1. e W i e s e , n: m i t G r a s b e d e c k t e s S t ü c k L a n d .
55
Parzival
1. s B a d e t u c h , ”e r : d a m i t t r o c k n e t m a n s i c h n a c h d e m B a d e n a b .
56
Parzival
Parzival h a t Hunger.
Er s e t z t sich und isst. Für die a n d e r e n b leib t nur w enig übrig.
Doch alle s e h e n ihm g ern zu.
D ann g e h e n alle s c h la f e n . Nur G u r n e m a n s b le ib t no ch w a ch .
„Was ist das für ein s e l t s a m e r ju n g e r M a n n ? “ f r a g t er sich. „Die
P agen sa g e n , e r tr u g ein N arrenkleid u n t e r d er R ü stu n g ... Ist er
v e r r ü c k t ? Gut ist er und er s a g t im m er, w a s e r d en k t. Das sie h t
m a n .“
Am n ä c h s t e n M o r g e n n i m m t G u r n e m a n s P a r z i v a l a n d e r
Hand. Sie g e h e n zur M esse.
G u r n e m a n s m u s s ih m d o r t a l l e s e r k l ä r e n . D a s K r e u z , die
H ostie, den G esan g .
D a n n g e h e n s ie in d en B u r g h o f . G u r n e m a n s l ä s s t P a r z iv a l
a u f s i t z e n . Z u s a m m e n m i t e i n e r G r u p p e v o n P a g e n u nd f ü n f
R itt e r n re it e n sie hinaus.
P arz iv al le r n t, w ie m a n d em P fe rd die S p o r e n g ib t und w ie
m a n es fü h rt. Die R i t t e r zeige n ihm, w ie m a n d as S c h w e r t h ält
und den Schild.
S c h o n an d ie se m e r s t e n T ag s ie h t m an : Parzival k ä m p f t gut.
Er wird s ic h e r ein m al ein p e r f e k t e r R itter.
Am A b e n d d a r f P a r z iv a l G u r n e m a n s T o c h t e r L ia s e k e n n e n
lernen.
I h r e n r o t e n M und, ih r e w e i ß e n H ä n d e , ih r e b l a u e n A u ge n
m u ss er im m e r w ie d e r a n s e h e n .
58
„ S i e h s t du, P a r z i v a l “, e r k l ä r t ih m G u r n e m a n s b e i m E s s e n ,
„M ann und Frau so lle n ein s sein . Es wird Zeit, d a s s du an ein e
ju n g e Frau d e n k s t und n ic h t im m e r von d ein er M u tte r s p rich st.
Du b ist kein Kind m e h r . Du r e d e s t au ch s o n s t zu viel, das t u t ein
R i t t e r n ic h t. Und n o c h e t w a s , v e r g is s es n ic h t: ein R i t t e r s t e ll t
keine d u m m e n F r a g e n .“
Zwei W o c h e n b l e i b t P a rz iv a l bei G u r n e m a n s und s e i n e r
Tochter.
„ H e rr, ich k a n n n i c h t l ä n g e r b l e i b e n “, s a g t e i n e s M o r g e n s
Parzival zu s e in e m G a s tg e b e r .
„W aru m d en n n icht, m ein S o h n ? “
„Ich bin ein R i t t e r ! Ich m u s s k ä m p f e n ! Ich will A b e n t e u e r
e r le b e n . “
G u rn e m a n s ist traurig.
„Das Leben e in e s R itt e r s , d e n k t Ihr j e t z t , ist S c h ö n h e it, Ruhm
und Ehre. Ich w eiß es b e s s e r . Am Ende s t e h t im m e r das Leiden L
Drei S ö h n e h a b e ich im K a m p f v e rlo ren . Nur ein e T o c h t e r ist mir
g eb lieb e n — und Ihr. Und j e t z t g e h t a u ch Ihr w ie d er fo r t.
Das ist das R i t t e r l e b e n . “
1. s L e i d e n , =: S c h m e r z e n , T r a u r i g s e i n e t c .
60
N
Textverständnis
Q W er ist w er? Setze den passenden Namen ein.
61
f r S c h u s s :....................................................................................................................
g r Schlag: ....................................................................................................................
h r W u r f : .......................................................................................................................
Schreib’s auf
Erziehung
Parzival wird von seiner Mutter erzogen, weit draußen im Wald. Doch
der junge Mann m acht und versteh t vieles falsch. Als er zu Gurnemanns
kommt, wird er ein zweites Mal erzogen. Er lernt wie man kämpft, aber
auch, wie man sich gut benimmt (nicht zu viel reden! usw.) Wie ist das
bei dir (gewesen)? W er w ar oder ist für deine Erziehung wichtig, bei
wem hast du viel gelernt oder lernst du noch viel? Schreibe einen
kurzen Aufsatz als Antwort auf diese Fragen (1 2 0 -2 0 0 W örter).
Wo sollen Kinder aufw achsen? Lieber weit weg von den Gefahren der
W elt oder dort, wo sie mit der m odernen Leben in Kontakt kommen?
Konkreter: in der G roßstadt, auf dem Lande oder tief im W ald? In
einer öffentlichen Schule oder in einem exklusiven In tern at? Schreibe
Pro und Contra zu jeder dieser A lternative auf.
63
P arziv al r e i te t sch n ell ü b ers Land.
Er d e n k t an Liase. „Ihr r o t e r Mund! Diese w e iß e n Hände! J e t z t
g ew in n e ich ein p a a r T u rn ie re und e r le b e A b e n te u e r . Dann re ite
ich zu G u r n e m a n s und b i tte um ihre H an d .“
In d er F ern e s ie h t e r die M auern e in e r S ta d t.
Zelte s t e h e n d avor, viele R it t e r s ie h t e r d o rt re ite n . Niemand
i n t e r e s s i e r t sich fü r ihn. Er k o m m t a n s Tor. Ein M äd ch en s t e h t
o b e n a u f d er Mauer.
„K o m m t ihr von K lam id e ? Seid Ihr ein F e in d ? “
„Aber nein! Ich will Euer Freund s e i n !“
Das T o r g e h t auf.
Auf den S t r a ß e n s i e h t e r viele Leute. Alle t r a g e n W a f f e n . Und
alle sind m a g e r. S e h r m a g e r und m üde s e h e n sie aus.
P arzival k o m m t zur Burg. Auf e i n e r W ie s e liegt ein Teppich.
D ort s t e h e n a u ch Pagen. Parzival s t e ig t ab und sie h elfe n ihm, die
R ü stu n g ab z u leg en . Er w ä s c h t sich a m Bru nn e n .
„Wollt Ihr u n s e r e Königin Conduir A m our s e h e n , H e r r ? “
64
Man f ü h r t Parzival in den P alast.
Da k o m m t sie.
Zwei R itt e r g e h e n vo r ihr.
A b e r s c h o n s i e h t P a r z i v a l , w ie s c h ö n u n d l e u c h t e n d ih r
G e s ic h t ist, w ie ihre Augen glän zen . „Und d ie ser K ö rp e r“, d e n k t
er, „die S c h ö n s t e d er S c h ö n e n . “
P arzival s c h w e ig t. „ G u r n e m a n s h a t es m ir g e s a g t: Red n ic h t
viel und fr a g n ic h t d u m m !“
Die Königin s t e h t vo r ihm.
Sie g ibt ihm ein en Kuss. Sie n im m t ihn an d er Hand und f ü h rt
ihn an se in e n Platz.
Er s a g t n o ch im m e r n ich ts.
„Ich g efa lle ihm n i c h t “, d e n k t sie, „weil ich zu m a g e r b in.“
„Nun“, s a g t sie endlich. „ W illk o m m en in d er H a u p t s ta d t von
Pelrapär. Seid m e in G a st. W ollt Ihr uns d ie n e n ? D a ra u f h a b e ich
s c h o n lange g e h o f f t. Aber s a g t mir doch e r s t, w o Ihr h e r k o m m t . “
„H eute m o rg e n w a r ich n o ch bei G u r n e m a n s .“
„D as is t m e in O n kel. L ia se is t e in e g u t e F r e u n d in v o n m ir.
W ollt Ihr h e u te Abend m it uns e s s e n ? Viel gibt es leider n ic h t .“
66
Sie legt sich zu ihm ins B e tt.
„W arum w e in t Ihr, K ö n ig in ?“
„D a rf ich es Euch e rz ä h len , m ein R it t e r ? Als m e in V a t e r s t a r b ,
bin ich h ier Königin g e w o r d e n . Eine ju n g e F rau, allein a u f d em
T h r o n v o n B e a u r e p a i r e . Da d a c h t e K ö n ig K la m id e , e r k ö n n t e
m ich h e i r a te n und m ein Land an sich n e h m e n . K lam ides Truppen
u n t e r s e i n e m R i t t e r K ingrun w a r e n s t ä r k e r als m e in e . Nur die
H a u p t s t a d t is t n o c h m e in , a b e r die h a b e n sie b e l a g e r t L Mein
V olk m u s s h u n g e r n . A b e r ich ... w a s soll ich n ur t u n ? Ich k a n n
K lam id e n ic h t h e i r a t e n ! L ie b er will ich s t e r b e n . Er h a t m e in e n
G e lie b te n g e t ö t e t , L iases B ru d e r!“
„Herrin, m e in t Ihr, ich k an n Euch h e l f e n ? “
„Ja, m o rg e n k o m m t Kingrun w ied er. Bis j e t z t h a t e r alle R itt e r
im K a m p f b e s ie g t. W en n er k o m m t, ...“
„ ... k ä m p fe ich m it ihm, H errin .“
So s p r e c h e n sie n o ch lange, bis es T ag wird.
D ann s t e h t sie a u f und g e h t leise in ihr Z im m er zurück.
Von w e i t e m s ie h t m a n sie s c h o n k o m m e n .
Kingrun und K lam id es Truppen.
V or d em T o r w a r t e t Parzival.
Er w a r t e t n ic h t lange: f r ü h e r als n o rm al s e n k t er sein e Lanze
und r e i t e t in vollem Galopp a u f Kingrun zu.
„Sieh a n “, s a g t Kingrun, als er ihn k o m m e n sieh t. „Ein le t z t e r
R itt e r d er K önigin.“ Auch e r s e n k t se in e Lanze und r e i t e t los.
Als sie a u fe in a n d e r t r e f f e n , ist d er S c h la g so s t a r k , d a ss beide
vo m Pferd fallen.
68
Conduir Amour, Parzivals Königin
69
W a s tu n s ie d a n n ? S ie li e g e n im B e t t und r e d e n d ie g a n z e
N acht. W a s sollen sie t u n ? Er d e n k t an ihre, an se in e Ehre. E rs t in
d e r d r i t t e n N a c h t d e n k t P a r z iv a l a u c h a n G u r n e m a n s W o r t e :
Mann und Frau so llen ein s sein.
70
I
Klam ide ka nn n ic h t m e h r . „W as sind das fü r S c h l ä g e ? “ s c h r e it
er. „Das sind die S t ä d t e r . Sie w e r f e n S t e i n e ! “
„Nein“, a n t w o r t e t Parzival. „Das bin ich, das ist m ein S c h w e rt.
S o n s t n ic h t s . “
Klam ide fä llt zu Boden.
„G eht fü r m ich zu G u r n e m a n s und b rin g t ihm ...“
„Nein, n e in “, s a g t Klam ide schnell. „Alles, w a s Ihr wollt, a b e r
n ic h t zu G u r n e m a n s .“
„D ann f a h r t n a c h B r i t a n n i e n , an K ö nig A r t u s ’ Hof, g e h t zu
K u n n e w a r e und e r z ä h lt ihr v o m r o t e n R itt e r , d er f ü r ihre Ehre
k ä m p fe n w ird .“
D e r K r ie g is t zu E n d e . P a r z iv a l u nd C o n d u ir A m o u r l e b e n
g lü c k lic h z u s a m m e n in B e a u r e p a i r e . D o c h m i t d e r Z e it w ird
Parzival unruhig.
„W as m a c h t wohl m e in e M u t t e r ? “ f r a g t er sich.
„Es t u t m ir leid “, e r k l ä r t e r C onduir A m ou r. „Aber ich m u ss
Euch e in e Zeit lan g allein la s s e n . Ich will s e h e n , w ie es m e in e r
M u t t e r g e h t . Und d a s e in e o d e r a n d e r e A b e n t e u e r m ö c h t e ich
au ch e r le b e n . Hier g ib t es j a im M o m e n t n ic h ts zu t u n . “
Sie w ein t.
A u c h e r i s t t r a u r i g . A b e r e s m u s s s e i n . E r i s t e in R i t t e r .
A b e n te u e r sind sein Leben.
72
T e x t v e r s t ä n d n is
Q W er ist w er?
W as ist geschehen? In jedem Satz fehlt ein W ort für eine richtige
Nacherzählung. Nicht alle W ö rter von der Liste passen.
73
h Parzival schickt sie beide zu Kunneware a m .........................................
König Artus’, denn Parzival will sie rächen.
i Ritter Keye hatte sie geschlagen, weil sie über Parzival
...........................................hatte.
j Parzival lebt mit Conduir Amour zusammen, aber denn geht er auf
die Suche n a c h ...........................................
W o r ts c h a t z
1 e W affe
1 lemand ist bewaffnet.
2 lemand ist unbewaffnet.
3 Die Bewaffnung der Ritter ist teuer.
4 Die Entwaffnung der Ritter dauert lange.
a ] die Waffen, alle zusammen
b ] trägt Waffen
c ] trägt keine W affen
d ] das Wegnehmen der Waffen
2 e Ehre
1 Sie fühlt sich geehrt.
2 Er fühlt sich entehrt.
3 Das ist ein ehrloser Mensch.
a | ohne Ehre
b | die Ehre ist weg
c __| es ist eine Ehre
3 s Herz
1 Er ist herzlos.
2 Sie grüßt ihn herzlich.
a ] ohne Gefühl
b | mit Gefühl
74
G r a m m a t ik
Setze die passenden Präpositionen und Endungen ein.
S p ric h d ic h a u s
S c h r e ib ’s a u f
75
►►
P arsifal von R ichard W ag n er
INTERNETPROJEKT
Richard W agner
Dieser Artikel behandelt dBn Komponisten Richard Wagner. Zum gleichnamigen Schriftsteller, siehe Richard Wagner (Schriftsteller).
W lK lP liD tA
Dirfreit kiizyldopiiJie Wilhelm Richard Wagner f ?? Mal 18 13 in Leipzig (Königreich Sachsen): t 13. Februar 1083 in Venedig
Im Palazzo Vendramln-Calergi) war ein bedeutender deutscher KomponlsL
« Hauptsolto
• ClborWikipodia Inhaltsverzeichnis Verbotgon]
« Themonportalo
t Lebenslauf
» Von A bis Z
1.1 Kindheit und Jugendzeit
■ Zutälligor Artikel
1.2 Rellejahre
Mitmachen 1.3 Die letzten Jahre
2 Wagner und der Antisemitismus
» Autororvpoital 3 Werke
n Lötz» Ändorungon 3.1 Musikdramatische Werke
■ Spondon 3.2 Sonstiges
3.3 Schriften von Wagner
4 Siehe auch
5 Literatur
Volltext j
6 Literatur zur Geschichte der Wagner-Bühnenbilder
Werkzeuge 7 Webllnks
* Links auf die:
Lebenslauf [Bestbeiten]
■ HocWaden
■ Spozialseiton Kindheit und Ju g e n d z e it in. rberten]
Der Komponist wurde am 22. Mai 1813 in Leipzig (Haus „Zum roten und weißen Löwen", nicht mehr
erhalten) als neuntes Kind des Polizeiaktuarius Carl Friedrich Wagner <1770-1813) und der Bflckerstochter
Johanna Rosine Wagner, geb. Pätz (1774-1848), geboren. Sechs Monate nach seiner Geburt, am 23.
Andere Sprachen November 1813, starb der Vater an Typhus. Im August 1814 heiratete Wagners Mutter den Schauspieler
■> AragonOs und Dichter Ludwig Geyer (1780-1821), der sich der Familie nach dem Tod des Vaters angenommen hatte
und den Wagner sehr schätzte. Spekulationen, wonach Geyer der leibliche Vater Richard Wagners
76
Es w ird sch o n dunkel, als P arziv al an einen See k o m m t.
W e it und b r e it kein Haus, k ein e Burg. Am S e e s itz t ein F ischer.
„Herr, könnt Ihr mir vielleicht sagen, wo ich einen Schlafplatz finde?“
„Das will ich g e r n t u n “, a n t w o r t e t d e r F is c h e r . „ R e i t e t h ier
links w e ite r, im m e r g e ra d e a u s . Im W ald s t e h t eine Burg, da seid
Ihr w illk o m m en . Ich bin s e l b s t d er G a s t g e b e r . “
Parzival b e d a n k t sich.
Das B u r g to r ist g e s c h lo s s e n .
„Hallo!“ Das G ras vor der Burg s t e h t hoch. Alles ist dunkel.
Ein Ju n g e s t e h t o b e n a u f d er M auer. „W as g ib t’s H e r r ? “
„Hier s u c h t ein R itt e r ein B e t t fü r die N acht! Ein F isc h e r h a t
m ich h ie rh e r g e s c h i c k t . “
„Der F is c h e r? Dann seid Ihr w illk o m m e n .“
D as T o r g e h t au f. Im H o f le g t P a rz iv a l die R ü s t u n g ab und
w ä s c h t sich.
Dann f ü h r t m a n ihn in den R itt e r s a a l.
77
Es i s t d e r F i s c h e r v o m S e e . D o c h is t e r j e t z t s e h r e l e g a n t
g ek leid et. Er m u ss d er König sein. Die P a g e n s e t z e n ihn a u f ein
R u h e b e tt am Kam in.
„K om m zu m ir “ s a g t e r leise zu Parzival. „Du b is t m ein G a s t . “
„Was h a t e r ? " den k t Parzival. „Ist er k r a n k ? “ Doch er fra g t nicht.
Ein K n ap pe t r ä g t ein e Lanze in den Saal.
„Die Lanze! Oh w e h !“
Die R it t e r w ein en .
„Was ist denn mit der Lanze?“ fragt sich Parzival. Da sieht er es:
78
Von der Spitze läuft Blut die Lanze herab, bis auf den Arm des Knappen.
„ S e l t s a m “, d e n k t er.
J e t z t k o m m e n s e h r e l e g a n t g e k l e i d e t e ju n g e D a m e n in den
Saal. Vor sich t r a g e n sie g ro ß e E d e lste in e und legen sie vo r dem
B e t t des Königs nieder.
Dann k o m m t ein e Königin. Sie t r ä g t ein Ding, einen Stein . Es
ist ... d er Gral.
V or d em B u rg h errn s te llt die Königin den Gral ab.
W ie d e r g e h t die Tür auf. H u n d ert T isch e t r ä g t m a n h erein.
79
V
Parzival
1. sich w u n d e rn : sich e t w a s n ic h t e r k lä re n k ö n n e n , s ta u n e n .
80
Eine seltsame Burg
„W er ist d a s ? “ Parzival s ie h t n ie m a n d e n . Er r e i t e t fo r t.
81
T extverständnis
Q W as ist richtig (R), w as ist falsch (F)?
R F
a Aus der Küche wird das Essen gebracht. □ □
b Die Ritter schreien und weinen die ganze Zeit. □ □
c Von einer Lanze läuft Blut bis auf den Arm des Knappen. □ □
d Parzival hat getan, was ihm Gurnemans gesagt hat,
und Sigune freut sich darüber. □ □
e Auch Jeschute ist erfreut, Parzival zu sehen. □ □
f Parzival hat Angst vor Jeschutes Mann Orilus. □ □
g Parzival besiegt Orilus im Kampf. □ □
h Parzival will, dass Orilus weiß, dass Parzival mit
Jeschute keine Affäre hatte. □ □
a Wen sieht Parzival in der und bei der Burg Mont Sauvage? In
welcher Reihenfolge sieht er die Personen? Nummeriere.
| eine Königin Q die Prinzessin
einen Fischer Q einen müden König
Wortschatz
83
Grammatik
b Gibt es das auch bei dir? Gibt es Ratschläge und Regeln, denen ihr
besser nicht folgt, oder nicht imm er?
Schreib’s auf
Nach der Schule sollst du endlich erw achsen werden und schnell ein
Studium aufnehmen, am besten Medizin oder Jura, sagen deine Eltern.
Du selbst m öch test lieber e rst ein Jah r durch Europa reisen, um
Erfahrungen zu sammeln. Eines Nachts packst du deinen Rucksack
und fäh rst los. Auf dem W ohnzim m ertisch lässt du einen Brief an
deine Eltern liegen, in dem du ihnen alles erklärst. W as schreibst du?
(1 0 0 -1 2 0 W örter)
84
Parzival und der H eilige Gral (unbekannter Künstler, 1286)
D er H eilige G ral
Dann bringen sie den Gral ... heißt es etw as lakonisch bei W olfram
von Eschenbach. Es ist ein Stein, erklärt er uns noch, der das Leben
v e rlä n g e rt. A b er ist es ein S tein ? U nd w oh er kom m t er? E in e
Vielzahl von Legenden, Geschichten und mehr oder w eniger ernst
zu nehm ende Theorien ranken sich um den Gral. Ein Stein aus der
K rone des Teufels, sagen die einen. A ndere sehen im G ral einen
K elch, in dem das Blut C hristi gesam m elt w urde. O der ist es ein
Kelch mit dem Lebenselixier? Ein Ciborium (so etwas wie ein Topf),
aus dem w ir jed erzeit etwas zu essen nehm en können? Keltische,
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orientalische und christliche Traditionen gehen da durcheinander.
Klar ist: m it der offiziellen Lehre der katholischen Kirche hat der
Gral wenig zu tun. Auch zur jüdischen und islamischen Orthodoxie
passt er nicht.
W er den Gral sucht, befindet sich allein auf einem Weg, der nur ihm
bestim m t ist.
V ie le h a b e n d as v e rs u c h t, v o n d en T e m p e lritte rn b is zu den
Mystikern unserer Tage. Jedoch, wie W olfram sagt: W er ihn sucht,
findet ihn nicht.
Und Parzival? Er w ill das Richtige tun, aber er macht vieles falsch im
Leben.
Er geht zu einem Meister und lernt, was es zu lernen gibt. Aber es
gibt etwas, was ihn kein M eister lehren kann, weil es keine festen
Regeln dafür gibt: frei und einfühlsam, moralisch richtig und doch
der Situation angemessen zu entscheiden.
A ls er in d ie G r a ls b u rg k o m m t, h a t P a rz iv a l das n o ch n ic h t
verstanden. Als er herauskom m t, ist es zu spät. Er w ill den Gral
noch einmal suchen, und das geht nicht. W arum nicht? Wer den Gral
sucht, ist wiederum auf die eigene Absicht konzentriert, statt darauf,
was gut und richtig ist. Für das Gutsein, für Treue und Glauben darf
man auch keine Belohnung erwarten.
Man muss das Gute tun, weil man das Gute will: Der Gral ist für den,
der reinen Herzens ist. Nicht für den, der an Belohnungen denkt.
Was steckt historisch hinter dem Gral.
N u r w e n ig e M ä n n e r h a b e n , d er T r a d itio n z u fo lg e , d en G ra l
gefunden. E iner von ihnen h eiß t P arzival. D er zw eite trägt den
Namen Galahad und gehört zum Kreis von König Artus. Auch von
einem dritten Ritter, Bors, wird erzählt.
Gibt es den Gral, wäre es interessant zu wissen, wo. Hypothesen: in
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Auch Castel del Monte in Apulien wäre ein schöner Ort für den Gral.
D ieser stam m t n ach W olfram aus n ich t-ch ristlich er Trad ition und
befindet sich vielleicht gar nicht mehr im Abendland, sondern in Takht-i
Sulaiman, einer großen Burg im Nordwesten des Irans. Ob sich dort
Christen, Mohammedaner und Juden einmal treffen können? Der Gral
als Symbol der Versöhnung zwischen den Religionen. Nicht alle sehen
das so. Viele Christen meinen, der Gral gehöre ihnen ganz allem und sei
in Bari in Italien zu finden, um die Reliquien von St. Nikolaus herum,
oder in Turin, ganz in der Nähe der Sindone - doch ist die Stadt Turin
auch unter Teufelsanhängem sehr b elieb t...
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Es sc h n e it, und d as im Mai. BSSr
Parzival v e r b rin g t die N a c h t im Wald.
Am M orgen liegt das Land w eiß vor ihm.
Ein p a a r G ä n s e 1 flieg en auf.
Da h ö r t Parzival ein en Sch rei.
Ein Falke 2 h a t ein e G a n s im Flug g e s c h la g e n . Sie flie g t w e ite r,
doch sie blu te t.
Drei r o te T r o p f e n im S c h n e e .
„Wie sc h ö n , d ie se s R ot a u f re in e m W eiß. W ie m e in e Liebe zu
Conduir A mour. Die r o te n W a n g e n , die w e iß e H a u t ...“
Parzival tr ä u m t . Er w eiß n ic h t m e h r, w er e r und wo er ist.
In d er Hand h ä lt e r se in e Lanze.
S e g r a m u r , ein ju n g e r R itt e r a u f d em W e g ins n a h e Lager von
König Artus, d en k t. „Der will k ä m p fe n ! Das k an n e r h a b e n !"
S e g r a m u r legt die Lanze an und r e i t e t a u f Parzival zu.
Da w e i c h t Parzivals Pferd ein S t ü c k zurück.
Er s ie h t das r o t e Blut n ich t m e h r . Er w a c h t auf.
1. e G a n s , ”e: d i c k e r w e i ß g r a u e r V o g e l , k a n n m a n e s s e n .
2. r F a l k e , n: R a u b v o g e l , o f t f ü r d i e J a g d d r e s s i e r t .
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A u ch P a r z i v a l s e n k t s e i n e L a n z e . Er s t ö ß t S e g r a m u r v o m
Pferd.
Parzival s a g t kein W o rt, e r s u c h t die r o te n F lec k e n im S c h n e e .
Als e r sie f in d e t, ist er w ie d er in se in e n T r ä u m e n v erlo ren .
S e g r a m u r m u s s zu Fuß ins L ager. Die a n d e r e n R i t t e r h a b e n
alles g e se h e n .
„Will es n ic h t e in e r von eu ch v e r s u c h e n ? “ f r a g t S e g ra m u r.
R itt e r K eye r e i t e t zu Parzival hinaus.
„H e“, ru ft er. „Wollt Ihr k ä m p fe n ? G eg en m ich h a b t Ihr keine
C h a n c e !“
Parzival a n t w o r t e t nicht.
Keye r e i t e t los. Mit s e i n e r Lanze t r i f f t er Parzival a m Helm.
P arzival w a c h t n ic h t auf. A ber sein P ferd ist ein S t ü c k n a ch
v o rn e g e g a n g e n und Parzival s ie h t das Blut n ic h t m ehr.
A ls K e y e j e t z t z u m z w e i t e n Mal g e g e n ih n r e i t e t , s e n k t
P arziv a l, j e t z t w ie d e r k lar im K opf, s e i n e L an ze und s t ö ß t m it
e in e m S c h lag K eye v o m Pferd.
Keye fä llt g eg en ein en B aum und b rich t sich den r e c h te n Arm
und das linke Bein.
Parzival s a g t kein W o rt. Er r e i t e t z u rü ck zu den drei T ro p fe n
im S c h n e e .
Man t r ä g t K e y e ins L ager. Ein R it t e r , G a w e in , g e h t zu ihm:
„ M usste d as s e i n ? “
K eye wird b ö se : „L asst m ich, Herr. Es ist n ic h ts. Aber Ihr? Da
vo r u n s e r e m L ager s t e h t ein R itt e r , d er k ä m p fe n will! Und w a s
t u t Ihr? W a ru m r e i t e t Ihr n ic h t n a ch H ause zu E urer M u t t e r ? “
Der R itt e r s t e h t auf, n im m t sein P ferd und r e i t e t u n b e w a f f n e t
aus dem Lager.
„Seid g e g rü ß t, H e rr!“ s a g t er zu Parzival.
Parzival sc h w e ig t.
90
Parzival trifft Gawein
„W aru m a n t w o r t e t Ihr n ic h t a u f m e in e n fr e u n d lic h e n G ru ß ?
Hört m ir zu: v e r g e s s e n wir d iese K äm p fe , k o m m t m it zu m e in e m
K ö nig.“
Doch fü r Parzival ist d er R it t e r wie Luft.
„W as h a t e r n u r ? Ist es die L i e b e ? “ f r a g t sich d er R it t e r . Er
s e l b s t k e n n t d ie sen Zustand.
Da s i e h t a u ch e r die drei T r o p f e n Blu t im S c h n e e . Er n im m t
se in e n M antel und d e c k t alles zu.
„Ach H e rr“, ru ft da Parzival. „W as ist g e s c h e h e n und ... wo ist
m e in e L a n z e ? “
„Die h a b t Ihr im K a m p f z e r b r o c h e n , H e r r “, e r k l ä r t ihm d er
R itte r .
„G eg en w e n ? G eg en E uch? Ihr h a b t d och k ein e W a f f e n . Das
k ö n n t Ihr e in e m a n d e re n e r z ä h le n !“
„D arf ich Euch j e t z t zu u n s e r e m König f ü h r e n ? “
„D a rf ich e r s t fra g e n , w e r Ihr seid und wie Euer König h e i ß t ? “
„Mein N am e ist G aw ein, und König A rtus ist m ein H e rr.“
„Ihr seid G a w e in ? Ich h a b e s c h o n viel von Euch g e h ö r t. Der
r it t e r l ic h s t e und m u tig s te , h e iß t es im g a n z e n Land. Leider sind
n ic h t alle R i t t e r bei A rtu s so . Ich h a b e g e s e h e n , w ie e i n e r von
ihnen ein e D am e g e s c h la g e n h at. Mit d em will ich n ich t an ein em
T isch sitz en . Er h e iß t K e y e .“
„Nun, lieb e r Herr, s e h t Ihr hier, a u f d em Boden, die R e s t e d er
z e r b r o c h e n e n L an zen ? Ihr h a b t Keye im K a m p f b e s ie g t. Er liegt
j e t z t in s e in e m Zelt. Nun k o m m t."
„ W i r k l i c h ? “ P a r z iv a l s i e h t die S p u r e n d e s K a m p f e s . J e t z t
g lau bt er, w a s G aw ein ihm g e s a g t h at.
„W irklich. Der a n d e r e R i t t e r h e i ß t S e g r a m u r . Auch ihn h a b t
Ihr vo m P ferd g e w o r f e n . “
91
A rtus k o m m t, als Parzival g e ra d e die R ü stu n g a blegt.
„Ihr seid der r o t e R itter! Ich h a b e sc h o n viel von Euch g e h ö rt.
W ollt Ihr zu m e in e r T a fe lru n d e g e h ö r e n ? “
Parzival s a g t ja .
„So la s s t uns h e u te z u s a m m e n e s s e n . “
Doch das Essen d auert nicht lange. Sie hören die Leute schreien.
„Die S o r c ie r e ! Die S o r c i e r e 1!“
„W er ist d a s ? “ f r a g t Parzival.
G a w e in la c h t: „Eine g e b il d e t e Frau. Sie k a n n L ate in , s p r ic h t
A rabisch und F ra n z ö sisc h . Sie k e n n t die D ialektik, die G e o m e t r ie
und die A s tro n o m ie . Sie h e iß t C und rie.“
Und da k o m m t sie s c h o n a u f ih rem g elb e n Esel g e r i t t e n . Ist
sie n i c h t e l e g a n t ? In f e i n s t e W o lle is t s ie g e k l e i d e t . D och ihr
G esich t... Sie h a t eine N ase wie ein Hund. Zwei lange g elbe Z ähne
k o m m e n au s d em Mund. Ihre H ände sind so h a arig wie die von
Affen.
W a s will sie?
Sie r e i t e t zu König Artus.
„Du b i s t e n t e h r t ! “ s c h r e i t sie a u f F r a n z ö s i s c h . „Die b e s t e n
R itt e r d er W e lt s itz e n hier, w i e ? “
Sie r e i t e t la n g s a m um die R it t e r herum .
„Einer sitzt hier, der e n te h rt die ganze Runde. Er heißt Parzival.“
Alle s e h e n ihn an.
„W e r k a n n a n d e r e le id e n s e h e n , o h n e n a c h d e m W a r u m zu
frag e n ? W er h at kein Herz, kein Mitleid, kein E rbarm en ? Da sitzt er!
Er w ar bei A nfortas, dem kranken König, und sah ihn leiden und hat
nicht gefragt! Kein Interesse! Mein braver Parzival. Den Gral h abt Ihr
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g e se h e n , die blutige Lanze! Und nicht g efra g t! Ein s c h ö n e r Mann!
Feirefiz, gebo ren im Morgenlande, Euer Bruder, er ist schw arz und
weiß, und ein b e s s e re r Ritter. Euer V ater w ar Gachm ured Anjou und
h a t g e h o l f e n , w o e r k o n n t e ! S e id Ihr s e i n S o h n ? E u r e M u t t e r
Herzeleide, die T reue, sie glau bte einen reinen, ju n g en Mann zum
Sohn zu haben, und Ihr — Ihr seid nur herzlos!"
Parzival wird ro t. Er s c h ä m t 1 sich.
„Und du, A rtu s? Auf C astel M erveille hä lt Klingsor v ier s c h ö n e
K ön igin nen g e f a n g e n 2. W e i ß t du d a s? Und w a s t u s t d u ? “
G ru ß lo s r e i t e t Cundrie au s d em Lager.
Im n ä c h s t e n M o m e n t r e i t e t e in f r e m d e r R i t t e r h e r e i n . Er
s t e i g t v o n s e i n e m P fe r d und g e h t in v o ll e r R ü s t u n g zu K ö n ig
A rtus und se in e n R itte r n .
„Ich g rü ß e Euch, König Artus, und g rü ß e alle, die hier sitzen .
Nur e in e n g rü ß e ich nich t. G aw ein, d en R itte r , d er m e in e n Herrn
e rm o rd e t3 h a t.“
G aw ein sp rin g t auf. „Das ist n ic h t w a h r !“
„In vierzig T a g e n t r e f f e n wir uns vo r d er S t a d t S c h a m p fa n z u n ,
beim König v o n A skalon. D ort w erd e n wir k ä m p fe n . D ort w erd e n
wir es s e h e n . “
Er r e i t e t w ie d e r fo r t.
G aw ein und Parzival g e h e n und p a c k e n ihre S a c h e n .
Dann re it e n a u ch sie f o r t , j e d e r in ein e a n d e r e R ichtung.
94
T extverständnis
Q W er ist w er?
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aufbrechen brechen zerbrechen zusam m enbrechen
Ein Stück Holz kann b rech en , Glück und Glas auch, aber wenn etwas
kaputt geht, sagen wir normalerweise: es zerbrich t. Das Verb b rech e n
hat nämlich noch andere Bedeutungen, vor allem:
Er hat sich den Arm g e b r o c h e n .
Ich muss b rech en , wenn ich etwas Schlechtes gegessen oder zu viel
getrunken habe.
Metaphorisch: Man kann sein Wort oder ein Versprechen b rech en .
Du b rich st mir das Herz.
Und a u f b r e c h e n ? Das heißt soviel wie: losfahren, sich auf den Weg
machen.
Wenn wir zu viel tragen müssen, können wir auch z u sa m m en b r ec h e n
(kollabieren). Eine typische Lehrerkrankheit ist der
N erven zu sam m en bru ch.
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Grammatik
Schreib’s auf
Parzival konnte nicht schreiben. Aber du. Schreib einen Brief an König
Artus und erkläre ihm, w arum es nicht richtig ist, wenn die Sorciere
sagt, er sei herzlos. In Wirklichkeit h ast du in Schloss Mont Sauvage
nicht gefragt, w e il...
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Hilf e von Trevzirent
G aw ein w eiß , w o e r hin m u ss. IBS
Parzival w eiß es n icht. Zum S c h lo s s M ont S a u v a g e ? Man h a t
ih m g e s a g t , d a s s e r e s n i c h t f i n d e t , w e n n e r e s s u c h t . Er is t
traurig. Soll e r zu Conduir A m o u r zu rü ck? Als e n t e h r t e r R itt e r ?
„Mit G o t t e s Hilfe ... w a s ist G o t t e s H ilfe? Das h a b e ich doch
g e s e h e n . G o t t will m ir n ic h t h elfen! Habe ich dir n ic h t die T reue
g e h a lt e n ? Und du? G o tt! Ich h a s s e d ich !“
T ie f im Wald s ie h t e r ein klein es Haus.
Er r e i t e t a n s F e n s te r . „Hallo!“
Eine F r a u e n s t i m m e a n t w o r t e t . Er s t e i g t vo m P ferd und legt
sein S c h w e r t ab.
E in e s e h r b l a s s e j u n g e D a m e k n i e t im H au s und b e t e t . Sie
s t e h t auf, als Parzival w ie d er a m F e n s t e r s t e h t.
„M ein G e l i e b t e r lieg t h ie r b e g r a b e n ', u n t e r m e in e m H a u s “,
s a g t sie leise.
98
Parzival
Ein p a a r T a g e s p ä t e r t r i f f t e r e in e n R i t t e r . Er g e h t zu Fuß,
o h n e Sch uhe.
„Ich bin ein P il g e r “, s a g t d e r M a n n . „Ich k o m m e j e t z t v o m
Einsiedler. J e d e s J a h r g eh e ich in der K a r w o c h e 1 zu ihm. Ich seh e,
Ihr t r a g t au ch zur O s te r z e it Eure W a f f e n , R i t t e r . “
„W as d en n s o n s t ? “ f r a g t Parzival. „Ich d ie n te ein m al ein em ,
der hieß G o tt. Ich h o f f t e a u f se in e Hilfe. Aber g e h o lfe n h a t er mir
n icht. G e la c h t h a t e r ganz s i c h e r . “
„ R itte r , Ihr s p r e c h t so ü b e r G o t t ? R e i t e t w e i t e r und b e s u c h t
den E insied ler T re v z ire n t. D en kt an Eure S ü n d en 2.“
1. e K a r w o c h e , n: W o c h e v o r O s t e r n .
2. e S ü n d e , n: w a s e i n e r S c h l e c h t e s g e t a n h a t .
100
Hilfe von Trevizent
1. e H ö h l e , n : g r o ß e s L o c h u n t e r d e r E r d e o d e r in e i n e m B e r g .
2. e S e h n s u c h t: e t w a s o d e r je m a n d e n h a b e n w ollen , w a s o d e r w e r w e it
w e g i s t.
3. r H e i d e / e H e i d in : w e r k e i n C h r i s t i s t .
101
Engeln und s t e ll t e ihn a u f d er Erde ab. Und d ie se r H im m e lsste in
kan n viel. W e r ihn a n s ie h t, s t ir b t in d er f o lg e n d e n W o c h e nicht,
j a , b e h ä lt a u ch se in e S c h ö n h e it . Und w e r z w e ih u n d e r t J a h r e lang
den S te in a n s ie h t , wird z w e ih u n d e r t J a h r e lang n ic h t ä lte r , nur
die H a are w e rd e n grau.
D och ist d er Gral n ic h t fü r je d e n . Ihn zu s u c h e n , h a t k ein e n
Sinn. Es s t e h t g e s c h r ie b e n , a m R ande des S t e i n e s , w er zum Gral
berufen is t.“
„Als t r e u e r R it t e r lebe ich doch r ic h tig “ s a g t nun Parzival. „Ich
k ä m p fe fü r die E hre und fü r das P a rad ie s. Ich k ä m p f t e viel und
, u
gut.
„Ihr seid h o c h m ü t i g 1, m e in L ie b er, d as is t n ic h t d e r r e c h t e
W eg. Doch s a g t m ir e r s t , w o h e r Ihr k o m m t . “
„M ein V a t e r w a r G a c h m u r e d v o n A n jo u . D o ch m e in e
Sü n d en ... Den R it t e r It h e r schlu g ich t o t und n a h m dem T o te n
se in e R ü stu n g und a u ch d as P fe r d .“
„Wie k o n n t e s t du d as t u n ? It h e r w a r v e r w a n d t m it dir, dein
e ig e n F le is c h und B lu t. D och is t d a s n i c h t a lle s. D ein e M u t t e r
H erzeleide ...“
„Ja?“
„ S i e s t a r b , a l s du v o n ih r f o r t r i t t e s t , a n g e b r o c h e n e m
H e rz e n .“
„Oh nein, das k a n n n ic h t sein. B itte , sa g t, d a s s das n ic h t w ah r
ist.
„Sie w a r m e in e S c h w e s t e r . Du b is t m ein N e ffe. Der G ralsk ö nig
A n f o r ta s ist m ein Bruder. In d er Ju g en d w a r e r h o ch m ü tig wie du,
s u c h te Liebe und A b e n te u e r . Bei e in e m K a m p f v e r le t z t e ihn ein
1. h o ch m ü tig : a rro g a n t.
102
Heide m it d er L anze s c h w e r, und zw ar g en au d o r t ... nun, so, d ass
e r k e i n e K i n d e r m e h r b e k o m m e n k a n n . W e r w ir d d e r n e u e
G ra lsk ö n ig ? K e in e r von uns. A n fo r ta s le id e t tä g lich g ro ß e
S c h m e r z e n u nd k a n n d o c h , als H e rr d e s G r a ls , n i c h t s t e r b e n .
E in m a l, da h ie ß e s , es k o m m t ein ju n g e r R it t e r , d er n e u e
G r a l s k ö n i g , u nd A n f o r t a s w ir d g e s u n d . D o c h d i e s e r R i t t e r
f r a g t e n ich t, w ie e r so llte, n a ch A n f o r ta s Leiden. Ein Mann o h n e
H erz.“
„Lieber Onkel, d ie se r R itte r , das w a r ic h .“
„ W a s s a g s t du, N e f f e ? W ir w o lle n z u s a m m e n t r a u e r n und
b e t e n . A b e r w ie k o n n t e d a s g e s c h e h e n ? H a s t du d ie L a n z e
g e s e h e n ? Die m u s s t e in A n f o r ta s a lte W u nd e. D er G e g e n s c h m e r z
g e g e n den S c h m e r z . D enn e s ging ihm s c h l e c h t. H a s t du n ic h ts
g e s e h e n und g e h ö r t ? S c h ä m e d ich , m e in N e f f e , b e t e m i t m ir,
do ch d an n f a n g dein Leb en w ie d e r an. Mit G o t t e s Hilfe w a r t e n
n o ch Ruhm und Ehre a u f d ich .“
P a r z iv a l b l e i b t z w ei W o c h e n b ei d e m A l te n , s e i n e m O n k e l
T re v z ire n t. Sie e s s e n , w a s die Erde ihnen gibt. Sie s c h la f e n in d er
Höhle, o h n e B e t t e n . Und doch fü h lt sich Parzival j e t z t b e s s e r und
f reier.
104
T e x t v e r s t ä n d n i s
4 a Q Der Gral ist ein Stein. Wer richtig lebt, findet den Stein.
b Q Der Gral ist ein Stein. Auf dem Stein steht geschrieben, wer
ihn bekommen wird.
105
W o r ts c h a t z P lu s
Grammatik
Zeitliche Relationen sind nicht im m er einfach. Zum Glück haben wir
dafür Konjunktionen. Welche Konjunktion von der Liste p asst?
106
N
S p ric h d ic h a u s
Trevzirent ist ein Eremit. Er muss einmal ein groß er Ritter gewesen
sein: Er ist Bruder eines Königs und einer Königin. Doch je tz t lebt er
allein im Wald, schläft auf dem Boden und isst nur wenig. W as meinst
du, w arum führt er so ein Leben? Kannst du dir selbst vorstellen (eine
Zeit lang) fern von der Zivilisation allein zu leben, zum Beispiel auf
einer einsamen Insel? In welchen Situationen könnte das eine gute
Idee sein?
S c h r e ib ’s a u f
Du bist durcheinander. W as soll aus dir w erden? W as sollst du tun?
W oran sollst du glauben? Du steck st in einer Krise. Deshalb willst du
drei Monate lang etw as ganz and eres m achen. Der Onkel eines
Freundes lebt als Erem it in Mecklenburg, irgendwo tie f im Wald. Dort
willst du leben. Deinen Eltern oder deinen Freunden schreibst du, weil
du keine Lust zu langen Diskussionen hast, einen kurzen Brief.
107
Ritter im
Film e d e r Ritter
Da reite t ein er in sein er sch w eren R ü stu n g d u rch die W elt des
zeh n ten oder elften Jah rh u n d erts und käm p ft m it Sch w ert und
Lanze für Ruhm und Ehre. W eit weg, könnte man meinen. Doch im
Film leben die Ritter weiter.
Die ersten Film e, die Parzival zum H elden haben, w urden schon
1904 und 1909 als Stummfilme gedreht.
König Artus und seine Getreuen, die Tafelrunde und das Geheimnis
des H eilig en G rals fa sz in ie re n ab er w e ite rh in R e g isseu re und
Publikum . Zum B eispiel D er e r s te R it t e r (The First K night, U SA ,
1995) mit Sean Connery und Richard Gere.
108
Nigel Terry und Helen Mirren in E x calibu r
109
Tom Hanks und Audrey Tatou in The D a Vinci C ode —S a k rileg
spielende Dozent die Rolle, die sonst der Ritter spielte. Aber auch in
W estern- und Science Fiction-, in Kriegs- und Fantasyfilmen können
wir ohne große Mühe charakteristische Züge des guten alten Ritters
wieder erkennen.
Recherche
110
Nicht w eit von A rtu s Lager trif ft Gawein au f einen frem d en R itte r. BS
„Das m u ss er s e i n “, d e n k t er.
Der a n d e re h a t ihn au ch g e s e h e n . Der K a m p f k an n b eg in n en .
E rst k ä m p fe n sie m it den Lanzen, d an n m it den S c h w e r te r n .
D e r a n d e r e i s t s t a r k . S t ä r k e r a ls G a w e i n ? D ie S c h l ä g e d e s
a n d e r e n a u f se in e n Helm fallen zu o ft. Er wird im m e r s c h w ä c h e r.
Da kom m en zwei Pagen geritten. Sie suchen ihren Herrn. Sie sehen
ihn am Boden liegen. Der andere steht, das Schwert in der Hand.
„G aw ein !“ ru fe n sie voll Angst.
„ G a w e in ? “ w ie d e rh o lt d er a n d e re . Er lä s s t sein S c h w e r t fallen
und n im m t s e in e n Helm ab. Es ist Parzival.
„Du b ist das, P a rz iv a l? “ f r a g t Gaw ein.
„ H e r r “ , s a g e n d i e P a g e n zu G a w e i n . „ G r a m o f l a n z i s t
a n g e k o m m e n und h a t sein Lager bei A r t u s ’ Z elten a u f g e b a u t . “
„Ach G r a m o f l a n z .“ G aw ein ist no ch sc h w a c h .
„W er ist d a s ? “ will Parzival w issen.
„Das ist eine lange Geschichte. Orgeleuse, die Dame meines Herzens,
hat einen Kranz von mir gewollt. Von einer Pflanze, die es nur einmal
111
gibt. Die gehört Gramoflanz, einem Ritter, der mich dort gesehen und
zum Zweikampf gefordert hat. Und hier sollte ich ihn treffen.“
Z u sa m m e n r e it e n sie ins Lager.
„Hast du denn g ek äm p ft bei Scham p fan zu n ?“ will Parzival wissen.
„Nein, d a s n i c h t “, a n t w o r t e t G a w e in . „Als ich d o r t a n k a m ,
h a b e n sie s e l b s t e i n g e s e h e n , d a s s ich m it d em Tod d e s Königs
n ic h ts zu tu n h a t t e . Aber S c h lo ss M erveille h a b e ich e r o b e r t und
die vier K ö n igin nen b e f r e it , die Klingsor d o rt g e f a n g e n h ie lt.“
„K lin g so r?“
„Ein Z a u b e r e r 1, au s Ita lie n .“
Am n ä c h s t e n M o rg e n , G a w e in is t s c h o n zum K a m p f b e r e i t ,
k o m m e n P agen zu ihm.
„Der Z w e ik a m p f ist a b g e s a g t 2“, s a g e n sie.
König A rtus e r k lä r t ihnen, w a s g e s c h e h e n ist.
„Schon lange liebt G ra m o fla n z G aw eins S c h w e s t e r Ito nje. Als
Itonje h ö rte, d ass ihr Bruder gegen ihren G eliebten k äm p fe n sollte,
ist sie w ein end zu m ir g e k o m m e n . Sie h a t m ir die B riefe gezeigt,
die ihr G ram o fla n z g e sc h r ie b e n h a tte . W u n d e rsch ö n e Lie besbriefe!
Ich h a b e m i t G r a m o f l a n z g e s p r o c h e n . H ier w ird h e u t e n i c h t
g ek ä m p ft, hier wird g e h e ir a te t. Auch für G aw ein ist der M o m en t
g e k o m m e n . Die sc h ö n e O rgeleuse sag t, er h a t ihre Liebe v e r d ie n t.“
Es gibt ein g r o ß e s F est.
Parzival f e i e r t n ic h t m it. „Sie sind glü ck lich hier. Ich g e h ö r e
nicht dazu. Ruhm und Ehre h a b e ich g e su ch t und nicht gefunden.
Allein bin ich und w eit von m e in e r g eliebten Frau, Conduir A m our.“
Er legt se in e R ü stu n g an. Am frü h e n M orgen s t e ig t er a u f sein
Pferd und r e i t e t davon.
1. r Z a u b e r e r (=) : M a g i e r .
2. e t w a s a b s a g e n : e r k l ä r e n , d a s s e t w a s n ic h t g e m a c h t w ird.
112
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fl h
\v V^ „
Textve r stän d n i s
Wortschatz
Suche zu den W örtern a-j jeweils ein Synonym aus der Liste.
a r Holzkopf: ...............................................................................................................
b r Besiegte: .................................................................................................................
c r Zauber: ...................................................................................................................
d r Fremde: ..................................................................................................................
e r Hochmut: ..............................................................................................................
f beginnen: .............................................................................
g öffnen: ..................................................................................
h einsehen: .............................................................................
i b e g r a b e n :.............................................................................
j umbringen: ..........................................................................
G r a m m a t ik
a Er besiegt Parzival.
S p ric h d ic h a u s
115
Klingsor
►► INTERNETPROJEKT
Wer ist Klingsor? „Ein Zauberer aus Italien“, erklärt Gawein Parzival.
«
Und Klingsor war und ist in der deutschsprachigen Literaturgeschichte
eine wichtige F ig u r.
Mehr Informationen über diese sagenhafte Gestalt findet ihr im Internet.
Der Name Klingsor genügt, aber es gibt viele verschiedene Auftritte
des Zauberers in der Literatur. Jede Suchmaschine bringt euch auf
interessante Seiten, etwa in Internet-Enzyklopädien.
Findet ihr einen Link zu Eschenbachs Parzival und dort Informationen
über Klingsor?
Woher kommt Klingsor?
Warum hat er Zauberkräfte? Was ist der Preis?
Wenn ihr das Internetprojekt über Wagners Parsifal (S.76) gemacht
habt, kennt ihr die Oper schon. Auch dort tritt Klingsor auf. Was ist aus
dem Thema geworden?
Welche Villa diente als Vorbild für Klingsors Garten?
Schließlich könntet ihr noch Auskünfte über Heinrich von Ofterdingen
und über Hermann Hesses Erzählung Klingsors letzter Sommer suchen.
Sammelt Informationen über Klingsor unter den Aspekten:
ein böser Mann ... ein Zauberer...
ein Dichter und Sänger... ein Lehrer und Meister...
Übrigens: In der neueren Geschichte tritt der Name noch einmal auf.
Klingsor ist der Name eines Projekts, das zum Glück nicht zu Ende
gebracht wurde. Worum geht es? Findet ihr es heraus?
Klingsors letzter Sommer - W ikipedia
Klingsors letzter S om m er
Klingsors letzter Sommer ist sine Erzählung des deutsch-schweizerischen
Schriftstellers Hermann Hesse von 1919/20.
W ik ip k d iA
Die freie Enzyklopädie Inhaltsverzeichnis [Voroorgon]
3 Interpretation
Navigation 3.1 Autobiographisches
1 Entstehungsgeschichte
tauotscitc 3.2 Die Farben
2 Inhalt
IBor Wikioodia 3.3 Der Tod
2.1 Klingsors Lebensstil
« Thomonportalo 3.4 Der Künstler
. Von A Bis Z 2.2 Der Tag in Kareno
3.5 Narzissmus
• Zufälliger Artikel 2.3 Die Musik des Untergangs
4 Literatur
2.4 Klingsors Todesangst
Mitmachon 5 Webllnks
2.5 Das Selbstbildnis
116
P arziv al r e i te t allein ü b er eine Ebene. Das M eer ist in d e r N ähe. B
D ort s ie h t e r ein en f r e m d e n R itte r .
R ü s tu n g und S c h ild d es F r e m d e n sin d m it E d e ls te in e n
b e d e ck t.
W a s P arziv a l n ic h t w e iß ist: a m U f e r 1 lieg en S c h i f f e d ie s e s
R itt e r s vor Anker. 2 5 H eere w a r t e n d ort, aus 25 Ländern, die in
25 v e r s c h i e d e n e n S p r a c h e n s p r e c h e n . M oh ren 2 sind es, M auren
und S a r a z e n e n .
S o f o r t sind P arzival und d er Heide zum K a m p f b e r e it. Beide
sind g r o ß a r t ig e K ä m p fe r . A n g riff um A n g riff wird g e r i t t e n . Die
Schilder, d ann au ch die R ü stu n g en sind s c h o n voller Löcher.
Beide b leibe n f e s t im S a t t e l sitz en .
Sie g r e i f e n n a c h d en S c h w e r t e r n . Sie s c h l a g e n a u f e i n a n d e r
ein. Sie sp rin gen von ihren P fe rd en und k ä m p fe n w e ite r. Schlag
um Schlag.
1. s U f e r , =: w o d a s W a s s e r b e g i n n t .
2. r M ohr, en : (archaisch/„unkorrekt”für) Schw arze.
117
J Parzival
118
J Parzival
A n f o r ta s h a t S c h m e r z e n w ie s c h o n lan g e n ic h t m e h r. „L asst
m ich s t e r b e n “, w e in t er leise.
„P arzival!“ Er ist da. „D ieses Mal, h o f f e n w ir...“
P a r z i v a l k o m m t in d e n R i t t e r s a a l . Er s i e h t A n f o r t a s a u f
s e in e m R u h e b e t t sitzen .
„Onkel, w a s s c h m e r z t Euch s o ? “ f r a g t Parzival.
A n f o r ta s s t e h t auf. „Endlich. Ich d a n k e d ir.“ Er g e h t au s dem
Saal.
Aber auch Parzival bleibt nicht a u f der Burg. Man h a t ihm gesagt,
dass Conduir Amour au f dem W eg ist zu ihm. Er re ite t ihr entgegen.
Am frü h e n M orgen s ie h t e r die Zelte a u f e in e r W ie s e s t e h e n .
A u f d e m B e t t l i e g t d ie s c h ö n s t e a l l e r F r a u e n und s c h l ä f t .
Neben ihr liegen se in e b eid en S ö h n e. L ohengrin und G ard eis.
120
T extverständnis
Q Streiche, was nicht passt.
Parzival reitet über eine (* Brücke/ Ebene) in der Nähe des Meeres
und trifft dort einen Ritter mit (2 sehr teuer g eschm ückter/ sehr
bunter) Rüstung. Sie kämpfen gegeneinander. Der Kampf dauert
lange. Am Ende s teh t Parzival ohne (3 Helm/Schwert) da. Der
andere (4 w irft/steckt) sein Schwert (s w eg/ ein) und sie setzen sich.
Der Fremde ist Parzivals (6 Cousin / Halbbruder), Sohn von
Gachmured und Belakane. Er ist sehr viel (7 ärm e r/ reicher) als
Parzival. Parzival bringt seinen (8 Halbbruder/Cousin) zu König
Artus. Dann kommt (9 Parzivals Frau / die Hexe Cundrie) und sagt,
dass Parzival je t z t (10 Gralskönig werden/ nach Hause reiten) soll. Er
erfährt auch, dass seine Frau zwei Söhne bekommen hat.
Dieses Mal fragt Parzival Anfortas, warum es ihm schlecht geht.
J etzt ist er (n selber krank/ Gralskönig).
W er ist w er?
122
d Er kämpft gut, aber nicht so gut wie Parzival.
e Auf seiner Reise hat er nicht viele Soldaten bei sich,
f Gachmured ist Vater von Feirefiz und von Parzival.
g Er ist natürlich ein Christ.
h Er ist großzügig und fair. Als Parzival sein Schwert verliert, will
Feirefiz auch nicht mehr kämpfen.
W o r ts c h a t z
a j Knappe 1 kämpfen
b ~] Ritter 2 schreiben
c 3 König und Königin 3 unterrichten
d Kanzler oder Kanzlerin 4 anderen Rüstungen anlegen
e ~] Lehrer oder Lehrerin 5 regieren
G r a m m a t ik
123
A B S C H L U S S T E S T
Bildzusammenfassung
Q Diese Bilder kennst du. Sie beziehen sich auf die einzelnen Kapitel.
Bringe die Bilder in die richtige zeitliche Reihenfolge und schreibe zu
jedem Bild eine kurze Zusammenfassung der Handlung.
124
A B S C H L U S S T E S T
W o r ts c h a t z
d Wenn einer meine Hilfe braucht, helfe ich ihm. Geschenke mache
ich auch..............................
e Ich habe keine Angst, und wenn doch, zeige ich sie nicht.
f Wenn ich dein Freund bin, kannst du sicher sein, dass ich immer für
dich da bin (und nicht an andere denke)..............................
g Die anderen sollen mich respektieren können..............................
125
A B S C H L U S S T E S T
Grammatik
W as ist Passiv (P), w as Futur (F) und wann steh t hier alswerden
Vollverb (V)? Übersetze die Sätze auch in deine M uttersprache.
126
N a m e n s g lo s s a r
Anfortas G ra lsk ö n ig 8
H a lb b ru d e r von Parzival 1
Gachmured R itter aus dem N orden, V ate r von Feirefiz und Pa rziva l 1
m it der R ü stu n g 5
se ine R ü stu n g 5
Jeschute Frau von O rilu s, Pa rziva l k ü sst sie gegen ihren W ille n 4
127
Name Funktion Kapitel
Klingsor Z a u b e re r 11
A m o u r heiraten w ill 7
Liase T o ch te r von G u rn e m a n z 6
Lohengrin P a rziv a ls S o h n 12
Mont Sauvage. G ra ls b u rg 8
Pelrapär Land d e r K ö n ig in C o n d u ir A m o u r 7
Phlegetanis A stro n o m 10
Schampfanzun Stadt, K a m p fp la tz 9
128
Parzival
Seine M utter will nicht, dass er R itter wird. Der Junge soll nicht
käm pfen, nie Krieg führen. Sie zieht m it ihm in den W ald, wo er
unw issend au fw äch st, w eit w eg von der Zivilisation. Doch eines
Tages trifft er eine Gruppe von Rittern von König A rtus’ Tafelrunde.
„Das ist es“ denkt er, „ich will R itter w erden.“
Parzival reitet hinaus in eine W elt, von der er nichts weiß. Anfangs
m acht er alles falsch. Doch ist er mutig und reinen Herzens. Und der
Heilige Gral ist nur für ihn b e stim m t....
W o lfra m vo n E s c h e n b a c h s E p os P a r z i v a l , ein K la s s ik e r d e r
deutschen Literatur als abenteuerliche und oft komische Geschichte
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Übungen zum T extverstän d n is, W ortsch atz und zur G ram m atik
dem gesam ten, d ram atisierten T ext auf Audio-CD
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In tern et-P rojek ten zum selbständigen Recherchieren
A bschlusstest
Niveau Eins
Niveau Zwei
Niveau Drei
Niveau Vier
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