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DEUTSCH LEISTUNGSKURS 2022

ABITUR ZUSAMMENFASSUNG
Charlotte Sartorius

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AUFSATZARTEN

Die literarische Erörterung


IM ABITUR: BLOCK A
I. Erörterung eines literarischen Textes (Faust oder der Verlorene)
oder
II. Erörterung und Vergleich zweier literarischer Texte (Steppenwolf und goldener Topf)

AUFBAU FÜR DIE LITERARISCHE ERÖRTERUNG EINES WERKES


1. Hinführung zum Thema des Außentextes. Definition zentraler Begriffe (Was ist Trauer, Liebe,
Selbstfindung), Zitate, …
2. Zusammenfassung des Außentextes und Basissatz (Autor, Entstehungjahr, Titel, Thema,
Kontext). Fassen Sie nun die wichtigsten Kerngedanken im Präsens zusammen. Sie dürfen im
Unterschied zur Inhaltsangabe zitieren (Z. xx) und paraphrasieren (vgl. Z. xx). Denken Sie
daran, dass der Text durchgehend richtig und überwiegend in eigenen Worten
wiedergegeben wird. Indirekte Redewiedergabe erfolgt im Konjunktiv.
3. Überleitung zur Erörterung. Zeigen Sie zunächst in allgemeiner Form überblicksartig auf,
inwieweit das Thema des Außentextes für das literarische Werk relevant ist. Schreiben Sie
auch für das literarische Werk einen Basissatz.
4. Erörterung des literarischen Werkes. Ordnen Sie die Kerngedanken des Außentexts erörternd
ein. Das ist bspw. in chronologischer Reihenfolge möglich. Es geht nicht darum, jeden Aspekt
des Außentextes einzuschätzen. Wichtig ist, dass Ihre Einordnung tief-gehend und
differenziert ist. Wägen Sie genau anhand von Textbeispielen des Primärtextes ab, worin
Gemeinsamkeiten und Unterschiede bestehen.
5. Fazit. Bewerten Sie abschließend, was sich insgesamt festhalten lässt und inwieweit die Texte
aufeinander zutreffen. (Sie können außerdem zur Aktualität des Themas Stellung nehmen.)

FORMULIERUNGSHILFEN
- weder…noch
- Einerseits… andererseits
- Sowohl…als auch
- Zum einem… zum anderen
- Was dafür spricht … dagegen spricht
- Obwohl… obgleich
- Aber /jedoch
- Dies ist zutreffend, da …
- Das trifft teilweise/ überwiegend/ kaum/ allenfalls/ in Ansätzen zu, weil …
- Einschränkend muss festgehalten werden, dass …
- Dieser Befund lässt sich auf … übertragen, zumal/ da …
- Dennoch muss man darauf hinweisen, dass
- Während dieser Gedanke sich problemlos/ mitunter/ eher nicht auf den Roman/ das Drama
übertragen lässt, ist …
- Insgesamt lässt sich feststellen, dass …
- Somit wird deutlich, dass …

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AUFBAU FÜR DIE LITERARISCHE ERÖRTERUNG ZWEIER WERKE
1. Hinführung zum Thema des Außentextes. Definition zentraler Begriffe (Was ist Trauer, Liebe,
Selbstfindung), Zitate, …
2. Zusammenfassung des Außentextes und Basissatz (Autor, Entstehungjahr, Titel, Thema,
Kontext). Fassen Sie nun die wichtigsten Kerngedanken im Präsens zusammen. Sie dürfen im
Unterschied zur Inhaltsangabe zitieren (Z. xx) und paraphrasieren (vgl. Z. xx). Denken Sie
daran, dass der Text durchgehend richtig und überwiegend in eigenen Worten
wiedergegeben wird. Indirekte Redewiedergabe erfolgt im Konjunktiv.
Nun gibt es mehrere Möglichkeiten den Hauptteil zu gestalten:

Möglichkeit A Möglichkeit B Möglichkeit C

3. Überleitung zur Erörterung. 3. Überleitung zur Erörterung. 3. Überleitung zur Erörterung.


Relevanz des Themas für Werk Relevanz des Themas für Werk Relevanz des Themas für Werk
1, Basissatz Werk 1 1. Basissatz Werk 1 1 und 2. Basissatz Werk 1 und
2
4. Erörterung des literarischen 4. Erörterung des literarischen
Werkes 1. Die Kerngedanken Werkes 1. Die Kerngedanken Aspektorientiertes Erörtern:
differenziert und tiefgreifend differenziert und tiefgreifend - These 1 aus dem Außentext
auf Werk 1 anwenden und auf Werk 1 anwenden und auf beide Werke anwenden
argumentieren, ob diese argumentieren, ob diese und diskutieren.
zutreffen zutreffen Unterschiede und
Gemeinsamkeiten der
5. Überleitung zur Erörterung. 5. Überleitung zur Erörterung. Werke beschreiben
Relevanz des Themas für Werk Relevanz des Themas für Werk - These 2 aus dem Außentext
2, Basissatz Werk 2 2. Basissatz Werk 2 auf beide Werke anwenden
und diskutieren.
6. Erörterung des literarischen 6. Erörterung des literarischen Unterschiede und
Werkes 2. Die Kerngedanken Werkes 2. Die Kerngedanken Gemeinsamkeiten der
differenziert und tiefgreifend differenziert und tiefgreifend Werke beschreiben
auf Werk 2 anwenden und auf Werk 2 anwenden und - …
argumentieren, ob diese argumentieren, ob diese
zutreffen. zutreffen. Dabei direkt mit
Werk 1 vergleichen
7. Rückblickender Vergleich
der Werke

x. Fazit. Bewerten Sie abschließend, was sich insgesamt festhalten lässt und inwieweit die Texte
aufeinander zutreffen. (Sie können außerdem zur Aktualität des Themas Stellung nehmen.)

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GEDICHTINTERPRETATION / GEDICHTVERGLEICH

IM ABITUR BLOCK B
I. Gedichtsinterpretation oder Gedichtvergleich

VORBEREITUNG
- Gedicht gründlich lesen und im Kopf betonen
- Stimmung/ Atmosphäre des Gedichtes festhalten
- Um was geht es? -> Thema, Deutungshypothese und Inhalt
- Formale Analyse
- Gedichtvergleich vorbereiten (Gliedern)
- Gedanken zum Titel des Gedichtes/ der Gedichte

AUFBAU GEDICHTINTERPRETATION (EIN GEDICHT)

Einleitung
- Basissatz (Textsorte, Titel, Verfasser, Erscheinungsjahr, Epoche, Thema)
- Deutungshypothese
- Eventuell wenn möglich (nicht nötig) spannender Einstieg zur Thematik

Hauptteil
- kurze Inhaltswiedergabe (Wo, Wann, Was, Wer, Wieso)
- Analyse (am Gedicht herausarbeiten und mit Inhalt verknüpfen)
- Anzahl der Strophen und Versen
- Reimschema
- Kadenzen, Metrum
- Sprachliche Mittel: Tempus, Wortwahl, Satzbau, Modalität, Assonanzen, Stillmittel
- Interpretation
- Gedicht Vers für Vers (was passiert, was ist gemeint, wie wird dies durch Sprache verdeutlicht)
- Herausgearbeitete Sprachliche Mittel im Zusammenhang des Gedichts deuten
- Beziehung zwischen Sprache und Inhalt herstellen
- Welche Gefühle, Eindrücke oder Stimmungen werden beschrieben?
- Hintergrundwissen über den historischen Hintergrund, die Epoche, den Autor und das
Zeitgeschehen mit einbeziehen

Schluss
- Gesamtaussage des Gedichts durch die Erkenntnisse der Interpretation zusammenfassen
- Bezug zur anfänglichen Deutungshypothese nehmen (Verifizierung, Falsifizierung oder
Differenzierung)
- Wirkung des Gedichts auf den Leser beschreiben
- Was ist seine Aussage, wenn man das Gedicht in seiner Gesamtheit betrachtet?
- Hat das Gedicht für den Verfasser eine besondere Bedeutung (z.B. Kindheit, Erfahrungen etc.)?,
epochale Einordnung und historischer Hintergrund
- Eigene Meinung über das Gedicht und den Aufbau (auch Kritik)
- Ist das Thema des Gedicht noch aktuell?

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AUFBAU GEDICHTVERGLEICH (2 GEDICHTE)

Methode 1: Diachron

1) Gedichtsinterpretation des ersten Gedichtes (Einleitung, Hauptteil, Schluss) nach obigen


Schema
2) Gedichtsinterpretation des zweiten Gedichtes (Einleitung, Hauptteil, Schluss) nach obigen
Schema
3) Aspektorientierter Vergleich der Gedichte
- Inhalt /Thematik
- Formaler Vergleich
- Sprache
- Autoren/ Epochen
- Motiv
- Sprecher (lyrisches-ich)
- Aufbau
- Rhythmus und Klang
- Titel
- Atmosphäre
4) Zusammenfassung und Schluss siehe oben

Methode 2: Synchron

1) Einleitung für beide Gedichte


2) Aspektorientierter Vergleich und Interpretation nach Aspekten
- Inhalt /Thematik
- Formaler Vergleich
- Sprache
- Autoren/ Epochen
- Motiv
- Sprecher (lyrisches-ich)
- Aufbau
- Rhythmus und Klang
- Titel
- Atmosphäre
3) Schluss, Zusammenfassung, und siehe oben

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WIRKUNGSWEISEN UND HILFSMITTEL

Metren und Kadenzen

Wirkung von Metren:


Jambus xX xX xX xX vorantreibend, spannend, ansteigend
Trochäus Xx Xx Xx Xx absteigend, fallend
Daktylus Xxx Xxx Xxx hoch und runter, Wellenartig, fallend
Anapäst xxX xxX xxX hoch und runter, Wellenartig, ansteigend

Wirkung von Kadenzen:


Männlich/betont xX stumpf, rau
Weiblich/unbetont Xx klingend, sanft

Wirkung der häufigsten Stilmittel

Stilmittel Definition Wirkung


Alliteration mindestens zwei aufeinander Verdeutlichung der
folgende Worte mit dem Zusammengehörigkeit der
gleichen Anfangsbuchstaben Wörter
Anapher Wiederholung am Anfang Steigerung der Wirkung
mehrerer Sätze oder Verse
Asyndeton Anreihung von Sätzen oder Verstärkung der negativen
Worten ohne Konjunktion bzw. positiven Bewertung
Ellipse bzw. Bindungswörter
Auslassen von Satzteilen oder stärkere
Ausdruck von Verdeutlichung
Eile
Enjambement Fortführung des Satzes über Besondere Hervorhebung
das Zeilen-/Versende hinaus des Inhalts, Ausdruck von
Eile
Epipher Wiederholung eines Wortes Steigerung des Wortes
oder einer Wortgruppe am
Ende aufeinanderfolgender
Euphemismus Sätze Beschreibung
positive Beschwichtigung,
negativer Eigenschaften Schönmalerei
Klimax Aufzählung sich steigernder Verstärkung, Aufwertung der
Worte, angefangen mit dem Aussage
schwächsten
Metapher Bildlich gesprochene Verdeutlichung und
Aussagen Verstärkung durch bildliche
Neologismen Wortneuschöpfung Unterstützung
Abwertung /Aufwertung
Veranschaulichung
Oxymoron Verbindung einander Denkanstoß durch
gegensätzlicher Begriffe Scheingegensatz
Parallelismus parallel aufgebaute Sätze Verstärkung der eigenen
oder Aussage
Personifizierung Satzteile menschlicher
Zuweisung bildliche Verstärkung der
Eigenschaften an etwas nicht Aussage
Symbole Menschliches Erhöhung der
Anschaulichkeit
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die wichtigsten Epochen

Epoche Jahre Inhalt Vertreter Motive


Sturm und 1765- - neues Lebensgefühl Goethe, Herz, Gefühl,
Drang 1785 - Gefühle statt Verstand Schiller, Freundschaft,
- Selbstverwirklichung Empfindung,
- Geniekult Seele, Selbst-
- Leidenschaft Bestimmung,
- gesellschaftskritisch Genie
(Weimarer) 1786- - Harmonie, Humanität Goethe, Bildung,
Klassik 1785 - Verneinung von Aufklärung Schiller Harmonie,
und Sturm+Drang Humanität,
- Verstand und Gefühle Vollkommenheit
, Ideal,
Romantik 1790- - Ablehnung Novalis, Autonomie
Nacht, Mond,
1835 gesellschaftlicher Normen Hoffmann, Wandern, Reise,
- Kunst, Poesie Eichendorff ferne,
- Liebe, Sehnsucht, Natur Sehnsucht, Lied,
- oft christlich Musik, Liebe,
Glaube,
Jenseits,
Vormärz 1815- - Ablehnung des polit. Systems Heine, schweben
Volk,
1848 - Gerechtigkeit, Freiheit Fontane, Gerechtigkeit,
- Aufstand Storm Freiheit, Nation
Realismus 1840- - Detailreichtum: Wirklichkeit Fontane, Mensch,
1900 soll nachgeahmt werden Storm, Keller Gesellschaft,
- Alltagssprache, distanziert Heimat, Stadt,
- Autor verlegt Dingen Natur,
Charakter und Schönheit Gegenwart und
(subjektiv) Vergangenheit
- Humor und Ironie
- Alltag
Expressioni 1910- - Leidenschaftliche Erzählung Kandinsky, Tod,
smus 1923 - Unordnung, Chaos, Von Werfkin, Weltuntergang,
Negativität Kirchner Großstadt,
- Kritik an moderner Großstadt neuer Mensch,
- Sehnsucht nach neuem Sinn Aufbruch,
- Verarbeitung erster Weltkrieg Traum,
Reizüberflutung
,Geschwindigkei
Reimformen

- Umarmender Reim : abba


- Kreuzreim: abab
- Paarreim: aabb

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KURZGESCHICHTEN INTERPRETATION
IM ABITUR BLOCK B
II. Interpretation eines Kurzprosatextes

VORARBEIT

Um eine Kurzgeschichte zu interpretieren ist es sehr wichtig, dass man sie verstanden hat.

3 Schritte Methode beim Lesen

1. Text scannen und einen ersten Eindruck verschaffen


2. sorgfältiger lesen und Unklarheiten klären, anfangen Schlüsselbegriffe und sehr Textpassagen
anstreichen
3. auf Details achten, wie z.B. Stilmittel.

AUFBAU

Einleitung

- Basissatz mit Titel, Autor, Erscheinungsjahr, Quelle, allgemeines Thema des Textes
(Deutungshypothese, keine Inhaltsangabe), Wirkungsabsichten des Textes
- biographische Angaben zum Autor als Zusatz
- Zeitverwendung im Präsens, wenn Vergangenes im Perfekt (z.B ist gewesen)
- Hinführung zum Hauptteil (nicht mehr als wenige Sätze!)

Hauptteil

1. Kurze Zusammenfassung des Textes:


Inhaltsangabe des Textes (Wiedergabe des Textes in komprimierter Form, auf das Wesentliche
beschränkt, nachvollziehbar, wichtig sind: Hauptperson(en), Zeit und Ort (davon ausgehen, dass
der Leser die Geschichte nicht kennt)

2. formale Analyse des Textes


Formale Analyse des Textes verbunden mit der Interpretation
Aufbau des Textes Erzählperspektive Textsorte
- Besteht ein Zusammenhang - Handelt es sich um einen - Welche Textsorte?
zwischen Textabschnitten Ich-Erzähler, eine - Welche Merkmale hat diese
und dem inhaltlichen personalen Erzähler oder Textsorte und welche dieser
Aufbau des Textes? einem allwissenden Merkmale sind im Text zu
- Gibt es sichtbare Abschnitte Erzähler? finden? Textbelege dazu
(Sinnesabschnitte?) - Woran erkennt man die
- Gibt es Wende- oder Erzählperspektive?
Höhepunkte? Wenn ja wo (Textbelege!)
- Auffälligkeiten z.B - Welche Wirkung hat die
Rahmenhandlung oder Perspektive?
Zeitsprünge?
- Welche Wirkung erzielt der
Aufbau?

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Ort und Zeit Äußere und innere Handlung Titel
- Rückblenden? - Welche Handlungen - Welche Assoziationen löst
- Ortsangaben? Vermutung passieren als Aktionen? Titel beim Leser aus?
über Handlungsort? (=äußere Handlung) - Ändert sich Deutung zum
- Haben Ort und Zeit eine - Welche Handlungen spielen Titel nach Lesen des Textes?
besondere Bedeutung? sich im inneren einer Person - Bezug von Titel und Inhalt
- Über welchen Zeitraum ab (als Gedanken) (=innere
erstreckt sich Handlung? Handlung)
(Erzählte Zeit)
- Sind Zeitangaben im Text?
Hinweis zur Vermutung der
Zeit?

Stimmung und Atmosphäre Sprache und Stil Autoren-/Zeitbezug


- Stimmung/Atmosphäre im - Wie sind Sätze aufgebaut? - Entstehungszeit des Textes
Text? (Parataktisch, hypotaktisch) - Was weißt du über den
- verändert sich diese im - Wörtliche Rede Autor (Lebensumstände,
Textverlauf? - Auffälligkeiten in Wortwahl politische Gesinnung)
- Stilmittel oder sprachliche - Lassen diese Infos
Bilder? Rückschlüsse auf Deutung
- Auffälligkeiten im Tempus des Textes zu?
oder bei Zeichensetzung?

Schluss
- Ergebnisse nochmal zusammenfassen
- Aktueller Bezug/ Aktualität
- Zukunftsaussichten
- Wenn Angesprochenes Problem mögliche Lösungen

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DIE TEXTGEBUNDENE ERÖRTERUNG
IM ABITUR BLOCK C

I. Analyse und Erörterung eines pragmatischen Textes (Schwerpunkt auf Analyse oder
Erörterung)

AUFBAU

Einleitung
- Kurze Hinführung zum Thema („Ohröffner“) zum Thema → z.B. ein Zitat, das mit dem Thema
zusammenhängt
- Ohröffner max. 1-2 Sätze
- Basissatz (Autor, Titel, Textsorte, Datum und Jahr der Veröffentlichung, Quelle
(wo veröffentlicht?), Zielgruppe, Thema, Anlass)
- Intention der Autorin/ des Autors → zentrale These des Textes nennen

Hauptteil

1. Inhaltswiedergabe/ Textwiedergabe
- Wiedergabe des Textes in wenigen Sätzen
- Nenne zentrale Aspekte des Textes (Inhaltliche Zusammenfassung der
Problemsicht)
- Wichtig: schreib kurz und knapp, sachlich
- Zeit: im Präsens →verwende die INDIREKTE REDE (Konjunktiv)

2. Textanalyse
- Inhaltliche Struktur des Textes herausarbeiten
- Darstellung der Argumentationsstruktur
- Wie vermittelt der Autor sein Anliegen? → schlüssig oder unschlüssig?
- Wie belegt der Autor seine Thesen?
- Argumenttypen (faktisch, normativ, auf Autorität verweisend, analogisierend,
indirekt usw.→ siehe Argumenttypen)
- Textstruktur und seine Wirkung
- Wendepunkte in der Argumentation?
- Wie stehen die Argumente/Thesen im Zusammenhang? Gibt es
Widersprüche?
- Welche Positionen/ welche Ansätze/ welche Ideen oder Forderungen werden
deutlich hervorgehoben? →wie?
- Analyse der rhetorischen Mittel → Wichtig: nicht nur nennen, sondern
versuche aufzuzeigen, was diese bewirken!
- Analyse der Sprache (Stilmittel, Sprachstil, Satzbau, …) siehe Sprachstil
- Wirkung und Zielgruppe
- KEINE eigene Meinung!
- Ganz wichtig: immer mit Textbelegen und korrekte Zitierweise!

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3. Überleitung zur Erörterung
- Klärender Satz, der feststellt, was es zu erörtern gilt
- Klare Aussage, welche Position im Folgenden entfaltet wird!
- Beispiel (Lindamagdalena) „XY Aussagen rufen mehrheitlich zum Widerspruch auf, da sie nicht
logisch zwingend erscheinen und zudem durch manipulative Mittel aufgewertet werden. Eine
genauere Auseinandersetzung mit ihren Standpunkten und Einstellungen, aber auch durch
Argumentationsweisen und der sprachlichen Umsetzung soll dies im Folgenden aufzeigen
4. Texterörterung
- eigene Stellungnahme zu den Hauptargumenten des Textes
- „Ich“- Form nur sparsam verwenden → besser neutral im Passiv („man“ jedoch vermeiden)
- Kritisch Stellung zu den Hauptthesen nehmen und mit eigenen Thesen, Argumenten, Belegen,
Beispielen stützen

Begründeter Widerspruch
= Vertreten der entgegengesetzten Meinung
- Gegenargumente/ Gegenbeispiele finden
- Thesen/Argumente des Autors/der Autorin entkräften (anzweifeln der angeführten
Normen, Überprüfen der Stichhaltigkeit der Fakten)
- Schlüssigkeit der Argumente prüfen (z.B Verallgemeinerungen nicht als
angemessen darstellen)
- Absichten des Autors aufdecken (Interessen, Weltanschauung)

Begründete Zustimmung
= (fast) völlige Übereinstimmung mit der Position des Autors
- Thesen des Autors stützen (eigene Erfahrungen und Fakten)
- Eigene Argumente hinzufügen (eigene Denkleistung gefragt)
- Schlüssigkeit der Argumente nachweisen (Gedankengänge in eigenen Worten
rekonstruieren)
- Im Text genannte Gegenargumente entkräften

Teilweise Übereinstimmung
= Übereinstimmung mit einer oder mehreren zentralen Positionen; Mischung aus A und B
- Wichtig hierbei die Vorgehensweise → linear oder dialektisch (Sanduhrprinzip oder Ping-Pong-
Prinzip)
- Überprüfen inwieweit Einzelargumente logisch, plausibel oder beweiskräftig sind
- Eigene Position überzeugend mit Argumenten stützen durch sinnvolle und
aussagekräftige Beispiele

Schluss

- Abgerundete Gesamtbeurteilung des Textes


- KEINE neuen Argumente bringen!
- Roter Faden spannen → Rückführung zur Einleitung
- Ausblick, Aufforderungen und Wünsche bezüglich des Themas
- Wirkung des Textes
- Zukunftsausblick

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ANALYSEHILFE

Argumenttypen und ihre Funktion

Argumente sollen Zuhörende oder Lesende dazu bewegen, den Geltungsanspruch einer These
anzuerkennen. Eine These gewinnt besonderes Gewicht, wenn sie von stichhaltigen, möglichst
unstrittigen Argumenten untermauert wird. Man unterscheidet folgende Argumenttypen:

Faktenargument: Dieses Argument bringt eine These in Beziehung mit unstrittigen, verifizierbaren
(nachprüfbaren) Tatsachenaussagen. Faktenargumente gelten in der überwiegenden Mehrzahl der
Fälle als überzeugend. Handelt es sich dabei allerdings um einen Hinweis auf einen Einzelfall, so
ist ein solches Argument nicht besonders beweiskräftig, da ein Einzelfall oft durch andere
Einzelfälle widerlegt werden kann.

Autoritätsargument: Dieser Argumenttyp stützt eine These dadurch, dass die ähnlich lautende
Position einer weithin akzeptierten Autorität hinzugezogen wird. Dabei kann es sich z.B.
um eine Wissenschaftlerin/einen Wissenschaftler handeln. Zwingend muss ein solches Argument
jedoch nicht sein, da ebenso andere Autoritäten mit gegenteiligen Positionen angeführt werden
können.

Normatives Argument: Die These soll fundiert werden, indem sie mit weithin akzeptierten
Wertmaßstäben (Normen) verknüpft wird. In Gesellschaften, in denen auch fundamentale
Normen stetig an Gültigkeit verlieren, ist ein solches Argument allerdings nicht mehr für
jeden einleuchtend.

Analogisierendes Argument: Eine These soll damit abgesichert werden, dass ein Beispiel aus
einem anderen Bereich als dem gerade diskutierten hinzugezogen wird. Das möglichst
glaubwürdig gewählte Beispiel wird genutzt, um die zu vertretende These durch eine
Parallelisierung von Sachverhalten zu bekräftigen. Es lässt sich entkräften, indem man deutlich
macht, dass das Beispiel einige andere Begleitumstände aufweist und daher als Argument
nicht hieb- und stichfest ist.

Indirektes Argument: Dieses Argument soll eine These dadurch plausibel erscheinen lassen,
dass die gegenteilige Meinung als unstimmig, in sich widersprüchlich, logisch nicht zwingend
oder realitätsfern vorgeführt wird. Obwohl sie auf den ersten Blick schlüssig erscheinen, las-
sen sich mit diesem Argumenttyp Thesen oft nicht stützen, da sich aus dem Widerspruch
einer gegenteiligen Meinung nicht zwangsläufig die Logik oder Richtigkeit der eigenen
Meinung ergibt.

Argumentum ad populum (Berufung auf die Menge): Mit diesem lateinischen Ausdruck wer-
den solche Argumente bezeichnet, mit denen Adressatinnen und Adressaten eher überredet
als überzeugt werden sollen. Sie gelten als unseriös, weil sie eher an Gefühle als an die Vernunft
appellieren. Bereits in der Antike wurden sie genutzt, um bei politischen Entscheidungen größere
Volksmengen daran zu hindern, sich ein nüchternes Urteil zu bilden; Manipulationen wurden so
leichter.
Folgende Verfahren gehören zu diesem Argumenttyp:
Argumentum ad baculum: Begründung, die sich auf Befürchtungen und Ängste stützt, die
bei den Adressatinnen und Adressaten vermutet werden.
Argumentum ad misericordiam: Begründung, die auf das Mitleid oder ähnliche Gefühle
abzielt.

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Sprachstile

dichterisch: sehr gewählte, bisweilen feierlich wirkende, oft bildhafte Ausdrucksweise; z.B.
Odem (für Atem), Lenz (für Frühling), Himmelsleuchten (für Sterne)

bildungssprachlich: gebildete, gewisse Kenntnisse voraussetzende Ausdrucksweise; z.B.:


fundieren (statt: mit Argumenten untermauern), postulieren (statt: fordern, verlangen),
Resümee (statt: Ergebnis), evaluieren (statt: bewerten oder beurteilen)

gehoben: gepflegt wirkende, in Alltagsgesprächen oft überheblich klingende, in anspruchs-


vollen Textsorten verwendete Ausdrucksweise: z.B.: wandeln (für spazieren gehen), etwas
verhehlen (etwas verschweigen)

amtssprachlich: unpersönlich wirkende, steif-offizielle Ausdrucksweise; z.B.: Indienststellung


(für Einstellung), Verausgabung (für Ausgabe)

normalsprachlich: allgemein verwendete Ausdrucksweise, die in den meisten


Kommunikationssituationen am wenigsten auffällt; z.B.: behaupten, Ergebnis, Beispiel

umgangssprachlich: locker wirkende, in Alltagsgesprächen verwendete Ausdrucksweise, die


jedoch in offizielleren Gesprächssituationen bereits unangemessen wirkt und in den meisten
Textformen vermieden wird; z.B.: meckern (für kritisieren), am Streiten sein (statt: sich mit
anderen auseinandersetzen), es geregelt kriegen (statt: etwas bewältigen)

salopp: stark emotional gefärbter, metaphernreicher Stil des Alltags, der in der Regel in vielen
Gesprächssituationen und in geschriebenen Texten nicht verwendet werden kann und
nur in bestimmten Funktionen (z.B. ironisch) vorkommt; z.B.: sich kloppen (für sich prügeln,
raufen), Zaster, Schotter, Kröten (für Geld)

jargonhaft: Ausdrucksweise, die an eine bestimmte soziale oder eine Altersgruppe gebunden ist
(z.B. Jugendsprache); z. B.: supergeil, fett (für sehr gut)

derb/vulgär: drastische und grob wirkende Ausdrucksweise, die von sehr vielen
Gesprächspartnern für unangemessen gehalten wird; z.B.: Fresse (für Gesicht)

FORMULIERUNGSHILFEN

Möglichkeiten zur Redewiedergabe

- Der Autor vertritt die Meinung/behauptet, nur wenige hätten ein solches Anrecht...
- Alles in allem spricht nach der Meinung des Verfassers nichts gegen die Umbaumaßnahme…
- Nach (Autor) geht es bei dieser Sache nur um die Interessen von...
- Dem Verfasser zufolge kann es dabei zu unvorhersehbaren Folgen kommen...
- Für das Familienleben fürchtet der Autor schwerwiegende Konsequenzen...
- Er hält die Konsequenzen aber für tragbar, weil...

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Auskunft über die Überschrift
- Die Überschrift stellt klar/gibt Auskunft darüber, dass...
- Die Überschrift deutet darauf hin/signalisiert, dass...
- Die Überschrift regt den Leser dazu an, dass...
- Die Überschrift ist knapp/nüchtern/irreführend/reißerisch formuliert...

Formulierungen zur Herstellung der Beziehung zwischen Inhalt/ Form und Sprache
- Der Gegensatz veranschaulicht/unterstützt/unterstreicht/verdeutlicht...
- Der Vergleich betont/hebt hervor/verstärkt...
- Die indirekte Rede verdeutlicht/bringt zum Ausdruck, dass...
- Die Wiederholung erscheint als Ausdruck/zum Zeichen von...
- Durch die Metapher verdeutlicht er, dass...
- Durch den Konjunktiv wirkt X wie...

Überleitung zum Hauptteil


- Ob... nur negativ zu bewerten ist oder ob ..., wird nun zu zeigen sein
- Die Vorteile und Nachteile ... sollen nun ausführlich dargestellt werden
- Welche Ursachen es für ... gibt, soll im Folgenden genauer aufgezeigt werden
- Was jeder Einzelne von uns ... tun kann, soll im Folgenden erläutert werden
- Im Folgenden soll analysiert/untersucht/erörtert werden, ob...

Analyse des Außentextes


- Der Autor des Artikels erörtert/diskutiert ein Problem/Frage setzt sich damit auseinander,
bezieht dazu Stellung...
- Der Autor untersucht/erklärt/erläutert/umreißt den Sachverhalt...
- Die Verfasserin/ der Verfasser stellt verschiedene Positionen vor und wägt sie gegeneinander
ab, indem er/sie ...
- Ausgehend von ... behauptet/fordert der Autor, dass...
- Ausgangspunkt seiner Auseinandersetzung ist die Frage...
- Der Autor/ die Autorin begründet seine/ihre Ansicht damit, dass...
- Zu Beginn argumentiert der Autor dahingehend, dass...
- Das Argument X soll die Behauptung/Forderung Y stützen...
- Als Beleg für X führt die Verfasserin/ der Verfasser an, dass...
- Das Beispiel veranschaulicht
- die Bedeutung des Sachverhalts...
- die Tragweite der Entwicklung...
- die Schwierigkeiten/Problematik...
- wie leicht sich die Schwierigkeiten belieben lassen...
- Der Autor schränkt zwar ein/ gibt zwar zu/ weist darauf hin, dass...
- Der Verfasser/ die Verfasserin beurteilt/bewertet die Haltung/Einstellung/Situation/den
Sachverhalt...
- Er/Sie kritisiert die Tatsache, dass... und wiederholt ihre Forderungen nach ...
- Auf der Grundlage dieser Argumentation kommt sie am Ende zu dem Schluss, dass...

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Formulierungen für den Hauptteil

Begründungen formulieren Denn, weil, da, deswegen, darum, nämlich, aus


diesem Grund

Beispiele einfügen Es gibt z.B., beispielsweise sind, am Beispiel


von, erinnert sei hier an

Einschränkungen vornehmen Obwohl, obgleich, trotzdem, aber, zwar,


zugeben

Vorteile einer Sache dalegen Günstig ist es, äußerst positiv hat
sich...gezeigt, aussichtsreich ist,
empfehlenswert scheint, dass

Nachteile einer Sache dalegen Erschwerend kommt hinzu, als durchaus lästig
wird...empfunden, unerfreulich ist, dass...

Bedingungen nennen Falls, für den Fall, dass..., wenn, sofern,


andernfalls, unter der Bedingung, dass...

Ansichten formulieren Mit dem Ziel, damit, um...zu, womit erreicht


werden soll, dass...

Zur Argumentation überleiten Es gibt eine ganze Reihe von Argumenten, die
eine solche Forderung plausibel erscheinen
lassen,
Eine solche Forderung lässt sich gut vertreten

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DER KOMMENTAR
IM ABITUR: BLOCK C
II. Materialgestütztes Verfassen eines argumentierendes Textes

VORGEHENSWEISE FÜR DEN KOMMENTAR

Aufgabe Verstehen
- Schlüsselbegriffe der Aufgabe definieren (Bsp.: Was heißt eigentlich Medienkompetenz?)
- Leserschaft analysieren
- Was weiß sie selbst? Was ist neu/interessant?
- Welche Meinung hat sie wohl?
- Womit kann ich die Leserschaft überzeugen?
- Wo stehe ich, was will ich (als Schreiber)?

Materialien Auswerten
- Wichtige Meinungen und Fakten farblich beim Markieren voneinander trennen
- Welche Position nimmt der Autor/Karikaturist ein?
- Was sind die Hauptaussagen des Materials?
- Informationen sichten (Diagramme, Schaubilder ablesen, Karikatur deuten)
- Informationen/Meinungen in Beziehung setzen
- Zueinander
- Zur Leserschaft
- Zum Schreibanlass
- Informationen auswählen zu
- Er-/Klärung des Themenbegriffs
- Darstellung der Unterschiedlichkeit von Aspekten/Positionen zu dem Thema
- Welche Aspekte sind interessant und sinnvoll zu verwenden?
- Haben die Aspekte einen Themenbezug zur Aufgabe?
- Schwerpunkte setzen (siehe auch Überschriften der Materialien), alles andere aussortieren
- Thesenartige Teilüberschiften für Teilaspekte wählen

Wichtig:
- Adjektive bewust verwenden
- Argumente immer begründen/belegen
- Wortschatz erstellen aus den Materialien und anderen Kommentaren
- Einfache Satzgefüge, kurze Hauptsätze (Hauptsatz + Begründung)
- Wortqualitäten genau wählen; Was will ich? In welcher Intensität? (Putzfrau/Putze/
Reinigungskraft)
- Keine Wiederholungen
- Ironie eindeutig verwenden
- Vermeidung von Ich (Ziel ist die Allgemeingültigkeit, nicht die persönliche Erfahrung oder
Meinung)
- Fragen sparsam verwenden, wenn dann nur zentrale Fragen des Themas in den Raum stellen
- Für Argumentation IMMER Rückbezug auf Materialien

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AUFBAU KOMMENTAR

Einstieg
- Überschrift wählen und als Aufhänger nehmen, optional provokant
- Origineller Einstieg der zum Weiterlesen anregt, Aufhänger/Anlass
- Kurze Sachverhaltsdarstellung zeigt denSchwerpunkt
- Hervorgehobene Kurzausführung zu Thema und Positionierung
- Wird am Ende wieder aufgegriffen

Hauptteil
- Sachverhalt/Fremdmeinung kurz darstellen
- Für Vorgehensweise entscheiden:
- Weitverbreitete Meinung darstellen und differenzieren (sich gegen Pauschalisierung wehren)
- Meinung zusammenfassen, die zu deiner im starken Gegensatz steht, infrage stellen und
abgrenzen
- Meinung zusammenfassen, die deine klar widerspiegelt und stützen
- Logische Argumentationskette, wichtigste Argumente an den Schluss
- Linear, Sanduhr oder Reißverschluss
- Versuchen, zu überzeugen:
- Behauptung: Ich bin der Meinung, dass viele Deutsche nur vorgeben Fußballfans zu sein,
- Begründung: weil ihr soziales Umfeld ihnen die Fußballkultur vorlebt und vorschreibt.
- Beleg: Dieses Umfeld ist Identifikationsgrundlage und versetzt vor allem die Männer in den
Einfluss des Stockholm-Syndroms.
- Beispiel: Ein hoher Teil der Deutschen bezeichnet sich selbst als Fußballfans, während
deutlich weniger die Spiele gucken und ins Stadion gehen.
- Fazit: Das Klischee Männer seien Fußballfans sorgt für Gruppenzwang, wodurch sich viele
beeinflussen lassen und dadurch unwissentlich dazu beitragen, das Klischee weiter zu
festigen und zu verbreiten.
- Keine Gedankensprünge
- Gegenargumente aufgreifen und widerlegen, nicht unterschlagen!
- Überleitung zur Schlussfolgerung

Schluss
- Muss klar und eindeutig sein, pointierter Schlusssatz
- Kann/soll den Leser zum Nachdenken anregen
- Dient als Zusammenfassung
- Rückgriff auf Elemente; Motive; Metaphern; Fragestellungen; der Einleitung
! Appell; Rhetorische Frage; Pointe; Kompromissvorschlag; Anlehnung an Sprichwort oder
Redewendung

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REDEWENDUNGEN

Wertende Wörter:
- Bewundernswert, bezaubernd
- Abscheulich, Wirkungslos, mangelhaft, missverständlich
- Nur, kaum, etwas, einiger Maßen, recht, sehr
- Höchst, immer, völlig
- Natürlich, selbstredend, fraglos, indiskutabel, bekanntlich
- Keines Falles/ Weges, mit Nichten
- Anscheinend, vermutlich, wohl, bestimmt, angeblich, vermeintlich,
- Leider, dummerweise
- glücklicherweise, hoffentlich, verständlicher Weis
- Können, müssen, sollten
- Roman: Meisterstück, Theater: Verzaubernd
- Annehmend, mutmassend, vermuten
- Schätzen, nachvollziehen, davon ausgehen

Redewendungen

Überleitungen:
- zunächst einmal ..., an erster Stelle wäre zu nennen ..., vor allem sollte man ...
- dann aber auch ..., ferner ..., ein weiteres ..., und auch ..., nicht minder zu beachten ..., nicht
weniger wichtig ist ...
- darüber hinaus ..., bleibt auch zu bedenken ..., weiterhin ..., noch ein ähnlicher Punkt ist
anzuführen ..., ein weiterer Gesichtspunkt gehört hierher: ...
- ebenfalls ..., ebenso ..., außerdem noch ..., hinzu kommt ...
- eng damit verknüpft ist ..., dabei muss auch bedacht werden ...
- ähnlich steht es um ..., nicht anders ist es mit ....
- nicht zuletzt ..., nicht zu vergessen ..., auch daran sei erinnert, dass ...
- zu guter Letzt ..., schließlich sei daran erinnert, dass ..., zum Schluss sei noch genannt ..., als
letztes Argument sei angeführt, dass ...
- Schon der einfache ..., beginnen wir mit dem, was auf der Hand liegt ...
- Schwieriger wird es schon mit ..., gewichtiger ist da schon ...
- Eine erneute Steigerung der Schwierigkeiten ergibt sich ..., wie ist es gar mit ..., noch
bedeutsamer aber ist ..,
- Besonders wichtig aber erscheint mir ..., von außerordentlicher Wichtigkeit ist aber ...,
schließlich gar ..., am deutlichsten …

Zustimmen oder ablehnen


- Zustimmen: Dafür spricht, dass … ,Außerdem kommt hinzu, dass … ,Das Hauptargument dafür
ist … ,Hinzu kommt, dass …
- Ablehnen: Gegen … spricht … , Ein weiteres Argument dagegen ist …, Dagegen spricht, dass

- Abwägen: weder…noch, Einerseits… andererseits, Sowohl…als auch, Zum einem… zum
anderen, Was dafür spricht … dagegen spricht, Obwohl… obgleich, Aber /jedoch, Dies ist
(nicht) zutreffend, da …, Das trifft teilweise/ überwiegend/ kaum/ allenfalls/ in Ansätzen zu, weil

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Etwas hervorheben:
- vor allem / hauptsächlich / insbesondere / besonders / meistens ich möchte betonen/
hervorheben, dass Besonders wichtig aber erscheint…, Man darf auch nicht übersehen, dass…,
entscheidend ist jedoch…, Außerdem spielt noch… eine wichtige Rolle, Allerdings muss man
auch sehen, dass… Weitaus wichtiger ist aber noch…

Etwas ergänzen
- außerdem, darüber hinaus, sowie, ferner, zusätzlich, ergänzend, auch, weiterhin, ebenfalls,
schließlich, nicht zuletzt nicht nur … sondern auch, anschließend,

Schluss/ Fazit
- Wie bereits erwähnt, wie bereits beschrieben
- demnach, also, somit, daher, deshalb, folglich, deswegen, darum, trotz allem, trotzdem
- Ich bin der Meinung, dass…
- Meiner Meinung Nach …
- Mich überzeugen am stärksten die Gründe …
- Ich vertrete den Standpunkt, dass …
- Meiner Einschätzung nach …

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LEKTÜRENZUSAMMENFASSUNGEN

DER GOLDENE TOPF


E.T.A HOFFMANN

INHALT/ ZUSAMMENFASSUNG

1. Vigilie
- Dresden am Himmelfahrtstag
- Prophezeiung durch ein Äpfelweib: dem Studenten Anselmus stehe ein „Fall ins Kristall" bevor
- Erscheinen dreier goldgrüner Schlänglein in einem Holunderbaum -› Verzückung Anselmus

2. Vigilie
- Anselms’ Bootsfahrt mit Registrator Heerbrand, Konrektor Paulmann und dessen Tochter
Veronika -> erneute Vision von den drei Schlänglein
- Vorschlag Paulmanns und Heerbrands an Anselmus: Arbeit als Kopist bei Archivarius Lindhorst
- Verhinderung der ersten Begegnung mit Lindhorst durch verhexte Klingelschnur und Türklopfer

3. Vigilie
- mythische Erzählung Lindhorsts von Phosphorus, der die geliebte Feuerlilie im Kampf gegen
einen schwarzen Drachen wiedergewinnen konnte -› Heerbrands Abwertung der Erzählung als
Schwulst -> Lindhorst Bestehen auf Realitätsgehalt - » emotionale Berührtheit Anselmus’
- Heerbrand vermittelt Begegnung Anselmus' mit Lindhorst, der diesen beschäftigen will
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4. Vigilie
- Anselmus in melancholisch-sehnsüchtiger Stimmung wegen Liebe zu dem Schlänglein
- Gespräch mit Lindhorst:
- Schlänglein = Lindhorsts Töchter -› Anselmus habe sich offenbar in Serpentina verliebt
- Aussicht für Anselmus: bei guter Kopistentätigkeit Begegnung mit seinen Töchtern
- Zugang zu seinem Haus dank Flüssigkeit, die gegen bösen Zauber an der Tür wirke

5. Vigilie
- Tagtraum Veronikas von gemeinsamer Zukunft mit Anselmus, den sie sich als Hofrat vorstellt
- Beeinträchtigung des Tagtraums durch eine feindliche Gestalt, die sich in ihre Vision drängt
- Veronikas Suche nach Hilfe bei Frau Rauerin (= Äpfelweib) -›Offenbarung durch Äpfelweib:
Lindhorst ist ihr Erzfeind und hat Anselmus an sich gebunden -» Plan, die Bindung zu brechen

6. Vigilie
- problemloser Zugang Anselmus' zu Lindhorsts zauberbehaftetem Haus mithilfe der Flüssigkeit
- blauer Saal: goldener Topf, in dem Anselmus seine erste Begegnung mit dem Schlänglein sieht
- müheloses Gelingen der schweren Kopierarbeiten mit Lindhorsts magischem Schreibwerkzeug
- Erklärung Lindhorsts, dass der Liebe zwischen Anselmus und Serpentina feindliche Kräfte
entgegenstünden - › Möglichkeit, diese durch Beständigkeit der Liebe zu Serpentina zu
besiegen

7. Vigilie
- auf freiem Felde Zauberritual Veronikas mit der Rauerin -» Gießen eines Metallspiegels
- fieberhafte Zustände Veronikas

8. Vigilie
- Lindhorsts Warnung: großes Unheil bei auch nur noch so kleinem Kopierfehler
- Ermutigung durch Lindhorst: Erfolg durch Beständigkeit der Liebe zu Serpentina
- Erscheinen Serpentinas bei Kopierarbeit und mythische Erzählung:
- Geschichte ihres Vaters, der (eigentlich ein Salamander) von Phosphors aus Atlantis verbannt
worden sei, weil er dessen Garten nach Verlust seiner geliebten, einer Schlange, verheert
hätte
- Vermählung Serpentinas mit Mann mit poetischem Gemüt -» Beendigung der Verbannung
- goldener Topf als Spiegel des wundervollen Lebens im Zauberreich
- Anselmus’ Liebesgeständnis, Serpentinas Warnung vor Drachen (von dem Äpfelweib abstammt)

9. Vigilie
- Auswirkung des Zaubers von Veronika: Anselmus denkt immer mehr an sie
- Anselmus' Blick in Veronikas Metallspiegel (Geschenk des Äpfelweibs) - » Liebesbegehren und
Heiratsversprechen gegenüber Veronika -» Abwertung der mythischen Welt als Einbildung
- ausartende Abendgesellschaft (Paulmann, Heerbrand, Anselmus): Rausch dank Punsch
- Veränderung von Lindhorsts zuvor wunderbarem Haus hin zum Normalen
- Klecks bei Kopierarbeit - › Anselmus wird in eine Kristallflasche eingesperrt

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10. Vigilie
- Anselmus erkennt eigenen Fehler: Abkommen vom Glauben an die Liebe zu Serpentina
- Angebot des Äpfelweibs, ihn bei Entscheidung für Veronika zu befreien -» Anselmus' Absage
- eigentliches Anliegen des Äpfelweibs: Zerstörung Serpentinas, Besitz des goldenen Topfes
- „Endkampf": Vernichtung des Äpfelweibs durch Lindhorst
- Befreiung Anselmus' aus der Flasche -› Vereinigung mit Serpentina

11. Vigilie
- Heerbrand hält als neu ernannter Hofrat um die Hand Veronikas an -› Veronikas Einwilligung

12. Vigilie
- Anselmus’ und Serpentinas Leben im Wunderreich Atlantis -› Anselmus ist nun Dichter
- Selbstzweifel des Erzählers, von Atlantis erzählen zu können -› Lindhorst lässt ihn mit einem
Zauber Anselmus und den goldenen Topf erblicken -› Sehnsucht des Erzählers nach Atlantis

AUFBAU UND FORM

Struktur
- zwölf Vigilien - lateinisch für „,Nachtwache" (-› Hinweis auf die in der vierten Vigilie
konkretisierte Schreibsituation des Erzählers)
- Schlagwörter zu Beginn jeden Kapitels -› ironisch zu verstehen, da keine
Inhaltszusammenfassung, sondern Nennung banaler Details
- Spannungsbogen:
- Exposition in den Vigilien 1-3: Einführung der Figuren und der beiden Welten (bürgerliche
Welt und mythisch-poetische Welt)
- Entfaltung des Konflikts in den Vigilien 4-9: Kampf der Welten (Student oder magischer
Kopist? Zukünftiger Hofrat oder Poet?) und Kampf von Gut und Böse um Anselmus (Sieg des
Apfelweibs oder Lindhorsts?) - › mit retardierendem Moment (Zuwendung zu Veronika)
- Lösung in den Vigilien 10-12: Besiegen des Apfelweibs durch Lindhorst, Veronikas
Einwilligung in Heirat mit Heerbrand, Anselmus als Dichter mit Serpentina in Atlantis
- erzählerischer Wechsel zwischen Fokus auf poetischer Welt (Vigilie 4, 6, 8, 10) und auf
bürgerlicher Welt (Vigilie 5, 7, 9, 11) - » Spiegelung der Polarität der Wirklichkeiten

Erzählweise
- unbeteiligter Ich-Erzähler:
- Erzählen der Geschichte des Studenten Anselmus in der Er-Form
- Reflexionen des Ich-Erzählers: direkte Ansprache des Lesers, Bekräftigung des
Realitätsgehalts der wundersamen Begebenheiten (insbesondere zu Beginn der 4. Vigilie)
- multiperspektivisches Erzählen im Sinne des Wechsels der Erzählperspektive:
- Zurücktreten des allwissend scheinenden Erzählers zugunsten personalen Erzählens
- Subjektivität der Wahrnehmung: Verunsicherung beim Leser hinsichtlich des Realitätsgehalts
- teilweise gleiche Begebenheit oder Person aus mehreren Perspektiven dargestellt
- Wechsel der Sichtweise auch innerhalb der Figuren (beispielsweise bei der Raumwahrnehmung:
Hexenküche der Rauerin ist zugleich eine gewöhnliche Stube)
- kunstvolle Erzählung von Verwandlungen (z. B. Menschen in Tiere) bzw. Transformationen

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- Darbietungsformen:
- direkte Gedankenwiedergabe: unvermittelte Darstellung des Innenlebens
- Erzählerbericht in Verbindung mit personalem Erzählen
- Elemente szenischen Erzählens: z. B. direkte Rede und ausgeprägte Schilderung von Gestik
und Mimik-» theatralisches Mittel
- Rückgriff auf Symbole: goldener Topf, Kristallspiegel, Schlange

Sprache
- Unbestimmtheitsformulierungen (z.B. andeutende Vergleiche, Darstellung von Gefühls- und
Gedankenverwirrung, Verb „scheinen") - Verunsicherung der Realitätswahrnehmung bei
Figuren und Leser
- häufige Stilmittel:
- Synästhesien - » Widerspiegelung einer ganzheitlichen, mehrere Sinne umfassenden
Wahrnehmung
- Lautmalereien - » Vergegenwärtigen der Geräusche der Natur
- Personifikationen -› sprechende Natur als Zeichen der Beseeltheit der Welt
- Vergleiche -» als Ausgangspunkt für Darstellung von Metamorphosen
- Wiederholungen -» Intensivierungen (insbesondere bei Ansprache durch wunderbare Wesen)
- starke Präsenz von Begriffen aus dem Bereich der Musik bzw. der Geräusche (auch für die
Bildung von Metaphern) -› sinnliche Vergegenwärtigung
- teilweise recht lange Sätze mit komplexer Syntax
- Sprache der Philister (bürgerlich-floskelhafte, gestelzte Sprache) vs. Sprache der Poesie
(Lautmalereien, Alliterationen, Binnenreime etc.) » Widerspiegelung der zwei Wirklichkeiten
- große visuelle Kraft der Sprache (z.B. durch auf Farben und Lichteffekte bezogene Wörter)

Gattungs- und Epochenzugehörigkeit


- Kunstmärchen:
- Untertitel des Textes: „Ein Märchen aus der neuen Zeit" -» Verknüpfung zweier eigentlich
widersprüchlicher Wendungen: „Märchen" (historisch nicht verortbar) und ,,neue
Zeit“ (historische Situierung)
- Märchenelemente: wundersame Begebenheiten; Kampf zwischen Gut und Böse; magische
Dinge (z.B. Metallspiegel, goldener Topf); fantastische Figuren und Verwandlungen; Happy
End
- kunst- und anspruchsvolle Erzählung; z. T. komplexe Sprache und Passagen
- Zuordnung zur Epoche der Romantik:
- typische Epochenmotive: Träume, Sehnsucht, Verwandlungen, Macht des Unbewussten und
des Wunderbaren, Natur als Sehnsuchtsort etc.
- gegen Aufklärung: Betonung des rational nicht zu Erschließenden
- Schaffen einer eigenen poetischen Wirklichkeit -» mit Selbstreflexion des Erzählens
- Illusionsbrüche durch romantische Ironie
- Hochschätzung der Gattung Märchen

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DEUTUNGSANSÄTZE

Poetologische Lesart
- Anselmus’ Geschichte als Geschichte von der Entwicklung zum Dichter:
- Anselmus' Persönlichkeit als Voraussetzung: dank „ kindliche[m] poetische[n] Gemüt“
Offenheit für das Poetische, für das Traumhaft-Wunderbare, für Serpentina
- Ausbildung/Reifung zum Dichter bei Lindhorst: Anselmus zunächst als Kopist (-»
handwerkliche Fähigkeiten), der zusehends die fremde Sprache (die Ursprache) versteht;
Anselmus dann als Erzähler eines Mythos aus der anderen Welt - inspiriert von Serpentina -›
neben handwerklichen Fähigkeiten bedarf es der Inspiration (einer Muse), um dichten zu
können
- Eingang in Atlantis als Reich poetischer Existenz
- Selbstreflexionen des Erzählers über das Erzählen: Wissen um Skepsis des Lesers hinsichtlich
des Realitätsgehaltes des Erzählten -» Bekräftigung der Wahrhaftigkeit
- Erzähler als Figur der 12. Vigilie: Erkenntnis, dass Poesie und Realität einander nicht
ausschließen (Erzähler gleichzeitig in Dresden und in Atlantis) -›Umsetzung des romantischen
Ideals: Poetisierung des Lebens
- dialektisches Verhältnis von Dichtung und Leben bzw. Realität und Ideal: beide Sphären
verweisen jeweils aufeinander

Psychologische / psychoanalytische Lesart


- Anselmus als psychisch Kranker mit schizophrenen und melancholischen Zügen: z.B. Wechsel
zwischen zwei Wahrnehmungswelten bzw. verzerrte Weltwahrnehmung, Verfolgungswahn,
Halluzinationen, Verzweiflung und Einsamkeitsempfindungen, große Einbildungskraft -›
Anselmus' Übertritt ins Reich Atlantis als Suizid
- Tiefenpsychologie: Serpentina als Personifikation des Unbewussten und als Anima (Begriff des
Psychoanalytikers C. G. Jung: beim Mann weiblicher Seelenteil und inneres Idealbild einer Frau,
das nach außen auf reale Frauen projiziert wird)
- narzisstische Züge: Serpentina als Teil von Anselmus' „poetischem" Innenleben -» insofern
Verehrung Serpentinas eigentlich Verehrung des eigenen poetischen Geistes Werk als
künstlerische Fantasie gelingender Liebe im Gegensatz zur unmöglichen Liebe zu Julia Marc in
Hoffmanns Leben

Philosophische Lesart
- Anklänge von Hoffmanns Werk an die (romantische) Naturphilosophie G. H. v. Schuberts:
- Traumsprache als bilderhafte Sprache, die der Natur des Geistes näher ist als die
Wortsprache
- Verwandtschaft der Traumsprache mit der Poesie
- Annahme eines glücklichen, mit der Natur eng verbundenen Urzustandes (auch als „,
Goldenes Zeitalter" bezeichnet), von dem sich die Menschheit entfremdet hat
- Wiedererlangung dieser Zeit spiegelt sich in der Rückkehr Lindhorsts in das Phosphorus-
Reich und in Anselmus' Ankunft in Atlantis
- Sehnsucht nach der All-Einheit des Seins und nach verlorener Einheit von Poesie und Leben:
- Wunsch nach Vereinigung mit der Natur bereits spürbar in der Holunderbaum-Szene
- Behauptung der All-Einheit am Ende der Erzählung: „Ist denn überhaupt des Anselmus
Seligkeit etwas anderes, als das Leben in der Poesie, der sich der heilige Einklang aller
Wesen als tiefstes Geheimnis der Natur offenbaret?“

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- Kritik an Aufklärung:
- kein Geschichtsmodell, das von Fortschritt ausgeht, stattdessen Entfremdung von Urzustand
(s.0.)
- Würdigung des Irrational-Intuitiven gegenüber dem Rational-Faktischen
- Aufwertung der Kraft des Glaubens (im Sinne von Serpentinas Devise: „glaube, liebe,
hoffe!")
- Erkenntnistheorie: Verunsicherung der Überzeugung, dass menschliche Erkenntnis eine
objektive Abbildung der äußeren Wirklichkeit darstelle

Soziologische Lesart
- kritische Auseinandersetzung mit dem erstarkenden Bürgertum und vor allem mit dem Typus
des Philisters
- Bürgertum vs. Künstlerschaft: Widerstreit zweier Lebenskonzepte -› Gebundenheit vs.
Ungebundenheit; gesellschaftlicher Aufstieg vs. Selbstverwirklichung; Zweckehe vs. Seelenliebe
- Genderorientierte Perspektiven:
- Widerspiegelung der Abhängigkeit der Frau vom Mann: Veronika kann nur als Frau eines
Hofrats Hofrätin werden - dabei aber aktives Betreiben dieser Form der „Karriere" (Suche
nach Unterstützung durch dunkle Mächte)
- Frauenbilder: Idealisierung der Frau (Serpentina) und Dämonisierung der Frau (Apfelweib)

PERSONENKONSTELLATION

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DER STEPPENWOLF

HERMANN HESSE

INHALT/ ZUSAMMENFASSUNG

Vorwort des Herausgebers


- (fiktiver) Herausgeber als Ich-Erzähler: Beschreibung der etwa zehnmonatigen Zeit, die er mit
Harry Haller im selben Haus (im Haus der Tante des Herausgebers) gewohnt hat
- allmähliches Kennenlernen und Besuch eines Vortrags -› Entlarvung des Redners durch Haller
- Charakterisierung Hallers: ungesellig, scheu, sonderbar, aber auch geistvoll und sinnlich
- Lebenswandel: Ausschlafen, kein geregelter Beruf, Büchermensch, Zigarren-/Alkoholkonsum
- Hallers Faszination für Bürgerlichkeit, Ordnung und Sauberkeit (ohne diese bei sich zu haben)
- Besuch eines Sinfoniekonzerts: Hallers Glücksempfinden bei Musik von Friedemann Bach
- Besuche von einer Frau, offenbar von Hallers Geliebter
- Hallers zurückbleibende Aufzeichnungen als „Dokumente" mit überpersönlicher Bedeutung

Harry Hallers Aufzeichnungen - Teil 1


- Haller als Ich-Erzähler: Darstellung des Alltags zur Zeit des Schreibens an den Aufzeichnungen
- Ambivalenz der Bürgerlichkeit: Attraktivität des Bürgerlichen und Abneigung dagegen Wechsel
mäßig positiver und schmerzvoll-negativer Tage, Bedürfnis nach intensivem Fühlen
- Entdecken des verschlossenen „,Magischen Theaters" bei Abendspaziergang-»Einkehr in
Kneipe -»› auf Heimweg Begegnung mit Träger eines Plakats, das auf das „Magische Theater"
hinweist -» Übergabe des Buches Tractat vom Steppenwolf Haller -› Lektüre des Buches

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Tractat vom Steppenwolf
- Studie über geistige Verfassung eines unzufriedenen Mannes namens Harry -› Doppelnatur:
menschliche Seite (vernünftig, kultiviert, edel) und wölfische Seite (wild, ungezähmt) im Konflikt
-» innere Zerrissenheit: Wunsch nach Unabhängigkeit und Bindung
- Selbstwahrnehmung als potenzieller Selbstmörder -» Suizidvorhaben für den 50. Geburtstag
- Einzelgänger-Position jenseits der bürgerlichen Welt, zugleich bürgerliche Aspekte des Lebens
- Bürger = schwach, ängstlich -» Steppenwölfe als Sicherer des Fortbestands des Bürgerlichen
- Humor als versöhnlicher Ausweg für Steppenwölfe -› Möglichkeit, alle Gegensätze zu umfassen
- Belehrung: Vereinfachung des Ichs durch Zweiteilung -› Inneres aus vielen Ichs bestehend
- Weg zu Gott nicht durch Rückzug ins Kindliche oder Wölfische, sondern durch Vordringen in die
(schuldige) Menschwerdung durch Erweiterung der Seele, sodass sie alles zu umfassen vermag

Harry Hallers Aufzeichnungen - Teil 2


- nach Lektüre des Tractats: Lesen eines selbstgeschriebenen Gedichts über den Steppenwolf
Suizidgedanken und Erinnerung an frühere Phasen des Scheiterns als Gründe für Vereinsamung.
Mitgehen bei einem Leichenzug: Einsicht in die Verlogenheit bei Beerdigungen
- wegen politischer Differenzen wenig erfreuliches Essen bei nationalkonservativem Professor
- Kennenlernen der Prostituierten Hermine im Wirtshaus Schwarzer Adler -» Abkommen vom
Suizidgedanken durch lebensnahe Art, mit der sie seine vergeistigte Einstellung entzaubert.
Einschlafen Hallers -› Goethe-Traum: Empfehlung, die große Bedeutung von Spaß
anzuerkennen
- Gespräch mit Vermieterin am nächsten Tag: Hallers Technik-Abneigung
- Hermines Lebensplan für Haller: Wiederentdeckung der Freude u. a. durch Lachen und Tanzen
-› Hallers Pflicht, ihren Befehlen zu folgen (mit Vorhersage, dass er sie später töten wird
- Lernen erster Tanzschritte von Hermine -›Besuch einer Tanzveranstaltung: euphorisierender Tanz
mit Maria, Bekanntschaft mit Saxophonist Pablo -› Rat Hermines, mit Maria zu schlafen. In
Folgezeit Tanzstunden (u. a. als Vorbereitung eines Maskenballs) und Aufzeigen der Freude am
Leben -› z. T. aber bitteres Gefühl der Auflösung der früheren Persönlichkeit
- zunehmender Kontakt mit Pablo -› Drogenkonsum und Gespräch über Musik
- Liebesnacht mit Maria › Anmietung eines Zimmerchens in der Nähe -› Verhältnis mit Maria
- Geständnis Hallers gegenüber Hermine, zwar glücklich zu sein, aber nicht seiner Bestimmung
nachzukommen-› Hermines Bekräftigung der Geistesverwandtschaft zwischen ihnen beiden und
ihre Einsicht, dass er wegen seiner hohen Ansprüche nicht in diese Welt passe
- Verfassen des Gedichts , Die Unsterblichen", letzte Liebesnacht mit Maria nach Abendessen
- Besuch einer Kneipe und eines Kinos -› Versuch, sich vor dem Maskenball aufzulockern
- später Besuch des Maskenballs in den Globussälen:
- Nachricht: Ankündigung des Magischen Theaters für vier Uhr nachts -» Motivation zum
Eintauchen in die Tanzgesellschaft nach vorangegangener Abneigung -» Tanz mit Maria
- Gang in den Raum „Hölle": Finden Hermines, die als sein Jugendfreund Hermann verkleidet
ist -› Gespräch über Hallers Kindheit; Sich-Verlieben Hallers (wie von Hermine angekündigt)
- ausschweifende, rauschhafte Stunden: ausgiebiger Tanz mit Frauen, Flirtspiele etc
- „Hochzeitstanz" mit Hermine, die nun als schwarze Pierrette auftritt
- Pablos Vorhalten eines Spiegels, der Hallers altes Ich zeigt, nach Trinken eines
Rauschgetränks

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- Betreten des Magischen Theaters im selben Gebäude:
- Verlöschen des alten (Wolf-)Selbstbildes in vorgehaltenem Spiegel -› Lachen Hallers
- Erblicken vieler eigener Ichs in großem Spiegel
- Möglichkeit, verschiedene Räume zu betreten, die verschiedene Fantasien „bieten“
- 1. Raum: begeisterter Kampf Hallers gegen Autos und deren Insassen
- 2. Raum („Anleitung zum Aufbau der Persönlichkeit"): Schachspiel eines Mannes mit Hallers
vielen Ichs -› Lehre, dass man mit den Ichs im Leben ein Spiel spielt
- 3. Raum (, Wunder der Steppenwolfdressur"): gegenseitige Dressur von Wolf und Mensch
- 4. Raum („Alle Mädchen sind dein"): Liebeserlebnisse mit Mädchen aus seiner Jugend
- Zurückschrecken vor 5. Raum („Wie man durch Liebe tötet") -› Rückkehr zum großen Spiegel:
Selbstgespräch und Unterhaltung mit spöttisch auftretendem Mozart
- Betreten eines Raums: Erstechen Hermines (die nach Geschlechtsverkehr neben Pablo liegt)
- letzter Raum („Harrys Hinrichtung"): Verurteilung zur Strafe des ewigen Lebens und des
„einmaligen Ausgelachtwerdens" wegen Missbrauchs des Theaters durch „ Humorlosigkeit"
- Vorwurf der Humorlosigkeit auch durch Pablo, in den sich Mozart verwandelt hat
- Zuversicht Hallers, das Lachen irgendwann noch zu lernen

AUFBAU UND STRUKTUR

Aufbau und Struktur


- Vierteilung:
- 1. Vorwort des Herausgebers: Einführung des fast 50-jährigen Protagonisten von außen
- 2. Harry Hallers Aufzeichnungen - Teil 1: Darstellung eines Ausschnitts aus dem Leben des
Protagonisten - Einführung von innen -› seine Lebenskrise
- 3. Tractat vom Steppenwolf: Darstellung der Gedanken- und Gefühlswelt des Protagonisten
von außen in Form einer Charakterstudie
- 4. Harry Hallers Aufzeichnungen - Teil 2: Fortsetzung der Darstellung des Lebensausschnitts
(mit Schwerpunkt auf den letzten drei Wochen) -› seine Persönlichkeitsveränderung
- Romangeschehen/innere Struktur: drei Phasen
- Status quo: Verzweiflung und Suizidgefährdung
- Vorbereitung der Veränderung u. a. durch Tanzen und erotische Erlebnisse
- Verwandlung im Magischen Theater
- Offenheit im Hinblick auf Beginn (woher kommt Haller?) und auf Ende (wo verbleibt Haller?)

Erzählweise und Sprache


- Verschiedenartigkeit der Textarten: Ereignisberichte, psychologische Reflexionen,
Charakterstudie, Gedichte, lange wörtliche Rede etc.
- Multiperspektivität: drei Erzähler (Herausgeber, Harry Haller, Verfasser des Tractats) mit jeweils
eigener Perspektive
- differenzierteres Bild der Figur
- einerseits starke Identifikation durch Ich-Form der Aufzeichnungen, andererseits Distanz
durch die (auch kritischen) Perspektiven der anderen Erzähler

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- Herausgeber als Ich-Erzähler:
- subjektives Erzählen in Form eines Rückblicks
- Mischung aus allgemeinen Einschätzungen zu Haller und Schilderungen beispielhafter
Begegnungen
- szenische Wiedergabe von Dialogen (wörtliche Rede) mit Haller
- eher nüchterne Sprache
- Reflexionen des eigenen Schreibprozesses
- Harry Haller als Ich-Erzähler:
- Ich-Form: Ermöglichung einer stärkeren Identifikation mit der Figur
- zunächst Dominanz des Erzählberichts zur gegenwärtigen verzweifelten Lage, Präsentation
von Figurenrede v. a. in indirekter Rede
- Einstreuung längerer (in direkter Rede wiedergegebener) Dialoge ab dem Kennenlernen
Hermines -›szenisches Erzählen
- Tagebuch-Charakter der Aufzeichnungen, aber keine klaren Schreibzeitpunkte -
Zeitadverbien (heute, morgen, gestern) deuten aber auf Nähe zwischen Erleben und
Schreiben hin
- Spannung zwischen reflexionsbeladenen Passagen und Schilderung rauschhafter Erfahrungen
- sprachliche Variationen je nach Situation - » Darstellung leidvoller Tage mithilfe von
Parataxen und Wiederholungen; Schilderung von Reflexionen zur eigenen Natur und zum
Konflikt mit dem Bürgerlichen mithilfe von Metaphern, Neologismen und komplexer Syntax
- Aufzählungen, Wiederholungen, Ausrufe, Ellipsen -» Intensität und teilweise Pathos
- rhetorische Fragen als Form der Selbstversicherung
- Verfasser des Tractats:
- formelhafter Beginn: „, Es war einmal"-» ironisierende Andeutung von Märchenhaftigkeit
- geheimnisvolles Wissen des Verfassers über Harry -» Anschein auktorialen Erzählens, auch
durch Kommentare und Richtigstellungen
- Erwecken des Anscheins einer neutralen Charakterstudie über Harry -» zugleich ist
Abhandlung aber z.B. mit subjektiven Wertungen und Belehrungen durchsetzt und von
einem lockeren Ton geprägt, dabei aber bei Wortwahl z. T. hohe Sprachebene
- Einsatz rhetorischer Mittel wie z. B. der Ellipse, der Emphase, der Klimax und der (oft
hyperbolischen) Metapher zur Intensivierung des Bildes von Harry dabei Kritik an Harry und
Sympathie für ihn hypotaktischer Satzbau als Ausdruck der Komplexität des Tractats
- leitmotivisch eingesetzte Symbole und Motive: zentrale Metapher „,Steppenwolf“, Spiegel (als
Medium des Selbsterkennens) und Lachen (als Möglichkeit der Heilung)
- bruchloser Übergang von Realitäts- in surreale Traum- bzw. Visionsdarstellung
- keine Auflösung der Widersprüche/Geheimnisse (z.B.: Woher weiß der Verfasser des Tractats so
viel über Haller?)

Literarische Form
- Nähe zum Entwicklungsroman: Veränderung des Protagonisten im Mittelpunkt
- Nähe zur Bekenntnisdichtung (Werk als Ausdruck persönlicher Erfahrungen und Empfindungen)
und zum Seelenroman (innerer Konflikt und dessen Lösung im Zentrum)

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DEUTUNGSANSÄTZE

Biografische Lesart
- literarische Verarbeitung einer Lebenskrise
- zahlreiche Hinweise auf Nähe von Autor und Figur
- identische Initialen: Hermann Hesse und Harry Haller
- äußere (Statur, Frisur etc.) und innere (Vorlieben und Gewohnheiten etc.) Ähnlichkeiten
- direkte Übernahme von Erlebtem in den Roman: z. B. Tanzstunden, Maskenball
- Widerspiegelung von Beziehungskrisen
- Suizidgedanken
- Vergleichbarkeit der Identitätskrise Hallers mit der inneren Verfassung des Autors zum Zeitpunkt
der Arbeit am Roman
- Begegnungen Hallers mit Hermine, Maria und Pablo: Ähnlichkeiten zur psychoanalytischen
Therapie Hesses im Sinne einer Bearbeitung der verdrängten, niedergehaltenen Seelenanteile

Historische/zeitkritische Lesart
- Hallers Krise als Krise der Zeit (vgl. Vorwort: Hallers Seelenkrankheit als „Krankheit der Zeit“
bzw. als „Neurose" seiner „Generation") -› Kritik an der Gegenwart
- Kritik an der Moderne: kritische Einstellung gegenüber Technik (u.a. Radio)
- Kulturkritik: Oberflächlichkeit der gegenwärtigen Kultur (z.B. im Umgang mit Klassikern und im
Hinblick auf neue Musik wie den Jazz)
- Kritik an Kriegsbegeisterung -» politische Ohnmacht angesichts der Möglichkeit eines neuen
Krieges
- Roman insgesamt als Ausdruck der Krisenhaftigkeit im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts
- Pessimismus hinsichtlich der Zukunft statt des bürgerlichen Fortschrittsglaubens
- Vision Hallers: Aufgabe des Künstlers, die Gesellschaft mitzugestalten
- Steppenwölfe als Kräfte am Rande der Gesellschaft, die die bürgerliche Ordnung erhalten (vgl.
Tractat vom Steppenwolf)

Psychoanalytische/psychologische Lesart
- Identitätskrise: Hallers Unsicherheit in Bezug darauf, wer er ist bzw. sein soll -› einerseits
Abgrenzung von der bürgerlichen Gesellschaft, andererseits Anziehung durch diese
- Roman als Geschichte der Individuation/Persönlichkeitsbildung: Bewältigung der Lebenskrise
- Pablo, Maria und vor allem Hermine als Teile von Hallers Persönlichkeit (bzw. als deren
Spiegelung)
- Hermine als Anima (weiblicher Seelenanteil) nach C. G. Jung: Vermittlerin zwischen Ich und Es,
die Haller bestimmte Erfahrungen ermöglicht, und dadurch helfende Kraft bei der
Persönlichkeitsentwicklung Hallers
- Hermine als Urmutter (Archetyp nach C. G. Jung): schützende und führende Instanz
- Selbstdiagnose Hallers: Neurose - Neurose nach Sigmund Freud als Ergebnis eines psychischen
Konflikts zwischen Ich und Es
- Heilungsperspektive: Annehmen der (vermeintlichen) seelischen Widersprüche
- Aufwertung des Humoristisch-Spielerischen zu einer Möglichkeit, die persönliche Krise zu
überwinden
- Magisches Theater als eine Art psychoanalytischer Therapie: Ziel = Integration abgespaltener
Persönlichkeitsanteile ins Ich
- Träume als Quelle der (Selbst-)Erkenntnis: Goethe-Traum und Traumhaftigkeit des Magischen
Theaters

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Philosophische/anthropologische Lesart
- „Lehre von den tausend Seelen" (Zitat aus einem Brief Hesses): das Ich nicht als Einheit,
sondern als „Vielheit", als heterogenes Gebilde (-› Spiegelung eines
philosophiegeschichtlichen Perspektivwechsel)
- Nähe zum Existenzialismus: der Mensch als Sinngeber und Verantwortlicher für das eigene
Leben
- Widerspiegelung der philosophischen Frage, in welchem Verhältnis Körper und Geist stehen:
tierisch-triebhafte Anteile und kulturell-geistige Anteile -› Ziel der Integration dieser Aspekte
des Ichs
- Aufwertung des Humors zu einer (philosophischen) Lebenshaltung -» Gewinnung einer
entspannten, gelösten Einstellung zum eigenen Ich und zur Welt -›Überwindung der
Zerrissenheit und Vereinigung aller „Bezirke des Menschenwesens“
- die „Unsterblichen" als Verkörperung einer idealen Geisteshaltung
- Spiegelung von Aspekten der Philosophie Nietzsches:
- Leidensfähigkeit als auszeichnende Eigenschaft (vgl. Haller als „, Genie des Leidens“)
- Zwischenstellung zwischen Natur und Geist
- Widerstreit des Apollinischen (Vernunft, Ordnung, Form) und des Dionysischen
(Rauschhaftigkeit, Triebe) -» Angewiesensein der beiden Pole aufeinander
- Theologische Auslegung: buddhistisches Prinzip des Mittleren Pfades als Zwischenweg
zwischen ausschweifendem, lustorientiertem Leben und asketischer Lebensweise

PERSONENKONSTELLATION

31
FAUST
JOHANN WOLFGANG VON GOETHE

INHALT/ ZUSAMMENFASSUNG

Vorspann
- Zueignung: Erinnerungen eines Dichters an vergangene Zeiten und Ideen, die ihn mit neuer
Schaffenskraft erfüllen
- Vorspiel auf dem Theater: Diskussion darüber, was ein Theaterstück ausmacht:
- Direktor ausverkaufte Vorstellungen und volle Kasse -» Angebote für jeden Geschmack
- Dichter: Kunst im Zentrum, für die er Zeit und Muße braucht
- Lustige Person (Schauspieler): Hinwendung zum vollen Menschenleben
- Prolog im Himmel: Disput zwischen Gott und Mephisto über den Menschen -› Wette mit Fausts
Seelenheil als Einsatz: Mephisto will an Faust Verführbarkeit des Menschen zeigen

Gelehrtentragödie
- Nacht: Monolog des Gelehrten Faust über seine Verzweiflung, trotz seiner Studien und des
Einsatzes von Magie nicht zu wahrer Erkenntnis gelangen zu können -› Heraufbeschwören des
Erdgeists, der Faust verspottet, weil er ihm nicht standhalten kann -» Selbstmord als Lösung,
von dem ihn österliches Glockengeläut und Chorgesang der Engel abhalten
- Vor dem Tor: Osterspaziergang von Faust und dem Famulus Wagner, auf dem Faust sich seiner
inneren Zerrissenheit zwischen sinnlichen und übersinnlichen Genüssen bewusst wird
- Studierzimmer l: erste Begegnung von Faust mit Mephisto und Erwägung eines Teufelspakts
- Studierzimmer Il: Abschluss des Pakts zwischen Faust und Mephisto: Wenn Mephisto Fausts
rastloses Streben befriedigen kann und Faust im Augenblick verweilen will, verliert der Doktor
sein Seelenheil an den Teufel. -› Aufbruch zur Erkundung der Welt
- Auerbachs Keller in Leipzig: Reise in die Welt der Sinnenfreuden
- Hexenküche: Besuch in Mephistos Welt mit Magie und Hexerei -» Verjüngung Fausts, der
Idealbild einer Frau im Spiegel erblickt = Vorbereitung der Gretchenhandlung

32
Gretchentragödie
- Straße l: erste Begegnung von Faust und Margarete, bei der Faust ihr sein Geleit anbietet, das
sie als unschicklich ablehnt -» Aufforderung Fausts an Mephisto, ihn mit Margarete zu
verkuppeln
- Abend: Eindringen von Faust und Mephisto in Margaretes Zimmer, wo Faust von
Verliebtheitsgefühlen (aber auch von schlechtem Gewissen wegen Margaretes Unschuld)
überwältigt wird -> Zurücklassen eines Schmuckkästchens als Geschenk für Margarete, das
diese bei ihrer Rückkehr verzückt entdeckt
- Spaziergang: Ärger Mephistos über Margaretes Umgang mit dem Schmuck, den ihre Mutter
dem Pfarrer aushändigte
- Der Nachbarin Haus: Klagen Marthes über ihr Strohwitwendasein; Margarete präsentiert ihr
neues Schmuckgeschenk und Mephisto arrangiert ein Treffen zwischen Faust und Margarete
- Straße II: Entlarvung von Fausts Scheinheiligkeit durch Mephisto
- Garten: Parallelunterhaltungen von Faust und Margarete sowie Mephisto und Marthe
- Margaretes Erzählungen von ihrer Kindheit und Befragung des „Blumenorakels", das ihr
Fausts Liebe bestätigt
- Versuche Marthes, Mephisto zu einer festen Bindung zu überreden
- Ein Gartenhäuschen: Austausch von ersten Zärtlichkeiten zwischen Faust und Margarete.
- Wald und Höhle: Hinwendung Fausts an den Erdgeist und Beschreibung seiner Freude
angesichts des Erlebten, dann aber Klagen über Zerstörung seiner inneren Ruhe; Auftauchen
Mephistos, der Faust zur Entscheidung anstachelt, Margarete zu verführen
- Gretchens Stube: Gesang Margaretes, der ihre Sehnsucht nach Faust offenbart
- Marthens Garten: Religionsgespräch von Faust und Margarete, in dem Margarete ihre Zweifel
hinsichtlich Mephisto äußert, auf die Faust ausweichend reagiert -» Planung einer Liebesnacht
- Am Brunnen: Gespräch über Bärbelchen, die nach Liebschaft unverheiratet schwanger ist ->
Verdeutlichung von gesellschaftlichen Zwängen und Sanktionen, die Margarete drohen
- Zwinger: Gebet Margaretes, in dem sie Muttergottes um Hilfe bittet
- Nacht: Kampf zwischen Faust und Margaretes Bruder Valentin; der tödlich verwundete Valentin
wirft seiner Schwester ihren unmoralischen Lebenswandel vor
- Dom: Konfrontation Margaretes mit all ihren Sünden - Vergiftung der Mutter durch Schlaftrank,
Tod ihres Bruders durch Kampf mit Faust, uneheliche Schwangerschaft
- Walpurgisnacht: Versuch Mephistos, Faust durch wildes Treiben auf dem Blocksberg von
Margarete abzubringen -› Vision Fausts von Margaretes schrecklichem Schicksal
- Walpurgisnachtstraum: Theateraufführung auf dem Blocksberg, die Faust von seiner
Erschütterung ablenken soll
- Trüber Tag. Feld: Drängen Fausts auf Rettung Margaretes, der wegen Kindstötung die
Hinrichtung droht
- Nacht, offen Feld: Weg von Faust und Mephisto zum Kerker
- Kerker: Versuch, Margarete zu retten, die sich aber weigert, Faust und Mephisto zu folgen, weil
sie erkennt, dass Faust sie nicht wirklich liebt und mit dem Teufel im Bunde steht -› Verkündung
von Margaretes Rettung durch göttliche Stimme von oben

33
AUFBAU UND FORM

Schachtelstruktur des gesamten Dramas


- Binnenhandlung:
- Der Tragödie erster Teil (Faust I) mit Gelehrtentragödie, Übergangsphase (Auerbachs Keller,
Hexenküche) und Gretchentragödie; Teilabschluss der Rahmenhandlung in der Kerkerszene
- Der Tragödie zweiter Teil (Faust Il) mit Ende der Binnenhandlung

Form
- keine Unterteilung in Akte, nur in Szenen -› Herstellung von Kohärenz durch:
- linearen, klaren Aufbau mit kausal verknüpften Szenen, von denen nur wenige Szenen(teile)
entbehrlich sind, z. B. Mephistos Studienberatung oder der Walpurgisnachtstraum
- Vorausdeutungen, z. B. Gesang der Bauern „ Wie mancher hat nicht seine Braut / Belogen
und betrogen!" (V. 974f.)
- Spiegelungen und Kontraste, z. B. Fausts Gefühl des Gefangenseins in seiner
Gelehrtenexistenz/ Margaretes Gefangensein im Kerker
- antithetisch gestaltete Leitmotive, z.B. Wort und Tat, Wissbegierde und Wissenschaftskritik
- keine durchgehende Konsequenz in Bezug auf die drei Einheiten eines Dramas nach
Aristoteles:
- keine Einheit des Ortes wegen häufig wechselnder Schauplätze
- Einheit der Zeit nur zu Beginn in Studierzimmerszenen, später Beschleunigung und Raffung,
z.B. Zeit zwischen erster Liebesnacht von Faust und Margarete und Margaretes Haft
- Einhaltung der Einheit der Handlung
- asymmetrischer Aufbau: Umschwung zur fallenden Handlung vollzieht sich nicht in der Mitte,
sondern es gibt zwei Peripetien
- erste Peripetie: Faust gibt Gelehrtenexistenz auf und bricht mit Mephisto zu
Welterkundungstour auf
- zweite Peripetie: Beschluss Fausts, Margarete zu verführen (Wald und Höhle)

Sprache und Stil


- Vorherrschen von gereimter Sprache, um unmittelbare Wirkung des Stoffs zu dämpfen
(Ausnahme: Trüber Tag. Feld in Prosa zeigt Fausts aufgewühlte Gefühlslage, als er von
Margaretes Kerkerhaft erfährt)
- unterschiedliche Versarten, um Charaktere und Gefühlslagen deutlicher herauszuarbeiten:
- Madrigalvers: geistreicher, flüssiger Plauderton; typisch für Mephisto
- Knittelvers: volkstümlich und bürgerlich-bieder; typisch für Margarete, auch Faust in
bestimmten Szenen
- freie Rhythmen: zeigen emotionale Erregung, z. B. von Margarete im Kerker
- Blankvers: getragen und ernst; nur in der Zueignung und in Fausts Monolog (Szene Wald)
- Alexandriner: feierlich; selten in Faust II
- häufiges Vorkommen von strophischen, lyrischen Formen als Lieder, Gedichte und Gebete:
- Verweis auf magisch-religiöse Sphäre, z. B. Geisterstimmen im Studierzimmer oder Gebet
Margaretes im Zwinger
- Verweis auf volkstümliche Sphäre, z. B. Margaretes Gesang am Spinnrad

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Gattungsbestimmung und Epochenzugehörigkeit
- Merkmale einer Tragödie (v. a. auf inhaltlicher Ebene), z. B. Erlangung tragischer Würde durch
Margarete, da sie sich aktiv gegen ihre Befreiung und für ihre Hinrichtung entscheidet
- Merkmale eines bürgerlichen Trauerspiels, z. B. Nichtbefolgen der Ständeklausel und gängiges
Plotschema (Verführung eines ehrbaren Bürgermädchens durch adeligen Mann).
ABER: Entlarvung der Doppelmoral des Bürgertums, da Konflikt sich innerhalb des Bürgertums
abspielt und Sittsamkeit nur von Frau gefordert wird
- komödienhafte Ansätze in der Form durch gebrochenes Pathos: Wortwitz Mephistos oder
Situationskomik.
ABER: Tragik überwiegt
- Anklänge an mittelalterliche Formen wie Mysterienspiel und Schwank, z. B. Prolog im Himmel
oder Derbheiten in der Hexenküche
- Faust / als epochenübergreifendes Werk:
- Aufklärung: Glaube an menschliche Fähigkeit zur Vervollkommnung, z. B. Fausts Ringen um
Erkenntnis
- Sturm und Drang: Aufbegehren gegen gesellschaftliche Zwänge, Geniekult, Thema
Kindsmord, Fausts Anspruch auf Erlebnisintensität
- Klassik: Streben nach Harmonie und Humanität, z. B. Faust als Repräsentant der Gattung
Mensch, kunstvolle Sprachgestaltung
- Romantik: Hinwendung zum Unbewussten und Rätselhaft-Mythischen, z. B. Fausts innere
Zerrissenheit, Auftreten von Geistern und Hexen

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DEUTUNGSANSÄTZE

Philosophische Lesart
- Irren als Begleiterscheinung von Streben:,„Es irrt der Mensch so lang er strebt." (V. 317)
- möglicherweise Angriff auf den Humanismus der Aufklärung der von beständiger
Höherentwicklung des Menschen ausgeht -» Negierung des aufgeklärten Fortschrittsglaubens
- Widerspiegelung des Mechanismus der , Dialektik der Aufklärung": Umschlagen einer
zweckgerichteten Rationalität in Barbarei, z. B. wenn Mephisto dem Herrn vorwirft, den
Menschen mit Vernunft ausgestattet zu haben, wodurch dieser „ tierischer als jedes Tier" (V.
286) werde
- ambivalente Haltung zu Irrtümern, da diese die menschliche Entwicklung auch voranbringen:
Mephisto als notwendiger Widerstand im Prozess des Fortschritts, ohne den keine Entwicklung
möglich wäre
- Irrwege des Menschen auch von Gott gelenkt -› Mephisto als Verkörperung des Bösen ist
integraler Bestandteil der Schöpfung
- Ganzheit vs. Partialität: Mephisto ist nur ein Teil der Schöpfung, die er gerade durch die
ständige Verneinung bestätigt und anerkennt

Kommunikationstheoretische Lesart
- Gegenüberstellung von Wort und Tat bzw. von Sprache und Wirklichkeit vergeistigtes
Gelehrtendasein steht lebenspraller Sinnlichkeit gegenüber
- Drama deckt Vereinfachung dieser Polarität auf, da gezeigt wird, dass Reden auch Handeln sein
kann genauso wie Worte manipulieren und täuschen können
- z.B. Verfluchung und Verleumdung Margaretes durch Valentin führt zu deren Ächtung
- Faust stellt Ausdrucksfähigkeit der Sprache immer nur dann infrage, wenn es ihm selbst nützt,
z. B. Ausweichen vor Liebeserklärung bzw. vor Religionsgeständnis
- Mephisto unterstellt gelehrter Rede Mangel an gedanklicher Tiefe
- Jonglieren Mephistos mit Begriffen und Perspektiven, um seine Zwecke zu verfolgen, z. B.
„Ein Teil von jener Kraft, / Die stets das Böse will und stets das Gute schafft." (V. 1335 f.).

Soziologische Lesart
- gesellschaftliche Rahmenbedingungen machen sexuelle Triebe zu Quelle tragischen Leidens
- Offenlegung der Beschränkungen, denen Geschlechterrollen jeweils unterliegen
- Mann als aktiver Teil erlebt Liebesabenteuer und ist dynamisch auf die Außenwelt gerichtet
(z.B. Mephisto und Faust)
- Frau ist passiv und will Mann für Ehe und häusliches Familienleben gewinnen (z.B. Marthe
und Margarete)
- Faust kann nach Affäre mit Margarete zu neuen Abenteuern weitertreiben, während
Margarete die Beziehung mit dem Leben bezahlen muss
ABER: Margarete ist nicht nur passiv, da sie Faust im Kerker anklagt = Auflösung der
traditionellen Geschlechterpolarität
- Goethe entlarvt Doppelmoral des Bürgertums, da er Kluft zwischen Faust und Margarete
innerhalb des Bürgertums verortet (Drama spielt nicht tugendhaftes Bürgertum gegen
verwerflichen Adel aus): Faust fühlt sich Margarete überlegen, die für ihn nur kurzes Abenteuer
ist, wodurch er ihr Leben zerstört
- Liebestragödie ist Attacke auf inhumanen Sittenkodex der bürgerlichen Gesellschaft:
Kindsmord = Verzweiflungstat einer von Ächtung bedrohten Frau - » Gesellschaftskritik, die
Margarete nicht explizit formulieren kann, wird durch ihr Leiden ausgedrückt

36
Anthropologische Lesart
- Faust als Repräsentant des gesamten Menschengeschlechts auf seiner Odyssee durch die
Geschichte (v.a. in Faust II)
- Darstellung der Ambivalenz des Menschen:
- Gut vs. Böse
- Geist vs. Körper
- Lebensbejahung vs. -zerstörung
- innere Unendlichkeit vs. äußere Begrenztheit
-› Wie kann man den richtigen Weg finden? - Mensch muss über Maß und Entsagen beide Seiten
in Einklang bringen (Ideal der Klassik)
- Mephisto als Alter Ego Fausts, das das Böse und den Nihilismus in jedem einzelnen Menschen
verkörpert: Faust-Figur zeigt Widersprüchlichkeit des Lebens und Vieldeutigkeit der Wirklichkeit
- Faust als Symbol für Selbstüberschätzung und Hochmut des Menschen, die ins Verderben
führen müssen -› Teufelspakt = ungehemmtes Ausleben dämonischer Bestrebungen im
Menschen selbst, weshalb sich Mephistos Auftreten aus Fausts innerer Einstellung ergibt
- Wissenschaftskritik, z. B. Mephistos sarkastische Studienberatung, und Kritik an unbedingtem
Erkenntnisstreben, das auch Teufelspakt in Kauf nimmt: Faust will wissen, , was die Welt / Im
Innersten zusammenhält" (V. 382f.), und stürzt dadurch sich selbst und Margarete ins Verderben
-› Faust ist nicht nur vorbildlicher Tatmensch, sondern sein ungezügelter Wille zur Herrschaft
über Naturkräfte macht ihn für Schwarze Magie verführbar -› Streben nach Gottgleicheit führt zu
Vermessenheit

37
VERGLEICH DER DREI WERKE

STEPPENWOLF GOLDENER TOPF FAUST

Seelendualismus/ Harry Hallers Im goldenen Topf Faust erlebt ähnlich wie


Duplizität/ Pluralität Grundkonflikt besteht besteht der Dualismus Harry Haller einen
aus seiner (wie er glaubt) nicht aus Anselmus Seelendualismus. Auch
gespaltenen Seele in gespaltener Seele, er erkennt, dass seine
Steppenwolf und sondern aus der 2- Seele in einen
Mensch. Welten-Problematik. bürgerlichen und einen
Der Mensch in ihm sehnt Die zwei Welten stellen triebgesteuerten Teil
sich nach Wissen und hier zum einen die gespalten ist.
seiner bürgerlichen bürgerliche Welt der Der bürgerliche Teil in
Herkunft. Philister dar und zum Faust wird vor allem
Der Steppenwolf anderen die magische durch seinen extremen
symbolisiert das Welt der Poesie. Wissensdurst
Triebhafte in ihm. Anselmus gefallen beide symbolisiert.
Die beiden Teil seiner Welten, jedoch kann er Faust geht den Pakt mit
Persönlichkeit sind sie nicht vereinen. Mephisto ein, jedoch
Gegenspieler und Lösung: Anselmus widmet sich dieser
können nicht entscheidet sich für eine ausschließlich der
koexistieren. Welt: die magische, und Triebbefriedigung
Lösung: Harry Haller ist dafür bereit seine Fausts. Faust bemerkt,
möchte zu Beginn des Existenz in der dass Mephisto sein
Romans sein Leben bürgerlichen Welt Streben nach Erkenntnis
nehmen, um den aufzugeben. Somit und Gottgleicheit nicht
Steppenwolf zu töten. endet die Geschichte erfüllen kann und damit
Die eigentliche Lösung mit Anselmus, dem es den Pakt nicht gewinnen
seines Seelendualismus gelungen ist sein wird.
ist die Feststellung, dass Problem zu lösen, Lösung: Für Fausts
die Seele aus einer dennoch bleibt die Zerrissenheit scheint es
Vielzahl von Einheiten Frage offen, ob dies (erstmal) keine Lösung
bestehen. Diese Einsicht Anselmus wirklich zu geben. Auch
erhält er im Magischen gelungen ist Mephisto kann Fausts
Theater. Es bleibt offen (Selbstmord? Verrückt?) nicht ganzheitlich
wie er mit der Einsicht Befriedigen
umgeht.

38
STEPPENWOLF GOLDENER TOPF FAUST

Identitätskrise Hin und her gerissen Hin und her gerissen Hin und hergerissen
zwischen bürgerlicher zwischen bürgerlicher zwischen gelehrter und
und und phantastischer Welt. triebgesteuerter
Steppenwolfidentität. Besiegt Krise durch Identität
Ihm schein es Entscheidung für eine
Welt
unmöglich seine zwei
Identitäten zu
vereinbaren ->
Selbstmordwunsch
Durch Selbstreflexion
im magischen Theater
überwindet er seine
Krise

Entwicklung der - Harry Haller ist - Anselmus beginnt als - lebensferner,


Protagonisten zunächst gebildet, unglaublich unzufriedner
einsam, unglücklich tollpatischiger und Gelehrter, der wissen
und leidet an seiner „loster“ Student will, was die Welt im
gespaltenen - Er schwankt zwischen innersten
Persönlichkeit bürgerlicher und zusammenhält
- Im Tractat wird Hallers magischer Welt - Nachdem er diese
Persönlichkeit - Entwicklung in der Frage nicht
aufgebrochen bürgerlichen Welt: beantworten kann und
- Durch Maria, Hermine Anselmus soll zum unter den Grenzen
und Pablo gelingt Hofrat werden, des menschlichen
Haller in die Veronika und Wissens leidet
Gesellschaft und die Anselmus küssen sich versucht er sich
Welt des Genusses (Liebe?) umzubringen
(Tanz, Musik, - Entwicklung in der - Pakt mit Mephisto:
Sexualität) lernt aber magischen Welt: Mephisto befriedigt
auch sich selbst zu Anselmus hilft dem Fausts menschliche
Reflektieren Archivars beim Bedürfnisse, nicht
(Spiegelfunktion von abschreiben, verliebt aber sein Streben
Hermine) sich in seine Tochter nach Erkenntnis
- Das magische Theater Serpentina, beweist - Fausts Wunsch bleibt
ist der Höhepunkt seine Treue beim „Fall unerfüllt
Hallers Entwicklung: ins Kristall“, wird in
er lernt seine die magische Welt
Seelenpluralität zu aufgenommen
akzeptieren und sich - Entscheidung für
selbst nicht zu ernst zu magische Welt
nehmen - Lebt in Atlantis
- Es findet trotzdem zufrieden und
keine abgeschlossene selbstsicher als Poet
Entwicklung statt mit Serpentina
- Abgeschlossene
Entwicklung

39
STEPPENWOLF GOLDENER TOPF FAUST

Einsamkeit - Schwere - einerseits von den - Als hochgebildeter


Lebenskrisen haben Philistern für seine Gelehrter vom
bei Harry Haller zum tollpatschigkeit einfachen Volk
Aufbau der Fiktion belächelt, trotzdem verehrt und von den
des einsamen bei Ihnen immer Studenten
eingeladen
Steppenwolfs und respektvoll
- Anselmus
damit zu seiner anerkannt, fühlt
vorausgesehene
Isolierung in der Faust sich dennoch
Karriere als Hofrat und
Gesellschaft mögliche Heirat mit
unter den
geführt. Veronika zeigen Menschen isoliert.
- Intellektuelle Integrität in - Schon sein
Überlegenheit paart Bürgerwelt Eingangsmonolog
sich mit - Die Philister sorgen in der Szene Nacht
Depressivität und sich jedoch um seine zeigt, dass ihm
Todessehnsucht geistigen Zustand seine intellektuelle
- Haller findet seinen - Sein Eingehen in die Überlegenheit über
Platz weder in der magische Welt ist mit „alle die Laffen“ (V.
Ordnung der Einsamkeit in der 366) ebenso
wohlanständigen bürgerlichen bewusst ist wie die
Verbunden, sollte
Bürgerwelt noch im deprimierende
Atlantis eine
orgiastischen Chaos Begrenztheit seines
Einbildung sein, endet
der Halbwelt eigenen Wissens.
er einsam und alleine
- Auch als - Die düstere Enge
Intellektueller ist seines mit Büchern
Haller Einzelgänger, und akademischem
der sich den großen Hausrat
Künstlern der vollgestopften
Vergangenheit, den Studierzimmers
„Unsterblichen“ (ins veranschaulicht
- besondere Mozart nicht nur die von
und Goethe) Faust selbst
verpflichtet fühlt. schmerzlich
- Haller ist Pazifist, im empfundene
Tractat wird Abgeschiedenheit
beschrieben dass er von der lebendigen
sich von Natur, sie ist auch
Herdenmenschen der beklemmende
abgrenzt und die räumliche Rahmen
Demokratie deshalb für die freudlose
ablehnt, Magisches Einsamkeit seiner
Theater (Hochjagd) Gelehrtenexistenz,
-> reduzieren der die weder Familie
Überbevölkerung noch Freunde kennt
-> Isolation und und ihn bis an den
Einsamkeit Rand des
Selbstmords führt.

40
STEPPENWOLF GOLDENER TOPF FAUST

Melancholie/ - Lebensweise führt zu - Außenseiter als - wird als Gelehrter vom


Depressionen Isolation tollpatschiger Student Volk verehrt
- Intellektuelle - Trotzdem einige - Faust aber isoliert sich
Überlegenheit paart gelehrte, bürgerliche selber und fühlt sich
sich mit Depressivität Bekannte anderen überlegen
und Todeswunsch - Seine verträumte Art - Deprimiert über die
- Setzt sich ein Datum löst jedoch Besorgnis Begrenztheit seines
an dem er sich selbst aus Wissens
töten will, um sein - Anselmus entscheidet - Einsamkeit seiner
Dilemma (Dualismus, sich für magische Welt Gelehrtenexistenz
Steppenwolf) zu (Suizid?) - Entgrenzungsversuche
beenden und beinahe Suizid
- Hermine und co.
eingebildet?

Entgrenzung und Entgrenzungsversuche: Entgrenzungsversuche: Entgrenzungsversuche:


Selbstmord - Immer wieder Erfolge - Scheitern an - Erster
aber auch alltäglichen Entgrenzungsversuch:
Niederlagen in Situationen Faust kann mit dem
seinem Leben (Auf - Scheitern am Schauspiel des
und Ab) Abmalen der Zeichen Makrokosmos nicht
- Suizid zu seinem (Tintenfleck) begreifen =
50ten Geburtstag (= - Entgrenzungsversuch Enttäuschung
lässt sich davon auf - Zweiter
abbringen) der Brücke (spielt mit Entgrenzungsversuch:
- Entgrenzung durch dem Gedanken sich (Beschwörung des
Drogen und dem selbst umzubringen) Erdgeistes) Faust ist
magischen Theater - Entgrenzung aus der kein Ebenbild der
aus der normalen bürgerlichen Welt mit Gottheit =
bürgerlichen Welt er Hochzeit von Depression/
Anselmus und Zusammenbruch
Suizid siehe psychische Serpentina = leben - Dritter
Krankheiten weiter in Atlantis Entgrenzungsversuch:
Selbstmordgedanke
Suizid siehe psychische (durch Tod der
Krankheiten menschlichen Welt
entkommen um dem
göttlichen näher zu
sein) = frei für neuen
Versuch (mit dem
Teufel)

Suizid siehe psychische


Krankheiten

41
STEPPENWOLF GOLDENER TOPF FAUST

Wahnsinn/ Verücktsein/ 1. Selbstmord 1. Wahnsinn 1. Selbstmord


psychische Krankheiten Haller sieht den Von der bürgerlichen Faust sieht seinen Suizid
Selbstmord als Welt werden Anselmus als
Notausgang aus seinem Annäherungen an die Entgrenzungsversuch,
Dilemma des Dualismus. magische Welt immer also als einen Versuch
Es schenkt ihm Trost, wieder als „Anfälle“ neue Erkenntnisse zu
dass er seinen Tod in der oder Momente der erlangen.
Hand hat. Verwirrung beschrieben. Trotzdem ist nicht
Verzweifelte Beendung Von Außen betrachtet auszuschließen, dass
eines unerfüllten Lebens. wird Anselmus nicht zum sein Selbstmordversuch
2. Selbstverletzung Poet sondern verliert auch aus Verzweiflung
Wenn Haller gestresst ist den Bezug zur Realität über sein begrenztes
kratzt er sich so lange und wird verrückt. Man Wissen entstanden sein
am Kinn, bis es blutet könnte sogar könnte.
3. Schizophrenie interpretieren, dass 2. psychische Probleme
Die Aufspaltung Hallers Anselmus Rückzug aus Faust erlebt immer
Seele in einzelne Teile, der bürgerlichen Welt wieder depressive
über die Haller keine nicht sein Leben in Phasen, die von
macht hat, zeigt Atlantis bestätigt Momenten des
schizophrene sondern seinen Genusses und der
Symptome. Selbstmord. Erkenntnis abgelöst
Auch die mögliche werden.
Einbildung von Hermine, Gretchen wird im Laufe
Maria und Pablo stimmt des Romanes immer
dafür. verrückter. Schon zu
Außerdem leidet Haller beginn scheint ihre
an Selbstverfremdung Liebe zu Faust mehr wie
und kann seine eine Fixierung, die sie
Bedürfnisse nicht den Verstand verlieren
einschätzen. Im Traktat lässt. Als sie dann Mutter
wird Haller nicht als und Bruder durch Faust
schizophren verliert und
beschrieben. schlussendlich ihr Kind
4. Depressionen töten (muss), verliert sie
Haller gelangt durch vollkommen ihren
seine Isolation immer Verstand.
wieder in Phasen der
Depressionen

42
STEPPENWOLF GOLDENER TOPF FAUST

Drogen und Rausch - Alkohol bei - Sinnenrausch unter - Sehnsucht nach


Verwirrung des Holunderbaum, auf diyonischem Feiern
Dualismus dem Boot und vor führt zu völliger
- Drogenrausch mit Archivarius Haus und Hingabe
Maria und Pablo zum Garten - Trank in Hexenküche
öffnen seiner Augen - Kopieren der Schriften (Rausch?)
(dionysisches Feiern) (Vereinigung mit - Vernunftverlust der
- Magisches Theater Serpentina) Mephisto versetzt
(Gedanken Rausch, berauschende Faust in eine Art
Beeinflussung der Wirkung Rausch
Wahrnehmung) - Punschgesellschaft - Walpurgisnacht als
- Viel Sinnenrausch der Philister Rausch
(Magisches Theater,
Hermine, Maria und
Pablo)
- Sehnsucht nach
Hingabe zur Droge

Magie und Natur - Als Roman unterliegt - Da der goldne Topf - Faust ist in vieler
der Steppenwolf ein Kunstmärchen ist, Hinsicht durch das
zunächst nicht der wird er Übernatürliche und
Pflicht phantastische gattungstypisch durch Magische geprägt.
Elemente zu die Magie und das Dies ist schon allein
integrieren, doch Übernatürliche durch die
schon der frühe geprägt. Rahmenhandlung,
Verweis auf das - Allein die Einteilung in also die Wette
magische Theater zwei Welten (mythisch zwischen Gott und
(vgl. S. 42) lässt und bürgerlich) heben Mephisto, gegeben.
Rückschlüsse auf eindeutig die Magie - Faust wendet Magie
spätere wundersame des Märchens hervor. an
und magische Szenen - Figuren wie (Entgrenzungsversuch
zu. Das magische Schlangenfrauen e) weil er sich
Theater markiert auch (Serpentina + Gottgleich sieht
den Anfang allen Schwestern), - Mephisto bedient sich
Magischen in Hallers Erdgeister aus Atlantis ebenfalls der Magie
Leben und Hexen - Die Hexen sind auch
unterstreichen den magische Gestalten
übernatürliche Aspekt. die Hexerei nutzen

43
STEPPENWOLF GOLDENER TOPF FAUST

Tor/ Schwelle zu einer - Für Haller hat das - Auch Anselmus - Tore sind ein häufig
neuen Welt „kleine[] hübsche[] stolpert zu Beginn verwendetes Stilmittel
Portal mit einem seiner Entwicklung „in in den drei
Spitzbogen in der Dresden durch das Pflichtlektüren. Sie
Mitte der Mauer“ (S. Schwarze Tor“ (S. 5, Z. stehen symbolisch für
41) signifikante 5) und kommt direkt den Übergang in eine
Bedeutung, denn es mit einem Teil der andere Welt oder
stellt die erste magischen Welt in auch für den Beginn
Begegnung mit dem Kontakt: Dem von etwas Neuem.
magischen Theater Äpfelweib bzw. der - Fausts prägnanteste
dar. Hexe Rauerin. Dieses Tor-Szene ist „Vor
- das Tormotiv stellt Tor markiert den dem Tor“. Hierbei tritt
einen Übergang dar. Beginn seiner er aus seinem engen,
In Hallers Fall ist das Entwicklung zum dunklen
der Übergang in ein Dichter und die Studierzimmer in das
besseres Leben, in stetige Verstrickung in weite offene Land vor
dem er versucht an die magische Welt. die Stadtmauern und
sich zu arbeiten und nimmt letztlich
letztendlich mit Hilfe Mephisto getarnt als
des Magischen Pudel zu sich ins
Theaters das Lachen Studierzimmer. Das
zu lernen. Tor symbolisiert hier
den Übergang aus
seiner beengten
„Studierzimmerwelt“
raus ins „wilde Leben“
(V. 1860).

Sehensucht - Einerseits leben in der - hin und her gerissen - Faust sehnt sich nach
Bourgeoise, zwischen zwei Welten unbegrenztem Wissen
andererseits offen für - Sehnt sich nach - Und nach einer
Wahnsinn (magisches bürgerlichen aber Erlösung seines
Theater) auch nach depressiven
- Fühlt sich in phantastischem Zustandes (2 Seelen)
bürgerlicher Welt fehl (Serpentina und - Neue sexuelle
am Platz Veronika) Erfahrungen durch
- Sehnt sich nach - Sehnsucht nach Gretchen, sexuelle
Erlösung (Selbstmord, Erlösung (Atlantis, Sehnsucht durch
magisches Theater) Selbstmord) Mephisto geweckt
- Sehnsucht nach Liebe,
Kunst und Poesie

44
STEPPENWOLF GOLDENER TOPF FAUST

Schuld - - betrügt magische Belastende Aspekte:


Welt in dem er sich - Lässt sich auf
wieder Veronika Mephisto ein (weiß
zuwendet (Liebestrank um manipulatives
-> unschuldig) Wesen dessen)
- Dieser Verrat zeigt
- Unterschätzt Macht
sich durch den Keks
des Teufels
auf das Original beim
- Nimmt den Trank
kopieren
(Weiß das es Folgen
haben wird)
- Nutzt Gretchens
Naivität aus (Macht
ungehobelte
Komplimente etc.)
- Unterliegt
animalischem
Verlangen nach
Gretchen
- Lässt Mephisto
Geschenke
beschaffen (wissen
um Unehrlichkeit
der Geschenke)
- Unerlaubtes
Eindringen in
Gretchens Stube
(Einbruch!)
- Nach Rückzug in
Wald und Höhle
kann er diesen
selbstreflektiert
nicht erhalten
obwohl er weiß das
die Affäre ihr
schaden wird
- Gibt Gretchen
einen Schlaftrunk
(Entlastung durch
genaue
Anweisungen)
- Schwängert
Gretchen (Wissen
um gesellschaftliche
Folgen)

45
STEPPENWOLF GOLDENER TOPF FAUST

Schuld pt. 2 - Tötet Valentin +


unehrlich (Mephisto
führt seinen Degen)
- Lässt sie mit ihrem
Gewissen alleine
sterben

Entlastende Aspekte:
- Mephisto
manipuliert ihn
- Mephisto nutzt
bewusst seine
Begierde aus
- Zurechnungsfähigke
it durch sexuellen
Trieb eingeschränkt
(Verjüngungstrank
hat diesen künstlich
verstärkt?)

46
STEPPENWOLF GOLDENER TOPF FAUST

Ironie und Humor - Auf seinem Weg - bürgerliche Welt


der Selbstfindung belächelt Anselmus
wird Harry Haller und seine Verrücktheit
von vielen Seiten - Auslachen des
dazu ermahnt, mehr Magischen,
Archivarius, etc.
zu lachen und den
- romantischen Ironie
Lauf des Lebens mit
bzw. den humorvollen
Humor zu nehmen.
Blick auf die
Dadurch soll er Geschicke und
seine Trübsal und Missgeschicke seiner
Ernsthaftigkeit Figuren
verlieren.
- Harry zum Lachen
zu bringen, ist eines
von Hermines
Zielen. Auch
Mozart, den Harry
in seiner
Wahnvorstellung im
"magischen
Theater" sieht, zieht
ihn damit auf, dass
er das Leben zu
ernst nimmt.
- Mit der Steigerung
des Begriffes
"lachen" bis zu „In-
die-Hosen-Machen"
richtet er eine
Provokation an
Harry, da dieser vor
lauter
Ernsthaftigkeit nicht
über sich selbst
lachen kann.
- Magisches Theater
als Schule des
Humors

47
STEPPENWOLF GOLDENER TOPF FAUST

Frauenbilder/ Hermine und Maria Veronika und Serpentina Gretchen


Geschlechterrollen Hermine: Serpentina: - soll Fausts Lust
- führt Harry (ein Stück - Verführerin (Schlange) befriedigen
weit) in die in die magische Welt - Paar passt eigentlich
Gesellschaft zurück - „Echte Liebe“ nicht zueinander
- Geliebte aber auch - Unterstützt Anselmus - Begegnung zweier
Mutterfunktion beim schreiben Welten (gelehrte und
- Schwebt zwischen - „Heilige“ bürgerliche)
Realität und Vision - Phantastische, - Degradierung
- Seelenbild Hallers, romantische Sphäre Gretchens zum Objekt
Spiegelfunktion Veronika: der Lustbefriedigung
- Hauptaufgabe: Auf - scheint vor allem an als Teil des Pakts
magisches Theater Anselmus interessiert - Gegensatz zu
vorbereiten zu sein, weil er Hofrat Mephisto
Maria werden soll
- Verkörperung Hallers - Benutzt Liebestrank
erotischer Seele um Anselmus für sich
- Führt in in die zu gewinnen
Sexualität ein - „Hure“- Kuss
- Bürgerliche, spießige
Sphäre

Kritik am Bürgertum/ - Bürgertum toleriert - Bürgertum = Alt / - Bürgertum wird als


Philistertum/ nichts Stagnierend / Bieder bieder und trist
Gesellschaftssatire - Harry gegen - Direkter Konflikt dargestellt.
öffentliche Meinung ( Bürgertum lässt - Kein Verständnis für
(Pazifist) -> nichts wunderliches wunderbares und
Außenseiter zu) Magie
- Niemand darf sich - Wahnsinn? Alle - Freigeister können
gegen den aktuellen besondere Menschen sich nicht entfalten
Trend stellen werden abgestempelt - Der Suizid wird von
(Amerikanisierung, - Freigeistern sind einigen vorgezogen
Jazz, Tanz) Möglichkeiten verbaut - Aufgrund der
- Trübe / langweilig ( Geheimrat) Limitierung auf das
( Spießertum) - Steht in Konflikt mit Bürgertum werden
- Individuen haben eigenen Wünschen / andere Erkenntnisse
keine Bedeutung Bedürfnissen vorenthalten
- Die Meinung der - Kritik an der
Öffentlichkeit ist Gesellschaft: Gretchen
wichtig als Kindesmörderin
(echte Geschichte),
Faust ungestraft

48
STEPPENWOLF GOLDENER TOPF FAUST

Musik als hohe Kunst/ - Haller akzeptiert nur - singt mit Veronika - Klang der
Sprache ohne Worte „alte“ klassische - Schlagen singen für Osterglocken rettet
Musik als Form der Anselmus um ihn zu ihn vor seinem
Kunst verführen (Dreiklang Selbstmord
- Vermehrt Mozart als der Kristallglocken) - Gretchens Stube
Unsterblichen durch - Walpurgisnacht
seine Werke - Gretchen singt oft
- Jazzmusik ist für ihn
vergänglich
- Lernt durch Maria,
Hermine und Pablo zu
tanzen und Jazz zu
genießen
- Musik im magischen
Theater wie Rausch

49
DER VERLORENE

HANS ULRICH TREICHEL

Hans-Ulrich Treichel Ich-Erzähler

Kind von Vertriebenen aus Rakoviec Eltern aus Rakoviec

Treichel als einer von drei Brüdern, Arnold als verlorengegangener Bruder
Tod des Bruders Günter (1945)

Eltern suchten nach Bruder mit Rotem Kreuz Finden des Findelkinds durch Rotes Kreuz

Heimliche erbbiologische Untersuchungen Erbbiologische Untersuchungen


(ohne Erfolg) (ohne Erfolg)

" Autobiografisch-orientiere Erzählung, aber " Autobiografisch-orientiere Erzählung, aber


keine Autobiografie keine Autobiografie

INHALT/ ZUSAMMENFASSUNG

Der ältere Bruder Arnold


- Zu Beginn der Geschichte wird eine Fotografie beschrieben, die den verlorenen Sohn Arnold
auf einer Wolldecke zeigt. Dieser ist der ältere Bruder des Ich-Erzählers und ist anscheinend bei
der Flucht der Familie vor russischen Soldaten gegen Ende des Zweiten Weltkriegs verhungert.
Das Bild ist das Einzige, was der Familie vom verlorenen Sohn geblieben ist.
- Der Ich-Erzähler ist stolz auf seinen angeblich verstorbenen Bruder und die Umstände seines
Todes, da ihn dies von seinen Spielkameraden abhebt. Gleichzeitig ist er es aber leid, dass
seine Mutter jedes Mal weint, sobald sie das Bild von Arnold betrachtet – die Bilder des Ich-
Erzählers werden dabei immer zügig überblättert.
- Es vergehen einige Jahre und die Mutter klärt den Ich-Erzähler über die wahren Umstände der
damaligen Flucht aus dem Osten auf: Arnold sei gar nicht tot, sondern werde lediglich
vermisst. Die Mutter habe das Kind damals einer fremden Frau in die Arme gelegt, als der
Flüchtlingskonvoi von den russischen Soldaten herausgeholt wurde. Sie hatte nicht einmal die
Gelegenheit, der fremden Frau den Namen des Kindes anzuvertrauen.
- Diese Entscheidung lastet sehr schwer auf der gesamten Familie und dem Ich-Erzähler wird klar,
dass er nur eine nebensächliche Rolle in diesem Gefüge spielt. Das Gefühl von Schuld und
Scham zöge sich – so der Erzähler – durch seine gesamte Kindheit. Als Beispiel nennt er die
regelmäßigen Sonntagsspaziergänge der Familie, die jedoch immer von einer negativen
Atmosphäre begleitet wurden. Der Ich-Erzähler habe sich dann irgendwann in eine
Reisekrankheit geflüchtet, um nicht mehr an solchen Aktivitäten teilnehmen zu müssen.

50
Der Werdegang der Familie
- Seine Zeit vertreibt sich der Ich-Erzähler mit Radiohören, wobei er auch ab und zu russische
Sender entdeckt. Das Fernsehen wird vom Vater jedoch missbilligt, sodass der Ich-Erzähler nur
ab und zu mit der Mutter zusammen schauen kann.
- Die Familie veranstaltet zwei Mal im Jahr ein großes Schweinekopfessen, zu dem auch
regelmäßig Bekannte aus dem Osten eingeladen werden. Der Ich-Erzähler ekelt sich zwar vor
dem Verzehr, genießt aber die fröhliche Stimmung der Familie zu diesen Festtagen. Nur die
Mutter wirkt weiterhin sehr bedrückt und introvertiert.
- Die Eltern flüchten sich in gegensätzliche Aktivitäten. Während die Mutter immer ruhiger wird,
beschließt der Vater, das komplette Haus zu sanieren. Die Familie erlebt den Wirtschaftsboom
der 1950er Jahre mit und profitiert finanziell davon. Diese Erfolge zeigen sich für den Erzähler
in den immer größer werdenden Autos des Vaters. Zu dieser Zeit hat der Vater auch den
starken Drang, seine Karriere als Lebensmittelhändler in Fahrt zu bringen und macht eine
Fortbildung zum Großhandelskaufmann. Schließlich wird er Großhändler für Fleischwaren,
wobei sein Unternehmen schnell wächst.

Das Findelkind Nummer 2307


- Die Hoffnung der Eltern auf eine glückliche Familienidylle verstärkt sich, als sie auf das
Findelkind mit der Nummer 2307 stoßen. Dieses weist eine große Ähnlichkeit mit dem verloren
geglaubten Arnold auf und die Eltern unternehmen intensive Anstrengungen, um mögliche
Verwandtschaftsverhältnisse aufzudecken. Dazu werden Tests durchgeführt, in
denen Blutproben und Fingerabdrücke entnommen werden. Diese vielen Prozeduren erinnern
in gewisser Weise an die nationalsozialistische Rassenhygiene.
- Die Tests ergeben aber negative Resultate im Bezug auf das Verwandtschaftsverhältnis
zwischen dem Findelkind und der Eltern. Das möchten sie nicht hinnehmen und lassen im
nächsten Schritt durch einen Fotografen einen Bildvergleich ziehen. Doch auch hier kommt es
zu Schwierigkeiten, denn Arnolds Ohren sind aufgrund der Mütze im Bild nicht zu erkennen.
Zum Schluss ergibt das Gutachten, dass das Findelkind und Arnold höchstwahrscheinlich nicht
ein und dieselbe Person sind. Das löst beim Ich-Erzähler Schadenfreude aus.

Das gerichtsantrophologische Institut in Heidelberg


- Die Eltern sind aufgrund der Ergebnisse verzweifelt und die Mutter sogar nervlich am Ende. Es
kommt nun öfters auch zu Streitigkeiten zwischen den beiden, sodass sich der Vater in seine
Arbeit stürzt. Er kann nun sogar Fahrer einstellen und verdient gutes Geld. Als es zu einem
neuen Streit zwischen den Eltern kommt, bietet der Vater als letzten Ausweg an,
ein anthropologisch-erbbiologisches Abstammungsgutachten anfertigen zu lassen. Die Mutter
willigt ein und gemeinsam fährt die Familie nach Heidelberg. Der Ich-Erzähler ist nur widerwillig
mitgekommen.
- Am gerichtsanthropologischen Institut in Heidelberg werden die Untersuchungen
vorgenommen, wobei die Vermessungen des Professors Freiherr von Liebstedt für den Sohn
schmerzhaft sind, was die Eltern ignorieren. Den Rest des Tages verbringt die Familie mit der
Besichtigung der Stadt. Dabei fällt dem Ich-Erzähler der Austausch von Zärtlichkeiten zwischen
seinen Eltern auf, die er zuvor noch nie in so einer Art beobachtet hatte.
- Am nächsten Morgen erhalten sie das Ergebnis der Fußuntersuchungen, wobei eine
Verwandtschaft mit dem Findelkind zwar nicht ausgeschlossen, aber auch nicht bestätigt
werden kann.

51
Der Tod des Vaters
- Auf der Heimfahrt wirkt der Vater aufgrund des Gutachtens sehr aufgebracht. Zu Hause
erwartet die Familie der Revierpolizist Herr Rudolph, der von einem Einbruch ins Kühlhaus des
Vaters berichtet. Ein Großteil der Waren sei daraufhin verdorben – ein zusätzlicher Stressfaktor
für den Vater, der letztlich zu einem Herzinfarkt führt. Er stirbt zwei Tage später und der Ich-
Erzähler wahrt bei der Beerdigung zwar den Schein des trauernden Sohnes, ist dann aber
heilfroh, die schwarze Armbinde endlich abnehmen zu können.
- Die Mutter übernimmt das Geschäft und wird bald als strenge Chefin von der Belegschaft
respektiert. Sie bleibt jedoch unnahbar für den Ich-Erzähler, der zu einem schwierigen Jungen
heranwächst, da ihm die Zuneigung der Mutter fehlt. Gleichzeitig wächst seine Wut auf die
Mutter, da er spürt, dass er den verlorenen Sohn nie ersetzen können wird. In der Folge
entwickelt sich eine Beziehung zwischen der Mutter und Herrn Rudolph. Der Ich-Erzähler ist
zwar fasziniert vom Polizisten, bleibt aber misstrauisch.

Die Fahrt nach Porta Westfalica


- Das Gutachten aus Heidelberg kommt an, welches eine Verwandtschaft zwischen dem
Findelkind und der Familie ausschließt, aber eine hohe Ähnlichkeit im Hinblick auf den Kopf-
und Gesichtsumriss zwischen dem Findelkind und dem Ich-Erzähler aufweist. Beim zusätzlichen
biomathematischen Zusatzgutachten wird die Verwandtschaft mit einer beinahe 100-
prozentigen Wahrscheinlichkeit verneint. Das beruhigt zwar den Ich-Erzähler, die Mutter hält
aber dennoch an der fast schon gegen Null gehenden Wahrscheinlichkeit fest, bei dem
Findelkind handle es sich um Arnold.
- Sie beschließt, das Findelkind aufzusuchen, um es wenigstens ein Mal gesehen zu haben. Über
ihren neuen Freund, den Polizisten Herrn Rudolph, kann sie die Adresse in Erfahrung bringen.
Das Findelkind hört auf den Namen Heinrich, lebt in einer kleinen Stadt in der Nähe der Porta
Westfalica und macht eine Lehre zum Metzger. Am Zielort angekommen, sehen sich die Mutter
und der Ich-Erzähler am Schaufenster mit dem Findelkind konfrontiert. Sowohl der Ich-Erzähler
als auch das Findelkind sind über die große Ähnlichkeit schockiert. Die Mutter wendet sich
jedoch ab und fordert Herrn Rudolph auf, sofort zurückzufahren.

AUFBAU/ FORM

Fokus
- Zu Beginn der Erzählung und auch am Ende thematisiert der Ich-Erzähler seinen verloren
geglaubten Bruder Arnold (Das Bild Arnolds im Fotoalbum, sowie die Begegnung mit dem
erwachsenen Findelkind Heinrich). Dieser Fokus bildet in gewisser Weise den Rahmen für die
sonstige Handlung.

Handlungszeit
- Die erzählte Handlung umfasst circa zwanzig Jahre und wird linear dargestellt. Dabei werden
genaue Jahreszahlen nicht angegeben, einzig der Tag, an dem die Mutter Arnold weggibt, wird
mit dem 20. Januar 1945 datiert. Ansonsten kann die zeitliche Einordnung anhand der immer
größer werdenden Autos des Vaters vorgenommen werden.

52
Aufbau
- Unmittelbarer Einstieg: keine Einleitung, stückweise Information des Lesers
- Keine Kapitel " kontinuierlicher Gedanken- und Erinnerungsstrom des Erzählers: Zeichen für
emotionale Involvierung in Erzählungen und Ausgeliefertsein an Erinnerungen
- Ich-Erzähler als handelnde Hauptfigur (direkte Einblicke in Gedanken und Gefühle: Anteilnahme
und Identifikation der Leser); Dominanz der inneren vor äußerer Handlung
- Offener Schluss: keine Erklärung für das Verhalten der Figuren

Gattungszuordnung
- Die Gattung von "Der Verlorene" ist der Erzählung zuzuordnen. Zwar wird das Werk in vielen
Quellen als Roman bezeichnet, jedoch trifft dies im Hinblick auf die Handlung nicht ganz zu. Es
wird nämlich nur ein Handlungsstrang linear wiedergegeben, wohingegen in Romanen oft
mehrere Handlungsstränge miteinander verknüpft werden.

Sprachstil
- Die Sprache ist sachlich und nüchtern, wobei auch kaum rhetorische Stilmittel verwendet
werden. Die Begriffe Schuld und Reue spielen eine zentrale Rolle in der Erzählung, da sie den
Zustand der Eltern beschreiben und diese Stimmung den Ich-Erzähler durchgehend begleitet.
So werden viele negative Emotionen aus diesen Wortfeldern verwendet (Schande, Unbehagen,
Einsamkeit, ... ).
- nüchtern-berichtender Ton mit präzisen Aussagen, aber starken Emotionsbegriffen
(Schuld=aktive Verantwortung für etwas negatives, Scham=Gefühl Ursache eines negativen/
urteilenden Empfindens anderer zu sein (ohne Schuld), Schande, Beklemmung)
- Fast nur indirekte Rede " Distanzierung von allen anderen Figuren

Das Erzählverhalten
- Es hat den Anschein, dass die Erzählweise des Textes aus der Sicht eines Zwölfjährigen erfolgt,
der mit seinem älteren Bruder um die Gunst der Eltern konkurriert. So ist der Ich-Erzähler von
der Trauer der Mutter über den verloren geglaubten älteren Sohn genervt und empfindet auch
selbst kein Betrübnis im Hinblick auf Arnold. Vielmehr ist er erleichtert, sein Zimmer nicht mit
seinem älteren Bruder Arnold teilen zu müssen.
- Diese Eindrücke werden dann jedoch auch von Kommentaren eines älteren, reflektierteren Ich-
Erzählers begleitet, der die geschilderte Lage nüchtern analysiert. Der Wechsel zwischen dem
kindlichen-naiven und dem erwachsenen-analysierenden Erzählstil zieht sich durch die gesamte
Handlung.Zusammenspiel von kindlich-/jugendlich-naivem und erwachsen-reflektiertem-
Erzähler: Dialektik des Erzählens stellt frühere Wahrnehmungen und Erinnerungen der
erwachsenen Realität entgegen

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DEUTUNGSANSÄTZE

Biblisch
- Das Gleichnis des verlorenen Sohnes ist eine nach dem Lukasevangelium von Jesus erzählte
Geschichte.
- In der Handlung verlangt der jüngere Sohn von seinem Vater das Erbe und verprasst es
anschließend. Er wird zum Bettler und sehnt sich wieder nach dem Haus seines Vaters.
Gleichzeitig ist er sehr beschämt, kehrt aber dennoch nach Hause zurück.
- Sein Vater freut sich über die Rückkehr seines tot geglaubten jüngsten Sohnes und veranstaltet
ein Fest.Der ältere Sohn, der in diesem Zeitraum stets an der Seite seines Vaters gewesen ist,
beklagt das Verhalten. Sein Vater antwortet ihm aber, er solle sich freuen, dass der totgeglaubte
jüngere Bruder wohlbehalten zurückgekehrt sei.

Die Untersuchung
- Die nationalsozialistische Eugenik beziehungsweise Erbgesundheitslehre wurde in Deutschland
zur Zeit des Nationalsozialismus eingesetzt, um die Ideale und Ideen der NS-Führung radikal
umzusetzen.
- Hierfür galten die Nürnberger Rassengesetze als Grundlage: die Nationalsozialisten
verabschiedeten darin Eheverbote zwischen Deutschen und Nicht-Deutschen,
sowie Zwangssterilisierungen bei verschiedenen Krankheitsbildern in der Bevölkerung.
- Ziel war es, durch diese Trennung den Gen-Pool des deutschen Volkes insoweit zu beeinflussen,
dass nur noch "positive" Geninformationen vererbt werden konnten.

Zeitgeschichtlicher Hintergrund
- Exemplarische Erzählung über langfristige Folgen eines Krieges für eine ganze Familie
- BRS-Wirtschaftswunder (1950/60)
- Keine Auseinandersetzung mit NS-Zeit
- Schweigen in vielen Familien; Schweigekultur („das Schreckliche“)

Psychologische Deutung
- Eltern: Schuldgefühle, Verdrängung, Sprachlosigkeit, Bewältigungsstrategien: Fleiß & Arbeit
- Mutter: Traumatisiert (durch Vergewaltigung), depressiv
- Erzähler:
- hat keine Liebe oder Empathie erfahren, keine Freunde
- psychosomatische Leiden
- Auftauchen des Findelkinds = Verunsicherung der instabilen Identität
- Unsicherheit der eigenen Gefühle: Angst um Platz in der Familie, Neid, Wut, Schadenfreude
-> Transgenerationales Trauma

Schuld und Scham


- Schuld und Scham vergiften die Atmosphäre der Familie, ohne dass der Erzähler die Ursache
kennt (Schuld der Mutter: Weggabe des Sohnes, Vater: Verlassen des Hofes; Scham:
Vergewaltigung)
- Unbewusste Weitergabe des Kriegtraumas der Eltern an den Sohn
- Schuld- und Schamgefühle beim Essen, Rad fahren, Radio hören, medizinischen
Untersuchungen usw. (immer wenn Sie sich amüsieren, oder mit Intimität konfrontiert sind)

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Komik
- Das Werk ist durchzogen von komischen Übertreibungen, die in ihrer Folge in grauenhafte
Schilderungen umschlagen. Entsteht durch Naivität und Unbefangenheit des Ich-Erzählers
- Beispiele:
- je teurer/mächtiger der wagen des Vaters, desto heftiger muss sich der Sohn darin erbrechen
- trotz seines Ekels wird der Ich-Erzähler genötigt, Schweinekopf und Schweineblutsuppe mit
zu essen, andererseits empfindet der Erzähler seine Familie nie so fröhlich und ausgelassen,
wie bei diesem Schweinekopfessen, sie zählen zu seinen glücklichsten
Kindheitserinnerungen, auch wenn am Ende dieser Familienfeier alle in eine schwere
Melancholie versinken und nicht mehr miteinander sprechen
- es stört den Ich-Erzähler keineswegs, seinen älteren Bruder nie gesehen zu haben, denn er ist
froh sein Zimmer nicht mit ihm teilen zu müssen
- Fotos: die vom Ich-Erzähler gemachten Bilder bilden beinahe nichts von ihm ab, er ist auf
den meisten so gut wie gar nicht zu sehen
- gesamtes wissenschaftliches Verfahren entpuppt sich als Farce/Satire

CHARAKTERE

Der Ich-Erzähler
- bleibt namenlos
- fühlt sich durch seinen Bruder bedroht
- spürt schon als Kind die Scham und Reue seiner Eltern und hat eine instabile Beziehung zu
ihnen
- fühlt sich vernachlässigt, ungewollt und verspürt keine Empathie für die Eltern,
- ist wenig betroffen vom Tod des Vaters und wütend auf die trauernde Mutter
- Ich-Erzähler wird undankbar und gereizt

Die Eltern
- kommen aus Rakowiec in Polen und sind nach Ostwestfalen geflüchtet
- leiden sehr unter dem Verlust von Arnold und sind beharrlich bei der Suche nach ihm
- können keine Liebe und Zuneigung gegenüber dem Ich-Erzähler zeigen
- Vater ist besessen von seiner Arbeit und hat Vorurteile Russen gegenüber
- Mutter wurde von den Russen vergewaltigt, spricht aber niemals darüber, ihr Trauma prägt das
Familienleben, wobei sie ihrem Sohn keinerlei Zärtlichkeiten erweist, wird emotional
abgestumpft und depressiv,
- nach dem Tod des Vaters übernimmt sie die Firma und wird eine strenge und respektierte
Chefin
- nimmt den Antrag von Herrn Rudolph aus Selbstbestrafung nicht an,

Arnold
- wurde als Einjähriger auf der Flucht weggegeben
- hat einen Ehrenplatz im Fotoalbum der Familie, stellt eine Bedrohung für den jüngsten Sohn
dar, Arnold hat die bedingungslose Liebe seiner Eltern,
- taucht im Findelkind Heinrich wieder auf, die Verwandtschaft kann nicht bestätigt werden, sieht
dem jüngeren Sohn sehr ähnlich,
- Heinrich oder Arnold (?) erbleicht beim Anblick des jüngeren Bruders.

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