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Grundlagen der Semantik

Inhaltsverzeichnis

1. Definition .................................................................................................................. 1
1.1. Ebenen der Semantik ............................................................................................. 2
2. Strukturelle Semantik ............................................................................................... 4
3. Kognitive Semantik .................................................................................................. 6
4. Prototypensemantik .................................................................................................. 7
5. Homonymie .............................................................................................................. 9
5.1. Homophonie ...................................................................................................... 9
5.2 Homographie ...................................................................................................... 9
6. Polysemie ............................................................................................................... 10
7. Synonymie .............................................................................................................. 10
8. Kategorien der Antonymie ..................................................................................... 10
a) komplementäre Antonymie ................................................................................ 10
b) konträre Antonymie............................................................................................ 11
c) konverse Antonymie ........................................................................................... 11
9. Kohäsion, Kohärenz ............................................................................................... 11
10. Bibliographie ........................................................................................................ 12

1. Definition
Grundsätzlich benötigt jeder einzelne Mensch Kommunikationsmittel, so genannte
Zeichen, um überleben und sich mit anderen in einer bestimmten Form verständigen
zu können. Dabei treten diese in verschiedenen Bereichen auf, wie zum Beispiel in
der geschriebenen bzw. gesprochenen Sprache, Kleidung, Kunst, Musik, Theater,
Mimik und Gestik, Tanz, Film usw. In der Sprachwissenschaft ist es daher vor allem
die Semiotik, die sich generell mit sprachlichen Zeichen befasst, weshalb sich dieses
Gebiet auch als die allgemeine Lehre von Zeichen, Zeichensystemen und
Zeichenprozessen versteht. Zusätzlich gibt es nun noch einen weiteren Teilbereich
der Linguistik, der sich ebenfalls mit der soeben genannten Thematik
auseinandersetzt; nämlich die Semantik. Ein wesentlicher Unterschied zur Semiotik
ist hierbei die Absicht, Zeichen noch näher zu untersuchen; und zwar hinsichtlich
ihrer Bedeutung. So ist es vor allem interessant zu analysieren, welchen inhaltlichen
Sinn sprachliche Wörter und Ausdrücke haben. Um es genauer auszudrücken,
untersucht Semantik die Aspekte des Inhalts, die sich aus den Relationen der
verschiedenen Wörter oder auch Sätze untereinander im System der Sprache
ergeben. Zusammenfassend lässt sich also feststellen, dass sie lediglich ein
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untergeordneter Begriff der Semiotik ist und daher nur als ein Teilbereich von ihr
gesehen wird. Es gilt schließlich diese zwei Gebiete voneinander abzugrenzen.
Vgl. http://santana.uni-muenster.de/Linguistik/user/steiner/semindex/intro.html

1.1. Ebenen der Semantik


Die Erklärung, dass Semantik eine Teildisziplin der Sprachwissenschaft ist, die sich
mit Sinn und Bedeutung von Sprache beziehungsweise sprachlichen Zeichen befasst,
stellt sich als zu oberflächig dar. Denn dieser Begriff beinhaltet noch drei zu
unterscheidende Ebenen: Wortsemantik, Satzsemantik und Textsemantik. Die
lexikalische Semantik oder auch Wortsemantik beschäftigt sich mit der Bedeutung
von einzelnen Wörtern bzw. Lexeme, die kontextunabhängig separat untersucht
werden, während sich dagegen in der Satzsemantik die Frage stellt, in welchem
Verhältnis die Bedeutung eines Wortes zur Bedeutung des Satzes steht. Lexikalische
und grammatikalische Wörter werden hier so kombiniert, sodass ein neuer,
komplexer Sinn entsteht. Im Vordergrund steht praktisch die Satzanalyse, wobei
auch hier der Kontext noch keine Berücksichtigung erlangt. Des Weiteren hat
Satzsemantik die Aufgabe, den Sinn von komplexen Sätzen als Funktion des Sinns
einzelner, darin enthaltener Sätze zu bestimmen. Jedoch besteht ein großer Nachteil,
dass oftmals ein komplexer Ausdruck anhand der Bedeutung seiner Einzelteile nur
annähernd beschrieben werden kann. Letztliches Phänomen versteht sich von selbst,
wenn man weiß dass viele Ausdrücke vollkommen andere Bedeutung haben können,
als Wörter vermuten lassen. Als Beispiel kann man hier folgenden Ausdruck
anführen: „avoir du bol“. Der Sinn dieser Formulierung lautet „Glück haben“, doch
dieser wird nicht annähernd von den Einzelteilen beschrieben, denn wortwörtlich
bedeutet der Ausdruck „Schale haben“. In der Textsemantik untersucht man
schließlich die Bedeutung von Texten, das heißt die Kombination von Wörtern und
Sätzen im Kontext; und zwar in reellen oder fiktiven Erzählungs- und
Beschreibungszusammenhängen. So wird zum Beispiel die Bedeutung von vielen
Pronomen erst im Bezug zueinander bestimmbar.
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Abb. 1: Regenschauer-Beispiel für Textsemantik


(Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:22_Regen_ubt.jpeg)

Das obige Bild bietet eine gute Veranschaulichung für die Textsemantik. Man stelle
sich vor, eine Person X würde aus dem Fenster schauen und den Sachverhalt „es
regnet draußen“ einer anderen Person Y mitteilen. Dieser reagiert nun auf die
Nachricht. Kontextbezogen kann es entweder eine negative oder aber auch eine
positive Reaktion sein. In dem Fall würden sich beispielsweise Landwirte freuen, die
sehnlich auf Niederschlag hoffen, damit ihre Ernte nach einer Trockenperiode gut
gedeiht. Andere dagegen, die gutes Wetter erwartet hätten, würden in solch einem
Augenblick verärgert sein, weil sie ihr Vorhaben nicht verwirklichen können. Dieser
Bezug auf die Sprachsituation verfällt in den ersten beiden Ebenen. Die
Wortsemantik untersucht nämlich in diesem Fall lediglich die einzelnen
lexikalischen bzw. grammatikalischen Wörter „draußen“, „regnet“ und
„es“, die isoliert voneinander auftauchen. In der Satzsemantik würde man noch einen
weiteren Schritt gehen, um die Bedeutung des gesamten Satzes zu analysieren ohne
jedoch den oberen Kontext zu beachten. Das heißt die jeweiligen Sprachziele,
Sprachsituationen sowie die Absichten der Sprachbeteiligten spielen wiederum keine
Rolle.
Vgl. (Fallegger 1998: 88)
Vgl. (Schwarz/Chur 1993: 15ff)
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2. Strukturelle Semantik
Für die semantischen Studien bestehen zwei wichtige Ansätze, die nun im Folgenden
ausführlicher behandelt werden; nämlich strukturelle und kognitive Semantik. Beide
Varianten schließen sich nicht gegenseitig aus, sondern hängen miteinander
zusammen. Das weitaus bekannteste Modell der Komponentialsemantik oder auch
strukturelle Semantik stellt die Semanalyse von Bernard Pottier aus dem Jahre 1963
dar. Das französische Wortfeld „sièges“ rückt hier in den Vordergrund.

avec sur pieds pour une pour avec avec


dossier personne s’asseoir bras matériau
rigide
Lexem Sem1 Sem2 Sem3 Sem4 Sem5 Sem6
chaise oui oui oui oui non oui
fauteuil oui oui oui oui oui oui
tabouret non oui oui oui non oui
canapé oui oui non oui oui oui
pouf non non oui oui non non
Abb1: Analyse des Wortfeldes „SIÈGES“ nach Pottier 1963. Quelle: Blank 2001: 17

Anhand der oben aufgeführten Tabelle lassen sich nun exemplarisch Durchführung
und Basisbegriffe der Semanalyse beschreiben: Pottier nimmt sich zur Untersuchung
die Lexien „chaise“, „fauteuil“, „tabouret“, „canapé“ und „pouf“ und vergleicht sie
unter Beachtung von bestimmten Kriterien miteinander, wobei sowohl Unterschiede
als auch Gemeinsamkeiten zum Vorschein treten. Die Merkmale, worin sich
Lexeme unterscheiden, werden als Seme bezeichnet. Sie tragen distinktive
Eigenschaften. So sind beispielsweise „chaise“ und „fauteuil“ verschieden, da sie
sich durch das Sem „avec bras“ abgrenzen. Des Weiteren zeichnen sich „chaise“ und
„fauteuil“ gegenüber „tabouret“ durch das Sem „avec dossier“ aus und alle drei
gegenüber „canapé“ durch das Sem „pour une personne“. Auf diese Art und Weise
könnte man fortfahren, was sich jedoch erübrigt, da die Lösungen in der oberen
Tabelle aufgelistet sind. Nun kommt aber noch hinzu, dass allen Mitgliedern das
Merkmal „pour s’asseoir“ gemeinsam ist. Das gemeinsame Sem, durch das nun ein
Wortfeld bestimmt wird, nennen wir Archisem. Seine Realisierung entspricht dem
Archilexem, das nebenbei auch als Oberbegriff für die klassifizierten,
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sinnverwandten Lexeme fungiert. Dieser lautet in Bezug auf Pottiers Semanalyse


„sièges“. Schließlich wird die Gesamtheit aller Seme eines bestimmten Wortfelds als
Semem bezeichnet; im Falle von fr. „chaise“ ist dies also {„avec dossier“, „sur
pied“, „pour une personne“, „pour s’asseoir“, „avec matérieau rigide »}. Bei dieser
Vorgehensweise geht man davon aus, dass Wortbedeutung keine Grundeinheit ist,
sondern durchaus in verschiedene Komponenten zerlegt werden kann. Dabei steht
jede Lexie in Opposition zu einer anderen, von der sie sich durch mindestens ein
Merkmal unterscheidet. Letztlicher Aspekt der Opposition verdeutlicht zugleich,
dass dieser Ansatz strukturalistisch ist. Hier ist noch die Hyponymie zu erwähnen,
mit der das „Enthaltensein“ einer Bedeutung in einer anderen bezeichnet wird. Zum
Beispiel sind „rose“, „tulipe“ und „tournesol“ Hyponyme, d.h. Unterbegriffe von
„fleur“. Letzteres Wort ist ein Hyperonym, womit der Oberbegriff gemeint ist.
Dieser muss dabei nicht unbedingt alle Merkmale des Unterbegriffs enthalten und
dementsprechend teilen. Umgekehrt gilt dasselbe. Man stellt also fest, dass sie
lediglich durch das Prinzip der Ähnlichkeit verbunden sind. Die
Komponentialsemantik mag sehr einfach und banal vorkommen, doch im Grunde ist
sie eine wichtige Methode in der Lexikographie, denn eine allgemeine
Wörterbuchdefinition funktioniert nach genau solch einem Schema. Ein allgemeiner
Begriff wird zunächst lediglich angegeben und im Folgenden dann durch Seme
weiter spezifiziert. So finden wir beispielsweise für den Begriff Staubsauger: „der
Staubsauger ist ein Haushaltsgerät, das saugt, Schmutz entfernt, eine menschliche
Erfindung ist usw.“. Leider zeigt auch die strukturelle Semantik einige Schwächen
auf, wie zum Beispiel das Problem bei abstrakten Begriffen, die nur sehr schwer
darzustellen sind und unpräzise beschrieben werden. Ferner hat hierzu jeder Mensch
seine eigene individuelle Vorstellung. Manche denken beispielsweise beim Wort
„Berg“ an Alpen, Kühe, Milch, während andere dagegen Skifahren, Schnee und
Kälte im Kopf haben; welche Seme sollten nun gewählt werden wenn doch jeder
Einzelne eine unterschiedliche Auffassung zu den Lexien hat? Hinzu kommt noch als
weiteres Problem die Schwierigkeit bei graduellen Abstufungen. Wenn wir z.B. zwei
Gewässerarten gegenüberstellen, würden komplexe Fragen wie „Warum ist es ein
Fluss und kein Bach?“ oder „Ab wann kann man von einem Fluss bzw. Bach
sprechen?“ auftauchen, wobei man in dem Fall keine Gesetzesmäßigkeiten vorfindet.
Zu guter Letzt ist die Methode der Semanalyse nur für bestimmte
Wortschatzbereiche geeignet, da nicht alle Begrifflichkeiten durch Wortfelder erfasst
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werden und somit Sprache sich nicht mathematisch ansehen lässt; das heißt wir
erhalten keine klaren Strukturierungen.
Vgl. (Blank 2001: 18, 151ff)
Vgl. (Wesch 2001: 98)

3. Kognitive Semantik
Bei der kognitiven Semantik handelt es sich um einen etwas unterschiedlicheren
Ansatz zur semantischen Analyse. Dabei steht besonders die menschliche Psyche im
Vordergrund. Zentral steht hierzu die Frage nach der Art des Wahrnehmens von
außersprachlichen Wirklichkeiten sowie nach sprachlichen Inhalten und Formen. Es
gibt generell zwei Arten von menschlichen Assoziationsprinzipien, die im Folgenden
durch Beispiele veranschaulich werden.

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----------------------
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++++++++++++++

Abb.1: Quelle: Bildpräsentation aus dem Tutorium: Einführung in die


spanische Sprachwissenschaft, 07.11.2006

In den obigen Schaubildern neigt der Mensch dazu, ähnliche Objekte


zusammenzufassen. Dieses Assoziationsprinzip nennen wir die Ähnlichkeit oder
auch Similarität.

Abb.1: Quelle: Bildpräsentation aus dem Tutorium: Einführung in die


spanische Sprachwissenschaft, 07.11.2006
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Die Kontiguität sagt aus, dass der Mensch auch noch benachbarte Dinge
zusammenfasst, das heißt die, die näher beieinander stehen. Das obere Bild,
verdeutlicht diese Tatsache.
Nun zu den Rand- und Kernzonen mit guten und weniger guten Vertretern. Hier
erkennen wir trotz immer schlechter werdenden Vertretern das gemeinte Objekt. Hier
als Beispiel ein Viereck mit immer schlechteren Vertretern:

Abb.1: Quelle: Bildpräsentation aus dem Tutorium: Einführung in die


spanische Sprachwissenschaft, 07.11.2006

Vgl. (Wesch 2001: 100f.)


Vgl. (Müller-Lancé 06.11.2006: 3f.)

4. Prototypensemantik
Ein weiterer durchaus erwähnenswerter Ansatz, der zwar nicht so streng auf
prinzipielle Vorgehensweise und Methoden der genannten strukturellen Semantik
eingeht, sich zeitgleich aber noch auf kognitive Kategorien stützt, repräsentiert die
Prototypensemantik. Entwickelt wurde sie in den sechziger und siebziger Jahren des
20. Jahrhunderts von Eleanor Rosch. In dieser Kategorie geht man davon aus, dass
die Mitglieder eines Wortfeldes in einer bestimmten Relation zueinander stehen. Sie
sind nämlich nicht gleichberechtigt, sondern unterscheiden sich dadurch, dass sowohl
typischere und zentralere Vertreter einer Klasse, als auch untypischere Glieder
vorhanden sind. Aus diesem Grund gibt es zwischen mehreren Wortfeldern und
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insbesondere innerhalb eines Wortfeldes fließende Übergänge. Doch der Aspekt aus
der Komponentialsemantik bleibt bestehen. So steht für jedes Wortfeld ein typischer
Vertreter, oder auch Prototyp als Funktion des Oberbegriffs im Mittelpunkt.

Abb.5: Prototyp-Vogel
(Quelle:http://www.uni-erfurt.de/sprachwissenschaft/personal/feine/Lehrveranstaltu
ngen/Semantik/PrototypensemantikF.pdf)

Diese Grafik verdeutlicht die Prototypenbildung zu dem Begriff "Vogel". Demnach


ist etwa das Rotkehlchen ein Prototyp eines Vogels, ein Pinguin oder ein Strauß
dagegen nicht, da sie zum Beispiel nicht fliegen können. Diese beiden Arten werden
erst bei weiterer Überlegung mit dem Begriff „Vogel“ in Verbindung gebracht. Als
Prototyp gilt demnach das Exemplar, welches von den Sprechern als bestes erkannt
wird. In dem fall würde das Rotkehlchen die meisten Merkmale besitzen, was einen
typischen Vogel charakterisiert. Analog kann man mit anderen Begriffen, meist
Hyperonymen, verfahren. Von einem Oberbegriff ausgehend werden Assoziationen
geweckt, z.B. bei "Hund" der Dackel.
Folgende Vorteile der Prototypensemantik kann man erwähnen: Zum einen kann
man die Ergebnisse der Prototypensemantik empirisch belegen und die mentale
Verarbeitung wird deutlich besser. Zum anderen verträgt sich die Darstellung in
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Assoziogrammen besser mit den neuronalen Netzwerkhypothesen der


Neurolinguistik als eine Matrix. Zu den Nachteilen kann man sagen, dass sich die
Einordnung von Vertretern schlecht ohne Hilfe der Merkmalssemantik erklären lässt.
Vgl. (Müller-Lancé 06.11.2006: 4.)
Vgl. (Wesch 2001: 100f.)

5. Homonymie
Nun gibt es noch semantische Beziehungen zwischen zwei oder mehreren Lexemen.
Bei der Homonymie handelt es sich um zwei oder mehrere Lexeme, die dieselbe
Struktur und Aussprache aufweisen, jedoch eine unterschiedliche Bedeutung haben.
Somit ist die Homonymie das Gegenteil von Allomorphie. Hier ist noch
hinzuzufügen, dass die Homonyme keinen gemeinsamen Ursprung haben, im
Gegensatz zu Polysemen, die weiteren Verlauf noch erläutert werden. Diese Lexeme
sind aufgrund ihrer Eigenschaften in Wörterbüchern getrennt aufgeführt. Auch wird
man eventuell eine Bedeutungsnähe zwischen diesen Lexemen erkennen, jedoch nie
eine Bedeutungsgleichheit. Als Beispiel kann man hier folgenden Satz erwähnen:
„Nous avions des avions.“ Hier wird das erste avions (hatten) identisch geschrieben
und ausgesprochen wie das zweite avions (Flugzeuge). Die Homonymie wird jedoch
noch in zwei Unterkategorien aufgeteilt:
Vgl. http://santana.uni-muenster.de/Linguistik/user/steiner/semindex/words.html
Vgl. (Wesch 2001: 100f.)

5.1. Homophonie
Man spricht von Homophonie, wenn sich die Homonymie rein auf die Lautform
bezieht. Daher stellt Sie die Homonymie auf akustischer Ebene dar, das heißt rein
die Aussprache der Lexeme ist identisch, die Schreibweise jedoch nicht. Folgende
Beispiele verdeutlichen diese Beziehung: ver (Wurm), vers (Richtung: zu), verre
(Glas), vair (grau-weißer Pelz) und vert (Grün) haben unterschiedliche Bedeutungen
aber dieselbe Lautschrift [vεR].

5.2 Homographie
Bezieht sich die Homonymie hingegen auf die Schriftform, so spricht man von
Homographie. Hier ist rein die Schreibweise der Lexeme identisch und nicht ihre
Aussprache. In dem Satz „Le vent est à l’est.“ werden die beiden Lexeme est gleich
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geschrieben, jedoch unterschiedlich ausgesprochen. Das erste Lexem hat die


Lautschrift [ε] wobei das zweite Lexem die Lautschrift [εst] hat.
Vgl. (Pöckl 2003: 57)
Vgl. (Löbner 2003: 59)

6. Polysemie
Neben der Homonymie existiert noch eine weitere Form von Mehrdeutigkeit. Wenn
ein und dasselbe Lexem mit identischer Form verschiedene Inhalte (oder
Bedeutungen) zusammenfasst, spricht man von Polysemie. Im Französischen kann
man folgendes Beispiel nennen: amateur hat je nach dem Kontext, in dem es
verwendet wird sogar eine gegensätzliche Bedeutung. Entweder ist ein amateur zum
Beispiel ein (Musik-, Kunst-)Liebhaber oder er ist ein Ignorant bzw. ein Dilettant in
einem bestimmten Gebiet. Noch ist festzuhalten, dass die Polyseme die gleiche
Wurzel haben, das heißt hier hat eine absichtliche Entwicklung stattgefunden.
Vgl. (Löbner 2003: 60)

7. Synonymie
Unter Synonymie versteht man Bedeutungsähnlichkeit zweier sprachlicher Zeichen.
Dabei sollte man aufpassen den Begriff Synonymie nicht als Bedeutungsgleichheit
zu definieren. Denn obwohl man viele Wörter in einem bestimmten Kontext durch
andere entsprechende Wörter ersetzen kann, sind diese in einem unterschiedlichen
Kontext wiederum nicht mehr ersetzbar. In „Je suis certain.“ kann man
beispielsweise certain durch sûr ersetzen ohne die Bedeutung des Satzes zu
verändern. In dem anderen Kontext „Une certaine personne.“ wiederum kann man
certain nicht durch sûr ersetzen, da dieser Satz keine Bedeutung hätte.
Vgl. (Wesch 2001 : 95)

8. Kategorien der Antonymie


Einen absoluten Kontrastbegriff zur oben erläuterten Synonymie stellt der Terminus
Antonymie dar. Darunter versteht man die Gegensätzlichkeit von Bedeutungen, die
sich zusätzlich noch in drei Klassen unterteilen lässt:

a) komplementäre Antonymie
Eine Art von Bedeutungsgegensätzlichkeit ist die komplementäre oder
kontradiktorische Antonymie, bei der zwei Lexien einander so gegenüberstehen, dass
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kein mittlerer Grad zwischen ihnen existiert. Die beiden Lexien schließen sich somit
gegenseitig aus, so dass entweder das erste oder das zweite Lexem Gültigkeit hat,
aber niemals beide gleichzeitig.
Ein Beispiel hierfür ist das Lexempaar anwesend-abwesend, woran man leicht
erkennt, dass man entweder anwesend oder abwesend ist. Es gibt keine Eigenschaft,
die dazwischen existiert.

b) konträre Antonymie
Im Vergleich zur komplementären Antonymie existiert bei der konträren Antonymie
ein mittlerer Grad zwischen zwei gegenüberstehenden Lexien, das heißt diese
schließen sich nicht gegenseitig aus. Dies kann man an dem Beispiel der beiden
Lexien warm und kalt sehen: hier existiert der mittlere Grad lauwarm.

c) konverse Antonymie
Bei der konversen Antonymie handelt es sich um Lexempaare, die denselben
Sachverhalt oder dieselbe Relation aus zwei unterschiedlichen Perspektiven heraus
bezeichnet. Als Beispiel dafür ist die Relation zwischen kaufen und verkaufen zu
nennen: eine Person kauft etwas (1. Perspektive) und die andere verkauft der letzten
etwas (2. Perspektive).
Vgl. (Wesch 2001: 96f)

9. Kohäsion, Kohärenz
Die Kohäsion stellt das Zusammenfügen von Textbausteinen dar. Hier sitzt der
Schwerpunkt auf der grammatikalischen Seite, wobei man die Bedeutung außer Acht
lässt. Als Beispiel für die Kohäsion kann man jeden grammatikalisch korrekten Satz
erwähnen: z.B. „Zwei und zwei macht vier.“ oder „Das Französischtutorium ist
super.“. Die Kohärenz hingegen bezeichnet Sätze oder Aneinanderreihungen von
Textbausteinen mit einem Sinnzusammenhang, die aber unter Umständen nicht
grammatikalisch korrekt sein müssen, wie zum Beispiel folgender Ausdruck eines
kleinen Kindes: „Teddybär runterfallt! Mama aufhebt!“
Vgl. (Wesch 2001: 118)
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10. Bibliographie

Blank, Andreas (12001): Einführung in die lexikalische Semantik für


Romanisten. Tübingen: Niemeyer.
Fallegger, Livia Gaudino (11998): Grundkurs Sprachwissenschaft
Französisch. Stuttgart: Klett.
Geckeler, Horst (11973): Strukturelle Semantik des Französischen. Tübingen:
Niemeyer.
Löbner, Sebastian (12003): Semantik Eine Einführung. Berlin: Gruyter.
Pöckl, Wolfgang/ Rainer, Franz/ Pöll, Bernhard (³2003): Einführung in die
romanische Sprachwissenschaft. Tübingen: Niemeyer.
http://santana.uni-muenster.de/Linguistik/user/steiner/semindex/intro.html
(letzter Zugriff: 05.11.2006)
Müller-Lancé: Skript der Vorlesung Einführung in die romanische
Sprachwissenschaft: Semantik vom 06.11.2006

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