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Deutsch als Fremdsprache

Leonhard Thoma

Der Ruf der


Tagesfische Audio-CD
Taschenbuch
und andere Geschichten
Kurzgeschichten
gelesen von Karsten Kaie
Leonhard Thoma

Der Ruf der Tagesfische


und andere Geschichten
D eu tsch als F re m d sp rac h e
L eseheft
N iv eau stu fe B2

H u eb er Verlag
Worterklärungen und Aufgaben zum Text:
Kathrin Stockhausen, Valencia
Fotos:
Veronika Immler, München
Zeichnungen:
Gisela Specht, Weßling

Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt.


Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen
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3. 2. 1. I Die letzten Ziffern


2011 10 09 08 07 I bezeichnen Zahl und Jahr des Druckes.
Alle Drucke dieser Auflage können, da unverändert,
nebeneinander benutzt werden.
1. Auflage
© 2007 Hueber Verlag, 85737 Ismaning, Deutschland
Umschlaggestaltung: Parzhuber und Partner, M ünchen
Redaktion: Maria Koettgen, Ismaning
Layout und Satz: Kerstin Ramsteiner, Rosenheim
Druck und Bindung: J. P. Himmer GmbH, Augsburg
Printed in Germany
ISBN 978-3-19-101670-8
Inhaltsverzeichnis

Nach dem Besuch 4


Der Ruf der Tagesfische 10
Ist m eine Frau bei Ih n en ? 23
Was w ar anders? 32

W orterklärungen 40
Ü bungen 45
Lösungen 55
1
E r sp errte die T ür auf, die W o h n u n g lag im H albdunkel.
Er m a c h te zw ei, drei Schritte in d en R au m u n d ließ seine
Tasche au f d en B oden fallen. Tom h a tte an alles gedacht:
die F en ster zu u n d das Gas aus. Sie h a tte n sogar au fg e­
rä u m t, o b w o h l v o rh in sicher n ic h t viel Zeit geblieben w ar. 10

A uf d em Tisch sta n d en drei F laschen W ein u n d eine Es­


p resso k a n n e, d avor eine K arte, ein Stift d an e b en .
Er öffnete das g roße F enster zu m M eer, das M orgenlicht
flutete h e re in .
E in en M o m e n t le h n te er sich h in a u s, d er Blick ü b e r die 15
Dächer, am H orizont ein schm aler Streifen M eer, dunkelblau.

- Ein kleiner Überfall, sagte Tom, vier oder fü n f Tage, ich


hätte Zeit, endlich, und im Moment gibt es so günstige Flüge
nach Barcelona.
- Na also, dann mach doch, Tom. Ich habe dir ja gesagt: 20
w ann immer du willst.
- Super. Tom zögerte e in e n M o m e n t.
- Ich würde allerdings nicht alleine kommen.
- Ist doch klar, Tanja auch. Ich freue mich doch. Ich habe sie
ja auch schon ewig nicht mehr gesehen. 25
Tom schw ieg.
- Platz ist auch da. Ih r könnt mein Zimmer haben, und ich
schlafe dann a u f der Couch im Wohnzimmer. Wirklich kein Problem.
- Das ist nett von dir, sagte Tom, aber . . . d u weißt es ja noch
g a r nicht: Tanja und ich, w ir sind g a r nicht m ehr zusammen. 30
- Ach so.
- Ja, schon seit ein p aa r Wochen. Dumme Sache, aber das
erzähle ich dir lieber mal in Ruhe.
- Wie du willst.
- Ich wollte mit Mina kommen. Die kennst du ja auch. 35

5
2

D er F ernseher, ausgesteckt im Regal. Sie h a tte n ihn offen­


b ar n ic h t gebrau ch t. Er ging in die K üche, setzte K affee-
5 w asser auf. In der Spüle zw ei leere Tassen, zw ei Löffel, au f
dem B oden in der Ecke leere F laschen, R otw ein, Sekt.

- Ja, sagte er, klar kenne ich sie.


- H at sie m ir erzählt. Sie würde sich auch freuen, dich wieder
m al zu treffen. Das heißt, wenn dir das überhaupt recht ist.
10 - Natürlich, ich meine ... das ist alles deine Sache. Natürlich
kannst du sie mitbringen.
- Super. Und ich erzähle dir dann alles in Ruhe, wenn sie mal
shoppen ist, okay?
- Na, da bin ich aber gespannt.
15 - Kannst du auch sein. Es ist wirklich viel passiert in diesem
Sommer.

Er n a h m eine P lastiktüte, p ackte die Flaschen h in e in u n d


stellte sie an die W o h n u n g stü r. D ann ging er ins Schlaf­
zim m er. Die M atratze lag m itte n im R aum , abgezogen, da-
20 rau f v e rstre u t L aken u n d H an d tü ch er.

- Wisst ihr schon, w ann ihr kommen wollt?


- Ja, lachte Tom, ehrlich gesagt, w ir haben uns schon ein
Wochenende ausgesucht. Das letzte im Oktober.
- Das letzte im Oktober? Warte mal.
25 - Ja, so vom 25. bis zum 30. Vielleicht Freitagabend bis Mitt­
wochmorgen, wenn das geht.

Er schob die M atratze m it dem F u ß an die W and zu rü ck ,


n ah m das Bettzeug un d trug es ins Bad. Als er es in die W asch­
m aschine stopfte, roch er ein en M o m en t daran. Ihr P arfüm .

30 - Mensch, ausgerechnet da bin ich in Madrid. Zum Dolmet­


schen a u f einem Kongress. Eine Woche, genau bis Mittwoch.
- Wie blöd. F ür mich ist es egal, aber ich glaube, bei Mina ist

6
es das einzige lange Wochenende. Ich kann sie noch einmal fragen,
aber ich bin m ir ziemlich sicher, leider. Und n u r zwei Tage sind
ein bisschen kurz.

Er sch en k te eine Tasse Kaffee ein, n a h m die K arte vom


Tisch u n d setzte sich an das offene F enster.
10

Vielen Dank fü r alles, wir haften eine tolle Zeit.


Wirklich eine superStadf. Und eine wunderbare
Mohnunq. Mir haben ein paar Bilder geMacht,
auch von deiner Terrasse. Mir schicken sie dir. 15

- Weißt du was? Kommt doch einfach trotzdem. Ich lasse den


Schlüssel beim Nachbarn, dann habt ihr die Wohnung. 20

- Das ist nett. Aber was ist mit dir? Wir wollten ja auch dich
sehen.
- Ja, schon. Aber wenn es n u r dieses Wochenende g e h t ... Ich
kann versuchen, das in M adrid abzukürzen, bis Dienstag. Dann
könnt ih r euch erst mal die Stadt anschauen. Da muss ich sowieso 25
nicht dabeisein, und am Ende haben w ir noch einen Tag zusam­
men oder zumindest einen Abend.

Deine Tipps waren echt super. Vor alleM die 30


FlaMenco-Bar. Und auch d er Markt. Mir haben
noch nie so guten Fisch gegessen.

7
- Ja, sagte Tom, hört sich gut an, aber trotzdem irgendwie
schade.
- Aber doch besser als nichts.
- Ja, stimmt. Ich meine, sonst w ird es wieder ein p a a r Monate
nichts.
- Eben, kommt lieber jetzt. Ende Oktober ist sowieso eine gute
Zeit, wirklich.

A uf dem F en sterb rett sta n d en noch zw ei W eingläser. Er


n a h m eines, hielt es gegen das Licht, S puren eines L ippen­
stifts.

- Gut, sagte Tom, dann machen w ir es so. Aber du musst uns


wirklich versprechen, dass w ir dich noch zu sehen bekommen.
- Ich werde alles versuchen. Ganz bestimmt.

Mir kDMMen bald wieder, aber d a m Musst du


a u f jeden Fall auch da sein.

- Ich schreibe euch einen Zettel. Mit ein p aa r Tipps, Restaurants,


Bars, dann könnt ihr euch die Touri-Sachen sparen.
- Das wäre natürlich toll.

Viele Gtriiße, w eh einwa! vielen dank und


bis bald.

U nterschrift: Tom u n d d an eb en , k a u m zu entziffern: M ina.


E r sah aus dem Fenster: w eit d ra u ß e n , ü b e r dem M eer,
lautlos, ein Flugzeug.
V orhin, vor d er F lughafenhalle, h a tte sie ih n ganz leicht
gestreift. Er w a rte te an d er H altestelle. D er Bus kam , die Tür
ging auf, plötzlich stand sie da. Er w ich zu r Seite. Sie stieg 5
aus, m it zw ei, drei T ü ten in d en H än d en , d a h in te r Tom m it
d en K offern.
Ih r P arfüm , ein en A ugenblick lang.

10

P.S: Schade, dass wir uns so knapp verpasst haben.

9
D er Ruf der
Tagesfis
Ich habe entdeckt, dass alles Unglück der
Menschen von einem Einzigen herkommt:
dass sie es nämlich nicht verstehen, in Ruhe
in einem Zimmer zu bleiben.
Blaise Pascal, Pensees

Ich h ab e ziem lich lange g eb rau ch t, u m rau szu fin d en , w as


ich eigentlich am liebsten m a ch e. Z um indest sam stags. Ich
gebe zu, 3 7 Ja h re sind d afü r ein e lange Zeit. 15
A ber im m erh in . M anche b rau c h en noch länger, u n d e i­
nige finden es nie raus, sterb en irg e n d w a n n u n d h a tte n bis
zuletzt das G efühl, irgendetw as v ersä u m t zu h ab e n . A n all
d en S am stagen u n d w ah rsch ein lich a u c h sonst.
20

T rotzdem h ä tte ich frü h e r d rau fk o m m e n k ö n n e n . Einige


K lassiker k a m e n bei m ir sow ieso n ic h t in Frage, A u to ­
w äsch en zum Beispiel. Ich h a tte n ie ein A uto, ich besitze
n ic h t einm al ein en F ü h rersch ein .
A u ch das m it dem S hoppen lasse ich inzw ischen sein. Vor 25
allem fü r m ich selbst etw as zu su c h en , h ab e ich schon lange
aufgegeben.
Das w a r kein g ro ßartiger E ntschluss, ich w ar ganz einfach
ü b erfo rd e rt. Ich w ollte m ich n u r u m se h e n , unverb in d lich ,
sch o n stü rzten sich H orden v o n grell g esch m in k ten Ver- 30
k ä u fe rin n e n au f m ich, die Sorte v o n F rau en , die m ich au f
der S traße n ic h t einm al an blicken w ü rd e . A ber k au m tritt
m a n ü b e r die Schw elle ein er B o u tiq u e, ist m a n kein u n ­
sc h ein b a re r F uß g än g er m eh r, so n d e rn ein p o ten tieller
K u n d e. 35

11
A nfangs m ein te ich, so d u rc h k o m m e n zu k ö n n e n , ab er
es gelang m ir nich t. W en n ich sagte, dass ich m ich n u r u m ­
sc h au e n w ollte, n ic k ten sie verständnisvoll, frag ten n ac h
S ch u h g rö ß e od er K ragenw eite, n ic k ten n o ch ein m al ver-
5 ständnisvoll u n d zogen m ich d a n n vor irgendein Regal. U nd
n a c h h e r au f der S traße h a tte ich m eistens etw as u n te r dem
A rm , w as ich nie besitzen w ollte.
Ich w eiß nich t, w ie es a n d e re n geht, ab er m ein e E inkäufe
h a tte n im m er eine an d e re Farbe, w e n n ich sie zu H ause
10 au sp ack te. Alles w ar w ie v e rh e x t, sobald die läch e ln d en
V erkäuferinnen n ich t m e h r d a n e b e n sta n d en . Das ging so
w eit, dass m ir die S chuhe, die m ir angeblich so gu t sta n d en ,
zu H ause plötzlich n ich t m e h r passten u n d Jacketts, die im
L aden n o c h e in e n ec h te n G en tlem an aus m ir g em ach t h at-
15 te n , plötzlich w ie L appen an m ir h e ru n te rh in g e n .
E ine W eile ging ich n o ch als B egleiter m it. M it F re u n ­
d in n e n . N atürlich fragte ich m ich ab u n d zu, w a ru m m an
e in e n k o m p le tte n Sam stag in d ez en t d u fte n d e n L äden v e r­
b rin g en m uss, u m p e rm a n e n t M e in u n g e n zu R öcken u n d
20 S andalen abzugeben. M ein u n g en , auf die d a n n sow ieso
n ie m a n d h ö rt.
A ber d an n sah ich m ich u m u n d beobach tete die an d e re n .
Lässige S tu d en te n , z e rstreu te F am ilienpapas, no b le G e­
schäftsm änner, w ie sie n e b e n ih re n F ra u en u n d F re u n d in -
25 n e n sa ß e n , D am enstiefel o d er L edertäschchen g eh o rsam in
d er H and h alten d . U nd da d ach te ich mir: W en n diesen
Typen am Sam stag nichts Besseres einfällt, d a n n m uss ich
m ir au c h keine G ed an k en m a ch e n .
Ab u n d zu sch au te a u c h je m a n d zu m ir h e rü b e r u n d
30 grinste m it einem A u g en zw in k ern . E in Z eichen v o n Solida­
rität, n e h m e ich an . So etw as k a n n b eru h ig e n , u n d irg e n d ­
w a n n glaubt m a n , Sam stage m ü ssen so sein.

12
2

In gew isser H insicht h ab e ich m e in e Rolle als Begleiter so­


gar gen ossen. Ich sp ü rte etw as w ie F reiheit. Ich streckte
m ich au f diesen L ederbänken aus, ich durfte da sein, einfach 5
so. Ich m usste n ie m an d e m erk lären , w aru m ich dies u n d
je n e s n ic h t h a b e n w ollte. Die V erkäuferinnen m u ssten
freu n d lich zu m ir sein, o h n e m ir etw as au fd rän g e n zu k ö n ­
n en .
U nd m e in e F re u n d in n e n w a re n einfach begeistert. Sie 10
lo b ten m e in e G eduld, zä h lte n m ir die M ä n n e r auf, m it
d e n e n m a n einfach n ich t sh o p p e n g e h e n k o n n te , u n d
b e lo h n te n m ich m it ein em Glas Prosecco zw ischen zwei
B o u tiq u en .
Ih re D ank b ark eit m ach te m ich stolz, ab er a u c h n ac h - 15
d en k lich. Ich überlegte, w as diese M än n er, m it d e n e n m an
n ic h t sh o p p e n g eh en k o n n te , w o h l gerade m a ch te n . M ir
fielen die tollsten D inge ein. Ich sah plötzlich so ein en Typ
a u f ein em Segelboot, u n d der sagte zu ein er F rau, die ü b ri­
gens ein w enig an diese grellen V erkäuferinnen erin n erte: 20
,Schön, dass du m itg ek o m m en bist. A ndere F rau en w ollen
sam stags im m er n u r sh o p p en g e h e n .'
Ich blickte w ied er zu m e in e n G enossen im S chuhlad en
u n d b eg a n n m ich zu fragen, ob ich m ich w irklich an ih n e n
o rien tieren sollte. Da d ra u ß e n , d ach te ich u n d sah d u rch 25
das F en ster au f die S traße, da d ra u ß e n findet vielleicht eine
ganz a n d e re W irklichkeit statt.
H inzu kam , dass ich F ehler m a ch te . M ir gefielen die billi­
g eren S achen besser als die te u re n , so dass m ich so m a n ch e
F re u n d in v erw irrt an sah u n d m ich fü r geschm acklos u n d 30
k n au serig hielt.
E inm al lobte ich e in en h o h e n S chuh in h ö ch sten T önen,
ich stand sogar auf, tra t h in te r m ein e F re u n d in u n d legte
m e in e n A rm u m ih re Schulter, w ä h re n d sie vor dem Spie­
gel auf- u n d abw ippte. Ein h arm o n isch e s Bild, fand ich, das 35

13
sich d a n n allerdings schnell auflöste. D en gelobten Schuh
w ollte sie n ich t kaufen, sie w ar m it ih m g ekom m en .
Sie ging au ch m it ihm , o h n e m ich ...

5
3

E ine E inbildung, die sich län g er g eh a lte n h at, eigentlich


bis vor kurzem , ist die m it dem A usflug. Die ganze W oche
10 sitzt m a n in ü b erh e izte n B üros u n d glotzt in e in e n C o m ­
p u ter, u n d dan ach ste h t m a n in ü b erfü llte n U -B ah n en u n d
glotzt in eine Z eitung, u m rau szu fin d en , w as alles in d er
W elt m a n verpasst hat.
Also m uss m an das W o ch en en d e n u tz e n . E tw as erleb en .
15 Zu sich k o m m e n , zu r N atur od er so n stw o h in . H auptsache:
w eg hier. Es ist jedes M al dasselbe. Die ganze W oche n im m t
m a n sich das vor. Spätestens ab M ittw och d e n k t m a n u n ­
u n te rb ro c h e n daran.
A m Sam stag einfach a b h a u e n . Irg e n d w o h in aufs Land.
20 Ih r k ö n n t m ich m al, ich v ersch w in d e im G rü n e n . U n er­
reichbar. Ih r k ö n n t m ir d en A n ru fb ea n tw o rter v o llq u a t­
sch en, so voll ihr w ollt, ich rufe eu ch n icht zu rü ck . Ich
k o m m e au ch n ich t zu m M ittagessen u n d zum Kaffee au ch
n ic h t u n d ins K ino erst rech t n ic h t, u n d ein p aar D rinks
25 k ö n n t ih r au c h alleine trin k e n . Ich w ill m ich au ch n ic h t m it
eu c h au stau sc h en , u n d e u re n e u e W o h n u n g will ich au ch
n ic h t seh en .
Kurz: Die A ussicht aufs W och en en d e hielt ein en am
Leben. Trotzdem klappte das m it dem Ausflug eigentlich
30 n ic h t oft. Jedenfalls n ich t so, w ie m a n sich das vorgestellt
h a tte .
M ittw och w ar die Sache völlig klar, D onnerstag au ch
n o ch . Freitag w u rd e es langsam eng. M an h ä tte sich schon
längst eine R oute au sd en k e n m ü ssen , eine F ah rk arte k au -
35 fen, ein H otelzim m er b u c h e n .

14
A ber a n sta tt m ich d a ru m zu k ü m m e rn , ging ich gen au
m it d e n K ollegen, die ich eigentlich n ic h t m e h r se h en w o ll­
te, n o ch auf ein F eierabendbier. A us dem schnell drei o der
vier w u rd e n , m a n k e n n t das ja.
Schließlich ta u m elt m a n n ac h H ause, die g ro ß e n Pläne 5
n o ch v ersc h w o m m en vo r A ugen. A m n ä c h ste n Tag gegen
M ittag w ird m a n vom A nruf eines K ollegen gew eckt, der
den A b end einfach großartig fand u n d vorschlägt, m it den
a n d e re n ein bisschen rau sz u fa h re n , aufs Land, zu irg en d ei­
n e m G asthof. W arum nicht? h ö re ich m ich sagen, in ein er 10

h alb en S tu n d e bin ich fertig, k ein Problem .


M an ste h t au f - ein p aa r A spirin rin g en vergeblich m it
d em K ater - u m d a n n im Stau zu ste h e n u n d sich in ü b e r­
füllte A usflugslokale zu d rän g en , u m rin g t v o n au sgesch la­
fen e n M en sch en , die ebenfalls ih re Zeit sinnvoll u n d im 15
G rü n e n v erb rin g en w ollen. U nd die d a n n die W artezeit im
Lokal sinnvoll bei einem A peritif zum Telefonieren n u tz en .
„N ein, w ir sind n ic h t in der S tadt. Stell dir vor, w ir sind
gufs L and g efah ren . W ahnsinnig sch ö n hier, schade für
dich, d u verpasst ec h t w as ..." 20

Ich w ollte ta u sch e n . N ein, n ich t m it d en e n , die so frisch


u n d m u n te r an d en N ebentischen sa ß e n , so n d e rn m it d e ­
n e n am a n d e re n E nde. Die irg en d w o n o ch im B ett lagen,
vielleicht in ein er d u n k le n K üche Z eitung lasen, w o m ö g ­
lich in ein er la u w a rm e n B a d ew a n n e vor sich h in d ö sten . 25
Was, b itte schön, sollten die h ie r verpassen?
Irg en d w ann da d rau ß en habe ich m ir gedacht, dass es doch
so einfach sein k ö n n te , u n d dass es h errlich sein m üsste: zu
H ause bleiben u n d keine D u m m h e ite n m a ch e n . Ein D asein,
o h n e reinzufallen, n ic h t auf E in la d u n g en , n ich t in S ch u h - 30
g esch äh en .

15
4
Ich w eiß: W as ich tu e, ist ziem lich ban al. M an m uss dazu
w ed e r F ach literatu r lesen no ch e in e n W orkshop b esu ch en ,
5 u n d es gibt dafür w ed er spezielle K leidung no ch e in en Club.
Ich schlafe sam stags aus, n ich t zu lange, so bis n e u n , halb
z e h n , d a n n springe ich r u n te r au f die S traße u n d h o le m ir
die dicke W ochenendzeitung, die ich d a n n in aller R uhe lese.
G egen M ittag stehe ich au f u n d rufe ein en g u te n F reu n d an.
10 Das h eiß t, m eistens ru ft er an . W enn er bis halb eins n o ch
n ic h t a n g e ru fe n h at, ist das ein schlechtes Z eichen. D an n ist
die W ahrscheinlichkeit groß, dass e r m it seiner F re u n d in
e in e n A usflug m a ch t o der ih r v ersp ro ch en h at, m it ih r e in ­
k au fen zu gehen.
15 W enn er aber an ru ft, h e iß t das m eistens, dass er Zeit h at.
Dass seine F re u n d in m it ih re n F re u n d e n u n terw eg s ist.
D an n ste h e n die C h an cen gut, dass w ir das Beste m a ch e n ,
w as m a n m e in er M ein u n g n ac h a n ein em S am stagm ittag
m achen kann.
20 W ir treffen u ns au f dem M ark t u n d essen do rt in der
Fischhalle, an der „H aifischbar". Ein w u n d e rb a re r O rt. M an
sitzt au f h o h e n H ockern an ein er ru n d e n Theke, b etra ch te t
die m it K reide g eschriebenen M e n ü tafeln , sch w a n k t zw i­
schen d en T agesangeboten h in u n d h e r u n d n ip p t schon
25 m al an ein em G läschen W ein.
Das M en ü ist eine w ichtige E n tscheidung. G enau g e n o m ­
m e n - da sind w ir u n s einig - die einzige w ichtige E n tsch ei­
d u n g , die w ir an diesem Tag treffen w erd en .
D abei gibt es n ich t viel zu sagen. Je d er ist bei sein er E nt-
30 Scheidung im G ru n d e allein, w ie das im Leben eb en so ist.
M an ch m al teilen w ir u n s ku rz d en S tand d er Ü berleg u n g en
m it (Ich glaube, ich n e h m e zuerst d en S pargel.), m an ch m al
gibt es d a n n no ch kleine K o rrek tu re n (Halt! Doch kein e
B ratkartoffeln!) u n d strategische A bsprachen (Du die Cala-
35 m ares, ich die D orade.).

16
W en n au s E ntsch eid u n g B estellung gew o rd en ist, sto ß e n
w ir an u n d glotzen zufrieden in die R u n d e. Er erzäh lt
m a n ch m a l, w o h in u n d m it w em seine F re u n d in w egg efah ­
ren ist od er w as sie h e u te u n d m it w em ein k au fen w ill. Er
w erte t das nich t. T rotzdem g eh t aus sein er gan zen E rzähl- 5
w eise hervor, dass er einfach n u r h eilfro h ist, n ich t dabei
sein zu m ü ssen .
Sozusagen b esteh t u n se r Sam stagsglück also aus zwei D in­
gen, die sich irgendw ie m ite in a n d e r m ultiplizieren: darau s,
dass w ir an ein em g ro ß artig en O rt sitzen, frisch gegrillte 10
D orade o d er Seezunge aus dem O fen essen u n d dabei in die
gleichgültigen G esichter v on L eu ten blicken dürfen, d en e n
es ganz ä h n lich zu g eh e n scheint.
D azu k o m m t die heim liche F re u d e darüber, w o w ir n ich t
sind: in k ein em Laden, bei k ein en B e k an n ten , an k ein em 15
A usflugsziel.
W ir h a b e n das n o ch nie so au sgesprochen, aber m a n c h ­
m al se h en w ir u n s an , ü b er die G räten eines Seeteufels h in ­
w eg, u n d d a n n h ö re ich ein en leisen S eufzer der E rleich­
te ru n g , u n d spätestens in diesem A ugenblick w eiß ich, dass 20

w ir g en au das G leiche d en k e n .

5
25
Bei ihm k o m m t sicher n o ch einiges dazu: d er h a rte Job
u n d seine kom plizierte B eziehung. B eides seit vielen J a h ­
ren .
Er h a t d a rü b e r nie gesprochen, ab er ich h ab e ih m einm al
die G eschichte eines K ollegen erzählt, die er b em erk en s- 30
w e rt in te ressa n t fand, w ie m ir auffiel. M it zu sam m en g e­
k n iffen en A ugen h ö rte er zu, w ä h re n d er sonst oft n u r
ziem lich geistesabw esend nickt.
D ieser K ollege w ar v o r ein p a a r M o n a ten m it seiner Frau
n a c h Ind o n esien gefahren. E ine B ildungsreise, ein lan g er 35

17
W unsch v on ihm , sow eit ich v e rsta n d e n h abe. Sie w ar
anfangs skeptisch, ließ sich d a n n aber ü b e rre d e n . Sie
w a re n au c h zu sam m en w ied e r zu rü ck g ek o m m en , h a tte n
n ic h t einm al viel gestritten , im G egenteil, beide h a tte n die
5 Reise ä u ß e rs t in te ressa n t g efu n d en .
D anach aber ergab sich ein w esen tlich er U nterschied:
W ä h ren d e r sozusagen n o ch die K offer voller E rin n e ru n ­
g en auspackte, fu h r sie w ied er zurück n ach In d o n esien .
O h n e ih n u n d o h n e a u c h n u r die E ntw icklung der Fotos
10 ab z u w a rte n , auf d e n e n sie gem einsam u n d fröhlich zu
se h en w aren .
D er U rlaub h a t sie n ich t u n b e d in g t v o n e in a n d e r e n t­
frem det, w ie das so oft passiert. Sie zogen n u r völlig u n te r ­
schiedliche K o n seq u en zen . W ä h re n d er g esp an n t au f die
15 B ilder w arte te u n d schon überlegte, w o er die sch ö n sten
V ergröß erungen h in h ä n g e n w ü rd e (Die K üche kam in F ra ­
ge, aber a u c h der Platz im W o h n zim m er ü b er d em Sofa.),
fu h r sie einfach w ieder h in . Allein.
Sie rief w o h l n o ch einm al ku rz an u n d sagte B escheid,
20 k o n n te allerdings n ich t ins D etail geh en , w eil sie angeblich
in ein er u n g em ü tlic h en Telefonzelle auf irg en d e in er Insel
sta n d u n d die M ü n zen n u r so d u rc h ra tte rte n . Jedenfalls
w ar das alles, w as er n o ch vo n ih r h ö rte.
S eitdem ist er allein u n d zw eifelt n atü rlich , ob die Reise
25 eine g u te Idee w ar u n d ob er die B ilder w irklich au fh ä n g e n
soll. W enn F re u n d e k o m m e n u n d n a c h sein er F rau fragen,
soll er die d a n n ins W o h n zim m er fü h re n , auf die Fotos ü b er
dem Sofa zeigen u n d sagen: „Da irgendw o ist sie"? Das w äre
schon ziem lich kom isch, u n d die L andschaften sind so schön,
30 dass die Gäste am E nde no ch verständnisvoll nicken w ü rd e n .
Als ich m e in e n g u te n F re u n d fragte, w ie e r das G anze
fände, grinste er n u r u n d m e in te , dass er das ab so lu t g u t
v erste h e. D abei ließ er offen, w o ra u f sich seine A n tw o rt
bezog, au f das D ilem m a m ein es K ollegen od er au f das Ver-
35 sch w in d en v o n dessen F rau.

18
S eitdem überlege ich m a n ch m a l, ob die a n g e n e h m e n t­
sp a n n te A rt m eines F reu n d es vielleicht dam it zu tu n h at,
dass er sich ein en Weg offenhält, dass er eines Tages p lö tz­
lich n icht m e h r da sein k ö n n te .
W en n er etw as erzählt, d a n n ac h te ich au f m ögliche 5
H inw eise in diese R ichtung. A ber er m ach t k ein e A n d e u ­
tu n g e n . Jedenfalls n ic h t m ir gegenüber. Zu glauben, u n sere
K om plizenschaft gehe so w eit, w äre eine Illusion. Es ist
schließlich n u r eine M än n erfreu n d sch aft. Trotzdem passe
ich g en a u auf. Vor allem w e n n sie v on ein er Reise zurü ck - 10
k o m m e n . A ber er lässt m eistens seine F re u n d in erzählen .

6
15
Ich w eiß also, dass dieses Sam stagsglück e h e r fragil ist u n d
keinesw egs ew ig a n d a u e rn m uss. A uch deshalb ist klar, dass
ich jed es M al froh bin, w e n n am Sam stag gegen zw ölf das
Telefon klingelt, u n d er d ran ist u n d fragt, ob ich Zeit h abe.
A ber selbst d a n n k a n n m a n n ich t ganz sicher sein. W ir 20
sind g u te F re u n d e, aber w ie gesagt: U nsere K om plizen­
schaft h a t G renzen.
N eulich zum Beispiel rief er u m die g e w o h n te Zeit an,
erk u n d ig te sich nach irgendetw as u n d fragte d a n n so
n eb en b ei, ob ich n a c h h e r schon etw as v o rh ä tte . Ich h a tte 25
die Z eitung schon gelesen, saß beim d ritte n Kaffee u n d
b lä tte rte gerade das F ern seh p ro g ram m der W oche durch .
„N ein", sagte ich.
„W irklich?", fragte er.
„N ein, w irklich n ich t", w ied e rh o lte ich arglos. 30
„Ich schon", sagte er, „ich m uss no ch m al ins B üro, leider,
ein d rin g en d es P rojekt, ... ab er w a rte m al."
Er legte d en H örer offenbar n e b e n d en A pparat.
D er V erdacht, d er langsam in m ir aufkeim te, bestätigte
sich sofort. 35

19
„Hey, hallo", hörte ich plötzlich die Stim m e seiner F reundin.
Sie stellte keine w e ite re n F ragen. Sie stellte lediglich fest,
dass sie H u n g er habe u n d Lust, ein bisschen rau szu g eh en .
D er gep lan te A usflug m it ih re n F re u n d e n sei n äm lich
5 geplatzt, u n d ih r F reu n d h ab e w ied e r m al ein en K ater von
gestern A bend u n d no ch irgendetw as im B üro zu tu n . Sie
schlage also ih r Lieblingslokal vor, d an a ch k ö n n e ich sie
n o c h zu ein em L aden begleiten, w o sie etw as zurü ck g eb en
m üsse.
10 E inen M o m en t h a tte ich das G efühl, im H in terg ru n d ein
L achen zu h ö re n , ab er ich k o n n te m ich au ch g etäu sch t
h ab e n . Ich w a r schon au f d er S uche n ach ein er A usrede,
ab er d a n n fiel m ir ein, dass ich ja gerade no ch m ein F rei­
sein begeistert ins Telefon g e k rä h t h a tte . S elbstverständlich
15 erk lärte ich m ich e in v ersta n d en .

20 E ine S tunde später saß ich in ein em Schickim icki-Lokal,


in dem die P o rtio n en so groß w aren , als h ä tte je m a n d sei­
n e n Teller n ich t ganz aufgegessen.
Um n ic h t sofort fertig zu sein u n d d a n n nichts m e h r zu
tu n zu h a b e n , schob ich die letzten drei m e in er n e u n
25 Ravioli au f ih rem K rä u te rb e tt im m er w ied er k reu z u n d
q u e r ü b er die leeren W eiten m ein es R iesentellers, w ä h re n d
m ich die F re u n d in m eines g u te n F reu n d es p e rm a n e n t a u f­
fo rderte zuzugeben, dass die K üche dieses R estau ran ts viel
g esü n d er w äre als das fette Zeug au f dem M ark t u n d die
30 P rä sen ta tio n der G erichte viel stilvoller. A bgesehen d av o n
sei das Lokal au ch viel k o m m u n ik ativ er, w eil m a n n ic h t so
idiotisch in ein er Reihe dasäße, so n d ern sich jederzeit in die
A ugen se h en k ö n n e.
W ie u m dies zu u n te rstre ic h e n , b etra ch te te sie dabei die
35 S o jatropfen au f ih rem R indercarpaccio, steckte sich eine

20
halbe G abel d av o n in d en M u n d u n d sah m ir d a n n e rw a r­
tu n g sv oll in die A ugen.
Ich w a r p e rm a n e n t ein v ersta n d en u n d stopfte m ir dabei
so unauffällig w ie nötig so viel B rot w ie m öglich in d en
M u n d , u m diese Leere u m die Ravioli zu füllen, die inzw i- 5
seh en doch v o n m e in em Teller v ersc h w u n d e n w aren .
D er Kaffee schm eckte schon n ach E rlösung, ab er p lö tz­
lich sta n d ein F re u n d v o n ih r da - ein er v o n d er A usflugs-
C lique, w ie sich gleich h erau sstellte - d er sich gern au f ein
Glas Sekt zu u n s setzte. 10

A nfangs d ach te ich n o ch , dass das ein Zufall sei. D ann


k am a b e r n o c h eine F re u n d in u n d n o c h ein F re u n d , bis
an sc h e in e n d alle T eilnehm er des g eplatzten A usfluges d a ­
saßen , v o n dem sie m ir n u n bei e in e r Flasche Sekt a u s fü h r­
lich erz äh lte n . 15
H ört sich g u t an, h ö rte ich m ich im m er w ieder sagen,
w ä h re n d alle vier heftig n ic k ten u n d ab w echselnd b e d a u ­
erte n , dass es einfach n ic h t geklappt h a tte . Ich fragte m ich
die ganze Zeit, w a ru m es n ic h t geklappt h a tte . Sie saß en
h ie r k o m p le tt versam m elt u n d sch ien en je d e M enge Zeit zu 20
h ab e n .
Irg e n d w a n n d achte ich au ch an m e in e n g u te n F reu n d .
Was d er w o h l gerade m ach te? Saß irgendw o ü b e rm ü d e t
u n d m u ttersee le n alle in in diesem triste n G ro ß rau m b ü ro .
Ich ü b erlegte, ob ich m it ih m ta u sc h e n w ollte. Ja, entsch ied 25
ich, vor allem w e n n e r ein S andw ich u n d eine Bierdose bei
sich h a tte .
Schließlich lud ich alle ein. Das h e iß t, ich lud sie e ig e n t­
lich n ich t ein, ich h a tte n u r k ein en klein en G eldschein. Aber
alle v ier läch elten blitzartig u n d sagten fast gleichzeitig: 30
M uss ab er n ich t sein. T rotzdem dan k e.

21
8

Im m e rh in m usste ich zum S h o p p en n ich t m e h r m itk o m ­


m e n . Sie w a re n zu viert u n d h a tte n V erständnis. Die Verab-
5 schied u n g w a r herzlich, fast so, als h ä tte n w ir zu sam m en
e in e n A usflug gem acht.
A uf dem Weg nach H ause k am ich am M ark t vorbei.
Z uerst w ollte ich n u r ein p aa r O rangen für das F rü h stü ck
m o rg en m itn e h m e n , ab er d a n n stieg m ir ein D uft in die
10 Nase, u n d ich folgte ihm unw eigerlich. Da w ar e r plötzlich
w ieder: der Ruf d er Tagesfische.
A n d er Bar saß m ein g u te r F re u n d , m it den R esten ein er
geb ack en en Forelle beschäftigt. Dass ich ihm so plötzlich
au f die S chulter klopfte, w a r ih m n ic h t peinlich.
15 „Setz dich", sagte er u n d p u tz te sich die Finger an ein er
Serviette ab.
„Ich bin schon fast fertig, ab er ich trin k e n o ch ein Gläs­
ch e n m it, w e n n du w as essen w illst. K om m , ich lade dich
ein."
20 Er grinste freundlich, gab d em K ellner ein Z eichen u n d
sah dabei ein bisschen v e rp e n n t aus. Wie je m an d , d er g e­
rad e au s dem B ett g ek ro ch en w ar.
D er W eißw ein kam , w ir stieß en ku rz an , d a n n sah er m ir
geduldig zu, w ie ich m ein e Fischsuppe löffelte u n d anschlie-
25 ß e n d e in e n R äucherlachs verschlang.
W ir re d e te n n ich t viel. G ute F re u n d e m ü ssen n ic h t viel
red en .

22
1

„Sagen Sie m al", sagte die Stim m e am Telefon, „sagen Sie


mal: Ist m e in e Frau bei Ih n e n ? "
M ark R otter ü berlegte e in en A ugenblick.
„Ja", a n tw o rte te er, „ja, sie ist hier."
10 „Hm", die Stim m e räu sp e rte sich, „das habe ich m ir fast
g edacht."
R o tter w a rte te ab, aber P au len sprach n ich t w eiter.
„W ollen Sie m it ih r sp rech en ?"
W ieder diese Stille, ein p a a r S ek u n d en lang. Als m ü sste
15 P au len ü berlegen.
„Nein, nein ", sagte er d an n , „ist schon gut, lassen Sie n u r."
W ieder brach er ab, als e rw a rte er, dass R o tter etw as
sagte. R o tter schw ieg u n d sah d u rc h die W o h n z im m ertü r
in d en K orridor.
20 „Es ist nichts", setzte P aulen w ieder an, „Sie w ar n u r v o rh in
n ic h t da, als ich n ach H ause k am . Sie w ollte ein k au fen ..."
„Verstehe", sagte R otter. V erdam m t, w as soll das, d ach te
er, w as h a t das m it m ir zu tu n ? Ich m e in e, w ie k o m m t er
a u f m ich?
25 „Wissen Sie, w ir h ab e n G äste h e u te A bend. U nd die m eis­
te n G eschäfte sind n u r bis zw ei U hr offen h e u te . Ich b in ein
bisschen nervös."
„Verstehe", sagte R o tter n o c h einm al.
„Und da Sie n eu lich v o n dem F einkostgeschäft gespro-
30 c h e n h ab e n , h ab e ich v e rm u te t, dass sie d o rth in g efah ren
ist u n d vielleicht bei Ih n e n vorbeigeschaut hat. Sie w o h n e n
ja d irekt d an e b en , w e n n ich richtig v ersta n d en hab e."
R o tter a tm ete auf. E ndlich ein F aden, den e r a u fn e h m e n
k o n n te .
35 „Ja", sagte er, „Ihre F rau h a t v o rh in geklingelt. Sie h a t

24
d en L aden n ic h t g efu n d en . Ich h ab e sie d a n n begleitet."
„Das ist n e tt v o n Ih n e n , H err R otter."
„Ich bitte Sie, H err P aulen, ich h a tte Zeit. A u ß erd em h ab e
ich a u c h etw as g ebraucht."
„Trotzdem , w irklich sehr n e tt. Ich m ein e, S am stagm ittag -
sie h ä tte w enigstens a n ru fe n k ö n n e n ."
„K ein Problem , ich h a tte w irklich nichts vor."
„Na schön, jedenfalls vielen D ank."
R o tter w ar n ich t sicher, ob er w eitersp rech e n m u sste.
P au len schien zufrieden zu sein.
„Sie ist n o ch ku rz h ere in g e k o m m e n . Ich w ollte ih r die
W o h n u n g zeigen u n d ih r ein R ezept geben. U nd d an n h ab e
ich n o c h e in e n Kaffee g em acht."
„S ehr freu n d lich von Ih n e n " , h ö rte e r P au len sagen,
„w irklich sehr freundlich."
R o tter sah w ied er in d en d u n k le n K orridor.
„Aber sie w ollte gerade losfahren, glaube ich."
„Schon gut. Ich m ein e, w e n n sie alles b ek o m m en h a t für
h e u te A bend, d a n n k a n n sie sich ru h ig Zeit lassen."
„Gut. Ich sage es ihr."
Er w a r erleich tert. Die Sache schien erledigt zu sein.

„Hat sie d e n n alles b e k o m m en ? ", fragte P au len plötzlich.


„Ich ... d en k e schon."
„Lachs, G arnelen, L im onen ...? "
„Ja", sagte R otter, „ich glaube, das h a t sie alles."
„Und d en Z u ckerrohrschnaps fü r d en M ojito?"
„Ja, d en h a t sie au ch ."
„Was n o ch , w as h a t sie n o ch gekauft?"
R o tter zögerte, v ersu ch te sich d en A bend bei P aulens
v o rzu stellen, d e n A bend bei P aulens u n d d a n n das
S o rtim en t in dem Laden u n te n .
„Verzeihen Sie, dass ich Sie so ausfrage, aber w e n n etw as
fehlt ... Ich m ein e, ich g eh e gleich n o ch m al rau s. Ich m uss
sow ieso n o ch einm al raus."
„Klar, klar", sagte R o tter u n d hoffte, dass P aulen m it der
5 Liste w eiterm ac h te . D ann m usste e r n u r reagieren . Schnell
en tsch e id en , ob es das w irklich in d em L aden gab.
P aulen schw ieg.
„K rabbensalat", sagte R otter, „w en n ich richtig g eseh en
hab e."
10 „K rabbensalat?"
„Ja. Ich glaube schon."
„Seltsam . Essen w ir sonst nie. A ber w a ru m n ich t? Und
sonst?"
R o tter d ach te an diesen A bend im R e sta u ra n t. Von w as,
15 v erd a m m t, w ar die Rede gew esen? Plötzlich fiel es ih m ein.
„M uscheln", sagte e r bestim m t.
„M uscheln?"
„Ja. F ü r eine Fischsuppe, glaube ich. Es gibt doch Fisch­
suppe?"
20 „Ja, F ischsuppe. G anz rech t."
Na also, d achte R otter. W as, v erd a m m t, will e r no ch ?
„Sie h a t also w irklich M uscheln gekauft?"
„Ja. M iesm uscheln."
„Wie viel?"
25 „Vielleicht ... zw ei Kilo, zw ei o d er zw eieinhalb , ich bin
n ic h t ganz sicher."
„A ha."
„R eicht das?"
„Ja", sagte P aulen etw as schroff, „das reicht."
30 W ieder eine Pause.
„Und das G em üse? H at sie das G em üse b ek o m m en ?"
„Ich n e h m e an , ab er da bin ich n ic h t sicher. W issen Sie,
ich h ab e auch nach m e in en S achen g eschaut."
„N atürlich", h ö rte R otter die S tim m e, „verzeihen Sie diese
35 A usfragerei."

26
R o tter sah w ied er in den K orridor.
„A ber w e n n Sie w ollen, k a n n ich Ih re F rau h o le n , sie ist
im G arten . Es d a u e rt n u r ein en M o m e n t."
„N ein, w irklich n ich t n o tw en d ig . Ich sehe schon, sie h at
alles besorgt. W ie im m er. Sie ist ein Schatz. U nd ich m uss
w eg je tzt. M it dem H un d."
„Ja", sagte R otter, „wie Sie w ollen . E inen sch ö n en A bend
jed en falls."
„Hat M arlene Sie n ic h t eingeladen?"
„N ein, ich m e in e ..."
„Typisch. Sie lässt sich v on Ih n e n G eschäfte zeigen u n d
Kaffee m a ch e n , aber auf die Idee, Sie ein zu lad en , k o m m t
sie n ic h t. Na ja , v erzeih en Sie ihr, sie ist ein bisschen ze r­
stre u t in letzter Zeit."
„Aber ich bitte Sie. Das m uss w irklich n ic h t sein."
„Na, jedenfalls, w e n n Sie nichts a n d e res V orhaben h e u te
A bend, k o m m e n Sie doch. W ir h a b e n Gräfes eingeladen
u n d Lührigs. Ich w ü rd e m ich fre u en u n d M arlene n atü rlich
au c h . S prechen Sie doch m it ihr."
„M ach ich. Vielen D ank."
„Gut, d a n n hoffentlich bis h e u te A bend."
„Ja. Ich w erd e m al se h en ."
Er legte auf, tra t an s F enster u n d sah in d en G arten.

„Wo w arst du so lange?"


Sie sah ih n vorw urfsvoll an.
„Ich w a rte h ie r u n d w arte ..."
Er setzte sich au f d en B ettran d .
„Das Telefon", sagte er leise, „dein M a n n h a t an g eru fen ."
Sie setzte sich auf, kniff die A ugen zu sam m en .
„M ein M a n n ? Was w ollte er?"
„Er w ollte w issen, ob d u h ier bist."
„Er w ollte w issen, ob ich h ie r b in? A ber w ie k o m m t er ... ?"
„W egen dem Laden u n te n . F einkost. Er h a t a n g e n o m ­
m e n , dass du do rt einkaufst. F ü r e u e r Essen h e u te A bend.
U nd dass d u deshalb bei m ir v o rb eig e sch a u t hast."
5 „Aber w ie k o m m t er au f d e n L aden?"
„Na ja . W ir h a b e n am D ienstag d av o n gesp ro ch en . Im
R e sta u ra n t. W eißt du n ich t m e h r? Ich h ab e d av o n erzäh lt
u n d du hast gesagt: P rim a, bei d er n ä c h ste n G elegenheit
kaufe ich do rt ein."
10 „Ja. Je tzt e rin n e re ich m ich w ieder. U nd er h a t das g e­
h ö rt?"
„Ja, er h a t sogar gesagt: M ach das, das h ö rt sich g u t an ."
Sie n a h m seinen A rm u n d ru tsch te w ied er ein Stück
n ach u n te n .
15 „D ann d en k st du, dass alles in O rd n u n g ist?"
Er zuckte m it d en S ch u ltern u n d legte seine H and au f ih ­
ren B auch.
„Ich glaube schon. Ich h ab e gesagt, du h ättest d en L aden
n ich t g e fu n d e n u n d ich w äre d a n n ku rz m itg ek o m m en .
20 U nd d an a ch h ab e ich dich au f e in e n Kaffee eing elad en , u m
dir das H aus zu zeigen. U nd ein R ezept. - S tim m t. Ich m uss
d ir ein Rezept geben."
Sie biss sich auf die Lippen.
„N ein, M arlene, e r fand das okay. Er w ollte n u r w issen,
25 ob du alles b ek o m m en hast."
Sie d re h te sich zu ih m , sah a u f se in en M und.
„Und w as h ast du ihm gesagt?"
„Er h a t ein p aar Sachen aufgezählt, u n d ich h ab e ja dazu
gesagt, u n d d a n n w ollte er plötzlich w issen, w as n o c h ..."
30 Sein M u n d verzog sich zu ein em L ächeln.
„M ir ist die Fischsuppe eingefallen. Volltreffer."
„G ut", sagte sie, „sehr g u t", u n d d rü ck te m it ih re r H and
die seine gegen ih re n B auch.
„N ur d en K rabbensalat h a t er n ic h t so g u t g efu n d e n ."
35 „K rabbensalat? Wie bist d u d e n n d ara u f gek o m m en ?"

28
„Was w e iß ich? F ür die G äste. Du k ö n n te st doch m e in en ,
dass irg en d jem a n d so w as g ern isst."
Sie n ick te. „Du hast rec h t. Ja, das k ö n n te ich sagen."
Sie schloss die A ugen. R o tter sah au f die Uhr.
„Wir h a b e n n ich t m e h r viel Zeit. Ich glaube, der L aden 5
m a c h t w irklich u m zw ei zu."
„Und w e n n ich die Sachen n a c h h e r w o anders kaufe? Dort,
w o ich eigentlich h in g e h en w ollte. Das G eschäft h a t den
g an zen N achm ittag auf. Er w eiß das n u r n ich t."
„Nein, M arlene, d en k an die T üte. Du b rau ch st u n b ed in g t 10
die T üte v o n dem Laden u n te n ."
„Ach G ott, stim m t. D u d en k st w irklich an alles, d u bist
einfach gro ßartig ."
Sie n a h m se in en A rm u n d zog ih n zu sich h e ra n .
„H aben w ir n o ch zeh n M in u ten ?" 15
„Ich w e iß n ic h t."
„K om m , n o ch ein bisschen."
Er rü ck te n ä h e r, stützte d en Kopf au f seine F aust.
„N och w as, Schatz. W ir m ü ssen a u c h a n d e n K assenbon
d e n k e n ." 20

„Das ist doch ü b ertrieb en , das m it d er T üte reicht doch."


„Will e r n o rm alerw e ise d en B on se h en ?"
„M anchm al, w e n n ih m die S u m m e zu ho ch erschein t."
Er sah , ü b e r ih re S ch u ltern h in w eg , zu m F en ster h in au s.
„Wir m ü sse n d en B on gleich w eg w erfen . W ir d ü rfen das 25
n ic h t v ergessen, h ö rst du?"
Sie sah ih n verständnislos an.
„W egen d er U hrzeit. A uf diesen v e rd a m m te n B ons steh t
doch n e u e rd in g s im m er die U hrzeit. W en n er die E inkäufe
d u rc h g e h t." 30
Sie streck te sich, legte ih m die A rm e u m d en Hals.
„M ein G ott, du d en k st w irklich a n alles."
Er lächelte u n d gab ih r e in e n Kuss au f die Stirn.

29
4
„Ü brigens, er h at m ich fü r h e u te A bend ein g elad en ",
sagte er u n d sch ü ttelte d en Kopf. „G uter Ju n g e ."
5 „Hat er w irklich?"
„Ja, u n d er fand es u n m ö g lich , dass du das n ich t schon
längst getan hast. U nhöflich fand e r das. Er w ird dir n a c h ­
h e r ein en k le in en Vortrag h a lte n ."
E r sah sie vo n der Seite an , sein M u n d verzog sich zu ei-
10 n e m G rinsen.
„Und ich finde, da h a t e r rech t."
„Hör mal! Ich dachte, ..."
Er legte se in en Zeigefinger au f ih re Lippen.
„Schon gut", flüsterte er, „w ar n u r ein W itz."
15 „Wirst du k o m m en ?"
„N un, Lust h ä tte ich. A ber das am Telefon v o rh in h a t g e­
reicht. W äre ein bisschen zu h o ch gepokert. Am E nde m ach t
m an ein en Fehler, u n d schw upp! ... Ich d en k e, er h a t das
sow ieso n u r aus H öflichkeit gesagt. H örte sich jedenfalls
20 n ic h t seh r herzlich an . Er schien m ir h e u te ü b e rh a u p t
ziem lich reserviert."
„Na ja, das m uss nichts h e iß e n . A ber es stim m t schon:
Besser, du kom m st nich t."
Er kü sste sie no ch ein m al, löste sich d a n n aus d er Um-
25 arm u n g .
„Jetzt schon?", fragte sie.
„Ich will schnell au fschreiben, w as ich ihm gesagt h abe.
Was du gekauft hast. D am it w ir n a c h h e r nichts vergessen.
Also, der v erdam m te K rabbensalat, d a n n G arnelen, L a c h s..."
30 „W arte. Ich habe eine Liste g em acht. D am it ist es leichter."
Sie le h n te sich au s dem B ett u n d k ram te in ih rer H an d ­
tasche auf dem B oden.
„Hier."
Sie sah ihm zu, w ie er au fm e rk sam das Papier durch g in g .
35 Ab u n d zu nickte e r zufrieden. D ann ru n zelte er die Stirn.

30
„Was ist d e n n , Schatz?"
„Du h a st m a n ch m a l ein en P u n k t g em acht. Bei d en Tin­
ten fisch en . U nd bei d en M usch eln ."
„Ach ja . Das sind die S achen, die e r selber k au fen w ollte.
Ich h ab e ih n d a ru m g ebeten, w eil ich diese D inger n ic h t 5
g ern e in die H and n e h m e . U nd sie m ü ssen frisch sein. D es­
halb ist e r h e u te M orgen so frü h au f d en M arkt gefah ren ."

31
as w a r
n d e rs?
1

„Was w a r an d e rs?", fragt sie, g eh t zu r Tür, d re h t sich um


u n d ü b ersie h t no ch einm al d en R aum .
Das Sofa, d er niedrige Sofatisch, d a h in te r d er offene
K am in, d an e b en der B ü ch ersch ran k , die gold en en L eder­
rü ck e n d er E nzyklopädie oben, d a ru n te r das Fach m it d en 10
B ildbänden u n d R eiseführern. D a ru n te r d er F ernseher,
rechts das Fach m it d er F ernsehzeitschrift, die DVDs, links
das G lasschränkchen, G läser u n d F laschen fü r die D rinks.
Ü ber d em Sofa das Bild, ein m o d e rn e r D ruck, w ertvoll; sie
h a t ih n vor zw ei Ja h re n in K öln g ekauft. D aneben Fotos. 15
Sie, er, beide zu sam m en .
A uf d er a n d e re n Seite das g ro ß e F en ster zum G arten. Sie
v ersu ch t, etw as zu erk e n n e n , ab er es ist d u n k el d ra u ß e n ,
das F enster spiegelt. Sein ru n d e r H interkopf üb er der Sessel­
le h n e, ein g erah m t vo m Viereck der Z eitung, d a h in te r sie in 20

d er T ür zum K orridor.
„Wie m e in st du das? Was w ar an d ers? Ich m ein e, w as soll
an d ers gew esen sein?"
E r blickt v on d er Zeitung auf. Sie v ersc h rä n k t die A rm e
u n d le h n t sich an d en T ü rra h m en . 25
„Ich w eiß nich t", sagt sie leise. „Ich h a tte sie an d ers in
E rin n eru n g , ich h ab e sie m ir an d e rs vorgestellt."
„Aber Liebling, W o h n u n g e n se h en im m er anders aus,
w e n n sie m öbliert sind. Solange sie leer sind, w irk en sie
h eller u n d größer. Das ist einfach so." 30
Sie sch ü tte lt d en Kopf.
„Ich m ein e gar nich t, als sie leer w ar, ich m e in e, als
H ennings n o ch h ie r w o h n te n ."
„Als H ennings n o ch h ier w o h n te n ? "
„Ja", sagt sie. „E rinnerst du dich no ch an das Essen? Als 35

33
w ir zum e rste n M al h ie r w a re n ? "
„Sicher", sagt er u n d blickt zu ihr. „N atürlich e rin n e re ich
m ich n och."
„W ussten w ir dam als eigentlich schon, dass sie w eg zieh en
5 w ü rd e n ? Ich m eine, w ar da schon im G espräch, dass w ir ..."
„N ein, no ch lange n ich t. Das w a r n o ch letztes J a h r im
S om m er. Da h a tte n w ir sie gerade erst k e n n e n g e le rn t."
„Ach ja , stim m t. U nd w ie ging das eigentlich w eiter?"
E r faltet die Z eitung zu sam m en , beu g t sich vo r u n d legt
10 sie au f d e n Sofatisch.

15 „Klaus H enning h a t m ich ein p aa r M o n ate sp äter a n g e ­


spro ch en . Im D ezem ber, glaube ich. Er h a t m ich gefragt, ob
w ir im m er n o c h ein H aus su c h en . Sie w ü rd e n u m z ieh e n ,
h a t e r gesagt, u n d sie w o llten das H aus n atü rlich lieber
B e k a n n te n geben. U nd es h ä tte u n s doch gefallen, dam als,
20 als w ir bei ih n e n zu B esuch w aren ."
Er le h n t sich zu rü ck u n d v e rsc h rä n k t die A rm e h in te r
d em Kopf.
„M ein G ott, w ar ich aufgeregt. Plötzlich diese Chance!
W ie lange h a b e n w ir gesucht! Ich h ab e an diesen A bend
25 g edacht. W eißt du noch, w ir h a b e n d an a ch no ch tagelang
ü b er das H aus gesprochen. W en n w ir so ein en K am in h ä t­
te n , hast du im m er w ied e r gesagt."
Er streckt d e n A rm n ach ih r aus, sie stö ß t sich v o n d em
T ü rra h m e n ab u n d geht langsam au f ih n zu.
30 „Habe ich das gesagt?", fragt sie lächelnd. „D aran e rin n e re
ich m ich gar n ich t m eh r."
„D och, doch, das hast du", sagt er u n d zieht sie au f sein en
S choß. „U nd jetzt h a b e n w ir ih n ..."
Sie nick t, fäh rt m it ein er H and ü b e r seine B rust u n d ste h t
35 w ied e r auf.

34
„Trotzdem ", sagt sie, „etw as w ar an d ers."
Sie m a ch t w ied er ein p aa r Schritte u n d bleibt vor dem
K am in ste h en .
„Etwas w a r w irklich an d ers. Ich m e in e ja nur."
Sie sieh t sich w ieder um .
„Es hallt, findest du nicht? M an h ö rt seine eigene Stim m e
so d eu tlich, w ie auf ein er B ü h n e . Das w ar doch dam als
n ich t so."
„A ber Liebling, da w ar die B ude voll hier. M it d en L euten
u n d m it all d en S achen. Da k o n n te es gar n ich t h allen ."
E r d re h t sich nach ih r u m , legt e in en A rm ü b er die Sessel­
le h n e .
„W arte doch ab. W ir sind doch no ch gar n ich t fertig. Es
fehlt n o c h so vieles. W enn d er R aum voller ist, w ird es
a u c h n ich t m e h r hallen."
„Das w a r es", sagt sie plötzlich. „Der R aum k am m ir d a ­
m als so belebt vor. Ich w eiß nich t, w ie ich sagen soll, so
voll, irgendw ie intensiv. So voll v o n Leben."
„S chätzchen, das w ar eine Party."
„Ja, ja, ich w eiß , ab er es w a r n ic h t n u r die Party."
Sie setzt sich au f d en K am insim s.
„Sag m al, erin n e rst du dich n o ch , w o das Sofa stand ?"
Er sieht sich um .
„Ich glaube, es stand quer, m itte n im R aum . Ich fand das
n ic h t so gut. Es w a r ziem lich klein, h a t aber w ah n sin n ig
viel Platz w eg g en o m m en ."
Sie ste h t auf u n d m acht w ieder ein p aa r Schritte d u rch
d en R aum .
„H ier?", fragt sie.
„Ja, ich den k e, so ungefähr."
Sie n eigt d en Kopf zu r Seite, abschätzend.
„K annst du m ir m al h elfen?"
„Willst d u w irklich das Sofa v errü ck e n ?"
Sie nickt.
„A ber es ist zu groß. G laub m ir."
„N ur m al prob ieren ."
„Na schön. W ir m ü ssen es a b e r a n h e b e n , sonst gibt es
K ratzer."
3
5
Sie sieht auf d en leer g e w o rd e n e n Platz an d er W and.
„Und h ie r stand d er Tisch, n ic h t w ah r?"
„Ja", sagt er, ein w enig a u ß e r A tem , „diese riesige Tafel.
A ber ich bin sicher, den h a b e n sie n u r fü r das Essen aufge-
10 stellt. Ein so g ro ß e r Tisch im W o h n zim m er ... Ich m ein e,
w as soll das? M an h a t doch n ic h t je d e n Tag G äste."
Sie sc h ü tte lt d en Kopf.
„N ein", sagt sie, „der h a t im m er da g estanden . K laus
H enning h a t m ir erzählt, dass e r da arbeitet. Er h a tte ih n
15 n u r leerg eräu m t. E rin n erst d u dich n o ch a n diese P ap ier­
stapel au f dem B oden in d er Ecke? Er w ü rd e g ern h ier
a rb e iten , h a t er gesagt, m it Blick in d en G arten. Links
schreibe ich, rechts essen w ir, ganz praktisch, h a t er gesagt,
m it ein em A u g en zw in k ern ."
20 „Ja, das k a n n schon sein. Er arb e itet ja viel zu H ause, u n d
er h a tte h ie r kein eigenes Z im m er."
Sie nickt.
„Ja, so m uss das gew esen sein."
Sie sieht sich w ieder u m .
25 „Was n o ch ? ", fragt sie. „Was w a r n o c h hier?"
Er folgt ihrem Blick.
„Der Sessel, der alte Sessel am F enster", sagt er. „Du h ast
dich ab u n d zu reingesetzt, u m dich vom Tanzen a u s z u ­
ru h e n . M ein G ott, w ir h a b e n sogar getanzt. G enau hier.
30 U nglaublich."
„Ja", sagt sie, „das k a n n m a n sich gar n ich t m e h r v o r­
stellen."
Ih r Blick fällt auf d en B oden.
„H atten sie ein en Teppich h ie r? "
35 „Nein, ich glaube n ic h t. W ir h a b e n doch getan zt. Ich

36
glaube, w ir h a b e n au f Holz getanzt."
„Kein Teppich also?"
Er schnalzt m it der Zunge.
„Was w eiß ich? Es w ar doch fü r ein Fest. W ahrscheinlich
h a tte n sie n o rm alerw eise a u c h ein en Teppich. Das ist d och 5
ganz n o rm al."
Er streckt w ied e r d en A rm n ac h ih r aus.
„Liebling, h ö r auf. Was soll das? Das h a t doch keinen Sinn."
„Lass m ich", sagt sie u n d g eh t an ih m vorbei. „Ich v e r­
suche doch n u r, m ich zu e rin n e rn ." 10

Sie h ält w ied er in n e .


„Und die W än d e? Wie w a re n die W ände?"
Er zieh t seinen A rm zu rü ck u n d fäh rt sich m it der H and
ü b e r das K inn.
„So w ie je tzt. W irklich. Ich w eiß n o ch , w ie ich zu den 15
H an d w erk e rn gesagt habe: S treichen, g en au w ie vorher."
Sie nickt, ganz schw ach, k o m m t langsam u m das Sofa
u n d setzt sich n e b e n ih n . Er legt se in en A rm u m sie.
„Liebling, im G ru n d e h a t sich gar n ic h t so viel v erä n d ert."
„Ja, ich w eiß ." 20
„Es w ar ein Fest dam als, das m u sst du a u c h b e d e n k en ."
„Ja, du hast rech t."
Sie rü ck t n ä h e r zu ih m h e ra n .

25
4

„Sag m al, h a b e n dir H ennings eigentlich irg en d w a n n e in ­


m al gesagt, w a ru m sie u m z ieh e n ?"
„Sie w o llten w as G rößeres, glaube ich. Ist ja au c h ver- 30
stän d lich. Sie arb e iten beide viel zu H ause."
„Noch etw as? W ar da n o ch etw as?"
E r zu ckt m it d en S chultern.
„Ich glaube, sie w o llten au c h w ied e r in die Stadt."
„Du m einst, sie w ollten nicht m e h r h ier d rau ß en w ohn en ?" 35

37
„Soviel ich w eiß , w ar es au c h w eg en seiner M u tter. Sie
k ü m m e rn sich u m sie."
„Ach so", sagt sie u n d ru tsc h t langsam auf seinen Schoß.
„Aber sie h a b e n sich h ie r doch w o h l gefühlt?"
5 „B estim m t. Sie h ab e n das H aus se h r gem ocht. S onst w äre
es ih n e n doch egal gew esen, w er das H aus b ek o m m t."
„Ja", sagt sie, „das stim m t."
Sie sieht sich w ieder u m .
„Was h a b e n w ir also n o ch zu tu n ? "
10 „Regale", sagt er, „hier an d er W and entlan g ."
Er grinst u n d streicht ih r ü b e r das Haar.
„D ann hallt es au ch n ic h t m eh r, du w irst se h en . U nd
P flanzen. Viele P flanzen. E rin n erst d u dich? H ennings h a t­
te n k a u m P flanzen. Ist dir das aufgefallen?"
15 „N ein", sagt sie, „aber das k a n n schon sein."
Er legt w ied er d e n A rm u m sie.
„Noch etw as? Fällt dir n o ch etw as ein? H ast d u n o ch
e in e n W unsch?"
Sie nickt langsam .
20 „Ja, ich h ä tte gerne so e in e n Sessel. D ort, am F enster."
„G ut, aber ist er da n icht zu w eit vom F ern seh er w eg?"
„Ja, schon, aber einfach u m rauszuschauen, in d en G arten."
Er zieht die A u g en b rau e n n ac h oben.
„Ja, w e n n du willst. W arum nich t?"
25 Sie u m a rm t ih n u n d legt ih r K inn au f seine Schulter.
„U nd w e n n alles fertig ist, m a c h e n w ir au ch eine Party."
„Ja, das m a ch e n w ir. G anz bestim m t."
„Wir k ö n n e n H ennings ein lad en ."
„Ja. W arum nicht?"
30 Sie sieht ü b er seine S chulter au f das F enster. Die Sofa­
le h n e, d rü b er zw ei Köpfe: sein H interkopf, ih r Gesicht.
„M einst du, sie w e rd e n k o m m e n ?"
„Ich glaube schon. B estim m t fre u e n sie sich, ih re W o h ­
n u n g w ied erzu seh en ."

38
Worterklärungen

Nach dem Besuch

KAPITEL 1
aufsperren öffnen
hereinfluten hereinströmen, hereinfallen

KAPITEL 2
abgezogen hier: ohne Bettwäsche
(< abziehen)
das Laken, - Betttuch
stopfen hier: hineinstecken, füllen, bis nichts mehr
hineingeht

KAPITEL 3
Touri-Sachen (um­ Sehenswürdigkeiten, die sich jeder normale
gangssprachlich) Tourist anschaut
jemanden streifen jemanden berühren
zur Seite weichen zur Seite gehen, um jemanden vorbei­
zulassen

D er Ruf der Tagesfische

KAPITEL 1
S. 11 zumindest wenigstens, mindestens
etwas versäumen etwas verpassen
überfordert sein man fühlt sich den Anforderungen nicht
gewachsen
die Horde, -n (um­ wilde Menge
gangssprachlich)

40
grell hell leuchtend
unscheinbar unauffällig
die Kragenweite, -n Größe eines Hemdes am Hals
der Lappen, - Stück Stoff ohne Wert

KAPITEL 2
in gewisser Hinsicht in einer bestimmten Art und Weise
knauserig geizig; jemand, der nicht gerne Geld ausgibt
sich auflösen verschwinden
die Einbildung, -en etwas, was nur in der Vorstellung existiert
glotzen ziellos gucken und dabei nicht besonders
intelligent aussehen
im Grünen in der Natur
taumeln nicht gerade gehen, schwanken
mit dem Kater ringen mit den Nachwirkungen von Alkoholgenuss
(umgangssprachlich) am Vorabend zu kämpfen haben
womöglich vielleicht
vor sich hin dösen halb wach sein, halb schlafen
das Dasein (Sg.) die Existenz
auf etwas/jemanden sich von etwas/jemandem täuschen
(he)reinfallen lassen

KAPITEL 4
der Hocker, - Stuhl ohne Lehne
hin und her schwan­ hier: sich zwischen zwei Dingen nicht
ken entscheiden können
etwas werten bewerten, benoten
heilfroh sein sehr froh und erleichtert sein
die Gräte, -n Fischknochen
der Seeteufel, - Name eines flachen Speisefisches

KAPITEL 5
die Münzen rattern die Geldstücke fallen sehr schnell und laut
durch
die Andeutung, -en Hinweis, kurze Bemerkung

41
KAPITEL 6
S. 19 arglos ohne Hintergedanken
der Verdacht (Sg.) böse Vermutung
aufkeimen langsam entstehen
S. 20 lediglich nur
platzen hier: nicht stattfinden
sich täuschen sich irren
die Ausrede, -n Entschuldigung, Ausflucht
krähen laut und schrill wie der Hahn schreien

KAPITEL 7
S. 20 das Schickim icki-Lokal ein Lokal, das von Leuten besucht wird,
die sich für besonders schick und
modern halten
kreuz und quer planlos hin und her
S. 21 sich heraussteilen sich zeigen, deutlich werden
mutterseelenallein völlig allein
blitzartig sehr schnell

KAPITEL 8
S. 22 unweigerlich unbedingt, auf jeden Fall
verpennt (umgangs­ verschlafen
sprachlich)
etwas verschlingen sehr schnell essen

Ist meine Frau bei Ihnen?

KAPITEL 1
S. 24 sich räuspern durch leises Husten den Hals/die Stimme
reinigen
aufatmen erleichtert sein
den Faden aufnehmen hier: einen Punkt finden, an dem man
ansetzen kann

42
KAPITEL 2
S. 25 der Zuckerrohrschnaps stark alkoholhaltiges Getränk aus
Zuckerrohr
S. 26 die Muschel, -n im Meer lebende Weich- . '
tiere in einer Schale
die Miesmuschel, -n essbare, schwarze Muschel mit
orangefarbenem Fleisch
schroff hart und unfreundlich
S. 27 zerstreut unkonzentriert

KAPITEL 3
vorwurfsvoll anklagend
S. 28 mit den Schultern die Schultern auf und ab bewegen und
zucken damit ausdrücken, dass man etwas
nicht weiß
zu einem Lächeln sich in ein Lächeln verwandeln
verziehen
der Volltreffer, - ein Treffer mitten ins Ziel; hier: eine Sache
mit großer Wirkung
S. 29 näher rücken näher kommen

KAPITEL 4
S. 30 zu hoch pokern zu viel riskieren (z.B. beim Kartenglücks­
spiel)
kramen (herum)suchen
die Stirn runzeln die Stirn zusammenziehen

W a s w a r an d ers?

KAPITEL 1
S. 33 die Sessellehne, -n Stütze für Rücken oder Arme
S. 34 im Gespräch sein aktuell sein
falten Zusammenlegen

43
KAPITEL 2
S. 34 der Schoß,-e die Oberfläche der Oberschenkel im Sitzen
S. 35 hallen ein Echo bilden
die Bude, -n (um­ Haus/Wohnung/Zimmer; eigentlich Häuschen
gangssprachlich) aus Holz
der Kaminsims, -e der Rand des Kamins
abschätzend bewertend
etwas verrücken etwas an einen anderen Ort schieben
S. 36 der Kratzer, - sichtbare Spur

KAPITEL 3
S. 36 der Papierstapel, - ein Berg von aufeinanderliegenden Papieren
das Augenzwinkern heimliches Zeichen mit den Augen
(5g.)
S. 37 mit der Zunge mit der Zunge ein kurzes, lautes Geräusch
schnalzen machen
inne halten eine Pause machen
näher (heran)rücken näher kommen

44
Übungen

Nach dem Besuch


A Wie heißt das Gegenteil zu folgenden Wörtern? Kreuzen Sie an.
a) die Tür aufsperren
einsp erren zu sp erren v ersperren
b) das Gas ausmachen
zu m ac h en ein m ac h en an m a c h e n
c) das Kabel ausstecken
einstecken verstecken zustecken
d) das Bett abziehen
au szieh en verziehen b ezieh en

B Welches Substantiv passt in den folgenden Ausdrücken nicht?


Kreuzen Sie an.
a) Was k a n n m a n n icht aufsperren?
d en M u n d die H ände
die Tür die O hren
b ) Was k a n n n ich t hereinfluten?
die M enge der B aum
das W asser d er Lärm
c) Was k a n n m a n n ich t aufsetzen?
ein en Film e in en H ut
K affeew asser e in e n Topf
d) In w as k a n n m a n nichts stopfen?
in ein en K offerraum in eine W aschm aschine
in ein Loch in e in en G edanken

45
C Was bedeuten folgende Ausdrücke?
a) jemandem den M und stopfen
je m a n d e m sehr viel zu essen geben
je m a n d e n zum S chw eigen bringen
je m a n d e m ein en Kuss geben
b) jemandem reinen Wein einschenken
je m a n d e m ein en g u te n W ein an b ieten
je m a n d e m eine kleine Lüge erzählen
je m a n d e m die W a h rh eit sagen

D Das Adverb eben hat verschiedene Bedeutungen. Welche


Bedeutung hat es in dem Satz „Eben, komm lieber jetzt."?
Kreuzen Sie an.
gen au
gerade in diesem A ugenblick
k napp
einfach
schnell einm al

E Welche Bedeutung hat eben in folgenden Sätzen?


a) Die Chefin ist eben zu r Tür h ere in g ek o m m en .
schnell einm al
gerade in diesem A ugenblick
k n app

b) K an n st d u m ir eben m al helfen?
schnell einm al gen au knapp

c) Tom sagt: „W enn w ir u n s je tzt n ich t verab red en ,


verg eh en w ieder ein p aa r M onate." Der E rzähler an t
w ortet: „Eben, lass u n s h e u te A bend essen g eh en ."
gerade in diesem A ugenblick
genau
einfach

46
d) Fast h ä tte sie den Zug verpasst. Sie h at ihn eben
noch erreicht.
einfach k n ap p schnell einm al

e) Die gegnerische M annschaft h a t das Spiel g ew o n n e n ,


w eil sie eben m e h r G lück h a tte .
einfach gen au gerade in diesem
A ugenblick

F Finden Sie ein Synonym für folgende Ausdrücke.


a ) zur Seite weichen
ein w e ic h en au sw eich en
abw eich en
b) Der Boden weicht m ir unter den Füßen.
Ich verliere den Halt. D er B oden bew egt sich.
c) Das Blut wich aus seinem Gesicht.
Er w u rd e feu erro t. Er w u rd e se h r blass.

D er Ruf der Tagesfische


KAPITEL 1 und 2 ____

A Wie heißt das Gegenteil?


a) überfo rd ert
gefordert u n te rfo rd e rt befördert
b) u n sc h ein b a r
grau groß auffallend
c) zerstreu t
an g estren g t k o n ze n triert locker
d) k n auserig
großzügig gleichgültig sparsam

47
B Richtig oder falsch? Markieren Sie: R = richtig, F = falsch.
a) D er E rzähler fü h lt sich den V erkäuferinn en beim
S hoppen n ich t gew achsen.
b) Seine F re u n d in n en finden, dass er beim E inkäufen
zu ungeduldig ist.
c) Er b en eid et die a n d e re n M änner, die ih re F ra u en
u n d F re u n d in n e n beim S h oppen begleiten.
d) Die F re u n d in n e n h a lte n ih n für geizig, w e n n er
billige Sachen lobt.
e) E ine F re u n d in lässt ih n sogar ste h en , als er im
S ch u h lad en die S ch u h e lobt, m it d e n e n sie g e­
k o m m e n ist.

KAPITEL 3 und 4 _________________ __

C Was bedeuten folgende Wörter und Ausdrücke?


Kreuzen Sie an.

a) die E inbildung
die falsche V orstellung die richtige V orstellung
b) glotzen
au fm erksam gucken ziellos gucken
c) sich k ü m m e rn u m
sich beschäftigen m it sich aufregen ü b er
d) versc h w o m m en
deutlich u n d eu tlic h
e) v o r sich h in dösen
tief schlafen halb w ach sein,
halb schlafen
f) reinfallen auf
sich tä u sch e n lassen ins W asser fallen

48
D Richtig oder falsch? Markieren Sie: R = richtig, F = falsch.
a) D er E rzähler u n te rn im m t fast jedes W o chen en d e
ein en A usflug.
b) Er will am Sam stag am liebsten alleine w eg fah ren .
c) A ber die W irklichkeit sieh t an d e rs aus.
d) D er E rzähler verbringt das W och en en d e allein in
der N atur.
e) Viel lieber w äre e r zu H ause geblieben.
f) Er trifft sich gerne m it F reunden in der „Haifischbar".
g) D ort sind er u n d sein g u te r F re u n d m it sich u n d
d er W elt zufrieden.

KAPITEL 5 und 6 ________

E Wie heißen die Infinitive folgender Verben im Präteritum?

a) fiel auf
b) ließ
c) stritt
d) ergab
e) stand
f) bezog
g) saß

F Was für Unterschiede gibt es Ihrer Meinung nach zwischen


„M ännerfreundschaften" und „Frauenfreundschaften"?

G Worin besteht das Sam stagsglück des Erzählers?


Schreiben Sie Stichworte auf.

49
H Was bedeuten die folgenden Wörter?
a) geistesabw esend
verrückt un au fm e rk sam wild
b) w esentlich
w irklich u nw irklich w ichtig
c) die A n d eu tu n g
der H inw eis die H ingabe die Eingabe
d) fragil
b rü derlich labil debil
e) keinesw egs
n irgendw o gleichfalls absolut n ich t
f) arglos
o h n e Scheu o h n e H inter­ o h n e Schm erz
ged an k en

g) aufkeim en
w achsen g lü h en b lü h e n

KAPITEL 7 und 8 __ ___________________ __

I Richtig oder falsch? M arkieren Sie: R = richtig, F = falsch.


a) D er E rzähler findet die P o rtio n en in dem Schicki-
m icki-Lokal zu groß.
b) Die F re u n d in seines F reu n d es will ständig v o n
ih m h ö re n , w ie toll die K üche h ie r ist.
c) N ach u n d nach treffen alle F reu n d e des gep latz­
te n A usfluges ein.
d) D er E rzähler lädt alle g ern e ein.
e) N ach dem Essen v ersu ch t d er Erzähler, w eg zu ­
k o m m en .
f) Leider h a t er k e in e n H u n g er m ehr, als er am
M arkt vorb eik o m m t.
g) An der Bar trifft e r seinen F re u n d , d er gerade
eine D orade isst.
h ) D er F reund lädt ih n zu m Essen ein.

50
J Vervollständigen Sie folgende Ausdrücke.
a) kreu z u n d
b) au f u n d
c) h in u n d
d> hoch u nd
e) rein u nd

Ist meine Frau bei Ihnen?


KAPITEL 1 ...................... ..............

A Warum ruft Herr Paulen bei Mark Rotter an und fragt nach
seiner Frau?
a) Weil er w eiß , dass sie da ist.
b) Weil e r v e rm u te t, dass sie da ist.

B Was bedeuten folgende Ausdrücke m it dem Wort Faden ?


a) e in e n F aden a u fn e h m e n
e in e n P u n k t finden, an dem m a n beg in n en k a n n
e in en P u n k t finden, an dem m an a u fh ö re n k an n
b ) d en F aden v erlieren
k ein e Lust m e h r h a b e n
n ich t m e h r w eiterw issen
c) w ie ein ro ter F aden
w ie ein e G efahr
w ie eine Leitlinie
d) an ein em seid en en F aden h än g e n
se h r u n sic h er sein
se h r schön sein
e) H ier lau fen alle F äden zu sam m en .
Von h ier aus w ird alles geleitet.
Hier ist das Chaos.

51
KAPITEL 1-3
C Wie heißen die Infinitivform en folgender Verben im
Präteritum?

a) schw ieg
b) schien
c) fiel ... ein
d) kniff
e) biss
f) verzog
g) schloss
h) sah

KAPITEL 2-4_________ ___________ _________________ _


D In der Wendung „Ja, sagte Paulen schroff." bedeutet das
Wort schroff „unfreundlich". In welchem Zusammenhang
wird schroff sonst gebraucht?
a) schroffer See
b) schroffe Felsen
c) schroffer H im m el

E Was bedeutet: Mit den Schultern zucken ?


a) Z ustim m ung au sd rü ck en
b) A b leh n u n g au sd rü c k en
c) au sd rü c k en , dass m a n etw as n ich t w eiß

F Was bedeutet: Sein Mund verzog sich zu einem Grinsen ?


a) Er w u rd e ernst.
b) Er b eg a n n zu lächeln.
c) Er m ach te eine Fratze.

G Warum macht Mark Rotter gegenüber Herrn Paulen einen


Fehler, als er sagt, dass Marlene Miesmuscheln gekauft hat?

H Lesen Sie, nachdem Sie den ganzen Text gelesen haben,


noch einmal Aufgabe A. Wie lautet Ihre Antw ort jetzt?

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W a s w a r an d ers?
A Richtig oder falsch? Markieren Sie: R = richtig, F = falsch.
a) Das P aar ist um gezogen.
b) Die vorigen B e w o h n er h e iß e n H einrichs.
c) D er M a n n v ersu ch t zu v erste h en , w as seine Frau
an der W o h n u n g an d ers findet.
d) Beide h a b e n sich se h r d a rü b e r gefreut, die W o h ­
n u n g an g eb o ten zu b ek o m m en .
e) D er M a n n w ar b esonders vom K am in begeistert.
f) Die F rau verm isst jetzt L eben u n d In ten sität in
der W oh n u n g .
g) D er M a n n schlägt vor, die M öbel zu v errü ck e n .
h) Die F rau lässt n icht locker u n d sucht w eiter nach
U nterschieden.
i) Schließlich will sie w issen, w a ru m die vorigen
B e w o h n e r um gezogen sind.
j) Beide w o llen k ein e E in w eih u n g sp arty m a ch e n .

B Richtig oder falsch? Was stand bei den vorigen Bewohnern


woanders? M arkieren Sie: R = richtig, F = falsch.

a) das Sofa d) d er Sessel


b) d er K am in e) d er F ern seh er
c) d er Tisch

C Kennen Sie Synonyme für folgende Wörter?


a) der R aum
b) d er K o r r i d o r __________________________________
c) Liebling
d) das Essen
e) • aufgeregt
f) die C hance ..................................
g) die P arty
h ) so u n g efä h r ____________________________________

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D Wie heißen die Präpositionen zu folgenden Verben?
a) a u fb lic k e n _______ je m a n d e m / etw as
b) sich e rin n e rn ... ........ je m a n d e n / etw as
c) ___je m a n d e n / etw as zu g eh en
d) sich u m d re h e n _____ je m a n d e m /e tw a s

E Wie heißt das Gegenteil zu folgenden Verben?


a) d en Kopf sch ü tteln
b) sich zu rü c k leh n e n
c) aufgeregt sein
d) in n e h a lte n
e) je m a n d e n ein lad en _________________________

F Was meinen Sie? Warum w ill die Frau unbedingt heraus­


finden, was vorher anders war?

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Lösungen

Nach dem Besuch C a) die falsche Vorstellung


b) ziellos gucken
A a) zusperren
c) sich beschäftigen m it
b) anm achen
d) undeutlich
c) einstecken
e) halb w ach sein, halb schlafen
d) beziehen
f) sich täuschen lassen
B a) die H ände
D a) falsch
b) der Baum
b) richtig
c) ein en Film
c) richtig
d) in ein en G edanken
d) falsch
C a) jem a n d e n zum Schweigen e) richtig
bringen f) falsch
b) jem a n d em die W ahrheit g) richtig
sagen
E a) auffallen
D genau b) lassen
c) streiten
E a) gerade in diesem Augenblick
d )e rg e b e n
b) schnell einm al
e) stehen
c) genau
f) beziehen
d) knapp
g) sitzen
e) einfach
F a) ausw eichen F freie Lösung
b) Ich verliere den Halt. G Lösungsvorschlag
c) Er w u rd e sehr blass. Ausschlafen, Zeitung kaufen,
bis m ittags lesen, sich m it
einem F reund verabreden,
D e r Ruf der Tagesfische in die „Haifischbar" auf dem
A a) u nterfordert M arkt essen gehen u n d glück­
b) auffallend lich sein, ...
c) konzentriert H a) unaufm erksam
d) großzügig b) wichtig
B a) richtig c) der Hinweis
b) falsch d) labil
c) falsch e) absolut nicht
d) richtig f) o h n e H intergedanken
e) richtig g) w achsen

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I a) falsch Was war anders?
b) richtig
c) richtig A a) richtig
d) falsch b) falsch
e) richtig c) richtig
f) falsch d) richtig
g) falsch e) falsch
h) richtig f) richtig
g) falsch
J a) kreuz u n d quer
h) richtig
b) auf u n d ab
i) richtig
c) hin u n d her
d) hoch u n d runter j) falsch
e) rein u n d raus B a) richtig
b) falsch
c) richtig
Ist meine Frau bei Ihnen?
d) richtig
A b) Weil er v erm utet, dass sie e) falsch
da ist. C a) das Zim m er
B a) ein en P unkt finden, an b) der Flur
dem m an beginnen k an n c) Schatz / Schätzchen
b) n icht m eh r w eiterw issen d) die M ahlzeit
c) w ie eine Leitlinie e) nervös
d) sehr unsicher sein f) die M öglichkeit
e) von h ier aus w ird alles g) das Fest
geleitet h) zirka / m eh r oder w eniger
C a) schw eigen D a) aufblicken von etw as, auf­
b) scheinen blicken zu jem andem / etwas
c) einfallen b) sich erin n e rn an je m a n ­
d) kneifen den / etw as
e) beißen c) auf je m a n d e n /e tw a s
f) verziehen zugehen
g) schließen d) sich u m d reh en zu /n a c h
h) sehen jem a n d em / etw as
D b) schroffe Felsen E a) (m it dem Kopf) nicken
E c) ausdrücken, dass m an b) sich Vorbeugen / sich vor­
etw as n icht w eiß leh n e n
c) ruhig sein
F b) Er begann zu lächeln.
d) w eiterm achen
G Weil M arlene ih ren M ann ge­ e) jem a n d e n ausladen
b eten hatte, die M iesm uscheln
F freie Lösung
zu kaufen.

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Hlieber Lesehefte
Unterhaltsame und spannende Lesetexte

Im Anhang:
■ einsprachige Worterklärungen
■ Übungen zum Leseverstehen und zur Entwicklung von Lesestrategien

Leonhard Thoma
Niveaustufe B2
Der Ruf der Tagesfische
und andere Geschichten
Als Hörbuch Best.-Nr. 111670
Als Leseheft Best.-Nr. 101670
Als Hörtext auf CD Best.-Nr. 121670

Kurzgeschichten

Niveaustufe B l
Das Wunschhaus
und andere Geschichten
Als Hörbuch Best.-Nr. 021670
Als Leseheft Best.-Nr. 001670
Als Hörtext auf CD Best.-Nr. 011670

Die Reihe wird fortgesetzt.

www.hueber.de ISBN 9 7 8 - 3 - 1 9 - 1 0 1 6 7 0 - 8

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