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Kaspar Hauser
A n se lm Ritter
von Feuerbach H
K aspar .
H avser
B e a r b e it e t v o n A c h im S e iffa r th
IHHALT
Einleitung
KAPiTEL|
Ü B U N G E N
Geschichte(n) und Orte
Nürnberg, 1829
K APITEL
Ü B U N G E N
Geschichte(n) und Orte
Nürnberg, heute t
pmm
K APiTELfJ
Ü B U N G E N
KAPITEL
Ü B U N GEN
Geschiehte(n) und Orte
Die Nürnberger Museen
k a piteli
Ü B U N G E N
KAPITEL| 50
Ü B U N G E N 56
Geschichte(n) und Orte
Freizeit in Nürnberg 58
KAPITEL 60
Ü B U N G E N 65
Q
KAPiTELBJ 69
Ü IB U N G E N 73
K A PITEL £ ) 76
Ü B U N G E N 82
Geschiehte(n) und Orte
Ansbach in Mittelfranken 84
K A P iT E L . 86
Ü B U N G E N 90
Verfilmungen von „Kaspar Hauser“ 93
P
fingsten 1 1828.
Es ist Nachmittag. Die Sonne scheint. Die Stadt
ist leer 2.
9
K aspar H auser
Der Rittmeister nimmt dem Jungen den Brief aus der Hand
und öffnet ihn.
Ein Stück Papier fällt heraus.
Der Rittmeister liest den Brief:
„H ochedler 1 Herr R ittm e ister! Ich s ch ick e Ihnen ein en
Jungen. Er ist jetzt sechzehn Jahre alt.
Es ist n ic h t m ein K ind. S e it 1 8 1 2 w oh n t er b ei m ir und ich
habe k ein G eld m ehr für ein en F in d lin g 2 und habe selb st zehn
K ind er. Er k en n t nur m ein H aus. K ein M en sch w eiß von ihm .
Bester Herr Rittmeister, fragen Sie ihn nicht zu viel, der
arme Junge weiß nichts und findet unser Haus sicher nicht
wieder. Seine Eltern kenne ich auch nicht. Von seiner Mutter
habe ich einen Brief.“
Ich hebe 3 das Stück Papier vom Boden auf.
„Das K ind ist 1812 geboren. Der Junge h eißt K aspar“ , steht
da. „Sein V ater war R eiter beim sech sten Regim ent. Er ist tot.
Ich b in ein arm es M äd ch en und kann das K ind n ich t b e h a lte n .“
Soll das ein Scherz sein?“ fragt der Rittmeister.
„Was mache ich jetzt mit dir?“ fragt er den Jungen.
„Reiter werden, wie mein Vater“, wiederholt der Junge.
„Ich kann dich nicht hier behalten.“
Der Rittmeister sieht mich an: „Wie soll aus dem ein Soldat
werden? Wo kommt er her? Wer sind seine Eltern? Kann er
n ich t sprech en? Was ist mit seinen B ein en ? Bring ihn zur
Gendarmerie“, sagt der Rittmeister.
10
Ü B U N G E N
Lesen
fit 2 El Kreuze die richtige Antwort an.
1. W oher kommt Kaspar?
a. Q Aus Nürnberg.
b. Q Das w issen wir nicht.
c. Q Aus dem Ausland.
4. Kaspar w ill Reiter werden. Was sagt der Rittm eister dazu?
a. Q ] Reiten kann er später, er soll erst zur Polizei.
b. Q Reiter kann er nich t werden, er soll Polizist werden.
c. Q ] Reiter kann er nicht werden. Mit dem Jungen ist etwas
nich t in Ordnung und er soll zur Polizei.
11
Ü B U N G E N
Sprechen
FIT 2 B Du triffst deinen Freund Julius auf der Straße. Er ist mit Kaspar
auf dem Weg zur Gendarmerie. Was fragst du ihn? Stelle Fragen,
die mit den Fragewörtern 1-4 beginnen. Was antwortet Julius?
1. Wie
2. W oher
3. W ohin ....
4. Warum ...
Neue Wörter?
Q Feiertage
Nicht alle Deutschen sind Christen, aber in Deutschland sind
drei christliche Feste obligatorische Feiertage. Zwei Tage lang
darf man nicht arbeiten, die Geschäfte sind geschlossen und die
Schulen auch. Die Feiertage heißen Weihnachten, Ostern und
Pfingsten.
Welche Beschreibung passt zu welchem Fest? Welche passt zu
allen drei Festen?
12
Ü B U N G E N
| Welche der folgenden Wörter aus dem Text sind für dich neu?
Zur Grammatik
| Welches der aufgelisteten Wörter (a-h) passt?
a. zu e. wie
b. zu f. an
c. zur g. am
d. denn h. vor
13
Geschichte(n) und O rte
Nürnberg, 1829
Seit 1806 gehört Nürnberg zum Königreich Bayern.
Der König und seine Minister in München beschließen was zu
tun ist, was erlaubt ist und was verboten. Nürnberg ist nicht mehr
frei. Die M ensch en sind es auch nicht. Es ist die Z eit der
Restauration.
S e it dem W ie n e r K o n g re s s von 1 8 1 5 und den K a rls b a d e r
Beschlüssen 2 von 1819 kontrolliert im ganzen Land die Zensur
Zeitungen und Bücher. Viele Denker und Schriftsteller gehen in
den nächsten Jahrzehnten ins Exil, nach Frankreich oder in die
S c h w e iz . Denn in D e u ts c h la n d und Ö s t e r r e ic h r is k ie r e n
Demokraten Gefängnis und Todesstrafe.
Und doch erscheinen immer wieder kritische Bücher, Zeitungen,
Flugblätter. Gegen die Restauration sind die dem okratische
Studentenbewegung, die literarische und politische Bewegung
des Jungen Deutschland aktiv. Aber die meisten Menschen in
Deutschland wollen in Ruhe und Frieden leben.
In den 40 Jahren seit der Französischen Revolution haben sie die
Napoleonischen Kriege, die politische Neuordnung nach 1815,
die Repression der nationalen Bewegung und auch die Anfänge
der Industrialisierung erlebt. Sie wollen keine Revolution und
k ein e n K r ie g . H a rm o n ie , H eim und F a m i lie s o lle n im
Mittelpunkt stehen. Das ist die Kultur des Biedermeier.
14
Zum Verständnis:
| Nenne die wichtigsten Tendenzen der Zeit:
b. die R.................................
c. das J .................................
d. d e r B .................................
b. R.................................:.................................
c. Junges D.................................:.................................
d. B : ................................
15
2. Welche/n der folgenden Dichter/innen zählt man zum
Jungen Deutschland?
16
KAPITEL
17
K A PITEL SW
steht noch ein Stück Braten auf dem Tisch, und einen Schluck
Bier kannst du auch haben.“
Der Ju n g e s e tz t s ic h an den T i s c h und is s t ein S tü c k
Fleisch. Er springt auf. Er spuckt 1 das Fleisch wieder aus. Er
schreit.
„Na n a“, sagt Josef. „Du bist mir ja ein Wilder 2.“ Ludwig
lacht.
Der dritte Mann lacht nicht.
Dann trinkt der Junge einen Schluck.
„Pfuh!“ Er spuckt das Bier aus.
Josef sieht mich an. Er schickt mich ins Nebenzimmer, ich
soll Wasser und Brot holen.
Jetzt isst und trinkt der fremde 3 Junge endlich.
„Wie isst denn du ?“ fragt Ludwig. „Wir sind hier doch
nicht im Schw einestall!“
„Reiter werden“, sagt der Junge mit vollem Mund.
„Ja, wer bist du denn? Wie alt bist du? Woher kommst du?“
„Woas n e t 4“, antwortet der Junge.
Auf dem Tisch liegen Papier und Bleistift 5.
Der Junge nimmt den Stift und schreibt langsam: „Kaspar
Hauser“.
„Ja was?“ fragt Ludwig. „Dann heißt du also Kaspar Hauser?
Versteh ich das richtig?“
19
„Woas net“, antwortet der Junge.
„Also, Kaspar, dann schreib uns mal Wohnort und Namen
deines Vaters auf.“
„Woas net.“
„Sehr hilfreich ist das n ich t.“
Josef wird jetzt laut. „So geht das nicht, mein Lieber. Auf
der Polizeiw ache musst du ordentlich antworten und darfst
nicht so dumm tun. Da müssen wir ein Protokoll aufsetzen.“
Josef schaut die anderen beiden an.
Der schwarz gekleidete Mann nickt L
Ludwig trin k t ein en S c h lu c k B ier, dann fragt er: „Was
s c h r e i b t ih r d e n n in e u e r P r o t o k o l l ? V o r n a m e : W o a s,
N a c h n a m e : n e t , G e b u r t s o r t : W o as n e t? Der Ju n g e is t
verblödet2, das ist doch klar!“
Der dritte Mann steht auf und schlägt mit der Hand auf den
Tisch. „Blöd ist der nicht. Schreiben kann er! Ich sag euch
was: Ein Spion ist das oder ...“ er spricht leise weiter: „ ... oder
ein Demokrat!“
Kaspar hört bei der Diskussion mit geschlossenen Augen
zu.
„Reiter werden, wie mein Vater.“
„Ein Spion ist das! Ins Gefängnis 3 muss der und morgen
holen wir den Magistrat.“
20
Ü B U N G E N
Lesen
FIT 2 D Antworte mit ein oder zwei Worten.
21
Geschichte(n) und O rte
Nürnberg, heute
Das Wahrzeichen der Stadt ist die große Burg in der Stadtmitte.
In der Altstadt gibt es viel zu besichtigen: die Stadtmauer mit den
großen Toren und Türmen, schöne Kirchen und Brunnen, das Haus
des M alers A lbrech t Dürer und w ichtige M useen. Das
Spielzeugmuseum, das Germanische Nationalmuseum und das
Verkehrsmuseum ziehen viele Besucher und Besucherinnen an.
Die Altstadt haben im Zweiten Weltkrieg die Bomben zerstört.
Nürnberg war für die Alliierten Symbolstadt der Nationalsozialisten.
Denn die NSDAP hat dort mehrere große Parteitage veranstaltet.
Deshalb haben in dieser Stadt 1945 auch die Nürnberger Prozesse
gegen die wichtigsten Nazis und ihre Helfer stattgefunden. Die Orte
der Parteitage und der Nürnberger Prozesse kann man heute
22
besichtigen. Nach 1945 hat man die Nürnberger Altstadt wieder
aufgebaut. Doch Nürnberg ist anders als die vielen deutschen
Provinzstädte, die mit Burg und den typischen restaurierten
Fachwerkhäusern Touristen zu interessieren hoffen. Nürnberg ist
schon von 1219 bis 1806 Freie Reichsstadt mit einem eigenen
Stadtrat gewesen, eine der reichsten Städte Deutschlands, kulturelles
Zentrum der gesamten Region. Nürnberg ist auch heute eine
Großstadt, und großstädtisch ist hier das kulturelle Leben. Das ganze
Jahr finden Theater- und vor allem Musikfestivals statt.
Die meisten Deutschen denken beim Namen Nürnberg allerdings vor
allem ans Essen und an den Christkindlesmarkt. Aus Nürnberg
kommen die Lebkuchen und Herrenschnitten, die man in der
Weihnachtszeit in ganz Deutschland isst. Und „Nürnberger“ gibt
es in jedem besseren Supermarkt: das sind kleine Bratwürste.
Der Christkindlesmarkt.
Tourismus
] Aus dem Reiseführer (Baedeker: Deutschland 2000)
Hier brauchst du nicht jedes Wort zu verstehen. Beantworte die
Fragen.
a. Über der (...) Vorhalle sieht man das M ichaels-C hörlein
(...) darüber die 1509 geschaffene Kunstuhr mit dem
„M ännleinlaufen“: Täglich um 12.00 Uhr um schreiten die
sieben Kurfürsten Kaiser Karl IV.
b. Von der Burgstraße geht man hinauf zum um 1040
erbauten Fünfeckigen Turm, Rest der Zollerschen
Burggrafenburg und ältestes Gebäude der Stadt.
1. In welchem Text ist eine Kirche, in welchem die Burg das
Thema?
2. Wer läuft in Text a? Der Kaiser? Sieben Männer? Sieben
Figuren?
3. Was ist das älteste Gebäude der Stadt?
Übernachtungen
Nürnberg B erlin Leipzig H annover
24
2. Sieh dir die folgende Statistik an und vergleiche:
a. Im w elcher Stadt scheint die Sonne am häufigsten? am
wenigsten?
Recherche
\ Im In tern et gibt es viel M aterial über Nürnberg. Suche
Informationen und erkläre in zwei oder drei Sätzen, was das
ist:
a. das Fembo-Haus
b. das Ehe-Karussell
c. das Gänsemännlein
d. das Heilig-Geist-Spital
D
as Gefängnis ist im Turm am Heilig-Geist-
S p i t a l . Ic h w o h n e a u c h da. Im o b e r e n
Turmzimmer sind die Gefangenen. Unten im
T u rm w o h n e n w ir, m e in e M u tte r , m e in
Vater, meine große Schwester und ich. Meine Schwester ist
schon sechzehn und soll heiraten. Aber ich glaube, sie findet
keinen. Sehr hässlich ist sie nicht, aber sie spricht zu viel.
Mein Vater ist Gefängniswärter L Darum bin ich auch am
Son n tag in der Stadt. M ein Vater kann n ic h t e in fa c h das
Gefängnis zuschließen und mit uns aus der Stadt fahren. „Ich
bin immer im Dienst“, sagt er oft und lacht. Er hat eine sichere
Arbeit, wir haben eine Wohnung.
Aber für viele Leute sind wir „die vom G efän g nis“ . Sie
grüßen uns nicht.
26
K aspar H auser
1. r Krug("e) : größer als ein Glas, für W asser oder W ein etc.
2. s Rum pelstilzchen(=) : deutsche M ärchenfigur.
3. erw idern : antw orten.
4. aufhängen : töten.
28
K A P fTEL I I
1. die Schulden (PL): was ich anderen bezahlen muss, aber noch n ich t
bezahlen kann.
2. r Räuber/in : jd ., der anderen Leuten Geld und Gold w egnim mt.
3. r M örder/in : jd., der andere Leute tötet.
4. r Häftling(e) : sitzt im Gefängnis.
5. neugierig : (Charakter) m öchte alles w issen.
6. r Strohsack("e) : statt M atratze.
7. füllen : voll m achen.
29
Ü B U N G E N
Lesen
FIT 2 □ Was ist richtig?
5. Kaspar kommt in eine Zelle. Die Fam ilie des Erzählers ...
a. Q reagiert nicht, denn K rim inelle interessieren sie nicht.
b. Q ist neugierig und w ill mehr über Kaspar w issen.
c. Q bringt ihm etwas Gutes zu essen.
30
Ü B U N G E N
Sprechen
FIT 2 B Kannst du einem Freund die Familie des Erzählers (er heißt
Julius) vorstellen?
In der ersten Person: Wir w ohnen ... Wir, das sind ...
Oder in der dritten Person: Die F am ilie von Ju lius ...
Erzähle alles, was du weißt.
Vermutungen
] Die Leute wissen nichts über Kaspar, sie vermuten nur, bilden
Hypothesen. W elche Hypothesen (Vermutungen) haben wir
bisher gehört? Ergänze die folgenden Sätze:
] Stadtbesichtigung
Gefängnisse in Nürnberg
Noch heute kann man die
historischen G efängnisse in
Nürnberg besichtigen. Unter dem
Rathaus aus dem vierzehnten
Ja hrhundert b e fin d e n sich die
„Lochgefängnisse".
Am Flüsschen Pegnitz steht der
Männer-Schuldturm. Früher gab es
auch einen Frauen-Schuldturm.
Der Männer-Schuldturm
an der Pegnitz.
Ü B U N G E N
Dort schloss man die Leute eia die ihre Schulden nicht bezahlen
konnten.
Recherche
Über die Lochgefängnisse kannst du dich übers Internet oder mit
Hilfe eines Reiseführers informieren.
Fragen:
1. Dort machte man Dinge, die der Staat heute in Europa nicht
mehr tut. Was zum Beispiel?
2. Wann kann man diese Lochgefängnisse besichtigen? Allein?
3. Was du vielleicht nicht weißt:
In Europa haben sich mehrere Männer gegen brutale juristische
Praktiken wie die im Lochgefängnis engagiert. Der wichtigste
dieser Männer ist Cesare Beccaria, den man in ganz Europa
diskutiert. Ein zweiter Kämpfer für moderne juristische
Prozeduren heißt Anselm Feuerbach (siehe Kapitel 7). Anselm ist
übrigens der Vater von Ludwig Feuerbach, dem Philosophen.
32
KAPiTEL ■
E
Gendarmen.
33
aspar H ause
34
K A P iT E L 13
35
Ka spa r H auser.
36
K A P iTEL II
37
Ü B U N G E N
Lesen
FIT 2 Q Was ist richtig (R), was ist falsch (F)?
R F
1. Am nächsten Morgen ist Kaspar tot. □□
2. Am nächsten Morgen kommen die zwei Gendarmen,
ein Arzt und ein Beam ter der Stadt. □□
3. Am nächsten Morgen bekom m t Kaspar sein Brot und
isst es sofort auf. □□
4. Der Arzt m acht Experim ente mit Elektrizität. □□
5. Kaspar wird bei dem Experim ent sehr warm. □□
6. Der Beam te fragt Kaspar noch einm al nach Namen
und W ohnort. □□
7. Man bringt Kaspar noch einm al in die Gendarmerie. □□
8. Kaspar sieht in einer Ecke der Polizeiw ache etwas
zum Spielen. □□
Antworte mit zwei oder drei Wörtern:
Sprechen
FIT 2 Qj Dein Freund Kaspar kommt in dein Zimmer und sieht Spielzeug
auf dem Bett liegen. Was fragt er dich? Was antwortest du ihm?
38
Ü B U N G E N
Zur Grammatik
] Im Deutschen gibt es eine Reihe von Dativ-Konstruktionen, die du
aus deiner S prache v ielleich t nicht kennst (aber aus dem
Lateinischen?). Die folgenden Sätze antworten auf die Frage „Wie
fühlst du dich?“ Übersetze die Sätze in deine Muttersprache. In
welchen Situationen (1-5) sagt man vielleicht welche dieser Sätze?
Austausch
Heute glauben viele an einen Einfluss elektro-m agnetischer
Felder auf den M enschen. Sie haben Angst vor Antennen, vor
Handys oder vor dicken Kabeln. Was m einst du? Was ist
gefährlich, was stört unsere Psyche?
Geschichte(n) und O rte
Die Nürnberger Museen
Das Spielzeugm useum in Nürnberg ist in ganz Deutschland
berühmt. Holzpferde sind dort zu sehen, alte Kindertrommeln,
Modelle von Dampfmaschinen, Puppen. Aber das Spielzeug im
Spielzeugmuseum ist zum Ansehen, nicht zum Anfassen. Für
Kinder ist das vielleicht nicht das richtige. Mehr Spaß haben sie im
Kindermuseum. Mit dem, was hier ausgestellt ist, sollen die Kinder
spielen (oder arbeiten) und so das Leben ihrer Ururgroßeltern
kennen lernen. Im Verkehrsmuseum gibt es Züge und Lokomotiven,
G leis- und Signalanlagen und M odelleisenbahnen. Die erste
deutsche Eisenbahn ist 1835 von Nürnberg losgefahren. Eine
Rekonstruktion der Lokomotive steht auch in dem Museum.
Es gibt noch viele andere Museen in Nürnberg, zum Beispiel das
kulturhistorische Deutsche N ationalm useum oder das Neue
Museum für Moderne Kunst und Design.
40
Q Austausch
| Ausflüge
1. r Wolfsjunge(n) : legendärer Junge aus Fran kreich, ohne E ltern bei den
W ölfen im W ald groß geworden.
42
K A P iT E L 1
1. r G eruch("e) : durch die Nase, kann gutt (Parfüm, Duft) oder sch lech t
(Gestank) sein.
43
K a spa r. H auser
Es gibt wieder Besuch. Der Arzt kommt und will mit Kaspar
allein sein.
Ich warte vor der Tür.
Eine Stunde später ruft mich ein Gendarm.
Kaspar sitzt am Boden und weint.
44
H a v s e r ^
Lesen
FIT 2 O Was ist richtig?
1. Was sagen die Leute vor der Tür der Gendarmerie über Kaspar?
a. Q Das ist ein Spion, ein Dieb, ein Mörder.
b. Q Das ist ein armer Junge, wir müssen ihm helfen.
c. Q ] Das ist Satan, er ist gegen die Ordnung.
47
Ü B U N G E N
] Zwei Welten. Wie nennen wir die Dinge, wie nennt Kaspar sie?
Sprechen
FIT 2 Qj Eine Freundin fragt dich, wie du und „dieser Kaspar“ eure Tage
verbringt. Formuliere mit Hilfe der folgenden Satzanfänge fünf
Fragen und beantworte sie.
48
Ü B U N G E N
r Geruch Käse
r Geschmack Fleisch
s Gehör Wein
s Sehvermögen Krach
Licht
Tote
49
KAPITEL
E
ines A ben d s sagt m ein e M utter, ic h soll Kaspar
n ic h t in seine Zelle bringen.
Er isst m it uns.
M e in e M u tter legt ih m ein S t ü c k K äse au f den
Teller.
„Das s tin k t!“ sagt Kaspar und w ill aufstehen.
Brot und Wasser, etwas anderes w ill er n icht.
M ein e M utter kocht ihm das Wasser.
„ W assersu p p e“ , sagt sie zu Kaspar, „probier m a l.“
Kaspar hat m it der h eiß e n Su ppe P roblem e.
Aber es geht.
Da kom m t m eine Sc h w este r in die K üche.
„M ajestät“ , sagt sie zu Kaspar.
Sie hat die „Bam berger Z eitu n g “ in der Hand.
„Er ist doch ein P rin z “ , sagt sie triu m ph ierend.
Sie liest laut vor: „Es heißt jetzt in gut informierten K reisen V
1. gut inform ierte Kreise : Gruppen von Personen, die gut inform iert sind.
50
KAPiTEL u
der W olfsju nge zu Nürnberg, genannt Kaspar Hauser, sei 1 der
letzte n o ch lebend e So h n eines d eu tsch en Regen ten h au ses und
daher legitim er T h ro n p rä te n d e n t.“
„Z eitu n g ssc h reib e r!“ sagt m ein Vater. „Für so etwas hast du
Zeit! H ilf lieber d einer M u tter.“
„Ein Prinz! V ersteht d o c h !“ sagt m eine S c h w este r und geht
aus der Küche.
M ein Vater s c h ü t t e l t 2 den Kopf.
„Das M ä d ch en hat zu v iele F lau se n 3 im K o p f.“ Dann sagt er
zu m ir: „M o rgen früh geht K a sp a r n i c h t a u f die W a c h e . Er
b l e i b t h ie r . E in L e h r e r k o m m t zu ih m . K a s p a r m u s s j e t z t
richtig sch reib en und auch r e c h n e n 4 le r n e n .“
„Das kann er doch von mir le r n e n “ , erwidere ich.
„Nun, es ist Professor Daumer vom G y m n a siu m “ , sagt m ein
Vater. „Der weiß v ie lle ic h t doch ein b iss c h e n m ehr als d u .“
51
An der W and hängt das große K ruzifix von V eith Stoß L
K aspar b leib t stehen.
„Armer M a n n !“ sagt er laut.
Kaspar w ill die C hristusfigur vom Kreuz n ehm en.
Die Leute b leib en stehen.
Ich halte Kaspar fest 2. „Lass das jetzt und kom m w e ite r !“
52
APiTEL
1. entsetzt : angstvoll.
2. die Leiche(n) : d er/die Tote.
53
p
„ L e ic h !“ Er läuft jetzt.
E ine alte Frau b leibt stehen und sch ü ttelt den Kopf.
„Nein! Kadaver! K re p ie rt!“ sch reit Kaspar.
Die Alte b e k r e u z ig t 1 sich. „Jesus, M a ria !“
Kaspar läuft im m er sch n eller. Ich kom m e n ic h t mit.
Die Alte sieht uns n a ch und bekreuzigt sich n o c h einm al.
An der Straßenecke lässt Kaspar sic h auf den B od en fallen.
Ich gehe zu ihm.
„Viele L e i c h e n ! “ sagt er und sieht m ic h an.
„Das ist der F rie d h o f, K aspar, aber die L eu te sin d sc h o n
lange unter der E rd e “ , erkläre ich ihm.
„Da sind L e ich e n unter der E rd e “ , antw ortet er, „viele viele
L eich en . Das s tin k t.“
D a n n k o m m e n w i r e n d l i c h an d e n F l u s s u n d k ö n n e n
u n g e s t ö r t 2 spazieren gehen.
Z ufrieden b leibt Kaspar an einem Baum stehen.
Es ist windig und die Blätter bew egen 3 sich im W ind.
Kaspar sprich t leise. Was sagt er? Ich verstehe es n icht.
„Der Baum sagt etw a s“ , erklärt er mir. „Der Baum ist lieb.
Er stinkt n i c h t . “
„Komm s c h o n ! “ sage ich. „Du kannst doch n ic h t an jed em
Baum stehen b leib en w ie ein Hund. Ist denn das alles neu für
d ic h ? “
54
KAPiTEL >,
55
Ü B U N G E N
Lesen
FIT 2□ Was ist richtig (R), was ist falsch (F)?
R F
Bei Juliu s’ Mutter lernt Kaspar Käse essen. □□
Langsam gewöhnt sich Kaspar an warme
Wassersuppe. □□
Die Schwester weiß nicht, ob Kaspar ein Prinz ist,
aber es steht in der Zeitung. □□
Der Vater freut sich, dass seine Tochter schon selbst
Zeitung liest. □□
Kaspar soll von Julius lesen und schreiben lernen. □□
Kaspar sieht Christus am Kreuz und will ihm helfen. □□
Kaspar geht am Friedhof vorbei und riecht den
Geruch der Toten. □□
Kaspar spricht mit den Bäumen, denn er hört sie
auch sprechen. □□
] Antworte mit zwei oder drei Worten:
56
Ü B U N G E N
Sprechen
FIT 2 E| Du gehst mit deinem Freund Kaspar ins Restaurant essen. Erst
will er nicht mitkommen, aber dann hat er doch Hunger. Ihr
sucht euch einen Platz gleich an der Tür. Da riecht es nicht so
stark nach Fleisch und Wein. Der Wirt kommt:
Q Friedhöfe -
Vergleiche mit deinem Heimatland oder deiner Heimatstadt
57
Geschichte(n) und O rte
Freizeit in Nürnbers
Die Pegnitz ist ein kleiner Fluss und geht mitten durch Nürnberg.
Schwimmen tut man dort nicht mehr, aber an der Pegnitz entlang
kann man Radtouren unternehmen oder spazieren gehen. Diese
Radtouren führen aus Nürnberg hinaus, aufs Land oder in kleine
idyllische Städtchen wie Lauf.
Das ist etwas für den Sonntag. Was macht man an den anderen
Tagen? Wie überall in Europa, geht man tanzen oder essen oder Bier
trinken (das vielleicht ein bisschen mehr als in anderen Städten).
Festivals
Die Stadt Nürnberg organisiert auch eine Reihe von Festivals, die
zum Teil mehrere Tage dauern und sich auf mehreren Bühnen
g le ich zeitig abspielen. Zw ei B e is p ie le : R o ck im P ark und das
B a rd en treffen , ein Festival für Liedermacher.
Abendliche Festivalatmosphäre.
58
Im Folgenden liest du in zwei Gruppen Namen von Bands
und Solist/inn/en, die im Jahre 2003 in Nürnberg auftraten.
Welche Gruppe gehört zu welchem Festival?
I
ch b rin ge K aspar se lb st zu P ro fesso r Daum er. Jed er
trägt zwei Holzpferde.
Ich gehe auf die B ürgerschu le. „Noch ein oder zwei Jahre,
dann gehst du arb e ite n “, sagt m ein Vater im m er zu mir.
A b e r K a s p a r s o ll L a t e in l e r n e n . W a ru m ? S o l l er P a s t o r
w erden? Professor?
„Kaspar ist jetzt ein ju nger H err“ , sagt m ein e M utter beim
Abendbrot. „Der ken n t uns bald n ic h t m e h r.“
„Kaspar ist m ein F re u n d “ , antworte ich.
„Du k en n st das Leben n o c h n ich t. Du bist der So h n eines
G efängn isw ärters.“
„Ja u n d ? “
„Und Kaspar ist ein P rin z “ , lach t m eine Sch w ester.
„P rinz oder n ic h t , du g eh st n ä c h s te s Ja h r a r b e it e n “ , sagt
m ein Vater zu m ir und sch lägt m it der Hand au f den T isc h .
„Ich habe sch on m it dem A m tm ann 1 gesprochen. Am Rathaus
b ra u c h e n sie ein e n A m tsd ie n e r 2. Das ist ein e s ic h e re S te lle
und in ein paar Jah ren kannst du v ie lle ic h t S c h reib e r w e rd e n .“
Ich sehe ihn an. Das heißt Akten tragen, Akten arch iv ieren ,
Akten führen. Sehr ab en teu erlich ist das n ich t. „Aber kann ...“
„Keine W iderw orte 3“, u n terb rich t m ic h m ein Vater.
M ein e Sc h w este r kich ert 4: „Julius m öch te lieber Pirat oder
M u sketier w e rd e n “ ,
„Um Gottes W ille n “, sagt meine Mutter. Sie findet das nicht
lu s t ig 5.
61
K aspar H auser
1. verstecken : eine Position suchen, in der die anderen einen n ich t sehen
können.
I
KAPiTEL M
Er liegt im Gras.
„Hörst du das?“ fragt er mich.
„Was?“
„Nichts.“
Eine Ameise 1 läuft über seine Hand. Er zerquetscht 2 sie.
63
K aspar H auser
64
Ü B U N G E N
Lesen
FIT 2 Q Was ist richtig?
65
Ü B U N G E N
Hören
Q B Du lern st in den Ferien H arry aus W olfsburg kennen. Ihr
FIT 2 sP recht über die Schule ... Höre zu und kreuze an:
Sprechen
FIT 2 Q Und jetzt erzähle selbst: Wie ist das bei dir? Welche Schulfächer
hast du? Welche machst du gern? In welchen hast du gute Noten?
Situation: Du bist ein Jahr in einer deutschen Schule. Heute gibt
es einen Englisch-Vokabeltest. Leider hast du nicht gelernt. Du
musst dir den richtigen Nachbarn suchen und abschreiben. Was
fragst du deine Mitschüler? Was antworten sie?
1. Hast du ... .
2. Darf ich mich ... .
3. Lässt du ... .
66
Ü B U N G E N
] Neue Wörter?
Die folgenden Verben kennst du jetzt sicher. Was bedeuten sie in
deiner Muttersprache?
Zur Grammatik
Q Was ist gestern geschehen?
Die folgenden Sätze stehen im Perfekt. Wie heißen sie im
Präsens?
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Ü B U N G E N
Als Kind lerne ich nicht gern in der Schule. Ich mache die
Hausaufgaben nicht. Unser Englischlehrer beobachtet mich
immer: „Pass auf und hör zu“, sagt er mir immer wieder. Ich
spiele gern mit den anderen Kindern im Park. Abends sehe ich
eine Stunde fern, von 18 bis 19 Uhr.
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KAPITEL
69
"C C aspar H auser
einen Stift in die Hand nehmen und soll auf ein Blatt malen.
Er nim mt mein Ross in den Arm, sagt: „Ross“ und er führt
meine Hand und ich schreibe. Er sagt: „Mann“ und „Bub“ und
ich schreibe. Dann geht der Mann weg. Er kommt jeden Tag
w ie d e r. Er ist groß, s e in e K le id u n g ist s c h w a rz . E in m a l
schreibe ich n ich t richtig und der Mann schlägt m ich. Am
Ende schreibe ich meinen Namen.
Viele Tage lang kommt der Mann nicht mehr. Dann ist er
wieder da. Er zieht mir etwas Neues an. Er trägt mich aus dem
Haus. Es ist dunkel. Aber es riecht schrecklich. Der Mann legt
mich auf den Boden und ich schlafe. Aber ich schlafe nicht
lange. Der Mann hilft mir aufstehen und sagt, ich soll auf den
Füßen stehen und dann, langsam, langsam einen Fuß vor den
anderen setzen. Alles tut mir weh, aber der Mann sagt, ich
bekomme kein Ross, ich soll gehen und nicht weinen. Ich gehe
lange. Der M ann geht h in ter mir. Aber dann ist der Mann
weg.“
Ich bin sprachlos.
„Dann hast du als Kind keinen M enschen gesehen?“ frage
ich erstaunt. „Das kann doch nicht sein!“
Kaspar sagt erst nichts. Jetzt sieht er auf seine Füße.
„Keinen Menschen, kein Licht, keine Sonne, keine Sterne.
Das a ll e s is t so s c h ö n u nd ic h h a b e es n i c h t g e s e h e n “ ,
antwortet er. „Aber jetzt lass mich allein, ich muss lernen. Die
Latein -V o k abeln sind so schw er. Und wir so llen n ä ch sten
Monat mit Cäsar anfangen, De bello gallico.“
Ich lasse ihn in seinem Zimmer allein und gehe am Fluss
spazieren.
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O
K A P iTEL K
Es ist windig.
Sprechen die Bäume?
Im Wasser schwimmen silberne Fische.
Ich höre Kinder spielen.
„Wer tut so etwas?“ frage ich mich. „Wer schließt ein Kind
siebzehn Jahre lang in ein dunkles Zimmer und lässt es da
a lle in ? Und warum ? Warum h aben sie ih n als Kind n ic h t
ermordet?“
Auf dem Lande kommt das vor, das weiß ich von meinem
Vater. Ein M ädchen bekomm t ein Kind, ein en Vater hat es
nicht, am nächsten Tag ist das Kind tot und niem and weiß
etwas.
W arum s c h lie ß t ein er ein K ind sieb ze h n Jahre ein und
bringt ihm jeden Tag Wasser und Brot?
V i e l l e i c h t h at m e in e S c h w e s t e r R e c h t. K a sp ar is t ein
besonderes Kind. Ein Prinz? Ein König? Ein Sohn Napoleons?
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K_a s p a r H auser
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Ü B U N G E N
Lesen
FIT 2 Q Was ist richtig?
R F
d. Kaspar hat gedacht, das Wasser kommt von selbst. □□
e. Kaspar hat mit seinen Holzpferden gespielt. □□
f. Kaspar hat immer nur Brot gegessen. □□
8- Der Mann hat Kaspar immer wieder geschlagen, denn
Kaspar hat nicht schnell genug gelernt. □□
h. Den Freund von Julius’ Schwester finden die Eltern
nicht nett. □□
Sprechen
FIT 2 0 Deine d eu tsch e F reu n d in M arlen e sp rich t n ich t nur gut
Englisch, sie kann auch Italienisch sprechen und schreiben. Was
fragst du sie? Verwende die folgenden Satzanfänge. Beantworte
dann die Fragen selbst (mit ein wenig Phantasie ...)
] Nacherzählen
Was ist bis jetzt passiert?
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Ü B U N G E N
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KAPITEL
9
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KAPiTEL II
m eine Schw ester. „Stephanie ist tot, ihre Söhne sind auch
gestorben. Der Vater hat wieder geheiratet und der Sohn seiner
zweiten Frau regiert jetzt in Baden. Aber v ielleich t lebt der
älteste Sohn von Stephanie doch noch. Er ist 1812 geboren,
verstehst du? Wie Kaspar!“
„Komische Geschichte“, meine ich.
„Das ist Politik“, weiß sie. Ich denke, das hat sie alles von
ihrem Freund.
„Das a lle s fin d e t n ä m l ic h 1 der b a y e r is c h e K önig sehr
interessant. Der hat Streit mit den badischen Regenten und ...“
„Hör auf“, bitte ich meine Schwester.
Aber sie spricht weiter. „Die Demokraten interessieren sich
auch für die Geschichte Kaspars. Und sie haben Recht. Unsere
Herren sind durch und durch korrupt und in Baden ermorden
sie Kinder oder sie schließen sie ein. Alles für die Dynastie.“
Ich unterbreche sie noch einmal: „Das hast du doch von
diesem Journalisten. Wer glaubt dem denn?“
Aber es hat keinen Sinn. Sie lässt sich nicht stören. „Eins
ist sicher: Kaspar ist eine wichtige Person. Warum wohnt denn
dieser arme Junge ohne Geld und Familie jetzt bei Professor
Daumer? Und noch etwas: Gestern ist Anselm Feuerbach aus
Ansbach gekommen. Das ist ein berühmter 2 Jurist. Er ist nur
wegen Kaspar hier. Er ist zu Kaspar gegangen und gestern und
heute den ganzen Tag bei ihm gewesen. Nun?“
Zum Glück muss m eine Schw ester in die Küche, meiner
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K as p a r . H a u s e r
Mutter helfen.
Ich bin ganz verwirrt und sehr müde. Napoleon, der König
von Bayern, ein Bach , ein F eu erbach. Warum? Ich träume
schlecht. Ich habe wieder Fieber. Ich muss noch eine Woche
im Bett bleiben.
E n d l i c h w i e d e r g e s u n d , s it z e ic h je d e n N a c h m it t a g
stundenlang in der Herbstsonne vor der Tür. Ich bin immer
müde. Leute kom m en und gehen, die Gendarm en brin gen
Gefangene. Der Magistrat kommt, mein Vater bringt jemanden
zur Gendarmerie. Eines Tages sehe ich meinen Vater auf der
Straße mit einem Mann sprechen. Den kenne ich auch. Es ist
der schwarz gekleidete Polizist aus der Gendarmerie. Mein
Vater sieht ängstlich aus. Er nickt immer wieder. Sprechen sie
über Kaspar?
Seit langem bin ich nicht mehr bei Kaspar gewesen. Ist er
noch mein Freund? Ist er auch krank gewesen? Ich will ihn
besuchen.
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KAPiTEL
1. em pfindlich : sensibel.
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E L ^ fJS ä l K a s p a r ^ H a u s e r ^
„Nein.“
„Seltsam, nicht wahr?“ sagt Professor Feuerbach. „Er hat
sein ganzes Leben keinen Menschen gesehen, aber die Masern
muss er schon gehabt haben. Und sieh mal hier.“ Er zeigt mir
zwei P unkte auf Kaspars Arm. „Er ist auch gegen P ocken
geimpft L “
Aber das interessiert m ich nicht so sehr. Ich sehe Kaspar
an. Er ist gew ach sen 2. Er steht da, die Hände h in te r dem
Rücken, und sieht auf seinen Schreibtisch. Vor einem halben
Jahr hat er noch bei uns gewohnt und ich war sein Freund.
Jetzt scheint er sich nicht mehr für mich zu interessieren. Was
hat er? Was ist mit Kaspar geschehen?
Ich will aus diesem Zimmer hinaus. Ich will allein sein.
„A lso dann, K a s p a r “ , sage ic h . „Ich w ill n ic h t w e ite r
stören.“
„Aber du störst doch n ich t“, sagt Kaspar und gibt mir die
Hand.
„Komm mich doch wieder einmal besuchen“, fügt er hinzu.
Ich sage nichts.
Er sieht mir kurz in die Augen.
Versteht er mich? Seine Augen sind leer.
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Ü B U N G E N
Lesen
FIT 2 Qj Was ist richtig?
2. Julius denkt:
a. Q Alle Kinder sind krank, also ist auch Kaspar krank.
b. Q Kaspar hat die Krankheit schon als Kind gehabt und
bekommt sie nicht noch einmal.
c. Q Kaspar hat die Krankheit als Kind nicht gehabt und
jetzt ist er sicher sehr krank.
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Ü B U N G E N
Sprechen
FIT 2 ÜJ Du bist krank - bist du krank?
Deine deutsche Freundin sagt dir am Telefon, dass sie krank ist
und zu Hause bleiben muss. Stelle Fragen. Verwende die Wörter:
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Geschichte(n) und O rte
Ansbach in Mittelfranken
Offiziell liegt Ansbach in Bayern. Das ist allerdings nur die halbe
Wahrheit. Denn Ansbach gehört, wie Nürnberg, erst seit 1806 dazu.
Die Region, in der beide Städte liegen, heißt Franken. Die Franken
trinken anderes Bier, essen andere Würste und sprechen anders als
die (anderen) Bayern. Sie denken auch anders: Politisch sind sie
weniger konservativ als die Bayern und es gibt mehr Protestanten.
Für Franken ist die Industrie w ichtig, es gibt auch größere
Universitäten (Erlangen, Würzburg, Bamberg). Im Rest Deutschlands
ist es eher als Wein- und Bierp rodu zent bekannt oder als
Feriengebiet. Besucher in Franken können nicht nur die zahlreichen
Burgen besichtigen, sondern zum Beispiel auch eine Bierwanderung
unternehmen, zu Fuß von einer Brauerei zur nächsten gehen und das
B ier probieren. Denn auf dem Land gibt es noch viele kleine
Brauereien die nur für das eigene Gasthaus produzieren.
Und Ansbach? In der Pfarrstraße Nr. 18 hat Kaspar Hauser gewohnt.
Im Garten des Schlosses hat man ihn ermordet.
Im Markgrafenmuseum gibt es eine Kaspar-Hauser-Sammlung.
Doch bei der Vielzahl der großen
Städte Frankens mit ihren barocken
Sch lö sse rn und K irc h en , ihren
großen und schönen Plätzen ist es für
Besucherinnen und Besucher nicht
leicht, eine Auswahl zu treffen ...
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Kaspar, wie er bei seiner Ankunft
ausgesehen haben könnte.
Tourismus
| Vielleicht hilfst du dem Besucher durch eine Recherche in
Reiseführern oder im Internet.
85
M KAPiTEL
D
© ezember 1833, Vorw eihnachtszeit. Es liegt
Schnee.
Die K in d e r h a b en Spaß au f dem
Christkindlesmarkt1.
Ich bin kein Kind mehr.
Seit drei Jahren bin ich Amtsdiener im Nürnberger Rathaus.
An Kaspar denke ich schon lange nicht mehr.
Zu Hause haben wir andere Probleme.
Meine Schwester lebt nicht mehr bei uns.
Sie ist mit ihrem Freund geflohen 2. Alle sagen, sie sind
jetzt in der Schweiz. Aber niemand weiß etwas Genaues.
Was ist geschehen?
Die p o litisc h e P olizei hatte m eine S ch w ester und ihren
Freund observiert.
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KAPiTEL 81
87
M S T *! K a s p a r H a v s f .r
1. e Tat(en) : e A ktion.
2. e Kutsche(n) : eleganter Pferdew agen.
Ü B U N G E N
Lesen
FIT 2D Was ist richtig (R), was ist falsch (F)?
R F
a. Julius geht seit dem Jahre 1832 nicht mehr in die
Schule. □ □
b. Julius ist jetzt Beamter im Rathaus. □ □
c. Julius’ Schwester ist tot. □ □
d. Die Polizei wollte sie ins Gefängnis bringen. □ □
e. Kaspar ist schon lange tot. □ □
f. Jemand hat ihn ermordet. □ □
g* Uber den Mörder weiß man nichts. □ D
h. Kaspar hat tot im Ansbacher Schlossgarten gelegen. □ □
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Ü B U N G E N
] Ergänze:
Julius arbeitet 1............... als Amtsdiener und bringt den
Magistratsherren 2................. Tag die Zeitung. Heute bringt er die
Zeitung erst später, 3................. in der Zeitung steht, 4...............
Kaspar tot ist.
Jemand 5................. Kaspar ermordet. Der Mörder soll schwarze
Kleidung getragen haben. 6 der Zeitung steht, der Mord
hat 7................. etwas mit Kaspars Herkunft zu tun.
Auch in Julius’ Familie ist nichts mehr in Ordnung, 8...............
seine Schwester lebt nicht mehr 9............... ihnen. Sie ist 10................
ihrem Freund 11................. Schweiz gegangen. Ihre Eltern sind
traurig und der Vater will seine Tochter nicht 12................. kennen.
Q Neue Wörter?
Die folgenden Adjektive kennst du jetzt. Wie heißen sie in
deiner Muttersprache?
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Ü B U N G E N
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Verfilmungen von
„Kaspar Hauser“
K a sp a r in te r e s s ie r t R o m a n s c h r ifts te lle r , T h e a te ra u to re n ,
Liederm acher, D ichter, Jou rnalisten und Psychologen bis ins
ein u n d z w a n z ig ste Jah rh u n d ert. A b er fü r die m eisten sind
vielleicht die Verfilmungen wichtiger als der Roman von Jakob
Wassermann (1 8 7 3 -1 9 3 4 ), das Theaterstück von Peter Handke
oder das Lied von Reinhard Mey.
Q Du als Regisseur/in:
Wie verfilmst du Kaspar?
1. Welche Gattung findest du passender?
a .Q einen Kriminalfilm
b. Q einen historisch-politischen Film
c- □ einen Liebesfilm
d- □ einen Problemfilm
e. Q eine Mischform
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A bköm m ling des Hauses Baden sein. Die G en-A nalyse von
B lu tfle ck e n in einem Fetzen seiner U nterhose bew eise das
Gegenteil. Das Ergebnis wurde äußerst skeptisch aufgenommen.
So fällt die Reaktion immer aus, wenn sich die Wissenschaft in
Menschheitsrätsel einmischt. Auch jetzt, da die amerikanische
Krimischreiberin Patricia Cornwell behauptet, die Identität von Jack
the Ripper, dem Vater aller Serienmörder, endgültig geklärt zu
haben. Der spätimpressionistische Maler Walter Richard Sickert,
ein gebürtiger Münchner, soll es gewesen sein, der 1888 in London
fünf Prostituierte ermordete. Frau Cornwell ließ DNS-Spuren des
Künstlers mit jenen vergleichen, die an einem (angeblich) gerade
erst aufgetauchten Brief des Rippers hafteten. ( . . . ) - Wer muss, wer
will das wissen? (...) Wem ist mit der Erkenntnis gedient, dass der
Mann mit der eisernen Maske kein Zwillingsbruder Ludwigs XIV.
war? Und N essie, Yeti und B igfoot? Mythen gehören nicht in
Tüten“, {gekürzt)
uj\ kJ H /£ J
T
i, Hämäuz
Ws'm
ISBN 978-88-7754-991-4
9788877549914
Ingeborg-Drewitz-Bibliothek
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Steglitz-Zehlendorf