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Erzählperspektiven und

Erzählzeit
https://www.kapiert.de/deutsch/klasse-9-10/lesen-texte-und-medie
n/erzaehlende-texte-verstehen/perspektiven-des-erzaehlens/
Auktorialer (allwissender) Erzähler
Allwissender Erzähler

• Der allwissende Erzähler kann in alle seine Figuren hineinschauen und


erzählen, was sie denken und fühlen. Er weiß also alles über sie.
• Sein übergeordneter Standpunkt ermöglicht es dem auktorialen Erzähler

• Zusammenhänge aufzuzeigen (z. B. Beziehungen zwischen Figuren),
• das Geschehen in Rückblenden zu erzählen (Hintergrund der
Handlung),
• Geschehnisse vorwegzunehmen (zukünftige Handlung).

• Du darst den Erzähler aber nicht mit dem Autor gleichsetzen. Zwar hat
der Autor den Erzähler „erschaffen“, aber es ist nicht eine Person!
Allwissender Erzähler
• Beispiel:

“Peter ging auf Maria zu. Er hatte keine Ahnung davon, wie sauer sie
war. Sie dachte schon seit Stunden darüber nach, sich endlich von
ihm zu trennen.
Als er auf sie zukam, fühlte sie nur Hass.
Peter ging es ganz anders. Er blickte auf ihre schönen Haare und
musste an seine Mutter denken. Ach wäre sie doch jetzt nur bei ihm!
Er war immer noch total in Maria verliebt.“
Personaler Erzähler
Personaler Erzähler

• Im Gegensatz zum auktorialen Erzähler weiß der personale Erzähler


nicht alles.
• Der personale Erzähler schlüpft in die Rolle einzelner (oder
mehrere) Figuren und erzählt das Geschehen aus seiner (ihrer) Sicht
in der Er/Sie-Form. Das Geschehen wird wie aus der Perspektive
einer Kamera abgebildet, die dicht hinter dem Er/Sie-Erzähler
steht.
• Demzufolge kann der personale Erzähler auch nur das wissen, was
die Figur, aus dessen Sicht erzählt wird, weiß. Alle anderen
Hintergründe werden dem Leser nicht vermittelt. Dieser nimmt das
Geschehen also ausschließlich aus der Sicht dieser Figur wahr
(Innenperspektive).
Personaler Erzähler

• Beispiel:
„Erika hörte einen Lärm. Wahrscheinlich kam er aus der Küche.
Sie folgte dem Lärm und sah, wie ihr Sohn versucht hatte, sich eine
Packung Milch aus dem Kühlschrank zu holen. Ah, der Stuhl war
umgefallen.
Erika wurde wütend und schaute ihren Sohn Markus böse an:
‚Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du noch nicht an die Milch
herankommst! Warum rufst du mich denn nicht?‘
Markus lachte.
‘Ich bin doch schon groß.‘“
Ich-Erzähler
Ich-Erzähler

• Der Ich-Erzähler oder die Ich-Erzählerin steht


mitten in der Geschichte und erzählt aus
seiner/ihrer Sicht in der Ich-Form.
• Erzählt wird also, was er oder sie denkt oder fühlt.
Was die anderen denken oder fühlen, das weiß der
Ich-Erzähler nicht. Der Ich-Erzähler hat die Kamera,
mit der das Geschehen aufgenommen wird, selbst in
der Hand.
Ich-Erzähler

• Beispiel:

„Es war schon fast dunkel. Ich fuhr die einsame Straße entlang, als
plötzlich aus dem Wald eine Gestalt sprang. Ich erschreckte mich
total. Was war das?
War es ein Mensch?
War es ein Wolf?
Da sah ich, dass es meine Oma war, die in ihrer neuen
Sportbekleidung Marathon trainierte.“
Erzählzeit
Erzählzeit

• Die Zeit, die man braucht, die Geschichte zu erzählen (in Minuten)
oder bei langen Büchern in Seiten.
Erzählte Zeit

• Die Zeit, die er Inhalt der Geschichte umspannt. (z.B. zwei Tage,
vier Monate, 30 Jahre, etc.)
Tempo

• Erzählzeit = erzählte Zeit: Zeitdeckung


• Erzählzeit kleiner als erzählte Zeit = Zeitraffung
• Erzählzeit größer als erzählte Zeit = Zeitdehnung
Video

• https://studyflix.de/deutsch/erzahlzeit-und-erzahlte-zeit-3179
Nacht im Hotel
Siegfried Lenz
Siegfried Lenz – Überblick 1

einer der bedeutendsten, meistgelesenen Schriftsteller (Erzähler,


Dramatiker, Roman-, Hörspiel-, Essay-, Kurzgeschichtenautor) der
deutschsprachigen Nachkriegs- und Gegenwartsliteratur

Themen: Scheitern, Verfolgung, Schuld, Versagen, Einsamkeit,


Gewalt - Verknüpfung menschlicher Schicksale mit
gesellschaftskritischen Problemen, Verarbeitung des Dritten Reiches
Siegfried Lenz – Überblick 2

Erzählstil: klassisch, ausführliche Beschreibungen, gedankliche Konstruktion,


parabelhafte Darstellung, autobiographische Generationserfahrungen, Figuren:
Einzelkämpfer

Absichten:
gegen sprachideologische Verfahrensweisen, gegen Literatur als Sinnbild des
Schönen, gegen Science-Fiction-Literatur, Menschen bewegen zum Kampf gegen
das Übel
Siegfried Lenz – sein Leben

• * 17.3.1926 in Ostpreußen
• keine gute Schulbildung, aufgewachsen in Jahren der NS-Herrschaft, 1939 in Hitler-Jugend
• 1943: Kriegsabitur, tritt Kriegsmarine bei, wird zur weiteren Ausbildung nach Dänemark gebracht und
desertiert kurz vor Ende des 2. Weltkriegs
• gerät 1945 in englische Kriegsgefangenschaft, wird Dolmetscher einer englischen
Entlassungskommission, Verhältnisse in Straflagern spiegeln sich in einigen seiner Romane wieder
• Entlassung - geht 1945 nach Hamburg, Studium Philosophie, Anglistik, Literaturgeschichte
will Hochschullehrer werden, aber Abbruch des Studiums
• à 1950/51 Redakteur der „Welt", Veröffentlichungen seiner ersten Geschichten in der „Welt“
• 1951: Beendung der journalistischen Tätigkeit, 1. Roman Es waren Habichte in der Luft
schloss sich Gruppe 47 an,
• danach freier Schriftsteller in Hamburg mit zahlreiche Ehrungen
• Tod im Oktober 2014
Berühmtestes Werk „Deutschstunde“

• Wurde 1968 herausgegeben.


• Es geht um die Frage wie und ob man sich
zwischen Pflichtbewusstsein und
moralischen Werten entscheiden kann. Wie
ist die Verantwortung eines Einzelnen,
wenn ein ganzes Volk schuldig wird?
• Es reflektiert für viele Deutschen zum
ersten Mal in dieser Form den
Nationalsozialismus
Stellen sie sich folgende Situation vor:

Gleich werden sie in einen Raum kommen und sich für eine Nacht
mit einer fremden Person ein Zimmer teilen müssen.

„Welche Gedanken kommen Ihnen kurz bevor Sie in das Zimmer


treten?“
Aussagen Richtig Falsch

Schwamm versucht, spät am Abend in einem Hotel ein Einzelzimmer zu bekommen.

Schwamm ist sehr vorsichtig, deshalb möchte er wissen, mit wem er in der Nacht das Zimmer
teilen wird.
Der Fremde kennt sich im Zimmer sehr genau aus.

Der Fremde ist beruflich in der Stadt.

Schwamm hält es für sinnlos, eine Verordnung zu erlassen, die Zugreisende verpflichtet zu
winken.
Die Frau des Fremden starb bei der Geburt ihres ersten Kindes.

Schwamm entscheidet sich am nächsten Morgen, im Bett zu bleiben und den Nachmittag in der
Stadt zu verbringen.
Der Fremde ist blind.

Der Fremde denkt, Schwamm hintergehe seinen Sohn.

Schwamm beauftragt den Fremden, dem Jungen zu winken.


Wie kann man den Fremden charakterisieren?
Was wissen wir über ihn?

• Er will nicht, dass Schwamm Licht anmacht.


Zu den zwei Hauptfiguren (Breakout Rooms)

• Der Fremde: Was könnten Gründe sein, warum er dem Jungen


doch am Ende gewunken hat?

• Der Vater: Er ist extra in die Stadt gefahren (damals sehr teuer),
um seinem Sohn zu winken. Er hat ein großes Opfer gebracht.
Ist es normal für Eltern, so ein Opfer zu bringen?
Kommen wir nun zu einer Epochenübersicht

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