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Brustschmerz

DEGAM-Leitlinie Nr. 15

Methoden- und Evidenzreport

Stand März 2011

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

1
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Leitlinien sind systematisch entwickelte Empfehlungen, die Grundlagen für die gemeinsame
Entscheidung von Ärzten und deren Patienten zu einer im Einzelfall sinnvollen gesundheitlichen
Versorgung darstellen.
Die Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
(DEGAM), der wissenschaftlichen Fachgesellschaft für Allgemeinmedizin, zielen auf die
Beschreibung angemessenen, aufgabengerechten Handelns im Rahmen hausärztlicher bzw.
allgemeinmedizinischer Grundversorgung.
Unbenommen bleibt dabei, dass Hausärzte auch Spezialgebiete beherrschen können und dann
dementsprechend in Einzelbereichen eine Spezialversorgung anbieten können; diese hat dann
allerdings den Leitlinien einer spezialisierten Versorgung zu folgen.

Im Methoden- und Evidenzreport der DEGAM-Leitlinien werden alle entscheidungsrelevanten


Hintergrundinformationen, die im Rahmen der Entwicklung der DEGAM-Leitlinien zur Wirkung
gekommen sind, dokumentiert. Dies sind praktisch alle Aspekte, die inhaltlich durch DELBI
erfasst und geprüft werden. Zusammen mit den Inhalten der jeweiligen Leitlinie wird so den
Nutzern die Möglichkeit gegeben, die Entscheidungen der Autorengruppen nachzuvollziehen.
Die Angaben im Methoden- und Evidenzreport richten sich insbesondere nach dem Ablauf des
10-Stufen-Plans der DEGAM.

Zur Weiterentwicklung sind Kommentare und Ergänzungen von allen Seiten herzlich
willkommen und sollten bitte gesandt werden an die:
Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)
Geschäftsstelle Leitlinien
c/o Institut für Allgemeinmedizin, Medizinische Fakultät der Universität Rostock
Doberaner Straße 142, 18057 Rostock
Telefon: 0381-494-2484, Telefax: 0381-494-2482
E-mail: degam.leitlinien@med.uni-rostock.de
Herausgeber: Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
(DEGAM), Frankfurt am Main in Zusammenarbeit mit der Abteilung für
Allgemeinmedizin, Präventive und Rehabilitative Medizin der Philipps-
Universität Marburg

Stand: März 2011


Revision geplant: 2015

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DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Die Empfehlungen und Belege in dieser Leitlinie wurden systematisch nach der Qualität der
zugrunde liegenden Studien bewertet. Die in Klammern angefügten „Levels of Evidence“
umfassen einen Buchstaben-Code für die Fragestellung der Arbeit(en), auf der die Empfehlung
beruht und eine römische Ziffer (I-IV) zur Kennzeichnung des Evidenzlevels aufgrund des
Studiendesigns. Zudem ist die Empfehlungsstärke benannt (A = hohe Empfehlungsstärke, bis C =
niedrige Empfehlungsstärke).
Codierung des Studiendesigns
Die Einstufung des Studiendesigns als ein Qualitätsmerkmal beruht bei therapeutischen,
ätiologischen und prognostischen Fragestellungen überwiegend auf dem Studientyp (z. B.
randomisierte kontrollierte Studie, Kohortenstudie usw.). Bei Untersuchungen zu diagnostischen
Tests und Symptomen werden auch andere Elemente des Studiendesigns herangezogen.
Grundsätzlich steht „I“ für die höchste Stufe [z. B. (Metaanalyse) randomisierte(r) kontrollierte(r)
Studien bei therapeutischen Fragestellungen], „IV“ für die durch systematische Studien am
wenigsten belegten Empfehlungen (Expertenmeinung, Konsensuskonferenzen; Extrapolation von
Ergebnissen der Grundlagenforschung). In der Regel führt eine bestimmte Bewertungsstufe zu
einer bestimmten Empfehlungsstärke. Abweichungen sind jedoch möglich. Dies gilt zum
Beispiel, wenn für eine bestimmte Fragestellung nur eine indirekte Evidenz vorhanden ist.

Level Definition
Fragestellung: Therapie
Meta-Analyse, systematische Übersichtsarbeit randomisiert- kontrollierter Studien
TIa
(RCTs), oder 'Megatrial'
TIb einzelne(r) RCT(s)
Kohortenstudie mit Kontrollgruppe/nicht randomisierte, kontrollierte Studie,
T II a
quasiexperimentelle Studien
T II b Fall-Kontroll-Studie
Querschnitts-, ökologische Studie, Kohorte ohne Kontrollgruppe
T III
(Anwendungsbeobachtung), Fallserie
T IV Expertenmeinung, Grundlagenforschung
Fragestellung: Diagnostischer Test
DI unabhängige, verblindete Beurteilung, konsekutive Patienten, angemessenes Spektrum
wie oben, aber Kriterien "konsekutive Patienten" und/oder "angemessenes Spektrum"
D II
nicht erfüllt
D III übrige Studien mit Vergleich zu "Goldstandard"
D IV Expertenmeinung, Grundlagenforschung
Codierung des „Level of Evidence“ (vgl. DEGAM Autorenmanual, verfügbar unter
http://leitlinien.degam.de/index.php?id=dasdegam-autorenmanuallevels)

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DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis.............................................................................................................................4
Tabellenverzeichnis..........................................................................................................................6
Abkürzungsverzeichnis ....................................................................................................................9
1. Zielsetzung der Leitlinie Brustschmerz..................................................................................11
2. Zusammensetzung der Autorengruppe...................................................................................12
2.1. Autoren der Leitlinie ......................................................................................................12
2.2. Autoren und Mitarbeiter des Methoden- und Evidenzreports........................................12
2.3. Interessenkonflikte .........................................................................................................12
2.4. Finanzielle Förderung ....................................................................................................13
2.5. Patientenbeteiligung .......................................................................................................13
3. Literaturrecherche ..................................................................................................................14
3.1. Fragestellungen ..............................................................................................................14
3.2. Prävalenz und Ätiologie des Symptoms „Thoraxschmerz“ in der
allgemeinärztlichen Praxis .............................................................................................17
3.2.1. Fragestellungen und Suchstrategie.........................................................................17
3.2.2. Ergebnisse ..............................................................................................................17
3.3. KHK als Ursache des Thoraxschmerzes ........................................................................24
3.3.1. Fragestellungen und Suchstrategie.........................................................................24
3.3.2. Ergebnisse ..............................................................................................................29
3.4. Brustwandsyndrom als Ursache des Thoraxschmerzes .................................................75
3.4.1. Fragestellung und Suchstrategie.............................................................................75
3.4.2. Ergebnisse ..............................................................................................................76
3.5. Psychogene Ursachen des Thoraxschmerz ....................................................................80
3.5.1. Fragestellungen und Suchstrategie.........................................................................80
3.5.2. Ergebnisse ..............................................................................................................81
3.6. Gastrointestinale Ursachen des Thoraxschmerz ............................................................95
3.6.1. Fragestellungen und Suchstrategie.........................................................................95
3.6.2. Ergebnisse ..............................................................................................................96
3.7. Respiratorische Ursachen des Thoraxschmerz.............................................................106
3.7.1. Fragestellung und Suchstrategie...........................................................................106
3.7.2. Ergebnisse ............................................................................................................107
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DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

3.8. Lungenembolie als Ursache des Thoraxschmerzes......................................................110


3.8.1. Fragestellungen und Suchstrategie.......................................................................110
3.8.2. Ergebnisse ............................................................................................................112
3.9. Ergänzungen.................................................................................................................134
3.9.1. Merkmale der berücksichtigten Studien zur KHK/ ACS .....................................134
4. Paneltest ...............................................................................................................................140
4.1. Teilnehmer ...................................................................................................................140
4.2. Methode........................................................................................................................140
4.3. Zusammenfassung der Änderungen .............................................................................141
4.4. Ergebnisse im Einzelnen ..............................................................................................142
4.4.1. Rückmeldungen und Stellungnahme im Detail....................................................152
5. Konsensverfahren.................................................................................................................161
6. Praxistest ..............................................................................................................................179
6.1. Methode........................................................................................................................179
6.2. Fallbezogene Bewertung ..............................................................................................180
6.3. Gesamtbewertung.........................................................................................................180
6.4. Ergebnisse ....................................................................................................................181
6.4.1. Demographische Daten ........................................................................................181
6.4.2. Gesamtbewertung.................................................................................................182
6.4.3. Medizinische Fachangestellte ..............................................................................187
6.4.4. Patienten ...............................................................................................................190
6.4.5. Fallbezogene Bewertung ......................................................................................193
6.5. Diskussion/ Stellungnahme der Autoren......................................................................223
6.5.1. Langfassung .........................................................................................................223
6.5.2. Kurzfassung..........................................................................................................224
6.5.3. Ablaufschema/Weichenstellung...........................................................................225
6.5.4. Patienteninformation „Sicherheitsnetz“ ...............................................................225
6.6. Anhang Praxistest.........................................................................................................226
6.6.1. Demographische Daten Ärzte ..............................................................................226
6.6.2. Demographische Daten Patienten (ohne Verweigerer)........................................229
7. Abschließende Beurteilung ..................................................................................................230
Literaturverzeichnis......................................................................................................................234

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DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Fragestellungen und Form der Bearbeitung ....................................................................14
Tabelle 2: Suchstrategie zu den Fragestellungen Ä1 und Ä2 ..........................................................17
Tabelle 3: Primärstudien zur Fragestellung: Häufigkeit des Symptoms „Thoraxschmerz“
in der allgemeinmedizinischen Praxis...........................................................................19
Tabelle 4: Primärstudien zur Fragestellung: Ätiologie des „Thoraxschmerz“ in der
allgemeinärztlichen Praxis ............................................................................................21
Tabelle 5: Suchstrategie zu Fragestellung K1 und K2 .....................................................................24
Tabelle 6: Suchstrategie zu Fragestellung K3..................................................................................25
Tabelle 7: Suchstrategie zu Fragestellung K4..................................................................................27
Tabelle 8: Suchstrategie zu Fragestellung K5..................................................................................27
Tabelle 9: Suchstrategie zu Fragestellung K6 (PubMed).................................................................28
Tabelle 10: Suchstrategie zu Fragestellung K6................................................................................28
Tabelle 11: Suchstrategie zu Fragestellung K7................................................................................28
Tabelle 12: Aussagekraft von Risikofaktoren hinsichtlich einer KHK............................................30
Tabelle 13: Aussagekraft der Schmerzcharakteristik hinsichtlich einer KHK ................................31
Tabelle 14: Ergebnisse der multivariaten Analyse der Marburger Studie (61;63) ..........................32
Tabelle 15: Ergebnisse der multivariaten Analyse der Lausanner Studie (62) ................................33
Tabelle 16: Marburger KHK Score: Kriterien und Bewertung (63) ................................................33
Tabelle 17: Likelihood Ratios und Nachtestwahrscheinlichkeiten der Konstruktionsstichprobe
(Marburg) und der Validierungsstichprobe (Lausanne) des Marburger KHK-Score ...34
Tabelle 18: Aussagekraft von Risikofaktoren hinsichtlich eines Akuten Koronarsyndroms ..........35
Tabelle 19: Aussagekraft der Schmerzcharakteristik hinsichtlich eines Myokardinfarkts/
Akuten Koronarsyndroms .............................................................................................36
Tabelle 20: Aussagekraft der körperlichen Untersuchung hinsichtlich eines Myokardinfarkts/
Akuten Koronarsyndroms .............................................................................................36
Tabelle 21: Aussagekraft vegetativer Symptome hinsichtlich eines Myokardinfarkts/ Akuten
Koronarsyndroms ..........................................................................................................37
Tabelle 22: Kriterien, die bei Patienten mit mittlerer und hoher Wahrscheinlichkeit einer KHK
für ein ACS sprechen ....................................................................................................37
Tabelle 23: Aussagekraft des Ruhe-EKGs hinsichtlich eines Myokardinfarkts ..............................39
Tabelle 24: Aussagekraft des Ruhe-EKGs hinsichtlich eines Akuten Koronarsyndroms ...............40
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DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Tabelle 25: Primärstudien zur diagnostischen Aussagekraft von Biomarkern (Point of Care“,
qualitative oder „bedside“ Tests) in der Diagnose des ACS/ AMI ...............................43
Tabelle 26: Indextest: Belastungs-EKG...........................................................................................58
Tabelle 27: Indextest: Stressechokardiographie...............................................................................59
Tabelle 28: Indextest: Myokardperfusionsszintigrafie.....................................................................61
Tabelle 29: Indextest: Positronenemissionstomographie (PET) ......................................................61
Tabelle 30: Indextest: Myokard-Stress-MRT (Perfusion- und Wandbewegungsstörung) mit
pharmakologischer und körperlicher Belastung............................................................62
Tabelle 31: Indextest: Magnetresonanz-Koronarangiographie ........................................................63
Tabelle 32: Indextest: Mehrschicht-CT............................................................................................64
Tabelle 33: Übersicht über verschiedene Verfahren zur Diagnose der KHK ..................................66
Tabelle 34: Evidenztabellen der evaluierten Leitlinien zu Fragestellung K6 ..................................70
Tabelle 35: Metaanalysen zu Fragestellung K7 ...............................................................................74
Tabelle 36: Suchstrategie zu Fragestellung B1 ................................................................................75
Tabelle 37: Primärstudien zu Fragestellung B1 ...............................................................................78
Tabelle 38: Suchstrategie zu Fragestellung P1 und P2 ....................................................................80
Tabelle 39: Kriterien zur Einschätzung der klinischen Wahrscheinlichen des Vorhandenseins
einer Panikstörung bei Patienten mit Thoraxschmerz...................................................84
Tabelle 40: Systematische Übersichten zu Fragestellung P1...........................................................85
Tabelle 41: Primärstudien zu Fragestellung P1................................................................................87
Tabelle 42: Primärstudien zu Fragestellung P2 (Screening von Angststörungen)...........................92
Tabelle 43: Primärstudien zu P2 (Kurzscreening depressive Störungen) ........................................93
Tabelle 44: Hilfreiche Kriterien zur Einschätzung von Angst, depressiven und somatoformen
Störungen.......................................................................................................................94
Tabelle 45: Suchstrategie zu Fragestellung G1................................................................................95
Tabelle 46: Suchstrategie zu Fragestellung G2................................................................................95
Tabelle 47: Primärstudien zu Fragestellung G1.............................................................................100
Tabelle 48: Metaanalysen zu Fragestellung G2 .............................................................................104
Tabelle 49: Suchstrategie zu Fragestellung R1 ..............................................................................106
Tabelle 50: Primärstudien zu Fragestellung R1 .............................................................................108
Tabelle 51: Suchstrategie zu Fragestellung L1 ..............................................................................110
Tabelle 52: Suchstrategie zu Fragestellung L2 ..............................................................................110
Tabelle 53: Suchstrategie zu Fragestellung L3 ..............................................................................111
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DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Tabelle 54: Suchstrategie zu Fragestellung L4 ..............................................................................111


Tabelle 55: Suchstrategie zu Fragestellung L5 ..............................................................................111
Tabelle 56: Systematische Übersichten und Primärstudien zu Fragestellung L1 ..........................115
Tabelle 57: vereinfachter Wells-Score bei Lungenembolie; Quelle Chunilal et al. 2003,
eigene Übersetzung .....................................................................................................119
Tabelle 58: Systematische Übersichtsarbeiten zu Fragestellung L2 ..............................................120
Tabelle 59: Systematische Übersichtsarbeiten zu Fragestellung L3 ..............................................124
Tabelle 60: Berücksichtigte Leitlinien zu Fragestellung L4 ..........................................................128
Tabelle 61: Bildgebende Verfahren in der Diagnostik der Lungenembolie ..................................130
Tabelle 62: Prädiktive Werte verschiedener bildgebender Verfahren bei einer
Vortestwahrscheinlichkeit von 27,6%.........................................................................130
Tabelle 63: Systematische Übersichten zu Fragestellung L5 (Spiral-CT) .....................................131
Tabelle 64: Systematische Übersichten zu Fragestellung L5 (Ventilations/Perfusions-
Szintigraphie) ..............................................................................................................132
Tabelle 65: Systematische Übersichten zu Fragestellung L5 (Venensonographie).......................133
Tabelle 66: Erläuterungen zu den Variablen..................................................................................134
Tabelle 67: Merkmale der zu Fragestellung K1 berücksichtigten Studien ....................................135
Tabelle 68: Merkmale der zur Fragestellung K2 berücksichtigten Studien...................................136
Tabelle 69: Merkmale der zu Fragestellung K3 berücksichtigten Studien ....................................138
Tabelle 70: Am Konsensverfahren beteiligte Fachgesellschaften und deren Vertreter .................162
Tabelle 71: Abschließendes Votum September 2009 ....................................................................173
Tabelle 72: Änderungen im Juli 2010 nach Praxistest...................................................................174
Tabelle 73: Abstimmung zu den Änderungsvorschlägen Juli/ November 2010............................178

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Abkürzungsverzeichnis
ACC American College of Cardiology
ACS Akutes Koronarsyndrom
ADIS Anxiety disorders interview Schedule
AI Aorteninsuffizienz
AHA American Heart Association
AMI akuter Myokardinfarkt
CCS Canadian Cardiovascular Society
CIDI Composite International Diagnostic Interview
CK Kreatinkinase
COPD Chronisch obstruktive Lungenerkrankung
CT Computertomographie
cTnI kardiales Troponin I
cTnT kardiales Troponin T
DIS National Institute of Mental Health Diagnostic Interview Schedule
DOR Diagnostic Odds Ratio
DSM Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders
ECS European Society of Cardiology
GERD Gastro Esophageal Reflux Disease
HADS Hospital Anxiety and Depression Scale
h-FABP-Test Human Heart-Type Fatty-Acid-Binding Protein Test
HOCM hypertrophe obstruktive Kardiomyopathie
KA Koronarangiographie
k.A. keine angaben
KH Krankenhaus
KHK Koronare Herzkrankheit
LE Lungenembolie
LR Likelihood Ratio
LR- negative Likelihood Ratio
LR+ positive Likelihood Ratio
LU Lungenembolie
MI Mitralinsuffizienz
mSv millisievert
Myokard-Perfusions-MRT Myokard-Perfusions-Magnet-Resonanz Tomographie

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DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

NSTEACS non ST Elevation Acute Coronary Syndrome


NVW negativer Vorhersagewert
pAVK periphere arterielle Verschlusskrankheit
PCI perkutane Koronarintervention
PET Positronenemmissionstomographie
POC Point of care
PPI-Test Protonenpumpeninhibitor-Test
PVW positiver Vorhersagewert
RCT randomisiert, kontrollierte Studie
SCID Structured Clinical Interview for DSM
SD Symptomdauer
Sen Sensitivität
SIGN Scottish Intercollegiate Guidelines Network
SPECT Single-Photon-Emmissions-Computertomographie
Spez Spezifität
SROC Summary Receiver Operating Curve
STEACS ST Elevation acute coronary syndrome
STEMI ST Elevationsinfarkt
TVT Tiefe Venenthrombose
UKG Ultraschallkardiographie
Z.n. Zustand nach

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DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

1. Zielsetzung der Leitlinie Brustschmerz


Zielgruppe sind Patienten, die ihre Hausärztin oder ihren Hausarzt telefonisch oder persönlich mit
dem Beratungsanlass „Brustschmerz“ aufsuchen. Unter „Brustschmerz“ werden hierbei alle
Schmerzempfindungen im weiteren Sinne (auch Brennen, Druckgefühl, Ziehen, Stechen,
Missempfindung) im Bereich des vorderen und seitlichen Thorax verstanden; Schmerzen im
Epigastrium oder im Rücken werden nur behandelt, soweit Brustschmerzen in diese Regionen
ausstrahlen. Akute und chronische Präsentationen werden gleichermaßen berücksichtigt. Eine
diagnostische Entscheidung stellt sich gerade auch bei Patienten mit bekannter KHK, bei denen
die KHK Ursache neu aufgetretener Brustschmerzen sein kann, aber nicht muss.
Nicht berücksichtigt werden:
- die Altersgruppe der unter 18-Jährigen
- traumabedingter oder -assoziierter Brustschmerz
- Patienten in einem vorselektierten Umfeld (spezialisierte Notaufnahme oder Ambulanz)

Adressaten sind in erster Linie Hausärztinnen und Hausärzte, aber auch Studierende der Medizin,
Ärzte in Weiterbildung, Rettungssanitäter und Disponenten der Rettungsleitstellen.

Die Leitlinie versteht sich als ein Instrument des professionellen Lernens. Sie will Hausärzten
helfen, ihr Vorgehen bei der Einschätzung des Symptoms „Brustschmerz“ zu optimieren. Der
Schwerpunkt liegt auf der Diagnose und der prognostischen Relevanz; wegen der großen Zahl
möglicher Erkrankungen wird in Bezug auf die therapeutischen Maßnahmen lediglich das Akute
Koronarsyndrom (ACS) behandelt.

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DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

2. Zusammensetzung der Autorengruppe

2.1. Autoren der Leitlinie

Dr. med. S. Bösner (MPH), Facharzt für Allgemeinmedizin, tätig als wissenschaftlicher
Mitarbeiter (Abteilung Allgemeinmedizin, präventive und rehabilitative Medizin, Philipps-
Universität Marburg) und als Allgemeinarzt (Marburg)
J. Haasenritter (MScN), RN, tätig als wissenschaftlicher Mitarbeiter (Abteilung
Allgemeinmedizin, präventive und rehabilitative Medizin, Philipps-Universität Marburg)
Dr. med. J. Klug, Facharzt für Allgemeinmedizin, tätig als Hausarzt (Gilserberg) und als
Lehrbeauftragter (Abteilung Allgemeinmedizin, präventive und rehabilitative Medizin, Philipps-
Universität Marburg)
Dr. med. T. Ledig, Facharzt für Allgemeinmedizin, tätig als Hausarzt (Ditzingen) und Mitarbeiter
mit Arbeitsschwerpunkt Lehre (Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung,
Universitätsklinikum Heidelberg)
Prof. Dr. med. N. Donner-Banzhoff (MHSc), Facharzt für Allgemeinmedizin, tätig als Hausarzt
(Marburg), Hochschullehrer und stellvertretender Abteilungsleiter (Abteilung Allgemeinmedizin,
präventive und rehabilitative Medizin, Philipps-Universität Marburg)

2.2. Autoren und Mitarbeiter des Methoden- und Evidenzreports

Der Methoden- und Evidenzreport wurde an der Abteilung für Allgemeinmedizin, Präventive und
Rehabilitative Medizin der Philipps-Universität Marburg unter der Verantwortung von Jörg
Haasenritter, Stefan Bösner und Norbert Donner-Banzhoff und unter Mitarbeit von Damaris
Friedrich, Grit Widera, Christian Wilimzig (Mitarbeit an der Literaturübersicht, Fragestellungen
K1 bis K3), Lena Kramer und Nagela Rabanizada (Durchführung und Auswertung des
Praxistests) erstellt.

2.3. Interessenkonflikte

Alle fünf Autoren verneinten die Frage nach bedeutsamen Interessenkonflikten. Details sind
unter http://leitlinien.degam.de/ verfügbar.

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DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

2.4. Finanzielle Förderung

Die Entwicklung der Leitlinie wurde finanziell gefördert durch das Bundesministerium für
Bildung und Forschung (Förderkennzeichen FKZ 01GK0701). Die Finanzierung hatte keinen
Einfluss auf die Entwicklung und Inhalte der Leitlinie.

2.5. Patientenbeteiligung

Die Idee, bereits am Prozess der Leitlinien-Entwicklung Patienten zu beteiligen, wurde von den
Autoren diskutiert und verworfen. Wichtigster Grund hierfür war, dass keine
Patientenorganisation und auch kein einzelner Betroffener das breite Spektrum der Menschen, die
sich mit dem Beratungsanlass Brustschmerz in der hausärztlichen Praxis vorstellen, auch nur
annähernd repräsentieren kann.
Die Einschätzung der Patienteninformation aus Sicht der Patienten wurde im Rahmen des
Praxistests (siehe Abschnitt 6 auf Seite 179ff) evaluiert.

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DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

3. Literaturrecherche

3.1. Fragestellungen

Die Autorengruppe formulierte Fragestellungen, die anhand der existieren Literatur aufgearbeitet
wurden. Dabei wurde je nach Priorität der Fragestellung eine unterschiedliche Vorgehensweise
bzw. Bearbeitungsmodus gewählt (s. Tabelle 1).
A 1: Zur Beantwortung dieser Fragestellungen wurde systematisch nach Primärstudien gesucht.
Merkmale und Ergebnisse der einzelnen Primärstudien wurden in Evidenztabellen
zusammengefasst. Speziell für die Fragestellungen K1, K2 und K3 wurden die Angaben zur
Vierfeldertafel extrahiert und die Ergebnisse zu Sensitivität, Spezifität und Likelihood Ratios
mittels des Bivariate Random Effects Model (3) gepoolt.
A 2: Zur Beantwortung dieser Fragestellungen wurde primär auf bestehende systematische
Übersichtsarbeiten zurückgegriffen. Lagen keine oder nur ältere systematische Übersichtsarbeiten
vor, wurde zudem nach Primärstudien gesucht. Die Merkmale und Ergebnisse der
berücksichtigten Studien wurden in Evidenztabellen zusammengefasst.
B: Zu Beantwortung dieser Fragestellungen wurde auf bestehende Leitlinien zurückgegriffen.

Die hier präsentierten Ergebnisse zu den Fragestellungen K1, K2 und K3 beruhen auf drei bisher
unveröffentlichen Promotionsarbeiten (Damaris Friedrich, Grit Widera, Christian Wilimzig), die
an der Abteilung für Allgemeinmedizin der Universität Marburg erstellt wurden.

Angaben zur jeweiligen Suchstrategie (Datenbank, Suchbegriffe) finden sich in den jeweiligen
Kapiteln.

Tabelle 1: Fragestellungen und Form der Bearbeitung


Fragestellung Bearbeitungs-
modus
Prävalenz und Ätiologie des Thoraxschmerz in der hausärztlichen Praxis
Ä1: Wie häufig ist das Symptom „Thoraxschmerz“ in der allgemeinärztlichen Praxis? A1
Ä2: Welche Erkrankungen sind in welcher Häufigkeit Ursache für das Symptom A1
„Thoraxschmerz“ in der allgemeinärztlichen Praxis?
KHK als Ursache des Thoraxschmerz

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DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

K1: Welche Aussagekraft haben Symptome, Zeichen und Risikofaktoren hinsichtlich A1


der Diagnose einer Koronaren Herzkrankheit (KHK) bei Patienten mit
Thoraxschmerz?
K2: Welche Aussagekraft haben Symptome, Zeichen und Risikofaktoren hinsichtlich A1
der Diagnose des Akuten Koronarsyndroms (ACS) bei Patienten mit Thoraxschmerz?
K3: Welche diagnostische Aussagekraft hat das Ruhe-EKG zur Diagnose des Akuten A1
Koronarsyndroms (ACS) bei Patienten mit Thoraxschmerz?
K4: Welche diagnostische Aussagekraft haben Biochemische Marker in der Diagnose A2
des akuten Myokardinfarkts und des Akuten Koronarsyndroms (ACS)?
K5: Welche diagnostische Aussagekraft haben nicht-invasive Verfahren hinsichtlich A2
der Diagnose einer Koronaren Herzkrankheit bei Patienten mit Thoraxschmerz?
K6: Welche Maßnahmen sollten bei Verdacht auf ein ACS noch in der hausärztlichen B
Praxis durchgeführt werden?
K7: Welchen diagnostischen bzw. therapeutischen Nutzen hat die A2
Koronarangiographie (KA)/ Perkutane Koronarintervention (PCI) bei Patienten mit
Thoraxschmerz/ stabiler KHK?
Brustwandsyndrom als Ursache des Thoraxschmerz
B1: Welche diagnostische Aussagekraft haben Zeichen, Symptome und Risikofaktoren A2
hinsichtlich der Diagnose eines Brustwandsyndroms bei Patienten mit Thoraxschmerz?
Psychogene Ursachen des Thoraxschmerz
P1: Welche diagnostische Aussagekraft haben Symptome, Zeichen und Risikofaktoren A2
hinsichtlich der Diagnose einer psychogenen Ursache (Angst-, Somatisierungs- oder
depressive Störung) bei Patienten mit Thoraxschmerz?
P2: Welche diagnostische Aussagekraft haben standardisierte Instrumente zum A2
Screening einer Angst-, Somatisierungs- oder depressiven Störung bei Patienten mit
Thoraxschmerz?
Gastrointestinale Ursachen des Thoraxschmerz
G1: Welche diagnostische Aussagekraft haben Symptome, Zeichen und Risikofaktoren A2
hinsichtlich der Diagnose einer gastrointestinalen Ursache bei Patienten mit
Thoraxschmerz?
G2: Welche diagnostische Aussagekraft hat der Protonenpumpeninhibitor-Test (PPI- A2
Test) zur Diagnose einer gastrointestinalen Ursache bei Patienten mit Thoraxschmerz?

15
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Respiratorische Ursachen des Thoraxschmerz


R1: Welche Aussagekraft haben Zeichen, Symptome und Risikofaktoren hinsichtlich A2
der Diagnose einer respiratorischen Infektion bei Patienten mit Thoraxschmerz?
Lungenembolie als Ursache des Thoraxschmerz
L1: Welche Zeichen, Symptome und Risikofaktoren weisen auf eine Lungenembolie A2
hin, und wie zuverlässig sind sie hinsichtlich Nachweis oder Ausschluss der
Lungenembolie?
L2: Wie ist die diagnostische Aussagekraft klinischer Entscheidungsregeln zur A2
Diagnose bzw. Ausschluss der Lungenembolie (mit besonderer Berücksichtigung des
Wells-Scores)?
L3: Wie ist die diagnostische Aussagekraft von D-Dimer-Tests zum Nachweis bzw. A2
Ausschluss der Lungenembolie?
L4: Wie ist die diagnostische Aussagekraft von EKG und Pulsoxymetrie zum B
Nachweis oder Ausschluss der Lungenembolie?
L5: Wie ist die diagnostische Aussagekraft verschiedener bildgebender Verfahren A2
(Ventilations-Perfusionsszinitigraphie, Spiral-CT, Kompressions-Ultraschall) zum
Nachweis einer Lungenembolie?

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DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

3.2. Prävalenz und Ätiologie des Symptoms „Thoraxschmerz“ in der


allgemeinärztlichen Praxis

3.2.1. Fragestellungen und Suchstrategie


Gesucht wurden symptomevaluierende Studien zu zwei Fragestellungen:

Ä1: Wie häufig ist das Symptom „Thoraxschmerz“ in der allgemeinärztlichen Praxis?
Ä2: Welche Erkrankungen sind in welcher Häufigkeit Ursache für das Symptom
„Thoraxschmerz“ in der allgemeinärztlichen Praxis?

Tabelle 2: Suchstrategie zu den Fragestellungen Ä1 und Ä2


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PRACTICE[MESH] OR Primary Care[TIAB] OR Primary Care[AD] OR
"PHYSICIANS, FAMILY"[MESH] OR "PRIMARY HEALTH
CARE"[MESH] OR "BMC Fam Pract"[TA] OR "Fam Pract"[TA] OR "J Fam
Pract"[TA] OR "Fam Pract Res J"[TA] OR "J Am Board Fam Pract"[TA] OR
"Br j gen pract"[TA] OR "Can fam physician"[TA] OR "Ann Fam Med"[TA]
OR "Aust fam physician"[TA] OR "Scand J Prim Health Care"[TA] OR "Eur J
Gen Pract"[TA]) AND ("thoracic pain" OR "chest pain") AND (prevalence OR
incidence OR frequency OR "differential diagnosis" OR etiology)
Ein- und Ausschlusskriterien Sprache: Englisch/ Deutsch
(Limits) Setting: Primary Care bzw. vergleichbar mit hausärztlicher Versorgungsebene,
Notfallbereich KH ausgeschlossen

3.2.2. Ergebnisse

Häufigkeit des Symptoms „Thoraxschmerz“ in der allgemeinmedizinischen Praxis


Im Rahmen der Suche zu dieser Fragestellung wurden acht Primärstudien (4-11) identifiziert
(siehe Tabelle 3).
Die Angaben zur Häufigkeit des Symptoms „Thoraxschmerz“ im allgemeinmedizinischen bzw.
primärärztlichen Setting schwanken zwischen 0,68 - 2,7% (7;8;10;11) (Häufigkeit der
Patientenkontakte mit Thoraxschmerz bezogen auf Patientenkontakte gesamt) bzw. 15,5 - 67,4
Patienten mit Thoraxschmerz/ 1000 Patienten und Jahr (4;8;9). Die heterogenen Ergebnisse

17
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

zwischen den Studien lassen sich durch methodische Unterschiede und vor allem durch
unterschiedliche Ein- und Ausschlusskriterien der Studien erklären.
Svavarsdottir et al. (7) führten eine retrospektive Analyse der elektronischen Patientenakte eines
Gesundheitszentrums durch. Unklar ist sowohl der Erfassungszeitraum (ein oder zwei Jahre) und
ob Thoraxschmerz als Beratungsanlass im Vorfeld der Erfassungsphase zum Ausschluss aus der
Studie führte.
Sowohl Nilsson et al. (8) als auch Verdon et al. (10) führten prospektive Studien mit
konsekutiver Aufnahme durch. Unterschiede hinsichtlich der Ergebnisse können auf
unterschiedliche Ausschlusskriterien zurückgeführt werden: Nilsson et al. (8) ermittelten eine
geringere Häufigkeit (1,5% versus 2,7%), schlossen aber im Gegensatz zu Verdon et al. (10)
Patienten mit bekannter KHK, Z.n. Myokardinfarkt und Z.n. koronarer Revaskularisation aus.
Die Phase der Datenerfassung war bei Verdon et al. (10;12) deutlich kürzer, dafür schlossen sie
mehr Praxen ein. Eine prospektive Studie aus Deutschland mit der bisher größten bekannten
Fallzahl (11) zeigte mit 0,7% dieselbe Prävalenz wie Svavarsdottir et al. (7), aber eine geringere
Prävalenz als Nilsson et al. (8) und Verdon et al. (10;12).
Blacklock (4) ermittelt mit 67,4 Patienten/ 1000 Patienten und Jahr eine deutliche höhere
Häufigkeit als Nilsson et al. (8) (15,5 Fälle) oder Ruigomez et al. (9)(19,6). Auch hier handelte es
sich um eine retrospektive Auswertung vorliegender Patientendokumentation. Es wurden
keinerlei Einschränkungen hinsichtlich früherer Episoden mit Thoraxschmerz vorgenommen.
Am aussagekräftigsten für die hausärztliche Versorgungsebene in Deutschland ist die Studie von
Bösner et al. (11) (Evidenzlevel SI).

18
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Tabelle 3: Primärstudien zur Fragestellung: Häufigkeit des Symptoms „Thoraxschmerz“ in der allgemeinmedizinischen Praxis
Studie Setting Design Ein- und Ausschlusskriterien Ergebnisse
Blacklock 1977 (4) 3 interdisziplinäre Retrospektive Auswertung Symptomdefinition: verschiedene Symptomumschreibungen, Häufigkeit: 67,4 Patienten mit BS/ 1000 Patienten und
Praxen der der Patientenakten über ein unklar, ob Thoraxschmerz Beratungsanlass war, Jahr
Primärversorgung Jahr keine Einschränkung hinsichtlich Wiederholungsepisode
angesiedelt an
einem KH (Kanada)
Kroenke & Internistische Retrospektive Auswertung Keine klare Symptombeschreibung, Anzahl Patienten mit Thoraxschmerz im Zeitraum von 3
Mangelsdorf, 1989 (5) Ambulanz eines von 1000 Patientenakten unklar, ob Thoraxschmerz Behandlungsanlass war Jahren:
medizinischen über den Zeitraum von 3J. A: Chronische Beschwerden 96/ 1000 Patienten
Zentrums mit (1984-1987) Wiedervorstellung bei bekannter Diagnose
primärärztlicher Auswahl der Patienten ist
Versorgung unklar
Rosser et al. 1990 (6) 37 Praxen mit Konsekutive Aufnahme über keine Symptombeschreibung; keine Einschränkung auf Thoraxschmerz als Patientenkontakte mit Thoraxschmerz/ alle
primärärztlicher 13 Wochen, prospektiv Beratungsanlass; frühere Besuche wegen Thoraxschmerz waren kein Patientenkontakte in 13 Wochen: 13,8/1000
Versorgung, Ausschlusskriterium.
darunter aber auch Patienten mit Thoraxschmerz/ alle behandelten Patienten
Notfallversorgung in 13 Wochen: 4,5/ 1000
(USA, Kanada)
Svavarsdottir et al. Primary Care, 1 retrospektiv anhand Behandlung im Gesundheitszentrum, Thoraxschmerz (Neuepisode) als Beratungsanlass Häufigkeit: Patientenkontakte mit Neuepisode BS/ alle
1996 (7) Gesundheitszentrum elektronischer Patientenakte, laut elektronischer Akte, keine spezifische Symptombeschreibung Kontakte im Zentrum 0,68 %
(Versorgung von ca. Überprüfung der positiven ausgeschlossen: Folgebesuch bei bereits dokumentiertem Kontakt; unklar: ob
5000 Pat., 3 AM, Ergebnisse anhand Thoraxschmerz als Beratungsanlass vor 1989 zum Ausschluss führte
keine Gatekeeper- schriftlicher Patientenakte,
Funktion) (Island) Erfassungszeitraum: 1989
(und 1990?)

Nilsson et al. 2003 (8) 3 Health Care Konsekutiv mit 3 Alter (20-79) Häufigkeit: Kontakte Neuepisode Thoraxschmerz/ alle
Centres Unterbrechungen, Symptom: neue Episode (Beginn innerhalb letzten 6 M mit min. 6 M beschwerdefreiem Kontakte :
(Schweden)/ je 4 prospektiv Intervall zuvor. 1,5 % (♂: 1,8; ♀1,3)
GPs Ausschluss: bekannte KHK, AMI oder Koronare Revaskularisation im Jahr zuvor, unklar, Häufigkeit wird altersabhängig berichtet,
ob Thoraxschmerz Behandlungsanlass Spitze: 45-64J.

Häufigkeit: Patienten mit Neuepisode Thoraxschmerz/


1000 gelistete Patienten und Jahr:
19,6
Ruigomez et al. 2006 Primary Care Patientendatenbank (General Alter (2-79), eingeschrieben bei GP>2J; Datenbankeintrag≥1 innerhalb der letzten 3 J. Fälle mit neu aufgetreten unspezifischen Thoraxschmerz /
(9) (England), Practice Research Ausschluss: Malignom vor Studienbeginn, Schwangerschaft während Erfassungsjahr 1000 Patientenjahre:
multizentrisch Database), retrospektiv, (1996), kein Thoraxschmerz in Vorgeschichte (2J.) 15,5
jeder Patient einmal Symptomdefinition: unspezifischer (Typ und Ort) Thoraxschmerz (definiert durch Codes),
eingeschlossen ohne dass zum Zeitpunkt der Rekrutierung eine spezifische Diagnose codiert wurde; Angabe der Inzidenz gestaffelt nach 8 Altersgruppen a
unklar, ob Thoraxschmerz Beratungsanlass war 10J: kontinuierliche Zunahme der Inzidenz mit Alter

Verdon et al. 2007 58 allgemein- März-Mai 2001, 3-9 Wo., Symptomdefinition: Thoraxschmerz als Haupt- oder Nebensymptom, Alter > 18 Häufigkeit: Kontakte Thoraxschmerz/ alle Kontakte:
(12) medizinische Praxen konsekutiv, prospektiv 2,7 %
Verdon et al. 2008 (Schweiz)
(10)

Bösner et al. 2009 74 allgemein- Oktober 2005 bis Juli 2006, Ein: über 35 Jahre, Schmerzen an der Brustwandvorderseite zwischen Klavikula und Häufigkeit: Kontakte Thoraxschmerz/ alle Kontakte: 0.7%
(11) medizinische Praxen konsekutiv, prospektiv unterer Thoraxapertur; chronischer und akuter BS
(Deutschland) Aus: Unter 35 Jahren; aktuelle BS Episode länger als 1 Monat zurückliegend; aktuelle BS
Episode schon anderweitig abgeklärt oder follow up-Besuch

19
Ätiologie des „Thoraxschmerz“ in der allgemeinärztlichen Praxis
Im Rahmen der Suche wurden neun Primärstudien identifiziert (4;6-8;11-15). Ein direkter
Vergleich wird dadurch erschwert, dass in den verschiedenen Studien unterschiedliche
Diagnosekategorien gebildet werden. Trennt man grob zwischen kardialen und nichtkardialen
Ursachen, so liegt der Anteil der kardialen Ursachen zwischen 8,5 und 16%. Nicht berücksichtigt
sind hierbei die Angaben von Svavarsdottir et al. (7) wegen unklarer bzw. fehlerhafter
Darstellungen in der Publikation und Sox et al. (13). Bei letzteren fallen die sowohl im Vergleich
untereinander als auch zu anderen Studien extremen Angaben zur KHK als Ursache des
Thoraxschmerzes in den beiden Stichproben der Primärversorgung auf (8 bzw. 33%). Auch bei
Rosser et al. (6) ist der Anteil der Patienten mit einer kardialen Diagnose mit fast 35% sehr hoch.
Es wird jedoch kein einheitliches diagnostisches Vorgehen beschrieben. Die Autoren selbst
weisen auf die methodischen Grenzen wie Beobachterbias hin.
Bösner et al. berichten ausgehend von einer aktuellen und sehr großen Stichprobe aus deutschen
Allgemeinarztpraxen einen KHK-Anteil von 15% (11,1% chronische KHK und 3,6% akutes
Koronarsyndrom). (11)

Deutlich wird, dass im allgemeinärztlichen Bereich der Anteil von schwerwiegenden organischen
Erkrankungen (z.B. kardiovaskulären Erkrankungen oder schwerwiegenden pulmonalen
Erkrankungen) deutlich seltener ist als etwa im Notfallbereich eines Krankenhauses (15) und
umgekehrt prognostisch günstige Erkrankungen bzw. unkomplizierte Verläufe ohne spezifischen
Diagnostik- und Therapiebedarf wie die Refluxkrankheit oder das Brustwandsyndrom als
Ursache des Symptoms „Thoraxschmerz“ sehr häufig sind. Die Studie von Bösner et al. (11)
spiegelt zuverlässig die Gegebenheiten der hausärztlichen Versorgungsebene in Deutschland
wider (Evidenzlevel SI).

20
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Tabelle 4: Primärstudien zur Fragestellung: Ätiologie des „Thoraxschmerz“ in der allgemeinärztlichen Praxis
Studie Setting Design Ein- und Ausschlusskriterien Diagnostisches Nachbeobachtungs- Ergebnis
Vorgehen/ zeitraum
Referenzstandard
Blacklock 1977 (4) 3 interdisziplinäre Retrospektiv Symptomdefinition: Retrospektive 6 Monate 54 von 109 ausgewerteten Fällen: organische Ursache
Praxen der anhand verschiedene Auswertung 55 von 109 ausgewerteten Fällen: Ursache unklar (= auch Fälle mit
Primärversorgung Patientenakte Symptomumschreibungen und Patientenakten Diagnose, aber ohne klare Evidenz aufgrund von
angesiedelt an , unklar, ob Thoraxschmerz Untersuchungsbefunden z.B. Brustwandschmerzen, Muskelzerrung
einem Behandlungsursache war etc)
Krankenhaus, Von zunächst 217 Patienten
Kanada wurden aus Zeitgründen nur
die Daten von 109 Patienten
ausgewertet;
Auswahlverfahren unklar,
ungefähr gleiche Anzahl aus
allen 3 Praxen

Rosser et al. 1990 37 Praxen in 18 Konsekutiv, keine Symptombeschreibung; Nicht beschrieben Keine Angaben n=832 Patienten mit Thoraxschmerz
(6) US-Staaten und 3 prospektiv keine Einschränkung auf Angina 31,6%
kanadischen Thoraxschmerz als Brustwandschmerzen inklusive 25,4%
Provinzen mit Beratungsanlass; frühere Chostochonditis
primärärztlicher Besuche wegen GI-Trakt 13,7%
Versorgung, Thoraxschmerz waren kein Psychosomatische Ursachen 7,45%
darunter aber auch Ausschlusskriterium, Pleuritis 4,3%
Notfallversorgung Trauma 3,2%
Myokardinfarkt 2,8%
Andere 11,9
Sox et al. 1990 (13) 2 Ambulanzen der konsekutiv, mindestens 2 delayed-type 1J. und 5J. Klinik 1: Anteil der Patienten mit KHK an allen eingeschlossenen
Primärversorgung prospektiv Thoraxschmerzepisoden als Referenzstandard, Patienten mit BS: 33%
zweier Anlass für Konsultation Referenzdiagnose Klinik 2: Anteil der Patienten mit KHK an allen eingeschlossenen
medizinischer ausgeschlossen: Akuter durch unabhängiges Patienten mit BS: 8%
Zentren in den Myokardinfarkt Referenzkomitee
USA, Patienten
ohne Überweisung
Klinkmann et al. 11 primärärztliche konsekutiv, Symptomdefinition: Nicht beschrieben Unterschiedlich: 399 Thoraxschmerzepisoden
1994 (14) Praxen eines prospektiv Thoraxschmerz als Bei 264 Patienten angegeben werden die Diagnose bei letzter Konsultation in der
Forschungsnetzwer Hauptberatungsanlass, umfasste die Episode Episode:
kes in den USA, Erwachsene, nur eine Konsultation Muskuloskletaler Thoraxschmerz 20,4
Praxen aus nicht ausgeschlossen: frühere Durchschnittliche %
städtischen und Episoden mit Thoraxschmerz, Anzahl der Refluxösophagitis 13,3%
ländlichen ausgeschlossen: Pat. mit Konsultation/ Episode: Costochondritis 13,1%
Gebieten, mit und vorangegangener Konsultation 1,53 Atypischer Thoraxschmerz 12,6%
ohne wegen Thoraxschmerz in Angina Pectoris 10,3%
akademischen derselben Episode Durch Angst verursachter 4,0%
Hintergrund Thoraxschmerz
Ösophageale Spasmen 3,8%
Durch Stress verursachter 3,5%
Thoraxschmerz
Virales Syndrom 2,8 %
Möglicher Myokardinfarkt oder 1,5%
instabile Angina Pectoris
Svavarsdottir et al. Primary Care, 1 retrospektiv, Behandlung im Nicht beschrieben keine Häufigkeiten Diagnosen/ Kontakten mit BS (%),
1996 (7) Gesundheitszentru konsekutiv Gesundheitszentrum,
m (ca 5000 Pat., 3 Thoraxschmerz (Neuepisode) Erkrankung Bewegungsapparat: 48,9 %
AM, keine als Beratungsanlass laut Herzerkrankung: 17,9 %
Gatekeeper- elektronischer Akte, keine Angina Pectoris: 15,8 %
funktion), Island spezifische Keine Diagnose: 9,5 %
Symptombeschreibung AMI: 2,1 %
ausgeschlossen: Folgebesuch
bei bereits dokumentiertem
21
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Studie Setting Design Ein- und Ausschlusskriterien Diagnostisches Nachbeobachtungs- Ergebnis


Vorgehen/ zeitraum
Referenzstandard
Kontakt; unklar: ob
Thoraxschmerz als
Beratungsanlass vor 1989
zum Ausschluss führte
Buntinx et al. 2001 25 konsekutiv, Symptom: Neuepisode delayed-type Dauer AM 2 Monate AM: 320 Patienten; Loss to follow up:1,3 %
(15) allgemeinärztliche prospektiv Thoraxschmerz, Referenzstandard, Dauer KH: KH: 580; Loss to follow up:4,5 %
Praxen, Belgien Brustbeschwerden, Brustenge Referenzdiagnose Entlassungszeitpunkt
Ausschluss KH-Gruppe: durch behandelnde Anzahl Diagnose/ Anzahl Pat. mit Neuepisode BS (%, 95%-KI)
Überweisung aus anderem Ärzte Ösophagus 4,8 (2,8-8,0)
KH, Trauma, chirurgische Magengeschwür/ Gastritis 5,1 (3,1-8,4)
Aufnahme, akute Angina Pectoris/ Rhythmusst. 8,4 (5,6-12,2)
lebensbedrohliche Situation Ernste kardiovas. Erkrankungen 4,8 (2,8-8,0)
(Schock) Muskuloskleteral 20,6 (16,3-25,6)
Intercostal-Neuralgie 8,4 (5,6-12,2)
Herzneurose 10,0 (7,0-14,0)
Pschopath. 7,1 (4,6-10,7)
Trachitis/ Bronchitis 16,1 (12,3-20,7)
Ernste Lungenerkrankungen 3,5 (1,9-6,4)
Andere 10,0 (7,0-14,0)

Zusätzliche Angaben: Häufigkeitsverteilungen KH dif. nach


Aufnahme (selbst, Ambulanz, Überweisung), Unterschiede zwischen
AM und KH-Population nach Signifikanz

Nilsson et al. 2003 3 Health Care konsekutiv (mit 3 Symptom: neue Episode delayed-type - 3 Monate Häufigkeit Diagnose/ Anzahl Pat. mit BS
(8) Centres Schweden/ Unterbrechungen), (Beginn innerhalb letzten 6 M Referenzstandard, (ohne loss to follow up: 3.9 %)
je 4 prospektiv mit min. 6 M Referenzdiagnose
Allgemeinmediziner beschwerdefreiem Intervall durch behandelnde Ischämische Herzerkrankung 8%
zuvor; Schmerzdefinition Ärzte Mögliche ischämische 9%
anhand Begriffen; Herzerkrankung
Ausschluss: bekannte KHK, Keine ischämische 83%
AMI oder koronare Herzerkrankung
Revaskularisation im Jahr
zuvor Häufigkeit Diagnose/ Pat. mit BS und Erstdiagnose: keine IHD (51%
aller Pat., kein Follow-Up):
Muskoskleteral 58 %
Psychogen 14%
Ösophageal 10%
Infektionen 8%
Pulmonal 5%
Nicht spezifiziert 5%
Andere Herzerkrankngen 1%

Verdon et al. 2007 58 allgemein- konsekutiv, Symptomdefinition: delayed-type 3 Mon. und 12 Mon. 24620 Konsultationen; 672 Patienten mit Thoraxschmerz
(12) medizinische prospektiv Thoraxschmerz als Haupt- Referenzstandard, Loss to follow up nach 3 Monaten: 0%
Verdon et al. 2008 Praxen, Schweiz oder Nebensymptom, Alter > Referenzdiagnose
(10) 18 durch behandelnde Häufigkeit: Diagnose/ Patient (Kontakt?) mit Thoraxschmerz (nach 3
Ärzte, Validierung der Monaten)
Diagnose durch Muskuloskeletale Ursachen 48,7%
Referenzkomitee Brustwandsyndrom 42,7%
Traumatisch 3,9 %
Kardiovaskuläre 16,1%
Erkrankungen 11,2%
Stabile KHK 1,5%
Instabile Angina/ 3,1%

22
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Studie Setting Design Ein- und Ausschlusskriterien Diagnostisches Nachbeobachtungs- Ergebnis


Vorgehen/ zeitraum
Referenzstandard
Myokardinfarkt
Nicht-ischämisch
Psychogen 11,5%
Angststörung 4,8%
Panikstörung 2,5%
Ängstlich-depressiv 0,9%
Somatisierungsstörung 3,3%
Atemwegserkrankungen 10,3%
Akute Bronchitis 5,5%
Pleuritis/ Pneumonie 2,5%
Asthma/ COPD 1,5%
Gastrointestinale 8,2%
Erkrankungen 6,3%
Ösophagitis/ Reflux 0,7%
Gastritis/ Ulkus 0,7%
Ösophagealer Spasmus
Verschiedene 2,2%
Keine Diagnose 3,1%

Häufigkeit: Diagnose/ alle Kontakte (3 Monate)


Brustwandsyndrom: 1,2 %
KHK: 0,34%

Bösner et al. 2009 74 allgemein- konsekutiv, Ein: über 35 Jahre, delayed-type 6 Monate nach Ca. 190.000 Konsultationen; 1355 Patienten mit Thoraxschmerz,
(11) medizinische prospektiv Schmerzen an der Referenzstandard, Erstkonsultation 1249 valide dokumentiert; 1246 durch Referenzkomitee beurteilt (3
Praxen, Brustwandvorderseite Referenzdiagnose loss to follow up), 1212 diagnostische Klassifikation möglich
Deutschland zwischen Klavikula und durch unabhängiges
unterer Thoraxapertur; Referenzkomitee Diagnose N (%)
chronischer und akuter Brustwandsyndrom 565 (46.6)
Thoraxschmerz KHK (stabile AP) 135 (11.1)
Aus: Unter 35 Jahren; aktuelle Psychogene Störungen 115 (9.5)
BS Episode länger als 1 Monat Infekte der oberen Atemwege 98 (8.1)
zurück liegend; aktuelle BS Hypertonie 48 (4.0)
Episode schon anderweitig Akutes Koronarsyndrom 44 (3.6)
abgeklärt oder Follow-up Gastroösophagealer Reflux 42 (3.5)
Besuch Trauma 39 (3.2)
Benigne Magenerkrankungen 26 (2.1)
Pneumonie 25 (2.0)
COPD/Asthma 23 (1.9)
Andere 52 (4.3)

Prävalenz 0.7%

Prätestwahrscheinlichkeiten für KHK (akut oder chronisch)


in Abhängigkeit von Alter und Geschlecht

stabile KHK oder ACS


Alter Männlich Weiblich
% (n/gesamt) % (n/gesamt)
35-44 4.4 (5/113) 0.0 (0/ 115)
45-54 7.9 (9/114) 5.8 (8/ 139)
55-64 19.8 (22/ 111) 5.8 (8/ 124)
65-74 28.8 (36/ 125) 18.0 (31/ 172)
75-84 28.4 (19/ 67) 30.9 (34/110)
≥ 85 25.0 (1/ 4) 33.3 (8/18)

23
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

3.3. KHK als Ursache des Thoraxschmerzes

3.3.1. Fragestellungen und Suchstrategie


K1: Welche Aussagekraft haben Symptome, Zeichen und Risikofaktoren hinsichtlich der
Diagnose einer Koronaren Herzkrankheit (KHK) bei Patienten mit Thoraxschmerz?
K2: Welche Aussagekraft haben Symptome, Zeichen und Risikofaktoren hinsichtlich der
Diagnose eines Akuten Koronarsyndroms (ACS) bei Patienten mit Thoraxschmerz?

Tabelle 5: Suchstrategie zu Fragestellung K1 und K2


Elektronische Datenbanken PubMed, EMBASE
Handsuche Journal of the American College of Cardiology, Heart / British Heart Journal,
Circulation, American Heart Journal, American Journal of Cardiology,
European Heart Journal, Zeitschrift für Kardiologie (seit 2005 Clinical
Research in Cardiology)
Literaturverzeichnisse einschlägiger Literatur
Datum/ Aktualisierung Pubmed: Juni 2009
Embase: März 2008
Handsuche: Juni 2009
Suchbegriffe PubMed:
((thorac* OR thorax* OR chest) AND (pain* OR trouble* OR ache* OR
discomfort* OR complaint* OR disturbance* OR distress*)) AND ("coronary
syndroms" OR "coronary heart disease*" OR "coronary artery disease*" OR
"cardiovascular disease*" OR "ischemic heart disease*" OR "myocardial
ischemia*" OR "myocardial infarction*") AND (sensitiv* [title/abstract] OR
sensitivity and specificity [MeSH terms] OR diagnos* [tw])
EMBASE:
[CT=("ROC ANALYSIS"; "ROC CURVES"; "ROC ANALYSES"; "ROC
CURVE"; "ROC PLOT") OR CT=("PREDICTIVE
ACCURACY";"PREDICTIVE VALUE"; "PREDICTIVE TESTING";
"PREDICTIVE VALUE OF TESTS") OR CT="DIAGNOSTIC ACCURACY"
OR CT="SENSITIVITY AND SPECIFICITY
OR Predictive value?/(ti;ab) OR Accuracy/(ti;ab) OR “roc curve/(ti;ab) OR
“Roc plot”/(ti;ab) OR “false negativ”/(ti/ab) OR “likelihood ratio”/(ti;ab)]
AND
[CT=( "CORONARY SYNDROMES, ACUTE"; "CORONARY
OCCLUSIVE DISEASE"; "CORONARY DISEASE"; "CORONARY
ATHEROSCLEROSES"; "CORONARY ARTERY OCCLUSION";
"CORONARY ARTERIOSCLEROSIS"; "CORONARY ARTERY
STENOSIS"; "CORONARY ARTERY SCLEROSIS"; "CORONARY
ISCHEMIA"; "CORONARY ARTERY ISCHEMIA"; "CORONARY
ARTERY ACUTE OCCLUSION"; "CORONARY ATHEROSCLEROSIS";
"CORONARY STENOSIS"; "CORONARY INSUFFICIENCY";
"CORONARY ARTERY OBSTRUCTION"; "CORONARY DISEASES";
"CORONARY ARTERIOSCLEROSES"; "CORONARY HEART
DISEASES"; "CORONARY ARTERY OCCLUSIVE DISEASE";
"CORONARY ARTERY DISEASES"; "CORONARY ARTERY DISEASE";
"CORONARY ARTERY STENOSES"; "CORONARY ARTERY
INSUFFICIENCY"; "CORONARY SYNDROME"; "CORONARY HEART
DISEASE"; "CORONARY ARTERY ATHEROSCLEROSIS";
"CORONARY ARTERY THROMBOSIS"; "CORONARY STENOSES";
"CORONARY SYNDROME, ACUTE")
24
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

CT=("MYOCARDIAL ISCHEMIAS"; "MYOCARDIAL INFARCTS";


"MYOCARDIAL INSUFFICIENCY"; "MYOCARDIAL ISCHAEMIA";
"MYOCARDIAL DISEASE"; "MYOCARDIAL INFARCTION";
"MYOCARDIAL INFARCT"; "MYOCARDIAL INFARCTIONS";
"MYOCARDIAL ISCHEMIA"; "MYOCARDIAL DISEASES")
CT=("CARDIOVASCULAR DISEASE"; "CARDIOVASCULAR
DISORDER"; "CARDIOVASCULAR DISEASES"; "CARDIOVASCULAR
ABNORMALITIES"; "CARDIOVASCULAR ABNORMALITY";
"CARDIOVASCULAR SYNDROME"; "CARDIOVASCULAR
ANOMALY"; "CARDIOVASCULAR DISEASES (SPECIALTY)";
"CARDIOVASCULAR DISEASE (SPECIALTY)"; "CARDIOVASCULAR
DISTURBANCE"; "CARDIOVASCULAR EVENT"; "CARDIOVASCULAR
INSUFFICIENCY")]
AND
(ft=thorac? OR ft=thorax? OR ft=chest) AND (ft=pain? OR ft=distress OR
ft=disturbanc? OR ft=ache OR ft=discomfort? OR ft=trouble OR
ft=complaint?)
Ein- und Ausschlusskriterien Sprache: Deutsch und Englisch
(Limits)

K3: Welche diagnostische Aussagekraft hat das Ruhe-EKG zur Diagnose des Akuten
Koronarsyndroms (ACS) bei Patienten mit Thoraxschmerz?
Tabelle 6: Suchstrategie zu Fragestellung K3
Elektronische Datenbanken PubMed, EMBASE
Handsuche Journal of the American College of Cardiology, Heart / British Heart Journal,
Circulation, American Heart Journal, American Journal of Cardiology,
European Heart Journal, Zeitschrift für Kardiologie (seit 2005 Clinical
Research in Cardiology)
Literaturverzeichnisse einschlägiger Literatur
Datum/ Aktualisierung Pubmed: Juni 2009
Embase: März 2008
Handsuche: Juni 2009
Suchbegriffe PubMed:
(“Myocardial Ischemia”[MeSH])
AND
(electrocardiography [MeSH] OR electrocardiogra* [tiab] OR ekg [tiab] OR
ecg [tiab])
AND
(sensitiv* [title/abstract] OR sensitivity and specificity [MeSH terms] OR
diagnos* [tw])
EMBASE:
[CT=("ROC ANALYSIS"; "ROC CURVES"; "ROC ANALYSES"; "ROC
CURVE"; "ROC PLOT") OR CT=("PREDICTIVE
ACCURACY";"PREDICTIVE VALUE"; "PREDICTIVE TESTING";
"PREDICTIVE VALUE OF TESTS") OR CT="DIAGNOSTIC ACCURACY"
OR CT="SENSITIVITY AND SPECIFICITY
OR Predictive value?/(ti;ab) OR Accuracy/(ti;ab) OR “roc curve/(ti;ab) OR
“Roc plot”/(ti;ab) OR “false negativ”/(ti/ab) OR “likelihood ratio”/(ti;ab)]
AND
[CT=( "CORONARY SYNDROMES, ACUTE"; "CORONARY
OCCLUSIVE DISEASE"; "CORONARY DISEASE"; "CORONARY
ATHEROSCLEROSES"; "CORONARY ARTERY OCCLUSION";
"CORONARY ARTERIOSCLEROSIS"; "CORONARY ARTERY
STENOSIS"; "CORONARY ARTERY SCLEROSIS"; "CORONARY
ISCHEMIA"; "CORONARY ARTERY ISCHEMIA"; "CORONARY
ARTERY ACUTE OCCLUSION"; "CORONARY ATHEROSCLEROSIS";
25
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

"CORONARY STENOSIS"; "CORONARY INSUFFICIENCY";


"CORONARY ARTERY OBSTRUCTION"; "CORONARY DISEASES";
"CORONARY ARTERIOSCLEROSES"; "CORONARY HEART
DISEASES"; "CORONARY ARTERY OCCLUSIVE DISEASE";
"CORONARY ARTERY DISEASES"; "CORONARY ARTERY DISEASE";
"CORONARY ARTERY STENOSES"; "CORONARY ARTERY
INSUFFICIENCY"; "CORONARY SYNDROME"; "CORONARY HEART
DISEASE"; "CORONARY ARTERY ATHEROSCLEROSIS";
"CORONARY ARTERY THROMBOSIS"; "CORONARY STENOSES";
"CORONARY SYNDROME, ACUTE")
CT=("MYOCARDIAL ISCHEMIAS"; "MYOCARDIAL INFARCTS";
"MYOCARDIAL INSUFFICIENCY"; "MYOCARDIAL ISCHAEMIA";
"MYOCARDIAL DISEASE"; "MYOCARDIAL INFARCTION";
"MYOCARDIAL INFARCT"; "MYOCARDIAL INFARCTIONS";
"MYOCARDIAL ISCHEMIA"; "MYOCARDIAL DISEASES")
CT=("CARDIOVASCULAR DISEASE"; "CARDIOVASCULAR
DISORDER"; "CARDIOVASCULAR DISEASES"; "CARDIOVASCULAR
ABNORMALITIES"; "CARDIOVASCULAR ABNORMALITY";
"CARDIOVASCULAR SYNDROME"; "CARDIOVASCULAR
ANOMALY"; "CARDIOVASCULAR DISEASES (SPECIALTY)";
"CARDIOVASCULAR DISEASE (SPECIALTY)"; "CARDIOVASCULAR
DISTURBANCE"; "CARDIOVASCULAR EVENT"; "CARDIOVASCULAR
INSUFFICIENCY")]
AND
ft=electrocardiogra?
Ein- und Ausschlusskriterien Sprache: Deutsch, Englisch
(Limits)

26
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

K4: Welche diagnostische Aussagekraft haben Biochemische Marker (‚Point of Care’ oder
‚Bedside’-Tests) in der Diagnose des akuten Myokardinfarkts und des Akuten Koronarsyndroms
(ACS)?

Tabelle 7: Suchstrategie zu Fragestellung K4


Elektronische Datenbank Pubmed
Handsuche Literaturverzeichnisse einschlägiger Literatur
Datum/ Aktualisierung September 2008/-
Suchbegriffe (“pretest risk” OR „pretest probability“ OR sensitivity OR specificity OR
“predictive Value” OR “likelihood ratio” OR “diagnostic odds ratio” OR
accuracy OR “Sensitivity and Specificity”[MESH])
AND
(„Myocardial Ischemia“[MESH] OR „Myocardial Infarction”[MESH] OR
“Acute Coronary Syndrome”[MESH])
AND
(“biochemical marker“ OR troponin OR myoglobin OR “creatine kinase” OR
“CK-MB”)
AND
(bedside OR “point of care” OR prehospital OR qualitative)

Ein- und Ausschlusskriterien Sprache: Englisch/ Deutsch


(Limits) Primärstudien: Publikationsdatum: 1998 und jünger
Ausschluss: Fall-Kontroll-Studien

K5: Welche Aussagekraft haben nicht-invasive Verfahren hinsichtlich der Diagnose einer
Koronaren Herzkrankheit bei Patienten mit Thoraxschmerz?

Tabelle 8: Suchstrategie zu Fragestellung K5


Elektronische Datenbank Pubmed
Handsuche Literaturverzeichnisse einschlägiger Literatur
Datum/ Aktualisierung Juli 2008/-
Suchbegriffe (“pretest risk” OR „pretest probability“ OR sensitivity OR specificity OR
predictive Value” OR “likelihood ratio” OR “diagnostic odds ratio” OR
accuracy OR “Sensitivity and Specificity”[MESH])
AND
(„Myocardial Ischemia“[MESH] OR „Myocardial Infarction”[MESH] OR
“Acute Coronary Syndrome”[MESH])
AND
„stress echocardiography” OR ((myocard* OR cardiac) AND (“perfusion
imaging” OR “perfusion scintigraphy” OR SPECT OR “magnetic resonance
imaging” OR “magnetic resonance tomography” OR “ spiral computed
tomography”)) OR “exercise electrocardiogram”

Ein- und Ausschlusskriterien Sprache: Englisch/ Deutsch


(Limits) Systematic[sb]
Primärstudien: Publikationsdatum: 1998 und jünger

27
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

K6: Welche Maßnahmen sollten bei Verdacht auf ein ACS noch in der hausärztlichen Praxis
durchgeführt werden?
A. Suche nach Leitlinien in PubMed

Tabelle 9: Suchstrategie zu Fragestellung K6 (PubMed)


Elektronische Datenbank Pubmed
Datum/ Aktualisierung April 2008
Suchbegriffe (guideline [pt] OR practice guideline [pt] OR guidelines [mesh]) AND (acute
coronary syndrome or angina pectoris or instable angina pectoris or acute
coronary syndrome [mesh])
Ein- und Ausschlusskriterien Sprache: Englisch/ Deutsch
(Limits)

B: Suche nach Leitlinien in Leitliniendatenbanken


(Suchbegriff: “acute coronary syndrome” or “angina pectoris” or “instable angina pectoris”

Tabelle 10: Suchstrategie zu Fragestellung K6


Leitliniendatenbank Anzahl der Treffer Ausgewählt zur weiteren
Begutachtung (S3 Leitlinie)
US National Guideline 135 2
Clearinghouse

SIGN 5 1
Guidelines Advisory 2 Beide Treffer schon in den anderen
Committee Canada Suchergebnissen enthalten
AWMF 0 0
Nice 54 0 (alle relevanten Dokumente noch in
der Überarbeitungsphase)
European Society of 150 3
Cardiology

K7: Welchen diagnostischen bzw. therapeutischen Nutzen hat die Koronarangiographie (KA)/
Perkutane Koronarintervention (PCI) bei Patienten mit Thoraxschmerz/ stabiler KHK?

Tabelle 11: Suchstrategie zu Fragestellung K7


Elektronische Datenbank Pubmed
Datum/ Aktualisierung Juli 2009
Suchstrategie diagnostischer Nutzen:
Suchbegriffe Diagnosis[ti] AND (angiography OR invasive) AND "Coronary Artery
Disease/diagnosis"[Mesh]
Ein- und Ausschlusskriterien Sprache: Englisch/ Deutsch
(Limits) RCT
Suchstrategie therapeutischer Nutzen
Suchbegriffe (PCI OR “coronary intervention”) AND "Coronary Artery
Disease/diagnosis"[Mesh]
Ein- und Ausschlusskriterien Sprache: Englisch/ Deutsch
(Limits) Meta-Analysis[ptyp]

28
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

3.3.2. Ergebnisse

Welche Aussagekraft haben Symptome, Zeichen und Risikofaktoren hinsichtlich der


Diagnose einer (stabilen) Koronaren Herzkrankheit (KHK) bei Patienten mit
Thoraxschmerz?
Zur Beantwortung der Fragestellungen K1 und K2 wurden insgesamt 171 Studien identifiziert
(Abbildung 1 auf Seite 29). Eine Übersicht zu den Studienmerkmalen der zu Frage K1
berücksichtigten Studien gibt Tabelle 67 auf Seite 135.1

Potentially relevant studies retrieved


from electronic search
PubMed(May 2009): n = 5041
EMBASE (April 2008): n =492

Excluded (did not meet one or more of the


Hand search: eligible criteria):
n = 78 PubMed: n = 4829
EMBASE: n = 486

Studies retrieved for more detailed


evaluation:
n=247
Excluded: n = 49
Studies evaluating only the accuracy of
• scores/ decision rules (n=23)
• combinations of two or more
symptoms & signs (n=4)
• global assessment of a health
professional (n=33)
Studies included in the systematic review
all=198
Risk factors=168
Pain characteristics, associated
symptoms =110 Excluded: n = 27
• = 2 studies/ index test (n=13)
•data insufficient to construct 2 by 2 table
(n=13)
• duplicate data (n=14)

Studies included in statistical analysis


All (n=171)
R isk factors (n=145)
Pain characteristics, associated symptoms (n=75)

Abbildung 1: Flowchart Suche Zeichen und Symptome bei KHK

Zunächst wurden nur Studien berücksichtigt, die die Koronarangiographie als Referenzstandard
nutzten. (s. Tabelle 67 auf Seite 135). In allen Studien lag die Prävalenz der KHK über 20% und

1
Die hier präsentierten Ergebnisse zu den Fragestellungen K1, K2 und K3 beruhen auf drei bisher unveröffentlichen
Promotionsarbeiten (Damaris Friedrich, Grit Widera, Christian Wilimzig), die an der Abteilung für
Allgemeinmedizin der Universität Marburg erstellt wurden.

29
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

damit deutlich über dem für den hausärztlichen Versorgungsbereich der Bundesrepublik
typischen Bereich (siehe Absatz 0).
Tabelle 12 und Tabelle 13 fassen die Ergebnisse hinsichtlich verschiedener Risikofaktoren und
Merkmale der Schmerzcharakteristik zusammen. Allerdings sind die Ergebnisse sehr heterogen
und die quantitative Zusammenfassung der Ergebnisse ist mit Vorsicht zu interpretieren. Als
Ursachen für diese Heterogenität kommen unterschiedliche Referenzstandards, unterschiedliche
Schwellenwerte der einzelnen Indextests, die unterschiedliche methodische Güte der Studien und
Spektrumeffekte in Frage. (16)
Die Aussagekraft einzelner kardialer Risikofaktoren ist gering. Mit Ausnahme des Diabetes
mellitus (LR+: 2,18) liegt die positive Likelihood Ratio zwischen 1 und 2, die negative zwischen
0,5 und 1. Eine Studie (17) mit 6434 Patienten zeigte, dass das Fehlen jeglicher Risikofaktoren
die größte Aussagekraft (LR-: 0,3) hat. Liegen drei oder mehr Risikofaktoren vor, ergibt sich eine
LR+ von 2,2. Eine bessere Aussagekraft ergibt sich aus der Information über einen
Myokardinfarkt in der Vorgeschichte.
Unter den Schmerzcharakteristika hilfreich ist die Klassifizierung als typische Angina pectoris
(retrosternaler Schmerz, ausgelöst durch körperliche Belastung und Besserung auf Ruhe oder
Nitrogabe − alle drei Kriterien müssen vorliegen) bzw. bereits die Abhängigkeit von Belastung.
Angaben zur Lokalisation und Ausstrahlung des Schmerzes erweisen sich nicht als hilfreich.
Gleiches gilt für die Beschreibung des Schmerzes als brennend, stechend oder als visceraler
Schmerz.

Tabelle 12: Aussagekraft von Risikofaktoren hinsichtlich einer KHK


Sen (%) Spez (%) LR+ LR-
Indextest Referenzen
95% KI 95% KI 95% KI 95% KI
78,0 48,1 1,50 0,64
Männliches Geschlecht (18-39)
74,1-81,5 42,5-53,7 1,36-1,66 0,38-0,54
45,9 66,0 1,35 0,82
Rauchen (18;20;21;25;26;30-32;34;36;38-53)
36,4-55,7 58,9-72,5 1,21-1,51 0,74-0,91
(21;26;30;31;36;38;40;43-46;48- 57,0 61,9 1,50 0,69
Fettstoffwechselstörung
50;52) 48,8-64,8 55,9-68,4 1,28-1,74 0,59-0,81
(18-21;25;26;30-32;34;36;38-46;48- 50,0 61,5 1,29 0,82
Hypertonus
50;52;53) 43,3-55,9 56,0-66,7 1,15-1,44 0,75-0,90
Myokardinfarkt in der 51,9 86,3 3,80 0,56
(18;19;26;30;34;40;42;54-57)
Vorgeschichte 45,3-58,5 73,9-93,4 1,99-7,24 0,49-0,63
(18;20;30;32;36;40;41;43- 48,1 55,0 1,07 0,94
Positive Familienanamnese
45;47;48;50;51) 40,6-55,7 47,4-62,2 0,97-1,18 0,87-1,03
(18-20;25;26;30-32;34;38-40;42- 20,0 90,8 2,18 0,88
Diabetes melitus
50;52;53) 15,4-25,6 88,0-93,6 1,79-2,65 0,84-0,93

30
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Tabelle 13: Aussagekraft der Schmerzcharakteristik hinsichtlich einer KHK


Sen (%) Spez (%) LR+ LR-
Indextest Referenzen
95% KI 95% KI 95% KI 95% KI

Schmerzcharakter

58,7 75,9 2,43 0,54


Typische Angina (21;28;35;44;46;48;49;57-60)
44,8-71,3 64,0-84,8 1,38-4,27 0,36-0,81

Pleuritischer Schmerz Keine Studien

Brennender Schmerz* (32;41) 4,9-21,5 93,8-93,8 0,78-4,19 0.83-1,04

Viszeraler Schmerz* (32;41) 38,1-43,1 56,9-61,5 0,99-1,00 1,00-1,01

Stechender Schmerz* (23;32;41) 13,8-16,0 65,9-87,7 0,45-1,13 0,98-1,28

Schmerzlokalisation

Retrosternal* (32;41) 18,4-24,6 78,9-83,1 0,87-1,46 0,91-1,03

12,5 85,0 0,83 1,03


Linksthorakal (23;32;41)
6,7-22,2 71,2-92,8 0,44-1,45 0,94-1,13

Schmerzausstrahlung

Linker Arm* (32;41;49) 32,1-52,3 47,7-65,1 0,86-1,00 1,00-1,09

Rechter Arm* (32;41) 17,6-26,2 73,8-85,1 1,00-1,18 0,97-1,00

Beeinflussende Faktoren

Besserung auf Nitro* (23;25;32;42) 35,8-76,7 34,2-78,9 1,17-1,98 0,68-0,81

1,2 98,8 0,99 1,00


Bewegungsabhängig (32)
0,0-2,6 97,1-1,00 0,17-5,86 0,98-1,02

44,1 83,2 2,63 0,67


Belastungsabhängig (23;32;42;60)
23,1-67,5 75,5-88,8 1,50-4,59 0,45-1,01

Atemabhängig 0,8 96,3 0,22 1,03


(32)
0,001-0,03 92,1-98,3 0,05-1,08 1,00-1,06

* Fälle, in denen das bivariate Random-Effects-Modell keine stabilen Schätzer produzierte und statt gewichteten Mittelwerts und 95%-KI
Minimum und Maximum berichtet werden.

31
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Zwei Studien (61;62) sind aufgrund der Fragestellung, der Studienpopulationen und ihrer
methodischen Qualität besonders relevant für die hausärztliche Versorgungsebene.
Bösner et al. (61;63) untersuchten die diagnostische Aussagekraft verschiedener klinischer
Variablen bei n=1199 deutschen Patienten mit nicht-traumatischen Thoraxschmerzen, die ihren
Hausarzt konsultierten. Hinsichtlich der Diagnose einer KHK als Ursache des Thoraxschmerzes
zeigten sich in der Marburger Studie zehn Variablen in der multivariaten Analyse als
aussagekräftige bzw. unabhängige Prädiktoren (siehe Tabelle 14). Als Referenzstandard diente
ein delayed-type Referenzstandard in Verbindung mit einem unabhängigen Expertenpanel (siehe
auch Tabelle 4 auf Seite 21) (Evidenzlevel DI).
Gencer et al. (62) untersuchten ebenfalls die diagnostische Aussagekraft verschiedener klinischer
Variablen bei n=672 Schweizer Patienten mit nicht-traumatischem Thoraxschmerz, die ihren
Hausarzt konsultierten. In der Lausanner Studie zeigten sich sechs Variablen in der multivariaten
Analyse als aussagekräftig (s. Tabelle 15). Als Referenzstandard diente die Referenzdiagnose des
Hausarztes (siehe auch Tabelle 4 auf Seite 21) (Evidenzlevel DII).
Bösner et al. (63) konstruierten aufgrund der Daten und Ergebnisse der Marburger Studie einen
KHK-Score, der mittels fünf klinischer Kriterien eine Aussage zur Wahrscheinlichkeit einer
KHK macht (s. Tabelle 16). Der Score wurde anhand der Daten der Schweizer Stichprobe extern
validiert (s. Tabelle 17) (Evidenzlevel DI).

Tabelle 14: Ergebnisse der multivariaten Analyse der Marburger Studie (61;63)
Regressions- Adjustierte OR (95% KI) p
koeffizient
Geschlecht und Alter (Männer ≥ 55 J. und Frauen ≥ 65 J.) 2.90
1.06 0.002
(1.47-5.71)
Bekannte vaskuläre Erkrankung 5.04
1.62 <0.001
(2.78-9.15)
Bekannte Herzinsuffizienz 2.88
1.06 0.011
(1.26-6.50)
Bekannter Diabetes mellitus 2.10
0.74 0.037
(1.05-4.23)
Zunahme der Beschwerden bei Belastung 4.38
1.48 <0.001
(2.36-8.11)
Lokale Druckempfindlichkeit/ 0.48
-0.74 0.028
(0.25-0.92)
Schmerz durch Palpation nicht reproduzierbar 3.15
1.15 0.003
(1.48-6.73)
Der Patient denkt, dass der Schmerz vom Herzen kommt 3.04
1.11 0.003
(1.45-6.39)
Stechender Schmerz 0.49
- 0.72 0.029
(0.26-0.93)
Husten 0.09
-2.44 0.042
(0.01-0.91)

32
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Tabelle 15: Ergebnisse der multivariaten Analyse der Lausanner Studie (62)
Regressions- Adjustierte OR (95% KI)
koeffizient
Geschlecht und Alter
Männer 56-65 J. und Frauen 66-75 J. 1,95 7,0 (2,3-21,9)
Männer >65 J. und Frauen >75 J. 2,31 10,1 (3,6-27,7)
Bekannte vaskuläre Erkrankung 1,86 6,4 (3,2-12,9)
Dauer einer Schmerzepisode 1-60 Minuten 1,29 3,6 (1,7-7,6)
Substernale Lokalisation 1,65 5,2 (2,5-10,9)
Ausgelöst durch Belastung 0,80 2,2 (1,1-4,6)
Schmerz durch Palpation nicht reproduzierbar 1,13 3,1 (1,3-7,3)

Tabelle 16: Marburger KHK Score: Kriterien und Bewertung (63)


Kriterium Punktzahl

Geschlecht und Alter (Männer ≥ 55 J. und Frauen ≥ 65 J.) 1


Bekannte vaskuläre Erkrankung 1
Beschwerden sind belastungsabhängig 1
Schmerzen sind durch Palpation nicht reproduzierbar 1
Der Patient denkt, dass der Schmerz vom Herzen kommt 1

Für den Score werden die Punkte summiert.

0-2 Punkte: niedrige Wahrscheinlichkeit einer KHK

3 Punkte mittlere Wahrscheinlichkeit einer KHK

4-5 Punkte hohe Wahrscheinlichkeit einer KHK

33
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Tabelle 17: Likelihood Ratios und Nachtestwahrscheinlichkeiten der Konstruktionsstichprobe (Marburg) und
der Validierungsstichprobe (Lausanne) des Marburger KHK-Score (63)
KHK-Risiko Patienten KHK Ereignisse LR+ Nachtestwahrscheinlichkeit
n (%) n %
niedrig Marburg 518 (67.0) 14 0.18 2.7
(KHK Score = 0-2)
Lausanne 485 (72.2) 11 0.16 2.3

mittel Marburg 174 (22.5) 40 1.94 23.0


(KHK Score = 3)
Lausanne 118 (17.6) 29 2.25 24.6

hoch Marburg 81 (10.5) 49 9.96 60.5


(KHK Score = 4-5)
Lausanne 69 (10.3) 45 12.95 65.2

Welche Aussagekraft haben Symptome, Zeichen und Risikofaktoren hinsichtlich der


Diagnose eines Akuten Koronarsyndroms (ACS) bei Patienten mit Thoraxschmerz?
Zur Beantwortung der Fragestellungen K1 und K2 wurden insgesamt 171 Studien identifiziert
(Abbildung 1 auf Seite 29). Eine Übersicht zu den Studienmerkmalen der zu Fragestellung K2
berücksichtigten Studien gibt Tabelle 67 auf Seite 135.2
Ca. 23% der zu dieser Teilfragestellung berücksichtigten Studien bezogen sich auf die
Referenzkrankheit „Akutes Koronarsyndrom“, die übrigen auf den „Myokardinfarkt“. Als
Referenzstandard diente in ca. 75% der Studien eine Kombination aus klinischer Symptomatik,
Biomarkern und EKG-Veränderungen wie etwa die WHO-Kriterien. Für die meisten Indextests
stellen sich die Ergebnisse ebenfalls als sehr heterogen dar, und daher sind die quantitativen
Zusammenfassungen der Ergebnisse nur mit Vorsicht zu interpretieren.
In ca. 50% der Studien waren nicht-selektierte Patienten eingeschlossen worden. Dennoch lag die
Prävalenz für das ACS/ den AMI in über 90% der Studien weit über 10% und damit ebenfalls
deutlich höher als im hausärztlichen Versorgungsbereich in Deutschland.
Koronare Risikofaktoren zeigen keine bzw. nur eine sehr moderate Aussagekraft (s. Tabelle 18).
Hinsichtlich der Schmerzcharakteristik zeigt die Beschreibung der Beschwerdesymptomatik als
pleuritischer Schmerz, als bewegungs- oder atemabhängig die beste Aussagekraft (s. Tabelle 19).
Unter den Befunden der körperlichen Untersuchung hat die Reproduzierbarkeit des Schmerzes
durch Palpation die beste diagnostische Aussagekraft (s. Tabelle 20). Zeichen wie Tachykardie,

2
Die hier präsentierten Ergebnisse zu den Fragestellungen K1, K2 und K3 beruhen auf drei bisher unveröffentlichen
Promotionsarbeiten (Damaris Friedrich, Grit Widera, Christian Wilimzig), die an der Abteilung für
Allgemeinmedizin der Universität Marburg erstellt wurden.

34
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Bradykardie, Hyper- und Hypotonie und auskultatorische Rasselgeräusche weisen zwar eine
hohe Spezifität, aber nur eine geringe Sensitivität auf.
Eine ebenfalls geringe Aussagekraft zeigt sich auch für verschiedene vegetative Symptome (s.
Tabelle 21).

Tabelle 18: Aussagekraft von Risikofaktoren hinsichtlich eines Akuten Koronarsyndroms


Sen (%) Spez (%) LR+ LR-
Indextest Referenzen 95% KI 95% KI 95% KI 95% KI
I² (%) I² (%) I² (%) I² (%)
70,5 38,5 1,15 0,77
Männliches Geschlecht (64-128)
67,5-73,2 34,6-42,6 1,10-1,19 0,73-0,81
(68-
39,3 67,1 1,19 0,90
Rauchen 70;74;76;78;80;82;83;85;87;90;92;94;96;97;1
32,3-46,6 60,8-72,7 1,10-1,29 0,86-0,95
06;108;110-112;120;123;125;126;129-131)
(68-70;72;76;80;82;83;90;94;106- 47,7 63,7 1,31 0,82
Fettstoffwechselstörung
108;112;120;123;126;129) 40,5-55,0 54,3-72,0 1,12-1,53 0,75-0,901
(68-70;72;74;76;80;82;83;85;87;90;92;94;96-
40,9 66,6 1,22 0,89
Hypertonus 99;101;106;108;110;112;120;123;125;126;12
35,0-47,0 62,1-70,7 1,11-1,35 0,83-0,95
9-133)
(66-68;70;72;73;76;77;86;92;96-
Myokardinfarkt in der 30,7 70,8 1,05 0,98
99;103;105;110;113;116;118;119;121;122;12
Vorgeschichte 26,4-35,3 66,8-74,6 0,90-1,23 0,91-1,05
5;127;128;130-132;134-141)
(66-68;70-73;75-77;80;82;83;86;90;92;94;96-
35,4 69,5 1,25 0,93
Bekannte KHK 99;103;105;108;110;112;113;116;118-
31,1-40,0 65,9-72,9 1,02-1,54 0,87-1,00
122;125-128;130-132;134-137;139-141)
Positive (72;76;80;82;83;87;90;94;106;107;112;123;12 36,1 72,5 1,31 0,88
Familienanamnese 9) 31,2-41,3 64,8-79,0 1,04-1,66 0,80-0,97
(68;70-72;76;80;82;83;85-87;90;92;94;96-
99;101;106- 18,2 85,9 1,29 0,95
Diabetes melitus
108;110;112;113;119;120;123;125;126;130- 15,2-21,6 83,5-88,0 1,13-1,47 0,92-1,00
132;142)

35
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Tabelle 19: Aussagekraft der Schmerzcharakteristik hinsichtlich eines Myokardinfarkts/ Akuten


Koronarsyndroms
Sen (%) Spez (%) LR+ LR-
Indextest Referenzen 95% KI 95% KI 95% KI 95% KI
I² (%) I² (%) I² (%) I² (%)
Schmerzcharakter
Pleuritischer Schmerz* (104;139) 3,3-5,8 74,4-78,9 0,16-0,23 1,23-1,27
Brennender Schmerz* (66;88;104;131;143) 7,9-12,1 88,1-100,0 1,09-10,23 0,92-0,96
(66;72;78;88;102;120;124;131;139;143- 47,3 64,0 1,32 0,82
Viszeraler Schmerz
145) 30,1-65,1 55,4-71,8 0,96-1,79 0,61-1,10
8,1 91,2 0,93 1,01
Stechender Schmerz (66;88;102;104;135;139;143)
5,5-11,9 76,3-97,1 0,35-2,44 0,92-1,11
Schmerzlokalisation
68,6 44,2 1,22 0,71
Retrosternal (67;78;88;124;131;145-148)
45,1-85,3 25,1-65,1 1,08-1,40 0,55-0,92
Linksthorakal* (67;72;131;139;146-148) 1,6-64,2 37,7-84,9 0,11-1,12 0,91-1,16
Schmerzausstrahlung
42,8 70,4 1,45 0,81
linker Arm (72;74;88;131;134;147-149)
34,4-51,7 64,7-75,6 1,27-1,65 0,73-0,90
15,7 96,7 4,74 0,87
rechter Arm (74;88;131;139;147;148)
5,7-36,7 82,9-99,4 1,50-14,98 0,76-1,00
Beeinflussende Faktoren
Besserung auf Nitro Keine Studien
3,3 86,7 0,25 1,12
Bewegungsabhängig (124)
2,3-4,4 85,9-87,5 0,18-0,34 1,1-1,13
3,6 81,9 0,20 1,18
Atemabhängig (124)
2,5-4,7 81,0-82,8 0,15-0,27 1,16-1,20
* Fälle, in denen das bivariate Random-Effects-Modell keine stabilen Schätzer produziert und statt gewichteten Mittelwerts und 95%-KI
Minimum und Maximum berichtet werden.

Tabelle 20: Aussagekraft der körperlichen Untersuchung hinsichtlich eines Myokardinfarkts/ Akuten
Koronarsyndroms
Sen (%) Spez (%) LR+ LR-
Indextest Referenzen 95% KI 95% KI 95% KI 95% KI
I² (%) I² (%) I² (%) I² (%)
23,4 87,1 1,81 0,88
Feuchte Rasselgeräusche (86;92;119;122;131;150;151)
17,4-30,6 72,7-94,5 0,94-3,47 0,81-0,96
Erhöhter RR (>160/180 mmHg)* (97;131) 11,2-46,7 45,2-87,5 0,85-0,90 1,02-1,18
Niedriger RR (<100 mmHg)* (151;152) 3,1-18,3 99,1-99,2 3,85-20,16 0,83-0,98
Tachykardie (>100/120 /min)* (131;151;152) 3,1-35,5 73,8-98,3 1,14-20,5 0,66-0,99
Bradykardie (<50/60 /min)* (131;151;152) 2,3-21,5 95,2-98,4 1,16-13,04 0,80-1,00
Schmerz durch Palpation
(104;107;124;139;153) 3,5-9,8 64,0-83,2 0,21-0,41 1,16-1,33
reproduzierbar*
* Fälle, in denen das bivariate Random-Effects-Modell keine stabilen Schätzer produziert und statt gewichteten Mittelwerts und 95%-KI
Minimum und Maximum berichtet werden.

36
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Tabelle 21: Aussagekraft vegetativer Symptome hinsichtlich eines Myokardinfarkts/ Akuten


Koronarsyndroms
Sen (%) Spez (%) LR+ LR-
Indextest Referenzen 95% KI 95% KI 95% KI 95% KI
I² (%) I² (%) I² (%) I² (%)
(98;115;119;131;132;154-156) 6,0 88,7 0,53 1,06
Kollaps
(123) 3,1-11,3 77,7-94,5 0,35-0,81 1,00-1,13
Schwindel* (119;144;146;154;155) 3,1-17,8 52,8-95,0 0,43-0,72 1,06-1,25
28,0 65,9 0,82 1,09
Dyspnoe (72;98;115;119;123;125;131;132;144;154-158)
18,8-39,4 55,5-74,9 0,72-0,94 1,04-1,14
Übelkeit/ Erbrechen* (72;74;78;119;125;139;145;146;154;156;159;160) 19,6-60,2 61,7-87,0 1,11-2,52 0,65-0,96
8,0 85,3 0,55 1,08
Palpitationen (98;123;131;132;146;155;156)
3,6-16,8 66,6-94,4 0,37-0,82 0,97-1,19
Schwitzen* (72;78;125;139;145;146;154;156;157;160) 4,9-80,6 45,1-98,2 1,40-4,62 0,43-0,97
* Fälle, in denen das bivariate random-effects-Modell keine stabilen Schätzer produziert und statt gewichteten Mittelwerts und 95%-KI
Minimum und Maximum berichtet werden.

Allein zwei Studien untersuchten die Aussagekraft von Zeichen und Symptomen in nicht
selektierten Patienten auf allgemeinmedizinischer Versorgungsebene. (61;151)
Folgende Zeichen sprachen in einer niederländischen Studie (151) für einen Myokardinfarkt:
auskultatorisch feuchte Rasselgeräusche (LR+: 13,6), Hypotonie (LR+: 20,2), Bradykardie (LR+:
13,0) bzw. Tachykardie (LR+: 20,5). Fehlten diese Zeichen, war die Aussagekraft gering.
In der Studie von Bösner et al. (61) konnten die in Tabelle 22 genannten Kriterien helfen,
zwischen Patienten mit stabiler KHK und ACS zu differenzieren.

Tabelle 22: Kriterien, die bei Patienten mit mittlerer und hoher Wahrscheinlichkeit einer KHK für ein ACS
sprechen
Kriterien LR (Glossar)

Thoraxschmerz ist Beratungsanlass 0,1 (LR-)*

Patient ist anders als sonst 4,0 (LR+)

Patient gefällt mir nicht 4,6 (LR+)

Patient ist kaltschweißig 21 (LR+)

Patient ist blass 3,5 (LR+)

Patient ist auffällig ruhig 24,4 (LR+)

* In diesem Fall ist die negative Likelihood Ratio genannt, d.h. wenn der Thoraxschmerz nicht Beratungsanlass
war, spricht dies gegen das Akute Koronarsyndrom.

37
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Welche diagnostische Aussagekraft hat das Ruhe-EKG zur Diagnose des Akuten
Koronarsyndroms (ACS) bei Patienten mit Thoraxschmerz?
Insgesamt wurden 91 Studien identifiziert, die Aussagen zur Aussagekraft einzelner EKG-
Veränderungen machen (siehe Abbildung 2).3 Die Ergebnisse wurden in Abhängigkeit von der
Referenzdiagnose (Myokardinfarkt oder ACS) und der jeweiligen EKG-Veränderung gepoolt
(siehe Tabelle 23 und Tabelle 24). Eine tabellarische Übersicht der Merkmale dieser Studien
findet sich in Tabelle 69 auf Seite 138. Die beste Aussagekraft für eine einzelne EKG-
Veränderung findet sich für die ST-Hebung mit einer DOR von 27,54 für die Referenzdiagnose
„Myokardinfarkt“. Für die Studien, in denen die EKG-Veränderung nicht näher spezifiziert war,
findet sich eine DOR von 83,48. War das „Akute Koronarsyndrom“ die Referenzkrankheit, sind
die Kenngrößen der diagnostischen Aussagekraft insgesamt niedriger. Für alle untersuchten
Indextests gilt, dass sie eine geringe Sensitivität bei einer moderaten bis hohen Spezifität
aufweisen. Für fast alle Indextests findet sich eine hohe Heterogenität der Ergebnisse. Auch für
die Studien zu dieser Fragestellung gilt, dass sie zumeist eine Prävalenz für das ACS/ den AMI
aufweisen, die deutlich über der der hausärztlichen Versorgungsebene in Deutschland liegen. Es
fanden sich nur wenige Studien, deren methodische Qualität als gut einzustufen ist.
Einzelne EKG-Veränderungen zeigen eine hohe Spezifität, aber nur eine geringe Sensitivität.
Dies bedeutet, dass das Ruhe-EKG zum Ausschluss eines ACS ungeeignet ist. Liegen EKG-
Veränderungen vor, ist eine stationäre Einweisung gerechtfertigt (Evidenzlevel DI).

3
Die hier präsentierten Ergebnisse zu den Fragestellungen K1, K2 und K3 beruhen auf drei bisher unveröffentlichen
Promotionsarbeiten (Damaris Friedrich, Grit Widera, Christian Wilimzig), die an der Abteilung für
Allgemeinmedizin der Universität Marburg erstellt wurden.

38
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Potentially relevant studies retrieved


from electronic search
PubMed: n = 21960
EMBASE (April 2008): n = 1065 Excluded (did not meet one or more of
H and search: the eligible criteria):
n = 44 PubMed: n = 21825
EMBASE: n = 1055
Studies retrieved for more detailed evaluation:
n= 157 Excluded:30
Studies evaluating only the accuracy of
• scores/ decision rules based on
ECG features (n=20)
• combinations of EC G and clinical
features (n=3)
• global assessment of a health
Studies included in the systematic review professional based on ECG features
n=127 (n=12)

Excluded (only 1 or 2 studies per index


test and no clustering possible): n =11

Chosen index tests


n=116
Excluded: 25
• data insufficient to construct 2 by 2
table (n=19)
Studies included in statistical analysis: n= 91 • duplicate data (n=6)
Combinations for MI: 15
Combinations for acute Ischemia: 41
ST-Elevation: 34
ST-Depression: 28
T-wave-inversion: 21
Q-W aves: 17
LBBB: 12
RBBB: 3

Abbildung 2: Suche Ausagekraft Ruhe-EKG

Tabelle 23: Aussagekraft des Ruhe-EKGs hinsichtlich eines Myokardinfarkts


Sen (%) Spez (%) LR+ LR- DOR
Indextest Referenzen
95% KI 95% KI 95% KI 95% KI 95% KI
(72;88;97;111;117;122;125;13 50,0 96,5 14,27 0,52 27,54
ST-Hebung
0;137;139;140;161-172) 40,5-59,5 94,1-97,9 8,40-24,23 0,43-0,63 14,89-50,95
(72;97;105;107;125;135;137;1 32,0 89,5 3,06 0,76 4,03
ST-Senkung
39;142;161;163;172-175) 23,4-42,1 82,6-93,9 2,1-4,46 0,68-0,84 2,67-6,09
22,3 86,8 1,69 0,90 1,89
(72;88;97;105;125;139;161;17
T-Negativierung 14,0-33,6 79,9-91,6 1,20-2,38 0,81-0,98 1,24-2,88
5-178)
(72;97;122;125;139;163;170;1 22,3 96,7 6,82 0,80 8,48
Q-Zacken
79-181) 13,1-35,3 92,8-98,6 2,57-18,06 0,69-0,93 2,8-25,06
Linksschenkel-
(72;97;165;170;172;175) 1,6-7,3 87,5-97,9 0,48-1,92 0,98-1,05 0,47-1,96
block*
EKG-
83,48
Veränderungen, 62,7 98,0 31,73 0,38
33,43-
die für einen (91;107;173;179;182-187) 53,0-71,6 94,7-99,3 12,38-81,3 0,30-0,49
208,46
Infarkt sprechen
(nicht spezifiziert)
* Fälle, in denen das bivariate Random-Effects-Modell keine stabilen Schätzer produziert und statt gewichteten Mittelwerts und
95%-KI Minimum und Maximum berichtet werden.

39
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Tabelle 24: Aussagekraft des Ruhe-EKGs hinsichtlich eines Akuten Koronarsyndroms


Sen (%) Spez (%) LR+ LR- DOR
Indextest Referenzen
95% KI 95% KI 95% KI 95% KI 95% KI
(83;92;98;103;119;1 27,1 92,9 3,79 0,78 4,84
ST-Hebung
23;150;188) 16,5-41,2 84,7-96,8 1,63-8,86 0,66-0,93 1,82-12,81
(83;92;98;103;119;1 32,9 89,3 3,07 0,76 4,09
ST-Senkung
23;150;188) 21,2-47,3 78,3-95,1 1,85-5,10 0,68-0,84 2,39-7,00
T- (92;98;103;119;123; 52,3 74,0 2,01 0,64 3,11
Negativierung 150;188) 33,1-70,8 58,1-85,4 1,41-2,85 0,48-0,87 1,82-5,32
27,6 90,1 2,80 0,80 3,48
Q-Zacken (98;103;119;150)
12,8-49,9 76,3-96,3 0,83-9,48 0,60-1,08 0,79-15,34
Links-
schenkel- (103;123;150) 1,8-5,9 95,8-97,4 0,65-2,23 0,96-1,01 0,65-2,37
block*
EKG-Ve-
ränderungen,
die für eine
(83;103;123;189;19 57,6 83,4 3,46 0,51 6,79
Ischämie
0) 29,2-81,7 64,0-93,4 1,57-7,69 0,27-0,96 2,02-22,84
sprechen
(nicht
spezifiziert)
* Fälle, in denen das bivariate random-effects-Modell keine stabilen Schätzer produziert und statt gewichteten Mittelwerts und
95%-KI Minimum und Maximum berichtet werden.

Welche diagnostische Aussagekraft haben Biochemische Marker in der Diagnose des


akuten Myokardinfarkts (AMI) und des Akuten Koronarsyndroms (ACS)?
Etablierte biochemische Marker in der Diagnose des akuten Myokardinfarkts sind das
Myoglobin, die Kreatinkinase (CK) und ihr kardiospezifisches Isoenzym (CK-MB) und die
kardialen Troponine (Troponin I und Troponin T). Sie unterscheiden sich hinsichtlich der
Spezifität für kardiale Nekrosen und des zeitlichen Verlaufs der Nachweisbarkeit im Blutserum.
Die Troponine sind besonders kardiospezifisch und stellen aktuell den Goldstandard in der
Diagnose des Myokardinfarkts dar. Weiterentwicklungen der Troponintests ermöglichen es,
immer niedrigere Serumkonzentrationen nachzuweisen, und führen zu einer Verbesserung der
Sensitivität. Chronisch erhöhte Troponinwerte finden sich jedoch auch bei einer Vielzahl anderer
Erkrankungen.
Bei der Frage, ob und welche Biomarker in der allgemeinärztlichen Diagnostik des ACS/ AMI
empfohlen werden sollen, müssen zwei Besonderheiten der hausärztlichen Praxis berücksichtigt
werden. Zum einen interessieren ausschließlich Verfahren zur Bestimmung der Biomarker, die
patientennah bzw. als „Point of Care“-Verfahren anwendbar sind. Es sind verschiedene
qualitative und quantitative Tests verfügbar, die eine Bestimmung verschiedener Biomarker, zum
Teil auch in Kombination, erlauben. Zum anderen ist bei Patienten mit Verdacht auf ein akutes
Koronarsyndrom oder einen Myokardinfarkt ein längerer Aufenthalt in der Praxis zur
Durchführung wiederholter Bestimmungen nicht sinnvoll. Es interessiert also vornehmlich die
Aussagekraft einer einzelnen Messung bei Präsentation.
40
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Zwei ältere Metaanalysen zur diagnostischen Aussagekraft der etablierten Biomarker liegen vor.
Balk et al. (191) untersuchten die diagnostische Aussagekraft verschiedener Biomarker
(einmalige Messung bei Präsentation im Notfallbereich oder als wiederholte Messung) zur
Diagnose des Myokardinfarkts bzw. des Akuten Koronarsyndroms.
Nur vier Studien untersuchten die diagnostische Aussagekraft von Biomarkern zur Diagnose des
ACS. Hier fanden sich für alle untersuchten Marker (CK-MB, Myoglobin, cTnI, cTnT) auch für
wiederholte Bestimmungen nur niedrige Werte für die Sensitivität (16-45%) bei hohen Werten
für die Spezifität (95-100%).
Die Ergebnisse für den AMI sind hinsichtlich der Sensitivität bei einmaliger Bestimmung der
Troponine bei Aufnahme sehr heterogen, wobei die Heterogenität vor allem durch die
Symptomdauer (Zeitspanne zwischen Beginn der Symptomatik und Blutentnahme) erklärt
werden kann. Studien, bei denen die durchschnittliche Symptomdauer bei 2-4h lag, zeigten eine
deutlich geringere Sensitivität (4-23%) als Studien, bei denen die durchschnittliche
Symptomdauer > 7h lag. Ähnliche Ergebnisse fanden sich für die übrigen untersuchten
Biomarker (CK, CK-MB, Myoglobin).
Eine weitere Meta-Analyse (192) zeigt für die kardialen Troponine einen deutlichen
Zusammenhang zwischen Sensitivität und Symptomdauer. Ein negatives cTnT oder cTnI ist nach
Schlussfolgerungen der Autoren erst frühestens 8h nach Symptombeginn zum Ausschluss eines
AMI geeignet.
Seit diesen Metaanalysen sind weitere Primärstudien publiziert worden. Bei der weiteren Suche
erfolgte eine Einschränkung auf solche Studien, in denen a) patientennahe Verfahren untersucht
wurden, b) eine Aussage zur diagnostischen Aussagekraft einer einzelnen Messung bei
Aufnahme gemacht wurde und c) das Setting entweder präklinisch oder der Notfallbereich war
(85;100;113;193-201). Nicht berücksichtigt wurden Fall-Kontroll-Studien und Studien ohne
konsekutive Aufnahme. Trotz zunehmend höherer Sensitivität infolge technischer
Verbesserungen und durch die Kombination verschiedener Biomarker sind regelmäßig die
Sensitivität bzw. die negativen prädiktiven Werte einer einzelnen Messung zum Zeitpunkt der
Präsentation nicht ausreichend hoch, um einen hinreichend sicheren Ausschluss eines
Myokardinfarkts zu gewährleisten (s. Tabelle 25). Das beste Ergebnis für ein
Multimarkerprotokoll (Kombination aus Myoglobin und cTnI) zeigte eine Studie, in der der
negative prediktive Wert bei Aufnahme 98% betrug. (113) Durch die Berücksichtigung eines
2. Wertes nach 90 Minuten konnte der negative prädiktive Wert auf 99,6% verbessert werden.
Die durchschnittliche Symptomdauer in dieser Stichprobe betrug 4,3 h. Höhere Werte für die
41
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Sensitivität bzw. die negativen prädiktiven Werte fanden sich nur in Studien, bei denen die
Symptomdauer zum Zeitpunkt der Präsentation bei allen Patienten höher als 6 bzw. 8h betrug
(194;197;198).
Besonders zeigt sich dies für die Studien aus dem präklinischen Setting (85;197;198;202-205).

Viele andere Marker werden im Rahmen wissenschaftlicher Forschung genutzt, gelten aber für
die klinische Praxis als noch nicht etabliert (206). Ein aus Perspektive der Allgemeinmedizin
interessantes Assay, weil als „Point of Care“-Verfahren bzw. auch als qualitatives Verfahren
anwendbar, ist die Bestimmung des Human Heart-Type Fatty-Acid-Binding Protein (H-FABP).
Ob es tatsächlich möglich ist, mit diesem Verfahren einen Myokardinfarkt bereits in den ersten
2h nach Symptombeginn sicher ausschließen zu können, ist nach der bisherigen Studienlage nicht
eindeutig (68;85;109;196;199;207). Zwei größere Studien mit 280 (109) bzw. 371 Patienten
(199) zeigen in Subgruppenanalysen für Patienten mit einer Symptomdauer unter zwei Stunden
eine Sensitivität von 65 bzw. 89%. Aktuell erfolgt die Durchführung einer Studie in der
primärärztlichen Versorgung zur diagnostischen Aussagekraft eines qualitativen h-FABP-Tests.
(208)
Aufgrund der geringen Sensitivität kann ein fehlender Troponinanstieg in den ersten Stunden
nach Ischämiebeginn einen AMI nicht zuverlässig ausschließen (DI).

42
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Tabelle 25: Primärstudien zur diagnostischen Aussagekraft von Biomarkern (Point of Care“, qualitative oder „bedside“ Tests) in der Diagnose des ACS/ AMI
Quelle Patientenspektrum KH Prä Test Design Ergebnisse Bemerkung/
Setting N Einschluss-/ SD (%) Qualität
Ausschlusskriterien

Gust 1998 Prä- 68 E: Thoraxschmerz, ? AMI 24,0 TnT ? TnT prähospital


(203) hospital, V.a. AMI qualitativ Sensitivität (95%-KI) 25 (k.A.)
Rettungs- Spezifität (95% KI) 98 (k.A.)
wagen NVW
PVW
Luiz 1997 Prä- 145 E: Thoraxschmerz 1,9 h AMI 25,5 TnT Konsekutiv, TnT prähospital (alle) Workupbais?
(202) hospital, mit V.a. ACS qualitativ prospektiv Sensitivität (95%-KI) 35,1 (k.A.)
Rettungs- A: Trauma, Spezifität (95% KI) 96,3 (k.A.)
wagen terminale NVW 81,3
Niereninsuffienz, PVW 76,5
Alter<18, kein
Follow up in eigener TnT prähospital Sensitivität in Abhängigkeit von SD
Klinik möglich <6h 12,5
>6h 76,9
>10h 100
Lüscher 1998 Notfall- 92 E: Thoraxschmerz 4h AMI 38,0 TnT Konsekutiv, TnT bei Präsentation Reviewbias?
(209) bereich A: SD>12h, qualitativ; prospektiv PVW (95%-KI) 95 (74-100.)
Lungenödem, CK- NVW (95% KI) 77 (65-88
Alter<25, MB(mass)/
Niereninsuffizienz, Myoglobin CK-MB (mass)/ Myoglobin bei Präsentation
AMI,PCI oder quantitativ PVW (95%-KI) 78 (61-90)
Bypass-OP in 14d NVW (95% KI) 88 (76-95)
zuvor Ein positives Testergebnis zeigte sich bei allen Patienten mit
AMI nach 12h.
Schuchert Prä- 158 E: Thoraxschmerz, Test- AMI 25,3 TnT Konsekutiv, TnT prähospital Reviewbias?
1998 (204) hospital, Einschätzung als positive: qualitativ prospektiv Sensitivität (95%-KI) 18 (k.A.)
Rettungs- Notfall 5,9h Spezifität (95% KI) 97 (k.A.)
wagen Test-
negative:
1,2h
Heeschen Notfall- 412 E: V.a. ACS, SD<12 4,8 AMI 15,0 Point of Konsekutiv, TnI bei Präsentation Reviewbias?
1999 (210) bereich h Care, TnI prospektiv Sensitivität (95%-KI) 63 (k.A.)
A: STEMI, AMI oder quantitativ Spezifität (95% KI) 92,6 (k.A.)
PCI in 2 Wochen
zuvor
Goldmann Notfall- 741 V.a. ACS, SD<12h 4h AMI 17,3 Point of Konsekutiv, TnT bei Präsentation SD in Gruppe mit
2004 (193) bereich, Care, multizentrisch, Sensitivität (95%-KI) 62 (k.A.) TnT positiv
5KH Myoglobin, retrospektive Spezifität (95% KI) k.A. signifikant länger (6h)
TnT Auswertung als in Gruppe mit
quantitativ einer TnT negativ
Interventions-
studie
Hindle 2005 Notfall- 235 V.a. ACS, A: Pat <6h AMI 8,1 TnT retrospektive TnI bei Präsentation Ergebnisse sehr
(194) bereich, ohne Test qualitativ Analyse der Sensitivität (95%-KI) 63 (k.A) unklar berichtet
3 KH KH- Spezifität (95% KI) 98(k.A.)
Dokumentation,
konsekutiv
43
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Quelle Patientenspektrum KH Prä Test Design Ergebnisse Bemerkung/


Setting N Einschluss-/ SD (%) Qualität
Ausschlusskriterien

Hsu 2000 Notfall- 51 V.a. AMI, nicht 0-24h AMI 56,9 POC; konsekutiv TnI bei Präsentation TnT qualitativ:
(100) bereich diagnostisches EKG quantitativ: Sensitivität (95%-KI) 76 (60-92) Inkorporationbias
Myoglobin, Spezifität (95% KI) 100
TnI, CK-MB NVW 76 (60-92)
(Masse) PvW 100
Qualitativ:
TnT TnT qualitativ bei Präsentation
Sensitivität (95%-KI) 66 (47-85)
Spezifität (95% KI) 95 (86-100
NVW 68 (52-84)
PVW 95 (85-100)

TnI SD 7-12h (n=34)


Sensitifität (95%-KI) 95 (85-100)
Spezifität (95% KI) 100
NVW 93 (80-100)
PvW 100

TnT qualitativ SD 7-12h (n=34)


Sensitivität (95%-KI) 80 (71-89)
Spezifität (95% KI) 93 (86-100)
NVW 76 (66-86)
PVW 94 (88-100)

SD<6H (n=14)
Marker Sensitivität
Myoglobin 75(45-100)
TnI 25 (0-55)
TnT 25 (0-55)

Planer 2006 42 primär- 349 Alter>30J, 23,4h AMI 1,7 TnT Konsekutiv, TnT bei Präsentation Möglicher
(197) ärztliche Schmerz-dauer>20 qualitativ multizentrisch, Sensitivität (95%-KI) 83 (41-99,2) Workupbias
Ambulanz min, prospektiv Spezifität (95% KI) 100(99.1-100)
en SD>8h NVW (95% KI) 99,7 (k.A.)
PVW (95% KI) 100 (k.A.)

44
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Quelle Patientenspektrum KH Prä Test Design Ergebnisse Bemerkung/


Setting N Einschluss-/ SD (%) Qualität
Ausschlusskriterien

Roth 1999 Prä- 328 E: ischämische 2,8h AMI 18,0 Multimarker- Konsekutiv, Abnahme jeweils prähospital Wahrscheinlich
(205) hospital, EKG- Kit (CK-MB, prospektiv SD<2h, Myoglobin oder CK-MB positiv Workupbias, Follow
Rettungs- Veränderungen Myoglobin) Sensitivität (95%-KI) 38 (k.A.) up nur 24h und
wagen qualitativ Spezifität (95% KI) 88 (k.A.) Patienten, die in KH
A: SD>12h, transportiert wurden
NVW 82 (k.A.)
kardiogener Schock,
PVW 50 (k.A.)
Niereninsuffizienz,
Entscheidung
Patient nicht zum SD 2-12h, Myoglobin oder CK-MB positiv
KH zu bringen Sensitivität (95%-KI) 100 (k.A.)
Spezifität (95% KI) 85 (k.A.)
NVW 100 (k.A.)
PVW 46 (k.A.)
Roth 2001 Prä- 777 Nicht diagnostisches 6-48h ACS 1,4 Multimarker- Prospektiv, Multimarker-Kit bei Präsentation Möglicher
(198) hospital, EKG, keine Kit (CK-MB, konsekutiv Sensitifität (95%-KI) k.A. Workupbias
Rettungs- eindeutige Klinik, Myoglonin, Spezifität (95% KI) k.A.
wagen Arzt äußert hohe TnI) NVW 100%
Entscheidungs- qualitativ PVW 36,7%
unsicherheit
Suzuki 2000 Notfall- 49 Thoraxschmerz <6h AMI 53,1 TnT Konsekutiv, SD<3h (n=22) Nur Abstract
(201) bereich qualitativ prospektiv NVW 47 (k.A.)
PVW 100 (k.A.)
SD>3h (n=27)
NVW 100 (k.A.)
PVW 100 (k.A.)
Seino 2003 Notfall- 371 A: STEMI, unklare 18%<2h AMI 49 H-FABP Konsekutiv, Alle (n=371) bei Präsentation
(199) bereich, SD (n=87) 46%<4h qualitativ prospektiv, Marker Sensitivität Spezifität
6KHs TnT multizentrisch H-FABP 95 (k.A.) k.A.
qualitativ TnT 64,6 k.A.
Es finden sich separate Angaben zu Sensitivität und
Spezifität getrennt nach SD (<2, 2-4, 4-6, 6-12 und 12-24h).
Die Sensitivität für H-FABP ist am höchsten bei einer SD: 4-
6h und sinkt dann wieder auf 95%. Die Sensitivität des TnT
steigt kontinuierlich bis 95%

Ecollan 2007 Prä- 108 A: Trauma, 2,3h AMI 50,5 POC TnI, Konsekutiv, Alle (n=108) bei Präsentation
(85) hospital, kardiogener Schock Myoglobin, prospektiv Marker Sensitivität Spezifität
Rettungs- CK-MG Myoglobin 64,2 (40,9-66,6) 67,4 (51,4-80,9)
wagen quantitativ TnI 21,8 (11,8-35,0) 100
H-FABP CK-MB 41,5 (28,4-55,9) 93 (80,9-98,5)
qualitativ H-FABP 87,3 (75,7-94,7) 94,3 (84,3-98,8)

SD<3h (n=77)
Marker Sensitivität Spezifität
Myoglobin 57,5 (40,9-72,9) 71,9 (53,3-86,3)
TnI 14,3 (5,4-28,5) 100
CK-MB 37,5 (22,7-54,2) 93,8 (79,2-99,2)
H-FABP 85,7 (71,5-94,6) 92,7 (80,1-98,5)
45
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Quelle Patientenspektrum KH Prä Test Design Ergebnisse Bemerkung/


Setting N Einschluss-/ SD (%) Qualität
Ausschlusskriterien

McCord 2001 Notfall- 817 A: fehlende Daten 4,3 AMI 8,0 POC CK- Konsekutiv, Bei Präsentation
(113) bereich (n=206), MB, prospektiv Marker Sensitivität Spezifität
Myoglobin, Myoglobin 70,8 (58-81) 75,6 (72-79)
TnI TnI 64,6 (52-76) 87,6 (85-90)
quantitativ CK-MB 75,4 (63-85) 84,7 (82-87)
Myo, CK-MB 83,1 (72-91) 70,2 (76-73)
Myo, TnI 84,6 (74-92) 66,8 (63-70)

Marker NVW PVW


Myoglobin 96,8 (95-98) 20,1 (15-26)
TnI 96,6 (95-98) 29,9 (23-38)
CK-MB 97,5 (96-99) 29,9 (23-88)
Myo, CK-MB 98 (96-99) 19,4 (15-25)
Myo, TnI 98 (96-99) 19,4 (15-22)
Durch eine zusätzliche Berücksichtigung eines Wertes nach
90 min konnte der NVW der Kombination Myo + CK-MB auf
99,6 gesteigert werden.

Melanson Notfall- 537 E: V.a. ACS k.A. AMI/ 6,1 POC CK- Konsekutiv, Bei Präsentation Reviewbias,
2004 (200) bereich KH- MB, prospektiv Marker Sensitivität Spezifität Inkorporationbias
Auf- Myoglobin, Myoglobin 69,7 74,8
nahm TnI TnI 33,3 99,4
e quantitativ CK-MB,TnI 57,6 91,9
Myo, CK-MB,TnI 75,8 72,2
Myo, TnI 72,7 73,2

Marker NVW PVW


Myoglobin 97,4 5,3
TnI 95,8 78,6
CK-MB,TnI 97,1 31,7
Myo, CK-MB,TnI 97,8 15,2
Myo, TnI 97,6 15,1
Straface 2008 Notfall- 5244 A: negative Enzyme k.A. AMI 54,7 POC TnI Konsekutiv?, TnI bei Präsentation (Schwellenwert 0,05ng/ml) Inkorporationbias,
(211) bereich, in Verbindung mit quantitativ prospektiv? Sensitivität (95%-KI) 79,7 (73,3-86,2) Reviewbias?
3KH eindeutigem EKG multizentrisch Spezifität (95% KI) 96,1 (95,5-96,6)
NVW 99,4 (99,2-99,6)
PVW 37,2 (31,9-42,5)
Wiederholte Messungen erhöhten den NVW auf 99,9%.
Amodio 2007 Notfall- 516 A: diagnostisch 5,0h AMI 21,3 POC Konsekutiv, TnI bei Präsentation (Schwellenwert 0,03µg/l)
(195) bereich eindeutige EKGs quantitativ: retrospektiv Sensitivität (95%-KI) 77,3(68-85)
TnI, Spezifität (95% KI) 84 (80-87)
Myoglobin NVW 93,2
PVW 56,7
Es werden Ergebnisse auch für andere Schwellenwerte
(0,07, 0,06; 0,05; 0,04 µg/l) berichtet.

46
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Quelle Patientenspektrum KH Prä Test Design Ergebnisse Bemerkung/


Setting N Einschluss-/ SD (%) Qualität
Ausschlusskriterien

Alhashemi Notfall- 64 A: 6,5 AMI 64,1 H-FABP Konsekutiv,


2005 (68) bereich Niereninsuffizienz, qualitativ prospektiv SD Sensitivität Spezifität NPV
akuter <4h 62,5 (35-83) 100 (52-100) 50 (22-78)
Muskelschaden 4-12 100 (73-100) 80 (30-99) 100 (39-100)
>12-<=24 100 (19-100) 50 (9-91) 100 (20-100)
<24 77,8 (40-96) 80 (30-99) 67 (24-94)

Mad 2007 Notfall- 280 E: V.a. ACS 3h AMI 39% H-FABP Konsekutiv, H-FABP bei Präsentation (alle)
(109) bereich qualitativ prospektiv Sensitivität (95%-KI) 68,8 (59-77)
Spezifität (95% KI) 73,7 (66-80)
LR+ 2,61 ((1,97-2,46)
LR- 0,42 (0.62-0,57)

H-FABP bei Präsentation, SD>6h (n=68)


Sensitivität (95%-KI) 91,3 (72-99)
Spezifität (95% KI) 73,3 (58-85)
LR+ 3,42 (2,08-5,65)
LR- 0,119 (0,03-0,45)
Figiel 2008 Notfall- 100 E: V.a. ACS; 0-24h, AMI 56% H-FABP Konsekutiv, H-FABP bei Präsentation
(196) bereich 50%>6h qualitativ prospektiv Sensitivität (95%-KI) 94,7 (k.A.)
A: STEMI, SD>24h,
Spezifität (95% KI) 100 (k.A.)
Nierenversagen,
NVW 100
Muskel-
PVW 93,4
erkrankungen
E: Einschlusskriterium; A: Ausschlusskriterium; SD: Symptomdauer – Zeitspanne zwischen Beginn der Symptome und Präsentation bzw. Blutentnahme; AMI: acuter Myokardinfarkt, ACS: Akutes
Koronarsyndrom; Prä: Prävalenz, POC: Point of Care, STEMI: ST-Elevationsinfrakt, TnT: Troponin T; TnI: Troponin I, H-FABP: Human Heart-Type Fatty-Acid-Binding Protein, LR: Likelihood Ratio; NVW:
Negativer Vorhersagewert; PVW: Positiver Vorhersagewert

47
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Welche Aussagekraft haben nicht-invasive Verfahren hinsichtlich der Diagnose einer


Koronaren Herzkrankheit bei Patienten mit Thoraxschmerz?

Grundsätzlich können zwei verschiedene Ansätze zum Nachweis der KHK unterschieden
werden:
1. Funktionelle Verfahren
Vor allem etablierte Verfahren wie das Belastungs-EKG, das Stressecho oder die
Myokardszintigraphie, aber auch das Stress-MRT weisen die elektrophysiologischen
(EKG-Veränderung), metabolischen (Perfusionsstörung) oder hämodynamischen
(Wandbewegungsstörung) Folgen einer belastungsinduzierten lokalen
Myokardischämie mit myokardialem Sauerstoffmangel nach (212;213).
Voraussetzung für diese Verfahren ist das Vorhandensein wenigstens einer klinisch
relevanten Koronarstenose.
2. Morphologische Verfahren
Neuere Verfahren dienen entweder über den Nachweis und die Quantifizierung des
Koronarkalk (Mehrschicht-CT oder Elektronenstrahl-CT4) oder durch die nicht-
invasive Koronarangiographie (Mehrschicht-CT, MR-Koronarangiographie) dem
Nachweis der Koronarsklerose. Bei diesen ist der Nachweis subklinischer
Gefäßveränderungen möglich (212).

Beide Ansätze liefern grundsätzlich unterschiedliche Informationen, die sich ergänzen können
(213).

Belastungs-EKG
1. Verfahrensbeschreibung:
Einzige Belastungsform ist die körperliche Belastung via Fahrrad- oder Laufband-Ergometer. Die
Interpretation beinhaltet Kriterien der Leistungskapazität, klinische und hämodynamische
Parameter und elektrographische Veränderungen (215).

4
Aufgrund der wahrscheinlich auch zukünftig eher geringen Bedeutung des Elektronenstrahl-CTs in Deutschland
(214) bleibt dieses Verfahren in der weiteren Analyse unberücksichtigt.
48
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Als Standardkriterium zum Nachweis einer belastungsinduzierten Ischämie gilt die horizontale
oder deszendierende ST-Senkung ≥ 1mm bzw. die ST-Hebung ≥ 1mm ohne vorbestehende Q-
Zacke gemessen 60-80 msec hinter dem J-Punkt während der Belastung oder in der
Erholungsphase. Weitere klinische Hinweise auf eine Ischämie sind belastungsinduzierte
Thoraxschmerzen oder Dyspnoe, reduzierte Leistungskapazität, verzögerter Herzfrequenzanstieg,
unzureichender systolischer Blutdruckanstieg bzw. Hypotonie (215). Pro 2500 Untersuchungen
müssen ein Myokardinfarkt oder Tod erwartet werden (216).

2. Diagnostische Aussagekraft:
Als Schwellenwert in den diagnostischen Studien dienen in der Regel ST-Strecken-bezogene
EKG-Veränderungen. Eine Metaanalyse (217) von 147 Studien (ca 24000 Patienten) zur
diagnostischen Aussagekraft des Belastungs-EKGs (ST-Senkung) bei KHK berichtet eine große
Spannweite der Sensitivität (23-100%; gewichtetes Mittel 68%) und der Spezifität (17-100%;
gewichtetes Mittel 77%). Mant et al. (218) ermittelten in einer Metaanalyse, in der insgesamt 119
Studien einbezogen wurden, für die ST-Senkung (1 mm) (71 Studien) eine mittlere LR+ 2,79 und
eine mittlere LR- von 0,44. Wurden nur Studien berücksichtigt, die Patienten mit
Thoraxschmerzen einschlossen (34 Studien), führte dies zu einer geringfügigen Verbesserung.
Kwok et al. (219) fassten in einer Metaanalyse die Daten von über 3000 Frauen zusammen und
zeigten, dass sowohl Sensitivität (61%) als auch Spezifität (70%) jeweils niedriger sind. Ähnliche
Ergebnisse finden sich bei Mant et al. (218).
Betrachtet man die drei Studien (ca. 1000 Patienten), in denen die Durchführung der
Koronarangiographie unabhängig von dem Ergebnis des Belastungstests erfolgte, ergibt sich eine
Sensitivität von 50% und eine Spezifität von 90% (215). Die Sensitivität steigt bei Patienten mit
einer 3-Gefäß-KHK im Vergleich zu solchen Patienten mit einer 1-Gefäß-KHK (215). Studien,
die Patienten unter Digoxineinnahme ausschlossen, zeigten eine höhere Sensitivität (72 versus
68%) und Spezifität (74 versus 68%). Studien, die Patienten mit ST-Senkungen im Ruhe-EKG
ausschlossen, zeigten vor allem eine höhere Spezifität (84 versus 70%). Studien, die Patienten
mit Linksherzhypertrophie ausschlossen, zeigten eine höhere Sensitivität (72 versus 68%) und
Spezifität (77 versus 69%).
Es gibt Hinweise, dass Scores, die neben diesen Kriterien auch weitere klinische und
hämodynamische Variablen (Leistungskapazität, maximale Herzfrequenz, maximaler systolischer
Blutdruck, belastungsinduzierter Thoraxschmerz) berücksichtigen, die diagnostische
Aussagekraft verbessern (220;221). Die Ergebnisse sind jedoch nicht konsistent.
49
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

(Evidenzlevel DI)

3. Anwendbarkeit und Grenzen:


Absolute und relative Kontraindikationen siehe Tabelle 33 aus Seite 66. Die Verfügbarkeit des
Verfahrens ist sehr hoch, und hinsichtlich der Kosten ist es das günstigste. Nicht anwendbar ist
das Belastungs-EKG, wenn eine körperliche Belastung nicht bzw. nicht ausreichend möglich
oder das Ruhe-EKG nicht eindeutig interpretierbar ist (Linksschenkelblock bzw. Zeichen der
Linksherzhypertrophie, Schrittmacherrhythmus, WPW-Syndrom oder ST-Senkung ≥ 1mm im
Ruhe-EKG). Die Interpretation ist eingeschränkt bei Zeichen der Linksherzhypertrophie, ST-
Streckensenkung in Ruhe < 1mm oder einer bestehenden Medikation mit Digitalis. Insgesamt ist
die diagnostische Aussagekraft des Belastungs-EKGs bei der Wahl von ST-
Streckenveränderungen als Schwellenwert als nur sehr moderat einzustufen.

Stressecho
1. Verfahrensbeschreibung:
Der Nachweis der koronaren Herzkrankheit mittels Stressecho erfolgt in erster Linie durch den
Nachweis einer durch Belastung induzierbaren, reversiblen regionalen Wandbewegungsstörung
als Folge der Myokardischämie. Mögliche Belastungsformen sind die körperliche Belastung via
Ergometrie (Fahrrad oder Laufband), die pharmakologische Belastung mittels Katecholaminen/
Parasympathikolytika (Dobutamin/ Atropin) oder Vasodilatatoren (Adenosin oder Dipyridamol)
oder die atriale Stimulation mittels permanenten bzw. transösophagealen Schrittmachers (222).
Ein häufiger Grund für falsch-negativer Befunde ist die unzureichende Ausbelastung oder die
Einnahme von Beta-Blockern (222). Neuere Entwicklungen im Bereich der Ultraschalldiagnostik
sind u.a. die Verbesserung der Bildqualität und eine zusätzliche Beurteilung der
Myokardperfusion mittels Kontrastmittelgabe.

2. Diagnostische Aussagekraft:
Eine große Meta-Analyse (223), die die Daten von über 36.000 Patienten berücksichtigte, zeigte
eine Sensitivität von 79,1% (gewichteter Mittelwert), eine Spezifität von 87,1% unabhängig von
der Belastungsart.
Für das Dobutamin-Stressecho bei Frauen zeigten sich in einer Metaanalyse (224) ähnliche
Werte. In Studien, die die Ergebnisse von Frauen und Männern direkt verglichen, zeigte sich für
das Dobutamin-Stressecho bei einer vergleichbaren Sensitivität eine leichte höhere Spezifität (♀:
50
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

81 versus ♂: 77%). De Albuquerque et al. (225) fanden in einer Metaanalyse mit 533 Patienten
signifikante Unterschiede hinsichtlich Sensitivität und Spezifität in Abhängigkeit von der
Belastungsart (körperlich versus Dipyridamol), jedoch keine signifikanten Unterschiede
hinsichtlich der Richtigkeit (Accuracy). Eine Metaanalyse (226) mit den Daten von über 6000
Patienten zeigte signifikante Unterschiede hinsichtlich Sensitivität und Spezifität in Abhängigkeit
vom pharmakologischen Stressor. Dobutamin als der am häufigsten genutzte Stressor zeigte im
Vergleich zu Vasodilatoren (Adenosin bzw. Dipyridamol) eine höhere Sensitivität (80 versus 72
bzw. 70%) und eine niedrigere Spezifität (84 versus 91 bzw. 93%). In einem direkten Vergleich
zwischen Stressecho mit Moykardszintigraphie zeigte sich in einer Metaanalyse (227) das
Stressecho hinsichtlich der Sensitivität unterlegen (80 versus 84%), hinsichtlich der Spezifität
jedoch überlegen (86 versus 77%). Für zwei Subgruppen (Frauen und Patienten mit Hypertonus)
zeigte sich in dieser Metaanalyse die Überlegenheit des Stressechos hinsichtlich der Spezifität
noch deutlicher. Eine neuere Entwicklung ist die Verbesserung der Bildqualität durch die
Kontrastmittelgabe. Eine Metaanalyse (228) (11 Studien, 674 Patienten) zeigte eine Sensitivität
(gewichteter Mittelwert) von 85% und eine Spezifität (gewichteter Mittelwert) von 74%.
Krenning et al. (229) zeigten, dass die Variabilität der Ergebnisse der einzelnen Studien zur
diagnostischen Aussagekraft des Stress-UKGs teilweise in Unterschieden hinsichtlich der
methodologischen Qualität begründet ist.
(Evidenzlevel DI)

3. Anwendbarkeit und Grenzen:


Die Verfügbarkeit in Deutschland ist gut, die Kosten des Verfahrens sind vergleichsweise gering,
die Untersucherabhängigkeit eher hoch (230;231). Allerdings ist bei 15-20% der Patienten die
Schallbarkeit eingeschränkt, so dass auf andere bildgebende Verfahren zurückgegriffen werden
muss (212;231).

Nuklearmedizinische Verfahren
1. Verfahrensbeschreibung:
a. Myokardperfusionsszintigraphie
Wie das Stressecho stellt auch die Myokardszintigraphie ein seit vielen Jahren etabliertes
Verfahren dar. Als Standardverfahren gilt heute die Single-Photon-Emmissions-
Computertomographie (SPECT) (212;216;231;232). Der Nachweis der KHK erfolgt wie beim
Belastungs-EKG und Stress-Echo durch den Nachweis einer belastungsinduzierten
51
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Myokardischämie. Der Nachweis einer Perfusionsstörung als Folge der Myokardischämie mittels
Myokardszintigraphie setzt innerhalb der Ischämiekaskade jedoch früher an als der Nachweis der
Wandbewegungsstörung (Stress-Echo) oder der EKG-Veränderungen (Belastungs-EKG) (230).
Eine Lokalisation des Ischämiegebietes ist möglich, der Schwerpunkt der Beurteilung liegt
aufgrund der stärkeren Perfusion auf dem linken Ventrikel. Mögliche Belastungsformen sind die
körperliche Belastung via Ergometrie (Fahrrad oder Laufband) oder die pharmakologische
Belastung mittels Dobutamin oder eines Vasodilatators (Adenosin oder Dipyridamol).
Aufnahmen erfolgen nach Injektion eines Radiopharmakons (Tracer), das sich in Abhängigkeit
von Viabilität und Perfusion im Herzmuskelgewebe anreichert, in Ruhe und unter Belastung
mittels einer Gammakamera. Eine homogene Aufnahme des Tracers spricht für eine homogene
Perfusion. Übliche Tracer sind 201-Thalliumchlorid und mit 99m-Technetium markierte
Radiopharmaka (232).
Neben dem Ischämienachweis ist der Nachweis nichtvitaler myokardialer Wandareale infolge
vorangegangener Myokardinfarkte möglich (232).
Gründe für falsch-positive Befunde können Ablenkungs-(Attenuations)Artefakte, verursacht
durch Weichteilgewebe, sein (216). Problematisch in der Beurteilung ist auch eine globale
homogene Minderperfusion im Rahmen einer 3-Gefäß-KHK. Neben den mit Technetium
markierten Radiopharmaka stellt die EKG-Triggerung (gated SPECT) eine Weiterentwicklung
der vergangenen Jahre dar, die u.a. auch zu einer verbesserten diagnostischen Aussagekraft bei
Frauen (233) und einer verbesserten Spezifität (232) führt. Durch die EKG-Triggerung ist eine
zusätzliche Beurteilung linksventrikulärer Funktionsparameter möglich (233).

b. Positronenemissionstomographie (PET)
Im Gegensatz zu SPECT kann die Perfusion bei der PET genau quantifiziert werden (212;231).
Zudem ist eine verlässlichere Attenuationskorrektur möglich, woraus möglicherweise eine
Verbesserung der Spezifität und Sensitivität resultiert (234). Neuere technische Ansätze sind
Hybridsysteme, die PET mit einer Mehrschichttomographie verbinden (235).

2. Diagnostische Aussagekraft:
a. SPECT
Eine große Metaanalyse (223), die die Daten von über 14.000 Patienten aus 103 Primärstudien
berücksichtigte, zeigte für die SPECT eine Sensitivität von 88,1% (gewichteter Mittelwert), eine
52
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Spezifität von 72% unabhängig von der Belastungsart und dem gewählten Tracer. Underwood et
al. (232) wiesen jedoch in ihrer Übersichtsarbeit auf die hohe klinische und methodische
Heterogenität der vorhandenen Studien hin. Selbst für methodisch stärkere Studien fanden sie
eine große Spannweite sowohl hinsichtlich Sensitivität (71-98%) als auch Spezifität (43-94%).
Unterschiedliche Aussagen fanden sich zur diagnostischen Aussagekraft bei Frauen. In der
Subgruppenanalyse (3 Studien, 175 Patientinnen) einer Metaanalyse zum direkten Vergleich des
Stressechos mit der Myokardszintigraphie (227) fanden sich Hinweise auf eine verminderte
Sensitivität und Spezifität der Myokardszintigraphie bei Frauen gegenüber Männern. Grady et al.
(236) fanden in ihrer Metaanalyse bei Frauen im direkten Vergleich zu Männern eine niedrigere
Sensitivität, stuften sie aber als klinisch nicht relevant ein. Underwood et al. (232), Nowak &
Schäfer (233) bzw. Makaryus et al. (237) wiesen auf die verbesserte diagnostische Aussagekraft
bei Frauen durch neue Untersuchungsprotokolle und das „gated“ SPECT in neueren Studien hin.
Bei Patienten mit einem negativen Befund liegt die Wahrscheinlichkeit eines kardialen
Ereignisses (Herztod oder Infarkt) im Folgejahr bei 0,75%, bei einem positiven Befund bei 6,7%
(232). Aufgrund der prognostischen Güte wird die Myokardszintigraphie empfohlen, um die
Patienten zu erkennen, die von einer Revaskularisation profitieren.
(Evidenzlevel DI)

b. PET
Eine Metaanalyse (234) mit über 1400 Patienten zeigte eine Sensitivität und Spezifität
(gewichteter Mittelwert) von jeweils 89% bei einer Spannweite von 83-100% bzw. 73-100%. Die
prognostische Güte ist vergleichbar mit der des SPECT.
(Evidenzlevel DI)

3. Anwendbarkeit und Grenzen:


a. SPECT
Aufgrund der im Vergleich zum Belastungs-EKG besseren diagnostischen Aussagekraft wird die
Myokardszintigraphie vor allem bei Frauen mit einer mittleren Vortestwahrscheinlichkeit
empfohlen (232;233).
Die Strahlenbelastung variiert in Abhängigkeit vom Tracer bzw. Protokoll und liegt zwischen 10-
18 mSv (232). Die Aussagekraft ist vermindert bei adipösen Patienten bzw. Patientinnen mit
großen Mammae und Patienten mit einer homogenen Ischämie (216).

53
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

b. PET
Die Strahlenbelastung liegt zwischen 2-21,2 mSv in Abhängigkeit vom Protokoll und Tracer
(234). Im Vergleich zur SPECT ist die räumliche Auflösung höher und eine absolute
Quantifizierung der Perfusion möglich. Dadurch ist die Aussagekraft bei einer eher homogenen
Minderperfusion bzw. bei einer Mehrgefäßerkrankung besser als im Vergleich zur SPECT (235).
Die Attentuationskorrektur bei übergewichtigen Patienten ist zuverlässiger (234). Andererseits
sind die Kosten höher und die Verfügbarkeit – auch für Deutschland – deutlich geringer (216).

Stress-Magnetresonanztomographie (Stress-MRT)
1. Verfahrensbeschreibung:
Grundsätzlich kann der Nachweis einer KHK durch die kardiale Magnetresonanztomographie
sowohl morphologisch als nicht-invasive Koronarangiographie als auch funktionell durch den
Nachweis einer stress-induzierten Myokardischämie erfolgen. Zudem ist die Beurteilung der
myokardialen Vitalität möglich (212;238). Die Stress-Magnetresonanztomographie setzt mit zwei
verschiedenen Techniken an zwei unterschiedlichen Stellen der Ischämiekaskade an: Nachweis
von Perfusions- und Wandbewegungsstörungen (212;238). Die Beurteilung der
Wandbewegungsstörung erfolgt in der Regel mit Dobutamin als pharmakologischer Stressor. Für
die kontrastmittelverstärkte Perfusions-MRT wird üblicherweise ein Vasodilatator (Dipyridamol
oder Adenosin) verwandt (239).

2. Diagnostische Aussagekraft:
Eine Metaanalyse (238) (13 Studien, über 2100 Patienten) zeigte für den Nachweis einer
Wandbewegungsstörung mittels Stress-MRT eine Sensitivität von 83% (gewichteter Mittelwert),
eine Spezifität von 86%, eine LR+ von 5,24 und eine LR- von 0,19.
Dieselben Autoren zeigten für die Perfusions-MRT (24 Studien, über 1500 Patienten) eine
Sensitivität von 91%, eine Spezifität von 81%, eine LR+ von 5,1 und eine LR- von 0,11.
(Evidenzlevel DI)

3. Anwendbarkeit und Grenzen:


Ein großer Vorteil des Verfahrens ist das Fehlen jeglicher Strahlenbelastung. Kontraindikationen
bzw. Limitationen ergeben sich bei Patienten mit Schrittmacher, Cochlea- oder
Metallimplantaten, Metallsplittern mit kritischer Lokalisation, Klaustrophobie, Adipositas,
54
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Neurostimulator, Medikamentenpumpe und durch die Anfälligkeit für Bewegungsartefakte


(230;238). Die Kosten sind vergleichsweise hoch, die Verfügbarkeit geringer als beim SPECT.

Magnetresonanz-Koronarangiographie
1. Verfahrensbeschreibung:
Neben dem Ischämienachweis wird die kardiale Magnetresonanztomographie zunehmend auch
zur nicht-invasiven Darstellung der Koronargefäße genutzt. Ähnlich wie bei der nicht-invasiven
Koronarangiographie mittels Mehrschicht-CT liegt die technische Herausforderung in der
räumlichen (kleine Gefäße) und zeitlichen (Bewegung durch Herzkontraktion und Atmung)
Auflösung. Vorteile des Verfahrens gegenüber der konventionellen invasiven
Koronarangiographie und der nicht-invasiven Koronarangiographie mittels Mehrschicht-CT
liegen vor allem darin, dass weder ionisierende Strahlung noch Kontrastmittelgabe notwendig ist.

2. Diagnostische Aussagekraft:
Ähnlich wie beim Mehrschicht-Spiral-CT schwanken Angaben zur diagnostischen Genauigkeit
in Abhängigkeit davon, welche Analyseebene (Segment, Patient) gewählt wird und ob nicht
beurteilbare Segmente in der Analyse ausgeschlossen wurden. Eine Metaanalyse (240)
(28 Studien, ca. 900 Patienten) zeigte auf Segmentebene eine Sensitivität von 72 und eine
Spezifität von 87%. Wurden nicht-beurteilbare Segmente berücksichtigt, reduzierte sich die
Sensitivität auf 58 und die Spezifität auf 70%. Der Anteil der beurteilbaren Segmente in den
Primärstudien lag zwischen 45-100%.
(Evidenzlevel DI)

3. Anwendbarkeit und Grenzen: (s.o.)

Mehrschicht-Spiral-Computertomographie
1. Verfahrensbeschreibung:
Das Kardio-CT kann als morphologisches Verfahren eine Aussage zum Vorliegen einer
strukturellen Koronarstenose oder einer Koronaranomalie bzw. zur koronaren Plaquelast machen
(241). Durch die im Vergleich zur Koronarangiographie oder Echokardiographie noch
vergleichsweise lange Bildakquisationszeit unterscheidet sich die Bildqualität in Abhängigkeit
von der Herzfrequenz.

55
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

2. Diagnostische Aussagekraft:
Angaben zur diagnostischen Aussagekraft unterscheiden sich je nach Analyseeinheit (Segment,
Gefäß, Patient) (242) bzw. je nachdem, ob nicht interpretierbare Segmente berücksichtigt wurden
(240). Auch wurden in Studien in unterschiedlicher Art und Weise bestimmte Patientengruppen
(z.B. Patienten mit Tachyarrhythmien) aus der Studie oder der Analyse ausgeschlossen (241). So
zeigte eine Metaanalyse (242) (ca. 1600 Patienten, 16- und 64-Zeiler-CTs) auf der Segmentebene
eine Sensitivität von 81% (gewichteter Mittelwert) und eine Spezifität von 93%. Auf der
Patientenebene betrug die Sensitivität 96%, die Spezifität jedoch nurmehr 74%. Eine weitere
Metaanalyse (240) (24 Studien, 1300 Patienten, 4-, 8- und 16-Zeilen-CT) zeigte auf
Segmentebene eine Sensitivität von 85% (gewichteter Mittelwert) und eine Spezifität von 95%.
Wurden auch nicht interpretierbare Segmente in der Analyse berücksichtigt, reduzierte sich die
Sensitivität auf 77 und die Spezifität auf 94% (240). (Evidenzlevel DI)

3. Anwendbarkeit und Grenzen:


Eine wesentliche Limitierung ergibt sich durch die noch geringe zeitliche Auflösung und
vergleichsweise hohe Bildakquisationszeit, was zu einer reduzierten Bildqualität und
Aussagekraft bei Tachykardien bzw. Arrhythmien führt. Neuere Entwicklungen wie Dualsource-
CTs bieten deutliche Verbesserungspotentiale. Weitere Limitierungen ergeben sich durch die
Anzahl der beurteilbaren Segmente. Sie lagen in verschiedenen Studien zwischen 57-100%,
wobei sich der Anteil mit Zunahme der Detektorreihen erhöht. Nachteile des Verfahrens ergeben
sich vor allem durch die Strahlenbelastung und die Kontrastmittelgabe.

Zusammenfassung/ Anmerkung
 Für alle Verfahren fand sich in den verschiedenen Metaanalysen zur diagnostischen
Aussagekraft eine große Varianz der Ergebnisse. Dies ist wahrscheinlich auf eine hohe
klinische, aber auch methodische Heterogenität der Primärstudien zurückzuführen. In
kaum einer der Metaanalysen bezogen sich die Autoren auf Fragen der Heterogenität oder
untersuchten diese genauer. Eine Empfehlung zur Anwendung eines bestimmten
Verfahrens aufgrund der diagnostischen Aussagekraft lässt sich nicht geben. Vielmehr
spielen im Einzelfall eine Vielzahl anderer Kriterien, wie Verfügbarkeit, individuelle
Patientenmerkmale (körperliche Belastungsfähigkeit, Interpretierbarkeit des EKGs,
Kontraindikationen für bestimmte Verfahren usw.), Kosten etc. eine Rolle.
Evidenzlevel DI
56
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

 Auf eine differenzierte Darstellung der diagnostischen Aussagekraft der


Myokardszintigraphie in Abhängigkeit vom genutzten Tracer wurde bewusst verzichtet,
da diese Fragestellung als zu speziell vor dem Hintergrund der Leitlinie betrachtet wurde.
In der Literatur wird eine vergleichbare Aussagekraft berichtet (216).

57
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Evidenztabellen zu systematischen Reviews und Metaanalysen von Studien zur diagnostischen Genauigkeit von nicht-invasiven Verfahren zum
Nachweis einer KHK
Tabelle 26: Indextest: Belastungs-EKG
Quelle/ Studienpopulation/ Suchstrategie (Datenbanken;Sprache;Zeit)/ Referenztest Datensynthese Ergebnisse Bemerkung/
Eingeschlossene Studien/ Setting Einschlusskriterien Spezifität, Sensitivität, prädiktiver Wert, Likelihood Ratio Qualität Metaanalyse
Indextest (Patientenzahl, Setting, Ausschlusskriterien/ allgemein und für Subgruppen (Männer, Frauen, Diabetiker,
mit oder ohne Qualität Primärstudien bestehende KHK, AMI, Art der KHK)
vorbestehende KHK) Inter- und Intraobserver-Variabilität
Kwok et al. (219) 3721 Frauen Suchstrategie: MEDLINE;Englisch;01/1966-12/1995 Koronarangiographie Sensitivität, Spezifität und Hinweise auf:
Metaanalyse zur diagnostischen Prävalenz KHK in Ein: Studien mit Anzahl Frauen ≥ 50; Koronarangiographie Likelihood Ratios als Sensitivität (95%-KI) 61 (54-68) Heterogenität: k.A.
Aussagekraft verschiedener Studien mit Belastungs- als Goldstandard, getrennte Berechnung der Sensitivität gewichtete Mittelwerte, Spezifität (95%-KI) 70 (64-75)
Verfahren (Belastungs-EKG, EKG: 20-67% und Spezifität für Frauen möglich Summary ROC, LR+ (95%-KI) 2,25 (1,84-2,66) Disseminationsbias :
Stressecho, Myokardszintigrafie) Aus: Studien mit pharmakologischenr Belastung, LR- (95%-KI) 0,55 (0,47-0,62) k.A.
mit körperlicher Belastung bei Risikostratifizierung nach Myokardinfarkt; Beurteilung von
Frauen PTCA-Ergebnissen
Davon 19 Studien zum Validitätskriterien der berücksichtigten Primärstudien:
Belastungs-EKG Verifikationsbias: berücksichtigt
Diagnostic-Review-Bias: berücksichtigt
Konsekutive Aufnahme: k.A.
Gianrossi et al. (217) 24 074 Patienten; Suche: MEDLINE; nicht eindeutig berichtet, aber Koronarangiographie Sensitivität, Spezifität und Hinweise auf:
Metaanalyse von 147 Studien Studien aus USA, verschiedene Sprachen; 1967-1987 Unterschiedliche Likelihood Ratios als Sensitivität (Spannweite) 68 (23-100) Klinische Heterogenität:
zur diagnostischen Aussagekraft Europa, Asien, Ein: n ≥ 50; Koronarangiographie als Referenztest Schwellenwerte gewichtete Mittelwerte, Spezifität (Spannweite) 77 (17-100) Hohe Variabilität der
des Belastungs-EKGs bzw. der Australien Aus: Berechnung von Sensitivität und Spezifität nicht (Stenosegrad ≥ 50; ≥ 70%) multivariate Negativer Vorhersagewert berichteten Werte
belastungs-induzierten ST- Prävalenz KHK: 66% möglich Regressionsanalyse
Senkung Validitätskriterien der berücksichtigten Primärstudien:
Verifikationsbias: k.A.
Diagnostic-Review-Bias: berücksichtigt Disseminationsbias :
Konsekutive Aufnahme: k.A. k.A.
Mant et al. (218) 111 Studien, Patienten Suche: (MEDLINE, EMBASE, Cinahl, the Cochrane Koronarangiographie Likelihood Ratios als Ergebnisse (Auszug)
Systematische Übersichtsarbeit mit Verdacht auf KHK, Library/ nicht berichtet/ 1966-1999) Unterschiedliche gewichtete Mittelwerte, ST Senkung 1mm (71 Studien):
zur Beurteilung der Primärversorgung Ein: Schwellenwerte; Random-effect-model LR+ (95%-KI) 2,79 (2,53-3,07)
diagnostischen Aussagekraft Aus: keine Orginaldaten, keine diagnistische Studie, Anteil LR- (95%-KI) 0,44 (0,40-0,47)
u.a. des Belastungs-EKGs in der Patienten mit AMI>20%, Fall-Kontroll-Studien
Primärversorgung Validitätskriterien der berücksichtigten Primärstudien: ST Senkung 2mm (43 Studien):
Verifikationsbias: LR+ (95%-KI) 3,85 (2,49-5,98)
Diagnostic-Review-Bias: berücksichtigt LR- (95%-KI) 0,72 (0,65-0,81)
Konsekutive Aufnahme: berücksichtigt
Anteil der Patienten mit AMI in Vorgeschichte (34 Studien):
LR+ (95%-KI) 2,39 (2,17-2,62)
LR- (95%-KI) 0,44 (0,40-0,49)

Studien, die ausschließlich Thoraxschmerzpatienten


einschlossen (34 Studien):
LR+ (95%-KI) 3,09 (2,67-3,58)
LR- (95%-KI) 0,38 (0,34-0,43)

Studien, die nur Patienten ohne aktuelle, für die


Testdurchführung relevante Medikation (1 Studie):
LR+ (95%-KI) 7,05 (3,08-16,12)
LR- (95%-KI) 0,16 (0,09-0,30)

Studien mit gesonderten Ergebnissen für Männer (19


Studien)
LR+ (95%-KI) 2,92 (2,17-3,92)
LR- (95%-KI) 0,46 (0,38-0,56)

Studien mit gesonderten Ergebnissen für Frauen (19 Studien)


LR+ (95%-KI) 1,96 (1,72-2,24)
LR- (95%-KI) 0,55 (0,49-0,0,65)

58
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Evidenztabellen zu systematischen Reviews und Metaanalysen von Studien zur diagnostischen Genauigkeit von nicht-invasiven Verfahren zum
Nachweis einer KHK
Tabelle 27: Indextest: Stressechokardiographie
Quelle/ Studienpopulation/ Suchstrategie (Datenbanken;Sprache;Zeit)/ Referenztest Datensynthese Ergebnisse Bemerkung/
Eingeschlossene Studien/ Setting Einschlusskriterien Spezifität, Sensitivität, prädiktiver Wert, Likelihood Qualität Metaanalyse
Indextest (Patientenzahl, Setting, Ausschlusskriterien/ Ratio allgemein und für Subgruppen (Männer,
mit oder ohne Qualität Primärstudien Frauen, Diabetiker, bestehende KHK, AMI, Art der
vorbestehende KHK) KHK)
Inter- und Intraobserver-Variabilität
Heijenbrok-Kal et al. (223) Ca. 36000 Patienten, Suche: Pubmed, Cochrane Library; Englisch; 01/1990- Koronarangiographie Random-effect- Ergebnisse unabhängig von Belastungsart Hinweise auf:
7 Metaanalysen mit 226 Prävalenz der KHK in 12/2006 Unterschiedliche model, Sensitivität Sensitivität (95%-KI) 79,1 (77,6-80,5) Heterogenität: k.A.
Primärstudien zum Stressecho den verschiedenen Ein: Diagnose KHK, quantitative Datenanalyse, Referenztest Schwellenwerte (Stenosegrad und Spezifität als Spezifität (95%-KI) 87,1 (85,7-88,5)
Körperliche und Metaanalysen: 70-77 % Koronarangiographie , Daten für Vierfeldertafel verfügbar 50-100%, min. 1-Gefäß-KHK) gewichtete LnDOR (95%-KI) 2,9 (2,8-3,0) Disseminationsbias : k.A.
pharmakologische Belastung Aus: Mittelwerte, SROC,
(Dipyridamol, Adenosin, Validitätskriterien der berücksichtigten Primärstudien: Regressionsanalyse
Dobutamin) Verifikationsbias: k.A.
Diagnostic-Review-Bias: k.A.
Konsekutive Aufnahme: k.A.
Kein Ausschluss aufgrund qualitativer Merkmale, aber
Berücksichtigung bestimmter Variablen in Analysen
Geleijnse et al. (224) 901 Patienten Suche: MEDLINE; k.A.; -06/2006) Koronarangiographie Sensitivität und Gewichteter Mittelwert (Spannweite in einzelnen Hinweise auf:
14 diagnostische Studien zu Prävalenz der KHK Ein: Studien, die Daten ausdrücklich für Frauen berichten Unterschiedliche Spezifität als Studien) über alle 14 Studien Heterogenität: k. A.
diagnostischen Aussagekraft unter Frauen in den Aus: k.A. Schwellenwerte (Stenosegrad gewichtete Sensitivität ♀ (Spannweite) 72 (31-93)
des Stressechos mit verschiedenen Studien: Validitätskriterien der berücksichtigten Primärstudien: ≥ 50%; ≥ 70%) Mittelwerte Spezifität ♀ (Spannweite) 88 (55-100) Disseminationsbias : k.A.
pharmakologischer Belastung 42-72% Verifikationsbias: k.A. LnDOR k.A. k.A.
(Dobutamin) bei Frauen Diagnostic-Review-Bias: k.A.
Konsekutive Aufnahme: k.A. Gewichteter Mittelwert (Spannweite in einzelnen
Studien) über 7 Studien (n=1440), die Ergebnisse
hinsichtlich Männer und Frauen vergleichen
Sensitivität ♀ (Spannweite) 77 (55-90)
Sensitivität ♂ (Spannweite) 77 (48-88)
Spezifität ♀ (Spannweite) 81 (55-100)
Spezifität ♂ (Spannweite) 77 (46-96)
LnDOR k.A. k.A.

Gewichteter Mittelwert (Spannweite in einzelnen


Studien) über 6 Studien (n=379), die Ergebnisse
hinsichtlich Stress-Echo und Stress-
Myocardszintigraphie (körperliche und
medikamentöse Belastung) vergleichen.

Sensitivität (Spannweite)
Stress-Echo 77 (55-93)
Myocardszintigraphie 73 (55-89)
Spezifität (Spannweite)
Stress-Echo 90 (75-100)
Myocardszintigraphie 70 (56-80)
LnDOR k.A. k.A.
Grady et al. (236) Ca. 340 Frauen mit Suche: Pubmed, Cochrane Library, DARE; Englisch, andere Koronarangiographie Sensitivität, Ergebnisse Frauen: Hinweise auf:
Metaanalyse über 4 Studien zur Verdacht auf oder prechen; 1990- 01/2002 unterschiedliche Spezifität , LR als Sensitivität (95% KI): 81 (74-84) Heterogenität: nein
diagnostischen Aussagekraft bekannter KHK Ein: Anzahl Frauen > 10Referenztest Koronarangiographie , Schwellenwerte gewichtete Spezifität (95% KI): 73 (66-79)
des Stressecho mit körperlicher Daten für Vierfeldertafel verfügbar Mittelwerte, LR+ (95% KI): 2,95 (2,28-3,79) Disseminationsbias: nein
Belastung bei Frauen, 2 Studien Aus: pharmakologische Belastung, Prognose nach AMI, Herz- LR- (95% KI): 0,26 (0,19-0,36)
schlossen Männer und Frauen OP, PTCA
ein, 2 Studien nur Frauen Validitätskriterien der berücksichtigten Primärstudien:
Verifikationsbias: berücksichtigt
Diagnostic-Review-Bias: berücksichtigt
Konsekutive Aufnahme: berücksichtigt

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DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Quelle/ Studienpopulation/ Suchstrategie (Datenbanken;Sprache;Zeit)/ Referenztest Datensynthese Ergebnisse Bemerkung/


Eingeschlossene Studien/ Setting Einschlusskriterien Spezifität, Sensitivität, prädiktiver Wert, Likelihood Qualität Metaanalyse
Indextest (Patientenzahl, Setting, Ausschlusskriterien/ Ratio allgemein und für Subgruppen (Männer,
mit oder ohne Qualität Primärstudien Frauen, Diabetiker, bestehende KHK, AMI, Art der
vorbestehende KHK) KHK)
Inter- und Intraobserver-Variabilität
De Albuquerque et al.(225) Verschiedene Länder, Koronarangiographie Sensitivität als Hinweise auf:
8 Studien zur diagnostischen Stabile Patienten mit Unterschiedliche gewichtete Heterogenität: k. A.
Aussagekraft des Stressechos bekannter oder Schwellenwerte Mittelwerte Sensitivität (95%-KI)
in Abhängigkeit von unbekannter KHK, (Stenosegrad ≥ 50; ≥ 70; ≥ körperliche Belastung 79 (74,8-83,1) Disseminationsbias : k.A.
Belastungsart (körperlich versus Prävalenz der KHK: 75%) Dipyridamol 72 (66,9-76,0)
Dipyridamol ) 74% Spezifität (95%-KI)
körperliche Belastung 82 (74,2-84,7)
Spezifität Dipyridamol 92 (85,9-95,6)
Richtigkeit (95%-KI)
körperliche Belastung 80% (76,0-83,0)
Richtigkeit Dipyridamol 77% (73,3-80,6)

Die Unterschiede hinsichtlich Sensitivität und


Spezifität waren signifikant (p ≤ 0,05), der
Unterschied hinsichtlich Richtigkeit nicht.
Kim et al.(226) Patienten mit bekannter Suche: MEDLINE; Englisch;01/75-01/99 Koronarangiographie Sensitivität als Hinweise auf:
Metaanalyse zur diagnostischen KHK oder V.a. KHK; Ein: Koronarangiographie als Referenztest, vergleichbare Unterschiedliche gewichtete Sensitivität (95%-KI) Heterogenität: k. A.
Aussagekraft des Stressecho antianginöse Therapie Schwellenwerte Mittelwerte, Adenosin 72 (62-79)
und des SPECT in Abhängigkeit Studien zum Aus: Risikostratifikation nach Myokardinfarkt, Beurteilung (Stenosegrad ≥ 50; ≥ 70%) Summary ROC, Dipyridamol 70 (66-74) Disseminationsbias : k.A.
vom pharmakologischen Stressecho: nach PTCA, Herztransplantation, Verbindung von körperlicher ROC Dobutamin 80 (77-83)
Stressor, 6448 Patienten mit pharmakologischer Belastung, orale Stressoren, spezielle Regressionsanalyse
davon 66 Studien zur Prävalenz der KHK: 67- Untergruppen wie Niereninsuffizienz. Spezifität (95%-KI)
diagnostischen Aussagekraft 73% Validitätskriterien der berücksichtigten Primärstudien: Adenosin 91 (88-93)
des Stressecho Verifikationsbias: berücksichtigt Dipyridamol 93 (90-95)
Diagnostic-Review-Bias: k.A. Dobutamin 84 (80-86)
Konsekutive Aufnahme: k.A.
Unterschied zwischen Ergebnissen mit Dobutamin
und mit Adenosin/ Diyridamol ist signifikant.
Subgruppenanalysen:
Kein Unterschied zwischen Dobutamin-Stressecho
bei Männern und Frauen.

Schinkel et al.(227) 1405 Patienten Suche: MEDLINE, Handsuche; Englisch;1975-2001 Koronarangiographie Sensitivität und Vergleich über alle Studien unabhängig von Hinweise auf:
Metaanalyse von 17 Studien, die Ein: Studien mit direktem Vergleich Stressecho- Unterschiedliche Spezifität als Belastungsart, pharmakologischen Stressor oder Heterogenität: k. A.
Stressecho und Myokardszinitigrafie Schwellenwerte gewichtete Tracer
Myokardszintigraphie direkt Aus: (Stenosegrad ≥ 50; ≥ 70%) Mittelwerte Sensitivität (95%-KI Disseminationsbias : k.A.
vergleichen hinsichtlich Validitätskriterien der berücksichtigten Primärstudien: Stressecho 80* k.A.
diagnostischer Aussagekraft und Verifikationsbias: k.A. Myocardszintigraphie 84* k.A.
Prognose. Diagnostic-Review-Bias: k.A. Spezifität (95%-KI)
Konsekutive Aufnahme: k.A. Stressecho 86* k.A.
Myocardszintigraphie 77* k.A.

*Unterschiede jeweils signifikant mit p ≤ 0,05

Subgruppe Frauen (3 Studien, n=175)


Sensitivität (95%-KI)
Stressecho 80 k.A.
Myocardszintigraphie 71 k.A.
Spezifität (95%-KI)
Stressecho 89* k.A.
Myocardszintigraphie 72* k.A.

*Unterschiede jeweils signifikant mit p ≤ 0,05

Subgruppe Hypertoniker (2 Studien, n=286)


Sensitivität (95%-KI)
Stressecho 74* k.A.
Myocardszintigraphie 81* k.A.

Spezifität (95%-KI)
Stressecho 85* k.A.
Myocardszintigraphie 44* k.A.

*Unterschiede jeweils signifikant mit p ≤ 0,05

60
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Evidenztabellen zu systematischen Reviews und Metaanalysen von Studien zur diagnostischen Genauigkeit von nicht-invasiven Verfahren zum
Nachweis einer KHK
Tabelle 28: Indextest: Myokardperfusionsszintigrafie
Quelle/ Studienpopulation/ Setting Suchstrategie (Datenbanken;Sprache;Zeit)/ Referenztest Datensynthese Ergebnisse Bemerkung/
Eingeschlossene Studien/ (Patientenzahl, Setting, mit oder Einschlusskriterien Spezifität, Sensitivität, prädiktiver Wert, Likelihood Qualität Metaanalyse
ohne vorbestehende KHK) Ausschlusskriterien/ Ratio allgemein und für Subgruppen (Männer,
Qualität Primärstudien Frauen, Diabetiker, bestehende KHK, AMI, Art der
KHK), Inter- und Intraobserver-Variabilität
Underwood et al. (232) Nicht konkret beschrieben Suche: keine Angabe Koronarangiographie qualitativ Angaben bezogen auf methodisch stärkere Studien Hinweise auf:
68 Studien Stichprobengrößen zwischen 25- Ein: k.A. Unterschiedliche unabhängig von Belastungsart und Tracer Heterogenität:
nicht bei Heijenbrok-Kal et al. 2500 Patienten Aus: k.A. Schwellenwerte Sensitivität 71-97 starke methodische
enthalten, da keine Meta- Validitätskriterien der berücksichtigten Primärstudien: (Spannweite) Heterogenität der Studien,
Analyse Verifikationsbias: berücksichtigt Spezifität (Spannweite) 56-89 daher keine Metaanalyse
Diagnostic-Review-Bias: berücksichtigt -94*
Konsekutive Aufnahme: k.A. * mit EKG-Triggerung Disseminationsbias: k.A.
Beschreibung Patientenspektrum: berücksichtigt

Heijenbrok-Kal et al. (223) Ca. 14000 Patienten, Prävalenz Suche: Pubmed, Cochrane Library; Englisch; 01/1990- Koronarangiographie Random-effect- Ergebnisse unabhängig von Belastungsart und Hinweise auf:
5 Metaanalysen mit 103 der KHK in Metaanalysen: 66- 12/2006 Unterschiedliche model, gepoolte, Tracer Heterogenität: keine Angaben
Primärstudien zum Stress- 90% % Ein: Diagnose KHK, quantitative Datenanalyse, Referenztest Schwellenwerte Sensitivität und
Myokard- Koronarangiographie , Daten für Vierfeldertafel verfügbar Spezifität als Sensitivität (95%-KI) 88,1 (86,6-89,6) Disseminationsbias: k.A.
Perfusionsszintigrafie Aus: k.A. gewichtete Spezifität (95%-KI) 73,0 (69,1-76,9)
(SPECT) Validitätskriterien der berücksichtigten Primärstudien: Mittelwerte, SROC, LnDOR (95%-KI) 2,8 (2,6-3,0)
Körperliche und Verifikationsbias: k.A. Regressionsanalyse
pharmakologische Belastung Diagnostic-Review-Bias: k.A.
(Dipyridamol, Adenosin, Konsekutive Aufnahme: k.A.
Dobutamin) Kein Ausschluss aufgrund qualitativer Merkmale, aber
Berücksichtigung bestimmter Variablen in Analysen
Grady et al. (236) Ca. 550 Frauen mit Verdacht auf Suche: Pubmed, Cochrane Library, DARE; Englisch, andere Koronarangiographie Sensitivität, Ergebnisse Frauen: Hinweise auf:
Metaanalyse über 10 Studien oder bekannter KHK prechen; 1990- 01/2002 unterschiedliche Spezifität , LR als Sensitivität (95% KI): 77 (72-83) Heterogenität: nein
zur diagnostischen Ein: Anzahl Frauen > 10Referenztest Koronarangiographie , Schwellenwerte gewichtete Spezifität (95% KI): 69 (62-75)
Aussagekraft der Daten für Vierfeldertafel verfügbar Mittelwerte, LR+ (95% KI): 2,46 (2,00-3,04) Disseminationsbias: nein
Myokardszinitigraphie bei Aus: pharmakologische Belastung, Prognose nach AMI, LR- (95% KI): 0,33 (0,26-0,41)
Frauen Herz-OP, PTCA
(verschiedeneRadiopharmaka, Validitätskriterien der berücksichtigten Primärstudien: Ergebnisse Männer:
körperliche Belastung) Verifikationsbias: berücksichtigt
Sensitivität (95% KI): 77 (72-83)
Diagnostic-Review-Bias: berücksichtigt
Spezifität (95% KI): 69 (62-75)
Konsekutive Aufnahme: berücksichtigt
LR+ (95% KI): 2,46 (2,00-3,04)
LR- (95% KI): 0,33 (0,26-0,41)

Tabelle 29: Indextest: Positronenemissionstomographie (PET)


Quelle/ Studienpopulation/ Setting Suchstrategie (Datenbanken;Sprache;Zeit)/ Referenztest Datensynthese Ergebnisse Bemerkung/
Eingeschlossene (Patientenzahl, Setting, mit oder Einschlusskriterien Spezifizität, Sensitivität, prädiktiver Wert, Likelihood Qualität Metaanalyse
Studien/ ohne vorbestehende KHK) Ausschlusskriterien/ Ratio allgemein und für Subgruppen (Männer, Frauen,
Qualität Primärstudien Diabetiker, bestehende KHK, AMI, Art der KHK)
Inter- und Intraobserver-Variabilität
Beanlands et al. 1460 Patienten Suche: MEDLINE, EMBASE, Cochrane;k.A.; 1966-06/2005) Koronarangiographie Sensitivität und Hinweise auf:
2007(234) Ein: Unterschiedliche Spezifität als Sensitivität (Spannweite) 89 (83-100) Heterogenität: k.A.
14 Studien zu Aus: andere Tracer als Rubidium-82 und N-13 Ammonia; n<20) Schwellenwerte (Stenosegrad ≥ gewichtete Spezifität (Spannweite) 89 (73-100)
Diagnose der KHK; Validitätskriterien der berücksichtigten Primärstudien: 50; ≥ 67; ≥ 75%) Mittelwerte Disseminationsbias: k.A.
verschiedene Tracer, Verifikationsbias: berücksichtigt
körperliche und Diagnostic-Review-Bias: berücksichtigt
pharmakologische Konsekutive Aufnahme: k.A.
Belastung Beschreibung Patientenspektrum: berücksichtigt
(Dipyridamol)

61
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Evidenztabellen zu systematischen Reviews und Metaanalysen von Studien zur diagnostischen Genauigkeit von nicht-invasiven Verfahren zum
Nachweis einer KHK
Tabelle 30: Indextest: Myokard-Stress-MRT (Perfusion- und Wandbewegungsstörung) mit pharmakologischer und körperlicher Belastung
Quelle/ Studienpopulation/ Suchstrategie (Datenbanken;Sprache;Zeit)/ Referenztest Datensynthese Ergebnisse Bemerkung/
Eingeschlossene Studien/ Setting Einschlusskriterien Spezifität, Sensitivität, prädiktiver Wert, Likelihood Qualität Metaanalyse
Indextest (Patientenzahl, Setting, Ausschlusskriterien/ Ratio allgemein und für Subgruppen (Männer,
mit oder ohne Qualität Primärstudien Frauen, Diabetiker, bestehende KHK, AMI, Art der
vorbestehende KHK) KHK), Inter- und Intraobserver-Variabilität
Nandalur et al. (238) N=2191 Patienten mit Suche: Medlinie, EMBASE; englisch, nicht-englisch; 01/90- Koronarangiographie Random-Effect- Wandbewegungsstörung Hinweise auf:
37 Studien gesamt bekannter oder 01/07 Model, Sensitivität (95% KI): 83* (79-88) Klinische Heterogenität: nein, mit
Wandbewegungsstörung vermuteter Ein: Stenose> 50%, Koronarangiographie als Sensitivität, Spezifität (95% KI): 86 (81-91) Ausnahme
(Belastung: körperlich und (überwiegend) KHK Referenzstandard; Daten für Vierfeldertafel verfügbar Spezifität und LR+ (95% KI): 5,24 (3,28-7,21) Studien Sensitivität
pharmakologisch (Dobutamin, Wandbewegungsstörung: Aus: gesunde Freiwillige, ohne Referenztest; n<10 LRs als LR- (95% KI): 0,19 (0,15-0,24) Perfusionsstörung: I²=0,44, p=0,04)
Dipyridamol)): 13 Studien N= 754 Validitätskriterien der berücksichtigten Primärstudien: gewichtete Positiver Grafische Darstellung in
Prävalenz KHK: 71% Patientenspektrum: berücksichtigt Mittelwerte Vorhersagewert Abhängigkeit von Studien Spezifität
Perfusionsstörung (Belastung: Verifikationsbias: berücksichtigt Wandbewegungsstörung:
Negativer Vortestwahrscheinlichkeit
pharmakologisch (Dipyridamol, Perfusionsstörung: Diagnostic-Review-Bias: berücksichtigt. I²=0,73, p<0,001
Adenosin, Dobutamin): 24 Vorhersagewert
N=1516 Prospektive Kohortenstudie: berücksichtigt
Studien * Verbesserung auf 0,85, wenn Dipyridamol als
Prävalenz KHK 57%
Stressor ausgeschlossen wurde.
Disseminationsbias: k.A.
Perfusionsstörung
Sensitivität (95% KI): 91 (88-94)
Spezitivität (95% KI): 81 (77-85)
LR+ (95% KI): 5,1 (3,92-6,28)
LR- (95% KI): 0,11 (0,07-0,15)
Positiver Grafische Darstellung in
Vorhersagewert Abhängigkeit von
Negativer Vortestwahrscheinlichkeit
Vorhersagewert

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DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Evidenztabellen zu systematischen Reviews und Metaanalysen von Studien zur diagnostischen Genauigkeit von nicht-invasiven Verfahren zum
Nachweis einer KHK
Tabelle 31: Indextest: Magnetresonanz-Koronarangiographie
Quelle/ Studienpopulation/ Suchstrategie (Datenbanken;Sprache;Zeit)/ Outcome/ Datensynthese Ergebnisse Bemerkung/
Eingeschlossene Studien/ Setting Einschlusskriterien Referenztest Spezifität, Sensitivität, prädiktiver Wert, Likelihood Qualität Metaanalyse
(Patientenzahl, Setting, Ausschlusskriterien/ Ratio allgemein und für Subgruppen (Männer,
mit oder ohne Qualität Primärstudien Frauen, Diabetiker, bestehende KHK, AMI, Art der
vorbestehende KHK) KHK)
Inter- und Intraobserver-Variabilität
Schuijf et al. (240) Patienten mit bekannter Suche: MEDLINE, Handsuche; englisch; 01/1990-01/2005 Koronarangiographie, Random-effect- Ergebnisse MR-Koronarangiographie Hinweise auf:
Metaanalyse zum Vergleich der KHK oder Verdacht auf Ein: Referenztest Koronarangiographie, Stenosegrad ≥ 50% model, gepoolte, (verschiedene Techniken, Analyseebene Heterogenität: k.A.
diagnostischen Aussagekraft von KHK Aus: keine Daten für Vierfeldertafel Sensitivität und Segment))
Mehrschicht-CT (24 Studien) im Validitätskriterien der berücksichtigten Primärstudien: Spezifität als Sensitivität (95% KI): 72 (69-75) Disseminationsbias: k.A.
Vergleich zur MR- MR- Verifikationsbias: k.A. gewichtete Spezifität (95% KI): 87 (86-88)
Koronarangiographie (28 Koronarangiographie: Diagnostic-Review-Bias: k.A. Mittelwerte, SROC, Positiver 65 (62-68)
Studien) 903 Patienten; Konsekutive Aufnahme: k.A. Regressionsanalyse Vorhersagewert
Prävalenz der KHK: 59- Negativer 90 (89-91)
100% Vorhersagewert

Ergebnisse gelten nur für interpretierbare


Segmente.

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DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Evidenztabellen zu systematischen Reviews und Metaanalysen von Studien zur diagnostischen Genauigkeit von nicht-invasiven Verfahren zum
Nachweis einer KHK
Tabelle 32: Indextest: Mehrschicht-CT
Quelle/ Studienpopulation/ Suchstrategie (Datenbanken;Sprache;Zeit)/ Outcome/ Datensynthese Ergebnisse Bemerkung/
Eingeschlossene Studien/ Setting Einschlusskriterien Referenztest Spezifität, Sensitivität, prädiktiver Wert, Likelihood Qualität Metaanalyse
(Patientenzahl, Setting, Ausschlusskriterien/ Ratio allgemein und für Subgruppen (Männer,
mit oder ohne Qualität Primärstudien Frauen, Diabetiker, bestehende KHK, AMI, Art der
vorbestehende KHK) KHK), Inter- und Intraobserver-Variabilität
Schuijf et al. (240) Patienten mit bekannter Suche: MEDLINE, Handsuche; englisch; 01/1990-01/2005 Koronarangiographie , Random-effect- Ergebnisse Mehrschicht-CT 4-, 8- und 16- Hinweise auf:
Metaanalyse zum Vergleich der KHK oder Verdacht auf Ein: Referenztest Koronarangiographie, Stenosegrad ≥ 50% model, Sensitivität ZeilenCT, Analyseebene Segment) Heterogenität: k.A.
diagnostischen Aussagekraft KHK Aus: keine Daten für Vierfeldertafel und Spezifität als Analyseebene Segment
von Mehrschicht-CT (24 Mehrschicht-CT: 1300 Validitätskriterien der berücksichtigten Primärstudien: gewichtete Sensitivität (95% KI): 85 (83-87) Disseminationsbias: k.A.
Studien) im Vergleich zur MR- Patienten; Prävalenz der Verifikationsbias: k.A. Mittelwerte, SROC, Spezifität (95% KI): 95 (95)
Koronarangiographie (28 KHK: 53-100% Diagnostic-Review-Bias: k.A. Regressionsanalyse Positiver 76 (74-78)
Studien) MR- Konsekutive Aufnahme: k.A. Vorhersagewert
Koronarangiographie: Negativer 97 (97)
903 Patienten; Vorhersagewert
Prävalenz der KHK: 59-
100% Ergebnisse MR-Koronarangiographie
(verschiedene Techniken, Analyseebene
Segment))
Sensitivität (95% KI): 72 (69-75)
Spezifität (95% KI): 87 (86-88)
Positiver 65 (62-68)
Vorhersagewert
Negativer 90 (89-91)
Vorhersagewert

Ergebnisse gelten nur für interpretierbare


Segmente.

64
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Quelle/ Studienpopulation/ Suchstrategie (Datenbanken;Sprache;Zeit)/ Outcome/ Datensynthese Ergebnisse Bemerkung/


Eingeschlossene Studien/ Setting Einschlusskriterien Referenztest Spezifität, Sensitivität, prädiktiver Wert, Likelihood Qualität Metaanalyse
(Patientenzahl, Setting, Ausschlusskriterien/ Ratio allgemein und für Subgruppen (Männer,
mit oder ohne Qualität Primärstudien Frauen, Diabetiker, bestehende KHK, AMI, Art der
vorbestehende KHK) KHK), Inter- und Intraobserver-Variabilität
Hamon et al. (242) Patienten mit bekannter Suche: MEDLINE; englisch; 01/2002-07/2006 Koronarangiographie , Random-effect- Hinweise auf:
Metaanalyse über 29 Studien KHK und Verdacht auf Ein: Indextest Mehrschicht-CT (≥ 16 Zeilen), Referenztest Stenosegrad ≥ 50% model, Sensitivität, Analyseebene Segment (n=22798) Heterogenität: berücksichtigt
zur diagnostischen Aussagekraft KHK, Prävalenz der Koronarangiographie, Daten für Vierfeldertafel Spezifität und LRs Sensitivität (95% KI): 81 (72-89)
der Mehrschicht-CT (≥ 16 KHK in Primärstudien: Aus: Evaluation Bypass-OP oder Stent, frühere Herz-TX, als gewichtete Spezifität (95% KI): 93 (90-97) Disseminationsbias: k.A.
Zeilen) 63,6% (Md) n<30 Mittelwerte, sROC LR+ (95% KI): 21,5 (13,1-35,5)
Validitätskriterien der berücksichtigten Primärstudien: LR- (95% KI): 0,11 (0,06-0,21)
Verifikationsbias: Diagnostic Odds Ratio 189,3 (93,5-
Diagnostic-Review-Bias: berücksichtigt (95% KI) 383,4)
Konsekutive Aufnahme: berücksichtigt Negativer 96,5 (94,7-98,3)
Beurteilung der methodischen Qualität mittels QUADAS Vorhersagewert
(95% KI)
Positiver 67,8 (57,6-78,0)
Vorhersagewert
(95% KI)

Analyseebene Gefäß (n=2726)


Sensitivität (95% KI): 82 (80-85)
Spezifität (95% KI): 91 )90-92)
LR+ (95% KI): 11,8 (6,8-20,6)
LR- (95% KI): 0,08 (0,02-0,32)
Diagnostic Odds Ratio 146,5 (31,9-
(95% KI) 671,2)
Negativer 92 (91-93)
Vorhersagewert
(95% KI)
Positiver 81 (78-83)
Vorhersagewert
(95% KI)

Analyseebene Patient (n=1570)


Sensitivität (95% KI): 87 (80-94)
Spezifität (95% KI): 74 65-84
LR+ (95% KI): 5,4 (3,5-8,3)
LR- (95% KI): 0,05 (0,03-0,09)
Diagnostic Odds Ratio 133,5 (57,3-
(95% KI) 308,9)
Negativer 94 (89-99)
Vorhersagewert
(95% KI)
Positiver 83 (76-90)
Vorhersagewert
(95% KI)

65
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Tabelle 33: Übersicht über verschiedene Verfahren zur Diagnose der KHK
Verfahren Beschreibung Indikation/ Kontraindikation/ limitierende Faktoren/ Nachteile Komplikationen
Vorteile
Belastungs-EKG Funktionell nicht-invasiv Absolute Kontraindikationen: Akuter Myocardinfarkt, instabile Angina, symptomatische Myokardinfarkt oder Tod 1/2500(216)
Körperliche Belastung, Nachweis Kostengünstigstes Verfahren (216) Herzrhythmusstörungen, symptomatische Aortenstenose, symptomatische Herzinsuffizienz, Tod: 0,01 (232)
der Myokardischämie durch EKG- akute Lngenembolie oder -infarkt, akute Myo- oder Pericarditis, akute Aortendissektion Morbidität: 0,02% (232)
Veränderung (ST-Senkung ≥ Relative Kontraindikationen: Hauptstammstenose, schwerer arterieler Hypertonus, Brady-
1mm) oder Tachyarhythmie, hypertrohe Kardiomyopathie, mittelgradige Klappenstenosen,
hochgradiger AV-Block
Nicht möglich bei fehlender oder unzureichender körperlicher Belastbarkeit oder
mangelnder Interpretierfähigkeit des Ruhe-EKG (Linksschenkelblock,
Schrittmacherrhythmus oder ST-Senkung ≥ 1mm im Ruhe-EKG)
Einnahme von Betablockern und andere antianginöse Medikation verschlechtert Sensitivität
(216)

Stressechokardiografie Funktionell nicht-invasiv Eingeschränkte Schallbarkeit bei ca. 10-20% der Patienten(212;230;231) Bei Dobutamingabe gering erhöhte
(Wandbewegungsstörung) Hohe Verfügbarkeit (222;230) hohe Untersucherabhängigkeit (212;230;231) Wahrscheinlichkeit von Rhythmusstörungen(222)
Durch neue Techniken niedrige Kosten (230;231) niedrige Reproduzierbarkeit (212)
(Kontrastmittel) auch Angaben keine Strahlenexposition
zur Perfusion möglich Erassung zusätzlicher Parameter wie systolische und
Belastung: diastolische Kammerfunktion, Klappenfunktion,
Körperlich via Ergometrie Wanddicke, Vorhof-und Ventrikelgrößen, Beurteilung
(Fahrrad oder Laufband) Pulmonalarteriendruck
Pharmakologisch mittels
Dobutamin oder Vasodolatator
(Adenosin, Dipyridamol)
Vorhofstimulation (permanenter
SM oder transösopagiale SM-
Sonde)
Stress-Myocardszinitigrafie Funktionell (Perfusion) ähnliche diagnostische Genauigkeit für Frauen wie für Strahlenbelastung: 10-18 mSv
Single-Photon-Emmissions- Belastung: Männer (232;233) (10mSv entsprechen 5 Jahren natürliche Strahlung (232) Tod: 0,01 (232)
Computertomographie Körperlich via Ergometrie in Widerspruch hierzu niedrigere Spezifität bei Frauen SPECT mit Thallium: 14-20 (241) Morbidität: 0,02% (232)
(SPECT) (Fahrrad oder Laufband) aufgrund höherer Weichteilattenuation und kleinerem SPECT mit Technetium: 4-10 (241)
Pharmakologisch mittels Ventrikel(216;227) Kein Nachweis einer Perfusionsstörung bei Kollateralen trotz relevanter Koronarstenose
Dobutamin oder Vasodolatator Geringe Inter- und Intraobserver-Variabilität (230) (214)
(Adenosin, Dipyridamol) Hohe technische Erfolgsrate Strahlenbelastung SPECT: 9,2-18.9 (234) Verminderte Aussagekraft bei adipösen
Durch gated-SPECT (EKG-Triggerung) zusätzlich zu Patienten, großen Mammae und globaler, homogener Ischämie durch fehlende regionale
Perfusion Aussagen zu linksventrikulären Unterschiede
Auswurffraktion(212) Einnahme von Betablockern und andere antianginöse Medikation verschlechtert Sensitivität
Gute prognostische Aussagekraft hinsichtlich Risiko (216;232)
kardiovaskulärer Ereignisse (231;232)

Positron-Emissions-Tomographie Funktionell (Perfusion) Nicht-invasiv PET: 2-21,2 mSv jeweils abhängig von Tracer (234)
(PET) Belastung: PET (höhere räumliche Auflösung und absolute Höhere Kosten und geringere Verfügbarkeit als SPECT (216)
Körperlich via Ergometrie Quantifizierbarkeit, verlässlichere Attenuationskorrektur
(Fahrrad oder Laufband) bei Übergewicht im Vergleich zu SPECT, dadurch
Pharmakologisch mittels möglichweise Verbesserung der Spezifität und Sensitifität
Dobutamin oder Vasodolatator (Beanlands et al. 2007)
(Adenosin, Dipyridamol)

Stress-Myocard-MRT Funktionell (Perfusion und keine Strahlenbelastung Schrittmacher, Cochlea- oder Metallimplantate, Metallsplitter mit kritischer Lokalisation,
2 Technologien: Perfusionsstörung Wandbewegungsstörung) Mehrere Ansätze zur KHK-Diagnostik in einem Klaustrophobie (230) Adipositas,
(Perfusions-MRT, KM-verstärkt) und Pharmakologische Stressoren: Untersuchungsgang: Perfusionsstörung, Neurostimulator, Medikamentenpumpe
Wandbewegungsstörung Dobutamin Wandbewegungsstörung in Ruhe und pharmakologischer Anfälligkeit für Bewegungsartefakte (238)
(Dobutamin-Stress-MRT) (Wandbewegungsstörung) und Belastung, Beurteilung der Myocardvitalität und Untersuchungsdauer 60min
Adenosin und selten Dipyridamol Darstellung der Koronararterien Untersuchungsaufwand höher
(Perfusionsstörung) Kosten höher
Räumliche Auflösung: 1mm Geringe Verfügbarkeit

Magnetresonanz- Morphologisch nicht-invasiv Anteil der beurteilbaren Segmente in einer Metaanalyse mit 28 Studien (n=903): 52-100%
Koronarangiographie Keine Strahlenbelastung (240)
Mehrzeilen-Spiral-CT Morphologisch (nicht-invasive Neben Beurteilung der Morphologie auch Einschätzung Jodhaltiges Kontrastmittel
Mehrschicht-CT Koronarangiographie, Beurteilung funktioneller Parameter wie EF, Schlagvolumen, Anteile der beurteilbaren Segmente für das 4-Zeilen-CT in einer Metaanalyse mit 11
Multislice-CT Koronarkalk) Untersuchungsdauer 15 min Studien: 57-100% (240)
Kardio-CT Bildakquisationszeit: 64-Zeiler: Räumliche Auflösung: 0,5 mm (16-Zeilen-CT) Anteile der beurteilbaren Segmente für das 16-Zeilen-CT in einer Metaanalyse mit 8
165ms, Halbierung durch Dual- Studien: 83-100% (240)
source-CT (2 Röntgenröhren) Anstieg der Sensitivität/ Beurteilbarkeit mit Anzahl der Zeilen
(241) Geringe Genauigkeit bei Patienten mit Tachykardie/ Tachyarrhythmie
Strahlenbelastung CT-Angiographie: 7-18 mSv (212;241)

66
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Verfahren Beschreibung Indikation/ Kontraindikation/ limitierende Faktoren/ Nachteile Komplikationen


Vorteile
Strahlenbelastung Nachweis Koronarkalk: 1-2 mSv (241)
Strahlenebelastung 16-Zeilen-CT: 5,5-16,3 mSv (242)
Strahlenbelastung 64-Zeilen-CT: 10-21,4 mSv
Präzise Einschätzung des Stenosegrads bei massiver Arteriosklerose erschwert
(212)
Starke Kalzifikationen führen zu falsch positiven Befunden, eingeschränkte Beurteilbarkeit
von Gefäßen <1,5mm
Generelle Anwendung bei aktueller Datenlage noch nicht empfohlen (214)

Invasive Koronarangiographie Allgemein akzeptierter Direkte Intervention möglich invasiv Tod: 0,11% (232;244)
Goldstandard (213) Strahlenbelastung: 2-5 mSv (241;242) AMI: 0,05 (244)
Hohe zeitliche und räumliche In über 64% der Linksherzkatheteruntersuchungen erfolgt keine Intervention, in ca. 46% Arrhthmien: 0,38 (244)
Aufflösung (213) weder Intervention noch Herzoperation (243) Hämodynamische Komplikationen : 0,26 (244)
Anatomisch Kontrastmittelreaktionen: 0,38 (244)
Bildakquisationszeit 30ms (241) Größere Komplikationen gesamt: 1,7-2,0%
(232;244)

67
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Welche Maßnahmen sollten bei Verdacht auf ACS noch in der Praxis durchgeführt
werden?
Literatursuche: In verschiedenen Leitliniendatenbanken wurden 4 Leitlinien zur weiteren
Begutachtung ausgewählt. Eine Leitlinie wurde wegen fehlenden Methoden- und Evidenzreports
und dem Fehlen von Evidenzlevel und Empfehlungsgrad für therapeutische Maßnahmen bei
akutem Koronarsyndrom ausgeschlossen.
Patienten mit ACS sollten in einer spezialisierten kardiologischen Abteilung (im Gegensatz zu
einer allgemeininternistischen Abteilung) behandelt werden. Verschiedene retrospektive Studien
zeigen, dass Patienten eher in den Genuss evidenzbasierter Therapie kommen, wenn sie von
einem Kardiologen gesehen werden (T IIb, B) {Findlay, 2007 709 /id}. Da Kammerflimmern und
pulslose ventrikuläre Tachykardien bei ACS-Patienten häufig vorzufinden sind und rasche
Defibrillation und Kardioversion lebensrettend sein können, sollte bei Patienten mit ACS ein
kontinuierliches Monitoring des Herzrhythmus durchgeführt werden (T IV, C) {Findlay, 2007
709 /id}.
Sauerstoff sollte nur Patienten mit nachgewiesener Hypoxie (O2 Sättigung unter 90%),
Lungenödem oder andauernder Myokardischämie gegeben werden, da keine Evidenz vorliegt,
dass die routinemäßige Gabe von Sauerstoff für alle Patienten mit ACS das klinische Outcome
verbessert oder die Größe des Infarktareals reduziert (T IV, C) {Findlay, 2007 709 /id;2006 137
/id}.
Im Vergleich zu Placebo halbiert Aspirin (ARR 5.3%, RRR 46%) die Rate vaskulärer Ereignisse
(kardiovaskulär bedingter Tod, Myokardinfarkt und Schlaganfall) bei Patienten mit instabiler
Angina und reduziert die Rate um ein Drittel bei Patienten mit akutem Myokardinfarkt. Alle
Patienten mit ACS sollten unverzüglich Aspirin (300mg) erhalten (T Ia, A) {Findlay, 2007 709
/id;2006 137 /id;Bassand, 2007 720 /id}.
Bei NSTEACS zeigte sich in der Cure-Studie die kombinierte Gabe von Aspirin (300mg initial
gefolgt von 75-150mg täglich) und Clopidogrel (300mg initial gefolgt von 150mg täglich)
gegenüber alleiniger Aspirintherapie als überlegen. Für den STEACS demonstrierten die
CLARITY-TIMI 28- und die COMMIT/CCS-Studien eine reduzierte Mortalität für die
Kombinationsgabe im Vergleich zu der alleinigen Gabe von Aspirin.
Alle ausgewerteten Leitlinien richten sich mit ihren Empfehlungen typischerweise an den
erstbehandelnden Arzt einer Krankenhausnotaufnahme. Hier macht es in jedem Fall Sinn, in
Anwesenheit Ischämie bedingter EKG-Veränderungen oder einer Erhöhung laborchemischer
68
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

kardialer Marker, Patienten mit ACS unverzüglich sowohl mit Aspirin (300mg) als auch mit
Clopidogrel (300mg) zu behandeln (T Ia, A) {Findlay, 2007 709 /id;Bassand, 2007 720 /id}. In
der hausärztlichen Situation muss oft eine Entscheidung ausschließlich aufgrund anamnestischer
Angaben und der Ergebnisse des körperlichen Untersuchungsbefundes getroffen werden. So
empfehlen wir in unserer Leitlinie bei Verdacht auf ein ACS z.B. das Schreiben eines EKGs nur
dann, wenn dies ohne zeitliche Verzögerung möglich ist. Auch den Einsatz des Troponintests
empfehlen wir sehr zurückhaltend, da ein sicherer Infarktausschluss erst nach einem Zeitfenster
von 8-12 Stunden nach Symptombeginn möglich ist. Wir stimmen der frühen Clopidogrel-Gabe
noch vor einer koronaren Intervention zu, sehen aber aus den oben genannnten Gründen keinen
Anlass, eine möglichst frühe Clopidogrel-Gabe bei ACS zu einer verbindlichen Vorgabe für alle
Hausärzte zu machen.
Intravenöse oder orale Nitrate sind effektiv zur Symptomlinderung bei der Akutbehandlung
pektanginöser Beschwerden (T IIb, A) (245). Während die European Society of Cardiology
(ECS) die Antikoagulation für alle Patienten mit NSTEACS zusätzlich zu der Gabe von
Aggregationshemmern empfiehlt (Tia, A)(245), rät das Scottish Intercollegiate Guidelines
Network (SIGN) die Gabe eines niedermolekularen Heparins beim Vorliegen Ischämie-bedingter
EKG-Veränderungen oder erhöhter Enzymmarker an (TIa, A) {Findlay, 2007 709 /id}.
Bezüglich der Gabe von Beta-Blockern gibt es für das NSTEACS keine größeren RCTs. Eine
Metaanalyse kleinerer RCTs legt eine Reduktion der Progressionsrate zum Myokardinfarkt um
15% nahe. Beim STEACS beschreibt die ISIS-1-Studie einen frühen Benefit (die ersten 7 Tage)
bezüglich der kardiovaskulären Mortalität nach intravenöser Betablocker-Gabe (RRR 15%, ARR
0.68%). Im Gegensatz dazu zeigt der COMMIT/CCS-RCT keinen Einfluss der Betablockade auf
die Gesamtmortalität, Re-Infarktrate oder Anzahl von Herzstillständen {Findlay, 2007 709 /id}.
Sowohl das SIGN wie auch die ECS empfehlen die Gabe von Beta-Blockern mit gleichem
Evidenzlevel (T Ib) und leicht unterschiedlichem Grading (ECS:A; SIGN:B). Wenn weder eine
Bradykardie noch eine Hypotension vorliegen, sollte bei Patienten mit ACS der Killip Klasse I
(ohne klinische Zeichen einer begleitenden Herzinsuffizienz) die sofortige intravenöse oder orale
Betablockade erwägt werden. Die genannten Studien zeigen alle jedoch nur einen grenzwertigen
bis geringen Benefit der Gabe von Beta-Blockern, so dass die Empfehlung der Gabe im
primärärztlichen Bereich eher zurückhaltend erfolgen sollte.

69
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Tabelle 34: Evidenztabellen der evaluierten Leitlinien zu Fragestellung K6


Quelle, Ergebnisse Evidenz- Empfehlungen Grading Bemerkung
Herkunftsland, level
LL-Gesellschaft
Scottish Intercollegiate Überweisung/weitere Versorgung: Überweisung/ weitere Versorgung: B
Guidelines Network Verschiedene retrospektive Studien zeigen, dass Patienten eher in den T II b Patienten mit ACS sollten in einer spezialisierten
(SIGN) Genuss evidenzbasierter Therapie kommen, wenn sie von einem kardiologischen Abteilung (im Gegensatz zu einer
Kardiologen gesehen werden. allgemeininternistischen Abteilung) behandelt
Ein systematischer Review lässt die Annahme zu, dass ein erhöhtes werden.
Angebot evidenzbasierter Therapie mit einem verbesserten klinischen
Outcome inklusive Mortalität assoziiert ist.

Kardiales Monitoring: T IV Kardiales Monitoring: C


Kammerflimmern und pulslose ventrikuläre Tachykardien sind häufig bei Bei Patienten mit ACS sollte ein kontinuierliches
ACS-Patienten vorzufinden. Rasche Defibrillation und Kardioversion sind Monitoring des Herzrhythmus durchgeführt
lebensrettende Maßnahmen. Kontinuierliches Monitoring des werden.
Herzrhythmus erleichtert das rasche Erkennen o.g. Formen des
Herzstillstandes.

Sauerstofftherapie: T IV Sauerstofftherapie: C
Es gibt keine Evidenz, dass die routinemäßige Gabe von Sauerstoff für Sauerstoff sollte Patienten mit nachgewiesener
alle Patienten mit ACS das klinische Outcome verbessert oder die Größe Hypoxie (O2 Sättigung unter 90%), Lungenödem
des Infarktareals reduziert. oder andauernder Myokardischämie gegeben
werden.
Gabe von Aspirin: TIa A
Im Vergleich zu Placebo halbiert Aspirin (ARR 5.3%, RRR 46%) die Rate Gabe von Aspirin:
vaskulärer Ereignisse (kardiovaskulär bedingter Tod, Myokardinfarkt und Patienten mit ACS sollten unverzüglich Aspirin
Schlaganfall) bei Patienten mit instabiler Angina und reduziert die Rate (300 mg) erhalten.
um ein Drittel in Patienten mit akutem Myokardinfarkt.

Kombinierte Gabe von Aspirin und Clopidogrel: TIa Kombinierte Gabe von Aspirin und Clopidogrel: A
A: NSTEACS
In der Cure-Studie zeigte sich die kombinierte Gabe von Aspirin (300mg In Anwesenheit Ischämie-bedingter EKG-
initial gefolgt von 75-150mg täglich) und Clopidogrel (300mg initial gefolgt Veränderungen oder einer Erhöhung
von 150mg täglich) gegenüber alleiniger Aspirintherapie als überlegen. laborchemischer kardialer Marker sollten Patienten
mit ACS unverzüglich sowohl mit Aspirin (300mg)
B: STEACS als auch mit Clopidogrel (300mg) behandelt
Die CLARITY-TIMI 28- und die COMMIT/CCS-Studien demonstrierten werden.
eine reduzierte Mortalität für die Kombinationsgabe im Vergleich zu der
alleinigen Gabe von Aspirin

Antikoagulation: TIa Antikoagulation: A


Niedermolekulares Heparin vs. unfraktioniertes Heparin: Beim Vorliegen Ischämie-bedingter EKG-
Cochrane Review (7 RCTs) zeigt, dass NMH die Rate von Veränderungen oder erhöhter Enzymmarker
Myokardinfarkten und Koronaren Revaskularisationsprozeduren im sollten Patienten mit einem ACS umgehend ein
Vergleich zur Gabe von unfraktioniertem Heparin reduziert. niedermolekulares Heparin (oder Fondaparinux)
erhalten.

70
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Quelle, Ergebnisse Evidenz- Empfehlungen Grading Bemerkung


Herkunftsland, level
LL-Gesellschaft
Gabe von Beta Blockern: Gabe von Beta Blockern: Die genannten Studien
A: NSTEACS TIb Wenn weder eine Bradykardie noch eine B zeigen alle nur einen
Keine größeren RCTs; Metaanalyse kleinerer RCS legt eine Reduktion Hypotension vorliegen, sollte bei Patienten mit grenzwertigen bis geringen
der Progressionsrate zum Myokardinfarkt um 15% nahe. ACS der Killip-Klasse I (ohne klinische Zeichen Benefit der Gabe von
B: STEACS einer begleitenden Herzinsuffizienz) die sofortige Betablockern, so dass die
ISIS-1-Studie beschreibt einen frühen Benefit (ersten 7 Tage) bzgl. der intravenöse oder orale Betablockade erwägt Empfehlung der Gabe im
kardiovaskulären Mortalität nach intravenöser Betablocker Gabe (RRR werden. primärärztlichen Bereich
15%, ARR 0.68%). eher zurückhaltend erfolgen
Der COMMIT/CCS RCT zeigt keinen Einfluss der Betablockade auf die sollte.
Gesamtmortalität, Re-Infarktrate oder Anzahl von Herzstillständen.
European Society of NSTEACS: NSTEACS:
Cardiology: Die verschiedenen Behandlungsempfehlungen basieren auf einer großen A: Antiischämisch wirkende Medikamente A
Guidelines for the Anzahl von RCTs und Metaanalysen (siehe Guideline-Text). TIb Betablocker:
diagnosis and treatment of In Abwesenheit von Kontraindikationen wird die
non-ST-segment elevation Gabe von Betablockern empfohlen, v.a. bei
acute coronary syndromes Patienten mit Hypertension oder Tachykardie. Die
Zielfrequenz für einen guten Behandlungseffekt
sollte bei einer Pulsfrequenz zwischen 50-60
Schlägen/Minute liegen.

T II b Nitrate: A
Intravenöse oder orale Nitrate sind effektiv zur
Symptomlinderung bei der Akutbehandlung
pektanginöser Beschwerden.

TIb Calciumkanalblocker: A
Symptomlinderung in Patienten, die schon Nitrate
und Betablocker erhalten. Nützlich für Patienten
mit Kontraindikationen gegen Betablocker und für
die Subgruppe von Patienten mit vasospastischer
Angina.

TIa B: Antikoagulanzien A
Antikoagulation wird für alle Patienten zusätzlich zu
der Gabe von Aggregationshemmern empfohlen.

TIb Die Art der Antikoagulation sollte entsprechend des A


Risikos sowohl ischämischer Episoden als auch
der Blutungskomplikationen ausgewählt werden.

TIa C:Aggregationshemmer A
Für alle Patienten ohne Kontraindikationen wird die
Gabe von Aspirin in einer initialen Dosis von 160-
325mg empfohlen.
A
TIa Für alle Patienten wird eine sofortige initiale Dosis
von 300mg Clopidogrel empfohlen.
A
TIb Alle Patienten mit Kontraindikationen gegen Aspirin
sollten stattdessen Clopidogrel erhalten.

71
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Quelle, Ergebnisse Evidenz- Empfehlungen Grading Bemerkung


Herkunftsland, level
LL-Gesellschaft
National Heart Foundation Thoraxschmerzmanagement durch den
of Australia: Erstversorger bzw. auf dem Transport zur
Guidelines for the Klinik
management of acute
coronary syndromes 2006 TIa Gabe von Aspirin (300mg), falls keine A
Kontraindikationen vorliegen, oder der Patient das
Medikament schon einnimmt
T IV D
Gabe von Aspirin schon durch das
T IV Rettungspersonal D

Gabe von Sauerstoff

Management bei Ankunft in der Klinik (Praxis in


TIa ländlicher Gegend?) A

T IV EKG innerhalb von 5 Min. schreiben D

Das EKG sollte sofort durch eine qualifizierte


T IV Person ausgewertet werden. D

Wenn nötig, Schmerzkontrolle und Gabe von


Sauerstoff
TIa A
Patienten mit STEMI sollten innerhalb von 12
Stunden nach Auftreten der Ischämiesymptomatik
eine Reperfusionsbehandlung bekommen.

72
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Welchen diagnostischen bzw. therapeutischen Nutzen hat die Koronarangiographie (KA)/


Perkutane Koronarintervention (PCI) bei Patienten mit Thoraxschmerz/ stabiler KHK?

Zur Frage des diagnostischen Nutzens liegen keine diagnostischen Phase IV-Studien vor, die
diagnostische Strategien mit und ohne Koronarangiographie hinsichtlich patientenrelevanter
Endpunkte vergleichen.

Zum therapeutischen Nutzen der PCI gegenüber liegen verschiedene RCTs vor, die eine rein
medikamentöse Therapie versus eine Kombination aus PCI plus medikamentöse Therapie bei
Patienten mit stabiler KHK vergleichen. Zwei Metaanalysen fassen die Ergebnisse zusammen
und kommen zu völlig übereinstimmenden Ergebnissen

Ein therapeutischer Nutzen der PCI zeigt sich vor allem bei Patienten mit Angina Pectoris
hinsichtlich einer Verbesserung der Symptomatik (246).

Hinsichtlich der Prognose (Gesamtmortalität, Tod infolge kardialer Ursachen, nicht tödliche
Infarkte) kommen zwei Metaanalysen zu widersprüchlichen Ergebnissen und
Schlussfolgerungen.

Katritsis und Ioannides (247-249) fassten die Ergebnisse von 13 RCTs (5442 Patienten)
zusammen und fanden keine Unterschiede hinsichtlich Gesamtmortalität, Tod infolge kardialer
Ursachen oder AMI und nicht-tödlicher Myokardinfarkte (siehe
Tabelle 35).

Schömig et al. (250) fassten die Ergebnisse von 17 RCTs (7513 Patienten) zusammen. Sie
schlossen vier Studien ein, die Katritsis und Ioannides nicht berücksichtigt hatten, ohne dass sich
die Einschlusskriterien unterschieden hätten. Das Ergebnis ihrer Metaanalyse zeigt einen Vorteil
der PCI-Grupppe hinsichtlich der Gesamtmortalität (siehe
Tabelle 35).

Betrachtet man die Ergebnisse, fällt Folgendes auf:

73
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

• Auch die Ergebnisse von Schömig et al. zeigen einen Nutzen nur hinsichtlich der
Gesamtmortalität.
• Dieses Ergebnis ist hinsichtlich seiner statistischen Signifikanz äußerst knapp.
• Alle großen Studien, zuletzt COURAGE, zeigen keinen Nutzen hinsichtlich der
Gesamtmortalität der PCI in Kombination mit einer medikamentösen Therapie versus die
medikamentöse Therapie allein.
• Vor allem zu den Ergebnissen hinsichtlich der Gesamtmortalität fällt auf, dass die
kleineren Studien fast alle eine OR < 1 zeigen, während solche Studien mit einem
Ergebniss > 1 fehlen. Auch die entsprechenden Funnel Plots weisen auf einen möglichen
Publikationsbias hin.
Vor diesem Hintergrund zeigt sich aktuell kein belastbarer Nachweis, der für einen generellen
prognostischen Nutzen einer Kombination aus PCI plus medikamentöse Therapie versus
medikamentöse Therapie allein hinsichtlich Mortalität und Infarktrate spricht. Therapeutische
Vorteile einer Strategie unter generellem Einschluss der PCI zeigt sich vor allem hinsichtlich der
Symptomlast (Evidenzlevel TIa).

Tabelle 35: Metaanalysen zu Fragestellung K7


Quelle/ Einschlusskriterien Suchstrategie Datensynthese Ergebnisse Bemerkung/
Eingeschlossene (Datenbanken;Sprache;Zeit)/ Qualität Metaanalyse
Studien/ Einschlusskriterien
Qualität Primärstudien
Schömig et al. E: RCTs, die eine PubMed, U.S. Institute of Health, Random Effect Hinweise auf
(250) Therapiestrategie mit Cochrane Studienregister, Model Gesamtmortalität Heterogenität,
17 RCTs, 7513 und ohne PCI Protokolle der AHA, ACC,ESC; Fixed Effect Endpunkt OR (95%KI) Hinweise auf
Patienten verglichen, k.A.; 1980-2007/ Model Gesamtmortalität 0,8 (0,64-0,99)* Publikationsbias
A: Studien, die k.A. 0,8 (0,68-0,95)**
Patienten mit ACS Tod infolge 0,74 (0,51-1,06)*
innerhalb 1 Woche vor kardialerUrsachen 0,74 (0,57-0,96)**
Rekrutierung nicht-tödliche AMI 0,9 (0,66-1,23)*
einschlossen 0,91 (0,77-1,06)**
* Random Effect Model
** Fixed Effect Model
Katritsis & Ioannidis E: RCTs, die eine PubMed, Cochrane Random Effect Hinweise auf
(247-249) Therapiestrategie mit Studienregister, Protokolle von Model Endpunkt OR (95%KI) Heterogenität,
13 RCTs, 5442 und ohne PCI AHA und ACC ;k.A. ; -2005, Fixed Effect Gesamtmortalität 0,94 (0,72-1,24)* Hinweise auf
Patienten verglichen Update in 2007 Model 0,95 (0,72-1,23)** Publikationsbias
A: Studien, die Tod infolge kardialer 1,17 (0,88-1,57)*
Patienten mit ACS Ursachen oder AMI 1,16 (0,91-1,48)**
innerhalb 1 Woche vor nicht-tödliche AMI 1,28 (0,94-1,75)*
Rekrutierung 1,32 (0,97-1,79) **
einschlossen, * Random Effect Model
Vergleich ** Fixed Effect Model
medikamentöse
Nachbeobachtungszeitraum in den einzelnen
Therapie allein versus
Studien:
med. Therapie plus
PCI oder ACVB

74
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

3.4. Brustwandsyndrom als Ursache des Thoraxschmerzes

3.4.1. Fragestellung und Suchstrategie

B1: Welche diagnostische Aussagekraft haben Zeichen, Symptome und Risikofaktoren


hinsichtlich der Diagnose eines Brustwandsyndroms bei Patienten mit Thoraxschmerz?

Tabelle 36: Suchstrategie zu Fragestellung B1


Elektronische Datenbank Pubmed
Datum/ Aktualisierung Oktober 2008
Suchbegriffe 1. (GENERAL PRACTI*[TIAB] OR GENERAL PRACTI*[AD] OR Family
PRACTI*[TIAB] OR Family PRACTI*[AD] OR FAMILY
MEDICINE[TIAB] OR FAMILY MEDICINE[AD] OR FAMILY
PHYSICIAN*[TIAB] OR FAMILY DOCTOR*[TIAB] OR FAMILY
PRACTICE[MESH] OR Primary Care[TIAB] OR Primary Care[AD] OR
"PHYSICIANS, FAMILY"[MESH] OR "PRIMARY HEALTH
CARE"[MESH] OR "BMC Fam Pract"[TA] OR "Fam Pract"[TA] OR "J
Fam Pract"[TA] OR "Fam Pract Res J"[TA] OR "J Am Board Fam
Pract"[TA] OR "Br j gen pract"[TA] OR "Can fam physician"[TA] OR
"Ann Fam Med"[TA] OR "Aust fam physician"[TA] OR "Scand J Prim
Health Care"[TA] OR "Eur J Gen Pract"[TA]) AND ("chest wall
syndrome" OR "chest wall pain" OR "thoracic wall pain") AND
(vdiagnostic accuracy" OR "false negative" OR "likelihood ratio" OR
"predictive value" OR "diagnostic odds ratio" OR "diagnostic
performance" OR "Sensitivity and Specificity")

2. ("chest wall syndrome" OR "chest wall pain" OR "thoracic wall pain");


Filter: English, German, Meta-Analysis, Review

3. (GENERAL PRACTI*[TIAB] OR GENERAL PRACTI*[AD] OR Family


PRACTI*[TIAB] OR Family PRACTI*[AD] OR FAMILY
MEDICINE[TIAB] OR FAMILY MEDICINE[AD] OR FAMILY
PHYSICIAN*[TIAB] OR FAMILY DOCTOR*[TIAB] OR FAMILY
PRACTICE[MESH] OR Primary Care[TIAB] OR Primary Care[AD] OR
"PHYSICIANS, FAMILY"[MESH] OR "PRIMARY HEALTH
CARE"[MESH] OR "BMC Fam Pract"[TA] OR "Fam Pract"[TA] OR "J
Fam Pract"[TA] OR "Fam Pract Res J"[TA] OR "J Am Board Fam
Pract"[TA] OR "Br j gen pract"[TA] OR "Can fam physician"[TA] OR
"Ann Fam Med"[TA] OR "Aust fam physician"[TA] OR "Scand J Prim
Health Care"[TA] OR "Eur J Gen Pract"[TA]) AND ("chest wall
syndrome" OR "chest wall pain" OR "thoracic wall pain"), Filter: English,
German

4. ("chest wall syndrome" OR "chest wall pain" OR "thoracic wall pain");


Filter: English, German

5. ("chest wall syndrome" OR "chest wall pain" OR "thoracic wall pain" OR


"musculoskeletal chest wall pain" OR "thoracic spine pain" OR "Tietze’s
syndrome" OR "sternoclavicular arthritis" OR "Painful xiphoid
syndrome"); Filter: English, German

Ein- und Ausschlusskriterien Sprache: Englisch/ Deutsch


(Limits)

75
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

3.4.2. Ergebnisse
Eine prospektive Kohortenstudie aus Deutschland mit über 1200 Patienten aus 74 verschiedenen
Allgemeinarztpraxen definiert hilfreiche Hinweise zum Ein- oder Ausschluss eines BWS bei
Patienten mit Thoraxschmerz. Während lokalisierte Muskelverspannung (OR: 2.7), stechender
Schmerz (OR: 3.04) und durch Palpation reproduzierbarer Schmerz (OR: 2.70) für das Vorliegen
eines BWS sprechen, machen eine anamnestisch bekannte und gesicherte Gefäßerkrankung (OR:
0.46), Luftnot (OR: 0.62), ein respiratorischer Infekt (OR: 0.28), Husten (OR: 0.15) und die
Notwendigkeit eines Hausbesuches (OR: 0.34) das Vorliegen eines BWS unwahrscheinlicher
(251). Verdon et al. untersuchten in einem ähnlichen Setting knapp 700 konsekutive Patienten
mit Thoraxschmerzen aus 58 Schweizer Praxen. Sie definieren folgende klinischen
Schmerzcharakteristika als hinweisend für ein BWS: Weder drückend noch einengend (OR:
2.53), lokalisiert an der linken oder median-linken Seite des Brustkorbes (OR: 2.28), gut
lokalisiert auf der Brustwand (OR: 2.10), nicht durch Anstrengung ausgelöst (OR: 1.58), durch
mechanische Faktoren (Bewegung oder Körperposition) beeinflusst (OR: 1.54) und durch
Palpation reproduzierbar (OR: 5.72) (12).
Wise et al. untersuchten in einer kardiologischen Abteilung prospektiv 100 Patienten (aus einem
größeren Kollektiv), die alle mit V.a. auf AP aufgenommen worden waren, auf das Vorliegen
eines BWS. Alle 100 Patienten der Studie hatten einen negativen Katheter-Befund (< 25%
Einengung der Koronararterien). Als Kontrollgruppe dienten 25 Patienten mit Arthritis, aber
ohne Thoraxschmerz. In dieser stark selektionierten Kohorte kamen die Autoren zu folgenden
Ergebnissen: Druckempfindlichkeit der Brustwand lag in 69% der BWS-Kohorte und in keinem
der Kontrollfälle vor; die Palpation der Brustwand löste typischen BS aber nur bei 16 der 69
BWS-Patienten aus. Bei den meisten Patienten war der Schmerz mit Anstrengung, Bewegung
oder Atmung assoziiert (252).
Constant et al. beschreiben die klinische Diagnose von nicht kardialem BS unter Verwendung der
Anamnese. In ihrem detailliert geschriebenen Review, der anamnestische Angaben mit
pathophysiologischen Überlegungen verknüpft, identifizieren die Autoren folgende
anamnestischen Befunde, die auf einen nicht-kardialen BS hinweisen: Episodendauer über 30
Minuten (2-3 Episoden) oder unter 5 Sekunden (außer anstrengungsinduzierte AP, bei der der
Pat. sofort bei Einsetzen des Schmerzes seine Aktivität stoppt); BS ,der beim Einatmen zunimmt,
BS abhängig/auslösbar durch (einmalige) Körper- oder Armbewegung, Druckschmerzhaftigkeit
der Brust, Schmerzlinderung innerhalb einiger Sekunden nach dem Hinlegen, plötzlicher

76
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Schmerzbeginn beim nach vorn bücken, Schmerzlinderung innerhalb einiger Sekunden nach
Nahrungsaufnahme (Trinken oder Essen) (253).
Fam et al. diskutieren in einem Review die Vorgehensweise bei muskuloskelettalem
Thoraxschmerz. Als generelle Merkmale des muskuloskelettalen Thoraxschmerzes beschreiben
die Autoren einen oft gut abgrenzbaren und scharfen Schmerz, an der betroffenen Seite
lokalisiert. Die Schmerzdauer kann kurz sein, aber auch über Stunden und Tage anhalten.
Nächtliche Attacken sind selten, der Schmerz kann beim Aufstehen einsetzen. Es besteht eine
Akzentuierung des Schmerzes durch Bewegung und Verbesserung bei Applikation von Wärme.
Ein assoziiertes Brustengegefühl ist häufig. Es liegt eine lokale Druckempfindlichkeit der
Brustwand, evtl. eine lokale Schwellung vor (254).

77
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Tabelle 37: Primärstudien zu Fragestellung B1


Studie Setting Auswahl Ein/Aus Vergleich Diagn. Vorgehen Nachbeobachtung Ergebnis
s-
gruppe
Bösner et al. 2009 74 Praxen, Oktober 2005 bis Ein: über 35 Jahre, keine delayed-type- 6 Wochen und 6
(251) Deutschland Juli 2006, Schmerzen an der Referenzstandard, Monate
Diagnose des konsekutiv Brustwandvorderseite Referenzdiagnose Hilfreiche Hinweise zum Einschluss eines OR
Brustwand- zwischen Klavikula und durch unabhängiges BWS
syndroms bei unterer Thoraxapertur; Expertenpanel Stechender Schmerz (OR: 3.04) 3.04
Patienten mit chronischer und akuter BS
Durch Palpation reproduzierbarer Schmerz 2.70
Thoraxschmerz in Aus: Unter 35 Jahren;
(OR: 2.70)
einem aktuelle BS-Episode
primärärztlichen länger als 1 Monat Lokalisierte Muskelverspannung (OR: 2.7) : 2.7
Setting zurückliegend; aktuelle Hilfreiche Hinweise zum Ausschluss eines OR
BS-Episode schon BWS
anderweitig abgeklärt oder Luftnot (OR: 0.62) 0.62
follow up-Besuch Respiratorischer Infekt (OR: 0.28) 0.28
Hausbesuch notwendig (OR: 0.34) 0.34
Husten (OR: 0.15) 0.15

Verdon et al. 58 Praxen, März-Mai 2001, Symptomdefinition: keine delayed-type- 3 Mon. und 12 Mon. 24620 Konsultationen; 672 Patienten mit Thoraxschmerz
2007 (12) Schweiz konsekutiv Thoraxschmerz als Haupt- Referenzstandard, Loss to follow up nach 3 Monaten: 0%
Brustwandsyndro oder Nebensymptom, Referenzdiagnose Häufigkeit: Diagnose/ alle Kontakte (3 Monate)
m in der AM-. unklar, ob Thoraxschmerz durch behandelnde Brustwandsyndrom: 1,2 %
Behandlungsanlass. Ärzte, Validierung KHK: 0,34%
Keine weiteren Ein- oder der
Ausschlusskriterien. Referenzdiagnose Klinische Charakteristika des BWS gegenüber anderen
Unklar, ob mehrfacher durch unabhängiges Erkrankungen, die Thoraxschmerz verursachen
Patienteneinschluss Expertenpanel Klinisches Odds
Schmerzcharakteristikum Ratio
Weder drückend noch
2.53
einengend
Lokalisiert an der linken oder
median-linken Seite des 2.28
Brustkorbes
Gut lokalisiert auf der
2.10
Brustwand
Nicht durch Anstrengung
1.58
ausgelöst
Durch mechanische Faktoren
(Bewegung oder Körper 1.54
Position) beeinflusst
Durch Palpation
5.72
reproduzierbar

78
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Studie Setting Auswahl Ein/Aus Vergleich Diagn. Vorgehen Nachbeobachtung Ergebnis


s-
gruppe
Wise et al. 1992 Kardiologie- Nicht klar, ob Pat mit BS (V.a. AP) und 25 Koronar- keine - Druckempfindlichkeit der Brustwand in 69% (69/100) und
(252) Abteilung konsekutiv; negativem Koro-Befund; Patienten angiographie in keinem der Kontrollfälle
Muskulo- prospektiv; unklar, ob konsekutiv; mit - Palpation der Brustwand löste typischen BS aber nur bei
skelettales BWS Patienten Gesamtkollektiv, aus dem Arthritis, 16 der 69 Patienten aus
in Patienten mit stammen aus die 100 Fälle ausgewertet aber - Bei den meisten Patienten war der Schmerz mit
nicht kardialem einem größeren wurden, wurde nicht keinem Anstrengung, Bewegung oder Atmung assoziiert
BS Kollektiv, die alle angegeben BS - Kein signifikanter Unterschied in der Schmerzlokalisation
mit V.a. auf AP zwischen verschiedenen Untergruppen
aufgenommen
wurden; die 100
Pat. der Studie
hatten alle einen
negativen
Katheter-Befund
(< 25%
Einengung der
Koronararterien)

79
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

3.5. Psychogene Ursachen des Thoraxschmerz

3.5.1. Fragestellungen und Suchstrategie


P1: Welche Aussagekraft haben Symptome, Zeichen und Risikofaktoren hinsichtlich der
Diagnose einer psychogenen Ursache (Angst-, Somatisierungs- oder depressive Störung) bei
Patienten mit Thoraxschmerz?
P2: Welche Aussagekraft haben standardisierte Instrumente zum Screening einer Angst-,
Somatisierungs- oder depressiven Störung bei Patienten mit Thoraxschmerz?

Tabelle 38: Suchstrategie zu Fragestellung P1 und P2


Elektronische Datenbank Pubmed
Handsuche Literaturverzeichnisse einschlägiger Literatur
Datum/ Aktualisierung Oktober 2008 /-
Suchbegriffe Suchstrategie I
symptom* OR signs OR “clinical examination” OR “physical examination”
OR “history taking” OR “patient history” OR “risk factor*” OR “clinical
feature*” OR “clinical gestalt” OR „clinical diagnosis“ or “clinical
presentation“ OR "Medical History Taking"[Mesh]
AND
“chest pain” OR “thoracic pain”
AND
(GENERAL PRACTI*[TIAB] OR GENERAL PRACTI*[AD] OR Family
PRACTI*[TIAB] OR Family PRACTI*[AD] OR FAMILY
MEDICINE[TIAB] OR FAMILY MEDICINE[AD] OR FAMILY
PHYSICIAN*[TIAB] OR FAMILY DOCTOR*[TIAB] OR FAMILY
PRACTICE[MESH] OR Primary Care[TIAB] OR Primary Care[AD] OR
"PHYSICIANS, FAMILY"[MESH] OR "PRIMARY HEALTH
CARE"[MESH] OR "BMC Fam Pract"[TA] OR "Fam Pract"[TA] OR "J Fam
Pract"[TA] OR "Fam Pract Res J"[TA] OR "J Am Board Fam Pract"[TA] OR
"Br j gen pract"[TA] OR "Can fam physician"[TA] OR "Ann Fam Med"[TA]
OR "Aust fam physician"[TA] OR "Scand J Prim Health Care"[TA] OR "Eur J
Gen Pract"[TA])
AND
„anxiety“ OR „depression“ OR “somatoform disorder” OR “panic” OR
“cardioneurosis” OR “cardiac neurosis” AND “psychosocial” AND stress
AND
“pretest risk” OR „pretest probability“ OR sensitivity OR specificity OR
“predictive value” OR “likelihood ratio” OR “diagnostic odds ratio” OR
accuracy OR “Sensitivity and Specificity”[MESH]

Suchstrategie II
(„anxiety“[ti] OR „depression“[ti] OR “somatoform disorder” [ti] OR “panic”
[ti] OR “cardioneurosis” [ti] OR “cardiac neurosis” [ti] OR “psychosocial”[ti]
OR stress[ti])
AND
(“chest pain”[ti] OR “thoracic pain”[ti])
Ein- und Ausschlusskriterien Sprache: Englisch/ Deutsch
(Limits)

80
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

3.5.2. Ergebnisse
Psychogene Faktoren spielen in der Evaluation des Patienten mit Thoraxschmerz in mehrfacher
Hinsicht eine Rolle. Sie können parallel zu anderen körperlichen Ursachen auftreten und deren
Wahrnehmung/ Interpretation verändern, so dass die körperliche Symptomatik deutlich
bedrohlicher und intensiver erlebt wird, als dies ohne eine entsprechende psychogene
Komponente der Fall wäre (255). Funktionelle Brust- oder Herzschmerzen finden sich häufig bei
generalisierten Angststörungen oder Panikattacken (255;256), die damit eine eigenständige
Ursache des Thoraxschmerzes darstellen können. Das Spektrum reicht von übermäßiger, aber
noch nicht als krankhaft/ pathologisch einzustufender Ängstlichkeit über im Rahmen einer
körperlichen Krankheit auftretende und deren Symptomwahrnehmung modifizierende
psychosomatische Einflussfaktoren bis hin zu psychischen Erkrankungen wie depressive
Störungen, (generalisierte) Angst- bzw. Panikstörungen, posttraumatische Störungen und
somatoforme Störungen (Somatisierungsstörungen, somatoforme autonome Funktionsstörungen
des kardiovaskulären Systems, hypochondrische Störungen). In der Praxis häufig genutzte
Begriffe waren: Herzneurose, Herzphobie, Effortsyndrom, Da-Costa-Syndrom.
Pathophysiologisch kommen verschiedene kardiale wie nicht-kardiale Mechanismen zum Tragen
(255). In verschiedenen Publikationen und Studien auch aus dem primärärztlichen Setting wird
darauf hingewiesen, dass Patienten mit Thoraxschmerzen in Verbindung mit Angst- oder
Panikstörungen eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für eine persistierende Symptomatik, für
wiederholte Arztbesuche, wiederholte Überweisungen zum Kardiologen oder stationäre
Aufnahmen, wiederholte diagnostische Maßnahmen zum Ausschluss einer KHK, erhöhte
Gesundheitskosten und eine reduzierte Lebensqualität haben (255;257-260).

In symptomevaluierenden Studien aus dem primärärztlichen Setting wurden psychogene


Faktoren in 7,1-17,1% der Fälle als ursächlich für den Thoraxschmerz genannt (6;8;11;14;15).
Wurde unabhängig von der Frage der Ätiologie nach der Prävalenz von psychischen
Erkrankungen unter Patienten mit Thoraxschmerz gefragt, so sind die Angaben hier deutlich
höher. Eine systematische Literaturübersicht (256) nennt eine Prävalenz der Panikstörung unter
Patienten mit Thoraxschmerz im Notfallbereich (3 Studien, 1874 konsekutive Patienten) von 18-
25%. In Studien mit selektierten Kohorten (Überweisung zur kardiologischen Fachdiagnostik)
fanden sich für Panikstörungen Prävalenzen von 5 bis 56%. Dabei fand sich bei Patienten, bei

81
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

denen sich keine KHK nachweisen ließ, signifikant häufiger eine Panikstörung (42,3 versus
8,4%).

Welche Aussagekraft haben Symptome, Zeichen und Risikofaktoren hinsichtlich der


Diagnose einer psychogenen Ursache (Angst-, Somatisierungs- oder depressive Störung) bei
Patienten mit Thoraxschmerz?
Es wurden keine diagnostischen Studien identifiziert, die die Aussagekraft einzelner Symptome,
Zeichen und Risikofaktoren für das Vorliegen einer psychogenen Ursache bei Patienten mit
Thoraxschmerzen untersuchten.
Identifiziert wurden Studien bzw. systematische Übersichtsarbeiten zu Studien, die
• die diagnostische Aussagekraft von Screeninginstrumenten zum Nachweis von Angst-
oder Panikstörungen bei Patienten mit Thoraxschmerz untersuchten (259;261-264);
• Zusammenhänge zwischen dem Auftreten einer KHK und einer Angst- oder Panikstörung
untersuchten (265);
• die Prävalenz von Angst- oder Panikstörungen bei Patienten mit Thoraxschmerz bzw. mit
einer KHK im Vergleich zu Patienten ohne KHK untersuchten (256;266);
• untersuchten, welche klinischen Merkmale bei Patienten mit Thoraxschmerz signifikant
mit einer Panikstörung assoziiert sind (256);
• die klinischen Charakteristika des Thoraxschmerzes bei Patienten mit Panikstörung
beschrieben (265;266);
• Patienten mit versus ohne KHK bzw. mit kardialem versus nicht-kardialem oder
unspezifischem Thoraxschmerz hinsichtlich verschiedener psychosozialer Variablen
verglichen (262;266-273);
• Patienten mit nicht-kardialem Thoraxschmerz hinsichtlich des Auftretens psychosozialer
Merkmale untersuchten (257;274).

Die meisten Studien stammten aus fachärztlichen/ kardiologischen Settings mit hochselektierten
Patientengruppen, einige wenige aus dem primärärztlichen Bereich (Notfallbereich) mit nicht
selektierten Patientengruppen. Die Ergebnisse sind aufgrund der Vielzahl der untersuchten
Variablen und deren Operationalisierung durch unterschiedliche Messinstrumente zunächst vor
allem vielfältig, teilweise auch widersprüchlich. So fanden einige Studien psychogene
Erkrankungen (Angst- oder depressive Störungen) signifikant häufiger bei Patienten ohne KHK/
mit nicht-kardialem Thoraxschmerz als bei Patienten mit KHK/ kardialem Thoraxschmerz
82
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

(262;267;269). In anderen Studien ließ sich ein solcher Zusammenhang nicht nachweisen
(268;272;273).
Eine Literaturanalyse (256) untersuchte, welche klinischen Merkmale bei Patienten mit
Thoraxschmerz signifikant mit einer Panikstörung assoziiert waren. Patienten mit einer
Panikstörung hatten signifikant seltener eine KHK (8% versus 42%, 7 Studien, kardiologisches
Setting) und waren jünger (45,0 versus 54,7 Jahre; 8 Studien, 1250 Patienten, verschiedene
Settings). 5 Studien (n=587) untersuchten die Prävalenz der Panikstörung bei Patienten mit
atypischen Thoraxschmerzen. Sie lag zusammengefasst bei 46% und damit höher als in Studien,
die Patienten mit typischer AP-Symptomatik einschlossen. Bei Patienten mit einem hohen
Angstscore (2 Studien, 109 Patienten) fand sich eine Prävalenz einer Panikstörung von 62-75%.
Dies wurde von den Autoren der Literaturübersicht als Hinweis gesehen, dass sowohl atypische
Thoraxschmerzen als auch erhöhte Angstscores prädiktive Indikatoren einer Panikstörung bei
Patienten mit Thoraxschmerzen sind. Insgesamt elf Studien untersuchten den Zusammenhang
zwischen dem Vorhandensein einer Panikstörung und dem Geschlecht bei Patienten mit
Thoraxschmerzen, allerdings fand sich nur in zwei Studien ein signifikanter Zusammenhang. In
der quantitativen Zusammenfassung der Studien fand sich allerdings bei 44,0% der Frauen eine
Panikstörung im Vergleich zu 30,5% bei den Männern. In fünf Studien wurde die Prävalenz der
Panikstörung bei Patienten mit atypischen Thoraxschmerzen untersucht. Sie lag zwischen 16-
57% und damit höher als in Studien, die auch Patienten mit typischer Angina pectoris-
Symptomatik einschlossen (20-38%).

In einer Literaturübersicht (265) über mehrere Studien zur Charakteristik des Thoraxschmerzes
infolge einer Panikstörung wird diese als vielfältig beschrieben. Es finden sich Beschreibungen
als belastungs-, aber auch als nicht belastungsabhängig oder als abhängig von der
Nahrungsaufnahme. Die Lokalisation wird als retrosternal, präkordial oder in der Brustwand
gelegen mit Ausstrahlung in den rechten Arm beschrieben. In einer Primärstudie (266) mit 435
Frauen, die angiografisch auf das Vorhandensein einer KHK untersucht wurden, hatten Frauen
mit einer Angststörung in der Vorgeschichte eine geringere Wahrscheinlichkeit einer KHK. Sie
hatten signifikant häufiger täglich Angina, häufiger Angina während des Schlafs, waren im
Durchschnitt jünger, beschrieben den Schmerz eher als stechend , waren eher Raucherinnen,
empfanden eher eine Besserung auf Ruhe, klagten häufiger über Müdigkeit und hatten im
Durchschnitt längere Schmerzepisoden.

83
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Tabelle 39: Kriterien zur Einschätzung der klinischen Wahrscheinlichen des Vorhandenseins einer
Panikstörung bei Patienten mit Thoraxschmerz
Hilfreiche Hinweise zum Einschluss
Alter (256;259;261;263)

Atypischer Thoraxschmerz (256)

Angst (256;261;275)

Todesangst und Kontrollverlust prädominantes Symptom (276)

Platzangst (259;263) (262)

Weibliches Geschlecht (256;259;263)

Depression (275)

84
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Tabelle 40: Systematische Übersichten zu Fragestellung P1


Quelle/ Studienpopulation/ Einschlusskriterien/ Referenztest Datensynthese Ergebnisse Bemerkung/
Eingeschlossene Setting Ausschlusskriterien/ Qualität
Studien Qualität Primärstudien Metaanalyse
Katerndahl 2004 (265) Notfallbereich, Ein: Kriterien RR als Hinweise auf:
Zusammenhang Patienten mit Aus: Panikstörung: DSM- gewichteter RR 95% KI Heterogenität k.A.
zwischen atypischer AP- Thoraxschmerz Validitätskriterien der berücksichtigten Kriterien (ADIS) Mittelwert, 2,03 1,41-2,92
Symptomatik und Primärstudien: Kriterien Typische unklares Modell Disseminations-
Panikstörungen Verifikationsbias: k.A. AP: Substernale bias: k.A.
Diagnostic-Review-Bias: k.A. Lokalisation,
Konsekutive Aufnahme:k.A. Belastungsabhängig-
keit und Besserung
auf Nitro/ Ruhe

Katerndahl 2008 (277) Patienten mit Ein: DSM-Kriterien für RR als Alle Studien Hinweise auf:
Zusammenhang Thoraxschmerz, Aus: Panikstörung, gewichteter RR 95% KI Heterogenität:
zwischen KHK und unterschiedliche Validitätskriterien der berücksichtigten unterschiedliche Mittelwert, 0,77 0,56-1,05 k.A.
Panikstörung Settings Primärstudien: Referenzstandards unklares Modell Notfallbereich
Verifikationsbias: k.A. für KHK in RR 95% KI Disseminations-
Diagnostic-Review-Bias: k.A. verschiedenen 1,25 0,87-1,80 bias: Hinweis auf
Konsekutive Aufnahme: k.A. Studien Kardiologie Publikationsbias
berücksichtigt wurden Fall-Kontroll- und RR 95% KI im Funnelplot.
Kohortenstudien 0,19 0,10-0,37 Vermutet wird
eine Abhängigkeit
des Zusammen-
hangs zwischen
Referenzstandard
(KHK) und RR.

85
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Quelle/ Studienpopulation/ Einschlusskriterien/ Referenztest Datensynthese Ergebnisse Bemerkung/


Eingeschlossene Setting Ausschlusskriterien/ Qualität
Studien Qualität Primärstudien Metaanalyse
Huffmann et al. 2003 Patienten mit Ein: unterschiedliche Poolen der Prävalenz von Panikstörungen bei Hinweise auf:
(256) Thoraxschmerz, Aus: Referenzstandards Stichproben Patienten mit (8,4%) versus ohne (42,3%) Heterogenität:
Spezifische Überweisung zur Validitätskriterien der berücksichtigten für KHK (Angio, gewichtet nach KHK (p<0,001) k.A.
Patientencharakteristika, kardiologischen Primärstudien: Belastungs-EKG, Stichproben-
die bei Patienten mit Diagnostik Verifikationsbias: k.A. Myokardszintigraphie größe, Chi²-Test Zusammenhang zwischen Alter und Disseminations-
Thoraxschmerz mit Diagnostic-Review-Bias: k.A. und Panikstörung auf Signifikanz Panikstörung (8Studien, 1248 Patienten): bias: k.A.
Panikstörungen Konsekutive Aufnahme: berücksichtigt (Panic Disorder Panikstörung Panikstörung
assoziiert sind. Bei keiner der eingeschlossen Studien handelt es Rating Scale, DSM- + -
sich um eine diagnostische Studie, bei der die III-R Kriterien, 45,0 Jahre 54,7 Jahre
Aussagekraft eines klinischen Merkmals für das Hospital Anxiety and p<0,0001
Vorliegen einer Panikstörung untersucht wurde. Depression Scale) in
verschiedenen Prävalenz von Panikstörungen (8 Studien,
Studien 1248 Patienten) bei Männern (30,5) versus
Frauen (44,0%) (p<0,001)

Prävalenz der Panikstörung bei Patienten


mit atypischem Thoraxschmerz (5 Studien,
587 Patienten): 46%

Prävalenz der Panikstörung bei Patienten


mit Hospital Anxiety and Depression Scale,
Anxiety Subscale Score >7 (2 Studien, 109
Patienten): 62-75%

DSM: Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders; ADIS: Anxiety disorders interview Schedule; HADS: Hospital Anxiety and Depression Scale; k.A.: Keine Angabe

86
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Tabelle 41: Primärstudien zu Fragestellung P1


Quelle Studien- Studienpopulation/ Pat. Fragestellung Referenztest/ Outcomemessung Ergebnisse
design Setting Aufnahme
Demiryoguran Querschnittstudie, Pat mit konsekutiv Vergleich klinische Angststörung: Hospital Anxiety N=157
et al. 2006 prospektiv unspezifischen Merkmale von Patienten and Depression Scale (HADS) Signifikante Merkmale (p<0,05):
(274) Thoraxschmerz bzw mit versus ohne Unspezifischer Thoraxschmerz: Geschlecht
geringer klinischer Angststörung Wahrscheinlichkeitsklassifikation Frühere Aufnahme mit gleichen Beschwerden*
Wahrscheinlichkeit nach Braunwald Familiäres Risiko für psychiatrische Erkrankungen*
einer Ischämie, Todesangst*
Notfallbereich Schwindel, Ohnmacht*
Hitzewallung oder Schüttelfrost

Nicht signifikante Merkmale


Schmerzcharakter (typisch, untypisch)
Alter
Herzrasen
Übelkeit
Angst vor Kontrollverlust oder Verrücktwerden
Depersonalisation
Kurzatmigkeit
Schwitzen

*Merkmal häufiger bei Patienten mit Angststörung

Carter et al. Querschnittstudie, Patienten mit konsekutiv Vergleich klinische KHK: Stress- Signifikante Merkmale (p<0,05)
1994 (262) prospektiv Thoraxschmerz, Merkmale von Patienten Myokardszintigraphie Panikstörung*
kardiologisches mit versus ohne KHK bzw Panikstörung: DSM-III-R Platzangst**
Setting, Prävalenz von Pat. mit versus ohne Kriterien (SCID) Generalisierte Angststörung**
der Panikstörung Panikstörung Angst: Zung Anxiety Scale, Depression**
56%, n=50 Anxiety Sensitivity Index Negativer Myocardszintigraphiebefund**

Nicht signifikante Merkmale


Alter
Geschlecht
Schmerzchrakteristik

*Merkmal häufiger bei Patienten mit KHK


** Merkmal häufiger bei Patienten mit Panikstörung

Fraenkel et al. Fall-Kontrollstudie, Patienten mit konsekutiv Unterschied hinsichtlich Panikstörung: DSM-III-R Signifikante Merkmale (p<0,05)
1997 (276) prospektiv Thoraxschmerz und Schmerzwahrnehmung Kriterien (SCID) Todesangst und Kontrollverlust*
a) KHK positiv zwischen Patienten mit KHK: Koronarangiographie Todesangst und Kontrollverlust prädominant*
(n=66), b) KHK Panikstörung versus
negativ (n=48) , c) Patienten mit KHK
Panikstörung (n=30)
und d) KHK negativ +
Panikstörung (n=25)

* Merkmal häufiger/ausgeprägter bei Patienten mit


Panikstörung

87
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Quelle Studien- Studienpopulation/ Pat. Fragestellung Referenztest/ Outcomemessung Ergebnisse


design Setting Aufnahme
Kisley et al. ? ? ? Vergleich klinische ? Signifikante Merkmale (p<0,05)
1992 (267) Merkmale Patienten mit Geringeres Alter*
Nur Abstrakt KHK versus Höherer Alkoholkonsum*
unspezifischem, nicht- Raucher*
organisch bedingtem Psychiatrische Erkrankungen*
Thoraxschmerz

*Merkmal häufiger bei Patienten mit nicht-


spezifischen Thoraxschmerz
Tennant et al. Querschnittstudie, Patienten (n=532) mit konsekutiv Vergleich dreier Gruppen KHK: Stress- Signifikante Merkmale (p<0,05)
1994 (268) prospektiv Thoraxschmerz, (normaler Myokardszintigraphie Koping-Strategie Anger-In (Spielberger)*
überwiesen zur Perfusionsbefund, aktuelle Vielzahl psychosozialer Immature response on Coping Questionnaire
Stress- myokardiale Ischämie, Variablen mit unterschiedlichen
Myokardszintigraphie früherer AMI ohne aktuelle Instrumenten
Ischämie) hinsichtlich Nicht signifikante Merkmale:
psychologischer Angst
Symptome Depression

* Merkmal ausgeprägter bei Patienten ohne Ischämie


Nezu et al. Fall-Kontroll- Patienten (n=106) mit ? Vergleich von Patienten KHK: Stress- Signifikante Merkmale (p<0,05)
2007 (269) Studie, prospektiv Thoraxschmerz, mit nichtkardialem Myokardszintigraphie Depressive Stimmung*
überwiesen zur Thoraxschmerz (n=53) Angst*
Stress- versus Pat. mit kardialem Hospital Anxiety and Depression Stress*
Myokardszintigraphie Thoraxschmerz (n=53) Scale (HADS), perceived Stress Anger-out*
hinsichtlich verschiedener Scale, Framingham Anger Positive Problemorientierung**
Variablen Scale, Schmerzintensität und Negative Problemorientierung*
-häufigkeit , Social Problem Rationale Problemlösungsweise**
Solving Inventory

Nicht signifikante Merkmale


Schmerzintensität und -häufigkeit

*Merkmal häufiger/ ausgeprägter bei nicht-kardialem


Thoraxschmerz
** Merkmal höher/ ausgeprägter bei Patienten mit
kardialem Thoraxschmerz

88
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Quelle Studien- Studienpopulation/ Pat. Fragestellung Referenztest/ Outcomemessung Ergebnisse


design Setting Aufnahme
Lumley et al. Querschnittsstudie, Patienten (n=131) mit konsekutiv Zusammenhang von a) KHK: Stress-
1997 (270) prospektiv Thoraxschmerz und Patienten mit Myokardszinitigraphie Signifikante Gruppenunterschiede
anderen Indikationen, nichtkardialem 1. Gruppe a versus b
überwiesen zum Thoraxschmerz und Depression: Center for Depression
BelasungsEKG/ Schmerzen unter Epidemiologic Studies Somatic Awareness
Stress- Belastung (n=21) versus Depression Scale
Myokardszintigraphie b) Pat. mit nichtkardialem Ärgerausdruck: Anger 2. Gruppe a versus c
mit eindeutigem Thoraxschmerz ohne Expresssion Inventory Anger-Control
Befund Schmerzen unter Körperwahrnehmung:
Belastung (n=76) und c) Somatosensory Amplification
Patienten mit kardialem Scale
Thoraxschmerz (n=34) Einstellung gegenüber
hinsichtlich psychosozialer Gesundheitssystem:
Faktoren
Fleet et al. Querschnittsstudie, Pat. mit nicht- konsekutiv Vergleich von Patienten Psychiatrische Störung: Anxiety Ergebnisse ANOVA:
1998 (271) prospektiv kardialem mit KHK+ und Disorders Interview Schedule- Signifikante Unterschiede fanden sich hinsichtlich
Thoraxschmerz, Panikstörung+ versus Pat. rev. (ADIS-R), DSM-III-R- Angst, Depression, Panik, Platzangst in Abhängigkeit
Notfallbereich KHK- und Panikstörung* Kriterien davon, ob eine Panikstörung vorlag.
versus Pat. KHK- und Beck-Depression-Inventory,
Panikstörung- versus Pat. Stait-Trait-Anxiety Inventory,
KHK+ und Panikstörung- Body Sensation Questionnaire,
hinsichtlich verschiedener Agoraphobia Cognitions
psychologischer Variablen Questionnaire, Mobility
Inventory for Agoraphobia
Kuijpers et al. Querschnittsstudie, Pat. mit nicht- konsekutiv Zusammenhang zwischen Diagnose nichtkardialer Signifikante Merkmale (p<0,05)
2007 (257) prospektiv kardialem kardiologischer Thoraxschmerz: geringeres Alter*
Thoraxschmerz, Vorgeschichte/ Typ D- Entlassungsdiagnose aus psychiatrische Vorgeschichte*
Notfallbereich, n=324 Persönlichkeit und Notfallbereich Typ D-Persönlichkeit*
Panikstörung/ Depression Angst und Depression: männliches Geschlecht*
bei Patienten mit nicht- Screening: Hospital Anxiety and
kardialem Thoraxschmerz Depression Scale (HADS),
Diagnose: DSM-IV Kriterien nicht signifikante Merkmale
(SCID) kardiologische Vorgeschichte
Typ D Persönlichkeit: Type D
Scale-14
* Merkmal häufiger/ausgeprägter bei Patienten mit
Angststörung oder Depression

89
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Quelle Studien- Studienpopulation/ Pat. Fragestellung Referenztest/ Outcomemessung Ergebnisse


design Setting Aufnahme
Zachariae et al. Fall-Kontroll Studie, Patienten mit konsekutiv Vergleich von Patienten KHK: Koronarangiographie Signifikante Gruppenunterschiede zwischen
2001 (272) prospektiv Thoraxschmerz, mit KHK, nicht-kardialem Schmerzempfindung, -intensität Patienten mit KHK und nichtkardialem
kardiologisches Thoraxschmerz und und -verhalten: (experimentell, Thoraxschmerz hinsichtlich:
Setting Gesunden hinsichtlich (Cold Pressure Pain), Schmerztoleranz
Schmerzempfinden und Schmerzintensität (visuelle
anderer psychosozialer Analog-Skala), Coping
Variablen Strategies Questionnaire, McGill
Pain Questionnaire Nicht signifikante Gruppenunterschiede zwischen
Psychosoziale Variablen: Patienten mit KHK und nichtkardialen Thoraxschmerz
Perceived Stress Scale, Social hinsichtlich:
Readjustment Rating Scale, Alter
Beck Depression Inventory, Alkoholverbrauch
State Trait Anxiety Scale, Bewegungsverhalten
Eysenck Personality Rauchverhalten
Questionnaire Verschiedene soziale Variablen
Schmerzintensität
Stress
Depression und Angst

Rutledge et al. Querschnittsstudie, Patientinnen mit konsekutiv Diskriminatorische KHK: Koronarangiographie Positive Anamnese hinsichtlich Angststörung ist ein
2001 (266) prospektiv Thoraxschmerz, Fähigkeit von Angststörung: Modified unabhängiger Prädiktor für einen negativen
kardiologisches Angststörung in Autonomic Perception Koronarbefund (Kontrolle hinsichtlich Alter,
Setting Anamnese zur Questionnaire, Beck Depression Risikofaktoren, funktioneller Status)
Unterscheidung von Inventory
Patientinnen mit und ohne
KHK
Eken et al. Querschnittsstudie, Pat. mit konsekutiv Prävalenz von Angst- und Angst- und depresssive Kein signifikanter Unterschied zwischen Patienten mit
2008 (273) prospektiv Thoraxschmerz, depressiven Störungen Störungen: Hospital Anxiety and kardialen versus nichtkardialen Thoraxschmerz
Abstract Notfallbereich bei Patienten mit Depression Scale hinsichtlich der Prävalenz von Angst- oder
Prävalenz kardiale Thoraxschmerz und Kardiale versus nichtkardiale depressiven Störungen
Ursachen:40,1% Vergleich von Patienten Thoraxschmerzen
Prävalenz Angst- und mit kardialen versus
depressive nichtkardialen
Störungen: ? Thoraxschmerzen
DSM: Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders; ADIS: Anxiety disorders interview Schedule; HADS: Hospital Anxiety and Depression Scale; SCID: Structured Clinical Interview for DSM

90
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Wie ist die diagnostische Aussagekraft von Screeninginstrumenten/ Indikatoren zum


Screening/ Erkennen von psychischen Erkrankungen (Angst- oder depressive Störungen)
bei Patienten mit Thoraxschmerz?
Insgesamt wurden fünf Studien identifiziert, die die diagnostische Aussagekraft verschiedener
Screeninginstrumente/ Indikatoren für das Screening von Angst- und Panikstörungen bei
Patienten mit Thoraxschmerzen untersuchten (259;261-264). Die Sensitivität lag zwischen 58
und 98,5% und die Spezifität zwischen 51,4 und 81%
Tabelle 42).

Es wurden keine Studien identifiziert, die die diagnostische Aussagekraft von


Screeninginstrumenten/ Indikatoren für das Screening von depressiven Störungen speziell bei
Patienten mit Thoraxschmerzen untersuchten. Insgesamt wurden drei Studien identifiziert, die die
diagnostische Aussagekraft eines Kurzscreenings für depressive Störungen (2 Fragen des
PRIME-MD) im hausärztlichen Bereich untersuchten (278-280) (s. Tabelle 43). Die Sensitivität
lag zwischen 86 und 97%, die Spezifität zwischen 57 und 75%. Poolt man die Daten von
Wholley et al. und Arroll et al. (279;280), ergibt sich eine LR+ von 2,6 (95%KI 2,0-3,3) und eine
LR- von 0,07 (95%KI: 0,03-1,6). Eine Berücksichtigung der Daten von Spitzer et al. (278) ist
dabei nicht möglich, da sich die Angaben zur Vierfeldertafel nicht rekonstruieren ließen.

Es konnten keine Studien identifiziert werden, die die diagnostische Aussagekraft von
Screeninginstrumenten zu Somatisierungsstörungen in der Primärversorgung untersuchten.

91
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Tabelle 42: Primärstudien zu Fragestellung P2 (Screening von Angststörungen)


Quelle Studien- Studienpopulation/ Pat. Aufnahme Indextest Referenztest Ergebnisse Bemerkung/
design Setting Qualität
Kushner Querschnittstudie, 187 Patienten mit konsekutiv Untersuchung DSM-III Kriterien (SCID) Bildung eines Modells mit den
et al. prospektiv Thoraxschmerz, mehrerer Variablen, Indikatoren:
1988 kardiologisches Ableitung eines • Angst (Zung Self-rating
(261) Setting, Prävalenz Modells aus 1. Anxiety Scale)
der Panikstörung Teilstichprobe und • Alter
48,7% Validierung an 2. • Geschlecht
Teilstichprobe Sensitivität (%) 80,5
Spezifität (%) 57,1
Carter et Querschnittstudie, 50 Patienten mit konsekutiv Anxiety Sensitivity KHK: Stress-Szintigraphie Anxiety Sensitivity Index
al. 1994 prospektiv Thoraxschmerz, Index Panikstörung: DSM-III-R
(262) kardiologisches Zung Anxiety Scale Kriterien (SCID) Sensitivität (%) 95
Setting, Prävalenz Spezifität (%) 75
der Panikstörung pVW (%) 82
56% nVW (%) 92
Zung Anxiety Scale
Sensitivität (%) 90
Spezifität (%) 53
pVW (%) 69
nVW (%) 82
Fleet et Querschnittstudie, 180 ambulante konsekutiv Untersuchung DSM-III-R Kriterien (SCID) Bildung eines Modells mit den Validitätskriterien:
al. 1997 prospektiv Patienten mit mehrer Variablen Indikatoren: Spektrumbias: nein
(259) Thoraxschmerz, und Herleitung eines Platzangst (Agoraphobia Cognitions Verifikationsbias: nein
Notfallbereich zur Modells (Fleetmodel) Questionnaire, Mobility Inventory for Diagnostic-Review-Bias: unklar
Modellbildung, Agoraphobia when accompanied) Konsekutive Aufnahme: ja
212 ambulante Geschlecht
Patienten mit Schmerzqualität (Short Form McGill
Thoraxschmerz, Questionnaire Sensory)
Notfallbereich zur Schmerzlokalisation (Schmerz rechter
Validierung, Unterarm, Schmerz nicht linke
Prävalenz der Rückenpartie)
Panikstörung:
23% Validierung des Gesamtmodells in
neuer Stichprobe (n=212)
Sensitivität (%) 66
Spezifität (%) 75

Dammen Querschnittstudie, 199 Patienten mit konsekutiv Fleet-Modell DSM-IV Kriterien (SCID) Validitätskriterien:
et al. prospektiv Thoraxschmerz, Validierung des Fleet-Modells Spektrumbias: nein
1999 kardiologisches Sensitivität (%) 58 Verifikationsbias: nein
(263) Setting, Prävalenz Spezifität (%) 81 Diagnostic-Review-Bias: nein
der Panikstörung pVW (%) 66 Konsekutive Aufnahme: ja
38,2% nVW (%) 76

92
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Quelle Studien- Studienpopulation/ Pat. Aufnahme Indextest Referenztest Ergebnisse Bemerkung/


design Setting Qualität
Kuijpers Querschnittstudie, Pat. mit konsekutiv Hospital Anxiety and DSM-IV Kriterien (Mini Validitätskriterien:
et al. prospektiv nichtkardialem Depression Scale International Neuropsychiatric Sensitivität (%) 98,5 Spektrumbias:nein
2003 Thoraxschmerz, (HADS) Interview) Spezifität (%) 51,4 Verifikationsbias: nein
(264) Notfallbereich pVW (%) 73,3 Diagnostic-Review-Bias: unklar
(n=266) nVW (%) 96,2 Konsekutive Aufnahme: ja

Tabelle 43: Primärstudien zu P2 (Kurzscreening depressive Störungen)


Quelle Studien- Studienpopulation/ Pat. Aufnahme Indextest Referenztest Ergebnisse Bemerkung/
design Setting Qualität
Spitzer et Querschnittsstudie konsekutiv 2-Item Version des DSM-III-R-Kriterien* (SCID)** Validitätskriterien:
al.(278) PRIME-MD Sensitivität (%) 86 Spektrumbias: nein
Spezifität (%) 75 Verifikationsbias: nein
Diagnostic-Review-Bias: nein
Konsekutive Aufnahme: ja

Whooley Querschnittsstudie Notfallambulanz konsekutiv 2-Item Version des DSM-III-Kriterien* (DIS)*** Validitätskriterien:
et al. (279) PRIME-MD Sensitivität (%) 96 Spektrumbias: nein
Spezifität (%) 57 Verifikationsbias: nein
Diagnostic-Review-Bias: nein
Konsekutive Aufnahme: ja

Arrol et al. Querschnittsstudie General Practice konsekutiv 2-Item Version des DSM-IV Kriterien** (CIDI)**** Validitätskriterien:
(280) PRIME-MD Sensitivität (%) 97 Spektrumbias: nein
Spezifität (%) 67 Verifikationsbias: nein
Diagnostic-Review-Bias: unklar
Konsekutive Aufnahme: ja

* Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders Criteria, ** Structured Clinical Interview for DSM, *** National Institute of Mental Health Diagnostic Interview Schedule ****Composite International
Diagnostic Interview

93
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Zusammenfassung
Zusammenfassend zeigen sich die in Tabelle 44 genannten Kriterien hilfreich zur Einschätzung
von Angst-, depressiven und somatoformen Störungen.

Tabelle 44: Hilfreiche Kriterien zur Einschätzung von Angst, depressiven und somatoformen Störungen
Kriterien LR+* LR-*
(Glossar) (Glossar)
Angststörung
Angst- oder Panikattacken oder anfallsartige, unklare körperliche
Symptome wie Tachykardien, Schwindel, Luftnot in den letzten 6 Monaten
(133) (Evidenzlevel DIII) 1,3 0,13

Nervosität, Ängstlichkeit oder Anspannung und „Nicht in der Lage sein,


Sorgen zu stoppen oder zu kontrollieren”
(Einschätzung über die beiden letzten zwei Wochen; 0 = „überhaupt 2,9 0,2
nicht”, 1 = „an einzelnen Tagen”, 2 = „an mehr als der Hälfte der Tage”
und 3 = „beinahe jeden Tag”) (134) (Evidenzlevel DI)

Depressive Störung (140;141)( Evidenzlevel DI)


„Haben Sie sich im letzten Monat oft niedergeschlagen, depressiv oder
hoffnungslos gefühlt?“
„Hatten Sie im letzten Monat oft wenig Interesse oder Freude an Dingen, 2,6 0,07
die Ihnen früher Spaß gemacht haben?“
somatoforme Funktionsstörungen des kardiovaskulären Systems (131)
(Evidenzlevel DIV)
wiederholt auftretende Konsultationen mit unspezifischen vegetativen
Symptomen wie Herzklopfen, Herzrasen; Brennen, Ziehen oder anderen
Missempfindungen in der Herzgegend und intensive, quälende Sorge, dass
k. A. k. A.
eine Herzerkrankung vorliegt, ohne dass gegenteilige Befunde oder
ärztliche Versicherungen zu einer Beruhigung führen und keine
hinreichende somatische Erklärung der Beschwerden
* eigene Berechnungen aufgrund der Angaben in den Publikationen

94
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

3.6. Gastrointestinale Ursachen des Thoraxschmerz

3.6.1. Fragestellungen und Suchstrategie


G1: Welche Aussagekraft haben Symptome, Zeichen und Risikofaktoren hinsichtlich der
Diagnose einer Koronaren Herzkrankheit bei Patienten mit Thoraxschmerz?

Tabelle 45: Suchstrategie zu Fragestellung G1


Elektronische Datenbank Pubmed
Handsuche Literaturverzeichnisse einschlägiger Literatur
Datum/ Aktualisierung September 2008/-
Suchbegriffe Suchstrategie I:
(“pretest risk” OR „pretest probability“ OR Sensitivity OR Specificity OR
“Predictive Value” OR “Likelihood Ratio” OR “Diagnostic Odds Ratio” OR
Accuracy OR “Sensitivity and Specificity”[MESH])
AND
symptom* OR signs OR “clinical examination” OR “physical examination”
OR "Medical History Taking"[Mesh] OR “patient history” OR “risk factor*”
OR “clinical feature*” OR “clinical gestalt” OR „clinical diagnosis“ or
„clinical presentation“
AND
gastro/intestinal OR gastroesophageal OR gastric OR esophageal OR
esophagus OR "Deglutition Disorders/diagnosis"[Mesh] OR
"Gastroesophageal Reflux/diagnosis"[Mesh] OR "Esophageal
Diseases/diagnosis"[Mesh] OR "Esophageal Motility
Disorders/diagnosis"[Mesh]
AND
"chest Pain"[Mesh] OR "chest Pain"[All Fields] OR “thoracic pain” OR “non
cardiac chest pain”
Ein- und Ausschlusskriterien Sprache: Englisch/ Deutsch
(Limits)

G2: Welche diagnostische Aussagekraft hat der Protonenpumpeninhibitor-Test (PPI-Test) zur


Diagnose einer gastrointestinalen Ursache bei Patienten mit Thoraxschmerz? (4, A2)

Tabelle 46: Suchstrategie zu Fragestellung G2


Elektronische Datenbank Pubmed
Handsuche Literaturverzeichnisse einschlägiger Literatur
Datum/ Aktualisierung September 2008/-
Suchbegriffe (“pretest risk” OR „pretest probability“ OR Sensitivity OR Specificity OR
“Predictive Value” OR “Likelihood Ratio” OR “Diagnostic Odds Ratio” OR
Accuracy OR “Sensitivity and Specificity”[MESH])
AND
ppi-test OR “proton pump inhibitor*”
AND
"chest Pain"[Mesh] OR "chest Pain"[All Fields] OR “thoracic pain” OR “non
cardiac chest pain”
Ein- und Ausschlusskriterien Sprache: Englisch/ Deutsch
(Limits) Systematic[sb]

95
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

3.6.2. Ergebnisse
In nicht-selektierten Kohorten von Patienten mit Thoraxschmerz im primärärztlichen Setting
betrug der Anteil der Patienten, bei denen gastrointestinale Erkrankungen Ursache des
Thoraxschmerzes waren, zwischen 8,0-17,1% (8;12;14;15). Sofern weiter differenziert wurde,
lag der Anteil ösophagealer Erkrankungen als Ursache des Thoraxschmerzes bei 4,8-17,1%
(8;14;15). Die gastroösophageale Refluxkrankheit wurde in verschiedenen Studien (10-12;14) in
3,5-13,3% der Fälle als Ursache des Thoraxschmerzes identifiziert.

In bevölkerungsbasierten Studien (281-283) (Fragebogen, Querschnittssurvey) zeigte sich eine


hohe Assoziation zwischen der Einschätzung der Thoraxschmerzen als nicht-kardial und
Symptomen wie Sodbrennen, Säureregurgitation und Dysphagie. In einer chinesischen Kohorte
(n=2209) (283) wurden in 50,3% der Fälle, in denen der Thoraxschmerz als nicht-kardial
eingeschätzt wurde (Rose Questionnaire), eine gastroösophageale Refluxkrankheit als Ursache
angenommen (validierter GERD-Fragebogen).

In Studien mit stark selektierten Kohorten – Patienten mit Thoraxschmerz, bei denen durch eine
umfangreiche kardiologische Evaluation eine kardiale Ursache des Thoraxschmerzes
ausgeschlossen worden war und die sich zur weiteren diagnostischen Abklärung verschiedenen
gastroenterologischen Untersuchungen unterzogen – finden sich folgende Angaben zu möglichen
gastrointestinalen Ursachen:
Positive Befunde bei Provokationstest (Säureperfusion, Edrophonium), 24h-pH-Metrie und/ oder
Ösophago-Gastro-Duodenoskopie: 18,1-60% (284-290)
Positive Befunde der Ösophagusmanometrie: 10-32% (284-287;289)

Als die häufigsten gastrointestinalen Ursachen des nicht-kardialen Thoraxschmerzes werden in


der Literatur benannt (291-294):
 Gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD)
 Ösophageale Motilitätsstörungen
 Viszerale Hypersensitivität

96
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Weitere in Betracht kommende gastrointestinale Erkrankungen, die aufgrund ihrer eher geringen
Bedeutung im Zusammenhang mit Thoraxschmerzen nur genannt, aber nicht weiter betrachtet
werden, sind:
 Gastritis
 Peptisches Ulkus
 Gallenwegserkrankungen (Cholezystitis/ Cholelithiasis)
 Pankreatitis
 Ösophagusruptur
 Biliäre Kolik
 Malignome des Ösophagus oder Ventrikels

Diagnostische Methoden bei gastrointestinalen Ursachen des extrakardialen Thoraxschmerzes:


 Anamnese
 Probetherapie (PPI-Test)
 Ösophago-Gastro-Duodenoskopie
 24h-pH-Metrie der Speiseröhre
 Ösophagusmanometrie bei V.a. Motilitätsstörungen

Das Problem aller diagnostischen Verfahren zum Nachweis einer gastroösophagealen


Refluxkrankheit als der häufigsten gastrointestinalen Ursache des nicht-kardialen
Thoraxschmerzes ist das Fehlen eines geeigneten Goldstandards (295;296).

Welche Aussagekraft haben Symptome, Zeichen und Risikofaktoren hinsichtlich der


Diagnose einer gastrointestinalen Ursache bei Patienten mit Thoraxschmerz?
In einer nicht selektierten Kohorte im allgemeinmedizinischen Setting (297) zeigten vor allem
folgende Symptome in einer multivariaten Analyse eine diskriminative Fähigkeit,
gastrointestinale Ursachen von nicht-gastrointestinalen Ursachen des Thoraxschmerzes zu
unterscheiden:
 Schmerz abhängig von Nahrungsaufnahme
 Erbrechen
 Brennender Schmerz
 Schmerzen im Bereich des Oberbauchs

97
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Davies et al. (298) untersuchten in einer Stichprobe mit 100 konsekutiven Patienten mit
Thoraxschmerz (Notfallbereich) den Zusammenhang zwischen verschiedenen Symptomen und
der letztlich gestellten Diagnose (Kardiale Ursache, ösophageale Ursache, andere Ursachen). Für
Sodbrennen ergab sich eine Sensitivität von 77,8% und eine Spezifität von 76,8%. Für die
Regurgitation fand sich eine Sensitivität von 66,7 und eine Spezifität von 74,4%. Allerdings
finden sich Hinweise auf verschiedene Biasformen (Workup-Bias, fehlender einheitlicher
Referenzstandard bei ösophagealen Ursachen, Reviewbias).

Gastroösophageale Refluxkrankheit als Ursache des Thoraxschmerzes:


Prädominante Symptome der gastroösophagealen Refluxkrankheit sind Sodbrennen und
Säureregurgitation (290;299-301). Wichtig in diesem Zusammenhang ist das exakte begriffliche
Verständnis des englischen Begriffs „heartburning“, der hier mit Sodbrennen übersetzt wird. Er
beschreibt ein brennendes Gefühl hinter dem Brustbein, das bis zum Rachen oder Hals aufsteigt
(302). Als weitere wichtige Symptome gelten eine Verbesserung der Beschwerden auf
Antazidaeinnahme, saurer Geschmack im Mund und ein zeitlicher Zusammenhang mit
Nahrungsaufnahme bzw. bestimmten Nahrungsmitteln (300).
Zur Aussagekraft einzelner Symptome liegen allerdings nur wenige Studien vor (303).
Klauser et. al (304) zeigten für die Hauptsymptome Sodbrennen und Regurgitation eine
Sensitivität von 38 bzw. 6% und eine Spezifität von 89 bzw. 95%, falls sie die
Hauptbeschwerden des Patienten darstellen.
Mousavi et al. (290) zeigten für 87 konsekutive Patienten mit nicht-kardialem Thoraxschmerz,
dass Patienten, deren Thoraxschmerzen in einem ursächlichen Zusammenhang mit einer
Refluxkrankheit gesehen wurden, signifikant häufiger klassische Refluxzeichen (Sodbrennen und
Regurgitation) aufwiesen und eine Besserung der Thoraxschmerzen bei Antazidaeinnahme
zeigten, als Patienten, bei denen eine Refluxkrankheit nicht als Ursache angenommen wurde. Als
Goldstandard diente eine Kombination aus Endoskopie, Bernstein- und Omeprazoltest.
Kim et al. (299) zeigten für 58 Patienten mit nicht-kardialem Thoraxschmerz, dass das
Vorhandensein typischer Refluxzeichen (Sodbrennen und Säureregurgitation) eine Sensitivität
von 67%, eine Spezifität von 77%, eine NVW von 77%, einen PVW von 76% und eine LR von
2,83 hatten. Als Goldstandard diente eine Kombination aus 24h-pH-Metrie und Endoskopie.

98
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Ösophagusmotilitätsstörung als Ursache des Thoraxschmerzes:


Wesentliche Leitsymptome einer Ösophagusmotilitätsstörung sind die Schluckstörung,
Schmerzen beim Schlucken und das Aufstoßen bzw. Zurücklaufen unverdauter Nahrungsreste. In
einer Studie (285) mit 462 konsekutiven Patienten, die sich sowohl einer Manometrie als auch
einer 24h-pH-Metrie als Referenzstandard unterzogen, zeigte sich die Schluckstörung als
aussagekräftigstes Zeichen zur Diagnose einer klassischen Achalasie (LR+ 6,24) bzw. eines
diffusen ösophagealen Spasmus (LR+ 3,58) in Abgrenzung von einem pathologischen
Säurereflux. Dekel et al. (286) fanden bei 30% der Patienten, die sich wegen nicht-kardialen
Thoraxschmerzes einer Ösophagusmanometrie unterzogen, eine Bewegungsstörung im Vergleich
zu 45% der Fälle, in denen zusätzlich eine Schluckstörung vorlag.
Für die vorliegende Fragestellung zeigen die in den Studien von Davies et al. (298) und Bösner et
al. (297) genannten Kriterien die höchste Relevanz (Evidenzlevel DIII).

99
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Tabelle 47: Primärstudien zu Fragestellung G1


Quelle Patientenspektrum Studien- Referenztest Ergebnisse Bemerkung/
design Qualität
Setting E/A n

Davies et Notfall- E : akuter 100 Prospektiv, Krankheit: Eigene Berechnung Validitätskriterien:


al. 1985 bereich Thorax- konsekutiv ösophageale Verifikationsbias: möglich
Symptom Sensitivität (95%-KI) Spezifität (95%-KI) LR+ (95%-KI) LR- (95%-KI)
(298) schmerz Ursachen versus
Diagnostic-Review-Bias:
nicht ösophageale Auslösbar 38,9 (20,3-61,4) 96,3 (89,8-98,7) 10,1 (2,9-35,4) 0,7(0,4-0,9)
möglich
Ursachen durch
Schlucken Bias Referenzstandard
möglich
Unterschiedliche Besserung 44,4 (24,6-66,3) 90,2 (81,9-95,0) 4,6 (2,0-10,5) 0,6 (0,4-0,9)
Vorgehensweise, durch
endgültige Antazida
Diagnose
Sodbrennen 77,8 (54,8-91,0) 77,4 (67,4-85,0) 3,7 (2,2-5,7) 0,3 (0,1-0,9)
Dysphagie 22,2 (9,0-45,2) 91,5 (83,4-95,8) 2,6 (0,9-7,6) 0,9 (0,7-1,1)
Prävalenzen:
Ösophageale Regurgitation 66,7 (43,7-83,7) 75,3 (65,2-83,2) 2,6 (1,6-4,4) 0,4 (0,2-0,9)
Ursachen: 18% Erbrechen 22,2 (9,0-45,2) 89,0 (80,4-94,1) 2,0 (0,7-5,8) 0,9 (0,7-1,1)
Kardiale
Ursachen: 52% Nächtliches 61,1 (38,6-79,7) 70,7 (60,1-79,5) 2,1 (1,3-3,4) 0,5 (0,3-1,0)
Aufwachen
Andere: 30% wegen
Schmerz
Spontane 50,0 (29,0-71,0) 85,4 ((76,1-91,4) 3,4 (1,7-6,7) 0,6 (0,4-1,0)
Episoden>1/
Monat
Retrosternaler 97,4 (79,1-99,7) 17,5 (10,8-27,0) 1,2 (1,0-1,3) 0,2 (0,0-2,4)
Schmerz
Klauser Gastro- Überweisung 304 Prospektiv? Krankheit: GERD Eigene Berechnung Validitätskriterien:
et al. entero- zur Konsekutiv Bias Referenzstandard:
Symptom Sensitivität (95%-KI) Spezifität (95%-KI) LR+ (95%-KI) LR- (95%-KI)
1990 logische Abklärung möglich
24h-pH-Metrie
(304) Klinik GERD Sodbrennen 67,3 (59,8-74,0) 53,6 45,3-61,7) 1,5 (1,2-1,8) 0,6 (0,5-0,8)
Prävelenz GERD: Diagnostic-Review-Bias:
54,6% Regurgitation 60,2 (52,6-67,4) 51,8 (43,5-60,0) 1,3 (1,0-1,5) 0,8 (0,6-1,0) möglich
Epigastrische 55,2 (47,8-62,4) 47,1 (39,0-55,4) 1,0 (0,9-1,3) 1,0 (0,8-1,2)
Schmerzen
Fälle, in denen ein dominantes Hauptsymptom vorlag (n=124)
Symptom Sensitivität (95%-KI) Spezifität (95%-KI) LR+ (95%-KI) LR- (95%-KI)
Sodbrennen 38 89 k.A. k.A.
Regurgitation 6 95 k.A. k.A.
Epigastrische 12 80
Schmerzen

100
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Quelle Patientenspektrum Studien- Referenztest Ergebnisse Bemerkung/


design Qualität
Setting E/A n

Hewson Gastro- Überweisung 100 Konsekutiv, Ösophagus- Validitätskriterien:


et al. entero- zur gastro- prospektiv manometrie Bias Referenzstandard:
Symptom Sensitivität (95%-KI) Spezifität (95%-KI)
1991 logische entero- Provokationstest möglich
(289) Klinik logischen Sodbrennen 75 k.A.
Diagnostic-Review-Bias:
Abklärung bei positiver Manometrie möglich
nicht-
kardialen Sodbrennen 82 k.A.
Thorax- bei positivem Provokations-Test
schmerzes Regurgitation bei positiver Manometrie 78 k.A.
Regurgitation bei positivem Provokations-Test 21 k.A.
Dysphagie bei positiver Manometrie 59 k.A.
Dysphagie bei positivem Provokations-Test 50 k.A.
Tefera et Gastro- Überweisung 100 Konsekutiv, Krankheit: GERD Validitätskriterien:
al. 1997 entero- zur retrospektiv Bias Referenzstandard:
Symptom Sensitivität (95%-KI) Spezifität (95%-KI) PVW (95%-KI) NVW (95%-KI)
(305) logische Abklärung möglich
24h-pH-Metrie
Klinik GERD Sodbrennen* 68,4 (k.A.) 62,9 (k.A.) 30,2 (k.A.) 89,4 (k.A.)
Prävalenz, Diagnostic-Review-Bias:
Ösophago- Regurgitation* 56,7 (k.A.) 65,8 (k.A.) 71,9 (k.A.) 48,8 (k.A.) möglich
Gastro- *Falls Hauptsymptom
Duodenoskopie,
Manometrie
Prävalenz GERD:
85%
Kim et al. Gastro- Überweisung 58 Konsekutiv? Krankheit: GERD Konsekutive Aufnahme
2007 entero- zur gastro- prospektiv unklar
Symptom Sensitivität (95%-KI) Spezifität (95%-KI) LR+ (95%-KI) LR- (95%-KI)
(299) logische entero- Bias Referenzstandard:
24h-pH-Metrie
Klinik logischen Sodbrennen/ 67 (52-79) 77 (66-85) 2,83 (1,5-5,2) 0,44 (0,2-0,7) möglich
Abklärung Prävalenz, Säurereflux
nicht- Ösophago-
kardialen Gastro-
Thorax- Duodenoskopie,
schmerzes Manometrie
A: Schwere
Leber-; Prävalenz GERD
Lungen- 41,4%
,Nieren und
hämatologi-
sche Erkran-
kungen,
bekannte
GERD

101
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Quelle Patientenspektrum Studien- Referenztest Ergebnisse Bemerkung/


design Qualität
Setting E/A n

Mousavi Gastro- Überweisung 78 Konsekutiv, Ösophago- Eigene Berechnung Validitätskriterien:


et al. entero- zur gastro- prospektiv Gastro- Bias Referenzstandard:
Symptom Sensitivität (95%-KI) Spezifität (95%-KI) LR+ (95%-KI) LR- (95%-KI)
2007 logische entero- Duodenoskopie, möglich
(290) Klinik logischen Bernsteintest, Klassische 31,4 (18,6-48,0) 88,4 (75,5-94,9) 2,7 (1,0-7,0) 0,8 (0,6-1,0)
Diagnostic-Review-Bias:
Abklärung PPI-Test Reflux-
möglich
nicht- Krankheit: GERD symptome
kardialen Verifikationsbias: möglich
Prävalenz GERD: Besserung 42,9 (28,0-59,1) 83,7 (70,0-91,9) 2,6 (1,2-5,7) 0,7 (0,5-1,0)
Thorax-
40,2% durch
schmerzes
Antazida
A:
peptisches Sodbrennen* 57,1 (40,9-72,0) 79,1 (64,8-88,6) 2,7 (1,4-5,2) 0,5 (0,3-0,8)
Ulkus, Regurgitation 48,6 (33,0-64,4) 83,7 (70,0-91,9) 3,0 (1,3-6,4) 0,6 (0,4-0,9)
Diagnostik
nicht möglich Angaben weichen von denen der Autoren ab. Eigene Berechnungen aufgrund der Angaben zu 4-
Feldertafeln.
Bösner et Allgemein E: Brust- 1201 Prospektiv, Delayed-type, Gastrointestinale Erkrankung
al.2009 medizin schmerz konsekutiv unabhängiges Validitätskriterien:
Symptom Adjustierte OR
(297) A: Referenzpanel, Inkorporationsbias
traumatische Krankheit: Schmerz abhängig von Nahrungsaufnahme 31,3
Ursachen, gastrointestinale Erbrechen 8,0
Alter < 35J versus nicht-
gastrointestinale Retrosternale Schmerzlokalisation 2,4
Ursachen Schmerzen im Bereich des Oberbauchs 3,5
Prävalenz
Brennender Schmerz 3,2
gastrointestinale
Ursachen: 5,6% Belastungsabhängiger Schmerz 0,2
Refluxkrankheit: Atmungsabhängiger Schmerz 0,3
3,6%
Bewegungsabhängiger Schmerz 0,4
Linksseitige Schmerzlokalisation 0,4
Muskelverspannung 0,4

Refluxkrankheit
Symptom Adjustierte OR
Schmerz abhängig von Nahrungsaufnahme 16,5
Retrosternale Schmerzlokalisation 3,2
Linksseitige Schmerzlokalisation 0,08
Muskelverspannung 0,04

102
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Welche diagnostische Aussagekraft hat derProtonenpumpeninhibitor-Test (PPI-Test) zur


Diagnose einer gastrointestinalen Ursache bei Patienten mit Thoraxschmerz?
Zwei Metaanalysen untersuchten die diagnostische Aussagekraft des PPI-Tests zur Diagnose der
Refluxkrankheit bei Patienten mit nicht-kardialem Thoraxschmerz (s. Tabelle 48). Die
Metaanalyse von Wang et al. (306) (6 Studien mit insgesamt 220 Patienten) zeigte eine
Sensitivität von 80 und eine Spezifität von 74% (jeweils gewichteter Mittelwert). Als
Goldstandard diente entweder die 24h-pH-Manometrie allein (1 Studie) oder in Kombination mit
der Endoskopie (5 Studien). Testmedikation war in 3 Studien Omeprazol (60-80mg/d), in zwei
Studien Lansoprazol (30-90mg/d) und in einer Studie Rabeprazol (40mg/d). In fünf Studien lag
die Anwendungsdauer zwischen 1-2 Wochen, während in einer Studie eine Standarddosierung
über vier Wochen gewählt wurde. Cremonini et al. (307) schlossen zwei weitere Studien ein. Für
eine dieser Studien war keine a priori-Definition eines positiven Testergebnisses benannt worden.
Sie ermittelten gleiche Mittelwerte für Sensitivität und Spezifität, jedoch im Vergleich zu Wang
et al. (306) eine geringere diskriminative Power (OR: 13,03 versus 19,35). Es zeigten sich
Hinweise auf Publikationbias.
Insgesamt zeigte sich eine moderate diagnostische Aussagekraft des PPI-Tests. Vor allem die
Sensitivität wird beeinflusst von Höhe der Dosierung, Dauer der Gabe und Definition, wann der
Test als positiv zu bewerten ist. (Evidenzlevel DIII)

Aufgrund der einfachen Anwendung (292), Kosteneffektivität (308;309) und der fehlenden
deutlichen Überlegenheit anderer diagnostischer Verfahren (291) wird der Test bei fehlenden
Alarmzeichen/ Redflags und sicherem Ausschluss kardialer Ursachen als 1. diagnostisches
Verfahren zur Evaluation möglicher gastrointestinaler Ursachen des Thoraxschmerzes empfohlen
(291;293;294;296).

103
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Tabelle 48: Metaanalysen zu Fragestellung G2


Quelle/ Studienpopulation/ Einschlusskriterien/ Referenztest Datensynthese Ergebnisse Bemerkung/
Eingeschlossene Setting der Ausschlusskriterien/ Qualität Metaanalyse
Studien Primärstudien Qualität Primärstudien
8 Studien (n=321) Ein: Pat. mit nicht- 24h-pH-Metrie Sensitivität, Falls Kriterien für Testbeurteilung von Forschern Heterogenität: Chi² (p=0,22)
Cremonini et al. zur Beurteilung kardialem einzeln oder in Spezifität, festgelegt gelegt wurden.
(2005) (307) der Effizienz/ Thoraxschmerz, Kombination DOR als Sensitivität Spezifität DOR (95%- Disseminationsbias: Hinweise auf Publikationsbias
8 Studien zur diagnostischen Referenzstandard mit Ösophago- gewichtete (Spw) (Spw) KI) bzw. Effekte durch Studien mit kleiner
Beurteilung der Aussagekraft des Aus: Gastro- Mittelwerte, 84 (0-95) 76 (60-91) 13,8 (5,5-35) Stichprobengröße
Effizienz/ PPI-Tests zur Suche: MEDLINE, Duodenoskopie sROC,
diagnostischen Diagnose eines EMBASE, Cochrane, Random- Falls Test positiv bei Besserung der Symptome>50%. Sensitivitätsanalysen für verschiedene
Aussagekraft pathologischen Handsuche; Englisch; Effect-Modell Sensitivität Spezifität DOR (95%- Schwellenwerte des PPI-Tests
des PPI-Tests Refluxes bei -2004 (Spw) (Spw) KI)
zur Diagnose Patienten mit Validitätskriterien der 83 (0-92) 75 (60-91) 12,5 (4,5-35)
eines nicht-kardialem berücksichtigten
pathologischen Thoraxschmerz Primärstudien: Abhängigkeit der Sensitivität von Dosierung des PPI.
Refluxes bei Verifikationsbias?
Patienten mit Diagnostic-Review-
nicht-kardialem Bias: meist verblindet
Thoraxschmerz Konsekutive
Aufnahme: ja

104
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Quelle/ Studienpopulation/ Einschlusskriterien/ Referenztest Datensynthese Ergebnisse Bemerkung/


Eingeschlossene Setting der Ausschlusskriterien/ Qualität Metaanalyse
Studien Primärstudien Qualität Primärstudien
Wang et al. 6 Studien (n=220) Ein: Pat. mit nicht- 24h-pH-Metrie Sensitivität, Heterogenität: Chi² (p=0,95)
(306) zur Beurteilung kardialem und/ oder Spezifität, Sensitivität Spezifität DOR Hinweise auf mögliche Biasformen in Primärstudien
6 Studien zur der Effizienz/ Thoraxschmerz, RCTs Ösophago- DOR als (95%-KI) (95%-KI) (95%-KI)
Beurteilung der diagnostischen mit Plazebogruppe, Gastro- gewichtete 84 (71-87) 74 (64-83) 19,4 (8,5-43,8)
Effizienz/ Aussagekraft des Referenzstandard Duodenoskopie Mittelwerte,
diagnostischen PPI-Tests zur 24h-pH-Metrie und/ sROC, Abhängigkeit der Sensitivität von Dauer und
Aussagekraft Diagnose eines oder Ösophago- Random- Häufigkeit der Gabe und Schwellenwert des Tests.
des PPI-Tests pathologischen Gastro- Effect-Modell Empfohlen wird eine Gabe 2-4 Wochen. Test positiv
zur Diagnose Refluxes bei Duodenoskopie ab mindestens 50% Verbesserung der Beschwerden.
eines Patienten mit Aus:
pathologischen nicht-kardialem Suche: Pubmed,
Refluxes bei Thoraxschmerz MEDLINE, EMBASE,
Patienten mit CINAHL, Cochrane,
nicht-kardialem Handsuche; Englisch;
Thoraxschmerz -2004
Validitätskriterien der
berücksichtigten
Primärstudien:
Verifikationsbias?
Diagnostic-Review-
Bias:meist verblindet
Konsekutive
Aufnahme: ja
Hinweise auf
verschiedene
Biasformen in
Primärstudien,
Problem
Referenzstandard,
unterschiedliche
Testdetails

105
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

3.7. Respiratorische Ursachen des Thoraxschmerz

3.7.1. Fragestellung und Suchstrategie


R1: Welche Zeichen und Symptome und Risikofaktoren weisen auf eine respiratorische Infektion
als Ursache von Thoraxschmerz hin?

Tabelle 49: Suchstrategie zu Fragestellung R1


Elektronische Datenbank Pubmed
Datum/ Aktualisierung Februar 2009
Suchbegriffe Suchstrategie 1:
symptom* OR signs OR “clinical examination” OR “physical examination”
OR “History taking” OR “patient history” OR “risk factor*” OR “clinical
feature*” OR “clinical gestalt” OR „clinical diagnosis“ or „clinical
presentation“
AND
“chest pain” OR “thoracic pain”
AND
(GENERAL PRACTI*[TIAB] OR GENERAL PRACTI*[AD] OR Family
PRACTI*[TIAB] OR Family PRACTI*[AD] OR FAMILY
MEDICINE[TIAB] OR FAMILY MEDICINE[AD] OR FAMILY
PHYSICIAN*[TIAB] OR FAMILY DOCTOR*[TIAB] OR FAMILY
PRACTICE[MESH] OR Primary Care[TIAB] OR Primary Care[AD] OR
"PHYSICIANS, FAMILY"[MESH] OR "PRIMARY HEALTH
CARE"[MESH] OR "BMC Fam Pract"[TA] OR "Fam Pract"[TA] OR "J Fam
Pract"[TA] OR "Fam Pract Res J"[TA] OR "J Am Board Fam Pract"[TA] OR
"Br j gen pract"[TA] OR "Can fam physician"[TA] OR "Ann Fam Med"[TA]
OR "Aust fam physician"[TA] OR "Scand J Prim Health Care"[TA] OR "Eur J
Gen Pract"[TA])
AND
“pretest risk” OR „pretest probability“ OR Sensitivity OR Specificity OR
“Predictive Value” OR “Likelihood Ratio” OR “Diagnostic Odds Ratio” OR
Accuracy OR “Sensitivity and Specificity”[MESH]
AND
“Respiratory infection” OR “Bronchitis” OR “Pneumonia” OR “Pleuritis” OR
“Tracheitis” OR “Bronchopneumonia”

Suchstrategie 2:
Siehe oben, aber ohne:
“pretest risk” OR „pretest probability“ OR Sensitivity OR Specificity OR
“Predictive Value” OR “Likelihood Ratio” OR “Diagnostic Odds Ratio” OR
Accuracy OR “Sensitivity and Specificity”[MESH]

Suchstrategie 3:
Wie Strategie 1, aber ohne “chest pain” OR “thoracic pain”

Ein- und Ausschlusskriterien Sprache: Englisch/ Deutsch


(Limits)

106
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

3.7.2. Ergebnisse

Welche Aussagekraft haben Zeichen, Symptome und Risikofaktoren hinsichtlich der


Diagnose einer respiratorischen Infektion bei Patienten mit Thoraxschmerz?
Es liegen für den primärmedizinischen Kontext nur evidenzbasierte Daten in Bezug auf die
diagnostische Wirksamkeit von Anamnese und verschiedenen Untersuchungsbefunden zum
Nachweis einer Pneumonie vor. Zusammenfassend zeigen die meisten anamnestischen Angaben
und pathologischen Untersuchungsbefunde (Atemrate über 28/min., einseitig gedämpfter
Klopfschall, vermindertes Atemgeräusch, knisterndes Atemgeräusch) mit Sensitivitäten zwischen
5%-60% und positiven LRs von 2-3 nur mäßige prädiktive Werte und sind zum Nachweis einer
Pneumonie wenig geeignet (310;311). Hopstaken et al. konnte zeigen, dass trockener Husten,
Durchfall und eine Temperatur >= 38° C unabhängige und statistisch signifikante Prädiktoren für
eine Pneumonie darstellen (312). Eine andere Studie fand für die anamnestische Angabe einer
Krankheitsdauer unter 24 Stunden eine positive LR von 13.5 in Bezug auf den Nachweis einer
Pneumonie (310). Derselbe Autor konnte in einer weiteren Studie zeigen, dass Allgemeinärzte
pathologische Auskultationsbefunde in Bezug auf den Nachweis einer Pneumonie überbewerten
(313).
(Evidenzlevel DI)

107
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Tabelle 50: Primärstudien zu Fragestellung R1


Quelle Studien- Studienpopulation Pat. Aufnahme Referenztest Ergebnisse Bemerkung/
design / Setting Qualität

Graffelmann et al. Prospektiv (mit 23 Allgemeinarzt- Nicht Rö-Thorax 26 von 129 Patienten mit LRTI hatten eine Spektrumbias: kleine Stichprobe;
2007 Unterbrechun- Praxen in Holland konsekutiv Pneumonie (20.2%) niedrige Gesamtzahl von
(314) gen) 129 Pat. mit LRTI ROC Kurven für 6 bekannte prädiktive Pneumoniepatienten
eingeschlossen Modelle (Literatursuche) bewegen sich Verifikationsbias: unklar, ob
zwischen 0.49-0.69 für die AUC Radiologen gegenüber den
Schlussfolgerung: nur ein Score, der das Untersuchungsergebnissen
CRP einbezieht, zeigt mäßige Ergebnisse. verblindet waren
Scores, die nur auf der Anamnese und Diagnostic-Review-Bias:
körperlichen Untersuchung beruhen, sind Konsekutive Aufnahme: nein
nicht aussagekräftig Prospektive Kohortenstudie: ja
Selektionsbias: Studien, die die
Scores entwickelten, benutzten
teilweise verschiedene
Einschlusskriterien
Melbye et al. 1992 Prospektiv über 71 Patienten, die Nicht 11 Pat. mit Pneumonie (15%) Kleine Stichprobe;
(313) 4 Monate aus Allgemeinarzt konsekutiv Rö-Thorax Symptom LR + Keine konsekutive Aufnahme;
Praxen mit der Husten 1.7 Selektionsbias wahrscheinlich
Verdachtsdiag. Fieber 1.7
‚Pneumonie’ Thoraxschmerz 1.0
Krankheitsdauer < 1 Tag 13.5
Krankheitsdauer < 4 Tage 2.0
Blutiges Sputum 2.3
RGs beide Lungenflügel 2.8

Melbye et al. 1993 prospektiv (Notfall Praxis) Konsekutiv Rö-Thorax Die meisten verwendeten Indextests (starke Konsekutives und prospektives
(311) 581 Patienten (‚annoying’) Dyspnoe, starker lateraler Design; große Stichprobe.
Thoraxschmerz, Rasselgeräusche und ESR Referenzstandard wird auch von
>= 60 mm/h) zeigen eine Tendenz den Autoren wegen der großen
abnehmender Spezifität und LR mit Interobserver-Variabilität bei der
ansteigender Prävalenz der Pneumonie Interpretation der Rö-Bilder
angesehen
Hopstaken et al. Querschnitts- 15 Allgemeinarzt Konsekutiv Rö-Thorax 32 Pat. mit Pneumonie (13%) Studie stark an realen
2003 (312) studie Praxen in Holland verblindet von 2 Trockener Husten, Durchfall und Temperatur Praxisbedingungen ausgerichtet;
246 Pat. Mit LRTI Radiologen >= 38°C sind unabhängige und statistisch gute Übertragbarkeit.
eingeschlossen bewertet signifikante Prädiktoren für eine Pneumonie verblindeter Referenzstandard
Ein pathologischer Auskultationsbefund und
die klinische Diagnose ‚Pneumonie’ sind
nicht signifikant
CRP und BSG haben höhere diagnostische
OR als irgendein Symptom oder klein. US-
Befund
Beste Ergebnisse für o.g. signif. Klein.
Prädiktoren plus CRP (cut offf 50) = AUC
0.87

108
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Quelle Studien- Studienpopulation Pat. Aufnahme Referenztest Ergebnisse Bemerkung/


design / Setting Qualität
Holm et al. 2007 Prospektive 42 Allgemeinarzt- Konsekutiv Rö-Thorax 48 Pat. mit Pneumonie (13%) Selektionsbias: 47% Patienten
(315) Kohortenstudie Praxen und eine verblindet von 1 mit LRTI wollten kein follow up
Klinikambulanz in Radiologen Prädiktor Adj. OR (Rö Thorax)
Dänemark bewertet Tachycardie 1.93
364 Pat. mit LRTI Tachypnoe 1.93
eingeschlossen Temp >= 38 1.61
CRP > 20 mg/l 2.83
Leukos >10 million/ml 1.33
Arzt Diagnose ‚Pneumonie’ 3.20
Arzt Diagnose ‚Pneumonie’ 2.83
plus CRP > 20 mg/l

Leuppi et al. 2005 Prospektive Krankenhaus Konsekutiv Zunächst 41% der Diagnosen waren korrekt gestellt, Spektrumbias: nur Notaufnahme
(316) Kohorte Notaufnahme Diagnose durch wenn nur die Anamnese erhoben wurde Verifikationsbias: kein Standard
243 Patienten mit den Die Lungenauskultation brachte keine work up; keine Verblindung
‘Brustsymptomen’ aufnehmenden zusätzliche Diagnosesicherheit Konsekutive Aufnahme: ja
Arzt nach Ein normaler Auskultationsbefund war ein Prospektive Kohortenstudie: ja
individuellem unabhängiger Prädiktor für die Abwesenheit
work up; finale einer Lungen- oder Herzerkrankung (OR
Diagnosestellung 0.12; 95% KI, 0.053-0.29)
durch Studienarzt

109
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

3.8. Lungenembolie als Ursache des Thoraxschmerzes

3.8.1. Fragestellungen und Suchstrategie


L1: Welche Zeichen, Symptome und Risikofaktoren weisen auf eine Lungenembolie hin, und wie
zuverlässig sind sie hinsichtlich Nachweis oder Ausschluss der Lungenembolie?

Tabelle 51: Suchstrategie zu Fragestellung L1


Elektronische Datenbank Pubmed
Handsuche Literaturverzeichnisse einschlägiger Literatur
Datum/ Aktualisierung Februar 2008/-
Suchbegriffe symptom* OR signs OR “clinical examination” OR “physical examination”
OR "Medical History Taking"[Mesh] OR “patient history” OR “risk factor*”
OR “clinical feature*” OR “clinical gestalt” OR „clinical diagnosis“ or
„clinical presentation“
AND
“pretest risk” OR „pretest probability“ OR Sensitivity OR Specificity OR
“Predictive Value” OR “Likelihood Ratio” OR “Diagnostic Odds Ratio” OR
Accuracy OR “Sensitivity and Specificity”[MESH]
AND
“Thromboembolism“ OR “pulmonary embolism” OR “pulmonary
embolism”[MESH]
Ein- und Ausschlusskriterien Sprache: Englisch/ Deutsch
(Limits)

L2: Wie ist die Aussagekraft klinischer Entscheidungsregeln zu Diagnose bzw. Ausschluss der
Lungenembolie (mit besonderer Berücksichtigung des Wells-Scores)?

Tabelle 52: Suchstrategie zu Fragestellung L2


Elektronische Datenbank Pubmed
Handsuche Literaturverzeichnisse einschlägiger Literatur
Datum/ Aktualisierung Februar 2008/-
Suchbegriffe “pretest risk” OR „pretest probability“ OR Sensitivity OR Specificity OR
“Predictive Value” OR “Likelihood Ratio” OR “Diagnostic Odds Ratio” OR
Accuracy OR “Sensitivity and Specificity”[MESH]
AND
“prediction rule” OR “decision rule” OR “prediction model” OR “decision
support techniques”
AND
“Thromboembolism“ OR “pulmonary embolism” OR “pulmonary
embolism”[MESH]
Ein- und Ausschlusskriterien Sprache: Englisch/ Deutsch
(Limits)

L3: Wie ist die diagnostische Aussagekraft von D-Dimer-Tests zum Nachweis bzw. Ausschluss
der Lungenembolie?

110
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Tabelle 53: Suchstrategie zu Fragestellung L3


Elektronische Datenbank Pubmed
Handsuche Literaturverzeichnisse einschlägiger Literatur
Datum/ Aktualisierung Februar 2008/-
Suchbegriffe “pretest risk” OR „pretest probability“ OR Sensitivity OR Specificity OR
“Predictive Value” OR “Likelihood Ratio” OR “Diagnostic Odds Ratio” OR
Accuracy OR “Sensitivity and Specificity”[MESH]
AND
d-dimer*
AND
“Thromboembolism“ OR “pulmonary embolism” OR “pulmonary
embolism”[MESH]
Ein- und Ausschlusskriterien Sprache: Englisch/ Deutsch
(Limits) systematic[sb]

L4: Wie ist die diagnostische Aussagekraft von EKG und Pulsoxymetrie zum Nachweis oder
Ausschluss der Lungenembolie?

Tabelle 54: Suchstrategie zu Fragestellung L4


Elektronische Leitlinien US National Guideline Clearinghouse (AHRQ)
Datenbanken GAC (CA)
NICE
SIGN
AWMF
Handsuche Literaturverzeichnisse einschlägiger Literatur
Datum/ Aktualisierung September 2008/-
Suchbegriffe „pulmonary embolism“ oder „thromboembolism“
Ein- und Ausschlusskriterien Sprache: Englisch/ Deutsch
(Limits) Primärstudien: Publikationsdatum: 1998 und jünger
evidenzbasierte Konsensus- LL (S3-LL gemäß AWMF): formalisierter
Konsens belegt, EBM-Methodik belegt, LL-Gremium repräsentativ

L5: Wie ist die diagnostische Aussagekraft verschiedener bildgebender Verfahren (Ventilations-
Perfusionsszintigraphie, Spiral-CT, Kompressions-Ultraschall) zum Nachweis einer
Lungenembolie?

Tabelle 55: Suchstrategie zu Fragestellung L5


Elektronische Datenbank Pubmed
Handsuche Literaturverzeichnisse einschlägiger Literatur
Datum/ Aktualisierung Februar 2008/-
Suchbegriffe “pretest risk” OR „pretest probability“ OR Sensitivity OR Specificity OR
“Predictive Value” OR “Likelihood Ratio” OR “Diagnostic Odds Ratio” OR
Accuracy OR “Sensitivity and Specificity”[MESH]
AND
scintigraphy OR “ventilation-perfusion scanning” OR “lung scan” “computer
tomography” OR CT OR ultrasonography
AND
“Thromboembolism“ OR “pulmonary embolism” OR “pulmonary
embolism”[MESH]
Ein- und Ausschlusskriterien Sprache: Englisch/ Deutsch
(Limits) systematic[sb]
Publikationsdatum: > 1998 "Pulmonary Embolism"[Mesh]
111
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

3.8.2. Ergebnisse

Welche Zeichen, Symptome und Risikofaktoren weisen auf eine Lungenembolie hin, und
wie zuverlässig sind sie hinsichtlich Nachweis oder Ausschluss der Lungenembolie?
Es konnte eine systematische Übersichtsarbeit (317) zu dieser Fragestellung identifiziert werden.
Zusätzlich wurden zwei aktuelle Primärstudien (318;319) bei der Bearbeitung der Fragestellung
berücksichtigt.
West et al. (317) führten 2007 eine systematische Übersichtsarbeit und anschließende
Metaanalyse durch zu der Fragestellung der diagnostischen Aussagekraft einzelner Symptome,
klinischer Zeichen und Risikofaktoren zum Ausschluss oder Nachweis einer Lungenembolie.
Unter den 18 eingeschlossenen Studien (n=5997) bezog sich nur eine auf ambulante Patienten
(n=70). Eine Ansicht der Originalarbeit ergab, dass aber alle Patienten zum Zeitpunkt des
Einschlusses intensivmedizinisch behandelt wurden. Daher wurde auch diese Studie hier nicht
gesondert behandelt. Bei den übrigen Studien handelte es sich meist um Patienten in
Notfallbereichen oder stationäre Patienten. In drei Publikationen fanden sich keine klaren
Aussagen zum Setting. Die Prävalenz der Lungenembolie der verschiedenen Stichproben lag
zwischen 9-55%. Die Autoren führten für jedes von 30 Symptomen, klinischen Zeichen und
Risikofaktoren eine getrennte Metaanalyse durch und berechneten jeweils die negative bzw.
positive Likelihood Ratio für das Vorliegen bzw. Fehlen des Symptoms. Da nicht alle Studien
alle Zeichen/ Symptome gleichermaßen untersuchten, schwankt die Anzahl der Studien/
Analysen zwischen 3-14. Auch fanden sich in 15 Fällen deutliche Hinweise auf eine
Heterogenität der Studien (p<0,05). Mögliche Ursachen sahen die Autoren im unterschiedlichen
Patientenspektrum der Studien und unterschiedlichen Schwellenwerten der Kliniker bei der
Beurteilung, ob ein Symptom vorlag oder nicht. Sensitivitätsanalysen wurden nicht durchgeführt.
Unklar war für die einzelnen Studien, ob und welches Symptom jeweils als Einschlusskriterien
genutzt wurde.
Le Gal et al. (318) untersuchten die Häufigkeit einzelner klinischer Zeichen, Symptome und
Risikofaktoren in einer Stichprobe von n=1721 Patienten (Notfallbereich, verschiedene
Krankenhäuser) in der Schweiz und Frankreich. Die Stichprobe setzte sich aus zwei
unterschiedlichen Kohortenstudien zusammen. Einschlusskriterien waren der klinische
Anfangsverdacht einer Lungenembolie (neu aufgetretene/ zunehmende Luftnot oder
Thoraxschmerz ohne andere Erklärung). Als Referenzstandard dienten unterschiedliche

112
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

sequentielle diagnostische Vorgehensweisen in Abhängigkeit von der klinischen


Wahrscheinlichkeit. Eine Verblindung wurde nicht beschrieben.
Fraglich sind die Ergebnisse hinsichtlich der „Dyspnoe“ und des „Thoraxschmerz“, da beide
Symptome als Einschlusskriterien genutzt wurden.
Stein et al. (319) untersuchten in einer prospektiven, multizentrischen Studie die Häufigkeit
einzelner klinischer Zeichen, Symptome und Risikofaktoren in einer Stichprobe von n=824
stationären und ambulanten Patienten. Die Aufnahme erfolgte konsekutiv. Als Referenzstandard
diente ein kombiniertes diagnostisches Vorgehen. Eine Verblindung wurde nicht beschrieben.

Häufigste Symptome bzw. Zeichen der Lungenembolie sind Dyspnoe (79%), Thoraxschmerz
(57-64%) und Tachypnoe (57-64%) (318;319). Eines der drei Symptome/ Zeichen findet sich bei
92% aller Patienten mit Lungenembolie (319). Wird differenziert, so ist der pleuritische
Thoraxschmerz (47%) häufiger als der nicht-pleuritische Thoraxschmerz (17%) (319). Weniger
häufige Zeichen und Symptome sind Husten (43%), Schmerzen der unteren Extremitäten (35-
42%), Tachykardie (26-37%), Giemen (31%) und Hämoptysen (6,3%) (318;319). Allerdings
fanden sich in beiden Primärstudien nur einige Symptome und Zeichen bei Patienten mit
Lungenembolie signifikant häufiger als bei Patienten ohne Lungenembolie: Tachypnoe,
Tachykardie, Waden- und Oberschenkelschmerz. Thoraxschmerz, auch der pleuritische
Thoraxschmerz, fand sich in beiden Studien signifikant häufiger in der Patientengruppe, für die
eine Lungenembolie ausgeschlossen wurde.
Als wichtige Risikofaktoren für die venöse Thromboembolie im Allgemeinen gelten:
Operationen, Schwangerschaft, Tumorerkrankungen, eingeschränkte Mobilität, Varikosis,
Frakturen, VTE in Vorgeschichte (Relatives Risiko 5-20fach erhöht) bzw. kardiovaskuläre
Erkrankungen (kongenitale Herzerkrankungen, Herzinsuffizienz, Hypertonus), orale
Kontrazeptiva, Hormonersatztherapie, COPD, thrombotische Erkrankungen, Thrombophilie,
Adipositas (Relatives Risiko 2-4fach erhöht) (320). Ein erhöhtes Alter geht mit einem erhöhten
Risiko einher, unklar ist aber, inwieweit es sich um einen eigenständigen Risikofaktor handelt
(320). Stein et al. (319) nennen als häufige Risikofaktoren: Immobilität (25%), Operation (< 3
Monate) (21%) und Thrombophlebitis (10%). Le Gal et al. (318) nennen VTE in der
Vorgeschichte (29,9%), Varicosis (25,9%), familiäre Vorbelastung (17,3%) und Operation
(8,4%).
Die klinischen Zeichen, Symptome und Risikofaktoren sind jedoch spezifisch, bzw. eigentlich
häufige Zeichen/ Symptome/ Risikofaktoren können auch beim Nachweis von großer Embolie
113
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

fehlen (319). Die Metaanalyse von West et al. (317) weist auf die geringe Aussagekraft einzelner
Symptome, Befunde der klinischen Untersuchung und Risikofaktoren für Nachweis oder
Ausschluss der Lungenembolie hin. Nur für das Vorliegen eines Schocks, einer Synkope, einer
Thrombophlebitis, eines geschwollenen Beines und einer bestehenden tiefen
Beinvenenthrombose bzw. beim Fehlen von plötzlicher Luftnot zeigte sich eine moderate
Aussagekraft (positives Wahrscheinlichkeitsverhältnis/ LR+: 2-5 bzw. negatives
Wahrscheinlichkeitsverhältnis/ LR-: 0,2-0,5). Für das Vorliegen bzw. Fehlen des
Thoraxschmerzes betrug die LR+ 1,07 (95%-KI 0,855-1,33) bzw. die LR- 1,00 (955-KI 0,838-
1,19). Die Aussagekraft der Metaanalyse wird jedoch deutlich eingeschränkt durch die teilweise
vorhandene Heterogenität der berücksichtigten Studien. Le Gal et al. (318) fanden in ihrer Studie
nur für das Zeichen „Schmerzen der unteren Extremitäten bei Palpation und/ oder Ödem“ und
hier nur in der Altergruppe < 50 Jahre eine +LR > 5. Eine LR+ > 2 fanden sie nur für einige
wenige Symptome und klinische Zeichen und hier wiederum auch meist nur für die Altersgruppe
< 50 Jahre. Insgesamt zeigte sich, dass die Aussagekraft einzelner Zeichen, Symptome und
Risikofaktoren bei steigendem Alter abnimmt.
Zusammenfassend betrachtet ist eine sorgfältige Anamnese und körperliche Untersuchung
wichtig, um den klinischen Verdacht einer Lungenembolie auszulösen bzw. ihn zu erhärten. Das
Vorliegen oder Fehlen einzelner Risikofaktoren, Symptome oder klinischer Zeichen hat aber zum
Nachweis oder Ausschluss einer Lungenembolie bei bestehendem klinischem Verdacht nur eine
geringe bzw. keine diagnostische Aussagekraft. (Evidenzlevel DII)

114
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Tabelle 56: Systematische Übersichten und Primärstudien zu Fragestellung L1


Quelle/ Studienpopulation/ Einschlusskriterien/ Datensynthese Ergebnisse (jeweils Auszüge) Bemerkung
Eingeschlossene Studien Setting Ausschlusskriterien
West et al. 2007 (317) Patienten in Ein: Metaanalyse, Prävalenz der Lungenembolie in den einzelnen Studien: In den einzelnen
18 Studien (n=5997) Notfallbereich, Studien, die diagnostische Random Effect 9-55% (Median 38%) Studien wurden
Krankenhaus und Aussagekraft von Modell, jeweils
ambulante Symptomen und Heterogenitätstestung +LR 2-5: Vorliegen von: Schock, Synkope, Thrombophlebitis, unterschiedliche
Patienten klinischen Zeichen mit mittels Chi-Quadrat geschwollenes Bein, bestehende TVT klinische Zeichen und
(n=5997), einem ausgewählten -LR 0,2-0,5: Fehlen von plötzlicher Luftnot Symptome
Referenzstandard berücksichtigt, Anzahl
1 Studie mit vergleichen, Sprache Für alle anderen Symptome (Thoraxschmerz, Luftnot, Immobilität, der Studien für
ambulanten (E,F,S); Kohortenstudie aktive Tumorerkrankung, Hämoptysen, VTE in Vorgeschichte, Metaanalyse liegt
Patienten (n=70)* Ausschluss : Fall-Kontroll- Östrogentherapie, Trauma, kongestive Herzinsuffizienz, Rauchen, zwischen 3-14/
Studien, n<10, Studien kardiovaskuläre Erkrankungen, chronische Lungenerkrankung, Symptom.
zur Identifikation von pleuritischer Thoraxschmerz, Schwangerschaft, Tachykardie, Untersuchung auf
Risikofaktoren zur Zyanose, Fieber, Tachypnoe, Schock, Rasselgeräusch: +LR<2 bzw. - Heterogenität: Chi-
Entwicklung einer LR>0,5. Square (p-Wert für
Lungenembolie jedes Symptom),
Vorliegen bzw. Fehlen des Thoraxschmerzes: dabei in 9/30 Fällen
+LR = 1,07 (95%-KI 0,855-1,33) bzw. p<0,01 und in 15/30
-LR = 1,00 (955-KI 0,838-1,19) Fällen < 0,05;
von Autoren
angeführte mögliche
Ursachen:
Patientenspektrum,
unterschiedliche
Grenzwerte bei
Einschätzung des
Symptoms;
keine
Sensitivitätsanalyse

Einschlusskriterien
(Schlüsselsymptome?)
der einzelnen
Primärstudien unklar

*Ansicht der
Originalarbeit ergab,
dass alle Patienten
sich zum Zeitpunkt
des Einschlusses in
die Studie auf der
Intensivstation
aufgenommen waren

115
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Quelle/ Studienpopulation/ Einschlusskriterien/ Datensynthese Ergebnisse (jeweils Auszüge) Bemerkung


Eingeschlossene Studien Setting Ausschlusskriterien
Le Gal et al. 2005 (318) Notfallbereich Klinischer Verdacht einer Auswertung der Prävalenz der Lungenembolie in der Stichprobe: 24,2 %, steigend mit Nicht berücksichtigt
Primärstudie: (n=1721) dreier Lungenembolie (neu kombinierten Daten Alter (< 50J: 15,6%/ ≥ 75J: 32,9%) bei West et al. 2007
Differentialdiagnostischer Krankenhäuser in aufgetretene/ zweier prospektiver, Häufigkeit ausgewählter Symptome, klinischer Zeichen und Aussagekraft
Wert von Risikofaktoren, der Schweiz und zunehmende Luftnot oder multizentrischer Risikofaktoren bei Patienten mit bestätigter LE über alle hinsichtlich
Zeichen und Symptomen Frankreich Thoraxschmerz ohne Kohortenstudien Altersgruppen: „Thoraxschmerz“ und
in Abhängigkeit vom andere offensichtliche Häufigkeit der Dyspnoe 79,8% „Dyspnoe“ fraglich, da
Alter Erklärung Lungenembolie wird Thoraxschmerz** 57,5% beide Symptome
Ausschluss: über alle Tachypnoe (≥20/min)* 64,7% Einschlusskriterien
Antikoagulation, Risiko Altersgruppen und Tachykardie (≥ 100/min)* 37% darstellten
einer allergischen nach Altersgruppen Schmerzen der unteren Extremitäten bei Palpation 30,1%
Reaktion, Kreatinin getrennt angegeben; und/ oder Ödem*
Clearence <30ml/min; LR+ wird nur getrennt Schmerzen der unteren Extremitäten* 35,3%
massive LE mit Schock, nach Altersgruppen VTE in Vorgeschichte* 29,9%
Schwangerschaft, angegebenen Familiäre Vorgeschichte VTE 17,3%
Prognose Mortalität <3 Varicosis* 25,9%
Monate, Tumorerkrankung 13,0%
Nachbeobachtung nicht Operation* 8,4%
möglich, Hämoptysen 6,3%
Studienprotokollverletzung * Häufigkeit höher als bei Patienten mit
ausgeschlossener LE bei p < 0,05
** Häufigkeit niedriger als bei Patienten mit
ausgeschlossener LE bei p < 0,05
Positive Likelihood Ratio (95%KI-Intervall) einzelner klinischer
Zeichen, Symptome und Risikofaktoren:
LR+ > 5:
Schmerzen der unteren Extremitäten bei <50J 5,4 (3,1-9,6)
Palpation und/ oder Ödem
LR+: 2-5
Schmerzen der unteren Extremitäten bei 50-74J 3,4 (2,4-4,7)
Palpation und/ oder Ödem
Hämoptysen <50J 3,4 (1,6-7,2)
Dyspnoe <50J 3,0 (2,0-4,4)
Dyspnoe 50-74J 3,0 (2,3-4,0)
Familiäre Vorgeschichte VTE >75J 2,4 (1,4-4,2)
Schlaganfall mit Paralyse >75J 2,2 (0,7-6,9)
Tachykardie(> 100/min) <50j 2,2 (1,7-3,0)
Operation <50J 2,2 (1,1-4,3)
Operation >75J 2,2 (1,0-5,2)
COPD <50J 2,0 (0,6-6,0)
Schmerzen der unteren Extremitäten bei >75J 2,0 (1,4-2,9)
Palpation und/ oder Ödem
Bei allen übrigen Zeichen, Symptomen und Risikofaktoren liegt die
LR+ unter 2. Bei Thoraxschmerz liegt die LR+ für alle Altersgruppen
um 1.
Insgesamt zeigt sich, dass die Aussagekraft einzelner Zeichen,
Symptome und Risikofaktoren bei steigendem Alter abnimmt.

116
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Quelle/ Studienpopulation/ Einschlusskriterien/ Datensynthese Ergebnisse (jeweils Auszüge) Bemerkung


Eingeschlossene Studien Setting Ausschlusskriterien
Stein et al. 2007 (319) 824 stationäre und E: Alter> 18J, klinischer Vergleich der Häufigkeit ausgewählter Symptome, klinischer Zeichen und Nicht bei West et al.
prospektive, ambulante Verdacht einer LE Prävalenz klinischer Risikofaktoren bei Patienten mit bestätigter LE: (2007) berücksichtigt
multizentrische Studie Patienten A: kein Abschluss der Zeichen und Dyspnoe 79%
mit Hauptfragestellung Tests <36h möglich, Symptome bei Luftnot oder Tachypnoe 86% Durch Ein- und
nach diagnostischer Beatmung, Schock, Patienten mit und Dyspnoe, Tachypnoe oder pleuritischer 92% Ausschlusskriterien
Aussagekraft des Multi- Myocardinfarkt in ohne LE (Chi Quadrat Schmerz stärkere
Detektor Angio-CTs Vorgeschichte, erhöhtes Test) Dyspnoe in Ruhe 61% Berücksichtigung
Kreatinin, Tachypnoe (≥20/min)* 57% klinisch milder Fälle
Kontrastmittelallergie, Tachykardie (≥ 100/min)* 26%
Langzeit-Koagulation, Orthopnoe 36%
Vena Cava inf.-Filter, tiefe Expiratorisches Giemen 31%
Venen-Thrombose in Waden- oder Oberschenkelschmerz* 42%
oberen Extremitäten, Pleuritischer Thoraxschmerz** 47%
kritische Erkrankung Nicht-pleuritischer Thoraxschmerz 17%
Immobilität 25%
Thrombophlebitis Vorgeschichte 10%
Operation (< 3 Mon)* 21%
* Häufigkeit höher als bei Patienten mit
ausgeschlossener LE bei p < 0,05
** Häufigkeit niedriger als bei Patienten mit
ausgeschlossener LE bei p < 0,05

15% der Patienten mit einer nachgewiesenen proximalen LE hatten


eine geringe klinische Wahrscheinlichkeit (Wells-Score)
Schlussfolgerungen:
Auch bei großen Embolien können übliche Symptome leicht
ausgeprägt sein oder gänzlich fehlen.

117
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Wie ist die Aussagekraft bzw. der Nutzen klinischer Entscheidungsregeln zu Diagnose bzw.
Ausschluss einer Lungenembolie (mit besonderer Berücksichtigung des Wells-Scores)?
Klinische Entscheidungsregeln werden allgemein empfohlen, um Patienten hinsichtlich der
klinischen Wahrscheinlichkeit einer Lungenembolie zu stratifizieren (320-322). Unter den
verschiedenen Entscheidungsregeln für die Lungenembolie verwendet allein der vereinfachte
Wells-Score (s. Tabelle 57 auf Seite 119) ausschließlich Ergebnisse der Anamnese und der
körperlichen Untersuchung (323-325).
Drei systematische Übersichtsarbeiten (323-325) untersuchten die Genauigkeit von
verschiedenen Entscheidungsregeln. Hinsichtlich der eingeschlossenen Studie zeigten sich große,
aber nicht komplette Überschneidungen. Der Grund hierfür ist nicht eindeutig nachvollziehbar.
Vor allem Segal et al. (323) und Chunilal et al. (325) geben widersprüchliche Ergebnisse
hinsichtlich der Häufigkeit der Lungenembolie bei Patienten mit einer geringen klinischen
Wahrscheinlichkeit an. Bei Segal et al. (323) blieben dabei zwei Primärstudien unberücksichtigt,
ohne dass dies erläutert wird.
Grundsätzlich ist eine gute Evidenz vorhanden, dass klinische Entscheidungsregeln wie der
Wells-Score geeignet sind, um Patienten hinsichtlich ihrer Vortestwahrscheinlichkeit zu
stratifizieren (Evidenzlevel DII).
Eine Metaanalyse (325) zeigte für klinische Entscheidungsregeln eine ähnliche
diskriminatorische Fähigkeit wie für die klinische Einschätzung durch erfahrene Ärzte. Auch
kann eine Lungenembolie bei einer geringen klinischen Wahrscheinlichkeit laut einer klinischen
Entscheidungsregel in Verbindung mit einem hochsensitiven D-Dimer-Test ausreichend sicher
ausgeschlossen werden (321;323;325) (Evidenzlevel DII). Aufgrund des teilweise hohen Anteils
der Patienten mit Lungenembolie auch in der Gruppe mit der niedrigen klinischen
Wahrscheinlichkeit in einigen Studien (324;325) kann aber bei begründetem Verdacht eine
Lungenembolie allein aufgrund der Einschätzung mittels einer Entscheidungsregel nicht
zuverlässig ausgeschlossen werden (Evidenzlevel DII). Die klinischen Entscheidungsregeln
wurden zur Einschätzung stationärer und ambulanter Patienten und hier wiederum vornehmlich
im Notfallbereich entwickelt und sind meist auch hier validiert worden. In anderen Settings
angewandt ist die Aussagekraft der klinischen Regeln wahrscheinlich deutlich verändert (326).
Die Aussagen der vorliegenden Studien können also nur sehr bedingt auf den
allgemeinmedizinischen Versorgungsbereich mit seinen besonderen epidemiologischen
Merkmalen übertragen werden. Unter den in den verschiedenen systematischen
118
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Übersichtsarbeiten berücksichtigten Primärstudien finden sich nur zwei Studien (327;328), die
der Validierung des einfachen Wells-Score dienten und nur ambulante Patienten
(Notfallambulanz verschiedener Krankenhäuser) einschlossen. Chagnon et al. (328) berechneten
in ihrer Studie den Wells-Score retrospektiv. Die Prävalenz der Lungenembolie in der
Gesamtstichprobe war mit 26% im Vergleich zu einem allgemeinmedizinischen Setting immer
noch hoch. Die Ergebnisse der Studie von Wells et al. (327) lassen sich aufgrund der insgesamt
niedrigeren Prävalenz (9,5%) eher auf das allgemeinmedizinische Setting übertragen. Hier lag die
Prävalenz der Lungenembolie für die einzelnen Kategorien wie folgt: niedrige
Wahrscheinlichkeit: 1,3%; mittlere Wahrscheinlichkeit: 16,2%; hohe Wahrscheinlichkeit: 37,5%.

Tabelle 57: vereinfachter Wells-Score bei Lungenembolie; Quelle Chunilal et al. 2003, eigene Übersetzung
Merkmal Score
Klinische Zeichen/ Symptome einer tiefen Venenthrombose (TVT) + 3,0
Keine alternative Diagnose ist so wahrscheinlich oder wahrscheinlicher als eine + 3,0
Lungenembolie
Herzfrequenz > 100/ min + 1,5
Immobilität > 3 Tage oder Operation in vergangenen 4 Wochen + 1,5
Frühere Lungenembolie oder TVT + 1,5
Hämoptysen + 1,0
Neoplasie mit Therapie in letzten 6 Monaten + 1,0
Beurteilung:
< 2 Punkte: geringe Wahrscheinlichkeit
2-6 Punkte: mittlere Wahrscheinlichkeit
< 6 Punkte: hohe Wahrscheinlichkeit

119
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Tabelle 58: Systematische Übersichtsarbeiten zu Fragestellung L2


Quelle/ Studienpopulation/ Einschlusskriterien/ Datensynthese Ergebnisse (jeweils Auszüge) Bemerkung
Eingeschlossene Studien Setting Ausschlusskriterien
Chunilal et al. 2003 (325) Nur teilweise (1) Einschätzung der Metaanalyse: Von den Studien unter B wurde eine
berichtet; wenn Vortestwahrscheinlich- Zusammen- Studien A bei Zusammenfassung nicht
A: Bestimmung der berichtet, dann keit aufgrund klinischer fassung der Kategorie Prävalenz LE (%) LR (95%-KI) berücksichtigt, da nur 2 Kategorien
Vortestwahrscheinlichkeit Krankenhaus Einschätzung und/ Likelihood niedrig 8-19 0,25 (0,14-0,45) gebildet wurden.
mittels klinischer oder klinischer ratios, Random mittel 26-74 0,92 (0,71-1,2) Bei den Studien A wurde neben den
Einschätzung: Entscheidungsregel, Effects Modell hoch 46-91 4,7 (2,3-9,7) Ergebnissen der körperlichen
5 Studien mit 413-1041 (2) Verblindung, (3) Untersuchung und Anamnese oft
Patienten Wahl eines (nicht konsistent berichtet) auch auf
Bestimmung der angemessenen Studien B apparative (RöThorax) und BGAs
Vortestwahrscheinlichkeit Referenzstandards Kategorie Prävalenz LE (%) LR (95%-KI) zurückgegriffen.
mittels klinischer (benannt), konsekutive niedrig 3-10 0,12 (0,05-0,31) Unter den klinischen
Entscheidungsregel: Aufnahme, N>50 Entscheidungsregeln greift allein der
mittel 26-46 1,1 (0,76-1,6)
B: 5 derivative Studien Ausschlusskriterien: vereinfachte Wells-Score nur auf
hoch 46-91 23 (7,6-69)
mit 750-1239 Patienten keine berichtet Angaben aus Anamnese und Klinik
C: 6 prospektiv testende zurück.
Studien C
Studien mit 234-930 Interrater-Reliabilität wird in
Patienten, darunter 3 Kategorie Prävalenz LE (%) LR (95%-KI) Primärstudien kaum untersucht
Studien, die niedrig 3-10 k.A.
vereinfachten Wells- mittel 26-46 k.A.
Score anwenden hoch 46-91 k.A.

Studien C, nur vereinfachter Wels-Score


Kategorie Prävalenz LE (%) LR Spannweite
niedrig 1,3-28 0,13-0,93
mittel 16,2-40 1,0-2,0
hoch 38-91 1,4-29,0

Schlussfolgerungen der Studie:


Klinische Untersuchung und Anamnese sind zum
Ausschluss oder Nachweis einer Lungenembolie nicht
sicher genug.
Zur Bestimmung der Vortestwahrscheinlichkeit sind klinische
Einschätzung eines erfahrenen Arztes und klinische
Entscheidungsregel (unabhängig von Erfahrung, egal
welche) gleichwertig.

Zunehmende Evidenz, dass Kombination aus niedriger


klinischer Wahrscheinlichkeit und negativem D-Dimer-Test
Verzicht auf Antikoagulation rechtfertigt.

120
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Quelle/ Studienpopulation/ Einschlusskriterien/ Datensynthese Ergebnisse (jeweils Auszüge) Bemerkung


Eingeschlossene Studien Setting Ausschlusskriterien
Tamariz et al. 2004 (324) Ambulante und Sprache (englisch); Berechnung der
stationäre angemessener LR und AUC für Kategorie Prävalenz LE (%) LR Spannweite
6 Studien zu klinischen Patienten, Referenzstandard; die einzelnen niedrig 1-28 0,1-0,9
Entscheidungsregeln Notfallbereich klinische Risiko/ mittel 28-40
Lungenembolie Entscheidungsregel Wahrscheinlich- hoch 38-91 1,9-35
(n=3215), darunter 5 berücksichtigt min. 2/3 keitsbereiche
Studien, die Items (Anamnese, getrennt nach AUC: 0,52-0,88
ausschließlich den Wells- körperliche Studie
Score nutzen und 1 Untersuchung, Negativer Vorhersagewert für „geringe klinische
Studie, die den Wells- Labortests), n>30; Wahrscheinlichkeit“: Median: 97%, Spannweite: 72-99%
Score mit einem anderen prospektive
Score vergleicht. Validierung der
Eine Studie nutzt Wells- klinischen
Score in Verbindung mit Entscheidungsregel
D-Dimer-Test
Segal et al. 2007 (323) Krankenhaus und (1) Relevant für eine Berechnung u.a. Ergebnis der Studien speziell zum Wells-Score: Im Review werden verschiedene
8 Studien zu klinischen ambulante der Fragestellung, (2) der LR Kategorie Prävalenz LE (%) LR Spannweite Fragestellungen bearbeitet. Die
Entscheidungsregeln Patienten englisch, (3) Thema spezifisch für niedrig 1-3 k.A. Qualität der Studien, die sich auf die
Lungenembolie nicht allein Prophylaxe, jeden mittel 16-28 k.A. Teilfragestellung nach der
(n=4693), (4) Risikobereich hoch 38-78 k.A. Aussagekraft klinischer
davon 3 Studien zum Fläche unter der ROC-Kurve: 0,52-0,88 Entscheidungsregeln beziehen, wird
Wells-Score als ziemlich hoch bezeichnet
Ergebnis der Studien zur Kombination klinische (angemessener Referenzstandard,
Entscheidungsregel mit D-Dimer-Test: gute Stichprobenbeschreibung, kein
Fläche unter ROC-Kurve: 0,81-0,91 Verifikationsbias, aber meist keine 2
unabhängigen Rater und keine
15 Studien zur Verblindung.
Aussagekraft der Schlussfolgerung der Studie:
Kombination von Starke Evidenz für: Einzelergebnis der Studien zu
klinischen - Anwendung einer klinischen Entscheidungsregel zur diesen Fragen nicht aufgeführt.
Entscheidungsregeln mit Ermittlung der Vortestwahrscheinlichkeit
D-Dimer-Test (Diagnose - Verknüpfung klinische Entscheidungsregel mit D-Dimer- Bei der Fragestellung zur
VTE) Test hat hohen negativen Vorhersagewert Kombination von klinischen
davon nutzten 14 Entscheidungsregeln mit D-Dimer-
Studien den Wells-Score Test wird nicht unterschieden
(Lungenembolie oder zwischen Lungenembolie und TVT
TVT)

121
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Wie ist die diagnostische Aussagekraft von D-Dimer-Tests zum Nachweis bzw. Ausschluss
der Lungenembolie?
Brown et al. (329) poolten die Ergebnisse zu Sensitivität und Spezifität des ELISA-Tests von 11
Studien, die insgesamt 2100 vorwiegend ambulante Patienten (Notfallbereich) einschlossen. Die
methodische Qualität der Metaanalyse ist als sehr gut zu bezeichnen. Unter anderem wurden die
Studien hinsichtlich unterschiedlicher Biasformen (Wahl des Referenzstandards,
Patientenspektrum, Verblindung) bewertet. Neun Studien nutzten den klassischen ELISA-Test,
zwei Studien den ELISA-Schnelltest. Der Cutoff lag jeweils bei 500 µg/l. Für den klassischen
ELISA-Test ergab sich eine Sensitivität von 94% und eine Spezifität von 45%, wobei diese neun
Studien als heterogen bezeichnet wurden. Wurden die Studien zusammengefasst, die hinsichtlich
der Wahl des Referenzstandards die beste Bewertung erhielten (5 Studien, keine signifikante
Heterogenität), reduzierte sich die Sensitivität auf 90% und die Spezifität auf 40%. Die beiden
Studien zum ELISA-Schnelltest zeigten vor allem für die Sensitivität deutlich bessere Werte
(100%).
Subgruppenanalysen, für die allerdings nur jeweils ein geringer Teil der Studien genutzt werden
konnte, zeigten Einfluss des Alters (höheres Alter ging mit einer deutlich niedrigeren Spezifität
einher), Komorbiditäten (keine Komorbiditäten gingen mit einer niedrigeren Sensitivität und
einer höheren Spezifität einher) und Symptomdauer (Symptomdauer > 3d ging mit einer
niedrigeren Sensitivität und Spezifität einher).
Der Autoren bewerteten den ELISA als hochsensitiv, aber nur moderat spezifisch. Der Test war
in Verbindung mit einer klinisch begründeten niedrigen Vortestwahrscheinlichkeit geeignet zum
Ausschluss der Lungenembolie und zur Vermeidung weiterer Diagnostik. Als Beispiel ergab sich
bei einer niedriger Vortestwahrscheinlichkeit (20%) bei einem negativen Testergebnis eine
Nachtestwahrscheinlichkeit von 2%.
Brown et al. (330) poolten die Ergebnisse zu Sensitivität und Spezifität von 9 Studien, die ca.
1900 vorwiegend ambulante Patienten einschlossen, zur diagnostischen Aussagekraft
quantitativer Latex Turbidimetric D-Dimer-Tests. Das methodische Vorgehen und die Qualität
der Metaanalyse war analog zu Brown et al. (329). Die Sensitivität lag bei 93%, die Spezifität bei
51%. Der quantitative Latex Turbidimetric D-Dimer-Test kann daher ebenfalls als
hochsensitiver, aber nur moderat spezifischer Test gelten.
Stein et al. (331) fassten die Angaben zu Sensitivität, Spezifität und Likelihood Ratio zu
verschiedenen D-Dimer-Tests zusammen. Die Qualität der Metaanalyse ist als sehr gut zu
122
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

bezeichnen. Insgesamt zeigte sich eine deutliche Variabilität hinsichtlich der diagnostischen
Aussagekraft der einzelnen Tests. Unter den insgesamt berücksichtigten Studien erfüllten 31 alle
Einschlusskriterien und bezogen sich auf die Diagnose der Lungenembolie. Vor allem der ELISA
und der ELISA-Schnelltest zeigten sich als hochsensitiv (96 bzw. 97%) mit einer negativen LR
von 0,08 bzw. 0,07. Die Variabilität der Werte war hier am geringsten. Diese Tests wurden als
klinisch nützlich zum Ausschluss der Lungenembolie bewertet. Die Spezifität lag auch hier meist
im moderaten Bereich von 40-50%.
Di Nisio et al. (332) schlossen in ihre Metaanalyse insgesamt 81 Studien ein, die die
diagnostische Aussagekraft unterschiedlichster D-Dimer-Tests untersuchten. Methodische
Qualitätsmerkmale führten nicht zu einem Ausschluss. Stattdessen wurden die Ergebnisse
hinsichtlich der unterschiedlichen Tests, methodischer und Patientenmerkmale adjustiert. Auch
hier zeigten sich hohe Werte für die Sensitivität des ELISA (klassisch und Schnelltest), aber im
Widerspruch zu Stein et al. (331) auch für den quantitativen Latextest.
Zusammenfassung: Die Ergebnisse der vorliegenden Metaanalysen und systematischen Reviews
ist – vor allem wegen der unterschiedlichen methodischen Ansätze hinsichtlich der Suche, der
Ein- und Ausschlusskriterien und der Datensynthese, aber auch der Vielzahl unterschiedlicher
Tests – nicht völlig konsistent. Vor allem hinsichtlich der Sensitivität der quantitativen Latextests
finden sich Widersprüche. Für die quantitativen ELISA-Assays zeigen sich aber – mit gewissen
Schwankungen – hohe Ergebnisse für die Sensitivität und moderate Ergebnisse für die Spezifität.
Ein negatives Ergebnis bei diesen D-Dimer-Tests ist in Verbindung mit einer niedrigen
Vortestwahrscheinlichkeit geeignet, eine Lungenembolie ausreichend sicher auszuschließen
(Evidenzlevel DII). Insgesamt zeigen sich aber auch in Abhängigkeit von den Tests im Speziellen
deutliche Schwankungen hinsichtlich der diagnostischen Aussagekraft.

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DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Tabelle 59: Systematische Übersichtsarbeiten zu Fragestellung L3


Quelle/ Studienpopulation/ Einschlusskriterien/ Datensynthese Ergebnisse (jeweils Auszüge) Bemerkung
Eingeschlossene Setting Ausschlusskriterien
Studien
Brown et al. 2002 Ambulante (1) mindestens 80% SROC-Kurve Zusammenfassung alle Studien mit klassischem ELISA- Suche auch nach grauer Literatur
(329) Patienten ambulante Patienten Random-Effects Test (n=9): Rückfragen bei Autoren der Primärliteratur
(Notfallbereich) eingeschlossen (2) Art Model Sensitivität: 0,94 (95%CI: 0,88-0,97)
n=2126 des Cutoff: 500 µg/l Spezifität: 0,45 (95%CI: 0,36-0,55)
11 Studien zur Patientenspektrums, (signifikante Heterogenität)
diagnostischen (3) Qualität
Aussagekraft des Referenzstandard Studien mit ELISA-Schnelltest (n=2, keine Metaanalyse):
ELISA D-Dimer- Sensitivität: 1,0
Tests (klassischer Bewertung der Studien Spezifität: 0,38-0,47
und Schnelltest) bei nach möglichen (Bias Referenzstandard)
ambulanten Biasformen
Patienten (Referenzstandard, Zusammenfassung Studien mit hervorragender Bewertung
Patientenspektrum, des Referenzstandards:
Verblindung) Sensitivität: 0,90 (95%CI: 0,83-0,94)
Spezifität: 0,40 (95%CI: 0,26-0,55)
keine signifikante Heterogenität

Negativer Likelihood Ratio des klassischen Elisa-Tests: 0,1


Beispiel: bei niedriger Vortestwahrscheinlichkeit resultiert
bei negativem Testergebnis eine
Nachtestwahrscheinlichkeit von 2%.

Deutliche geringe Spezifität in einer Studie mit


Schwerpunkt auf ältere Patienten (Alter>70J)

Positive Likelihood Ratio:1,7

Brown et al. 2003 Ambulante (1) Schwerpunkt der SROC-Kurve Sensitivität: 0,93 (95%CI: 0,89-0,96) Sehr umfassende Suche, ausführliche
(330) Patienten Studie: ambulante Random-Effects Spezifität: 0,51 (95% CI: 0,42-0,59) Methodenbeschreibung
(Notfallbereich) Patienten (>80%) mit Model Rückfragen bei Autoren der Primärliteratur
9 Studien zur (n=1901) Zeichen der Cutoff: nach Angabe Negative Likelihood Ratio: 0,14
diagnostischen Lungenembolie, in Primärstudien 500 Positive Likelihood Ratio: 1,9
Aussagekraft von durchschnittliche Bewertung der Studien µg/ (7 Studien)
quantitativen Latex Prävalenz der LE: nach möglichen
Turbidimetric D- 26% Biasformen
Dimer-Tests (Referenzstandard,
Patientenspektrum,
Verblindung)

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DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Quelle/ Studienpopulation/ Einschlusskriterien/ Datensynthese Ergebnisse (jeweils Auszüge) Bemerkung


Eingeschlossene Setting Ausschlusskriterien
Studien
Stein et al. 2004 Keine Angabe zu (1) Diagnose multivariates Klassicher ELISA Sehr umfassende Suche, ausführliche
(331) besonderen Lungenembolie oder Regressionsmodell; Sensitivität: 0,96 (95%CI: 0,88-1,0) Methodenbeschreibung
31 Studien, die alle Settings TBT, nicht VTE, (2) Beurteilung der Spezifität: 0,51 (95% CI: 0,44-0,59)
Einschlusskriterien Patientenspektrum Referenzstandard, (3) Varianz der Positive Likelihood Ratio 1,97 (95%CI: 1,72-1,2,26)
erfüllten und sich wird als insgesamt Prospektiv, (4) Testmerkmale durch Negative Likelihood ratio: 0,08 (95%CI: 0,01-0,43)
auf die Diagnose breit inklusive konsekutive verschiedene Quantitativer ELISA Schnelltest:
der Lungenembolie ambulante und Aufnahme, (5) erklärende Variablen Sensitivität: 0,97 (95%CI: 0,87-1,0)
bezogen ältere Patienten „breites“ (Qualität Spezifität: 0,41 (95% CI: 0,30-0,51)
(weitere hier nicht bezeichnet. Patientenspektrum, (6) Studiendesign) Positive Likelihood Ratio 1,64 (95%CI: 1,4-1,1,91)
berücksichtigte Einschluss aller Negative Likelihood Ratio: 0,07 (95%CI: 0,00-1,55)
Studien zu TBT Verdachtspatienten (7)
bzw. die mehrere Verblindung, (8) klare Hinsichtlich der Sensitivität zeigten sich der klassische
Einschlusskriterien Testbeschreibung, (9) ELISA- und der quantitative ELISA-Schnelltest den übrigen
nicht erfüllten) Benennung Cutoff, Tests überlegen.
(10) Angabe Die gepoolten Spezifitäten lagen im Bereich von 0,40-0,70
Sensitivität und
Spezifität

125
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Quelle/ Studienpopulation/ Einschlusskriterien/ Datensynthese Ergebnisse (jeweils Auszüge) Bemerkung


Eingeschlossene Setting Ausschlusskriterien
Studien
Di Nisio et al. 2007 Breites Einschluss aller multivariates Die Prävalenz (Median) für die einzelnen Untergruppen lag Sehr umfassende Suche, Einschluss einer
(332) Patientenspektrum Studien, die D-Dimer- Regressionsmodell; zwischen 17-34%. hohen Studienzahl
Tests bei VTE Analyse und
81 Studien, in untersuchten, kein Adjustierung der ELFA (n= 20 Studien)
denen 111 D- Ausschluss aufgrund Ergebnisse nach Median Sensitivität: 0,99 (Range: 0,88-0,10)
Dimer-Test- Qualität des Biasformen Median Spezifität: 0,38 (Range: 0,07-0,59)
Beurteilungen für Studiendesigns, (Studiendesign und -LR: : 0,07
Lungenembolie Ausschluss bei Stichprobenauswahl)
vorgenommen fehlenden Daten, Angabe der Microplate ELISA (n=15 Studien)
wurden Doppelung, keine zusammengefassten Median Sensitivität: 0,96 (Range: 0,79-1,00)
Trennung der Daten Sensitivität und Median Spezifität: 0,39 (Range: 0,13-0,79)
nach TVT und LE Spezifität als Median, -LR: 0,10
Berechnung der –LR
und +LR Membrane ELISA (n=6 Studien)
Median Sensitivität: 0,97 (Range: 0,40-1,00)
Median Spezifität: 0,39 (Range: 0,25-0,94)

Latex quantitative (n=23 Studien)


Median Sensitivität: 0,96 (Range: 0,63-1,00)
Median Spezifität: 0,43 (Range: 0,16-0,88)
-LR: 0,10

Latex semi-quantitative (n=14 Studien)


Median Sensitivität: 0,94 (Range: 0,50-1,00)
Median Spezifität: 0,55 (Range: 0,24-0,90)

Latex qualitative (n=1 Studien)


Median Sensitivität: 0,48 (Range: 0,50-1,00)
Median Spezifität: 0,97 (Range: 0,24-0,90)
+LR: >3

Whole blood Assay (n= 12 Studien)


Median Sensitivität: 0,87 (Range: 0,50-1,00)
Median Spezifität: 0,66 (Range: 0,38-0,78)

126
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Wie ist die diagnostische Aussagekraft von EKG und Pulsoxymetrie zum Nachweis oder
Ausschluss der Lungenembolie?
Die Fragestellung wurde anhand bestehender Leitlinien erarbeitet. In zwei von den insgesamt
sechs betrachteten evidenzbasierten Leitlinien zum Thema Lungenembolie (320;322;333-336)
finden sich Aussagen zum diagnostischen Nutzen des EKGs(320;335;337). Der Evidenzlevel ist
in diesen Fällen nicht zu beurteilen bzw. es fehlen Angaben. Bestimmte EKG-Veränderungen
wie Zeichen der akuten Rechtsherzbelastung, SIQIII-Type, neuaufgetretener Rechtstyp, p-
Pulmonale können den klinischen Verdacht einer Lungenembolie erhärten, zum Nachweis bzw.
Ausschluss beim Fehlen sind sie jedoch nicht geeignet. Der diagnostische Wert des EKGs liegt
ansonsten vor allem in Ausschluss oder Nachweis von Differentialdiagnosen (Evidenzlevel DIV).

Zur Aussagekraft speziell der Pulsoxymetrie finden sich in den betrachteten Leitlinien
(320;322;333-335) keine Aussagen.
Zwei Leitlinien beziehen sich auf die Blutgasanalyse. Auch hier können bestimmte
Veränderungen wie Hypoxie oder Hypokapnie den klinischen Verdacht einer Lungenembolie
erhärten, zum Nachweis oder Ausschluss sind sie aber nicht geeignet. Stein et al. (319) fanden
bei 32% der Patienten mit Lungenembolie einen PaO2 > 80mmHg unter Raumluft (Evidenzlevel
DIV).

127
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Tabelle 60: Berücksichtigte Leitlinien zu Fragestellung L4


Quelle, Ergebnisse Evidenz- Empfehlungen Grading Bemerkung
Herkunftsland, level
LL-Gesellschaft
USA; Das EKG kann normal sein. Bestimmte Veränderungen können B, C, M, Durchführung eines EKGs, soweit aufgrund möglicher Angabe des
Institute for Clinical den Verdacht einer Lungenembolie bestärken: R Differentialdiagnosen eine Indikation besteht. Evidenzlevels in
Systems Improvement, supraventrikuläre Arrhythmien, Rechtstyp, SIQIIITIII-Typ oder Verbindung mit
2007 (335) eine p-Pulmonale. anderen Test,
Durchführung
Die Blutgasanalyse kann eine Hypoxie oder Hypokapnie zeigen. Anamnese,
körperliche
Untersuchung etc.
Speziell zu den
Aussagen zum EKG
wird keine Literatur
zitiert.
GB; Veränderungen des EKGs sind häufig, aber nicht spezifisch. k.A. Die Durchführung eines EKGs ist sinnvoll zum Ausschluss k.A.
British Thoracic Neben Veränderungen der ST-Strecke oder der T-Welle finden anderer Diagnosen wie Akuter Myocardinfarkt oder
Society sich bei einer massiven Lungenembolie Zeichen der akuten pericardiale Erkrankungen.
1997/ 2003 (320;337) Rechtsherzbelastung.

Gewöhnlich findet sich in der BGA ein niedriger PaO2 und ein
erhöhter PaCO2, aber es finden sich auch normale Werte vor
allem bei kleineren Embolien. Trotz normaler Werte können
weitere Untersuchungen notwendig sein.

128
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Wie ist die diagnostische Aussagekraft verschiedener bildgebender Verfahren


(Ventilations-Perfusionsszintigrafie, Spiral-CT, Kompressions-Ultraschall) zum Nachweis
einer Lungenembolie bzw. welche prädiktiven Werte ergeben sich bei einer
Vortestwahrscheinlichkeit von 27%?
Zur speziellen Diagnostik kommen verschiedene bildgebende Verfahren in Betracht: Spiral-CT
und Lungenszintigraphie dienen dabei dem direkten Nachweis/ Ausschluss einer Lungenembolie,
während die Venensonographie zum Nachweis/ Ausschluss einer tiefen Venenthrombose
durchgeführt wird. Das Spiral-CT zeichnet sich gegenüber der Lungenszintigraphie durch einen
geringeren zeitlichen und technischen Aufwand aus. Allerdings zeigen bisherige Studien
(321;323;338) eine reduzierte diagnostische Aussagekraft des Spiral-CTs bei peripheren
Embolien, die aber gerade in der allgemeinärztlichen Versorgung aufgrund der weniger
ausgeprägten Symptomatik im Mittelpunkt stehen. In den bisherigen systematischen Übersichten
finden allerdings noch kaum Studien mit modernen Multidetektor-CTs Berücksichtigung, die bei
peripheren Lungenembolien bessere Ergebnisse versprechen. In der PIOPED II-Studie zeigten
sich für das Spiral-CT (4-, 8- und 16-Zeiler) im Vergleich zur Lungenszintigraphie wesentlich
weniger diagnostisch nicht eindeutige Befunde (6,2 versus 26,5%) (339).
Zweck der Venensonographie in der Diagnostik der Lungenembolie ist der Nachweis einer tiefen
Venenthrombose. Sie stellt eine komplikationslose, technisch nicht aufwendige, gut verfügbare
und kostengünstige Methode dar. Die diagnostische Aussagekraft eines positiven Befundes zum
Nachweis einer Lungenembolie ist bereits hoch (340). Zudem zeigt die Venensonographie zum
Nachweis der Beinvenenthrombose eine hohe Spezifität (323;341), so dass bei einem positiven
Befund mit einer ausreichend hohen Wahrscheinlichkeit vom Vorliegen einer Venenthrombose
ausgegangen werden kann. Der Nachweis einer Venenthrombose reicht als Therapieindikation
aus und macht bei einem klinischen Verdacht auf eine Lungenembolie eine weitere bildgebende
Diagnostik unnötig (341). Allerdings kann eine Lungenembolie auf der Grundlage eines
negativen Befundes der Venensonographie nicht ausreichend sicher ausgeschlossen werden, so
dass in diesem Fall weitere bildgebende Verfahren notwendig sind.
Tabelle 61 fasst die Stärken und Schwächen der verschiedenen Verfahren zusammen, und
Tabelle 62 zeigt negative und positive prädiktive Werte ausgehend von einer
Vortestwahrscheinlichkeit von ca. 28%. Da kein Verfahren in der überwiegenden Mehrzahl der
Fälle eine eindeutige Diagnose bzw. einen Ausschluss ermöglicht und aufgrund der
unterschiedlichen Verfügbarkeit bzw. den unterschiedlichen Stärken und Schwächen, kann keine
129
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

generelle Empfehlung gegeben werden. Gegebenenfalls ist auch eine kombinierte


Vorgehensweise notwendig. Dies sollte bei der Frage, ob die weiterführende Diagnostik
ambulant oder stationär erfolgt, berücksichtigt werden.

Tabelle 61: Bildgebende Verfahren in der Diagnostik der Lungenembolie


Kontraindikationen Vorteile Nachteile
Spiral-CT Kontrastmittelallergie Mittlerer technischer und Höhere Strahlenbelastung
Niereninsuffizienz Zeitaufwand Geringere Aussagekraft bei
Schwangerschaft Neben- bzw. isolierten peripheren
Differentialdiagnosen Embolien
möglich
Niedrigere Anzahl
diagnostisch nicht eindeutiger
Befunde
Lungenszintigraphie Schwangerschaft (absolut), Geringere Strahlenbelastung Aktueller Rö-Thorax zur
Stillzeit (relativ) Gute Aussagekraft auch bei Interpretation notwendig.
peripheren Embolien (342)
Hoher technischer und
Zeitaufwand
Eingeschränkte Aussagekraft
bei pulmonalen (v.a. COPD)
und kardiovaskulären
Vorerkrankungen (v.a.
Rechtsherzbelastung,
pulmonale Hypertonie)
Respiratorische Mitarbeit Pat.
notwendig
Höhere Anzahl diagnostisch
nicht eindeutiger Befunde
Venensonographie keine Keine Strahlenbelastung
(Thrombosenachweis) Geringer technischer und
Zeitaufwand
Gute Verfügbarkeit

Tabelle 62: Prädiktive Werte verschiedener bildgebender Verfahren bei einer Vortestwahrscheinlichkeit
von 27,6%
Spiral-CT Lungenszintigraphie Venensonographie
(Thrombosenachweis)
PPW 87,9 – 89,9 % Hoher Schwellenwert (hohe Wahrscheinlichkeit LE: 85,7 % (340)
(340;343) 84,1% (338)
niedriger Schwellenwert (hohe, mittlere oder niedrige
Wahrscheinlichkeit einer LE):
28,7% (338)
NPW 93,8-96,1% Hoher Schwellenwert (hohe Wahrscheinlichkeit LE: 80,1% (340)
(340;343) 80,4% (338)
niedriger Schwellenwert (hohe, mittlere oder niedrige
Wahrscheinlichkeit einer LE):
88,4% (338)
normaler oder fast normaler Befund:
98,2% (340)

130
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Tabelle 63: Systematische Übersichten zu Fragestellung L5 (Spiral-CT)


Quelle/ Studienpopulation/ Suchstrategie (Datenbanken;Sprache;Zeit)/ Referenztest Daten- Ergebnisse Bemerkung/
Eingeschlossene Studien/ Setting Einschlusskriterien synthese Spezifizität, Sensitivität, prädiktiver Wert, Qualität Metaanalyse
(Patientenzahl, Ausschlusskriterien/ Likelihood Ratio
Setting, mit oder Qualität Primärstudien
ohne
vorbestehende
KHK)
Segal et al. (323) MEDLINE, EMBASE, Cochrane Database of Unterschied- Qualitativ Spannweite der gepoolten Sensitivitäten und Autoren vermuten als
Systematische Übersicht Systematic reviews; Englisch; - 06/2006 lich Spezifität in den systematischen Ursache der hohen
zur diagnostischen Einschlusskriterien:k.A. Übersichtsarbeiten Varianz
Aussagekraft des Spiral- Sensitivität (Spannweite) 74-93% unterschiedliche Ein-
CTs zur Diagnose der Ausschlusskriterien: k.A. Spezifität (Spannweite) 89-97% und
Lungenembolie über Verifikationsbias: k.A. Ausschlusskriterien
Ergebnisse von 9 Diagnostic-Review-Bias: k.A. der einzelnen
systematischen Konsekutive Aufnahme: k.A. systematischen
Übersichtsarbeiten Prospektive Kohortenstudie: k.A. Übersichten
(insgesamt 33
Primärstudien)

Segal et al. (323) Pat. mit Verdacht MEDLINE, EMBASE, Cochrane Database of Pulmonalis- Qualitativ
Systematische Übersicht auf Systematic reviews; Englisch; - 06/2006 angiographie Sensitivität (Spannweite) 45-100%
zur diagnostischen Lungenembolie, Einschlusskriterien:k.A. Spezifität (Spannweite) 81-100%
Aussagekraft des Spiral- n=536
CTs zur Diagnose der Prävalenz Ausschlusskriterien: k.A.
Lungenembolie (9 Lungenembolie in Verifikationsbias: k.A.
Studien) Primärstudien: 19- Diagnostic-Review-Bias: k.A.
70% Konsekutive Aufnahme: k.A.
Prospektive Kohortenstudie: berücksichtigt
Roy et al. (340)/ Patienten mit MEDLINE, EMBASE, Pascal Biomed; Englisch; Unterschied- Likelihood Grading der Studien
Systematische Verdacht auf 01/1990-09/2003 lich Ratios als Sensitivität (95%-KI) k.A. nach
Übersichtsarbeit/ Lungenembolie, Einschlusskriterien: gewichtete Spezifität (95%-KI) k.A. Referenzstandard
Metaanalyse zu n=1197 Patienten Mittelwerte LR+ (95%-KI) 24,1 (12,4-46,7) und
diagnostischen Strategien Ausschlusskriterien: retrospektive Studien, loss to LR- (95%-KI) 0,11 (0,06-0,19) Patientenmerkmalen,
zum Ausschluss/ follow up> 5%, keine Berechnung der LR möglich, Durchführung von
Nachweis einer spezifische Populationen berücksichtigt Sensitivitätsanalysen
Lungenembolie, Verifikationsbias: k.A. bei Heterogenität (I²)
9 Studien zum Spiral-CT Diagnostic-Review-Bias: k.A.
Konsekutive Aufnahme: k.A.
Prospektive Kohortenstudie: berücksichtigt

Hayashino et al. (338) Patienten mit MEDLINE, EMBASE;Englisch; 01/1990-03/2003 Pulmonalis- Random- Sensitivität (95%-KI) 86,0 (80,2-92,1)
Metaanalyse zur Verdacht auf Einschlusskriterien: Spiral-CT als Indextest, angiographie Effect-Modell, Spezifität (95%-KI) 93,7 (91,1-96,2)
diagnostischen Lungenembolie, vollständige Angaben zur 4-Feldertafel, Sensitivität und LR+ (95%-KI) k.A.
Aussagekraft des Spiral- n=520 Pulmonalisangiographie als Goldstandard, Abstand Spezifität als LR- (95%-KI) k.A.
CTs (9 Studien, nur zwischen Indextest und Goldstandard<24h gewichtete
teilweise Ausschlusskriterien: Kombinations-Goldstandard, Mittelwerte, Nachtestwahrscheinlichkeit bei einer
Übereinstimmung mit Indikation Indextest nicht akute LE, andere CT- SROC Vortestwahrscheinlichkeit von 27%
(340)) und der Methoden, CT nach Therapiebeginn, unvollständige CT positiv 84,1% (80,2-89,3)
Ventilations-/ Perfusions- Daten CT negativ 5,5% (3,2-7,4)
Szintigraphie Verifikationsbias: berücksichtigt
Diagnostic-Review-Bias: berücksichtigt
Konsekutive Aufnahme: berücksichtigt
Prospektive Kohortenstudie: berücksichtigt
131
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Tabelle 64: Systematische Übersichten zu Fragestellung L5 (Ventilations/Perfusions-Szintigraphie)


Quelle/ Studienpopulation/ Suchstrategie (Datenbanken;Sprache;Zeit)/ Referenztest Daten- Ergebnisse Bemerkung/
Eingeschlossene Studien/ Setting Einschlusskriterien synthese Spezifität, Sensitivität, prädiktiver Wert, Qualität Metaanalyse
(Patientenzahl, Ausschlusskriterien/ Likelihood Ratio
Setting, mit oder Qualität Primärstudien
ohne
vorbestehende
KHK)
Roy et al. (340)/ Patienten mit MEDLINE, EMBASE, Pascal Biomed; Englisch; Unterschied- Likelihood Grading der Studien
Systematische Verdacht auf 01/1990-09/2003 lich Ratios als Sensitivität (95%-KI) k.A. nach
Übersichtsarbeit/ Lungenembolie Einschlusskriterien: gewichtete Spezifität (95%-KI) k.A. Referenzstandard
Metaanalyse zur Mittelwerte LR+ (Spannweite)* (7,1-18,3) und
diagnostischen Ausschlusskriterien: retrospektive Studien, lost to LR- (95%-KI)** 0,05 (0,03-0,10)) Patientenmerkmalen,
Aussagekraft der follow up> 5%, keine Berechnung der LR möglich, *Die Ergebnisse der 2 Studien zum Nachweis Durchführung von
Lungenszintigraphie zum spezifische Populationen berücksichtigt der LE wurden aufgrund der Heterogenität nicht Sensitivitätsanalysen
Ausschluss (9 Studien) Verifikationsbias: k.A. gepoolt. bei Heterogenität (I²)
bzw. Nachweis (2 Diagnostic-Review-Bias: k.A.
Studien) einer Konsekutive Aufnahme: k.A. ** Schwellenwert: normaler oder fast normaler
Lungenembolie Prospektive Kohortenstudie: berücksichtigt Befund

Hayashino et al. (338) Patienten mit MEDLINE, EMBASE;Englisch ; 01/1990-03/2003 Pulmonalis- Random- Schwellenwert 1: hohe Wahrscheinlichkeit einer
Metaanalyse (5 Studien) Verdacht auf Einschlusskriterien: Lungenszinitigraphie als angiographie Effect-Modell, Lungenembolie
zur diagnostischen Lungenembolie, Indextest, vollständige Angaben zur 4-Feldertafel, , Sensitivität Sensitivität (95%-KI) 39,0 (37,3-40,8)
Aussagekraft der n=1269 Pulmonalisangiographie als Goldstandard, Abstand und Spezifität Spezifität (95%-KI) 97,1 (96,0-98,3)
Ventilations-/ Perfusions- zwischen Indextest und Goldstandard<24h als LR+ (95%-KI) k.A.
Szintigraphie Ausschlusskriterien: Kombinations-Goldstandard, gewichtete LR- (95%-KI) k.A.
Indikation Indextest nicht akute LE, andere CT- Mittelwerte,
Methoden, CT nach Therapiebeginn, unvollständige SROC Schwellenwert 2: hohe oder mittlere
Daten Wahrscheinlichkeit einer Lungenembolie
Verifikationsbias: berücksichtigt Sensitivität (95%-KI) 86,0 (83,3-88,8)
Diagnostic-Review-Bias: berücksichtigt Spezifität (95%-KI) 45,5 (43,9-47,1)
Konsekutive Aufnahme: berücksichtigt LR+ (95%-KI) k.A.
Prospektive Kohortenstudie: berücksichtigt LR- (95%-KI) k.A.

Schwellenwert 3: hohe, mittlere oder niedrige


Wahrscheinlichkeit einer Lungenembolie
Sensitivität (95%-KI) 98,4 (97,2—99,5)
Spezifität (95%-KI) 4,8 (4,7-4,9)
LR+ (95%-KI) k.A.
LR- (95%-KI) k.A.

Nachtestwahrscheinlichkeit bei einer


Vortestwahrscheinlichkeit von 27%
Schwellenwert 1:
positiv 84,1% (78,5-90,1)
negativ 19,6% (19,0-20,3)
Schwellenwert 2
positiv 38,0% (36,6-39,4)
negativ 10,7% (8,5-12,9)
Schwellenwert 3
positiv 28,7 (28,4-28,9)
negativ 11,6 (3,6-18,5)

132
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Tabelle 65: Systematische Übersichten zu Fragestellung L5 (Venensonographie)


Quelle/ Studienpopulation/ Suchstrategie (Datenbanken;Sprache;Zeit)/ Referenztest Daten- Ergebnisse Bemerkung/
Eingeschlossene Studien/ Setting Einschlusskriterien synthese Spezifität, Sensitivität, prädiktiver Wert, Qualität Metaanalyse
(Patientenzahl, Ausschlusskriterien/ Likelihood Ratio
Setting, mit oder Qualität Primärstudien
ohne
vorbestehende
KHK)
Roy et al. (340)/ Patienten mit MEDLINE, EMBASE, Pascal Biomed; Unterschied- Likelihood Grading der Studien nach
Systematische Verdacht auf Englisch; 01/1990-09/2003 lich Ratios als Sensitivität (95%-KI) k.A. Referenzstandard und
Übersichtsarbeit/ Lungenembolie Einschlusskriterien: gewichtete Spezifität (95%-KI) k.A. Patientenmerkmalen,
Metaanalyse zur Mittelwerte LR+ (95%-KI) 16,2 (5,6-46,7) Durchführung von
diagnostischen Ausschlusskriterien: retrospektive Studien, LR- (95%-KI) 0,67 (0,50-0,0,89) Sensitivitätsanalysen bei
Aussagekraft der loss to follow up> 5%, keine Berechnung Heterogenität (I²)
Venensonographie zum der LR möglich, spezifische Populationen
Ausschluss (6 Studien, berücksichtigt
731 Patienten) bzw. Verifikationsbias: k.A.
Nachweis (4 Studien, 378 Diagnostic-Review-Bias: k.A.
Patienten) einer Konsekutive Aufnahme: k.A.
Lungenembolie Prospektive Kohortenstudie: berücksichtigt

133
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

3.9. Ergänzungen

3.9.1. Merkmale der berücksichtigten Studien zur KHK/ ACS


Tabelle 66: Erläuterungen zu den Variablen
Variable Ausprägung Erläuterung

Setting Krankenhaus (KH)


Praxis
Rettungsdienst
Selektiert Ja Eine Selektion liegt vor, wenn die Patienten
Nein innerhalb der Versorgungskette zu einem
Unklar Zeitpunkt in die Studie eingeschlossen wurden,
gemischt nachdem mindestens einmal ein Mediziner, ein
Rettungsassistent, eine Pflegekraft usw.
Patienten aussortiert hat, bei denen die
Wahrscheinlichkeit einer KHK/ AMI/ ACS
gering war.
Referenzkrankheit Myokardinfarkt (AMI)
Akutes Koronarsyndrom (ACS)
Koronare Herzkrankheit (KHK)
Referenzstandard Labor (Kardiomarker) Composite: z. B. Kombination aus
EKG Beschwerdecharakteristik, EKG-Veränderung
Composite und Laborveränderungen, typisch: WHO-
Angiografie Kriterien
Verlauf

134
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Tabelle 67: Merkmale der zu Fragestellung K1 berücksichtigten Studien


Referenz Prä: Alter ♂
Studie Ref Land Setting N
standard KHK (%) (MW) (%)
Atwood 1998 (44) USA KH Koronar- 1384 59.6 59.0 100.0
angiographie
Barefoot 1992 (21) USA KH Koronar- 1465 68.0 50.3 70.0
angiographie
Chaitman 1981 (35) CDN KH Koronar- 8157 55.2 n.b. 65.6
angiographie
Cooke 1997 (344) GB KH Koronar- 130 50.0 57.3 59.0
angiographie
Cosin-Sales 2005 (30) GB KH Koronar- 643 84.9 63.0 75.0
angiographie
De 2002 (50) CDN KH Koronar- 187 29.4 n.b. 0.0
angiographie
Detry 1977 (57) B n.b. Koronar- 278 73.4 48.2 77.8
angiographie
Greene 1991 (22) USA KH Koronar- 212 65.1 n.b. 61.3
angiographie
Gurevitz 2000 (40) IL KH Koronar- 135 58.5 45.0 0.0
angiographie
Hartz 1990 (34) USA KH Koronar- 275 68.4 59.6 63.6
angiographie
Hickam 1982 (54) USA KH Koronar- 241 75.8 56.0 80.0
angiographie
Hoberg 1990 (25) D n.b. Koronar- 220 54.2 54.0 73.5
angiographie
Holmes 1981 (18) USA KH Koronar- 431 82.6 n.b. 78.0
angiographie
Horinaka 2008 (52) J KH Koronar- 696 83.3 60.7 n.b.
angiographie
Høilund-Carlsen 2007 (58) DK KH Koronar- 357 35.3 57.3 53.8
angiographie
Jo 2009 (38) ROK KH Koronar- 434 51.8 61.8 55.8
angiographie
Johnson 2006 (48) USA KH Koronar- 673 38.8 58.1 0.0
angiographie
Joswig 1985 (27) USA KH Koronar- 184 58.2 n.b. 74.5
angiographie
Jung 2008 (39) ROK KH Koronar- 192 47.4 60.9 54.2
angiographie
Kambara 1982 (19) J KH Koronar- 59 62.7 54.4 72.9
angiographie
Kladetzky 1986 (29) D KH Koronar- 497 66.6 51.7 73.2
angiographie
Koz 2008 (51) TR KH Koronar- 102 44.1 37.5 100.0
angiographie
Ladwig 1998 (20) D KH Koronar- 89 64.9 n.b. 84.4
angiographie
Lewandoski 2007 (36) PL KH Koronar- 551 61.0 51.9 65.2
angiographie
McConahay 1971 (59) USA KH Koronar- 100 65.0 46.5 80.0
angiographie
Melin 1983 (55) B KH Koronar- 224 79.5 51.0 100.0
angiographie
Miranda 1991 (56) USA KH Koronar- 476 75.6 58.4 100.0
angiographie
Mukerji 1989 (23) USA KH Koronar- 250 50.0 53.5 54.8
angiographie
Park 2005 (24) D KH Koronar- 264 77.3 67.0 61.1
angiographie
Pearson 1979 (37) USA KH Koronar- 483 71.6 n.b. 70.8
angiographie
Piessens 1974 (60) USA KH Koronar- 70 57.1 n.b. 84.3
angiographie
Plotnick 1979 (26) USA KH Koronar- 200 17.5 53.6 71.0
angiographie
Proudfit 1966 (33) USA KH Koronar- 1001 62.7 n.b. 78.6
angiographie
Rothenbacher 2005 (31) D KH Koronar- 788 39.6 n.b. 79.2
angiographie
135
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Referenz Prä: Alter ♂


Studie Ref Land Setting N
standard KHK (%) (MW) (%)
Schannwell 2000 (46) D KH Koronar- 5000 68.2 61.5 50.0
angiographie
Schannwell 2002 (28) D KH Koronar- 180 57.8 n.b. 53.3
angiographie
Sharaf 2001 (42) USA KH Koronar- 323 43.0 59.0 0.0
angiographie
Shaw 2006 (49) USA KH Koronar- 883 38.1 58.4 0.0
angiographie
Underwood 1985 (45) USA n.b. Koronar- 176 50.0 28.5 100.0
angiographie
Waters 1978 (43) CDN KH Koronar- 239 43.5 n.b. 0.0
angiographie
Wierzbicki 2005 (47) PK KH Koronar- 400 50.0 49.7 84.0
angiographie
Wu 2005 (345) GB KH Koronar- 405 60.2 60.6 66.2
angiographie
Zornitzki 2007 (53) IL KH Koronar- 243 63.0 64.8 0.0
angiographie

Tabelle 68: Merkmale der zur Fragestellung K2 berücksichtigten Studien


Selek Referenz- Referenz- Prä Alter
Studie Ref Land Setting N
tiert diagnose standard (%) (MW)
Aase 1993 (64) N KH nein AMI Verlauf 918 44,4 -1,0
Aase 1999 (65) N KH nein AMI Verlauf 493 36,1 -1,0
Albarran 2000 (346) GB KH ja AMI Composite 267 44,2 -1,0
Albarran 2002 (67) GB KH ja AMI Composite 541 49,2 -1,0
Alhashemi 2006 (347) KSA KH nein AMI Composite 64 64,0 54,2
Ananich 1990 (69) RUS KH unklar AMI Angio 173 24,3 46,8
Aufderheide 1992 (182) USA KH nein AMI Composite 680 20,7 65,6
Bakker 1994 (70) NL KH ja AMI Composite 297 51,6 63,6
Bassan 2000 (71) BR KH nein AMI Composite 1003 16,5 60,3
Bassan 2004 (129) BR KH nein ACS Composite 1003 47,5 58,5
Baxt 2002a (72) USA KH nein AMI Composite 2204 5,8 52,9
Baxt 2002b (150) USA KH nein ACS Verlauf 2204 16,4 -1,0
Ben-Haim 1992 (73) USA KH nein AMI Composite 49 16,3 62,6
Berger 1990 (74) CH KH nein AMI Composite 278 36,0 57,2
Beunderman 1983 (146) NL KH ja AMI Verlauf 106 50,0 -1,0
Bhiladvala 2006 (130) S KH ja AMI Labor 356 27,8 71,0
Bodi 2002 (142) E KH ja AMI Labor 385 4,2 68,0
Brown 1985 (77) GB KH ja AMI Verlauf 101 53,5 64,0
Bulgiba 2005 (78) MAL KH nein AMI Composite 887 27,7 53,8
Christenson 2006 (134) CDN KH nein ACS Composite 769 21,5 62,0
Comeau 2006 (80) CDN KH ja ACS Verlauf 100 31,0 61,4
Craig 1982 (81) AUS KH unklar AMI Composite 380 57,1 -1,0
Cunningham 1989 (135) USA KH nein AMI Composite 7734 14,5 58,3
Derhaschnig 2002 (83) A KH nein ACS Composite 200 51,1 62,5
Dilger 1992 (84) D KH ja AMI Labor 87 64,0 60,0
Rettungs-
Ecollan 2007 (173) F nein AMI Labor 108 51,0 68,0
dienst
Eriksson 1994 (86) S KH ja AMI Composite 80 50,0 68,5
Everts 1996 (147) S KH ja AMI Composite 903 50,0 64,1
Farwell 2005 (87) USA KH ja AMI Composite 600 50,5 58,3
Fesmire 1989 (348) USA KH ja AMI Composite 459 22,0 57,9
Fraenkel 1996 (349) IL KH ja ACS Composite 114 57,9 51,0
Funk 2001 (350) USA KH nein ACS Composite 528 40,7 -1,0
Gaston-Johansson
(88) S KH ja AMI Composite 94 40,4 -1,0
1991
Gellerstedt 2006 (89) S KH ja AMI Composite 503 20,9 70,9
Gil 2000 (351) E KH ja AMI Composite 108 27,8 62,2
Goodacre 2003 (352) GB KH nein ACS Composite 972 7,9 49,5
Gorelik 2006 (90) IL KH ja ACS Composite 921 23,8 56,3
Grande 1980 (91) DK KH ja AMI Composite 401 47,9 51,3
Green 2006 (92) S KH nein ACS Composite 634 20,5 63,1
Grijseels 1995 (353) NL KH ja ACS Composite 1005 42,0 67,0
Han 2007 (149) USA KH nein ACS Composite 10126 8,3 -1,0
136
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Selek Referenz- Referenz- Prä Alter


Studie Ref Land Setting N
tiert diagnose standard (%) (MW)
Hartford 1993 (144) S KH ja AMI Composite 226 48,8 -1,0
Hedges 1987 (95) USA KH nein AMI Composite 773 6,6 53,6
Herlihy 1987 (159) USA KH ja AMI Composite 265 44,5 -1,0
Herlitz 1992 (96) S KH ja AMI Composite 4232 21,8 69,8
Herlitz 1995 (154) S KH nein AMI Composite 503 22,0 -1,0
Rettungs-
Herlitz 2002a (98) S nein ACS Composite 930 30,0 71,0
dienst
Herlitz 2002b (97) S KH nein AMI Composite 1592 17,9 68,9
Hofgren 1994 (354) S KH ja AMI Composite 889 49,0 65,0
Hofgren 1995 (155) S KH ja AMI Composite 914 49,7 66,0
Holmvang 1999 (99) DK KH ja AMI Composite 629 6,5 65,0
Hsu 2000 (172) SGP KH nein AMI Composite 51 56,9 65,1
Ismail 2004 (101) PK KH ja AMI Composite 388 50,0 39,0
Jerlock 2007 (102) S KH nein ACS Composite 294 18,0 48,3
Jonsbu 1991 (145) N KH ja AMI Composite 200 36,5 -1,0
Rettungs-
Kudenchuk 1998 (103) USA nein ACS Composite 2665 47,1 60,0
dienst
Lee 1985 (104) USA KH nein AMI Composite 596 17,4 56,0
Lee 1990 (157) USA KH nein AMI Composite 7734 54,3 56,9
Lee 1993 (136) GB KH ja AMI Labor 136 54,4 68,0
Lee 1994 (105) GB KH ja AMI Composite 94 46,8 55,3
Logan 1986 (160) NZ KH ja AMI Composite 227 43,2 -1,0
Lopez-Jimenez 1998 (107) USA KH nein AMI Composite 2694 6,4 -1,0
Mad 2007 (355) A KH nein ACS Composite 295 50,0 58,2
Madsen 1987 (110) DK KH ja AMI Composite 532 51,7 -1,0
Martin 2007 (111) GB KH nein AMI ceMRI 151 50,0 56,0
McCord 2001 (356) USA KH nein AMI Composite 1024 8,0 64,0
Miller 1987 (137) USA KH ja AMI Labor 100 43,0 65,0
Milner 2002 (114) USA KH nein ACS Composite 522 40,8 -1,0
Ng SM 2001 (161) USA KH nein AMI Composite 1285 5,1 64,0
Ohman 1996 (117) IRL KH ja AMI Composite 82 62,0 56,0
Pfister 1997 (158) CH KH nein AMI Composite 364 18,3 63,7
Pope 1998 (119) USA KH nein ACS Composite 10689 23,8 59,0
Sawe 1971 (148) S KH ja AMI Composite 137 38,6 61,9
Sawe 1972 (131) S KH ja AMI Composite 1046 48,9 64,5
Schroeder 1978 (121) USA KH ja AMI Composite 211 43,1 56,0
Short 1981 (156) GB KH ja AMI Composite 383 40,0 62,0
Sirnes 1984 (122) N KH ja AMI Labor 227 70,7 -1,0
Soiza 2005 (123) GB KH ja ACS Verlauf 869 64,3 -1,0
Solomon 1989 (124) USA KH nein AMI Composite 7734 14,5 -1,0
Svensson 2003 (125) S KH nein AMI Composite 538 29,5 69,0
Svensson 2006 (357) S KH nein AMI Composite 433 21,9 69,7
Tierney 1986 (139) USA KH nein AMI Composite 492 12,4 55,7
Tighe 1996 (140) IRL KH ja AMI Composite 264 32,6 63,3
Turi 1985 (141) USA KH ja AMI Composite 903 88,0 -1,0
Vikenes 1997 (127) N KH nein AMI Composite 113 63,0 67,1
Weaver 1990 (133) USA KH nein AMI Verlauf 2472 18,3 -1,0
Zimmerman 1999 (128) USA KH nein ACS Composite 955 33,7 55,3
Zucker 1997 (358) USA KH nein AMI Composite 10525 8,0 59,0

137
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Tabelle 69: Merkmale der zu Fragestellung K3 berücksichtigten Studien


Selek Referenz- Referenz Prä Alter
Studie Ref Land Setting N
tiert diagnose standard (%) (MW)
Arvan 1985 (359) USA KH ja MI Enzyme 50 58.0 -1.0
Aufderheide 1992 (171) USA KH nein MI Enzyme 439 20.7 -1.0
Aufderheide 1992a (182) USA Rettungs- nein MI Composite 680 20.7 65.6
dienst
Bakker 1994 (70) NL KH ja MI Composite 297 51.6 63.6
Baxt 2002 (72) USA KH nein MI Composite 2204 5.8 52.9
Baxt 2002a (150) USA KH nein ACS Verlauf 2204 16.4 52.9
Behar 1977 (189) IL KH nein ACS Composite 1578 45.1 -1.0
Bell 1990 (360) AUS KH ja MI Composite 410 64.6 -1.0
Berger 1990 (74) CH KH nein MI Composite 278 36.0 57.2
Bernstein 1999 (163) USA KH nein MI Enzyme 293 23.2 -1.0
Bhiladvala 2006 (130) S KH ja MI Enzyme 356 27.8 71.0
Blich 2008 (75) IL KH ja MI Composite 883 64.8 67.7
Bodi 2002 (142) E KH ja MI Enzyme 385 4.2 68.0
Brady 2001 (169) USA KH nein MI Composite 171 32.7 61.3
Brush 1985 (361) USA KH ja MI Composite 469 41.8 61.9
Chattington 1994 (79) GB KH ja MI Composite 156 26.0 -1.0
Chung 1984 (183) USA KH ja MI Composite 385 38.2 -1.0
Cunningham 1989 (135) USA KH nein MI Composite 7734 14.5 58.3
Dalzell 1991 (170) GB KH ja MI Composite 94 51.1 60.5
Derhaschnig 2002 (83) A KH nein ACS Composite 200 51.1 62.5
Ecollan 2007 (173) F Rettungs- nein MI Enzyme 108 51.0 68.0
dienst
Everts 1997 (179) S KH ja MI Composite 30 74.1 68.7
Fesmire 1989 (165) USA KH ja MI Composite 459 22.7 58.2
Fesmire 1998 (190) USA KH nein ACS Composite 1000 51.7 -1.0
Forberg 2009 (188) S KH nein ACS Composite 861 40.0 66.0
Galen 1975 (180) USA KH ja MI Composite 100 48.9 -1.0
Gaston-Johansson (88) S KH ja MI Composite 94 40.4 -1.0
1991
Gil 2000 (351) E KH ja MI Composite 108 27.8 62.2
Granborg 1986 (177) DK KH ja MI Composite 211 10.4 -1.0
Grande 1980 (91) DK KH ja MI Composite 401 47.9 51.3
Green 2006 (92) S KH nein ACS Composite 634 20.5 63.1
Gustafsson 1996 (164) S KH nein MI Composite 107 69.2 67.0
Haines 1983 (176) USA KH ja MI Angiographie 146 23.9 59.7
Hargarten 1987 (166) USA Rettungs- nein MI Composite 401 30.7 64.4
dienst
Herlitz 1985 (168) S KH ja MI Enzyme 463 85.7 -1.0
Herlitz 2002 (97) S KH nein MI Composite 1592 17.9 68.9
Herlitz 2002a (98) S Rettungs- nein ACS Composite 930 30.0 71.0
dienst
Hsu 2000 (172) SGP KH nein MI Composite 51 56.9 65.1
Karlson 1991 (362) S KH nein MI Composite 7157 19.6 -1.0
Kudenchuk 1998 (103) USA Rettungs- nein ACS Composite 2665 47.1 60.0
dienst
Lee 1994 (105) GB KH ja MI Composite 94 46.8 55.3
Lin 2008 (178) USA KH nein MI Composite 5582 3.2 50.3
Ljungdahl 1980 (363) S KH ja MI Composite 238 47.5 -1.0
Lopez-Jimenez 1998 (107) USA KH nein MI Composite 2694 6.4 -1.0
Martin 2007 (111) GB KH nein MI MRT 151 50.0 56.0
McQueen 1983 (181) CDN KH ja MI Klinischer 25 68.0 -1.0
verlauf
Menown 2001 (174) GB KH nein MI Enzyme 54 44.4 65.8
Miller 1987 (137) USA KH ja MI Enzyme 100 43.0 65.0
Ng 2001 (161) USA KH nein MI Composite 1285 5.1 64.0
Ohman 1996 (117) IRL KH ja MI Composite 82 62.0 56.0
Ooi 2000 (184) SGP KH ja MI Composite 165 50.0 62.0
Ooi 2000 (184) SGP KH ja MI Composite 152 50.0 62.0
Osborne 1977 (185) CDN KH ja MI Angiographie 1000 74.3 -1.0
Otto 1994 (162) USA Rettungs- nein MI Composite 439 23.4 65.3
dienst
Owens 2006 (175) GB KH nein MI Enzyme 214 45.8 62.0
Owens 2006 (175) GB KH nein MI Enzyme 214 45.8 62.0
Pope 1998 (119) USA KH nein ACS Composite 10689 23.8 59.0
Porela 2000 (364) FIN KH nein MI Enzyme 311 43.9 67.0
Rouan 1989 (186) USA KH ja MI Composite 7734 14.4 -1.0
138
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Selek Referenz- Referenz Prä Alter


Studie Ref Land Setting N
tiert diagnose standard (%) (MW)
Rude 1983 (365) USA KH ja MI Enzyme 3697 48.9 61.0
Singer 1997 (366) USA KH nein MI Composite 537 19.8 59.0
Sirnes 1984 (122) N KH ja MI Enzyme 227 70.7 -1.0
Soiza 2005 (123) GB KH ja ACS Klinischer 869 64.3 -1.0
verlauf
Solinas 2003 (367) I KH ja ACS Composite 495 21.2 62.0
Solomon 1989 (124) USA KH nein MI Composite 7734 14.5 -1.0
Stark 1987 (368) USA KH ja MI Composite 221 16.3 -1.0
Svensson 2003 (125) S Rettungs- nein MI Composite 538 29.5 69.0
dienst
Tierney 1986 (139) USA KH nein MI Composite 492 12.4 55.7
Tighe 1996 (140) IRL KH ja MI Composite 264 32.6 63.3
Turi 1985 (141) USA KH ja MI Composite 903 88.0 -1.0
Vikenes 1997 (127) N KH nein MI Composite 113 63.0 67.1
Viskin 1987 (187) IL KH nein MI Composite 300 30.2 56.0
Young 1993 (369) USA KH ja MI Klinischer 222 19.4 57.0
verlauf
Yusuf 1984 (167) GB KH ja MI Composite 477 85.1 56.2
Zalenski 1988 (370) USA KH nein MI Enzyme 211 28.0 62.7

139
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

4. Paneltest
Von den Autoren wurde ein Erstentwurf der Leitlinienmodule erstellt (Langfassung,
Kurzfassung, Sicherheitsnetz Patienten, Checkliste medizinische Fachangestellte). Dieser
Erstentwurf der Leitlinienmodule inklusive des Evidenz- und Methodenreports wurde im März
2009 einem Expertenpanel, bestehend aus neun Allgemeinmedizinern aus Praxis, Lehre und
Forschung, mit der Bitte um eine strukturierte Rückmeldung vorgelegt. Der vorliegende Bericht
fasst die Ergebnisse des Paneltests, die Stellungnahme der Autorengruppe zu diesen Ergebnissen
inklusive der daraus resultierenden Änderungen der Leitlinienmodule zusammen.

4.1. Teilnehmer

Name Bereich
M. Beyer, Frankfurt Forschung
K.B. Brantzen, Mainz Praxis
S. Kewitz, Maikammer Praxis
A. Klement, Magdeburg Praxis, Lehre, Forschung
A. Mainz, Korbach Praxis
E. Rix, Mainz Praxis
T. Uebel, Heidelberg Praxis, Forschung
H. Wächtler, Eutin Praxis, Lehre, Forschung
A. Wiesemann, Odenheim Praxis, Lehre, Forschung

4.2. Methode

Den Experten wurde ein Fragebogen mit insgesamt 11 geschlossenen Fragen vorgelegt. Zudem
bestand die Möglichkeit, Einzelanmerkungen (Begründungen, Erläuterungen, Alternativen,
Hinweise) in Freitextformat zu machen. Die Autorengruppe diskutierte jede der einzelnen
Rückmeldungen und entschied im Konsens über eine Umgangsweise. Dies konnte im Einzelfall
die bloße Kenntnisnahme, eine simple Korrektur, eine Stellungnahme zur Rückmeldung (vor
allem, wenn Änderungsvorschläge nicht aufgegriffen wurden) oder aber eine entsprechende
Überarbeitung der Leitlinie beinhalten. Im Kapitel „Ergebnisse“ werden die Rückmeldungen der
Paneltestteilnehmer und die Reaktionen der Autorengruppe dargestellt. Im Anhang (Seite 152)
findet sich eine tabellarische Übersicht über sämtliche Rückmeldung inklusive eines kurzen
Hinweises zur Stellungnahme der Autoren.

140
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

4.3. Zusammenfassung der Änderungen

Aufgrund der Rückmeldung der Paneltestteilnehmer wurden vielfältige Änderungen


vorgenommen, die an dieser Stelle kurz zusammengefasst werden:
• Die Gliederung und Struktur der Langfassung wurde überarbeitet. Ziel war es, vor allem
die Gliederung stringenter am Algorithmus der Vorgehensweise auszurichten und den
Inhalt zu straffen.

• Die Empfehlungen zur Integration psychischer, somatischer und sozialer Informationen


wurden neu formuliert.

• Die tabellarische(n) Übersicht(en) zu den nicht-invasiven diagnostischen Maßnahmen


KHJK wurde komplett überarbeitet.

• Eine Stellungnahme/ Empfehlung zur Koronarangiographie wurde aufgenommen.

• Das Glossar wurde inhaltlich überarbeitet. Am Beginn des Dokuments findet sich ein
Hinweis darauf. Außerdem wurden im Fließtext Begriffe, die im Glossar erläutert werden,
entsprechend markiert.

• Die Kurzfassung wurde vor allem grafisch überarbeitet, so dass die eigentliche
Handlungssequenz deutlicher wird. Fehler und Ungenauigkeiten wurden korrigiert.

• Einige Fragen der Paneltestteilnehmer zielten auf methodische Feinheiten der in der
Literaturübersicht berücksichtigten Primärstudien ab. Es war von vorneherein das Ziel der
Autoren, die Langfassung nicht mit zu vielen Details aus der Literaturübersicht zu
überfrachten. Anderseits sind für einzelne Leser, die ein sehr konkretes Bild der Evidenz
wünschen, diese Details von Interesse. Daher hatten wir bereits zu Beginn beschlossen,
die konkrete Vorgehensweise und die Ergebnisse der Literaturübersicht in einem
gesonderten Methoden- und Evidenzreport zusammen zu fassen. In der Langfassung
finden sich an entsprechenden Stellen nun Hinweise auf den Methoden- und
Evidenzreport.

• Zudem wurden viele kleinere Ungenauigkeiten und Fehler korrigiert.

141
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

4.4. Ergebnisse im Einzelnen

Frage 1: Gesamtbeurteilung
Fragestellung 1: Welche (Schul-) Note geben Sie dem Leitlinien-Entwurf in Bezug auf die
generelle Eignung als Leitlinie für die Allgemeinmedizin?
Diese Frage wurde von den Paneltestteilnehmern wie folgt beantwortet:
Note 1 2 3 4 5 6

Teilnehmer 5 4 0 0 0 0

Kritisiert wurde im Einzelnen:


• Umfang und Gliederung der Leitlinie („Die LL könnte kürzer und weniger theoretisch
gegliedert sein“)

• Die mangelnde Berücksichtung typischer Schmerzcharakteristika

Begrüßt wurde im Einzelnen:


• Die angemessene Berücksichtigung der Gegebenheiten des hausärztlichen
Versorgungsbereiches

• Darstellung der Methodik im Evidenz- und Methodenreport

• Transparenz und Schwerpunktsetzung

Stellungnahme der Autoren:


Die Gliederung der Leitlinie wurde überarbeitet. Ziel war es, vor allem die Gliederung stringenter
am Algorithmus der Vorgehensweise auszurichten. Der Umfang hat sich nur geringfügig
verändert und wurde von den Autoren angesichts des komplexen Gebietes als angemessen
beurteilt.
In der Leitlinie wurde bewusst darauf verzichtet, bei den jeweiligen Krankheitsbildern die in
Lehrbüchern/ narrativen Reviews oft beschriebenen „typischen Schmerzcharakteristika“ zu
benennen. Stattdessen ist es das wesentliche Hauptanliegen dieser Leitlinie, Zeichen und
Symptome zu benennen, die sich in diagnostischen Studien als aussagekräftig vorzugsweise in
einem hausärztlichen Versorgungsbereich zeigten.

142
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Frage 2a: Verständlichkeit


Fragestellung 2a: Wie verständlich war der Textentwurf für Sie?
Diese Frage wurde wie folgt beantwortet:
gut mäßig schlecht

Teilnehmer 6 3 0

Kritisiert wurde im Einzelnen:


• Struktur und Gliederung

• fehlende Verweise in der Langfassung auf Erklärung einzelner Begriffe/ Abkürzungen im


Glossar bzw. im Abkürzungsverzeichnis oder einzelne Tabellen

• fehlende Definitionen der Erkrankungen, die relevante Ursachen des Thoraxschmerzes


darstellen

• dass dem eigentlichen Inhalt der Leitlinie zu vieles vorangestellt wird („Man liest lange,
bis es endlich „konkret“ wird“)

• fehlende Darstellung der Folgen einer defensiven Überweisungspraxis für die Testgüte im
Krankenhaus und fehlender Hinweis, dass diagnostische Fehler nicht nur in der
hausärztlichen Versorgung, sondern auch in der Sekundär- und Tertiärversorgung
vorkommen

• dass Angaben zur Empfehlungsstärke und zum Evidenz-Level nicht immer beide
vorhanden sind bzw. es schwer zu ermitteln ist, auf welche Quellen/ Literatur sich die
Angaben beziehen

• dass sich bei der Angabe von Likelihood Ratios keine Erläuterung findet; welche
Referenzstandards in den berücksichtigten Primärstudien verwendet wurden

Stellungnahme der Autoren:


Die Gliederung wurde wie folgt überarbeitet:
• Stringente Ausrichtung am Algorithmus der Vorgehensweise

• Das Kapitel „Hintergrund“, das einige grundsätzliche Informationen zur Aussagekraft und
Interpretation von Testergebnissen enthielt, wurde aufgelöst bzw. ging in den Kapiteln
„Zielsetzung“ und „Glossar“ auf.

143
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

• Das Kapitel „Integration psychischer, somatischer und sozialer Informationen“ wurde in


das Kapitel „Allgemeines Vorgehen“ (s. Kapitel 4.1.4 in der Langfassung) integriert.

• Erläuterungen zu Evidenzlevel und Empfehlungsstärken wurden in das


Abkürzungsverzeichnis übernommen.

Die Empfehlungen zur „Integration psychischer, somatischer und sozialer Informationen“ und
der Text wurden umformuliert (s. Kapitel 4.1.4 in der Langfassung).
Das Glossar und die darin enthaltenen Begriffsdefinitionen wurden überarbeitet. Verweise auf
das Glossar wurden in den Text eingebettet, seine Stellung am Dokumentende wurde aber
beibehalten. Ebenso wurde das Abkürzungsverzeichnis überarbeitet.
Die Idee einer kurzen Definition der zugrundeliegenden Erkrankungen, eventuell verbunden mit
pathophysiologischen Erläuterungen zur Genese des Thoraxschmerzes, wurde diskutiert, aber
verworfen. Hauptargument war, dass einerseits solche Definitionen zum allgemeinen Fachwissen
gehören und andererseits der Umfang der Leitlinie zusätzlich erhöht würde.
Ein Verweis auf die Tatsache, dass Fehleinschätzungen natürlich nicht nur in der Hausarztpraxis,
sondern auch in den anderen Versorgungssektoren vorkommen, wurde hinzugefügt (Kapitel 1 der
Langfassung). Die differenzierte Darstellung, wie sich eine veränderte Ein- und
Überweisungspraxis der Hausärzte auf die diagnostische Aussagekraft unterschiedlichster Tests
im sekundären oder tertiären Versorgungssektor auswirken würde, wäre zweifellos interessant.
Die Autoren waren jedoch der Meinung, dass auch ohne diese Darstellung die Notwendigkeit
einer Filterfunktion durch den Hausarzt bereits hinreichend begründet ist und haben – auch aus
Platzgründen – darauf verzichtet.
Wo Evidenzlevel bzw. -angaben zur Empfehlungsstärke fehlten, wurde dies korrigiert. Für die
meisten Empfehlungen finden sich in den Erläuterungen zu den Empfehlungen konkrete
Literaturangaben. In einigen Fällen (z.B. diagnostische Aussagekraft des Ruhe-EKGs) wurden so
viele Studien berücksichtigt, dass auf den Methoden- und Evidenzreport verwiesen wird.
In die Erläuterungen zu den Empfehlungen wurden kurze Anmerkungen zu den
Referenzstandards eingefügt. Wesentlich präzisere Beschreibungen finden sich im Methoden-
und Evidenzreport.

144
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Frage 2b: Wie lange haben Sie ungefähr gebraucht, um die Langfassung zu lesen?
Hier antworteten die Teilnehmer wie folgt:
Teilnehmer 2 1 1 1 1 2 1

Zeit (min) 90 105 110 120 180 200 240

Frage 3: Inhalt und der Gestaltung der Kurzfassung


Fragestellung 3: Sind Sie mit dem Inhalt und der Gestaltung der Kurzfassung einverstanden?
Hier antworteten die Teilnehmer wie folgt:
Ja Nein unentschieden

Teilnehmer 6 0 2

Kritisiert wurde im Einzelnen:


• Die grundsätzliche Struktur der Kurzfassung
• Die grafische Darstellung
• Inhaltliche Empfehlungen zur Vorgehensweise beim ACS
• Einige Fehler und Unklarheiten
• Fehlende Angaben zu Empfehlungsstärken und Evidenzleveln
• Seltene Erkrankungen, die in der Langfassung Erwähnung finden, sind in der
Kurzfassung nicht aufgeführt
• Die Differenzierung der respiratorischen Ursachen in Pneumonie, Pleuritis, Bronchitis
und Tracheitis
Stellungnahme der Autoren:
Die grundsätzliche Darstellung des Algorithmus wurde von den meisten Paneltestteilnehmern
begrüßt und beibehalten (siehe überarbeitete Kurzfassung). Gedacht ist, die Kurzfassung
entweder in einem beidseitig bedruckten und auf A5 gefalteten Din A4-Format oder sogar als
faltbare DIN A3-Version (eine Art Poster zum Aufhängen) beizulegen. Es wurden allerdings
aufgrund der Rückmeldungen sowohl grafische als auch inhaltliche Änderungen vorgenommen.
Hierzu gehören:
• Entsprechend den Empfehlungen der Autoren ist ein Troponintests allenfalls bei einer
sehr kleinen Anzahl von Patienten (mittlere klinische Wahrscheinlichkeit eines ACS,
keine EKG-Veränderungen, Symptomdauer eindeutig über 12h) sinnvoll. Einige

145
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Rückmeldungen lassen vermuten, dass auch die grafische Darstellung in der Kurzfassung
in dem Sinne missverstanden wurde, dass die Autoren den Troponintest allgemein zum
Ausschluss eines Akuten Koronarsyndroms empfehlen. Um diesem Missverständnis
vorzubeugen, wird das Troponin in der Kurzfassung nicht mehr erwähnt.
• Eine grafische Überarbeitung. Der eigentliche Algorithmus steht stärker und klarer im
Vordergrund.
• Die Empfehlungen zur Vorgehensweise bei ACS wurden überarbeitet (siehe Abschnitt 0).
• Einige kleinere Änderungen bei angemahnten Fehlern und Unklarheiten
Die Aufnahme von seltenen Ursachen in die Kurzfassung wurde diskutiert, aber verworfen. Die
damit verbundene Zunahme an Komplexität und Unübersichtlichkeit erschien den Autoren
angesichts der Relevanz dieser Ursachen als nicht gerechtfertigt.
Auf eine Angabe der Evidenzlevel bzw. Empfehlungsstärken in der Kurzfassung wurde ebenfalls
bewusst verzichtet. Die Alternative wäre, hinter jedem der in der Kurzfassung genannten Zeichen
und Symptome eine Angabe zur Evidenz zu machen. Damit würde die Kurzfassung nach Ansicht
der Autoren an Übersicht verlieren.
Die respiratorischen Ursachen wurden in der Kurzfassung in einem Komplex zusammengefasst,
wobei die Unterscheidung aber beibehalten wurde. Diese Differenzierung bildet den
Kenntnisstand zur Aussagekraft von Zeichen und Symptomen in der Literatur ab (s. Methoden-
und Evidenzreport)

Frage 4: Übereinstimmung mit Empfehlungen


Fragestellung 4: Stimmen Sie mit den wesentlichen Empfehlungen des Leitlinien-Entwurfs
überein?
Hier antworteten die Teilnehmer wie folgt:
Ja Nein unentschieden

Teilnehmer 5 0 3

Die inhaltlichen Anmerkungen bezogen sich meist auf die Maßnahmen beim Akuten
Koronarsyndrom. Angemerkt/ kritisiert wurde im Einzelnen:
• „Bei ACS sollte O2 nicht nur bei Hypoxie, sondern prinzipiell zum Erhöhen des pO2 und
zur besseren O2-Abgabe an die Zelle gegeben werden“
• „Aspisol ist vom Markt genommen, also eher Aspirin IV schreiben“
• „Ggf. Betablocker unter Monitoring geben, um den O2-Bedarf zu senken“
146
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

• Liquemingabe unterschiedlich bewertet


• „Was ist bei Marcumar-Patienten zu geben?“
• „Die Äußerung zum Thema Betablocker im Rahmen der Akut-Behandlung bei ACS
(Seite 47) sollte noch einmal überdacht werden.“
• „Die fraktionierte i.v.-Gabe von z.B. Beloc zur HF-Senkung auf Werte von 60-70 pro
Minute unter EKG-Monitoring hat sich meines Erachtens bewährt und sollte als Pendant
zur Atropin-Gabe in der Empfehlung enthalten sein.“
• „Im Zusammenhang mit der akuten Gabe von Morphin i.v. (Seite 39) habe ich mit der in
verschiedenen Veröffentlichungen empfohlenen Titration in 2 mg-Schritten gute
Erfahrungen gemacht (10mg Morphin mit 9 ml NACL gemischt, 2 ml = 2mg alle 3-5
Minuten)“
• „Gabe von Clopidogrel beim ACS ergänzen“
Zusätzlich wurde von einem Paneltestteilnehmer darauf hingewiesen, dass das Troponin zum
Ausschluss eines ACS ungeeignet ist.
Stellungnahme der Autoren:
• Sauerstoffgabe: Es gibt keine belastbare Evidenz für den Nutzen einer prinzipiellen Gabe
von O2. Wir empfehlen die O2-Gabe deshalb nur bei nachgewiesener Hypoxie. Dies steht
auch im Einklang mit einer aktuellen Leitlinie der British Thoracic Society (1). Wir
verweisen auf den Methoden- und Evidenzreport.
• Betablockergabe: bisher keine abschließende Stellungnahme; wird im Rahmen der
Konsensuskonferenz diskutiert werden
• Clopidogrelgabe: bisher keine abschließende Stellungnahme; wird im Rahmen der
Konsensuskonferenz diskutiert werden
• Titrierung Morphingabe: Wir halten eine Gabe von 5mg für praktikabler und haben diese
Vorgehensweise in der LL belassen; natürlich ist nichts gegen eine titrierte Gabe in 2mg-
Schritten einzuwenden.
• Vorgehensweise bei Marcumarpatienten: bisher keine abschließende Stellungnahme; wird
im Rahmen der Konsensuskonferenz diskutiert werden
Zum Troponintest: Entsprechend der Empfehlung der Leitlinie ist ein Troponintest in den
meisten Fällen nicht sinnvoll. Die Autoren räumen in den Erläuterungen ein, dass in seltenen
Fällen (nicht eindeutige Symptomatik, kein aussagekräftiges EKG, Symptomdauer eindeutig

147
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

> 12h) ein negatives Troponin ein ausreichend hohe Sensitivität hat, um einen Myokardinfarkt
auszuschließen (siehe auch Methoden- und Evidenzreport).

Frage 5: Ausführlichkeit des Textes


Fragestellung 5: Ist die Ausführlichkeit des Textes dem Thema angemessen?
Hier antworteten die Teilnehmer wie folgt:
Ja Nein unentschieden

Teilnehmer 9 0 0

Anmerkungen im Einzelnen:
Die meisten Anmerkungen (Stellenwert Troponin, Maßnahmen ACS, typische
Schmerzcharakteristika) wurden bereits an anderer Stelle behandelt. Zusätzlich wurde von einem
Paneltestteilnehmer eine konkretere Verdeutlichung der KHK-Diagnostik bei Frauen angemahnt.
Stellungnahme der Autoren:
Die Darstellung der nicht-invasiven Verfahren wurde überarbeitet. Hier finden sich
gegebenenfalls auch Hinweise auf eine unterschiedliche Aussagekraft bei Männern und Frauen
(z.B. Belastungs-EKG).

Frage 6a: sinnvolle Kriterien für Anamnese und Untersuchung


Fragestellung 6a: Die Leitlinie nennt Kriterien, die Ihnen helfen, die Anamnese und körperliche
Untersuchung sinnvoll zu strukturieren. Ist dieses Anliegen gelungen?
Hier antworteten die Teilnehmer wie folgt:
Ja Nein unsicher

Teilnehmer 9 0 0

Die meisten Anmerkungen waren positiv. Kritisiert wurde im Einzelnen:


• fehlende Einbeziehung von Schmerzcharakteristika (siehe hierzu Seite 142)
• fehlende Klarheit bei der Darstellung des Ablaufs („Klarer herausstellen, dass nachdem
die lebensbedrohliche Situation ausgeschlossen wurde, es zunächst um die Frage KHK
geht (und der Marburger Score ein Destillat der ausführlichen Befragung darstellt) und
dann im zweiten Schritt das ACS geprüft wird“)
• fehlende Angaben zu weiteren Depression-Screeningtests (Empehlung P2)
Stellungnahme der Autoren:
148
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

• Die Darstellung der Gesamtlogik der Abklärungssequenz wurde überarbeitet (Kapitel 4.1
Langfassung)
• Fehlende Angaben zu weiterführenden Tests wurden ergänzt (Kapitel 4.4.1 Langfassung)

Frage 6b: Individuelle Aussage zur KHK-Wahrscheinlichkeit


Fragestellung 6b: Die Leitlinie versetzt Sie in die Lage, für einen Patienten eine individuelle
Aussage zur Wahrscheinlichkeit unterschiedlicher Ursachen des Brustschmerzes zu treffen. Ist
dieses Anliegen gelungen?
Hier antworteten die Teilnehmer wie folgt:
Ja Nein unsicher Keine Antwort

Teilnehmer 8 0 0 1

Angemerkt wurde von einem Teilnehmer, dass Wahrscheinlichkeiten immer nur in Kategorien
(„niedrig“, „hoch“) angegeben werden.
Stellungnahme der Autoren:
Für die Wahrscheinlichkeit einer KHK finden sich sowohl in der Kurz- als auch in der
Langfassung Zahlenangaben. Bei den anderen Erkrankungen ist das nicht möglich, da keine
Scores existieren. Es ist aber möglich, mittels der Vortestwahrscheinlichkeiten (=Prävalenz der
Erkrankungen) und der zu den jeweiligen Symptomen und Zeichen angegebenen Likelihood
Ratios die Krankheitswahrscheinlichkeiten (Nachtestwahrscheinlichkeiten) zu berechnen bzw. zu
schätzen. Im Glossar finden sich Beschreibungen hierzu.

Frage 6c: Beschränkung auf relevante Erkrankungen


Fragestellung 6c: Die Autoren der Leitlinie haben sich bewusst auf Ursachen des
Brustschmerzes beschränkt, die sie aufgrund der Häufigkeit und/ oder Bedrohlichkeit als relevant
für die hausärztliche Praxis betrachten. Vor allem Erkrankungen, die in der hausärztlichen
Praxis sehr selten sind, finden eine geringe oder keine Berücksichtigung. Ist dies sinnvoll?
Hier antworteten die Teilnehmer wie folgt:
Ja Nein unsicher

Teilnehmer 9 0 0

Insgesamt waren hier auch die einzelnen Rückmeldungen positiv. Ein Teilnehmer schlug vor,
auch die Aortendissektion als Ursache zu berücksichtigen. Dies wurde von Autoren angesichts
149
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

der extrem seltenen Prävalenz der Aortendissektion als Ursache des Thoraxschmerzes aber
verworfen.

Frage 6d: Beratung in der Stufendiagnostik KHK


Fragestellung 6d: Die Leitlinie hilft Ihnen bei der Beratung des Patienten im Rahmen der
Stufendiagnostik der KHK und insbesondere dem Einsatz verschiedener nicht-invasiver
Methoden. Ist dieses Anliegen gelungen?
Hier antworteten die Teilnehmer wie folgt:
Ja Nein unsicher

Teilnehmer 1 0 1

Die meisten Anmerkungen waren positiv. Kritisiert wurde im Einzelnen:


• dass es keine Stellungnahme zu Bewertung, Risiken und Indikation der invasiven
Koronarangiografie gibt
• Hinweis auf einen Fehler (Komplikationen des Belastungs-EKGs)
Stellungnahme der Autoren:
Eine Stellungnahme zur Koronarangiographie wurde eingefügt. (siehe Langfassung)
Die Darstellung der Komplikationen des Belastungs-EKGs wurde überarbeitet. (siehe
Langfassung „Nicht-invasive Verfahren zum Nachweis der Koronaren Herzkrankheit (zu
Empfehlungen I.6)“)

Frage 6e: Checkliste Triage


Fragestellung 6e: Die Leitlinie gibt den Medizinischen Fachangestellten/ Arzthelferinnen
Hinweise für die Triage von Patienten mit Brustschmerzen (Checkliste). Ist dieses Anliegen
gelungen?
Hier antworteten die Teilnehmer wie folgt:
Ja Nein unsicher

Teilnehmer 5 0 4

Kritisiert wurde im Einzelnen:


• „Checkliste ist schlicht und enthält Selbstverständlichkeiten, aber keinen Notfallplan,
wird der Komplexität noch nicht gerecht“
• Triageentscheidung fällt möglicherweise unter Arztvorbehalt
150
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

• Die in der Checkliste genannten Kriterien könnten zu einer Eskalation führen


Stellungnahme der Autorengruppe:
Die Checkliste wurde inhaltlich (Kriterien) und grafisch überarbeitet.

Weitere Rückmeldungen

Sicherheitsnetz/ Patienteninfo
Kritisiert wurde im Einzelnen:
• Die unscharfe und unspezifische Beschreibung der Symptome und die daraus
resultierende Gefahr einer Eskalation („Die Beschwerdeliste inspiriert zum Kranksein“)
• das nicht ansprechende Layout
• dass es nur ein „Sicherheitsnetz“, nicht aber eine Patienteninfo im eigentlichen Sinn gibt
(„die meisten Patienten werden mehr wissen wollen“)
Das Sicherheitsnetz wurde überarbeitet. Auf die Angabe konkreter Symptome, bei denen sich der
Patient melden soll, wurde verzichtet. Einerseits gibt es zur Empfehlung bestimmter Symptome
keine Evidenz. Andererseits sahen die Autoren in Übereinstimmung mit einigen
Paneltestteilnehmern die Gefahr, dass eine solche Liste die Patienten eher überfordern und
verängstigen würde und die Folge eine deutliche Zunahme von unnötigen Arztkontakten sein
könnte. Stattdessen beschränkt sich der Vorschlag für das Sicherheitsnetz nun auf Kontaktdaten
(siehe Leitlinienmodul Sicherheitsnetz). Die empfohlenen Handlungstrigger sind jetzt nicht mehr
spezielle Symptome, sondern das Maß an Unsicherheit und Bedrohung, das der Patient
empfindet.
Eine darüber hinaus gehende Patienteninformation ist nicht vorgesehen. Vor dem Hintergrund
der Vielfalt der möglichen Ursachen würde auch eine Patienteninformation nicht ausreichen,
sondern es müssten mehrere sein. Selbst in der Studie von Arnold et al. (2), die vor dem
Hintergrund einer spezialisierten „chest pain clinic“ durchgeführt wurde, wurden vier
unterschiedliche Patienteninformationen genutzt. Dies würde die Praxen vor nicht unerheblich
logistische Herausforderungen stellen (jeder Patient muss nach der Konsultation die richtige Info
bekommen). Dafür schien den Autoren der in der Literatur beschriebene Nutzen nicht
ausreichend.

151
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

4.4.1. Rückmeldungen und Stellungnahme im Detail

Frage 1: Welche (Schul-) Note geben Sie dem Leitlinien-Entwurf in Bezug auf die generelle Eignung als Leitlinie für die Allgemeinmedizin?
Anmerkung Paneltestteilnehmer Stellungnahme Autoren
Die LL könnte kürzer und weniger theoretisch gegliedert sein. s. Abschnitt 4.4
1.2 Hervorragend, wie das spezifische Setting in der Hausarztpraxis erklärt und berücksichtigt wird (Niedrigprävalenzbereich). Kenntnisnahme
Hervorragend, wie die Integration von Psyche/ Soma/ Sozio erfolgt.
Hervorragend, wie im Methodenreport die Recherchefindung transparent und nachvollziehbar beschrieben wird.
1.3 Den Anforderungen, die ich an die Leitlinien stelle, wird in vollem Umfang entsprochen. Kenntnisnahme
Transparenz (Erstellung, Zielgruppe, Setzen der Schwerpunkte), Konzentration auf relevante Ereignisse, Berücksichtigung des
hausärztlichen Settings (Einbeziehung der MFA, Hand-Out für Patienten in einer unklaren Situation)
1.4 Schmerzcharakteristiken kommen m.E. im Rahmen einer klinischen Einschätzung zu kurz, sonst bis auf einen Fehler und s. Abschnitt 4.4
einige kleinere sprachl. Unzulänglichkeiten gut (s.u.)

Frage 2: Wie verständlich war der Textentwurf für Sie?

Anmerkung Paneltestteilnehmer Stellungnahme Autoren


2.1 Hilfreich wäre ein Verweis auf Glossar am Ende bei erstmaliger Verwendung von statistischen Termini, oder das Glossar s. Abschnitt 4.4
an den Anfang (Langfassung Hinweis auf Seite 7 und
überarbeitetes Glossar am Dokumentende)
2.2 Ich musste den Text zweimal lesen. Die Fülle der Informationen ist ein Grund, und es machte mir Mühe, die vielen s. Abschnitt 4.4
Abkürzungen parat zu halten ( C,D IV, A,D I, C,D II, …). Einzelne musste ich mir aus dem Text erschließen (z.B.
Fragestellung: Therapie in der darunter stehenden Tabelle wurde mit T gearbeitet).
2.3 Verschlechterung der Testgüte im Krankenhaus bei häufiger defensiver Einweisungspraxis klarer darstellen (S.18-19). In s. Abschnitt 4.4
diesem Zusammenhang („Fehler“, S. 18) sollte unbedingt darauf hingewiesen werden, dass derartige „Fehler“ immer, nämlich
auch im Krankenhaus vorkommen, dazu die wichtige Arbeit von Pope, JH et al. (2000) Missed Diagnosis…, N Engl. J Med 16
2.4 Kapitel 5.2.2. wirkt etwas sehr emotional, im letzten Satz fehlt das Wort Form. Korrektur
2.5 Unnötige Wiederholungen in Kapitel 5.3 Überarbeitet
2.6 Außerdem ist ein ACS nicht „sehr selten“ (wird ja mit etwa 3% angegeben, im Gegensatz zur Aortendissektion (im Korrektur
Promille-Bereich)

152
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

2.7 Man liest lange, bis es endlich „konkret“ wird. In Kapitel „5.1.2 Anamnese“ heißt es beispielsweise „Die fünf Kriterien des s. Abschnitt 4.4
Herz-Scores müssen also bei jedem Patienten evaluiert werden“. Ich hätte dann gern schon an dieser Stelle etwas zu dem Score Verweis auf Score eingefügt
und den 5 Kriterien erfahren, bzw. wenigstens einen Link. (Auf die Idee, im Tabellenverzeichnis zu suchen, bin ich nicht
Der Begriff „red flags“ wird nicht verwendet. In
gekommen.) Wenige Zeilen später wird auf „red flags“ hingewiesen, ich habe den Begriff dann in der gesamten LL nicht
den jeweiligen Abschnitten wird an geeigneter
wiedergefunden.
Stelle der Begriff „Alarmzeichen“ verwendet.

2.8 Insgesamt fand ich es schwierig, mich in der gewählten Strukturierung zurechtzufinden. Einfacher und angenehmer wäre es s. Abschnitt 4.4
für mich, wenn das Glossar am Anfang stände, evtl. auch zusammengeführt mit dem Abkürzungsverzeichnis und weiteren siehe Neuformulierung Glossar
Definitionen. Dann könnte ich hier schon ohne weitere Suche erfahren, was z. B. LR bedeutet. Nach meiner Erfahrung sind wir
Hausärzte wenig vertraut mit Begriffen wie LR, Sensitivität und Spezifität etc., und ich würde im Glossar die Möglichkeiten
zur Verwirrung möglichst gering halten: das gilt z.B. für die Angaben zur Sensitivität und Spezifität für ein Symptom, das
gegen die Krankheit spricht (S. 88). Wenn man stattdessen die Verneinung vorzieht und sagt, „Brustschmerz ist nicht durch
Palpation auslösbar“ ist das positive Testergebnis, so kann man sich meiner Meinung nach die Aussagen zum „genau
umgekehrt“ sparen.
2.9 Bei der LR wären zur Orientierung neben Null und unendlich Angaben zu „guten“ Werten hilfreich. siehe Neuformulierung Glossar
2.10 Die Langfassung könnte sich streng am Algorithmus der Abb. 1, der ja auch der Kurzform zugrundeliegt, orientieren. s. Abschnitt 4.4
Das jetzige Kapitel 5.2 „Integration psychischer, somatischer und sozialer Informationen“ müsste dann in das Kapitel 5.1
„Allgemeines Vorgehen“ aufgenommen werden.
An das jetzige Kapitel 5.3 „Unmittelbar bedrohliche Situationen...“ sollte sich, dem Algorithmus folgend, das jetzige Kapitel
5.5 „KHK als Ursache des Brustschmerz“ anschließen.
Die Reihenfolge der Unterkapitel in den einzelnen Kapiteln anders wäre. Ich würde das jeweils 2. Unterkapitel an den Anfang
stellen (man bräuchte dann auch nicht jedes Mal die Überschrift zu wiederholen). Gut fände ich hier auch „Definitionen“ bzw.
Angaben zu den wichtigsten Erkrankungen, z.B.: wie ist eine KHK, ein ACS, eine „Panikstörung“, eine Depression etc.
definiert. Es gibt viele LR-Angaben, die doch eigentlich einen „Goldstandard“ voraussetzen, den ich als Leserin aber oft nicht
gefunden habe. Dann würde ich die Empfehlungen folgen lassen und zu jeder fett gedruckten Empfehlung auch gleich die
Erläuterung folgen lassen. Es erspart dem Leser viel blättern und öfter auch doppeltes Lesen (z. B. S. 56 und 59 zu G2, S. 39
und 51 zu I7).
2.11 Angaben zur Evidenz einheitlich vorhanden wären. Angaben zur Empfehlungsstärke und zum Evidenz-Level sind nicht s. Abschnitt 4.4
immer beide vorhanden, bzw. es ist schwer zu ermitteln, auf welche Quellen/Literatur sich die Angaben beziehen. In der
Kurzfassung gibt es gar keine Empfehlungsstärken.

Frage 3: Sind Sie mit dem Inhalt und der Gestaltung der Kurzfassung einverstanden?
Anmerkung Paneltestteilnehmer Stellungnahme der Autorengruppe

3.1 Algorithmus sehr klar, graphische Gestaltung kann noch grundlegend überarbeitet werden Kenntnisnahme

3.2 Die Darstellung des Algorithmus-Diagramms macht keinen Genius an Verständlichkeit aus. Textversion wäre evtl. besser. s. Abschnitt 4.4
153
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

3.3 Zum schnelleren Verständnis würde ich im blauen Feld bei Marburger KHK-Score auf Seite 1 noch folgende Ergänzung Korrektur
befürworten: Punkte Wahrscheinlichkeit KHK
0-2 Punkte < 5 % (gering)
25 % (mittel)
60 % (hoch)
Dadurch entsteht nicht irrtümlicherweise der Eindruck, man müsse noch einen weiteren Score anwenden oder eine weitere
Risiko-Stratifizierung vornehmen.
3.4 Zugegebenermaßen schwierig, den Entscheidungsweg übersichtlich darzustellen. Ich habe jetzt 2 DIN A4-Seiten vor mir s. Abschnitt 4.4
liegen; wenn diese noch auf A5-Format verkleinert werden, fürchte ich, das wirkt nicht „attraktiv“, weil man nicht so recht den
Überblick erhält. So gerät z. B. der wichtige Entscheidungsbaum aufgrund seiner „Blässe“ gegenüber den blauen Feldern eher
in den Hintergrund. Vorschlag: Entscheidungsbaum allein auf die Vorderseite; Anmerkungen auf der Rückseite in einer
ruhigen Tabellenform geordnet.
3.5 Was heißt: „Weitere diagnostische Schritte nur bei Zeitfenster“? Korrektur
3.6 Bei „Wahrscheinlichkeit KHK“ noch einfügen: gering mittel hoch Korrektur
3.7 Bei ACS sollte O2 nicht nur bei Hypoxie, sondern prinzipiell zum Erhöhen des pO2 und zur besseren O2-Abgabe an die s. Abschnitt 4.4
Zelle gegeben werden.
Aspisol ist vom Markt genommen, also eher Aspirin IV schreiben
Ggf. Betablocker unter Monitoring geben, um den O2-Bedarf zu senken
Liquemingabe unterschiedlich bewertet
Troponin-Schnelltest ist bei negativem Ergebnis kein Kriterium, um über eine Krankenhauseinweisung zu entscheiden
Was ist bei Marcumar-Patienten zu geben?
3.8 Die zusammengefassten Maßnahmen oder Erkennungshilfen sind übersichtlich und präzise dargestellt. Allerdings sollten s. Abschnitt 4.4
auf der 1. Seite unten bereits die geringen Wahrscheinlichkeiten angegeben werden, die dann auf der 2. Seite (oder Rückseite)
wieder aufgegriffen werden!
3.9 Insgesamt finde ich den Algorithmus sehr gelungen – er wirkt praktikabel. Ich würde aber in die Ursachenliste rechts oben s. Abschnitt 4.4
als eine weitere Zeile die „LE und weitere seltene Erkrankungen“ mit der Summen-Prozentangabe aus der Schweizer bzw.
Marburger Studie mit aufnehmen und mit einem Hinweis auf die Langfassung versehen. (Damit nicht aus dem Gesetz „Seltene
Krankheiten sind selten“ der für die Praxis evtl. relevante Fehlschluss entsteht: „Seltene Krankheiten gibt es nicht.“)
3.10 Es fehlen mir Angaben zur Stärke der Empfehlungen. s. Abschnitt 4.4
Diese werden auch weiterhin fehlen 
3.11 Unten rechts auf der ersten Seite würde ich im Therapiekasten „opiatbedingt“ wohl eher in Klammern setzen. Korrektur
3.12 In dem blauen Kasten zur Einschätzung der Wahrscheinlichkeit eines Brustwandsyndroms gehört die „Bekannte Korrektur
Gefäßerkrankung“ weiter nach unten in die Rubrik „Dagegen spricht“.

154
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

3.13 Gestutzt habe ich bei der Gegenüberstellung von „Pneumonie“ auf der einen und „Bronchitis, Tracheitis, Pleuritis“ auf der s. Abschnitt 4.4
anderen Seite. Pneumonie und Pleuritis gehören für mich anatomisch, pathophysiologisch und auch diagnostisch und
therapeutisch zusammen. Bei beiden bzw. dem Verdacht sehe ich – in der Regel – eine Indikation für eine
Antibiotikabehandlung und erhöhte Wachsamkeit, was für die einfache Tracheitis und Bronchitis nicht gilt. Ich würde also die
Pleuritis gerne zur Pneumonie packen.

Frage 4: Stimmen Sie mit den wesentlichen Empfehlungen des Leitlinien-Entwurfs überein?
Anmerkungen Paneltestteilnehmer Stellungnahme Autoren

4.1 Sehr gut der Bezug Primärärztliche Epidemiologie und Siebfunktion, eine Absage an teure und psychisch belastende Kenntnisnahme
„Absicherungsmedizin“ und eine gelungene Betonung primärärztlicher Kompetenz im „Umgang mit Unsicherheit“.
4.2 Die Äußerung zum Thema Betablocker im Rahmen der Akut-Behandlung bei ACS (Seite 47) sollte noch einmal überdacht s. Abschnitt 4.4
werden.
4.3 Die fraktionierte i.v.-Gabe von z.B. Beloc zur HF-Senkung auf Werte von 60-70 pro Minute unter EKG-Monitoring hat s. Abschnitt 4.4
sich meines Erachtens bewährt und sollte als Pendant zur Atropin-Gabe in der Empfehlung enthalten sein.
4.4 Im Zusammenhang mit der akuten Gabe von Morphin i.v. (Seite 39) habe ich mit der in verschiedenen Veröffentlichungen s. Abschnitt 4.4
empfohlenen Titration in 2 mg-Schritten gute Erfahrungen gemacht (10mg Morphin mit 9 ml NACL gemischt, 2 ml = 2mg alle
3-5 Minuten)
4.5 Seite 38: Nur wenn AV-Block NEU auftritt, Einweisung?! oder ist der HÖHERGRADIGE AV-Block gemeint? Korrektur
4.6 Gabe von Clopidogrel beim ACS ergänzen s. Abschnitt 4.4
4.7 Reihenfolge 5.8 resp. Ursachen ev. vor 5.7 gastrointestinale Ursachen stellen. Sonst wie 3. Kurzfassung s.o. s. Abschnitt 4.4
4.8 Die Abkürzung BWS für Brustwand-Syndrom (Brustwirbelsäule!) ist m.E. etwas unglücklich, sollte man immer Korrektur
ausschreiben, um Missverständnisse zu vermeiden.

Frage 5: Ist die Ausführlichkeit des Textes dem Thema angemessen?


Anmerkungen Paneltestteilnehmer Stellungsnahme Autoren
5.1 Bei ACS sollte O2 nicht nur bei Hypoxie, sondern prinzipiell zum Erhöhen des pO2 und zur besseren O2-Abgabe an die s. Abschnitt 4.4
Zelle gegeben werden.
5.2 Siehe 3.: Aspisol ist vom Markt genommen, also eher Aspirin IV schreiben Korrektur
5.3 Ggf Betablocker unter Monitoring geben, um den O2-Bedarf zu senken s. Abschnitt 4.4
5.4 Liquemingabe unterschiedlich bewertet s. Abschnitt 4.4

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DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

5.5 Troponin-Schnelltest ist bei negativem Ergebnis kein Kriterium, um über eine Krankenhauseinweisung zu entscheiden s. Abschnitt 4.4
5.6 Was ist bei Marcumar-Patienten zu geben? s. Abschnitt 4.4
5.7 Erweiterung bei Schmerzcharakteristik ( z.B. retrosternaler Druck + Enge bei KHK-Angina, zerreißendes Gefühl bei s. Abschnitt 4.4
Aorten-Dissektion), auch der Schmerz bei Pneumonie ist ein Pleuraschmerz!
5.8 Außerdem: etwas konkretere Verdeutlichung der KHK-Diagnostik bei Frauen s. Abschnitt 4.4

Frage 6. Die Autoren der Leitlinie hatten bestimmte Vorstellungen, wie die Leitlinie Hausärzte in einer konkreten Arbeitssituation (Einschätzung eines Patienten mit
dem Beratungsanlass Brustschmerz) unterstützen kann. Im Folgenden sind diese Ziele benannt. Wir bitten Sie um eine kurze Rückmeldung, ob die Leitlinie diesen
Zielen gerecht wird.
Frage 6. a Die Leitlinie nennt Kriterien, die Ihnen helfen, die Anamnese und körperliche Untersuchung sinnvoll zu strukturieren. Ist dieses Anliegen gelungen?
Anmerkungen der Paneltestteilnehmer Stellungnahme der Autoren
6a.1 Das wesentliche Kriterium "erster Eindruck und Vitalzeichen" wurden hoffentlich auch bisher schon praktiziert; sinnvoll ist die Kenntnisnahme
Darstellung der Stellenwerte von EKG etc. und Troponin-Test.
6a.2 Hilfreich sind insbesondere auch die angegebenen Wertigkeiten der verschiedenen Anamnese-Daten und Untersuchungsbefunde. Kenntnisnahme
6a.3 Klarer herausstellen, dass nachdem die lebensbedrohliche Situation ausgeschlossen wurde, es zunächst um die Frage KHK geht s. Abschnitt 4.4
(und der Marburger Score ein Destillat der ausführlichen Befragung darstellt) und dann im zweiten Schritt das ACS geprüft wird (hier
fehlt übrigens in der Kurzfassung die Angabe der „Legende“ = Punkte unter 5.5.1. I.2)
6a.3 Verständlich und gut in den Praxisablauf einzufügen, ggf. im Rahmen von QM Kenntnisnahme
6a.4 Ich habe mich mit meinem Tun im Alltag wiedergefunden und in vielem gestärkt gefunden. Kenntnisnahme
6a.5 Schmerzcharakteristika mehr mit einbeziehen s. Abschnitt 4.4
6a.6 Nicht wirklich hilfreich sind die Angaben zu P2 (Depression) auf S. 31 und 34: es werden weitere Tests empfohlen, aber nicht Korrektur
dargestellt. Was heißt das für mich in der Praxis?
Frage 6. b Die Leitlinie versetzt Sie in die Lage, für einen Patienten eine individuelle Aussage zur Wahrscheinlichkeit unterschiedlicher Ursachen des Brustschmerzes
zu treffen. Ist dieses Anliegen gelungen?

Anmerkungen Paneltestteilnehmer Stellungnahme Autoren


6b.1 Aber diese Wahrscheinlichkeiten sind immer nur hoch oder niedrig. s. Abschnitt 4.4
6b.2 Das „Sicherheitsnetz“ ist eine sehr gute Idee. Meine Bedenken: Die „Beschwerdeliste“ inspiriert zum Kranksein; und das vor dem s. Abschnitt 4.4
Hintergrund der niedrigen Prävalenzen. Praxen sind ja außerdem zeitlich betrachtet eher nicht erreichbar („nur“ 10 h von 24 h;
Wochenende), also mehr Fremdinanspruchnahmen sind zu erwarten mit entsprechenden nachteiligen Folgen.

6b.3 Bei genauer Befolgung der Leitlinien gut umsetzbar. Kenntnisnahme

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DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

6b.4 Die Beschreibungen sind unscharf: „Herzrasen“ reicht von Palpitation bis zu tachykardem Vorhofflimmern, "Schwindel“ ist ein s. Abschnitt 4.4
weit verbreiteter Konsultationsanlass…
6b.4 Bitte nochmal überarbeiten. Selbstmedikation ergänzen? Therapiemöglichkeiten? s. Abschnitt 4.4
6b.5 Felder für Adressen; Telefonnummern etc. Sollte aber alles auf eine Seite passen. Ansprechenderes Layout. s. Abschnitt 4.4

6b.6 Besonders hilfreich fand ich den Hinweis, bei V.a. somatoformen Brustschmerz schon bei der Abklärung diesen Verdacht dem Kenntnisnahme
Patienten gegenüber zu bekräftigen und so einer Chronifizierung vorzubeugen UND DEN Patienten gut zu führen.
6b.7 Berücksichtigung der Schmerzsymptomatik (s.o.) s. Abschnitt 4.4

6b.8 S.62: Rasselgeräusche sind auch bei einer Bronchitis nicht häufig, wenn, dann sind es trockene, und dieser Zusatz sollte in Korrektur
Klammern hinzugefügt werden.

Frage 6. c Die Autoren der Leitlinie haben sich bewusst auf Ursachen des Brustschmerzes beschränkt, die sie aufgrund der Häufigkeit und/ oder Bedrohlichkeit als
relevant für die hausärztliche Praxis betrachten. Vor allem Erkrankungen, die in der hausärztlichen Praxis sehr selten sind, finden eine geringe oder keine
Berücksichtigung. Ist dies sinnvoll?
Anmerkungen Paneltestteilnehmer Stellungnahme Autoren
6c.1 Das ist eine Stärke dieser LL. Kenntnisnahme
6c.2 Diese Vorgehensweise wird der „Primärärztlichen Epidemiologie“ sehr gut gerecht. Im Gegensatz zu zahlreichen Leitlinien der Kenntnisnahme
Fachgesellschaften, die mehr die Facharzt- und Klinikebene abbilden, kann eine solche Leitlinie den „Primärärztlichen Versorger“ vor
überzogenen und unrealistischen Ansprüchen im Zusammenhang mit möglichen juristischen Auseinandersetzzungen schützen.
6c.3 Vielleicht könnte man in der Einführung der Leitlinie oder auch abschließend noch diesen Aspekt erwähnen, der mir angesichts Kenntnisnahme
meiner Tätigkeit als Gutachter unter anderem für die Schlichtungsstelle der Landesärztekammer Rheinland Pfalz nennenswert
erscheint. Bei mutmaßlichen Behandlungsfehlern im hausärztlichen Bereich − und hier ist zu erwarten, dass es zu einer Zunahme von
Beschwerden und gegebenenfalls auch Gerichtsverfahren kommt − wird unser Handeln häufig an Facharzt- und Klinik-Leitlinien
gemessen. Hier können hausarztspezifische Leitlinien Kollegen, denen man einen Behandlungsfehler unterstellt, gegebenenfalls
entlasten. Dies werde ich z.B. mit dem Entwurf dieser Leitlinie auch tun können im Rahmen eines Gutachtens für die hiesige
Staatsanwaltschaft, wo einem hausärztlichen Kollegen Vorwürfe im Zusammenhang mit rezidiv. Lungenembolien und letztendlicher
fulminanter Embolie mit Todesfolge gemacht werden, wobei in besagtem Fall nur eine einzige Konsultation stattgefunden hat.
6c.4 Ein solcher Hinweis könnte sicherlich das Interesse und die Verbreitung unserer DEGAM-Leitlinien bei den hausärztlichen Kenntnisnahme
Kollegen fördern. So beschäftigt sich eine meiner Doktarandinnen zurzeit mit dem Thema Rückenschmerz und hat unsere
Blockpraktikums-Ärzte diesbezüglich befragt, insbesondere auch nach Kenntnissen von Leitlinien zu diesem Thema. Die Arbeit ist
noch nicht abgeschlossen, aber es ist bislang schon absehbar, dass die Kenntnis der DEGAM-Leitlinie „Rückenschmerz“ in der Gruppe
unserer Blockpraktikums- Ärzte doch erschreckend gering ist, geschweige denn, dass leitliniengerechte Diagnostik und Therapie dort
geschieht.
6c.5 Unbedingt! – Klingt es besser, von Filter- statt von „Siebfunktion“ zu sprechen? Korrektur

157
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

6c.6 Der Umfang würde gesprengt, und der Arzt wäre evtl. mit der Umsetzung überfordert. Kenntnisnahme
6c. 7 Ich finde das sehr sinnvoll. Es ist sowieso viel Information enthalten, und so wird die Gewichtung gewahrt und die Leitlinie nicht Kenntnisnahme
überfrachtet.
6c.8 s.o. Die Lungenembolie ist so selten nicht (S. 68), das Wort „immerhin“ passt nicht zur Wells-Regel (Seitenmitte) Kenntnisnahme
6c.9 Das Aortensyndrom/-Dissektion würde ich ebenfalls noch kurz gesondert aufnehmen s. Abschnitt 4.4
6c.10 Sind die Marburger Arbeiten zur Publikation eingereicht? Info
6c.11 An Lit. fehlen m.E. neben Pope (s.o.) noch Erhardt, L (2002) Task force…Eur heart j 21 und Lee, Th (200) Evaluation… N Engl Kenntnisnahme
J Med 16 Wu, EB 82005) A simple score…Q J Med 98 und Cayley WE (2005) diagnosing…American Family Physician 72, 10
6c.12 In der Langfassung sind ja auch (sehr) seltene Erkrankungen erwähnt, in der Kurzfassung sollte sich zumindest ein Hinweis s. Abschnitt 4.4
finden! (s. oben)

Frage 6. d Die Leitlinie hilft Ihnen bei der Beratung des Patienten im Rahmen der Stufendiagnostik der KHK und insbesondere dem Einsatz verschiedener nicht
invasiver Methoden. Ist dieses Anliegen gelungen?
Anmerkungen Paneltestteilnehmer Stellungnahme Autoren
6d.1 Ist hilfreich. Kenntnisnahme
6d.2 Patienteninfo muss noch erstellt werden. Was vorliegt, ist nur Infozept zum 'Sicherheitsnetz' – aber die meisten Patienten s. Abschnitt 4.4
werden mehr wissen wollen.
6d.3 Gute hilfreiche und prägnante Zusammenstellung der nicht-invasiven Untersuchungsmethoden. Kenntnisnahme
6d.4 Häufig wird uns in der Praxis aber auch die Frage gestellt, ob die vom Kardiologen empfohlene invasive Diagnostik denn s. Abschnitt 4.4
wirklich nötig ist. Gerade angesichts der „COURAGE-Studie“ gibt es ja berechtigten Zweifel an dem Nutzen der so zahlreichen
Herzkatheter-Untersuchungen in unserem Land. Ich stelle diesbezüglich einen gewissen Beratungsbedarf in unserer Praxis fest und
würde mir Beratungs- und Entscheidungshilfen durch diese Leitlinie wünschen oder den Verweis auf solche in anderen Leitlinien
oder Reviews, durchaus auch mit dem Hinweis auf derzeit bestehende Widersprüchlichkeiten und Unsicherheiten.
6d.5 Perfekt! Kenntnisnahme
6d. 6 Auch hier fand ich die Ausführungen der Problemstellung angemessen. Kenntnisnahme
6d. 7 Allerdings: S.44 Ruhe-EKG: dieser Abschnitt ist nicht klar genug: „liegt das entsprechende Merkmal vor…." Außerdem gibt es Korrektur
Literatur über die Bedeutung eines Vergleichs mit einem Vor-EKG (Rutten et al.). Bemerkungen zum Belastungs-EKG stimmen auf
keinen Fall! S.u.!
S. 48, 8. Zeile Pro 2500 Untersuchungen muss ein Myocardinfarkt oder Tod erwartet werden (93). Dann würde kaum ein Hausarzt
und auch kaum ein Internist noch ein Belastungs-EKG wagen! Es handelt sich um eine stark vereinfachte und nicht ganz zutreffende
Sekundärlit.-Angabe von Stuart bei Lee; hier hat es sich unser sonst geschätzter Thomas Lee etwas zu leicht gemacht! Ist die
Untersuchung von Stuart alt (1980): Hier heißt es: Total of all complications was 8.86 per 10.000 tests, (3.5 MI/10.000, 1
death/20.000!! Wurden die Untersuchungen in Zentren (Kliniken) durchgeführt? Und gibt es eine jüngere Untersuchung vom Myers
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DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

(2000) im J Cardiopulm Rehabil? Der kommt zu noch geringeren Ereignisraten (3 Infarkte, kein Todesfall bei 75.000 Tests; event
rate insgesamt: 1.2/10.000 Tests). Diese Pat. entsprechen am ehesten unserem Praxiskollektiv!

6d.7 Ich war etwas verwundert, in einer Leitlinie „Brustschmerz“ so gut wie nichts zur Bewertung (einschließlich Risiken) und s. Abschnitt 4.4
Indikation einer (invasiven) Coronarangiografie zu erfahren. In unserer Region wimmelt es von Katheterplätzen und
untersuchungsfreudigen Kardiologen, und die Patienten trauen sich fast nie, den Sinn der Untersuchung zu hinterfragen. Ich fände es
gut, wenn die Leitlinie dazu Aussagen enthielte.

Frage 6. e Die Leitlinie gibt den Medizinischen Fachangestellten/ Arzthelferinnen Hinweise für die Triage von Patienten mit Brustschmerzen (Checkliste). Ist dieses
Anliegen gelungen?
Anmerkungen Paneltestteilnehmer Stellungnahme Autoren
6e.1 muss sich einem Praxistest (mit MFAs!!) noch zeigen. Checkliste ist sehr schlicht und enthält Selbstverständlichkeiten, aber Kenntnisnahme
nicht so etwas wie einen Notfallplan. Hinweise zum Management von Anrufen/ notfallmäßigen Hausbesuchsbestellungen wird der s. Abschnitt 4.4
Komplexität (z.B. wenn Angehörige anrufen und nicht Betroffener selbst) noch nicht gerecht
6e.2 Ich bin mir nicht sicher, ob dieses nicht unter Arztvorbehalt fällt. Kenntnisnahme

6e.3 Gute Ergänzung im Rahmen des QMs in unserer Praxis. Kenntnisnahme


6e.4 Auf Seite 28 muss es heißen „(s. Empfehlung D.3)“ Auf Seite 28 heißt es „(siehe 5.2.2.)“: das scheint mir nicht die richtige Korrektur
Angabe zu sein.
6e.5 Zur Checkliste: Wirkt auf mich eher eskalierend. 2 Kriterien werden leicht erfüllt: „So mittelstarke Brustschmerzen seit heute s. Abschnitt 4.4
morgen…“ – Telefonate und Notfallbehandlungen würden zunehmen.
Das Problematische ist die Gleichsetzung von „bedrohlich erlebt“ oder „schlechter Allgemeinzustand“ mit der alternativen Erfüllung
von 2 Kriterien, die doch eher häufig sind.
6e.6 Ist es der Häufigkeit der Beschwerden angemessen, ein Infoblatt für MFA und eine „Telefon-Checkliste Brustschmerz“, die an s. Abschnitt 4.4
der Anmeldung hängt/ liegt, zu erstellen?
6e.7 Für mich ist die med. Fachangestellt mit die wichtigste Person, um einen Erfolg bei der Umsetzung zu garantieren, da sie den Kenntnisnahme
initialen Kontakt mit dem Patienten hat. Wenn dort Fehler passieren, kann der Arzt noch so gut sein im Umsetzen der Leitlinien.
Also gute Schulung der med. FA
6e.8 Soll das „Sicherheitsnetz“ für den Patienten nicht beurteilt werden? Ich fand gerade das so gut und in schriftlicher Form zum Kenntnisnahme
Mitgeben sehr hilfreich.
6e.9 Meine Helferin war sehr angetan. Angewendet hat sie die Checkliste allerdings noch nicht. Kenntnisnahme

159
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Allgemeines: Kenntnisnahme bzw. Korrektur


7.1 Weitere Anmerkungen/Anregungen/zu klärende Fragen:
Ich fand die Leitlinie insgesamt gut und bitte Sie, allen Beteiligten zu danken. Es war sicher mühevoll, sie zu erstellen.
Ich erlaube mir, einen Gedanken noch weiterzugeben und kleinere Korrekturanmerkungen zu machen:
Ich hatte anfangs Schwierigkeiten, die Begriffe "Brustschmerz" und "Brustwandschmerz" auseinander zu halten. Ich hätte es
hilfreich gefunden, entweder von Thoraxschmerz als Überbegriff zu sprechen oder statt Brustwandschmerz von muskuloskelettalem
Brustschmerz.
S. 21/91: hinter Tabelle 3 statt S.15 Seitenangabe S. 17
S. 22/91: (Abb.1, S.24) S.24 ergänzen
S.,23/91: EKGxxx was bedeuten die drei xxx?
S. 38/91: m.E. müsste es im Text I.4 weiter unten im Text heißen in Klammern (... >12h...)
S. 43/91: in der 1. Zeile Die statt Das
S. 45/91: in Tabelle 10: Was bedeutet DOR (gepoolt)?

160
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

5. Konsensverfahren
Die nach dem Paneltest erstellte 2. Version der Lang- und Kurzfassung wurde mit Vertretern
relevanter Fachgesellschaften diskutiert und konsertiert. Eine Übersicht über die beteiligten
Fachgesellschaften und ihre Vertreter findet sich in Tabelle 70.5
Zentraler Schritt in diesem Konsensprozess war eine Konsenskonferenz, die am 04. September
2009 in Marburg stattfand.
Der als Konsensverfahren genutzte nominale Gruppenprozess gliederte sich in sechs Schritte:
1. Stille Durchsicht des Leitlinienmanuskripts (Langfassung und Kurzfassung);
2. Gelegenheit zu Notizen zu den Formulierungen der Leitlinie (Langfassung sowie
Kurzfassung);
3. Registrierung der Stellungnahmen und Alternativvorschläge aller Teilnehmer zu allen
Aussagen und Empfehlungen im Einzelumlaufverfahren durch den Moderator, dabei
Rednerbeiträge nur zur Klarstellung; Projektion per Beamer;
4. Vorherabstimmung;
5. Diskussion der Punkte, für die im ersten Durchgang kein Konsens erzielt werden konnte;
6. Endgültige Abstimmung.
Diskussionspunkte, Abstimmungsergebnisse und Verweise auf Änderungen der Leitlinie finden
sich im Detail im Ergebnisprotokoll. Noch offene Fragen wurden schriftlich (Email) diskutiert
und abgestimmt. Am 14.09. wurde allen Vertretern der beteiligten Fachgesellschaften die
überarbeitete Version zugesandt und um ein abschließendes Votum gebeten. Das Ergebnis findet
sich in Tabelle 71. Weitere, meist kleinere Änderungen ergaben sich aus den Ergebnissen des
Praxistests. Zudem war eine Abstimmung vertagt worden, weil man das Ergebnis des
Diskussionsprozesses innerhalb der europäischen Gesellschaft für Kardiologie abwarten wollte.
Über diese Änderungen wurde in gesonderter Form schriftlich (Email) abgestimmt. Eine
Übersicht über diese Diskussionspunkte und das Ergebnis der Abstimmung findet sich in Tabelle
72 und Tabelle 73.

5
Die Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselerkrankungen (DGVS) war zum Konsensprozess
eingeladen, hatte aber keinen Vertreter benannt. Der Vertreter des Berufsverbandes Niedergelassener Kardiologen
konnte sich nicht an der Konsenskonferenz beteiligen.
161
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Tabelle 70: Am Konsensverfahren beteiligte Fachgesellschaften und deren Vertreter


Fachgesellschaft Vertreter
Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin Prof. Dr. Armin Wiesemann
(DEGAM)
Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin Prof. Dr. Karl Werdan
(DGIM)
Gesellschaft für Kardiologie, Herz- und
Kreislaufforschung (DGK)
Deutsche Gesellschaft für Nuklearmedizin Prof. Dr. Wolfgang Burchert
(DGN)
Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Dr. Hermann Locher
orthopädische Chirurgie (DGOOC)
Deutsche Gesellschaft für Pneumologie (DGP) Prof. Dr. Rainer Hauck
Deutsche Gesellschaft für Radiologie PD Dr. Marco Das
Prof. Dr. Joachim Lotz
Deutsches Kollegium für Psychosomatische PD Dr. Christian Albus
Medizin (DKPM) Prof. Dr. Christoph Hermann-Lingen
Hessische Leitliniengruppe Dr. Alexander Liesenfeld
Dr. Joachim Fessler

162
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Ergebnisprotokoll der Konsenskonferenz:


Kapitel 1-4.1
Änderungsvorschlag/ Diskussionspunkte Beschluss/ Änderung in
Beschlussform (ja:nein:Enthaltung) Leitlinie
1 S. 12 Prävalenz mit Spiegelpunkten Prävalenz mit Spiegelpunkten angeben Kapitel 3; S. 12,
/ allgemeiner Konsens ohne Abstimmung
2 S. 10 Satz zu Filterfunktion sollte normativ Überarbeiten/umformulieren im Sinne „normative Formulierung“ plus Kapitel 1, S. 10
formuliert werden. Außerdem Folgen für Konsequenzen für die Testgüte in sich anschließenden
Testgüte in sich anschließenden Versorgungsbereichen (JH)
Versorgungsbereichen aufzeigen, falls / allgemeiner Konsens ohne Abstimmung
Filterfunktion nicht wahrgenommen wird.
3 S.9 Thoraxschmerz weiter definieren Definition erweitert hinsichtlich Lokalisation und Schmerzcharakteristik Kapitel 1, S. 9
/ kein Beschluss
4 S. 18 (4.1.2) Hinweise zum Stellenwert der Vorteil der erlebten Anamnese beschreiben Abschnitt 4.1.2,
erlebten Anamnese einfügen / allgemeiner Konsens ohne Abstimmung S. 18
5 S. 19 Der formulierte Anspruch zu Keine Änderung
psychosozialer Beratung ist zu hoch; erfolgt / Abstimmung (8:3:3)
oft auch später
6 4.2.1 Der Begriff „psychosoziale Dimension“ Begriff „Dimension“ durch „Hintergrund ersetzen“ Abschnitt 4.1.2,
sollte durch „psychosozialer Hintergrund“ / allgemeiner Konsens ohne Abstimmung Seite 18
ersetzt werden
7 S. 12 Ein Hinweis auf die method. Limitation Verweis auf Limitation der Marburger Studie in Text und Tabelle 1 einfügen Kapitel 3, Seite
der Marburger Studie soll ergänzt werden in / allgemeiner Konsens ohne Abstimmung 12 und Tabelle 1,
Fließtext und der Tabelle 1 plus S. 13 Seite 13
8 S. 15 Begriff der „Somatisierung“ nicht Entsprechende Änderung in Lang- und Kurzfassung Tabelle 3, S. 15
zutreffend, stattdessen Begriff der „somato- / Abstimmung (13:0:1)
formen autonomen Funktionsstörungen des
kardiovaskulären Systems“ verwenden
9 S. 18 4.1.2 Psychosoziale Faktoren können Notfallsituation als Ausnahmesituation beschreiben Abschnitt 4.1.2,
im Notfall meist nicht erhoben werden / allgemeiner Konsens ohne Abstimmung S. 18
10 S 12 Erkrankungen der Nerven einfügen „Erkrankungen der Nerven“ ergänzen im Text Kapitel 3; S. 12
allgemeiner Konsens ohne Abstimmung
11 S. 18 „ob“ Beginn 3. Abschnitt streichen ‚Ob’ streichen Abschnitt 4.1.2,
/ Abstimmung (8:6:0) S. 18
12 S. 18 ‚pneumologisch’ statt ‚respiratorisch’ ‚pneumologisch’ statt ‚respiratorisch’ Abschnitt 4.1.2,
/ allgemeiner Konsens ohne Abstimmung S. 18

163
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Änderungsvorschlag/ Diskussionspunkte Beschluss/ Änderung in


Beschlussform (ja:nein:Enthaltung) Leitlinie
13 4.1.3 Eine Einschätzung der Atemfrequenz Tachypnoe in Klammer aufnehmen; aber keine Empfehlung, die Abschnitt 4.1.3,
sollte ebenfalls empfohlen werden. Atemfrequenz zu messen S. 19
/ Abstimmung (14:0:0)
14 4.1.4 Neben dem Kardiologen und dem ‚Radiologe’ erwähnen Abschnitt 4.1.4,
Nuklearmediziner soll auch der Radiologe / allgemeiner Konsens ohne Abstimmung Seite 19
erwähnt werden
15 S.9 ‚riskante’ Überdiagnostik ist eine ‚Riskant’ streichen Kapitel 1, S. 9
ungeeignete Formulierung / allgemeiner Konsens ohne Abstimmung
16 4.1.1 IV-Zugang ist keine lebensrettende Geändert Abschnitt 4.1.1,
Maßnahme / allgemeiner Konsens ohne Abstimmung Seite 18
17 S. 15 ‚Stressinduzierte KMP’ - Begriff ist Andere Begriffe ‚Broken Heart’ und ‚Tako-Tsubo-Syndrom’ ergänzt Tabelle 3,
unklar, nicht geläufig, als Erläuterung / allgemeiner Konsens ohne Abstimmung Seite 15
‚Broken Heart’ und ‚Tako-Tsubo-Syndrom’
ergänzen
18 S. 13 BWS erklären Erläuterungen im Text/ Kapitel 3, S. 12
/ allgemeiner Konsens ohne Abstimmung

19 S. 15 Tabelle 3 Begriff der Relevanz unklar, Begriff ‚Relevanz’ beibehalten, aber erläutern als Fußnote zu Tabelle Tabelle 13,
Relevanz ersetzen / Abstimmung (10:4:0) Seite 15

164
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Kapitel 4.2 Unmittelbar bedrohliche Situationen bei Patienten mit Thoraxschmerz


Änderungsvorschlag/ Diskussionspunkte Beschluss/ Änderung in
Beschlussform (ja:nein:Enthaltung) Leitlinie
20 D2 Bewusstseinsstörung mit aufnehmen Bewusstseinseintrübung und/ oder Verwirrtheit aufnehmen in D2 Abschnitt 4.2.1,
/ allgemeiner Konsens ohne Abstimmung S. 23
21 D2 Schmerzen mit aufnehmen Keine Änderung
/ Abstimmung (9:1:4)
22 D2 Angst rausnehmen Keine Änderung
/ Abstimmung (12:2:0)

23 D2 Schockindex nicht hilfreich Schockindex gestrichen Abschnitt 4.2.1,


/ allgemeiner Konsens ohne Abstimmung S. 23
24 D3 EKG einfügen Das EKG wird als Maßnahme unter D3 aufgenommen Abschnitt 4.2.1,
/ Abstimmung (9:3:2) (JH) S. 23
Und Erläuterungen
im Text Abschnitt
4.2.2, Seite 24
25 S24 Entscheidung zu Hausbesuch/ Notarzt Ersetzt „immer“ durch „in der Regel“ Abschnitt 4.2.1,
kann aus organisatorischen Gründen nicht /allgemeiner Konsens ohne Abstimmung S. 23
immer durch Hausarzt getroffen werden
26 S24 Hausbesuch ist in der Regel auch bei „und/ oder Notarzt“ eingefügt Abschnitt 4.2.2
Information des Notarztes notwendig / allgemeiner Konsens ohne Abstimmung Seite 24

165
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Kapitel 4.3 KHK als Ursache


Änderungsvorschlag/ Diskussionspunkte Beschluss/ Änderung in
Beschlussform (ja:nein:Enthaltung) Leitlinie
27 S. 27 K5; „O2-Sättigung“ einfügen „O2 Sättigung“ eingefügt Entfällt aufgrund
/ allgemeiner Konsens ohne Abstimmung der geänderten
Empfehlung zur
Indikation O2-
Gabe
28 Es fehlen konkrete Empfehlungen zu den Verweis auf nationale Versorgungsleitlinie KHK einfügen Abschnitt 4.3.3.7,
Schnittstellen / Abstimmung (14:0:0) Seite 37ff
29 S.26 EKG fehlt bei der umgehenden stat. „Falls in der Situation möglich“ ersetzen durch „Falls irgend möglich“ und Abschnitt 4.3.1 ,
Einweisung; weitere Erläuterungen im Text Seite 26,
STEMI müssen wegen der therapeutischen / Abstimmung (12:0:0) Empfehlung K.3
Konsequenzen früh erkannt werden
30 Troponin erst nach 12 Stunden positiv, Keine Änderung
eventuell nur als fakultative Maßnahme / Abstimmung (10:2:0)
erwähnen
31 Neben K6, K7, K8 zusätzliche Zu nicht-invasiven Verfahren und deren Indikationen klarer auf die NVL im Abschnitt Abschnitt
Empfehlungen zur nicht-invasiven Text verweisen, aber keine zusätzlichen Empfehlungen; Empfehlung K6-K8 4.3.3.7, Seite 37ff
Diagnostik? Vergleich Koro vs. nicht- bleiben wie gehabt
invasive Diagnostik? / Abstimmung (12:0:2)

32 S. 38: Elekronenstrahl CT spielt in ESCT streichen Abschnitt Abschnitt


Deutschland keine Rolle, daher streichen; / allgemeiner Konsens ohne Abstimmung 4.3.3.7, Seite 38
Kardio CT betonen
33 MR-Koronarangiographie zum Nachwies Kardio-MRT streichen Abschnitt Abschnitt
einer KHK rausnehmen / allgemeiner Konsens ohne Abstimmung 4.3.3.7, Seite 38
34 Uneinheitliche Begriffe für Spiral-CT Einheitlicher Begriff „Mehrschicht-Spiral-CT“ Abschnitt Abschnitt
4.3.3.7, Seite 37ff
35 Marburger KHK-Score zur Marburger Score belassen, aber Hinweis auf geringe Spezifität der
Wahrscheinlichkeitsstratifizierung geeignet? Variablen „Patient vermutet, dass der Schmerz vom Herzen kommt“
/ Abstimmung (12:0:2)

36 Angaben zu nicht-invasiven bildgebenden Angaben zu nicht-invasiven bildgebenden Verfahren in Text und Tabellen Abschnitt 4.3.1,
Verfahren in Text und Tabellen nicht aktuell aktualisieren und ergänzen Seite 27f und
/ allgemeiner Konsens ohne Abstimmung Kurzfassung

166
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Kapitel 4.3 KHK als Ursache (Fortsetzung)


Änderungsvorschlag/ Diskussionspunkte Beschluss/ Änderung in
Beschlussform (ja:nein:Enthaltung) Leitlinie
37 Betablocker Keine Empfehlung zur Gabe Abschnitt 4.3.1,
/ Abstimmung (14:0:0) Seite 27f und
Kurzfassung
38 Clopidogrel Keine Empfehlung zur Gabe Abschnitt 4.3.1,
/ Abstimmung (14:0:0) Seite 27f und
Kurzfassung
39 Aspirin oral iv oder orale Gabe Abschnitt 4.3.1,
/ Abstimmung (14:0:0) Seite 27f und
Kurzfassung
40 O2-Gabe 2-4 l/min., falls Alternative 1 „Atemnot oder andere Zeichen der S. Abschnitt 4.3.1,
Herzinsuffizienz“ versus Alternative 2 „O2-Gabe immer“ versus Alternative 3 Seite 27f und
„oxymetrie-gesteuerte Gabe“ Kurzfassung
/ Abstimmung 9:4:1

167
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Kapitel 4.4 Psychogene Ursachen


Änderungsvorschlag/ Diskussionspunkte Beschluss/ Änderung in
Beschlussform (ja:nein:Enthaltung) Leitlinie
41 S. 50 Hyperventilation reinnehmen; unter P1 Hyperventilation in P1 ergänzt und im Text
erwähnen in Klammern / Abstimmung 11:0:0
42 Begriff der „Somatisierung“ nicht zutreffend, Entsprechende Änderung in Lang- und Kurzfassung
stattdessen Begriff der „somatoformen 13:0:1
autonomen Funktionsstörungen des
kardiovaskulären Systems“ verwenden
43 Das Hyperventilationssyndrom sollte in Beschreibung „Hyperventilationssyndrom“ im Text und in der Empfehlung Abschnitt 4.4.1,
diesem Zusammenhang als Ursache P1 in Klammmer aufführen Seite 49, und
erwähnt werden. / Abstimmung 11: 0:3 Abschnitt 4.4.2,
JH Seite 50
44 P1 Zeitfenster sechs Monate nicht angeben „in den letzten 6 Monaten“ in Empfehlung streichen Abschnitt 4.4.1,
/ allgemeiner Konsens ohne Abstimmung Seite 49
45 Thoraxschmerz und psychosoziale Faktoren Geändert Kapitel 4.4, Seite 49
als Überschrift / allgemeiner Konsens ohne Abstimmung
46 mögliche Parallelität von KHK und Im Text ergänzen Abschnitt 4.4.2,
psychogen bedenken und im Text erwähnen / allgemeiner Konsens ohne Abstimmung Seite 49f
47 P2 (statt Depressionsskala Geändert Abschnitt 4.4.1,
Depressionssymptome erwähnen) / allgemeiner Konsens ohne Abstimmung Seite 49,
Empfehlung P.2
48 Notwendigkeit einer parallelen Abklärung Keine Änderung
stärker pointiert darstellen / 14:0:0

168
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Kapitel 4.5 Brustwandsyndrom


Änderungsvorschlag/ Diskussionspunkte Beschluss/ Änderung in
Beschlussform (ja:nein:Enthaltung) Leitlinie
49 4.5.2 Polymyalgia rheumatica ebenfalls „Polymyalgia rheumatica“ einfügen Abschnitt 4.5.2,
aufführen / allgemeiner Konsens ohne Abstimmung Seite 54
50 4.5.3.1 weiteres Vorgehen, unklarer Begriff Ändern: Abschnitt 4.5.3.1
des „abwartenden Offenhaltens“, Therapie Nach dem Komma: “...ist eine symptombezogene Therapie und Seite 56
erwähnen Verlaufskontrolle gerechtfertigt (abwart. Offenhalten)“
/ allgemeiner Konsens ohne Abstimmung
51 4.5.4 Osteoporotische Fraktur mit Entsprechend ändern Abschnitt 4.5.4,
aufnehmen plus Fibromyalgie nach unten / allgemeiner Konsens ohne Abstimmung Seite 56
verschieben (nicht in Zusammenhang mit SB
Rheuma bringen)
52 Tab. 17, S. 56, als zusätzliche Kriterien Klinische Kriterien werden aufgenommen, falls sich Studien hierzu finden
aufnehmen: „gleichzeitiger Rückenschmerz“ (Herr Locher)
und „atemabhängiger Rückenschmerz“ / allgemeiner Konsens ohne Abstimmung
angeben
53 4.5.1 Tabelle 17 „Hausbesuch notwendig“ Keine Änderung
erscheint nicht als plausibles Kriterium / Abstimmung (14:0:0)
54 S. 55 Schmerz „lokalisiert an der linken oder Keine Änderung
median-linken Seite“ sollte nicht als / Abstimmung (10:1:3)
Kriterium beschrieben werden
56 4.5.4 Angaben zu möglichen Ursachen sind Ergänzungen, Aktualisierung in Fließtext, ev. Tabelle (Herr Locher) Abschnitt 4.5.4,
nicht ausreichend umfassend. / Abstimmung einstimmig Seite 56
Spontanfraktur, Hustenfraktur bei COPD,
MS, Tumorschmerz, osteoporotischer
Schmerz

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DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Kapitel 4.6 Gastrointestinale Ursachen


Änderungsvorschlag/ Diskussionspunkte Beschluss/ Änderung in
Beschlussform (ja:nein:Enthaltung) Leitlinie
57 Seite 57, Empfehlung G2, nicht eindeutig Ergänzen in G2 „Liegt außerdem eines…“ Abschnitt 4.6.1,
formuliert, dass Kriterien aus G1 bereits / allgemeiner Konsens ohne Abstimmung Empfehlung G1,
erfüllt sein müssen Seite 57

Kapitel 4.7 Respiratorische Ursachen


Änderungsvorschlag/ Diskussionspunkte Beschluss/ Änderung in
Beschlussform (ja:nein:Enthaltung) Leitlinie
58 In der Überschrift eher von „Pneumologische Überschrift Kapitel 4.7 ändern, Hinweis im Text Seite 64ff
Ursachen“ als von „respiratorischen Infekten / Abstimmung (14:0:0)
als Ursache“ sprechen
59 Schlafapnoe kann auf dem Boden einer KHK Änderung/ Ergänzung in Kapitel 4.2 (KHK) Schlafapnoe in
ebenfalls zur Angina pectoris führen / Abstimmung (6:4:0) Tabelle 3 eingefügt
(Seite 15)
60 4.7.3.1 Begriff „knistern“ unklar Begriff in Originalstudie und Übersetzung wird nochmals überprüft Abschnitt 4.7.3.1,
/ Allgemeiner Konsens ohne Abstimmung Seite 65

61 4.7.1 Empfehlung R1 „KH Dauer“ Ablauf (erst Wahrscheinlichkeit KHK einschätzen, dann Wahrscheinlichkeit Empfehlung R.1
„respiratorisches Brennen“ etc. An dieser pulmonologische Ursachen einschätzen) deutlicher klarstellen geändert;
Stelle entsteht irrtümlicherweise der / Allgemeiner Konsens ohne Abstimmung ansonsten verweisen
Eindruck, dass die genannten Kriterien wir auf den
helfen, die KHK von den pneumologischen Algorithmus
Ursachen zu diskriminieren.
62 4.7.3.2 CT einfügen als hilfreich Keine Änderung
/ Abstimmung (10:3:1)
63 4.7.1 trocken weg (in Klammer Asthma und „trocken“ löschen, „Asthma und COPD“ in Klammern einfügen Abschnitt 4.7.1,
COPD dazu) / Abstimmung (einstimmig) Seite 64

170
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Kapitel 4.8 Weitere kardiovaskuläre Ursachen


Änderungsvorschlag/ Diskussionspunkte Beschluss/ Änderung in
Beschlussform (ja:nein:Enthaltung) Leitlinie
64 Angaben zu bildgebenden Verfahren sind Beschreibungen werden aktualisiert und fließen in tabellarischer Form ein
nicht ausreichend aktuell; / Abstimmung (14:0:0)
Beispiel: fast keine inkonklusiven Befunde (Herr Borschert, Herr Das)
bei Perfusionsszintigrafie mehr
65 CT periphere Embolien und Szinti; beide Text keine Änderung, aber tabellarische Beschreibung der Verfahren Abschnitt 71,
Verfahren gleichwertig; CT aber eher / Abstimmung (10:0:3) Seite 71
verfügbar, außerdem können andere (siehe oben)
Krankheiten zusätzlich mit abgebildet
werden
66 Seite 69, Abschnitt 4.8.2 „UKG“ durch „UKG“ durch „transösophageale Echokardiografie“ ersetzen Abschnitt 4.8.2,
„transösophageale Echokardiografie“ / allgemeiner Konsens ohne Abstimmung S. 69
ersetzen
67 S. 73 weitere Diagnostik bei hohem Wells- Keine Änderung des Textes
Score, auch wenn D-Dimer negativ. / Abstimmung (14:0:0)
Anmerkung: Der Score empfiehlt im Falle
einer hohen klinischen Wahrscheinlichkeit
(=hoher Wellsscore) ohnehin die sofortige
stationäre Einweisung.
68 D-Dimer in 4.8.3.1 erwähnen Keine Änderung
/ Abstimmung 8:5:1
69 Mitralklappenprolaps als Ursache aufführen Mitralklappenprolaps wird als Ursache aufgeführt, auf die kontroverse Abschnitt 4.8.2,
(aber kontrovers bewerten) Diskussion wird hingewiesen S. 69
/ Abstimmung (14:0:0)
70 Peri-Myokarditis: Hebungen im Hinterwand- Hinweis auf unterschiedliche EKG-Veränderungen bei STEMI und Abschnitt 4.8.4,
und Vorderwandbereich können im Perimyokarditis einfügen Seite 74
Gegensatz zur KHK zeitgleich auftreten / allgemeiner Konsens ohne Abstimmung
71 Zusätzlich „Tachykardie“ sollte als Hinweis „Tachykardie“ wird als hilfreiches Kriterium genannt mit Evidenzlevel „DIV“ Abschnitt 4.8.3.1,
auf eine Lungenembolie aufgeführt werden / Abstimmung (einstimmig) Seite 69f
72 Aorteninsuffizienz prominenter heraus AI als mögliche Ursache des Brustschmerzes unter den Klappenvitien Abschnitt 4.8.2,
stellen stärker herausstellen S. 69
/ allgemeiner Konsens ohne Abstimmung

171
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Kurzfassung
Änderungsvorschlag/ Diskussionspunkte Beschluss/ Änderung
Beschlussform
73 Alle Angaben werden analog zu den Entsprechende Änderungen
Beschlüssen der Langfassung geändert / allgemeiner Konsens ohne Abstimmung
74 Reduzierter Klopfschall (Pleuritis)??? Pleuritis ersetzen durch Pleuraerguss
/ allgemeiner Konsens ohne Abstimmung
75 COPD keine Kontraindikation für O2-Gabe Streichen
/ allgemeiner Konsens ohne Abstimmung

Allgemeines
Änderungsvorschlag/ Diskussionspunkte Beschluss/ Änderung
Beschlussform
76 Insgesamt ist die Darstellung der Die Autoren bemühen sich um eine verständlichere Darstellung
diagnostischen Aussagekraft durch / allgemeiner Konsens ohne Abstimmung
Likelihood Ratios in Zahlenform nicht sehr
verständlich

172
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Tabelle 71: Abschließendes Votum September 2009


Fachgesellschaft Zustim- Ent- Ab- Rück-
Vertreter mung haltung lehnung meldung
Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin (DEGAM)
Herr Prof. Dr. Armin Wiesemann x
Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM)
Gesellschaft für Kardiologie Herz- und Kreislaufforschung
(DGK)
Herr Prof. Dr. Karl Werdan x
Deutsche Gesellschaft für Nuklearmedizin (DGN)
Herr Prof. Dr. Wolfgang Burchert x
Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und orthopädische
Chirurgie (DGOOC)
Herr Dr. Hermann Locher x
Deutsche Gesellschaft für Pneumologie (DGP)
Herr Prof. Dr. Rainer Hauck x
Deutsche Gesellschaft für Radiologie
Herr PD Dr. Marco Das x
Herr PD Dr. Joachim Lotz x
Deutsches Kollegium für Psychosomatische Medizin
(DKPM)
Herr PD Dr. Christian Albus x
Herr Prof. Dr. Herrmann-Lingen x
Hessische Leitliniengruppe
Herr Dr. Alexander Liesenfeld x
Herr Dr. Joachim Fessler x

173
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Tabelle 72: Änderungen im Juli 2010 nach Praxistest


Nr. Inhalt der Änderung
1 Änderung: Langfassung (Seite 25) wurde folgende Ergänzung eingefügt (fett): Bei hoher
Gefährdung des Patienten (pathologische Vitalzeichen, mittlere bzw. hohe
Wahrscheinlichkeit für ein ACS) ist die sofortige stationäre Einweisung in Begleitung eines
Arztes zu veranlassen.
Anmerkung/ Begründung: Ergibt sich analog aus den Empfehlungen zu D3. (Seite 30ff).
2 Änderung: Die Anlage „Das ‚Sicherheitsnetz’ für den Patienten mit Thoraxschmerz und
niedrigem Risiko einer akuten KHK“ und der Verweis auf Seite 29 wurden gestrichen.
Anmerkung/ Begründung:
Eine schriftliche Patienteninformation hat sich im Praxistest als nicht praktikabel erwiesen.
Auch konnten sich die meisten der Patienten, die eine solche Info erhalten hatten, beim
6 Wochen-Follow-up nicht mehr erinnern.
3 Änderung: Sowohl in der Kurzfassung (Seite 1, Kasten „Notfallmaßnahmen bei V.a. ACS“)
als auch in der Langfassung (S. 37) wird für Clexane allein die Subcutan-Injektion
empfohlen. Die Angabe „i.v.“ wird gestrichen.
Anmerkung/ Begründung: Die intravenöse Gabe ist nicht üblich.
4 Änderung: Langfassung, Seite 40/41: Der Text wurde überarbeitet, ohne dass sich andere
Interpretationen ergeben (siehe Änderungen im Text). Zudem wurde auf Seite 46 ein
Abschnitt mit den Ergebnissen einer Studie aus dem Bereich der Primärversorgung
eingefügt.
Anmerkung/ Begründung: Straffung des Textes. Die Studie von van Does et al. ist eine der
wenigen methodisch guten Studien zur diagnostischen Aussagekraft von Zeichen zur
Diagnose eines Myokardinfarktes aus dem Bereich der Primärversorgung.
5 Änderung: Tabelle 9: diagnostische Ausagekraft Ruhe-EKG (Seite 48). Einige
Zahlenangaben wurden geändert (siehe Dokument).
Anmerkung/ Begründung: Die Zahlenangaben beruhen auf eigenen meta-analytischen
Berechnungen. Die ursprünglich angewandten meta-analytischen Verfahren entsprechen
nicht mehr den aktuellen Empfehlungen der Diagnostic Test Accuracy Working Group der
Cochrane Collaboration. Entsprechend diesen Empfehlungen wurden alle Ergebnisse mittels
eines „bivariate random effects model“ neu berechnet. Die Ergebnisse unterscheiden sich
nur marginal von den zuvor berechneten und in der Tabelle genannten Ergebnissen bzw. es
ergeben sich keine neuen Interpretationen.
6 Anmerkung/ Begründung: Zuvor wurden neben den Likelihood Ratios auch eine Sensitivität
von 50% und eine Spezifität von 90% genannt. Die Angaben zu den Likelihood Ratios
einerseits und zu Sensitivität/ Spezifität andererseits stammen aus unterschiedlichen Quellen
bzw. es wurden unterschiedliche Studien meta-analytisch zusammengefasst. Beide Angaben
passen rechnerisch nicht richtig zusammen und könnten dadurch jemanden, der allein die
Tabellen betrachtet, verwirren. Im Text (Seite 53) bleiben die Informationen erhalten und
sind so dargestellt, dass sie für den Leser eindeutig sind.
7 Erläuterungen zur Empfehlung K7 Koronarangiographie Langfassung (Seite 56ff):
Eingefügt wurde der Satz (Seite 56): „Zudem ist durch die Messung der fraktionellen
Flussreserve nun auch eine Beurteilung der funktionellen Relevanz eine Koronarstenose
174
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

möglich.“ Gestrichen wurde der Satz (Seite 57): „Die Unterscheidung stabiler und instabiler
Plaques ist nicht sicher möglich. Die entscheidende Frage nach der Relevanz
nachgewiesener Gefäßveränderungen kann deshalb nicht beantwortet werden.
Begründung: Herr Prof. Werdan hatte auf die Möglichkeiten der Messung der fraktionellen
Flussreserve hingewiesen bzw. die dazu gehörende Literaturstelle benannt.
8 Vorschlag: Ansonsten bleiben die Empfehlung K7 (Langfassung, Seite 38) und die
zugehörigen Erläuterungen (Seite 56 ff) zunächst unverändert. Wenn die „European Society
of Cardiology“ die anstehenden Empfehlungen zu Revaskularisierung veröffentlicht,
werden die Autoren der Leitlinie das Thema erneut diskutieren und die Ergebnisse den
Teilnehmern der Konsenskonferenz zur Abstimmung vorlegen.
Anmerkung/ Begründung: Nachdem an der Konsensuskonferenz die Empfehlung im
aktuellen Wortlaut verabschiedet worden war, hatten Herr Prof. Burchert und Herr Prof.
Werdan später noch Änderungen im folgenden Sinne vorgeschlagen:
„Da es keinen belastbaren Nachweis für die Verbesserung der Prognose durch die perkutane
Koronarintervention (PCI) gegenüber der medikamentösen Therapie gibt … (bei einer
objektivierten Myokardischämie von mindestens 10% schneidet die perkutane
Koronarintervention auch hinsichtlich der Prognose besser ab als das rein konservative
Vorgehen!)“
9 Änderung: Tabelle 14 (Seite 61): Die Angaben zu den Likelihood Ratios der Perfusions-
MRT (5,9 statt 3,1) bzw. Dobutamin-Stress-MRT (4,8 bzw. 0,1) statt 3,0 bzw. 0,3) werden
geändert.
Anmerkung/ Begründung: Hier waren Herr Dr. Lindner, Mitarbeiter von Herrn Prof.
Burchert, Übertragungsfehler aufgefallen, die uns unterlaufen sind. Wir haben die Angaben
erneut mit der Originalliteratur verglichen und korrigiert.
10 Änderung: Tabelle 14 (Seite 61) bzw. Tabelle 15 (Seite 62): Ergänzt wurden Angaben zu
den Kosten (MRT) bzw. Kosten und Strahlenbelastung (CT Koronarien). Begründung: Die
Ergänzungen erfolgen analog zur Darstellung der Koronarangiographie.
11 Änderung: Tabelle 15: CT der Koronarien (Seite 62): Ergänzt wurde die Angabe unter
Nachteile: „keine Interventionsmöglichkeit“
Begründung: Herr Prof. Werdan hat auf diesen Nachteil der CT der Koronarien gegenüber
der Koronarangiographie hingewiesen.
Diskussion und Abstimmung im November 2010
8a Vorschlag: Herr Prof. Werdan schlägt vor, folgenden Satz in den Erläuterungen zu der
Empfehlung K7 (Seite 38 bzw. Seite 56 der Langfassung) einzufügen: „Bei einer
dokumentierten Myokardischämie von > 10% der linksventrikulären Muskelmasse soll bei
Patienten mit stabiler Angina pectoris oder stummer Myokardischämie aus prognostischen
Gründen eine Revaskularisierung durchgeführt werden“.
Begründung: Diese Formulierung folgt einer entsprechenden Klasse IB-Empfehlung der
neuen ESC-Leitlinie "Myocardial Revascularization". (siehe Tabelle 8 auf S. 13 der ESC-
Leitlinie: Indication for revascularization in stable angina or silent ischaemia: Proven large
area of ischaemia >10% LV). Die Argumentation der ESC-Leitliniengruppe finden Sie auf
der Seite 11f der ESC-Leitlinie. (siehe auch S. 254 bzw. S. 258 im Übersichtsartikel im
Deutschen Ärzteblatt „Differenzialtherapie der chronischen koronaren Herzkrankheit“).
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DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Gegenargumentation: Die Autoren der DEGAM-Leitlinie stimmen gegen diesen Vorschlag.


Begründung: Wir kommen in der Beurteilung der vorliegenden Evidenz zu einem anderen
Schluss als die Autoren der ESC-Leitlinie.

Vorliegende Meta-Analysen sind in ihren Ergebnissen und Schlussfolgerungen nicht


konsistent. Während die neueste und nach Technologien differenzierende Metaanalyse (1)
keine Verbesserung in Bezug auf die Kriterien Tod oder Myokardinfarkt zeigt, zeigen 2
Meta-Analysen (2, 3) zwar prognostische Effekte der PCI gegenüber der alleinigen
medikamentösen Therapie. Die oberen Grenzen der Konfidenzintervalle der Effektschätzer
in beiden Arbeiten liegen allerdings sehr nahe an der „1“. Zudem fällt auf, dass die großen
Studien sämtlich auf der Linie des Null-Effektes liegen, der positive Effekt lediglich durch
kleine Studien zustande kommt. (2) Diese Verteilung legt einen Publication Bias nahe. An
(3) ist zudem kritisiert worden, dass auch Studien mit Patienten nach kürzlich
durchgemachtem Myokardinfarkt eingeschlossen worden sind, worauf auch die ESC-
Leitlinie hinweist.
Die ESC selbst nennt als Beleg für die o.g. Empfehlung zwei Studien:
Bei der ACIP-Studie (4) handelt es sich um eine Pilotstudie. Es wurden stabile Patienten,
bei denen eine Revaskularisation anatomisch möglich und eine Ischämie unter Belastung
(körperliche Belastung bzw. pharmakologisch) wie auch im Langzeit-EKG (48 h)
nachweisbar waren, drei Armen zugeteilt: 1) auf die Angina-Symptomatik zielende
medikamentöse Behandlung, 2) auf Ischämie (Nachweis im Langzeit-EKG) zielende
medikamentöse Behandlung oder 3) die Revaskularisation (PCI, ACB-OP). An
Medikamenten wurden Atenolol, Kalziumantagonisten und Nitrate (in dieser Reihenfolge)
eingesetzt. Nach zwei Jahren zeigte sich für prognostisch relevante Kriterien (Tod bzw.
Myokardinfarkt) eine Verbesserung durch die Revaskularisation, am stärksten im Vergleich
zum symptomatisch behandelten Studienarm. Die Autoren weisen selbstkritisch auf die
geringen Ereigniszahlen hin und fordern eine größere Studie zur Replikation ihrer
Ergebnisse. Da die Studienpatienten 1991-3 rekrutiert wurden, konnte damals die Wirkung
von Statinen nicht ausgenutzt werden. Schließlich ist kritisch anzumerken, dass die
konservative Therapie primär auf das Atenolol setzte, dessen prognoseverbessernde
Wirkung inzwischen angezweifelt wird.
Den zweiten Eckpfeiler der Argumentation der ESC-Leitlinie bildet die Studie von
Hachamovitch et al. (5). Hierbei handelt es sich eine große Beobachtungsstudie, bei der die
Versorgungsdaten von ca. 10.0000 Patienten ausgewertet wurden. Waren mehr als 20% des
Myokards ischämisch, so das Ergebnis der Studie, sank die Sterblichkeit bei den
Revaskularisierten deutlich ab. Die Autoren selbst geben allerdings die Mängel ihres
Designs zu und betonen die Notwendigkeit eines RCT.
Eine aktuelle Situation gibt die COURAGE-Studie wieder. (6) Hier wurden 2287 Patienten
mit nachgewiesener KHK und objektivierbarer Ischämie randomisiert der initialen
PCI+OMT oder der OMT allein zugewiesen. Nach 4,6 Jahren Follow-up fand sich kein
Unterschied hinsichtlich der primären Zielkriterien Tod bzw. nicht-tödlicher
Myokardinfarkt (19% PCI, 18,5% OMT, HR 1.05, 95%-KI 0.87-1.27). Auch zeigt keine der
elf Subgruppen-Auswertungen (u.a. nach Zahl der betroffenen Gefäße, linksventrikulärer
Funktion) auch nur angedeutete Effekte auf die Prognose bei den stärker betroffenen
Patienten. Ein begleitender Kommentar (7) weist darauf hin, dass das Spektrum der
COURAGE-Teilnehmer ziemlich genau den Patienten entspricht, die in den USA eine PCI
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DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

in der stabilen Situation erhalten (keine Symptome oder stabile Angina).


Angesichts dieser Studienlage bleiben wir bei der Einschätzung, dass es zurzeit keinen
belastbaren Nachweis für die Verbesserung der Prognose durch die perkutane
Koronarintervention (PCI) gegenüber der medikamentösen Therapie gibt.

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DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Tabelle 73: Abstimmung zu den Änderungsvorschlägen Juli/ November 2010


Fachgesellschaft/ Vertreter V1 V2 V3 V4 V5 V6 V7 V8 V9 V10 V11 V8a
Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin z z z z z z z z z z z a
(DEGAM)
Herr Prof. Dr. Armin Wiesemann
Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) z z z z z z z z z z z z
Gesellschaft für Kardiologie Herz- und
Kreislaufforschung (DGK)
Herr Prof. Dr. Karl Werdan
Deutsche Gesellschaft für Nuklearmedizin (DGN) z z z z z z z z z z z e
Herr Prof. Dr. Wolfgang Burchert
Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und z z z z z z z z z z z e
orthopädische Chirurgie (DGOOC)
Herr Dr. Hermann Locher
Deutsche Gesellschaft für Pneumologie (DGP) z z z z z z z e z z z e
Herr Prof. Dr. Rainer Hauck
Deutsche Gesellschaft für Radiologie z z z z z z z z z a z a
Herr PD Dr. Marco Das
Deutsche Gesellschaft für Radiologie e e e e e e e e e e e e
Herr PD Dr. Joachim Lotz
Deutsches Kollegium für Psychosomatische Medizin z z z z z z z z z z z e
(DKPM)
Herr PD Dr. Christian Albus
Deutsches Kollegium für Psychosomatische Medizin z e e e z z e z z z z a
(DKPM)
Herr Prof. Dr. Herrmann-Lingen
Hessische Leitliniengruppe z z z z z z e z z z z e
Herr Dr. Alexander Liesenfeld
Hessische Leitliniengruppe z z z z z z z e z z z e
Herr Dr. Joachim Fessler
z: Zustimmung, e: Enthaltung, a: Ablehnung

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DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

6. Praxistest
Im Rahmen des Praxistests sollten Akzeptanz und Praktikabilität der Leitlinie „Brustschmerz“
(inklusive der Module Langfassung, Kurzfassung, Sicherheitsnetz Patienten, Ablaufschema/
Weichenstellung medizinische Fachangestellte) evaluiert werden, um etwaige Barrieren für die
erfolgreiche und nachhaltige Implementierung frühzeitig identifizieren und die Leitlinie
entsprechend modifizieren zu können.
Der vorliegende Bericht fasst die Ergebnisse des Praxistests sowie die Stellungnahme der
Autorengruppe inklusive der daraus resultierenden Änderungen der Leitlinienmodule zusammen.

6.1. Methode

Der Praxistest zur Leitlinie „Thoraxschmerz“ fand vom 26. Oktober 2009 bis 9. Februar 2010 in
17 hessischen Hausarztpraxen statt und wurde je Arzt auf 12 Wochen festgelegt.
Dabei war der Praxistest eingebettet in eine diagnostische Querschnittsstudie zur Validierung des
Marburger KHK-Scores. Für diese Studie rekrutierten 57 Hausärzte konsekutiv 862 Patienten (ab
35 Jahren) mit dem Beratungsanlass Brustschmerz. Die Evaluation der Leitlinie erfolgte an einer
Sub-Stichprobe von 17 Ärzten, welche im September 2009 zu einer Informationsveranstaltung
eingeladen worden waren. Bei diesem Treffen erhielten die Teilnehmer eine vorläufige
Endversion der Thoraxschmerz-Leitlinie (bestehend aus den Modulen „Langfassung“,
„Kurzfassung“, „Sicherheitsnetz Patienten“ und „Ablaufschema/ Weichenstellung medizinische
Fachangestellte“) mit der Bitte, sich in den darauffolgenden zwei Wochen mit dem Material
auseinanderzusetzen. Im Anschluss an die Veranstaltung wurden durch die Studienassistentinnen
Termine für den Initiierungsbesuch vereinbart.

Als Prüfärzte nahmen am Praxistest teil:


Dr. C. Becker, Grünberg
G. Behrens-Gutberlet, Gießen
H. Bernard, Wetter
Dr. W. Bräutigam, Marburg
Dr. U. Carus-Ritzenhoff, Marburg
C. Discher, Felsberg
Dr. J. B. Fritzsche, Korbach
Dr. M. Früh, Lampertheim
Dr. Früh, Lampertheim
Dr. J. Klug, Gilserberg
A. Koop, Butzbach

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DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Dr. W. Pilz, Friedberg


Dr. P. Rothkegel, Butzbach
Dr. M. Rudolff, Felsberg
Dr. S. Siuts, Korbach
Dr. N. Wagner-Praus, Gilserberg
Dr. M. Winkemann, Siegen

6.2. Fallbezogene Bewertung

Während der Rekrutierungsphase waren die teilnehmenden Hausärzte dazu angehalten, für jeden
Patienten, der sich ihnen mit dem Beratungsanlass Brustschmerz vorstellte, einen
Dokumentationsbogen mit insgesamt 27 Items auszufüllen. Drei Items bezogen sich auf
Angemessenheit und Nutzen der Leitlinie im konkreten Patientenfall.

6.3. Gesamtbewertung

Sechs Wochen nach Studienbeginn erfolgte ein erstes Monitoring und Audit durch die
Studienassistentinnen. Das zweite Monitoring fand am Ende der Rekrutierungsphase (nach 12
Wochen) statt. Den Ärzten wurde dabei ein Fragebogen mit insgesamt 16 geschlossenen Fragen
zur Bewertung der Leitlinie vorgelegt. Zudem bestand die Möglichkeit Einzelanmerkungen
(Begründungen, Alternativen, Hinweise) im Freitextformat zu machen. Bei Patienten, bei denen
der Ausschluss einer koronaren Herzkrankheit als sehr wahrscheinlich angesehen werden konnte,
jedoch dennoch eine Restunsicherheit bezüglich der Diagnose bestand, empfahlen die
Leitlinienautoren den Ärzten, den Patienten eine schriftliche Patienteninformation
(„Sicherheitsnetz“) mitzugeben. Diese Information beinhaltete unter anderem Empfehlungen, wie
sie sich im Falle einer Verschlechterung der Beschwerden verhalten sollten. Patienten, die ein
solches „Sicherheitsnetz“ erhalten hatten, wurden 6 Wochen später nach ihrer Bewertung
desselben gefragt. Des Weiteren wurde den medizinischen Fachangestellten ein standardisierter
Fragebogen zur Beurteilung des Ablaufschemas/ Weichenstellung ausgehändigt. Dieser bestand
aus 8 geschlossenen Fragen und ließ ebenfalls Platz für Freikommentare.
Um über die quantitativen Ergebnisse aus den Fragebögen hinaus weitere Informationen über die
Bewertungen, Gedanken und Gefühle der Hausärzte in Bezug auf die Leitlinie „Thoraxschmerz“
zu gewinnen, wurden nach Ende des Praxistests zwei Fokusgruppendiskussionen durchgeführt.
Diese dauerten ca. 2 Stunden und wurden anhand eines Interviewleitfadens durch einen externen
Hausarzt und eine Mitarbeiterin der Abteilung moderiert und digital aufgezeichnet. Im Anschluss
wurden die Mitschnitte transkribiert und von zwei Mitarbeiterinnen der Abteilung
180
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Allgemeinmedizin der Universität Marburg mit Hilfe des Programms MAXQDA qualitativ
ausgewertet. Beide waren an der Leitlinienentwicklung nicht beteiligt. Neben dem Feedback zur
Leitlinie interessierten in den Fokusgruppendiskussionen aus Forschungszwecken weitere
inhaltliche Aspekte, die im folgenden Bericht jedoch nicht aufgeführt werden.
Nach Abschluss der Auswertung des Praxistests diskutierte die Autorengruppe die gewonnenen
Ergebnisse und entschied im Konsens über den Umgang mit den gemachten Rückmeldungen.
Dies konnte im Einzelfall die bloße Kenntnisnahme, eine simple Korrektur, eine Stellungnahme
zur Rückmeldung (vor allem, wenn Änderungsvorschläge nicht aufgegriffen wurden) oder aber
eine entsprechende Überarbeitung der Leitlinie beinhalten.
Im folgenden Ergebnisteil werden die Rückmeldungen der teilnehmenden Hausärzte,
medizinischen Fachangestellten und Patienten aus Fragebögen und Fokusgruppen dargestellt, ehe
in der Diskussion Schlussfolgerungen für die Leitlinie aufgezeigt werden.

6.4. Ergebnisse

6.4.1. Demographische Daten

Ärzte
Am Praxistest zur DEGAM-Leitlinie nahmen 17 (4 weibliche, 13 männliche) hessische
Hausärzte teil. Das Durchschnittsalter der Teilnehmer lag bei 49,8 Jahren. Im Schnitt lag die
Niederlassung der teilnehmenden Ärzte 13,5 Jahre zurück. 86,7% der Hausärzte hatten eine
Ausbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin absolviert, die übrigen eine Facharztausbildung
für Innere Medizin. Die überwiegende Mehrzahl der Teilnehmer war in Vollzeit (75,0%) in einer
Gemeinschaftspraxis (75,0%) und in einem städtischen Umfeld (81,3%) tätig. Eine ausführliche
Darstellung der demographischen Daten findet sich im Anhang.

Patienten
Insgesamt konnten im Rahmen des Praxistests 282 Patienten rekrutiert werden. 15 Patienten (11
weiblich, 4 männlich) entschieden sich im Laufe der Rekrutierung gegen eine Studienteilnahme.
Das Geschlechterverhältnis der teilnehmenden Patienten war mit 136 Frauen und 131 Männern
nahezu ausgeglichen. Das Durchschnittsalter der Studienpatienten betrug 58,2 Jahre, wobei die
Altersgruppe über 60 mit 42,7% am stärksten vertreten war.

181
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

6.4.2. Gesamtbewertung

Ärzte
Die große Mehrheit der teilnehmenden Hausärzte (88,2%) gab an, sich in höherem oder hohem
Maße mit der Leitlinie vertraut gemacht zu haben. Nur bei zwei Ärzten erfolgte eine
unterdurchschnittliche Auseinandersetzung mit den Inhalten der Leitlinie. Die meisten
Teilnehmer (82,4%) waren von der Notwendigkeit einer Leitlinie zum Thema Thoraxschmerz
überzeugt und empfanden die genannte Patientenzielgruppe als eindeutig definiert (94,1%). Die
Übereinstimmung mit den wesentlichen Inhalten der Leitlinie lag bei allen beteiligten Ärzten im
höheren oder sehr hohen Bereich. Eine ebenso große Zustimmung zeigte sich für die
Entscheidung der Autorengruppe, sich in der Leitlinie auf die häufigsten Ursachen des
Brustschmerzes zu beschränken. Die Gesamtbewertung der Leitlinie fiel weitestgehend positiv
aus: So fanden 76,5% der Hausärzte die Leitlinie interessant, da sie neue Aspekte beinhalte.
82,4% der Teilnehmer nahmen die Leitlinie als hilfreiches Repetitorium wahr. Einige wenige
Ärzte gaben an, dass die Leitlinie in ihren Augen überflüssig sei, da sie schon immer
entsprechend gehandelt hätten (17,6%) oder die Leitlinie nicht umsetzbar sei (5,9%). Bei der
differenzierten Beurteilung von Kurz- und Langfassung zeigten sich deutliche Unterschiede:
Während sich für die Langfassung ein sehr heterogenes Bild ergab, fiel die Bewertung der
Kurzfassung, von einem Ausreißer abgesehen, insgesamt gut bis sehr gut aus (Übersichtlichkeit,
Anwendungsorientierung, Verständlichkeit je 94,1%). Die Langfassung wurde von 35,3% der
teilnehmenden Ärzte als wenig übersichtlich wahrgenommen. Auch die Bewertung von
Anwendungsorientierung und Verständlichkeit der Leitlinienlangfassung fiel widersprüchlich
aus. Eine ähnlich uneinheitliche Rückmeldung zeigte sich bei der Frage nach der generellen
Eignung der Leitlinie (Langfassung) für die hausärztliche Praxis. Während 17,7% der
teilnehmenden Ärzte die Eignung der Leitlinie für den Praxisalltag kritisch sahen, kamen die
übrigen Teilnehmer zu einer überwiegend positiven Bewertung. Eingebrachte
Verbesserungsvorschläge von Seiten der Ärzte wurden in den Fokusgruppendiskussionen vertieft
besprochen und sind an entsprechender Stelle aufgeführt.

1. In welchem Ausmaß haben Sie sich mit dem Inhalt der Leitlinie vertraut gemacht?

Skala von 1= gar nicht bis 7 = sehr intensiv

Anzahl n = 17 (MW = 5,18)


7 3 (17,6%)
182
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

6 1 (5,9%)
5 11 (64,7%)
4 0
3 2 (11,8%)
2 0
1 0

2. Besteht Ihrer Meinung nach die Notwendigkeit einer Leitlinie zum Thema Thoraxschmerz?

Anzahl n = 17
ja 14 (82,4%)
nein 3 (17,6%)

3. Ist die Patientenzielgruppe in der Leitlinie Ihres Erachtens nach eindeutig definiert?

Anzahl n = 17
ja 16 (94,1%)
nein 1 (5,9%)

4. Inwieweit stimmen Sie mit den wesentlichen Empfehlungen der Leitlinie überein?

Skala von 1= gar nicht bis 7 = sehr stark

Anzahl n = 17 (MW = 5,94)


7 7 (41,2%)
6 2 (11,8%)
5 8 (47,1%)
4 0
3 0
2 0
1 0

183
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

5. Die Autoren der Leitlinie haben sich bewusst auf Ursachen des Brustschmerzes beschränkt, die
sie aufgrund der Häufigkeit und/ oder Bedrohlichkeit als relevant für die hausärztliche Praxis
betrachten. Vor allem Erkrankungen, die in der hausärztlichen Praxis sehr selten sind, finden eine
geringe oder keine Berücksichtigung. Ist dies sinnvoll?

Anzahl n = 16
ja 16 (100%)
nein 0
Anmerkungen der Ärztinnen und Ärzte:
- aber z.B. Diabetes ist häufig und wird nicht abgefragt
- Lungenembolie, Pleurapneumonie

6. Halten Sie diese Leitlinie…

für interessant, da sie einige für Sie neue Aspekte beinhaltet?


Anzahl n = 17
ja 13 (76,5%)
nein 4 (23,5%)
als Repetitorium für hilfreich?
Anzahl n = 17
ja 14 (82,4%)
nein 3 (17,6%)
für überflüssig, da Sie schon immer entsprechend gehandelt haben?
Anzahl n = 17
ja 3 (17,6%)
nein 14 (82,4%)
für überflüssig, da nicht umsetzbar?
Anzahl n =17
ja 1 (5,9%)
nein 16 (94,1%)

7. Wie bewerten Sie die Langfassung hinsichtlich folgender Aspekte?

Übersichtlichkeit
Skala von 1 = gar nicht übersichtlich bis 7 = sehr übersichtlich

Anzahl n = 17 (MW = 4,59)


7 3 (17,6%)
6 0
5 8 (47,1%)
4 0
3 5 (29,4%)
184
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

2 1 (5,9%)
1 0
Anwendungsorientierung
Skala von 1 = gar nicht anwendungsorientiert bis 7 = sehr anwendungsorientiert

Anzahl n = 17 (MW= 5,35)


7 6 (35,3%)
6 0
5 7 (41,2%)
4 2 (11,8%)
3 2 (11,8%)
2 0
1 0
Verständlichkeit
Skala von 1 = gar nicht verständlich bis 7 = sehr verständlich

Anzahl n = 17 (MW= 5,71)


7 7 (41,2%)
6 2 (11,8%)
5 5 (29,4%)
4 2 (11,8%)
3 1 (5,9%)
2 0
1 0
Anmerkungen der Ärztinnen und Ärzte:

- insgesamt recht schlecht

- ziemlich lang; bei der knappen Zeit etwas mühsam

185
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

8. Wie bewerten Sie die Kurzfassung hinsichtlich folgender Aspekte?

Übersichtlichkeit
Skala von 1 = gar nicht übersichtlich bis 7 = sehr übersichtlich

Anzahl n = 17 (MW = 6,18)


7 9 (52,9%)
6 4 (23,5%)
5 3 (17,6%)
4 0
3 1 (5,9%)
2 0
1 0
Anwendungsorientierung
Skala von 1 = gar nicht anwendungsorientiert bis 7 = sehr anwendungsorientiert

Anzahl n = 17 (MW= 6,29)


7 10 (58,8%)
6 4 (23,5%)
5 2 (11,8%)
4 0
3 1 (5,9%)
2 0
1 0
Verständlichkeit
Skala von 1 = gar nicht verständlich bis 7 = sehr verständlich

Anzahl n = 17 (MW= 6,24)


7 10 (58,8%)
6 3 (17,6%)
5 3 (17,6%)
4 0
3 1 (5,9%)
2 0
1 0

Anmerkungen der Ärztinnen und Ärzte:

- als Repetitorium gut, aber Praxisrelevanz fraglich

186
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

9. Wie bewerten Sie die Leitlinie (Langfassung) in Bezug auf ihre generelle Eignung für die

hausärztliche Praxis?

Skala von 1= sehr schlecht bis 7 = sehr gut

Anzahl n = 17 (MW = 5,00)


7 4 (23,5%)
6 0
5 10 (58,8%)
4 0
3 2 (11,8%)
2 0
1 1 (5,9%)
Anmerkungen der Ärztinnen und Ärzte:

- als einmalige Lektüre: ok, als Arbeitsmittel: nein

10. Welche Aspekte könnten Ihrer Meinung nach noch verbessert werden bzw. fehlen (noch) in der

Leitlinie?

- Leitlinie beinhaltet fast alles, was wir bis dato „spekulativ intuitiv“ gemacht haben; brauchen wir für
alles Leitlinien?
- Die Leitlinie braucht nicht verbessert zu werden!
- Vollständig
- Fragebogen: fehlt die Frage nach bewegungsabhängigem Schmerz bzw. durch Bewegung
modifizierbaren Schmerz; Patienteneinschätzung oft uneindeutig beantwortet
- Risikosituation: Rauchen, Diabetes
- Mitgabezettel hat sich nicht umsetzbar gezeigt; verängstigt die Patienten
- Differenzierung thorakaler Beschwerden und KHK, wenn beides vorliegen kann, vorliegt
- Die Langfassung ist einfach zu lang! Kurzfassung gut

6.4.3. Medizinische Fachangestellte


Das Leitlinienmodul „Ablaufschema/ Weichenstellung“, das den medizinischen Fachangestellten
die Dringlichkeitseinschätzung von Patienten mit Thoraxschmerzen erleichtern sollte, stieß auf
geteilte Meinungen. Nur die Hälfte der befragten Angestellten gab an, das Modul vollständig
gelesen und am Arbeitsplatz verfügbar zu haben. Dass das Ablaufschema im persönlichen oder
Telefonkontakt mit den Patienten hilfreich gewesen sei, bejahte nur ein Drittel der Befragten.

187
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Während von der Hälfte der medizinischen Fachangestellten zu den weiteren Fragen keine
Angaben gemacht wurden, gaben die übrigen an, die im Modul aufgeführten Kriterien geeignet
zu finden. Des Weiteren empfand die Hälfte der medizinischen Fachangestellten das
Ablaufschema weder als miss- oder unverständlich, falsch oder überflüssig. Resümierend kann
festgehalten werden, dass die Leitlinienempfehlung, das Ablaufschema zu verwenden, nur auf
eine mäßige Resonanz stieß.

1. Haben Sie das Ablaufschema/Weichenstellung für Praxismitarbeiter/-innen vollständig gelesen?

Anzahl n = 12
ja 6 (50,0%)
nein 6 (50,0%)

2. War das Ablaufschema/Weichenstellung am Arbeitsplatz verfügbar?

Anzahl n = 12
ja 5 (41,7%)
nein 3 (25,0%)
keine Angaben 4 (33,3%)

3. War das Ablaufschema/Weichenstellung im persönlichen Kontakt mit Patienten hilfreich?

Anzahl n = 12
ja 4 (33,3%)
nein 3 (25,0%)
keine Angaben 5 (41,7%)

Anmerkungen der medizinischen Fachangestellten:

- Arbeitsweise entspricht weitgehend der Leitlinie


- Nur zum Teil; überwiegend nach eigenem Ermessen gehandelt
- Wir arbeiten nach einem praxisinternen Schema, welches dem in etwa entspricht

4. War das Ablaufschema/Weichenstellung beim Telefonkontakt mit Patienten hilfreich?

Anzahl n = 12
ja 3 (25,0%)
nein 4 (33,3,%)
keine Angaben 5 (41,7%)

188
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Anmerkungen der medizinischen Fachangestellten:

- Arbeitsweise entspricht weitgehend der Leitlinie


- Patienten geben selten am Telefon die Beschwerden an
- Nach eigenem Ermessen gehandelt
- Wir arbeiten nach einem praxisinternen Schema, welches dem in etwa entspricht

5. Sind die im Ablaufschema/Weichenstellung zitierten Kriterien Ihres Erachtens für die Leitfragen

des Ablaufschemas geeignet?

Anzahl n = 12
ja 6 (50,0%)
nein 0
keine Angaben 6 (50,0%)

189
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

6. Fanden Sie das Ablaufschema…

missverständlich oder unverständlich?


Anzahl n = 12
ja 0
nein 6 (50,0%)
keine Angaben 6 (50,0%)
aus Ihrer Sicht falsch?
Anzahl n = 12
ja 0
nein 7 (58,3%)
keine Angaben 5 (41,7%)
aus Ihrer Sicht überflüssig?
Anzahl n = 12
ja 0
nein 6 (50,0%)
keine Angaben 6 (50,0%)

Anmerkungen der medizinischen Fachangestellten:

- umständlich

7. Anmerkungen, Vorschläge, Kritik

- ergibt sich aus den ausgefüllten Punkten

6.4.4. Patienten
Nur eine Minderheit (29,6%) der Patienten, die von ihrem Hausarzt das Leitlinienmodul
„Sicherheitsnetz“ erhalten hatte, gab an, dieses gelesen zu haben. Die überwiegende Mehrheit
hingegen hatte das Merkblatt nicht gelesen oder keine Erinnerung daran. Bei den darauf
folgenden Fragen reduzierte sich die Anzahl der auswertbaren Antworten zunehmend. 14,0% der
Patienten gaben an, dass das Sicherheitsnetz für sie verständlich sei, 18,5% fühlten sich durch das
Merkblatt sehr gut darüber informiert, wie sie sich in einer Notsituation verhalten sollten. Keiner
der befragten Patienten meinte, in den letzten Wochen mit einer Situation konfrontiert gewesen
zu sein, in der er/sie auf das Sicherheitsnetz hätte zurückgreifen müssen. Während 81,5% der
Befragten keine Angaben machten, wie sicher sie sich durch das Merkblatt fühlten, bestätigten

190
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

11,1% der Patienten, sich durch die Patienteninformation sehr sicher zu fühlen. Aufgrund der
niedrigen Responderrate lässt sich insgesamt konstatieren, dass das Leitlinienmodul
„Sicherheitsnetz“ auf Patientenseite wenig Anklang fand.
1. Haben Sie die Info „Sicherheitsnetz“ vollständig gelesen?

Anzahl n = 27
ja 8 (29,6%)
nein 5 (18,5%)
keine Angaben 14 (51,9%)

Anmerkungen der Patienten:

- ja, aber kann sich nicht mehr daran erinnern

2. Für wie verständlich halten Sie die Info „Sicherheitsnetz“?

Skala von 1= gar nicht verständlich bis 3 = sehr verständlich

Anzahl n = 27 (MW = 2,80)


3 4 (14,8%)
2 1 (3,7%)
1 0
keine Angaben 22 (81,5%)

3. Inwieweit fühlen Sie sich durch die Info „Sicherheitsnetz“ darüber informiert, wie Sie sich in einer

Notfallsituation verhalten sollen?

Skala von 1= gar nicht informiert bis 3 = sehr gut informiert

Anzahl n = 27 (MW = 3,00)


3 5 (18,5%)
2 0
1 0
keine Angaben 22 (81,5%)

191
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

4. Sind in den letzten Wochen Situationen aufgetreten, in denen Sie auf die Patienteninformation

zurückgegriffen haben?

Anzahl n = 27
ja 0
nein 7 (25,9%)
keine Angaben 20 (74,1%)

5. Wie sicher fühlen Sie sich durch die Patienteninformation?

Skala von 1= gar nicht sicher bis 3 = sehr sicher

Anzahl n = 27 (MW = 2,6)


3 3 (11,1%)
2 2 (7,4%)
1 0
keine Angaben 22 (81,5%)

Anmerkungen:

• Folgende Fragen wurden von keinem der befragten Patienten beantwortet:

o Welche Informationen fehlen Ihres Erachtens in der Info „Sicherheitsnetz“?


o Hätten Sie sich in diesen Situationen anders verhalten, wenn Sie die Patienteninformation
nicht gekannt hätten?

• Die Modifikation der oben genannten Frage in „ Hätten Sie sich in diesen Situationen anders

verhalten, wenn Sie die Patienteninformation gekannt hätten?“ erbrachte folgende Antworten:

o ja, weniger Angst gehabt, ein bisschen abgewartet


o ja, besser reagiert, früher zum Arzt

• Anmerkungen der Telefoninterviewer (bei Patienten, die kaum Angaben gemacht haben):

o Patient ist Rettungssanitäter, kennt sich aus, daher keine Notwendigkeit für Info
o konnte nicht befragt werden (Sprachprobleme); wusste überhaupt nicht, worum es geht
o hat Sicherheitsnetz nicht gelesen
o Patient meint, kein "Netz" erhalten zu haben (3 x)
o kennt er nicht
o Patient kann sich nicht erinnern (5 x)

192
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

o fehlt, da Telefonbefragung vor Existenz des FB im Dezember stattfand (2 x)


o drop out (5 x)

6.4.5. Fallbezogene Bewertung

Globale Auswertung
Für insgesamt n=265 Beratungsfälle gaben die Prüfärzte fallbezogene Rückmeldung über Nutzen
und Angemessenheit der Leitlinie. In 87,9% der Beratungsfälle beurteilten die Prüfärzte die in
der Leitlinie empfohlene Vorgehensweise als angemessen. In 40% der individuellen
Beratungsfälle sahen die Prüfärzte darüber hinaus einen Mehrwert durch die Kenntnis der
Leitlinie. Die Gründe für die fehlende Wahrnehmung eines Mehrwertes durch die Leitlinie waren
vielfältig und sind untenstehend aufgeführt. In 76,9% der Beratungsfälle gaben die Prüfärzte an,
stark oder sehr stark leitlinienkonform gehandelt zu haben, in 13,6% der Fälle schätzten die
Hausärzte ihr gewähltes Vorgehen als wenig oder nicht leitlinienkonform ein. Nur etwa ein
Zehntel der Studienpatienten erhielt im Anschluss an die Konsultation die Patienteninformation
„Sicherheitsnetz“.

1. Ist das in der Leitlinie vorgeschlagene Vorgehen bei diesem Patienten angemessen?

Anzahl n = 267
ja 234 (87,4%)
nein 33 (12,4%)

Begründungen der nein-Antworten:

- obwohl die Wahrscheinlichkeit einer KHK relativ gering ist, ist die Schilderung der Symptome so
klassisch, dass inv. Diagnostik sinnvoll ist
- orthopädische Symptome/Beschwerden (10 x)
- keine typ. Symptomatik
- psychovegetative Symptome
- anamnestisch relativ klarer Befund (4 x)
- Risikofaktoren nicht angemessen berücksichtigt
- Risiko ist mittelhoch; psychosomatische Überlagerung als Ursache
- Risiko war nur mittelhoch
- kardiologische Diagnostik wurde schon durchgeführt
- fraglich ist, wie der Score bewertet werden soll
193
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

- Wahrscheinlichkeit zu niedrig
- kenne Patienten; bekannte Kyphose, COPD, psychisch
- Beschwerden vor 12 Stunden
- massives Giemen über die gesamte Lunge
- Angststörung nicht ausreichend berücksichtigt
- Ängste durch Diagnostik vermindern
- erfasst Diagnose nicht

2. Hat Ihnen die Leitlinie bei diesem Patienten einen Mehrwert gebracht?

Anzahl n = 266
ja 107 (40,0%)
nein 159 (60,0%)

Begründungen der nein-Antworten:

- halte kardiale Ursache für unwahrscheinlich


- KHK ist bekannt und behandelt; die Beschwerden waren passager während des VHF, danach SR
und beschwerdefrei
- hätte ich ohne genauso/nicht anders gemacht (4 x)
- relativ eindeutiger Befund
- nach EKG und Anamnese klare Diagnose
- Patientin wünscht keine stationäre Einweisung
- Patientin war schon beim Kardiologen
- wegen Hinweis auf Perkussion; hätte ich sonst vielleicht nicht gemacht; war sehr eindeutig
- Herpes Zoster und bewegungsabhängiger Schmerz
- Diagnostik ist vorher gelaufen
- zu komplex; Infekt und KHK und psych. Belastung
- klarer DS
- gibt kardiologischen Ausschluss einer KHK
- DD zu schwierig, irgendwie zu komplex
- nach eindeutiger Schilderung des Patienten
- eindeutiger Sachverhalt
- sowohl Hinweise auf Angststörung als auch für Brustwandsyndrom und resp. Infekt
- eindeutiger Zusammenhang der Schmerzen
- ich sehe von der Leitlinie eher ein niedriges Risiko, aber vom Gespür ein etwas höheres
- gibt vorherige kardiologische Untersuchung
- komplexer Sachverhalt (2 x)

194
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

- klare Schilderung
- Entscheidungskriterien waren unter niedrigem/ mittlerem Risiko unsicher (meint der Patient)
- Schmerzen durch Palpation nicht reproduzierbar, trotzdem bewegungsabhängig
- Patient bekannt
- nach US und Klinik höhere Wahrscheinlichkeit für KHK
- weil wir es immer so überlegten
- multimorb. Patient
- Anamnese führt zu Diagnose
- lese die Leitlinie nicht bei jedem Patienten neu nach
- Anamnese und Befund eindeutig (3 x)
- 56%
- erfasst Diagnose nicht
- Vorgehen auch ohne Leitlinie identisch/ immer nach LL behandelt wird (15 x)
- Überlegungen laufen automatisch ab

3. Inwieweit haben Sie entsprechend der Leitlinienempfehlung gehandelt?

Skala von 1= gar nicht bis 7 = sehr stark

Anzahl n = 265 (MW = 3,88)


5 95 (35,8%)
4 109 (41,1%)
3 25 (9,4%)
2 28 (10,6%)
1 8 (3,0%)

4. Patient hat eine Patienten-Info „Sicherheitsnetz“ erhalten.

Anzahl n = 265
ja 27 (10,2%)
nein 237 (89,4%)
keine Angaben 1 (0,4%)

Arztbezogene Auswertung
Um neben dem Globalurteil Aussagen über intraindividuelle Tendenzen treffen zu können,
wurden die fallbezogenen Fragen zusätzlich auf Arztebene ausgewertet. Dabei zeigten sich
zwischen den teilnehmenden Ärzten deutliche Unterschiede. Während einige Ärzte die Leitlinie
bei jedem rekrutierten Patienten für angemessen hielten, bewerteten andere Teilnehmer die Frage
195
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

etwas differenzierter. Auch bei der Frage nach dem Mehrwert durch die Leitlinie wurden
Differenzen zwischen den Ärzten deutlich. So fanden sich Hausärzte, die bei jedem
Studienpatienten einen Mehrwert durch die Leitlinie wahrnahmen ebenso wie Ärzte, die in der
Leitlinie keinen zusätzlichen Gewinn sahen oder aber eine ausbalancierte Bewertung von
Mehrwert und Nicht-Mehrwert bei ihren Studienpatienten angaben. Eine Vielzahl der befragten
Hausärzte gab an, sich in allen Fällen leitlinienkonform verhalten zu haben. Bei manchen Ärzten
zeigten sich in der Selbsteinschätzung bei wenigen bis einigen Patienten jedoch Abweichungen
von den Empfehlungen der Leitlinie. Bezogen auf die Patienteninformation „Sicherheitsnetz“
unterschieden sich die Teilnehmer stark voneinander: Nur 8 Hausärzte gaben die Information an
ihre Patienten aus, wovon sich ein Großteil der ausgeteilten Sicherheitsnetze auf zwei Ärzte
konzentrierte.

1. Ist das in der Leitlinie vorgeschlagene Vorgehen bei diesem Patienten angemessen?

2. Hat Ihnen die Leitlinie bei diesem Patienten einen Mehrwert gebracht?

196
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

3. Inwieweit haben Sie entsprechend der Leitlinienempfehlung gehandelt?

197
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

4. Patient hat eine Patienten-Info „Sicherheitsnetz“ erhalten.

Fokusgruppen
Die Ergebnisse der Fokusgruppendiskussionen sind im Folgenden nach Kategorien sortiert
dargestellt. Neben einer Zusammenfassung der einzelnen Unterpunkte sind die jeweiligen
Einzelbeiträge aufgelistet.

198
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Leitlinie allgemein:
Die Leitlinie „Thoraxschmerz“ wurde von den teilnehmenden Hausärzten im Großen und Ganzen
positiv beurteilt. Insbesondere ihr Nutzen als Strukturhilfe im Praxisalltag wurde hervorgehoben. Auch
die Einfachheit der Anwendung sowie ihr Lehrcharakter wurden betont.
Kritisch wurde angemerkt, dass der Umgang mit Doppeldiagnosen/-belastungen wie Diabetes,
Rauchen, Psyche, familiärer Belastung oder KHK unzureichend berücksichtigt wurde, wodurch die
Diagnosesicherheit – die ansonsten als relativ gut eingeschätzt wurde und für die das Auslösen eines
interkostalen Druckschmerzes, der Score sowie das EKG relevante Einflussfaktoren waren –
eingeschränkt sein könnte. Uneinigkeit zeigte sich bei der Frage nach der Wichtigkeit des
Troponintests.
Es wurde angeregt, das Layout in der Art zu verändern, dass sich relevante Textabschnitte in ihrem
Erscheinungsbild von den übrigen Textpassagen abheben. Daneben wurde der Wunsch geäußert,
den KHK-Score in Form einer Schreibtischunterlage vorliegen zu haben. Auch die Erweiterung der
Leitlinie um mögliche Gesprächsauswege wurde als wünschenswert hervorgehoben. Es wurde zudem
vorgeschlagen, eine PC-Version der Leitlinie anzufertigen und den Patienten – ähnlich wie bei arriba –
stärker in die Konsultation einzubinden.

Lob Und hatte also so meine Strukturen im Kopf. Wo


guck ich? Was mach ich? Wie geh ich vor? Und
das fand ich schon mal ausgesprochen hilfreich.
(FG1, A1)

Und das fand ich halt auch, es war eigentlich


einfach, denk ich. Da konnte jeder mitmachen,
letztendlich, ohne lange Überzeugungsarbeit
leisten zu müssen. (FG1, A1)

Also für mich war das einfach lehrreich,


selbstreflexiv, sich mit dieser Sache
auseinanderzusetzen, und ich fand`s interessant.
(FG1, A4)

Und für mich, vielleicht ist das auch was ganz


Persönliches, aber ich hab das gerne mal wieder
nach so vielen Jahren Praxis, auch mal wieder
so ne Struktur, die, mit der ich mich einfach mal
wieder neu beschäftige. (FG1, A1)

199
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Und ich finde das sinnvoll, wie das gemacht


worden ist, abgesehen von ein paar kleinen
Fehlern, die wir alle noch übersehen haben, auch
in der Anfangsbesprechung. (FG2, A5)

Kritik Also jetzt fällt mir zum Beispiel hier ein, steht hier
was von Diabetes? Steht hier nix drin, glaub ich,
gell? Also wenn einer Diabetiker ist,
meinetwegen, über fünfzig, dann hat er für mich
schon mal von vornherein ein höheres Risiko,
wenn er Raucher ist, auch. Ich glaub, das steht
hier gar nicht. (FG2, A4)

Also jedenfalls hab ich mir gemerkt, das heißt, für


mich sind Diabetiker schon mal vorne weg immer
risikobehaftete Menschen. Das steht hier
nirgendwo, das steht auch nicht im Score. (FG2,
A4)

Ja gut, da müsste man jetzt lang drüber


nachdenken, ob das jetzt so wichtig ist und wie
viel das ins Gewicht fällt, und was ist zum
Beispiel mit dem Rauchen und so als
Risikofaktor oder familiäre Belastungen. (FG2,
A4)

Und zu differenzieren, wenn da so viel


zusammenkommt, wenn was Psychisches
zusammenkommt, dann wird es richtig schwierig.
Und dann ist man, landet man immer wieder bei
seinem Bauchgefühl. Und ich, also wenn was
schwierig war, dann war das sicherlich, da genau
zu differenzieren. Und da ist die Leitlinie zu grob,
oder es gibt so ne Art klinische Erfahrung, die
dadurch nicht abgedeckt wird. Ansonsten hilft sie
einem natürlich, Vieles im Blick zu behalten.
(FG2, A11)

200
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Es bleibt eben die Schwierigkeit, wenn Leute


beides haben, also wenn Leute eine KHK haben
und eine Interkostalneuralgie oder eine
Blockierung oder so etwas. Dann, diese
Schwierigkeit bleibt halt. (FG2, A9)

Verbesserungsvorschläge Ja, also wenn so was dick gedruckt ist oder


abgesetzt oder was weiß ich, dann würde ich ja
eher mal irgendwo hängen bleiben. (FG2, A6)

Und was ich gut fände, wäre eine


Schreibtischunterlage, eine schöne durchsichtige
Schreibtischunterlage. (FG2, A11)

Und wenn wir uns mit der Aufmachung befassen,


also ich find ein Poster schlecht, weil ich kann
schlecht, also ich find’s ungünstig, an die Wand
zu gucken, weil der Patient ja das Gefühl hat,
dass ich nachgucke, das kann ich nicht machen.
Aber was Sie sagten, so auf’m Schreibtisch, so
unauffällig da liegen haben, das würde mir auch,
das gefällt mir auch gut. (FG2, A6)

Und so ein paar Gesprächsauswege irgendwie


zusammenstellt. (FG2, A11)

Aber dass der Patient dann anhand dieses


Schaubilds selbst die Entscheidung trifft, das ist
ja viel besser, als wenn ich ihm das sage, dann
treten ja wieder zwei Autoritäten gegeneinander
auf. Und wenn ich ihm das jetzt sage und ihm
das zeige, also zwischen absolutem und
relativem Prozent, und jetzt kann er das selbst
entscheiden. (FG2, A9)

Ja, im PC müssen Sie es aufrufen, hab ich auch


da. Aber so was wär, glaube ich, um einen noch
mal kurz zu erinnern, "Mensch, drück doch noch
201
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

mal eben drauf", oder mal eben schnell den


Score noch mal vergegenwärtigen. (FG2, A11)

Wenn man so was auf Stichwort im Computer


hat, dass dann ein Button aufgeht, "Hier Leitlinie
verfügbar", wo man dann drauf klickt, und dann
hat man diese Kurzfassung im Computer oder
so, wo man dann genau so wie beim arriba dem
Patienten zeigen kann, "Hier, nach diesem
Schema gehen wir jetzt vor, und so arbeiten wir
das ab, um da eine höchstmögliche Sicherheit zu
bekommen". (FG2, A10)

Troponin Ich denke auch, dass der Troponintest da fehlt.


(FG2, A9)

Also für mich ist der Troponintest schon wichtig,


also ich würde da Gegenposition beziehen.
(FG2, A9)

Aber ich denke, dass der Troponintest für mich


ein wichtiger Baustein ist, wenn ich wirklich
denke, es könnte vom Herzen kommen. (FG2,
A9)

In der Langfassung waren, glaube ich, relativ


kritische Äußerungen zu Troponin, wenn ich das
richtig im Kopf habe. Das hat mich sehr bestärkt.
Und sich auf ein negatives Troponin zu
verlassen, ist so eine Sache. Ein positives
macht's einem natürlich einfacher, aber das
entnahm ich der Leitlinie genauso kritisch wie ich
vorher damit war. (FG2, A11)

Diagnosesicherheit Und das andere ist, was eben auch ganz wichtig
ist, denke ich, ob man interkostal durch so ein en
Druck hier irgendwas auslösen kann, als

202
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Sicherheit. Und wenn das ist, und das ist typisch,


dann ist das auch für mich ein Hinweis, dass das
eher eine interkostale Sache ist. Also diese zwei
Punkte waren für mich ganz besonders wichtig.
(FG2, A9)

Mein Problem ist, es gibt ja viele Leute, die


haben eine KHK und haben trotzdem
Herzschmerzen. Da krieg ich meine
Bauchschmerzen. Das heißt, der hat eine, aber
ich meine jetzt, diese Schmerzen, die sind eben
keine KHK. Und das sind für mich die kniffeligen
Fälle eigentlich. (FG2, A9)

Das variierte. Also ich habe im Mittel dreißig


Patienten ungefähr gehabt. Ich würde mal sagen,
bei zwei bis drei war ich dem Gefühl nach bei
einem hohen Risiko, und der hatte nur ein
niedriges. Und bei ein bis zwei hatte ich das
Gefühl, er hatte ein niedrigeres, und er hatte ein
höheres. (FG2, A11)

Ich hatte einen, da war ich mir sicher, relativ


sicher. Der ist mit blandem Befund bei bekannter
KHK aus dem Krankenhaus wieder zurück
gekommen. Ich habe aber den Notarztbericht
nachgefordert und da das Zwölf-Kanal-EKG
gesehen, und das war eindeutig mit
Ischämiezeichen, die hinterher nicht mehr da
waren. Aber irgendwie war das EKG dann
verschwunden oder so was. Aber von daher wird
das Ergebnis anders aussehen, wobei ich mir
sicher bin, dass, also wenn das Zwölf-Kanal-EKG
okay war, dass es eine Ischämie war. (FG2, A11)

Kann jetzt nicht sagen, dass ich irgendwo mal


eine Nacht schlecht geschlafen hätte deswegen
oder mir irgendein Fehler hochgekommen wäre,

203
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

was ich kenne aus meiner Berufserfahrung, dass


man nachts im Bett liegt, und plötzlich fällt einem
der Patient xy ein, und dann fällt einem plötzlich
ein, da hat man irgendwas übersehen oder hat
was verkehrt gemacht oder hat auf irgendwas
nicht richtig reagiert oder so. Aber das war jetzt
dabei nicht so. (FG1, A3)

Das mach ich auch nicht so, dass ich ein


negatives EKG, also ein unauffälliges EKG, für
bare Münze nehme. Ich setz das nur als
Instrument erst mal ein, um jetzt die
fünfundneunzig Prozent der Patienten, die auch
nix haben, erst mal beruhigen zu können. Das
beruhigt die wirklich ganz außerordentlich. (FG1,
A3)

Langfassung:
Länge und Aufmachung der Langfassung wurden von den Teilnehmern kontrovers diskutiert.
Während die erste Fokusgruppe die Leitlinie als „schnörkellos“, „vollständig“ und „gut lesbar“ lobte,
gab es in der zweiten Fokusgruppe einige kritische Stimmen, die die Langfassung der Leitlinie als
„grauenhaft“, „langatmig“ und „komplex“ kritisierten, was bei einigen Prüfärzten dazu geführt habe,
dass die Langfassung nicht (vollständig) durchgelesen worden sei.
Lob Und das ist in dieser Leitlinie, meines Erachtens,
relativ schnörkellos, und ohne dass etwas fehlt,
dargelegt. (FG1, A3)

Ich glaube, Sie haben das schon ganz treffend


gesagt, es ist einfach schnörkellos. Das ist was,
wo man nicht ständig nachlesen muss, sondern
das hat man einfach vor Augen, hat es im Kopf.
(FG1, A1)

Das hat es getroffen. Es gibt nichts, was da


vergessen worden ist Es ist einfach ein
Ablaufschema, so wie es idealerweise sein sollte
und wie man's idealerweise intuitiv, wenn man

204
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

viel Berufserfahrung hat, auch macht. (FG1, A2)

Und auch das fand ich, hab ich erst gedacht „Oh
je, jetzt hab ich richtig viel zu tun und so“, auch
das war gut lesbar. Also ich hab mir halt mal Zeit
genommen, bin das durchgegangen. Es war
okay. (FG1, A1)

Kritik Also die Langfassung fand ich grauenhaft. Also


ich hab sie nach drei Vierteln weggelegt, ich hab
sie nie wieder angeguckt, und das habe ich auch
in der Evaluation geschrieben. Ich fand sie echt
fürchterlich. (FG2, A10)

langatmig (FG2, A10)

so komplex (FG2, A9)

Und mit der Langfassung, ich meine, wann soll


man die lesen? Also ich hab das durchgeblättert
und hab gedacht, „Wo fängste hier an?“. Dann ist
es ja alles, es ist ja irgendwie auch nicht schön
aufgemacht. Ja, also wenn so was dick gedruckt
ist oder abgesetzt oder was weiß ich, dann würd
ich ja eher mal irgendwo hängen bleiben. Aber
ich hab die nicht lesen können. (FG2, A6)

Ganz, relativ früh versackt. Klar hab ich noch mal


quer versucht, aber es war unmöglich. Aber die
Langfassung, die werd ich auch nie lesen. (FG2,
A6)

Ich glaube, da guck ich jetzt erst mal nicht mehr


rein. (FG1, A1)

Kurzfassung:
Durchgängig positives Feedback erhielt die Kurzfassung der Leitlinie. Neben dem Layout („schön“)

205
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

wurde insbesondere der Nutzen als Strukturhilfe und Repetitorium („übersichtlich“, „praktikabel“)
positiv hervorgehoben. Lediglich vereinzelt wurde die Kurzfassung – insbesondere der Abschnitt
„Infekte“ – als zu lang kritisiert.
Lob Die Kurzfassung, die find ich sehr gut und sehr
übersichtlich. Auch das Farbliche find ich gut
oder, dass sie verschieden abgesetzt sind. Und
einfach auch als Strukturhilfe, dass du nichts
vergisst. (FG2, A6)

Aber ich finde, dass die Kurzfassung, die ist


wirklich schön gemacht mit den farblich
abgesetzten Informationen und den Verweisen
und den ganzen, also die hat mir gut gefallen.
(FG2, A6)

Das ist prima, also anhand dieser Kurzfassung.


(FG2, A10)

Aber die Idee, das auf so einem Din A4-Dings


irgendwo liegen zu haben, wo ich weiß, wo ich
sie im Zweifelsfall noch mal nachgucken kann,
das ist hilfreich. (FG2, A10)

Die Kurzfassung als Repetitorium immer wieder


gern genommen und ist auch nach wie vor noch
hilfreich. (FG2, A10)

Und da ist wiederum dieses Marburger Ding, es


ist ja eine kleine Leitlinie im Prinzip, hilfreich, weil
es nicht so kompliziert ist wie die große Leitlinie,
schon mal so eine grobe Orientierung zu
bekommen. Ah, da haben ja auch wirklich, da
haben ja Leute ganz lange dran gearbeitet, die
alle aus der Praxis kommen. Da haben meines
Erachtens auch Fachärzte drüber geguckt, dass
keine Fehler drin sind. Das ist schon, ich find das
Ding ziemlich wasserdicht einfach. Aber, wie
gesagt, Kritikpunkt kann ich keinen erkennen.
206
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

(FG1, A3)

Und es ist praktikabel gewesen, es ist


übersichtlich. Vielleicht ein bisschen
umfangreich, aber da kommen wir vielleicht noch
zu, wahrscheinlich. Aber ich hab auch überlegt,
was man weglassen kann, aber man braucht
auch diese Faktoren letztlich alle, um es auch
umfassend und ausreichend zu bewerten. (FG1,
A2)

Ich finde es, die Leitlinie in der Kurzfassung


hilfreich, und wenn es nicht eine verpflichtende
Sache ist, die ich abarbeiten muss, sondern die
ich als Marker nehmen kann und wo trotzalledem
das Bauchgefühl nicht ausgeschaltet wird. (FG2,
A10)

Kritik Es ist eigentlich schon fast zu viel, also die ganze


Infektsache braucht, glaube ich, nicht ganz so
ausführlich da drauf zu stehen. (FG2, A11)

Und das darf dann nur das Allerwichtigste sein


und darf wirklich nur eine Seite sein. (FG2, A9)

Score:
Der KHK-Score wurden von den teilnehmenden Ärzten als wertvolle Entscheidungshilfe
ausgesprochen positiv angenommen („Herzstück“). Insbesondere die einfache Anwendung anhand
der 5 Kriterien wurde lobend hervorgehoben. Die Frage nach der Patienteneinschätzung wurde dabei
vielfach als positive Neuerung gewürdigt, aufgrund ihres Suggestivcharakters jedoch auch kritisch
diskutiert, wie am Beispiel der Behandlung von Patienten mit psychischen Belastungen deutlich wird.
Es wurde angeregt, eine Tischvorlage des KHK-Scores anzufertigen.
Score allgemein Und da ist mir bewusst geworden, dass eben die
Palpation, das Drücken auf den Rippenbogen
wichtig ist, oder gibt einen kleinen wichtigen
Hinweis, ist so. (FG2, A9)

207
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Das ersetzt ja fast die Leitlinie. Das hört sich jetzt


ein bisschen bösartig an, aber das komprimiert,
und das kann sich selbst so ein älterer Arzt nicht
merken. (FG2, A9)

Aber so als grobe Marschrichtung, als Tabelle,


wo ich wirklich meinen, im Allgemeinen meinen
Algorithmus abarbeiten kann, ist es eine schöne
Hilfestellung. (FG2, A10)

Der Score war manchmal hilfreich, weil er ein


bisschen anders war als meine Einschätzung.
Das fand ich immer sehr interessant. (FG2, A11)

Der Score ist wahrscheinlich wirklich ein


Herzstück. (FG2, A11)

Interessant fand ich jetzt diese


Herangehensweise, mit Hilfe dieses Scores, der
ja noch mal ein zusätzlicher Aufheller für mich
gewesen ist, im Prinzip mit fünf Fragen noch mal,
die wir natürlich auch immer so im Hintergrund
abhandeln. (FG1, A3)

Aber diese fünf Punkte haben mich schon sehr


beeindruckt. Und ich fand es eigentlich auch in
den meisten Fällen zutreffend, dass das Ganze,
dass es gut gepasst hat. Dass man mit fünf
Fragen relativ weitgehend eine
Entscheidungshilfe bekommt. (FG1, A3)

Und das fand ich ein interessantes Hilfsmittel.


(FG1, A3)

Und wie auch dieser Score, da hatte ich noch


nichts zu gesagt, also das einfach so als
Handwerkszeug, um sich zu disziplinieren und es

208
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

dadurch dann auch leichter zu haben. (FG1, A1)

Aber dieser KHK-Score ist noch mal zusätzlich


ein Tool, wie man Neudeutsch zu sagen pflegt,
um vielleicht noch ein bisschen mehr Sicherheit
zu bekommen. Oder wenn da einer mit vier bis
fünf Punkten kommt, dass man also noch
größere Aufmerksamkeit dieser ganzen Sache
irgendwie entgegenbringt. (FG1, A3)

Aber diese Kurzfassung da, also auf diesen


Score werde ich halt immer mal gucken, je
nachdem, wie ich ihn benötige. (FG2, A1)

Aber ich fände, als Tischvorlage für mich, wirklich


nur ganz klein, wäre dieser Marburger KHK-
Score. Da ist doch im Prinzip all das drin, was
auf der ersten Seite auf diesem Fragebogen mit
abgefragt worden ist. Da ist es einfach nur eine
Erinnerung „Hab ich das, hab ich das, hab ich
das, hab ich das?“ (FG2, A10)

Patienteneinschätzung Und zwei Dinge waren für mich wichtig. Einfach


zu sagen, was meint eigentlich der Patient?
Einfach zu sagen, meint der, es könnte vom
Herzen kommen oder nicht? Das ist ja immer die
Schwierigkeit rauszukriegen. (FG2, A9)

Also das heißt, mit diesem Hintergrund, das ist ja


auch in dieser Studie drin, was meint der Patient,
und das ein Stück ernst zu nehmen. (FG2, A9)

Also ich muss zugeben, dass ich zum ersten Mal


den Patienten überhaupt gefragt habe, „Sag mal,
meinste, das kommt vom Herzen?“ Ich hab mir
die Frage bei jedem Patienten gestellt, selber
gestellt, „Sag mal, kann das das Herz sein?“ Ich
wollt den aber auch nicht unbedingt
209
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

verunsichern. Ich hab jetzt nach dieser


Geschichte, nach den Leitlinien, hab ich die
gefragt „Sag mal, meinste, das könnte das Herz
sein, Infarkt, irgendwas?“ Und dann aufgrund
dessen hab ich dann halt weitergemacht und hab
das abgeklärt. Ist noch nicht ganz sicher nicht,
das ist neu. (FG2, A5)

Also ich denke, da kann manchmal so eine


Vorgabe eher ein Problem werden. Das heißt,
wenn ich dem Patienten die Frage stelle,
„Glauben Sie, das kommt vom Herzen?“, dann
kann ich manche Patienten einfach bestätigen
und die sagen „Ja, ja, das wollt ich Ihnen sagen!“
(FG2, A8)

Und andere, die werden erst hellhörig „Ne,


eigentlich habe ich gar nicht daran gedacht, aber
vielleicht, vielleicht doch.“ Und dann habe ich,
das ist die Suggestivfrage, dann habe ich eher
etwas Schlechtes bewirkt. Ich denke schon, dass
das so angedacht war, dass man die
herauspickt, die wirklich mit der Vorstellung
kommen „Ich hab hier was am Herzen, weil es so
beim Husten, dann zieht es hier so schön. Das
muss doch das Herz sein, über dem Herzen“. Die
kommen ja auch manchmal mit dieser Aussage
„Mein Herz tut weh“. Und dann weiß ich, er denkt
an das Herz, und das ist ja meistens nicht das
Herz. (FG2, A8)

Also ich frage Sie, "Glauben Sie, es kommt nicht


vom Herzen?", da sagen die meisten, "Ne, ich
glaube, das kommt nicht vom Herzen". Also oft.
Das ist für mich immer ein wichtiger Hinweis, in
welche Richtung das geht, finde ich schon. Also
wenn die Leute schon sagen, "Es kommt, es
könnte das Herz sein", na dann bin ich auch eher

210
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

bereit...(FG1, A2)

Also meine Erfahrungen waren, dass die


Patienten oft nicht eindeutig auf diese Frage
antworten konnten, dass sie gesagt haben, "Ja,
ich also, deswegen bin ich ja hier, weil, ich mach
mir Sorgen, es könnte das Herz sein. Aber sicher
bin ich mir nicht", und deswegen hab ich
manchmal auch, war die Frau I. etwas
unglücklich, weil ich dann das so mittendrin
irgendwie angekreuzt habe, ja, also was der
Patient eigentlich gesagt hat, weder ja noch nein.
Ist halt manchmal so, dass die Patienten diese
Frage nicht immer schwarz/weiß beantworten
konnten. (FG1, A3)

Ich hab sie dann immer gezwungen, dass...


entweder ja oder nein. Also sie mussten sich
festlegen, kurz gesagt. (FG1, A2)

Die Frage, was der Patient denkt, ist gerade bei


einer Herzerkrankung interessant. (FG2, A4)

Gerade wenn diese, wenn Alarmzeichen dazu


kommen eben wie, Patient denkt selber, das
kommt vom Herzen, dass man hellhörig wird.
(FG2, A2)

Also es sind ja eine ganze Reihe von Patienten,


da weiß man, dass die eigentlich psychische
Probleme haben und das somatisieren. Und bei
denen zu sagen, "Meinen Sie, dass es vom Herz
kommt?", ist natürlich so eine Sache. Und die
habe ich dann eher zurückhaltender gefragt als
Patienten, wo ich denke, dass das Psychische
nicht so im Vordergrund steht. (FG2, A6)

211
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Innovationen allgemein:
Zur Verbesserung der Implementierungschancen von medizinischen Innovationen wurde
vorgeschlagen, Leitlinien möglichst knapp zu halten, Checklisten beizulegen und wichtige
(medizinische) Informationen für den Hausarzt in adäquater Form aufzubereiten. Des Weiteren wurde
angeregt, im Bereich der Allgemeinmedizin mehr verpflichtend zu regeln und permanente, bezahlte
Fortbildungen zu etablieren.
Verbesserung der Implementierungschancen So, hätte man jetzt ein schönes Schema gehabt
mit Kreuzchen, dann hätte das Kreuzchen
gefehlt, und man hätte gesagt, "Hier, die muss
das noch nachholen". (FG2, A4)

Wie wird man sicherer? Indem Informationen


besser aufgearbeitet werden. Also ich könnte mir
gut vorstellen, dass die Allgemeinmedizin
ungeheuer profitieren könnte davon, dass dem
Hausarzt die Informationen mehr aufbereitet
werden. (FG2, A4)

Und jetzt aber, ich sag aber mal, um die Sachen


so wirklich gut aufzuarbeiten, wie hier zum
Beispiel, was für den Hausarzt relevant ist, das
würde was bringen. (FG2, A4)

Ja, man muss ja, also wenn man nur diese eine
Leitlinie hat, ist ja okay, aber wir müssen da ja
fünf oder sechs liegen haben, das ist ja das
Problem. Und das darf dann nur das
Allerwichtigste sein und darf dann wirklich nur
eine Seite sein. (FG2, A9)

Also nach einem Jahr, da müsste man wieder


alle Jahre eine Schulung machen oder so. (FG2,
A9)

Also deswegen fände ich's schon gut, wenn wir


so eine eine Kultur der permanenten
Fortentwicklung oder Schulung und so weiter

212
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

unserer Kollegen, wenn wir dazu kommen


könnten. Und da sehe ich halt das Problem, dass
bisher von uns immer verlangt wird, dass wir das
in unserer Freizeit umsonst, eventuell sogar noch
dafür bezahlen sollen oder so etwas machen
sollen, obwohl wir das für die Gesellschaft
eigentlich machen und wir ja eigentlich
Staatsbeamte sind, wenn wir im GKV-Bereich
arbeiten, für den Staat für billiges Geld das
Ganze umsetzen sollen. Also da hätte ich dann
auch ganz gerne eigentlich, dass von KVen oder
Kammern oder, je nachdem, wer immer das auch
macht, dass klar ist, "Okay, ihr kriegt", wie das
jetzt bei den Hausarztmodellen, die jetzt kommen
sollen, implementiert ist, "Ihr kriegt ein
vernünftiges Honorar, und dafür macht ihr bitte
auch eure regelmäßigen Fortbildungen, die ihr
auch nachweisen müsst". (FG1, A3)

Ich finde das eine sehr vernünftige


Vorgehensweise, dass die DEGAM diese
Versorgungsforschung, diese ganzen Dinge
mitbetreibt und versucht, die Allgemeinmedizin
dort zu infiltrieren, sozusagen. Aber es gibt keine
gesetzliche Grundlage, und es ist alles, beruht
bislang alles auf Freiwilligkeit. Wenn einer das
nicht will, muss er nicht. (FG1, A3)

Und wenn man dazu gezwungen wäre, irgendwie


mehr sich danach zu richten, wäre vielleicht
besser. (FG2, A4)

Also man muss immer wieder darauf


hingewiesen werden. (FG2, A9)

Es ist eigentlich der Austausch nicht so wichtig,


sondern meine eigene, dass ich sicherer werde.
(FG2, A9)

213
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Studienorganisation:
Die Studienorganisation wurde von den teilnehmenden Ärzten als sehr gelungen wahrgenommen.
Insbesondere die Durchführung einer Einführungs- und Abschlussveranstaltung sowie die Betreuung
durch eine Studienassistentin wurden lobend hervorgehoben.
Also, ich will nur mal persönlich sagen, ich finde
es eine sehr gute Initiative, es hat mir gefallen.
(FG1, A3)

Also, was ich halt wirklich richtig gut finde, ist,


dass das mit diesem Einführungsabend
begonnen hat, dass die Studie erklärt wurde,
worauf es ankommt, wir alle Sie kennengelernt
haben, das fand ich ausgesprochen hilfreich.
Man geht so etwas ganz anders an, als wenn
jetzt eine von Ihnen, zwar auch eine nette
Person, in die Praxis gekommen wäre und das
so erklärt hätte. Aber das ist, hat viel mehr
Einfluss und tut einfach auch gut. Genauso finde
ich es gut, auch diesen Abend hier, heute Abend
noch mal so zum Abschluss noch mal was
loszuwerden und auch zu hören, wie ging's den
anderen. Das hat irgendwie, das ist was Rundes,
das ist gut. (FG1, A1)

Kollegen:
Die Qualität der Leitlinie als Hilfsmittel für Medizinstudenten, PJler oder junge Kollegen wurde als sehr
hoch bewertet.
Hilfsmittel Für junge Kollegen, die jetzt anfangen oder die
gerade aus der Klinik kommen, sich
niederlassen, find ich das sehr sinnvoll, dass die
irgendwas haben, wo sie sich dran halten
können. Wenn sie nicht das Glück haben, dass
ein erfahrener Kollege da ist, den man fragen
kann, oder eine ortsübergreifende
Gemeinschaftspraxis, wo man eben mal anruft
und sagt, "Guck dir das mal an, das EKG mal

214
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

an", ist das alles sehr einfach. Wenn Leute,


Kollegen alleine da sind, ist es wichtig, dass sie
sich irgendwo nach richten können. (FG2, A5)

Geht prima. Ich weiß es aus Erfahrung, wir


haben ne PJlerin gehabt, just zu der Zeit, als
diese Studie lief. Die haben wir natürlich da dran
gesetzt, die hatte sie wunderbar abarbeiten
können, und die haben wir nachher dann auch
gefragt, die hat Weihnachten aufgehört, und die
sagte, "Das ist prima". (FG2, A10)

Und nach kurzer Zeit, nach einem Monat oder so


was, war sie da selbstständig drin und konnte
also prima mit dieser Leitlinie arbeiten und fand
die auch ganz akzeptabel. (FG2, A10)

Das hab ich dahin gehängt zum Beispiel für


meine Assistenzärzte, dass sie mal gucken
können, oder für die Studenten, die da sind, dass
sie mal so eine Idee bekommen, was eigentlich
im Kopf eines Arztes abläuft, wenn er mit so
einem Problem konfrontiert ist. (FG1, A3,
Hilfsmittel)

Nur mit meinen Assistenzärzten halt. Aber die


haben natürlich, die fanden das auch in Ordnung.
Die fanden, die habem natürlich nicht so viel
Berufserfahrung, die sind dafür näher an der
Klinik, ja. Also für die war das natürlich auch mit
diesem Score vielleicht noch aufregender als für
mich, dass man mit fünf Fragen relativ
weitgehend eine Entscheidungshilfe bekommt.
(FG1, A3)

Praxisteam:
Das Ablaufschema für die medizinischen Fachangestellten wurde von den Ärzten – mit Ausnahme

215
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

eines Teilnehmers, der dieses als sehr hilfreich empfand– als überflüssig und im Praxisalltag kaum
eingesetzt bewertet.
Generell wurde die Kompetenz der medizinischen Fachangestellten von den Hausärzten als hoch
eingeschätzt. So gelinge es ihnen gut, auffällige (Thorax-)Patienten zu identifizieren, daraufhin den
Arzt zu benachrichtigen oder ein EKG zu schreiben.
Lob Ablaufschema Also ausgesprochen hilfreich. (FG2, A11)

Nein, nein, das war ein wichtiger


Gedankenanstoß, das zu standardisieren, dass
die Helferinnen ungefähr gleich abfragen vorne,
und zwar nicht nur einen Thoraxschmerz,
sondern auch eine Pneumonie oder sonst
irgendwas. (FG2, A11)

Kritik Ablaufschema Ich habe den Eindruck, dass man da überhaupt


gar nichts braucht. (FG2, A4)

Also ich sehe da gar keine Notwendigkeit für


differenziertes Vorgehen. (FG2, A4)

Also wir brauchen da doch gar keine weiteren


Anweisungen für die Arzthelferin, also jedenfalls
im Moment leuchtet mir das nicht ein. Und das
haben die auch nicht gemacht. (FG2, A4)

Und ich weiß auch nicht, ich hab sie jetzt auch
nicht gefragt, ich weiß nicht, wie viel die da nach
einer Woche oder zwei noch draufgeguckt
haben. (FG2, A10)

Also wenn es jetzt noch mal um die Vorlage


bezüglich dieser Studie bei den Brustschmerzen
geht, da fand ich das jetzt nicht besonders
praktisch. (FG2, A8)

Ich glaube auch nicht, dass unsere Helferinnen


nach diesem Zettel geguckt haben, der da hing.

216
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

(FG2, A4)

Da finde ich wiederum wichtig, dass, also es ist


von großem Vorteil, wenn man keine so große
Fluktuation im Praxispersonal hat, dass das
Personal auch die Leute kennt. (FG1, A3)

Im Allgemeinen haben wir doch alle


Arzthelferinnen, die mehr oder minder aus dem
Kreis oder der Gegend kommen, wo die ganzen
Patienten wohnen, das heißt, die kennen die
Leute. Und sobald sich jemand anders verhält als
er das normalerweise tut, als er normalerweise
bekannt ist, da schrillen bei denen doch sowieso
die Alarmglocken, und dann machen sie es
dringlich. Wie gesagt, zu neunzig Prozent nicht
nötig, aber für die zehn Prozent oder fünf Prozent
war's halt richtig. Also ich denke, da, für die
Arzthelferinnen, das war überflüssig. (FG2, A10)

Verhalten Also von daher muss schon automatisch ein


Patient auffallen, dass die Helferinnen sagen,
"Oh, geht's Ihnen denn schlecht?", und dann ist
es immer so, ob das nun ein Junger ist, junger
Patient, sagen wir mal neunzehn, der vorhin
umgekippt ist und kreidebleich aussieht, der wird
dann tatsächlich in einen Extraraum gestellt.
(FG2, A8)

Die Arzthelferin wird selbstverständlich von


alleine bei jedem, der irgendwie komisch ist,
sofort zu mir kommen und sagen, "Da stimmt
was nicht. Der ist umgekippt", oder, "Gucken Sie
mal nach dem", oder, "Hier, der könnt einen
Herzinfarkt haben", oder irgendwie so was. Das
ist ja so selten oder nicht so häufig, und
deswegen ist da gar nicht so ein Abfragen und so
nötig. (FG2, A4)
217
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Wobei ich glaube, dass unsere da auch


unglaublich wach und gut sind. (FG2, A6)

Also ich hab noch nie eine Panne erlebt jetzt,


dass irgendwo die Arzthelferin zum Beispiel
versäumt hätte, es dringlich zu machen. Darum
ging's doch. Das kommt nicht vor, sondern es
kommt höchstens das Umgekehrte vor. (FG2,
A4)

Aber das Umgekehrte, dass ich nicht gerufen


würde, obwohl einer einen Herzinfarkt hat, das
kommt ja gar nicht vor. (FG2, A4)

Bei uns läuft das in der Praxis halt so, wenn


jemand mit Thoraxschmerzen kommt, der wird im
Prinzip, die Helferin schreibt das dann in die
Warteliste rein. Wir haben so ein virtuelles
Wartezimmer, da steht in der Warteliste:
"Lieschen Müller, Brustschmerzen, schreibe
schon EKG". Dann geht die schon mit der in den
Raum rein, wo das EKG drin ist, auch wo der
NotfalIkoffer und alles drin ist, wo auch die
Unterlagen von der Thoraxstudie sind, wo
inzwischen auch diese Leitlinie an der Wand
hängt, für alle, ja, und hat dann schon EKG
geschrieben. Und bis ich da bin, liegt im Prinzip
schon das EKG da. (FG1, A3)

Wir hatten, bevor ich an dieser Studie


teilgenommen habe, ja gewisse Regeln, wie in
der Praxis umzugehen ist. Und jemand mit
Schmerzen, also wenn das unklar ist, wird das
Telefonat sowieso zu mir rein gestellt, wenn also
jemand anruft. (FG1, A3)

Und dann, die kommen rein und sagen, sie


218
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

haben, "Weswegen kommen Sie?", die


Helferinnen fragen also immer, und die sagen,
"Brustschmerzen", und wir haben also direkt
neben der Rezeption diesen Funktionsraum, wo
also auch das EKG drin ist, dann, wenn der nicht
belegt ist oder so was, der Raum, dann gehen
die sofort mit dem Patienten rein. Und wenn er
belegt ist, dann wird der Arzt sofort informiert von
den Helferinnen, dass jemand mit
Brustschmerzen da ist. Und, wie gesagt,
manchmal ist man gerade mitten in irgendeiner
Tätigkeit und kann jetzt nicht alles stehen und
liegen lassen. Und dann schreiben die schon ein
EKG, weil das ja ganz schnell gemacht ist. (FG1,
A3)

Also bei uns ist es auch so, dass es gewünscht


ist, dass wenn die Patienten kommen, über
Thoraxschmerzen explizit klagen, oft ist ja so, die
wollen einfach nur zum Doktor, und dann
erzählen sie plötzlich, dass sie was haben. Gibt's
ja auch. Aber wenn die schon Thoraxschmerzen
haben, dass primär die Leute zum EKG geleitet
werden und dann ich dazu geholt werde. (FG1,
A2)

Das ist bei uns auch so in der Praxis, dass die


Helferinnen, das merkt man auch. Dadurch
können sie auch ihre Kompetenz so zeigen, und
es tut denen auch gut, uns quasi so
zuzuarbeiten, uns zu sagen, "Hey, der sieht so
schlecht heute aus. Den müssen Sie sofort
angucken. Ich hab den schon mal hinten rein
gesetzt", also so. Oder halt in der Warteliste
erscheint, "Dringend, sofort dran nehmen", und
das und das, die Symptome. Also die achten da
schon drauf. (FG1, A1)

219
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Zweck/Nutzung:
Nach Erhalt der Leitlinie erfolgte bei den meisten Hausärzten eine Auseinandersetzung mit den
Inhalten, wobei große Ähnlichkeiten zu vorangegangenem Verhalten festgemacht wurden. Im Laufe
der Zeit diente die Leitlinie zunehmend als Repetitorium bei Unsicherheiten. Generell wurde die
Häufigkeit der Leitliniennutzung mit Bedürfnis und Sicherheit des Arztes in Verbindung gesetzt.
Die Mehrheit der Teilnehmer gab an, die Leitlinie im Praxisalltag griffbereit zu haben. Zum Teil wurde
die Leitlinie dabei an die Wand gehängt, in Ordner oder Praxisarchiv eingeordnet.
Leitliniennutzung Also beim ersten Mal hab ich mir das immer mal
genau angeguckt, dass ich nichts vergesse und
hatte noch so das Gefühl, als würde ich
kontrolliert, als müsst ich's ganz genau machen.
Irgendwann ist's einem vertrauter, dann geht's
flotter. (FG2, A6)

Die Nützlichkeit von solchen Hilfsmitteln ist auch


davon abhängig, von mir, wie stark ich das eben
brauche. (FG2, A4)

Wenn ich sehr, sehr überzeugt bin von dem, was


ich denke, dann brauch ich das Hilfsmittel nicht,
weil ich einfach sag, "So isses, bumm, aus".
(FG2, A4)

Also ich hatte wahnsinnig Schwierigkeiten, wenn


ich mir selbst nicht sicher war. (FG2, A4)

Also, das ist jetzt nicht so häufig gewesen, aber


ich habe schon mal, als die Studie zu Ende war,
gedacht, wie war das denn eigentlich noch mal.
Da habe ich nachher geguckt, oder dass ich
dann einfach, wenn ich ein Problem habe, da
kurz noch mal drauf gucken kann. Aber ich
bereite mich nicht gezielt vor, bevor der Patient
kommt, das nicht. (FG2, A6)

Also, als ich dann hier war zu diesem, zu dem


ersten Treffen, zu dem Kennenlerntreffen, dann

220
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

hab ich mich halt zuhause noch mal hingesetzt,


hab mir die Leitlinien genauer angeguckt, und die
ganzen Folien, und da hab ich schon gemerkt,
das ist eigentlich was, was mich nicht
überfordert, was ich einbauen kann, was mir
auch schon vertraut ist, eigentlich so, ohne das
jetzt ganz klar wissenschaftlich aufgeschrieben
zu sehen. (FG1, A1)

Ich hab's überflogen und hab's durchgelesen und


hab gedacht, oh ja, das ist das, wie ich an die
Sache meistens herangehe, nur noch mal
strukturiert, mit einem Punktescore und so
weiter, den man im Hinterkopf sicherlich so
ähnlich auch abarbeitet. (FG2, A2)

Also für mich ist es auch eher so ein Hilfsmittel


als Repetitorium, noch mal zu gucken, was muss
man machen, was kann man machen, und was
sind noch andere Sachen, an die man sonst nicht
so häufig denkt. (FG1, A2)

Dass das nicht irgend ein Larifari ist, sondern


dass da eigentlich eine ganze Menge dahinter
steckt an Abwägungen. Es ist ja ein dialektischer
Prozess des Abwägens, was man da jetzt macht.
Und deswegen hab ich's dahin gehängt und, gut,
vielleicht werde ich ab und zu auch noch mal
drauf blicken, um einfach nochmal was
nachzugucken oder so. (FG1, A3)

Es ist einfach nur, es ist ja nicht die einzige


Leitlinie, die, mit der wir konfrontiert sind. Wir
können ja eine ganze Menge Leitlinien, könnten
wir bei uns einsetzen, wobei das, sagen wir mal
vielleicht, die für den Patienten vital wichtigste
Leitlinie ist, weil es da theoretisch um Leben und
Tod geht. (FG1, A3)

221
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Ich glaube auch nicht, dass man sich grob


Leitlinien-invers auf Dauer verhalten kann. Kann
höchstens sagen, es gibt ja bei vielen Leitlinien,
gibt es so Varianten oder so, die man dann
bevorzugen könnte. (FG1, A3)

Verfügbarkeit am Arbeitsplatz Ich meine, ich benutze die jetzt nicht jeden Tag,
aber sie liegt zumindest griffbereit. (FG2, A6)

Ja, was man im Blick hat, da greift man schneller


drauf zurück. (FG2, A11)

Wo auch die Unterlagen von der Thoraxstudie


sind, wo inzwischen auch diese Leitlinie an der
Wand hängt. (FG1, A3)

Aber deswegen ist es gut, dass das jetzt da an


der Wand hängt, da kann man da noch mal
schauen. (FG1, A3)

Das haben die am Tresen liegen gehabt, ja.


(FG1, A3 -> MFA)

Das hab ich dahin gehängt. (FG1, A3)

Ich habe ein Praxisarchiv, und in dem Archiv


selber gibt es einen Patienten, der heißt
Fortbildung. Und da gibt's Fortbildung
Pharmakologie, Fortbildung Kardiologie und so
weiter. Wenn ich einen interessanten Artikel
finde, der gut ist, zum Beispiel zu Marcumar oder
irgendwas, was wichtig ist, dann wird es unter
Fortbildung Pharmakologie, Text Marcumar
eingescannt, und dann weiß ich, wo ich das
finden kann. (FG1, A3)

222
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

Die ist in der Praxis, doch. Das hab ich in der


Praxis. (FG1, A1)

Da ist jetzt alles in diesem Ordner drin, und da


habe ich so ein Riesenregal. (FG1, A3)

6.5. Diskussion/ Stellungnahme der Autoren

Aufgrund der fallbezogenen und der Gesamtbewertung durch die Leitlinien-Ärzte wurden
wichtige Aspekte innerhalb der Autorengruppe diskutiert und die Leitlinie ggf. entsprechend
modifiziert. Eine Auflistung der wesentlichen Kritikpunkte, die Stellungnahme der Autoren
sowie die daraus resultierenden Konsequenzen finden sich im Folgenden:

6.5.1. Langfassung

Inhalt

• Aussagekraft kardialer Risikofaktoren


Kritik: Die Aussagekraft kardialer Risikofaktoren wird in der Leitlinie unzureichend
berücksichtigt.
Stellungnahme der Autoren: In der Leitlinie wird die Passage, die die diagnostische
Aussagekraft kardialer Risikofaktoren beschreibt, überarbeitet. Dabei soll vor allem die
fehlende bzw. geringe diagnostische Aussagekraft der kardialen Risikofaktoren stärker und
nachvollziehbarer betont werden.
• Situation vorbekannte KHK
Kritik: Der Umgang mit Thoraxschmerzpatienten, bei denen eine KHK bekannt ist, wird in
der Leitlinie unzureichend behandelt.
Stellungnahme der Autoren: Der Marburger KHK-Score, der in den Empfehlungen der
Leitlinie eine zentrale Stellung einnimmt, berücksichtigt explizit die Situation einer
vorbekannten KHK. Änderungen erscheinen den Autoren nicht sinnvoll.
• Troponin
Kritik: Vereinzelt wird kritisiert, dass der Troponintest in der Leitlinie nicht grundsätzlich
empfohlen wird.
Stellungnahme der Autoren: Die kritische Haltung der Autoren gegenüber dem Troponintest

223
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

beruht auf der vorhandenen Evidenz. Eine Änderung erscheint den Autoren nicht
angemessen.

Übersichtlichkeit

• Layout
Kritik: Das Layout der Langfassung wird als unübersichtlich kritisiert.
Stellungnahme der Autoren: Vor der endgültigen Publikation wird das Layout überarbeitet
werden. Vor allem sollen die Empfehlungen in den Kastenformen farblich unterlegt werden.
• Kürzung des Textes
Kritik: Die Leitlinienlangfassung wird insgesamt als zu lang wahrgenommen.
Stellungnahme der Autoren: Die Autoren verstehen das Bedürfnis nach möglichst kompakten
Informationen. Eine weitere Raffung des Inhaltes der Langfassung halten sie angesichts der
Komplexität des Themas aber für nicht angemessen. Die Alternative, neben der Kurz- und der
Langfassung ein drittes Leitlinienmodul zu schaffen (quasi eine gekürzte Langfassung),
wurde ebenfalls diskutiert. Dies würde allerdings den gesamten Prozess der
Leitlinienerstellung zusätzlich komplizieren und wird ebenfalls als nicht sinnvoll abgelehnt.
Eine geeignete Darstellung der Leitlinieninhalte in einer deutlich gekürzten Form ist nach
Ansicht der Autoren durch die im DEGAM-Konzept ohnehin vorgesehene Publikation der
Leitlinie in der Zeitschrift für Allgemeinmedizin möglich.

6.5.2. Kurzfassung

Score

• Selbsteinschätzung des Patienten


Kritik: Die Frage nach der Selbsteinschätzung des Patienten habe einen stark suggestiven
Charakter und führe dementsprechend nicht unbedingt zu einer validen Antwort.
Stellungnahme der Autoren: In einer Tischvorlage des Scores (s.u.) werden Vorschläge zur
Formulierung der Frage eingefügt.
• Tischvorlage
Kritik: Eine Tischvorlage des Scores wird als wünschenswert angesehen.
Stellungnahme der Autoren: Der Leitlinie wird eine Tischvorlage (gefaltetes DIN A6-
Format) mit folgenden Inhalten beigelegt:
• Übersicht zu den fünf Items des Scores

224
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

• Erläuterungen und Formulierungshilfen


• tabellarische Übersicht zur Wahrscheinlichkeit einer KHK in Abhängigkeit von den
Punktwerten

Inhalt

• respiratorische Ursachen
Kritik: Der Abschnitt über respiratorische Ursachen des Thoraxschmerzes wird vereinzelt als
zu ausführlich kritisiert.
Stellungnahme der Autoren: Eine weitere Kürzung in der Kurzfassung halten die Autoren für
nicht angemessen.

6.5.3. Ablaufschema/Weichenstellung
Kritik: Die Empfehlung der Autoren, das der Leitlinie beigelegte Ablaufschema im Praxisalltag
einzusetzen, stieß auf eine nur moderate Resonanz. In den Praxen, in denen es eingesetzt wurde,
war die Akzeptanz nicht einheitlich, tendenziell aber eher gut.
Stellungnahme der Autoren: Die Empfehlung der Leitlinie beschränkt sich darauf, dass es in jeder
Praxis eine allen Beteiligten bekannte Vorgehensweise gibt. Daran wollten die Leitlinienautoren
auch festhalten. Das im Anhang der Leitlinie aufgeführte Ablaufschema sollte nur als Beispiel
dienen. In Praxen, in denen Abläufe gut eingespielt sind, ist ein solches Beispiel wahrscheinlich
wenig hilfreich. Die Autoren hielten es für sinnvoll, das Beispiel als Anhang in der Leitlinie zu
belassen, ohne eine Empfehlung für speziell dieses Ablaufschema zu verwenden.

6.5.4. Patienteninformation „Sicherheitsnetz“


Kritik: Die Patienteninformation „Sicherheitsnetz“ wurde von den Ärzten kaum ausgegeben und
stieß bei den entsprechenden Patienten auf geringe Akzeptanz.
Stellungnahme der Autoren: Die Empfehlung der Leitlinie, mit den Patienten ein Sicherheitsnetz
zu kommunizieren, bleibt unverändert. Allerdings wird nicht mehr empfohlen, hierfür eine
schriftliche Patienteninformation zu verwenden.

225
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

6.6. Anhang Praxistest

6.6.1. Demographische Daten Ärzte

1. Geschlecht

Anzahl n = 17
weiblich 4 (23,5%)
männlich 13 (76,5%)

2. Alter

Altersgruppe Anzahl n = 16 (MW = 49,81)


21-30 0
31-40 0
41-50 10 (62,5%)
51-60 5 (31,3%)
> 60 1 (6,3%)

3. Niederlassung (in Jahren)

Anzahl n = 15 (MW = 13,47)


0-5 2 (13,3%)
6-10 5 (33,3%)
11-15 3 (20,0%)
16-20 2 (13,3%)
21-25 1 (6,7%)
26-30 2 (13,3%)

4. Berufsbezeichnung

Anzahl n = 15
Facharzt für Allgemeinmedizin 13 (86,7%)
Facharzt für Innere Medizin 2 (13,3%)

5. Zusatzbezeichnung
- Palliativmedizin (3 x)
- Suchtmedizin
- Sportmedizin (3 x)
- Chirotherapie (3 x)
226
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

- Notfallmedizin (7 x)
- Onkologie
- Homöopathie (2 x)
- Naturheilverfahren (2 x)
- Umweltmedizin
- ärztliches Qualitätsmanagement

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DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

6. Schwerpunkte

- Notfallmedizin
- Psychosomatik
- Suchtmedizin Grundversorgung
- Akupunktur (2 x)
- Naturheilkunde
- Sportmedizin
- Pallitativmedizin
- Atlastherapie
- Methadonsubstitution
- Sonographie
- Diabetologie

7. Praxisart

Anzahl n = 16
Einzelpraxis 4 (25,0%)
Gemeinschaftspraxis 12 (75,0%)

8. Einwohnerzahl

Anzahl n = 16
< 5000 3 (18,8%)
5000-20.000 6 (37,5%)
20.000-100.000 6 (37,5%)
> 100.000 1 (6,3%)

9. Praxislage

Anzahl n = 16
Stadt 13 (81,3%)
Land 3 (18,8%)

10. Scheinzahl

Anzahl n = 16

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DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

< 500 0
500-1000 2 (12,5%)
1000-1500 5 (31,3%)
> 1500 9 (56,3%)

11. Arbeitszeit

Anzahl n = 16
Vollzeit 12 (75,0%)
Teilzeit 4 (25,0%)

6.6.2. Demographische Daten Patienten (ohne Verweigerer)

1. Geschlecht

Anzahl n = 267
weiblich 136 (50,9%)
männlich 131 (49,1%)

2. Alter

Altersgruppe Anzahl n = 267 (MW = 58,2)


21-30 0
31-40 23 (8,6%)
41-50 70 (26,2%)
51-60 60 (22,5%)
> 60 114 (42,7%)

229
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

7. Abschließende Beurteilung
Stufe 8 des DEGAM-Konzepts sieht vor, dass die aufgrund der Ergebnisse des Praxistestes
erstellte Version der Leitlinie von den Paten auf der Grundlage des DELBI-Instruments bewertet
wird.
Die Ergebnisse dieser Beurteilung lauteten wie folgt:

Paten: Karl-B. Branzten, Til Uebel, Martin Beyer, Armin Mainz, Hannelore Wächtler, Armin
Wiesemann, Elisabeth Rix, Andreas Klement, Stefan Kewitz
Datum: September 2010

Domäne 1: Geltungsbereich und Zweck 1 2 3 4 Bemerkungen


1. Das Gesamtziel der Leitlinie ist 2 7
differenziert beschrieben.
2. Die in der Leitlinie behandelten Fragen/ 9
Probleme sind differenziert beschrieben.
3. Die Patienten, für die die Leitlinie gelten 1 8
soll, sind eindeutig beschrieben.
Gesamt: 105 (von 108) 1 trifft überhaupt nicht zu - 4 trifft uneingeschränkt zu.

Domäne 2: Beteiligung von 1 2 3 4 Bemerkungen


Interessengruppen
4. Die Entwicklergruppe der Leitlinie 2 7
schließt Mitglieder aller relevanten
Berufsgruppen ein.
5. Die Ansichten und Präferenzen der 2 2 3 2 ‚direkt Betroffene‘ hier
Patienten wurden ermittelt. besonders wenig
fassbar, nicht
organisiert
6. Die Anwenderzielgruppe der Leitlinie ist 1 8
definiert.
7. Die Leitlinie wurde in einer Pilotstudie 9 Praxistest exzellent
von Mitgliedern der Anwenderzielgruppe
getestet.
Gesamt: 138 (von 144) 1 trifft überhaupt nicht zu - 4 trifft uneingeschränkt zu.

Domäne 3: Methodische Exaktheit der 1 2 3 4 Bemerkungen


Leitlinienentwicklung
8. Bei der Suche nach der Evidenz wurden 9
systematische Methoden angewandt.
230
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

9. Die Kriterien für die Auswahl der 9 Ebenfalls für die


Evidenzen sind klar beschrieben. DEGAM beispielhaft,
da diese Kriterien für
ein bisher kaum
bearbeitetes Problem
entwickelt wurden.
10. Die zur Formulierung der 1 1 7 Darstellung von ‚von
Empfehlungen verwendeten Methoden sind der Evidenz zur Stärke
klar beschrieben. der Empfehlung‘ sowie
des Konsentierungs-
prozesses fehlt zwar
noch im Methoden-
report, beides wurde
aber sehr gut
durchgeführt und
dokumentiert.
11. Bei der Formulierung der 2 7 Exemplarisch gut!
Empfehlungen wurden gesundheitlicher
Nutzen, Nebenwirkungen und Risiken
berücksichtigt.
12. Die Verbindung zwischen 1 8
Empfehlungen und der zugrunde liegenden
Evidenz ist explizit dargestellt.
13. Die Leitlinie ist vor ihrer 2 6 Interner Review der
Veröffentlichung durch externe Experten DEGAM und
begutachtet worden. Beteiligung der
fachspezialistischen
Experten noch in
Methodenreport
aufzunehmen
14. Ein Verfahren zur Aktualisierung der 3 1 5 Muss noch formuliert
Leitlinie ist angegeben. werden; habe ich in der
vorliegenden Version
zwar nicht gefunden,
gehört ja aber zum
DEGAM-Konzept
Gesamt: 230 (von 252) 1 trifft überhaupt nicht zu - 4 trifft uneingeschränkt zu.

Domäne 4: Klarheit und Gestaltung 1 2 3 4 Bemerkungen


15. Die Empfehlungen der Leitlinie sind 9
spezifisch und eindeutig.
16. Die verschiedenen Handlungsoptionen 1 8
für das Versorgungsproblem sind
dargestellt.
17. Schlüsselempfehlungen der Leitlinie 9 Kurzversion,
sind leicht zu identifizieren. Layoutverbesserungen
231
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

bereits geplant
18. Es existieren Instrumente bzw. 3 6 Implementierungsswer
Materialien, die die Anwendung der kzeuge noch in Arbeit,
Leitlinie unterstützen. hier besonders
schwierig
Gesamt: 140 (von 144) 1 trifft überhaupt nicht zu - 4 trifft uneingeschränkt zu.

Domäne 5: Generelle Anwendbarkeit 1 2 3 4 Bemerkungen


19. Die möglichen organisatorischen 4 5 Muss noch
Barrieren gegenüber der Anwendung der ausgearbeitet werden
Empfehlung werden diskutiert. (ZFA-Artikel?)
20. Die durch die Anwendung der 1 4 3
Empfehlungen der Leitlinie möglicherweise
entstehenden finanziellen Auswirkungen
werden berücksichtigt.
21. Die Leitlinie benennt wesentliche 2 1 2 3 Sollte noch folgen
Messgrößen für das Monitoring und/ oder
die Überprüfungskriterien.
Gesamt: 80 (von 108) 1 trifft überhaupt nicht zu - 4 trifft uneingeschränkt zu.

Domäne 6: Redaktionelle 1 2 3 4 Bemerkungen


Unabhängigkeit
22. Die Leitlinie ist redaktionell von der 1 8 Wurde öffentlich
(den) finanzierenden Organisation (en) gefördert, muss noch
unabhängig. beschrieben werden
23. Interessenkonflikte von Mitgliedern der 2 1 5 Muss noch beschrieben
Leitlinienentwicklungsgruppe wurden werden
dokumentiert.
Gesamt: 58 (von 72) 1 trifft überhaupt nicht zu - 4 trifft uneingeschränkt zu.

Domäne 7: Anwendbarkeit im deutschen 1 2 3 4 Bemerkungen


Gesundheitssystem
24. Es liegen Empfehlungen zu 1 1 2 5
präventiven, diagnostischen und
rehabilitativen Maßnahmen in den
verschiedenen Versorgungsbereichen vor.
25. Es existieren Angaben, welche 1 8
Maßnahmen unzweckmäßig, überflüssig
oder obsolet erscheinen.
26. Die klinische Information der Leitlinie 2 7
ist so organisiert, dass der Ablauf des
medizinischen Entscheidungsprozesses
systematisch nachvollzogen wird und
schnell erfassbar ist.
232
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

27. Es ist eine Strategie/ ein Konzept für die 1 1 7 Darstellung fehlt noch
einfache Zugänglichkeit und für die
Verbreitung der Leitlinie dargelegt.
28. Ein Konzept zur Implementierung der 3 1 2 3 Darstellung fehlt noch
Leitlinie wird beschrieben.
29. Der Leitlinie ist eine Beschreibung zum 1 8
methodischen Vorgehen (Leitlinien-Report
hinterlegt).
Gesamt: 189 (von 216) 1 trifft überhaupt nicht zu - 4 trifft uneingeschränkt zu.

Kommentar

Positive Aspekte der Leitlinie Negative Aspekte


der Leitlinie
- Stellt sehr gut die primärärztliche Versorgungsrealität dar und entlastet
von unrealistischen Forderungen
- Hervorragende, innovative Arbeit zu einem ‚schwierigen Thema‘
- Priorisierung des für die hausärztliche Arbeit Wesentlichen ohne
Verzicht detaillierten Hintergrundwissens nach Evidenzlage
- Keine einzwängende Behandlungsreglementierung, sondern schnelle,
transparente Information über den aktuellen med. Erkenntnisstand

Gesamtbeurteilung:
Votum über die Weitergabe der Leitlinie zur Autorisierung an das Präsidium
Ja-Stimmen: 9

Nein-Stimmen: 0

Das Präsidium der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin autorisierte die Leitlinie
Brustschmerz im September 2010.

233
DEGAM-Leitlinie Nr. 15 „Brustschmerz“ − Methoden- und Evidenzreport

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