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Michael Schmettkamp

ebinar
Online-Coachin
ng
Onliine-Seminar
Livve-O

So werden Sie ein


Zamyat M. Klein
Webinarprofi
Webinare professionell vorbereiten
und durchführen

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Die WeiterbildungsProfis
Manfred Schmettkamp
So werden Sie ein Webinarprofi
Webinare professionell vorbereiten und durchführen

© 2013 managerSeminare Verlags GmbH


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jemanden übersehen haben, so bitten wir den Copyright-Inhaber, sich
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Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und der


Verbreitung sowie der Übersetzung vorbehalten.

Printed in Germany

ISBN: 978-3-941965-78-2

Lektorat: Vera Sleeking, Ralf Muskatewitz


Cover: © seattlesteve_iStockphoto
Fotos: Alina Schmettkamp, Michael Schmettkamp, amazon

2 Michael Schmettkamp: So werden Sie ein Webinarprofi


Inhalt

Vorwort ...................................................................................5

Kapitel 1: Die großen Chancen, die Webinare bieten .....................7

Kapitel 2: Thema und Zielgruppe finden .................................... 16

Kapitel 3: Technische Voraussetzungen schaffen ........................ 19

Kapitel 4: Die Webinarplattform beherrschen ............................ 34

Kapitel 5: Webvisualisierung gekonnt einsetzen ......................... 41

Kapitel 6: Teilnehmer professionell aktivieren ........................... 49

Kapitel 7: Pannenhilfe ............................................................ 64

Kapitel 8: Insidertipps ............................................................ 70

Stichwortverzeichnis .............................................................. 87

Ausbildungen ........................................................................ 88

© managerSeminare 3
Michael Schmettkamp

(Dipl.-Volkswirt, DVNLP-Lehrtrainer, DISC-Trainer, ActionWorkout-


MasterCoach für Europa)

Michael Schmettkamp arbeitet seit 1986 in der Weiterbildung,


zuerst als festangestellter Trainer, Moderator und Coach bei der
SIEMENS AG in München, ab 1990 als Selbstständiger.

Die Themenschwerpunkte seiner Arbeit sind Präsentationstechnik,


Verkaufstechnik, Kommunikationstechnik und Führungstechnik.
Ein weiterer Schwerpunkt seiner Arbeit ist die Prozessoptimierung
mit Return on Investment. Insgesamt veröffentlichte er bisher fünf
Bücher sowie zahlreiche Artikel in der Fachpresse.

Im Jahr 2001 lernte er im Zuge eines internationalen Projektes die


ActionWorkoutMethode kennen und importierte sie aus den USA.

Seit 2007 beschäftigt er sich wieder intensiver mit e-Learning. Ihm


liegt am Herzen, die analoge Welt (Präsenzveranstaltungen) mit der
digitalen Welt (Webinare, Social Media) zu verbinden, um aus bei-
den Welten das Optimum zu schöpfen.

Das vorliegende Buch ist aus seiner Ausbildung „Zertifizierter Webi-


narprofi“ entstanden.

Michael Schmettkamp bietet folgende Ausbildungen an:


A Zertifizierter Webinarprofi
A Zertifizierter Online Moderator
A Zertifizierter Online Trainer

Er unterstützt Unternehmen im Aufbau einer Webinarkultur sowie


der Kombination von analoger Welt (Präsenzveranstaltungen) und
digitaler Welt (Webinare und e-Learning) und coacht andere Webi-
narprofis.

Beliebt sind auch seine wöchentlich stattfindenden HappyHour-


Webinare.

Weitere Informationen finden Sie unter www.sinvia.de

4 Michael Schmettkamp: So werden Sie ein Webinarprofi


Vorwort

Seit Mitte der 1990er-Jahre hat sich der Begriff „e-Learning“ eta-
bliert. Ungefähr seit der Jahrtausendwende werden in Deutschland
Ansätze des Lernens im virtuellen Raum ausprobiert, diskutiert, in
der Fachpresse gefeiert und teilweise auch wieder verworfen. Doch
erst seit verhältnismäßig kurzer Zeit lässt die technische Entwick-
lung eine hohe Datenübertragungsgeschwindigkeit aus dem und
ins Internet zu. Erst jetzt kann virtuelles Online-Lernen in großem
Umfang geschehen. Und es geschieht! Heute ist die Technik vor-
handen, günstige Anbieter von Lernplattformen im Internet ermög-
lichen eine leichte Umsetzung, das Angebot an Webinaren nimmt
erkennbar rasch zu.

Noch sind es weniger die Unternehmen, die das Webinar als Präsen-
tationsform für die eigenen Zwecke entdeckt haben. Die aktuellen
„Player“ findet man eher unter den Beratern, Trainern und Coachs.
Für sie bietet das Webinar eine unendliche Fülle an Möglichkeiten,
ihre „klassischen“ Weiterbildungsaktivitäten um eine virtuelle
Komponente kostengünstig zu erweitern. Doch auch unter ihnen
wagen sich zunächst nur die Mutigen und Neugierigen an eine
Technik, die im Grunde genommen außerordentlich simpel ist: Man
nehme ein Thema, buche eine Webinarplattform, lade Teilnehmer
ein – und schon geht es los.

Soweit das Prinzip. In der Praxis ist es nicht ganz so einfach. Es ist
wie bei Präsentationen: Der eine kann es, der andere nicht. Der An-
teil an qualitativ schlechten Webinaren ist immer noch sehr hoch,
weil zurzeit noch viel ausprobiert und dabei – meist aus Unkennt-
nis – beinahe ebenso viel falsch gemacht wird. Sicher auch, weil
viele der richtig guten Trainer den Schritt hin zum Webinaranbieter
noch nicht gewagt haben. Für einen interessierten Teilnehmer ist

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Vorwort

es im Moment noch schwer zu entscheiden, welches Webinar für


ihn ein Gewinn sein wird, und welches nicht. Er kauft die Katze im
Sack.

Erschwert wird diese Situation durch die steigende Zahl der We-
binarplattformanbieter. Jeder Plattformanbieter versucht sich
natürlich zu positionieren – und alle überbieten sich mit teilweise
fantastischen Features. Was im Jahr 2010 noch ziemlich überschau-
bar war, fängt inzwischen an, unübersichtlich zu werden. Dabei ist
nicht die Anzahl der Features einer Webinarplattform entscheidend,
sondern die Qualität des Webinaristen. Eine gezielte Vorbereitung
ist eine gute Basis für ein professionelles Auftreten als Webinarist.
Ausbildungstipps hierzu finden Sie im Anhang (Seite 88).

Dieses Buch soll Klarheit über das Thema Webinare schaffen. Hier
finden Sie einen praktischen Leitfaden, von den konkreten An-
lässen für ein Webinar über die Themenfindung und technische
Voraussetzungen bis hin zum Ablauf eines Webinars und dessen
Nachbereitung. Sie erhalten eine Orientierungshilfe, ob Webinare
das Richtige für Sie sind und Insidertipps für die Durchführung von
Webinaren. Sie sollen Ihnen Spaß machen. Auch Ihr Publikum soll
in Ihren Webinaren Spaß haben und dabei viel erfahren und lernen.

Übrigens: Die in diesem Buch erwähnten Produkte sind keine Wer-


bung, sondern wurden aus der Verwendung und der damit erreich-
ten eigenen Erfahrung erwähnt.

6 Michael Schmettkamp: So werden Sie ein Webinarprofi


Kapitel 1

Die großen Chancen, die Webinare bieten

Was ist ein Webinar?

Was genau ist eigentlich ein Webinar? Wenn Sie fünf Personen
fragen, was sie unter einem Webinar verstehen, dann erhalten Sie
fünf verschiedene Antworten. Deshalb hier eine definitorische Klä-
rung des Begriffs.

Definition: Seminar
Als Seminar wird eine Lern- und Lehrveranstaltung bezeichnet, die Definitionen
dazu dient, Wissen in kleinen Gruppen interaktiv zu erwerben oder
zu vertiefen. Seminare werden von einem Seminarleiter bzw. Trai-
ner durchgeführt. (Quelle: Wikipedia)

Definition: Webinar
Ein Webinar oder Web-Seminar ist ein Seminar, das über das World
Wide Web gehalten wird. Der Neologismus Webinar ist ein Koffer-
wort aus den Wörtern Web (von World Wide Web) und Seminar, er
ist seit 2003 beim Deutschen Patent- und Markenamt als Wortmarke
eingetragen. (Quelle: Wikipedia)

Das Webinar bietet den Raum und die Techniken zur Durchführung
verschiedener synchroner Lernmethoden. Es finden also virtuelle
Trainings oder Präsentationen zu einem festgelegten Termin an
einem bestimmten Ort im Internet statt. Als Tools werden bei-
spielsweise Text- oder Videochat, Videokonferenzen, Interaktives
Arbeiten mit dem Whiteboard ebenso eingesetzt wie Application
sharing, synchrones Webbrowsen oder Präsentationstools wie Po-
werPoint-Vorlagen oder Videofilme.

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Kapitel 1

In der aktuellen Praxis ist allerdings das, was unter einem Webinar
verstanden wird, meistens nichts anderes als ein schlichter Online-
Vortrag – einer spricht, alle anderen hören zu. Das ist weder beson-
ders originell noch lernfördernd. Damit daraus ein echtes Webinar
wird, sind noch einige andere Aspekte zu berücksichtigen:

Weitere Aspekte A Das Webinar muss ansprechend und spannend präsentiert wer-
eines Webinars den.
Da das Publikum vom Webinarleiter nicht zu sehen ist, muss er
einen guten Inhalt exzellent präsentieren können. Nur dann
wird das Publikum dem weiteren Webinar folgen und nicht zwi-
schendrin abspringen.

A Das Webinar muss interaktiv sein.


Sowohl der Webinarleiter als auch sein Publikum müssen die
Möglichkeit der gegenseitigen Kommunikation haben. Oftmals
wird, wenn das der Fall ist, diese Veranstaltung schon eher als
Online-Training bezeichnet.

Damit die Webinarinhalte lange beim Publikum in Erinnerung blei-


ben, ist die Interaktion zwingend notwendig. Aktivierungsmög-
lichkeiten bieten die verschiedenen Plattformen an sich genug. Der
Webinarleiter muss nur mit ihnen vertraut sein und sie zielgerich-
tet einsetzen können. Am besten und am einfachsten gelingt der
Dialog, wenn die Teilnehmer ebenfalls ein Headset und eine Web-
cam am PC angeschlossen haben und der direkte Dialog mit dem
Webinarleiter, aber auch untereinander möglich ist.

Wir benötigen keine neue Definition von Webinar oder Online-Trai-


ning, sondern einfach nur gut ausgebildete Webinaristen, die ihr
Handwerk verstehen und ihre Teilnehmer aktiv einbeziehen. Das ist
wahre Professionalität.

Welche Chancen liegen in Webinaren?

Es gibt vielfältige Gründe, ein Webinarprofi zu werden und Webi-


nare durchzuführen. Grundsätzlich lässt sich jede Art von Infor-
mation per Webinar übertragen. Ob Ihr Webinar nur fünf Minuten
dauert oder eine Stunde, spielt keine Rolle. Sofern der Inhalt eines
Webinars interaktiv aufgebaut wird, werden Ihre Teilnehmer sehr
viel Spaß mit dieser Form der Wissensvermittlung haben. Jederzeit

8 Michael Schmettkamp: So werden Sie ein Webinarprofi


Chancen

können sie beispielsweise über die Chatfunktion Fragen stellen


oder eigene Erfahrungen zum Besten geben. Sie als Webinarleiter
reagieren sofort live auf diese Äußerungen und geben dem Webinar
dadurch eine eigene Lebendigkeit.

Beziehungen aufbauen
Ein Webinar ist kein abfotografierter oder aufgezeichneter Vortrag. Bauen Sie Kunden-
Webinare sind Interaktionen mit den Teilnehmer mit dem Ziel, Wis- beziehungen auf
sen und Erfahrungen zu transportieren sowie Verhaltensweisen zu
ändern. Als neue Form der Kommunikation sind sie hervorragend
geeignet, um neue Beziehungen zu Kunden oder potenziellen Kun-
den aufzubauen.

In Webinaren können Sie regelmäßig Informationen über Ihre Informieren Sie


Trainings, Ihre Produkte, Ihre Branche oder aus dem wirtschaft-
lichen Umfeld allgemein anbieten und sich und Ihr Unternehmen
als innovativ und technikfreundlich zeigen. Da bisher noch nicht
allzu viele Unternehmen die Chance der Webinare erkannt haben,
bietet dieses Medium eine ausgezeichnete Möglichkeit, sich zu
positionieren. Gerade auch weil e-Learning ein Boomfaktor in den
letzten Jahren ist und sich durch die Verbesserung des Webs, der
Anwendungen und der gestiegenen Leistungsfähigkeit von PCs,
Smartphones und Tablets ein gesteigerter Bedarf an digitalen Lern-
möglichkeiten ergeben hat.

Bieten Sie Mehrwert


Profitipp: Bieten Sie Inhalte
Überlegen Sie, wie Sie Webinare zur Werbung Ihres Angebots
einsetzen können. Bedenken Sie allerdings auch, dass in vie-
len Webinaren mittlerweile viel zu viel Werbung und zu wenig
Informationen angeboten werden. Stellen Sie sich immer
selbst die Fragen: Warum sollte ein Kunde an meinen Webi-
naren teilnehmen? Welchen Nutzen, welchen Mehrwert kann
ich ihm geben?

Digitale Lernmöglichkeiten schaffen


Als Trainer und Berater können Sie gerade in der Kombination von
digitalen Lernmöglichkeiten mit Präsenzseminaren eine Menge an
Erfolgen erzielen. Beispielsweise können Sie im Vorfeld, etwa eine

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Kapitel 1

Kombinieren Sie Woche vor Beginn eines Seminars, ein kurzes Webinar zum Ken-
Präsenztraining mit nenlernen Ihrer Person durchführen. Dabei können Sie gleichzeitig
Online-Training Ihre Seminarinhalte kurz vorstellen, von den Teilnehmern schon
Wünsche zum Seminar einsammeln und Dinge, die gerade zu Be-
ginn eines Seminars sehr viel Zeit kosten, im Vorfeld abarbeiten.
Sie erarbeiten sich zusätzliche Zeit im Seminar, wenn Sie Inputein-
heiten verlagern. Arbeiten Sie den Stoff mit Ihren Teilnehmern im
Webinar durch und schaffen Sie mehr Platz für Übungseinheiten im
Präsenzteil.

Wenn Webinare jetzt durch weitere e-Learning-Komponenten un-


terstützt werden (Videocast, Podcast, Maßnahmen des Mobile Lear-
nings, Blogs etc.), sind Lernerfolg und Transfer in den Arbeitsalltag
enorm. So gesehen sind Webinare die Brücke zwischen der analogen
und der digitalen Welt.

Lerntransfer Nach einem Seminar können Sie Webinare als Transferunterstüt-


unterstützen zung anbieten. Wenn Sie vier Wochen nach dem Seminar ein We-
binar durchführen, fragen Sie Ihre Teilnehmer, was sie umsetzen
konnten und in welcher Qualität. Fragen Sie aber auch, was noch
nicht so gut umgesetzt werden konnte und warum. Hier erfahren
Sie etwas über die Umsetzbarkeit Ihrer Seminarinhalte. Sie stellen
fest, wie Ihre Teilnehmer den Seminarlehrstoff umsetzen konnten,
wo große Erfolge erzielt wurden oder vielleicht noch Wissenslücken
aufgefüllt werden müssen. Gleichzeitig können Sie Umsetzungshilfe
und Coaching anbieten.

Produktneuheiten, Änderungen, neue Konditionen vorstellen


Neuigkeiten live Ihre Produkte oder Dienstleistungen ändern sich im Laufe der Zeit.
erklären Neue Produkte, Produktaspekte, Änderungen, Aufbaustufen oder
Ähnliches kommen hinzu. Natürlich können Sie Ihren Kunden diese
Neuigkeiten aufwendig gestaltet in Informationsbroschüren oder
auch per Newsletter mitteilen. Diese Neuigkeiten per Webinar zu
streuen, hat einfach mehr Charme. Das Schöne ist, ich erfahre diese
Neuigkeiten aus dem Mund eines echten Menschen. Dieser Aspekt
bekommt inzwischen wieder einen echten Stellenwert. Und noch
etwas: Das Medium Webinar hat noch den Reiz des Neuen und viele
Menschen möchten sich das gerne anschauen. War es gestern noch
schick, ins Meeting zu gehen, ändert sich das heute zu: „Ich bin
auf einem Webinar“.

10 Michael Schmettkamp: So werden Sie ein Webinarprofi


Chancen

In einem Webinar bekommen Sie schnell zu vielen Menschen Kon- Nutzen darstellen:
takt, und Sie können Ihre Produktneuheiten live erklären. Statt Webtalk
teurer und zeitaufwendiger Außendienstbesuche laden Sie alle Kun-
den zu einem Webinar ein und erklären alles Notwendige. Der Nut-
zen, aber vor allem die Anwendung von Produkten lassen sich in
einem Webinar besser darstellen als in jeder Informationsbroschüre.
Wenn Sie in Ihren Webinaren noch zufriedene Kunden auftreten
lassen, gewinnen Sie erheblich an Glaubwürdigkeit. Binden Sie also
zufriedene Kunden in Ihre Webinare mit ein. Ganz entspannt unter-
halten Sie sich, während Ihr Publikum zuschaut und zuhört. Diese
Form der Kommunikation nennt sich Webtalk und ist sehr lebendig,
vor allem, wenn Sie als Stichwortgeber für den Kunden agieren.
Mittels Chat oder anderer Funktionen können Sie Ihr Publikum
aktiv einbeziehen. Webinare werden Ihre Verkaufszahlen nicht
unbedingt in schwindelerregende Höhen treiben. Aber sie sind ein
perfekter Servicekanal und ein reizvoller zusätzlicher Vertriebska-
nal für die Darstellung und den Einsatz Ihrer Produkte.

Was für Produkte und Neuheiten gilt, gilt auch für Änderungen Austausch mit Ihren
von Konditionen, Lieferbedingungen, Rahmenverträge und derglei- Kunden
chen mehr. Webinare sind keine Einwegkommunikation, während
des Webinars können Sie mit Ihren Kunden über die Produktände-
rungen sprechen, diskutieren, sich austauschen. Möglicherweise
müssen Sie, rechtlichen Aspekten folgend, diese Informationen
auch zusätzlich schriftlich versenden. Aber die Vermittlung der
Informationen durch ein Webinar vereinfacht die Verbreitung der
Information. Denn das Webinar bietet dem Zuhörer und Zuschauer
die Möglichkeit, Fragen während der Veranstaltung zu stellen, und
es gibt Ihnen die Möglichkeit, Ihre Gründe für die Veränderungen
deutlicher darzustellen.

Zitat eines Unternehmers


„Wir sind Marktführer in unserer Branche. Wir wollen mit
unseren Kundenwebinaren diese Marktführerschaft halten und
weiter ausbauen.“

© managerSeminare 11
Kapitel 1

Neue Mitarbeiter vorstellen


Interne Auch neue Mitarbeiter lassen sich gut per Webinar vorstellen, wenn
Präsentationen, Sie dort ein paar Worte sagen. So sind Gesicht und Stimme schon
Brainstorms & Co. bekannt, wenn sich der neue Mitarbeiter beim Kunden persönlich
vorstellt.

Denken Sie an schnelle Brainstorming-Meetings, an Zusammentref-


fen von Fokusgruppen, an das zeitgleiche Informieren Ihrer geogra-
fisch weit verteilten Mitarbeiter – über den Einsatz von Webinaren
sind solche Aktivitäten absolut machbar. Gleichzeitig eröffnet das
Feld auf mittlere Sicht beste Aussichten für Menschen, die in der
Lage sind, solche Treffen professionell, wirkungsvoll und zielgerich-
tet zu moderieren.

Welche Vorteile nutzen Sie mit Webinaren?


Vorteil: Schnelligkeit
Kurzfristig Webinare sind kurzfristig einricht- und durchführbar. Wenn Sie ein
durchführen geübter Webinarprofi sind, dauert es maximal drei Minuten von der
Einrichtung bis zum Versand des Einladungslinks eines Webinars.
Gerade, wenn eine schnelle Aktion bzw. Information notwendig ist,
bieten sich Webinare als Tool der Wahl an.

Vorteil: Sofortiger Transfer


Lerninhalte werden Eine weitere Chance dieser Technik ist, dass die Inhalte von Webi-
sofort umgesetzt naren sofort umgesetzt werden können, da die Teilnehmer „vor Ort“
sind. Nehmen wir einmal an, dass Sie ein Webinar für den Verkauf
veranstalten, bei dem es um neue Lieferkonditionen geht. Während
Sie das Webinar morgens von 8.00 Uhr bis 8.30 Uhr durchführen,
können Ihre Verkaufsmitarbeiter ab 8.31 Uhr die neuen Kondi-
tionen bei Ihren Kundengesprächen bekanntgeben. Auch andere
Aspekte und Inhalte von Webinaren sind zur sofortigen Umsetzung
geeignet. Lassen Sie sich am Besten per E-Mail eine Rückmeldung
geben, welche Erfahrungen Ihre Teilnehmer mit dem Transfer Ihres
Themas machen konnten.

Vorteil: Wiederholbarkeit
Webinare können aufgezeichnet werden. Entweder bietet die Webi-
narplattform das an, oder Sie kaufen eine Screenrecording-Software

12 Michael Schmettkamp: So werden Sie ein Webinarprofi


Chancen

(ab Seite 70) und zeichnen das Webinar auf. Falls jemand nicht Inhalte sind
am Webinar teilnehmen kann, kann er sich die Aufzeichnung an- wiederholbar
schauen, gegebenenfalls sogar unterwegs auf dem Smartphone oder
Tablet. Für Teilnehmer, die sich noch nicht für Sie als Webinarleiter
entschieden haben, kann ein Videomitschnitt eine passende Orien-
tierungshilfe darstellen.

Vorteil: Kostenersparnis
Ein großes Plus der Webinare ist der Aspekt der Kostenersparnis. Reise- und Übernach-
Es fallen weder Reise- und Übernachtungskosten noch Abwesen- tungskosten entfallen
heitskosten des Mitarbeiters an. Die Organisation eines Kongresses
ist auch immer zeit- und kostenaufwendig. Ein Webinar ist schnell
organisiert und per E-Mail verbreitet. Die Kosten halten sich in
Grenzen. Und schon unmittelbar nach dem Webinar kann der Mitar-
beiter beginnen, die Inhalte aus dem Webinar umzusetzen.

Reichweitenvorteil
In ein Webinar können Sie sich, sofern ein PC und eine Internetlei- Weltweit durchfühen
tung vorhanden sind, jederzeit weltweit einloggen. Während eine
Reise zu einem Konferenzort unter
Umständen sehr aufwendig sein
kann, ist die Teilnahme an einem
Webinar sehr unkompliziert. In
meinen Webinaren habe ich regel-
mäßig Teilnehmer aus ganz Europa,
Asien und Südamerika. Unabhängig
von jeder Zeitzone gibt es die Mög-
lichkeit, sich zu informieren, sich
weiterzubilden, zu lernen und Neues
zu entdecken, ganz bequem von Zu-
hause aus.

© managerSeminare 13
Kapitel 1

Keine Angst vor Webinaren!

Immer wieder erlebe ich gerade bei Trainerkollegen (ich bin seit
1986 als Trainer, Moderator und Coach tätig) eine starke Abneigung
gegenüber Webinaren. Aus den Gesprächen höre ich zum Teil auch
viel Angst heraus. Angst nämlich, dass Webinare Präsenzveranstal-
tungen verdrängen werden. Das ist zum Teil richtig, viele Fachschu-
lungen sind durch Webinare ersetzt worden bzw. werden alternativ
angeboten. Pfiffig gemacht und in kleine Einheiten aufgeteilt, gibt
es mittlerweile gut funktionierende, kostengünstige Word-, Excel-
oder PowerPoint-Schulungen, Webinare über die Durchführung von
Webinaren und vieles andere mehr. Was früher tagelange Präsenz-
veranstaltungen waren, sind heute mehrgeteilte Webinare.

Die Meinung vieler Kollegen ist, das gerade verhaltensorientierte


Seminare wie beispielsweise Führungstechniken, Verkaufstechniken
oder Kommunikation über das Web in Form eines Webinars nicht
vermittelbar sind. Nach meiner Erfahrung stimmt das nur teilweise.

Teile der Trainings- Der grundsätzliche Punkt ist, dass Teile aus diesen Themenbe-
inhalte können als reichen gut für ein Webinar geeignet sind, während andere Teile
Webinar angeboten weiterhin präsent bearbeitet werden müssen. Bei vernünftiger
werden Konzeption und Abstimmung der Inhalte ergänzen sich Seminar
und Webinar, statt sich gegenseitig Konkurrenz zu machen. Rich-
Die Kombination ist tig verstanden und eingesetzt, liefert die Kombination Webinar
eine echte Chance für und Seminar einen viel größeren Umsetzungserfolg als bisherige
neue, attraktive Transfermaßnahmen. Meiner Meinung nach haben viele Kolleginnen
Trainingsangebote und Kollegen die erweiterten Möglichkeiten der Kombination von
analog (Seminar) und digital (Webinar) noch nicht erkannt. Es liegt
eine große Chance darin, als Trainer selbst fit in der Durchführung
von Webinaren zu sein und zu erkennen, was tatsächlich digital
durchgeführt werden kann, etwa in der Vor- oder Nachbereitung
von analogen Veranstaltungen.

Außerdem bieten Webinare eine enorm große Chance zur Verbesse-


rung des Lerntransfers. Normalerweise dauern Präsenzseminare zwei
oder mehr Tage. In dieser Zeit lernen die Teilnehmer eine Vielzahl
von Aspekten und stehen dann im Arbeitsalltag vor der großen
Aufgabe, die Inhalte umzusetzen. Vieles aus dem Seminar geht lei-
der rasch wieder verloren. Anders bei Webinaren: Wenn die Inhalte
in kleine Portionen verpackt werden, kann der Teilnehmer diese
sofort in seinen Arbeitsalltag integrieren.

14 Michael Schmettkamp: So werden Sie ein Webinarprofi


Chancen

Nehmen wir einmal folgendes Szenario an: Ein Webinar behandelt Lerninhalte sofort
das Thema „Durch Kaltakquisition neue Kunden gewinnen“. Das umsetzen und
Webinar findet morgens von 8.00-8.30 Uhr statt. Im Anschluss an reflektieren
das Webinar setzen die Teilnehmer die behandelten Inhalte sofort
um. Mittags gibt es per Webinar eine erste Runde Feedback und
Erfahrungs- bzw. Erfolgsaustausch. Nachmittags setzen die Teilneh-
mer ihre Kaltakquisitionen fort. Um 17.00 Uhr gibt es eine weitere
Feedbackrunde mit der Beurteilung des eigenen Akquisitionserfolgs.

Diese Vorgehensweise setzt Folgendes voraus:


A Ein verhaltensorientiertes Thema
A Ein Webinarleiter, der das Thema und die Webinartechnik be-
herrscht
A Ein Unternehmen mit der Bereitschaft, diesen neuen Weg des
Lernens zu gehen

Vielleicht möchten Sie ja vorher noch ein Kaltakquisitionsgespräch Simulationen


simulieren lassen. Kein Problem, mit einer entsprechenden Webi- ermöglichen
narplattform lassen sich Übungseinheiten wie im Präsenzseminar
durchführen, sogar mit Videofeedback!

Welche beruflichen Chancen sich darin gerade für Trainer und Bera-
ter auftun, skizziert das Zitat eines Geschäftsführers eines großen,
deutschen Unternehmens: „Wer als Trainer und Coach nicht auch in
digitalen Dingen fit ist, mit dem reden wir erst gar nicht.“

Checkliste

A Welche Gründe haben Sie, um Webinare durchführen?


A Warum fühlen ausgerechnet Sie sich berufen, Webinare
durchzuführen? Über welche persönliche Expertise verfügen
Sie, die Sie für Ihr Publikum interessant macht?
A Wenn Sie an Ihr Unternehmen denken, welche Form von
Webinaren kommt in Frage?
A Welche Form des e-Learnings führen Sie bereits durch?
A Welchen Stellenwert haben Webinare in Ihrem Unterneh-
men bzw. welchen Stellenwert sollen sie bekommen?

© managerSeminare 15
Kapitel 2

Thema und Zielgruppe finden

Wie finden Sie das passende Webinarthema?

An sich ist die Antwort ganz einfach. Beinahe jedes Thema, das
Sie schon einmal präsentiert haben, können Sie auch als Webinar
halten. Wahrscheinlich müssen Sie es nur webtechnisch anpassen.
Dazu stellen Sie sich die Frage, worin Sie der Experte sind.

Gehen Sie die nachfolgenden Fragen durch und überlegen Sie, wel-
che Themen sich ergeben:

Entscheidungshilfen A Was macht Ihre tägliche Arbeit aus?


für die A Worüber wissen Sie genau Bescheid?
Themenauswahl A Was ist Ihre Expertise?
A Was werden Sie von anderen Menschen gefragt?
A Auf welche Fragen können Sie spontan antworten?
A Welcher Teil Ihrer Arbeit wird von anderen Menschen hoch ge-
schätzt?
A Worüber wollten Sie schon immer sprechen?
A Schließlich: Wofür werden Sie bezahlt?

Wenn Sie sich diese Fragen beantworten können, haben Sie einen
Fundus an Themen, die für ein Webinar geeignet sind. Machen Sie
sich bei der Themenauswahl frei davon, dass das Webinar ähnlich
wie eine Präsentation 45 Minuten dauern sollte. Webinare dürfen
und sollten kürzer sein. Damit haben Sie die Chance, ein Thema
unter Umständen in mehrere Teile (Webinare) zu untergliedern, um
so einen längeren und intensiveren Kontakt zu Ihrem Publikum zu
unterhalten.

16 Michael Schmettkamp: So werden Sie ein Webinarprofi


Thema und Zielgruppe

Wer ist Ihr Publikum?

Parallel zur Themenfindung müssen Sie sich Klarheit über Ihr Publi- Zielgruppe
kum verschaffen. Die zentrale Frage ist: Für wen führen Sie das We-
binar durch? Ähnlich wie bei einem Präsenzvortrag bestimmen Sie
mit Ihrem Thema Ihr Publikum oder umgekehrt. Wenn Sie festge-
legt haben, wer der Hauptadressat Ihres Themas ist, wird klar, wel-
che inhaltlichen Voraussetzungen das Publikum benötigt, um Ihr
Thema zu verstehen. Je genauer Sie Ihr Zielpublikum definieren,
desto genauer definieren Sie Ihr Thema, und umgekehrt. Wenn Sie
zu einem Webinar einladen, empfiehlt es sich daher, die Zielgruppe
oder eventuell notwendige Voraussetzungen zum Verständnis des
Themas neben einer sehr ausführlichen Agenda mit aufzuführen.
So stellen Sie sicher, dass Sie immer das für das Thema richtige Pu-
blikum ansprechen. Sollte sich doch einmal jemand in Ihr Webinar
verlieren, der nicht viel Ahnung von Ihrem Thema hat, wird sich
diese Person auch schnell wieder verabschieden.

Übrigens: Schon mit der Einladung haben Sie es in der Hand, wer Zielgruppe bereits mit
Ihr Publikum sein wird. Selektieren Sie Ihr Zielpublikum über den der Einladung
Einladungstext (Einladen ab Seite 35) und bereiten Sie den Inhalt selektieren
adressatengerecht vor.

Am besten definieren Sie über das Thema Ihr Publikum und damit
auch die Breite und Tiefe. Hier einige Beispiele:

A 5 Insidertipps zur Montage von Solaranlagen. Zielpublikum: Er-


fahrene Installateure
A Multidimensionale Sprachadressierung. Zielpublikum: minde-
stens NLP-Master Practitioner
A Wie kommt die Nadel in den Luftballon – Pfiffige Einstiege und
Ausstiege bei Präsentationen. Zielpublikum: fortgeschrittene
Präsentatoren, die mindestens einmal pro Monat präsentieren

Profitipp: Einen schlagkräftigen Titel suchen


Ihr Webinar wird stärker wahrgenommen, wenn Sie einen
schlagkräftigen Titel formulieren. An den genannten Bei-
spielen sehen Sie, was gemeint ist. Geben Sie beispielsweise
Zahlen an („5 Profitipps ...“; „3 Beispiele dafür, wie Sie ...“;
„4 Schritte zur erfolgreichen ...“).

© managerSeminare 17
Kapitel 2

Auch negative Formulierungen können durchaus zielführend sein.


Beispiel: „Wie Sie es nicht schaffen werden, in 3 Schritten ein Webi-
narprofi zu sein“ – Natürlich richten Sie Ihr Webinar danach aus, es
doch in drei Schritten zu schaffen.

Formulierungen Besser sind Formulierungen, die im Titel Folgendes berücksichtigen:


A Problem- oder Zustandsbeschreibung und Ziel oder Problemlö-
sung
A oder nur die Zielbeschreibung und/oder Problemlösung
(Beispiel: In 3 einfachen Schritten zum eigenen Webinar)

So erzeugen Sie schon mit einem attraktiven Titel eine Sogwirkung


und bekommen Publikum für Ihr Webinar. Natürlich müssen Sie
dann Ihr Versprechen auch einlösen und wirklich Informationen
liefern, die zur Problemlösung oder Zielerreichung führen.

Checkliste

A Über welches Thema möchten Sie sprechen?


A Was sind wesentliche Inhalte Ihres Themas?
A Was möchten Sie Ihrem Publikum vermitteln, was soll es
am Ende Ihres Webinars mehr wissen und/oder können?
Was ist das Ziel des Webinars?
A Was weiß das Publikum bereits über das Thema?
A Wie ist die Einstellung des Publikums zum Thema?
A Wie ist die Einstellung des Publikums zu Ihrem Unterneh-
men?
A Welche Detailinformationen sind wichtig?
A Welche Referenzen können zum Thema angeführt werden?
A Welche Voraussetzungen sind zum Verständnis des Themas
wichtig?
A Wie genau definiert sich nun Ihr Zielpublikum?

18 Michael Schmettkamp: So werden Sie ein Webinarprofi


Kapitel 3

Technische Voraussetzungen schaffen

Ein Webinar ist eine technische Veranstaltung. Von daher benötigen


Sie ebenfalls einige Technik. Außerdem sollten Sie die notwen-
dige Technik auch problemlos und schnell beherrschen können.
Es kann vor und während Webinaren immer mal wieder zu kleinen
kritischen Situationen kommen, die Sie aber nicht irritieren dürfen
bzw. die Sie durch eine gute Vorbereitung großteils direkt vermei-
den können.

Ihr PC

Während eines Webinars werden immer Daten ins Web hoch- und Ist Ihr PC
heruntergeladen. Damit die Verarbeitung der Datenmenge in Echt- leistungsfähig genug?
zeit geschieht, benötigen Sie einen schnellen Rechner. „Schneller
Rechner“ heißt in diesem Fall, dass Sie mindestens einen Dual-
Core-Rechner mit einer Prozessorgeschwindigkeit von 1,6 GHZ Tak-
tung benötigen. Mehr ist immer besser, natürlich aber auch teurer.
Rechner mit dieser Leistung gibt es inzwischen (Stand 2013) für
ca. 500 Euro. Weiterhin ist der Hauptspeicher des Rechners wichtig.
Zwei Gigabyte sollten es schon sein, vier Gigabyte sind besser. Je
größer der Hauptspeicher ist, desto besser werden die hoch- und
heruntergeladenen Daten gepuffert und umso besser ist der Zugriff
darauf. Die Größe des Festplattenspeichers ist fast unerheblich.
Ob 250 oder 500 Gigabyte spielt keine Rolle. Die meisten Webinar-
plattformen sind im Web beheimatet und beanspruchen keinen
Festplattenspeicher, das heißt, es wird keine Software auf Ihren
Rechner geladen und installiert. Wenn Sie sich nicht sicher sind,
ob der Rechner die entsprechende Leistung bringt, testen Sie ihn.
Nehmen Sie an einem Webinar teil. Wenn Ihr Rechner das Webinar
komplikationslos empfangen kann, ist das ein guter Anfang. Testen

© managerSeminare 19
Kapitel 3

Sie im nächsten Schritt verschiedene Webinarplattformen. Alle


Plattformen bieten unterschiedliche Testmöglichkeiten an, entwe-
der in vollem Umfang und zeitlich beschränkt oder mit reduziertem
Umfang und zeitlich unbeschränkt. Richten Sie sich einen Account
ein, laden Sie sich Freunde ein und starten Sie Ihr erstes Webinar.
Das muss inhaltlich noch nicht perfekt sein, sondern dient dem Te-
sten der Webinarfähigkeit Ihres Rechners.

Die folgende Grafik gibt Ihnen einen exemplarischen Überblick über


Up- und Downloads während eines Webinars und die Gründe für ei-
nen schnellen Rechner.

Abb.: Up- und Downloads

Internet

Ist Ihre Internet- Damit Sie das Webinar reibungslos und professionell durchführen
verbindung schnell können, benötigen Sie eine schnelle Internetverbindung. Fragen
genug? Sie in Ihrer IT-Abteilung nach, mit welcher Geschwindigkeit die
Internetverbindungen in Ihrem Unternehmen arbeiten. Sollten Sie
selbstständig sein, schauen Sie in Ihre Abrechnung. Dort steht ne-
ben dem Tarif auch meistens die Geschwindigkeit.

Grundsätzlich sind alle Webinarplattformen im Internet gelagert.


Sie müssen meistens keine Software downloaden, eventuell nur

20 Michael Schmettkamp: So werden Sie ein Webinarprofi


Technische Voraussetzungen

eine kleine Applikation, damit die Verbindung zur Plattform funk-


tioniert. Die Geschwindigkeit ist deswegen so wichtig, weil Sie
permanent Daten hoch- und herunterladen. Ihr Videobild ist ein
permanenter Upload. Wenn Sie einen Folienwechsel durchführen,
ist das ebenfalls ein Upload. Wenn Sie Ihre Teilnehmer zum chat-
ten bewegen und diese das auch tun, ist das ein Download. Wenn
Sie zu Ihren Teilnehmern sprechen, ist das wieder ein Upload. Sie
bemerken, dass hier unter Umständen große Datenströme bewegt
werden. Ein weiterer Punkt ist, dass durch eine große Internet-
geschwindigkeit alles in Echtzeit, also ohne Zeitverzögerung, ge-
schieht. Wenn Ihr Publikum zunächst nur Ihre Stimme hört und
dann verzögert erst die kommentierte Folie zu sehen ist, werden
Irritation und Verwirrung auftreten.

Gute Webgeschwindigkeiten sind zum Beispiel 6.000 oder 16.000


kbit/s, damit können Sie bequem Webinare durchführen.

Bitte keine USB-Internetsticks (Surfsticks)


Auch wenn sie Geschwindigkeiten bis zu 7.600 kbit/s produzieren, Achtung:
sind USB-Internetsticks nicht sehr zuverlässig. Das hängt damit zu- Übertragungs-
sammen, dass zum einen ein permanenter großer Datenstrom aus- schwankungen
getauscht wird, zum anderen hängt es mit der Anzahl der Nutzer
einer Zelle zusammen. Der Stick ist im Prinzip ein Dauertelefonat,
der die lokale Zelle Ihres Providers benutzt. Sobald mehrere Nutzer
in die gleiche Zelle eingewählt sind, zum Beispiel für Telefonate
oder E-Mail-Nutzung, leidet die Datenübertragung. Es gibt Übertra-
gungsschwankungen und die Übertragung läuft unter Umständen
nicht mehr in Echtzeit.

Profitipp: Immer kabelgebunden arbeiten


Wenn Sie Ihre Webinare durchführen, achten Sie darauf, dass
Sie Ihren PC immer mit einem Webkabel verbinden. Eine
Kabelverbindung ist immer stabiler als eine WLAN-Verbindung,
denn auch eine WLAN-Verbindung unterliegt immer wieder
Schwankungen, unabhängig, wie weit Sie vom WLAN entfernt
sind.

© managerSeminare 21
Kapitel 3

Vortragszeiten

Den richtigen Welche Zeiten sind für Webinare die besten Vortragszeiten? Das
Zeitpunkt finden hängt natürlich ganz stark von der Erreichbarkeit Ihres Publikums
ab. Gewöhnlich werden Webinare vormittags zwischen 10.00 und
11.30 Uhr gestartet. Eine andere übliche Webinarzeit ist zwischen
14.00 Uhr und 17.00 Uhr. Abends starten einige Webinare zwischen
19.00 Uhr und 20.00 Uhr. Es gab auch schon Webinarmarathons: 24
Vortragende in 24 Stunden. Eine optimale Zeit gibt es nicht, nur
ungewöhnliche. Wenn Sie von Ihrem Zielpublikum vermuten oder
sogar wissen, dass es frühmorgens schon im Büro sitzt, kann eine
Webinarzeit von 6.30 Uhr oder 7.00 Uhr durchaus angemessen sein.
Beachten Sie einfach Folgendes: Morgens zwischen 7.30 Uhr und
9.00 Uhr ist eine nicht sehr günstige Zeit, da in vielen Büros die
Computer eingeschaltet und E-Mails downgeloadet werden. Der Da-
tenverkehr steigt sprunghaft an, und damit sinkt die Datenleistung
im Web generell. Das bedeutet, dass Ihr Webinar zu diesem Zeit-
punkt möglicherweise nur streckenweise im Echtzeitmodus über-
tragen wird. Es kann immer mal wieder zu Verzögerungen kommen.
Das gleiche Phänomen tritt ab etwa 14.00 Uhr ein, wenn Millionen
Amerikaner an der Ostküste online gehen. Deshalb sollten nach
Möglichkeit diese Zeiten als Webinarzeit vermieden werden.

Gute Zeiten sind zwischen ...

A 06.30 Uhr und 08.00 Uhr


A 10.00 Uhr und 12.00 Uhr
A ab 16.00 Uhr und 21.00 Uhr

Ihre Webcam

Seien Sie sichtbar Wenn Sie ein Notebook benutzen, haben Sie schon gleich eine
Webcam zur Verfügung. Die einzelnen Webinarplattformen erken-
nen automatisch eingebaute Webcams und aktivieren diese. Warum
sollten Sie die Webcam benötigen und einsetzen? Gegenfrage: Ha-
ben Sie schon mal einen Referenten gehört, der hinter eine Wand
versteckt war? Wahrscheinlich nicht, sondern Sie konnten den
Referenten sehen. Und genauso sollten Sie während eines Webinars
für Ihr Publikum auch zu sehen sein. Normalerweise ist der Kame-
raausschnitt nur eher auf das Gesicht fokussiert und etwa so groß

22 Michael Schmettkamp: So werden Sie ein Webinarprofi


Technische Voraussetzungen

wie eine Briefmarke. Doch der psychologische Effekt zählt für Ihr
Publikum: Der Webvortragende ist zu sehen.

Für Sie selbst wird es in der ersten Zeit sehr ungewohnt sein, kein
Publikum zu sehen. Sie reden nur auf Ihren Bildschirm ein, sehen
Ihre Präsentation, sehen Ihr eigenes Video und bekommen Reakti-
onen nur über den Chat oder andere Kommunikationsmittel, die Sie
während des Webinars benutzen. Es dauert seine Zeit, bis Sie sich
an diesen Zustand gewöhnt haben. Danach wird es völlig normal
für Sie sein.

Als nächsten Schritt überlegen Sie bitte, sich eine externe Webcam Die Wahl der Webcam
zuzulegen. Die Notwendigkeit einer externen Webcam besteht in
einem psychologischen Effekt.

Wenn Sie mit der eingebauten Webcam arbeiten, müssen Sie Ihren
Bildschirm immer etwas schrägstellen, um eine optimale Blickposi- Abb.: Nicht immer vor-
tion auf den Bildschirm zu bekommen. teilhaft – die Perspektive
einer integrierten Webcam

Dieser Screenshot ist repräsentativ für das Bild, das Ihre Teilnehmer
von der Webinarplattform sehen, wenn Sie mit der im Notebook
eingebauten Webcam arbeiten. Der Effekt ist, dass es seitens Ihres
Publikums immer so aussieht, als wenn Sie es von oben herab be-
trachten. Auch wenn das meist nur unterschwellig wahrgenommen

© managerSeminare 23
Kapitel 3

wird, hat das Publikum immer das Gefühl, im Nachteil zu sein. Au-
ßerdem entsteht der Eindruck des Oberlehrers, der von oben herab
auf seine „Schüler“ schaut. Versuchen Sie deshalb, diesen Effekt zu
vermeiden.

Übrigens sehen Sie hier noch Folgendes: Der schwarze Rand ist das
obere Ende eines beweglichen und flexiblen Fotohintergrundes, den
ich an die Wand montiert habe. Die Webcam fängt auch noch den
Rest der Wand ein (gelb) und den Beginn der Zimmerdecke (weiß).
So hoch reicht unter Umständen der Blickwinkel der internen Web-
cam.

Mit einer externen Webcam können Sie Ihrem Publikum auf Blick-
höhe begegnen.

Abb.: Die Perspektive Hier sehen Sie den Screenshot der Webinarplattform, wenn eine ex-
einer externen Webcam terne Webcam eingesetzt wird. Die Webcam ist genau auf Augenhö-
he justiert. Damit geben Sie Ihren Teilnehmern das Gefühl, sie auf
gleicher Ebene bzw. Augenhöhe sowie von Angesicht zu Angesicht
anzusprechen. Das ist ein ganz anderer psychologischer Effekt als
das andere Kamerabild. Agieren Sie also bitte immer auf Augenhöhe
Ihres Publikums.

24 Michael Schmettkamp: So werden Sie ein Webinarprofi


Technische Voraussetzungen

Abb.: Webcam
mit USB-Anschluss

Besorgen Sie sich am besten eine Webcam mit einem Schraubge-


winde für Fotostative. Die Webcam schrauben Sie auf ein Fotostativ.
Anschließend passen Sie die Webcam so an, dass das Publikum das
Gefühl bekommt, mit Ihnen auf Augenhöhe zu sein. Eine Webcam
mit einem Schraubgewinde kostet ca. 60 Euro (beispielsweise Lo-
gitechwebcam HD C 615), ein Kamerastativ ca. 30 Euro (beispiels-
weise Hama Star 61).

Für meine Situation habe ich eine


etwas andere Lösung gewählt. Neben
der Webcam habe ich mir ein Tisch-
stativ gekauft. Da das Tischstativ in
seiner Höhe einstellbar ist, habe ich
es auf die Augenhöhe meiner Sitzpo-
sition eingestellt. Allerdings musste
ich mir noch ein Zwischengewinde
kaufen, da das Kameragewinde und
das Tischstativgewinde unterschied-
liche Größen haben.

Abb.: Auf Tischstativ


montierte Webcam

© managerSeminare 25
Kapitel 3

Profitipp: Notebookdisplay gerade stellen


Wenn Sie aus irgendwelchen Gründen keine externe Webcam an
Ihr Notebook anschließen können, senken Sie Ihren Bürostuhl
einfach ab. Und zwar so weit, dass der Bildschirm dann fast
waagrecht ist und Sie nicht mehr das Gefühl an Ihr Publikum
vermitteln, von oben herab vorzutragen. Zugegebenermaßen
ist die Sitzposition dann sehr gewöhnungsbedürftig.

Hintergründe

Seriöser wirken durch Wenn Sie jetzt mit der Webcam arbeiten, benötigen Sie einen neu-
neutralen Hintergrund tralen Hintergrund. Viele Webinaristen machen den Fehler und
achten bei eingeschalteter Kamera nicht auf den Hintergrund. Am
besten ist eine absolut freie Wand in einer hellen Farbe. Eine helle
Wand reflektiert Licht besser als eine dunkle und lässt Sie im Vor-
dergrund besser wirken.

Vermeiden Sie Bilder, Poster, Regalwände oder Bücherwände, denn


möglicherweise interessiert sich Ihr Publikum dann mehr für den
Hintergrund als für Ihren Webvortrag. Sorgen Sie also dafür, dass
ablenkende oder störende Elemente entfernt werden. Wenn Sie jetzt
sagen, dass Sie keine freie Wandfläche zur Verfügung haben, dann
gibt es immer noch mehrere Möglichkeiten.

A Falls Sie in Ihrem Büro eine freie Wandfläche haben, drehen Sie
den Schreibtisch in diese Richtung, um diese Fläche zu nutzen.
Wenn das nicht möglich ist, überlegen Sie, ob es in Ihrem Un-
ternehmen kleine, bewegliche Tische gibt, die Sie entsprechend
positionieren können.

A Ziehen Sie in einen anderen Raum um, in dem es eine glatte


und helle Wand gibt. Denken Sie daran, andere Räume rechtzei-
tig zu reservieren.

A Erstellen Sie ein Türschild mit der Aufschrift „Webinar in Durch-


führung“ oder einen anderen, kreativen Text. Hängen Sie das
Schild vor Beginn an die Tür. Das Türschild soll Ihnen helfen,
während Ihrer Sendung ungestört zu bleiben.

26 Michael Schmettkamp: So werden Sie ein Webinarprofi


Technische Voraussetzungen

A In vielen Unternehmen gibt es noch die beweglichen Beamer-


leinwände, stellen Sie sich eine solche Projektionswand in den
Hintergrund. Sie steht in der Regel auf einem dreibeinigen
Stativ und lässt sich in der Höhe regulieren. Platzieren Sie die
Leinwand hinter sich und richten Sie sie entsprechend der Ka-
mera aus.

A Sie können auch Fotoleinwände (Walimex Falthintergrund) nut-


zen, die sehr beweglich sind und sich leicht aufhängen lassen.
Diese Leinwände lassen sich zu einem handlichen Maß zusam-
menlegen und sind leicht transportabel. An den vorhandenen
Schlaufen können Sie diese Falthintergründe so aufhängen, wie
Sie es benötigen. Aufgeklappt bedecken sie ein Fläche von 1,40
m Höhe und 2 m Breite. Die Hintergründe gibt es entweder nur
in Weiß oder mit einem Wechselhintergrund: eine Seite weiß,
die andere schwarz.

A Organisieren Sie sich ein Flipchart oder eine Pinnwand. Nutzen


Sie ein Flipchart mit weißem oder hellem Papier. Oft sind die
Seiten kariert, damit besser darauf geschrieben werden kann.
Drehen Sie in diesem Fall das Flipchartpapier um. In aller Regel
ist die Rückseite des Flipcharts komplett weiß und frei von Li-
nien. Alternativ spannen Sie einfach zwei Flipchart-Blätter auf
die Pinnwand. Entscheidend ist jetzt die Positionierung des Flip-
charts oder der Pinnwand. Positionieren Sie den Hintergrund so,
dass die Kamera genau diesen Bildausschnitt aufnimmt.

A Zur Not funktioniert auch ein gut gebügeltes Bettlaken. In Zur Not mit Bettlaken
mehreren Webinaren habe ich das schon beobachten können,
und es macht einen guten Eindruck.

Profitipp: Logo präsentieren


Ein Logo Ihres Unternehmens, dezent im Hintergrund platziert,
wirkt durchaus gut.

© managerSeminare 27
Kapitel 3

Beleuchtung

Achten Sie auf einfallendes Tageslicht, wenn Sie in der Nähe eines
Eine gute Beleuchtung Fensters sitzen. Je nach Tagesverlauf wird möglicherweise die
rückt Sie ins rechte Sonne in Ihren „Senderaum“ scheinen. Vergewissern Sie sich, dass
Licht Sie das nicht weiter stört, dass es Ihr Publikum auch nicht stört.
Tageslicht beim Webinar ist zwar immer gut, da es eine natürliche
Lichtquelle ist, aber direktes Sonnenlicht sollte nach Möglichkeit
vermieden werden. Es sieht nicht gut aus, wenn Sie permanent
blinzeln müssen.

Falls Sie Ihren Senderaum wegen der Sonne abdunkeln müssen, be-
nötigen Sie eine entsprechende Beleuchtung. Normalerweise reicht
die Deckenbeleuchtung in den Büros dafür aus. Manchmal leider
nicht, dann benötigen Sie mindestens eine zusätzliche Lichtquelle.
Grundsätzlich ist bei der Beleuchtung zu beachten, dass Ihr Gesicht
gleichmäßig ausgeleuchtet ist und keine Schatten wirft. Außerdem
ist die Lichtquelle so zu positionieren, dass diese Sie nicht blendet,
und Sie während Ihres Webinars nicht ständig blinzeln müssen.

A Eine einfache und kostengünstige Variante für eine zusätzliche


Lichtquelle ist ein Baustativ. Dies ist eine auf einem bis zu 1,80
Meter Höhe ausziehbaren Stativ montierte, ca. 400 Watt starke
Leuchte. Kostenpunkt im Baumarkt: etwa 18 Euro. Diese Bau-
leuchte liefert genügend Licht für Ihr Webinar. Positionieren Sie
die Leuchte so, dass der Lichtstrahl an die Decke geht und das
Licht gleichmäßig reflektiert wird. Allerdings werden die Bau-
leuchten, je nach Wattzahl der Leuchte, ziemlich warm. Sorgen
Sie also für eine entsprechende Lüftung.

A Sie können auch sogenannte Softboxen nutzen. Diese kennen


Sie eventuell, wenn Sie sich schon einmal beim Fotografen Pass-
bilder machen ließen. Das sind ebenfalls große Leuchten, die
indirekt oder direkt auf Sie gerichtet sind und Sie für das Foto
ausgeleuchtet haben. Softboxen sind meistens mit einer Diffu-
sorfolie ausgestattet, welche das Licht bricht und Ihre Gesichts-
züge nicht so hart aussehen lassen. Darüber hinaus können Sie
das Licht direkt auf sich richten, die Diffusorfolie lässt Sie nicht
blinzeln, wenn Sie direkt in die Box blicken. Softboxen sind ab
50 Euro pro Stück erhältlich.

28 Michael Schmettkamp: So werden Sie ein Webinarprofi


Technische Voraussetzungen

Abb.: Softbox, Quelle: Amazon

Hier sehen Sie eine Softbox. Sie kann nach Ende des Webinars ein-
gepackt und verstaut werden. Der Vorteil der Softboxen ist, dass sie
ein kaltes Licht abgeben und nicht Sie nicht blenden. Allerdings
benötigen Sie für eine gute Ausleuchtung mindestens zwei Boxen,
jeweils rechts und links von Ihnen positioniert, damit eine gleich-
mäßige Ausleuchtung stattfindet.

Profitipp: Testen Sie die Lichtverhältnisse


Loggen Sie sich in einen Webinarraum ein und experimentieren
Sie mit verschiedenen Lichtquellen bzw. mit unterschiedlichen
Büroräumen und den dort vorhandenen Lichtquellen. Kaufen
Sie sich im Zweifelsfall eine Bauleuchte. Diese hat auch noch
den großen Vorteil der leichten Transportierbarkeit.

© managerSeminare 29
Kapitel 3

Ein extra eingerichtetes Webinarstudio

Sendestudio für Es gibt tatsächlich Unternehmen, denen Webinare sehr wichtig


kleines Geld sind. Dazu werden auch eigene Räumlichkeiten zur Verfügung
gestellt. Mit einer relativ kleinen Investition kann dieser Raum
zu einem schönen Sendestudio für Webinare hergerichtet werden.
Allerdings setzt das voraus, dass in diesen Unternehmen Webinare
sehr häufig durchgeführt werden, damit sich die Investition auch
rechnet.

Profitipp: Hilfe vom Experten einholen


Sollte Ihr Unternehmen ein solches Projekt tatsächlich verfol-
gen, lassen Sie sich bei der Einrichtung eines solchen Raumes
von einem Webinarprofi unterstützen, der sich mit Webcam,
Mikrofonen, Hintergründen, Softboxen und weiteren Aspekten
auskennt.

Headset

Hören und verstanden Damit Ihre Stimme und Ihre Inhalte gut zu verstehen sind, sollten
werden Sie mit einem Headset arbeiten. Es gibt drei unterschiedliche Arten
von Headsets:

A Headsets mit zwei Klinkensteckern, jeweils einen für Mikrofon


und Kopfhörer
A Headsets mit USB-Anschluss
A Headsets drahtlos über USB-Anschluss

Headsets mit zwei Klinkensteckern


Headsets mit zwei Klinkensteckern gibt es schon sehr lange, sie
wurden entwickelt, als die ersten Möglichkeiten der Internettele-
fonie aufkamen. Aber auch im Bereich der PC-Spiele fanden und
finden diese Headsets ihre Anwendung. Für Webinare sind diese
Headsets nur bedingt einsetzbar. Wenn Sie ein Webinar eingerichtet
haben und es starten, führt die Plattform oft einen Audio/Video-
test durch. Das heißt, sie versucht zu erkennen, welche Headsets
und welche Kameras angeschlossen sind. Damit verbunden ist auch
gleichzeitig die Aktivierung der Audio/Videogeräte. Headsets mit

30 Michael Schmettkamp: So werden Sie ein Webinarprofi


Technische Voraussetzungen

Steckern werden von manchen Plattformen nicht erkannt. Das


bedeutet bei einem angeschlossenen Notebook, dass die Plattform
nicht Ihr Headset benutzt, sondern auf die eingebauten Komponen-
ten zurückgreift. Das wiederum hat zur Folge, dass die Tonqualität
leidet, Sie schlechter zu verstehen sind, möglicherweise unange-
nehme Echoeffekte zu hören sind oder Sie wegen des aufgenom-
menen Raumklangs etwas „hohl“ klingen. Deshalb ist vom Einsatz
dieser Headsets abzuraten. Allerdings ist der Kostenvorteil dieser
Headsets enorm, sie kosten nur 10 Euro.

Headsets mit USB-Anschluss


Diese Headsets sind inzwischen weit verbreitet. Der große Vorteil
ist, dass sie von allen Webinarplattformen klaglos erkannt werden.
Außerdem liegt das Mikrofon optimal platziert vor Ihrem Mund,
sodass Ihre Stimme immer gut übertragen wird. Gute und kabelge-
bundene USB-Headsets gibt es ab etwa 35 Euro. Bei der Nutzung
eines solchen Headsets passen Sie bitte auf, dass das Kabel sauber
verlegt wird und Sie nicht unbewusst während Ihres Webinars Wa-
ckelkontakte produzieren oder den Stecker ganz herausziehen.

Abb.: Headset mit draht-


gebundenem USB-Anschluss

Headsets mit drahtlosem USB-Anschluss


Diese Headsets werden ebenfalls problemlos von allen Webinarplatt-
formen erkannt. Der große Vorteil hier ist, dass Sie kein störendes
Kabel haben. Damit können Sie das Headset auch nicht während
des Webinars aus der USB-Schnittstelle ziehen, was durchaus schon
einmal vorgekommen ist. Das Bluetooth-Headset besteht aus drei
Teilen: dem Headset, dem USB-Dongle, der die Daten des Headsets
empfängt und sendet, und einem Kabel zwecks Aufladen des Akkus.

© managerSeminare 31
Kapitel 3

Abb.: Drahtloses USB-Headset

Die Übertragung geschieht per Bluetooth. Dabei wird der gesamte


Datenverkehr des Headsets über den Bluetooth-Dongle absolviert.
Ihre interne Bluetooth-Schnittstelle müssen Sie nicht aktivieren.
Ganz im Gegenteil, bitte beachten Sie, dass Sie während des Webi-
nars andere Bluetooth-Nutzer Ihres PCs abschalten. Es gibt sonst
Übertragungskonflikte und darunter leidet dann die Tonqualität.

Profitipp: Headset aufgeladen? Headset ausprobiert?


Sorgen Sie beim Einsatz eines drahtlosen Headsets immer
für ein aufgeladenes Headset. Nichts ist peinlicher, als wenn
während eines Webinars Ihr Headset streikt. Deshalb laden Sie
es vor Beginn des Webinars rechtzeitig auf. Führen Sie Proben
mit Ihrem Headset durch. Loggen Sie sich in Ihre Webinar-
plattform ein, laden Sie ein paar Freunde ein, die Ihnen Feed-
back zur Tonqualität geben können. Experimentieren Sie mit
verschiedenen Abständen des Mikrofons vor Ihrem Mund und
mit verschiedenen Lautstärken. Lassen Sie sich ein Feedback
für die optimale Position und Lautstärke geben.

Trotz aller optimalen Einstellungen passiert es immer wieder, dass


es Lautstärkeschwankungen gibt. Zum einen hängt es davon ab,
welche Lautstärkeeinstellung Ihre Teilnehmer auf dem PC einge-

32 Michael Schmettkamp: So werden Sie ein Webinarprofi


Technische Voraussetzungen

stellt haben. Deshalb fragen Sie bei entsprechenden Äußerungen


bezüglich der Lautstärke erst nach, wie die Lautstärkeeinstellung
des Teilnehmers ist, bevor Sie an Ihrem System Einstellungen ver-
ändern (ab Seite 64 zu technische Pannen).

Zum anderen kann es passieren, dass die einzelnen Webinarplatt-


formen die Tonqualität reduzieren, wenn die Datenleitung sehr
belastet wird. Wenn Sie also trotz aller Reparaturversuche die Ton-
qualität nicht in den Griff bekommen, kann das Abschalten Ihrer
Webcam der rettende Ausweg sein. Dann wird die Datenleitung
entlastet und die Tonqualität steigt wieder. Manche Webinarplatt-
formen bieten auch die Tonübertragung per Telefon an.

Profitipp: Veränderung der Tonqualität üben


Machen Sie sich mit den Features Ihrer Webinarplattform rich-
tig vertraut. Üben Sie, wie Sie die Tonqualität während einer
laufenden Sendung verändern können. Und üben Sie es so oft
wie möglich, damit Sie für diese kritische Situation gewapp-
net sind und im Livedurchgang nicht noch zusätzlichen Stress
haben. Die souveräne Bewältigung einer solchen kleinen Krise
stärkt Ihre Professionalität und Ihre Wirkung nach außen.

Checkliste

A PC schnell genug?
A Internet schnell genug?
A Kabelgebundenes Internet benutzt?
A Vortragszeit in Ordnung?
A Externe Webcam angeschlossen?
A Kameraposition in Ordnung?
A Neutraler Hintergrund (einfarbige Wand)
A Ggf. Flipchart, Pinnwand, Falthintergrund
A Lichtquellen o.k.?
A Ggf. Bauleuchte ausgerichtet?
A Headset angeschlossen?
A Drahtloses Headset aufgeladen?
A Tonqualität o.k.?

© managerSeminare 33
Kapitel 4

Die Webinarplattform beherrschen

Um ein Webinar durchführen zu können, benötigen Sie eine ent-


sprechende Plattform. Folgende populäre Plattformen stehen mo-
mentan zur Verfügung:

Plattformen A edudip: edudip.com


A spreed: spreed.com
A Adobe Connect: adobe.com/de/products/adobeconnect.html
A Smile 2: smile2.de
A Got to Meeting: gotomeeting.de
A Citrix: citrix.sw
A Saba Centra: saba.com
A Vitero: vitero.de
A iimeeting: iimeeting.com
A Microsoft Lync: microsoft.de

Jede Webinarplattform kann getestet werden. Allerdings sind die


Testbedingungen sehr unterschiedlich. Vom persönlichen Support
über zeitlich limitierte Zugänge bis hin zu reduzierten Zugängen
finden Sie alle Möglichkeiten. Auch alle Preismodelle sind vorhan-
den.

Nachfolgend erläutere ich Ihnen die wichtigsten Features einer


Webinarplattform. Diese sollen Ihnen ein Verständnis über ihre Lei-
stungsfähigkeit geben.

34 Michael Schmettkamp: So werden Sie ein Webinarprofi


Webinarplattform

Vorbereitung eines Webinars

Ob ein Webinar gelingt oder nicht, können Sie bereits in der Vor-
bereitung ganz entscheidend beeinflussen. Dieser Aspekt ist für
die Arbeit im virtuellen Raum beinahe noch entscheidender als bei
Präsenzveranstaltungen. Hier erhalten Sie die Erläuterung der we-
sentlichen Kriterien.

Account anlegen und Login


Für alle Webinarplattformen müssen Sie einen Account anlegen.
Melden Sie sich mit einer E-Mail-Adresse und einem Passwort an.
Kurz danach bekommen Sie eine E-Mail zur Bestätigung Ihres Ac-
counts und dann können Sie loslegen.

Titel, Untertext und Startzeit


Jede Webinarplattform verlangt einen Webinartitel und eine In- Titel und Inhalts-
haltsbeschreibung. Suchen Sie sich einen für Ihr Zielpublikum beschreibung als
schlagfertigen Titel aus und beschreiben Sie kurz die wesentlichen Teaser
Inhalte und Ziele des Webinars (ab Seite 16). Außerdem verlangt
die Plattform eine Datumsangabe, wann das Webinar stattfinden
soll, sowie eine Startzeit. Manche Plattformen verlangen noch eine
Endzeit oder die Angabe der Dauer des Webinars. Geben Sie hier
bitte auf jeden Fall immer mehr Zeit an als Sie planen. Ein Beispiel
dazu: Wenn Sie Ihr Webinar für 45 Minuten planen, dann rechnen
Sie nochmals 30 Minuten als Pufferzeit dazu. Falls Ihr Webinar doch
etwas länger dauert, werden Sie nicht automatisch abgeschaltet.
Manche Plattformen verlangen auch noch den Eintrag „Privat“ oder
„Öffentlich“. Ein „privates“ Meeting kann nur per eingeladenem
Link betreten werden, während ein „öffentliches“ Webinar für
jeden Interessenten besuchbar ist. Ein anderer Unterschied von
„privat“ und „öffentlich“ ist die Auffindbarkeit des Webinars. So
gibt es beispielsweise bei der Plattform edudip einen Marktplatz.
Alle Webinare, die für den Marktplatz gekennzeichnet sind, sind
öffentlich einsehbar. Allerdings muss der Teilnehmer sich anmelden
und bekommt nur über Sie den Link zum Zutritt. Ein als „privat“
gekennzeichnetes Webinar tritt auf diesem Marktplatz nicht in
Erscheinung und kann ebenfalls nur über Ihren persönlichen Einla-
dungslink betreten werden.

© managerSeminare 35
Kapitel 4

Manche Plattformen (z.B. spreed) lassen den sofortigen Start eines


Webinars zu. Das ist dann sehr sinnvoll, wenn Sie die Plattform als
virtuellen Konferenzraum nutzen möchten.

Einladung der Teilnehmer


Steuern, wer Ihr Damit Ihre Teilnehmer einerseits wissen, wann das Webinar statt-
Webinar besucht findet und andererseits den Link erhalten, ist eine Einladung
notwendig. Mit der Einladung können Sie steuern, wer Ihr Webi-
nar besuchen darf und wer nicht. Gerade, wenn Sie Endkunden
einladen möchten, können Sie sicher sein, dass nur die von Ihnen
eingeladenen Personen zum Webinar erscheinen und nicht etwa
unliebsame Mitbewerber. Manche Plattformen erstellen durch die
Einladung einen ganz persönlichen Zugangscode. Andere Platt-
formen erstellen zwei Codes, den offiziellen Einladungscode und
einen Code, der einen Zugang zur Plattform verschafft, ohne sich
registrieren zu müssen (z.B. edudip). Sie können sich auch bei-
spielsweise bei edudip noch ganz persönliche Codes einfallen lassen
und erstellen. Das macht dann Sinn, wenn Sie bezahlte Webinare
durchführen und ganz bestimmte Personen, z.B. Kunden, kostenfrei
einladen möchten.

Profitipp: Wann einladen?


Immer wieder werde ich in meinen Webinaren gefragt, was
denn ein günstiger Einladungshorizont ist. Meine Erfahrung ist
die, dass ich mit einem Vorlauf von einer Woche bis zehn Tage
zu einem Webinar einlade. Je nachdem, welches Publikum Sie
einladen möchten, benötigen Sie einen längeren Vorlauf. Län-
ger als drei Wochen allerdings empfehle ich nicht zu planen,
weil die Einladung dann doch wieder vergessen wird. Manche
Plattformen haben eine Erinnerungsfunktion, allerdings oft
nur für die bereits eingeladenen Gäste. Meistens kommt einen
Tag vor dem Start eine kurze E-Mail zur Erinnerung sowie etwa
eine Stunde vor Webinarbeginn.

Präsentation hochladen
Bevor Sie nun mit Ihrem Webinar starten, dürfen Sie noch Ihre vor-
bereitete Präsentation hochladen. Alle Plattformen lassen sämtliche
Worddokumente zu sowie PDF-Formate. Die Plattformen lassen auch

36 Michael Schmettkamp: So werden Sie ein Webinarprofi


Webinarplattform

oft zu, zu entscheiden, ob die Präsentation von den Teilnehmern


heruntergeladen werden kann oder nicht. Dazu müssen Sie nur in
der entsprechenden Rubrik ein Häkchen machen, wenn Sie dies
wünschen.

Sollten Sie vergessen haben, die Präsentation hochzuladen, lassen


es die Plattformen zu, auch während eines gestarteten Webinars
Präsentationen oder anderes Material nachträglich hochzuladen.

Fast alle Plattformen konvertieren die hochgeladenen Präsentati- Animierte Präsenta-


onen noch einmal intern. Gerade wenn Sie animierte PowerPoint- tionen funktionieren
Präsentationen hochladen möchten, denken Sie bitte daran, dass in den meisten Fällen
diese Animationen in den meisten Fällen nicht funktionieren. Es nicht
gibt inzwischen Bestrebungen, dies zu ändern. Es empfiehlt sich,
die PowerPoint-Präsentationen von vornherein ohne Animationen
zu konzipieren oder Pseudoanimationen zu verwenden (siehe auch
das Kapitel Webvisualisierung ab Seite 41). Am besten speichern
Sie Ihre Präsentation als PDF und laden dieses Dokument hoch.
PDFs haben den zusätzlichen Vorteil, dass sie weniger Speicherplatz
benötigen und damit die Datenmenge gering halten.

Durchführung eines Webinars

Nach einer optimalen Vorbereitung des Webinars kommt es nun zur


tatsächlichen Durchführung. Hier begegnen Ihnen die Teilnehmer
live. Auf der sicheren Seite bewegen Sie sich, wenn Sie die fol-
genden Punkte berücksichtigen.

Betreten des Webinarraums


Loggen Sie sich nun in Ihren Account ein und betreten den Webi-
narraum. Jede Plattform hat ihr spezielles Layout und farbliche Ge-
staltung. Doch alle Plattformen haben ein paar Gemeinsamkeiten,
die sich nur durch die Anordnung voneinander unterscheiden. Sie
finden in jedem Webinarraum die Präsentationsfläche, in der Sie
Ihre Präsentation zeigen können. Sie finden den Chatbereich, der
Ihnen die Kommunikation mit den Teilnehmern ermöglicht. Sie
finden den Teilnehmerbereich, der Ihnen die Anzahl und die Na-
men der anwesenden Teilnehmer anzeigt. Außerdem gibt es je nach
Plattform weitere Bereiche für die Einstellung von Ton und Video,
Ein- und Ausschalten des Whiteboards – eine Art interaktiver Pinn-

© managerSeminare 37
Kapitel 4

wand (Seite 40) – sowie Icons zum Starten und Stoppen des Webi-
nars (Seite 56), Funktionen wie die Verbindung zu Youtube-Videos,
das Erstellen von Umfragen (Seite 51) und andere Features.

Zur Präsentation einladen


Je nach Plattform ist es notwendig, die hochgeladene Präsentation
noch in den Webinarraum einzuladen.

Chat
Zentrale Funktion Die Chatfunktion ist eine zentrale Funktion innerhalb eines Webi-
eines Webinars nars. Mit ihr können Sie in Kommunikation mit den Teilnehmern
treten. Einerseits können Sie selbst während des Webinars den Chat
ausfüllen, und alle Teilnehmer sehen diesen dann. Oder Sie stellen
einfach Fragen während des Webinars und lassen die Teilnehmer
über den Chat antworten. Wie Sie den Chat noch einsetzen können,
erfahren Sie im Kapitel Teilnehmeraktivierung (ab Seite 49).

Umfragen
Aktivierungstool Fast alle Plattformen haben ein Umfrage-Tool. Hiermit können vor
dem Webinar eine oder mehrere entsprechende Umfragen erstellt
werden. Die Umfrage gibt Ihnen Prozentzahlen an, meistens in
Form eines Tortendiagramms. Außerdem lässt sich das Ergebnis der
Umfrage für alle Teilnehmer veröffentlichen (ab Seite 60).

Steuerung der Präsentation


Die Steuerung der Präsentation erfolgt über die Maus. Üblicherwei-
se haben Sie in Ihrer Plattform in der Kopfzeile zwei Richtungspfei-
le, mit der Sie zur nächsten Folie kommen, entweder vorwärts oder
rückwärts. Manche Plattformen wie spreed bieten die Möglichkeit
der Vorschau. Hier erscheint beispielsweise am rechten Rand und
für die Teilnehmer nicht sichtbar eine Übersicht der Folien, je nach
Bildschirmgröße 6–8 Folien. Gerade, wenn Sie darauf angewiesen
sind, schnell auf verschiedene Folien zu springen, ist dies ein ex-
zellentes Feature.

38 Michael Schmettkamp: So werden Sie ein Webinarprofi


Webinarplattform

Video
Sollten Sie während des Webinars die Videofunktion nutzen, kön-
nen bzw. müssen Sie eventuell kleine Einstellungen vornehmen. Oft
fragt die entsprechende Plattform nach, ob Sie die Kamera wirk-
lich einsetzen möchten. Außerdem müssen Sie die Kamera dann
freigeben. Nur so ist gewährleistet, dass die Kamera während des
Webinars einwandfrei funktioniert. Ich persönlich halte es für sinn-
voll, dass man den Vortragenden während des Webinars live erleben
kann (Seite 22). Machen Sie es sich zur Gewohnheit und schalten
Sie Ihr Video ein. Es macht Ihr Webinar im wahrsten Sinne des
Wortes lebendiger.

Audio
Die Audiofunktion muss nicht unbedingt extra aktiviert werden.
Mit dem Start der Webinarplattform sucht sich die Plattform jene
Audio- und auch Videogeräte heraus, die die Plattform erkennt. Das
bedeutet, dass nicht unbedingt alle eingesteckten Geräte erkannt
werden. Beispielsweise erkennen manche Plattformen die alten
Headsets mit zwei Klinkensteckern nicht (Seite 30). In diesen Fäl-
len sucht sich die Plattform das erkannte Gerät heraus, meist han-
delt es sich dabei dann um das eingebaute Mikrofon.

Teilnehmer zuschalten
Bei allen Plattformen können Sie Teilnehmer zuschalten. Sie sind Live-Talk
dann für alle zu hören und ggf. auch zu sehen. Dazu müssen fol-
gende Voraussetzungen erfüllt sein:

A Der Teilnehmer muss mindestens ein eingeschaltetes Mikrofon


besitzten. Notebooks haben ein eingebautes Mikrofon, welches
dann genutzt werden kann. Bei Desktop-PCs muss häufig ein ex-
ternes Mikrofon eingesteckt werden.

A Die Nutzung von Video ist optional. Wer an einem Notebook


sitzt, kann in aller Regel auf eine eingebaute Webcam zurück-
greifen und diese nutzen.

A Eine schnelle Internetverbindung seitens des Teilnehmers ist


sinnvoll, damit die Datenmenge verarbeitet werden kann.

© managerSeminare 39
Kapitel 4

A Ein Teilnehmer muss sich bemerkbar machen, wenn er „scharf


geschaltet“ werden möchte. Das kann er über den Chat tun oder
über ein Icon, das die Plattform zur Verfügung stellt (Seite 50).
Sie als Moderator schalten dann den Teilnehmer ein und können
jetzt munter miteinander diskutieren.

Teilnehmerkommentare/Icons
Fast alle Plattformen geben den Teilnehmern einen Bereich mit
bestimmten Icons an die Hand. Über die Icons können Ihre Teil-
nehmer Klatschen, eine Kaffeepause beantragen, Daumen hoch,
Daumen runter, Fragezeichen, Ausrufezeichen und einige andere
Sachen mehr angeben, um ein kurzes Feedback zu Ihren Aussagen
oder Aktionen zu geben (Seite 56).

Whiteboard
Die Moderationswand Das Whiteboard nutzt man wie eine Art Tafel oder Moderations-
wand. Hier können Sie „live“ Anmerkungen in Ihre bestehenden
PowerPoint-Präsentationen hineinschreiben oder mit der Maus
Zeichnungen durchführen, wobei das Zeichnen mit der Maus wegen
der fehlenden Feinmotorik ein bisschen schwierig ist. Sie können
das Whiteboard auch für die Teilnehmer freischalten. Dann haben
diese die Möglichkeit, ebenfalls etwas darauf einzutragen. Passen
Sie aber bitte mit dem Whiteboard auf. Wenn zu viele Teilnehmer
in Ihrem Webinar sind (mehr als 15), dann wird es unübersichtlich.
Wie Sie das Whiteboard noch nutzen können, lesen Sie im Kapitel
Teilnehmeraktivierung (ab Seite 54).

Profitipp: Unbedingt vorher Anwendungen einüben


Sobald Sie sich einen Account bei einer Webinarplattform ein-
gerichtet haben, proben Sie zuerst damit. Wichtig ist, dass Sie
in der Anwendung der Tools sicher sind und souverän damit
umgehen können.

40 Michael Schmettkamp: So werden Sie ein Webinarprofi


Kapitel 5

Webvisualisierung gekonnt einsetzen

Warum werden bei einem Webinar Folien gezeigt? Nun, der Grund
ist einfach: Weil die Inhalte dann besser behalten werden. Heraus-
gefunden hat das ein deutscher Wissenschaftler namens Hermann
Ebbinghaus, der sich zum Thema Lern- und Vergessenskurven ver-
dient gemacht hat. Er stellte fest, dass wir bei einkanaligem Lernen
(nur Hören oder nur Sehen) sehr wenig behalten (etwa 10–20% der
Information). Bei zweikanaligem Lernen steigt die Behaltenskurve
schon auf 50–60%. Optimal ist ein Lernen, bei dem wir alle unsere
fünf Sinne einsetzen können. Da liegt der Behaltenswert bei über
90%.

Im Webinar gelingt zumindest die zweikanalige Adressierung: Die Zweikanalige


Teilnehmer hören den Webvortragenden und sehen die Folien. Adressierung

Doch wie so oft liegt der Teufel im Detail. Die Kombination von
Wort und Folie muss unbedingt optimiert werden. Die bisherige
Form der Foliengestaltung und der Durchführung von Präsenzvor-
trägen kann nicht 1:1 ins Web übertragen werden. Das Hauptanlie-
gen der Webvisualisierung ist die Steuerung der Aufmerksamkeit
des Publikums. Nur dadurch gelingt es dem Webvortragenden, span-
nende, unterhaltsame und nachhaltige Webinare durchzuführen.

Bei langweiligen Webinaren ist jeder Teilnehmer nur einen Maus-


klick vom Aussteigen entfernt. Das ist dann seine Kritik an der
Qualität Ihres Webinars. Aus diesem Grund müssen Sie als Webinar-
profi nun die Aufmerksamkeit Ihrer Teilnehmer so steuern, dass sie
dabei bleiben.

© managerSeminare 41
Kapitel 5

Die Steuerung der Aufmerksamkeit ist recht einfach: Zeigen Sie auf
der Folie nur das, was der Teilnehmer in diesem Moment sehen soll
und berichten Sie genau das, was er hören soll.

Allerdings hat diese Präsentationstechnik gravierende Auswir-


kungen auf Ihre Folieninhalte, auf die Gestaltung der Folieninhalte
und Ihren Sprechtext.

Abb.: Alte Visualisierung


Diese Folie ist ein Beispiel für die alte Visualisierung. Wird sie per
PowerPoint angeklickt und gezeigt, fangen die Teilnehmer Ihres
Webinars sofort an, die Inhalte zu lesen. Sie als Redner werden in
diesem Moment kaum wahrgenommen. Jeder möchte sofort die
Informationen lesen. Wer liest, ist abgelenkt und hört nicht zu. In
diesem Moment haben Sie keine Kontrolle mehr über Ihr Publikum,
denn Sie wissen nicht, mit was sich das Publikum gerade beschäf-
tigt, welche Informationen es überhaupt mitbekommt.

Moderne Art der Besser ist, wenn Sie Ihre Teilnehmer noch stärker führen und steu-
Visualisierung ern. Auf der folgenden Abbildung sehen Sie eine Folie der neuen
Generation der Webvisualisierung. Sie sehen immer noch das Bild
mit dem Baum, aber statt irgendeines erklärenden Textes ist nur
die Überschrift zu sehen.

42 Michael Schmettkamp: So werden Sie ein Webinarprofi


Webvisualisierung

Abb.: Neue Visualisierung

Diese Folie hat folgende Vorteile:

Keine Ablenkung
Sobald Ihre Teilnehmer diese Folie sehen, werden sie natürlich an-
fangen zu lesen. Da der Text kurz und knapp ist, kommt es zu einer
raschen Aufnahme des Inhalts. Danach stellen sich Ihre Teilnehmer
die Frage: Was kommt da jetzt noch? Das ist Ihre Chance, den Teil-
nehmern den wichtigen Inhalt dieser Folie verbal nahezubringen.

Höhere Aufmerksamkeit
Mit diesem Folienaufbau steuern Sie eindeutig die Aufmerksamkeit Fokussieren Sie die
Ihres Publikums. Es ist nichts Ablenkendes mehr vorhanden. Aufmerksamkeit auf
sich
Mehr Übersichtlichkeit
Diese Folie ist übersichtlich. Ihre Teilnehmer nehmen die Informa-
tionen ganzheitlich wahr, die Kernaussage dieser Folie wird sofort
erfasst.

© managerSeminare 43
Kapitel 5

Mehr Freiheit für die Präsentation


Diese Folie gibt Ihnen viel Freiheit. Freiheit bezüglich des Inhalts,
den Sie vortragen und auch bezüglich der Vortragszeit, die Sie ins-
gesamt für die gesamte Folie aufwenden wollen.

Sie bestimmen den Eine Regel der alten Visualisierung hieß, dass alle Punkte der Folie
zeitlichen Rahmen unbedingt genannt werden müssen. Das führte in der Vergangen-
Ihrer Kernaussagen heit oft zu einem blindwütigen Vorlesen der Folieninhalte. Heute
ist es mit der neuen Visualisierung so, dass Sie jetzt bestimmen,
wie viel Inhalte Sie zu der Kernaussage geben möchten. Sie sind
nicht mehr an aufgelistete Inhalte der Folie gebunden. Deshalb
können Sie selbst bestimmen, wie lange, intensiv und ausführlich
Sie über die Kernaussage berichten möchten. Die neue Visualisie-
rung gibt Ihnen bezüglich des zeitlichen Rahmens Ihres Webinars
sehr viel Freiheit. Ob Sie jetzt 30 Sekunden oder 4 Minuten über
den Inhalt Ihrer Folie sprechen, bleibt Ihnen überlassen. So können
mit einem Foliensatz zeitlich sehr unterschiedliche Webinare durch-
führen.

Grundregeln der Neuen Visualisierung

Sie haben schon erste Grundregeln der neuen Visualisierung ken-


nengelernt. Hier finden Sie alle Regeln:

A Entweder nur ein Wort,


A oder ein Satz,
A oder ein Bild,
A oder eine Kombination aus Wort und Bild.

So einfach ist das. Der zentrale Kern der neuen Visualisierung ist
die Steuerung der Aufmerksamkeit Ihres Publikums und das Fehlen
jeglicher Ablenkung seitens der Folieninhalte.

Oft kommen an dieser Stelle zwei Einwände, die ich direkt mit Emp-
fehlungen beantworten möchte:

Einwand: Meine Folien dienen mir als Stichwortgeber.

A Erstellen Sie sich Stichwortkarten, ähnlich wie für einen Prä-


senzvortrag.

44 Michael Schmettkamp: So werden Sie ein Webinarprofi


Webvisualisierung

A Manche Webinaristen sind sehr fit in der Anwendung von Po- Nutzen Sie die
werPoint. Sie erstellen in der Notizfunktion die entsprechenden Notizfunktion von
Informationen und nutzen einen zweiten Bildschirm. Auf dem PowerPoint
ersten Bildschirm übertragen sie das Webinar ins Web, auf dem
zweiten Bildschirm sehen sie ihre Vortragsnotizen. Auch wenn
der Blickkontakt kurzfristig aus der Kamera läuft, um die Noti-
zen einzusehen, ist das eine gute Möglichkeit der Informations-
beschaffung.

A Sie können auch zwei Präsentationen erstellen: Eine, die Sie als
Handout und persönliche Notizvorlage nutzen möchten sowie
eine zweite, nach den Kriterien der neuen Visualisierung erstell-
te Präsentation, die Sie dann zeigen.

A Nutzen Sie ein IPad oder TabletPC. Erstellen Sie eine ausführ-
liche Präsentation, übertragen Sie diese dann auf das IPad und
nehmen Sie sie als Stichwortvorlage.

A Eine weitere Möglichkeit ist, dass Sie Ihre Webpräsentation so


gut vorbereitet haben, dass Sie die entsprechenden Inhalte gut
auswendig vortragen können. Sobald Sie ein Webinar mehrfach
abgehalten haben, tritt dieser Fall sowieso ein.

Einwand: Jetzt habe ich kein Handout mehr für meine Teilnehmer.

A Gut so. PowerPoint ist ein Präsentationstool und kein Dokumen-


tationstool. Entweder erstellen Sie zwei unabhängige Präsentati-
onen oder produzieren ein sogenanntes kommentiertes Handout
(Seite 74).

Da viele Webinaristen noch aus der traditionellen Präsenzpräsen- Kürzen Sie radikal
tation kommen, gibt es oft zuerst Umstellungsschwierigkeiten auf
die neue Visualisierung. Deshalb nehmen Sie sich bitte eine ältere
Präsentation und kürzen Sie diese radikal nach den neuen Regeln.
Sie werden merken, dass das im ersten Durchgang unwahrscheinlich
schwierig ist. Dann aber macht es sehr viel Spaß, weil Sie merken,
wie viel Freiheit Sie bezüglich Inhalt und Vortragszeit bekommen.

© managerSeminare 45
Kapitel 5

Animationen und Pseudoanimationen

Manchmal geht es nicht anders, es müssen mehr Informationen auf


eine Folie. Damit Sie weiter Ihr Publikum steuern und nicht ablen-
ken, bieten sich Animationen an. Allerdings sei hier schon darauf
hingewiesen, die Animationen nur ganz spärlich und kontrolliert
einzusetzen.

Die in PowerPoint eingebaute Animation zu nutzen, setzt voraus,


dass die Webinarplattform die Animation auch durchführen kann.
Bei vielen Webinarplattformen werden hochgeladene Dateien
nochmals plattformintern konvertiert. Vorhandene Animationen
gehen dadurch verloren. Inzwischen gibt es Bestrebungen bei den
Plattformanbietern, PowerPoint-Animationen zuzulassen. Nutzen
Sie aber eine Plattform, die das noch nicht kann, haben Sie zwei
Möglichkeiten:

A Führen Sie Ihre Präsentation im Screensharing-Modus durch.


Screensharing ermöglicht Ihnen, Ihre Bildschirmoberfläche an
alle Webinarteilnehmer zu übertragen. Sie schalten den Screens-
haring-Modus ein und lassen Ihre PowerPoint-Präsentation ganz
normal auf Ihrem Rechner laufen. Alle Animationen werden
übertragen.

A Alternativ können Sie mit sogenannten Pseudoanimationen


arbeiten. Nehmen wir mal an, dass Sie diese Folie zeigen möch-
ten. Gemäß der neuen Visualisierung ist das eine schlechte Fo-
lie, da sie zu viele Informationen enthält.

Aussagen in Pseudoanimation heißt, dass Sie diese Folie in fünf Unterfolien


Unterfolien zerlegen zerlegen.

Hier sehen Sie zwei der fünf Unterfolien, und damit auch das
Prinzip der Pseudoanimation. Kopieren Sie sich die gesamte Folie
fünf mal und löschen dann entsprechend die überflüssigen Texte
weg, bis Sie das Ende der Folie erreicht haben. So steuern Sie die
Aufmerksamkeit des Publikums, präsentieren aber trotzdem den Ge-
samtzusammenhang, der sich langsam aufbaut und ergibt.

Warum wird dieses Verfahren „Pseudoanimation“ genannt? Würde


die PowerPoint-Präsentation nach dem Hochladen in die Webi-
narplattform funktionieren, ist eine solche Vorgehensweise nicht

46 Michael Schmettkamp: So werden Sie ein Webinarprofi


Webvisualisierung

Abb.: Das Prinzip der


Pseudoanimationen –
überflüssige Texte werden
weggelöscht

© managerSeminare 47
Kapitel 5

notwendig. Sie könnten dann das normale Animationsverfahren


nutzen. Da das allerdings nicht funktioniert, müssen Sie auf diesen
Trick zurückgreifen.

Denken Sie bitte bei allen Aktionen der Visualisierung an die Steu-
erung Ihres Publikums!

48 Michael Schmettkamp: So werden Sie ein Webinarprofi


Kapitel 6

Teilnehmer professionell aktivieren

Warum sollen die Teilnehmer Ihres Webinars aktiviert werden? Eine


einfache und schnelle Antwort ist: Weil diese sonst vorzeitig aus
dem Webinar aussteigen!

Webinare unterscheiden sich in ihrer Begrifflichkeit und Gestaltung


vom Webvortrag dadurch, dass Ihre Teilnehmer aktiv in das Gesche-
hen eingreifen und es gestalten können. Das hört sich dramatischer
an, als es ist.

In einem Präsenzvortrag erhalten Vortragende permanentes Feed-


back von ihren Teilnehmern, besonders über die Körpersprache. Sie
erkennen Zustimmung, fragende Blicke, eventuell Ablehnung. Sie
sehen, ob sich jemand meldet oder jemand den Raum verlässt. Sie
selber reagieren auf Fragen, Anregungen, Kritik oder Lob seitens
der Teilnehmer. Oder sie aktivieren ihr Publikum in Form von Fra-
gen, auf die sie Antworten haben möchten.

In einem Webinar fehlen Ihnen viele dieser Informationen. Was der


Teilnehmer vor seinem Bildschirm tut, entgeht Ihnen. Obwohl er
in Ihr Webinar eingeloggt ist, wissen Sie noch nicht einmal, ob er
überhaupt vor dem Bildschirm sitzt und Ihnen folgt. Als Webinar- Ein Feedback-Ersatz
profi benötigen Sie daher die Aktivität Ihrer Teilnehmer, damit Sie
einen Teil dieser fehlenden Informationen bekommen, und dazu
müssen Sie Ihre Teilnehmer richtig anleiten (Spielregeln auf Seite
71). Forcieren Sie Reaktionen und geben Sie bekannt, in welcher
Form Sie sich die Reaktion Ihrer Teilnehmer wünschen. Davon
hängt ab, ob Sie Reaktionen von allen Teilnehmern gleichzeitig be-
kommen oder aber nur von einer einzelnen Person.

© managerSeminare 49
Kapitel 6

Bei der Beschreibung der grundsätzlichen Features einer Webinar-


plattform wurden auch die Instrumente angesprochen, mit denen
Sie Ihr Publikum aktivieren können. Hier erfahren Sie die weiter-
führenden Details.

Chat

Der Chat ist die einfachste Form der Teilnehmeraktivierung. Über


den Chat bekommen Sie zahlreiche Informationen von Ihren Teil-
nehmern geliefert. Es kommt jetzt nur darauf an, wie ausführlich
Sie diese Informationen haben möchten.

„J“ und „N“ Beispielsweise ist es inzwischen ein sehr beliebtes Vorgehen, gleich
zu Beginn des Webinars die Teilnehmer zu fragen, in welcher Stadt
sie gerade sind. Das gibt den Teilnehmern die Chance, einmal den
Chat auszuprobieren und es ist die erste Aktivierung. Wenn Sie
jetzt schnell noch eine zweite Frage stellen („Welche Informationen
wünschen Sie sich heute zum Thema?“), dann merken Ihre Teilneh-
mer sehr schnell, dass Sie Ihnen besser aufmerksam folgen sollten.

Profitipp: „J“ und „N“ einführen


Wenn Sie eine schnelle Antwort bekommen möchten, stellen
Sie bitte geschlossene Fragen (das sind Fragen, die sich mit
„Ja“ oder „Nein“ beantworten lassen). Um eine schnelle Reak-
tion zu bekommen, schlagen Sie vor, für ein „Ja“ den Buchsta-
ben „J“ und für ein „Nein“ den Buchstaben „N“ einzugeben.

Werden Sie bitte nicht ungeduldig, wenn Sie Ihre Teilnehmer zu ei-
ner Aktivität aufrufen. Es dauert immer ein bisschen, selbst einen
simplen Buchstaben zu schreiben und abzusenden. Dann allerdings
prasselt die Menge der Reaktionen auf Sie herab.

Wenn Sie eine längere Reaktion auf eine Frage einfordern, dauert es
mit den Antworten. Geben Sie Ihren Teilnehmern unter Umständen
eine Hilfe, in dem Sie nur ein Stichwort einfordern oder nur einen
kurzen Satz. Auch das dauert; bleiben Sie ruhig, schauen Sie auf
den Chat und warten Sie die Antworten ab. Es empfiehlt sich bei

50 Michael Schmettkamp: So werden Sie ein Webinarprofi


Teilnehmer aktivieren

der Menge der auch jetzt einlaufenden Antworten, manche Reakti-


onen vorzulesen.

Der Chat hat einen Riesenvorteil. Wenn Sie namentlich verfolgen


möchten, wer welche Antworten gibt, dann nutzen Sie den Chat. Der Chatverlauf kann
Sie können entweder während des Webinars oder danach nachvoll- gespeichert werden
ziehen, wer welche Antworten gab. Dabei hilft Ihnen entweder die
Webinaraufzeichnung oder die Speicherung des gesamten Chatver-
laufs. Einige Webinarplattformen bieten Ihnen an, den Chatverlauf
zu speichern. Wenn Sie das tun möchten, ist es nur wichtig zu
wissen, dass Sie den Chatverlauf zuerst speichern müssen, bevor
Sie das Webinar beenden und den Raum verlassen. All das macht
den Chat zu einem exzellenten Mittel, um die Kommunikation mit
Ihren Teilnehmern aufzubauen und zu erhalten.

Profitipp: Den richtigen Fragetyp einsetzen


Überlegen Sie sich bei der Konzeption Ihres Webinars, welche
Aktivitäten Sie mit Ihren Teilnehmern über die Chatfunkti-
on bearbeiten möchten. Mit geschlossenen Fragen werden
schnelle „J“- und „N“-Antworten eingeholt, bei offenen Fragen
werden die Antworten zwar kurz zusammengefasst, dauern
aber länger. Bleiben Sie geduldig, wenn Sie Ihre Teilnehmer
auffordern, etwas in den Chat hineinzuschreiben.

Umfragen

Ein weiteres sehr gutes Mittel der Teilnehmeraktivierung ist das Umfragen als rasche
Umfragetool, das inzwischen alle Plattformen haben. Grundsätzlich Befindlichkeitsabfrage
können Sie Umfragen entweder mit nur einer Antwortmöglichkeit nutzen
oder mit mehreren Antwortmöglichkeiten erstellen.

Die Antworten selbst werden, leider, nur in einem Tortendiagramm


mit den entsprechenden prozentualen Anteilen ausgegeben. In
vielen Fällen ist das völlig ausreichend. In manchen Fällen wäre
es gut und schön, wenn die tatsächliche Anzahl der Voten in den
einzelnen Bereichen einzusehen wäre. Das erspart das lästige Kopf-
rechnen während des Webinars, wenn Sie einmal die Prozentzahlen
in absolute Werte umrechnen möchten.

© managerSeminare 51
Kapitel 6

Die Umfragen selbst können Sie vor dem Webinar erstellen. Sie be-
stehen aus der Titelzeile und eine kurzen Beschreibung, was genau
gefragt wird. Anschließend können Sie so vielen Antwortkatego-
rien eingeben, wie Sie möchten. Praktikabel sind maximal sechs
Kategorien, weil es sonst für den Teilnehmer unübersichtlich wird.
Bei manchen Plattformen wird automatisch eine bestimmte Anzahl
von Kategorien vorgegeben. Allerdings sind auch dort überflüssige
Kategorien löschbar bzw. können weitere Kategorien hinzugefügt
werden.

Profitipp: Den richtigen Umfragetyp vorbereiten


Überlegen Sie sich im Vorfeld Ihres Webinars, welche Umfragen
Sie für das Webinar erstellen möchten, welchen Aussagewert
die dann erzielten Prozentzahlen für Ihren Inhalt haben und
an welcher Stelle Ihres Webinars die Umfrage eingearbeitet
wird, um Ihren Inhalt zu unterstützen.

Überlegen Sie aber auch, wie Sie damit umgehen, wenn Sie überra-
schende Ergebnisse bekommen und wie Sie diese situationsgerecht
in das Webinar einbauen.

Abb.: Umfrage
erstellen Umfragen bei edudip

52 Michael Schmettkamp: So werden Sie ein Webinarprofi


Teilnehmer aktivieren

Abb.: Tortendiagramm
Hier sehen Sie im ersten Bild die erstellte Umfrage sowie im zwei-
ten Bild das Ergebnis. Da nur eine Person abgestimmt hat, ist ein
Erfüllungsgrad von 100% angezeigt. Bei einer Abstimmung meh-
rerer Personen wird das Tortendiagramm entsprechend prozentual
aufgeteilt und für die Teilnehmer anschließend sichtbar gemacht.

Profitipp: Umfrage wegklicken lassen


Wenn Sie mit der Auswertung der Ergebnisse fertig sind, sagen
Sie Ihren Teilnehmern, dass sie die Umfrage wegklicken sollen.
Denn auch wenn Sie selbst die Umfrage auf Ihrem PC gelöscht
haben, ist sie für die Teilnehmer weiter sichtbar und muss
von ihnen weggelöscht werden, damit die Präsentation wieder
erkennbar ist.

Umfragen bei spreed


In der folgenden Abbildung erkennen Sie die Ähnlichkeit der Um-
frageerstellung. Auch die Präsentation des Ergebnisses funktioniert
wie bei edudip mit einer prozentualen Verteilung. Auch alle ande-
ren Webinarplattformen arbeiten nach diesem Prinzip.

© managerSeminare 53
Kapitel 6

Abb.: Umfrage
erstellen Deshalb hier nochmals die Erinnerung: Überlegen Sie sich Ihre Um-
fragen genau. Welche prozentuale Aussage möchten Sie mithilfe der
Information der Teilnehmer treffen?

Das Whiteboard

Das Whiteboard eine sehr interessante Funktion der Webinarplatt-


formen. Man kann es wie ein Flipchart einsetzen. Sie können mit
der Maus darauf malen oder auch Texteingaben machen. Zwar ist
das Malen mit der Maus wegen fehlender Feinmotorik ein bisschen
schwierig, aber möglich.

Sie haben mehrere Möglichkeiten, dass Whiteboard in Ihrem Webi-


nar einzusetzen. Eine wichtige Funktion ist, Aussagen durch Un-
Live Aussagen terstreichungen hervorzuheben. Ein Beispiel: Sie möchten in Ihrer
hervorheben Webinarpräsentation einen bestimmten Sachverhalt auf der Folie
besonders kennzeichnen. Dann wählen Sie die Stiftfunktion und
unterstreichen ihn oder kreisen ihn ein. Solange das Webinar läuft,
bleibt diese Markierung bestehen. Das Whiteboard lässt aber auch
das sofortige Löschen einer Markierung zu. Es kommt ganz darauf
an, ob Sie diese Markierung während des Webinars noch benötigen.
Falls Sie die Markierungen für die Nachwelt erhalten möchten, bie-
ten Ihnen einige Plattformen einen Screenshot an. Sie können ihn

54 Michael Schmettkamp: So werden Sie ein Webinarprofi


Teilnehmer aktivieren

während des laufenden Webinars abspeichern und nach dem Webi-


nar noch einmal in Ruhe anschauen.

Abb.: Unterstreichen in einer eigenen Präsentation


Abb.: Ein Beispiel für
Eine weitere Möglichkeit: Sie können das Whiteboard für alle Teil- Teilnehmeraktivierung per
nehmer freischalten. Dann hat jeder Einzelne die Möglichkeit, sich Malerei auf dem White-
per Text oder Malerei einzubringen. board

© managerSeminare 55
Kapitel 6

In der letzten Abbildung sehen Sie eine Aktivierung von 13 Teil-


nehmern. Sie wurden gebeten, ihre Prioritäten bezüglich der
Durchführung von Webinaren per Zeichenstrich abzugeben – ähn-
lich wie bei einer klassischen Punktbewertung. Das Ergebnis rechts
am Rand hat der Webinarleiter erstellt.

Profitipp: Mit dem Whiteboard trainieren


Probieren Sie zuerst selbst das Whiteboard aus, damit Sie ein
Gefühl für den Einsatz bekommen. Außerdem erreichen Sie
selbst Sicherheit in der Anwendung und können Ihren Teilneh-
mern Tipps im Umgang mit dem Feature geben.

Überlegen Sie auch, an welcher Stelle Ihres Webinars der Einsatz


des Whiteboards sinnvoll ist und warum Sie ausgerechnet das
Whiteboard anderen Aktivierungsmethoden an dieser Stelle vorzie-
hen.

Icons

Die meisten Webinarplattformen stellen den Teilnehmern kleine


Abb.: Icons Icons zwecks Kommunikation und Aktivierung zur Verfügung.

An diesem Beispiel von spreed sehen Sie,


welche Möglichkeiten der Aktivierung
und Rückmeldung es gibt. Stellen Sie
zu Beginn des Webinars diese Möglich-
keiten kurz vor, gerade wenn Sie auf die
Aktivität der Teilnehmer während Ihres
Webinars angewiesen sind. Auch hier
geben Sie bitte präzise Anweisungen,
spätestens zu dem Zeitpunkt, an dem Sie
die Aktivität Ihrer Teilnehmer mit den
Icons benötigen.

56 Michael Schmettkamp: So werden Sie ein Webinarprofi


Teilnehmer aktivieren

Profitipp: Zweites Login als Teilnehmer


Bei edudip sehen Sie diese Icons in Ihrem Moderatorenbild
nicht. Deshalb richten Sie sich ein Testwebinar ein und loggen
Sie sich mit einem Dummyaccount in das Webinar ein, damit
Sie das Teilnehmerbild sehen. Merken Sie sich die notwendigen
Informationen, probieren und spielen Sie ein wenig damit he-
rum, und weisen Sie dann im Originalwebinar auf die Anwen-
dung der Icons hin.

Bei spreed sehen Sie die Icons und können sie auch selbst nutzen.

Audio und/oder Video

Die stärkste Form der Teilnehmeraktivierung ist, den einzelnen Teilnehmer


Teilnehmer per Audio und/oder Video einzubinden. Dazu ist not- freischalten
wendig, dass auch die Teilnehmer über eine Videomöglichkeit und
schnelles Internet verfügen. Die Spielregel dazu ist ganz einfach:
Wer sich per Video äußern möchte, gibt das im Chat oder per Icon
bekannt. Sobald ein Teilnehmer Bedarf anmeldet, schalten Sie ihn
frei – und er kann reden. Sie können mit diesem Teilnehmer dann
auch einen Dialog führen. Das ist genauso, als wenn Sie in einem
Präsenzvortrag einen Teilnehmer aus dem Publikum nach seinem
Handzeichen drannehmen und sich mit ihm austauschen. Mit dieser
Art der Aktivierung entsteht beim Publikum der Eindruck, beim
Webinar wirklich mitzumachen.

Wenn Sie eine Person freigeschaltet haben, kann es passieren, dass


Rückkopplungseffekte eintreten. Diese treten auf, wenn ein akti-
vierter Teilnehmer seinen Ton nicht über einen Kopfhörer, sondern
über Lautsprecher hört (Seite 64).

© managerSeminare 57
Kapitel 6

Profitipp: Aktivierungen vorher testen


Üben Sie die Aktivierung von Teilnehmern. Am besten richten
Sie sich ein Probewebinar auf der Plattform Ihrer Wahl ein, la-
den ein paar Freunde ein und legen los. Stellen Sie vor diesem
Testwebinar sicher, dass Ihre Freunde Audio/Video-Möglich-
keiten haben, also Mikrofon und Webcam. Testen Sie zuerst
das Freischalten einzelner Personen. Dann trauen Sie sich an
das Freischalten mehrerer Personen und achten Sie darauf, wie
Ihre Freunde darauf reagieren. Achten Sie darauf, dass Sie und
Ihre Gesprächspartner ein Headset tragen.

Mindmapping bei spreed

Eine sehr interessante Variante der Teilnehmeraktivierung bei Webi-


naren bietet die Plattform spreed. Es besteht dort die Möglichkeit,
ein Mindmap zu erstellen. Dazu ist erforderlich, dass Ihre Teilneh-
mer Mindmapping und die notwendigen Grundlage kennen. Im
Zweifelsfall fragen Sie im Chat nach, wer mit Mindmapping vertraut
Abb.: Ausschnitt der ist und geben eine kurze Einführung. Sobald Sie das Mindmapping
spreed-Webinarplattform: bei spreed starten, kann jeder Teilnehmer darauf zugreifen und sei-
Mindmapping ne Idee eintragen.

58 Michael Schmettkamp: So werden Sie ein Webinarprofi


Teilnehmer aktivieren

Folgende Spielregeln sind zu berücksichtigen: Gemeinsame


Ideensammlung
A Jede Idee zählt, es gibt keine dummen Ideen.
A Jede Idee ist erweiterbar. Das bedeutet, dass jeder Teilnehmer
seine Variationen zur Idee einer anderen Person eintragen darf.
A Sofern eine Strukturierung notwendig ist, muss festgelegt
werden, wer strukturieren darf. Sobald mehrere Personen den
Strukturierungsversuch vornehmen, wird es nur chaotisch.

Sollte es nach der Ideensammlung wichtig sein, dass Sie und Ihr
Publikum die Idee namentlich nachvollziehen können, muss vor der
Idee zuerst der Name stehen. So fällt die Identifizierung der Ideen-
geber später leichter. Diese Art der namentlichen Kennzeichnung
kann bei manchen Ideensitzungen sehr hilfreich sein.

Profitipp: Teilnehmer entlastet den Vortragenden


Sobald die Struktur steht, können Sie es einem Teilnehmer
überlassen, die Strukturierung vorzustellen oder zu kommen-
tieren. Dazu ist nur das Freischalten des betreffenden Teilneh-
mers notwendig. Insofern eignet sich dieses Tool auch dafür,
Sie als Vortragenden zu entlasten.

Allerdings müssen Sie dabei folgenden Aspekt berücksichtigen:


Es kostet Zeit, in einem Webinar ein Brainstorming per Mindmap
durchzuführen. Auch ist dies abhängig von der Zahl der Teilnehmer.
Naturgemäß dauert Mindmapping mit wenigen Personen weniger
lang als mit vielen. Möglicherweise gibt es auch Verzögerung wegen
fehlender Erfahrungen mit der technischen Anwendung des Mind-
mappings bei spreed, obwohl es einfach einzusetzen ist.

Grundsätzlich ist das Mindmap speicherbar.

A spreed lässt den Download der Datei zu. Um sie dann lokal
auf Ihrem Rechner öffnen zu können, benötigen Sie die Free-
ware „Freemind“. Das ist ein kostenfreies, sehr leistungsfähiges
Software-Tool zur Erstellung von Mindmaps. Wenn Sie dieses
Programm auf Ihrem Rechner installiert haben und spreed dazu
anregen, das erstellte Mindmap downzuloaden, öffnet sich auto-
matisch Freemind.

© managerSeminare 59
Kapitel 6

A Eine andere Freeware, mit der sich die Mindmaps von spreed öff-
nen lassen, ist XMind. Das ist ebenfalls eine kostenfreie Mind-
map-Software, ähnlich leistungsfähig wie Freemind. Sie können
damit ebenfalls das Mindmap nachträglich bearbeiten.
A Eine andere Art des Speicherns ist das Erstellen eines Screens-
hots. Möglicherweise müssen Sie, wenn es sehr viele Ideen ge-
geben hat, mehrere Ausschnitt-Screenshots erstellen, damit die
gesamten Ideen gespeichert sind.

Mit jeder genannten Software können Sie die erarbeiteten Mind-


maps als PDF abspeichern und den Teilnehmern des Webinars zu-
kommen lassen.

Profitipp: Freeware nutzen


Googeln Sie „XMind“ und „Freemind“ und installieren Sie
sie auf Ihrem Rechner. Sie sind beide kostenfrei und sicher.
Außerdem bieten Sie sehr viele Features einer modernen
Mindmap-Software.

Selbsterstellte Aktivierungen

So holen Sie von Nachstehend finden Sie drei Beispiele für selbsterstellte Aktivie-
Ihren Teilnehmern rungen. Diese Aktivierungen dienen dazu, weitere Informationen
Informationen ein zu entsprechenden Sachverhalten zu erhalten. Gleichzeitig findet
im Zusammenspiel mit dem Whiteboard (Seite 40) ein hohes Maß
an Aktivierung statt, da die Teilnehmer teilweise mit ihrer Maus
sehr feinmotorisch arbeiten müssen.

Beispiel 1: Prozentuale Verteilung


Wie aktivieren Sie jetzt hier Ihre Teilnehmer? Ganz einfach. Sie
zeigen die Grafik der Folgeseite, schalten das Whiteboard für alle
Teilnehmer frei und bitte sie, ein Kreuz oder einen Strich an der
entsprechenden Stelle zu machen. Eine Frage dazu könnte sein:
„Wie fühlen Sie sich gerade?“, oder: „Wie hat Ihnen der Inhalt des
bisher Gesagten gefallen?“

60 Michael Schmettkamp: So werden Sie ein Webinarprofi


Teilnehmer aktivieren

Beispiel 2: Vektorgrafik Abb.: Prozentuale


Dieses Beispiel funktioniert ähnlich wie Beispiel 1. Verteiltungen

© managerSeminare 61
Kapitel 6

Abb.:
Der ausgefüllte Pfeil

Der ausgefüllte Pfeil


Hier wurde das Whiteboard für alle Teilnehmer freigeschaltet. Be-
reiten Sie beispielsweise eine Skala vor (siehe oben) und lassen Sie
die Teilnehmer per Stift ihre Zustimmung, ihre Befindlichkeit, ihre
Ablehnung oder Ablehnung oder ihre Begeisterung mitteilen. Wichtig dabei ist, dass
Begeisterung? Sie zuerst ankündigen, was die Teilnehmer tun sollen und dann
erst das Whiteboard freischalten. Stellen Sie eine klare Spielregel
auf: „Kreuzen Sie bitte mit dem Stift die Stelle Ihrer Zufriedenheit
an.“ Wenn Sie keine klare Anweisung geben, findet meist eine wü-
ste Malerei statt. Das ist für die Aktivierung der Teilnehmer eine
tolle Sache, aber dem Inhalt nicht dienlich.

62 Michael Schmettkamp: So werden Sie ein Webinarprofi


Teilnehmer aktivieren

Beispiel 3: Namentliche Aktivierung


Dieses Beispiel verlangt etwas Vorbereitung und eine im Vorfeld
bekannte Teilnehmerzahl. Sie können hier wieder Befindlichkeiten
oder Erfolge der Teilnehmer abfragen.

Abb.:
Bereiten Sie diese Aktivierung vor, sobald Sie die Anzahl und Na- Namentliche Abfrage
men der Teilnehmer für Ihr Webinar vorliegen haben. Zum Start der
Aktivierung tragen Sie als Moderator Datum, Uhrzeit und Thema
ein. Anschließend geben Sie das Whiteboard frei und bitten Ihre
Teilnehmer, unter ihrem Namen eine Einschätzung zum Sachverhalt Skalenabfrage
auf einer Skala von 1 (= schlecht) bis 10 (= exzellent) abzugeben.
Damit sowohl Sie als auch die Teilnehmer später nochmals die Er-
gebnisse nachvollziehen können, erstellen Sie am besten einen
Screenshot dieses Charts. An entsprechender Stelle in Ihrem Webi-
nar oder Webworkshop können Sie weitere solche Seiten einfügen
und die Teilnehmer ausfüllen lassen.

Fazit: Die Teilnehmeraktivierung ist ein enorm wichtiger Be-


standteil von Webinaren. Versuchen Sie in einem Webinar von
beispielsweise 30 Minuten Länge mindestens drei Aktivierungen
durchzuführen. Auf jeden Fall sollten Ihre Teilnehmer das Gefühl
haben, am Webinar richtig und gut beteiligt zu sein.

© managerSeminare 63
Kapitel 7

Pannenhilfe

Wenn Technik ins Spiel kommt, kann auch immer etwas schiefge-
hen. Bei Webinaren sind es drei Seiten, die es zu berücksichtigen
gilt und in denen technische Fehler auftreten oder Pannen passie-
ren:

A Die eigene Technik


A Das Internet
A Die Technik der Teilnehmer

Eines vorweg: Fehler oder Pannen der Teilnehmer entziehen sich


komplett Ihrer Kontrolle. Dumm ist nur, dass in vielen Fällen zuerst
Sie angechattet werden, dass irgendetwas nicht stimmt.

Die Technik der Teilnehmer

Lautstärke Immer wieder erlebe ich in meinen Webinaren, dass die Lautstärke
reklamiert wird. Ein kurzer Hinweis meinerseits, die Lautstärke zu-
erst am Empfänger-PC einzustellen, behebt meistens das Problem.
Selten ist die Lautstärkeeinstellung der Webinarplattform fehler-
haft.

Rückkopplungseffekte Wenn Sie eine Person freigeschaltet haben, kann es passieren, dass
Rückkopplungseffekte eintreten. Diese treten auf, wenn ein akti-
vierter Teilnehmer seinen Ton nicht über einen Kopfhörer, sondern
über Lautsprecher hört. Dieser Ton wird dann über das Mikrofon
übertragen und so tritt dann relativ schnell ein Feedbackpfeifen
ein, das mit einem Headset vermieden werden könnte. Manchmal

64 Michael Schmettkamp: So werden Sie ein Webinarprofi


Pannenhilfe

treten auch Echoeffekte auf. Woher diese Effekte kommen, ist nicht
immer eindeutig zu klären.

Diese Beispiele zeigen auch, dass teilweise Störungen oder Pro-


bleme aufseiten der Teilnehmer behoben werden können. Manchmal
kann es auch helfen, dem Teilnehmer zu raten, den Webinarraum
zu verlassen und sich neu einzuwählen.

Ansonsten können Sie Fehler seitens der Teilnehmer nicht reparie- Einen externen
ren. Im Idealfall wird Ihr Webinar durch einen befreundeten Tech- Ansprechpartner für
nik-Ansprechpartner begleitet. Diese Person können Sie benennen technische Probleme
und darauf hinweisen, sich ggf. bei technischen Problemen an ihn/ anbieten
sie zu wenden – dann sind Sie als Vortragender entlastet und es
müssen nicht alle auf eine Lösung warten.

Das Internet

Fehler oder Pannen durch das Internet entziehen sich ebenfalls


komplett Ihrer Kontrolle. Wenn Ihr Webinarprovider streikt (ge-
schieht ganz selten), haben Sie keinerlei Einfluss. Mir ist es vor
einiger Zeit passiert, dass ich eine Präsentation nicht hochladen
konnte. Der Titel war, wie immer, mit Umlauten geschrieben. Nach
einem Krisentelefonat mit dem Provider stellte sich heraus, dass
das Softwareupdate auf einmal keine Umlaute mehr akzeptierte.
Nachdem ich die Datei leicht umbenannt habe, funktionierte es
tadellos.

Wenn zu Stoßzeiten (zu Zeiten siehe Seite 22) sehr viel Datenver- Stoßzeiten meiden
kehr im Internet ist, geht das immer zu Lasten der Übertragungs-
geschwindigkeit (Performance). Dann arbeiten Sie nicht mehr in
Echtzeit, sondern mit leichten Verzögerungen. Ihre Teilnehmer
werden darauf sehr schnell reagieren und Ihnen per Chat ein Feed-
back geben. Diese Panne ist nicht selbst zu beheben. Was Ihnen
in der Situation bleibt, ist, kurz zu testen, wie lange die Verzöge-
rung dauert. Angenommen, es dauert drei Sekunden, bis die Folie
nach Ihrem Klick bei den Teilnehmern ebenfalls zu sehen ist, dann
schweigen Sie einfach erst immer drei Sekunden. Damit gleichen
Sie das Manko aus.

Stellen Sie sich das Internet wie eine Autobahn vor, auf der der
Verkehr mal gut, mal zäh läuft. Deshalb ist die Performance des

© managerSeminare 65
Kapitel 7

Webs von Ihnen nicht zu beeinflussen. Ein Ausweg ist, das Webinar
zu jenen Zeiten durchzuführen, an denen nicht sehr viel los ist im
Web. Solche Zeiten sind entweder frühmorgens, am frühen Nachmit-
tag oder abends.

Was Sie viel eher beeinflussen und steuern können, sind Ihre eige-
nen Pannen und Fehler.

Der eigene PC ist nicht leistungsstark genug


Wenn Sie schon einmal an einem Webinar teilgenommen haben,
sagt das nicht sehr viel darüber aus, ob Ihr PC für die Durchfüh-
rung von Webinaren leistungsfähig genug ist. Das erfahren Sie erst,
wenn Sie ein Test-Webinar veranstalten. Weiter vorne in diesem
Buch haben Sie Informationen über die Leistungsstärke des PCs er-
halten (Seite 19).

Doch wie äußert es sich, wenn der PC nicht leistungsfähig genug


ist? Da gibt es mehrere Möglichkeiten:

A Alles dauert sehr lange, beispielsweise der Bildaufbau. Sie kön-


nen in manchen Situationen verfolgen, wie sich das Bild auf-
baut.
A Antworten im Chat dauern lange.
A Das Video fällt aus oder Audio wird schlechter. Da der PC nicht
in der Lage ist, die Vielzahl der Informationen zu verarbeiten,
reduziert er manche Sachen.
A Der PC hängt sich auf. Das ist die schlimmste Variante. Wenn
das öfter geschieht, wird es wirklich Zeit, sich einen neuen PC
zu gönnen.

In der Konsequenz kann ich Ihnen nur empfehlen: leihen oder kau-
fen Sie sich einen neuen, leistungsstarken und webgerechten PC!

Die eigene Internetleitung ist zu langsam


Prüfen Sie Ihren Die Symptome für eine langsame Internetleitung sind ähnlich wie
Providervertrag bei einem nicht genügend leistungsstarken PC. Manchmal ist es fast
nicht zu unterscheiden. Schauen Sie bitte zuerst in Ihren Provi-
dervertrag, welche Geschwindigkeit Ihr Webanschluss hat. Welche
notwendigen Geschwindigkeiten Sie benötigen, haben Sie bereits
im ersten Teil des Buches erfahren (Seite 20). Wenn Sie professio-

66 Michael Schmettkamp: So werden Sie ein Webinarprofi


Pannenhilfe

nell Webinare von Zuhause aus durchführen möchten, benötigen


Sie eine schnelle Internetverbindung. Im Zweifelsfall müssen Sie
aufrüsten.

Profitipp: Verschiedene Tageszeiten ausprobieren


Für den Fall, dass Sie selbstständig sind, führen Sie Testwebi-
nare mit Freunden an verschiedenen Wochentagen und Ta-
geszeiten durch. Ansonsten testen Sie Ihre Webinare mit den
Freunden zusammen an den Tagen und zu den Uhrzeiten, die
Sie zur Durchführung planen.

Headset vergessen anzuschließen


Diese Panne kann schnell behoben werden. Sofern Sie ein USB- Headset
Headset haben, verbinden Sie es an einem freien USB-Steckplatz angeschlossen?
bei laufendem Webinar. Schauen Sie sich, beispielsweise bei edudip,
in den Einstellungen an, ob das Headset erkannt wurde. Wenn ja,
anklicken und umschalten. Sollte es nicht erkannt worden sein,
weisen Sie die Teilnehmer darauf hin, dass Sie kurz aus dem Raum
aussteigen. Verlassen Sie den Raum und wählen Sie sich dann bei
verbundenem Headset neu ein. Dann wird es auf jeden Fall erkannt.

Profitipp: Headset angeschlossen?


Es ist banal, aber checken Sie vorher, ob Ihr Headset verbun-
den und dass es richtig angeschlossen ist.

Webcam vergessen/nicht erkannt


Sollten Sie Ihre externe Webcam nicht angeschlossen haben, greift
Ihr Notebook automatisch auf die eingebaute Webcam zurück. Als
Provisorium für die Dauer des Webinars ist das gut genug. Besser
ist es natürlich, vorher die externe Kamera anzuschließen und erst
dann das Webinar zu starten.

Sollte die Webcam angeschlossen sein und trotzdem nicht erkannt


werden, liegt es möglicherweise daran, dass ein anderes Programm
auf die Webcam zugreift und sie damit nicht von der Plattform ak-
tiviert werden kann. Checken Sie das auf Ihrem PC. Was manchmal

© managerSeminare 67
Kapitel 7

auch passiert, ist, dass durch einen zufälligen Klick die Webinar-
plattform zweimal gestartet und geöffnet wird. Während die eine
Plattform die Webcam erkennt, ist das bei der anderen nicht der
Fall. Und ausgerechnet auf dieser Plattform sind Sie gerade. Über-
prüfen Sie also, ob zufälligerweise Ihr Webinar zweimal geöffnet
ist.

Notfall-Lösung: Wenn das nicht hilft, gehen Sie kurz aus dem Raum raus, ziehen
Raum verlassen, die Webcam ab, schließen sie neu an und wählen sich erneut in den
neu anschließen, Raum ein. Normalerweise funktioniert es dann. Wenn nicht, geben
zurück in den Raum Sie einen kurzen Hinweis an die Teilnehmer, dass Sie Ihr Webinar
ohne Webcam durchführen.

Profitipp: Webcam angschlossen?


Wie beim Headset gilt ebenfalls der banale Tipp: Checken Sie
im Vorfeld den Anschluss. Für das Headset und die Webcam
gilt: Bereiten Sie sich mindestens 30 Minuten vor dem Start
des Webinars vor, checken Sie alles durch und gehen Sie in den
Raum und checken alles nochmals. Normalerweise dürfte dann
alles funktionieren.

Probleme mit der Lautstärke


Manchmal beschweren sich Teilnehmer, dass die Lautstärke zu stark
oder zu schwach ist. Ihre erste Idee in diesem Moment sollte sein,
die Teilnehmer darauf hinzuweisen, an ihren eigenen Lautstärke-
reglern zu drehen. Erst wenn diese Aktion der Teilnehmer keinen
Erfolg hatte, gehen Sie in die Einstellungen der Webinarplattform
und regeln Lautstärke und Intensität. Bitte kommentieren Sie, was
Sie tun, damit die Teilnehmer mögliche Veränderungen der Laut-
stärke registrieren und lassen Sie sich im Chat immer eine Rück-
meldung über den Erfolg Ihrer Bemühungen geben.

Notfall-Lösung: Eine andere Ursache kann eine Überlastung der Datenleitung sein.
Webcam abschalten Dann wird von den einzelnen Webinarplattformen interessanterwei-
se zuerst die Tonqualität reduziert, statt die Videoleistung zu ver-
ringern. Wenn Sie also trotz aller Reparaturversuche die Tonqualität
nicht in den Griff bekommen, schalten Sie Ihre Webcam ab. Damit
wird die Datenleitung entlastet und die Tonqualität steigt wieder.
Manche Webinarplattformen bieten auch die Tonübertragung per

68 Michael Schmettkamp: So werden Sie ein Webinarprofi


Pannenhilfe

Telefon an. Sollte die Qualität der Tonübertragung in ihrer Qualität


sinken, ist das der rettende Ausweg.

Der Zugang zum Webinar funktioniert nicht


Das kann eine ganz heikle Angelegenheit sein. Vor langer Zeit ist Notfall-Lösung:
mir einmal passiert, dass mein Provider technische Probleme hatte. Teilnehmber
Da ich eine zweite Webinarplattform besitze, konnte ich die Teil- benachrichtigen,
nehmer rechtzeitig informieren, dass mein Webinar auf einer an- neuen Termin
deren Plattform stattfindet. Trotzdem haben nicht alle Teilnehmer vereinbaren
diesen „Umzug“ mitbekommen. Wenn es ein plattformbedingtes
Problem ist, wie im oben geschilderten Fall, ist Ihre einzige Mög-
lichkeit, die Teilnehmer zu benachrichtigen, einen neuen Termin
anzubieten und sich beim Provider zu beschweren.

Ein anderer Aspekt ist möglicherweise, dass der Zugangslink nicht


vollständig an die Teilnehmer versandt wurde. Auch das passiert
immer mal wieder, dass ein oder zwei Zeichen des Links in die E-
Mail nicht mitkopiert wurden. Ihre Lösung: Mailen Sie Ihre Einla-
dung erneut. Fatal ist allerdings, dass dieser Fehler wahrscheinlich
erst kurz vor Beginn des Webinars bekannt wird. Sie selbst merken
es noch nicht einmal, da Sie ja direkt in den Raum hineinkönnen
und keinen Link benötigen.

Ersatzwebinarraum erstellen
In meiner Praxis als Webinarleiter habe ich es mir zur Gewohnheit Notfall-Lösung:
werden lassen, immer einen Ersatzwebinarraum zu erstellen. Gerade In einen
wenn ich von Teilnehmern bezahlte Webinare durchführe, möchte Ersatzraum
ich sicher sein, dass alles funktioniert. So erstelle ich auch immer ausweichen
zwei Ersatzwebinarräume. Wenn ich beispielsweise auf edudip das
Webinar durchführen möchte, gibt es einen Ersatzraum sowohl bei
edudip als auch ein Weiterer bei spreed. Gleichzeitig habe ich zwei
E-Mails an meine Teilnehmer vorbereitet mit den Links zum jewei-
ligen Ersatzraum. Seit 2008 führe ich Webinare durch und musste
in dieser Zeit erst zweimal auf einen Ersatzraum zugreifen! Aber in
den jeweiligen Situationen hat es sich bezahlt gemacht.

© managerSeminare 69
Kapitel 8

Insidertipps

In diesem Kapitel möchte ich Ihnen noch weitere Tipps für Ihren
professionellen Webinarauftritt geben. Wenn Sie bis hierhin alle
Informationen und Tipps ein- und umgesetzt haben, haben Sie
schon einen großen Teil der Strecke zur Professionalisierung Ihres
Webauftritts hinter sich gebracht. Jetzt kommen wir zum Fein-
schliff.

Webinare aufzeichnen

Es gibt zwei Möglichkeiten, Webinare aufzeichnen zu lassen

1. Interne Aufzeichnung des Plattformanbieters


2. Screenrecording

1. Interne Videoaufzeichnung des Plattformanbieters


Möglichkeit eins ist, dass die Webinarplattform diesen Service an-
bietet. Allerdings handhaben die Webinarplattformen dann den
Abruf des Angebots sehr unterschiedlich. Bei manchen Plattformen
können Sie sich nach dem Webinar die Aufzeichnung nur ansehen.
Über einen Link kann dies Ihrem Publikum mitgeteilt werden.

Andere Plattformen bieten auch die Möglichkeit zum Download der


Aufzeichnung. Das gibt Ihnen und Ihrem Unternehmen die Freiheit,
die Videodatei noch nachzubearbeiten (Firmenlogo einfügen, Musik
einfügen etc.) und gezielt das Video an Ihre Kundschaft zu versen-
den.

70 Michael Schmettkamp: So werden Sie ein Webinarprofi


Insidertipps

2. Screenrecording
Screenrecording ist die zweite Möglichkeit der Webinaraufzeich- Screenrecording mit
nung. Screenrecording macht nichts anderes als alles, was auf externen Programmen
Ihrem Bildschirm passiert, aufzuzeichnen. Dafür gibt es spezielle
Screenrecording-Programme.

Für meinen Windows-Rechner verwende ich Camstasia, für den Mac


verwende ich Screenflow. Beide Programme müssen gekauft und auf
dem jeweiligen Rechner installiert werden. Beide Programme haben
neben der Aufzeichnungsfunktion noch zusätzliche Funktionen zur
Bearbeitung wie beispielsweise Vertonung, Zoom- und Schwenk-
funktionen, Einfügen, Schneiden und vieles andere mehr. Deshalb
benötigen Sie zur weiteren Bearbeitung der Aufzeichnung kein
zusätzliches Videobearbeitungsprogramm. Alle Aufzeichnungen sind
in das mp4-Format konvertierbar, welches von allen Smartphones
und Tablets gelesen werden kann. Damit können Sie Ihren Kunden
den zusätzlichen Service anbieten, Ihre Webinare auch unterwegs
oder offline anzuschauen.

Spielregeln gleich zu Beginn des Webinars einführen

Führen Sie gleich zu Beginn Ihres Webinars Spielregeln ein. Diese Den Umgang
regeln den Umgang der Webvortragenden und der Teilnehmer un- miteinander regeln
tereinander. Die Spielregeln sollen einen reibungslosen Ablauf des
Webinars garantieren.

In meinen Webinaren stelle ich drei Spielregeln auf:

1. Fragen sind jederzeit im Chat erlaubt


Diese Regel bedingt, dass Sie während des Webinars Ihren Chat
eingeschaltet lassen und beobachten. Sie benötigen quasi ein drit-
tes Auge, um den Chatverlauf zu verfolgen. Mit ein wenig Übung
wird Ihnen das auch gelingen. Somit haben Sie die Möglichkeit,
während des Webinars Ihre Teilnehmer zu aktivieren und die Reak-
tionen über den Chat zu erhalten.

2. Chatten untereinander ist nicht erwünscht


Manchmal gibt es Teilnehmer im Webinar, die sich untereinander
kennen. Die nutzen dann auch die Gelegenheit, untereinander zu
chatten. Dieser Chat ist für alle Teilnehmer und Sie einsehbar. Des-

© managerSeminare 71
Kapitel 8

halb ist es notwendig, diese Spielregeln auszugeben und auf die


Einhaltung zu pochen.

3. Direktes Sprechen miteinander


Diese Regel setzt voraus, dass Ihre Teilnehmer vor einem PC mit
Mikro und Kamera sitzen und sich trauen, mit Ihnen online zu
kommunizieren. Diese Art der Aktivierung und Kommunikation
macht Webinare erst richtig spannend. Denn mit dieser Anwendung
haben Sie die Möglichkeit, mit Ihren Teilnehmern wie bei einem
Präsenzvortrag zu diskutieren, Meinung und Einsichten zu teilen.
Alle anderen Teilnehmer im Webinar bekommen diese Diskussion
live mit. Erfahrungsgemäß halten sich bei kostenfreien Webinaren
die Teilnehmer mit aktiver, über den Chat hinausgehender Beteili-
gung sehr zurück.

Die Sicherheit kommt Diese Spielregeln helfen Ihnen, einen geregelten Webinarablauf
mit der Routine zu garantieren. Allerdings benötigen Sie gerade für die Einhaltung
ersten Regel schon ein wenig Routine und Sicherheit bei der Durch-
führung Ihrer Webinare. Es ist gerade für Einsteiger eine ganz schö-
ne Herausforderung, den Webinarinhalt zu vermitteln, dabei die
Tools der Plattform zu beherrschen und noch ein „drittes“ Auge auf
den Chatverlauf zu halten. Doch allein schon die Tatsache, dass Sie
Fragen während der Webinars zulassen und diese auch zwischen-
durch beantworten, garantiert ein hohes Maß an Aufmerksamkeit
und Teilnahme seitens Ihres Publikums. Wenn Sie das schaffen,
sind Sie auf dem Weg zu einem exzellenten Webinarprofi!

Arbeiten mit einem Co-Moderator

Was ist ein Co-Moderator? Ein Co-Moderator ist ein weiterer Re-
ferent innerhalb des Webinars. Er ist, je nach Plattform, auch
eindeutig als Moderator zu identifizieren. Außerdem hat der Co-
Moderator die volle Verfügungsgewalt über die Plattform. Auch der
Co-Moderator sollte per Video zugeschaltet und für die Teilnehmer
sichtbar sein.

Rein technisch gesehen sind beide Moderatoren dann beispielsweise


bei edudip auf der gleichen Videoebene zu sehen (oben links in der
Plattform).

72 Michael Schmettkamp: So werden Sie ein Webinarprofi


Insidertipps

Per Zuschaltung kann der Hauptmoderator während des Webinars


auch einen Teilnehmer zu einem Co-Moderator machen. Wichtig
ist hier, dass der Teilnehmer über eine Audio und Videoverbindung
verfügt.

Letztendlich sind beide Moderatoren für das Publikum gleichzei- Es kann ein Dialog
tig sicht- und hörbar. Das kann beispielsweise für ein Interview- geführt werden
Format sehr interessant sein. Beide Referenten, der Fragende und
der Antwortende, sind per Webcam zu sehen und unterhalten sich,
beantworten Fragen der Teilnehmer aus dem Chat und tragen kurze
Passagen des Sachverhalts vor. Das ist kurzweilig und aufmerksam-
keitsstark.

Alle Webinarplattformen lassen es zu, mit einem Co-Moderator zu


arbeiten. Je nach Plattform sind insgesamt bis zu vier Moderatoren
schaltbar. Aber Achtung: Benennen Sie besser nicht zu viele Mode-
ratoren, weil es sonst eher stören kann. Denken Sie daran, dass ein
Co-Moderator immer wieder zu- und abschaltbar ist.

Ein paar Regeln gilt es in der Arbeit mit einem Co-Moderator zu Regeln
beachten.

A Der Co-Moderator muss in der Handhabung der Webinarplatt-


form fit sein.
A Er muss die volle Verfügungsgewalt über die Webinarplattform
haben, damit er alle Features abrufen kann.
A Der Einsatz zwischen Haupt- und Co-Moderator muss genau ab-
gestimmt sein: Wer sagt was, wie lange! Es muss eine klare Rol-
lenverteilung geben.
A Damit das Publikum nicht abgelenkt wird, sollte der gerade in-
aktive Moderator sein Mikrofon und seine Kamera ausschalten.
Das kann die jeweilige Person selbst über die Webinarplattform
steuern.
A Bei Webkongressen ist es häufig so, dass es einen Hauptmode-
rator gibt, der die Referenten im Einzelnen vorstellt und dann
übergibt. Bitte üben Sie das im Vorfeld des Webinars.
A Üben Sie bitte immer im Vorfeld des Webinars mit Ihrem Co-Mo-
derator. Gehen ein oder zwei Tage vor der Veranstaltung auf die
Webinarplattform und üben Sie die notwendigen Aspekte. Spre-
chen Sie ab, wer was wann tut und was in Krisensituationen zu
tun ist. Üben Sie solange, bis alle Beteiligten das Gefühl haben,
es klappt alles.

© managerSeminare 73
Kapitel 8

Das Webinar richtig beenden

Dreiviertel der Zeit Auch für ein gutes Ende des Webinars muss gesorgt werden. Wenn
für Präsentation, Sie ein Webinar mit einer Dauer von 45 Minuten ankündigen, dann
ein Viertel für sollte Ihr Vortragsteil etwa 30 Minuten betragen und die restlichen
Wortmeldungen 15 Minuten für weitere Klärung von Fragen, Anmerkungen und An-
regungen verwendet werden. Selbst wenn Sie dem Idealfall folgen
und Fragen und Anmerkungen während des Webinars klären, gibt
es am Ende des Vortrags immer noch Wortmeldungen. Behalten Sie
das Timing des Webinars stets im Auge.

Weisen Sie etwa fünf Minuten vor den geplanten Schluss des We-
binars auf die Zeit hin. Wenn Sie das Webinar beenden, gehen Sie
folgendermaßen vor:

A Weisen Sie darauf hin, dass die Veranstaltung beendet wird, Sie
aber noch im Webinarraum zum chatten zur Verfügung stehen.
A Weisen Sie darauf hin, dass Sie Mikrofon und Kamera ausschal-
ten. Schalten Sie Ton und Kamera aus.
A Warten Sie auf weitere Chat-Nachrichten. Aller Erfahrung nach
kommen manchmal noch Fragen oder Anmerkungen. Meistens
allerdings kommt der Dank der Teilnehmer als Chat-Anmerkung.
A Wenn Sie das Gefühl haben, dass keine weiteren Anmerkungen
mehr kommen, schließen Sie den Webinarraum.

Denken Sie bitte daran, dass erst beim Schließen des Webinarraums
die offizielle Webinaraufzeichnung endet.

Kommentiertes Handout nutzen

Im Kapitel Webvisualisierung (ab Seite 41) haben Sie erfahren, dass


es gilt, Ihre Folien neu zu gestalten und erheblich zu verschlanken,
um damit die Aufmerksamkeit des Publikums besser steuern zu
können.

Trotzdem kommt an dieser Stelle oft der Einwand: „Dann kann ich
ja die Präsentation auch nicht mehr als Handout weitergeben.“ –
Stimmt, genau das ist auch so gewollt. Die Präsentationsfolien sind
weder ein Handout noch ein Stichwortzettel für den Webinaristen.
Damit Ihre Teilnehmer das Webinar dennoch nachvollziehen kön-
nen, bietet sich eine andere Möglichkeit an:

74 Michael Schmettkamp: So werden Sie ein Webinarprofi


Insidertipps

Erstellen Sie ein kommentiertes Handout. Die Grundlage dafür bil- Präsentationsfolie plus
den die Präsentationsfolien. Konvertieren Sie die Folien in Bilder Infotext
(jpeg oder png). Danach öffnen Sie ein neues Worddokument, laden
die Fotos in das Dokument und schreiben dann unter jedes Foto
Ihren Infotext.

Abb.: Das kommentierte


Abb.: Das ist die ursprüngliche Präsentationsfolie Handout

Die Präsentationsfolie kennen Ih-


re Teilnehmer und erinnern sich
eventuell noch an Teile des Inhalts.
Diese Folie wird in eine jpg-Datei
konvertiert und dient als Basis für
das kommentierte Handout.

© managerSeminare 75
Kapitel 8

Die vorangestellte Abbildung ist eine originale kommentierte Folie.


Es ist die Seite eines Worddokuments. Die Folie wird etwa (je nach
Seitenformatierung) 40% der Seite belegen, der Sprechtext dann
den Rest. Sollte der Sprechtext mal länger sein, schreiben Sie ein-
fach auf der nächsten Seite weiter. Kommt dann eine neue Folie,
beginnen Sie eine neue Seite, sodass immer zuerst die Folie, dann
der Text folgt. Versuchen Sie den Text unter der Folie eher auch in
Ihrem Sprechstil zu schreiben. Das vermittelt Lebendigkeit, und vor
allem werden Ihre Webinarteilnehmer beim Lesen des Handouts Sie
in Ihrer Wortwahl und in Ihren typischen Formulierungen wiederer-
kennen.

Lerntransfer fördern Nach der Präsentation, wenn Ihre Teilnehmer das Handout erhalten
haben, können Sie sicher sein, dass diese es auch nochmals lesen.
Das bietet die Möglichkeit, dass die Teilnehmer sich Ihrer Inhalte
nochmals annehmen, sie verstehen, nachvollziehen und transferie-
ren können. Denn bisher gibt es nur ganz wenige Webinaristen, die
die Vorteile des kommentierten Handouts entdeckt haben.

Kompetentes Sprechen

Ihre Stimme ist während des Webinars ein wichtiges Werkzeug. Ihre
Stimmung, Ihre Begeisterung, aber auch Ihre Ablehnung oder Ent-
täuschung werden stimmlich von Ihrem Publikum erkannt. Es gibt
zwei Konzepte aus der Sprechtechnik: das freundliche Sprechen
und das kompetente Sprechen. Bei diesen beiden Sprechkonzepten
geht es hauptsächlich um die Stimmführung.

Abb.: Das freundliche


Sprechen

76 Michael Schmettkamp: So werden Sie ein Webinarprofi


Insidertipps

So sieht grafisch das freundliche Sprechen aus. Zu Beginn des


Satzes hebt sich die Stimme an, gegen Ende fällt sie leicht ab um
dann endgültig nach oben zu gehen. Diese Art des Sprechens ist
bei Fragen sinnvoll. Sprachlich wird die Frage durch eine nach oben
gehende Stimme gekennzeichnet. Wenn Sie Ihrem Publikum eine
Frage stellen, ist dies eine vollkommen richtige Intonation. Leider
passiert es mehr als häufig, dass der Vortragende einen Aussagesatz
mit nach oben gehender Stimme beendet – und damit leider als
Frage intoniert. Der Effekt beim Publikum ist, dass es diesen Satz
dann als fragend oder infrage stellend interpretiert. Da es sich um
eine gemischte Botschaft handelt – Aussagesatz einerseits, fragende
Intonation andererseits – vertraut der Mensch in diesem Moment
mehr der Intonation als dem Inhalt. Deshalb wird die freundliche
Sprechweise immer als infrage stellend, unsicher bzw. schwankend
und als nicht authentisch interpretiert. Freundliche Sprecher nei-
gen sehr oft dazu, schnell zu sprechen und lange Sätze zu bilden.

Abb.: Das kompetente


Sprechen

Dem gegenüber steht das kompetente Sprechen. Der Redner startet, Vertrauen durch
hebt die Stimme über den Satzverlauf an und senkt sie zum Ende Intonation schaffen
des Satzes ab. Oft ist der Punkt zu „hören“, obwohl er nicht ausge-
sprochen wird. Kompetentes Sprechen ist häufig etwas langsamer
als freundliches Sprechen, und es werden kurze Sätze gebildet. Das
kompetente Sprechen wird als sehr authentisch, ruhig und souve-
rän wahrgenommen. Kompetente Sprecher werden als sehr starke
und überzeugende Sprecher angesehen, die in einem eindringlichen
und fast schon bestimmenden bzw. befehlenden Ton vortragen. Das

© managerSeminare 77
Kapitel 8

Publikum kann sich dieser Eindringlichkeit kaum entziehen und


glaubt dem Sprecher seine Ausführungen.

Üben Sie das Üben Sie das kompetente Sprechen. Nehmen Sie dazu eine Tages-
kompetente Sprechen zeitung und suche sich einen längeren Artikel aus. Lesen Sie sich
diese Artikel zuerst stumm durch und markieren Sie sich die Satz-
zeichen. Dann lesen Sie den Artikel sich selbst oder einer Person
Ihres Vertrauens laut vor. Achten Sie auf die Satzzeichen und ver-
suchen Sie vor allem, kompetent zu sprechen.

Versuchen Sie im Anschluss, den Artikel in Ihren Worten nachzuer-


zählen. Achten Sie dabei ganz besonders auf kurze Sätze und kom-
petentes Sprechen. Sie werden feststellen, dass das kompetente
Sprechen eines vorgegebenen Textes einfacher ist, weil Sie genau
wissen, wann welches Satzzeichen kommt. Beim freien Sprechen
wird es herausfordernder. Sie wissen nicht genau, wie Sie den Satz
formulieren werden. Allerdings werden Sie mit ein wenig Übung
und Konzentration auf das Satzende zukünftig kompetenter spre-
chen.

Machen Sie doch noch ein interessantes Experiment. Tragen Sie


einem Testpublikum Fragen mit einer kompetenten Intonation vor.
Sie werden feststellen, dass Ihr Publikum das nicht mehr als Frage,
sondern als Feststellung akzeptiert.

Lerntypen

Wir Menschen lernen Sachverhalte auf eine sehr unterschiedliche


Art und Weise. Deshalb muss innerhalb eines Webinars den Bedürf-
nissen der einzelnen Lerntypen Rechnung getragen werden. Dabei
sprechen wir von den grundsätzlichen Lerntypen „visuell, auditiv
und kinästhetisch“. Mit diesen drei Bereichen – Sehen, Hören und
Fühlen – sind fast 100% der menschlichen Wahrnehmung abge-
deckt.

Das ist eine große Herausforderung, da sich manche Aspekte im


Web (beispielweise benötigt der kinästhetische Typ Nähe oder kör-
perlichen Kontakt) einfach nicht realisieren lassen. Andererseits
hilft das Wissen um die verschiedenen Lerntypen, auch für ein We-
binar den Lehrstoff entsprechend auf- und vorzubereiten.

78 Michael Schmettkamp: So werden Sie ein Webinarprofi


Insidertipps

Wenn Sie als Webinarist für jeden Lerntyp mindestens einen der
folgenden Aspekte berücksichtigen, bleiben die Menschen in Ihrem
Webinar und bei Ihren Inhalten. Außerdem steigt die Nachhaltig-
keit Ihres Webinars, weil Sie die Informationen adressatengerecht
präsentiert haben.

Visueller Lerntyp
Grundsätzlich lernt dieser Typ über das Sehen. Deshalb sind für ihn
die visuellen Eindrücke einer Präsentation wichtig.

A Gesamtüberblick über einen Lernstoff: Bieten Sie Überblick


Der visuelle Typ benötigt eine Agenda vorneweg, damit er sich
in Ihrem Webinar orientieren kann. Er möchte gerne zu Beginn
wissen, was auf ihn zukommt. Wenn Sie zwischendurch bei je-
dem Kapitelwechsel auf den Gesamtzusammenhang eingehen,
fühlt er sich richtig wohl.

A Ästhetische und überschaubare Visualisierung: Bieten Sie eine


Die neue Visualisierung ist optimal für diesen Typ. Mit einer aufgeräumte
klaren Struktur und klaren Bildern helfen Sie, die Verständlich- Visualisierung
keit Ihrer Botschaft zu steigern. Der visuelle Typ erfasst mit
einem Bild den Gesamtzusammenhang einer Folie und lässt sich
dann gerne führen.

A Liest lieber selber:


Durch die neue Visualisierung gibt es für den visuellen Typ
nicht viel zu lesen. Also kann er den Inhalt sofort wahrnehmen
und Ihren Worten und Ausführungen intensiv lauschen.

A Denkt oft erst nach, bevor er etwas sagt:


Die Kommunikation ist oft verzögert, gerade wenn Sie Ihre Teil-
nehmer im Chat aktivieren. Wo andere Typen schnell reagieren
und antworten, überlegt er noch. Geben Sie ihm ein schnelles
Antwortangebot in Form von Ja oder Nein (im Chat).

A Arbeitsblätter oder Unterlagen:


Für diesen Typ spielen Unterlagen eine wichtige Rolle. Er möch-
te zum vorgetragenen Inhalt parallel mitlesen und sich Notizen
machen. Senden Sie im Vorfeld die Unterlagen zu, sodass er live
damit arbeiten kann.

© managerSeminare 79
Kapitel 8

A Erst Erklärung, dann Demonstration, dann selber tun:


Erklären Sie Ihren Sachverhalt, nutzen Sie die Webcam, um den
Inhalt zu demonstrieren und dann lassen Sie den visuellen Typ
die Aufgabe selbst erledigen. Das bedingt natürlich ein Thema,
in dem dies möglich ist. Oft reicht eine Erklärung und Demons-
tration.

Auditiver Lerntyp
Sein Hauptlernkanal ist das Hören. Klar und deutlich gesprochene
Worte und Aussagen verstärken sein Verständnis des Sachverhalts.
Er liebt Musik, auch Reim und Rhythmus, und kann gut auswendig
lernen.

Achten Sie auf A Hat es gern, wenn ihm jemand etwas vorliest:
Intonierung Die neue Visualisierung ist ideal für diesen Typ. Durch die
kurzen und knappen Stichworte angeregt, kann er sich dann
auf Ihren „Ton“ konzentrieren und die von Ihnen vorgetragenen
Inhalte sehr gut verarbeiten.

Kleine Happen A Lernt eher in kleinen Schritten, Punkt für Punkt:


Teilen Sie Ihr Webinar in kleine Happen oder Kapitel auf, unab-
hängig davon, wie lang es dauert. Eine kurze Zusammenfassung
zwischendurch ist nicht nur für diesen Typ Balsam, sondern
auch für die anderen Lerntypen.

Kinästhetischer Lerntyp
Seine Hauptlernstrategie ist das Anfassen oder Begreifen. Dieser
Typ benötigt konkrete Ideen und Beispiele, um einen Sachverhalt
zu verstehen.

Seien Sie konkret A Konkrete Beispiele, um etwas (Abstraktes) zu verstehen:


Erzählen Sie ganz konkrete Beispiele, entweder aus Ihrem Erfah-
rungshorizont oder aus dem Bereich Ihrer Kunden. Es können
Praxisbeispiele sein oder andere, nachvollziehbare Bespiele.

A Mehr Action:
Action ins Webinar zu bringen ist eine Herausforderung. Des-
halb lohnt es sich, die Webcam einzuschalten und mit Gestik zu
arbeiten. Begeistertes Sprechen seitens des Webinarleiters ist
ebenfalls eine gute Idee.

80 Michael Schmettkamp: So werden Sie ein Webinarprofi


Insidertipps

A Learning by doing: Aktivierung


Lassen Sie den kinästhetischen Typ selber aktiv werden. Nutzen
Sie alle möglichen Aktivierungsformen, um ihn thematisch ein-
zufangen: Chat, Umfragen, Video.

A Ist ungeduldig:
Geben Sie bei seinen Nachfragen eine schnelle, aber nicht unbe-
dingt vollständige Antwort.

Suchen Sie sich bei der Erstellung des Webinars verschiedene As-
pekte aus, um die einzelnen Typen anzusprechen. Vieles von dem,
was Sie hier gelesen haben, sind fast schon Selbstverständlich-
keiten und treffen auch für Präsenzvorträge und Präsentationen zu.
Trotzdem überlegen Sie bitte immer wieder bei der Konzeption des
Webinars, wie Sie die einzelnen Lerntypen „ansprechen“ wollen und
welcher Aspekt gerade in diesem Teil des Webinars passt.

Ablauf und Dramaturgie eines Webinars

Ein Webinar sollte, ähnlich wie ein Präsenzvortrag, einer Dramatur-


gie unterliegen. Manchmal bietet sich das Thema geradezu dafür
an, manchmal müssen Sie es etwas konstruieren.

Grundlegender Aspekt bei Webinaren ist, dass Sie nach Möglichkeit Lebendigkeit zählt
lebendig vortragen und eine oder mehrere Geschichten erzählen.
Das bedeutet, dass Sie nach Möglichkeit auf Ihre Erfahrungen, auf
Erfahrungen Ihrer Kunden, auf Referenzen, Beweise und Beispiele
zurückgreifen. Dadurch lebt das Webinar, wird anregend und span-
nend und bindet Ihr Publikum.

Stilmittel Fragen
Bauen Sie in Ihr Webinar Fragen ein. Zwei der interessantesten Fra-
getypen sind Aktivierungsfragen und rhetorische Fragen:

A Über die Aktivierungsfrage per Umfrage, Chat und/oder Video


wissen Sie inzwischen genug, um deren Wert einschätzen zu
können (ab Seite 49). Hier geht es vordringlich um die rheto-
rischen Fragen. Sie dienen dazu, die Aufmerksamkeit des Publi-
kums auf den neuen Sachverhalt zu lenken.

© managerSeminare 81
Kapitel 8

A Rhetorische Fragen sind so komponiert, dass Sie entweder die


Antwort eingebaut haben („Möchten Sie nicht auch mit weniger
Arbeit mehr Geld verdienen?“), oder Sie sprechen an der Stelle
im Webinar als Frage das aus, was die Teilnehmer möglicherwei-
se denken („Warum soll ich jetzt eine Ausbildung als Webinar-
leiter machen?“) oder thematisieren Übergänge zum nächsten
Inhaltspunkt („Wie kann das nun funktionieren?“).

Mit diesen Fragen steuern Sie ganz stark die Aufmerksamkeit Ihres
Publikums.

Stilmittel Beispiele und Referenzen


Seien Sie beispielhaft Glaubwürdigkeit wird neben dem authentischen Auftreten des We-
binarleiters auch durch Referenzen und/oder Beispiele zum Thema
erzielt. Ein ganz starkes Mittel sind Beispiele und Referenzen aus
dem Erlebnishorizont der Teilnehmer. Nehmen Sie Beispiele, von
denen Sie annehmen, dass Sie in Ihrem Publikum bekannt sind. Im
Zweifelsfall fragen Sie über den Chat nach, ob die Teilnehmer den
Sachverhalt kennen.

Potenzieller Webinarverlauf mit Telnehmeraktivierungen

Umfrage Chatumfrage Infohöhepunkt Chatumfrage

Start Ende

So kann der Verlauf eines Webinars aussehen.

82 Michael Schmettkamp: So werden Sie ein Webinarprofi


Insidertipps

Wenn dies der rote Faden Ihres Webinars ist, stellen Sie sich bitte Fragen zum Webinar-
folgende Fragen: verlauf

A Was ist das Thema?


A Wer ist mein Publikum?
A Wie lange ist die geplante Dauer des Webinars?
A Mit welchem Satz/Einstieg beginne ich das Webinar?
A Wie viele Teilnehmeraktivierungen setze ich ein?
A An welcher Stelle setze ich Teilnehmeraktivierungen ein?
A Wie gestalte ich die Teilnehmeraktivierungen: als Chat, Umfrage
oder als eigenerstellte Aktivierung?
A Was ist mein Informationshöhepunkt; an welcher Stelle kommt
er?
A Was sind wichtige Infos für meine Kunden, die diese gleich nach
dem Webinar umsetzen können?
A Welche Handlungsaufforderung gebe ich dem Publikum?
A Mit welchem Satz/Ausstieg beende ich das Webinar?

Ist-Soll-Weg-Dramaturgie

Ein auch bei Vorträgen bewährtes Format ist die Ist-Soll-Weg- Dreisatz von Ist-
Formel. Mit diesem Dreisatz beschreiben Sie kurz die Ist-Situation, Zustand, wünschens-
den gegenwärtigen Zustand. Anschließend gehen Sie über zur werter Zukunft und
Soll-Situation und beschreiben, welche optimale Zukunft es geben dem Weg dorthin
kann. Der letzte Schritt ist der Weg. Hier beschreiben Sie, wie und
mit welchen Mitteln die Soll-Situation erreicht werden kann. Na-
türlich spielen Ihre Produkte und/oder Ihre Dienstleistungen eine
große Rolle dabei. Dieser Dreisatz ist ein eingängiges Format und
wird seitens Ihres Publikums intuitiv verstanden. Dabei ist es egal,
ob Ihr Webinar 15 oder 45 Minuten dauert.

Profitipp: Zum Transfer anregen


Regen Sie Ihre Teilnehmer am Ende Ihres Webinars zum Trans-
fer an. Lassen Sie sich per E-Mail eine Rückmeldung geben,
welche Erfahrungen Ihre Teilnehmer mit dem Transfer Ihres
Themas machen konnten. Bessere Referenzen für Ihre weiteren
Webinare gibt es nicht.

© managerSeminare 83
Kapitel 8

Grundlegende Gestaltung eines Webinars

Im Grunde sind die meisten Webinare auch gleichzeitig Verkaufsver-


anstaltungen, denn es gilt, die eigenen Leistungen zu präsentieren.
Dies umso mehr, wenn Sie Weiterbildungsanbieter sind und ein
Webinar kostenfrei anbieten. Hier sollten Sie jedoch mit sehr viel
Fingerspitzengefühl vorgehen.

Bauen Sie auf Nutzen, Solange in Ihrer Ankündigung nicht klar und deutlich steht, dass
nicht auf harten es sich um ein Info-Webinar handelt, wird Ihr Publikum mit Un-
Verkauf verständnis reagieren und schneller als es Ihnen lieb ist, die Ver-
anstaltung wieder verlassen, wenn Sie zu viele „Verkaufsanteile“
hineinpacken. Diesen unerwünschten Effekt werden Sie garantiert
erzielen, wenn Sie dieser Versuchung nicht widerstehen können
– selbst in Webinaren, für die die Teilnehmer nichts bezahlen müs-
sen. Immerhin investieren sie ihre kostbare Zeit in Sie. Bei einem
angekündigten Info-Webinar ist das in Ordnung – dort weiß das
Publikum, worauf es sich einlässt.

Sehr viel eleganter und für alle Beteiligten deutlich gewinnbrin-


gender ist, wenn Sie Ihr Webinar so gestalten, dass Ihr Publikum
mit Ihrem Inhalt etwas anfangen kann. Kann es eventuell auf der
Basis Ihrer Informationen sofort etwas tun, um das eigene Geschäft
zu verbessern? Liefern Sie also Inhalt, oder neudeutsch „Content“,
der Zusammenhänge erläutert, Praxisnutzen bietet, mit dem Ihr
Publikum etwas anfangen kann. Ein Tipp zur Verbesserung eines
Prozessablaufs, Hinweise zur Kosteneinsparung oder Ertragssteige-
rung, alles im Zusammenhang mit Ihrem Produkt wird dankbar auf-
genommen. So stiften Sie Nutzen und belegen ganz automatisch,
dass Sie auf Ihrem Gebiet Experte sind.

Schreiben Sie klar und deutlich in Ihre Webinarankündigung, wel-


che Zielgruppe angesprochen und was der Nutzen des Webinars sein
wird. So vermeiden Sie alle Irritationen (Seite 35).

Teilnehmerbewertungen einfordern

Einige Webinarplattformen wie beispielweise edudip lassen Teil-


nehmerbewertungen zu. Wenn Sie sich bei edudip eine eigene
Akademie einrichten, können die Teilnehmer nach Beendigung des
Webinars hier Bewertungen in Form von Sternen (6 Sterne gleich

84 Michael Schmettkamp: So werden Sie ein Webinarprofi


Insidertipps

höchste Bewertung) und Kommentare abgeben. edudip versendet Teilnehmerbewer-


automatisch nach Ende eines Webinars an die Teilnehmer eine tungen sind eine gute
Nachricht mit der Bitte um Bewertung. Referenz für künftige
Teilnehmer
Sie können sich Bewertungen in Form einer Umfrage selbst erstel-
len und am Ende des Webinars nachfragen. Da diese Umfragen ja
anonym sind, können Sie diese als Marketinginstrument verwen-
den.

Am besten ist es, Teilnehmerreaktionen mit Namen und der ent-


sprechenden Reaktion auf der eigenen Website zu veröffentlichen.

Überlegen Sie sich bitte im Vorfeld des Webinars genau, wie Sie
Feedback von Ihren Teilnehmern einfordern, und wie Sie es marke-
tingtechnisch nutzen möchten.

© managerSeminare 85
Kapitel 8

Schlussbemerkung

Webinare zu konzipieren und vor allem durchzuführen ist eine tolle


Sache. Allerdings ist der Aufwand, verglichen mit Präsentationen,
anfangs wesentlich höher. Vor allem die technischen Aspekte wie
die Beherrschung der Webinarplattform ist für viele potenzielle
Webinaristen ein Hindernis auf dem Wege zum Webinarprofi. Doch
lassen Sie sich nicht davon abschrecken. Jeder Webinarist stand
bisher vor den gleichen Herausforderungen wie Sie, und sie sind
bewältigt worden.

Ich habe selbst vor diesen Herausforderungen gestanden. Mein er-


stes Webinar habe ich mit durchgeschwitztem Hemd und erhöhtem
Pulsschlag überstanden. Ich habe unendlich viele Pannen erlebt,
vor und während meiner Webinare. Aber ich bekam unendlich viel
positives Feedback zu meinen Webinaren.

Experimentieren Sie, Das Durchführen von Webinaren macht einen ungeheuren Spaß.
entdecken Sie, Webinare durchzuführen ist ein tolles Erlebnis, vor allem dann,
haben Sie Spaß wenn Sie genau wissen, was in jeder Minute des Webinars zu tun
ist.

Wenn Sie selber Weiterbildung anbieten, dann kann ich Ihnen nur
empfehlen, steigen Sie jetzt in diese Lernform ein, die Gelegenheit
ist günstig. Es erweitert Ihr Spektrum erheblich, macht Sie außer-
ordentlich konkurrenzfähig und Sie tun es zu einem Zeitpunkt, an
dem in diesem Bereich noch nicht alles ausdifferenziert ist. Hier
können Sie sich einen guten Namen machen, bestehenden Kunden
einen Mehrwert liefern, neue Kunden gewinnen, Unentschlossene
abholen ... Es lohnt sich.

Wenn Sie sich nicht ganz sicher sind, gönnen Sie sich eines: Eine
gute Ausbildung!

86 Michael Schmettkamp: So werden Sie ein Webinarprofi


Anhang

Stichwortverzeichnis

Account anlegen 35 Lautstärke 68 Webcam 22, 67


Anforderungen an den PC 19 Lerntypen 78 Webinarplattform 34
Animationen 46 Webinar richtig beenden 74
Audio 39, 57 Mindmapping 58 Webinarstudio 30
Mitarbeiter vorstellen 12 Webinarthema finden 16
Beleuchtung 28 Webinartitel 35
Beziehungen aufbauen 9 Namentliche Aktivierung 63 Webinarverlauf 82
Bluetooth 31 Neue Visualisierung 43 Webtalk 11
Nutzen herausstellen 84 Webvisualisierung 41
Chancen 8 Whiteboard 40, 54
Chat 38, 50 Pannenhilfe 64
Co-Moderator 72 Produktneuheiten vorstellen 10 Zielgruppe kennen 17
Prozentuale Verteilung 60
Definition: Seminar 7 Pseudoanimationen 46
Definition: Webinar 7
Digitale Lernmöglichkeiten 9 Reichweitenvorteil 13
Dramaturgie 81
Durchführung eines Webinars 37 Schnelligkeit 12
Screenrecording 71
Einladung der Teilnehmer 36 Selbsterstellte Aktivierungen 60
Einladungstext 17 Spielregeln 71
Ersatzwebinarraum 69 Steuerung der Präsentation 38

Fragetypen 51 Technik der Teilnehmer 64


Freeware 60 Technische Voraussetzungen 19
Teilnehmeraktivierung 49
Grundlegende Gestaltung 84 Teilnehmerbewertungen 84
Teilnehmerkommentare 40
Headset 30, 67 Teilnehmer zuschalten 39
Hintergründe 26 Titel formulieren 17
Tonqualität 33
Icons 56 Transfer von Lerninhalten 12
Info-Webinar 84
Inhalte bieten 9 Umfragen 38, 51
Insidertipps 70 Up- und Downloads 20
Internet 20, 65 USB-Internetsticks 21
Ist-Soll-Weg-Dramaturgie 83
Vektorgrafik 61
Kommentiertes Handout 74 Video 39, 57
Kompetentes Sprechen 76 Videoaufzeichnung 70
Kostenersparnis 13 Vorbereitung eines Webinars 35
Vortragszeiten 22

© managerSeminare 87
Anhang

Ausbildungen zum Webinarprofi

Zehnstündige online-Ausbildung zum Webinarprofi

Agenda
1. Gründe für Webinare
2. Wie finde ich ein Webinarthema?
3. Wie bereite ich das Thema vor?
4. Was benötige ich an Technik?
5. Grundsätzliches zu Webinarplattformen
6. Wie visualisiere ich webgerecht?
7. Wie aktiviere ich meine Teilnehmer?
8. Was tue ich bei Notfällen?
9. Exkurs: Kompetentes Sprechen
10. Insidertipps

Neben der Vermittlung der Inhalte ist das Einüben der verschiede-
nen Aspekte ein großer Bestandteil der Ausbildung. Weitere Infor-
mationen finden Sie unter www.sinvia.de

Das Videotutorial „So werden Sie ein Webinarprofi“


Das Videotutorial „So werden Sie ein Webinarprofi“: Nach dem kom-
pletten Durcharbeiten des Videos sind Sie in der Lage, Webinare zu
konzipieren, auszuarbeiten und durchzuführen. Weitere Informati-
onen zu dem käuflich erwerbbaren Tutorial finden Sie unter www.
sinvia.de

Weitere Ausbildungen:
A Ausbildung zum OnlineModerator
A Ausbildung zum OnlineTrainer

HappyHourWebinare
An einem meiner kostenlosen Webinare können Sie hier teilneh-
men: www.edudip.com/academy/Michael.Schmettkamp

88 Michael Schmettkamp: So werden Sie ein Webinarprofi


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