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Die ersten Sträflingstransporte gab es im Jahr 1787 und die letzten im Jahr
1868. Insgesamt wurden so nach offiziellen Stellungnahmen ungefähr
162.000 Sträflinge auf 806 Schiffen transportiert.
Der erste Sträflingstransport fand durch einer aus elf Schiffen bestehenden
Flotte der First Fleet statt, wobei Captain Arthur Phillip der erste Gouverneur
von New South Wales wurde. Die Flotte bestand aus zwei Kriegsschiffen, drei
Schiffen mit Vorräten und sechs Schiffen für den Transport von Sträflingen.
Transportiert wurden insgesamt 212 Soldaten, die Ehefrauen und Kinder von
28 der Offiziere, 778 Sträflinge und 13 Kinder der Sträflinge. Auf der Fahrt
starben insgesamt 45 Personen, wovon 21 Sträflinge waren.
Der zweite Sträflingstransport, die Second Fleet, bestand aus sechs Schiffen
und wurde durch eine ehemalige Sklaventransportfirma durchgeführt. Der
Transport wurde weitgehend nicht von der Regierung beaufsichtigt.
Transportiert wurden insgesamt 1.006 Sträflinge, 928 Männliche und 78
weibliche, wovon insgesamt 267 starben. Somit starb etwa jeder vierte der
Sträflinge beim Transport, was in der gesamten Geschichte der
Sträflingskolonie Australien die höchste Todesrate für den Transport von
Sträflingen darstellte, weswegen die Second Fleet später auch als Death Fleet
bekannt war.
Als die First Fleet in Botany Bay in Australien ankam, erwarteten sie
fruchtbare Böden und Weideflächen, wurden jedoch enttäuscht, als sie
lediglich dürre Heidelandschaft mir vereinzelten Gebüschen und
Eukalyptusbäumen auffanden, weswegen sie sich auf die Suche nach
geeigneteren Siedlungsmöglichkeiten machten. Letztendlich entschied man
sich für Port Jackson, dem späteren Sydney. Die erste australische Kolonie
New South Wales wurde am 7. Februar von Phillips offiziell gegründet.
Phillips, welcher in der Kolonie praktisch gesehen uneingeschränkte Macht
beherrschte, war der Meinung, dass nur dem, der arbeitet Essen zusteht.
Als die Kolonie 1792 es geschafft hatte, einen Punkt der Selbsterhaltung zu
erreichen, kehrte Phillips nach England zurück, woraufhin das Amt des
Gouverneurs drei Jahre lang unbesetzt blieb. Die Verwaltung der Kolonie
wurde deswegen den Militärs Grose und Paterson anvertraut.
Anschließend entstand unter der Leitung der beiden Offiziere eine Elite
privatwirtschaftlicher Unternehmen, welche die Sträflinge wie Sklaven für
sich arbeiten ließ und ausbeutete. Der Gleichheit von Sträflingen, Matrosen
und Soldaten wich eine Vormachtstellung der Offiziere und Soldaten
gegenüber den Sträflingen und Zivilisten. Als die Offiziere in den Besitz von
großen Mengen an Rum gelangten und so über ein Rummonopol in New
South Wales verfügten, bekamen sie den Namen Rumkorps. Ein großer Teil
der Bewohner der Kolonien war schon vor der Kolonialisierung Australiens
alkoholsüchtig, was den Rum zu einer wertvollen Währung machte.
Ich denke, die Geschichte der australischen Sträflingskolonien ähnelt sich mit
denen anderer Kolonien in vielen Punkten, wie zum Beispiel, dass auf die
Ureinwohner des kolonialisierten Gebietes herabgesehen wird. Auch dass
eine Gruppe von Menschen zum Aufbau der Kolonien ausgenutzt wird,
wiederholte sich in Australien, wobei in Australien englische Sträflinge statt
ausländischer Sklaven oder Ureinwohner genutzt werden, womöglich auch,
weil Australien als Kontinent als Letztes kolonialisiert wurde.
Ich denke, es war weitaus besser für die Sträflinge, dass sie nach Australien
ins Exil geschickt wurden, statt hingerichtet zu werden, vor allem da die
Sträflinge zumindest vor der Zeit des Rumkorps gleichgestellt waren mit den
restlichen Einwohnern der Kolonien. Jedoch ist es verwerflich, dass beinahe
jede Strafe in England mit einer Deportation nach Australien bestraft werden
konnte und die Deportation an sich ist natürlich eigentlich kein gerechtes
Strafmaß, wenn auch besser als Hinrichtung.
Unakzeptabel sind auch die Transportbedingungen, vor allem bei der Second
Fleet und dass die Kolonie in Verantwortung des Militärs gelassen wurde,
obwohl sie bereits einmal kurz vor der Meuterei stand. Die Bildung einer
Elite, die die anderen Einwohner ausnutzt und nur an Gewinnmaximierung
interessiert ist, scheint wie beim Rum Korps zu sehen, auch typisch zu seien
für Kolonien.