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Einleitung
Am 01. Mai 1308 fiel König Albrecht I. im Alter von 52 Jahren einem
Mordanschlag seines Neffen Herzog Johann, der sich um sein Erbe geprellt
fühlte, zum Opfer.1 Der Mord wurde in den Chroniken und der späteren Literatur
meist auf das Rachemotiv Johanns reduziert und damit als reine Privatsache
eines Einzelnen dargestellt. Fraglich ist jedoch, ob weitere Interessen im Spiel
gewesen sein könnten. Albrecht hatte sich zahlreiche Feinde gemacht, zu
denen selbst die Kurfürsten, die ihn 1298 zum König gewählt hatten, gehörten,
so dass mit der Nachricht von Albrechts Tod nicht wenige zumindest
aufatmeten, wenn nicht sogar davon profitierten.2 Durch den Tod Albrechts
wurde jedenfalls die weitere Entfaltung der habsburger Hausmacht zu einem
starken Königtum jäh unterbrochen.3
Mit dieser Arbeit soll im Kontext der verschiedenen Interessen untersucht
werden, ob es sich bei dem Mord tatsächlich, wie in der Literatur dargestellt, um
eine reine Privatsache gehandelt hat, oder ob nicht doch die Möglichkeit eines
Tyrannenmordes in Betracht gezogen werden muss.
Hierbei werden vor allem die rund 98.000 Verszeilen umfassende
Österreichische Reimchronik Ottokars,4 die allein 75.000 Verszeilen Albrecht
und seinen Taten widmet, das Werk Johanns von Viktring5, ebenfalls aus dem
österreichischen Raum und die Chronik des Mathias von Neuenburg6 die
Quellengrundlage bilden. Darüber hinaus wird die um 1534-38 entstandene
Chronicon Helveticum – Grundlage für Friedrich Schillers Wilhelm Tell, in dem
Herzog Johann eine Nebenrolle spielt – verfasst von Tschudi,7 einem scharfen
Gegner des Hauses Habsburg, in die Betrachtung mit einfließen.
Personen
Albrecht I. wurde wahrscheinlich 1255 geboren und am 01. Mai 1308 bei
Windisch an der Reuß (heute Schweiz) getötet. Er war Sohn König Rudolfs I.
und der Tochter des Grafen Burkhard III. von Hohenberg, Gertrud.8 Während
Albrecht durch die Rheinfelder Hausordnung 1283 vertraglich zum Alleinerben
der wichtigsten Lehen eingesetzt wurde, erhielt sein Bruder Rudolf lediglich
Versprechen auf Lehen oder Entschädigung in Geld9, die nie eingelöst wurden.
Albrecht wurde 1298 von den Kurfürsten zum König gewählt, nachdem diese
den 1292 gewählten König Adolf, abgesetzt hatten, was insofern ein
einzigartiger Vorgang war, als dass dies allein durch die Kurfürsten des Reiches
und ohne Bannspruch des Papstes umgesetzt wurde. Nach der
diesbezüglichen päpstlichen Auffassung, die sich erstmals in der Absetzung
Friedrichs II. durch Innozenz IV. manifestierte, war nur der Papst zu Absetzung
eines Königs befugt.
Herzog Johann von Österreich und Steier, posthum auch Johann Parricida
(Verwandtenmörder) genannt, lebte von 1290 bis 1313, war Sohn des zu
Gunsten Albrechts benachteiligten Rudolf und Albrechts Neffe. Nach dem Tod
seines Vaters versuchte Johann die von jenem geerbten Ansprüche
einzufordern, indem er seinen Onkel zur Erfüllung der in der Rheinfelder
Hausordnung von 1283 festgeschriebenen Vereinbarung drängte – erfolglos.
Von Albrecht stets hingehalten und als landloser Herzog verspottet, ermordete
er seinen Onkel und floh mit seinen Komplizen.10 Erst 16 Monate später wurde
die Reichsacht11 über die Täter verhängt.12 Anfang des Jahres 1312 ersuchte
Johann möglicherweise bei König Heinrich in Pisa um Gnade.13
Die Mitverschworenen Johanns waren die Ritter und Edelleute Rudolf von
Wart, Rudolf von Balm, Walter von Eschenbach und – in den Chroniken nicht
erwähnt – evt. Konrad von Tegerfeld. Für eine Beteiligung des Letzteren
spricht, dass dieser im Urteil Heinrichs VII. als Täter genannt wird.14
Nun wird vor allem die Frage nach den Mordmotiven dieser Mitverschworenen
zu untersuchen sein, da diese von der Sache zwischen Johann und Albrecht
bestenfalls indirekt betroffen waren und dennoch mit der Beteiligung an der
Ermordung eines Königs ein äußerst großes Risiko eingingen.
Die Schlacht bei Göllheim hat für einen Teil der Gesellschaft einen
schwerwiegenden Makel an Albrecht hinterlassen. An diesem Makel änderte
auch die förmliche, diesmal einstimmige Neuwahl nach dem Tod Adolfs (27. Juli
1298) und die anschließende feierliche Krönung in Aachen im November 1298,
nur wenig. Im Gegenteil haftet dieser zweiten Wahl ja der Verdacht an, dass die
Kurfürsten und Albrecht offenbar die erste Wahl selbst nicht für voll genommen
haben, warum sonst sollte eine zweite Wahl überhaupt nötig sein?
Das offizielle Einvernehmen, das zu dieser Zeit noch zwischen Albrecht und
den Kurfürsten herrschte, kann kaum darüber hinwegtäuschen, dass diese den
neuen König nach wie vor nicht als ihren Wunschkandidaten, sondern als das
vermutete kleinere Übel, also eine Notlösung, betrachteten. Die Vorbehalte
gegen die Macht des Habsburgers durften seit dem Sieg von Göllheim eher
noch zugenommen haben. Da Albrecht in der Folge die von den Kurfürsten
missbilligte Politik seines Vorgängers auch noch konsequent fortsetzte, war es
nur eine Frage der Zeit, bis die nächste große Auseinandersetzung zwischen
König und Kurfürsten fällig wurde.28
Zwischenergebnis
Diese bewusst knapp gehaltene Skizze macht deutlich, dass Albrecht, der
aufgrund einer formell keineswegs rechtmäßigen Wahl einen gesalbten König
erschlagen hatten und dadurch in den Augen zumindest eines nicht
unerheblichen Teils der Zeitgenossen aufs schwerste belastet war, zunächst
weder durch den Papst als legitimer König anerkannt wurde, noch die
Kurfürsten auf seiner Seite hatte. Der Versuch der Kurfürsten, Albrecht wieder
loszuwerden, endete in einer demütigenden Entmachtung und Unterwerfung,
die deren weitere Teilhabe am Reichsregiment ausschloss.41 Sie müssen daher
größten Argwohn gegen den König gehegt haben.
Die Täter flohen sofort nach der Tat Neuenburg zufolge zunächst auf die Burg
Frohburg, wo sie aber vom Burgherrn verraten wurden und sich anschließend
zerstreuten. Johann wurde, nachdem er sich vielfach versteckt hatte, in Pisa
von Kaiser Heinrich VIII. gefangen genommen und starb als Gefangener56
(1312 oder 1313), von Wart und dessen Diener Rulassingen wurden gerädert,
von Balm starb im Haus der Konversen in Basel, wohin er geflüchtet war und
von Eschenbach entkam ins Württembergische, wurde Viehhirte und offenbarte
sich sterbend 35 Jahre später.57
Die Mordmotive
In der Darstellung der Tat als offener Mord vor Zeugen, stimmen die
verfügbaren Quellen überein. Bei einem derartigen Ablauf des Verbrechens
aber musste den beteiligten Tätern vor und während der Tat darüber bewusst
gewesen sein, dass sie als Schuldige in jedem Fall identifiziert werden würden.
Unterstellt man, dass die Quellen in diesem Punkt den Tatsachen entsprechen,
wird vor diesem Hintergrund die Suche nach plausiblen Motiven insbesondere
der Komplizen Johanns, die ja nicht von der durch Albrecht verweigerten
Erbschaft betroffen waren, besonders schwierig.
Kg. Albrecht: 1301 Mai 7 Speyer, 286 und 1301 Mai 9 Speyer, 287, in: Urkundenregesten 1292
- 1313, S. 198f.
38
Kg. Albrecht: 293, 294, 301, 308-314, in: Urkundenregesten 1292 - 1313, S. 202f, 208ff.
39
Vgl. Krieger, S. 93-97.
40
Vgl. Danuser, S. 88.
41
Hessel, S. 223.
42
Vgl. Heimann, S. 29.
43
Krieger, S. 109.
44
Vgl. Krieger, S.99-109.
45
Hessel, S. 222.
46
Österreichische Reimchronik VV.94115-219; Mathias von Neuenburg Kap. 36; Johann von
Viktring III, 2.
47
Meyer, S. 41.
48
Johann I. von Dürbheim, Bischof von Straßburg (Reimchronik), Herzog Ludwig IV. von
Bayern (Regesten der Erzbischöfe von Mainz, Nr. 1163, zitiert bei Meyer, S. 43); Vgl. auch
Hessel, S. 222.
49
Österreichische Reimchronik VV.94363ff; Mathias von Neuenburg Kap. 36.
50
Österreichische Reimchronik VV.94515-518.
51
Österreichische Reimchronik VV.94540-545.
52
Österreichische Reimchronik VV.94555-557.
53
Österreichische Reimchronik VV.94534-538; Mathias von Neuenburg Kap. 36; Johann von
Viktring III, Kap. 10, Bd. 36.1, S. 384.
54
Annales Matseenses, ed. WATTENBACH 1851 (ND 1993), S. 824, zitiert in Meyer, S. 42
55
Continuatio Zwetlensis Tertia, S. 663: "... in sinu vilis servuli unius de suis expiravit." zitiert in
Meyer, S. 42.
56
Mathias von Neuenburg, Kap. 36, S. 51.
57
Mathias von Neuenburg Kap. 36, S. 49; Österreichische Reimchronik VV.94839ff.; Johann
von Viktring IV, Kap. 9, Bd. 36.2, S. 22.
58
Motive Johanns: Hessel, S. 223-226; Motive der Komplizen: Hessel, S. 226-227.
59
Hessel, S. 227.
60
Hessel, S. 227.
unplausibel. Ihr Verhalten macht eigentlich nur Sinn, wenn man unterstellt, dass
sie entweder doch davon ausgingen, unerkannt fliehen zu können, oder dass
sie glaubten nicht für die Tat bestraft zu werden.
Da sich die erste Annahme nicht mit dem in den Quellen geschilderten
Tatverlauf in Einklang bringen lässt, muss die zweite Variante in Betracht
gezogen werden. Möglicherweise gingen die Täter aufgrund der breiten Allianz
gegen Albrecht, insbesondere in der Umgebung ihrer Wohnsitze, davon aus,
dass sie als Befreier und nicht als Mörder und ihre Tat damit als legitime Tötung
eines Tyrannen und nicht als Straftat angesehen würde. Gestützt wird diese
These durch Neuenburg, der das Verfahren gegen von Wart und dessen
Verteidigungsrede kurz erwähnt: "dann sagte er [von Wart]: an dem [Albrecht]
hätte man kein Verbrechen begangen, der sich durch Tötung seines Herrn, des
römischen Königs [Adolf von Nassau] des Hochverrats schuldig gemacht
hätte".62 Von Wart begründet hier mit der fehlenden Legitimität Albrechts, der ja
den gesalbten König getötet habe, die Legitimität des Mordes und folgert
daraus, dass es sich hierbei nicht um ein Verbrechen handele.
Zahlreiche Quellen verdeutlichen, dass die Absetzung eines Tyrannen als
rechtmäßig, ja sogar notwendig und unvermeidbar angesehen wurde und damit
zwangsläufig auch straffrei war. In seinem Werk zum mittelalterlichen
Widerstandsrecht interpretiert Fritz Kern die Argumentation von Warts als "reine
Tyrannuslehre", wonach nicht als Mörder bezeichnet werden könne, wer einen
Gewaltherrscher umgebracht hat, der sich ungesetzlicher Thronerlangung
schuldig gemacht hat.63
Ein weiteres Indiz dafür, dass die Täter offenbar die Folgen ihrer Tat falsch
einschätzten, ist ein in allen Quellen einheitlich geschilderter Umstand: der
Mord wurde anlässlich eines recht spontanen Anlasses verübt, nämlich dem,
dass aufgrund einer Mitteilung über den derzeitigen Reiseweg der Königin
Albrecht den Entschluss fasste, dieser entgegenzureiten. Ein Ereignis, welches
sicher keine verlässliche Planungsgrundlage für einen Mord darstellte, bei dem
die Täter unerkannt bleiben wollten.
61
Bérenger, S. 69.
62
Neuenburg, Kap. 36, S. 50.
63
Zitiert bei Danuser, S. 105.
Dies spricht entweder gegen ein überlegtes Vorgehen der Täter oder aber
dafür, dass diese keinen Zweifel an der Legitimität ihres Vorhabens hegten.
Nämlich das Reich von einem illegitimen Tyrannen zu befreien. Danuser, der
sich ebenfalls intensiv mit den Motiven der Komplizen befasst hat, lässt hier nur
die erste dieser beiden Varianten zu, wenn er betont, dass die Annahme eines
politischen Kalküls in unserem Sinne eine Unterstellung sei, dass die Tat an
unseren heutigen Maßstäben gemessen mit ziemlicher Sicherheit eine
unüberlegte gewesen sei und dass ein solches impulsives Verhalten typisch für
diese Zeit gewesen sei.64
Für die zweite Variante spricht, dass – außer Johann – keiner der Täter sofort
flüchtete. Die Schilderungen der Chronisten sind hier offenbar unzutreffend,
denn den Urkunden der Komplizen zufolge gingen diese zunächst ihrem
üblichen Lebenswandel nach: Walther von Eschenbach urkundet bereits vier
Wochen nach der Tat und schließt innerhalb von zweieinhalb Jahren nach der
Tat mindestens sieben Verträge ab.65 Rudolf von Wart urkundet fünfeinhalb
Monate66 und Rudolf von Balm sieben Monate67 nach der Tat, alle im
Zusammenhang mit Verträgen (meist Kaufverträgen). Hierdurch wird eindeutig
belegt, dass die Täter auch nach der Tat noch als vollwertige Rechtspartner
anerkannt waren. In diesem Zusammenhang besonders bemerkenswert ist der
Umstand, dass selbst König Heinrich, der als Nachfolger Albrechts die Täter am
18. September 1309 durch Verhängung der Reichsacht offiziell verurteilt hatte,68
etwa ein Jahr später69 ein Rechtsgeschäft des Walther von Eschenbach
urkundlich bestätigt hat und sich damit in Widerspruch zu seiner eigenen
Ächtungsurkunde setzte.70 Die Reichsacht wurde also nicht nur von den
Vertragspartnern der Täter ignoriert, sondern auch von dem neuen König
Heinrich. Dies wiederum ist nur damit erklärbar, dass die Tötung Albrechts
offenbar nicht als Verbrechen angesehen wurde.
64
Danuser, S. 99.
65
Am 27. Mai, 02. und 15. Oktober 1308, 27. Februar 1307, 29. April 1309, 12. Juli 1309 und
am 04.Oktober 1310.
66
Am 15. Oktober 1308.
67
Am 09. Januar 1309.
68
Heinrich VII.: 1309 September 18 Speyer, 428, in: Urkundenregesten 1292 - 1313, S. 282-283.
69
Am 04. Oktober 1310.
70
Danuser, S. 119.
Aegidius Tschudis Chronicon Helveticum
Allein die Nachricht vom Übergang der Herrschaft auf Albrecht genügte, dass
die drei Kantone Schwyz, Uri und Unterwalden sich zu einem "Schutz- und
Trutzbündnis" zusammenschlossen. Sie grenzten an die habsburgischen
Stammlande im Südwesten des Reiches und mussten ernsthaft damit rechnen,
dass Albrecht in seinem Macht- und Landhunger versuchen würde, sie zu
vereinnahmen.71 Um das Denken der Täter, die ja in diesem Gebiet ansässig
waren, verstehen zu können liefert die 1534 entstandene Chronicon Helveticum
geeignetes Material, da sie ganz und gar aus der subjektiven Sichtweise sowohl
des regionalen als auch des personellen Umfeldes der Täter geschrieben
wurde und im Gegensatz zu den bisher herangezogenen Quellen
antihabsburgisch geprägt ist. Allerdings ist hierbei zu berücksichtigen, dass es
sich aufgrund der zwischen Tat und Entstehung der Chronik verstrichenen Zeit
von 226 Jahren nicht mehr um eine Quelle in eigentlichem Sinne handelt.
Albrecht tritt hier als brutaler, harter, geiziger und habgieriger in jeder
Beziehung übel wollender Tyrann auf und sein gewaltsamer Tod erscheint
schließlich nur als die gerechte Strafe für sein Verhalten gegenüber den
Eidgenossen.72 So erscheint der Bericht über Albrechts barsche Ablehnung der
Erbanforderung Johanns73 nur konsequent, denn Albrecht erweist sich nicht nur
den Landleuten von Uri, Schwyz und Unterwalden gegenüber als ungerechter
König. Er zeigt diese Eigenschaft sogar gegenüber seinem eigenen Neffen.
Tschudi will ihn mit dieser Darstellung besonders stark brandmarken und
konstruiert zwischen dem beginnenden Aufstand und der Hartherzigkeit
Albrechts eine Beziehung: die Bildung eines geheimen Bundes der drei
Waldstätte als Folge der Verhöhnung Johanns durch Albrecht, der ihm auf
seine Bitten um sein Erbe hin lediglich ein Kränzchen als Krone überreicht.74
Tschudi empfand Albrechts Ermordung als verdient und gerecht und deshalb
die nachfolgende habsburgische Blutrache an "all unschuldig redlich Lüt" als
Unrecht.75 Königin Agnes und ihre Brüder hätten tausend Menschen richten und
vertreiben lassen und das Land, Leute und Gut der Täter ungerechtfertigt in ihre
Gewalt gebracht.76 Tschudi bezeichnet den König häufig als Tyrannen und
71
Andics, S. 34.
dessen Regentschaft als Tyrannei. Im Zusammenhang mit dem Mord betont er
darüber hinaus, dass Albrecht schuldig und mit einem Makel behaftet sei, weil
er seinen König 1298 bei Göllheim erschlagen habe: "Es sprach mengklich,
Künig Albrecht hette solchen Tod an sinem frommen Herren und Vorfaren,
Künig Adolfen, verschuldet, der Er one redliche Ursachen wider sin Eid und Eer
vom Rich verstossen und erschlagen hat".77 Durch diesen Makel wird die
Ermordung Albrechts nicht nur gerecht, sondern geradezu zwangsläufig78 und
legitimierte den eidgenössischen Befreiungskrieg. In der Schweizergeschichte
war Albrecht zum personifizierten Bösen, zum Symbol der Freiheitsbedrohung
geworden. Sein Tod gab dieser Charakterisierung die göttliche Bestätigung.79
Der Gedankengang, der das Verbrechen von Königsfelden als gottgewollte
Strafe für das Verbrechen von Göllheim begreift, lässt sich aber bereits in
etlichen früheren Quellen auffinden.80 Mit Königsfelden schloss sich offenbar für
viele ein Kreis, denn das Schicksal eines Frevlers erfüllte sich und erst durch
den Tod Albrechts kamen für viele Zeitgenossen die Dinge wieder in Ordnung.81
Die Nutznießer
Hessel bring es auf den Punkt, wenn er schreibt: "Da ihn der Tod dahinraffte,
klagten nur die Ritter, denen seine fortgesetzten Kriegszüge gewinnreiche
Beschäftigung gebracht hatten. Die Großen des Reichs atmeten auf, wie vom
Alpdruck befreit".82 So wurden den Kurfürsten, die von Albrecht gedemütigt und
entmachtet worden waren, bereits kurze Zeit nach dessen Tod wieder alle
entzogenen Rechte und Einkünfte durch den neuen König zugebilligt,
insbesondere solche aus Zöllen, die Albrecht abgeschafft hatte.83
72
Danuser, S. 1.
73
Tschudi, S. 123f.
74
Tschudi, S. 130. Die Szene mit dem Kranz kommt auch bei Ottokar, Neuenburg und Viktring
vor, wobei nur letzterer überhaupt einen Zusammenhang mit Johanns Verlangen herstellt. Erst
in der ersten bayrischen Fortsetzung der sächsischen Weltchronik wird dieser Zusammenhang
dann zu einer Szene offener Verhöhnung gesteigert, wie auch Tschudi sie darstellt.
75
Danuser, S.1.
76
Tschudi, S. 140f.
77
Tschudi, S. 139.
78
Danuser, S. 3.
79
ibid.
80
Zitiert bei Danuser, S. 104: Osterhofer Chronik, Vitoduran, Neuenburg.
81
Danuser, S. 105
82
Hessel, S. 227.
83
Hessel, S. 223.
Aber nicht nur die Kurfürsten profitierten. Durch Albrechts Tod wurde der
geplante Böhmenfeldzug unmöglich und Böhmen blieb in der Hand Heinrichs
von Kärnten. Und für die Herzöge von Bayern und Pfalzgrafen bei Rhein
bedeutete dies, der habsburgischen Fesseln ledig zu sein.84
Besonders für Pfalzgraf Rudolf I., der bei der nunmehr folgenden Königswahl
einer der Anwärter war85, ging mit dem Tod Albrechts eine alte Feindschaft zu
Ende. Bereits durch seine Heirat mit der Tochter König Adolfs 1294 trat Rudolf,
wie Weis es darstellt, "ganz in den Dienst der antihabsburgischen Partei" und
kämpfte später als "treuer Bundesgenosse" Seite an Seite mit Adolf von
Nassau gegen Albrecht bei Göllheim.86 Am 14.10.1300 schloss sich Rudolf dem
oben schon erwähnten, gegen Albrecht gerichteten Bund der drei geistlichen
Kurfürsten87 an. In diesem Zusammenhang ist ein ungesicherter Hinweis
Ottokars in der Reimchronik bemerkenswert, nach dem anlässlich dieses
Bündnisses Rudolf selbst als Kandidat der Königskrone aufgetreten sei.88 Das
Bündnis führte jedoch zu einem Militärschlag Albrechts, dem sich Rudolf am
20.07.1301 unterwerfen musste. Nach Albrechts Ermordung bemühte sich
Rudolf um den Besitz der Königskrone, indem er den böhmischen König und
die Erzbischöfe von Köln und Mainz zu gewinnen versuchte. Hinweise auf
Aktivitäten im Umfeld des Mordes an Albrecht sind den Quellen aber nicht zu
entnehmen.
Weitere Thronanwärter waren der Bruder Philipps IV., Karl von Valois und
der Sohn Albrechts, Herzog Friedrich I. (der Schöne), der aber, wegen der
zurückliegenden Erfahrungen der Kurfürsten mit Habsburg, völlig chancenlos
84
Holzfurtner, S. 67.
85
Ferreto, S. 355.
86
Weis, S. 548.
87
Ebf. Dieter von Trier: 1300 Oktober 14 Niederheimbach, 272, in: Urkundenregesten 1292 -
1313, S. 190.
88
Österreichische Reimchronik, VV 76867-76889, S. 1011f.
"si [die kurherren] wolden in [phalzgrav Ruodolf] ze kunic kiesen [...] mit maniger rede gelfen /
brahten sie daran / den, der sich niht baz versan / daz er sichz an nemen wolde / swenn ez sin
solde."
war.89 Philipp IV. versuchte schon früher seinen Bruder Karl von Valois und
Anjou als Anwärter auf die Kronen von Aragón und Byzanz bei der Kurie ins
Gespräch zu bringen und schon einmal, 1272 hatte der Plan bestanden, Philipp
III. die römisch-deutsche Krone zu verschaffen und so das Reich mit der
kapetingischen Dynastie zu verbinden.90 Jetzt, nach Albrechts Tod, versuchte
Philipp seinen Bruder der Kurie als Thronanwärter zu empfehlen, scheiterte
aber an der Furcht der Kurfürsten vor einem zu starken Nachfolger und an
deren Bedürfnis, sich dem wachsenden französischen Druck zu entziehen.91
Aufgrund von mehreren Bündnissen zwischen Albrecht und Philipp ist ein
aktives antihabsburgisches Verhalten aus dieser Richtung eher
unwahrscheinlich.
Auch Heinrich VII. war Nutznießer von Albrechts Tod, nämlich indem er
schließlich dessen Platz einnehmen konnte. Hier fällt besonders eine Urkunde
vom 12.05.1308 (also elf Tage nach Albrechts Tod) auf, in welcher Heinrich mit
benachbarten Fürsten ein Vereinbarung trifft, die für den Fall gelten soll, dass
"einer der Aussteller zum König von Deutschland gewählt" würde.92 Nach H.
Thomas und anderen soll die Urkunde ohne die Kenntnis von der Ermordung
zustande gekommen sein.93 Es muss zumindest als sehr merkwürdiger Zufall
angesehen werden, dass die einzige von Heinrich vor seiner Königswahl
verfasste Urkunde, bei der die Möglichkeit einer Königswahl eine Rolle spielt,
genau zu dem Zeitpunkt zustande kam, wo – vordergründig völlig
unvorhersehbar – eine Königswahl anstehen würde. Sofern er, entgegen
Thomas' Auffassung, von Albrechts Tod bereits wusste, deutet das darauf hin,
dass Heinrich, auch entgegen anders lautender Chroniken, wohl doch
ausgeprägte Ambitionen auf den Thron hatte. Der Chronist Albert Mussatus
erklärt dagegen, dass nach einem Streit unter den Kurfürsten bei einer
Vorentscheidung eine knappe vier-zu-drei Mehrheit für Heinrich nur deshalb
zustande kam, weil "zwei andere [Kurfürsten] für Heinrich aus Gehässigkeit
gegen die übrigen Wähler und nicht deshalb, weil sie Heinrichs Wahl
wünschten" für diesen gestimmt hätten.94 Auch in der Literatur wird die Wahl
89
Hoensch, S. 30.
90
Hoensch, S. 29.
91
ibid.
Heinrichs überwiegend als große Überraschung angesehen. Die erwähnte
Vereinbarung vom 12.05.1308 spricht jedoch gegen einen Zufall. Falls, wie
Thomas annimmt, Heinrich zu diesem Zeitpunkt von Albrechts Tod noch keine
Kenntnis gehabt haben konnte, wird der Verdacht umso schwerwiegender, da
man sich in diesem Fall fragen müsste, wie Heinrich denn sonst darauf
gekommen war, dass alsbald eine Königswahl anstehen könnte. Zu bemerken
ist in diesem Zusammenhang auch, dass der Erzbischof Balduin von Trier,
einer der beiden aktiven Befürworter Heinrichs (der andere war der Erzbischof
von Mainz Peter von Aspelt), kein anderer war, als Heinrichs Bruder und dass
dieser seine Einsetzung als Kurfürst durch Papst Clement V. 1307 vor allem
Heinrichs Aktivitäten und Fürsprache zu verdanken hatte. So willkürlich, wie es
zunächst scheint, war die Wahl Heinrichs also möglicherweise doch nicht.
Neben diesen Fakten finden sich allerdings keine direkten Hinweise in den
Quellen darauf, dass Heinrich etwa aktiv Einfluss auf Herzog Johann und seine
Mitverschworenen genommen hätte. Es fällt lediglich die doch recht unübliche
lange Dauer von 16 Monaten zwischen dem Mord und Heinrichs
diesbezüglichem Urteil auf, durch die den Tätern der Rückzug mit Sicherheit
erleichtert wurde und durch die eine in der Sache skeptische, wenn nicht sogar
eine gegen Habsburg gerichtete Haltung Heinrichs zum Ausdruck kommt.
Auch das vergleichsweise recht milde Urteil, mit dem Heinrich "nur" die
Reichsacht, nicht aber, wie bei Anwendung des bekanntlich scharfen
Kaiserrechts zu erwarten gewesen wäre, die Todesstrafe, gegen die Täter
verhängte, ist in diesem Zusammenhang ungewöhnlich. Dies hinterlässt den
Eindruck, die Verurteilung sei eher widerwillig, vielleicht nur auf starken Druck
der Nachfahren Albrechts, zustande gekommen. Wie schon oben erwähnt hat
Heinrich selbst ein Jahr nach dieser Verurteilung ein Rechtsgeschäft des darin
als Täter bezeichneten Walter von Eschenbach urkundlich bestätigt und sich
damit in Widerspruch zu seinem eigenen Urteilsspruch gesetzt.95 Heinrich hat
mit dem Urteil offenbar eine leidige Pflicht erfüllt, wahrscheinlich, um sich, als
noch nicht sonderlich mächtiger König, die immer noch mächtigen Habsburger
nicht zu offenen Feinden zu machen. Trotzdem waren seine politischen
Entscheidungen wenigstens in der Sache antihabsburgisch, denn in der
92
Heinrich VII., Böhmer RI, S. 19-21.
93
Thomas, Sp. 2048; Hoensch, S. 29. Bei beiden mit falschem Datum zitiert.
94
Mussatus, S. 77.
95
Danuser, S. 119.
Erneuerung der Freiheitsbriefe für Uri, Schwyz und Unterwalten kann man eine
Begünstigung der Möglichkeit sehen, dass die dort ansässigen Königsmörder
faktisch gar nicht von der Reichsacht betroffen wären und dass sie sich in
diesen Gebieten sogar gegen die Habsburger hätten behaupten könnten.
Der Eindruck der Milde Heinrichs gegenüber den Tätern verstärkt sich auch
durch die Darstellung Viktrings, nach der sich Johann in Pisa König Heinrich zu
Füßen geworfen und um Vergebung gefleht habe, worauf Heinrich schließlich,
nach einer gewissen Unschlüssigkeit, angeordnet habe, Johann in einem Turm
in lebenslanger Haft zu halten.96 Nach Viktrings Schilderung ist sich Heinrich
wohl zunächst nicht im Klaren gewesen, was er überhaupt mit Johann anfangen
sollte. Nach Neuenburg hat er wohl zunächst sogar mit dem Gedanken gespielt,
Johann überhaupt in Freiheit zu belassen. Nur "aus Rücksicht auf die Herzöge
von Österreich" und weil er ja bereits ein Urteil in der Sache gefällt hatte, an das
er sich wohl gebunden sah, hat er dann anders entschieden.97 Damit wird
deutlich, dass sogar die Schuld Johanns, deren Schwere ja wegen des Mordes
an einem Familienmitglied noch mal erheblich höher eingestuft worden sein
dürfte, als die der Komplizen, umstritten war. Der Grund hierfür kann wiederum
nur in dem bereits dargelegten Umstand liegen, dass die Tötung, wegen
Albrechts Makel von Göllheim, nicht als Mord angesehen wurde, wie auch
Danuser zutreffend feststellt.98
Den Quellen lässt sich ferner eine teilweise deutliche Abneigung Heinrichs
gegen das Haus Habsburg entnehmen. So schildert Ferreto, dass Heinrich
zunächst nur die Überreste Adolfs überführen ließ und diesen, da er am Ort
seines Todes schmucklos bestattet worden sei, in einem silbernen Sarg im
kaiserlichen Tempel von St. Dionys einem Kaiser würdig bestattete. Erst dann
hätten die Söhne Albrechts "aus Eifersucht inständig gebeten, dass gleiche
Ehre den Resten ihres Vaters zuteil werde".99 Dies habe Heinrich mit der
96
Viktring II, S. 50.
97
Neuenburg, S. 58: "Aus Rücksicht für die Herzöge von Österreich übergab er ihn den
Pisanern. Er hatte nämlich schon früher die Mörder Albrechts verurteilt."
98
Danuser, S 107.
99
Ferreto, S. 356.
Begründung abgelehnt, dass Albrecht "in ungerechter Weise mit den Waffen
seinen Herrn überwunden habe".100 Auch Heinrich erkennt damit die Legitimität
Albrechts als König nicht an und zwar mit denselben Argumenten, mit denen
die Mörder versuchten, ihre Tat zu legitimieren. Erst nach unablässigem
Drängen der Söhne Albrechts habe er der Überführung Albrechts zugestimmt,
ließ diesem dann aber nicht die selbe Ehre wie Adolf zuteil werden und
gestattete nur einen Sarg aus Blei, den er auch nicht selbst, wie zuvor bei Adolf,
auf seiner Schulter trug.101
Auch wenn all dies keine direkten Belege für eine Beteiligung Heinrichs sind, so
scheint eine solche aber im Hinblick auf die genannten Sachverhalte –
Vorbereitung einer Königswahl, späte Verurteilung der Täter, milde Urteile,
fehlende Anerkennung Albrechts und Abneigung gegen diesen – zumindest
möglich zu sein.
100
ibid.
101
ibid.
102
Neuenberg, Kap. 36, S. 47.
103
ibid.
104
Bernhardi, S. 657-658.
blutigen Auseinandersetzungen und Straßenkämpfen zwischen den Anhängern
Ottos und Albrechts, die für den Bischof siegreich ausgingen. Die Anhänger
Albrechts zahlten Entschädigungen und wurden ausgewiesen. Der neue König
Heinrich erkannte den von Albrecht gedemütigten Bischof umgehend an und
bediente sich diesem als vertrauten Gesandten beim päpstlichen Hofe.105
Ob diese gute Verbindung zwischen Heinrich und Otto, der ja seinen Sitz in der
unmittelbaren Nähe des Aufenthaltes von Albrecht, Johann und dessen
Gefährten hatte, möglicherweise schon früher bestanden hat und über diesen
Weg ein Kontakt zu den Tätern existierte, ist den Quellen nicht zu entnehmen.
Aber der Umstand, dass es nach Albrechts Tod zu Straßenkämpfen zwischen
den Anhängern Ottos und denen des Königs kam, könnte darauf hindeuten,
dass die daran beteiligten Anhänger Albrechts einen kausalen Zusammenhang
zwischen dem Wirken Ottos und dem Tod Albrechts angenommen hatten.
Ergebnis
Nach Danuser war der Mord die Folge eines rein innerhabsburgischen Streites
und wäre es geblieben, wenn Albrecht nicht König gewesen wäre und wenn
Johann seinen Onkel allein getötet hätte. Der Fall sei erst später zum Politikum
geworden, weil durch Albrechts Tod die Entwicklung Habsburgs als
herrschendes Haus empfindlich unterbrochen worden sei und man daraufhin
glaubte, den Tätern auch weitreichende Motive unterstellen zu müssen.106
Auch den Komplizen könne man kein bewusstes politisches Kalkül in unserem
Sinne unterstellen, denn die Tat sei mit ziemlicher Sicherheit eine unüberlegte
gewesen107 und müsse als spontane, impulsive Reaktion auf Albrechts
abschlägiges Verhalten gesehen werden, auch wenn einige Chronisten, wie
Ottokar, von einer Planung der Tat über längere Zeit berichten.
105
ibid.
106
Danuser, S. 97.
107
Danuser, S. 99.
In den Augen vieler Zeitgenossen war Albrecht aus zwei Gründen kein
legitimer König: zum einen weil die Absetzung Adolfs durch die Kurfürsten
ohne Zustimmung des Papstes als inakzeptabel galt und zum anderen weil
Albrecht durch den Gewaltakt des Königsmordes seinen Thronanspruch
durchgesetzt hatte.
Die von Albrecht unterworfenen und in ihren Rechten empfindlich
eingeschränkten Kurfürsten, waren nur aus einem Grund in diese
demütigende Situation gelangt: sie hatten versucht, Albrecht loszuwerden.
Der Papst erkannte Albrecht zunächst nicht als König an und schwenkte erst
um, als es hilfreich für seine eigenen Interessen war.
Auch wenn der gerade achtzehnjährige, möglicherweise naive Johann
ausschließlich aus Rache gehandelt hat, so hatten die übrigen Täter andere
Motive, die ihre eigene – von Albrecht bedrohte – Existenz betraf.
Diese Mitverschworenen Johanns sind ganz offensichtlich von Straffreiheit
ausgegangen, da sie die Tat nicht als Verbrechen verstanden. Sie führten
ihr bisheriges Leben nach der Tat fort und wurden lange nicht als
Verbrecher behandelt.
Sowohl die Täter als auch der spätere König Heinrich beriefen sich auf die
fehlende Legitimität Albrechts.
Mit Ausnahme der Habsburger und ihrer Unterstützer haben alle übrigen
von Albrechts Tod profitiert.
Damit ist klar geworden, dass es wohl für Johann tatsächlich eine reine
Privatsache war, für die übrigen Beteiligten aber, unteren deren Einfluss Johann
stand, war es mit großer Wahrscheinlichkeit ein Tyrannenmord. Auch der neue
König Heinrich VII. und die meisten Chronisten haben diese Auffassung
offenbar geteilt, wenn auch meist nicht konkret ausformuliert. Die Rolle Johanns
bei dem Mord und damit auch dessen Mordmotiv, wurden dann von Chronisten
und der Literatur in den Vordergrund gestellt und die Motive der Beteiligten
bestenfalls am Rande erwähnt. Vielleicht weil die Tatsache, dass einer der
Täter ein Familienmitglied war, einen größeren Unterhaltungswert hatte und
alles andere dagegen eine untergeordnete Rolle spielte.
Dabei ist es eher unwahrscheinlich, dass der noch junge, unerfahrene Johann
die initiative Kraft bei dem Vorhaben war. Plausibler ist die Annahme, dass die
älteren, erfahrenen Freunde Johanns für diesen eine Vorbildfunktion hatten und
so Einfluss auf dessen Handeln ausüben konnten. Johanns Wut, Verzweiflung
und Rachegelüste wurden von den Verbündeten für die eigenen Motive
instrumentalisiert. Und diese eigenen Motive lauteten: die Ursache für die
existenzbedrohende Situation, in welche die Männer sich durch Albrecht
gedrängt sahen, zu beseitigen.
Quellen
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DAS LEBEN KAISER HEINRICH VII. Berichte der Zeitgenossen über ihn, neu
hg. v. Roland PAULER, Bd. 1, Neuried: Ars Una 1999 (Quellen zur
mittelalterlichen Geschichte in Übersetzung; 1).
[HEINRICH VII., Graf von Luxemburg]: 1308 Mai 12, in: J. F. BÖHMER,
REGESTA IMPERII. 6: Die Regesten des Kaiserreichs unter Rudolf, Adolf,
Albrecht, Heinrich VII: 1273 - 1313, Abt. 4: Heinrich VII.: 1288/1308 - 1313, hg.
v. Österreichische Akademie der Wissenschaften, Deutsche Kommission für die
Bearbeitung der Regesta Imperii, Wien, Weimar, Köln: Böhlau 2006.
Literatur
ANDICS, Hellmut: Die Frauen der Habsburger, Wien, München , Zürich: Molden
1969.
BERNHARDI, Wilhelm: Otto von Granson, Bischof von Basel, in: ALLGEMEINE
DEUTSCHE BIOGRAPHIE. hrsg. von der Historischen Kommission bei der
Bayerischen Akademie der Wissenschaften und der Bayerischen
Staatsbibliothek, Berlin: Duncker & Humblot, 2005, Bd. 24, S. 657-658.
HESSEL, Alfred: Jahrbücher des Deutschen Reichs unter König Albrecht I. von
Habsburg, München: Duncker & Humblot 1931 (Jahrbücher der deutschen
Geschichte; 21).
WEIS, P. Ant.: Rudolf I., Pfalzgraf bei Rhein, in: ALLGEMEINE DEUTSCHE
BIOGRAPHIE. hrsg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen
Akademie der Wissenschaften und der Bayerischen Staatsbibliothek, Berlin:
Duncker & Humblot, 2005, Bd. 29, S. 548-551.
Nachweise