The Economics of Arrival Die Rettung der Arbeit Degrowth/Postwachstum
zur Einführung
Katherine Trebeck, Jeremy Lisa Herzog: Die Rettung Matthias Schmelzer,
Williams: The Economics der Arbeit. Ein politischer Andrea Vetter: of Arrival. Ideas for Aufruf. Hanser Verlag, 2019. Degrowth/Postwachstum a Grown-Up Economy. 224 Seiten, 22,– Euro, zur Einführung. British University Press, ISBN 978-3-44626-206-5 Junius, 2019. 256 Seiten, 2019. 224 Seiten, 15,90 Euro, 11,90 Britische Pfund, ISBN 978-3-96060-307-8 ISBN 978-1-44733-726-3
n The Economis of Arrival geht es um
I Ankunft im übertragenen Sinne: An- kunft in einer Welt, welche die materi- L isa Herzog verknüpft in ihrem Buch die Themen Digitalisierung und Ar- beit und plädiert für eine Demokrati- F ür eine Gesellschaftstransformation bedarf es vor allem zweierlei Dinge: einen aktiven, aber konstruktiven Dis- elle Grundlage für den Wohlstand aller sierung der Arbeit mithilfe technischer kurs und eine breite Basis. Zu beidem geschaffen hat und sich nun der Frage Entwicklung. Ihr Plädoyer: Die Macht- will Degrowth/Postwachstum zur Einfüh- widmen kann, was außer Materialismus verhältnisse in Unternehmen durch di- rung einen Beitrag leisten. Die Autor/in- noch zu einem „Guten Leben“ gehört. gitale Technologien umverteilen! nen Matthias Schmelzer und Andrea Ausgehend von diesem Bild entwi- Arbeit ist weder nur ökonomisch mo- Vetter geben in ihrem Buch umfassende ckeln die Autor/innen zwei Konzepte: tiviert, noch führt sie direkt zur Selbst- Einblicke in zentrale Begriffe der Wachs- Das Konzept der „Ankunft“ (arrival) ist verwirklichung, Arbeit hat vor allem ei- tumskritik, beschreiben die Genese der eine Kritik an gängigen Wachstumsthe- nen sozialen Wert – so die Ausgangs- Postwachstumsvision in ihren unter- orien, welche kein Ziel der Wirtschafts- these. Doch wie kann Arbeit neu, das schiedlichen Strömungen und stellen leistung definieren, sondern Wachstum heißt „fair“ gestaltet werden? Am Bei- zentrale politische Forderungen heraus. als Selbstzweck postulieren. Arrival ist spiel des Einsatzes künstlicher Intelli- Die systemische Herleitung aus histori- der Vorschlag, im kollektiven Prozess genz zeigt Herzog Wechselwirkungen scher Perspektive ermöglicht einen lü- einen Punkt der materiellen Genugtu- auf arbeitsteilige Prozesse und argumen- ckenlosen Einstieg in das Thema und ung zu definieren. Davon ausgehend tiert, wo neue Technologien sinnvoll ein- hält auch für diejenigen, die schon län- sind gerechte Teilhabe und die Qualität gesetzt werden können (und wo nicht). ger zum Thema arbeiten, einen soliden der weiterhin stattfindenden Wirtschafts- Ihre Schlussfolgerungen: Mit einer Digi- Argumentationsrahmen bereit. prozesse sicherzustellen. Diesen Aspekt talisierung, die gemeinschaftlich gestal- Spannend ist die ausführliche und bezeichnen die Autor/innen als „Einrich- tet wird, können Hierarchien im Arbeits- kontrastierte Darstellung der unter- tung“ (making ourselves at home). kontext, zum Beispiel durch die stärkere schiedlichen Strömungen und Argumen- Das populärwissenschaftlich ver- Kontrolle des Managements bei fehlen- tationslinien innerhalb der Postwachs- fasste Buch eignet sich als Einstiegslek- dem Verantwortungsbewusstsein, erfolg- tumsdebatte, in der die breite Anwend- türe in den wachstumskritischen Dis- reich aufgebrochen werden. Herzog be- barkeit des Degrowth-Ansatzes zum kurs, da es die Kritiken am wachstums- schreibt ein demokratisches Genossen- Ausdruck kommt. Der Band zeigt auch orientierten Wirtschaftsmodell und die schaftsmodell fernab vom klassischen bislang wenig diskutierte Spannungsfel- theoretischen wie real existierenden An- Bild des arbeitenden Homo Oeconomicus der (z. B. hinsichtlich miteinander kon- sätze für anderes Wirtschaften rezipiert und leitet notwendige politische Maß- kurrierender Transformationspfade) auf. und auf die entsprechende Literatur ver- nahmen ab. Ihr impliziter Aufruf: gegenseitigen pro- weist. Leser/innen mit Hintergrundwis- Inhaltlich beleuchtet das Buch neben duktiven Austausch fördern und Ansätze sen dürften sich insbesondere für den herkömmlichen Prognosen einige bis- zusammendenken. Versuch interessieren, ein bildliches Nar- her unausgesprochene Potenziale der Degrowth/Postwachstum zur Einfüh- rativ zu entwerfen, das weniger abschre- Digitalisierung für die Umverteilung rung ist logisch aufgebaut und anschau- ckend wirken dürfte als „Degrowth“. g von Macht und Partizipation am Arbeits- lich geschrieben. Es empfiehlt sich als platz. Trotz philosophischer Perspektive kritischer Themeneinstieg und zur Re- verzichtet Herzog auf komplexe Argu- kapitulation, wenngleich angesichts der mentationen und achtet auf eine leicht theoretischen Fülle einige Gedankenpau- verständliche Sprache. g sen beim Lesen zu empfehlen sind. g
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