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KS Wirtschaftspsychologie Sejla Zanoga 29.11.

2023

Empathie – Konfliktlösung
Eine konventionelle Familie, beide Eltern arbeiten hart am eigenen Hof, sitzt beim Mittagessen
zusammen am Tisch. Die 13-jährige Tochter fängt an über eine neue Serie zu berichten, wobei sie
voller Euphorie erwähnt, dass das Themengebiet äußerst interessant ist: Eine junge Frau beginnt ein
neues Leben in Amerika, verlässt somit das Elternhaus und startet eine Hollywoodkarriere. Die
Mutter wird durch das Thema emotional, da sie selbst ihrer Jugend beraubt wurde und früh
erwachsen werden musste. Sie war das älteste von sechs Kindern und musste regelmäßig elterliche
Aufgaben erledigen. Sie heiratete jung in eine Arbeiterfamilie auf dem Bauernhof und konnte sich in
keinerlei Weise selbstverwirklichen.

1. Da die Mutter sehr emotional auf das Thema reagiert, wechselt sie das Thema rasch. Weder
Tochter noch Mutter haben die Möglichkeit sich auszusprechen. Die Tochter ist frustriert, weil
sie denkt, dass die Mutter kein Interesse am Kind hat. Und die Mutter ist verunsichert weil sie
durch das Thema der Serie getriggert wurde.

2. Mit einer Lektion über Dankbarkeit unterbricht die Mutter die Tochter. Die Tochter fühlt sich
beleidigt, da die Mutter sie nicht ausreden lässt und fängt an sich rechtzufertigen. Sie ist jung,
hat noch jede Menge Abenteuer vor sich und möchte jedenfalls noch die Welt bereisen. Die
Mutter droht ihr Grenzen zu setzen, immerhin wohnt die Tochter noch zuhause und da gelten
andere Regeln als in der Serie! Die Tochter fühlt sich bedrängt und schreit los: die Mutter sei
unfair und die Tochter hasst das Leben auf dem Hof. Worauf die Mutter aggressiv wird und
auf den Tisch haut. Danach herrscht eine unangenehme Stille. Die Tochter verlässt das
Zimmer und haut die Türe hinter sich zu. Daraufhin stürmt die Mutter hinterher. Die Tochter
bekommt wegen ihres Verhaltens Hausarrest und darf in nächster Zukunft keine Serien mehr
ansehen. Die Mutter hingegen hat durch das aggressive Verhalten die Beziehung zu ihrer
Tochter gekränkt und womöglich nachhaltig beeinflusst.

3. Die Mutter hält inne und versucht ihre Gefühle zu dem Thema zu sortieren. Sie lässt die
Tochter aussprechen. Nachdem die Tochter fertig erzählt hat, fragt die Mutter ob die Tochter
sich vorstellen kann genauso von Zuhause abzureisen. Die Tochter erklärt, dass es sich hierbei
nur um eine Serie handelt. Die Tochter fand die Serie mitreißend und motivierend, dass man
im Leben einiges erreichen kann solange man an seine Träume glaubt. Daraus resultiert die
Mutter, dass sie nicht stark genug an ihre Träume geglaubt hat um sie zu verwirklichen. Doch
die Tochter verneint. Die Mutter hält wieder inne und fasst zusammen, dass die Ausgangslage
der Mutter und der Frau in der Serie völlig unterschiedlich sind.

Die Mutter beschreibt ihre eigene Gefühlslage und erzählt, dass sie sich selbst nie
verwirklichen konnte. Dass sie nie die Möglichkeit hatte weder im Elternhaus noch in der Ehe.
Dadurch fühlt sie ein Gemisch aus folgenden Emotionen: Eifersucht, Wertlosigkeit und
Missgunst. Da sich diese Gefühle auf eine total andere Gefühlslage der Tochter, Freude und
Motivation zur Selbstverwirklichung, auftreffen, können sich die Mutter und die Tochter
emotional nicht verstehen.
KS Wirtschaftspsychologie Sejla Zanoga 29.11.2023

Um solch eine Situation besser meistern zu könne, sollten Mutter und Tochter ihre
Emotionen aber auch Intentionen benennen können. Die Tochter wünscht sich weiterhin ihre
Träume und Vorlieben mit ihrer Mutter teilen zu können. Und falls es die Mutter wieder
triggern sollte, dann müssen beide das Thema neutral aussprechen können.

Falls es nicht zur Aussprache kommt werden die Gefühle aufgestaut und beim nächsten
Konflikt wieder aufgegriffen und anhand dessen reagiert, ganz egal um welches Thema es
geht. Die Mutter wird die Tochter wieder als ein undankbares Kind ansehen und die Tochter
wird sich missverstanden fühlen. Ein solches Konflikt kann die Beziehung schwer belasten.

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