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Einbuergerungstest.

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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung ..................................................................................................................................... 2
2. Ursprünge ..................................................................................................................................... 3
a. Staatsangehörigkeitsgesetz (2000) ................................................................................ 3
b. Baden-Württemberg (2006 – 2011) .............................................................................. 4
c. Hessen (2006 – 2008) .................................................................................................... 5
3. Bundeseinheitliche Regelung ....................................................................................................... 5
a. Innenministerkonferenz (ab 2006)................................................................................. 6
b. Einbürgerungstestverordnung ....................................................................................... 6
c. Einbürgerungskurs ......................................................................................................... 7
4. Einbürgerung ................................................................................................................................ 8
a. Anspruchseinbürgerung ................................................................................................. 9
b. Ermessenseinbürgerung............................................................................................... 12
c. Doppelte Staatsbürgerschaft ........................................................................................ 13
d. Benötigte Dokumente .................................................................................................. 16
e. Kosten .......................................................................................................................... 17
f. Integrationskurse .......................................................................................................... 18
g. Einbürgerung von Familienmitgliedern ...................................................................... 19
h. Vorteile der Einbürgerung und Pflichten als Staatsbürger .......................................... 20
5. Themengebiete des Einbürgerungstests ..................................................................................... 21
a. Deutschland als Ganzes ............................................................................................... 21
b. Die einzelnen Menschen ............................................................................................. 23
c. Der Mensch in der Gesellschaft................................................................................... 23
d. Die staatliche Struktur .................................................................................................. 24
e. Die politische Struktur .................................................................................................. 25
f. Praktische Politik .......................................................................................................... 25
g. Geschichte .................................................................................................................... 26
6. Sprachtest ................................................................................................................................... 27
7. Vorbereitung und Mustertest ...................................................................................................... 28
8. Auswirkungen ............................................................................................................................ 30
9. Öffentliche Diskussion ............................................................................................................... 31
a. Wahrnehmung in der Öffentlichkeit.............................................................................. 32
10. Fazit .......................................................................................................................................... 33

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1. Einleitung

Seit jeher handelt es sich beim Thema Migranten in Deutschland um ein äußerst sensibles
Thema. Bis heute finden sich in der allgemeinen Diskussion zahlreiche Verweise auf die
Vergangenheit Deutschlands. Gemeint ist natürlich vor allem der Zweite Weltkrieg, in dem
das Deutsche Reich versuchte, kontinentalen Raum für seine rassistischen ideologischen
Vorstellungen zu gewinnen und zur absoluten Weltmacht aufzusteigen.

Im Rahmen des Krieges gab es zwischen 60 und 70 Millionen Kriegstote und etwa 5,6 bis 6,3
ermordete Juden. Gerade deshalb sind die Menschen in Deutschland speziell in der
Nachkriegszeit sehr sensibel mit dem Thema der Migration umgegangen. Politisch korrektes
Verhalten erforderte seitdem eine hohe Toleranz gegenüber Migranten anderer Nationen und
Glaubensrichtungen. Doch Integration bringt auch Probleme mit sich, was gerade im Rahmen
der Flüchtlingskrise sehr deutlich wird. Viele Menschen fragen sich, wie viele Menschen
Deutschland mit seinem mittlerweile wieder erreichten Wohlstand tatsächlich aufnehmen und
versorgen kann. Nichtsdestotrotz wird durch die große Zahl der Flüchtlinge (mehr als 1
Million seit 2015) eine Veränderung auf Deutschland zukommen. Nicht alle dieser
Flüchtlinge werden wieder in ihre Heimatstaaten zurückkehren (können). Das bedeutet, dass
sich die demografische Struktur in Deutschland zwangsläufig verschieben wird.

Ein wesentlicher Faktor in diesem Zusammenhang wird die Integration sein, die gerade im
Rahmen der Flüchtlingskrise noch einmal in einem ganz neuen Kontext zu sehen ist. Neben
der faktischen Integration von Flüchtlingen und Migranten kann unter gewissen
Voraussetzungen auch eine tatsächliche Einbürgerung stattfinden. Voraussetzung dafür ist
unter anderem der sogenannte Einbürgerungstest. Dieser soll vor allem Hintergrundwissen zur
deutschen Geschichte und den hier geltenden juristischen und moralischen Vorstellungen
überprüfen. Außerdem werden grundlegende Sprachkenntnisse abgefragt, die natürlich
unverzichtbar sind, um am gesellschaftlichen Leben Deutschlands teilnehmen zu können.

Dieses E-Book soll dabei helfen, alle wesentlichen Hintergründe zum Einbürgerungstest
aufzuzeigen. Zunächst beschäftigen wir uns dazu mit den Ursprüngen und Grundlagen des
Einbürgerungstests, die mit dem Staatsangehörigkeitsgesetz beginnen. Hessen und Baden-
Württemberg setzten zunächst eigene Konzeptionen für ihr Bundesland um, ehe sich im Laufe
der Zeit eine bundeseinheitliche Regelung entwickelte. Es wird aufgezeigt, wie diese
aufgebaut ist und wie der Einbürgerungstest schließlich aufgebaut ist.

In den Folgeabschnitten wird erläutert, welche Voraussetzungen überhaupt vorliegen müssen,


damit sich ein Migrant oder Flüchtling einbürgern lassen kann. Natürlich kann das weitere
Rahmenbedingungen wie zusätzliche Kosten, Integrationskurse oder die Einbürgerung von
Kindern mit sich bringen. Diese Faktoren werden ebenso aufgezeigt wie die Vorteile, die eine
Einbürgerung schließlich mit sich bringt.

Weiterhin wird im Detail auf die sieben Themengebiete eingegangen, welche Bestandteil des

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Einbürgerungstests sind. Ihr Inhalt wird dabei ebenso erläutert wie ihre Bedeutung im
Rahmen des Einbürgerungstests. Ergänzend werden der Sprachtest und
Vorbereitungsmöglichkeiten erläutert. Insbesondere viele Webportale können den Test
simulieren, da die jeweiligen Fragen öffentlich zugänglich sind. So wird per Zufallsprinzip
ein Fragenpool ausgewählt und nach Abschluss des Tests ausgewertet.
Abschließend werden vor allem die gesellschaftlichen Aspekte des Einbürgerungstests näher
beleuchtet. Wie gestaltet sich die öffentliche Diskussion? Welche gesellschaftlichen und
politischen Bewegungen sind im Kontext der Flüchtlingskrise und der Migration generell
relevant? Wie sieht die rechtliche Situation rund um die Einbürgerung und den
Einbürgerungstest aus? Und vor allem: Welche tatsächliche Auswirkung bringt der
Einbürgerungstest aktuell mit sich und wird es in Zukunft tun?

2. Ursprünge

Als Grundlage für die Einbürgerung dient das Staatsangehörigkeitsgesetz. Dieses regelt, auf
welchen Wegen die deutsche Staatsbürgerschaft erworben werden kann, unter anderem durch
Einbürgerung. Die ersten Einbürgerungstests entwickelten sich schließlich in Hessen und
Baden-Württemberg im Jahr 2006. Während in Hessen nur ein Entwurf geschaffen wurde,
setzte Baden-Württemberg sein Projekt tatsächlich in die Praxis um und nimmt damit eine
Sonderrolle im Hinblick auf den Einbürgerungstest ein.

a. Staatsangehörigkeitsgesetz (2000)

Das Staatsangehörigkeitsgesetz regelt alle Belange rund um die deutsche Staatsbürgerschaft.


Es trat im Jahr 2000 in Kraft und sollte gewährleisten, dass eine Einbürgerung nur dann
erfolgen kann, wenn sich Antragsteller mit den Werten der deutschen Demokratie
identifizieren. Das soll terroristische Aktivitäten eindämmen. Dies war in Form der
Unterzeichnung eines entsprechenden Formulars vom Antragsteller darzulegen. Im ersten
Paragrafen ist festgelegt, auf welchen Wegen die deutsche Staatsbürgerschaft erworben
werden kann. Unter anderem kann die Geburt, Adoption oder Einbürgerung dazu führen,
dass man sie erlangt.

Bei der Geburt ist die deutsche Staatsangehörigkeit unstrittig, wenn ein Elternteil sie besitzt.
Dann ist auch das Kind automatisch deutsch. Schwieriger wird es bei Findelkindern.
Allerdings wird hier zugunsten des Kindes die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen,
solange nicht das Gegenteil bewiesen ist. Allerdings können auch Kinder von Migranten die
deutsche Staatsbürgerschaft automatisch erhalten. Das ist der Fall, wenn mindestens ein
Elternteil eine unbefristete Aufenthaltsberechtigung hat und seit mindestens acht Jahren
seinen gewöhnlichen Aufenthalt in Deutschland hat.

„Gewöhnlicher Aufenthalt“ meint, dass in mindestens diesem Zeitraum der


Lebensmittelpunkt in Deutschland gewesen ist. Gewöhnliche Urlaubsreisen und Kuren
beeinflussen diese Zeit nicht. Wer sich jedoch längere Zeit im Ausland aufhält, kann unter
Umständen Probleme bekommen, einen dauerhaften gewöhnlichen Aufenthalt in Deutschland
nachzuweisen.

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Auch bei einer Adoption kann die deutsche Staatsbürgerschaft automatisch erworben werden.
Dafür gibt es zwei Voraussetzungen. Einerseits muss der adoptierende Elternteil selbst die
deutsche Staatsbürgerschaft besitzen. Andererseits funktioniert das auch nur für die Adoption
minderjähriger Kinder. Das bedeutet, die Adoption erstreckt sich tatsächlich nur auf Kinder,
nicht auf Erwachsene.

Besonders interessant ist im Zusammenhang zum Einbürgerungstest natürlich die


Einbürgerung selbst. Mit dieser beschäftigen sich die Paragrafen 8 bis 16, 40b und 40c. Hier
finden sich Bedingungen und Ausschlusskriterien für eine Einbürgerung von hier lebenden
Migranten, Ehepartnern von Deutschen und ehemaligen Deutschen. Die genauen
Voraussetzungen für die Einbürgerung werden in Kapitel 4 ausführlich erläutert, deshalb
gehen wir an dieser Stelle noch nicht näher auf diese ein.

b. Baden-Württemberg (2006 – 2011)

Baden-Württemberg war das erste Bundesland, das einen Einbürgerungstest in die Praxis
umsetzte. Das lag daran, dass das Land schon früh Zweifel an der Sinnhaftigkeit des
einfachen Formulars im Rahmen des Staatsangehörigkeitsgesetzes hatte. Schlicht wurde
bemängelt, dass die einfache Unterzeichnung eines Formulars nicht gewährleisten kann, dass
sich muslimische Mitbürger tatsächlich mit der Verfassung identifizierten. Eine Studie, nach
der 21 Prozent der Muslime in Deutschland das Grundgesetz für unvereinbar mit dem Koran
hielten, schien diese Annahme zu untermauern. Allerdings wurde von mehreren Seiten die
Aussagekraft der Studie bezweifelt oder anders interpretiert.

Seit dem Jahr 2006 wurden bei der Einbürgerung in Baden-Württemberg 30 Fragen gestellt,
um den Grad der Anerkennung der deutschen Verfassung, moralischen Werten und
kulturellen Unterschieden gegenüber herausfinden zu können. Unter anderem bezogen sich
die Fragen auf bekannte Terroranschläge, zum Beispiel New York 2001 und Madrid 2004.
Religionsfreiheit, Homosexualität und die Stellung der Frau in der Gesellschaft waren weitere
Themengebiete dieses Tests.

Das Besondere dieses Tests lag darin, dass es sich gar nicht um einen allgemeinen
Einbürgerungstest handelte. Stattdessen sollten eigentlich nur Muslime diesen durchlaufen,
um sie auf ihre Verfassungstreue prüfen zu können. Das wurde kurz vor dem Start auf alle
Bürger der 57 Staaten der Islamischen Konferenz ausgedehnt. Zusätzlich konnte der
Einbürgerungstest im Bedarfsfall auch bei allen anderen Bewerbern angewendet werden.
Gerade als Instrument bei unklarer Verfassungstreue machte dies Sinn. Die Fragen wurden
den Teilnehmern des Tests übrigens nicht in schriftlicher Form zur Verfügung gestellt,
sondern vorgelesen. So sollte sichergestellt werden, dass die Probanden sich tatsächlich auch
sprachlich mit den Inhalten des Tests auseinandersetzen konnten.

Das Echo auf diesen Einbürgerungstest war selbstverständlich sehr gemischt. Während einige
den Test begrüßten, kam viel Gegenwind aus diversen Verbänden und von einigen Parteien.
Sowohl der Zentralrat der Muslime als auch die Grünen und zum Teil die SPD äußerten
Kritik. Hauptargument war, dass dieser Einbürgerungstest die Muslime diskriminiere und

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stigmatisiere. Außerdem bestanden erhebliche Zweifel, ob dieser Einbürgerungstest mit dem


Grundgesetz vereinbar sei. Es wurde vermutet, dass die Verweigerung einer Einbürgerung
aufgrund eines negativen Einbürgerungstests juristisch vermutlich leicht anfechtbar gewesen
wäre. Der Umkehrschluss daraus wäre, dass auch bei negativem Einbürgerungstest eine
Einbürgerung hätte erfolgen müssen – was den Sinn des Tests ad absurdum geführt hätte.
Nichtsdestotrotz wurde der Test wie geplant durchgeführt. In dieser Form hatte er Bestand bis
in das Jahr 2011. Die grün-rote Landesregierung schaffte den Einbürgerungstest, wie Baden-
Württemberg ihn eingeführt hatte, ab und ersetzte ihn durch die mittlerweile geschaffene
bundeseinheitliche Regelung.

c. Hessen (2006 – 2008)

Nach baden-württembergischem Vorbild kündigte auch Hessens damaliger Innenminister


Volker Bouffier an, einen vergleichbaren Einbürgerungstest einzuführen. Der schließlich im
März 2006 veröffentlichte Entwurf nannte sich „Leitfaden Wissen und Werte in Deutschland
und Europa“. Es handelte sich hierbei um einen aus 100 Fragen bestehenden Fragenkatalog,
der sich mit vielen kulturellen, gesellschaftlichen, moralischen, rechtlichen und historischen
Hintergründen in Deutschland befasst hat.
Auch hier gab es ein nicht zu überhörendes Echo – in diesem Fall allerdings eher wegen der
handwerklichen Umsetzung des geplanten Einbürgerungstests. Der Fragebogen wurde
nämlich ohne Antwortmöglichkeiten erstellt. Viele der Fragen wurden daraufhin kritisiert,
dass die Antworten zum Teil nicht eindeutig oder sehr subjektiv seien. Gerade aus
wissenschaftlicher Sicht gab es zum Teil keine eindeutigen Antworten. Die Frage nach dem
höchsten deutschen Gericht beispielsweise erwartet das Bundesverfassungsgericht als
Antwort. Allerdings kann das BVG gar nicht das höchste deutsche Gericht sein, da es in
keinen Instanzenzug integriert ist. Außerdem kann die Frage auch von einem anderen
Standpunkt aus betrachtet werden, beispielsweise aus der Sicht eines Geografen. Dann wäre
mit der Frage das am höchsten über dem Meeresspiegel liegende Gericht gemeint.

Inhaltlich wurde ebenfalls Kritik geäußert. Beispielsweise wurde auch die Frage nach Bildern
deutscher Künstler gestellt. Dies brachte den berechtigten Einwand hervor, ob so ein Wissen
tatsächlich nötig sei, um in Deutschland leben zu können. Aufgrund der nicht gerade
glücklich gewählten Struktur konnte sich dieser Entwurf nicht durchsetzen, im Jahr 2008 trat
schließlich die bundeseinheitliche Regelung an seine Stelle.

3. Bundeseinheitliche Regelung

Es dauerte eine gewisse Zeit, bis eine bundeseinheitliche Regelung gefunden werden konnte.
Im Mai 2006 verständigten die Innenminister der Länder sich darauf, dass ein
Einbürgerungstest eingeführt werden müsste. Es dauerte jedoch bis zum August 2008, bis die
sogenannte Einbürgerungstestverordnung verabschiedet wurde. Diese beinhaltet die
Regelungen für den Einbürgerungstest. Als Anhang können auch alle möglichen Testfragen
gefunden werden.

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a. Innenministerkonferenz (ab 2006)

Im Mai ist der Startpunkt für eine bundeseinheitliche Regelung zum Einbürgerungstest zu
sehen. Die Konferenz der Innenminister der Länder einigte sich darauf, eine Regelung für die
Einbürgerung zu finden. Bestandteil dieser Regelung sollte ein Nachweis über Kenntnisse der
deutschen Sprache sein, ebenso wie der Einbürgerungstest, wie es ihn heute gibt. Allerdings
dauerte es eine ganze Zeit, bis die entsprechenden gesetzlichen Grundlagen dafür geschaffen
wurden. Am 28. August 2007 trat eine Änderung des Staatsangehörigkeitsgesetzes in Kraft.
Diese legt fest, dass deutsche Sprachkenntnisse nicht nur mündlich, sondern auch schriftlich
nachgewiesen werden müssen. Im Gespräch war außerdem, ob bei der Einbürgerung ein Eid
auf die Verfassung geleistet werden müsste. Allerdings konnte in dieser Hinsicht keine
Einigkeit der Innenminister erzielt werden. Deshalb gibt es keine Regelung dazu, die die
Einbürgerung ergänzen würde.

b. Einbürgerungstestverordnung

Die Einbürgerungstestverordnung ergänzt das Staatsangehörigkeitsgesetz, das in Paragraf 10


Absatz 7 auf die Durchführung des Einbürgerungstests verweist. Sie trat am 5. August 2008
in Kraft. Die Verordnung umfasst fünf einfache Paragrafen, die die Modalitäten rund um den
Einbürgerungstest bestimmen. Zusätzlich gibt es zwei Anlagen, die weitaus größer ausfallen.
Die ersten fünf Paragrafen regeln alle Modalitäten rund um den Einbürgerungstest. Das
beinhaltet auch die Struktur und Durchführung des Einbürgerungstests. Insgesamt gibt es 100
Fragebögen, die aus 300 möglichen Fragen des Einbürgerungstests jeweils 30 verwenden.
Ergänzt werden diese bundeseinheitlichen Fragen durch drei weitere Fragen, die speziell auf
das Bundesland bezogen sind, in dem der Einbürgerungstest durchgeführt wird. Insgesamt
gibt es beim Einbürgerungstest also 33 Fragen, die beantwortet werden müssen.

Jede Frage hat vier verschiedene Antwortmöglichkeiten, von denen jeweils genau eine richtig
ist. Im Test sind die richtigen Antworten anzukreuzen. Insgesamt hat der Teilnehmer 60
Minuten Zeit, um den Test auszufüllen. Im Gegensatz zu den 300 Fragen werden die 100
Fragebögen nicht veröffentlicht. Das bedeutet, dass eine sinnvolle Vorbereitung vor allem
über das simple Lernen für den Einbürgerungstest mit den 300 Fragen erfolgen kann.

Bestanden ist der Test, wenn der Teilnehmer in den vorgegebenen 60 Minuten mindestens 17
Fragen richtig beantworten kann. In diesem Fall wird eine bundesweit gültige Bescheinigung
über das Bestehen des Tests ausgestellt. Wer seinen Wohnsitz bundeslandübergreifend
wechselt, muss den Test also nicht erneut durchführen, wenn er ihn bereits bestanden hat.
Für die Durchführung des Tests kann bei einer der zuständigen Behörden ein Termin für die
Teilnahme am Einbürgerungstest vereinbart werden. Die Kosten für den Test belaufen sich
auf 25 Euro Verwaltungsgebühren.

In der ersten Anlage finden sich sämtliche Fragen, die beim Einbürgerungstest gestellt werden
können. Dabei handelt es sich wie erwähnt um 300 bundeseinheitliche Fragen. Darüber
hinaus gibt es für jedes Bundesland zehn individuelle Fragen. Insgesamt gibt es für den
Einbürgerungstest also 460 Fragen, relevant können für das jeweilige Bundesland jedoch nur
insgesamt 310 Fragen sein.

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c. Einbürgerungskurs

Als zweite Anlage der Einbürgerungstestverordnung findet sich das Curriculum für den
Einbürgerungskurs. Hierbei handelt es sich um ein ergänzendes Angebot zum
Einbürgerungstest. Der Kurs kann als Vorbereitung auf den Einbürgerungstest genutzt
werden. Direkt zu Beginn wird die Zielsetzung des Kurses erläutert, nämlich die Vermittlung
staatsbürgerlichen Grundwissens sowie der Werte der Verfassung. So soll den
Kursteilnehmern das nötige Wissen vermittelt werden, das für das Bekenntnis zum
Grundgesetz erforderlich ist, ebenso wie der Aufbau des deutschen Staatswesens mit
staatsbürgerlichen Rechten und Pflichten.

Insgesamt fungiert der Einbürgerungskurs als aufbauendes Modul zum sogenannten


Orientierungskurs. Er behandelt und vertieft Grundlagen, die im Orientierungskurs gemäß
Aufenthaltsgesetz vermittelt werden. Das Modul „Leben in der Demokratie“ ist der
Schwerpunkt des Einbürgerungskurses. Im Orientierungskurs ist es „Politik in der
Demokratie“. „Leben in der Demokratie“ behandelt insgesamt neun Themenschwerpunkte:

• Demokratie
• Grundrechte
• Konfliktlösung in der demokratischen Gesellschaft
• Rechtsstaat
• Sozialstaat
• Verantwortung des Einzelnen für das Gemeinwohl
• Teilhabe an der politischen Gestaltung
• Gleichberechtigung von Mann und Frau
• Staatssymbole

Der Kurs selbst gliedert sich in insgesamt fünf Module auf. Neben der Einführung, dem
Kursabschluss und dem Schwerpunkt „Leben in der Demokratie“ sind dies „Geschichte und
Verantwortung“ sowie „Mensch und Gesellschaft“.

- Leben in der Demokratie

Dieses Modul soll, wie der Name bereits vermuten lässt, die Teilnahmemöglichkeiten
an der Gesellschaft und den demokratischen Grundprinzipien des Staates aufzeigen.
Das umfasst vor allem Wahlen sowie Vereins- und Parteimitgliedschaften. Außerdem
steht der Umgang der Menschen miteinander im Mittelpunkt. Die Grundrechte werden
dazu ebenso thematisiert wie die Rechte und Pflichten als Staatsbürger Deutschlands
sowie das Wesen der Konfliktlösung. Insgesamt handelt es sich um alle wesentlichen
Kernfunktionen des demokratischen Miteinanders in Deutschland und sein
moralisches Normen- und Wertesystem.

- Geschichte und Verantwortung

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Dieses Modul umfasst die Grundzüge der deutschen Geschichte seit dem Jahr 1848.
Speziell stehen das Deutsche Kaiserreich und die Weimarer Republik im Zentrum der
früheren deutschen Geschichte. Als Beispiel für den Verlust der demokratischen
Grundordnung wird die nationalsozialistische Machtübernahme durch die NSDAP
ebenso thematisiert wie der Zweite Weltkrieg. Vor allem sollen die anschließende
politische Sensibilität im Umgang mit rassistischem Gedankengut sowie die
unbedingte Verantwortung für den Erhalt der demokratischen Grundordnung
hervorgehoben werden. In der Folge werden Neuaufbau, DDR und Wiedervereinigung
als Eckpfeiler der neueren Geschichte Deutschlands in den Mittelpunkt gerückt. Im
Hinblick auf das Thema der Migration werden ebenso Kursinhalte berücksichtigt.
Diese werden einerseits verwendet, um die Bedeutung der Migration für Deutschland
aufzeigen zu können. Schließlich spielt diese eine ganz erhebliche Rolle für die
heutige Form und demografische Struktur Deutschlands. Außerdem soll es den
Kursteilnehmern ermöglichen, einen Bezugspunkt zu ihrer eigenen
Migrationsgeschichte zu finden. Das bedeutet den aktiven Einbezug ihres eigenen
Schicksals.
Abschließend soll nicht nur Deutschland selbst als eigenständiges staatliches
Konstrukt behandelt werden, sondern zusätzlich die immer stärker werdende Bindung
und Bedeutung der EU. Das hat nicht nur seine Bedeutung durch die wachsende
Verknüpfung der europäischen Staaten untereinander. Auch bedeutet die
Einbürgerung, dass die Kursteilnehmer zum EU-Bürger werden. Welche Bedeutung
das für sie hat, ist ebenso zentraler Bestandteil dieses Moduls.

- Mensch und Gesellschaft

Dieses Modul ist vor allem auf das gleichberechtigte gesellschaftliche


Zusammenleben aller Bürger ausgerichtet. Es soll ein grundsätzliches
staatsbürgerliches Grundwissen vermitteln, das zum Beispiel gängige Prozesse der
Konfliktlösung aufzeigt. Auch werden einzelne Grundrechte hervorgehoben und ihre
Bedeutung für das gesellschaftliche Miteinander verdeutlicht. Ein ganz zentraler
Aspekt dieses Moduls ist das Thema Bildung. Dieses soll als grundsätzliches Gut
verstanden werden, das als zentrale Voraussetzung für die Teilhabe am
gesellschaftlichen politischen und gesellschaftlichen Leben innerhalb Deutschlands
aufzugreifen ist.
Dabei werden diese Punkte nicht nur vom reinen Ist-Standpunkt aus betrachtet.
Stattdessen ist auch der interkulturelle Kontext Bestandteil des Moduls. Der kulturelle
Wandel durch Zuwanderung und seine Folgen für das gesellschaftliche Miteinander
werden also ebenfalls aufgezeigt.

4. Einbürgerung

Im Zusammenhang mit dem Einbürgerungstest ist natürlich auch die Einbürgerung selbst ein
wesentliches Kernthema. Interessante Fragen in dieser Hinsicht:

- Welche Formen der Einbürgerung gibt es?

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- Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit eine Einbürgerung erfolgen kann?
- Wann entsteht eine doppelte Staatsbürgerschaft und für welchen Zeitraum kann diese
aufrechterhalten werden?
- Welche Dokumente werden benötigt und welche Kosten verursacht eine
Einbürgerung?
- Welche Hilfen können in Anspruch genommen werden, um einen Einbürgerungstest
zu bestehen beziehungsweise die Einbürgerung generell voranzutreiben?
- Wann können Kinder eingebürgert werden und auf welche Weise geschieht das? -
Welche Vorteile bringt eine Einbürgerung für Migranten mit sich?

Die Beantwortung dieser und weiterer Fragen steht im Fokus dieses Kapitels. Er soll das
Grundwesen der Einbürgerung und seine Konsequenzen beschreiben, aber auch eine
Hilfestellung für alle sein, die die genauen Voraussetzungen und Abläufe einer Einbürgerung
in Erfahrung bringen möchten.

a. Anspruchseinbürgerung

Die Anspruchseinbürgerung entsteht, wenn für Migranten ein rechtlicher Anspruch darauf
entsteht, eingebürgert zu werden. Dafür gibt es eine Reihe von Voraussetzungen, die erfüllt
werden müssen. Auf einen Blick:

- Unbefristetes Aufenthaltsrecht in Deutschland


- Der gewöhnliche Aufenthalt muss seit mindestens acht Jahren ununterbrochen in
Deutschland liegen
- Ein Bekenntnis zum Grundgesetz und seinen moralischen Werten muss abgegeben
werden
- Kenntnisse der deutschen Sprache müssen nachgewiesen werden (sogenannter
Sprachtest, vgl. dazu Kapitel 6)
- Der Einbürgerungstest muss bestanden werden
- Es dürfen keine Vorstrafen vorliegen
- Die alte Staatsangehörigkeit muss aufgegeben werden; es gibt in diesem Konsens
zunächst kein systematisches Recht auf eine doppelte Staatsbürgerschaft (vgl. Kapitel
4c)
-
Im Folgenden werden die genauen Bedingungen für die Einbürgerung näher erläutert.

- Unbefristetes Aufenthaltsrecht

Für das unbefristete Aufenthaltsrecht ist eine Niederlassungserlaubnis oder dauerhafte


Aufenthaltserlaubnis notwendig. Auch verfügen freizügigkeitsberechtigte Bürger
einiger Nicht-EU-Staaten über dieses Recht, zum Beispiel aus Norwegen,
Liechtenstein, der Schweiz oder Island. Gleiches gilt für türkische Bürger mit einer
Aufenthaltserlaubnis gemäß Assoziationsrecht der EU. Grundsätzlich sind bei allen
diesen Möglichkeiten die Familienmitglieder der jeweiligen Personen ebenso
aufenthaltsberechtigt.

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In besonderen Fällen kann auch eine nicht dauerhafte Aufenthaltserlaubnis dazu


geeignet sein, eine Einbürgerung durchzuführen. Allerdings ist das nur dann der Fall,
wenn der Grund für die Aufenthaltserlaubnis auch zu einer dauerhaften
Aufenthaltsberechtigung führen kann. Weder eine einfachere Aufenthaltsgestattung
noch eine Aufenthaltsduldung genügt, um Anspruch auf die Einbürgerung zu haben. -
Gewöhnlicher Aufenthalt in Deutschland

Der gewöhnliche Aufenthalt in Deutschland setzt voraus, dass eine Aufenthalts- oder
Niederlassungserlaubnis vorliegt. Diese ermöglicht überhaupt erst einen rechtmäßigen
Aufenthalt in Deutschland. Der gewöhnliche Aufenthalt muss für acht Jahre ohne
Unterbrechungen in Deutschland liegen. Durch gewöhnliche Urlaubsreisen oder
begrenzte Kuraufenthalte im Ausland wird der gewöhnliche Aufenthalt nicht
unterbrochen. Wer sich jedoch für längere Zeit mit Wohnsitz im Ausland aufhält, für
den beginnt die Frist ab Wiedereinreise erneut.

Allerdings gibt es auch Spezialregelungen, die den notwendigen gewöhnlichen


Aufenthalt bis zur Einbürgerung verkürzen können. Die übliche Variante dafür ist die
Absolvierung und das Bestehen eines entsprechenden Integrationskurses. Weitere
Informationen dazu sind in Kapitel 4f zu finden. Außerdem haben die
Einbürgerungsbehörden einen gewissen Spielraum, die Voraussetzung in besonderen
Fällen auf sechs Jahre zu verkürzen. Das ist vor allem dann der Fall, wenn eine
Integration nachweislich besonders gut erfolgt. So können beispielsweise besonders
gute Deutschkenntnisse dazu führen, dass die Frist noch einmal verkürzt wird.
Ähnliches gilt für besonderes soziales Engagement. Wer über einen längeren Zeitraum
ein anerkanntes ehrenamtliches Engagement antritt, kann mit der zusätzlichen
Verkürzung ebenfalls belohnt werden.

- Bekenntnis zu den Werten des Grundgesetzes

Das Grundgesetz ist der wichtigste Eckpfeiler des deutschen Normen- und
Wertesystems. Natürlich möchte die Bundesrepublik Deutschland nur Menschen
einbürgern, die sich mit dieser Verfassung auch tatsächlich identifizieren können.
Entsprechend wird bei der Einbürgerung auch das Bekenntnis zu den Werten des
Grundgesetzes verlangt. Konkret geht es dabei um Werte wie die Menschenrechte,
den Rechtsstaat, die Gewaltenteilung von Exekutive, Legislative und Judikative sowie
die Volkssouveränität.

Das Bekenntnis selbst wird in zweierlei Form geleistet. Einerseits muss schriftlich
bestätigt werden, dass ein Bekenntnis zu den genannten Werten erfolgt. Zusätzlich
wird schriftlich bestätigt, dass man an keinerlei verfassungsfeindlichen Bestrebungen
aktiv mitgewirkt hat. Um dieses reine Bekenntnis etwas zu untermauern, stellt die
Einbürgerungsbehörde immer parallel auch eine Anfrage beim Verfassungsschutz. So
soll möglichst gewährleistet werden, dass dem Bekenntnis keine staatlich gewonnenen
Informationen entgegenstehen.

Ist das schriftliche Bekenntnis abgelegt, erfolgt das zweite Bekenntnis. Dieses wird in
mündlicher Form eingefordert. Dort wird noch einmal die Achtung des Grundgesetzes

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bekräftigt. Außerdem muss bestätigt werden, dass alle Aktivitäten unterlassen werden,
die der Bundesrepublik Deutschland in irgendeiner Weise als Staat schädigen können.
Erst nach Abschluss dieses Bekenntnisses wird die Einbürgerungsurkunde überreicht.

- Kenntnisse deutscher Sprache

Für den Nachweis der Kenntnisse deutscher Sprache können unterschiedliche Wege
eingeschlagen werden. Eine Möglichkeit ist der in Kapitel 6 erläuterte Sprachtest. Bei
diesem handelt es sich um den einfachsten Weg, die Kenntnisse deutscher Sprache
nachzuweisen, wenn der Nachweis nicht bereits sowieso schon über einen der anderen
Wege erbracht werden kann. Die nachgewiesenen Deutschkenntnisse müssen nicht
perfekt sein, aber sowohl mündlich als auch schriftlich ein gewisses Grundniveau
erreichen. Fachlich gesprochen wird das Niveau B1 des gemeinsamen europäischen
Referenzrahmens erwartet.

Die weiteren Möglichkeiten für den Nachweis deutscher Sprachkenntnisse sind


äußerst vielseitig. Gerade im Rahmen der Bildung und Ausbildung können
Sprachkenntnisse automatisch nachgewiesen werden. Wer für vier Jahre eine deutsche
Schule besucht hat und das per Zertifikat belegen kann, zählt ebenfalls dazu wie
jemand, der einen hier erworbenen Hauptschulabschluss oder mittleren
Schulabschluss nachweisen kann. Gleiches gilt für ein hier absolviertes und
bestandenes Studium, ebenso wie für eine hier absolvierte, deutschsprachige
Berufsausbildung. Somit kann die über Bildung oder den Beruf geleistete Integration
ebenfalls direkt dazu führen, die eigene Sprachkompetenz nachzuweisen.

- Bestehen des Einbürgerungstests

Das Bestehen des Einbürgerungstests ist ebenfalls eine der Grundvoraussetzungen für
die Einbürgerung. Nähere Informationen zum Ablauf und den inhaltlichen Themen
können den Kapiteln 3 und 5 entnommen werden. Dort wird ausführlich geschildert,
wie der Test abläuft und welche Voraussetzungen zum Bestehen notwendig sind.

- Eigenständiger Verdienst

Ein Hindernis bei der Einbürgerung kann der Bezug von Sozialhilfe oder
Arbeitslosengeld II (Hartz IV) sein. Für eine Einbürgerung ist es erforderlich, keinen
dieser Bezüge zu bekommen. Entsprechend müssen auch der eigenständige Verdienst
und die Teilnahme am regulären Berufsleben innerhalb Deutschlands nachgewiesen
werden. Ist das nicht der Fall, kann die Einbürgerung nicht durchgeführt werden.
Arbeitslosengeld I, BAföG und Wohngeld betreffen diese Regelung im Übrigen nicht.
Wer eine dieser Leistungen bezieht, hat dennoch einen Anspruch auf Einbürgerung.
Allerdings gibt es auch Ausnahmen von dieser Regelung. Gerade wenn der Bezug von
Hartz IV oder Sozialhilfe nicht selbst verschuldet ist und trotz umfangreicher
Bemühungen keine neue Stelle gefunden wird, kann eine Ausnahmeregelung greifen.
Gerade bei einer betriebsbedingten Kündigung kann das der Fall sein. Auch wenn im
Haushalt kleine Kinder betreut werden müssen oder man sich im Studium, einer

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schulischen oder beruflichen Ausbildung befindet, kann es zu einem Verzicht auf


dieses Kriterium kommen.

- Keine Vorstrafen

Dieses Kriterium betrifft nicht ausnahmslos jede Straftat, aber auch nicht nur
Vorstrafen selbst. Gerade bei schwereren Vergehen wird der Antrag auf Einbürgerung
abgelehnt. Bei einfacheren Vergehen wie Ladendiebstahl hingegen kann dennoch eine
Einbürgerung erfolgen. Wichtig ist es, zu wissen, dass nicht nur in Deutschland
verübte Straftaten zu einem Ausschluss der Einbürgerung führen können. Auch wer
im Ausland schwer straffällig geworden ist, kann sich in Deutschland nicht einbürgern
lassen.
Neben den Vorstrafen selbst beeinflussen auch aktuelle Ermittlungsverfahren den
Prozess. Sofern gegen eine Person wegen einer schweren Straftat ermittelt wird,
kommt es mindestens zum Ruhen des Einbürgerungsverfahrens. Erhärtet sich ein
solcher Verdacht per rechtskräftigem Urteil, bleibt die Einbürgerung ausgeschlossen.
Andernfalls kann die Einbürgerung wiederaufgenommen werden, sofern sämtliche
Ermittlungen ausgeräumt sind.

- Aufgabe der bisherigen Staatsbürgerschaft

Anders als weitläufig angenommen ist es nicht die Regel, dass mit der Einbürgerung
eine doppelte Staatsbürgerschaft angenommen wird. Es ist genau umgekehrt: Mit der
Einbürgerung muss die alte Staatsbürgerschaft in der Regel aufgegeben werden. Eine
Sonderregel gilt für Bürger anderer EU-Staaten sowie der Schweiz. Diese können trotz
Einbürgerung ihre alte Staatsbürgerschaft zusätzlich behalten. Weitere Informationen
rund um das Thema der doppelten Staatsbürgerschaft finden sich in Kapitel 4c.

b. Ermessenseinbürgerung

Werden nicht alle der oben genannten Bedingungen erfüllt, besteht kein gesetzlicher
Anspruch auf Einbürgerung. Allerdings heißt das nicht automatisch, dass die Einbürgerung
damit gescheitert ist. Die Einbürgerungsbehörde hat für die sogenannte
Ermessenseinbürgerung Spielraum, um selbst zu entscheiden, ob eine Einbürgerung dennoch
durchgeführt werden kann. Die dafür notwendigen Kriterien sind denen der
Anspruchseinbürgerung sehr ähnlich. Zu ihnen zählen:

- Ein Antrag auf Einbürgerung wurde gestellt


- Es liegen keine rechtskräftig verurteilten Straftaten vor
- Der gewöhnliche und rechtmäßige Aufenthalt liegt in Deutschland
- Ein Wohnsitz in Deutschland ist vorhanden
- Der eigene Lebensunterhalt und der für unterhaltsberechtigte Angehörige kann
entweder durch eigenen Verdienst oder eigenes Vermögen selbst gestemmt werden
- Die alte Staatsangehörigkeit wird aufgegeben; Ausnahmen sind auch hier möglich
- Ausreichende deutsche Sprachkenntnisse in Wort und Schrift müssen nachgewiesen
werden

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- Der Einbürgerungstest zum Nachweis ausreichenden kulturellen Hintergrundwissens


muss bestanden werden

Auf den ersten Blick sind keine sonderlich großen Unterschiede zur Anspruchseinbürgerung
zu erkennen. Allerdings ist vor allem die Dauer des Aufenthaltes in diesem Fall nicht
zwangsläufig von Bedeutung. Zwar wird auch die Anspruchseinbürgerung im Regelfall erst
nach einem gewöhnlichen Aufenthalt von acht Jahren in Deutschland durchgeführt, allerdings
kann davon auch abgewichen werden. Besonders bei Flüchtlingen und Staatenlosen genügen
in der Regel sechs Jahre Aufenthalt. Deutschland ist nämlich auf völkerrechtlicher Grundlage
dazu verpflichtet, die Einbürgerung für diese Gruppen zu erleichtern.

Der Hintergrund der Ermessenseinbürgerung ist jedoch ein anderer. Grundlage ist in den
meisten Fällen ein besonderes öffentliches Interesse, bei dem die Einbürgerung erleichtert
werden soll. Insbesondere gilt das für wichtige Schauspieler, Sportler oder Musiker. Hier ist
es für die Bundesrepublik Deutschland von Interesse, diese möglichst hier zu halten, was über
eine Einbürgerung wesentlich erleichtert wird. Gleiches gilt für wichtige Mitarbeiter
öffentlicher Institutionen oder der Bereiche Wissenschaft, Forschung, Medien und Wirtschaft.
Auch hier kann für die entsprechenden Arbeitgeber das Interesse groß sein, die Mitarbeiter
langfristig hier zu halten. Daher gibt es in begründeten Situationen dieses Modell der
erleichterten Einbürgerung.

c. Doppelte Staatsbürgerschaft

In bestimmten Fällen kann sich eine Sonderkonstellation ergeben, in der jemand sowohl die
deutsche als auch eine fremde Staatsbürgerschaft annimmt. Das Ergebnis ist eine doppelte
Staatsbürgerschaft. Im Regelfall greift diese vor allem für Kinder. Allerdings ist die doppelte
Staatsbürgerschaft in den meisten Fällen zeitlich begrenzt. So muss zu einem bestimmten
Zeitpunkt gewählt werden, welche Staatsbürgerschaft angenommen und welche abgelegt
wird.
Folgende Konstellationen und Möglichkeiten können zu einer doppelten Staatsbürgerschaft
führen:

- Erlangung der deutschen Staatsbürgerschaft nach Abstammungsprinzip


- Erlangung der deutschen Staatsbürgerschaft nach Geburtsortsprinzip
- Doppelte Staatsangehörigkeit trotz Einbürgerung
- Doppelte Staatsangehörigkeit bei Spätaussiedlern
- Doppelte Staatsangehörigkeit bei EU-Bürgern

In den folgenden Abschnitten werden die einzelnen Fälle und die Bedingungen für die
doppelte Staatsangehörigkeit näher thematisiert. So soll ersichtlich werden, wie genau eine
doppelte Staatsbürgerschaft möglich ist und wie lange diese aufrechterhalten werden kann.

- Erlangung der deutschen Staatsbürgerschaft nach Abstammungsprinzip

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Beim Abstammungsprinzip handelt es sich um eine sehr alte deutsche Regelung, die
die Staatsangehörigkeit bei Geburt regelt. Es gilt seit 1913 und besagt, dass die
deutsche Staatsangehörigkeit automatisch übernommen wird, sofern ein Elternteil sie
innehat. Dieses Prinzip greift genau dann, wenn beide Elternteile oder die Mutter die
deutsche Staatsbürgerschaft besitzen.
Etwas komplizierter wird es, wenn nur der Vater die deutsche Staatsangehörigkeit
besitzt. In diesem Fall muss die Vaterschaft nämlich erst nachgewiesen werden. Das
gelingt entweder über einen anerkannten Vaterschaftstest oder über Anerkennung der
Vaterschaft beim Jugendamt. Diese Erklärung ist freiwillig und mündlich abzugeben.
Schwierig wird es, wenn der Vater des Kindes diese nicht abgeben kann oder möchte.
Dieser Nachweis ist nämlich nur bis zum vollendeten 23. Lebensjahr des Kindes
möglich. Andernfalls ist die deutsche Staatsangehörigkeit erloschen.
Ist jedoch nur ein Elternteil Deutscher, stellt sich die Frage, welche Staatsbürgerschaft
das Kind nun besitzt. In den meisten Fällen ist es so, dass dann neben der deutschen
auch die ausländische Staatsbürgerschaft automatisch angenommen wird. So entsteht
eine doppelte Staatsangehörigkeit. Das Besondere: In diesem Fall muss sich das Kind
nicht im Laufe der Zeit entscheiden, welche von beiden Staatsbürgerschaften es
annehmen und welche es ablegen möchte. So kann es dauerhaft zu einer doppelten
Staatsbürgerschaft kommen. Das Kind ist dann vollwertiges Mitglied beider Staaten
und verfügt über alle Rechten und Pflichten, die die jeweilige Staatsbürgerschaft mit
sich bringt.

- Erlangung der deutschen Staatsbürgerschaft nach Geburtsortsprinzip

Als Ergänzung zum Abstammungsprinzip ist seit dem Jahr 2000 das
Geburtsortsprinzip als Regelung in Kraft getreten. Es beschäftigt sich mit dem Fall, in
dem ein Kind ausländischer Eltern in Deutschland geboren worden ist. Die Frage, die
sich stellt, ist die, ob auch ein solches Kind die deutsche Staatsbürgerschaft annehmen
kann oder automatisch die ausländische Staatsangehörigkeit zugeteilt wird.

Grundsätzlich ist diese Frage gemäß Geburtsortsprinzip mit Ja zu beantworten.


Allerdings ist die deutsche Staatsbürgerschaft auch hier an einige Bedingungen
geknüpft. Diese sind an den Bedingungen für die reguläre Einbürgerung angelehnt,
jedoch weitaus weniger umfangreich und daher leichter zu erfüllen. So genügt es,
wenn mindestens ein Elternteil des Kindes seit mindestens acht Jahren seinen
rechtmäßigen und gewöhnlichen Aufenthalt in Deutschland hat. Zusätzlich dazu muss
ein unbefristetes Aufenthaltsrecht oder eine Aufenthaltserlaubnis gemäß
Freizügigkeitsabkommen vorliegen. Letztere greift für EU-Bürger und Bürger der
Schweiz. Sofern diese Voraussetzungen vorliegen, wird das Kind automatisch mit
deutscher Staatsbürgerschaft geboren. Das Standesamt trägt diese mit Geburt des
Kindes automatisch in die Geburtsurkunde ein.

In diesem Fall ergibt sich eine spezielle Konstellation. Sofern das Kind nämlich keine
deutschen Eltern hat, übernimmt es die Staatsbürgerschaft der Eltern automatisch mit.
Ist es jedoch nur nach Geburtsortsprinzip deutsch, so handelt es sich um eine befristete
deutsche Staatsbürgerschaft. Gemäß dem sogenannten Optionsmodell muss sich das
Kind mit Vollendung des 18. Lebensjahrs für eine der angenommenen

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Staatsbürgerschaften entscheiden. Maximal hat es dafür Zeit bis zum 23. Lebensjahr.
Sofern es die ausländische Staatsbürgerschaft erhalten möchte oder sich bis zu diesem
Zeitpunkt nicht dazu erklärt hat, verliert es die deutsche Staatsangehörigkeit.
Soll die deutsche Staatsangehörigkeit beibehalten werden, muss die ausländische
Staatsbürgerschaft aufgegeben werden. Dies ist nachzuweisen. Ausnahme: Kann die
Staatsangehörigkeit nicht aufgegeben werden oder ist die Aufgabe unzumutbar, kann
die doppelte Staatsbürgerschaft beibehalten werden. Allerdings muss dann der
entsprechende Antrag bis zum vollendeten 21. Lebensjahr gestellt werden.
Insgesamt gilt das Geburtsortsprinzip wie erwähnt erst seit dem Jahr 2000. Daher kann
es auch nur Anwendung finden für Kinder, die frühestens am 1. Januar 2000 geboren
wurden. Für Kinder, die bis zu diesem Stichtag noch nicht das neunte Lebensjahr
vollendet hatten, galt jedoch eine spezielle Übergangsregelung.

- Doppelte Staatsangehörigkeit trotz Einbürgerung

Die doppelte Staatsangehörigkeit im Rahmen der regulären Einbürgerung ist ein Fall,
der so eigentlich nicht vorgesehen ist. Deshalb muss bei der Einbürgerung
grundsätzlich die zweite Staatsangehörigkeit abgelegt werden. Allerdings gibt es auch
in dieser Hinsicht ein paar Ausnahmen, die nach wie vor eine doppelte
Staatsangehörigkeit ermöglichen.
Im Mittelpunkt steht vor allem die Unmöglichkeit oder Unzumutbarkeit im Hinblick
auf die Ablegung der bisherigen Staatsangehörigkeit. Manche Staaten bieten eine
rechtliche Voraussetzung, durch die die Ablegung der bisherigen Staatsangehörigkeit
nicht möglich ist. Andere Staaten verweigern diese Möglichkeit schlicht, die
entsprechenden Anträge werden nicht abgenommen oder bearbeitet oder gewähren
keine akzeptable Bearbeitungszeit (etwa zwei Jahre). In diesen Fällen kann unter
Umständen der Beibehalt der alten Staatsbürgerschaft hingenommen werden.
Andere Fälle beziehen sich auf die Unzumutbarkeit der Ablegung der ausländischen
Staatsbürgerschaft. Beispiele dafür wären überhöhte Bearbeitungsgebühren für die
Ablegung der Staatsangehörigkeit oder gesundheitliche Einschränkungen ab dem 60.
Lebensjahr, die das Verfahren deutlich erschweren. Auch Flüchtlinge müssen nicht
unbedingt ihre bisherige Staatsbürgerschaft ablegen. Allerdings wird hierbei zunächst
geprüft, ob der Grund für die Verfolgung fortbesteht oder ob dieser mittlerweile
entfallen ist.

Die Einbürgerung trotz zweiter Staatsbürgerschaft scheitert allerdings, wenn der


entsprechende Staat noch Ansprüche gegen den Einzubürgernden hegt. Das kann
beispielsweise der Fall sein, wenn die Wehrpflicht noch nicht abgeleistet oder ein
Stipendium noch nicht zurückgezahlt wurde. In diesem Fall wird die alte
Staatsbürgerschaft beibehalten und eine Einbürgerung scheidet aus.

- Doppelte Staatsangehörigkeit bei Spätaussiedlern

Sofern eine ausgestellte Spätaussiedlerbescheinigung vorliegt, erwirbt der Betroffene


automatisch die deutsche Staatsbürgerschaft. Die ausländische Staatsbürgerschaft wird
automatisch beibehalten. Gleiches gilt für die Geburt der Kinder von Spätaussiedlern

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in Deutschland. Diese erwerben ebenso automatisch beide Staatsangehörigkeiten,


sofern dies mit der Rechtslage des anderen Staates vereinbar ist.

- Doppelte Staatsangehörigkeit bei EU-Bürgern

Wer sich als EU-Bürger in Deutschland einbürgern lässt, behält seine ausländische
Staatsbürgerschaft nach deutschem Recht bei. Das führt jedoch nicht dazu, dass
automatisch jeder EU-Bürger bei der Einbürgerung automatisch eine doppelte
Staatsbürgerschaft innehat. Stattdessen kann es auch durchaus sein, dass die
Einbürgerung in Deutschland dazu führt, dass der EU-Bürger automatisch seine alte
Staatsbürgerschaft aufgibt. In diesem Fall wäre nur noch die deutsche
Staatsbürgerschaft vorhanden.

Im Falle einer Einbürgerung entstehen zunächst keine grundsätzlichen Nachteile. Es handelt


sich in diesem Fall nicht um deutsche Staatsbürger zweiter Klasse und ist auch sonst mit
keinerlei Einschränkungen verbunden. Neben den Rechten, die deutsche Staatsbürger
genießen, müssen jedoch auch die damit einhergehenden Pflichten erfüllt werden. Es gibt
keine zusätzlichen Rechte durch die Berufung auf die weitere Staatsangehörigkeit.

Das kann im gleichen Maße für den Staat gelten, von dem der Bürger die zweite
Staatsbürgerschaft innehat. Auch hier können alle staatsbürgerlichen Rechte und Pflichten
greifen, je nachdem, wie die gesetzliche Regelung im jeweiligen Staat ist. Das kann
beispielsweise dann zum Problem werden, wenn ein Staat die Wehrpflicht eines seiner
Staatsbürger einfordert. Deshalb ist es mindestens relevant, sich über die entsprechenden
Regelungen im jeweiligen Staat ausführlich zu informieren. Andernfalls kann eine böse
Überraschung in Form einer unerwarteten Einberufung drohen.

d. Benötigte Dokumente

Zur Einbürgerung wird eine Vielzahl unterschiedlicher Modelle benötigt. Im Folgenden wird
ein kleiner Überblick gegeben, um welche Unterlagen es sich handelt. Je nach Dokument
werden auch einige zusätzliche Informationen zum Aufbau oder zur Erhältlichkeit der
Dokumente gegeben.

- Aufenthaltsbescheinigung

Die unbefristete Aufenthaltsbescheinigung, die zur Einbürgerung notwendig ist, kann


bei der Infostelle im Rathaus der jeweiligen Stadt eingeholt werden.

- Einbürgerungsantrag

Der Einbürgerungsantrag ist das Kerndokument für die Einbürgerung. Allerdings kann
es auch häufig dazu kommen, dass beim ersten Ausfüllen Fehler auftreten. Deshalb ist
es sinnvoll, vor der endgültigen Abgabe einen Besprechungstermin beim
entsprechenden Sachbearbeiter zu vereinbaren. So kann noch einmal Rücksprache zu
eventuellen Unklarheiten und Problemen gehalten werden. Wird ein fehlerhaftes

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Dokument eingereicht, ist schließlich für alle Parteien eine Menge Zeit verschwendet
worden.
Der Einbürgerungsantrag umfasst insgesamt sieben Seiten. Neben den Informationen
zur eigenen Person müssen außerdem Angaben zum Beruf, den wirtschaftlichen
Verhältnissen, Angehörigen und ähnliche wichtige Angaben gemacht werden.

- Ein Passfoto
- Eine gültige Aufenthaltsgenehmigung
- Die eigene Geburtsurkunde und ggf. die der eigenen Kinder
- Heiratsurkunde und Familienbuch
- Bei erfolgter Scheidung das Scheidungsurteil
- Bei Anstellung Gehaltsnachweise der letzten drei Monate
- Bei Selbstständigen ein Einkommensteuerbescheid sowie die BWAs der letzten drei
Monate
- Nachweise über die Teilnahme an Sprachkursen oder deutschen Schulunterricht
- Schulbescheinigung der Kinder
- Eine Erklärung über das Einverständnis, für die Einbürgerung eine Gebühr in Höhe
von 255 Euro für sich selbst und ggf. zusätzlichen 51 Euro pro mit eingebürgertem
Kind zu bezahlen
- Ein schriftliches Bekenntnis zu den Werten des deutschen Grundgesetzes

Es werden nicht immer alle Dokumente benötigt. Der Aufwand kann sich hierbei von
Behörde zu Behörde unterscheiden. Allerdings ist die obige Liste auch nicht unbedingt
vollständig. Alternativ können auch weitere Dokumente bei Bedarf angefordert werden. Bei
einer Ermessenseinbürgerung beispielsweise wird ein handgeschriebener Lebenslauf verlangt,
ebenso wie ein Nachweis über Einzahlungen in die deutsche Rentenversicherung. Im Falle der
Einbürgerung als Ehepartner muss ein Nachweis über die Staatsangehörigkeit des deutschen
Partners eingereicht werden. Das kann ein Staatenangehörigkeitsausweis oder eine
Einbürgerungsurkunde sein.

e. Kosten

Natürlich ist auch das Einbürgerungsverfahren nicht völlig kostenlos. Die Einbürgerung selbst
liegt preislich grundsätzlich bei 255 Euro. Eine Ausnahme besteht dann, wenn Kinder mit
ihren Eltern eingebürgert werden. Dann beträgt die Gebühr 20 Prozent davon, also 51 Euro
pro Kind. Im Falle der eigenständigen Einbürgerung eines Kindes liegt der Preis allerdings
wie bei jeder eigenständigen Einbürgerung bei 255 Euro.

Allerdings sind mit der reinen Bearbeitungsgebühr für die Einbürgerung längst nicht alle
Kosten abgegolten. Darüber hinaus kann noch einmal der gleiche Betrag oder sogar mehr
zusätzlich anfallen. Der Einbürgerungstest selbst kostet pro Versuch 25 Euro, der Sprachtest
ungefähr 100 Euro. Allerdings variiert dieser Wert von Bundesland zu Bundesland. Die
Ausstellung weiterer Unterlagen, die Erstellung von Passbildern et cetera kann ebenfalls
weitere Kosten verursachen. Wenn ein Integrationskurs absolviert wird, kann dieser noch
einmal ein Vielfaches teurer sein. Gegebenenfalls ist auch die Auslösung der alten
Staatsbürgerschaft nur gegen Zahlung eines bestimmten Geldbetrags möglich. Hier kann

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gegebenenfalls die entsprechende Botschaft Auskunft über die Modalitäten des jeweiligen
Staates geben.

Insgesamt sollten die Kosten für die Einbürgerung nicht unterschätzt werden. Zwar ist es
möglich, einige der kostenintensiven Positionen auch in Ratenzahlung abzuleisten. Man wird
die Kosten aber auf jeden Fall zu spüren bekommen. Wer sich aufgrund eines sehr geringen
Einkommens die Einbürgerung nicht leisten kann, hat gegebenenfalls die Möglichkeit, die
entsprechenden Gebühren erlassen zu bekommen. Aber auch bei einer Miteinbürgerung vieler
Kinder können die Kosten in einen Bereich gelangen, in denen zumindest ein Teilerlass der
Gebühren im Bereich des Möglichen ist. Wichtig ist es, darüber ausführlich mit dem
zuständigen Mitarbeiter der Einbürgerungsbehörde zu sprechen. Dieser kann im Regelfall gut
Auskunft darüber geben, welche Möglichkeiten zum Erlass, Teilerlass oder zur Ratenzahlung
denkbar sind.

f. Integrationskurse

Integrationskurse bieten zahlreiche Vorteile. Sie können in Anspruch genommen werden, um


die deutsche Sprache, Kultur, das Zusammenleben und andere Abläufe in Deutschland
kennenzulernen. Dabei stehen zwei wesentliche Ziele im Mittelpunkt. Einerseits sollen
selbstverständlich die eigenen Deutschkenntnisse verbessert werden. Je besser diese sind,
umso einfacher fällt der Umgang im Alltag mit den Mitbürgern. Auch bei Problemen kann
viel leichter geholfen werden, wenn sich Migranten verständlich ausdrücken können.
Außerdem werden so Umgang und Zusammenhalt mit den Mitmenschen gefördert. Insgesamt
wird die Integration so über den aktiven Einbezug von Migranten in die Gesellschaft
gefördert. Neben dem besser werdenden Umgang im Alltag wird auch die
Auseinandersetzung mit dem Arbeitsmarkt vereinfacht und gefördert. So kann eine
vollständige Integration Stück für Stück vorangetrieben werden.

An zweiter Stelle steht das Kennenlernen der Deutschen Kultur, des Rechtssystems und des
Moralverständnisses. Nur wer sich in Deutschland und mit den hier gegebenen
Gepflogenheiten auskennt, weiß auch gut damit umzugehen. Daher fördert dieses Wissen eher
die passive Integration durch Bildung bezüglich der Zustände innerhalb Deutschlands.

Zusätzlich dazu ist der Integrationskurs auch hilfreich bei der Einbürgerung. Wer die
abschließenden Tests absolviert, hat für die Einbürgerung bereits ein paar wichtige Zertifikate
zusammengestellt. Dabei handelt es sich im Regelfall um einen Sprachtest, über den die
deutschen Sprachkenntnisse nachgewiesen werden können. Außerdem wird ein Test zum
Thema „Leben in Deutschland“ zum Abschluss des Kurses absolviert. Wird dieser bestanden,
so können die für die Einbürgerung notwendigen Kenntnisse zur deutschen Rechts- und
Gesellschaftsordnung nachgewiesen werden. Außerdem wird bei erfolgreicher Absolvierung
der notwendige gewöhnliche Aufenthalt in Deutschland von acht auf sieben Jahre reduziert.
Entsprechend gibt es auch einen tatsächlichen Anreiz für jeden, der langfristig gerne in
Deutschland leben und sich einbürgern lassen möchte.

Allerdings ist natürlich auch der Integrationskurs nicht völlig kostenlos. Der zugehörige
Sprachkurs beansprucht in der Regel 600 Unterrichtsstunden, der Orientierungskurs 60
Stunden. Je nach Kurs und Höhe der Bezuschussung kostet jede Unterrichtsstunde ungefähr

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zwischen 1,20 und 1,60 Euro. So kann ein ungefährer Kostenbetrag von etwa 1.000 Euro
angesetzt werden.

Zur Teilnahme an einem Integrationskurs ist praktisch jeder Migrant berechtigt. Dabei spielt
es keine Rolle, ob es sich um einen EU- oder Nicht-EU-Ausländer handelt. Jedem, der sein
Deutsch verbessern und seine Integration vorantreiben möchte, steht die Teilnahme offen.
Gerade bei Nicht-EU-Ausländern kann es jedoch auch der Fall sein, dass diese zur Teilnahme
an einem Integrationskurs verpflichtet werden. Vor allem wenn die eigenen
Deutschkenntnisse noch nicht gut genug sind, kann das vorkommen. Das obliegt der
Ausländerbehörde. Wer allerdings zu Kursterminen arbeiten muss und daher nicht am
Unterricht teilnehmen kann, kann sich unter Nachweis der Tätigkeit gegebenenfalls ganz oder
teilweise von der Teilnahme befreien lassen.

g. Einbürgerung von Familienmitgliedern

Bei der Einbürgerung von Familienmitgliedern wird im Wesentlichen zwischen zwei


verschiedenen Arten der Einbürgerung entschieden: der Einbürgerung von Ehepartnern sowie
der Einbürgerung von Kindern. Die jeweiligen Voraussetzungen sind in beiden Fällen auch
umfangreich, wenngleich nicht so umfangreich wie bei einer Anspruchseinbürgerung. Im
Falle einer Hochzeit mit einem deutschen Partner kann eine Einbürgerung bereits nach vier
Jahren gewöhnlichem und rechtmäßigem Aufenthalt in Deutschland möglich sein. Dafür muss
die Ehe beziehungsweise Lebenspartnerschaft allerdings seit mindestens zwei Jahren bestehen
und auch der Partner seit mindestens zwei Jahren deutscher Staatsangehöriger sein. Die
übrigen Einbürgerungskriterien entsprechen weitestgehend denen der
Anspruchseinbürgerung. Dazu zählen:

- Wohnung beziehungsweise Unterkunft in Deutschland


- Unbefristetes Aufenthaltsrecht
- Bestehen des Einbürgerungstests
- Nachweis ausreichender Deutschkenntnisse in mündlicher und schriftlicher Form
- Eigenständiger Verdienst beziehungsweise für die Eigenversorgung ausreichendes
Vermögen
- Aufgabe der ausländischen Staatsbürgerschaft
- Bekenntnis zu den Werten des deutschen Grundgesetzes

Eine Einbürgerung kann jedoch auch unter bestimmten Voraussetzungen scheitern. Wenn die
Ehe beziehungsweise Lebenspartnerschaft noch nicht mindestens zwei Jahre lang besteht,
kann der Antragsteller nicht eingebürgert werden. Gleiches gilt, wenn die Ehe zum Zeitpunkt
der Antragstellung bereits gescheitert ist oder eine Trennung beabsichtigt wird. Im Falle einer
Scheinehe kann die Einbürgerung ebenfalls verweigert werden.

Generell sollte beim Tatbestand der Scheinehe etwas vorsichtiger vorgegangen werden. Die
Schließung der Ehe selbst wird dabei nicht bestraft, sondern die unrichtige Angabe einer
echten Ehe gegenüber der Ausländerbehörde. In diesem Fall kann für beide Parteien eine
Geldstrafe oder Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr die Folge sein. Im schlimmsten Fall folgt die
Ausweisung aus Deutschland für den nicht deutschen Ehepartner.

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Bei der Einbürgerung von Kindern ist es vor dem vollendeten 16. Lebensjahr wesentlich
leichter, mit eingebürgert zu werden. Dafür muss schlicht der Aufenthalt des Kindes seit
mindestens drei Jahren in Deutschland liegen. Außerdem darf es im Alltag keine größeren
Probleme haben, sich zu verständigen. Also müssen auch in diesem Fall deutsche
Grundkenntnisse nachgewiesen werden. Grundsätzliche Voraussetzung ist selbstverständlich,
dass die Kinder nicht eigenständig, sondern mit ihrem Elternteil eingebürgert werden.
Entsprechend muss dieser selbst die Kriterien für eine Einbürgerung erfüllen.

Etwas komplizierter wird es, wenn Kinder zwischen 16 und 18 Jahren alt sind und ebenfalls
eingebürgert werden sollen. In diesem Fall kann eine Einbürgerung nur dann stattfinden,
wenn das Kind gemäß einer Anspruchseinbürgerung selbst eingebürgert werden könnte.
Entsprechend muss der gewöhnliche Aufenthalt des Kindes ebenfalls mindestens bei acht
Jahren liegen.

Darüber hinaus müssen auch Kinder den Einbürgerungstest bestehen und einfache sprachliche
Kenntnisse in mündlicher Form nachweisen. Wie bei jeder regulären Einbürgerung muss die
ausländische Staatsbürgerschaft abgegeben werden. Außerdem darf das jeweilige Kind nicht
aufgrund einer schwerwiegenden Straftat verurteilt worden sein.

h. Vorteile der Einbürgerung und Pflichten als Staatsbürger

Eine Einbürgerung bringt eine große Zahl an Vorteilen mit sich. Dazu zählen alle Rechte, die
ein geborener deutscher Staatsbürger grundsätzlich auch hat. Dazu zählt beispielsweise die
freie Berufswahl. Nicht alle Berufe sind nämlich automatisch jedem zugänglich. Manchmal
ist auch die deutsche Staatsbürgerschaft eine Grundvoraussetzung, um einen bestimmten
Beruf ausüben zu dürfen. In diesem Fall führt die Einbürgerung dazu, dass diese Berufe
zugänglich werden. Gleiches gilt für die Arbeit im öffentlichen Dienst und die Verbeamtung.
Erst mit der deutschen Staatsbürgerschaft ist der Zugang zu diesen beruflichen Chancen
möglich.
Weiterhin sind Schutz und Sicherheit zwei zentrale Aspekte, die für eine Einbürgerung
sprechen. Im Inland tritt insofern Schutz in Kraft, als dass eingebürgerte Deutsche nicht mehr
aus dem Land ausgewiesen werden, auch bei der Begehung von Straftaten. Das bedeutet
natürlich nicht, dass keine strafrechtlichen Konsequenzen folgen werden, aber zumindest die
Abschiebung ist nicht mehr möglich. Im Ausland werden deutsche Staatsbürger durch die
jeweiligen deutschen Botschaften vertreten und geschützt.

Darüber hinaus gibt es einige Erleichterungen, die die staatliche Entwicklung, aber auch den
generellen Alltag erleichtern können. Beispielsweise ermöglicht das Wahlrecht die Teilnahme
an der politischen Landschaft Deutschlands. So kann mitentschieden werden, in welche
Richtung sich das Land, das Bundesland oder die Gemeinde weiterentwickeln soll. Auch im
öffentlichen Leben bieten sich einige Erleichterungen. Beispielsweise unterstützt die Agentur
für Arbeit deutsche Staatsbürger bei der Jobsuche. Außerdem wird der Bezug von
Sozialleistungen erleichtert. Nicht zuletzt wird die Einbürgerung von Familienmitgliedern für
deutsche Staatsangehörige erleichtert. Die detaillierten Informationen dazu sind in Kapitel 4g
zu finden.

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5. Themengebiete des Einbürgerungstests

Wer den Einbürgerungstest in Deutschland ablegen möchte, muss sich auf


Fragen aus insgesamt sieben Themenbereichen einstellen, die sich grob in drei
verschiedene Kategorien zusammenfassen lassen. So muss ein Fragenkatalog
mit 33 Fragen beantwortet werden; 30 Fragen stammen hierbei aus den
Bereichen „Leben in der Demokratie“, „Geschichte und Verantwortung“ und
„Mensch und Gesellschaft“, hinzu kommen drei Fragen, die sich explizit auf
das Bundesland beziehen, in dem der Teilnehmer seinen Erstwohnsitz
angemeldet hat. Um sich auf den Einbürgerungstest vorzubereiten, lohnt es
sich, einen Überblick davon zu haben, welche Inhalte potenziell abgefragt
werden können. Einige Bundesländer bieten sogar spezielle Vorbereitungskurse
an, nach denen man sich bei der örtlichen Einbürgerungsbehörde erkundigen
kann.
Die drei allgemeinen Themenbereiche „Leben in der Demokratie“, „Geschichte
und Verantwortung“ sowie „Mensch und Gesellschaft“ lassen sich zusätzlich in
sieben Unterkategorien einteilen. So werden im Einbürgerungstest Inhalte zu
Deutschland als Ganzes, die einzelnen Menschen sowie die Gesellschaft, die
staatliche und politische Struktur Deutschlands, wie auch zur praktischen
Politik und der deutschen Geschichte abgefragt. Auf diese Kategorien soll nun
im Folgenden genauer eingegangen werden.

a. Deutschland als Ganzes


Einer der sieben Themenbereiche bezieht sich auf allgemeine Informationen zu
Deutschland als Ganzes, also Deutschland als Staat und als Land, seine
Nachbarstaaten, Symbole sowie Feier- und Gedenktage.
- Deutschland als Staat

Der deutsche Staat existiert so, wie wir ihn heute kennen, seit dem Ende des Zweiten
Weltkriegs. Nach der Kapitulation Deutschlands am 8. Mai 1945 wurde das Land in
vier Besatzungszonen aufgeteilt, in denen die jeweiligen alliierten Staaten die Macht
hatten. Der Nordwesten Deutschlands fiel in den britischen Machtbereich, der
Nordosten stand unter sowjetischer Verwaltung. Im Südwesten Deutschlands fiel die
Macht Frankreich zu, während der Südosten zur amerikanischen Besatzungszone
wurde. Die Hauptstadt Berlin wurde unter den vier Siegermächten in vier Sektoren
aufgeteilt und gemeinschaftlich verwaltet. Die im Zweiten Weltkrieg eroberten
Ostgebiete wurden unter polnische und sowjetische Verwaltung gestellt, sodass
Deutschland diese Territorien verlor.

Im Jahre 1949 schlossen sich die westlichen Länder zur Bundesrepublik Deutschland
zusammen – diesen Namen sollte Deutschland als Staat bis dato behalten. Da die
sowjetische Verwaltung im Osten des Landes nicht mit dem Zusammenschluss ihrer
besetzten Länder mit jenen der anderen Siegermächte einverstanden war, entstand im
selben Jahre die Deutsche Demokratische Republik. Die politische Ordnung dieses
neuen Staates unterschied sich von jener, die in der Bundesrepublik Deutschland

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angewandt wurde. Die Deutsche Demokratische Republik, kurz DDR, war eine
realsozialistische Diktatur und fügte sich hiermit in den Einflussbereich der
Sowjetunion. Erst mit der friedlichen Revolution im Jahre 1989 endete der sowjetische
Einfluss in der DDR. Mit dem Mauerfall kam es schließlich zur Wiedervereinigung
beider Teile Deutschlands, wodurch die heutige Bundesrepublik Deutschland
entstanden ist; ein demokratischer und sozialer Bundesstaat.

Seit der Wiedervereinigung Deutschlands besteht das Land offiziell aus 16


eigenständigen Bundesländern, die jedoch einer zentralen Regierung unterliegen. Das
bedeutet, dass in Deutschland zwar eine einheitliche Politik betrieben wird, die
Bundesländer selbst aber zusätzlich noch eigene Regierungen haben. Dies ist der
Grund, weshalb die Politik teilweise differieren kann, insbesondere was die Bereiche
Schul- oder Kulturpolitik angeht. Als Gesamtheit ist Deutschland also ein
Bundesstaat. Das bedeutet, dass die gemeinsame Regierung der einzelnen Länder den
großen Teil der Politik ausmacht, die Bundesländer selbst jedoch Abweichungen in
ihrer Politik vorweisen können. Somit steht Deutschland als Bundesstaat also im
Gegensatz zu einem Staatenbund, indem die Politik der einzelnen Länder den Großteil
ausmacht, sowie einem Zentralstaat, wo die einzelnen Länder kaum eigene Politik
betreiben. Als parlamentarische Republik wird Deutschland von einem Präsidenten
regiert, der durch freie, gleiche und geheime Wahlen bestimmt wird und vom
Bundestag abhängig ist. So kann vermieden werden, dass der Regierende sich zum
Alleinherrscher wandelt und Deutschland zu einer Diktatur wird. Diese
Rahmenbedingungen sind auch im Grundgesetz festgehalten.

- Deutschland als Land

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges erlitt Deutschland einige territoriale Verluste,
wozu auch die Abspaltung Österreichs zählt. Heutzutage zählen nur noch die
damaligen Besatzungszonen zu Deutschland, allerdings lebt in Österreich immer noch
eine große, deutschsprachige Bevölkerung. Die heutigen Grenzen Deutschlands
bestehen also seit dem Jahre 1990, in dem auch die Vereinigung der Bundesrepublik
Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik Deutschland stattfand.
Innerhalb dieser Grenzen leben heute circa 82 Millionen Menschen. 3,4 Millionen
davon leben allein in der Hauptstadt Berlin.

- Die Nachbarn Deutschlands

So, wie die Grenzen seit 1990 bis heute bestehen, hat Deutschland neun
Nachbarländer. Im Norden grenzt das Bundesland Schleswig-Holstein an Dänemark.
Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen sind direkte Nachbarn von
Polen. Einige Städte, die an der Oder und Neiße liegen, sind sogar in einen deutschen
und einen polnischen Teil abgegrenzt. Der südliche Nachbar Deutschlands ist
Österreich, wo auch eine größtenteils deutschsprachige Bevölkerung heimisch ist.
Auch die Schweiz ist ein Nachbarland Deutschlands. Die westlichen Teile
Deutschlands grenzen an Frankreich, Belgien, Luxemburg und die Niederlande.

- Die Symbole Deutschlands

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Die Bundesrepublik Deutschland hat heutzutage einheitlich die schwarz-rot-goldene


Flagge, die im Jahre 1848 im Zuge der Märzrevolution entstanden ist. Zu der Zeit
trugen die Revolutionäre die Trikolore, am 9. März 1848 wurden die Farben offiziell
als deutsche Nationalfarben festgelegt. Die deutsche Nationalhymne ist sogar noch
sieben Jahre zuvor entstanden. Hierbei handelt es sich um das sogenannte „Lied der
Deutschen“ von 1841, das von Heinrich Hoffmann von Fallersleben geschrieben
wurde. Die Melodie entstammt dem Kaiserlied von Joseph Haydn. Seit 1991 wird nur
die dritte Strophe des Liedes als Nationalhymne verwendet. Das Wappentier der
Bundesrepublik Deutschlands zeigt einen schwarzen Adler. Der Adler ist nach dem
Löwen das zweithäufigste für Wappen genutzte Tier.

b. Die einzelnen Menschen

Nach den Erfahrungen aus der nationalsozialistischen Diktatur erhielten die Menschenrechte
in Deutschland eine besonders wichtige Stellung. Diese sind deshalb im Grundgesetz
verankert. Neben der Tatsache, dass die Würde eines jeden Menschen unantastbar sein soll,
sind hier auch die Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit, Handlungsfreiheit, Vereinigungs- und
Versammlungsfreiheit, Berufsfreiheit, das Brief-, Post- und Fernmeldegeheimnis, die Rechte
von Ehepaaren, Familien und Kindern sowie die Gleichheit vor dem Gesetz. Obwohl die
Grundrechte prinzipiell für jeden und immer gelten, gibt es Fälle, in denen sie eingeschränkt
werden können. Zum Beispiel, wenn das Land als Gesamtheit angegriffen wird oder es dem
Wohle der Allgemeinheit dient.

c. Der Mensch in der Gesellschaft

So wie die persönlichen Rechte, die jeder Mensch in Deutschland genießt, im Grundgesetz
festgehalten sind, ist jeder Bürger jedoch auch Teil der deutschen Gesellschaft und somit auch
bestimmten Pflichten unterworfen. Die Ausweispflicht sieht vor, dass jeder Bürger in
Deutschland bei vollendetem 16. Lebensjahr einen Ausweis besitzt und diesen vorzeigt, wenn
notwendig. Eine Mitführpflicht gilt hierbei nicht. Wer temporär keinen Personalausweis
besitzt, kann bei berechtigter Aufforderung auch seinen Reisepass vorzeigen. In vielen Fällen
reicht auch der Führerschein. Wer jedoch über kein einziges Dokument verfügt, das zu
Identifizierungszwecken gilt, begeht eine Ordnungswidrigkeit, die mit einem Bußgeld von bis
zu 5000 Euro geahndet werden kann. Zusätzlich dazu ist jeder deutsche Bürger
sozialversicherungspflichtig, sobald er eine feste Tätigkeit aufnimmt. Die Abgaben werden
automatisch gezahlt. Zur Sozialversicherung gehört die Pflege-, Kranken- und
Rentenversicherung. Auf diese Weise kann in Deutschland eine gewisse soziale Sicherheit
gewährleistet werden. Bis zum Jahre 2011 galt für männliche, volljährige Bürger
Deutschlands auch noch die Wehrpflicht. Da diese jedoch mittlerweile entfallen ist, werden
im Einbürgerungstest auch keine Fragen zu diesem Thema mehr gestellt. Doch nicht nur der
Bürger ist zu bestimmten Handlungen verpflichtet, auch sind im Grundgesetz einige
Prinzipien verankert, an die der Staat sich halten muss. Dazu gehört die Gleichbehandlung
aller Bürger des deutschen Staates, unabhängig vom Migrationshintergrund, Geschlecht,
Religionszugehörigkeit oder eventueller Behinderungen. Dies gilt auch für die Polizei, welche
dafür sorgen soll, dass die Gesetze eingehalten werden. Verstößt ein Staatsbürger gegen das
Gesetz, wird er bestraft. Ab dem vollendeten 14. Lebensjahr gilt man in Deutschland als

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Strafmündig, sodass Verstoße gegen das Gesetz mit Freiheitsentzug oder einer Geldstrafe
bestraft werden können. Dies wird vor dem Strafgericht entschieden. Bevor jemand bestraft
werden kann, muss er jedoch zuerst angeklagt werden. Zusätzlich zum Strafgericht gibt es in
Deutschland weitere verschiedene Arten von Gerichten, die verschiedene
Zuständigkeitsbereiche haben. So gibt es zusätzlich dazu noch ein Sozialgericht, ein
Familiengericht, ein Verwaltungsgericht, ein Zivilgericht sowie ein Arbeitsgericht. Hinzu
kommen verschiedene Gerichtsebenen. Die Unterste bildet hierbei das Amtsgericht. Höher
gestellt ist das Landgericht, gefolgt vom Oberlandesgericht und schlussendlich vom
Bundesgerichtshof. Wer vor Gericht zieht, egal, ob als Kläger oder Angeklagter, wird von
einem Rechtsanwalt vertreten. Personen, die sich keinen Rechtsanwalt leisten können,
bekommen einen Pflichtverteidiger zugewiesen.

Damit der Einzelne in der Gesellschaft sich im Notfall auch selbst gegen Ungerechtigkeiten
des Staates wehren kann, gilt in Deutschland das Einspruchsrecht. Wer beispielsweise eine
falsche Rechnung zugesendet bekommt, kann sich dagegen wehren, indem er einen
Widerspruch bei der zuständigen Behörde einlegt.
Eine ebenfalls sehr wichtige Rolle im deutschen Staate kommt der Presse zu. Diese soll als
unabhängiges Medium dafür sorgen, dass die Staatsbürger sich nach Belieben informieren
können, da sie das Recht auf Information gewährleistet. Da Deutschland eine Demokratie ist,
darf die Presse auch keiner Zensur unterliegen.

d. Die staatliche Struktur

Bei Deutschland handelt es sich um einen Bundesstaat, also einen Zusammenschluss


verschiedener Bundesländer, die von einer zentralen Regierung verwaltet werden, aber in
bestimmten Bereichen auch eigene Politik betreiben. Das politische System Deutschlands ist
eine parlamentarische Demokratie. Das bedeutet, dass der deutsche Staatsbürger das Recht
hat, einen staatlichen Vertreter aus einer großen Parteienlandschaft zu erwählen, der
schlussendlich von einem Parlament kontrolliert wird. Um eine feste Ordnung zu
gewährleisten, gibt es fest verankerte Prinzipien. Dazu zählt die Unantastbarkeit der
Demokratie und der Menschenwürde. Zusätzlich versteht sich die Bundesrepublik
Deutschland als Sozial-, Rechts- und Bundesstaat.

Diese Prinzipien sind im Grundgesetz festgehalten, dem alle politischen Teilnehmer


verpflichtet sind. Deutschland als Staat ist weitestgehend säkularisiert. Dies bedeutet, dass
Religion und Staat getrennt sind.
Nichtsdestotrotz ist dieser Prozess noch nicht abgeschlossen, schreitet jedoch immer weiter
fort. So hat die Kirche kaum noch nennenswerten Einfluss auf die zentrale Politik, jedoch gibt
es in Deutschland immer noch Religionsunterricht, eine Kirchensteuer sowie ein Tanzverbot
an einigen christlichen Feiertagen. Ebenfalls im Grundgesetz vorgeschrieben ist die
Gewaltenteilung Deutschlands, die dafür sorgt, dass das die im Grundgesetz fest verankerten
Prinzipien eingehalten werden.

Da es sich bei der Bundesrepublik Deutschland um eine föderalistische Republik handelt,


verfügt jedes der 16 Bundesländer über eine eigene Legislative, Judikative und Exekutive. Zu
den Aufgabenbereichen der Länderpolitik zählen die Schulpolitik, die Erhebung von Steuern
sowie bestimmte Bereiche der Wirtschaftspolitik. Innerhalb der Bundesländer gibt es
zusätzlich Kommunen, die ebenfalls eine eigene Politik betreiben. Diese Kreise und

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Gemeinden sind für die Verwaltung bestimmter Regionen zuständig, das durch verschiedene
Ämter erzielt wird. Dazu gehören beispielsweise das Einwohnermeldeamt und das
Ordnungsamt.

e. Die politische Struktur

Die Bundesrepublik Deutschland versteht sich als bundesstaatliche und parlamentarische


Demokratie. Das heißt, dass die politische Ordnung in Deutschland so geregelt ist, dass alle
Länder zwar zu einem Bund mit einer zentralen Regierung zusammengeschlossen sind,
jedoch auch immer jeweils über eine eigene Legislative, Exekutive und Judikative verfügen.
Zusätzlich dazu haben alle Bundesländer eine eigene Vertretung, die Bundesrat genannt wird.
In freien, geheimen und gleichen Wahlen kann jeder volljährige Staatsbürger die politischen
Teilnehmer mitbestimmen. Diese stammen aus einer vielfältigen Parteienlandschaft, weshalb
die Bundesrepublik Deutschland auch als Parteiendemokratie bezeichnet werden kann. Der
Bundestag bestimmt schlussendlich einen Bundeskanzler, der das wichtigste politische Amt
bekleidet und wiederum die Möglichkeit hat, Bundesminister vorzuschlagen. Die politischen
„Spielregeln“ werden im Grundgesetz festgehalten. An dieses müssen sich alle politischen
Teilnehmer halten, um einen eventuellen Machtmissbrauch durch Einzelne zu verhindern.
Dies wird auch vom Bundesverfassungsgericht kontrolliert.

Im Grundgesetz sind unantastbare Strukturprinzipien der Bundesrepublik Deutschland


verankert. Dazu gehört die Achtung der Menschenwürde, die Einhaltung der Demokratie, die
Rechtsstaatlichkeit sowie das Sozial- und Bundesstaatsprinzip. Zusätzlich dazu herrscht in
Deutschland die Gewaltenteilung, also eine Aufteilung in Legislative, Exekutive und
Judikative sowie das Widerstandsrecht. Das Widerstandsrecht besagt, dass jeder einzelne
Staatsbürger das Recht darauf hat, sich in bestimmten Situationen gegen den Staat
aufzulehnen beziehungsweise den Gehorsam zu verweigern. Da Deutschland zusätzlich ein
Teil der Europäischen Union ist, werden einige internationale Entscheidungen auch in diesem
Staatenbund gefällt. Ein ebenfalls wichtiges Prinzip in der politischen Ordnung der
Bundesrepublik Deutschland ist die sogenannte Volkssouveränität. Dieses Prinzip bedeutet,
dass das Volk als Gesamtheit der einzige politische Teilnehmer ist, der über der Verfassung
steht und somit die vollständige Staatsgewalt hat.

f. Praktische Politik

In der Unterkategorie „Praktische Politik“ werden im Einbürgerungstest zumeist amtierende


Politiker abgefragt. So sind Fragen möglich, die sich auf den aktuellen Bundeskanzler oder
die Bundeskanzlerin, das Staatsoberhaupt oder auch die ehemaligen Kanzler der
Bundesrepublik beziehen können. Beispielsweise können an dieser Stelle die bedeutendsten
Namen abgefragt werden, wie der erste Bundeskanzler Konrad Adenauer oder auch der
größtenteils für die Deutsche Einheit verantwortliche Kanzler Helmut Kohl.

- Wirtschaft

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Ebenso bedeutsam im Einbürgerungstest ist ein grober Überblick über die Wirtschaft
Deutschlands. Deutschland verfügt über eine soziale Marktwirtschaft. Dieser Begriff ist
geprägt vom Bundeswirtschaftsminister Ludwig Erhard sowie dem Ökonomen Alfred Müller-
Armack. Das Prinzip der sozialen Marktwirtschaft besagt, dass die Wirtschaft zwar von
Angebot und Nachfrage bestimmt ist, der Staat jedoch ebenfalls eine wichtige Rolle
einnimmt. So stellt der Staat als lenkende Instanz den rechtlichen Rahmen für das
wirtschaftliche Handeln innerhalb der Bundesrepublik. Durch bestimmte Gesetze sollen auch
die Rechte der wirtschaftlich agierenden Personen gesichert werden, wie zum Beispiel, dass
jeder seine wirtschaftliche Betätigung selbst wählen oder ein selbstständiges Gewerbe
gründen darf. Zusätzlich dazu tritt der Staat dafür ein, den Wettbewerb zu sichern, indem er
Kartelle verbietet.

- Deutschland und Europa

Deutschland ist ein Gründungsmitglied der Europäischen Union, weshalb der Euro im Jahre
2002 die Deutsche Mark als Währung abgelöst hat. Bevor es den europäischen
Zusammenschluss in Form der EU gab, hatte sich Deutschland gemeinsam mit fünf anderen
europäischen Staaten in den römischen Verträgen schon in den 1950er Jahren zur
Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft zusammengeschlossen.

g. Geschichte

Im Einbürgerungstest ist es auch wichtig, über einige bedeutsame Daten und Fakten der
deutschen Geschichte Bescheid zu wissen. Ein besonders prägnantes Datum ist hierbei der 9.
November, der auch den Beinamen „Schicksalstag der Deutschen“ trägt, da sich an diesem
Tage in der deutschen Geschichte häufig nennenswerte Ereignisse abgespielt haben. So zum
Beispiel am 9. November 1918, als Deutschland im Zuge der Novemberrevolution erstmals
zur Republik wurde. Grund für die Revolution waren die sich immer weiter zuspitzenden
sozialen Spannungen im kriegsgeplagten Deutschland. Ihren Höhepunkt erreichte die
Revolution mit dem Kieler Matrosenaufstand.

Obwohl der Krieg bereits verloren war, sollten die Flotten zu einer finalen Schlacht gegen die
britische Royal Navy ausgesendet werden. Der darauffolgende Aufstand schaukelte sich
derart hoch, dass er die ganze Bevölkerung erfasste und somit zu einer Revolution führte, an
deren Ende der damalige Kaiser Wilhelm II. abdanken musste. Am 11. August 1919 wurde
letztendlich die Weimarer Verfassung verabschiedet, aus der die Weimarer Republik entstand.
Diese jedoch sollte die missliche Lage des deutschen Volkes nur verschlimmern. Fünf Jahre
später, ebenfalls am 9. November, versuchte der Parteivorsitzende der NSDAP, Adolf Hitler,
gemeinsam mit Erich Ludendorff, einem General und Stellvertreter Paul von Hindenburgs,
die Regierung in München an sich zu reißen. Der Putschversuch scheiterte und Adolf Hitler
wurde zu einer fünfjährigen Freiheitsstrafe verurteilt, von der er jedoch nur neun Monate
absitzen musste. In dieser Zeit arbeitete er an seiner antisemitischen und rassistischen
Hetzschrift „Mein Kampf“. Bei der Reichstagswahl am 14. September 1930 führte die
allgemeine Unzufriedenheit bei der deutschen Bevölkerung dazu, dass die NSDAP zur
zweitstärksten Partei im Reichstag gewählt wird. Nur drei Jahre später erkennt Paul von
Hindenburg Adolf Hitler zum Reichskanzler. Die Unterdrückung von Andersdenkenden
beginnt jedoch schon vor seiner Amtszeit.

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Der 9. November 1938, die Reichspogromnacht, ist bis heute ein trauriger Gedenktag der
deutschen Geschichte. In der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 begann eine organisierte
Gewaltmaßnahme der Nazis gegen die jüdische Bevölkerung. Zahlreiche jüdische Geschäfte,
Synagogen, sowie jüdische Friedhöfe und Wohnungen wurden zerstört. Zusätzlich wurden
mehrere Hundert Menschen ermordet oder in den Selbstmord getrieben. Am 1. September im
darauffolgenden Jahr befahl Hitler den Angriff auf Polen, womit der Zweite Weltkrieg
ausbrach. Am 8. November 1939 scheiterte ein versuchtes Attentat des Kunstschreiners und
Widerstandskämpfers Georg Elsner auf Hitler und die gesamte NS-Parteispitze nur knapp.

Der Grund, weshalb das Bombenattentat scheiterte, war, dass Hitler sich bei seiner Rede im
Münchner Bürgerbräukeller deutlich kürzer fasste, als erwartet. Er und sein Führungsstab
verließen den Saal 13 Minuten, ehe der Sprengsatz explodierte. Fünf Jahre später probierte ein
weiterer Mann erfolglos, der Tyrannei Hitlers ein Ende zu setzen. Claus Schenk Graf von
Stauffenberg deponierte ebenfalls einen Sprengsatz bei einem Treffen der NS-Führung,
jedoch wurde Hitler bei diesem Attentat auch nur leicht verletzt.

Am 27. Januar 1945 befreite die sowjetische Armee das Vernichtungslager in Auschwitz.
Dieser Tag ist bis heute ein internationaler Gedenktag der Opfer des Holocausts. Wenige
Monate später begeht Adolf Hitler aufgrund der aussichtslosen Lage Selbstmord. Am 8. Mai
1945 schlussendlich folgt die bedingungslose Kapitulation Deutschlands und der Zweite
Weltkrieg nimmt ein Ende. Deutschland wird in vier Besatzungszonen aufgeteilt, die
Hauptstadt Berlin wird gemeinsam von den vier alliierten Siegermächten verwaltet.

Im Jahre 1949 gründete sich im Westen Deutschlands die Bundesrepublik Deutschland. Kurze
Zeit später zog der sowjetisch besetzte Teil, der sich nicht an diesem Zusammenschluss
beteiligen durfte, nach, und schloss sich zur Deutschen Demokratischen Republik zusammen.
Diese Trennung wird sogar durch eine Mauer vollzogen, die jedoch im 1989 niedergerissen
wird und der Vereinigung von Ost- und Westdeutschland nicht mehr im Wege steht. 1990
vereinigen sich beide Teile offiziell zur Bundesrepublik Deutschland. Seither ist der 3.
Oktober ein Nationalfeiertag.

6. Sprachtest

Der Sprachtest ist ein fester Bestandteil der Einbürgerung. Er soll gewährleisten, dass eine
eingebürgerte Person sich in ausreichendem Umfang verständigen kann, um den Alltag in
Deutschland alleine bewältigen zu können. Außerdem wird großer Wert daraufgelegt, dass
auch das Verständnis des generellen Tagesgeschehens problemlos möglich ist. Gemeint ist
das Verfolgen und Verstehen von Nachrichtenberichten, Zeitungen und Ähnlichem.
Insgesamt werden passable Sprachkenntnisse für eine gute Integration vorausgesetzt. Um das
alltägliche Geschehen wahrnehmen und verfolgen zu können, sind diese unverzichtbar.
Insgesamt soll der Teilnehmer in der Lage sein, die deutsche Sprache akustisch verstehen und

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verarbeiten zu können. Schreiben und Lesen sind ebenfalls wesentliche Voraussetzungen.


Außerdem ist das wichtigste Kriterium die Möglichkeit der Teilnahme an Gesprächen, in
denen man sich auch zusammenhängend ausdrücken kann.

Für den Nachweis der entsprechenden Sprachkenntnisse gibt es eine Reihe von
Möglichkeiten, die größtenteils auch bereits angesprochen wurden. Die Teilnahme am
Sprachtest oder einer vergleichbaren Maßnahme, die zum Erwerb eines Sprachzertifikats der
Stufe B1 führt, ist eine Möglichkeit. Darüber hinaus können jedoch auch nachgewiesene
Kenntnisse durch die Teilnahme am deutschen Berufs- und Bildungswesen genügen. Dazu
zählt der mindestens vierjährige Besuch einer deutschsprachigen Schule, ein
Hauptschulabschluss oder höherer Bildungsabschluss, der in Deutschland erworben wurde,
sowie der Abschluss einer deutschsprachigen Berufsausbildung oder eines deutschsprachigen
Studiums.

Der Ablauf des Sprachtests muss dabei nicht einheitlich sein. Der Aufbau kann sich von
Bundesland zu Bundesland unterscheiden. Das betrifft sowohl den Aufbau als auch die
Kosten des entsprechenden Tests. Bindend ist als Kriterium einzig das deutsche
Sprachzertifikat der Stufe B1. Darüber liegende Zertifikate der Stufen B2, C1 und C2 werden
ebenso anerkannt. Im Regelfall handelt es sich um Volkshochschulen, an denen der
Sprachtest absolviert werden kann. Aber auch andere Anbieter sind möglich. Die Anmeldung
zu einem Sprachtest sollte in der Regel vier bis acht Wochen vor der eigentlichen
Absolvierung durchgeführt werden. Manchmal ist es jedoch auch möglich, kurzfristiger
Restplätze oder frei gewordene Plätze zu besetzen. So kann eine Absolvierung des
Sprachtests möglicherweise auch schneller gelingen. Wer hingegen einen festen Termin hat
und diesen nicht wahrnehmen kann, sollte sich rechtzeitig davon wieder abmelden. In diesem
Fall kann eine Bearbeitungsgebühr von etwa 15 Euro entstehen. Zumindest werden aber die
Kosten für den eigentlichen Sprachtest gespart.

7. Vorbereitung und Mustertest

Sowohl für den Sprachtest als auch den Einbürgerungstest selbst ist eine ausführliche
Vorbereitung sinnvoll. Für beide Tests gibt es Vorbereitungskurse. Der in Kapitel 4f
beschriebene Integrationskurs umfasst insgesamt 600 Unterrichtseinheiten in Form eines
Sprachkurses und 60 Einheiten als Vorbereitung auf den Einbürgerungstest. Diese Kurse sind
sehr hilfreich dabei, die deutsche Sprache besser zu erlernen und die deutsche Kultur besser
zu verstehen. Allerdings sind sie aufgrund des großen Umfangs auch recht kostenintensiv,
was möglicherweise den einen oder anderen abschrecken könnte, daran teilzunehmen. Ist man
sich nicht sicher, ob man den Sprachtest bestehen würde, kann es helfen, einfach mit einem
Mitarbeiter der Beratungsstelle für Einbürgerung zu sprechen. Dieser kann das Sprachniveau
meist relativ gut einschätzen und Auskunft darüber geben, ob das Sprachniveau gut genug ist,
um den Sprachtest zu bestehen. Außerdem können im Regelfall auch beim Anbieter des
Sprachtests Übungsgespräche absolviert werden. Diese sollen genau die Anforderungen
prüfen, die auch im eigentlichen Sprachtest überprüft werden. So ist man möglichst gut darauf
vorbereitet, den Sprachtest letztlich tatsächlich zu bestehen.

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Der größte Tipp für die richtige Vorbereitung liegt allerdings im eigenen Alltag. Wer sich mit
der deutschen Sprache umgibt, lernt auch, sie zu verstehen und besser anzuwenden. Das kann
bei einfachen Dingen wie Fernsehen oder dem Hören von Nachrichten im Radio anfangen.
Lesen von deutschen Zeitungen, Zeitschriften und Büchern kann ebenfalls dazu beitragen, das
Sprachverständnis zu verbessern. Zuletzt sind es generell die Gespräche mit den
Mitmenschen, die das Sprachniveau auf ein anderes Level heben können. Der größte Vorteil:
Ist im Gespräch etwas unklar, kann auch immer leicht nachgefragt werden, was ein
bestimmtes Wort oder ein bestimmter Satz bedeutet. Auch kann man nachfragen, ob
bestimmte Dinge, die man sagt, korrekt und verständlich ausgedrückt werden. So lernt man,
im allgemeinen Umgang mit der deutschen Sprache auch umzugehen.

Für den Einbürgerungstest hingegen ist das Verstehen der Sprache eine wesentliche
Grundlage. Ist das Verständnis noch nicht gut genug ausgeprägt, ist es sinnvoll, sich zuerst
auf die sprachlichen Grundlagen zu beschränken. Erst danach macht es Sinn, sich inhaltlich
mit den Fragen des Einbürgerungstests auseinanderzusetzen. Nicht zuletzt deshalb teilt sich
ein Integrationskurs auch in 600 Unterrichtsstunden zum Erlernen neuer Sprachfähigkeiten
und nur 60 Stunden zur Vermittlung der Inhalte des Einbürgerungstests auf. Letztere können
als entsprechende Vorbereitung auf den Einbürgerungstest gesehen werden.
Wie bereits an anderer Stelle erläutert, kann sich der Einbürgerungstest aus einem Pool von
300 allgemeinen plus 10 speziell auf das Bundesland zugeschnittenen Fragen
zusammensetzen. Insgesamt werden letztlich 30 plus 3 Fragen im Test zur Beantwortung
gestellt. Bei korrekter Beantwortung von mehr als der Hälfte der Fragen, also 17, ist der Test
bestanden.

Der Vorteil für die Vorbereitung auf den Einbürgerungstest liegt darin, dass alle 300 Fragen
öffentlich zugänglich sind. Das bedeutet, man kann sich auf diese mit Antwortmöglichkeiten
vorbereiten. Je nachdem, wie fortgeschritten die Vorbereitung auf den Test ist, kann es Sinn
machen, zunächst alle 300 Fragen durchzugehen und zu schauen, welche
Antwortmöglichkeiten richtig sind. So entwickelt man im Laufe der Zeit ein Gespür für die
Fragen selbst, aber auch für die Systematik der Fragen. Zahlreiche Webportale bieten alle
Fragen in der Übersicht zur Ansicht an. Wer bei Google oder einer anderen Suchmaschine
„Einbürgerungstest Fragen“ eingibt, wird auf jeden Fall fündig. In Kürze finden Sie alle
Fragen und Antworten auch auf www.einbuergerungstest.biz.

Zusätzlich bieten einige Portale, wie einbuergerungstest.biz ab Februar 2017 auch einen
Onlinetest an. Dieser kann beliebig oft wiederholt werden und dient als hervorragende
Prüfungssimulation. Im Regelfall kann hier zunächst das jeweilige Bundesland ausgewählt
werden, in dem der Onlinetest absolviert wird. So werden auch drei korrekte
bundeslandspezifische Fragen in den Test integriert. Diese und die übrigen 30 Fragen werden
anschließend per Zufallsprinzip zusammengewürfelt. So ergibt sich jedes Mal ein
individueller Test, der neu absolviert werden kann. Viele dieser Angebote messen
automatisch das vorgegebene Zeitlimit von einer Stunde und beenden den Test anschließend
automatisch. Nach Abschluss des Probetests folgt eine Auswertung, wie viele Fragen richtig
beantwortet wurden. Sinnvoll ist es, sich genau anzuschauen, bei welchen Fragen Fehler
gemacht wurden. So wächst der Wissensschatz der Teilnehmer immer weiter und die
Vorbereitung auf den richtigen Einbürgerungstest schreitet voran. Wer sich schließlich bereit

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dazu fühlt, am echten Einbürgerungstest teilzunehmen, weiß um seine gute Vorbereitung. Im


Regelfall führt diese auch zu einem Bestehen des Tests.

8. Auswirkungen

Die tatsächlichen Auswirkungen des Einbürgerungstests sind insgesamt als überschaubar


einzustufen. Im Jahr 2008, als der bundeseinheitliche Einbürgerungstest eingeführt wurde,
war der Aufschrei unter einigen Volks- und Interessenverbänden groß, andere wiederum
hielten die Einführung für überfällig und alternativlos. Die umfassende öffentliche und
politische Diskussion soll im nächsten Kapitel näher erläutert werden. Wer allerdings die
reinen Zahlen betrachtet, wird zunächst allerdings wahrscheinlich etwas unbeeindruckt mit
den Achseln zucken. Die Auswirkungen sind nämlich eher kurzfristiger Natur gewesen. Hier
zunächst die reinen Zahlen:

Jahr Einbürgerungen Jahr Einbürgerungen Jahr Einbürgerungen


2000 186.688 2006 124.566 2012 112.348
2001 178.098 2007 113.030 2013 112.350
2002 154.547 2008 94.470 2014 108.420
2003 140.731 2009 96.122 2015 107.200
2004 127.153 2010 101.570
2005 117.241 2011 106.897

Durch Einführung des Staatsangehörigkeitsgesetzes aus dem Jahr 2000 erreichte die Zahl der
Einbürgerungen in diesem Jahr auch ihren Höchststand. Dieser lag bei fast 187.000
eingebürgerten Migranten. Dadurch, dass nun auch hier geborene Kinder ausländischer Eltern
die deutsche Staatsangehörigkeit annehmen konnten und es eine Übergangsregelung für zuvor
geborene Kinder gab, schnellte die Zahl der Einbürgerungen auf einmal hoch.

Dieser Boom zog sich in die folgenden Jahre fort, ebbte aber jeweils spürbar im Folgejahr ab.
Jahr für Jahr wurden es bis zum Jahr 2005 jeweils 8.000 bis 24.000 Einbürgerungen weniger
pro Jahr. Im Jahr 2006 folgte noch eine kurzfristige Zunahme, aber auch im Jahr 2007 folgte
wieder eine deutliche Abnahme von mehr als 11.000 Einbürgerungen.

Im Jahr 2008 schließlich, als der bundeseinheitlich verbindliche Einbürgerungstest eingeführt


wurde, gab es einen spürbaren Rückgang der Einbürgerungen um etwa 18.600. Dieser
Rückgang ist wahrscheinlich tatsächlich auf die neuen Anforderungen und Hindernisse
zurückzuführen. Allerdings liegt das vermutlich weniger an den Anforderungen selbst als
vielmehr an der Unsicherheit in Bezug auf den Umgang mit der neuen Regelung. Im Jahr
2009 folgte schließlich wieder eine Zunahme der Einbürgerungen, die sich in den Jahren 2012
und 2013 wieder auf dem Niveau aus dem Jahr 2007 bewegten. Somit gar spätestens zu
diesem Zeitpunkt die reine absolute Auswirkung des Einbürgerungstests egalisiert.
Außerdem stellt sich die Frage, wie stark der Einfluss der Einführung des Einbürgerungstests
tatsächlich war. Schließlich sanken die Einbürgerungen vom Höchststand im Jahr 2000 mit
Ausnahme des Jahres 2006 stetig und deutlich. Im Jahr 2007 war die Zahl der Einbürgerungen
gegenüber dem Jahr 2000 mittlerweile um 40 Prozent abgefallen. Das zeigt den eindeutig

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schon vor dem Einbürgerungstest rückläufigen Trend in Bezug auf die Einbürgerungen
deutlich auf. Dass der Rückgang vom Jahr 2007 auf das Jahr 2008 von rund 16,4 Prozent mit
auf den Einbürgerungstest zurückzuführen ist, ist relativ unstrittig. Allerdings zeigte sich
direkt mit dem leichten Anstieg im Jahr 2009 die Möglichkeit, dass dies eventuell nicht von
langer Dauer sein würde. In den Folgejahren bestätigte sich dieses Ergebnis. Die einzige
leichte Veränderung, die auch ungefähr in diesen Zeitraum fällt, ist die Umkehrung des
Verhältnisses der Geschlechter. Seit dem Jahr 2000 waren es tendenziell – teils deutlich –
mehr Männer, die in Deutschland eingebürgert wurden. Allerdings ist die erstmalige Umkehr
dieses Verhältnisses zugunsten der Frauen auch bereits im Jahr 2007 – und damit vor
Einführung des Einbürgerungstests – erkennbar. Hierfür scheinen andere Gründe eine Rolle
zu spielen, möglicherweise ein demografischer Wandel im Hinblick auf das Interesse einer
Einbürgerung oder Ähnliches.

Nach aktuellen Zahlen ist das auch kein wirkliches Wunder. Schließlich sind die Fragen für
den Einbürgerungstest öffentlich zugänglich und jeder kann sich gut darauf vorbereiten. Der
Zeitfaktor von 60 Minuten für die Prüfung spielt absolut keine Rolle. Wer sich sprachlich und
inhaltlich gut darauf vorbereitet, kann den Test auch in 15 bis 20 Minuten absolvieren. So
bestehen 98 Prozent der Teilnehmer den Test auch direkt im ersten Versuch. Und wer ihn
nicht besteht, kann ihn jederzeit wiederholen. Entsprechend niedrig ist auch die Hürde
angesetzt, den Einbürgerungstest tatsächlich schaffen zu können. Wer eingebürgert werden
möchte, der schafft diesen auch. Somit stellt sich automatisch auch ein bisschen die Frage
nach der tatsächlichen Sinnhaltigkeit des Tests. Vom grundsätzlichen Prinzip her kann man
sicherlich auch der Meinung sein, dass es ein sinnvolles Konstrukt ist. Aber wenn es keinerlei
spürbare Auswirkungen hat, inwiefern ist es dann als Instrument hilfreich, die grundsätzliche
Integrationsbereitschaft eines Migranten zu überprüfen? Zumindest die Auseinandersetzung
mit der Kultur und den Werten der Bundesrepublik Deutschland wird jedoch auf jeden Fall
gefördert. Somit liegt die Antwort auf diese Frage – wie bei allem – wahrscheinlich weder
komplett auf der einen, noch komplett auf der anderen Seite.

Der tendenzielle absolute Rückgang der Einbürgerungen dürfte also andere Gründe haben. Im
Jahr 2014 beispielsweise ließen sich nur 2,2 Prozent der Ausländer, die die Berechtigung dazu
hatten, auch tatsächlich einbürgern. Diese Zahl liegt seit Jahren zwischen etwa 2 und 3
Prozent, also relativ konstant im niedrigen Bereich. Zwar kann die Tendenz je nach
Bundesland noch einmal nach oben oder nach unten tendieren, der bundeseinheitliche Schnitt
liegt jedoch äußerst konstant.

9. Öffentliche Diskussion

Die öffentliche Diskussion des Einbürgerungstests selbst ist – wie bereits angeschnitten – vom
Prinzip her nicht sonderlich umfangreich. Einige Interessenverbände empfanden ihn als
diskriminierend und ungerecht, andere begrüßten ihn als willkommenen Schritt, um die
Integration voranzutreiben. Wie im letzten Kapitel verdeutlicht, ist von den Konsequenzen

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eigentlich gar nicht mehr wirklich etwas spürbar. Insgesamt ist einfach das generelle Interesse
für die Einbürgerung relativ gering ausgeprägt.

Gerade im Hinblick auf aktuelle politische und bürgerliche Entwicklungen ist die Diskussion
über den Einbürgerungstest jedoch in einen größeren Rahmen, nämlich den der Migration
generell, zu stellen. Möglicherweise nimmt der eine oder andere an, dass sich diese
Entwicklung erst mit der Flüchtlingskrise zugespitzt hat. Das ist allerdings definitiv nicht der
Fall. Entwicklungen wie Pegida, das starke Abschneiden der AFD et cetera sind schon
weitaus früher festzustellen. Natürlich mag es sein, dass solche Entwicklungen durch die
Flüchtlingskrise unterfüttert werden – der Ursprung ist sie jedoch definitiv nicht. Genauso
dürfen jedoch neben den nationalistischen Entwicklungen die Gegenbewegungen und
politischen Gegenmaßnahmen nicht vergessen werden. Diese gehören nämlich ebenso zur
öffentlichen und politischen Diskussion. Die folgenden Abschnitte versuchen daher, einen
Überblick über die öffentliche und politische Diskussion im Hinblick auf die Einbürgerung
und Migration generell zu geben.

a. Wahrnehmung in der Öffentlichkeit

Wie bereits erwähnt, war die Diskussion zur Einführung des Einbürgerungstests relativ
unspektakulär. Während ausländische Interessenverbände ihn als diskriminierend und
ausländerfeindlich einstuften, wurde er hierzulande eher begrüßt.

Politisch war die Argumentation stets die, dass ein Bekenntnis zu den Werten des
Grundgesetzes und eine differenzierte Auseinandersetzung mit den hier herrschenden
Moralvorstellungen zwingende Voraussetzung für Integration und damit auch eine
Einbürgerung seien.

In einer Umfrage aus dem Jahr 2010 beispielsweise begrüßten zwei Drittel der Deutschen die
Einführung des Einbürgerungstests. Mittlerweile sind eigentlich auch alle Proteste von
Interessenverbänden komplett abgeebbt, was sicherlich auch auf die praktisch kaum spürbare
Auswirkung des Tests auf die Einbürgerung zurückzuführen ist.

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10. Fazit

Die Einbürgerung selbst ist ein Prozess, der mittlerweile mehr als je zuvor bürokratischen
Vorgaben unterlegen ist. Dazu hat vor allem auch der Einbürgerungstest beigetragen. Es
handelt sich um einen Test, der dazu beitragen soll, die Integration von Migranten zu fördern
und zu fordern. Die Aussage ist unmissverständlich: Wer sich dauerhaft als Deutscher hier
aufhalten möchte, muss sich mit den juristischen und moralischen Vorstellungen des Landes
auseinandersetzen und diese achten. Es dürfen keine Aktivitäten gegen Deutschland oder
seine Verfassung vorangetrieben werden.

So gab es im Jahr 2008 die bundeseinheitliche Regelung zum Einbürgerungstest. In diesem


Jahr nahm auch die Zahl der Einbürgerungen spürbar ab. Allerdings hatte das vermutlich
mehr damit zu tun, dass die Neuregelung bei allen etwas Unsicherheit hervorrief. Schnell
stellte sich heraus, dass der Einbürgerungstest gar nicht so fordernd ist, wie man das
möglicherweise im Vorfeld erwartet hätte. Etwa 98 Prozent aller Absolventen des Tests
schaffen ihn auf jeden Fall im ersten Anlauf. Mit einer Teilnahmegebühr von 25 Euro ist auch
der finanzielle Aufwand für die Teilnahme absolut überschaubar. Gerade wenn man
berücksichtigt, welche enormen Kosten bei einer Einbürgerung anfallen können, fällt dieser
Posten kaum noch ins Gewicht. Und so hat sich die Zahl der Einbürgerungen gegenüber dem
Jahr 2007 auch relativ schnell wieder normalisiert.

Die Frage, die sich auf der anderen Seite stellt, ist die, ob der Einbürgerungstest tatsächlich
auch die Integration verbessert. Zwar verlangt er eine gewisse Vorbereitung, im Test selbst
können allein 300 verschiedene Fragen des Grundpools auftreten. Allerdings ist es auch nicht
so, dass sich unbedingt jeder, der das Recht dazu hätte, auch einbürgern lassen würde. Im
Gegenteil: Im Jahr 2014 ließen sich nur 2,2 Prozent der dazu berechtigten Ausländer
tatsächlich auch einbürgern. Das deutet darauf hin, dass das Interesse an der deutschen
Staatsbürgerschaft nicht unbedingt sonderlich groß ist. Das wiederum bedeutet auch, dass
höchstwahrscheinlich der Bruchteil der Migranten, die dieses Interesse haben, wahrscheinlich
auch ohne Einbürgerungstest ein vergleichbares Wissen über die Bundesrepublik Deutschland
hätte. Inwiefern dieser Test also dazu beiträgt, dass eine tatsächliche Integration funktionieren
kann, ist fraglich.

Was jedoch zwangsläufig gefördert wird, ist zumindest die Auseinandersetzung mit den
entsprechenden Themengebieten. Höchstwahrscheinlich werden die wenigsten Teilnehmer
des Tests völlig unvorbereitet hineingehen, sondern sich zumindest im Internet einmal die
dort zugänglichen Fragen anschauen. Das könnte zumindest in Grundzügen das Bewusstsein
für die dort vermittelten Inhalte und Wertvorstellungen schärfen.

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