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1) Analysieren sie genau die Entwicklung der deutschen Sprache!

Beschreiben sie
hierbei die Entwicklung vom Indogermanischen bis zur 2. Lautverschiebung. Gehen
sie dabei auch auf die Indogermanischen Literaturdenkmäler ein.

Viele europäische und asiatische Völker besitzen die gleiche Ursprache, nämlich die
Sprache der Indogermanen.

Die Indogermanen:
In ihrem Namen sind die östlichsten und westlichsten Verwandten verbunden
(östl.: Inder, westl.: Germanen Indogermanen)

Indogermanische Sprachen:
• Keine schriftlichen Denkmäler, muss erschlossen (rekonstruiert) werden –
hypothetische Rekonstruktion.
• Durch Abwanderung der Indogermanen aus ihrer Urheimat in weit entfernte
Regionen (Gangesdelta & Atlantikküste) wird das Ur – Indogermanische in
selbstständige Sprachen (durch Lautänderungen) aufgespaltet.
• Diese Lautänderungen werden durch Änderung der Betonung und Einfluss
von Nachbarlauten spontan hervorgerufen.
• Das Indogermanische Zerfällt in 2 große Stämme:
o KENTUMSPRACHE: Griechisch, Italisch, Keltisch, Germanisch
o SATEMSPRACHE: Indo – Iranisch, Armenisch, Baltisch, Slawisch

Das Griechische wird zur Sprache berühmter Dichter und Philosophen, stirbt aber in
seiner Urform aus und wird zur Quelle der neugriechischen Sprache. Sie gilt heute
als tote Sprache.

Das Italische wird über das Latein der Römer zu einer Weltsprache, stirbt aber
ebenso in seiner Urform aus.
Aus dem Lateinischen entwickeln sich die Romanischen Sprachen:
Italienische, Portugiesische, Französische, Provenzalische, Rätoromanische (in
einzelnen Gebirgsdörfern in der Schweiz) und Rumänische (weißt aber auch
slawische Einflüsse auf).

Das Keltische lebt heute als Volkssprache in Wales, Irland, Schottland und der
Bretagne fort.

Das Slawische kann in 3 Gruppen aufgeteilt werden:


• Ostslawische (von Russen gesprochen)
• Westslawische (von Ukrainern, Polen, Tschechen, Slowaken gesprochen)
• Südslawische (von Bulgaren, Serben, Kroaten, Slowenen gesprochen)

Die Germanische Sprachgruppe wird in der Mitte des 1. Jahrtausends v. Chr. mit
der 1. Lautverschiebung von der idg. Sprache getrennt. Trotz mundartlicher
Unterschiede wird das Urgermanische bis ins 3. Jh. als Grundsprache der Germanen
angesehen. Die völkerwanderung bewirkt den Zerfall des Ug. in die ost, nord und
westgermanische Sprachfamilie.
Ostgermanische:
Goten, Vandalen, Burgunder (ostgermanischen Völkerwanderungsstämme)
Älteste Literaturdenkmal: Runenschrift auf dem Lanzenblatt.
Das älteste Literaturdenkmal in gotischer Schrift und das bedeutendste der
Ostgermanischen ist die Wulfilabibel (4. Jh. n. Chr.)

Nordgermanische (Skandinavische):
Besitzt bis 800 als einheitliche Sprachform das Altnordische (älteste
Sprachdenkmäler: Runeninschriften).
Altnordische zerfällt in die Sprachen der Isländer, Dänen, Norweger, Schweden.
In Island, das bedeutendste Literaturdenkmal „Edda“.

Westgermanische:
Umfasst das Angelsächsische und Deutsche.
Bedeutendstes Literaturdenkmal ist in altsächsischer Sprache der „Heliand“. (Jesus
als König und Krieger dargestellt).

Das Deutsche teilt sich in das Hochdeutsche und das Niederdeutsche auf. (Urform
nicht bekannt)

Das Nd. verändert den b – Laut wie das Hd. in ein D, enthält statt des Mhd. „ei“ ein
„ee“ (z.B.: mhd. Stein = Nd. Steen). Dem Nd. fehlen die Diphthongierung (Diphthong
= Selbstlaut) vom Mhd. zum Nhd.
Es zerfällt in das Niederfränkische (später Holländische – in Belgien: Flämisch
genannt) und das Niedersächsische.

Je nach Grad der 2. Lautverschiebung lassen sich 2 Mundartgruppen unterscheiden:


• Mitteldeutsch
• Oberdeutsch

Das Oberdeutsche umfasst das Oberfränkische, das Schwäbisch – Alemannische


und das Bayrisch – Österreichische. Es macht die 2.Lautverschiebung vollständig
mit.

Das Hd. Lässt sich in 3 Stufen einteilen:


Althochdeutsch (Ahd.) von 800 – 1050
Mittelhochdeutsch (Mhd.) von 1050 – 1400
Neuhochdeutsch (Nhd.) von 1400 bis heute

1. germanische Lautverschiebung (Mitte des 1. Jahrtausends):


Umfasst die spontane lautliche Veränderung der idg. Verschlusslaute im
Germanischen, erstreckt sich über den gesamten germ. Sprachraum.

Es verläuft in 3 Hauptabschnitten:
Abfolge Idg. -> Germ. Idg. -> Germ.
1. Abschnitt bh -> b bhrato -> engl. Brother
2. Abschnitt b -> p lat. labium -> engl. lip
3. Abschnitt p -> f lat. pater -> engl. Father
Indogermanische Literaturdenkmäler:
Die Veden (sanskrit = Heiliges Wissen) sind als „heilige Bücher“ der indischen
Religion in dem Sanskrit (altindische Schriftsprache) abgefasst.

Die gotische Bibelübersetzung:


Bischof Wulfila übersetzte um 370 die Heilige Schrift ins Gotische.
Diese Bibelübersetzung gehört zu den größten Übersetzungsleistungen der
Weltliteratur. Wulfila musste für sein Werk aus dem griechischen Alphabet und den
germanischen Runenzeichen eine eigene Schrift schaffen.
 Verbreitung des Christentums
Das größte Bruchstück ist aus dem „Codex argentus“ erhalten, der sich heute in
Uppsala befindet und Bruchstücke aus den 4 Evangelien enthält.

Darstellung:
Auf rotem Grund heben sich leuchtend die Buchstaben in Silber und Gold ab.
(deswegen: Silberkodex)
Aus dieser Handschrift erkennen wir die genaue Sprache der Goten. Sie
beschäftigten sich viel mit der Übersetzung, dies beweisen die Randglossen
(persönliche Kommentare/ Randbemerkungen).
Aus den Mailänder Handschriften lässt sich schließen, dass beim Gottesdienst
Abschnitte aus der Bibel vorgelesen wurden.
2) Charakterisieren Sie die Entwicklung der deutschen Sprache! Beschreiben sie
hierbei die Entwicklung der 2. Lautverschiebung bis zur Gegenwart.

Die 2. Lautverschiebung:
Verändert die germanischen Verschlusslaute, dauert von 500 – 750, dringt von
Süddeutschland bis zur Benrather Linie vor (Düsseldorf – Kassel – Frankfurt/Oder).
Sie erfasst vollständig den oberdeutschen Raum, den mitteldeutschen Raum
teilweise und umfasst folgende Verschiebungsvorgänge:
Im Anlaut und nach Konsonanten Beispiele/Anlaut Beispiele nach Konsonant
germ. -> hd. engl. -> nhd engl. nd. -> nhd.
p -> pf pound -> Pfund engl. apple -> Apfel

Nach Vokalen Beispiele/Inlaut Beispiele/Auslaut


germ. -> hd. engl. -> nhd. engl. -> nhd.
p -> f open -> offen ship ->Schiff
t -> s (ss) water -> Wasser it -> es
k -> h (ch) make -> machen cook -> Koch

Gesamthochdeutsche Lautänderung:

Sie ist die Verschiebung des germanischen Φ – Lautes zum d – Laut (engl. Three 
nhd. Drei).
Diese Verschiebung beginnt nach der 2. Lautverschiebung und ist 1400
abgeschlossen.
mhd. (Langvokale) -> nhd. Beispiele mhd. -> nhd.
î -> ei mîn -> mein
û -> au hûs -> Haus
iu (ü) -> eu hiute -> heute

Die 2. nhd. Monophthongierung:


mhd. (Zwielaute) -> nhd. Beispiele mhd. -> nhd.
ie -> ie liep -> lieb
uo -> u guot -> gut
üe -> ü güetec -> gütig

Bedeutungsänderung:
Im Laufe der Zeit können Worte ihre ursprüngliche Bedeutung verändern. Es gibt
dabei 4 Änderungsmöglichkeiten:
Bedeutung
Art der Änderung Begriff früher jetzt
1. Bedeutungs - Verengung Geweher alle Verteidigungswaffen Schießgewehr
2. Bedeutungs - Erweiterung bereit zum Reisen fertig zu allem bereit
3. Bedeutungs - Veredelung Marschall Pferdeaufseher Offizier
4. Bedeutungs - Verschlechterung Knecht Jungmann Dienstmann
21) Analysieren Sie das Dokumentartheater am Beispiel von Peter Weiss und Rolf
Hochhuth.

Das dokumentarische Theater:


Darin dient dokumentarisches Material (Akten, Briefe, Memoiren, Reden) zur
montageartigen Darstellung von politischen Themen der jüngsten Vergangenheit
oder der Gegenwart.
„Dantons Tod“ von Georg Büchner und „Die letzten Tage der Menschheit“ von Karl
Kraus sind die Vorläufer dieser dramatischen Gattung. Weitere Beispiele für das
dokumentarische Theater sind : „Die Ermittlung“ von Peter Weiss und „Die Plebeyer
proben den Aufstand“ von Günther Grass

Rolf Hochhuth
hat mit seinem Schauspiel „Der Stellvertreter“, mit Papst Pius XII als Hauptperson,
seinen größten Erfolg. Es darin um das Problem moralischer Entscheidungen
während des dritten Reiches.
In „Soldaten. Nekrolog auf Genf“ (Tragödie) steht Winston Churchill im Mittelpunkt.
„Tod eines Jägers“ (pausenloser Monolog) hat den Freitod von Ernest Hemingway
zum Thema.
Er hatte auch epische Werke: „Eine Liebe in Deutschland“ , „Tell 38“.
Diese Werke weisen die Technik der Montage auf!

In seinem kritischen Essay – Band (wissenschaftlicher Aufsatz) „Räuber Rede“


wendet er sich gegen die Trennung von Kunst und Politik.
Die Essay – Sammlung „Täter und Denker – Profile aus Literatur und Geschichte“
reicht von Caesar bis Ernst jünger, Bismarck, Churchill, Jaspers bis Mozart.

Peter Weiss
lebt in Schweden und wird Schriftsteller, Maler und Grafiker.
„Die Versicherung“ zeigt einen Polizeipräsidenten, der, in einer Zeit voller
Unsicherheit, auf einer Abendgesellschaft eine Versicherung gegen jede
Schwierigkeit abschließen will und bringt Bilder von Totentänzen bürgerlicher Kultur.

Sensationeller Erfolg durch: „Die Verfolgung und Ermordung von Jean Paul
Marat“ (dargestellt durch die Schauspielgruppe des Hospizes zu Charenton unter
Anleitung des Herrn Sade). Es spielt in einem Irrenhaus und hat Symbolkraft.

„Die Ermittlung“ ist ein Oratorium in 11 Gesängen. Es bringt eine szenische


Dokumentation des Auschwitz – Prozesses.

In „Hölderlein“ wird uns der Dichter der Klassik als sensibler Revolutionär gezeigt,
der psychisch zerbricht, als die Revolution scheitert. Am Ende seines Lebens sieht er
in Karl Marx den Vollstrecker seiner Visionen.

Dieter Forte
Schrieb „Martin Luther & Thomas Münzer oder die Entführung der Buchhaltung“.
Darin geht es um das Verhältnis des Reformators zu Macht und zur Revolution
(Eigentlicher Sieger: Bankier Fugger).
Weitere Werke: „Jean Henri Dunant“ (Begründer des Roten Kreuzes), „Kaspar
Hausers Tod“ (einer der größten ungelösten Kriminalfälle – MYTHOS!)
Tankred Dorst
Brach das Studium der Germanistik, der Theaterwissenschaft und der
Kunstgeschichte an der Uni München ab. Danach ist er zuerst Verlagslektor und lebt
als freier Schriftsteller in München.
Die Form seiner Stücke ist vielfältig. Beeinflusst von Giraudoux, Ionesco und Beckett
verfasst er zuerst romantisch – fantastische und groteske Einakter.
In „Toller, Szenen aus einer deutschen Revolution“ (historisch – literarische Montage
aus Zeitdokumenten, Kommentaren, Songs und kabarettistischen Intermezzi) ist der
Protagonist ein Schriftsteller, der Politik mit Theater verwechselt.

Weitere Werke:
Szenische Bearbeitung von Falladas „Kleiner Mann, was nun?“
„Merlin oder das wüste land“ (mit Gestalten der Artussage) bringt mit den Mitteln des
epischen Theaters die Parabel von der Verwüstung der Welt im Namen einer Idee.

„Ich, Feuerbach“ = gescheiterte Schauspielerexistenz


„Heinrich oder die Schmerzen der Fantasie“ (basiert auf Erzählungen)

„Die Reise nach Settin“ (zeitgeschichtlicher Rückblick). Dabei wird von einer
faschistischen Jugend erzählt, die sich von der Idee des Krieges als faszinierendes
Spiel um Leben und Tod begeistern lässt. Der 2. Teil dieses Stückes bringt eine
Party, die im Luftschutzkeller endet.
22) Kennzeichnen Sie das Schweizer Drama am Beispiel von Max Frisch und
Friedrich Dürrenmatt. Analysieren Sie das Leben dieser beiden Künstler und gehen
Sie genau auf deren Hauptwerke ein.

Max Frisch
Wurde in Zürich geboren, zunächst als Journalist tätig, später Architekt. Seine
Leidenschaft war das Malen.
Er setzt sich mit dem modernen Existenzialismus und der Schizophrenie unserer Zeit
auseinander.

Hauptthema seiner Dichtung: Die Flucht des Menschen vor der Wirklichkeit, die man
nicht sehen will, vor der eigenen Stimme in eine Welt leerer Geschäftigkeit, in das
Spießertum eines satten Bürgerlebens.
In dieser Dichtung werden die Menschen von einem anonymen „ES“ jenseits ihrer
Selbst getrieben, sie werden zu Marionetten eines unbekannten Spielers, dem sie
nicht entrinnen können. Aber sie sind vom Verlangen nach Wahrheit, echter
Sittlichkeit und Freiheitsverlangen erfüllt. Aber es scheitert stets an ihrer Bindung an
Fremdes und Unbekanntes, an Schicksal und Zufall.
Diese Abgründe und Hintergründe will der Dichter aufdecken, um so den Weg zu
einem neuen Menschenbild freizumachen.

In seinen Dramen verwendet Frisch alle technischen Möglichkeiten, die das moderne
Theater Europas ausgebildet hat: Zeit – und Raumdurchbrechung, ein Ineinander
von Wirklichem, schizophrene Figurenspaltungen (wie bei E.T.A Hoffmann).
Für eingebaute Kommentare nimmt er den Chor. Er verwendet auch die direkte
Anrede an das Publikum (wie Brecht & Peter Handke).
Er will die Zuschauer dazu bringen, dass sie „nicht mehr ohne Antwort leben können,
ohne ihre Antwort, ihre eigene, die sie nur mit dem Leben selber geben können.

Frisch ist vom Willen zur Weltveränderung getragen, seine Stücke bringen
Gesellschafts – und Kulturkritik.
Brecht ist im Technischen sein Lehrmeister. Frisch erhofft sich den Aufstieg eines
neuen Menschen, während Brecht (war Kommunist) glaubt, eine nach der
marxistischen Ideologie veränderte Gesellschaft könne den Menschen ändern.
Er erwartet von der Änderung des Menschen von dessen Selbstbestimmung auf
echte Humanität eine Besserung der Gesellschaft.

Kurz gesagt:
Max Frisch ist davon überzeugt, dass der Mensch die Welt verändern kann und sich
somit auch die Gesellschaft ändern kann.

Seine Werke:
Der Mensch kann eingreifen und abwenden, wenn er Vernunft walten lässt und auf
die Stimme des Gewissens hört. Wenn er das nicht tut, kann er sich nicht auf die
Macht des Schicksals ausreden.
Frischs Stücke geben sich als Komödien, die als bittere Satire enden und
beschämende Wahrheiten übermitteln. Sie haben den Charakter von Parabeln.
„Don Juan oder die Liebe zur Gemoetrie“:
Die Frauen verfolgen Don Juan, nicht umgekehrt. Er sehn sich nach völliger Hingabe
an das Rein – Geistige. Er möchte sich von den Frauen freimachen und sich in ein
Kloster zurückziehen.
Seine Fluchtversuche scheitern und er landet im Ehestand.
(parodistische Verdrehung der Don Juan Gestalt)

„Biedermann und die Brandstifter – ein Lehrstück ohne Lehre“


Als Hörspiel geschrieben, für die Bühne umgearbeitet. Es stellt in dem Helden und
seiner Frau jenen Menschentyp auf die Bühne, der nicht wahrhaben will, dass
Brandstifter aller Art am Werk sind.

2 Landstreicher nisten sich im Bürgerhaus des Haarwasserfabrikanten Gottlieb


Biedermann ein (in der Stadt Seldwyla). Er glaubt nicht an Gefahren. Schließlich
legen die Landstreicher ein Feuer, welches die ganze Stadt zerstört. Biedermann
geht dabei zugrunde. In einem Nachspiel wird gezeigt, dass die Menschen aus
schweren Schicksalsschlägen nichts lernen.  „Zwar tötet das Feuer viel, ach, aber
nicht alle und änderte nichts“. Die Katastrophe wird vergessen und die Stadt wird,
schöner als vorher, neu aufgebaut.

„Andorra“
Predigtartiges Toleranzstück. Es geht um die Judenverfolgung. Das stück meint mit
Andorra jene Länder, die den fliehenden Juden im Krieg kein Asyl gewähren. Frisch
versucht zu beweisen, dass der sittliche Verfall eines politischen Regimes nicht auf
eine Nation beschränkt bleibt, sondern sich auf die ganze Menschheit auswirkt.
Das zentrale Problem bildet das „Sich – Selbst – Annehmen – Müssen“ des
Menschen.

Er schreibt auch epische Werke (3 Bildungsromane), in denen es um die


Selbstfindung des Menschen geht.

„Homo faber. Ein Bericht“


Walter Faber, Angestellter der UNESCO, berichtet in Ichform über die letzten 4
Monate seines Lebens. Er schildert das Scheitern eines „aufgeklärten“ Menschen,
sich von allen Bindungen an Transzendentes und Überindividuelles freizumachen.

„Stiller“
Künstler Stiller will nicht mehr Stiller sein. In die Schweiz zurückgekehrt, gibt er sich
als ein gewisser White aus. Seine Bekannten erkennen ihn und bringen ihn dazu,
das zu sein, was er war und nicht, was er gern gewesen wäre. Die Befreiung
misslingt, er wird wieder in sein früheres leben hinab gezogen. Er wird zur
Anerkennung seiner vergangenen taten gezwungen.

„Mein Name sei Gantenbein“


Gantenbein meint: Nur wenn man blind ist, kann man echten Kontakt finden. Er spielt
nach einem Autounfall den Blinden mit Blindenbrille und Blindenstock. Mit den
sehenden Augen hinter der Brille kontrolliert er seine Umwelt, ihre Lügen,
Verstellungen und Schamlosigkeiten. Diese Verhalten seiner Mitmenschen schreckt
ihn davon ab, Kontakte zu suchen. Er ist auf sich selbst angewiesen und macht
verschiedene Ich – Entwürfe, ohne aber sein eigenes Ich zu entdecken. Er bleibt
isoliert und ohne Kontakt mit anderen und ohne Wissen über sein eigenes Ich.
Friedrich Dürrenmatt
Ist Sohn eines protestantischen Pfarrers, studiert Philosophie, Theologie, arbeitet
aber dann als Grafiker und Zeichner. Lebt nach dem österreichischen Staatspreis für
Literatur als freier Schriftsteller am Neuenburger See.
In seinen Komödien bietet er Satire und Kritik der heutigen Gesellschaft. Die
Groteske ist für ihn die beste Spielform des Theaters. Er will die Menschen
wachrütteln, damit sie vor der drohenden Wirklichkeit nicht die Augen verschließen.
Er erkennt, dass es von ihm abhängt, ob die Menschheit der Brutalität hinfällt, oder
zu einer christlichen und humanitären Kultur zurückfindet.
Im Mittelpunkt seiner Dramen stehen nicht einzelne Menschen, sondern die Welt, die
aus den Fugen geraten ist. (Welttheater wie im Mittelalter)

Seine Kunstmittel stammen aus der grotesk – parodierenden Komödie eines


Aristophanes, eines Nestroy und auch aus Hugo v. Hofmannsthals „Jedermann“

Werke:
„Die Physiker“
Spielt in einem Irrenhaus mit 3 Physikern als Insassen. 2 Physiker sind als Spione
drinnen (Newton, Einstein), der 3. ist ein echter Physiker (Möbius). Er ist hinter das
Geheimnis der Schwerkraft gekommen und will es aber nicht Preis geben, wegen
den Folgen für die Menschheit. Jeder der 3 tötet eine Krankenschwester, als sie
ihnen zu nahe kam und kurz vor der Aufdeckung des „Spiels“ waren.
Später gaben Newton und Einstein zu, dass sie für Geheimdienste arbeiten. Möbius
hat gesagt, dass er die Manuskripte verbrannt hätte, weil die Menschheit nicht bereit
gewesen wäre für seine Entwicklung. Doch die Oberschwester Mathilda v. Zahnd hat
die Manuskripte kopiert und ein Imperium errichtet (sie wusste die ganze Zeit von der
wahren Identität der Physiker) und hatte das Irrenhaus in ein Gefängnis umgestaltet.

„Der besuch der alten Dame. Eine tragische Komödie“


Eine sehr reiche Amerikanerin (gleich einer alten Schicksalsgöttin) besucht, die von
ihr wirtschaftlich zugrunde gerichtete Heimatstadt in der Schweiz. Sie wird mit
fürstlichen Ehren empfangen.
Sie fordert Gerechtigkeit und will den Tod ihres ehemaligen Geliebten ILL, der sie als
junges Mädchen verführt, sie verlassen und seine Schuld verleugnet hat. Sie bietet
Geld für die Ermordung. Jeder (Arzt, Polizist, Pfarrer, Bürgermeister, Lehrer) fällt von
der Humanität ab und sind bereit für Geld, die Menschlichkeit zu verkaufen. Sie
verurteilen und töten ihren Mitmenschen. Die alte Dame reist befriedigt ab und die
Bürger schwingen den Scheck, den sie hinterlassen hat.

Das Stück ist mehr als eine bloße Satire auf die Käuflichkeit der Welt. Die Abkehr der
modernen Gesellschaft vom lebendigen Christentum wird erschüttern aufgedeckt.

Epik - Hörspiele
Neben seinen Dramen schrieb er auch Kriminalromane, wie „Der Richter und sein
Henker“ oder „Der Verdacht“

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