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Der Begriff der „Kopenhagener Interpretation“ wurde erstmals 1955 in einem Essay

von Werner Heisenberg als Bezeichnung für eine vereinheitlichte Interpretation der
Quantenmechanik verwendet,[24] wobei Heisenberg weder in diesem Artikel noch in
späteren Veröffentlichungen eine präzise Definition dieser Interpretation
formulierte.[25] Dieses Fehlen einer autoritativen Quelle und der Umstand, dass die
Konzepte Heisenbergs, Bohrs und der anderen Gründungsväter der Kopenhagener
Interpretation in einigen Aspekten untereinander unverträglich sind,[26][27][28]
[29] führten dazu, dass heute unter dem Begriff der „Kopenhagener Interpretation“
ein breites Spektrum verschiedener Interpretationsvarianten subsumiert wird.

Niels Bohr

Niels Bohr in Diskussion mit Einstein

Ein besonderes Kennzeichen von Bohrs Interpretation ist seine Betonung der Rolle
der klassischen Physik bei der Beschreibung von Naturphänomenen. Demnach wird zur
Beschreibung von Beobachtungsergebnissen – wie wenig der untersuchte Vorgang auch
mit der klassischen Mechanik zu tun haben mag – notwendig die klassische
Terminologie benutzt. So spricht man beispielsweise von Zählraten beim Nachweis von
Teilchen an einem Detektor. Messvorrichtungen und Messergebnisse sind prinzipiell
nur in der Sprache der klassischen Physik beschreibbar. Für eine vollständige
Beschreibung eines physikalischen Phänomens muss daher die quantenmechanische
Beschreibung mikroskopischer Systeme um die Beschreibung der verwendeten
Messapparatur ergänzt werden. Hierbei spielt die Messapparatur nicht nur die
passive Rolle eines losgelösten Beobachters (siehe oben), vielmehr ist jeder
Messvorgang gemäß dem Quantenpostulat[30] unvermeidlich mit einer Wechselwirkung
zwischen Quantenobjekt und Messapparatur verbunden. Je nach verwendeter
Messvorrichtung weist das Gesamtsystem (Quantenobjekt + Messvorrichtung) daher
unterschiedliche komplementäre Eigenschaften auf (siehe Komplementaritätsprinzip).
Da z. B. die Messung der Position und die Messung des Impulses eines Teilchens
unterschiedliche Messvorrichtungen erfordern, stellen Position und Impuls zwei
unterschiedliche Phänomene dar, die grundsätzlich nicht in einer einheitlichen
Beschreibung zusammengefasst werden können.

Bohr verneinte die Möglichkeit einer realistischen Interpretation der


Quantenmechanik. Er betrachtete das Komplementaritätsprinzip als eine prinzipielle
epistemologische Grenze und lehnte daher ontologische Aussagen über die
„Quantenwelt“ ab.[3] Auch zum Formalismus der Quantenmechanik hatte Bohr eine rein
instrumentalistische Einstellung, die Wellenfunktion war für ihn nicht mehr als ein
mathematisches Hilfsmittel zur Berechnung der Erwartungswerte von Messgrößen unter
wohldefinierten experimentellen Bedingungen.

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