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Adventskalender Deutsch als Fremdsprache

Türchen 24: Kartoffelsalat

Da haben wir den Salat


Was die Deutschen Heiligabend am liebsten essen
Eine Erhebung aus dem Jahr 2016 ergab, dass am Heiligabend in 45% aller deutschen Haushalte
Kartoffelsalat und Würstchen auf dem Tisch stehen. Ähnliche Umfragen kommen auf vergleichbare
Ergebnisse. Aber auch, wenn die Rezepte für den Kartoffelsalat regional sehr verschieden sind, ist klar
– es ist das beliebteste Gericht am 24. Dezember. Abgeschlagen landen auf weiteren Plätzen mit
Raclette und Fondue zwei Gerichte, die gut zum geselligen Miteinander passen. Und es gibt auch
einige Familien, die mit den festlichen Gerichten wie Gänsebraten oder Karpfen nicht bis zum ersten
Feiertag warten wollen.

Aber warum Kartoffelsalat, den man jeden Tag haben kann, weil seine Zubereitung wirklich
unproblematisch ist? In diesem Fall siegt tatsächlich pragmatisches Handeln über die weihnachtliche
Stimmung. Gerade an einem Tag, an dem vielleicht noch letzte Geschenke besorgt und eingepackt
werden, der Baum geschmückt wird und selten gesehene Familienmitglieder empfangen werden,
bleibt meist keine Zeit und Muße für ein aufwändiges Gericht. Wie gut, dass der Kartoffelsalat
besonders gut schmeckt, wenn er schon am Vorabend zubereitet wird; die Würstchen sind dazu
© 2018 Cornelsen Verlag GmbH, Berlin

schnell warmgemacht. Man kann ihn schon mittags essen, auch vor oder nach der Bescherung, ohne
Alle Rechte vorbehalten.

sich an einen festen Zeitplan zu halten.


Und so, wie Kartoffelsalat und Würstchen die Hauptmahlzeit bestimmen, gibt es neben Plätzchen in
sehr vielen Familien auch zum Kaffeetrinken einen Klassiker. Einen Stollen. Oder doch eine Stolle? Der
Duden lässt beide Genera zu, wohl weil man das althochdeutsche „stollo“ sowohl mit „der Pfosten“
wie auch als „die Stütze“ übersetzen kann. Im Zusammenhang mit Weihnachten taucht der Begriff
schon im frühen 14. Jahrhundert auf. Und auch, wenn das Innungsprivileg der Naumburger Bäcker von
1329 leider nicht mehr im Original erhalten ist, kann man in einer Übertragung ins Deutsche aus dem
16. Jahrhundert lesen, dass dem Bischof „an des heiligen Crist[us] Abende zwey lange weyssene
Brothe, die man Stollen nennet, gemacht von eynem halben Scheffel Weysses…“ zu übergeben seien.
Der traditionelle Dresdner Christstollen ist nach wie vor der berühmteste Stollen der Welt. Dass er
maskulin ist, hängt auch mit der Bergbaugeschichte Sachsens zusammen – erinnert er in seiner Form
doch an den gleichnamigen Gang im Bergwerk.
Dass die Stolle in anderen Landesteilen weiblichen Geschlechts ist, liegt möglicherweise auch daran,
dass man sich im Norden Deutschlands eher eine „Stulle“ schmiert, wenn man eine Scheibe Brot essen
will. So ganz sicher sind sich die Etymologen da aber nicht.

Ob Sie nun aber den Stollen oder die Stolle essen: Seien Sie etwas zurückhaltend. Der Hefeteig mit viel
Butter, Zucker, Rosinen, Marzipan oder Mohn macht sehr satt. Und dann schaffen Sie später vielleicht
den Kartoffelsalat nicht mehr.

Wir wünschen Ihnen einen guten Appetit.

Autor: Steffen Eitze Seite 1 von 1

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