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Universität Passau

Lehrstuhl für Vergleichende europäische Kulturwissenschaft:


Theorien und Methoden
Wintersemester 2024
47940 Pro- und Hauptseminar: Avantgarde: Frauen um 1900
Dozentin Nina Riedler

Tanz zwischen zwei Kulturen


Münchner/Deutsche Kunst und ihr Einfluss auf den bulgarischen Avantgarde-Stil

Erdeklian, Vartuhi
European Studies, Schwerpunktmodulgruppe Slawische Literaturen und Kulturen

Abgabedatum: 15.03.2024

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Inhalt
Einleitung ................................................................................................................................... 3
Elena Karamichailova ................................................................................................................ 4
Kunstgalerie "Elena Karamichailova".................................................................................... 5
Schlussfolgerung ..................................................................................................................... 5
Ihre Werke.............................................................................................................................. 6
Elisaveta Konsulova-Vazova ....................................................................................................... 6
Schlussfolgerung ..................................................................................................................... 8
Ihre Werke.............................................................................................................................. 8
Bistra Vinarova .......................................................................................................................... 9
Schlussfolgerung ................................................................................................................... 10
Ihre Werke............................................................................................................................ 11
Die Gesellschaft der Künstlerinnen in Bulgarien ...................................................................... 12
Fazit.......................................................................................................................................... 13
Leseverzeichnis:........................................................................................................................ 14
Medienverzeichnis: ................................................................................................................... 14

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Einleitung
In dieser Arbeit werden wir über die Avantgarde sprechen, aber nicht über die berühmte
Avantgarde, wie wir sie von Van Gogh oder Picasso kennen, sondern über weniger berühmte
Künstler aus einem Land, das zu Beginn des 20. Jahrhunderts gerade seine Unabhängigkeit
und seine Stimme wiedererlangte, nämlich Bulgarien.
Die bulgarische Avantgarde war eine aufregende und transformative Periode in der dortigen
Kunstgeschichte, geprägt von kreativer Innovation, experimenteller Freiheit und kulturellem
Aufbruch. Während dieser Zeit durchlief die bulgarische Kunstszene eine bemerkenswerte
Entwicklung, die von vielfältigen Einflüssen und Bewegungen geprägt war.
Der Kubismus, der in Frankreich entstand, fand beispielsweise in Bulgarien Anhänger wie
Sirak Skitnik und Ivan Milev, die abstrakten Formen und geometrische Strukturen in ihren
Gemälden verwendeten. Der Expressionismus, der seine Wurzeln in Deutschland hatte,
wurde von Künstlern wie Svetlin Rusev und Bistra Vinarova aufgenommen, die starken
Emotionen und persönliche Ausdrucksformen in ihre Werke einfließen ließen.
Insgesamt war die bulgarische Avantgarde des 20. Jahrhunderts eine dynamische und
vielseitige Bewegung, die die Grenzen der traditionellen Kunst aufbrach und neue Wege der
künstlerischen Ausdrucksformen erforschte. Durch die Integration verschiedener Stile und
Einflüsse aus dem Ausland trug die bulgarische Avantgarde dazu bei, die künstlerische
Landschaft Bulgariens zu bereichern und die kulturelle Vielfalt Europas zu fördern. Ihr Erbe
lebt bis heute in den Werken und dem Geist der zeitgenössischen bulgarischen Kunst weiter.
Die Kunst in Deutschland hat die bulgarische Kunst im 20. Jahrhundert wesentlich
beeinflusst. München, das für seine lebendige Kunstszene und renommierten
Kunstinstitutionen bekannt war, diente als kulturelles Zentrum, das Künstler aus ganz Europa
anzog. Die 1808 gegründete Münchner Akademie der Bildenden Künste war für ihre strenge
Ausbildung in realistischen Maltechniken und klassischer Ästhetik bekannt. Bulgarische
Künstler, die an der Akademie studierten, wie Ivan Markvichka, Elisaveta Konsulova-
Vazova, Elena Karamichailove und viele andere, profitierten von diesem akademischen
Ansatz und entwickelten eine solide Grundlage in Zeichnung, Komposition und Perspektive.
Die Künstler, die mit diesen innovativen Ideen in Berührung kamen, begannen, Elemente der
Moderne in ihre eigenen Werke einzubauen, was zu einer Blüte der Kreativität und des
Experimentierens in der bulgarischen Kunst führte.
Der Einfluss der Münchner Kunst auf die bulgarische Kunst zeigt sich in den Werken
prominenter bulgarischer Künstler, wie Anton Mitov, Nikola Petrov und Ivan Milev. Diese
Künstler, die in München studiert und gearbeitet haben, brachten innovative Techniken und
künstlerische Sensibilität mit, die die Entwicklung der bulgarischen Kunst im späten 19. und
frühen 20. Ihre Verschmelzung von akademischer Ausbildung, modernistischer Ästhetik und
kulturellen Einflüssen führte zu einer einzigartigen und dynamischen künstlerischen
Bewegung.
Die Welt spricht oft über Männer, die große Erfolge erreichen, aber was ist mit dem anderen
Geschlecht? Warum bleiben die Frauen oft im Schatten einer anderen Persönlichkeit und ihre
Werke werden gestohlen oder vergessen?

3
Dank des Seminars "Avantgarde, Frauen um 1900" hatte ich die Gelegenheit, in die
Biografien von Künstlerinnen einzutauchen, und die Seiten einer Geschichte zu öffnen, die
geschrieben, aber nicht gelesen wurde. So kam ich zur bulgarischen Avantgarde und begann,
nach Vertreterinnen zu recherchieren, die ein Beispiel dafür sind, dass auch Frauen große
Erfolge erreichen können.
In dieser Arbeit werden wir die verschiedenen Verbindungen zwischen der Münchner
Avantgarde und dem bulgarischen Kunstschaffen aufdecken. Wir werden untersuchen, wie
bulgarische Künstlerinnen durch internationale Ausstellungen, künstlerischen Austausch und
kulturelle Interaktionen mit den Tendenzen der Avantgarde in Berührung gekommen sind.

Elena Karamichailova
Elena Karamichailovav ist eine bedeutende Vertreterin
der bulgarischen Kunstgeschichte, die für ihre Beiträge
zur Malerei und Bildhauerei zu Beginn des 20.
Jahrhunderts bekannt ist. Durch ihre innovativen
Techniken und ihre Hingabe an ihr Handwerk hinterließ
Karamichailova einen deutlichen Eindruck in der
bulgarischen Kunstlandschaft.
Sie wurde 1875 in Bulgarien geboren, einer Zeit, die von
dynamischen kulturellen Veränderungen und einer
entstehenden nationalen Identität geprägt war. Schon in
jungen Jahren zeigte sie eine natürliche Vorliebe für die
Kunst und ließ sich vom reichen Kulturerbe und den
malerischen Landschaften ihres Heimatlandes inspirieren.
Von ihrer Familie ermutigt, absolvierte Karamichailova
eine formale Kunstausbildung und schrieb sich an
renommierten Akademien und Ateliers in ganz Europa
Bild 1 Selbstporträt
ein.
In den ersten Jahren ihrer künstlerischen Laufbahn entwickelte Karamichailova ihre
Fähigkeiten unter der Anleitung renommierter Künstler und Mentoren weiter, nahm
verschiedene Einflüsse auf und experimentierte mit unterschiedlichen Stilen und Techniken.
Inspiriert von den leuchtenden Farben des Impressionismus, der gefühlsbetonten
Ausdruckskraft des Expressionismus und der geometrischen Abstraktion des Kubismus
entwickelte sie eine unverwechselbare künstlerische Stimme, die sich durch ihre Dynamik
und Tiefe auszeichnet.
Sie absolvierte 1895 das Robert-Kolleg in Istanbul und studierte danach von 1895-1896
Malerei an der Kunstakademie für Frauen in Wien. Auf Einladung des Robert-Kollegs
unterrichtete sie dort 1898-1899, danach setzte sie ihre künstlerische Ausbildung in
München, an Privatschulen und an der Akademie der Gesellschaft der Künstlerinnen fort. Sie
kehrte nach Bulgarien zurück und wohnte ab 1910 in Sofia.

4
Als Elena Karamichailova im späten 19. Jahrhundert nach München kam, fand sie sich in
einem dynamischen künstlerischen Umfeld voller Innovationen und Kreativität vor. Die Stadt
diente als Schmelztiegel der Ideen, zog Künstler aus ganz Europa an und förderte den Geist
der Zusammenarbeit und des Austauschs.
Karamichailovas künstlerisches Werk umfasst ein breites Spektrum von Medien, darunter
Malerei, Skulptur und Druckgrafik. In ihren Werken setzte sie sich häufig mit Themen der
Natur, der Mythologie und der menschlichen Erfahrung auseinander und verlieh ihnen einen
Sinn für Lyrik und Symbolik. Sie wurde besonders für ihre Beherrschung von Farbe und
Form gelobt, wobei sie mit kühnen Pinselstrichen und unkonventionellen Kompositionen ein
Gefühl von Vitalität und Bewegung erzeugte.
Im Laufe ihrer Karriere erlangte sie im In- und Ausland große Anerkennung und erhielt
Auszeichnungen für ihre künstlerischen Leistungen. Ihre Werke wurden in renommierten
Galerien und Museen ausgestellt.

Kunstgalerie "Elena Karamichailova" a


1955 wird in Schumen, Bulgarien, die Kunstgalerie "Elena Karamichailova" gegründet. Die
Galerie wurde zum Gedenken an die Künstlerin und geht auf eine Initiative von Künstlern
und Enthusiasten vor Ort zurück. Seit ihrer Gründung im Jahr 2000 hat sich die Galerie zu
einer dynamischen Institution entwickelt, die sich der Präsentation der Werke sowohl
aufstrebender Talente als auch etablierter Künstler widmet und den künstlerischen Dialog
und die kreative Erforschung fördert.
Die Kunstgalerie "Elena Karamichailova" ist nicht nur ein Ort der künstlerischen
Präsentation, sondern engagiert sich auch aktiv für die lokale Gemeinschaft durch
Bildungsprogramme, Workshops und Initiativen zur Öffentlichkeitsarbeit. Führungen,
Künstlergespräche und praktische Workshops bieten den Besuchern die Möglichkeit, ihr
Verständnis für Kunst zu vertiefen und ihre eigenen kreativen Talente zu kultivieren.
Sie dient auch als Plattform für den kulturellen Austausch und veranstaltet gemeinsame
Projekte mit internationalen Künstlern und Organisationen, um den interkulturellen Dialog
und das gegenseitige Verständnis zu fördern.

Schlussfolgerung
Abschließend lässt sich sagen, dass Elena Karamichailovas Vermächtnis als Zeugnis für die
transformative Kraft der Kunst und den unbezwingbaren Geist der Kreativität fortbesteht. Mit
ihren bahnbrechenden Beiträgen zur bulgarischen Kunst hat sie kulturelle Grenzen
überwunden und das künstlerische Erbe ihres Heimatlandes bereichert.

a
Archives of Women Artists, Research and Exhibitions – “Elena Karamihaylova”, Irina Genova,
2022
5
Ihre Werke

Bild 3
Bild 4 Bild 2

Bild 7 Bild 6 Bild 5

Elisaveta Konsulova-Vazova
Elisaveta Konsulova-Vazova, geboren im Jahr 1881 in
Bulgarien, entwickelte sich zu einer wichtigen
Persönlichkeit der bulgarischen Kunstszene, indem sie
ihr angeborenes Talent mit den vielfältigen Einflüssen
verband, denen sie im Laufe ihres Lebens begegnete. Sie
ist ein Zeichen für die Emanzipation in der bulgarischen
Gesellschaft in Anfang des 20Jhr., sie brecht die
damaligen Frauen-Kunst-Normen; zeichnet sich wie
einer sozialen und sorgten Person, der ein Teil der
Gesellschaft ist; sie sieht der Welt für die Frauen anders
und beeinflusst die modernen Erwartungen. Sie ist ein
Zeichen für die Emanzipation der bulgarischen
Gesellschaft zu Beginn des 20. Jahrhunderts und bricht
mit den damals akzeptierten Normen für Künstlerinnen;
Bild 8

6
sie sieht die Welt für Frauen anders und beeinflusst moderne Vorstellungen über Frauen.
Sie studiert zunächst Malerei an der öffentlichen Schule der russischen Emigrantin Esther
Stelepian, wo sie lernt, Aktmodelle zu malen, was nach den Normen der damaligen Zeit für
Frauen nicht erlaubt war. Im Alter von 16 Jahren kam sie in die Zeichenschule. Es gab nur
zwei Mädchen in diesem Kurs. Im Jahr 1902 schloss Elisaveta die zweite Klasse der
Zeichenschule (heute Nationale Kunstakademie) mit einem Diplom in Malerei ab und war die
erste Frau, die diese Einrichtung absolvierte und die erste, die einen nackten Körper malen
durfte.a
Im Jahr 1906 heiratete Elisaveta die Liebe ihres Lebens - Leutnant Boris Vazov. Etwas
anderes Unkonventionelles und Avantgardistisches in ihrem Leben war die Entscheidung,
ihren Mädchennamen nach der Heirat beizubehalten und den Nachnamen ihres Mannes mit
einem Strich zu schreiben.
Zwischen 1909 und 1910, spezialisierte sie sich auf Porträtmalerei an der Akademie der
Bildenden Künste in München bei Prof. Heinrich Knirr. Elisaveta träumt davon, ihre
Ausbildung in Europa fortzusetzen. Für ihre Zeit war das völlig undenkbar. Ihr Mann
unterstützte sie vollkommen, und zwischen 1909 und 1910 geht sie mit ihren beiden Kindern,
Elka, 2 Jahre, und Binka, 4 Monate, in Begleitung des Dienstmädchens Petra, nach München,
um sich an der Akademie der Bildenden Künste in München bei Prof. Heinrich Knirr auf
Porträtmalerei zu spezialisieren.
Der Wendepunkt in Konsulova-Vazovas künstlerischer Laufbahn kam, als sie sich nach
München begab, eine Stadt, die für ihre lebendige künstlerische Gemeinschaft und ihren
avantgardistischen Geist bekannt ist. In der Stadt tauchte Konsulova-Vazova in ein
dynamisches Umfeld künstlerischer Experimente und kulturellen Austauschs ein, wo sie auf
eine Vielzahl von Einflüssen stieß, die ihre künstlerische Vision prägen sollten.
Auch die europäischen Kritiker schätzten ihre Bilder sehr und nannten sie "die Mutter der
Blumen" b , da diese ein bevorzugtes Thema in ihrem Werk sind. Im folgenden Jahr kehrte sie
nach Bulgarien zurück und brachte ihr drittes Kind, Ana, zur Welt.
Im Laufe ihrer Karriere fand sie breite Anerkennung für ihren innovativen Ansatz und ihre
technische Meisterschaft. Ihre Werke wurden in Galerien und Museen in ganz Europa
ausgestellt und erhielten viel positive Resonanz. Darüber hinaus diente Konsulova-Vazovas
Rolle als Brücke zwischen der bulgarischen und der Münchner Kunstszene als Inspiration für
künftige Künstlergenerationen und demonstrierte die transformative Kraft des interkulturellen
Austauschs und des künstlerischen Dialogs.
Ihre erste Ausstellung im Jahr 1919 in Sofia war zugleich die erste Einzelausstellung einer
Künstlerin in Bulgarien. Es folgten Ausstellungen in Prag (1931), Pilsen und Bratislava
(1932) und erneut in Sofia (1934 und 1956).
Infolge dieses Austauschs hat sie sich oft mit Themen beschäftigt, die mit der weiblichen
Identität zusammenhängen, und stellte gesellschaftliche Normen und Stereotypen in Frage,
die im Bulgarien des frühen 20. Jahrhunderts vorherrschenden gesellschaftlichen Normen

a
Zeitschrift „Bulgarians" - "130 Jahre seit der Geburt von Elisaveta Consulova-Vazova (1881-1965),
Dr. Krasimira Marholeva, 2011
b
Zeitschrift „Svet“ - "Die Mutter der Blumen: Elisaveta Konsulova-Vazova“, G. Konsulov, 2016
7
und Stereotypen heraus. In ihren Gemälden stellte sie Frauen in Rollen und Situationen dar,
die den konventionellen Erwartungen widersprachen, und zeigte sie als starke, unabhängige
und selbstbewusste Figuren. Auf diese Weise trug Konsulova-Vazova zu einer breiteren
Diskussion über Geschlechterrollen und Gleichberechtigung in der bulgarischen Gesellschaft
bei.
Über ihre eigenen künstlerischen Leistungen hinaus hinterließ Konsulova-Vazova ein
bleibendes Vermächtnis als Mentorin und Lehrerin, die künftige Generationen von Künstlern
inspirierte, sie hat auch Bistra Vinarovaa unterrichtet. Elisaveta gab ihr Wissen, ihre
Erfahrung und ihre Leidenschaft für die Kunst, förderte die Talente neuer Künstler und sorgte
für Kontinuität und Weiterentwicklung in der bulgarischen Kunstszene.
Elisaveta ist einer der Gründer der „Native Art“-Gesellschaft in Bulgarien, die bekannt für
ihre Förderung und Erhaltung des bulgarischen kulturellen Erbes ist, insbesondere der
traditionellen Kunst, Handwerkskunst und Volkskultur. Sie war aich ein Mitglied der „Union
bulgarischer Künstler“. Arbeitete auch als Redakteurin mehrerer Zeitschriften mit
kunstkritischen Artikeln über bulgarische und westeuropäische Kunst.
Sie erzieht ihre drei Töchter auf eine für die damalige Zeit neue Art und Weise (ihre Tochter
Binka Vazova ist ebenfalls eine Künstlerin). Sie tragen kurze Haare und leichte, weite
Kleidung, damit sie sich frei bewegen können. Elisaveta beschreibt diese für die damalige
Zeit revolutionären Ideen in "Ein Buch für junge Mütter".

Schlussfolgerung
Insgesamt umfasste Elisaveta Konsulova-Vazovas innovativer Beitrag zur bulgarischen
Kunstkultur nicht nur ihre Techniken, sondern auch ihr Eintreten für kulturelle Vielfalt,
Gleichberechtigung und künstlerische Zusammenarbeit. Ihr Vermächtnis wirkt bei Künstlern
und Publikum gleichermaßen nach und inspiriert neue Generationen dazu, die Grenzen des
künstlerischen Ausdrucks zu erweitern und sich die transformative Kraft der Kunst zu eigen
zu machen, auch durch die Überschreitung von Geschlechtergrenzen in der Kunstzene.

Ihre Werke

Bild 11
Bild 10 Bild 9
a
Bistra Vinarova - Seite 9
8
Bild 12

Bild 13

Bistra Vinarova
Vinarova wurde am 6. November 1890 in Sofia geboren. Sie
studierte zuerst Malerei bei der berühmten Künstlerin
Elisaveta Konsolova-Vazova. Dann, im Jahr 1906, zieht die
Familie um und lebt in Wien. Nach dem Tod ihres Vaters im
Jahr 1908 geht Bistra Vinarova nach Deutschland und studiert
Malerei bei Prof. Ф. Dorsch in Dresden von 1911 bis 1916
und bei Prof. Hans Hofmann von 1916 bis 1918. Im Jahr
1917 nimmt sie an Kollektivausstellungen in München teil.
Bistra Vinarova spezialisierte sich auf Grafik an der
Akademie der bildenden Künste in Wien. Im Jahr 1923
heiratete sie Simeon Radev. Im selben Jahr eröffnete
Vinarova erfolgreich ihre erste und einzige Einzelausstellung
in Wien und wurde auch Mitglied der Union der bulgarischen
Bild 14 Künstler. Nikos Kazantzakis veröffentlichte eine Rezension
über sie, in der er ihr großes Talent betonte. Aufgrund der
diplomatischen Karriere von Simeon Radev lebten Bistra und Simeon in der Zeit von 1925
bis 1940 in der Türkei, Frankreich, England, der Schweiz, Belgien und den Vereinigten
Staaten.
In den 1920er und 1930er Jahren begann die intensivste Periode ihrer künstlerischen
Karriere, als Bistra Vinarova reiste, an Ausstellungen teilnahm und mit Mitgliedern der
europäischen Kunstelite in Kontakt trat. Sie trat in den Kreis berühmter Expressionisten wie
Otto Dix, Oskar Kokoschka, Felixmüller und anderer ein, hielt aber gleichzeitig Kontakt zu

9
bulgarischen Künstlern. Sie war die erste, die die Ideen des Expressionismus in die bildende
Kunst Bulgariens einbrachte. 5
Vinarova wurde 1963 und 1970 mit dem Orden der Heiligen St. Kyrill und Methodius - 1963
und 1970, und 1975 wurde sie mit dem Orden der Roten Flagge der Arbeit ausgezeichnet. Sie
ist auch eine der ersten bulgarischen Künstlerin, die sich mit Aktmalerei befasst.
Obwohl sie in Europa sehr bekannt war, wussten die Kritiker in Bulgarien fast nichts über
ihre Werke. Im Jahr 2013 zeigte das Nationalmuseum der bulgarischen bildenden Künste die
Ausstellung "Die Kunst von Bistra Vinarova (1890 - 1977)" - Gemälde, Grafiken und
Zeichnungen. Im Jahr 2010 wurde der Nachlass der Künstlerin, der von ihrem Sohn
gespendet wurde, in das Zentrale Staatsarchiv aufgenommen. Es erhielt 747 der
Öffentlichkeit unbekannte Werke von ihr und mehr als 90 Werke aus der Familiensammlung,
darunter solche von Otto Dix, Konrad Felixmüller, Bencho Obreshkov, Sirach Skitnik,
Konstantin Shrkelyov und anderen. Über 200 Gemälde, Grafiken, Aquarelle und
Zeichnungen von Bistra Vinarova, die zwischen 1915 und 1963 entstanden sind, wurden
restauriert und waren in der Ausstellung zu sehen. Das erste Mal, in dem das Staatsarchiv
eine komplette Sammlung von Werken einer bulgarischen Künstlerin ausgestellt hat. In
einem Artikel der Zeitschrift "Portal", der die Ausstellung bewertete, wurde bemerkt, dass
„die ausgestellten Werke wurden in direktem Kontakt mit den Avantgarde-Strömungen im
Deutschland des frühen 20. Jahrhunderts geschaffen und vervollständigen das Bild der neuen
Trends in der modernen bulgarischen Kunst“.6

Schlussfolgerung
Leider wurde das Leben und die Kunstgeschichte von Bistra Vinarova nicht explizit
aufgezeichnet, aber dank ihres Sohnes können wir heute ihre Werke, ihren Stil und ihr Talent
beobachten und analysieren. Sie ist eines von vielen Beispielen für fast verlorene und
unbekannte Geschichten von Avantgarde-Künstlern, die ihre Spuren in der Geschichte
hinterlassen haben, aber der Herausgeber hat sie nicht in Fußnoten eingefügt.

5
Zeitschrift e-vestnik - "Bistra Vinarova, die vergessene Dame des Expressionismus", N. Borisova,
2019
6
Zeitschrift "Portal" - „Die unbekannte Bistra Vinarova“, D. Avramov, 2013
10
Ihre Werke

Bild 17

Bild 16

Bild 15

Bild 21 Bild 19
Bild 18

Bild 22 Bild 20

11
Die Gesellschaft der Künstlerinnen in Bulgarien

Bild 23

Die Geschichte der Gesellschaft der Künstlerinnen in Bulgarien ist geprägt von einem langen
und kontinuierlichen Kampf um Anerkennung, Gleichberechtigung und künstlerische Freiheit
für Frauen in der Kunstwelt. Die Gründung der Gesellschaft der Künstlerinnen markierte
einen bedeutenden Meilenstein in diesem Bemühen und trug dazu bei, die Rolle und den
Beitrag von Frauen in der bulgarischen Kunstszene zu stärken.
Die Gesellschaft der Künstlerinnen wurde im frühen 20. Jahrhundert, genauer gesagt 1924, in
Bulgarien gegründet und hatte drei Abteilungen: Anwälterinnen, Schriftstellerinnen und
Künstlerinnen. Zu dieser Zeit erlebte das Land eine Phase des kulturellen Aufbruchs und der
Modernisierung, und Frauen begannen vermehrt, sich in verschiedenen Bereichen des
öffentlichen Lebens zu engagieren, einschließlich der Kunst.
Die Gründung der Gesellschaft der Künstlerinnen war eine Reaktion auf die
Herausforderungen und Vorurteile, mit denen Künstlerinnen konfrontiert waren, wenn es
darum ging, ihre Werke auszustellen, an Wettbewerben teilzunehmen oder Anerkennung zu
erlangen. Die Gesellschaft bot Frauen einen Raum für künstlerischen Austausch,
Zusammenarbeit und Unterstützung, der ihnen sonst oft verwehrt blieb.
Heute setzt die Gesellschaft der Künstlerinnen ihre Arbeit fort, indem sie talentierte
Künstlerinnen unterstützt, Ausstellungen organisiert und sich für die Förderung von Frauen in
der Kunstwelt einsetzt. Ihre Geschichte ist ein inspirierendes Beispiel für den Kampf um
Gleichberechtigung und Anerkennung in der Kunst und erinnert daran, wie wichtig es ist, die
Vielfalt und das Talent von Künstlerinnen zu würdigen und zu fördern.

12
Fazit
Insgesamt zeigen die Lebenswege und künstlerischen Beiträge von Elena Karamichailova,
Elisaveta Konsulova-Vazova und Bistra Vinarova die Vielfalt und Bedeutung der
bulgarischen Kunstszene des 20. Jahrhunderts. Jede dieser Künstlerinnen brachte ihre
einzigartige Perspektive, ihren individuellen Stil und ihre kreative Innovation in die Welt der
Kunst ein.
Elena Karamichailova beeindruckte mit ihrer meisterhaften Beherrschung der Bildhauerei
und ihrer Fähigkeit, die menschliche Form auf unverwechselbare Weise zu interpretieren. Ihr
Einfluss auf die Entwicklung der Bildhauerkunst in Bulgarien war bedeutend und ihr Werk
hinterließ einen bleibenden Eindruck in der Kunstgeschichte des Landes.
Elisaveta Konsulova-Vazova war eine Pionierin der modernen bulgarischen Malerei und
spielte eine Schlüsselrolle bei der Einführung avantgardistischer Ideen und Techniken in die
bulgarische Kunstwelt. Ihr Experimentiergeist und ihre Suche nach neuen Ausdrucksformen
trugen dazu bei, die Grenzen der traditionellen Kunst zu erweitern und die künstlerische
Landschaft Bulgariens zu bereichern.
Bistra Vinarova, obwohl weniger bekannt, hinterließ ebenfalls ihre Spuren in der
bulgarischen Kunstgeschichte. Ihr Engagement für den Ausdruck des Selbst und ihre
vielseitigen künstlerischen Explorationen zeugen von ihrem Beitrag zur kreativen Vielfalt
Bulgariens.
Zusammen zeigen die Werke dieser Künstlerinnen die künstlerische Vitalität und das Streben
nach kreativer Innovation in Bulgarien während des 20. Jahrhunderts. Ihr Erbe inspiriert
weiterhin Künstlerinnen und Künstler und trägt dazu bei, die bulgarische Kunstszene zu
formen und zu bereichern.
Obwohl die moderne Kunst in Bulgarien zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch am Anfang
ihrer Entwicklung stand, haben die Künstlerinnen, Vertreterinnen der Avantgarde, es
geschafft, ihren Wunsch nach einem Kunststudium zu erfüllen und ihre Ziele bis nach
Deutschland zu verfolgen, wo sie die Gelegenheit hatten, viele berühmte Vertreter der
Kunstgeschichte zu treffen, Ideen auszutauschen und in die Strömung der Kunst im
modernen Europa einzutauchen.
Schließlich zeigt sich, dass Deutschland (insbesondere München) einen Einfluss auf die
Entwicklung der Avantgarde in Bulgarien hatte, da nicht wenige Absolventen die Türen der
deutschen Akademien durchschritten und so neue Horizonte und unerforschte Gebiete
erschlossen.

13
Leseverzeichnis:

- Archives of Women Artists, Research and Exhibitions – “Elena Karamihaylova”,


Irina Genova, 2022
- Namen in der bulgarischen Malerei, Irina Mikhalcheva, bulgarischer Künstlerverlag,
Sofia, 1982
- Institute of Art Studies - “Bulgarian 20th century in arts and cult”, Darakchieva und
Kollegen, 2019
- Elektronische Magazin „amateursbooks“ - Für bulgarische Künstler, Bistra Vinarova,
2022
- "L'activité critique d'Elisaveta Konsulova-Vazova (1881-1965) dans la formation de
la modernité artistique en Bulgarie pendant les premières décennies du XX e siècle",
I. Genova, 2011
- Zeitschrift „Svet“ - "Die Mutter der Blumen: Elisaveta Konsulova-Vazova“, G.
Konsulov, 2016
- Elektronische Magazin "Bulgarians" - "130 Jahre seit der Geburt von Elisaveta
Konsulova-Vazova (1881-1965), Dr. Krasimira Marholeva, 2011
- BNR-Archivfonds - „Elisaveta Konsolova-Vazova und ihre flammenden Leinwände“,
A.Kapitanova-Krasteva, 2021
- Elektronische Magazin "e-vestnik" - "Bistra Vinarova, die vergessene Dame des
Expressionismus", N. Borisova, 2019
- Zeitschrift "Portal" - „Die unbekannte Bistra Vinarova“, D. Avramov, 2013
- Artikel „Die graphische Ausstelung von B. Vinarova in Wien und die europäische
Modernität in den 1920er Jahren“ – P.Dimitrova, 2011

Medienverzeichnis:
▪ Elena Karamichailova
Bild 1,6,7 - Elena Karamihaylova — AWARE (awarewomenartists.com)
Bild 2,3,4,5 - gallerykaramihailovabg.com

▪ Eisaveta Konzulova-Vazova
Bild 8, 9, 13 - galleryloran
Bild 10 - Die Archive erzählen uns: In der bulgarischen Geschichte gibt es nur sehr
wenige Frauen wie Elisaveta Konsulova-Vazova
Bild 11 - djurkovigallery
Bild 12 - svobodnaevropa.bg

▪ Bistra Vinarova
Bild 14 - amateursbooks.com
Bild 15,16,18,19,20,21,22 - a3.stalker.bg

▪ Die Gesellschaft der Künstlerinnen in Bulgarien


Bild 23 - Institute of Art Studies - “Bulgarian 20th century in arts and cult”,
Darakchieva und Kollegen, 2019, S. 139

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