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Kuratorin Cecilia Alemani zeigte in ihrer Hauptausstellung auf der Biennale in Venedig im vergangenen
Jahr zahlreiche Künstlerinnen und die Präsenz von Frauen im internationalen Ausstellungsgeschehen
nimmt zu. Dennoch sind Künstlerinnen in der Museums- und Ausstellungslandschaft noch immer
unterrepräsentiert. Welchen Beitrag können Museen zur Sichtbarkeit von Künstlerinnen leisten? Sind
Gruppenausstellungen ein sinnvoller Weg? Und wie können mehr Frauen in Führungspositionen
gelangen?
Frau Ackermann, bevor wir über die Präsenz von Künstlerinnen sprechen,
kommen wir zu einem aktuellen Thema: Kurz vor Weihnachten 2022
konnte ein Teil des 2019 beim Einbruch in das Historische Grüne Gewölbe
entwendeten Diebesgutes sichergestellt werden. Wie hat Sie diese
Nachricht erreicht und was hat sie bei Ihnen ausgelöst?
https://www.weltkunst.de/kunstwissen/2023/01/marion-ackermann-staatliche-kunstsammlungen-dresden-juwelen 1/5
18/01/2023, 10:21 Marion Ackermann: „Starke Weiblichkeit zeigen“ | WELTKUNST
Wie eine Restauratorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden am Dienstag, den 10. Januar 2023 in
der Hauptverhandlung ausgesagt hat, weisen die Objekte unterschiedliche Erhaltungszustände auf, wobei
die Bandbreite der äußeren Einwirkungen von mechanischen Beschädigungen bis hin zu eingedrungener
Feuchtigkeit reicht. Diese Schäden können jedoch nahezu vollständig restauriert werden. Die Staatlichen
Kunstsammlungen Dresden werden eine Expertenkommission einberufen, um den Zustand der Objekte
und die Restaurierungsmaßnahmen zu diskutieren.
In den letzten 20 Jahren hat sich viel verbessert. Viele Künstlerinnen sind inzwischen einfach oder
mehrfach ausgestellt worden. Allerdings heißt das nicht, dass sie auch in den kunsthistorischen Kanon
eingegangen sind. Die SCHIRN in Frankfurt hat beispielsweise 2015 eine Ausstellung zu 18
Künstlerinnen der Avantgarde gemacht, die bei der legendären STURM-Galerie in Berlin vertreten und
international aktiv waren. Die Positionen waren auch mir vollkommen neu. Einem breiteren Publikum
sind sie weiterhin nicht bekannt.
Vor vier Jahren gab es in Dresden unter Ihrer Ägide gleich zwei
Ausstellungen, die ausschließlich weibliche Positionen zeigten. Sind
Ausstellungen, deren kuratorischer Ansatz ein soziologischer ist, ein
sinnvoller Weg, um Künstlerinnen mehr Sichtbarkeit zu verschaffen?
Als es in den 1980er-Jahren mit Ausstellungen von und über Künstlerinnen losging, haben sich viele
geweigert, daran teilzunehmen, weil sie eben nicht nur in ihrer Rolle als Frau dargestellt werden wollten.
Das ist nach wie vor problematisch. Ich bezweifle, dass es so etwas wie einen weiblichen oder männlichen
Blick gibt. Feministische Kunstgeschichte hat mich nie interessiert. Für mich waren solche Ausstellungen
allerdings oft mit einem enormen Erkenntnisgewinn verbunden.
https://www.weltkunst.de/kunstwissen/2023/01/marion-ackermann-staatliche-kunstsammlungen-dresden-juwelen 2/5
18/01/2023, 10:21 Marion Ackermann: „Starke Weiblichkeit zeigen“ | WELTKUNST
Inwiefern?
Mit Susanne Meyer-Büser habe ich 2011 in der Ausstellung „Die andere Seite des Mondes“ acht
Künstlerinnen präsentiert, die die ästhetischen Neuerungen im Europa zu Beginn des 20. Jahrhunderts
maßgeblich mitgeprägt haben: Claude Cahun, Sonia Delaunay, Germaine Dulac, Florence Henri, Hannah
Höch, (https://www.weltkunst.de/kunstwissen/2022/11/hannah-hoech-trauernde-frauen) Katarzyna
Kobro, Dora Maar (https://www.weltkunst.de/auktionen/2022/06/dora-maar-pablo-picasso-artcurial-
die-herrin-der-blicke) und Sophie Taeuber-Arp. Auffällig war, dass sie vor allem mit ephemeren und
leichten Materialien gearbeitet haben, die für den einfachen Transport in einen kleinen Koffer passten.
Ihre Lebensumstände haben die Kunst beeinflusst. Viele Künstlerinnen hatten Ausfallzeiten, in denen sie
sich um ihre Kinder gekümmert haben. Oder ihr Werk wurde einfach nicht überliefert. Von Kobro, deren
Atelier im Krieg ausgebombt wurde, sind heute nur noch 19 Arbeiten bekannt.
https://www.weltkunst.de/kunstwissen/2023/01/marion-ackermann-staatliche-kunstsammlungen-dresden-juwelen 3/5
18/01/2023, 10:21 Marion Ackermann: „Starke Weiblichkeit zeigen“ | WELTKUNST
Das lässt sich für unseren Verbund aus 15 Museen mit 1,5 Million Objekten kaum pauschal greifen: In der
Sammlungspräsentation im Albertinum sind derzeit knapp über 200 Künstler und 31 Künstlerinnen
vertreten. Im Bestand der Gemäldegalerie Alter Meister sind rund 3800 Werke verzeichnet, knapp 100
Werke, also ca. drei Prozent, stammen von Künstlerinnen.
Zahlen helfen bei der Bewusstseinsbildung und sind interessant, um Fortschritte zu bemessen. Ich würde
aber nie nach Quote sammeln. Das Albertinum schaut seit Jahren gezielt nach weiblichen Positionen, die
zu wenig gezeigt worden sind. Nach der Ausstellung „Medea muckt auf. Radikale Künstlerinnen jenseits
des Eisernen Vorhangs“ haben wir gesagt: Diese Künstlerinnen müssen stärker in unsere Sammlung. Das
gilt insgesamt für Kunst aus der Zeit der DDR. Von unserem Freundeskreis haben wir zusätzliches Geld
für Ankäufe bekommen und konnten so wichtige Werke, etwa von Else Gabriel oder Annemirl Bauer,
erwerben. Als ich 2016 nach Dresden kam, waren mir viele künstlerische Positionen aus der DDR nicht
bekannt. Für mich begann eine große Entdeckungsreise, verbunden mit einem großen Staunen. Ich
kannte etwa auch Gabriele Stötzer (https://www.weltkunst.de/kunstwissen/2022/11/gabriele-stoetzer-
rebellinnen-film-fotografie-erfurt) oder Ruth Wolf-Rehfeldt
(https://www.weltkunst.de/kunstwissen/2016/06/typewritings-bilder-aus-zeichen) nicht, der das
Albertinum 2018 eine große Einzelausstellung gewidmet hat.
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