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Das Duell (John Milton 7) (German

Edition) Dawson
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DAS DUELL

EIN JOHN-MILTON-THRILLER

MARK DAWSON

Aus dem Englischen von


JÜRGEN BÜRGER
INHALT

Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Kapitel 49
Kapitel 50
Kapitel 51
Kapitel 52
Kapitel 53
Kapitel 54
Kapitel 55
Kapitel 56
Kapitel 57
Kapitel 58
Kapitel 59
Kapitel 60
Kapitel 61
Kapitel 62
Kapitel 63
Kapitel 64
Kapitel 65
Kapitel 66
Kapitel 67
Kapitel 68
Kapitel 69
Kapitel 70
Kapitel 71
Kapitel 72
Kapitel 73
Kapitel 74
Kapitel 75
Kapitel 76
Kapitel 77
Kapitel 78
Kapitel 79
Kapitel 80
Kapitel 81
Kapitel 82
Kapitel 83
Kapitel 84
Kapitel 85
Kapitel 86
Kapitel 87
Kapitel 88
Kapitel 89
Kapitel 90
Kapitel 91
Kapitel 92
Kapitel 93
Kapitel 94
Kapitel 95
Kapitel 96
Kapitel 97
Kapitel 98
Kapitel 99
Kapitel 100
Kapitel 101
Kapitel 102
Kapitel 103
Kapitel 104
Kapitel 105
Kapitel 106
Kapitel 107
Kapitel 108
Kapitel 109
Kapitel 110

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Über den Autor
Bücher von Mark Dawson
PROLOG
ZWÖLF JAHRE ZUVOR

er Bombenbauer hatte seine Werkstatt in Manshiet Nasser, einem


D weitläufigen Slum, Heimat von fast einer halben Million Menschen. Die
Einheimischen nannten es Garbage City, denn die Männer und Frauen,
die dort lebten, sammelten den Müll im übrigen Kairo und brachten ihn zum
Sortieren dorthin in der Hoffnung, das eine oder andere zu finden, das sich
verkaufen ließ. Kinder wühlten sich den ganzen Tag durch den Müll.
Zehntausende Menschen lebten zusammengepfercht in Räumen, die viel zu
eng für sie waren, und das in extrem heruntergekommenen Wohnblocks. Eine
harte, triste Existenz.
Ezbet Bekhit war ein typisches Viertel in Garbage City. Familien hier
mussten mit weniger als fünfzig Dollar pro Monat auskommen. Es fehlte an
Kochgelegenheiten und sanitären Einrichtungen. Es gab keinen Strom und
sehr wenig Trinkwasser. Ein hoffnungsloser Ort, auf dem die Armut schwer
lastete, aber dennoch war sein lautes und hektisches Treiben ungebrochen.
Es war ein hervorragender Ort, um sich zu verstecken, wenn man
Bomben bauen wollte.
Das Leben im Slum war schon schwer genug, aber da ein Sandsturm von
der Wüste hereinfegte, war es im Verlauf der letzten zwölf Stunden noch
härter geworden. Die Sichtweite hatte sich auf zwanzig, dreißig Meter
verringert, und das Atmen fiel in dieser Luft schwer. Eine dicke Sandschicht
hatte sich über alles gelegt, und die Strahlen der Sonne waren zu einem
ungesunden gelben Leuchten verkümmert.
Der Bombenbauer hieß Ahmed, und er hatte sich als einer der
geschicktesten Techniker der Hamas einen ausgezeichneten Ruf erarbeitet. Er
lieferte das Material für die Al-Qassam-Brigaden, den militärischen Flügel
der Organisation, deren Ziel die Vernichtung des Staates Israel war. Sein
Spitzname war al-Muhandis, was sinngemäß der Mechaniker bedeutete. Der
israelische Inlandsgeheimdienst Schin Bet ging davon aus, dass die Bomben
des Mechanikers für den Tod von über dreihundert israelischen Soldaten und
Zivilisten verantwortlich waren. Er war ein hochrangiges Ziel, und als ein
Überläufer seinen Aufenthaltsort verraten hatte, waren zwei der
gefährlichsten Agenten des Mossad geschickt worden, um ihn zu eliminieren.
Die beiden Agenten waren Avi Bachman und Uri Naim. Ihre Aufgabe
bestand im Wesentlichen darin zu töten, sie waren Mörder im Staatsdienst.
Sie hatten nicht den Auftrag, mit Ahmed zu verhandeln. Sie hatten kein
Interesse, ihn festzusetzen, nicht einmal wegen der Informationen, die sie
womöglich bei einem Verhör aus ihm hätten herausholen können. Sie waren
in Kairo, um ihn zu töten, ein Exempel zu statuieren, das einmal mehr
aufzeigen sollte, dass Israel internationale Grenzen weder als Hindernis beim
Schutz seiner Bürger ansah noch als Schutzschild gegen seinen Zorn.
Bachman war durchschnittlich groß und schwer, ein Mann, der praktisch
nirgendwo auffallen und Aufmerksamkeit erregen würde. Er trug eine
traditionelle ägyptische Dschallabija , ein langes, weites und bis zu den
Knöcheln reichendes Gewand. Darüber trug er einen langen Kaftan, auf dem
Kopf eine Kufiya und ein helles, kariertes Halstuch, das er zum Schutz vor
dem treibenden Sand über Mund und Nase hochgezogen hatte. Bachman kam
der Sturm gelegen. Für ihn und Naim war es ein enormer Glücksfall, der
ihnen den perfekten Vorwand lieferte, um zu verschleiern, wer sie waren.
Außerdem bedeutete es, dass die Einheimischen viel zu sehr damit
beschäftigt waren, diese missliche Lage durchzustehen, statt besonders
wachsam zu sein.
Was aber noch wichtiger war, zumindest soweit es Bachman betraf: Für
den Mossad würde es so erheblich schwieriger, die unmittelbar
bevorstehenden Ereignisse präzise zu verifizieren.
Es würde ein Attentat geben, ja, aber es war nicht der Mord, den man in
Tel Aviv geplant hatte.
Bachmans Partner Naim war ähnlich gekleidet. Sie saßen auf den
Vordersitzen eines Nissan, den sie bei einem Händler in Bab al-Louq gekauft
hatten. Es war ein altes Auto, dem man die Jahre ansah: die Karosserie war
zerkratzt und verbeult, die Seitenscheibe auf der Fahrerseite war zerschlagen
und das Loch mit einer Plastiktüte verschlossen worden, die mit Klebeband
am Rahmen befestigt war; der hintere Kotflügel war mit Draht festgebunden.
Hier im Viertel sah das Auto völlig normal aus, nicht besser oder schlimmer
als die anderen Autos, die sich die Straße voller Sand hinauf- oder
hinunterquälten. Sie parkten hinter einem roten Chevrolet-Pritschenwagen,
der überladen mit Müll war. Kinder waren bereits auf die Ladefläche
geklettert und hatten angefangen, die Last zu durchkämmen, Gegenstände
auszusortieren, die sie verkaufen konnten, und von solchen zu trennen, die
keinerlei Wert besaßen, doch der Sturm hatte sie wieder ins Haus gezwungen.
In den Rinnsteinen stapelten sich große Müllsäcke und Bündel von
recyceltem Papier. Ein paar Einheimische waren noch unterwegs, aber die
meisten suchten Schutz vor dem Wind und Sand.
„Bereit?“, fragte Bachman.
Naim nickte. „Viel Glück, Avi.“
„Danke.“
Bachman stieg aus. Sofort fegte der Wind um seinen Körper, und winzige
Sandkörnchen bearbeiteten erbarmungslos alle ungeschützten Hautpartien. Er
setzte eine alte Pilotenbrille auf, schob sie zum Schutz der Augen zwischen
Halstuch und Kufiya .
Er öffnete die hintere Tür – sie klemmte, und er musste kräftig an ihr
reißen – und griff auf den Rücksitz. Dort lag ein schwarzer Rucksack auf
dem abgewetzten Polster. Er war schwer, und Bachman spürte das Gewicht
in seinen Sehnen, als er ihn aus dem Wagen hob. In dem Rucksack befand
sich eine YM-II-Mine, die typischerweise im Iran und Irak Verwendung
fand. Es war eine Kopie der chinesischen nicht-metallischen Typ 72-
Panzersprengmine. Das Kunststoffgehäuse enthielt eine Hauptladung aus 5,7
Kilogramm Composition-B-Sprengstoff. Bachman hatte die Mine von einem
Mossad-Sayanim erhalten, der in Kairo operierte.
Knapp zwanzig Meter vor dem Chevrolet stand ein weiteres Auto, ein
unauffälliger, olivgrüner Renault, genauso klapprig wie ihr eigenes Fahrzeug.
Ahmeds Auto.
Bachman spürte die Belastung in seinem Arm, als er den schweren
Rucksack trug. Er hatte in der vergangenen Nacht, als Naim schlief, einige
Veränderungen an der Mine vorgenommen. Jetzt war sie viel geeigneter für
den Zweck, für den er sie einzusetzen plante.
Er überquerte die vom Sand gepeitschte Straße und ging weiter.
M EIR S HAVIT LIEß den Motor des gelben Volkswagen-Kombis an. Bis er ihn
an diesem Nachmittag gestohlen hatte, war der Wagen zur Auslieferung von
Gasflaschen an Restaurants in den besseren Teilen der Stadt benutzt worden.
Er zeigte entsprechende Gebrauchsspuren und fiel hier nicht auf. Keiner der
Menschen, die dumm genug waren, sich bei diesem Sturm im Freien
aufzuhalten, schenkte ihm groß Beachtung.
Shavit fädelte sich in den wenigen Verkehr ein und gab Gas. Er hatte die
beiden Autos observiert, die auf beiden Seiten der Straße vor ihm standen:
den Nissan, mit dem Bachman und Naim gekommen waren, und den Renault,
der dem Bombenbauer gehörte. Er wusste, dass der Mann, Ahmed,
mutmaßlich hier seine Werkstatt hatte, doch das interessierte Shavit kaum.
Ahmed war nicht das Ziel dieser Operation.
Er fuhr an dem Nissan vorbei und sah Naim auf dem Beifahrersitz. Er
bremste, stellte den Motor ab und ließ den Kombi ausrollen. Der Volkswagen
stand jetzt geradezu perfekt, versperrte Naim den Blick.
Shavit schaute geradeaus und sah Bachman. Er hatte den Renault erreicht.
Er ließ den Motor wieder an und würgte ihn absichtlich sofort wieder ab.
Dieses Theater wiederholte er zwei weitere Male. Shavit sah nach links, als
Naim die Beifahrertür öffnete und ausstieg, wütend gestikulierte, seine Worte
vom Wind weggerissen und unverständlich. Er schüttelte den Kopf, zuckte
die Achseln und deutete auf die Motorhaube.
Naim kam herüber.
Shavit sah wieder nach vorn.
Bachman war jetzt auf der anderen Seite des parkenden Renaults, auf dem
Bürgersteig zwischen ihm und den Gebäuden, vor denen er abgestellt worden
war.
Er war in Stellung.

B ACHMAN UMRUNDETE das Auto des Mechanikers. Der Wind war stärker
geworden, der Sand fegte gegen die Seiten der Gebäude, darunter das
Lagerhaus, in dem laut Informationen des israelischen Geheimdienstes der
Mann seine Bomben baute. Zwischen dem Lagerhaus und dem Gebäude
daneben gab es eine Gasse. Sie war sehr schmal, fast als hätten die
Bauarbeiter einen Fehler gemacht, als sie die Gebäude hochzogen, und
anschließend einfach vergessen, die Lücke aufzufüllen. Man hätte die Wände
auf beiden Seiten berühren können, ohne die Arme ausstrecken zu müssen,
und Müll, der hineingeworfen worden war, versperrte teilweise den
Durchgang.
Bachman und Naim hatten am Vorabend die Gegend ausgekundschaftet,
waren ein einziges Mal vorbeigefahren, bevor sie wendeten und in die andere
Richtung zurückfuhren. Sie waren weniger als fünf Minuten da gewesen,
aber das hatte genügt: Naim hatte gedacht, dass sie in Vorbereitung der
Operation die Gegend auskundschafteten. Bachman ließ ihn in diesem
Glauben. In Wahrheit hatte er sich vergewissert, dass die Umgebung ihm
einen Fluchtweg bot.
Und er war überzeugt, dass es so war.
Er drehte den Kopf und sah den Volkswagen, der die freie Sichtlinie
zwischen ihm und Naim versperrte. Er sah Shavit hinter dem Steuer. Er
wusste, dass er nicht viel Zeit hatte, also beeilte er sich. Er stellte den
schweren Rucksack auf den Bürgersteig und manövrierte ihn mit dem Fuß so,
dass er unter dem Benzintank des Autos zu liegen kam. Dann lief er, ohne
sich noch einmal umzudrehen, über den Bürgersteig zur Einmündung der
Gasse.
Der Sturm heulte, als er in seiner Tasche nach dem Funksender griff.
Er drehte das Gerät in der Hand, bis er den gerippten Auslöser unter dem
Daumen spürte. Er erreichte die Gasse, bog darin ein und drückte.

D IE M INE DETONIERTE . Die erste Explosion hob das Heck des Renaults von
der Straße. Nur eine Millisekunde später folgte eine zweite Explosion, als der
Benzintank barst. Das Benzin darin verstärkte den Brand und schleuderte den
Renault fünf Meter in die Luft. Der Wagen drehte sich um neunzig Grad und
stürzte dann zurück zur Erde, die Schnauze wurde bei dem Aufprall auf den
Asphalt eingedrückt.
Meir Shavit wusste, dass die Explosion kommen würde, und er beugte
sich in dem Moment hinter dem Steuer nach unten, als Bachman den
Auslöser drückte. Er war knapp zehn Meter von der Explosion entfernt, die
Druckwelle erfasste den Kombi, drückte die Windschutzscheibe aus dem
Rahmen und ließ einen Schauer messerscharfer Splitter über ihn
niederregnen. Shavit war unterhalb des Armaturenbretts geschützt und
entging so dem vermutlich sicheren Tod. Als er sich wieder aufsetzte,
wischte er Glassplitter von seiner Kleidung. Das Polster seines Sitzes,
ohnehin bereits abgewetzt und durchgesessen, war völlig zerfetzt.
Er schaute aus dem Loch, wo sich die Windschutzscheibe befunden hatte.
Der Renault war bei der Explosion zerstört worden. Das Heck war vom
Rest des Fahrzeugs abgetrennt, die Karosserie geschwärzt und verkohlt, mit
Ruß überzogen. Es brannte lodernd, das Feuer nährte sich von allem, was
brennbar war: dem Polster, dem Plastikarmaturenbrett, den Gummireifen.
Eine dicke schwarze Rauchsäule stieg auf, wurde sofort vom Sturm nach
unten gedrückt und die Straße hinuntergetrieben.
Shavit rutschte über die Glassplitter auf dem Sitz, um Uri Naim und den
Nissan besser sehen zu können. Der Agent lag auf dem Rücken. Er war um
den Wagen herumgegangen und hatte sich damit schutzlos der Druckwelle
ausgeliefert, war von ihr hochgerissen und nach hinten geschleudert worden.
Shavit öffnete die Tür und ließ sich auf die Straße fallen.
„Mit Ihnen alles in Ordnung?“
Der Wind und das Prasseln des Brandes waren ohrenbetäubend.
Er ging zu ihm.
„Sir? Alles in Ordnung?“
Der Mann hatte eine stark blutende Platzwunde, die sich von der rechten
Schläfe quer über den Schädel zog. Ein Granatsplitter. Shavit ergriff sein
Handgelenk, suchte nach einem Puls, fand einen. Er konnte von Glück reden,
dass er noch lebte. Shavit überlegte kurz, ihn zu erschießen, aber es gab
Zeugen auf der Straße, und er wollte keine Spuren hinterlassen, die im
Widerspruch zu der Geschichte standen, die er und Avi sich ausgedacht
hatten: Das hier war ein Auftrag, der schiefgegangen war, eine fehlerhafte
Bombe, die zu früh detoniert war.
Er ließ die Pistole im Holster, griff stattdessen hinunter, schob die Hände
unter die Schultern des Mann und zog ihn von den Flammen fort. Naims
Lider flatterten, öffneten und schlossen sich sofort wieder.
„Sir?“
Er stöhnte vor Schmerzen.
„Sir, alles in Ordnung mit Ihnen?“
Der Mann setzte seine Füße auf und drückte sich weg. Er senkte eine
Hand auf den Boden und rappelte sich mühsam auf. Er sah Shavit an, die
Verwirrung deutlich auf seinem blutverschmierten Gesicht, sagte aber kein
Wort, während er zu dem Nissan stolperte, sich hineinschob und den Wagen
zurücksetzte.
Shavit wusste, was der Agent dachte. Naim war ein israelischer Killer tief
im Herzen Kairos, gefangen im Nachspiel eines Attentats, das nicht wie
geplant verlaufen war. War Ahmed tot? Sein Partner? Unmöglich zu sagen,
aber bleiben, um diesen Fragen nachzugehen, konnte er auch nicht. Jetzt
gefasst zu werden, würde einen internationalen Zwischenfall auslösen.
Entdeckung war etwas, das der Mossad nicht in Erwägung ziehen konnte.
Das alles wusste Shavit. Er war General der Israelischen
Verteidigungsstreitkräfte IDF und kannte Avi Bachman seit zwanzig Jahren.
Als Bachman ihn um Hilfe gebeten hatte, hatte er sie ihm gern gewährt.
Bachman war für ihn wie der Sohn, den er selbst nie hatte haben können. Er
hätte alles für ihn getan. Er hörte die Sirenen, ihr an- und abschwellendes
Geheul deutlich vernehmbar, als der Sturm leicht nachließ. Er musste hier
weg. Er ließ den Wagen stehen, wo er war, und während das Sirenengeheul
immer lauter wurde, brach er auf.

A VI B ACHMAN LIEF die Gasse hinunter. Er war geschützt vor dem Wind und
seinem Heulen, wodurch er die Sirenen hören konnte. Es lag mehr Müll
herum, als er erwartet hatte, und während sich der Durchgang um die
Rückseite der Lagerhäuser schlängelte, musste er sich an einigen Stellen
durch Berge von Plastiksäcken arbeiten, die aufgerissen worden waren, der
übelriechende Abfall darin ein Festschmaus für Ratten. Seine Beine waren
schon bald mit einem faulig stinkenden Schleim bedeckt.
Er hatte sich jetzt festgelegt. Es gab kein Zurück mehr. Er musste darauf
bauen, dass Uri Naim durch Meir Shavits Volkswagen und den Sturm keine
freie Sicht auf ihn gehabt hatte und dadurch nicht bestätigen konnte, was
passiert war. Was würde er mit Sicherheit sagen können? Dass die Mine
frühzeitig explodiert war.
Bachman hatte nicht die Absicht, gefunden zu werden. Er hatte die
Operation seit Monaten geplant und auf die perfekte Gelegenheit gewartet.
Das jetzt war es gewesen. Der Mossad würde keine Möglichkeit haben, die
Explosion zu untersuchen. Wie könnten sie ihre Ermittler hierherschicken?
Sie würden nicht bestätigen können, was ihm zugestoßen war. Er hoffte, dass
sie die offensichtliche, einfache Schlussfolgerung ziehen würden: er war tot,
hatte bei einem tragischen Unfall das Leben verloren.
Schließlich endete die Gasse. Sie führte auf eine andere Straße, sehr
ähnlich derjenigen, von der er geflüchtet war: heruntergekommene Gebäude
auf beiden Seiten, ein Lastwagen mit einer fünf Meter hohen Ladung aus
Müllsäcken, die auf seiner Pritsche festgebunden waren, hoch oben zwischen
den Häuser aufgespannte religiöse Dekorationen zur Feier des Ramadan. Der
Wind packte ihn wieder, als er aus dem Windschatten der Gebäude trat; er
zog das Halstuch über seinem Mund zurecht, damit er müheloser atmen
konnte.
Er griff mit der rechten Hand unter seine linke Achsel und spürte die
Glock, die er in einem verborgenen Holster trug. Er glaubte nicht, dass er sie
benötigen würde, aber es war beruhigend zu wissen, dass sie da war.
Er machte sich in südlicher Richtung auf den Weg. In Nasr City wartete
ein Auto auf ihn. Er würde nach Westen bis El Salloum fahren, die Grenze
nach Libyen überqueren und seinen Weg durch Tunesien und Algerien
fortsetzen, bis er schließlich Marokko erreichte.
Der Gedanke an sein Ziel erfüllte ihn mit Vorfreude. Lila erwartete ihn
dort. Ihre Beziehung war der Grund für dies alles. Sie war Palästinenserin,
und er wusste mit absoluter Sicherheit, dass ihr Zusammensein gefährlich
war. Falls Victor Blum, der Direktor des Dienstes, ihr Geheimnis herausfand,
würde er sie beide töten lassen.
Damit blieben ihnen genau zwei Möglichkeiten: entweder sich damit
abzufinden, einander nie wiederzusehen, oder aber zu fliehen.
Die erste Option stand nicht zur Debatte. Bachman würde sie nie in
Erwägung ziehen.
Sie würden fliehen.
Er hatte den Plan entwickelt. Sie würden eine Woche in Tanger bleiben
und dann, nachdem Shavit ihm die aktuelle Lage durchgegeben hatte, mit der
Fähre nach Algeciras übersetzen. Sie würden sich einen Wagen nehmen und
durch Spanien und Frankreich nach Norden fahren, bis sie schließlich Paris
erreichten. Dort warteten neue Identitäten auf sie, zusammen mit einem
Termin bei einem Facharzt für plastische Chirurgie, der Bachmans Aussehen
verändern würde. Wenn das alles erledigt war, würden sowohl der Chirurg
als auch der Fälscher, der ihnen die neuen Papiere lieferte, erschossen. Nichts
würde Bachman und Lila noch mit den Menschen in Verbindung bringen
können, die sie einmal gewesen waren.
Soweit es den Mossad betraf, war Avi Bachman tot.
Er hatte bei einer gescheiterten Liquidierungsoperation in den Slums von
Kairo das Leben verloren.
An seiner Stelle würde Claude Boon das Licht der Welt erblicken.
1
HEUTE

er Anwalt verließ um acht Uhr morgens sein Büro in Baton Rouge. Es


D waren sechsundfünfzig Meilen bis zur Louisiana State Penitentiary. Es
würde etwas mehr als eine Stunde dauern, sofern die Interstate frei war,
aber wegen der Hauptverkehrszeit kalkulierte er zwei Stunden ein. Der Mann,
den er besuchte, würde nicht weglaufen, allerdings wollte er auch nicht zu
spät kommen. Sein Mandant war ohnehin schon furchterregend genug, und er
wollte ihn keinesfalls durch Unpünktlichkeit verärgern.
Der Anwalt hieß Reed Scott, und er war einer der Partner in der Kanzlei
Renwick Chase Scott. Scott war seit dreißig Jahren in den Vereinigten
Staaten, seit er mit seinen Eltern aus Israel ausgewandert war. Er hatte eine
amerikanische Frau und zwei kleine Kinder. Er ging mit seinem Sohn zu den
Spielen der Saints. Er engagierte sich in seiner Gemeinde und war im
Justizsystem von Louisiana angesehen und respektiert. Normalerweise
gehörten Strafsachen nicht zu seinem Tätigkeitsgebiet, daher waren seine
Kollegen durchaus überrascht, dass er sich von dem mutmaßlichen
mehrfachen Mörder, der zurzeit im Gefängnis auf seinen Prozess wartete,
Anweisungen geben ließ.
Auf den Ausfallstraßen von Baton Rouge herrschte weniger Verkehr als
in der Gegenrichtung, und so kam er gut durch. Er blieb auf dem Martin
Luther King Highway bis zum Highway 61 North, wo er die Ausfahrt nach
Natchez nahm. Von dort waren es weitere einundzwanzig Meilen bis nach St.
Francisville. Nachdem er die West Feliciana High School passiert hatte, bog
er links auf den Highway 66 ab. Der zwanzig Meilen lange Highway endete
vor dem Tor der Louisiana State Penitentiary, auch bekannt unter dem
Namen Angola.
Die normalen Mandanten von Reed Scott waren Männer und Frauen, die
in Downtown Baton Rouge arbeiteten. Er war auf Körperschaftsrecht
spezialisiert: Fusionen und Übernahmen, Umstrukturierungen und
Arbeitsrecht. Er war Hochhäuser und glänzende Büros gewohnt, teure
Marmorfoyers und gepflegte Konferenzräume, die aus über dreißig Metern
Höhe prächtige Panoramen über die Stadt boten.
Angola? Das war eine ganz andere Nummer.
Er bezweifelte, dass es einen schlimmeren Ort auf der Welt gab.
Man nannte es auch „die Farm“. Vor hundert Jahren war es eine
Sklavenplantage gewesen, und die Strafanstalt lag im Zentrum eines über
achtzig Quadratkilometer großen Gebiets. An drei Seiten wurde es vom
Mississippi begrenzt, und auf der vierten Seite von vielen Meilen
unbewohnten Waldlands. Die Zahl der Männer, denen eine Flucht aus
Angola geglückt war, lag knapp im zweistelligen Bereich. Über fünftausend
Männer verbüßten hinter NATO-Draht ihre Haftstrafen. Die meisten von
ihnen würden dort sterben.
Am Eingang befand sich ein kleines gelbes Torhaus, das durchaus auch
den Zugang zu einem Nationalpark hätte markieren können. Scott fuhr durch,
bemerkte das Museum und – eine skurrile Ergänzung – den Souvenirshop. Er
war bereits einmal in dem Laden gewesen und hatte das Warenangebot
gesehen: unter anderem von den Insassen hergestellte Marmelade, Postkarten
und Spielzeughandschellen.
Witzig, oder? Daran erinnerte er sich jetzt und musste leise lachen. Es
lenkte ihn von der Nervosität ab, die sich wie eine kalte Faust in seinem
Bauch eingenistet hatte. Dieses Gefühl hatte er immer vor Gesprächen mit
diesem speziellen Mandanten. Der Mann hatte diese besondere Wirkung.
Er fuhr weiter, bis er das Hauptgebäude des Gefängnisses erreichte. Es
war von hohen Zäunen umgeben, deren NATO-Draht in der Sonne glänzte.
Er stellte seinen Wagen auf dem Parkplatz ab und ging zum Torhaus.
Eine kleine Schlange von Leuten wartete darauf, in das Gefängnis
eingelassen zu werden. Er stand vor dem Scanner an, übergab dem Wärter
seine Aktentasche, damit er sie durchs Röntgengerät schicken konnte.
„Kommen Sie“, sagte der Wärter auf der anderen Seite der
Sicherheitskontrolle und winkte ihn durch.
Scott trat durch den Bogen des Sicherheitsscanners. Das Gerät gab keinen
Ton von sich. Er lächelte den Wärter an. Der Mann schaute ausdruckslos,
gelangweilt und ein wenig unfreundlich zurück. Scott nahm seine
Aktentasche und schloss sich der Schlange vor dem Schalter an.
Er trat vor das Fenster.
„Ihr Name, Sir?“
„Reed Scott.“
„Warum sind Sie hier?“
„Ich möchte einen Insassen besuchen.“
„Name des Gefangenen?“
„Claude Boon.“
Die Frau gab den Namen in ihren Computer ein und kratzte sich am
Kopf, während sie auf die Ausgabe der relevanten Informationen wartete.
„In welchem Verhältnis stehen Sie zu Mr. Boon?“
„Ich bin sein Anwalt.“
„Ausweis, bitte.“
Scott nahm seinen Führerschein und schob ihn durch den Schlitz
unterhalb der Trennscheibe.
Die Frau warf einen Blick auf den Führerschein, sah dann auf ihren
Bildschirm. Sie nickte zufrieden. „Genau, hier sind Sie ja. Zehn Uhr,
richtig?“
„Richtig.“
„Sie wissen, wie’s läuft?“
„Ja, Ma’am, das weiß ich.“
Sie griff nach unten, um einen Knopf zu drücken, und mit dem Summen
eines Elektromotors öffnete sich die Tür rechts neben dem Schalter. Reed
schluckte, bedankte sich mit einem Nicken und betrat das Gefängnis.
2

cott setzte sich, legte seine Aktentasche auf den Tisch, nahm die
S Unterlagen heraus und breitete sie vor sich aus. Es war fünf vor zehn. Er
wusste, dass sein Mandant pünktlich sein würde. Claude Boon war
professionell und motiviert. Und wohin sonst sollte er auch schon groß
gehen?
Scott schaute zu der Überwachungskamera in der Ecke des Raumes auf.
Er hatte das Gefühl, beobachtet und taxiert zu werden, und fühlte sich wie
üblich verwundbar. Er wusste, dass seine Tarnung hervorragend war.
Eigentlich war es mehr als nur eine Tarnung. Denn immerhin war er ja
tatsächlich Rechtsanwalt, und das schon sein gesamtes Erwachsenenleben.
Aber er war mehr als das.
Scott arbeitete für den israelischen Nachrichtendienst. Den Mossad. Er
war ein Sayan . Der Dienst hatte Männer und Frauen wie ihn überall auf der
Welt, ortsansässige Agenten, die völlig unerkannt ein normales Leben
führten, bis sie gebraucht und dann aktiviert wurden. Die leitenden
Feldagenten des Mossad, auch Katsas genannt, benötigten Unterstützung,
wenn sie im Ausland Operationen vorbereiteten. Diese Unterstützung
erhielten sie von den Sayanim . Unabhängig von ihrer Loyalität gegenüber
ihrem jeweiligen Land war jeder Sayan zutiefst loyal gegenüber Israel und
würde alles tun, um es vor seinen Feinden zu schützen.
Sayanim erfüllten viele Rollen. Ein Fahrzeug-Sayan , der einen
Autoverleih betrieb, konnte einem Katsa Transportmittel zur Verfügung
stellen. Ein mit Immobilien arbeitender Sayan konnte kurzfristig und ohne
Kosten für Unterkunft sorgen. Ein Sayan innerhalb einer Polizeibehörde
konnte nützliche Informationen zu laufenden Ermittlungen liefern, und ein
Sayan -Arzt konnte Verwundungen behandeln, während er gleichzeitig die
Identität des Patienten geheim hielt. Sayanim erhielten lediglich die reinen
Kosten ihrer Arbeit erstattet, aber sie führten ihre Aufgaben aus, weil sie ihre
geistige Heimat liebten, nicht weil sie eine Vergütung erhalten wollten.
Katsas wiederum konnten ohne sie nicht operieren. Der Dienst selbst war
vollkommen auf sie angewiesen.
Scott hörte das Rasseln von Fußschellen draußen auf dem Korridor und
versteifte sich unwillkürlich. Sein Mandant gehörte zu der Sorte Mensch, die
einen schon allein bei dem Gedanken an sie nervös machen konnte. Ihm
wurde siebenfacher Mord angelastet, und im Verlauf der drei Monate, die er
nun in Angola saß, hatte er es geschafft, einen andern Häftling zu töten und
zwei weitere schwer zu verletzen. Er saß in Isolationshaft. Diese Maßnahme
war weder als Strafe noch zu seinem Schutz erfolgt.
Claude Boon war ins Loch gesteckt worden, um die anderen Häftlinge zu
schützen.
Die Tür ging auf. Der Mann, der jetzt den Raum betrat, war nicht
besonders beeindruckend. Er war fünfundvierzig Jahre alt und offensichtlich
in ausgezeichneter körperlicher Verfassung. Er war auch vorher schon fit
gewesen, aber da er jetzt kaum etwas anderes zu tun hatte, als zu trainieren,
war er durch und durch muskulös. Er hatte grau meliertes Haar und war auf
konventionelle Art gutaussehend. Er trug den normalen orangefarbenen
Overall des Louisiana Department of Corrections. Sein richtiger Name war
Avi Bachman, aber innerhalb des amerikanischen Rechtssystems hießt er
Boon.
Die Tür schloss sich, und Scott war mit ihm allein.
„Claude“, sagte der Anwalt.
„Komm mir nicht mit ‚Claude‘, als wären wir zwei beste Freunde. Was
geht ab? Was geht gottverdammt ab?“
„Ich weiß, ich bin –“
„Wir haben uns vor zwei Wochen das letzte Mal gesehen.“
„Ich weiß. Und es tut mir auch schrecklich leid, aber es ist nicht gerade
trivial, worum Sie mich gebeten haben. Das ist Ihnen doch sicher bewusst?“
„Ausreden interessieren mich nicht. Ich bin jetzt seit drei Monaten hier.
Ich habe dir gesagt, was passieren wird, wenn du mich hier nicht rausholst.
Glauben die vielleicht, ich bluffe?“
Scott hob flehend die Hände. „Nein, Claude, das tun sie nicht. Sie
glauben Ihnen.“
Boon schlug beide Handflächen auf den Tisch. „Wieso bin ich dann noch
hier?“
Instinktiv drehte sich der Anwalt zur Tür, aber es gab keinerlei Hinweis,
dass jemand Boons erhobene Stimme gehört hatte. „Bitte, beruhigen Sie
sich.“
Boon beugte sich über den Tisch, seine Fesseln rasselten. „Erzähl mir
nicht, ich soll mich beruhigen.“
„Lassen Sie mich Ihnen bitte ein paar Dinge in Erinnerung rufen. Sie
befinden sich hier in einer Hochsicherheitseinrichtung. Man wird Sie wegen
mehrfachen Mordes vor Gericht stellen, dabei ist der Häftling noch nicht
eingerechnet, den Sie hier getötet haben. Der zuständige Staatsanwalt möchte
demnächst wiedergewählt werden. Er hat offiziell verlauten lassen, dass Ihre
Verurteilung ganz oben auf seiner Prioritätenliste steht. Er hat Sie also
wirklich auf dem Kieker. Er wünscht sich für Sie nichts mehr als die
Todesstrafe. Die wissen, wie gefährlich Sie sind, Claude. Wenn Sie das alles
berücksichtigen, können Sie vielleicht nachvollziehen, dass es sich hierbei
nicht um einen Sonntagsspaziergang handelt, nicht einmal für uns.“
„Wer ist uns ?, habe ich gefragt, und bislang hast du mir keine Antwort
gegeben. Wer weiß noch Bescheid?“
„Der Direktor.“
„Blum?“
„Er hat persönlich die Leitung übernommen. Glauben Sie mir, er will Sie
hier herausholen, mindestens so sehr wie Sie selbst.“
Er lachte bitter. „Das bezweifle ich.“
„Es ist die Wahrheit, Claude. Ich berichte ihm direkt.“
„Hör endlich auf, mich dauernd Claude zu nennen“, sagte er gereizt. „Wir
sind keine Freunde.“
„Tut mir leid, Mr. Boon.“
Scott lehnte sich wieder zurück. Er beging den Fehler, Boon direkt in die
Augen zu sehen, und wünschte sich sofort, es nicht getan zu haben. Es waren
die Augen eines Mörders. Da war keinerlei Empathie, nichts, was darauf
hindeutete, dass er irgendetwas empfand. Es waren leere Spiegel. Sie jagten
ihm einen unbehaglichen Schauer über den Rücken. Sie weckten in ihm die
Frage, wie viele Männer und Frauen um Gnade bittend in diese Augen
geschaut hatten, unmittelbar bevor er sie exekutiert hatte.
„Wie behandelt man Sie?“
„Geht so. Das hier ist nichts verglichen mit dem, was ich früher
kennengelernt habe. Ich bin im Bangkok Hilton gewesen.“ Er gestikulierte
über den Raum. „Das hier? Fünf-Sterne-Luxus-Kategorie verglichen damit.“
In Angola gab es einen Straftrakt bekannt als Camp J. Scott wusste das
eine oder andere darüber. Es diente ausschließlich der Isolationshaft und
beinhaltete regelmäßige Züchtigungen der Männer, die das Pech hatten,
dorthin verlegt zu werden. Normale Besuche waren verboten und
Selbstmordversuche, oft genug erfolgreich, keine Seltenheit.
Camp J war Boons Aufenthaltsort.
„Natürlich“, sagte Scott.
Er schob seine Unterlagen zurecht und sah sich dann mit einer
übertriebenen, wissenden Bewegung um. Das Recht auf Vertraulichkeit
zwischen Häftling und Anwalt war unantastbar, aber er war nicht so naiv zu
denken, dass es ausgeschlossen war, belauscht zu werden.
„Mr. Boon, hören Sie mir jetzt bitte genau zu. Sie haben morgen eine
wichtige Anhörung.“
Boon hob eine Augenbraue. „Was für eine Anhörung?“
„Es ist eine vorbereitende Geschichte. Wir legen dem Richter
Beweismaterial vor.“
„Wann?“
„Morgen früh.“ Er stählte sich, Boon direkt in die Augen zu sehen, um
sich zu vergewissern, dass er verstand, was er ihm sagte. „Die Deputy
Sheriffs werden Sie nach Baton Rouge bringen. Sie werden gegen acht oder
neun Uhr fahren.“ Er starrte ihn an und nickte. „Wir sehen uns dann im
Gerichtsgebäude.“
Boon verstand das Zeichen. „Muss ich irgendwas tun?“
„Sie müssen einfach nur da sein. Um alles andere werde ich mich
kümmern.“ Während er sprach, nahm der Anwalt seinen Füllfederhalter vom
Tisch und schraubte die Kappe ab. Ein kleines Gerät fiel heraus auf den
Tisch. Es hatte etwa die Größe eines Croûtons. Boon sah es und legte sofort
seine Hand darüber.
„Noch irgendwelche Fragen, Mr. Boon?“
„Nein. Ich denke nicht.“
Reed erhob sich, sammelte die Papiere vom Tisch und schob sie in seine
Aktentasche.
Boon stand auf, seine Fesseln rasselten. „Ich bin geduldig gewesen. Drei
Monate bedeutet Geduld. Aber ich bin immer noch hier, und er ist immer
noch dort draußen.“ Er spuckte das Wort aus. „Der Gedanke daran, nach
allem, was er getan hat …“ Sein Zorn brannte den Rest der Worte nieder.
„Das verstehen wir, Mr. Boon, wirklich. Haben Sie Geduld. Wir haben
alles unter Kontrolle.“ Er hob seine Stimme. „Wärter!“
Er ging zur Tür, brachte seinen Körper zwischen sie und Boon. Er
beobachtete aus den Augenwinkeln, wie Boon die Hand zum Mund hob.
Die Tür öffnete sich, der Wärter kam herein.
„Sind Sie fertig?“
„Das bin ich, vielen Dank.“ Er wandte sich noch einmal in den Raum um.
„Auf Wiedersehen, Mr. Boon. Schlafen Sie gut. Morgen ist ein großer Tag.“
3

ie hatten zwei sichere Häuser. Das erste befand sich in Merrydale,


S nördlich von Baton Rouge. Beide Immobilien waren zwei Monate zuvor
von einem Vorausagenten des Mossad angemietet worden, der mit einem
ortsansässigen Sayan zusammenarbeitete. Ein solches Haus wurde Moaz
beziehungsweise „Stützpunkt“ genannt. Es war ein unscheinbarer Bau in
einer Mittelschichtsstraße. Man hatte ihn ausgesucht, weil er völlig
durchschnittlich war und weil diese Wohngegend für einen hohen Anteil an
vorübergehend dort lebenden Menschen bekannt war. Ein Ort, an dem
Neuankömmlinge praktisch nicht auffielen. Perfekt für das, was sie
vorhatten.
Zwei Agenten waren seit drei Tagen im Land. Ihren Papieren zufolge
waren sie Mr. und Mrs. Rabin, ein junges Paar aus Tel Aviv, das in Louisiana
Urlaub machte. Sie waren in New Orleans gelandet, hatten dort in einem
Hotel eingecheckt, waren lange genug dortgeblieben, um vom Personal
registriert zu werden, und dann waren sie weiter Richtung Westen gezogen.
Malakhi und Keren Rabin waren zwei der effektivsten Kidon des Mossad.
Das Wort bedeutet „Bajonett“ auf Hebräisch, und die Abteilung Kidon des
Mossad war für gezielte Tötungen zuständig. Die Einheit bestand aus
achtundvierzig Männern und Frauen. Alle waren zwischen zwanzig und
dreißig Jahre alt, alle achteten penibel auf maximale körperliche Fitness und
Leistungsfähigkeit. Sie lebten und arbeiteten außerhalb des Hauptquartiers
des Mossad in Tel Aviv in einer abgeschirmten Militärbasis im Herzen der
Negev-Wüste.
Die Rabins arbeiteten oft zusammen. Ihr Status als Ehepaar hatte sich
schon oft als hervorragende Tarnung erwiesen. Ihren letzten Auftrag hatten
sie in Paris gehabt. Auch hier hatten sie sich als Touristen ausgegeben und
einen prominenten iranischen Waffenhändler ausgeschaltet, der mutmaßlich
die Hisbollah mit den Katjuscha-Raketen ausgestattet hatte, die zum
Beschuss von Nord-Israel verwendet worden waren. Sie hatten ihre Befehle
ausgeführt und waren wieder mit dem Hintergrund verschmolzen, nur ein
weiteres Touristenpärchen, das die Gastfreundschaft der Stadt des Lichts
genoss.
Das Haus in Baton Rouge war für ihre Ankunft vorbereitet worden. Die
für die Operation benötigte Ausrüstung wartete unter den Bodendielen im
zweiten Schlafzimmer. Da waren sechs Beretta 70 für Kaliber .22-Munition.
Sie hatten Munition mit der Hälfte der normalen Treibladung sowie
Schalldämpfer, um die Waffen so leise wie möglich zu machen. Da waren
vier Tavor-Sturmgewehre mit ausreichend Munition. Häufig waren sie mit
Uzis ausgerüstet, aber obwohl die Uzi eine hervorragende Waffe war,
verschoss sie Neun-Millimeter-Munition, und wenn man Fahrzeuge unter
Beschuss nehmen wollte, war Munition, die eher für Handfeuerwaffen
gedacht war, weniger gut geeignet. Glas und Metall konnten die Projektile
ablenken, ein Problem, das die 5,56-Millimeter-Hochgeschwindigkeits-
Munition des Tavor nicht kannte. Da war eine aufgerollte Nagelsperre mit
sechseinhalb Zentimeter langen Dornen aus einer Metalllegierung. Die
soliden Dorne hatten drei geschärfte Kanten bei einem Durchmesser von
anderthalb Zentimetern an der Basis. Schließlich gab es noch ein kleines
Netbook, auf dem die Software vorinstalliert war, mit deren Hilfe die
Position des GPS-Senders überwacht werden konnte, den der Mann erhalten
hatte, den sie sichern sollten.
Der Vorausagent hatte weiterhin zwei Autos und einen Transporter für
die Operation angemietet. Der Transporter und eines der Autos standen auf
dem Langzeit-Parkplatz am Flughafen. Das Fahrzeug für die Rabins war ein
2013er Honda Accord. Er war über Nacht zu dem Haus gebracht und die
Schlüssel in den Briefkasten geworfen worden.
Sie luden ihre Ausrüstung vor Tagesanbruch in den Kofferraum des
Wagens, als noch niemand auf der Straße war. Sie nahmen ein üppiges
Frühstück ein, da sie nicht wussten, wann sie das nächste Mal essen konnten,
und telefonierten danach, um sich zu vergewissern, dass die Operation immer
noch lief.
Was der Fall war.
Sie schlossen das Haus ab, stiegen in das Auto und fuhren los.
4

m halb acht erreichten die Rabins die Wartezone in der Nähe des Tunica
U Hills State Wildlife Park. Es war eine geräumige Fläche, die einem
Dutzend Autos Platz bot. Bis auf ihren Accord war sie an diesem Morgen
leer. Es gab Picknicktische, ein Informationsbrett, das über die Jahre vom
Wetter ausgebleicht worden war, und einen Pfad, der zwischen den Bäumen
verschwand.
Malakhi Rabin öffnete die Tür auf der Fahrerseite und stieg aus. Trotz der
frühen Stunde war es bereits heiß. In der Ferne sah er die Gebäude einer
Raffinerie, deren Schornsteine in der dunstigen, verschmutzten Luft zu
wabern schienen. Dieser Teil von Louisiana wurde auch „Cancer Alley“ oder
„Krebs-Allee“ genannt. Die Landschaft war knochentrocken, die Vegetation
spröde wie Zunder. Zikaden sirrten und Vögel, bereits betäubt von der Hitze,
murmelten ihre Lieder.
Malakhi war gut eins achtzig groß und augenscheinlich durchtrainiert
unter seinem bereits durchgeschwitzten Leinenhemd. Er griff in den Wagen,
nahm eine Sonnenbrille vom Armaturenbrett und setzte sie auf. Er blickte
zum Horizont und der dicken schwarzen Wolkenbank, die sich dort
zusammenbraute.
Seine Frau stieg aus dem Wagen. Keren Rabin war eins fünfundsiebzig
groß und schlank, ihre straffen nackten Arme ließen darauf schließen, dass
sie viel Zeit im Fitnessstudio verbrachte. Was durchaus richtig war, aber ihre
Statur war auch zurückzuführen auf viele Stunden zermürbendes Training auf
der Ringermatte. Sie war eine erfahrene und gute Krav-Maga-Kämpferin.
Viele der Männer, die sie eliminiert hatte, hatten einen flüchtigen Blick auf
ihre bemerkenswerte Erscheinung geworfen und sie als nur ein hübsches
Gesicht unter vielen abgetan. Sie näherte sich ihnen, flirtete ein bisschen, und
sie wurden unachtsam. Sie brachte sie an einen ruhigen Ort, irgendwo, wo sie
nicht gestört würden. Und das war dann der letzte Fehler, den sie je machten.
„Ein Sturm zieht auf“, sagte Malakhi.
Keren sah auf ihr Handy. „Sie sagen, er wird in einer halben Stunde hier
sein.“
„Dann werden wir wohl nass.“
„Besser nass als das hier. Es ist heißer als in der Hölle.“
Malakhi nickte zustimmend. „Der Sturm könnte auch eine gute
Ablenkung bieten.“
Keren sah zur Straße. Ein Transporter näherte sich. Es war ein altweißer
Chevrolet Express. Die Rabins schauten zu, wie der Transporter abbremste
und die Straße verließ. Staubwölkchen stiegen unter den Rädern auf, als der
Wagen über den unebenen Grund holperte und schließlich neben dem Accord
anhielt. Es waren vier Personen in dem Van: drei Männer und eine Frau.
Dies war das zweite Team. Ihr Codename lautete Mural. Die vier
Agenten waren seit einer Woche im Land. Sie waren eingereist als Studenten,
die im Rahmen eines Austauschprogramms die Louisiana State University
besuchen sollten. Ihre Decknamen waren Levy, Peretz, Biton und Dahan.
Malakhi ging zu dem Van hinüber und öffnete die Fahrertür. „Morgen“,
sagte er.
Dahan stieg aus. „Haben wir grünes Licht?“
„Haben wir.“
„Wie lange noch?“
„Dreißig Minuten.“
„Genau rechtzeitig für den Sturm.“
„Das haben wir auch gerade gesagt.“
„Das wird die Sichtweite einschränken. Keine schlechte Sache.“
„Auch das haben wir gerade gesagt.“
Peretz kam um den Van herum zum Wagen. Sie nickte zum Gruß. „Habt
ihr die Ausrüstung?“
„Im Kofferraum.“
Sie griff in den Accord, um den Kofferraum zu entriegeln, ging dann zum
Heck und hob die Klappe an. Sie nahm die Tavors und Berettas heraus und
verteilte sie an die anderen Mitglieder des Teams.
Dahan kontrollierte den Mechanismus der Maschinenpistole. „Wie
gehabt?“, fragte er.
Malakhi nickte. „Ich wüsste nicht, warum wir es ändern sollten.“
„Wir wissen, was wir zu erwarten haben?“
„Nicht ganz. Sie glauben, es ist ein Transporter und ein Begleitfahrzeug.
Wahrscheinlich eine Limousine.“
„Wachleute?“
„Sie nehmen ihn schon ernst. Also mindestens zwei, möglicherweise auch
vier.“
Peretz zog den Schlitten der Beretta vor und zurück. „Einsatzregeln?“
„Wie besprochen. Priorität hat, ihn rauszuholen. Alles, was dazu nötig ist,
ist in Ordnung. Wir haben freie Hand.“
„Uneingeschränkter Schusswaffengebrauch?“
„Falls erforderlich.“
„Und das kommt von ganz oben?“
„Genau.“
Sie stieß einen überraschten Pfiff aus. Sie alle teilten dieses Gefühl. Das
hier war ein ungewöhnlicher Einsatz. Nicht das Ausmaß – das war reine
Routine –, aber das Land, in dem die Sache durchgeführt wurde.
„Es ist nicht an uns, Fragen zu stellen“, ermahnte Keren sie.
Dahan blickte zum Himmel. Die Wolken waren inzwischen näher, ein
wogendes Leichentuch, das seinen Schatten über die Landschaft warf.
Keren kehrte zum Wagen zurück. Das Netbook lag geöffnet auf dem
Armaturenbrett, ein Alarm blinkte.
„Ziel in Bewegung“, rief sie. „Zehn Minuten.“
Es war acht Uhr.
„Auf geht’s“, sagte Malakhi.
5

laude Boon wurde an diesem Morgen um sieben Uhr aus seiner Zelle
C geholt. Zwei Wärter begleiteten ihn zu einem Raum. Es waren große,
kräftige Männer, beide deutlich über eins achtzig groß und mindestens
zwanzig Kilo schwerer als er, und dennoch waren sie sichtlich beunruhigt
von der Aussicht, in einem beengten Raum mit ihm allein zu sein. Sein Ruf
war allgemein bekannt. Sie wussten alle, wozu er fähig war.
Die Wärter befahlen ihm, sich auszuziehen, und er gehorchte.
„Vorbeugen“, befahl einer von ihnen.
„Echt jetzt?“
„Tu’s einfach, Boon.“
Das war eine Zumutung, die er sich normalerweise nicht hätte gefallen
lassen, aber jetzt spielte er gern mit. Er würde so etwas nicht mehr oft
ertragen müssen. Er lächelte die beiden an, ein kalter Ausdruck, der bei ihnen
keinerlei Zweifel über sein Erinnerungsvermögen ließ, aber er gehorchte. Sie
führten eine oberflächliche Leibesvisitation durch und warfen ihm, schnell
zufrieden, eine frische Garnitur orangefarbener Gefängniskleidung zu.
„Anziehen“, sagte der Mann.
Er gehorchte. Als er fertig war, fesselten sie ihm die Hände vor dem
Bauch und befestigten anschließend eine Kette um seine Taille. Die
Handschellen wurden durch die Kette gezogen, um zu verhindern, dass er die
Hände zu frei bewegen konnte. Die mit einem Vorhängeschloss gesicherte
Blackbox wurde als Letztes angelegt. Sie verhinderte den Zugang zu den
Schlüssellöchern der Handschellen.
„Wann fahren wir los?“
„Schnauze, Boon.“
Er wurde zu einem Verladebereich gebracht. Es war eine geräumige
Garage, in der mehrere Fahrzeuge nebeneinanderstanden. Zu einer Seite hin
war der Raum offen. Boon blickte hinaus, wo der Regen auf den Asphalt
prasselte. Zwischen der Betondecke und der Mauer, die die Außenseite des
umschlossenen Hofs darstellte, konnte er einen Streifen des Horizonts sehen.
Der Himmel war pechschwarz. Es donnerte, als die Wärter ihn eine Treppe
hinunter in die Garage trieben.
Man würde ihn mit einem Transporter zum Gericht fahren. Eine
Limousine wartete mit laufendem Motor vor dem Van, Auspuffgase
schraubten sich nach oben. Boon zählte vier Sheriff’s Deputies. Alle
bewaffnet mit Handfeuerwaffen. Er vermutete, dass sie mindestens eine
Langwaffe pro Fahrzeug dabeihatten, entweder eine Schrotflinte oder ein
Gewehr.
Die beiden kräftigen Vollzugsbeamten manövrierten Boon zum Heck des
Vans und halfen ihm einzusteigen. Er hatte sich gefragt, ob er wohl
gemeinsam mit anderen Häftlingen transportiert werden würde, aber wie es
schien, hatte er sich mit seinem Status den Luxus verdient, allein gefahren zu
werden. Im Heck befanden sich zwei Türen: die eigentliche Hecktür und
dahinter eine weitere Metalltür. Die Innenausstattung war schlicht, jeweils
eine Metallbank auf jeder Seite des Fahrzeugs. Die Deputies im Fahrerhaus
waren durch eine Metallwand geschützt, die den Van in zwei Bereiche teilte.
In der Wand befand sich ein Fenstergitter, durch das Licht hereinfiel.
Beide Hecktüren wurden geschlossen und verriegelt.
Boon setzte sich auf die Metallbank.
Er hörte einen der Vollzugsbeamten sprechen. „Was wisst ihr über ihn?“
„Dass er ein knallharter Typ ist.“
„Würde man nicht meinen, wenn man ihn sieht.“
„Ich weiß, aber er ist es. Hat in seiner ersten Woche hier einen Häftling
umgelegt.“
„Wir werden aufpassen.“
Boon hörte eine dritte Stimme. „Wir sind zu viert, und er ist allein.“
„Glaub mir, du solltest ihn nicht auf die leichte Schulter nehmen,
Kumpel.“
„Klar, aber Hannibal Lecter ist der Typ ja wohl auch nicht, oder?“
Darauf folgte nervöses Gelächter.
„Willst du wissen, wie er den Mann umgebracht hat? Hat ihm ein Messer
in den Hals gerammt. Von unten nach oben. Wie beim Erbsenschälen. Null
Gefühl. Absolut gar nichts. Also, wenn ich sage, ihr müsst ihn ernst nehmen,
dann meine ich genau das. Lasst ihm keine Chance. Er wird euch ohne mit
der Wimper zu zucken kaltmachen.“
Der Deputy lachte. „Immer locker bleiben, Mann. Alles wird gut. Eine
nette kleine Fahrt, das ist alles. Wir werden ihn dir zurückbringen, ehe du
dich versiehst.“
6

oon lehnte mit dem Rücken an der Wand des Vans. Er schloss die Augen
B und konzentrierte sich auf das, was er hören konnte: das
Motorengeräusch, das Prasseln des Regens auf das Metalldach, die
gedämpfte Unterhaltung des Fahrers mit dem Beamten, der auf dem
Beifahrersitz saß, Country and Western aus dem Radio. Der Van war neu, die
Fahrt einigermaßen komfortabel, trotz der kalten, harten Metallbank, auf der
er saß. Er öffnete wieder die Augen und blickte auf seine Fesseln. Er hob die
Arme, bis der Gurt, der die Handschellen mit der Kette um seine Taille
verband, straff gespannt war. Die Fesseln waren solide. Boon war stark, doch
er wusste, dass er sich aus eigener Kraft nicht würde befreien können.
Boon hatte bei den vorausgegangenen Fahrten zwischen Angola und dem
Gerichtsgebäude in Baton Rouge aufgepasst. Er kannte die Strecke, die seine
Wächter wahrscheinlich nehmen würden, um ihn dorthin zu bringen:
südöstlich auf die LA-66, weiter südlich auf die US-61 und die I-110. Es gab
noch eine Route, aber diese war die kürzeste. Er schätzte, dass sie so früh am
Morgen zwischen einer und anderthalb Stunden benötigen würden.
Er wusste, dass der Konvoi nahe am Gefängnis oder nahe am
Gerichtsgebäude überfallen werden würde, allerdings auch wieder nicht zu
nahe. Es gab einen guten Grund für diese Annahme. Wenn sie sich entweder
nahe am Abfahrtsort oder dem Ziel befanden, würde dies den Spielraum für
unvorhergesehene Streckenänderungen deutlich reduzieren.
Der Transporter überquerte ein Eisenbahngleis, holperte und schwankte
hin und her. Boon stemmte beide Füße fest in den Boden, um sich
abzustützen. Wenn er die Operation planen würde, würde er den Zugriff eher
früher als später durchziehen. Er würde es ziemlich genau jetzt tun.

M ALAKHI R ABIN WAR bis auf die Haut nass. Die Schleusen hatten sich
geöffnet, der Wolkenbruch ging auf den Asphalt nieder und verwandelte den
getrockneten Matsch am Straßenrand schnell in Schlammpfützen. Es war
unangenehm, aber, sagte er sich, nicht zu ändern. Der Sturm war so heftig,
dass die Sichtverhältnisse massiv eingeschränkt waren. Von seiner Position
aus konnte er nur auf kurze Distanz etwas erkennen. Dem Fahrer des
Gefängnistransporters würde es ähnlich gehen.
Malakhi duckte sich in das Gebüsch am Straßenrand. Die Straße krümmte
sich zu einer weiten, sanft geschwungenen Kurve, da sie von ihrer
ursprünglichen Ost-Ausrichtung abwich und in den südlichen
Streckenabschnitt überging, der als landschaftlich reizvoller Tunica Trace
bekannt war. Die Gegend hier war gekennzeichnet durch raue Berge,
Felswände und tiefe Schluchten. Die Straße führte einen steilen Abhang im
Norden hinunter und war zum Süden hin mit dichten Gruppen von
Stechpalmen und Buchen bewaldet. Zum Niedrigbewuchs gehörten
Eichenblatt, Hortensien und Schneeglöckchenbäume.
Malakhi versteckte sich in einem Bambusdickicht, das sich bis zum
Schotter am Rand der Straße zog. Es bot keinen Schutz gegen den
Wolkenbruch, doch das verbannte er aus dem Kopf, als er die Scheinwerfer
sah, die gerade um die Kurve auf dem Trace kamen. Direkt dahinter folgte
ein großer, dunkler Van.
Zwei Fahrzeuge, genau wie sie es erwartet hatten.
Er holte tief Luft.
Malakhi drehte sich wieder nach Süden. Der Honda Accord parkte außer
Sicht auf einer Seitenstraße, die tiefer in den Wald führte. Keren saß auf dem
Fahrersitz, der Motor lief, das Licht war aus. Der Chevy Express stand
verborgen am Scheitelpunkt einer Spitzkehre, die in nördlicher Richtung
nach Pinckneyville führte.
Rabin konnte den Van nicht sehen.
Die Fahrer des sich nähernden Autos und Transporters würden ihn
ebenfalls nicht sehen können.
Bei dem Pkw handelte es sich um eine weiße Limousine mit einem roten
und blauen Streifen auf der Tür. Ein Auto, wie es ein Sheriff’s Deputy fahren
würde. Malakhi sah die Umrisse von zwei Männern auf den Vordersitzen. In
den Fond konnte er nicht sehen. Er schätzte die Geschwindigkeit, während
der Wagen näher kam, und tippte auf etwa achtzig Stundenkilometer.
Die Limousine fuhr an ihm vorbei, schleuderte dabei reichlich
Spritzwasser gegen den Bambus.
Malakhi hatte nur ein sehr schmales Zeitfenster zum Handeln, und er
musste schnell machen.
Er schnappte sich den Griff des Nagelbandes.
Der Van war fünf Wagenlängen hinter der Limousine.
Er sprang aus dem Bambus und warf die Nagelsperre mit einer schnellen
Bowling-Bewegung quer über die Straße aus. Die Sperre besaß Gelenke,
jedes Segment rastete mit einem Klicken ein und erstreckte sich dann
komplett über die gesamte Straßenbreite. Der Van fuhr drüber weg. Die
Dorne bohrten sich in den Reifengummi und lösten sich vom Band. Sie
waren hohl, was ein kontrolliertes Ablassen der Luft erlaubte und die
Möglichkeit eines plötzlichen Kontrollverlustes über das Fahrzeug
minimierte. Er hörte das Knallen der Reifen und dann das Kreischen der
Räder, die nun auf den Felgen rollten. Der Van verlor schlagartig an
Geschwindigkeit.
Falls der Fahrer der Limousine bemerkt hatte, was hinter ihm passiert
war, spielte dies keine Rolle. Der Wagen war, von Malakhi aus gesehen, rund
zehn Meter weiter die Straße runter, als Levy und Peretz aus dem dichten
Hartriegel und Süßblatt hervortraten, in dem sie sich versteckt hatten. Sie
hoben ihre Tavors und eröffneten das Feuer, als der Wagen an ihnen
vorbeirollte. Die Gewehre konnten neunhundert Schuss pro Minute abfeuern,
und die Agenten hatten auf Vollautomatik gestellt. Die Scheiben wurden
nach innen gedrückt, als der Kugelhagel durch die Fahrgastzelle schnitt. Die
Beamten wurden mehrere Mal getroffen. Sie trugen nur leichte
Körperpanzerung, und auch wenn diese sie vor normaler
Handfeuerwaffenmunition geschützt hätte, war sie gegen 5,56-Millimeter-
Geschosse nutzlos. Der Fahrer riss abrupt und unfreiwillig das Steuer herum,
und der Wagen scherte scharf nach links aus. Er durchbrach eine
Brombeerhecke, raste eine steile Böschung hinunter und krachte schließlich
gegen den Stamm einer großen Hainbuche.
Biton trat aus der Deckung und feuerte auf die Windschutzscheibe des
Van.
Malakhi riss die Nagelkette zurück, entfernte sie von der Straße und zog
seine Beretta, während er zu dem angeschlagenen Van sprintete.

B OON SPÜRTE ES , als der Van über die Nagelkette fuhr. Zuerst verloren die
Vorderreifen Luft und der Van neigte sich leicht nach vorn, als er auf den
Felgen weiterrollte. Dann folgten die Hinterräder, und schließlich bremste der
Van so abrupt ab, dass Boon nach vorn rutschte und gegen die
Metallabtrennung krachte.
Er hörte panische Flüche aus dem Führerhaus.
Dann hörte er Feuer aus automatischen Waffen und das Zerbersten der
Windschutzscheibe. Fünf Löcher wurden in die Metalltrennwand gestanzt,
ganz oben an der Verbindungsstelle zum Dach.
Er zog die Knie hoch, drückte sein Kinn aufs Brustbein und wünschte
sich, die Arme schützend über den Kopf heben zu können.
7

alakhi Rabin sprintete.


M Der Van rollte genau auf die Stelle zu, an der Biton sich versteckt
hatte, und er hatte nahezu sein gesamtes Magazin in das Führerhaus
entleert. Er hatte sorgfältig gezielt, den Schusswinkel so gewählt, dass er von
unten schräg nach oben durchs Dach verlief, um vorsichtig zu vermeiden,
dass verirrte Schüsse jemanden im hinteren Teil des Vans Schaden zufügten.
Es würde nichts bringen, den Mann zu verletzen, zu dessen Befreiung sie
geschickt worden waren.
Biton trat aus dem Unterholz und richtete sein Tavor vorsichtig auf den
Van.
Malakhi wurde langsamer, als er das Führerhaus erreichte. Er hob die
Beretta, hielt sie in einem lockeren beidhändigen Griff. Er blendete den
Regen aus, der ihm ins Gesicht schlug, das Wasser in Augen und Nase, hielt
die Waffe ausgestreckt vor sich und näherte sich vorsichtig weiter. Er sah ins
Wageninnere. Die Airbags hatten ausgelöst, das Führerhaus war mit diesem
feinen blauen Staub gefüllt, der die Airbags geschmeidig halten sollte. Auf
der Metalltrennwand ein großer Blutspritzer, im Dach Einschusslöcher von
Neun-Millimeter-Projektilen.
Er schob sich weiter.
Der Fahrer hing schlaff auf dem eingefallenen Airbag und schien sich nur
für einen Moment auszuruhen. Seine Hand drückte gegen die Scheibe, und
seine Finger bewegten sich darauf zuckend wie die Beine eines Krebses. Das
Glas war noch unversehrt. Malakhi zerschmetterte es, als er dem Mann zwei
Schuss in den Kopf jagte.
Biton ging auf die Beifahrerseite. „Gesichert“, rief er.
Peretz war der Limousine in den Graben gefolgt. Durch die Senke war sie
vor seinem Blick verborgen, aber er hörte zwei kurz hintereinander
abgefeuerte Schüsse. Sie vergewisserte sich, dass die Transportbegleiter
außer Gefecht waren. Finale Schüsse.
Malakhi machte eine kurze Lagebeurteilung. Die bewaffneten
Transportbegleiter waren neutralisiert. Er schickte Biton mit einer kurzen
Handbewegung zum Heck des Vans.
Sie trugen alle Latexhandschuhe, um keine Abdrücke zu hinterlassen.
Malakhi hob die Hand zum Türgriff, zog ihn herunter und öffnete die Tür.
Der Wachmann hatte mit seinem Gewicht dagegengelehnt, und als die Tür
nun fort war, sackte er heraus. Er wurde nur durch den angelegten
Sicherheitsgurt davon abgehalten, ganz heraus und auf den Boden zu fallen.
Sein Arm schwang kurz hin und her. Malakhi hielt die Waffe auf ihn
gerichtet, nur für alle Fälle, griff mit der linken Hand nach dem Schlüsselring
am Gürtel des Mannes. Er löste den Karabinerhaken und ging zum Heck.
Dahan saß hinter dem Steuer des Chevrolet. Er legte einen Gang ein und
verließ das Versteck. Er tauchte zwischen den Bäumen auf, die sich am
Scheitel der Spitzkehre drängten, gab Gas und hielt neben dem Van.
Biton hatte seine Beretta gezogen und richtete sie die Straße hinunter, um
Deckung zu geben, falls ein anderes Auto in ihre Richtung kam. Der Regen
zischte, Tropfen sprangen von der groben Asphaltdecke zurück.
Malakhi schlug mit der Faust gegen die Hecktür des Vans. „Bachman“,
rief er.
„Ich bin hier.“
Er wischte die Feuchtigkeit aus den Augen, nahm die Schlüssel und
wählte den, der am ehesten zu passen schien. Er führte ihn ins Schloss ein,
drehte ihn und hörte das Klicken des Mechanismus. Er öffnete die Tür und
fand die zweite, innere Tür. Diese besaß nur einen Riegel. Er schob ihn hoch
und öffnete die Tür.
Er war Avi Bachman nie persönlich begegnet, hatte aber viel über ihn
gehört. Der Mann war im Mossad so etwas wie eine Legende. Der Dienst
hatte keinen Mangel an legendären Agenten, aber Bachman war einzigartig
wegen der absoluten Skrupellosigkeit, die ihm nachgesagt wurde. Sie alle
kannten die Geschichten über ihn.
Malakhi war nicht leicht zu beeindrucken, und noch schwerer war er
einzuschüchtern, aber er hatte kein Problem zuzugeben, dass er nervös war,
als Bachman vorsichtig an die Kante des Vans trat und von dort auf den
Boden sprang.
Der Mann hob seine gefesselten Hände. „Nimm mir die ab.“
Malakhi schluckte und bemerkte, dass er einen unangenehm trockenen
Hals hatte. Er nahm den Schlüsselring, fand den für das Vorhängeschloss an
der Blackbox und öffnete es. Er suchte den Schlüssel für die Handschellen
und öffnete diese ebenfalls. Bachman massierte sich die Handgelenke,
während Malakhi hinter ihn trat und die Bauchkette aufschloss. Sie löste sich
und fiel klirrend zu Boden.
„Wir müssen weg“, sagte Malakhi.
„Wie?“
„Mit einem Auto.“
Keren hatte inzwischen den Accord aus dem Versteck geholt, um sie
einzusammeln. Bachman nickte, und sie joggten über die Straße. Die anderen
Agenten schickten sich ebenfalls an zu verschwinden. Biton öffnete das Heck
des Van, damit Peretz und Levy einsteigen konnten. Biton blieb kurz auf der
Straße stehen und sah zu Malakhi hinüber. Sie waren hier fertig, also nickte
er, als er nach Süden zeigte. Biton hob den Daumen, stieg hinten ein und zog
die Tür hinter sich zu. Dahan startete den Motor, und sie fuhren los. Laut
Plan sollte Mural wieder zu ihren Legenden zurückkehren, sprich, sie würden
zur LSU fahren, das Austauschprogramm beenden und anschließend nach
Israel zurückfliegen.
Malakhi stieg vorne zu seiner Frau ein.
Es gab kein Danke. Bachman reagierte nicht einmal darauf, dass er etwas
gesagt hatte. „Wie heißt ihr?
„Malakhi Rabin.“
„Keren Rabin.“
„Ihr seid ein Paar?“
„Ja.“
„Niedlich.“
Malakhi spürte, wie sich seine Frau anspannte. Bachman wirkte offenbar
auf sie genau wie auf ihn.
„Wie lautet der Plan?“
Malakhi blickte auf die leere Straße hinter ihnen. „Wir müssen Sie außer
Landes schaffen.“
„Wo fahren wir hin?“
„Sie fliegen von Monterrey.“
„Wie lange dauert das? Zehn Stunden?“
„Dreizehn.“
„Schön.“
„Wir werden durchfahren. Ohne Pause.“
„Ich sagte ja, schön.“
Malakhi drehte sich zu seiner Frau. „Auf geht’s.“
Keren betätigte den Schalthebel und fuhr los.
Bachman sah aus dem Fenster auf die Verwüstungen, die sie hinterließen:
den von Kugeln durchsiebten Transporter mit den zerfetzten Reifen, die
Limousine, die sich in den Graben am Straßenrand gebohrt hatte. Vier tote
Polizisten, die keine Ahnung gehabt hatten, was sie erwartete. Der Fahrer der
Limousine musste seinen Fuß aufs Bremspedal gerammt haben, denn die
Rücklichter leuchteten immer noch in der Dunkelheit.
„Das ist nur ein Teil des Deals“, sagte Bachman mit ruhiger Stimme.
„Der leichte Teil. Was ist mit ihm?“
„Mit wem?“
„Milton!“, fauchte er.
„Wir suchen ihn noch.“
„Und?“
„Alles unter Kontrolle.“
Das Auto fuhr weiter. Malakhi fragte sich, was der Engländer getan
haben mochte, um sich Bachmans Hass zuzuziehen. Er saß still im Wagen,
starrte in den Regen hinaus, verströmte seine abgrundtiefe Abscheu in
Wellen. Malakhi merkte, dass er einen völlig trockenen Mund hatte. Er war
noch jung, aber er und seine Frau hatten bereits die ganze Welt bereist und
dabei all jene der israelischen Gerechtigkeit zugeführt, die glaubten, ihr
entkommen zu können. Er war vertraut mit dem Tod. Er hatte ihn schon
reichlich gesehen. Aber er glaubte nicht, schon einmal einem Mann begegnet
zu sein, der so unbeirrbar nur ein Ziel vor Augen zu haben schien wie Avi
Bachman. Seine Freiheit interessierte ihn nicht wirklich. Für ihn zählte einzig
und allein, dass er dadurch die Gelegenheit erhalten hatte, den Engländer zu
verfolgen.
Malakhi beneidete John Milton nicht.
Was immer er Bachman angetan hatte, der Mossad würde ihn finden, und
dann würde er bezahlen.
Der Tag der Abrechnung nahte.
8

agesanbruch.
T John Milton sprang aus dem Jeep und nahm seine Zigaretten heraus.
Es war nur noch eine übrig. Er hatte die Nacht mit Hilfe von Nikotin und
Koffein überstanden, aber die Wirkung begann nachzulassen. Er war müde.
Sie waren vier Stunden gefahren. Er zog das Feuerzeug aus der Tasche,
steckte die Zigarette zwischen seine Lippen und zündete sie an. Die drei
anderen Männer, mit denen er gefahren war, stiegen jetzt ebenfalls aus. Sie
sahen erschöpft aus. Staub hatte sich auf ihre Stiefel gelegt; ihre
Arbeitskleidung war zerrissen und schmutzig, die verschossenen und
fleckigen Parkas und Dufflecoats hatten sie sich gegen die kalte Nachtluft
über die Schultern gelegt. Sie waren dreckig, blutverschmiert – manche
Blutspuren stammten von ihnen selbst – und verschwitzt. Milton sah an sich
herunter und begriff, dass er genauso schlimm aussah wie die anderen. Er
hielt die Zigarette zwischen schmutzigen Fingern, die Haut seiner Hand
geschwärzt von den Überbleibseln einer langen Arbeitswoche. Sein Gesicht
stoppelig. Er hatte seit Tagen keine Gelegenheit gehabt, sich zu rasieren.
Trotz all der Entbehrungen und der Knochenarbeit fühlte Milton sich gut.
Er nahm einen tiefen Zug von der Zigarette. Die Sonne erreichte den
Scheitelpunkt über dem trostlosen Horizont der One Tree Plain. Das Outback
erstreckte sich, so weit sein Auge reichte, größtenteils rot und trostlos wie die
Oberfläche des Mars. Der Lachlan River durchquerte das Gebiet der Station,
ermöglichte etwas Vegetation in der Nähe des reißenden Wassers.
Milton sinnierte, dass man nur dann eine Vorstellung vom Ausmaß
Australiens bekam, wenn man sich tief im Inneren des Kontinents befand. Er
wusste natürlich, dass er groß war. Er wusste, wenn man das Land über
Nordamerika legte, dann würde es von Manitoba im Norden bis Florida im
Süden und von San Francisco bis New York reichen. Aber hier zu sein, tief in
der Wildnis – genau hier bekam man ein echtes Gefühl für die unermessliche
Weite.
Milton hatte das Land bereits zuvor besucht. Das letzte Mal hatte er den
Babysitter für einen Analysten des MI 6 gespielt, der in Canberra Geschäfte
zu erledigen hatte. Die Hauptstadt war so nichtssagend und langweilig wie
Washington, D. C., ein Raster sauberer Straßen, ein Ort, der sich leerte,
sobald die Regierungsangelegenheiten erledigt waren. Es hatte sich ihm keine
Gelegenheit geboten, das Landesinnere aufzusuchen. Als er heute den
Sonnenaufgang verfolgte, war er tausend Kilometer von der Hauptstadt
entfernt. Er war im tiefen Outback.
Harry Douglas kam zu ihm herüber. Douglas war der Vorarbeiter. Milton
kannte den ruppigen und derben Mann bereits seit vielen Jahren. Sie hatten
zusammen beim SAS gedient. Freundschaften waren nicht wirklich Miltons
Ding, und da für Agenten der Gruppe fünfzehn Beziehungen eher
unzweckmäßig waren, hatte er sich mit seiner Rekrutierung der meisten
Bindungen entledigt.
Douglas hatte aus gesundheitlichen Gründen seinen Abschied vom
Regiment bekommen, nachdem sich sein Fallschirm bei einem
Trainingssprung nicht richtig geöffnet und er sich beide Beine gebrochen
hatte. Die zwei hatten sich nahegestanden, und sie hatten Douglas’
Entlassung in einer langen, alkoholgeschwängerten Nacht in Hereford
betrauert. Douglas hatte Milton erklärt, dass er in seine Heimat Australien
zurückkehren und auf der Schafstation seines Vaters arbeiten würde. Sie
hatten sich einige E-Mails geschickt, als Milton in Florida gearbeitet hatte,
und als Douglas vorgeschlagen hatte, er solle ihn doch besuchen kommen,
hatte Milton eingewilligt. Miami war durchaus angenehm gewesen, aber es
war auch eine Stadt voller Ablenkungen und Versuchungen. Er hatte bereits
über eine weitere Durchquerung des Landes nachgedacht, um diese
gefährlichen Impulse hinter sich zu lassen, aber der Verheißung von etwas
völlig anderem war schwer zu widerstehen gewesen.
„Alles in Ordnung, John?“, fragte Harry.
„Ja.“
„Du siehst geschafft aus.“
„Du siehst auch nicht gerade aus wie der junge Frühling.“
Harry grinste. Sie waren beide leistungsorientiert, und keiner hatte ein
Geheimnis aus der Tatsache gemacht, dass er sich dem anderen klar
überlegen fühlte. Der aktuelle Punktestand ließ sich am einfachsten an der
Zahl der Schafe ablesen, die sie im Verlauf eines Tages scherten. Douglas
wurde durch das Hinken behindert, dass er nach seinem Unfall behalten hatte.
Milton war wendiger. Aber Douglas war groß und stark, konnte die Schafe
besser niederringen und besaß den Vorteil jahrelanger Erfahrung. An seinem
besten Tag kam er auf hundertvierundzwanzig Schafe. Milton lag deutlich
hinter ihm mit einem Bestwert von neunundachtzig. Aber er versuchte es
weiter. Er war viel zu engagiert, um aufzugeben.
„Haben einen langen Tag vor uns. Wir pennen ein paar Stunden,
frühstücken was und dann geht’s los. Ist das okay für dich?“
„Natürlich.“
Sie waren bei der Booligal Sheep Station, einem Scherschuppen am Rand
der Stadt Booligal im tiefsten New South Wales. Milton hatte gelernt, die
Größe einer Station an der Anzahl der Scherboxen pro Schuppen
einzuordnen. Die Station, für die sie in der Woche zuvor gearbeitet hatten,
besaß sechs Boxen. Das war nicht ungewöhnlich. Booligal hatte zehn Boxen.
Es war eine große Station und versprach furchtbar viele Schafe, die
geschoren werden mussten.
Milton holte seine Tasche aus dem Jeep und folgte Douglas und den
anderen zu dem baufälligen Gebäude. Ihre Unterkunft war ein an die Kantine
grenzender Raum. Jeder hatte ein Feldbett und einen Spind, um seine Sachen
einzuschließen. Milton ging den Raum hinunter zum einzigen Bad. Es gab
eine Dusche, eine Toilette und ein Waschbecken. Es war oberflächlich
geputzt worden, aber immer noch ziemlich schmutzig.
Das machte ihm nichts aus.
Milton kehrte zurück in den Schlafraum, ließ seine Tasche aufs Bett
fallen und nahm Latzhose und Flanellunterwäsche heraus. Als er die
Kleidung bekommen hatte, war sie neu gewesen, hatte aber während der
Saison mächtig was aushalten müssen, sodass sie jetzt fast steif war vor Staub
und getrocknetem Schweiß und Blut. Er setzte sich auf die Bettkante und zog
die Boots aus. Auch sie waren neu gewesen, hatten den intensiven Geruch
von neuem Leder gehabt. Jetzt waren sie rissig und ramponiert, sechs
Wochen lang in der Sonne gegrillt. Sie sahen uralt aus.
Er zog sich aus, duschte schnell, nahm dann sein Exemplar des Blauen
Buchs heraus und öffnete es aufs Geratewohl. Milton las zwei Seiten, hielt
inne, um den Satz noch einmal zu lesen, den er bereits zweimal zuvor
unterstrichen hatte.
„Jeder abnorme Trinker ist von dem Wahn besessen, er könne irgendwie,
irgendwann sein Trinken kontrollieren und genießen.“
Er dachte einen Moment darüber nach und legte das Buch dann zurück in
seine Tasche. Er wollte keinen der anderen sehen lassen, dass er es besaß. Sie
würden nur Fragen stellen, und er hatte absolut kein Interesse, über seine
Krankheit zu sprechen.
Er legte sich hin, um auszuruhen. Bereits wenige Minuten, nachdem sein
Kopf das Kissen berührt hatte, war er eingeschlafen.
9

wei Stunden Schlaf waren nicht genug, aber mehr würde er nicht
Z bekommen. Er stand auf, wusch sich das Gesicht und zog seine
schmutzige Kleidung wieder an.
Harry und die anderen warteten bereits draußen auf ihn. Die anderen
Männer der Crew waren Eric, ein aufdringlicher Queenslander, und Mervyn,
ein Tasmanier, der die letzten zehn Jahre hier oben verbracht hatte.
„Da kommt Dornröschen!“, verkündete Harry bei Miltons Erscheinen.
Milton hob einen Mittelfinger.
Zum Frühstück gab es Käsebrötchen und Kaffee, und als sie fertig waren,
loste Harry die Scherboxen aus. Er zog die erste Box, die beste in diesem
speziellen Scherschuppen. Eric zog die zweite, Milton die dritte und Mervyn
die vierte. Sie gingen zum Schuppen hinüber.
Die Sonne schien bereits brutal heiß. Milton setzte seinen Hut auf und
zog die Krempe herunter, um die Augen gegen die Sonne abzuschirmen.
Seine Kleidung war schwer und hielt die Hitze fest, und innerhalb weniger
Augenblicke war er schweißgebadet.
Der Schuppen ließ manches zu wünschen übrig. Es war ein altes
Gebäude, das an verschiedenen Stellen bereits zerfiel. Es war auf Stelzen
errichtet. Anders als in sehr gut organisierten Anlagen gab es hinter dem
Schuppen kein Gehege für die Schafe, daher wurden die Tiere direkt unter
den Boxen gehalten. Ganz schlechte Planung. Milton wusste aus Erfahrung,
dass Schafe beim Scheren häufig Exkremente ausschieden. Was wiederum
bedeutete, dass die Schafe in den oberen Boxen die Schafe unter ihnen
beschmutzten, und das wiederum bedeutete, dass Milton und die anderen mit
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"Niin, upseereja. Palvelija sanoi. Mutta myöskin muhamettilaisia,
Aga
Khan ja Shemseddin Bey."

"Tiedätkö, tuleeko Gregor Ivanitsh sinne?"

"En tiedä, mutta herra poliisipäällikkö sanoi, että ottaisitte


kauneimmat vaatteet päällenne. Siellä annetaan suuria lahjoja."

Pikku tuhrus poistui.

"Suuria lahjoja, suuria lahjoja, se on helposti sanottu", mumisi


Kauneudenloiste. "Joka kerta minulle niitä varmasti luvataan, mutta
jos niihin luottaisin, kuolisin nälkään. Siitä huolimatta — täytyy sinne
mennä, se on selvää. Kuinka pääsisi asiasta? Mutta sinun,
silmäteräni, koska olet miltei kuin naimisissa kaimakamin kanssa, ei
tarvitse viehättää sellaisia koiria, voit jäädä tänne, jos haluat."

"Se ei sovi ollenkaan minulle. Päinvastoin, lähden teidän ja toisten


kanssa kuvernöörin luo. Nähkääs, juuri kun te puhuitte Durr es
Semanin kanssa" (ajan helmi — se oli todellakin nuoren likaisen
tyttösen nimi), "kysyin minä kolme kertaa peräkkäin istiharalta ja
kolme kertaa sain saman helmiluvun".

Hän näytti rukousnauhaansa, jota hän piti lujasti molemmissa


käsissään, jupisi hampaittensa välitse rukouksen katkelman ja nousi
seisomaan. Kauneudenloiste ei osannut huomauttaa mitään niin
ehdotonta todistusta vastaan kuin istiharan ratkaisu oli, ja koska hän
nyt oli rasittanut itseään tavattomasti, palasi hän huoneeseensa
nukkuakseen pukeutumisaikaan asti ja jätti Umm Djehanin mielensä
mukaan tuumimaan uutta seikkailuaan, johon hänen jo muutenkin
niin vaihteleva elämänsä näytti tahtovan hänet kietoa.
IV

KUVERNÖÖRIN LUONA

Totta oli, että Shemahan kuvernööri aikoi ryhtyä suuriin


kustannuksiin. Hän antoi kahdelle Bakuun matkustavalle upseerille,
nimittäin luutnantti Assanoffille ja kornetti Morenolle juhla-aterian ja
oli kutsunut tähän tilaisuuteen kaupungissa majailevan
jalkaväkirykmentin upseerit ja parhaan ystävänsä, poliisipäällikön.
Joskin vähän myöhemmin kuin "hengen vihollinen", olivat Assanoff
ja Don Juan tulleet perille, väsyksissä ja kyllästyneinä matkasta,
mutta sitä tyytyväisempänä siitä, että nyt olivat lähellä
päämääräänsä, sillä Baku on jokseenkin lähellä Shemahaa. Tiflisissä
he olivat viipyneet tuskin paria tuntia. Asianomainen päällystö oli
velvoittanut heidät, koska huhuiltiin vakavista rauhattomuuksista
Daghestanissa, viipymättä kiirehtimään joukkoihinsa. Morenolle
tämä oli lohdullinen tieto. Mitä enemmän hän etääntyi Espanjasta ja
rakastamastaan naisesta, sitä enemmän muuttui ensi hetkien
alakuloisuus sairaloiseksi alistumiseksi, joka jäyti hänen elämänsä
ydintä. Hän tunsi, että hänen entinen olotilansa oli lopussa, eikä
hänellä ollut vähääkään halua aloittaa uutta.
Herodotos kertoo, että kun muinaisen Egyptin sotajoukko oli
tyytymätön hallitsijansa töihin ja toimiin, kaikki soturisäädyn miehet
ottivat aseet käsiinsä ja liittyivät osastoiksi ja marssivat rajalle.
Hyljätyn yksinvaltiaan palvelijat riensivät hänen käskystään heidän
jälkeensä ja sanoivat: "Mitä aiotte tehdä? Hylkäätte omaisenne?
Jätätte kevein mielin talonne ja omaisuutenne?" He vastasivat
ylpeästi: "Omaisuutemme? Sillä, mitä on kourassamme, aiomme
hankkia arvokkaampaa! Talot? Ne voi rakentaa. Vaimot? Niitä on
kaikkialla, ja ne, jotka tapaamme, voivat lahjoittaa meille uusia
lapsia." Näin vastattuaan he marssivat edelleen antamatta itseään
ollenkaan pidättää.

Moreno ei ollut niin karkea sotauros, jollaisia nykyaikana tuskin


tapaakaan enää. Liekö sivistymisen vai mielikuvituksen ja sydämen
suuremman hellyyden ja heikkouden seurausta, mutta nykyjään on
vähän ihmisiä, joiden onni ja elämänvoima ei olisi heidän
ulkopuolellaan, vieraassa olennossa tai vieraassa asiassa. Miltei
kaikki muistuttavat nykyisin sikiötä: he saavat ravintonsa
elämänlähteestä, joka ei ole heidän, ja jos heidät siitä ajattelematta
eroittaa, niin on hyvin epäiltävää, ellei juuri mahdotonta, että he vielä
voivat menestyä.

Lisäksi vaikutti Morenoon kaikki, mitä hän tähän asti oli nähnyt
uudessa ympäristössään, unelta, erittäin sekavalta unelta, jota järki
ei ollenkaan ymmärtänyt. Assanoff oli kyllä tavallaan selittänyt, mitä
ympärillä tapahtui; mutta paitsi sitä, että insinööri piti kaikkea tätä
aivan luonnollisena ja syrjäytti helposti juuri enimmin selitystä
kaipaavat asiat, oli hän epävakainenpa kykenemätön mitään
selitystä tai ajatuskulkua loppuun viemään.

Tästä huolimatta Moreno liittyi häneen.


Assanoffin tunnettu taipumus juomaan sysäsi luota, mutta hänen
iloisuutensa taas veti takaisin. Assanoff oli sekapäinen, mutta
hänellä oli sentään pää. Hän hupsutteli tavallisesti, mutta silloin
tällöin hän osoitti todellisesti sydäntä. Pitkällä matkalla ja
loppumattoman pitkän, läheisen yhdessäolon aikana hän kertoi
Morenolle kaikenlaista, ja tämä puolestaan johtui myöskin tekemään
tunnustuksia.

Assanoff oli hyvin liikutettu maanpakoon tuomitun kärsimyksistä ja


osoitti myötätuntoaan miltei yhtä hellästi kuin tyttö rakastajalleen.
Silloin tällöin itsestään puhuessaan hän tunnusti, ettei hän omasta
mielestään ollut muuta kuin karkeasti kirveellä veistetty ja, kuten hän
lisäsi, erinomaisen vähän kulttuurin hivelemä villi-ihminen; pian hän
kuitenkin peruutti tämän tunnustuksen ja ilmoitti olevansa
aatelismies. Muuten hän piti kunnianaan tunnustaa Morenon älyn ja
luonteen ylemmyyden.

Lukija muistanee, että ristiretkien historiassa esiintyy aina jalo


emiiri, urhoollinen beduini tai ainakin uskollinen orja, joka yhdistää
kohtalonsa kristityn ritarin kohtaloon. Jos vaaditaan, antaa sellainen
uskottu mielellään tappaa itsensä herransa puolesta ja niin uhraa
oman etunsa toiselle. Tämä ajatus ilmenee niin voimakkaana
länsimaisessa mielikuvituksessa, että sen tapaa vielä Cervantesin
novelleissa, ja Walter Scott on sen tavallaan vahvistanut
temppeliritari Brian de Boisguilbertin molemmissa
saraseenipalvelijoissa. Ja itse asiassa tällä ajatustavalla on hyvä
perustansa. Sydän ja mielikuvitus, ainoat voimat, jotka saattavat
täysin uhrautumaan, ovat aasialaisissa aivan erikoisen voimakkaasti
kehittyneet, ja koska he ovat pystyneet suureen rakkauteen, ovat he
usein uhranneet itsensä rakastamansa olennon puolesta. Niinpä
antautui Assanoffkin, heti kun oli Morenossa huomannut itselleen
myötätuntoisen luonteen, rehellisesti ja vastustelematta tämän
kiintymyksensä valtaan.

Kuvernöörin ateria muistutti kaikkia tämäntapaisia juhlallisuuksia.


Juotiin kovasti. Assanoff oli luonnollisesti viimeinen antamaan
sellaisen tilaisuuden mennä ohitseen. Hän oli niin innoissaan, että
olisi voittanut itsensä, jolleivät Morenon huomautukset olisi pitäneet
häntä vähän aisoissa. Ja siksi hänessä tulivat esille vain tulipunaiset
kasvot, hieman vaappuva käynti ja puheen yhä suurempi
tolkuttomuus, Jotta ei suoraan loukkaisi Morenoa, ei hän tällä kertaa
mennyt pitemmälle. Pöydästä noustua mentiin saliin ja alettiin
polttaa.

Puoli tuntia myöhemmin ilmestyi upseerien keskeen, jotka yleensä


olivat vielä enemmän humalassa kuin Assanoff, kaksi paikallisen
väestön huomattavaa henkilöä. Aga Khan ja Shemseddin Bey
tervehtivät kaikkia läsnäolevia niin arvokkaasti ja herttaisen
kunnioittavasti kuin eivät olisi huomanneet vähintäkään merkillistä.
Kieltäydyttyään tarjotuista piipuista ja selitettyään, etteivät polta, he
istuutuivat. Kohtuullisuus kaikissa asioissa ja raittius oli siihen aikaan
erikoistumishalusta hyvin yleinen ja suosittu Kaukaasian
muhamettilaisten keskuudessa. Muutamien minuuttien kuluttua
ilmoitettiin tanssijattarien tulevan. Kuvernööri käski tuomaan heidät
sisään, ja he ilmestyivät.

Kauneudenloiste astui edellä, sitten tuli Umm Djehan Djemilen ja


Talhemen seuraamana. Nämä olivat kaksi hyvin viehättävää nuorta
tyttöä, jotka olivat yhtä koristetut kuin emäntänsäkin. Kaikki olivat
puetut pitkiin pukuihin, jotka suorin laskoksin ulottuivat maahan asti.
Silkillä ja harsokankaalla välkkyi kultaa ja hopeaa, joka ylenmäärin
upeasti ja tuhlaillen koristi heidän pukujaan. Kaiken lisäksi heillä oli
kaulaketjut, pitkälle riippuvat korvarenkaat, monet rannerenkaat,
kultaa ja helyjä; kaikki välkkyi ja kilisi kauniiden vartalojen joka
liikkeestä. Tästä huolimatta kääntyivät katseet vaistomaisesti Umm
Djehaniin, ehkäpä siksi, ettei hänessä ollut ihomaalia tai että hänen
koristeensa olivat vakavampia, tai ehkä — ja se oli epäilemättä
todellinen syy — hänen persoonallisuutensa voitokkaan viehätyksen
tähden. Ken kerran oli häneen katsahtanut, ei voinut silmiään enää
toisaalle kääntää. Hän loi jokaiseen vuorostaan kylmän ja
välinpitämättömän, miltei röyhkeän ja ärsyttävän katseen, ja siinä
olikin erikoinen viehätys. Sen lisäksi, vaikka hänellä oli
huomattavasti vähemmän kauniit silmät kuin Djemilellä, vaikka
häneltä puuttui Talhemen pyöreys eikä hän missään suhteessa
voinut tarjota sellaista sulojen täyteläisyyttä kuin Kauneudenloiste
todella kuninkaallisessa voitonvarmuudessaan, saattoi hän silti
jokaisen hämilleen, eikä kukaan ilman ponnistusta voinut päästä
hänen lumouksestaan.

Ei kukaan eurooppalainen muotilaulajatar tai näyttelijätär olisi


Euroopassa astunut saliin arvokkaammin, eikä ketään olisi voitu
ottaa vastaan suuremmin kunnianosoituksin kuin näitä tanssijattaria.
He puolestaan eivät tervehtineet muita kuin molempia
muhamettilaisia arvohenkilöitä, joihin kaikki, paitsi Umm Djehan,
loivat erittäin imartelevan, ymmärtävän katseen. Tähän viimemainitut
vastasivat hienolla hymyilyllä samalla pyyhkäisten partaansa
sellaisella tavalla, jota Richelieunkin herttua olisi pitänyt kunnianaan.
Sitten naiset laskeutuivat toisiinsa pusertuen erääseen nurkkaan
matolle istumaan ja ottivat niin täydellisesti huolettoman asennon
kuin olisivat täällä vain koristuksena.

Tällä välin oli heidän jälkeensä ilmestynyt neljä miestä, joihin ei


kukaan kiinnittänyt vähintäkään huomiota. He kyyristyivät heti
toiseen nurkkaan tanssijattaria vastapäätä. He olivat soittajia.
Yhdellä oli kevyt, tar-niminen kitara; toisella oli pitkäkaulainen huilu
eli kemantja, kolmannella rebab, eräänlainen kielisoitin, neljännellä
tamburiini, joka välttämättä kuuluu kaikkeen aasialaiseen musiikkiin,
koska rytmi on saatava mitä selvimmin kuuluville.

Seura pyysi yksimielisesti aloittamaan tanssin. Kuvernööri ja


poliisipäällikkö ottivat erikoistehtäväkseen esittää
Kauneudenloisteelle tämän yleisen toivomuksen, ja kun hän oli
antanut kyllin kauan itseään pyytää, kuten sopii arvostaan tietoiselle
taiteilijalle, ja sitäpaitsi oli ilmaissut vaatimattomuutensa viehättävällä
hämillään ololla, nousi hän, astui hitaasti salin keskelle ja antoi
soittajille tuskin huomattavan merkin päällään, jolloin kaikki
soittokoneet aloittivat yhtaikaa. Kaikki olivat lykänneet tuolinsa kiinni
seinään, niin että avara keskiosa jäi ihan vapaaksi.

Tavattoman pitkäveteisen ja yksitoikkoisen säveleen mukaan, jota


tamburiinin yksinäiset, kumeat ja terävät lyönnit säestivät, teki nyt
tanssijatar liikkumatta ollenkaan paikaltaan, kädet vyötäisillä,
muutamia liikkeitä päällään ja yläruumiillaan. Hitaasti hän kääntyi
oman akselinsa ympäri. Hän ei katsonut kehenkään, näytti aivan
välinpitämättömältä ja hommaansa syventyneeltä. Siten hän herätti
odotusta nähdä toimintaa, jota ei tullutkaan, ja juuri tämän
pettymyksen tähden kasvoi jännitys joka hetki. Vaikutusta, jonka
sellainen kiihoitin herättää, voi parhaiten verrata siihen tunteeseen,
joka meillä on merenrannalla, kun silmä jokaiselta uudelta aallolta
odottaa, että se voittaisi edelliset, löisi korkeammalle ja kauemmas
kuin ne, jolloin me yhä uudelleen petettyinä uuden aallon kohistessa
odotamme turhaan voimakkaampaa kohinaa ja kuitenkin jäämme
rannalle istumaan; kokonaisia tunteja vierähtää niin, ja kuitenkin
meidän on vaikea lähteä. Aivan samoin on laita sen tenhon, jota
aasialaisten tanssijattarien taiteesta syöpyy aisteihimme. Siitä
puuttuu täydelleen moninaisuus ja eloisuus, vain harvoin tuo
odottamaton liike vähän vaihtelua mukanaan, mutta
tahdinmukaisesta kiertoliikkeestä lähtee sittenkin huumaus, ja sen
valtaan henki vihdoin antautuu sallien tuudittaa itsensä jonkinlaiseen
päihtymykseen, joka vähitellen muuttuu puolihorrokseksi.

Nyt siirtyi vahva tanssijatar hitaasti paikaltaan pyöreitä


käsivarsiaan ojennellen. Hän ei astunut, hän liukui miltei
huomaamattomin liikkein. Hän läheni katsojia ja herätti hitaasti
heidän ohitsensa siirtyessään jokaisessa miltei tuskallisen
jännittynyttä odotusta, että antamalla jonkin merkin ilmaisisi hänet
huomanneensa. Mutta mitään tällaista ei tapahtunut. Ainoastaan
ollessaan vastapäätä molempia muhamettilaisia hän antoi heille
hienolla viittauksella uuden, hyvin ymmärretyn merkin
arvonannostaan ja erikoisesta suosiostaan pitentämällä sen ajan,
jolla hän toisia kunnioitti, kaksinkertaiseksi, ja se huomattiin hyvin ja
otettiin vastaan suurella mielihyvällä, sillä niin tarkoin harkitussa
tanssissa ilmenivät hienoimmatkin vivahdukset selvästi. Kun soitto
lakkasi, ilmaisivat katselijat kaikuvalla kättentaputuksella
tyytyväisyyttään. Vain Moreno jäi kylmäksi, sillä sellaisista seikoista
ei ensi näkemällä erikoisesti pidä, pikemmin tarvitaan kaikissa
maissa jonkinlaista tottumusta ja perehtymistä olosuhteisiin, jotta
voitaisiin nauttia sellaisista kansallishuveista. Aivan toisin oli
Assanoffin laita, jonka suuri innostus purkautui ihan
odottamattomalla tavalla.

"Herra nähköön", sanoi hän, "olen sivistynyt ihminen ja käynyt


Pietarin kadettikoulua, mutta piru minut vieköön, jos koko
Euroopassa on mitään, jota voisi likimainkaan verrata nyt
näkemäämme näytelmään! Ja nyt on jonkun teistä tanssittava minun
kanssani lesgiä. Onko kellään vielä tippaa verta suonissaan? Vai
oletteko kaikki tylstyneitä tai venäläisiä?"

Tataarilainen upseeri, joka kuului jalkaväkeen, nousi heti ja tarttui


Assanoffin käteen.

"No, hyvä", sanoi soturi ylpeästi, "Murad, Hassan Beyn poika, jos
olet isäsi poika, näytä mihin pystyt!"

Insinööri vastasi hänelle kovalla, kylmällä ja samalla kuitenkin


leimuavalla katseella, jota Moreno ei ollut koskaan ennen nähnyt, ja
pian alkoivat molemmat sotilasviittoihin pukeutuneet tataarit tanssia
lesgiä. Soittokunta oli yhtynyt siihen innokkaasti sillä barbaarisella
sävelmällä, joka tähän tanssiin kuuluu. Siinä ei ollut mitään
laahustavaa tai nukuttavaa. Murad, Hassanin poika, ei ollut enää
päihtynyt: hän näytti ruhtinaan pojalta, niin, miltei itse ruhtinaalta.
Häntä olisi voinut luulla vanhan mongolilaisen Kublaikanin soturiksi.

Tamburiini kilisi ja jymisi, kuin olisi tahtonut tulisessa vimmassa


kiihoittaa sodankauhuihin ja valloituksiin. Läsnäolijat, paitsi
espanjalainen, olivat viinin ja paloviinan lumoissa eivätkä olleet
kuulleet Assanoffin sanoja, vielä vähemmin ymmärtäneet, mikä
intohimo niistä huokui. Ainoastaan sen he ymmärsivät tästä varmaan
hyvin harvinaisesta välikohtauksesta, että insinööri tanssi aivan
erinomaisesti lesgiä, ja niin näyteltiin valloittajien silmäin edessä
taistelua, murhaa ja verta ja myöskin kapinaa, eikä venäläisten
päähän edes pälkähtänyt sitä vähääkään käsittää, puhumattakaan
siitä, että olisivat tämän tanssin merkitystä pelänneet. Vain Morenoa
hämmästyttivät Assanoffin muuttuneet ilmeet, ja kun tanssi oli
loppunut venäläisten upseerien ilosta tömistäessä jalkojaan ja
yleinen huomio lukuisten palvelijain tuodessa uusia piippuja, teetä ja
paloviinaa johtunut muualle, veti hän ystävänsä erääseen huoneen
nurkkaan, sattumalta siihen, jossa tanssijattaret olivat seisaallaan
katselleet lesgiä, ja sanoi puoliääneen:

"Oletko hullu? Mitä merkitsee se ilve, jota äsken esitit? Kuinka voit
sillä tavoin näytellä itseäsi? Etkö voi ilmaista kotiseudunrakkauttasi
muutoin kuin tuollaisilla vinkuroimisilla?"

"Vaikene", vastasi Assanoff jyrkästi, "sinä et tiedä, mitä puhut!


Sellaisia asioita sinä et ymmärrä! Niin kyllä, minä olen pelkuri, kehno
mies, mutta kurjin ihminen koko maailmassa on tuo kunniaton lurjus
Djemiloff, jonka kanssa äsken tanssin, sillä vaikka hän tanssiikin kuin
oikea mies, on hän sittenkin rappiolla! Mutta katsohan, on kuitenkin
hetkiä, jolloin tuntee sydämen paisuvan, niin viheliäinen kuin se
lieneekin, eikä se päivä vielä ole tullut, jolloin tataari näkee maansa
tyttärien tanssivan, ellei samalla verisiä kyyneliä kihoa hänen
silmäluomiinsa."

Ehkäpä kihosikin tosiaan siellä, missä Assanoff tarkoitti, verisiä


kyyneleitä — mutta kuka voi sen tietää? Niin paljon on kuitenkin
varmaa, että hänellä valui suuria karpaloita poskia pitkin. Hän kuivasi
ne kiireesti toisella kädellään, ennenkuin niitä huomattaisiin, ja tunsi
samalla, että toiseen käteen tartuttiin. Hän kääntyi ja huomasi Umm
Djehanin. Tämä kuiskasi hänelle hätäisesti ranskaksi:

"Tänä yönä! Kaksi tuntia ennen destehiä! Minun ovellani! Älkää


koputtako!"

Hän poistui heti. Kun Assanoff sai nämä sanat sellaiselta kauniilta
tytöltä, jota tähän asti oli pidetty aivan tunteettomana ja kokonaan
voittamattomana, — jossa ruumiillistui kaupungin kaikkien
tanssijattarien maine, juuri siksi, että hän oli hyvin vähän taipuvainen
kykyään näyttämään, palauttivat ne hänet taas yhdellä iskulla
sivistyksen piiriin, jonka hän oli joku minuutti sitten näyttänyt
kokonaan unohtaneen, ja pistäen kätensä Morenon kainaloon hän
veti tämän muutamia askeleita syrjään ja kuiskasi hänen korvaansa:

"Hemmetti, minäpä olen onnen poika! Minulla on lemmenkohtaus!"

"Kenen kanssa?"

"Hienoimman kanssa, mitä voit ajatella! Huomenna kerron sinulle


kaikki.
Mutta huomaa, nyt en enää ryyppää!"

"Hyvä on, mutta näytät ilman sitäkin tänä iltana jo kyllin olevan
päästäsi pyörällä!"

"Pään, sydämen, tajun ja järjenkin puolesta! Hieno juttu, hieno


juttu! Teenpä siitä tyttösestä palvelijan itselleni! Vien hänet Bakuun ja
siellä annamme taidenäytäntöjä! Mutta hiljaa! Huomisaamuun
meidän on oltava vaiti kuin trubaduurien."

Uusi lukemattomien maljojen juominen liitossa


Kauneudenloisteen, Djemilen ja Talhemen säteileväin silmäin kanssa
— Umm Djehan näet pysyi syrjässä molempain vakavain
muhamettilaisten turvassa, joka osoittautui hyvin tehokkaaksi, vaikka
ei siltä näyttänyt — edelleen kauhea melu, tanssit, jotka alkoivat
jälleen ja kestivät muutamia tunteja, kaikki tämän iltaman nautinnot
saivat lopulta aikaan sen, mitä oli odotettavissa. Kuvernööri
kannettiin sänkyyn, poliisipäällikkö pääsi omaansa neljän miehen
hartioilla kannettuna; toinen puoli upseereja jäi taistelutantereelle
makaamaan, toinen peitti ylevillä, joskin voitetuilla ruumiillaan katuja.
Kolme tanssijatarta palasi kotiinsa tai ehkä ei, sillä ei voi oikein
tietää, miten sen asian laita oli. Umm Djehan pääsi joka tapauksessa
yhteiseen kotiin ilman heitä molempien vasta saamiensa ystäväin
turvissa, jotka jätettyään hänelle hyvästi vielä syvimmästä
sydämestään kirosivat kurjia kristittyjä — sikoja, joita heidän oli
järkisyistä pakko säästää. Mitä Assanoffiin tulee, niin hän vei
Morenon heidän yhteiseen asuntoonsa, majataloon.
V

TATAARIEN KUNNIA

Huomattuaan, että lemmenkohtauksen hetki oli suunnilleen tullut,


Assanoff lähti kiireesti sinne ja asettui tanssijattaren ovelle antamatta
muuten mitään elonmerkkiä, kuten Umm Djehan oli käskenyt.

Katu oli yksinäinen ja äänetön, yö synkkä. Aamuruskoon oli vielä


kolmisen tuntia. Oltiin syyskuun alussa. Koko päivän oli satanut, ja
sentähden ei ollut lämmin. Odotus ei kestänyt kauan. Assanoff, joka
oli pelkkänä korvana, kuuli askeleita talosta. Ovi avautui hiljaa, ja
ääni kysyi kuiskaten:

"Oletteko siellä?"

Assanoff pisti sisään kätensä ovenrakosesta, tarttui käteen, joka


hänelle ojennettiin, ja vastasi:

"Olen. Miksen sitten olisi täällä? Olenko minä mikään aasi?"

Umm Djehan veti upseerin sisään ja sulki oven yhtä meluttomasti


kuin oli sen avannutkin. Sitten hän astui vieraansa edellä nopeasti
talon keskipihan yli ja sieltä hänen kanssaan pääsaliin. Siellä oli
sohvia pitkin seiniä, muutamia tuoleja ja pöytä, jolla paloi lamppu.

Umm Djehan kääntyi upseeriin päin ja katsoi häntä niin julkeasti


silmiin, että mies vaistomaisesti astui askelen taaksepäin, ja katseli
tyttöä hämmästyen. Tämä oli riisunut tanssijatarpukunsa ja oli nyt
ulkoasultaan kuin dagestanilainen aatelisnainen, vyössään pari
pistoolia ja puukko. Oliko sattuma vai tarkoitus, mutta hänen kätensä
tavoitti kerran asetta. Käskevin ilmein hän osoitti Assanoffille
istuimen ja istuutui itse muutamien askelien päässä olevalle
sohvalle. Hän piteli kädessään rukousnauhaa, jolla ensi kertaa
häneen persoonallisesti tarinassamme tutustuessamme oli
suorittanut istiharan menot. Seuraavan kertomuksen aikana hän
useasti hypisteli korallihelmiä ja antoi niiden liukua edestakaisin
sormissaan.

"Ole tervetullut, Murad! Jo neljä vuotta olen lakkaamatta kysynyt


rukousnauhaltani, näenkö sinua enää. Tänään se on vastannut
myöntävästi. Sentähden tulin kuvernöörin juhlaan, ja sinä olit siellä!"

"Kun sinä otat minut vastaan tällä tavalla, niin en oikein tiedä mitä
täällä teen."

"Sen tulet pian ymmärtämään, tätini poika."

"Mitä tämä oikeastaan merkitsee?"

"Olin neljän vuoden vanha ja sinä kahdentoista, sen muistan vielä,


vaikka sinä olet unohtanut! Oi, veriveljeni, henkisukulaiseni",
huudahti hän äkkiä intohimoisesti ja ojensi nuorta miestä kohti
värisevät kätensä, "etkö sinä näekään unissasi aul’iamme,
kyläämme, taivaan sineen suoraan kohoavalla vuorenhuipulla ja
pilviä syvällä alla puiden ja kivien peittämissä laaksoissa? Etkö näe
sitä pesää, josta polveudumme, korkealla yläpuolella tasankojen,
yläpuolella tavallisten vuorien, yläpuolella orjamaisten ihmisten,
kotkanpesien välissä, Jumalan vapaassa ilmassa? Sinä et näe niitä
enää, suojamuurejamme, tornejamme rotkojemme äyräillä,
linnoituksiamme, jotka penkereittäin kohoavat toinen toisensa
yläpuolelle, kaikkia noita uskollisia vartijoita, jotka luukuista ahnaasti
tähyilevät kaukaista vihollista? Ja tasaisia kattoja, joilla kesäisin
nukuimme, ahtaita katuja, Kassim Beyn taloa omaamme vastapäätä
ja Arslan Beyn majaa sen edessä ja Selimiä ja Muridia,
leikkitovereitasi, jotka ovat veriinsä kuolleet, ja minun tovereitani
Aishaa, Lulua, Periä, pikku Subeidea, jota hänen äitinsä vielä kantoi
käsivarrellaan? Niin, kurja pelkuri! Sotamiehet syöksivät heidät kaikki
liekkeihin, ja aul paloi tuhaksi heidän päälleen!"

Assanoff alkoi tuntea tilansa erikoisen epämiellyttäväksi. Hänen


otsallaan helmeili hikipisaroita. Koneellisesti hän pani kädet
polvilleen ja piti niitä lujasti puristettuina, mutta ei sanonut
sanaakaan. Umm Djehan jatkoi hillityllä äänellä:

"Et siis koskaan näe siitä yöstä unta? Panet maata ja nukahdat ja
lojut kaiketi kuin laiska lihamöhkäle aamuun asti tai ehkäpä
puolipäivään ajattelematta mitään! Ja lopulta ehkä teetkin siinä
oikein! Sinun koko elämäsihän on vain kuolemaa! Et muistele
mitään, et mitään mennyttä? Enosi, isäni, minun isäni — tiedäthän?
Et, sinä et tiedä mitään! No, minä sanon sinulle: minun isäni siis,
Elam Bey, hirtettiin puuhun karavaanipolun vasemmalle puolelle;
sinun isäsi, minun setäni, naulattiin pistimellä kotioveensa. Sitä et kai
enää muista? Tosin olit vasta kaksitoista-vuotias, mutta minä olin
vain neljän vanha enkä ole siitä mitään unohtanut! Ei, en ole, en,
sanon sinulle, en vähintäkään, en pienintäkään seikkaa. Erään
sotilaan kuljettaessa minua ohitse roikkui enosi puussa niinkuin tuo
takki tuolla seinällä takanasi roikkuu naulassa!"

Kylmät väreet kiitivät läpi Assanoffin luiden ja ytimien. Hän luuli


tuntevansa isänsä ja enonsa sätkyttelevät jalat hartioillaan, mutta ei
sanonut sanaakaan.

"Ja sitten", jatkoi Umm Djehan, "korjattiin sinut ja pari muuta


nuorukaista, jotka sattumalta olivat pelastuneet tulelta ja miekalta.
Sinut lähetettiin kadettikouluun Pietariin kasvatettavaksi, kuten
sanotaan! Sinulta riistettiin muisti, sinulta riistettiin sydän, sinulta
riistettiin usko eikä vaivauduttu sinulle antamaan uutta; mutta sen
sijaan opetettiin sinut perusteellisesti juomaan, ja nyt sinut jälleen
tavatessani sinulla on piirteet, jotka kohtuuttomuus on varhain
kuihduttanut, sinisuoniset posket — mutta oletko mies? Et, vaan
rahjus! Sen tiedät itsekin!"

Tällä tavoin tytön ja ennen kaikkea niiden kuvien, liiankin


uskollisten, koristelemattomain ja todellisten kuvien lannistamana ja
nöyryyttämänä, jotka tyttö oli loihtinut esiin, Assanoff koetti
puolustautua.

"Olen kuitenkin jotakin oppinut", mutisi hän, "osaan


sotilasammattini, eikä kukaan ole voinut syyttää minua pelkuriksi. En
häpäise sukuani, minussa on kunnian synnynnäistä!"

"Kunnia? Sinussa!" huudahti Umm Djehan ihan villin raivon


vallassa, "niin voit lörpötellä kaltaisillesi! Mutta älä luule, että voit
minuun tehota niin korkealentoisilla sanoilla. Eikö minuakin ole
kasvatettu ryssien seassa? Kunnia! Se merkitsee, että vaatii
uskomaan, kun valehtelee, tahtoo käydä kunnon ihmisestä ollessaan
lurjus, rehellisestä pelatessaan petollisesti. Jos sitten joutuu riitaan
kaltaisensa narrin kanssa, niin taistelee hänen kanssaan kunnon
miehenä ja saa siinä mahdollisesti surmansa, jos sattumalta kerran
ei olekaan väärässä. Sitä nimitetään kunniaksi. Jos sinulla tosiaankin
sitä on, tätini poika, niin voit pitää itseäsi täydellisenä
eurooppalaisena, lurjuksena ja kavaltajana, ryövärinä ja murhaajana,
jolla ei ole uskoa, vanhurskautta eikä Jumalaa, — sikana, joka on
jokaisesta mahdollisesta humalasta juopunut ja rypee kaikissa
paheiden likalätäköissä."

Tämän hyökkäyksen myrkyllisyys näytti Assanoffista kuohuvan yli


rajojen, ja niin hän jälleen pääsi vähän pitämään puoliaan.

"Joka tahtoo todistaa liian paljon, ei todista mitään", sanoi hän


kylmästi; "jättäkäämme riita, olkoon se oikeutettu tai ei. Joka
tapauksessa on minut tehty sivistyneeksi ihmiseksi minulta sitä
edeltäpäin kysymättä. Siksi olen tullut, ja sinä minun täytyy myös
pysyä. Et voi minulle todistaa, että mitenkään teen huonosti, vaikka
elänkin kuin toverini. Muuten — etten salaisi sinulta mitään — olen
siihen kaikkeen kyllästynyt. En tiedä miksi, sillä minulta ei puutu
mitään, ja kuitenkin minulta puuttuu kaikki. Jos minun varalleni on
kuula valettu — niin tulkoon vain! Jos kuolen viinaan — olkoon
menneeksi. Muuten minulla ei ole mitään toivomuksia… Niin, Umm
Djehan, olen iloinen sinut nähdessäni. Mutta minkätähden et jäänyt
kenraalittaren luo? Hänen kotinsa oli toki tätä parempi!"

"Senkin akka", vastasi tanssijatar vihoissaan ja halveksuen,


"senkin akka, hän on ollut kyllin julkea monet kerrat, vieläpä minun
läsnäollessani selittääkseen, että hän tahtoi korvata äitini! Hän on
monesti ja yhä uudestaan läsnäollessani sanonut, että lesgit ovat
vain villejä, ja kun eräänä päivänä vastasin, että vereni on
puhtaampaa kuin hänen verensä, nauroi hän. Senkin akka, hän otti
minua kerran käsipuolesta ja työnsi huoneesta ulos kuin
palvelustytön, koska liian pienenä olin noussut nojatuoliin
ulottuakseni heittämään alas hänen epäjumalankuvansa. Muuten
tiedät varsin hyvin, että juuri hänen miehensä johti joukkoja
vuoristokyläämme vastaan."

Hetken oli Umm Djehan vaiti. Sitten hän äkkiä huudahti:

"Odotin vain sitä aikaa, jolloin olisin kyllin vahva! Kuusi kuukautta
vain lisää — ja minä olisin tappanut hänen molemmat tyttärensä!"

"Ilmeisesti et kaunistele liikaa", sanoi Assanoff nauraen. "Onneksi


on tarkoituksesi havaittu ja ajoissa ajettu sinut tiehesi!"

Hän sanoi nämä sanat kevyesti, mikä oli ilmeisenä vastakohtana


edelläolleeseen. Umm Djehan katseli häntä hetken tavuakaan
kadottamatta, ojensi sitten kätensä sohvalle, otti tar'in, tataarilaisen
mandoliinin, joka oli siellä sattumalta, ja alkoi sitä viritellä. Vähitellen,
aivan kuin tarkoituksetta, hän alkoi soittaa ja laulaa. Hänen äänensä
oli tavattoman suloinen ja erittäin vaikuttava. Ensin hän lauloi ihan
hiljaa, niin että tuskin kuului. Aluksi oli kuulevinaan vain yksityisiä
akordeja, vain säveleitä, joilla ikäänkuin ei ollut mitään sen enempää
tarkoitusta. Mutta huomaamatta sukeutui näistä häälyvistä soinnuista
määrätty sävelmä, niinkuin tiheästä usvasta muodostuu eteerinen
haamu, joka vähitellen käy selvemmäksi ja lopulta on aivan ilmeinen.
Vastustamattoman liikutuksen, jännittyneen odotuksen ja
voimakkaiden muistojen valtaamana Assanoff kohotti päätään ja
kuunteli. Niin, silminnähtävästi hän kuunteli korvillaan, koko
mielellään, koko sydämellään, koko sielullaan.

Pian liittyi lauluun sanoja. Se oli lesgiläinen runo, juuri se laulu,


jota heimon tyttäret useimmin ja mieluimmiten lauloivat Assanoffin
ollessa lapsena. Tavaton vaikutus, valtava lumous, jonka sellainen
laulu yleensä tekee ihmiseen, jos hän on vuoristolaisasukkaana
kasvanut pienen piirin keskuudessa, on kyllin tunnettu; missä
huvitukset ovat harvinaisia, tekee tällaisten muistaminen sitä
valtavamman ja kestävämmän vaikutuksen mielikuvitukseen. Niinpä
on sveitsiläisillä paimenhuhuilunsa ja skotlantilaisilla säkkipillin
äänet. Assanoff tunsi olevansa samanlaisen voiman lumoissa.

Hänen syntymäseutunsa oli jotenkin lähellä Bakua, keskellä mitä


harvinaisinta ja suurenmoisinta harjanneryhmää. Joukko äkkijyrkkiä
vuorenhuippuja, joita eroittavat kauas toisistaan syvät laaksot,
kohoaa kapealta perustalta yli lumirajan. Näiden jättiläishuippujen
pienillä kalliotasoilla, joista etäämmällä ollen voisi vannoa, että vain
kotkat voivat niillä pesiä, on kyliä, jotka ovat niihin asettuneet ja
takertuneet kiinni miten parhaiten ovat voineet: nämä ovat niiden
pelottavien miesten auleja, jotka eivät koskaan ole tunteneet muuta
kuin taistelua, ryöstöä ja hävitystä. Siellä on lesgeillä, aina valppailla,
milloin saaliinhimoisilla, milloin hyökkäystä vainuavilla, kauas
näkevillä ja kaikkea valvovilla lesgeillä olinpaikkansa.

Umm Djehanin laulu loihti Assanoffin järkytettyyn sieluun muiston


esi-isien vuoristokylästä mitä vaikuttavimman eloisaksi. Kaikki hän
näki jälleen, kaikki, mitä oli unohtanut tai luullut unohtaneensa.
Kaikki! Vahvasti varustetun ulkomuurin, rotkot, joiden kolkkoihin
syvyyksiin hänen lapsensilmänsä oli hillittömän uteliaasti kurkistellut;
kadun, auringonpolttamat tai lumenpeittämät pengermät, talot,
kotinsa, kamarinsa, isänsä, äitinsä, sukulaisensa, ystävänsä,
vihollisensa — ei ollut mitään, jota hän ei olisi jälleen nähnyt! Sanat,
joita Umm Djehan lausui, loppusoinnut, joita hän punoi, iskivät
häneen kuin kotkankynnet ja veivät hänet vuorenrotkoihin,
äkkijyrkille poluille, missä hän usein pensaikkoon kätkeytyneenä
vakoili venäläisten joukko-osastojen kulkua isälleen ilmoittaakseen.
Lesgiläiset aatelispojat ovat nimittäin rohkeita ja kekseliäitä sotureita
lapsuudestaan. Mahtava lumous täytti ulkopuolisesi sivistyneen
raakalaisen sielun. Hänen käytöksensä oli eurooppalainen, hänen
paheensa venäläisiä ja ranskalaisia; mutta hänen luonteensa syvä
pohja, hänen vaistonsa, hänen ominaisuutensa, lahjansa ja
hyveensä, kaikki olivat tataarilaisia, niinkuin paras osa hänen
vertaan.

Kuinka kävi Muradin, Hassanin pojan, hänen keisarillisen


majesteettinsa palveluksessa olevan insinööriupseerin, kadettikoulun
entisen kasvatin, sen kokeissa palkinnon saaneen, kun hänen
naisserkkunsa keskeyttämättä lauluaan ja tarilla soittamistaan nousi
seisaalleen ja alkoi esittää hidasta, voimakastahtista tanssia yli
huoneen lattian? Hän hypähti tuoliltaan, heittäytyi erääseen loukkoon
maahan, painoi pään käsiinsä, jotka suonenvedontapaisesti upotti
tukkaansa, ja seurasi kyynelten hämärtäessä silmiä tuskallisen
intohimoisesti tanssin liikkeitä niinkuin oli tehnyt Furugh el Hösnetin
luona, vain tavattoman paljon tuskallisemmin ja varmaan tavattoman
paljon intohimoisemmin. Varmaa on myös, että Umm Djehan tanssi
ihan toisin kuin opettajattarensa! Hänen askeleensa olivat
ilmeikkäämpää, hänen liikkeensä, vaikka ne olivatkin pidättyvämpiä,
vaikuttivat sitä enemmän. Se oli vuoristokylän tanssia, se oli sen
laulua. Tytön koko persoonallisuudesta lähti kuin sähkövirta, joka
kaikilta puolilta tunkeutui hänen sukulaiseensa. Yht’äkkiä hän
lakkasi, keskeytti laulunsa, heitti soittimen patjoille ja kyyristyi
Assanoffin viereen maahan. Sitten hän kiersi käsivartensa miehen
kaulaan ja sanoi:

"Muistatko sitä?"

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