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Sozialpsychologie

Prosoziales Verhalten

Definition: prosoziales Verhalten – Handlungen mit dem Ziel, einem anderen Menschen Vorteile zu verschaffen
Altruismus — dabei handelt es sich wiederum um den Wunsch, einem anderen Menschen zu helfen, selbst wenn es
dem Helfenden einen Nachteil bringt => nur aus dem Wunsch heraus, jemand anderem eine Gunst zu erweisen, zu
handeln, wobei man selbst keinen Vorteil erwartet

Verwandtenselektion
das Konzept der Verwandtenselektion => auch Verhalten, das einem genetischen Verwandten zugutekommt, von
der natürlichen Selektion begünstigt wird
Reziprozitätsnorm - erklärt Altruismus => die Erwartung, dass man durch Hilfe für andere Menschen die
Wahrscheinlichkeit erhöht, dass diese einem in der Zukunft ebenfalls helfen werden => steckt dahinter: eine Gruppe
völlig egoistischer Individuen, jedes in sei- ner eigenen Höhle, schwerer überlebt hätte als eine Gruppe von
Menschen, die zu kooperieren gelernt hatten.

Gruppenselektion
die Vorstellung der Gruppenselektion ist umstritten und wird nicht von allen Biologen unterstützt: Beispiel mit 2
Dörfern A und B (Egoisten vs selbstlose Wachen) - die zweiten gewinnen

Zusammenfassend gesagt geht die Evolutions- psychologie davon aus, dass Menschen anderen Menschen aufgrund
von Faktoren helfen, die tief in unseren Genen verwurzelt sind
Argumente dagegen: Es scheint absurd, zu behaupten, dass sich die Helden des 11. September, die ihr Leben für
andere geopfert haben, vorher irgendwie ausgerechnet hätten, wie ähnlich sie jemandem genetisch waren, bevor sie
ihm halfen

Sozialer Austausch: Kosten und Nutzen des Helfens


es besteht doch die Ansicht, dass altruistisches Verhalten auf Eigeninteresse beruhen kann
Es gibt zahlreiche Belege dafür, dass Menschen erregt und verstört werden, wenn sie andere Menschen leiden
sehen, und dass sie ihnen daher zumindest teilweise deshalb helfen, um ihren eigenen Kummer zu mindern

Theorie des sozialen Austauschs: da wird argumentiert, dass viele unserer Handlungen dem Wunsch entspringen,
unsere Belohnungen zu maximieren und die Kosten zu minimieren
Die andere Seite der Medaille ist natürlich, dass uns Helfen teuer zu stehen kommen kann. Es wird umso weniger
Hilfe geleistet, wenn die Kosten steigen – so etwa, wenn sie uns in physische Gefahr bringt, Schmerzen oder
Peinlichkeit verursacht oder einfach zu viel Zeit in Anspruch nimmt
Im Grunde besagt die Theorie des sozialen Austauschs, dass wahrer Altruismus, wenn man also trotz hoher Kosten
für einen selbst anderen Menschen hilft, gar nicht existiert: Man hilft, wenn der Nutzen die Kosten übersteigt.

Empathie und Altruismus: Das unverfälschte Motiv zu helfen

C. Daniel Batson (1991) Unverfälschter Altruismus, so postuliert er, ist besonders oft dann im Spiel, wenn wir
Empathie für den Empfänger der Hilfe empfinden, wenn wir uns also in ihn hineinversetzen und Ereignisse und
Emotionen so erleben, wie die betreffende Person sie empfindet => Empathie-Altruismus-Hypothese: Wenn wir
Empathie für einen anderen Menschen empfinden, wollen wir diesem Menschen aus rein altruistischen Gründen
helfen, gleichgültig, was wir selbst dabei gewinnen. Keine Empathie => kommen Fragen des sozialen Austauschs
ins Spiel.
Hilfe = oft für seinen Seelenfrieden
Fokus der Psychologie: as die altruistische Persönlichkeit ausmacht.
In der westlichen Kultur:
a) männlichen Rolle: Ritterlichkeit und Heldenmut;
b) Frauen: umhegend und fürsorglich sind und dass sie Wert auf enge, langfristige Beziehungen legen.

Es gibt sehr viele Belege dafür, dass Menschen oft ihre Eigengruppe begünstigen, mit der sie sich als Mitglied
identifizieren, und die Angehörigen einer Fremdgruppe diskriminieren – definiert als Gruppe, mit der sie sich
selbst nicht identifizieren.
=> Es zeigt sich, dass Menschen oft sowohl Mitgliedern der Eigengruppe als auch solchen der Fremdgruppe helfen,
aber aus unterschiedlichen Gründen. Es ist wahrscheinlicher, dass wir Empathie für die Mitglieder unserer
Eigengruppe empfinden, die sich in einer Notsituation befinden. Wir neigen dazu, Mitglieder einer Fremdgruppe
aus einem anderen Grund zu helfen – wir machen dies, um es frank und frei zu sagen, wenn für uns etwas Positives
dabei herausspringt, wie etwa, wenn es in uns ein gutes Gefühl hervorruft oder wenn es einen guten Eindruck auf
andere macht.

Ein solcher Wert ist simpatía. In spanischsprachigen Ländern ist sie sehr wichtig. Simpatía bezeichnet eine Reihe
sozialer und emotionaler Persönlichkeitsmerkmale, darunter Freundlichkeit, Höflichkeit, Gutmütigkeit, Nettigkeit
und Hilfsbereitschaft gegenüber anderen
=> Menschen aus einer anderen Kultur zu helfen

Studie: als blinder posierender Versuchsleiter - ob die Fußgänger ihm Hilfe anboten = der Prozentsatz der
Menschen, die halfen (Durchschnittswert aus den drei Szenarien) in Ländern, in denen auf simpatía Wert gelegt
wird, höher war als in Ländern, in denen das nicht der Fall war – 83 gegenüber 66 Prozent.

Auswirkungen von Stimmungen

Wenn du dich gut fühlst, tust du Gutes


Studie: ob die Stimmung von Menschen Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit hat, dass Kunden in einem Geschäft
einem Fremden helfen — sie ließen 10-Cent-Stücke in der Geldrückgabe eines öffentlichen Münztelefons zurück
und warteten dann, bis jemand sie fand. der Forschungsassistent: ließ den Hefter absichtlich einige Meter vor der
Versuchsperson fallen, um zu sehen, ob diese anhalten und ihm beim Aufheben der Papiere helfen würde. Es stellte
sich heraus, dass es einen dramatischen Effekt auf die Hilfsbereitschaft hatte, ein 10-Cent- Stück zu finden: Nur 4
Prozent derjenigen, die keine Münze gefunden hatten, halfen dem Mann, seine Blätter aufzuheben, aber kolossale
84 Prozent derjenigen, die eine gefunden hatten.
=> »Wenn-du-dich-gut-fühlst- tust-du-Gutes«-Effekt

Wenn du dich schlecht fühlst, tust du Gutes


Eine Art schlechter Stimmung führt auf jeden Fall zu verstärkter Hilfsbereitschaft: nämlich wenn man sich schuldig
fühlt => Wenn Hilfsbereitschaft eine Belohnung einbringt, kann sie uns von der Niedergeschlagenheit befreien.

Die Umwelt: Auf dem Land und in der Stadt


Warum ist die Hilfsbereitschaft in Kleinstädten größer? Eine Möglichkeit ist, dass Menschen, die dort aufwachsen,
altruistische Werte mit größerer Wahrscheinlichkeit verinnerlichen.
Stanley Milgram (1970) — Annahme: dass Groß- städter permanent mit Reizen überflutet werden und sich daher in
sich selbst zurückziehen, um nicht von den Reizen überwältigt zu werden. Gemäß dieser => »Urban-Overload«-
Hypothese"

Mobilität
Es hat sich herausgestellt, dass Menschen, die lange Zeit an einem Ort leben, sich eher mithilfe von prosozialem
Verhalten für ihre Gemeinschaft engagieren.

Die Anzahl der Zuschauer


Je größer die Anzahl der Zuschauer bei einem Notfall, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, dass einer von ihnen
dem Opfer hilft – ein Phänomen, das als Zuschauer- Effekt bezeichnet wird
=> Warum verhalten sich Menschen in Anwesenheit anderer Menschen weniger hilfsbereit? Latané und Darley
(1970) - eine Erklärung dafür:
1. Einen Notfall bemerken — ob den Leuten überhaupt auf- fällt, dass jemand Hilfe braucht.
2. Interpretation des Ereignisses als Notfall — ob der Zuschauer das Ereignis als Notfall interpretiert. Erkennen
sie scheinbar einen Mangel an Besorgnis bei allen anderen, ergibt sich ein Zustand pluralistischer Ignoranz
3. Verantwortung übernehmen — selbst wenn wir ein Ereignis als Notfall erkennen, immer noch entscheiden
müssen, ob es in unsere Verantwortung fällt – nicht in die von jemand anderem –, etwas zu unternehmen.
Wenn es viele Zeugen gibt, kommt es zu einer Verantwortungsdiffusion: Das Bewusstsein, Verantwortung
für Hilfsmaßnahmen zu tragen, nimmt bei dem einzelnen Zuschauer umso stärker ab, je mehr die Zahl der
Zuschauer zunimmt.
4. Wissen, wie man hilft — Betroffene muss entscheiden, welche Art Hilfe angemessen ist.
5. Entscheiden, Hilfsmaßnahmen zu ergreifen — vielleicht lieber nicht eingreifen, obwohl Sie wissen, welche
Hilfsmaßnahmen angemessen sind -> sie könnten zum Beispiel dafür nicht qualifiziert sein ODER vielleicht
fürchten Sie, sich zum Narren zu machen, etwas falsch und damit die Dinge schlimmer zu machen oder dabei
sich selbst in Gefahr zu bringen

Gemeinschaftsbeziehungen vs Austauschbeziehungen

In Gemeinschaftsbeziehungen, wie denen zwischen Eltern und ihren Kindern, geht es den Menschen weniger
darum, wer was bekommt, sondern stärker darum, wie viel Hilfe der jeweils andere benötigt.

Gemeinschaftsbeziehungen sind solche, in denen das Hauptinteresse auf dem Wohlergehen der anderen Person
(zum Beispiel eines Kindes) liegt, während Austauschbeziehungen vom Bemühen um Gleichbehandlung bestimmt
werden – was man in die Beziehung investiert, entspricht dem, was man herausbekommt. Bedeutet das, dass
Menschen Freunden gegen- über hilfsbereiter sind als Fremden gegenüber? Ja – zumindest in den meisten Fällen.

Abraham Tesser (1988) über die Aufrechterhaltung des Selbstwertgefühls haben gezeigt, dass wir dann Freunden
eher als Fremden helfen, wenn uns eine Aufgabe nicht wichtig ist. Wenn es aber für uns sehr wichtig ist — werden
Sie eher geneigt sein, dem Fremden zu helfen als Ihrem Freund. Warum? Weil es schmerzt, zu sehen, dass ein enger
Freund in einem Bereich, der für unsere Selbstachtung entscheidend ist, besser abschneidet als wir selbst.

Die Wirkung der Medien

Tobias Greitemeyer und Ko.: eine Reihe von Studien: Teilnehmer spielen Videospiele, 2 Gruppen — 1. Gruppe
prosoziales Spiel, 2. Gruppe — neutrales Spiel; danach nehmen sie an was anderem teil, wo sie jdm helfen müssen
==> in all Situationen helfen mit größerer Wahrscheinlichkeit diejenigen Personen, die gerade ein prosoziales
Videospiel gespielt haben, als Personen, die gerade ein neutrales Videospiel gespielt haben.
-> Lieder mit prosozialen Texten => funktioniert das auch

Warum?
=> mindestens zwei unterschiedliche Wege:
1. indem die Empathie der Menschen gegenüber einer hilfsbedürftigen Person gesteigert wird
2. indem die Zugänglichkeit von Gedanken dazu, anderen zu helfen, verbessert wird
Wie kann die Hilfsbereitschaft gestiegen werden?
Steigerung der Wahrscheinlichkeit, dass Zuschauer eingreifen
-> es kann den Menschen schon helfen, Barrieren, die ihrer Hilfsbereitschaft im Wege stehen, zu überwinden, wenn
sie sich dieser Barrieren bewusst sind

In unklaren Situationen suchen die Menschen in einer solchen uneindeutigen Situation Orientierung bei den
Umstehenden => es halfen nur 25 Prozent der Personen dem Studierenden, wenn die Versuchsleiter so handelten als
ob alles in Ordnung wäre. Wenn die Teilnehmer aber diese Vorlesung gehört hatten, halfen 43 Prozent dem
Studierenden.

Positive Psychologie und prosoziales Verhalten


Daniel Batson: Idee, dass viele Menschen ein reines, selbstloses Motiv für ihre Hilfsbereitschaft haben und anderen
Menschen helfen, wenn sie Empathie für sie empfinden => In dem Versuch, den wir bereits besprochen haben,
waren die Teilnehmer beispielsweise bereit, einer Mitstudentin zu helfen, die einen Autounfall erlitten hatte, weil sie
ihr gegenüber Empathie empfanden, und zwar ohne Rücksicht auf die Kosten, die ihnen dabei entstehen könnten.

Effekt der übermäßigen Rechtfertigung => man kann das intrinsische Interesse an einer Aktivität sogar schmälern,
wenn man den Menschen starke externale Gründe dafür gibt = Die Menschen sehen ihr Verhalten als durch
zwingende extrinsische Gründe verursacht an = unterschätzen ihre eigenen, intrinsischen Gründe

=> Menschen, die sich zu sozialem Engagement gezwungen sehen, werden sich in Zukunft mit geringerer
Wahrscheinlichkeit freiwillig engagieren
=> Organisationen vorsichtig damit sein sollten, wie sehr sie ihre Angehörigen zu freiwilliger sozialer Arbeit
zwingen

was soz. Engagement tatsächlich steigert: Die Leute zu sozialem Engagement zu ermutigen, aber gleichzeitig bei
ihnen das Gefühl zu bewahren, dass sie sich frei dafür entschieden haben

Gruppenprozesse

Geschlechtsspezifische und kulturelle Unterschiede bei sozialem Faulenzen:


Wer lässt am meisten nach?
soziales Faulenzen (social loafing) => in der Gruppe jeder Einzelne weniger Leistung erbrachte, als wenn er alleine
war
Um vorhersagen zu können, ob die Anwesenheit anderer Ihre Leistung steigert oder mindert, müssen Sie zwei
Dinge wissen: ob Ihre Einzelleistung bewertet werden kann und ob die Aufgabe leicht oder schwierig ist.
=> Frauen neigen stärker zu relationaler Interdependenz, also der Neigung, sich auf die persönlichen Beziehungen
zu anderen Individuen zu konzentrieren und darauf Wert zu legen
=> Asiaten neigen mehr zu einer interdependenten Selbstsicht, also zu einer Selbstdefinition, die auf den eigenen
Beziehungen zu anderen Menschen beruht
=> die Neigung zum Faulenzen bei Männern stärker ausgebildet ist als bei Frauen

Deindividuation: Untergehen in der Menge


Mitgliedschaft in einer Gruppe => kann aber auch Deindividuation bewirken, also Lockerung der normalen
Verhaltensbeschrän- kungen beim Einzelnen, wenn er nicht identifiziert werden kann

Deindividuation lässt das Verantwortungsgefühl geringer werden

Warum führt Deindividuation zu diesen impulsiven (und häufig gewalttätigen) Handlungen? Ein Grund dafür ist,
dass sich die Menschen nicht mehr für ihre Handlungen verantwortlich fühlen, weil sich die Wahrscheinlichkeit
verringert, dass ein bestimmtes Individuum herausgegriffen und zur Rechenschaft gezogen wird

Deindividuation verstärkt das Befolgen von Gruppennormen

=> Menschen befolgenbei höherer Deindividuation auch in stärkerem Maße Gruppennormen. Zuweilen treten die
Normen einer bestimmten Gruppe, der wir angehören, in Konflikt mit den Normen anderer Gruppen oder der
Gesellschaft insgesamt. Wenn Gruppenmitglieder zusammen und deindividuiert sind, neigen sie eher dazu, die
Gruppennormen zu befolgen als die anderen Normen.
=> Demnach verringert Deindividuation nicht nur die Wahrscheinlichkeit, dass ein Einzelner herausgegriffen und
zur Rechenschaft gezogen wird, sondern sie steigert auch die Bereitschaft, die gruppenspezifischen Normen zu
befolgen.
=> Deindividuation führt also nicht zwangsläufig zu aggressivem oder antisozialem Verhalten – es kommt vielmehr
auf die Norm der betreffenden Gruppe an.
=> Je stärker Sie sich deindividuiert fühlen – es ist dunkel, und Sie sind ähnlich gekleidet wie die anderen –, desto
wahrscheinlicher machen Sie mit und toben sich auf der Tanzfläche so richtig aus.
=> Wenn die Gruppe aufgebracht ist und die Norm gewaltsames Handeln erlaubt, werden sich die
Gruppenmitglieder aufgrund der Deindividuation aggressiv verhalten.

Deindividuation im Cyberspace

=> Menschen fühlen sich beim Schreiben aufgrund ihrer Anonymität weniger gehemmt

Gruppenentscheidungen: Sind zwei (oder mehr) Köpfe besser als einer?


Im Allgemeinen arbeiten Gruppen erfolgreicher als Individuen, wenn sie sich auf die Person mit dem meisten
Fachwissen verlassen und wenn sie motiviert sind, nach der Antwort zu suchen, die am besten für die gesamte
Gruppe ist und nicht nur für sie selbst. Manchmal dagegen sind zwei oder mehr Köpfe nicht besser als einer – oder
zumindest nicht besser als zwei selbstständig arbeitende Köpfe => Mehrere Faktoren können Gruppen dahingehend
beeinflussen

Prozessverluste: Interaktion in Gruppen als Beeinträchtigung guten Problemlösungsverhaltens

=> wenn Sie eine Gruppe überzeugen wollen, aber nur Opposition und Zweifel ernten, und schließlich tatenlos
zusehen müssen, wie die Gruppe die falsche Entscheidung trifft == Dieses Phänomen heißt Prozessverlust und
umfasst alle Aspekte der Interaktion in Gruppen, die gutes Problemlösungsverhalten beeinträchtigen
=== Gründe für Prozessverluste:
1 zu wenig Sorgfalt darauf verwenden, herauszufinden, wer das kompetenteste Mitglied ist, und sich stattdessen auf
jemanden verlassen, der gar nicht weiß, wovon er redet
2 Das kompetenteste Mitglied könnte sich damit schwertun, eine andere Meinung zu vertreten als alle übrigen
Gruppenmitglieder
3 Kommunikationsschwierigkeiten innerhalb der Gruppe: In manchen Gruppen hört keiner dem anderen zu; in
anderen wird hingenommen, dass eine Person die Diskussion dominiert, während die anderen abschalten
Wenn einzigartige Informationen nicht mitgeteilt werden
=> Studie: Alle Teilnehmer wussten, dass Kandidat A über vier (für alle gleiche) negative und zwei einzigartige
positive Eigenschaften hatte: Würden sie also die vollständigen Informationen aus ihrem Material untereinander
austauschen, so erführen sie, dass Kandidat A insgesamt acht positive und vier negative Eigenschaften aufwies =>
die meisten Gruppen in der Bedingung »keine gemeinsamen Informationen« merkten nicht, dass Kandidat A mehr
positive als negative Eigenschaften hatte => weil sie sich bei ihrem Treffen auf die Informationen konzentrierten,
die sie sich gegenseitig mitgeteilt hatten, statt auf die, bei denen dies nicht der Fall war. Daher wählten nur wenige
dieser Gruppen den Kandidaten A.

=> wie man Gruppen dazu bringen kann, sich mehr auf Informationen zu konzentrieren, die nicht Gemeingut waren
1 scheint es sinnvoll, Gruppendiskussionen lange genug dauern zu lassen, damit klar wird, was jeder Einzelne
bereits weiß
2 auch hilfreich, den Gruppenmitgliedern nicht zu sagen, worin ihre anfänglichen Vorlieben zu Beginn der
Diskussion bestanden hatten; wenn dies der Fall ist, werden sie sich weniger auf einzigartige Informationen
konzentrieren, die nicht Gemeingut sind
3 Ein weiterer Ansatz ist, verschiedene Gruppenmitglieder für bestimmte Wissensgebiete zu Experten zu erklären,
damit ihnen bewusst ist, dass sie allein dafür verantwortlich sind, bestimmte Informationen beizutragen

=> Das kombinierte Gedächtnis zweier Personen, das effizienter ist als das Gedächtnis des Einzelnen, nennt man
transaktives Gedächtnis => Personen schneiden beim Erinnern wichtiger Informationen häufig recht gut ab, wenn
Paare lernen, sich in ihrer Gedächtnisleistung zu spezialisieren, und wissen, wofür ihr Partner zuständig ist

Gruppendenken: Viele Köpfe, ein Geist

Irving Janis (1972, 1982)=> eine einflussreiche Theorie über Entscheidungsprozesse in der Gruppe, die er
Gruppendenken (groupthink) nannte == eine Form des Denkens, bei der der Erhalt der Gruppenkohäsion und der
Solidarität wichtiger ist als die realistische Berücksichtigung der Tatsachen
=> nach dieser Theorie tritt Gruppendenken am wahrscheinlichsten dann auf, wenn bestimmte Vorbedingungen
erfüllt sind, etwa wenn die Gruppe sehr kohäsiv ist, von anders lautenden Meinungen isoliert ist und einem autoritär
auftretenden Führer untersteht, der seine Wünsche klar äußert ==> Beispiel: die Entscheidung von Präsident John F.
Kennedy und seinen Beratern, eine Invasion in Kuba zu machen. Später sollte Präsident Kennedy die Frage stellen:
»Wie konnten wir nur so dumm sein?«
=> Nach Janis (1992) war der Grund für die Dummheit, dass bei der Entscheidung viele der Symptome des
Gruppendenkens vorhanden waren. Kennedy und sein Team ritten nach ihrem knappen Wahlsieg von 1960 noch auf
einer Welle der Hochstimmung und bildeten eine eng verwobene, homogene Gruppe. Da sie zuvor noch keine
wegweisende politische Entscheidung zu treffen hatten, verfügten sie noch nicht über ausgefeilte Methoden der
Problemdiskussion. Zudem stellte Kennedy klar, dass er die Invasion befürwortete, und er ließ die Gruppe nur
Details der Durchführung durchdenken, statt die Frage zu stellen, ob sie überhaupt stattfinden sollte

=> Symptome des Gruppendenkens:


1 Die Gruppe beginnt sich unverwundbar zu fühlen und meint, sie wäre unfehlbar
2 Einzelne äußern ihre gegenteiligen Standpunkte nicht (sie üben also Selbstzensur aus), weil sie die gute Stimmung
in der Gruppe nicht stören wollen oder weil sie Kritik vonseiten der anderen befürchten.
3 Wenn jemand einen entgegengesetzten Standpunkt vertritt, ist der Rest der Gruppe schnell mit Kritik bei der Hand
und setzt den Betreffenden unter Druck, damit er mit der Mehrheitsmeinung konform geht == > Illusion der
Einmütigkeit – so als seien alle derselben Meinung

=> Befindet sich eine Gruppe in der gefährlichen Situation des Gruppendenkens, verleitet dies Menschen dazu, den
Entscheidungsprozess schlecht ablaufen zu lassen
Bedingungen für Gruppendenken
Die Gruppe ist sehr kohäsiv:
Die Gruppe genießt hohe Wertschätzung und Attraktivität und andere Menschen möchten gern Mitglied sein.
Gruppenisolation: Die Gruppe ist isoliert, alternative Standpunkte dringen nicht zu ihr vor.
Direktiver Leiter: Der Leiter beherrscht die Diskussion und äußert klar seine Wünsche.
Hoher Stress: Die Mitglieder haben den Eindruck, die Gruppe würde bedroht.
Schlechter Entscheidungsfindungsprozess: Fehlende Standardmethodik, wie alternative Standpunkte in Betracht
gezogen können.
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Symptome des Gruppendenkens
Illusion der Unverwundbarkeit: Die Gruppe fühlt sich unbesiegbar und kann nichts verkehrt machen.
Glaube an die moralische Richtigkeit der Gruppe: »Gott ist auf unserer Seite.«
Stereotypisierte Sicht auf Fremdgruppen:
Gegenspieler werden auf eine vereinfachte und stereotype Art und Weise gesehen.
Selbstzensur: Die Mitglieder selbst ent- scheiden, widersprüchliche Meinungen nicht zu äußern, um »den Laden
nicht aufzumischen«.
Direkter Anpassungsdruck auf Abweichler:
Wer widersprüchliche Meinungen äußert, erfährt Druck von anderen Gruppenmitgliedern, sich der Mehrheit
anzuschließen.
Illusion der Einmütigkeit: Schaffen des Eindrucks von Einstimmigkeit, etwa indem Mitglieder, die für ihre
abweichende Meinung bekannt sind, nicht befragt werden.
Gedankenwächter: Gruppenmitglieder schützen den Leiter vor gegensätzlichen Meinungen.
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Fehlerhafte Entscheidungsprozesse
Unvollständige Sichtung der Alternativen
Mangelhafte Risikoanalyse der favorisierten Alternative
Mangelhafte Informationssuche
Fehlende Entwicklung eines Krisenplans

Um dem Gruppendenken nicht in die Falle zu gehen


> Unparteiisch bleiben. Der Führer der Gruppe sollte keine direktive Rolle einnehmen, sondern unparteiisch
bleiben.
> Fremdmeinungen einholen. Der Führer der Gruppe sollte von außerhalb Meinungen von Personen einholen, die
keine Gruppenmitglieder sind und es daher weniger darauf abgesehen haben, die Kohäsion der Gruppe
aufrechtzuerhalten.
> Untergruppen bilden. Der Führer der Gruppe sollte die Gruppen in Untergruppen einteilen, die zunächst separat
und erst später gemeinsam zusammentreffen, um ihre unterschiedlichen Vorschläge zu diskutieren.
> Namenlos abstimmen. Der Führer der Gruppe kann auch eine geheime Abstimmung vornehmen oder die
Gruppenmitglieder auffordern, ihre Meinung anonym niederzuschreiben; damit wäre gewährleistet, dass jeder seine
wirkliche Meinung äußert und sich nicht aus Furcht vor Schuldzuweisungen aus der Gruppe selbst zensiert.

War die Finanzkrise im Jahr 2007 ein Ergebnis von Gruppendenken?


=> Ja und nein. Insofern die Experten der Notenbank es nicht schafften, ihre Sorgen zu äußern, und es im
Aufsichtsrat eine Illusion der Einmütigkeit gab, waren einige der Symptome des Gruppendenkens vorhanden =>
einige Experten dem Gruppendenken zum Opfer gefallen waren, indem sie dem Druck der Mehrheitsmeinung
nachgaben und aufgrund der Selbstzensur ihre Sorgen nicht laut genug äußerten ===> Insofern gab es vielleicht
einige Elemente des Gruppendenkens, die zur Krise geführt haben; doch wir können nicht den ganzen
wirtschaftlichen Abschwung darauf zurückführen.

Gruppenpolarisierung: Extreme Entscheidungen


=> Frage, ob riskante Entscheidungen eher von Gruppen oder von Individuen getroffen werden
Studien dazu: typischerweise ein Choice Dilemmas Questionnaire (CDQ) == enthält eine Reihe von Szenarien, die
für den Protagonisten ein Dilemma darstellen; der Leser soll angeben, wie wahrscheinlich der Erfolg der
risikoreicheren Alternative sein muss, damit er diese empfehlen würde. Die Teilnehmer treffen ihre Entscheidung
alleine und finden sich anschließend in einer Gruppe zusammen, um die Optionen zu diskutieren, bis sie für jedes
Dilemma zu einer einmütigen Entscheidung kommen.

=> Gruppen neigen nämlich dazu, extremere Entscheidungen zu treffen, die aber in dieselbe Richtung gehen wie die
ursprünglichen Neigungen der Individuen.
=> wenn die Untersuchungsteilnehmer anfänglich eher zur konservativeren Position neigen -> In solchen Fällen
neigen Gruppen zu noch konservativeren Entscheidungen als Individuen

=> Die Neigung von Gruppen, Entscheidungen zu treffen, die extremer ausfallen als die ursprüngliche Neigung
ihrer Mitglieder – hin zu größerem Risiko wenn die Mitglieder ursprünglich zum Risiko neigten, und zu größerer
Vorsicht, wenn die Mitglieder ursprünglich zur Vorsicht neigten –, wird als Gruppenpolarisierung bezeichnet

Führung in Gruppen
=> was eine große Führungspersönlichkeit ausmacht => die Theorie der »großartigen Person«, die besagt, dass
bestimmte zentrale Merkmale eine Person zu einer guten Führungskraft ausmachen, und zwar unabhängig davon,
mit was für einer Art von Situation die Führungspersönlichkeit konfrontiert ist.

=> Zahlreiche Studien haben schwache Korrelationen zwischen Persönlichkeit und Führungstalent nachgewiesen:
Führungspersönlichkeiten in der Regel etwas intelligenter, extravertierter, machtbewusster, charismatischer, sozial
kompetenter, neuen Erfahrungen gegenüber aufgeschlossener, von ihrem Führungstalent überzeugt, weniger
neurotisch und verfügen über ein mittleres Maß an Selbstbehauptungsvermögen

Führungsstile
Transaktionale Führer setzen klare, kurzfristige Ziele und belohnen die Mitarbeiter, wenn sie sie erreichen.
Transformationale Führer dagegen motivieren die Mitarbeiter, gemeinsame, langfristige Ziele zu verfolgen
=> Interessanterweise besteht keine enge Verbindung zwischen diesen Führungsstilen und bestimmten
Persönlichkeitsmerkmalen; man wird also nicht dazu »geboren«, den einen oder anderen Typ von Führungskraft
abzugeben
=> schließen sich diese Stile nicht gegenseitig aus; am effizientesten ist nämlich ein Führer, der sie beide pflegt

Die richtige Person in der richtigen Situation


Eine umfassende Führungstheorie muss demnach die charakteristischen Merkmale der Führungskraft, der
Mitarbeiter und der Situation berücksichtigen.
Die bekannteste Theorie, die so vorgeht, ist das Kontingenzmodell der Führung von Fiedler, dem zufolge die
Effektivität von Führung davon abhängt, inwieweit die Führungskraft aufgabenorientiert oder beziehungsorientiert
ist und in wie hohem Ausmaß sie Kontrolle und Einfluss auf die Gruppe ausübt

Grundsätzlich sind nach dieser Theorie zwei Führungsstile zu unter- scheiden: Für aufgabenorientierte
Führungskräfte
zählt das Erreichen des Arbeitsziels mehr als die Gefühle ihrer Mitarbeiter und die Beziehung zu ihnen, für
beziehungsorientierte Führungskräfte dagegen haben Gefühle und Beziehungen der Mitarbeiter eine größere
Bedeutung. Aufgabenorientierte Führungskräfte arbeiten erfolgreich in Arbeitssituationen mit einem hohen Maß an
Kontrolle (high-control work situations). Dies ist der Fall, wenn die Führungskraft hervorragende zwischen-
menschliche Beziehungen zu ihren Mitarbeitern hat, sie im Unternehmen eindeutig als mächtig wahrgenommen
wird und die Arbeitsziele der Gruppe strukturiert und klar definiert sind. Erfolgreich arbeiten sie auch in
Arbeitssituationen mit einem geringen Maß an Kontrolle (low-control work situations), wenn also die Führungskraft
schlechte Beziehungen zu den Mitarbeitern hat und die Arbeitsziele nicht klar definiert sind. Beziehungs- orientierte
Führungskräfte dagegen sind in Situationen mit einem mittleren Maß an Kontrolle (moderate-control work
situations) am effizientesten. rate-control work situations) am effizientesten. Unter solchen Bedingungen läuft alles
recht ordentlich, doch etwas Aufmerksamkeit muss man den Reibungsverlusten widmen, die durch schlechte
Beziehungen und verletzte Gefühle hervorgerufen werden. Eine Führungskraft, die solche Gefühle aufmerksam
wahrnimmt und besänftigen kann, wird hier am meisten Erfolg haben

Geschlechtszugehörigkeit und Führung


Wahrscheinlichkeit für Frauen vs Männer eine Führungskraft zu werden?
=> noch nicht alle Hindernisse vollständig abgebaut.
Ein Grund dafür, dass es für Frauen schwierig ist, in Führungspositionen zu gelangen, ist folgender: Viele
Menschen glauben, dass gute Führungskräfte hand- lungsbestimmte (agentic) Persönlichkeitsmerkmale haben
(bestimmt, tonangebend, dominant, unabhängig, selbstbewusst), was traditionell mit dem Bild des Mannes
verbunden wird.
Im Gegensatz dazu wird von Frauen eher erwartet, dass sie kommunikationsbestimmt (communal) sind (auf das
Wohlbefinden der anderen bedacht, warm, hilfsbereit, freundlich, liebevoll).

=> Auch wenn Frauen in Führungspositionen gelangen und sich so verhalten, wie man es von Führungskräften
erwartet – nämlich handlungsbestimmt und machtbetont –, werden sie dahingehend kritisiert, dass sie sich nicht
verhalten, wie Frauen es tun »sollten«
=> Weil sie als kommunikationsbestimmter wahrgenommen werden — man traut weiblichen Führungskräften zu,
Probleme zu lösen => aber trotzdem nicht einseitig
=> Die Vorurteile gegenüber Frauen scheinen mit der Zeit geringer zu werden.

=> Eine Meinungsumfrage von Gallup aus dem Jahr 1953 ergab, dass 66 Prozent der Befragten lieber einen Mann
zum Chef hätten und nur 5 Prozent lieber eine Frau (25 Prozent ohne Präferenz).
vs
=> Eine gleichlautende Umfrage ergab im Jahr 2011, dass 32 Prozent einen Mann als Chef bevorzugten, 22 Prozent
eine Frau; 46 Prozent hatten keine Vorliebe => eine steigende Akzeptanz von Frauen, die sich nach dem
»männlichen« Stereotyp verhalten

Kultur und Führung


=> in unterschiedlichen Kulturen unterschiedliche Persönlichkeitsmerkmale bei Führungskräften geschätzt werden

=> autonome Führung – definiert als Unabhängigkeit von Vorgesetzten und Distanzhalten gegen- über Mitarbeitern
und Verbringen von viel Zeit bei der Arbeit für sich – stärker in osteuropäischen als in lateinamerikanischen
Ländern geschätzt
=> man ist sich weltweit einig, was den positiven Wert von zwei Führungsmerkmalen angeht: Charisma und
Teamorientierung
=> Weil in einer globalen Wirtschaft die Arbeitsgruppen immer verschiedenartiger werden und die Manager aus
unterschiedlichen Kulturen immer häufiger Kontakt miteinander haben, bekommen Fragen in Zusammenhang mit
kulturellen Unterschieden in der Führung verstärkt Aufmerksamkeit.

Konflikt und Kooperation


Sigmund Freud (1930/1930) ging sogar so weit, zu behaupten, ein Konflikt sei ein unvermeidliches Nebenprodukt
der Zivilisation, weil die Ziele und Bedürfnisse von Individuen häufig mit den Zielen und Bedürfnissen ihrer
Mitmenschen kollidierten.

=> Viele Konflikte werden friedlich und ohne große Verbitterung gelöst. Doch allzu häufig führen Konflikte zum
Ausbruch von Feindseligkeiten.

Soziale Dilemmas
Stephen King: Wenn mindestens 75 Prozent der Leser, die den Text herunterluden, die Gebühr bezahlten, würde er
weiterschreiben und neue Folgen ins Netz stellen => damit hat er ein klassisches soziales Dilemma entworfen,
einen Konflikt also, bei dem sich die für den Einzelnen vorteilhafteste Lösung schädlich auf alle auswirkt, wenn sie
von vielen gewählt wird

Eine der verbreitetsten Methoden zur Erforschung sozialer Dilemmas im Laborversuch ist der Rückgriff auf ein
Spiel namens Gefangenendilemma. Bei jedem einzelnen Durchgang müssen zwei Spieler eine von zwei Optionen
wählen, ohne zu wissen, wofür sich der andere Spieler entscheidet. Die Anzahl der Gewinnpunkte hängt davon ab,
welche Option beide Personen gewählt haben
"müssen Sie sich für Option X oder Option Y entscheiden, ohne zu wissen, welche Option Ihr Freund wählt. Ihr
Erfolg – also die Geldsumme, die Sie gewinnen oder verlieren – hängt sowohl von Ihrer eigenen Entscheidung als
auch von der Ihres Freundes ab. Wenn zum Beispiel Sie und Ihr Freund beide Option X wählen, gewinnen Sie beide
3 Euro. Wenn aber Sie Option Y und Ihr Freund Option X wählen, gewinnen Sie 6 Euro, und Ihr Freund verliert 6
Euro. " => Viele Versuchsteilnehmer entscheiden sich zu- nächst für die Option Y. Schlimmstenfalls verlieren sie
damit 1 Euro, und bestenfalls gewinnen sie die Höchstsumme von 6 Euro

=> Konflikte zwischen Staaten oder bei Paarscheidungen: Manchmal geht es offensichtlich mehr darum, dem
anderen zu schaden, als seinen eigenen Bedürfnissen gerecht zu werden.

Förderung der Kooperation im Gefangenendilemma

=> Die Eskalation von Konflikten ist zwar verbreitet, aber keineswegs unvermeidbar.
Auch können minimale Veränderungen an den Normen im Hinblick auf Verhaltenserwartungen große
Auswirkungen auf die Kooperationsbereitschaft haben.
=> Zur Förderung der Kooperation können Sie auch die Tit-for-tat-Strategie (»wie du mir, so ich dir«)
ausprobieren. Dabei wird zur Kooperation ermutigt, indem zunächst kooperativ gehandelt wird, dann aber stets so
wie der Gegner in der vorausgegangenen Runde (kooperativ oder kompetitiv). Diese Strategie bringt die
Kooperationsbereitschaft zum Ausdruck und mindert die Bereitschaft, sich zurückzuziehen und ausbeuten zu lassen,
wenn der Partner nicht kooperiert.
=> Im Jahr 1985 trafen sich in der Schweiz Ronald Reagan und Michail Gorbatschow - Einigen Berichten zufolge
standen die beiden Männer kurz vor einer Übereinkunft zur Abschaffung sämtlicher Atomwaffen – bis ihre
Mitarbeiter von dieser »grotesken« Idee Wind bekamen und sie im Keim erstickten

Einsatz von Drohungen zur Konfliktlösung


Viele Eltern drohen ihren Kindern, damit sie sich benehmen, und Lehrer drohen ihren Schülern häufig mit
Verweisen oder einem Besuch beim Schulleiter.
Noch alarmierender ist die wachsende Anzahl von Jugendlichen in den Vereinigten Staaten, die Waffen tragen und
sie zur Lösung von Konflikten einsetzen
Auch im internationalen Bereich kommen Drohungen häufig vor; dies geschieht, damit die Interessen des einen
oder anderen Staates zur Geltung gebracht werden
"Das Lastwagenspiel. Die Teilnehmer an der Untersuchung übernehmen jeweils die Rolle des Geschäftsführers in
den Speditions- unternehmen Acme und Bolt. Um Geld zu verdienen, müssen sie ihren Lkw vom Startpunkt aus so
schnell wie möglich zum Zielpunkt fahren. Die schnellste Route führt über die einspurige Straße, doch darauf
können nicht beide Lkws gleichzeitig fahren. In einigen Versionen des Spiels wurden den Teilnehmern Schranken zur
Verfügung gestellt, mit denen sie den Gegner auf der einspurigen Straße blockieren konnten."
=> Im Gegenteil verloren beide Seiten unter der Bedingung bilateraler Bedrohung mehr Geld als unter allen
anderen
Bedingungen.

=> Ergebnisse der Lastwagenspiel-Studie. Der linke Teil der Abbildung weist den Geldbetrag aus, den die
Teilnehmer einnahmen (Summe von Acme und Bolt), wenn sie nicht miteinander kommunizieren konnten. Durch
die Einführung einer Bedrohung von der Art, dass einem Spieler (»unilaterale Bedrohung«) oder beiden Spielern
(»bilaterale Bedrohung«) Schranken zur Verfügung gestellt wurden, verloren beide Seiten mehr Geld. Der rechte
Teil der Abbildung weist die Geldsumme aus, die die Teilnehmer einnahmen, wenn sie bei jeder Runde
kommunizieren mussten. Wieder verringerte die Bereitstellung von Schranken ihren Gewinn

Auswirkungen von Kommunikation


Ein Aspekt des Lastwagenspiels von Morton Deutsch und Robert Krauss entspricht nicht dem realen Leben: Die
beiden Spieler durften nicht miteinander kommunizieren. Würden die Gegner ihre Differenzen beilegen, wenn sie
darüber sprechen könnten? => noch eine Version der Studie, bei der die Teilnehmer in jeder Runde miteinander
kommunizieren mussten => Insgesamt kam es nicht zu einem erheblichen Anstieg der Gewinne, wenn die Spieler
zur Kommunikation aufgefordert wurden => Das Problem liegt darin, dass es nicht das Vertrauen förderte. Die
Spieler nutzten die Gegensprechanlage, um sich gegenseitig zu bedrohen.

=> in einer späteren Version der Lastwagenstudie: die Teilnehmer wurden speziell darin instruiert, wie sie
kommunizieren sollten, nämlich zur Erarbeitung einer Lösung, die für beide Seiten annehmbar wäre – eine Lösung
also, die sie beide auch hinnehmen würden, wenn sie an der Stelle des anderen wären. Unter dieser Bedingung
steigerte verbale Kommunikation den summierten Gewinn, weil sie Vertrauen förderte, statt Öl ins kompetitive
Feuer zu gießen

Verhandlung und Feilschen


Im Alltag haben wir häufig deutlich weiter aufgefächerte Optionen, nicht begrenzte Optionen wie in Laborstudien
Durch Reden, Feilschen und Verhandeln können die Gegner zu einem zufriedenstellenden Ausgleich kommen.
Verhandlung ist eine Form der Kommunikation zwischen Gegnern in einem Konflikt, bei der Angebote und
Gegenangebote gemacht werden und es nur dann zu einer Lösung kommt, wenn sich beide Seiten einigen

=> Ein Hindernis für erfolgreiche Verhandlungen ist häufig die Annahme, dass wir uns in einem Konflikt
festgefahren haben, aus dem nur eine Partei siegreich hervorgehen kann
=> integrative Lösung: ist eine Form der Konfliktlösung, bei der die Parteien nach ihren unterschiedlichen
Interessen jeweils Abstriche machen; jede Seite lenkt bei den Streitpunkten am meisten ein, die ihr selbst unwichtig,
der anderen aber wichtig sind. Scheint leicht zu sein aber trotzdem fällt es Konfliktgegnern häufig schwer,
integrative Lösungen zu erarbeiten.

=> Je mehr zum Beispiel in einer Verhandlung auf dem Spiel steht, desto stärker verzerrt sich die Wahrnehmung des
Gegners. Beide neigen dann dazu, den Vorschlägen der anderen Seite zu misstrauen und gemeinsame Interessen zu
übersehen

=> Welche Rolle nimmt die Kommunikation bei Verhandlungen ein? Oben sahen wir bereits, dass Kommunikation
nur dann hilfreich ist, wenn sie den Parteien erlaubt, Vertrauen füreinander zu entwickeln. Dafür scheinen
traditionelle Verhandlungen, bei denen sich die Parteien persönlich gegenüber- sitzen, besser geeignet zu sein als
elektronische Kommunikation per E-Mail, Instant Messenger, SMS oder Videokonferenz.
=> Bei einer Metaanalyse zahlreicher Untersuchungen fand man heraus, dass Verhandlungen, die über elektronische
Medien geführt wurden, feindseliger abliefen und man von ihnen weniger profitierte als bei persönlichen
Verhandlungen von Angesicht zu Angesicht

=> Fazit? Wenn Sie mit jemandem verhandeln, sollten Sie unbedingt im Kopf behalten, dass häufig integrative
Lösungen vorhanden sind. Versuchen Sie, sich das Vertrauen Ihres Gegenübers zu verschaffen, machen Sie Ihre
eigenen Interessen deutlich

Aggression

Aggression (in der Sozialpsychologie): absichtsvolles Handeln, das darauf abzielt, jemandem einen körperlichen
oder psychischen Schmerz zuzufügen. (ist keine Selbstbehauptung) => wahre Aggression = die Absicht, einen
anderen zu verletzen.

Feindselige Aggression: Feindselige Aggression bezieht sich auf aggressive Handlungen, die darauf abzielen,
jemandem Schaden zuzufügen oder Schmerzen zuzufügen. Diese Art von Aggression entsteht oft aus Wut,
Frustration oder Feindseligkeit gegenüber einer Person oder einer Situation. Das primäre Ziel der feindseligen
Aggression besteht darin, den anderen zu verletzen, zu demütigen oder zu dominieren. Beispiele für feindselige
Aggression können körperliche Angriffe, Verbalattacken, Mobbing oder Rachegedanken sein.

Instrumentelle Aggression: Im Gegensatz dazu bezieht sich instrumentelle Aggression auf aggressive Handlungen,
die als Mittel zum Erreichen eines bestimmten Ziels verwendet werden. Diese Art von Aggression wird oft rational
und kalkuliert eingesetzt, um persönliche Ziele wie Macht, Geld, soziale Dominanz oder Ressourcenerwerb zu
erreichen. Bei instrumenteller Aggression liegt der Fokus auf dem erwarteten Nutzen oder der Belohnung, die durch
die aggressive Handlung erlangt werden kann. Ein Beispiel für instrumentelle Aggression könnte ein
Geschäftsmann sein, der aggressives Verhalten einsetzt, um seine Konkurrenten auszuschalten oder Kunden
abzuwerben.

Das Evolutionsargument gegen Das Kulturargument

=> Das Evolutionsargument


Evolutionspsychologen: Aggressionen seien beim Mann genetisch programmiert = Männer müssen seine Gruppe
verteidigen und seine Gene weitergeben. 2 Gründe:
◦ Dominanz über andere Männer + sich den höchstmöglichen Status sichern, Frauen auswählen diejenigen, die
die besten Gene, den besten Schutz und die besten Ressourcen für ihren Nachwuchs zu bieten haben.
◦ aus »Eifersucht« => sicherzustellen, dass ihre Partnerin nicht mit anderen Männern Geschlechtsverkehr hat.

hormonell => Testosteron

Aggression in der Tierwelt

Ein Experiment von Yang Kuo (1961): ein Katzenjunges und eine Ratte in einem Käfig => keine Jagd auf die Ratte
=> aggressives Verhalten bei Katzen beruht nicht auf Instinkten, es kann sondern durch frühe Erfahrungen gelöscht
werden.

=> eine Ratte, die isoliert aufwuchs, greift eine andere Ratte, die in ihren Käfig gesetzt wird, an.
=> Schimpansen und Bonobos: beide haben 98 Prozent ihres Erbguts mit dem Menschen gemeinsam

Schimpansenforschung: Menschen und insbesondere Männer sind genetisch auf aggressives Verhalten
programmiert
=> starke Hemmmechanismen, dank derer sie Aggressionen unterdrücken können, wenn das in ihrem Interesse
liegt

=> Das Kulturargument


verbreitete Meinung: die Fähigkeit zum aggressiven Verhalten ist angeboren, aber wie, wann und wo wir es zum
Ausdruck bringen, ist erlernt und hängt von den Umständen und der Kultur ab.

=> Beim Menschen: wegen der Komplexität und des Umfangs unserer sozialen Interaktion die soziale Situation
wichtiger als Hormone und genetische Prädispositionen.

Veränderungen in Bezug auf die Aggression über die Zeit hinweg


=> ruft ein sozialer Wandel einen Anstieg des Wettbewerbs hervor = entwickeln sich Menschen zu wilden Kriegern
(am Beispiel mit Irokesen)

Unterschiede zwischen Kulturen in Bezug auf Aggression


Afrikanische Stämme = in gewißer Harmonie => wenn Männer in Kulturen leben, in denen das Überleben nicht
inneren oder äußeren Bedrohungen ausgesetzt ist, werden sie nicht so erzogen, dass sie aggressiv sind, werden die
Geschlechtsunterschiede möglichst gering gehalten und die Kooperation gefördert

Kulturen der Ehre und der Aggression


Das stärkste Gegenargument gegen die evolutionäre Ansicht: wie kulturelle Normen und Erwartungen buchstäblich
in die Menschen »hineinschlüpfen« und sie dazu veranlassen, sich bei einer ähnlichen Provokation unterschiedlich
zu verhalten

=> +ökonomische Ursachen: Die höhere Häufigkeit der Aggression kommt in Kulturen vor, die ursprünglich von
der Viehzucht abhingen, im Gegensatz zu Kulturen, die auf Ackerbau gegründet sind.

=> Nisbett und Kollegen: Experimente mit Studierenden der University of Michigan => Südstaatler aggressiver
(Kortisol, Testosteron, Verhalten)

Geschlecht und Aggression


Männer - körperlich aggressiver, aber:
Frauen und Mädchen neigen dazu, relationale Aggressionen auszuführen => die einer anderen Personen durch die
Manipulierung von Beziehungen einen Schaden zufügen, gewöhnlich durch solche verdeckte Handlungen wie
Tratsch, Verleumdung und das Streuen falscher Gerüchte über die Zielperson bzw. das Meiden oder das
Ausschließen dieses Menschen

=> Die männliche Aggression ist genauso durch die Kultur beeinflusst wie die weibliche

Gewalt zwischen Partnern in intimen Beziehungen

84% der Opfer - Frauen, 80% der Mörder — Männer


=> Evolutionspsychologie: Die männliche Eifersucht und die
Überwachung von Frauen hatte ihren Ursprung als Methode für Männer, ihre Vaterschaft sicherzustellen und die
Überlebenschancen ihres Nachwuchses zu verbessern.
=> Worin immer die komplexen Ursachen jedoch bestehen mögen, sie sind keine Entschuldigung für gewalttätiges
Verhalten, und das heißt auch nicht, dass ein solches Verhalten, wie wir sehen werden, nicht durch eine soziale
Intervention verändert werden kann.

Einige physiologische Einflüsse auf Aggression


Alkohol und Aggression
=> Warum kann Alkohol aggressives Verhalten fördern? Oft dient Alkohol als Mittel zur Enthemmung – er baut
Angst ab und verringert soziale Hemmungen, er macht uns weniger umsichtig als gewöhnlich

=> Kontrollierte Laborexperimente zeigen, dass Menschen, die bis zur Trunkenheit Alkohol konsumiert haben, zu
gewalttätigeren Reaktionen auf Provokationen neigen als die, die wenig oder gar keinen Alkohol zu sich genommen
haben

=> »Think-Drink«-Effekt: Wenn Menschen erwarten, dass Alkohol bestimmte Wirkungen auf sie hat, dann tritt dies
oft auch ein = erwarten, dass Alkohol aggressive Impulse in ihnen »freisetzt«, werden sie auch tatsächlich
aggressiver (auch wenn sie etwas Alkoholfreies trinken)
=> eine Studie mit 116 Männern dazu: die tatsächliche Alkoholmenge, die die Männer zu sich nahmen, hing
weniger mit ihrem aggressiven Verhalten zusammen als die Tatsache, welche Erwartungen sie dahingehend hatten

Schmerz, Hitze und Aggression


Schmerzempfindung, körperliches Unwohlsein (Hitze, hohe Luftfeuchtigkeit, Luftverschmutzung und strenge
Gerüche) <=> Aggressivität (+ Gewaltverbrechen): hohe Korrelation

Soziale Situationen und Aggression

Frustration und Aggression


=> Die Frustrations-Aggressions-Hypothese: eine Tendenz, nach der das Gefühl, an der Erreichung eines Ziels
gehindert zu werden, die Wahrscheinlichkeit einer aggressiven Reaktion steigert (Dollard et al., 1939)

=> ein Feldexperiment (Harris, 1974): Je näher das Ziel, desto größer die Glückserwartung, die nun versagt wird; je
größer die Erwartung, desto wahrscheinlicher die Aggression
=> Die Aggression nimmt auch zu, wenn die Frustration unerwartet ist (Kulik & Brown, 1979): Die Anrufer mit
hohen Erwartungen waren gegenüber den Nichtspendern verbal aggressiver, drückten sich unfreundlicher aus und
knallten den Hörer heftiger auf die Gabel als die Anrufer mit geringen Erwartungen.

=> Sozialwissenschaftler haben herausgefunden, dass es oft nicht die absolute Deprivation ist, die zu Ärger und
Aggression führt, sondern die relative Deprivation, zu der es kommt, wenn Menschen eine Diskrepanz zwischen
dem erkennen, was sie haben, und dem, was sie ihrer Erwartung nach haben sollten (Moore, 1978/1984)
1. absolute Deprivation: das Fehlen grundlegender Ressourcen oder Lebensbedingungen, die für das Überleben
und die grundlegenden Bedürfnisse einer Person erforderlich sind
2. relative Deprivation: wahrgenommenen Mangel im Vergleich zu anderen Personen oder Gruppen in der
Gesellschaft

=> Eine wichtige Ursache von Aggressionen ist daher die relative Motivation: die Wahrnehmung, dass man selbst
(oder die eigene Gruppe) weniger hat, als man verdient hat, weniger, als man sich veranlasst sieht zu erwarten, oder
weniger als Menschen, die in einer ähnlichen Lage sind, haben.

Direkte Provokation und ihre Erwiderung


=> Aggression geht häufig auf das Bedürfnis zurück, nach einer Provokation durch das aggressive Verhalten eines
anderen zurückzuschlagen.
=> ein anderes Experiment: Studierende wurden von einem Assistenten beleidigt, Gruppe 1 wusste, dass der
Assistent davor kritisiert wurde, und deswegen sauer war, die 2. Gruppe wusste das nicht. Gruppe 1 = empfanden
die Beleidigung einfach nicht persönlich und demnach hatten kein Bedürfnis nach Vergeltung.

Aggressionsobjekte als Hinweisreize


=> die Fragestellung: das bloße Vorhandensein eines aggressiven Hinweisreizes – eines Objekts also, das mit
aggressiven Reaktionen assoziiert wird – erhöht die Wahrscheinlichkeit von Aggression — möglich?

=> ein Experiment von Leonard Berkowitz und Anthony Le Page (1967) -> beleidigten Studierende, um sie zu
ärgern

Wie man lernt, sich aggressiv zu verhalten

=>Theorie des sozialen Lernens: wir lernen soziales Verhalten von der Aggression bis zum Altruismus großenteils
dadurch, dass wir andere beobachten und sie nachahmen.

Brad Bushman und seine Kollegen (2007): Einfluss von Geschichten zu Gewalt und Aggression, die von der
Religion gutgeheißen werden. => Wenn eine gewalthaltige Geschichte der Bibel zugeschrieben wurde und wenn
Gott in dieser Geschichte die Gewalt befürwortete, neigte der Leser stärker dazu, sich später aggressiv zu verhalten.
Der Effekt zeigte sich sowohl bei nichtreligiösen als auch bei religiösen Teilnehmern an der Studie.

-> Kinder sind besonders anfällig für Einflüsse: Häufig lernen Kinder, Konflikte aggressiv auszutragen, indem sie
Erwachsene und auch ihre Kameraden imitieren, insbesondere, wenn sie sehen, dass die Aggression belohnt wird

-> In den meisten Mannschaftssportarten: die aggressiveren Spieler am berühmtesten (und am besten bezahlt), und
die aggressiveren Teams gewinnen mehr Spiele.

-> Bandura und seine Mitarbeiter(1961, 1963): Einfluss des sozialen Lernens auf aggressives Verhalten von
Kindern = ein Erwachsener auf eine aufblasbare Plastikpuppe (»Bobo Doll«) einschlug => dann imitierten die
Kinder die aggressiven Erwachsenen

Gewalt in den Medien: Fernsehen, Kino und Videospiele


In der Praxis = zahlreiche Beispiele von Gewalt, Mord und Selbstmord als Nachahmung von Filmen bzw.
Videospielen usw. In der Theorie (im Labor) aber — keinen direkten Zusammenhang bewiesen.

Experimentelle Studien zur Gewalt in den Medien


-> experimentelle Befunde: das Beobachten von Gewalt steigert tatsächlich die Häufigkeit aggressiven Verhaltens,
ärgerlicher Emotionen und feindseliger Gedanken bei Kindern
-> Die Forschung jedoch — in sich nicht konsistent

-> das aktive Spielen gewalthaltiger Videospiele scheint einen stärkeren Einfluss zu haben = direkten und
unmittelbaren Einfluss auf ihre aggressiven Gedanken und ihr aggressives Verhalten

-> Konfrontation mit Gewalt: drei Gründen für diese Auswirkungen:


1. vergrößert die physiologische Erregung und die Aufregung;
2. löst eine automatische Tendenz aus, die feindseligen oder gewalttätigen Charaktere zu imitieren;
3. dient als Prime für bereits vorhandene aggressive Gedanken und Erwartungen.
Wahrscheinlichkeit einer aggressiven Reaktion ⬆ , wenn Kinder frustriert oder verletzt werden.

Filme und Spiele dienen auch als Primes für unsere sozialen Scripts, allgemein gebilligte Arten des
Sozialverhaltens, die wir implizit durch unsere Kultur erlernen.

Abstumpfung und Entmenschlichung durch Gewalt in den Medien

=> sind wiederholt schwierigen oder unangenehmen Ereignissen ausgesetzt => stumpfen gewöhnlich in unserer
Empfindsamkeit für diese Ereignisse ab. D.h. geringe physiologische Symptome von Aufregung, Angst oder
sonstiger Erregung

=> Das Betrachten von Gewalt im Fernsehen kann die Reaktionen der Menschen abstumpfen lassen, wenn sie
später im wirklichen Leben Zeugen von Gewalt werden (Thomas et al., 1977):
Kinder, die den gewalttätigen Krimi gesehen hatten, reagierten weniger emotional als die, die das aufregende, nicht
gewalttätige Volleyballspiel gesehen hatten => der Abstumpfungseffekt: einerseits vor dem Gefühl der Empörung
schützt, bringt uns andererseits dazu, Gewalt eher als einen normalen Aspekt des Lebens hinzunehmen, + kann
Menschen auch stärker die Bedürfnisse anderer vergessen lassen

=> weitere Konsequenzen (gewalttätige Videospiele): Wenn es sich Spieler erst einmal zur Gewohnheit machen,
den »Feind« zu entmenschlichen, kann diese Gewohnheit darauf übertragen werden, wie Spieler reale Menschen
sehen
-> ein gewalttätiges Videospiel (Lamers) gegen eine prosoziale Version des Spiels (Lemmings) gegen ein neutrales
Spiel (Tetris)
ein gewalttätiges Spiel - Wirkung auf die Teilnehmer: entmenschlichten später mit größerer Wahrscheinlichkeit
Personen, die nach Großbritannien emigriert waren, sie gewissermaßen als weniger menschlich und schützenswert
ansahen als einheimische Briten

Längsschnittliche Auswirkungen von Gewalt in den Medien

eine bessere Methode, um die Auswirkungen dessen zu erfassen, womit ein Kind real konfrontiert ist => nicht
einmalig im Labor, sondern jahrelang unter Wirkung von gewalttätigen Medieninhalten

=> Längsschnittuntersuchungen: Je mehr Gewalt Kinder im Fernsehen beobachten, desto mehr Gewalt werden sie
als Jugendliche und junge Erwachsene zeigen. Signifikanter Zusammenhang, und zwar unabhängig vom
Ausbildungsniveau der Eltern, dem Familieneinkommen und dem Ausmaß der Gewalt in der Nachbarschaft

=> Gentile, Coyne & Walsh, 2011: der Konsum von Mediengewalt durch die Kinder zu einem frühen Zeitpunkt im
Schuljahr ein Prädiktor für die höhere Häufigkeit aller drei Arten von Aggressionen (verbal, relational und
körperlich) und für weniger prosoziales Verhalten später im Jahr war

Das Problem von Ursache und Wirkung


=> Anderson & Dill, 2000: Entsprechend haben einige Längsschnittstudien gezeigt, dass die Konfrontation mit
Gewalt in den Medien oder mit Videospielen den stärksten Zusammenhang zu Gewalttätigkeit bei Kindern aufweist,
die bereits für Gewalt prädisponiert sind.

Ist Gewalt verkaufsfördernd?


Ja, sie verkauft sich gut. ABER:
ein Experiment von Bushman & Bonacci, 2002 (die Fragestellung: was wenn Gewalt in solchen Sendungen ein
solches mentales Durcheinander hervorrufen, dass das Produkt des Sponsors bald vergessen ist?
=> Personen, die eine neutrale Sendung angeschaut haben, waren eher in der Lage, sich an die beworbenen Marken
zu erinnern, als die Personen, die die gewalttätige oder die sexuell freizügige Sendung gesehen hatten => Das war
sowohl unmittelbar nach dem Fernsehen als auch 24 Stunden später der Fall, und es traf sowohl auf Männer als
auch auf Frauen aller Altersgruppen zu

Schlussfolgerungen: Relativierung von Mediengewalt

=> die Gewalt in Medien einen Einfluss auf durchschnittliche Kinder und Jugendliche hat, aber ihr Einfluss ist am
stärksten bei denjenigen, die bereits zu gewalttätigem Verhalten neigen

Mindestens 5 verschiedene Reaktionen – als Erklärung, warum der Konsum von Mediengewalt möglicherweise bei
dafür anfälligen Zuschauern Aggressionen steigert:
1. Wenn die es können, kann ich es auch (kann die zuvor erlernten Hemmungen gegenüber gewalttätigem
Verhalten schwächen)
2. Ah, so geht das! (führt zur Nachahmung und liefert Ideen)
3. Was ich heute fühle, muss richtige Wut sein und nicht bloß meine Reaktion auf einen stressigen Tag
(stärkere Konfrontation mit ihren Wutgefühlen)
4. Na ja, schon wieder so eine brutale Schlägerei; was kommt denn auf dem nächsten Sender? (weniger
Sympathie für die Opfer)
5. Besser erwische ich ihn, bevor er mich erwischt! (wenn Menschen die Welt für gefährlich halten)

Sexuelle Gewalt gegen Frauen

=> Motive: sexuelles Ventil haben + das Opfer zu bezwingen und herabzusetzen
=> Sexuell aggressive Männer sind oft narzisstisch, sind nicht imstande, mit Frauen mitzufühlen, können
Feindseligkeit und Verachtung gegenüber Frauen empfinden und der Auffassung sein, sie hätten das Recht, sexuelle
Beziehungen mit allen möglichen Frauen zu haben, für die sie sich gerade entscheiden => häufig von Männern mit
einem hohen Status

"What part of NO don’t you understand?" => Missverständnisse beim Sex + Date Rapes: Beide Geschlechter
müssen sicherstellen, dass sie sich an ein Script halten, das aus demselben Drehbuch stammt.

Wege zur Verringerung von Aggressionen


Verringert eine Bestrafung aggressives Verhalten?

=> eine harte Bestrafung, die Eltern oft gegen Kinder einsetzen, ist eine schlechte Methode, um aggressives oder
anderes ungewolltes Verhalten zu beseitigen

Einsatz von Strafe für gewalttätige Erwachsene


=> abschreckende Wirkung von Strafen — vorhanden
=> Länder, die Mord mit der Todesstrafe ahnden, weisen keine geringeren Mordraten auf als Länder ohne
Todesstrafe
=> Berkowitz, 1993: Folgerichtigkeit und Unausweichlichkeit der Bestrafung schreckt sehr viel zuverlässiger von
gewalttätigem Verhalten ab, als schwere Bestrafung einschließlich der Todesstrafe

Katharsis und Aggression


der häufige Rat: »Werd es los!«, schrei, brülle, fluche, wirf einen Teller an die Wand, bring deine Wut zum
Ausdruck = dann baut sie sich gar nicht erst zu etwas wirklich Unkontrollierbarem auf => Sigmund Freuds
psychoanalytischer Begriff der Katharsis => eine »Dampfkesseltheorie« aggressiver Impulse: Wenn es den
Menschen nicht möglich war, ihre Aggressionen auf relativ harmlose Weise auszuleben, führt das zum Aufstauen
der aggressiven Energie und zu einem Druckaufbau; die Energie sucht sich dann ein Ventil und »explodiert«
entweder in extrem gewalttätigen Handlungen oder manifestiert sich in Symptomen psychischer Krankheit.
= ob es wirklich funktioniert???

Die Auswirkungen aggressiven Handelns auf die spätere Aggressionsbereitschaft


Wettbewerbsorientierte Spiele machen Teilnehmer und Zuschauer häufig aggressiver, und bauen die Wut nicht ab.
+ Ganz wie das Mitwirken bei aggressiven Sportarten fördert auch das Zusehen aggressives Verhalten.
=> Wenn Menschen aggressive Handlungen begehen, steigert dies die Bereitschaft zu künftiger Aggression:
Studierende, die dem Konfidenten bereits zuvor Stromstöße verabreicht hatten, reagierten in Wirklichkeit noch
aggressiver

=> Wenn Menschen es lernen, ihre Ausbrüche zu kontrollieren und Wut konstruktiv zum Ausdruck zu bringen,
fühlen sie sich gewöhnlich besser, nicht schlechter; sie fühlen sich ruhiger, nicht wütender. Alles in allem lässt sich
die Katharsis-Hypothese nach Abwägung der empirischen Befunde nicht stützen (Tavris, 1989/1992)

Schuldzuweisung an das Opfer der Aggression

=> Die Ausübung eines offenen Aggressionsaktes gegen eine Person verändert die Gefühle gegenüber dieser
Person, steigert Ihre negativen Gefühle und macht künftige Übergriffe auf sie wahrscheinlicher.
=> sich einzureden, dass das Opfer das, was sie bekam, verdient hat, verringert die Dissonanz, aber es bereitet
zugleich künftigen Aggressionen den Weg. Wenn jemand erst einmal erfolgreich dabei war, Gründe dafür zu finden,
warum er einen anderen nicht mag, ist es danach umso leichter, diesem Opfer später wieder Schaden zuzufügen

Wohin mit unserer Wut?


Zunächst lässt sich unsere Wut unter Kontrolle halten, indem wir aktiv dazu beitragen, dass sie verstreicht. Der
aktive Beitrag besteht dabei in so einfachen Tricks wie einmal bis zehn (oder bis 100) zu zählen, bevor man
losbrüllt. Tief durchzuatmen oder sich mit etwas Angenehmem abzulenken (mit einem Kreuzworträtsel,
beruhigender Musik, einer Runde Radfahren oder sogar durch eine gute Tat) sind aktive Methoden, damit die Wut
nachlassen kann

Abreagieren oder Selbsterkenntnis


=> man sollte seine Wut auf eine Weise zum Ausdruck bringen, die weder feindselig noch herabsetzend ist. Dazu
(nachdem man bis zehn gezählt hat!) eine verständliche, ruhige Feststellung machen, in der Sie darauf hinweisen,
dass Sie wütend sind, und ohne Werturteil genau beschreiben, wodurch die andere Person Ihrer Meinung nach
dieses Gefühl ausgelöst hat. Eine solche Feststellung an sich wird wahrscheinlich in Ihnen ein besseres Gefühl
hervorrufen, die Spannung gelöst zu haben. Es ist wichtig, dass Sie auf eine Weise miteinander sprechen, die Ihren
Zuhörer nicht dazu veranlasst, sich zu rechtfertigen oder mit einem Gegenangriff zu reagieren

=> eigene Gefühle in einem Tagebuch aufzuschreiben

Wut durch Entschuldigung entschärfen

=> Typischerweise erwies sich jede ehrlich vorgebrachte Entschuldigung, bei der der Frustrierende volle
Verantwortung übernahm, beim Abbau von Aggressionen als effizient.
=> Frauen entschuldigen sich im Allgemeinen mehr als Männer = ein Grund liege darin, dass sich Frauen mehr
Sorgen darum machen als Männer, ob sie höflich sind und gute Beziehungen aufrechterhalten, ein anderer Grund
dafür sei, dass viele Männer wegen ihres empfindlichen Ichs Schwierigkeiten hätten, zuzugeben, dass sie unrecht
haben + viele Männer glaubten, es sei nicht »männlich«, sich zu entschuldigen
Das Vorbild nichtaggressiven Verhaltens
=> die Idee: den Spieß umdrehen und Kindern nichtaggressive Vorbilder vorsetzen – Menschen also, die sich nach
einer Provokation zurückhaltend, rational und freundlich ausdrücken => es gibt einen Zusammenhang: Kinder
sahen zunächst Jugendliche, die sich, auch wenn sie provoziert worden waren, friedlich verhielten ==> Als die
Kinder später in eine Situation gebracht wurden, in der sie selbst provoziert wurden, war es viel weniger
wahrscheinlich, dass sie aggressiv reagierten

Kommunikationstraining und Erlernen von Fähigkeiten zum Problemlösen

=> Wut an sich ist auch gar nicht das Problem, sondern dass Wut in gewalttätigen oder grausamen Handlungen zum
Ausdruck kommt.
=> Doch wir wissen nicht von Natur aus, wie wir Wut oder Ärger konstruktiv und nicht gewalttätig zum Ausdruck
bringen können; wir müssen die richtigen Fähigkeiten erlernen

=> Ein Experiment von Studer, 1996: ein formales Training (da werden einfach Möglichkeiten vermittelt, sich den
anderen gegenüber konstruktiv zu verhalten) als ein wirksames Mittel zum Abbau von Aggressionen. Was rauskam:
Kinder, die in konstruktivem Verhalten trainiert worden waren, als sie frustriert worden waren und wütend wurden,
waren weitaus weniger aggressiv als die aus der anderen Gruppe => Einige Schulen haben das Gewaltniveau mit
Erfolg dadurch verringert, dass sie den Kindern Problemlösefertigkeiten, emotionale Kontrolle und Konfliktlösung
beibringen

Wie man durch den Aufbau von Empathie der Entmenschlichung entgegentritt

=> weniger Fahrer hupten, als ein Fußgänger zwischen dem ersten und dem zweiten Auto über die Straße humpelte.
Jemanden zu sehen, der auf Krücken geht, erzeugt Gefühle der Empathie. Dies übertrug sich auf das Bewusstsein
der potenziellen Huper und verringerte ihr Aggressionsbedürfnis.

=> Nora Feshbach (1989, 1997): ein 30-stündiges Programm mit Grundschulkindern in Los Angeles =
Empathievermittlung. Wenn Kinder ausführlich über solche Fragen nachdenken, erweitern sie ihre Fähigkeiten, sich
selbst in die Situation eines anderen zu versetzen. Kinder nicht nur gelernt, sich empathischer zu verhalten, sondern
wiesen auch ein höheres Selbstwertgefühl auf, mehr Großzügigkeit, mehr positive Einstellungen und weniger
Aggressivität als Schüler, die nicht an dem Programm teilgenommen hatten.
=> Schüler, die gelernt haben, größere Empathie zu entwickeln, gewöhnlich auch bessere Schulleistungen erbringen
(am Beispiel von Feynman aus seiner Kindheit - Aufgaben von seinem Vater: er musste in die Haut des winzigen
Geschöpfs in seinem schlüpfen und ein Gefühl dafür entwickeln, wie das Leben unter diesen Umständen aussehen
würde. Solche Aufgaben fördern auch genau die kognitive Flexibilität)

=> Empathie Aufbau — weniger Aggressivität

=> Eine Studie von Richardson et al., 1994: Studierende verhielten sich, die darin trainiert worden waren, Empathie
zu entwickeln – also die Perspektive der anderen Person einzunehmen –, weitaus weniger aggressiv gegenüber
dieser Person als Studierende, die kein solches Training bekommen hatten

=> Ohbuchi, Ohno & Mukai, 1993: Es ist schwieriger, einem Fremden zu schaden, wenn man eine persönliche
Verbindung zu dieser Person aufgebaut hat; und das trifft zu, gleichgültig ob der Fremde ein Nachbar, ein Obdach-
loser, ein Verkäufer oder ein Gegner in Zivil ist

Hätte das Massaker von Columbine verhindert werden können?


Soziale Ablehnung ist in der Tat der bedeutsamste Risikofaktor für Selbstmord, Verzweiflung und Gewalt unter
Jugendlichen
=> Massaker von Columbine: die zwei Täter Harris und Klebold: Auf einem Videoband, das sie hinterlassen haben,
sprachen sie erbittert über die Beleidigungen und Schikanen, denen sie in Columbine ausgesetzt gewesen waren.
James Gilligan (1996): als Motiv hinter den meisten Amokläufen steht ein Versuch, Gefühle von Scham und
Demütigung in Gefühle des Stolzes umzuwandeln

=> nach Aronsons Analyse der Ereignisse von Columbine: es sollte möglich sein, unsere Schulen sicherer, aber
auch ansprechender und humaner zu machen, indem das negative, ausgrenzende Schulklima verändert wird. Wie
wir dieses Ziel erreichen könnten: der Erfolg von Dan Olweus’ Programm zur Gewaltprävention in norwegischen
Schulen und Norma Feshbachs erfolgreicher Versuch, in den USA bei Schulkindern Empathie zu fördern.

Zwischenmenschliche Anziehung

=> was einen glücklich macht: warme Beziehungen, Eine Erklärung dafür: die zentrale Motivation des Menschen
ist die »Selbsterweiterung«

Nachbarn: Der Nähe-Effekt

Nähe ist einer der wichtigsten Faktoren. Der Nähe-Effekt: funktioniert in einem sehr engen Sinne
-> eine klassische Studie: in einem Wohnheimkomplex für verheiratete Studenten am Massachusetts Institute of
Technology (MIT) => 65 Prozent befreundeter = lebten im selben Gebäude. Das Verteilungsmuster der
Freundschaften innerhalb eines Gebäudes:
befreundet: 41 Prozent => direkte Nachbarn, 22 Prozent - zwei Türen voneinander entfernt, nur 10 Prozent -> an
den entgegengesetzten Enden des Flures

=> nicht nur tatsächliche räumliche Distanz, sondern auch »funktionale Distanz« => Die funktionale Distanz
bezieht sich auf bestimmte Aspekte der baulichen Gestaltung, die darüber bestimmen, welchen Personen man am
häufigsten begegnet.

=> der Funktionsmechanismus des Nähe-Effekts: aufgrund der sich ergebenden Vertrautheit oder des Mere-
Exposure-Effekts: Je mehr wir einem Stimulus ausgesetzt sind, desto eher sind wir bereit, ihn zu mögen => führt
zu Sympathie

=> ein Beispiel für den Nähe-Effekt und den Mere-Exposure-Effekt: die Studierenden, die zu Beginn auf
benachbarten Sitzen oder in der gleichen Reihe saßen, höhere Attraktivitätswerte aufwiesen als diejenigen, die
weiter voneinander entfernt saßen. Ein Jahr später — derselbe Effekt -> hohe Signifikanz

Ähnlichkeit

=> die Übereinstimmung zwischen unseren Interessen, Einstellungen, Werten, sozialen Hinter- gründen oder
Persönlichkeitsmerkmalen und denen der anderen Person.
1. »Gleich und Gleich gesellt sich gern« (das Prinzip der Ähnlichkeit)
2. »Gegensätze ziehen sich an« (das Prinzip der Komplementarität)
Forschungsergebnisse: Menschen fühlen sich überwiegend durch Ähnlichkeit und nicht durch Komplementarität
zueinander hingezogen
Meinungen und Persönlichkeit
Je ähnlicher die Auffassungen einer Person denen von uns sind, desto sympathisch finden wir diese Person =>
demografische Ähnlichkeiten + ähnliche Einstellungen und Werte + ähnliche Persönlichkeitsmerkmale

Interessen und Erfahrungen


Gemeinsame Erfahrungen fördern die Anziehung

Äußere Erscheinung
=> eine Studie: Studierende, die Brillen trugen, weitaus häufiger in der Nähe anderer Studierender mit Brille saßen,
als es allein aufgrund des Zufalls vorhergesagt worden wäre.
=> eine andere Studie: dasselbe Muster bezogen auf die Haarfarbe

Einige abschließende Bemerkungen über Ähnlichkeit

»tatsächliche« (oder reale) Ähnlichkeit und »wahrgenommene« Ähnlichkeit


=> einige Studien: dass in langfristigen Beziehungen die »wahrgenommene« Ähnlichkeit ein besserer Prädiktor für
Sympathie und Anziehung war als »tatsächliche« Ähnlichkeit.
=> David Amodio und Carolin Showers (2005): es hing vom Grad der inneren Verbundenheit ab, den die
Untersuchungsteilnehmer für ihre Liebsten empfanden, ob es stärker auf Ähnlichkeit oder auf Komplementarität
ankam, wie ernsthaft die Beziehung war: Wenn sich die Teilnehmer eine verbindliche Beziehung wünschten,
wählten sie einen ähnlichen Partner; wenn ihnen die Beziehung jedoch weniger bedeutsam war, wichen sie vom
gewohnten Weg ab und bevorzugten einen unähnlicheren Partner -> ein »Abenteuer«

Gegenseitige Sympathie
=> ein Experiment: eine junge Frau demonstrierte Interesse an männlichen Versuchspersonen, indem sie einfach
den Blickkontakt zu ihnen aufrechterhielt, sich in ihre Richtung lehnte und aufmerksam zuhörte, äußerten die
Männer starke Sympathie für sie (+ sogar wenn die Frau in vielem anderer Meinung war)
=> Der vielleicht entscheidende Faktor dafür, ob wir jdn mögen => das Ausmaß, in dem dieser Mensch uns mag

=> gegenseitige Sympathie ist wirkungsvoll genug, um unsere Grundtendenz zu neutralisieren, dass wir attraktiven
Gesichtern mehr Aufmerksamkeit widmen

=> wir haben die Tendenz, bei gut aussehenden Gesichtern zu verweilen und sie länger anzusehen

Physische Attraktivität und Sympathie


=> physische Attraktivität spielt eine außerordentlich große Rolle + einige Studien: keinen nennenswerten
Unterschied zwischen Männern und Frauen, andere Studien: Männer bewerten Attraktivität höher als Frauen;
ABER: wenn es um das tatsächliche Verhalten geht, sind sich die Geschlechter in ihrer Reaktion auf die körperliche
Attraktivität des anderen ziemlich ähnlich.

=> Die neuere Forschung: Frauen und Männer bewerten die physische Attraktivität als gleich wichtig (+
Attraktivität als allerwichtigsten Auslöser für sexuelles Verlangen)

Was heißt »attraktiv«?

=> wegen Medien: alle Menschen definieren Schönheit nach bestimmten, übereinstimmenden Kriterien
-> eine Studie von Michael Cunningham (1986): weibliche Gesichter mit großen Augen, einer kleinen Nase, einem
kleinen Kinn, hohen Wangenknochen, schmalen Wangen, hohen Augenbrauen, großen Pupillen und einem offenen
Lächeln wurden als besonders attraktiv eingestuft; Männer mit großen Augen, hohen Wangenknochen, einem
kräftigen Kinn und einem offenen Lächeln ==> attraktiver

=> das weibliche Gesicht wird als schön angesehen => mehr Kindchen-Gesichtsmerkmale => Schönheit bei der
Frau stärker mit kindähnlichen Eigenschaften assoziiert wird

Kulturtypische Vergleichsstandards für Schönheit

=> die Vorstellungen der Menschen von dem, was schön oder gut aussehend ist, sind in den verschiedenen Kulturen
gleich
=> (evolutionär) Menschen nehmen bestimmte Maßverhältnisse in Gesichtern als attraktiv wahr

=> Ein Aspekt der Schönheit, der sowohl von Männern als auch von Frauen bevorzugt wird, ist Symmetrie

Die prägende Kraft der Vertrautheit


Wir fühlen uns von dem angezogen, was schön ist, und das kann zu Ungerechtigkeiten im täglichen Leben führen.
=> Linda Badr und Bahia Abdallah (2001): Die Säuglingsschwestern gingen stärker auf die »hübscheren« Babys ein
und kümmerten sich besser um sie.

=> Menschen, die überdurchschnittlich gut aussehen, verdienen gewöhnlich 10 bis 15 Prozent mehr als diejenigen,
die unterdurchschnittlich gut aussehen
=> Attraktivität trägt sogar dazu bei, Wahlen zu gewinnen

=> Wir neigen dazu, gut aussehenden Menschen vor allem positive Eigenschaften zuzuordnen, die nichts mit ihrem
Äußerem zu tun haben ==> »Was schön ist, ist gut«-Stereotyp
+ solche Stereotype funktionieren über schöne Menschen auch über Kulturgrenzen hinweg

=> ein Experiment von Snyder, Tanke & Berscheid, 1977: Telefongespräch — die Männer, die glaubten, mit einer
attraktiven Frau zu sprechen, reagierten wärmer und freundlicher auf sie als die Männer, die der Meinung waren,
sich mit einer unattraktiven Frau zu unterhalten

Evolution und Partnerwahl


=> evolutionärer Ansatz zur Partnerwahl = »Warum liebe ich dich?«
=> Der Erfolg bei der Fortpflanzung ist laut der Evolutionsbiologie am wichtigsten

Evolution und Geschlechtsunterschiede


Männer versuchen, sich möglichst zahlreich fortzupflanzen, während Frauen bemüht sind, sich klug fortzupflanzen.
Frauen — Qualität der Fortpflanzung (kostenaufwändig in Bezug auf Zeit, Kraft und Mühe), Männer — Quantität
(eine kostengünstige, kurzfristige Investition)

David Buss und seine Kollegen: der evolutionäre Ansatz erklärt die unterschiedlichen Strategien und Tendenzen
von Frauen und Männern in Liebesbeziehungen ==> Männer reagieren auf das körperliche Aussehen von Frauen,
weil Alter und Gesundheit für Fortpflanzungsfähigkeit stehen; und Frauen reagieren auf die wirtschaftlichen und
beruflichen Leistungen der Männer, weil diese Variablen für die Ressourcen stehen, auf die sie und ihr Nachwuchs
angewiesen sind
Liebe und enge Beziehungen
Die Definition von Liebe: Kameradschaft und Leidenschaft
eine Definition der Liebe laut Sozialpsychologie: muss sowohl die leidenschaftlichen, schwindelerregenden Gefühle
der romantischen Liebe als auch die tiefe, langfristige Zuneigung verheirateter Paare umfassen.

Kameradschaftliche Liebe — basiert auf Gefühlen von Intimität und Zuneigung, die wir jemandem
entgegenbringen, ohne dass sie mit Leidenschaft oder körperlicher Erregung einhergehen.
Leidenschaftliche Liebe schließt ein starkes Verlangen nach der geliebten Person ein, das mit dem Erleben
körperlicher Erregung einhergeht – dem Gefühl der Atemlosigkeit und einem Herzklopfen bei Anwesenheit der
anderen Person

=> ein Experiment von Aron et al., 2005: bei den Versuchspersonen während des Betrachtens der Fotos ihrer
Geliebten zwei Bereiche des Gehirns aktiviert wurden => Bei diesen beiden Hirnregionen handelte es sich um das
ventrale Tegmental-Areal (VTA)

Kultur und Liebe


Kulturen unterscheiden sich auch im Hinblick darauf, wie die Menschen über Liebe denken, sie definieren und
erleben

In individualistischen Gesellschaften ist die romantische Liebe eine ungestüme, in hohem Maße persönliche
Erfahrung. Man begibt sich selbst in den neuen Partner hinein und nimmt für eine Weile von Freunden und der
Familie keine Notiz. Die Entscheidung darüber, mit wem man sich einlassen oder wen man heiraten will, ist
großenteils eine persönliche Sache. Im Vergleich dazu muss das verliebte Individuum in kollektivistischen
Gesellschaften die Wünsche der Familie und anderer Gruppenmitglieder berücksichtigen

=> das Konzept der romantischen Liebe >> kulturspezifisch

Bindungstypen in intimen Beziehungen


=> bahnbrechende Erkenntnisse von John Bowlby und Mary Ainsworth im Hinblick darauf, wie Kleinkin- der
Bindungen zu ihren allerersten Bezugspersonen eingehen (zum Beispiel zu ihrer Mutter/ihrem Vater)

Kleinkinder mit einer sicheren Bindung haben in der Regel Bezugspersonen, die auf ihre Bedürfnisse eingehen und
im Umgang miteinander positive Emotionen zeigen. Diese Kinder vertrauen ihren Bezugspersonen, haben keine
Angst, verlassen zu werden, und fühlen sich angenommen und geliebt.

Kleinkinder mit einer vermeidenden Bindung haben typischerweise reservierte und distanzierte Bezugspersonen,
die auf Annäherungsversuche des Kindes abweisend reagieren. Diese Kinder wollen ihrer Bezugsperson gern nahe
sein, lernen dieses Bedürfnis jedoch zu unterdrücken, als wüssten sie, dass solche Bestrebungen abgewiesen
werden.

Kleinkinder mit einer unsicher-ambivalenten Bindung haben gewöhnlich Bezugspersonen, die in ihrer
Zuwendung unberechenbar und bevormundend sind. Diese Kinder sind ungewöhnlich ängstlich, weil sie nicht
vorhersehen können, wann und wie die Bezugspersonen auf ihre Bedürfnisse reagieren werden.

Die Grundannahme der Bindungstheorie besteht darin, dass unser jeweiliges in der Kindheit erlerntes
Bindungsmuster später (wie in Kapitel 3 erörtert) als Arbeitsmodell oder Schema dafür dient, wie denn nun die
Beziehung ist. Diese frühen Beziehungsschemata bleiben im Allgemeinen unser ganzes Leben über bestimmend
und werden auf Erwachsenenbeziehungen zu anderen Menschen verallgemeinert
Menschen, die als Kinder zu ihren Eltern oder Bezugspersonen eine sichere Bindung hatten, sind daher als
Erwachsene eher in der Lage, reife, beständige Beziehungen zu entwickeln. Menschen, die eine vermeidende
Beziehung zu ihren Eltern erlebt haben, können anderen nicht ohne Weiteres vertrauen und haben Schwierigkeiten,
enge, intime Beziehungen einzugehen. Menschen, die eine unsicher-ambivalente Bindung zu ihren Eltern erfahren
haben, möchten als Erwachsene ihrem Partner gern nahe sein, fürchten jedoch, dass ihre Zuneigung nicht erwidert
wird.

Theorien zur Zufriedenheit mit einer Beziehung: Sozialer Austausch und Ausgewogenheit (Equity)

1. Die Theorie des sozialen Austauschs


2. Die Equity- oder Ausgewogenheitstheorie

Die Theorie des sozialen Austauschs besagt, dass das (positive oder negative) Empfinden der Menschen über ihre
Beziehungen von folgenden Faktoren abhängig ist:
1. ihrer Einschätzung der Belohnungen, die sie aus der Beziehung erhalten,
2. ihrer Einschätzung der Kosten, die ihnen dadurch entstehen, und
3. ihrer Überzeugung, welche Art von Beziehung sie verdient haben (und wie wahrscheinlich es für sie ist, eine
bessere Beziehung mit einem anderen Partner einzugehen)
=> Grundbegriffe: Nutzen/ Belohnung, Kosten, Ergebnis und Vergleichsniveau
Vergleichsniveau: was Sie von einer Beziehung als Ergebnis im Sinne des Verhältnisses von Kosten und Nutzen
erwarten
Zufriedenheit mit einer Beziehung ist auch noch davon abhängig, wie Sie Ihre Chancen einschätzen, sie durch eine
bessere ersetzen zu können – von Ihrem Vergleichsniveau für Alternativen.
=> Allgemein kann man sagen, dass Menschen darüber berichten, glücklich und zufrieden zu sein, wenn die
Beziehung so wahrgenommen wird, dass sie jede Menge Nutzen bietet.

Das Investitionsmodell zur Verpflichtung von Rusbult

Belohnungen, Kosten und Vergleichsniveau



Zufriedenheit mit der Beziehung Ausmaß der Invest. in die Bez. Qualität der Altern.
⬇ ⬇ ⬇
Innere Verpflichtung auf die Beziehung (Commitment)

Stabilität der Beziehung

Kritik an die Theorie: weil sie eine wesentliche Variable innerhalb von Beziehungen nicht beachtet – den
Gedanken der Gerechtigkeit oder Ausgewogenheit.

Die Equity- oder Ausgewogenheitstheorie

=> die erlebten Nutzen und Kosten (und die Beiträge, die sie zu ihrer Beziehung leisten) sollten ungefähr gleich
groß wie die des Partners sein
=> beschreibt ausgewogene Beziehungen als die glücklichsten und stabilsten, unausgewogene Beziehungen führen
hingegen dazu, dass sich einer der beiden Partner zu stark begünstigt fühlt
Margaret Clark und Judson Mills (1993): neue Bekanntschaften, bei denen Ausgewogenheit eine große Rolle spielt
=> Austauschbeziehungen
langfristige Interaktionen zwischen engen Freunden, Verwandten und Liebespartnern weniger durch den Equity-
Gedanken geprägt als vielmehr durch den Wunsch, sich gegenseitig zu helfen, wenn es nötig ist. In solchen
sogenannten Gemeinschaftsbeziehungen erfolgt das Geben in Reaktion auf die Bedürfnisse des anderen
unabhängig davon, ob später ein Ausgleich dafür erfolgt.

=> besteht ein Ungleichgewicht weiter, kann dies letztlich zum Abbruch der Beziehung führen.

Der Trennungsprozess
Im Rahmen ihrer Arbeit an der Theorie des sozialen Austauschs machte Caryl Rusbult vier Verhaltensmuster aus,
die in konflikthaften Beziehungen auftreten
Die ersten beiden — destruktives Verhalten:
a) aktives Schädigen der Beziehung (zum Beispiel Misshandeln des Partners, Drohen mit Trennung, tatsächliches
Verlassen)
b) passives Geschehenlassen der Beziehungsverschlechterung (etwa Ablehnung, sich mit Problemen zu befassen,
Ignorieren des Partners oder Reduzieren gemeinsam verbrachter Zeit, Minimieren der für die Beziehung
verwendeten Energie)
Die beiden anderen Muster — positive, konstruktive Verhaltensweisen:
a) aktive Versuche, die Beziehung zu verbessern (zum Beispiel Problemdiskussionen, Versuche, sich zu ändern,
Gang zum Therapeuten)
b) passives Festhalten an der Beziehung (etwa warten und hoffen, dass sich die Situation verbessert, lieber Halt
geben als streiten, Optimismus wahren)

fatal attractions: genau die Eigenschaften, die anfänglich besonders attraktiv erschienen, letzt- endlich zur Ursache
für die Trennung. Beispielsweise wird aus »Er hat eine so ungewöhnliche Art und ist anders als die anderen« ein
»Wir beide haben nichts gemeinsam«. Und aus »Sie ist so aufregend und rätselhaft« wird »Ich kann mich nie auf sie
verlassen«.

Die Trennungserfahrung
=> eine Studie (Fragebogen) von Akert, 1998: die Rolle, die jemand bei der Entscheidung zum Abbruch der
Beziehung spielt. Die Teilnehmer, die eine starke Verantwortung für die Trennung angaben, wurden als Verlassende
(Breaker) bezeichnet; jene, die eine geringe Verantwortung für die Trennung äußerten, bekamen die Bezeichnung
Verlassene (Breakee), und diejenigen, die die Trennungsentscheidung gemeinsam mit ihrem Partner getroffen
hatten, wurden die »Einvernehmlichen« (Mutuals) genannt.

=> eine gemeinsame Entscheidung zur Beendigung einer Liebesbeziehung eine belastendere Erfahrung ist als der
schlichte einseitige Abbruch.
=> wobei Frauen etwas stärker von negativen Auswirkungen berichteten als Männer

Wollen die ehemaligen Partner nach der Trennung Freunde bleiben? Das hängt von der Rolle (Rolle des
Verlassenden/Rolle des Verlassenen) und vom Geschlecht ab

=> Männer neigen dazu, sich immer in Schadensbegrenzung zu üben und alle Brücken hinter sich abzubrechen,
wenn sie entweder besonders viel Einfluss (Verlassender) oder besonders wenig Einfluss (Verlassener) auf die
Beendigung der Beziehung hatten. Frauen neigen vergleichsweise viel stärker dazu, ihrem Ex- Partner verbunden zu
bleiben, und hoffen, die einst intime Beziehung in eine platonische Freundschaft umwandeln zu können
Liebe im technologischen Zeitalter

=> Taylor und Kollegen (2011): Menschen neigen dazu, andere auszuwählen (oder von ihnen ausgewählt zu
werden), die ein ähnliches Niveau an Beliebtheit aufweisen; und es gibt keine Unterschiede zwischen Männern und
Frauen in Bezug auf diese Tendenz, dass man versucht, »passende« Partner vergleichbarer Beliebtheit zu finden.

=> Michael Norton und Kollegen (2007): Je vertrauter die Teilnehmer mit ihrem Partner während des Rendezvous
wurden, desto mehr erkannten sie, dass ihr erster Eindruck (aufgrund eines mehrdeutigen Profils im Datingportal)
nicht so richtig stimmte. In dem Maße, in dem sie während der Begegnung selbst zusätzliche Informationen
erhielten, kamen sie dazu, anzuerkennen, dass sie dieser Person eigentlich unähnlich waren; dies wiederum ließ die
durchschnittlichen Sympathieeinstufungen abnehmen.

=> Datingportale bieten den Nutzern ein größeres Reservoir an potenziellen Partnern, als dies bei den
herkömmlicheren Methoden der Fall ist, die sich auf persönliche Kontakte und die nähere Umgebung beschränken.
Zugleich werden die Datingportale unter einigen wichtigen Aspekten den Versprechungen nicht gerecht, die sie
ihren Nutzern machen. Dennoch ist klar, dass Datingportale etwas Bleibendes sein wer- den.

Konformität

=> Definition: Übereinstimmung mit der Einstellung, dem Verhalten der andern

das Wesen der Konformität: die Änderung des Verhaltens aufgrund des realen oder vermeintlichen Einflusses
anderer => Menschen sind in einem Netz sozialen Einflusses gefangen => als Reaktion darauf ändern sie ihr
Verhalten und passen sich den Erwartungen anderer an

Informationaler sozialer Einfluss: Das Bedürfnis zu wissen, was »richtig« ist

=> in vielen Situationen sind wir unsicher, was wir denken und wie wir uns verhalten sollten. Wir wissen einfach
nicht genug, um eine gute oder sorgfältige Entscheidung treffen zu können. Glücklicherweise steht uns eine
leistungs- starke und nützliche Wissensquelle zur Verfügung – das Verhalten unserer Mitmenschen => unsere
Informationsquelle dazu, wie wir uns verhalten sollten

=> Wenn wir anschließend handeln wie alle anderen, verhalten wir uns konform, aber das heißt nicht, dass wir
schwache, unselbstständige Individuen ohne Rückgrat sind

=> ein Phänomen: informationaler sozialer Einfluss = Wir zeigen eine solche Konformität, weil wir glauben, dass
Interpretation anderer Menschen einer mehrdeutigen Kombination von Umständen zutreffender ist als unsere und
uns helfen wird, angemessen zu handeln => also wir glauben, dass andere Leute die Situation viel mehrseitig
ansehen und mehr Umstände in Betracht ziehen, als wir selbst - deswegen scheint es verlässlicher zu sein
=> ein Experiment von Muzafer Sherif (1936): eine Illustration dafür, wie andere Menschen einem als
Informationsquelle dienen können:
-> ein dunkler Raum, ein Lichtpunkt — die Frage, ob er sich bewegt oder nicht — eine visuelle
Wahrnehmungstäuschung = der autokinetische Effekt
-> einige sehen starke Bewegungen, andere überhaupt keine, als die Teilnehmer hörten, dass sich die Einschätzung
ihrer Partner von der eigenen unterschied => die Teilnehmer nutzten sich gegenseitig als Informationsquelle und
glaubten schließlich, die Einschätzung der Gruppe sei die korrekte
-> weil sich die Teilnehmer bei ihrer Definition der Realität aufeinander verließen und dahin gelangten, für sich die
Klugheit der Gruppenschätzung zu akzeptieren.

=> informationaler sozialer Einfluss kann zu privater Akzeptanz führen => wenn Menschen sich nämlich dem
Verhalten anderer des- halb anpassen, weil sie fest davon überzeugt sind, dass diese recht haben.
=> öffentliche Compliance => die öffentliche Anpassung an das Verhalten anderer, ohne zwangsläufig von dem,
was die Gruppe sagt oder tut, tatsächlich überzeugt zu sein

=> »Methode sozialer Normen« - wie man andere dazu aufforden kann, zB Strom zu sparen oder weniger zu trinken
= man sagt, dass es alle (oder die Mehrheit) bereits macht) -> die Methode wird derzeit von Forschern diskutiert

Exakt zu sein ist alles

=> eine Studie von Baron, Vandello & Brunsman, 1996: Identifizierung eines Täter durch einen Augenzeugen.
-> eranschaulicht das große Risiko, andere Menschen im Umfeld als Informationsquelle zu nutzen: Was ist, wenn
diese anderen Menschen nicht recht haben? Genau deshalb ist es nach den polizeilichen Richtlinien vorgeschrieben,
dass Augenzeugen individuell von den Ermittlungsbeamten befragt werden müssen (und sich auch
Gegenüberstellungen individuell ansehen müssen).

Wenn informationale Konformität nach hinten losgeht

=> an einem Halloween-Abend 1938: Krieg der Welten im Radio -> Zuhörer dachten, dass es um eine reale
Invasion von Außerirdischen handelte; 2 Gründe:
-> weil das Hörspiel existierende Radio-Nachrichtensendungen sehr gut parodierte
-> weil viele Hörer den Anfang der Übertragung verpassten

Gustav Le Bon (1895/2008), ein Sozialwissenschaftler des späten 19. Jahrhunderts, dokumentierte als Erster, wie
sich Emotionen und Verhaltensweisen innerhalb von Menschenmengen verbreiten – ein Vorgang, den er
Ansteckung nannte

=> Bartholomew & Wessely, 2002; Colligan et al., 1982: Ein Extrembeispiel für einen fehlgeleiteten
informationalen sozialen Einfluss — die psychogene Massenerkrankung

Wann werden sich Menschen gegenüber einem informationalen sozialen Einfluss als konform erweisen?
a) Wenn die Situation mehrdeutig ist
b) Wenn es sich um eine Krisensituation handelt
c) Wenn andere Experten sind (Je mehr Sachkenntnis jemand hat, desto wertvoller ist er im Normalfall für uns als
Leitfigur in einer mehrdeutigen Situation)
Normativer sozialer Einfluss: Das Bedürfnis, akzeptiert zu werden
=> Teenagers, die auf den Dächern der Zügen surften — weil dies in ihrer Peergroup angesagt war.

Wir passen uns an die sozialen Normen der Gruppe an – an implizite (und manchmal explizite) Regeln für
akzeptable Verhaltensweisen, Werte und Überzeugungen

-> Gruppen haben bestimmte Erwartungen an das Verhalten ihrer Mitglieder, und diejenigen, die sich an die Regeln
halten, sind innerhalb der Gruppe angesehen. Mitglieder, die sich nicht konform verhalten, gelten als anders und
schwierig und am Ende als Abweichler. Abweichler werden oft von anderen Gruppenmitgliedern verspottet, bestraft
oder sogar abgelehnt

=> Ein typisches für Japan soziales Phänomen ist der hikikomori, ein Jugendlicher (meist männlich), der sich aus
allen sozialen Interaktionen zurückgezogen hat

=> Menschen sind sehr sozial (praktisch immer): Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass es für Menschen,
die über einen langen Zeitraum isoliert waren, belastend, traumatisch und psychisch schmerzvoll war, menschlicher
Kontakte beraubt zu sein ==> das grundlegenden menschlichen Bedürfnisses nach sozialen Kontakten => deswegen
verhalten wir uns oft konform, um von anderen Akzeptanz zu bekommen

=> folgen oft dem Beispiel anderer, damit wir nicht auffallen, lächerlich gemacht, in Schwierigkeiten geraten oder
ausgeschlossen werden wollen

Konformität und soziale Anerkennung: Die Asch-Studien zur Beurteilung von Linien

=> eine Reihe von Studien von Solomon Asch (1951, 1956) -> die prägende Kraft des normativen sozialen
Einflusses
-> die Versuchsteilnehmer beurteilten, welche der drei Vergleichslinien auf der rechten Seite in Bezug auf die
Länge am ehesten der Standardlinie auf der linken entsprach. Die korrekte Antwort war (wie hier zu sehen) immer
offensichtlich. Doch Mitglieder der Gruppe (Konfidenten) verkündeten laut die falsche Antwort.
-> das Dilemma: Sollte der Teilnehmer:
a) die richtige Antwort geben und sich damit gegen die gesamte Gruppe stellen
vs
b) sich konform verhalten und die augenscheinlich falsche Antwort geben
-> Ergebnisse: die Versuchspersonen zeigten ein erstaunlich hohes Maß an Konformität: 76 Prozent konform, 24
nicht konform

=> Berns et al., 2005: lieferten einen biologischen Beleg dafür, wie unangenehm es ist, sich normativem sozialem
Einfluss zu widersetzen
-> mittels Magnetresonanz-Tomografie: Veränderungen der Gehirnaktivitäten von Untersuchungsteilnehmern, die
sie entweder gegenüber einem Gruppenurteil normative Konformität aufwiesen oder aber sich ihre Unabhängigkeit
bewahrten und ihre eigene Meinung vertraten ==> es ging um die mentale Rotation
-> Ergebnisse:
a) der Teilnehmer auf auf sich gestellt, zeigte der fMRI-Scanner stärkere Gehirnaktivitäten in den für
Sehvermögen und Wahrnehmung verantwortlichen hinteren Gehirnbereichen an
b) konform mit den falschen Antworten der Gruppe, wurden die für das Sehvermögen und die Wahrnehmung
zuständigen Bereiche des Gehirns nicht aktiviert, stattdessen: die Amygdala, die für negative Emotionen
verantwortlich ist, und der rechte Nucleus caudatus, der sich auf die Abstimmung des Sozialverhaltens
konzentriert
-> Fazit: Unterstützung der These, dass normativer sozialer Einfluss wirksam werden kann, weil Menschen
negative Gefühle wie Unwohlsein und Anspannung empfinden, wenn sie sich gegen die Gruppe wenden

Normativer sozialer Einfluss (Druck) tritt auf, wenn Menschen ihr Verhalten oder ihre Meinungen anpassen, um
soziale Akzeptanz zu erlangen, Konflikte zu vermeiden oder sich an soziale Normen anzupassen, führt zu zu
öffentlicher Compliance ohne private Akzeptanz => zu konformem Verhalten

Informationaler sozialer Einfluss tritt auf, wenn Menschen ihr Verhalten oder ihre Meinungen anpassen, weil sie
glauben, dass die Meinungen oder das Verhalten anderer Personen genauer oder besser informiert sind als ihre
eigenen.

=> in mehrdeutigen Situationen: Je wichtiger eine anstehende Entscheidung oder Wahl ist, desto eher verhält sich
die betreffende Person aus informationalen Gründen konform
=> in eindeutigen Situationen: die Wahrscheinlichkeit, dass wir uns aus normativen Gründen anpassen, umso
geringer, je wichtiger die Entscheidung oder Wahl ist.

=> Der Wunsch, sich einzupassen und akzeptiert zu werden gehört eindeutig zum Kern dessen, was den Menschen
ausmacht – und zwar unabhängig davon, ob wir nun bereit sind, es zuzugeben, oder nicht.

Welche Folgen hat es, sich normativem sozialem Einfluss zu widersetzen?

=> Nonkonformisten werden zurückgepfeift/bestraft

Normativer sozialer Einfluss im Alltag

1. Mode
2. Hobbys (besonders modische Hobbys)

Sozialer Einfluss und Körperbild der Frau

Nahrungsangebot in der Gesellschaft ⬇ => füllige Figur (Gesundheit & Fruchtbarkeit)


Nahrungsangebot in der Gesellschaft ⬆ => dünne Figur

=> Kulturelle Standards für Frauenkörper ändern sich. Während die heutigen weiblichen Models und Filmstars eher
dünn und muskulös wirken, war der Körper weiblicher Ikonen in den 1940er- und 1950er-Jahren, wie etwa der von
Marilyn Monroe, kurvenreich, fülliger und weniger muskulös.

=> Seit dem Zweiten Weltkrieg hat in Japan das bevorzugte Aus- sehen westliche Elemente übernommen –
langbeinige, dünne Körper oder das sogenannte »hattoushin«-Schönheitsideal

=> das »Bedürfnis nach sozialer Anerkennung« bei den Japanerinnen ein wichtiger Indikator für Essstörungen war,
bei den US-Amerikanerinnen aber nicht.
=> Der soziokulturelle Druck, dünn zu sein, dem Frauen derzeit ausgesetzt sind, hat potenziell schwerwiegende
Konsequenzen => eine Epidemie von Essstörungen zur Folge

Sozialer Einfluss und Körperbild des Mannes


=> Männer sind zunehmend, so wie das bei Frauen der Fall ist, dem Druck ausgesetzt, einem Idealbild vom Körper
nachzueifern

=> Ida Jodette Hatoum und Deborah Belle (2004): Repräsentation eines extrem muskulösen männlichen Körpers =>
korreliert signifikant mit negativen Gefühlen zum eigenen Körper; + Je stärker Männer diesen an Männer
gerichteten Medien ausgesetzt waren, desto mehr schätzten sie Schlankheit bei Frauen.

=> Sie fühlen sich von ihren Eltern, den Gleichaltrigen und den Medien gedrängt, muskulöser zu sein; sie reagieren
auf diesen Druck, indem sie Strategien entwickeln, um dem Ideal des Muskelmanns zu entsprechen

=> Männer unterliegen heute ebenso sehr wie Frauen, was die Wahrnehmung ihrer körperlichen Attraktivität
betrifft, zunehmend informationalen und normativen sozialen Einflüssen.

Wann beugen sich Menschen normativem sozialem Einfluss?

=> die Social-Impact-Theorie von Bibb Latané (1981):


-> drei Variablen in Bezug auf die jeweilige Gruppe ab:
1. Stärke: Wie wichtig ist uns die Gruppe?
2. Unmittelbarkeit: Wie nah ist uns die Gruppe räumlich und zeitlich während des Beeinflussungsversuchs?
3. Anzahl: Wie viele Mitglieder hat die Gruppe?

=> eine Zunahme der Konformität mit der Zunahme von Stärke und Unmittelbarkeit einhergeht. Je wichtiger uns
die Gruppe ist und je enger wir mit den Mitgliedern der Gruppe verbunden sind, desto eher werden wir uns
natürlich ihrem normativen Druck beugen.

Wenn die Gruppengröße anwächst


-> Ab welchem Punkt hat die Gruppengröße keinen Einfluss mehr auf Konformität? Nach Asch — ab 4 Personen

Wenn die Gruppe wichtig ist


Normativer Druck ist viel stärker, wenn er von Menschen kommt, deren Freundschaft, Liebe und Respekt wir zu
schätzen wissen

=> Edwin Hollander (1960, 1985): Wenn man sich gegenüber einer Gruppe als konform erweist, erlangt man mit
der Zeit einen Idiosynkrasiekredit => als würde Ihre Konformität in der Vergangenheit es Ihnen erlauben, an
irgendeinem Punkt in der Zukunft von der Gruppe abzuweichen, ohne allzu viele Schwierigkeiten zu bekommen

Wenn man keine Verbündeten in der Gruppe hat


Normativer sozialer Einfluss ist am deutlichsten spürbar, wenn alle Gruppenmitglieder dasselbe sagen oder glauben
=> eine andere Version seines Konformitätsexperiments von Asch (1955): das Vorhandensein eines Verbündeten
hilft sehr, der Gruppenmeinung zu widerstehen + es ist sehr schwierig, der einsame Abweichler zu sein

Wenn die Gruppenkultur kollektivistisch ist


=> die Gesellschaft, in der wir aufwachsen, ist dafür ausschlaggebend, wie oft wir normativem sozialem Einfluss
ausgesetzt sind
=> In kollektivistischen Kulturen wird Konformität als ein wertvolles Persönlichkeitsmerkmal geschätzt und nicht
wie in den USA als etwas negativ empfunden.
=> Kollektivismus: Da die Betonung auf der Gruppe und nicht dem Einzelnen liegt, schätzen Menschen in
kollektivistischen Kulturen normativen sozialen Einfluss, weil er Beziehungen fördert, die Harmonie und
Unterstützung innerhalb der Gruppe bieten
=> die vorwiegend auf Agrarwirtschaft beruhenden Gesellschaften würden Kooperationsbereitschaft, Konformität
und Fügsamkeit schätzen – Persönlichkeitsmerkmale, die ein enges Zusammenleben und eine interdependente
Landwirtschaft begünstigten

Der Einfluss der Minderheit: Wenn wenige viele beeinflussen

=> Minderheiteneinfluss: Der Schlüssel zum Erfolg ist Konsistenz: Menschen mit Ansichten, die von der
Mehrheit abweichen, müssen dieselbe Auffassung über einen längeren Zeitraum vertreten, und die
unterschiedlichen Mitglieder der Minderheit müssen sich einig sein.

=> Mehrheiten erhalten häufig öffentliche Zustimmung aufgrund von normativem sozialem Einfluss, während es
wahrscheinlicher ist, dass Minderheiten durch informationalen sozialen Einfluss private Akzeptanz erzielen

Propaganda: "der bewusste, systematische Versuch, die Wahrnehmung zu beeinflussen, die Kognition zu
manipulieren und das Verhalten zu steuern, um eine Reaktion hervorzurufen, die die gewünschte Absicht des
Propagandisten fördert"

NS-Zeiten: Propaganda wirkte über persuasive Botschaften, die zu einer Einstellungsänderung führten. Doch die
Propaganda setzte auch Prozesse des sozialen Einflusses in Gang. In einem totalitären, faschistischen Regime ist der
Staat der »Experte«, der immer präsent ist, immer recht hat und dem man immer gehorchen muss. Die Propaganda
sollte viele Deutsche mithilfe der informationalen Konformität überzeugen.
-> sie alle konnten einen anzeigen, wenn man etwas sagte oder tat, was darauf schließen ließ, dass man nicht loyal
war. Eine solche Situation ist der Nährboden für normative Konformität, für öffentliche Compliance, die nicht
unbedingt mit privater Akzeptanz einhergeht. Ablehnung, Ächtung, ja sogar Folter oder Tod waren ein mächtiger
Motivator für normative Konformität.

Die Förderung wünschenswerter Verhaltensweisen mithilfe von sozialem Einfluss


=> zwei Arten sozialer Normen
Injunktive Normen nennt man die Wahrnehmung dessen, welches Verhalten von anderen gebilligt oder missbilligt
wird. Injunktive Normen motivieren zu Verhalten, indem sie Belohnungen für normatives oder Strafen für nicht
normatives Verhalten versprechen beziehungsweise androhen. Eine injunktive Norm beinhaltet zum Beispiel, dass
es falsch ist, seinen Abfall einfach irgendwohin zu werfen, und gut ist, Blut zu spenden.

Deskriptive Normen nennt man die Wahrnehmung dessen, wie andere sich in einer bestimmten Situation
verhalten, unabhängig davon, ob dieses Verhalten gebilligt oder missbilligt wird. Deskriptive Normen motivieren zu
Verhalten, indem sie Menschen darüber informieren, was als effektives oder adaptives Verhalten gilt. Wir wissen
zum Beispiel alle, dass es falsch ist, unseren Abfall einfach irgendwohin zu werfen, doch etwa bei einem
Fußballspiel Bierdosen auf den Boden werfen oder im Kino den Abfall unter dem Sitz liegen lassen — macht man.

=> eine injunktive Norm beinhaltet das, was die meisten Menschen in einer Kultur billigen oder nicht billigen;
=> eine deskriptive Norm das, was Menschen tatsächlich tun

Die Rolle injunktiver und deskriptiver Normen

=> Reno, Cialdini & Kallgren, 1993: Der Einfluss injunktiver und deskriptiver Normen auf den Umgang mit
Abfall: 37 bis 38 Prozent der Personen das Flugblatt, das sie unter ihrer Windschutzscheibe fanden, auf den Boden
warfen, egal ob die Umgebung (ein Parkplatz) verunreinigt oder sauber war. Wurden sie mit einer deskriptiven
Norm konfrontiert, nahm das Verschmutzen nur in der sauberen Umgebung signifikant ab (Mitte). Wurden sie mit
einer injunktiven Norm konfrontiert, nahm das Verschmutzen in beiden Umgebungen signifikant ab.
=> das Ergebnis: injunktive Normen sind wirkungsvoller als deskriptive Normen (wenn es um
Verhaltensänderungen geht).

Verhaltensänderung mithilfe von Normen: Hüten Sie sich vor dem »Bumerangeffekt«

=> in den USA: Smileys und traurige Gesichter wer- den eingesetzt, um eine Rückmeldung zur injunktiven Norm
zu geben — Energiesparen (wie in einer Studie: Das glückliche oder das traurige Gesicht vermittelte den
injunktiven Bestandteil der Botschaft – die Rezipienten bekamen entweder Zustimmung oder Missbilligung für die
Energiemenge, die sie verbraucht hatten)

=> der Bumerangeffekt: die Botschaft zur deskriptiven Norm hatte einen positiven Effekt auf diejenigen, die mehr
Energie verbraucht hatten als der Durchschnitt; sie machten Einschnitte und sparten Energie. Die Botschaft zur
deskriptiven Norm jedoch hatte einen Bumerangeffekt auf diejenigen, die weniger Energie verbraucht hatten als der
Durchschnitt. Als sie erst einmal erfahren hatten, was ihre Nachbarn taten (wie blöd Energie verbrauchen),
empfanden sie ein Gefühl der Freiheit, sodass sie ihren eigenen Verbrauch erhöhen könnten!

Gehorsam gegenüber Autoritäten

=> Arendt (1965/1973): die meisten der Personen, die sich am Holocaust beteiligt haben, waren eher normale
Staatsbürger, die einem vielschichtigen und mächtigen sozialen Druck ausgesetzt waren.

=> Milgrams Studie zum Gehorsam (mit Stromschlägen): Die meisten Teilnehmer an Milgrams Studie beugten sich
tatsächlich dem Druck einer Autoritätsperson — Die höchste Stärke des verabreichten Stromstoßes betrug im
Durchschnitt 360 Volt, und 62,5 Prozent der Teilnehmer gingen bis zum Ende der Skala, indem sie sogar 450-Volt-
Stromstöße verabreichten! (der Schüler war in Wirklichkeit ein Konfident des Versuchsleiters, der schauspielerte
und nicht leiden musste – er bekam keine richtigen Stromstöße).
Aber warum?

a) Die Rolle des normativen sozialen Einflusses: schwierig, Nein zu sagen, wenn eine Autoritätsperson
nachdrücklich etwas von uns verlangt, "die wäre enttäuscht, verletzt oder sogar verärgert, wenn sie sich weigerten
fortzufahren". Wenn es aber Verbündete gibt, ist es viel leichter, den Gehorsam zu verweigern

b) Die Rolle des informationalen sozialen Einflusses (Informationaler sozialer Einfluss kommt besonders zum
Tragen, wenn die Situation mehrdeutig ist, wenn es sich um eine Krisensituation handelt und wenn die anderen
Beteiligten über Sachkenntnisse verfügen. In einer derartigen Konfliktsituation ist es nur natürlich, dass er sich an
einen Experten – den Versuchsleiter im wissenschaftlich aussehenden weißen Laborkittel – wendet, um mit seiner
Hilfe zu entscheiden, was er korrekterweise tun soll.

c) Andere Gründe, die dafür sprechen, dass wir gehorchen


c.1) Anpassung an die falsche Norm
c.2) Selbstrechtfertigung
c.3) Der Verlust der persönlichen Verantwortung

Die Studien zum Gehorsam, damals und heute


=> Milgrams Studie zum Gehorsam: Kritik
wurde von manchen aus verschiedenen Gründen als ethisch nicht vertretbar kritisiert, Gründe:
a) Täuschung
b) es handelte sich aufseiten der Untersuchungsteilnehmer nicht um eine echte Einwilligung nach erfolgter
Aufklärung
c) psychisches Leid
d) den Untersuchungsteilnehmern wurde nicht klargemacht, dass sie das Recht hatten, jederzeit mit der Studie
aufzuhören
e) Erfahrung mit aufgedrängten Einsichten

=> das liegt nicht an der Aggression: soziale Zwänge auf heimtückische (Heimtücke = Verhalten, das von dem
Streben bestimmt ist, jemandem heimlich, auf versteckte Art und Weise zu schaden) Weise eine Einheit eingehen
und Menschen dazu bringen können, sich unmenschlich zu verhalten.

Stress und menschliche Gesundheit

=> der Mensch ist bemerkenswert resilient, also belastbar


=> Die Resilienz: die am häufigsten anzutreffende Reaktion auf solche traumatischen Erlebnisse ist die -> darunter
verstehen wir leichte, vorübergehende Reaktionen auf belastende Ereignisse, gefolgt von einer schnellen Rückkehr
in den gesunden Normalzustand
=> der Tod eines geliebten Menschen: eine Phase intensiver Trauer und von Distress (negative Reaktion auf Stress),
bewusste Bearbeitung von Gefühlen -> Akzeptanz des Verlusts

Auswirkungen negativer Lebensereignisse


=> Hans Selye (1956/1991, 1976) — Stressforschung: definierte Stress als die körperliche Reaktion des Menschen
auf bedrohliche Ereignisse
=> Die Stressdefinition von Holmes und Rahe lässt sich auch auf freudige Ereignisse anwenden, wenn sie mit einer
starken Veränderung der täglichen Gewohnheiten verbunden sind. So ist ein erfolgreicher Bachelor-Abschluss ein
freudiges Ereignis; doch er kann auch stressbehaftet sein, da er häufig mit der Trennung von Freunden und der
Anpassung an eine neue Situation einhergeht, beispielsweise der Suche nach einer Arbeitsstelle, der Aufnahme einer
Vollzeitbeschäftigung oder dem Wechsel zum Master-Studium

=> Lazarus & Folkman, 1984: Stress = die negativen Gefühle und Überzeugungen, die immer dann auftreten, wenn
Menschen sich nicht in der Lage sehen, die Anforderungen ihrer Umwelt zu bewältigen

=> ein Experiment von Cohen, Tyrrell & Smith, 1991, 1993 (ethisch nicht vertretbar) = Auswirkungen von Stress
auf unser Immunsystem: Die Teilnehmer an der Untersuchung wurden zunächst Erkältungsviren ausgesetzt und
dann isoliert untergebracht. Je mehr Stress sie erlebt hatten, desto wahrscheinlicher war es, dass sie sich mit
den Viren tatsächlich infizierten.
Kompetenzgefühl: Die Bedeutung der wahrgenommenen Kontrolle

=> ein Test zur internalen versus externalen Kontrollüberzeugung (internal versus external locus of control).
Mit diesem Begriff bezeichnet man unsere Tendenz, entweder anzunehmen, dass etwas geschieht, weil wir es
kontrollieren beziehungsweise steuern, oder aber davon auszugehen, dass es außerhalb unserer Kontrolle liegt, ob
etwas gut oder schlecht läuft.
=> Jeweils die erste Aussage gibt eine internale Kontrollüberzeugung wieder, das heißt die Überzeugung, dass
der Mensch sein Schicksal selbst kontrollieren kann. Die zweite Aussage gibt jeweils eine externale
Kontrollüberzeugung wieder, also die Überzeugung, dass unser Schicksal eher eine Sache des Zufalls ist.

=> Folkman & Moskowitz, 2000: jene Frauen, die von einer Kontrollierbarkeit der Krebsentwick- lung überzeugt
waren, waren psychisch besser an die Situation angepasst

=> eine als stark wahrgenommene Kontrolle – die Überzeugung, dass wir unsere Umwelt auf eine Weise
beeinflussen können, die darüber bestimmt, ob wir gute oder schlechte Folgen erleben – steht mit körperlicher und
psychischer Gesundheit in Zusammenhang ==> Die prägende Kraft der Entscheidungsfreiheit ist ein Heilmittel,
dass darüber bestimmt, ob wir überleben und es uns gut geht oder ob wir zittern und sterben.

Wahrgenommene Kontrolle und Sterblichkeit. In zwei Studien wurde alten Menschen in Pflegeheimen das
Gefühl einer stärkeren Kontrolle über ihr Leben gegeben. In der einen (Rodin & Langer, 1977) war die Intervention
von Dauer, so dass den Menschen das Kontrollgefühl erhalten blieb. Wie auf der linken Seite der Abbildung
ersichtlich, hatte die Intervention eine positive Wirkung auf die Sterblichkeitsrate. Diejenigen, die sie erhalten
hatten, waren 18 Monate danach mit größerer Wahrscheinlichkeit noch am Leben als diejenigen, die keine
bekommen hatten. In der anderen Studie (Schulz & Hanusa, 1978) war die Intervention nur zeitweilig. Der
Umstand, zunächst mehr Kontrollmöglichkeiten zu haben und diese dann wieder zu verlieren, wirkte sich negativ
auf die Sterberate aus, wie rechts im Diagramm zu erkennen. (Nach Rodin & Langer, 1977; Schulz & Hanusa,
1978)

Stressbewältigung
Geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Stressbewältigung

=> Kampf-oder-Flucht-Reaktion — Stressreaktion, bei der die Stressquelle entweder angegriffen oder fluchtartig
verlassen wird => die typische Antwort sämtlicher Säugetiere auf Stressereignisse + werden durch ausgeschüttete
Hormone wie Adrenalin und Noradrenalin gesteuert

=> Stressreaktion bei Schwangeren und Frauen mit Kindern (nach Taylor und ihren Kollegen): Tend-and-
Befriend-Reaktion die im Deutschen auch als Kümmern und Bindung bezeichnet wird. Statt anzugreifen oder zu
fliehen begegnen Frauen Stress mit aktiver Fürsorge, um sich selbst und den Nachwuchs zu schützen (to tend =
beschützen, kümmern) sowie mit der Schaf- fung sozialer Netze, die Schutz vor Bedrohung bieten

Soziale Unterstützung: Hilfe von anderen

=> Soziale Unterstützung, also das Wissen, dass andere unsere Bedürfnisse erkennen und darauf eingehen, ist in
Stresssituationen außerordentlich hilfreich
=> die Funktionsfähigkeit des Immunsystems verbesserte sich in untrsch. Studien durch Interventionen, die dazu
entwickelt worden waren, die soziale Unterstützung zu festigen und den Stress bei Krebspatienten abzubauen

=> wann ist die soz. Unterstützung hilfreich:


1. Wenn die Lage schwierig ist, ist es von großer Bedeutung, welche Art von sozialer Unterstützung man
bekommt: unsichtbare Unterstützung ist viel wirkungsvoller als sichtbare Unterstützung. Diese Art von
Unterstützung greift Menschen unter die Arme, ohne ihnen die Botschaft zu vermitteln, dass sie unfähig sind,
etwas selbst zu machen => Wenn Sie einen Freund haben, der einer starken Belastung ausgesetzt ist, sollten
Sie einen Weg finden, ihm unaufdringlich zu helfen, ohne es an die große Glocke zu hängen
2. Soziale Unterstützung wirkt in unter- schiedlichen Kulturen unterschiedlich: Wenn Angehörige ostasiatischer
Kulturen einer Belastung ausgesetzt sind, ist es weniger wahrscheinlich, dass sie um soziale Unterstützung
bitten, als dies bei Angehörigen westlicher Kulturen der Fall ist => Angehörige kollektivistischer Kulturen
machen sich Sorgen, dass es die Harmonie der Gruppe beeinträchtigt, wenn sie andere um Unterstützung
bitten, und sie für Kritik durch andere verwundbar macht.

=> bei traumatischen Erlebnissen: sie so tief wie möglich in sich zu »verbergen« und sie niemals anzusprechen oder
eine Zeitlang darüber nachzudenken und mit anderen darüber zu reden

=> Offenheit -> gesundheitliche Verbesserungen: Funktionsprinzip


-> Menschen, die ihre negativen Erlebnisse nieder- schreiben, konstruieren dabei eine sinnvolle Schilderung
oder Geschichte, die die Ereignisse in einem neuen Rahmen stellt
-> Wenn jemand ein traumatisches Ereignis erst einmal auf diese Weise in einen neuen Rahmen gestellt hat,
muss er auch nicht mehr so viel darüber nachdenken und muss weniger versuchen, die Gedanken daran zu
verdrängen, wenn sie ins Bewusstsein gelangen.

=> James Pennebaker (1990) zufolge wirkt es sich langfristig positiv auf die Gesundheit aus, wenn man über seine
persönlichen Traumata schreibt oder spricht, vor allem wenn genügend Zeit vergangen ist, um es den Betroffenen
zu ermöglichen, dass sie eine neue Sichtweise auf die traumatischen Ereignisse einnehmen

=> Fazit: Menschen sind in problematischen Lebenslagen häufig erstaunlich belastbar, insbesondere dann, wenn sie
sich ein Gefühl der Kontrolle bewahren können. In solchen Fällen kann es hilfreich sein, soziale Unterstützung zu
suchen. Wenn jemand immer wieder Schwierigkeiten hat, mit Erinnerungen an belastende Ereignisse fertig zu
werden, ist es unter Umständen hilfreich, mit Pennebakers Schreibtechnik zu arbeiten, um das Geschehen zu
verarbeiten und seine Tragweite zu erfassen

Prävention: Förderung gesünderer Verhaltensweisen

=> ungeschützter Geschlechtsverkehr


=> Alkoholkonsum (erhöhten Blutdruck, Herzkrankheiten, Leberkrankheiten, Hirnhautentzündungen und
Geschlechtskrankheiten, ein erhöhtes Risiko für Autounfälle, Ertrinken, ungewollte Schwangerschaften und
häusliche Gewalt; sie haben auch Schwierigkeiten beim Geschlechtsverkehr)
=> Zigarettenrauchen

=> Es sollte möglich sein, Theorien in die Tat umzusetzen, die Theorie der Einstellungsänderung und die Theorie
des sozialen Einflusses, um Menschen zu helfen, sich so zu verhalten, dass es der Gesundheit zuträglicher ist (->
Methoden zur Veränderung von Einstellungen)
Das Bedürfnis, unser Verhalten zu rechtfertigen

Die Theorie der kognitiven Dissonanz


=> kognitive Dissonanz = das Gefühl eines Unwohlseins, das ausgelöst wird durch eine Handlung, die unserem
Selbstkonzept zuwiderläuft (das ist auch ein Phänomen)

=> Leon Festinger (1957/2012): untersuchte die genaue Funktionsweise dieses Phänomens

=> drei grundlegende Möglichkeiten, um die Dissonanz zu verringern:


1. Änderung des Verhaltens, um es in Einklang mit der dissonanten Kognition zu bringen.
2. Änderung der dissonanten Kognition, um unser Verhalten zu rechtfertigen.
3. Hinzufügen neuer Kognitionen, um unser Verhalten zu rechtfertigen

Warum wir den Schmerz der Enttäuschung überschätzen


=> oft können sich die Menschen nicht vorstellen, wie gut sie darin sind, Dissonanz zu verringern.
=> impact bias — wenn man sich vorstellt, wie man auf ein zukünftiges negatives Ereignis reagiert; der impact
bias lässt uns die Intensität und Dauer ihrer negativen emotionalen Reaktion überschätzen.
=> wir haben doch Erfahrungen aus der Vergangenheit, wie wir ein oder ein anderes Ereignis erfolgreich überlebt
haben, warum gibt es uns dann keine Sicherheit für die Zukunft?
-> weil der Prozess der Verringerung von Dissonanz im Wesentlichen unbewusst abläuft
-> es ist viel wirksamer, wenn wir unsere Sicht auf den negativen Reiz unbewusst verändern

Selbstwertgefühl und Dissonanz


=> Menschen mit dem höchsten Selbstwertgefühl empfinden am meisten Dissonanz, wenn sie sich auf eine Weise
verhalten, die im Gegensatz zu ihrer hohen Meinung von sich selbst steht + sie werden sich stärker dafür einsetzen,
sie zu verringern
=> ⬆ Selbstwertgefühl -> mit geringerer Wahrscheinlichkeit schummeln
=> man fühlt sich schlecht und wertlos => eine Reihe Sachen tun, die mit einer schlechten Einschätzung der
eigenen Person im Einklang stehen (z.B. eigenen Hund treten, beim Kartenspielen mogeln usw.)

=> Cohen et al., 2009: eine Studie, die dreimal bei drei unterschiedlichen Schulklassen repliziert wurde
-> Man förderte das Selbstwertgefühl der afroamerikanischen Kinder, indem man ihnen strukturierte,
selbstbestätigende schriftliche Aufgaben vorlegte. Diese Selbstbestätigung ließ ihr allgemeines Selbstwertgefühl
höher werden, was wiederum ihre Schulangst verringerte und zu einer besseren Leistung führte.

Rationales Verhalten versus rationalisierendes Verhalten

=> unser Bedürfnis, ein positives Selbstbild aufrechtzuerhalten -> führt zu einem Denken, das nicht immer so ganz
rational ist, sondern vielmehr rationalisierend

=> haben wir uns jedoch erst einmal auf bestimmte Auffassungen und Überzeugungen festgelegt, nehmen die
meisten von uns neue Informationen verzerrt (rationalisierend) wahr, damit unsere Auffassungen und
Überzeugungen durch sie bestätigt werden

Die Verzerrung von Vorlieben und Abneigungen


=> unsere Kognition ist dissonant in Bezug auf alle positiven Gesichtspunkte der von uns abgelehnten Alternative
bei einer Wahl. Das ist die Nachentscheidungsdissonanz (postdecision dissonance).

Die Beständigkeit der Entscheidung


Je wichtiger die Entscheidung ist, desto größer fällt die Dissonanz aus.

=> Gilbert & Ebert, 2002: überprüften die Hypothese der Unwiderruflichkeit anhand eines Fotokurses
-> Versuchsbedingung 1: die Möglichkeit hätten, die beiden Fotos innerhalb einer fünftägigen Frist umzutauschen
Versuchsbedingung 2: die Entscheidung war endgültig
Studierende wurden zwei, vier und neun Tage nach ihrer Entscheidung kontaktiert
-> Ergebnis: dass die Studierenden vor der Entscheidung die beiden Bilder gleichermaßen mochten; sie sagten
voraus, dass sie die Möglichkeit zum Umtausch glücklicher machen würde. Doch sie irrten sich. Weil sie das
Unwohlsein angesichts der Dissonanz unterschätzten, konnten sie nicht erkennen, dass die Endgültigkeit der
Entscheidung sie glücklicher machen würde
-> tatsächlich mochten die Studierenden mit der Umtauschmöglichkeit das Foto, das sie am Ende bekommen
hatten, weniger als jene, die am ersten Tag die endgültige Entscheidung getroffen hatten.

Die Illusion der Unwiderruflichkeit

=> Lowballing-Technik: um die Illusion zu erzeugen, dass etwas unwiderruflich ist; das Beispiel mit dem
Autokaufen: erstmal der normale Preis, dann unerwartet ein Rabatt, dann stellt es sich heraus, dass es sogar teuerer
ist => Enttäuschung, aber die Kaufentscheidung ist nicht unwiderruflich — man kauft trotzdem das Auto

=> drei Gründe, weshalb die Low- balling-Technik funktioniert:


a) eine Art innerer Verpflichtung;
b) die Vorwegnahme eines aufregenden Erlebnisses (z.B. die Vorstellung, mit einem funkelnagelneuen Auto nach
Hause zu fahren)
c) Obwohl der Preis am Ende deutlich höher ist, als der Kunde ursprünglich gedacht hatte, liegt er wahrscheinlich
nur wenig über dem eines anderen Händlers.

=> Kognitive Dissonanz bei einer Gelegenheit zu Schummeln: »Ich bin ein anständiger, moralisch handelnder
Mensch« gegen »Ich hätte eine Gelegenheit eine gute Note zu bekommen und ich habs nicht ausgenutzt. Echt blöd
von mir.«

Der Einfluss kognitiver Dissonanz auf persönliche Wertvorstellungen

=> ist nicht nur eine Rationalisierung Ihres eigenen Verhaltens, sondern eine Veränderung Ihres gesamten
Wertesystems: Die Schummelpyramide. Stellen Sie sich vor, dass zwei Studierende eine Klausur schreiben. Beide
sind versucht zu schummeln. Am Anfang sind ihre Einstellungen gegenüber dem Schummeln nahezu gleich, aber
dann schummelt der eine aus einem Gefühl heraus und der andere nicht. Ihre Einstellungen werden immer weiter
weg von einander: wer einmal geschummelt hat, der findet es im Endeffekt gar nicht so schlimm und wer darauf
erstmal verzichtet hat, findet es im Endeffekt voll ekelhaft.

Dissonanz, Kultur und das Gehirn


=> Drew Westen und seine Kollegen (2006): Verarbeitung von dissonanten oder konsonanten Informationen.
-> Areale des Gehirns, die mit dem Schlussfolgern beschäftigt sind, werden praktisch abgeschaltet, wenn eine
Person mit der dissonanten Information konfrontiert wird, und dass die Emotionsschaltkreise des Gehirns glücklich
aufblitzen, wenn die Konsonanz wiederhergestellt ist.
Dissonanz über die Kulturen hinweg

=> Triandis, 1995: In kollektivistischen Gesellschaften könnten Verhaltensweisen, die Dissonanz verringern,
weniger häufig vorkommen

=> aruki Sakai (1999): viele Menschen in Japan erleben stellvertretend für eine andere Person, die sie kennen und
mögen, Dissonanz

=> Migrationshintergrund der Eltern: Dissonanz bei Kindern, weil sie die Werte aktueller Kultur und Zeit
übernehmen wollen, doch ihre Eltern wollen, dass sie ihre Werte übernehmen ==> Konflikte mit den Eltern +
schlechtere Leistungen in der Schule

Selbstrechtfertigung im Alltag
Die Rechtfertigung von Anstrengung

=> Rechtfertigung von Anstrengung (justification of effort) – das Bestreben der Menschen, Dinge positiver zu
bewerten, die sie sich hart erarbeitet haben

=> Elliot Aronson und Judson Mills (1959): untersuchten den Zusammenhang zwischen Anstrengung und
Dissonanzreduktion: Je mehr Mühe wir auf uns nehmen, um Mitglied in einer Gruppe zu werden, und je härter das
Initiationsritual ist, desto mehr schätzen wir die Gruppe, der wir uns gerade angeschlossen haben – auch wenn sich
im Nachhinein herausstellt, dass es eine Fehlentscheidung war

Externe versus interne Rechtfertigung

=> eine externe Rechtfertigung (für eine Lüge z.B.): man möchte Menschen, die man gern hat, nicht in eine
peinliche Lage bringen oder ihnen Kummer machen.

=> findet man keine externe Rechtfertigung für sein Verhalten, dann wird man Ausschau nach internen
Rechtfertigungen halten -> versucht, die Dissonanz dadurch zu verringern, dass man etwas an sich selbst verändert
(zum Beispiel seine Einstellung oder sein Verhalten);
-> weitere Beispiele: "Ich tue das, weil es das Richtige ist" oder "Ich tue das, weil ich es mag und es mir Freude
bereitet." Interne Rechtfertigung führt dazu, dass die Person ihr Verhalten als konsistent mit ihren inneren Werten
und Überzeugungen betrachtet.

Einstellungskonträre Argumentation (counterattitudinal advocacy)

=> einstellungskonträre Argumentation: aus Wörtern werden Überzeugungen: "Ihre Einstellung zum Kleid
nähert sich an die Aussage an, die Sie zuvor von sich gegeben haben" => wenn wir vorgeben, eine Meinung oder
Einstellung zu haben, die von unserer wahren Überzeugung abweicht => wenn keine Motivation von außen
vorliegt, gleicht sich unsere Überzeugung immer mehr an die Lüge an, die wir von uns gegeben haben.

=> ein Experiment von Leon Festinger und J. Merrill Carlsmith (1959): bestätigten die Hypothese:
-> starke externe Rechtfertigung fürs Lügen: 20 Dollar (in einer der Bedingungen)
-> Die Studierenden, die 20 Dollar für die einstellungskonträre Aussage bekommen hatten – dafür dass sie sagten,
die Aufgabe sei angenehm –, bewerteten die Tätigkeiten als genauso stumpfsinnig und öde, wie sie tatsächlich
waren. Jene Studierenden hingegen, die nur ein Dollar für die positive Beschreibung der Aufgabe erhalten hatten,
stuften die Tätigkeiten als deutlich angenehmer ein ===> Personen, die eine üppige externe Rechtfertigung für das
Lügen empfangen hatten, sagten zwar die Unwahrheit, glaubten aber nicht daran. Jene hingegen, die keine starke
externe Rechtfertigung für ihre Lüge bekamen, redeten sich selbst ein, dass ihre Aussage eher der Wahrheit
entsprach.

Bestrafung und Selbstpersuasion

Bestrafung für Kinder, wenn sie andere Kinder schlagen:


=> unzureichende Bestrafung: das Kind unterlässt etwas, was es gern tun würde, und obwohl es ein gewisses Maß
an Rechtfertigung für dieses Verhalten hat, fehlt ihm doch eine überzeugende Rechtfertigung dafür. In dieser
Situation erlebt das Kind weiterhin Dissonanz. Es muss somit auf andere Weise rechtfertigen, dass es nicht
aggressiv gegenüber den kleinen Bruder ist. Je milder die angedrohte Strafe, desto geringer ist die externe
Rechtfertigung. Und je geringer die externe Rechtfertigung, desto größer ist das Bedürfnis nach interner
Rechtfertigung. Das Kind könnte die Dissonanz beispielsweise auch verringern, indem es sich einredet, dass es den
kleinen Bruder eigentlich gar nicht schlagen will.

=> Aronson und Carlsmith (1963): Kinder durften mit allen Spielzeugen spielen außer denen, die sie am meisten
mochten (dafür eine Strafe) = Kinder benötigten eine interne Rechtfertigung, um ihre kognitive Dissonanz zu
verringern. Binnen kurzem redeten sie sich selbst ein, dass sie das Spielzeug des- halb nicht benutzt hatten, weil es
ihnen eigentlich gar nicht sonderlich gefiel. Und sie stuften es als weniger attraktiv ein als zu Beginn des
Experiments ==> Selbstrechtfertigung führt zu Selbstüberredung.
=> Mehrere Wochen später zeigten die Kinder, denen man eine milde Strafe angedroht hatte, viel weniger
Interesse an dem verbotenen Spielzeug als die Kinder, die eine harte Bestrafung angedroht bekamen. Jene mit der
milden Strafandrohung mussten sich ihre Rechtfertigung selbst verschaffen, indem sie die Attraktivität des
Spielzeugs abwerteten.

Die bleibenden Auswirkungen der Selbstüberredung

=> Eltern, die Strafen einsetzen, um ihre Kinder dazu zu ermutigen, erwünschte Werte zu übernehmen, sollten bei
einer leichten Bestrafung bleiben – die gerade ausreicht, eine Veränderung im Verhalten zu bewirken –, und dann
werden die Werte schon ganz von selbst übernommen.

Nicht gerade eben spürbare Belohnungen oder Strafen

=> die Verhaltensänderung, die sich aus einem Verbot ergibt, ist umso stärker und dauerhafter, je geringer die
Belohnung oder Bestrafung ausfällt

=> Dieses Phänomen beschränkt sich allerdings keineswegs auf konkrete Belohnungen oder Strafen (mit
Freundschaften oder mit Soldaten funktioniert es z.B. auch): Unzureichende Bestrafung und Belohnung führt zu
Selbstrechtfertigung, die wiederum zu Selbstpersuasion und zu einer dauerhaften Veränderung führt. Große
Belohnungen oder starke Bestrafungen können zeitweilig zur Einhaltung der Regeln führen, was aber nur in
seltenen Fällen lange vorhält.

Das Scheinheiligkeitsparadigma (Scheinheiligkeit = Unehrlichkeit, Verstellung, Vortäuschung)


-> Die Personen aus der Scheinheiligkeitsgruppe – die Studierenden, die die größte kognitive Dissonanz
empfunden hatten – gaben an, weitaus häufiger Kondome zu verwenden, als jene in der Kontrollgruppe

=> Peterson, Haynes & Olson, 2008: Mithilfe eines Forschungsdesigns zur Induzierung von Scheinheiligkeit
leiteten die Wissenschaftler Erstsemester, die rauchten, dazu an, ein Video gegen das Rauchen zu entwerfen; es
sollte angeblich dafür verwendet werden, Schülerinnen und Schüler dazu zu ermutigen, dass sie mit dem Rauchen
aufhören. Wiederum empfanden die Akteure Dissonanz, weil ihr eigenes Verhalten (Rauchen) der Position gegen
das Rauchen, die sie im Video propagierten, widersprach.

Die Rechtfertigung guter und schlechter Taten

=> Seji Takaku (2006): Wenn Menschen an ihre eigene Fehlerhaftigkeit erinnert werden, gehen sie leichter von Wut
zu Versöhnlichkeit über, als wenn diese Erinnerung nicht induziert wird. Die Erinnerung lässt ihr wahrgenommenes
Bedürfnis, Vergeltung zu üben, geringer werden

Der Benjamin-Franklin-Effekt: Rechtfertigung des Handelns aus Freundlichkeit


=> B. Franklin hat einen anderen Politiker, von dem er verstört war, nach einem Gefallen gefragt und hat dadurch
seine Loyalität gewonnen => Manipulationsstrategie

Entmenschlichung des Gegners: Rechtfertigung von Grausamkeit

=> Ein universell verbreitetes Phänomen: dass alle Kulturen dazu neigen, ihre Gegner zu entmenschlichen, indem
sie ihnen gemeine Namen geben und sie als »Ungeziefer«, »Tiere«, »Unmenschen« und als sonstige
nichtmenschliche Kreaturen betrachten
-> Die Verwendung einer solchen Sprache ist eine Methode, um Dissonanz zu verringern: »Ich bin ein guter
Mensch, aber wir kämpfen gegen diese anderen Menschen und töten sie; deswegen haben sie verdient, was sie
bekommen, weil sie nicht in selben Maße Menschen sind wie wir.«

=> Experimente: Jene Teilnehmer, die davon ausgingen, dass die Opfer später Vergeltung üben konnten, werteten
ihre Opfer nicht ab. Es bestand also kaum Dissonanz, weil sich das Opfer später revanchieren konnte ==> Belege,
dass in Kriegen Armeeangehörige eher geneigt sind, zivile Opfer zu erniedrigen (da diese keine Vergeltung üben
können) als Opfer aus den Reihen des gegnerischen Militärs.

=> Grey & Wegner, 2010: Folter und Schuldzuschreibung


-> Je näher Menschen dran sind, wenn Akte der Grausamkeit begangen werden, desto größer ist ihr Bedürfnis, die
Dissonanz zwischen »Ich bin ein guter, netter Mensch« und »Ich trage dazu bei, dass ein anderer Mensch leidet« zu
verringern. Die einfachste Methode ist es, dem Opfer die Schuld zuzuschieben: Er ist schuldig, er hat damit
angefangen, es ist alles sein Fehler, er ist sowieso keiner von uns.

Fazit:
a) Wenn Personen eine wichtige Entscheidung fällen und viel in diese Entscheidung investieren (im Sinne von Zeit,
Mühe, Opfer und Engagement), ergibt sich daraus ein starkes Bedürfnis, diese Handlungen und diese Investitionen
zu rechtfertigen. Je mehr sie aufgeben und je härter sie arbeiten, desto größer wird das Bedürfnis sein, sich selbst
einzureden, dass ihre Auffassungen richtig sind.
b) wir sind alle von Verringerung der Dissonanz betroffen. Ein Verhalten, das die Dissonanz verringert, kann
nützlich sein, weil es uns ermöglicht, das Selbstwertgefühl aufrechtzuerhalten. Doch wenn wir all unsere Zeit und
Energie darauf verwenden würden, unser Selbst zu verteidigen, dann würden wir nie aus unseren Fehlern,
schlechten Entscheidungen und falschen Überzeugungen lernen.
-> "George W. Bush wollte glauben, dass der irakische Staatschef Saddam Hussein über Massenvernichtungswaffen verfüge,
Kernwaffen und chemische Waffen, die eine Bedrohung für Amerika und Europa darstellten. Er brauchte die Überzeugung,
dass dies stimmte, damit er seine Entscheidung rechtfertigen konnte, einen Präventivkrieg zu führen, obwohl der Irak keine
unmittelbare Bedrohung für die Vereinigten Staaten darstellte und keiner seiner Bürger am Angriff vom 9. September beteiligt
war"
-> dann haben sie keine Waffen gefunden. Die Regierungsvertreter haben neue Kognitionen hinzugenommen, um
den Krieg zu rechtfertigen: Jetzt sagte man, dass es die Mission der USA gewesen sei, eine Nation von einem grau-
samen Diktator zu befreien und dem irakischen Volk die Segnungen demokratischer Institutionen zu bescheren.
Theorien

Kovariationstheorie
=> Nach der Kovariationstheorie nutzen wir Konsistenz, Distinktheit und das Ausmaß des Konsenses, um das
Verhalten einer Person als etwas zu erklären, was hauptsächlich durch die Situation verursacht ist, in der sich die
Person befindet, oder durch ihre eigenen Charakteristika bzw. Dispositionen.

Implizite Persönlichkeitstheorien
=> eine Art Schema, das aus unseren Vorstellungen darüber, welche Persönlichkeitsmerkmale zusammengehören,
besteht; unterscheiden sich von Kultur zu Kultur
=> wir nutzen unsere impliziten Persönlichkeitstheorien, um die Lücken zu schließen: Wenn eine Person freundlich
ist, setzen wir für gewöhnlich voraus, dass sie auch aufrichtig sein muss

Fritz Heider (1958) — die Attributionstheorie: wie wir bei anderen Menschen auf die Ursachen ihres Verhaltens
schließen = was den Menschen vernünftig erscheint und wie sie zu ihren Schlussfolgerungen gelangen
-> die internale Attribution, wenn man sich dafür entscheidet, dass die Ursache für das Verhalten beim
Menschen selbst lag
-> die externale Attribution, die davon ausgeht, dass etwa die Situation und nicht die Persönlichkeit oder die
Einstellungen des Menschen sein Verhalten verursachte
=> Kelley, 1967, 1973: wichtigster Beitrag zur Attributionstheorie: dass wir mehr als eine Information zur
Kenntnis nehmen und bedenken, wenn wir uns einen Eindruck von einer anderen Person bilden

das Kovariationsmodell (Kelleys Theorie nach der Attributionstheorie): da wird angenommen, dass Sie sich
verschiedene Verhaltensweisen zu verschiedenen Zeiten und in unterschiedlichen Situationen ansehen, um
Verhalten von jdm zu erklären.
-> drei zentrale Arten von Informationen: Konsens (wie sich andere Menschen angesichts desselben Stimulus
verhalten), Distinktheit (wie der Handelnde auf andere Stimuli reagiert) und Konsistenz (die Häufigkeit, mit der das
beobachtete Verhalten desselben Handelnden gegenüber demselben Stimulus zeitlich und umstandsbedingt auftritt).
-> gruppieren sich diese drei Informationsquellen zu einem von zwei distinkten Mustern — kann eine eindeutige
Attribution vorgenommen werden

Kausale Attributionen
Der fundamentale Attributionsfehler (fundamental attribution error) (das Schema, die Attributionstheorie, früher:
Korrespondenzverzerrung) => die Tendenz, das Ausmaß, wie stark das Verhalten der Menschen von internalen,
dispositionsbezogenen Faktoren abhängt, zu überschätzen und die Rolle der situationsbezogenen Faktoren zu
unterschätzen. "Das Verhalten anderer Menschen entspreche ihrer Persönlichkeit (und stehe mit ihr im Einklang).
Ein Grund für diese Verzerrung ist, dass das Verhalten eines Menschen auffälliger ist als die Situation in seinem
Umfeld"
-> Die Tendenz, das menschliche Verhalten als Ausdruck von Dispositionen und Überzeugungen und nicht als von
der Situation beeinflusst zu sehen
-> wir durchlaufen also, wenn wir Attributionen vornehmen, einen Zwei-Schritte-Prozess:
a) machen eine internale Attribution = nehmen an, dass das Verhalten eines Menschen an dieser Person selbst
liegt;
b) versuchen dann, diese Attribution durch Einbeziehung der Situation dieser Person anzupassen.

Theorie der Selbstaufmerksamkeit: ein Zustand der Selbstaufmerksamkeit = wir bewerten in einem solchen
Moment unser Verhalten nach unseren inneren Normen und Werten und vergleichen es mit diesen = wir werden uns
unserer selbst bewusst und zu objektiven, wertenden Beobachtern unseres Selbst; wir sehen uns so, wie dies ein
Beobachter von außen machen würde

Kausaltheorien: den Blick nach innen richten und eine logisch klingende Theorie finden oder kreieren, die nicht
immer zutrifft (wovon hängen meine Gefühle, meine Laune, mein Verhalten ab) => nutzen diese Theorien oft, um
unsere Stimmung zu erklären => viele dieser Theorien werden uns durch die Kultur vermittelt, in der wir
aufwachsen (z.B. dass Menschen montags schlechte Laune haben)

Die Selbstwahrnehmungstheorie (Bem, 1972) besagt, dass unsere Einstellungen und Gefühle, sofern sie schwer
definierbar und vieldeutig sind, durch die Beobachtung unseres Verhaltens und der Situation, in der dieses Verhalten
auftritt, erschlossen werden können => Menschen nutzen dieselben Attribuierungsprinzipien, um ihre eigenen
Einstellungen und Gefühle zu erschließen => wir erschließen unsere Gefühle auf die gleiche Weise: Wir beobachten
unser Verhalten und erklären es uns: Das heißt, wir nehmen eine Attribuierung vor, warum wir uns auf eine
bestimmte Weise verhalten haben
-> Belohnungen können sich negativ auf die intrinsische Motivation auswirken (z.B.: Haben vorher viele Kinder
gelesen, weil es ihnen Spaß machte, tun sie es nun, weil sie dafür belohnt werden)

Die Zwei-Faktoren-Theorie der Emotion => Die Emotionstheorie von Stanley Schachter (1964)
-> Menschen erleben zunächst eine physiologischen Erregungszustand und versuchen ihn dann zu erklären.
-> zwei Schritte sind nötig, um unsere emotionalen Zustände verstehen zu können: Wir müssen zunächst eine
physiologische Erregung wahrnehmen und dann nach einer geeigneten Erklärung dafür suchen => physiologische
Zustände sind schwierig zu erklären, deswegen nutzen wir situationsbezogene Informationen für eine
Ursachenzuschreibung
-> die klassische Studie mit Suproxin und Adrenalin

die Theorie des sozialen Vergleichs von Leon Festinger (1954)


-> wir bringen etwas über unsere eigenen Fähigkeiten und Einstellungen in Erfahrung, indem wir uns mit anderen
Menschen vergleichen.
-> wann: wenn kein objektiver Maßstab existiert, an dem wir uns messen können, und wenn wir uns hinsichtlich
unseres Selbst in einem bestimmten Bereich unsicher fühlen
-> mit wem vergleichen wir uns:
a) wenn wir wissen möchten, welches die Spitzenleistung ist, die wir erreichen können, nehmen wir einen
aufwärts gerichteten Vergleich vor: Wir vergleichen uns mit Menschen, die in Bezug auf ein bestimmtes
Persönlichkeitsmerkmal oder eine Fähigkeit besser sind als wir
b) Wenn unser Ziel darin besteht, uns in Bezug auf uns selbst wohlzufühlen und unser Ego zu stärken, dann fahren
wir besser damit, uns auf einen abwärts gerichtete Vergleich einzulassen – auf den Vergleich mit Menschen, die
darin nicht so gut sind wie wir selbst

die Terror-Management-Theorie: nimmt an, dass das Selbstwertgefühl als Puffer dient, der die Menschen vor
erschreckenden Gedanken an den Tod schützt
-> ein ausgeprägtes Selbstwertgefühl schützt uns gegen Gedanken an unsere eigene Sterblichkeit, gegen das
Gefühl, dass wir ineffektiv sind und unser Leben nicht im Griff haben.

die Theorie der kognitiven Dissonanz


-> das Gefühl eines Unwohlseins, das ausgelöst wird durch eine Handlung, die unserem Selbstkonzept
zuwiderläuft = kognitive Dissonanz; Leon Festinger (1957/2012)
-> Drang, diesen Zustand zu verringern
-> drei grundlegende Möglichkeiten, um die Dissonanz zu verringern:
a) Änderung des Verhaltens, um es in Einklang mit der dissonanten Kognition zu bringen;
b) Änderung der dissonanten Kognition, um unser Verhalten zu rechtfertigen;
c) Hinzufügen neuer Kognitionen, um unser Verhalten zu rechtfertigen.

=> Selbstwertgefühl: eine Rolle


=> Rationales vs rationalisierendes Verhalten
=> Entscheidungen für unmoralisches Verhalten (+ die Schummelpyramide, Folter im irakischen Gefängnis = Opfer
sind selber Schuld)
+ Nachentscheidungsdissonanz (postdecision dissonance) (+ die Illusion der Unwiderruflichkeit)
+ Impact bias: überschätzen, wie schlecht sie sich fühlen werden, weil sie nicht erkennen, dass sie imstande sein
werden, die Dissonanz zu verringern

die Reaktanztheorie (Brehm, 1966) mögen es die Menschen nicht, wenn sie in ihrer Freiheit bedroht sind, das zu
tun oder zu denken, was sie wollen. Wenn sie das Gefühl haben, dass ihre Freiheit bedroht ist, wird dadurch ein
unangenehmer Zustand der Reaktanz ausgelöst. Und sie können diese Reaktanz abbauen, indem sie das mit
Verboten bedrohte Verhalten zeigen

die Theorie des geplanten Verhaltens: die Absicht (Intention) ist der beste Prädiktor für das Verhalten der
Menschen, wenn sie Zeit haben, zu überlegen, wie sie sich verhalten werden.
-> Die Intention wird von drei Faktoren bestimmt: ihrer Einstellung zu diesem spezifischen Verhalten, ihren
subjektiven Normen und ihrer wahrgenommen Verhaltenskontrolle (aber nur spezifische Einstellungen)

die Social-Impact-Theorie von Bibb Latané (1981): die Wahrscheinlichkeit, dass wir auf den sozialen Einfluss
anderer reagieren, hängt von drei Variablen in Bezug auf die jeweilige Gruppe ab:
- Stärke: Wie wichtig ist uns die Gruppe?
-Unmittelbarkeit: Wie nah ist uns die Gruppe räumlich und zeitlich während des Beeinflussungsversuchs?
- Anzahl: Wie viele Mitglieder hat die Gruppe? -> die Gruppe muss nicht extrem groß sein, um normativen
sozialen Einfluss auszuüben; aber je größer die Gruppe ist, desto stärker ist der soziale Druck.
=> sagt vorher, dass eine Zunahme der Konformität mit der Zunahme von Stärke und Unmittelbarkeit einhergeht. Je
wichtiger uns die Gruppe ist und je enger wir mit den Mitgliedern der Gruppe verbunden sind, desto eher werden
wir uns natürlich ihrem normativen Druck beugen.

Warum die Anwesenheit anderer Erregung verursacht — drei Theorien


a) die Anwesenheit anderer macht uns aufmerksamer;
b) Menschen machen sich häufig darüber Sorgen, wie andere sie bewerten;
c) die Vorstellung, dass jede Ablenkungsquelle uns in eine Konfliktsituation versetzt, weil es schwierig ist, zwei
Dinge gleichzeitig aufmerksam zu verfolgen.

Irving Janis (1972, 1982) eine einflussreiche Theorie über Entscheidungsprozesse in der Gruppe =>
Gruppendenken (groupthink):
-> eine Form des Denkens, bei der der Erhalt der Gruppenkohäsion und der Solidarität wichtiger ist als die
realistische Berücksichtigung der Tatsachen; aber: unter bestimmten Vorbedingungen:
a) wenn die Gruppe sehr kohäsiv ist;
b) von anders lautenden Meinungen isoliert ist;
c) einem autoritär auftretenden Führer untersteht, der seine Wünsche klar äußert.
-> das Beispiel mit Kennedy in Kuba

die Theorie der »großartigen Person«: bestimmte zentrale Merkmale eine Person machen sie zu einer guten
Führungskraft aus, und zwar unabhängig davon, mit was für einer Art von Situation die Führungspersönlichkeit
konfrontiert ist.

die Bindungstheorie — über die drei Bindungstypen:


a) sichere Bindung
b) vermeidende Bindung
c) unsicher-ambivalente Bindung
-> Die Grundannahme: dass unser jeweiliges in der Kindheit erlerntes Bindungsmuster später als Arbeitsmodell
oder Schema dafür dient, wie denn nun die Beziehung ist. Diese frühen Beziehungsschemata bleiben im
Allgemeinen unser ganzes Leben über bestimmend und werden auf Erwachsenenbeziehungen zu anderen Menschen
verallgemeinert (ist aber nichts Schicksalhaftes)

Theorien zur Zufriedenheit mit einer Beziehung: Sozialer Austausch und Ausgewogenheit

a) Die Theorie des sozialen Austauschs besagt, dass das (positive oder negative) Empfinden der Menschen über
ihre Beziehungen von folgenden Faktoren abhängig ist:
1. ihrer Einschätzung der Belohnungen, die sie aus der Beziehung erhalten;
2. ihrer Einschätzung der Kosten, die ihnen dadurch entstehen;
3. ihrer Überzeugung, welche Art von Beziehung sie verdient haben (und wie wahrscheinlich es für sie ist, eine
bessere Beziehung mit einem anderen Partner einzugehen).
-> Nutzen/Belohnung, Kosten, Ergebnis und Vergleichsniveau
-> viele unserer Handlungen dem Wunsch entspringen, unsere Belohnungen zu maximieren und die Kosten zu
minimieren

b) Die Equity-Theorie besagt, dass die Menschen nicht nur darauf aus sind, größtmöglichen Nutzen bei möglichst
niedrigen Kosten zu erlangen; es geht ihnen auch um Ausgewogenheit in ihren Beziehungen oder um den
Gedanken, dass die von ihnen erlebten Nutzen und Kosten (und die Beiträge, die sie zu ihrer Beziehung leisten)
ungefähr gleich groß wie die des Partners sein sollten
-> Gemeinschaftsbeziehungen vs Austauschbeziehungen

Empathie-Altruismus-Hypothese (Batson): Wenn wir Empathie für einen anderen Menschen empfinden, wollen
wir diesem Menschen aus rein altruistischen Gründen helfen, gleichgültig, was wir selbst dabei gewinnen. Wenn
man keine Empathie empfindet, dann kommen Fragen des sozialen Austauschs ins Spiel.

Theorie des sozialen Lernens besagt, dass wir soziales Verhalten von der Aggression bis zum Altruismus
großenteils dadurch lernen, dass wir andere beobachten und sie nachahmen. Die meisten Menschen holen sich ihre
Hinweisreize von anderen.
Die »Dampfkesseltheorie« aggressiver Impulse (Freud): zu der Auffassung vereinfacht, dass die Menschen lernen
sollten, ein Ventil für ihre Wut zu finden; sonst würden sie körperlich und emotional leiden. Darüber hinaus würden
sie, wenn sie ihre Wut abließen, in Zukunft mit geringerer Wahrscheinlichkeit aggressive Handlungen begehen.

Die Theorie des realistischen Gruppenkonflikts besagt, dass begrenzte Ressourcen zu einem Konflikt zwischen
Gruppen sowie zu Vorurteilen und Diskriminierung führen. Der Kampf um Ressourcen führt zur Abwertung und
Diskriminierung der konkurrierenden Fremdgruppe, wie dies im 19. Jahrhundert in den USA bei chinesischen
Immigranten geschah oder heute bei mexikanischen Immigranten geschieht.

Phänomene

Der Barnum-Effekt ist ein Phänomen aus der Sozialpsychologie, das beschreibt, wie Menschen dazu neigen, vage
oder allgemeine Aussagen als persönlich auf sie zutreffend zu interpretieren. Diese Effekt tritt oft auf, wenn
Menschen individuelle Persönlichkeitsbeschreibungen oder Horoskope erhalten, die in Wirklichkeit so allgemein
gehalten sind, dass sie auf nahezu jeden zutreffen könnten.
Die Hauptidee des Barnum-Effekts beruht auf der Tatsache, dass Menschen ein starkes Bedürfnis nach
Selbstbestätigung und dem Verständnis ihrer eigenen Persönlichkeit haben. Wenn ihnen Aussagen präsentiert
werden, die vage genug sind, können sie diese so interpretieren, dass sie perfekt auf ihre eigene Situation zutreffen.
Die Menschen neigen dazu, Informationen auszuwählen und zu interpretieren, die ihre bestehenden Überzeugungen
und Erwartungen bestätigen, selbst wenn diese Informationen eigentlich für viele andere genauso zutreffend wären.

Das Phänomen »mehr sagen, als wir wissen können«: Mithilfe der Introspektion werden wir nicht unbedingt die
wahren Ursachen für unsere Gefühle und unser Verhalten entdecken, trotzdem aber davon überzeugt sein, dies
geschafft zu haben => weil die Erklärungen, die Menschen für ihre Gefühle und ihr Verhalten geben, oft über das
hinausgehen, was sie wissen können

Kognitive Dissonanz an sich ist ein Phänomen

Selbstüberredung: ist die Verhaltensänderung, die sich aus einem Verbot ergibt, umso stärker und dauerhafter, je
geringer die Belohnung oder Bestrafung ausfällt. Große Belohnungen und harte Strafen verhindern jedoch eine
echte Einstellungsänderung

Der Benjamin-Franklin-Effekt: Rechtfertigung des Handelns aus Freundlichkeit


=> wenn wir jemandem einen Gefallen tun, insbesondere, wenn wir um diese Gefälligkeit freundlich von jemandem
gebeten werden, den wir nicht sehr mögen, mögen wir ihn anschließend mehr als vorher.

Entmenschlichung des Gegners: Rechtfertigung von Grausamkeit


=> alle Kulturen neigen dazu, ihre Gegner zu entmenschlichen, indem sie ihnen gemeine Namen geben und sie als
»Ungeziefer«, »Tiere«, »Unmenschen« und als sonstige nichtmenschliche Kreaturen betrachten.
Informationaler sozialer Einfluss: wir zeigen eine solche Konformität, weil wir glauben, dass ihre Interpretation
einer mehrdeutigen Kombination von Umständen zutreffender ist als unsere und uns helfen wird, angemessen zu
handeln.

Ein typisches soziales Phänomen für Japan ist der hikikomori, ein Jugendlicher (meist männlich), der sich aus allen
sozialen Interaktionen zurückgezogen hat.

Sozialer Einfluss und Körperbild der Frau: obwohl viele, wenn nicht sogar die meisten Gesellschaften weltweit
über die Geschichte hinweg kurvenreiche Frauen als attraktiv empfinden, gilt derzeit unrealistisches Dünnsein in
der westlichen Kultur

Soziale Erleichterung (social facilitation): die Tendenz, dass Menschen bei einfachen Aufgaben besser, bei
schwierigen Aufgaben schlechter abschneiden, wenn andere anwesend sind und ihre individuelle Leistung bewertet
werden kann.

Soziales Faulenzen: die Tendenz von Menschen, es entspannt angehen zu lassen, wenn andere anwesend sind und
ihre individuelle Leistung nicht bewertet werden kann, und zwar auf eine Weise, dass sie bei einfachen Aufgaben
schlechter, bei schwierigen Aufgaben aber besser abschneiden

Der Prozessverlust: wenn das kompetenteste Mitglied es nicht geschafft hat, die Gruppe zu überzeugen, sondern
nur Opposition und Zweifel ernte, und schließlich tatenlos zusehen muss, wie die Gruppe die falsche Entscheidung
trifft.
Gründe:
a) zu wenig Sorgfalt darauf verwenden, herauszufinden, wer das kompetenteste Mitglied ist,
b) das kompetenteste Mitglied könnte sich damit schwertun, eine andere Meinung zu vertreten als alle übrigen
Gruppenmitglieder
c) Kommunikationsschwierigkeiten innerhalb der Gruppe

Der Zuschauer-Effekt: Je größer die Anzahl der Zuschauer bei einem Notfall, desto geringer die
Wahrscheinlichkeit, dass einer von ihnen dem Opfer hilft.
-> Verantwortungsdiffusion: Das Bewusstsein, Verantwortung für Hilfsmaßnahmen zu tragen, nimmt bei dem
einzelnen Zuschauer umso stärker ab, je mehr die Zahl der Zuschauer zunimmt.

Die menschliche Kognitionsverarbeitung erhält das stereotype Denken durch das Phänomen der illusorischen
Korrelation aufrecht. Wenn wir die Erwartung haben, dass zwei Dinge zusammenhängen, tricksen wir uns selbst
mit der Überzeugung aus, dass dies so ist, auch wenn sie überhaupt nicht zusammenhängen.

Moderner Rassismus: viele Menschen sind vorsichtiger geworden und verhalten sich nach außen hin so, als hätten
sie keine Vorurteile, obwohl sie innerlich weiterhin an ihrem vorurteilsbehafteten Gefühlen festhalten.
Sich selbst erfüllende Prophezeiungen: andere haben vorab einenVorurteil gegen jemanden, dass er z.B. dumm
oder inkompetent ist, sie schenken ihm dementsprechend keine oder kaum Aufmerksamkeit. Solange die Leute
weiterhin ihn nicht zur Kenntnis nehmen, entwickelt er ein Selbstkonzept, dass er dumm und langweilig ist.
Bedrohung durch Stereotype: »Wenn ich das und das schlecht mache, wird das ein schlechtes Licht auf mich und
Menschen meiner Kultur/Religion/Hautfarbe werfen.«
=> Experiment: Die weißen Studierenden erbrachten unabhängig davon, ob sie den Test für ein
diagnostisches Werkzeug hielten oder nicht, gleichermaßen gute (oder schlechte) Leistungen. Die
afroamerikanischen Studierenden, die glaubten, ihre Fähigkeiten würden nicht gemessen, schnitten so gut ab wie
die weißen Studierenden. Doch diejenigen Afroamerikaner, die glaubten, der Test messe tatsächlich ihre
Fähigkeiten, schnitten nicht so gut ab wie die weißen oder die afroamerikanischen Studierenden der anderen
Gruppe
-> gilt auch für die Geschlechter: das übliche Stereotyp lautet, dass Männer in Mathematik besser sind als Frauen.

Normative Konformität: die Tendenz, sich der Gruppe zu fügen, um ihre Erwartungen zu erfüllen und akzeptiert
zu werden

Eigengruppenverzerrung: Mechanismus: positive Gefühle und die besondere Behandlung von Menschen, die
unserer Definition zufolge zur Eigengruppe gehören, sowie negative Gefühle und die unfaire Behandlung anderer,
nur weil sie unserer Definition zufolge zur Fremdgruppe gehören. Menschen versuchen, ihr Selbstwertgefühl zu
festigen, indem sie sich mit bestimmten sozialen Gruppen identifizieren
-> Eigengruppe versus Fremdgruppe

Modelle

Das Kovariationsmodell: Internale und externale Attributionen

Selbstkontrolle: Modell der selbstregulatorischen Ressource: Wir müssen sicherstellen, dass wir viel Energie
haben, wenn wir versuchen, Kontrolle über unsere Handlungen auszuüben

Persuasive Kommunikation und Einstellungsänderung: Das Modell der Elaborationswahrscheinlichkeit der


Persuasion: gibt an, wann ein Publikum vom Inhalt einer Rede (das heißt der Logik der Argumente) und wann es
von eher oberflächlichen Faktoren (zum Beispiel wer spricht und wie lange) beeinflusst wird (wie Menschen ihre
Einstellungen ändern, wenn sie persuasive Botschaften hören).
-> das Publikum muss die Fähigkeit und die Motivation haben, um die Botschaft zu hören
a) falls dies erfüllt ist: zentrale Route zur Überzeugung
b) falls nicht — periphere Route zur Überzeugung (periphere Faktoren: die Länge der Botschaft oder die
Eigenschaften des Vermittlers)

Das Modell normativen Verhaltens (von Robert Cialdini, Raymond Reno und Carl Kallgren)
-> soziale Normen (die Regeln einer Gesellschaft für akzeptable Verhaltensweisen, Werte und Überzeugungen)
können subtil genutzt werden, um Menschen dazu zu bewegen, konformes Verhalten zu zeigen, das korrekt und
sozial gebilligt ist.

Gruppenpolarisierung
Nach dem Modell der persuasiven Argumente liefern alle Individuen der Gruppe eine Reihe von Argumenten,
von denen die anderen Individuen einige noch nicht bedacht hatten, obwohl sie ihre ursprüngliche Empfehlung
unterstützen.

Modell der Gruppenpolarisierung, bei der jedes Mitglied Argumente vorbringt, die andere Mitglieder noch nicht
bedacht hatten

Nach dem Modell der sozialen Vergleichsprozesse sondieren die Teilnehmer einer Gruppendiskussion zunächst
die Meinung der anderen. Um von den anderen gemocht zu werden, nehmen viele Teilnehmer dann eine Position
ein, die der allgemeinen Auffassung ähnelt, aber etwas extremer ausfällt. Auf diese Weise stützt das Individuum die
Einschätzung der Gruppe und stellt sich zugleich selbst in einem positiven Licht dar

Das Kontingenzmodell der Führung von Fiedler, dem zufolge die Effektivität von Führung davon abhängt,
inwieweit die Führungskraft aufgabenorientiert oder beziehungsorientiert ist und in wie hohem Ausmaß sie
Kontrolle und Einfluss auf die Gruppe ausübt
a) aufgabenorientierte Führungskräfte: das Erreichen des Arbeitsziels über die Gefühle ihrer Mitarbeiter und
die Beziehung zu ihnen
b) beziehungsorientierte Führungskräfte dagegen haben Gefühle und Beziehungen der Mitarbeiter eine größere
Bedeutung

Das Investitionsmodell zur Verpflichtung von Rusbult. Die innere Verpflichtung (commitment) auf eine
Beziehung ist abhängig von mehreren Variablen. Zum einen beruht die Zufriedenheit mit der Beziehung auf dem
Abwägen von Belohnungen und Kosten und der Einschätzung, ob das Ergebnis die allgemeine Erwartung dessen
übersteigt, welchen Nutzen eine Beziehung bringen sollte (oder Vergleichsniveau). Zum anderen ist ihre innere
Verpflichtung für die Beziehung abhängig von drei Variablen: nämlich der Zufriedenheit mit der Beziehung, dem
gefühlten Maß der Investitionen in die Beziehung und den guten Alternativen zu dieser Beziehung. Diese Variablen
der Verpflichtung wiederum erlauben Prognosen über die Stabilität der Beziehung. So ist die Zufriedenheit einer
Frau, die ihrem Empfinden nach mehr Kosten für die Beziehung aufbringt, als sie Belohnungen daraus zieht, eher
gering. Hat sie zudem das Gefühl, wenig in die Beziehung investiert zu haben, und eine attraktive Person bittet sie
gerade um ein Rendezvous, dann ist ihre innere Verpflichtung für die Beziehung recht gering. Das Endergebnis ist
eine geringe Stabilität, die höchstwahrscheinlich zur Trennung von ihrem derzeitigen Partner führen wird

Ein Zweistufenmodell der kognitiven Verarbeitung von Stereotypen


=> Automatische Verarbeitung findet immer dann statt, wenn wir mit einem geeigneten Stimulus konfrontiert
werden – entweder einem Mitglied einer stereotypisierten Gruppe oder einer stereotypen Aussage –, der bewirkt,
dass die Stereotype für diese Gruppe in Erinnerung gerufen werden. Automatische Verarbeitung findet unbewusst
statt. Wir denken nicht absichtlich an diese Gedanken; sie »passieren« einfach – aktiviert durch das Vorhandensein
des Stimulus.

=> Kontrollierte Verarbeitung ist ein bewusster Prozess – zum Beispiel wenn man sich dafür entscheidet, die
stereotypen Informationen, die ins Gedächtnis gerufen wurden, zu ignorieren.

Das Rechtfertigungs-Unterdrückungs-Modell der Vorurteile


=> erklärt, wie Menschen ihre Vorurteile rationalisieren oder rechtfertigen, um sie vor sich selbst oder anderen zu
verteidigen. Dieses Modell wurde entwickelt, um zu verstehen, wie Vorurteile aufrechterhalten werden, auch wenn
sie als unsozial oder unfair angesehen werden.
=> Das Rechtfertigungs-Unterdrückungs-Modell der Vorurteile zeigt, dass Vorurteile nicht immer offen geäußert
werden müssen, sondern auch subtil und verdeckt existieren können. Es betont die Bedeutung sozialer Normen,
kultureller Werte und Selbsttäuschung als Mechanismen, die dazu beitragen, dass Vorurteile in der Gesellschaft
aufrechterhalten werden, obwohl sie offiziell abgelehnt werden.

Heuristisch-systematisches Modell Eine Erklärung der beiden Wege, auf denen persuasive Botschaften eine
Einstellungsänderung bewirken können: entweder durch eine systematische Verarbeitung der jeweiligen Vorteile
von Argumenten oder durch mentale Abkürzungen (Heuristiken) wie »Experten haben immer recht«.

Ansätze

Der Yale-Ansatz zur Einstellungsänderung


=> Die Effektivität persuasiver Kommunikation hängt davon ab, wer was zu wem sagt.
a) Wer: Die Quelle der Botschaft
- Glaubwürdige Sprecher
- Attraktive Sprecher
b) Was: Die Merkmale der Botschaft
- die Rede vor oder nach jemandem halten, der für die Gegenseite argumentiert
- muss kein offensichtlicher Beeinflussungsversuch sein
- einseitige (nur "+" seiner Position) oder eine zweiseitige Botschaft ("+" und "-")
c) Zu wem: Die Merkmale der Rezipienten
- abgelenktes Publikum (während Kommunikation)
- Weniger intelligente Menschen + mit mittlerem Selbstwertgefühl => leichter beeinflussbar

Evolutionärer Ansatz zur Partnerwahl Eine Theorie, die sich aus der Evolutionsbiologie ableitet und die
annimmt, dass sich Männer und Frauen aufgrund unterschiedlicher charakteristischer Merk- male voneinander
angezogen fühlen (Männer finden die äußere Erscheinung von Frauen attraktiv, Frauen die Ressourcen von
Männern), weil dies ihre Chancen auf Erfolg bei der Fortpflanzung maximiert.

Hypothesen

»Urban-Overload«-Hypothese Die Theorie, dass Großstädter ständig mit Reizen überflutet werden und sich daher
in sich selbst zurückziehen, um nicht von ihnen überwältigt zu werden -> deswegen sind die Menschen weniger
hilfsbereit

Frustrations-Aggressions-Hypothese Die Theorie, dass Frustration – das Gefühl also, an der Erreichung eines
Ziels gehindert zu werden – die Wahrscheinlichkeit einer aggressiven Reaktion erhöht.

Gemäß der Empathie-Altruismus-Hypothese versuchen Menschen anderen dann aus rein altruistischen Gründen
zu helfen, wenn sie Empathie für die Hilfsempfänger empfinden (das heißt, wenn sie Ereignisse und Emotionen so
empfinden wie die andere Person).
Die Kontakthypothese. Nach der Kontakthypothese wirkt die wichtigste Methode zum Abbau von Vorurteilen
zwischen rassischen und ethnischen Gruppen über einen Kontakt, durch den Mitglieder von Eigen- und
Fremdgruppen zusammengebracht werden. Der Kontakt allein reicht jedoch nicht aus und kann bestehende negative
Einstellungen sogar noch verschärfen.

Nach der Katharsis-Hypothese verringert sich die künftige Aggressionsbereitschaft, wenn man seine Wut
abreagiert oder aggressives Verhalten bei anderen beobachtet. Doch das Gegenteil ist wissenschaftlich erwiesen:
Aggressives Handeln oder das Zusehen bei aggressiven Ereignissen und beim Sport lässt die Wahrscheinlichkeit
künftigen aggressiven Verhaltens größer werden. Das direkte Ablassen von Wut an einer Person, die einen beleidigt
oder auf andere Weise erzürnt hat, lässt den Blutdruck, Gefühle der Wut und aggressive Handlungen zunehmen.

Konzepte

Verwandtenselektion Das Konzept, dass Verhaltensweisen, die einem genetischen Verwandten nutzen, mithilfe der
natürlichen Selektion begünstigt werden, selbst wenn es auf Kosten des eigenen Überlebens oder der eigenen
Fortpflanzung geht.

Mechanismen

Der Sündenbockmechanismus beschreibt die Neigung wütender oder frustrierter Menschen, die eigentliche
Ursache ihrer Aggressionen zu verdrängen und diese auf ein zweckmäßiges Ziel zu verlagern – eine Fremdgruppe,
die unbeliebt, leicht identifizierbar und relativ machtlos ist.

Normen

die Reziprozitätsnorm: dabei handelt es sich um die Erwartung, dass man durch Hilfe für andere Menschen die
Wahrscheinlichkeit erhöht, dass diese einem in der Zukunft ebenfalls helfen werden. Evolutionär: Diejenigen, die
am ehesten überlebten, wären nach dieser Argumentation Menschen gewesen, die mit ihren Nachbarn ein
Einverständnis über gegenseitige Hilfe entwickelten.

Dilemmas

Das Gefangenendilemma: ein Spiel, Option X oder Option Y mit einem anderen Spieler; der Erfolg – also die
Geldsumme, die Sie gewinnen oder verlieren – hängt sowohl von Ihrer eigenen Entscheidung als auch von der Ihres
Freundes ab: beide wählen Option X — beide gewinnen 3 Euro, ich Y, der Freund X — ich gewinne 6, er verliert 6

ein soziales Dilemma — ein Konflikt also, bei dem sich die für den Einzelnen vorteilhafteste Lösung schädlich auf
alle auswirkt, wenn sie von vielen gewählt wird (Stephen King: 75% der Leser bezahlen, damit weitere Bücher
geschrieben werden)

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