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253

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1938

University of Virginia Library


DD253.27 .D54 1938
ALD Nationalsozialistische Pressep

NX 001 846 962


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RSITY
RGINIA
TESVILLE
ARY

LIBRARY OF THE

UNIVERSITY OF VIRGINIA
UNIVERSIT

VIRGIN
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F
T

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1819

GIFT OF
Richard Thomas Alexander
CHRIFTEN DES DEUTSCHEN INSTITUTS

IR AUSSENPOLITISCHE FORSCHUNG

REICHSPRESSECHEF DR . DIETRICH

NATIONAL =

SOZIALISTISCHE

PRESSEPOLITIK

NKER UND DUNNHAUPT VERLAG BERLIN


Schriften des Deutſchen Inſtituts für Außenpolitiſche Forschung

Herausgeber: Professor Dr. Frig Berber

Heft 2
Dr. Otto Dietrich

Reichspressechef

Nationalsozialiſtiſche

Pressepolitik

Vortrag, gehalten am 7. Mårz 1938 in Berlin auf dem Empfangsabend


des Außenpolitischen Amtes im Hotel Adlon vor Mitgliedern.
des Diplomatischen Korps und Vertretern der
ausländischen Preſſe

1938

Junker und Dünnhaupt Verlag Berlin


DD

253

·27

·D54

1938

COPYRIGHT 1988
BY JUNKER UND DÜNNHAUPT VERLAG , BERLIN

Druck von A. Heine GmbH., Gräfenhainichen


Exzellenzen, meine Damen und Herren !
Ich bin der Einladung des Reichsleiters Rosenberg, Ihnen
in einem kurzen Vortrag Weſen und Zielſeßung der national-
sozialistischen Preſſepolitik zu umreißen, gern gefolgt. Und
ich bin dankbar für die Möglichkeit, vor diesem für die
Probleme der Preſſe beſonders aufgeſchloſſenen Kreis ein-
mal über die Fragen der Publiziſtik ſprechen zu können,
-die heute in einem bisher nicht gekannten Maße die Geister
beschäftigen.
Ich sage, in einem bisher nicht gekannten Ausmaß ; denn
zu den großen politischen Problemen, die die Völker bes
wegen, ist in den leßten Jahrzehnten ein neues hinzuge-
kommen. Gewiß, die Fragen der Presse gehören ſeit lan-
gem zu den interessantesten des sozialen Lebens überhaupt
und zu den wichtigſten im Verkehr der Völker unterein-
ander. Aber niemals zuvor hat das Wirken der Presse
so unmittelbar und so tief in das politische Geschehen der
Zeit eingegriffen, wie wir es heute erleben.
Vor wenigen Tagen sah sich der Führer der deutschen
Nation veranlaßt, dieses wachsende internationale Problem
der Preſſe geradezu in den Mittelpunkt ſeiner großen Rede
zu stellen, die in allen Ländern der Erde einen ſo ſtarken
Widerhall gefunden hat. Er hat mit aller Offenheit und
wünschenswerter Deutlichkeit die Gefahren und Folgen einer
destruktiven Preſſearbeit aufgezeigt, die in ſo verhängnis-
voller Weise heute die große Politik berührt und beein-
flußt. Hier wurde von berufenster Seite die Presse als poli-
tisches Problem von Weltbedeutung in die internationale
Debatte geworfen. Die leider nur allzu begründeten An-
flagen des Führers haben schonungslos die negative Seite

5
der internationalen Pressearbeit aufgezeigt. Aber vielleicht
ist vielen, die diese Rede hörten, dabei auch zum erstenmal
zum Bewußtſein gekommen, wie sehr der Faktor Presse sich
gerade in den letzten Jahrzehnten zu einem Element der
internationalen Politik entwickelt hat. Die Pressepolitik ist
heute mehr denn je zu einem gewichtigen Bestandteil der
Politik, der nationalen wie der internationalen Politik, ge=
worden. Wenn ich mich deshalb heute mit dieser Frage ein-
gehender beschäftige und versuche, sie in ihrem ganzen Um-
fang vom Standpunkt des Preſſemannes zu umreißen, dann
glaube ich, Ihre Aufmerksamkeit für dieses Thema nicht un-
gerechtfertigt in Anspruch zu nehmen.
Die Preſſe iſt eine jener Erſcheinungen, von denen man
sagen kann, daß ihr Schatten meist stärker ins Auge fällt
als ihr Licht. Vielleicht gibt es deshalb auch heute noch ehr-
lich Besorgte, die die Preſſe für eines der ganz großen Un-
glücke halten, die über die Menschheit gekommen sind. Ge-
wiß, man könnte auch ohne sie leben, vielleicht sogar glück-
licher leben ; aber leider iſt unſere Zeit für ein so beschau-
liches Dasein zu weit vorgeschritten. Heute ist die Presse zu
einer der wichtigſten Funktionen des modernen Lebens ge-
worden, ohne die das Dasein der Völker gar nicht mehr
denkbar ist. Die Presse ist der Vermittler des täglichen Ge=
schehens über Raum und Zeit hinweg. Sie iſt das, was den
Menschen täglich und stündlich über seinen visuellen Ge-
sichtskreis hinaus mit der Umwelt verbindet. Die Zeitung ist
der Spiegel der Zeit, und die Presse steht immer und über=
all an den Brennpunkten der Ereigniſſe. Man nennt sie die
Trägerin der öffentlichen Meinung, das Sprachrohr der
Völker, das Auge und das Ohr der Welt. Inwieweit sie
freilich diese ihr zugewiesene hohe Aufgabe erfüllt, dieſe
Frage stellen, heißt, das Presseproblem unserer Zeit auf-
rollen. Aber wie dem auch sei : Die Presse ist ein bedeut-

6
ſames Element des politischen Lebens. Sie schafft die Atmo
ſphäre — ob zum Guten oder Schlechten —, in der die Poli
tiker arbeiten müſſen. Sie iſt die Schrittmacherin der Poli-
tit, gewissermaßen die Aufklärungsabteilung der Diplo-
matie. Und deshalb ist es ein höchſt ſinnvolles Zusammen-
treffen, das heute abend hier die Diplomaten mit den Jour-
nalisten vereint.
Die deutsche Pressepolitik begegnet heute noch manchem
Mißverſtändnis in der Welt. Aber ich bin überzeugt, daß,
wenn man dieſe unſere Preſſepolitik richtig begriffen hat,
ſie geeignet ist, gerade jene verheerenden Wirkungen wieder
auszuräumen, die eine falsch verſtandene Auffaſſung von
der Preſſe vielfach in der Welt angerichtet hat.
Dabei ist es selbstverständlich, daß man weder die Struk-
tur unserer Preſſe begreifen, noch für das Weſen unſerer
Preſſepolitik Verſtändnis aufbringen kann, wenn man keine
Kenntnis hat von den geistigen Grundlagen des National-
ſozialismus, von dem neuen Denken, das in ihm Geſtalt ge-
wonnen hat, von der neuen Staatsauffaſſung, die er ver-
wirklicht, und von den Beziehungen des einzelnen zur Ge-
meinschaft, die seinem sozialen Dasein eine ganz neue
Grundlage und unſerem Denken ganz neue Erkenntniſſe und
Begriffe gegeben haben. Über diese Revolutionierung des
Denkens, die der Nationalsozialismus am deutschen Volke
vollzogen hat, habe ich wiederholt in anderem Zuſammen-
hang gesprochen.
Ich habe dargelegt, daß der Nationalsozialismus das
individualiſtiſche Denken als den geiſtigen Konſtruktions-
fehler eines ganzen Zeitalters überwunden und durch das
gemeinschaftsbewußte Denken erſezt hat. Damit ſind ganz
neue Wege der Erkenntnis beschritten und Entwicklungen
eröffnet worden, die der Außenstehende, dessen Leben sich
in ganz anderen Auffaſſungen bewegt, überhaupt noch nicht

7
sieht. Die Begriffe, in denen der Ausländer zu denken ge-
wohnt ist und die in ſeinem Lande und Volke eine ſelbſt-
verständliche Geltung besitzen, reichen vielfach nicht aus,
um dem gewaltigen Geschehen, das sich in Deutschland voll-
zieht, unvoreingenommen zu folgen und es mit Verſtändnis
aufzunehmen. Wir stehen hier — so möchte ich es ausdrücken
- am Schnittpunkt zweier Denksysteme. Und darin liegt
lezten Endes die Quelle aller Schwierigkeiten und Ver-
ſtändnislosigkeiten, denen wir uns heute in der internatio-
nalen Diskuſſion ſo oft gegenüber ſehen. Mit liberaliſtiſchem
Denken kann man nationalſozialiſtiſches Handeln nicht ver-
ſtehen. Nur wer von dieſem neuen gemeinschaftsbewußten
Denken ergriffen ist oder sich zum mindeſten bemüht, es zu
begreifen, versteht den Nationalſozialismus, verſteht seine
Zeit, seine Werte, seine Sprache und seine Stimme.
Was ich hier von dem Fortschreiten menschlicher Be-
griffsbildung ſagte, die in Deutſchland in den lezten Jahren
eine Revolution des Denkens vollzog, das gilt ganz bes
sonders auch auf dem Gebiet der Presse. Wenn man die
Voraussetzungen prüft, von denen die Kritik gegen das
nationalsozialistische Pressewesen ausgeht, und die längst
überholten, gar nicht mehr anwendbaren Maßstäbe be-
trachtet, die hier angelegt werden, dann können die Miß-
verſtändniſſe und die Anfeindungen, denen die national-
sozialistische Auffaſſung von der Presse bei so vielen Aus-
ländern begegnet, kaum wundernehmen. Gewiß ist die Presse
in ihrer Entwicklung ein Kind des Liberalismus geweſen.
Aber die Presse des liberalen Zeitalters ist nicht gleich-
bedeutend mit dem Begriff der Presse überhaupt. Der Be-
griff der Zeitung im nationalsozialiſtiſchen Staat iſt ein
fundamental anderer, als ihn die liberalistische Anschauung
in vielen von uns groß gezogen hat. Eine neue Zeit stellt
auch der Breſſe neue Aufgaben. Das Wesen der libera-

8
listischen Breſſe beſteht darin, daß sie sich dazu berufen
fühlt, der Kritik oder Meinung des einzelnen gegenüber
dem Staat und seinen öffentlichen Einrichtungen Raum zu
geben. Der einzelne, ob Journalist oder freier Mitarbeiter,
tritt hier als Wortführer der sogenannten öffentlichen Mei-
nung auf, ohne dazu eine andere Legitimation zu besitzen als
ſeine eigene Anmaßung oder private Meinung . Das entspricht
der Grundauffaſſung des individualiſtiſchen Denkens. Die
Gemeinschaftsidee des Nationalſozialismus dagegen weiſt
der Presse eine grundlegende andere Aufgabe zu, nämlich
umgekehrt die Aufgabe, die Lebensgrundfäße der Gemein-
schaft gegenüber dem einzelnen zur Geltung zu bringen.
Das deutsche Volk hat gelernt, daß das Wort „zuſammen-
halten“ der größte Schaß ist, der in ſeinen Tresoren ver-
borgen liegt.
Die Nationalsozialistische Partei, als die große Erneue-
rungsbewegung der deutſchen Nation, hat aus ihrer eigenen
Geschichte gelernt, daß das einheitliche politiſche Denken
des ganzen Volkes die Grundlage aller nationalen und
sozialen Erfolge iſt, und daß das Wiſſen um die gemein-
famen Schicksalsfragen erſt den Willen hervorbringt, ſie
zu lösen. In dieſem Wiſſen um die gemeinsamen Schicksals-
fragen sieht sie ein Element der Macht und in der Presse
eines der ſtärksten Mittel, dieſem Wiſſen zu dienen.
Die Presse im nationalsozialiſtiſchen Staat hat nun ein-
mal nicht die Aufgabe, die individuelle Meinung des ein-
zelnen gegenüber dem Ganzen zum Ausdruck zu bringen und
etwas als „öffentliche Meinung“ vorzutäuschen, was keine
ist, sondern sie hat umgekehrt die Pflicht, die gemeinſamen
Schicksalsfragen unaufhörlich dem einzelnen gegenüber zu
vertreten und sie ihm begreiflich zu machen, wenn er sich
ihrer nicht bewußt ist. Hier wird die Zeitung zum täglichen
Mahner der Nation, zur Schule des politiſchen Denkens, die
jedem Volksgenossen das Bewußtsein vermittelt, Glied
einer Gemeinschaft zu sein, der er auf Gedeih und Verderb
verbunden ist. Als öffentliche Meinung gilt bei uns nicht
jenes schwankende Stimmungsbarometer mißlauniger Bu-
blizistik, das täglich und stündlich den tausendfältigen Ein-
flüssen unkontrollierbarer Einzelintereſſen unterliegt. Die
öffentliche Meinung, das ist bei uns der wirkliche Volks-
wille, den der Nationalsozialismus durch seine lebendige
Verbundenheit mit dem Volke an seiner Quelle unmittelbar
erfaßt. Öffentliche Meinung wird bei uns nicht gemacht,
sondern erforscht ! Bei uns ist die Zeitung nicht der Tum-
melplah der Verantwortungslosigkeit und der zügelloſen
Kritik einiger weniger, die als Vorſpann anonymer Inter-
essen das Recht der Kritik zur Untergrabung der Staats-
autorität mißbrauchen. Bei uns, die wir beſſere Methoden
besigen, um den Staat volksnah zu erhalten, iſt die Zeitung
das publiziſtiſche Gewissen der Nation, beſtimmt, das
Wirken des Staates zu fördern, ſtatt es zu lähmen. Das
ist eine ganz andere Auffassung von der Preſſe als die des
Liberalismus. Und wir sind überzeugt, daß es die bessere iſt!
Einer solchen, auf einer ganz anderen Ebene liegenden
Auffaſſung von der Preſſe gegenüber erweiſen ſich daher
auchdie Argumente, die unſere ausländischen Kritiker gegen
das deutsche Preſſewesen ins Feld führen, als gegenstands-
los. Sie gehen völlig an der Sache vorbei ; denn sie ent-
stammen dem Wortschatz einer liberalistischen Geisteshal-
tung, deren Begriffe auf unſere Zeit und unſere moderne
Auffaſſung von den Aufgaben der Preſſe nicht mehr an-
wendbar sind. Auch die deutsche Presse nimmt sich die Frei-
heit zu kritisieren ; aber sie kritisiert nicht das, was dem
Volke dienlich iſt, ſondern kritisiert das, was dem Volke
schadet. In den ſelbſtverſtändlichen Grenzen, die ihr das
Lebensinteresse der Nation sett, verfügt sie letzten Endes

10
über ein höheres Maß von Freiheit, als die liberale Preſſe
sie je besessen hat. Sie nimmt sich sogar die Freiheit, die
„Pressefreiheit“ zu kritisieren, die uns mit aller Leidenschaft,
deren die Demokratie fähig ist, als eines der heiligsten
Güter der Menschheit gepriesen wird, an dieſe ſogenannte
„Pressefreiheit" wagt selbst die freieste Feder des Libe-
ralismus nicht zu rühren. Und unsere Kollegen in den Re-
daktionen der „freiesten Demokratien der Erde" wissen,
warum ; ſie dürfen es nur nicht sagen, weil eine so peinliche
Offenheit mit ihrem höchst unfreiwilligen Berufswechsel
verbunden wäre.
Was diese Pressefreiheit in Wirklichkeit ist, das habe ich
aus der Geschichte des Zeitungsweſens vieler Länder kürz-
lich nachgewiesen ¹) . Ich habe an Hand geschichtlicher Nach-
weise und dokumentarischer Unterlagen gezeigt, daß der
Begriff der Pressefreiheit in Wahrheit eine der größten
Phrasen ist, die jemals Menschenhirne vernebelt haben.
Ich habe durch das unangreifbare Zeugnis derer, die ſelbſt
vorgeben, in ihren Ländern die Pressefreiheit zu beſißen,
nachgewiesen, daß vom ersten Tage des Entstehens der
Preſſe bis auf den heutigen Tag niemals und nirgendwo
eine Pressefreiheit bestanden hat, daß sie da, wo man sie
am lauteſten pries, am kläglichsten war, daß sie eine der
größten Begriffsfälschungen iſt, die die Geschichte kennt.
Ich möchte von den Einzelheiten dieser Anklagen eines
mißbrauchten Berufsſtandes gegen die geistige Sklaverei
der liberalen Presse, von denen ich eine ansehnliche Zahl
in meiner Schrift zitiert habe, hier nur eine wiederholen,
weil sie besonders deutlich ist.

1) Otto Dietrich : Weltpreſſe ohne Maske. Dortmund, Verlag


Rote Erde 1937.

11
3m Jahre 1913 hat der amerikanische Journalist John
Swinton auf der Jahrestagung der ,,American Press
Association" in aller Öffentlichkeit erklärt :
„In Amerika gibt es keine unabhängige Presse, wenn wir
von den Zeitungen der kleinen Landstädtchen absehen. Es
ist dies allen bekannt, doch wagt keiner, seine Meinung dar-
über zu äußern, und ſelbſt, wenn Ihr sie sagen würdet, so
würde sie doch nie gedruckt werden. Der Mann, der so ver=
rückt wäre und ſeine persönliche Meinung ſchriebe, würde
bald auf der Straße liegen. Ein New Yorker Journaliſt
hat die Pflicht, zu lügen und sich zu Füßen des Götzen
Mammon niederzuwerfen. Er muß sein Land und ſeine
Raſſe um des täglichen Brotes willen verkaufen. Wir ſind
die Werkzeuge und die Vasallen reicher Leute, die hinter
der Szene stehen. Wir sind die Marionetten. Sie ziehen
an der Schnur, und wir tanzen ! Unſere Zeit, unsere Ta-
lente, unser Leben, unsere Fähigkeiten gehören diesen
Leuten. Wir sind Prostituierte des Geistes." — Das ist ein
drastisches und hartes Urteil, das schon vor 25 Jahren aus-
gesprochen wurde. Seitdem sind die Verhältnisse nicht besser
geworden.
In einem New Yorker Verlag iſt erst kürzlich ein Buch
erschienen, das den Titel trägt : ,,The Washington Corre-
spondents" , und in dem etwas in dieſem Zuſammenhang
sehr Interessantes zu lesen steht. Der Verfasser gibt näm-
lich die Antworten von Fragebogen wieder, die er an
mehrere Hunderte von Journalisten sandte. Auf die Frage :
„Wieweit reicht die Freiheit eines Journaliſten ?“ war die
häufigste Antwort etwa die : „Jedermann weiß, daß sie
schreiben müssen, was die Verleger wollen“, oder „Sie 1
würden hinausfliegen, wenn ſie ihre Redaktionen nicht mit
dem versorgen würden, was diese haben wollen." Der Ver-
fasser des Buches, Leo C. Roston, schreibt an einer Stelle :

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„In einer Gesellschaft, wo Freiheit sich als ein hübsches
Schlagwort, begrenzt durch die wirtschaftliche Realität, dars
ſtellt, iſt ein reines Gewiſſen ein Luxus, der auf diejenigen
beschränkt ist, die Geld genug haben, um ein Kompromiß
auf Kosten ihrer persönlichen Ideale zu verweigern.“
Dieses Buch, das nicht wir geſchrieben haben, ſondern
das in den Vereinigten Staaten erſchienen ist, wäre eine
ſehr empfehlenswerte Lektüre für alle diejenigen, die glau-
ben, uns einen Mangel an Pressefreiheit zum Vorwurf
machen zu können. Oder man sollte jene ſenſationelle An-
klageschrift gegen die amerikanische Preſſe leſen, die kürz-
lich ebenfalls in New York von Ferdinand Lundberg er-
ſchienen ist unter dem Titel : „Amerikas 60 Familien“, ins-
besondere das Kapitel „ Der Journalismus unter der Herr-
schaft des Geldes". Dort erkennt man das wahre Gesicht der
Pressefreiheit. Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Die Pressefreiheit ist ein Phantom ! Ein Aushängeschild,
beſtimmt für harmloſe Gemüter ! Es hat nie eine Presse-
freiheit gegeben und gibt heute keine Pressefreiheit, nirgend-
wo, in keinem Lande der Welt. Man sollte so viel Gefühl
für die Wirklichkeit besißen, uns das offen zuzugeben. Die
Presse ist immer abhängig und immer irgend jemandem
verpflichtet. Es fragt sich nur, wem ?! Ob unverantwort-
licher Geschäfts- und Parteipolitik, ob den anonymen
Mächten des Geldes und der Zerstörung aller menschlichen
Ordnung und Moral, oder den für das Leben der Völker
verantwortlichen Staatsmännern und politiſchen Instanzen
der Nation.
Als wir im Jahre 1933 begannen, den nationalſozia-
listischen Staat aufzubauen, und uns auf dem Gebiet des
Pressewesens einer geradezu chaotischen Erbschaft gegen-
überſahen, mußten wir uns diese Frage stellen. Wir ent-
schieden uns für das lettere und haben dann sehr schnell ge-

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handelt. Die Reinigung der Preſſe in Deutſchland war ſo-
zusagen die Biſitenkarte und die Neugestaltung unserer
- die Erstgeburt der national-
Preſſe — ich möchte ſagen
sozialistischen Revolution.
Wäre nicht von der Nationalsozialistischen Partei unter
schwersten Opfern und Mühen eine Parteipresse aufgebaut
worden, die jahrelang einen rücksichtslosen Kampf gegen die
alten Pressezustände führte, dann wäre das Ansehen der
Zeitung wahrscheinlich überhaupt im Volke unrettbar ver-
loren gewesen ! In dieses Chaos, das wir übernahmen,
mußte rechtliche Ordnung gebracht werden ! Schon am 4. Dk-
tober 1933 konnte das Schriftleitergesetz verkündet werden.
Am 1. Januar 1934 trat es in Kraft.
Die Struktur des Neubaues der deutschen Preſſe iſt ein-
fach und klar. Das Schriftleitergesetz hat aus echt national-
sozialistischem Geiste heraus den Schwerpunkt der Verant-
wortung für den Inhalt der Zeitung von der Sache auf die
Person verlegt. Es hat die persönliche Verantwortung für
den redaktionellen Teil, d. h. für den geistigen und poli=
tischen Inhalt der Zeitung weithin sichtbar herausgestellt.
Es entspricht dem Grundsatz der absoluten Verantwortlich-
keit des einzelnen gegenüber dem Volksganzen, daß der-
jenige, der in der Zeitung schreibt und öffentliche Meinung
macht, auch dem Staat und der Öffentlichkeit für ſeine Tä-
tigkeit verantwortlich ist. Und es entspricht dem deutschen
Rechtsempfinden im Gegensatz zur Auffassung des libe-
ralistischen Systems, daß derjenige, der den geiſtigen In-
halt einer Zeitung frei bestimmt, bzw. die Beiträge anderer
Mitarbeiter redaktionell bearbeitet und über ihre Auf-
nahme entscheidet, hierfür auch die persönliche Haftung
übernimmt. Das unsittliche Prinzip der Anonymität war
damit aufgehoben.

14
Das nationalsozialistische Pressegeset brachte den deut-
schen Journalisten in ein unmittelbares Verhältnis zu Volk
und Staat, denen er neben seinem eigenen Gewissen in
ſeiner geistigen Arbeit verantwortlich ist. Dafür sichert ihm.
der Staat die zur Erfüllung seiner Aufgaben und Pflichten
notwendige geſehliche Unabhängigkeit gegenüber un-
lauteren Einflüssen, denen er als der wirtschaftlich
schwächere Teil bis dahin keinen ausreichenden Widerstand
entgegensetzen konnte.
Diese Gestaltung des persönlichen Preſſerechts ist der
Ausgangspunkt für die neue Position des Journalismus
im_nationalſozialiſtiſchen Deutſchland geworden. Sie hat
ſich auch in einer grundlegenden Änderung der ſozialen
und gesellschaftlichen Stellung des deutschen Schriftleiters
ausgewirkt.
Es ist ein großer Irrtum zu glauben, wir wollten in
Deutschland eine mechaniſierte Staatspreſſe, die den Schrift-
leiter zum bloßen Handlanger und Tintenkuli der Staats-
organe macht ! Keineswegs ! Wir wollen die lebendige
Volkspreſſe, die die Persönlichkeit des Schriftleiters frei
entwickelt und ſein journaliſtiſches Pflichtgefühl zu ſchöpfe-
rischer Entfaltung für das Wohl seines Volkes bringt !
Dabei weiß die deutsche Presse sehr wohl, daß ihr noch
vieles zu tun übrigbleibt. Eine ſo grundlegende personelle
Umgestaltung, wie wir sie vornahmen, braucht Zeit, um in
ihre Aufgaben ganz hineinzuwachsen. Die gesetzliche Rege-
lung war eine unumgängliche Notwendigkeit. Mit der radi-
falen Trennung von Geſchäft und Politik, die das deutſche
Schriftleitergesetz vollzog, iſt die Voraussetzung geschaffen
worden für die Geſundung unserer Preſſe. Denn dieſes
staatliche Geseß hat in der Bruſt jedes deutſchen Journa-
listen das innere Gesetz jener höheren Pressefreiheit leben-
dig werden laſſen, die den journaliſtiſchen Beruf als einen

15
durch nationale Verantwortung geadelten Beruf vor vielen
auszeichnet.
Darin, meine sehr geehrten Damen und Herren, ſehen wir
die innere Kraft und die nationale Bedeutung der Presse.
Demgegenüber steht die internationale Macht und Bedeu-
tung der Bresse als eines weltpolitischen Faktors, den ich
zu Beginn meiner Ausführungen hervorhob. Und ich glaube,
heute hier vor einem Kreis zu sprechen, bei dem ich ein be-
ſonderes Intereſſe für dieſes weittragende Problem vor-
aussehen darf.
- ist eine Macht im
Die Presse ich sagte es schon
Leben der Völker, die größer ist, als sich die bürgerliche
Weisheit mancher Zeitgenossen träumen läßt. Früher
nannte man ſie die siebente Großmacht ; ich glaube, sie hat
sich in den letzten 20 Jahren in der weltpolitischen Rang-
liste um einige Pläße höher hinaufgefeßt. Denn in dem
Maße, in dem sich die Völker durch die moderne Verkehrs-
und Nachrichtenpolitik nähergerückt sind , in dem gleichen
Maße ſind auch die Stimmungen und Temperierungen, die
politische Atmosphäre und die politischen Reaktionen inner-
halb der Völker von weitaus größerer Bedeutung geworden
für die politischen Entscheidungen der Mächte. Über die
Drähte der Preſſe wird heute die wirkliche oder vermeint-
liche Einstellung der Völker zu allen großen Ereignissen
innerhalb weniger Stunden von Land zu Land getragen.
Man wende nicht ein : der Rundfunk macht das noch
schneller. Der Rundfunk, meine Damen und Herren, gibt
die Stimmen der Preſſe wieder, die als Barometer der
öffentlichen Meinung, als die Stimme der Völker gilt, ob
ſie es nun in Wirklichkeit ist oder nicht. Die Presse gilt als
die öffentliche Meinung, weil sie die öffentliche Meinung
auf das stärkste beeinflußt. Und deshalb kann man ſie als
das Barometer der Weltpolitik bezeichnen, dessen Ausschlag

16

1
und Zeigerſtand sicherlich die Entschlüſſe vieler Kabinette
in den letzten Jahrzehnten ſtärker und unmittelbarer beein-
flußt hat, als mancher zu ahnen vermag.
Diese Macht nun, die der Preſſe als einem der einfluß-
reichsten Mittel moderner Menschenführung in die Hand
gegeben ist, steht zwischen Gut und Böſe, ſie birgt Möglich-
keiten in sich, die für die internationalen Beziehungen der
Völker untereinander zum Wohl oder zum Schaden ent-
faltet werden können. Ein französischer Diplomat bezeich=
nete sie deshalb einmal treffend als die Zunge, von der
Äsop sagt, sie sei das Beste und das Schlechteste. Leider
hat sich bisher in den internationalen Beziehungen die
schlechte Zunge weit vernehmlicher bemerkbar gemacht, als
die guten Kräfte der Preſſe zur Geltung kommen konnten.
Wie oft hat die Vergiftung der öffentlichen Meinung durch
die bewußte Bresselüge und durch verantwortungslose Sen-
sationsberichterstattung die schwersten Gefahren für den
Frieden der Völker heraufbeschworen. Der Führer hat in
seiner leßten Reichstagsrede den Finger an diese offene
Wunde im Zusammenleben der Völker gelegt. Er hat den
Heßern und Brunnenvergiftern eine deutsche Antwort er-
teilt und den Regierungen zugerufen, daß es ein verdienst-
volles Werk ſein würde, wenn es gelingen könnte, nicht
nur den Abwurf von Gift-, Brand- und Sprengbomben auf
die Bevölkerung international zu verhindern, ſondern vor
allem den Vertrieb von Zeitungen zu beseitigen, die auf
die Beziehungen von Staaten schlimmer wirken als es Gift-
oder Brandbomben je zu tun vermöchten . In meiner Rede
auf dem leßten Parteikongreß in Nürnberg habe ich an
Hand geschichtlicher Dokumente den Beweis erbracht, wie
eine gewissenlose Arbeit der Presse zwischen Völkern, die
den Frieden lieben, Haß zu säen und Krieg zu entfesseln
vermag. Und ich darf Ihnen ſagen, daß sich bis heute keine

2 17
ernsthafte Stimme erhoben hat, die diese Anklagen hätte
widerlegen können. Wohl konnte ich aus einigen Blättern

des Auslandes ohne weitere Begründung erfahren, daß
ich ein „seltsamer Presse-Chirurg" und meine Rede ein
Auswuchs der „Nazi-Mentalität“ sei. So ſtand es in den
Zeitungen. In privaten Schreiben vieler Journaliſten da-
gegen sind mir zahlreiche Äußerungen der Zuſtimmung zu-
gegangen, die mir Beweis dafür sind, wie sehr meine auf-
klärenden Worte allen anſtändigen Journaliſten, die unter
dem Zwang der Verhältnisse stehen, aus der Seele ge-
sprochen waren. Und wie so vielen Journaliſten geht es
auch so vielen demokratischen Staatsmännern. Sie haben
das sie bedrückende Presseproblem längst erkannt, aber
wagen nicht, es anzupacken. Ihre eigene Pressefreiheit ver-
bietet ihnen ich möchte sagen, bei Lebensgefahr , diese
Probleme aufzurollen. Und in dieser Tatsache, darin, daß
alle diejenigen, die die Möglichkeit hätten, dieſe Zustände
zu ändern, durch ihre politiſch-parlamentariſche Abhängig-
keit von der Presse gezwungen sind, zu schweigen, liegt die
tragische Schwierigkeit, die der Löſung dieſes an ſich ſo ein-
fachen Problems entgegensteht. Und während ſonſt im poli-
tischen Leben die volle Lautſtärke so sehr beliebt iſt, herrscht
über diese Dinge im demokratischen Pressewald Schweigen
wie in einem Trappistenkloſter. Nur die Führer der autori-
tären Regierungen haben bisher diesen Zuständen gegen-
über laut und vernehmlich ihre Stimme erhoben.
So hat der italienische Regierungschef Muſſolini erſt in
den letzten Tagen dem Präsidenten der internationalen
Verleger-Organiſation aufs neue dargelegt, wie ſtark das
übel der tendenziösen Berichterstattung verbreitet ist. Alle
diese unrichtigen und unwahren Pressemeldungen schafften
einen geiſtigen Zuſtand, der nicht unbedenklich sei und den

18
im Interesse des Friedens zu beseitigen alle Länder zu
helfen verpflichtet seien.
Wie sehr man auch in den parlamentarischen Demo-
kratien die Bedeutung dieſes Problems erkannt hat, zeigen
die zwar vorsichtigen, aber eindeutigen Äußerungen vieler
ihrer verantwortlichen Staatsmänner.
So richtete der Staatspräsident der französischen Repu-
blik, Lebrun, auf der Jahrestagung der Berufsgenoſſenſchaft
der französischen republikaniſchen Journaliſten am 8. Fes
bruar 1937 den ernſten Warnruf an die franzöſiſchen Schrift-
leiter, die sogenannte Pressefreiheit nicht zu mißbrauchen.
Die Freiheit, alles mit Vornehmheit und Maß ſagen zu
dürfen, ſei gut ; höchſt gefährlich sei es aber, wenn man sich
von Leidenſchaft und Haß fortreißen laſſe. Die franzöſiſchen
Schriftleiter müßten an die verschiedene Handhabung der
Pressepolitik in den einzelnen Ländern denken. Auf der
einen Seite fungiere so etwas wie ein Orcheſterdirigent,
der alle Vorgänge ohne Mißklang und falsche Note harmo-
nisiere. So erscheine der nationale Wille einheitlicher und
machtvoller. Es sei eine Stärke, die dem Lande zugute
komme. Dort hingegen, wo der kritische Sinn bis zum Über-
maß entwickelt sei, gehe jeder wohin er wolle. So laufe
man Gefahr, daß durch übertriebenen Individualismus
alles kompromittiert und die gewollte Wirkung unmöglich
gemacht werde. Man solle stets an die bedauerlichen Folgen
unbedachter oder sogar mit vollem Bedacht ausgegebener
Falschmeldungen denken, die die Harmonie unter den Böl=
kern, für die man sich mehr denn je einsetzen müſſe, und
den von allen ersehnten Frieden gefährden könnten .
Auf einem Frühstück des Verbandes der Ausländischen
Presse in Paris sprach sich der französische Außenminiſter
Delbos noch vor wenigen Tagen gegen die Gewohnheit
falscher oder tendenziöſer Nachrichten aus und erklärte, daß

2* 19
die gemeinsame Pflicht der Zeitungsvertreter aller Länder
darin beruhe, das aufgekommene Fieber zu beheben. Die
Preſſe müſſe mehr für die Aussöhnung und Einigung der
Völker als für ihre Trennung eintreten.
Und niemand anderes als Herriot forderte laut „Temps“
vom 16. April 1936 ein Gesetz gegen die Verleumdungs-
presse mit folgenden Worten : „Es ist unerträglich, daß
in einem anständigen Lande wie dem unſeren Lügen unge-
ſtraft verbreitet werden dürfen. Daher müſſen in dem Re-
formgesetz wenigstens zwei Punkte berücksichtigt werden:
die Pflicht, alle Artikel zu zeichnen, und die Unterbindung
des Mißbrauchs des verantwortlichen Redakteurs ; denn ich
halte es für richtig und unerläßlich, daß der Direktor der
Zeitung und der Verfaſſer des Artikels die Verantwortung
übernehmen."
Der tschechoslowakische Staatspräſident Beneſch ſtellt
Laut " Prager Presse" vom 21. April 1935 die Frage: „Ist
es möglich zu übersehen , wie der moralische Zuſtand unſerer
Generation von einer umſtürzlerischen, demagogiſchen, un-
moralischen, bestechlichen, sensationellen und anderen als
den von mir angedeuteten Gesichtspunkten und Zielen ge-
leiteten Presse vernichtet wird ?“
Der irische Präsident de Valera bejahte in einer Rede
vor dem irischen Zweigverband des ,,Institute of Journa-
lists" die Frage, ob die Freiheit der Presse eingeschränkt
werden solle oder nicht, mit den Worten : „Der Ausdruck
,Freiheit der Presse' muß eine vernünftige Erklärung
haben ; er darf nicht die Duldung einer Macht ohne Ver-
antwortung bedeuten. In vielen Kreisen besteht eine ver-
ſchwommene Vorſtellung von der ‚ Preffefreiheit “. Mit ihr
propagieren die Menschen eine Geistesverwirrung, der sie
im privaten Leben ihre Kinder nicht ausliefern würden.

20

!
Das Volk muß gegen den Mißbrauch des Preſſeeinfluſſes
geschützt werden."
In ähnlicher Weise haben sich aus aller Herren Länder
zahlreiche andere Staatsmänner geäußert, u. a. in leßter
Zeit der dänische Staatsminister Stauning, der schweize
rische Bundesrat Dr. Meher und in einer seiner letten
Völkerbundsreden der ehemalige englische Außenminister
Eden, als er die ebenso zutreffende wie launige Feststellung
macht : „ Diplomatiſche Erfolge haben wenig Nachrichten-
wert, während diplomatiſche Verſager nachhaltige Folgen
haben, die noch lange gehört und gefühlt werden."
Der englische Miniſterpräsident Chamberlain ſagte bei
einer der letzten außenpolitischen Aussprachen im Unter-
haus : „ Die Macht der Preſſe zum Guten oder zum Schlech-
ten ist auf dem Gebiet der internationalen Beziehungen
sehr groß, und ein umſichtiger Gebrauch dieser Macht, ge-
leitet von dem vollen Bewußtsein der Verantwortung, kann
vielleicht weitreichende Folgen haben, indem auf dieſe
Weise eine günſtige Atmoſphäre für die Ziele erreicht
wird, die wir anstreben."
Zweifellos hat der englische Miniſterpräſident bei dieſer
Mahnung an die verhängnisvolle Rolle gedacht, die ein
großer Teil der englischen Presse bei dem Besuch von Lord
Halifax in Berchtesgaden gespielt, und an den Bärendienſt,
den sie der britischen Diplomatie erwiesen hat. Und in der
Tat, was haben die kopfloſe Sensationsmache einer verant
wortungslosen Presse und die Fälschungsmanöver dunkler
Elemente in den letzten Jahren nicht schon an Verständi-
gungsmöglichkeiten zwischen den Völkern zerschlagen ? Die-
ses Schuldkonto ist groß ; aber es wächst ins Riesenhafte,
wenn man bedenkt, welche ungeheuren positiven Möglich-
keiten in der Macht der Preſſe liegen und welchen Segen
ſie der menschlichen Gemeinſchaft bringen könnte, wenn ſie

21
sich der wahren Verantwortung ihrer Aufgaben bewußt
würde.
Stellen Sie sich vor, meine Damen und Herren, wie
friedlich die Welt sein würde, wenn nicht nur über den
Frieden geschrieben, sondern in den Zeitungen selbst Frieden
gehalten würde ! Die Presse könnte im politischen Leben der
Völker geradezu Wunder wirken. Seit 20 Jahren bemüht
sich beispielsweise ein Völkerbund um die internationalen
Beziehungen. Wieviel diplomatiſche Bemühungen, wie viele
Tagungen und Konferenzen ſind aufgewandt worden. Das
Ergebnis ist mehr als gering, es ist kläglich. Und ist nicht gerade
die Enttäuschung über die Fruchtlosigkeit dieſer Bemühungen
der Hauptgrund für den politiſchen Defaitismus, der ſo
viele europäische Länder heute ergriffen hat ? Wie anders
könnten die Völker zueinander ſtehen, wenn sie die Bedeu-
tung der Bresse und ihre Wirkungsmöglichkeit für eine ver-
ständnisvolle Zusammenarbeit erkennen und die positive
Macht der Presse für dieses hohe Ziel voll einsehen wür-
den ! Es ist keine Utopie, wenn ich sage, daß ſie in einer
durch die Bresse geschaffenen Atmoſphäre der gegenseitigen
Achtung und des gegenseitigen Verstehens in wenigen Mo-
naten das erreichen würden, was sie auf anderem Wege
in Jahrzehnten nicht erreichen konnten. Aus einer so oft
Haß und Zwietracht säenden Geißel der Menschheit, zu der
sich heute leider große Teile der Preſſe ausgewachſen
haben, könnte eins der segensreichsten, völkerverbindenden
Elemente werden ! Die Völker wollen den Frieden, sie
wollen die Verſtändigung mit ihren Nachbarn. Aber die
Presse in so vielen Ländern, die sich brüstet, die öffentliche
Meinung zu sein, läßt dieſe Wünſche nicht zur Geltung
und nicht zur Wirkung kommen. Warum wird der Weg
zum internationalen Pressefrieden nicht beschritten? ―― ſo
kann der Mann auf der Straße in vielen Ländern mit Recht

22
fragen. Über Kokainschmuggel, Mädchenhandel und Bank-
räuberverfolgung konnten die Nationen ſich einigen, warum
sollten sie sich nicht gemeinſam der Bekämpfung der poli-
tischen Heze und der durch verantwortungslose Presse-Ele=
mente hervorgerufenen Friedensſabotage annehmen ? Dieſe
Frage möchte ich heute stellen.
Ich verkenne nicht die Schwierigkeiten, die sich ihrer Lö-
ſung im einzelnen entgegenſtellen. Sie liegen weniger im
Willen der Völker als in den organiſatoriſchen Voraus-
setzungen und in der Struktur ihres Presseweſens . Der
Führer hat in seiner Reichstagsrede auf die Einwände, daß
in anderen Ländern keine gesetzlichen Möglichkeiten be-
stünden, der Lüge und Verleumdung ein Ende zu bereiten,
einige deutliche Hinweiſe gegeben. Wenn ich auf dieſe Frage
näher eingehe, dann liegt es mir fern, Ihnen für die Durch-
führung etwaiger eigener Absichten und Wünſche die Wege
vorzuzeichnen . Das ist nicht unsere Sache. Aber ich darf
die Aufmerksamkeit darauf lenken, daß in Deutschland und
Italien durch eine moderne Pressegesetzgebung zum ersten-
mal überhaupt die praktischen Voraussetzungen zu inter-
nationaler Preſſezusammenarbeit geschaffen worden sind .
Die Struktur unſeres Preſſeweſens , deren Grundlinien ich
Ihnen aufgezeigt habe, eröffnet in der Tat erſtmals den
Ausblick auf erreichbare Ziele einer internationalen Presse-
politik, die, wenn sie sachlich begriffen und vorurteilslos
verfolgt wird, zu einem wahren Segen für alle Völker und
die Menschheit werden kann. Wer einmal dieſe praktiſchen
Ziele und Möglichkeiten erkannt hat, der ist im Intereſſe
der Völker und des Friedens geradezu verpflichtet, ihre
Verwirklichung international anzustreben. Und nur von
diesen Gedanken läßt sich die deutsche Preſſepolitik leiten,
wenn sie versucht, durch zweiſeitige geſchriebene oder unge-
schriebene Pressevereinbarungen von Land zu Land schritt-

23
weiſe den Weg zur Vernunft und zur Verſtändigung auf
dem Gebiet des internationalen Pressewesens anzubahnen.
Das Presseabkommen Deutschlands mit Polen dient
diesem Ziel, und kürzlich, aus Anlaß des Besuches des
jugoslawischen Ministerpräsidenten, sind wir auch mit
Jugoslawien zu einem erfreulichen Gentlemen Agree-
ment bezüglich der gegenseitigen Preſſebeziehungen ge-
kommen. Das enge freundschaftliche Verhältnis des deut-
schen und italienischen Volkes - das darf ich hier wohl
einmal zum Ausdruck bringen ― ist nicht zum geringsten
Teil auf die Haltung der Presse beider Länder zurückzu-
führen, die ſeit Jahren in gegenseitigen Kameradſchafts-
besuchen die Bande der Freundſchaft geknüpft hat, die heute
ihren Völkern so reiche Früchte trägt.
Die deutsche Pressepolitik wird diesen Weg der Nicht-
angriffspakte und Preſſevereinbarungen von Land zu Land
weiterhin verfolgen nach Maßgabe der politischen und
preſſepolitiſchen Möglichkeiten, die sich dafür bieten. Aber
es gibt hier Grenzen, das muß in dieſem Zuſammenhang
gesagt werden. Nicht Grenzen unseres guten Willens, der
vorhanden ist, sondern Grenzen der Verhandlungsmöglich-
keiten überhaupt, Grenzen der Preſſemoral, die in anderen
Ländern liegen. Wie es keinen Waffenſtillſtand geben kann
zwischen zwei Staaten, von denen der eine über ein wohl-
diszipliniertes Heer verfügt, während die Truppen des an-
deren sich in der Hand von Condottieri befinden, die Krieg
auf eigene Fauſt führen, so kann es auch keinen Frieden
der Preſſe geben, wenn nur der eine Teil einer nationalen
Disziplin gehorcht, während der andere sich aller Verant-
wortung entzieht und sich nur von dem anonymen Einfluß
friedenszerstörender Mächte leiten läßt. Wir ſind durch die
nationale Disziplin, zu der unſere Presse durch die national-
sozialistische Preſſepolitik erzogen worden ist und die sie

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immer zu wahren weiß, in die Lage versett, solche Ab-
kommen zu treffen und sie auch zu halten. Wie aber sieht es
in vielen anderen Ländern aus? Wie oft pflegen diplo
matische Vorstellungen wegen unqualifizierbarer Angriffe
gegen unser Volk und seine Staatsform mit folgender, fast
stereotyper Antwort bedacht zu werden : „Wir sehen ein,
daß es sich hier um eine plumpe Lüge oder um eine grobe
Berleumdung handelt ; aber wir haben bei der verfassungs-
mäßig garantierten Freiheit unserer Presse kein Mittel,
um wirksam einzuschreiten.“
Derartige Einwände sind uns ſelbſt vom Standpunkt der
weitherzigsten demokratischen Pressepolitik aus völlig un-
begreiflich. Denn was durch eine solche Auffaſſung von der
Pressefreiheit verteidigt wird, ist keine Pressefreiheit, son-
dern Pressefrechheit. Hier stellt sich der Staat unter Be-
rufung auf seine eigene Verfaſſung ſchüßend nicht vor die
Pressefreiheit, sondern vor die Schimpf- und Verleum-
dungsfreiheit. Wie sagt doch Herriot : „ Es ist unerträglich,
daß in einem anſtändigen Lande wie dem unſeren Lügen
ungestraft verbreitet werden dürfen." Er hat eigentlich nur
ausgesprochen, was in jedem Land jeder anständige Mensch
denkt ; denn es gibt keine Verfaſſung, die ſich auf das Volk
berufen und in seinem Namen derartiges schüßen könnte.
Hier sind ganz offenbar die allgemeinen Menschenrechte
falsch ausgelegt. Denn gegen Heßer und Lügner, die die
außenpolitischen Beziehungen der Nation vergiften und da
mit den Frieden des eigenen Volkes auf das ſchwerſte ge-
fährden, kann jede Regierung einſchreiten. Denn das Wohl
des Volkes und die Sicherheit des Staates sind ja für die
Demokratie oberstes Gesetz. Wo die Intereſſen des eigenen
Volkes in verantwortungsloſeſter Weise durch publiziſtiſche
Brunnenvergiftung gefährdet werden, sollte jeder Staats-
mann nach den geschriebenen und ungeschriebenen Gesetzen

25
seiner Verfassung das Recht für sich in Anspruch nehmen,
eine Zeitungsausgabe, die sich dieses Volksverbrechens
ſchuldig macht, zu beſchlagnahmen. Länder, in denen solche
für jeden anständigen Menschen selbstverständlichen Grund-
ſäße nicht zur Geltung kommen können, ſind für uns keine
Partner für Presseabkommen.
Es hat sich im Ausland die seltsame Gewohnheit ein-
gebürgert, die deutsche Regierung für jedes Wort, das in
deutschen Zeitungen steht, verantwortlich zu machen, von
der deutschen Presse aber bis zur Selbſtentäußerung jene
Zurückhaltung zu verlangen, zu der man sich selbst im
Zeichen einer falsch verstandenen Preſſefreiheit nicht im
geringsten verpflichtet fühlt. Das ist eine wenig faire Spe-
kulation auf unſere Anſtändigkeit, mit der man dem Ziel
eines Pressefriedens um keinen Schritt näherkommt. Denn
wir wollen auf keinen Fall als Lohn für unſere aufrichtigen
Bemühungen den Schaden dieser verantwortungslosen
Pressehehe tragen. Ein jeder ſolcher Angriff, wenn er nicht
von der eigenen Regierung sofort unterbunden wird, zwingt
uns, mit den gleichen Waffen zurückzuschlagen. Und daß
wir in der Verteidigung unseres Rechtes deutlich werden
können, davon hat man sich wohl überzeugen können. Wir
glauben, die üble Gewohnheit, mit solchen ungleichen
Maßen zu messen, dient der Sache der internationalen
Presseverständigung nicht. Wir können es uns nicht leisten,
friedfertige Engel zu ſein, wenn uns der Teufel im Nacken
ſißt. Hier gilt für uns das Wort : Aug' um Auge, Zahn
um Zahn. Auch wir können unseren Beitrag zum Preſſe-
frieden nur Zug um 3ug leisten. Man kann von uns nicht
erwarten, daß wir die Pfeile unserer Presse im Köcher
halten, wenn von allen Seiten gegen uns die Dreckschleudern
in Bewegung gesetzt werden. Darüber müſſen ſich die
Staatsmänner anderer Länder, die einen Preſſefrieden zur

26
Vorbereitung einer allgemeinen politischen Regelung für
unerläßlich halten, im klaren sein. Es ist wenig damit ge-
dient, wenn man am grünen Tisch Friedensbeteuerungen
abgibt, während man gleichzeitig der Presse zu Hezkam-
pagnen die Zügel frei läßt.
Wir haben in Deutschland ebenso wie in Italien durch
unsere Pressereform und Pressegesetzgebung den erſten
Schritt zu einer vernünftigen zwischenstaatlichen Preſſepoli-
tik getan und den Weg zu einer Entgiftung der internatio-
nalen Atmoſphäre gewieſen. Und auch in einer Reihe an-
derer Länder beginnt sich die Vernunft durchzusehen. Wir
haben erkannt, daß die moralische Krise, in der sich das
Weltzeitungswesen befindet, weniger bei den Journaliſten
zu suchen ist als bei denen, die ihnen aus dem Dunkeln als
ihre anonymen Brotgeber ihr Handeln vorschreiben. Wir
haben daraus die Folgerungen gezogen, wir haben durch
unser Schriftleitergesetz die Gesinnung von den unsichtbaren
Fesseln des Geldes befreit und den Journalisten in ein un-
mittelbar verantwortliches Verhältnis zu Volk und Staat
hineingestellt, ohne die privatwirtschaftliche Grundlage un-
seres Zeitungswesens anzutaſten. Mit dieser klaren und
gefunden Löſung haben wir unſeren Journalismus in Ord-
nung gebracht. Es ist nun an den anderen, uns zu folgen,
wenn es ihnen ernst ist mit den Friedenswünschen . Welche
Wege ſie dabei einschlagen, ist ihre Angelegenheit, in die
wir uns nicht einmischen. Wie in der Außenpolitik, ſo ver-
fügt der Nationalsozialismus auch auf dem Gebiet der
Pressepolitik über eine eigene Konzeption . Wie wir die
politische Überzeugung besißen, daß der Friede der Welt
nur durch den Beſtand freier, souveräner und glücklicher
Staaten gewährleistet werden kann , wie es unſer wirtſchaft-
liches Glaubensbekenntnis ist, daß ein Funktionieren der
Weltwirtschaft nur von der Grundlage gesunder nationaler

27
Volkswirtſchaften aus sich entwickeln kann, so verhält es sich
auch mit unserer Preſſepolitik, die von dem Grundſaß ge-
leitet ist, daß nur eine moralisch und wirtſchaftlich gesunde
nationale Preſſe die Voraussetzung für eine internationale
Zuſammenarbeit auf dem Gebiet der Preſſe iſt.
Der Abbau der Heß- und Verleumdungsschranken zwi-
schen den Völkern, der den Intereſſen aller Nationen und
dem Wohle aller Völker dient, wird um so schneller kommen,
je eher die verantwortlichen Staatsmänner in allen Ländern
den Willen ihrer Völker in dieser Frage begriffen haben
und den Mut aufbringen, dieſem Wollen Geltung zu ver-
schaffen. Die angebliche „Pressefreiheit“ — die sie glauben
dabei respektieren zu müſſen — iſt ein Phantom, „das nicht
mehr Macht hat als der Schrecken, den es einjagt“ . So
ſchrieb ſchon 1827 einer der erſten europäiſchen Zeitungs-
männer ; und um eines nichtsſagenden Schlagwortes willen
sollte man sich heute nicht mehr scheuen, die Dinge zu ſehen,
wie sie wirklich sind . Der Journaliſt, der im praktischen
Beruf steht, hat das wahre Gesicht dieſer ſeltſamen Breſſe-
freiheit, die für ihn keine iſt, längst erkannt. Er weiß, um
mit den Worten eines Amerikaners zu sprechen : In der
Theorie ist die Preſſe frei, in der Praxis ist jedoch diese
Freiheit durch die Macht des Geldes beseitigt. Darüber
sollten sich auch die Staatsmänner klar ſein, wenn sie vor
dieſer Hürde zurückschrecken. Mit den Sporen des guten
Gewissens und dem Appell an die Friedenssehnsucht der
Völker kommen ſie hinüber ! Die wahre Freiheit, wenn man
sie verwirklichen möchte, liegt nicht in der Zügellosigkeit,
sondern in der Verantwortung. In der Verantwortung
gegenüber der Gemeinschaft des eigenen Volkes und der
Berantwortung gegenüber der Gemeinschaft aller Völker,
die in der Preſſe nicht ein trennendes, die Völker ver-

28
hehendes, sondern ein verbindendes, dem Frieden dienen-
des Element ſehen möchten.
Dieser Verantwortung sollten sich alle bewußt sein, so-
wohl die Männer, denen die preſſepolitische Führung ob-
liegt, wie die Journaliſten, die die Zeitungen ſchreiben, ob
sie nun zu Hause am Redaktionstisch arbeiten oder als Korre
spondenten im Ausland tätig sind . In der fruchtbaren Zu-
ſammenarbeit mit den in Deutſchland tätigen Vertretern der
Auslandspreſſe erblicken wir in erster Linie die Grundlage
zu ersprießlichen Pressebeziehungen mit anderen Ländern.
Da ich den Eindruck habe, daß über unsere Einſtellung
zu den in Berlin akkreditierten Auslandsjournaliſten einige
Mißverſtändniſſe beſtehen, die noch nicht völlig klargeſtellt
sind, darf ich mit ein paar Worten darauf eingehen. Schon
wiederholt habe ich meiner Überzeugung Ausdruck gegeben,
daß journalistische Fairneß und nationale Verpflichtung
in der Pressearbeit der Auslandsjournaliſten ſich gut mit-
einander vereinbaren lassen. Das sett allerdings ein ge=
wisses Maß von Psychologie, von Verſtändnis für die
Situation und die sachlichen Gegebenheiten auf beiden
Seiten voraus.
Wir sehen die Aufgabe des Auslandskorrespondenten
darin, daß er seinen Landsleuten das unvoreingenommene,
wahrheitsgetreue Bild eines fremden Landes und Volkes
vermittelt. Wer seine Aufgabe so auffaßt, darf jederzeit
unſerer Unterstützung gewiß sein ; denn dann achten wir in
ihm den publiziſtiſchen Vertreter eines Organs der öffent-
lichen Meinung seines Landes . Wir werden ihm das Recht
sachlicher Kritik nicht beſtreiten, wenn sie von dem Willen
getragen ist, der Wahrheit zu dienen. Wer jedoch persön
liche oder durch seine eigene Weltanschauung bedingte Ge=
fühle der Abneigung oder gar des Haſſes gegen das Gaſt-
land hegt, Gefühle, die ihn ſtändig in Konflikt mit ſeiner

29
beruflichen Aufgabe bringen und seine sachliche Bericht-
erstattung erschweren oder gar unmöglich machen, der sollte
als Korrespondent nicht zu uns kommen. Denn er schadet
durch seine schiefe und tendenziöse Berichterstattung nicht
nur unſerem, ſondern auch seinem eigenen Lande und ſeßt
sich einem fortgeseßten berechtigten Mißtrauen aus , das
über kurz oder lang zu einem Bruch führen muß. Wir ſind
empfindlich, wenn wir feſtſtellen, daß ein Auslandsjournaliſt
allen Bemühungen der Politiker, ein gutnachbarliches Ver-
hältnis mit anderen Völkern herzustellen, die umgekehrten
Bemühungen entgegenſeßt, nämlich durch konſequent ein-
ſeitige und bewußt tendenziöſe Berichterstattung über die
innerdeutschen Ereigniſſe fortgeſeßt verſucht, andere Völker
gegen uns aufzuhehen. In diesem Falle haben wir das In-
ſtitut der Ausweiſung benußt, die übrigens keine national-
ſozialiſtiſche Erfindung iſt, ſondern eine von allen anderen
angewandte Maßregel, die überall den Journaliſten trifft,
der seine berufliche Anstandspflicht verlegt und die ihm ge-
währte Gastfreundschaft mißbraucht . In solchen Fällen
haben wir von dieſer Maßregel Gebrauch gemacht und
werden es auch in Zukunft so handhaben.
Im übrigen haben wir Verſtändnis für die besonderen
Bedingungen, unter denen die Auslandsjournaliſten ihre
Arbeit zu verrichten haben. Wir sind nicht kleinlich und ge-
hören nicht zu denen, die glauben, in jedem ausländischen
Journaliſten einen Schweinehund erblicken zu müſſen, wenn
er nicht genau so schreibt wie ein Nationalsozialiſt. Wir
wissen und rechnen damit, daß er, als Angehöriger eines
anderen Volkes, in vielen Dingen anders denkt und anders
fühlt als wir, genau so wie wir von einem Deutſchen im
Ausland erwarten, daß er sich seines Deutschtums stets be-
wußt bleibt. Wir verlangen lediglich, daß der Auslands-
korrespondent der Wahrheit dient, ſeiner journaliſtiſchen

30
Anstandspflicht nachkommt und, ebenso wie der Diplomat
im Ausland, ſeine Mission von einer höheren Warte aus,
von der verantwortlichen Warte der Pflege der Bezie-
hungen von Volk zu Volk, sieht.
Gewiß, ganz ohne Senſation iſt eine Zeitung nicht zu
machen. Aber bieten die Leiſtungen des nationalſozialiſti-
schen Deutschlands auf so vielen Gebieten nicht übergenug
Stoff zu sensationeller Berichterstattung ? Man sollte nicht
mit Fleiß nur das Negative ſuchen, wo so viel Poſitives vor-
handen ist. In der übertreibung um der Senſation willen
liegt die Gefahr, abzugleiten und damit allzu leicht dem
Gerücht und dadurch der Unwahrheit zu verfallen. Hierauf
Ihre Aufmerksamkeit zu richten, möchte ich heute abend nicht
verfehlen.
Wenn ich nun Ihren Wunschzettel, meine Herren von
der Auslandspreſſe, vorwegnehmen darf, so weiß ich, er
beginnt und endet bei dem Ruf nach Information. Ich habe
den Willen, Ihnen hier zu helfen, soweit ich kann ; doch
dürfen Sie von uns nichts Unbilliges verlangen. Jede Re=
gierung pflegt nur die Information zu geben , die ſie im
Volks- und Staatsinteresse geben kann , und zu dem Zeit-
punkt, den sie für geeignet hält. Deshalb ist auch bekanntlich
der Journaliſt in allen Ländern wegen dieser natürlichen
Grenze stets unzufrieden. Wer ſelbſt Journaliſt war, ver-
steht das und sucht zu helfen, soweit es möglich ist.
Das, meine sehr geehrten Damen und Herren, wollte
ich Ihnen heute sagen. Ich habe es getan sine ira et studio
vor einem Kreis, mit dem mich meine Arbeit in Zukunft
mehr noch als bisher zuſammenführt. Wenn es mir ge=
lungen ist, Ihre Aufmerkſamkeit auf das Problem zu lenken,
das ich behandelte, und das ich für eine der bedeutsamsten
unſerer gemeinſamen politiſchen Aufgaben der Gegenwart
halte, dann hat dieser Abend seinen Zweck erfüllt . Denn das

31
Interesse, das Sie, meine Herren von der Diplomatie, dieſen
Fragen entgegenbringen, ist für ihre Lösung sehr wichtig .
Das Wort Bismarcks, daß jedes Land auf die Dauer doch
die Fensterscheiben bezahlen muß, die seine Presse ein-
schlägt, bewahrheitet sich stets . Die Scherben -— meine sehr
geehrten Herren von der Diplomatie - fallen in Ihr Reſ-
sort ! Nicht weniger wertvoll aber ist mir Ihre Anwesen-
heit, meine Herren von der Presse ! Den Herren Diplomaten
gegenüber kann ich Sie übrigens rehabilitieren mit jenem
anderen Wort Bismarcks über die Presse : „ Ich kann aus
einem tüchtigen Redakteur eher einen Staatssekretär des
Äußeren oder Inneren machen, als aus einem Dußend Ge-
heimräten einen gewandten und brauchbaren Journaliſten.“
Dieses Wort gilt auch heute noch. Und es gilt sicherlich
auch für Sie, meine Herren von der Auslandspreſſe in
Deutschland. Ich sehe in Ihnen und Ihrer berufskamerað-
schaftlichen Mitarbeit nicht ein deſtruktives , sondern ein auf-
bauendes Element zur Mithilfe an der Verwirklichung jener
pressepolitischen Notwendigkeiten, die ich Ihnen heute abend
vortragen durfte und die zu einem der drängendsten Pro-
bleme der internationalen Politik geworden sind.
Der Führer unterſchied in seiner Reichstagsrede zwei
Arten von Journalisten. Ich werde mich glücklich schäßen,
wenn ich Sie stets und ausnahmslos zu denen zählen darf,
die wissen, daß sie ihrem Volk am beſten dienen, wenn ſie
der Wahrheit den Weg zu ihm bereiten. Und deshalb möchte
ich schließen mit einem Wort, das vielleicht am besten den
Ausdruck jener Gefühle wiedergibt, die wir in unſerer Zu-
sammenarbeit mit Ihnen empfinden und von denen sich auch
der Journaliſt im Ausland bei seiner Arbeit stets leiten
Lassen sollte:

Achte eines jeden Vaterland,


doch Dein eigenes liebe !
L
NX 001 846 962

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