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Philologie auf zweiter Stufe Literarische

Rezeptionen und Inszenierungen


hellenistischer Gelehrsamkeit Gregor
Bitto Editor Anna Ginestí Rosell Editor
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Philologie auf zweiter Stufe
Literarische Rezeptionen
und Inszenierungen
hellenistischer Gelehrsamkeit

Herausgegeben von
Gregor Bitto und Anna Ginestí Rosell

Klassische Philologie Palingenesia 115

Franz Steiner Verlag


Gregor Bitto / Anna Ginestí Rosell
Philologie auf zweiter Stufe
PALINGENESIA
Schriftenreihe für Klassische Altertumswissenschaft
Begründet von Rudolf Stark
Herausgegeben von ChrIStoPh SChubErt
Band 115
Philologie auf zweiter Stufe
Literarische Rezeptionen und Inszenierungen
hellenistischer Gelehrsamkeit

Herausgegeben von
Gregor Bitto und Anna Ginestí Rosell

Franz Steiner Verlag


Gedruckt mit freundlicher Unterstützung der Fritz Thyssen Stiftung

Coverabbildung:
Phönix in einem Mosaik aus Antiochia am Orontes, jetzt im Louvre.
Fondation Eugène Piot, Monuments et Mémoires, publ. par l’Académie
des Inscriptions et Belles-Lettres 36, 1938, 100.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:


Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen
Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
<http://dnb.d-nb.de> abrufbar.

Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt.


Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes
ist unzulässig und strafbar.
© Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2019
Druck: Offsetdruck Bokor, Bad Tölz
Gedruckt auf säurefreiem, alterungsbeständigem Papier.
Printed in Germany.
ISBN 978-3-515-12357-0 (Print)
ISBN 978-3-515-12361-7 (E-Book)
INHALTSVERZEICHNIS

Vorwort .................................................................................................................... 7

Einleitung ................................................................................................................. 9

I. DICHTERISCHE REZEPTIONEN ................................................................... 25

Nunzia Ciano
Wenn der exegetische Auxiliartext zum dichterischen Text wird.
Über Ciceros Benutzung der Scholien zu Arat ...................................................... 27

Jean-Christophe Jolivet
«Pourquoi Cyréné n’a pas plongé?» L’embuscade de Protée et la philologie
homérique (Virgile, Géorgiques 4, 387–530 et les scholies à l’Odyssée). ............ 39

Joan Pagès
Perseus: The Mythographic Tradition and its Reception
in Ovid’s Metamorphoses ...................................................................................... 65

Chiara Battistella
Seneca tragicus and the scholia to Euripides.
Some case studies from the Medea ........................................................................ 79

Gregor Bitto
Sed plura vacant. Statius’ Achilleis und die Homerphilologie .............................. 93

II. LITERARISCHE INSZENIERUNGEN......................................................... 117

Philipp Weiß
Tod eines Kritikers: Zur Zoilosanekdote bei Vitruv. 7 praef. 8–9 und ihrem
Nachleben in den Saturnalia des Macrobius ....................................................... 119
6 Inhaltsverzeichnis

Bardo Maria Gauly


Seneca: Von Philologie zu Philosophie ............................................................... 133

Thomas Schirren
Philologia ancilla rhetoricae. Leseübungen für die rhetorische Brillanz?
Quintilians philologische Empfehlungen ............................................................ 147

Anna Ginestí Rosell


Etymologie beim Wein. Philologie in der Gruppenidentitätsbildung
der Quaestiones Convivales von Plutarch ........................................................... 183

Wytse Keulen
Mark Aurel, der Philologenkaiser. Die Literarisierung der Philologie
in Frontos Korrespondenz.................................................................................... 201

Ute Tischer
Der Sophist als Philologe. Inszenierung und Instrumentalisierung
der grammatica in Apuleiusʼ Rede Pro se de magia ........................................... 231

Peter v. Möllendorff
Sub iudice philologia. Zur Verarbeitung philologischer Themen
im Werk Lukians ................................................................................................. 257

Abstracts .............................................................................................................. 271

Index locorum notabiliorum ................................................................................ 277


VORWORT

Die Beiträge dieses Sammelbandes gehen auf Vorträge zurück, die im Rahmen
der gleichnamigen Tagung an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt
vom 26. bis 28. März 2015 gehalten worden sind.1
Ohne die finanzielle Unterstützung der DFG und der Fritz Thyssen Stiftung
hätte diese Veranstaltung nicht stattfinden können, weshalb beiden Institutionen
an dieser Stelle noch einmal ein herzlicher Dank ausgesprochen sei. Außerdem
verdanken wir der Fritz Thyssen Stiftung die großzügige finanzielle Förderung
der Publikation dieses Sammelbandes.
Den Professoren der Klassischen Philologie in Eichstätt, Bardo M. Gauly und
Gernot Michael Müller, sind wir für den wissenschaftlichen Austausch bei der
Planung der Tagung zu großem Dank verpflichtet.
Bei der Tagungsorganisation haben wir durch die Sekretärin der Klassischen
Philologie in Eichstätt, Frau Karin Strobl, sowie die Hilfskräfte Frau Veronika
Reisacher und Herr Jonas Ludäscher dankenswerterweise tatkräftige Unterstüt-
zung erhalten.
Für die Aufnahme in die Reihe Palingenesia sowie für eine aufmerksame
Lektüre des Manuskripts danken wir Herrn Prof. Christoph Schubert (Erlangen).
Für die technische Bearbeitung des Manuskripts seien die Hilfskräfte Frau
Karolin Daferner und Herr Matthias Paun bedankt.

Eichstätt, im Oktober 2018

1 Neu hinzugekommen ist der Beitrag von Nunzia Ciano.


EINLEITUNG

Es ist wohl der Traum eines jeden Philologen: Die eigene wissenschaftliche Be-
schäftigung mit einem literarischen Text in Form eines Kommentars oder einer
Monographie unter einer bestimmten Fragestellung wird zum Material eines neu-
en literarischen Textes. Wenn wohl auch nicht viele heutige Philologen dieses
Glück haben dürften, so ist dies aber zumindest für einige derjenigen, die am ale-
xandrinischen Museion ihrer Tätigkeit nachgingen, Realität geworden. Ihre Text-
konstitution, Kommentierung und Erklärung ist nicht nur in den Schulunterricht
der nachfolgenden Generationen eingegangen, sondern auch selbstverständlicher
Teil des allgemeinen intellektuellen und literarischen Diskurses geworden. Philo-
logisch versiert zu sein, ist nicht nur etwas für den Spezialisten, den grammaticus,
sondern gehört zu den hard skills für den sozial und literarisch Erfolgswilligen.
Gemeinsames Wissen um philologische Gegenstände und die Fähigkeit zum Aus-
tausch darüber sind Integration und Identifikation stiftende Faktoren. Der litera-
risch-philologische Kanon ist die Richtschnur, die somit zugleich trennt und ver-
bindet.
Dennoch ist dies nicht vorrangig im Sinne eines sozialen Drucks zur philolo-
gischen Beschäftigung zu verstehen. Ebenso wichtig ist nämlich eine gewisse
Lust an der Philologie. Wenn z. B. Vergil Anregungen aus der Homerkommentie-
rung in seiner Aeneis aufgreift, so tut er dies nicht, weil ihm nichts Besseres ein-
fiele oder er einfach unreflektiert die Meinungen Früherer teilt, sondern weil ihn
und sein Publikum die Anspielung auf die Tradition und der Reiz an der Bezug-
nahme auf Früheres, gern auch ein wenig Obskures, verbinden. Man könnte mit
Jonathan Lethem auch von einer „ecstasy of influence“ sprechen.1
Die einzelnen Beiträge des Bandes widmen sich unterschiedlichen Ausprä-
gungen dieses Phänomens von der Zeit der späten römischen Republik bis in die
Kaiserzeit (und mit Macrobius bis in die Spätantike) hinein. Als Grundlage für die
einzelnen Studien sollen zuvor die historisch-kulturellen Voraussetzungen und das
Phänomen als Ganzes in einer überblicksartigen Skizze, die in eine Darstellung
der Konzeption des Bandes mündet, in den Blick genommen werden.

1 Lethem 2011, 93–120, in Reaktion auf Blooms berühmte „anxiety of influence“; treffend auch
seine aphoristische Frage p. 98: „[…] what exactly is postmodernism, except modernism
without the anxiety?“. Lethems Essay ist selbst Ausdruck dieser ecstasy of influence, wie der
Anhang, der alle Übernahmen verzeichnet, ausweist (pp. 112–120).
10 Gregor Bitto / Anna Ginestí Rosell

1. DIE ENTSTEHUNG DER ‚KLASSISCHEN‘ PHILOLOGIE

Mit der Wende vom vierten zum dritten vorchristlichen Jahrhundert ereignet sich
eine grundlegende Umgestaltung der griechischen Welt, die alle Lebensbereiche
von der Politik bis zur Bildungskultur umfasst.2 Der Blick auf die eigene Vergan-
genheit, besonders in literarischer Hinsicht, nimmt immer stärker den Charakter
einer Bewahrung, Sammlung und Erforschung an.3 Nicht unwesentlich ist dabei,
dass diese Tätigkeit in doppelter Hinsicht dem Bewahren gilt: zum einen in physi-
scher Hinsicht, indem nach Texten gesucht wird und verschiedene Überlieferun-
gen zu einer gültiger Gestalt vereint werden; zum anderen in pädagogischer Hin-
sicht, dadurch, dass der immer größer werdende zeitliche und kulturelle Abstand
durch entsprechende Erklärung und Kommentierung aufgefangen werden muss.
Diese Relation von Text und Kommentar hat Dubischar mit dem Konzept des
Auxiliartextes beschrieben.4 Dabei stellt der Sekundär- bzw. Auxiliartext das Kor-
rektiv bei der Rezeption eines Primärtextes dar. Im mündlichen Gespräch kom-
pensiert der Zuhörer Defizite im Beitrag des Sprechenden. Leser können dies,
besonders wenn sie vom Autor/Text räumlich, kulturell, chronologisch etc. ge-
trennt sind, nicht in gleicher Weise leisten. Hier ist nun die Vermittlungsleistung
des Auxiliartextes gefragt. In diesem Sinne ist, Rudolf Pfeiffer folgend, die Ent-
stehung der Philologie im dritten vorchristlichen Jahrhundert zugleich eine Geburt
der Philologie als ‚klassischer‘ Philologie.5
Diese Beschäftigung mit dem literarischen Erbe wird einer immer mehr spe-
zialisierten Gemeinschaft von Philologen übertragen. Zum einen erklärt sich die-
ser Wandel hin zu einer professionalisierten Beschäftigung mit Texten durch die
bereits angedeuteten veränderten Rezeptionsbedingungen, die einen Bedarf an
geregelter Edierung und Kommentierung überlieferter Texte notwendig werden
lassen. Zum anderen erzeugt diese Art der philologischen Auseinandersetzung mit
Texten eine veränderte Rezeptionshaltung beim Leser. Dies gilt sowohl für die
Zeitgenossen der ersten Generation alexandrinischer Philologen, die sich z. B.
Homer oder die Tragiker nun auch mithilfe eines Kommentars aneignen können;
es gilt in weit größerem Maße aber für die folgenden Generationen, die durch eine
philologisch ausgerichtete Schulbildung6 eine philologische Rezeption gewisser-
maßen als primären Lektüremodus kennen lernen.

2 Einführend zu historischen und soziokulturellen Aspekten mit Verweisen auf die ent-
sprechende Forschung: der erste Teil des Sammelbandes von Clauss/Cuypers 2010.
3 Dass diese Entwicklung der Philologie in Alexandria, so eigenständig sie in ihrer Art auch
sein mag, wichtige Vorläufer hat, ist immer gesehen worden, vgl. z. B. die ersten Kapitel in
Pfeiffer ²1978. Umstritten ist allerdings, inwiefern Aristoteles und der Peripatos in literatur-
theoretischer Hinsicht Einfluss ausgeübt haben. Gegen Pfeiffers Ablehnung (²1978, 123f. und
172f.) habe neuere Arbeiten entscheidende Kontinuitäten aufgezeigt: vgl. Richardson 1994,
Schironi 2009 und jetzt auch in monographischer Form Bouchard 2016.
4 Dubischar 2010, vgl. auch Asper 2007, 14–17.
5 Pfeiffer 21978, 18.
6 Zur Rolle der γραµµατική in der Bildung sowohl in pragmatischer wie auch ideeller Hinsicht:
Einleitung 11

Im dreistufigen antiken Schulsystem hellenistischer Prägung folgt nämlich auf


eine Primarstufe mit Lesen und Schreiben der Unterricht beim grammaticus, der
schließlich in die Rhetorikausbildung mündet. Bereits auf der zweiten Stufe wer-
den die Schüler mit den klassischen Dichtern vertraut gemacht, ja die Dichterer-
klärung ist eigentliche Aufgabe des grammaticus.7 Die Form der Erklärung ähnelt
dem Vorgehen der uns erhaltenen spätantiken Kommentare und Scholien bei der
Textexegese.8 Dionysios Thrax, ein Grammatiker des zweiten bzw. frühen ersten
vorchristlichen Jahrhunderts, definiert die Grammatik so, dass die Parallelität au-
genscheinlich wird:9
Grammatik ist die Erfahrung mit denjenigen Dingen, die zumeist bei Dichtern und
Prosaautoren gesagt werden. Sie hat sechs Teile: erstens sorgfältiger Vortrag entsprechend
den diakritischen Zeichen; zweitens Auslegungen nach den zugrundeliegenden dichterischen
Tropen; drittens anschließende Erklärung seltener Wörter und Mythen; viertens Findung der
Etymologien; fünftens Auswahl der Analogie; sechstens Beurteilung der Gedichte, was von
allen der schönste Teil der grammatischen Kunst ist.10

Durch die doppelte Veranlagung der ersten Philologen als Dichter und Gelehrte11
eröffnet sich zugleich ein weiteres Einflussfeld der Philologie. Dieses umfasst
nicht nur, wie bisher beschrieben, die Rezeption der alten Texte durch die
philologisch geschulten Leser, sondern auch die Produktion neuer Texte durch
philologisch geschulte Autoren, die zugleich auf eine entsprechende Rezeption
ihrer Werke zumindest beim Primärpublikum12 setzen. In diesem Sinne lässt sich
in Anlehnung an G. Genette von einer Philologie ‚auf zweiter Stufe‘ sprechen.13

Morgan 1998, 152–89. Zur Schulbildung im hellenistischen und römischen Ägypten vgl.
Cribiore 2001, bes. 185–219 zu Inhalten und Vorgehensweisen beim Lektüreunterricht.
7 Vgl. z. B. Cic. de div. 1.34, der grammatici als interpretes poetarum bezeichnet.
8 Vgl. Bonner 1977, 212–249 und Marrou ²1950, 375–378.
9 Gramm. 1. Die Echtheit der Schrift ist zwar umstritten, allerdings gilt dies nicht für den
Anfang, der durch Sextus Empiricus math. 1,57 und 250 belegt ist. Zur Echtheitsfrage vgl.
auch den Überblick bei Lallot 21998, 20–25 und bei Pagani 2011, 30–37 (dort auch (17–21)
ein Überblick über die antiken Definitionen von Grammatik).
10 Γραµµατική ἐστιν ἐµπειρία τῶν παρὰ ποιηταῖς τε καὶ συγγραφεῦσιν ὡς ἐπὶ τὸ πολὺ
λεγοµένων. µέρη δὲ αὐτῆς ἐστιν ἕξ· πρῶτον ἀναγνώσις ἐντριβὴς κατὰ προσῳδίαν, δεύτερον
ἐξήγησις κατὰ τοὺς ἐνυπάρχοντας ποιητικοὺς τρόπους, τρίτον γλωσσῶν τε καὶ ἱστοριῶν
πρόχειρος ἀποδόσις, τέταρτον ἐτυµολογίας εὕρησις, πέµπτον ἀναλογίας ἐκλογισµός, ἕκτον
κρίσις ποιηµάτων, ὃ δὴ κάλλιστόν ἐστι πάντων τῶν ἐν τῇ τέχνῃ. Zur genauen Bedeutung und
Übersetzung der einzelnen Punkte vgl. Lallot 21998, 69–82, bes. 81f. zur κρίσις ποιηµάτων
(nicht künstlerische Beurteilung, sondern Echtheitskritik und Einschätzung über die schulische
Verwendbarkeit). Vgl. auch die Aufgaben des Grammatikers bei Quintilian 1.8.13–18. Wenn
Dionysios Thrax auch von Dichtern und Prosaautoren spricht, so stand doch meist die Dich-
tererklärung im Vordergrund, vgl. Clarke 1971, 21.
11 Pfeiffer 1978, 115f. sieht eine neue Art der Dichtung bzw. ein neues Dichtungsideal als
Ausgangspunkt für die beschriebene Entstehung der Philologie an.
12 Zu den unterschiedlichen Publikumskreisen der alexandrinischen Dichter vgl. Asper 2001.
13 Vgl. den Untertitel von Genette 1982/93: „la littérature au second degré“ bzw. „Literatur auf
zweiter Stufe“, einer Untersuchung der von ihm so genannten Transtextualität und ihrer
unterschiedlichen Ausprägungen.
12 Gregor Bitto / Anna Ginestí Rosell

Beide Zweige dieses philological turn,14 philologisches Studium der alten


Texte und philologisch inspirierte Produktion und Rezeption neuer Texte, haben
in der Forschung besonders der letzten Jahrzehnte große Aufmerksamkeit
erfahren.15 Dabei standen auf der Produktionsseite besonders griechische Autoren
im Vordergrund, und hierbei verständlicherweise die alexandrinische Trias
Kallimachos, Theokrit und Apollonios als Exponenten dieser neuen Art von
Literatur. So konnte in der Forschung gezeigt werden, wie von etymologischen
Überlegungen über Anspielungen zu textkritisch umstrittenen Stellen oder
seltenen Wörtern bei früheren Dichtern bis hin zu Spiegelungen philologisch-
ästhetischer Ideen die hellenistische Literatur wesentlich von dieser Art der
Auseinandersetzung mit Texten lebt. Aber auch nicht-poetische Texte bzw.
spätere griechische Autoren sind bereits untersucht worden, wie Dionysios von
Halikarnassos.16

2. DIE RÖMISCHE REZEPTION

In wesentlich geringerem Umfang wurde dabei die römische Literatur bedacht,


die sich jedoch als hellenistisch geprägte Mischkultur17 ebenso des philologischen
Bildungsgutes in der Schule und in der literarischen Produktion bediente. Im spät-

14 Für Überlegungen zu einem philogical turn im 21. Jahrhundert vgl. Schwind 2009.
15 Für die hellenistische Philologie vgl. z. B. die neueren Sammelbände Matthaios/Montanari/
Rengakos 2011 und Montanari/Pagani 2011 sowie den umfassenden, zweibändigen Com-
panion von Montanari/Matthaios/Rengakos 2015 (inkl. byzantinischer Philologie) und die
Einführung von Dickey 2007 (jeweils mit bibliographischen Zusammenfassungen zu den ent-
sprechenden Scholiencorpora, z. B. p. 23 zu den Homerscholien) und die systematische Be-
schreibung der scholiographischen Literarkritik bei Nünlist 2009. Zu letzterem Themenfeld
vgl. auch wichtige frühere Arbeiten wie Richardson 1980 und Meijering 1987. Zu kon-
zeptionellen Aspekten vgl. außerdem Too 1998. Zu historischen Anspielungen in der antiken
Literarkritik vgl. Tischer 2006. Eine kommentierte Sammlung der Fragmente von Didymos’
Pindarkommentar mit einem einleitenden Überblick zu Didymos’ exegetischem Vorgehen
bietet Braswell 2013.
Nic Nicht weniger umfangreich ist die Forschungsliteratur zum gelehrten Umgang mit der
dichterischen Tradition: Um nur einige Arbeiten zu nennen, übergreifend Bing 1988, Seiler
1997 und Fantuzzi/Hunter 2004, einführend z. B. Gutzwiller 2007, 169–78; vgl. auch zur
Selbstpositionierung der alexandrinischen Dichter Klooster 2011; darüber hinaus z. B. Fuhrer
1992 zu Kallimachos’ philologischer und poetischer Rezeption der Chorlyriker; Rengakos
1993 und 1994 zur Homererklärung und den hellenistischen Dichtern; Reitz 1996 zu
homerischen Gleichnissen bei Apollonios.
16 Vgl. Calvani 1990 und 1995, außerdem de Jonge 2008, 213–248 und 2011 für Bezugspunkte
zwischen Dionysios’ Aussagen über Thukydides’ Stil und den Scholien.
17 Zur kulturellen Identitätsbildung im spätrepublikanisch-augusteischen Rom vgl. z. B.
Wallace-Hadrill 2008 für den römischen Kontext (bes. 9–28 für grundlegende Überlegungen
zum Verhältnis romanisation/hellenisation), Wiater 2011 für den griechischen. Für die
komplexe römisch-hellenistische Identitätsbildung in der Kaiserzeit vgl. Connolly 2007. Einen
neueren Überblick über die Bildungswege im römischen Imperium in Republik und früher
Kaiserzeit bietet Wolff 2015.
Einleitung 13

republikanisch-augusteischen Rom ist die Kenntnis der hellenistischen Philologie


selbstverständlicher Teil der Bildung der römischen Oberschicht: In einem Brief
an Dolabella18 kleidet Cicero seine Vermittlertätigkeit zwischen zwei Streitenden
in philologische Termini: Der eine bringe zwei Verse mit seiner Geldforderung
vor, der andere athetiere diese wie ein Aristarch und nun müsse Cicero entschei-
den, ob diese Verse echt oder interpoliert seien. Interessanterweise arbeitet Cicero
nicht nur mit Termini technici, sondern auch mit den griechischen Fremdwörtern:
ὀβελίζει, τοῦ ποιητοῦ, παρεµβεβληµένοι. Doch nicht nur in der Privatkorrespon-
denz wird solches Wissen als selbstverständlich beim Adressaten vorausgesetzt,
sondern auch in der Rede In Pisonem wird auf Aristarch als Philologen par
excellence angespielt.19
Diese Selbstverständlichkeit der Philologie zeigt sich jedoch bereits schon
früher auf dem Gebiet der Dichtung. So hat Herrmann Fränkel für die Odyssee-
Übersetzung des Livius Andronicus Spuren von alexandrinischer Homerexegese
nachweisen können.20 Durch Sueton erfahren wir, dass Livius Andronicus seine
Homerübersetzung auch im Schulunterricht eingesetzt hat.21 Und der hellenisti-
sche Schulunterricht solcher semigraeci, wie Sueton Livius und Ennius nennt,
prägt die römische Bildung der folgenden Generationen. Clarke fasst dies point-
iert zusammen: „One might indeed almost say that Latin literature owed its origin
to ,grammar‘.“22
Im Sinne der Quellenforschung hat man diese Rezeption der griechischen Phi-
lologie bei den römischen Dichtern lange Zeit als Abhängigkeit verstanden.23
Demgegenüber hat Schmit-Neuerburg Vergils Beschäftigung mit der antiken Ho-
merexegese vor dem Hintergrund der aemulatio gedeutet: Vergil rekurriere be-
wusst mit Blick auf sein Publikum und seine aemulativen Absichten auf die zeit-
genössische Homerinterpretation.24 Allerdings bleibe er nicht bei dieser stehen,
sondern nutze die Homerphilologie „als Anregung, vor allem aber als Projektions-
fläche dichterischer Ideen und Konzepte.“25
Systematische Beschäftigung ist bisher, von einzelnen Arbeiten zu Detailas-
pekten besonders zu voraugusteischen Dichtern abgesehen, in der Forschung nur
Vergil und der antiken Homerphilologie sowie Horaz und der Pindarphilologie

18 Fam. 9.10.
19 Pis. 73. Vgl. allerdings die Einschränkungen von Higbie 2011, 385, hinsichtlich der
unterschiedlichen Repräsentation Ciceros in privater Korrespondenz und öffentlichem Raum,
was die Kenntnis der philologischen Homertradition betrifft. Außerdem gilt es zu bedenken,
dass die publizierte Fassung einer Rede durchaus nicht identisch mit der vorgetragenen
Version sein muss.
20 Fränkel 1932, 306–308.
21 Gramm. 1.
22 Clarke 1971, 19.
23 Vgl. z. B. Goetz 1918, aber zu beobachten bis Lennartz 1994, zu letzterem in Bezug auf
Ennius und Euripides vgl. auch Bitto 2013.
24 Schmit-Neuerburg 1999, 4.
25 Schmit-Neuerburg 1999, 353.
14 Gregor Bitto / Anna Ginestí Rosell

zuteil geworden.26 Für die anderen Augusteer und spätere Autoren sind ähnliche
Untersuchungen in vergleichbarem Maßstab weitgehend Desiderate.27

3. LITERARISIERUNG IN DER KAISERZEIT

Ebenfalls kaum adäquat bedacht erscheint ein dritter Zweig des philological turn:
die Literarisierung der Philologie in Gattungen der kaiserzeitlichen Literatur wie
den Gelehrtengesprächen oder den Briefsammlungen. Ansätze für eine literarische
Spiegelung der Philologie finden sich schon früher, wie in Kallimachos’ erstem
Jambus, in dem der wiederauferstandene archaische Dichter Hipponax den Philo-
logen des Mouseions erscheint.28 Mit der kaiserzeitlichen Literatur betreten wir
jedoch nicht nur hinsichtlich der Quellenlage ein reicheres Betätigungsfeld. Viel-
mehr wird die Philologie immer stärker über den Spezialistenkreis hinaus29 Teil
eines breiteren intellektuellen Diskurses, wie sich in dem oben zitierten Brief Ci-
ceros bereits sehen lässt und wie es in der uns erhaltenen kaiserzeitlichen Literatur
besonders gut nachzuverfolgen ist.30 Bildung ist nämlich ein zentrales Identitäts-

26 Zu Vergil und Homer: Schmit-Neuerburg 1999, zuvor bereits: Schlunk 1974, Barchiesi 1984
passim (als erweiterte Neuauflage 2015 in englischer Übersetzung erschienen). Darüber
hinaus Götz 1918, 18–33 zu den Eklogen und Theokritscholien, 33–37 zu Vergil und den Argo-
nautika-Scholien. Zu biographischen Theokrit-Deutungen und deren Reflexion in den ver-
gilischen Eklogen Korenjak 2003, 67–71.
Zur römischen Rezeption der Homerphilologie vgl. außerdem Jolivet 2009 und 2010.
Zu Horaz und Pindar: Bitto 2011 und 2012; Details bereits bei: Cazzaniga 1970/71, Wilson
1980, 107, Lefkowitz 1985, 280–282; grundsätzliche Überlegungen bei Castagna 1989, Feeney
1993, 44 und Barchiesi 2002, 114. Graziosi 2009 widmet sich dem Einfluss hellenistischer
Dichterbiographien auf die autobiographische Selbststilisierung Horaz’.
27 Gänzlich unbeachtet ist dieses Feld nicht geblieben: Vgl. immerhin bspw. zu den archaischen
römischen Tragikern: Lennartz 1994; zu Ciceros Arat-Übersetzung: Leo 1914, 192f. und Götz
1918, 12–18 (für weiteres vgl. den Beitrag von Ciano); zu Ovid und Homer: Lausberg 1981,
189f.; zu Valerius Flaccus und den Argonautika-Scholien Götz 1918, 37–69; Bessone 1991 und
Galli 2007; außerdem Goetz 1918, 71–84 zu Germanicus’ Arat-Übersetzung.
Zu Berührungspunkten zwischen der zeitgenössischen Literarkritik, wie sie uns im Werk des
Dionysios v. Halikarnassos greifbar ist, und den augusteischen Dichtern vgl. z. B. Hunter
2009, 125f. sowie Görler 1979.
28 Darüber hinaus werden natürlich auch früher bereits literarische Texte in anderen literarischen
Texten herangezogen, wie beispielsweise bei Platon Gorg. 484b (Pindar) oder Phaidr. 243a
(über Stesichoros’ Palinodie sogar inklusive biographischer Anekdote), Xenoph. Symp. 4.6
(Homer) oder Aristoteles EN 1.4 1095b (Hesiod). Stellen wie diese zeigen jedoch, dass hier
nicht die philologische Beschäftigung mit dem früheren Text im Vordergrund steht, sondern
das Zitat Beweiskraft für die jeweilige Argumentation entfalten soll.
29 Ein Projekt wie die Gründung des alexandrinischen Museions selbst zeugt von der
beginnenden Wertschätzung, die der philologischen Beschäftigung mit dem kulturellen Erbe
entgegengebracht wird. Hier wird gewissermaßen der Grundstein gelegt für die in der
Kaiserzeit umso deutlicher nachzuvollziehende Entwicklung. Gerade unter den Flaviern und
verstärkt unter Trajan und Hadrian wird die Gründung von öffentliche Bibliotheken Teil des
kaiserzeitlichen Legitimationsprogramm (König 2012).
30 Vgl. als Analogon auch die zunehmende Philologisierung der Medizin ab dem 3. Jh. v. Chr.
Einleitung 15

merkmal der kaiserzeitlichen Elite. Sie definiert die Zugehörigkeit zur Ober-
schicht und dient als Weg zu politischen Machtansprüchen. Für die Zeit der sog.
zweiten Sophistik haben dies die grundlegenden Arbeiten von Schmitz und
Whitmarsh deutlich gemacht,31 aber auch lateinische Autoren der späteren Kaiser-
zeit zeichnen ein ähnliches Bild von gebildeten Eliten.32 Nicht nur die Kenntnis
der klassischen Literatur, die in dieser Zeit schon eine Art Kanonisierung durch-
laufen hatte,33 wird in diesem Bildungsideal vorausgesetzt, sondern auch die phi-
lologische Beschäftigung mit dem Text. Denn der klassischen Literatur wird eine
Vielfalt von Deutungen zuerkannt, so dass das vollkommene Verständnis eines
Textes nur mit Hilfe philologischer Techniken zu erreichen ist.34 Genau durch
diese spezifischen Kenntnisse grenzt sich die gebildete Elite von der übrigen Be-
völkerung ab, die ‚nur‘ die kanonisierten literarischen Werke, aber nicht deren
hermeneutische Tradition kennt. Die große Beliebtheit, die Werke der sogenann-
ten Kompilationsliteratur in der Zeit genießen, zeigt deutlich die Notwendigkeit
der Beherrschung dieses breiten literarischen und kulturellen Erbes, um dem Bil-
dungsideal der Zeit gerecht zu werden.35
Ein wesentlicher Aspekt der Identitätsstiftung in den gebildeten Kreisen ist
auch die Gemeinschaft, denn einerseits wird nur im ständigen Austausch das Wis-
sen erweitert, andererseits braucht das Individuum auch den Spiegel der Gruppe,
um seine gesellschaftliche Position deutlich zu machen und so den Weg zur politi-
schen Macht begründen zu können.36 Die dynamische Konzeption von Wissen
und die darauf aufbauende kommunikative Interaktion spiegelt sich in der literari-
schen Produktion der Zeit, z. B. in einer neu entstehenden literarischen Gattung
wie den Gelehrtengesprächen.37 Hier wird philologische Arbeit als gemeinschaft-
liche Tätigkeit inszeniert und im Medium der fingierten Mündlichkeit38 kritisch
geprüft, aktualisiert, verbreitet und erweitert. Bildung entsteht im performativen
Akt, und so wird der Leser zum aktiven Teilnehmer und dadurch zum Mitglied
der Gemeinschaft.39 Eine ähnliche performative Kraft für die Identitätsbildung

und bes. zur Zeit Galens als immer stärker textwissenschaftlich ausgerichtete Disziplin: dazu
Asper 2007, 363 und 370.
31 Schmitz 1997, Whitmarsh 2001 und 2005 allgemein. Überholt scheint die These, dass die
intellektuelle Beschäftigung der griechischen Elite in der Zeit der zweiten Sophistik als
Eskapismus von politischer Entmachtung zu verstehen sei.
32 Johnson 2010 mit einer Analyse der Werke u.a. von Plinius und Gellius; für Apuleius vgl.
Harrison 2000.
33 Mehrere Autoren liefern Empfehlungslisten für die literarische Ausbildung, wie Quint. Inst.
10,1,37–131, die so einen kanonartigen Charakter haben (vgl. Morgan 1998, 79).
34 Morgan 2011, 58–59, Johnson 2010, 200.
35 König 2012. Zu miscellaneous literature siehe auch Morgan 2011, 58–60.
36 Johnson 2010, Van Hoof 2010, von Möllendorf 2004.
37 Vgl. auch in parodistischem Kontext die Sentenz des Trimalchio bei Petron Sat. 39: oportet
etiam inter cenandum philologiam nosse.
38 Vgl. dazu Häsner 2004, 24.
39 Ginestí 2013. Whitmarsh 2001 und Johnson 2010 sprechen von „active reader“. Solche
Interaktionen zwischen textinterner und textexterner Welt sind auch in den Dialogen Ciceros
gut zu beobachten, vgl. z. B. Müller 2011.
16 Gregor Bitto / Anna Ginestí Rosell

eines literarischen und politischen Kreises wird z. B. der Briefsammlung von Pli-
nius zugesprochen, die auf eine gewisse Weise auch Gespräche unter Gleichen
darstellt und den Leser in diese Gespräche einbezieht.40
Traditionell wurden die Gelehrtengespräche sowie allgemein die Werke der
Kompilationsliteratur als Fundus für Wissen aller Art verstanden, so dass die wis-
senschaftliche Beschäftigung jahrelang eher deskriptiv als analytisch war.41 In den
letzten Jahren hat sich die Perspektive stark verändert, insofern als die Werke als
literarische, einheitliche Œuvres verstanden und in ihrem soziokulturellen Kontext
gelesen werden.42 Kohärenz und Komposition der Werke, das Spiel mit den Gat-
tungen, die kulturelle Kontextualisierung, die Personenkonstellationen sind aktu-
elle Fragen. Der Blick auf die Inszenierung der Philologie kann in allen diesen
Fragen neue Erkenntnisse und präzisierende Beiträge liefern.
Die Rezeption philologischer Literatur in der hellenistisch geprägten
römischen Dichtung der späten Republik und frühen Kaiserzeit und die
literarische Inszenierung der Philologie bzw. generell die Philologisierung des
intellektuellen Diskurses in der Kaiserzeit stellen keine isolierten Phänomene dar,
sondern lassen sich als zwei miteinander in Beziehung stehende zentrale Bereiche
des intellektuellen Diskurses in Dichtung und Prosa begreifen. Dichten über
Dichtung und Reden über Dichtung sind zwei Modi einer philologisierten
literarischen Kommunikation.

4. ZUR KONZEPTION DES BANDES43

Die Wirkmächtigkeit des philologischen Denkens in postalexandrinischer Zeit


auszuloten, stellt demnach ein besonderes Forschungsdesiderat auf quantitativer
und qualitativer Ebene dar, an dem die Tagung ansetzte, deren Erträge hier
versammelt sind. An einer Vielfalt von Gattungen und Texten lässt sich die
Breitenwirkung der alexandrinischen Philologie auf der Produktions- und
Rezeptionsseite ermessen. Dabei ist nicht nur an eine Weiterführung der an
alexandrinischen Dichtern erprobten Fragestellungen zu denken. Vielmehr weisen
die Texte der späten Republik und Kaiserzeit Eigenarten auf, die durch ihre
besondere Rezeptionssituation bedingt sind. Ein späterer römischer oder

40 Vgl. Johnson 2010, 35–41 und Gauly 2008.


41 Vgl. z. B. den Kommentar zu Plutarchs Tischgesprächen: Teodorsson 1989–96. Einen
Überblick über die Forschung zu den Tischgesprächen gibt Titchener 2011.
42 Allgemein König/Withmarsch 2007, darüber hinaus z. B. für Athenaios Braund/Wilkins 2000,
für Galen Gill/Whitmarsch/Wilkins 2009, für Gellius Keulen 2009. Vgl. allgemein auch das
verstärkte Forschungsinteresse an literarischen Aspekten sog. Fachschriftsteller: z. B.
Diederich 2007 (bes. das zweite Kapitel) oder den Sammelband Horster/Reitz 2003, sowie
Gauly 2004 für die Aneignung griechischer Naturphilosophie in Senecas Naturales
Quaestiones. Speziell für die Gattung des Dialogs vgl. die Sammelbände Föllinger/Müller
2013 und Dubel/Gotteland 2015.
43 Auf zusammenfassende Darstellungen der Beiträge innerhalb der Einleitung wurde verzichtet:
Englische Abstracts der einzelnen Beiträge sind am Ende des Bandes versammelt.
Einleitung 17

griechischer Autor blickt nicht nur auf einen griechischen Vorläufer zurück,
sondern tut dies aus dem Blickwinkel des seinerseits bereits auf einer
Rezeptionsebene stehenden Philologen. Es handelt sich also gewissermaßen um
eine klassizistische Rezeption des alexandrinischen Klassizismus. Durch spezielle
Studien zu einzelnen Texten wird außerdem deutlich, in welchem Maße sich die
jeweiligen Texte welcher philologischer Strategien und Methoden bedienen.
Die Frage nach der Philologie auf zweiter Stufe in der antiken Literatur ist
nicht nur eine Frage nach der Rezeption antiker Philologie in anderen Texten,
sondern nach einer Literarisierung von fachlichen Metatexten mit ihren Inhalten,
Methoden und Formen, d. h. dass nicht einfach eine Verwendung im Vordergrund
steht, sondern der Philologie gewissermaßen eine Katalysatorfunktion bei der Ent-
stehung neuer literarischen Texte zukommt, die einen veränderten Charakter im
Vergleich zu Vorgängern im gleichen Genre aufweisen oder sogar zur Entstehung
neuer Genres führt. Philologische Wissensbestände und philologische Verfahren
stellen im Genetteschen Sinne eine „effektive Präsenz“44 im neuen Text dar, die
dazu führt, dass Vorgängertexte einer andersartigen, eben philologischen, Lektüre
unterzogen werden und bei der literarischen Verarbeitung zugleich Speziallitera-
tur genutzt wird.
Charakteristika dieser philologischen Lektüre sind ein stark analytischer, sys-
tematisierender und enzyklopädischer Zugriff auf Texte. Dabei werden alle Ebe-
nen eines literarischen Textes gleichermaßen in den Blick genommen: Überliefe-
rungsvarianten, Worterklärungen, Grammatik, Syntax, Realien, historische Um-
stände, der Autor und seine Biographie, Aussageabsicht etc. Zudem werden Zu-
sammenfassungen von Texten oder Textcorpora verfasst, die der Orientierung in
der wachsenden Literaturproduktion dienen.
Dies hat nicht zuletzt durch den philologisierten Schulunterricht bedingt eine
doppelte Nachwirkung, denn sowohl Produktion wie Rezeption literarischer Wer-
ke verändern sich. Imitatio und aemulatio funktionieren schon bei den Alexandri-
nern unter neuen Prämissen. Der Vorbildtext und durch seine autobiographische
Deutung auch der Vorbildautor erscheinen in einem neuen Licht, wenn z. B. text-
kritische Diskussionen im Vorbild Anknüpfungspunkte für den neuen literari-
schen Text darstellen. Der philologische Autor kann auch auf einen philologi-
schen Leser, der die gleiche Bildung (gemeint sind Inhalt und Form) genossen hat,
zählen und darum dessen Rezeptions- und Erwartungshaltung voraussetzen, ja er
muss ihr auch „standhalten“ können, und er wird zugleich mit ihr spielen. Der
Leser verlangt gewissermaßen einen philologisch versierten Autor und wird durch
den Text zur (Re)Konstruktion eines impliziten Autors mit philologischer Souve-
ränität angeregt (vgl. die Beiträge von Ciano zu Ciceros Aratea, Jolivet zu Vergils
Georgica, Battistella zu Senecas Medea und Bitto zu Statius’ Achilleis). Gleich-
ermaßen entstehen durch den systematisierenden und epitomisierenden Zugriff
auf die literarische Tradition neue Ansatzpunkte für die aemulatio (vgl. Pagès zur
vermittelten Rezeption des Dithyrambendichters Polyeidos in den Metamorpho-
sen Ovids und Schirren zu Quintilians Empfehlungen einer philologischen Lektü-

44 Genette 1993, 10.


18 Gregor Bitto / Anna Ginestí Rosell

re zur Vorbereitung für den Rhetor). Die literarische Ästhetik erfährt durch eine
stets mitzulesende Metaebene philologischer Art eine Neukonzeption, der literari-
sche Text ist philologischer Gegenstand und Philologie in einem. Dabei zeigen
literarische und literarkritische Werke intensive Wechselwirkungen in einem phi-
lologisch geprägten intellektuellen Klima.
Generell stellt sich bei einer solchen Betrachtungsweise wie stets bei intertex-
tuell orientierten Untersuchungen die Frage, ob man davon ausgehen muss, dass
der zeitgenössische Leser solche Bezüge in all ihrer Komplexität erfassen muss,
um ein ästhetisches Vergnügen an der Lektüre zu finden. Kyle Gervais hat diesen
Punkt durch eine moderne Analogie noch klarer herausgestellt. Er vergleicht die
Aristie des Tydeus im zweitem Buch von Statius’ Thebais mit dem von intertex-
tuellen Referenzen aufgeladenen Kampf der Hauptfigur Beatrix Kiddo am Ende
des Films Kill Bill Vol. 1 von Quentin Tarantino:
The dense allusions are an important ‚distancing device‘. […] The obscurity of the references
and the speed with which they are deployed guarantees that even the most competent viewer
will be unable to do more than acknowledge that a reference has been made before noticing
the next one. This would have been equally true for Statius’ contemporary audience at a reci-
tation of Tydeus’ monomachy. […] There is a fundamental conflict between the process of
φαντασία – which allows the audience to imagine itself as part of the fiction – and allusion –
which casts the author and his audience above the fiction, opening and closing textual gaps.45

Wenn man das, was Gervais als Konflikt beschreibt, als zwei unterschiedliche
Modi der Rezeption auffasst, so ergibt sich folgendes Bild: Es existiert ein unmit-
telbarer Rezeptionsmodus, der darauf orientiert ist, nicht die exakte Anspielung zu
bestimmen, sondern eine allgemein als intertextuell wahrzunehmende Atmosphäre
zu goutieren; daneben existiert ein zweiter, kontemplativer Rezeptionsmodus, bei
dem der Leser ein besonderes Vergnügen gerade daraus bezieht, dass er den ein-
zelnen intertextuellen Spuren nachgeht bzw. nachgehen kann.46 Allerdings sei
hinzugefügt, dass bei einem philologisch geschulten Publikum, wie man es für die
römische Kaiserzeit erwarten darf (s.o. 2. und 3.), die theoretisch anzusetzende
Grenze zwischen den beiden Modi ohnehin nicht so scharf zu ziehen ist bzw. gro-
ße individuelle Verschiedenheiten aufweist, die sich mit einem Modell eines im-
pliziten Lesers nur bedingt erfassen lassen.47 Als wichtige Erkenntnis der Unter-

45 Gervais 2013, 148f.


46 Damit ist natürlich noch nichts über eventuell unterschiedliche Publikumskreise gesagt: Die
Thebais erscheint bei Iuv. Sat. 7,82–87 zwar (wohl in satirischer Verzerrung) als massen-
wirksames Rezitationsepos. Doch darf man mit Recht fragen, ob sie in gleicher Weise wie ein
Film Tarantinos angelegt ist, von höchst disparaten Rezipientengruppen vom filmischen Laien
bis zum Intellektuellen oder Filmwissenschaftler geschätzt zu werden. Daran schließt sich die
Frage, ob der sich als poeta doctus stilisierende Verfasser nicht in stärkerem Maße eines lector
doctus bedarf. Eine theoretische Auseinandersetzung zu den unterschiedlichen Herangehens-
weisen eines Lesers, die auf unterschiedliche Rezeptionsebenen hindeuten, findet sich aller-
dings bei Plutarch und in Ansätzen bei anderen kaiserzeitlichen Autoren (Van der Stockt
1992, Konstan 2004 und Konstan 2006).
47 Nicht unerwähnt sei zumindest am Rande das Problem, das für Untersuchungen, die
Rezeptionen hellenistischer Philologen nachgehen, der scholiographische Erhaltungszustand
des antiken Kommentarmaterials in seiner genauen Datierung (alexandrinisch, kaiserzeitlich,
Einleitung 19

scheidung bleibt aber, dass beide Rezeptionsmodi ein ästhetisches Vergnügen für
den Leser bieten und damit zur literarischen Substanz des jeweiligen Werkes bei-
tragen.
Besonders im zweiten Jahrhundert tritt durch die Verbreitung von Bildung
und dadurch auch verbreitete Rezeption von philologischen Werken ein weiteres
Phänomen hinzu: Die Philologie wird Bestandteil der Konstruktion einer persona.
So wird im Briefwechsel zwischen Mark Aurel und Fronto ein amicitia-Verhältnis
auf philologischer Basis inszeniert (vgl. Keulen); Apuleius bestreitet einen (fikti-
ven) Prozess durch die Selbstinszenierung als philologisch Versierter (vgl. Ti-
scher). Bereits zuvor dient bei Seneca die Philologie zur Unterscheidung zwischen
griechischer und römischer Identität (vgl. Gauly).
Die Bedeutung der Philologie für die Gestaltung der eigenen persona führt
darüber hinaus zur Ausprägung einer neuen (Sub)Gattung, die die beschriebene
philologische Metaebene in expliziter Form in den Text hineinspiegelt. In den
literarischen Symposien eines Plutarch oder Macrobius werden philologische Fra-
gen beim Mahl verhandelt und als selbstverständlicher Teil einer gebildeten Un-
terhaltung präsentiert (vgl. Ginestí zu etymologischen Fragen als Teil einer sym-
posiastischen Unterhaltung in Plutarchs Quaestiones Convivales und Weiß zur
Rezeption der Figur des Homerkritikers Zoilos und der Gestaltung der Figur des
Euangelus bei Macrobius).
Die zunehmende breitenwirksame Bedeutung der Bildung führt zu einer ver-
stärkten Funktionalisierung der Philologie als Instrument und Methode auf dem
Bildungsweg hin zu einer vertieften Kenntnis der Klassiker, die auch sozial dis-
tinguierende Bedeutung gewinnt. Diese Form der philologischen Erkundung und
Aneignung eines Autors ist integraler Bestandteil einer zeitgenössischen Bil-
dungskonzeption. Sie ist nicht nur der Zugang der Spezialisten, vielmehr ist ihre
grundsätzliche Beherrschung Voraussetzung für einen gebildeten gesellschaftli-
chen Umgang. Zur impliziten Literarisierung der Philologie, wie sie Vergil in
seiner Aeneis mit dem Homertext betreibt, tritt die explizite Form, die im Leben
und in einem das Leben spiegelnden und normierenden Text wie Plutarchs Quaes-
tiones Convivales Philologie als Modus der gebildeten Unterhaltung inszeniert.
Lukian schließlich bietet ein Beispiel für die Verschränkung beider Ebenen:
Wenn auf der Plotebene in den Wahren Geschichten Homer auf philologische
Streitfragen hin befragt wird, so erscheint der Erzähler als entsprechend philolo-
gisch Gebildeter, der die Kenntnis dieser Fragen voraussetzt. Zugleich wird durch
die endgültige Beantwortbarkeit der Fragen durch Homer selbst (gewissermaßen
eine ironische Spielart des aristarchischen „Homer aus Homer Erklären“48) auf der

byzantinisch) oft unsicher ist und seine unterschiedlichen Transformationsprozesse vom


selbstständigen Werk zur exzerpierten Randnotiz oft im Dunklen bleiben. Allen
Umarbeitungen zum Trotz ist jedoch auch eine große Konstanz im sachlichen Kern des
Materials festzustellen: vgl. als Beispiel dazu Maehler 1994 zu Pindarkommentaren auf
Papyrus und in den Scholien.
48 Wie Pfeiffer ²1978, 276–278 nachweist, handelt es sich bei diesem geflügelten Wort um eine
Prägung des Porphyrios und stellt keineswegs authentischen aristarchischen Wortlaut dar,
auch wenn die Maxime sich mit der Praxis Aristarchs vereinbaren ließe.
20 Gregor Bitto / Anna Ginestí Rosell

narrativen Ebene ein Ende der philologisch-gebildeten Unterhaltung vor Augen


geführt, ebenso wie für den Leser auf die Bedeutung des philologischen Vollzugs
im fortgesetzten Diskurs verwiesen wird, wie ihn die literarischen Symposien
vorführen (vgl. von Möllendorff zur agonalen Facette der philologischen Ausei-
nandersetzung in Lukians Wahren Geschichten und Soloecista).

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I. DICHTERISCHE REZEPTIONEN
WENN DER EXEGETISCHE AUXILIARTEXT ZUM
DICHTERISCHEN TEXT WIRD. ÜBER CICEROS BENUTZUNG
DER SCHOLIEN ZU ARAT*

Nunzia Ciano

Die Phainomena Arats, das einzige vollständig erhaltene Werk des Dichters aus
Soloi,1 wurden in der ersten Hälfte des dritten Jahrhunderts v. Chr. für Antigonos
Gonatas verfasst, der – wie man sagt2 – die poetische Version der gleichnamigen
prosaischen Abhandlung des Eudoxos von Knidos angefordert hatte. Das Gedicht
besteht aus 1154 Hexametern und lässt sich, abgesehen vom Proömium (V. 1–18),
in zwei Abschnitte – der erste astronomischen Inhalts (V. 19–732), der zweite
meteorologischen Inhalts (V. 733–1154) – unterteilen.3
Wegen des technischen Inhalts4 und der formalen Genauigkeit löste das Werk
bald ein großes wissenschaftliches und vor allem sprachliches Interesse aus, wie
der Kommentar des Astronomen Hipparch von Nicäa (2. Jh. v. Chr.), der älteste
uns erhaltene, bezeugt. Dieser Kommentar bestätigt nicht nur die enge Abhängig-
keit des ersten Abschnitts des Gedichts Arats von der Abhandlung des Eudoxos,5

* Ich danke herzlich Herrn Prof. Dr. A. Arweiler und den Herausgebern des Sammelbandes für
hilfreiche Hinweise und Felicitas Böshagen für die Korrekturen im Deutschen. Für alle
eventuell verbliebenen Versehen und Ungenauigkeiten übernehme ich vollständig die
Verantwortung.
1 Die anderen Werke des Arat sind verloren oder nur in wenigen Versen erhalten; dazu Martin
1956, 177–182; Ludwig 1965, 27–30; Di Gregorio 2014 und 2015.
2 Vita Arati I, S. 8, 3–11 Martin 1974.
3 Handschriften und Scholien legen im V. 732 das Ende des ersten Abschnitts fest (Kidd 1997,
425), obwohl der eigentlich astronomische Stoff sich bis zum V. 759 erstreckt (Martin 1998, I,
LXXI); zur Debatte über die Struktur des Gedichts schon bei den Alten, Fantuzzi – Hunter
2002, 329 A. 144.
4 Man denke daran, dass Arat als Schriftsteller und nicht als Astronom zwei prosaische Werke
in Verse brachte; aus diesem Grund enthält sein Gedicht keine mathematischen Daten und die
dazugehörigen Kommentare behandelten meist etymologische, sprachliche und literarische
Aspekte; s. dazu Marrou 61965, 277–279; übrigens glaubte schon Cicero, dass Arat mehr für
seine poetischen Qualitäten als für die astronomische Expertise zu schätzen sei: de orat. 1, 69
constat inter doctos hominem ignarum astrologiae ornatissimis atque optimis versibus Aratum
de caelo stellisque dixisse und rep. 1.22 cuius (scil. sphaerae) omnem ornatum et
descriptionem sumptam ab Eudoxo multis annis post non astrologiae scientia sed poetica
quadam facultate versibus Aratum extulisse; entsprechend betont Santini (2002, 151–153)
Arats Verzicht auf eine wissenschaftliche Aufmachung.
5 Im zweiten Abschnitt, dem meteorologischen, könnte man das Gedicht in die Nachfolge einer
verlorenen peripatetischen Abhandlung des vierten Jhs. v. Chr. setzen, die Theophrast
zugeschrieben wird und die uns aus einer wahrscheinlich zeitlich nach Arat einzuordnenden
28 Nunzia Ciano

indem er unter anderem verschiedene astronomische Ungenauigkeiten zeigt, die


beiden Autoren gemeinsam sind; er gibt auch einige Auszüge aus dem verlorenen
Aratkommentar des Attalos von Rhodos wieder und setzt sich mit textlichen Prob-
lemen auseinander, indem er Varianten diskutiert und Änderungen vorschlägt, die
dem usus scribendi des Dichters entsprechen.6 Zu den fachspezifischen Kommen-
taren wie dem des Hipparch, die sich auf die Analyse der astronomischen Daten
oder der sprachlich-textuellen Aspekte konzentrieren, kamen Kommentare mit
Hauptaugenmerk auf die Sternenmythen hinzu. Aus diesen verschiedenen Kom-
mentaren schöpften die meisten der späteren Scholien.7
Die zahlreichen Auxiliartexte bezeugen den Erfolg des Werkes, den es vor al-
lem infolge der kunstvollen Versifikation der Abhandlung des Eudoxos erlangte,
insofern die Darstellung in Versen eine leichtere Verbreitung der zeitgenössischen
astronomischen Kenntnisse erlaubte. Die Versbildung des Werkes des Eudoxos
habe so bewirkt, dass sich das Gedicht Arats, obwohl es nicht als Basis-Handbuch
für die Astronomie gedacht war,8 stattdessen eben als solches oder vielmehr als
astronomischer Schultext behauptete.9 Diese Hypothese würde auch durch die
Praxis des mnemonischen Lernens im antiken Schulunterricht bekräftigt, eine von
der Versform erleichterte Lernpraxis, die das Erlernen der Grundkenntnisse der
Astronomie anhand des Arattextes befördert hätte.10 Die schulische Nutzung der
Phainomena macht es darüber hinaus plausibel, die Scholien als primäres exegeti-
sches Material für das Studium des Textes in der Schule unter Leitung des Gram-
matikers anzusehen.11 Kurzum, es handelt sich um einen Fall von ‚Gebrauchslite-
ratur‘, der sich gut mit dem von Kubiak (1979, 24) bemerkten schulischen Zweck
von Ciceros Übersetzung der Phainomena vereinbaren lässt. Es ist bekannt, dass
die Bearbeitung und Übersetzung von Werken der griechischen Literatur eine
Grundlage des römischen Bildungsprozesses bildeten und dass Autoren wie Livi-
us Andronicus, Ennius, Pacuvius und Accius im curriculum studiorum parallel zu
den korrespondierenden griechischen Originalen gelernt wurden. Es scheint dann
plausibel, dass Cicero, der als Erster und noch admodum adulescentulus (nat. de-
or. 2,104) Arat auf Latein übersetzte, auch im Sinne hatte, dass das griechische
Gedicht als astronomischer Schultext in Rom in Verbindung mit seiner Überset-
zung gelernt werden sollte. Daraus wird einerseits ersichtlich, wie bedeutsam für
die Überlieferung und Rezeption der Phainomena ihre Verwendung im schuli-
schen Unterricht war.12 Andererseits zeigt sich auch die wichtige Rolle der Über-

prosaischen Übersetzung bekannt ist; s. dazu Fantuzzi – Hunter 2002, 304; ein alternativer
Vorschlag bei Volk 2010, 198.
6 Ausführlich Luiselli 2015, II, 1217–1223.
7 Dickey 2007, 56–60.
8 Santini 2002, 153.
9 Lewis 1992, 113f.; Volk 2015, 255f.
10 Siehe z. B. die Verse 545–549, in denen der Versbau auf die Einprägsamkeit der Inhalte
gerichtet zu sein scheint; dazu Kidd 1961, 11.
11 Weinhold 1912, 24; Volk 2015, 256.
12 Für andere Gründe, die den Erfolg der Phainomena erklären würden (stilistisch-literarischer
Wert des Werkes; Versform; Darstellung der Inhalte in Form einer systematischen und damit
Wenn der exegetische Auxiliartext zum dichterischen Text wird 29

setzung Ciceros als Hilfsmittel beim Studium des griechischen Originals und als
Ausgangspunkt für die späteren Übersetzungen13 und Wiederaufnahmen14 des
Gedichts Arats in Rom.
Es ist anzunehmen, dass Cicero als Schüler auch seine alexandrinischen Ju-
gendgedichte – Pontius Glaucus, Nilus, Uxorius, Alcyones, Limon, Thalia maes-
ta15 –, deren exakte Datierung, vor oder nach den Aratea, unbekannt ist, aufgrund
seiner Vorliebe für die hellenistische Dichtung verfasste und besagte Gedichte
von ihr inspiriert anfertigte, sei es, dass diese ersten Texte in Versen Schulübun-
gen zur Nachahmung der hellenistischen Dichtung waren, sei dass es sich um
dichterische Versuche von größerer Anstrengung handelte. Tatsächlich war es
Cicero selbst, der sie zum Schweigen verurteilte. Dies kann bedeuten, dass jene
Jugendgedichte, falls sie wirklich in der Schulzeit entstanden sind, weder nach
Erfolg noch nach dem Anspruch strebten, sich als Schultexte im Gegensatz zu den
Aratea zu behaupten,16 die, wie es schon bei theatralischen Texten gewöhnlich
war, parallel zu dem griechischen Text der Phainomena gelernt wurden. So hatten
die Aratea wie das griechische Gedicht die Funktion als astronomischer Schultext.
Als Indiz dieser Funktion kann gelten, dass Vergil bereits in der dritten Ekloge auf
das von dem ungefähr siebzehnjährigen Cicero (nat. deor. 2,104 admodum adule-
scentulus)17 übersetzte griechische Gedicht anspielt und dann im ersten Buch der
Georgica (V. 351–465) den zweiten Teil von jenem umformuliert. Außerdem
zeigt Ovid noch vor seinem 20. Lebensjahr in den Amores seine Vertrautheit mit
dem arateischen Stoff und er selbst versuchte sich später in einer lateinischen
Übersetzung der Phainomena.18 Dies lässt uns annehmen, dass alle drei Autoren
im Laufe ihrer Schulzeit auf den Text Arats stießen, nämlich während sie mithilfe
jenes Textes Astronomie lernten. Nach Ciceros Übersetzung benutzten Vergil und
Ovid natürlich auch dessen lateinische Version, von der sie besonders lexikalisch
abhängig sind. Der größte Vorzug der Aratea sollte hier die Übersetzung auf La-
tein sein, wie Cicero selbst durch Licinius Balbus erklärt:

dem römischen Pragmatismus besonders willkommenen Erfassung; die stoische Komponente,


wie sie vor allem im Zeus feiernden Proömium erkennbar ist) vgl. Kidd 1961; Sale 1966;
Lewis 1992; Dehon 2003, 94f.; Volk 2015, 257–259.
13 Vor den Aratea des Germanicus und des Avienus die fragmentarische Übersetzungen des
Varro Atacinus (frr. 21–22 Bl.) und des Ovid (frr. 1–2 Bl.); später die verlorene Übersetzung
des Kaisers Gordian I (3. Jh. n. Chr.); für alle s. Calderón Dorda 1990, 28, 32 und 37;
schließlich der so genannte Aratus Latinus, eine Übersetzung in Prosa aus dem 8. Jh. n. Chr.
14 Bekannt ist die vergilische Neuformulierung der arateischen Diosemeiai (georg. 1, 351–465),
außerdem die Nähe des ersten Buches der Astronomica des Manilius (besonders V. 255–808)
zum Gedicht Arats. Genannt seien auch die Astronomica des Hyginus, das neunte Buch von
Vitruvs De architectura und Ovids Fasten (dazu Gee 2000).
15 Für die Unsicherheit des letzten Titels s. Traglia 31971, 12f.
16 Vgl. auch Traglia 31971, 13.
17 Nach Buescu 1941, 28f., und Soubiran 1972, 9, vgl. rep. 1.23 admodum adulescentulus, in
Bezug auf den siebzehnjährigen Scipio Aemilianus.
18 Lewis 1992, 114.
30 Nunzia Ciano

(carmina Aratea) quae a te admodum adulescentulo conversa ita me delectant quia Latina
sunt, ut multa ex iis memoria teneam.19
(das Gedicht des Aratos) das du, als du noch sehr jung warst, ins Lateinische übersetzt hast
und das mir gerade darum Vergnügen macht, weil es lateinisch ist. So weiß ich denn Vieles
daraus auswendig.20

Der Grund dieses Vorzugs ist nicht auf den kaum wahrscheinlichen Umstand zu-
rückzuführen, dass der griechische Text ohne die lateinische Übersetzung nicht
verständlich gewesen wäre, sondern vielmehr auf die Tatsache, dass die lateini-
sche Übersetzung des in der römischen Literatur neuen astronomischen Stoffes
einen fachmännischen astronomischen Wortschatz begründet hatte. Hier zeigt sich
die gleiche Bestrebung, der sich Cicero später im philosophischen Bereich wid-
mete, anhand folgender Aussage:
complures enim Graecis institutionibus eruditi et quae didicerant cum civibus suis com-
municare non poterant, quod illa quae a Graecis accepissent Latine dici posse diffiderent; quo
in genere tantum profecisse videmur, ut a Graecis ne verborum quidem copia vinceremur.21
Viele, die den griechischen Unterricht genossen hatten, waren nicht in der Lage, das, was sie
gelernt hatten, ihren Mitbürgern mitzuteilen, weil sie nicht glaubten, dass das, was sie von
den Griechen empfangen hatten, auf Lateinisch gesagt werden könne. Auf diesem Gebiet
glaube ich meinerseits so große Fortschritte gemacht zu haben, dass wir von den Griechen
nun nicht einmal in der Fülle des Ausdrucks überboten werden.

Zusammenfassend lassen sich die alexandrinischen Jugendgedichte Ciceros als


von dem Lernen und von der Nachahmung der hellenistischen Dichtung inspirier-
te poetische Übungen verstehen. Im Gegensatz dazu verfolgen die Aratea als
Übersetzung ein doppeltes Ziel, das sich in den anderen jugendlichen Gedichten
nicht finden lässt: 1. die Möglichkeit eines parallelen Lernens zwischen dem grie-
chischen Text und der lateinischen Version (wie bereits für die in der Schule ge-
lernten theatralischen Texte praktiziert) anzubieten; 2. die lateinische Sprache mit
einem damals fehlenden astronomischen Wortschatz (außer wenigen Beispielen
bei Plautus)22 auszustatten.
Neben der schulischen Nutzung kann man als weiteren Grund für den Erfolg
Arats auch das wachsende Interesse der Römer an der Astronomie im ersten Jahr-
hundert v. Chr. nennen,23 ein Interesse, das schon Panaitios von Rhodos befördert
hatte, als er wahrscheinlich durch Polybius mit den Scipionen in Verbindung ge-
kommen war. Tatsächlich war Rhodos eine echte Schmiede astronomischer – und
insbesondere arateischer – Studien: Man denke nur daran, dass Hipparch von

19 Cic. nat. deor. 2,104.


20 Übersetzung von Gigon 1996. Balbus’ Vorzug des Lateinischen scheint widerzuspiegeln, dass
Cicero stolz auf seine eigene Übersetzung war. In diesem Fall spricht Balbus an Ciceros Stelle
und schützt ihn gleichzeitig vor eventuellen Anschuldigungen des Hochmuts.
21 Cic. nat. deor. 1,8.
22 Plaut. Amph. 271–276 ist ein bedeutender Beleg für lateinische astronomische Wörter, die
nicht vom Griechischen entlehnt wurden; s. dazu Domenicucci 2002.
23 Nach Volk 2015, 264 belegen dieses Interesse die Reform des julianischen Kalenders und die
Relevanz, die der Astronomie in der augusteischen Propaganda zukam.
Wenn der exegetische Auxiliartext zum dichterischen Text wird 31

Nicäa, Autor des oben genannten Kommentars zu den Phainomena des Arat und
zu denen des Eudoxos, ebenso dort aktiv war wie Posidonius von Apamea, Schü-
ler des Panaitios und selbst Interpret des Aratgedichts, und Geminos von Rhodos,
Autor einer Einführung in eben jene Phainomena. Gerade aus diesem wachsenden
Interesse an der Astronomie ließe sich das Vorhaben ableiten, in Rom Arat, der
sich als Autorität für das grundlegende astronomische Wissen geradezu aufdräng-
te und für seine formale Feinheit geschätzt wurde,24 zu übersetzen. Die letztge-
nannte poetische Qualität Arats verweist darauf, dass Cicero mit seiner eigenen
Übersetzung gleichermaßen zwei Ziele verfolgen konnte: Den astronomischen
Stoff in der Fassung Arats auch in lateinischer Sprache zugänglich zu machen,
wahrscheinlich eben als Lehrbuch im cursus studiorum der jungen Römer und mit
der Absicht, den lateinischen astronomischen Wortschatz zu bereichern, sich aber
auch mit einem der wichtigsten Vertreter der alexandrinischen Dichtkunst zu mes-
sen, deren Einfluss auf Cicero von seiner ersten poetischen Produktion an bezeugt
ist.
Unabhängig von Ciceros Beweggründen dafür, die Phainomena zu überset-
zen, ist aber nun offensichtlich, dass er eine mit Scholien versehene Ausgabe A-
rats verwendet hat. Dies kann man sowohl an einigen auf die Scholien bezugneh-
menden Erweiterungen und unterschiedlichen Ergänzungen mit Erklärungsfunkti-
on erkennen25 als auch daran, dass der Text Ciceros mehrfach eine größere Ab-
hängigkeit vom Wortlaut der Scholien aufweist als vom Text des Arat selbst.26 Es
ist wahrscheinlich, dass zumindest in den hier ausgewählten Beispielen mögliche
Missverständnisse des griechischen Originals vermieden werden sollten oder dass
mittels der Ergänzung der Exegese in den Scholien in der lateinischen Überset-
zung das Ziel einer stärkeren Verständlichkeit des griechischen Textes verfolgt
werden sollte. In diesem Fall fasst eine solche Ergänzung das griechische Original
und seine besonders in linguistischer Hinsicht erklärende Rezeption in der lateini-
schen Version zusammen, damit der Übersetzer zeigt, mit welchen Deutungen er
einverstanden ist.27

24 S. das Epigramm Cinnas, fr. 11 Bl.: haec tibi Arateis multum invigilata lucernis / carmina,
quis ignis novimus aetherios, / levis in aridulo malvae descripta libello / Prusiaca vexi munera
navicula; dazu Volk 2015, 263: „Cinna’s Aratus…is both a champion of the new poetics and
an unquestioned authority on the night sky.“
25 Hier gehe ich nicht auf die wenigen Fälle von Ciceros Erweiterung, Ergänzung oder
Verschiedenheit gegenüber dem Text Arats, die unabhängig von den Scholien sind, ein. Als
Beispiel gelte Cic. Arat. fr. 17 Soubiran malebant tenui contenti vivere cultu, Erweiterung von
Arat. 110 αὕτως δ᾿ ἔζωον, in der malebant auf Hes. Op. 118 ἐθεληµοί als Vorbild des Verses
Arats anspielt; s. dazu Ciano 2016.
26 Zum Einfluss der Aratscholien auf die Aratea Ciceros s. Atzert 1908, 3–11; Goetz 1918, 12–
18; Leuthold 1942, 12–15; Malcovati 1943, 82; Bishop 2011, 57–78.
27 Neben diesen Erklärungen, die sich spezifisch auf die hier ausgewählten Beispiele beziehen,
gibt es auch andere Gründe für die Benutzung des Scholienmaterials in der lateinischen
Dichtung, wie im Fall der Aeneis; z. B. die Inspiration, die der Dichter aus den Scholien
schöpft, und der Wille des Dichters, mit dem Modell und mit seiner literarischen Rezeption zu
wetteifern; s. dazu Schmit-Neuerburg 1999, passim.
32 Nunzia Ciano

Aus der Gruppe der Erweiterungen des griechischen Textes möchte ich hier
zwei Fälle herausnehmen, die geeignet sind, zwei bestimmte Tendenzen der Über-
setzung Ciceros zu unterscheiden: Es handelt sich um die mehrfach zu beobach-
tende Akzentuierung der Leuchtkraft der Gestirne und zweitens um eine Form der
‚Pathetisierung‘, wie sie von Anfang an die lateinische Dichtung charakterisiert
und sich in den Aratea darauf ausgerichtet findet, Arats statische Beschreibungen
zu beleben (vgl. Quint. inst. 10,1,55 Arati materia motu caret).28
1. Eine Erweiterung der gegebenen Aussage über die Helligkeit finde ich im
Hexameter über den Kranz der Ariadne, Arat. fr. 13 Soub.:
hic illa eximio posita est fulgore Corona
Hierhin wurde der berühmte Kranz mit seinem einzigartigen Lichtschein gestellt,29

einziges Überbleibsel der breiteren Beschreibung des Arat, V. 71–73:


αὐτοῦ κἀκεῖνος Στέφανος, τὸν ἀγαυὸν ἔθηκε
σῆµ’ἔµεναι Διόνυσος ἀποιχοµένης Ἀριάδνης,
νώτῳ ὕπο στρέφεται κεκµηότος εἰδώλοιο30
Dort windet sich auch jener Kranz, den Dionysos hinterlegt hat, daß er ein erlauchtes Zeichen
sei für die weggegangene Ariadne, unter dem Rücken des ermüdeten Bildes.

Zu der üblichen Bedeutung ‚bewunderungswürdig, ausgezeichnet, vornehm‘ fügt


das arateische ἀγαυόν (V. 71) hier die neue Bedeutung ‚glänzend‘ hinzu, wie der
spätere Gebrauch in Bezug auf andere Himmelskörper deutlich macht (V. 90; 392;
469; 506). Diese semantische Neuheit wird genau im Scholion ad l. unterstrichen,
S. 107,6–10 M.
τὸν ἀγαυὸς ἔθηκεν: ἐὰν µὲν ἀγαυός ἀναγνῶµεν, ὁ Διόνυσος· ἐὰν δὲ ἀγαυόν ᾖ, τὸν ἐπίσηµον
(σηµαίνει δὲ καὶ τὸν ἔνδοξον), ὅτι τὸν τῆς ἐρωµένης στέφανον ἀγαυὸν ἐποίησεν ἐν οὐρανῷ,
τουτέστι λαµπρόν31
Wenn wir ἀγαυός lesen, wird Dionysos gemeint; wenn ἀγαυόν, meinen wir den berühmten
scil. Kranz (es bezeichnet in der Tat den ausgezeichneten Kranz), weil Dionysos im Himmel
den Kranz der Geliebten ἀγαυόν, d. h. leuchtend, machte.

Das Scholion erklärt, wie ἀγαυόν, gerade auf den Kranz bezogen, einerseits seine
Berühmtheit zeigt – τὸν ἐπίσηµον…τὸν ἔνδοξον (scil. Στέφανον): vgl. Arat. 71
κἀκεῖνος Στέφανος –, andererseits seine Leuchtkraft (ἀγαυὸν…τουτέστι
λαµπρόν), d. h. zwei Qualitäten, von denen die erste auf die Bekanntheit des My-
thos zurückgeführt werden kann, die zweite auf den Platz im Himmel.
Dem arateischen ἀγαυόν entspricht das ciceronianische eximio…fulgore, das
in der Nachfolge der scholiastischen Erklärung die Bedeutung des griechischen

28 Vgl. Buescu 1941, 35, und Soubiran 1979, 169f.


29 Die Übersetzungen Ciceros und der Scholien zu Arat sind meine eigenen, während ich für
Arat die Übersetzung von Erren 20092 verwende.
30 Für eine diachronische und intertextuelle Analyse der beiden Stellen s. Ciano 2018.
31 Zusätzlich zur semantischen Erklärung des Adjektivs diskutiert das Scholion zwei
unterschiedliche Lesarten in Arat. 71 – ἀγαυός vs. ἀγαυόν. Zu den Argumenten für ἀγαυόν
und gegen ἀγαυός s. Ciano 2018.
Wenn der exegetische Auxiliartext zum dichterischen Text wird 33

Adjektivs erweitert. In der Tat gibt die iunctura im Ablativ die beiden vom
Scholion aufgezeigten Bedeutungen wieder, d. h. ‚berühmt‘ durch eximius und
‚glänzend‘ mittels fulgor. Auf der einen Seite eignet sich das Attribut eximius, um
die traditionelle Bedeutung des griechischen ἀγαυόν ‚bewunderungswürdig, aus-
gezeichnet, vornehm‘ auszudrücken, wobei es als hapax den Sinn der Unterschei-
dung32 noch verstärkt;33 auf der anderen Seite gibt das Substantiv fulgor die zwei-
te und neue Bedeutung ‚glänzend‘ wieder, die von Arat eingeführt und treffend
vom Scholion erklärt wird. Die durch Ciceros Beschreibung vergrößerte Hellig-
keit von Ariadnes Kranz, der tatsächlich aus wenig glänzenden Sternen besteht,34
scheint also alles andere als eine typical hyperbole35 zu sein, die man lediglich auf
das emphatische Merkmal der Leuchtkraft zurückführen könnte, das sowohl von
Arat36 als auch von Cicero37 regelmäßig den Himmelskörpern zugeschrieben wird.
Sie erweist sich vielmehr als poetische Umsetzung der mit Hilfe der Scholien von
Cicero geführten philologischen Lektüre des Arattextes.
2. Eine offenbare Erweiterung mit pathetisierender Wirkung wurde dagegen
vor Kurzem in den Versen Ciceros über das Sternbild des Eridanos entdeckt,38
Arat. fr. 34,145–148 Soub.:
namque etiam Eridanum cernes in parte locatum
caeli, funestum magnis cum viribus amnem,
quem lacrimis maestae Phaethontis saepe sorores
sparserunt, letum maerenti voce canentes
Und in der Tat wirst du in einem Teil des Himmels auch den Eridanos sehen, den fatalen
Fluss mit heftigen Strömungen, den die traurigen Schwestern Phaetons oft mit Tränen be-
sprengten, während sie mit betrübter Stimme seine Totenklage anstimmten.

Die vier Verse entsprechen Arat. 359–360:


οἶον γὰρ κἀκεῖνο θεῶν ὑπὸ ποσσὶ φορεῖται
λείψανον Ἠριδανοῖο πολυκλαύτου ποταµοῖο
Da fährt nämlich ganz allein unter den Füßen der Götter auch jenes Überbleibsel vom Erida-
nos, dem vielbeweinten Fluß.

mit der Erweiterung des Verses 360 in den zwei Hexametern von Arat. 34,147–
148. Im griechischen Original spielen λείψανον ‚Überbleibsel‘ und πολυκλαύτου
‚viel beweint‘ nur leicht auf die zum ersten Mal von Arat durchgeführte Identifi-
kation des himmlischen Flusses mit dem Fluss an, in den Phaeton stürzte und den
Tod fand. Cicero bringt die Anspielung deutlich zum Ausdruck, indem er die trau-
rigen Schwestern des Phaeton dynamisch darstellt, wie sie den Fluss, in den ihr

32 Kidd 1997, 205.


33 Diese Leistungsfähigkeit des hapax unterschätzt Panichi 1969, 8: „all’ἀγαυόν di Arato…fa
riscontro eximio…fulgore, piuttosto generico, nonostante l’apparente forza espressiva di
eximio che negli Aratea costituisce un hapax.“
34 Leuthold 1942, 22.
35 Kidd 1997, 205.
36 Hutchinson 1988, 217.
37 Traglia 1950, 141; Soubiran 1972, 91.
38 Von Pellacani 2014, 107–114.
34 Nunzia Ciano

Bruder gefallen war, immer wieder mit Tränen besprengen. Er tut dies in Anleh-
nung an sch. Arat. 360, S. 254,5–9 M.
πολυκλαύτου δὲ εἶπεν ὅτι αἱ Ἡλιάδες παρὰ ταῖς τοῦ Ἠριδανοῦ ὄχθαις ὀδυρόµεναι τὸν
ἀδελφὸν εἰς αἰγείρους µετεβάλοντο, ὅπου αὐτῶν καὶ τὸ δάκρυον ἤλεκτρον ποιεῖ
Er sagte ,viel beweint‘, weil die Heliaden zu Pappeln wurden, während sie an den Ufern des
Eridanos den Bruder beweinten, wo ihre Tränen Bernstein hervorbringen.

An der scholiastischen Erklärung des arateischen πολυκλαύτου orientiert sich


deshalb die Erweiterung bezüglich des Weinens und des Jammers der Heliaden,
die von Cicero durch Kumulation von Wörtern aus dem Begriffsfeld ‚Begräbnis‘
pathetisiert wird: funestum; lacrimis… / sparserunt; maestae; letum maerenti voce
canentes.
Eine Ergänzung Ciceros lässt sich dann im Vers über den Umlauf des Kleinen
Bären erkennen, Cic. Arat. fr. 7,5 Soub. nam cursu interiore brevi convertitur
orbe „in der Tat dreht sie sich (scil. Kynosura) in einer engeren Bahn, eine kurze
Strecke zurücklegend“, Übersetzung von Arat. 43 µειοτέρῃ γὰρ πᾶσα
περιστρέφεται στροφάλιγγι „denn sie dreht sich mit ihrer ganzen Gestalt in enge-
rem Wirbel herum“. Außer der Entsprechung des interiore…orbe zu µειοτέρῃ…
στροφάλιγγι einerseits, des convertitur zu περιστρέφεται andererseits, sehen wir
die ciceronische Zugabe von cursu…brevi als Glosse zu interiore…orbe. Sie be-
ruht auf der Anregung durch die Scholien: S. 90, 2–3 M. ἐλάττονι στροφῇ χρῆται
καὶ περιφορᾷ „sie läuft eine Runde und einen kürzeren Umlauf herum“ und S. 91,
1–2 ἐλάττονα κύκλον περιγράφει „sie zieht eine kleinere Bahn“.39
Schließlich seien zwei Beispiele für Mehrdeutigkeit im Arattext genannt, ei-
nes für syntaktische, eines für lexikalische Mehrdeutigkeit. Sie zeigen, dass Cice-
ro in diesen Fällen die Scholien heranzieht, um die Bedeutung des Griechischen
für eine richtige Übersetzung festzulegen.
1. Syntaktische Mehrdeutigkeit – Arat. 161f. Ἑλίκης δέ οἱ ἄκρα κάρηνα /
ἀντία δινεύει ermöglicht syntaktisch zwei verschiedene Lesarten, da der Genitiv
Ἑλίκης sowohl von ἄκρα κάρηνα („die Oberseite des Kopfes der Helike kreist
dem Fuhrmann gegenüber“)40 als auch von ἀντία („die Oberseite des Kopfes des
Fuhrmanns kreist der Helike gegenüber“)41 abhängig sein kann. Die Scholien
sprechen sich dafür aus, dass der Kopf des Fuhrmanns (nicht jener der Helike)
kreist, S. 160,10–14 M., Ἑλίκης δέ οἱ ἄκρα κάρηνα: πληθυντικῷ ἐχρήσατο ἀντὶ
ἑνικοῦ· ἀντὶ τοῦ ἡ κεφαλὴ αὐτοῦ […] ἀντία δινεύει und S. 160,17 – 161,1 ἡ τοῦ
Ἡνιόχου κεφαλὴ ἐξ ἐναντίας τῶν γενύων τῆς Ἑλίκης κεῖται. Aus der Erklärung
der Scholien wird die richtige Lektüre des arateischen Textes abgeleitet: οἱ ist
dativus possessivus, bezogen auf ἄκρα κάρηνα (V. 161) und von Cicero treffend
mit Wechsel des Subjekts im Satz (Fuhrmann bei Arat, Helike bei Cicero) über-

39 Für weitere Details s. Ciano 2018.


40 Vgl. Erren 20092, 15: „Helikes vorgestrecktes Haupt kreist ihm gegenüber“.
41 Vgl. Kidd 1997, 85: „opposite Helice circles his head at the extremity“, mit Erklärung auf den
Seiten 241f.; Martin 1998, I, 10: „le sommet de sa tête tourne en face d’Héliké“ (s. auch II,
226f.).
Wenn der exegetische Auxiliartext zum dichterischen Text wird 35

tragen, Arat. fr. 25,2 Soub. adversum caput huic Helice truculenta tuetur „Helike
sieht finster seinen (scil. des Fuhrmanns) in der entgegengesetzten Richtung ge-
stellten Kopf an“. Ciceros Orientierung an den Scholien wird in der Veränderung
zum Sing. caput statt des Pl. κάρηνα deutlich, den der Scholiast als plurale pro
singulari (πληθυντικῷ ἐχρήσατο ἀντὶ ἑνικοῦ) erklärt.
2. Lexikalische Mehrdeutigkeit – In Arat. 167f. πὰρ ποσὶ δ’ Ἡνιόχου κεραὸν
πεπτηότα Ταῦρον / µαίεσθαι „bei den Füßen des Fuhrmanns ertaste man hinge-
breitet den gehörnten Stier“ ist πεπτηότα epische Form des Partizip Perfekt so-
wohl von πίπτω ‚umfallen‘ (daher die resultative Bedeutung ‚gebrochen liegen,
ausgestreckt‘) als auch von πτήσσω ‚sich niederkauern‘. Die Unklarheit in Bezug
auf das Verb, auf das das arateische Partizip sich zurückführen lässt, scheint die
Verwendung und die Annahme der Scholien bei Cicero zu motivieren: Cic. Arat.
27 Soub. corniger est valido conixus corpore Taurus „der gehörnte Stier von
mächtigem Körper stemmt sich auf“ ~ S. 162,11 M. ὥσπερ γὰρ ὀκλάσας ἐστίν „es
ist, als ob er niedergebeugt ist“.42
Insgesamt belegen die hier aufgezeigten Fälle die enge Verbindung zwischen
Dichtung und philologischer Exegese in den Aratea des Cicero. Der Untrennbar-
keit des griechischen Gedichts von seinem exegetischen Apparat von Kommenta-
ren und Scholien entspricht das Bedürfnis der lateinischen Übersetzung, gleich-
falls auf eben dieses exegetische Material zurückzugreifen, als ein grundlegendes
interpretamentum, das den Vorgang des vertere anleitet. Auf diese Weise wird
das exegetische Material zuerst erstellt, um das Verständnis der Phainomena zu
erleichtern, und dann für die Produktion ihrer lateinischen Übersetzung über-
nommen. Eine derartige Verbindung lässt sich in die typisch lateinische Praxis
einordnen, das exegetische Material der zu übersetzenden oder nachzuahmenden
Autoren zu benutzen. Man bedenke in diesem Zusammenhang Werke wie die
Odusia des Livius Andronicus43 und die Medea des Ennius44, oder die Aeneis des
Vergil45, die Oden des Horaz46 und die Argonautica des Valerius Flaccus47. Eine
Praxis also, die die hellenistische Vereinigung von Dichtung und Philologie über-
nimmt und die, indem sie direkt auch die Aratea betrifft, Cicero in die römische
Schule der „hellenistischen Dichter“ integriert.48

42 S. auch Germ. 174 Aurigae pedibus trux adiacet…Taurus „der grausame Stier liegt bei den
Füßen des Fuhrmanns“~ S. 163, 4–5 M. παρὰ δὲ τοῖς ποσὶ τοῦ Ἡνιόχου ὑποπεσόντα ζήτει τὸν
Ταῦρον „bei den Füßen des Fuhrmanns suche den da aufgestellten Stier“ – die beiden Verben
sind Komposita; anders Maurach 1978, 82: „zunächst ist zu sagen, das Germanicus das
πεπτηότα Arats (V. 167) von πτήσσω und nicht von πίπτω herleitete“.
43 Fränkel 1932, 306–308; Mariotti 1952, 28f.
44 Bitto 2013.
45 Hexter 2010 (mit vorheriger Bibliographie).
46 Bitto 2012.
47 Bessone 1991; Scaffai 1997; Galli 2007.
48 Für Cicero als hellenistischen Dichter s. auch Knox 2011.
36 Nunzia Ciano

BIBLIOGRAPHIE

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«POURQUOI CYRÉNÉ N’A PAS PLONGÉ?» L’EMBUSCADE DE
PROTÉE ET LA PHILOLOGIE HOMÉRIQUE (VIRGILE,
GÉORGIQUES 4, 387–530 ET LES SCHOLIES À L’ODYSSÉE).

Jean-Christophe Jolivet

Vergil’s attitude toward his model [Homer] is not conceivable outside


the cultural background in which practices of exegesis and critical
commentary had become the sole «authorized» way to gain access to
the poetry of the past – which had by then been turned, in the hands of
1
the philologist-poets, into a literary object.

L’influence de la philologie homérique et en particulier des problèmes homé-


riques2 sur l’Enéide de Virgile a été amplement démontrée à la fin du siècle der-
nier.3 Par ailleurs, il a été reconnu depuis longtemps que l’épisode de la capture de
Protée par Aristée au chant 4 des Géorgiques était, dans toute l’œuvre de Virgile,
la section où l’imitatio Homeri est tout à la fois la plus nette, la plus suivie et la
plus précise. Les travaux de Joseph Farrell et de Llewelyn Morgan ont fait ressor-
tir de façon convaincante la double dimension métapoétique et allégorique de
l’épisode.4 Farrell a notamment montré que la reprise de l’histoire de Protée, l’un
des épisodes les plus étranges de toute la poésie homérique était une manière de
réutiliser la signification allégorique traditionnellement associée à cet épisode par
une partie des critiques antiques:
Vergil has maintained this character’s (i. e. Proteus) Homeric identity (…) as a kind of clue to
the reader. Proteus (…) tends himself to allegorical interpretation.5

1 Barchiesi 2015, 32. Je remercie vivement Anna Ginestí Rosell et Gregor Bitto de leurs
remarques qui ont permis d’améliorer cet article.
2 Sur les problèmes homériques, sous forme de zètèmata auxquels on apporte des solutions
(lyseis), voir Nünlist 2009, 11–14. Sur la diffusion de ces questions à Rome, Jolivet 2014.
3 Schlunk 1974; Schmidt-Neuerburg 1999.
4 Farrell 1991; Morgan 1999. La présente étude se concentrant sur les rapports de l’épisode de
Protée avec la philologie homérique, il n’a pas paru opportun de mobiliser la très importante
littérature afférente aux Géorgiques parue ces dernières années. Il n’a pas été possible de
consulter Vasiles A. Phyntikoglou, Virgiliou. Vougonia: To epullio tou Aristaiou (Georgikon
IV 281–558). Vivliotheke Archaion Sungrapheon, 42. Athènes 2007. Le commentaire de M.
Herren, P. Vergilius Maro: ‹Georgica›, Band 2: Kommentar, Heidelberg 2003 n’apporte pas
sur ce passage précis beaucoup d’éléments nouveaux par rapports aux commentaires plus
anciens en ce qui concerne les sources homériques. Voir encore sur ces modèles Farrell 1991,
104–106; Biotti 1994, 250–251.
5 Farrell 1991, 266.
40 Jean-Christophe Jolivet

Morgan a de son côté considérablement approfondi la lecture de l’épisode sur le


plan allégorique en puisant dans les commentaires anciens relatifs à la figure de
Protée6 et a mis en valeur la dimension métapoétique des références à l’Océan,
symbole d’Homère et de sa poésie, chez Virgile.7 En tout état de cause, le passage
homérique a fait l’objet d’interprétations allégoriques liées au caractère merveil-
leux des métamorphoses de Protée. Il est, pour ainsi dire, l’exemple même des
passages «problématiques»8 d’Homère. Il est donc vraisemblable de conclure que
la reprise virgilienne évoque auprès du public lettré tout son environnement
exégétique et tout son questionnement interprétatif. Il n’est pas question de reve-
nir ici sur les aspects allégoriques et métapoétiques, mais d’examiner l’éventuelle
influence sur Virgile d’éléments d’exégèse homérique portant sur d’autres as-
pects. A titre exploratoire, on partira cependant des constatations formulées par un
allégoriste sur l’épisode de l’Odyssée. Les Allégories d’Homère d’Héraclite9 con-
stituent un corpus d’explications regroupant de façon éclectique des interpréta-
tions anciennes liées à des problèmes homériques; il est vraisemblable que ce
corpus présente un groupement de loci communes en la matière dont une part au
moins remonte à une période antérieure à Virgile.10 Les développements
consacrés à l’épisode de Protée (chapitres 64 à 67) sont essentiellement dédiés à
l’exégèse allégorique cosmogonique de l’épisode. Toutefois, le développement
initial, emblématique de la façon dont procède l’exégèse allégorique pour se justi-
fier, énumère un certain nombre de problèmes posés par l’épisode; ce passage
correspond au chapitre 64 des éditions modernes:
Καὶ µὴν ὁ περὶ Πρωτέως λόγος οὕτω πολὺς ἐκταθεὶς ὑπὸ Μενελάου τὴν ἐξαπατῶσαν εὐθὺς
ἔχει φαντασίαν· πάνυ µυθώδης γεγονέναι τῆς ἐν Αἰγύπτῳ νησίδος ἄθλιον ἔποικον εἰς
ἀθανάτου µέτρα τιµωρίας παρελκόµενον, ᾧ βίος ἠπείρου καὶ θαλάττης κοινὸς ἀτυχεῖς ὕπνους
µετὰ φωκῶν κοιµώµενος, ἵν᾿ αὐτοῦ κολάζηται καὶ τὸ τερπνόν. Θυγάτηρ δ᾿ Εἰδοθέα διὰ
πατρὸς ἀδικίας ξένον εὖ ποιοῦσα καὶ γινοµένη προδότις αὐτοῦ· δεσµοὶ µετὰ τοῦτο καὶ
Μενέλαος ἐνεδρεύων· εἶθ᾿ ἡ πολυπρόσωπος εἰς ἅπαντα ἃ βούλεται Πρωτέως µεταµόρφωσις
ποιητικοὶ καὶ τεράστιοι µῦθοι δοκοῦσιν, εἰ µή τις οὐρανίῳ ψυχῇ τὰς ὀλυµπίους Ὁµήρου
τελετὰς ἱεροφαντήσειε.
L’histoire de Protée, que Ménélas développe si longuement, offre au premier abord une appa-
rence trompeuse: N’est-ce point pure fiction, qu’un malheureux habitant cette petite île
d’Egypte, traînant sa peine éternellement, partageant sa vie entre la mer et la terre ferme,
dormant, l’infortuné, en compagnie des phoques, pour que ses joies même soient empoison-
nées? Sa fille, Eidothée, favorise un étranger au détriment de son père, qu’elle trahit. Ajoutez
encore ces chaînes et l’embuscade de Ménélas; puis les métamorphoses de ce Protée aux

6 Morgan 1999, 75–101.


7 Morgan 1999, 33–36 ; 63–74 et passim.
8 Au sens où cet épisode est source de zètèmata ou problèmata.
9 On utilisera ici le nom d’Héraclite plutôt que la formule «pseudo-Héraclite».
10 Buffière 1962, XXXI–XXXIX; les Allégories d’Homère, composées sans doute entre Auguste
et Néron, regroupent un matériau d’exégèse allégorique partiellement ancien. Sur leur
caractère éclectique, voir Chiron 2005. L’opinio communis consiste à considérer que les
Allégories d’Homère, le De vita et poesi Homeri du Pseudo-Plutarque et les Quaestiones
homericae de Porphyre remontent à une source commune et combinent des éléments de
doctrine pergaméniens et stoïciens. Voir Ramelli/Lucchetta 2004, 378 et passim.
«Porquoi Cyréné n’a pas plongé?» 41

mille visages, prenant toutes les formes qu’il veut: autant de traits qui ont tout l’air de contes
faits à plaisir et fantasmagoriques: à moins qu’une âme céleste ne vienne nous initier à ces
mystères de l’Olympe qui se jouent chez Homère.11

Selon l’analyse d’Héraclite, c’est l’accumulation de problèmes et de détails in-


congrus qui rend le passage µυθώδης. C’est précisément la multiplication des pro-
blèmes homériques qui rend impossible l’explication de l’épisode dans le cadre
d’une lecture littéraliste; c’est cette multiplication qui nécessite le recours à
l’explication allégorique,12 seul moyen de défendre et d’expliquer le passage. La
méthode cumulative dont use Héraclite semble avoir été, comme le suggère Jean
Pépin, à propos d’un auteur plus tardif, un élément typique de la démarche
d’interprétation allégorique.13 Il faut donc dresser le catalogue de tous les détails
qui font de ce récit une ἐξαπατῶσα φαντασία, le rendent µυθώδης: 1. l’isolement
de Protée dans une île égyptienne; 2. sa vie commune avec les phoques, invrai-
semblable à cause de la mauvaise odeur de ces animaux;14 3. la trahison de sa fille
Eidothée, qui est contre nature, surtout au profit d’un étranger, Ménélas; 4. la cap-
ture de Protée et l’embuscade tendue par Ménélas; 5. les métamorphoses de Pro-
tée.
Cette présentation revêt deux caractéristiques notables. D’une part, il s’agit là
d’un inventaire plus ou moins systématique des traits étranges ou problématiques
de l’histoire de Protée. D’autre part, il est frappant de constater que l’allégoriste
prend soin de souligner des traits problématiques qui ne relèvent pas uniquement
du merveilleux (les métamorphoses de Protée), mais aussi sans doute de con-
sidérations morales, de vraisemblance (πιθανότης, πρέπον…), etc., critères
d’évaluation que l’on retrouve traditionnellement dans les commentaires anciens,
bien au-delà de la seule exégèse allégorique.15 C’est par exemple le cas pour le
problème posé par la trahison filiale, qui n’a rien de spécialement extraordinaire,
ou pour l’embuscade tendue par l’Atride, ravalé au rang de chasseur de phoques.
L’étonnement de l’allégoriste peut même parfois sembler trivial, quand il traite de
l’odeur des phoques. L’interprète semble en tout cas avoir synthétisé dans ce pas-
sage un ensemble de zètèmata qui dépasse le cadre de la seule exégèse al-
légorique. Ces questions constituaient peut-être des problèmes classiques posés
par l’épisode et il n’est pas impossible qu’Héraclite en ait trouvé la trace dans les
commentaires alexandrins. Quoi qu’il en soit, il est intéressant de les confronter, à
titre exploratoire, à l’interpretatio Romana virgilienne. Par ailleurs, en dépit d’une
reprise extrêmement précise du modèle homérique, il est facile de constater que,
dans les Géorgiques, un certain nombre des éléments du récit homérique ont été
modifiés. Virgile a conservé les métamorphoses de Protée, l’aspect pour ainsi dire
le plus merveilleux de l’épisode: les ποιητικοὶ καὶ τεράστιοι µῦθοι, mais certains

11 Traduction Buffière 1962.


12 Buffière 1962, 70, n. 1.
13 Pépin 1966.
14 Sur les phoques de l’épisode de Protée, voir l’étude fouillée de Trinquier 2010 et son
abondante bibliographie.
15 Richardson 1980; Schmit-Neuerburg 1999.
42 Jean-Christophe Jolivet

détails ont fait l’objet d’une modification. Comme on le sait, l’utilisation des
commentaires hellénistiques a pu pousser Virgile à pratiquer un type de Kontrast-
imitation16 du modèle dans l’Enéide. Examinons ce qu’il en est dans ce passage
du livre 4 des Géorgiques.

1. POURQUOI CYRÉNÉ N’A PAS SAUTÉ À L’EAU?

Voici comment se conclut l’épisode de Protée (528–530):


Haec Proteus, et se iactu dedit aequor in altum,
quaque dedit, spumantem undam sub uertice torsit.
At non Cyrene.
Telles furent les paroles de Protée et, d’un saut, il se livra à la mer profonde; là où il s’y livra,
il fit tournoyer dans le flot profond une onde écumante. Mais ce ne fut pas le cas de Cyréné.

La formule at non Cyrene a pu éveiller la curiosité des commentateurs et faire


l’objet d’un moderne zètèma:
Cyrene does not do precisely what Proteus has just been stated to have done, that is, depart in-
to the sea. But the question then becomes quite why Virgil needs to deny that Cyrene might
do the same as Proteus.17

La très grande proximité de l’épisode avec le chant 4 de l’Odyssée invite à con-


sidérer l’hypothèse suivante: cette formule, qui différencie le comportement du
Protée virgilien et celui de Cyréné, renvoie a contrario au parallélisme de com-
portement du Protée homérique et de l’alter ego de Cyréné dans l’Odyssée, Ei-
dothée: après avoir donné des conseils à Ménélas sur la façon de capturer Protée,
elle plonge dans l’onde pour en ramener les peaux de phoque qui permettront aux
Achéens de se dissimuler pour s’emparer du devin: ὣς εἰποῦσ᾽ ὑπὸ πόντον
ἐδύσετο κυµαίνοντα (425). Lorsque, à la fin de l’épisode homérique, Protée
plonge après avoir fait ses révélations à Ménélas, c’est la même formule qui est
employée à son sujet: ὣς εἰπὼν ὑπὸ πόντον ἐδύσετο κυµαίνοντα (570). C’est le
vers imité par Virgile quand il écrit: Haec Proteus, et se iactu dedit aequor in al-
tum (528).
Est-ce le moyen pour Virgile de signaler la fin de son imitatio Homeri,
comme on l’a supposé, précisément au moment où Protée plonge dans l’Océan,
symbole homérique par excellence?18 Il n’est pas sûr qu’il ne s’agisse que de cela.
Placée dans un contexte qui invite de façon aussi explicite à la comparaison avec
le modèle homérique, la formule at non Cyrene ne peut qu’évoquer à un lecteur
familier du chant 4 d’Homère, une différence entre Cyréné et son modèle homé-
rique, Eidothée19. Eu égard à l’acribie dont Virgile fait preuve dans l’imitatio ho-

16 Schmit-Neuerburg 1999, 4–13 et 244–298.


17 Morgan 1999, 47.
18 Morgan 1999, 47–48.
19 Morgan 1999, 47: «A reader with an eye very firmly on Odyssey 4 would therefore have
reason to expect Cyrene to depart in a similar fashion to Proteus, since that is what she (sic)
«Porquoi Cyréné n’a pas plongé?» 43

mérique du chant 4, il est tentant de voir dans cette formule une sorte de signal
soulignant la différence avec le modèle: les deux personnages féminins qui prési-
dent à chacun des deux épisodes, Eidothée et Cyréné, ne se comportent pas de la
même manière. Toutefois, même si l’on admet la valeur quasi-philologique de
cette formule virgilienne, ses tenants et aboutissants semblent bien difficiles à
déterminer. On peut formuler, à titre exploratoire, l’hypothèse que cette étrange
formule serait le signe même de la Kontrastimitation opérée par Virgile.

2. OU EST PHAROS?

On l’a vu, Héraclite incrimine le fait que Protée traîne une vie misérable dans une
île égyptienne: τῆς ἐν Αἰγύπτῳ νησίδος ἄθλιον ἔποικον εἰς ἀθανάτου µέτρα
τιµωρίας παρελκόµενον: «un malheureux habitant d’une île d’Egypte qui y traîne
éternellement sa peine.» Ménélas présente ainsi le lieu de son aventure (354–355):
νῆσος ἔπειτά τις ἔστι πολυκλύστῳ ἐνὶ πόντῳ
Αἰγύπτου προπάροιθε, Φάρον δέ ἑ κικλήσκουσι.
Il est une île dans la mer agitée, au-devant de l’Egypte. On l’appelle Pharos.

On sait que la localisation de Pharos a constitué un problème homérique important


dans l’Antiquité. Homère indique en effet que Pharos se trouve à un jour de navi-
gation de la côte. Se fondant entre autres sur ce vers, Eratosthène mettait en doute
les données géographiques contenues dans Homère. Strabon apportait à ce prob-
lème une lysis et répondait à Eratosthène en prétendant grosso modo qu’il fallait
mettre cette localisation au compte de Ménélas, lequel était par ailleurs au courant
des phénomènes d’alluvionnement du Nil et en aurait induit une localisation de
Pharos plus éloignée de la côte, «en haute mer» (πελαγίαν), dans les temps an-
ciens.20 Ce débat célèbre se trouve par exemple synthétisé par Lucain (10.508–
510):
Nunc claustrum pelagi cepit Pharon. Insula quondam
in medio stetit illa mari sub tempore uatis Proteos,
at nunc est Pellaeis proxima muris.
Maintenant [César] a pris Pharos, rempart de la haute mer. L’île autrefois s’est tenue au mili-
eu de la mer, à l’époque du devin Protée, mais aujourd’hui, elle est toute proche des remparts
macédoniens.

does in the Odyssey model». On pourra toutefois noter que d’une part Cyréné, précisément, ne
part pas: elle va délivrer les instructions qui permettront à Aristée de mener à bien la bougonie
et que d’autre part, dans Homère, le plongeon d’Eidothée intervient dans un contexte narratif
particulier: elle plonge non pour s’en aller, mais pour procurer à Ménélas les moyens de son
embuscade, les peaux de phoques.
20 Strab. 1.2.23: ἱστόρησε δὲ καὶ τὴν Φάρον πελαγίαν οὖσαν τὸ παλαιόν· προσεψεύσατο δὴ καὶ
τὸ πελαγίαν εἶναι, καίπερ µηκέτι πελαγίαν οὖσαν. «Ménélas] avait donc entendu dire que,
jadis, Pharos était une île en haute mer, et il a amplifié volontairement, prétendant indûment
qu’elle était encore l’île de haute mer qu’elle avait cessé d’être.» Voir aussi schol. ad Od. 4.
355.
44 Jean-Christophe Jolivet

La version virgilienne ne semble pas reprendre la localisation homérique de


l’épisode de Protée. Loin d’enfermer le devin dans l’île problématique, Virgile
situe d’une part la résidence habituelle de Protée dans la mer de Carpathos,
d’autre part, il le dépayse, reprenant des données hellénistiques, puisées chez Ly-
cophron et Callimaque,21 et l’envoie en voyage du côté de la Chalcidique: la scène
est à Pallène. C’est du moins ce que l’on croit pouvoir déduire des paroles de Cy-
réné (390–391):22
Hic nunc Emathiae portus patriamque reuisit
Pallenen.
Celui-ci [Protée], à cette heure, revient visiter les ports de l’Emathie et Pallène, sa patrie.

L’opposition avec la version homérique semble particulièrement nette (384:


πωλεῖταί τις δεῦρο γέρων ἅλιος νηµερτής). Toutefois, les deux vers débutant le
récit méritent examen (387–388):
Est in Carpathio Neptuni gurgite uates
Caeruleus Proteus….
Il est dans la mer de Carpathos un devin de Neptune, Protée le céruléen.

On constate aisément que in Carpathio… gurgite concorde assez bien avec


πολυκλύστῳ ἐνὶ πόντῳ / Αἰγύπτου προπάροιθε. Mais on est bien obligé de consta-
ter qu’il n’y a plus trace de l’île de Pharos dans la version virgilienne. Virgile a-t-
il fait tout simplement disparaître la version homérique, problématique, pour se
concentrer sur une version hellénistique? Ce n’est peut-être pas si simple. Voici
les paroles de Ménélas à propos de l’île: Φάρον δέ ἑ κικλήσκουσι: «on l’appelle
Pharos». Il y a chez Lycophron un hapax legomenon, φάρος, dont le sens, attesté
non seulement par les scholies,23 mais aussi par la tradition lexicographique,24 est
gorge.25 Or, l’un des sens de gurges est précisément «la gorge».26 Le gurges Car-
pathius ne rappellerait-il pas le nom de Pharos? On pourrait objecter bien sûr qu’il
y a là un hasard, le terme gurges n’étant absolument pas surprenant en ce con-
texte. On pourra toutefois remarquer: 1) que le simple fait de situer Protée en

21 Thomas 1988, 217–218. Cf. Lyc., Alex. 126–127 et Call., SH, frag. 254, 5–6.
22 Voir par exemple Thomas 1988, 217, ad loc.: «Aristaeus does not have to travel to Egypt,
since Proteus is visiting Thessaly and Pallene…». Les rapports éventuels de cette
relocalisation avec les spéculations savantes relatives au périple de Ménélas (Aristonicos)
semblent difficiles à préciser. Virgile fait allusion au périple de Ménélas en En.8, 262: l’Atride
se trouve aux «colonnes de Protée».
23 Ce mot se trouve ainsi glosé dans les scholies, ad loc.: φ ά ρ υ γ ξ – καὶ φ ά ρ ο ς – ἀντὶ τοῦ
φάρυγγι.
24 Par ex. EM s. v. Φάρυγξ: Παρὰ τὸ φέρω, δι’ ἧς φέρεται τὸ πνεῦµα. Φέρω φέρος καὶ φάρος·
καὶ παρώνυµον, φάρυγξ. Ὡς Λυκόφρων, ‹ἐτύµβευσεν φάρῳ.› Ἀντὶ τοῦ φάρυγγι.
25 Déméter, dit Lycophron, a enseveli les chairs de Pélops dans sa gorge (154) : ἄσαρκα
µιστύλασα τύµβευσεν φάρῳ. Voir Guilleux 2009, 232 et note 46 (hapax contre l’attente).
Contra Deroy 1985.
26 Ernout/Meillet 1994, sub uerbo : «Gurges, -itis m.: 1° gouffre, abîme; 2° gosier (populaire,
Lucil.), cf. ingurgitare.» Voir OLD, sub uerbo gurges 1 b. Cf. gurgulio, etc.
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prospects again began to dawn upon him. He again mingled in the society
of the village; and the dictator’s chair in the chimney-corner, which had
been vacated during this short interregnum, was given up to him cheerfully.
He was beloved, esteemed, looked up to, by every one. Another
circumstance, too, seemed likely to add to his happiness: he fixed his
affections on a young woman, the daughter of an inhabitant of the place; his
passion was returned with interest, and the latter opposed no obstacle to its
gratification.
On a sudden his whole appearance and behaviour was altered. He
seemed as if awaking from a delightful dream; nothing which he had loved
or pursued appeared to have charms for him any longer. When he was
questioned as to the cause of his depression, he hinted obscurely that “it
was no matter; the infamy which his parents had heaped upon him he would
bear alone; he would entangle no one else in the misery which was and
must be his own portion.” This was all the explanation he gave; but it was
enough to show that he had given himself up to the dominion of a morbid
sensibility, which must finally be his destruction.
He ceased to lead, as he formerly was wont to do, the opinions and
pursuits of his neighbours. They had always bowed to his criticisms, his
logic, his lectures; but criticism, logic, and lectures were now silent. He
would sit in the chair of dignity hour after hour, and utter no word:
sometimes, however, he would appear to shake off, with a painful struggle,
the feelings which oppressed him, and would break out suddenly into
flashes of a broad but irresistible humour, which Burns, in his brightest
moments, could not have surpassed; and then he would relapse again into
gloom and taciturnity. But his mind, thus kept in a state of continual
agitation and excitement, was sinking fast beneath it. The girl, too, whom
he loved, was wretched through his refinement of passion. She believed
herself slighted, and her coldness aggravated his torments. This could not
last! It did not.
One day he did not make his appearance in the village. One of his
friends, going to his cottage, found the door fastened; and, upon calling,
received no answer. The neighbourhood became alarmed; and several of his
acquaintance searched in vain for him. He was not by the stream, where he
often sat in solitude till the noxious dew fell round him; nor in the grove,
where he used to listen to the nightingales till fancy filled up the pauses in
their songs; nor by the window, where he would stand and gaze
unconsciously till the sight of that dear face drove him from the scene of
enchantment. At last they forced open his door; I entered with them. The
poor youth was sitting at his writing-table, in his old patron’s armchair; the
pen seemed to have just fallen from his hand; the ink on its nib was hardly
dry; but he was quite still, quite silent, quite cold.
His last thoughts seemed to have been spent upon the stanzas which
were on the table before him. I will transcribe them, rather as an illustration
of his story than as a specimen of his talents. Some of the lines gave rise to
a conjecture that he had been the author of his own death, but nothing
appeared to warrant the suspicion.

I have a devil in my brain!—


He haunts me when I sleep,
And points his finger at my ρain,
And will not let me weep:
And ever, as he hears me groan,
He says the cause is all my own.

I shall be calm anon!—I had


A pleasant dream of bliss;
And now they tell me I am mad—
Why should I mourn for this?
My good, kind parents! Answer ye,
For what I am, and am to be.

Alas! I have forgotten, dear,


The pledging and the vow;
There is a falsehood in my tear,
I do not love thee now:
Or how could I endure to go,
And look, and laugh, and leave thee so?

Thou shall not come to my caress,


Thou shalt not bear my name;
Nor sorrow in my wretchedness,
Nor wither in my shame;
Mine is the misery and the moan,
And I will die—but die alone!

Him too I saw carried to his narrow dwelling-place. In his latter days he
had been regarded by his companions with a kind of superstitious awe; and,
as his coffin fell with its solemn, reverberating sound, into its allotted space,
the bearers looked upon each other with an expression of conscious
mystery, and many shook their heads in silence. I lingered round the spot
when they departed, and planted a rose upon his humble mound.
I was to leave the village the next day in order to fix my abode among
the haunts of busy men. In the evening, feeling a melancholy which I could
not shake off, I took up my hat and wandered towards the churchyard. From
a distance I perceived a bright and delicate figure hastily retiring from my
approach. I leaned over the remains of the kind, the enthusiastic, the
affectionate! The rose which I had planted there glistened beneath the
moon. It was not the dew: it was something more clear, more precious—it
was one beautiful tear! I had rather have such a tear on my grave than a
pyramid of marble.
ON TRUE FRIENDSHIP.

“Infido scurræ distabit amicus.”—Horace.

How very seldom do we find any one who has a relish for real friendship—
who can set a due value upon its approbation, and pay a due regard to its
censures! Adulation lives, and pleases; truth dies, and is forgotten. The
flattery of the fool is always pungent and delicious; the rebuke of the wise
is ever irksome and hateful. Wherefore, then, do we accuse the Fates when
they withhold from us the blessings of friendship, if we ourselves have not
the capacity for enjoying them?
Schah Sultan Hossein, says an old Persian fable, had two favourites.
Mahamood was very designing and smooth-tongued; Selim was very open
and plain-spoken. After a space, the intrigues of Mahamood had the upper
hand, and Selim was banished from the court. Then Zobeide, the mother of
the Sultan’s mother, a wise woman, and one learned in all the learning of
the Persians, stood before the throne, and spoke thus:—
“When I was young I was said to be beautiful. Upon one occasion a
great fête was to be given. The handmaids dressed my hair in an inner
apartment. ‘Look,’ said one, ‘how bright are her eyes!’ ‘What a
complexion,’ said another, ‘is upon her cheeks!’ ‘What sweetness,’ cried a
third, ‘in her voice!’ I grew sick of all this adulation. I sent my woman from
me, and complained to myself bitterly. ‘Why have I not,’ I cried, ‘some
friend on whom I can rely; who will tell me with sincerity when the roses
on my cheeks begin to fade and the darkness of my eyebrows to want
colouring? But alas! this is impossible.’
“As I spoke, a beneficent Genius rose from the ground before me. ‘I
have brought thee,’ he said, ‘what thou didst require: thou shalt no longer
have occasion to reproach the Prophet for denying thee that which, if
granted, thou wouldst thyself destroy.’ So saying, he held forth to me a
small locket, and disappeared.
“I opened it impatiently. It contained a small plate, in shape like a
horseman’s shield, but so bright that the brightness of twenty shields would
be dim before it: I looked, and beheld every charm upon which I valued
myself reflected upon its surface. ‘Delightful monitor!’ I exclaimed, ‘thou
shalt ever be my companion; in thee I may safely confide; thou art not
mercenary, nor changeable; thou wilt always speak to me the truth—as thou
dost now!’ and I kissed its polish exultingly, and hastened to the fête.
“Something happened to ruffle my temper, and I returned to the palace
out of humour with myself and the world. I took up my treasure. Heavens!
what a change was there! My eyes were red with weeping—my lips
distorted with vexation; my beauty was changed into deformity—my
dimples were converted into frowns. ‘Liar!’ I cried, in a frenzy of passion,
‘what meanest thou by this insolence? Art thou not in my power, and dost
thou provoke me to wrath?’ I dashed my monitor to the earth, and went in
search of the consolation of my flatterers!”
Zobeide here ceased. I know not whether the reader will comprehend the
application of her narrative. The Sultan did—and Selim was recalled.
THE COUNTRY CURATE.

“Tenui censu, sine crimine notum,


Et properare loco, et cessare, et quærere, et uti.”—Hor.

It was with feelings of the most unmixed delight that on my way to the
north I contemplated spending one evening with my old friend Charles
Torrens. I call him my friend, although he is six or seven years my senior;
because his manners and his habits have always nearly resembled those of a
boy, and have seemed more suitable to my age than to his. Some years ago,
partly in consequence of his own imprudence, the poor fellow was in very
low circumstances; but he has now, by one of those sudden freaks of
fortune which nobody knows how to account for, become sleek and fat, and
well-to-do in the world; with a noble patron, a pretty wife, and the next
presentation to a living of a thousand a year.
I arrived at the village of —— about sunset, and inquired for the house
of Mr. Torrens. Of the children to whom I applied no one seemed to
understand me at all; at last one of them, a ’cuter lad than his companions,
scratched his head for half a minute, and exclaimed, “Oh! why, sure, you
mean Master Charles, our curate! Gracious! to think of calling him Mr.
Torrens!” I afterwards learned that this hopeful disciple had the office of
looking to the curate’s night-lines. However, he led me to the house,
giggling all the way at the formality of “Mr. Torrens.” I was prepared by
this to find my old acquaintance as warm, and as wild, and as childish as
ever.
His residence was a red brick dwelling-house, which you would call a
house by right and a cottage by courtesy: it seemed to possess, like the
owner, all requisites for hospitality and kindness, and to want, like him, all
pretensions to decoration and show. “This is as it should be,” I said to
myself; “I shall sleep soundly beneath such a roof as this;” and so I threw
up the latch of the garden-gate, and went in. Charles was in the kitchen
garden behind the house, looking at his strawberry beds. I walked round to
meet him. I will not describe the pleasure with which we shook hands: my
readers well know what it is to meet a dear and cherished friend after a long
absence. I know not which was the happier of the two.
“Well,” he said, “here I am, you see, settled in a snug competency, with a
dry roof over my head, and a little bit of turf around me. I have had some
knowledge of Fortune’s slippery ways, and I thank my stars that I have
pretty well got out of her reach. Charles Torrens can never be miserable
while there’s good fishing every hour in the day in his lordship’s ponds, and
good venison every Sunday in the year in his lordship’s dining-room. Here
you see me settled, as it were, in my otium cum dignitate, without a wish
beyond the welfare of my wife and the ripening of my melons; and what
gives my enjoyments their greatest zest, Peregrine, is, that though the road
to them was rather a hilly one, I kept out of the gutters as well as I could.
What is it Horace says, Peregrine?

Neque majorem feci ratione malâ rem,


Nec sum facturus vitio culpâve minorem;—

that is, I did not grow rich like a rascal, and I sha’n’t grow poor like a fool;
though (thanks to my uncle, the Nabob) I can afford to give a young friend
a bed and a breakfast, without pinching myself and my servants the next
week! But, bless me! how I am letting my tongue run on. I haven’t
introduced you to Margaret yet;” and so saying, he took my arm, and
hurried me into his drawing-room. His bride was a very pleasing woman—a
lover might well call her a beautiful one; she seemed about one-and-twenty,
and possessed every requisite to confer happiness upon a husband of my
friend’s wandering habits. She had sufficient good-nature to let him wander
abroad, but she had, at the same time, sufficient attractions to keep him at
home; her forbearance never scolded him for his stay at another’s hearth,
but her good sense always took care to make his own agreeable to him. A
clever wife would have piqued him, a silly wife would have bored him:
Margaret was the aurea mediocritas, and I could see that he was sincerely
attached to her.
The next morning I walked into his library, and was not a little amused
by the heterogeneous treasures which it presented. Paley seemed somewhat
surprised to find himself on the same shelf with “The Complete Angler,”
and Blair, in his decent vestment of calf-skin, was looking with
consummate contempt upon the morocco coat of his next neighbour,
Colonel Thornton. A fowling-piece, fishing-rod, and powder-horn were the
principal decorations of the room.
On the table was a portfolio containing a variety of manuscripts,
unfinished sermons, stanzas, complete in all but the rhymes; bills, receipts,
and recipes for the diseases of horses. Among them I found a little
memorandum-book for 1818: it contained a sketch of his way of life
previous to his accession of fortune. I transcribed four days of it, and hope
he will thank me for putting them in print.
“Monday, 10 o’clock.—Breakfast. Mem. My clerk tells me admirable
coffee may be made with burnt crusts of bread—an ingenious plan and a
frugal! Am engaged to eat my mutton with the Vicar of the next parish, so
that I have leisure to speculate for to-morrow. 12 o’clock.—Rode over to
my Aunt Picquet’s. N.B. A plaguy old woman, but has excellent cherry-
brandy, and all the fruits of Alcinous in her garden. Managed to oblige her
by conveying home some fine pines in a basket. 5 o’clock.—Dinner. Old
Decker, his wife, and young Decker of Brasenose. Mem. Young Decker a
great fool, but takes good care of the cellar. On my return sent my pines to
the Hall (know Sir Harry’s have failed this year), and received, per bearer,
an invitation to join in the eating to-morrow.
“Tuesday.—After breakfast a water-excursion with the Hon. F. Goree.
The poor little fellow very ingeniously fell out of the boat. I contrived to
catch him by the collar in time to prevent him from spoiling his curls; but
he was quite outrageous because I ruined his neckcloth. Eh bien! I lose
nothing, for I never compassed a dinner with the Countess yet. 7 o’clock.—
Dinner at the Hall. A large party. Began my manœuvres very badly, by
correcting a mistake of the old gentleman’s about ‘Hannibal, the Roman
general;’ recovered my ground, unconsciously, by a lucky dispute I had
with his opponent in politics. A good dinner. Hinted how much I preferred a
saddle of mutton cold. Praised the wine and drank it with equal avidity. In
the evening played the flute, joined in a catch, and took a beating at chess
from her ladyship with all imaginable complacency. Have certainly made
great progress at the Hall. Must dance with the Baronet’s daughter at the
ball on Thursday.
“Wednesday.—Wet morning. Nothing to be done. Cold saddle, with
compliments, sent over from the Hall. Pocketed the affront and dined on the
mutton.
“Thursday.—My mare has sprained her shoulder. How am I to get to the
rooms to-night? 1 o’clock.—Walked out. Met young Lawson. Hinted
Rosinante’s calamity, and secured a seat in the curricle. 10 o’clock.—The
curricle called. L. nearly lodged me in a ditch. Au reste, a pleasant drive.
Mem. To dine with him at six to-morrow, and he is to take me in the
evening to a quadrille at the Landrishes’. The rooms very full. Certainly
intended to dance with the Baronet’s beauty. Made a villanous mistake, and
stood up with Caroline Berry. My Roxana avoided me all the rest of the
evening. How stupid! Have certainly ruined myself at the Hall!”
This sort of life must have been very annoying to such a man as Charles
Torrens; however, he has now freed himself from it. “Good-by,” he said, as
we shook hands, and parted; “you’ll come to us again, Perry. I was a harum-
scarum dog when you knew me last; but if the river of life is rough, there is
nothing like an affectionate wife to steady the boat!”
ESSAY ON THE POEMS OF HOMER, AND THE MANNERS OF
THE AGE IN WHICH HE LIVED.
“Philo-Musus” has sent us an essay, of considerable length, upon the
merits and beauties of the Art of Poetry. We are persuaded, however, that of
such merits and beauties none of our readers need to be informed; and
therefore “Philo-Musus” lies at our publisher’s till called for.
We are going, however, to make some observations upon one advantage
to be derived from poetry, which our good friend has altogether omitted. We
mean the power which it possesses of handing down to posterity an exact
picture of the customs and manners of a very distant age. By its aid we can
trace through successive years the variations which gradually take place in
warfare and in letters, in habits and in costume; we can gaze with reverence
upon the superstitions which have become extinct, and smile upon
comparing the nascent follies of the age of demigods with the full-blown
follies of the age of men. Homer, as he stands pre-eminent among the
ancient bards in all other requisites, is equally so in this. Notwithstanding
the force of his numbers, the fertility of his invention, the grandeur of his
story, and the excellency of the moral precepts which are interspersed
throughout it, we are inclined to value him less upon these considerations
than upon the faithful representation which he has given us of the manners
of his heroes. For these reasons we have put his name at the top of this
paper, although in the course of it we shall probably indulge ourselves in
more frequent digressions than ever the old gentleman himself made use of.
To those who had rather have from us a well-digested essay than a series of
straggling remarks, we must say what we have often said before:—“We are
boys, and we have not the presumption to suppose ourselves capable of
criticising the studies, or regulating the taste, of our schoolfellows. Our aim
has not been, and is not, to instruct, but to amuse.” With this preface, we put
our Homer before us, mend our pen, and begin.
The “Odyssey,” which describes the travels and sufferings of an
individual, has, of course, more numerous sketches of private life than the
“Iliad,” the actors in which seem, as it were, to be upon a public stage, and
to stalk in the tragic buskin from one end of the poem to the other. But we
cannot help wondering at the manner in which the poet has so frequently
interwoven in his most gorgeous descriptions some allusion to the
commerce or the arts of his countrymen; his similes, in particular, are
perpetually borrowed from the works of the farmer or the mechanic. Some
have found fault with Homer upon this head, arguing that the images which
he introduces are, in some instances, too mean for the dignity of the epic
style. He has been defended from the charge by abler pens than ours; and
therefore we shall only observe, at present, that allowing these passages to
be blemishes, they are blemishes more valuable to us than the greatest
beauties could have been: if his descriptions of rustic manners are faults,
Homer, like his own Achilles, would be less interesting were he less faulty.
The first observation which occurs to us (for we intend to write, like
sentimental ladies, quite at random) is that the besiegers of Ilium were
ignorant of one of the fiercest pests of modern times, coined money.

Ἔνθεν ἄρ’ οἰνίζοντο καρῃκομόωντες Ἀχαιοἰ,


Ἄλλοι μὲν χαλκῷ, ἄλλοι δ’ αίθωνι σιδήρῳ,
Ἄλλοι δὲ ῥινοῖς, ἄλλοι δ’ αὺτοῖσι βόεσσιν,
Ἄλλοι δ’ ἀνδραπόδεσσι·

Each, in exchange, proportioned treasures gave;


Some brass, or iron; some an ox, or slave.

Not a word in the bargain of pounds, shillings, and pence. If these noxious
ideas had then existed, we should have had the sellers of the wine
exclaiming, in the style of one of our old ballad writers:
Noe pence, nor halfpence, by my faye,
But a noble in gold so round!

And we should have had the buyers replying, in all the lengthy insolence of
Homeric compounds:

I have gold to discharge all that I call!


If it be forty pence, I will pay all.

Again, when Agamemnon endeavours to appease the anger of Achilles


by the offer of sumptuous presents, he presents him with a magnificent list
of the cities in his gift; and, in order to describe the value of them, is
obliged to have recourse to the vague epithets of “εὖ
ναιομένα”—“ποιήεσσαν”—“βαθύλειμον”—“ἀμπελόεσσαν.” Now, if
Ηomer’s heroes had understood anything of coinage, the poet would have
avoided all this circumlocution, and presented us at once with a clear
statement of the yearly revenues, in the style of the above-quoted songster:

For Plumpton Park I will give thee,


With tenements fair beside;
’Tis worth three hundred markes by the yeare,
To maintain thy good cow-hide.

This, however, is mere jesting. The next consideration we shall offer will be
a more serious one. How happy were the men of that age! They had no such
crime as forgery, no discussions about stocks, no apprehensions of a paper
currency. There was no liability to imposition; no necessity for pamphlets.
At the present crisis, when the increase of forgery and the dread of national
bankruptcy occupy so large a portion of public attention, we, in common
with other more practised quacks, come humbly forward with our nostrum.
Is it not “a consummation devoutly to be wished” that Britain would
consent to forego the use of these horrible mischief-workers, these bits of
silver, or of silver paper, and return contentedly to the original method of
traffic, making her payments in oxen or in sheep? The veriest bungler may
forge a shilling, but the veriest adept would find it plaguy difficult to forge
an ox.
If it be true that the ancient Greeks were thus ignorant of stamped money
(for we are only repeating what has been observed upon the subject before
us), it cannot but surprise us that they had made so great a proficiency in
other arts, without the use of what appears in modern times absolutely
indispensable to social intercourse. From the descriptions of Homer they
should seem to have been, in a great measure, in possession of our arts, our
ideas of policy, our customs, our superstitions. Although living at so remote
a period they enjoyed many of our luxuries; although corrupted and debased
by the grossest of religious codes, they entertained many of our notions of
morality: the most skilful artisan, and the most enlightened sage, may, even
in our days, find in the poems of Homer always an incitement to curiosity,
and frequently a source of instruction.
Many a lady of ton (if ladies of ton were in the habit of studying Homer)
would be astonished at learning that her last new lustres would sink into
insignificance by the side of the candelabras of Alcinous:

Χρύσειοι δ’ ἄρα κοῦροι ἐϋδμήτων ἐπὶ βωμῶν,


Ἔστασαν, αἰθομένας δαΐδας μετὰ χερσὶν ἔχοντες,
Φαίνοντες νύκτας κατὰ δώματα δαιτυμόνεσσιν.

Refulgent pedestals the walls surround,


Which boys of gold with flaming torches crowned;
The polished ore, reflecting every ray,
Blazed on the banquets with a double day.

Nor would she be less amazed, upon turning from these inanimate
attendants, and learning the number and duties of the housemaids:
Πεντήκοντα δέ οἱ δμωαὶ κατὰ δῶμα γυναίκες, κ. τ. λ.

Full fifty handmaids form the household train;


Some turn the mill, or sift the golden grain;
Some ply the loom; their busy fingers move
Like poplar-trees when Zephyr fans the grove.

Indeed, throughout his whole description of the palace and gardens of


Alcinous, the poet seems, to have expended all his ideas of luxury and
magnificence. The colouring of the picture must of course be supposed to
be much heightened by the graces of fiction and ornament; but nevertheless
the objects of it must certainly have been sketched from the manners and
usages which were before the eyes of the designer. Upon the first of these
passages it is to be observed that the Greeks of those days were ignorant of
any contrivance in the way of lamps: they banqueted or deliberated by the
light of fires or the blaze of torches—rude even in their refinements and
barbarous in their most surpassing splendour. As to the fifty housemaids,
we must recollect that it was necessary to retain a great number of female
attendants, where the women had the charge of almost every menial
employment, and the males seemed to live for little else but pleasure and
war.
One example we may derive from the rude manners of that age, which it
would be well if the more polished society of this would remember and
imitate: we allude to the constant reliance which was placed upon religion
in affairs of every kind. No voyage was commenced—no war undertaken—
no treaty concluded—without a recurrence of sacrifice and ceremony.
Hence the extraordinary sanctity which was always attached to the persons
of their priests; hence also the veneration which was paid to their poets; for
as the themes of their earliest songs were generally the praise or the actions
of some member of their multifarious mythology, the celebrators partook of
the honours which were paid to those whom they celebrated; and the verse
which flowed in the name of any of their divinities was supposed to proceed
from their immediate inspiration. Princes therefore generally retained in
their household a bard or sage (for the terms were nearly synonymous),
though we are not so wicked as to suppose that the office of fool, among the
ancient Saxons, bore any analogy to that of bard among the ancient Greeks.
There is an example of this custom in the opening of the “Odyssey” which
has always pleased us very much. The poet has been describing the
debauchery and insolence of the suitors of Penelope—

A brutal crowd,
With insolence, and wine, elate and loud.

And when his readers are disgusted by the extravagance and luxury which
revels in the property of another, he introduces, by way of relief to the
glaring colouring of the rest of the picture, the person of an old man, who
still retains the post which he had held under Ulysses, and is compelled
reluctantly to sweep the strings of his lyre by the mandate of the dissolute
usurpers:
Κήρυξ δ’ ὲν χερσὶν κίθαριν περικαλλέα θῆκε
Φημίῳ, ὄς ῥ’ ἤειδε παρὰ μνηστῆρσιν ἀνάγκῃ·
Ἦτοι ὂ φορμίζων άνεβάλλετο καλὸν ἀείδειν·

To Phemius was consigned the chorded lyre,


Whose hand reluctant touched the warbling wire;
Phemius, whose voice divine could sweetest sing
High strains, responsive to the vocal string.

This, however, is a custom by no means peculiar to the Greeks. We know


that each of the Highland clans retained a bard expressly for the purpose of
celebrating the clan and its chief. We imagine we have seen something of
the same kind mentioned relative to the American and Indian tribes.
The subject of the “Iliad” of course calls forth long and spirited
descriptions of the mode of warfare in use among the ancient Greeks. This
appears to us to exhibit plainer marks of barbarism than any other part of
their character. They had all the untutored ferocity, the dependence on
personal strength or courage, which is characteristic of the earliest ages,
without the studied manœuvres and the laboured machines which malicious
invention afterwards introduced. The greatest quality inherent in a
commander was not skill of head, but strength of limb; few seemed to lay
claim to any nobler distinctions than those which were to be found in the
space between their shoulders. We know not whether the rude struggling of
these uncultivated warriors is not a more interesting spectacle than the cold-
blooded massacres of modern days. In the hand-to-hand conflict of two
princes there is passion, and fury, and enthusiasm, for which we look in
vain to the cold and calculating tactics of l’art militaire.
The war, indeed, of those times was naturally deficient in everything
technical or scientific. It abounded in instances of individual devotion and
of desperate enterprise, but had no means of supplying by art the defect of
numbers, or of overcoming an obstinate enemy by a regular siege. It rather
resembled the foray of a few pillaging tribes, than the contest between two
powerful nations.
We shall see nothing to wonder at in this their undisciplined warfare,
when we remember that piracy, which it so nearly resembled, was a mode
of life to which they were greatly addicted. They saw in it nothing
dishonourable; but on the contrary esteemed it a brave and worthy
employment: their greatest heroes exercised it without the smallest scruple.
They rather gloried in their robberies, and recounted with a feeling of pride
their achievements and their plunder. Here again there is a manifest
similarity between their ideas and those of the Highland clans. We do not
know indeed if a very close parallel might not be drawn between the
greaved Greek and the plaided mountaineer. We shall throw out a hint or
two upon the subject, and recommend the plan to Mr. Golightly, if he
wishes to be witty in our next Number.
In the first place, the love of rapine which we have just mentioned is
inherent in both: the towns which fall beneath the ravages of the Greek are
probably little superior in importance to the villages which excite the
cupidity of the Scot. Both nations possess the same romantic notions of
individual bravery: both value their booty rather from its being the prize of
battle, than from the weight of the gold, or the number of the cattle, of
which it consists. And to say the truth, when we behold, on the one side,
Achilles retiring from his conquests, with his captives, and his treasures,
and his beeves; and when we see, on the other, the chieftain of some kilted
clan returning to his native fastnesses, and driving the fat of the land before
him, we hardly know which of the two cuts the more respectable figure.
Why do we attach such splendid ideas to the terror of Troy? His rival is a
more picturesque object for the design of the painter, he is as muscular a
model for the chisel of the sculptor; but the piracies of the Mountaineer will
never be celebrated like the piracies of the Myrmidon; for, alas! Gaelic will
never sound so classical as Greek!
Many of the superstitions of the one nation bear a striking resemblance
to those of the other. Both of them believe that their sages have the faculty
of foreseeing and predicting future events; both of them place great reliance
on signs and auguries; both imagine that the soul exists after death, and that
it continues to take an interest in the pursuits and the friends whom it left
upon earth. Much as we are attached to the fooleries of our old friends
before Troy—to the victims, and the priests, and the oracles, we must
confess that, to our taste, the plaided seer, rapt up in his vacant trance of
second-sight, is a more interesting and a more poetical object than all the
mummeries of Delphos or Dodona. But there is one point in this legendary
species of religion, in which the similarity appears to us rather remarkable.
We allude to that extraordinary union of the opposite doctrines of free-will
and predestination, which so forcibly obtrudes itself upon our notice in
examining the traditions of both countries. To discuss this point at any
length would require a greater portion of time than we can devote to it; and
we shall therefore content ourselves with observing that the fabulous self-
devotion of Achilles, who is said to have remained at Troy, although
conscious that he was destined to die there, appears to us to have taken its
rise from those notions of an unavoidable fate which Homer so frequently
expresses. But this trait, which, as has been often observed, adds such an
exalted merit to the character of the hero, has many parallels in the conduct
of the Scottish clansmen, whose chieftains we frequently find going with
alacrity to battle, although feeling a consciousness that they are seeking
their death. But look you there again!—the self-devotion of the
Mountaineer will never be celebrated like the self-devotion of the
Myrmidon; for, alas! Gaelic will never sound so classical as Greek!
Another conspicuous ingredient in the character of both is the pride
which both take in ancestry. The Greek and the Highlander take an equal
delight in tracing the river of their blood through distant generations,
although we fancy that the latter pays rather the most attention to the purity
of the stream. When he looks over the tree of his genealogy, and exults in
the glorious names which he finds among its foliage, his feelings are not the
less honest, nor his happiness the less fervent, because he sees no Jupiter in
the root and no Venus perched among the branches. And truly we do not see
why the descent of the Greek is of greater moment than the descent of the
Scot, except that patronymics in ides, and ion, and iades have certainly a
nobler sound than plain, simple, unsophisticated Mac. But look you there
again!—the ancestry of the Mountaineer will never be celebrated like the
ancestry of the Myrmidon; for, alas! Gaelic will never sound so classical as
Greek!
When any important quarrel calls for a union of the forces under their
numerous petty princes, the gathering of the Greek nations is precisely the
gathering of the Highland clans. In both the Commander-in-chief is chosen
by the vote of the assembled leaders; in both, his authority is cramped and
frustrated by the exclusive allegiance which is owed by each separate clan
to its respective chieftain. In both, as may be supposed from the ill-
concocted materials of which both armies are composed, quarrels and
dissensions are perpetually taking place. And why are not the disputes of
the tartans as worthy of song as the disputes of the spears and the helmets?
They often arise from the same passions; they often spring from equally
insignificant causes; they often lead to equally tragical results. But look you
there again!—the quarrels of the Mountaineer will never be celebrated like
the quarrels of the Myrmidon; for, alas! Gaelic will never sound so classical
as Greek!
We might go on to trace the simile, in the same strain, through many
other qualities and customs. We might instance their mutual fondness for
athletic exercises—the absolute authority exercised by the chiefs over the
persons of their followers—the belief prevalent among both nations of the
efficacy of music and charms in the cure of wounds—the custom of being
constantly attended by large dogs—the union of heart and hand, which in
both cases exists between the chief and his foster-brother. But this is idle—
the tout-ensemble of the Mountaineer will never be celebrated like the tout-
ensemble of the Myrmidon; for, alas! Gaelic will never sound so classical as
Greek!
And now that we come to the end of what ought to have been ended a
page ago, we recollect that we have been wandering through a great tract of
paper; and we hear Mr. Golightly bellowing in our ears a reproof, in which
we fear our readers will join him: “Mr. Swinburne, Mr. Swinburne, Quid ad
rem?”
THE WEDDING:

A ROMAN TALE.

“Oh! snatched away in beauty’s bloom,


On thee shall press no ponderous tomb!”
Byron.

By the side of the Latin Way, amidst many other mementoes of fallen
greatness or faded beauty, there arose a small pillar of white marble, bearing
neither emblem nor inscription. The singular simplicity of its appearance
frequently excited the attention and inquiries of the passers-by, but no one
gratified their curiosity. She whom that marble commemorated was known
to few; and those who remembered her told not of her virtues, for they
shrank from the pain they felt in the recital.
Julia was the daughter of distinguished and wealthy parents, in the reign
of Tiberius. She was an only child, and had been educated with the fondest
attention. When she attained her eighteenth year she was very beautiful: she
was taller than most women; her nose was aquiline, her hair dark and
glossy; the smile that played on her lips was provokingly arch, and in her
large blue eyes dignity was inexpressibly combined with tenderness. The
qualities of her heart were not inferior to those of her person; so that it is
not to be wondered at that the hand of Julia was solicited in marriage by the
heirs of many of the first families in Rome.
But she had early given away her affections to the son of her father’s
brother. Young Cœlius was younger than his cousin, and fortune had given
him a lower station in life and a humbler property. He was very handsome,
however, very accomplished, and perfectly amiable; so that the parents of
Julia made no difficulty of acceding to the match. The preliminary
ceremonies had been gone through: the hallowed straw[5] had been broken
between the young couple; the dower had been settled; the augurs had been
consulted, and had returned a favourable answer. Finally, Cœlius had
presented to his future bride the sacred ring which was to be the pledge of
their eternal affection. It was a plain circle of gold, with the inscription “in
æternum!” It was customary to put these rings upon the fourth finger of the
left hand, because it was imagined that a vein ran immediately from that
finger to the heart. It was a foolish superstition, but Cœlius was observed to
shudder when Julia placed her ring upon the wrong finger.
One of the rejected suitors of Julia was a favourite with the Emperor.
When our tale is of a creature so pure and so unhappy as Julia, we cannot
waste our time in describing the characters of the wretches by whom her
death was effected. It is enough for our purpose to say that Marcius made
use of the influence he possessed in such a manner that the father of Julia
trembled for his fortune and his life; he began to retract the engagements by
which he was bound to his nephew, and to devise plans for the marriage of
his daughter with the court favourite.
Cœlius was an orphan. He had been educated under the same roof with
Julia; and his guardians had hitherto been amply repaid for the expense of
his maintenance by the reflection that they were instructing the husband of
their child. Now, however, they began to be vexed by having him always
before their eyes; they saw that the accomplishment of their scheme was
impossible while he remained with their daughter, and they prepared to
remove him. The union of those affectionate hearts was procrastinated for a
long time upon various pretences; at last the young man was sent, in order
to complete his education, upon a tour, with permission to return in a year
and claim his betrothed bride.
The year passed sadly away. He was forbidden to keep up any
correspondence with his cousin until its expiration. At last the happy June
arrived which allowed him to return—which permitted him to meet the gaze
of those bright eyes, in whose sight only he seemed to live. He flew to
Rome on the wings of expectancy!
As he approached the dwelling-place of his hopes, his thoughts, his
happiness, circumstances occurred which filled him with the gloomiest
forebodings. Several of his young acquaintance, when they met him, shook
their heads, and endeavoured to avoid his address. As he passed by the
mansion of his once-contemned rival, he observed a slave clad in unusual
finery; and “What!” he said, “is Marcius to feast the Emperor to-day?”
“Marcius,” said the slave, “will feast a fairer guest—he will bring home his
bride to-night!” Cœlius started as if a viper had crossed his path; but he
recovered himself immediately. “It was but a suspicion!” he said, “and I
will have done with it!” He said no more, but ran on with desperate
impetuosity to the well-known door. He heeded not the malicious rumours,
and the compassionate whispers, which were circulated around him: with a
fluttering heart and faltering step he hurried to the chamber which had been
the scene of their last parting. As he put his hand upon the door, a thousand
visions flocked upon his brain. “Then she was good, and affectionate, and
beautiful, and true; and she looked upon me so tenderly, and spoke to me so
kindly;—and now, will her look be as tender, and her voice as kind? I will
be in suspense no longer!” He thrust open the door and stood in her
presence.
She was sitting at the window, half-shaded from his view by some
beautiful orange-trees. She did not seem to have observed his entrance; for
she did not rise from her seat, nor move her head from the delicate white
hand which was supporting it. “Julia!” he cried, in a voice of the wildest
passion; but she did not stir. “Julia,” he said, coming nearer, and speaking in
a calmer tone; still she was motionless. “Julia,” he whispered gently,
bending his head over the orange-blossoms. Their lips almost met; she
started from him as if from profanation. “Cœlius!” she exclaimed, “this
must not be! I have broken the holy cake[6] with another! To-night I shall be
the wife of Marcius.”
He lifted his hands to Heaven; a curse rose to his lips. “May the vows
you have falsified—may the hopes you have blighted—may the heart you
have broken—— But no, Julia,” he continued, as he gazed upon her rayless
eye, and her colourless cheek; “you have suffered much—and I cannot—I
cannot reproach you!” He hid his tears with his hands, and rushed into the
street.
She had indeed suffered much! Her face had become pale and emaciated,
her step melancholy and slow: she no longer took her wonted care in
arranging her dress, or setting in order her luxuriant hair; but this was not
the alteration which had shocked her unfortunate lover—it was the languor
which had succeeded to her natural liveliness, the despondency in her every
accent, the absence of soul in her every look!
The evening came, and the ceremony was near at hand. Julia suffered her
attendants to adorn her, reckless herself of the pains they took and the
decorations they bestowed. They put upon her a long white robe, quite
plain; it would have well set off the bloom of her loveliness, but upon the

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