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Devianz und Delinquenz in Kindheit und

Jugend Neue Ansätze der


kriminologischen Forschung German
Edition Susanne Wallner
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und virtuell 3rd Edition Barbara Hey

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und Technik (German Edition) Glaeser

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und Religion im Verpflegungsalltag 2nd Edition Susanne
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Ökonomisierung und Säkularisierung Neue


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Verfahren neue Konzepte und Strategien Hartmut John
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Susanne Wallner · Maren Weiss
Jost Reinecke · Mark Stemmler Hrsg.

Devianz und Delinquenz


in Kindheit und Jugend
Neue Ansätze der
kriminologischen Forschung
Devianz und Delinquenz in Kindheit und
Jugend
Susanne Wallner · Maren Weiss
Jost Reinecke · Mark Stemmler
(Hrsg.)

Devianz und Delinquenz


in Kindheit und Jugend
Neue Ansätze der kriminologischen
Forschung
Hrsg.
Susanne Wallner Jost Reinecke
Universität Erlangen-Nürnberg Universität Bielefeld
Erlangen, Deutschland Bielefeld, Deutschland

Maren Weiss Mark Stemmler


Universität Erlangen-Nürnberg Universität Erlangen-Nürnberg
Erlangen, Deutschland Erlangen, Deutschland

ISBN 978-3-658-21233-9 ISBN 978-3-658-21234-6 (eBook)


https://doi.org/10.1007/978-3-658-21234-6

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbiblio-


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Springer VS
© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019
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im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten
und Institutionsadressen neutral.

Verantwortlich im Verlag: Stefanie Laux

Springer VS ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer Fachmedien Wiesbaden
GmbH und ist ein Teil von Springer Nature
Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany
Vorwort

Im Mittelpunkt dieses Herausgeberbandes stehen empirische Analysen zu aktuellen


Daten aus dem Forschungsprojekt „Die Entstehung und Entwicklung devianten und
delinquenten Verhaltens im Lebensverlauf und ihre Bedeutung für soziale Ungleich-
heitsprozesse“ (Kurztitel: „Chancen und Risiken im Lebensverlauf“ – CURL).
Dieses Projekt wurde als Teilprojekt A2 im Rahmen des DFG-Sonderforschungs-
bereichs 882 „Von Heterogenitäten zu Ungleichheiten“ bis 2016 an der Universität
Bielefeld gefördert. Wir, die an den Universitäten Bielefeld und Erlangen-­Nürnberg
tätigen Herausgeberinnen und Herausgeber des vorliegenden Bandes, waren bis
2016 hauptamtlich in dieses gemeinsame Forschungsprojekt eingebunden. Die
interdisziplinäre Zusammenarbeit war und ist geprägt von den unterschiedlichen
Perspektiven der Psychologie und der Soziologie sowie den unterschiedlichen
inhaltlichen und methodischen Herangehensweisen. Wir danken an dieser Stelle
allen an der Studie beteiligten Kolleginnen und Kollegen für ihr Engagement, die
sehr gute Kooperation und die gewinnbringenden fachlichen Diskussionen.
Auf den positiven Erfahrungen dieser mehrjährigen Zusammenarbeit basiert
bereits die erfolgreiche Herausgabe eines ersten Bandes zu unserem Forschungspro-
jekt. Die Kooperation sollte nun im Rahmen des vorliegenden, zweiten Bandes fort-
gesetzt werden. Das aktuelle Werk ist dementsprechend als Fortsetzung des ersten
Bandes „Devianz und Delinquenz im Kindes- und Jugendalter: Ungleichheitsdimensi-
onen und Risikofaktoren“ (Reinecke, Stemmler und Wittenberg, 2016) konzipiert, der
ebenfalls bei Springer VS erschienen ist. Der vorliegende Band fokussiert im Vergleich
zum ersten Band übergeordnete Themen des genannten Forschungsprojekts sowie
komplexere und insbesondere längsschnittliche Fragestellungen. Der zweite Band soll
eine breite Zielgruppe aus Wissenschaft und Lehre sowie aus der Praxis ansprechen
und sich somit gleichermaßen an Forschende und Studierende aus der P ­ sychologie,
Soziologie und Kriminologie sowie an Praktiker aus den Tätigkeitsfeldern P ­ olizei,
Justiz, Sozialarbeit und Schule wenden. Wir möchten hiermit die interessierte

V
VI Vorwort

Leserschaft des ersten Bandes erneut ansprechen – das vorliegende Werk steht aber
für sich und setzt keine Kenntnisse aus dem ersten Band voraus. Unser Dank gilt in
diesem Zusammenhang allen Kolleginnen und Kollegen, die uns zu dem ersten Band
konstruktives Feedback gegeben haben und den fachlichen Austausch mit uns gesucht
haben. Wir freuen uns auf die hoffentlich ebenso zahlreichen, nun folgenden Diskussi-
onen mit Leserinnen und Lesern des Fortsetzungsbandes.
Die im Folgenden dargestellten Befunde beziehen sich auf aktuelle, zeitgemäße
kriminologische Themen. Die zugehörigen empirischen Analysen basieren auf
einem großen längsschnittlichen Datensatz: Unsere Daten entstammen umfang-
reichen, mehrjährigen Schülerbefragungen in Dortmund und Nürnberg, die im
Rahmen des oben genannten Forschungsprojekts durchgeführt wurden. Ein ganz
besonderer Dank gilt den befragten Schülerinnen und Schülern sowie deren Eltern,
ohne die Erhebungen dieser Art nicht möglich gewesen wären. Ein derartiges For-
schungsvorhaben ist auch auf die Unterstützung der Schulen angewiesen: Wir
danken den teilnehmenden Schulen in Dortmund und Nürnberg sowie den Schul-
leitungen und Kollegien für die ausgezeichnete Mitarbeit. Ein besonderer Dank gilt
auch Herrn Schulamtsdirektor Stefan Kuen und seinen Mitarbeiterinnen und Mitar-
beitern in Nürnberg sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des „Regionalen
Bildungsbüros im Fachbereich Schule“ der Stadt Dortmund für die herausragende
Unterstützung unseres Forschungsvorhabens. Zudem haben wir den in Nürnberg
interviewenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Instituts für Psychologie der
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg für ihr großes Engagement zu
danken. Herrn Prof. Dr. Frank Faulbaum, dem Leiter des sozialwissenschaftlichen
Umfragezentrums (SUZ) in Duisburg, und seinen Interviewerinnen und Intervie-
wern, die für die Erhebungen in Dortmund zuständig waren, sind wir für die sehr
gute Zusammenarbeit verbunden. Auch die Stadtverwaltungen beider Städte haben
uns dankenswerterweise bestens unterstützt.
Wir möchten an dieser Stelle – last but not least – ganz besonders dem zustän-
digen Lektorat, namentlich Frau Cheflektorin Stefanie Laux, und dem Springer
VS Team danken. Neben der angenehmen Zusammenarbeit möchten wir an die-
ser Stelle die hervorragende und überaus kompetente Beratung in allen organisa-
torischen Fragen, die das herausgegebene Werk betrafen, hervorheben.

Bielefeld und Erlangen Susanne Wallner


im August 2018 Maren Weiss
Jost Reinecke
Mark Stemmler
Inhaltsverzeichnis

Einleitung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
Jost Reinecke und Mark Stemmler
Methodik der Studie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
Maren Weiss und Susanne Wallner
Prävalenz und Verlauf von Devianz und Delinquenz . . . . . . . . . . . . . . . . . 39
Susanne Wallner und Maren Weiss
Analysen zur Panelmortalität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63
Maren Weiss und Eva Link
Jugenddelinquenz im Hell- und Dunkelfeld. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83
Maren Weiss und Magdalena Schönfeld
Migrationsspezifische Risikofaktoren bezüglich des
antisozialen Verhaltens im Geschlechtervergleich. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101
Burcu Uysal
Profile physischer Aggression in Kindheit und Jugend. . . . . . . . . . . . . . . . 125
Susanne Wallner und Mark Stemmler
Die Vorhersage von Jugenddelinquenz im Rahmen
des personenorientierten Ansatzes – Analysen mit
der Konfigurationsfrequenzanalyse (KFA). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141
Mark Stemmler und Susanne Wallner

VII
VIII Inhaltsverzeichnis

Verhaltensauffälligkeiten im Strengths and Difficulties


Questionnaire (SDQ) und Jugenddelinquenz: Analysen
im Quer- und Längsschnitt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157
Jost Reinecke und Ferdinand Keller
Einfluss des Klassenkontextes auf die
Delinquenzentwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187
Maren Weiss
Mediengewalt, Erziehung und Jugenddelinquenz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 205
Katharina Sauter, Susanne Wallner und Mark Stemmler
Die Entwicklung von Moralität im Kindes- und
Jugendalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 235
Andreas Pöge und Debbie Schepers
Herausgeber‐ und Autorenverzeichnis

Über die Herausgeber

Prof. Dr. Jost Reinecke ist Professor für Quantitative Methoden der empirischen
Sozialforschung an der Fakultät für Soziologie der Universität Bielefeld und L­ eiter
des DFG-Projektes „Kriminalität in der modernen Stadt“ (CrimoC) zusammen mit
Prof. Dr. Klaus Boers (Institut für Kriminalwissenschaften der Universität Münster).
Forschungsschwerpunkte: Rational-Choice Theorien in den Sozialwissenschaf-
ten: Theoretische und empirische Bedeutung; Methodologie und Anwendung von
Klassifikations- und Strukturgleichungsmodellen im Querschnitt und Längsschnitt;
Verfahren zur mehrfachen Ersetzung von fehlenden Werten in komplexen Daten-
sätzen; Entwicklung der Jugendkriminalität im Längsschnitt.
E-Mail: jost.reinecke@uni-bielefeld.de

Prof. Dr. Mark Stemmler ist Professor für Psychologische Diagnostik, Metho-
denlehre und Rechtspsychologie an der Friedrich-Alexander-Universität E ­ rlangen-
Nürnberg (FAU) und ist zusammen mit Jost Reinecke Leiter des Projekts „Die Ent-
stehung und Entwicklung d­ evianten und delinquenten Verhaltens im Lebensverlauf
und ihre Bedeutung für soziale Ungleichheitsprozesse“ des SFB 882. Arbeitsschwer-
punkte umfassen die statistischen Methoden des personen-zentrierten Ansatzes, die
internationale Neunormierung des SKT nach Erzigkeit, die Untersuchung von devi-
antem und delinquentem Verhalten im Jugendalter. Er ist auch Leiter der Evaluation
des Projekts „Evaluation der Online-Suizidpräventions-Beratung [U25]“ zusammen
mit Prof. Dr. Hellmut Braun-Scharm und des DFG-Forschungsprojekts „Islamisti-
sche Radikalisierung im Justizvollzug – Radikalisierungspotenziale und -prozesse“
zusammen mit Dr. Johann Endres.
E-Mail: mark.stemmler@fau.de

IX
X Herausgeber‐ und Autorenverzeichnis

Dr. Susanne Wallner ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für


Psychologische Diagnostik, Methodenlehre und Rechtspsychologie (Friedrich-
­
Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg). Arbeitsschwerpunkte sind Rechtspsy-
chologie und Kriminologie, Entwicklungspsychopathologie, Längsschnittforschung,
Prognose antisozialen Verhaltens und Risk Assessment sowie Jugendgewalt.
E-Mail: susanne.wallner@fau.de

Dr. Maren Weiss ist Akademische Rätin am Lehrstuhl für Psychologische Dia-
gnostik, Methodenlehre und Rechtspsychologie (Friedrich-Alexander-Universität
Erlangen-Nürnberg). Arbeitsschwerpunkte sind Rechtspsychologie und Krimino-
logie, Entwicklungspsychopathologie, Prävention, Psychosomatik und Gesund-
heitspsychologie.
E-Mail: maren.weiss@fau.de

Autorenverzeichnis

Prof. Dr. Ferdinand Keller ist apl. Professor und l­eitender Psychologe (For-
schung) an der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/­ Psychotherapie am
Universitätsklinikum Ulm. Arbeitsschwerpunkte sind die Diagnostik affektiver
Störungen (z. B. BDI-II und CDRS-R) und die Erfassung von Behandlungszufrie-
denheit bei Kindern, Jugendlichen und Eltern. Zur Analyse werden psychometri-
sche Verfahren, vorzugsweise aus dem IRT-Bereich, und Mischverteilungsmodelle
(Latent Class- und Mixed Rasch-Modelle) verwendet. Ein zweiter Anwendungs-
schwerpunkt sind statistische Methoden der Veränderungsmessung, vor allem
multi-level- und growth mixture-Modelle.
E-Mail: ferdinand.keller@uniklinik-ulm.de
Eva Link, Mag. rer. nat., studierte Psychologie an der Universität Wien und
ist seit 2015 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Psychologische
Diagnostik, Methodenlehre und Rechtspsychologie an der Universität Erlangen-
Nürnberg. Seit Mai 2017 ist sie in einem Forschungsprojekt zur Evaluation der
therapeutischen Behandlung von Sexualstraftätern tätig.
E-Mail: eva.link@fau.de
PD Dr. Andreas Pöge ist Akademischer Oberrat im Arbeitsbereich „Methoden
der empirischen Sozialforschung und Statistik“ an der Fakultät für Soziologie der
Universität Bielefeld. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Methoden der empirischen
Sozialforschung, Kriminologie und Werteforschung.
E-Mail: andreas.poege@uni-bielefeld.de
Herausgeber‐ und Autorenverzeichnis XI

Katharina Sauter befindet sich seit dem Abschluss des M.Sc. in ­Psychologie
(Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg) in der Ausbildung zur
Psychologischen Psychotherapeutin. Sie arbeitet als Psychologin im Klinikum
Nürnberg Süd.
E-Mail: ka.j.sauter@gmail.com
Dr. Debbie Schepers ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Kriminologischen
Dienst des Landes Nordrhein-Westfalen. Arbeitsschwerpunkt sind soziologische
und kriminologische Handlungstheorien, Messen in den Sozialwissenschaften
und quantitative Methoden der empirischen Sozialforschung.
E-Mail: Debbie.Schepers@krimd.nrw.de
Magdalena Schönfeld war während ihres Studiums der Psychologie am Lehrstuhl für
Psychologische Diagnostik, Methodenlehre und Rechtspsychologie (FAU Erlangen-
Nürnberg) als Hilfswissenschaftlerin tätig. Seit dem Abschluss des M.Sc. in Psycholo-
gie befindet sie sich in der Ausbildung zur Psychologischen Psychotherapeutin.
E-Mail: magdalena.schoenfeld@gmx.net
Dr. Burcu Uysal hat ihr Studium für Diplompsychologie an der Universität
Wien abgeschlossen. Sie arbeitete von 2012 bis 2017 an der Friedrich-Alexander-
Universität Erlangen-Nürnberg im Rahmen des Forschungsprojektes „Die Entste-
hung und Entwicklung devianten und delinquenten Verhaltens im Lebensverlauf
und ihre Bedeutung für soziale Ungleichheitsprozesse“ des SFB 882. Ihre Promo-
tion hat sie im Rahmen desselben Projektes in 2016 abgeschlossen und arbeitet
seit 2017 als Assistant Professor an der Ibn Haldun Universität Istanbul. Arbeits-
schwerpunkte sind Rechtspsychologie, klinische und positive Psychologie.
E-Mail: burcu.uysal@ihu.edu.tr
Einleitung

Jost Reinecke und Mark Stemmler

1 Kriminologische Längsschnittforschung

Kriminologisch orientierte Längsschnittforschung hat sich mittlerweile auch in


Deutschland mit Disziplinen wie Pädagogik, Psychologie, Soziologie und Rechts-
wissenschaft stärker etabliert. Dabei tritt der interdisziplinäre Charakter immer
mehr in den Vordergrund. Drei Entwicklungslinien lassen sich unterscheiden
(vgl. Boers, 2013): Zum ersten eine psychologisch orientierte, auf verschiedenen
Persönlichkeitsmerkmalen sowie mikrosozialen Faktoren beruhende Perspektive,
die den Beginn und die fortwährende Tradition der kriminologischen Verlaufs-
forschung mit vielen empirischen Untersuchungen markiert. Für diese Perspektive
stehen Längsschnittstudien wie die Cambridge Study in Delinquent Development
(vgl. Farrington, 2003), die Dunedin Multidisciplinary Study (vgl. Moffitt et al.,
2001), die Pittsburgh Youth Study (vgl. Loeber et al., 2003) sowie die Montreal
Longitudinal Study (vgl. Tremblay, 2000).
Eine soziologisch orientierte Perspektive, die die Untersuchung makro-
und mesostruktureller sozialer Ursachen delinquenten Verhaltens untersucht,
­bildet die zweite Entwicklungslinie, welche hauptsächlich durch bindungs- und
­kontrolltheoretische Überlegungen (Hirschi, 1969), durch die Theorie der sozia-
len ­Desorganisation (Shaw und McKay 1942, 1969), durch die Anomietheorie

J. Reinecke (*)
Universität Bielefeld, Bielefeld, Deutschland
E-Mail: jost.reinecke@uni-bielefeld.de
M. Stemmler
Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen, Deutschland
E-Mail: mark.stemmler@fau.de

© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019 1
S. Wallner et al. (Hrsg.), Devianz und Delinquenz in Kindheit und Jugend,
https://doi.org/10.1007/978-3-658-21234-6_1
2 J. Reinecke und M. Stemmler

(­Merton, 1957, 1968) und die Theorie der differenziellen Assoziationen (Sutherland,
1968) geprägt worden ist. Für diese Perspektive stehen Längsschnittstudien wie
der National Youth Survey (vgl. Elliott et al., 1985), die Rochester Youth Develop-
ment Study (vgl. Thornberry et al., 2003) und die Denver Youth Study (vgl. Hui-
zinga et al., 2003).
Die dritte Entwicklung, die als soziologisch-konstruktivistische Forschungs-
richtung bezeichnet wird, konzentriert sich auf die Untersuchung von Folgen for-
meller Kontrollinterventionen durch Polizei und Justiz, die beispielsweise auch
in der deutschen Panelstudie Kriminalität in der modernen Stadt (Crime in the
modern City, CrimoC) untersucht wurde (zur Studie siehe weiter hinten).
Psychologisch orientierte Studien haben sich zum einen auf die Identi-
fikation sogenannter Risikofaktoren konzentriert, die beginnend mit dem frü-
hen Entwicklungsalter Prädispositionen für deviantes (und später dann auch
delinquentes) Verhalten legen. Zum anderen konnten durch Paneldesigns
charakteristische dissoziale Entwicklungsverläufe nachgezeichnet werden.
­Beispielsweise konnte Moffitt (1993) anhand der Längsschnittdaten der Dune-
din Studie zwei Entwicklungspfade identifizieren: Life-Course Persistent (LCP)
und ­ Adolescence-Limited (AL). Der LCP-Pfad beginnt bereits in der Kind-
heit und ist das Ergebnis einer Kumulation von schädlichen Einflüssen, die
bereits während der Schwangerschaft auf den Fötus einwirken und sich u. a. in
neurologischen Defiziten ausdrücken, die im Zusammenspiel mit ungünstigen
familiären Bedingungen die kognitive und soziale Entwicklung des Kindes beein-
trächtigen. Die schon im Kindergartenalter auftretenden sozialen Auffälligkeiten
verfestigen sich, setzen sich im Jugendalter fort und führen dort zu antisozialem
und delinquentem Verhalten. Nach Moffitt (1993) folgen fünf Prozent der Jungen
diesem Pfad. Die Ursachen für den AL-Pfad scheinen in einem Reifungsproblem
(maturation gap) zu liegen. Der Unterschied zwischen biologischer (körper-
licher) Reife und sozialer Unreife, die beispielsweise durch die Schulpflicht bis
18 Jahren bewirkt wird, führt zu Spannungen. Die unter 18-jährigen Jungen des
AL-Pfades imitieren die Verhaltensweisen des Erwachsenseins wie Sexualität,
Alkohol- und Drogenkonsum. Diese Verhaltensweisen sind rückläufig, sobald die
Jugendlichen die soziale Reife errungen haben.
In Deutschland ist die Untersuchung der dissozialen Entwicklungsverläufe
durch die Arbeiten im Rahmen der Erlangen-Nürnberger Entwicklungs- und Prä-
ventionsstudie (ENDPS) bekannt geworden (vgl. Lösel et al., 2013). Seit 1999
wird mithilfe eines Paneldesigns, an dem über 600 Familien mit ihren Kindern
teilnehmen, die Entwicklung von sozialen Auffälligkeiten untersucht. Bisher lie-
gen sieben Datenerhebungen vor, die einen Zeitraum von zehn Jahren umfassen.
Gleichzeitig wurden Eltern- und Kindertrainings entwickelt und evaluiert, die als
Einleitung 3

Präventionsmaßnahmen die Entwicklung von Kindern positiv beeinflussen sollen.


Das zugrunde liegende theoretische Modell zur Vorhersage dissozialer Lebens-
verläufe basiert auf der Idee einer Risikokumulation (Lösel und Bender, 2003).
Individuen mit einer Vielzahl von psychologischen (Risiko-)Faktoren haben eine
wesentlich höhere Wahrscheinlichkeit, delinquent zu werden, als Individuen
mit keinem bzw. nur einem Risikofaktor. Die Kumulation von Risikofaktoren
kann sehr früh, bereits mit der Schwangerschaft (z. B. durch missbräuchlichen
Substanzkonsum [Alkohol oder Drogen] der Mutter) bzw. mit der Geburt in
einem belasteten Elternhaus (z. B. Belastung aufgrund von finanziellen Prob-
lemen sowie aufgrund eines delinquenten Vaters) auf das Individuum beginnen.
Dabei ging es Lösel und Bender (2006) weniger um eine vollständige Liste aller
wichtigen Risikofaktoren als um eine Auflistung wichtiger Sozialisationsbereiche
oder Merkmale, die bei der Erforschung von persistentem dissozialem Verhalten
sowie deren transgenerationaler Übermittlung berücksichtigt werden sollten. Das
Modell zeigt auch mögliche Ansatzpunkte für Interventionen, wenn beispiels-
weise Erziehungs- oder Bindungsdefizite angesprochen werden. Dieses Risiko-
modell steht im Einklang mit dem Modell der frühen Starter von Patterson et al.
(1989) oder dem LCP-Pfad von Moffitt (1993).
Soziologisch orientierte Studien haben demgegenüber eine stärkere Fokus-
sierung auf die Untersuchung der Kontextbedingungen und die Bedeutung der
unterschiedlichen Sozialisationsinstanzen (Familie, Schule, Peer-Gruppen) für
die Jugendlichen und jungen Erwachsenen vorgenommen. Beispielsweise wurden
mit der Rochester Studie reziproke delinquente Verstärkungsprozesse auf Basis
des interaktionistischen Ansatzes von Thornberry (1987, 2005) untersucht. Hier-
bei wird davon ausgegangen, dass die Neigung zu deviantem bzw. delinquentem
Verhalten von den Integrationsmöglichkeiten des einzelnen in der Gesellschaft
abhängt. Geringe Bindung an die Eltern (attachment to parents), geringe Ver-
pflichtung gegenüber der Schule (commitment to school) und der fehlende Glaube
an konventionelle Werte (belief in conventional values) führen zu erhöhten
Delinquenzraten. Diese Entwicklung wird in der mittleren Adoleszenzphase
noch verstärkt durch den Kontakt zu delinquenten gleichaltrigen Jugendlichen
(associations with delinquent peers) und die Übernahme von delinquenten Wer-
ten (delinquent values). Devianz und Delinquenz haben zudem auch selbst eine
Verstärkerfunktion und führen zur Verfestigung entsprechender Handlungsmuster
(und damit auch zur Verfestigung sozialer Schließung). Bildungs- und Berufs-
karrieren wirken mit Beginn des Erwachsenenalters genauso delinquenzhemmend
wie partnerschaftliche und eigene familiäre Orientierungen.
Dagegen knüpfen Sampson und Laub (1993, 2003) mit ihrer age-graded
theory of informal control (AGtoIC) an Hirschis Bindungsansatz an. Die ­Autoren
4 J. Reinecke und M. Stemmler

rekurrieren auf soziale Bindungen zur Familie, Schule und den jeweiligen
Bezugsgruppen (peers) sowie die im Erwachsenenalter bedeutsamen Bildungs-
und Berufskarrieren. Sie gehen aber im Unterschied zu Thornberry von Wende-
punkten (turning points) innerhalb des Lebensverlaufs aus, wobei insbesondere
die Übergänge zu Partnerschaft und dauerhafter beruflicher Beschäftigung den
Ausstieg aus der Devianz- und Delinquenzorientierung fördern sollen. Zum Über-
gang von der Kindheit in das Jugendalter und in das Erwachsenenalter sowie
zum Übergang vom Jugendalter in das Erwachsenenalter werden drei Thesen
­formuliert:

1. Im Kindes- und Jugendalter werden vor allem geschwächte soziale Bindun-


gen zur Familie und Schule sowie stärkere Bindungen an delinquente Bezugs-
personen als bedeutsam für eine Devianz- bzw. Delinquenzorientierung
angesehen (geringe informelle Sozialkontrolle); Persönlichkeitsmerkmale
oder sozialstrukturelle Faktoren (wie Schichtzugehörigkeit, Familienstruktur,
Migrationshintergrund, Arbeitssituation der Eltern) haben einen geringen oder
nur indirekten Einfluss über die Bindungen.
2. Deviante und delinquente Verhaltensweisen des Jugendalters setzen sich zu
einem Teil in das Erwachsenenalter fort und wirken sich negativ auf die sozia-
len Bindungen in dieser Lebensphase aus (Kontinuität).
3. Im Erwachsenenalter können sich aufgrund von besonderen Lebensereignissen
oder späten Sozialisationsprozessen eigene und neue Bindungen herausbilden,
die unabhängig von der vorherigen Delinquenzbelastung einen Abbruch der
kriminellen Entwicklung ermöglichen; wenn diese neuen Bindungen aber feh-
len, kann dies auch umgekehrt zu einem späten Kriminalitätsbeginn führen.

Insbesondere die dritte These erweitert den interaktionistischen Ansatz von Thorn-
berry und folgt damit den dynamischen Annahmen der Lebensverlaufsforschung,
dass sich Verläufe während des gesamten Lebens aufgrund von bestimmten Ereig-
nissen und alterstypischen sozialen wie persönlichen Entwicklungen ändern kön-
nen. Die Überprüfung der theoretischen Überlegungen von Sampson und Laub
basiert auf einer größeren Reanalyse der Langzeitstudie aus Boston von Glueck
und Glueck (1950), mit der drei typologische Verläufe ermittelt werden konnten:
Personen mit einem persistenten Delinquenzverlauf mit der damit verbundenen
Fortsetzung der kriminellen Karriere im Erwachsenenalter; Personen, die ihre Kar-
riere im Erwachsenenalter abbrechen; und Personen mit diskontinuierlichen Ver-
läufen (vgl. Laub und Sampson, 2003; Sampson und Laub, 2009).
Bis zur Jahrtausendwende waren größere Zeiträume umfassende, kriminal-
soziologisch orientierte Längsschnittstudien in Deutschland (und auch in
Einleitung 5

Europa) wenig verbreitet. Ausnahmen bilden die Bremer Panelstudie (Prein und
­Schumann, 2003) innerhalb des Sonderforschungsbereichs 186 (Statuspassagen
und Risikolagen im Lebensverlauf) und die Bielefelder Panelstudie (Engel und
Hurrelmann, 1994) innerhalb des Sonderforschungsbereichs 227 (Prävention und
Intervention im Kindes- und Jugendalter).
Der AGtoIC folgend stellt die Bremer Panelstudie zur kriminologischen
Relevanz des Übergangs von der Schule ins Berufsleben vor allem direkte
Sanktionierungseffekte für die weitere Berufs- sowie Delinquenzentwicklung
fest. Demnach haben Kontrollerfahrungen nicht nur eine stabilisierende Wirkung
auf die Delinquenzentwicklung, sondern festigen auch Ausgrenzungsprozesse
auf dem Arbeitsmarkt. Die Kumulation von Benachteiligungen beeinflusst direkt
Verläufe in der Berufsbildung und der Berufslaufbahn und führt damit zu einer
Verfestigung von Prozessen sozialer Schließung bzw. sozialer Ungleichheit (vgl.
zusammenfassend Schumann 2003). In der Bielefelder Panelstudie zeigten sich
große Ziel-Mittel-Diskrepanzen im Sinne von Merton (1957, 1968) als wichtigste
Prädiktoren im Hinblick auf die selbstberichtete Delinquenz. Die Diskrepanzen
bestanden zum einen aus den von den Eltern geforderten Leistungs- und Erfolgs-
zielen und den eigenen erreichten Zielen sowie zum anderen aus den eigenen
finanziellen Möglichkeiten und den gewünschten jugendkulturell begehrten
­Konsum- und Statusgütern.
Größere, insbesondere in Städten durchgeführte Erhebungen des Krimino-
logischen Forschungsinstitutes (KFN) in Hannover basieren mehrheitlich auf
einem Querschnittdesign, welches auch wiederholt durchgeführt wurde. Da
aber die Stichprobenteilnehmer über die Zeit nicht identisch sind, sondern sich
nur auf eine gemeinsame Grundgesamtheit beziehen, sind Verlaufsanalysen mit
der Untersuchung intraindividueller Devianz- und Delinquenzentwicklungen
nicht möglich. Für den deutschen Kontext hat die Panelstudie CrimoC hier ein-
deutige Akzente setzen können, da sie vom Jugendalter (13 Jahre) bis zum Ende
des jungen Erwachsenenalters (28 Jahre) lückenloses Informationsmaterial zur
Entwicklung, Verbreitung und Rückgang der Delinquenz bietet. Für eine Alters-
kohorte liegt damit Datenmaterial vor, welches vergleichbar ist zur im inter-
nationalen Kontext stark untersuchten Alterskriminalitätskurve (vgl. Boers und
Reinecke, 2007; Boers et al., 2014; Seddig und Reinecke, 2017).
Für eine neuere theoretische und empirische Akzentuierung nach der Jahr-
tausendwende hat die Peterborough Adolescent and Young Children Develop-
ment Study (PADS) gesorgt. Sie umfasst bisher neun Panelwellen für eine
Alterskohorte und hat damit entsprechend der CrimoC Studie vergleichbares
Datenmaterial vom Jugendalter (14 Jahre) bis zum jungen Erwachsenenalter
(28 Jahre). Das wesentliche Forschungsziel besteht darin, die Thesen der von
6 J. Reinecke und M. Stemmler

Wikström entwickelten Situational Action Theory (SAT, vgl. Wikström, 2006,


2009) zu überprüfen. Die SAT basiert auf der Integration der General Theory of
Crime (Gottfredson und Hirschi, 1990) und der Routine Activity Theory (Cohen
und Felson, 1979) und versucht, individualtheoretische (und damit auch kontroll-
theoretische) Konzeptionen sowie kontextbezogene Einflüsse in einen integ-
rativen Rahmen zu bringen. Delinquenzbezogene Handlungen werden hier als
Ergebnis eines Interaktionsprozesses zwischen der individuellen Neigung (pro-
pensity) zur Delinquenz und der Gefährdung (exposure) durch den Situations-
kontext angesehen. Der Entscheidungsprozess kann je nach individueller
Erfahrung über Gewohnheiten (habits) oder Reflexionen nach Kosten-Nutzen-
Überlegungen (rational choice) gesteuert sein. Über die Zeit wird prognostiziert,
dass Änderungen der delinquenzbezogenen Handlungen von jeweiligen Änderun-
gen der Neigung und der Gefährdung abhängen (zu den Ergebnissen der PADS
Studie, vgl. Wikström et al., 2012).
Mittlerweile hat die SAT gerade auch im europäischen Kontext einen nach-
haltigen Einfluss auf kriminologische und kriminalsoziologische Studien aus-
geübt (für einen Überblick, vgl. die Sonderhefte zur SAT in der Monatsschrift
für Kriminologie und Strafrechtsreform (Hirtenlehner und Reinecke, 2015)
und im European Journal of Criminology (Hirtenlehner und Reinecke, 2018)).
Hierzu gehört auch das Datenmaterial der vorliegenden Panelstudie Die Ent-
stehung und Entwicklung devianten und delinquenten Verhaltens im Lebensver-
lauf und ihre Bedeutung für soziale Ungleichheitsprozesse, die als Teilprojekt des
von der DFG geförderten Sonderforschungsbereich 882 (Von Heterogenitäten zu
Ungleichheiten) zwischen den Jahren 2011 und 2015 durchgeführt wurde. Die
erste Erhebung startete 2012 mit etwa 3000 Schülerinnen und Schülern aus Dort-
mund und Nürnberg. Basierend auf einem Kohorten-Sequenz-Design sind zwei
Alterskohorten (beginnend mit Personen des 5. und 9. Schuljahrgangs) insgesamt
zweimal wieder befragt worden (jeweils in den Jahren 2013 und 2014). Die
theoretischen Grundlagen dieser Studie bilden das biopsychosoziale Modell von
Lösel und Bender (2006), die weiter oben erörterte SAT von Wikström (2006,
2009) sowie die AGtoIC von Sampson und Laub (2003).
Das erste Buch mit dem Titel „Devianz und Delinquenz im Kindes- und
Jugendalter: Ungleichheitsdimensionen und Risikofaktoren“1 (Herausgeber: Jost

1Im Kontakt mit Behörden und Schulen, auf den verwendeten Fragebögen und in Informa-
tionen für die Öffentlichkeit wird die Kurzbezeichnung „Chancen und Risiken im Lebens-
verlauf (CURL)“ verwendet. Für weitere Informationen siehe die Webseiten unter https://
sfb882.uni-bielefeld.de/de/projects/a2.html und https://www.uni-bielefeld.de/soz/A2.
Einleitung 7

Reinecke, Mark Stemmler und Jochen Wittenberg) erschien 2016 ebenfalls im


Springer VS Verlag (Reinecke et al., 2016). Das vorliegende Buch unterscheidet
sich zum ersten Band in zwei Dingen: Zum einen konnte nun bei drei Mess-
zeitpunkten eine Längsschnittperspektive eingenommen werden und zum ande-
ren konnte auf methodisch-statistische Analyseverfahren unter Verwendung von
Paneldaten zurückgegriffen werden. Hierbei darf nicht unerwähnt bleiben, dass
bereits auf den Paneldaten basierende Forschungsergebnisse in nationalen und
internationalen Fachzeitschriften publiziert worden sind. Dies betrifft Ergebnisse
zum Modell von Lösel und Bender (Weiss et al., 2015; Sauter et al., 2016), zur
Anwendung der SAT (Schepers 2017a, 2017b; Schepers und Reinecke, 2015,
2018) und zur AGtoIC (Meinert und Reinecke, 2018) gleichermaßen.
Dieses Buch besteht aus drei Teilen: Die ersten drei Kapitel geben einen Über-
blick zum Buch, zur Studie und zur Verbreitung devianten und delinquenten
Verhaltens in den beiden Alterskohorten. Danach folgt der zweite Teil, der metho-
dische Aspekte in der Erforschung der Jugenddelinquenz beleuchtet. Der letzte
Teil behandelt Korrelate und Einblicke in die Jugenddelinquenz aus längsschnitt-
licher Perspektive.

2 Überblick zur Studie und zur Verbreitung


devianten und delinquenten Verhaltens

Nach diesem Einleitungskapitel beschreiben Maren Weiss und Susanne Wall-


ner die Methodik dieser in Dortmund und Nürnberg durchgeführten Studie. Die
beiden Autorinnen gehen auf das Stichprobendesign ein, stellen das zugrunde
liegende Kohorten-Sequenz-Design und die verwendeten Messinstrumente vor.
Die Befragungen wurden in zwei Kohorten (5. Schuljahrgänge und 9. Schuljahr-
gänge) vorgenommen. Es haben N = 846 Schülerinnen und Schüler der jüngeren
Kohorte sowie N = 577 Personen der älteren Kohorte an allen Erhebungswellen
teilgenommen. Im sogenannten Drei-Wellen-Panel hatten 56.2 % der Teil-
nehmerinnen und Teilnehmer einen Migrationshintergrund. Der Schultyp Haupt-
schule (in Bayern Mittelschulen genannt) war mit 33.7 % am stärksten vertreten,
gefolgt von Realschule (15.5 %) und Gesamtschule (12.2 %).
Im dritten Kapitel berichten Susanne Wallner und Maren Weiss über die Prä-
valenz und den Verlauf der Devianz und Delinquenz im untersuchten Drei-Wellen-
Panel. Das deviante Verhalten beschreibt normabweichendes Verhalten und das
delinquente Verhalten bezieht sich auf normabweichendes Verhalten, welches
auch strafrechtlich sanktioniert wird. Die Ergebnisse unterstützen weitgehend
die allgemeinen Erkenntnisse der kriminologischen Längsschnittforschung zur
8 J. Reinecke und M. Stemmler

­ biquität und zur Altersverlaufskurve (age-crime curve). Knapp 40 % der 15-jäh-


U
rigen Jungen und rund ein Viertel der 15-jährigen Mädchen berichteten von min-
destens einer delinquenten Handlung im vergangenen Jahr. Die Täterraten auf
Deliktebene nehmen nach dem 15. Lebensjahr wieder ab. In diesem Alter gaben
15 % der Jungen und 8 % der Mädchen an, ein Gewaltdelikt im vergangenen Jahr
verübt zu haben. Die höchsten Deliktraten gibt es in dieser Altersgruppe bei der
Sachbeschädigungsdelinquenz (21 % Jungen und 11 % Mädchen) sowie bei der
Eigentumsdelinquenz (30 % Jungen und 21 % Mädchen). Der Prozentsatz bei den
Mehrfachtätern (mindestens fünf Delikte) liegt bei den 15-jährigen Jungen bei
25 % und etwa 10 % bei den 15-jährigen Mädchen. Dahingegen berichteten etwa
62 % der jüngeren Kohorte und 59 % der älteren Kohorte über die drei Erhebungs-
wellen hinweg von keinerlei Straftaten.
Maren Weiss und Eva Link berichten über die Panelmortalität im vierten Kapi-
tel. Die Analysen wurden wiederum getrennt für die beiden Kohorten sowie für
die beiden Erhebungsstandorte durchgeführt. In der jüngeren Kohorte nahmen
63 % an allen drei Erhebungswellen teil; dagegen in der Älteren nur 41 %. Die
Schülerinnen und Schüler der jüngeren Kohorte konnten leichter für die Teil-
nahme der Studie gewonnen werden und sie verweilten auch länger in der Stu-
die als die älteren Jugendlichen. Auch unterscheiden sich die Kinder der jüngeren
Kohorte, die nach der ersten Welle ausfielen, kaum von denjenigen, die an allen
drei Befragungswellen teilnahmen. Schülerinnen und Schüler mit Migrations-
hintergrund und diejenigen, die eine Mittelschule in Nürnberg besuchten, brachen
etwas häufiger ab. Schülerinnen und Schüler an Gymnasien und Gesamtschulen
in Dortmund blieben dagegen häufiger im Drei-Wellen-Panel.
Die Jugenddelinquenz im Hell- und Dunkelfeld in der älteren Kohorte
erforschten Maren Weiss und Magdalena Schönfeld im fünften Kapitel. 1964
Jugendliche der älteren Kohorte wurden mit der Bitte zum Einverständ-
nis, um Auszüge aus dem Bundeszentralregister (BZR) einholen zu dürfen,
angeschrieben. Von den angeschriebenen Jugendlichen stimmten 245 einem
Auszug zu. Davon stammten 198 (80.8 %) aus Dortmund und 47 (19.2 %) aus
Nürnberg. Es zeigt sich, dass das Einverständnis zur Einsicht in die Registerdaten
abhängig von persönlichen Merkmalen war: So gestatteten Jungen, Jugendliche
mit Migrationshintergrund, Jugendliche an Haupt- und Mittelschulen und eher
traditionell eingestellte Jugendliche dem Forscherteam seltener einen Einblick
in ihre Strafverfolgungsdaten. Das Einverständnis zum Hellfeldabgleich ist aber
unabhängig von der selbstberichteten Delinquenz. Die Orientierung dazu liefert
eine Untersuchung von Köllisch und Oberwittler (2004), die im Rahmen der
MPI-Jugendbefragungen ihre Dunkelfeldbefragung mit den polizeilich registrier-
ten Daten verglichen. Beim Abgleich der selbstberichteten mit den registrierten
Einleitung 9

Polizeikontakten zeigen sich drei Tätertypen, die auch in der vorliegenden Unter-
suchung gefunden wurden: die Ehrlichen (Polizeikontakte werden wahrheits-
gemäß berichtet), die Lügner (hier werden Polizeikontakte geleugnet) und die
Übertreiber (hier werden Polizeikontakte berichtet, die gar nicht vorlagen). Ins-
gesamt war die Schnittmenge der Taten zwischen den beiden Erfassungsmodi in
beiden Studien sehr klein.
Burcu Uysal betrachtet im Kapitel Migrationsspezifische Risikofaktoren
bezüglich des antisozialen Verhaltens im Geschlechtervergleich genauer die
migrationsspezifischen Risikofaktoren bezüglich des antisozialen Verhaltens im
Geschlechtsvergleich. Jungen mit Migrationshintergrund zeigen hier stets die
höchsten Werte. Jungen und Jugendliche mit Migrationshintergrund weisen hin-
sichtlich der Risikofaktoren gewaltbegünstigende Einstellungen, Gewalt- und
Delinquenzorientierung im Freundeskreis, erfahrene körperliche Bestrafung und
wahrgenommene Diskriminierung innerhalb und außerhalb der Schule ebenfalls
die höchsten Werte auf. Hohe Werte auf den genannten Risikofaktoren erhöhen
wiederum die Wahrscheinlichkeit, Gewalt- sowie andere Delikte zu begehen. Die
Gegenüberstellung der migrationsspezifischen Risikofaktoren beider Geschlech-
ter legt insgesamt nahe, dass die Jungen mit Migrationshintergrund in mehreren
Bereichen stärker belastet sind. Diese höhere Belastung trägt nachweislich zu
erhöhten Delinquenzraten in dieser Gruppe bei.

3 Methodische Aspekte in der Erforschung der


Jugenddelinquenz

Im siebten Kapitel analysieren Susanne Wallner und Mark Stemmler die Profile
physischer Aggression in der Kindheit und Jugend mithilfe der latenten Klassen-
analyse (latent class analysis) im Längsschnitt. Sowohl für die jüngere als auch
für die ältere Kohorte konnte eine Lösung mit zwei Klassen gefunden werden.
Die erste Klasse und größte Gruppe besteht aus den Schülerinnen und Schülern
mit nur geringen Aggressionsneigungen. Die jeweils zweite Klasse beinhaltet
Schülerinnen und Schüler mit erhöhten Werten für physische Aggression und
umfasst 9.3 % der jüngeren und 7.4 % der älteren Kohorte. In einem zwei-
ten Schritt wurden diese Klassen bezüglich einiger gemessener Risikofaktoren
aus dem Cracow Instrument (Corrado, 2002) mit Hilfe von Odds Ratios näher
betrachtet. Die Befunde deuten u. a. darauf hin, dass ein hohes Level an physi-
scher Aggression mit Risiken aus verschiedenen Bereichen (Umwelt, Individuum,
Familie), die aus entwicklungspsychopathologischer Sicht zu dissozialen Ent-
wicklungsverläufen in Kindheit und Jugend beitragen können, korrelieren.
10 J. Reinecke und M. Stemmler

Mark Stemmler und Susanne Wallner (Kapitel Die Vorhersage von Jugend-
delinquenz im Rahmen des personenorientierten Ansatzes – Analysen mit der
Konfigurationsfrequenzanalyse (KFA)) wenden den personenorientierten Ansatz
auf kriminologische Fragestellungen an. Basierend auf den bivariaten Analysen
zwischen den im Cracow Instrument (Corrado, 2002) spezifizierten Risiko-
faktoren und den antisozialen Auffälligkeiten bzw. delinquenten Verhaltens-
weisen wurden mithilfe der Prädiktiven Konfigurationsfrequenzanalyse (P-KFA)
und dem Programmpaket confreq, getrennt für die beiden Kohorten, multivariate
Zusammenhänge berechnet. Fördernde bzw. stabilisierende Faktoren im Hinblick
auf das delinquente Verhalten wurden in längsschnittlichen Berechnungen ana-
lysiert, indem die Risikofaktoren aus der ersten Panelwelle und das delinquente
Verhalten aus der dritten Panelwelle miteinander in Beziehung gesetzt wurden. In
beiden Kohorten zeigt sich die Konfiguration antisoziale Einstellungen × delin-
quente Peers × delinquentes Verhalten als signifikanter Typ. Bei der jüngeren
Kohorte ist auch der Risikofaktor ineffektive Erziehung bedeutsam, jedoch ver-
liert dieser Faktor im Zusammenspiel mit antisozialen Einstellungen an Signi-
fikanz. Die Ergebnisse passen zum Modell der SAT (Wikström, 2009).
Jost Reinecke und Ferdinand Keller untersuchen im neunten Kapitel die dimen-
sionale Struktur des Strengths and Difficulties Questionnaire (SDQ; Goodman,
1997). Der SDQ besteht aus fünf Skalen bzw. Faktoren: Die vier Problemskalen
Emotionale Probleme, Verhaltensauffälligkeiten, Hyperaktivität, Probleme mit
Gleichaltrigen und die Stärken-Skala Prosoziales Verhalten. Die messtheoretischen
Eigenschaften des SDQ wurden sowohl mit der klassischen Testtheorie (KTT)
als auch mit der Item Response Theorie (IRT) analysiert. Dabei zeigen sich sub-
skalenunabhängig mäßige bis zufriedenstellende Reliabilitätswerte und eine gute
Messpräzision im oberen Bereich der Subskalen. Die Dimensionen des SDQ wur-
den mit Hilfe von konfirmatorischen Faktorenmodellen überprüft. Dabei zeigt
sich, dass ein Verzicht auf die fünf umgepolten Items (Item 7, 11, 14, 21 und 25)
sowie die Zusammenfassung der Problemskalen zu zwei Skalen (internalisierende
und externalisierende Verhaltensprobleme) mit einem Generalfaktor in einem
Bi-Faktorenmodell zu der besten Modellanpassung führt. Der notwendige General-
faktor weist auf eine psychopathologische Dimension hin. Bei den zeitlichen
Beziehungen zwischen den Faktoren des SDQ und der Jugenddelinquenz zeigt
sich in der jüngeren Kohorte, dass die internalisierenden Verhaltensprobleme einen
direkten negativen Effekt in Bezug auf das delinquente Verhalten haben, während
der Einfluss der externalisierenden Verhaltensweisen sowie des Generalfaktors eine
positive Beziehung über die Zeit zur Delinquenz aufweisen.
Einleitung 11

4 Korrelate und Einblicke in die Jugenddelinquenz


aus längsschnittlicher Perspektive

In Kapitel Einfluss des Klassenkontextes auf die Delinquenzentwicklung unter-


sucht Maren Weiss den Einfluss des Klassenkontextes auf die Delinquenzent-
wicklung im Längsschnitt. In Mehrebenenanalysen wurden die Daten der jüngeren
Kohorte im Hinblick auf Devianz und Delinquenz (Level 1: individuelle Merk-
male) in Abhängigkeit von Merkmalen des Schulkontextes (Level 2), gemessen
mit Schulorganisation, Kohäsion innerhalb der Schulklasse und Zusammensetzung
der Schülerschaft, untersucht. Die gefundenen Intraklassenkorrelationen (ICCs)
in Bezug auf die Devianz bzw. Delinquenz sind gering (ICC = .14 für die fünf-
ten Klassen und ICC = .08 für die sechsten Klassen), was auf einen wenig bedeut-
samen Einfluss des Schulkontextes hinweist. Auf dem Level 1 sind Geschlecht
und individuelle Delinquenzbelastung bedeutsame Prädiktoren, auf dem Level
2 spielen der Schultyp, die Delinquenzbelastung und die Normorientierung der
Klasse eine signifikante Rolle. Es findet sich eine signifikante negative Cross-Le-
vel Interaktion derart, dass in stärker normkonformen Klassen die individuelle
Delinquenz abnimmt.
Im elften Kapitel betrachten Katharina Sauter, Susanne Wallner und Mark
Stemmler den Einfluss von elterlicher Erziehung (inklusive Bindung), den Kon-
sum von Mediengewalt, Gewaltakzeptanz und Peerdevianz auf die Jugenddevianz
bzw. -delinquenz. Es wurden mehrere Hypothesen mit Hilfe von Mediatorana-
lysen im Längsschnitt sowohl für die jüngere als auch die ältere Kohorte geprüft.
In beiden Kohorten führt ein problematisches Erziehungsverhalten der Eltern
ein Jahr später zu vermehrtem Kontakt zu devianten Peers, zu höherer Gewalt-
akzeptanz und zu einer eher problematischen Mediennutzung der Kinder und
Jugendlichen. Während sich in der jüngeren Kohorte ein indirekter Effekt des pro-
blematischen Erziehungsverhaltens (Hypothese 1) auf die Devianz über die prob-
lematische Mediennutzung zeigt, gibt es in der älteren Kohorte einen indirekten
Effekt des problematischen Erziehungsverhaltens auf die berichtete Delinquenz
über die Peerdevianz. In Bezug auf die Bindung an die Eltern (Hypothese 2)
ergeben sich weder signifikante direkte noch indirekte Effekte der Bindung an
die Eltern auf die Devianz bzw. Delinquenz. In der jüngeren Kohorte führt jedoch
eine bessere Bindung an die Eltern ein Jahr später zu weniger Gewaltakzeptanz
und schließlich zu weniger dissozialen Verhaltensweisen. In einer weiteren Hypo-
these wurde der Einfluss von psychopathischen Risikomerkmalen wie gleich-
gültig-unemotionalen Persönlichkeitszügen (callous-unemotional [CU] traits) in
Bezug auf elterliche Erziehungsmerkmale untersucht. So zeigen ältere Schüler,
12 J. Reinecke und M. Stemmler

deren Eltern ein problematischeres Erziehungsverhalten praktizierten, später ver-


mehrt CU Traits.
Andreas Pöge und Debbie Schepers betrachten anhand von Latent-State-­
Trait-Modellen die Veränderung und Stabilität im Rahmen der Moralentwicklung
(Kapitel Die Entwicklung von Moralität im Kindes- und Jugendalter). Zwei
Aspekte der Moralitätsdimension (minor moral infractions sowie substance use
infractions) wurden für die jüngere und ältere Kohorte im Längsschnitt unter-
sucht. Die berechneten Modelle belegen, dass es grundsätzlich möglich ist, die
beiden Moralitätsdimensionen in beiden Alterskohorten als Personenmerkmal zu
beschreiben, welches sowohl eine zeitstabile als auch eine situative Komponente
aufweist. Es zeigt sich ferner, dass die Moralitätsentwicklung einerseits wellen-
förmig im Jugendalter verläuft, andererseits aber insgesamt immer stabiler wird
(vgl. Schepers, 2017a).

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Methodik der Studie

Maren Weiss und Susanne Wallner

Zusammenfassung
Dieses Kapitel beschreibt die Untersuchungsmethodik der Studie „Chancen
und Risiken im Lebensverlauf“ (SFB 882/A2). Die Studie folgt einem akze-
lerierten Längsschnittansatz bzw. Kohorten-Sequenz-Design, bei dem zwei
Alterskohorten (fünfte und neunte Klassen) an zwei Erhebungsstandorten
über drei jährliche Erhebungswellen hin befragt wurden. Insgesamt nahmen
über die drei Wellen, die beiden Alterskohorten und die beiden Erhebungs-
standorte Nürnberg und Dortmund über 4700 Schülerinnen und Schüler an der
Untersuchung teil. Das Kapitel behandelt Stichprobenrekrutierung, Feldphase
und Rücklaufquoten sowie die Erhebungsinstrumente. Im Rahmen der Stu-
die wurden per Fragebogenerhebung Daten zum Dunkelfeld selbstberichteter
Delinquenz sowie diverser verwandter Konstrukte aus den Bereichen Freizeit,
Freundschaften, Persönlichkeit, Familie, Schule und Wohnumfeld erhoben.
Ergänzend liegen für einen kleinen Teil der Stichprobe Hellfelddaten vor.

Schlüsselwörter
Kohorten-Sequenz-Design · Längsschnittstudie · Dunkelfeldstudie
Schulbefragung · Schülerfragebogen · Jugenddelinquenz

M. Weiss (*) · S. Wallner


Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen, Deutschland
E-Mail: maren.weiss@fau.de
S. Wallner
E-Mail: susanne.wallner@fau.de

© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019 17
S. Wallner et al. (Hrsg.), Devianz und Delinquenz in Kindheit und Jugend,
https://doi.org/10.1007/978-3-658-21234-6_2
18 M. Weiss und S. Wallner

1 Überblick über die Studie

Ziel der Studie war es, die Entwicklung der Probanden im Jugendalter und im
Übergang ins Erwachsenenalter zu untersuchen. Somit sollten Faktoren und Pro-
zesse festgestellt werden, die zum einen den Ausstieg aus einem delinquenten
und den Einstieg in einen normalbiografischen Lebensverlauf begünstigen, zum
anderen aber eine längerfristige Persistenz in der Delinquenz wahrscheinlicher
werden lassen. Das Studiendesign war als Kohorten-Sequenz-Design mit zwei
Kohorten an zwei Standorten angelegt. Im Rahmen der Studie wurden per Frage-
bogenerhebung Daten zum Dunkelfeld selbstberichteter Delinquenz sowie diverse
verwandte Konstrukte erhoben. Ergänzend liegen für einen kleinen Teil der Stich-
probe Hellfelddaten vor. Die Städte Nürnberg und Dortmund wurden aufgrund
ihrer vergleichbaren Sozialstruktur als Erhebungsstandorte gewählt, auch da sie
in der Nähe der Projektstandorte an der Universität Bielefeld und der Universität
Erlangen-Nürnberg liegen. Bei der Befragung der Dortmunder Schülerinnen und
Schüler wurde eine Vollerhebung aller Haupt-, Real- und Gesamtschulen sowie
Gymnasien angestrebt. In Nürnberg wurde eine Vollerhebung aller Mittelschulen
(diese entsprechen den Hauptschulen anderer Bundesländer) angestrebt.

2 Design

Die Studie war als Kohorten-Sequenz-Design angelegt. Diese parallele Längs-


schnittstudie an mehreren Alterskohorten ermöglicht es, in relativ kurzer Zeit
Daten einer vergleichsweise breiten Altersspanne zu erfassen. Tab. 1 veranschau-
licht das Studiendesign.
Im Jahr 2012 wurde eine Ausgangsstichprobe von Schülerinnen und Schü-
lern der fünften und neunten Jahrgangsstufe rekrutiert. Diese sollte in jährlichem
Abstand wiederbefragt werden, also 2013 in der sechsten bzw. zehnten Jahrgangs-
stufe und 2014 in der siebten bzw. elften Jahrgangsstufe. Da die Befragung als
Panelbefragung angelegt war, lag besonderes Augenmerk auf der wiederholten
Befragung der Ausgangsstichprobe. Zusätzlich bestand aber zu allen Messzeit-
punkten die Möglichkeit, neu in die Studie einzusteigen. Grundsätzlich fanden die
Erhebungen in der Schule statt. Schülerinnen und Schüler, die die Schule bereits
verlassen hatten, wurden postalisch befragt. Letzteres betrifft insbesondere die
ältere Kohorte der Nürnberger Teilstichprobe, da die Mittelschule in Bayern nach
der neunten Klasse abgeschlossen werden kann. Beginn des Erhebungszeitraums
war jeweils der Februar, nach Ausgabe der Zwischenzeugnisse. Der Erhebungs-
zeitraum der schulischen Befragungen dauerte jeweils bis in den ­Frühsommer.
Methodik der Studie 19

Tab. 1 Kohorten-Sequenz-Design
2012 2013 2014 2016
Jüngere Kohorte 5. Klasse 6. Klasse 7. Klasse 9. Klasse
Dortmund Schulerhebung Schulerhebung Schulerhebung BZR-Auszug
(Hellfelddaten)
Nürnberg Schulerhebung Schulerhebung Schulerhebung –
Ältere Kohorte 9. Klasse 10. Klasse 11. Klasse 13. Klasse
Dortmund Schulerhebung Schulerhebung Schulerhebung BZR-Auszug
(ergänzend (ergänzend (Hellfelddaten)
postalische postalische
Erhebung) Erhebung)
Nürnberg Schulerhebung Postalische Postalische BZR-Auszug
Erhebung Erhebung (Hellfelddaten)
Anmerkungen. BZR Bundeszentralregister

Die postalischen Erhebungen in den Jahren 2013 und 2014 zogen sich bis in den
Herbst. Für eine kleine Teilstichprobe konnte im Jahr 2016 ein Hellfeldabgleich
durchgeführt werden.
Die Erhebung fand grundsätzlich anonym statt. Zur Zuordnung der Daten ein
und derselben Person aus verschiedenen Erhebungswellen wurde allerdings an
beiden Projektstandorten ein Datentreuhänder bestimmt, der die Zuordnung von
Namen und Code-Nummer des Teilnehmers bzw. der Teilnehmerin per Schlüssel-
tabelle vornahm. Die Projektmitarbeiterinnen und –mitarbeiter arbeiteten dadurch
nur mit den anonymisierten Datensätzen. Eine detaillierte Beschreibung der
drei Erhebungswellen bieten die Technical Reports der Studie (El-Kayed, 2016;
­Meinert und Sünkel, 2013; Meinert und Uysal, 2015; Meyer und Schepers, 2014;
Schepers und Uysal, 2014), auf die sich auch die folgenden Ausführungen zur
Stichprobengewinnung stützen.

3 Stichprobengewinnung

3.1 Grundgesamtheit

Dortmund. Zur Grundgesamtheit der ersten Dortmunder Befragung gehörten alle


Schülerinnen und Schüler, die im Frühjahr/Sommer 2012 im fünften oder neun-
ten Jahrgang ein Gymnasium, eine Gesamt-, Real-, oder Hauptschule besuchten.
Die Grundgesamtheit der Dortmunder Schülerinnen und Schüler belief sich im
20 M. Weiss und S. Wallner

Schuljahr 2011/2012 auf 4605 Schülerinnen und Schüler in der fünften und 5289
Schülerinnen und Schüler in der neunten Jahrgangsstufe. Zur Grundgesamt-
heit der weiteren Erhebungswellen zählten jeweils diejenigen Schülerinnen und
Schüler, die in Welle 1 an der Befragung teilgenommen hatten (Panelstichprobe).
Zudem bestand die Möglichkeit, auch in Welle 2 oder 3 neu in die Befragung ein-
zusteigen. Im Sinne des Kohortendesigns gehörten demnach alle Schülerinnen
und Schüler der sechsten und zehnten (bzw. siebten und elften) Jahrgangsstufe,
die 2013 (bzw. 2014) ein Gymnasium, eine Gesamt-, Real- oder Hauptschule in
Dortmund besucht haben, zur Grundgesamtheit der Stichprobe in Welle 2 und 3.

Nürnberg. Zur Grundgesamtheit der ersten Welle der Befragung gehörten alle
Schülerinnen und Schüler in Nürnberg, welche im Frühjahr 2012 die fünfte oder
neunte Klasse einer Nürnberger Mittelschule besuchten. In Nürnberg gibt es 24
öffentliche Mittelschulen, die im Schuljahr 2011/2012 von 1415 Schülerinnen
und Schülern der fünften Klasse und 1772 Schülerinnen und Schülern der neun-
ten Klasse besucht wurden. Zur Grundgesamtheit der weiteren Erhebungswellen
zählten jeweils die Schülerinnen und Schüler, die in Welle 1 an der Befragung
teilgenommen hatten (Panelstichprobe). Zudem bestand für die jüngere Kohorte
die Möglichkeit, auch in Welle 2 oder 3 neu in die Befragung einzusteigen. Im
Sinne des Kohortendesigns gehörten demnach alle Schülerinnen und Schüler der
sechsten (bzw. siebten) Jahrgangsstufe, die 2013 (bzw. 2014) eine Mittelschule
in Nürnberg besucht hatten, zur Grundgesamtheit der Stichprobe. Für die ältere
Kohorte bestand diese Möglichkeit des Neueinstiegs in Welle 2 und 3 nicht, da
im Bayerischen Mittelschulsystem ein Schulabschluss nach der neunten Klasse
möglich ist und somit die Ausgangsstichprobe nur noch bedingt an der Schule
erreichbar gewesen wäre. Primäres Ziel für die ältere Nürnberger Kohorte war
also die postalische Wiederbefragung der in Welle 1 rekrutierten Befragten. Im
Rahmen eines Gewinnspiels wurde allerdings eine kleine Gruppe von Schülerin-
nen und Schülern erreicht, die in Welle 1 noch nicht teilgenommen hatten, aber
Interesse an einer Teilnahme in Welle 2 und 3 bekundeten und daher ihre Adresse
zur ­Verfügung stellten.

3.2 Stichprobenbildung

Dortmund. Nach Zustimmung der städtischen Zuständigen wurden für die Stich-
probenbildung alle Schulleitungen der Dortmunder Haupt-, Real und Gesamt-
schulen sowie Gymnasien um die Zustimmung zur Durchführung der Befragung
an ihrer Schule gebeten. Insgesamt 18 Schulen haben die Zustimmung zu der
Methodik der Studie 21

Erhebung in Welle 1 gegeben. Die Stichprobe setzte sich dabei aus fünf Gymna-
sien, vier Realschulen, sechs Hauptschulen und drei Gesamtschulen zusammen.
Ob alle oder nur ein Teil der fünften und neunten Klassen befragt wurden, lag
im Ermessen der jeweiligen Schulleitung. Neben der Einschränkung der Stich-
probe durch die Schulleitung mussten zudem die Schülerinnen und Schüler sowie
die Eltern der fünften Jahrgangsstufen der Befragungsteilnahme zustimmen.
Mit Informationsschreiben an Eltern und Kinder sowie der Zusicherung von
Anonymität und Freiwilligkeit wurde versucht, die Ausfälle möglichst gering
zu halten. In Welle 2 konnten 16 Schulen für die Wiederbefragung gewonnen
werden, fünf Schulen sind 2013 neu hinzugewonnen worden und zwei Schulen
haben eine Wiederbefragung abgelehnt. Insgesamt haben somit 21 Schulen der
Erhebung zugestimmt. In der dritten Welle konnte jeweils eine neue Haupt-,
Real- und Gesamtschule für die Teilnahme gewonnen werden. 18 Schulen stan-
den für die Wiederbefragung zur Verfügung. Zwei Hauptschulen fielen aus der
Stichprobe heraus, da sie geschlossen wurden, oder der Großteil der Schülerin-
nen und Schüler bereits auf andere Schulen in der Umgebung verteilt wurden.
Wie in Welle 2 haben somit 21 Schulen der Erhebung zugestimmt. In der zwei-
ten und dritten Welle gab es zusätzlich zur schulischen Stichprobe potenzielle
Teilnehmerinnen und Teilnehmer, welche nur durch eine postalische Befragung
erreicht werden konnten. Dies betraf Teilnehmerinnen und Teilnehmer der vor-
herigen Befragungen, deren Schulen nicht mehr an der Befragung teilnahmen,
sowie diejenigen Jugendlichen, die die Schule bereits verlassen hatten.

Nürnberg. Nach Zustimmung des Schulamts Nürnberg wurde die Schulleitung an


allen 24 öffentlichen Nürnberger Mittelschulen um ihre Unterstützung gebeten.
Es erklärten sich 19 öffentliche Mittelschulen zur Befragungsteilnahme bereit.
Nach Zustimmung der Schulleitung musste für beide Kohorten die Zustimmung
der Eltern eingeholt werden. Mit Informationsschreiben, die in mehreren Spra-
chen verfügbar waren, sowie der Zusicherung von Anonymität und Freiwilligkeit
wurde versucht die Ausfälle möglichst gering zu halten. In Welle 2 haben sich 20
öffentliche Mittelschulen bereit erklärt, an der Befragung teilzunehmen. Es konn-
ten drei Schulen hinzugewonnen werden, die an der ersten Befragung nicht teil-
genommen hatten. Eine Schule, die im Vorjahr an der Befragung teilgenommen
hatte, hat die Fortsetzung der Befragung abgelehnt, und in einer anderen Schule
gab es keine sechste Jahrgangsstufe mehr. Die ehemaligen Schülerinnen und
Schüler der neunten Klassen wurden postalisch angeschrieben, ebenso wie die-
jenigen, die im Rahmen eines Gewinnspiels Interesse an einer Studienteilnahme
ab 2013 bekundet hatten. In der dritten Welle 2014 wurden von den 24 öffentli-
chen Mittelschulen alle 22 Schulen mit siebter Jahrgangsstufe kontaktiert. Zwei
22 M. Weiss und S. Wallner

Mittelschulen hatten, im Gegensatz zu den vorherigen Erhebungsjahren, keine


Schülerinnen und Schüler in der zu befragenden Jahrgangsstufe. Zwei Mittel-
schulen lehnten aus organisatorischen Gründen zum wiederholten Male die Teil-
nahme an der Befragung ab. Somit erklärten sich, wie im Jahr 2013, insgesamt
20 öffentliche Mittelschulen bereit, an der Befragung teilzunehmen. In der älte-
ren Kohorte wurden alle Schülerinnen und Schüler angeschrieben, die bereits in
Welle 2 kontaktiert worden waren, soweit sie einer weiteren Studienteilnahme
nicht explizit widersprochen hatten.

3.3 Feldphase Dortmund und Nürnberg

In beiden Städten wurden nach der Terminabsprache mit der Schulleitung die
Schülerinnen und Schüler sowie die Eltern mit einem Informationsschreiben
(teils in mehreren Sprachen verfügbar) über die geplante Befragung in Kennt-
nis gesetzt. Das Schreiben enthielt dabei generelle Informationen zur Studie
sowie den Hinweis auf das Datenschutzkonzept und die Freiwilligkeit der Teil-
nahme an der Befragung. Einwilligungserklärungen und Adresserhebungsbögen
(für eine spätere postalische Nachbefragung) wurden ausgegeben. Um für die
Befragten und deren Eltern ein Höchstmaß an Anonymität zu gewährleisten,
wurde an jedem Erhebungsort ein Datentreuhänder eingesetzt, der allein die
personenbezogenen Daten verwaltete. Die Befragungen in Dortmunder Schu-
len wurden zum größten Teil durch das Duisburger Sozialwissenschaftliche
Umfragezentrum (SUZ) durchgeführt. Die Befragungen an Nürnberger Schulen
wurden durch die Projektmitarbeiterinnen, Lehrstuhlmitarbeiterinnen und stu-
dentische Hilfskräfte durchgeführt. Diese verteilten am Tag der Befragung in den
jeweiligen Klassen Fragebögen und verschließbare Briefumschläge. Nach der
Fragebogenbearbeitung steckten die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler
den ausgefüllten Fragebogen, die Einwilligungsschreiben und/oder die Adress-
erhebungsbögen in den dafür vorgesehenen Briefumschlag und verschlossen die-
sen. Die Briefumschläge wurden vom jeweiligen Datentreuhänder geöffnet, alle
Unterlagen mit einer Identifikationsnummer versehen und danach Fragebogen
von Einwilligungserklärungen und Adressbögen getrennt aufbewahrt. Eine vom
jeweiligen Datentreuhänder erstellte und sicher verwahrte Schlüsseldatei ermög-
lichte eine Wiederbefragung und Fragebogenzuordnung über die Zeit. Durch
dieses Verfahren wurde gewährleistet, dass die Forschergruppe nur in den Besitz
vollständig anonymisierter Daten kam.
Im Sinne der Feldpflege wurden verschiedene Maßnahmen ergriffen. So wur-
den Informationsabende angeboten und Schülerinformationshefte mit ansprechend
Methodik der Studie 23

aufbereiteten Ergebnissen der Studie an allen Schulen verteilt. Zudem wurde


zur Erhöhung des Rücklaufs bei den postalischen Befragungen mit finanziellen
Incentives und Gewinnspielen gearbeitet.

3.4 Rücklauf

Welle 1. Insgesamt wurden in Dortmund 1734 Interviews realisiert. Die Rück-


laufquote ist mit rund 73 % als zufriedenstellend zu bezeichnen und lag in der
älteren Kohorte mit 85.1 % etwas höher als in der jüngeren Kohorte (62.9 %).
In Nürnberg umfasste die Stichprobe 529 Personen in der fünften Klasse und
494 Personen in der neunten Klasse. Die Rücklaufquote lag somit bei 56.8 %
in der jüngeren und 42.9 % in der älteren Kohorte. Angesichts des sensiblen
Befragungsthemas und der Erfordernis des schriftlichen Einverständnisses der
Eltern sind die Ausschöpfungsquoten in der jüngeren Kohorte (rund 60 %) als
durchaus zufriedenstellend zu bewerten. Die städteabhängig sehr unterschied-
lichen Ausschöpfungsquoten in der älteren Kohorte (85.1 % vs. 42.9 %) lassen
sich zum einen dadurch erklären, dass die Nürnberger Stichprobe nur Schülerin-
nen und Schülern an Mittelschulen umfasste, bei denen aufgrund verschiedener
Faktoren (z. B. bestimmte soziodemografische Merkmale) eine geringere
Beteiligung bzw. Zustimmung der Eltern zu erwarten war als bei anderen Schul-
formen. Darüber hinaus war die Teilnahme in Nürnberg mit einem höheren Auf-
wand für die Betreffenden verbunden, da, anders als in Dortmund, die Erlaubnis
der Eltern für die Teilnahme notwendig war und daher eine von den Eltern unter-
schriebene Einverständniserklärung abgegeben werden musste.

Welle 2. Insgesamt wurden in Dortmund 2105 Interviews realisiert. Die Stich-


probe setzt sich dabei aus Teilnehmerinnen und Teilnehmern der schulischen
Befragung und der postalischen (Nach-)Befragung zusammen. In der jüngeren
Kohorte wurden 1058 Personen befragt, davon 97.2 % im Rahmen der schu-
lischen Erhebung. In der älteren Kohorte wurden 1047 Personen befragt, davon
88.6 % im Rahmen der schulischen Erhebung. Zusammenfassend konnte für die
schulische und postalische Befragung eine Rücklaufquote von 67.3 % erreicht
werden. Die Rücklaufquote fiel dabei in der zehnten Jahrgangsstufe (70.3 %)
höher aus als in der sechsten Jahrgangsstufe (64.5 %). Die potenzielle Anzahl
der Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus den Nürnberger sechsten Klassen
setzte sich aus 1010 Schülerinnen und Schülern zusammen. Insgesamt nahmen
632 Schülerinnen und Schüler aus den sechsten Klassen (62.6 %) im Jahr 2013
an der Befragung teil. Durch die postalische Befragung wurden 261 ­Schülerinnen
24 M. Weiss und S. Wallner

und Schüler der ehemaligen neunten Jahrgangsstufe rekrutiert und somit eine
Rücklaufquote von 50.9 % erreicht. Unter den 252 Schülerinnen und Schülern,
die nicht an der postalischen Befragung teilnahmen, befanden sich 24 Teil-
nehmerinnen und Teilnehmer, bei denen der Fragebogen unzustellbar war oder
die verzogen waren. 36 Personen hatten an der Befragung kein Interesse mehr
oder verweigerten unter Angabe verschiedener Gründe. 192 Personen reagierten
trotz vieler Erinnerungsversuche (postalisch, telefonisch, per E-Mail) nicht.

Welle 3. In Dortmund wurden im Jahr 2014 insgesamt 2283 verwertbare Inter-


views durchgeführt. Die Stichprobe setzt sich sowohl aus der schulischen
Befragung als auch der postalischen (Nach-)Befragung zusammen. Während in
der jüngeren Kohorte sämtliche Befragungen in der Schule stattfanden, wurden
in der älteren Kohorte 55.5 % der Fragebogen postalisch versandt. Die schuli-
sche Befragung führte zu Rücklaufquoten von 86.6 % in der jüngeren und 67.6 %
in der älteren Kohorte. Die postalische Befragung der älteren Kohorte führte zu
einer Rücklaufquote von 48.8 %. Insgesamt ergab sich über die beiden Kohorten
und die verschiedenen Erhebungsmodi eine Rücklaufquote von 75.9 %. Aus der
jüngeren Kohorte der Nürnberger Mittelschulen haben 2014 insgesamt 688 Schü-
lerinnen und Schüler (von potenziell 1074) teilgenommen, was einem Rücklauf
von 64.1 % entspricht. In der älteren Kohorte wurden diejenigen Schülerinnen
und Schüler angeschrieben, die an Welle 1 teilgenommen und einer weiteren Teil-
nahme nicht explizit widersprochen hatten. Von diesen 475 Schülerinnen und
Schülern konnten 214 (46.3 %) wieder befragt werden. Da zu den Wellen 2 und 3
jeweils in beiden Kohorten (Dortmund) bzw. in der jüngeren Kohorte (Nürnberg)
neue Erhebungsteilnehmerinnen und –teilnehmer rekrutiert wurden, ergibt sich
eine Vielfalt an Teilnahmemustern (siehe Tab. 2). Insgesamt nahmen 1423 Perso-
nen an allen drei Erhebungswellen teil, davon 846 in der jüngeren und 577 in der
älteren Kohorte.

3.5 Rücklauf Hellfeldabgleich

Im Jahr 2016 wurden alle Schülerinnen und Schüler, von denen dem Datentreu-
händer eine Postanschrift vorlag und die einer weiteren Studienteilnahme nicht
aktiv widersprochen hatten, um eine Zustimmung zum Hellfeldabgleich (Auszug
aus dem Bundeszentralregister) gebeten. Dies waren insgesamt 1233 Jugendliche
aus der jüngeren Kohorte in Dortmund, 1252 Jugendliche aus der älteren Kohorte
Methodik der Studie 25

Tab. 2 Übersicht Teilnahme je nach Erhebungswelle, Kohorte und Stadt (Anzahl)


Jüngere Kohorte Ältere Kohorte
Dortmund Nürnberg Gesamt Dortmund Nürnberg Gesamt
Nur Welle 1 95 110 205 249 214 463
Nur Welle 2 104 83 187 195 7 202
Nur Welle 3 554 192 746 105 1 106
Welle 1 und 2 93 84 177 221 73 294
Welle 2 und 3 319 161 480 229 6 235
Welle 1 und 3 77 31 108 55 32 87
Welle 1, 2 und 3 542 304 846 402 175 577
Gesamt 1784 965 2749 1456 508 1964

in Dortmund und 441 Jugendliche aus der älteren Kohorte in Nürnberg.1 Von die-
sen 2931 Briefen konnten insgesamt 2558 zugestellt werden. Das Einverständnis
zum Hellfeldabgleich wurde nur von einer kleinen Teilstichprobe gegeben: 132
Schülerinnen und Schüler aus der jüngeren Kohorte in Dortmund, 198 Schüle-
rinnen und Schüler aus der älteren Kohorte in Dortmund und 47 Schülerinnen
und Schüler aus der Nürnberger älteren Kohorte stimmten dem Auszug aus dem
Bundeszentralregister zu. Insgesamt lagen also Zustimmungen von 377 Personen
(14.7 %) vor. Zur Auswertung dieser Hellfelddaten siehe den Beitrag von Weiss
und Schönfeld in diesem Band.

4 Stichprobenbeschreibung

Tab. 3, 4 und 5 fassen die Charakteristika der Stichproben in den Unter-


suchungswellen 1, 2 und 3 zusammen. Diese enthalten die Daten aller teil-
nehmenden Schülerinnen und Schüler zu dem jeweiligen Erhebungszeitpunkt,
beschreiben also die jeweiligen querschnittlichen Kohortenstichproben. Tab. 6
fasst diejenigen Personen zusammen, die an allen drei Erhebungszeitpunkten teil-
genommen haben (Drei-Wellen-Panel). Detailliertere Informationen, auch zum

1Von der jüngeren Kohorte in Nürnberg lagen zu diesem Zeitpunkt noch keine Adressen
vor. Da die Kohorte das Alter für die Strafmündigkeit noch kaum überschritten hatte, waren
in der jüngeren Kohorte aber ohnehin nur wenige BZR-Einträge zu erwarten.
26 M. Weiss und S. Wallner

Tab. 3 Stichprobencharakteristika Welle 1


Dortmund Nürnberg Gesamt
(Prozent)
Jüngere Ältere Gesamt Jüngere Ältere Gesamt
Anzahl 807 927 1734 529 494 1023 2757 (100.0)

Geschlecht
Jungen 400 471 871 238 255 493 1366 (49.5)
Mädchen 403 449 852 285 234 519 1371 (49.7)
Migrationshintergrund
Nein 346 421 767 120 135 255 1022 (37.1)
Ja 409 478 887 367 348 715 1602 (58.1)
Schulform
Hauptschule 55 244 299 – – – 299 (10.8)
Realschule 216 242 378 – – – 378 (13.7)
Gymnasium 370 427 797 – – – 797 (28.9)
Gesamtschule 215 45 260 – – – 260 (9.4)
Mittelschule – – – 529 494 1023 1023 (37.1)
Anmerkungen. Aufgrund fehlender Angaben ergibt die Summe nicht immer 100 %

Tab. 4 Stichprobencharakteristika Welle 2


Dortmund Nürnberg Gesamt (Prozent)
Jüngere Ältere Gesamt Jüngere Ältere Gesamt
Anzahl 1058 1047 2105 632 261 893 2998 (100.0)

Geschlecht
Jungen 525 488 1013 304 118 422 1435 (47.9)
Mädchen 514 548 1062 317 140 457 1519 (50.7)
Migrationshintergrund
Nein 488 529 1017 154 92 246 1263 (42.1)
Ja 509 494 1003 437 165 602 1605 (53.5)
Schulform
Hauptschule 159 266 425 – – – 425 (14.2)
Realschule 231 325 556 – – – 556 (18.5)
Gymnasium 448 404 852 – – – 852 (28.4)
Gesamtschule 220 52 272 – – – 272 (9.1)
Mittelschule – – – 632 261 893 893 (29.8)
Anmerkungen. Aufgrund fehlender Angaben ergibt die Summe nicht immer 100 %
Methodik der Studie 27

Tab. 5 Stichprobencharakteristika Welle 3


Dortmund Nürnberg Gesamt (Prozent)
Jüngere Ältere Gesamt Jüngere Ältere Gesamt
Anzahl 1492 791 2283 688 214 902 3185 (100.0)

Geschlecht
Jungen 737 336 1073 333 87 420 1493 (46.9)
Mädchen 674 450 1124 340 123 463 1587 (49.8)
Migrationshintergrund
Nein 587 427 1014 164 78 242 1256 (39.4)
Ja 750 343 1093 489 133 622 1715 (53.8)
Schulform
Hauptschule 298 116 414 – – – 414 (13.0)
Realschule 340 196 536 – – – 536 (16.8)
Gymnasium 531 422 953 – – – 953 (29.9)
Gesamtschule 323 57 380 – – – 380 (11.9)
Mittelschule – – – 688 214 902 902 (28.3)
Anmerkungen. Aufgrund fehlender Angaben ergibt die Summe nicht immer 100 %

Tab. 6 Stichprobencharakteristika Drei-Wellen-Panel


Dortmund Nürnberg Gesamt (Prozent)
Jüngere Ältere Gesamt Jüngere Ältere Gesamt
Anzahl 542 402 944 304 175 479 1423 (100.0)

Geschlecht
Jungen 259 159 418 140 68 208 626 (44.0)
Mädchen 283 243 526 163 107 270 796 (55.9)
Migrationshintergrund
Nein 261 211 472 88 55 143 615 (43.2)
Ja 280 190 470 211 119 330 800 (56.2)
Schulform
Hauptschule 31 67 98 – – – 98 (6.9)
Realschule 101 118 219 – – – 219 (15.4)
Gymnasium 259 195 454 – – – 454 (31.9)
Gesamtschule 151 22 173 – – – 173 (12.2)
Mittelschule – – – 304 175 479 479 (33.7)
Anmerkungen. Aufgrund fehlender Angaben ergibt die Summe nicht immer 100 %
28 M. Weiss und S. Wallner

­ wei-­Wellen-Panel, finden sich in den Technical Reports der Studie (El-Kayed


Z
2016; Meinert und Sünkel, 2013; Meinert und Uysal, 2015; Meyer und Schepers,
2014; Schepers und Uysal, 2014).
An der ersten Erhebungswelle nahmen insgesamt 2757 Schülerinnen und
Schüler teil, davon 1336 in der jüngeren und 1421 in der älteren Kohorte. Dabei
stammten insgesamt 1734 Personen aus Dortmund und 1023 entstammten der
Nürnberger Teilstichprobe. Jungen und Mädchen waren ungefähr zu gleichen
Anteilen vertreten. Über die Hälfte der Befragten hatte einen Migrationshinter-
grund (58.1 %). Zur Verteilung auf die unterschiedlichen Schulformen in Dort-
mund lässt sich zusammenfassen, dass die Gymnasiasten am stärksten vertreten
waren (28.9 % aller Befragten), gefolgt von Schülerinnen und Schülern an Real-
schulen (13.7 %), Hauptschulen (10.8 %) und Gesamtschulen (9.4 %). 37.1 % der
Befragten stammten von Nürnberger Schulen und besuchten somit in der ersten
Erhebungswelle eine Mittelschule (Tab. 3).
Die Teilnehmerzahl in der zweiten Erhebungswelle lag bei 2998 Schülerin-
nen und Schülern, davon 2105 aus Dortmund und 893 aus Nürnberg. Die jüngere
Kohorte stellte 1690 Befragte, die ältere 1308 (Tab. 4). Auch hier waren Jun-
gen und Mädchen ungefähr zu gleichen Teilen vertreten, wieder hatten über die
Hälfte der Befragten einen Migrationshintergrund (53.5 %). Die Dortmunder
Schülerinnen und Schüler verteilten sich wie folgt auf die verschiedenen Schul-
formen: Gymnasium (28.4 % der Gesamtstichprobe), Realschule (18.5 %),
Hauptschule (14.2 %), Gesamtschule (9.1 %). Die Nürnberger Teilstichprobe
stammte erneut aus Mittelschulen und machte 29.8 % der Gesamtstichprobe aus.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der ersten beiden Erhebungswellen waren
sich also im Hinblick auf diese grundlegenden soziodemografischen Daten recht
ähnlich. Insgesamt nahmen sogar mehr Schülerinnen und Schüler an der zwei-
ten Befragung teil, was auf eine gelungene Implementierung der Befragung im
Feld hinweist. Eine Ausnahme stellt die ältere Kohorte in Nürnberg dar, die von
der ersten zur zweiten Welle deutlich kleiner wurde. Dies ist der Umstellung des
Befragungsmodus von der Schul- zur postalischen Befragung geschuldet sowie der
Tatsache, dass in der älteren Nürnberger Kohorte ab Welle 2 keine neuen Unter-
suchungsteilnehmerinnen und -teilnehmer rekrutiert wurden (für eine genauere
Analyse des Drop-Outs siehe den Beitrag von Weiss und Link in diesem Band).
In der dritten Erhebungswelle wuchs die Gesamtstichprobe noch einmal auf
nun 3185 Befragte an. Davon waren 2283 Befragte aus der Dortmunder Teil-
stichprobe, 902 wurden in Nürnberg rekrutiert. Die jüngere Kohorte war nun
mit insgesamt 2180 Befragten vertreten, die ältere mit 1005. Geschlechterver-
teilung und Anteil an Befragten mit Migrationshintergrund waren vergleichbar
zu den früheren Erhebungswellen (Tab. 5). In Dortmund stellten immer noch
Methodik der Studie 29

Gymnasiasten den größten Teil der Teilnehmerinnen und Teilnehmer (29.9 % der
Gesamtstichprobe), gefolgt von Realschülern (16.8 %), Hauptschülern (13.0 %)
und Gesamtschülern (11.9 %). Die Nürnberger Mittelschüler stellten in der drit-
ten Erhebungswelle einen Anteil von 28.3 % der Gesamtstichprobe.
Insgesamt 1423 Befragte nahmen an jeder Erhebungswelle teil. Diese Panel-
stichprobe setzt sich aus 944 Schülerinnen und Schülern aus Dortmund und 479
Befragten aus Nürnberg zusammen. 846 entstammten der jüngeren und 577 der
älteren Kohorte. In der Panelstichprobe waren nun die Mädchen mit 55.9 % etwas
stärker vertreten. 56.2 % der Befragten hatten einen Migrationshintergrund. Zur
Verteilung der Panelstichprobe auf die Schulformen lässt sich sagen, dass je ca.
ein Drittel auf die Nürnberger Mittelschulen und die Dortmunder Gymnasien
entfallen, weiterhin auf die Dortmunder Realschulen (15.4 %), Gesamtschulen
(12.2 %) und Hauptschulen (6.9 %; Tab. 6).

5 Überblick über die Erhebungsinstrumente

Die Fragebögen für die beiden Kohorten, die beiden Städte und die drei
Erhebungswellen waren vom Grundaufbau her gleich. Leichte Unterschiede
betrafen ortsspezifische Formulierungen und altersspezifische Anpassungen
für die beiden Kohorten. Da es sich um eine Panelstudie handelt, wurden aus
Gründen der Vergleichbarkeit über den Studienzeitraum hinweg möglichst
keine Änderungen im Fragebogen vorgenommen. Es bedurfte allerdings eini-
ger Umformulierungen zur Erhöhung der Verständlichkeit und der Aufnahme
einzelner spezifischer Themenbereiche in den späteren Erhebungswellen. Tab. 7,
8, 9 und 10 fassen die erhobenen Konstrukte zusammen. Diese entstammen
einem sehr breiten Themenspektrum, das sich zusammenfassen lässt in folgende
Bereiche: Freizeit, Freundschaften und Partnerschaft; Persönlichkeit; Devianz,
Delinquenz und delinquente Einstellungen; Eltern und Familie; Nachbarschaft;
Schule und Beruf. Zum Einsatz kamen einerseits Items und Skalen, die sich in
vorangegangenen Untersuchungen bewährt hatten, insbesondere der Studie
Kriminalität in der modernen Stadt (CrimoC; z. B. Boers und Reinecke, 2007),
der Erlangen-Nürnberger-Präventions- und Entwicklungsstudie (ENDPS, z. B.
Lösel et al., 2004) und der Peterborough Adolescent and Young Adult Develop-
ment Study (PADS+, z. B. Wikström et al., 2012). Zum anderen wurden etab-
lierte, veröffentlichte Skalen, teilweise in leicht modifizierter Form, eingesetzt.
Zur detaillierten Übersicht über die eingesetzten Items und Verfahren siehe
Arnis (2015) und Meinert et al. (2014). Für die schriftliche Befragung wur-
den zwei Unterrichtsstunden zur Verfügung gestellt, wobei für die meisten Teil-
nehmerinnen und Teilnehmer eine Zeitstunde ausreichend war.
30 M. Weiss und S. Wallner

Tab. 7 Erhobene Konstrukte zu Freizeit, Freunden, Partnerschaft, Schule und Beruf


Erhebung 2012 2013 2014
Kohorte Jüngere Ältere Jüngere Ältere Jüngere Ältere
Freizeit
Besitz/Konsum Fernseher X X X X X X
Besitz/Konsum von Computer/ X X X X X X
Laptop, Computer- und
Konsolenspiele, Internetnutzung
Risikoumgebungen – – X X X X
Musikgeschmack X X X X X X
Finanzielles Auskommen, X X X X X X
­Geldmangel
Eigener (Neben-)Verdienst – X – X – X
Feste Ausgangszeiten X X X X X –

Freundschaften
Beschreibung und Verhalten des X X X X X X
Freundeskreises
Delinquenz des Freundeskreises X X X X X X

Partnerschaft
Beziehungsdauer, Alter – – – X – X
Partnerschaft, Beziehungsklima,
Delinquenz Partner/in

Schule/Beruf
Schulleistung und – motivation X X X X X X
Schul-Kohäsion X X X X X X
Lehrerverhalten X X X X X X
Berufstätigkeit – – – X – X
Anmerkungen. Je nach Kohorte und Erhebungswelle unterschiedliche Formulierungen der
Items zu PC-/Konsolen-/Internetnutzung

Die Itemformulierungen zum Themenbereich Freizeit wurden in erster Linie


den Fragebögen der CrimoC-Studie und der ENDPS-Studie entnommen, teils in
modifizierter Form. Hier wurden einerseits Konsumgewohnheiten in Bezug auf
PC, Internet und Fernsehen detailliert erhoben, z. B. Nutzungshäufigkeit, Kon-
sum nicht altersgerechter Medien (FSK 16/FSK 18) und Vorlieben für bestimmte
Computer-/Konsolenspiele (u. a. „Ballerspiele“). Im Laufe der Erhebungswellen
Methodik der Studie 31

Tab. 8 Erhobene Konstrukte zur Person der Befragten


Erhebung 2012 2013 2014
Kohorte Jüngere Ältere Jüngere Ältere Jüngere Ältere
Wertvorstellungen – X – X – X
Selbstkontrolle X X X X X X
Egozentrische Selbstgefälligkeit X X X X X X
(PFK 9-14)
Sozialverhalten (SDQ) X X X X X X
Störung des Sozialverhaltens (SBQ) X X X X X X
Körperliche Entwicklung – – X – X –
Soziale Erwünschtheit – – X X – –
Empathie/Prosoziales Verhalten X X X X X –
(FEPAA)
Psychopathie (ICU) – – – – – X
Anmerkungen. PFK 9-14 Persönlichkeitsfragebogen für Kinder zwischen 9 und 14 Jah-
ren, SDQ Strengths and Difficulties Questionnaire, SBQ Social Behavior Questionnaire,
FEPAA Fragebogen zur Erfassung von Empathie, Prosozialität, Aggressionsbereitschaft
und aggressivem Verhalten, ICU Inventory of Callous-Unemotional Traits

Tab. 9 Erhobene Konstrukte zu Devianz und Delinquenz


Erhebung 2012 2013 2014
Kohorte Jüngere Ältere Jüngere Ältere Jüngere Ältere
Devianz und Delinquenz
Devianz, Schulbullying, X X X X X X
Cyberbullying
Delinquenz X X X X X X
Delinquenz–Abbruchgründe – X – X – X

Einstellungen zu devianten und delinquenten Verhaltensweisen


Moralität X X X X X X
Scham/Schuld X X X X X X
Versuchung X X X X X X
Polizeikontakte von Freunden – – – X X X
Entdeckungsrisiko X X X X X X
Gewaltakzeptanz X X X X X X
Ausländerfeindliche – – – X – X
Einstellungen
32 M. Weiss und S. Wallner

Tab. 10 Erhobene Konstrukte zum familiären und sozialen Hintergrund


Erhebung 2012 2013 2014
Kohorte Jüngere Ältere Jüngere Ältere Jüngere Ältere
Eltern und Freunde
Bindung zu Eltern bzw. Freunden X X X X X X
Wichtigkeitsgrad der Beziehung X X X X X X
Erziehung (APQ) X X X X X X
Nachbarschaft
Wohnstadtteil bzw. Bezirk, X X X X X X
Wohndauer
Direkte externale Kontrolle X X X X X X
Soziale Kohäsion – X – X – X
Incivilities – X – X – X
Soziodemografie
Demografische Daten, X X X X X X
­Migrationshintergrund
Wohlstandstreppe X X X X X X
Wohnungsart, Zusammenleben X X X X X X
mit Eltern, eigenes Zimmer
Bücherregalfrage X X X X X X
Beschäftigung der Eltern X X X X X X
Kulturelles/ökonomisches Kapital X X X X – –
Beruf/Schulabschluss der Eltern – X – X – X
Wahrgenommene Diskriminierung – – X X X X
bei Migrationshintergrund
Sozioökonomischer Status – – – – X X
Anmerkungen. APQ Alabama Parenting Questionnaire

wurden teilweise die Formulierungen geändert, um aktuelle Entwicklungen


abzubilden (z. B. zunehmende Nutzung mobiler internetfähiger Geräte). Neben
einer der PADS+-Studie entstammenden Skala zu Risikoumgebungen (z. B.
„Rumhängen“ in Shopping Malls oder Bahnhöfen) kamen Fragen zum Musik-
geschmack (u. a. Rap, Hip Hop), Items zur persönlichen finanziellen Lage und
zur elterlichen Kontrolle der Ausgehzeiten zum Einsatz (Tab. 7).
Neben dem Vorhandensein von Freunden und der Zusammensetzung des
Freundeskreises wurden in Anlehnung an die CrimoC-Studie und PADS+
gemeinsame – normabweichende – Aktivitäten mit dem Freundeskreis (z. B. „Um
Methodik der Studie 33

Spaß zu haben, tun wir auch schon mal etwas Verbotenes“) und die Delinquenz
des Freundeskreises abgefragt. In der älteren Kohorte wurde in Anlehnung daran –
neben allgemeinen Informationen zu einer eventuellen Partnerschaft und deren
Qualität – die Delinquenz des Partners bzw. der Partnerin erfasst (Tab. 7). Der
Themenkreis Schule und Beruf wurde gerade bei der älteren Kohorte sehr aus-
führlich erhoben. In Anlehnung an PADS+ wurden Fragen zu sozialer Kohäsion
und sozialer Kontrolle („Lehrerverhalten“) an der Schule (bzw. später am Arbeits-
platz) gestellt, ergänzt durch Items zur Schullaufbahn, -leistung und -motivation.
Wegen der Chancen und Risiken, die sich im Übergang zum Berufsleben stellen,
erfasste der Fragebogen in der älteren Kohorte sehr detailliert die Entwicklung der
schulischen und beruflichen Situation der Befragten. So wurde in der zweiten und
dritten Welle retrospektiv monatsweise erhoben, in welchem Ausbildungssystem
sich der oder die Befragte gerade befand (z. B. weiterführende Schule, duale Aus-
bildung, Freiwilligendienst, arbeitssuchend; Tab. 7).
Für die Fragen zu persönlichem Verhalten, Einstellungen und Werthaltungen
wurde eine Reihe etablierter Fragebogenverfahren aus Psychologie und Sozio-
logie herangezogen (Tab. 8). Zur Erfassung von personenbezogenen Risiken
kam hier neben einer Auswahl jugendadäquat modifizierter Sinus-Werteitems
(Sinus-Institut Heidelberg; vgl. auch Pöge, 2007) eine deutsche Fassung der
„Grasmick Scale“ zur Selbstkontrolle (Eifler und Seipel, 2001; Grasmick et al.,
1993) und die Skala Egozentrische Selbstgefälligkeit aus dem „Persönlich-
keitsfragebogen für Kinder zwischen 9 und 14 Jahren“ (PFK 9-14; Seitz und
Rausche, 2004) zum Einsatz. Zur Erfassung abweichenden Sozialverhaltens
im prädelinquenten Bereich wurden diverse Skalen aus den etablierten Frage-
bögen „Strengths and Difficulties Questionnaire“ (SDQ; Goodman et al., 1998;
Woerner et al., 2002) und „Social Behavior Questionnaire“ (SBQ; Lösel et al.,
2006; Tremblay et al., 1991) verwendet. Da eine frühe Pubertät – gerade bei
Mädchen – als Risikofaktor gewertet wird (z. B. Watzlawik, 2009), wurde
mit einem selbstformulierten Item in der 6. und 7. Klasse abgefragt, wie der/
die Betreffende seine/ihre körperlichen Entwicklung im Vergleich zur Alters-
gruppe einschätzte. Zur Erfassung früher Auffälligkeiten im zwischenmensch-
lichen Bereich wurden zur Erfassung von Empathie und prosozialem Verhalten
die Fallvignetten des „Fragebogens zur Erfassung von Empathie, Prosozialität,
Aggressionsbereitschaft und aggressivem Verhalten“ (FEPAA; Lukesch, 2006)
für unsere Zielgruppe modifiziert. Da diese für das späte Jugendalter nicht mehr
angemessen erschienen, wurden zwischenmenschliche Auffälligkeiten in der letz-
ten Erhebungswelle bei der älteren Kohorte nicht mehr durch die Fallvignetten,
sondern durch drei Skalen des „Inventory of Callous-Unemotional Traits“
(ICU; Essau et al., 2006a) erfragt. Da gerade in Dunkelfeldbefragungen immer
34 M. Weiss und S. Wallner

mit Effekten sozialer Erwünschtheit zu rechnen ist, wurde diese in der zweiten
Erhebungswelle als Kontrollvariable erhoben (Winkler et al., 2006).
Das Kernelement des Schülerfragebogens stellte die Erfassung devianten und
delinquenten Verhaltens sowie zugehöriger Einstellungen dar (Tab. 9). Devianz,
Schulbullying und Cyberbullying wurden basierend auf Items der „Delinquenz-
belastungsskala“ (Lösel, 1975; verfügbar in Weiss et al., 2012) und einiger
selbstformulierter Items erhoben. Delinquenz (verstanden als Verstoß gegen die
Strafgesetzgebung) wurde basierend auf der Delinquenzbelastungsskala und den
Fragebögen aus dem CrimoC-Projekt detaillierter erfasst, z. B. in Bezug auf Ein-
stiegsalter, Tatorte und Umstände der Tatbegehung. Details zur Berechnung der
Devianz-/Deliktindizes finden sich im Kapitel von Wallner und Weiss in diesem
Band. Im Sinne der age-graded theory of crime (z. B. Sampson und Laub, 2009)
wurden im offenen Antwortformat Abbruchgründe erfasst. Mit Kriminalität ver-
bundene Einstellungen sind zum Beispiel Moralität, Scham/Schuld, Versuchung
und wahrgenommenes Entdeckungsrisiko. Diese wurden primär basierend auf
den Items der PADS+-Fragebögen und der CrimoC-Studie erhoben. Als wei-
tere gewaltbegünstigende Einstellungen wurden Gewaltakzeptanz (Dünkel und
Geng, 2003) und – in der älteren Kohorte – ausländerfeindliche Einstellungen
(­Heitmeyer, 1995; Sturzbecher, 2002) erfasst.
Konstrukte, die familiäre und soziale Risiken abbilden, werden in Tab. 10
zusammengefasst. Dies betrifft einerseits die Beziehung zu Eltern und Freun-
den (Armsden und Greenberg, 1987) und die Wichtigkeit der Personen aus dem
nahen Umfeld, weiterhin die Erziehung im Elternhaus, die anhand von vier leicht
modifizierten Skalen des „Alabama Parenting Questionnaire“ (APQ; Essau et al.,
2006b; Lösel et al., 2003) abgefragt wurde. Das Wohnviertel wurde spezifisch für
Nürnberg und Dortmund erfragt. Zusätzlich sollte beantwortet werden, inwieweit
in der Nachbarschaft Zusammenhalt (Kohäsion), soziale (externale) Kontrolle
und soziale Störungen (Incivilities) wahrgenommen werden (Skalen aus dem Cri-
moC-Projekt). Die Soziodemografie wurde über Fragen zum Migrationshinter-
grund, zur Familienkonstellation, zu Ausbildung und Berufstätigkeit der Eltern
und zum ökonomischen, kulturellen und sozialen Kapital erhoben. Zudem wur-
den Probanden mit Migrationshintergrund ab der zweiten Erhebungswelle nach
Erfahrungen von Diskriminierung in Schule und Öffentlichkeit befragt (nach
Skrobanek, 2007).
In den folgenden Kapiteln in diesem Band werden die Erhebungsinstrumente
und Teilstichproben je nach inhaltlicher Gewichtung detaillierter vorgestellt.
Methodik der Studie 35

Literatur

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Individual differrences and their relationship to psychological well-being in adole-
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im Lebensverlauf und ihre Bedeutung für soziale Ungleichheitsprozesse: Fragebogen-
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haltens im Lebensverlauf und ihre Bedeutung für soziale Ungleichheitsprozesse:
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Heitmeyer, W. (Hrsg.). (1995). Gewalt. Schattenseiten der Individualisierung. Weinheim
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kindern. Die Deutschen Versionen der Parenting Sense of Competence Scale (PSOC),
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Lösel, F., Beelmann, A., Jaursch, S., & Stemmler, M. (2004). Soziale Kompetenz für Kinder
und Familien: Ergebnisse der Erlangen-Nürnberger Entwicklungs- und Präventions-
studie. Berlin: Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend.
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with his sword the space of the whole room separated them. It was
as if the sword possessed an aura, and as if the aura slew. In
Masse-Mensch the crowd of revolutionaries go down to the mere
rattle of machine guns before the curtains are drawn to show the
soldiers.
If light can do such things, even if it can do no more than signal
the downfall of evil or set Valhalla glowing in the heavens, it will take
a place in the theater that no other product of inventive ingenuity can
reach. Light, at the very least, is machinery spiritualized.
CHAPTER VII
THE GERMAN ACTOR

F OUR years of war left the elaborate machinery of the German


theaters intact. Four years of the purgatory called peace have
even seen a sharp advance in electrical equipment. Critics and
managers of the victorious nations and of the neutrals that enjoy a
sound exchange may complain of the quantity and quality of theater-
goers; but the vanquished have suffered less. At forty performances
in Germany and Austria we saw hardly two rows of vacant seats all
told in the dramatic theaters, though one or two musical shows were
no more than two-thirds full.
The German theater has suffered, however, in one spot. The
unfortunate truth is that it is a vital spot—acting. Only the richness of
trained talent in its post-war companies enables it to suffer the drain
of the past years and still give performances far better than we see
in England or America.
War affected the German actor less than it did the actor in the
allied countries; Germany kept her players on the home front fighting
disheartenment. Peace and the movies, however, brought dispersal.
Companies were scattered, players exiled. The spectacular collapse,
of course, was the dissolution of Max Reinhardt’s famous company
that filled his two Berlin theaters. Moissi, Bassermann, Pallenberg,
Konstantin, Eibenschütz, Wegener, Dietrich, Arnold, Lehman,
Eysoldt, Bertens, Diegelmann, Heims, Jannings, Schildkraut—not
one of these names appears on the Zettel outside the old Reinhardt
houses. Some are in the movies and some are stars, but all are
gone.
If American films could have entered Germany in the face of the
depreciated mark, Reinhardt’s theaters might still be giving true
repertory, Reinhardt himself might still be there, and certainly many
of the old company would be playing together in Berlin. Other
factors, personal, financial, and artistic, gradually drew Reinhardt out
of production, but he himself declared with much truth that repertory
was impossible when actors had to give their days to the movies,
instead of to rehearsals, and that the theater was impossible for him
without repertory and actors. As for the players themselves, with the
mark at a cent and pomade at two hundred marks, it had to be either
the movies or stardom.
The star system of England and America, imported into Germany,
has done little to keep even the popular players in Berlin. The
audience is exhausted sooner than in New York or London, and then
tours must come. Alexander Moissi knocks about Switzerland and
Austria. Leopoldine Konstantin, the flashing slave girl of Sumurûn, is
supposed to be starring in Vienna, but you find her one night at Der
Blaue Vogel, the imitation Chauve-Souris which one of Balieff’s
assistants installed in Berlin. Pallenberg goes up and down the
country with Der Wauwau, the German edition of Grumpy.
Even the younger stars are wanderers. That fresh exotic, Maria
Orska, competes with the traveling troupe of the Moscow Art Theater
for the patronage of Stockholm. She plays in the cosmopolitan
German of a Russian, against the Swedish of a resident company.
The play is Wedekind’s Erdgeist, first half of that staggering duology
of sex which ends with Pandora’s Box and Jack the Ripper, and
goes under the name of Lulu. In Berlin Mme. Orska is thought a little
sensational. Her Lulu is anything but that. She does not dwell on the
corporeality of this daughter of earth’s joy. Her Lulu is not a human
being made hideous and fascinating with eternal lures. She is a kind
of mask, a thin mask, a shell of tinted and whitened silks over a face
sucked dry of all but passion and the shrunken charms of
decadence. She is a sort of doll—a Pritzelpuppe—with her long
black legs and her pale face thrust out from either end of a pierrot’s
costume. Very much of a doll when the play is most bitterly cruel. Dr.
Goll flops to the floor, dead, when he finds her with Schwartz. Orska
tiptoes stiffly towards him, manœuvers past his body like some
marionette, pokes him with a stiff toe and squeaks the squeak of a
doll. Is it fear or pleasure or both? A clever way to do Wedekind. But,
in the end, night after night with only self-display to remember.
But Berlin—or Stockholm—is not Germany. There is ensemble left
in some of the lesser cities—there is even ensemble in Berlin at the
State Schauspielhaus, if there is no great individual playing there.
The illustrious old Burgtheater in Vienna still has a company, if it
lacks a distinguished director. They manage portions of Tolstoi’s The
Living Corpse very well. They give the episode of the gypsies’
singing to Fedya and Mascha as it was never given in our own
Redemption. In the Burgtheater it is no discreet cabaret turn. The
women and the men hang over the lovers. Their song is a frank and
touching celebration of the love that their Mascha has won. It is an
open display of sentimental interest in love-making, which people
only admit when wine or perhaps gypsy blood have stilled inhibitions.
But all this is doubtless more a matter of direction than of acting. It is
in the old mother of Frau Senders, the aristocrats of Frau Wilbrand
and Herr Herterich, not quite so much so in the Fedya of Herr
Treszler that you find real playing. It is hardly possible that the
performance of Vildrac’s The S. S. Tenacity is the best that the
Burgtheater gives; but it is a most excellent performance. It is
peculiarly excellent, because, while it is not French, it seems so little
German in a racial sense. Artistically, of course, it is most decidedly
Teuton. It has the hard, firm quality of German acting. Copeau’s
production in Paris is a rational thing; it is almost like a reading, a
very intelligent, sensitive reading. In New York we played it in flashes
of misgiving and determination; it was unctuous in Augustin
Duncan’s roustabout and in Claude Cooper’s English sailor, and fine
and sensitive in Marguerite Forrest’s rather ladylike barmaid; but the
rest dropped in and out of illusion. The Viennese actors play for a
bright and firm actuality, which they imagine is French. It isn’t
precisely German, but technically it is as Teuton in thorough-going
emotionalism as the passionate kiss with which the Viennese players
replaced the salute on the nape of the neck with which the French
Bastien begins his wooing.
Individual acting as well as ensemble flourishes in the large
company that serves the four State theaters of Munich. It is a piece
of good fortune that both opera and drama are under a single
management, and that pieces may be given in any one of four
houses—the small modernist Künstler Theater of Max Littmann in
the Ausstellungspark, the tiny, wickedly cheerful old Residenz
Theater, the reformist “amphitheater” which Littmann created in the
Prinzregenten Theater, or the National Theater, just as much the
conventional old-fashioned German opera house as when it was
called the Hoftheater. The large company and the breadth of
repertory which these theaters permit to be given efficiently and
properly, provides some exceptional players exceptionally well-
trained and in an interesting variety of parts.
The Munich group can give that shock of virtuosity which the
German repertory theaters provide, and give it to you at highest
voltage. On one evening, for example, you discover in The Taming of
the Shrew a most exceptional Grumio. His name is Richard
Kellerhals, and he is the sort of clown that happens once in ten years
in America. He is not a Charlie Chaplin, because that is a little too
much to ask. But he outdoes any other movie-comic that I can recall.
He is not a Jim Barton, because he does not drive ahead at just one
thing—Gargantuan burlesque. Kellerhals plays Grumio with his face
and his legs and his brain. His odd, wizened little face, inordinately
simple, just a bit loony; his acrobatic legs, quick and comic, getting
him into all manner of strange places; his brain, always alert behind
the mask of the loon, working out a dozen amusing twists of
business. It seems a highly original performance, though perhaps it
is merely tradition in Germany that Grumio should sniff the clothes of
Biondello, and be sniffed at, all within the bounds of decency, but
very like two dogs of their masters. At any rate, original or not, it is
the sort of sharp, brilliant fooling that would make Kellerhals a
musical comedy specialist in America, perhaps a star.
An evening or two later, out at the Ausstellungspark you see
Hauptmann’s play of the Peasants’ Rebellion, Florian Geyer. Almost
the first figure you notice among the peasants who are trying
desperately to make themselves far-seeing leaders in the fight
against the trained nobles, is a gaunt fellow with his head in a bloody
bandage, and with fever in his eyes. This is Geyer’s brother-in-law
and secretary in the field, a boy almost on the point of death who
looks like a sickened man of thirty. The desperate impatience of the
worn is mingled in his face with the fanatical devotion of the men
who win lost causes. The cause is lost in the end, and after he has
watched this disillusion pile upon quarrels and jealousies and
treasons, he crumples up and dies. Every word of his tragedy you
can read in his face. When you look at your program you find that
the name of the actor is Richard Kellerhals. In America—if Kellerhals
had acted this part before Grumio—he would be competing with
William B. Mack in the playing of tortured gunmen the rest of his life.
Quite as good acting and almost as varied impersonations are to
be seen in the work of Friedrich Ulmer as Petruchio and as Geyer.
His Geyer—strong, simple, desperate in anger—is easy to imagine
on our stage; Lionel Barrymore could do it. But his Petruchio—a
coarse, bull-necked, and most amusing devil—is another matter. It
sins against the pretty romance of our Van Dyked Shakespeare. And
it is famously good fun, along with the whole riotous show.
Dresden has a company that makes no difficulty over playing
Shaw’s Pygmalion one night, in German provincial accents that are
supposed to approximate the English dialects pursued and recorded
by Professor Higgins under the portico of Covent Garden, and over
playing the next night a comic and poetic romance of India called
Vasantasena by a king called Sudraka. Here the women come out
rather more sharply than most of the men, two fine performances in
particular by Melitta Leithner as Eliza, the flower girl, and Alice
Verden as Vasantasena. The company cannot escape, however, a
beefy German tenor-hero, one of the sort that seems in danger any
moment of turning into a leading woman with a heavy beard.
Frankfort has perhaps less real acting talent than is to be found in
any of the State theaters of the larger cities. It shows an atrocious
performance of Peer Gynt. Yet, given direction such as Richard
Weichert furnishes in Schiller’s Maria Stuart, and it seems a
company of genius. Carl Ebert, a bad Peer Gynt, manages a
Leicester of real subtlety; the Elizabeth of Gerda Müller seems a
tempestuous horror, and the whole thing is lighted by many excellent
small bits of acting.
There seems to be a certain hard, uncompromising insistence in
all German acting. It is a thing, perhaps, of narrow spirit and deep
intensity. It has unquestioned vitality. In Grabbe’s old drama,
Napoleon, which Jessner gives at the State Schauspielhaus in
Berlin, this vitality leaps to union most happily with the intoxication
that Bonaparte spread about him always, and never more
extraordinarily than in the Hundred Days which this play chronicles.
It is all vitality, the impatient vitality of the soldiers of Wolfgang Heinz
and Lothar Müthel, who await Napoleon’s return, the besotted and
sinister vitality of the new mob of the carmagnole, the energizing
vitality of Rudolf Forster’s Wellington, the sober, slow but potent
vitality of Arthur Krauszneck’s Blücher, and that font of indomitable
self-assertion Napoleon himself, played by Ludwig Hartau. Even the
old Humpty-Dumpty Louis of Leopold von Ledebur, and the courtiers
who prop him up on his throne take on a certain fixity of purpose—
perhaps a deathly fixity—from the vitality flowing round them.
In other performances of Jessner’s company this vitality flows over
into mere vigor, even into violence. That is the besetting sin of the
German actor. Fritz Kortner, celebrated for his Richard III and his
Othello, ranges from unnatural suppression of feeling, from studied
and almost whispered restraint, to mad screechings. An almost
neurotic violence crops up somewhere in every other performance in
Germany. Even the women fall into it. Gerda Müller’s Elizabeth, after
an evening of excellent, mastered power, breaks out into the hoarse-
voiced raving that seems more a mark of the male players. Sudden
spurts of laying it on too thick appear in some of the secondary
players of Florian Geyer. The comic villain of Vasantasena plays the
whole thing in a knot of petty passion. It is ranting, this sort of thing,
no matter how far it may be from the orotund mouthings of our old-
school players, no matter how much sharp characterization and
genuine passion may be forced into it.
The performance of Masse-Mensch at the Volksbühne in Berlin
stands out because it manages to carry intensity of feeling to a point
just short of violence, and then, with every excuse provided in this
desperate story of thwarted revolution, to bring it up short at the right
moment into high-pitched but beautiful vehemence. The outstanding
impression must be the astounding diction of the mob that speaks
clearly, rhythmically, and most movingly with a single common voice;
it gives you a sudden vision of what the Greek chorus may have
been, and why thirty thousand people listened. But the power of
Mary Dietrich as the Christ-figured, Christ-tortured woman is almost
as unforgettable.
Looking back across these forty-odd performances, I find that a
very simple and very brief bit of acting stands out as sharply as any.
It is the quiet, sadly amusing, little Buddhist priest in Vasantasena as
played by Erich Ponto. It is not a thing the German stage often
discloses, this delicate mingling of humor and reverence. If it were,
the people from Moscow who played The Cherry Orchard would not
have seemed to come from the one land where acting is a rounded
and tempered perfection.
CHAPTER VIII
NEW ACTING FOR OLD

A CTING is the oldest thing in the theater. It comes before the


play, because in the beginning the actor and the playwright are
one. Drama originates when two or three people are seized with a
desire to give an old legend or an old ritual a living form. They want
to act. As they act they make up their play. The theater becomes the
spot that seems a good place—either spiritually, physically, or by
force of tradition—in which to give the play. In time comes a division
of labor. One of the actors begins to specialize on the play. This
actor studies how he can develop the form of the play to make better
use of the theater; and then, with some leader among the actors, he
begins to speculate on how to change the theater in order to give
more scope to the playwright and to the player who interprets him.
That is the history of the theater through twenty-five centuries. It
begins with the actor, and it comes very close to ending with him.
It is rather a good thing to understand about the history of the
theater. It gives you a certain respect for the actor which actors do
not always inspire. It makes you patient with the difficulties of writing
anything intelligible on this most ancient and most complex and most
unsubstantial of all the things of the theater. It makes you realize the
dangers of dogmatizing on the subject. And, if you can look back
with imagination to the day of Garrick and his great apron stage and
his Hamlet in knickerbockers, back to the day of Burbage and his
sunlit platform in the midst of an Elizabethan mob, back to Æschylus
answering the chorus of the Furies in the half circle of Athenians that
piled up the hillside of the Acropolis; perhaps, then, you will see that
the actor was not always a fellow with a false beard or the manners
of a soda water clerk, who expects you to believe that he is no actor
at all, but a family doctor or an employee of Mr. Liggett who has
taken to living in a room with one side gone. At any rate a little hint of
theatrical history, full of amazing surprises, might make you tolerant
of such speculations as the following on the four types of acting to be
seen in the theater to-day and on what is to come of them.
The art of acting is a miscellaneous sort of art. I imagine that types
of acting which we think very new and modern were to be found in
every age except the first. Probably some famous Greek comedian
made his entrance in The Frogs looking so amazingly like the statue
of Herakles on the Acropolis that for half a minute nobody could be
sure that this was really the actor whom they had expected to see. In
Shakespeare’s day it is not unlikely that the man who played Caliban
got together a collection of false hair and wooden tusks which made
every one wonder who the new member of the company could be.
And probably among the Greeks and the Elizabethans there were
players so amazingly like servants or kings in face and carriage that
they never played anything else. Yet it is safe to say, nevertheless,
that the actor’s trick of trying to look like a different human being in
each new play and never at all like himself, and his other trick of
never looking like anything but himself and always playing exactly
the same kind of part, are histrionic symptoms of the disease called
Realism. There was never so much literal and deliberate
impersonation as in Europe to-day, and so much “type casting” as
along Broadway.
These are two very different methods of work, but they both reach
the same end—absolute resemblance—and neither has necessarily
anything to do with art. The first—for which the word “impersonation”
is commonly and very loosely used—is pretty generally esteemed to-
day. It is considered to mark off the actor, even the artist, from the
crowd of clever mummers. It is hard to deny an instant and hearty
interest in any player who can look like and act like a tramp one
night, and like a barbaric king the next. The emotion he creates as a
king, or the artist’s vision he displays in selecting his material and
making Form out of it, may be great or small. But his ingenuity in
masquerade will always win admiration. In fact we are pretty sure to
spend our time praising such an actor as Ben-Ami for looking like a
neurotic artist in Samson and Delilah, and like a husky young horse-
thief in The Idle Inn, instead of recognizing the artistic distinction
these impersonations show.
Examined in cold blood, the virtue of this sort of acting is the virtue
of the wig-maker. The difference between a Van Dyke and a pair of
mutton chops; the difference between Flesh Color No. 1 and Flesh
Color No. 3; the difference between a waiter’s dress suit bought on
the Bowery, and a doublet designed by James Reynolds and made
by Mme. Freisinger—that is the secret of this kind of acting. Not the
whole secret, of course, for the pose of the actor’s body, the grace or
awkwardness of his carriage, the lift of an eyebrow, or the droop of a
lip is quite as important. Such things, however, have no more of art
or emotion in them than the tricks of make-up. They can give us
recollections of real persons or figures in literature, in painting, or in
other plays, about whom we have felt emotion. But it is not until the
actor puts Form of his own into this lay figure, by the movement of
his body, and the emotion of his voice, that anything approaching art
can be said to exist.
Stanislavsky may look like a colonel in The Three Sisters, and like
a spineless gentleman in The Cherry Orchard; but that is not the
measure of his art. Stanislavsky might even be a colonel on leave
who took a fancy to acting, or a spineless gentleman who lost his
patrimony and fell back on his university reputation as an amateur
actor; and he would still have to prove himself an artist.
There is an amusing similarity and contrast between the two
varieties of realistic actors. The first impersonates a different
character in every play, and never himself. The second impersonates
the same character in every play and always himself. The first
impersonates by changing; the second by remaining the same.
Provided that there is a large and varied supply of types—military
men, bar-keeps, politicians, artist-neurotics, criminal-neurotics, he-
men, she-men, rabbit-men, not to mention all sorts of women—the
result on a play should not be so very different whichever system of
acting is adopted. If a play-goer were to see only one play, he
couldn’t detect any difference. If he were to see two, he would be
likely to get some added pleasure out of the knowledge that the
same people were acting both, and he would probably use up on the
business of spying out the tricks of it all a good deal of the energy
and attention that he ought to give to the play.
There is one practical difference, however, in these two ways of
casting a play. You cannot make a repertory company out of types.
In spite of the old jargon about Leading Man, Leading Woman,
Juvenile, Old Man, Ingenue, Heavy, Character Man, and so forth, no
permanent company giving realistic plays can get along without
actors who can achieve some sort of differentiation. Since the
German theater and most of the European theater is run on the
repertory system, the Continental actor is generally a man adept in
masquerade. Because America has no repertory theater, because
producers in New York pick new actors out of the apple barrel for
every new play, and because almost all the legitimate actors of
America make New York their headquarters, the system of casting
by type is the natural, workable system for us.
Type acting need not mean that the type the actor plays is
absolutely identical with his own personality in private life. It usually
isn’t. But it does mean that, because of his own personality, his
physical and mental equipment, the actor is able to play a very
similar type to his own. Two excellent examples of this are Frank
Craven and Ernest Truex. In real life they are never Tommy Tucker
of The First Year or the hero of Six Cylinder Love, but on the stage
they are never anything else. It is just possible that they could be
something else, but they began this way, and this way the managers
and the public will probably make them continue.
All of which brings up a single artistic point upon which varied
impersonations and the repertory theater defeat type casting. Type
casting is apt to tie a man to the kind of part he first acts with any
ability, and not the kind he can act best. He may be able to play ten
different sorts of characters, and one or two of these may release
something in him that permits him to be a true artist in his
impersonation. But if he happens to play some other of the ten
characters first, and play it reasonably well, our casting system may
keep him from ever reaching those characters in which he might
excel. For another thing, the constant change of parts in a repertory
theater gives an actor practice that he cannot get if he repeats type
parts in fewer plays, as he must do in America. Through this practice
with varying parts, he may come to add something of artistic
significance to his work.
A nice esthetic point arises if you find a type-actor—say Craven—
giving an extraordinarily good performance. He is playing himself, we
will say; yet within that familiar personality, he is achieving just as
interesting emotion as some other actor of a different personality, but
possessing the knack of varied impersonation, could achieve; he is
even reaching a sense of Form, selecting out of his own personality,
experience, and emotion, and combining these into a shape that
moves us esthetically—whether to laughter or to tears. Is this art?
Would it be art if the actor were Georgie Price imitating Craven, or
somebody from the Moscow Art Theater impersonating Craven?
Would it be art if Craven played a character so different from himself
as the savant in He Who Gets Slapped, and played it as successfully
as he has played Tommy Tucker? Unquestionably the answer to the
last question would be Yes. As for the others, there is legitimate
room for argument.
This business of varied impersonation versus self-impersonation
arouses a great deal of dispute. The most interesting feature of the
squabble is that usually the opponent of self-impersonation or type-
acting points back with mournful pride to some of the great actors of
the past like Booth or Forrest. When he does this, he passes clean
outside of realistic acting. Moreover, he brings into the argument
actors, who, while they played a wide variety of parts, never took the
trouble to hide behind the wig-maker or to pretend to be anybody
else physically than the great Edwin Booth or the celebrated Edwin
Forrest.
To-day we have this same kind of acting, I imagine—and this is the
third kind that I want to list—in the work of Sarah Bernhardt,
Giovanni Grasso, Margaret Anglin, or Clare Eames. If you started
out to list the players who use their own mask frankly for every part,
achieving impersonation and emotion by their use of features and
voice as instruments, you would find many more names of women
than of men; for the actress has far fewer opportunities than the
actor to employ the ingenuities of make-up. You would also find, I
think, that your list was not so very long, and that it contained the
names of most of the players of great distinction from Eleanora Duse
to Charlie Chaplin. There is magic in the soul of such players, not in
their make-up boxes. They create their impersonations before your
eyes, not in their dressing rooms. You may, perhaps, be tempted to
say that their art lies in the voice, that the face is a mask. But the
face is obviously not a permanent mask; it changes not only from
character to character in many subtle ways, but from scene to scene,
and emotion to emotion. Also, there is Chaplin, the voiceless; his
face speaks. It seems a mask, too, but it is articulate.
Such acting may be given—and usually is given—to the
interpretation of realistic drama. It belongs at heart to another thing,
to almost another age, past or to come. It achieves the necessary
resemblance through the inner truth of its art. But it never submits to
submergence. It reaches out towards a kind of acting that we used to
have and that we will have again, while it meets the necessities of
Realism.
This fourth kind of acting may be called presentational—a word
that derives its present use from a distinction set up by Alexander
Bakshy in his The Path of the Russian Stage. Presentational acting,
like presentational production, stands in opposition to
representational. The distinction is clear enough in painting, where a
piece of work that aims to report an anecdote, or to photograph
objects, is representational, and a piece of work striving to show the
relation of forms which may or may not be of the everyday world, is
presentational. In the theater Bakshy makes a parallel distinction
between a scenic background that attempts to represent with canvas
and paint actual objects of wood or rock or whatnot, and a
background that presents itself frankly as what it is—curtains, for
instance, or an architectural wall. The distinction applies to acting as
well. A Broadway actor in a bald wig or an actor naturally bald, who
is trying to pretend that he is in a room off in Budapest, and who
refuses to admit that he knows it is all a sham, and that a thousand
people are watching him, is a representational actor, or a realist. An
actor who admits that he is an actor, and that he has an audience
before him, and that it is his business to charm and move this
audience by the brilliance of his art, is a presentational actor. The
difference deserves better terms, but they do not yet exist.
It is obvious enough that the first actors were presentational. The
Greek men who shouted village gossip from the wains, and made
plays of it, were villagers known to every one. The actors in the first
dramatic rituals may have worn masks, but they were frankly actors
or priests, not the gods and heroes themselves. Roscius was
Roscius, Molière was Molière; even the Baconians cannot deny that
Shakespeare was Shakespeare when he appeared as old Adam. I
would maintain that Garrick and Siddons, Talma and Rachel were
frankly actors; did they not see the audience out there under the light
of the same chandeliers that lit their stage?
To-day our greatest players reëstablish to some extent the bond
with the audience when they abandon any attempt to represent their
characters through wigs and make-up, and present their own faces
frankly as vehicles of expression. In comedy and in tragedy
presentational acting comes out most easily. There is something in
really great sorrow—not the emotions of the thwarted defectives of
our realistic tragedies—that leaps out to an audience. Hecuba must
speak her sorrow to the chorus and over the chorus to the people
who have come to the theater for the single purpose of hearing it.
There can be no fitting communion with the characters who have
caused the tragedy or been stricken by it. The sufferer must carry
her cup of sorrow to the gods; they alone can drink of it and make it
less. And the great fact of the theater is that the audience are gods.
It is a healthy instinct that causes many an actress in a modern
tragedy to turn her back on the other characters of the play, and
make her lamentation to the audience as though it were a soliloquy
or an aside.
There are gods and gods, of course, and it is to Dionysus and Pan
that the comedian turns when he shouts his jokes out across the
footlights. In fact he takes good care, if he is a wise clown, that the
footlights shan’t be there to interfere. If he is Al Jolson, he insists on
a runway or a little platform that will bring him out over the footlights
and into the lap of the audience. If he is a comedian in burlesque like
Bobbie Clark, he has the house lights turned up as soon as he
begins a comedy scene. He must make contact somehow with his
audience. If the fun-maker is Fanny Brice, the method is a little less
obvious, and it draws us closer to the sort of presentational acting
which will dominate many theaters in the future, the sort of acting
that presents an impersonation, and at the same time stands off with
the audience, and watches it. If the player is Ruth Draper or Beatrice
Herford, you have something that seems to me almost identical with
the kind of acting I am trying to define.
I present these four categories of acting for what they are worth.
They are frankly two-dimensional. They are divisions in a single
plane. Other planes cut across them, and the categories in these
planes intersect the ones I have defined. Consider almost any
player, and you will find a confusion of methods and results which
will need more explanation than I have provided. There is Richard
Kellerhals, for instance, the Munich player whose strikingly different
work in The Taming of the Shrew and Florian Geyer I have
described. This is not impersonation achieved with make-up. It is a
thing of expression, a spiritual thing. Take the actors of the Moscow
Art Theater. They use make-up to the last degree, but there is
always a spiritual differentiation far more significant than the
physical, and there is always a sense of the Form of life more
important than either. Harry Lauder has one impersonation—The
Saftest of the Family—which is so different from his others in almost
every way that for the moment he might be a different player. Here is
a presentational actor indulging in the tricks of the realistic
impersonator, and showing that, while the fields of realistic
impersonation and presentational acting are not absolutely
exclusive, at least they are somewhat incongruous or at any rate
mutually hampering. Louis Jouvet of the Théâtre du Vieux-Colombier
presents an opposite phenomenon when he appears in the realistic
drama Les Frères Karamazov as the horrific old father, Feodor, and
in Twelfth Night as Aguecheek. These are absolutely contradictory
impersonations. In each case Jouvet completely disguises his own
personality. The interesting point is that the physical impersonation
which he brings to the Russian play is essentially unrealistic. It is all
very carefully designed in costume, make-up, and gesture as a
broad and striking expression, but not as a representation, of rough
dominance. The red face and the green coat mix in the olive-bronze
hat. His hair and his hat, his coat and his elbows flare out in lines of
almost comic violence. He is very close to caricature in a thoroughly
realistic play. Here is a curious mixture of methods and ends—
planes and categories cutting across one another and creating new
figures.
Copeau’s Vieux-Colombier is to-day the most interesting forcing
bed of the new acting in Europe—unless the Kamerny Theater of the
Russian expressionists is nourishing more than scenery. Copeau’s
theater, with its naked stage and almost permanent architectural
setting, its lack of proscenium and footlights, and its steps and
forestage leading down to the audience, makes unquestionably for
presentational acting. The illusion of Realism and representation is
extremely difficult to attain. In four plays, Les Frères Karamazov,
Twelfth Night, The S. S. Tenacity, and Le Carrosse du St.-
Sacrement, varied as they are, we see no great amount of the sort of
masquerading which Jouvet does so well in the first two. In the main,
the actors keep their own normal appearance throughout; but they
are not, of course, playing types. To some extent, therefore, they are
working in the vein of Bernhardt and Grasso, striving for
impersonation in emotion rather than in physique. Except for a gouty
foot and a simple change in costume, Copeau’s Peruvian governor
in the comedy Le Carrosse du St.-Sacrement, and his impersonation
of the intellectual brother of the house of Karamazov are outwardly
very much alike. It is in the mood alone that he registers the
difference. In both, but particularly in the comic governor, there is a
touch of the presentational attitude which fills the rest of the
company in varying degrees and informs most of Twelfth Night. The
difference between this acting and what we are accustomed to, is
particularly plain in a comparison of the English sailor as played in
the New York production of The S. S. Tenacity, and in the Paris
production—the oily reality of Claude Cooper’s impersonation
against the rather brash, certainly very dry version of Robert Allard.
Allard’s performance has the stamp of almost all the acting at the
Vieux-Colombier. It is something intellectually settled upon as an
expression of an emotion, and then conveyed to the audience almost
as if read and explained. In the school of Copeau, who was once
journalist and critic, there is ever something of the expounder. It is a
reading, an explanation, in the terms of a theatrical performance. It
is, to a certain degree, presentational, because in every reading, in
every explanation, there must be an awareness of the existence of
the audience.
CHAPTER IX
THE REINHARDT TRADITION

P LAYS of a new expressionist quality—profound, grave, ecstatic,


and as far from the neurotic as from the realistic—may be
written in the next few years without the stimulus of a great
expressionist theater or a great expressionist director. How they are
going to get themselves properly produced is another matter. They
may be conceived out of the spirit of the time, under the stimulus of
the expressionist settings of the scene designers; but the
accouchement will demand a rather expert midwife.
Expressionist acting, on the contrary, will never achieve more than
a hint of existence without a director to call it forth. A Copeau is
necessary to bring out the freshness of the company of the Vieux-
Colombier, and the hints it gives of the new acting. A rather
extraordinary director will be needed to banish representational
acting, and to put in its place a presentational ensemble, and to fuse
it with the new play.
Is there such a man in Europe to-day? Is there already an
indication of his coming in the modifications that other men have
wrought in acting, in setting, and even in theater?
We may as well begin with Reinhardt. He has been the greatest
man of the theater of this century. He fled from his Berlin theaters in
1920, to find in Salzburg a retreat from disillusion and a place of new
beginnings. We found him there in the summer of 1922 preparing to
issue forth from the baroque beauty of the loveliest palace of this
lovely city to the conquest of America, and to an experiment in
Vienna which may make him again the one figure of the theater—the
director we seek. And here and there about Europe we came on
spasmodic signs of his continued activity—extraordinary plans for a
Festspielhaus in Salzburg or in Geneva, and productions of Orpheus
in the Underworld and Strindberg’s The Dream Play in Stockholm.
It would be better, perhaps, to call Orpheus and The Dream Play
efficient pot-boilers, and to let them go at that. They give no true
measure of the man whose strength and vision grew from art-
cabarets to which Balieff owes the inspiration for his Chauve-Souris,
and naturalistic beginnings with Gorky and Wedekind, until he had
assembled the most striking company and repertory west of
Moscow, and centered about himself the whole theatrical movement
which Craig and Appia began. The Swedish productions are worth a
moment’s attention only, for they show some of Reinhardt’s faults,
and hint at a virtue.
I write of Orpheus alone, because the qualities of the Strindberg
drama were only to be guessed at from photographs and reports, all
uniting in dispraise. There were lovely things in this performance of
Offenbach’s operetta for which neither director nor composer could
claim credit—the light, clear, nightingale voices of the women of the
Swedish Opera, their superb figures, and the icy beauty of blue eyes
and ashen hair. But the things I remember from Orpheus in which
Reinhardt had a share are often disappointing things, scenes
slighted, episodes badly lit, above all carelessness of detail. It has
been Reinhardt’s major fault, this failure to bring every feature of a
production to the highest point of perfection within his grasp. He has
always been satisfied to slight one part if the whole could be “put
over” by emphasis on another part. Those who remember Sumurûn
will recall things in this brilliantly exciting pantomime that struck them
as impossibly slack—bad painting on the canvas flats, a bald
contrast between the flimsy front scenes and the solid structure of
the court of the harem behind.
In Orpheus his negligence seems to have begun in the choice of a
designer. A Dane, Max Rée, makes a mess of the scene on
Olympus, and gets to nothing better elsewhere than a golden gate
from a chapel in Nancy set against a blue night; Cupid against a gray
sky, and, for the descent into Hades, white rays from out a great
cloud, down one of which the company dances against the velvet
black of the back drop. Before now, Reinhardt has let himself wander
from his first instincts and desires—which are usually the instincts of

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