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PDF of Hellenistische Konigreiche 1St Edition Kay Ehling Gregor Weber Full Chapter Ebook
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Kay Ehling / Gregor Weber (Hrsg.)
Hellenistische
Königreiche
Impressum
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen
Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Der Verlag Philipp von Zabern ist ein Imprint der WBG.
ISBN 978-3-8053-4758-7
123 Die Könige von Syrakus von Martin Dreher und Martin Müller
174 Karten
178 Stammbäume
190 Abbildungsverzeichnis
Mit dem Ausgreifen Alexanders des Großen in die östliche Mittelmeerwelt und
weit darüber hinaus etablierte sich flächendeckend die Monarchie als Form der
politischen Ordnung. In manchen Regionen, etwa in Ägypten und im Zweistrom-
land, besaß das Königtum eine bereits Jahrhunderte alte Tradition, und das gesamte
Weltbild war ohne König schlicht nicht vorstellbar. In anderen Gebieten, z. B. in
Kleinasien, hatten sich griechische Stadtstaaten (póleis) durchgesetzt und die Erin-
nerung an eine monarchische Herrschaft lag lange zurück bzw. war nicht unbedingt
positiv konnotiert – Freiheit und Autonomie wollte man trotz erbitterter inne-
rer Auseinandersetzungen, bei denen sich demokratisch und oligarchisch gesinnte
Bürger oftmals unversöhnlich gegenüberstanden, keinesfalls mehr aufgeben.
Während eines letztlich gut 50 Jahre anhaltenden Prozesses nach Alexanders
Tod zerfiel dessen einstiges Großreich, weil es weder einem Mitglied aus Alex-
anders Familie noch einem seiner früheren Gefährten gelungen war, das fragile
Gebilde in einer Person zu vereinen. Stattdessen entstanden unter den Nachfol-
gern, den sog. Diadochen, verschiedene Teilreiche unterschiedlicher Größe; seit
dem Jahr 306/05 v. Chr. nahmen immer mehr dieser Herrscher, die sich auf eine
direkte Verbindung mit Alexander berufen konnten, den Königstitel an. Jedoch
befanden sie sich alle – sie waren meist makedonischer Abkunft oder entstamm-
ten der griechischen Poliswelt – in einer prekären Situation und hatten deshalb
ihre Herrschaft nach innen wie nach außen zu sichern; dies galt in der Folgezeit
auch für alle weiteren Prätendenten von Sizilien bis nach Indien, die sich entwe-
der durch Abspaltung von den etablierten Reichen oder durch Ausrufung in einer
pólis etablieren konnten.
Der vorliegende Band zeigt die Geschichte und Charakteristika der einzelnen
Reiche auf und stellt wichtige Exponenten der Könige sowie relevante Phäno-
mene der Zeit vor.
Die Herausgeber haben vielfach Dank abzustatten – zunächst bei den Autoren,
die sich auf die Thematik eingelassen und Umarbeitungs- bzw. vor allem Kür-
zungswünsche vorgenommen haben; dann bei Katharina Friedl, Verena Hügle
und Sergej Kasper für die Unterstützung bei den Korrekturen der Manuskripte
und bei der Aufbereitung des Materials; außerdem für die Realisierung man-
cher Abbildungswünsche bei Nicolai Kästner; schließlich danken sie Constanze
Holler und Christina Stark vom Verlag Philipp von Zabern für die gute Zusam-
menarbeit und die kompetente Umsetzung des gesamten Projektes.
Einleitung
durch seine militärischen Erfolge konnte er sein Charisma unter Beweis stellen,
das für die Akzeptanz seiner Herrschaft überaus wichtig war. Diese Siege waren
aber nicht nur für die Bewahrung oder die Erweiterung des eigenen Territoriums
wichtig: Auch bestand für die Truppen die Gelegenheit, Beute zu machen, für
den König, weiteres Land und Reichtümer dazu zu erwerben; vor allem aber ließ
sich aus Siegen erhebliches Prestige gewinnen, das wiederum von Dichtern, im
Rahmen großer Feste oder an panhellenisch relevanten Orten wie Athen, Delphi
oder Olympia durch Monumente umgesetzt werden konnte.
Nach der Phase der Etablierung der Herrschaft standen die Könige vor neuen
Herausforderungen, denn es gab stets Herrscher, die diesem Anspruch nicht
zu genügen vermochten. Zwar kam es nach wie vor zu Auseinandersetzungen
zwischen benachbarten Königreichen – z. B. gab es zwischen Ptolemäern und
Seleukiden im Zeitraum von 274 bis 168 v. Chr. nicht weniger als sechs Syrische
Kriege –, aber es konnte ja nicht nur Sieger geben. Es waren stets auch Bündnisse
mit den mächtigen Bundesstaaten in Aitolien und Achaia oder Mittelmächten
wie Rhodos möglich, und spätestens zum Ende des 3. Jh.s v. Chr. erwies sich die
aufstrebende Weltmacht Rom als erheblicher, immer konsequenter agierender
Machtfaktor. Darüber hinaus entwickelten sich in manchen Reichen durch die
auf makedonische Praxis zurückgehende Polygamie sowie bei den Ptolemäern in
Ägypten praktizierte Geschwisterehe familiäre Konstellationen, die nur schwer zu
kontrollieren waren bzw. ein fortwährendes Konfliktpotential, das zu Aufständen
führen konnte, in sich bargen. Dass die großen Reiche nach und nach – u. a. 146
v. Chr. die Antigoniden, 63 v. Chr. die Seleukiden, 30 v. Chr. die Ptolemäer und
72/73 n. Chr. Kommagene – ihre Existenz aufgeben mussten und in das Impe-
rium Romanum eingegliedert wurden, macht deutlich, wo die Beharrungskräfte
am stärksten waren, lässt aber auch nach den spezifischen Gründen dafür fragen.
Die Konzeption des Bandes sieht vor, drei verschieden ausgerichtete
Arten von Beiträgen miteinander zu verzahnen: Die wichtigsten hellenisti-
schen Reiche, denen – ausgehend von Alexander dem Großen als Archege-
ten – wichtige strukturelle Elemente gemeinsam waren, die aber mit Blick
auf das genannte Anforderungsprofil beträchtliche Unterschiede aufwie-
sen, werden in ihren Grundzügen und Charakteristika ausführlich vorge-
stellt (im Layout rot). Darüber hinaus erhalten einige wenige Herrschergestal-
ten von Demetrios Poliorketes bis zu Kleopatra VII. jeweils eine separate Dar-
stellung, weil sie nach Meinung der Herausgeber in besonderem Maße Spezi-
fika ihrer Dynastie bzw. der gesamten Epoche verkörpern oder aber signifikante
Besonderheiten aufweisen, die sie von den anderen Herrschern unterscheiden
(im Layout grün). Schließlich finden sich noch Beiträge zu einzelnen Sach-
themen aus der Kunst und aus der Herrschaftspraxis, die – freilich ohne Anspruch
auf Vollständigkeit – für wesentliche Facetten der genannten Bemühungen der
Könige stehen, Akzeptanz bei den Untertanen zu gewinnen, und die zentrale
Aspekte der herrscherlichen Selbstdarstellung verkörpern (im Layout blau). Auf
10 Kay Ehling und Gregor Weber
den Dynastiegründer, Ptolemaios (I.), der im Jahr 306 v. Chr. den Königstitel
annehmen sollte, noch als »Satrapen« tituliert. Thomas Kruse rückt ein Glanz-
stück ptolemäischer Verwaltungskunst in den Mittelpunkt, den später zu Unter-
richtszwecken kopierten Erlass über die Zwangsverpachtung königlichen Landes,
den der oberste Verwaltungsbeamte im Jahr 164 v. Chr. verfasste.
Immer in Konkurrenz zu den Königen Ägyptens standen die Seleukiden,
deren Gebiet im Osten weitgehend mit dem von Alexander dem Großen erober-
ten Perserreich identisch war. Ihre größte kulturelle Leistung bestand, wie Kay
Ehling meint, in den zahlreichen Städtegründungen, die zu Zentren des kulturel-
len Austauschs wurden. Den sog. Königsbriefen widmet sich R. Malcolm Erring-
ton. Darunter versteht man im königlichen Namen verfasste private, diploma-
tische oder verwaltungsmäßige Briefe bzw. Anordnungen und Erlasse als herr-
scherliche Kommunikationsmittel. Wie Alexander, so führte auch der Seleukide
Antiochos III. den Beinamen »der Große«, ob zu Recht, fragt Hatto H. Schmitt.
In der syrischen Hauptstadt der Seleukiden, Antiocheia (heute Antakya), wurde
erstmals die Personifikation der Stadtgöttin kreiert. Marion Meyer zeigt, wie die
Figuren aussehen, die das glückliche Schicksal der Stadt verkörpern.
In Kleinasien etablierte sich die Dynastie der Attaliden, deren Aufstieg und
Untergang als treue Bündnispartner der Römer Gegenstand des Beitrags von
Boris Dreyer und Aike van Douwe ist. Denn die Nähe zu Rom barg auch Gefah-
ren, und so war, wie Christian Mileta herausarbeitet, der pergamenische König
Eumenes II. zunächst der besondere Liebling der Römer, ehe er dann aber deren
Gunst verlor. Jeder Berlin-Tourist kennt den Pergamonaltar mit seinem monu-
mentalen Reliefzyklus, der vom Kampf der ordnungsstiftenden Götter gegen die
frevlerischen Giganten erzählt. Volker Kästner führt in Geschichte, Architektur,
Deutung und Datierung des Großen Altares ein. Von einer Geldwährung beson-
derer Art berichtet Wolfgang Leschhorn – den im Attalidenreich vor allem von
den Städten Pergamon, Ephesos, Sardeis und Tralleis geprägten Kistophoren, Sil-
bermünzen mit der Darstellung eines heiligen Korbes (cista mystica).
Obwohl Alexanders makedonische Soldaten nicht bis Sizilien kamen, entstand
auch in Syrakus ein Königtum nach hellenistischem Vorbild, das sich allerdings
durch gewisse demokratische Elemente auszeichnete, wie Martin Dreher und
Martin Müller nachweisen.
Blickt man nach Griechenland, so zeigt sich, dass Spartas einstige Großmacht-
stellung seit der verlorenen Schlacht bei Leuktra (371 v. Chr.) schwer erschüttert
war, so dass Alexander spotten konnte, der Aufstand des Spartanerkönigs Agis III.
sei für die Makedonen nicht mehr als ein »Mäusekrieg«. Welche Reformanstren-
gungen unternommen wurden, um Spartas alte Herrlichkeit im Rahmen der
neuen hellenistischen Wirklichkeit wiederherzustellen, untersucht Ernst Balt-
rusch.
Im kleinasiatischen Raum gab es neben dem Königreich von Pergamon auch
kleinere, indigene Königtümer, in denen sich Elemente griechischer Kultur aus-
12 Kay Ehling und Gregor Weber
Der 356 v. Chr. geborene Sohn der epirotischen Fürstin Olympias und Phi-
lipps II. von Makedonien erlebte in der Zeit seines Heranwachsens, wie sein
Vater, glänzender Stratege und zugleich erfolgreicher Diplomat, das Königreich
in eine Großmacht verwandelte. Philipp sorgte für die denkbar beste Erziehung
und Ausbildung des Sohnes; der Nachwelt blieb der Unterricht bei Aristoteles in
besonderer Erinnerung.
Philipps II. Herrschaft seit 356 war durchaus eine Voraussetzung für Alexan-
ders spätere Erfolge. Die vom König geschaffene Professionalität der Armee, die
durchdachte Organisation des neuen, keineswegs homogenen makedonischen
Reiches, aber auch die Steigerung der repräsentativen Formen königlicher Herr-
schaft hatte Alexander selbst miterlebt. Die Griechen hatten nach der Schlacht
von Chaironeia (338 v. Chr.) Philipps Vormachtstellung anerkennen müssen
und ihm sogar die Vollmacht für einen ›Rachefeldzug‹ für das im Perserkrieg der
Jahre 479/78 v. Chr. erlittene Unrecht erteilt. Der Feldzug gegen den Perserkönig
Dareios III. war schon eröffnet, als Philipp II. im Sommer 336 einem persönlich
motivierten Attentat zum Opfer fiel.
Der 21-jährige Kronprinz, der sich schon mehrfach militärisch ausgezeichnet
hatte, wurde von der makedonischen Heeresversammlung als Nachfolger aner-
kannt und bekam damit auch die Möglichkeit, den Feldzug gegen die Perser zu
übernehmen. Das Heer, mit dem er im Frühjahr 334 v. Chr. den Hellespont
14 Jürgen Malitz
überschritt, war schon für die Zeitgenossen erstaunlich klein, wohl nicht viel
mehr als 30.000 Mann von sehr gemischter Zusammensetzung, darunter nur
12.000 Makedonen.
Den Übergang von Europa nach Asien inszenierte Alexander mit Opfern, die
Griechen (und Persern) den Angriff des Xerxes im Jahre 479 v. Chr. in Erinne-
rung bringen sollten. Nicht alle antiken Berichte überliefern den Speerwurf des
Königs vom Schiff aus in den Boden Asiens, eine Geste, die, wenn sie histo-
risch ist, von Anfang an seinen Besitzanspruch auf alles demnächst eroberte Land
demonstrierte.
Die persischen Satrapen ließen Alexander ungehindert in Kleinasien landen
und wurden gleich am Granikos geschlagen, mit höchstem persönlichem Ein-
satz des Königs. Ein schneller Vormarsch führte zur Vertreibung der Perser aus
dem Westen Kleinasiens. Nach der Unterwerfung von Lykien und Pamphylien
erreichte Alexander im Frühjahr 333 v. Chr. Gordion in Phrygien und zog weiter
südlich in Richtung Syrien, um Dareios III. zur Schlacht zu stellen. Bei Issos
errang Alexander einen eindrucksvollen Sieg über den zahlenmäßig deutlich
überlegenen Gegner; Dareios III. zog sich nach Osten zurück, um erneut eine
Armee aufzustellen.
Alexander hat ihn nicht sofort verfolgt, sondern entschloss sich stattdessen zur
Sicherung Phöniziens und zum Marsch nach Ägypten. Frühere Konflikte mit
den Persern führten zur schnellen Akzeptanz Alexanders durch die einheimische
Elite der Priesterschaft. In Ägypten wurde das nach ihm benannte Alexandreia
die erfolgreichste aller seiner Stadtgründungen.
Der Besuch des Orakels in der Oase Siwa war Alexander dem Großen im
Frühjahr 331 v. Chr. eine beschwerliche Reise durch die Wüste wert. Die dort
von Ammon-Zeus empfangenen Orakel-Antworten, über deren Inhalt viel spe-
kuliert wurde, müssen eine tiefe Wirkung entfaltet haben; die Erfolge seines Feld-
zugs bestärkten Alexander offenbar in dem Gefühl, an die üblichen Maßstäbe
politischen und militärischen Handels nicht wirklich gebunden zu sein.
Im Herbst 331 v. Chr. kam es bei Gaugamela, im Norden des heutigen Irak,
zur Entscheidungsschlacht. Nach der Niederlage gegen Alexanders wiederum
brillant geführte Armee flüchtete der Großkönig nach Osten, wo er im folgenden
Jahr von einem Prätendenten getötet wurde.
Vom ›Rachefeldzug‹ konnte seitdem keine Rede mehr sein – es ging um wei-
tere Eroberungen. Einige Quellen berichten, dass Alexander sich nach dem Sieg
zum »König von Asien« ausrufen ließ. Das Vorbild Philipps II. erinnerte ihn frei-
lich immer daran, dass Erhalt und Ausbau der Macht auch einer Organisation
bedurften. Die erste Grundsatzentscheidung war es, ehemalige iranische Amts-
träger, soweit sie selbst Loyalität versprachen, in die neu entstehenden Struktu-
ren einzubinden. Die Ernennung des Mazaios zum Satrapen von Babylon, der
noch bei Gaugamela gegen Alexander gekämpft hatte, war deshalb ein wichtiges
Signal.
Alexander der Große 15
Die Verfolgung des Dareios III. führte Alexander den Großen in die östlichen
Satrapien. Je länger er dort gegen einen zunehmend auch ›national‹ motivier-
ten Widerstand zu kämpfen hatte, desto klarer wurde ihm, dass seine künftige
Herrschaft nicht allein im Rahmen der überkommenen makedonischen Tradi-
tionen zu stabilisieren sei. Spätestens nach der Ermordung von Dareios III. im
Jahre 330 v. Chr. übernahm Alexander deshalb auch Attribute der persischen
Herrschaft, um sich die Loyalität der ehemaligen Untertanen des Großkönigs zu
sichern.
Die Feldzüge im Gebiet des heutigen Afghanistan, das formal den Per-
sern untertan gewesen war, zogen sich über drei Jahre hin. Es folgte im Jahre
326 v. Chr. der Übergang nach ›Indien‹, dem heutigen Pakistan. Auch hier hatten
die Perser schon einmal geherrscht, doch wichtiger als die Anerkennung durch
die einheimischen Fürsten war wohl der – in Ermangelung zuverlässiger Kennt-
nisse – geografisch völlig fehlgeleitete Wunsch, im fernen Osten ›Indiens‹ das
Ende der Welt, den die Erde umfließenden »Okeanos«, zu erreichen. Alexander –
hier fast mehr Entdecker als Eroberer – verfolgte dieses Ziel mit einer Bedenken-
losigkeit, die auch in seinem engsten Kreis mehr und mehr Unmut hervorrief.
Er selbst sprach vom »Pothos«, dem unbezwingbaren Drang nach Neuem und
Unerreichtem.
Besonders dieser Teil des Feldzuges ist zugleich ein Beleg für die unveränderte
Faszination, die Alexander der Große auf seine gesamte Umgebung, hoch und
niedrig, ausübte. Die Truppen erduldeten gefährliche Kämpfe mit den als Waffe
bisher unbekannten Elefanten (s. den Beitrag von K. Ehling) und marschierten
im Dauerregen des Monsuns. Die meisten hohen Offiziere, die nach Alexanders
Tod um die Vormacht kämpften, hatten diese Anstrengungen miterlebt.
Im Herbst 326 v. Chr. kam es zu einer Meuterei, die Alexander zur Umkehr
zwang. Er führte das Heer durch Pakistan zurück nach Süden, in Richtung des
heutigen Karatschi. Mehr als an die Strapazen und die auf diesem Rückzug
besonders rücksichtslose Kampffüh-
rung erinnerten sich die Begleiter Ale-
xanders aber an einen Eroberungs- und
Entdeckungszug ohnegleichen. Es ist
kein Zufall, dass Alexander, der Hera-
kles mit dem Löwenfell auf seine wich-
tigsten Münzen setzte (Abb. 1), schon
bald nach seinem Tod von Ptolemaios I. (s. den Beitrag von S. Pfeiffer) mit dem
Skalp eines Elefanten als Kopfschmuck auf Münzen porträtiert wurde (Abb. 2).
Im Sommer des Jahres 325 v. Chr. erreichte der Zug den Süden Pakistans.
Von hier aus organisierte Alexander der Große die Rückkehr zu den Zentren des
Perserreichs auf dem Weg durch die Wüstengebiete des heutigen Belutschistans
und an der Küste des Golfs von Oman entlang. Diese Flottenfahrt diente der
Erkundung und Erschließung einer wichtigen neuen Verkehrsader; der Marsch
durch die Gedrosische Wüste sollte wohl beweisen, dass der König selbst nach
den Entbehrungen der letzten Jahre über ein Heer verfügte, das allen Naturge-
walten gewachsen sei. Erst im Frühjahr 324 v. Chr. kehrte er zurück, zuerst nach
Susa, einer der alten Hauptstädte des Reiches; Anfang 323 zog er wieder in Baby-
lon ein, das er acht Jahre vorher verlassen hatte.
Alexander, mehrfach schwer verwundet, war sicher nicht mehr so gesund
wie zu Beginn des Feldzuges, doch hätte sich bei der Ankunft in Susa auch nie-
mand vorstellen können, dass dem König nur noch achtzehn Monate bleiben
würden. Alexander entwickelte unverzüglich Feldzugspläne, die vermutlich noch
seine kampferprobtesten Generäle verzagen ließen, doch dachte er auch über die
Zukunft seines Reiches nach.
Philipp II. war bei den Griechen bekannt für die vielen Ehefrauen, die er nach
Maßgabe politischer Nützlichkeiten geheiratet hatte. Alexander schloss seine erste
offizielle Ehe im Jahre 327 v. Chr. Er heiratete Roxane, die Tochter eines seiner
gefährlichsten Widersacher im umkämpften Baktrien. Der politische Aspekt der
Ehe ist nicht zu leugnen, doch ist unbestritten, dass auch Zuneigung eine Rolle
spielte. Ein Kronprinz aus dieser Verbindung, der tatsächlich einige Monate nach
Alexanders Tod zur Welt kam, würde die Weite des neu eroberten Reiches in
besonderer Weise unter Beweis stellen. Ähnliche Hochzeiten seiner Generäle mit
adeligen Frauen der indigenen Elite hatte Alexander 324 in Susa angeordnet und
zugleich selbst eine persische Prinzessin geheiratet.
Alexander der Große 17
»Wenn Alexander bei Makedonen und Grie- blau, andere scharlachfarben. Vor ihnen stan-
chen Recht sprach, hielt er es für richtig, einen den dann schließlich 500 der größten Silber-
schlichten und bescheidenen Gerichtsplatz schildner. In der Mitte des Zeltes befand sich
zu haben, bei den Barbaren aber bevorzugte der goldene Thron, auf dem Alexander Audi-
er einen prächtigen, einem Feldherrn ange- enzen gab. Wenn er Recht sprach, standen die
messenen Platz, wobei er die Barbaren allein Leibwächter auf beiden Seiten. Rings um das
schon durch dessen Ausgestaltung in Stau- Zelt hatten das vom König gemusterte Elefan-
nen versetzte. Wenn er bei Baktrern, Hyrka- ten-Korps und tausend Makedonen in makedo-
nern und Indern zu Gericht saß, verfügte er nischer Uniform Aufstellung genommen; dann
über ein Zelt dieser Art: Es bot Platz genug für kamen 500 Susianer in purpurnen Gewän-
100 Liegen; es wurde getragen von 50 golde- dern, und nach ihnen, alle im Kreis, 10.000
nen Pfosten, und goldene, reich verzierte Bal- der ansehnlichsten und größten Perser, ange-
dachine waren darüber gespannt. Im Zelt stan- tan mit dem schönsten persischen Schmuck,
den in der ersten Reihe 500 persische Apfel- und ausgerüstet mit persischen Kurzschwer-
träger in purpurner und leuchtend gelber Klei- tern. So sah Alexanders Gerichtsstätte bei den
dung. Hinter den Apfelträgern war die gleiche Barbaren aus.«
Zahl von Bogenschützen in anderer Klei-
dung postiert, einige feuerrot, einige dunkel- (Polyainos 4, 3, 24, Übersetzung: J. Malitz)
18 Jürgen Malitz
Literatur
R. LANE FOX, Alexander der Große. Eroberer der Welt (²2004).
H. STRASBURGER, Die griechische Antike, in: Funk-Kolleg Geschichte. Bd. 2 (1981), 38–52.
H.-U. WIEMER, Alexander der Große (2005).
M. WOOD, Auf den Spuren Alexanders des Großen. Eine Reise von Griechenland nach Asien (2002).
[Eine Dokumentation der BBC zu diesem Buch ist bei YouTube in vier Teilen abrufbar.]
Das hellenistische Herrscherporträt
Das Alexanderporträt
Von keiner anderen antiken Persönlichkeit sind über einen so langen Zeitraum
so viele Bildnisse in unterschiedlichen Kulturzonen geschaffen worden wie von
Alexander dem Großen (s. den Beitrag von J. Malitz). Eine große Spannbreite
umfassen auch die Materialien, die Formate und die Ikonografie. Neben den
erhaltenen griechischen Originalen gibt es römische Kopien nach verlorenen
griechischen Originalen. Die Denkmäler gliedern sich in verschiedene Überliefe-
rungsstränge, Typen und Varianten, die innerhalb der archäologischen Forschung
umstritten sind. Abweichende Meinungen gibt es auch bei der Identifizierung
mancher Stücke als Alexander sowie bei ihren Datierungen.
Die Entwicklung des griechischen Porträts ist geprägt vom wechselvollen
Zusammenspiel zweier Darstellungstendenzen: der Verkörperung allgemeiner
Normen in idealen Zügen und der physiognomischen Erfassung einer individu-
ellen Persönlichkeit. In der Alexanderzeit fallen wissenschaftliche Erkenntnisge-
winne mit Veränderungen im Arbeitsprozess der Porträtgestaltung zusammen. So
hat das naturwissenschaftlich-empirische Weltbild des Aristoteles auch Auswir-
kungen auf die Kunst seiner Zeit, in der die Physiognomie des Porträtierten eine
neue Bedeutung bekam. Der ältere Plinius überliefert, dass der Bildhauer Lysi-
stratos in dieser Zeit erstmals Gipsabgüsse vom Gesicht des zu Porträtierenden
anfertigte und zum Ausgangspunkt seines Arbeitsprozesses machte.
20 Harald Schulze
Literatur
E. BRUNELLE, Die Bildnisse der Ptolemäerinnen (1976).
R. FLEISCHER, Studien zur seleukidischen Kunst: Herrscherbildnisse (1991).
B. FRÖHLICH, Die statuarischen Darstellungen der hellenistischen Herrscher (1998).
U.-W. GANS, Attalidische Herrscherbildnisse (2006).
H. KOTSIDU, TIMH KAI DOXA, Ehrungen für hellenistische Herrscher im griechischen Mutterland und in
Kleinasien unter besonderer Berücksichtigung der archäologischen Denkmäler (2000).
H. KYRIELEIS, Bildnisse der Ptolemäer (1975).
R. R. R. SMITH, Hellenistic Royal Portraits (1988).
Das Diadem – königliches Symbol in
hellenistischer Zeit
ohne auch für das Diadem in hellenistischer Zeit. Doch auch wenn diese Aus-
sage mit Sicherheit zutrifft: Obwohl das Diadem im Hellenismus allgegenwärtig
war (s. Abb. S. 34, 55, 69, 112, 127, 134, 148, 157), so besteht wegen der über-
aus spärlichen und zugleich ungemein disparaten schriftlichen Quellenlage, die
prima facie jeweils eine Vielzahl von Hypothesen ermöglicht, hinsichtlich einer
ganzen Reihe von zentralen Fragen bezüglich dieses königlichen Symbols in der
Forschung ein ›babylonisches Diademgewirr‹. Besonders deutlich manifestiert
sich dies in der Diskussion um mögliche vorhellenistische Ursprünge des Dia-
dems und seine Implementierung in die politische Symbolsprache der hellenisti-
schen Welt in Form einer Translation, Adaption, Transformation oder Kreation.
Weder ist die Annahme, dass das Diadem als spezifisch königliche Insignie dem
Ornat des persischen Großkönigs entstammen würde und von Alexander dem
Großen in sein eigenes royales Kostüm übernommen worden sei, zur communis
opinio der Forschung geworden, noch die These, dass das Diadem einen griechi-
schen Ursprung hätte und unmittelbar aus der agonistischen Siegerbinde abge-
leitet werden könne. Gleiches gilt auch für den Ansatz, aus dem Diadem einen
originären Bestandteil der traditionellen Tracht der makedonischen Könige zu
machen, und für die Überlegung, in der Binde des Gottes Dionysos ein Vor-
bild für das Diadem der hellenistischen Herrscher auszumachen. Auch herrscht
keine Einigkeit über die Frage, ob der Ursprung dieses am weitesten verbreiteten
royalen Symbols im Hellenismus zeitlich bereits unter Alexander dem Großen
oder erst unter den Diadochen zu verorten ist.
Anfänge im Staub
Als die Schlacht von Gaugamela am 1. Oktober 331 v. Chr. geschlagen war,
gab es einen glanzvollen Sieger: den 25-jährigen Alexander (s. den Beitrag von
J. Malitz). Nach Issos hatte er zum zweiten Mal sein Heer durch einen persönlich
geführten Angriff auf das um den Großkönig Dareios III. gruppierte Zentrum
des zahlenmäßig weit überlegenen persischen Reichsaufgebots zum Sieg geführt.
Die Quellenlage erlaubt den Schluss, dass Alexander auf dem noch staubver-
hangenen Schlachtfeld von seinen Truppen spontan in einem ungeregelten Akt
zum »König von Asien« ausgerufen wurde. Es ist darüber hinaus eine plausible
Annahme, dass im Rahmen dieser Proklamation Alexander in einem situativen
Vorgehen als Zeichen seines Sieges und zur Manifestation seiner neuen Macht-
position mangels einer besseren Alternative von einer im Dunkel der Geschichte
verborgenen Person oder Personengruppe ein Stück Stoff um den Knopf gebun-
den wurde. Trifft diese These zu, so lägen die Anfänge des Diadems als hellenisti-
schem Königszeichen auf dem Schlachtfeld von Gaugamela.
Zwar vermag dieses Szenario die Entstehung des Diadems zu erklären, dessen
späteren Erfolg hingegen jedoch nicht. Dafür ist es zunächst notwendig zu
26 Matthias Haake
Literatur
J. E. BAUR, Faustin Soulouque, Emperor of Haiti. His Character and his Reign, in: The Americas 6 (1949),
131–166.
E. A. FREDRICKSMEYER, The Origin of Alexander’s Royal Insignia, in: Transactions of the American Philo-
logical Association 127 (1997), 97–109.
H.-J. GEHRKE, The Victorious King: Reflections on the Hellenistic Monarchy, in: N. LURAGHI (Hrsg.), The
Splendors and Miseries of Ruling Alone. Encounters with Monarchy from Archaic Greece to the Hellenis-
tic Mediterranean (2013), 73–98.
M. HAAKE, Diadem und basileus. Überlegungen zu einer Insignie und einem Titel in hellenistischer Zeit, in:
A. LICHTENBERGER / K. MARTIN / H.-H. NIESWANDT / D. SALZMANN (Hrsg.), Das Diadem
der hellenistischen Herrscher. Übernahme, Transformation oder Neuschöpfung eines Herrschaftszeichens?
(2012), 293–313.
A. LICHTENBERGER / K. MARTIN / H.-H. NIESWANDT / D. SALZMANN (Hrsg.), Das Diadem der hel-
lenistischen Herrscher. Übernahme, Transformation oder Neuschöpfung eines Herrschaftszeichens? (2012).
O. MURRAY, Diadem and Kingship, in: Classical Review n.s. 16 (1966), 224–227.
H.-W. RITTER, Diadem und Königsherrschaft. Untersuchungen zu Zeremonien und Rechtsgrundlagen des
Herrschaftsantritts bei den Persern, bei Alexander dem Großen und im Hellenismus (1965).
Das Antigonidenreich
Schlussakt in Rom
Drei Tage lang dauerte der Triumphzug des Aemilius Paullus. Drei Tage lang
zogen mit Gold, Silber und anderen Beutestücken beladene Wagen durch Rom.
Schließlich, am dritten Tag, kam endlich der ruhmreiche Sieger selbst und mit
ihm der in Ketten gelegte Perseus, der besiegte König der Makedonen. Dieses
sorgfältig inszenierte Siegesschauspiel markierte 167 v. Chr. in augenfälliger
Weise nach gut hundert Jahren das Ende des Antigonidenreiches (Abb. 1).
Schwierige Anfänge
Anders als etwa bei den Ptolemäern in Ägypten (s. den Beitrag von S. Pfeiffer)
dauerte es bei den Antigoniden mehrere Jahrzehnte, bis sie ihre Herrschaft in
Makedonien dauerhaft festigen konnten. Sie führten ihre Dynastie zurück auf
Antigonos Monophthalmos (»der Einäugige«), einen der Generäle Alexanders
des Großen. In den Diadochenkriegen gelang es ihm zwischenzeitlich, den größ-
ten Teil des vormaligen Alexanderreiches unter seine Kontrolle zu bringen. Nach-
dem die Ermordung der letzten Familienangehörigen Alexanders bekannt gewor-
den war, nahm er 306 v. Chr. zusammen mit seinem Sohn Demetrios Poliorketes
(»der Städtebelagerer«) als erster der Diadochen den Königstitel an (s. den Beitrag
von S. Diefenbach). Dabei beanspruchte er für sich in der Nachfolge Alexanders
ein einziges, alles umfassendes Königtum, was die anderen Diadochen jedoch
nicht anerkannten. Ihrem Angriff unterlag Antigonos 301 v. Chr. bei Ipsos, sein
Abb. 1 Der Triumph des Aemilius Paulus. Historiengemälde von Carle Vernet, 1789.
Reich zerbrach, Demetrios behielt nur wenige Gebiete, darunter mehrere Städte seines verstorbenen Vaters angetreten hatte und eine expansive, gegen Makedo-
in Griechenland. nien gerichtete Außenpolitik betrieb.
Demetrios nutzte einige Jahre später eine Schwächeperiode in Makedonien, Die größte Herausforderung für Antigonos stellte der sogenannte Chremo-
um dort einzufallen und sich selbst zum König der Makedonen zu akklamie- nideische Krieg dar (269/68?–263/62? v. Chr.), in dem u. a. Athen und Sparta
ren (294 v. Chr.). Seine Herrschaft war allerdings nur von kurzer Dauer, schon (s. den Beitrag von E. Baltrusch) mit Unterstützung ägyptischer Schiffe und
287 v. Chr. wurde er von Pyrrhos von Epirus und Lysimachos von Thrakien Soldaten gegen ihn kämpften. Nach Siegen zunächst über Sparta, dann auch
wieder aus Makedonien vertrieben. Nach seinem Tod 283/82 v. Chr. erbte sein über Athen war die makedonische Hegemonie in Griechenland zunächst jedoch
Sohn Antigonos Gonatas seine Besitzungen in Griechenland. Nach einem Sieg wieder unangefochten.
über die in Griechenland einfallenden keltischen Galater 277 v. Chr. konnte Antigonos nutzte seine durch den Sieg gewonnene Handlungsfreiheit, um nun
er die Königsherrschaft in Makedonien zurückerlangen und in den folgenden seinerseits aktiv gegen Ptolemaios II. vorzugehen. Seesiege bei Kos (255 v. Chr.?)
Jahren gegen Pyrrhos erfolgreich verteidigen. Nach dessen Tod 272 v. Chr. hatte und Andros (245 v. Chr.?) führten zu einer temporären Schwächung der ägypti-
er Makedonien unangefochten in Besitz und kontrollierte zudem weite Teile schen Machtstellung in der Ägäis. Dagegen konnte er nicht verhindern, dass es
Griechenlands. dem Achaierbund unter der Führung des Aratos von Sikyon und mit Unterstüt-
zung ptolemäischer Gelder gelang, sich auf der Peloponnes auf Kosten des make-
donischen Einflusses erheblich auszudehnen.
Antigonos Gonatas (276–239 v. Chr.)
Seine lange Regierungszeit brachte Kontinuität und Stabilität, allerdings wurde Demetrios II. (239–229 v. Chr.)
die makedonische Machtposition in Griechenland mehrfach deutlich geschwächt.
Hauptgegner waren dort neben Athen und Sparta die aufstrebenden Bundesstaa- Fast die gesamte Regierungszeit von Antigonos’ Sohn Demetrios II. wurde
ten der Aitoler und Achaier. Auf der großen politischen Bühne musste sich Anti- bestimmt durch den Krieg gegen die bisher verfeindeten Bünde der Achaier und
gonos mit Ptolemaios II. auseinandersetzen, der 283/82 v. Chr. die Nachfolge Aitoler. Trotz einzelner Erfolge konnte er die weitere Expansion des achaiischen
32 Klaus Scherberich
Bundes auf der Peloponnes nicht verhindern. Bei seinem Tod 229 v. Chr. hinter-
ließ er mit seinem neunjährigen Sohn Philipp (später Philipp V.) einen unmündi-
gen Erben. Diese Schwächeperiode Makedoniens führte in den nächsten Mona-
ten zu einem nahezu vollständigen Zusammenbruch der antigonidischen Herr-
schaft über Mittel- und Südgriechenland.
ten Bergwerke, er erhob Zölle und Steuern und war oberster Heerführer. Er hatte
auch kultische Funktionen und pflegte Beziehungen zu wichtigen Heiligtümern
wie Delos oder Olympia. Der König besaß mehrere Residenzen, in denen er und
sein Hof sich häufiger aufhielten, z. B. Pella (s. den Beitrag von G. Weber). Eine
wichtige Rolle als Berater am Hof spielten die vom König ernannten »Freunde«
(phíloi), die in Makedonien allerdings nicht so strikt hierarchisch gegliedert
waren wie bei den Ptolemäern. Die Ernennung zum »Freund« war verbunden
mit einem zeremoniellen Akt, bei dem der König einen purpurgefärbten Mantel
(Chlamys) und eine spezielle Kopfbedeckung (Kausia) verlieh. Durch Geschenke
band der König die phíloi, bei denen es sich auch um Nichtmakedonen han-
deln konnte, an sich. Der Hof bildete auch ein kulturelles Zentrum; die königli-
chen Trinkgelage, die Symposien, boten zudem einen strukturierten Rahmen für
die Interaktion und Kommunikation zwischen dem König und der Elite. Eine
Besonderheit am Hof der Antigoniden war, dass die Söhne der makedonischen
Aristokratie dort in drei nach Alter getrennten Gruppen dienten.
Bis heute in der Forschung umstritten ist die Frage nach dem Charakter des
antigonidischen Königtums, d. h. ob es sich eher um eine ›autokratische‹ oder
um eine ›konstitutionelle‹ Monarchie gehandelt hat. Dabei wird z. T. eine regel-
mäßig zweimal im Jahr zusammentretende Volksversammlung mit weitreichen-
den Kompetenzen sowie ein u. a. aus den phíloi bestehender Rat angenommen.
Auch wird teilweise davon ausgegangen, dass die Städte ein hohes Maß an Selb-
ständigkeit und Autonomie von der königlichen Zentrale besaßen.
Auszug aus dem Vertrag Hannibals mit Philipp V., 215 v. Chr. (Polybios 7, 9, 4–14)
„[…] Der Feldherr Hannibal und alle es erforderlich ist und wie wir über- nen, und dass die Römer nicht Herren
Mitglieder des karthagischen Rates, einkommen. Wenn die Götter uns sein sollen über Kerkyra, Apollo-
die bei ihm sind, und alle Karthager, den Sieg gegeben haben im Krieg nia, Epidamnos, noch über Pharos,
die mit ihm im Felde stehen, erklä- gegen die Römer und ihre Bundes- Dimale, die Parthiner und die Atinta-
ren [...], Freunde, Verbündete und genossen, wenn dann die Römer um nen. Die Römer sollen Demetrios von
Brüder zu sein, unter dieser Bedin- einen Freundschaftsvertrag bitten, Pharos alle seine Untertanen zurück-
gung: […] Ihr werdet aber auch uns dann werden wir ihn so abschließen, geben, die jetzt zum römischen Herr-
Bundesgenossen sein in dem Krieg, dass dieselbe Freundschaft mit euch schaftsbereich gehören. […]«
den wir mit den Römern haben, bis bestehen soll, und unter der Bedin- (Polybios 7, 9, 4–14, Übersetzung:
die Götter uns und euch den Sieg gung, dass es ihnen niemals erlaubt H. Drexler, Polybios. Geschichte
geben, und ihr werdet uns helfen, wie sein soll, Krieg gegen euch zu begin- (21978))
Literatur
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Macedon, 650 BC – 300 AD (2011).
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J. ROISMAN / I. WORTHINGTON (Hrsg.), A Companion to Ancient Macedonia (2010).
K. SCHERBERICH, Koinè symmachía. Untersuchungen zum Hellenenbund Antigonos’ III. Doson und
Philipps V. (224–197 v. Chr.) (2009).
Demetrios I. Poliorketes (306–282 v. Chr.)
Stationen
336 v. Chr. als Sohn des Antigonos Monophthalmos in dessen phrygischer Resi-
denz Kelainai geboren, wurde Demetrios bereits früh in die politischen Pläne
seines Vaters einbezogen. 320 heiratete er Phila, die Tochter des Antipatros, und
trug auf diese Weise dazu bei, das gegen Perdikkas gerichtete Bündnis zwischen
Antigonos und Antipatros zu stärken (s. den Beitrag von K. Scherberich). Im Ver-
Demetrios I. Poliorketes (306–282 v. Chr.) 37
lauf des Zweiten und Dritten Diadochenkrieges übernahm Demetrios eine Reihe
von kleineren Kommandos, die er mit unterschiedlichem Erfolg bewältigte. Erst
seit dem Jahr 307 v. Chr. begann Demetrios, ein stärkeres eigenes Profil zu entwi-
ckeln. Anlass dafür war die Freiheitspolitik für die griechischen Städte, die Anti-
gonos Monophthalmos seit 315 v. Chr. offen propagierte. Demetrios befreite im
Auftrag seines Vaters Athen von den Truppen des Kassandros und koordinierte
von dort aus zwischen 304 und 302 v. Chr. den Aufbau eines Hellenenbundes.
Mit der verheerenden Niederlage von Ipsos, in der Antigonos 301 v. Chr.
gegen eine Koalition der übrigen Diadochen sein Leben verlor, erfuhren Demet-
rios’ Ambitionen einen empfindlichen Dämpfer. Sein Aktionsradius beschränkte
sich auf einige Küstenstädte in Kleinasien, der Levante und Griechenland, doch
verfügte er nach wie vor über eine große Flotte, die es ihm ermöglichte, eine See-
herrschaft aufrechtzuerhalten (Abb. 1 a.b). Ab 297 v. Chr. wandte sich Demetrios
wieder verstärkt Griechenland zu, wo er im Jahr 295 Athen erneut eroberte, indem
er es von der Tyrannis des eng mit Kassandros verbundenen Strategen Lachares
›befreite‹. Infolge der Thronwirren nach Kassandros’ Tod gelang es Demetrios,
sich 294 zum König der Makedonen ausrufen zu lassen. Als solcher behauptete
er sich für die folgenden sechs Jahre, bevor er unter dem Druck von Pyrrhos und
Lysimachos seine Stellung räumen musste. Demetrios versuchte daraufhin ver-
geblich, in Kleinasien erneut eine Herrschaftsstellung aufzubauen. 285 v. Chr.
ergab er sich seinem Schwiegersohn Seleukos I. (s. den Beitrag von K. Ehling),
unter dessen Aufsicht Demetrios bis zu seinem Tod das paradoxe Dasein eines
zwar machtlosen, aber mit königlichen Ehren lebenden Herrschers fristete.
Annäherungen
Die zentralen Stationen dieser politischen Biografie lassen sich – bei allem Dis-
sens in Details – weitgehend verlässlich rekonstruieren. Selbstdarstellung und
-verständnis des Demetrios sind hingegen deutlich schwieriger zu fassen. Sieht
man von den Porträts und Münzprägungen ab (Abb. 1 a.b und 2), steht jegli-
che Annäherung an Demetrios unter dem Vorbehalt, dass die literarische Perspek-
tive auf seine Person bereits in der Antike in vielfältiger Weise gebrochen wurde.
So überlagern sich in der diesbezüglich äußerst aufschlussreichen Demetriosvita
des Plutarch unterschiedliche Darstellungsebenen, die sich nur schwer voneinan-
der trennen lassen. Ist etwa die Stilisierung des Demetrios als tragische Bühnen-
figur, die die Vita leitmotivisch durchzieht, Ausfluss einer biografischen Konzep-
tion Plutarchs? Fand er sie bereits in der Geschichtsschreibung des Frühhellenis-
mus vor, die entsprechend stilisierte Bilder der historischen Akteure zeichnete?
Oder geht sie letzten Endes in entscheidendem Maße bereits auf Demetrios selbst
zurück? Ähnliche Fragen stellen sich auch für zahlreiche Anekdoten, die in der
antiken Überlieferung über Demetrios und sein Hofleben kursierten. Bereits früh
38 Steffen Diefenbach
Abb. 1 a.b Tetradrachme, ca. 301/295 v. Chr. Auf der Vorderseite eine geflügelte Nike auf
dem Bug eines Schiffes; auf der Rückseite Poseidon, der einen Dreizack in seiner Rechten
schwingt. Beide Motive nehmen Bezug auf Demetrios’ Seesieg bei Salamis und die Thalasso-
kratie, die er auch nach der Schlacht von Ipsos behauptete. Die Münzprägungen für
Demetrios greifen dieses Thema sehr häufig in unterschiedlichen Variationen auf.
boten vor allem seine Beziehungen zu Hetären Stoff für Komödien und verwandte
Schriften, die später exzerpiert und mehrfach neu kontextualisiert wurden.
Daraus Anhaltspunkte für die ursprünglichen Sinngehalte einzelner Episoden
und Äußerungen zu gewinnen, ist außerordentlich schwierig. Die Überlieferung
konzentriert sich zudem in starkem Maße auf das Verhältnis des Demetrios zu
Athen. Das ist sicher kein Zufall: In der ›Schule von Hellas‹ existierte eine dif-
ferenzierte rhetorische, dramatische und literarische Öffentlichkeit, in der sich
Wahrnehmungen und Diskurse über Demetrios und sein Auftreten formierten
und tradierten. Der damit einhergehenden Verengung (und Verzerrungen) des
Demetriosbildes muss man sich immer bewusst sein. Doch hat die Beziehung
des Demetrios zu Athen gleichzeitig auch eine allgemeine, über den Einzelfall
hinausreichende Bedeutung, da sich in ihr wesentliche Elemente von Demet-
rios’ Selbstverständnis und den Auswirkungen seines Königtums (basileía) auf die
politische Kultur des frühhellenistischen Stadtstaates (pólis) widerspiegeln.
von Demetrios’ basileía. Seit Antigonos und Demetrios nach der Schlacht von
Salamis 306 v. Chr. den Königstitel angenommen hatten, gründete Demetrios,
wie auch die übrigen Diadochen, seine Herrschaftsansprüche nicht darauf, ein
bestimmtes Gebiet zu kontrollieren, sondern auf der Anerkennung seiner Macht
in der gesamten Oikumene. Der griechischen Poliswelt kam eine zentrale Bedeu-
tung als ideologische Projektionsfläche dieses prinzipiell nicht begrenzbaren Gel-
tungsanspruchs zu.
Wie reagierten ihrerseits die póleis darauf? Das Beispiel Athens macht exem-
plarisch deutlich, mit welcher Bereitschaft zumindest Teile der pólis sich auf dieses
Selbstverständnis einließen, indem die Athener – als Erste unter allen Menschen,
wie Plutarch hervorhebt – Antigonos und Demetrios zu Königen ausriefen. Vor
allem aber waren es kultische Ehren, die Demetrios in Athen seit 307 in großer
Zahl und Variation zuteil wurden. Diese das Maß des Menschlichen überstei-
genden städtischen Ehrungen erfüllten dabei nicht allein den Zweck, Demetrios
angemessenen Dank für seine herausragenden Leistungen abzustatten. Göttlich-
keit fungierte vielmehr als ein kulturelles Modell, das es den Athenern ermög-
lichte, einen universale Handlungsmächtigkeit beanspruchenden Herrscher auf
ihre Stadt zu beziehen und gleichzeitig eine gewisse Distanz zu ihm zu markieren:
Als Gott verblieb Demetrios außerhalb der Stadt und ihrer politischen Ordnung.
Auch auf dieser ideellen Grundlage blieb das Verhältnis des Demetrios zu
Athen jedoch fragil. Als Demetrios zwischen 304 und 302 v. Chr. für längere Zeit
im Parthenon auf der Akropolis Quartier bezog, provozierte dies scharfe Kritik
und Auseinandersetzungen zwischen Anhängern und Gegnern des Demetrios in
der Stadt. Die Polemik der Letzteren richtete sich einerseits gegen den Hof, der
als Ansammlung von Hetären und Schmeichlern gebrandmarkt wurde. Ande-
rerseits wurden mit dem Vorwurf, Demetrios habe sich an Bürgerfrauen und
Knaben vergangen, auch klassische Elemente traditioneller Tyrannentopik akti-
viert. Der Aufenthalt des Demetrios in Athen offenbarte damit eine tiefsitzende
Distanz zur Monarchie, die sich durch das kulturelle Modell, mit dem Herrscher
als Gott zu kommunizieren, nicht überwinden ließ.
Als Demetrios im Frühjahr 295 v. Chr. nach der erneuten ›Befreiung‹ Athens
von der Tyrannis des Lachares in Athen einzog, trug er diesen Erfahrungen Rech-
nung, indem er seine Ankunft gezielt mit der Feier der Dionysien synchronisierte
und sich der Bürgerschaft wie ein Schauspieler im Theater präsentierte – dem
Ort also, an den während der Dionysien traditionell das Götterbild des Diony-
sos in einem Empfangsritual verbracht wurde. Für die Folgezeit fasste man den
Beschluss, man solle Demetrios bei seinen Besuchen wie Dionysos und Deme-
ter willkommen heißen (Abb. 2 und der Hymnos im Infokasten). Durch diese
gezielte Angleichung an zwei Gottheiten, die im Mythos als Fremde nach Athen
gekommen waren, erschien Demetrios seinerseits als ein fremder Gott, der prin-
zipiell außerhalb der Stadt verblieb und sie nur periodisch aufsuchte. Göttlich-
keit als Grundlage der Kommunikation des Herrschers mit der pólis blieb frei-
40 Steffen Diefenbach
Literatur
A. CHANIOTIS, The Ithyphallic Hymn for Demetrios Poliorketes and Hellenistic Religious Mentality, in:
P. P. IOSSIF u. a. (Hrsg.), More than Men, less than Gods. Studies on Royal Cult and Imperial Worship
(2011), 157–195.
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Forum für Altertumswissenschaft 3 (2000), 153–160.
S. MÜLLER, Demetrios Poliorketes, Athen und Aphrodite, in: Gymnasium 117 (2010), 559–573.
P. PASCHIDIS, Agora XVI 107 and the Royal Title of Demetrius Poliorcetes, in: V. ALONSO TRONCOSO /
E. M. ANSON (Hrsg.), After Alexander. The Time of the Diadochi (323–281) (2013), 121–141.
W. J. TATUM, The Regal Image in Plutarch’s Lives, in: Journal of Hellenic Studies 116 (1996), 135–151.
P. THONEMANN, The Tragic King: Demetrios Poliorketes and the City of Athens, in: O. HEKSTER /
R. FOWLER (Hrsg.), Imaginary Kings. Royal Images in the Ancient Near East: Greece and Rome (2005),
63–86.
G. WEBER, Herrscher, Hof und Dichter. Aspekte der Legitimierung und Repräsentation hellenistischer
Könige am Beispiel der ersten drei Antigoniden, in: Historia 44 (1995), 283–316.
Hellenistische Palastanlagen
hier die Funktion der Räume erschließen, da die literarische Überlieferung keine
Zusammenstellung der notwendigen Ausstattung aufweist. Pella dürfte für die Zeit
des Hellenismus eine Art Prototyp abgegeben haben, da Alexanders Nachfolger in
den Diadochenreichen allesamt dort höfisch sozialisiert worden waren.
• 1
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"
Abb. 1 Palast von Aigai, neue Rekonstruktion des monumentalen Eingangs und der Fassade (Ostseite).
Insgesamt stellte das Palastensemble im Ganzen für den König ein angemessenes sind jedoch vielfach überbaut und liefern, sieht man von punktuellen Grabun-
Ambiente dar, das auf seine Erfordernisse in puncto Kommunikation, Repräsen- gen einmal ab, keine Befunde. Demetrias in Thessalien wurde um 290 v. Chr.
tation, Interaktion, Sicherheit und Herrschaft abgestellt war. von Demetrios Poliorketes durch eine angeordnete Umsiedlung (synoikismós) der
Bewohner des Landstrichs von Magnesia, südöstlich von Makedonien gelegen,
gegründet (s. den Beitrag von S. Diefenbach): Die Stadt besaß eine Palastanlage
Neugründungen im Zentrum der megaloman geplanten und mit 12,7 km gewaltig ummauer-
ten Stadt, die über eine massiv befestigte ›Fluchtburg‹ verfügte. Auch für Kas-
Alexander der Große war also mit dem Leben im Palast von Kindesbeinen an sandreia, Thessalonike und Lysimacheia dürfen wir von entsprechenden Anlagen
vertraut (s. den Beitrag von J. Malitz), hat aber in Makedonien bekanntermaßen ausgehen, doch konnten sich deren Initiatoren Kassandros und Lysimachos nicht
keine eigene Anlage hinterlassen; inwieweit er bei der Gründung von Alexandreia lange halten bzw. eine Dynastie begründen. Demgegenüber haben sich die Atta-
entsprechende Direktiven gab, lässt sich nur vermuten – zumindest eine könig- liden auf dem Burgberg der polis Pergamon niedergelassen und dort nach und
liche Residenz könnte geplant gewesen sein. Während seines Zuges musste er nach ein Ensemble mehrerer reich ausgestatteter Palastgebäude errichtet (s. den
auf mobile Strukturen zurückgreifen – umso mehr, als er nach der Schlacht von Beitrag von B. Dreyer und A. van Douwe). Die Seleukiden haben um 300 v. Chr.
Issos auch das große königliche Zelt (skēnē) seines Gegners Dareios III. erbeutete mit Antiocheia und Apameia am Orontes sowie Laodikeia und Seleukeia am
und als sichtbares und symbolisches Zentrum weiter verwendete. Außerdem lern- Meer sogar einen Vier-Städte-Verbund in Nordsyrien gegründet und damit ein
ten er und seine Generäle traditionsreiche persische Palastanlagen kennen – in Zentrum zwischen Zweistromland und östlichem Mittelmeer platziert, während
Babylon, Susa, Persepolis und Ekbatana mit ihren im Vergleich zu Makedonien Seleukeia am Tigris auf Konkurrenz zum nahe gelegenen Babylon ausgelegt war
ungleich monumentaleren Ausmaßen, einer gewollten Isolation des Königs, einer (s. den Beitrag von K. Ehling). Der Palastbezirk der syrakusanischen Könige auf
stärkeren Zeremonialisierung und dem Fehlen von umgebenden Polisstrukturen. der Insel Ortygia war mit allem ausgestattet, was eine königliche Repräsentation
Alexanders unmittelbare Nachfolger und die folgenden Könige standen für Empfänge, für kultische Vollzüge und die Administration erforderte, war aber
bekanntlich in ihren Reichen vor der Herausforderung, eine Zentrale (oder auch durch die Lage auch militärisch gegenüber der Stadt gesichert (s. den Beitrag von
mehrere) zu errichten, die ihren Bedürfnissen entsprach. Dazu konnten sie ent- M. Dreher und M. Müller). Auch wiesen Statthalter- oder Gouverneurspaläste,
weder in einer bereits bestehenden pólis oder in Neugründungen entsprechende etwa Jebel Khalid und Dura Europos am Euphrat, Iraq-al Amir in Transjorda-
Palastareale (basíleion oder basíleia) anlegen, weshalb aus dieser Zeit zahlrei- nien oder Ai Khanum in Baktrien (s. den Beitrag von J.-D. Gauger), mitunter
che, freilich unterschiedlich gut erhaltene Bauten überliefert sind; etliche Städte vergleichbare Ausstattungsmerkmale auf, wobei dort wie in Jericho und Samosata
46 Gregor Weber
»Die Stadt besitzt sehr schöne öffentliche auch der gemeinsame Speiseraum der zum
Bezirke und die Königspaläste, die den vierten Museion gehörenden Gelehrten befindet. ...
oder dritten Teil des gesamten Umfangs aus- Zum Palastareal gehört auch das sogenannte
machen; wie nämlich jeder König aus Prunk- Grab (sēma), ein abgeschlossener Bezirk, in
liebe den öffentlichen Weihgeschenken irgend- dem sich neben den Grüften der Könige auch
eine Zierde hinzufügte, so baute er auch an die Gruft Alexanders befindet. ... Zur Linken
die schon vorhandenen Paläste einen neuen des Einfahrenden liegen die mit jenen auf der
für sich persönlich an. ... Alle sind miteinan- Landspitze Lochias zusammenhängenden
der und dem Hafen verbunden, auch die, die inneren königlichen Gebäude, die viele ver-
außerhalb des Hafens liegen. Zum Palasta- schiedenartige Säle und Parks umfassen.«
real gehört auch das Museion, mit einer Wan-
delhalle, einer mit Sitzen versehenen Halle (Strabon 17, 1, 8-9 mit Auslassungen; Über-
und einem großen Gebäude, in dem sich setzung: G. Weber)
Hellenistische Palastanlagen 47
Literatur
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Grand. La Macédoine antique (2011), 294–295.
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W. HELD, Die Residenzstädte der Seleukiden. Babylon, Seleukia am Tigris, Ai Khanum, Seleukia in Pieria,
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I. NIELSEN, Hellenistic Palaces. Tradition and Renewal (1994).
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turgeschichte des Hellenismus (2007), 99–117.
Das Ptolemäerreich
Author: J. B. Waterbury
Language: English
PUBLISHED BY THE
AMERICAN TRACT SOCIETY,
150 NASSAU-STREET, NEW YORK.
FRIENDLY COUNSELS
FOR
FREEDMEN.
We welcome all who have come out of bondage to the privileges of
freemen. Providence has unloosed your fetters. The war has been
made use of by the Almighty to bring about this great change in your
condition. We hope you will remember this; and when you pray, you
must not forget to give him thanks for your freedom.
Your condition is in some respects much better, and in others
somewhat worse, than when you were slaves. Your master, if he was
kind, took good care of you. Now that you are free, you have got to
take care of yourselves. At first this may be a hardship; but by and
by you will see that it is a good thing. In slavery you had little or no
care, except to see that your task was done. Now that you are your
own men, you have got to think and work both.
Thus freedom acts on the mind. It obliges you to seek a livelihood—
to look up work such as you can do, that you may support
yourselves and your families. It sets you to thinking how you can
earn wages, and how you can best spend them. Freedom,
remember, has its cares and anxieties as well as its benefits.
LABOR.
Don’t fall into the mistake of some, that freedom means idleness.
No such thing. Free people have to work, and some of them have to
work very hard even to get their bread. Some of the free colored
people have by their own labor gained the means of a comfortable
livelihood, and made themselves respectable. You can do the same,
if you will use the same diligence. By industry you will soon be able
to support yourselves and families, and lay up something perhaps for
a rainy day. Thus you may secure something to depend on when you
are sick or old and can’t work. There will no doubt be penny savings-
banks, where you can put some of your money, and where it will not
only be safe, but will increase. We hope, if there are such banks, that
you will take advantage of them.
At first, and before you get well a going, the government, aided by
good people, is ready to lend you a helping hand. This is done to
give you a chance to get used to your new situation. But the sooner
you stop leaning on the government and on the help of the whites,
the better for yourselves and for all concerned.
Don’t refuse to work then, even at low wages. Work at low wages is
better than idleness. The Bible says, he that will not work, neither
shall he eat. It says also, “Be diligent in business.”
Besides, if you are idle, and look for support to the whites, the
slaveholders will throw it in our teeth, and say, “There, you see
negroes wont work, unless there is a master over them.” And so we
shall be ashamed, not knowing what to say in reply. But if you are
industrious and willing to work even at low wages, they can’t say
this.
If the government wants able-bodied men among you for the army,
to dig trenches, to build forts, or to enlist as soldiers, let it not be said
that you refused. If you are invited to go in as field laborers, go in
and work. You work now as freemen, not as slaves; and the money
which is paid you, you can lay out for food and clothing, and for any
thing else that is proper. In this country nobody expects to live
without work.
CLEANLINESS.
Industry is one good thing. But there are other habits also we
would recommend. Cleanliness is very important. Black or white, a
dirty person is a disgusting object. Even a poor person can possess
the virtue of cleanliness. Soap and water are not very dear things;
but if one don’t use them, they might as well cost guineas instead of
coppers. What do you think of a mother who keeps neither herself
nor her children clean? Who likes to enter a cabin or cottage where
the dirt has to be wiped off a seat before a decent man or woman
can sit down upon it? A clean person will see that even the patched
garments he is obliged to wear are at least free from dirt. No matter
how poor the house is you live in, it should be kept clean. The Bible
says, “Wash you, make you clean.” Though this means soul
washing, yet it shows God loves cleanliness.
ECONOMY.
Economy is another thing we recommend. This means saving all
you can above and beyond what is needful for you to live upon.
Don’t spend your money foolishly. Don’t spend it on rum or tobacco.
Don’t gamble it away. Don’t buy expensive clothes or rich food.
Some poor people, when they get a little money, think they may
spend it in a frolic. All this is bad, and brings a man or a family very
soon to want.
We don’t wish you to be stingy, nor like one who hates to spend a
penny even for what is necessary. This is not what we mean. But
take care of your wages. Make them go as far as you can in
supporting yourself and family; and if there is any over, lay it up
against a time of need. Only don’t waste it; for the Bible makes the
waster and the slothful man brothers. “He also that is slothful in his
work, is brother to him that is a great waster.”
SOBRIETY.
Sobriety is another habit or virtue we hope you will observe. Rum is
the ruin of thousands. Keep clear of it, or it will ruin you. Soul and
body die under its ravages. A drunkard is worse than a beast. Look
at the drunkard’s home—or rather, dwelling; home is too sacred a
word—and see how desolate and dreary and wretched it is. The
Bible says, “Drunkards shall not inherit the kingdom of God;” so that
they are miserable here, and more miserable hereafter and for ever.
HONESTY.
Honesty is all-important. “Thou shalt not steal” is one of God’s
commandments. When you were in slavery you may have thought
that you had a right to take from your master what you could get hold
of, and hesitated only from the fear of being found out. Even some
slaves who call themselves pious, have thought it was not wrong to
take from the master’s crib whatever they could lay their hands upon.
But if they had read the Bible, they would have seen how wrong it
was. The apostle Paul, writing to the bondmen in his day, says they
must “not purloin;” which means, they must not steal even a little
thing from their masters, nor from anybody else.
If then any of you have fallen into this wicked habit, stop it at once.
Besides, if you steal, the law will seize upon you, and you may have
to go to prison, or suffer some worse punishment. You are now
under law, and must be an honest keeper of the law.
LYING.
Be truthful. Some have said that lying is universally practised among
the slaves—that they seem to think it is no sin, or if it be a sin, that it
is a very little one. If this be so, then we urge you to get your minds
at once set right in this matter. Lying is a sin, and a great sin. God
has said, “Thou shalt not bear false witness,” and that forbids lying of
all kinds. He says too, “Lie not one to another.” And still more, he
says, “Liars shall have their part in the lake that burneth with fire and
brimstone.” He is a God of truth, and he commands us all to “speak
the truth in love.”
SWEARING.
Perhaps you are not a profane swearer. We hardly think swearing is
as common among the blacks as it is among the whites: to the
shame of the whites be it said. Yet we have heard some shocking
oaths from colored men and women. This wicked habit the Bible
condemns. “Thou shalt not take the name of the Lord thy God in
vain; for the Lord will not hold him guiltless that taketh his name in
vain.” “Swear not at all,” said Jesus. If any of you have fallen into this
dreadful habit, break it off, stop it at once. And if you have not, then
guard against it.
PURITY.
Be chaste. I dare say you know what that means. Whatever bad
examples you may have had, you should now and henceforth keep
from that destructive vice which God has forbidden in the seventh
commandment. It is, “Thou shalt not commit adultery.” This means,
to keep to your own wife, and the wife keep to her own husband. If
you break over this bound, you break God’s law. In slavery, this vice
or wickedness has not been thought so very bad; and perhaps, in
some instances, it may even have been encouraged. But it was
wicked then, and it is wicked now. Whatever apologies you may
have made for it before, you are now out of the house of bondage,
and under the same laws that all are. A woman’s character, married
or unmarried, is blasted if she is impure; and in the sight of God an
impure man is equally sinful.
All young people should guard against this vice. They have a
character to form and to maintain; and how can that be done if this
vile habit is indulged? A virtuous character is as precious to a
colored woman as it is to any woman. And with regard to men and
women both, the Bible says, “Whoremongers and adulterers God will
judge.”
THE SABBATH.
Keep the Sabbath. Make it not a day of work nor of pleasure, but of
rest and of worship. The Bible says, “Remember the Sabbath-day to
keep it holy.” Cease on that day from all unnecessary work. Let your
families have rest also. Put on your best clothes—parents and
children both—and after you have prayed in your closet and prayed
with your family, then go to church, taking with you such of your
family as are old enough. Don’t idle about on the Lord’s day. If there
is a Sabbath-school, go to it yourselves, and take your children along
with you. If you follow these rules, you will grow wiser and better. It is
in this way that people are trained up for heaven.
These habits are, you see, all based on the Bible. It is God’s morality
we are recommending. And yet, after you have done all these things,
you have done nothing more than your duty. You must not make a
religion out of these good habits. That is, you must not think that
these are all that religion requires. Religion demands these, and
something more. You must have “the broken heart,” sorrow for sin—
sorrow before God, because you have broken his laws. Religion bids
you turn from all sin—even sins of thought. It commands you to go to
Jesus, that you may have your sins washed away in his precious
blood. It tells you that you must put your whole trust in the Lord
Jesus for salvation. Religion calls upon you to love Jesus, and from
love to do whatsoever he hath commanded.
This is the inward experience of religion. But all the good habits we
have been recommending are such as a religious person will
practise. If a man pretends to be religious, and is a bad man in his
outward conduct—if he loves to speak against his neighbors, or tells
lies about them, or steals, or swears, or is impure, he is not a
religious man; he is a hypocrite; and “that man’s religion,” the Bible
says, “is vain.” We want you to be religious and moral both.
LEARNING.
A great many good people are now engaged in teaching you to
read and write. This is very important; for then you can read the
Bible and other good books, and see your way to heaven clearer.
Besides, some learning is very necessary and useful in business, in
writing letters, and in many ways. While you were slaves, you were
for the most part not permitted to learn to read and write; but now
you have the opportunity, and you must give your attention to it.
It is a new thing to you, this learning to read and write, and it may
come hard at first; but if you keep on, it will soon become easier. And
when you have once learned these, what a pleasant thing it will be to
you to write a letter, or to sit down in your own house and read all
about Jesus and salvation!
You must see that your children learn also. Perhaps they will take it
quicker, and then they can read to you. How nice it will be, after your
day’s work or on the Sabbath, to listen to your children reading to
you out of the precious Bible! This will be one of the best blessings
connected with your new-found freedom.