PDF of Katholisches Kirchenrecht Ein Studienbuch 2Nd Edition Christoph Ohly Ludger Muller Full Chapter Ebook

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Katholisches Kirchenrecht Ein

Studienbuch 2nd Edition Christoph


Ohly Ludger Müller
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Theologie | Recht
Religionswissenschaft

2. A.
Was ist Kirchenrecht? Wie wird es begründet? Mit
welchen Grundbegriffen arbeitet es? Welche inhaltlichen Christoph Ohly

Katholisches Kirchenrecht
Schwerpunkte gibt es? Was sind seine Aufgaben?
Ludger Müller und Christoph Ohly erschließen ­kompakt
Ludger Müller

Katholisches
und doch eingehend die Grundlagen, Begriffe und
Quellen des Kirchenrechts. Tabellen und Übersichten
erleichtern das Verständnis. Studierende erhalten
neben wichtigen Grundlagen für ihr Studium auch

Kirchenrecht
Hilfestellung bei der Prüfungsvorbereitung.
Aus dem Inhalt:
● Grundlegung des Kirchenrechts

● Quellen des Kirchenrechts

● Allgemeine Normen

● Verkündigungsdienst der Kirche

● Sakramentenrecht

● Kirchliches Verfassungsrecht

● Die Beziehung der Kirche zum Staat


2. Auflage
Für die 2. Auflage wurde der Text umfassend aktualisiert.

Dies ist ein utb-Band aus dem Verlag Brill | Schöningh.


utb ist eine Kooperation von Verlagen mit einem
gemeinsamen Ziel: Lehr- und Lernmedien für das
erfolgreiche Studium zu veröffentlichen.
Ohly | Müller

ISBN 978-3-8252-5857-3 QR-Code für mehr Infos und


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Ludger Müller und Christoph Ohly

Katholisches
Kirchenrecht
Ein Studienbuch

2., aktualisierte Auflage

BRILL | SCHÖNINGH

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Die Autoren:
Ludger Müller (verst. 20. April 2020), Dr. theol., Dr. iur. can. habil., M. A., Diakon der Diözese St.
Pölten, Universitäts-Professor für Kirchenrecht in Ruhe der Katholisch-Theologischen Fakultät der
Universität Wien, Gastprofessor am „Istituto di Diritto Canonico e Diritto Comparato delle Religioni“
der Facoltà di Teologia di Lugano, o. Hochschul-Professor an der Philosophisch-Theologischen Hoch-
schule päpstlichen Rechts Heiligenkreuz, Diözesanrichter in St. Pölten, 2011 Ernennung zum Kon-
sultor des Päpstlichen Rates für die Gesetzestexte.

Christoph Ohly, Dr. theol. habil., Lic. iur. can., Priester des Erzbistums Köln, Professor für Kirchen-
recht, Religionsrecht und kirchliche Rechtsgeschichte an der Kölner Hochschule für Katholische
Theologie (KHKT) und deren Rektor; Gastprofessor an der Kanonistischen Fakultät der Kirchlichen
Universität „San Dámaso“ in Madrid, Kirchlicher Anwalt am Bischöflichen Offizialat Trier, 2008 Er-
nennung zum Konsultor der Kongregation für den Klerus (bis 2017).

Umschlagabbildung:
Decretum Gratiani, Distinctio prima; Zierinitiale: H(umanum).

Online-Angebote oder elektronische Ausgaben sind erhältlich unter www.utb.de

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;


detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

2., aktualisierte Auflage 2022


© 2018 Brill Schöningh, Wollmarktstraße 115, D-33098 Paderborn, ein Imprint der Brill-Gruppe
(Koninklijke Brill NV, Leiden, Niederlande; Brill USA Inc., Boston MA, USA; Brill Asia Pte Ltd,
Singapore; Brill Deutschland GmbH, Paderborn, Deutschland; Brill Österreich GmbH, Wien,
Österreich) Koninklijke Brill NV umfasst die Imprints Brill, Brill Nijhoff, Brill Hotei, Brill Schöningh,
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Herstellung: Brill Deutschland GmbH, Paderborn
Einbandgestaltung: Atelier Reichert, Stuttgart

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ISBN 978-3-8252-5857-3
eISBN 978-3-8385-5857-8

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

Erster Teil: Grundfragen des Kirchenrechts


(Ludger Müller)

I. Grundlegung des Kirchenrechts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13


§ 1 Rechtsdenken in der Kirche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
A. Ambivalente Rechtserfahrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
B. Rechtsphilosophische Voraussetzungen . . . . . . . . . . . . . . . 15
§ 2 Ansätze zu einer Grundlegung kirchlichen Rechts im
Ius Publicum Ecclesiasticum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
§ 3 Infragestellung des kanonischen Rechts durch Rudolph Sohm 19
§ 4 Hans Barion und die Grundlegung des Kirchenrechts . . . . . . . 21
A. Die Auseinandersetzung mit Rudolph Sohm . . . . . . . . . . . 22
B. Barions Grundlegung des Kirchenrechts . . . . . . . . . . . . . . . 23
§ 5 Theologische Grundlegung kirchlichen Rechts in der
„Münchener Schule“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
A. Der kerygmatisch-sakramentale Ansatz von Klaus Mörsdorf 24
B. Grundlegung kirchlichen Rechts im sakramentalen
Charakter der Kirche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
II. Quellen des Kirchenrechts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
§ 6 Historischer Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31
§ 7 Das kodifizierte Recht der katholischen Kirche . . . . . . . . . . . . . 35
A. Der Codex Iuris Canonici von 1917 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35
B. Weiterentwicklung des Rechts der Lateinischen Kirche
seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil . . . . . . . . . . . . . . . . 38
C. Die Kodifikation des Ostkirchenrechts . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
§ 8 Göttliches und menschliches Kirchenrecht . . . . . . . . . . . . . . . . 42
A. Göttliches Recht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
B. Menschliches Kirchenrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44
C. Das Verhältnis von göttlichem und rein menschlichem
Kirchenrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44
III. Allgemeine Normen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45
§ 9 Gesetz und Gewohnheit als Rechtsquelle in der Kirche . . . . . . 45
A. Das kirchliche Gesetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45
B. Die Gewohnheit als Rechtsquelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47

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6 Inhaltsverzeichnis

C. Zuordnung von Gesetzgeber und kirchlicher Gemeinschaft 48


D. Arten kirchlicher Gesetze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50
§ 10 Interpretation und Anwendung kirchlicher Gesetze . . . . . . . . . 51
A. Die Interpretationsregeln des CIC . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51
B. Authentische Interpretation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52
C. Recht und Einzelfallgerechtigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52
D. Die Mittel der Einzelfallgerechtigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53
§ 11 Amtliches Handeln in der Kirche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55
A. Geistliche Vollmacht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55
B. Kirchenamt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60

Zweiter Teil: Wesensvollzüge der Kirche

I. Verkündigungsdienst der Kirche (Christoph Ohly) . . . . . . . . . . . . . . 65


§ 12 Verkündigungsrechtliche Grundfragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66
A. Glaubensverkündigung und Religionsfreiheit . . . . . . . . . . . 66
B. Lehramt der Kirche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73
C. Ökumenische Verpflichtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80
§ 13 Dienst am Wort Gottes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81
A. Missionstätigkeit und Katechumenat . . . . . . . . . . . . . . . . . 83
B. Liturgische Verkündigung (Predigt) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90
C. Katechese . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98
§ 14 Bildung und Erziehung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103
A. Zentrale Grunddaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104
B. Schulen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106
C. Religionsunterricht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108
D. Hochschulen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114
§ 15 Förderung und Schutz des Glaubensgutes . . . . . . . . . . . . . . . . 119
A. Soziale Kommunikationsmittel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120
B. Glaubensbekenntnis und Treueid . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123
C. Lehrprüfungs- und Lehrbeanstandungsverfahren . . . . . . . . 127
II. Sakramentenrecht (Ludger Müller) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131
§ 16 Grundfragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131
A. Munus sanctificandi – Gottesdienst – Liturgie . . . . . . . . . . 131
B. Die Sakramente im Allgemeinen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136
§ 17 Die Eucharistie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142
A. Sakramententheologisch-ekklesiologische Grundlagen . . . 142
B. Die Feier der Eucharistie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145
C. Recht auf Eucharistie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148
§ 18 Taufe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153
A. Theologisch-rechtliche Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153

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Inhaltsverzeichnis 7

B. Die Feier der Taufe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154


C. Taufempfänger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157
§ 19 Firmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159
A. Sakramententheologisch-ekklesiologische Grundlagen . . . 159
B. Der Firmspender . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160
C. Empfänger der Firmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163
D. Die Feier der Firmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 164
§ 20 Weihe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165
A. Theologische Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165
B. Spendung des Weihesakraments . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 166
C. Der Weiheempfänger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 167
§ 21 Bußsakrament . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170
A. Theologische Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170
B. Die Beichtbefugnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172
C. Feier des Bußsakramentes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174
D. Beichtgeheimnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177
§ 22 Krankensalbung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 178
A. Theologische Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 178
B. Rechtliche Ausgestaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179
§ 23 Das Sakrament der Ehe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181
A. Theologisch-kanonistische Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . 181
B. Ehefähigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187
C. Ehewille . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 196
D. Eheschließung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 201

Dritter Teil: Innere und äussere Verfasstheit der


Katholischen Kirche (Christoph Ohly)

I. Kirchliches Verfassungsrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 210


§ 24 Aspekte der communio-Struktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 210
A. Ekklesiologische Grundeinsicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 210
B. Communio als Rechtsbegriff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213
C. Differenziertes Kirchenverständnis und ökumenische
Relevanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 220
§ 25 Der Christgläubige in der Kirche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 224
A. Kirchengliedschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 224
B. Gemeinsame Rechte und Pflichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 232
C. Dienst der Kleriker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 236
D. Zur Frage des Kirchenaustritts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 241
§ 26 Strukturen und Organe der Gesamtkirche . . . . . . . . . . . . . . . . . 243
A. Verfassungsrechtliche Grundstrukturen . . . . . . . . . . . . . . . 243

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8 Inhaltsverzeichnis

B. Bischofskollegium – Fortdauer der apostolischen


Körperschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 246
C. Das Amt des Papstes – Fortdauer des Petrusamtes . . . . . . 252
§ 27 Wesen und Organe der Teilkirchenverbände . . . . . . . . . . . . . . . 264
A. Differenzierung der Teilkirchenverbände . . . . . . . . . . . . . . . 264
B. Bischofskonferenz und Regionalkonvent . . . . . . . . . . . . . . . 266
C. Partikularkonzilien und Metropolitenamt . . . . . . . . . . . . . . 271
§ 28 Formen und Strukturen der Teilkirche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 273
A. Diözese als Grundform der Teilkirche . . . . . . . . . . . . . . . . . 273
B. Amt des Bischofs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 276
C. Diözesanbischof und Beratungsorgane . . . . . . . . . . . . . . . . 281
D. Pfarrei als zentrale Seelsorgestruktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . 285
II. Grundelemente der Beziehung von Kirche und Staat . . . . . . . . . . . . 293
§ 29 Vision einer „Gesunden Laizität“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 294
A. Modelle der Zuordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 294
B. Staatskirchenrecht oder Religionsrecht? . . . . . . . . . . . . . . . 296
C. Ansatz aus kirchlicher Perspektive . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 297
§ 30 Verfassungs- und Vertragsrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 301
A. Verfassungsrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 301
B. Vertragsrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 303
C. Europäisches Recht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 306
§ 31 Verfassungsrechtliche Fundamentalnormen . . . . . . . . . . . . . . . 308
A. Religionsfreiheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 308
B. Religiös-weltanschauliche Neutralität und Parität . . . . . . . . 310
C. Selbstbestimmungsrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 312
D. Rechtsstatus als Körperschaft des öffentlichen Rechts . . . . 313
§ 32 Exemplarische Sachbereiche der res mixtae . . . . . . . . . . . . . . . . 315
A. Religionsunterricht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 316
B. Militärseelsorge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 316
C. Kirchensteuer und Kirchenaustritt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 318

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Vorwort

Das wissenschaftliche Studium bedarf stets unterschiedlicher Blickrichtungen.


Neben der Vertiefung in Einzelfragen und der Entfaltung der Problemstellungen
ist ebenso die Zusammenfassung und, um es mit einem Wort von Hans Urs von
Balthasar zu formulieren, „Einfaltung“ erforderlich. Das gilt auch für die Kirchen-
rechtswissenschaft. So wichtig eine umfassende Behandlung der Grund- und
Einzelfragen in Hand- und Lehrbüchern ist, so notwendig erweist sich auch eine
kompakte Darstellung des Kirchenrechts.
Die Autoren dieses Buches sind seit dem vierten Band des bekannten Lehr-
buchs des Kirchenrechts in der Tradition von Eduard Eichmann, Klaus Mörsdorf
und Winfried Aymans an seiner Neubearbeitung und Fortentwicklung beteiligt.
Dieses Faktum zeigt ihr Bemühen sowohl um Entfaltung als auch um Einfaltung,
um Vertiefung und Zusammenfassung zugleich. Ähnlich hatte schon Vitus Pich-
ler (1670–1736) neben seinem mehrbändigen großen Lehrbuch „Candidatus juris-
prudentiae sacrae“ ein bündiges Lehrbuch für die Hand der Studenten verfasst:
„Candidatus abbreviatus jurisprudentiae sacrae“. Diesem Vorbild wollen sich die
Autoren mit dem vorliegenden Band anschließen.
Das Studienbuch „Katholisches Kirchenrecht“ soll den Studierenden der Ka-
tholischen Theologie eine zusammengefasste Darstellung des Kirchenrechts zu
allen Gegenstandsbereichen bieten, die für das theologische Vollstudium (das
„fachtheologische“ Studium) verpflichtend vorgeschrieben sind. Skizzen und
Abbildungen zielen an geeigneten Stellen darauf ab, Inhalte prägnant zu visua-
lisieren. Nicht geboten werden kann eine Darstellung des gesamten Kirchen-
rechts; es soll aber andererseits mehr behandelt werden als nur einzelne „Lieb-
lingsthemen“ der Autoren oder ein Blumenstrauß von als aktuell empfundenen
kirchenrechtlichen Sachbereichen. Durch einschlägige Hinweise auf die entspre-
chenden Paragraphen des Lehrbuchs von Aymans – Mörsdorf (– Müller) und des
Handbuchs des katholischen Kirchenrechts in seiner dritten Auflage wird ge-
währleistet, dass weiterführende Informationen jederzeit und schnell aufgefun-
den werden können. Wer ein Lehramtsstudium mit dem Fach Religion oder (in
Österreich) das Studium der Katholischen Religionspädagogik absolviert, dürfte
anhand des jeweils geltenden Studienplans bzw. Curriculums ohne Schwierig-
keiten ermitteln können, welche Paragraphen dieses Buches für das Studium
Verwendung finden.
Die Autoren verbinden mit dem Studienbuch den Wunsch, den Studierenden
der Katholischen Theologie nicht nur das erforderliche kirchenrechtliche Fach-
wissen, sondern zugleich den Geschmack und die Freude an jenem Recht der
Kirche zu vermitteln, das in seiner wissenschaftlichen Durchdringung als theo-

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10 Vorwort

logische Disziplin im Dienst der vielfältigen Sendung der Kirche in der Welt von
heute steht.
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung
männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Personenbezeichnungen
gelten gleichermaßen für beiderlei Geschlecht, sofern sich nicht aus dem Sach-
zusammenhang etwas anderes ergibt.
Die Abkürzungen richten sich nach dem Abkürzungsverzeichnis im Hand-
buch des Katholischen Kirchenrechts, 3. Aufl., hrsg. von Stephan Haering, Wil-
helm Rees und Heribert Schmitz, Regensburg 2015, XXV–LXVIII.
Die Verfasser sind Frau Dr. Nadine Albert vom Verlag Ferdinand Schöningh
für die stets geduldige und kompetente Begleitung des Projekts, Herrn Mag. Dr.
iur. can. Klaus Zeller, LL.M. für die umsichtigen Hinweise und Korrekturarbeiten
und P. Mag. Martin Krutzler OCist, LL.M. für die Erstellung der Grafiken zu gro-
ßem Dank verpflichtet.

St. Pölten und Trier, am 28. Januar 2018


Ludger Müller und Christoph Ohly

Vorwort zur 2. Auf lage

Am 20. April 2020 ist mein geschätzter Kollege Ludger Müller verstorben. Die
Tatsache, dass das Studienbuch nach seinem ersten Erscheinen im Jahr 2018 gute
Aufnahme gefunden hatte und recht bald eine zweite Auflage notwendig werden
könnte, war ihm in den Monaten seiner schweren Erkrankung Grund zu Freude
und Dankbarkeit. Die Umsetzung dieses Vorhabens mitzuerleben, war ihm indes
nicht mehr vergönnt. So bleibt mir die Aufgabe, ihm die nun vorliegende zweite
Auflage des Studienbuches mit Dankbarkeit zu widmen.
Duktus und Ausrichtung des Studienbuches sind bestehen geblieben, kleinere
Korrekturen und notwendig gewordene Ergänzungen in Text und Literatur wur-
den vorgenommen. Im Sinne eines generellen Hinweises sei an dieser Stelle auf
das inzwischen erschienene vierbändige Lexikon für Kirchen- und Religionsrecht
(LKRR) verwiesen, das für das vertiefende Studium wertvolle Hilfen bietet.
Die zwischenzeitlich eingegangenen Anregungen, Abhandlungen zu weiter-
führenden aktuellen Rechtsfragen (Reform des kirchlichen Sanktionsrechts;
rechtliche Dimensionen der sexualisierten Gewalt an Schutzbefohlenen durch

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Vorwort zur 2. Auflage 11

Kleriker, Ordensangehörige und andere Beschäftigte im kirchlichen Dienst; ver-


mögens- und prozessrechtliche Fragestellungen) in das Studienbuch aufzuneh-
men, habe ich nicht umgesetzt. Begründet sehe ich das vor allem in Wesen, Um-
fang und Ziel des Studienbuches, das den Studierenden der Katholischen
Theologie eine zusammengefasste Darstellung des Kirchenrechts zu allen Gegen-
standsbereichen bieten möchte, die seitens der kirchlichen Vorgaben für das theo-
logische Vollstudium verpflichtend vorgeschrieben sind. Für die genannten Sach-
bereiche sei daher auf die einschlägigen Publikationen verwiesen.
Mit der nun vorliegenden Auflage verbinde ich weiterhin die Hoffnung, dass
das Studienbuch auch den künftigen Studierenden ein guter und hilfreicher Be-
gleiter auf dem Weg zu einem tieferen Verständnis des Kirchenrechts als instru-
mentum veritatis et caritatis in der Gemeinschaft der Kirche sein kann.
Schließlich möchte ich all denen meinen Dank für viele wertvolle Hilfen aus-
sprechen, die das Zustandekommen dieser Auflage ermöglicht haben: Frau Dr.
Nadine Albert vom Verlag Ferdinand Schöningh, meinen wissenschaftlichen Mit-
arbeitern Frau Mag. Theol. Nina Jungblut und Herrn Mag. Theol. Sebastian Marx
sowie Herrn Tobias Lipinski als wissenschaftlicher Hilfskraft.

Köln, am 6. Januar 2022


Christoph Ohly

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Erster Teil:
Grundfragen des Kirchenrechts

Aymans – Mörsdorf, KanR I, §§ 1–3, § 5 B I; Winfried Aymans, § 3 Die Kirche – Das Recht
im Mysterium Kirche, in: HdbKathKR3; Ludger Müller, § 2 Recht und Kirchenrecht, in:
HdbKathKR3.

I. Grundlegung des Kirchenrechts


Weiterführende Literatur: Antonio Rouco Varela – Eugenio Corecco, Sakrament und
Recht – Antinomie in der Kirche?, Paderborn 1998; Péter Erdő, Theologie des kanonischen
Rechts. Ein systematisch-historischer Versuch, Münster 1999; Libero Gerosa – Ludger
Müller, Kirche ohne Recht? Stand und Aufgaben der Kirchenrechtswissenschaft heute,
Paderborn 2003.

§ 1 Rechtsdenken in der Kirche

A. Ambivalente Rechtserfahrung

Wie oftmals in der heutigen Gesellschaft kommt es auch in der Kirche einerseits
zu einem Übermaß an rechtlichen Regelungen, andererseits aber zumindest in
der allgemein herrschenden Rechtserfahrung zu einer Trennung des Rechts von
wesentlichen Gehalten moralischer und religiöser Art. Das Recht breitet sich
immer mehr aus und scheint zugleich immer beliebiger zu werden. Diese Ent-
wicklung führt das Recht in die Krise.
Die hier umrissene Erfahrung gilt für weltliches ebenso wie für das kirchliche
Recht. Selbst die vielfachen Prozesse, die zu einer Reform der Kirche führen sol-
len – synodale Versammlungen, Diözesanforen o. ä. –, führen zu einer Fülle von
Beschlüssen, die nach der Absicht ihrer Urheber rechtlich verbindlich sein sollen.
Hier wird dem Recht eine reformerische Kraft zugetraut. Ein hervorragendes Bei-
spiel ist die Zeit nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil, die eine hohe Anzahl
an Neuregelungen hervorgebracht hat.
Kennzeichnend hierfür ist die von Heribert Schmitz herausgegebene Reihe
„Nachkonziliare Dokumentation“ mit gesamtkirchlichen Reformdokumenten,
deren abschließender Indexband die Bandzahl 58 trägt, die aber immer noch

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14 Erster Teil: Grundfragen des Kirchenrechts

durch weitere Allgemeindekrete, Ausführungsverordnungen usw. hätte ergänzt


werden können. Zur nachkonziliaren Gesetzgebung des Apostolischen Stuhls
kommt eine umfassende teilkirchliche Gesetzgebung hinzu, die sich ebenfalls das
Ziel gesetzt hatte, die Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils in rechtliche
Form zu gießen.1 Auf gesamtkirchlicher Ebene hat sich durch die kirchlichen Ge-
setzbücher von 1983 und 1990 eine gewisse Beruhigung im Bereich der Gesetz-
gebung ergeben.
Zugleich ist eine immer geringere Wertschätzung des Rechts in der Kirche –
auch durch Träger hoher kirchlicher Ämter – zu beobachten. Diese Art von Anti-
juridismus und prinzipieller Ablehnung von Recht in der Kirche gab es schon auf
dem Zweiten Vatikanischen Konzil.2

Wenn man von einer (inner-)kirchlichen Rechtsordnung spricht, geht es immer


um zwei Aspekte: um die Übereinstimmung mit dem Wesen der Kirche einerseits
und andererseits um die Wahrung dessen, was eine rechtliche Ordnung aus-
macht. Die fundamentalen Fragen des Kirchenrechts wurden in älteren Lehrbü-
chern nur kurz und knapp angesprochen. Zumeist wurde erst der Kirchenbegriff
entwickelt und unabhängig davon in einem nächsten Schritt der Begriff des
Rechts deduziert. Eine schlichte „Addition“ dieser beiden Begriffe führte dann
zum Begriff des Kirchenrechts, mit dem im Folgenden gearbeitet wurde. Der
Gedankengang lautete also vereinfacht: Kirche + Recht = Kirchenrecht. Diese
„additive Methode“ hatte schon im 19. Jahrhundert der Grazer Kirchenrechtler
Karl Gross (1837–1906) mit folgenden Worten kritisiert:

Nicht minder unbefriedigend und unzulänglich muss die Methode anderer be-
deutender Juristen, welche das canonische Recht bearbeiteten, erscheinen, wor-
nach zuerst der Begriff von Kirche und der Begriff von Recht (nach einer der
verschiedenen rechtsphilosophischen Ansichten) definirt und sodann beides in
Einem Satz einfach zusammengefasst wird, um den Begriff von Kirchenrecht zu
erlangen. Denn das sieht ja doch beinahe so aus, als ob man ein Stückchen
Salpeter, ein Stückchen Schwefel und ein Stückchen Kohle mit einem Zwirnsfa-
den zu einem Bündel zusammenbinden und nun meinen wollte, man habe
Pulver erhalten.3

1
Kritisch zur nachkonziliaren Gesetzgebung: Georg May, Der CIC und die Entwicklung des Kir-
chenrechts bis 1974, in: HKG, Bd. VII, Freiburg u.a. 1979, 152–179, hier 162–169.
2
Vgl. Vgl. Peter Krämer, Das Recht im Selbstvollzug der Kirche. Erwägungen wider die Gefahr
einer Verrechtlichung, in: TThZ 85 (1976) 321–331.
3
Karl Gross, Zur Begriffsbestimmung und Würdigung des Kirchenrechts. Eine akademische
Antrittsvorlesung, Graz 1872, 5.

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§ 1 Rechtsdenken in der Kirche 15

Die Befassung mit den Grundfragen des Kirchenrechts muss aufweisen, dass die
Kirche nicht nur eine Gemeinschaft der Glaubenden, sondern auch eine Rechts-
gemeinschaft ist. Weil die Kirche (auch) eine menschliche Gemeinschaft ist, kann
sie ein Recht haben; sie muss aber nicht schon aufgrund ihres Gemeinschaftscha-
rakters rechtlich normiert sein, denn es gibt auch Gemeinschaften ohne Recht.
Ob die Kirche legitimerweise ein Recht hat, ergibt sich erst aus der Frage, was
zum Wesen der Kirche hinzugehört; die Legitimität des Kirchenrechts ergibt sich
aus dem zugrundeliegenden Kirchenverständnis.

B. Rechtsphilosophische Voraussetzungen

Es gibt ganze Kataloge von Definitionen des Rechts.4 Das lässt die Frage stellen:
Ist es überhaupt möglich, das Recht zu definieren? Bei der Frage nach der Defi-
nition des Rechts ist zu beachten, dass es darum geht, das zu erfassen, was das
Recht als solches ausmacht. Es geht nicht um die Frage, was in dieser oder jener
Gemeinschaft rechtens ist, sondern um das, was jede Rechtsordnung charakteri-
siert – auch in Abgrenzung zu anderen Normen­systemen. Auch wenn es nicht
möglich zu sein scheint, das „Wesen“ recht­lichen Ordnens in einem einzigen Satz
zu erfassen, lassen sich doch einige Charakteristika feststellen. Als Wesensele-
mente eines Rechtsbegriffs sollen daher thesenhaft die folgenden benannt
werden:5

1. These: Die Rechtsordnung regelt die gegenseitigen Beziehungen der Men-


schen zu ihren Mitmenschen, und zwar sowohl zu den einzelnen Mit-
menschen als auch zu menschlichen Gemeinschaften und zur
menschlichen Gesellschaft insgesamt.
Das gilt auch für das Kirchenrecht. Es ist nicht seine Sache, die un-
mittelbare Gottesbeziehung zu regeln – das ist schlicht unmöglich.
Es geht (nur) um die Regelung der innerkirchlichen Beziehungen
zwischen den einzelnen Gläubigen, zwischen Gläubigen und der
kirchlichen Autorität sowie zwischen einzelnen kirchlichen Rechts-
personen (Pfarren, Diözesen usw.).
2. These: Die zwischenmenschlichen Beziehungen werden rechtlich geregelt
nur hinsichtlich solcher Handlungen, die äußerlich feststellbare Wir-
kungen haben.

4
Vgl. Anton Stiegler, Der kirchliche Rechtsbegriff, München – Zürich 1958, 3–7.
5
Vgl. zum Folgenden Ludger Müller, Der Rechtsbegriff im Kirchenrecht. Zur Abgrenzung von
Recht und Moral in der deutschsprachigen Kirchenrechtswissenschaft des 19. und 20. Jahrhun-
derts, St. Ottilien 1999, bes. 330–332.

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16 Erster Teil: Grundfragen des Kirchenrechts

Was rein im Herzen des Menschen verbleibt, ist rechtlich ohne Be-
lang. Die Absicht, eine Ehe zu schließen, ist rechtlich irrelevant, so-
lange sie sich nicht in einem äußeren Handeln manifestiert: dem
Ja-Wort bei der Eheschließung. Die Mordabsicht wird erst dann ein
Fall für die Justiz, wenn eine entsprechende Tat hinzukommt.
3. These: Die Rechtsordnung als Ganze ist charakterisiert durch Judiziabilität.
Damit soll gesagt sein: Es ist nicht erforderlich, dass das Einhalten
jeder einzelnen Rechtsnorm erzwungen werden kann – noch viel
weniger sind physische Zwangsmittel erforderlich –; es muss aber
gewährleistet sein, dass die Rechtsordnung insgesamt eingehalten
wird. Zu diesem Zweck ist jedenfalls notwendig, dass in einem ge-
ordneten Verfahren (Prozess) festgestellt werden kann, welches Ver-
halten eines der Rechtsgemeinschaft Angehörenden rechtens ist und
welches nicht.
4. These: Nur eine solche Verpflichtung kann als Rechtspflicht normiert wer-
den, die im vollen Umfang erfüllt werden kann.
Zielgebote wie z.B. das Gebot der Gottes- und Nächstenliebe können
ebenso oder sogar in einem höheren Maß verbindlich sein. Damit
aber ein Gebot oder Verbot rechtlich verpflichten kann, muss es mög-
lich sein, es nicht nur anzustreben, sondern voll zu verwirklichen.

§ 2 Ansätze zu einer Grundlegung kirchlichen Rechts im


Ius Publicum Ecclesiasticum

Weiterführende Literatur: Joseph Listl, Kirche und Staat in der neueren katholischen
Kirchenrechtswissenschaft, Berlin 1978; Andreas Kowatsch, Freiheit in Gemeinschaft –
Freiheit der Gemeinschaft. Das geltende Kirchenrecht und die alte Lehre von der „libertas
Ecclesiae“, Berlin 2015.

Die rechtliche Ordnung der Kirche war lange Zeit unproblematisch. Erst die Re-
formatoren zeigten eine gewisse Rechtsfremdheit, z. T. auch Rechtsfeindlichkeit.
Diese galt aber eigentlich nicht so sehr der rechtlichen Ordnung als solcher als
vielmehr dem päpstlichen Dekretalenrecht. Erst ca. 150 Jahre nach Reformation
und Konzil von Trient ergab sich die Notwendigkeit, über die Grundlagen des
kirchlichen Rechts nachzudenken.
Im 18. Jahrhundert entstand in Würzburg um den dortigen Kanonisten Johann
Caspar Barthel (1697–1771) eine neue kirchenrechtliche Schule, in der es zunächst
um die Übernahme der Unterscheidung zwischen öffentlichem und privatem
Recht aus der weltlichen in die kirchliche Rechtswissenschaft ging, also v. a. um
eine neue Lehrmethode. Zugleich konnte die so entstandene neue wissenschaft-

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§ 2 Ansätze zu einer Grundlegung kirchlichen Rechts im Ius Publicum Ecclesiasticum 17

liche Disziplin des öffentlichen Kirchenrechts, des Ius Publicum Ecclesiasticum


(kurz: IPE) dazu dienen, die innere Verfassung der Kirche und die Stellung der
Kirche im Staat systematisch zu behandeln. Angesichts der Auseinandersetzung
mit den aufklärerischen weltlichen Herrschern bestand das Ziel seitens der kirch-
lichen Rechtswissenschaft im Nachweis der Gleichberechtigung von Staat und
Kirche. Es musste in einer auch für weltliche Juristen nachvollziehbaren Art und
Weise aufgezeigt werden, dass die Kirche eine Eigenrechtsmacht hat, d.h. das
Recht auf eine eigene, von ihr selbst und nicht vom Staat erlassene innere Rechts-
ordnung. Die Schule des IPE wurde von Würzburg aus zunächst über jesuitische
bzw. (nach der Aufhebung der Gesellschaft Jesu im Jahr 1773) ex-jesuitische Ka-
nonisten fortgeführt und im 19. Jahrhundert in Rom zu voller Blüte gebracht.
Insbesondere nach der Zerstörung des traditionellen Verhältnisses von Kirche
und Staat durch die Französische Revolution und durch Napoleon war es zur Ent-
wicklung zum absolutistischen, sich selbst genügenden Staat gekommen. Der
Staat wurde deutlicher als zuvor als einzige Quelle des Rechts verstanden. In die-
ser Situation musste versucht werden, die Autonomie der Kirche gegen den auf-
kommenden umfassenden Allzuständigkeitsanspruch des Staates zu verteidigen.
Dies geschah in der Römischen Schule des Ius Publicum Ecclesiasticum durch die
Anwendung des Begriffs der „societas perfecta“ auf die Kirche.6

Begriffsmerkmale der societas perfecta Staat Kirche

miteinander in Verbindung stehende Menschen Bürger Gläubige

ein Ziel, das in seiner Art das höchste ist Gemeinwohl Seelenheil

zur Erreichung dieses Zieles notwendige Mittel äußere Zwangs­ v. a. geistliche


gewalt Mit­tel, auch
äußere Zwangs-
gewalt

Die Kirche nimmt nach der Societas-perfecta-Lehre für sich in Anspruch, auch
physische Zwangsmittel zur Durchsetzung ihrer Rechtsordnung anwenden zu
können. Da die Kirche faktisch aber keine Polizeigewalt hat, wird dieser Mangel
in der Theorie des IPE durch den behaupteten Rechts­anspruch auf die Hilfe des
weltlichen Arms „gelöst“. Deshalb begann can. 2198 CIC/1917 mit den Worten:

6
Genauer muss von der „societas iuridice perfecta“ gesprochen werden. Es geht nicht darum, dass
die Kirche in jeder Hinsicht, also auch moralisch, v. a. in Bezug auf das Handeln der Kirchenlieder,
vollkommen ist, sondern lediglich um ihre rechtliche Vollkommenheit, d.h. um ihre Autonomie
vom Staat.

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18 Erster Teil: Grundfragen des Kirchenrechts

Ein Delikt, das allein das Gesetz der Kirche verletzt, wird seiner Natur entspre-
chend nur von der kirchlichen Autorität verfolgt, unter Beanspruchung jedoch,
sofern dieselbe Autorität es für notwendig oder nützlich hält, der Hilfe des welt­
lichen Armes … (Übersetzung und Hervorhebung L. M.)

Hauptthemen des IPE waren:

 die Eigenständigkeit der kirchlichen Gewalt und die Grenzen der staatlichen
Gewalt in kirchlichen Angelegenheiten,
 die „potestas indirecta“ der Kirche, d.h. die Überordnung der Kirche über die
staatliche Autorität, insofern durch weltliche Maßnahmen das geistliche Wohl
der Menschen betroffen ist,
 und schließlich eine allgemeine Konkordatstheorie, also eine Theorie über den
auf dem Weg des Vertrages zwischen Kirche und Staat (Konkordat) zu errei-
chenden Ausgleich staatlicher und kirchlicher Interessen.

Das IPE ist eine im Kern rationale Theorie des Kirchenrechts, die im Nachhinein
theologisch ausgeschmückt wurde. Es fehlt der theologische Nachweis der These,
dass die Kirche eine societas perfecta ist und als solche eine eigene Rechtsordnung
haben muss. Das IPE bietet keine Ekklesiologie und will dies von seinem Ur-
sprung her auch nicht.
Die außerordentliche Wirkung der Schule des IPE ist darauf zurückzuführen,
dass sie einerseits durch die Päpste und die Römische Kurie unterstützt (z.B.
durch Errichtung von Lehrstühlen des IPE) und andererseits ihre Argumentation
vom kirchlichen Lehramt bis zum Beginn des Zweiten Vatikanischen Konzils he-
rangezogen wurde.7
Die heutige Situation (zumindest in Europa) ist nicht mehr vorrangig durch
die Konfrontation der Kirche mit dem Staat geprägt; daneben gewinnt die Gesell-
schaft als reich gegliederte Wirklichkeit an Bedeutung. In dieser Situation ist eine
in erster Linie apologetisch ausgerichtete Ekklesiologie nicht mehr notwendig. Es
muss eine Theorie des Kirchenrechts ausgearbeitet werden, die vom Wesen der
Kirche und der ihr von Jesus Christus gegebenen Sendung ausgeht.
Zu einem solchen Umdenken in der Ekklesiologie kam es auf dem Zweiten
Vatikanischen Konzil in der Dogmatischen Konstitution über die Kirche „Lumen
gentium“, in der Erklärung über die Religionsfreiheit „Dignitatis humanae“ und
in der Pastoralkonstitution über die Kirche in der Welt von heute „Gaudium et
7
Das letzte Lehrbuch des IPE, verfasst von dem Kurienkardinal Alfredo Ottaviani (1890–1979), er-
schien in vierter Auflage kurz vor Beginn des Zweiten Vatikanischen Konzils: Alaphridus Otta-
viani, Institutiones iuris publici ecclesiastici, adiuvante Iosepho Damizia, II Bde., Roma 41958–
1960.

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§ 3 Infragestellung des kanonischen Rechts durch Rudolph Sohm 19

spes“. In diesen Dokumenten wurde die kanonistisch-apologetische Societas-per-


fecta-Lehre nicht mehr aufgegriffen. Im klaren Unterschied von früher – auch in
der Schule des Ius Publicum Ecclesiasticum – vertretenen Ansichten, wonach für
die katholische Kirche auch vom Staat der Vorrang vor allen anderen Konfessio-
nen und Religionen verlangt wurde, forderte das Konzil nunmehr religiöse Frei-
heit für alle Menschen und Religionen. In der weiterhin erhobenen Forderung
nach Freiheit der Kirche ist jedoch ein legitimes Erbe des IPE zu erkennen.

§ 3 Infragestellung des kanonischen Rechts durch Rudolph Sohm

Weiterführende Literatur: Klaus Mörsdorf, Altkanonisches „Sakramentsrecht“? Eine Aus-


einandersetzung mit den Anschauungen Rudolph Sohms über die inneren Grundlagen
des Decretum Gratiani, in: Mörsdorf S, 3–20; Ludger Müller, Die Periodisierung der
kirchlichen Rechtsgeschichte in der Auseinandersetzung zwischen Ulrich Stutz und Ru-
dolph Sohm, in: Iuri Canonico Promovendo. FS Schmitz (65), 621–644.

Der protestantische Jurist Rudolph Sohm (1841–1917) hat die Legitimität rechtli-
cher Ordnung in der Kirche fundamental in Frage gestellt. Seine zentrale These
lautete:

Das Wesen der Kirche ist geistlich, das Wesen des Rechts ist weltlich. Das
Wesen des Kirchenrechts steht mit dem Wesen der Kirche im Widerspruch.8

Wesentlich für das Verständnis der Lehre Sohms sind die beiden Fakten, dass er
(1.) Protestant war und (2.) Jurist. Als Protestant hatte er eine bestimmte Über-
zeugung vom Wesen der Kirche, als Jurist vertrat er eine bestimmte Rechtslehre.
Nach Sohm ist das Recht aus sich heraus weltlich. Es gibt nur eine staatliche
Rechtsordnung. Da das Recht nur ein rein äußeres Verhalten erzwingen will, ist
es religiös irrelevant. Die Kirche hat kein eigenes Recht, sondern nur eine Kon-
ventionalordnung, also eine Ordnung, der nur unterworfen ist, wer jener Gesell-
schaft angehören will, in der diese Ordnung gilt. Und ebenso wie jede Ordnung
in einer nichtstaatlichen Gemeinschaft ist nach Sohm auch das Recht der katho-
lischen Kirche ein abgeleitetes Recht, d.h. ein solches, das seine Geltung aus der
staatlichen Rechtsordnung bezieht.

8
Rudolph Sohm, Kirchenrecht I: Die geschichtlichen Grundlagen, Leipzig 21923 (Nachdr.: Berlin
1970), 1 oder 700 u. ö. → durchgehende Perspektive!

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20 Erster Teil: Grundfragen des Kirchenrechts

Aufgrund seines protestantischen Glaubens beruft sich Sohm auf die Lehre
Luthers von der Unsichtbarkeit der Kirche. Allerdings radikalisiert er die bei Lu-
ther vorliegende Unterscheidung von sichtbarer und unsichtbarer Kirche und
erkennt nur der unsichtbaren Kirche zu, überhaupt Kirche zu sein. Luther unter-
scheidet zwischen der Ecclesia visibilis, die sich im Hören des Wortes Gottes und
in der gottesdienstlichen Versammlung zeigt, und der Ecclesia abscondita, der all
jene angehören, die wirklich gerechtfertigt sind, und lässt zugleich die Möglich-
keit einer Verbindung zwischen sichtbarer und unsichtbarer Kirche bestehen.
Sohm dagegen lehnt die Sichtbarkeit der Kirche gänzlich ab. Nach ihm ist alles
Sichtbare an der Kirche weltlich. „Die Kirche Christi ist unsichtbar … Auch sofern
sie Wort- und Sakramentsgemeinschaft hervorbringt, ist sie nur Welt, gar nicht
Kirche. Es gibt keine sichtbare Kirche“.9
Dieses Kirchenverständnis Sohms lässt sich im Unterschied zu jenem von Lu-
ther schematisch folgendermaßen darstellen:

Martin Luther: Verbindung von sichtbarer Rudolph Sohm: Trennung von sichtbarer
und unsichtbarer Kirche und unsichtbarer Kirche

© jeweils: P. Martin Krutzler OCist, 2018

Nach Sohm haben die protestantischen Kirchenrechtslehrer die Reformation ver-


raten, während Luther das kanonische Recht insgesamt verworfen habe, er habe
kein Recht in der Kirche haben wollen. Das kanonische Recht – so Sohm – ist
jüdisches Gesetzeswerk, das dem Evangelium von der Rechtfertigung allein aus
dem Glauben widerspricht.

9
Rudolph Sohm, Kirchenrecht II: Katholisches Kirchenrecht, Leipzig 1923 (Nachdr. Berlin 1970), 135.

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§ 4 Hans Barion und die Grundlegung des Kirchenrechts 21

Wie die Lehre Luthers von der verborgenen und der sichtbaren Kirche so stellt
Sohm auch Luthers Einstellung zum Recht in der Kirche in überzogener Weise dar:
Das kanonische Recht war Luther fremd, er hat es aber nicht grundsätzlich abge-
lehnt. Abgelehnt hat er die päpstliche Gesetzgebung, nicht aber die alten Canones
der Konzilien und Synoden. Luther hat im Gegenteil selbst für die Ordnung seiner
Gemeinden gesorgt, sei es durch Vorlage von gottesdienstlichen Ordnungen, sei es
durch die Überweisung des äußeren Kirchenregiments an den Landesherrn.10
Sohm hat das Problem der Beziehung Kirche und Recht endgültig formuliert.
Sohms These ist immer noch aktuell. So formulierte der katholische Kirchenrecht-
ler Klaus Mörsdorf:

Der von den Fachgenossen oft Totgesagte oder Totgeglaubte hat der Kirchen-
rechtswissenschaft einen Stachel eingepflanzt, der sie nicht eher zur Ruhe kom-
men läßt, bis die Frage der theologischen Grundlegung des Rechtes der Kirche
geklärt ist.11

§ 4 Hans Barion und die Grundlegung des Kirchenrechts

Weiterführende Literatur: Peter Krämer, Theologische Grundlegung des kirchlichen


Rechts. Die rechtstheologische Auseinandersetzung zwischen Hans Barion und Joseph
Klein im Licht des II. Vatikanischen Konzils, Trier 1977; Marietherese Kleinwächter,
Das System des göttlichen Kirchenrechts. Der Beitrag des Kanonisten Hans Barion (1899–
1973) zur Diskussion über Grundlegung und Grenzen des kanonischen Rechts, Würzburg
1996.

Hans Barion (1899–1973) war zunächst Dozent, dann (1933–1939) ordentlicher


Professor für Kirchenrecht an der Theologischen Fakultät der Staatlichen Akade-
mie in Braunsberg, danach an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Rheini-
schen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn (1939–1945). Nach dem Zweiten
Weltkrieg wurde er aufgrund seiner Verbindung zur NSDAP nicht wieder als
Professor in Bonn ernannt.
Schon im Rahmen seiner Habilitation im Jahre 1930 in Bonn hatte sich Barion
mit der These von Rudolph Sohm befasst und seine Antrittsvorlesung als Privat-

10
Vgl. hierzu Hans Liermann, Luther ordnet seine Kirche, in: Ders., Der Jurist und die Kirche,
München 1973, 175–193.
11
Klaus Mörsdorf, Kanonisches Recht als theologische Disziplin, abgedruckt in: Mörsdorf S, 54–67,
hier 59.

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22 Erster Teil: Grundfragen des Kirchenrechts

dozent zum Thema „Rudolph Sohm und die Grundlegung des Kirchenrechts“12
gehalten.

A. Die Auseinandersetzung mit Rudolph Sohm

Barion legt Wert darauf, dass eine Auseinandersetzung mit Sohm dessen Argu-
mente ernst nehmen müsse, zumal seine These eine unübersehbare Wirkung
nicht nur in der wissenschaftlichen Welt zeige. Als Gründe für die Wirkung der
These von Rudolph Sohm nennt Barion:

1. die logische Geschlossenheit seiner Gedanken,


2. die religiöse Überzeugung Sohms,
3. die Übereinstimmung mit der Zeitströmung.

Eine sachgerechte Interpretation Sohms muss vom Kirchenbegriff ausgehen.


Unzureichend sind nach Barion Versuche zur Widerlegung von Sohm, die aus-
gehen von der Erkenntnis, dass die Erzwingbarkeit nicht zum Wesen des Rechtes
gehört, oder von Sohms Aussage, dass das Kirchenrecht mit „eiserner Notwen-
digkeit“ entstanden ist, vom idealen, ja utopischen Charakter seines Kirchenbe-
griffs, oder auch schließlich von der Aufgliederung der Kirche in Rechtskirche
und Liebeskirche.
Im Unterschied zu diesen Argumenten gegen Rudolph Sohm kommt Barion
zu der Auffassung, dass die Auseinandersetzung mit der Bestreitung der Legiti-
mität von Kirchenrecht nur theologisch geführt werden kann.
Entscheidend ist nach Barion der Zusammenhang von Glauben, Kirchenbe-
griff und Kirchenrecht. In der Erkenntnis dieses Zusammenhangs liegt Barions
unverzichtbarer Beitrag zur Diskussion um die These von Sohm:

Sohm … hat mit imponierendem Scharfblick richtig gesehen, daß das Kirchen-
recht nur um der Kirchenlehre willen besteht, daß es seine Aufgabe ist, die ge-
schichtliche Form der Offenbarung zu wahren … Der Glaube bestimmt den
Kirchenbegriff, der Kirchenbegriff bestimmt das Kirchenrecht. Wer sich zur Glau-
bensüberzeugung Sohms bekennt, dem fällt es schwer, … das Kirchenrecht zu
begründen; der Katholik muß von seinem Glaubensstandpunkt aus, nicht um
juristischer Überlegungen willen, Sohms Gedanken ablehnen und das Kirchen-
recht anerkennen.13

12
Veröffentlicht: Tübingen 1931.
13
Hans Barion, Rudolph Sohm und die Grundlegung des Kirchenrechts, 26.

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§ 4 Hans Barion und die Grundlegung des Kirchenrechts 23

B. Barions Grundlegung des Kirchenrechts

Wie begründet Hans Barion selbst angesichts der von ihm bestrittenen These
Sohms die Legitimität des Kirchenrechts? Für Barion steht im Mittelpunkt der
Grundlegung kirchlichen Rechts die Beziehung zwischen Klerikern und Laien,
d.h. in seiner Sprache die Lehre von der Kirche als societas inaequalis (als unglei-
cher Gesellschaft), und von der kirchlichen Hierarchie.

1. Die Kirche als societas inaequalis


Die Frage nach den Grundlagen des Kirchenrechts ist für Barion identisch mit
der Frage nach der Herrschaft in der Kirche. Die Kirche, so Barion, ist eine un-
gleiche Gesellschaft von Führern und Geführten und das gemeinsame Priester-
tum aller Gläubigen ist rechtlich ohne Bedeutung.

Die Kirche ist eine Societas inaequalis, in der Führer und Geführte nicht nur
praktisch, sondern grundsätzlich unterschieden sind, und wo sogar die Fähig-
keit, Führungsgewalt zu erhalten und auszuüben, nicht Gemeinbesitz aller Gläu-
bigen, sondern den Klerikern vorbehalten ist. Das Verhältnis der Kleriker und
Laien ist rechtlich ein Verhältnis der Über- und Unterordnung.14

2. Die Bedeutung der Hierarchie für die Grundlegung des Kirchenrechts


Den Zusammenhang zwischen Grundlegung des Kirchenrechts und Hierarchie
hat Barion kurz und prägnant aufgewiesen mit den Worten:

Die Hierarchie trägt das kirchliche Recht, sie wird getragen vom göttlichen
Recht.15

Dieses „Drei-Schichten-Modell“ zur Grundlegung des Kirchenrechts kann sche-


matisch folgendermaßen dargestellt werden:

14
Ders., Sacra Hierarcia. Die Führungsordnung der katholischen Kirche, in: Tymbos für Wilhelm
Ahlmann. Ein Gedenkbuch, Berlin 1951, 18–45, hier 25.
15
Ders., Erwiderung, in: Eunomia. Freundesgabe für Hans Barion zum 16. Dezember 1969, Privat-
druck o. O. o. J., 203–219, hier 216.

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24 Erster Teil: Grundfragen des Kirchenrechts

Die unterste Schicht ist das göttliche Recht, das in der Heiligen Schrift und in den
dogmatischen Entscheidungen des kirchlichen Lehramtes zu finden ist. Dieses
göttliche Recht ist sozusagen die „Grundnorm“. Auf dieser baut die Hierarchie
auf, der die Herrschaft in der Kirche zukommt. Von der Hierarchie geht das rein
kirchliche Recht aus, das den weitaus größten Teil des Kirchenrechts ausmacht.
Trotz seiner Auseinandersetzung mit der These von Rudolph Sohm legt Barion
keine konsequent theologische Theorie des kanonischen Rechtes vor. „H. Barion
begnügt sich vielmehr mit der Aussage, dass Christus die Kirche gewollt und ihr
eine rechtliche Struktur eingestiftet hat, durch die die geschichtliche Form der
Offenbarung gewahrt werden soll. Das ist aber eine zu schmale Basis, um das
kirchliche Recht theologisch zu begründen.“16

§ 5 Theologische Grundlegung kirchlichen Rechts in der


„Münchener Schule“

Weiterführende Literatur: Ludger Müller, Die „Münchener Schule“. Charakteristika und


wissenschaftliches Anliegen, in: AfkKR 166 (1997) 85–119.

A. Der kerygmatisch-sakramentale Ansatz von Klaus Mörsdorf

Werke: Lehrbuch des Kirchenrechts auf Grund des Codex Iuris Canonici, mehrere Aufl.,
zuletzt: III Bde., München – Paderborn – Wien 111964, 121967, 111979 (zit.: Mörsdorf Lb);
Winfried Aymans u.a. (Hg.), Schriften zum Kanonischen Recht, Paderborn u.a. 1989 (zit.:
Mörsdorf S).

Klaus Mörsdorf (1909–1989), Jurist und katholischer Theologe, war Professor für
Kirchenrecht in München, wo er 1947 das Kanonistische Institut (heute „Klaus-
Mörsdorf-Studium für Kanonistik“) gründete. Das zentrale Interesse Mörsdorfs
und seiner „Münchener Schule“ galt den kirchenrechtlichen Grundlagenfragen

16
Peter Krämer, Theologische Grundlegung, 62.

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§ 5 Theologische Grundlegung kirchlichen Rechts in der „Münchener Schule“ 25

und der Interpretation des geltenden Kirchenrechts „gemäß den Bedingungen“


der „theologischen Erkenntnisse“ der Kanonisten.17

1. Wesen und Aufgabe der Kirchenrechtswissenschaft


Mörsdorf geht von einer grundsätzlichen Dreiteilung der Aufgaben der Kirchen-
rechtswissenschaft aus: Theologische Grundlegung des Kirchenrechts, Kirchliche
Rechtsgeschichte und Kirchenrechtsdogmatik.

Theologische Kirchliche Kirchenrechtsdogmatik


Grundlegung Rechts-
1. Analytische Aufgabe: 2. Synthetische
des Kirchen- geschichte
Aufgabe = Ausbau
rechts a) Feststellung des eines kanonistischen
geltenden Rechts Systems; daraus
b) Auslegung der folgt die Aufgabe
Gesetzestexte unter einer kritischen
Berücksichtigung Beobachtung der
der zugrundeliegen- kirchlichen Gesetz-
den theologischen gebungstätigkeit
Erkenntnisse

Der systematischen Kirchenrechtswissenschaft, also der Kirchenrechtsdogmatik,


die sich mit der Interpretation des geltenden innerkirchlichen Rechts befasst,
kommt nach Mörsdorf eine analytische und eine synthetische Aufgabe zu. Das
heißt: Der Kanonist (= der Kirchenrechtswissenschaftler) muss zunächst feststel-
len, was überhaupt geltendes Recht in der katholischen Kirche in einer bestimm-
ten Frage ist, denn dieses findet sich nicht ausschließlich in einem einzigen Ge-
setzbuch. Sodann geht es um die Auslegung der einzelnen Gesetzestexte und
schließlich um den Ausbau eines kanonistischen Systems. Letztere Aufgabe im-
pliziert eine kritische Behandlung der kirchlichen Gesetze. Der Kanonist muss
Theologe sein. Daraus ergibt sich folgende Einschätzung der Natur der Kirchen-
rechtswissenschaft durch Mörsdorf:

Die Kanonistik ist eine theologische Disziplin mit juristischer Methode.18

17
So die Formel des Mörsdorf-Schülers Winfried Aymans: KanR I, 71.
18
Klaus Mörsdorf, Lb11 I, 36.

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26 Erster Teil: Grundfragen des Kirchenrechts

2. Die Kirche als Volk Gottes in hierarchischer Ordnung


In Abwandlung einer Formulierung seines Lehrers Eduard Eichmann kam
Mörsdorf zu dem folgenden Ausgangspunkt für die Grundlegung kirchlichen
Rechts:

Die Kirche ist das in hierarchischer Ordnung lebende neue Gottesvolk zur Ver-
wirklichung des Reiches Gottes auf Erden.19

Nur eine Gemeinschaft kann eine Rechtsordnung haben. Aus dem Volk-Gottes-
Gedanken kann aber noch nicht abgeleitet werden, dass tatsächlich eine kirchliche
Rechtsordnung möglich und legitim ist; vor allem ergeben sich hieraus keine
Konsequenzen für die Form der Herrschaft in der Kirche (Hierarchie ≈ Monarchie
oder Volk Gottes ≈ Demokratie oder …). Nach Mörsdorf ist das Recht der Kirche
begründet

 im Ursprung der Kirche, dem Auftrag Christi: „Tut dies zu meinem Gedächtnis“,
 in der Hierarchie, d.h. in einer Herrschaft, die sich auf den Ursprung der Kirche
berufen kann (Hierarchie = heiliger Ursprung, heilige Herrschaft),
 und, wie über Mörsdorf hinausgehend, aber durchaus in seinem Sinn gesagt
werden kann, im Wesen der Kirche als einer Communio.

3. Der kerygmatisch-sakramentale Charakter der Kirche


Die Frage nach der Legitimität der kirchlichen Rechtsordnung kann nur aus dem
Wesen der Kirche beantwortet werden, das sich nach Mörsdorf am deutlichsten
in den Wesensvollzügen der Kirche zeigt, der Verkündigung des Wortes Gottes
und der Feier der Sakramente. Wort und Sakrament weisen rechtlichen Charakter
auf. Der rechtliche Charakter der Wortverkündigung ergibt sich aus dem Auftrag
des Herrn. Das Wort des Sohnes Gottes ist verbindlich für jeden, der an Christus
glaubt. Verbindlich ist nicht nur das, was mich „im Herzen anspricht“, also das,
was die Christenheit „kraft innerer freier Zustimmung als Wort Gottes anerkennt“
(so Sohm).20 Der rechtliche Charakter des Sakraments ergibt sich aus seinem
Charakter als Symbol; Sakrament ≈ Rechtssymbol. Wie ein Rechtssymbol (z.B. ein
Verkehrsschild) bringt das Sakrament durch das sichtbare Zeichen eine tiefere
Bedeutung mit sich, die sich erst durch den Kontext erschließt (beim Verkehrs-
zeichen die Straßenverkehrsordnung, beim Sakrament der Glaube der Kirche und
ihre Rechtsordnung). Viele Sakramente haben unmittelbare Rechtswirkungen.

19
Ebd., 21.
20
Rudolph Sohm, Kirchenrecht I: Die geschichtlichen Grundlagen, 23.

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§ 5 Theologische Grundlegung kirchlichen Rechts in der „Münchener Schule“ 27

Durch rechtliche Mittel (Abgrenzung von gültiger und ungültiger, erlaubter und
unerlaubter Handlung) soll zudem die Identität des Sakraments mit dem von
Christus Gewollten gewährleistet werden. Wortverkündigung und Sakramenten-
spendung sind wesentlich an die hierarchischen Amtsträger der Kirche gebunden,
die Christus, das unsichtbare Haupt der Kirche, sichtbar zu vertreten haben.

B. Grundlegung kirchlichen Rechts im sakramentalen Charakter der Kirche

Weiterführende Literatur: Ludger Müller, Die Kirche als Wurzelsakrament, in: Reinhild
Ahlers u.a. (Hg.), Ecclesia a Sacramentis. Theologische Erwägungen zum Sakramenten-
recht, Paderborn 1992, 125–135; Christoph Ohly, Deus Caritas est. Die Liebe und das
Kirchenrecht, in: Michaela C. Hastetter u.a. (Hg.), Symphonie des Glaubens. Junge Mün-
chener Theologen im Dialog mit Joseph Ratzinger / Benedikt XVI., St. Ottilien 2007,
103–129; ders., Ius communionis. Zur Aktualität eines sakramental-rechtlichen Schlüssel-
begriffs, in: AfkKR 180 (2011) 370–388.

Die folgenden Überlegungen gehen von der Überzeugung aus: „Ort“ für die
theologische Grundlegung kirchlichen Rechts kann nur der sakramentale Cha-
rakter der Kirche sein, das Wesen der Kirche als Communio.

1. Christus – Kirche – Sakramente


Eine ältere Tradition der Kirche aufgreifend, haben Otto Semmelroth und Karl
Rahner in der Mitte des 20. Jahrhunderts die Lehre von der Kirche als Wurzelsa-
krament entfaltet;21 sie wurde vom Zweiten Vatikanischen Konzil aufgegriffen
(vgl. LG 1, wo die Kirche als Zeichen und Werkzeug zur Vermittlung des Heils
bezeichnet wird; vgl. auch LG 8, 1).
Es besteht eine strukturelle Identität zwischen den sieben Sakramenten, Jesus
Christus („Ursakrament“) und der Kirche („Wurzelsakrament“). Hierdurch wer-
den der ekklesiale Gehalt der Einzelsakramente und ihre christologische Begrün-
dung wie auch die christologische Rückbindung und die sakramentale Struktur
der Kirche klar hervorgehoben.

21
Otto Semmelroth, Die Kirche als Ursakrament, Frankfurt 1953; Karl Rahner, Kirche und Sak-
ramente, Freiburg u.a. 1961.

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28 Erster Teil: Grundfragen des Kirchenrechts

Einzelsakramente Ursakrament Wurzelsakrament

Taufe, Firmung … Jesus Christus Kirche

äußeres z.B. Übergießen mit wahrer Mensch sichtbare Struktur,


Element: Wasser, Salbung mit Gemeinschaft von
Öl – jeweils mit Menschen
ausdeutenden Worten

inneres Gnade wahrer Gott Gnade, Gemeinschaft


Element: mit Gott

Der Akt, der am Anfang der Kirche gestanden hat, ist die Verpflichtung zu einer
sakramentalen Handlung: „Tut dies zu meinem Gedenken“. Die Eucharistie hat
eine entscheidende ekklesiologische Bedeutung. Aus dem Handeln der Kirche in
Verkündigung des Wortes Gottes, Feier der Sakramente und kirchlicher Liebes-
tätigkeit kann das Wesen der Kirche erkannt werden. Besser gesagt: Das Wesen
der Kirche besteht in Wort, Sakrament und Diakonie (oder Caritas).

2. Wort, Sakrament, Diakonie


Schon Gottlieb Söhngen warnte davor, die Kirche einseitig als „Kultgemeinschaft“
zu verstehen.22 Die Sendung der Kirche zur Verkündigung des Wortes Gottes
könne so aus dem Blick geraten. Tatsächlich gibt es einen engen Zusammenhang
von Wort und Sakrament in zweierlei Richtung:

Das Verkündigen und das Hören des Das Sakrament hat einen eminent wort-
Wortes Gottes ist nicht ein einfacher Akt haften Charakter. Das deutende und ver­
der Information, vielmehr zugleich ein kündigende Wort gehört zum sakramen-
Akt der Heilsvermittlung. talen Zeichen.

In Wortverkündigung und Sakramentenspendung führt die Kirche zum Glauben


hin, sie ermöglicht die Vertiefung des Glaubenslebens und vermittelt auf diese
Weise die göttliche Gnade. Es besteht aber notwendig ein enger Zusammenhang
von worthaftem und heilsvermittelndem Element sowohl des Sakramentes wie
des Wortes.
Wenn aber das Wort, das in der Kirche verkündigt wird, von jenem Gott zeugt,
der die Liebe ist, und wenn die Sakramente der Kirche ebenfalls als „Sakramente
der Liebe Gottes“23 anzusehen sind, zeigt sich die Liebestätigkeit der Kirche und
der Christen als Glaubwürdigkeitszeugnis dieser Verkündigung und dieser Sak-
22
Gottlieb Söhngen, Symbol und Wirklichkeit im Kultmysterium, Bonn 21940, 18.
23
Diesen Gedanken des Thomas von Aquin (vgl. STh III, q. 73 ad 3) griff Papst Benedikt XVI. in
seinem Nachsynodalen Apostolischen Schreiben „Sacramentum caritatis“ vom 22.2.2007 auf (AAS
99 [2007] 105–180); (dt.: VApSt 177).

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§ 5 Theologische Grundlegung kirchlichen Rechts in der „Münchener Schule“ 29

ramentenfeier. Daher muss mit Papst Benedikt XVI. die Diakonia als dritter We-
sensvollzug der Kirche neben Martyria und Leiturgia genannt werden24 – ein We-
sensvollzug, der sich ebenfalls als Ursprung rechtlicher Ordnung in der Kirche
zeigt. „Diese Ordnung hat sie [die Kirche] nicht aus sich selbst, sondern aus dem,
der das wahre Wort, das wahre Sakrament, die wahre Liebe ist: Jesus Christus.
Liebe fordert Wahrheit, Liebe fordert Ordnung, Liebe fordert das Recht zum Schut-
ze und zur Förderung der Liebesordnung der kirchlichen Communio.“25

3. Wurzelsakrament und Recht


Von den Wesensvollzügen der Kirche in Wortverkündigung, Sakramentenspen-
dung und Diakonie führt der nächste Schritt zum Wesen der Kirche. Das Recht
hat in der kirchlichen Communio, im „Wurzelsakrament“ Kirche seinen Platz auf
der Seite der „sakramentalen Zeichenhaftigkeit der Kirche“. Diesbezüglich lehrt
das Zweite Vatikanische Konzil in seiner Kirchenkonstitution „Lumen gentium“:

Die mit hierarchischen Organen ausgestattete Gesellschaft und der geheimnisvolle


Leib Christi, die sichtbare Versammlung und die geistliche Gemeinschaft, die irdi-
sche Kirche und die mit himmlischen Gaben beschenkte Kirche sind nicht als zwei
verschiedene Größen zu betrachten, sondern bilden eine einzige komplexe Wirklich-
keit, die aus menschlichem und göttlichem Element zusammenwächst. (LG 8, 1)

Schematisch lässt sich die Gegenüberstellung, die in LG 8 zu finden ist, folgen-


dermaßen darstellen:

Kirche = komplexe Wirklichkeit

menschliches Element göttliches Element

mit hierarchischen Organen geheimnisvoller Leib Christi


ausgestattete Gesellschaft

sichtbare Versammlung geistliche Gemeinschaft

irdische Kirche mit himmlischen Gaben


beschenkte Kirche

Nach LG 8, 1 können „göttliches und menschliches Element“ der Kirche, „sichtba-


re Versammlung und geistliche Gemeinschaft“ unterschieden werden; dadurch

24
Vgl. Benedikt XVI., Enzyklika „Deus caritas est“ vom 25.12.2005, in: AAS 98 (2006) 217–252; dt.:
VApSt 171.
25
Christoph Ohly, Deus Caritas est, 128.

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30 Erster Teil: Grundfragen des Kirchenrechts

wird nahegelegt, dass das Kirchenrecht v. a. dem menschlichen Element der Kirche,
der Kirche als mit hierarchischen Organen ausgestatteter Gesellschaft, als sichtba-
rer Versammlung, als irdischer Kirche zuzuordnen ist. Das bedeutet aber nicht,
dass das „menschliche Element“ mit den himmlischen Gaben der Kirche, mit der
geistlichen Gemeinschaft, dem geheimnisvollen Leib Christi und dem Wirken des
Heiligen Geistes nichts zu tun hätte. Die Rechtsgestalt der Kirche hat ihren Ur-
sprung im göttlichen Element der Kirche; ihre Ausgestaltung und Wirksamkeit aber
findet sie zunächst in der Kirche als menschlicher Gemeinschaft. Auf der anderen
Seite sind die Wirkungen kirchenrechtlicher Normen oder Entscheidungen wiede-
rum Ausdruck bzw. Konsequenz dessen, was das Heil der Gläubigen betrifft.
Das Zweite Vatikanische Konzil hat an den Beginn der Dogmatischen Konsti-
tution über die Kirche den Gedanken von der Sakramentalität der Kirche gestellt:

Die Kirche ist ja in Christus gleichsam das Sakrament, das heißt Zeichen und
Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der ganzen
Menschheit (LG 1).

Das meint die Lehre von der Kirche als Communio. Die Kirche ist Communio cum
Deo, innigste Vereinigung mit Gott, und Communio fidelium, Einheit der Gläubigen,
die das Ziel hat, zur Einheit der ganzen Menschheit zu führen. So ist die Kirche
eine Gemeinschaft eigener Art. Sie ist nicht nur eine sichtbare Versammlung, son-
dern zugleich eine geistliche Gemeinschaft. Ihr Recht ist daher ebenfalls ein Recht
eigener Art und dennoch Recht im wahren Sinn des Wortes.26 Das Recht der Kirche
steht im Dienst an der Sendung der Kirche und soll ihr helfen, ein wahrhaftiges
Zeugnis für die göttliche Liebe zu sein, die in Jesus Christus offenbar geworden ist.

II. Quellen des Kirchenrechts


Aymans – Mörsdorf, KanR I, § 4
Weiterführende Literatur: Libero Gerosa, Kirchenrecht, Paderborn 2001, 24–44; Péter
Erdő, Die Quellen des Kirchenrechts. Eine geschichtliche Einführung, Frankfurt a. M. u.a.
2002; Georg May – Anna Egler, Einführung in die kirchenrechtliche Methode, Regens-
burg 1986, 37–104.

26
Vgl. Ludger Müller, Kirchenrecht – analoges Recht? Über den Rechtscharakter der kirchlichen
Rechtsordnung, St. Ottilien 1991.

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§ 6 Historischer Überblick 31

Zu unterscheiden sind:

 materielle Rechtsquelle = geschriebene oder ungeschriebene Quelle, woraus die


Rechtsordnung ihren Inhalt gewinnt (im Kirchenrecht v. a. bestimmte Glau-
benslehren),
 formelle Rechtsquelle = geschriebene Quelle, die von den Rechtsgenossen unmit-
telbar als rechtsverbindlich angesehen wird,
 Rechtserkenntnisquelle = (historische) Quelle, aus der sich das zu einer bestimm-
ten Zeit gelebte Recht erkennen lässt.

§ 6 Historischer Überblick

Weiterführende Literatur: Mathias Schmoeckel, Kanonisches Recht. Geschichte und In-


halt des Copus iuris canonici. Ein Studienbuch, München 2020.

Früheste Rechtsquelle der Kirche ist die Heilige Schrift, die jedoch keine reine
Rechtsquelle ist. In ihr geht es nicht in erster Linie um rechtliche Regelungen.
Vor allem das Neue Testament ist dennoch sowohl (auch aktuelle) materielle
Rechtsquelle als auch formelle Rechtsquelle (zumindest für die Christen der
Urkirche) und Rechtserkenntnisquelle. Nach einer Zeit mündlicher Tradierung
der Weisungen für das Leben der Christen und der christlichen Gemeinden wur-
den Sammlungen von Lebensordnungen notwendig, weil die Weisungen in Ver-
gessenheit zu geraten drohten. Die Ausbreitung des Christentums machte diffe-
renziertere Normen erforderlich.
Der folgende Beispieltext geht aus von der Praxis der „Immersionstaufe“, also
der Taufe durch Eintauchen des Täuflings in das Wasser, und liefert Anweisungen

Wahrscheinlich um die Wende vom 1. zum 2. Jahrhundert entstanden die ersten


Kirchenordnungen: z.B. Didache und Didaskalie. Diese stellen keine formellen
Rechtsquellen dar, sondern vielmehr Privatarbeiten kirchlicher Amtsträger. Sie
überliefern die zu ihrer Zeit geübte Ordnung in der Gemeinde und nahmen nur
dann eine gesetzgeberische Kompetenz in Anspruch, wenn dies – im Falle eines
bischöflichen Autors – im Hinblick auf die Adressatengemeinde möglich war.
Inhalt: im Wesentlichen kirchliche Verfassung, v. a. aber Gottesdienst und Dis-
ziplin.

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32 Erster Teil: Grundfragen des Kirchenrechts

für alle Fälle, in denen das bevorzugte „lebendige“, also das fließende Wasser ei-
nes Baches oder Flusses nicht zur Verfügung steht.
Für die Geschichte des Kirchenrechts ab dem 4. Jahrhundert sind drei Momen-
te kennzeichnend:

Betreffs der Taufe. Tauft folgendermaßen: Nachdem ihr vorher dies alles mitge-
teilt habt,27 tauft auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen
Geistes in lebendigem Wasser! Wenn dir aber lebendiges Wasser nicht zur Ver-
fügung steht, taufe in anderem Wasser! Wenn du es aber nicht in kaltem kannst,
dann in warmem! Wenn dir aber beides nicht zur Verfügung steht, gieße dreimal
Wasser auf den Kopf im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen
Geistes! Vor der Taufe sollen der Täufer und der Täufling fasten und, wenn es
möglich ist, einige andere! Du sollst dem Täufling gebieten, einen oder zwei Tage
vorher zu fasten! (Didache 7, 1–4)

 synodale Tätigkeit (erst nach dem Ende der Christenverfolgungen im größeren


Maß möglich),
 päpstliche Dekrete (setzen historisch das Erstarken des römischen Bischofs-
stuhls voraus),
 staatliche Gesetzgebung (vor allem im römischen Ostreich).

Im 4. bis 7. Jahrhundert gab es v. a. regionale Sammlungen kirchlicher Rechts-


normen. Die ersten Canonessammlungen waren historisch, die späteren syste-
matisch geordnet. Sammlungen von Rechtsquellen werden in der Zeit des frän-
kischen Reichs z. T. auch zur Erreichung kirchenpolitischer Ziele eingesetzt. Die
wichtigste Kirchenrechtssammlung zu Beginn dieser Zeit war die Collectio Diony-
sio-Hadriana, d. i. die Karl dem Großen von Papst Hadrian überreichte überarbei-
tete Fassung der Collectio Dionysiana. Sie sollte dem Programm Karls des Großen
einer Reinigung der kirchlichen Verhältnisse im Frankenreich dienen.
Im 9. Jahrhundert entstanden die „pseudoisidorischen Fälschungen“, deren
Hauptziel in der Stärkung der Freiheit des Bischofs gegen Metropoliten, weltliche
Macht und Chorbischöfe lag. Sogar verbotene Mittel (Fälschungen) wurden also
für das Anliegen einer Kirchenreform eingesetzt!
Unter Leo IX. (1049–1054) und Gregor VII. (1070–1090) kam es wiederum zu
einer Reformbewegung, der sog. „gregorianischen Reform“. Mittel zur Durchset-
zung der Reform waren u.a. Verwendung der pseudo-isidorischen Fälschungen,

27
Gemeint ist die Verkündigung vor der Taufe, der Katechumenat.

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§ 6 Historischer Überblick 33

Schaffung neuer Fälschungen und neuer Kirchenrechtssammlungen. Ziele der


gregorianischen Reform waren:

1. Freiheit der Kirche von der weltlichen Gewalt, freie Entwicklung der eigenen
Kräfte der Kirche, Freiheit von Eigenkirchenwesen und Laieninvestitur;
2. erneute Orientierung der Kirche am alten Ideal.

Höhepunkt der Bemühung um eine Sammlung der kirchlichen Rechtsquellen


war die „Concordia discordantium canonum“ (zumeist „Decretum Gratiani“ ge-
nannt), vermutlich 1141/42 von Magister Gratian in Bologna verfasst bzw. kom-
piliert; Gratian wollte die Widersprüche der Quellenstellen vermerken und mit-
einander vermitteln. Er fasste den gesamten älteren Rechtsstoff der Kirche bis zur
Lateransynode von 1139 inklusive zusammen.
Der folgende Beispieltext aus dem „Decretum Gratiani“ (C. XII, q. 1, c. 7) lässt
die Arbeitsweise Gratians erkennen. Gratian nennt erst zusammengefasst den
wichtigsten Inhalt des folgenden Rechtstextes, danach die Quelle (beides hier kur-
siv wiedergegeben), um dann den Text ausführlich zu zitieren. Gelegentlich folgen
Erläuterungen Gratians zur Erklärung widersprüchlich erscheinender Quellen-
texte (sog. Dicta Gratiani):

C. VII. Klerikern und Gottgeweihten ist es nicht erlaubt, Prozesse zu führen oder Ei­
gentum zu haben.
Ebenso Hieronymus an einen gewissen seiner Leviten, über die zwei Gattungen
von Menschen.
Es gibt zwei Gattungen von Christen. Die eine Gattung aber ist jene, der es
zukommt, dem göttlichen Dienst verpflichtet und der Kontemplation und dem
Gebet hingegeben sich von aller Unruhe der zeitlichen Dinge fernzuhalten, näm-
lich die Kleriker und die Gottgeweihten, d.h. die Konversen.28 Κληρός (klerós)
bedeutet nämlich im Griechischen soviel wie lateinisch „sors“ (Los). Daher
werden derartige Menschen Kleriker genannt, d.h. durch das Los erwählte. Alle
hat nämlich Gott zu den Seinigen erwählt. Denn diese sind Herrscher, d.h. sol-
che, die über sich und andere in den Tugenden herrschen und so in Gott die
Herrschaft haben. Und dies bezeichnet die Krone auf ihrem Kopf.29 Diese Krone
haben sie von der Anordnung der Römischen Kirche her zum Zeichen der Herr-
schaft, die in Christus erwartet wird. Das Scheren des Kopfes ist das Ablegen
alles Zeitlichen. Jene nämlich sollen, zufrieden mit Nahrung und Kleidung und
ohne Eigentum untereinander, alles gemeinsam haben.

28
D.h. in heutiger Terminologie die Ordensleute.
29
D.h. in heutiger Terminologie die Ordensleute.

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34 Erster Teil: Grundfragen des Kirchenrechts

§. 1. Es gibt aber die andere Gattung von Christen, nämlich die Laien. Λαός
(laós) nämlich heißt Volk. Diesen ist es erlaubt, Zeitliches zu besitzen, aber nur
zum Gebrauch; denn nichts ist erbärmlicher, als um des Geldes willen Gott zu
verachten. Diesen ist es zugestanden zu heiraten, die Erde zu bebauen, unterei-
nander Richter zu sein, Prozesse zu führen, Opfergaben auf die Altäre zu legen,
den Zehnten zu zahlen, und so können sie zum Heil kommen, wenn sie die
Laster durch gute Taten meiden.

Die nach dem „Decretum Gratiani“ ergangenen päpstlichen Entscheidungen


(„Dekretalen“) wurden privat, z. T. auch offiziell gesammelt. Die wichtigsten
Sammlungen wurden später mit dem „Decretum Gratiani“ im „Corpus Iuris
Canonici“ zusammengefügt (diesen Titel trägt diese Sammlung von Cano-
nessammlungen ca. seit der Zeit des Konzils von Trient).30 Zum „Corpus Iuris
Canonici“ zählen die folgenden Sammlungen und sie werden wie folgt zitiert:

Titel traditionelle Zitierweise31 z.B. heutige Zitierweise

Decretum Pars I: c. 2 D. 20 (= capitulum 2, D. 20, c. 2


Gratiani (ca. Distinctio 20);
1141); Pars II: c. 7 C. XII q. 1 (= capitulum 7, C. 12 q. 1 c. 7
eigentlich: Causa XII, quaestio 1)
Concordia Pars III: c. 26 D. III de cons. (= capitu- D. 3 c. 26 de cons.
discordantium lum 26, Distinctio III de
Canonum consecratione)

Liber Extra (1234); c. 2 X de consuetudine I 4 X, 1, 4, 2


eigentlich: (= capitulum 2, Liber extra, Liber
Dekretalen I, Titulus 4 de consuetudine)
Gregors IX.

Liber Sextus c. 4 de regularibus, III, 14, in VIo VI, 3, 14, 4


(1298) (= capitulum 4, Liber III,
Titulus 14 de regularibus, in
[libro] sexto)

Clementinen c. 1 in Clem. I, 2 Clem. 1, 2, 1


(1314) (= capitulum 1, in Clementinis,
Liber I, Titulus 2)

30
Zum Corpus Iuris Canonici vgl. auch Christoph Link, Kirchliche Rechtsgeschichte, München
2017, 40–47.
3

31
Daneben finden sich in alten Schriften noch andere Zitationsweisen.

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§ 7 Das kodifizierte Recht der katholischen Kirche 35

Titel traditionelle Zitierweise31 z.B. heutige Zitierweise

Extravagantes c. 2, Extrav. Joann., de elect., 1 Extrav. Joann., 1, 2


Ioannis XXII. (= capitulum 2, Extravagantes
(1325/1500) Ioannis XXII., Titulus 1 de
electione et electi potestate)

Extravagantes c. 1, Extrav. comm., de maiorit. Extrav. comm., 1, 8,


communes I, 8 1
(1500/1503) (= capitulum 1, Extravagantes
communes, Liber I, Titulus 8
de maioritate et oboedientia)

Auch in der Folgezeit wurden weitere gesamt- und teilkirchliche Gesetze erlassen;
man denke nur an die Beschlüsse des Konzils von Trient! Es kam aber nicht mehr
zu so bedeutenden Rechtssammlungen, insbesondere nicht zu amtlichen Samm-
lungen.

§ 7 Das kodifizierte Recht der katholischen Kirche

A. Der Codex Iuris Canonici von 1917

Weiterführende Literatur: Stephan Kuttner, The Code of canon law in historical perspec-
tive, in: Jurist 27 (1967) 129–148; Winfried Aymans, Die Quellen des kanonischen Rechts
in der Kodifikation von 1917, in: IusC 15 (1975), Nr. 30, 79–95; Christoph Link, Kirchliche
Rechtsgeschichte, München 32017, 183–186.

1. Die Idee der Kodifikation


Eine Definition der Kodifikation kann lauten:

Kodifikation ist „die in einem Gesetzbuch erfolgende systematische, allge-


meine, ein ganzes Rechtsgebiet umfassende Ordnung von mit der Promul-
gation in Kraft gesetzten“32 Rechtssätzen.

Kodifikation ist ein Produkt der Aufklärung und des Absolutismus. Sie ist getra-
gen von den folgenden Gedanken:

32
Franz Kalde, Art. Kodifikation, in: LThK3 6 (1997) 166.

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36 Erster Teil: Grundfragen des Kirchenrechts

1. Logische Geschlossenheit des Gesetzbuches,


2. Überzeugung, jede gesetzgeberische Aufgabe durch die Vernunft lösen zu kön-
nen,
3. Grundgedanke des Positivismus: Alle Rechtssätze müssen in Form von gesatz-
tem Recht vorliegen, um Verbindlichkeit zu erlangen.

Vorteil einer Kodifikation ist ein hohes Maß an Rechtssicherheit. Eine Kodifika-
tion kann aber den Inhalt der Rechtsordnung nie vollständig wiedergeben.
Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts kam es im weltlichen Bereich zu großen
Kodifikationen, beginnend in Bayern. Unter Federführung des Freiherrn Wigu-
laeus Xaverius Aloysius von Kreittmayr wurden der Codex iuris Bavarici criminalis
(1751), der Codex iuris Bavarici judiciarii (1753) und der Codex Maximilianeus Ba-
varicus civilis (1756) erstellt und erlassen. Deutlich später erschienen Kodifikatio-
nen in anderen Staaten, z.B. das Allgemeine preußische Landrecht (1794) und das
österreichische Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch (1811). Der kirchliche Gesetz-
geber schloss sich dieser Entwicklung recht spät an.

2. Die Gründe für die Kodifikation des kanonischen Rechts


Hauptursache für die Kodifikation des Rechts der Lateinischen Kirche war v. a.
die Unübersichtlichkeit, aber auch die Antiquiertheit des kanonischen Rechts.
Schon bei der Vorbereitung des Ersten Vatikanischen Konzils (1869/1870) wurde
der Wunsch nach einer Sichtung und Klärung des kanonischen Rechts laut. Es
gab sehr verschiedene Vorschläge für die Reform des kanonischen Rechts, dar-
unter auch den Vorschlag, sich bei dieser Aufgabe an der Methode der neueren
staatlichen Gesetzgebung zu orientieren.
An der Diskussion nach dem vorzeitigen Ende des Ersten Vatikanums betei-
ligten sich auch die Kanonisten, die allerdings keineswegs einhellig für eine Ko-
difikation des Kirchenrechts waren. Andererseits gab es Kanonisten, die sogar
(Teil‑)Entwürfe eines kirchlichen Gesetzbuches erstellten, so z.B. den Eichstätter
Professor Joseph Hollweck, der im Jahr 1899 eine solche Vorarbeit zum kanoni-
schen Sanktionsrecht veröffentlichte.33 Die verschiedenen Privat-Entwürfe einer
Kodifikation gingen vom damals geltenden Recht aus. Die Verfasser beabsichtig-
ten nicht, „neues Recht“ zu schaffen. Neben Kanonisten, die klar für eine Kodifi-
kation des kanonischen Rechts votierten, gab es Kanonisten von Rang und Namen
(genannt sei nur der protestantische Jurist Emil Friedberg), die sich dagegen aus-
sprachen – vor allem deshalb, weil ihnen ein so großes Vorhaben schlicht un-
durchführbar zu sein schien.

33
Die kirchlichen Strafgesetze, Mainz 1899; zu diesem vgl. Klaus Zeller, Joseph Hollweck (1854–
1926), in: Philipp Thull (Hg.), 60 Porträts aus dem Kirchenrecht. Leben und Werk bedeutender
Kanonisten, St. Ottilien 2017, 365–375.

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§ 7 Das kodifizierte Recht der katholischen Kirche 37

3. Die Vorbereitung des Codex Iuris Canonici


Die Frage der Kodifikation des kanonischen Rechts verschwand auch nach dem
Ersten Vatikanischen Konzil nicht mehr aus der Diskussion. Die Anregungen, die
zum I. Vatikanum von den verschiedensten Gruppen des Episkopats gekommen
waren, veranlassten den Gesetzgeber zu ersten Versuchen einer Teilkodifikation.
So unternahm Papst Pius IX. (1846–1878) im Jahr 1869 eine Teilreform des ka-
nonischen Sanktionsrechts unter Anwendung des Kodifikationssystems. Ähnli-
ches tat in noch größerem Maße Papst Leo XIII. (1878–1903): 1897 Neuregelung
der Bücherzensur, 1900 Modernisierung des Sanktionsverfahrens usw. Leo XIII.
hielt sich jedoch für zu alt, um das Vorhaben der Kodifikation des gesamten ka-
nonischen Rechts zu beginnen.
Der entscheidende Schritt wurde daher erst von Papst Pius X. (1903–1914) un-
ternommen. Mit den Worten „Arduum sane munus“ („eine sehr schwierige Auf-
gabe“) begann sein Motu proprio vom 19. März 190434 mit dem der Papst – ent-
sprechend seinem Motto „omnia instaurare in Christo“ („alles in Christus
erneuern“) – die Notwendigkeit der Erneuerung des Kirchenrechts proklamierte.
Der Papst setzte eine Kardinalskommission zur Durchführung der Kodifikations-
arbeiten ein, der Pietro Kardinal Gasparri vorstand. Unterstützt wurde die Kom-
mission von Konsultoren und Mitarbeitern v. a. aus der Römischen Kurie und von
Päpstlichen Universitäten in Rom, aber auch aus der ganzen Welt, soweit es die
politischen Verhältnisse (v. a. während der Kriegszeit) zuließen.
Papst Pius X. erlebte die Fertigstellung dieses seines großen Werkes nicht
mehr, und so war es sein Nachfolger Benedikt XV. (1914–1922), der den Codex
Iuris Canonici am Pfingstsonntag des Jahres 1917 (27. Mai 1917), also noch vor
dem Ende des Weltkriegs promulgierte, d.h. als rechtsverbindlich veröffentlichte.
Am Pfingstsonntag des folgenden Jahres, dem 19. Mai 1918, trat der CIC in Kraft.

4. Charakteristika des CIC


Durch den Codex Iuris Canonici von 1917 wurde eine Reform des Kirchenrechts
im Wesentlichen in formaler Hinsicht beabsichtigt und durchgeführt. Reformen
im materiellen Sinn traten demgegenüber sehr in den Hintergrund. Hierbei ging
es vor allem um zweierlei:

1. um die Ausscheidung nicht mehr geltenden Rechtes,


2. um die Herbeiführung einer klaren Entscheidung bei Streitfragen.

Dieses Programm lässt klar die konservative Absicht der kodikarischen Gesetzge-
bung von 1917 in Bezug auf die materiell-rechtliche Seite erkennen. In der Um-
gestaltung der in Sammlungen vorliegenden Rechtssätze in die Gestalt eines

34
ASS 36 (1903–1904) 549–551.

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38 Erster Teil: Grundfragen des Kirchenrechts

Codex ist der Fortschritt zu erkennen, den der Codex Iuris Canonici von 1917
tatsächlich gebracht hat: eine entscheidende Erleichterung für die Beherrschung
der kirchlichen Gesetze.

B. Weiterentwicklung des Rechts der Lateinischen Kirche seit dem Zweiten


Vatikanischen Konzil

Immer wieder ist es in der Geschichte der Kirchenrechtsquellen zu Unübersicht-


lichkeit durch ungehindert wachsenden neuen Rechtsstoff gekommen, was je-
weils zu neuen Kirchenrechtssammlungen und schließlich zur Kodifikation des
kirchlichen Rechts zu Beginn des 20. Jahrhunderts geführt hatte. Um diese Ent-
wicklung für die Zukunft zu verhindern, setzte Papst Benedikt XV. in seinem
Motu proprio „Cum iuris canonici“ vom 15. September 191735 eine Kommission
zur authentischen Interpretation des CIC ein, die sich auch um die Einarbeitung
neuer gesetzlicher Regelungen in den CIC kümmern sollte. Zugleich wurde ver-
fügt, dass die Kardinalskongregationen ohne dringende Veranlassung keine neu-
en Gesetze erlassen, sondern sich im Regelfall auf „Instructiones“ (allgemeine
Verwaltungsverordnungen) beschränken sollten. Allerdings hat sich das päpstli-
che Gesetzesrecht trotz aller Vorsichtsmaßnahmen weiterentwickelt und ist in
vielen Fragen über den CIC hinausgegangen.

1. Die Entstehung des Codex Iuris Canonici von 1983


Heribert Schmitz, § 6 Codex Iuris Canonici, in: HdbKathKR3.
Weiterführende Literatur: Heribert Schmitz, Reform des kirchlichen Gesetzbuches
Codex Iuris Canonici 1963–1978. 15 Jahre Päpstliche CIC-Reformkommission, Trier 1979;
Georg May, Der CIC und die Entwicklung des Kirchenrechts bis 1974, in: Hubert Jedin
(Hg.), Handbuch der Kirchengeschichte, Bd. VII, Freiburg u.a. 1979, 152–179; Christoph
Link, Kirchliche Rechtsgeschichte, München 32017, 257–264; Yves Kingata, Benedikt XVI.
als kirchlicher Gesetzgeber. Ein Überblick über die legislative Tätigkeit des Papstes, in:
AfkKR 181 (2012) 487–512; Stephan Haering, Änderungen des Kirchenrechts unter Papst
Franziskus, in: Klerusblatt 99 (2019) 28–35.

„Gewiß ein wenig zitternd vor Bewegung, aber zugleich mit demütiger Entschlos-
senheit …“ – mit diesen Worten begann die Ansprache, mit der Johannes XXIII.
(1958–1963) in St. Paul vor den Mauern am 25. Januar 1959 drei große Vorhaben
seines Pontifikates ankündigte,36 nämlich

35
AAS 9 (1917) 483 f.
36
AAS 51 (1959) 65–69, hier 68 f.

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§ 7 Das kodifizierte Recht der katholischen Kirche 39

 eine Diözesansynode für die Diözese Rom – diese blieb von begrenzter Bedeu-
tung,
 ein Ökumenisches Konzil, nämlich das Zweite Vatikanische Konzil, das für die
weitere Geschichte der katholischen Kirche entscheidend wurde, und schließ-
lich
 die Reform des Kirchenrechts, wodurch die Arbeiten des Konzils „gekrönt“ wer-
den sollten.

Papst Johannes XXIII. hatte klar erkannt, dass ein aggiornamento (wörtlich: „Auf-
den-Tag-Bringen“), also eine Reform der Kirche notwendig war, die nicht nur eine
vertiefende theologische Neubesinnung über die Kirche bedeutete, sondern auch
konkrete rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen würde. Das Zweite Vatika-
num hat sich auf das Kirchenrecht ausgewirkt:

 ganz allgemein durch seine theologische Lehre, die Konsequenzen für das Recht
der Kirche nach sich ziehen musste,
 durch konkrete Anweisungen für das neu zu gestaltende Recht,
 gelegentlich durch den Erlass unmittelbar anwendbaren neuen Rechts.37

Die Reformarbeiten konnten natürlich erst nach dem Abschluss des Konzils be-
ginnen und lagen – ähnlich, wie es beim CIC von 1917 der Fall gewesen war – in
der Hand einer Kardinalskommission, die durch Fachleute aus der ganzen Welt-
kirche unterstützt wurde. Am 25. Januar 1983, 24 Jahre nach seiner Ankündigung,
wurde der revidierte Codex Iuris Canonici von Papst Johannes Paul II. (1978–2005)
promulgiert und trat am Ersten Advent desselben Jahres, dem 27. November 1983,
in Kraft.
In den Jahren nach der Promulgation ist es zunächst sehr behutsam, seit dem
Beginn des Pontifikats von Papst Franziskus jedoch zunehmend zu Fortschrei-
bungen des Gesetzbuches gekommen.38 Exemplarisch zu nennen sind hier vor
allem die großen Reformarbeiten zum kanonischen Verfahren für Ehenichtig-
keitserklärungen (Eheprozess)39 und zur Erneuerung des kirchlichen Sanktions-

37
Vgl. Winfried Aymans, Einführung [in das neue Gesetzbuch der Lateinischen Kirche] (= Arbeits-
hilfen 31), Bonn 1983, 7–28, hier 8.
38
Vgl. Yves Kingata, Gesetzgeber, 487–512; Stephan Haering, Änderungen, 28–35. Einen aktuellen
Überblick zu den Normen bietet https://www.kirchenrecht.theologie.uni-mainz.de/gesetzesaende-
rungen [Zugriff: 22.2.2022].
39
Franziskus, Motu proprio „Mitis Iudex Dominus Iesus“ vom 15.8.2015, in: AAS 107 (2015) 958–
967.970.

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40 Erster Teil: Grundfragen des Kirchenrechts

recht (Liber VI De Sanctionibus poenalibus in Ecclesia).40 Derzeit liegt die latei-


nisch-deutsche Fassung des Codex Iuris Canonici in ihrer 10. Auflage (2021) vor.41

2. Merkmale der Reformarbeit


Die Hauptaufgabe der Codexreform sollte darin bestehen, den CIC im Sinn der
Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils zu überarbeiten sowie die nach-
konziliare Gesetzgebung auf das Bewährte hin zu überprüfen und systematisch
einzuarbeiten. Entsprechend dem von Beginn an klaren Zusammenhang zwi-
schen Reform des Kirchenrechts und Zweitem Vatikanischem Konzil (Papst Jo-
hannes Paul II.: der CIC ist das „letzte Konzilsdokument“) ist die Lehre des Zwei-
ten Vatikanums als der Kontext anzusehen, aus dem heraus die Regelungen des
CIC/1983 zu interpretieren sind.42 Kennzeichnend für den revidierten CIC ist
daher vor allem, dass die Kirche als Communio aufgefasst wird.43 Tragendes Sub-
jekt der Rechtsordnung ist nicht mehr in erster Linie der Kleriker, sondern der
Christgläubige.

C. Die Kodifikation des Ostkirchenrechts

Richard Potz, § 7 Der Codex Canonum Ecclesiarum Orientalium, in: HdbKathKR3.

Bezüglich der Reform des kirchlichen Gesetzbuchs darf man nicht übersehen,
dass der CIC nicht das Gesetzbuch der Katholischen Kirche ist. Es handelt sich
vielmehr nur um das Gesetzbuch der Lateinischen Kirche. Daneben gibt es seit
1990 auch ein Gesetzbuch der katholischen orientalischen Kirchen. Die Kodifikati-
on des Ostkirchenrechts ist dadurch gekennzeichnet, dass zwei „Anläufe“ nötig
waren, um sie erfolgreich abschließen zu können. Wie es bei der Kodifikation des
Lateinischen Kirchenrechts der Fall war, so kam auch hinsichtlich des orientali-
schen Kirchenrechts der Kodifikations­gedanke im Rahmen der Vorbereitung zum
I. Vatikanum ins Gespräch. Doch wurde er erst deutlich später, nämlich zwölf
Jahre nach dem Abschluss der Lateinischen Kodifikation konkret in Angriff ge-
nommen. Im Jahr 1929 wurde die „Kardinalskommission für die Studien zur

40
Franziskus, Apostolische Konstitution „Pascite gregem Dei“ vom 23.5.2021, in: Comm 53 (2021)
9–12. Normentext: Ebd., 17–65.
41
Codex des Kanonischen Rechts. Lateinisch-deutsche Ausgabe mit Sachverzeichnis, Kevelaer 102021
(Stichtag: 30.9.2021). In diese Ausgabe sind folglich die Bestimmungen des Motu proprio „Com-
petentias quasdam decernere“ vom 11.2.2022 noch nicht aufgenommen.
42
Vgl. Ludger Müller, Codex und Konzil. Die Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils als Kontext
zur Interpretation kirchenrechtlicher Normen, in: AfkKR 169 (2000) 469–491.
43
Vgl. hierzu Winfried Aymans, Die Kirche im Codex. Ekklesiologische Aspekte des neu-en Gesetz-
buches der lateinischen Kirche, in: Ders., Kirchenrechtliche Beiträge zur Ekklesiologie, Berlin
1995, 41–64.

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§ 7 Das kodifizierte Recht der katholischen Kirche 41

Vorbereitung der orientalischen Kodifikation“ von Papst Pius XI. (1922–1939)


eingesetzt. Nachdem die Vorbereitungsstudien innerhalb eines Zeitraums von
sechs Jahren abgeschlossen worden waren, wurde am 17. Juli 1935 die „Päpstliche
Kommission zur Redaktion des ‚Codex Iuris Canonici Orientalis‘“ errichtet. Diese
Kommission hatte die Aufgabe, den Text der Canones festzulegen und die Redak-
tion des „Codex Iuris Canonici Orientalis“ durchzuführen. Papst Pius XII. (1929–
1958) hat von den 24 Titeln, aus denen der vollendete Entwurf des Codex Iuris
Canonici Orientalis bestand, Ende der 40er und Anfang der 50er Jahre des 20. Jahr-
hunderts zehn Titel, die besonders dringend erschienen, in vier Apostolischen
Schreiben Motu proprio promulgiert. Die übrigen Titel, die zum großen Teil auf
päpstlichen Auftrag hin schon zur Promulgation vorbereitet und gedruckt worden
waren, verblieben im Archiv der Kommission. Im Jahr 1958 starb Papst Pius XII.,
und von seinem Nachfolger Johannes XXIII. wurde im Januar 1959 das Zweite
Vatikanische Konzil angekündigt. Das änderte natürlich Vieles auch im Blick auf
die orientalische Kodifikation, aber erst im Jahr 1972 wurde die Kommission zur
Redaktion des CICO aufgelöst und die Päpstliche Kommission zur Revision des
Codex Iuris Canonici Orientalis eingerichtet.
Nach dem Ende des Zweiten Vatikanischen Konzils kam es zur Weiter­arbeit
an der Kodifikation des Ostkirchenrechts bzw. zu ihrer Revision. Im Oktober 1986
wurde ein Gesamtentwurf des „Codex des Kanonischen Orientalischen Rechts“
Papst Johannes Paul II. übergeben, der eine weitere Überprüfung des Entwurfs
anordnete. Am 28. Januar 1989 wurde der letzte Entwurf mit dem Titel „Codex
der Canones der Orientalischen Kirchen“ dem Papst mit der Bitte vorgelegt, ihn
zu promulgieren. Mit Unterstützung einiger Sachverständiger prüfte der Papst
den letzten Entwurf persönlich und ordnete seinen Druck an. Am 18. Oktober
1990 wurde der Codex Canonum Ecclesiarum Orientalium – so lautet der endgülti-
ge Titel des Gesetzbuchs – endlich promulgiert, am 1. Oktober 1991 trat er in
Rechtskraft. Der Codex Canonum Ecclesiarum Orientalium ist ein einheitliches Ge-
setzbuch für alle (ca. 20) katholischen Ostkirchen, die ein je eigenes theologisches,
liturgisches, spirituelles und disziplinäres Erbe haben.
Papst Johannes Paul II. hat wiederholt die beiden Gesetzbücher der katho­
lischen Kirche, also den CIC und den CCEO, als die beiden Lungenflügel bezeich-
net, mit denen die Kirche atmet. Die beiden Gesetzbücher gelten jedoch für zwei
recht unterschiedliche kirchliche Gebilde: Auf der einen Seite steht die große La-
teinische Kirche mit einer einheitlichen Tradition, auf der anderen Seite handelt
es sich um eine Vielfalt von kleineren Kirchen mit einer je eigenen liturgisch-
theologischen Tradition. Der CCEO ist so ein Zeichen dafür, dass Einheit in der
katholischen Kirche nicht identisch ist mit Uniformität – weder im Blick auf das
spirituelle Erbe noch im rechtlichen Sinn.
Auch hinsichtlich des CCEO ist es seit seiner Promulgation zu Normenverän-
derungen gekommen. Exemplarisch zu nennen sind hier das kanonische Verfah-

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42 Erster Teil: Grundfragen des Kirchenrechts

ren für Ehenichtigkeitserklärungen (Eheprozess)44 sowie die Normenangleichun-


gen zwi-schen CCEO und CIC.45

§ 8 Göttliches und menschliches Kirchenrecht

Aymans – Mörsdorf, KanR I, § 3 C (Lit.); Wilhelm Rees, § 9 Die Rechtsnormen, in: HdbKa-
thKR3.
Weiterführende Literatur: Thomas Meckel, Das ius divinum positivum – eine unver-
handelbare Kategorie des Kirchenrechts, in: Bernd Dennemarck – Heribert Hallermann
(Hg.), Von der Trennung zur Einheit. Das Bemühen um die Pius-Bruderschaft, Würzburg
2011, 265–314, bes. 272–314; Ludger Müller, Naturrecht und kanonisches Recht im
Wandel. Zur Diskussion über das Naturrecht in der katholischen Kirchenrechtswissen-
schaft heute, in: Werner Freistetter – Rudolf Weiler (Hg.), Mensch und Naturrecht in
Evolution, Wien – Graz 2008, 283–308.

A. Göttliches Recht

1. Wesen und Arten


Nach christlicher Überzeugung gründet alles Recht, weltliches wie kirchliches
Recht, letztlich in Gott. Dennoch werden einzelne Handlungsanweisungen aus-
drücklich als „göttliches Recht“ bezeichnet und so von jenem Recht unterschie-
den, das lediglich auf den menschlichen Gesetzgeber zurückgeht. Normen des
göttlichen Rechts gehören zum Zentrum der christlichen Lehre und sind in ihrem
Kernbestand dem Willen des menschlichen Gesetzgebers in der Kirche entzogen.
Als „göttliches Recht“ wird das positive göttliche Recht und das davon unterschie-
dene Naturrecht bezeichnet.

menschliches Kirchenrecht göttliches Recht (ius divinum)


(ius mere ecclesiasticum; ius
humanum) positives göttliches Recht Naturrecht
(Offenbarungsrecht, ius (ius [divinum] naturale)
divinum positivum)

 Positives göttliches Recht sind bestimmte in der Heiligen Schrift enthaltene Aus-
sagen bzw. bestimmte auf der Heiligen Schrift beruhende Grund­entscheidungen,
44
Franziskus, Motu proprio „Mitis et misericors Iudex“ vom 15.8.2015, in: AAS 107 (2015) 946–957.
45
Franziskus, Motu proprio „De concordia inter Codices“ vom 31.5.2016, in: AAS 108 (2016) 602–
606; Vgl. auch Ders., Motu proprio „Competentias quasdam decernere“ vom 11.2.2022, in: ORital
162 (2022), Nr. 37, 15.2.2022, 8.

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§ 8 Göttliches und menschliches Kirchenrecht 43

die in der Tradition der Kirche als bindende Weisungen mit dem Auftrag zu
ihrer konkreten vollen Verwirklichung verstanden worden sind und werden.
 Das Naturrecht, also Regelungen menschlichen Verhaltens, die sich aus der von
Gott geschaffenen46 Natur (v. a. des Menschen) und aus seiner Würde ergeben
(z.B. die Menschenrechte), ist ebenso Bestandteil des göttlichen Rechts.

Die Rechtssprache des CIC bringt göttliches Recht mit verschiedenen Worten zum
Ausdruck: „ius divinum“, „ius naturale“, „statuente Domino“ u.a.

2. Beispiele
Die Wesenseigenschaft der Unauflöslichkeit der Ehe ist nach herrschender Lehre
im göttlichen Recht verankert, und zwar im Naturrecht, weil sie sich aus der Natur
der Ehe (schlechthin), nicht nur der sakramentalen Ehe ergibt. Die Ehe als Ge-
meinschaft zwischen Mann und Frau, die zumindest auch auf die Zeugung und
die Erziehung von Nachkommenschaft ausgerichtet ist, fordert die Treue; die
nachteiligen Folgen von Scheidung und Untreue für die Kinder aus gescheiterten
Ehen liegen auf der Hand.
Der Jurisdiktionsprimat des Papstes ist ein Beispiel für positives göttliches Recht;
er basiert auf der Lehre der Kirche, wie sie sich schließlich in der dogmatischen
Konstitution des Ersten Vatikanischen Konzils „Pastor aeternus“ vom 18. Juli 1870
niedergeschlagen hat. Das Konzil hat ausgehend von Ansätzen in der neutestament-
lichen Lehre (bes. Mt 16, 16–19) und als Ergebnis der kirchlichen Tradition als un-
fehlbare Lehre vorgelegt, dass der Bischof von Rom, der Nachfolger des hl. Petrus,
„den Primat über den gesamten Erdkreis innehat“.47 Der päpstliche Primat meint
die höchste, volle, unmittelbare und universale Gewalt des Papstes (c. 311 CIC).

3. Konkretisierung in menschlichem Kirchenrecht


Wie an den genannten Beispielen abzulesen ist, ergeben sich aus dem göttlichen
Recht, sei es natürliches oder positives göttliches Recht, lediglich sehr allgemeine
normative Vorgaben. Die erste Aufgabe des menschlichen Gesetzgebers besteht
im Erkennen dessen, was göttliches Recht ist; sodann muss das so erkannte gött-
liche Recht in gesatztes Recht „gegossen“ werden, damit es praktisch angewendet
werden kann. Die Erkenntnis dessen, was göttliches Recht ist, und seine Konkreti-
sierung in menschlichem Kirchenrecht kann jedoch in der jeweiligen historischen
Situation der Kirche ggf. zu einer Wandlung der positivierten Gesetzeslage führen.
„In sich“ bleibt das göttliche Recht stets identisch, „für uns“ kann es anders er-
scheinen (vgl. die ähnliche Problematik der Dogmenentwicklung).

46
Deshalb die Bezeichnung als natürliches „göttliches“ Recht.
47
DenzH 3059; vgl. ebd. 3059–3064.

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44 Erster Teil: Grundfragen des Kirchenrechts

B. Menschliches Kirchenrecht

Weitaus der größte Teil des geltenden Kirchenrechts ist rein menschliches Recht.
Zu einem Teil besteht die Aufgabe menschlichen Kirchenrechts darin, das „ius
divinum“ zu konkretisieren und die notwendigen Regelungen zu bieten, damit
das göttliche Recht auch praktisch angewendet werden kann.
Wenn beispielsweise die Unauflöslichkeit der Ehe göttlichen Rechts ist, muss
durch menschliches Recht festgelegt werden, woran zu erkennen ist, dass eine
bestimmte Beziehung zwischen Mann und Frau als Ehe anzusehen und damit
unauflöslich ist; mit anderen Worten: Zur Durchsetzung des göttlich-rechtlichen
Anspruchs auf Unauflöslichkeit der Ehe ist ein Eheschließungsrecht erforderlich,
das aber rein menschliches Recht ist und daher für Wandlungen im Laufe der
Geschichte offensteht.
Wenn – ein anderes Beispiel – dem Bischof von Rom der Jurisdiktionsprimat
zukommt (göttliches Recht), muss durch eine Papstwahlordnung (rein mensch-
liches Recht) dafür gesorgt werden, dass ohne weiteres erkennbar ist, wer der
Nachfolger des heiligen Petrus, also der Papst ist.
Daneben gibt es aber durchaus auch Gesetze, die einfach nur etwas regeln, weil
es irgendeine Regelung geben muss. So sind beispielsweise die Normen des kirch-
lichen Vermögensrechts relativ weit entfernt vom Zentrum der kirchlichen Rechts-
ordnung und hängen z. T. nur noch mittelbar mit der verbindlichen Weisung
Christi zusammen.
Das heißt: Auch innerhalb des menschlichen Kirchenrechts gibt es ein quali-
tatives Gefälle je nach der Nähe zum göttlichen Recht. Für alles Recht in der Kir-
che aber gilt, dass es geeignet sein muss, der kirchlichen communio und damit der
Sendung der Kirche bestmöglich zu dienen.

C. Das Verhältnis von göttlichem und rein menschlichem Kirchenrecht

Alexander Hollerbach hat im Anschluss an seinen Lehrer Erik Wolf die „Funktion
des göttlichen Gesetzes im Verhältnis zum menschlichen Recht in der Kirche“ so
umschrieben, dass jenes das menschliche Kirchenrecht (1.) legitimiere, (2.) limi-
tiere und (3.) normiere.48

1. Das vom menschlichen Gesetzgeber gesetzte Recht findet zumindest letztlich


seinen Legitimationsgrund im Willen Jesu Christi.

48
Alexander Hollerbach, Göttliches und Menschliches in der Ordnung der Kirche, in: Mensch
und Recht. FS Erik Wolf (70), 212–235, hier 225 f.

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time my psychic counselor told me—Widgie, I'm going to put you
away in a nice little urn—that the bombs are going to miss New
Angeles and fall on Old. That's why George is jetting me to the
mountains. Others drink to still their fears. I do something about it—
too."
"You mean you're going away from the studio?" Vera-Ellen demanded
incredulously while Ellenby mumbled "Bombs?" through a mouthful of
sandwich.
"Of course," Rickie nodded. "Don't you know? Russia's touched a
match to the Hot Truce. You charming gentlemen should keep up with
these things."
"You see, I told you!" Madson said to Ellenby. "One more victory for
science!"
"Miss Vickson, we better be getting on," the chauffeur interrupted,
speaking for the first time. His voice was drunkenly thick. "We aren't
out of the fusion fringe by a long shot and I don't like the looks of this
place."
Rickie ignored him. Ellenby asked, "Was the news about Russia
telefaxed?"
"Of course not." Rickie's smile was scornful. "They never tell the real
truth these days. But they said to get out of our houses, and what
else could that mean?"
"Miss Vickson, we better—" George began again.
"Quiet, George," Rickie ordered.
George groaned faintly, shrugged his shoulders, and reached out an
arm to her without looking. Rickie handed him a red, limp plastic
bottle. Just as he was putting it to his lips, he jerked as if stung,
vaulted into the car, and began to stamp and punch at the controls.
With a mighty pouf the jet took hold. Ellenby skittered away from the
hot blast. The Lunar '69 jumped forward.
Things hissed and snicked through the air. From nowhere, men
began to appear. With a great lurch the car gained the road, roared
toward the bridge. Vera-Ellen jumped up as if to get out, then was
thrown back into the tonneau. Rickie lunged forward across the seat
to save the red bottle. Her four-foot hat leaped upward, hesitated, and
then spun off like a flying saucer.

A man rose from the wheat near the bridge. As the car jounced
across it, he leveled a rapid-fire weapon. But just as he got it trained
on the car, Rickie's hat landed on him. He went over backwards, firing
at the sky.
Madson and Ellenby looked around in bewilderment. There must
have been a dozen men. As they stared, another bunch came
hurrying down the ruined lawn from the house on the hill.
The man by the bridge got up, went over to Rickie's hat and stamped
on it.
Madson and Ellenby jumped as the sky-climbing missiles from his
gun pattered down around them. When they looked around again, the
men from the house on the hill were closing in.
Their leader was about five feet tall, but thick. His head had been
formed in a bullet mold, his features looked drop-forged.
"I'm Harvey," he told them blankly. "What you got?"
Harvey's people wore everything from evening dress to shorts. There
were even two women (who drifted toward Harvey) one in a gold
kimono, the other in an off-the-bosom frock of filthy white lace.
Everybody was armed.
"What you got?" Harvey repeated sharply. "I know you're loaded, I
saw you talking with that rich-witch in the jet." He looked them over
and grabbed at Madson's side pocket. "Books, huh?" he said like a
hangman, dangling the Keats by a stray page. Then he turned to
Ellenby. "Come on, Skinny," he said, "shell out."
When Ellenby hesitated, two of Harvey's men grabbed him, dumped
him, and passed the contents of his pockets to their chief. When the
spectroscope turned up, Harvey grinned. The eyes of his people
twinkled in anticipation.
"Science gadget, huh?" he said. "Folks, there's been too much
science in the world and too many words. Any minute now, more
bombs are gonna fall. I do my humble bit to help 'em. I'm a great little
junkman." He let the brass tube fall to the ground and lifted his foot.
"Blow it a good-bye kiss, Skinny."
"Wait," Madson said abruptly, taking a step toward Harvey. "Don't do
it." Then the poet's eyes grew wide and alarmed, as if he hadn't
known he was going to say it.
Breaths sucked in around them. Harvey's turret head slowly turned
toward Madson, its expression seemingly vacuous. "Why not?"
Harvey whispered.
"Don't pay any attention to my friend," Ellenby interjected rapidly. "He
just said that on account of me. Actually he hates science as much as
you do. Don't—"
"Shaddup!" Harvey roared. Then his voice instantly went low again.
"Ain't nobody hates science more'n me, but ain't nobody tells me so.
Shoulda kept your mouth shut, Skinny. Now there's gonna be more'n
gadgets stomped, more'n books tore."

Silence came except for the faint sucks of breath, the faint scuffle of
shoes on grit as Harvey's people slowly moved in. Ellenby stood
helplessly, yet at the same time he felt a widening and intensification
of his sensory powers. He was aware of the delicately lace-edged
tree shadows cast from the hill ahead by the westering sun. At the
other limit of his vision the copter no longer trailed its green
caterpillar; for some reason it was buzzing closer along the road. At
the same time he was conscious with a feverish clarity of the page by
which Harvey dangled the Keats, and without reading the words he
saw the lines:

Beauty is truth, truth beauty—that is all


Ye know on earth, and all ye need to know.

Suddenly the slowly advancing faces seemed to freeze and Ellenby


was aware of something spectral and ominous about the yellowing
sunlight and the whole acid-etched scene around him. It was
something more than the physical threat to him and Madson—it was
something that seemed to well up menacingly from the ground under
his feet.
There was a sudden faint thunder and even as something inside
Ellenby said, "That isn't it, that isn't what the sky's waiting for," he saw
the chrome muzzle of the Lunar '69 bulleting toward them across the
bridge with Vera-Ellen's violet mop above the wheel.
But even as the braking blasts gouted out redly from under the hood
and the car crunched toward a stop in their midst, even as Harvey's
people broke to either side and pistols popped with queerly toylike
reports, the thunder multiplied until it was impossible that the Lunar
'69 was causing it, until it was like the thunder of a thousand invisible
jets crushing the air around them. The sky shifted, rocked. The road
shook. There came a shock that numbed Ellenby's feet and sent
everyone around him reeling, and a pounding, smashing sound that
made any remembered noise seem puny.
The Lunar '69, which had stopped a dozen feet from Ellenby, was
pitching and tossing like a silver ship in a storm. Vera-Ellen was
gripping the steering wheel with one hand and motioning to him
frantically with the other. In the seat beyond her Rickie Vickson was
jouncing as if in a merry-go-round chariot.
Ellenby lurched as a hand clutched his shoulder and a staggering
Madson howled in his ear through the tumult, "Now you've got your
rotten bombs!" Between him and the car Harvey's bullet head reared
up and as suddenly dropped away. Looking down, Ellenby saw that a
chasm four feet wide had split the road between him and the car. Its
walls were raw, smoking earth and rock. Down it Ellenby saw
vanishing, in one frozen moment, Harvey and the Keats and the little
brass spectroscope.
Then Ellenby realized he had grabbed Madson by the shoulder and
thrown the two of them forward and shouted "Jump!" For a moment
the chasm gaped beneath them and a white little face stared upward.
Then the chasm closed with a giant crunch and Ellenby's hand
caught the side of the heaving car and he pitched into the back seat.
Through the diminishing thunder and shaking there came the toy roar
of the car's jet and a new movement tipped him backward and he was
looking toward the hill and it was getting bigger. He tried to put his
feet down and felt something bulk under them. For a moment he
thought it was Madson, but Madson was beside him on the seat, and
then he saw it was George. He looked up and Rickie Vickson was
watching him from where she was crouched in the front seat, her
eyes without the teleglasses looking as foxy as Widgie's, whom she
was holding close to her wrinkle-etched cheek.
"Vera-Ellen had to conk him," she explained, her gaze dipping to
George. "The bum tried to betray us."
The pitching of the car had given way to a steady forward lunge.
Ellenby nodded dully at Rickie and hitched himself around and looked
back.
Harvey's people were scattering like ants through a dust cloud rising
from the road.
The house on the hill still stood, though there were more and larger
cracks in it and a nimbus of whiter dust around it.
By the bridge the copter had crashed and was flaming brightly. A tiny
figure was running away from it.

Ellenby's face slowly lightened with understanding.


"We were on the San Andreas Rift," he said softly. "Madson, that
wasn't the bombs at all. That wasn't Technology or Man." A smile
trembled on his lips. "That was Nature. An earthquake."
Madson was the first to comment. "All right," he said, "it was Nature—
Nature showing her disgust for Man."
"An idea like that is the sheerest animism," Ellenby reacted
automatically. "Now if you try analyzing—"
"Analyzing!" Madson snorted with a touch of the old fire. "You
scientists are always—"
"Whoa, boys," Rickie Vickson interrupted. "If it hadn't been for that
little quake to confuse things, Vera-Ellen couldn't have snatched you
out no matter how pretty she tried. And I'm in no mood for arguments
now. I'm not the arty type and all the science I know is what my
psychic counselor tells me. Widgie, quit pounding your heart; it's all
over now."
Ellenby touched her arm. "Do I understand," he asked, "that Vera-
Ellen made you turn back just to save us?"
"Of course not," Rickie assured him. "Her father and his pals tried to
stop us a couple of miles back. They'd been radioed by a farmer in a
copter and had the road blocked. George wanted to hand you all over
to Vera-Ellen's father, but we conked George—he's such a weakling
—and got away. Picking you up was an afterthought."
Vera-Ellen flashed a wicked smile over her shoulder.
Ellenby realized he was feeling vastly contented. He started to lift his
feet off George, then settled them more comfortably. He looked at the
violet-topped new chauffeur handling the Lunar as if she'd never done
anything else, and she picked that moment to flash him another half
friendly, half insulting grin. He nudged Madson and said, "We'll
continue our argument later—all our argument." Madson looked at
him sharply and almost grinned too. Ellenby wondered idly what jobs
they had for poets and physicists in 3D and handie studios.
Rickie Vickson's eyes widened. "Say," she said, "if they were just
warning us about that little old earthquake, then Old Angeles isn't
radioactive—I mean any more radioactive than it's ever been."
"Oh boy," Vera-Ellen crowed as the car topped the hill and the blue
spires came back in sight, "New Angeles, here we come."
*** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK FRIENDS AND
ENEMIES ***

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