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Quantenmechanik Band 1

Pfadintegralformulierung und
Operatorformalismus Hugo Reinhardt
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Quantenmechanik Band 2 Pfadintegralformulierung und


Operatorformalismus Hugo Reinhardt

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Schwingungen und Wellen Ulrich Hahn

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Quantenmechanik 1
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Hugo Reinhardt

Quantenmechanik 1

|
Pfadintegralformulierung und Operatorformalismus

2. Auflage
Author
Prof. Dr. Hugo Reinhardt
Eberhard-Karls-Universität
Inst. für theoretische Physik
Auf der Morgenstelle 14
72076 Tübingen

ISBN 978-3-11-058595-7
e-ISBN (PDF) 978-3-11-058602-2
e-ISBN (EPUB) 978-3-11-058647-3

Library of Congress Control Number: 2018952440

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek


Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen
Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
http://dnb.dnb.de abrufbar.

© 2019 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston


Einbandabbildung: Studio-Pro / DigitalVision Vectors / Getty Images
Satz: le-tex publishing services GmbH, Leipzig
Druck und Bindung: CPI books GmbH, Leck

www.degruyter.com
|
Meiner Mutter
Vorwort zur 2. Auflage
Die zweite Auflage wurde an vielen Stellen überarbeitet. Das ursprünglich einleitende
Kapitel mit den historischen Experimenten zum Nachweis der Quantennatur der Ma­
terie wurde aus dem Band 1 entfernt. Diese Experimente zeigen zwar das Versagen der
klassischen Mechanik im atomaren Bereich, sind aber für ein erstes Verständnis der
Quantenmechanik nicht notwendig. Sie sind jetzt im Band 2 eingearbeitet, da sie sich
dort thematisch besser einfügen und sich der Leser bereits die theoretischen Grundla­
gen zum Verständnis dieser Experimente erworben hat. Im letzten Kapitel (Geladenes
Teilchen im elektromagnetischen Feld) wurde ein neuer Abschnitt zur Rolle des Eich­
potenzials in der Quantenmechanik aufgenommen. Druckfehler, die sich in die erste
Auflage eingeschlichen hatten, wurden ebenfalls korrigiert.
Das Layout wurde komplett überarbeitet und an die neuen Vorgaben des Verlages
angepasst. Wichtige Gleichungen sind eingerahmt, wichtige Aussagen farbig hinter­
legt und bei besonderer Bedeutung zusätzlich mit dem Icon versehen. Beweise
sind durch ein , Kommentare durch ein gekennzeichnet.

Tübingen, im Mai 2018


Hugo Reinhardt

https://doi.org/10.1515/9783110586022-201
Vorwort zur 1. Auflage
Das Buch gibt eine moderne Einführung in die Quantentheorie. Ausgehend vom Ex­
periment werden die Grundlagen der Quantentheorie mittels des Feynman’schen
Funktionalintegral-Zuganges entwickelt. Aus dem fundamentalen Prinzip der Quan­
tenmechanik, dem Prinzip der interferierenden Alternativen, wird die Schrödinger-
Gleichung „abgeleitet“. Daran anschließend wird die mehr traditionelle Operatorfor­
mulierung der Quantenmechanik entwickelt, wobei von Zeit zu Zeit immer wieder auf
den Funktionalintegral-Zugang zurückgegriffen wird, um dessen Eleganz und Vorzüge
zu demonstrieren. Der konzeptionelle Vorteil dieses Zuganges besteht darin, dass die
Grundgleichung der Quantentheorie, die Schrödinger-Gleichung, nicht „vom Himmel
fällt“, sondern sich zwangsläufig aus dem Prinzip der interferierenden Alternativen
ergibt. Der Funktionalintegral-Zugang hat jedoch nicht nur konzeptionelle Vorteile,
er erleichtert auch gleichzeitig den späteren Einstieg in die Quantenfeldtheorie, wo
er unumgänglich ist.
Neben dem traditionellen Stoff, der üblicherweise in einen Quantenmechanik-
Kurs eingeht, gibt das Buch, insbesondere der Band 2, bereits eine Einführung in Ba­
siskonzepte der Quantenfeldtheorie wie z. B. die Methode der zweiten Quantisierung.
Darüber hinaus sind einige modernere Entwicklungen in dieses Buch eingeschlos­
sen, die üblicherweise noch nicht Gegenstand von Lehrbüchern sind wie z. B. der
Zusammenhang zwischen Spin und Geometrie oder die sogenannte Berry-Phase, die
den Bohm-Aharanov-Effekt in einen allgemeineren Kontext stellt und gleichzeitig das
quantenmechanische Analogon der Wess-Zumino-Witten-Wirkung aus der Quanten­
feldtheorie repräsentiert. Die entsprechenden Kapitel sind mit einem Stern (*) verse­
hen und können bei einer ersten Berührung mit der Quantenmechanik übergangen
werden. Sie sind für das Verständnis der übrigen Kapitel nicht erforderlich, gewähren
jedoch einen tieferen Einblick in die Wesenszüge der Quantentheorie.
Das vorliegende Buch ist aus Vorlesungen entstanden, die der Autor an der TU
Dresden und vor allem an der Universität Tübingen gehalten hat. Das Buch wurde zu­
nächst als Vorlesungsskript an die Zuhörer der Vorlesung ausgegeben. Die vielfältigen
Rückfragen, Anregungen und Kommentare seitens der Studenten haben kontinuier­
lich zur Vervollständigung und Verbesserung des Skriptes beigetragen. Schließlich
hat ihre positive Resonanz mich ermutigt, das Skript als Buch zu veröffentlichen.
Allen Studenten, die mit ihren Anregungen und konstruktiver Kritik zur Verbesse­
rung dieses Buches beigetragen haben, sei an dieser Stelle gedankt, auch wenn es
unmöglich ist, sie alle namentlich zu erwähnen. Unerwähnt bleiben sollen allerdings
nicht Herr Stefan Haag, der große Teile des Skriptes aus der Sicht eines Studenten
auf Verständlichkeit gelesen hat und zur Vereinheitlichung der Notation beigetragen
hat, Herr Dr. Davide Campagnari, der einen großen Teil der Abbildungen angefer­
tigt hat, sowie meine Sekretärin, Frau Ingrid Estiry, die in mühevoller Kleinarbeit
das LATEX-Manuskript inklusive Abbildungen erstellt hat. Ihnen sei allen herzlich für

https://doi.org/10.1515/9783110586022-202
VIII | Vorwort zur 1. Auflage

ihre Mühen und ihr Engagement gedankt. Mein ganz besonderer Dank gilt Herrn
Priv.-Doz. Dr. Markus Quandt, der das gesamte Manuskript im Endstadium gelesen
hat und zahlreiche wertvolle Hinweise bzw. Verbesserungsvorschläge gegeben hat.
Schließlich danke ich dem Verlag für die angenehme Zusammenarbeit.

Tübingen, im März 2012


Hugo Reinhardt
Inhalt
Vorwort zur 2. Auflage | VI

Vorwort zur 1. Auflage | VII

1 Teilchen-Welle-Dualismus | 1
1.1 Klassische Teilchen | 1
1.2 Wasserwellen | 2
1.3 Lichtwellen | 3
1.4 Elektronen | 5

2 Der Einfluss der Messung | 8


2.1 Experiment zur Bestimmung des vom Elektron passierten Spalts | 8
2.2 Die Problematik des Messprozesses in der Quantenmechanik | 10
2.3 Alternativen und Unschärferelation | 12

3 Die Wahrscheinlichkeitsamplitude | 16
3.1 Die Struktur der Wahrscheinlichkeitsamplitude | 16
3.2 Der Zerlegungssatz | 20
3.3 Vergleich mit der klassischen Mechanik | 24
3.4 Die explizite Form der Übergangsamplitude | 25
3.5 Phasenraumdarstellung des Propagators | 30
3.6 Der Propagator eines freien Teilchens | 32
3.7 Energiedarstellung des Propagators | 35
3.8 Der Propagator einer Punktmasse in drei Dimensionen | 36

4 Die Wellenfunktion | 38
4.1 Wellenfunktion und Übergangsamplitude | 38
4.2 Die Wellenfunktion des freien Teilchens | 40
4.3 Wellenpakete | 43
4.4 Materiewellen | 46
4.5 Erwartungswerte und Unschärfe | 49
4.6 Der Impulsraum | 51
4.7 Messgrößen als Operatoren | 54

5 Der klassische Grenzfall | 57


5.1 Die stationäre Phasenapproximation | 57
5.2 Asymptotische Darstellung der δ-Funktion | 62
5.3 Der klassische Grenzwert des Propagators | 64
X | Inhalt

5.4 Die Bohr-Sommerfeld’sche Quantisierungsbedingung | 70


5.5 Die Wellenfunktion im klassisch verbotenen Bereich | 76
5.6 Beweis der Poisson-Formel | 78

6 Unendlich große Potenzialsprünge | 81


6.1 Die unendlich hohe Potenzialkante | 81
6.1.1 Der Propagator bei Anwesenheit einer unendlich hohen
Potenzialwand | 82
6.1.2 Interpretation des Propagators: die Spiegelladungsmethode | 86
6.2 Der unendlich hohe Potenzialtopf | 89
6.2.1 Bestimmung des Propagators mittels der
Spiegelladungsmethode | 89
6.2.2 Physikalische Interpretation des Propagators:
Energieeigenzustände | 94

7 Die Schrödinger-Gleichung | 96
7.1 Die zeitabhängige Schrödinger-Gleichung | 96
7.2 Stationäre Lösungen der Schrödinger-Gleichung | 101
7.3 Das Ehrenfest-Theorem | 102
7.3.1 Die Zeitentwicklung von Erwartungswerten | 102
7.3.2 Beispiele | 104
7.3.3 Analogie zur klassischen Mechanik | 106
7.3.4 Der quantenmechanische Virialsatz | 108
7.4 Die Schrödinger-Gleichung als Euler-Lagrange-Gleichung | 110
7.5 Die Kontinuitätsgleichung: Teilchendichte und Stromdichte | 112
7.6 Grenzflächenverhalten der Wellenfunktion | 115
7.6.1 Motivation von Potenzialsprüngen | 116
7.6.2 Verhalten der Wellenfunktion an Potenzialsprüngen | 117
7.6.3 Grenzflächenverhalten der Wellenfunktion in drei Dimensionen | 121

8 Die eindimensionale stationäre Schrödinger-Gleichung | 127


8.1 Qualitative Diskussion der Wellenfunktion: gebundene
Zustände | 127
8.2 Die Wellenfunktion in Abhängigkeit von der Energie | 131
8.3 Strenge Eigenschaften der eindimensionalen
Schrödinger-Gleichung | 133
8.4 Symmetrische Potenziale: die Parität | 138
8.5 Der unendlich hohe Potenzialtopf | 139
8.6 Das δ-Potenzial | 144
Inhalt | XI

9 Eindimensionale Streuprobleme | 147


9.1 Streuung an einer Potenzialstufe | 147
9.1.1 Streuzustände | 148
9.1.2 Transmission und Reflexion | 152
9.1.3 Teilchenenergie unterhalb der Potenzialschwelle | 155
9.2 Streuung am Potenzialtopf | 159
9.2.1 Streuzustände | 160
9.2.2 Resonanzen | 163
9.3 Gebundene Zustände im endlichen Potenzialtopf | 165
9.3.1 Transmissionskoeffizienten für gebundene Zustände | 165
9.3.2 Die gebundenen Zustände des endlichen Potenzialtopfes | 166
9.4 Die Potenzialbarriere | 171
9.4.1 Quantentunnelung durch die Potenzialbarriere | 173
9.4.2 Interpretation der Quantentunnelung mittels der
Unschärferelation | 175
9.4.3 Große Potenzialbarrieren | 176
9.4.4 Kontinuierliche Potenzialberge | 177
9.4.5 Allgemeine Form des Transmissionskoeffizienten | 179
9.5 Pfadintegralberechnung des Transmissionskoeffizienten | 181
9.6 Feldemission von Elektronen | 184

10 Mathematische Grundlagen der Quantenmechanik | 189


10.1 Der Hilbert-Raum | 190
10.2 Operatoren im Hilbert-Raum | 199
10.3 Matrixdarstellung linearer Operatoren | 206
10.4 Die Dirac-Notation | 208
10.5 Eigenschaften hermitescher Operatoren | 215
10.6 Projektionsoperatoren | 221
10.7 Das Tensorprodukt | 223

11 Axiomatische Quantenmechanik | 226


11.1 Grundpostulate der Quantenmechanik | 227
11.2 Verträglichkeit von Observablen | 230
11.3 Präparation eines Quantensystems | 234
11.4 Allgemeine Unschärferelation | 235
11.5 Minimum der Unschärfe | 238

12 Der harmonische Oszillator | 240


12.1 Pfadintegralbehandlung des harmonischen Oszillators | 241
12.2 Der Quantenoszillator | 247
12.3 Algebraische Diagonalisierung des Hamilton-Operators | 248
12.4 Der Besetzungszahloperator | 250
XII | Inhalt

12.5 Das Spektrum des harmonischen Oszillators | 253


12.6 Unschärferelation | 255
12.7 Besetzungszahldarstellung | 256
12.8 Ortsdarstellung der Energieeigenfunktionen:
Die Hermite-Polynome | 257
12.9 Der dreidimensionale harmonische Oszillator | 262
12.10 Das unendlich schwere Teilchen | 265
12.11 Kohärente Zustände | 267

13 Periodische Potenziale: das Bändermodell des Festkörpers | 273


13.1 Der Translationsoperator | 274
13.2 Das Bloch’sche Theorem | 275
13.3 Qualitative Beschreibung der Energiebänder | 278
13.4 Strenge quantenmechanische Behandlung
des periodischen Potenzials | 283
13.4.1 Periodische Randbedingungen | 283
13.4.2 Bestimmung der Energieeigenzustände | 284
13.4.3 Energiebänder | 286
13.4.4 Metalle, Isolatoren und Halbleiter | 290

14 Drehimpuls und Spin (Heuristische Behandlung) | 293


14.1 Einführung | 293
14.2 Geometrische Interpretation von Drehimpuls und Spin | 297
14.3 Physikalische Konsequenzen des geometrischen Bildes
vom Drehimpuls | 301

15 Der Drehimpuls | 303


15.1 Einführung | 303
15.2 Die Eigenwerte des Drehimpulses | 307
15.3 Geometrische Interpretation des Drehimpulses | 313
15.4 Matrixdarstellung | 315
15.5 Die Eigenfunktionen des Drehimpulses im Ortsraum | 318
15.5.1 Der Drehimpulsoperator in Kugelkoordinaten | 319
15.5.2 Konstruktion der Drehimpulseigenfunktionen | 321
15.6 Zusammenhang mit den Legendre-Funktionen | 327
15.7 Vektoraddition von Drehimpulsen | 329
15.8 Explizite Konstruktion der gekoppelten
Drehimpulseigenzustände | 332

16 Axialsymmetrische Potenziale | 335


16.1 Die kinetische Energie in Zylinderkoordinaten | 335
16.2 Die Schrödinger-Gleichung für axialsymmetrische Potenziale | 336
Inhalt | XIII

16.3 Die Zylinderfunktionen | 338


16.4 Die zylindrische Box | 342
16.5 Der zweidimensionale rotationssymmetrische Oszillator | 343
16.5.1 Algebraische Diagonalisierung des Hamilton-Operators | 344
16.5.2 Analytische Lösung der Schrödinger-Gleichung | 346

17 Kugelsymmetrische Potenziale (Zentralpotenziale) | 352


17.1 Die kinetische Energie in Kugelkoordinaten | 352
17.2 Kugelsymmetrische Potenziale | 355
17.3 Bindungszustände: Grenzverhalten der Radialfunktion | 357
17.4 Radialwellenfunktion des freien Teilchens | 359
17.4.1 Die sphärischen Bessel-Funktionen | 360
17.4.2 Entwicklung der ebenen Wellen nach Kugelfunktionen | 367
17.4.3 Kugelwellen | 369
17.5 Die sphärische Box | 370
17.6 Der dreidimensionale isotrope harmonische Oszillator | 373
17.6.1 Lösung der Radialgleichung | 374
17.6.2 Energiespektrum | 377
17.6.3 Wellenfunktionen | 379

18 Das Wasserstoffatom | 382


18.1 Das Zweikörperproblem: Separation in Schwerpunkts-
und Relativbewegung | 383
18.2 Qualitative Beschreibung | 385
18.3 Lösung der Schrödinger-Gleichung | 388
18.4 Spektrum des Wasserstoffatoms | 391
18.5 Die Wellenfunktionen | 394
18.6 Algebraische Bestimmung des Wasserstoffspektrums | 398
18.6.1 Der Runge-Lenz-Vektor | 398
18.6.2 Verallgemeinerte Drehimpulsalgebra und Energieeigenwerte | 402
18.7 Warum das Coulomb-Problem exakt lösbar ist | 407
18.7.1 Einbettung des ℝ3 in den vierdimensionalen Raum | 407
18.7.2 Transformation der Schrödinger-Gleichung | 411

19 Algebraischer Zugang zur Quantenmechanik | 416


19.1 Bestimmung des Spektrums | 416
19.2 Beziehung zur Schrödinger-Gleichung | 423
19.3 Algebraische Lösung der Schrödinger-Gleichung | 428
19.3.1 Der harmonische Oszillator | 429
19.3.2 Reflexionsfreie Potenziale | 430
19.4 Algebraische Bestimmung des Wasserstoffspektrums | 432
XIV | Inhalt

20 Störungstheorie | 436
20.1 Stationäre Störungstheorie | 437
20.2 Störungstheorie für zwei dicht benachbarte Niveaus | 441
20.3 Anwendung der Störungstheorie: Grundzustandsenergie
des Heliumatoms | 444

21 Das Ritz’sche Variationsverfahren | 448


21.1 Variationsverfahren zur Berechnung der Energieeigenzustände | 448
21.2 Beispiele zum Ritz’schen Variationsverfahren | 451
21.2.1 Der harmonische Oszillator | 451
21.2.2 Der Grundzustand des Wasserstoffatoms | 454
21.2.3 Variationsabschätzung der Helium-Grundzustandsenergie | 455
21.3 Allgemeines Variationsprinzip | 458

22 Geladenes Teilchen im elektromagnetischen Feld | 462


22.1 Klassische Ladungen im äußeren elektromagnetischen Feld | 462
22.2 Quantenmechanische Ladungen im äußeren elektromagnetischen
Feld | 466
22.2.1 Hamilton-Operator der Punktladung | 467
22.2.2 Eichinvarianz | 470
22.3 Ladung im homogenen Magnetfeld | 471
22.3.1 Der Zeeman-Effekt | 474
22.4 Die Landau-Niveaus | 476
22.4.1 Eichinvariante Diagonalisierung des Hamiltonian | 477
22.4.2 Diagonalisierung des Hamiltonian in der Coulomb-Eichung | 479
22.4.3 Ausdehnung und Besetzung der Landau-Niveaus | 485
22.5 Zur Rolle des Eichpotenzials in der Quantenmechanik | 487
22.6 Ableitung des Hamilton-Operators einer Punktladung | 490

A Die Dirac’sche δ-Funktion | 495


A.1 Definition und Realisierungen | 495
A.2 Eigenschaften | 497
A.3 Ableitung, Stammfunktion und Hauptwert | 501
A.4 Mehrdimensionale δ-Funktion | 504

B Gauß-Integrale | 505

C Funktionen von Operatoren | 509


C.1 Definition | 509
C.2 Variation | 510
C.3 Nützliche Operatoridentitäten | 512
C.4 Die Green’sche Funktion des Laplace-Operators im ℝn | 514
Inhalt | XV

D Basiselemente der Variationsrechnung | 518


D.1 Definition von Funktionalen und ihren Variationsableitungen | 518
D.2 Regeln der Variationsableitung | 522
D.3 Funktional über einen Hilbert-Raum | 524

Stichwortverzeichnis | 527
1 Teilchen-Welle-Dualismus
Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts wurde eine Reihe von qualitativ neu­
en Experimenten durchgeführt, deren Ergebnisse sich nicht mehr im Rahmen der bis
dahin bekannten klassischen Physik erklären ließen. Die Analyse dieser Experimente
zeigte, dass Licht und Elektronen sich in gewissen Experimenten wie Wellen, in ande­
ren wie Teilchen verhalten. Dieser im Rahmen der klassischen Physik bestehende Wi­
derspruch wurde 1926/27 durch die Quantenmechanik aufgelöst. Diese neue Theorie
zeigte, dass in Experimenten im atomaren Bereich prinzipiell nicht alle aus der klas­
sischen Physik bekannten Größen gleichzeitig exakt bestimmbar bzw. vorhersagbar
sind, sondern dass nur Wahrscheinlichkeitsaussagen möglich sind. Darüber hinaus
zeigte es sich, dass Wahrscheinlichkeiten in der Quantenmechanik anders summiert
werden müssen als in der klassischen Mechanik. Die Gesetze der Quantenmechanik
gehen jedoch in die der klassischen Physik über, wenn die betrachteten Objekte ma­
kroskopische Größe erlangen. Als Geburtsstunde der Quantenmechanik wird i. A. die
Entdeckung der Planck’schen Strahlungsformel im Jahre 1900 angesehen.
Im Folgenden wollen wir einige Experimente analysieren, die den wesentlichen
Unterschied zwischen Teilchen und Wellen verdeutlichen.

1.1 Klassische Teilchen

Mit einer Schrotflinte schießen wir auf eine Wand mit zwei Spalten, die wir mit 1 und
2 bezeichnen. Hinter der Wand befindet sich ein Absorber, der die durch die Spalte
geflogenen Schrotkugeln auffängt. Auf dem Absorber tragen wir die x-Achse auf und
teilen diese in Intervalle der Länge δx ein, welche wir mit dem Index i durchnumme­
rieren (Abb. 1.1). Wiederholen wir den Versuch genügend oft, so finden wir, dass die
Kugeln mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit w(x i ) im Intervall [x i , x i + δx] auftreffen.
Schließen wir einen der beiden Spalte, z. B. Spalt 2, so finden wir die Wahrscheinlich­
keit w1 (x i ). Da die Spalte nicht infinitesimal klein sind, kommt es zur Streuung der

x x x
w12 (x)
w1 (x)

δx
1

2
w2 (x)

Abb. 1.1: Doppelspaltexperiment mit Schrotkugeln.

https://doi.org/10.1515/9783110586022-001
2 | 1 Teilchen-Welle-Dualismus

Schrotkugeln an den Spalträndern, und die Wahrscheinlichkeitsverteilungen w k (x)


haben nicht die Form einer scharfen Spitze. Experimentell finden wir vor, was mit
unserer Alltagserfahrung übereinstimmt: Die Gesamtwahrscheinlichkeit w12 (x) setzt
sich aus der Summe der Wahrscheinlichkeiten w1 (x) und w2 (x) zusammen und die
Kugeln sind entweder durch Spalt 1 oder Spalt 2 zum Ort x gelangt. Wir erhalten damit
die Beziehung
w12 (x) = w1 (x) + w2 (x) , (1.1)

welche ausdrückt, dass es keinerlei Interferenz zwischen den durch Spalt 1 bzw.
Spalt 2 gelaufenen Kugeln gibt. Wir betrachten nun einen analogen Versuch mit
Wasserwellen.

1.2 Wasserwellen

Ein periodisch in eine Wasseroberfläche eintauchender Stift erzeugt kreisförmige Was­


serwellen, welche auf eine Wand mit zwei Spalten treffen (Abb. 1.2). An einem dahinter
befindlichen reflexionsfreien Absorber messen wir die Intensität der Wellenbewegung
am Punkt x, indem wir dort die Intensität, das zeitgemittelte Quadrat der Auslenkung
A(x, t), bestimmen:
T
1
I(x) = ∫ dt A2 (x, t) . (1.2)
T
0

Nach dem Huygens’schen Prinzip sind die Punkte einer Wellenfront Ausgangspunkt
von Elementarwellen, die sich zu einer Gesamtwelle überlagern. Sind die Spalte klein
genug, können wir sie in der Bildebene idealisiert als punktförmig ansehen, und jeder
Spalt ist dann Ausgangspunkt einer neuen Kreiswelle. Schließen wir einen der beiden
Spalte, so erhalten wir eine Intensitätsverteilung, welche dieselbe Form besitzt wie
die Wahrscheinlichkeitsverteilung im Falle der Schrotkugeln, wenn einer der beiden
Spalte geschlossen ist. Sind beide Spalte jedoch geöffnet, erhalten wir bei den Wasser­

x I

I1 (x)

I2 (x)

Abb. 1.2: Doppelspaltexperiment mit Wasserwellen.


1.3 Lichtwellen | 3

wellen eine Intensitätsverteilung, die völlig verschieden ist von der Wahrscheinlich­
keitsverteilung der Schrotkugeln. Es treten jetzt die für Wellen typischen Interferenz­
erscheinungen in der Intensitätsverteilung auf, und insbesondere gilt:

I(x) ≠ I1 (x) + I2 (x) .

Das ist auch anschaulich klar. Denn es addieren sich ja die Auslenkungen,

A(x, t) = A1 (x, t) + A2 (x, t) ,

und nicht die Intensitäten. Für die Gesamtintensität benötigen wir nach (1.2) das Qua­
drat der Auslenkung:

A2 (x, t) = A21 (x, t) + A22 (x, t) + 2A1 (x, t)A2 (x, t) ≠ A21 (x, t) + A22 (x, t) .

1.3 Lichtwellen

Dasselbe Experiment lässt sich mit Lichtwellen wiederholen. Die Lichtquelle sei ge­
nügend weit von der Wand mit den beiden Spalten entfernt, sodass die Wellenfront
des Lichtes beim Erreichen der Wand als eben angenommen werden kann. Hinter der
Wand stellen wir einen Bildschirm auf, welcher den Absorber des vorherigen Experi­
mentes ersetzt. Eine genauere Auswertung der Experimente lässt sich erreichen, wenn
der Bildschirm durch einen Detektor mit Fotozellen ersetzt wird. Decken wir einen
der beiden Spalte ab, so erhalten wir eine Intensitätsverteilung, welche von der, die
man für klassische korpuskulare Teilchen erwartet, nur durch Beugungseffekte ab­
weicht. Lässt man das Licht durch beide Spalte laufen, findet man dieselben Interfe­
renzeffekte wie bei den Wasserwellen. Dies ist auch nicht verwunderlich, da wir aus
der Elektrodynamik wissen, dass Licht elektromagnetische Wellen eines bestimmten
Wellenlängenbereiches verkörpert. In diesen Wellen stehen das elektrische und das
magnetische Feld senkrecht aufeinander und beide wiederum senkrecht auf der Aus­
breitungsrichtung, welche durch den Wellenvektor k repräsentiert wird (Abb. 1.3):

k∼E×B.

Elektromagnetische Wellen sind spezielle Lösungen der Maxwell-Gleichungen im la­


dungsfreien Raum. Wegen der Linearität der Maxwell-Gleichungen werden die elek­
tromagnetischen Felder zweier Wellen nach dem Superpositionsprinzip addiert.
E(1) und E(2) mögen die elektrischen Anteile der elektromagnetischen Wellen be­
zeichnen, deren Quelle im Spalt 1 bzw. 2 liegt. Das Gesamtfeld ergibt sich dann zu:

E(x, t) = E (1) (x, t) + E(2) (x, t) . (1.3)

Der Einfachheit halber setzen wir voraus, dass das Licht monochromatisch ist, d. h.,
eine feste Frequenz ω besitzt. Für eine solche Welle hat das elektrische Feld die Gestalt

E(x, t) = Re {E0 (x)e−iωt } = Re {E0 (x)} cos(ωt) + Im {E 0 (x)} sin(ωt) , (1.4)


4 | 1 Teilchen-Welle-Dualismus

E⊥B
k E, B ⊥ k

Abb. 1.3: Illustration einer elektromagnetischen Welle.

wobei E0 (x) eine komplexe, periodische Ortsfunktion ist. Analog sind die beiden aus
Spalt 1 bzw. Spalt 2 herauslaufenden Wellen durch
(1) (2)
E (1) (x, t) = Re {E0 (x)e−iωt } , E (2) (x, t) = Re {E0 (x)e−iωt }

gegeben, und das Gesamtfeld (1.3) ergibt sich zu:


(1) (2)
E(x, t) = Re {(E0 (x) + E0 (x)) e−iωt } .

Die Energiestromdichte des elektromagnetischen Feldes ist (im Heavyside-Lorentz-


Maßsystem mit c = 1) durch
s = |E × B| (1.5)
gegeben. Für elektromagnetische Wellen im Vakuum gilt außerdem, dass das elektri­
sche und magnetische Feld den gleichen Betrag besitzen:

|E| = |B| .

Daher reduziert sich die Energiestromdichte (1.5) auf:

s(x, t) = E2 (x, t) .

Benutzt man für die elektromagnetischen Wellen die Darstellung (1.4) mit komplexer
Amplitude E0 , so ist die Energiestromdichte durch

s(x, t) = [Re {E0 (x)}]2 cos2 (ωt) + [Im {E0 (x)}]2 sin2 (ωt)
+ 2Re {E 0 (x)} Im {E0 (x)} sin(ωt) cos(ωt)

gegeben. Die Intensität einer Welle ist definiert als die über eine Periode T gemittelte
Energiestromdichte:
T
1 2π
I(x) = ∫ dt s(x, t) , T= .
T ω
0
1.4 Elektronen | 5

Diese Definition ist konsistent mit der oben benutzten Definition der Intensität einer
Wasserwelle, wenn man berücksichtigt, dass |E| = |B| die Amplitude der elektroma­
gnetischen Welle ist. Benutzt man
2π 2π 2π
1 1 1
∫ dφ sin2 φ = ∫ dφ cos2 φ = , ∫ dφ sin φ cos φ = 0 ,
2π 2π 2
0 0 0

so erhält man durch Ausführung der Mittelung über die Zeit für die Intensität einer
elektromagnetischen Welle:
1
I(x) = [(Re {E 0 (x)})2 + (Im {E0 (x)})2 ]
2
1 1
= E∗0 (x) ⋅ E0 (x) = |E0 (x)|2 .
2 2
Berechnen wir hieraus nun die Intensität zweier überlagerter monochromatischer
Wellen mit derselben Frequenz ω, so erhalten wir:
1 󵄨󵄨󵄨 (1) (2) 󵄨󵄨2
I12 (x) = 󵄨󵄨E 0 (x) + E 0 (x)󵄨󵄨󵄨
2 󵄨 󵄨
1 (1) (2) ∗ (1) (2)
= (E0 (x) + E0 (x)) ⋅ (E 0 (x) + E 0 (x))
2
1 󵄨󵄨 (1) 󵄨󵄨2 󵄨󵄨 (2) 󵄨󵄨2 (1)∗ (2) (1) (2)∗
= [󵄨󵄨󵄨E 0 (x)󵄨󵄨󵄨 + 󵄨󵄨󵄨E0 (x)󵄨󵄨󵄨 + E0 (x) E0 (x) + E0 (x) ⋅ E0 (x)]
2 󵄨 󵄨 󵄨 󵄨
= I1 (x) + I2 (x) + ∆I(x) .

Wir sehen, dass die Intensität der beiden überlagerten Wellen nicht gleich der Summe
der Intensitäten der beiden einzelnen Wellen ist, sondern sich um einen Interferenz­
term ∆I(x) von der Summe unterscheidet. Das Doppelspaltexperiment mit Lichtwellen
zeigt das, was wir auch schon bei den Wasserwellen festgestellt haben: Bei Wellen
dürfen nicht die Intensitäten, sondern müssen die Wellenamplituden überlagert wer­
den. Die Wellenintensität entspricht der Wahrscheinlichkeit, dass wir ein von null
verschiedenes elektromagnetisches Feld in der Welle antreffen. Analog entspricht die
Wellenamplitude der Wahrscheinlichkeitsamplitude. Dies bedeutet:

Die Interferenzen entstehen durch Überlagerungen der phasenbehafteten Wahr­


scheinlichkeitsamplituden, nicht durch Addition von positiv-definiten Wahr­
scheinlichkeiten.

1.4 Elektronen

Im vorangegangenen Experiment ersetzen wir die Lichtstrahlen durch Elektronen­


strahlen. Ein Elektronenstrahl bestimmter Energie trifft auf eine Wand mit zwei Spal­
ten. Auf einem dahinter befindlichen Absorber stellen wir mit einem Zählrohr fest, ob
6 | 1 Teilchen-Welle-Dualismus

im Intervall [x i , x i + δx] ein Elektron auftrifft oder nicht. Da die Elektronen korpusku­
lare Teilchen sind, würde man erwarten, dass man ähnliche Messergebnisse wie bei
den Schrotkugeln findet, d. h. eine Wahrscheinlichkeitsverteilung, die keine Interfe­
renz zeigt. Experimentell findet man jedoch folgenden Sachverhalt:

1. Die Elektronen kommen als einheitliche, identische „Partikel“ (Korpuskel) an,


was durch Ansprechen des Detektors angezeigt wird. Diese Ereignisse kön­
nen wir während einer Zeiteinheit abzählen und daraus die Wahrscheinlichkeit
w(x i ) für das Auftreffen eines Elektrons im Intervall [x i , x i + δx] bestimmen.
2. Schließen wir einen der beiden Spalte, so finden wir eine Wahrscheinlichkeits­
verteilung wie bei den klassischen Schrotkugeln. Die Elektronen verhalten sich
also wie Teilchen.
3. Sind jedoch beide Spalte geöffnet, finden wir ein Interferenzbild wie bei Wellen
vor. Die Gesamtwahrscheinlichkeit setzt sich also nicht additiv aus den Teil­
wahrscheinlichkeiten zusammen:

w(x i ) ≠ w1 (x i ) + w2 (x i ) .

Zusammenfassend können wir feststellen: Die Elektronen verhalten sich – je nach ex­
perimenteller Situation – zum einen wie Teilchen, zum anderen wie Wellen. Diese
Tatsache wird als Teilchen-Welle-Dualismus bezeichnet.
Das Doppelspaltexperiment wurde mit Elektronen zuerst im Jahre 1961 von Claus
Jönssen unter Anleitung seines Doktorvaters Gottfried Möllenstedt in Tübingen durch­
geführt. Es ist eines der wichtigsten (und schönsten¹) Experimente zum Nachweis der
Wellennatur von Materieteilchen und damit eines der fundamentalen Experimente
zur Bestätigung der physikalischen Grundlagen der Quantentheorie.
In dem Experiment gelang es Jönssen, die Elektronenquelle schwach genug zu
wählen, sodass die Elektronen einzeln (zeitlich nacheinander) registriert wurden. Da­
mit wurde gezeigt, dass die Interferenzerscheinung nicht durch das gleichzeitige Zu­
sammenspiel mehrerer Elektronen, sondern durch einzelne Elektronen hervorgerufen
wird.
Aufgrund des Interferenzverhaltens der Elektronen können wir schließen, dass
sich die Elektronen ähnlich wie elektromagnetische Wellen durch eine Wahrschein­
lichkeitsamplitude K beschreiben lassen müssen. Die Wahrscheinlichkeit ergibt sich
dann auch hier aus der Wahrscheinlichkeitsamplitude durch Bildung des Absolut­
betrages:
w = |K|2 .

1 In einer Umfrage der „Physics World“ im Jahre 2002 wurde dieses Experiment als eines der zehn
„schönsten physikalischen Experimente aller Zeiten“ ausgewählt.
1.4 Elektronen | 7

Bezeichnen wir mit K1 die Wahrscheinlichkeitsamplitude dafür, dass das Elektron


durch Spalt 1 läuft, und entsprechend die Amplitude, dass das Elektron durch Spalt 2
läuft, mit K2 , so ist die Gesamtwahrscheinlichkeitsamplitude durch

K = K1 + K2

gegeben. Hierbei haben wir vorausgesetzt, dass – wie bei den elektromagnetischen
Wellen – das Superpositionsprinzip für Wahrscheinlichkeitsamplituden gilt. Die­
ses Prinzip wird wie gezeigt durch das Experiment bestätigt. Aus der Gültigkeit des
Superpositionsprinzips folgt bereits, dass die Gleichung, welche K beschreibt, line­
ar in K sein muss. Für die Gesamtwahrscheinlichkeit |K|2 erhalten wir wieder ein
ähnliches Ergebnis wie bei den elektromagnetischen Wellen.
2 Der Einfluss der Messung
Das Doppelspaltexperiment mit Elektronen lässt sich offenbar nicht im Rahmen der
klassischen Physik erklären. Die beobachteten Interferenzerscheinungen sind nicht
kompatibel mit der Annahme, dass ein bestimmtes Elektron entweder nur durch
Spalt 1 oder nur durch Spalt 2 läuft. Denn ginge ein Elektron z. B. nur durch Spalt 1 –
woher wüsste es, dass Spalt 2 auch geöffnet ist und dass es Interferenzfiguren erzeugen
muss? Das Doppelspaltexperiment bestimmt zudem gar nicht, durch welchen Spalt
das Elektron geht. Wir können jedoch ein Experiment durchführen, das feststellt,
durch welchen Spalt das Elektron fliegt.

2.1 Experiment zur Bestimmung des vom Elektron


passierten Spalts

Das Licht einer starken Lichtquelle, z. B. Röntgenstrahlen, wird von Elektronen ge­
streut (Compton-Effekt). Diesen Effekt können wir benutzen, um festzustellen, durch
welchen Spalt das Elektron geht, indem wir eine solche Lichtquelle hinter die Wand
zwischen die beiden Spalte setzen (Abb. 2.1). Die Lichtquelle sei so aufgebaut, dass das
Licht in vertikaler Richtung (nach oben bzw. unten) parallel zum Schirm ausgesandt
wird. Fliegt ein Elektron durch einen Spalt, so wird das Licht am vorbeifliegenden
Elektron gestreut.

x x
w1 (x) w12 (x)

e−-Quelle

w2 (x)

Lichtquelle

Abb. 2.1: Doppelspaltexperiment mit Elektronen: Bestimmung des Spalts, durch den das Elektron
läuft.

https://doi.org/10.1515/9783110586022-002
2.1 Experiment zur Bestimmung des vom Elektron passierten Spalts | 9

Ist die Elektronenquelle schwach genug, so können wir für jedes einzelne Elek­
tron, das vom Zähler registriert wird, experimentell durch den beobachteten Lichtblitz
nachweisen, durch welchen Spalt es gekommen ist. Registrieren wir alle Elektronen,
welche auf den Schirm gefallen sind und bei denen der Lichtblitz hinter Spalt 1 erfolg­
te, so erhalten wir die Verteilung w1 (Abb. 2.1). Diese Verteilung erhält man unabhän­
gig davon, ob Spalt 2 geschlossen oder geöffnet ist. Das oben beschriebene Experiment
wurde erstmals 1995 von Chapman durchgeführt.
Wir können in diesem Experiment eindeutig feststellen, durch welchen Spalt das
Elektron geflogen ist. Für jedes Elektron, das auf dem Schirm auftrifft, beobachten wir
einen Lichtblitz entweder hinter Spalt 1 oder hinter Spalt 2.
Da wir für jedes Elektron eindeutig feststellen, durch welchen Spalt es gekom­
men ist, finden wir zwei disjunkte Verteilungen w1 und w2 vor. Ein Elektron gehört
entweder zu w1 , wenn es durch Spalt 1 gekommen ist, oder zu w2 , wenn es durch
Spalt 2 gekommen ist, niemals aber zu beiden Verteilungen zugleich. Damit muss die
Gesamtelektronenverteilung die Summe von w1 und w2 sein:

w12 = w1 + w2 = |K1 |2 + |K2 |2 .

Diese Verteilung zeigt natürlich keine Interferenz.


Schalten wir nun das Licht aus, beobachten wir wieder die ursprüngliche Interfe­
renzkurve
w = |K1 + K2 |2 .
Das Ergebnis hängt also davon ab, ob wir beobachten, durch welchen Spalt das Elek­
tron geht. Durch die Lichtquelle (den Messapparat) wird das Messergebnis offenbar
verändert. Das Licht muss folglich die Elektronen in ihrer Bahn stören, d. h., mit ih­
nen wechselwirken. In der Tat wissen wir bereits aus der klassischen Elektrodynamik,
dass das elektromagnetische Feld der Lichtwellen auf die Elektronen eine Kraft F aus­
übt (Lorentz-Kraft):
F = q(E + v × B) .
Durch den Stoß mit dem Lichtquant wird das Elektron in seiner Bahn verändert und
kann auch an Stellen der Interferenzminima auf den Schirm treffen. Das obige Experi­
ment zeigt: Wenn wir durch Beobachtung des Zustandes bzw. des Ortes des Teilchens
dessen Bewegung von der Quelle zum Schirm beeinflussen, bevor sie abgeschlossen
ist, dann stören wir die Interferenz.
Können wir die Störung der Elektronen durch die Lichtquelle (das Messgerät)
nicht ausschalten? Man könnte eine schwächere Lichtquelle, d. h. eine Lichtquelle mit
niedrigerer Intensität, benutzen, um die Interferenz nicht zu sehr zu stören. Da aber
das Licht aus kleinsten Teilchen, den Photonen, besteht und sich die Streuung des
Lichtes durch die Streuung der einzelnen Photonen vollzieht, sieht man die gestreuten
Lichtblitze von gleicher Stärke, nur nicht mehr so oft. Bei geringer Intensität der Licht­
quelle treffen dann auch Elektronen auf den Detektor, ohne dass Licht vorher an ihnen
gestreut wurde, d. h., ohne dass festgestellt wurde, ob sie durch Spalt 1 oder Spalt 2
10 | 2 Der Einfluss der Messung

gekommen sind. Diese Ereignisse liefern wieder eine Verteilung von der Form w mit
Interferenzstrukturen. Die absolute Größe dieser Verteilung ist aber etwas geringer als
die von w, da die Elektronen, welche durch das Licht gestreut wurden, von dieser Ver­
teilung ausgeschlossen sind. Letztere liefern hingegen wieder eine Verteilung ohne In­
terferenzerscheinungen. Die Gesamtverteilung aller Elektronen weist natürlich einen
Interferenzcharakter auf. Die Interferenzstrukturen sind jedoch weniger ausgeprägt,
da nicht alle Elektronen an der Interferenz teilnehmen. Die Interferenzstrukturen
werden durch die über Compton-Streuung beobachteten Elektronen ausgewaschen.
Das Ergebnis ist also nachvollziehbar: Haben wir das Elektron gesehen, haben
wir es bei der Interferenz gestört. Je stärker die Lichtquelle ist, desto mehr Elektronen
werden am Licht gestreut, und es wird somit festgestellt, durch welchen Spalt sie lau­
fen. Entsprechend wird die Wahrscheinlichkeitsverteilung immer mehr der von w12
ähneln. Umgekehrt trifft bei einer schwachen Lichtquelle die Mehrheit der Elektronen
auf den Schirm, ohne gestreut zu werden, und führt deshalb zur Interferenz, d. h.,
liefert eine Verteilung der Form w.
Ein alternativer Versuch, die Störung der Elektronen durch das Licht zu verrin­
gern, wäre, nicht die Intensität des Lichtes, sondern den Impuls bzw. die Frequenz der
Photonen zu verringern. Dies entspricht einer Vergrößerung der Wellenlänge. Auch
dies ist nicht beliebig möglich, da eine Lichtquelle, welche Licht der Wellenlänge λ
emittiert, sich im Raum nicht mit einer Ungenauigkeit kleiner als λ lokalisieren lässt.
Dies wird ersichtlich, wenn man sich vorstellt, dass die Lichtwelle durch einen Wel­
lenresonator erzeugt wird. Dieser muss mindestens λ/2 „beherbergen“ können. Wird
also die Wellenlänge des Lichtes zu groß, so können wir nicht mehr feststellen, ob das
gestreute Licht von einem Elektron hinter Spalt 1 oder hinter Spalt 2 resultiert.
Zusammenfassend können wir feststellen:

Jeder Messprozess, dessen Ziel es ist zu bestimmen, durch welchen Spalt das Elek­
tron geht, wird zwangsläufig das Elektron genügend stark stören, sodass die Inter­
ferenz zerstört wird und die Verteilung w in w12 = w1 + w2 übergeht.

Das Doppelspaltexperiment zeigt in sehr anschaulicher Weise die Problematik des


Messprozesses in der Quantenmechanik.

2.2 Die Problematik des Messprozesses in der Quantenmechanik

Der Messprozess beinhaltet eine Wechselwirkung des zu messenden Systems mit der
Messapparatur. In der klassischen Physik sind die Messobjekte makroskopische Syste­
me, und die Messapparatur kann so konstruiert werden, dass das zu messende System
durch den Messprozess, d. h. durch die Wechselwirkung mit dem Messgerät, nicht we­
sentlich beeinflusst oder verändert wird. Beispielsweise verändert eine Längenmes­
2.2 Die Problematik des Messprozesses in der Quantenmechanik | 11

sung eines makroskopischen Gegenstandes nicht dessen physikalischen Zustand. In


klassischen Systemen besitzen die Observablen eine gewisse absolute Bedeutung: Die
physikalischen Größen nehmen einen bestimmten Wert an, unabhängig davon, ob wir
ihn messen oder nicht.
Die Messung atomarer Systeme erfolgt ebenfalls mit makroskopischen Appa­
raturen. Wir können nur über makroskopische Geräte mit dem Mikrokosmos kom­
munizieren, da wir selbst makroskopische Dimensionen besitzen. Im Messprozess
findet deshalb eine Wechselwirkung des zu messenden atomaren Systems mit dem
makroskopischen Messapparat statt. Im Ergebnis der Messung entsteht eine für uns
wahrnehmbare (makroskopische) Anzeige, also eine Änderung eines makroskopi­
schen Parameters. Spricht man also von dem Wert einer physikalischen Größe, so
schließt dies immer einen Messprozess ein, der uns diesen Wert in Form einer makro­
skopischen Anzeige vermitteln kann. Dieser makroskopische Prozess kann (wegen
der notwendigen Wechselwirkung im Messprozess) nicht ohne Rückwirkung auf das
zu messende mikroskopische System sein und muss Letzteres beeinflussen bzw. ver­
ändern. Dadurch besitzen nur diejenigen physikalischen Größen einen bestimmten
Wert, welche wir gerade messen, während wir den übrigen physikalischen Größen
i. A. keinen bestimmten Wert zuordnen können, da diese durch den Messprozess
teilweise auf unkontrollierbare Weise gestört werden. Dieser Zusammenhang zwi­
schen Messprozess und Messergebnis bzw. die hier zutage tretenden Grenzen der
Messbarkeit im atomaren Bereich wurden zuerst von W. Heisenberg erkannt und als
Unschärfeprinzip¹ bezeichnet. Dieses Prinzip beinhaltet:

In einem Prozess, in dem es mehrere Alternativen gibt, führt die Bestimmung


der Alternative, die realisiert ist, zur Auslöschung der Interferenz zwischen den
Alternativen.

Wir unterscheiden zwei Arten von Alternativen:


1. Exklusive bzw. sich ausschließende Alternativen:
Spalt 1 oder Spalt 2 bilden Exklusivalternativen, wenn entweder einer der beiden
Spalte geschlossen ist, oder ein Messapparat eindeutig bestimmt, durch welchen
Spalt das Elektron geht.
2. Interferierende Alternativen:
Spalt 1 und Spalt 2 bilden interferierende Alternativen, wenn erstens beide Spal­
te geöffnet sind und zweitens kein Versuch unternommen wird, zu bestimmen,
durch welchen Spalt das Elektron geht.

1 In der klassischen Physik ist die Trajektorie (Bahn) eines Teilchens experimentell bestimmbar. Da­
mit lassen sich Ort und Impuls des Teilchens gleichzeitig messen. In der Quantenmechanik hingegen
können Ort und Impuls eines Teilchens nicht gleichzeitig beliebig genau gemessen werden, wie wir
im Folgenden noch explizit sehen werden.
12 | 2 Der Einfluss der Messung

Jede Alternative i ist mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit w i = |K i |2 realisiert und


wird durch eine Wahrscheinlichkeitsamplitude K i beschrieben. Für interferierende
Alternativen ist die Gesamtwahrscheinlichkeitsamplitude K durch die Summe der
Amplituden der einzelnen Alternativen K i gegeben:

K = ∑ Ki . (2.1)
i

Dies kann als das Grundpostulat der Quantentheorie bezeichnet werden. Aus ihm las­
sen sich die Gesetze der Quantentheorie ableiten, was in den nachfolgenden Kapiteln
durchgeführt wird.

2.3 Alternativen und Unschärferelation

Wenn das Elektron durch einen der beiden Spalte geht, wird es i. A. an dem Spalt
gestreut, und die vertikale Komponente seines Impulses wird dabei verändert. Die­
se Impulsänderung ∆p ist für ein Elektron, das durch Spalt 1 geht, verschieden von
der Impulsänderung, die ein Teilchen am Spalt 2 erfährt. Zur Messung dieser Impuls­
änderung bringen wir die Wand mit den beiden Spalten so an, dass sie in vertikaler
Richtung (reibungslos) beweglich ist (Abb. 2.2).

x x

e−-Quelle
Δp
p anstatt
p

A B C

Abb. 2.2: Doppelspaltexperiment mit Elektronen und beweglichem Doppelspalt.

Wegen der Impulserhaltung kann die Änderung der vertikalen Komponente des Elek­
tronenimpulses beim Durchgang durch einen der Spalte nur durch eine betragsmä­
ßig gleich große, entgegengesetzt gerichtete Impulsänderung der Wand kompensiert
werden. Ein Elektron, das durch Spalt 2 läuft, wird nach oben abgelenkt, und folglich
muss die Wand sich geringfügig nach unten bewegen. Umgekehrt wird ein Elektron,
2.3 Alternativen und Unschärferelation | 13

das durch Spalt 1 geht, nach unten reflektiert, und die Wand muss sich folglich nach
oben bewegen. Eine eindeutige Bestimmung des Spalts, durch welchen das Elektron
geht, verlangt hier eine Messung des Impulses der Wand mit einer Genauigkeit von
mindestens ∆p = |∆p|.
Nehmen wir nun an, die Messapparatur ist so eingerichtet, dass sie diese Genau­
igkeit erlaubt. Wir hätten dann eine eindeutige Bestimmung des Spalts, durch wel­
chen das Elektron läuft, und sollten, wenn das obige Resultat universell gültig ist, die
für klassische Teilchen charakteristische Wahrscheinlichkeitsverteilung w12 aus Glei­
chung (1.1) ohne Interferenzstrukturen bekommen (Abb. 2.2). Wie kommt hier diese
Wahrscheinlichkeitsverteilung zustande?
Um die Wahrscheinlichkeitsverteilung auf dem Schirm C (Detektor) präzise ange­
ben zu können, müssen wir die vertikale Position des Spalts in B genau kennen. Wir
müssen daher nicht nur den Impuls, sondern auch die Position der Wand B genau be­
stimmen. Wenn die Interferenzfigur w gemessen werden soll, muss die Position der
Wand B genauer als d/2 bestimmt werden, wobei d der Abstand zweier Interferenz­
maxima ist. Falls die vertikale Position von B nicht mit dieser Genauigkeit bekannt ist,
sondern nur mit einer Genauigkeit ∆x > 2d , so kann auch ein Punkt auf der Elektro­
nenverteilung auf C nicht mit größerer Genauigkeit als ∆x > d/2 angegeben werden,
da der Schirm C an der Wand B kalibriert werden muss. Deshalb muss der Wert der
Verteilung w(x) an einem bestimmten Punkt x über alle Werte von Punkten innerhalb
einer Entfernung ∆x > d/2 von x gemittelt werden. Die Interferenzstrukturen werden
dabei offensichtlich ausgelöscht, und es entsteht die klassische Verteilung w12 .
Man könnte versuchen, Kenntnis über die genaue Position des Detektors (Bild­
schirm) C relativ zur Wand B mit den beiden Spalten zu bekommen, indem man den
Detektor starr mit der Wand verbindet. Da der Detektor aber ein makroskopisches
Messgerät ist, besitzt er eine makroskopische Masse, die sehr groß im Vergleich zur
Elektronenmasse ist. Als Folge würde das Gesamtsystem Wand–Detektor durch die
Ablenkung des Elektrons einen vernachlässigbar kleinen, experimentell nicht regis­
trierbaren Rückstoß erhalten, und wir könnten nicht mehr feststellen, durch welchen
Spalt das Elektron geflogen ist.
Gleichgültig, welche raffinierten experimentellen Anordnungen man sich aus­
denkt, um den Spalt, durch den das Elektron geht, zu bestimmen, ohne die Interferen­
zen zu zerstören – man wird immer an der makroskopischen Größe der Messapparatur
scheitern.
Versuchen wir nun eine quantitative Beschreibung dieses Resultates zu finden.
Interferenzphänomene sind bekanntlich an Wellen gebunden. Deshalb können wir
statt Elektronen auch Lichtquellen in dem Experiment benutzen, wie wir es früher be­
reits gemacht haben. Wir können deshalb unsere Kenntnisse aus der Optik zur quan­
titativen Beschreibung des Experimentes benutzen. Aus der Optik wissen wir, dass
Interferenzmaxima dann auftreten, wenn die beiden interferierenden Lichtstrahlen
Wegstrecken zurücklegen, welche sich um ein ganzzahliges Vielfaches der Wellenlän­
14 | 2 Der Einfluss der Messung

ge λ voneinander unterscheiden (siehe Abb. 2.3). Da die Wegstrecken Q1 A und Q2 A


gleich lang sind, tritt in A stets ein Interferenzmaximum auf. Das benachbarte Inter­
ferenzmaximum soll in B auftreten. Dazu muss die Strecke Q2 B um λ größer sein als
die Strecke Q1 B:
!
Q2 B − Q1 B = λ . (2.2)
Aus dem Pythagoras-Satz folgt für diese Strecken

a 2 a d 2
Q1 B = √ l2 + ( − d) = l√1 + ( − )
2 2l l
a 2 a d 2
Q2 B = √ l2 + ( + d) = l√1 + ( + ) .
2 2l l

Für d ≪ l und a ≪ l können wir die Wurzeln entwickeln. In führender Ordnung liefert
dies
1 a d 2
Q1 B ≃ l [1 + ( − ) + ⋅ ⋅ ⋅ ]
2 2l l
1 a d 2
Q2 B ≃ l [1 + ( + ) + ⋅⋅⋅]
2 2l l
und somit
ad
Q2 B − Q1 B ≃ .
l

Q1 p
α1
Δp1

a B

Δp2
C
α2
Q2 p
l

Abb. 2.3: Geometrie zur Auswertung des Doppelspaltexperimentes mit beweglichem Doppelspalt.
Die Positionen der beiden Spalte, Q 1 und Q 2 , liegen spiegelsymmetrisch zur Achse durch A, siehe
Text.
2.3 Alternativen und Unschärferelation | 15

Vergleich mit (2.2) liefert die Beziehung

d λ
≃ . (2.3)
l a
Aus der Abb. 2.3 ist außerdem ersichtlich, dass folgende Beziehungen gelten

|∆p 1 | a
2 −d
= tan α 1 = ,
|p| l
|∆p 2 | a
2 +d
= tan α 2 = .
|p| l

Für die Gesamtimpulsunschärfe

∆p = |∆p 1 | + |∆p 2 |

erhalten wir folglich (p = |p|)


∆p a
= . (2.4)
p l
Da in dem (in Abb. 2.2 gezeigten) Experiment keine Interferenzformen auftreten, muss
die Ungewissheit ∆x in der Messung der vertikalen Position der Wand B größer als d/2
sein, d. h., mit (2.3) bzw. (2.4)
d λ p
∆x ≥ =l =λ . (2.5)
2 2a 2∆p

Beachten wir, dass für Photonen der Impuls p mit der Wellenzahl k = 2π/λ über

p = ℏk = ℏ
λ
verknüpft ist, so finden wir aus (2.5) die Beziehung

∆x ⋅ ∆p > h/2 , (2.6)

die zuerst von W. Heisenberg gefunden wurde und als Heisenberg’sche Unschärferela­
tion bezeichnet wird.² Diese Beziehung werden wir später noch in allgemeinerer Form
streng beweisen. Bisher gibt es keine experimentellen Hinweise auf eine Verletzung
dieser Beziehung. Wie wir später sehen werden, wird diese Unschärferelation auch
von der formalen Quantentheorie gefordert.

2 Streng genommen steht in der Heisenberg’schen Unschärferelation ℏ = h/2π statt h. Der Unter­
schied ist durch unsere Näherungen entstanden.
3 Die Wahrscheinlichkeitsamplitude
Vom physikalischen Standpunkt aus sind die zwei Wege, welche das Elektron ent­
weder durch Spalt 1 oder Spalt 2 beschreiten kann, unabhängige Alternativen. Den­
noch ist die Gesamtwahrscheinlichkeit über beide Alternativen nicht die Summe
der Einzelwahrscheinlichkeiten. Ähnlich wie bei dem elektrischen Feld von inter­
ferierenden Lichtwellen müssen wir die Wahrscheinlichkeit als Quadrat einer Wahr­
scheinlichkeitsamplitude berechnen und daher die Wahrscheinlichkeitsamplituden
von interferierenden Prozessen zur Gesamtwahrscheinlichkeitsamplitude addieren.
Wenn wir ein Ereignis oder einen Prozess vor seinem Abschluss durch eine Mes­
sung eines Zustandes des Teilchens, z. B. des Ortes des Elektrons, unterbrechen, so
stören wir die Konstruktion der Gesamtamplitude. Wenn wir z. B. ein Teilchen in ei­
nem bestimmten Zustand beobachten, dann schließen wir die Möglichkeit aus, dass
es sich in irgendeinem anderen Zustand befindet. Die Amplituden der ausgeschlos­
senen Zustände können dann nicht länger zur Gesamtamplitude beitragen und müs­
sen deshalb bei der Berechnung der Gesamtamplitude ausgeschlossen werden. Wenn
wir z. B. mithilfe eines Messgerätes bestimmen, dass das Elektron durch Spalt 1 geht,
dann ist die Wahrscheinlichkeitsamplitude dafür, dass das Elektron am Punkt x auf
dem Schirm auftritt, gerade K1 , und die Amplitude K2 für den Durchgang durch den
Spalt 2 kann nicht zur Gesamtamplitude beitragen. Dabei ist es unwichtig, ob wir tat­
sächlich das Ergebnis der Messung aufzeichnen oder zur Kenntnis nehmen. Solange
nur die Messapparatur in Betrieb ist, könnten wir, falls wir wollten, das Ergebnis der
Messung erfahren. Allein das Betreiben der Messapparatur ist ausreichend, um das
System zu stören und die Wahrscheinlichkeitsamplitude zu verändern.

3.1 Die Struktur der Wahrscheinlichkeitsamplitude

Die Wahrscheinlichkeitsamplitude (bzw. kurz Amplitude) für ein Ereignis ist die Sum­
me aller Amplituden für die möglichen alternativen Wege, durch welche das Ereig­
nis realisiert werden kann (2.1). Bei einem physikalischen Prozess gibt es i. A. sehr
viele Alternativen. Dies erkennen wir sofort, wenn wir mehrere Wände mit mehreren
Löchern zwischen Quelle und Detektor aufstellen. Verschiedene Wege sind für das
Elektron möglich, und zu jeder dieser Alternativen gehört eine andere Amplitude. Das
Ergebnis eines Experimentes, in dem all diese Löcher offen sind, entsteht durch Addi­
tion der Amplituden sämtlicher möglicher alternativer Wege (Abb. 3.1).
Wir können mehr und mehr Löcher in die vorhandenen Wände bohren, bis sie
schließlich nur noch aus „Löchern“ bestehen (Abb. 3.2). Die Summe über alle Alter­
nativen wird dann ein mehrfaches Integral, für jede Wand eine Integration über die
vertikale Koordinate, welche die alternativen Höhen beschreibt, in denen das Elektron

https://doi.org/10.1515/9783110586022-003
3.1 Die Struktur der Wahrscheinlichkeitsamplitude | 17

Abb. 3.1: Interferierende Alternativen bei mehreren Wänden mit mehreren Löchern.

xb xc xd xe

b c d e

Abb. 3.2: Interferierende Alternativen bei völliger Entfernung der Wände an den Positionen
yb , yc , yd .

die „Wand“ passiert:

K(x e ) = ∫ dx b ∫ dx c ∫ dx d K(x e , x d , x c , x b ) .

Wir können diese Prozedur fortsetzen und mehr und mehr Wände zwischen Quelle
und Detektor setzen und immer mehr Löcher in die Wände bohren, bis nichts mehr
von den Wänden übrig bleibt. Während dieses Prozesses verfeinern wir ständig den
Weg der Elektronen, bis wir schließlich zu unendlich vielen Trajektorien x(y) der Elek­
tronen kommen, wobei x die Höhe des Elektrons über der Entfernung y von der Quelle
angibt (Abb. 3.3). Während dieser Verfeinerung behalten wir das Konzept der Summa­
tion über unabhängige Alternativen (Superpositionsprinzip) bei, sodass wir schließ­
lich zur Summe über alle möglichen Trajektorien der Elektronen kommen:

K = ∑ K[Wege x(y)] = ∑ K[x(y)] . (3.1)


{x(y)}
18 | 3 Die Wahrscheinlichkeitsamplitude

Abb. 3.3: Mögliche Wege, auf denen das Elektron von der Quelle zum Detektor gelangen kann.

Anstatt die Bahnen des Teilchens durch die vertikale Koordinate x als Funktion der
horizontalen Koordinate y anzugeben, können wir die Teilchentrajektorie auch durch
einen Parameter, z. B. durch die Zeit t, parametrisieren: x(t), y(t). Analog kennzeich­
nen wir eine Trajektorie im dreidimensionalen Raum durch einen Vektor

r(t) = (x(t), y(t), z(t))

oder
x(t) = (x1 (t), x2 (t), x3 (t)) .
In der obigen Ableitung der Wahrscheinlichkeitsamplitude haben wir die verschie­
denen Alternativen der Teilchen durch Trajektorien beschrieben. Eine Trajektorie
beinhaltet aber eine eindeutige Festlegung des Ortes als Funktion der Zeit x(t), und
̇
damit des Impulses p(t) = m x(t), ̇ existiert. Ort und Impuls des Teilchens
sofern x(t)
sind deshalb auf einer einzelnen Trajektorie scharf. Dies widerspricht jedoch nicht
der Unschärferelation (2.6), da diese sich auf die Gesamtheit der interferierenden Al­
ternativen bezieht. Die als interferierende Alternativen erhaltenen Trajektorien x(t)
müssen nicht der klassischen Bewegungsgleichung genügen und können deshalb
beliebig „gezackt“ sein.
Bisher haben wir immer die Wahrscheinlichkeitsamplitude für das Ereignis be­
trachtet, dass ein Teilchen von einer Quelle im Koordinatenursprung ausgeht und

(xb , tb )
x(t)

(xa , ta )

Abb. 3.4: Teilchentrajektorie x(t) von Ereignis (x a , t a ) zu Ereignis (x b , t b ).


3.1 Die Struktur der Wahrscheinlichkeitsamplitude | 19

nach einer Zeit t mit einem Detektor an einem bestimmten Ort gemessen wird. Ganz
allgemein können wir nach der Wahrscheinlichkeitsamplitude für den Übergang ei­
nes Teilchens von einem Punkt x a zum Zeitpunkt t a zu einem anderen Punkt x b zum
Zeitpunkt t b fragen (Abb. 3.4). Die möglichen Teilchentrajektorien x(t) müssen dann
offenbar den Randbedingungen

x(t a ) = x a , x(t b ) = x b (3.2)

genügen. Da diese Amplitude die Wahrscheinlichkeit für den Übergang des Teilchens
von einem Punkt im Raum zu einem anderen beschreibt, wird sie auch als Übergangs­
amplitude bezeichnet. Die Wahrscheinlichkeitsamplitude für eine einzelne Trajektorie
x(t) schreiben wir als:
K[x(t)](x b , t b ; x a , t a ) .
Die Gesamtübergangsamplitude für den Übergang von (x a , t a ) nach (x b , t b ) erhält
man dann nach (3.1), indem man über die Amplituden aller Trajektorien x(t) sum­
miert, die den entsprechenden Randbedingungen (3.2) genügen:

K(x b , t b ; x a , t a ) = ∑ K[x(t)](x b , t b ; x a , t a ) . (3.3)


Trajektorien x(t)
x(t a )=x a , x(t b )=x b

Zur Vereinfachung der Notation führen wir folgende Bezeichnungen ein:

a := (x a , t a ) , b := (x b , t b )

sowie
∑ := ∑ .
{x(t)} Trajektorien x(t)
x(t a )=x a , x(t b )=x b

Gleichung (3.3) für die Übergangsamplitude schreibt sich dann in der kompakten
Form
K(b, a) = ∑ K[x(t)](b, a) .
{x(t)}

Für eine eindimensionale Bewegung sind die Trajektorien, welche zur gesamten Über­
gangsamplitude beitragen und den entsprechenden Randbedingungen genügen, in
Abb. 3.5 illustriert.
20 | 3 Die Wahrscheinlichkeitsamplitude

xb

xa

ta tb t

Abb. 3.5: Trajektorien der eindimensionalen Bewegung bei fest vorgegebenen Anfangs- und
Endpunkten.

3.2 Der Zerlegungssatz

Im Folgenden wollen wir die Übergangsamplitude K(b, a) explizit berechnen. Der Ein­
fachheit halber betrachten wir zunächst nur eindimensionale Bewegungen. Wir in­
teressieren uns für die Übergangsamplitude des Prozesses, in dem das Teilchen sich
zum Zeitpunkt t a am Ort x a befindet und nach der Zeit t b − t a den Ort x b erreicht.
Wir betrachten nun einen Zwischenzeitpunkt t c (Abb. 3.6). An einem solchen inter­
mediären Zeitpunkt kann das Teilchen alle möglichen Koordinatenwerte x(t c ) anneh­
men. Zu jedem Koordinatenwert x(t c ) = x c gehören alternative Wege, auf denen das
Teilchen von (x a , t a ) nach (x b , t b ) gelangen kann. Nach dem Superpositionsprinzip,
welches bekanntlich das Grundprinzip der gesamten Quantenmechanik ist, müssen
die Amplituden über alle alternativen Wege bzw. Ereignisse summiert werden. Im vor­

xb

xc

xa

ta tc tb t

Abb. 3.6: Trajektorien, die zu einem Zwischenzeitpunkt t c durch einen festen Punkt x c laufen.
3.2 Der Zerlegungssatz | 21

liegenden Fall bedeutet dies, dass über den intermediären Ort x c des Teilchens zum
Zeitpunkt t = t c zu integrieren ist. Die Gesamtübergangsamplitude erhalten wir dem­
zufolge, indem wir zunächst die Amplitude vom Ausgangspunkt a zum intermediären
Punkt c ≡ (x c , t c ) betrachten und diese mit der Wahrscheinlichkeitsamplitude für den
Übergang des Teilchens aus dem intermediären Punkt c in den Endpunkt b multipli­
zieren und nach dem Superpositionsprinzip über alle intermediären Koordinaten x c
integrieren, d. h.:

K(b, a) = ∫ dx c K(b, c)K(c, a) . (3.4)

Diese Beziehung wird als Zerlegungssatz bezeichnet und stellt eine Integralgleichung
für die Übergangsamplitude dar.
Der Zerlegungssatz ist sozusagen das Huygens’sche Prinzip der Quantenmecha­
nik. In der klassischen Optik kann jeder Punkt einer Wellenfront als Ausgangspunkt
einer neuen Kugelwelle betrachtet werden. Damit ist die Wellenfront in einzelne Teil­
wellen aufspaltbar, deren Summe bzw. Integral wieder die ursprüngliche Welle ergibt.
Genauso wird hier die Übergangsamplitude an einem intermediären Zeitpunkt in Teil­
übergangsamplituden aufgespalten.
Der Zerlegungssatz (3.4) ist eine nicht lineare Beziehung für die Übergangs­
amplitude K: Auf der rechten Seite steht ein Produkt von zwei Amplituden, während
auf der linken Seite nur eine steht. Diese Gleichung legt deshalb die Normierung der
Amplitude K fest. In der Tat ersetzen wir im Zerlegungssatz K durch αK (α = const.),
so erhalten wir:

2
αK(b, a) = α ∫ dx c K(b, c)K(c, a) .
−∞

Dieser Ausdruck stimmt nur für α = 1 mit dem Zerlegungssatz überein. Der Zerle­
gungssatz legt jedoch nicht nur die Normierung fest: Führen wir in der Gleichung des
Zerlegungssatzes den Grenzübergang t c → t b durch, so finden wir:

∫ dx c ( lim K(x b , t b ; x c , t c )) K(x c , t b ; x a , t a ) = K(x b , t b ; x a , t a ) .


t c →t b
−∞

Der Limes t c → t b lässt sich im zweiten Faktor problemlos nehmen, führt jedoch auf
eine „gleichzeitige“ Amplitude im ersten Faktor, die möglicherweise singulär ist, wes­
halb wir den Limes hier noch nicht vollzogen haben. Diese Beziehung muss für belie­
bige äußere Koordinaten x a und x b gelten. Sie kann deshalb nur erfüllt sein, wenn für
eine beliebige Funktion f(x) gilt:

∫ dx c lim K(x b , t b ; x c , t c )f(x c ) = f(x b ) .


t c →t b
−∞
22 | 3 Die Wahrscheinlichkeitsamplitude

Dies ist aber gerade die Definition der δ-Funktion (siehe Anhang A).

∫ dx c δ(x b − x c )f(x c ) = f(x b ) .


−∞

Folglich ist die Übergangsamplitude für gleiche Zeitargumente identisch mit der
δ-Funktion im Ortsraum:
lim K(x b , t b ; x c , t c ) ≡ δ(x b − x c ) . (3.5)
t c →t b

Integrieren wir diese Gleichung über die Endkoordinate x = x b des Teilchens, so er­

halten wir mit t b = t, t c = t − ε, x c = x󸀠 und ∫−∞ dx δ(x − x󸀠 ) = 1:

lim ∫ dx K(x, t; x󸀠 , t − ε) = 1 .
ε→0
−∞

Diese Beziehung, welche die Normierung der Amplitude festlegt, hat eine anschauli­
che physikalische Bedeutung und beinhaltet die Erhaltung der Materie bzw. der Wahr­
scheinlichkeit: Ein Teilchen, das sich zur Zeit t−ε am Ort x󸀠 befand, muss sich zur Zeit t
irgendwo im Raum befinden. Wenn wir die Wahrscheinlichkeitsamplitude für diesen
Übergang über alle Endkoordinaten summieren bzw. integrieren, müssen wir wieder
den Wert 1 finden, da sich das Teilchen irgendwo befinden muss.
Wir können nun fortfahren, den Zerlegungssatz (3.4) auf die Teilamplituden für
die Bewegung von a nach c und von c nach b anzuwenden, indem wir das Zeitintervall
[t a , t c ] und [t c , t b ] weiter in kleinere Zeitintervalle [t a , t d ]∪[t d , t c ] bzw. [t c , t e ]∪[t e , t b ]
unterteilen (Abb. 3.7). Nach dem Superpositionsprinzip muss sich die Gesamtampli­
tude wieder durch Summation der Amplituden der alternativen Ereignisse gewinnen
lassen, d. h., es muss die Beziehung gelten:

K(b, a) = ∫ dx d ∫ dx c ∫ dx e K(b, e)K(e, c)K(c, d)K(d, a) .

xk
xb

xa

t
ta tk tb

Abb. 3.7: Zerlegung einer Trajektorie in (infinitesimal) kleine Zeitintervalle.


3.2 Der Zerlegungssatz | 23

Diese sukzessive Zerlegung der Zeitintervalle können wir fortsetzen, bis wir das
gesamte Zeitintervall [t a , t b ] in N (→ ∞) infinitesimal kleine Intervalle der Länge
ε (→ 0) zerlegt haben:

t b − t a = Nε ,
t0 = t a t k = t0 + kε tN = tb ,
x0 = x a xk xN = xb ,
k = (x k , t k ) .

Nach dem Superpositionsprinzip ergibt sich die Gesamtamplitude wieder durch Mul­
tiplikation aller Teilamplituden für die infinitesimalen Intervalle und anschließender
Integration über die Koordinaten des Teilchens zu den intermediären Zeiten. Die Ge­
samtamplitude lässt sich also schreiben als:
N−1
K(b, a) = ∫ K(N, N − 1) ∏ dx k K(k, k − 1) . (3.6)
k=1

Interpretieren wir nun die intermediären Koordinaten x k als Teilchenkoordinaten auf


einer Trajektorie x(t), d. h.,
x k ≡ x(t k ) , (3.7)

und nehmen den Limes N → ∞, so erzeugt die Integration über die intermediären
Koordinaten x k gerade die Summation über alle Trajektorien x(t), und wir erhalten
für die Gesamtamplitude das bereits früher intuitiv aus dem Experiment gefundene
Resultat
K(b, a) = ∑ K[x(t)](b, a) .
{x(t)}

Die Gesamtamplitude lässt sich wiederum als Summe über die Amplituden aller mög­
lichen Teilchentrajektorien schreiben, welche den vorgegebenen Anfangs- und End­
bedingungen x(t a ) = x a bzw. x(t b ) = x b genügen (Abb. 3.5). Ferner finden wir aus (3.6),
dass die Wahrscheinlichkeitsamplitude für eine einzelne Trajektorie x(t) durch das
Produkt der Amplituden für die infinitesimalen Zeitintervalle ε = t k − t k−1 gegeben
ist:
N
K[x](b, a) = ∏ K(k, k − 1) . (3.8)
k=1

Dieses intuitiv klare Ergebnis ist in Einklang mit der Wahrscheinlichkeitstheorie,


wenn man beachtet, dass eine einzelne Trajektorie x(t) aus einer Folge von sich ein­
ander bedingenden Ereignissen der Evolution auf den infinitesimalen Zeitabschnitten
t k − t k−1 von x k−1 nach x k besteht. Die Wahrscheinlichkeit einer Folge von sich einan­
der bedingenden Ereignissen ist bekanntlich durch das Produkt der Wahrscheinlich­
keiten der einzelnen Teilereignisse gegeben. Dasselbe Multiplikationsgesetz gilt hier
für die Wahrscheinlichkeitsamplituden.
24 | 3 Die Wahrscheinlichkeitsamplitude

3.3 Vergleich mit der klassischen Mechanik

Die quantenmechanische Übergangsamplitude K(x b , t b ; x a , t a ) erhalten wir, indem


wir die Wahrscheinlichkeitsamplitude aller möglichen Trajektorien x(t) summieren,
welche den Randbedingungen x(t a ) = x a und x(t b ) = x b genügen (Abb. 3.5). Die Be­
tonung liegt hier auf alle möglichen Trajektorien. Diese Trajektorien können ein be­
liebiges Zeitverhalten besitzen. Sie können beliebig zackig sein, müssen jedoch stetig
sein und dürfen wegen der Kausalität nur eine Bewegung in positiver Zeitrichtung be­
schreiben.
Vergleichen wir diese Situation mit der klassischen Mechanik. Hier bewegt sich
ein Teilchen nur entlang der Trajektorie minimaler Wirkung. Die Wirkung ist durch

tb
̇
S[x] = ∫ dt L(x(t), x(t), t) (3.9)
ta

gegeben, wobei die Lagrange-Funktion für die Bewegung eines (Punkt-)Teilchens der
Masse m in einem Potenzial V(x) die Form

m 2
L(x, x)̇ = ẋ − V(x) (3.10)
2

besitzt. An dieser Form der Lagrange-Funktion kann man schon erkennen, dass die
klassische Trajektorie nicht „zackig“, sondern relativ glatt sein wird. Ein Knick in der
Trajektorie würde bedeuten, dass ẋ (unendlich) groß und damit S ebenfalls sehr groß
wäre. Die klassische Trajektorie ist jedoch die mit minimalem S.
Extremieren wir die Wirkung (siehe Gleichung (D.13)),
δS[x] !
=0,
δx(t)
unter den vorgegebenen Randbedingungen

x(t a ) = x a , x(t b ) = x b ,

so erhalten wir die bekannte Euler-Lagrange-Gleichung

∂L d ∂L
− =0. (3.11)
∂x dt ∂ ẋ

Für eine Lagrange-Funktion der Form (3.10) erhalten wir aus der Euler-Lagrange-Glei­
chung die Newton’sche Bewegungsgleichung
∂V(x)
m ẍ = − .
∂x
3.4 Die explizite Form der Übergangsamplitude | 25

Multiplizieren wir die Newton-Gleichung mit der Geschwindigkeit x,̇

∂V(x)
m ẍ ẋ = −ẋ ,
∂x
so finden wir die Energieerhaltung

d m 2 d
( ẋ + V(x)) = E=0.
dt 2 dt
Die Energieerhaltung ist also eine Konsequenz der Stationarität der Wirkung.
In der Quantenmechanik tragen beliebige Trajektorien zur Übergangsamplitude
bei. Diese Trajektorien extremieren i. A. die Wirkung nicht, und folglich bleibt die
(klassische) Energie entlang dieser Trajektorien nicht erhalten. Wir werden später je­
doch sehen, dass die Energie zumindest im Mittel erhalten bleibt. Zusammenfassend
können wir als Unterschied zwischen klassischer und Quantenmechanik festhalten:

In der klassischen Mechanik erfolgt die Bewegung (bei vorgegebenen Randbedin­


gungen) auf einer Trajektorie extremaler (gewöhnlich minimaler) Wirkung, entlang
der die (klassische) Energie erhalten bleibt. Demgegenüber erfolgt die Bewegung
in der Quantenmechanik auf allen möglichen Trajektorien, die den vorgegebenen
Randbedingungen genügen. Entlang dieser Trajektorien ist die Energie i. A. nicht
erhalten.

3.4 Die explizite Form der Übergangsamplitude

Damit die Überlagerung der Amplituden der einzelnen Trajektorien zu Interferenz­


phänomenen führen kann, müssen diese vorzeichenbehaftet bzw. komplex sein. Wir
müssen deshalb erwarten, dass die Übergangsamplitude der quantenmechanischen
Teilchen i. A. eine komplexe Zahl sein wird. Dies gilt sowohl für die Amplitude einer
Trajektorie x(t) des gesamten Zeitintervalls,

K[x](b, a) = A[x](b, a)e iϕ[x](b,a) ,

als auch für die Teilamplitude eines infinitesimalen Zeitintervalls:

K(k, k − 1) = A(k, k − 1)e iϕ(k,k−1) .

In den obigen Gleichungen bezeichnen jeweils A = |K| den Betrag und ϕ die (reel­
le) Phase der Amplitude. Aus Gleichung (3.8) folgt, dass die folgenden Beziehungen
gelten müssen:
N N
A[x](b, a) = ∏ A(k, k − 1) , ϕ[x](b, a) = ∑ ϕ(k, k − 1) .
k=1 k=1
26 | 3 Die Wahrscheinlichkeitsamplitude

Die letzte Gleichung bedeutet insbesondere, dass die Phase der Amplitude eine addi­
tive Größe ist und sich aus der Summe der Phasen der einzelnen Teilabschnitte der
Trajektorien zusammensetzt. Die bisher unbekannte Phase der Amplitude einer Tra­
jektorie muss also eine additive Größe sein, welche die Trajektorie des Teilchens cha­
rakterisiert. Die einzige additive Größe¹ dieser Art, die wir aus der klassischen Physik
kennen, ist die Wirkungsfunktion
tb

S[x](b, a) ≡ S[x] (x b , t b ; x a , t a ) = ∫ dt L(x, x,̇ t) ,


ta

̇
die sich unter Benutzung der Definition des Riemann-Integrals (L(x(t), x(t), t) ≡ L(t)),
tb
N
∫ dt L(t) = lim ε ∑ L(t k ) (3.12)
ε→0
ta k=1

und der Ableitung


x(t k ) − x(t k−1 ) x k − x k−1
̇ k ) = lim
x(t = lim (3.13)
ε→0 ε ε→0 ε
schreiben lässt als:
N
S[x](a, b) = lim ∑ S(k, k − 1) , (3.14)
ε→0
k=1

wobei
x k − x k−1
̇ k ), t k ) = ϵL (x k ,
S(k, k − 1) := ϵL (x(t k ), x(t , tk ) (3.15)
ϵ
die Wirkung des infinitesimalen Teilabschnittes (k, k − 1) der Trajektorie x(t) ist. Die
Wirkung einer Trajektorie ist demnach gleich der Summe der Wirkungen der Teilab­
schnitte der Trajektorie, und wir erwarten deshalb, dass die Phase ϕ der Amplitude
mit der Wirkung verknüpft ist.² Wegen der Additivität beider Größen muss ein Zu­
sammenhang zwischen ihnen linear sein. Da außerdem die Phase dimensionslos sein
muss, schreiben wir sie in der Form
1
ϕ(k, k − 1) = S(k, k − 1) + ϕ0 ,

1 Die Länge des Weges wäre natürlich auch eine additive Größe. Diese spielt jedoch keine besondere
Rolle in der klassischen Mechanik. In der relativistischen Physik jedoch ist die Wirkung einer Punkt­
masse bis auf einen Proportionalitätsfaktor gerade durch die Länge des Weges im vierdimensionalen
Minkowski-Raum gegeben.
2 Diese Wahl erscheint hier vielleicht etwas willkürlich. Man könnte ja auch beliebige neue additive
Größen definieren. Aber wir werden später sehen, dass allein mit der Annahme, dass die Wirkung die
gesuchte additive Größe ist, sich die Schrödinger-Gleichung „ableiten“ lässt. Zum anderen wird die
Phase eindeutig als die Wirkung identifiziert, wenn wir fordern, dass für makroskopische Objekte, d. h.
für Objekte mit einer großen Wirkung, die Quantenmechanik in die bekannte klassische Mechanik
übergeht, wie wir in Kapitel 5 explizit zeigen werden.
3.4 Die explizite Form der Übergangsamplitude | 27

wobei ϕ0 eine dimensionslose Konstante ist, die wir weiter unten bestimmen werden.
Ferner ist ℏ eine Konstante von der Dimension der Wirkung. Ihr numerischer Wert lässt
sich nur aus dem Experiment bestimmen. Man findet ℏ = 1,0546⋅10−34 Js. Diese Größe
wird als Planck’sches Wirkungsquantum ℏ bezeichnet. Damit nimmt die Amplitude für
einen infinitesimalen Zeitabschnitt der Trajektorie folgende Gestalt an:
i
K(k, k − 1) = A(k, k − 1)e iϕ0 exp [ S(k, k − 1)] . (3.16)

Für die Amplitude (3.8) der gesamten Trajektorie x(t) erhalten wir mit (3.14):
̃
K[x](b, a) = A(b,
i
a)e ℏ S[x](b,a) ,

wobei
̃
A(b, a) = A(b, a)e iNϕ0
komplex ist.
Im Folgenden zeigen wir, dass mit Kenntnis der Phase der Amplitude ihr Betrag
durch den in Abschnitt 3.2 erhaltene Zerlegungssatz eindeutig bestimmt ist. Dazu neh­
men wir in der Übergangsamplitude für ein infinitesimales Zeitintervall (3.16)

K(k, k − 1) ≡ K (x k , t k ; x k−1 , t k − ϵ)

den gleichzeitigen Limes ϵ → 0. Mit (3.5) liefert das


1
lim K(k, k − 1) = lim [A(k, k − 1)e iϕ0 e ℏ S(k,k−1) ] = δ (x k − x k−1 ) , (3.17)
ϵ→0 ϵ→0

wobei die Wirkung für ein infinitesimales Zeitintervall S(k, k − 1) in Gleichung (3.15)
gegeben ist. Nehmen wir an, dass die Lagrange-Funktion die übliche Form
m 2
̇
L(x(t), x(t)) = ẋ (t) − V(x(t))
2
besitzt, so finden wir für diese Größe
m x k − x k−1 2
S(k, k − 1) ≡ S (x k , t k ; x k−1 , t k − ϵ) = ϵ [ ( ) − V(x k )] .
2 ϵ
Setzen wir diesen Ausdruck in (3.17) ein, so erhalten wir

lim K(x k , t k ; x k−1 , t k − ε)


ε→0
i m x k − x k−1 2
= lim A(x k , t k ; x k−1 , t k − ε)e iϕ0 exp [ ε ( ( ) − V(x k ))]
ε→0 ℏ 2 ε
= δ(x k − x k−1 ) .

Für ε → 0 divergiert der kinetische Term im Exponenten wie 1/ε, während der Poten­
zialterm gegen null geht. Damit reduziert sich obige Beziehung auf:
i m
lim A(x k , t k ; x k−1 , t k − ε)e iϕ0 exp [ (x k − x k−1 )2 ] = δ(x k − x k−1 ) . (3.18)
ε→0 ℏ 2ε
28 | 3 Die Wahrscheinlichkeitsamplitude

Benutzen wir die Darstellung der δ-Funktion,

λ λ
δ(x) = lim √ exp (i x2 ) , (3.19)
λ→∞ i2π 2
welche in Abschnitt 5.2 bewiesen wird, mit λ = m/εℏ und x = x k − x k−1 , so erhalten
wir
m i m
δ(x k − x k−1 ) = lim √ exp ( (x k − x k−1 )2 ) .
ε→0 i2πℏε ℏ 2ε
Der Vergleich mit Gleichung (3.18) zeigt, dass der Vorfaktor der Übergangsamplitude
für infinitesimale Zeiten ε → 0 durch
m
A(x k , t; x k−1 , t − ε)e iϕ0 = √
i2πℏε
gegeben ist. Somit ergibt sich die Übergangsamplitude für ein infinitesimal kleines
Zeitintervall (3.16) zu:³
m i m x k − x k−1 2
K(k, k − 1) = √ exp [ ε ( ( ) − V(x k ))] . (3.20)
i2πℏε ℏ 2 ε
Für kleine, aber endliche ε liefert Gleichung (3.20) eine „ausgeschmierte“ δ-Funktion
der Breite ε. Dementsprechend ist die Übergangsamplitude K(x, t; x󸀠 , t − ε) für kleine
(endliche) Zeitintervalle ε nur für Trajektorien zwischen nahe beieinanderliegenden
Orten x und x󸀠 wesentlich von null verschieden.
Gleichung (3.20) setzen wir jetzt in den Ausdruck (3.6) für die Gesamtübergangs­
amplitude K(b, a) des endlichen Zeitintervalls [t a , t b ] ein. Bei der Zerlegung des endli­
chen Zeitintervalls in kleine Zeitintervalle hatten wir vorausgesetzt, dass die Intervall­
länge ε infinitesimal klein ist. Wir müssen daher noch den Limes ε → 0 bzw. N → ∞
nehmen und erhalten schließlich für die Gesamtamplitude:

K(b, a) = lim ∫ dx N−1 . . . dx1


ε→0 ⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟
(N→∞)
Summation
(Integration)
über alle Wege
N
m i N m x k − x k−1 2
(√ ) exp [ ε ∑ ( ( ) − V(x k ))] . (3.21)
i2πℏε ℏ k=1 2 ε
⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟⏟
Gewicht eines Weges

3 Der aufmerksame Leser mag sich hier fragen, weshalb wir den Potenzialterm ϵV(k) im Exponen­
ten von K(k, k − 1) beibehalten, da er im später zu verwendenden Limes ϵ → 0 verschwindet. Der
Grund ist, dass es im Ausdruck (3.8) für die Gesamtamplitude für ein endliches Zeitintervall K(b, a)
unendlich viele solcher Terme gibt, die sich im Limes ϵ → 0 zum Riemann-Integral
tb
N
lim ϵ ∑ V(x k ) = ∫ dtV(x(t))
ϵ→o
k=1 ta

aufsummieren und den Potenzialanteil der Wirkung ergeben.


3.4 Die explizite Form der Übergangsamplitude | 29

Für ε → 0 geht die Anzahl der Zeitintervalle N gegen unendlich. Im Exponenten


können wir diesen Grenzübergang explizit ausführen und erhalten nach Gleichun­
gen (3.12) und (3.13) die klassische Wirkung (3.9)
tb
m 2
S[x](b, a) = ∫ dt ( ẋ − V(x))
2
ta

zurück. Ferner ist es bequem, den Ausdruck

N
m
lim dx N−1 . . . dx1 (√ ) =: Dx(t) (3.22)
ε→0 i2πℏε
(N→∞)

als funktionales Integrationsmaß (im Unterschied zum Riemann’schen Integrations­


maß) zu definieren. Der Ausdruck für die Übergangsamplitude (3.21) nimmt dann fol­
gende Form an,
x(t b )=x b
i
K(b, a) = ∫ Dx(t) e ℏ S[x](b,a) , (3.23)
x(t a )=x a

die als Funktionalintegral bezeichnet wird. Das Funktionalintegral ist hier eine kom­
pakte Schreibweise für die Summation über alle Trajektorien und wird deshalb häu­
fig als Pfadintegral bezeichnet.⁴ Im Gegensatz zum gewöhnlichen Riemann-Integral
wird hier nicht über eine Variable summiert, sondern über alle Funktionen x(t), die
den vorgegebenen Randbedingungen x(t a ) = x a und x(t b ) = x b genügen. Das Funk­
tionalintegral ist damit ein unendlichdimensionales Riemann-Integral. Wir können
es jedoch stets auf ein vieldimensionales Riemann-Integral zurückführen, indem wir
das Zeitintervall diskretisieren, d. h. in infinitesimale Zeitintervalle unterteilen, was
uns auf den Ausdruck (3.21) für die Übergangsamplitude zurückführt. Diese Darstel­
lung des Funktionalintegrals erlaubt uns insbesondere eine explizite Berechnung der
Übergangsamplitude. In einigen Fällen lassen sich diese Integrale explizit ausführen,
so z. B. für ein freies Teilchen, bei dem das Potenzial verschwindet. Für andere, kom­
pliziertere Fälle werden wir effizientere Methoden kennenlernen, die Übergangsam­
plitude zu bestimmen, ohne das Funktionalintegral explizit berechnen zu müssen. Da
die Übergangsamplitude die Ausbreitung des quantenmechanischen Teilchens von ei­
nem Ort x a zum Zeitpunkt t a zu einem anderen Ort x b zur Zeit t b beschreibt, wird diese
Übergangsamplitude auch als Ausbreitungsfunktion oder Propagator bezeichnet.

4 Die Pfadintegralformulierung der Quantenmechanik geht auf P. Dirac zurück. Sie wurde von
R. Feynman vervollständigt und auf die Quantenfeldtheorie angewandt.
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Después de algunos instantes de recogimiento, el más atrevido se
levanta, da dos vueltas al sombrero entre sus manos, mira en torno
de sí como pidiendo parecer sobre su nueva determinación, y un
«vámonos, si usted quiere» le contestan algunas bocas de otros
tantos individuos que á la vez se ponen de pie; hacen una profunda
reverencia á doña Casilda, dan un apretón de manos á su marido, y
con una grave inflexión de pescuezo hacia los que se quedan se
largan fuera de la sala.
¡En nuestros días todo se hace con una precisión asombrosa!
En un caso igual, los antiguos se hubieran despedido diciendo
«acompaño á ustedes en el sentimiento... Dios les dé á ustedes
salud para encomendarle el alma»; á lo cual los herederos
contestarían «amén», marchándose los visitantes en la persuasión
de haber dicho, al menos, á lo que fueron á la casa mortuoria.
¡Necedad como ella! Cerca de una hora pasaron algunos en casa
de doña Casilda, y ni siquiera la dirigieron la palabra. ¿Para qué?
Una frase de consuelo en tales casos no sirve más que para
recrudecer la herida...
Cuando nuestros personajes están en la calle, nótaseles igual
transformación que si salieran de un sermón de cuaresma; sus
lenguas se desatan y sus ojos chispean; parece que quieren
vengarse de la violencia en que han vivido durante la visita. El uno
llama la atención sobre el gesto de la señora; el otro sobre los
ronquidos de su esposo; éste sobre que la cocinera estaba
atisbando la escena detrás de las cortinillas; el más cauto se
conforma con decir que dineros y calidad, etc., y que ya será algo
menos de lo que se dice. Á nadie se le ocurre una palabra sobre el
papel que ellos han desempeñado en la comedia.
Al quedarse solos los herederos cónyuges míranse cara á cara, con
una sonrisa que quiere decir «¡qué felices somos!», y volviéndose la
espalda mutuamente, se van á saborear á sus anchas el dolor que
les ha causado «un golpe tan tremendo».
NOTAS:
[1] Estos cuadros y el que les sigue con el título de ¡Cómo se
miente!, aparecen aquí en virtud de lo indicado en la Advertencia
que precede al tomo V de estas Obras, de la cual Advertencia,
por si el lector no la ha visto ó la ha olvidado ya, debo reproducir
y reproduzco en esta Nota el siguiente párrafo:
«Ha llegado el momento de realizar el propósito anunciado en la
Advertencia que se estampa en el tomo I de esta colección de
mis Obras, y le realizo incluyendo en el presente volumen los
cuadros Un marino, Los bailes campestres y El fin de una raza,
desglosados, con este objeto, del libro rotulado Esbozos y
Rasguños, en el cual aparecerán, en cambio y en su día, Las
visitas y ¡Cómo se miente! que hasta ahora han formado parte de
las Escenas Montañesas. Por lo que toca á La primera
declaración y Los pastorcillos, si algún lector tiene el mal gusto
de echar de menos estos dos capítulos en cualquiera de los dos
libros, entienda que he resuelto darles eterna sepultura en el
fondo de mis cartapacios, y ¡ojalá pudiera también borrarlos de la
memoria de cuantos los han conocido en las anteriores ediciones
de las Escenas!».
Réstame añadir ahora que si Las visitas y ¡Cómo se miente! no
corrieron en aquel arreglo la suerte de La primera declaración y
Los pastorcillos, débese únicamente á que son casi los primeros
frutos literarios de mi pluma, y los primeros, sin casi, de mi pobre
paleta de pintor de costumbres, allá por los años de 1859-60.
Válgales esta razón por excusa de sus muchos defectos, y
discúlpeme á mí de la debilidad de considerarlos, con su fealdad
y todo, como lo más digno de mi amor de padre, entre la ya larga
prole de mi infeliz ingenio.—(Nota del A. en 1887).
¡CÓMO SE MIENTE!

—Adiós, señor don Pedro.


—Muy buenos días, don Crisanto. ¿Va usted á misa?
—No, señor: yo la oigo muy temprano. Ahora estoy esperando al
amigo don Plácido, que está en la de nueve, para irnos en seguida á
dar nuestro paseo.
—Ustedes nunca le pierden: muy bien hecho. ¡Ojalá pudiera yo
acompañarlos hoy!
—¿Y por qué no? Es domingo, no hay negocios... pero ahora
recuerdo que anoche no fué usted al Círculo.
—Estuve bastante disgustado ayer todo el día... y sigo estándolo...
Tengo el chico mayor indispuesto.
—¿De cuidado?
—Hasta ahora no, á Dios gracias; pero como está tan robusto, no
sería difícil, si nos descuidáramos, que le sobreviniese alguna fiebre
maligna.
—¿Qué es lo que tiene?
—Una indigestión de castañas.
—¡Diablo, diablo!... Mucho cuidado, don Pedro, que la estación es
muy mala: la primavera para los muchachos...
—Por eso precisamente me apuro yo... Pero ya sale don Plácido y
le dejo á usted con él... Adiós, señores.
—Beso á usted la mano, señor don Pedro: que se alivie el chico.
—Pues qué, ¿está enfermo?—preguntó don Plácido, que cogió al
vuelo las palabras de don Crisanto.
—Parece que sí.
—¿Cosa de cuidado?
—Me lo sospecho. El origen fué una indigestión de castañas; pero
como está tan robusto, le ha sobrevenido una fiebre que ha puesto
en cuidado á la familia.
—¡Caramba! ¿Si serán viruelas?
—Oiga usted, es fácil.
Y en esto, los dos personajes se dirigieron hacia la calle de San
Francisco, por la Plaza Vieja, deteniéndose un instante junto á la
esquina del Puente, en la cual había un vistoso cartelón,
recientemente pegado, anunciando, para después de varios
ejercicios olímpicos, la segunda ascensión aerostática del intrépido
Mr. Juanny.
Mr. Juanny era un muchacho, casi imberbe, director de una
desmantelada compañía ecuestre, que trabajaba los domingos en
Santander, en un lóbrego corral, ante un escaso público de criadas,
soldados y raqueros. La primera ascensión, por cierto en una tarde
fría y lluviosa de abril, tuvo para el valeroso aeronauta el éxito más
desgraciado.
Henchida la remendada mongolfiera en medio del circo, y sujeta al
suelo, del que distaba más de veinte pies, por dos delgadas é
inseguras cuerdas, Mr. Juanny comenzó á trepar por otra suelta del
centro, para alcanzar el trapecio que en el espacio le había de servir
de columpio; pero al oscilar el globo con el peso del aeronauta,
rompió las cuerdas que le sujetaban, y rápido se lanzó á las nubes,
cuando aún distaba del trapecio el pobre muchacho más de ocho
pies. Para el público no tuvo el lance aquél nada de particular: creyó
de buena fe que el ir Mr. Juanny agarrado á la cuerda era un alarde
más de su agilidad y de su impavidez; sólo su familia, que era toda
la compañía, y él, comprendieron lo terrible de la situación: la
primera lo manifestó bien pronto con lágrimas de desconsuelo; y por
lo que hace al segundo, según la relación que de boca del mismo
oímos, conociendo mejor que nadie el espantoso peligro en que se
hallaba, trató, lo primero, de llegar hasta el trapecio; pero la rapidez
con que ascendía el globo le impedía adelantar un solo palmo.
Como la cuerda era larga, al salir del circo se enredó entre las
ramas de la Alameda vieja, y por un momento creyó Mr. Juanny que
había desaparecido el peligro; mas, para mayor desconsuelo, las
débiles ramas cedieron al empuje del globo, y aquel desdichado no
tuvo otro remedio que acudir á su valor y á su destreza. Agarróse,
pues, lo mejor que pudo á la cuerda, y dejó á la Providencia lo
demás. Entre tanto, las manos se le habían desollado, sus fuerzas
se debilitaban por instantes, y cada vez hallaba más irresistible la
violencia con que el globo parecía que trataba de desprenderse de
él. Las casas, los objetos que en furioso torbellino pasaban á su
vista, le mareaban en aquella angustiosa situación: perdió al fin el
conocimiento, y maquinalmente siguió todavía agarrado á la cuerda.
Un instante más y no había remedio para él. Pero afortunadamente
la mongolfiera era muy vieja, y á pesar de los remiendos que tenía,
iba perdiendo gas á cada instante por sus muchas rendijas; cedió al
fin al peso del aeronauta, y descendió rápidamente, cayendo una
legua adentro de la bahía, y á más de media del barco más próximo.
Ya era tiempo. Mr. Juanny sólo conoció que se hallaba en el agua,
cuando su frialdad le sacó de su estupor. Mas el nuevo peligro era
insignificante comparado con el que acababa de correr. El globo,
aún henchido, flotaba como una enorme boya: agarróse, pues, á él y
esperó. Por mucha prisa que se dieron los tripulantes de algunas
lanchas que le vieron caer, las dos primeras que hasta él llegaron, á
toda fuerza de remo, tardaron un cuarto de hora.
Mr. Juanny desembarcó al fin en el Muelle, entre su familia y un
inmenso concurso, desolladas las manos y tiritando de frío, pero
sereno y risueño como si nada le hubiera sucedido.
Hecha esta ligera digresión, que bien la merece el asunto por su
histórica terrible gravedad, volvamos á nuestros conocidos.
Pertenecen éstos por patrón, edad é instinto al pequeño grupo de
figuras reglamentadas que son indefectibles en toda población, y
sobre las cuales pasan en vano los años y las revoluciones: alguna
arruga de más, algún cabello de menos, son los únicos rastros que
deja el tiempo sobre estos seres: traje, costumbres y alimento
siguen siendo para ellos los mismos que los del año en que se
plantaron, hasta la hora de su muerte; porque ésta, siendo
producida generalmente por una aplega fulminante, ó por otro
torozón cualquiera, no les atormenta con sus preludios, ni les altera
en lo más mínimo, durante la vida, el metódico sistema de ella.
Egoístas y avaros por naturaleza, temiendo adquirir compromisos ó
arriesgar su dinero, sólo toman del mundo aquello que el mundo
echa á la calle, bien porque le sobra ó porque lo regala.
Por eso, su única biblioteca, en el capítulo de erudición, la
constituyen los carteles de las esquinas, los prospectos volantes y
los periódicos del café.
Sabido esto, y no olvidando el dramático suceso que acabamos de
referir, excusado será decir á ustedes que leyeron con avidez el
cartel de Mr. Juanny; que al separarse de la esquina, continuando
su paseo, iban hablando con horror de tamaño atrevimiento; que
calcularon y se concedieron recíprocamente el sitio en que, según el
viento que reinaba, caería aquella tarde el aeronauta, y, por último,
que decidieron ir á presenciar la ascensión; mas no se crea que al
circo mismo, donde no habría bastante comodidad sobre costar el
dinero, sino á los prados de la Atalaya, cuya elevación les permitía
dominar los sucesos con la vista y respirar aires puros.
Cuando llegaron á San Francisco, discurriendo aún sobre el mismo
tema, repararon que un corredor, muy conocido de ellos, se les
acercaba á todo andar.
Al cruzarse con él no pudieron contener su curiosidad, y, á dúo, le
interpelaron:
—¿Adónde tan de prisa?
—¿Han visto ustedes á don Pedro?—les preguntó, casi al mismo
tiempo, el corredor.
—Ahora mismo acabamos de separarnos de él.
—¿Ha ido al escritorio?
—No, señor; á su casa... ¿Ha ocurrido alguna otra novedad?—
añadió alarmado don Plácido, al ver cómo jadeaba aquel hombre.
—¿Según eso había ya una?
—¡Qué! ¿No lo sabe usted?
—Hombre, no; yo le buscaba para un negocio... y muy bueno.
—Pues, amigo—dijo don Crisanto en tono sentido,—de nosotros se
ha separado de muy mal talante.
—Pero ¿qué tiene?
—El chico mayor muy malo,—exclamó don Plácido.
—¿De qué?—dijo sorprendido el corredor.
—De viruelas,—contestó solemnemente don Crisanto, y con la más
profunda convicción.
—¡De viruelas!... Pero si ayer le he visto yo en el escritorio copiando
una factura.
—Pues ahí verá usted,—observó don Plácido.
—¿De suerte—añadió el corredor,—que su padre no estará
dispuesto á hablar de negocios?
—Figúreselo usted,—contestaron los dos amigos.
—Pues ¡cómo ha de ser!... paciencia, que lo peor es para él... Adiós,
señores, y gracias.
—No hay de qué: vaya usted con Dios.
El agente, desesperanzado de hacer el negocio, emprendió una
marcha más lenta que la anterior; y mustio y cabizbajo, se internó en
la calle de San Francisco.
Los dos amigos continuaron su paseo hacia la Alameda.
Habrán extrañado al lector los progresos de la enfermedad del hijo
de don Pedro, ó habrá creído, á pesar de lo que le he dicho acerca
de don Plácido y don Crisanto, que éstos trataban de dar un
bromazo al corredor. Nada de eso. Ni el carácter, ni la posición, ni la
edad de estos señores se prestan á la broma: tienen cincuenta mil
duros cada uno, y un siglo cumplido entre los dos. Pero sobre
algunas otras manías á que consagran todos los desvelos que no
necesita la administración del milloncejo, les esclaviza y atormenta
la de adquirir noticias, cualesquiera que ellas sean; y no por el
placer de saberlas, sino por el de propalarlas; pero de propalarlas de
manera que interesen y exciten bien la curiosidad del público. Esto
no podrían conseguirlo siempre, porque los datos adquiridos,
algunas veces no lo dan de sí. Por eso, ocurrido un suceso
cualquiera, le suponen el curso que les parece más natural, y con la
mejor buena fe, le colocan en el término que más se acomoda á sus
cálculos.—«Que esto ha de suceder, es infalible—dicen ellos;—pues
contémoslo en seguida, porque después no tendría novedad, y, bien
mirado, no faltamos á la verosimilitud». La calidad de la noticia es lo
que menos les importa, ni las consecuencias que pueda producir su
afán de exagerarla: haga ella efecto, coméntese, propáguese, y su
amor propio se verá satisfecho.
No tuvieron otro origen las viruelas del hijo mayor de don Pedro.
El corredor, entre tanto, llegó á la Guantería, se sentó sobre el
mostrador y comenzó á renegar de su suerte.
—Vea usted—decía,—hasta las epidemias conspiran contra mis
intereses.
—Pues ¿qué sucede?—le preguntó un tertuliante de aquel
establecimiento;—¿vuelve otra vez el cólera?
—¡Qué más cólera que no hacer un negocio en cuatro días?
—Como decía usted que la epidemia...
—Y lo repito: el mejor corretaje, acaso el único de toda la semana,
acabo de perderle porque han entrado las viruelas en la casa.
—¿Hay algún comerciante con ellas?
—No, señor: un hijo.
—¿Quién es el padre?
—Don Pedro Truchuela.
—¡Caramba! ¡Aquel muchachón tan robusto está con viruelas?... ¿Y
son de mala ley?
—Según me han dicho, con referencia á su padre, no lo cuenta.
—¡Qué lástima!
Y al exclamar así el ocioso, marchóse á la Plaza y refirió el suceso
al primer conocido que halló á mano.
En los comentarios estaba ya, cuando la doncella de don Pedro,
muy conocida del comentarista por su lindo palmito, cruzó hacia el
Puente y entró en uno de sus portales. Al notarlo el ocioso, exclamó:
—¡Adiós, mi dinero! ¡ya van á llamar al cura!
—¡Cá!—dijo el otro sorprendido.
—Sí, señor: he visto entrar á la doncella de don Pedro en casa del
padre N... Cuando salga la he de preguntar.
Ignoraba el noticiero que el padre N... se había mudado á otra calle,
y que vivía, á la sazón, una modista en la casa que él dejó.
Á poco rato salió la doncella con unos paquetes debajo del brazo, y
se fué por el Muelle. El espía no lo notó por haberse enredado en
una nueva acalorada controversia, sobre las causas de algunas
epidemias como la que ya juzgaba apoderada de la población; pero,
en su defecto, vió poco después atravesar al padre N... por la
esquina de la Ribera y en dirección al barrio en que vivía don Pedro.
—Véalo usted—exclamó;—¡se realizaron mis sospechas!...
Y sin despedirse de su contrincante, fué á llevar la noticia á la
Guantería.
Cuando á la una en punto volvieron del paseo don Crisanto y don
Plácido, encontraron otra vez al corredor.
—¿Ha visto usted á don Pedro?—le preguntaron.
—¡Bueno estará el pobre señor para visto!—contestó.
—Pues ¿qué ha sucedido? ¿Está peor su hijo?
—Ya le han dado la unción.
—¡Ave María purísima!—exclamaron los dos amigos.—Lo mismo
que sospechábamos salió, desgraciadamente.
Y con cierto aire de satisfacción, por el buen éxito de sus
presunciones, pues que no estaba en sus manos evitar la desgracia,
y era ocioso afectarse por ella, se separaron del corredor, sin
pasarles por la imaginación que ellos, y nada más que ellos, eran el
origen, desarrollo y progreso de la enfermedad del hijo de don Pedro
Truchuela.

II
Fieles como dos cronómetros, á las cuatro en punto de la tarde
llegaron nuestros dos amigos á los prados de la Atalaya, y se
colocaron en el más elevado de ellos para dominar mejor todos los
incidentes de la ascensión del globo. Destacábase éste, henchido
ya de humo, en el reducido circo de la Alameda, balanceándose
sobre las cuerdas que le sujetaban, esperando á que le dieran
libertad para lanzarse al espacio.
En instantes tan supremos, cuando la curiosidad de medio pueblo
diseminado por aquellas praderas estaba fija en el aparato, el
campanón de la catedral sonó, grave y acompasado, tres veces. Su
lúgubre tañido no produjo el menor efecto en el ánimo de aquellos
espectadores. Sin embargo, nuestros dos conocidos, aunque
afanosamente ocupados en explicarse la teoría del espectáculo que
á tales alturas les había conducido, suspendieron la discusión.
—¿Ha oído usted, don Plácido?
—¿Qué?
—Tocan á paso.
—Efectivamente: es por el hijo de don Pedro.
—¿Lo sabe usted con seguridad?
—¡Hombre, estando ya con la unción esta mañana!...
—Es verdad... ¡Pobre muchacho!... ¡tan joven!
—Al anochecer nos pasaremos por su casa para saludar á don
Pedro y acompañarle en su dolor.
En esto se oyó un rumor infinito de hurras, aplausos y silbidos. El
globo se elevaba majestuoso, arrastrando al joven aeronauta,
vestido de artillero, y de pie sobre un cañón... de madera.
—¡Allá va eso!—dijo don Crisanto;—siempre te bañarás como la
otra vez... Sospecho que cae en Maliaño... ¡Allí sí que no te salvas!
—Pues yo—repuso don Plácido,—creo que más acá se queda,
según la dirección que toma.
—Como caiga en el agua, es lo mismo: el cañón le arrastrará al
fondo... Le aseguro á usted, don Crisanto, que si tuviera facultades
para tanto, suprimiría estos espectáculos... porque, desengáñese
usted, son una barbaridad.
—¿Qué demonios le diré á usted, don Plácido?... Es preciso que
haya de todo en el mundo.
—¿Y para qué hace falta esto? Para aumentar el número de
huérfanos y de viudas, y para fomentar la vagancia: total, para
molestar al hombre de bien y pacífico, y sacarle lo que, acaso,
necesita para su familia... ó para su regalo; que ya que uno se lo ha
ganado, nadie más que uno mismo tiene derecho á hacer de ello lo
que le dé la gana.
—Todo lo que usted dice está muy en su lugar; pero repare usted
que ese pobre volatinero brinca y salta, sube y baja y se remoja en
la bahía cuando y cada vez que le da la gana, para ganar un
miserable pedazo de pan, y que á nosotros no nos cuesta un cuarto.
Ahora mismo, desde estos prados, le estamos viendo de balde, y
por cierto, con más comodidad que los que han pagado su entrada
en el circo. Desengáñese usted, el que no quiere y sabe ahorrar, no
gasta un maravedí por más lazos que se le tiendan.
—No lo niego; pero concédame usted que, á veces, se complican
las circunstancias de un modo... Sin ir muy lejos, ni acotar con
muertos, el día en que este mismo sujeto estuvo á pique de
ahogarse en la bahía, me hallaba yo, después del suceso, leyendo
el correo en la botica; cuando á uno de esos filántropos que de todo
el mundo se conduelen, porque no tienen otra cosa que hacer, y que
había visto las desolladuras y contusiones que se hizo el volatinero,
le da la gana de echar un guante para él entre todos los
concurrentes al establecimiento, que sabe usted que no son pocos...
Pues señor, ¿usted creerá que me sirvió de algo volverme de
espaldas, hacerme el distraído, ni marcharme hasta el escaparate
con la disculpa de que necesitaba más luz para leer el periódico?...
¡que si quieres! El muy importuno me siguió como si fuera mi
sombra... y gracias á que, como de costumbre, yo no llevaba un
ochavo sobre mí; que de otro modo, me cuestan la función del
volatinero y la impertinencia de su protector, un par de reales, ó tal
vez más.
—Pero, al fin, nada pagó usted, y siempre venimos á parar á que,
amarrando bien, por más que tiren de uno, no le sacan un céntimo.
¡Buen cuidado me da á mí por todos los filántropos del mundo!...
¡sordo siempre! que oídos que no oyen, corazón que no siente...
Pero se me figura que desciende el globo... y va á caer, como lo
anuncié, hacia Maliaño.
—Mire usted que á esa distancia engaña mucho la vista.
Cuando poco después desapareció la mongolfiera detrás de la
colina del Cementerio, los dos observadores bajaron á paso
redoblado á la ciudad, y se encaminaron á la estación del ferrocarril,
con el objeto de averiguar lo cierto del caso, pues el globo, á medida
que bajaba, fué pareciendo más próximo, en línea horizontal, á los
dos curiosos; tanto, que don Plácido, al perderle de vista, hubiera
sido capaz de jurar que había caído en la Peña del Cuervo.
Andando, disputando y sudando el quilo, llegaron á la Pescadería, y
preguntaron á un aldeano que hablaba sobre el suceso:
—¿Dónde cayó, buen amigo?
—Pus dí que se ha jundío en metá la canal.
—¡Fuego! ¿Oye usted, don Plácido? lo que yo temía.
Y siguieron más adelante.
Dos cigarreras daban grandes voces.
—Tamién fué causelidad de pasar al mesmo tiempo la comotora.
—¿Á quién ha cogido?—preguntó el curioso don Plácido.
—¡Otra... ésta sí qué! ¿Pos no lo sabe usté, buen hombre? ¿Á quién
tiene de ser? Al del globo.
—¿Y le mató?
—¡Ahora escampa! ¡No sé si le mataría pasando por encima el
camino de hierro!
—¡Qué atrocidad!
—Y lo peor hubiera sido—continuó la cigarrera,—si no se apartan á
tiempo las presonas que se agolparon allí... Ya le quiero un cuento...
¡pos no sé si hay carná!... ¡Más de veinte estuvieron á pique de
perecer!
—Y diga usted, ¿se podrá ver el cadáver?
—¡Quiá! ¡que si quieres! Han dío allá los de polecía, y no dejan de
pasar á naide... Está un poco más acá de la Peña del Cuervo.
—Pero si acaban de decirnos que el globo cayó en la canal.
—No haga caso, señor: eso fué la otra vez.
—¡Toma! y es verdad. ¡Cómo se miente!
Las noticias adquiridas, si no eran cuanto podía apetecer la
insaciable curiosidad de los dos amigos, cumplían en gran parte con
los deseos de éstos, en la imposibilidad en que estaban, según los
informes de la cigarrera, de acercarse al lugar de la catástrofe. De
todas maneras, Mr. Juanny había perecido indudablemente, y
muchas personas habían estado á pique de ser aplastadas por el
tren.
—He aquí una cosa que yo no puedo comprender bien,—dijo don
Plácido á su amigo, mientras los dos retrocedían apresuradamente,
para dar pronta salida á sus frescas provisiones de noticias.
—¿Qué es lo que usted no comprende?—replicó don Crisanto.
—Que haya habido gente á pique de perecer. La vía (fíjese usted
mucho en esto), en el sitio que nos han señalado, está
completamente bañada por el mar, por ambos lados, y la marea está
alta en este momento. Y una de dos: ó hubo gente ó no la hubo al
llegar el tren. Si la hubo, y mucha, en lo cual convienen todas las
noticias adquiridas, ¿en dónde se refugió cuando apareció de
sorpresa la máquina?... porque hubo sorpresa, y la prueba está en
que Mr. Juanny no tuvo tiempo para ponerse fuera del peligro...
¡como que pereció en él! Yo quiero suponer que las personas que le
rodeaban, que eran muchísimas, atendiendo cada una á su propia
salvación, se olvidasen del desgraciado, que tal vez cayó enredado
entre las cuerdas del globo, ó se inutilizó al caer y no pudo moverse;
al huir cada cual del tren que se aproximaba rápido, ¿se refugió en
las orillas de la vía? Imposible, porque son muy estrechas... ó
perecieron los de la primera fila indefectiblemente. ¿Se atropellaron
unos á otros, y se salieron de la vía? En este caso cayeron al agua;
y como no es probable que todos supiesen nadar, y se sabe que, en
semejantes conflictos, el mejor nadador se ahoga arrollado por la
multitud, el resultado es más horroroso aún que el de la primera
suposición... En fin, don Crisanto, no me cabe duda alguna de que
la escena debe haber sido espantosa. Y esto parece providencial
después de lo que le dije á usted en la Atalaya sobre las
consecuencias de semejantes espectáculos.
—Me deja usted aturdido—exclamó don Crisanto, que no había
perdido una sola de las palabras de su amigo:—los argumentos son
irrebatibles... Pero si tantas víctimas hubo, ¿cómo no se sabe nada
de cierto?
—Muy sencillo, amigo mío: el juzgado estará instruyendo las
diligencias de cajón; habrá detenido á los que salieron ilesos para
tomarles declaración, y á los de fuera no se nos ha permido
acercarnos allá: ¿por dónde, pues, se ha de haber sabido la
verdad? Desengáñese usted, que se van á descubrir horrores.
Y penetrados ambos, pero con toda convicción, de esta trágica idea,
continuaron Muelle adelante.
—¿Vienen ustedes de la estación?—les preguntó un conocido que
hallaron al paso.
—Sí, señor.
—¿Y en dónde cayó?
—En mitad de la vía.
—¿Al pasar el tren?
—Desgraciadamente... y le ha partido por la mitad.
—¡Horror! ¿Es posible?
—Como usted lo oye... y no es eso lo peor, sino que entre la gente
que se agolpó á verle, entre ahogados y aplastados pasan... tal vez
de veinte.
—¡Santo Dios de misericordia!... ¿Pero ustedes lo han visto?
—Casi, casi. Las autoridades están allá, y el juez instruye las
diligencias: por eso no se nos ha permitido ver á las víctimas, pero
hemos oído los gritos y la bulla.
—Estremece pensarlo, señores... Corro á ver si logro adquirir más
pormenores.
El buen señor partió, azorado, hacia la estación, mientras los
noticieros, conmovidos, no de pesar por las víctimas que suponían,
ni de remordimiento por la ligereza con que habían propalado una
noticia tan grave y tan dudosa, sino de entusiasmo por el caudal de
horrores que llevaban en la mollera, continuaron caminando á largos
pasos, rojo el semblante, chispeante la mirada y diciendo con la
fisonomía á todo el mundo:—«Pregúntenos usted, ó se lo
contamos».
De esta suerte llegaron al café Suizo.
Media hora haría que estaban aterrando á un numeroso auditorio
que se habían formado con sus trágicos relatos, cuando entró en el
salón don Pedro Truchuela, acompañado de su hijo, el mismo que,
según noticias, había fallecido aquella tarde.
Verlos entrar los dos amigos y atascárseles en la garganta las
palabras que iban á dirigir al concurso, fué todo uno.
Repuestos algún tanto de la sorpresa, partieron ambos hacia don
Pedro, y tomando la palabra don Plácido, le dijo, dándole la mano:
—Pero, señor... ¡cómo se miente en este pueblo! Si se nos había
dicho...
—¿Qué?—le interrumpió don Pedro.
—Que estaba peor su chico de usted—añadió don Crisanto;—y ya
vemos que, á Dios gracias, es mentira. Sea, pues, mil veces
enhorabuena; y ojalá sirva esto de lección á los que con tanta
ligereza se entretienen en propalar malas noticias.
—Mucho que sí,—murmuró don Plácido, un si es no es corrido y
abochornado con la lección.
—Gracias, señores,—les contestó don Pedro, que lo que menos se
imaginaba era el cisco que sus dos conocidos habían revuelto
desde que los saludó por la mañana.—Afortunadamente este chico
es fuerte, y cuando volví á casa me le encontré levantado y
empeñado en que había de salir á la calle, lo cual no le consentí,
porque en su estado no lo juzgué prudente; pero esta tarde,
después de notar las buenas disposiciones con que comió, no he
tenido inconveniente en que me acompañara á dar un paseo y á ver
al mismo tiempo elevarse el globo.
—¿Desde dónde le han visto ustedes?—preguntaron anhelosos los
dos embusteros.
—Desde los prados del Cementerio,—contestó don Pedro.
La ansiedad de los viajeros crecía por momentos.
—Según eso—exclamó don Crisanto,—¿estará usted al corriente de
todo lo que ha sucedido?
—Como que lo he visto.
—Ya lo oye usted, don Crisanto, ¡lo ha visto!
—¿Y qué tiene de particular, señores?—exclamó don Pedro, á quien
ya chocaban los gestos y el afán de sus amigos.—Nada más
sencillo: cuando noté que el globo descendía, nos bajamos á lo
largo de las tapias del Cementerio, hasta cerca de la vía; allí nos
sentamos y le seguimos en todos sus accidentes, hasta que cayó.
—¿En dónde?
—En la cortadura del muelle de Maliaño, en el agua, pero á pocas
varas de la escollera; así es que el aeronauta, con muy leves
esfuerzos, salió á tierra firme inmediatamente... Lo hemos visto con
los gemelos.
Los dos amigos se miraron estupefactos.
—¿Pero no cayó en la vía?—preguntó asombrado don Plácido.
—¿Pues no lo está usted oyendo?—contestó don Pedro.
—Luego no le ha cogido el tren, ni han perecido ahogadas y
aplastadas otras personas...
—¡Ave María Purísima!—exclamó, santiguándose, don Pedro:—
¿quién les ha engañado á ustedes?
—¡Conque es mentira!... Pero ve usted, don Crisanto, ¡cómo se
miente en este pueblo!
Y don Plácido miró á su amigo con una expresión indefinible. Éste le
contestó en idéntico lenguaje, y recordando entrambos sus recientes
trágicos relatos, y notando que en algunas mesas vecinas se
hablaba, con referencia á ellos, de la terrible catástrofe,
despidiéronse de don Pedro y de su hijo como mejor en su
aturdimiento supieron, y se echaron á la calle renegando, con la
mayor sinceridad, del arte que se da el público siempre para
desfigurar la verdad y sorprender la buena fe de los hombres de
bien, como ellos dos, y exclamando, escandalizados, á cada
instante:
—Pero, señor, ¡cómo se miente!
LAS BELLAS TEORÍAS

¡Dichosa edad, dichoso siglo xix! ¡Tú, con tu ciencia, arrancaste á


los pueblos de la barbarie de sus antecesores; tú, con la razón por
bandera, redimiste á la humanidad del pecado de la estúpida
ignorancia de nuestros abuelos! Ya no hay privilegios, ya no hay
distancias, ya no hay razas, ya no hay fuertes ni débiles, víctimas ni
verdugos. Las diversas naciones del mundo culto forman un solo
pueblo; los hombres una sola familia; todos somos hermanos con
una sola religión, la ciencia; con un solo gobierno, la virtud; con una
misma riqueza, el trabajo. La antorcha de la razón, disipando las
densas tinieblas de las viejas preocupaciones, ha transformado la
naturaleza pensante. La razón es la luz, la razón es el pan, la razón
es la Providencia, la razón es la famosa palanca que soñó el sabio.
Yo digo que blanco, mi vecino que negro: he aquí la palanca.
Demuestro yo mi teoría, sostiene el otro la suya: he aquí el punto de
apoyo. Se la combato, me la protesta, se formaliza el debate, la
discusión, que llamamos; he aquí que el mundo se tambalea, y que
al fin acaba por dar la voltereta.
Resumen.—El talento es el árbitro soberano de la tierra.
Corolario.—Sólo los necios tendrán hambre, sed y frío.
Vamos á verlo.
Juan era todo un mozo modelado á la última (no quiero decirlo en
francés). Admiraba la ciencia, adoraba la idea y respetaba el talento.
Tenía fe ciega en el progreso moderno, soñaba con la perfectibilidad
hasta el extremo de vislumbrar lo perfecto; creía en todo, de tejas
abajo, porque todo cabía dentro de la razón; dudaba de todo cuanto
debía dudar un hombre que creía como él creía, cuanto debía dudar
un verdadero espíritu fuerte; dudaba, en fin, de tejas arriba, de todo.
Juan había mamado en sus libros favoritos la esencia pura de la
flamante filosofía; y no llegó á ser un sabio completo, porque á la
mitad del camino se halló huérfano y sin recursos.
Juan, en una palabra, era ilustrado y pobre, y tenía talento.
Cuando se vió solo en el mundo y abandonado á sus propias
fuerzas, después de llorar las prendas queridas de su corazón, tuvo
miedo á lo porvenir y decayó su ánimo; mas luego apeló á su razón,
descubrió su ciencia, abrazóse á ella, y con el mayor entusiasmo
exclamó: «El dolor me hizo ingrato contigo, mi noble compañera;
juzgábame solo, y te encuentro á mi lado cicatrizando la herida que
han hecho en mi corazón los santos efectos de la naturaleza. Bajo
tu amparo no temo lo porvenir: tú me haces necesario. La sociedad
es una cadena cuyos eslabones somos los hombres útiles y
virtuosos. Para nosotros no hay favores; la sociedad nos debe su
protección, porque la sociedad somos nosotros: la justicia es su ley,
y la justicia ha destronado á la fortuna, que era, en épocas
ominosas, el amparo de los necios, de los atrevidos y de los
tiranos».
Pasáronse algunos días tras este arranque de entusiasmo. Juan
consumió durante ellos los poquísimos restos de su miserable
herencia, y la equitativa sociedad no se presentó á sus puertas
pidiéndole ciencia á cambio de protección. Siguió el tiempo

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