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Editorial 5

Liebe Leserinnen, liebe Leser

w w w. t r a n s p o r t j o u r n a l . c o m
Das Römische Reich war ein Beamtenstaat par excellence. Für
alles und jeden gab es Zuständige, auch für die Götter. Die Au-
guren hatten die Aufgabe, zu erkunden, ob die höheren Mächte
einer Sache wohlgesinnt waren oder nicht, beispielsweise durch
sorgfältiges Studieren von Vogelflugbewegungen und -geschrei.
Im Laufe der Zeit wurden immer mehr hochrangige Beamte zu
Auguren ernannt. Die Staatslenker Julius Cäsar und Mark
Anton bekleideten das Amt gleich selber.
Auch wenn die Auguren mit den alten Römern verschwun-
den sind, haben sie in Zukunftsforschern, Analysten und den
Ursula Schmeling neuen Propheten einer herannahenden Klimakatastrophe wür-
Chefredaktorin dige Nachfolger gefunden. In dieser Ausgabe der ITZ widmen
wir mehrere Seiten dem Thema Umwelt, Klimawandel und den
Auswirkungen auf die Transport- und Logistikbranche; denn die Politik hat
das Thema Klimawandel vor allem im vergangenen Jahr als hervorragende
Plattform für Publizität und eine Ausdehnung der Staatsgewalt und Bürokra-
tie entdeckt. Politiker betätigen sich als Auguren und warnen vor dem Ab-
schmelzen der Eisberge, dem Aussterben der Eisbären, ja einem Weltuntergang.
Dabei hat sich das Klima, solange die Welt existiert, verändert und wird
dies auch weiterhin tun. Der Einfluss des Menschen auf die mitunter abrupten
Temperaturschwankungen in den vergangenen Jahrzehnten und Jahrhunderten
ist wissenschaftlich umstritten. Astrophysiker und Geowissenschaften messen
kosmischen Strahlungen und dem Wasserkreislauf eine höhere Bedeutung für
diese Entwicklungen zu als dem derzeitigen Sündenbock Nr. 1, dem Kohlen-
dioxidkreislauf. Fakt ist, dass die Kohlendioxidkonzentration seit der vorin-
dustriellen Zeit um etwa ein Drittel von 0,029% auf 0,038% gestiegen ist.
Gleichzeitig kletterte die Temperatur um 0,7 Grad nach oben. Allerdings gab es
Phasen mit zehn- bis zwanzigmal höheren Kohlendioxidkonzentrationen und
gleichzeitig herrschte eine Eiszeit.
Jeder Politiker hat heute seinen Wissenschaftler, der seine Thesen stützt.
Wenn die Treibhausgas-Emissionen bis 2012 wirklich um 5% unter den Wert
von 1990 in allen Industrieländern gesenkt werden, ergäbe sich für 2050 eine
Verminderung des Temperaturanstiegs um wenige Hundertstel Grad. Vielleicht
wäre es einfacher, sich den Temperatur- und Wetterschwankungen anzupassen.
Zu wenig Berücksichtigung finden in den gegenwärtigen Diskussionen meines
Erachtens auch neue, heute noch unbekannte Technologien, um den Zielkonflikt
zwischen wirtschaftlicher Entwicklung und Treibhausgasausstoss zu lösen.
Bleiben wir also misstrauisch gegenüber den Interpretationen der Auguren.
Ich wünsche uns allen einen guten Start ins neue Jahr und ein erfolgreiches
2008!

Internationale Transport Zeitschrift 1-2 2008

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