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Sofie macht Schluss

Top Nr. 2. Sofie drückte wie schon unzählige Male zuvor auf den Knopf der
Gegensprechanlage des denkmalgeschützten Biedermeierhauses in der Wiener
Kirchengasse. Nur, dass sie es heute das letzte Mal tat. Sie hatte schon so oft in
Gedanken Schluss gemacht, aber heute würde sie es wirklich tun. Diesen Weg
zu ihm war sie immer mit dieser berauschenden Mischung aus Vorfreude und
Abenteuer gefahren. Jede Kurve der endlos scheinenden Allee aus dem noblen
Vorort war voll sinnlicher Erwartung. Und je näher sie der Stadt und seinem
Haus kam umso unkontrollierter wurde ihr Verlangen, umso klarer wurde was sie
wollte. Sie war schon viel zu lange nicht mehr die, die sie glaubte zu sein. Aber
damit war nun Schluss.

Sie hörte den Summer und die kleine schmiedeeiserne Tür des Minivorgartens
sprang auf. Der Winterjasmin blühte goldgelb. Sofie empfand ihn so unwirklich
um diese Jahreszeit wie sich selbst. Sie ging trotz der hohen Stiefelabsätze zügig
über die Natursteine bis zur Eingangstür.

Sie hatte wirklich genug von ihm. Was glaubte er wer sie war! Immer verfügbar
wenn er Lust auf sie hatte. Dankbar und anspruchslos, nur weil sie ohnehin auch
ihr Leben hatte, ihre Familie. Diese ständigen Treffen hatten sie schon mehr als
einmal in die Bredouille gebracht. Bisher war es immer gutgegangen. Sie führte
eine glückliche Ehe und sie liebte ihren Mann, auch wenn er viel zu oft im
Ausland war. Ihre Kinder, ihre Familie waren ihr heilig. Es gab keinen Grund das
alles aufs Spiel zu setzen für ein wenig Abwechslung. Was glaubte er, wer er
war?

Sie hätte es ihm natürlich auch via SMS sagen können. Das machen viele Leute
heutzutage. Aber so stillos war sie nicht. Seit knapp einem Jahr hatte sie diese
Affäre. Das war lange genug.

Die cremefarbene Holztür ging in dem Moment auf als sie ihre Hand ausstreckte
um zu klopfen. Er telefonierte und deutete ihr hereinzukommen. Er war barfuß.
Sein weißes Hemd hing aufgeknöpft über den Jeans. Sofie war unschlüssig.
Sollte sie ihren Mantel ablegen oder anlassen und ihm sobald er aufgelegt hatte
einfach sagen, dass es aus wäre. Verdammt, in diesem Haus war es immer viel
zu warm.

Frechheit, dass er sie so stehen ließ und nicht sofort auflegte. Auch gut, dachte
sie. Umso leichter würde es ihr fallen die Sache ein für alle Mal zu beenden.

Er kam mit einem Glas Prosecco aus der Küche, drückte es ihr, während er
seelenruhig weitertelefonierte, in die Hand und gab er ihr einen flüchtigen Kuss
auf die Wange. Sofie spürte seinen vertrauten Geruch. Diese unsägliche Note, die
sie von Anfang an schwach gemacht hatte. Er war unrasiert.
So, das war also der letzte Kuss, dachte sie. Sie stand immer noch wie
angewurzelt in der Diele.

Jetzt hatte er aufgelegt. Lächelnd kam er auf sie zu.

„Wir müssen reden“, sagte sie. Er sah ihr arglos in die Augen und legte
gleichzeitig beide Hände auf ihre Hüften.
„Was immer du möchtest“, sagte er und zog sie langsam an sich heran. Sie
sehnte sich danach ihn zu spüren und zu riechen.
„Wir müssen Schlussmachen“, sagte sie fast flehend. Er küsste sie.

„Ist ja gut“, sagte er. Sanft streifte er ihren Mantel ab, hängte ihn sorgfältig auf
einen Hacken und führte sie wie ein kleines Kind ins Wohnzimmer.
„Ich kann einfach nicht mehr so weitermachen.“ sagte sie.
Er dreht sie zu sich und strich ihr liebevoll eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
Seine Hand war warm und Sofie fühlte sich so geborgen. Er stand ganz nah. Sie
konnte spüren wie sich seine Brust mit jedem Atemzug hob und senkte.
„Ich verstehe“, sagte er und küsste sie auf die Stirn. Seine Hände wanderten
über ihren Nacken den Rücken hinunter. Sie spürte seinen heißen Atem an ihrem
Hals. Ein feiner Schauer durchlief sie. Sofie hob ihren Kopf ein wenig und ihre
Lippen öffneten sich kaum merklich. Er bewegte sich nicht. Ihre Mund
verzehrte sich nach seinem. Ihr Körper stand wie unter Strom. Sofie konnte
förmlich spüren wie ihre Vagina feucht wurde. Küss mich flehte ihr Blick aber er
rührte sich keinen Millimeter.

Zögernd bewegten sich ihre Hände unter sein offenes Hemd. Ihre Finger
strichen langsam über die feinen Härchen nach oben zu seiner Brust. Seine
warme Haut berauschte sie und ein leises Seufzen entkam ihren Lippen. Sie hob
sich auf die Zehnspitzen um mit ihrem Mund auf seinen zu treffen und zerfloss
im Moment als sich ihre Lippen berührten.

Mit einem Schwung hob er sie hoch und trug sie hinüber zu seinem Art-Deco
Schreibtisch. Er legte sie sanft auf die Ebenholzplatte, schob ihren Rock hoch
und drang ohne Vorspiel in sie ein. Sofies Körper wand sich ihm entgegen. Alles
in ihr drängte zu ihm. Sie konnte ihre Lust nicht mehr länger zurückhalten. Sofie
wollte ihn so sehr, dass es weh tat. Sie konnte sich längst nicht mehr
kontrollieren, hörte wie von fern ihr eigenes Stöhnen. Wie von Sinnen wurde sie
weggetragen von ihrer Geilheit und kam nach nur wenigen Bewegungen. . .

Sofie bog wie immer zu schnell in die Kästenbaumalle ein ohne auf die Stopptafel
zu achten. Das war das letzte Mal sagte sie zu sich. Dieser Mann respektiert mich
einfach nicht.

Sue Simond 

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