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Zeitschrift des Historischen Vereines für

Steiermark Jahrgang 100 (2009)

Das Jahr 1593 als Vorspiel des Dreizehnjährigen


Türkenkrieges
Von L e o p o l d froifl

Die Erfahrungen, die die Söldner sowohl an der Windischen als auch an der
Kroatischen Militärgrenze imVerlauf des 16.Jahrhunderts immer wieder gesammelt
hatten, verleiten zur Abfassung eines Vierzeilers im Stil einer Bauernregel: „Ist der
Winterhartundkalt,folgt derTürkeneinfall bald. Liegtder Schneejedoch sehr hoch,
warten die Türken noch."
Tatsächlich hatte sich sehr häufig gezeigt, dass die aus dem türkisch besetzten
Teil Bosniens, Kroatiens und Ungarns stammenden kriegerischen Nachbarn der
Militärgrenzerden Winternicht scheuten, um Plünderungszüge inchristliches Gebiet
zu unternehmen. Und dass diese „bosnischen Türken" und „ungarischen Türken" -
so werden sie in zeitgenössischen Quellen tatsächlich genannt - kaum weniger
kriegslüstern waren als die unter Anführungszeichen reinrassigen Osmanen, bewie-
sen die Ereignisse an der Militärgrenze ebenso allzu oft. Schon 1553 hatte ein ge-
wisserHansDernschwamm dazugemeint:DiesealleseindBosner, Krabaten, Winden
undUngern, diezu Mameluken undverläugnete Christen wordensein. Ein unziferig,
rewdig,vermaledeitgotloses Volkh, diealletaussentmol ergersein alsdie rechtgebo-
renen Turckhen} Wie die im Steiermärkischen Landesarchiv lagernden Akten der
„Militaria-Reihe" ausweisen, nutzten die dort gemeinhin als „Erbfeind Christlichen
Namens", „Erztyrannen", „Bluthunde", „Erbwüterich" oder eben schlicht als „Tür-
ken" bezeichneten Gegner der Militärgrenzer nicht nur einmal schneearme kalte
Wintermonate, umüber das Eisder zugefrorenen Flüsse ihre Raubzüge vorzutragen.
Hoch liegender Schnee dagegen hemmte den Angriffselan weitgehend. Im Winter
1592/1593 war es nicht anders. Besonders hohe Schneemassen beendeten damals
zumindest vorläufig eine Konfrontation, die seit dem Amtsantritt des Hasan Predo-
jevic2 als Pascha von Bosnien im Juni 1591 für latente Kriegsgefahr im Gebiet
zwischen Agram/Zagreb im Norden und dem Fluss Kulpa/Kupa im Süden gesorgt
hatte.
Predojevic verstärkte nämlich seit 1592 die bis dahin nur sporadisch geführten
osmanischen Angriffe auf die Festungen und Ortschaften an der Kroatischen und

Hans DERNSCHWAMM, Tagebuch einer Reise nach Konstantinopel und Kleinasien 1553-1555.
Ediert von Franz BABINGER, München 1923.
• Zu dessen Biografie vgl. Leopold TOIEL, Stephan Graswein zum Weyer. Ein Judenburger als
Kontrahent des Paschas von Bosnien. In: ZHVSt 98 (2007), 149-190, hier 16fr 168.

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Windischen Militärgrenzc. Binnen weniger Wochen ließ er nur elf Kilometerwest- halten.7 Um weitere Informationen zu erhalten, betraute Stephan Graswein die
lichder christlichen Festung Sissek/Sisak amsüdlichen Ufer der Kulpa dashölzerne Hauptlcute von Kreuz/Krizevci (Gregor Laibacher) und Iwanitsch/Ivanic Grad
Kastell Petrinia/Petrinja errichten' und eroberte im Juni 1592 die strategischwichti- (Alban Graswein) mit der Entsendung von Kundschaftern in türkisches Gebiet, doch
genchristlichen Festungen Bihac,Gora und Hrastovac. Doch erst als einAngriffauf mussten diese wegen des immer noch sehr hoch liegenden Schnees unverrichteter
SissekAnfangAugust 1592 scheiterte,begann der Pascha mit Plünderungen,Brand- Dinge umkehren. Es war nur in Erfahrung zu bringen, dass zwar Jeziger Zeit von
legungen, Geiselnahmen undVerwüstung des Landes einen Kleinkrieg eigenerPrä- ainichemVberfahlderfeinde auf dieser Cristlichen Gränizengar nichts zuhören sei,
gung, der bis weit in den Spätherbst 1592 andauerte.4 Wie bereits erwähnt, beende- der Pascha von Ofen (Suleiman Pascha) aber mit Hasan Predojevic wegen Kriegs-
teerst der strenge Winter 1592/1593 die Konfrontationen und verschaffte derchrist- sachen inVerhandlungen stehe.1*
lichen SeiteeinewillkommeneAtempause. Der für dieVerwaltung undVerteidigung Auch Stephan Graswein stand wegen Kriegssachen in Verhandlungen. Mitte
der Windischen Grenze zuständige Obristenamtsverwaltcr Stephan Grasweinkonn- Februar 1593war erdurch Erzherzog Ernst von seinem Posten als Obristenamtsver-
te am 22. Dezember 1592 nach Graz berichten, es liege der Schnee dermassen so walter der Windischen Grenze vorübergehend abkommandiert und nach Zagreb
groß,dz niemandinderFeindeLanndtZuschickhen ist, also ist sich auchder Zeh, beordert worden. Dort hatte er zusammen mit einem anderen Steirer, dem genialen
vnndso lanngsich solches Wetter helt, ainicher ein= oder Vberfallderfeindtegar Heerführer Ruprecht von Eggenberg, als kaiserlicher Kriegskommissar zu fungie-
nitZubesorgen.5 Dochdiepositive Einschätzung Grasweins sollte sich nurallzubald ren.9 Seine neue Aufgabe bestand einerseits in steter Berichterstattung an den Hof
ändern. und in die Steiermark, andererseits in der Koordination und Betreuung aller in
Kroatien gegen dieTürken stationierten christlichen Kriegsvölker.Allzu viele waren
dies vorläufig aber noch nicht, weil der Großteil der im Vorjahr 1592 im Feld ge-
Geplänkel im Frühjahr 1593 standenen Trappen mittlerweile abgezogen war.10 Neben den Söldnern von der win-
dischen Militärgrenzc waren es nur noch Fußtruppen von der kroatischen Grenze
Schon am 16. Jänner 1593 erfuhr er durch das Verhör eines gefangen genom- unter dem Grenzobristen Andrä von Auersperg sowie bereits seit fünf Monaten un-
menen Wallachen, dass im Herrschaftsgebiet des Paschas von Bosnien erneutRe- unterbrochen im Feld stehende salzburgische Hilfstruppen, die von Johann Werner
krutierungen vorgenommen wurden. Man sah es als sicher an, Predojevic werdezu von Raitenau geführt wurden. Wie sich zeigte, stand es mit der Besoldung und der
khomender Zeit des gueten Wetters Sich nit säumen, sondern Sein Tyranney etwa Verpflegung der Raitenau'sehen Soldaten nicht zum Besten:Anstatt für fünf waren
gegendisemcristlichenLanndeweitterieben. Zudem wollte er sowohl überdie Save sienur für zwei Monate entlohnt worden, weshalb die beiden Kriegskommissare bei
alsauchüberdieDrau Schiffbrücken schlagenlassen,aufdz des TurkhischenKeysers Erzherzog Ernst die restliche Besoldung anmahnten. Unmut erwuchs auch aus den
HörzudisemFrüelingkhan destoleichtergegendisencristlichen Lannden khomen} überhöhten Preisen, die die Salzburger für Brot zu zahlen hatten: Der kroatische
Man erwartete also tatsächlich ein persönliches Einschreiten des türkischen Sultans Grenzproviantmeister Innozenz Moscon verlangte nämlich für einen Laib Brot
Murad III. im Frühjahr 1593. 8 Kreuzer und damit fast das Doppelte des handelsüblichen Preises. Graswein und
Über ähnliche Informationen verfügte auch der Obrist der Kroatischen Grenze. Eggenberg schritten dagegen ein und forderten am 20.Februar 1593 vom Erzherzog
Andrä von Auersperg. Jener war am 7. Jänner 1593 vom Hofkriegsrat mit einer beyaugenscheinlicherFeindtsNoth ein Mandat anMoscon zur Senkung der Lebens-
Visitierung seines Abschnittes der Militärgrenze und Berichterstattung über Mög- mittelpreise für die Söldner." EinigeTagespätererhielt Johann Werner von Raitenau
lichkeiten zur Feindabwehr betraut worden. In einem 20 Tage später abgefassten die Nachricht, seiner Trappe würden an der Save beim damals steirischen Ort
Schreiben verwies er auf die hohe Wahrscheinlichkeit eines abermaligen osmani- Mokritz/Mokrice 900bis 1000 Brote zugestellt. Daraufhin schickte der Genannte 40
schen Einfalles ins Gebiet zwischen Zagreb und Kulpa, damals wie heute bekannt seiner Knechte aus dem Feldlager in Samobor dorthin. Bereits auf dem Rückweg
als Turopolje. Zudem sah er in der personellen Aufstockung der dem Kapitelvon entdeckten die Söldner in einem Dorf Hennen vnnd Genß und stellten diesen Tieren
Zagreb gehörigen Festung Sissek um 50deutsche Knechte (Landsknechte) und100 nach. Dabei allerdings wurden sievon Husaren des kroatischen BanThomas Erdödy
Haramien ein probates Mittel, die Feinde wenigstens einigermaßen in Schachzu überrascht und angegriffen. 21 salzburgische Knechte erlitten zum Teil schwere

Ebd.. 1593 Jänner 27 Karlovac (201514/11240).


5
TOIFL(wieAnm. 2), 176.StLA, Laa.Archiv.Antiquum XIV (Militaria) 1592 April 25 (201514 Ebd.. 1593 Februar 4 (201514/11265) und 1593 Februar 11 (201514/11273)
10425). * Hans von ZwiEDiNFCK-SüOTNHORST. Ruprecht von Eggenberg. Em österreichischer Heerführer
4
Vgl. dazu Milan KRUHEK, Ratza opstojnost hrvatskog kraljevstva na kuskoj granici. In: Sisacka des 16.Jahrhunderts. In: MHVSt 26 (1878), 79-163. hier 98
bitka 1593,Zagrcb/Sisak 1994, 33 66. hier 58-64. Evelvne ANTONITSCH. Die Wehrmassnahmen der Inneröstcrreichischen Länder im Dreizehnjäh-
s rigen Turkenkrieg 1593-1606. Dissertation Graz 1975. 34.
StLA, Laa. Archiv, Antiquum XIV (Militaria). 1592 Dezember 22 (201514/11190).
6 StLA. Laa. Archiv. Antiquum XIV (Militaria). 1593 Februar 20 Zagreb (201514 11308).
Ebd., 1593 Jänner 16 Koprivnica (201514/11228).

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Schussverletzungen und wurden durch den Quartiermeister von Samobor nurnot- war derPascha entschlossen, innerhalb von20 Tagen bei Brkisevina eine ähnliche
dürftig verbunden. Esgabangeblich keinen, der weniger als drei Wunden davon- hölzerne Festung wiein Petrinja errichten und diese mit Geschützen bestücken zu
getragen hatte. Zudem entrissen dieHusarenjedem dersalzburgischen Knechtedie lassen. ImÜbrigen seidastürkische Heer bereits aufdem Vormarsch nach Hrvatska
Waffe undnahmen auch deneben abgeholten Proviant ansich. Raitenau protestier- Kostajnica undwürde spätestens im Mai Unterstützung durch weitere osmanische
tebeiStephan Graswein über diese Vorgangsweiseundmeinte,eswäre ausreichend Truppen - geführt durch einen Beglerbeg15 - erhalten (wiesich später herausstellte,
gewesen, diePlünderer einzusperren. Waserverschwieg, wardieTatsache, dass die waresderBeglerbeg Graec/ae/Rumelien). Beruhigender wirkte daschon dieNach-
nach Racheheischenden Salzburgerausrückten unddasgannze Dorff, wodiese Thatt richt, Sultan Murad III. sei mit Persien in einen Krieg geraten, der im Osten des
beschehen. rundt vmhinPrandt steckhen wollten und nur durch das Einschreiten Osmanischen Reiches starke türkische Kräfte band. Und erstaunlicherweise kur-
ihres Befehlshabers davon abgehalten wurden. Dennoch meinte Graswein inseinem sierte inder Türggeyauch dasGerücht, dass die Christenhait vilaingrösseres Hör
Bericht andie steirischenVerordneten12 undandenHofkriegsrat, dieRaitenau'schen allßdie Tüerkhenbeieinander haben solle vnnd dzauch derBassafür gewiß hallte,
Knechte würden noch Mittel und Wege suchen, die erlittene Schmach zu tilgen. dz... ErzherzogErnnstzue Össterreichpersonaliter imHörsein werden vnnd dessen
wobei derarme Paursmahn, dervielleicht daran nitschuldig, dz maiste entgehen förchten sysichsehr hoch.]6
müsse. Es sei untragbar, dass vmbainer so schlechten vrsachen willen, etwo von Dass dieTürken ein christliches Heer unter dem Kommando Erzherzog Ernsts
ainer Hennen, ainsolchgrober Hanndlentbrannt sei.Erzherzog Ernst möge derlei tatsächlich fürchteten, dürfte weit übertrieben gewesen sein. Vielmehr setzte der
Vorfälle untereigentlich verbündetem Kriegsvolk künftig unterbinden. Erdödy.eben- bosnische Pascha Hasan Predojevic seine Kriegsvorbereitungen fort. Wie er dabei
falls mit der Angelegenheit konfrontiert vnnd vmb einstöllung dergleichen muet- vorging, erfuhr man von einem gewissen Georg Draschl. Der aus Cilli/Celje ge-
willigkhaitenvnnd schendtliche Thattengebetten, wies lediglich alle Vorwürfezu- bürtige Mann waram 19.Juli 1592während der für die christlichen Truppen ver-
rück.13 nichtenden Schlacht vonBrest intürkische Gefangenschaft geraten. AlsDienerdem
Unterdessen war statt der erhofften Order zur Preisreduktion eine schonam Khurt Again Petrinja zugeteilt, konnte Draschl einige Einzelheiten über türkische
27.Februarausgefertigte erzherzogliche Durchhalteparole sowohl inZagreb als auch Absichten in Erfahrung bringen, dieer schließlich nach seiner geglückten Flucht in
in derSteiermark eingelangt. Aufgerüttelt durch dieerwähnten Berichte Auerspergs der Nacht zum 23. März 1593in Zagreb zu Protokoll gab. Seiner Aussage vom
undGrasweins vermutete Ernst,dassdieFeindtgewislich nitfeyern sondern sobaldl 26. März nach hatte der Befehlshaber von Petrinja namens Rustan Begvon Predo-
sie nur khünen vnnd mügen, zu dieser dahinder ligunden lannden [Steiermark. jevicdenAuftrag erhalten,beyverlierung Seines Khopffs vnnddem Strang innerhalb
Kärnten undKrain] eüsseristen verderbenwasfürzunemben nit vnndterlassen wer- von 14Tagen dienahe Petrinja über dieKulpa führende hölzerne Brücke reparieren
den. Damit derTürke ansolichenseinem schedlichen Vorhaben gehündert werden zu lassen undfernerhin diezwischen den Flüssen Odra und Save gelegenen Dörfer
müge, müsse in allen Ländern Innerösterreichs das Landesaufgebot zu Pferd auf- zu verheeren und in Brand zu stecken. Der Pascha selbst habe vom türkischen
gemahnt undin guter Bereitschaft gehalten werden.14 Wierecht der Erzherzogmit Kaiser (Sultan Murad III.)Hilfe für eine Belagerung von Sissek begehrt und wolle
seiner Forderung nach Einberufung länderspezifischer Truppen hatte, bewiesein etliche Geschütze auf Rädern im bereits zerstörten Markt unweit der Kirche auf-
alarmierender Bericht Auerspergs vom 6. März. Darin kolportierte dieser die Er- stellen unddieFestung von dort ausneuerlich beschießen. Fürden Fall der Erobe-
richtungneuer Wehranlagen entlang derKulpa imAuftrag desPaschasvonBosnien. rung Sisseks warPredojevic zumNeubau eines Kastells an der Save alsAusgangs-
die sozusagen alsOperationsbasis fürkünftige Einfälle inchristliches Gebiet dienen basis für Einfälle in Kroatien entschlossen. Wie Draschl abschließend berichtete,
sollten. Umsolchesvonvornhereinzuverhindern, schlugderkroatische Grenzobrist standenamTagseiner Flucht vbertaussent Türgckhen inPetrinja, zudem waren etwa
vor,dieLandesaufgebote vonSteiermark, Kärnten undKrain sowie diekaiserlichen vierzehn Tage zuvor andiehundert Janitscharen dorthin gekommen. Undangeblich
und salzburgischen Hilfsvölker in Karlstadt/Karlovac zu sammeln, sie südlichder erwartete mannoch eine bedeutende Anzahl Tataren, dieSultan Murad zu schicken
Kulpa gegen Predojevic vorrücken zu lassen unddiesen zueiner Schlacht zuzwin- versprochen hatte.17
gen. Zugleich mit dieser Einschätzung übersandte Auersperg auch die Aussagen Während die osmanische Seite ihre Vorbereitungen zu weiteren kriegerischen
eines gewissen Vuin Marhouitsch,deram 1.März inZengg/Senj gefangen genom- Unternehmungen traf, blieben auch ihre christlichen Kontrahenten militärisch nicht
men worden warund beim Verhör die Pläne der Türken verraten hatte. Demnach untätig.Am 22.März befahl Oberhauptmann Gregor Laibacher vonKreuz auseinen
Streifzug gegen dasauftürkischem Gebiet liegende Dorf Cepidlak bei Bjelovar, in
- DieVerordneten waren ein alljährlich neu bestimmtes fünfköpfiges Ausschussgremiumder
steirischen Landschaft (Vertreter vonAdel, Klerus und Bürgerschaft), die seit 1527für die ls
DieBegriff ..Beglerbeg"(türkisch: beylerbeyi) bezeichnete den Gouverneur eines osmanischen
Organisation dersteirischen Landesverteidigung zuständigwar. Territoriums (beispielsweise vonÄgypten.Anatolicn. Rumelien). „Beylcrbcy" basiert aufdem
" StLA, Laa.Archiv,Antiquum XIV(Militaria). 1593 März 14Samobor (201514/11354)sowie türkischen Wort „Bey"undbedeutet „Herr derHerren".
1593März 15Zagreb (201514/11355. 11356). " StLA.Laa.Archiv.Antiquum XIV (Militaria). 1593März 6Karlovac (201514/11335)
14
Ebd..1593Februar 27(201514/11320) ' Ebd.,1593März 26Zagreb (201514/11383).

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dem bereits seit mehreren Jahren „Wegeführer" lebten, die man damals gemeinhin Gegenleistung zahlten sie einen halben Monatssold und stellten ausreichend Nah-
als„Tschauschen"oder „Zauschen" bezeichnete. Eswaren Personen, die(manchmal rungsmittel in Aussicht- Die erhoffte Wirkung blieb aus. Wie Bernhardin Falben-
gezwungenermaßen, meist aber freiwillig) mit den Türken kooperierten und den haupt am 1 April berichtete, dehnten die Arkebusiere ihre Untaten sogar auf die
osmanischen Truppenteilen den Weg durch christliches Gebiet wiesen. Sie wurden Umgebung Fürstenfelds aus, raubtenVieh und brachen Weinkeller auf. Abermals zur
deshalb als Verräter angesehen und konsequent verfolgt. Weil derlei Personen meist Redegestellt rechtfertigten derRittmeisterGeorgWilhelm von Braun undder Obnst-
aus den Ländern des Balkans stammten, Übertrag sich die negative Bedeutung des leufnant Hieronymus von Bobelitz die Untaten der Reiter mit Hunger sowie mit
Wortes„Tschausch"imLaufe derZeitallgemein aufdieBewohner des Balkans.Aus ausgebliebener Besoldung. Der gleichfalls informierte Hofkriegsrat verwies zwar die
dem „Zausch" wurde der „Tschusche" in seiner abwertenden Bedeutung für die Angelegenheit an Kaiser Rudolf IL, ließ aber wenigstens am 2. April Proviant zu
Bevölkerung des späteren Jugoslawien. vernünftigen Preisennach Fürstenfeld schaffen.n Dennoch bliebdie Lage angespannt
DerÜberfall auf Cepidlak glückte. Das Dorf wurde geplündert undganzvndgar und konnte erst bereinigt werden, als Erzherzog Ernst am 9. April den Abzug der
inAschen gelegt. SechsTage späterkehrten dieSöldnermiterbeutetem Schlachtvieh Röder'sehen Reiter aus Fürstenfeld verkündete. Eine Hälfte der 500 Arkebusiere
und Pferden sowie mit etwa 50 Gefangenen nach Kreuz zurück. Die Frage nachden wurdenach Karlstadt, die andere nach Kopreinitz/Koprivnica verlegt. Der Grenzpro-
Plänen des Paschas von Bosnien beantworteten die unter der Folter examinierten viantmeister Marx Werndl musste für die weitere Verpflegung sorgen.21
Personen mit dem Hinweis auf die geplante Errichtung zweier Blockhäuser bei
Brkisevina und bei Sissek. Die Errichtung einer Brücke über die Kulpa dienedazu,
dass Predojevic desto leichter auf diese windische Gränizen Kriegen möchte. Falls Erste Kämpfe
der Krieg der Perser mit dem Sultan beendet würde, werde dieser dem Paschamit
Sicherheit einen Beglerbeg zur Belagerung von Sissek schicken.1*Alsdiesteirischen Nunstandmitdem Röder'sehen Kriegsvolk zwar eine weitere Truppe neben den
Verordneten am 31.März den Bericht Laibachers über den Streifzug zusammenmit Raitenau'schen Knechten und den Söldnern von der Windischen und Kroatischen
einem gefangenen Tschauschen empfingen, zeigten sie sich hoch erfreut überden Grenze imdurch die Türken gefährdeten Gebiet, doch das schien noch immer nicht
Erfolg. Sie schenkten (!) den Gefangenen dem landschaftlichen Sekretär Stephan ausreichend. Eshattedaherschonzuvor inderAbsicht des Erzherzogs gelegen, auch
Speidl, der übrigens versuchte, Lösegeld für seinen Tschuschzu bekommen." dieAufgebote der innerösterreichischen Länder für ein aktives Vorgehen gegen die
osmanische Aggression zu gewinnen. Am 1.April verlangte er aus St. Veit an der
Glan von Steiermark, Kärnten und Krain nochmals die sofortige Stellung des Lan-
Probleme in Fürstenfeld desaufgebotes. damit auf die nechste hinach volgunde weittere Verordnung dasselb
gestraggs nachdengrenizen befurdert vnnd dem Feindt auf Zuetragunden Nottfahl
Unterdessen hatte Erzherzog Ernst die alarmierenden Nachrichten aus Kroatien mitZusambensetzunderHilff müglichister Abbruch vnnnd Widerstand!gethan wer-
erhalten. Er nahm diese zum Anlass, um das in Steinamanger/Szombalhely statio- denrnüge.24Wasfolgte, waren die üblichen Spielchen der Jahre zuvor: Man sei zwar
nierte Fähnlein20 Arkcbusierreiter des Melchior von Rödern in seine Abwehrpläne zurAufmahnung des Landesaufgebotes bereit, doch Geldknappheit und Proviant-
mit einzubeziehen.Am 27.Märzbat erdie steirischen Verordneten um Bekanntgabe mangel würden eine rascheAufstellung unmöglich machen. Zudem müsse man erst
eines geeigneten Garnisonsortes fürjene Reiter. Noch bevor eineAntwort erfolgen einengeeigneten Obristen für dasAufgebotsvolk finden, dieAufgebotsgenerale ver-
konnte, kamen die Untergebenen Röderns eigenmächtig in die oststeirische Stadt fassen. die Viertelhauptleute benachrichtigen, die Teilnehmer am Aufgebot auf-
Fürstenfeld. Doch anstatt sich wie Verbündete zu verhalten, begannen die Arkebu- mahnen, die Musterung in die Wege leiten. Immerhin einigte man sich auf die
siere mit Plünderungen. Sie brachen den Getreidekasten auf, um Futter für ihre Person des Gottfried Breuner als künftigen Obrist des Aufgebotes.25 Wie stets,
Pferde zu erlangen, erpressten von den Bürgern Geldzahlungen und Proviant. In spielten dieVerordneten auch diesmal aufZeit. Sie hofften, die kolportierte Türken-
ihrerVerzweiflung verständigten die Fürstenfelder Stadtväter Erzherzog Ernstsowie gefahr werde sich wieder legen. Kroatien seija weit entfernt und werde durch die
die Verordneten und baten am 30. März um Beistand gegen die Reiter. Nocham Kriegsvölker der Windischen und Kroatischen Grenze ohnehin geschützt. Was man
selben Tag schrieben die Verordneten an Melchior von Rödern, beschwerten sich
über die Untaten seiner Untergebenen und forderten ein gesittetes Benehmen. Als
StLA. Laa.Archiv,Antiquum XIV (Militaria). 1593 März 27 (201514/11386). 1593 März 30
Graz(201514/11400) und 1593April 1 (201514/11404).
18 Ebd.. 1593April 1 (201514/11405) und 1593April 2 (201514/11409. 11411).
Ebd., 1593März 28Krizevci (201514/11393). Ebd.. 1593 April 9 (201514/11423). Zu den Ereignissen in Fürstenfeld vgl. Leopold TOIFL,
" Ebd.. 1593 März 31Graz (201514/11402). Furstenfeld imAusnahmezustand (in diesem Band).
:
" Der Begriff Fähnlein bezeichnet eine Unterformation eines Landsknechtsregimentes ineiner 1
Ebd.. 1593April 1St. Veitan der Glan (201514/11403).
Mannschaftsstärke von rund 400 bis 500 Mann. 1
Ebd.. 1593März 30(201514/11399) und 1593April 6 (201514/11418).
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dabei in Graz übersah, war die Tatsache, dass die osmanische Seite in diesem fen drohten weil sie bereits seit zwei Jahren nicht mehr gemustert worden waren
Frühling 1593durchaus ernst zu nehmende militärische Aktionen setzte. und ihre Besoldung eher sporadisch denn regelmäßig erhalten hatten. Übertrieb
Wie einem Besorgnis erregenden Bericht26 des Jakob von Landenberg, Obrist- Graswein mit seiner Bemerkung vom 25. April, die Armut an der Grenze nehme
leutnant bei den salzburgischen Truppen Raitenaus, zu entnehmen ist, überfielen derart überhand, dass das Kriegsvolk kaum noch Proviant für zwei Tagesreisen aut-
etwa 3000 berittene Türken am Morgen des 3. April das Dorf Kravarsko undver- bringen könne, Vieh auf den Weiden fehle und die Provianthäuser leer seien?28 Wie
schleppten von dort 44 Personen. Das gleiche Schicksal erlitten gegen Mittag30 auchimmer,jedenfalls reagierten dieVerordneten diesmal rasch und versprachen die
Bewohner des Weilers Podotocje, nur rund 15Kilometer von Zagreb entfernt.Auch baldige Musterung und Besoldung des windischen Grenzkriegsvolkes, doch sollte
amTagdaraufdurchstreiften nochumdie200FeindedasTuropolje, sodassLanden- Graswein - den man als Obristenamtsverwalter übrigens unbedingt weiter beschäf-
bergdem Erzherzogvorschlug,diederzeit noch bei Laibach/Ljubljana undinPettau tigen wollte- im Gegenzug für eine gute Kooperation zwischen seinen Proviantdie-
Ptuj lagernden und von der Augsburger Familie Fugger gestellten Kriegsknechte nern und dem windischen Grenzproviantmeister Marx Werndl sorgen.2''
nach Kroatien zu transferieren. In Zagreb sollten sie dem Reittenawerischen Regi- Nicht nur an der windischen Grenze, sondern auch bei den im Raum Zagreb
ment unterstellt werden inbedenckhen,da man mitZusamen setzunder Hülffgegen stationierten Kriegsvölkern ergaben sich hinsichtlich der Verproviantierung Proble-
disenvnruhigenFeindtwasfürzunemenentschlossen,dz SybaldtanderHandtauch me.DieVerordneten erklärten sich zwar bereit, die von Erzherzog Ernst gewünsch-
zumnothFahlallsaingerast [ausgeruhtes],geüebt, wolerfahrn Khriegsvolckh woll ten Viktualien zu liefern, doch weigerten sie sich strikt, mit dem landesfürstlichen
khünen gebraucht werden. Der eben geschilderte Einfall ins Turopolje veranlasste Proviantkommissar Hans Franz von Neuhaus zusammen zu arbeiten.30 Schon 1592
den kroatischen BanThomas Erdödy, der seine eigenen Truppen bislang „vornehm" hatte die steirische Landschaft Proviant und Getreide im Wert von 15.000 Gulden
zurückgehalten hatte, zu einem Gegenschlag. Am 11.April siegten seine Leutein für diverse Kriegsvölker zu geben versprochen. Mit der Einnehmung bzw. der Be-
einem Scharmützel unweit Petrinja, töteten drei Feinde und nahmen dreizehn ge- zahlung dieser Lebensmittel wurde Neuhaus betraut. Allerdings erfüllte jener seine
fangen. Bei deren Verhör stellte sich heraus, dass der zur Zeit noch in Banja Luka Aufgabe nur sehr lässig. Noch im April 1593 war der für das Vorjahr bewilligte
befindliche Pascha Hasan Predojevic den Bau einer Festung (an noch unbekannter Landproviant nicht völligbezahltbzw.abgeholt, genauso wiedie für 1593neu bewil-
Stelle)planteund nach derWiederherstellung der 1592durch Hochwasser zerstörten ligten Lebensmittel im Wert von 8000 Gulden. Deswegen weigerten sich die Ver-
Brücke über die Kulpa einmal mehr herüberinsLanndtfallen, rauben vnndprennen ordneten, noch länger mit Neuhaus zu kooperieren. Die Folge war eine weitere
werde vnnd wann Ime Bascha mehrer Hülff vonnötten, will lme die Sein Kayser Verzögerung bei der Lebensmittelbeschaffung und -Verteilung, die sich äußerst ne-
[Sultan Murad III.] schickhen. Ganz ähnliche Nachrichten kamen aus Karlstadt,wo gativ auf die Gemüter der ohnehin unter Hunger leidenden und schlecht bezahlten
durch einen bosnischen Gefangenen bekannt geworden war, dass Rustan Begvon Söldner auswirkte.
Petrinja die Kulpa-Brücke zu erneuern hatte, während Predojevic die Errichtung
einer Festung bei Brkisevina vorbereitete. Sicher sei auch, dass die Türkhen taglich
ZuRoß vnndFueß vherderKulpraissen vnndalleZeitLeüth vnnd was Sysonnsten Meuterei
antreffenmügen, hinweckh fieren. Erstaunlicherweise hatte sich in türkisch besetz-
tem Gebiet bereits herumgesprochen, dass die christliche Seite auf eingebunden Besondere Schwierigkeiten waren hinsichtlich der Raittenawerischen Khnecht
Früeling ain starekhes Hör beysamen haben werde. Um dem entgegenzuwirken, zu verzeichnen. Solange ihr Obrist Johann Werner von Raitenau lebte - er war am
habe der Sultan dem Pascha die Unterstützung des Beglerbegs von Rumelien zu- 4.April in Samobor gestorben - war die Manneszucht innerhalb des Regimentes in
gesagt.27Auffallend ist,dasssichdieAussagen derverhörten Gefangenen weitgehend geordneten Bahnen erhalten worden. Anfang Mai aber zettelten die immer noch
mit älteren Kundschafterberichten deckten und stets geplanten Festungsbau, Brü- unbesoldeten Salzburger Knechte eine Meuterei an und drohten mit einem Einfall in
ckeninstandsetzung und bevorstehende Einfälle kolportierten. Und sie bewiesen die Steiermark." Sie verweigerten Verhandlungen sowohl mit dem Obristen Zeug-
auch, dass die Hinweise aufeine bevorstehende Eroberung von Sissek bzw. die Ver- meister Amelreich von Eibiswald als auch mit Ruprecht von Eggenberg und ver-
heerung des Gebietes zwischen Kulpa und Save durchaus glaubhaft waren. langtenvehement ihreAbdankung. In ihrem Ansinnen zurückgewiesen und gebeten,
In diese ohnehin prekäre Situation platzte die Nachricht des Stephan Graswein, für weitere zwei Monate im Feld zu bleiben, liefen die Raitenauer wie ain Hauffen
dassvielederanderWindischen Grenze stationierten Söldner zum Feind überzulau- Schwein zusamen, entrissen dem Fähnrich die Regimentsfahne, verschanzten sich
2k
Ebd., 1593April 25 (201514/11445).
Ebd., 1593April 4 Zagreb (201514/11416). -' Ebd.. 1593April 26 (201514/11448). 1593 April 29 (201514/11451).
!
Dies alles geht aus einem Bericht hervor, den der Feldschreiber Stephan Schmid namens " Ebd., 1593 April 30 Graz (201514/11453).
Ruprechts von Eggenberg und Stephan Grasweins an die Verordneten in Graz sandte: StLA, " TOIFL (wie Anm. 2), 181. StLA, landschaftliches Registratur- und Expeditbuch 1593 fol 98-
Laa. Archiv. Antiquum XIV (Militaria), 1593 April 14 Zagreb (201514/11431). 98v.
O Ö,,

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vorerst in Zagreb und wahrenwillens sampt dem Fendl auß dem Lanndt zuziehen. Das osmanische Heer formiert sich
Eggenberg, der Erzherzog Ernst darüber am 8. Mai informierte,32 befürchtete einen
Überfall der Meuterer auf einen zur selben Zeit Richtung Zagreb fahrenden Geld- AlsobdieMeuterei des Raitenau'sehen Kriegsvolkes die Lage in Kroatien nicht
transport und schickte den Grafen Montecuculj (höchstwahrscheinlich Galeotto schon genug belastet hätte, ließ auch die osmanische Seite weit mehr als bloßes
Montecuccoli'1) mit etlichen Reitern als Geleitschutz nach Rann/Brezice, damitdz Säbelrasseln hören. Wie im Verlauf des Monats Mai bekannt wurde, war der bos-
selb gellt in kain gefahr geratte. Um weitere Truppenteile von einer Meuterei ab- nische Pascha Hasan Predojevic Ende April aus Banja Luka kommend in Petrinja
zuhalten. wollte Eggenberg ein Exempel statuieren, auf dasskein einicher Im ganzen eingetroffen und hatte dort sowie in Hrvatska Kostajnica mit der Konzentrierung
Teutschlandt sicher zuuerpleiben wirdhaben vnnd menigelich frei wie der Vogl im mehrerer Trappenteile zu einem schlagkräftigen Heer begonnen. Nicht nur die viel-
Lufft soll werden.Am 9. Mai eskalierte die Lage. DieAufrührer, die in Zagrebdas zitierte Brücke über die Kulpa wurde wiederhergestellt, sondern auch noch eine
Provianthaus geplündert hatten, brachen unter der Führung ihres Obristleutnants zweite über das Flüsschen Odra geschlagen.37 Weiters lautete eine Aussage des in
(wahrscheinlich Jakobvon Landenberg) ausder Stadt ausundwollten über Kraping Oklaj aus türkischer Gefangenschaft geflohenen Georg Furkowitsch dahin, dass
Krapina Richtung steirische Grenze vorrücken. Stephan Graswein, der sich zusam- Predojevic nicht nur Sissek angreifen werde, sondern auch einen Kriegszug gegen
men mit Montecuccoli, etlichen Husaren und steirischen Bauern den Meuterernin dieanderMeergrenze liegende Stadt Zengg/Senj plane.Das für ein Vorgehen gegen
den Weg stellte, berichtete später: Wäre ihnen der Paß bei Kräping nit so starkh Senj nötige osmanische Kriegsvolk sammelte sich bei Bihac und bestand zum Gut-
verlegt worden ... wem Sy gar auf Grazzogen khomen. Aber da Sy den ernst vor teil aus Mannschaften des Sandschaktums Lika sowie der bosnischen Stadt Kotor
äugen gehabt, bitten Sy vmb gnadt vnnd haben Sich der Rom: Kay: Mt: [Kaiser Varos. Beim Versuch, die Aussage des Furkowitsch zu verifizieren, stieß der durch
Rudolf IL] widerumben vnnderthenigist zudiennen anerbotten. Auf die Rädlfierer den dortigen Kommandanten Georg Lenkowitsch aus Senj in die Lika entsandte
vnnd anfenger diser Meütterey hat man sonnder guete Achtung vnnd die muessen Woiwode Michail Radics am 13. Mai bei Grebenar auf eine türkische Streifschar
anndernzumExemplgestrafft vnndaufgehenckhtwerdend Der innerösterreichische und konnte in dem dabei entbrennenden Scharmützel 15 Pferde und zwei Personen
Hofkriegsrat folgte diesem Gedanken und erklärte am 11.Mai die Rädelsführer für an sich bringen. Auch diese Gefangenen bestätigten die türkische Trappenkonzen-
vogclfrei, weil diese auf ihrem Marsch durch das Landesvicrtel Cilli zweifelsfreidie tration bei Bihac und den bevorstehenden Angriff auf Senj. Lenkowitsch informier-
Vnnderthanen beschwüren,PlindernoderdasIrigmitgewalt weckhnemben würden. te daraufhin noch am 13.Mai den kroatischen Grenzobristen Andrä von Auersperg
Gleichzeitig legteerder steirischen Landschaft die Einberufung des Landesaufgebo- und ersuchte um Verstärkung durch wohlbewaffnete deutsche Knechte sowie um
tes im Viertel Cilli nahe, damit solcher schaden würckhlich verhiettet vnnd die one eineAufstockung des mittlerweile sehr zur Neige gegangenen Proviants/* Beunru-
dashochbeschwärtenarmen Vnndterthanen nitbetrangtnoch verderbt werden. Tags higendeNachrichten kamen auch vom kroatischen BanThomas Erdödy. Am 14.Mai
darauf erging ein allgemeines Mandat an sämtliche steirischen Landbewohner, sich informierte erAuersperg über türkische Trappen bei Hrvatska Kostajnica, über Ge-
den Meuterern im Falle eines neuerlichen Vorrückens Richtung Steiermark involler schütztransportenach Stara Gradiska sowieüberdieFertigstellung der immer wieder
Rüstung und mit Waffen entgegenzustemmen und sie zu töten.'5 Einige Tage später erwähnten Kulpa-Brücke nahe Petrinja am vergangenen Mittwoch (9. Mai). Zudem
wurde der harte Kursjedoch abgemildert. Weil sich die meisten der einstigen Meu-
standbeiHrastovica (fünf Kilometer südlich von Petrinja) ein Türkenheer, das unter
terer nach Zahlung der ausstehenden Besoldung wieder als redliche Kriegsleute
der Führung des Rustan Beg und des Predojevic am kommenden Montag oder
deklariert hatten,begnügten sich Eggenberg und Graswein mit der Gefangensetzung
Dienstag(21.oder22.Mai)einen Raubzug gegenJastrebarsko unternehmen würde.39
jenerPersonen,dievonjetztandieTrappe unerlaubterweise verließen. Landeshaupt-
Entgegen allen Erwartungen brach Rustan Beg schon am Morgen des 20. Mai nicht
mann Maximilian von Schrattenbach unterzeichnete die zu einer eventuellen Inhaf-
in Jastrebarsko. sondern ins Gebiet südöstlich von Zagreb ein. Aus den Berichten
tierung nötigen Patente an die steirischen Landgerichte.36
Ruprecht von Eggenbergs und Grasweins bzw. Erdödys vom späten Abend des-
selben Tages4" lässt sich dieser Einfall folgendermaßen rekonstruieren: Zusammen
mit 3000 Reitern und 200 Fußknechten brach Rustan Beg in der Nacht vom 19. auf
den 20. Mai von Petrinja auf, überquerte auf der bei Brest Pokupski gelegenen
32
StLA,Laa. Archiv.AntiquumXIV(Militaria), 1593Mai8 Zagreb(201514/11472). neuen Brücke die Kulpa und drang dann entlang der heutigen kroatischen Staats-
33
GaleottoMontecuccoli dienteab 1593imVerbandjenerTruppen ausFerrara,dieim kaiserli-
chenHeergegendieOsmanen kämpften. Vgl. dazuGeorg S< HREIBER, Raimondo Montecucco- straße Nr. 30 bis Vukovina vor. In dessen Umgebung wurden frühmorgens etliche
li.Feldherr.Schriftsteller undKavalier.GrazAVien/Köln 2000.14.
34
StLA.Laa. Archiv. AntiquumXIV(Militaria). 1593 Mai 11 Zagreb(201514/11478).
" Ebd.. 1593 Mai 11Graz (201514/11477), 1593 Mai 12Graz (201514/11480). StLA,land- StLA.Laa. Archiv,Antiquum XIV(Militaria). 1593Mai2(201514/11456)
schaftliches Registratur-undExpeditbuch 1593,fol.298v. Ebd..1593Mai 13 Senj(201514/11481). 1593Mai 14Senj(201514/11488)
36
StLA,Laa.Archiv,AntiquumXIV(Militaria), 1593 Mai 16 Zagreb(201514/11494)und1593 Ebd., 1593Mai 14 Jastrebarsko(201514/11489).
Mai22 Graz(201514/11525). ZWIEDINECK-SÜDENHORST(wieAnm.9). 100f. 40
Ebd., 1593Mai20Jastrebarsko(201514/11515), 1593Mai20Zagreb(20151411518).
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Dörffermer. die Erdödy nitso eillendtsbenennen konnte, geplündert. Anschließend Erzherzog Ernst am 3. Mai dessen Einberufung nach Cilli oder Rann und gegebe-
wandte sich der Trupp westwärts und erreichte gegen Mittag das schon nahebei nenfalls den Weitermarsch nach Zagreb. Allerdings müsse auch das bislang nutzlos
Zagreb liegende Dorf Kerestinec, das genauso beraubt und in Brand gesteckt wurde gebliebene kaiserliche Kriegsvolk endlich zum Einsatz kommen. Sowohl die salz-
wie kurze Zeit später die südlich davon gelegenen Orte Ragnickh (wahrscheinlich burgischen SöldneralsdieArkebusierreiter des Melchior von Rödern hätten bis dato
Rakov Potok) und Donja Zdencina. Zwar hatten aufgestellte Wachen die anrü- nurdas LandverderbtvndarmeLeütt gemacht ...vnd solchen merkhlichen schaden
ckenden Feinde dem Ban gemeldet, doch waren dessen Leute für eine effektive erwisen, das die gehorsamen Landtleut wol besorgen, es werden die vnderthanen
Abwehr zahlenmäßig zu schwach. Immerhin aber gelang ihnen die Gefangennahme deren Treiben nicht überleben. Um weiterem Schaden der Landbevölkerung vorzu-
einiger aus Ungarn zu Hilfe gekommener Türggen,laut deren Aussage der Überfall beugen,sollten die(unterdessen inKopreinitz und Karlstadt stationierten) Reiter des
nurdurch die Männerdes Rustan Begdurchgeführt wurde.Der Pascha selbst befand Melchiorvon Rödern gemeinsam mit den von Ferrara gestellten Arkebusieren unter
sich in Hrvatska Kostajnica und wollte inaignerPerson auch das vbrige des Lands dem Grafen Galeotto Montecuccoli44 ins Turopolje zum Kampf gegen die Türken
verhören,verderbenvndausprennen.Während Graswein die Landesaufgebote von abkommandiert werden. Damit wären folgende christliche Truppen verfügbar, um
Steiermark, Kärnten und Krain verlangte, prangerte Erdödy die ausgebliebene Hilfe desFeindsweitern einpruch vnd Tätligkheiten aufzuhalten vndzu verwehm: 1000
durch dasinZagreb stehendekaiserliche Kriegsvolk an. Erzherzog Ernst solltejenes MannRaitenau*sches Kriegsvolk zu Fuß,300 deutsche Knechte der Familie Fugger,
endlich einsetzen, außerdem Petrinja zerstören und selbst Festungen entlang der 500 Arkebusierreiter unter Melchior von Rödern, drei Fähnlein Arkebusierreiter
Kulpa errichten lassen. unter dem Grafen Galeotto von Montecuccoli sowie zusätzlich die Landesaufgebote
von Steiermark, Kärnten und Krain. Allerdings sei die Bereitstellung von ausrei-
chendProviant und Munition nötig, damit das auslendische Khriegs Volckh sich nit
Der lange Weg zum steirischen Landesaufgebot vergebenswider Zurukh von einander wenden muss. Es dürfe nicht wieder so
kommen wie 1592,als imApril nur das steirische Aufgebot der Errichtung Petrinjas
Auch wenn der Vorwurf Erdödys der unterlassenen Hilfeleistung gerechtfertigt durch den Pascha von Bosnien entgegentrat, im Juli bei Brest eine vernichtende
gewesen sein mag, so darf doch nicht übersehen werden, dass die aus Kroatien in Niederlage erlitt und erst im Oktober eine Unterstützung durch dasja immer noch
Krain, Kärnten und der Steiermark eingelangten Türkenkundschaften zu betriebsa- imFeld stehende Raitenau'sche Regiment Unterstützung fand. Man werde das stei-
menAktivitäten gerührt hatten. So etwa hatteAndrä von Auersperg am 15.Maidie rische Landesaufgebot also erst dann ins Feld schicken, wenn der Einsatz der
ihm von Erdödy bzw. Lenkowitsch zugekommenen Hilferufe an die Regierungenin kaiserlichen Kriegsvölker gewährleistet sei.45 Wie richtig die Steirer übrigens mit
Laibach undKlagcnlürt geschickt und diesofortige Stellungdes Krainer bzw.Kärnt- ihrer Warnung vor den Übergriffen der ausländischen Söldner lagen, bewiesen die
ner Landesaufgebotes verlangt. Tags darauf versprach er Erzherzog Ernst bzw.dem Übergriffe der Röder'sehen Reiter bei Fürstenfeld im April sowie später die Meute-
Hofkriegsrat, er werde den in Zagreb stationierten kaiserlichen Kriegskommissaren rei der Raitenau'schen Knechte im Mai.
Ruprecht von Eggenberg und Stephan Graswein wie auch dem Ban aufbegebenten Obwohl also die Verordneten die Stellung des steirischen Aufgebotes vom Ein-
Nothfahl vnuerzogentlichmit seinem Khriegsvolkh4i bey tag vnd nacht heyspringen satzderkaiserliehen Hilfsvölker abhängig gemacht hatten, bestimmten sieam 5.Mai
vndaufdrey oder vier Tag diß laistenheißen, wasImmermüglich.42 den Gottfried Breuner zum Obristen über das künftige Aufgebot und bekundeten,
Noch früher, schon am 2. Mai, hatte ein erzherzogliches Dekret den Ländern dasssichmeniglichzu stundtlichem aufpott vndstrakhen anzug nach der Graniz in
Steiermark, Kärnten und Krain geboten,mit ihren Landesaufgeboten gestraggsnach ...beraitschafftfindenvnnderhaltensollet Damit schien der Elan der Steirer aber
der Gränizen zuruckhen vnnd das Außlendische Khriegsvolckh zu Roß vnd Fueß auch schon wieder erschöpft, man wollte die weitere Entwicklung der Ereignisse in
auchaufAgramb [Zagreb] oderderselbenorttenverordnenvndfüren zulassen.Ziel Kroatien abwarten. Um wieder frischen Wind in die Angelegenheit zu bringen, in-
Erzherzog Ernsts war, dass also mit Zusamben sezender Hilf vnd Zuuorderist des formierte der Hofkriegsrat die Verordneten am 20. Mai über die bereits erfolgte
Allmechtigen beistandt dem Feind wo nit ain starkher abbruch beschehe. Jedoch Aufmahnung desLandesaufgebotes in Krainundforderte dieStellungderAufgebots-
seinfürnemben verwartvnddardurch disedahinderligundenChristlichen Erblande truppe auch durch die Steiermark.47 Am selben Tag geschah der schon geschilderte
merersgesichert werdenmügen.r' Anders als imApril erklärten sich die steirischen Türkcneinfall bei Zagreb, dem weitere beunruhigende Nachrichten folgten.
Verordnetendiesmal raschzurStellungdesLandesaufgebotes bereitund versprachen

41
Gemeint sind die an der Kroatischen Grenze stationierten Söldner. Wie Anm. 33.
4:
StLA, Laa. Archiv, Antiquum XIV (Militaria), 1593 Mai 15 Karlovac (201514/11490). 1593 StLA. Laa. Archiv, Antiquum XIV (Militaria). 1593 Mai 3 Graz (201514/11457)
Mai 16 Karlovac (201514/11496). Ebd., 1593 Mai 5 Graz (201514/11464).
41
Ebd.. 1593 Mai 2 Graz (201514/11456). Ebd., 1593 Mai 20 Graz (201514/11520)

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So berichtete Andrä vonAuersperg am29.Mai Erzherzog Ernst und demHof- dass kaum jemand die Vorbereitungen zur Musterung bzw. zum bevorstehenden
kriegsrat übereine fünf Tagezuvor unternommene christliche Tschetta4H gegenBihac Feldzug ernst nehme. Jedermann tue so,als obdieser mächtige blutdürstige Erz:
sowie über dieAussage einestürkischen Überläufers. Dabei warbekannt geworden. vndErbtyrannderTürkh(dervnns mitFeur vndSäbl. raub vndmord laider garauf
dass derbosnische Pascha am24.Maiauch dasin Bjelaj und in der Lika stehende denHaißvndschulternligt)noch etlich hundert meil weegs von hlnen wäre vndman
islamische Kriegsvolk zu sich gefordert hatte. Diese Trappen würden morgen(30. alda imRosengartten süsse, dz ein ieder nichts anders Zusorgen vnd zutrachten
Mai) nach Petrinja aufbrechen unddrei Kanonen sowie zwei ausalten Doppelhaken hette dann wieEr seinen aignen nuzen vnd reichthum khün mehren vnd bessern.
geschmiedete Orgelgeschütze mitbringen. Wieder versprach Auersperg den Einsatz Durcheinsolches Verhalten werde anderGrenze kein Proviant für die Soldnerund
seines Grenzkriegsvolkes und verlangte abermals, dass das Steyrisch Aufbottzum keinFutterfürdiePferde vorhanden sein,sodassdasCristliche Kriegsvolkh welches
Anzuggestrackhs aufgemanthwerde.49Trotzdem geschah in Hinblick aufein steiri- aldortsich noch befindet, nott vnd mangl leiden mueß und höchstwahrscheinlich
sches Landesaufgebot aber nichts weiter, wohl weil ein von Gregor Laibacheraus abziehen werde. Weil dann aber der Feind nicht länger in Schach gehalten werden
der windischen Grenzfestung Kreuz eingelangter Brief die Hoffnung aufeine deut- kann, habe man sich entschlossen, nicht nur die drei Fähnlein Büchsenschützen,
liche Entspannung nährte.Am3.Juni berichtete ein soeben aus derTürkei zurück- sondern das gesamte Landesaufgebot zu Pferd im Rahmen der Gültrüstung13 a n -
gekehrter Kundschafter, dass Sultan Murad demHassanBäscha inBossen befohlen zumahnen.
hatte, den angeflehten Fiydtstanndt khrefftigclichen Zuhalten vnnd darwidermit Während derfolgenden Tage besetzte mandiePosten der Befehlsleute über das
verhörung des Cristlichen Landts im ringesten nitfürzugehen. Allerdings wusste Aufgebot sowie über die geworbenen Büchsenschützen: Als Obrist über das ge-
Gregor Laibacher auch zu berichten, dass Predojevic den türkischen Herrschermil samte Aufgebot fungierte Gottfried Breuner, zu Rittmeistern über die Gültreiter
Verehrung 400 Talervnnd 6 Cristen Khinder zu einem kriegerischen Vorgehenzu wurdenHansvonSaurau, Sigmund Ludwig von Sehärffenberg undFranz von Rack-
bestimmen versuchte, weillbeyAgramb [Zagreb]ainstarekhesHörCrissten ligtund nitzbestimmt. DieFahnen für dieReiterwurden Mitte Juli ausdem landschaftlichen
Petiynna [Petrinja] möchtedurchSyvberfahlen. eingenommen vnndberaubtwerden. ZeughausinGrazgeholt.54AlsOberhauptmann überdiedreiFähnlein Büchsenschüt-
Falls Petrinja nicht durch weitere türkische Streifzüge gesichert würde, könneer zen(insgesamt 600Mann)diente GeorgAndrävonGleispach,dereinFähnlein selbst
Bosnien nicht gegen dieChristenheit halten.50 Zueinem Umdenken der Steirerkam führte. Diebeiden anderen Fähnlein befehligten die Gleispach unterstellten Haupt-
es erst am 18. Juni, als die Verordneten der Niederöstcrreichischcn Kammer die leuteTobias Tenk undFriedrich Graswein. Demvonden landesfürstlichen Städten
Anwerbung von drei Fähnlein Büchsenschützen in den Landesvierteln Cilli und und Märkten gestellten Fähnlein deutscher Knechte stand als Hauptmann Christoph
zwischen MurundDrau anstatt desAufgebotes desDreißigsten Mannes signalisier- Peichl vor.Als Wachtmeister diente Christoph von Gabelkhoven, Quartiermeister
ten. Dazu sollte einweiteres Fähnlein deutscher Knechte, gestellt durch dielandes- war Kaspar von Rottal.55All diese genannten Personen standen schon längere Zeit
fürstlichen Städte und Märkte, kommen. Per Landtagsbeschluss wurde als Muste- imDienst dersteirischen Landschaft undgalten durchaus alserfahren. Wiesehrdie
rungsort Pettau, als Musterungstermin der 1.Juli festgesetzt. Die Einsatzdauerder Steiermark anno 1593 dem protestantischen Glauben verhaftet war, beweist die
Söldner, vondenenjeder insgesamt 12Gulden verdiente, wurde allerdings aufdrei Bestellung des Philipp Felsini zum evangelischen Feldprädikanten am 5. Juli. Er
Monate begrenzt.51 Wie sich zeigte, war zwar die steirische Landschaft zur Auf- erhielt für dieDauer desgesamten Feldzuges eine Pauschalzahlung in Höhe von20
bringung, Besoldung undVerproviantierung der Schützen bereit, doch die Umset- Gulden.Einkatholischer Geistlicher beim Aufgebot wird dagegen nirgends genannt.
zung bereitete große Schwierigkeiten. DiemitderDurchführung der Proviant-und Auch diemedizinische Seitekamnicht zukurz.Am2.Juli informierten dieVerord-
Munitionstransporte nach Pettau undweiter nach Zagreb betrauten steirischen Ade- neten denApotheker (in Pettau) Sebastian Grübmer über die Ernennung des land-
ligenzeigten sichwenigbegeistert undkooperativ,brachten vielfältigeAusredenund schaftlichen Arztes Johann Marsilius zumFeldarzt. Zugleich forderten sie Grübmer
Entschuldigungen vor. Schließlich platzte dem Landeshauptmann Maximilian von
Schrattenbach derKragen, under verfasste am27.Juni zusammen mitdenVerord-
neten ein gleichermaßen geharnischtes wie aufrüttelndes Schreiben:'2 Manklagte, ZurGültrüstung imAllgemeinen vgl.Alois RUHRI, Neue Wege der Heeresaufbringung inder
Steiermark: Gültrüstung zuPferd undBüchsenschützen. In:Brücke undBollwerk. Katalogzur
Steirischen Landesausstellung 1986(- VStLA 16),Graz 1986,201f. Vereinfacht ausgedrückt.
48
hattejeder Grundherr pro 100Pfund Jahreseinkommen entweder einen Reiter oder dreiFuß-
UntereinerTschettaverstandmaneinenZugingegnerischesGebietmitwenigerals4000Mann knechtc(Büchsenschützen) fürdasLandesaufgebol zustellen.
undohneMitnahmevonGeschützen. Einsolches Unternehmen wurde nicht alsFriedensbruch StLA,Zeughausakten. Schuber 13(1592 1600).
gewertet undgalt daher auchnicht alsKrieg. Angesichtsdersonst so detaillierten Militaria-Akten von 1593isteserstaunlich, dass eskeine
49
StLA,Laa.Archiv.Antiquum XIV(Militaria), 1593Mai29Karlovac (201514 11540) einzige Gesamtaufstellung der Befehlsstruktur des Landesaufgebotes jenes Jahres gibt. Die
""• Ebd..1593Juni 3(201514/11552). Namendergenannten Personen wurden dendiversen Schriftstücken derMilitaria entnommen.
51
Ebd.,1593Juni 18Graz(201514/11593). diehieraufzuzählen unmöglich ist.Allein fürdie Zeitvom 1.Jänner biszum30.August(dem
52
Ebd..1593Juni 27Graz (201514/11625). FallderFestungSissek/Sisak) sind 775Schriftstücke verzeichnet.

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auf, ebenfalls am Feldzug teilzunehmen oder zumindest einen erfahrenen Apothe- Die Bewohner von Pettau dürften froh gewesen sein ob des angekündigten bal-
digen Abmarsches nach Zagreb, hatten doch die bislang großteils unbesoldeten
kergesellen zu schicken, damit für Marsilius die nötigen Arzneien gemixt werden
Knechte so manche Erpressung an der Bevölkerung begangen und zu Übungszwe-
könnten.56
cken somanchen Schuss innerhalb der Stadt abgegeben. Obrist Breuner beschwerte
Es zeigte sich sehr rasch, dass der Musterungstermin 1. Juli zeitlich nicht zu
sicham23.Juli darüber und bemerkte gegenüber denVerordneten, erhabe bej denen
halten war. Die angeworbenen Knechte trafen aus verschiedenen Gründen nicht
Kimechten das vnnotwendige Schiessen in der Stat einstellen lassen. Man solle sich
rechtzeitig in Pettau ein, so dass die geplante Musterung mehrmals verschoben
vor Augen halten, dass die vorhandene Munition für den bevorstehenden Feldzug
werden musste. Sowohl Erzherzog wie Hofkriegsrat drängten deshalb darauf,zuder
benötigt wird. Falls man aber dennoch Zur Prob: vnd vnderrichtung die Knecht
vorhabunden recuperirung [Belagerung] des schedlichen Plochhauß Petrinia. die
schießen lässt, müsse zusätzliches Blei, Zündkraut und Lot aus Graz geschickt
Jetzt von Neuem werbunden vnnd in den Lauf zubringenden Drey Fendl Teutscher
werden.63 Die Verordneten willigten ein, versprachen den Schießbedarf und stellten
Knecht auf den hierZu bestimbten tag vnd Ort abzufertigen vnd Zu HilfZuschick-
Breuner zusätzlich die Entsendung zweier Feldgeschütze und zweier Büchsenmeis-
hen.-1 Die Verordneten willigten ein, verlangten aber ihrerseits die gleichzeitige
terzur Bedienung der Waffen inAussicht.64 Weit weniger Mitleid mit den Pettauem
Entsendung mährischer, böhmischer und österreichischer Aufgebotstruppen sowie
hattederunweit der Stadt in Mihovce stationierte Oberhauptmann Georg Andrä von
Hilfstrappen der Magnaten Georg IV. Zrinyi, Franz II. Batthyany und Franz II.
Gleispach. Er wies Breuner am 24. Juli darauf hin, die petauerischen Schinder
Nadasdy. Zudem bemerkten sie, die steirische Hilfe gelte nur, so lange die Hunga-
hätten dem armen Kriegsvolk so hohe Preise abverlangt, dass es mit dem monatsoldt
rischen Türkhennicht an dises lands vorligunder Granizen gfärlich würden. Kei-
nitgar khlekhen [auskommen ] khünen. Beispielsweise sei das Brot für den Preis
nesfalls aber werde das Aufgebot länger als zwei,zum eusseristen nottfal aber drei
einesBatzens(=4Kreuzer) viel zuklein.Obwohl der erste Dienstmonat erst in sechs
Monate im Feld bleiben.58
Tagen ablaufe, haben die Söldner ihren vollständigen Lohn bereits verbraucht. Zu-
Während der Musterkommissar Wilhelm von Windischgraz in Pettau auf das
gleich berichtete Gleispach, er habe den ihm direkt unterstellten Schützen Geld aus
Eintreffen der deutschen Knechte und Büchsenschützen bzw. deren Hauptleute war-
aignem sekhel ...fürgestrekht. so weit sich mein vermögen gestreckht hat, nun aber
tete, begann sich die Versorgungslage zusehends zu verschlechtern. Es herrschte
willes inmeiner schatzkhamer auch anheben zu manglen. Man benötige dringend
akuter Proviant- und Futtermangel, der den geplanten Aufbruch der Gültreiter und
200 Taler Soldgelder, damit wier die Khnecht in den quartiern erhalten, damit sie
der Fußsoldaten andie kroatische Grenze inFrage stellte. Breuner schlug daher eine
nitauslaufenvnd den armen leüthen schaden thuen. da sie vielleicht sonst die not
kurzzeitige Verlegung einiger Reitcrabteilungen nach Radkersburg vor, was seitens
darzue verursachen wiierdef- Gleispach bewies Rückgrat und forderte von Graz
der Verordneten aber am 21.Juli mit dem Hinweis abgelehnt wurde, das gesamte
nicht nur Soldgelder, sondern auch die ausreichende Verproviantierung des Kriegs-
christliche Kriegsvolk würde ohnehin am 30. Juli in Zagreb zusammengezogen.5'
volkes aus landschaftlichen Beständen zu vernünftigen Preisen. Die Lebensmittel
Unterdessen gelangten zwarimmermehr Söldner nach Pettau, doch noch immerwar
sollten in Rann vorbereitet und dort durch die Reiter auf Heerwagen abgeholt wer-
dievolle Mannschaftsstärke nicht erreicht. Soetwa konnten die wegen Hochwassers
den.66 Die Verordneten stiegen auf solches Verlangen zwar ein,6" wussten aber noch
verspätet eingetroffenen Schützen des Tobias Tenk erst am 12. Juli gemustert wer-
nicht, welche Bürde sie sich damit aufladen sollten. Wie sich zeigte, erlitten sie bei
den,60 und auch das am 19. Juli in Graz gemusterte Fähnlein der landesfürstlichen
der Beschaffung des Landproviantes wie des Hafers für die Pferde beinahe Schiff-
Städte und Märkte unter Hauptmann Christoph Peichl kam erst am 25. Juli in der
bruch.Wiederwar esder Widerstand der steirischen Adeligen, der die Lebensmittel-
untersteirischen Stadt an.61 Ungeachtet dessen teilten die Verordneten dem Gottfried
transporte beinahe unmöglich machte. Doch das gehört nicht unmittelbar hierher.
Breuner am 23. Juli mit, dass die kaiserlichen Kriegskommissare Eggenberg und
Graswein sehr bald die Zusammenziehung des gesamten christlichen Heeres in Unterdessen hatte Obrist Breuner am 26. Juli den Quartiermeister Kaspar von
Zagreb einfordern würden, und tragen ihm auf, der Einberufung unverzüglich Folge Rottal nach Zagreb geschickt, um dort nach Unterbringungsmöglichkeiten zu for-
zu leisten. Den gesamten Kriegszug werde Ruprecht von Eggenberg leiten."2 schen.Als der Genannte drei Tage später nach Pettau zurückkehrte, überbrachte er
den Befehl Ruprechts von Eggenberg, das steirische Landesaufgebot nach Zagreb
zu führen.68
StLA. Laa.Archiv, Antiquum XIV (Militaria), 1593Juli 5Graz (201514/11659). 1593 Juli2
Graz (201514/11643).
Ebd., 1593Juli 4 Graz (201514/11655).
a
Ebd., 1593Juli 7Graz (20151411679). Ebd..1593 Juli23PettauPruj (201514/11787).
M
Ebd., 1593Juli 3Pettau/Ptuj (201514/11654), 1593Juli 18(201514/11756), 1593Juli 21Graz Ebd.. 1593Juli 24 Graz (201514.11788).
65
(201514/11776). Ebd.. 1593Juli 24 Mihovce (201514 11789).
Ebd., 1593Juli 12(201514/11709). **Ebd.. 1593Juli 25 PettauPtuj (201514 11798).
Ebd.. 1593Juli 20 Graz (201514/11774). 1593Juli 25 Pettau/Ptuj (201514/11798). ^ Ebd., 1593Juli 28 Graz (201514/11816).
6S
Ebd., 1593Juli 23 Graz(201514/11786). Ebd., 1593Juli 26 Petlau/Ptuj (201514/11800). 1593 Juli 29 Pettau/Ptuj (201514/11818).

144 145
Die Schlacht von Sissek desnun Gottzu klagen vnd zu erbarmen, dz wir so schlaffrig alle vnsere sachen
thuen.12 DassAlban Graswein mit seiner Einschätzung richtig lag, bewiesen die Er-
Dassteirische Landesaufgebot stand also endlich einsatzbereit. Welche Faktoren eignisse der nächsten Tage. Gegen die Mittagszeit des 14. Juni fiel Stara Drencina
aber hatten die steirische Landschaft nun konkret zur Stellung dieses Kriegsvolkes nach heftigem Beschuss, doch erhielt die christliche Besatzung (ausgenommen die
verursacht? Zum einen gehörten zu ihnen mit Sicherheit die bereits erwähnten jungen Männer) freien Abzug. Unmittelbar danach ordnete Predojevic die Belage-
Dekrete Erzherzog Ernstsbzw.jene desHofkriegsrates. Und zum Zweiten warenes rung der nur fünf Kilometer nordöstlich von Stara Drencina gelegenen und dem
Nachrichten aus Kroatien, die von immer martialischer werdenden Agitationen der Domkapitel von Zagreb gehörigen Festung Sissek an. Um christlichen Hilfstruppen
osmanischen Seite sprachen. Eswar klar, dass der türkischen Aggression nurdurch einen etwaigen Entsatz zu erschweren, verfügte der Pascha die Verhackung derAu-
effektive Wehrmaßnahmen begegnet werden konnte. Seit dem schon geschilderten landschaft zwischen den Flüssen Save, Kulpa und Odra. Alban Graswein setzte
Einfall des Rustan Beg vom 20. Mai begannen sich die Hinweise auf eine baldige seinen Bruder Stephan sowie Ruprecht von Eggenberg davon in Kenntnis und mein-
Großoffensive zu verdichten, und auch die Zahl der Botschaften über kleinere te: Wirt man allso dan dem armen Hauß Sissekh nit Zue Hilf khumen, so ist sich
Kampfhandlungen nahm seit Ende Mai/Anfang Juni zu. Soberichtete der kroatische zuebesorgen, dasselb möcht auch eingenummen vnd dz ganze Landt hernach dar-
Grenzobrist Andrä von Auersperg am 27. und nochmals am 29. Mai über eine durch verlorenwerden.Zugleich aber vermeinte Alban, die Türken hätten ein greu-
Tschetta. die der türkische Befehlshaber von Bihac, Murat Aga, drei Tage zuvor lich gross Hör, warnte Eggenberg vor einem Alleingang und schlug vor, zu warten,
gegen Ogulin mit 100Mann unternommen hatte. Der Streifzug konnte jedochvom bis das gesamte christliche Kriegsvolk versammelt sei. Als Treffpunkt diente das
christlichen Grenzkriegsvolk zurückgeschlagen werden, und in einem Scharmützel heutenicht mehr existierende Erdödy-Schloss Novigrad, unweit der Ortschaft Desni
nahe Modrusch/Modras verloren die Moslems 30 Pferde sowie vier Gefangene. Dubravcak an der Save.'3
DerenAussagenwarzuentnehmen,dassderbosnische Pascha Hasan Predojevicein Vorerst blieb die befürchtete Beschießung von Sissek aus, weil die türkische
Friedensgebot Sultan Murads III. missachtete und auch weiterhin Truppen bei Seitenoch mit der Anlage von Erdschanzen befasst war und nur über leichte Feld-
Petrinja und Hrvatska Kostajnica zusammenzog. Ihm bereits zu Hilfe gekommen geschütze verfügte. Erst am 16.Juni wurden zway grosse stukh der Festung gegen-
waren die Sandschakbege Meni Beg aus Zvornik und Opardi Beg aus Hlievno. über in Stellung gebracht. Mittels Schiffbrücken war die Überquerung der Kulpa
Ibrahim Begausder Likadagegen erwartete beim bosnischen Ort Izacic seinenEin- durch die Feinde gewährleistet. Wieder informierte Alban Graswein seinen Bruder
satzbefehl. Intcressanterweise kursierte unter den Türken das Gerücht, Pascha Pre- darüber und mahnte diesmal zur eiligen Hilfeleistung: Du wolest dich sambt allen
dojevic sammle das Heer,um beieinem christlichen Angriff auf Petrinja die dortige deinenVndtergebnen dienstleuth stündtlich vnd bey tag vnd Nacht ohne Verzugzu-
Festung zu entsetzen.6'' Ähnliches wusste am 3.Juni auch Stephan Graswein zube- hilffalher verfiegen. Bin Tröstlicher Hoffnung, wan wir nur ain wenig zusamen
richten, der gleichzeitig die Einsetzung eines neuen Begs im türkischen Sandschak ruckhen, wir wellen Ime sein Tiranischen Fürnemen mit Gotes Hilff erwöhrn. Ste-
Pozega meldete. Jener hieß Rachmatin Beg und musste übrigens unverzüglichmit phanGraswein brach daraufhin seinen zwei Tage zuvor begonnenen Streifzug in die
SeinergannzenMacht zuRoß vnndFueßdemgedachten Bäscha in Bossen zuezie- Pozegaabund rückte mit seinen Söldnern ins christliche Feldlager bei Zagreb ein.74
hen, alles der mainung dz Er sein Haill noch weiter vnnder Sisseckhversuechen Am 17.Juni führte er den steirischen Verordneten den drohenden Verlust von Sissek
will.10Wohin Hasan Predojevic seine Truppen wirklich führte, wurde zehn Tage vorAugen und verlangte, dass man besser zu den sachen thue. esgwindt sonst bey
später bekannt. Am frühen Morgen des 13. Juni erhielt der Oberhauptmann der meiner Seelainen vblen außgang, das Gott Im Hirne/erbarmen möchte.15
windischen Grenzfestung Iwanitsch/Ivanic Grad (Alban Graswein) in eillenderEill Beunruhigende Nachrichten kamen auch aus St. Georgen Schloss/Durdevac, wo
dieNachricht aus Sissek, dass zwei Türkenheere vorgerückt waren. Eines standbei derdortigeOberhauptmann Mathes Püchler von einem bevorstehenden Feldzug des
Sissek. dasanderebei StaraDrencina, daserstam23.August 1592von den Christen Süleiman Pascha von Ofen im Draugebiet erfahren hatte. Offenbar sollte mit einer
erobert wordenwar.71 Um2Uhrfrüh dieses 13.Juni 1593begannen die Türkenmit solchen Aktion das windische Grenzkriegsvolk von einer Hilfeleistung für Sissek
der Beschießung von Stara Drencina, weshalbAlban Graswein gegenüber Ruprecht abgehalten werden.Allerdings erwies sich der Präventivzug der ungarischen Türken
von Eggenberg auf die Notwendigkeit eines raschen Entsatzes hinwies, dennist nur als bloßes Gerücht, weshalb der bosnische Pascha seinen eigenen Bruder ins
Drentschina[Stara Drencina] hin. woltich vmbdenganzen Duropolio [Turopolje] Feldlager vor Sissek bestellte. Jener hieß Seffer Predojevic und bekleidete das Amt
nit einHellermergeben. Zugleich aber äußerte Alban Zweifel an der Möglichkeit desSandschakbegs von Cernik. Zudem forderte der Pascha Kriegsknechte aus dem
rascherHilfeundmeinte,ehedieselbkhombt. wirtderFeindtdzseins verriebthaben.
- StLA. Laa. Archiv, Antiquum XIV (Militaria). 1593 Juni 13 Iwanitsch/Ivanic Grad (201514/
11570).
Ebd.. 1593 Mai 27 Karlovac (201514/11536), 1593 Mai 29 Karlovac (201514/11540). * Ebd.. 1593 Juni 15 Iwanitsch/Ivanic Grad (201514/11576. 11579. 11580).
Ebd.. 1593 Juni 3 Varazdin (201514/11552). 4
Ebd., 1593 Juni 16 Iwanitsch/Ivanic Grad (201514/11569), 1593 Juni 16 (201514/11583)
Vgl. dazu TOIFL (wie Anm. 2), 178. ' Ebd.. 1593 Juni 17(201514/11589).

146
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Sandschaktum Pozega an und erwartete ungeduldig das Eintreffen des Beglerbeg serderKulpa. Massenhaft kamen die Streiter des Islam ums Leben, indem sie inden
Mehmet Pascha von Rumelien,76 dessen Heer angeblich bei Srem (wohl Sremska Fluten erschossen wurden oder ertranken. Unter den Toten befand sich auch Hasan
Mitrovica) stand.77 Predojevic, Pascha von Bosnien. Vergeblich hatten Türken von ihrem Lagerjenseits
Während derlei Nachrichten zwischen den einzelnen windischen Grenzfestun- derKulpa um das Leben ihresAnführers gebeten und den Befehlshabern des Chris-
gen, dem christlichen Feldlager bei Zagreb und Graz kursierten, erzielte dieosma- tenheeres eine Lösegeldzahlung des türkischen Sultans Murad III. für Hasan-pasa
nische Seite bei der Belagerung von Sissek bedeutende Fortschritte. Der Fall der in Aussicht gestellt.1" Der Leichnam des Hasan Predojevic wurde im Auftrag des
bedrängten Festung stand unmittelbar bevor. Angesichts der enormen Gefahr und Peter Erdödy an ainem lusstigen Orth bei Sissegg begraben (wieAndrä von Auers-
etlicher Hilferufe aus Sissek entschlossen sich die Führer der christlichen Seitezum pergsicham8.Juli ausdrückte),jedoch am 26.Juni durch dieTürken exhumiert und
Entsatz,obwohl ihr Heerlediglich eineGesamtstärke von nurrund 5000 Reiternund nach Banja Luka überführt. Das Prankgewand des Toten dagegen blieb in christ-
Fußsoldaten aufwies. Am Abend des 21. Juni erreichte man das Erdödy-Schloss lichen Händen: Es wurde später zu einem Messgewand für den Bischof von Lai-
Novigrad und am darauffolgenden Morgen das etwa 20 Kilometer entfernt liegende bach umgenäht und noch bis ins 19. Jahrhundert hinein bei kirchlichen Anlässen
Sissek.™ getragen. Heute befindet sich das kuriose Stück im Historischen Museum von Lai-
Hasan Predojevic unterbrach die Belagerung, überquerte die Kulpa und stellte bach.82
sich mit seinen Leuten dem Heer Eggenbergs entgegen. Es ist nicht Aufgabe dieser WieimLaufe der folgenden Tage8' bekannt wurde, zählten neben Hasan Predo-
Betrachtung, hier eine detaillierte Schilderung der folgenden für die christlichen jevic folgende ranghohe Türken zu den Toten: Meni Beg von Zvornik, Ramadan Beg
Waffen siegreichen Schlacht vom 22. Juni 1593 zu geben. Literatur und zeitgenös- von Pozega, Schäffer Beg (= Seffer Predojevic) von Cernik. Ibrahim Beg von der
sische Flugblätter darüber79 gibt es reichlich. Aus innerösterreichischer Sicht der Lika. Mehmet Beg von der Herzegowina (der Neffe Sultan Murads III.) und der
Ereignisse genügt die Feststellung, dass etwa 100 Haramien aus dem windischen Kapitän von Stara Gradiska. Weiters waren gefallen der Beg von Albanien sowie
Grenzkriegsvolk des Stephan Graswein sowie kroatische Husaren des Ban beim Kurt Sokolovic, der Sohn des früheren bosnischen Paschas Ferhat Sokolovic. Sinan
allerersten Treffen durch Janitscharen erschossen wurden. In Verlust geriet dabei Beg von Orehovica lag gefangen in Sissek. Unklar war das Schicksal des Rustan
auch die Fahne der Arkebusierreiter aus Kopreinitz, wobei der Fähnrich sich den Begvon Petrinja, der vorerst verschollen blieb. Erst am 8. Juli wusste man, dass er
Ann brach.80 Während von der Steiermark besoldete Grenzer in direkter Konfronta- sowieOpardi Begvon Hlievno, derwährend der Schlachtjenseits der Kulpa bei den
tion mit den Osmanen standen, legten die von Kärnten und Krain finanzierten Belagerungsgeschützen geblieben war, noch lebten.
Söldner von der kroatischen Grenze (also die Leute des Andrä von Auersperg) zu- Außer den gefallenen türkischen Anführern sahen die Sieger viele statliche an-
sammen mit denArkebusieren desMelchior von Rödern ein gezieltes Sperrfeuer auf sehenliche leüth, die mit aller Zier für Sy selbst vnnd Iren Rossen von Silber vnnd
dieTürken,die sich deshalb zum Rückzug über dieKulpa genötigt sahen. Unterdes- Goltaufkhomen, dorten an der Wahlstattvnnd am wasser hinab totter ligen. Erbeu-
sen aber hatten die Leute Eggenbergs und Montecuccolis die Brücke über die Kulpa tet wurden auch etliche Türkenpferde, an denen Waffen wie Panzerstecher und
gesperrt, verlegten den fliehenden Türken so den Rückzug und trieben sie insWas- Pallasche aus gediegenem Gold und Silber hingen. Obwohl Uskoken einen Teil der
76
Beute unmittelbar nach der Schlacht weggeschafft hatten, fand man im türkischen
ANTONITSCH (wieAnm. 10), 54 nennt den Hassan Sokolovic als Beglerbeg. Der Name Mehmet Feldlager noch über 1000 Reittiere und etliche Geschütze. Um eine gerechte Vertei-
Pascha geht aus einem eigenhändigen Schreiben des Genannten hervor, in dem er sich selbst
als ..Beglerbeg" bezeichnete und auf die Ereignisse des Jahres 1593 anspielte: StLA. Laa. lung der Beute - Waffen, Tiere, Schmuck, Fahnen zu gewährleisten, beschlossen
Archiv. Antiquum XIV (Militeria). 1594 II 15 (201514/12401). Laut ZWIEDINECK-SODENHORSI diechristlichen Anführer deren Transport nach Zagreb; als Termin dafür wurde der
(wie Anm. 9). 122, dagegen soll der Beglerbeg der Sohn des osmanischen Großwesirs (Koca) 11. Juli festgesetzt.84
Sinan Pascha gewesen sein.
StLA. Laa. Archiv. Antiquum XIV (Militaria). 1593 Juni 16 St. Georgen/Durdevac
Kaum war die Schlacht geschlagen, überbot sich die christliche Seite in Jubel-
(201514/11584). 1593 Juni 16 St. Georgen/Durdevac (201514/11601). meldungen. Jeder der Truppenführer beanspruchte den größten Anteil am Sieg für
78

7,)
KRUHEK (wie Anm. 4). 66. ZWIEDINECK-SLDENHORST (wie Anm. 9). 105 107. sich.Trotzdem war man sich darin einig, dass die erfochtene Victori, zu der der All-
Genannt seien hier stellvertretend folgende Werke: Sisacka bitka 1593, Zagreb/Sisak 1994.
Petar RADIC, Die Schlacht bei Sissek am 22.Juni 1593.am Festtag des hl.Achatius. Eine Denk-
schrift, Laibach 1861.Alfred LOEBL, Das Reitergefecht bei Sissek vom 22. Juni 1593. Eine Fehx TOBLER, Reaktionen auf die Schlacht bei Sisak im Spiegel der Deutschsprachigen neuen
aktenkritische Untersuchung (= MIÖG Ergänzungsband 9. 1915). Gregorius BREGANDT. New Zeitungen. In: Sisacka bitka 1593 (wie Anm. 79). 187-196. hier 192.
Zeitung. Kurze /jedoch gründtiiehe / und wahrhafftige Beschreibung / deß naechst fürgegan- StLA. Laa.Archiv. Antiquum XIV (Militaria). 1593 Juli 8 Karlstadt/Karlovac (201514/11680).
genen Treffen / und sigreichen lobwürdigen Victori / so die Christen mit dem Blutdürstigen roiKL (wie Anm. 2). 182f. Matija ZARGI, Bitka pri Sisku. Narodni Muzej Ljubljana 1993, 111.
Türcktsehen Hasan Basa aus Bossen /den 22. Junii lauffenden 93. Jahrs / in Crabaten Laildt StLA. Laa. Archiv. Antiquum XIV (Militaria). 1593 Juli 1Zagreb (201514/11637). 1593 Juli
bey Sisseg am Tuopoliae. gott lob/glücklich erhalten und obgesiget 22Junx 1593 Sisseg. Graz 4 Kreuz/Krizevci (201514/11656) und 1593 Juli 8 Karlstadt/Karlovac (201514/11680) ANTO-
1593. NITSCH (wie Anm. 10). 52.
80 Wie Anm. 80.
StLA, Laa. Archiv. Antiquum XIV (Militaria). 1593 Juli 1Zagreb (201514/11637).

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mechtig bey disem iezt beschechnem Treffen Sein Segen so reichlich gegebenhatte. inFolgedurch denAnkauf von Getreide in der Obersteiermark, Kärnten und Nieder-
militärisch ausgenützt werden müsse. So schlug Stephan Graswein vier Tagenach österreich sowie durch dessen Transport nach Kroatien auch taten.Allerdings wuss-
der Schlacht von Sissek und dann nochmals am 1. Juli einen Feldzug gegendas ten sie lange nicht, wie sehr das Proviantwesen in Zagreb im Argen lag. Erst am
türkische Petrinja vor, noch ehe der Feind eine neue Streitmacht aufbauen könne. 12. Juli erfuhren sie vorn dortigen Proviantverwalter Andrä Piroter von den Miss-
Zudem drängte er die steirischen Verordneten sowie den Hofkriegsrat zur raschen ständen. Sohatten die Schlessingerischen Jungkhern vnnd Knecht (gemeint sind die
Stellungund Entsendungdesversprochenen Landesaufgebotes bzw.zurVerprovian- Röder'schen Reiter) das Provianthaus geplündert und waren in private Keller einge-
tierung und Neubewaffnung des mittlerweile in den Raum Zagreb zurückgekehrten brochen. um anschließend Rumorische Rauschhändl anzufangen, die Waffen zu
christlichen Kriegsvolkes.85 Ein energisches Vorgehen gegen den schwer angeschla- ziehen und Passanten zuehaun. Ein verfügtes Weinausschankverbot vor 8 Uhr bzw.
genen Feind versprach durchaus Erfolg, zumal der Beglerbeg Mehmet Paschavon nach 20 Uhr blieb wirkungslos: Die Junker bewarfen ordnungshutende Khellner
Rumelien angesichts der fatalen Niederlage seiner Glaubensgenossen mit seinem mehrmals mit Steinen und verletzten einige von ihnen schwer.88 Die steirischen Ver-
50.000 Mann zählenden Heer erst einmal in Sremska Mitrovica stehen geblieben ordneten reagierten am 16. Juli mit einem Brief an Eggenberg und Graswein: Man
war, um weitere Befehle des Sultans abzuwarten. Und nicht zuletzt konnte auchein habe erfahren, dass das Kriegsvolkh dort zu Agram mit dem Weinso verschwende-
Scharmützel, das Söldner aus St. Georgen Schloss am 27. Juni unweit östlich ihrei rischmitvnmessigem iberfluß vmbgehe, das es tag vnnd nacht zu kheiner notturffi.
Festung bei Sirova Katalena gegen eine Schar Türken siegreich bestanden. Selbst- sonndern zu verpottner sindtlichen anfüllung [Besäufnis] komme. Solches sei inak-
vertrauen geben. Elf Feinde wurden gefangen, vier Türkenköpfe abgeschnittenund zeptabel, und ein Befehl müsse regeln, wie viel Wein jeder Söldner künftig aus-
eine Fahne erbeutet.86 Unverständlicherweise kam es aber anders. Das bei Sissek schließlich gegen Barzahlung erhalten werde. m Gleichzeitig untersuchte der nach
erfolgreiche christliche Kriegsvolk zeigte massive Auflösungserscheinungen: Die Zagreb entsandte steirische Proviantmeister Melchior Hueber dieeben geschilderten
Hilfstrappen der Grafen Peter Erdödy. Franz II. Batthyany und Franz II. Nadasdy Vorfälle und führte sie auf ein saumseliges Verhalten des Andrä Piroter zurück. Die
zogen komplett ab, die Söldner der windischen wie der kroatischen Grenze kehrten von ihm informierten Verordneten beschlossen am 23. Juli dessen Entlassung, weil
zum Großteil in ihre Festungen zurück. Nur die Röder'schen Arkebusierreiter,das AndreePiratter [Andrä Piroter] sambt denen Zwaien Gruebern Profiantdienern zu
Fugger'sche Kriegsvolk und die Raitenau'schen Knechte blieben im Feldlagervor dieser Verrichtung [Proviantverwalter] nicht allain nichts tauget, sonndern auch
Zagreb. Schuld an der Auflösung war die Meinung, man müsse erst frischen Pro- ganz ... verschwenderische Vnndweesen [Unwesen], Spilen. sauffen vnnd derglei-
viant sowieweitere Munition,Artillerie und Schusswaffen beschaffen und vorallem chenstrafmässige Vnordnungentreibe,diekheinesweegs zuzusehen noch zugedulden
dieLandesaufgebote von Steiermark. Kärnten undKrain parat haben, bevor mandas seien.'"1 Einen durchaus ungewöhnlichen Weg beschritt Graz hinsichtlich der Be-
türkische Petrinja angreifen könne. schaffung von Fleisch für dasAufgebotsvolk: Lukas Wasin (Basin), Fleischhauer in
Pettau, hatte am Markt von Raab/Györ 300 für Venedig bestimmte Ochsen gekauft,
dieerdurch die Steiermark Richtung Italien trieb.Als erEnde Juli mit dem Schlacht-
Feldzug gegen Petrinja und der Fall von Sissek vieh in die Umgebung von Cilli gelangte, ließ die steirische Landschaft die Tiere
kurzerhand für den bevorstehenden Feldzug in Kroatien konfiszieren. Zwar erhielt
Während die Steirer sich im Verlauf des Juli noch mit der Aufbringung ihres der Fleischhauer Geld für die Ochsen,'JI doch sein Ruf als verlässlicher Viehhändler
Landesaufgebotes beschäftigten, mussten sich die kaiserlichen Kriegskommissare war zunichte.
Ruprecht von Eggenberg und Stephan Graswein in Zagreb mit Problemen ganz Ruprecht von Eggenberg und Stephan Graswein sahen sich aber noch mit ande-
anderer Art herumschlagen: Hunger und ausbleibende Besoldung der kaiserlichen ren Problemen konfrontiert. Das bekanntlich nach der Schlacht von Sissek relativ
Kriegsvölker. Schon am 1. Juli beschwerten sich Abgesandte des Melchior von rasch abgezogene kroatische Grenzkriegsvolk und auch die Hilfstruppen des Ban
Rödern über den eklatanten Hafermangel und drohten mit ihrem Abzug ausdem Erdödywarennoch nichtwieder kampfbereit. SowohlAndrä vonAuersperg als auch
Feldlager,dieweillenSydurchaus nitgesint seien,dieRoßverderben zulassen.Gras- ThomasErdödy hatten angegeben, für den ab 3.August anberaumten Feldzug gegen
wein betraute zwar den kroatischen Grenzproviantmeister Innozenz Moscon mitder Petrinja noch nicht vollends gerüstet zu sein. Schwierigkeiten gab es auch hinsicht-
Austeilung vonFutterund Lebensmitteln, doch war inZagreb und Umgebungkaum
noch Essbares aufzutreiben. Wieder sollten die Steirer helfend einspringen,'" wassie StLA, Laa.Archiv,Antiquum XIV (Militaria). 1593 Juli 12Zagreb (201514/11744).
Ebd., 1593Juli 16Graz (201514/11204, 11742).
Ebd., 1593Juli 23 Graz (201514/11784).
" StLA.Laa.Archiv,Antiquum XIV(Militaria). 1593Juni 26Zagreb (201514 11620.11623). Vgl.zudieserAngelegenheit mehrere Schriftstücke in der Militariareihc des StLA. besonders
•"• Ebd.. 1593Juni27St.Georgen/Durdevac(201514/11624,11626). 1593Juli4Knzcvci(201514 aber eine Rechtfertigungsschrift der steirischen Landschaft an die von Wasin um Beistand
11656). angerufene Hotkammer: StLA. Laa. Archiv. Antiquum XIV (Militaria). 1593 August 4 Graz
87
Wie Anm.80. (201514/11861).

150 151
lieh der neu aus Senj zur Verstärkung geschickten Venturini,92 die unbesoldet und Bier und Wein versehen und Breuner einen Teil des fällig gewordenen zweiten
nur der erhofften Beute wegen kämpfen sollten. Über deren Verpflegung wurdeer- Monatssolds(insgesamt 4858 Gulden) zurAuszahlung gebracht hatte,waren siezum
bittert gestritten, ehe der Hofkriegsrat sich am 30. Juli bereit erklärte, die Kosten Weitermarsch bereit. Mit Sicherheit zu ihrem Umdenken beigetragen hatte auch die
dafür zu übernehmen. Gestellt wurden die Lebensmittel allerdings durch die steiri- Anwesenheit des Hofkriegsratspräsidenten Hans Friedrich von Trauttmansdorff, der
sche Landschaft, die sichjedoch strikt weigerte, auch den Proviant der kroatischen. persönlich anden Kämpfen des Feldzuges teilzunehmen gedachte.97 Man folgte dem
Kärntner und Krainer Landesaufgebote zu liefern.93 KriegsvolkEggenbergs,dastermingerecht amMorgendes6.AugustRichtung Petrinja
ErstAnfang August waren die Reiter des Melchior von Rödern endlich besoldet ausgerückt war. Es dauerte bis in die späten Abendstunden des 10.August, ehe jene
und die Schwierigkeiten so weit ausgeräumt,94 dass Stephan Graswein den Verord- Truppe im Feldlager bei Brest zusammengezogen war. Noch in der Nacht wurden
neten berichten konnte: Jetzt den Sechsten dits nehmen wir von hie [Zagreb] den zurDeckung Erdschanzen aufgeworfen. Nach einer kurzen Erkundung, wo die Ge-
Weeg nach Petrynnya [Petrinja]. Gottgeb gnadt, dz insolcher expedition khan ver- schützeam besten aufzustellen seien, begann am frühen Morgen des 11.August die
riebt werden,was diesen CristlichenLanden vnnd Gränizenzu erweiterung mehren Beschießung Petrinjas. Sie blieb allerdings ziemlich wirkungslos, weil die Kanonen
thuevnndfridt magdienstlichsein?''Konkreter wurde Ruprecht von Eggenberg,der der noch fehlenden Schiffbrücken wegen nicht direkt vor die Festung gebracht
die christlichen Feldzugspläne am 4. August gegenüber Erzherzog Ernst darlegte: werdenkonnten unddeshalb inanderthalb Kilometer Entfernung amnördlichen Ufer
vbermorgen.das istder 6ditz, soll das in Zagreb stationierte Kriegsvolk zusammen der Kulpa aufgestellt worden waren. Stephan Graswein beklagte sich in einem Be-
mit den Leuten des Grafen Georg Zrinyi sowie mit dem steirischen und dem Görzer richt an die Verordneten darüber, zeigte aber Zuversieht, bald weiter vorrücken und
Landesaufgebot auf einer Schiffbrücke die Save überqueren und tags darauf gegen die immer häufiger werdenden türkischen Nachschublieferangen unterbinden zu
das Dorf Tscherin/Cerje Letovanicko vorrücken. Zur selben Zeit hatten Andrä von können. Im Verlauf des 12. August wehrte sich die Besatzung von Petrinja durch
Auersperg und Ban Erdödy gemeinsam eine zwei Meilen (14 Kilometer) von Cerje immer heftigeres Gegenfeuer, und am Nachmittag trafen etwa 3000 osmanische
Letovanicko entfernt befindliche Schanze zu besetzen. Ziel des weiteren Vormar- Reiter und Fußsoldaten bei der Festung ein.98An der Belagerung Petrinjas nahmen
sches war Brest, nur noch eineinhalb Kilometer nördlich von Petrinja. unmittelbar jetzt auch die steirischen Aufgebotsleute Breuners teil, die allerdings erst am Abend
an der Kulpa gelegen. Dort wurde das Feldlager eingerichtet, und dort mussteman des 13. August im Feldlager eingetroffen waren. Weil der bislang dreitägige Be-
die Schiffbrücke erneut aufbauen, wasjedoch einige Zeit dauerte. Was Eggenberg schuss des aus starkem Eichenholz errichteten Bollwerkes erfolglos geblieben war,
besonders bedauerte, war eine ernsthafte Erkrankung des kaiserlichen Obristen beschloss die christliche Führung die Überquerang der Kulpa auf der endlich einge-
Rödern, der Kroatien verlassen musste und in Pettau Betreuung fand.96 troffenen Schiffbrücke für den 15.August. Man wollte sich mit ganzer Macht dem
Wie beinahe zu vermuten, konnten die Absichten Eggenbergs nicht planmäßig inzwischen bei Petrinja eingetroffenen neuen Pascha von Bosnien namens Kücük
umgesetzt werden. Das steirische Landesaufgebot unter Obrist Gottfried Breuner Hassan Pascha99 im Kampf entgegenstellen. Gerade als die gesamte Reiterei über
brach nämlich erst am 5.August von Pettauaufund sah sich sogleich mit Schwierig- denFlussgeschafft worden war,überbrachte ein türkischer Überläufer die Nachricht,
keiten konfrontiert. DieüberdenMäzl(gemeint istder Höhenzug zwischen Kozmin- dassalberaith derBeeglerweeg [Mehmet Pascha] am Heraußzug seye vnnd noch die
ci und Donji Macelj an der heutigen slowenisch-kroatischen Grenze) nach Zagreb heutige nachtodermorgenfrüe gewiß bey Petrinia mit starekhem Hör vnnd grosser
führende Straßeerwies sichalsderart schlecht,dass derVormarsch der drei Fähnlein Macht ankhommen werde. Die Folgen dieser Nachricht waren fatal. Sowohl Georg
Gültreiter wie der Büchsenschützen eine bedeutende zeitliche Verzögerang erlitt. Zrinyi, Franz II. Batthyany als auch Andrä von Auersperg beschlossen ihren sofor-
Das durch die überaus große Hitze sowie von Hunger und Durst geplagte steirische tigenAbzug,ebensodieRaitenau'schen Fußknechte und die Röder'schen Reiter. Nur
Aufgebotsvolk traf erst am späten Abend des 6.August in Sosset/Podsused einund Oberhauptmann Alban Graswein von Iwanitsch war so verständig, 50 Haramien
war lautAussage Breuners somachloßvndschwach, daszubesorgen, SydieKhnecht unter der Führung des Peter Vukmir als Verstärkung der dortigen Besatzung nach
werdenschwerlich zugebrauchen oder zuerhalten sein. Erst als der steirische Pro- Sissekzuverlegen.Weilauch derGroßteil derMilitärgrenzer am 16.August abrück-
viantmeister Melchior Hueber die angeschlagenen Kämpfer mit Nahrungsmitteln.
97
Ebd.. 1593 August 6 Graz (201514/11871). 1593 August 11 Feldlager bei Brest (201514/
11893).
DasWort„Venturini"bedeutet wörtlich übersetzt „Banditen".Esfand zumeistAnwendungauf 98
Ebd.. 1593 August 6 Graz (201514/11871). 1593 August 12 Feldlager bei Brest (201514/
die im Raum Senj ansässigen Uskoken. t 11901).
StLA, Laa.Archiv.Antiquum XIV (Militaria). 1593Juli 30 Graz (201514/11824, 11827). Vonihmwarvorerst nurbekannt, dasserHassan hieß,einbereits alter Mann warund aufgrund
Die steirische Landschaft hatte für ihr Aufgebot Geld nach Zagreb geschickt. Ein Teiljener seiner geringen Körperhöhe den Beinamen „kücük" (klein) trug: Bericht des Hans Nanner an
Besoldung wurde am 2.August leihweise für die Bezahlung der Röder-schen Reiter abgege- den Hofkriegsrat ddo 1593August 13Kopreinit//Koprivnica (201514/11904). Zwei Internet-
ben.
1 u e l l e n (www.worldstatesmen.org/Bosna und www.camo.ch/spisak bosanskih vladaraOOl.
StLA, Laa.Archiv.Antiquum XIV (Militaria), 1593August 2 Zagreb (201514/11854). htm) nennen allerdings mit Mustafa Pasa Ajaspasic für die Zeit von Juli 1593 bis Juni 1594
Ebd.. 1593August 4Zagreb (201514 11864). eineandere Person als Pascha von Bosnien.

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te,fand sichObristBreunermitdemsteirischenLandesaufgebot unddenRöder'schen warenunddas Kriegsvolk im Fall einer abermaligen Aufmahnung durch Eggenberg
Reitern allein im Feldlager bei Brest wieder. Im Übrigen war der Abmarsch der rasch zu einem etwaigen Entsatz nach Sissek ziehen sollte.105 Die Ermahnung der
christlichen Kriegsvölker aus dem Feldlager so überhastet vor sich gegangen,dass Verordneten vom 23. August erreichte Breuner nicht mehr rechtzeitig. Am selben
sämtliche Nutz-und Lasttiere alsReitgelegenheit gebraucht wurden und somitkeine Tagbefahl dieser seine Reiter in die Umgebung von Rann, beließ aber das Fußvolk
Möglichkeit bestand, auch die erst in der Nacht zuvor herbeigeschafften Lebens- in der Umgebung von Zagreb. Er selbst nahm Quartier in Obrezje. Von dort aus
mittel mitzunehmen. Proviantmeister Melchior Hueber berichtete später (am 1. rechtfertigte er nochmals den Rückzug und verwies auf die Tatsache, dass wegen
September), dass anProuianndt Wein, Habern, Fleisch vnd Prot ain stargkhe anzal dergroßen Hitze der vergangenen Tage seine Reiter große Einbußen erlitten hatten.
gebliben und durch nachkommende Husaren und Haramien geplündert worden JedesFähnleinwarnunmehrvmbfünfzig oderSechzig Pfärdt schwecher undes stand
sei.100 nur die Heimkehr einiger weniger Berittener zu befürchten."16 Wie gefahrvoll die
Unter solchen Verhältnissen war es natürlich, dass auch Gottfried Breunerum Lage in Kroatien tatsächlich war, beweist ein Schreiben des Stephan Graswein an
die Erlaubnis zum Rückzug bat,"" was ihm seitens der Verordneten jedoch am19. die Verordneten, in dem er seinen Wunsch zur Rückkehr an die von ihm befehligte
August verwehrt wurde. Es sei inakzeptabel, dass die gegen dashochschedliche Windische Grenze äußerte. Die Gegner hatten Truppen nicht nur vor Sissek konzen-
Hauß Petrinia ins werchgesezte Expedition sich vnfruchtbar zerstossen vnnd die triert.sondern auch an anderen Orten Mannschaften zusammengezogen, so dass der
alda versamleten Cristlichen Kriegsheubter aus Forcht des BeglerbegsGraetiae Obristenamtsverwalter mit Recht Einfälle ins Grenzgebiet zeitgleich mit der eben
[Mehmet Pascha von Rumelien] ohne ainiche Verrichtung abgezogen seien. Alle am23. August begonnenen Belagerung von Sissek befürchtete.10"
Vorteile nach dem Sieg vor Sissek seien damit aus der Hand gegeben, und esdrohe Auch Erzherzog Ernst, von den Steirern in einem Eilschreiben über die Sachlage
ein erneuter türkischer Vormarsch. Weiters sei die Ankunft des Beglerbeg äußerst informiert, mischte sich nach längerer Zeit wieder in die Angelegenheit ein. Er er-
unwahrscheinlich, da bekannt geworden sei, dass Er nur ein schlechtzusamen kanntedie vom Beglerbeg und dem neuen Pascha ausgehende Gefahr und verlang-
khlaubt gsindl bei sich haben khünne.m Es war eine glatte Fehleinschätzung der te am 24. August von Kaiserebersdorf aus die unverzügliche Rückkehr der inner-
Grazer.Ahnliche Sorgen wegen der Zerstreuung des christlichen Kriegsvolkes trug österreichischen Landesaufgebote in die Gefahrenzone. Die Steirer sagten zwar
die Landschaft des Herzogtums Krain. die am 22. August von Laibach aus die prinzipiell zu, verlangten aber eine teilweise Übernahme der Unkosten durch die
Steuer um die fernere Indiensthaltung ihres Aufgebotes ersuchte, wie auch siedas kaiserliche Hofkammer.108
Krainer Aufgebot wieder ins Feld schicken wollte. Es war eine Bitte, die vierTage In Sissek spitzte sich die Lage dramatisch zu. Ruprecht von Eggenberg und
später positiv beschieden wurde.103 Stephan Graswein verhörten zwei bei Brkisevina gefangen genommene Türken und
Zu diesem Zeitpunkt hatte Gottfried Breuner seine Leute allerdings bereitsaus erlangten so Kenntnis vom Beginn der Belagerung durch 60.000 Mann unter dem
dem Feldlager nach Podsused zurückgezogen. Am 20. August informierte er die Kommando des Beglerbeg Mehmet Pascha und des Kücük Hassan Pascha von
steirischen Verordneten darüber und berichtete, dass der Beglerbeg und der neue Bosnien.Täglich vergrößerte sich der Belagerungstrupp durch den Zuzug von Tata-
Pascha von Bosnien mittlerweile zusammengetroffen waren und definitiv einewei- ren und Janitscharen. Zu den bereits vorhandenen 30 Feldgeschützen auf Rädern
tere Belagerung von Sissek planten. Mit Sicherheit erwartete Breuner deshalbvon wurden zwei weitere große Kanonen aus Banja Luka herbeigeholt, fünf andere ka-
Ruprecht von Eggenberg eine erneute Aufmahnung der abgezogenen christlichen menaus Belgrad. Das osmanische Ziel war, die nur von rund 100 Mann verteidigte
Kriegsvölker. Zwarzeigteersichprinzipiell zueinemabermaligen Zuzug bereit,war Festung in Grand und Boden zu schießen und anschließend die in der Schlacht von
aber unschlüssig für den Fall, dass die anndern Hülffen alß Herr Graf von Serin Sissek verlorenen Geschütze wieder an sich zu bringen. In Anbetracht der mittler-
[Georg Zrinyi], Bathianj [Franz II. Batthyany], die wündischen Standt, die Carl- weileweithin verstreuten christlichen Kriegsvölker undAufgebotsleute zeigten sich
stetter [Leute des Andrä von Auersperg], Khärner: vnd Crainer [Kärntner und Eggenberg und Graswein gegenüber Erzherzog Ernst ratlos, woher etwa die Gegen-
Krainer] vnnd anndere nicht wieder Zuzug leisteten.104 Die Verordneten schäumten wöhrzu erzaigung aines abbruchs wirf zunemen sein, und baten inständig um Hil-
vor Wut über die vergebene Chance und meinten: Infast vnwiderbringlichemscha- fe.109 Um Beistand flehten auch die durch Alban Graswein nach Sissek abkom-
den ligtman vnnd wiertamspott der Wellt nicht vermangeln. Sie verboten Breuner mandierten Haramien unter Peter Vukmir, die am 25. August einen ergreifenden
einen weiteren Rückzug bis nach Rann, zumal bereits Aufgebotsleute desertiert Appell verfassten:110 Vmb Gottes vnnd derfünff WundenJesu Cristy willen, bitten

m
StLA. Laa.Archiv.Antiquum XIV(Militaria), 1593September 1 Zagreb (201514/11986). Ebd., 1593August 23Graz (201514/11941).
1116
Ebd., 1593August 15Feldlager bei Brest (201514/11916) Ebd., 1593August 23 Obrezje (201514/11940).
2
Ebd., 1593August 19Graz(201514/11926). " Ebd.. 1593August 24Zagreb (201514/11).
15
Ebd., 1593 August 22 Laibach/Ljubljana (201514/11933), 1593 August 26 Graz (201514 ™
| Ebd., 1593August 24Kaiserebersdorf (201514/11943). 1593August 26 Graz (201514/11958)
11956). Ebd.. 1593August 25 Zagreb (201514/11951).
4 110
Ebd.. 1593August 20Podsused (201514/11927). Ebd., 1593August 25 Sissek/Sisak (201514/11949).

154
155
vnnd flehen wir hero, dz Ihr vnns in vnnser noth nit verlasset, dann wir augen- Petrinja zurückgezogen habe,konnte er der Erbfeind das Hauß Sissekh, den schlißel
scheindlich verderbenmögen. Schickt vnns baldt mehr Hülff oder entsezt vnns. ver- zudem nochihrigen Windischlandvnd Crabaten, ainmal hundert tausent starkh mit
liertEur Seel vnnsernt wegen nit, wirhaben vnnsdz maiste thail aufEur Vertrauen solchemGrimm angreiffen, das er berürt Hauß laider Gott erparms erschrekhlich
hereinverspert,wirhabenvnnsmitniemandtzuwöhrn noch vermügens nit.Manhm zerschossen,insein gwalt bekhommen vnd die darinn gelegenen teutschen Knecht,
vnnsvonallenseinen belegen, diefernster hatman vnns alle eingenomen, man last welchesich biß an leisten Grad ritterlich, stannd\hafi\ vnnd Mannhafft erwisen,
vnnskheinwassermehrschöpffenvnndGottwais,wert [werdet] Ihr vnns lebendiger erparmlich nidergehauen hat. Nun steht der Feind im Begriff, auch andere Orte mit
finden odernit, souer [sofern] demSchloßwasentsteht,soll es vnnserschult nitsein. seinergrausamen weit iberlegnen Tyrannei anzufallen vnnd zu gweltigen. Solche
dann durch dasselb werdenauch die anndern Lannder verloren werden. Sonndern eilendehochentsezliche iämerliche bschaffenheit hat es mit disen Granizen vnnd
vmb Gottes willen aufs böst, so Ihr wist, dz Euch die Seel nit whe [wehe] tlnte. Lanndenbekhommen, dass einzig Kaiser Rudolf II. dafür sorgen könne, damit des
bemhüet Euch vnnsernt halben vnnd entsezt vnns, dann bey der Warhait, lennger geschwinden, verschlagnen vnnd ibermächtigen Erbfeinds einpruch vnnd er-
khönnen wirnit bleiben.Die neue Maurfeit zu khlainen Pißlein [Stücken] ein vnnd schrekhlicheerweiterung seines abscheulichen Mohametischen Greuels vnd Zwangs
istzehenmahlbaßzerbrochenallsZuuor.Von nunankhönnen wirnindert [nirgends] abgetriben vnnd diese Lannde vnnd Granizen ... gnuegsamlich geschüzt vnnd in
mehr hin. Rhue vnndSicherheit khunten erhalten werden. Gleichzeitig versprachen die Steirer,
InderTatkamjede Hilfe zu spät, auch wenn dieVerordneten in Graz invölliger Kärntnerund Krainer, abermals mit geworbenen Trappen ins Feld ziehen zu wollen,
Unkenntnis derTatsachen dem Stephan Graswein am26.August aufgetragen hatten, sofern auch kaiserliche Kriegsvölker wieder nach Kroatien zögen. Das Landesauf-
50weitere Haramien nach Sissek zu verlegen."1 In der letzten Augustwoche fieldie gebot des Zehnten Mannes dagegen werde diesmal im Land bleiben, um es zu
Festung Sissek tatsächlich in die Hände der Osmanen. Die Eroberer ließen sierasch schützen, wanein Beglerbeeg oder annder ansehliches Türkisches Haubt mit gros-
wieder instand setzen und bestellten einen gewissen Ibrahim Beg zum neuen Kom- sem Schwall in dises Lannd einfiel. Die Grenzen dagegen sollte Rudolf II. durch
mandanten."2 Überdas genaueEroberangsdatum gehen die Meinungen auseinander. böhmische, schlesische. mährische, österreichische und ungarische Aufgebotsvölker
Während Zwiedineck-Südenhorst in seiner Biografie Eggenbergs den Fall Sisscks schützen vnd solchen ibermechtigen Erbwüeterich vnnd Erbtyrannen mit seinem
auf den 24. August verlegt (was sicher falsch ist), spricht Evelyne Antonitsch in grimiglichen fürprechenden schwoll aufhalten.
ihrer Dissertation über den Langen Türkenkrieg vom 28., der kroatische Historiker
Milan Kruhekwiederumvom 30. August.113Derzeitgenössische BerichtdesStephan
Graswein vom 30.August 1593mit einem Hilfeansuchen an die Grazer Verordneten Der Dreizehnjährige Türkenkrieg beginnt
erwähnt dienoch imGangebefindliche Belagerung, derman kaum begegnenkönne.
allain man stall Sich mit Gewaltthettiger Hanndt zur gegenwöhr. Die erste akten- DieBelagerung undEroberungvon Sissekdurch dietürkische Seiteerfolgte nicht
mäßige Erwähnung des Falls der Festung stammt von Hans Friedrich von Trautt- von ungefähr. Das Osmanische Reich hatte die Niederlage seiner Truppen in der
mansdorff, deram 31. August an dieVerordneten schrieb, das numehr Sissekh in des Schlacht von Sissek als Schande empfunden und in Großwesir Koca Sinan Pascha
Feindsgewaltgerattn ist,wasaberwohl schondurch Briefe derkaiserlichenKriegs- einen starken Befürworter eines offenen Krieges gegen das Habsburgerreich gefun-
kommissare (Eggenberg und Graswein) bekannt sei."4 Weiters warnte Trauttmans- den. Unterstützung fand Sinan in der Schwester Sultan Murads III., deren Sohn
dorff vor weiteren Angriffen der osmanischen Seite und verlangte deshalb eine Mehmet Beg bekanntlich vor Sissek ums Leben gekommen war. Auf beider Druck
Verstärkung der Mannschaften in den Festungen der Windischen und Kroatischen erklärte der osmanische Herrscher am 7. August 1593 an Kaiser Rudolf II. den
Grenze.Als ersten Schritt hiezu ordnete er an diesem 31. August die Verlegungvon Krieg.1"'Eng verbunden mit diesem Vorgang in Istanbul war auch eine Neuordnung
100Mann aus den Reihen der drei geworbenen steirischen Fähnlein Büchsenschüt- der Befehlsstruktur in Bosnien. Da die meisten der Sandschakbegc am 22. Juni ge-
zen nach Iwanitsch an. In Graz suchte man in eilenden Beratungen nach einerwei- fallen waren, mussten neue Befehlshaber bestellt werden - eine Aktion, die bis in
teren Vorgehensweise und legte am 3. September in einem 54-seitigen Berichtan denAugust hinein währte und auch von christlicher Seite her wahrgenommen wur-
Erzherzog Ernst den Ernst der Lage dar:"5 Weil sich das christliche Kriegsvolkvon de. So erfuhr Oberhauptmann Mathes Püchler von St. Georgen Schloss/Durdevac
am 9. August durch einen Kundschafter, dass sowohl in Orehovica als auch in der
111
Ebd., 1593 August 26 Graz (201514/11952). Pozega neue Begc eingesetzt worden waren. Der Erstere hieß Kalender Beg, wäh-
112
ANTONITSCH (wie Anm. 10). 60. rend man vom Zweiten nur wusste, dass er ein noch junger Mann sei. Nicht zuletzt
13
ZWIEDINECK-SÜDENHORST (wie Anm. 9). 122. ANTONITSCH (wie Anm 10). 60. KRUHEK (wie residierteinBanja Luka ein neuer Pascha von Bosnien, den der Wachtmeister Hanns
Anm. 4), 58.
114
StLA, Laa. Archiv, Antiquum XIV (Militaria), 1593 August 30 Zagreb (201514/11979), 1593
August 31 Zagreb (201514/11981). Igna/ Aurelius FRSSLER, Geschichte von Ungarn, 4. Band, Leipzig 1877. 17. Franz ILWOF, Die
" s Ebd., 1593 September 3 Graz (201514/11996). Einfälle der Osmanen in die Steiermark, Teil 4. In: MHVSt 15 (1867), 85-181, hier 132.

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Nanner vierTage später als ainalter clainer Man namens Hassan Baschabeschnei
(in der Folge setzte sich der Name Kücük Hassan Pascha für den neuen Gebieter
Bosniensdurch).ZudemwarntePüchlerden Stephan Graswein eindringlichvordem
mittlerweileimVormarsch befindlichen Beglerbeg.dermitainhundert Taußendtman
herauß zeucht vndschon zw Sreenn bey der Tonaw [Sremska Mitrovica] sein soll.
vnndgwaltiggschütz mitsichfiehren thuet. Hans Nanner dagegen wähnte den Beg-
lerbeg noch in Belgrad. Grand zu dieserAnnahme hatte dieAussage einesgewissen
Osman Aga gegeben, der am 11. August während eines türkischen Streifzugesbei
Trnovac Sokolovacki nahe der windischen Grenzfestung Kopreinitz gefangen ge-
nommen worden war."7
Wiesichzeigen sollte,waren sowohldaseben erwähnte Scharmützel beiTrnovac
Sokolovacki als auch kurz darauf die gescheiterte Belagerung Petrinjas und die Er-
oberungder Festung Sissek durch dieTürken Vorboten eines nun voll entbrennenden
Krieges zwischen dem Osmanischen Reich und den Ländern Kaiser Rudolfs II. Die
Auseinandersetzung sollteerstnachmehralsdreizehn Jahren am 11.November1606
durch den Frieden von Zsitva Torok sein Ende finden. Eingang in die Geschichts-
bücher fand diese Konfrontation unter der Bezeichnung „Dreizehnjähriger Türken-
krieg" oder „Langer Türkenkrieg". Der Gutteil der Eroberungen, Kämpfe und
Schlachten (1594 und 1598Raab/Györ, 1600und 1601 Kanischa/Nagykanizsa. 1602
Ofen/Budapest sowie Stuhlweißenburg/Szekesfehervär) spielte sich in Ungarnab.
Die Steiermark dagegen blieb weitgehend verschont und erlebte lediglich imSom-
mer 1603 einen kurzen Türkeneinfall in der Umgebung von Radkersburg undMu-
reck. Und Kroatien? Hier konnte die seit 1591 so hart umkämpfte „Kulpa-Linie"
durch die christlichen Truppen gehalten werden, und imJahr 1595 gelang sogardie
bislang vergebens angestrebte Zerstörung von Petrinja sowie die Rückgewinnung
von Sissek.Auch aus Hrastovica und Gora wurden die türkischen Besatzungenver-
trieben.

StLA, Laa.Archiv.Antiquum XIV(Militaria). 1593 August 9 St Georgen/Durdevac(201514/


II886). 1593August 13Kopreinitz/Koprivnica (201514/11904).

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