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Einmal Texas und zurück 

Bericht über eine nicht ganz normale Reise 

Die Grundidee war ja eigentlich nicht schlecht. Geplant war ein 5-tägiger Cutting-Kurs mit
Ute Holm bei Uwe Röschmann in Gainesville Texas inkl. anschließendem Besuch der
Cutting-Futurity-Finals in Fort Worth. Da die 5 Teilnehmer aus der Schweiz, Belgien und
Deutschland kamen (sowie Ute und Lars aus Stuttgart) war der Gedanke gekommen sich am
Flughafen Amsterdam zu treffen und einen gemeinsamen Flug nach Dallas zu nehmen.
Soweit so gut.

02.12.10 Geplanter Abflug aus der Schweiz, von Stuttgart und Düsseldorf

Leider gab es in den Tagen vor dem Abflug einen ungewöhnlich frühen Wintereinbruch mit
Schneefällen bis ins Flachland. Als erstes fiel also mal der Flug von Stuttgart nach
Amsterdam schon am Vorabend aus. Also buchten Ute und Lars um und flogen über Atlanta
nach Dallas. Voraussichtliche Verspätung: ca. 5 Stunden.
In der Schweiz musste auch umdisponiert werden. Was leider eine Teilnehmerin dazu
veranlasste die ganze Reise abzusagen. Die beiden anderen Schweizer, Marc und Uschi,
sind zu einem anderen Flughafen gefahren und kamen so rechtzeitig in Amsterdam an.
Genau wie Maud und Micha die aus Düsseldorf ohne Probleme ankamen.

Die Odyssee:

Der Abflug sollte sich ca. 1 Stunde verzögern, weil die Maschine nicht rechtzeitig fertig wurde
da eben alle Flugzeuge eingeschneit waren. OK, kann passieren. Hauptsache wir saßen
dann letztendlich voller Vorfreude auf die Reise im Flieger. Irgendwann wurden wir dann
auch vom Gate weggeschoben und der Pilot ließ die Motoren an….. leider nur einen von
beiden. Die zweite Turbine ließ sich leider nicht starten. Es wurde sozusagen der „Flughafen
ADAC“ gerufen. Es kam ein Mechaniker mit einem doch recht grob anmutenden Werkzeug.
Mehr konnten wir nicht sehen, aber die Turbine startete dann. Lassen sich Flugzeugmotoren
tatsächlich noch mit einer Kurbel starten??? Ok, wir bewegten uns. Aber erst mal nur zum
Enteisen. Inzwischen saßen wir schon so rund 2 Stunden im Flugzeug. Nach weiteren
verschiedenen Wartepositionen, wir mussten ja irgendwie im Flugplan dazwischen
geschoben werden, erreichten wir tatsächlich die Startbahn. Der Pilot gab Vollgas, wir
beschleunigten, und bei ca 200 km/h gab‘s eine Vollbremsung vom Feinsten: Startabbruch
weil es irgendeine Fehlermeldung gäbe. Das wäre aber nur eine Falschmeldung hieß es
hinterher. Also nochmal anstellen in die Warteschlange für den zweiten Startversuch.
Diesmal wurde erst gar nicht mehr beschleunigt, sondern gleich abgebrochen. Wir fuhren
zurück zum Gate weil jetzt mit der Werkstatt erst mal geklärt werden musste ob wir so
starten können, weil wohl scheinbar der Reifendruck nicht stimmte. Inzwischen waren wir
fast 4 Stunden mit dem Flugzeug „gefahren“. Irgendwie wurde uns jetzt auch erst klar dass
wir in einem AirBUS saßen. Nomen est Omen. Aber ob die den deswegen wirklich Bus
genannt haben? Nach weiterer Wartezeit fiel dem Piloten dann ein, dass er eigentlich eh
nicht mehr starten darf, da bei der langen Flugzeit jetzt die Crew ihre maximale Arbeitszeit
überschreiten würde. Eine andere Crew stand nicht bereit, also wurde der Flug dann
endgültig gecancelt.
Wir wurden informiert dass wir in einem Hotel untergebracht, und für den nächsten Tag auf
den gleichen Flug umgebucht würden. Also erst mal neue Tickets besorgen. Hierfür gibt es
in Amsterdam Selbstbedienungsterminals. Natürlich waren die Warteschlangen
entsprechend lang wenn ca. 200 Reisende das gleiche wollen. Danach sollten wir zum KLM-
Schalter wo wir die Gutscheine für das Hotel bekommen sollten. Schade nur dass hier
zunächst nur ein einziger Mitarbeiter war. Später waren es dann doch drei. Also wieder
entsprechend lange Schlangen. Wenn jemand mal nicht wusste wo er hin sollte gab es
eigentlich ein ganz eindeutiges Zeichen: Immer dahin wo die längste Schlange war. Wir
bekamen nicht nur Hoteltickets sondern auch ein „Survival-Pack“ mit folgendem Inhalt:
Zahnbürste, Zahnpasta, Duschgel, Schampoo, Rasierer, Deo, ein T-Shirt in XXL (damit es
auch ja jedem passt), ansonsten alles im Mini-Format. Dann führte uns der Weg zur
Bushaltestelle für den Transfer zum Hotel. Der Bus kam an und wurde vollgestopft. Schade
nur dass die Türe genau vor unserer Nase dann zu ging. Also auf den nächsten Bus warten.
Es war inzwischen ca. 17.00 Uhr, und wir waren alle seit ca. 2.00 Morgens unterwegs. Und
wir konnten inzwischen eins mit Sicherheit behaupten, wir hatten warten gelernt.
Das Einchecken im Hotel ging dann recht reibungslos. Natürlich nicht ohne Warteschlange.
Es wurden zwei feste Essenzeiten bestimmt. 18.00 Uhr, also recht kurzfristig und 20.30 Uhr.
Zwei von uns hatten Glück, die anderen beiden mussten leider bis 20.30 Uhr warten bis sie
etwas zu essen bekamen.

3.12.2010

Am nächsten Morgen ging es dann ausgeruht und gestärkt wieder mit dem Shuttle-Bus zum
Flughafen. Gleich bei der Ankunft war schon mal klar dass sich der Flug um eine Stunde
verspäten würde. Wir unkten schon was wir denn dann an diesem Tag noch alles erleben
würden. Das war vielleicht ein Fehler. Wieder ging es durch die aufwändige Zollkontrolle. Der
Flug war jetzt natürlich komplett ausgebucht, also noch mehr Menschen als am Vortag. Kurz
bevor wir in die Maschine durften kam der Pilot aus dem Flieger um uns mitzuteilen dass
man gerade festgestellt hätte, dass sämtliche Toiletten in dem Flugzeug nicht gingen und er
beschlossen hätte so nicht nach Dallas zu fliegen. Jetzt kam erstmals so etwas wie Tumult
auf. Besonders einige Italienesche Mitreisende die zur Reining Futurity nach Oklahoma City
wollten um Pferde zu kaufen, ließen ihrem Temperament freien Lauf. Es wurde also versucht
die Toiletten zu reparieren. Scheinbar recht erfolglos. Die nächste Ansage lautete dass es
ein Ersatzflugzeug gäbe und jetzt alles umgeladen würde. Da wir ja bereits durch die
Zollkontrolle waren, sollten wir von Sicherheitskräften begleitet zu einem anderen Gate
gehen. So jedenfalls der Plan des Piloten. Aber die Rechnung hatte er ohne die
Sicherheitskräfte des Airports Schipol gemacht. Also mussten wir am nächsten Gate wieder
die komplette Zollprozedur für ca. 250 Menschen durchlaufen. Warteschlangen kannten wir
ja noch vom Vortag. Und im Hinterkopf die Vorwarnung des Piloten, dass wenn wir nicht bis
zu einer bestimmten Uhrzeit starten, er auch wieder das Problem mit der Arbeitszeit der
Crew hätte, und wir dann nicht fliegen würden. Ein tolles Gefühl. Aber erstaunlicherweise
funktionierte dann erst mal alles reibungslos. Bis wir dann in der Luft waren, und man
feststellte, dass das komplette Videosystem an Bord nicht funktionierte. Aber dieser Fehler
konnte tatsächlich nach ein paar Stunden behoben werden. Und was kaum noch zu erwarten
war, wir kamen in Dallas an. Aber eben fast 29 Stunden später als geplant. Leider war der
Shuttlebus zum Autoverleih auf der Ankunftsebene des Flughafens nicht zu sehen. Wie wir
dann erfuhren gab es wohl eine Bombendrohung weshalb die untere Ebene gesperrt war.
Aber die sehr freundlichen Mitarbeiter wiesen uns den richtigen Weg und so konnten wir zum
Mietwagenverleih starten. Hier am Flughafen Dallas/Fort Worth bekamen wir auch einen
ersten Eindruck über das Verständnis von Dienstleistung und Freundlichkeit in den USA. Für
den ein oder anderen fast ein Kulturschock, wie sich auch später noch rausstellen sollte.
In der Zwischenzeit waren natürlich Ute und Lars längst in Dallas angekommen. Die hatten
dann das Problem dass sie den von Micha gebuchten und bereits bezahlten Leihwagen
einfach nicht bekamen. Insofern auch keine Chance hatten in die reservierten und bezahlten
Hotelzimmer nach Weatherfort zu kommen. Also wurde kurzfristig ein Zimmer in Fort Worth
bezogen damit die beiden wenigstens die Chance hatten zur Cutting Futurity zu kommen.
Nachdem der Mietwagen dann recht problemlos abgeholt war, wurden Ute und Lars von
Micha und Maud am Will Rogers Coliseum abgeholt und eingesammelt. So fuhren wir dann
nach Gainesville und konnten unsere Unterkunft, das legendäre „grüne Haus“ auf der Lone
Oak Ranch, beziehen, an dem Marc und Uschi mit eigenem Leihwagen schon angekommen
waren. Müde, aber froh endlich angekommen zu sein, ging es nur noch ins Bett.
4.12.2010

Beim typisch amerikanischen Frühstück wurde die Planung für die kommenden Tage
besprochen. Durch die verspätete Anreise war ja doch alles etwas durcheinander geraten.
Zunächst aber wurde erstmals mit der neuen Lieblingsbeschäftigung begonnen: „shoppen“.
Der ein oder andere war schließlich mit fast leerem Koffer angereist und musste sich erst
mal einkleiden. Nachdem dann die ersten echten Schnäppchen gemacht waren, ging es auf
ins ca. 160 Meilen entfernte Oklahoma City zu den Reining Futurity Finals. Auch hier, wie
eigentlich fast überall, konnte bereits weiter geshoppt werden wovon der ein oder andere
auch regen Gebrauch machte. Natürlich war es auch sehr interessant all die Größen des
Reinings live zu erleben. Allerdings hielt sich die Begeisterung bei dem ein oder anderen
dann doch in Grenzen. Die Herzen schlagen eben wohl doch eher fürs Cutting, und vor allem
wuchs die Ungeduld endlich selber reiten zu können. Auf der Rückfahrt wurden dann
erstmals die drei Rückbänke des Leihbusses auf ihre Schlaftauglichkeit überprüft, und für gut
befunden. Der Tag klang dann recht ruhig aus. Der ein oder andere besuchte noch kurz den
Wal Mart für ein paar Lebensmittel, und das war‘s dann auch. Die Reisestrapazen steckten
wohl doch noch etwas in den Knochen.

5.12.2010

Da es Sonntag war, konnte leider noch nicht mit dem Kurs begonnen werden. Wir mussten
uns also weiter gedulden, was dem ein oder anderen doch etwas schwer viel. Zur
Abwechslung fuhren wir nach Fort Worth um bei der Cutting Futurity Lilli, eine Kundin von
Uwe, bei ihrem Vorlaufstart zu unterstützen. Hier konnten wir auch schon mal einen
Überblick über die Größe dieser Veranstaltung erlangen. Die Practice-Pens waren dabei
genauso interessant wie die exhibit-hall und die sales. Zur Stärkung gab es den legendären
„Breakfast Burger“. Eine wirklich reichhaltige Mahlzeit die tatsächlich bis zum Abend völlig
ausreichte.
Am Nachmittag waren wir als „Internationals“ von der NCHA zur Eröffnung einer neuen
Ausstellung eingeladen. Ein wirklich interessantes Erlebnis. Zum einen waren sehr viele
Originalexponate zu bestaunen, und es gab interessante Einblicke in die Historie sowohl der
NCHA als auch des Cowboy-Lebens und der Geschichte der Region. Zum anderen wurden
wir äußerst herzlich empfangen und führten anregende Gespräche. Auf der Suche nach
einem offenen WIFI-Netz sah Micha dann bei facebook einen nur wenige Minuten alten
Eintrag der NCHA mit einem Foto der Ausstellung auf der wir uns gerade in diesem Moment
befanden. Kurz entschlossen wurden wir auch gleich abgelichtet und erhielten die Ehre samt
Foto den Eintrag im Internet ergänzen zu können. Das Foto soll angeblich auch den Weg in
den nächsten Chatter (monatliches Magazin der NCHA) finden. Wir trafen den Präsidenten
der NCHA und lernten viele neue nette Menschen kennen, denen wir zum Teil später immer
wieder begegneten. Lars fand auf Anhieb zwei schwerwiegende Fehler in der Ausstellung,
und konnte damit natürlich nicht hinterm Berg halten. Zum einen waren auf einer Karte die
Mitgliedsverbände der NCHA farbig markiert, wobei gerade Skandinavien (Lars ist Däne)
hier eben nicht vollständig dargestellt war, zum anderen stand unter einem Bild von Bill
Freeman, dass er die Futurity sowohl in 1982 als auch in 1988 mit smart little lena gewonnen
hätte, was nun mal schlicht unmöglich ist. (Anmerkung: 1988 war es smart little senor). Ob
und wann Lars den fest versprochenen „Award“ bekommt, bleibt leider noch abzuwarten.
Aber er ließ keine Gelegenheit aus, auch in den folgenden Tagen immer wieder daran zu
erinnern.
Leider war das auserwählte Steakhaus, wie auch sehr viele andere Restaurants, sonntags
geschlossen. Wohl auch ein Zeichen der Wirtschaftskrise in den USA?
Also wurde vereinbart sich mit Uwe im „Chillis“ in Gainesville zu treffen. Dort klang der Tag
bei einem gemütlichen Essen und dem ein oder anderen Margerita aus.
6.12.2010

Endlich ging es los. Wir fuhren auf die Ranch und jetzt standen wir erstmals vor unseren
neuen vierbeinigen Begleitern für die nächsten Tage. Die Pferde standen bereits von Uwes
fleißigem Team fertig gesattelt an der Bande und warteten auf uns. Allesamt sind erfahrene
Show-Pferde mit Gewinnsummen von bis zu 30.000,- $. Ute und Uwe hatten schon mal eine
Vorauswahl und eine erste Zuordnung vorgenommen. Nach kurzem Probieren wurde noch
ein schneller Pferdetausch durgeführt und dann ging es auch schon los. Erst mal an die
Cutting-Maschine um sich an die für den ein oder anderen doch ungewohnten
Bewegungsabläufe zu gewöhnen, und sich noch besser mit dem Pferd anzufreunden. Diese
Einheit viel etwas kürzer aus als geplant, da wir ein wenig Zeit aufholen wollten. Ja und dann
kamen auch schon die ersten Rinder in die Halle. Natürlich gab es noch eine Menge zu
korrigieren und Ute hatte alle Hände voll zu tun um uns alle mit jeder Menge Tipps und Hilfen
zu unterstützen. Aber es stellte sich ganz schnell raus was für hervorragend ausgebildete
Pferde wir hier zur Verfügung gestellt bekommen hatten. Eine echte Seltenheit solch eine
Gelegenheit zu bekommen. Und auch die Anzahl und die Qualität der Rinder ließ uns
Europäer einfach nur staunen. Solche Bedingungen findet man in Europa wohl nirgends.
Und so verwundert es eben auch nicht dass die USA und speziell Texas auch ein ganz
anderes Niveau in diesem Sport widerspiegeln. Leider zeigten sich bei Uschi Probleme
aufgrund einer alten Verletzung am Rücken, und so musste sie den Kurs bereits nach dem
ersten Tag abbrechen. Was natürlich sehr schade war, aber die Gelegenheit ergab dass sie
noch viele Bilder und auch ein paar Videos machen konnte. Jedenfalls ging der Tag wie im
Flug vorbei.

7.12.2010

Wieder stand reiten auf dem Programm. Nach dem obligatorischen Frühstück ging es gleich
wieder auf die Ranch. Diesmal hatten wir uns mit Verpflegung eingedeckt um in der
Mittagspause erneut shoppen gehen zu können. Einige fest ins Auge gefasste Shops in
Weatherford standen ja noch auf dem Programm die eigentlich bereits am ersten, dem
ausgefallenen, Tag vorgesehen waren.
Langsam merkten wir dass wir uns immer besser auf unsere Pferde eingestellt und
aneinander gewöhnt hatten. Wobei Maud die Gelegenheit nutzen konnte verschiedene
Pferde auszuprobieren da wir ja inzwischen nur noch drei aktive Reiter waren statt der
geplanten fünf. Marc und Micha fühlten sich mit den ausgesuchten Pferden sehr wohl und
hatten gar keine Ambitionen andere Pferde auszuprobieren. Hier stimmte die Chemie
einfach. Und so wurden große Fortschritte gemacht. Uwe hatte einen richtig guten Tag
erwischt und nahm Ute das ein oder andere Mal das „Zepter“ aus der Hand um uns mit
seinen lautstarken und klaren Anweisungen zu „pushen“. Insbesondere sein etwas zynisches
„Danke!!!“ wenn wir etwas nach seinen Anweisungen gemacht hatten, klingt heute noch in
den Ohren. Auch Anweisungen wie „benutz das Pony, das geht nicht kaputt“ oder „beide
Beine“ werden uns sicher fest im Gedächtnis bleiben. Der ein oder andere braucht eben
vielleicht manchmal solch klare Ansagen. Ute erklärte dann nachher vieles wieder etwas
ausführlicher und ging noch auf weitere Details ein. Und gerade diese Kombination der
beiden „Unterrichtsstile“ brachte alle deutlich weiter, und war auch irgendwie der besondere
Reiz dieses Kurses.
Insgesamt kam der Spaß aber eben auch nicht zu kurz. Erwähnt sei hier nur Maud’s Nase.
Nachdem sie ein wenig aus dem Sitz geraten war landete ihre Nase bei der nächsten
heftigen Bewegung des Pferdes recht unsanft auf dem Pferdehals. Verständlicherweise
schossen ihr gleich die Tränen in die Augen. Uwe konnte es nicht lassen ihr die Nase gleich
wieder „gerade zu richten“. Er meinte nur „jetzt sieht deine Nase aus wie meine. Aber ich
mag deine Nase“. Und schon war ein neuer Spitzname für Maud gefunden: „Rudolf“ (in
Anlehnung an „Rudolf the rednosed reindeer“)
8.12.2010

Im Prinzip war der Ablauf des Tages jetzt schon fest einstudiert. Allerdings klinkten sich Marc
und Uschi mittags aus um sich verschiedene Ranches, Pferde, und wie man hörte auch ein
Grundstück anzusehen. Maud und Micha ritten fleißig weiter. Und auch Ute hörte immer öfter
von Uwe „kletter mal da auf das Pony“.
Mittags besuchten wir dann ein Ute und Lars bereits bekanntes Restaurant im
nahegelegenen Muenster. Wie der Ortsname schon sagt, hat der Ort eine urdeutsche
Geschichte. Und an allen Ecken und Kanten begegnetem einem deutsche Namen und
Begriffe. Schon ein wenig kurios so mitten in der Weite Texas‘.
Den Nachmittag nutzte Ute dann um an der Maschine nochmal Feintuning vorzunehmen.
Damit wir nicht nur dem „Rinderwahn“ verfallen, sondern auch noch ein wenig mehr lernen.
Der ein oder andere war inzwischen dann auch schon soweit mal mit Sporen zu reiten um an
der ein oder anderen Stelle „das Pony mal wach zu machen“ wenn notwendig.

Eigentlich wäre dies unser letzter „Reittag“ gewesen. Aber da wir ja erst einen Tag später
beginnen konnten, erlaubten uns Ute und Uwe großzügiger weise am nächsten Vormittag
noch eine Einheit einzulegen.

Am Nachmittag besuchten wir dann auch noch die berühmte Manion Ranch (ehemaliges
Zuhause von smart little lena). Hier wurden für uns die Deckhengste „ausgepackt“ und
vorgeführt. Einen Service den man auf allen großen Ranches bekommen kann. Ganz ohne
Voranmeldung. Leider hatten wir für all die anderen namhaften Ranches in der Gegend nicht
mehr genügend Zeit.

9.12.2010

Also ging es wieder, und diesmal leider wirklich zum letzten Mal, auf die Ranch. Und jetzt
konnte man so richtig die Fortschritte bei allen erkennen. Die Pferde und damit auch die
Rinder wurden immer schneller, weil wir immer mutiger und forscher wurden. Man fühlt es ja
selber nicht so gut, aber die jeweiligen Zuschauer bestätigten es immer wieder. So langsam
durften wir uns als echte Cutter fühlen. Uwe pushte uns nochmal richtig, und wir alle holten
nochmal die „Pistolen“ raus (nur was für Insider, aber wir wollen ja hier nicht alles verraten).
Es soll sogar Leute gegeben haben denen es beinahe die Beine auseinander gerissen hätte.
Was aber vielleicht auch ein Zeichen der doch etwas schwindenden Kräfte war. Es war
wunderschön aber auch echt anstrengend. Da kam schon ein wenig Wehmut auf als sich
dann alle von ihren Pferden und den Leuten auf der Ranch verabschiedeten. Angeblich geht
der ein oder andere auch mit dem Gedanken nach Hause eventuell ein neues Pferd zu
kaufen. Ziemlich sicher ist aber dass einige Texas und Uwe bestimmt noch mal einen
Besuch abstatten werden. Wann und wie auch immer.

Am Nachmittag stand dann der erste von drei Tagen Cutting-Futurity-Finals auf dem
Programm. Jetzt konnten wir also mal sehen wie das „richtig“ aussieht. Wobei in der an
diesem Tag anstehenden Amateur-Klasse, und gerade bei den eben erst dreijährigen
Pferden, doch auch noch der ein oder andere Fehler zu sehen war. Aber das machte auch
ein wenig den Reiz gerade dieser Klasse aus. Natürlich wurden auch wieder die
Verkaufsstände auf dem Gelände intensiv besucht. Insbesondere die gebrauchten, und recht
günstigen, Sättel zogen gerade Ute irgendwie immer wieder magisch an.

Abends stand dann schon mal Koffer packen an. Da das grüne Haus leider schon
anderweitig vergeben war, mussten wir nochmal in ein Motel umziehen. Schade, aber ging
halt nicht anders.
10.12.2010

Der Tag stand ganz im Zeichen der Open semi-finals. In 5 „Bunches“ gingen 85 Teilnehmer
an den Start um die 25 Finalisten (plus ties) zu ermitteln. Das war dann schon eine Menge
Cutting auf einmal. Die Zuschauerränge waren deutlich voller als an den Tagen vorher. Das
Publikum war auch sehr fachkundig, und so wurde z.B. jeder noch so kleine Patzer mit
einem langen „Oooohhhhh“ quittiert.

In den Pausen bleib wieder einmal viel Zeit zum essen, die Shops aufzusuchen, oder eben
jede Menge neue und alte Bekannte zu treffen. Und die Amis sind wirklich ein sehr
gastfreundliches und offenes Volk. Sitznachbarn wurden innerhalb kürzester Zeit zu neuen
Bekannten die man gerne immer wieder traf. Wie überhaupt auch der Service und die
Freundlichkeit sehr groß sind.

Am Abend wollten dann alle recht zeitig ins Bett, da ja schon feststand dass der nächste Tag
lange und anstrengend werden würde. Trotzdem ließen wir es uns nicht nehmen endlich mal
die berühmten „Stock Yards“ zu besuchen. Allerdings hauptsächlich für ein ausgiebiges
Abendessen. Es gab „Ribs all you can eat“ wovon insbesondere Lars wirklich nicht genug
bekommen konnte.

11.12.2010 letzter Tag

Das Programm war voll. Start war um 8.00 Uhr zur Hengstpräsentation. Es gab ein
kostenloses Frühstücksbuffet, und in den Stallgassen waren die Boxen geschmückt und
kleine Präsentationsstände aufgebaut. Von vielen Ranches gab es Unterlagen und nette
giveaways. Eine ganze Menge wirklich bekannter und berühmter Hengste waren live vor Ort
anwesend, und alle großen Ranches waren vertreten. Wann und wo kann man schon mal so
eine geballte Ladung „Quarter Horse“-Erbgut auf einmal bewundern? Jeder Hengst wurde
anschließend auch noch im Ring an der Hand vorgeführt und vorgestellt.

Danach stand ein weiteres Highlight auf dem Programm das man einfach mal erlebt haben
sollte, die „sales“, also die Versteigerung der Pferde. Es kann schon recht aufregend sein zu
beobachten wie sich bei interessanten Pferden die Bieter eine wahre Schlacht liefern und
wie die Preise zum staccato der Stimme des Auktionators, der scheinbar nie Luft holen
muss, in die Höhe schießen. Wobei gerade dieser Auktionator einem dann irgendwann auch
mal auf die Nerven gehen konnte. Auf diesem „sale“ wurden auch 4 Klone von Smart little
lena versteigert. Ein nicht unkritisch zu sehender Auswuchs des Pferdebusiness in den USA.

Mittags sind wir dann wieder in die Stock Yards gefahren, um uns alles nochmal im Hellen
ansehen zu können und eigentlich um Mittag zu essen. Ist alles etwas sehr touristisch
angelegt. Aber man kann eine kleine Ahnung von dem Leben der Cowboys bekommen und
man erwischt sich dabei wie man sich vorstellt wie es gewesen sein muss nach
wochenlagen knochenharten Viehtrieben dann endlich mit der Herde an der Verladestation
angekommen zu sein. Kein Wunder also dass an diesem Ort auch eine ganze Menge
Gastronomie angesiedelt ist. Und das schon seit langer Zeit. Hier wurde der Staub der Prärie
aus den Kehlen gespült. Und das geht heute noch genau so gut wie damals.
Allerdings erweckte etwas ganz anderes Utes Interesse. Aus einem Lautsprecher drang die
Stimme eines Auktionators. Schnurstracks führte der Weg dorthin. Ein „tack sale“. Hier
brachten Händler ihre Waren und Restbestände hin um diese schnellstmöglich unter die
Leute zu bringen. Von Kuriositäten bis zu Sammlerstücken, von Halftern über Trensen bis zu
Sätteln, alles kam hier unter den Hammer. Und es offenbarte sich plötzlich Utes völlig neue
Passion. „So etwas habe ich ja noch nie mitgemacht“ sagte sie, und ihre Augen leuchteten
dabei fast wie die eines kleinen Kindes unter dem Weihnachtsbaum. Es dauerte nicht lange
und Ute hatte eine Bieternummer. Die Stunden vergingen und unser Hunger wurde größer.
In einer Rauchpause bekam Micha dann eine SMS „Ihr könnt ruhig essen gehen, ich möchte
noch bleiben“. Gesagt getan, Maud und Micha gingen essen. Bei ihrer Rückkehr fanden sie
Ute und Lars immer noch auf der Auktion mit den inzwischen ersten Errungenschaften.
Darunter tatsächlich auch wirkliche Schnäppchen, also eben echt schwäbisch. Und Ute hatte
noch ein paar ganz bestimmte Sachen im Auge, und hierfür den Auktionator überredet diese
Positionen vorzuziehen da wir ja noch weg mussten zu den Finals der Open. Aber die Preise
waren ihr dann doch zu hoch. Und irgendwann konnten wir sie tatsächlich überreden wieder
in Coliseum zu fahren, da die Finals offiziell schon in 45 Minuten beginnen würden. An
diesem Tag blieb Ute komplett ohne Essen (außer dem Frühstück)! Wir kamen so spät an,
dass wir nur noch mit Mühe überhaupt einen Parkplatz bekommen konnten.

Dann ging es los. Und man muss diese Atmosphäre einmal erlebt haben. Für viele ist der
Finaltag so eine Art Highlight im Jahreskalender. Da wird sich „aufgebrezelt“ und viele
kommen von weit her um dieses Ereignis zu besuchen. Entsprechend war auch die
Stimmung in der Arena. Und wie bereits erwähnt ist es ein sehr fachkundiges Publikum. In
zwei bunches ritten 28 Teilnehmer um ein Preisgeld von insgesamt fast 900.000,- $. Alleine
250.000,- $ für den Sieger. Recht früh wurde bereits mit einer 222 ein sehr hoher Score
erritten, so dass viele schon glaubten der Sieger stünde bereits fest. In anderen Jahren
hätte diese Punktezahl auch wirklich schon zum Sieg gereicht. Aber dann kam etwas was
man wirklich als einzigartiges Erlebnis bezeichnen kann. Lloyd Cox zeigte einen wirklich
perfekten run. Es stimmte einfach alles. Das zweite Rind verlangte Pferd und Reiter alles ab,
aber immer hatte das Team die Kuh unter Kontrolle. Die Halle tobte. Es standen nur noch
wenige Sekunden auf der Uhr als Lloyd das Rind endlich quitten konnte. Und jetzt ging es
um alles oder nichts. Und es gelang ihm wirklich ganz schnell ein einzelnes Rind aus der
Herde raus zu chippen. Die letzten 10 Sekunden waren Gänsehaut pur. Diese Stimmung
und das Geschrei der Zuschauer, die alle spürten dass hier etwas ganz Großes geschieht,
kann man fast nicht in Worte fassen. SCORE 230 !!!!! Jetzt brach fast die Halle zusammen
unter dem Jubel und dem Applaus. Ein historischer Moment. Micha schaute schnell auf dem
IPhone nach, und dann waren wir uns sicher: dies war ein Alltime-Highscore für die Futuritys.
Noch nie hatte ein Reiter einen solch hohen Score erritten in diesem Wettbewerb. Ein
bewegendes Gefühl diesen Ritt live erlebt zu haben (das Video dazu ist auf youtube zu
sehen http://www.youtube.com/watch?v=B7nwfSMbEL8 ) Natürlich war das dann auch der
Sieg. Es war wirklich ein besonderes Erlebnis diesen Wettbewerb live gesehen zu haben.

Das musste natürlich gebührend gefeiert werden. Und so ging es wieder Richtung Stock
Yards. Ins legendäre „Billy Bob’s“, den größten Western und Country-Club der Welt. Die
lange Schlange vor dem Eingang bei inzwischen doch recht kühlen Temperaturen hätte und
beinahe abgeschreckt. Aber zum Glück ging es dann doch recht zügig voran. Eine wirklich
eindrucksvolle Kulisse die sich einem hier bietet. Mit viel Live-Musik und einem breiten
Angebot an Getränken und Speisen. Wir trafen Uwe mit seinem ganzen Team sowie Lilli und
auch Nick (der eigens nur für die Finals angereist war). Leider waren einige schon ziemlich
müde und es war auch schon spät. So kam keine wirkliche Partystimmung auf. Aber
trotzdem war es schön. Irgendwann gegen 2.00 Uhr waren wir dann zu Hause. Ute und Lars
abgesetzt, und ab ins Motel. Nur kamen wir nicht in unsere Zimmer. Die Codekarten waren
wohl versehentlich einen Tag zu kurz codiert worden. Zum Glück gab es, entgegen unserer
Befürchtungen, doch eine Nachtwache, die wir dann aus dem Schlaf klingeln mussten.
Endlich konnten wir nach einem sehr langen und erlebnisreichen Tag ins Bett.

12.12.2010 Abreise /

Erst mal ausgeschlafen, dann Koffer gepackt und ausgecheckt ging es zum letzten
gemeinsamen Frühstück. Es wurde recht ausgiebig und etwas länger als sonst. Wir lernten
noch zwei Teilnehmer des nächsten Kurses kennen, die zu uns stießen, aber irgendwann
war dann halt doch der Zeitpunkt gekommen Abschied zu nehmen. Tränen gab es wohl
keine, aber es lag schon etwas Wehmut in der Luft. Allerdings war man sich auch schnell
einig, dass man sich wieder sieht, wann und wo auch immer. Wir bedankten uns bei Uwe.
Ute und Lars für die tolle Betreuung und Unterstützung, aber dann half es nichts wir mussten
los. Ein einmaliges Erlebnis ging in die letzte Runde. Mietwagen abgeben, mit dem Shuttle-
Bus zum Flughafen, eingecheckt, noch die letzten Dollars unter die Leute gebracht, und
dann verließen wir die USA. Diesmal alles sehr unproblematisch und pünktlich. Auf dem
Rückflug gab es ein paar mehr Turbulenzen, aber das ist auch schon das einzige was es zu
berichten gibt. Leider hatten sich die Teilnehmer teilweise aus den Augen verloren, und so
konnten wir uns nicht richtig verabschieden.
Und dann kam der Schock. In Amsterdam wurden wir uns schlagartig bewusst wie hoch
doch die Dienstleistung und die Freundlichkeit in den USA zu bewerten war. Da schob uns
eine Security-Beamtin mit schroffer Stimme durch die Gegend. Und die angebliche „fast
lane“ für kurzfristige Anschlussflüge erwies sich als alles andere als „fast“. Wir waren wieder
in Europa. Da wurde wieder mal das gate gewechselt für den Anschlussflug usw., aber dann
konnten wir doch tatsächlich noch die letzte Etappe antreten.
Diejenigen die nach Düsseldorf flogen bekamen dann bei Ihrer Ankunft leider ihr Gepäck
nicht. Aber das wurde einen Tag später per Kurier gebracht. Nach „dem“ Hinflug konnte das
keinen mehr wirklich schocken.

Fazit:

Es war wirklich eine außergewöhnliche Erfahrung. Sicherlich nicht für Jedermann, aber für
Interessierte am Westernreitsport und speziell am Cutting, ein einmaliges Erlebnis. Sehr zu
empfehlen.

Die USA sind wirklich groß. Ohne dass wir jetzt besonders weit entfernte Ziele im Programm
hatten, zeigte der Tacho des Leihwagens ca. 1.600 Meilen mehr an, als wir ihn zurückgaben.
Das sind umgerechnet etwa 2.575 km. Insgesamt verbrachten wir so in 9 Tagen ungefähr 40
Stunden im Auto.

Es gibt wohl niemanden aus der Gruppe der freiwillig nochmal mit KLM oder überhaupt über
Amsterdam fliegen möchte.

Alle freuen sich schon auf das ein oder andere Wiedersehen, oder die nächste USA Reise.

Manch einer ist immer noch mit dem Kassensturz beschäftigt, ob er/sie sich nicht doch ein
fertiges Cutting-Pferd aus den USA kauft.

Selbst Sättel lassen sich problemlos und günstig kaufen und mitnehmen.

Nochmals ein Dank an Uwe und sein Team, an Ute und Lars und überhaupt alle die zu
dieser Erlebnisreise ihren Beitrag geleistet haben.

See you soon!

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