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Nun, ich wusste nicht, dass ich von Walser, Kafka und Brecht
beeinflusst worden bin. Meinen Geschichten hätten diese Meister
der Literatur vermutlich nichts abgewinnen können. Trotzdem
fände ich es natürlich schön, wenn in hundert Jahren jemand nach
einer Kurzgeschichte aus meiner Feder greifen würde.
Ein zweiter Anlauf bei Wikipedia bietet mir folgende Erklärung
zum Begriff “Flash Fiction”:
Auf die Frage, was ich denn für Geschichten schreibe, soll ich also
zwangsweise “Flash Fiction” antworten.
“Was ist denn das?” wird mir vermutlich dann mein Gegenüber
erwidern. Ratlosigkeit wird sich in seinem Gesicht spiegeln. Dann
wird ihm die Erkenntnis kommen. ”Du meinst sicher
Kurzgeschichten.”
Es gibt sie natürlich, diese Schriften, die von Kritikern hoch gelobt
werden. Mit einem düsteren Schicksal geschwängert, möglichst
handlungsfrei und in alle Richtungen beliebig interpretierbar (böse
zungen behaupten, dass großbuchstaben in solchen machwerken ein
unding sind). Sie sind das in Buchstaben gepresste Gegenstück der
abstrakten Bilder im Museum um die Ecke.
Mit wenigen Worten kann ein Autor seine Leser in fremde Welten
entführen oder ins Haus an der nächsten Straßenecke. Dabei kann
er ebenso Banales wie hoch Emotionales vermitteln. Im
Unterschied zum Roman darf in der Kurzprosa aber viel zwischen
die Zeilen geschrieben werden. Der Leser wird nicht Zeile für Zeile
oder Wort für Wort bei der Hand genommen. Lücken im Erzählten
müssen mit Erfahrungen oder Klischees gefüllt werden. Das ist
kein erzähltechnisches Manko, sondern ein wunderbares Stilmittel,
das es gekonnt einzusetzen gilt. Schlussendlich gibt es nur eine
wirklich wichtige Regel für alle geschriebenen Werke: Langweile
nicht den Leser!
... ja dann ist kein Wort zu viel. Dann ist kein Satz zu wenig.