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© Pia Katri / 05.02.

2011

And I felt,
And I felt all cruelty’s done.

Da draußen ist der Tod, denke ich und schließe die Augen. Die Lippen. Da draußen ist ein Brummen,
oder ein Summen. Wenn das der Tod ist, dann will ich ihn willkommen heißen. Ihn in meine Arme
nehmen und ihn umarmen.
Dann verstummt der Tod auf einmal, und ich bin alleine. Wo ist er hin?

Ich kann nicht schlafen. Soll ich dich lieben, wie der Tod mich liebte? Es ist alles vergebens, und ich
seufze auf, richte mich auf und streiche mir durch das Haar, sehe an mir herunter. Die Streifen, all die
Streifen, und diese Farbe, die mich wohl bald wieder verlässt. Nicht aber die Streifen. Sie bleiben, sind
meine Freunde. Ich gebe ihnen Namen. Ronald. Alexander, vielleicht. Oh, und Sigurd. Ich mag den
Namen irgendwie, ich weiß nicht – Und alle sind die Streifen dort, wo man meine Verzweiflung doch
am besten erkennen kann.

Niemand weiß ja wirklich, dass das Verlangen des Unbekannten ist, was uns wirklich am Leben hält.
Am Leben, am Existieren, und der Hunger. Es ist Hunger, es ist die Verzweiflung, und die Illusion.
Ich weiß nicht wirklich, warum.
Mir fällt auf, dass die Farbe braun ist. Ein ekliges, rostiges braun. Und das, während ich, nur mit der
Jogginghose bekleidet, in die Küche gehe. Wozu? Vielleicht, um etwas zu trinken.

Mir wird schlecht, ich beuge mich vornüber, und doch übergebe ich mich nicht. Kippe nur um. Liege
da, gekrümmt, mit den Schmerzen im Magen, und ich sehe die Streifen und das Braun. Die Streifen
werden nicht mehr, aber das Braun tut es. Mehr und mehr, immer mehr, in viel zu schneller Zeit. Ich
würde gerne sagen, ich war einer Ohnmacht nahe, aber ich… war doch noch nie ohnmächtig.

Meine Finger auf dem roten Fließen. Meine Finger sind streifenfrei, die Arme nicht. Nicht einmal der
Handrücken ist es. Warum auch, warum denn nicht? Ich verstehe es nicht, mich nicht, und niemand
sonst tut es. Das Herz schlägt nur zweimal. Für mich, für dich. Aber die Sonne hat uns nie in Frieden
gelassen, brannte und trocknete. Uns aus. Und deine starrenden Augen, jetzt. Ich werde sie nicht los.

Da ist er wieder, der Tod, denke ich, und schließe die Augen. Deine Augen sind doch aber noch da, sie
gehen nicht, wollen nicht, bleiben beständig und starren mich an. Ich habe nie… nie für dich. Nur für
mich und die Streifen, und das ist das Ende, der brummende Tod, das Braun und die Streifen,
Alexander, vielleicht versteht sich, Sigurd und Ronald. Und die ganzen Anderen, die noch keinen
Namen haben – nicht etwa, weil sie noch nicht lange genug existierten, sondern weil ich zu sehr ich
war, um sie zu benennen.

Der Tod brummt und brummt und kommt näher und ich will schon fast die Arme nach ihm
ausstrecken, wären sie nicht zu schwach, da macht er kehrt. Verstimmt und hört auf zu brummen, und
lässt mich alleine, mit dem Fliesen und dem Braun, mit Sigurd und Ronald, und Alexander, der nur
vielleicht so heißt. Haben Streifen Geschlechter? Du verschwindest, du verschwindest. Da brummt der
Tod wieder, aber er geht, und er lässt mich hier alleine. Nur die Streifen sind da. Sie sind jetzt meine
einzigen Freunde.

In Gier fallen wir.

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