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Die drei ???

und das raffinierte Rubens-Rätsel


Erzählt von Michaela Schulte und Andreas Vohns
Hörspiel-Skript

5 Teil 1 – Im Museum (A. Vohns)

(Titelmelodie, ausblenden)

Erzähler: Seit einigen Wochen nun befanden sich Justus, Peter und Bob auf ihrer
10 Reise durch Europa. Nach ihren aufregenden Erlebnissen in London,
wo sie unfreiwillig zu Diamantenschmugglern geworden waren, und der
Begegnung mit den Schattenmännern in Rom wollten sie sich ein paar
ruhige Tage im Siegerland, einer recht provinziellen, abgelegenen
Gegend in Deutschland, gönnen.
15 An einem, für diese Region durchaus nicht untypischen, regnerischen
Augusttag zog es die drei Detektive ins Obere Schloss nach Siegen.
Nachdem Justus seine beiden Kollegen im dort ansässigen
Siegerlandmuseum bereits durch die Ausstellung „Wohnkultur des 19.
Jahrhunderts“ geführt hatte und sich die drei Fragezeichen im unterhalb
20 des Schlosshofs gelegenen Schaubergwerks ein lebendiges Bild der
bergmännischen Arbeit im Siegerland machen durften, schien
zumindest Peter und Bobs Bedarf an den kulturellen Errungenschaften
der Region spürbar nachzulassen.
Peter: Also wirklich Just, meinst Du nicht dass das langsam reicht? Mein
25 Bedarf an Hütten- und Haubergswirtschaft, Biedermeiermöbeln und
Porträts von irgendwelchen Nassauischen Fürstensöhnen ist für heute
mehr als gedeckt.
Bob: Ganz meine Meinung, Peter. Komm schon Just, wir wollten doch
sowieso endlich rauskriegen, was diese „Schampe“ ist, die unser Wirt
30 heute auf der Speisekarte hat.
Justus: Obschon ich zugestehen muss, dass eingehende Studien der hiesigen
Küche durchaus nicht eines gewissen Reizes entbehren, muss ich mich
dennoch wundern, dass dieser Vorschlag ausgerechnet von Dir kommt,
Bob.
35 (Zustimmendes Gelächter von Peter)
Ich für meinen Teil möchte auf jeden Fall nicht die Ausstellung der
Werke des wohl berühmtesten Sohnes der Stadt, Peter Paul Rubens,
missen.
Peter: [abschätzig] Rubens, ist das nicht der Typ, der immer diese dicken
40 Frauen gemalt hat?
Justus: Es ist nicht das Motiv, allein das Talent zählt.

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Bob: Ja, Ja. Aber Du musst zugeben, Just, dass Peter ausnahmsweise gar
nicht so falsch liegt. Und wenn ich mich als dritter Detektiv, zuständig
45 für Recherchen und Archiv, nicht ganz irre, ist Rubens doch einer der
bekanntesten holländischen Meister, und wir befinden uns immer noch
im Siegerland und nicht in Holland.
Justus: Ich muss mich wirklich wundern, Bob. Hättest Du dich etwas
eingehender mit der Thematik befasst, so wüsstest Du, dass Peter Paul
50 Rubens zwar Sohn des flämischen Patriziers Jan Rubens war, dass
dieser aber um 1570 vor der spanischen Inquisition in das Erzbistum
Köln floh, wo er eine kurze aber verhängnisvolle Affäre mit der Ehefrau
Wilhelms von Oranien begann.
Dafür wurde er von diesem zu Tode verurteilt. Seine treue Gemahlin
55 setzte sich aber für ihren Gatten Jan ein und konnte das Urteil
aufheben. Sie bezahlte eine hohe Kaution und folgte ihm in die
Verbannung nach Siegen, wo sie ihm am 28. Juni 1577 seinen
Stammhalter Peter Paul gebar.
Erst über dreihundert Jahre später und zwar genau vor hundert Jahren
60 eröffnet das Siegerlandmuseum hier im oberen Schloss und zeigt
seitdem neben einer Reihe von Skizzen auch neun einmalig erhaltene
Gemälde des großen Meisters, der bereits zu Lebzeiten als „Homer der
Malerei“ bezeichnet wurde.
Cornelia: Entschuldige wenn ich dich unterbreche und korrigieren muss, aber
65 ursprünglich wurden zehn Gemälde gezeigt, das zehnte Gemälde, die
„Geburt der Venus“ gilt seit einem aufsehenerregenden Einbruch vor
ziemlich genau dreißig Jahren als verschollen.
Justus: Ein aufsehenerregender Einbruch, soso. Davon steht ja überhaupt
nichts im Ausstellungskatalog. Woher hast Du denn diese Information?
70 Bob: Just, ich muss Dich doch bitten, wo bleiben Deine Manieren. Denk Dir
bitte nichts dabei. Unser Erster hat so seine Probleme mit Frauen,
insbesondere mit solchen, die sein frisch errungenes Katalogwissen in
Frage stellen. Ich bin übrigens Bob, und das dort ist Peter. Wir kommen
aus Kalifornien und sind derzeit auf einer Rundreise durch Europa.
75 Cornelia: Schön Euch kennen zu lernen. Mein Name ist Cornelia, aber meine
Freunde nennen mich (Pause) Conny. Ich studiere hier an der Uni in
Siegen und arbeite diesen Sommer aushilfsweise als Führerin in der
Rubens-Ausstellung.
Peter: Dafür dass Du nur aushilfsweise hier arbeitest kennst Du Dich ja mit
80 den Details sehr gut aus.
Cornelia: Ja, (leicht verschämt) ich interessiere mich nun einmal für so ziemlich
alles was mit Kriminalfällen und so zu tun hat. Und dass das nicht im
Ausstellungskatalog steht, hat auch seinen Grund. Ist nämlich ne
ziemlich peinliche Angelegenheit. Der Dieb war ein ehemaliger
85 Mitarbeiter des Museums, der auch gefasst wurde, bis heute aber nicht
mit der Sprache rausgerückt ist, wo die Venus abgeblieben ist.
Mittlerweile ist er über neunzig, schwer erkrankt und erst letzte Woche
hat mir der Kurator des Museums erzählt, dass er im Sterben liegt und
der vermisste Meister wohl nie wieder in die Sammlung zurückkehren
90 wird.

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Bob: Das klingt ja fast nach einem Fall für die drei Detektive.
Cornelia: Die drei Detektive?
Justus: Peter, gib ihr doch mal eine von unseren Karten. Du musst nämlich
wissen, das wir drei uns auch (abschätzig, nachäffend) „für
95 Kriminalfälle“ und so interessieren.
Peter: Hier, bitte.
Cornelia: Die drei Detektive, Wir über nehmen jeden Fall, drei Fragezeichen,
Erster Detektiv – Justus Jonas,
Justus: Hm, Ja.1
100 Cornelia Zweiter Detektiv – Peter Shaw,
Peter Hmm Hmm.
Cornelia: Rächerchen ach he Recherchen2 und Archiv Bob Andrews.
Bob: Yooh!
Cornelia Was sollen denn die drei Fragezeichen, stellt ihr damit etwa Eure
105 eigenen Fähigkeiten in Frage?
Justus: Die Fragezeichen sind unser Symbol. Sie stehen für nicht beantwortete
Fragen, nicht gelöste Rätsel, nicht gelöste Geheimnisse. Sie sind eine
Art Firmenzeichen.
Cornelia: Und ihr habt wirklich schon richtig verwickelte Fälle gelöst?
110 Peter: Aber sicher. Hauptkommissar Reynolds, der Polizeichef von Rocky
Beach hat uns sogar zu ehrenamtlichen Assistenten ernannt.
Cornelia: Alle Achtung. Schade nur, dass ihr wohl leider dreißig Jahre zu spät
nach Siegen gekommen seit, um eure Fähigkeiten unter Beweis zu
stellen. Wie dem auch sei, ich muss wieder, gleich kommt noch eine
115 Schulklasse aus Düren. Vielleicht können wir uns ja in den nächsten
Tagen mal auf ein Bier treffen und ihr erzählt mir ein wenig mehr von
Euren Fällen. Ich geb’ Dir mal meine Handy-Nummer, Justus. Macht’s
gut Jungs.
Justus: [distanziert] Auf Wiedersehen, Cornelia. (Man hört, wie Cornelia geht)
120 Bob: Oh, so förmlich Erster. Hast es wohl noch immer nicht verwunden,
einmal nicht das letzte Wort gehabt zu haben.
Justus: Wieso letztes Wort, die Szene ist doch noch gar nicht zu Ende und mir
fallen sogar noch drei letzte Worte ein (betont auf jedem Wort): Horst –
Harr – Schampe.
125 (Zustimmendes Gelächter, einblenden Musik)

1
Üblicherweise wird die Nennung der Name von jedem Detektiv kurz kommentiert, besonders lustig in Folge
109, dass könnte man hier nachmachen.
2
Lustiger Versprecher in Folge 91

3
Teil 2 – Morgens, halb zehn, Horst Harr (M. Schulte)

[Tellergeklapper und leise Radiomusik im Hintergrund]


130
Erzähler: Als Bob und Peter am nächsten Morgen den Frühstücksraum ihrer
Pension betraten sahen sie Justus bereits vor zwei gut gefüllten Tellern
an einem Tisch in der Ecke sitzen.
Bob: Na, Dicker, mal wieder eine Stunde früher aufgestanden, um in Ruhe
135 und ausgiebig frühstücken zu können? Außerdem: Liegt dir die
Schampe von gestern abend nicht schwer im Magen? Du hast
mindestens drei Portionen davon gegessen.
Justus: Die Schampe ist mir sehr gut bekommen. Ein äußert delikates und
bekömmliches Gericht, das man durchaus auch der amerikanischen
140 Cuisine empfehlen könnte. Ich denke ich werde mich später noch in der
Küche nach dem Rezept erkundigen. Das kann ich Tante Mathilda
mitbringen. Außerdem, was das Frühstück betrifft: Ich esse gerne
ungestört.
Peter: Vor allen Dingen ungestört durch deine beiden Freunde und Kollegen,
145 die dir sagen könnten, dass zwei Portionen Rührei und vier Brötchen
einfach zu viel für einen allein sind.
Justus: Ich befinde mich immer noch im Wachstum. [Bob und Peter prusten los]
Na ja, geistig gesehen... Außerdem bekommt mir die Siegerländer Luft
und regt meinen Appetit sowie meinen Intellekt enorm an. Freunde, ich
150 habe gestern noch lange über das verschwundene Rubensbild
nachgedacht: „Die Geburt der Venus“... [träumerisch] Ich finde wir
sollten etwas unternehmen, um es wiederzufinden!
Peter: Du suchst wohl eher nach einem guten Grund, um Conny
wiederzufinden, kann das sein...? [Bob lacht, Justus prustet mit vollem
155 Mund] Bob, hattest du nicht auch den Eindruck, dass unser Erster an
der Rubensexpertin von gestern sehr interessiert war – auch wenn er
plump versucht hat, diese Tatsache hinter seinem sehr unhöflichen
Tonfall zu verbergen.
Bob: [lachend] Doch Peter, den Eindruck hatte ich auch, auch wenn Justus
160 es nie zugeben würde: die Telefonnummer hat er auf jeden Fall
sorgfältig weggesteckt.
Justus: [hustend, mit vollem Mund] Ich verbitte mir das! Mein Interesse ist rein
kriminologischer Natur und bezieht sich nur auf das Bild!
Bob: Ja, ja. Komm Peter, wir holen uns auch was zum Frühstücken.
165 Peter: Falls unser kriminologisches Genie uns noch etwas übrig gelassen hat!
[Die beiden entfernen sich lachend und lästernd zum Buffet]
Erzähler: Justus blieb alleine am Tisch zurück. Er war noch immer rot im Gesicht,
einerseits, weil er sich an seinem Rührei verschluckt hatte und
andererseits, weil Peters Sticheleien über Conny vielleicht doch einen
170 kleinen Funken Wahrheit enthielten. Er warf seinen beiden Kollegen,
die sich mittlerweile ebenfalls am Frühstücksbuffet bedienten, einen
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säuerlichen Blick zu. Fest entschlossen, sich nicht weiter von Ihnen
ärgern zu lassen, machte er sich wieder über sein üppiges Frühstück
her und ignorierte die beiden Kollegen, als diese sich wieder zu ihm an
175 den Tisch setzten.
Bob: Hast du schon überlegt, was du gerne noch in Siegen unternehmen
würdest während unseres Aufenthaltes, Peter?
Peter: Ich will mir unbedingt noch ein Spiel des hiesigen Fußballvereins
ansehen: Sportfreunde Siegen, die sollen spitze sein!
180 Bob: War klar: Sport! Immer nur Sport! Siegen hat viel an Kunst und Kultur
zu bieten. Ich würde mir gerne noch das Museum für Gegenwartskunst
und das untere Schloss ansehen. Dort soll es auch ein Archiv geben...
Peter: Wie langweilig! Lauter verstaubte Schmöker und Akten... Wir könnten
auch eine mehrtägige Wanderung auf dem Rothaarsteig unternehmen!
185 Oder Drachenfliegen oder...
Justus: [ausrufend!] Leute! [Bob und Peter: Hmm?!] Seid still! Da, im Radio, der
hat gerade irgendwas von diesem Rubensbild gesagt! [Peter: Häh?] Sei
doch still, Peter, man kann gar nichts verstehen!!
Radiostimme: ...verstarb, wie erst gestern bekannt wurde, im Alter von 94
190 Jahren Johannes Büdenbender, ehemaliger Mitarbeiter des
Museums im oberen Schloss. Mitte der 70er Jahre erlangte
Büdenbender zweifelhaften Ruhm, als er eines der zehn im
Museum ausgestellten Rubens-Gemälde stahl: „Die Geburt der
Venus“. Obwohl der Dieb überführt und verurteilt wurde, wurde
195 das Gemälde nie wieder gefunden.
Büdenbender saß seine Haftstrafe ab, ohne den geringsten
Hinweis auf das Versteck der „Venus“ preis zu geben. Zur
gestrigen Testamentseröffnung wurden auf Wunsch des
Verstorbenen ungewöhnlicherweise auch Vertreter der Presse
200 und der Medien eingeladen. Johannes Büdenbender hat sich auf
dem Sterbebett offenbar dazu entschlossen, das Geheimnis über
das Rubens-Gemälde nicht mit ins Grab zu nehmen. Der Notar
verlas bei der Testamentseröffnung ein Rätsel, das einen Hinweis
auf das Versteck des berühmten verschwundenen Gemäldes gibt.
205 Wie von Büdenbender im Testament ausdrücklich gewünscht,
geben wir an dieser Stelle den Originalwortlaut des Rätsels
bekannt:
Wer immer sich angesprochen fühlt, möge sich auf die
Suche nach der „Geburt der Venus“ machen! Folget den
210 Hinweisen, wenn ihr könnt! Hier ist mein erster Hinweis:
Nikolai, kein König, und doch ...
Der vom Elefantenorden aus dem Reich des Samba gekehrt,
gab ihm den passenden Hut, bloß in der Größe verkehrt.
Doch ist er es, ist er es nicht?
215 Bring den wahren Hut ans Licht!
Dort drunter steht´s, in Stein geritzt,

5
der zweite Hinweis nicht minder gewitzt.
Und nun weiter zu den Kurznachrichten. An der Siegener Uni streiken
die Studierenden weiterhin gegen die Studiengebühren.... [Leiser,
220 ausblenden]
Bob: Mann, Just, das gibt’s doch nicht! Das ist das verschwundene
Gemälde, von dem Conny erzählt hat!!
Peter: Ein Elefantenkönig der Samba tanzt... und einen Hut auf hat? Mir
schwirrt der Kopf! Ist ja alles sehr spannend, aber das Rätsel können
225 wir niemals lösen!
Justus: Kein Elefantenkönig, Peter, Elefantenorden! Und Reich des Samba...
Das könnte Brasilien sein! Seid noch mal still, vielleicht kommen noch
weitere Hinweise...
[Radio Siegen-Jingle, Musik-Radiosendung nach den Nachrichten beginnt]
230 Radiomoderator: Einen schönen guten Morgen im Treff nach Neun hier auf Radio
Siegen. Da kommt wohl einiges auf uns zu mit diesem
Rubensrätsel, man kann gespannt sein, wann die ersten
Schatzjäger die Stadt bevölkern! Raten Sie mit auf Radio Siegen,
wir berichten im Verlauf dieser Sendung weiter! [Musik wird
235 eingeblendet]
Justus: Da dürfte dieser Moderator wohl Recht haben. Könnt ihr euch
vorstellen, was das für eine Lawine auslöst? Jede Menge Leute werden
versuchen, das Rätsel zu lösen und wir sitzen immer noch hier beim
Frühstück! Auf, Kollegen, wir müssen unsere grauen Zellen
240 anstrengen, um das Rätsel zu lösen, die Zeit drängt.
Bob: Nikolai, Nikolai... [man hört Bob in einem Buch blättern] Das kommt mir
irgendwoher bekannt vor. Ah! Jetzt hab ich’s, wusste ich’s doch. Das
habe ich gestern in meinem Reiseführer gelesen. Es gibt eine
Nikolaikirche in Siegen. Die ist sogar ganz hier in der Nähe!
245 Justus: Sehr gut Bob! So haben wir schon einen Anfang. Und es geht um einen
Hut, eine Kopfbedeckung in der falschen Größe... Hm, ich gebe zu,
dass mir Vieles aus diesem Rätsel auch nichts sagt – NOCH nicht!
Kollegen, jetzt ist es amtlich: die drei Fragezeichen haben einen neuen
Fall: Wir lösen das raffinierte Rubensrätsel!
250 Peter: Ich will dich ja nicht zu sehr in deiner Begeisterung bremsen, aber ich
denke, dass wir Unterstützung von jemandem brauchen, der sich
sowohl in Siegen als auch mit Rubens auskennt...
Bob: Und auch wenn wir es dir nur sehr ungern sagen, Just, jemand, der
sich sogar besser auskennt als du!
255 Alle drei: Conny!
Peter: Genau. Und jetzt, Amor, such mal die Handy-Nr. von deiner Venus raus
und ruf sie an. [Bob lacht.]
Justus: [widerwillig] Also gut, ihr habt Recht, zumindest am Anfang kommen wir
hier nicht allein weiter. Ob sie eine wirkliche Hilfe ist, wird sich erst noch
260 heraus stellen, aber ich werde sie fragen, ob sie sich mit uns

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zusammen auf die Suche macht. [wählt auf seinem Handy eine
Nummer, es folgt ein Freizeichen]
Peter: Schalt den Verstärker ein, Just!
Conny (Tel.): Hallo?
265 Justus: Conny? Äh, Hallo hier ist Justus Jonas...
Conny (Tel.): Justus wer?
Justus: Äh.. ähm, wir haben uns gestern im Museum kennen gelernt. Ich und
meine beiden Kollegen Peter und Bob haben uns gerade die
Rubensausstellung angesehen...
270 Conny (Tel.): Ach ja, der unhöfliche Ami und seine beiden charmanten Freunde...
Justus: Also...!
Bob: Na bitte, hab ich dir gestern schon gesagt...
Peter: Sie findet uns charmant, Bob...! [kichert]
Justus: Jetzt seid doch mal leise, ich telefoniere. Also, Conny, was ich dich
275 eigentlich fragen wollte: Hast du heute morgen Radio gehört?
Conny (Tel.): Ja, habe ich und ich kann mir schon vorstellen, warum ihr anruft. Ich
bin ziemlich aufgeregt wegen dieser Sache und wollte mich auch gleich
auf den Weg in die Stadt machen.
Justus: Wenn du nicht unbedingt darauf bestehst, alleine zu arbeiten, würden
280 wir uns gerne mit dir treffen. Vielleicht können wir im Team besser
recherchieren und du kannst bestimmt von unseren vielfältigen
Ermittlungserfahrungen profitieren...
Conny (Tel.): Jetzt gib mal nicht so an, es wäre wohl eher angebracht mich zu bitten,
mit euch zusammen zu arbeiten, weil ihr jemanden braucht, der sich in
285 Siegen und mit der Siegener Stadtgeschichte auskennt? Oder habt ihr
das erste Rätsel etwa schon gelöst.
Justus: Ja, nein... ich meine, fast... Noch nicht ganz. Also gut, Wir vermuten,
dass es an der Nikolaikirche los geht, viel weiter sind wir noch nicht
gekommen. [widerwillig] Kannst du uns helfen?
290 Conny (Tel.): Na bitte, das klingt schon anders. Klar, wir können gerne zusammen
arbeiten. Ich hätte mich später auch bei dir gemeldet. Treffen wir uns in
einer halben Stunde an der Nikolaikirche? Dort gibt es ein kleines Café,
„Am Krönchen“...
Justus: Alles klar, in einer halben Stunde. Wir kommen!
295 Erzähler: Mit dieser Aussicht konnte sich selbst Justus schnell von seinem
Frühtücksteller verabschieden und so machten sich die drei
Fragezeichen eine halbe Stunde später auf den Weg zur Nikolaikirche.
[Einblenden Musik]

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300 Teil 3 – Erster Hinweis: Nikolaikirche (A. Vohns)

[Kirchturmglocken läuten, im Hintergrund dezente Cafeatmo]

Erzähler: Seit fast einer Stunde nun warteten die drei Fragezeichen nun schon
305 vor der Nikolaikirche, aber von Conny war noch nichts zu sehen.
Erfreulicherweise hatte sich das Wetter gebessert und die drei
Fragezeichen warteten an einem Tisch vor einem kleinen Cafe in der
Nähe der Kirche, als sich ihre Siegerländer Bekanntschaft sichtlich
abgehetzt zu Ihnen gesellte.
310 Conny: (Hechel, Hechel) Sorry, tut mir total leid. Ich hab verschlafen, musste
noch duschen, mein Auto ist nicht sofort angesprungen und außerdem
stand meine Uhr daheim noch auf Winterzeit. Wollen wir los?
Justus: Von mir aus gerne.
Peter: Entschuldigen Sie, können wir bezahlen.
315 Ober: Aber ja doch, hat es den Herrschaften denn geschmeckt?
Justus: Die Cola war vorzüglich.3
Bob: Ja.
Peter: Stimmt so. (Geldrascheln)
Ober: Danke, und beehren Sie uns bald wieder.
320 (Stühlerücken man geht los)
Conny: Ich hoffe, ihr habt Euch den Bauch nicht allzu voll geschlagen, wir
wollen ja schließlich heute noch hoch hinaus.
Bob: Ach, und Justus hatte schon gehofft, Du würdest ihn mit zu einer
Samba-Lektion nehmen.
325 Justus: Sehr witzig, Kollege. Aber mal im Ernst: Was hat es denn nun mit dem
König, seinem Hut, den Elefanten und dem „Land des Samba“, so auf
sich?
Conny: Na, noch ein bisschen Geduld, wir sind ja gleich da.
Peter: Hmm, das ist aber komisch, stehen hier immer so viele Leute herum
330 und gucken sich mit Ferngläsern die Kirchturmspitze an?
Conny: Na glaubt ihr denn, ihr seid die Einzigen, die heute morgen Radio
gehört haben? Es wundert mich übrigens sehr Justus, dass Du das
Rätsel nicht mit dem Wahrzeichen der Stadt in Verbindung gebracht
hast.
335 Justus: Natürlich Kollegen, das Krönchen! Der Hut für einen König, nur in der
Größe verkehrt, dass ist keine Krone, sondern ein Krönchen.
Bob: Sind wir Hornochsen, wir saßen ja fast darunter, dass Cafe in dem wir
gerade gesessen haben heisst ja „Zum Krönchen“4.

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Zitat Folge 61
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Ich muss noch mal nachschauen, ob es zum Krönchen, am Krönchen oder schlicht Krönchen heißt.

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Peter: Ja aber, was soll dann dieser Quatsch mit Samba tanzenden Elefanten.
340 Conny: Nun Peter, wenn ich nicht hin und wieder auch bei den historischen
Stadtführung aushelfen müsste, wüsste ich es wahrscheinlich auch
nicht: Also, das „Krönchen“ wurde Mitte des 17. Jahrhundert von Fürst
Johann Moritz auf dem Kirchturm der Nikolaikirche angebracht. Johann
war Calvinist und wollte seinen Bruder Johann dem Jüngeren, der auf
345 der Seite des habsburgischen Kaisers und der Gegenreformation
stand, damit eindrücklich das Insignium seines frisch errungenen
Adelstitels quasi vor das eigenen Fenster setzen. Man munkelt sogar,
dass die Nikolaikirche mit dem Krönchen zusammen dass Obere
Schloss um einige entscheidende Zentimeter überragt.
350 Peter: Aber auf die Größe allein kommt es ja bekanntlich nicht an, nicht wahr,
Just? (Peter und Bob lachen dreckig))
Bob: Nee, aber mal im Ernst: Was hat das denn nun mit Elefanten und
Samba zu tun.
Conny: Wenn ihr mir nicht mit Euren pubertären Späßen unterbrochen hättet...
355 Justus (beipflichtendes Gemurmel)
Conny ...hätte ich es Euch längst erklärt. Fürst Johann war Mitglied des
dänischen Elefantenordens und hatte außerdem ein ausgesprochenes
Faible für Südamerika, insbesondere für Peru und Brasilien.
Peter: Ahh. Und jetzt versuchen die alle mit den Ferngläsern, da oben was zu
360 erkennen, „Dort drunter steht´s, in Stein geritzt, der zweite Hinweis
nicht minder gewitzt“.
Conny: Ja, aber da ich den Küster ganz gut kenne, können wir es uns einfach
machen, und den Kirchturm besteigen. Ich weiß zufällig, dass er die
Tür zum Kirchturm wegen der Stadtführungen sowieso meistens offen
365 lässt.
Justus: Einfach, das sieht aber ganz schön hoch aus...
Peter: Naja, Erster, dann wollen wir nur hoffen, dass die Schampe von
gestern abend zum Abschied nicht noch einmal leise Servus sagt5.
(Gelächter, Blende Musik)
370 Erzähler: Nach einem, insbesondere für den Ersten Detektiv nicht ganz
einfachen Aufstieg auf den Kirchturm, machte sich bei den drei
Detektiven und ihrer Freundin Cornelia erste Ernüchterung breit. So
sehr sich die vier auch bemühten, auch aus nächster Nähe betrachtet
schien unter dem Krönchen außer Plattitüden a la „Ich war hier, Lars D.
375 1995“ wenig in den Stein geritzt zu sein, was der Sache dienlich
gewesen wäre.
Justus: Freunde mir scheint, wir sind die Sache bis jetzt nicht systematisch
genug angegangen. Hier oben ist einfach nichts zu finden.
Conny: Ich denke irgendwie, Justus hat Recht. Bis jetzt haben wir jeden Teil
380 des Hinweises beachtet, außer...

5
Anspielung auf einen beliebten Kommentar von Andreas zum Aufstoßen

9
Bob: Genau, außer: „Doch ist er es, ist er es nicht? Bring den wahren Hut
ans Licht!“
Justus: Genau, vielleicht ist doch das Cafe „Zum Krönchen gemeint“, vielleicht
sollten wir doch noch mal den Abstieg wagen und das ganze bei einem
385 Siegerländer Krüstchen bedenken, die frische Luft hier oben macht
ganz schön hungrig.
Conny: Nein, das kann es einfach nicht sein. Ich muss irgendetwas vergessen
haben. Das Krönchen, hmm, das (betont) echte Krönchen.
Küster: Das echte Krönchen wird seit einigen Jahren in einer Nebennische des
390 Seitenschiffs unten in der Kirche aufbewahrt. Hallo Cornelia, machst Du
mit Deinen Freunden eine kleine private Stadtführung?
Conny: Oh, Herr Daub. Na ja, so ä

meine Freunde.
395 Justus: Herr Daub, ist es möglich, dass wir uns das echte Krönchen einmal aus
der Nähe ansehen?
Küster: Ich wüsste nicht was dagegen spricht. Kommt mit Jungs. Und Du
natürlich auch, Cornelia.
Erzähler: So machten sich die drei Detektive, ihre Freundin Cornelia und der
400 Küster, Herr Daub, an den Abstieg vom Kirchturm. Es war wohl nur
dem zum Greifen nahen zweiten Hinweis zu danken, dass der Erste
Detektiv in diesem Fall ungewohnten sportlichen Ehrgeiz an den Tag
legte, um als erster dem Rätsel auf die Spur zu kommen.
Peter: (Hechel, hechel). Mensch Just, damit dürftest Du Deine persönliche
405 Jahresbestzeit über 20 Meter Treppensteigen eindeutig eingestellt
haben.
Justus: Sehr witzig, zweiter. Hmm, mal schauen. Hier vorne kann ich nichts
erkennen. (Stöhn, Ächz) Aber hier an der Seite ... Wenn das doch bloß
nicht so eng wäre....
410 Bob: Vielleicht solltest Du es mal mit Schmierseife versuchen, Dickerchen...6
Justus: Sehr witzig, Bob. Also, Freunde, da ist tatsächlich etwas eingeritzt:
„Nicht Stein und Bein, doch Erz und Kohle, (keuch)
den fließenden Erfolg hast Du unter der Sohle. (hechel)
Ob Stift ob Feder, eins braucht ein jeder.
415 Doch dieser hat sich auf die obere versteift. (keuch)
Dort steht’s in leuchtenden Lettern gebannt,
jetzt rasch nach dem dritten Hinweis gelangt.
Peter: Boah, das wird ja immer schlimmer.
Bob: Ja, und unserem Justus steht der fließende Erfolg quasi auf der Stirne.
420 Conny: Und ich fürchte, wir müssen sogar noch etwas weiter ins Tal absteigen,
ich könnte nämlich Stein und Bein schwören, dass uns dieses Rätsel in
die Unterstadt führt.

6
Zitat „Der Rote Pirat“

10
Justus: Na immerhin, und ich hatte schon befürchtet, wir müssten uns sogar in
irgendeinen Kohlestollen hinab begeben.
425 Bob: Erz und Kohle, soso. Da hab ich doch auch was in meinem schlauen
Reiseführer gelesen. Just, ich glaube dass wir diesmal ausnahmsweise
nicht ganz so tiefgründig forschen müssen7 und dafür Bekanntschaft
mit zwei echten Siegerländer Kerlen schließen werden...
Justus: Also, nach der Anstrengung würde es mir erst einmal genügen, wenn
430 mein Magen Bekanntschaft mit 200 Gramm Schweinefleisch und einem
Spiegelei schließen könnte...
(Lachen, einblenden Musik)
Erzähler: Das Siegerländer Wetter scheint den Appetit des Ersten Detektivs ja
gehörig in Schwung gebracht zu haben. Bleibt nur zu hoffen, dass
435 seine Grauen Zellen dem in nichts nachstehen. Schließlich könnten
sich bereits andere auf die Sohlen gemacht haben, und der eben
erronnene Erfolg genauso rasch wieder ein verflossener sein. Und liebe
Hörer, schon selber Stift und Feder gezückt und an des Rätsels Lösung
getüftelt? Aber vielleicht sollte doch jeder bei seinen eigenen Sohlen
440 bleiben8.

7
Anspielung Fluch des Rubins
8
Kann man auch weglassen, dachte das wäre ganz lustig, in den alten Folgen hat ja der Hitchkock immer so
Kommentare und Tipps zwischendurch gegeben.

11
Teil 4 – Spurensuche auf der Siegplatte (M. Schulte)
445
[Cafégeräusche]
Erzähler: Bevor die drei Fragezeichen sich auf die Suche nach dem dritten
Hinweis machten, hatte Justus zunächst auf einem – wie er es nannte –
„Snack“ bestanden. Nun saßen die drei Freunde und Conny mit
450 vollgeschlagenen Bäuchen in einem Restaurant in der Siegener
Oberstadt und berieten über die Lösung des zweiten Rätsels.
Justus: Aah, das war gut. Nur die Portionen hätten etwas größer sein können...
[die anderen drei stöhnen]
Conny: Also, dieses Lokal ist dafür bekannt, das größte Siegerländer Krüstchen
455 in ganz Siegen zu servieren. Du kannst gerne noch meinen Rest haben.
Bob: Nein, nein. Das muss ja nun wirklich nicht sein. Just, du musst deinen
Magen wirklich mal an normale Portionen gewöhnen! Außerdem: lasst
uns jetzt endlich mit der Lösung des Rätsels weitermachen, bevor noch
halb Siegen vor uns am nächsten Ort ist!!
460 Peter: Haben wir denn überhaupt schon Anhaltspunkte? Mir sagt das alles mal
wieder gar nichts... Conny, Bob, ihr hattet doch eben schon Ideen?
Conny: Ja, da ich mich hier gut auskenne...
Justus: [unterbricht sie] Ich unterbreche dich wirklich nur sehr ungern und ich
möchte auch nicht unhöflich sein, aber was der „fließende Erfolg“ ist,
465 weiß ich glaube ich auch!
Bob: Bitte nimm es unserem Ersten nicht übel, aber er ist und bleibt ein
Klugsch...
Justus: Danke, Bob. Wenn du mich in meinen Ausführungen jetzt bitte nicht
weiter unterbrechen würdest. Ein anderes Wort für einen Erfolg könnte
470 der „Sieg“ sein und sofern ich mich nicht völlig täuschen fließt die Sieg
in Siegen. Sie fließt, also ist sie ein fließender Erfolg. Haha.
[selbstzufrieden]
Peter: Ui, toll Just. Da wäre ich nie drauf gekommen...
Conny: Ausgezeichnet. So habe ich den ersten Teil des Rätsels auch
475 verstanden. Aber wie geht’s jetzt weiter? Ich will dich nicht enttäuschen,
aber die Sieg ist nicht nur 10m lang, sondern fließt durch ganz Siegen.
Wo suchen wir denn nun?
Bob: Ich glaube, da habe ich eine Idee. In meinen Vorbereitungen auf den
Besuch in Siegen habe ich mir vor allem die bekanntesten Siegener

12
480 Wahrzeichen angesehen und als eine der ehemals größten
Bergbauregionen gibt es natürlich auch Denkmäler, die mit Erz und
Kohle zu tun haben, wie die Formulierung im Rätsel ja auch lautet. Ich
tippe auf Henner und Frieder!
Peter: Wer sind die denn jetzt schon wieder? Freunde von dir, Bob? Oder von
485 dir, Conny? Ich kapier immer nur Bahnhof, manchmal nervt es echt.
Conny: Nein, keine Freunde von mir, aber ich kenne die beiden auch! Du hast
Recht, Bob. Die beiden müssen gemeint sein und die Sieg ist auch
ganz in der Nähe. Und zwar auch so, dass wir sie unter der Sohle
haben! Wo die beiden Statuen von Henner und Frieder stehen
490 verschwindet die Sieg nämlich unter einem Parkplatz... der Siegplatte.
Peter: Ach so, Statuen..., von Bergarbeitern, was?
Bob: Genau.
Justus: Aber wie geht’s nun weiter. Ohne euch kritisieren zu wollen, waren das
aber bisher auch nur zwei Zeilen des Rätsels. So kann das ja noch ewig
495 dauern.
Peter: Na ja, vielleicht sollten wir uns dann einfach schon mal auf den Weg
machen und zu dieser Siegplatte laufen. Bei der Gelegenheit kann
Justus auch direkt was von Kalorien abtrainieren, die wir gerade zu uns
genommen haben!
500 Justus: Dann habe ich ja direkt wieder Hunger, aber ihr habt Recht. Lasst und
gehen!
Erzähler: Uns so geschah es. Die Vier bezahlten und machten sich auf den Weg
aus der Oberstadt zur Siegplatte, einem Parkplatz mitten in der
Innenstadt, direkt über dem fließenden Erfolg, ich meine natürlich über
505 der Sieg...
Conny: Da sind Henner und Frieder, seht ihr?
Peter: Ja, die beiden Typen mit dem Werkzeug in der Hand. Und wie geht’s
nun weiter? „Ob Stift ob Feder, eins braucht ein jeder. Doch dieser hat
sich auf die obere versteift.“ Müssen wir vielleicht was schreiben hier?
510 Und was ist mit der oberen gemeint?
Justus: Bravo, Peter. Schreiben ist glaube ich schon die richtige Richtung. Aber
nicht das Verb ist hier glaube ich gemeint, sondern jemand der Stift
oder Feder braucht, also ein Schreiber. Und was mit der oberen
gemeint ist...

13
515 Bob: Dafür müssten wir wohl die vorige Zeile mit hinzunehmen, denn
gemeint ist wohl, was weiter oben im Gedicht schon vorkommt. Wie
lautete die vorige Zeile noch?
Conny: Den fließenden Erfolg hast Du unter der Sohle...
Justus: Warum grinst du eigentlich so süffisant? Schon auf die Lösung
520 gekommen? Aha... ach so... Sag nichts! Ich glaube ich habs auch
gerade: Sohle und Schreiber?
Peter/Bob: Häh?!
Justus: Schaut mal nach vorn, Freunde!
Peter: Schuhaus Schreiber!! Mit Leutreklame!! Super und es ist noch niemand
525 da und sucht, soweit ich das von hier erkennen kann!
Conny: Also, nichts wie hin. [Fußgeklapper]
Bob: Aber wie kommen wir denn nun an die Leuchtschrift ran, hängt ja wohl
etwas hoch, ne?
Peter: Lasst uns doch drinnen mal nach einer Leiter fragen, bestimmt haben
530 die so eine kleine Trittleiter, die sie uns mal ausleihen können.
Justus: Gute Idee, Zweiter. Ich werde das übernehmen. Kommt ihr mit?
[Ladenklingel ertönt]
Verkäuferin: Guten Tag, kann ich den jungen Herren weiterhelfen? Herrenschuhe
haben wir im Untergeschoss, ich zeigen Euch gerne etwas!
535 Justus: Nein, vielen Dank, Sie haben wirklich sehr schöne Schuhe, aber wir
haben eine etwas ungewöhnliche Bitte an Sie: Haben Sie vielleicht eine
kleine Trittleiter, die sie uns ausleihen können?
Verkäuferin: Das ist ja merkwürdig!
Justus: Ja, ja, ist uns bewusst, aber es ist wirklich...
540 Verkäuferin: Nein, nein, nicht die Bitte. Merkwürdig ist, das vor etwa 10 Minuten
schon mal ein älterer Herr hier war, der sich auch eine Leiter
ausgeliehen hat und dann an unserer Außenfassade herum geklettert
ist.
Bob: Oh nein, wir sind doch nicht die Ersten. Hoffentlich ist der Hinweis an
545 der Wand und nicht transportabel!!!
Verkäuferin: Was für ein Hinweis? Na ja. Die Leiter steht jedenfalls wieder hier, wenn
ihr sie euch auch ausleihen wollt?
Peter: Hatte der Mann etwas dabei, als er die Leiter zurück gebracht hat?

14
Verkäuferin: Ja, jetzt wo du fragst... Er hatte einen in Plastik verpackten
550 Briefumschlag dabei. Sah schon ziemlich mitgenommen aus.
Conny: Oh nein!
Justus: Vielen Dank für Ihre Hilfe, aber die Leiter benötigen wir nun nicht mehr!
Schnell, Leute, wir müssen diesen geheimnisvollen Mann finden!
Können Sie ihn uns vielleicht beschreiben, war irgendetwas an ihm
555 besonders auffällig?
Verkäuferin: Hmm. Nein..., oder vielleicht doch, er war sehr elegant gekleidet und
sehr höflich er sah nicht irgendwie auffällig aus, einen ganz normalen
grauen Anzug hat er getragen. Aber gesprochen hat er ungewöhnlich,
mit Akzent..., einem französischen Akzent...
560 Erzähler: Justus ließ die Verkäuferin gar nicht mehr zu Ende ausreden, sondern
stürmte gefolgt von den anderen aus dem Laden. Dieser Hinweis hat
dem ersten Detektiv offensichtlich ausgereicht, um den Mann mit dem
Hinweis aufzuspüren. Wie steht es mit euch, liebe Hörer? Auch schon
eine Idee, wer den Hinweis hat? Folgen wir den drei Fragezeichen und
565 ihrer neuen Freundin zurück auf die Strasse vor dem Schugeschäft...
Conny: Was ist denn Justus? Nur allein die Tatsache, dass der Mann einen
französischen Akzent hatte hilft aber nicht, ihn auch zu finden. Wir
wissen doch gar nicht wie er aussieht, oder willst du jetzt jeden
ansprechen?
570 Bob: Das wird nicht nötig sein. Allein der französische Akzent reicht natürlich
nicht, jemanden zu identifizieren...
Justus: Aber die Tatsache, dass wir hier nicht nach irgendetwas suchen,
sondern nach einem weltberühmten Gemälde...
Peter: Ha! Sagt nichts! Ich weiß, ich weiß
575 Justus: Hugenay!!
Peter: Och Mann!
Conny: Wer??
Justus: Ein alter Freund von uns.
Bob: Ein Kunstdieb. Genaugenommen der Kunstdieb, Franzose. Wir sind
580 ihm bei unseren Ermittlungen schon das eine oder andere Mal über den
Weg gelaufen. Justus hat so eine Art intellektuelles Kräftemessen mit
ihm am Laufen...
Conny: Und ihr seid sicher, dass er es ist?

15
Justus: Sicher natürlich nicht, aber wir sollten uns schnell umschauen, wenn er
585 noch in der Nähe ist, erkennen wir ihn auf jeden Fall.
Peter: Ist er das nicht dahinten? Da, an dem weißen Kastenwagen? Was ist
denn das für eine komische Marke?
Justus: Ein Citroen. (hier brauchen wir noch die genaue Bezeichnung von
Nelas Modell!!) Jawohl Zweiter, das ist er! Er telefoniert. Wusste ich es
590 doch!! Schnell, Bob...
Bob: Ja, Peilsender und Laptop sind schon im Anschlag. Aber wer soll
hingehen und den Sender am Auto anbringen?
Conny: Mann, ihr seid ja ausgerüstet, beeindruckend!
Justus: Tja, als moderner Detektiv braucht man so was. Aber richtig, wer bringt
595 den Peilsender an?
Peter: Warum schaut ihr mich so an, Jungs? Och nee, immer ich. Das ist
einfach nicht fair, wenn’s brenzlig wird, werde ich los geschickt.
Justus: Du bist einfach der Schnellste von uns und kannst im Notfall abhauen.
Außerdem könnte ich mir in der Zwischenzeit da vorn noch ein
600 Fischbrötchen kaufen, unsere Ermittlungen sind wirklich sehr
anstrengend...
Bob: Mann Just!! Reiß dich zusammen, wir sind mitten in der Arbeit! Schnell
Peter, hier ist der GPS-Sender. Die Türen vom Kastenwagen sind
hinten gerade auf, Hugenay würde dich nicht sehen, wenn du kurz
605 hinein springst und den Sender auf der Ladefläche anbringst. Beeil
dich!!
Erzähler: Und so schlich Peter sich, wenn auch widerwillig an den Kastenwagen
heran. Hugenay telefonierte und stand neben dem Auto, so dass er den
offenen Kastenwagen nicht im Blick hatte. Die anderen drei
610 beobachteten ihn aus sicherer Entfernung...
Conny: Er ist da, er klettert in das Auto, Mann das macht mich ganz nervös...
Was ist wenn...
Bob: Just! Hugenay hört auf zu telefonieren. er geht um das Auto herum!
Justus: Komm schon, Zweiter! Wie lange kann es dauern, den Sender
615 anzubringen?
Bob: [Conny macht ein erschrockenes Geräusch] Oh nein! Er hat Peter
entdeckt! Er hält ihn fest und redet auf ihn ein, so ein Mist, man versteht
kein Wort, was die beiden sagen.

16
Justus: Oh nein, er zwingt Peter, einzusteigen und fährt los. Bob, Laptop
620 einschalten, jetzt können wir die beiden nur noch verfolgen. Wir müssen
Peter retten!!
Conny: Wartet hier, ich hole nur schnell mein Auto, dann nehmen wir die Spur
auf!!
Bob/Justus: Ja, gut.
625 Erzähler: Conny rannte los, um Ihren Wagen zu holen. Bob tippte wie wild auf
dem Laptop und empfing nach kurzer Zeit auch schon klar und deutlich
das Signal des Peilsenders. Wenigstens das. Und: durch Peters
Missgeschick sind die drei Detektive immer noch im Rennen um das
Rubensrätsel... Man kann gespannt sein, wie es weitergeht. Da kommt
630 auch schon Conny mit dem Auto!
[Einblenden Musik]

17
Teil 5 – Wiedersehen an der Quelle des Erfolges (A. Vohns)

635 (Musik ausblenden)

Erzähler: Während Justus, Bob und Cornelia ihnen in sicherem Abstand folgten,
was Hugenay nicht ahnte, der in der Eile versäumt hatte, Peter auf
etwaige Sender oder sonstigen technischen Geräte zu untersuchen,
640 versuchte Peter indes – mehr schlecht als Recht – seine
diesbezügliche Nervosität durch Smalltalk zu überdecken.
(Atmo: in einem fahrenden Auto, als kleinen Gag könnte man die ganze
Szene durch ein leises Piepen einblenden, Peter fängt immer an zu
reden, wenn es gerade etwas lauter piept)
645 Peter: Monsieur Hugenay, (ähh) wie kommt es eigentlich, dass Sie (ähh) so
schnell von der Sache mit der Venus erfahren haben.
Hugenay: Monsieur Shaw, auch ihnen sollte klar sein, dass ein Hugenay nicht
weit ist, wenn ein gestohlenes Bild im Wert von einer (h)alben Million
Euro auf dem Spiel steht9. Zudem kannte ich den alten Büdenbender
650 durchaus schon seit einer ganzen Weile, Kunstdiebe von seinem
Format gibt es hier im alten Europa nämlich weit weniger als ihr
dekadenten Amerikaner Euch das vielleicht vorstellt.
Als ich von seiner Erkrankung erfuhr, machte ich mich sofort auf den
Weg nach Siegen, ich konnte mir einfach nicht denken, dass der alte
655 (H)alunke das Gehemnis der Venus mit ins Grab nehmen wollte.
Peter: Und wie war es Ihnen möglich, die Hinweise so schnell zu
entschlüsseln.
Hugenay: Jetzt wird mir langsam immer klarer, warum Du nicht der Erste Detektiv
bist, sondern Monsieur Jonas. Bislang konnte ich noch alle (H)inweise
660 mit (H)ilfe meines Reiseführers lösen. Und auch die Lösung des dritten
Rätsels dürfte Deine Companions ebenso wenig vor ein Problem
stellen, wie mich – abgesehen davon natürlich, dass es sich manchmal
auszahlt, eine Mahlzeit auszulassen...
Peter: ... um uns den Hinweis vor der Nase wegzuschnappen.
665 (Bremsen quietschen)
Wir halten schon an?
Hugenay: Ui, „An der Quelle des fließenden Erfolges wirst Du Ihn finden, den
dritten (H)inweis (h)älst bald Du in den (H)änden“. Naja, der Rest dürfte
für Dich nur von geringem Interesse sein, au revois und bis später,
670 Peter Shaw.
Peter: Quelle des fließenden Erfolges, Quelle des fließenden Erfolges...das
kommt Dir doch bekannt vor, das ist, ... ja das ist, Nein, doch, das muss
die Siegquelle sein! Na toll, jetzt habe ich auch mal ein Rätsel gelöst
und keiner ist da, der es mitbekommt.

9
Seltsamer Wecker

18
675 Naja, irgendwie müsste diese Tür doch aufzubekommen sein, ich hab
doch noch (Schlüsselbundgeklimper), und dann hier
(Türschlossknackgeräusche). Dass hat dieser Hugenay nun von seiner
Höflichkeit, der hätte mich mal lieber gründlich untersuchen sollen,
dann hätte er auch den Dietrich gefunden... (Tür geht auf)
680 Entgültig Zeit zu verschwinden...10
Peter: (erschrocken) Hüahh
Justus: Aber warum denn, wir sind doch gerade erst angekommen...
Peter: Justus!
Justus: Schön Dich zu sehen, Zweiter!
685 Peter: Bob, was macht ihr hier?
Bob: Dich retten natürlich!
Peter: [verwirrt] Wie kommt ihr hier her, was habt ihr hier zu suchen? Ähm,
Moment mal, falsches Drehbuch. Ach ja, klar, der Peilsender, GPS,
Hugenay, Conny, die Venus, ich meine Rubens, die Venus...
690 Cornelia: Dich scheint die Fahrt ja ganz schön mitgenommen zu haben.
Justus: Also zweiter, wo ist unser Freund Hugenay, etwa an der Siegquelle?
Peter: Äh, Moment mal, wie hast Du, Ich hab doch den Hinweis, ich meine
Hugenay hat und...
Bob: P-e-t-e-r!
695 Justus: Vielleicht müssen sich seine Augen ja noch an die Lichtverhältnisse
anpassen...
Cornelia: Peter, was steht denn da auf dem Schild.
Peter: Willkommen auf dem Rothaarsteig! Siegquelle: 150 Meter.
Bob: Die schaffst Du aber schon noch, oder Zweiter?
700 (Auftritt Hugenay)
Hugenay: Ich denke nicht, dass Sie sich diese Mühe machen müssen, Monsieur
Andrews. Ahh, Justus Jonas ist auch hier und wer ist die reizende
junge Dame?
Peter: (Genervt) Mademouiselle Heck. Heck. Heck Heck. Aber das können
705 Sie ja eh nicht gescheit aussprechen, Monsieur Hugenay (liest es
deutsch).
Justus: Lass mal gut sein Peter. Monsieur Hugenay – ich hätte mir gleich
denken können, das ein Bilderdieb wie Sie nicht weit sind, wenn ein
Gemälde im Wert von über einer halben Million Euro auf dem Spiel
710 steht.
Hugenay: Bilderdieb? Kunstexperte. Justus Jonas, hast Du denn seit der
Geschichte mit Mr. Clock überhaupt nichts dazu gelernt? Damals
(h)aben wir schon einmal zusammengearbeitet. Schon damals (h)abe
ich Dir gesagt, dass Du ein tüchtiger Junge bist und auch diesmal wirst

10
Folgender Wiedersehensdialog aus Folge 100

19
715 Du mir (h)elfen, oder vielleicht Deine überaus aparte und (h)offentlich
nicht minder ortskundige kleine Freundin (h)ier?
Cornelia: Justus, ich…
Justus: Irrtum, Monsieur Hugenay, damals lagen die Dinge anders. Warum
sollten wir Ihnen helfen, weil sie den letzten Hinweis haben? Ich denke
720 es steht hier vier gegen eins und wir haben ganz gute Chancen, sie
davon zu überzeugen, uns den Hinweis zu überlassen, nicht wahr
Peter?
Peter: Worauf Du Dich verlassen...
Hugenay: Schon wieder falsch, Monsieur Jonas [Nachladegeräusch, zieht eine
725 Waffe].
Bob: Vorsicht Peter, er hat eine Pistole.
Hugenay: Für manche ist es bloß eine Pistole, für mich sind es zwölf der
überzeugendsten Argumente der Welt, wenn ich auch eingestehen
muss, dass ich nicht gerne auf Sie zurück greife. Aber ich fürchte, ihr
730 vier lasst mir diesmal keine andere Wahl.
Justus: Wieso sind sie überhaupt auf unsere Hilfe angewiesen? Bis jetzt – dass
muss ich Ihnen bei allem Neid und aller Abscheu für ihre Methoden
lassen – waren Sie uns doch ohnehin immer einen Schritt voraus!
Hugenay: Lies selbst...Ich bin sehr gespannt, ob Du allein daraus schlauer wirst
735 als ich...
Justus: Des Nachts einst Nachtschwärmer den Nachtschwärmer
umschwärmten.
Wo am Becken die Linke sich innerlich wärmte,
parkt bald nur noch öffentlicher Rechts-Verkehr.
740 Die Venus zu finden, nun in Dich kehr:
Das Becken verlegt, die Stelle noch im Sinn,
lauf gerad’ so viele Schritte Nord, wie nach Osten hin.
Wieviele fragst Du? Auch das wär’ gar nicht so schwer,
wenn Siegen Rom oder Rom Siegen wär.
745 Sind Sie’s auch nichts, so bleibt es dabei,
denn topologisch gesehen ist’s fast einerlei.
Peter: Also ich versteh mal wieder nur noch Bahnhof...
Cornelia: Damit liegst Du ausnahmsweise gar nicht so falsch, zum Siegener
Bahnhof müssen wir jedenfalls erst mal...
750 Hugenay: Na dann, ab in den Wagen, und kein Gedonder!
(Dramatische Musik einsetzen)
Erzähler: Werden unsere Freunde nun Nachtschwärmer? Und wo herrscht am
Bahnhof eigentlich Rechts-Verkehr? Bleibt nur zu hoffen, dass Cornelia
genauer weiss, was Siegen und Rom verbindet, oder sind unsere Hörer
755 ihr womöglich schon einen Schritt voraus?11
(Weiter Musik)

11
Kann man auch weglassen, dachte das wäre ganz lustig, in den alten Folgen hat ja der Hitchkock immer so
Kommentare und Tipps zwischendurch gegeben.

20
Teil 6 – Die Venus und die Motte (M.Schulte)
760 (Musik ausblenden)
[Hintergrund: Autogeräusche]
Hugenay: So! Da wir ja nun zusammen arbeiten, bitte ich die Herrschaften und
natürlich auch die Mademoiselle, sich das Rätsel noch einmal
gründlisch vorzunehmen. Und keine Mätzschen, wenn isch bitten darf...
765 Bob: „Des Nachts einst Nachtschwärmer den Nachtschwärmer
umschwärmten...“
Nachtschwärmer..., mmh, Leute, die ausgehen, Kneipenbesucher?
Aber wer oder was ist der Nachtschwärmer, den sie umschwärmen. Ich
verstehe soweit erst mal gar nichts.
770 Conny: Der Teil ist noch relativ einfach. Vor allem, wenn man den nächsten
Teil noch mit dazu nimmt. Der zweite Nachtschwärmer ist eine Motte,
genauer gesagt: die Motte: eine ehemalige Studentenkneipe hier in
Siegen. Und der nächste Teil des Rätsels lautet: „Wo am Becken die
Linke sich innerlich wärmte, parkt bald nur noch öffentlicher Rechts-
775 Verkehr.“ Damit ist die Siegener linke Szene gemeint, die sich immer in
dieser Kneipe, der Motte getroffen hat. Mit diesem Hinweis wird es
eindeutig, es kann nur die Motte gemeint sein.
Peter: Und an was für einem Becken stehen die da? Und wieso ehemalige
Kneipe?
780 Justus: Mit dem öffentlichen Rechtsverkehr dürften wohl Busse oder Bahn
gemeint sein, nehme ich an, auch wenn ich noch nicht vollständig
kombinieren kann, welchen weiteren Aufschluss über den Fundort des
Bildes wir mit diesem Hinweis erhalten...
Hugenay: Wenn isch bitten darf! Auch wenn isch deinen kriminalistischen
785 Scharfsinn durschaus zu schätzen weiß, so scheint mir doch in diesem
Fall die Mademoiselle die Nase weiter vorn zu aben, Justus Jonas.
Also: alte disch einen Moment zurück, auch wenn es deinem vorlauten
Naturell nischt entsprischt...
Justus: Also wirklich...
790 Conny: Die Linke stand in der Motte immer am sogenannten Taufbecken,
einem fest stehenden Stehtisch in der Kneipe. Und das mit dem
öffentlichen Nahverkehr – du hattest damit natürlich Recht, Justus – ist
einfach nur ein weiterer Hinweis auf den Ort. Wo die Motte jetzt noch
steht und auf die Abrissbirne wartet, wird bald ein Busparkplatz sein.

21
795 Die Motte ist schon seit geraumer Zeit geschlossen und von außen mit
Brettern vernagelt. Ich habe so meine Zweifel, ob wir überhaupt hinein
kommen werden... Da vorne am Bahnhof rechts Monsieur Hugenay!
Peter: Das lass mal unsere Sorge sein, wir sind schon in alle möglichen
verschlossenen Gebäude hinein gekommen...
800 Bob: Ja, oder aus verschlossenen Räumen wieder hinaus...
Justus: Aber was ist mit dem Rest des Rätsels, wir wissen bisher nur, dass wir
in das Gebäude müssen, in dem sich früher die Motte befunden hat.
Und dann? „Die Venus zu finden, nun in Dich kehr: Das Becken verlegt,
die Stelle noch im Sinn...“ Conny, wo befindet sich das Taufbecken
805 jetzt? Ist es noch im Gebäude, oder hat man es woanders hin
gebracht?
Conny: Ja, das Taufbecken hat man in eine andere Kneipe gebracht, das VEB.
Da steht es jetzt. Hier links einbiegen, Monsieur Hugenay, da vorne ist
es!
810 Justus: Aber du kannst dich noch an die Stelle erinnern, wo es in der Motte
gestanden hat? Denn diese Stelle scheint mir der Ausgangspunkt für
unsere Suche zu sein.
Conny: Natürlich, ich weiß noch genau, wo es gestanden hat, das könnte ich
nie vergessen. Ihr müsst nämlich wissen, dass ich früher mal in der
815 Motte gekellnert habe. Wahrscheinlich kann man außerdem die Spuren
im Holzfußboden noch sehen.
Hugenay: So! Zunächst mal muss ich eusch unterbreschen, wir sind da. Voila! La
Motte! Also, alle raus aus dem Auto.
Erzähler: Und wirklich waren Hugenay und die drei Fragezeichen schon bei der
820 Motte angekommen. Hugenay scheuchte alle aus dem Wagen raus
und hatte auch seine Pistole wieder hervor geholt. Langsam näherte
sich die Gruppe dem alten, baufälligen Gebäude mit den vernagelten
Fenstern und Türen.
Hugenay: Seid ihr sischer, dass wir ier rischtig sind? Das sieht mir nischt gerade
825 nach einem sischeren Versteck für ein so teures Gemäld’ aus...
Conny: 100% sicher. Frage ist wie gesagt nur, wie wir herein kommen.
[Man hört jemand an Ketten rütteln und an den Holzbrettern zerren]
Bob: [unter Anstrengung] Hier ist nichts zu machen. Die Vordertür ist
bombenfest vernagelt und zusätzlich mit einer Kette gesichert! Die
830 vorderen Fenster liegen ziemlich hoch...

22
Justus: Gibt es hier vielleicht noch einen Hintereingang, wir könnten es da
probieren!
Conny: Ja, hinter dem Haus liegt der ehemalige Biergarten. Dort gibt es auch
noch einen Zugang zur Kneipe. Vielleicht haben wir dort mehr Glück.
835 Hugenay: Also, was steht ihr noch `erum? Los, los.
Peter: [ängstlich] Nun hören Sie doch endlich auf mit Ihrer Pistole
herumzuwedeln, wir gehen ja schon...
[Schritte im Kies]
Bob: [leise zu Justus] Just, wie kommen wir hier heil wieder raus? Wir
840 müssen Hugenay loswerden, aber er hat eine Waffe...
Justus: [flüsternd] Ich habe auch noch nicht die rettende Idee, solange er uns
mit der Waffe bedroht, können wir nichts ausrichten. Wir müssen eben
auf den richtigen Moment warten und auf ein bisschen Glück hoffen.
Hast du schon eine Idee für den Rest der Rätsels?
845 [im Hintergrund Hugenay zu Peter
Hugenay: E, du, Monsieur Shaw, schau nach, ob du diese Hintertür
aufbekommen kannst! Und ein bisschen plötzlisch wenn isch bitten
darf!
Conny: Nun schubsen Sie ihn doch nicht!
850 Peter: Ja, ja, schon gut... Ich versuchs mit meinem Dietrich-Set.]
[erneut Klimpern und Rumoren]
Bob: [flüsternd] Die Gemeinsamkeit von Siegen und Rom war das einzige,
was mir auf Anhieb klar war: Es ist bekannt, das Rom auf sieben
Hügeln erbaut wurde und aus dem Reiseführer weiß ich, dass auch
855 Siegen auf sieben Hügeln steht...
Justus: [flüsternd] Wunderbar, Bob. Immerhin haben wir so nun einen kleinen
Wissensvorsprung vor Hugenay...
Peter: Voila, Monsieur Hugenay, die Tür ist auf.
Justus: Toll, Peter! Alle Mann rein!
860 Hugenay: Langsam, immer `übsch der Reihe nach...
Erzähler: Einer nach dem anderen betraten sie das dunkle Gebäude. Hugenay
knipste die Taschenlampe an, die er mitgebracht hatte, allerdings nicht
ohne die Waffe in der anderen Hand herunter zu nehmen. Als letzter
betrat er hinter Justus den dunklen, muffig riechenden Raum und
865 leuchtete mit der Taschenlampe über den staubigen Holzfußboden...

23
Hugenay: Et alors, wie geht’s nun weiter? `abt ihr die Rest von die Rätsel schon
gelöst? Wie viel Schritt` muss man nach Nord und Osten von der
Stelle, an der dieser Tisch gestanden `at, gehen?
Conny: Das ist leicht. Siegen und Rom haben nämlich eine Gemeinsamkeit:
870 sie...
Justus: [unterbricht sie] sie haben beide neun kleine Flüsse, die sich
durchströmen, stimmt’s? Das Rätsel habe ich gleich gelöst, das war
doch leicht! Hab ich nicht Recht, Conny? [beschwörend]
Conny: Äh, häh?
875 Bob: Ja, haha, genau! Deswegen sind es auch genau neun Schritte!
Peter: He, Leute, ich glaube, hier ist auch die Stelle, an der der Tisch
gestanden hat, Hab ich Recht, Conny?
Conny: Ja, stimmt, aber...
Justus: [eilig] Na, prima. Monsieur Hugenay, dürfen wir Ihnen den Vortritt
880 lasssen?
Hugenay: Bien sure, isch werde als Erste gehen. Alors, neun Schritt’ nach Nord...
Un, deux, trois... [murmelnd, Schritte]
Conny: [flüsternd] Was habt ihr denn bloß vor, hier ist alles total baufällig, man
sieht überhaupt nicht genug...
885 Peter: [flüsternd] Ich glaube ich ahne was, das genau könnte unser Vorteil
sein...
Justus: [flüsternd] Sehr richtig Peter...
Hugenay: Et neuf nach Osten... Un, deux, trois, quatre, cinq, six, septe, huit,
neuf... AAAAAHHHH!!!
890 Justus: Ha, er ist im Holzfußboden eingebrochen, auf ihn, Kollegen!!
Conny: Er steckt fest! Achtung, die Pistole!!
Peter: Hab´ sie schon! Na, wie sitzt es sich denn so da unten, Monsieur? So
schnell kann das Blatt sich wenden.
Justus: Keine Witzeleien, Peter. Bob! Conny und du ruft über Handy die hiesige
895 Polizei an, dann stellen wir das Gemälde sicher, es muss hier irgendwo
sein.
Conny: Gib her, ich mach das schon. [Wählgräusche, im Hintergrund Stöhnen
und Fluchen von Hugenay] Ja..., hallo, Cornelia Heck hier. Schicken Sie
bitte schnell einen Wagen zur ehemaligen Kneipe „Motte“. Ja, an der
900 Unterführung. Und schnell bitte. Wir haben einen Kunstdieb gefasst und
wahrscheinlich das verschwundene Rubensbild entdeckt!
Justus: Wir haben es entdeckt, Freunde! [Geräusche] Darf ich vorstellen, die
Venus... Leuchte doch mal, Peter!!

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Hugenay: Das darf nicht wahr sein, wir ´haben es tatsächlich gefunden und ich
905 kann mich nicht bewegen. Dieses Mal hattest du mehr Glück als
Verstand, Justus Jonas!!
[Im Hintergrund hört man schon Polizeisirenen, dann Autotühren und Schritte]
Justus: Nicht ganz, obwohl Glück natürlich auch dazu gehört... Aber sie hätten
unseren Trick bemerken können: die topologische Gemeinsamkeit von
910 Siegen und Rom sind nicht die neun Flüsschen, sondern die sieben
Hügel, auf denen die Städte erbaut sind.
Conny: Ach deswegen...
Bob: Grundkurs Geographie, Hugenay, aber Ihr Hauptfach war wohl eher
Kunstgeschichte, nicht wahr?
915 Kommissar: Schuur, Kommissar reifenrath mein Name. Wat is denn hier los? Wer
sin denn de Jonge da?
Justus: Justus Jonas, Herr Kommissar. Wir haben das Rubensgemälde! Und
einen gefährlichen Kunstdieb dazu.
Erzähler: Justus stellte seine Kollegen und auch Conny vor und erklärte kurz und
920 präzise, was sich in den letzten Stunden ereignet hatte. Als er zum
Schluss der Geschichte kam, weiteten sich die Augen von Kommissar
Bald ungläubig.
Kommissar: Dann habt ihr dat Rätsel tatsächlich gelöst? Wo ist dat Rubensbild?
Justus: Peter?
925 Kommissar: Tatsächlich, dat Bild... und völlig unbeschädischt.
Conny: Endlich wird die Sammlung im oberen Schloss wieder vollständig sein,
was für eine Sensation!
Justus: Und Hugenay wird nicht das obere, dafür aber das untere Schloss
genauer besichtigen können...
930 Peter: Häh?
Bob: Ja richtig, wenn mich nicht alles täuscht befindet sich dort das hiesige
Untersuchungsgefängnis, nicht wahr, Kommissar Bald?
Kommissar: Ihr seid wohl besonders schlau, was? Stimmt. Also, abführen und das
Gemälde sicherstellen!
935 Conny: Vor allem Justus ist besonders schlau...
Justus: Ja, ja, schon gut [verlegen]...
Conny: Nein, im Ernst... und irgendwie auch richtig süß... [Kussgeräusch]
Bob: Oh, Just...
Peter: Na, der Aufenthalt in Siegen wird wohl noch etwas verlängert werden....
940 [Alle lachen, Schluss-Musik einblenden]

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