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ALLchemie

Die Alchemie benutzt die Mittel der Natur und ahmt Ihre Verfahren nach. Sie formt den Leib,
scheidet das Unreine vom Reinen, weckt die Geister und vereint ihre Schwingungen zu
einem Vollkommenden Körper.
Hier sei Kohle und Diamant als Beispiel einer höherer Schwingung genannt, bestehen doch
beide aus der selben Substanz deren Erscheinung nicht unterschiedlicher sein kann.

Der Alchemist ist ein Naturforscher und auch ein Wahrheitssucher. Jedes Experiment im
Labor dient auf anderer ebene der Selbstfindung, der göttlichen Natur des Seins. Es strebt
nach Glück, um es mit anderen zu teilen. Er entwickelt Heilmittel, um die Kraft des Lebens
zu stärken. Er trennt das Gute vom Schlechten, um zu verstehen, das er in sich Selber das
Gute vom Schlechten trennt, damit auch er Teil des Ganzen wird.

Deutlich wird dies beim Beobachten seiner Experimente. In allem verbergen sich die 4
Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde die beim genauen hinschauen sichtbar werden. Alles
bildet faszinierende Formen, die seine Phantasie und seine Geister wecken. In allem steckt
ein höherer Sinn, ein Weg, den es zu entdecken gilt.

Denn alles hat einen gemeinsamen Ursprung, eine Geistige Wurzel, die alles miteinander
verbindet. Aus ihr entspringt die Schöpfung des Universums, der Planeten, der Erde, der
Natur, der Pflanzen, der Tiere, des Menschen, dem Geist, der Seele und dem Bewusstsein.
Alles ist miteinander verbunden, fließt und wandelt sich bis zur Vollkommenheit. Der Weg
dorthin ist der Weg zu sich Selbst und an dem Weg zu sich Selbst führt kein Weg vorbei.

„Verbrennen musst Du dich wollen in deiner eigenen Flamme: Wie solltest Du neu werden,
wenn Du nicht erst Asche geworden bist ! „ ( F. Nietzsche )

So ist es all verständlich, das der Alchemist, die Kunst zu erlernen, sich in Philosophie,
Astrologie, Biologie, Theologie, Mathematik, Naturkunde, Beobachtung und Meditation
schulen muss, um alles zu verstehen, zu begreifen. Nur ein starker Geist und eine gereinigte
Seele verleihen dem Körper seine Lebenskraft.

Danach lasst uns alle streben, denn das ist der Sinn, der unser leben mit Licht erfüllt.

M. Hildenbrand

Die Alchemie hat ihren Ursprung wahrscheinlich in Ägypten. Parallele Ursprünge


finden sich in Indien und im alten China.

Das Wort Alchemie stammt möglicherweise von „al-kimiya“, die arabische Bezeichnung
für „die Lehre von feuchten Dingen“ oder Stofflehre.

Denkbar ist auch, dass sich das Wort Alchemie vom arabischen "al kymia" bzw. vom
griechischen "χυμεiα" (chymeia) herleitet. „Al“ ist ein arabischer Artikel, „Kemet“ oder
„Chemi“ ist der ägyptische Ausdruck für „das Schwarze“ und bedeutet auch „schwarze
Erde“, dies entspricht dem Namen mit dem die alten Ägypter selbst ihr Land
bezeichneten, bzw. Alchemie wird hier als "Kunst der Ägypter" verstanden.

Das griechische „chymeia“ bedeutet allerdings „Schmelzung“; in diesem Sinne bedeutet


Alchemie „Lehre des Gießens“.
Von Ägypten, zumindest aber aus dem arabischen Raum, gelangte die Alchemie nach
Griechenland, wo unter anderem Araber die geheime Kunst lernten und in andere
Länder verbreiteten. Ihnen ist es zu verdanken, das die Alchemie im 13. Jahrhundert
über Spanien nach Mitteleuropa gelangte.
Den meisten Menschen ist der Begriff Alchemie bekannt als eine von Magie und
Aberglauben umwobene dunkle Kunst, ausgeübt von alten Männer in dunklen Kellern,
deren Zweck die Herstellung von Gold aus unedlen Metallen war. In Wahrheit ist dieses
nur ein Teil der alchemistischen Kunst gewesen. Wir verdanken den Alchemisten eine
Vielzahl unser heute bekannten Heilmethoden. Auch der Einfluss der Alchemie auf
Philosophie, Literatur, Chemie, Medizin, Astrologie, Spagyrik, Homöopathie und Magie
ist allgegenwertig.
Im 14. Jahrhundert bekam die Alchemie endgültig ihren bis heute zweifelhaften Ruf. Es
gab viele Scharlatane, die mit dem Versprechen, aus Blei Gold herzustellen, die Gier und
die Gutgläubigkeit der Menschen ausnutzten. Doch nur so gelang es Ihnen, die nötigen
Finanziellen Mittel für die damaligen, unglaublich kostspieligen Experimente zu
beschaffen. Man bedenke, das ein Alchemist bis zu 8 Mitarbeiter brauchte, um sein
Werk über Monate, ja Jahre zu vollbringen. Doch nun zum Kern der Sache:

Alchemie ist eine Wissenschaft.


Sie entsteht aus dem beobachten der Natur (Körper), festigen des Glaubens (Geist) und
verstehen des Menschen (Seele). Vollkommene Erkenntnisse des einen können nicht
ohne die Kenntnisse der anderen erlangt werden, weil diese drei eins sind.

Der Körper gibt unserer Seele Ausdruck und Form.


Die Seele nährt unseren Geist.
Der Geist ist die Kraft der Seele.

Alchemie ist deshalb nicht nur eine intellektuelle oder geistige Wissenschaft, sie befasst
sich auch mit materiellen Dingen, denn Körper und Geist sind nur Entgegengesetzte
Pole des Vergänglichen. Alles fließt, alles ist in Bewegung, alles verändert sich.

Alchemie ist eine Kunst.


Eine heilige Kunst. Frei und ohne Gesetze. Da jede Kunst vom Künstler verlangt, seine
Sicht der Welt in ihr auszudrücken, erschafft sie aus jedem Gedanken und jedem
Handeln neue Welten der Erkenntnis.

Der Mensch und sein Körper selber ist ein Alchemist, nur das wir es nicht merken.
Unser ganzes Leben verwandeln wir Materie. Alles, was wir essen und trinken, wird in
Blut, Fleisch, Haare, Nägel und Knochen verwandelt. Stoffe werden herausgelöst
( solve ) und wieder zusammengesetzt ( coagula ). Licht und Luft werden aufgesaugt, um
die Energie für diese Umwandelung bereitzustellen.

Die Kunst besteht darin, im hermetisch abgeschlossenen „Gefäß“ die Welt des Schöpfers
für sich selbst zu entdecken.

„Dasjenige, welches Unten ist, ist gleich demjenigen, welches Oben ist: und dasjenige,
welches Oben ist, ist gleich demjenigen, welches Unten ist, um zu vollbringen die
Wunderwerke eines einzigen Dinges.“ (zweiter Vers Tabula smaragdina )
Dinge, die sich im „großen“ ereignen, wiederholen sich im „kleinen“ oder „kleinsten“,
spiegeln sich sogar im geistigen und seelischen.

Das zu erkennen und anzuwenden und somit Körper, Seele und Geist beflügelt von den
vier Elementen Feuer-Wasser-Luft-Erde in ein harmonisches Gleichgewicht zu bringen,
ist die wahre Kunst.

Alchemie ist Evolution.


Es ist deshalb ein Fehler, Alchemie mit der Chemie zu verwechseln. Moderne Chemie ist
eine künstliche Wissenschaft, die sich nur mit den Außenformen befasst.

Sie kann nur Atome und Moleküle verschiedener Substanzen zusammensetzen, aber am
Ende haben wir nur die selbe Tote Materie in einer anderen Form. Alchemie mischt
oder setzt nichts zusammen, sie versucht das, was bereits existiert, von seinen
Unreinheiten zu befreien, blockierte Energien freizusetzen und die Einheit der drei
Prinzipien in Perfektion zu bringen. Sie aktiviert, lässt wachsen, größer werden und
sich entwickeln. Alchemie ist deshalb eher mit der Biologie vergleichbar und,
tatsächlich, hat evolutionäres Wachstum eines Baums oder eines Tieres im
Laboratorium der Natur vieles gemeinsam mit den alchimistischen Prozessen, die große
Alchemisten seit Angedenken der Zeit praktizieren.

Arbeitsschritte Spagyrische Essenz

1. Als erstes sollte ein jeder sich Gedanken machen, welche Essenz
hergestellt wird. Die Essenz kann sowohl aus einer Pflanze
(Monopräperrat) als auch aus mehreren Pflanzenarten
(Komplexpräperrat) bestehen. Bei nur einer Pflanze sollten ca.
500g bis 750g Pflanzenmaterial gesammelt werden. Bei mehreren
Arten die gleiche Menge in Verhältnis 1:1. Bitte die
Sammelbestimmungen für Wildpflanzen beachten. Die Pflanzen
werden am besten mit Wurzel, Blüte, Blättern und Stängel
gesammelt.
2. Pflanzen säubern, nicht waschen. In ca. 5 cm große Stücke
schneiden und für 2 bis 3 Tage in 2 Liter destillierten Wasser kalt
einweichen.
3. Nun werden die Pflanzenteile unter Wasserdampf von ihren
Ätherischen Ölen geschieden. Dazu geben wir die Pflanzenteile
etwa bis ¾ hoch in einen Kolben. Der Kolben wird zu ca. 1/3 mit
Aqua destillare befüllt und auf einem Heizbett an den Ölabscheider
angeschlossen. Wenn möglich, unter Vakuum destillieren. Nach
ca. 6 Stunden sind die Öle abgeschieden. Wir füllen den
„flüchtigen Sulphur“ in ein dicht schließendes Gefäß.
4. nach dem abkühlen wird das Phlegma sowie der Pflanzenbrei nun
unter Zusatz von ca. 3 Liter Aqua destillare, 100 bis 250 Gramm
Dextrose/Zucker (je nach Pflanzenart) und ca. 10 g frische !!!
Gärhefe (ich nehme immer Backhefe) in einen Weinballon bzw.
einen geeigneten Behälter gegeben, mit einem Gäraufsatz
verschlossen und bei ca. 25 °Celsius 4 bis 6 Wochen der Gärung
(putrificatio) überlassen. Sollte die Gärung schon nach 2-3 Wochen
stocken, kann etwas (50-100g) nachgezuckert werden.
5. Ist die Gärung abgeschlossen, wird die Flüssigkeit gefiltert, der
Pflanzenbrei ausgepresst und verwart. Der Flüssigkeit wird durch
sanfte Destillation der Alkohol, unser „Merkur“ entzogen. Hierfür
eignet sich besonders gut ein Expansionsrohr oder ein Aludel
Kolben. Wir verwahren unseren Merkur in einem dicht
schließenden Gefäß.
6. Das Phlegma wird evaporiert, eingeäschert und anschließend bei
niedriger Temperatur Kalziniert. Aufgrund der geringen Menge
dauert dieser Vorgang nur ca. 4-8 Stunden. Dann wird das
entstandene Salz mit destillierten Wasser übergossen und erneut
Kalziniert.
7. Nun werden die löslichen Salze von den unlöslichen Salzen im
Soxhlet Extraktor getrennt. Sind die Salze nach dem Evaporieren
schön Kristallin, bewahren wir sie in einem dichten Gefäß auf.
8. Der Pflanzenrückstand wird ebenfalls getrocknet, eingeäschert und
Kalziniert. Dieser Vorgang kann je nach Menge bis zu 3 Tage
dauern. Häufiges abschrecken mit destillierten Wasser
beschleunigt den Prozess.
9. Auch hier werden die löslichen Salze mit Hilfe des Soxhlet
Extraktors getrennt.
10. Wenn wir es ganz genau nehmen wollen, werden jetzt die Salze
durch Kohobation in unserem Merkur flüchtig gemacht, der Geist
zieht soviel als nötig des fixen Salzes zu sich. Das verbliebene fixe
Salz wird aufbewahrt.
11.Nun haben wir : 1 Fläschchen flüchtigen Sulphur, 1 Döschen fixer
Sulphur, 1 Flasche absoluter Merkur mit flüchtigen Sal, 1 Dose Sal
salis.
12.Nun kommet der spannendste Moment: Die Coagula . Der Merkur
wird auf das Sal gegossen, der fixe Sulphur wird dazugegeben,
zum Schluss wird der flüchtige Sulphur hinein gegeben.
13.Abschließend wird die Essenz durch sanfte Kohobation oder
rhythmischer Zirkulation exaltiert.
14.Der Reifeprozess findet bei Euch Zuhause statt. Ihr könnt nun
beobachten, wie die Essenz reift, ihre Kräfte entfaltet.
Begrifferklärung
Balneum mariae, BM
Marienbad, Wasserbad

Im Wasserbad erhitzen. Das Wasserbad ist ein Gefäss, welches so eingerichtet ist, dass
man den zu erhitzenden Kolben etc. durch den Dampf des im Wasserbade verdunstenden
Wassers erhitzen und somit die Wärme dieses Apparates über 100 Grad bringen kann.
(Gessmann 1899)

Calcinieren, Calcinatio, Calcinare


Kalzination, kalzinieren

Unter "kalzinieren" verstand man in der Alchemie das Brennen oder Glühen eines Körpers
im offenen Feuer. Auf diese Art behandelte Metalle oder Pflanzenteile, welche man heute
als "Oxyde" bezeichnen würde, nannten die Alchemisten "Metallkalke" oder „Sal Salis“.

cohobieren, Cohobatio, Cohobition


Kohobation, kohobieren

So bezeichnete man die wiederholte Destillation eines durch Destillation erhaltenen


Produktes. (Gessmann 1899)
Eine Flüssigkeit wird von einem Feststoff abdestilliert und wieder darauf zurückgegossen.
Dieser Vorgang wird sehr oft hintereinander wiederholt. (Hornfisher 1998)
Mehrfache Destillation, wobei das Destillat immer wieder auf das Destillationsgut
zurückgegossen wird. Das letzte Destillat heisst Cohob. (Schneider 1962)

coagulieren , Coagulatio
Koagulation, koagulieren Gerinnung.

Im okkultistischen Sinne jener Vorgang, bei dem ein fluidaler oder ätherischer Stoff
körperliche Dichtigkeit annimmt. (Gessmann 1899)
Gerinnung oder Verdichtung eines (fluidischen) Stoffes (Waltharius 1956)
Pharm. "Gerinnung" (Verdichtung) von Flüssigkeiten, indem man durch Einengen oder
Abkühlen Kristallisationen oder Fällungen erzeugt. Alchem. kann C. auch die
Umwandlung des flüssigen Quecksilbers in festes Silber oder Gold bedeuten. (Schneider
1962)
Koagulation und Fixierung sollten die Substanzen fest und nichtätherisch machen. Dieser
grundlegende Schritt brachte die Alchemisten näher zum Gold, dem stabilsten und
"fixiertesten" aller Metalle. Sie mussten ihrem Stein diese Qualität verleihen, damit er sie
an unedle Metalle weitergeben konnte. Das war keine einfache Prozedur, da
philosophisches Quecksilber, das die meisten Alchemisten für einen wesentlichen
Bestandteil des Steins hielten, äusserst flüchtig war. Sie bemühten sich, dieses
Quecksilber im Stein zu "fixieren", und sie illustrierten diesen Vorgang in oft grausamen
Darstellungen des Gottes Merkur, dessen Hände und geflügelten Füsse abgehackt waren.
(Coudert 1992)

Verfestigen. (Hornfisher 1998)

Destillieren, Destillation
Destillare

Auflösung, Zerschmelzung, Zertriefung des Stoffes, Teiloperation der Solution (Waltharius


1956)
Das Destillationsgut wird in einem geeigneten Gefäss (Vesica destillatoria, evtl. mit
aufgesetztem Alembicus, oder eine Retorta) erhitzt. Die flüchtigen Anteile werden dabei
ausgetrieben, in einer Kühlvorrichtung kondensiert und in einer Vorlage (Receptaculum)
aufgefangen. Wird nur ein bestimmter Teil abdestilliert, spricht man von Abstrahere,
abziehen. (Schneider 1962)
Destillation und Sublimation wurden von den Alchemisten bis ins 19. Jahrh. hinein immer
wieder verwechselt. Wenn sie in ihren alchemistischen Gefässen Dämpfe aufsteigen,
kondensieren und wieder verdampfen sahen, glaubten sie, Zeugen einer wunderbaren
Umwandlung zu sein, worin die "Seele" der Materie sich von ihrem "Körper" trennt, sich
auf einer höheren Ebene verfeinert und rein mit ihm wiedervereinigt.
Destillation und Sublimation wurden auf alchemistischen Illustrationen manchmal durch
den Uroboros - die Schlange, die sich in den Schwanz beisst - symbolisch dargestellt, um
die kreisförmige Bewegung des Vorgangs zu verdeutlichen. Meist jedoch hat man sie
durch himmelwärts fliegende Vögel oder den Flug der Seele aus dem Körper und ihre
Rückkehr in ihn symbolisiert. (Coudert 1992)

digerieren, Digeration, digere, Digestion

Den Retorteninhalt eine entsprechende Zeit zwischen 30 Grad Wärme und seinem
Siedepunkt mittels der Flüssigkeit erwärmen. Teiloperation der Sublimation (Waltharius
1956)
Langsames Ausziehen wirksamer Bestandteile aus Drogen mit Lösungsmitteln in
geschlossenen Gefässen bei gleichbleibender Temperatur (Fimus equinus). (Schneider
1962)

evaporieren

Flüssigkeiten unter vermindertem Druck (vacuum) behutsam eindampfen.

exaltieren , Exaltation

Erregung des Stoffes. (Waltharius 1956)


Die Wirkung einer spagyrischen Arznei oder des Steins der Weisen erhöhen. (Hornfisher
1998)

Extrahieren, Extraktion

Ausziehen bestimmter Substanzen mittels Lösungsmittel. (Waltharius 1956)

Feces, Faeces

Unreinheiten, Schwebestoffe, Ausfällungen, Überflüssiges

Fermentation
"Gärung".

Die Fermentation besass zweifache Bedeutung. Sie bezog sich sowohl auf einen Vorgang
während der Transmutation unedlen Metalls in Gold wie auch auf einen Prozess bei der
Herstellung des Steins der Weisen. Im ersten Wortsinn nannte man den Stein oft "Ferment",
weil er wie Hefe die Kraft hatte, Substanzen seiner eigenen Natur gemäss umzuwandeln. Im
Laufe der Produktion des Steins jedoch war die Fermentation jener Vorgang, der dem Stein
das gewisse Etwas verlieh. Petrus Bonus vermittelt uns das klarste Bild:
"Im ersten Sinn ist unser Stein der Sauerteig aller anderen Steine und verleiht ihnen
seine eigene Natur - ein kleines Stück Hefe säubert einen ganzen Klumpen. Wie
Sauerteig, obwohl von derselben Art wie gewöhnlicher Teig, ihn nicht aufgehen lassen
kann, bevor, weil er einfacher Teig ist, er nicht eine neue Eigenschaft gewinnt, die er
vorher nicht besessen hat, so kann auch unser Stein Metalle nicht verändern, bevor er
nicht sich selbst verändert und sich eine bestimmte Qualität hinzugefügt hat, welche er
zuvor nicht besass. Er kann nicht verwandeln oder färben, wenn er nicht zunächst selber
verwandelt und gefärbt ist. Gewöhnliche Hefe erhält ihre Gärkraft mittels der digestiven
Qualität sanfter und verborgener Hitze, und so verdankt auch unser Stein seine Fähigkeit
zu fermentieren, zu konvertieren und umzugestalten einer gewissen digestiven Hitze,
welche seine potentiellen und latenten Eigenschaften zum Ausbruch bringt, wenn man
weiss, dass ohne Hitze weder Digestion noch Aktivität möglich ist." (Coudert 1992)

Figere, figieren

Flüchtige Stoffe in eine Form bringen, welche der Einwirkung der Wärme Wiederstand
leistet. (Waltharius 1956)
Fix machen, dasselbe wie Fixation. (Gregorius 1980)
"Feuerbeständigmachen" durch Fixation. Sie bestand darin, dass man einen flüchtigen
Stoff (z. B. Quecksilber) in Säure (z. B. Salpetersäure) löste und durch Eindampfen einen
Salzrückstand (hier Quecksilbernitrat) erhielt. Durch Glühen geht dieser (im Beispiel) in
das rote Quecksilberoxid über, das einem "fixen" Quecksilber entsprechen würde (siehe
Mercurius praecipitatus ruber). Sulphur Fixum s. Sulphur philosophorum. (Schneider
1962)
Einen Stoff allmählich feuerfest und beständig machen, indem man ihn lange Zeit
ansteigenden Temperaturen aussetzt, die am Ende sehr hoch sind. (Hornfisher 1998)

imbibieren , Imbibitio, Imbibere

Den Stoff tränken und sättigen (Waltharius 1956)


Einen Feststoff vorsichtig nach und nach eintränken und wieder trocknen, bis er keine
Flüssigkeit mehr aufsaugt. (Hornfisher 1998)
Imbibieren oder eintränken. Imbibitio, die Eintränkung: Anfeuchten oder Anteigen mit
einer Flüssigkeit. (Schneider 1962)

incerieren

Einen Stoff so weich und flüssig wie Wachs machen. (Hornfisher 1998)

infundieren

Aus einer pflanzlichen Substanz durch Aufgiessen kochenden Wassers die löslichen
Bestandteile ausziehen. Das Produkt wird "Infusion" oder "Aufguss" genannt. (Gessmann
1899)

Inspissieren

Das Eindampfen einer Flüssigkeit zu einem gewünschten Konzentrationsgrade.


(Gessmann 1899)

Erhöhung und Konzentration von Flüssigkeiten durch Eindampfen. (Waltharius 1956)

Konjunktion
Conjunctio

In der Alchemie oder Astrologie ein Vorgang, bei welchem zwei oder mehr Gegenstände
mit einander verbunden, oder zumindest in harmonische Beziehungen gebracht werden.
(Gessmann 1899)
Verbindung von Sulphur und Merkur in der Retorte. (Waltharius 1956)

lutieren
Das luftdichte Verschliessen alchemistischer Gerätschaften mittels eines Kittes. Solche
Kitte wurden aus Leinsamenmehl, Thon, Eisenfeile, Schwefelblumen, Gummi, Leimwasser
und Kalk, Topfenkäse, geronnener Milch, Gips etc. hergestellt, je nachdem sie grössere
oder mindere Hitzegrade auszuhalten hatten, oder je nach den Materialien, aus welchen
die zu verlutierenden Gerätschaften bestehen. (Gessmann 1899)
Luftdichtes Verkitten alchimistischer Kolben, Retorten und Geräte. (Waltharius 1956)
Verkitten und Verstreichen von Fugen an chemischen Apparaten. (Gregorius 1980)
Die Apparaturen zur Destillation und für vergleichbare Zwecke abdichten. Früher wurde
dazu der Lutum sapientae, der "Leim der Weisheit" benutzt, ein Sammelbegriff für
spezielle klebrige Substanzen. Heute erübrigt sich dies, da man fast immer mit
geschliffenen Komponenten arbeitet, die einen luftdichten Abschluss gewährleisten.
(Hornfisher 1998)

mazerieren , Mazeration

Einen Körper bei gewöhnlicher Temperatur eine Zeitlang der Einwirkung irgend einer
Flüssigkeit aussetzen. (Gessmann 1899)
Die längere Zeit dauernde Einwirkung einer Flüssigkeit (Wasser, Alkohol u. a.) auf eine
feste Substanz bei gewöhnlicher Temperatur. Die durch Mazerieren erhaltene Flüssigkeit
heisst in der Pharmazie "kalter Aufguss". Mazerieren mit Erwärmung heisst digerieren.
(Gregorius 1980)

multiplizieren , Multiplicatio, Multiplikation

Alchemistisch die qualitative Vermehrung, d.h. Umwandlung eines minderwertigen


Stoffes in einen höheren. Mitunter auch im Sinne quantitativer Vermehrung gebraucht.
(Gessmann 1899)
Quantitative und qualitative Vermehrung des Lapis. (Waltharius 1956)
"Vermehrung", die eintreten soll, wenn unedle Metalle durch den Lapis philosophorum
(Augmentatio) in edle umgewandelt werden. Die Veredlungsprodukte sollen ihrerseits
wieder weitere Mengen Edelmetalle herzustellen gestatten. (Schneider 1962)
Multiplikation nannte man jenen Vorgang, durch den die Kraft des Steins so sehr
vermehrt wurde, dass er das Hundert- und Tausendfache seines eigenen Gewichts an
unedlem Metall transmutieren konnte, ohne jemals in seiner Kraft nachzulassen. Von
daher ist auch das alchemistische Symbol des Pelikans für den Stein zu verstehen.
Jahrhundertelang glaubten die Menschen nämlich, Pelikane fütterten ihre Jungen mit
ihrem eigenen Blut - mit ihrer eigenen "Kraft", "aus sich selbst" also -, denn wenn die
Pelikane das Futter aus ihren Futtersäcken hochwürgen, sieht es so aus, als würden sie
sich die eigene Brust aufpicken. So war der Pelikan ein ideales Symbol für den Stein, der
ebenfalls seine "Brut" aus seiner eigenen Substanz nährt. (Coudert 1992)
Den Stein der Weisen an Menge und metallverwandelnder Kraft vermehren. (Hornfisher
1998)

Penetration

Absolute Durchdringung des Stoffes durch einen anderen. (Waltharius)

Phlegma
Aqua insipida

Ein unschmackhaftes Wasser. (Anonym 1755)


Der Rückstand beim Destillieren. Auch was beim Destillieren zuerst in die Vorlage
übergeht. (Waltharius 1956)
Wässriges, oft geruch- und geschmackloses, manchmal aber auch riechendes
Destillationsprodukt, das entweder vor oder nach dem übergehenden Spiritus erscheint,
z. B. destilliert beim trocknen Erhitzen von Eisensulfaten zunächst ein Phlegma (aus
Feuchtigkeit und Kristallwasser gebildet), ehe der Spiritus vitrioli folgt, bei der Destillation
von Wein dagegen ist der Spiritus vini der flüchtigere Teil, dem das Phlegma (im
wesentlichen Wasser) folgt. (Schneider 1962)
Feuchtigkeit, überflüssige Wässrigkeit. (Hornfisher 1998)

Präzipitat, Präzipitation
Niederschlag.

Präzipitieren oder niederschlagen ist das Abscheiden eines chemisch gelösten Körpers auf
chemischem Wege in fester, pulverförmiger Gestalt. (Gessmann 1899)
Einen Stoff fällen, ihn chemisch niederschlagen. Abscheidung eines in der Retorte
gelösten Körpers als Fixum oder Pulver. (Waltharius 1956)
Niederschlagung, d. h. das Ausfällen einer Substanz aus einer Lösung, z. B. bei
Herstellung der Magisteria oder der Praecipitate (Mercurius praecipitatus albus).
(Schneider 1962)
Chemisch niederschlagen, "fällen". (Gregorius 1980)
Einen in einer Flüssigkeit gelösten Stoff niederschlagen, meist indem man eine andere
Lösung damit vermischt. (Hornfisher 1998)

Projectio, Projektion

Als "Projektion" wurde in der Alchemie jener Vorgang bezeichnet, durch welchen ein Ding
mit bestimmten gewollten Kräften oder Eigenschaften begabt wird. (Gessmann 1899)
Einem Stoff bestimmte Kräfte und Qualitäten geben, Verwandlung minderwertiger Metalle
in Gold und Silber. Im Besonderen das Aufwerfen der Tinktur (siehe auch tingieren).
(Waltharius1956)
In der Projektion, dem letzten Arbeitsstadium, wurde der Stein pulverisiert, in ein Stück
Papier oder ein wenig Wachs gewickelt und auf die zu transmutierende Substanz
geworfen. (Coudert 1992)
Aufwerfung. Meist in dem Sinne gebraucht, dass der Stein der Weisen auf ein unedles
Metall, das sich im Schmelzfluss befindet, gegeben wird, um es zu transmutieren.
(Hornfisher 1988)

pulverisieren ..., Pulvis ...

So nennt die Chemie das Zerkleinern fester Körper von grösserem Volumen zu einem
mehlartigem Pulver.

putrefizieren , Purificatio, Putredo, Putrefactio, Putrefaktion, Putrefikation

Reinigung und Läuterung durch den Prozeß der Fäulung. (Waltharius 1956)

Reinigung, die in pharm. Sinne durch verschiedene Arbeiten erreicht wird, wie durch
Destillation, Sublimation, Lösung (dabei Filtration und Kristallisation), Verbrennen,
Verrauchen usw. Bei den Alchemisten kann sie die Nigredo bei der Bereitung des Steins
der Weisen bedeuten. (Schneider 1962)
Spagyrische Wiedergeburt der Materie durch Verwesung. (Gregorius 1980)
Fäulnis, faulen lassen. (Hornfisher 1998)
Fäulung.
Alchem. eine Stufe der Gradatio, bestehend in der Aufschliessung einer Substanz
(dirigieren, lösen usw.) in der Wärme (Lapis philosophorum). Pharm. der natürliche
Prozess des Verfaulens. (Schneider 1962)

reduzieren , Reductio, Reduktion

Reduzieren im chemischen Sinne heisst einem oxydierten Körper den Sauerstoff


entziehen, und denselben in den ursprünglichen Zustand zurückführen. Die Alchemie
bezeichnete als Reduktion die Abscheidung eines im nicht metallischen Zustande
befindlichen Metalles als Regulus, d.h. als Metallklumpen. Es wurde unter Reduzieren
ferner die Wiederherstellung der Radikale aus deren Chlor- und Schwefelverbindungen
gemeint. (Gessmann 1899)
Abscheidung eines Metalles, das sich im nichtmetallischen Zustande befindet, als
Metallschlake. (Waltharius 1956)
Wiederbringung in die vorige Gestalt, z. B. Herstellung eines Metalles (Regulus) aus einer
Verbindung (z. B. Oxid), die man zuvor aus dem Metall bereitet hat. Die Arbeit heisst
Reducieren. (Schneider 1962)

Rektifizieren, Rektifikation

Das Reinigen oder Konzentrieren einer Flüssigkeit auf dem Wege der Destillation.
(Gessmann 1899)
Konzentration einer Flüssigkeit durch Destillation. (Waltharius 1956)
Reinigen. Meist in dem Sinne gebraucht, dass durch wiederholte Destillation
überschüssiges Wasser entfernt werden soll. (Hornfisher 1998)

repetieren

Den Vorgang wiederholen. (Waltharius 1956)

Resurrectio

In der Alchemie der Übergang in einen höheren Daseinszustand. (Gessmann

reverberieren , Reverberatio

Mäßiger Feuerung aussetzen, Streichfeuer (Waltharius 1956)


Dem Streichfeuer oder der zurückschlagenden Flamme aussetzen. (Gregorius 1980)
Einen Stoff den offenen Flammen aussetzen. (Hornfisher 1998)

Rubifikation

Vollendung. (Waltharius 1956)

sättigen

Sättigen heisst eine Flüssigkeit so mit einem Körper schwängern, dass dieselbe nicht
imstande ist, mehr von diesem Körper aufzunehmen. (Gessmann 1899)

Separieren, Separation

Trennung, Absonderung. (Waltharius 1956)

Separation war ein höchst vielseitiger Begriff, der Operationen wie Filtration, Dekantation
oder Destillation einer Flüssigkeit von ihrem Residuum beschrieb. (Coudert 1992)

Trennung, trennen. In vielen speziellen Fällen wird mit dem Begriff eine Trennung der
philosophischen Elemente eines Stoffes, beispielsweise durch ein Circulatum benannt.
(Hornfisher 1998)

sigillieren

Versiegeln, luftdicht abschliessen. (Hornfisher 1998)


solvieren

Auflösen. (Hornfisher 1998)

sublimieren , Sublimatio, Sublimation


Conversion, Dissolution

Unter Sublimation verstand man in der Alchemie das Aufsteigen aus einem niedrigeren in
einen höheren Zustand. So heisst eine trockene Destillation, bei welcher ein fester Körper
in Dampfform aus der Retorte ausgetrieben und in der Vorlage wieder in fester Form
aufgefangen wird. (Gessmann 1899)
Trockene Destillation. Verdampfung fester Körper und Festigung im Rezipienten.
Ausziehung von Merkur und Sulphur. (Waltharius 1956)
Verflüchtigen einer festen Substanz durch Erhitzen, ohne dass sie dabei schmilzt, und
Wiederauffangen durch Abkühlung. Für diese Arbeit, die auch eine Stufe zur Gewinnung
des Lapis philosophorum war, diente meist ein Topf mit mehreren übereinander
gefügten Aufsätzen, die Aludel genannt wurden. (Schneider 1962)
Chemisch eine Verdampfung fester Substanz, die sich an kühleren Gefässteilen
kristallinisch kondensiert. Spagyrisch eine Multiplikation des aktiven Prinzips der
Substanz, eine Volatilisierung des Geistes im hermetisch lutierten Kolben, dann fällt das
Volatile auf die Substanz zurück, öffnet und löst sie. (Gregorius 1980)
Sublimation und Destillation wurden von den Alchemisten bis ins 19. Jahrh. hinein immer
wieder verwechselt. Wenn sie in ihren alchemistischen Gefässen Dämpfe aufsteigen,
kondensieren und wieder verdampfen sahen, glaubten sie, Zeugen einer wunderbaren
Umwandlung zu sein, worinn die "Seele" der Materie sich von ihrem "Körper" trennt, sich
auf einer höheren Ebene verfeinert und rein mit ihm wiedervereinigt.
Sublimation und Destillation wurden auf alchemistischen Illustrationen manchmal durch
den Uroboros - die Schlange, die sich in den Schwanz beisst - symbolisch dargestellt, um
die kreisförmige Bewegung des Vorgangs zu verdeutlichen. Meist jedoch hat man sie
durch himmelwärts fliegende Vögel oder den Flug der Seele aus dem Körper und ihre
Rückkehr in ihn symbolisiert. (Coudert 1992)
Einen Feststoff durch Erhitzen verdampfen und wieder fest werden lassen. (Hornfisher
1998)

tingieren
färben

Durch Aufwerfen der Tinktur bzw. des Lapis den im Verwandlungsvorgang befindlichen
Metallen gleichzeitig die Farbe geben. (Waltharius 1956)
Färben. Oft wird der Begriff in dem Sinne benutzt, dass der Stein der Weisen unedlen
Metallen die Farbe (und alle sonstigen Eigenschaften) des Goldes verleiht. (Hornfisher
1998)

Transmutation, transmutieren

Der Alchemist nennt die Umwandlung eines unedlen Metalles in Gold oder Silber unter
Einwirkung der Tinktur oder eines Partikulars. (Gessmann 1899)
Verwandlung der unedlen Metalle in Gold und Silber durch Aufwerfen des in Wachs
gekneteten Lapis bzw. der Tinktur. Der Verwandlungsvorgang an sich. Vgl. auch
Projektion und tingieren. (Waltharius 1956)
Umwandeln. Meist in dem Sinne gebraucht, dass vermittels des Grossen Steines ein
unedles Metall in Gold oder Silber verwandelt wird. (Hornfisher 1998)
Zirkulation, zirkulieren

So nannte man das Digerieren in einem besonderen Apparate, welcher derart


eingerichtet war, dass die verflüchtigte Substanz sich im Helme des Kolbens verdichten,
und wieder in den Kolben zurückfliessen musste. (Gessmann 1899)
Besondere Art des Digerierens, als Mischvorgang der Influenzen und flüssigen Stoffe in
der Retorte. (Waltharius 1956)
Digerieren in einem für Kreislauf der Kolbenflüssigkeit gebauten Kochgerät. (Gregorius
1980)
Einen Stoff in einem verschlossenen Gefäss immer wieder verdunsten und abkühlen
lassen. (Hornfisher 1998)

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