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Januar 2012
publiziert auf semestra.ch
Carlo Portmann
Januar 2012
publiziert auf semestra.ch
jungen Bevlkerung- der Median liegt bei 24 Jahren- arbeitslos. Gerade diese
Konstellation verhindere, so El-Gawhary, politische Reformen mit der
notwendigen Bedchtigkeit durchzufhren, denn die soziale Frage drnge zu
raschem Handeln. Auch die zuknftige Stellung der Frauen sei ungewiss und
einem laufenden Prozess unterworfen. Dass diese, berspitzt formuliert, vom
Tahrir-Platz in die Kche marschieren werden, erscheint aber undenkbar.
Karim El-Gawhary, Sohn einer Deutschen und eines gypters, besitzt ein
unglaubliches Talent Geschichten zu erzhlen. Wenn er von einem 16-jhrigen
Mdchen spricht, das sich zum ersten Mal dem Vater widersetzt, um auf dem
Tahrir-Platz demonstrieren zu knnen, oder von einer sich an Bedrftige
richtenden Koch-Show, die mittlerweile Kultstatus in gypten geniesst, dann ist
es still im Saal. Manchmal erschallt Gelchter, manchmal zeichnet sich
Betroffenheit ob der Gewalt im beliebten Ferienland auf den Gesichtern ab.
Gebannt verfolgen die Zuschauer seine Analysen und zahlreichen Anekdoten.
Doch diese Geschichten, mgen sie uns auch ein differenziertes Bild des Alltags
in gypten vermitteln, rauben gleichzeitig die Mglichkeit, andere Fragen zu
beantworten: Zerbricht der seit 1979 bestehende kalte Frieden zwischen Israel
und gypten an den neuen Machtverhltnissen? Bleibt Prsident Bashar alAsad in Syrien am Hebel oder entschliesst sich der UN-Sicherheitsrat zuletzt
doch fr eine Intervention la Libyen? Droht dem Land der Levante ein
Brgerkriegsszenario wie einst dem Irak nach Saddam Hussein? Wen wird der
Westen zuknftig untersttzen: Die Vertreter des Volkswilles oder die Hand
am lhahn? Die Beantwortung dieser Fragen bleibt so vorerst der Zukunft
berlassen.