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nachrichten g 3336 18.7.2002 18. jahrg./issn 0945-3946 1,30 ¤
Vorträgen einlädt, gehalten. In der Rede da blieben. Dass vormalige NSDAP-Ka- recht der Meinungsfreiheit, das auch
wurde antisemitische Hetze gegen „Fein- der zumindest bis 1947 weitgehend von Musikfreiheit beinhalte. Die Polizei be-
de .... an der US-amerikanischen Ostküs- gesellschaftlichen Machtstellungen aus- reitet sich ungeachtet der rechtlichen
te“ betrieben und „über die ungeheure geschlossen blieben, tut ihm wohl heute Auseinandersetzung auf einen Einsatz
Kraftentfaltung, zu der unser Volk in noch Leid. Gemeinderat bleibt Blind da- vor. Laut Pressebrichten werden Polizei-
zwei Weltkriegen fähig war“ philoso- für bis auf weiteres - selbstverständlich. beamte in die Schulen gehen, um die
phiert. Auch wurde eifrig über die „Um- Quelle: http://derstandard.at Schüler über die rechte Szene, Neonazis
erziehung“ geklagt, die „diesem Volk das und das richtige Verhalten bei Demon-
geistige und seelische Rückgrat“ breche Die beiden Meldungen sind dem strationenzu informieren.
und über die „Verächtlichmachung unse- Newsletter „Böses:Österreich“ der Antifaschisten rufen zu einer Demon-
rer Toten“ durch die „zutiefst schandba- Rosa Antifa Wien, http://www.raw.at stration in Soest auf.
re“ Wehrmachtsausstellung, wo sie doch entnommen ■ Antifas aus Soest ■
nur ihre „Pflicht“ erfüllt und „das deut-
sche Vaterland“ verteidigt hätten. Noch 10 Tage... Acht Parteien direkt
Quelle: http://www.doew.at ■
Soest. Trotz einiger anderslautender Ge- zugelassen
„Wir haben gewonnen!“ rüchte hält Worch an den Plänen fest, in Berlin. Der Bundeswahlausschuss hat
Soest am 20. Juli ein Nazi-Konzert statt- acht Parteien zur Bundestagswahl am 22.
... jubelte Wiens Gemeinderat Bodo finden zu lassen. Er teilte der Kreispoli- September zugelassen und 23 Vereini-
Blind (FPÖ) vor versammeltem Plenum, zeibehörde mit, dass er gerichtliche gungen als Parteien anerkannt. Letztere
als sich Deutschlands Team bei der Fuß- Wege beschreiten werde, sollte die Poli- müssen für ihre Wahlvorschläge Unter-
ball-WM ins Finale kämpfte. In der glei- zei bei ihrer Rechtsauffassung bleiben. stützungsunterschriften sammeln. Abga-
chen Sitzung gab er auch einmal mehr Die hatte dem Hamburger am Freitag betermin ist der 18. Juli. Das trifft dies-
seine Version der jüngeren österreichi- mitgeteilt, dass seine für den 20. Juli an- mal auch die „Republikaner“, die in kei-
schen Geschichte zum Besten: In Bezug gemeldete Veranstaltung keine politische nem Landesparlament mehr vertreten
auf die burschenschaftlichen „Gedenk- Demonstration sei, die unter die vom sind. Außer den im Bundestag vertrete-
veranstaltungen“ am 8.5. (siehe Grundgesetz garantierte Meinungsfrei- nen sechs Parteien brauchen nur die
böses:österreich 0502) hält er fest, dass heit falle. Da Worch Bands auftreten las- DVU (vertreten im Landtag Branden-
selbiges Datum im Jahr 1945 kein Freu- sen wollte, handele es sich um eine Mu- burg) und die Partei rechtsstaatliche Of-
dentag für Österreich sei, weil die alliier- sikveranstaltung, die von der Stadt ge- fensive (Schill-Partei, vertreten in der
ten Militärs nach dem Sieg über die nehmigt werden müsse. Worch beruft Hamburger Bürgerschaft) keine Unter-
Nazi-Herrschaft als Besatzungsmächte sich in seiner Antwort auf das Grund- schriften zu sammeln. u.b. ■
www.arbeiterfotografie.com
testieren. Gegen diese Provokation
machte nicht nur das antifaschistische
Bündnis „Köln stellt sich quer“ mobil,
sondern es bildete sich darüber hinaus
auch ein schwullesbisches Bündnis auf
Info:
Initiative der Kölner Gruppe „queerge-
stellt“. In diesem Bündnis arbeitete ne-
ben schwullesbischen Gruppen, auch
„Köln stellt sich quer“ und die PDSqueer
mit. Damit arbeiteten erstmals Gruppen
zusammen, die bisher nichts oder nur Auftritten keine Chance! ... Wir haben Jahr mehr politische Wagen im Zug als
sehr wenig miteinander zu tun hatten. heute bewiesen: Schwule, Lesben, Trans- in den Vorjahren. Unter anderem war ein
Mit dabei waren z.B. die schwulen Sozi- gender und deren FreundInnen können „Entstoiberungsteam“ ebenso vertreten,
aldemokraten, Yachad (homosexuelle Jü- nicht nur kräftig feiern, sondern wir kön- wie die Wähler/initiative „Stoiber verhü-
dinnen und Juden), Ermis (schwule Grie- nen uns auch kräftig wehren, wenn wir ten“. Öffentliche Kritik gab es vor und
chen), GayTüek und der Kölner Lesben- angegriffen werden – und das wird auch nach dem Wochenende an dem vor sich
und Schwulentag (KLUST). der bayerische Voralpenayatollah, der hin geifernden Kardinal Meissner, der
Nach dem peinlichen Debakel von sich zum Bundeskanzler wählen lassen mit unverblümten homophoben Ausfäl-
Manfred Rouhs am 29. Juni (siehe AN möchte, noch merken!“ len nicht nur den Neofaschisten von „Pro
14-02) und angesichts der massiven Mo- An der Parade selber beteiligten sich Köln“ den Rücken stärkte. Insbesondere
bilisierung gegen die geplante „Mahnwa- etwa 70.000 Aktive, 1,4 Milllionen Men- ein Auftrittsverbot für einen Kirchenju-
che“ zog „Pro Köln““ am Tag vorher die schen sahen zu. Neben der Darstellung gendchor auf dem CSD-Straßenfest löste
Anmeldung überraschend zurück. Ob- schwullesbischer Vielfalt, waren dieses heftige Kritik aus. Gajos ■
wohl dies ab Freitag Nachmittag auf den
Bühnen in der Kölner Innenstadt den
Straßenfest-BesucherInnen mitgeteilt
wurde, nahmen am Samstag dann doch
zahlreiche Menschen an der Gegende-
Neonazis wollen in den Stadtrat
monstration – die trotz der Absage Erwartungsgemäß hat die rechtsextremistische „Bürgerbewegung pro Köln“ angekün-
durchgeführt wurde – teil. An die 700 digt, 2004 zu den Stadtratswahlen in Köln anzutreten. Hinter „pro Köln“ steht
Menschen beteiligten sich an der De- hauptsächlich Manfred Rouhs. Der gebürtige Krefelder ist Herausgeber der einschlä-
monstration, knapp 500 an der Ab- gig bekannten Zeitschrift „Signal“ und war früher Landesvorsitzender der NPD-Jugend-
schlusskundgebung auf dem Offenbach- organisation JN, Kölner Stadtrat zunächst der „Republikaner“ und dann der ebenfalls
platz. Zu den Rednern auf der Ab- neofaschistischen „Deutschen Liga“. Seit geraumer Zeit versucht „pro Köln“ mit „bür-
schlusskundgebung gehörten Vertreter gernahen Themen“ Stimmungen für sich zu erzeugen und sich als „Anwalt der Norma-
des „Zentrums schwule Geschichte“, von len“ darzustellen. So wurden in den vergangenen Monaten Kundgebungen und
„queergestellt“, Eike Stedefeld vom wis- „Mahnwachen“ gegen den Straßenstrich in Köln-Longerich, gegen den „Verfassungs-
sentschaftlich-humanitären komitee schutz“ in Köln-Chorweiler und gegen „islamischen Fundamentalismus“ durchgeführt,
(whk) und der Kölner Bundestagskandi- die freilich stets von massiven Protesten von bis zu 2.000 Gegendemonstranten beglei-
dat Jörg Fischer von der PDS-queer. tet waren. Das für den 29. Juni in der Kölner Innenstadt geplante „Pressefest“ der
Übereinstimmend betonten die Redner, Rouhs-Zeitshcrift „Signal“ konnte erfolgreich verhindert werden und die Ersatzveran-
den großen Erfolg der Protestaktionen staltung auf einem Acker am Rande von Köln wurde so massiv gestört, das sie nach
gegen die neofaschistische Provokation. nur zwei Stunden abgebrochen werden musste. Eine für den 6. Juli geplante „Mahn-
In seiner Rede führte Jörg Fischer dann wache wider den Werteverfall“ gegen den gleichzeitig stattfindenden CSD in Köln
noch u.a. aus: „Sich zu wehren ist nicht (siehe Artikel) , musste angesichts einer breiten Mobilisierung durch antifaschistische
nur wichtig, es lohnt sich auch. Die Neo- und schwullesbische Gruppen abgesagt werden. Dennoch scheint sich Rouhs Hoffnun-
nazis, die heute eine Hetzkundgebung gen zu machen, die für den Einzug notwendigen etwa 1,2 Prozent der Stimmen errei-
gegen den CSD veranstalten wollten, ha- chen zu können. Zu letzt ist dieses Konzept – als scheinbar „überparteiliche Bürgerini-
ben den Schwanz eingekniffen und ihre tiative“ auf Stimmenfang zu gehen, in Nürnberg aufgegangen. Hier zog im März der
Kundgebung abgesagt. Sie haben das bayerische NPD-Landesvorsitzende Ralf Ollert als Spitzenkandidat einer „Bürgerinitiati-
nicht getan, weil sie plötzlich nicht mehr ve Ausländerstopp“ mit einem Stimmenanteil von 2,3 Prozent in den Stadtrat ein.
rassistisch und schwulenfeindlich sind – JöFi ■
sondern weil sie genau wissen: Hier in
Köln haben sie mit ihren öffentlichen
Buch erzählt die Geschichte der Stadt nachzulesen. „Wir können auch auf ganz kratie benötigt starke Hilfstruppen für die
Wroclaw. Die Autoren – wüste Antikom- anderen Ebenen unsere Aktivitäten ver- Umsetzung ihrer ganz neuen Ostpolitik,
munisten – beschreiben besonders aus- stärken“, fügt er drohend hinzu und die sich am Thema „Vertreibung“ orien-
führlich die deutsche Vergangenheit der schlägt vor, einen alten sozialdemokrati- tiert und eigentlich ziemlich alt ist. Daher
Stadt und die Umsiedlung der Deutschen. schen Plan wieder aufzugreifen. die seit einigen Jahren zu beobachtende
Der in Wroclaw lebhaft diskutierte Wäl- „Schon 1992, angesichts der Kriege Annäherung der SPD an die „Vertriebe-
zer leistet eine nicht zu verachtende Vor- im ehemaligen Jugoslawien, hat die nen“-Verbände. Schily-Reden auf deren
arbeit für die Errichtung des „Zentrums SPD-Bundestagsfraktion (...) angeregt, in Veranstaltungen sind ebensowenig Wahl-
gegen Vertreibungen“ in Wroclaw. internationalen Gremien auf eine ,Inter- kampf wie die finanzielle Unterstützung
Deutschland wird sich auch weiterhin nationale Konvention gegen Vertreibun- Niedersachsens für das nächste Schle-
nicht nur auf dieses einzelne Projekt ver- gen’ hinzuwirken. Diese Konvention sier-Treffen, sondern die Anbahnung ei-
lassen. „Ein solches Zentrum gegen Ver- sollte Vertreibungen von Minderheiten nes strategischen Bündnisses. Nicht um-
treibungen kann natürlich nur ein Bau- oder Bevölkerungsgruppen verurteilen sonst ist seit Ende Juni mit Albrecht
stein in unserem Bemühen sein, deutlich und sowohl die völkerrechtliche wie Schläger wieder ein Sozialdemokrat im
zu machen, dass wir Vertreibungen ab- strafrechtliche Ahndung möglich ma- BdV-Vorstand vertreten – zum ersten
lehnen“, ist in Meckels Rede vom 4. Juli chen.“ Last not least: Die Sozialdemo- Mal seit 30 Jahren. Jörg Kronauer ■