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nachrichten g 3336 16.1.2003 19. jahrg./issn 0945-3946 1,30 ¤
No War on Iraq!
NEIN zum Krieg
gegen den Irak!
Aufruf der Friedensbwegung zum
15. Februar 2003:
Europaweiter Aktionstag gegen
den Krieg am 15. Februar
Neonaziaufmarsch
mit „Thor“-Umfeld
am 13.2.03
Dresden. Am 10. Dezember
02 wurde den Betreibern des
www.arbeiterfotografie.com
Neonazi-Haus „Thor“ außeror-
dentlich gekündigt. Der Besit-
zer der Immobilie setzte eine
Auszugs-Frist zum 31. De-
zember 02. Lange war es ruhig
um die Dresdner Neonazis, die
Info:
Neonazi-Anwälte legten
Widerspruch ein und ein fröh-
liches Weihnachten und Syl-
vester zog vorbei. Wahrschein-
lich dauert der Rechtsstreit um Wuppertal dichtgemacht?!
die außerordentliche Kündi- Durch die Blockade von zwei Bahnsteigen am Oberbarmer Bahnhof in Wuppertal durch ca.
gung länger, als das „Thor“ 400 Leute verzögerte sich die für den 11.1.2003 angekündigte Demonstration der Neonazis, an
überhaupt gemietet ist. Bis der ca. 150 teilnahmen, um 1 1/2 Stunden. Sie konnten dann nur eine kurze Route durch Ge-
Ende April 03 läuft der Ver- werbegebiet gehen. Ca. 1200 Polizisten waren zum Schutz der Faschisten aufgeboten worden.
trag, der bis Ende Januar 03 or- Als Polizei und BGS versuchten, den Bahnhof zu räumen, kam es zu heftigen Auseinanderset-
dentlich gekündigt werden zungen. Demonstranten wurden verletzt und viele festgenommen, ca. 60 eingekesselt. ■
sollte. So heißt es erstmal: Sie
sind noch drin im „Thor“, ein
paar kleine Monate lang. die Auflage, nicht mehr als 50 Leute ins die Opfer des alliierten Bomben-Terrors“
Der Betrieb im „Thor“ ging also wei- „Thor“ zu lassen, einzuhalten. Aber so überschrieben ist. Der Formulierung „al-
ter wie zuvor, wie üblich mit mäßig vie- viele waren es ja gar nicht, die ins liierter Bombenholocaust“ wurde dies-
len aber überregionalen BesucherInnen. „Thor“ wollten. mal vermieden. Der geschichtsrevisio-
Am 21. Dezember 02 fand eine überre- Wie jedes Jahr steht nun der 13. Fe- nistische und Nazi-verherrlichende
gionale Neonazi-„Wintersonnenwend- bruar 03 an, die übliche Neonazi-Mobili- Charakter, die Opfer-Stilisierung ist
feier“ statt. Das „Thor“ diente mal wie- sierung läuft. Um 18.30 Uhr ist Treff der trotzdem offensichtlich. Das „Thor“, na-
der als Treff und das „Thor“-Umfeld be- Neonazis in der Innenstadt. Sven Hagen- mentlich Ronny Thomas, stellt eine Kon-
teiligte sich auch organisatorisch. dorf, Anti-Antifa-Kader und „Thor“- takt-Handy-Nr. zur Verfügung. Die An-
Am 31. Dezember 02 gab es eine Art Mieter zeichnet verantwortlich meldung besorgt die neonazistische Jun-
Sylvesterparty im „Thor“ mit nur etwa (V.i.S.d.P.) für den Aufruf, der ver- ge Landsmannschaft Ostpreußen (JLO),
30 Neonazis: Zelte waren aufgestellt, um gleichsweise harmlos mit „Gedenken an ein Rechts-Außen-Ableger der „Vertrie-
der Antragstellung an die Stiftung „Erin- kleinen und mittelständischen Firmen ist
nerung, Verantwortung und Zukunft“ sehr viel höher, als ich persönlich ange-
herausstellte, dass der Internationale nommen habe“, berichtet Dr. Jost Reben- Liebe Leserinnen,
liebe Leser,
ich freue mich, Ihnen zum Jahres-
Suchdienst in Bad Arolsen nur für ca. ein tisch, der Leiter des Projekts. Als Bei- wechsel die vierte Ausgabe von
„überleben...“ vorlegen zu können.
Auch dieses Heft stellt Ihnen
Drittel der Antragsteller Nachweisdoku- spiel dafür erzählte er die Geschichte ei- Menschen vor, die uns tief beein-
druckt haben. Der Auschwitz-Überle-
bende, der uns auf seiner Kaddisch-
mente besitzt. Umso bedeutender war die ner Bäckerei im Ruhrgebiet. Sie existiert reise in Köln besuchte. Der ehemali-
ge Justizminister in Nordrhein-West-
falen und Kuratoriumsmitglied der
Verankerung des Auskunftsrechts den bis heute als Familienbetrieb, hat jedoch Stiftung „Erinnerung, Verantwortung
und Zukunft“, Diether Posser, der mit
achtzig Jahren seinen ‚Unruhestand‘
ehemaligen Arbeitgebern gegenüber. über die Zwangsarbeit keine Nachweis- dazu nutzt, die Geschichten von in
der NS-Zeit verfolgten Künstlern zu
Salomon
Foto: Manfred Linke
ren die Firmenunterlagen noch nicht ge- können, schickten sie jedoch ein Foto,
dokumente für die ehemaligen NS- aus Florida im Bundesverband Informa- niederlegen. Die Mitarbeiterinnen und
Zwangsarbeiterinnen und Zwangsar- tion und Beratung für NS-Verfolgte in Mitarbeiter des Bundesverbandes be-
beiter aufzuspüren. Und ihnen damit Köln an. Die Telefonnummer hatte er schlossen die Kaddischreise von Herrn
sichtet und den NS-Zwangsarbeitern zu- auf dem ihre Vorfahren gemeinsam mit
den Weg zu der lange erhofften Ent- von seinem Sachbearbeiter beim Amt für Schick zu unterstützen. Es folgten einige
schädigung zu bahnen. Wiedergutmachung in Saarburg erhal- Telefonate, hauptsächlich mit der Ge-
Doch nach wie vor dauert das ten. Seit 1981 zahlt ihm diese Stelle eine denkstätte Dachau. Gemeinsam fand
sche Firmen hatten selbst bei gutem etwas reicht in der Regel als Nachweis.
uns vielleicht zur Zeit am meisten Schon seit vielen Jahren hatte er den tiven Nachricht sehr ergriffen und be-
Sorgen. Wir erleben täglich, wie Wunsch, erstmalig seit seiner Auswande- schloss spontan, auch dem Bundesver-
resigniert und enttäuscht viele Über- rung in die USA 1946, nach Europa zu- band in Köln einen Besuch abzustatten.
Willen nicht ausreichend Personal, um in Auch eine alte Dame aus dem
lebende der NS- rückzukehren. Es hatte ihm jedoch im- Am 11. September 2002 traf er in Am-
Zwangsarbeit sind. mer am Reisegeld gefehlt. Nun hatte er sterdam ein. Herr Schick war von der
Manche von ihnen von einem Freund den Flug von Florida langen Flugreise gesundheitlich sehr mit-
ihren Kellern nach den benötigten Unter- Bergischen Land war sehr hilfreich. Mit
haben den Glauben nach Amsterdam geschenkt bekommen, genommen.
an die Entschädi- und die Reise wurde zur Realität. 1924 als Sohn eines tschechischen
gung gänzlich verlo- Telefonisch erzählte er dem Berater Juden und einer nicht jüdischen Österrei-
lagen zu suchen. Nachdem der Plan, sie ihren 88 Jahren konnte sich die ehemali-
ren. des Bundesverbandes, Michael Teupen, cherin geboren, wurde er 1942 im Alter
Besonders für in kurzen Zügen sein Verfolgungsschick- von 18 Jahren
die Antragstellerin- sal. Von 114 Familienangehörigen haben aus der elter-
BUNDESVERBAND
– mit ihm – nur drei überlebt. Immer lichen Woh-
Anhand der aktuellen Ausein- und seine Sudetendeutsche Partei als Kol- Militärdienst. All das führte nicht dazu,
andersetzungen arbeiten die
Autoren die unterschiedlichen
laborateure mit Hitler-Deutschland. Und dass die tschechische Seite sich gegen-
Optionen der Geschichtspolitik während in Prag und anderen Städten der über diesen deutschen Vorschlägen be-
heraus und zeigen mögliche Tschechoslowakei deutsche Antifaschis- sonders offen zeigte.
Wege in die Zukunft auf. Die ten im Exil lebten und hofften, dem fa- Die Haltung Großbritanniens gegen-
jüngeren Debatten über die
deutsche Vergangenheit wer-
schistischen Terror entkommen zu sein, über der Exilregierung war anfangs we-
den dabei ebenso analysiert, arbeiteten die Sudetendeutschen Frei- nig kooperativ. Zwar wurden am 21. Juli
wie verschiedene theoretische korps an einer politischen Destabilisie- 1940 Beneš und sein Kabinett als „provi-
Aspekte aus dem politischen, rung, die letztlich die Voraussetzung für sorische tschechoslowakische Staatsein-
soziologischen, psychologisch-
en und historischen Bereich zur
die Konferenz der faschistischen Staaten richtung“ anerkannt, doch war man noch
Sprache kommen. Deutschland und Italien mit England und nicht so weit, von den Grundannahmen
Frankreich im September 1938 war, auf des Münchener Diktates, das heißt der
Michael Klundt/Samuel Salzborn/ der das „Münchener Diktat“, ein Vertrag Abtrennung von Territorien aus dem
Marc Schwietring/Gerd Wiegel: zu Lasten Dritter ohne Beteiligung des tschechoslowakischen Staatenbund, abzu-
Erinnern, verdrängen, vergessen.
Geschichtspolitische Wege ins 21. Jahrhundert Betroffenen, verabschiedet wurde. rücken.
180 S., ISBN 3-00-010741-X, 10 € Die militärische Umsetzung dieses Erst im Verlauf des Krieges, als deut-
Netzwerk für politische Freibriefes ab Anfang Oktober 1938, die lich wurde, dass ein Agreement mit dem
Bildung, Kultur und mail@nbkk.de damit verbundene Germanisierung, d.h. faschistischen Deutschland nicht zustan-
Kommunikation http://www.nbkk.de die Vertreibung tschechischer Staatsbür- de kommen würde, mehr noch, dieses
ger, der Raub jüdischen Eigentums im Deutschland auch Großbritannien militä-
Anfang Februar erscheint von Michael Sudetengebiet und die Verfolgung deut- risch bedrohte, veränderte sich die Hal-
Klundt, Samuel Salzborn, Marc scher Antifaschisten machten vor aller tung der britischen Regierung gegenüber
Schwietring und Gerd Wiegel das Welt deutlich, dass dieses Diktat kein Beneš und der Exilregierung.
Buch „Erinnern, verdrängen, vergessen. Beitrag zur Friedenslösung war, sondern Im Juli 1941 wurde die Exilregierung
Geschichtspolitische Wege ins 21. Jahr- ein Schritt zur Durchsetzung der weiteren durch die UdSSR und die USA offiziell
hundert.“ In dem Band werden sämtli- Expansionspolitik, was sich im März anerkannt. Mit dieser Anerkennung wur-
che geschichtspolitischen Kontroversen 1939 bereits in der militärischen Zer- de sie auch veranlasst, einen eigenen Bei-
jüngeren Datums analysiert und einge- schlagung der „Rest-Tschechei“, wie es trag zum Kampf der Anti-Hitler-Koali-
ordnet – unter anderem der neue deut- im Nazi-Jargon hieß, dokumentierte. tion zu leisten. Die Exil-Regierung for-
sche Opferdiskurs, der Streit um die Der gewählte Staatspräsident Edvard derte die tschechischen Staatsbürger, die
antisemitischen Invektiven Walsers und Beneš war am 5.10.1938 zurückgetreten ebenfalls im Exil waren, auf, sich den Ar-
Möllemanns und die Entwicklungen in und hatte die CSSR in Richtung Paris meen der Anti-Hitler-Koalition anzu-
der deutschen Gedenk(stät-ten)kultur. verlassen. Nachdem mit der Zerschla- schließen. So bildeten sich unter tsche-
gung des Staatsgebietes im März 1939 chischer Leitung verschiedene Armee-
Netzwerk für politische Bildung, und der Kapitulation der Regierung in Einheiten, die bei den sowjetischen
Kultur und Kommunikation: Gies- Prag de facto keine legitimierte Vertre- Streitkräften und den amerikanischen und
sen 2003, 180 Seiten, 10 Euro tung der unabhängigen CSSR mehr exis- britischen Truppen aktiv in Kämpfe ein-
tierte, setzte Beneš sich durch die griffen. Die Exilregierung unterstützte
ge nach, wie das deutsche Bil- Ausländerpolitik und Außen- PKK. Während die PKK von
dungswesen mit Schülern kur- politik wirken sich auf den bil- vielen Kurden in der Türkei,
discher Herkunft aus der Tür- dungspolitischen Umgang mit die eine politische Lobby hat-
kei verfährt. Kurden aus. Von der auslän- ten, als Hoffnungsträger gese-
Die Studie präsentiert u.a. derpolitischen Konzeption des hen werde, gilt sie türkischen
eine Untersuchung über den jeweiligen Bundeslandes Staatspropaganda schlicht
Ist-Zustand des muttersprach- hängt es ab, ob muttersprach- Synonym für Terrorismus. Im
lichen Unterrichts Kurdisch in licher Unterricht überhaupt als Dienste der deutsch-türkischen
Bremen, Hamburg, Nieder- staatliche Aufgabe angesehen Beziehungen schlug die deut-
sachsen und Nordrhein-West- wird, ob als „Muttersprachen“ sche Politik mit dem PKK-
falen. Dabei werden die insti- nur die offiziellen Staatsspra- Verbot eine ähnliche Linie ein.
tutionellen Rahmenbedingun- chen der Herkunftsstaaten Dadurch seien auch in
gen, methodisch-didaktische oder die tatsächlich gesproche- Deutschland integrierte Kur-
Aspekte, Resonanz bei kurdi- nen Familiensprachen der Mi- den in einen kaum lösbaren
schen Eltern und Schülern so- granten anerkannt werden. Die Loyalitätskonflikt zwischen
wie die Auswirkungen auf den Arbeit setzt sich kritisch mit der „kurdischen Partei“ PKK
Schulalltag analysiert. Das den Begriffen „Minderheit“ einerseits und dem Aufnahme-
Thema muttersprachlicher und „Mehrheit“ auseinander. land Deutschland andererseits
Kurdische Unterricht wird eingebettet in Es wird hinterfragt, wie ethni- gedrängt worden.
Migration und eine Auseinandersetzung mit sche Selbst- und Fremdzu- Die Autorin gewann ihre
deutsche (Bildungs-) Aspekten der Sprachpolitik im schreibungen entstanden und Erkenntnisse über kurdische
Allgemeinen und der kurdi- wer warum ein Interesse an Migrantinnen und Migranten
Politik schen Sprache als einer Nicht- deren Aufrechterhaltung bzw. durch langjährige praktische
Die Arbeit von Sabine Staatssprache im Besonderen. Abschaffung hat. Ist die For- Arbeit. Als Lehrerin arbeitet
Skubsch beschäftigt sich mit Durch historische und interna- derung nach „Erhalt der kurdi- sie in der beruflichen Bildung
der spezifischen Situation von tionale Vergleiche wird die schen Identität“ das legitime mit Migrantenjugendlichen.
kurdischen Migrantinnen und verordnete kulturelle Homoge- Bedürfnis eines „unterdrück- Als Aktivistin der Kurdistan-
Migranten aus der Türkei und nität von Nationalstaaten euro- ten Volkes“, oder hat jeder Be- solidarität beteiligte sie sich an
ihrer Position im Kontext päischer Prägung, die von der zug auf eine nationale kollek- Menschenrechts- und Gewerk-
deutscher (Bildungs-) Politik: Türkei in so rigider Weise tive Identität eine gefährliche schaftsdelegationen nach Kur-
Dabei werden einerseits übernommen wurde, in Frage Verwandtschaft zu völkischem distan und fördert Projekte für
Hintergrundinformationen gestellt und Perspektiven für Denken? Die Autorin hinter- kurdische Schüler und Lehrer
über die Situation von Kurdin- einen anderen Umgang mit fragt nicht nur – wie in sozial- in der Türkei. Sie studierte
nen und Kurden in der Türkei Mehrsprachigkeit aufgezeigt. wissenschaftlicher Literatur Ausländerpädagogik und pro-
und im Einwanderungsland Über den schulischen Kontext über Kurden üblich – den An- movierte im Bereich Erzie-
Deutschland präsentiert. Ande- hinaus zeigt die Autorin ein spruch auf einen „Erhalt der hungswissenschaften über
rerseits findet eine Ausein- ganzes Netz unterschiedlicher kurdischen Identität“, sondern „Kurdische Migration und
andersetzung mit der Situation Mechanismen von Ausgren- auch den vom türkischen und deutsche (Bildungs-) Politik“
kurdischer Kinder und Jugend- zung auf, mit denen kurdische vom deutschen Staat erhobe- an der Universität GHS Essen.
licher im deutschen Schulsys- Migranten in Deutschland nen Assimilierungsdruck –
tem statt, insbesondere unter konfrontiert sind: Aus poli- ganz gleich ob er deutsch- Sabine Skubsch: Kurdische
dem Stichwort „muttersprach- tisch-ideologischen Gründen oder türkischnationalistisch Migration und deutsche (Bil-
licher Unterricht“. verweigert die deutsche Politik begründet wird. Die Identifi- dungs-)Politik. Münster:
Kurden waren lange Zeit ei- die Anerkennung der Tatsache, zierung kurdischer Kinder mit UNRAST-Verlag, Beiträge
nem breiteren Publikum nur dass die Bundesrepublik ein der Kulturideologie des Her- zur Kurdologie, Univ. GHS
durch Karl May bekannt, bis Einwanderungsland ist, und kunftsstaates Türkei sei ein Essen, Diss., ISBN 89771-
sich in den 1990er Jahren die zollt der offiziellen Kulturide- signifikantes Beispiel dafür, 013-7. Preis: 15 Euro
in Deutschland lebenden Kur- ologie des Herkunftslandes wie wenig universalistisch und Bestelladresse: Berliner För-
den mit Demonstrationen und Türkei mehr Anerkennung als interkulturell das deutsche Bil- derung der Kurdologie,
militanten Proteste ins öffent- dem ethnischen Selbstver- dungswesen ist. Minderheiten 12051 Berlin.
liche Bewusstsein schoben. ständnis der Zugewanderten. seien in der deutschen Ge-
Was veranlasste Kurden, die Aus außenpolitischen Interes- schichte in der Regel immer Vergessener Völker-
jahrzehntelang unauffällig in sen nimmt die Bundesrepublik dann zur Kenntnis genommen
Deutschland lebten, zu so ve- Rücksicht auf die Forderungen worden, wenn befürchtet wur- mord
hementem Auftreten? Warum der offiziellen türkischen Poli- de, dass sie zu einem Problem Wenn heute um den EU-Bei-
fühlen sich Schüler und Schü- tik, die in allem, was mit dem werden könnten. In dieser Tra- tritt der Türkei verhandelt
lerinnen kurdischer Herkunft, Attribut „kurdisch“ in Verbin- dition stehe auch die Wahrneh- wird, erinnert sich kaum noch
die immer weniger mit der dung steht, einen Angriff auf mung kurdischer Migranten. jemand an den Völkermord
Heimat ihrer Eltern verbindet, ihre „nationale Einheit“ sieht. Entgegen der von den Medien der türkischen Armee vor 65
in Deutschland als Kurden Durch die deutsche Medienbe- verbreiteten Ansicht, die Kur- Jahren an den Kurden von
ausgegrenzt? richterstattung über Kurden denproblematik sei von der Dersim.
Die Erziehungswissen- und durch den Einfluss, den Türkei aus in die Bundesrepu- Bis zu 100.000 Menschen –
schaftlerin Sabine Skubsch türkische Institutionen wie die blik importiert worden, sei der Männer und Frauen, Alte und
gibt allgemeine Hintergrund- Konsulate beispielsweise auf Konfliktstoff „hausgemacht“ Kinder – wurden damals von
informationen über die Situa- den muttersprachlichen Unter- bzw. werde in Deutschland der Armee nieder geschlachtet,
tion von Kurdinnen und Kur- richt Türkisch haben, fühlen verschärft. Einen Grund sieht vergast, verbrannt. Ihre einzi-
den im Einwanderungsland sich Kurden auch in Deutsch- die Autorin in der stark diver- ge Schuld war es, als Kurden
Deutschland und geht der Fra- land ungerecht behandelt. gierenden Wahrnehmung der geboren zu sein.