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Uwe und Ilya Topper

Die Entstehung unserer Kalender


Viele Menschen fragten sich, wie denn unser heutiger Kalender zustande kommen konnte und warum die Monate ungleich
lang sind, oder warum ausgerechnet der letzte Tag im Februar den Schalttag trägt. Das sind unwichtige Endprodukte einer
langen Entwicklung, die die eigentlichen Vorgänge verschleiert. Was wirklich geschah, ist an den Daten immer noch ablesbar.
Daraus ergeben sich weitreichende Schlussfolgerungen.

1. Nordischer Kalender aufgang der Sonne) die geeignete Orien-


(unter Auswertung von O. S. Reuter) tierungslinie, an der sie alles festmachten.
Abend (und Morgen) waren die Grenzli-
Im Sommer sehen die Nordeuropäer nien, denn sie blieben ja weitgehend gleich
wenig vom Sternhimmel, nur einige ganz im gesamten Jahr.
helle Sterne sind für kurze Stunden sicht- Die räumliche Ordnung hatte kultische
bar. Entsprechend sind ihre Sternsagen Auswirkungen: Der germanische Gerichts-
arm und auf die Winterbilder bezogen. herr betrat den Saal von Norden und saß
Außerdem erschweren die großen Ab- an der nördlichen Langseite; er schaute
weichungen der Sonnenauf- und -unter- nach Süden, von wo der Kläger eintrat.
gänge im Jahreslauf eine Bestimmung der Die griechische Kirche (Basilika) hatte den
Tageszeit. Es ergeben sich nördlich des Altar an der Schmalseite nach Osten ausge-
Polarkreises sogar Schwierigkeiten, die richtet. Später hat die katholische Kirche in
Tage zu zählen. Gerade dort also wird die Mitteleuropa gewaltsam (so steht es in den
Erstellung eines genau gehenden Kalen- Chroniken) die Nordeingänge der Kult-
ders besonders wichtig gewesen sein. gebäude zumauern lassen, später auch die
Wie zählt man die Tage im Hochsom- Südeingänge, und durch Anbau einer Apsis
mer oder die im Mittwinter, fragte sich die Ostrichtung vorgeschrieben, die im
schon der Byzantiner Prokop („550 AD“) germanischen Norden astronomisch nur
[die Daten in Anführungsstrichen dienen als Winkelhalbierende zu ermitteln war.
nur der Orientierung im konventionellen Aus dem Querhaus wurde ein Langhaus,
Bereich, die auch Reuter benützt; hier S. schließlich mit Westeingang. Die Ände-
18] und ließ sich von Nordleuten berich- rung der kultischen Feier muss drastisch
ten, wie sie es machten: Der Durchgang gewesen sein. Einige alte romanische Kir-
des Tagesgestirns durch die Südlinie (Me- chen haben allerdings noch die Nord- und
ridian) gilt ihnen als das Mittelmaß des Südeingänge statt des Westportals.
24-Stunden-Tages, erfuhr er. Man hatte Der architektonische Wechsel gehört
dafür festgelegte Beobachtungsorte und zur Änderung der Liturgie, die auch im Ka- Irisches Hochkreuz als Ausdruck des Jahreskreises
Peilpunkte. Deswegen spielt die Nordrich- lender ihren Ausdruck fand. Aus dem zwei-
(Foto Uwe Topper)
tung eine wichtige Rolle: Dort wo die geteilten Jahreskreis der Nordleute wurde
Sonne im Sommer am tiefsten steht, ist man an den ältesten Felsgravuren in der
durch die Einführung der Ost-Westlinie ganzen Welt ablesen: ein Kreis, der durch
Mitternacht und Beginn des neuen Tages. der viergeteilte, das Jahreskreuz, auffällig
Das Jahr begann im Winter, wenn die Tage einen senkrechten Strich halbiert wird. An
verbildlicht im irischen Hochkreuz, das den Schnittpunkten liegen die Sonnenwen-
wieder länger wurden. noch einen Jahresring trägt (Abb.). Der
Auch Beda Venerabilis schreibt, dass den. Diese tragen sprechende Namen, die
Tag der Herbstgleiche wurde zum Festtag sich erstaunlicherweise überschneiden: Die
das Jahr für seine heidnischen Vorfahren der Kreuzaufrichtung und der Ost-Tag der
an Mittwinternacht begann, und dass Wintersonnenwende heißt Julfest; dasselbe
Sonne, Ostern, zur Kreuzigungsfeier. Da- Wort spiegelt sich im Monatsnamen Juli.
dieser Tag auf den 25.12. fiel (was später, her ist die Bestimmung der Frühlingsglei-
als man Beda auf „725“ datierte, als Feh- Umgekehrt ist der Wintermonat Januar
che für die Wahl des Ostertages der Kirche und der Name des dazugehörigen doppel-
ler erscheinen musste; Reuter S. 29). Die so wichtig geworden. Die ursprünglichen
heidnische Mitternachtsmesse an Weih- köpfigen Kalendergottes Janus im Sommer
Jahreseckpunkte dagegen, die Sonnenwen- wiederzufinden: an Johanni. Heute sind die
nachten ist im katholischen Kult erhalten den, also Johanni und Jul (Weihnachten),
geblieben, und ebenso die Mitternachts- beiden Daten – Julfest und Johanni – um
wurden auf den zweiten Rang verschoben. sieben Tage verschoben gegenüber dem ei-
messe mit Verteilung des neuen Feuers Eine spannende Frage lautet: War-
in der Osternacht, die keinen Bezug zur gentlichen Datum, dem Monatsersten. Der
um beginnt unser Kalenderjahr am 1. Monatsname gilt nämlich ursprünglich für
„Historie“ des Christus hat. Januar? Wenn unser Sonnenjahr auf den
Der Tag begann also an Mitternacht den 1. Tag des Monats. „Maifeiertag” ist
nordischen Kalender zurückgeht, was wir der 1. Mai; so benutzen auch heute noch
und das Jahr an Mittwinternacht, denn annehmen, dann müsste der Jahresanfang
dem Norden galt die Nordsüdrichtung die marokkanischen Berber den Monats-
(1. 1.) bei Einführung des Kalenders mit namen für den 1. Tag des Monats, und der
(Meridian) als der Festpunkt aller Raum- dem Solstitium (Wintersonnenwende)
und Zeitbegriffe. römische Gott Janus symbolisiert immer
zusammengefallen sein. den 1. Januar.
Anders am Mittelmeer. Der Grieche
Hipparch beklagte sich, dass bei ihm die In einer frühen Stufe, als die Sonnen-
Sonnenwenden so schwierig zu beobach- 2. Die beiden Jahreshälften wenden noch nicht um eine Woche aus
ten seien, weil die Sonne in den jeweils (nach Herman Wirth, siehe auch Zarnack) dem Lot gekommen waren, wurde also
vierzig Tagen nahe der Wendepunkte Ursprünglich wurde das Jahr – das Wort das Julfest am Janus gefeiert und am (1.)
kaum ihre Position verändere. Für die hängt mit (got.) Era (und Ära) = Umlauf zu- Juli das Johanni-Fest. Wahrscheinlich
Griechen war daher die Äquinoktie (Ost- sammen – in zwei Hälften geteilt. Das kann gehen beide Wörter auf eine gemeinsame
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Kalender
zember (als Julfest) und heutiges astrono-
misches Datum: 22. Dezember. Was hat
diese Staffelung verursacht? Verschiebt
sich das Solstitium?
Seit der Einführung des sehr genau
gehenden gregorianischen Kalenders ver-
schiebt sich das Solstitium nicht mehr, es
bleibt jetzt am 22. Dezember (außer durch
das Schaltjahr, wodurch es auf den 21. 12.
fällt). Im julianischen Kalender ist das Jahr
um elf Minuten länger als das tatsächliche
Sonnenjahr (tropisches Jahr), dadurch
verschiebt sich das Solstitium rückwärts.
Der Unterschied beträgt in vierhundert
Jahren drei Tage, genauer: in 128 Jahren
einen ganzen Tag.
Warum heißt der julianische Kalender
so? Der Name muss uralt sein (Julkalender)
und einfach „Sonnenkalender” bedeuten.
Später setzte dann Caesar (traditionell „45
v. Chr.“, vermutlich im 13. Jh.) diesen Jul-
kalender für die römische Verwaltung ein,
was als seine große Kulturtat angesehen
wurde, verbunden mit seinem Zunamen
Julius. Er veränderte ihn allerdings sehr
ungünstig (folgt unten).
Es wurde sogar ein Papst „Sankt Julius
I.” erfunden, der „ab 337” regiert habe
und „die orthodoxe Kirche dazu brachte,
das Weihnachtsfest vom 6. Januar auf den
25. 12. zu verlegen”. Der konstruierte
Zusammenhang zwischen dem Namen
Julius und dem Sonnwendfest ist hier
offensichtlich. Die Heilige Julia wird zwar
nicht in diesen Kalenderzusammenhang
Die Kalendersprünge der letzten 750 Jahre gebracht, ist aber als einzige katholische
Heilige, die als gekreuzigt dargestellt wird,
ein Gegenstück zu Jesus, dessen Geburt ja
Wurzel zurück, drücken aber meist zwei heute von Schweden über Deutschland auf das Julfest gelegt wurde. Es sind fast
verschiedene Ideen aus: Jan oder Johann bis Spanien entzündet werden: Durch das
ein dutzend Tage den verschiedensten
bedeutet Jahr (lat. Annus, arab. Sana), Jul weithin sichtbare Feuer konnte damals
ist das Wort für Sonne oder für den Son- von Dorf zu Dorf über einen ganzen „Sankt Juliussen” geweiht, unter anderem
nengott, im griechischen Helios, deutsch Kontinent hinweg das genaue Datum der der 1. Juli.
Holle, lateinisch Sol. Sonnenwende bekannt gegeben werden, Auch Julius Caesar wird direkt am Os-
Daher auch der Name Halljahr, auch wobei sich der Kalender „für alle Welt” tertag betrauert worden sein, die Ermor-
Jubeljahr, wohl verballhornt von Jul-Jahr, synchronisierte. Das isländische Althing dung des Weltherrschers an den Iden des
das alle fünfzig Jahre gefeiert wurde. Heut- fand am 24. 6. (Johanni) statt, zu seinen März (15. 3.) wurde wohl in der mit dem
zutage kennen wir es als das alttestament- Aufgaben gehörte die jährliche Aussage Mondkalender verquickten Tageszählung
liche Jahr des Schuldenerlasses; in der ka- über den Kalender und den nächsten als Frühlingsbeginn (Äquinoktie) zusam-
tholischen Kirche werden in diesem Jahr Schalttag. mengelegt. Wie der eigentliche Frühlings-
alle Sünden erlassen. Die Herkunft dieses beginn vom 25. 3. (seit Basel 1439 Jesu
Begriffes muss aber älter sein (schon weil 3. Drei Jahresanfänge Empfängnis bzw. Mariä Verkündigung) auf
ein wirklicher Schuldenerlass alle fünfzig Der Jahresanfang, 1. Januar, markierte den 15. 3. verrutschte, wird unten erklärt.
Jahre wirtschaftlich gar nicht vorstellbar also ursprünglich die Wintersonnenwen- Im julianischen Kalender wäre (wegen
ist). Wahrscheinlich handelte es sich um de. Meine frühere Annahme [1977, S. der oben beschriebenen Verschiebung) das
ein Hell-Jahr oder Helios-Jahr, an dem der 104], dass damit der Punkt des Perihel Solstitium im 15. Jahrhundert auf den 23.
Sonnenstand gemessen und das genaue (Sonnennähe) bezeichnet worden wäre, 12., im 14. Jahrhundert auf den 24. und
Datum des Julfestes überprüft wurde. Bei hat sich als falsch erwiesen, da das Perihel im 13. Jh. auf den 25. 12. gefallen, d.h. das
einem Jahr von 365¼ Tagen musste man sich verschiebt. Weihnachtsfest am 25. 12. stimmte mit der
natürlich nur alle hundert Jahre, (genau- Den ursprünglichen Frühlingsbeginn Wintersonnenwende überein (bei den Rö-
er: alle 128 Jahre) einen Tag korrigieren am 1. April (entsprechend zum Sonn- mern Sol invictus genannt, die unbesiegbare
(nämlich einen Schalttag ausfallen lassen), wendtag am 1. Januar) kann man heute Sonne). Das würde bedeuten, dass im 13.
aber man hätte schwerlich eine Beobach- noch ablesen am Beginn des Steuerjahres Jahrhundert dieses Datum letztmals weit-
tungsregel von Generation zu Generation in Deutschland, an der Lehrlingseinstel- hin bekannt gegeben und sich mindestens
weitergeben können, wenn man sie nur alle lung und den beliebten Aprilscherzen (in in Nordeuropa durchsetzte, danach aber
hundert Jahre einmal ausübte. Frankreich: poisson d’avril). nicht wieder verändert wurde. Der Unter-
Wahrscheinlich gehört dazu auch In unseren Kalendern gibt es zwei schied von diesem fixierten Sonnwendfest
der Brauch der Johannisfeuer, die noch Daten für Wintersonnenwende: 25. De- zum 1. Januar beträgt sieben Tage.

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Kalender
4. Der Präzessionssprung
In unserem (neuen) Geschichtsmodell
gibt es in geschichtlicher Zeit mehrere
kosmische Katastrophen, durch die (u.a.)
eine Verschiebung der Sonnwendda-
ten erfolgen konnte. Andere Maße der
Erdbewegung änderten sich dabei nicht
erheblich, die Schrägneigung von etwa
23° zur Bahnebene blieb erhalten, die
Umlaufgeschwindigkeit ebenfalls.
Die Erde dreht sich – immer von ober-
halb des Nordpols aus betrachtet – um
sich selbst links herum und auf der Bahn
um die Sonne ebenfalls links herum, aber
die Präzessionsbewegung läuft rückwärts,
rechts herum (daher der Name Präzession
= Rückwärtslauf). Bei einem kosmisch
ausgelösten Ruck springt die Achse in der
gleichen Richtung (rückwärts) um einen
bestimmten Betrag, so dass die Sonnen-
wende um eine entsprechende Anzahl
Tage eher stattfindet (siehe Modellbild des
Präzessionssprungs). Hedschra“ = „1074 AD“, vielleicht vor 6 ihren Anteil an diesen Spekulationen
Dieses Ereignis, das in der Erdgeschich- – 700 Jahren belegbar) errechneten Jahres- [Topper, ZF, S.126], und die strenge
te mehrmals vorgekommen sein dürfte, länge praktisch überein, womit eine länger Sabbatruhe der jüdischen Religion be-
entspricht der von den Anhängern der Ly- währende Stabilität akzeptabel erscheint. sonders. Saturn gilt als der Schuldige, ihm
ellschen Theorie als regelmäßig fortschrei- [Topper, EG S.71, Quelle Enz. Isl.] zuliebe darf man keine gefahrbringende
tende Konstante gedachten Präzession. Im Eine durchgehende Jahreszählung im Handlung ausführen, wie etwa Licht
Gegensatz dazu vollzieht sich in unserer Bereich des Julianischen Kalenders scheint anzünden, denn er könnte sich grausamst
Katastrophenvorstellung diese Bewegung (vor 1500) nicht stattgefunden zu haben, rächen. Der lateinische Gott Saturn wird
manchmal auch ruckartig und ist darum
zur Datierung früherer Zeitalter nicht ge- fast alle nachprüfbaren Datierungsweisen übrigens mit dem griechischen Kronos
eignet, wenn der Sprung nicht an kulturel- zeigten sich als nachträglich errechnete (auch Chronos) gleichgesetzt und direkt als
len Zeugnissen abgelesen werden kann. Zahlenwerte (hierzu auch Ideler, mit dem Sinnbild der Zeit verstanden. Der Samstag
Den Sprung wird man seinerzeit bald man bis etwa 1450 zurückgehen kann). (engl. Saturday) ist der letzte der sieben
festgestellt haben, einerseits an den ver- Daran ändern auch nichts die Berichte Tage, erst am Sonntag werden öffentliche
schobenen Solstitien, andererseits bei ge- von den Säkularfeiern der Römer (die kultische Feiern möglich; um Saturn nicht
nauer Sternbeobachtung am verschobenen alle 110 Jahre abgehalten wurden [siehe zu nennen, hat der Samstag im Deutschen
Tierkreiszeichen, und schließlich wird beim Altheim, Bd. 3, S. 131]) oder gar von auch den schamhaften Namen Sonnabend.
Ereignis selbst der Tag (oder die Nacht) um der Jahrtausendfeier der Ewigen Stadt Die Woche beginnt nicht etwa mit dem
einen merklichen Betrag länger gewesen („248 AD“) unter Kaiser Philippus Arabs Montag, sondern mit dem Sonntag, wie
sein, erhalten in berberisch-sufischer Über- [ebendort S. 134], denn sie haben allesamt man noch heute im Portugiesischen oder
lieferung wie auch im Rolandslied und in nur literarischen Charakter; ihre zeitliche Arabischen ablesen kann, wo der Montag
einem Zitat, das in den Josuabericht im Einordnung bleibt ungewiss. einfach „Zweiter” heißt, der Dienstag
Alten Testament eingefügt ist. Dagegen möchten wir die Jahrtau- „Dritter” usw. Auch der deutsche Mitt-
Die Schwankungen der Erdbewegung, sendwende des Joachim von Fiore („ERA woch steht nur dann mitten in der Woche,
die vermutlich nach den kosmischen Ka- 1000“ = „1260 AD“ [Topper, EG, S.144]) wenn diese mit dem Sonntag beginnt.
tastrophen eine Zeitlang auftraten, gaben als relativ datierbare Bezeugung eines Da das Ereignis kosmischer Natur
Anlass zu Beunruhigung und zwangen kosmischen Ereignisses ansehen und mit war, lag es nahe, den ersten Tag der Wo-
die Verantwortlichen, den Himmel genau dem vorletzten katastrophischen Umsturz, che dem Himmelskörper zu weihen, an
zu beobachten, weshalb ein ausgefeiltes einer Präzessionsverschiebung der Erde, dem sich der Sprung verdeutlicht hatte:
astronomisches Wissen entwickelt und ein gleichsetzen, wobei ein Abstand von 750 der Sonne. Der nächste Tag erinnerte
genauer Kalender aufgestellt wurde, wenn Jahren vor heute möglich sein kann (siehe dann – vielleicht vorsichtshalber – an den
man aus wirtschaftlichen Gründen auf Zeichnung: Kalendersprünge der letzten zweithellsten Körper, den Mond, und
den jahreszeitlichen Zusammenhang nicht 750 Jahre). die restlichen Tage wurden bestimmten
verzichten konnte (zum Mondkalender Mit dem Jahrtausendwahn ging alle- Gottheiten geweiht, die mit Planeten
siehe unten). Wenn wir dem julianischen zeit auch eine Siebener-Zählung einher, gleichgesetzt wurden, wie man es in den
Kalender rund siebenhundert Jahre min- wie im orientalischen Schöpfungsbericht romanischen Sprachen findet (Mars ge-
destens zugestehen, dann dürfte damit vorgegeben und in mystischen Schriften hört zum Dienstag (französisch Mardi),
auch klargestellt sein, dass sich trotz aller des Hochmittelalters weitergeführt [Top- Merkur zum Mittwoch (Mercredi), Ju-
Schwankungen (die zu Cusanus Zeit noch per, GA, S.138]: die Schöpfungswoche piter zum Donnerstag (Jeudi), Venus
beachtlich gewesen sein müssen) doch auf als Maßstab für den Bestand der Welt. zum Freitag (Vendredi) und Saturn zum
lange Sicht die etwa gleiche Jahreslänge Sieben Tage gleich sieben Jahrtausende „Sams“-tag, obwohl dieser Tag oft nur der
wie heute stabilisierte. Mit dieser Feststel- soll die Welt erhalten bleiben, glaubten „siebte” (Sabbat) genannt wird.
lung, die einer allgemein angenommenen die Monotheisten. Der Name „Woche“ gehört wohl zum
Voraussetzung gleichläuft, können wir Die Verbindung der Woche mit der Wort Wache, bezeichnet also einen be-
bis zur vermuteten Einführung des juli- Katastrophe ist uns Hinweis darauf, dass stimmten Zeitabschnitt wie Vigilia im
anischen Kalenders zurückrechnen. Die die Einführung dieses Zeitabschnittes Lateinischen. In romanischen Sprachen
Länge des julianischen Jahres stimmt mit als Maß mit einem kosmischen Ereignis nimmt das Wort (semaine, settimana,
der von Dschellali für Malik Schah („466 zusammenhängt. Die Scholastiker haben semana) einfach nur Bezug auf die Zahl

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Kalender
am 11. 3. stattfand (das entspräche einer
Wintersonnenwende am 12. 12.); er wollte
nun dieses Datum zurückholen auf den
„richtigen” Tag, den 21. 3., an dem es an-
geblich von den Kirchenvätern von Nizäa
gefeiert wurde.
Natürlich fragt man sich sofort, wieso
der 21. 3. ein „geeignetes” Datum sei oder
warum dieses von den Kirchenvätern ge-
wählt worden war. Offensichtlich kann es
sich dabei nur um eine Tatsache handeln,
deren Ursachen nicht erklärt werden soll-
ten. Wenn wir nicht von der herkömm-
lichen Anschauung ausgehen, die diese
Verschiebung von zehn Tagen durch den
Verlauf von 1260 Jahren erklärt, aber auch
keinen Grund dafür finden können, war-
um die Sonnenwende auf den 22. 12. oder
– 300 Jahre eher – auf den 25. 12. gelegt
wurde statt auf einen Monatsanfang, dann
muss es sich hier um einen weiteren Präzes-
sionssprung handeln. Dieser zweite Sprung
muss zehn Tage betragen haben, und diese
zehn Tage wurden von Gregor durch den
Kalendersprung rückgängig gemacht.
Dass damit das heidnische Sonnwendfest
Die Daten des Cusanus auf dem 25. 12. trotzdem nicht wieder auf
das Solstitium zu liegen kam, beruht auf
Sieben, ebenso im Arabischen. Im frühen tisch, die Woche als universelles Zeitmaß der Ungenauigkeit des julianischen Kalen-
Latein gibt es kein Wort für Woche, man zu benützen, das allen gemeinsam ist. ders, der in den verflossenen dreihundert
benutzt heute das griechische Konstrukt Eine Zeiteinteilung in sieben Tage ist Jahren um etwa drei Tage falsch gelaufen
Hebdomas. allerdings so merkwürdig, dass man sie war. Diese Tage wurden von Gregor nicht
In Island rechnete man [wir folgen mit herkömmlichen Ideen nicht erklären korrigiert. Den Kirchenleuten waren die
wieder Reuter] zu einer gewissen heid- kann. Am ehesten ist anzunehmen, dass augenblicklichen astronomischen Daten
nischen Zeit („ab 870“) das Jahr mit 52 ein einmaliges kosmisches Ereignis – eine gleichgültig, wichtig war ihnen, die Situa-
Wochen (364 Tage). Deswegen musste Verschiebung der Sonnenwende um sieben tion des Kalenders zur Zeit der angeblichen
man zusätzlich alle sieben Jahre eine Wo- Tage – bestimmte Völker (übrigens auch Kirchengründung wieder herzustellen.
che insgesamt einschalten. Diese Schaltre- die Tibeter) dazu brachte, aus heiliger Im fortlaufenden (heute noch weit
gel, die auf Beobachtung beruhte, wurde Scheu heraus diesem Zeitmaß eine Bedeut- verbreiteten) julianischen Kalender fällt
durch Thorstein Surt in Westisland „um samkeit zuzusprechen. die Mittwinternacht inzwischen auf den
955“ eingeführt, und zwar empfahl er Wenn die Woche das Ergebnis eines 9. Dezember, was mit unserer Rechnung
außerdem die genaue Beobachtung des kosmischen Sprungs ist, der den Kalender übereinstimmt: rund sechs Tage Verschie-
Sonnenlaufs, weil später auch mal in gegenüber den an den Solstitien geeichten bung durch den Schaltfehler und zehn
kürzerem Zeitraum zu schalten wäre. (Er Daten um sieben Tage verschob, bedeutet Tage durch den Sprung ergibt (9 plus 16)
wusste demnach die genaue Jahreslänge). das einen um sieben Grad verschobenen den 25. Dezember.
Dabei hatte ein Jahr 13 Monate, ein Sternhintergrund bzw. einen um eine Wo- Dieser zweite Sprung, der von zehn
Monat vier Wochen und ein Halbjahr 26 che eher eintretenden Sonnwendtag. Die Tagen, erfolgte vermutlich nur zweihun-
Wochen. Jeder Monat und jedes Halbjahr Wintersonnenwende lag dann nicht mehr dert Jahre vor Gregor, etwa um 1350,
begann also mit dem gleichen Wochentag. am 1. 1., sondern am 25. 12. was durch Christoph Marx als „letzter
Das müsste u. E. stets Sonntag gewesen Da wir vorhin rückberechnet hatten, großer Ruck“ bezeichnet worden ist. Die
sein. Reuter nimmt den Donnerstag an, dass im 13. Jahrhundert wohl letztmals für Verschiebung der Sonnenwende vom 1.
denn Thor war der Hochgott der Isländer, alle gemeinsam das Winterfest am 25. 12. Januar auf den 25. 12. war offensichtlich
wie in der Edda (Grimnismal u.a.) unmiss- abgehalten wurde, halten wir diesen Wo- schon früher geschehen und konnte nicht
verständlich ausgedrückt wird (Die Berber cheneinschnitt um „1260“ auch aus diesem mehr korrigiert werden; die Woche als
halten am Donnerstag noch heute fest). Grunde für wahrscheinlich. Grundmaß hatte sich bereits durchgesetzt
Dieses Wochenjahr scheint über ganz und das Wintersonnwendfest war auf den
Nordeuropa verbreitet gewesen zu sein, 5. Gregors Kalenderreform 25. 12. fixiert.
wie viele Sprüche und Rätsel bezeugen: Heute läge das Wintersolstitium na- Erste Entwürfe zu einer Kalenderre-
der Baum mit den dreizehn Ästen, der in türlich nicht mehr am 25. 12., sondern form sollen [laut Ideler] schon auf dem
jedem Ast vier Nester hat und in jedem fast sechs Tage eher, wenn der Kalender Konzil zu Kostnitz (Konstanz) gemacht
Nest sieben Junge. Noch Dürer nennt seit damals in derselben Form beibehal- worden sein, auf dem Basler Konzil sind
1508 die 13 Monate des Jahres in einem ten worden und kein weiterer Sprung sie schon konkreter geworden: Kardinal
Brief an Jakob Heller [Reuter S. 27]. passiert wäre. Das aber ist nicht der Fall: Nikolaus Cusanus schlug vor, dass einige
Da zahlreiche Kalender benützt wur- Papst Gregor ließ zehn Tage überspringen Tage (eine Woche oder mehr) ausgelassen
den – in islamischen Ländern sind noch – auf den 4. folgte der 15. Oktober 1582 werden sollten, um die frühere Situation
heute vier Kalender anerkannt (der Mond- –, um so die Jahreseckpunkte um diesen wieder zu bekommen. Obwohl sich dieser
kalender, der gregorianische, der juliani- Zeitraum zu verschieben. Er tat dies, den Vorschlag nicht durchsetzte und keine
sche Bauernkalender und der jüdische) Historikern zufolge, weil nach den dama- Korrektur vorgenommen wurde, legte man
– war es für Handel und Kult sehr prak- ligen Beobachtungen die Frühlingsgleiche im 15. Jahrhundert doch fest, an welchen
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Kalender
Kalender: Zeittafel
Jul-Kalender bis 13. Jh.
Allgemeiner Sonnenkalender von 365¼ Tagen
12 Monate zu 30 Tagen und 5 (bzw.6) Feiertage am Ende.
Wintersonnenwende am 1. Januar, Sommersonnenwende am 1. Juli
Es finden regelmäßig Korrekturen statt.

Julianischer Kalender
Caesar ordnet die Monatstage neu und legt den Jahresbeginn auf den 1. 3., was später wieder entfällt.
Der Schalttag am 29. 2. und die ungleiche Verteilung der Monatslängen mit 31. Dezember nach der
Augusteischen Änderung bleiben erhalten.
Vorletzte kosmische Katastrophe (,,1260”)

Das Solstitium verschiebt sich und findet 7 Tage eher statt


Die Woche wird eingeführt. 52–Wochenkalender in Nordeuropa. Saturnalien im Latium.
Man zählt die Tage unverändert weiter.
Letzte Fixierung des Sonnwendfestes für ganz Europa am 25. 12.

Letzte kosmische Katastrophe (,,1350”)

Das Solstitium verschiebt sich ruckartig und findet 10 Tage eher statt: am 14. 12.
Die Megalithkultur geht zugrunde. Das Wissen um die Jahreskorrektur geht verloren.
Der Kalender wird nicht beeinflusst. Das Sonnwendfest bleibt am 25. 12.
100 Jahre später liegt Solstitium am 13. 12
1430 Kusanus berechnet das Jahr

Kusanus legt die Eckdaten fest: 13. 12. Santa Luzia; 12. 3. ,,Sankt Gregor” (eigentlich Ostertag);
13. 6. Antonius; 14. 9. Kreuzerhöhung.

1582: Gregor XIII. reformiert das Jahr

Der Frühlingspunkt wird am 11. 3. beobachtet (entsprechend dem Solstitium am 12. 12.) und es
wird ein 10-Tage-Sprung duchgeführt, um den letzten Ruck rückgängig zu machen.
Solstitium liegt nun auf dem 22. 12., Frühlingsbeginn am 21. 3.
Dieser Gregorianische Kalender setzt sich in den nächsten Jahrhunderten durch.
Die Jahreseckpunkte verschieben sich nicht mehr.
Der Julianische Kalender bleibt in Gebrauch in der gesamten orthodoxen Kirche und in Nordafrika und
verschiebt sich weiterhin um ¾ Tage pro Jahrhundert, so dass heute Solstitium am 9. Dezember liegt.

Schema der Kalenderentstehung

Tagen die wichtigen astronomischen Da- Frühlingsgleiche. Ob Papst Gregor, der den astronomischen Daten noch einen
ten der Sonnenwende und Nachtgleichen die Kalenderreform endlich durchsetzte, Tag geringer war als zu Gregors Zeit. Diese
stattfanden: Der 13. Dezember – damals seinen Papstnamen daher bekam, wäre Heiligen wurden später einfach vom julia-
Wintersonnenwende – ist bis heute der Spekulation. Der heilige Georg (das ist nischen Kalender ihrem Datum gemäß in
heiligen Luzia geweiht, offensichtlich eine unbedingt derselbe wie Gregor) ist ein den gregorianischen übernommen, ohne
Lichtgöttin (Luz = Licht), und der gegen- Drachentöter wie Michael und damit direkt dass dabei die kosmische Situation berück-
überliegende Sommertag, der 13. Juni, katastrophistisch vereinnahmt. Und auch sichtigt worden wäre.
ist durch einen sehr wichtigen Heiligen der Herbstanfang am 14. 9. ist markiert: Reuter berichtet [S. 20 ff.] auch über
gekennzeichnet, den heiligen Antonius dieser Tag ist der Kreuzerhöhung geweiht. eine ganz konkrete Beobachtung des Jah-
mit den beiden Raben (wie Wodan) (siehe Die vier Eck-Tage liegen neun Tage vor den reslaufs auf Island: Oddi Helgason war ein
hierzu das Schema). heutigen Daten, müssen also etwa hundert Sternbeobachter, der auf einem Gehöft
Der Gregorstag am 12. März als bis hundertfünfzig Jahre vor Gregor XIII. auf einer Insel in Nordisland (66°10‘) im
Schulanfang mit seinen heidnisch-kar- eingeführt worden sein, als der Unterschied „Ausgang des 10. Jh.“ lebte, was leider nur
nevalistischen Bräuchen bezeichnet die zwischen dem julianischen Kalender und in einer kirchlichen (also lateinischen)

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Kalender
Überlieferung, des „12. Jahrhunderts“ 7. Der Mondkalender igkeit von anderthalb Tagen wurde durch
vorliegt (Die Verlegung ins „späte 10. Beobachtung ausgegrenzt, die Schaltung
Nach einer Katastrophe war der Son-
Jahrhundert“ musste sein, sonst wäre er beim Thing alljährlich verkündet. Auf die-
nenkalender dermaßen aus dem Lot ge-
kein Heide mehr gewesen, denn „im Jahr sen Rhythmus gingen auch die griechischen
kommen, dass er seine Funktion nicht
1000 nahm Island das Christentum an“). Kultspiele zurück, die später statt nach acht
mehr erfüllte. Bestimmte Völker in südli-
Dieser Text ist in drei Teilen erhalten, Jahren schon nach der halben Zeit, nach
chen Breiten, in denen der Sonnenstand
von denen Reuter leider nur den zweiten fünfzig Mondumläufen, abgehalten wur-
ohnehin nicht die gleiche Wichtigkeit
und dritten bespricht. Der erste Teil „setzt den (Olympiaden). Den Griechen ging es
hatte wie im Norden, einigten sich dar-
die neue kirchliche Zeitrechnung von 365¼ nämlich nicht um den Vollmond, sie hatten
auf, provisorisch den Mondumlauf zur
Tagen in Beziehung zum isländisch-nor- diese Regel nur übernommen. Im Norden
Grundlage des Kalenders zu machen. Das
wegischen Jahre und erläutert, wie sich die gab es keinen Mondkult, sondern es war
Datum war nun ganz leicht zu beobachten,
wirklichen, dem Norden geläufigen und reine Notwendigkeit [schreibt Reuter S.
hatte aber den Nachteil, dass es gegenüber
auch von Oddi richtig beobachteten wah- 34], den Vollmond vorherbestimmen zu
den Jahreszeiten jährlich um elfeinhalb
ren Jahrpunkte (Wenden und Gleichen) in können, weil man in den dunklen Mo-
Tage wanderte. Das musste man durch
dem neuen, julianischen Schaltkreis von naten für die Opfer zum Julfest und zum
einen Schaltmonat ausgleichen, der alle
vier Jahren verschieben. Die Erörterung ist Disenfest (im Januar) das Vollmondlicht
zwei oder drei Jahre eingefügt wurde, so
scharfsinnig und richtig gedacht. Die Frage ist brauchte, wie überhaupt die Aufstellung
wie es noch heute beim jüdischen Kalender
ohne fremdes Vorbild gestellt, weil sie nur im eines genau gehenden Kalenders im Nor-
der Fall ist.
Zusammenprall dieser beiden Zeitrechnungen den rein praktische Gründe hatte, und zwar
Auch der arabische Mondkalender war
entstehen konnte und Sinn hatte.“ weniger für den Ackerbau als vielmehr für
früher so angelegt, und dem Schaltmonat
Reuter hat es erfasst: Die Frage ist den Fischfang: die Schwärme halten genaue
kam eine bestimmte religiöse Bedeutung
nachträglich künstlich erörtert. Oddi Durchzugszeiten ein, und wenn man die
zu. Der Überlieferung gemäß wollte der
beobachtete die Jahrespunkte, die Kirche versäumt, verhungert man. Wegen der bei
Prophet Mohammed diese Riten ausschal-
bestimmte sie mathematisch. Mehr sagt bedecktem Himmel oft nicht sichtbaren
ten und ließ daher den ganzen Monat fal-
er leider nicht zu diesem Punkt, wichtig Gestirne benützte man einen an Ebbe und
len, worauf auch ein Koranvers hinweist:
wäre, die Quelle zu finden. Flut orientierten und ans Sonnenjahr ge-
„Zwölf Monate hat Gott angeordnet, und
Zu erklären wäre noch, warum der bundenen Mondkalender an der Küste.
vier davon sind heilig”, was bewusst den
angebliche „Julius“ Caesar den vorhan- Schaltmonat ausschließt. Dadurch fing
denen Kalender neu einrichtete, indem er das Kalenderjahr natürlich an, sich zu
die ideal gleich langen zwölf Monate von verschieben, und so kommt es, dass heute Literatur
dreißig Tagen ungleich machte. Caesars der Fastenmonat Ramadan durch alle Jah- Altheim, Franz (1943): Die Krise der Alten Welt (3
Benennung der Monate der zweiten Jah- reszeiten wandert, während er früher dem Bde., Berlin)
reshälfte (September = siebter, Oktober = September entsprach, wobei das Fasten Ideler, Ludwig (1826): Handbuch zur mathematischen
achter, November = neunter und Dezem- tagsüber wegen der großen Hitze und des und technischen Chronologie (2. Bde., Berlin)
ber = zehnter Monat) ist ja in praktisch Wassermangels ganz einfach eine Spar- Marx, Christoph (1993): »Datieren vor der Gregori-
allen europäischen Sprachen und auch maßnahme war, eine Art Sommerschlaf. anischen Kalenderreform« in: Vorzeit-Frühzeit-
im Berberischen erhalten geblieben. Den Gegenwart 3/93, S. 38 ff. (Gräfelfing)
Wie einige Monatsnamen anzeigen,
Reuter, Otto Sigfrid (1936): Germanische Him-
Neujahrstag verlegte er auf den 1. März, entsprach in diesem vorislamischen Modell melskunde (J. F. Lehmanns, München)
den Beginn des Ackerbaujahres, an dem der erste Monat, Muharram („der geheilig- Topper, Ilya Ullrich (1998): »Apuntes sobre la era
noch heute berberische Feste gefeiert te”), dem Januar, die beiden Monate Rabi’ árabe en el contexto mediterráneo« in: »Al-An-
werden. Bei dieser Regelung wurde der I und Rabi’ II („Frühling I” und „Frühling dalus – Maghreb« III, Homenaje a Braulio Justel
Schalttag an den Schluss des zu kurzen II”) dem März und April, und der letzte, Calabozo (Univ. Cádiz)
Februar angehängt, was ebenfalls bis heute Dhul Hijja („der der Pilgerfahrt”) dem Topper, Uwe (1977): Das Erbe der Giganten (Olten)
blieb. Das Hauptanliegen scheint die Ver- Dezember, woraus man ablesen kann, dass (1995): »Eine Polsprungmythe in berberisch-
teilung der fünf Saturnalientage gewesen die Julversammlung wohl früher auch in sufischer Überlieferung« in: Zeitensprünge 1/95
zu sein, die wegen ihrer unmoralischen südlichen Breiten abgehalten wurde. (Gräfelfing)
Festlichkeiten unterdrückt werden sollten. Wichtig ist der Mondkalender in unse- GA: (1998): Die Große Aktion (Tübingen)
Die ungleichen Monatslängen erhielten rem Zusammenhang nur für einen Punkt: EG: (1999): Erfundene Geschichte (München)
die Festlegung des kirchlichen Osterfestes, FG: (2001): Fälschungen der Geschichte (Mün-
sich ebenfalls. Sie entstanden aus der Ver-
chen)
teilung der Saturnalientage auf einzelne das nach der Kirchenbildung nicht mehr
ZF: (2003): ZeitFälschung. Es begann mit der
Monate in abwechselndem Rhythmus, am Tag der Frühlingsgleiche gefeiert wer- Renaissance (München)
der nach Augustus noch einmal geändert den sollte, sondern entsprechend dem Wirth, Herman (1927): Der Aufgang der Mensch-
wurde. jüdischen Passah nach dem Vollmond da- heit (Jena)
Kalendas heißt jeweils der erste Tag des nach (und zwar am darauf folgenden Sonn- (1931-1936): Die Heilige Urschrift der Mensch-
julianischen Monats, und dieses ist das ein- tag). Diese Regelung bildet den anderen heit (Jena)
zige lateinische Wort, das mit K geschrie- wichtigen Bestandteil der gregorianischen Zarnack, Wolfram (1997) Hel, Jus und Apoll /
ben wird, also ganz sicher ein Fremdwort. Reform. Sonnen-Jahr und Feuer-Welle: Wurzeln des
Es bedeutet eigentlich „Herumwandern, Die Epaktenrechnung der Kirche, die Christentums. Eine sprach- und symbolge-
sich im Kreise drehen“, weshalb die tanzen- den Osterzyklus bestimmt und damit eine schichtliche Skizze (Selbstverlag, Göttingen)
Abhängigkeit des Mondjahres vom Son- (2000): Die Geburt der Zeit in Europa (Vortrag
den Derwische Kalender genannt werden.
nenjahr schafft, verlief im Norden nach im Okt. 2000 in Waren) in: Ur-Europa-Jahr-
Auch Idus (= Monatsmitte) dürfte nicht buch 2001, S.3-30 (Westensee)
lateinischen Ursprungs sein, aber ob es mit einer einfacheren Regel, nämlich im Acht-
deutsch (w)ieder zusammenhängt oder mit jahreszyklus: Nach 99 Mondumläufen,
arabisch ‚Id (Fest), ist unsicher. Der Jah- in deren Zeitraum drei Jahre je dreizehn Dank für die treue Mithilfe gebührt Alexander
resanfang variierte in Italien beträchtlich, Vollmonde und die übrigen fünf Jahre nur Topper
wurde aber nach Gregor wieder auf den 1.
1. (Janustag) zurückverlegt.
zwölf Monde hatten, fiel der Vollmond
wieder auf den Jahresanfang. Die Ungenau- „
18 EFODON-SYNESIS Nr. 4/2004

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