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in der
Sozialen Arbeit
Grundlegende Einführung in Methoden
und Verfahren der qualitativen
Sozialforschung
v. 2.2
Forschungsmethoden in der Sozialen Arbeit
LV an der ASFH Dr. Thomas Pudelko
Inhaltsverzeichnis
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9.13 Gütekriterien........................................................................................... 47
9.14 Dokumentation der Ergebnisse ................................................................ 47
9.14.1 Bericht ................................................................................................... 47
9.14.2 Poster .................................................................................................... 49
9.14.3 Fachartikel ............................................................................................. 49
10. Die Grounded Theory .............................................................................. 50
10.1.1 Kodierung ............................................................................................... 52
10.1.2 Offenes oder induktives Kodieren ............................................................ 52
10.1.3 Axiales Kodieren ..................................................................................... 53
10.1.4 Selektives Kodieren ................................................................................ 53
10.1.5 Theoretical Sampling .............................................................................. 53
10.1.6 Rechnergestützte qualitative Forschungspraxis ........................................ 54
11. Ex-post-facto-Designs ............................................................................. 56
11.1.1 Was ist Ex-post-facto-Forschung ? .......................................................... 56
11.2 Warum Ex-post-facto-Forschung ? ........................................................... 56
11.2.1 Prospektive Ex-post-facto-Forschung: ...................................................... 58
11.2.2 Retrospektive Ex-post-facto-Forschung: ................................................... 58
11.2.3 Korrelative Untersuchungen .................................................................... 60
12. Gütekriterien in der rekonstruktiven Sozialforschung ................................ 62
12.1 Regelgeleitetheit ..................................................................................... 62
12.2 Gegenstandsnähe ................................................................................... 63
12.3 Objektivität ............................................................................................. 63
12.4 Verfahrensdokumentation........................................................................ 63
12.5 Argumentative Interpretationsabsicherung................................................ 63
12.6 Gegenstandsangemessenheit .................................................................. 64
12.7 Stimmigkeit............................................................................................. 64
12.8 Kommunikative Validierung ..................................................................... 64
12.9 Prozedurale Validierung .......................................................................... 65
12.10 Reliabilität .............................................................................................. 65
12.11 Prozedurale Reliabilität ........................................................................... 65
12.12 Triangulation .......................................................................................... 66
12.13 Transparenz ........................................................................................... 66
12.14 Adäquatheit ............................................................................................ 66
12.15 Intersubjektivität ..................................................................................... 66
12.16 Anschlussfähigkeit .................................................................................. 67
12.17 Repräsentanz ......................................................................................... 67
13. Literatur:................................................................................................. 68
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1. Einleitende Worte
Dieses Texte, entstanden aus Lehrveranstaltungen, sollen es den Studierenden ermöglichen, die Aus-
führungen im Seminar noch einmal nachvollziehen zu können. Sie sind also gedacht als Handreichung
und Unterstützung für diejenigen, welche die Lehrveranstaltung besuchten, um sie zu rekapitulieren
und die eigenen Aufzeichnungen zu ergänzen bzw. abgleichen zu können.
Sie ersetzt aber in keiner Weise das Lesen der im Anhang aufgeführten Fachliteratur, das eingehende
eigene Beschäftigen mit dem in der LV Erfahrenen durch Selbststudium und vor allem und erst recht
nicht die praktische Forschungsarbeit.
Sie soll durch die vielfältigen Literaturhinweise auch zum Vertiefen und Weiterlesen anregen.
Sie entspricht nicht unbedingt dem Inhalt jeder Lehrveranstaltung. Vielmehr ist es so, dass die Inhalte
der einzelnen Lehrveranstaltungen sich an der Struktur des Seminars und der dort vorgenommenen
inhaltlichen Schwerpunkte orientieren. Konkret heißt dies, dass sich z.B. die Reihenfolge der Inhalte
der Lehrveranstaltung nicht unbedingt mit der Reihenfolge der Themen im hier vorliegenden Reader
decken.
Auch werden die Inhalte dieser Textsammlung von Semester zu Semester „fortgeschrieben“. Das heißt,
dass Inhalte sich durchaus ändern bzw. ergänzt werden. Dies vor allem dann, wenn es sich heraus-
stellt, dass einzelne Passagen nicht den gewünschten Zweck erfüllen, d.h. Studierende dabei zu unter-
stützen, sich praktischer Forschungstätigkeit in der Sozialen Arbeit zu nähern. Somit steht diese Text-
sammlung auch weiterhin unter dem Vorbehalt der Vorläufigkeit.
Berlin, Wintersemester 2007/08
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1 Meier, K. (1998), S. 67
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- Grundlagenforschung
Die Grundlagenforschung ist erst in den letzten Jahren in der Sozialarbeitsforschung überhaupt
nennenswert thematisiert worden. Meist findet sie in der anwendungsbezogenen Forschung statt.
Erwähnenswert sind hier die Armuts- und zum Teil auch die Migrationsforschung.
- Sozialberichterstattung
Die Sozialberichterstattung ist eine der bekanntesten Sozialforschungen. Hierzu gehören der Ar-
mutsbericht, der Berufsbildungsbericht, die Kinder- und Jugendberichte von Bund und Ländern.
Hier werden ausgewiesene Fachleute der einzelnen zu untersuchenden Aspekte eingeladen sich
als Autorenkollegium einer Frage des Auftraggebers zu widmen und in Form eines Sammelbandes
zu berichten.
- Politikberatung
Auch wenn die Sozialberichterstattung als eine Form der Politikberatung gelten kann, so ist dar-
über hinaus die Anfertigung von Expertisen oder die Berichterstattung in Enquêtekommissionen
eine typische Politikberatung.
Organisationsentwicklung
In der Organisationsentwicklung wird bei der Umstrukturierung oder bei einschneidenden Organi-
sationsveränderungen (Fusionen, Verkäufen, Umwandlung in eine andere Rechtsform etc.) exter-
ne Unterstützung in Form von Organisationsberatung „eingekauft“. Diese soll die internen und ex-
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ternen Wirkungen auf die geplanten Veränderungen untersuchen, damit die Organisationsleitung
fundierte Grundlagen für ihre Entscheidungen hat.
- Verbandsforschung
Die Verbandsforschung hat aufgrund der ausgeprägten Struktur der Sozialverbände eine besonde-
re Bedeutung. In ihr ist sowohl die historische (rekonstruktive) Entwicklungsnachzeichnung der
Verbände und deren speziellen Profilierung beheimatet als auch die kritische Beleuchtung dieser
während der Zeit von 1933 – 45 in Deutschland. Darüber hinaus gehört zur Verbandsforschung
das Aufzeigen von Entwicklungsmöglichkeiten für die Sozialverbände.
- Technologieberatung/Technologiefolgeabschätzung
Die Technologieberatung ist eine sehr neue Aufgabe im Bereich der Sozialen Arbeit. Überhaupt
erst Thema ist sie hier durch die Sozialinformatik geworden. Bisher wurden diese Aufgaben von
universitären und außeruniversitären Forschungsinstituten übernommen. Erst durch die Etablie-
rung von Lehrstühlen der Sozialinformatik an Fachhochschulen der Sozialen Arbeit ist auch dieses
Thema im Kanon der Sozialarbeitsforschung präsent.
- Verwendungsforschung
- Wirkungsforschung
Auch die Wirkungsforschung ist immer häufiger aus der Notwendigkeit der Nachweisbarkeit von
sozialen Leistungen entstanden. Kaum ein Projekt oder eine Leistung werden finanziert, wenn der
Durchführungsträger nicht in der Erbringungs- oder Leistungsvereinbarung einen Wirksamkeits-
nachweis garantiert. Doch gerade bei sozialpädagogischen Leistungen ist es enorm schwer, Wir-
kungen der Arbeit kausal nachzuweisen. Hier sind aufwendiges Design und meist ein großer per-
soneller Aufwand nötig. Hiervor schrecken die meisten potenziellen Auftraggeber wegen der Kos-
ten zurück und beschränken sich auf die Durchführung von Eigenentwicklungen, die aber kaum
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- Ausbildungsforschung
Die Ausbildungsforschung ist primär in der allgemeinen Pädagogik angesiedelt. Durch die Über-
nahme von Aufgaben der Elementarpädagogik und der außerschulischen formalen Bildung durch
Sozialpädagoginnen und die Notwendigkeit, diese Tätigkeiten wissenschaftsbasiert zu realisieren,
wird auch in der Sozialpädagogik Ausbildungsforschung betrieben. Primär sei hier der Bereich Ju-
gendberufshilfe genannt, wo die Ausbildungsforschung zunehmend an Instituten mit eindeutig so-
zialpädagogischer Aufgabenstellung geleistet wird.
Ein weiteres Forschungsfeld der sozialpädagogischen Ausbildungsforschung liegt auf dem Gebiet
der Hochschuldidaktik der Sozialpädagogik. Gerade im Zuge der Umstellung von Diplom- auf Ba-
chelor-Abschlüsse sind die Hochschulen gezwungen ihr didaktisches Konzept der Kleingruppen-
seminare so umzustellen, dass auch Gruppengrößen von Lehrveranstaltungen ein praxisbezoge-
nes Lernen ermöglichen.
- Arbeitsfelderforschung
Die Arbeitsfelderforschung ist in ihrer Anlage an die Entwicklung der Profession der Sozialen Ar-
beit gekoppelt. Besonders gefordert ist sie, seitdem sich für die Soziale Arbeit durch die gesell-
schaftlichen Umstrukturierungen zum einen in der Mittelbegrenzung und zum anderen in der Ver-
schärfung von Lebensrisiken neue Herausforderungen stellen. Die Arbeitsfeldforschung ist hier
gefragt die neuen Lagerungen und Lagerungen sozialer Herausforderungen zu ordnen und Hand-
lungsstrategien zu entwickeln. So kann als aktuelle Aufgabe die Forschung über den sozialpäda-
gogisch angemessenen Umgang mit rechtsorientierten Jugendlichen (Stichwort: Angemessenheit
des akzeptierenden Ansatzes von Galuske) genannt werden.
- Zielgruppenforschung
Die Forschung findet an Hochschulen, An-Instituten, Privatinstituten, und Instituten in Vereins- und
anderen Rechtsformen statt.
3. Evaluationsforschung
- Als Praxisforschung muss Evaluationsforschung folgende Funktionen erfüllen:
> Kontinuierliche Qualitätskontrolle der Arbeit anhand aller erarbeiteten Kriterien
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> Bereitstellung einfacher Verfahren zur (Selbst)Kontrolle der alltäglichen Praxis im Sinne einer
Tätigkeitsevaluation
> Rückmeldung über die Auswirkungen der sozialpädagogischen Interventionen von allen
Beteiligten
> Schaffung von Anknüpfungspunkten zur Entwicklung neuer Formen der praktischen Arbeit
> Aufdeckung der Hintergründe von Misserfolgen der praktischen Arbeit
> Außendarstellung und Legitimation der Arbeit gegenüber den (potenziellen und tatsächlichen)
Klienten sowie der Öffentlichkeit, Administration und Politik.
Wird bei einer Einheit der Sozialen Arbeit eine derartige Praxisforschung institutionalisiert, wie es
in einigen amerikanischen Community Mental Health Center2 üblich ist, so ist dies eine gute Mög-
lichkeit, diese Institution zu einer lernfähigen Organisation zu machen.
Evaluationen vollziehen sich auf verschiedenen Ebenen in ganz unterschiedlichen Größenordnungen,
von einzelnen Maßnahmen und Projekten, Modellen oder Teilen von Programmen und Handlungsver-
läufen bis zu landes- und bundesweit gestreuten Modellvorhaben, von Auswirkungen neuerer politi-
scher oder rechtlicher Regulierungen (Programme und Gesetze) bis hin zu umfangreichen Teilpolitiken.
Es gibt demzufolge
• Maßnahmeevaluationen
• Projektevaluationen
• Programmevaluationen
• Modellevaluationen
und
• Sogar Evaluationen von Evaluationen (sic!)
Evaluation bedeutet konkret ein bestimmtes Projekt oder Programm zu hinterfragen, mit welchem Auf-
wand die anvisierten Ziele erreicht, bzw. nicht erreicht wurden und dann warum sie nicht erreicht wur-
den, und welche Wirkungen das Vorhaben auf die Zielgruppe oder Praxis hat.
In Evaluationen kann das gesamte Instrumentarium der empirischen Sozialforschung zum Zuge kom-
men. Dies gilt für rekonstruktive ebenso wie für thesenüberprüfende-standardisierte Verfahren.
In der summativen Evaluation geht es vordringlich um eine zusammenfassende Bewertung nach Ab-
schluss eines Projektes oder Programms. Dieser Ansatz verliert zunehmend an Bedeutung zugunsten
eines prozess- und handlungsorientierten Ansatzes, da die zeitnahe Rückkopplung von Zwischener-
gebnissen an die Praxis immer größere Bedeutung gewinnt.
In der formativen bzw. prozessorientierten Evaluation wird nicht gewartet, bis ein Projekt oder Vor-
haben abgeschlossen ist. Vielmehr werden zu bestimmten Zeitpunkten Zwischenauswertungen vorge-
nommen, deren Ergebnisse zur Optimierung des Prozesses an die Praxis zurückgegeben werden (Del-
phi-Verfahren). Man kann hier bereits von einer wissenschaftlich gestützten Beratung sprechen.
Das Erkenntnisinteresse von Evaluationen konzentriert sich inzwischen auf folgende Kernaspekte:
• Zielorientierter Mitteleinsatz
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Dieser Aspekt verweist auf die Ökonomisierung der Sozialen Arbeit. Durch die Evaluation soll Ge-
wissheit darüber erlangt werden, ob der Mitteleinsatz für die Maßnahmen und Programme auch
entsprechend wirksam erfolgt.
• Optimierung der Zielerreichung
Damit ist gemeint, dass die Evaluation aufzeigen soll, wie und womit in laufenden Prozessen Stei-
gerungen der Wirksamkeit erreicht werden können.
• „Best Practice“
Hier wird untersucht, welcher Ansatz für eine Zielsetzung besonders gute Ergebnisse bzw. Wirkun-
gen unterschiedlicher Anbieter hervorbringt. Auch dies ist ein Ansatz aus der gewerblichen Wirt-
schaft zur Optimierung der Positionierung in der Wettbewerbsgestaltung.
• Transferfähigkeit
Auftraggeber sind vermehrt daran interessiert, Wissen über wirksame Verfahren, Methoden und
Techniken nicht nur in Vorhaben zu erlangen, sondern dieses übertragbar auf andere Einrichtun-
gen, Programme oder Institutionen zu machen. Es geht somit um die Identifizierung von Rahmen-
bedingungen, die für die Umsetzbarkeit und den Erfolg eines Vorhabens an anderen Orten bedeut-
sam sind.
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nem Anstieg der Anforderungen an Anbieter sozialer Dienste. Befördert wurde diese Diskussion durch
den Kosten- und Konkurrenzdruck für die Anbieter in diesem Bereich. Trotzdem kann gesagt werden,
dass dieser Prozess zu einer „zweiten Welle der Professionalisierung“ 3 in der Sozialen Arbeit geführt
hat.
3 Czock, H. (2004): S. 12
4 Vgl. König, J. (2006): S. 15
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3.2.1.2 Prozess-Evaluation
Zu untersuchende Merkmale können hier z.B. sein
• Zielvereinbarung mit Betroffenen
• Methodisch fundierte Arbeitsabläufe
• (Wenig) Mitarbeiterinnenkonflikte
• Aufgabegerechte Entscheidungsbefugnisse
• Zufriedenheit der Mitarbeiterinnen
• Funktionsfähige Teamarbeit
• Qualitätsstandards für prozessorientierte Arbeitsabläufe
3.2.1.3 Struktur-Evaluation
Zu untersuchende Merkmale können hier z.B. sein
• Inhaltlich begründete Arbeitsteilung
• Regelung der Arbeitsabläufe
• Regelung der Leitungsverantwortung
• Qualitätsmanagement
• Leitbild
• Organisations- und Personalentwicklung
3.2.2 Selbstevaluation
Die Selbstevaluation wird definiert als die Beschreibung und Bewertung von genau definierten Aus-
schnitten des eigenen beruflichen Alltagshandelns und seiner Auswirkungen nach festzulegenden Kri-
terien. Selbstevaluation ist ein weitgehend entwickeltes Instrument, das als Verfahren zur Qualitäts-
entwicklung, insbesondere im Hinblick auf die systematische und kriteriengeleitete Bewertung und
Optimierung des eigenen beruflichen Handelns der sozialpädagogischen Fachkräfte eingesetzt wird.
Vorrangiges Ziel von Selbstevaluation ist es, die Ergebnisse für die Praxis, aus der heraus sie entstan-
den ist, möglichst nutzbringend anzuwenden und fruchtbar zu machen. Bei der Selbstevaluation haben
Wissenschaftlerinnen als beratende und begleitende Expertinnen die Funktion, den Praktikerinnen vor
allem bei der Methodologie zur Seite zu stehen. Allein das begleitende Dokumentieren von Prozessen
kann die Differenziertheit und Komplexität von sozialpädagogischen Prozessen entlang der Zeitachse
abbilden. Eine rein querschnittsorientierte Output-Kontrolle oder eine Orientierung an Kennziffern greift
deshalb in den meisten Fällen zu kurz.
3.2.3 Fremdevaluation
Jede Evaluation sollte vier grundlegende Eigenschaften aufweisen:
• Nützlichkeit
• Durchführbarkeit
• Fairness
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• Genauigkeit
Als professionell durchgeführtes Verfahren sollte eine Evaluation auf eine nachvollziehbare Bewertung
ihres jeweiligen Gegenstandes zielen. Jede Evaluation hat datengestützt zu erfolgen. Sie arbeitet stets
mit einer Bandbreite empirisch-wissenschaftlicher Methoden. Dabei kommen sowohl rekonstruktive als
auch thesenüberprüfende Methoden zur Anwendung.
Eine entsprechend angelegte Evaluation weist mindestens folgende Elemente auf:
• Auftraggeber
• Finanzierung
• NutzerInnen, AdressatInnen, Beteiligte/Betroffene
• Evaluationsteam
• Evaluationszweck
• Evaluationsgegenstand
• Ort der Evaluation
• Werte, die der Evaluation zu Grunde liegen
• Evaluationsfragestellung
• Evaluationsplan oder -pläne
• Untersuchungsmethode(n)
• Bewertungsmittel
• Schriftliche Ergebnisse
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¾ Auswahl und Umfang der erfassten Informationen sollen die Behandlung der zu untersuchenden
Fragestellungen zum Evaluationsgegenstand ermöglichen und gleichzeitig den Informationsbedarf
des Auftraggebers und anderer Adressaten berücksichtigen. Der Evaluationsgegenstand soll klar
und genau beschrieben und dokumentiert werden, so dass er eindeutig identifiziert und so genau
wie möglich zugänglich gemacht werden kann.
¾ Die Perspektiven und Annahmen der Beteiligten und Betroffenen, auf denen die Evaluation und die
Interpretation der Ergebnisse beruhen, sollen so beschrieben werden, dass die Grundlagen der Be-
wertungen klar ersichtlich sind. Die Evaluation soll unterschiedliche Sichtweisen von Beteiligten und
Betroffenen auf Gegenstand und Ergebnisse der Evaluation in Rechnung stellen. Berichte sollen
ebenso wie der gesamte Evaluationsprozess die unparteiische Position des Evaluationsteams er-
kennen lassen. Bewertungen sollen fair und möglichst frei von persönlichen Gefühlen getroffen
werden.
¾ Evaluationsvorhaben sollen so rechtzeitig begonnen und abgeschlossen werden, dass ihre Ergeb-
nisse in anstehende Entscheidungsprozesse bzw. Verbesserungsprozesse einfließen können. Wich-
tige Zwischenergebnisse und Schlussberichte sind den vorgesehenen Nutzerinnen so zur Kenntnis
zu geben, so dass sie rechtzeitig verwenden können.
¾ Planung, Durchführung und Berichterstattung einer Evaluation sollen die Beteiligten und Betroffe-
nen dazu ermuntern, die Evaluation aufmerksam zur Kenntnis zu nehmen und ihre Ergebnisse zu
nutzen. Dabei ist es oftmals so, dass unterschiedliche Adressaten auch unterschiedliche Nutzener-
wartungen haben, die sich widersprechen oder gegenseitig ausschließen können.
¾ Evaluationsverfahren, einschließlich der Verfahren zur Beschaffung notwendiger Informationen,
sollen so gewählt werden, dass Belastungen des Evaluationsgegenstandes bzw. der Beteiligten und
Betroffenen in einem angemessenen Verhältnis zum erwarteten Nutzen der Evaluation stehen.
¾ Evaluationen sollten so geplant und durchgeführt werden, dass eine möglichst hohe Akzeptanz der
verschiedenen Beteiligten und Betroffenen in Bezug auf Vorgehen und Ergebnisse der Evaluation
erreicht werden kann. Dabei ist darauf zu achten, dass Sicherheit, Würde und Rechte der in die E-
valuation einbezogenen Personen geschützt sind. Wo eine Evaluation auch Schwächen offenlegt,
kann es zu massiven Beeinträchtigungen des Interessenschutzes kommen. In diesen Fällen sind die
Interessen sorgfältig abzuwägen. Besonders gilt dies, wenn Verstöße gegen Recht und Gesetz of-
fensichtlich werden.
¾ Der Aufwand für Evaluation soll in einem angemessenen Verhältnis zum Nutzen der Evaluation
stehen. Bei der Entscheidung über die Durchführung einer Evaluation sollen Kosten und Nutzen ab-
geschätzt werden. In der Planung einer Evaluation soll nachvollziehbar dargestellt werden, welcher
Aufwand voraussichtlich entsteht und welcher Nutzen erwartet wird.
¾ Evaluationen sollen die Stärken und die Schwächen des Evaluationsgegenstandes möglichst
vollständig und fair überprüfen und darstellen, so dass die Stärken weiter ausgebaut und die
Schwachpunkte behandelt werden können und die Rechte der in eine Evaluation einbezogenen
Personen geschützt sind. Dabei ist es selbstverständlich, dass die Schwächen eines Evaluations-
gegenstandes umfassend überprüft und dargestellt werden sollen. Nur so können sie behoben wer-
den. Auch soll die Überprüfung und Darstellung der Stärken und Schwächen so vollständig wie
möglich sein, damit alle wichtigen Aspekte zum Vorschein kommen. Letztendlich ist es aber auch
Aufgabe der Evaluatoren, eine vollständige und faire Evaluation sicherzustellen.
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¾ Die Evaluationsergebnisse sollen allen Beteiligten und Betroffenen so weit wie möglich zugänglich
gemacht werden. Grundsätzlich sollen alle Personen, die an einer Evaluation beteiligt oder von die-
ser betroffen sind, Zugang zu den Ergebnissen und zu dem Evaluationsbericht haben. Beschrän-
kungen bei der Offenlegung sollen vermieden und müssen begründet werden. 5
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4.2 Implementationsforschung
Eine besondere Form der Evaluation ist die Implementationsforschung. Arbeiten, die sich mit der Erfor-
schung der Diskrepanz zwischen planerischen Konzeptionen und deren Verwirklichung beschäftigen,
werden in der Forschung als "Implementationsforschung" bezeichnet. Diese ist meist als Begleitunter-
suchung angelegt. Soll beispielsweise in einer Einrichtung der Jugendhilfe eine Nutzerbefragung
durchgeführt werden, so besteht die Möglichkeit, auf bewährte Erhebungsinstrumente anderer Einrich-
tungen zurückzugreifen (was aber meist aufgrund der Unterschiedlichkeit der Einrichtungen und der
verschiedenen Erkenntnisinteressen nicht ohne Anpassungsarbeiten oder Abstrichen an den eigenen
Fragestellungen möglich ist), oder es werden eigene entwickelt. Oft verfallen die damit beauftragten
Fachkräfte auf den Gedanken: „Machen wird doch einen Fragebogen“, ohne dabei die dabei zu berück-
sichtigenden fachlichen Regeln zu kennen. Dementsprechend sind oft die Ergebnisse wenig aussage-
kräftig oder völlig unbrauchbar – oft wird dies gar nicht bemerkt.
6 GERTZ, 1998, S. 13
7 LANDFRIED, 1991 nach BOSE, 1994, S. 24
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In der Sozialarbeitswissenschaft wird häufig der Anspruch erhoben, dass Ergebnisse der Forschung für
die Praxis der Sozialen Arbeit relevant sein sollen. Um diesen Anspruch zu erfüllen, müsste die For-
schung aber mehr Aufmerksamkeit darauf richten, wie sich pädagogische Innovationen in der Praxis
verbreiten lassen, wobei zwei Implementationsstrategien unterschieden werden: Top-down-Strategien
und symbiotische Strategien. Diese Strategien werden anhand folgender Leitfragen analysiert:
• Wie werden Ziele und Inhalte der Innovation festgelegt?
• Was sind Kriterien für den Erfolg einer Implementation und wie wird der Implementationserfolg
evaluiert?
• Welche Erkenntnisse über fördernde und hemmende Einflussfaktoren auf die Implementation kön-
nen aus den Strategien abgeleitet werden?
• Abschließend wird jeweils diskutiert, welche Folgerungen sich aus den Strategien für die weitere
Forschung ergeben.
4.2.3.1 Beispiel 1
Die Implementationsforschung soll klären, ob sich z.B. ein Programm der Frühförderung wie geplant
umsetzen lässt, ob die angestrebte Zielgruppe erreicht wird und welche Veränderungen des ursprüngli-
chen Konzepts erforderlich sind, damit die Projektziele verwirklicht werden können. Die Evaluationsfor-
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schung beantwortet die Frage, ob und in welchem Ausmaß das Projekt bei den Kindern und ihren El-
tern die gewünschten Ergebnisse und Erfolge erzielt und durch welche Faktoren sich die festgestellten
Wirkungen erklären lassen. Die Kosten-Nutzen-Analyse ermittelt die ökonomischen Auswirkungen des
Modellversuches durch eine vergleichende Datenauswertung zu den finanziellen Lasten, die im Rah-
men der Frühförderung entstehen, und den Kosten, die für beide Gruppen von Kindern und Eltern im
Laufe der Jahre erwachsen.
4.2.3.2 Beispiel 2
Die hier im Seminar laufende Implementationsforschung hat z.B. die Zielsetzung für eine geplante
Kundenbefragung (eher: Nutzerbefragung) in regelfinanzierten Schulstationen ein möglichst zielge-
naues und valides Erhebungsinstrument zu entwickeln. Zu beachten ist dabei nicht nur, dass die Er-
gebnisse einfach auswertbar sind und leicht verfügbar gemacht werden können, sondern auch, dass
die Erhebung so praktiziert werden kann, dass sie eine hohe Akzeptanz bei allen Beteiligten erhält. Der
Nutzen soll für alle Betroffenen und Befragten gleichermaßen erkennbar sein.
4.2.3.3 Beispiel 3
Die Berliner Schulen sind angehalten eigenständige Schulprogramme zu entwickeln. Damit diese auch
die gewünschten Wirkungen erreichen bzw. zumindest nicht kontraproduktiv sind, wird an ausgewähl-
ten Schulen eine Begleitforschung praktiziert, die Prozess und Wirkungen bei der Einführung und Um-
setzung des jeweiligen Schulprogramms evaluiert. Die Forscher haben dabei den Auftrag, die Ergeb-
nisse jeweils kurzfristig sowohl an die Schule als auch die Senatsverwaltung rückzukoppeln, damit
negative Auswirkungen rechtzeitig erkannt werden und gegengesteuert werden kann, möglicherweise
das Schulprogramm geändert wird und diese Zwischenergebnisse zeitnah auch den anderen beobach-
teten Schulen durch das Forscherteam zur Verfügung gestellt werden.
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5.1.1 Leitfaden-Interviews
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5.1.1.4 Experteninterview
Hier werden vor Ort tätige Experten in dieser Funktion interviewt. Hier steht nicht die biographische
Persönlichkeit im Vordergrund, sondern das vorhandene Know-how, was so für den weiteren For-
schungsprozess nutzbar gemacht werden kann.
5.1.2 Erzählungen
8 Witzel, A. (2000).
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5.1.3 Gruppenverfahren9
5.1.3.1 Gruppeninterviews
Bei bestimmten Zielgruppen ist es notwendig, mehrere Personen zugleich zu interviewen, sei es, weil
sie sich sonst einer Befragung völlig entziehen oder so eine gegenseitig Erzählstimulation bewirkt wer-
den kann. Als Technik sind fokussierte, halbstandardisierte, problemzentrierte und Experteninterviews
denkbar.
5.1.3.2 Gruppendiskussion
Gruppendiskussionen werden zur Gewinnung von qualitativen Informationen eingesetzt. Dabei wird
nicht Wert auf statistisch auswertbare Tatbestände gelegt, sondern es wird vielmehr versucht, durch
eher lockere Leitfäden zwar bestimmte Themenkomplexe anzusprechen, aber keine vorgefertigten
Fragen abzuarbeiten, wie dies z.B. beim standardisierten Interview der Fall ist. Dadurch hat man die
Möglichkeit, auch statistisch schwer Messbares wie etwa Einstellungen, Meinungen, Vorurteile, Fehlin-
formationen oder Informationsdefizite bei den Diskussionsteilnehmern zu ermitteln. Insbesondere eig-
net sich die Gruppendiskussion für die Bearbeitung von Fragestellungen, die ein Gebiet berühren, das
für Fragebögen und Interviews evtl. zu komplex ist, über das man noch wenig weiß, oder es sollen
Begründungen für Verhalten gefunden werden,.
5.1.3.3 Focusgruppeninterviews
Diese Form des Gruppeninterviews wird vor allem in der Marktbeobachtung und –analyse eingesetzt.
Dabei wird mit Kunden über Probleme, Wünsche und Erwartungen diskutiert. Focusgruppen haben
meist acht bis zwölf TeilnehmerInnen und werden von einer/m ModeratorIn geleitet. Bei dieser Methode
zur Ermittlung der Kundenzufriedenheit geht man von der Annahme aus, dass durch gruppendynami-
sche Effekte in relativ kurzer Zeit ein breites Spektrum an Kundenproblemen und –wünschen entdeckt
werden kann.
9 Fiedler, A. (2002).
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5.2.1 Beobachtung
Die Alltagskompetenz „Beobachten“ wird in der qualitativen Forschung methodisch und systematisiert
verwendet. „Vielfach wird mit Beobachtung der Anspruch verbunden herauszufinden, wie etwas tat-
sächlich funktioniert oder abläuft. Darstellungen in Interviews enthalten demgegenüber eine Mischung
davon, wie etwas ist, und davon, wie es sein sollte, die erst noch entwirrt werden muss.“ 10
Wenn man sich als Forscher für Beobachtung als Erhebungsmethode entschieden hat, müssen die
verschiedenen Phasen überlegt und geplant werden. Diese können nach Flick folgende sein:
– Wo und wann die interessierenden Personen und Prozesse beobachtet werden
– Festlegen, was bei der Beobachtung wie festgehalten
– Das Trainieren entsprechender Techniken
– Die beschreibende Beobachtung auf einer zunächst allgemeinen Ebene
– Sich auf die für die Untersuchung relevanten Aspekte konzentrieren (fokussiertes Beobach-
ten)
– Nur noch zentrale Aspekte gezielt erfassen (selektives Beobachten)
– Abschluss der Beobachtung, wenn eine „theoretische Sättigung“(vgl. Pkt.10.1.5) erreicht ist.
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hen weiter, wie sie dies ohne Anwesenheit eines Forschers tun würden, ohne von Störungen unterbro-
chen zu werden.“ 11
5.2.5 Ethnographie
Zur Ethnographie gehören Feldanalysen und Ortsbegehungen. Diese können einen ersten Eindruck der
Situation vor Ort und der alltäglichen sozialen Systeme liefern.
“Der Ethnograph nimmt offen oder verdeckt für eine längere Zeit am täglichen Leben der Menschen
teil, beobachtet dabei, was passiert, hört zu, was gesagt wird, stellt Fragen; eigentlich sammelt er al-
les, was auch immer an Daten verfügbar ist, um das Thema, mit dem er sich beschäftigt ist, näher zu
beleuchten.“ 14 Auch wird Ethnografie als „Forschungshaltung“ verstanden, mit der versucht wird, sich in
der untersuchten Lebenswelt zurechtzufinden.
5.2.6 Photos
Die Einbeziehung von Bildmaterial als „Beobachtung aus zweiter Hand“ ist in der Ethnographie schon
lange üblich. In der Familienforschung kann z.B. die Analyse von Photos in Familienalben, welche die
Geschichte der Familie oder der Subjekte, über die Zeit dokumentieren, hilfreich sein. Ebenso können
bei Forschung in Familien oder Institutionen die Einbeziehung und Analyse von deren Selbstdarstel-
lung in den Photos und Bildern der Mitglieder, die in den Räumen an der Wand hängen, Aufschlüsse
über die Struktur innerhalb des sozialen Feldes liefern.
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5.2.7 Filmanalyse
Die Filmanalyse gewinnt aufgrund der immer einfacher werdenden Möglichkeiten von digitalen Filmauf-
zeichnungen, immer mehr an Bedeutung. Im Vergleich zu Interviews liefern sie gerade die nonverbale
Komponente von Geschehen und Handlungsweisen, die dort höchstens im Kontextprotokoll dokumen-
tiert werden kann. Gegenüber der traditionellen Beobachtung bieten sie den Vorteil des wiederholbaren
Zugangs. Dadurch ist es möglich, die Begrenztheit der Wahrnehmung und Dokumentation, welche die
Beobachtung kennzeichnet, zu überschreiten. 15
5.3 Datenaufzeichnung
5.3.1 Feldnotizen
Feldnotizen gelten als klassisches Medium in der qualitativen Forschung. Bei Interviews z.B. sollen sie
das Wesentliche zum Verlauf des Interviews enthalten. Auch in der teilnehmenden Beobachtung unter-
bricht der Beobachter seine Teilnahme, um wichtige Beobachtungen zu notieren. Diese Aufzeichnun-
gen sollten möglichst unverzüglich erfolgen.
Vor allem in der Handlungsforschung, wenn der Forscher sich auch an den Vorgängen im Feld beteiligt
und nicht nur beobachtet, ist es oft schwierig, diesen Freiraum für die Forschung aufrechtzuerhalten. In
einigen Quellen wird den Beobachtern ‚klösterliche Strenge’ hinsichtlich der Einhaltung des Gebotes
der Aufzeichnung unmittelbar nach dem Feldkontakt empfohlen. Dies geht im Idealfall so weit, dass für
die sorgfältige Aufzeichnung genauso viel Zeit veranschlagt wird, wie für die Beobachtung selbst.
Spradley schlägt vier Formen von Feldnotizen vor:
– kondensierte Darstellung in Stichworten, Sätzen, Zitaten aus Gesprächen etc.
– ausführliche Niederschrift der Eindrücke aus den Interviews und Feldkontakten
– Führen eines Feldforschungsjournals, in dem – ähnlich wie im Forschungstagebuch – Erfah-
rungen, Ideen, Befürchtungen, Fehler, Verwirrungen, Durchbrüche und Probleme, die während
der Feldarbeit aufgetreten sind, aufgezeichnet werden
– Aufzeichnungen über Analysen und Interpretationen, die bereits nach den Feldkontakten be-
ginnen und sich bis zum Abschluss der Untersuchung erstrecken
5.3.2 Forschungstagebuch
In einem Forschungstagebuch sollten der Prozess der Annäherung an das Untersuchungsfeld, die Er-
fahrungen und Probleme im Kontakt mit dem Feld oder den Interviewpartnern und bei der Anwendung
der Methoden dokumentiert werden. Vor allem bei der Entwicklung gegenstandsbezogener Theoriebil-
dungen können Forschungstagebücher genutzt werden. Dabei ist aber darauf zu achten, nicht zu viel
Aufwand bei der Aufzeichnung zu betreiben. „Die Einschränkung der Präsenz der Aufzeichnung und die
möglichst weitgehende Aufklärung der Untersuchten über Sinn und Zweck der Form der Aufzeichnung
erhöhen die Wahrscheinlichkeit, tatsächlich alltägliches Verhalten in natürlichen Situationen in den
Blick zu bekommen.“ 16
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Forschungsmethoden in der Sozialen Arbeit
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5.3.3 Dokumentationsbögen
Bei der Durchführung jedweder Forschungstätigkeit sollten zur Dokumentation und zur Einordnung des
Kontextes der Erhebung Dokumentationsbögen verwendet werden. Die darin aufgenommenen Informa-
tionen ergeben sich einerseits aus der Anlage der Untersuchung – ob z.B. verschiedene Interviewer
beteiligt waren oder an welchen Orten die Interviews stattgefunden haben, da die Umgebung die Inter-
viewsituation beeinflussen kann - und andererseits bestimmt die Fragestellung, was konkret vermerkt
werden soll. Auch ist es sinnvoll, dass der Dokumentationsbogen explizit Kontextinformationen enthält.
Vor dem Forschungsbeginn muss also geklärt werden, was relevante Kontextinformationen sind.
5.4 Transkription
Fertigt man Audio- oder Videoaufzeichnungen an, so stellt sich die Frage, welches Transkriptionsver-
fahren verwendet werden soll. Sollen nur die gesprochenen Worte oder auch die Betonung und – bei
Videoaufzeichnungen – die Mimik verschriftet werden? Auch muss die Darstellung von gleichzeitigen
Redebeiträgen geklärt werden.
Die erste Phase ist eine eher Technische, die relativ zeitaufwendig ist und in ihrer Problematik oft un-
terschätzt wird. 17
– Die Wortbeiträge der Quellmaterialien (Audio- oder Videoaufzeichnungen) werden in eine les-
bare Form gebracht, indem sie abgeschrieben werden. Da es sich dabei aber nicht um ein
klassisches Diktat handelt, sondern in der Regel um Alltagssprache, ist es recht schwer und
aufwendig, das Gehörte situations- und inhaltsgetreu zu verschriften. Bei der Einschätzung
des Zeitaufwandes ist davon auszugehen, dass für eine Minute aufgezeichnete Kommunikati-
on 8 bis 12 Minuten Verschriftung benötigt werden.
Da oft nicht nur das Gesprochene transkribiert wird, müssen nach vereinbarten Regeln z.B.
auch nonverbale Aspekte, Pausen und andere als Sprachlautäußerungen schriftlich eingebun-
den werden. Abhängig vom Untersuchungsdesign müssen diese Elemente mehr oder weniger
genau mitschriftlich fixiert werden, weil sie für die Interpretation von erheblicher Bedeutung
sein können.
– Nun werden die Transkripte mit den elektronischen Aufzeichnungen verglichen und Tipp- und
Hörfehler verbessert. Evtl. kann man hier bereits eine Anonymisierung des Materials vorneh-
men. Wenn es sich anbietet, können hierbei auch bereits die für die Auswertung interessanten
sozialstatistischen Daten und/oder biographischen Besonderheiten z.B. als Kopf den Tran-
skripten vorangestellt werden.
– Zum Schluss wird das Transkript noch einmal mit zeitlichem Abstand durchgelesen, um Un-
klarheiten, Widersprüche oder Unstimmigkeiten zu entdecken und so weit wie möglich zu be-
heben.
17 Irion, T. (2002)
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18 Kromey, F. (2005)
19 Bohnsack, R. (1999): S.9
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begriff für interpretativ-rekonstruktive, hermeneutische Konzepte, so liegt dem ein eigenes Wissen-
schaftsverständnis zugrunde.
Die zentralen methodologischen Prinzipien qualitativer Sozialforschung – die der theoretischen Offen-
heit den Befragten gegenüber und der Kommunikation mit ihnen – bieten die Voraussetzung dafür,
konkrete, fallbezogene, prozessorientierte und komplexe Daten erheben zu können.
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Wenn man sich die logische und zeitliche Struktur dieses Designs ansieht, wird man bezüglich des
Kriteriums „Quantifizierung“ nicht fündig werden. Was man findet, ist jedoch ein schrittweiser Prozess
der Präzisierung einer Ausgangsfragestellung sowie der Konkretisierung und Standardisierung der
aufeinander folgenden Arbeitsschritte:
Zum einen geht es von der Fragestellung zur Festlegung des Objektbereichs, der Definierung der Un-
tersuchungsobjekte, der Auswahl der Untersuchungsobjekte als Merkmals- bzw. Informationsträger
sowie der Verfahren der Verallgemeinerung auf den gesamten Objektbereich.
Zum anderen geht es von der Fragestellung zur Festlegung des Strukturmodells des Objektbereichs
per dimensionaler Analyse, Explikation der untersuchungsleitenden Modellhypothesen sowie Ableitung
und Begründung von Indikatoren, um auf diese Weise den empirischen Informationsbedarf zu konkreti-
sieren und abzugrenzen, der dann durch Messung von Merkmalsausprägungen bei den Untersu-
chungsobjekten in empirische Daten überführt wird, die wiederum die Basis für die abschließende Ana-
lyse und Informationsverdichtung sind.
Nicht zuletzt kommt man von der Fragestellung der Untersuchung zur Festlegung des Instrumentariums
der Untersuchung. Es werden die verwendeten Begriffe präzisiert und die auf den Differenzierungsgrad
des Informationsbedarfs zugeschnittene Variablen sowie die für die Datenanalyse einzusetzenden sta-
tistischen Modelle und Verfahren entwickelt bzw. bestimmt.
Erst hier, auf der letzen Stufe der Datenanalyse, findet man etwas „Quantitatives“ bei den statistischen
Methoden. Und ihr Einsatz setzt quantifizierbare (unmittelbar auszählbare, weil jeweils Identisches
abbildende), nicht jedoch quantitative Daten voraus.
Fragestellung der Untersuchung
Objektbereich Dimensionale Analyse Semantische Analyse
Strukturmodell des
Objektbereichs Begriffe
Auswahl von Elemen-
ten (UE) aus dem (forschungsleitende
Hypothesen)
Objektbereich
Variablen
Indikatoren (Merkmalsausprägungen)
Was neben der schrittweisen Präzisierung der Arbeitsschritte sowie ihrer Ausrichtung auf einen zuvor
zu präzisierenden Informationsbedarf auffallen sollte, ist also nicht die Quantifizierung, sondern das
Bestreben, zu gültigen und zuverlässigen Messwerten zu kommen, die unmittelbar – ohne einen zwi-
schengeschalteten Schritt der weiteren Deutung – für alle Untersuchungsobjekte vergleichbar sind.
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Deskript ion
Einzelfallbezogenheit O ffenh ei t M e th ode nko n tro l le
Interpretation
V or v ers tä nd nis I n tr osp ek t io n F or s c h er-
G ege ns tand -
Interak tion
S u b jek t
G anzh ei t H is tor iz i tä t Problemorientierung
i m A l lta g
V e ra l lg e me i ne ru ngsp roz es s
...................................................................................................
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Ziele
„qualitativ“ „quantitativ“
Entdeckung von Strukturen und Zusammen- Präzisierung von (als gegeben unterstellten)
hängen Strukturen und Zusammenhängen
Einbettung des Einzelfalls in Strukturen Globale Betrachtung einer möglichst großen
Zahl von Fällen
Herausarbeiten individueller Besonderheiten Ausblenden individueller Besonderheiten
zugunsten genereller Tendenzen
Entdeckung empirisch gestützter Theorien Prüfung vorgängiger Theorien / Hypothesen
Am ANFANG steht
„qualitativ“ „quantitativ“
ungenaue Themenstellung Eine möglichst präzise Themenstellung
Ein nur grob und vorläufig abgegrenzter Ein möglichst präzise und endgültig definier-
Gegenstandsbereich ter Gegenstandsbereich
Informationsbedarf über Strukturen und Zu- Informationsbedarf zu genau angebbaren
sammenhänge Fragen
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Fazit: Die beiden Begriffe Qualitativ und Quantitativ sind in dieser Verwendung irreführend und eignen
sich darum nicht, die unterschiedlichen Forschungsstrategien zu benennen. 21
21 Mayring, P. (2001).
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7. Triangulation
Triangulation ist ein Begriff aus der Landvermessung und bedeutet die Einnahme unterschiedlicher
Perspektiven auf einen zu untersuchenden Gegenstand oder, wie hier, bei der Beantwortung von For-
schungsfragen. Diese Perspektiven können durch unterschiedliche Methoden, und/oder unterschiedlich
gewählte theoretische Zugänge konkretisiert werden, wobei diese wiederum miteinander verknüpft
werden sollen. Außerdem bezieht sich dieser Begriff auf die Kombination unterschiedlicher Datensor-
ten. 22
Unter Triangulation versteht man zuerst die Verknüpfung verschiedener rekonstruktiver Methoden. Sie
kann aber auch als Mischung von rekonstruktiven und hypothesenprüfenden Verfahren erfolgen. Die
leitende Idee dabei ist, dass unterschiedliche methodische Blicke auf ein Phänomen dazu führen kön-
nen, eine komplementäre Kompensation der Schwächen und der „blinden Flecke“ der jeweiligen Ein-
zelmethoden zu erreichen. Damit wird es methodologisch auch möglich, rivalisierende wissenschaftli-
che Schulen für ein Vorhaben nutzbar zu machen.
In der praktischen Durchführung durchdringen sich die beiden Verfahren jedoch selten, sondern neh-
men den Untersuchungsgegenstand von der jeweiligen Untersuchungsposition wahr. Bei der Triangula-
tion ist keines der Verfahren leitend oder es wird als vorläufig angesehen. Ob die Verfahren gleichzei-
tig, nacheinander oder alternierend verwendet werden, ist dabei weniger relevant.
Diese Verknüpfung wirft sowohl forschungsprakti-
Datensatz
sche als auch methodische und theoretische Fragen
auf. Zum Beispiel muss geklärt werden, auf welcher
Ebene die Triangulation konkret ansetzt. Dies kann Rekonstruktive
Forschung
Triangulation Thesenprüfende
Forschung
z.B. heißen, dass dieselben Personen, die interviewt
werden, auch einen Fragebogen ausfüllen. Bei der
Auswertung werden die Ergebnisse separat bearbei- Einzelfall
22 Flick, U. (2004): S. 12
23 http://www.mckinsey.com/; http://www.kienbaum.de/cms/index.cfm
24 vgl. Denzin, (1970): S. 301
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D) Ist das Forschungsinteresse rein wissenschaftlich begründet, d.h. die Gewinnung von Erkenntnis-
sen über einen bisher unbekannten Sachverhalt (neu, besser, breiter,
vollständiger . . ) steht im Vordergrund, sind alle drei Ergebnisse hilfreich.
E) Geschieht die Kombination mit dem Ziel, die Validität zu erhöhen, so wird eine theoretisch fundier-
te Erklärung bei Divergenzen nötig werden.
F) Ist das Ergebnis im Rahmen einer Evaluation zustande gekommen, so ist zu klären, ob der Auf-
traggeber „damit leben“ kann.
G) Sind die beiden Methoden kombiniert worden, um die Validität zu erhöhen, sind Fall B und C ein
Zeichen dafür, dass die Validität nicht unbedingt gegeben ist.
Allerdings ist die Verknüpfung von Forschungsstrategien nicht unproblematisch. Schließlich können
auch zwei übereinstimmende Befunde gleichermaßen falsch sein. 26 Triangulation als „Quasi-
Korrelation“ läuft Gefahr, die jeweiligen Implikationen, die eine bestimmte theoretische Ausgangsposi-
tion und die entsprechende Methodenanwendung prägen, zu übersehen oder zu vernachlässigen. 27
Lanmek schlägt vor, es sein besser, bei den Ergebnissen einer Triangulation eher eine Komplementari-
tät als eine Konvergenz zu erwarten, die unwahrscheinlich sei. Seiner Lesart nach bedeutet dies dann,
„dass sich die Erkenntnisse ineinander fügen, sich ergänzen, auf einer Ebene liegen, aber nicht kon-
gruent sein müssen.“ 28 (Um die Komplementarität von Ergebnissen beurteilen zu können, ist ein we-
sentlich höherer Aufwand nötig, als etwa eine Übereinstimmung per Korrelation rechnerisch zu be-
stimmen.)
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29 Moser S.174
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Aber auch von der Art der gewünschten Datenerhebung ist die Rolle der Feldbeobachterin im großen
Maße abhängig. So erfordern die Formen als Beobachtung der nicht teilnehmende Beobachtung, beo-
bachtende Teilnahme, teilnehmende Beobachtung und Ethnographie jeweils eine andere Feldzugangs-
strategie.
Mit berücksichtigt werden muss hierbei auch die ethische Frage etwa der „Enthüllung von Geheimnis-
sen des Feldes“ 32 oder von illegalen Handlungen, von denen die Beobachterin möglicherweise erfährt.
Angelehnt an G IRTLER kann man auch vorab eine Strategie der flexiblen Teilnahme planen. Damit ste-
hen der Forscherin (theoretisch) viele Möglichkeiten offen. 33
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Würde etwa angekündigt werden, dass es darum geht, mögliche geschlechtspezifische und diskriminie-
renden Praktiken des Pflegepersonals in einem Krankenhaus zu studieren, würde vielleicht schon
durch die konkrete Ankündigung eines solchen Untersuchungsvorhabens der Zugang unmöglich ge-
macht werden. Aber selbst wenn dieser noch möglich wäre, würden sich durch die Ankündigung der
Studie die Verhältnisse vor oder während der Studie möglicherweise ändern.
Zur Vorbereitung auf die Feldarbeit sollte sich die Forscherin mit der Lebenswelt und dem Alltag der zu
untersuchenden Personen und Gruppen vertraut machen. Bei Organisationen gilt dies analog (z.B.
Firmengeschichte, Leitbild einer Organisation, Geschäftsgebaren, Struktur(wandel), Aufgaben, Ruf,
Selbstdarstellung, Fremdwahrnehmung). Nicht zu unterschätzen ist dabei die Bedeutung von Schicht-
und Milieuzugehörigkeit der Forscherin (und oftmals auch ihr Geschlecht). Oft ist es aufgrund der Bio-
grafiehintergründe der Forscherin besonders schwierig, die jeweiligen Lebensumstände im Untersu-
chungsfeld nachzuzeichnen. Andererseits ist es üblich, dass Forscherinnen in verschiedenen Feldern
tätig sind, weshalb solche Differenzen zwischen Forscherinnen und Untersuchten immer gegeben sind.
34 Die Nähe erleichtert zwar einerseits den Feldzugang, andererseits besteht jedoch die Gefahr der unreflek-
tierten Voreingenommenheit in Bezug auf Vorannahmen zur Forschungsfrage und der Vereinnahmung
durch das Feld in besonderem Maße.
35 Truschkat, I., Kaiser, M. & Reinartz, V. (2005).
36 Vgl. Bogdan, R. / Taylor, S.J. (1975): S.46
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„Da findet man einen Mann, dessen Vater oder Onkel eine Vision hatte. Man fährt viermal hin, um ihn
zu treffen, jedesmal acht oder zehn Meilen mit einem Dolmetscher. Das erste Mal ist er nicht zuhause,
beim zweiten Mal ist er betrunken, das nächste Mal ist seine Frau krank und beim vierten Mal beginnt
man das Interview auf Anraten des Dolmetschers mit einem 5-Dollar-Schein, für den er seinen Dank an
Wakanda abstattet und Wakanda bittet, ihm ein langes Leben zu geben, und dann fortfährt, indem er
vier Stunden nichts als Lügen erzählt.“ 39
Diese Personen, über die der Zugang zum Untersuchungsfeld realisiert werden soll, sind für die For-
scherin wichtige Repräsentanten der Gruppe oder des Milieus. Von ihnen erhält die Forscherin erste
Handlungsmuster mitgeteilt und wird in das Feld eingeführt. Im günstigen Fall akzeptiert sie die Grup-
pe, weil die Schlüsselperson durch ihren Status bürgt, also wenn die Kontaktperson einen für die Un-
tersuchung relevanten Status im sozialen Feld hat. Doch nicht immer sind diejenigen Menschen, zu
denen man leicht Zugang findet, die besten Informanten. Oft sind es gerade jene Personen in einem
Untersuchungsfeld, zu denen man schnell Kontakt bekommt, die dort marginale und/oder negativ be-
wertete Positionen einnehmen. Wenn dies nicht der Forschungsauftrag ist, kann dies kontraproduktiv
sein. „Sie stellen sich nämlich sehr gerne als Kontaktpersonen zur Verfügung, weil sie dadurch mögli-
cherweise auf Prestigegewinn oder andere Vorteile hoffen, sind aber nur wenig geeignet, das soziale
Feld zu öffnen.“40
Prinzipiell sind folgende Informantenrollen denkbar:
A) Problemvertraute Informanten
– der Außenseiter; er betrachtet die Dinge vom Standpunkt einer anderen Kultur, Gruppe oder
sozialer Schichtung oder eines anderen Milieus;
– der Neuling registriert auch die Selbstverständlichkeiten in einem Feld. Er hat noch keinen
Platz zu verteidigen;
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Forschungsmethoden in der Sozialen Arbeit
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– der Inhaber eines neuen Status. Durch den Rollenwechsel reagiert er unsicher, evtl. auch
unvorhersehbar und evtl. auch sensibel auf neue Erfahrungen;
– der „Natürliche“ informiert meist unreflektiert, aber objektiv.
B) Besonders gutwillige Informanten
– der naive Informant weiß oftmals nicht, wovon er spricht. Die Naivität kann hier bezogen auf
seine eigene Gruppe, aber auch bezogen auf die Besucherabsichten sein;
– der Frustrierte (auch: Rebell oder Missvergnügte) ist sich besonders der Hemmungen seiner
Wünsche und Impulse bewußt;
– die „Outs“ sind ohne jeden Einfluss, haben aber Kenntnisse über Interna und sind kritisch
gegenüber „Ins“;
– die Routiniers sind geübt in der Kommunikation, allseits vertraut und für sie existieren keine
Bedrohungen durch andere;
– die Anlehnungsbedürftigen sind auf der Suche nach Zuwendung und Hilfe; auch durch die
Beobachter;
– der Untergeordnete muss sich Stärkeren im Feld fügen und hat Fähigkeiten entwickelt, dem
Autoritätsdruck auszuweichen. Hegt meist Aggressionen gegen „die da oben“. 41
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- Das Forschungsprojekt kann dem zu beforschenden System nichts bieten. Es kann höchstens
funktional sein. Forscher sollten sich hüten, Versprechungen über den Nutzen der Forschung für
das soziale System zu machen.
- Das zu beforschende System hat keine wirklichen Gründe für eine Ablehnung. 43
Es ist zu resümieren, dass die Diskrepanz der Interessen und Perspektiven zwischen Forscherinnen
und beforschtem System prinzipiell nicht aufzuheben ist. Sie kann durch das sich (hoffentlich) entwi-
ckelnde Vertrauen nur so weit überbrückt werden, dass ein Arbeitsbündnis für die Forschungsrealisie-
rung möglich wird.
Eine wirklich geglückte Annäherung ist meist mit mehr Aufwand verbunden als gemeinhin angenom-
men. Der Erfolg beim Zugang zum Feld ist in fast jedem Fall nicht frei von Unwägbarkeiten und Zufäl-
len.
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Ist es auch Ziel, Realitäten zu erfahren, die nur Mitgliedern des Feldes vorbehalten bleiben, so sind
diesen Erkenntnisinteressen Grenzen gesetzt. Denn Ängste vor der Weitergabe von Informationen und
demzufolge vor (möglicherweise auch nur vermeintlichen) negativen Folgen für diejenigen, die sich als
Befragte an der Forschung beteiligen, treten hier pointiert zutage.
An dieser Stelle sei auf die Frage des Vertrauens-, Interessens- und Datenschutzes für die Betroffenen
und den Umgang des Forschers mit den eigenen Zielen hingewiesen.
Insgesamt steht die Forscherin in der Feldarbeit vor dem Problem des Aushandelns von Nähe und
Distanz im Verhältnis zu den Untersuchten, der Offenlegung, Transparenz und Aushandlung der wech-
selseitígen Erwartungen, Ziele und Interessen (s. 8.1.2).
Grundsätzlich muss die ethische Komponente bei der Entscheidung berücksichtigt werden, ob offen
oder verdeckt beobachtet werden soll. 45 In der Literatur werden hierzu auch recht gegensätzliche Posi-
tionen vertreten. So hat Atteslander überhaupt keine Vorbehalte gegenüber jeglicher Art von verdeckter
oder halbverdeckter Beobachtung, da er die Meinung vertritt, dass diese Frage sich nur, aber dann
umso stärker, bei den Forschungszielen und der Verwendung der Forschungsergebnisse stellt. 46 Die
verdecke Forschung hat aber darüber hinaus viele Nachteile, da die ihr zugrunde liegende „Täu-
schungsabsicht“ eher eine Bedrohung für den Erfolg der Beobachtungen darstellen kann. 47
Problematisch werden auch Situationen, in denen die Rolle der Forscherin aufgrund von persönlichen
Sympathien in Konflikt mit den Intentionen des Forschungsauftrages gerät. G IRTLER gibt dafür folgen-
des Beispiel:
„So meinte ein 25-jähriger obdachloser Nichtseßhafter zu mir: ‚Ich weiß genau, Du bist nur darum so
freundlich zu mir und den anderen Sandlern, weil du etwas von mir wissen willst‘. Ich konnte diesem
Manne diese Überlegung nicht verübeln, weil sie irgendwie stimmte.“ 48
Ist die Forscherin jedoch gewillt, sich auf die Menschen im Untersuchungsfeld einzulassen, so wird sie
vor allem bei längerfristigen Studien und unter realistischen Forschungsbedingungen alle Teilnahme-
grade in den einzelnen Phasen einmal einnehmen (müssen). Aus der zu Beginn erst einmal passiven
Beobachtung wird mit wachsender Inklusion in das zu untersuchende Feld eine immer aktivere Rolle.
Nach L AMNEK 49 ist die Entscheidung für offene Beobachtung anhand von folgenden Kriterien zu fällen:
• Offene teilnehmende Beobachtung erleichtert die Aufzeichnung des Beobachtens und bietet daher
etwas größere Sicherheit hinsichtlich der Vollständigkeit und Richtigkeit der Protokolle.
• Offene Beobachtung ist nur dann sinnvoll möglich, wenn sichergestellt ist, dass dadurch keine
Beeinflussung des sozialen Feldes erfolgt und mithin keine Methodenartefakte 50 entstehen.
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9. Forschungsdesign
9.1 Untersuchungsfrage
Was genau(!) will ich warum untersuchen?
Was ist das dahinterstehende (praktische) Interesse?
Soll vom Allgemeinen auf das Besondere geschlossen werden (Deduktion), oder vom Besonderen die
Möglichkeit der Verallgemeinerung angestrebt werden (z.B. Typenbildung) (Induktion).
Also ist die Frage zu beantworten: Thesenüberprüfendes Verfahren oder eine offene Fragestellung mit
dem Ziel eine These oder Theorie zu generieren?
9.2 Forschungsperspektive
Wie will ich was warum untersuchen?
Welchen Blick hat die Forscherin auf das zu untersuchende Gebiet? Woraus speist sich ihr Interesse
an der Untersuchungsfrage? Ist jemand selber z.B. Pflegevater und will über gelingende Hilfen in Pfle-
gefamilien forschen, so ist diese Binnenperspektive maßgeblich zu berücksichtigen.
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Konstruktivismus: Alles, was der Mensch wahrnimmt, unterliegt seiner Interpretation, ist also vom Kon-
text abhängig. Eine endgültige Wahrheit gibt es nicht. Erkenntnis ist immer von unseren Anschauungs-
formen, z.B. Unterscheidungen im Blick auf räumliche und zeitliche Anordnung, abhängig (Kant).
9.4 Forschungsstrategie
Die Strategie der Forschung ist eng geknüpft an die gewünschte Analysemethode(n).
Es wird unterschieden zwischen einer linearen und einer zirkulären Strategie. Die lineare Strategie ist
mit den deduktiven bzw. quantitativen (thesenüberprüfenden) Vorgehen verbunden, die zirkuläre (itera-
tive) Strategie mit heuristischen, qualitativen (thesengenerierenden bzw. rekonstruktiven) Vorgehen.
9.6 Erhebungsmethode(n)54
Mit welchen Mitteln komme ich an die Informationen, um meine Forschungsfrage(n) beantworten zu
können?
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9.7 Datenerhebung56
Womit sollen von wem welche Daten erhoben werden?
Fragebogen?
Umfrage?
Beobachtungen?
Dokumentenanalyse?
Etc.
9.8 Datenaufbereitung
Sollen die Daten allein für diese Untersuchung aufbereitet werden, oder sollen sie für mögliche An-
schlussvorhaben (Metauntersuchungen etc.) oder ergänzende bzw. vertiefende Teiluntersuchungen
Verwendung finden können?
9.9 Feldzugang58
Welche Feldzugänge sind prinzipiell möglich?
Welche erscheinen gangbar?
Welche scheiden aus welchen Gründen aus?
9.9.1 Begriffsklärung
Was versteht der Forscher unter den mit der Untersuchungsfrage verknüpften Begriffen und wie ver-
wendet er sie (theoretische Rahmung)?
9.10 Zeitplanung
Wieviel Zeit habe ich maximal/will ich aufwenden?
Projektlaufzeit
9.10.1 Vorlauf
Planung (Konzeptionierung)
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Beantragung
Inhaltliche Vorarbeiten
Was kann schief gehen?
9.10.2 Forschungsphase
Datenerhebung
Datenaufbereitung
Datenauswertung
Interpretation der Ergebnisse
9.10.3 Abschlußphase
Verschriften der Ergebnisse
Projektbericht
Ergebnisveröffentlichung
Finanzabrechnung
9.11 Finanzplanung 59
Die Finanzplanung ist wesentlicher Teil jeder Projektbeantragung.
9.11.1 Personalkosten
9.11.1.1 Gehälter
Alle Projektmitglieder müssen hier entsprechend ihrer Qualifizierung und ihrer Funktion berücksichtigt
werden. Hierzu gehören auch Assistenzkräfte.
9.11.1.2 Honorare
Für Referenten, Hilfskräfte, Übersetzer, Dolmetscher, Fahrer, Programmierer etc.
9.11.2 Sachmittel
9.11.2.1 Investitionsgüter
Benötige ich für mein Vorhaben Ausrüstung (z.B. Aufnahmegeräte, Audio, Video, PC), evtl. Transport-
kapazitäten?
9.11.2.2 Verbrauchsmittel
Für die Erstellung von Präsentationen, für Veröffentlichungen, für Porto, Datenträger, Büromaterial etc.
59 Die Punkte 9.11 bis 9.12.2 sind nicht Gegenstand dieser Lehrveranstaltung
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9.11.3.1 Fahrtkosten
Reisekosten (zu Tagungen, Kongressen, Foren, Hearings, Anhörungen)
Spritkosten für eigene oder Mietfahrzeuge
9.11.3.2 Tagungskosten
Teilnahme an Tagungen
9.12 Finanzierungsplanung
Woher bekomme ich wofür Geld? (Finanzquellen und Förderwege)
9.13 Gütekriterien
(vgl. hierzu: Kap. 12.17, S.48)
Es ist zu beachten, dass die Gütekriterien in der qualitativen Forschung nicht unabhängig voneinander
sind. Auch sind diese Gütekriterien nicht messtechnisch zu verstehen. Es sind vielmehr leitende Ge-
sichtspunkte, die unter dem Zeichen der Qualität der Forschung zu beachten sind.
9.14.1 Bericht
Als Monografie, in einem Sammel- oder Tagungsband, Online.
Untersuchungsbericht
Aufbau des Berichts
• Beteiligte (sowie Unbeteiligte) und deren Anteil
Damit sind sämtliche Akteure, die an der Untersuchung beteiligt sind, und ausdrücklich nicht ge-
sagt haben, dass sie nicht genannt werden möchten, bzw. datenschutzrechtliche Bedingungen
(Schutz von Minderjährigen oder Personen die unter Pflegschaft stehen) dagegen stehen ebenso
wie die beteiligten Institutionen, Organisationen und Gruppierungen (z.B. 36-Boys oder TGW [Ter-
rorgruppe Wutzkyallee] ) auch namentlich erwähnt.
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• Untersuchungsgegenstand
Was sollte untersucht werden und was wurde untersucht? Es ist auszuführen, wie der Autor/die
Autorinnen dazu gekommen sind, sich gerade dieser Frage oder Situation zu widmen. Hier muss
sowohl eine fachliche Eingrenzung des Untersuchungsgegenstandes zu erfolgen als auch die Be-
gründung dafür geliefert werden.
• Theoretische Rahmung
Der theoretische Rahmen wird zum einen von der aktuellen Fachdiskussion und zum anderen von
der metatheoretischen Verortung geliefert. Abhängig davon, ob die Untersuchung eine ausgewie-
sene theoretische Unterfütterung benötigt, sind diese Aspekte angemessen zu berücksichtigen.
• Untersuchungsdesign
Hier muss alles das ausgeführt werden, was bisher in diesem Skriptabschnitt dazu steht.
• Untersuchungsergebnisse
Die Ergebnisse sind natürlich auf das Untersuchungsziel bzw. die Beantwortung von Untersu-
chungsfragen bezogen. Konnten keine Ergebnisse erzielt werden (z.B. weil der Feldzugang nicht
geklappt hat, oder das Forschungsgeld vorher ausgegangen ist), so muss dies dezidiert dargelegt
und begründet werden. Haben die Untersuchungen im Verlauf der Untersuchung eine neuartige
Wende bekommen und der Focus hat sich wesentlich verschoben, ist auch dies, hergeleitet aus
dem Arbeitsauftrag, zu begründen.
• Transfermöglichkeiten (Diskussion)
Es ist auszuführen, was die neuen Erkenntnisse womöglich für das Untersuchungsgebiet bedeuten
oder wie die Ergebnisse für eine Änderung des Handlungsgeschehens verwendet werden könnten
(Handlungsorientierung) dies ist bei Evaluationen besonders relevant.
Anhang
• Quellen
Falls sinnvoll, werden hier die transkribierten Interviews, die Feldnotizen, evtl. Memos und relevan-
te Teile aus den Forschungstagebüchern aufgeführt.
Auch evtl. verwendete Fragebögen und Interviewleitfäden gehören hier dazu.
• Tabellen
Hierzu gehören fast alle tabellarisch darstellbaren Materialien, sei es nun die Tabelle der Fragebö-
gen, die Übersicht über die geführten Interviews oder die tabellarische Darstellung von Informatio-
nen, z.B. des statistischen Landesamts.
• Literatur
Alles, was zum Thema gelesen wurde und/oder gedruckt vorlag und zur Erstellung des Berichtes
beigetragen hat. Inzwischen gehören dazu natürlich auch Informationen aus dem Internet, deren
Verwendung mit der Angabe der URL, dem Datum und der Uhrzeit, belegt wird.
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9.14.2 Poster
Layout, Folien, Trägermaterial, Größe, Wiederverwendbarkeit, Mehrfachnutzung (auch für Fachartikel
etc. verwendbar) 60 Zum Thema Poster wird ein eigenes Papier vorgelegt.
9.14.3 Fachartikel
Vorzeitig Veröffentlichung mit dem Verlag oder den Verlagen abstimmen
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Ers tellung
von
Memos Erste
Hypothese
Ers tellung
von
Memos
Aus dem Erste Interviews
theoretischen (Pretest)
Vorverständnis Veränderter
generierte Kategorien Segm entierung Interviewleitfaden
Erster und Codierung Zwischen-
Interviewleitfaden
bericht
Erweiterung
Erstellung des W eitere
von Memos Codiers ystems Interviews
Feldnotizen
Erstellung
von
Memos
Memo Memo
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Daraus ist abzuleiten, dass es bei der Arbeit mit der GT genauso wichtig ist, „Hinweise auf Unterschie-
de und Variationen zu finden wie Hinweise, die unsere ursprünglichen Fragen und Aussagen bestäti-
gen. Die negativen oder alternativen Fälle teilen uns mit, dass irgendetwas in diesem Beispiel unter-
schiedlich ist, und deshalb müssen wir dort einsteigen und einen eingehenden Blick darauf werfen, was
das sein könnte.” 66 Ebenso wesentlich ist, dass bei der GT Datensammlung und Datenanalyse eng
verwobene Prozesse sind, und so „die Analyse das Sampling der Daten leitet.” 67 Ein weiteres Element,
das S TRAUSS und C ORBIN als Anregung für den Forschungsprozess vorschlagen, ist ein „echtes
Wechselspiel zwischen Lesen von Literatur und Analysieren von Daten”, 68 wobei sie vor allem auch
empfehlen, nicht fachbezogene Literatur während des Forschungsprozesses zu lesen. Ausgehend von
der GT beschäftige sich der Forscher oder die Forscherin bei dieser Art der Forschung „mit einer nicht-
mathematischen analytischen Vorgehensweise, deren Ergebnisse aus Daten stammen, die in einer
Vielzahl unterschiedlicher Verfahren erhoben wurden.” 69 B OHNSACK spricht in diesem Zusammenhang
auch von einer „methodenpluralen Analyse”. 70
Die schrittweise Auswahl weiterer Daten orientiert sich dabei am Konzept des „theoretischen Sam-
pling“, wie es von G LASER und S TRAUSS entwickelt wurde. „Theoretisches Sampling bezeichnet den
Prozess der Datensammlung zur Generierung von Theorien, wobei der Forscher seine Daten
gleichzeitig sammelt, kodiert und analysiert und dabei entscheidet, welche Daten als Nächstes ge-
sammelt werden sollten und wo sie zu finden sind, um seine Theorie zu entwickeln, während sie emer-
giert (auftaucht). Dieser Prozess der Datensammlung wird durch die emergierende Theorie kontrol-
liert.“ 71
Dies geschieht so lange, bis das Kriterium der „theoretischen Sättigung“ erreicht ist. Damit ist gemeint,
dass man mit vertretbarem Aufwand keine zusätzlichen Daten mehr findet, durch die der ForscherIn die
Eigenschaften und Aussagekraft der gerade bearbeiteten Kategorie weiter entwickeln könnte.
Bei der Auswertung qualitativer Daten nimmt das Kodieren der Texte eine zentrale Stellung im gesam-
ten Forschungsprozess ein. Je nachdem, welche Methode oder Forschungsrichtung betrachtet wird,
existieren unterschiedliche Bezeichnungen. Ich beziehe mich hier primär auf die Bezeichnungen, wie
sie in der GT Verwendung finden, jedoch in etwas anderer Bedeutung. Während offenes Kodieren so-
wohl induktiv als auch deduktiv geschieht, wird axiales und selektives Kodieren induktiv vorgenommen.
Die Abgrenzung jedoch, wie sie in dem Hauptwerk von STRAUSS für die Begriffe Code, Kategorie,
Konzept, Subkategorie, Dimension und Merkmal vorgenommen wird, überzeugt nicht und wird
von mir nicht übernommen,72 weil die begriffliche Klarheit und Trennschärfe nicht durchgängig vorhan-
den ist.73
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- Kategorie: Benennung eines Merkmals einer Materialstelle, die eindeutig. umrissen ist
und im Sinne dieser Untersuchung klar auf den Bedeutungszusammenhang verweist.
- Merkmal: Eigenschaft einer Kategorie, die abstrakt aus dem Material generiert wird.
10.1.1 Kodierung
Das Kodieren wird von allen damit befassten Autoren als der wesentliche Schritt der Materialaufberei-
tung und zugleich als Analyseschritt bei der GT verstanden. Strauss, der die Methode entwickelte, auf
den sich hierbei alle Autoren beziehen, bezeichnet das Kodieren als den „zentralen Prozess, durch den
aus den Daten Theorien entwickelt werden.”74 „Kodierung bedeutet dabei die Zuordnung von Textseg-
menten zu Kategorien, die der Interpret ad hoc entwickelt.” 75 Beim „Kodieren werden dem empirischen
Material Begriffe bzw. Kodes zugeordnet, die zunächst möglichst nahe am Text und später immer abs-
trakter formuliert sein sollen. Kategorisierung meint in diesem Vorgehen die Zusammenfassung von
solchen Begriffen zu Oberbegriffen und die Herausbildung von Beziehungen zwischen Begriffen und
Oberbegriffen bzw. Kategorien und Oberkategorien.” 76
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rienbezeichnung.” 78 Unter Verwendung von In-Vivo-Codes erstellte Kategorien sind solche, in denen
Begriffe Verwendung finden, die direkt von den interviewten Akteuren stammen oder dem sonstigen
analysierten Material entnommen wurden.
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rung können dann die entsprechenden Programmfeatures verwendet werden. Insgesamt ist es möglich,
durch die in den QDA-Programmen verfügbaren Features den Prozess der Bearbeitung erheblich zu
beschleunigen.
Beim theoretical sampling wird es dann notwendig, sowohl zwischen den verschiedenen Bezugs-
ebenen als auch den Materialarten hin und her zu springen (z.B. zwischen den statistischen Materialien
und dem Kategorienschema) und dabei auch neue Blickwinkel einzunehmen (bspw. den von Betriebs-
inhabern, die Absolventen der untersuchten Träger möglicherweise einstellen sollen). 87
Der Prozess des theoretical sampling ist beendet, wenn eine theoretische Sättigung des Materials
erreicht ist, d.h. wenn keine theoretisch relevanten Ähnlichkeiten und Unterschiede mehr im Datenma-
terial entdeckt werden können. 88 Dies ist z.B. dann der Fall, wenn auch bei neuen Interviews keine
neuen Aspekte mehr entdeckt werden können.
Zwar ist es stets das Ziel bei der Verwendung der GT eine empiriebasierte Theorie zu bilden, doch die
konkrete Ausgestaltung bleibt den Forschenden selbst überlassen. Diese Offenheit macht es Studie-
renden meist sehr schwer, damit zu arbeiten, da sie einerseits klare Regeln vorgibt („theoretisches
Sampling“, Kodieren, hermeneutischer Zirkel, „theoretische Sättigung“), andererseits viel Spielraum bei
der konkreten Vorgehensweise ermöglicht.
Insbesondere die letzte Phase, das Entwickeln einer eigenen Theorie, fällt den meisten Studierenden
sehr schwer.
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Ex-post-facto-Anordnungen kommen zum Einsatz, wenn weder die Anforderungen für experimentelle
noch die für quasi-experimentelle Untersuchungen erfüllt sind. Sowohl unabhängige als auch abhängi-
ge Variablen werden gemessen und Störvariablen können nicht kontrolliert werden. Aus diesem Grund
ermöglichen Ex-post-facto-Designs nur korrelative Aussagen. Der Vorteil besteht darin, dass mit gerin-
gem finanziellem und personellem Aufwand sehr viele Daten – meist in einer Datenerfassung – erho-
ben werden können. Durch entsprechende Auswahlverfahren werden Generalisierungen möglich. Ex-
post-facto-Anordnungen sind die in den Sozialwissenschaften verbreitetste Untersuchungsform. Sie
können in Längsschnitt- und Querschnittstudien unterteilt werden.
Die Forschenden gehen dabei davon aus, dass sich die Befragten nachträglich in eine Untersuchungs-
und eine Kontrollgruppe oder in extrem kontrastierende Gruppen einordnen lassen.89
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leicht der Eindruck, auf diese Weise könne mehr erforscht worden. Schließlich kommt man gelegentlich
recht spät auf die Idee, dass man etwas hätte prüfen können oder müssen, was man aber zu überprü-
fen versäumt hat. Letztendlich werden schlagartig Probleme virulent, deren Ursachen schon die Wir-
kung hervorgebracht haben.
Um das Ex-post-facto-Design zu charakterisieren, werden zunächst noch einmal die wichtigsten Merk-
male des experimentellen Vorgehens dargestellt. Die Grundstruktur basiert auf dem Modell: wenn X,
dann Y; wenn Frustration auftritt, dann folgt Aggression (D OLLARD ). Der Forscher legt ein der Problem-
stellung angemessenes, praktisch realisierbares Design fest, das eine Methode zur systematischen
Veränderung von X beinhaltet. Dann beobachtet er Y, um festzustellen, ob die Variation auftritt, die er
aufgrund der Veränderung von X erwartet. Wenn das der Fall ist, ist das ein Hinweis für die Gültigkeit
der Behauptung: Wenn X, dann Y. Beim experimentellen Ansatz macht man also von einem kontrollier-
ten X eine Vorhersage auf Y.
Bei der Ex-post-facto-Forschung wird dagegen nur Y systematisch beobachtet. Dann folgt rückblickend
eine Suche nach X. Der wichtigste Unterschied zwischen experimenteller und Ex-post-facto-Forschung
liegt also in der Möglichkeit der Kontrolle. Bei einem Experiment verfügt man über die Möglichkeit der
gezielten Variation der Versuchsbedingungen. Bei einem Ex-post-facto-Design muß man die Dinge so
hinnehmen, wie sie vorliegen. Ex-post-facto-Forschung hat also aus der Sicht der experimentellen
Vorgehensweise eine prinzipielle Schwäche: die mangelhafte Kontrolle der unabhängigen Variablen.
Häufig wird auch die " Ex-post-facto-Forschung " zu den Experimenten gerechnet, allerdings ist das
nicht angemessen, denn der experimentelle Ansatze basiert auf dem Modell: wenn X, dann Y; wenn
Frustration auftritt, dann folgt Aggression. Der Forscher legt also ein der Problemstellung angemesse-
nes, praktisch realisierbares Design fest, das eine Methode zur systematischen Veränderung von X
beinhaltet. Dann beobachtet er Y um festzustellen, ob die Variation auftritt, die er aufgrund der Verän-
derung von X erwartet. Wenn das der Fall ist, ist das ein Hinweis für die Gültigkeit der Behauptung:
Wenn X dann Y. Beim experimentellen Ansatz macht man von einem kontrollierten X eine Vorhersage
auf Y. Bei der Ex-post-facto-Forschung wird hingegen nur Y systematisch beobachtet. Dann folgt rück-
blickend eine Suche nach X. Der wichtigste Unterschied zwischen experimenteller und Ex-post-facto-
Forschung liegt also in der Möglichkeit der Kontrolle. Bei einem Experiment verfügt man über die Mög-
lichkeit der gezielten Variation der Versuchsbedingungen.
Damit stellen sich erneut die Probleme, die bereits in Bezug auf das quasi-experimentelle Design an-
gesprochen wurden. Darüber hinaus fehlt eine Varianzkontrolle der unabhängigen Variablen bereits vor
der Datenanalyse mit der Folge, dass einzelne Ausprägungen ggf. nur sehr selten auftreten und somit
für eine Datenanalyse nicht genügend Fälle vorhanden sind. Das Ex-post-facto-Design stellt das Stan-
darddesign bei sogenannten „Surveystudien“ (= Überblicksstudien) dar, z.B. bei Umfragen zu politi-
schen Einstellungen oder Konsumgewohnheiten durch die Meinungsforschungsinstitute. Im Prozess
der Datenauswertung wird dabei z.B. nach geschlechts-, schichten- oder medienspezifischen Unter-
schieden in den Antworten gesucht. Kausale Aussagen in der Form „Das Ansehen gewaltverherrlichen-
der Filme hat eine höhere Gewaltbereitschaft zur Folge“ sind allerdings nicht möglich, da die Erhebung
aller Daten – der unabhängigen Variablen (z.B. Zahl der gesehenen gewaltverherrlichenden Filme) und
der abhängigen Variablen (z.B. Gewaltbereitschaft) – zum selben Zeitpunkt erfolgt. Es gibt also keine
gezielte Setzung eines Stimulus´, womit auch keine Aussagemöglichkeit zur zeitlichen Reihenfolge
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besteht, da ein ganz anderes Merkmal als das ausgewählte für den scheinbaren Zusammenhang ver-
antwortlich sein kann („Scheinkorrelation“).
Ist das Forschungsdesign (Ex-post-facto) im Zusammenhang experimenteller Studien mit dem Ziel,
Hypothesen zu prüfen, also kritisch zu sehen, hat es mit einer anderen Zielstellung durchaus seine
Berechtigung, und zwar wenn es um die Beschreibung von Phänomenen geht. So könnte beispielswei-
se von Interesse sein, welche didaktischen Konzepte Lehrerinnen und Lehrer bei einem Einsatz neuer
Medien im Unterricht bevorzugen. In diesem Fall stellt die Erhebung – oben kritisch als Ex-post-facto-
Design bezeichnet – ein angemessenes Forschungsverfahren dar.
Man kann zwischen 2 Varianten der Ex-post-facto-Forschung unterschieden, die allerdings versuchs-
plantechnisch auf gleichem Niveau liegen.
1. Die Variation der UV kann nicht gezielt vorgenommen werden. Es ist äußerst schwierig, im Nachhi-
nein die Stufen für die UV zu rekonstruieren, und in den meisten Fällen unmöglich, die bereits abge-
laufene „Versuchsdurchführung" zu kontrollieren.
2. Die Äquivalenz der zu vergleichenden Gruppen ist äußerst schwierig einzuschätzen, da keine Vor-
tests vorliegen, in vielen Fällen Selbstselektion stattfindet, sonstige Faktoren mit der Selektion in-
teragieren und Ereignisse eingetreten sein können, die man einfach nicht mehr ermitteln kann.
3. In manchen Fällen ist die zeitliche Abfolge zwischen vermuteter UV und AV nicht eindeutig zu klä-
ren. Es wäre beispielsweise möglich, dass ein noch höheres Krankheitsrisiko bereits vor der Inbe-
triebnahme des Chemiewerks vorhanden war.
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Aus all diesen Gründen sind keine zwingenden kausalen Ursachen nachzuweisen. Insbesondere man-
gelt es diesem Untersuchungstyp in hohem Maße an interner Validität. Dennoch sind bei diesem For-
schungstyp je nach Fragestellung und Vorgehensweise große Unterschiede zu erwarten und eine we-
sentliche Aufgabe dieser eben auch notwendigen Forschung besteht dann darin, potentielle Alternativ-
hypothesen ohne versuchsplantechnische Methoden möglichst plausibel auszuschließen.
Im vielen Bereichen der Psychologie (und nicht nur dort) sind Ursachenforschungen häufig nicht besser
durchführbar. So sucht man Problemgruppen und versucht die Unterschiede zu weniger problemati-
schen Personen im Hinblick auf alle möglichen Variablen aufzudecken, indem diese Variablen mit der
kritischen Variablen korreliert werden.
Letztlich kann man aber nur Korrelationen zwischen UV und AV ermitteln.
Verdeutlichung an einem Beispiel
Lungenkrebs: Man stellt bei Lungenkrebspatienten fest, dass sich überzufällig viele
Raucher darunter befinden, z.B.: "Compared with nonsmokers in the study group,
smokers had more than twice the risk of developing any kind of cancer, and nearly
t e n t i m e s t h e r i s k o f c o n t r a c t i n g l u n g c a n c e r . " 90
Dann erklärt man den Lungenkrebs (JA, NEIN) als AV und das Rauchen (JA, NEIN) als mutmaßliche
UV.
1. Das experimentelle Vorgehen ist nicht möglich, weil die Versuchspersonen nicht nach Zufall in
Raucher und Nichtraucher aufgeteilt werden können, und selbst wenn das gelänge, wäre es frag-
lich, ob man die VPn so lange zur Einhaltung der Bedingungen bewegen könnte.
2. Auch eine in der Jugend beginnende Längsschnittanalyse von Rauchern und möglichst parallel
Nichtrauchern ist kaum realisierbar, weil man riesige Mengen von VPn benötigen würde, um hinrei-
chend zuverlässige Unterschiede im späteren Auftreten von Lungenkrebs nachweisen zu können
und die Analysen Jahrzehnte in Anspruch nehmen würden.
Der entsprechende realistische Untersuchungsansatz wird in Producing Data näher beschrieben und
als retrospective case-control study eingestuft.
Ein Hauptproblem der Lungenkrebserforschung durch epidemiologische Untersuchungen besteht darin,
dass sich die Raucher und Nichtraucher selbst den Bedingungen zugeordnet haben (Selbstselektion)
und daher weder Selektionseffekte noch Wechselwirkungseffekte mit der Selektion kontrolliert sind,
was insbesondere bei dem langen Zeitintervall ganz besondere Probleme aufwirft.
Die Abbildung 11 zeigt den Zusammenhang zwischen Anzahl der täglich gerauchten Zigaretten und
Lungenkrebsmortalität für insgesamt 25 Berufsgruppen. Wie man sieht, wird in den verschiedenen
Berufsgruppen unterschiedlich viel geraucht, so dass sich Vielraucher auch im Beruf von Wenig-
Rauchern unterscheiden. Es ist aber gar nicht so unplausibel anzunehmen, eine bestimmte Berufstä-
tigkeit fördere Lungenkrebs.
90 http://www.usc.edu/hsc/info/pr/221/smoking.html [26.11.1997]
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91 Farmers, foresters, and fisherman, Miners and quarrymen, Gas, coke and chemical makers, Glass and ceram-
ics makers, Furnace, forge, foundry, and rolling mill workers, Electrical and electronics workers, Engineer-
ing and allied trades, Woodworkers, Leather workers, Textile workers, Clothing workers, Food, drink, and
tobacco workers, Paper and printing workers, Makers of other products, Construction workers, Painters and
decorators, Drivers of stationary engines, cranes, etc, Laborers not included elsewhere, Transport and
communications workers, Warehousemen, storekeepers, packers, and bottlers, Clerical workers, Sales
workers, Service, sport, and recreation workers, Administrators and managers, Professionals, technical
workers, and artists
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positiv mit Ängstlichkeit oder, die Ängstlichen seien neurotischer als die weniger Ängstlichen, ist weit-
gehend äquivalent und die statistischen Maße, etwa PM-Korrelation, lassen sich in t-Werte transformie-
ren und umgekehrt.)
Die Ex-post-facto-Studie versucht mittels eines bereits vorliegenden Datensatzes eine Hypothese mit
kausalem Charakter zu prüfen, indem im Nachhinein UV und AV unterschieden werden.
Beispiel: Ein Mediziner verfolgt die Hypothese, dass das Rauchen Lungenkrebs er-
zeugt (Kausalhypothese: Wenn eine Person raucht, dann steigt das Risiko, an Lun-
genkrebs zu erkranken und zu sterben). Er verfügt über den Zugang zu Daten eini-
ger Großkliniken und teilt die Todesfälle infolge von Lungenkrebs der letzten 10
Jahre in zwei Gruppen ein, nämlich in jene Personen, die geraucht haben, und die-
jenigen, die nicht rauchten. Dabei stellt er fest, dass von den insgesamt 5.000 To-
desfällen 3.700 zu den Rauchern und 1.300 zu den Nichtrauchern zählten (Annah-
me: Gleichverteilung von Rauchern und Nichtrauchern in der Bevölkerung).
Nachträglich (ex-post-facto) wird hier also die Bestimmung der UV (mit ihren Stufen) und der AV vor-
genommen. Deshalb ist die Kausalinterpretation, dass Rauchen zu einem erhöhten Krebsrisiko mit
Todesfolge führt, nicht zulässig, denn es ist nur teilweise möglich, Störvariablen nachträglich zu kon-
trollieren. So könnte es beispielsweise sein, dass ein großer Teil der Raucher in der Stadt und der
Nichtraucher auf dem Land lebte (Variablenkonfundierung). Damit würde eine alternative Interpretation
möglich: Das Leben auf dem Land ist der Gesundheit zuträglicher als das Leben in der Stadt.
Damit haben Ergebnisse aus Ex-post-facto-Studien beschreibenden Charakter. Dabei wird der Zusam-
menhang zwischen zwei Variablen festgestellt: Rauchen und Lungenkrebs mit Todesfolge treten ge-
häuft gemeinsam auf.
Eine vorsichtige (vorläufige) Kausalinterpretation ist nur möglich, wenn sich die beiden Gruppen in
anderen als wesentlich erachteten Variablen nicht unterscheiden (z.B. Geschlecht, Beruf, Wohnort,
Familienstand, Alkoholgenuss usw.).
Beispiel: Ein Forschungsbeispiel zum Zusammenhang von Schulerfolg und späte-
rem wirtschaftlichen Erfolg (CHRISTIANSEN, 1935) soll den Sachverhalt weiter ver-
deutlichen. 2.000 Schulabgänger wurden post hoc in zwei Gruppen aufgeteilt:
Schüler mit Abschlussexamen und Schüler ohne Abschlusszeugnis. Nun befragte
man Jahre später die noch erreichbaren Probanden nach ihrem wirtschaftlichen Er-
folg im Berufsleben und fand keinen Unterschied zwischen den Gruppen.
Hier kann man zunächst nur die Interpretation geben, dass Schulerfolg und wirtschaftlicher Erfolg nicht
gehäuft gemeinsam auftreten.
Nachdem aber nachträglich nachgewiesen werden konnte (weil die entsprechenden
Daten in den Unterlagen festgehalten waren), dass sich die beiden Gruppen hin-
sichtlich weiterer relevanter Variablen (Alter, Geschlecht, Beruf des Vaters, sozia-
ler Status der Nachbarschaft, Nationalität der Eltern) nicht unterschieden, kann
man die vorläufige Kausalinterpretation vertreten, dass Schulerfolg den späteren
beruflichen Erfolg nicht bedingt.
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Die meisten korrelativen Studien sind allerdings auf schwachem versuchsplantechnischen Niveau und
deshalb hat sich auch der Begriff „Korrelative Untersuchung" für Ex-post-facto-Untersuchungen her-
ausgebildet. Gelegentlich wird der Begriff „Korrelative Untersuchung" aber auch nur auf denjenigen
Untersuchungstyp beschränkt, der nur an Zusammenhängen interessiert ist.
Im Vordergrund der folgenden Ausführungen steht die Annahme, dass die Sozialarbeitsforschung von
Praxisproblemen Sozialer Arbeit ausgeht, also in dieser Betrachtung anwendungsorientierte, berufsbe-
zogene Forschung ist.
Die zwei wesentlichen Merkmale der Sozialarbeitsforschung sind dabei
a) Gegenstandsbezogenheit
und
b) Anwendungsorientierung
Es ist zu beachten, dass die Gütekriterien in der qualitativen Forschung nicht unabhängig voneinander
sind. Auch sind diese Gütekriterien nicht messtechnisch zu verstehen. ( Messen heißt vergleichen. Messen
bedeutet vor allem die quantitative Bestimmung des Wertes einer Messgröße (Messwert) durch Vergleich mit einem geeig-
neten Standard gleicher Einheit. Messungen erfolgen durch reine Zählung oder durch Vergleich mit einer Grundeinheit,
einem definierenden Normal (beispielsweise wird bei der Messung der Masse im SI-System mit der Masse des Urkilo-
gramms in Paris verglichen, bei der Zeitmessung mit der Periodendauer der elektromagnetischen Strahlung eines bestimm-
ten Feinstruktur-Energieniveauübergangs im Cäsium-Atom) oder, im erweiterten Sinne, mit einer abgeleiteten Einheit (bei-
) Es sind vielmehr leitende Gesichtspunkte, die unter dem Zeichen der Qualität
spielsweise Meter/Sekunde)
der Forschung zu verfolgen sind.
12.1 Regelgeleitetheit
Auch die rekonstruktive Forschung geht nach allgemein anerkannten Regeln der Forschung vor. Kern-
punkte sind dabei: die Begründung für Aussagen aus Daten ableiten, bei Schlüssen alternative Erklä-
rungen berücksichtigen, die gewählte/erarbeitete Kategoriestruktur bei der Auswertung konsequent
verwenden, Verschiebungen oder Änderungen in der Forschungsstrategie begründen und erläutern,
mögliche Verzerrungen durch die Forscherin berücksichtigen und nicht zuletzt die Strategien zur Erhö-
hung der Glaubwürdigkeit der Forschung (s. die anderen Gütekriterien). 92
Unter Regelgeleitetheit ist auch zu verstehen, dass ausgehend vom ersten Forschungsdesign und des-
sen Verfahrensregeln ein Forschungsprozess in Gang gesetzt wird, der es erlaubt, notwendige Modifi-
kationen zu integrieren, sobald eine nachvollziehbare Begründung vorliegt. 93 So kann jeweils eine
Teilmethode konsequent für den vorgesehenen Teilaspekt der Untersuchung angewandt und realisiert
werden.
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12.2 Gegenstandsnähe
Je näher die Daten am zu untersuchenden Subjekt erhoben werden, desto authentischer sind die In-
formationen, welche die Forscherin erhält. Je näher und intensiver man dabei in die Alltagswelt der zu
Beforschenden eintaucht, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die erhobenen Daten weitge-
hend authentisch sind (sie müssen es aber nicht sein!)
Um die Nähe zum Gegenstand zu gewährleisten, sollte Forschung als Dialog mit den Forschungssub-
jekten angelegt sein. „Qualitative Forschung will an konkreten sozialen Problemen ansetzen, will For-
schung für die Betroffenen machen und dabei ein offenes, gleichberechtigtes Verhältnis herstellen.
( ... ) Man sollte im Nachhinein nochmals überprüfen, inwieweit dies jeweils gelungen ist.”94 Durch
Rückkopplung in die Praxis soll also versucht werden, die Interessen der Praxis erkennbar in den Pro-
zess einzubringen.
12.3 Objektivität
Objektivität wird hier nicht als Reproduzierbarkeit der Erkenntnis, sondern als weitestmögliche Annähe-
rung an individuelle Sinnstrukturen und Intersubjektivität verstanden. Die Entscheidung darüber, ob
Forschungsergebnisse Objektivität beanspruchen können, erfordert deren intersubjektive Überprüfbar-
keit. Demzufolge kommt der Transparenz der Daten- und Erkenntnisgewinnung ein zentraler Stellen-
wert zu.
12.4 Verfahrensdokumentation
Während in der thesenüberprüfenden Forschung standardisierte Verfahren zur Anwendung kommen
und die dort verwendeten Techniken und Instrumente entsprechend aufgeführt werden, muss in der
rekonstruktiven Forschung der Vorgang der Forschung wesentlich präziser beschrieben und dokumen-
tiert werden. Hierfür dienen dann in der konkreten Datenerhebung Instrumente wie Forschungstagebü-
cher, Feldnotizen, Kontextprotokolle, Dokumentationsbögen und natürlich die Transkription von Inter-
views, Gruppendiskussionen etc. Aber auch das leitende Forschungsparadigma (also das erkenntnis-
leitende Denkmodell) ist nicht nur ausreichend zu begründen sondern in der konkreten Anwendung zu
beschreiben. Dies könnten in der rekonstruktiven Forschung beispielsweise die Grounded Theory oder
die psychoanalytische Textinterpretation sein. Für die Materialauswertung wären beispielsweise die
begründete Verwendung der Phänomenologischen Analyse, der Konversationsanalyse, der Qualitati-
ven Inhaltsanalyse, der Objektiven Hermeneutik oder die Verwendung der Metaphernanalyse möglich.
Bei der Verfahrensdokumentation wird das gesamte Verfahren bis ins Detail dokumentiert, um den
Forschungsprozess für andere nachvollziehbar werden zu lassen, dies insbesondere bezogen auf die
Explikation des Vorverständnisses, die Zusammenstellung des Analyseinstrumentariums und die
Durchführung und Auswertung der Datenerhebung. 95
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dem Material nachvollziehbar hergeleitet sein. Vor allem müssen Alternativdeutungen begründet aus-
geschlossen werden können. Hier helfen oft kontrastierende Darstellungen.
12.6 Gegenstandsangemessenheit
Die Frage, ob die Forschungsfrage dem zu untersuchenden Gegenstand angemessen ist, steht an
erster Stelle, wenn das Forschungsdesign entwickelt wird. Hier geht es sowohl um die Ressourcenfra-
ge als auch darum, inwieweit mit den geplanten Datenerhebungstechniken und Analyseverfahren das
in der Forschungsfrage formulierte Erkenntnisinteresse angemessen erschlossen werden kann. Können
das gewählte Datenerhebungsverfahren und seine Anwendung die wesentlichen Aspekte der Frage-
stellung erfassen? 97 Damit ist aber auch gemeint, dass z.B. ethische Forschungsfragen (etwa verdeck-
te Beobachtung oder verschleierte Befragungen) angemessen Berücksichtigung finden.
12.7 Stimmigkeit
Unter Stimmigkeit ist zu verstehen, dass das Forschungsziel mit den angewandten Methoden auch
erreichbar ist. Damit ist vor allem die Abstimmung zwischen Forschungsfrage, Datensammlungsverfah-
ren und Analysetechnik gemeint. „Die Datensammlungstechniken sollen ‚passen‘ bzw. geeignet sein,
die gestellten Forschungsfragen zu beantworten.“ 98 Daraus folgt, dass die Forschungsfrage leitendes
Element bei der Wahl der Datensammlungstechnik ist und nicht umgekehrt. Das hat auch zur Folge,
dass zu Beginn der Forschungsaktivität zu überlegen ist, inwieweit die Ergebnisse tragfähig genug sind
eine Theorie zu entwickeln (Alltagstheorie, Handlungstheorie, Theorie mittlerer Reichweite 99, Metatheo-
rie etc.).
96 ebd.
97 Vgl. Flick, U. (2004): S.239
98 Moser, S. 118
99 Unter Theorien mittlerer Reichweite sind solche zu verstehen, die sich im Unterschied zu Großtheorien, wie
der Systemtheorie von Luhmann, der Differenztheorie von Spencer-Brown oder dem Strukturfunktionalis-
mus auf begrenzte Verhaltensbereiche und ”Strukturen mit beschränkter raum-zeitlicher Gültigkeit bezie-
hen und zwischen empirischen Verallgemeinerungen und allgemeinen soziologischen Theorien einzuord-
nen sind.” (Lamnek, S. (1995): S.402)
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12.10 Reliabilität
Reliabilität bedeutet: Wurde der Untersuchungsgegenstand exakt erfasst? Grundsätzlich gilt in der
qualitativen Forschung: „Validität geht vor Reliabilität”. 102 In der thesenprüfenden Forschung wird dar-
unter die Genauigkeit, die Exaktheit beim Messen verstanden. Eine klassische Reliabilitätsprüfung
sieht dann so aus, dass man die gleiche Untersuchung am selben Untersuchungsgegenstand kurze
Zeit später erneut durchführt (Re-Test-Reliabilität). Gerade aber bei qualitativer Forschung sind sich
stereotyp wiederholende Aussagen und Beobachtungen eher Indikatoren für bewusst vermittelte Versi-
onen als Hinweise von Authentizität. Andere Möglichkeiten sind z.B. mit der Triangulation die Konstanz
oder Konsistenz von Ergebnissen zum selben Zeitpunkt, aber unter Verwendung unterschiedlicher
Erhebungsinstrumente zu ermitteln. Eher kann dagegen eine prozedurale Reliabilität in der rekonstruk-
tiven Forschung greifen.
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Rollenzuteilung, wer was wie aufzeichnet) die Reliabilität erhöht. Für Feldnotizen gelten besonders
strenge Kriterien zur Gewährleistung der Reliabilität. Hier muss konsequent zwischen Begriffen der
Beobachtung und solchen der Beobachterinnen in der Dokumentation unterschieden werden. Für eini-
ge Auswertungsverfahren ist entsprechend sorgfältig bei der Materialaufbereitung (Transkription) zu
verfahren. Ebenfalls ist es möglich, durch Interviewerschulungen, die genaue Prüfung von Interviewleit-
fäden oder der Erprobung solcher Instrumente in einem vorgeschalteten Probelauf die Reliabilität zu
erhöhen. 103
12.12 Triangulation
Dies bedeutet, dass für die Bearbeitung einer Fragestellung verschiedene Datenquellen, unterschiedli-
che Interpretinnen und analytische Theorieansätze Verwendung finden. So können verschiedenartige
Blickweisen auf ein Untersuchungsgebiet zum einen die „blinden Flecken“ reduzieren helfen und zum
anderen die Stärken der verschiedenen Analysewege kombinieren (vgl. Triangulation Kap.7, S.31).
12.13 Transparenz
Für alle Beteiligten soll der Forschungsprozess jederzeit durchschaubar sein. Dies bedeutet auch, dass
Funktionen, Ziele und Forschungsmethoden den Beforschten gegenüber offenzulegen und jederzeit
durchschaubar zu halten sind (s. hierzu im Widerspruch: Vorlesung zum Thema „Feldzugang“). Hierzu
gehört z.B. auch, die Methoden der Textinterpretation wie Sequenzierung, analytische Induktion, Kon-
trastierung von Idealtypen etc. darzulegen.
12.14 Adäquatheit
Adäquatheit wird oftmals als Zuverlässigkeit oder Nachprüfbarkeit abgehandelt. In der thesenprüfenden
Forschung meint dieser Begriff, dass unter gleichen Bedingungen verschiedene Forscher zu denselben
empirischen Resultaten kommen (müssen). Eher ist jedoch im Kontext der thesengenerierenden For-
schung bei der Begriffsverwendung Adäquatheit von der „Realitäts(ge)haltigkeit“ der Daten auszuge-
hen, die „unter Anwendung bestimmter Erhebungsmethoden in einer bestimmten Erhebungssituation
gewonnen werden.“ 104 Der Realitätsgehalt kann vor allem dann als gegeben angenommen werden,
wenn die gesellschaftliche Realität des das beobachtete Phänomen umgebende Settings so weit wie
möglich in der notwendigen Dichte berücksichtigt wurde.
Dies bedeutet auch, dass die dargestellte Perspektive so beschrieben ist, dass derjenige, der be-
schrieben wurde, sich darin wiederfindet und des Weiteren andere – weiterführende – Perspektiven
und Interpretationen ausführlich genug zur Sprache kommen.
12.15 Intersubjektivität
Sie ist gerade in der qualitativen Forschung ein wichtiges Kriterium, und bedeutet, dass die Ergebnisse
„nicht nur aus der subjektiven Perspektive des Forschenden Bestand haben.“ 105 Es kann dadurch ge-
103 Vgl. dazu auch: Flick, U. (2004): S.319ff. und Mayring, P. (1990): S.115 f.
104 ebd. S.119
105 Moser, H.
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währleistet werden, dass die subjektive Betrachtungsweise z.B. eines Falles 106 durch Interpretationen
in einer Forschungsgruppe geschieht. Werden viele Variationen „durchgespielt“ und die unwahrschein-
lichen ausgeschlossen, dann kommt man so zu einer Verdichtung derjenigen Interpretation, die am
wahrscheinlichsten ist.
Eine weitere Stufe besteht darin, dass die Ergebnisse einer Untersuchung im Rahmen von wissen-
schaftlichen Debatten öffentlich diskutiert werden. Hierbei kommt es nicht selten dazu, dass andere
Wissenschaftlerinnen neue Sichtweisen und Interpretationen von Untersuchungsergebnissen entwi-
ckeln oder Teilergebnisse beisteuern.
12.16 Anschlussfähigkeit
Anschlußfähigkeit meint, dass die Ergebnisse einer Untersuchung in der Fachdiskussion verortbar sind,
also nicht losgelöst für sich stehen, sondern Bezug nehmen entweder auf bereits bekannte Fragen
oder Phänomene oder auf das bisherige Ignorieren oder Nichtbeachten von Themen und Problemlagen
oder auf fehlende bzw. unzureichende Lösungsansätze von sozialen Problemlagen oder deren Teilas-
pekte hinweisen.
Gemeint ist auch, dass auf andere Forschungen Bezug genommen werden kann, sich die eigenen Er-
gebnisse und Fragestellungen davon unterscheiden und man die aus diesem Vorhaben erwachsenen
Erkenntnisse dagegen hält, oder andere Ergebnisse ergänzt, modifiziert oder Verbindungen zu anderen
Teilen des Wissenschafts- oder Sozialsystems herstellt.
12.17 Repräsentanz
In der rekonstruktiven Forschung gelten andere Kriterien der Stichprobengewinnung. Es geht dabei
weder um die Repräsentativität der Stichprobe durch Zufallsauswahl noch um ihre geschichtete Zu-
sammensetzung. Stattdessen werden die zu untersuchenden Personen, Gruppen etc. nach dem zu
erwartenden Neuen für die zu entwickelnde Theorie aufgrund des bisherigen Forschungsstandes in die
Untersuchung aufgenommen.
Hier hat nicht die quantitative und statistische Verteilung von Merkmalen, sondern haben ihre wesentli-
chen und typischen Zusammenhänge die Bedeutung von Repräsentativität. Das Exemplar ist als Teil
einer Einheit zu sehen. Generalisierung soll in diesem Sinne durch typische Fälle und Typenbildung
(Idealtypen, Extremtypen, Prototypen, wichtige Typen) und durch viele zufällige Fälle im Sinne von
Repräsentanz (nicht Repräsentativität) ermöglicht werden. Typenbildung heißt hier also eben nicht
komplexe Sachverhalte auf einzelne Variablen oder Variablenkonstellationen zu reduzieren.
Zum Beispiel sollten die zu untersuchten Personen
- Repräsentanten ihrer selbst (als einmalige Persönlichkeit in ihrer gesamten individuellen Beson-
derheit),
- Repräsentanten in ihrem speziellen Kontext (z.B. durch Gruppen- oder Berufszugehörigkeit),
- spezielle Personen (welche spezielle Aufgaben oder Rollen innehaben),
- Repräsentanten ausgebildeter Subjektivität (durch den Erwerb bestimmter Wissensvorräte) und
- Repräsentanten eines interaktiv hergestellten Handlungsraumes
sein.
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Die Gütekriterien für qualitative Sozialforschung sind nicht voneinander unabhängig. Mangelnde
Transparenz hat meist zur Folge, dass auch das Kriterium der Stimmigkeit nicht erfüllbar ist. Auch kön-
nen unerfüllte Ansprüche im Bereich der Intersubjektivität die Anschlussfähigkeit der Ergebnisse ge-
fährden. Es sind nicht messtechnisch zu verstehende Kriterien die hier als leitende Gesichtspunkte
gelten.
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