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FÜR
DES MITTELALTERS.
HERAUSGEGEBEN
VON
ERSTER BAND.
BERLIN
WEIDMANNSCHE BUCHHANDLUNG.
1885.
THE INSTITUTE OF MEDIAEVAL STUDlES
10 ELMELEY PLACE
TORONTO 5, CAr^ADA,
NOV 2 8 1931
Inhalt.
Zur Geschichte des Schatzes, der Bibliothek und des Archivs der Päpste
im vierzehnten Jahrhundert von Ehrle . . l
Seite
Mittheilungen.
Die Hss. von Eymerichs Directorium inquisitionis von Denifle .... 143
Zur Quellenkunde der Franciscaner-Geschichte von demselben .... 145
Zur Quellenkunde der Dominicaner-Geschichte von demselben .... 148
Das Inventar des päpstlichen Schatzes von Perugia aus dem Jahr 1311
von Ehrle 149
Die historischen Hss. der Borghesiana von demselben 151
y/ Zur Fraticellen-Geschichte von demselben 154
Die Spiritualen vor dem Inquisitionstribunal von demselben 156
Ludwig der Bayer und die Fraticellen und Ghibellinen von Todi und
Amelia im J. 1328 von demselben 158
Zu Bethmanns Notizen über die Hss. von St. Francesco in Assisi von
demselben 470
Hss. der Bulle Quia in futurorum Johanns XXII. im Vat. Archiv von Denifle 625
Liber divisionis Cortesianorum et Civium Rom. curiae et civit. Avenion.
von demselben 627
Zur Quellenkunde der Franciscaner-Geschichte, Balduin von Braunschweig
von demselben 630
Nachträge und Berichtigungen 641
Mittheilungen.
heiten gegenüber dem Drucke aufweisen, speciell sei hier die Liste der
errores des Raymundus Lullus genannt, die in den Hss. nicht so gross
wie im Drucke ist. Um Wiederholungen zu vermeiden bemerke ich,
dass, wie ich bereits oben angegeben habe, in allen Hss., ausser in jener
des Escorial, in der qu. 9 der 2. pars die errores aus dem Evangelium
aeternum sowie die dazu gehörige Eingangsnotiz fehlen; dasselbe ist der
Fall betreffs der Erwähnung des Evangelium aeternum in der qu. 26.
Cod. Vat. lat. 4866. Papierhs. des 15. Jhs. Beginnt: Hie incipit über
inquisitionis compilatus per fr. Nicolaum Eimerici Ord. FF. Pred.
s. theologie mag., capellanum D. N. pape ac in terris D. regis
Aragonie inquisitorem heretice pravitatis.
Codd. Vat. Palat. 680. 681. Beide aus dem 15. Jh., der erste auf
Perg., der andere auf Papier. Sie stimmen mit dem vorerwähnten
üb er ein.
Cod. Vat. Ottob. 1125, Perg.- und Pap.-Hs. aus dem J. 1461. Be-
ginnt: Incipit epistola in librum vocatum Directorium inquisitorum,
compilatum etc., und schliefst: Iste liber fuit compilatus in
Ottob. die nicht zum Werke gehörige Notiz: Rev. n. inquisitor etc.
faciet sermonem generalem et quasdara exequuciones hora consuetä
in sede Dertusen. (Tortosa); quare suspendit et simpliciter inter-
dicit pro illa die infra dictam civitatem et eiusdem terminos omnes
alios sermones et confert auctoritate apostolica xl dies de indul-
gentia ad dictam sedem confluentibushora. Darnach findetilla
sich mit anderer Schrift folgende Notiz: Nota quod ego fr. Gabriel
de Barchinona theologie professor et inquisitor Bononie feci scribi
hoc directorium inquisitionis anno dom. mccccIxi, et pertinet ad
ipsum officium inquisitionis, pro quo directorio exposui libras
bonon. xxiii, solidos x. —
Pefia benützte zu seiner Ausgabe des
Directoriums neben dem ersten Drucke drei Hss., die er Codd.
Bononiensis, Sabellanus (des Card. Savelli) et Card, de Gambara
nennt. Der Bononiensis gehörte der Inquisition zu Bologna an
und war 'descriptus summa diligentia temporibus Pii papae ejus
nominis secundi'. Er ist wohl identisch mit Cod. Ottob., der eben
das Eigenthum der Inquisition zu Bologna war und im J. 1461,
mithin 'temporibus Pii 11'. (1458 — 1464), in regelmässiger
Renaissanceschrift, 'summa diligentia', geschrieben wurde. Pefia
hielt ihn für älter und besser als die zwei andern von ihm be-
nützten Hss.
Codd. Bonon. 2255 (Pergamenths., Anf. 15. Jhs.) und 2261 (Pap. 15. Jh.)
der Universitätsbibl. Beide Hss. gehörten früher den Canonikern
S. Salvatoris. Die zuerst genannte beginnt nicht blofs wie Cod.
Ottob., sondern besitzt auch dessen MögUch,
erstes Explicit.
dass bei Anfertigung des Cod. Ottob. der Cod. Bonon. 2255 als
Vorlage diente.
Cod. Neapol. fol XII. A. 13 der bibl. nazionale, Pap. 15. Jh., und be-
ginnt: Incipit über inquisitionis etc. wie Cod. Vat.
Cod. Taurin. den Dominicanern gehörig, ohne Signatur, Pap., 15. Jh.,
mit dem Explicit des Cod. Ottob.
Cod. Vindobon. in der Dominicanerbibl., Pap. 15. Jh. ohne Signatur.
Cod. Lipsien. 579 der Universitätsbibl. Pergamenths., in dem alphabe-
tischen von Ebert angefertigten Catalog der Hss. fälschlich unter
Campo Heymer. s. Heymericus registriert. Auf der Innenseite des
Einbandes die Notiz: Liber fratrum predicatorum in lipczk ad s.
von p. 264 —
273 derselbe Catalog steht. Hier wird die Vita des
Gerard Odonis zu Ende geführt und gesagt, 'opinioni dorn. Jo. pape
XXn. de visione beatifica nimis favens determiuationem quam ipsam
(sie!) determinavit parisius, per regem francie compulsus est publice
revocare. Que revocatio sub generalis ministri sigillo in bibliotheca
In der That ist der ganze Tractat bis zum Schlüsse Bl. 406 nur ein
Conglomerat aus derartigen Quellen, von Bl. 404 b an werden öfters
sogar die Conformitates eitiert. Cherance gestand mir später in einer
mündlichen Unterredung zu, dass er durch den Titel irregeführt wurde.
— Vom Cataloge Bernards de Bessa fand ich bisher keine andere Hss.
als die oben angeführten. Sie repräsentieren bis zum General Gundisalv
zwei Recensionen, die eine vertritt der Turiner Codex, die andere liegt
in den übrigen Hss. und dem Speculum vor. Vom General Gundisalv,
bis zuwelchem der Turiner Codex geht, theilen sich bis Michael von Cesena
auch die genannten Hss. Dem Laurent, gegenüber stehen die Codd.
Berol., Parisin., S. Floriani und das Speculum. Von Michael de Cesena
an, mit welchem Laurent, aufhört, beginnt ein neuer Zwiespalt. Die
Grundform scheint mir immer die Turinerhs. zu bilden, obwohl der
Text viel zu wünschen übrig lässt. Bernard de Bessa hat seinen Catalog
keinesfalls weiter als bis zum General Gundisalv, vielleicht nur bis zu
dessen Vorgänger Johann de Murro incl. fortgeführt.
712) wiederholt benützt, ich citierte gerade auch die Hs. der Municipal-
bibliothek zu Assisi, auf die Holder-Egger jüngst (Neues Archiv X, 239)
als auf eine neu entdeckte Chronik, 'welche für die Geschichte des Mi-
noritenordens von grossem Werth scheint' hinweist und dabei zur irrigen
Vermuthung führt, als sei sie eine Chronica von 'quatuordecim' Gene-
ralen. Von dieser Chronik sind mir folgende Hss. bekannt: Cod. VIII.
C. 12 in der Nationalbibliothek zu Neapel (lückenhaft, da die Initialen
herausgeschnitten sind); Cod. Gäddian. reliq. 53 der Laurent, und Cod.
279 der Riccardiana zu Florenz; der bereits erwähnte Cod. in der Muni-
cipalbibliothek zu Assisi; einer in S. Isidoro de' Irlandesi zu Rom; Cod.
3417 der Hofbibliothek zu Wien. Eine weitere schöne Hs. wurde, wie
Ehrle bei seinem Aufenthalte in Perugia während der Osterwoche erfuhr,
durch Vermittelung des dortigen Bibliothekars Prof. Rossi vom italieni-
Lange vor ihm hat bereits Preger in der Zsch. f. hist. Theol. 1869 S. 4 f.
IGif. auf sie aufmerksam gemaclit und sie in ausgiebiger Weise benützt.
Preger und Roth schlagen aber den Wcrth des Codex zu hoch an, wie
dies in der Regel der Fall ist, wenn man eigentlich nur eine Hs. kennt.
Unter obigem Titel werde ich in einem der späteren Hefte Untersuchungen
über die Dominicaner- Geschichte beginnen und in denselben auf diesen
Punkt zurückkommen. Ich bemerke schon hier, dass hinsichtlich der
Sammlung der Generalcapitel eine im Generalarchiv des Ordens befind-
liche Hs. den ersten Rang behauptet, da die Partie bis zum 14. Jh. auch
thatsächlich im 13. Jh., mithin früher und unabhängig von Beruard Guidonis,
geschrieben wurde. Die Collection des Bernard Guidonis nimmt dieser
Sammlung gegenüber zumeist die zweite Stelle ein. Es war mir bisher
nicht möglich ein anderes completes Exemplar der ersten Redaction aufzu-
finden. Nur in Bordeaux, Archiv, departement. Fonds des Dominicains
u. 651 bis 150 ff. fand ich Bruchstücke der Gen-eralcapitel bis MCCG
Bl.
secundo, die vor dem Erscheinen von Bernards Compilation niederge-
schrieben wurden. H. D.
der Kanzleischrift der Zeit sehr schön auf Pergament geschrieben zeigt
es viele Aehnlichkeit mit dem Inventar des cod. Ottob. 2516 (s. oben
S. 4, 6). Dasselbe wurde von den oben (S. 45) erwähnten päpstlichen
Schatzmeistern 1311 vom 27. Februar bis 4. Juni angefertigt. "Wir
etwa dem Berichte eines päpstlichen Legaten an und haben mit unserm
Inventar absolut Nichts zu thun. Wie sie wohl hierher gerathen sind?
150 F- Elirle,
rici. Sunt etiam cum eis duo granati sine castonibus; ponderis totum unius
uncie et trium quartorum et dimidii. Ligati sunt omnes per se. Ebendaselbst
sind noch andere Bruchstücke verzeichnet. Siehe über diesen berühmten
Thron Friedrich IL und seine Geschichte Huillard-Breholles (Bibliotheque
de Tecole des chartes 1863, XXIV, 139—144), dessen Vermuthung hier eine
interessante Bestätigung erhält. Eine Beschreibung dieser beiden hier er-
wähnten Thronsessel aus der Zeit als sie noch unversehrt waren, findet sich
im Inventar von 1295. Vgl. A. Molinier, Bibl. de Tecole des chartes. 1882,
XLII, p. 632 ff., vgl. p. 278. —
Der Namen Constantins findet sich auch
MittheiluDgen. 151
Von dem dritten Theil besitze ieh bereits eine druckbereite Ab-
schrift, welche ich im Anschluss an die Handschriften-Verzeichnisse der
voravignonesischen Bibliothek der Päpste von 1295, 1327, 1339 mit denen
der avignonesischen Sammlung von 1369, 1411, 1594 (sowie dem
Benedicts XIII von 1409 und der Borghesiana) veröffentlichen werde. Die
Cataloge der im 15. Jahrhundert erstehenden vaticanischen Bibliothek
Eugens IV (1445), Nicolaus V (resp. Calixt III 1455) u. A. bereiten Fahre,
der Herausgeber des liber censuum und der bekannte Kunsthistoriker Müntz
zum Drucke. Besondern Werth hoffe ich dieser Publication dadurch ver-
leihen zu können, dass ich nach Möglichkeit den gegenwärtigen Stand-
ort dieser ehemals im päpstlichen Besitz befindlichen Handschriften an-
merken werde.
Am Schlüsse des Handschriften-Verzeichnisses von 1311 (f. 538a)
lesen wir am Rande: Predicti libri, quaterni et scripture non fuerunt
portati, d. h. sie wurden nicht 1312 nach Avignon (resp. Lucca) abge-
führt, sondern kamen nach Assisi. Obgleich also diese Handschriften
und Archivalien in den Inventarien von 1327 und 1339 wiederkehren,
so ergänzen sich doch diese drei Beschreibungen in vielen Punkten.
Da sodann im Inventar von 1311, Bezug auf die Hand-
welches in
schriften am ausführlichsten ist, die Reliquien^) gar nicht und die Archi-
valien sehr summarisch verzeichnet sind, so ist der nun nicht mehr rück-
gängig zu machende vollständige Abdruck der Inventarien von Assisi
nicht ohne den entsprechenden Nutzen. F. E.
bei einigen andern Gegenständen: (f. 453b) Item unum cifum cuppe de Ulis
cod. 312. membr. fol. s. XIH in. (XII ex.), ff. 32.
f. 1 a Rubrik: Incipit Cronica Ricardi Pictaviensis, Clunia-
censis monachi de diversis libris collecta. — Die Chronik beginnt: Deus
ab eterno est, qui cum sibi placuit, hunc mundum fecit visibilem . . .