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ARBEITSGEMEINSCHAFT FUR FORSCHUNG

DES LANDES NORDRHEIN-WESTFALEN

GEISTESWISSENSCHAFTEN

152. SITZUNG
AM 15. OKTOBER 1969
IN DUSSELDORF
ARBEITSGEMEINSCHAFT FOR FORSCHUNG
DES LANDES NORDRHEIN-WESTFALEN
GEl STE SWI S SEN SCHA FTEN

HEFT 170

HANS-GEORG GADAMER

Die Begriffsgeschichte und die


Sprache der Philosophie
HANS - GEORG GADAME R

Die Begriffsgeschichte und die


Sprache der Philosophie

Springer Fachmedien Wiesbadcn Gmb H


I SBN 978-3-322-98037-3 ISBN 978-3-322-98664-1 (eBook)
D OI 10 .1007/978-3-322-98664-1

© 1971 hy Sprin ger Fachmr<licn Wiesbodcn


U... prunglkh e... chienen bei WestdeulSch erVe rlag Gmb ll , Opladcn 1969
Gcsamthc"teUung: We'ldeuloeher Vc,l~g GmhH
Inhalt

Hans-Georg Gadamer, Heidelberg


Die Begriffsgeschichte und die Sprache der Philosophie . . . . . . . . . . . . 7

Anhang ................................................. 21
Die Rolle, welche wort- und begriffsgeschichtliche Untersuchungen im
Felde der Philosophie spielen, wird im allgemeinen als eine untergeordnete
angesehen. Man bewundert die AufschluBkraft, die etwa in Rudolf Euckens
1879 erschienenen "Studien zur Geschichte der philosophischen Terminolo-
gie" liegt, und hat in der gleichen Richtung inzwischen manches Neue und
Gute getan, dessen Frucht wir in Joachim Ritters groBem Unternehmen eines
Worterbuches der philosophischen Begriffe mit Spannung erwarten. Aber
was so als ein Hilfsmittel historischer Forschung oder philosophischer Sach-
besinnung unschătzbar ist, ist als solches noch nicht Philosophie. Ja, das be-
griffsgeschichtliche Interesse als solches stellt noch nicht einmal einen Metho-
dengedanken dar, der der Geschichte der Philosophie philosophische Rele-
vanz zu verIeihen vermochte.
Ein solcher Methodengedanke war die sog. Problemgeschichte gewesen, die
im Neukantianismus das Interesse der Philosophie an ihrer Geschichte zu
legitimieren bestimmt war und die Windelbands bekanntem, von Heimsoeth
bis heute am Leben gehaltenen Lehrbuch der Geschichte der Philosophie als
methodische Grundlage diente. Aber auch die Marburger, vor allem Nicolai
Hartmann, der schărfste Kopf unter den jiingeren Systematikern der Mar-
burger Schule, und der groBartig gelehrte Historiker der Philosophie Ernst
Cassirer, waren problemgeschichtlich orientiert, wie auch Richard Honigs-
wald, der seine scharfsinnigen Studien zur Geschichte der Philosophie aus-
driicklich problemgeschichtlich zu nennen liebte. Der methodische Anspruch
der Problemgeschichte hatte etwas Einleuchtendes. Wenn die Identităt der
Probleme gesichert ist, die sich durch die Geschichte der Philosophie als die
sich bestăndig erneuernden Grundfragen des menschlichen Denkens hin-
durchziehen, dann ist gegeniiber dem Versinken in historischen Relativismus
ein fester Boden gewonnen.
Nun ist im Laufe des letzten halben Jahrhunderts an diesem Standpunkt
der Problemgeschichte eine einschneidende Kritik geiibt worden, die nicht so
sehr von Diltheys Gegnerschaft gegen den abstrakten Apriorismus der Neu-
kantianer als von der Aufnahme und Verwandlung der Diltheyschen An-
stoBe durch Heidegger inspiriert war. Indem Heidegger die ontologischen
8 Hans-Georg Gadamer

Implikationen aufdeckte, die in dem fiir ihn durch Rickert und Husserl
reprasentierten neukantianischen BewuBtseinsbegriff liegen, lehrte er uns,
im Handwerk des philosophischen Denkens die Begrifflichkeit, in der sich
das Denken ausspricht, zu kritischer Besinnung zu erheben. Die Begriffe der
Philosophie erhalten ihre Sinnbestimmtheit nicht durch eine willkiirliche Be-
zeichnungswahl, sondern aus der geschichtlichen Herkunft und der Sinn-
genese der Begriffe selbst, in denen sich das philosophische Denken bewegt,
weil es immer schon in sprachlichen Gestalten sich vollzieht.
Einem oberflachlichen Blick kann diese neue kritische Position als die eines
radikalen und perfekten Historismus erscheinen. Denn der feste Boden, den
der Neukantianismus in der Identitat der Probleme zu besitzen meinte,
erweist sich nun auch noch als schwankend und unsicher. Indessen, den kri-
tischen Einwanden gegen die Problemgeschichte ist nicht auszuweichen. Liegt
nicht eine geheime unaufgeklarte Dogmatik in dem Problembegriff? Ein Bei-
spiel mag diesen Zweifel motivieren: Hat es Sinn, von der Identitat des Frei-
heitsproblems zu sprechen, als ob dieses Problem dem Denken je anders zu-
ganglich wiirde als in immer neuen, aktuellen Motivationen, die die Moglich-
keit oder Wirklichkeit der Freiheit in immer neuem und anderem Sinne
zur Frage erheben? DaB Platos beriihmte Wendung cx.h·[cx. 'rOU EAo[J.evou (die
Schuld liegt bei dem Wahlenden), mit der er zwar nicht die Handlungsfrei-
heit im Augenblick, aber die Zurechenbarkeit des eigenen Lebens im ganzen
mythisch begriindete, einen anderen Sinn von Freiheit meinte als etwa der
stoische Riickzug auf das, was bei uns steht ('ro €Ip' ~[J.iv) - und daB weder
das platonische noch das stoische Freiheitsproblem, noch das Problem der
Freiheit eines Christenmenschen etwas mit der Determinismusproblematik
der modernen Naturwissenschaft zu tun hat, liegt auf der Hand. Hier die
"Errungenschaften" der verschiedenen Denker auf das eine und selbe Pro-
blem der Freiheit zu verrechnen, iiberspringt offenkundig die geschichtliche
Motivation aller. Was dabei fUr geheime Dogmatismen ins Spiel kommen,
wird einem besonders fiihlbar, wenn man an die Praxis des Obersetzens
philosophischer Texte denkt. Wenn wir zum Beispiel an die im Gefolge Scho-
penhauers aufgekommene Verwendung der Kantischen Begrifflichkeit bei
Wiedergabe indischer Texte gerade auch angesichts des Freiheitsproblems
denken, gilt wirklich: "Es ist der Herren eigener Geist, in dem die Zeiten sich
bespiegeln." Insofern kann der Anschein entstehen, als handele es sich bei
der Begriffsgeschichte um eine Radikalisierung des Historismus, indem man
solche naive Selbstbespiegelung, wie sie in der Hypostasierung des "Pro-
blems" geschieht, kritisch zu iiberwinden sucht 1.

1 Vgl. im Anhang unter 2.


Die Begriffsgeschichte und die Sprache der Philosophie 9

Indessen, es geht um anderes. Das legitime Motiv der "Problem-


geschichte", in der Geschichte die eigenen Fragen wiederzuerkennen, bleibt
anerkannt. Die Auflosung des identischen Problems flihrt nicht zur totalen
Haltlosigkeit beliebiger Meinungen und Lehren, in die die Geschichte der
Philosophie auseinanderfăllt. Begriffsgeschichtliche Reflexion bedeutet viel-
mehr eine gesteigerte kritische BewuBtheit gegenliber der geschichtlichen
Dberlieferung und eine Gewinnung ihres sachlichen Gehalts. Nicht das wird
durch solche kritische Reflexion preisgegeben, daB Erkennen immer Wieder-
erkennen ist und nicht ein bloBes Spiel mit fremden Meinungen. Die von
Nicolai Hartmann ehedem liberzeugend gegebene Ausdeutung des platoni-
schen Anamnesis-Gedankens bleibt flir alles philosophische Denken gliltig,
ja gewinnt erst in hermeneutischer BewuBtheit ihre eigentliche Radikalităt.
Der mythische Gedanke der Wiedererinnerung, wie ihn Plato aufruft, gibt
der Wiedererkennung, die das Wesen aller philosophischen Erkenntnis aus-
macht, ihren einzigartigen Charakter. Wiedererkennung meint hier freilich
nicht die eines selbst schon bekannten Sachverhalts, mit dem man schon ver-
traut ist, bevor man mit ihm durch einen philosophischen Text konfrontiert
wird. Philosophische Erkenntnis ist vielmehr in dem Sinne Wiedererkennt-
nis, daB sie als Antwort auf eine Frage verstanden wird, die durch die Aus-
sage des Textes erst geweckt wird. Der Fragehorizont, in dem eine Frage sich
stellt, erneuert sich, und das heiBt, daB auch hier das geschieht, was in jeder
Frage geschieht, nămlich daB das Selbstverstăndliche aufgebrochen wird. Sol-
ches Aufbrechen des Selbstverstăndlichen bricht aber gerade auch die Vor-
gegebenheit der Probleme, von denen man weiB. Denn in Wahrheit wird da-
mit die Begrifflichkeit selber kritisch bewuBt, die alles Stellen von Fragen
schon beherrscht. Eine Frage stellen heiBt ja, ihre begriffliche Ausarbeitung
leisten, und zwar so weit, daB sie Antwort moglich macht. Das aber schlieBt
ein, daB sie einen eindeutigen Richtungssinn gewinnt, auf den hin sich eine
Antwort orientieren kann. Insofern ist die alte wissenschaftstheoretische
Weisheit durchaus gesund, daB in der Wissenschaft nicht der Erfolg, sondern
die Fragestellung das Entscheidende ist - und daB hier das Geniale liegt, das
eben nicht zu erlernen, sondern nur zu finden ist. Gerade weil das richtig ist,
verliert die Problemgeschichte den festen Boden unter den FliBen, dessen sie
sich so sicher wăhnte. Denn philosophische Probleme, die als identisch sich
durchhaltende Grundfragen des Denkens formuliert sind, sind liberhaupt
nicht jeweils gestellte Fragen, durch die eine Beantwortung moglich und sinn-
voll wird. Es sind vielmehr jene Probleme, von denen schon Aristoteles
erkannte, daB sie als dem Gegner in den Weg geworfene und unliberwind-
liche Hindernisse unlosbar sind 2. Solche Probleme, die wir heute philoso-
2 Vgl. Punkt 4 des Anhangs.
10 Hans-Georg Gadamer

phisch nennen, sind aber offenbar gerade von der Art, daB sie keine angemes-
sene Fragestellung ermoglichen, und das, weil die angemessene Begrifflichkeit
fehlt, die Frage zu fassen und zu stellen.
Das bedeutet indes durchaus nicht, daB der Sinnlosigkeitsverdacht, wie
ihn Wittgenstein oder Popper in allen solchen Făllen aussprechen wiirden,
am Platze ist. Vielmehr scheint mir das Sinnkriterium dieser Denker auf
philosophische Fragen unanwendbar, da schon die selbstverstăndlich schei-
nenden Begriffe, in denen wir eine Frage stellen, durch unsere philosophische
Reflexion zu einer vorgăngigen Fraglichkeit zu erheben sind. DaB es einer
solchen Kritik der Selbstverstăndlichkeit unserer Begriffe bedarf und daB
solche Selbstverstăndlichkeit die allergroBte Macht von Vorurteilen darstellt,
die uns die Erkenntnis verstellen, ist eine alte Einsicht, die wir schon der
Idolenkritik Bacons verdanken. Bacon war es auch, der schon neben den
anderen Vorurteilen das Vorurteil der Sprache denunziert hat, das hier die
entscheidende Rolle spielt. Denn alle Fragestellung ist an die sprachlichen
Moglichkeiten und damit auch an die schematisierenden Zwănge der Sprache,
die wir sprechen, gekniipft. Nun ist dort, 'wo Erfahrung im Sinne der moder-
nen Wissenschaft iiber die Fruchtbarkeit und den Sinn einer Fragestellung zu
entscheiden vermag, der Verfiihrung durch die Sprache eine sichere Grenze
gesetzt. Kein Physiker wird etwa die geistreichen Metaphern, mit denen die
Theoretiker der Kernphysik sich und uns Laien die Ergebnisse ihrer For-
schung verstăndlich machen, fiir etwas anderes halten als fiir bloBe Meta-
phern. Der exakte Gehalt ihrer Erkenntnisse ist in einer anderen, eindeutigen
Sprache ausgedriickt, deren Bedeutungselemente Konstatierung von experi-
mentellen MeBgroBen sind. An ihnen weisen sich Recht und Grenze jener
Metaphern aus. Dagegen ist in der Philosophie keine solche Gegeninstanz
gegen die Sprache, in der sich das Denken vollzieht, anrufbar. Wir konnen
nur innerhalb der Sprache iiber die Verfiihrungen Herr werden, die Sprache
ausiibt.
HeiBt das nun, daB Philosophie nichts anderes als Sprachkritik ist? DaB
sie auch Sprachkritik ist, heiBt es gewiB. Aber Philosophie ist noch anderes.
Sie ist auch Sprachfindung. Das wird zu begriinden sein.
Es muB hier ein Wort iiber das, was in der Philosophie die Rolle der
Terminologie ausmacht, gesagt werden. Angesichts der Eigenart ihres Frage-
bereims, die sie gegeniiber allen sogenannten positiven Wissenschaften aus-
zeichnet, ăndert sich in ihr auch der Sinn dessen, was man einen Terminus
nennt. Bezieht sich ein Terminus in der Wissenschaft auf einen exakt beschrie-
benen Sachverhalt, dessen eindeutige Bestimmtheit wir durch den Gebrauch
des Ausdrucks eindeutig bezeichnen und dessen Legitimation im Kontext der
fortgehenden Erfahrung bestăndig auf die Probe gestellt wird, so ăndert sich
Die Begriffsgeschichte uncl clie Sprache cler Philosophie 11

die Sachlage, wenn alle Bewahrung nur in abermals sprachlicher Form erfol-
gen kann, wie das in der Philosophie der Fall ist, die von "Sachen" handeIt,
die nicht anders als sprachlich gegeben sein konnen. Johannes Lohmann 3
hat einmal gezeigt, welche pionierhafte Bedeutung die mathematische Be-
griffsbildung dadurch besaB, daB sie Worte der Sprache, z. B. das griechische
Wort fiir Knie, aus seiner sinnlichen Sphare auf einen Sachbereich iibertrug,
den es vordem iiberhaupt nicht gab, weil er lediglich durch rationale Kon-
struktion seine mathematische Idealitat erhalt. Die Bildung eines solchen Be-
griffs wie "Winkel" hat so aller Metaphorik seines Ursprungs zum Trotz
einen eindeutigen Sinn erhalten. Zwar ist die mathematische Idealitat des
Winkels auch "ganz im Gehirne", wie das, wovon die Philosophen reden.
Aber die Bestimmtheit der Konstruktion ermoglicht hier die voIle Eindeu-
tigkeit des Terminus.
Im Vergleich dazu ist der philosophische Terminus nicht nur aus dem sinn-
lichen Gebrauch der Sprache erhoben, sondern er hăIt in seinem Sinne seine
Herkunft standig fest. Das mag fiir die Begriffe der modernen Philosophie,
die in einer festgefiigten Tradition philosophischer Begrifflichkeit stehen und
sich iiberdies vielfach nach dem Muster mathematischer Symbolik verstehen,
ein wenig paradox klingen. Schwerlich wird man zugeben wollen, daB etwa
der Sinn des Terminus "Subjekt" noch wirklich auf seinen Ursprung, das
griechische subjectum (u1toxdfLEVOV), und dieses auf die Werkstatt zuriick-
weist, die Werkstatt der Hande oder die des urteilenden Verstandes, die
das Vorliegende als das Vorfindliche auszeichnen. Aber gen au an solchen
Fallen wird sich die philosophische Legitimitat der Begriffsgeschichte zeigen
lassen, indem sie durch geschichtliche Sinngenese den Sinn der Begriffe selbst
kritisch verstehen und gebrauchen lehrt. DaB es verdeckte und nicht bewuBte
Zusammenhange sind, um die es sich bei solchen neuzeitlichen philosophi-
schen Begriffen handelt, ist kein Einwand gegen die Produktivitat ihrer
begriffsgeschichtlichen Herkunftsbestimmung. Im Gegenteil: Aus solcher
Verdeckung entspringen gerade Scheinfragen von der Art, die im Beispiels-
falle vorliegt: Wie gelangt "das Subjekt" - das damit als eine Art substan-
ziellen Seins behandelt wird - aus seiner Sphare des SelbstbewuBtseins in
die Objektwelt hiniiber? Mir scheint, daB, vorbereitet durch die groBartigen
Antizipationen der idealistischen Identitatsphilosophie und die deskriptive
Sorgfalt der phanomenologischen Analysen Husserls und Schelers, in diesem
Falle erst Heidegger Klarheit geschaffen hat, indem er den BewuBtseins-
begriff der metaphysischen Tradition einer ontologischen Kritik unterwarf.
DaB BewuBtsein (und SelbstbewuBtsein) kein Seiendes, nicht von der Seins-

3 Archiv fUr Musikwissenschaft XIV, 1957, S. 147-155; XVI, 1959, S. 148-173.


12 Hans-Georg Gadamer

art der Substanz, des "In-sich-Seins" ist, hat zwar schon der transzenden-
tale Anspruch des Begriffs "BewuBtsein" impliziert, und Husserl hat im
Aufweis der intentionalen Struktur des BewuBtseins diese Implikation zu
klarer Evidenz gebracht. Aber wie immer im Denken, ist es erst das Ver-
stehen des Irrtums, die Auflosung der Einwănde, was die voIle und freie
Einsicht ermoglicht. In diesem Sinne war die Verflihrung, das BewuBtsein
als eine "Sphăre" mit einem "AuBen" zu denken, solange unaufgelost, als
nicht Heideggers begriffsgeschichtliche Destruktion des Subjekt-Begriffs die
ontologische Unangemessenheit dieses BewuBtseinsbegriffs zur letzten Klar-
heit gebracht hatte.
Die begriffsgeschichtliche Aufklărungsleistung liegt naturgemăB dort
weniger zutage, wo es sich nicht um eingewurzelte Verdeckung solcher Art
handelt, die das Verhăltnis von Wort und Begriff maskiert, sondern wo der
Zusammenhang von Wort und Begriff, das Wortfeld und seine Begrenzung,
die es durch die terminologische Fixierung erfăhrt, offen im Spiel sind. Das
gilt in erster Linie von der Schaffung der griechischen Philosophensprache
durch Demokrit, Plato und Aristoteles, zu der Kurt von Fritz ehedem eine
wichtige Untersuchung beigesteuert hat, welche die von Karl Reinhardt und
Bruno Snell verfolgten Gesichtspunkte auf wertvolle Weise ergănzt. In der
griechischen Philosophensprache bleibt der allgemeine Sprachgebrauch noch
leitend. Aber gerade deshalb, weil der Zusammenhang mit der lebendigen
Sprache noch ungestort fortbesteht, vermag die begriffsgeschichtliche Ana-
lyse eine eigene AufschluBkraft zu entwickeln. Denn nun ist es die Leistung
der begriffsgeschichtlichen Aufklărung, den begrifflichen Aussagesinn zu
konkretisieren bzw. von entstellenden Dogmatisierungen zu befreien, indem
sie die fortbestehenden Zusammenhănge zwischen Begriffswort und natiir-
lichem Sprachgebrauch wiederherstellt.
Aber wie groB immer der Abstand des Kunstwortes vom natiirlichen Sprach-
gebrauch sein mag - fUr den Sinn der Begriffe ist der Zusammenhang mit
der lebenden Sprache stets mit konstitutiv. Man hat daher alle Ursache, die-
sem Zusammenhang grundsătzlich nachzugehen. In der Sprache der Rhetorik
nennt man den Bedeutungscharakter solcher Begriffsworte "metaphorisch".
Wir sind uns dabei bewuBt, daB wir damit das besondere Phănomen philoso-
phischer Begriffsbildung in einen groBeren Zusammenhang einordnen. Seit
Herder ist die allgemeine Metaphorik der Sprache mehr und mehr zu grund-
sătzlicher Anerkennung gelangt. Der Erkenntnisleistung der Metapher, die
Abstraktion von den besonderen Umstănden des ursprlinglichen Wort-
gebrauchs zu leisten, die in allem Sprachaufbau wirksam ist, entspricht auf
der anderen Seite das Fortklingen des ursprlinglichen Bedeutungsbereichs.
Es vollbringt die evokative Leistung des Wortes. Meine These ist nun: Ge-
Die Begriffsgeschichte und die Sprache der Philosophie 13

nau diese Doppelung der Bedeutungsfunktion des Wortes geht in die Sinn-
konstitution philosophischer Begriffsworte in besonderer Weise ein.
Damit ist freilich nicht schon erwiesen, daB es dessen bedarf, sich solcher
Obertragungszusammenhănge kritisch bewuBt zu werden, ja ob solche Be-
wuBtheit auch nur mit der abgrtindigen Selbstvergessenheit einer ihren
Dienst tuenden Sprache vertrăglich ist. Die Aufgabe der begriffsgeschicht-
lichen Fragestellung kann schwerlich in einer geschichtlichen Totalaufklărung
liegen, die die Selbstvergessenheit der Sprache in voIle SelbstbewuBtheit auf-
h6be. Vielmehr wird durch sie gerade die Begrenztheit solcher Aufklărung
ihre Legitimation finden. Erproben wir es an Beispielen.
An sich ist es nicht eine Besonderheit der begriffsgeschichtlichen Frage-
stellung, die hier vorliegt. Die Begrenztheit aller BewuBtheit, die sich in der
Selbstvergessenheit des Sprechens und des Gebrauchs von Worten dokumen-
tiert, stellt in Wahrheit die Motivationsgrundlage aHer Fragestellung tiber-
haupt dar, und nicht nur im Falle der Begriffsgeschichte. Fraglichwerden,
Auffălligkeit, Aufsăssigkeit des Stutzens und Sichwunderns, liegt aller The-
matisierung zugrunde, nicht nur der Fragestellung, die sich auf philosophische
Begriffe richtet, sondern aller Erkenntnis tiberhaupt. Es ist der Ursprung
allen Wissenwollens, und Platon hat mit Recht "CPLAOO'OCPLOC" auf das
.&ocu!Loc~e zurtickgefUhrt. Das hat aber im Falle des philosophischen Fra-
gens seine besondere sprachliche Folge. Die St6rung im Wissenwollen, die
wir "philosophisch" nennen, n6tigt zum Ausbruch aus den gewohnten Sche-
matismen der Erfahrung, die die Sprache anbietet und verbindlich macht.
Philosophisches Denken ist aus diesem Grunde immer und notwendig ein
Denken in der ăuBersten Sprachnot. Denn die gewohnte Sprache der nattir-
lichen "Lebenswelt" hălt ftir das, wobei der philosophische Gedanke stutzt,
keine Sprache bereit. Als dem griechischen Denken die Welt des Mythos nicht
mehr genug war und es die Welt als Physis zu denken unternahm, d. h., als
das, was von sich aus ist und sich von sich aus bewegt, hat es zwar das Wort
Physis mit seinem ganzen Bedeutungsfelde schon gegeben, aber es bedurfte
dennoch einer langen, erst in Platon und Aristoteles sich vollendenden Ab-
straktionsgeschichte, bis das Wort Physis zum philosophischen Begriffswort
fUr das Welt-Sein tiberhaupt herangereift war 4. Allgemein gilt: Wenn die
griechische Sprache, wie uns Reinhardt und Snell gelehrt haben, zur Begriffs-
bildung besonders begabt war, insbesondere durch die nominalisierende
Kraft ihres dritten Artikels - aber was ist hier Ursache und was ist Folge? -,

« Wann setzt der absolute Gebrauch von CPUcrL<;, ohne determinierenden Genitiv, ein?
Sich auf das eine bekannte Heraklitfragment (123), dessen Kontext wir nicht kennen, zu
stiitzen, scheint mir bedenklich. Vor Plato gibt es das schwerlich. Vgl. D. Hollwerda,
Commentatio de vocis quae est cpuel"t<;, p. 78 ff.
14 Hans-Georg Gadamer

so halt sie doch gerade auch durch ihre besondere abstraktive Leichtigkeit das
Zeigbare und das Denkbare, das im Neutrum sinnlich Anwesende und das
Allgemeine der Eigenschaft, in der Einheit einer Bedeutungsfunktion zusam-
men. Wer will im Falle des Parmenides, der den gewaltigen Schritt vom
Plural der ONTA zum Singular des ON vollzog, sagen konnen, was dieses
eine ON nun meint: die eine Welt in ihrer alles erfiillenden sinnlichen Ge-
genwart oder ,das Sein' alles Seienden im Gegensatz zu dem Undenk-
baren und Gedankenlosen des Nichtseins? Hat Zeno, wie Riezler meinte, den
Parmenides miBverstanden, wenn er das Sein als das All des Seienden ver-
stand und etwa die Vexierfrage stellte: an welchem Orte, ,worin' dieses
Sein sei? Oder hat sich Parmenides selbst miBverstanden, wenn er das Sein
mit einem wohlgerundeten Balle verglich? Unmoglich, diese Fragen zu beant-
worten, und unausweichlich, diese Fragen in all ihrer Unbeantwortbarkeit
dennoch zu denken, und das nicht nur, um das Lehrgedicht des Parmenides
recht zu verstehen, sondern auch, um uns selbst recht zu verstehen, wenn wir
"Sein" sagen oder denken wollen. Dank der gelăufigen Begrifflichkeit, in
der sich philosophische Fragen allein formulieren konnen, sind sie immer von
einer ebenso zweifelhaften wie fruchtbaren Vieldeutigkeit.
Man konnte fortfahren, in dieser Weise Begriffsgeschichte als Philosophie
vorzufiihren. Ich begniige mich mit einigen kiirzeren Hinweisen. Wenn Plato
im "Sophistes" den Logos des ON durch die Verflechtung von Ruhe, STA-
SIS, und Bewegung, KINESIS, sowie von Selbigkeit, TAUTON, und
Verschiedenheit, THATERON, beschreibt - hat er dann nicht erkannt, daB
er Unvereinbares, kosmologische und Reflexionsbegriffe, aneinanderreiht
und durcheinanderbringt? Oder wenn er im Mythos des "Timaios" die glei-
chen Reflexionsbegriffe in kosmologischer Funktion verwendet, von einem
Kreis der Selbigkeit und einem Kreis der Verschiedenheit spricht, und den
Kreisen der Welt das Meinen und Denken der Menschen zuordnet, ist das ein
Spiel fabulierenden Ubermuts - oder nicht vielmehr Ausdruck der Not, fiir
das, was Meinen und Denken eigentlich sind, neben dem Gemeinten und
Gedachten, das heiBt neben der Augenscheinlichkeit der bewegten Welt,
einen "Platz" zu finden? Es ist nicht so leicht, sich im Denken den Antizipa-
tionen der Sprache zu entziehen, wie sich das der Laie vorstellt.
Und wenn Aristoteles - doch letzten Endes zur Interpretation und Aus-
fiihrung platonischer Denkeinsichten - die Begriffe MORPHE und HYLE
prăgt, um das Sein des Seienden zu denken, ist er damit fUr die Begriffe der
"forma" und der "materia" und das ganze scholastische Schema der Seins-
ordnung bis hin zur "materia prima" verantwortlich, das den christlichen
und spătantiken Aristotelismus beherrschte? War er es doch, der HYLE als
"Gattung" verstand und das Wesen des Seienden durch Gattung und spezi-
Die Begriffsgeschichte und die Sprache der Philosophie 15

fische (d. h. das EIDOS bildende) Differenz definierte 5! Man mag einwen-
den: Hat er nicht selber das Weiterdenken in der bezeichneten Richtung so
sehr legitimiert, da6 in seiner eigenen Schule bereits die ersten Schritte dahin
vollzogen wurden? Begriffsgeschichtliche Analyse kann uns hier keine ein-
deutige Antworten verhei6en, wohl aber die Offenheit des Fraglichen sicht-
bar machen, das nicht nur die Interpretation aristotelischer Texte und ihrer
Meinung, sondern den Zusammenhang von PHYSIS und LOGOS im Gan-
zen des platonischen und aristotelischen Denkens beherrscht.
Der Weg der HYLE vom Bauholz bis zur Gattung ist am Ende nicht
kiirzer oder Iănger als der der sich selbst herstellenden "Natur" zur Tech-
nik, die alles Natiirliche auf menschliche Zwecke hin umarbeitet. Oder ein
drittes Beispiel aus Aristoteles: Was ist es mit dem sich selbst denkenden Den-
ken, von dem die Interpreten so gern wissen mochten, was das Gedachte
dieses Denkens eigentlich sein soll - es selbst, alle seine Gedanken oder alle
die, die denken?
Und um ein letztes, spătantikes Beispiel zu erwăhnen: Was hat man nicht
alles in Plotin gefunden und aus Plotin gemacht, jene Hierarchie der Hypo-
stasen, die in dem kosmischen Drama der Emanation aus dem Einen zustande
kommt und wie eine Hierarchie der Engelchore fiir die sich verlierende und
sich suchende Seele den Schauplatz bildet - ist sie ein gnostisches Geschehen
oder die Entfaltung eines neuen Begriffes von Sein, eines "Seins", das nicht
in seiner Prăsenz aufgeht, sondern den griechischen Seinshorizont insofern
sprengt, als das Eine, das ist, im Hervorgehen aus sich selbst nicht weniger
wird?
Genug der Beispiele. Das Prinzipielle daran ist klar genug: Wer nicht die
Unangemessenheit des sprachlichen Ausdrucks fiir den philosophischen Ge-
danken in Rechnung stellt, wer die Sprachnot des Denkens nicht mitleidet
und iiber das Gesagte hinausdenkt, statt sich an den sich bietenden Wider-
spriichen zu erlaben oder dieselben durch historisch-genetische Hypothesen
aus der Welt zu schaffen, folgt nicht der offenen Frage des philosophischen
Gedankens, sondern steht jeweils vor der verschlossenen und versiegelten
Lehrmeinung, die ohne die Frage, der sie zugeh6rt, nichts sagt. Die begriffs-
geschichtliche Analyse gehorcht insoweit der wirklichen Bewegung des Ge-
dankens, die wohl eine geschichtliche ist, aber gerade nicht die Abenteurerei
anderer und immer anderer Denkmeinungen, zu der sich der Historismus
zu Lehrmeinungen und Systembauten die Philosophie verfremdet hatte.
Schwieriger noch wird es dort, wo die griechischen Begriffe in die lat ei-
nische Sprache iibergehen. Die Umsetzung der griechischen Begriffe in ei ne
5 Vgl. im Anhang die Ausfiihrungen unter Punkt 4. Auch Hegels Lehre vom spekulativen
Satz kann diese Zusammenhănge illustrieren.
16 Hans-Georg Gadamer

so andersartige Sprache scheint ein alles verzerrender Abspiegelungsvorgang,


bei dem von der ursprunglichen Bewegung des Gedankens, die im Zwischen-
felde von Wort und Begriff liegt, nichts erhalten bleibt. Vnd doch gibt es
Augustin, bei dem die begrifflichen Strukturen des Lateinischen durch die ihn
auszeichnende rhetorische Glut seines Denkens wie geschmolzen werden und
aus deren neuer Fliissigkeit neue Gestaltungen des Denkens formbar und
sagbar werden. Dann freilich bildet sich mehr und mehr ei ne nur von den
groBten Denkern des Mittelalters wie Thomas oder Scotus bis an die Rănder
ihrer selbst durchmessene Ordnungswelt des Denkens und ein begriffliches
Instrumentarium der Philosophie: das scholastische Latein. Aber wie aus die-
sem kunstlich gewordenen Sprachinstrument erneut Sprache werden kann,
zeigt die humanistische Bewegung und die Beweglichkeit, in die diese Sprache
im Geiste des Cusaners versetzt wird, vom "non ali ud" uber das "possest"
zum "posse ipsum".
Noch mehr kompliziert sich die Sachlage fur die Sprache der Philosophie
im Zeitalter der neueren Nationalsprachen. Neben der Lebensader aller Be-
griffsbildung, der lebendigen Wortkraft der Muttersprache, geht ja immer
die gelehrte Kunstsprache des Latein einher, deren Worter als Fremdworter
in das Leben der neueren Sprachen einzuwachsen beginnen. Ein Beispiel fur
vi ele, das man fur diesen Vorgang aus Hegel heranziehen konnte, ist der
Begriff der Substanz, der bei ihm von seiner griechisch-Iateinischen Herkunft
weg und in ganz neue Zusammenhănge hineinbewegt wird, indem Hegel ihn
zur originăren Beschreibung der Seinsweise des substanziellen, d. h. nicht
nur subjektiven Geistes ermăchtigt. Solches steht neben der Einholung der
deutschen Sprachbildung in die Begriffssprache der Logik, die Hegel vor
allem auszeichnet. Bildungen wie: Sein und Dasein, Etwas und Anderes, bis
hin zur Aufhebung des Seins im Wesen und des Wesens im Begriff gewinnen
aus dem lebendigen deutschen Sprachgebrauch die Bestimmtheit ihres begriff-
lichen Sinns.
Das schonste Beispiel der produktiven Zweideutigkeit, die solchen Begrif-
fen aus ihrer Geschichte zuwăchst, bildet vielleicht Hegels Begriff des Ver-
nunftigen, von dem er sagt, daB es das allein Wirkliche sei. Das Vernunftige
findet an dem Problem des Zufălligen seine zweideutige Grenze, sofern das
Zufăllige eine notwendige Gedankenbestimmung der Logik ist und zugleich
so etwas wie der Schutt des Seins, den zu beachten sich nicht lohnt.
Endlich ein Beispiel aus diesem Jahrhundert. Heideggers legendăre
Sprachnot, Sprachgewalt und Sprachgewaltsamkeit haben sich insbesondere
dort, wo es um seine eigenste Sache geht, die Rede vom "Sein", das nicht das
Sein des Seienden ist, immer wieder in Tautologien und Widerspruche ver-
strickt, gar nicht zu reden von jener Metabasis e;L<; (l)J..o yello<;, die Hei-
Die Begriffsgeschichte und die Sprache der Philosophie 17

degger, seine Sprachnot bekennend, in Kauf nahm, als er zu schriftlichen


Bezeichnungsformen wie dem durchgestrichenen Sein oder dem "Seyn"
seine Zuflucht nahm.
So kam es zu der vieldiskutierten Knderung im Nachwort zwischen der
4. und 5. Auflage von "Was ist Metaphysik?", die von entschlossen das
Mitdenken verweigernden Kritikern als Zeichen der Haltlosigkeit und Ver-
stiegenheit des Heideggerschen Denkens gewertet wird. Dort heiBt es das
eine Mal, daB das Sein auch ohne das Seiende, und an der gleichen Stelle der
anderen Auflage, daB das Sein nicht ohne das Seiende "ist". Der Kenner
der Geschichte der Philosophie wliBte zu diesem Schwanken des Ausdrucks
flir die gleiche gedankliche Aufgabe, das bis zur Umkehrung in sein Gegen-
teil geht, manche Analogie, von umstrittenen Lesarten antiker Texte liber
das immense Begriffsfeld der negativen Theologie und die Sprachnot der
philosophischen Mystik, wie sie etwa bei Meister Eckhart zutage tritt, bis zu
offenen Problemen der Textkritik bei Kant oder Hegel. Es scheint mir wich-
tig, daB solche Widersprlichlichkeiten und "Ungenauigkeiten" in der Be-
griffssprache der Philosophie, wenn sie ihren gedanklichen Gehalt nicht
preisgeben sollen, weder dem Ideal der logischen Klarheit geopfert werden,
noch auf den dogmatischen Weg der Widerspruchsdialektik gebracht wer-
den dlirfen, wie das Hegel tat. Hegels Cartesianismus und seine Anknlip-
fung an die Funktion der Negativităt bei Proklos, die den methodisch-konse-
quenten Aufbau seine Dialektik ăuBerlich beherrschen, verschleiern, daB
auch sein eigenes Denken, wie das aller philosophischen Denkanstrengung,
allen dialektischen Methoden voraus schon auf eine latente Weise dialektisch
ist, d. h., daB es dem die Eindeutigkeit verweigernden Leben der Sprache
nahebleibt und ihrer metaphorischen Spannungsweite und Evokationskraft
sich anvertraut.
In neuester Zeit hat man die zwischen Wort und Begriff spielenden Ver-
wicklungen durch die Unterscheidung thematischer und operativer Begriffe
beschrieben und die grundsătzliche Verschattung hervorgehoben, die den
sogenannten operativen Begriffen eigen ist. So hat Eugen Fink gezeigt 6,
daB der alles tragende Begriff der Konstitution, der dem Aufbau von Hus-
serls Phănomenologie als strenger Wissenschaft zugrunde liegt, bei Husserl
selbst nie phănomenologisch aufgeklărt wird, sondern rein operativ fungiert.
Das ist ein Grundsachverhalt, den es bei der Sprache der Philosophie immer
zu bedenken gibt. Thematisierung verschattet immer das, was nicht thema-
tisch wird. So wird sich auch begriffsgeschichtliche BewuBtheit nicht anmaBen
wollen, eine totale Aufklărung zu leisten, sondern sich beschrănken, unvorge-

6 V gl. E. Fink, L'analyse intentionelle ... in: Problemes actuels de la Phenomenologie, 1952.
18 Hans-Georg Gadamer

sehene Implikationen aufzudecken und ihre verzerrende Wirkung aufzul6-


sen. Die Unterscheidung thematischer und operativer Begriffe scheint mir eine
richtige Konsequenz aus der Nahe, die die philosophische Begriffssprache
zum lebendigen Sprechen behalt, oder besser: Sie folgt aus der fundamentalen
und unaufhebbaren Sprachvergessenheit, die allem Sprechen eigen ist. Ari-
stoteles kann diese Unterscheidung nur bestatigen. Er, der als erster in dem
berlihmten 5. Buch der Metaphysik der Pragung von philosophischen Bc-
griffen auf systematische Weise nachgegangen ist und sie durch die Analyse
des lebendigen Sprachgebrauchs zur Ableitung gebracht hat, hat sich weder
flir die dort behandelten Begriffe noch sonst durch von ihm getroffene
begriffliche Unterscheidungen je behindert geflihlt, der lebendigen Beweg-
lichkeit des sprachlichen Ausdrucks in seinem Denken alle Freiheit zu lassen.
Selbst Kants berlihmte Unterscheidung von transzendent und transzenden-
taI, die ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal seines Philosophierens pra-
gnant zusammenfaBt, ist weder von Kant selbst noch von dem lebendigen
Sprachgebrauch - abgesehen von der Schulmeisterei des Neukantianismus -
befolgt und festgehalten worden.
Zieht man ein Ergebnis aus der Oberschau liber die Verwicklungen zwi-
schen Wort und Begriff, die wir gewonnen haben, so bestimmt sich dadurch
naher, was die Tragweite und der Anspruch begriffsgeschichtlicher Aufkla-
rung enthalt. Jedenfalls ist klar, was er nicht enthalt: Es handelt sich nicht
um eine Ableitung von Begriffen aus der Geschichte der Begriffsworte, die
die genaue inhaltliche Umgrenztheit eines Begriffs aus seiner geschichtlichen
Herkunft zu voller Bestimmtheit brachte. Die kritische BewuBtheit, die
durch die begriffsgeschichtliche Fragestellung im Gebrauch philosophischer
Begrifflichkeit gefordert wird, geht gewiB den Weg philosophiegeschicht-
licher Forschung, aber vollendet sich nicht in den Ergebnissen solcher For-
schung. Denn sie muB in den jeweils aktuellen Gebrauch des philosophischen
Begriffs eingehen und sich nicht als eine selbstandige Instanz der Erkenntnis
reflexiv auf sie beziehen. Solche BewuBtheit ist also in einem bestandigen
Obergang in die Selbstvergessenheit, in der sich sprachlicher Vollzug zu sei-
ner eigentlichen Vollendung erhebt.
Was Begriffsgeschichte zu leisten hat, besteht gerade darin, den Weg vom
Wort zum Begriff und zuriick hin- und herzugehen und gangbar zu halten.
Sie leistet damit eine Mitkonstitution der Begriffsbedeutungen. Denn die
begriffsgeschichtliche Provenienz eines Begriffs geh6rt dem Begriff ebenso
an wie etwa die Obert6ne einem Ton zugeh6ren. Wie Musik nicht denkbar
ist in einem Tonsystem, das auf klinstliche Weise obertonfrei hergestellt
ware, so ist auch die Begriffssprache der Philosophie zu ihren Aussagen nur
beHihigt durch das Mitschwingen der Obert6ne, die das umgrenzte und her-
Die Begriffsgeschkhte und die Sprache der Philosophie 19

ausgehobene Bedeutungsfeld eines Begriffs zurlickbeziehen auf die natlir-


liche Potenz aller Begriffsbildung, die im Leben der Sprache gelegen ist.
Damit lost sich die begriffsgeschichtliche Fragestellung in dem weiteren
methodischen Zusammenhang der hermeneutischen Fragestellung auf. Nicht
umsonst gebrauchen wir in der neuen kritischen Bewufitheit, die wir der
Sprachlichkeit der Philosophie zuzuwenden gelernt haben, den Kollektiv-
ausdruck "Begrifflichkeit". Denn nicht der einzelne Begriff und die ihm in
den verschiedenen Sprachen entsprechenden Worter bilden den Gegenstand
begriffsgeschichtlicher Bewufitheit, sondern das Ganze einer sich gegenseitig
tragenden und stlitzenden Begrifflichkeit, die sich ihrerseits wie ein Sprach-
ganzes aus dem Ganzen unserer sprachlichen Weltorientierung erhebt. Unsere
sprachliche Weltorientierung aber vollzieht sich als ein kommunikativer Pro-
zefi, der die isolierten sprachlichen Einheiten, die sich aus ihm gebildet haben,
Worter und ihre Bedeutung, zurlickschmilzt in die Bewegung wechselseitiger
Verstăndigung. Wie Sprache mithin ihren ursprlinglichen Seinsvollzug im
Gesprăch hat, so entfaltet sich auch die philosophische Begrifflichkeit im
Denken immer in der Weise, dafi sie alle terminologischen Erstarrungen, die
in der sich einrastenden Konventionalisierung des Sprachgebrauchs sich auf-
bauen, in dem Hinausfragen liber das Gewohnte und Gelăufige bricht. Das
unvergleichliche Vorbild der Darstellung dieses Vollzugs philosophischen
Denkens bleibt daher die platonische Dialogkunst, die in der aporetischen
Selbstbrechung der Doxa den Fragehorizont der Philosophie freilegt und
freihălt.
Wenn diese Feststellungen richtig sind, dann bestimmt sich im Bereiche der
Philosophie auf eine eigentlimliche Weise der wechselseitige Anteil, den Logik
und Philologie an der Disziplinierung des Denkens besitzen. Jeder Gebrauch
von Begriffen bleibt Wortgebrauch. Jeder Wortgebrauch bleibt der logi-
schen Analyse der in ihm gemeinten Begriffsverhăltnisse zugănglich. Aber
Denken heifit Mit-Denken. Es hat sich nicht erst um intersubjektive Auswei-
sung durch logisch zwingende Argumentation zu bemlihen - es ist schon
immer ein gemeinsames, weil es nicht in reinen Zeichen, sondern in vielsagen-
den Worten gesc:hieht.
Anhang

Im AnschluB an den Vortrag fand eine lebhafte Aussprache statt, die mir
AniaB gibt, auf einige Punkte meiner Darlegungen nochmals einzugehen.
Ich măchte damit auch meinen Dank flir die aus dem Kreise der Arbeits-
gemeinschaft empfangenen Anregungen zum Ausdruck bringen, ohne ein-
zelne Namen zu nennen: "Was auch immer ich sage, es ist nicht mein Wort
allein" (Plato).

1. Es solI gewiB nicht bestritten werden, daB auch in den "positiven" Wis-
senschaften Begriffsgeschichte eine interessante Fragestellung sein kann, so
wie sie Hingst in der Geschichte der Philosophie eine Rolle gespielt hat. Der
TiteI dieses Vortrages will aber mehr sagen. Begriffsgeschichte solI aus der
Eigenart philosophischer Sprache ihre Legitimation empfangen, es solI ge-
zeigt werden, daB es zum legitimen kritischen Philosophieren gehărt, liber
die eigenen Begriffe zugleich geschichtliche Rechenschaft zu geben.

2. In der Diskussion wurde auf die unbestreitbaren groBen Leistungen


hingewiesen, die insbesondere die Marburger Problemgeschichte aufzuwei-
sen hat. Man denke an Namen wie Ernst Cassirer, Richard Hănigswald,
Nicolai Hartmann, Heinz Heimsoeth. Da mag man sich wohl mit Recht
fragen, was die Begriffsgeschichte dem zur Seite zu setzen hat. Oder man
mag fragen: Ist denn die Begriffsgeschichte liberhaupt etwas anderes? Ist sie
nicht am Ende selber eine entdogmatisierte, d. h. aus dem systematischen
Rahmen der neukantianischen Philosophie herausgelăste Problemgeschichte,
sozusagen deren eigentliche Wahrheit? In der Tat ist es die Aufgabe unseres
geschichtlichen Selbstverstandnisses, wie einen lebenden Partner so auch den
geschichtlichen Partner von seinen eigenen Fragen her zu verstehen und ihm
gleichwohl dabei etwas zuzumuten, was er so gar nicht gesagt hat. Denn es
kommt ja darauf an, die gemeinsame Sache, um die es geht, sich selber von
seinem Standpunkte aus deutlich zu machen. Das ist eine legitime Konse-
quenz aus der Hermeneutik der Frage. Es ware ungerecht, der Problem-
geschichte das BewuBtsein flir diese Konsequenz abzusprechen.
22 Anhang

In der Diskussion wurde mit Recht betont, daB man unter "Problem" so
etwas wie immer durchschlagende Muster oder Strukturen des Denkens ver-
stehen kanne und daB das mit voller Anerkennung der sprachlichen Variabi-
lităt ihrer Einkleidung vereinbar sei. So sollte man gewiB beispielsweise der
historischen Nuanciertheit der Cassirerschen philosophiegeschichtlichen Lei-
stung ihre Anerkennung nicht versagen. Aber es geht um anderes. Nicht, daB
das wechse1volle gedankliche Geschehen, das wir die Geschichte der Philo-
sophie nennen, durch die Wiedererkennung der Problem-"Kerne" beherrsch-
bar gemacht oder auch - in negativer Wertung - konstruktiv verzerrt wird,
ist der strittige Punkt. Da ist ftir geschichtliche Nuanciertheit breitester
Raum. Aber es geht in der Begriffsgeschichte als Philosophie nicht um Ge-
schichte der Philosophie. Begriffsgeschichte machte nicht eine neue Methode
der Geschichtsschreibung oder eine bloBe geschichtliche Einleitung zu syste-
matischer Fragestellung sein, sondern ein integrierendes Moment der philoso-
phischen Gedankenbewegung se1ber, ein Weg, die eigene Begrifflichkeit aus-
zuwelsen.
Dessen scheint es mir in den Wissenschaften nicht zu bedtirfen, wenngleich
es se1bstverstăndlich auch in den Wissenschaften ein legitimes historisches
Interesse gibt, die Provenienz dort gebrauchter Begriffe aufzuspiiren. Eine
Spur ihrer geschichtlichen Herkunft ist wohl in allen sprachlichen Begriffs-
ausdriicken kenntlich. Jedoch ist der Begriffsgehalt der Wissenschaften durch
ihren Erfahrungsbezug voll bestimmt, und die historischen Anklănge, die ein
Begriff weckt, sind gerade von ihm fernzuhalten. Man denke etwa an den
physikalischen Begriff der Kraft, dem die menschliche Erfahrung von Kraft
und Widerstand nichts zu seiner wissenschaftlichen Bestimmtheit hinzu-
bringt, ja den genauen wissenschaftlichen Sinn eher unklar macht.

3. Dagegen hălt die philosophische Begriffsbildung den Zusammenhang


mit den in der Sprache angelegten Bedeutungsallgemeinheiten immer bis zu
einem gewissen Grade aufrecht. Das kann sogar ganz freie Formen haben,
wie man sich denn iiberhaupt fragen muB, ob nicht philosophische Aussagen
auch ohne eigentliche Begriffsbildung, die sich eines methodischen Abstrak-
tionsverfahrens bedient, maglich sind. Es ist nicht nur die Dichtung, die auf
ihre Weise alles zu sagen vermag, wonach die begriffliche Anstrengung der
Philosophie unterwegs ist. Man wird vielmehr etwa die Aussageformen des
Fernen und Nahen Ostens, die sich der gleichnishaften Rede bedienen, mit
dem, was wir Philosophie nennen, in einer besonderen sachlichen Năhe sehen
miissen. Ihre Denkweise bildet gleichsam das Gegenextrem von Indirektheit
zu der apophantischen Logik der aristotelischen Tradition. Aber auch die
spekulative Dialektik Hegels beruht wesentlich darauf, daB der Zusammen-
Anhang 23

schluB im Begriff seine sachliche Bestimmtheit ganz aus der Bewegung des
Gedankens empfăngt, die er in sich zusammenschlieBt.

4. Das Beispiel der aristotelischen HYLE sollte das verdeutlichen. Hier


ist die Herkunft des Begriffswortes aus der Sphăre der TECHNE - gen au wie
bei dem analogen Begriff der MORPHE - handgreiflich. Und doch dienen
diese Begriffe in der Aristotelischen Philosophie nicht eigentlich mehr dem
sprachlichen Ausdruck fur das Machen und das Gemachte, sondern der Inter-
pretation der USIA, d. h. der platonischen EIDOS-Lehre - naturlich in der
kritischen Absicht, das Sein des Seienden so zu bestimmen, daB es sich nicht
zu einem noetischen Sein von der Art der mathematischen Wesenheiten ver-
dunnt. Jedenfalls handelt es sich hier nicht um TECHNE, sondern um den
LOGOS USIAS. Daher scheint es mir korrekt, zu sagen: Der Begriff der
Hyle bedeutet fur das Auslegen des Seienden seine logische Unbestimmtheit
und Bestimmbarkeit, und deswegen bezeichnet Aristoteles im 8. Buch der
Metaphysik die HYLE als die Gattung, d. h. als das, was in der Definition
durch den EIDOS-bildenden Unterschied năher bestimmt wird. Die Gattung
ist also nicht eine Art von HYLE und wird nicht als HYLE verstanden, son-
dern umgekehrt: Der ontologische Sinn von HYLE ist einzig und allein, Gat-
tung zu sein. Was der HYLE-Begriff aus seiner Herkunft vom Werkstoff in
die philosophische Aussage mitbringt, ist wesentlich dies, daB das Sein des
Seienden nicht nur seine Eidosbestimmtheit ist. Nur wenn man HYLE so
vom LOGOS aus interpretiert und als Gattung denkt, d. h. rein als das zu
Bestimmende als solches und nicht als ein bestimmtes Stoffliches, das durch
eine neue Formung zu etwas gemacht wird, IăBt sich auch einsehen, wieso es
ein wirklich Seiendes geben kann, das ohne HYLE ist: dann nămlich, wenn
seine Bestimmtheit auf keinerlei Unbestimmtheit mehr bezogen ist, wie das
etwa in der scholastischen Lehre von den reinen Intelligenzen behauptet wird.
Das Verhăltnis des Begriffs zu seiner Geschichte, das als Philosophie ins
Spiel zu bringen mir das Erfordernis kritischen Philosophierens zu sein
scheint, meint daher nicht, daB es die neue Forschungseinrichtung der Be-
griffsgeschichte auszubauen gelte. Ein historisches Worterbuch wie das, das
wir von Joachim Ritter erwarten, erfUlIt nicht als solches das hier gemeinte
Desiderat - auch wenn es eine Vollkommenheit besăBe, wie sie fur ein Lexi-
kon stets unerreichbar ist. Was ich meine, ist, wie die hier gespeicherten oder
weiterhin durch Forschung zu gewinnenden Erkenntnisse zur Begriffs-
geschichte in der philosophischen Arbeit selbst prăsent und wirksam sind.
Deshalb gebrauchte ich die Metapher von der Musik, die ohne ihre Obertone
keine Musik wăre. Ohne die Konnotationen zum Klingen zu bringen, die
einem begrifflichen Ausdruck aus seiner Geschichte zuwachsen, und ohne das
24 Anhang

musikalische Ohr, das dieses Klingen mithort, bleibt die philosophische Aus-
sage um ihre eigenste Dimension verkiirzt. Die logische Analyse philoso-
phischer Sătze und Argumentationszusammenhănge, die solche Verkiirzung
zum methodischen Grundsatz erhebt, kann daher m. E. immer nur eine
sekundăre Funktion ausiiben. Was die logische Analyse etwa in der Dberprii-
fung der Schliissigkeit von Gesprăchsbewegungen des platonischen Sokrates
leisten kann, ist ein besonders einleuchtendes Beispiel dafiir. Dort kommt der
mimetische Charakter der platonischen Dialoge noch hinzu, der bestrebt ist,
nicht nur Gedankenfolgen in ihrem logischen Zusammenhang abzubilden,
sondern Menschen in lebendigem Gesprăch zu zeigen und durch die Teil-
nahme an diesem Gesprăch sachliche Einsichten zu vermitteln. Aber das gilt
nicht nur fiir das literarische Kunstwerk Platos. Auch wo keine mimetische
Absicht besteht, sondern der Gedanke seinen unmittelbaren Ausdruck sucht,
gilt: alle philosophische Aussage gewinnt ihren vollen Gehalt erst aus Nicht-
gesagtem.

6. Im iibrigen liegt in der Forderung begriffsgeschichtlicher Ausweisung


philosophischer Begriffe keineswegs eine neue Theorie des Begriffs. Es wird
nur behauptet, daB der Abstraktionsvorgang, der zur Begriffsbildung fiihrt
und den Begriffsgehalt festlegt, nach beiden Seiten unabschlieBbar ist: er
fiihrt nicht an das Ende eines Begriffs, so daB dessen Gehalt exakt definiert
wăre und alle Mitbestimmtheit durch das sprachliche Bedeutungsfeld seiner
Herkunft abschnitte; und auf der anderen Seite: er beginnt nicht mit einer
angeblichen Erfahrungsunmittelbarkeit, sondern steht schon immer inmitten
der sprachlichen Ausgelegtheit der Welt und ist daher immer schon unterwegs
zum Begriff. Das, woraufhin Begriffsbildung abstrahiert, ist ihr immer schon
in der Vorausleistung der Sprache vorgegeben.
Vero1fentlichllngen
der ArbeitsgemeinschaJt fur Forschllng des Landes Nordrhein-Westfalen
jetzt der Rheinisch-Westfălischen Akademie der Wissenschaften

Neuerscheinungen 1965 bis 1971

Vorlrăg. G GEISTESWISSENSCHAFTEN
HeflNr.
61 Ulrich Seh.un.r, Bonn Die Neutralitiit Un heutigen Volkerrecht
101 I.or j ennings t, Die Umwandlung von Geschichte in Gesetz
Cambridge ( England)
120 EI.anor .on Erdberg-Conslen, Kunst und Religion in Indien, China und Japan
Aaehen
122 Franz Wi.aeAler, Giiltingen Zum heutigen Stand der Naturrechtsdiskussion
123 Bernhard Kiilting, Miin.rler Der frtihchristliche Reliquienkult und die Bestattung im
Kirchengebiiude
124 Giinlher SliiAl/, Kiiln Das Bild des Abendlandes in den altrussischen Chroniken
125 joseph Hiiffner, Miin.rler Selbstverstandnis und Perspektiven
des Zweiten Vatikanischen Konzils
126 Josi Trier, Miin.rler Wortgeschichten aus alten Gemeinden
127 Herberl Die<Almann, Die ktinstlerische Form des Reve de D'Alembert
Cambridge (USA)
128 Ham Welzel, Bonn An den Grenzen des Rechts. Die Frage nach der Rechtsgeltung
129 Paul MiMl, Diisseldorf Das Verhăltnis von Kirche und Staat im Lande Nordrhein-
Westfalen in Geschichte und Gegenwart
130 Ernsl Langlolz, Bonn Die kulturelle und ktinstlerische Hellenisierung der Ktisten
des Mittelmeeres durch die Stadt Phokaia
131 Harry Wesie/'lllann, Miin.rler Das Verhăltnis zwisehen Bergbau und offentlichen Verkehrs-
anstalten als Gegenstand riehterlicher und gesetzgeberiseher
Bewertung
132 Werner S ehulemann, Bonn Die Kunst Zentralasiens als Ausdrueksform religiosen Denkens
Wallber Heissig, Bonn Tibet und die Mongolei al. literarisehe Provinzen
133 TiI.mann Grimm, Boehum China und Stidostasien in Geschichte und Gegenwart
134 Pel., Berghaus tind Anglo-friesisehe Runensolidi im Lichte des Neufundes von
Karl Sehneider, Miin.rler Schweindorf (Ostfriesland)
135 Benno van Wiese, Bonn Goethe und Sehiller im·weehselseitigen Vor-Urreil
136 Golthard Giinlhor, Logik, Zeit, Emanation und Evolution
Uni.ernly of Illinois (USA)
137 Karl H,inrieh RengJlorj, Die Re-Investitur des Verlorenen Sohnes in der Gleichnis-
Miinller erzăhlung Jesu Luk. 15, 11-32
138 t,
Gerhard Gloege Bonn Die Todesstrafe als theologisehes Problem
139 joseph Ralzinger, Tiibingen Das Problem der Dogmengesehiehte in der Sicht der katho-
lisehen Tbeologie
140 Herberl .on Eintm, Bonn Masaccios "Zinsgroschen"
141 Karl Gusla. F,lIerer, Kiiln Klang und Struktur in der abendlandischen Musik
142 Joh. Leo Weisgerber, Bonn Die Spraehgemeinsehaft als Gegenstand spraehwissensehaftlicher
Forsehung
143 Wilhelm Eb,I, Giitting,n Ltibisches Reeht im Ostseeraum
144 Albmhl Dihle, Kiiln Der Kanon der zwei Tugendcn
145 Heint-Dietrich Wendlantl, Die <lkumenische Bewegung und das II. Vatikanische Konzil
Miinster
146 Hubert Jedin, Bonn Vaticanum II und Tridentinum
147 Helmut Schelsky, Munster Schwerpunktbildung der Forschung in einem Lande
Ludwig E. Feinendegen,Julich Forschungszusammenarbeit benachbarter Disziplinen am Beispiel
der Lebenswissenschaften in ihrem Zusammenhang mit dem
Atomgebiet
148 Herbert von Einem, Bonn Die Tragodie der Karlsfresken Alfred Rethels
149 CarI A. Willemsen, Bonn Die Bauten der Hohenstaufen in Stiditalien. Neue Grabungs-
und Forschungsergebnisse
150 Hans Flasche, Hamburg Die Struktur des Auto Sacramental "Los Encantos de la Culpa"
von Calder6n
Antiker Mythos in christlicher Umprăgung
151 J oseph Henninger, Bonn Vber Lebensraum und Lebensformen der Friihsemiten
152 Franfois Seydoux Betrachtungen liber die deutsch-franzosischen Beziehungen
de Clausonne, Bonn von Briand bis de Gaulle
153 Giinter Kahle, Kaln Bartolome de las Casas
154 Johannes Holthusen, Bochum Prinzipien der Komposition und des Erzăhlens bei Dostojevskij
155 Paul Mikat, Dusseltlor! Die Bedeutung der Begriffe Stasis und Aponoia fiir das Ver-
stăndnis des 1. Clemensbriefes
156 Dieter Niirr, Miinster Die Entstehung der longi temporis praescriptio. Studien zum
Einflu13 der Zeit im Recht und zur Rechtspolitik in der
Kaiserzeit
157 Theodor Schieder, Kiiln Zum Problem des Staatenpluralismus in der modernen Welt
158 Ludwig Landgrebe, Kiiln Vber einige Grundfragen der Philosophie der Politik
159 Hans Erich Stier, Miinster Die geschichtliche Bedeutung des Hellenennamens
160 Friedrich Halstenberg, Dusseltlor! Nordrhein-Westfalen im nordwesteuropăischen Raum: Auf-
gaben und Probleme gemeinsamer Planung und Entwicklung
161 Wilhelm Hennis, Freiburg i. Br. Demokratisierung - Zur Problematik eines Begriffs
162 Giinter Stratenwerth, Basel Leitprinzipien der Strafrechtsreform
Hans Schult, Bem Kriminalpolitische Aspekte der Strafrechtsreform
163 Riidiger Schott, Miinster Aus Leben und Dichrung eines westafrikanischen
Bauernvolkes - Ergebnisse volkerkundlicher Forschungen
bei den Bulsa in Nord-Ghana 1966/67
164 Amo Esch, Bonn James Joyce und sein Ulysses
165 Edward J. M. Kroker, Kiinigstein Die Strafe im chinesischen Recht
166 Max Braubach, Bonn Beethovens Abschied von Bonn
167 Erich Dinkler, Heidelberg Der Einzug in Jerusalem. Ikonographische Untersuchungen im
Anschlu13 an ein bisher unbekanntes Sarkophagfragment
Mit einem epigraphischen Beitrag von Hugo Brandenburg
168 Gusta! Wingren, Lund Martin Luther in zwei Funktionen
170 Hans-Georg Gadamer Die Begriffsgeschichte und die Sprache der Philosophie
WISSENSCHAFTLICHE ABHANDLUNGEN
WA
BandNr.

Wolfgang Priester, Radiobeobachtungen des ersten kiinstlichen Erdsatelliten


Hans-Gerhard Bennewitz and
Peter Lengrii.f1er, Bonn
2 Joh. Lea Weisgerber, Bonn Verschiebungen in der sprachlichen Einschătzung von Menschen
und Sachen
3 Erich Mellthen, Marbllrg Die letzten Jahre des Nikolaus von Kues
4 Hans-Georg Kirchhoff, Die staatliche Sozialpolitik im Ruhrbergbau 1871-1914
Rommerskirchen
5 Giinther Jachmann, KiJln Der homerische Schiffskatalog und die Ilias
6 Peter Hartmann, Miimter Das Wort als Name (Struktur, Konstitution und Leistung der
benennenden Bestimmung)
7 Anton Moortgat, Berlin Archăologische Forschungen der Max-Freiherr-von-Oppen-
heim-Stiftung im nordlichen Mesopotamien 1956
8 Wolfgang Priester und Bahnbestimmung von Erdsatelliten aus Doppler-Effekt-
Gerhard Hergenhahn, Bonn Messungen
9 Harry Westermann, Miinster Welche gesetzlichen MaBnahmen zur Luftreinhaltung und zur
Verbesserung des Nachbarrechts sind erforderlich?
10 Hermann Conrad und Vortrăge iiber Recht und Staat von Cari Gottlieb Svarez
Gerd Kleinheyer, Bonn (1746-1798)
11 Georg Sch,eiber t, Miinste, Die Wochentage im Erlebnis der Ostkirche und des christlichen
Abendlandes
12 Giinthe, Bandmann, Bonn Melancholie und Musik. Ikonographische Studien
13 Wilhelm Goerdt, Miimler Fragen der Philosophie. Ein Materialbeitrag rur Erforschung
der Sowjetphilosophie im Spiegel der Zeitschrift "Voprosy
Filosofii" 1947-1956
14 Anton Moorlgat, Berlin Tell Chuera in Nordost-Syrien. Vorlăufiger Bericht iiber die
Grabung 1958
15 Gerd Dicke, Krefeld Der Identitătsgedanke bei Feuerbach und Marx
16a He/mllt Gipper, Bonn, und Bibliographisches Handbuch zur Sprachinhaltsforschung, Teil 1.
Hans Schwarz, Miinsler Schrifttum rur Sprachinhaltsforschung in alphabetischer Folge
nach Verfassern - mit Besprechungen und Inhaltshinweisen
(Erscheint in Lieferungen: bisher Bd.I, Lfg.1-7; Lfg.8-13)
17 Thea Buyken, Bonn Das romische Recht in den Constitutionen von Melfi
18 Lee E. Farr, Brookhaven, Nuklearmedizin in der Klinik. Symposion in Koln und Jiilich
Hugo Wilhelm Knipping,KiJln,lInd unter besonderer Beriicksichtigung der Krebs- und Kreislauf-
William H. Lewis, New York krankheiten
19 Hans Schwippert, DiissetdorJ, Das Karl-Arnold-Haus. Haus der Wissenschaften der Arbeits-
Volker Aschoff, Aachen, II. a. gemeinschaft fiir Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen
in Diisseldorf. Planungs- und Bauberichte (Herausgegeben von
Leo Brandt, Diisseldod)
20 Theodor Schieder, KiJln Das deutsche Kaiserreich von 1871 als Nationalstaat
21 Georg Schreiber t, Miimler Der Bergbau in Geschichte, Ethos und Sakralkultur
22 Max Braubach, Bonn Die Geheimdiplomatie des Primen Eugen von Savoyen
23 Waller F. Schirmer, Bonn, IInd Studien zum literarischen Patronat im England des 12. Jahr-
Ulrich Broich, GiJttingen hunderts
24 Anton Moortgat, Berlin Tell Chuera in Nordost-Syrien. Vorlăufiger Bericht iiber die
dritte Grabungskampagne 1960
25 Margarete Newels, Bonn Poetica de Aristoteles traducida de latin. Ilustrada y comentada
por Juan Pablo Martir Rizo (erste kritische Ausgabe des spa-
nischen Textes)
26 Vi/ho Niitemaa, Turku, Finnland - gestern und heute
Pentti Renvall, Helsinki,
Erich Kunze, Helsinki, /Ind
Oscar Nikllla, Abo
27 Ahasver VOI1 Brandt, Heidelberg, Die Deutsche Hanse als Mittler zwischen Ost und West
Paul Johansen, Hamburg,
Hans van Werveke, Gent,
Kjell Kumlien, Stockholm,
Hermann Kellenbenz, Koln
28 Hermann Conrad, Cerd Kleinheyer, Recht und Verfassung des Reiches in der Zeit Maria Theresias.
Thea Buyken und Die Vortrăge zum Unterricht des Erzherzogs Joseph im Natur-
Martin Herold, Bonn und Volkerrecht sowie im Deutschen Staats- und Lehnrecht
29 Erich Dinkler, Heidelberg Das Apsismosaik von S. Apollinare in Classe
30 Walther Hubatsch, Bonn, Deutsche Universităten und Hochschulen im Osten
Bernhard Stasiewski, Bonn,
Reinhard Wittram, Cottingen,
Ludwig Petry, Mainz, und
Erich Keyser, Marburg (Lahn)
31 Anton Moortgat, Berlin Tell Chuera in Nordost-Syrien. Bericht iiber die vierte Grabungs-
kampagne 1963
32 Albrecht Dihle, KOIn Umstrittene Daten. Untersuchungen zum Auftreten der Griecben
am Roten Meer
33 Heinrich Behnke und Festschrift zur Gedăchtnisfeier fiir Karl Weierstra1l1815-1965
Klaus Kopfermann (Hrsgb.),
Miinster
34 Joh. Leo Weisgerber, Bonn Die Namen der Ubier
35 Otlo Sandrock, Bonn Zur ergănzenden Vertragsauslegung im materiellen und inter-
nationalen Schuldvertragsrecht. Methodologische Untersuchun-
gen zur Rechtsquellenlehre im Schuldvertragsrecht
36 lselin Cundermann, Bonn Untersuchungen zum Gebetbiichlein der Herzogin Dorothea
von Preullen
37 Ulrich Eisenhardt, Bonn Die we\tliche Gerichtsbarkeit der Offuialate in Koin, Bonn
und Werl im 18. Jahrhundert
38 Max Braubach, Bonn Bonner Professoren und Studenten in den Revolutionsjahren
1848/49
39 Henning Bock (Bearb.), Berlin Adolf von Hildebrand
Gesamme\te Schriften zur Kunst
40 Ceo Widengren, Uppsala Der Feudalismus im a\ten !ran
41 Albrecht Dihle, Koln Homer-Probleme
S onderreihe
PAPYROLOGICA COLONIENSIA
Vo!.I
Aloys Kehl, Koln Der Psalmenkommentar von Tura, Quatemio IX
(Pap. Colon. Theo!. 1)
Vo!.II
Erich Liiddeckens, Wiirzburg Demotische und
P. Angelicus Kropp O. P. , Klausen Koptische Texte
Alfred Hermann und Manfred Weber, Kiiln
Vo!.ID
Stephanie West, Oxford The Ptolemaic Papyri of Homer
Vo!.IV
UrSII/a Hagedorn und Dieter Hagedorn, Ko/n, Das Archiv des Petaus (P. Petaus)
Louise C. Youtie und Herbert C. Youtie,
An" Arbor (Hrsgb.)
SONDERVER()FFENTLICHUNGEN
Herausgeber: Der Ministerprasident
des Landes Nordrhein-Westlalen Jahrbuch 1963, 1964, 1965, 1966, 1967, 1968 und 1969
- Landesamt fiir Forschung - des Landesamtes fiir Forschung
Verzeichnisse samtlicher Verăffentlichungen der Arbeitsgemeinschaft fur Forschung
des Landes Nordrhein-Westfalen, jetzt der Rheinisch-Westfalischen Akademie
der Wissenschaften, kănnen beim Westdeutschen Verlag GmbH,
567 Opladen, Ophovener Str. 1-3, angefordert werden.

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