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VL Geschichte der ungarischen Sprache II

1. Teil

Beáta Gyuris

BA Vorlesung, Abteilung für Finno-Ugristik,


Universität Wien

11.3.2019

Gyuris (Finno-Ugristik, UWien) VL Geschichte der ungarischen Sprache II 1. Teil 11.3.2019 1 / 32


Allgemeines

1 Allgemeines

2 Wiederholung

3 Plan für dieses Semester

4 Einführung
Gründe des Sprachwandels
Wie ändert sich die Sprache?

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Allgemeines

Allgemeine Informationen

Dozentin: Beáta Gyuris (Gastprofessorin für Ungarische


Sprachwissenschaft)
Informationen über meine Forschung:
http://www.nytud.hu/depts/tlp/gyuris/index.html
E-mail: beata.gyuris@univie.ac.at
Sprechstunde: Montag, 10:30-11:30
Unterrichtssprachen: Deutsch und Ungarisch
Vorlesungsunterlagen: Moodle

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Allgemeines

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Ziel der Veranstaltung ist es, die Studierenden mit zentralen Aspekten der
Morphologie sowie der Phrasen- und Satzstruktur des Alt-, Mittel-, und
Neuungarischen vertraut zu machen.
Fortsetzung der Geschichte der ungarischen Sprache I“ vom letzten

Semester.
Eingangsvoraussetzungen: Geschichte der ungarischen Sprache I“ oder

entsprechende Vorkenntnisse. Sprachwissenschaftliche Grundkenntnisse
( Einführung in die Sprachwissenschaft“ oder entsprechende

Vorkenntnisse) sind erforderlich, Ungarischkenntnisse sind von Vorteil.

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Allgemeines

Frage bezüglich Anwesenheit

???

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Allgemeines

Leistungskontrolle

Schriftliche Prüfung. Keine Hilfsmittel sind erlaubt.

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Allgemeines

Prüfungsstoff

É. Kiss, K./Gerstner, K./Hegedűs, A. 2013. Kis magyar


nyelvtörténet. Egyetemi jegyzet. Pázmány Péter Katolikus Egyetem
Bölcsészettudományi Kar, Piliscsaba.
http://mek.oszk.hu/15000/15090/15090.pdf

Inhalte der Vorlesungen. (Folien werden auf der Moodle-Plattform


veröffentlicht.)

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Allgemeines

Empfohlene Literatur 1

Bárczi, G. 1963. A magyar nyelv életrajza. Gondolat, Budapest.


(Deutsche Version: Geschichte der ungarischen Sprache. Universität
Innsbruck, Innsbruck, 2001.)
Bárczi, G./Benkő, L./Berrár, J. 1967. A magyar nyelv története.
Nemzeti Tankönyvkiadó, Budapest.
É. Kiss, K. (Hg.) 2014. The evolution of functional left peripheries in
Hungarian syntax. OUP, Oxford.
É. Kiss, K. (Hg.) 2018. Magyar generatı́v történeti mondattan.
Akadémiai Kiadó, Budapest.
É. Kiss, K. (Hg.) 2015. Általános Nyelvészeti Tanulmányok XXVII:
Diakrón mondattani kutatások. Akadémiai Kiadó, Budapest.
Fazakas, E.. 2007. Bevezetés a magyar nyelvtörténetbe. Egyetemi
Műhely Kiadó, Kolozsvár.

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Allgemeines

Empfohlene Literatur 2

Imre, S. 1988. Geschichte der ungarischen Sprache. In: Denis Sinor


(Hg.), The Uralic Languages. Brill, Leiden, 413–447.
Kiss, J./Pusztai, F. (Hgg.). 2003. Magyar nyelvtörténet. Osiris,
Budapest.
Kiss, J./Pusztai, F. (Hgg.). 2018. A magyar nyelvtörténet
kézikönyve. Tinta Könyvkiadó, Budapest.
Mátai, M. 2002. Kleine ungarische Sprachgeschichte. Buske,
Hamburg.

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Wiederholung

1 Allgemeines

2 Wiederholung

3 Plan für dieses Semester

4 Einführung
Gründe des Sprachwandels
Wie ändert sich die Sprache?

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Wiederholung

Periodisierung der ungarischen Sprachgeschichte

1 Urungarisch (ősmagyar): ca. 1500/1000 v.Chr. – 895 n.Chr.


(Landnahme/honfoglalás)
2 Altungarisch (ómagyar): 895–1526
3 Mittelungarisch (középmagyar): 1526–1772
4 Neuungarisch (újmagyar) bzw. frühes Neuungarisch“ (korai

újmagyar): 1772–1920
5 Neueres Ungarisch (újabb magyar) bzw. spätes Neuungarisch“ (kései

újmagyar): 1920–

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Wiederholung

Die im Rahmen von der VL Geschichte der ungarischen



Sprache I“ behandelnten Themen
1 Allgemeine Grundlagen der (ungarischen) historischen
Sprachwissenschaft
2 Dokumentation und Quellen: Ein Überblick
3 Von Vorungarisch bis Urungarisch (Argumente für die ugrische
Einheit)
4 Von Urungarisch bis Altungarisch
5 Entwicklung des Lautsystems im Altungarischen
6 Rechtschreibung in der altungarischen Periode
7 Mittelungarisch (Quellen)
8 Lautgeschichte: Mittelungarisch
9 Neuungarisch (Quellen, Forschung über Sprachgeschichte,
Aufklärung, Sprachreform, Sprachplanung, Rechtschreibung)
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Plan für dieses Semester

1 Allgemeines

2 Wiederholung

3 Plan für dieses Semester

4 Einführung
Gründe des Sprachwandels
Wie ändert sich die Sprache?

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Plan für dieses Semester

Inhalt des Kurses Geschichte der ungarischen Sprache II“



11.03. Praktische Informationen, Wiederholung, Einführung
18.03. Einführung; Geschichte der Morpheme
25.03. Geschichte der Morpheme
01.04. Geschichte der Morpheme
08.04. Geschichte der Syntax
29.04. Geschichte der Syntax
06.05. Geschichte der Syntax
13.05. Geschichte des Lexikons
20.05. Geschichte des Lexikons
27.05. Geschichte der Bedeutungen
03.06. Geschichte der Bedeutungen
17.06. Geschichte der Varianten
24.06. 1. Prüfung
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Einführung Gründe des Sprachwandels

1 Allgemeines

2 Wiederholung

3 Plan für dieses Semester

4 Einführung
Gründe des Sprachwandels
Wie ändert sich die Sprache?

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Einführung Gründe des Sprachwandels

Wandel des Lexikons

Alle lebende Sprachen ändern sich ständig.


Neue Gegenstände oder Konzepte erscheinen in der Welt der
Sprecher, sie bezeichnen diese mit neuen Wörtern, Ausdrücken.
Neue Wörter im Ungarischen: sms, okostelefon, IMF,
elővigyázatossági hitel.
Die folgenden Wörter sind nicht mehr Teil des Lexions der neueren
Generationen: békekölcsön ’Friedensanleihe’, kapca ’Fußlappen’,
kihamuz ’Asche aus dem Ofen zu entfernen’.

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Einführung Gründe des Sprachwandels

Wandel der Grammatik 1


Kinder, die ihre Muttersprache lernen, abstrahieren von der Sprache,
die sie hören, nicht die gleiche Grammatik, mit der die Erwachsenen
diese Sprache generiert haben.
Grund dafür: das sprachliche Material, dem die neue Generation
begegnet, ist nicht das gleiche, auf dessen Grundlage die
Elterngeneration ihre eigene Grammatik aufgebaut hat.
Eine Sprache ist ein sehr reichhaltiges, komplexes System, in dem
verschiedene Versionen von Elementen und Subsystemen
nebeneinander leben.
Es gibt viele - einzelsprachliche oder gruppensprachliche - Varianten
der einzelnen Sprachlaute, die meisten Morpheme und größeren
grammatikalischen Strukturen wurden ebenfalls in mehreren
Versionen verwendet.
Die Häufigkeit der verschiedenen Versionen kann von Generation zu
Generation variieren.
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Einführung Gründe des Sprachwandels

Wandel der Grammatik 2


Gründe für die Änderung des Sprachumfeldes: sozial, psychologisch,
technisch, z.B. Volksbewegungen, Moden, neue
Kommunikationsmittel.
Die Sprache der heutigen Großeltern wurde meistens durch die
Sprache ihrer Familie oder ihrer Altersgenossen beeinflusst, die
Sprache der heutigen Eltern und Kinder wird stark durch das Radio
und Fernsehen beeinflusst.
Während in dem Radio und Fernsehen, das die Eltern in ihrer
Kindheit hörten, eine Art einheitliche, gehobene Standardsprache
gesprochen wurde, verwenden heutzutage die meisten Sender
informelle Alltagssprache.
Bei dem sich kontinuierlich verändernden sprachlichen Umfeld können
die neuen Generationen von Sprechern das gehörte Sprachmaterial
anders einschätzen bezüglich dessen, was die Basisdaten sind, die
man in die Grammatik einbauen soll, und was zufällige einmalige
Varianten sind.
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Einführung Wie ändert sich die Sprache?

1 Allgemeines

2 Wiederholung

3 Plan für dieses Semester

4 Einführung
Gründe des Sprachwandels
Wie ändert sich die Sprache?

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Einführung Wie ändert sich die Sprache?

Typische Methode des Sprachwandels

Bei Sprachwandel gibt es viele Zufälligkeiten: der Wandelprozess ist


im Wesentlichen unvorhersehbar.
Es gibt ähnliche Eigenschaften, ähnliche Prozesse bei dem Wandel
von verschiedenen Sprachen.
Typische Methoden des Wandels der Grammatik sind Reanalyse und
Grammatikalisierung.

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Einführung Wie ändert sich die Sprache?

Reanalyse

Eine bestimmte grammatische Struktur wird von dem Sprecher (oder von
der älteren Sprechergeneration) mit Hilfe einer anderen Regel erstellt, als
die, die der Hörer (oder die neuere Sprechergeneration) benutzt, um die
Struktur zu interpretieren.

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Einführung Wie ändert sich die Sprache?

Reanalyse: Besitzer mit dem Suffix -nak/-nek 1

Der Besitzer, der mit dem -nak/-nek Suffix gekennziechnet ist, muss nicht
unmittelbar neben dem Besitzwort stehen:

(1) Jánosnak elveszett a kalapja.

In vielen Sprachen kommen Konstruktionen vor, wo der Besitzer von


einem Teilnehmer eines Ereignisses als unabhängiges Argument des
Verbs ausgedrückt wird.
Das Besitzer-Nomen im Dativ: Arealphänomen in Mittel- und
Südeuropa.
Ins Ungarische wurde es wahrscheinlich als Kontaktphänomen
eingeführt, vermutlich nach der Ankunft der Ungarn in Mitteleuropa.

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Einführung Wie ändert sich die Sprache?

Reanalyse: Besitzer mit dem Suffix -nak/-nek 2

Schritt 1: unabhängiges Argument, das koreferent mit dem overten


oder coverten internen pronominalen Besitzer eines anderen
Arguments ist:

(2) a. Jánosnaki elveszett [az ői kalapja].


b. Jánosnaki elveszett [a Øi kalapja].

Schritt 2: wenn der externe Besitzer zufällig neben dem Besitzwort


erschien, und der pronominale Besitzer covert geblieben ist, war es
möglich, (3a) als (3b) zu interpretieren. (Weiterhin bestand die
Möglichkeit, die Struktur als (3a) zu interpretieren.)

(3) a. Elveszett Jánosnaki [a Øi kalapja].


b. Elveszett [Jánosnak a kalapja].

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Einführung Wie ändert sich die Sprache?

Reanalyse: Besitzer mit dem Suffix -nak/-nek 3

Schritt 4: Folge der Reanalyse: die Syntax der Struktur hat sich
geändert, der Besitzer im Dativ kann sich jetzt zusammen mit dem
Besitzwort als eine Konstitutente bewegen. Neben (4a) und (5a) sind
auch (4b) und (5b) möglich.

(4) a. [Kinek] veszett el a kalapja?


b. [Kinek a kalapja] veszett el?
(5) a. Jánosnak [csak a kalapja] veszett el.
b. Csak [Jánosnak a kalapja] veszett el.
(6) [Még Jánosnak a kalapja is] kicsi volt nekem.

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Einführung Wie ändert sich die Sprache?

Reanalyse in der Morphologie

Beispiele: fölé(be), elé(be)


fölé, elé: enthält ein uraltes Lativsuffix (-é)
nachdem die Sprecher das Suffix nicht mehr erkannt haben, haben sie
-é als Teil des Stammes analysiert
Es ist möglich geworden, das -be (Il)lativsuffix zu benutzen.

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Einführung Wie ändert sich die Sprache?

Grammatikalisierung

Ein lexikalisches Element wird Verhältniswort (Beziehungswort): seine


Bedeutung wird entleert, seine Form vereinfacht und seine
syntaktischen Eigenschaften geändert.
Beispiel: die Geschichte der Postpositionen und Adverbialsuffixe.

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Einführung Wie ändert sich die Sprache?

Grammatikalisierung: Beispiele 1

mellett, mellé, mellől Postpositionen < mell Nomen


-ban/-ben, -ba/-be, -ból/-ből Adverbialsuffixe < bél Nomen ’belső
rész’ (’innerer Teil’)
Im Lauf der Transformation zu Postposition/Adverbialsuffix haben
diese Wörter ihre ursprüngliche Bedeutung verloren.
Ihre Form wurde auch vereinfacht: sie sind nicht mehr suffigierbar,
pluralisierbar, und können auch nicht mit Adjektiven modifiziert
werden.
bél:
in bestimmten Formen mit Adverbialsuffixen (be, benn, belől/-ből)
wurde das Wurzelmorphem selbst auch erodiert
am Ende der Grammatikalisationsprozesses wurden auch Allomorphe
mit dunklen Vokalen generiert.

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Einführung Wie ändert sich die Sprache?

Grammatikalisierung: Beispiele 2

Das Hilfsverb des Futurs fog ist auch durch Grammatikalisierung


entstanden.
Das Hilfsverb fog hat nur eine, abstrakte Bedeutungskomponente der
ursprünglichen Bedeutung des Verbs fog (’megfog’, ’hozzáfog
valamihez’) behalten.
Seine Form wurde auch vereinfacht: es hat nur Präsensformen und
kann keine Infinitive bilden:

(7) *Nem szeretnék megbukni fogni.

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Einführung Wie ändert sich die Sprache?

Die Rolle der sprachlichen Kontakte

Grammatische Innovationen stammen nicht nur aus internen Quellen,


sondern auch vom Kontakt mit anderen Sprachen.
Letzteres passiert vor allem in bilingualen Gemeinschaften, wo Kinder
in der Zeit des Spracherwerbs intensiv von Fremdsprachen beinflusst
sind.
Eine große Anzahl von Ungarn haben in bilingualen Gemeinschaften
gelebt in der Vergangenheit, oder leben heute in solchen
Gemeinschaften. Durch diesen Gemeinschaften sind zahlreiche
Phänomene ausländischer Herkunft ins Ungarische gekommen.
Z.B. zeigen die komplexe Verbformen wie mond vala oder mondott
vala den Einfluss vom Alttürkischen.
Der alttürkische Einfluss hat wahrscheinlich im 6-8 Jh. gewirkt, als
die Ungarn mit alttürkischen Völkern zusammengelebt haben, und
kleinere türkische Gruppen auch assimiliert haben.
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Einführung Wie ändert sich die Sprache?

Wie werden die Änderungen in der Gesellschaft verbreitet?


1

Die Innovationen, die ständig auf jeder Ebene der Sprache


auftauchen, können Eigenschaften der einzelnen Sprecher bleiben,
oder sie können sich in kleineren oder größeren Gruppen von
Sprechern, oder in der ganzen Sprachgemeinschaft verbreiten.
Die Expansion wird von verschiedenen außersprachlichen Faktoren
beeinflusst:
Zentrale/periphere Lokation des Orts, wo die Innovation entsteht.
Staatsgrenze.
Volksbewegungen, die die Verbreitung unterstützen.
Politische Systeme, die die Beziehungen unterstützen/verhindern.

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Einführung Wie ändert sich die Sprache?

Wie werden die Änderungen in der Gesellschaft verbreitet?


2

Tschango Dialekt (Moldau) – archaischer Charakter. Grund dafür:


Staatsgrenze zu Ungarn, Karpathen.
Die regionalen Standardsprachen innerhalb und außerhalb Ungarns
haben sich auseinander entwickelt.
Grund dafür: Staatsgrenzen, Kontaktwirkung der Staatssprachen.
Radio- und Fernsehsendungen, die im ganzen Sprachgebiet zuganglich
sind, führen zum Ausgleich der regionalen sprachlichen Unterschiede.
Wichtige Faktoren für die Verbreitung der Innovationen: Mode,
Prestige. Innovationen, die Gesellschaftsgruppen mit hohem Prestige
initiieren, finden ihren Weg oft schnell zur gesamten
Sprachgemeinschaft.

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Einführung Wie ändert sich die Sprache?

Wie werden die Änderungen in der Gesellschaft verbreitet?


3

R
Prozess des Sprachwandels – repräsentierbar durch eine -Kurve:
langsamer Anfang, schneller Verlauf, lange Endphase.
Phraseologismen können auch Spuren von Konstruktionen bewahren,
die schon ausgestorben sind.
a mondó vagyok, mi tévő legyek: suffixloses Objekt vom
Urungarischen
semmittevés, semmirekellő: negative Pronomen ohne
Negationspartikel

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