Kalpana Bandecar

Asthma bronchiale im Ayurveda

Pathogenese, Diagnostik und Therapie

WISSEN
ÜBERSICHTEN/
R E V I E WS
Zusammenfassung

ÜBERSICHTEN/REVIEWS
Heruntergeladen von: University of Pennsylvania Libraries. Urheberrechtlich geschützt.
Die Therapie des Asthma bronchiale ist trotz der Vielzahl an Medikamenten z.T.
mit erheblichen Nebenwirkungen verbunden und nicht alle Patienten sprechen auf
die Therapie gut an. Der ganzheitliche Ansatz des Ayurveda bietet therapeutische
Möglichkeiten, die den Erkrankungsverlauf deutlich günstig beeinflussen können.
Im Beitrag wird ein Überblick zu Diagnostik und Therapie sowie ein Fallbeispiel
gegeben.

Schlüsselwörter
Asthma bronchiale, Ayurveda.

Abstract
Despite the vast number of drugs, the therapy of bronchial asthma is accompanied
by considerable side effects, and not all patients respond well to the therapy. The
holistic approach of Ayurveda offers therapeutic means, which can influence the
course of the disease in a favorable way. In the article an overview of diagnosis and
therapy as well as a case study are presented.

Keywords
Bronchial asthma, Ayurveda.

➤moderne
Die Behandlung von Asthma ist für die
Wissenschaft trotz einer Vielzahl
von Medikamenten immer noch eine große
Herausforderung. Nicht alle Patienten spre-
chen auf die synthetischen Mittel gut an
und die z.T. erheblichen Nebenwirkungen
setzen Grenzen bei der Anwendung. Der
folgende Beitrag gibt einen Überblick zu
Diagnostik und Therapiemöglichkeiten des
Asthmas in der ayurvedischen Medizin.
Prinzip des Ayurveda
Im Unterschied zur Schulmedizin, bei
der die Erkrankung im Vordergrund für
die Behandlungsmethode steht, geht der
Therapieansatz in der ayurvedischen Medi-
© Photo Disc; nachgestellte Situation.
zin von der individuellen körperlichen und
geistigen Konstitution des Patienten aus.
Aus seiner Lebens- und Ernährungsweise
können Rückschlüsse für die Entstehung
der Erkrankung gezogen werden. Im Ayur-
veda wird nach dem Prinzip behandelt, die
Ursache zu meiden und durch gegenteilige
Maßnahmen das gesundheitliche Gleichge-
wicht wiederzuerlangen.
Erfahrungen aus der Praxis zeigen, dass
sich die Beschwerden bei Asthma durch die
ayurvedische Medizin rasch lindern lassen.
Nach relativ kurzer Zeit stellt sich selbst
bei Patienten mit langem Krankheitsverlauf
eine Genesung ein.
Der ganzheitliche Ansatz des Ayurveda
kann der Schulmedizin gerade bei chroni-
schen Erkrankungen wie Asthma über-
legen sein.

Bandecar K: Asthma bronchiale im Ayurveda. EHK 2008; 57: 713–720 713


Doshas und ihre Eigenschaften
Vata: beweglich, leicht, kalt, trocken,
rau, hart, instabil, vermindernd
Pitta: heiß, ölig, sauer, scharf, penet-
rierend
Kapha: feucht, wässrig, schleimig,
WISSEN
kühl, weich, fest, stabil, vermehrend
Vorherrschende Doshas
in Geweben (Dhatus) und
Organen
Vata: Atemwege, Dickdarm, Knochen,
Nerven, Psyche
ÜBERSICHTEN/REVIEWS
Pitta: Verdauungsorgane, Dünndarm,
Blut, Haut, Augen
Kapha: Magen, Muskulatur, Fett,
Sekrete
Konstitutionstypen und Prä-
dispositionen für bestimmte
Erkrankungen
Vatatyp: zierlich und leicht gebaut,
hervorstehende Knochen; schnell, be-
weglich, geistig flexibel, vergesslich,
ängstlich
Unbestritten bleibt aber, das in akuten
Zuständen wie einem Status asthmaticus
die Schulmedizin unbedingt den Vorrang
hat und in Notfallsituationen Kortison, Be-
tamimetika und Antibiotika ein absoluter
Segen sind.
Allgemeine Pathogenese im
Ayurveda
Im Ayurveda geht man davon aus,
dass der Mensch wie die Natur aus den 5
großen Elementen hervorgeht (Wasser,
Erde, Feuer, Luft und Raum), die bestimmte
Eigenschaften haben und dynamische
Prozesse auslösen. Diese Prozesse sind zu
3 Lebensprinzipien zusammengefasst, im
Sanskrit Vata, Pitta und Kapha genannt:
Luft (Vata) steht für Bewegung, Feuer (Pitta)
facht den Stoffwechsel an, Erde und Wasser
(Kapha) stehen für Wachstum. Dabei steht
jedes Prinzip, allgemein als Dosha bezeich-
net, für einen Komplex an Eigenschaften.
714 Bandecar K: Asthma bronchiale im Ayurveda. EHK 2008; 57: 713–720
Disposition: Erkältungen, Nervenlei-
den, Knochenschwund, Verstopfung,
Verdauungsstörungen
Pittatyp: durchschnittlicher bis
athletischer Körperbau, gerötete Haut;
scharfer Verstand, zielstrebig, leicht
erregbar, schnell sauer
Disposition: Fieber, Entzündungen,
Geschwüre, Ausschläge, Durchfall
Kaphatyp: kräftig bis adipös, weiche
helle Haut, eindrucksvolle Erschei-
nung; ruhig, ausgeglichen, stabile Per-
sönlichkeit, träge, unflexibel
Disposition: Übergewicht, Tumorbil-
dung, Verschleimung
Doshas und ihre Zuordnung
zu Nahrungsmitteln
Vata: Knäckebrot, Brötchen, Salat,
Linsen, Kohl
Pitta: Chillis, Öliges, Essig, Saures,
Tomaten, Milchprodukte
Kapha: Brot, Fleisch, Fettiges, Milch
und Milchprodukte
Die Verteilung der Doshas im mensch-
lichen Körper ist individuell verschieden
und prägt die Konstitution eines Menschen,
wobei das Vorherrschen eines Doshas den
Konstitutionstyp bestimmt. Die meisten
Menschen sind Mischtypen.
Auch Gewebe oder Organe, Nahrungs-
mittel, Kräuter und Aktivitäten, ja sogar
Symptome und Krankheiten können den
Doshas zugeordnet werden (siehe Kasten).
Krankheit durch Ungleichge-
wicht der Doshas
Nach der ayurvedischen Lehre entste-
hen Krankheiten erst, wenn ein oder meh-
rere Doshas aus dem Gleichgewicht kom-
men. Das gilt besonders für die Doshas,
die bei einem Individuum konstitutionell
vorherrschen. Einseitige Aktivitäten und
Vorlieben können bestimmte Eigenschaften
der Doshas verstärken, die sich dann aus-
dehnen und in andere Gewebe ausbreiten.
Ein gutes Beispiel ist der Schnupfen, der
sich bei falscher Lebensweise auf die unte-
ren Atemwege ausbreitet und exazerbieren
kann. Durch gegensätzliche Maßnahmen
kann die übermäßige Zunahme des Doshas
wieder rückgängig gemacht werden, wie
eine Erkältung durch wärmende Maßnah-
men oder hitziges Fieber durch Kühlung.
Wichtige Rolle der Verdauung
Eine wichtige Rolle bei der Entstehung
von Krankheiten spielt im Ayurveda auch
die aktuelle Verdauungskraft. Das Ver-
dauungsfeuer (Agni) stimuliert Verdau-
ungsenzyme, aber auch körpereigene Reini-
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gungsfunktionen auf zellulärer Ebene in
Geweben und Organen. Durch Stress, über-
mäßigen Verzehr schwer verdaulicher Nah-
rungsmittel oder Gifte, kann das Agni ge-
schwächt werden. Nahrung wird nur zum
Teil verdaut, lagert sich als klebrige Masse
(Ama) in individuell geschwächtem Gewe-
be ab und kann nicht adäquat abgebaut
werden. Diese Ablagerungen provozieren
körperliche Abwehrmechanismen, die wir
als Entzündungen oder allergische Reaktio-
nen kennen. Welche Substanzen schädlich
für einen Menschen sind, ist individuell ver-
schieden und abhängig von Konstitution,
Alter, und Vorschäden im Stoffwechsel
und in den Organen. Meist sind es die klei-
nen Lymphbahnen, in denen sich Ama abla-
gert und zu einem Lymphstau im Gewebe
führt mit konsekutiver Ansammlung toxi-
scher Substanzen und weiterem Ama.
Eine Entartung des Gewebsverbandes ist
aus ayurvedischer Sicht eine logische Folge.
Asthma im Ayurveda
Schon in der Charaka Samhita (ca. 500
v. Chr.), dem ersten großen bekannten
Schriftwerk des Ayurveda, wurde ein
Krankheitsbild beschrieben, bei der
Atemluft nur eingeschränkt und unter
Schwierigkeiten wieder ausgeatmet
werden kann. Die Klassifizierung ist
heute noch in der Schulmedizin ge-
bräuchlich:
& Anstrengungsasthma
& allergisches Asthma
& erworbenes Asthma
& erbliches Asthma

Spezielle Pathogenese –
Asthma im Ayurveda
Ursache für Asthma: Vata- und
Kaphaprinzip
Nach der ayurvedischen Lehre wird
Asthma durch das Kapha- und Vata-Prinzip
verursacht. Menschen, bei denen diese Do-
shas in der Konstitution vorherrschen, sind
eher betroffen, v.a. wenn sie in Regionen le-
ben, die kalt und trocken sind, wie es in
Nordeuropa der Fall ist. So ist auch die Ver-
schlechterung der Symptomatik in kalten
Jahreszeiten erklärbar.
Kaphatyp und typische Symptome
Beim vom Kapha dominierten Typ wird
zäher Schleim gebildet. Symptome wie
Hypersekretion von zähem Schleim und
Ödeme in der Bronchialschleimhaut sind
Zeichen für Vermehrung von interstitiellem
Wasser durch erhöhtes Kapha. Normaler-
weise reguliert Kapha die Sekrete im Körper
und ist für die Befeuchtung von Schleim-
häuten zuständig. Eine überschießende
Reaktion entsteht v.a. durch eine einseitige
kaphaerhöhende Ernährung mit Milch
und Milchprodukten wie Eis, Käse, Quark
und Joghurt. Diese wirken kühlend und
schleimbildend. Das gilt auch für den über-
mäßigen Konsum von Hefeprodukten, Wei-
zen, Eiern, Bananen und Süßigkeiten mit
hohem Zuckeranteil sowie Fettigem und
Fleisch. Auch Gewohnheiten wie Schwim-
men in kalten Gewässern oder mangelnde
Bewegung begünstigen die Bildung von
Ama (Schleim).
Vatatyp und typische Symptome
Der vom Vata dominierte Typ hustet
lang und schmerzhaft, wirft aber nur sehr
wenig Sputum aus. Anfallsartiger Husten
und Bronchospasmen bei Asthma sind ty-
pisch für erhöhtes Vata, dem das Element
Luft zugeordnet wird. Die Lunge ist an
sich ein Vataorgan, die Bewegung in der In-
spiration und Exspiration eine Vatafunk-
tion. Kälte und übermäßige körperliche An-
strengung in Verbindung mit Stress können
das Dosha aus dem Gleichgewicht bringen.
Erst recht bei vorwiegend vataerhöhender
Ernährung mit kaltem und trockenem, we-
nig nährendem Essen wie Brötchen und Sa-
lat. Blähende Kost wie Kohl, Kichererbsen
und Linsen verstärken Vata durch Luftbil-
dung.
Pittaassoziiertes Asthma
Das sog. Infektasthma, das mit Fieber
und eitrigem Auswurf einhergeht, ist pit-
taassoziiert. Dem gehen pittaerhöhende
Aktivitäten voraus wie Stress und erhitzen-
de Erlebnisse sowie Nahrung mit scharfen,
sauren, fettigen und heißen Speisen wie
Chili, Tomaten, Essig, Milchprodukte, saures
Obst, gebratene oder frittierte Speisen und
v.a. rotes Fleisch.
Hyperreagibilität durch exogene Reize
Die hyperreagible Reaktion des Bron-
chialsystems auf exogene Reize wie Pollen,
Stäube oder bestimmte Nahrungsmittel
finden wir beim allergischen Asthma. Sie
ist nach der ayurvedischen Lehre Ausdruck
für die mangelnde Fähigkeit der Atemwege,
Verunreinigungen und Ablagerungen durch
Ama aufzulösen oder wegzutransportieren.
Diese Gewebeschwäche kann angeboren
oder durch vorangegangene häufige Atem-
wegsinfekte entstanden sein, die funktio-
nelle Störungen hinterlassen haben. Der
Körper reagiert v.a. bei dauerhafter Aller-
genexposition mit einer heftigen Abwehr-
reaktion, entweder die Substanzen wegzu-
husten oder durch Schleim abzukapseln.
Die Verschlechterung der Symptomatik
bei psychischem Stress ist auf erhöhtes Vata
zurückzuführen. Das Vata-Dosha reguliert
die geistigen Funktionen und die Verarbei-
tung von Informationen. Störungen führen
zu fehlgeleiteten Gedanken, die das Indivi-
duum in inneren Stress versetzen, auf den
der Organismus mit einem Abwehrreflex,
dem Husten, reagiert.
Falsche Atmung
Auch falsche Atmung gehört zu den
prädisponierenden Faktoren für Asthma.
Physiologisch ist die tiefe Bauchatmung.
Die meisten Menschen im Westen, beson-
ders die mit Atemwegserkrankungen, at-
men nur oberflächlich in den Brustkorb.
Dadurch werden die basalen Lungenab-
schnitte so gut wie gar nicht zur Sauerstoff-
aufnahme genutzt, was die Vitalkapazität
Bandecar K: Asthma bronchiale im Ayurveda. EHK 2008; 57: 713–720
einschränkt. Außerdem fehlt es dem Indivi-
duum aus ayurvedischer Sicht an Prana.
Dies ist eine Kraft, die uns neben Sauerstoff
und Nährstoffen die eigentliche Lebens-
energie gibt. Die Verteilung von Prana im
Körper ist eine Vatafunktion. Ist sie gestört,
kommt es zum Ausfall von Gewebsfunktio-
nen, Krankheiten bis hin zum Tod.
WISSEN
Diagnostik bei Asthma im
Ayurveda
Diagnostik im Ayurveda
ÜBERSICHTEN/REVIEWS
allgemein
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Die folgenden Aspekte sind die wich-
tigsten Bestandteile der ayurvedischen
Diagnostik:
& ausführliche Anamnese über Lebens-
und Ernährungsgewohnheiten, voran-
gegangene Erkrankungen und Opera-
tionen, aktuelle Verdauungs- und Rei-
nigungskapazität (Stuhl, Urin und
Schweiß), Schlafverhalten, Beweglich-
keit, mentaler Status, gynäkologische
Anamnese, Funktion der Sinnesorgane,
allgemeine Symptome, Lebenssituation
und Sehnsüchte,
& Antlitz-, Puls- und Zungendiagnostik,
& körperliche Untersuchung, Bestim-
mung der Vitalität des Gewebes,
& Bestimmung der Konstitution und Ver-
änderung der Doshas.
Anamnestische Besonderheiten
Von besonderem anamnestischen Inte-
resse ist, dass Vata- und Kaphatypen vor
Entwicklung des Asthmas in ihrer Kindheit
häufig unter Sinusitis, Rhinitis allergica und
Bronchitis litten. Es sind Anzeichen für eine
angeborene oder erworbene Agnischwäche
im Respirationstrakt. Meist besteht auch
eine langjährige Verdauungsschwäche mit
Verstopfungen.
Sehr aufschlussreich sind die aktuellen
Ernährungsgewohnheiten. Ist die Ver-
dauungskraft geschwächt, kommt es direkt
nach dem Essen zu Symptomen wie plötz-
liche Müdigkeit und Blähungen, bestimmte
Nahrungsmittel wie Eis oder Joghurt und
eiskalte Getränke können einen sofortigen
Anfall auslösen.
715
 Besonders häufig leiden adipöse Men-
schen an Asthma, unabhängig vom Alter.

Diagnostische Besonderheiten
Das Sputum ist entweder serös und zäh
(Kapha), eitrig gelblich-grünlich (Pitta)
oder klar (Vata). Bei der Auskultation
WISSEN

hört man beim Kaphatyp eher ein Pfeifen

und Giemen durch Schleimfäden in den
Bronchien, der Vatatyp brummt.
Beide Typen haben eine meist weißlich
belegte Zunge, die Ama anzeigt.
ÜBERSICHTEN/REVIEWS

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Die ayurvedische Puls-
diagnose (Nadi Pariksa)
Die Untersuchung des Pulses gehört zu
den wichtigsten diagnostischen Mit-
teln im Ayurveda. Sowohl die Konsti-
tution als auch Krankheiten lassen sich
durch den radialen Puls ermitteln. Bei
Frauen wird die linke Hand, bei Män-
nern die rechte Hand untersucht. Der
Behandler legt die Kuppen seiner Zei-
ge-, Mittel- und Ringfinger zunächst
sanft auf das leicht nach vorn gebeugte
Handgelenk, wobei er den Zeigefinger
an der ersten Hautfalte platziert. Die
Untersuchung dauert ca. 15 Sekunden,
wobei er den Druck langsam steigert.
Morgens ist die beste Zeit für die
Pulsmessung, da das Tagesgeschehen
einen großen Einfluss auf die Puls-
qualität hat (Aufregung, Kaffee, Medi-
kamente etc.).
Beurteilt werden Fülle, Frequenz,
Rhythmus, Eigenschaft und Lokalisati-
on.
Vatatypen haben einen schlangenför-
migen Puls, oft unregelmäßig, der
Abb. 1: Beim vatadominierten Asthma werden u. a. Ölmassagen zur Beruhigung des überreagiblen
Bronchialsystems eingesetzt. © Corbis
Ansonsten ist die Zunge vom Vatatyp
rissig und trocken und beim Kaphatyp ver-
größert mit stärkerem Schleimbelag. Bei
Pittabeteiligung ist der Belag gelblich-
grünlich, an den Außenseiten sind Rötun-
gen sichtbar.
Der Puls ist unter dem Zeigefinger
(Vata) und etwas schwächer unter dem
Ringfinger (Kapha) tastbar. Bei Kaphatypen
ist der Puls durch Ama insgesamt träge und
schwer, bei Dominanz von Vata eher
schnell und unregelmäßig.
Allgemeiner therapeuti-
scher Ansatz im Ayurveda
Krankheiten werden im Ayurveda von
Ayurvedische Medikamente mit scharfen
penetrierenden Eigenschaften wie langer
Pfeffer, Ingwer, Weihrauch oder bestimmte
Harze können ebenfalls reinigend wirken
und v.a. den regelrechten Lymphabfluss
im betroffenen Gewebe wiederherstellen.
Ein weiterer therapeutischer Ansatz im
Ayurveda ist der Ausgleich von Doshaab-
weichungen durch Wirkstoffe mit entge-
gengesetzten Eigenschaften. So trocknen
erhitzende Substanzen wie Pfeffer und Ing-
wer das schleimige Kapha aus, kühlendes
Aloe vera oder Bitterstoffe wirken ausglei-
chend auf das erhitzte Pitta, wärmender
Ingwer oder Winterkirsche und ölige be-
feuchtende Kräuter wie Süßholzwurzel
wirken dem kalten und trockenen Vata ent-

unter dem Zeigefinger zu tasten ist. ihren Ursachen aus behandelt. An erster gegen. Grundsätzlich ist die Therapie von

Pittatypen haben einen eher hüpfen- Stelle steht die Vermeidung krankheitsför- Vata und Kapha sehr ähnlich, wobei Vata

den Puls, wie die Bewegung eines dernder Nahrung und Aktivitäten. Wichtig nährende und Kapha reduzierende Thera-

Frosches, der unter dem Mittelfinger zu ist die Stärkung von Agni durch Diät mit peutika braucht. So sind Anwendungen mit

tasten ist. Der Kaphapuls ist wellen- leicht verdaulichem Essen, Gewürzen und wärmenden medizinierten Ölen wie Mas-

förmig, wie die Bewegung eines Medizin sowie körperlichen Übungen aus sagen (Abhanga) bei Vata und Trockenmas-

Schwans und unter dem Ringfinger dem Yoga. In bestimmten Fällen müssen sagen mit Kräutern (Udvatana), die den

tastbar. Bei Ama wird der Puls träge Maßnahmen zur Ausleitung der erhöhten Lymphabfluss aktivieren, bei Kapha ange-

und schlüpfrig, bei Nährstoffmangel Doshas und der Reinigung von Ablagerun- zeigt (Abb. 1). Dem Ayurveda steht eine
wie z. B. bei einer Anämie ist er fast gen wie Ama getroffen werden, wobei Pan- Vielzahl von therapeutischen Möglichkei-
nicht fühlbar. chakarma, die ayurvedische Reinigungs- ten zur Auswahl.
kur, die wirksamste Variante darstellt.

716 Bandecar K: Asthma bronchiale im Ayurveda. EHK 2008; 57: 713–720

 Panchakarma – die ayurvedi-
sche Reinigungskur
5 Karmas
& Erbrechen (Vamana)
& Abführen (Virechana)
& Darmeinläufe (Bastis)
& Naseneinlauf (Nasya)
WISSEN
& Aderlass (Raktamokhana)
Die Reinigungskur dient der Ausleitung
von erhöhten Doshas und Ama, wenn
eine rein medikamentöse Anwendung
zu lange oder nur unzureichend wirk-
sam wäre.
ÜBERSICHTEN/REVIEWS
Anwendungsgebiete der
5 Karmas
Kaphaerkrankungen werden am besten
durch Erbrechen behandelt. Der angesam-
melte Schleim wird aus dem Magen und
durch den ausgeübten Druck beim Brechen
auch aus der Lunge gepresst und führt zu
sofortiger Linderung. Erhöhtes Pitta wird
am besten durch therapeutisches Abführen
ausgeleitet. So werden auch die Hohlorgane
im Verdauungstrakt gereinigt mit dem Er-
gebnis, dass die Verdauungssäfte wieder
ungehindert fließen können. Vata hat sei-
nen Sitz im Dickdarm, daher können rei-
nigende (Kräuter) oder nährende (Öl-)Ein-
läufe in den Enddarm das Dosha am besten
wieder ins Gleichgewicht bringen. Die Rei-
nigung der Nasennebenhöhlen (Nasya) mit
Abb. 2: Gut gewürzte Speisen und Getränke sind
Teil des ayurvedischen Therapiekonzepts.
© PhotoDisc
718 Bandecar K: Asthma bronchiale im Ayurveda. EHK 2008; 57: 713–720
scharfem Öl hat den Hintergrund, Ablage-
rungen wie Ama in Form von zähem festen
Schleim, die Atmung und Funktion der
Sinnesorgane einschränken, zu entfernen,
da es der Organismus nicht von selbst ver-
mag. Mit dem Aderlass von maximal 40 ml
Blut können toxische Substanzen aus dem
Blutkreislauf gezogen werden. Diese An-
wendung ist nur auf wenige Erkrankungen,
besonders Hauterkrankungen und Vergif-
tungen, beschränkt. Eine Panchakarmakur
gehört in die Hände eines erfahrenen Arztes
und kann sowohl ambulant als auch in einer
Klinik durchgeführt werden.
Spezielle ayurvedische
Therapie bei Asthma
bronchiale
Ausschalten krankheits-
fördernder Faktoren
Dazu gehören:
& Ernährungsumstellung auf leicht ver-
dauliche, warme und gut gewürzte
(Abb. 2) Speisen und Getränke (Suppen,
gekochtes Gemüse, warmer Brei mit we-
nig Milch, Kompott, warmes Wasser),
& Verzicht auf kalte schwerverdauliche
Nahrungsmittel: v. a. Hefe- und Milch-
produkte, Süßigkeiten, saures Obst und
Gemüse ist für die Genesung zwingend
erforderlich. Selbst versteckte Säuren
wie Essig in Saucen sollten vermieden
werden. Beim Kaphatyp mit schwerer
Schleimbildung führt mehrtägiges Fa-
sten zum raschen Rückgang der Symp-
tomatik. Allerdings gibt es im Ayurveda
keine Nulldiäten, die tägliche Nährstoff-
zufuhr bleibt durch ausgewählte Spei-
sen gewahrt.
Verzicht auf krankheits-
begünstigende Lebensgewohn-
heiten
Auch krankheitsbegünstigende Le-
bensgewohnheiten wie Spazierengehen
bei Wind und Wetter oder Schwimmen in
kaltem Wasser müssen aufgegeben werden.
Dies erfordert eine starke Disziplinierung
des Patienten, der sich allerdings durch
die selbstempfundene rasche Besserung
und die Aussicht, ohne nebenwirkungs-
reiche Medikamente auszukommen, gut
motivieren lässt.
Yoga
Yoga ist für Asthmapatienten von be-
sonderer Bedeutung. Die Übungen kon-
zentrieren sich auf den Atem (Pranayama).
Die tiefe Bauchatmung sowie Haltungen,
die den Brustkorb öffnen und die Verdau-
ung anregen, wirken günstig. Beim Kapha-
typ, der unter starker Schleimbildung lei-
det, ist die Stoßatmung sehr wirkungsvoll,
sollte aber nur unter Anleitung geübt wer-
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den, da sich der Blutdruck erhöhen kann.
Nasenspülungen
Morgendliche Nasenspülungen mit
physiologischer Kochsalzlösung und mehr-
fach tägliche Inhalationen mit Thymian-
samen oder Ajwan (indischer Thymian)
reduzieren die Verschleimung und die In-
fektanfälligkeit.
Therapeutisches Erbrechen
Bei stark erhöhtem Kapha mit ausge-
prägter Schleimbildung ist therapeutisches
Erbrechen mit Salzwasser oder einer Abko-
chung mit Süßholzwurzeln Mittel der
Wahl. Dazu muss der Patient aber eine
gute Konstitution besitzen. Das Erbrechen
erfolgt je nach Schwere des Falles an einem
oder mehreren aufeinanderfolgenden Ta-
gen. Ganzkörperlymphmassagen (Udvarta-
na) mit erhitzenden Kräutern und wenig Öl
fördern den Lymphabfluss, erleichtern das
Durchatmen und dienen der Pneumonie-
prophylaxe.
Therapie beim vatadominierten
Asthma
Anders ist die Therapie des vatadomi-
nierten Asthmas mit dramatischen Anfäl-
len. Da die Grundursache aus ayurvedischer
Sicht hier eher psychogen bedingt ist, sind
beruhigende Maßnahmen wichtig. Im
Ayurveda wird die aktuelle Lebenssituation
beleuchtet und nach einer emotionalen
Entlastung des Patienten im häuslichen
und beruflichen Bereich gesucht. Mitunter
müssen schwerwiegende Entscheidungen
getroffen werden, wie der Wechsel der Ar-
beitsstelle. Allgemein wird der Patient er-
mutigt und bestärkt, die positiven Auswir-
kungen werden hervorgehoben, die Ver-
gangenheitsbewältigung auf Handlungen
in die Gegenwart gebracht. Begleitet wird
die Behandlung mit Entspannungsübun-
gen, beruhigenden Gesängen und gezielter
Yogatherapie. Über einen regelmäßigen Ta-
gesablauf mit herzerwärmender Nahrung
und Aktivitäten sowie sanften Ölmassagen
kann sich das überreagible Bronchialsys-
tem beruhigen.
Therapie beim allergen-
bedingten Asthma
Das allergenbedingte Asthma bedarf
einer konsequenten Allergenmeidung.
Gute Ergebnisse werden auch durch wie-
derholtes therapeutische Abführen und
durch eine komplette Panchakarmakur er-
zielt. Die Allergene verlassen durch die
Reinigung den Organismus, so kann sich
das Immunsystem erholen und mit immun-
regulierenden Substanzen wieder ins
Gleichgewicht gebracht werden.
Kräuter, Gewürze und
Rezepturen bei Asthma
Kaphareduzierende und agnistär-
kende erhitzende Gewürze: Ingwer,
Pfeffer, Chili, Meerrettich, Knoblauch,
Zwiebeln, Wacholderbeeren, Nelken, Zimt,
Senfsamen.
Langer Pfeffer (Pippali, Piper longum),
nimmt eine besondere Stellung ein: Er
wirkt zusätzlich immunmodulierend, re-
guliert die Abwehr und wird bei Auto-
immunerkrankungen angewendet.
Kaphareduzierende Pulvermischun-
gen
& Trikatu: Pippali, Ingwer und runder
schwarzer Pfeffer zu je gleichen Antei-
len werden mit Honig zu einer Paste
vermischt und nach den Mahlzeiten ge-
geben. Es erhöht Agni, löst Ama und
Schleim durch die erhitzende trocknen-
de Wirkung auf. Auch Honig gilt als re-
duzierend.
& Sitopaladi: Die Mischung mit Pippali,
die Kapha und lymphatische Konges-
tionen im Atemtrakt auflöst, hat ge-
trocknete Bambusmilch (Vamsa lo-
chan) als Hauptbestandteil. Man ver-
rührt das Pulver mit Wasser zu einer
Paste und nimmt es mehrmals täglich
mit wenig Wasser ein. Sowohl Trikatu
als auch Sitopaladi schaffen eine fast so-
fortige Linderung, der Geschmack ist al-
lerdings gewöhnungsbedürftig.
Stärkung des Organismus durch
Asvagandha (Withania somnifera, auch
Winterkirsche): Es stärkt den gesamten
Organismus, wirkt schleimreduzierend,
abwehrsteigernd und nährend. Es kann
bei Kapha- und Vatatypen gegeben werden.
Bitterstoffe bei eitrigen Infekten
durch erhöhtes Pitta: Gelbwurz (Curcu-
ma), Koriander, Bockshornkleesamen, Lö-
wenzahnwurzel, Enzianwurzel, Tausend-
güldenkraut und Wermut. Bitterstoffe re-
duzieren im Übrigen auch Kapha. Antisep-
tisch wirken Gelbwurz (Curcuma), Weih-
rauch (Sallaki) und Guggulu, ein indisches
Strauchharz (Commiphora mukkul) und
Neem (Antalea azadirecta).
Der vom Vata dominierte Asthmatyp
mit trockenem Husten kann die oben ge-
nannten Gewürze und Mischungen eben-
falls verwenden, allerdings nicht zu scharf,
denn das würde bei diesem Typ zu reizend
auf die Bronchialschleimhaut wirken. Lin-
dernd wirken schleimbildende Substanzen
in Salbei oder Süßholzwurzel als Tee mit
wenig Butterschmalz (Ghee) und braunem
Zucker. Allgemein sind Kräuter mit süßen
Eigenschaften wie Fenchel, Anis, Süßholz-
wurzel, Dill und Kardamon vatasenkend,
reduzieren aber auch Pitta.
Mental ausgleichende Kräuter bei
psychogen bedingtem Asthma: Dazu ge-
hören Asvagandha (s.o.) und Brahmi (Baco-
pa monnieri, auch indisches Wassernabel-
kraut). Diese Substanzen wirken unspezi-
fisch hirntonisch und können für alle Arten
des psychischen Ungleichgewichtes ange-
wendet werden. Natürlich eignen sich
auch europäische Kräuter, ihre Wirkung
ist aber meist schwächer.
Zusätzlich können beim Asthma Vita-
mine, Spurenelemente und Mineralien aus
der Apotheke eingesetzt werden, besonders
unterstützend sind Zinkpräparate und Vita-
min-B-Komplex. Eine Anämie sollte durch
Eisenpräparate ausgeglichen werden.
Bandecar K: Asthma bronchiale im Ayurveda. EHK 2008; 57: 713–720
Ein Fallbeispiel
Anamnese
Eine 56-jährige adipöse Patientin leidet
seit 20 Jahren unter Asthma bronchiale. Als
Auslöser für die heftigen Hustenanfälle mit
reichlich zähem Auswurf wurde bislang
WISSEN
keine direkte Ursache festgestellt. Seit
einem halben Jahr häufen sich eitrige bron-
chiale Infekte, unter denen sich die Atemnot
verschlechtert. Die Infektion kann nur mit
Antibiotikagaben beherrscht werden, wo-
bei die heftigen Hustenanfälle erst nach
ÜBERSICHTEN/REVIEWS
Wochen zurückgehen. Seit einem drei-
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viertel Jahr ist die Patientin wegen einer
Verleumdungsklage psychisch belastet.
Seit einem halben Jahr bestehen außerdem
Schlafstörungen, sie grübelt lange beim
Einschlafen und wacht nachts häufig auf.
Medikamentöse Behandlung: Sie
nimmt regelmäßig inhalative ß-Sympatho-
mimetika und Kortison, in kritischen Si-
tuationen beides bis zu 5-mal tgl. 2 Hübe.
Zusätzlich inhaliert sie 3-mal tgl. mit Atro-
vent.
Ernährungsgewohnheiten: Es besteht
eine bekannte Unverträglichkeit auf Milch,
die nach unmittelbarer Einnahme zu star-
ken Blähungen führt. Ansonsten besteht
ihre Ernährung morgens und mittags aus
Brötchen mit Käse und Salatbeilage. Abends
nimmt sie eine warme selbstgekochte
Mahlzeit zu sich mit gebratenem Fleisch,
Gemüse, Kartoffeln und Reis, aber gerne
auch italienische Gerichte, am liebsten Nu-
deln mit Tomatensauce und Käse. Nachmit-
tags isst sie gern ein Stück trockenen Ku-
chen. Neben Kaffee trinkt sie Mineralwas-
ser, das Zimmertemperatur hat. Sie liebt
saures Obst, v.a. Äpfel, Kiwi und Ananas,
aber auch Bananen.
Verdauung: Sie leidet seit Langem un-
ter Verstopfung und setzt nur alle 2–3 Tage
dunklen, harten, übelriechenden Stuhlgang
ab.
Lebensgewohnheiten: Sie geht gern
bei Wind und Wetter spazieren und fährt
Fahrrad. Kühle Luft lindert ihre Atemnot,
sie schläft auch im Winter bei offenen
Fenster. Sie hat allerdings ständig kalte
Hände und Füße.
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 Ayurvedische Therapie
Umstellung der Ernährung: Fast alle
Mahlzeiten sind warm, gekocht und leicht
verdaulich. Morgens isst sie Getreidebrei
wie Dinkelgrieß oder Reisflocken mit Was-
ser, Zimt und Kardamom. Dazu trinkt sie
eine Mischung aus Dinkelkaffee und Boh-
WISSEN
nenkaffee, der mit Ingwerwasser aufgegos-
sen ist, mit wenig Sahne. Vormittags isst sie
Kompott aus süßen Äpfeln, das mit Zimt ge-
würzt ist. Mittags gibt es eine Hauptmahl-
zeit mit reichlich grünem Gemüse wie Zuc-
chini, Fenchel, Brokkoli, Spinat und Man-
ÜBERSICHTEN/REVIEWS
gold, aber auch Sellerie, Lauch und Spargel.
Als Beilage Reis oder Dinkelnudeln, den
Fleischkonsum hat sie reduziert und ist
auf gekochtes weißes Fleisch wie Hühnchen
oder Pute umgestiegen. Sie würzt das Essen
entweder auf mediterrane Art mit Knob-
lauch oder mit Gelbwurz, Kreuzkümmel,
Pfeffer, Senfsamen, Ingwer und mildem
indischen Currymischungen. Als Fett-
grundlage dient das leichtverdauliche er-
wärmende Sesamöl. Abends kocht sie sich
Gemüsesuppen entweder als Brühe oder
mit gekochtem pürierten Gemüse, die sie
wie oben beschrieben würzt.
Sie trinkt frühmorgens 2 Gläser heißes
Wasser, vormittags Ingwerwasser, im wei-
teren Tagesverlauf bis zu 2 Liter warmes
Wasser.
Umstellung der Lebensgewohnhei-
ten: Bei kühlem Wetter mit Regen und
Wind verzichtet die Patientin jetzt auf ihren
Spaziergang, allerdings schläft sie noch bei
offenem Fenster. Mindestens 2-mal pro
Woche hat sie morgens mit 2 Litern war-
men Wasser erbrochen und führt täglich
Nasenspülungen mit physiologischer Koch-
salzlösung durch. Sie führt die gezeigten
Übungen mit Brustöffnung täglich durch.
Die tiefe Bauch- und Stoßatmung hat sie
in die morgendlichen Übungen, aber auch
während des Tages integriert. Außerdem
inhaliert sie 2-mal tgl. mit Ajwan.
Ayurvedische Therapeutika: Mit ayur-
vedischen Therapeutika wurde nach 2 Wo-
chen begonnen. Die Patientin hat Sitopaladi
(3 × 1 EL) und Trikatu (2 × 1 TL mit Honig)
erhalten sowie Asvagandha (3 × 1 TL bzw.
3 × 2 Kps.). Außerdem Brahmi (2 × 2
Kps.). Alle Heilmittel werden morgens
720 Bandecar K: Asthma bronchiale im Ayurveda. EHK 2008; 57: 713–720
Schwermetallbelastung in
ayurvedischen Mitteln
Immer häufiger berichten die Medien
über Untersuchungen an ayurvedi-
schen Medikamenten aus dem Inter-
net, die eine hohe Schadstoffbelastung
mit Blei, Arsen und Quecksilber auf-
weisen und deren Einnahme schon zu
schweren gesundheitlichen Problemen
geführt hat.
Grundsätzlich ist es problematisch,
ayurvedische Mittel unbekannter
Herkunft aus dem Internet zu be-
stellen. Vor allem Quecksilberver-
bindungen, die im Ayurveda eine alte
Tradition haben, sollten nur von
ayurvedischen Universitätskliniken
bezogen werden, die die traditionelle
Herstellung beherrschen und davon
gibt es in Indien nur noch wenige.
In einem aufwendigen Verfahren wird
Quecksilber über mehrere Monate
verarbeitet. Durch Erhitzen mit spezi-
ellen Kräutern und anschließender
Veraschung wird es gereinigt, bis es an
Toxizität verliert. In einer guten Klinik
sind diese Präparate über Jahrzehnte in
Anwendung. Die Patienten lassen nor-
und abends nach den Mahlzeiten einge-
nommen. Zur Stuhlregulation bekommt
sie Flohsamen (2 TL abends mit reichlich
warmen Wasser).
Verlauf
Bereits nach 2 Wochen hat sich das All-
gemeinbefinden der Patientin deutlich ge-
bessert. Hände und Füße sind warm, sie
fühlt sich entspannter und gewärmt. Die
Atemnot hat deutlich nachgelassen, sie
nimmt die Inhalativa seit 1 Woche nur
noch mit 2 × 2 Hüben morgens und abends
ein. Seit einer Woche hatte sie keinen Hus-
tenanfall mehr. Das Sputum ist klar und
wässrig. Sie kann besser durchschlafen
und hat fast täglich Stuhlgang mit normal-
em Geruch und normaler Konsistenz.
Nach 6 Wochen konnte das Kortison-
spray abgesetzt werden, die Patientin
nimmt das inhalative ß-Sympathikomime-
malerweise regelmäßig ihr Blut kon-
trollieren, da Quecksilber v. a. die
Nierenfunktion schädigen kann. Es
wird verwendet, um die Gewebegän-
gigkeit zu erhöhen, ähnlich wie Alko-
hol nur noch effektiver.
Ähnlich verhält es sich mit Arsen, wo-
bei es im heutigen Ayurveda kaum
noch Anwendung findet. Auch Blei
wird selten verarbeitet. So müssen wir
wohl hinnehmen, dass Kräuter aus
Indien mangels Vorschriften zur Auf-
zucht pestizidbelastet sein können und
Mineralpräparate bei unsachgemäßer
Heruntergeladen von: University of Pennsylvania Libraries. Urheberrechtlich geschützt.
Verarbeitung schädliche Substanzen
beinhalten.
Patienten sollten ihren Ayurvedaarzt
nach guten Bezugsquellen fragen. Es
gibt einige europäische Versände, die
Medizin in Bioqualität anbieten, die
auch den Normen der EU entsprechen.
Empfehlenswerte Bezugsquellen
& Euroved: www.euroved.com
& Magister Doskar: www.doskar.at
& Amula Natur: www.bioayurveda.de
& Norfolk Natural Products: www.nor-
folk-natural-produkts.co.uk
tikum nur noch bei Bedarf 1 × tgl. 2 Hübe,
2- bis 3-mal pro Woche, ansonsten ist die
Atemnot komplett rückläufig.
Zum Weiterlesen
Bandecar K, Rosenberg K. Ayurveda für Kinder.
Vorsorge. Heilkunde. Ernährung. Baden, Mün-
chen: AT; 2007
Korrespondenzadresse
Dr. med. Kalpana Bandecar
Gartenstraße 17
30161 Hannover
Tel. 0511/1693541
E-Mail: drbandecar@hotmail.com
&