Sie sind auf Seite 1von 384

DIE REINE ANBETUNG

JEHOVAS
ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
Grossdruckausgabe
„Ich werde meinen großen Namen
ganz bestimmt heiligen . . . und
die Völker werden erkennen müssen,
dass ich Jehova bin“
HESEKIEL 36 : 23

s
190730
rrlp-X
DIE REINE ANBETUNG
JEHOVAS
ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
Großdruckausgabe

NAME

Dieses Buch ist nicht zum Verkauf bestimmt.


Unser gottesdienstliches Werk wird weltweit durch freiwillige Spenden
finanziert (siehe dazu auch donate.jw.org).
Die verwendete Bibelübersetzung ist, wenn nicht anders angegeben,
Die Bibel. Neue-Welt-Übersetzung.
Pure Worship of Jehovah—Restored At Last!—Large Print
Auflage Juli 2019
German (rrlp-X)
˘ 2019
Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania
ISBN 978-3-95620-657-3 (Softcover)
Druck und Verlag:
˘ Wachtturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft, Selters/Ts.
Made in Germany
BRIEF DER LEITENDEN
KÖRPERSCHAFT
An euch alle, die ihr Jehova liebt!
Man schrieb das Jahr 1971. Alle, die den Bezirks-
kongress „Göttlicher Name“ besuchten, freuten sich
riesig über mehrere neue Veröffentlichungen. Sie
„übertrafen einfach die Vorstellungen aller“. Über ei-
nes der Bücher sagte ein Bruder: „Noch nie hatten wir
so eine faszinierende Vorschau auf das, was uns erwar-
tet!“ Wovon sprach er? Von dem Buch ‘Die Nationen sol-
len erkennen, dass ich Jehova bin’ – Wie?. Doch warum
löste dieses Buch so große Begeisterung aus? Weil es
die neuesten Erklärungen zu den Prophezeiungen aus
dem Bibelbuch Hesekiel enthielt – Prophezeiungen,
die die Zukunft aller Menschen betreffen.
Seit der Veröffentlichung dieses Buches ist die Zahl
der Diener Gottes enorm gestiegen – von etwa 1,5 auf
über 8 Millionen (Jes. 60:22). Unter diesen Millionen
Dienern Jehovas werden mehr als 900 verschiedene
Sprachen gesprochen (Sach. 8:23). Viele hatten also nie
die Möglichkeit, ein Buch zu studieren, das die inspi-
rierten Voraussagen des Propheten Hesekiel ausführ-
lich erklärt.
Außerdem hat sich in den Jahrzehnten seit 1971 unser
Verständnis der Bibel sehr verbessert, weil das Licht
immer heller geworden ist (Spr. 4:18). Ab 1985 verstan-
den wir klarer, wie die „anderen Schafe“ als Freunde
Gottes für gerecht erklärt werden (Joh. 10:16; Röm.
5:18; Jak. 2:23). 1995 erkannten wir, dass das endgülti-
ge Urteil, wer zu den „Schafen“ und wer zu den „Zie-
gen“ gehört, erst während der kommenden „großen
Drangsal“ gefällt wird (Mat. 24:21; 25:31, 32). All das
hat sich auf das Verständnis des Bibelbuches Hesekiel
ausgewirkt.
In den letzten Jahren ist das Licht noch heller gewor-
den. Denken wir nur an die Vergleiche Jesu. Vieles,
was er damit vermitteln wollte, verstehen wir jetzt bes-
ser und es geht uns noch mehr zu Herzen. Einige sei-
ner Gleichnisse beziehen sich auf Ereignisse in der
großen Drangsal, die immer näher kommt. Auch un-
ser Verständnis etlicher Prophezeiungen aus dem Bi-
belbuch Hesekiel ist klarer geworden. Dazu gehören
die Prophezeiungen über Gog von Magog (Kapitel
38 und 39), den Mann mit dem Tintenfass (Kapi-
tel 9), über das Tal der vertrockneten Knochen und
das Zusammenfügen der beiden Stäbe (Kapitel 37).
Durch all das sind die Erklärungen, die vor Jahren
im alten Hesekiel-Buch gegeben wurden, inzwischen
überholt.
Da verwundert es nicht, dass sich viele in Jehovas Volk
gefragt haben: „Wann gibt es ein Buch mit aktualisier-
ten Erklärungen zu den Prophezeiungen Hesekiels?“
Das Buch Die reine Anbetung Jehovas – endlich wieder-
hergestellt! ist die Antwort darauf. Wenn ihr die 22 Ka-
pitel lest und die eindrucksvollen Bilder auf euch
wirken lasst, werdet ihr erstaunt sein, wie viel For-
schungsarbeit geleistet wurde. Wir haben viel gebe-
tet und intensiv darüber nachgedacht, warum Jehova
für dieses faszinierende Bibelbuch gesorgt hat. Dabei
haben wir uns immer wieder gefragt: „Was konnten
Hesekiels Zeitgenossen seiner Botschaft entnehmen,
und was können wir heute daraus lernen? Welche Pro-
phezeiungen sprechen über Ereignisse, die noch vor
uns liegen? Sollten wir in den Prophezeiungen Heseki-
els nach Vorbildern und Gegenbildern suchen?“ Auf all
diese Fragen gibt es jetzt Antworten. Noch nie zuvor
konnte man das begeisternde Bibelbuch Hesekiel so
gut verstehen!
Beim Lesen dieses Bibelbuches kann man von der ers-
ten bis zur letzten Seite einfach nur staunen über den
himmlischen Teil der Organisation Jehovas. Auch Got-
tes hohe Maßstäbe, die er für seine Diener im Himmel
und auf der Erde aufgestellt hat, sind beeindruckend.
Das neue Hesekiel-Buch wird eure Wertschätzung da-
für vergrößern, was Jehova für sein Volk schon getan
hat und bald noch tut. Euch wird auffallen, dass sich
zwei Grundgedanken wie ein roter Faden durch dieses
Buch ziehen. Erstens: Wir können Jehova nur gefallen,
wenn wir ihn als allerhöchsten Souverän kennen und
anerkennen. Zweitens: Wir müssen uns immer nach Je-
hovas hohen Maßstäben ausrichten, um ihm so dienen
zu können, wie er es möchte.
Wir wünschen uns von ganzem Herzen, dass euch die-
ses Buch in dem Entschluss stärkt, Jehovas großem
und heiligem Namen immer Ehre zu machen. Lasst
euch gleichzeitig dazu motivieren, die Zeit, in der alle
Nationen Jehova erkennen müssen, weiter sehnsüchtig
zu erwarten (Hes. 36:23; 38:23).
Jehova wird euch sicher gern verstehen helfen, was er
den Propheten Hesekiel aufschreiben ließ.
Eure Brüder

Leitende Körperschaft der Zeugen Jehovas


INHALT
KAPITEL SEITE

EINFÜHRUNG
1 „Jehova, deinen Gott, sollst du anbeten“ 9

2 Ihre „Gaben fanden Gottes Anerkennung“ 24

TEIL 1
ES „ÖFFNETE SICH DER HIMMEL“ 47

3 „Ich begann Visionen von Gott zu sehen“ 48

4 Wofür stehen die „lebenden Geschöpfe


mit den vier Gesichtern“? 65

TEIL 2
„WEIL ES MEIN HEILIGTUM WAR,
DAS DU . . . VERUNREINIGT HAST“
DIE REINE ANBETUNG WIRD BESCHMUTZT 78

5 „Schau dir die schlimmen Abscheulichkeiten an,


die sie hier treiben“ 79

6 „Dein Ende ist jetzt da“ 95

7 Die Völker „werden erkennen müssen,


dass ich Jehova bin“ 110
KAPITEL SEITE

TEIL 3
„ICH WERDE EUCH . . . ZUSAMMENBRINGEN“
WIEDERHERSTELLUNG DER
REINEN ANBETUNG VERSPROCHEN 129

8 „Ich werde einen einzigen Hirten über sie einsetzen“ 130

9 „Ich werde ihnen ein geeintes Herz geben“ 149

10 „Ihr werdet lebendig werden“ 177

11 „Dich habe ich als Wächter . . . eingesetzt“ 192

12 „Ich werde sie zu einem einzigen Volk machen“ 206

13 „Beschreibe . . . den Tempel“ 220

14 „Das ist das Gesetz des Tempels“ 235

TEIL 4
„ICH WERDE MEINEN HEILIGEN NAMEN
VOLLER EIFER VERTEIDIGEN“
DIE REINE ANBETUNG ÜBERSTEHT
DEN GROSSANGRIFF 255

15 „Ich werde deiner Prostitution ein Ende machen“ 256

16 „Mach ein Zeichen auf die Stirn“ 273

17 „Ich bin gegen dich, Gog“ 289

18 „An jenem Tag . . . wird mein heftiger Zorn aufflammen“ 302


KAPITEL SEITE

TEIL 5
„ICH WERDE FÜR IMMER UNTER IHNEN WOHNEN“
DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS
WIEDERHERGESTELLT 317

19 „Wo immer der Wildbach fließt, wird alles leben“ 318

20 „Wenn ihr das Land durch das Los als Erbe zuteilt“ 335
21 „Der Name der Stadt wird . . .
‚Jehova ist dort‘ lauten“ 346
22 „Bete Gott an!“ 359

Verbessertes Verständnis auf einen Blick 374


KÄSTEN
Diese Kästen tragen die Nummer des Kapitels und einen fort-
laufenden Buchstaben. Die drei Kästen in Kapitel 10 zum Beispiel
heißen 10A, 10B und 10C. In elektronischen Formaten kann man
auch alle Kästen auf einmal ansehen, in dem Bereich „Kästen“. Es
gibt auch Beiträge zu diesem Buch, die nur elektronisch zur Ver-
fügung stehen.
ZEITLEISTEN
In vielen Kästen findet man Zeitleisten. Geraffte Zeitleisten, wie
im Beispiel zu sehen, stehen für geraffte Zeiträume. (Siehe auch
Kasten 8B.) Die Dauer dieses Zeitraums ist manchmal unbekannt.
(Siehe Kasten 9E.)
607 v. u. Z . 1914 u. Z . Verwendete Abkürzungen
. .
v. u. Z.: vor unserer Zeitrechnung
u. Z.: unserer Zeitrechnung
ca.: circa
1 „JEHOVA, DEINEN GOTT,
SOLLST DU ANBETEN“
FOKUS: MATTHÄUS 4:10
Warum die reine Anbetung wiederhergestellt werden muss

ES IST Frühherbst des Jahres 29. Jesus befindet sich


in der Wildnis von Judäa, nördlich vom Toten Meer.
Nach seiner Taufe und Salbung wurde er vom heiligen
Geist an diesen Ort geführt. Hier, in einer kargen
Landschaft mit Bergen und Schluchten, kann Jesus
40 Tage lang in Ruhe fasten, beten und nachdenken.
Vielleicht spricht Jehova in dieser Zeit mit seinem
Sohn und bereitet ihn auf das vor, was vor ihm liegt.
2 Nun ist Jesus vom Hunger geschwächt. Das ist
der Moment, in dem Satan ihn anspricht. Was dann
geschieht, betrifft jeden, der die reine Anbetung liebt.
Also auch dich.
„Wenn du ein Sohn Gottes bist . . .“
3 Lies Matthäus 4:1-7. Satan leitete die ersten zwei
1, 2. Warum ist Jesus in der Wildnis von Judäa, und was geschieht dort?
3, 4. (a) Wie leitete Satan die ersten zwei Versuchungen ein, und was
könnte er mit seiner Taktik bezweckt haben? (b) Warum kann man sa-
gen, dass der Teufel heute ähnlich vorgeht?
„JEHOVA, DEINEN GOTT, SOLLST DU ANBETEN“ 9
Versuchungen mit den hinterhältigen Worten ein:
„Wenn du ein Sohn Gottes bist.“ Zweifelte er etwa da-
ran? Nein. Dieser gefallene Sohn Gottes wusste genau,
dass Jesus Gottes Erstgeborener ist (Kol. 1:15). Er
wusste mit Sicherheit auch, was Jehova bei Jesu Taufe
gesagt hatte: „Das ist mein Sohn, mein geliebter Sohn,
an dem ich Gefallen habe“ (Mat. 3:17). Vielleicht woll-
te der Teufel bei Jesus Zweifel säen, ob sich sein Vater
wirklich für ihn interessiert und vertrauenswürdig ist.
Mit der Versuchung, Steine in Brot zu verwandeln,
fragte Satan eigentlich: „Warum versorgt dich dein Va-
ter in dieser Einöde nicht, wenn du doch sein Sohn
bist?“ Mit der Versuchung, von der Tempelbrüstung zu
springen, sagte er im Prinzip: „Du bist doch Gottes
Sohn. Oder vertraust du deinem Vater nicht?“
4 Heute geht der Versucher ähnlich vor (2. Kor. 2:11).
Er lauert darauf, dass ein Diener Jehovas geschwächt
oder entmutigt ist. Genau dann greift er an – und zwar
oft auf eine Weise, die man nicht auf Anhieb durch-
schaut (2. Kor. 11:14). Er will uns glauben machen, wir
seien für Jehova nie gut genug und er könne uns nicht
lieben. Der Teufel will uns auch einreden, Jehova sei
nicht vertrauenswürdig und er halte nicht, was er ver-
10 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
spricht. Doch das sind bösartige Lügen (Joh. 8:44). Wie
können wir damit umgehen?
5 Sehen wir uns an, wie Jesus auf die ersten zwei Ver-
suchungen reagierte. Für ihn war völlig klar, dass sein
Vater ihn liebte, und er vertraute ihm absolut. Ohne zu
zögern, wies er Satan zurück. Dabei zitierte Jesus das
inspirierte Wort seines Vaters. Passenderweise wählte
er Schriftstellen aus, die den einzigartigen Namen Got-
tes, Jehova, enthalten (5. Mo. 6:16; 8:3). Besser hätte er
nicht zeigen können, dass er seinem Vater vertraut;
steht der Name Jehova doch dafür, dass Gott alles
wahr macht, was er verspricht.1[1]
6 Wie können wir uns gegen Satans Angriffe wehren?
Stützen auch wir uns auf Gottes Wort und denken wir
darüber nach, wofür sein Name steht. In der Bibel se-
hen wir, wie sehr Jehova seine Diener – besonders die
niedergeschlagenen – liebt und sich für sie interessiert.
Beziehen wir das doch auf uns. So schützen wir uns
vor Satans Lüge, wir wären für Jehova nie gut genug
1[1] Der Name Jehova bedeutet einigen Gelehrten zufolge „Er lässt
werden“. Das passt gut zu Jehovas Rolle als Schöpfer und Gott, der
alles wahr macht, was er sich vorgenommen hat.
5. Wie reagierte Jesus auf die ersten zwei Versuchungen?
6, 7. Wie können wir uns gegen Satans heimtückische Angriffe wehren?
„JEHOVA, DEINEN GOTT, SOLLST DU ANBETEN“ 11
und er könne uns nicht lieben (Ps. 34:18; 1. Pet. 5:8).
Und denken wir daran: Jehova wird der Bedeutung sei-
nes Namens immer gerecht. Der Gott, der seine Ver-
sprechen hält, verdient wirklich unser Vertrauen (Spr.
3:5, 6).
Aber was ist Satans eigentliches Ziel? Was will er
7

wirklich von uns? Die dritte Versuchung brachte es ans


Licht.
Erweise „mir einen Akt der Anbetung“
Lies Matthäus 4:8-11. Bei der dritten Versuchung
8

ließ der Teufel die Maske fallen. Wahrscheinlich in ei-


ner Vision zeigte er Jesus „alle Reiche der Welt und ih-
re Pracht“ – natürlich ohne ihre Schattenseiten. Dann
sagte er zu Jesus: „Das alles gebe ich dir, wenn du dich
auf den Boden wirfst und mir einen Akt der Anbetung
erweist.“1[2] Anbetung! Darum ging es ihm also. Der
Teufel wollte, dass sich Jesus von seinem Vater abwen-
det und ihn zu seinem Gott macht. Satans Angebot
hätte für Jesus nach der einfachsten Lösung aussehen
1[2] In einem Bibelkommentar heißt es zu Satans Worten: „Wie schon
im allerersten Bericht von einer Erprobung, in der Adam und Eva ver-
sagten . . ., geht es am Ende um die Wahl zwischen dem Willen Satans
und dem Willen Gottes und somit eigentlich darum, wem der beiden
man dient. Im Grunde genommen trat Satan auf, als sei er Gott.“
8. Wie offenbarte Satan, worum es ihm wirklich ging?
12 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
können: alle Macht und aller Reichtum der Nationen –
und das ohne Leiden. Keine Dornenkrone, kein Aus-
peitschen, keinen Marterpfahl. Die Versuchung war
echt. Jesus bestritt nicht, dass Satan die Macht über die
Regierungen der Welt hat (Joh. 12:31; 1. Joh. 5:19). Der
Teufel hätte garantiert alles gegeben, um Jesus von der
reinen Anbetung seines Vaters abzubringen.
9 Auch heute zielt der Teufel darauf ab, dass wir ihm
dienen – ob direkt oder indirekt. Er ist „der Gott die-
ses Weltsystems“. So gesehen ist er letztendlich auch
der Gott der Religionen, die zu Babylon der Großen ge-
hören (2. Kor. 4:4). Die Milliarden Anhänger dieser Re-
ligionen reichen ihm aber nicht. Er hat es auf die Die-
ner Jehovas abgesehen. Er möchte uns dazu verleiten,
den Willen Gottes zu missachten. Satan lockt mit
Wohlstand und Macht. Er will uns abbringen von ei-
nem Leben als Christ, in dem man vielleicht „leidet,
weil . . . [man] das Richtige tut“ (1. Pet. 3:14). Was wä-
re, wenn wir der Versuchung nachgeben würden, uns
von der reinen Anbetung abzuwenden und ein Teil der
Welt Satans zu werden? Wir würden uns sozusagen vor
9. (a) Wozu will der Teufel wahre Anbeter bringen, und wie versucht er
uns? (b) Was gehört alles zu unserer Anbetung? (Siehe Kasten „Was be-
deutet Anbetung?“.)
„JEHOVA, DEINEN GOTT, SOLLST DU ANBETEN“ 13
ihm verbeugen und ihn zu unserem Gott machen. Wie
können wir seinen Versuchungen widerstehen?
Wie reagierte Jesus auf die dritte Versuchung? Er
10

hielt loyal zu Jehova. Sofort befahl er dem Versucher:


„Geh weg, Satan!“ Wieder zitierte Jesus eine Schrift-
stelle aus 5. Mose, die den Namen Gottes enthielt: „In
den Schriften steht: ‚Jehova, deinen Gott, sollst du an-
beten und für ihn allein sollst du heiligen Dienst tun‘ “
(Mat. 4:10; 5. Mo. 6:13). Jesus lehnte also das verlo-
ckende Angebot ab, eine steile, aber letztendlich kurze
Karriere in der Welt zu machen und ein bequemes Le-
ben ohne Leiden zu führen. Er wusste, dass nur sein
Vater Anbetung verdient. Satan nur „einen Akt der An-
betung“ darzubringen hätte bedeutet, sich ihm zu un-
terwerfen. Für Jesus kam es nicht infrage, den bösarti-
gen Versucher zu seinem Gott zu machen. Nach dieser
Niederlage „ging der Teufel von ihm weg“.1[3]
1[3] Offensichtlich schildert Matthäus im Gegensatz zu Lukas die
Versuchungen in chronologischer Reihenfolge. Dafür sprechen drei
Gründe: 1. Matthäus beginnt die zweite Versuchung mit dem griechi-
schen Wort tóte, das auf eine zeitliche Abfolge hinweist. 2. Es scheint
logisch, dass die unverblümte Versuchung, das erste Gebot zu brechen,
erst nach den heimtückischen Versuchungen kam, die mit der Aussage
begannen „Wenn du ein Sohn Gottes bist“ (2. Mo. 20:2, 3). 3. Jesu
Worte „Geh weg, Satan!“ würde man am ehesten nach der letzten Ver-
suchung erwarten (Mat. 4:5, 10, 11).
10. Wie reagierte Jesus auf die dritte Versuchung, und warum?
14 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
11 Wir können zu Satan und den Versuchungen sei-
ner bösen Welt Nein sagen, weil wir wie Jesus eine
Wahl haben. Jehova hat uns nämlich etwas sehr Kost-
bares geschenkt: den freien Willen. Daher kann uns
niemand zwingen, uns von der reinen Anbetung abzu-
wenden – nicht einmal dieses mächtige, böse Geist-
wesen. Wenn wir also dem Versucher „fest im Glau-
ben“ widerstehen, sagen auch wir: „Geh weg, Satan!“
(1. Pet. 5:9). Denken wir daran, dass der Teufel Jesus
verließ, als er abgewiesen wurde. Auch uns versichert
die Bibel: „Stellt euch dem Teufel entgegen und er wird
vor euch fliehen“ (Jak. 4:7).
Der Erzfeind der reinen Anbetung
12 Mit der letzten Versuchung wurde einmal mehr
klar, dass der Teufel der Erzfeind der reinen Anbetung
ist. Das zeigte sich zum ersten Mal Tausende von Jah-
ren zuvor im Garten Eden. Er verleitete Eva dazu,
das Gebot Jehovas zu übertreten, und sie überredete
Adam. So brachte der Teufel die beiden unter seine
11. Wie können wir dem Teufel und seinen Versuchungen wider-
stehen?
12. Wie zeigte sich bereits in Eden, dass der Teufel der Feind der reinen
Anbetung ist?
„JEHOVA, DEINEN GOTT, SOLLST DU ANBETEN“ 15
˙˙˙
1A

WAS BEDEUTET ANBETUNG?


Im Deutschen wird Anbetung mitunter als „betende Vereh-
rung“ definiert. In den Ursprachen der Bibel umfassen die
Wörter, die oft mit „Anbetung“ übersetzt werden, jedoch
mehr. Manchmal beziehen sie sich einfach darauf, dass je-
mand einem anderen Geschöpf seine Unterordnung zeigt
oder seinen tiefen Respekt (Mat. 28:9). Die Wörter können
aber auch irgendeine religiöse Handlung für einen Gott
oder eine Gottheit beschreiben (Joh. 4:23, 24). Was genau
gemeint ist, geht jeweils aus dem Kontext hervor.
Nur Jehova, der Schöpfer und Souverän, verdient unse-
re ausschließliche Ergebenheit (Offb. 4:10, 11). Die Anbe-
tung Jehovas schließt ein, ihn als Souverän anzuerkennen
und seinem Namen Ehre zu machen (Ps. 86:9; Mat. 6:9, 10).
Das sind zwei zentrale Themen in Hesekiel. 217 Mal wird
Gott dort „Souveräner Herr Jehova“ genannt, und über
50 Mal wird davon gesprochen, dass Menschen „erken-
nen . . . , dass ich Jehova bin“ (Hes. 2:4; 6:7).
Bei unserer Anbetung geht es nicht nur um Gefühle. Zu
echter Anbetung gehören Taten (Jak. 2:26). Wenn wir uns

Gewalt (lies 1. Mose 3:1-5; 2. Kor. 11:3; Offb. 12:9). In


Wirklichkeit wurde er ihr Gott und sie seine Diener,
auch wenn sie vielleicht nicht wussten, wer sie da irre-
führt. Durch die Rebellion, die er in Eden anzettelte,
16 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
Jehova hingeben, versprechen wir ihm, seinen Namen im-
mer zu ehren und auf ihn zu hören, weil er unser Souverän
ist. Bei der dritten Versuchung verknüpfte Jesus Anbetung
mit „heiligem Dienst“ (Mat. 4:10).1[a] Jehova ist unser Gott,
wir dienen ihm gern (5. Mo. 10:12). Immer, wenn wir
uns für Jehova selbstlos einsetzen, ist das heiliger Dienst
und Teil unserer Anbetung. Wie könnte das in der Praxis
aussehen?
Es gibt so viele Möglichkeiten, wie wir mit unserem hei-
ligen Dienst Jehova eine Freude machen können. Ob wir
predigen, bei den Zusammenkünften mitmachen, als Fami-
lie studieren oder beim Bauen und Instandhalten von Kö-
nigreichssälen helfen – all das ist heiliger Dienst. Auch
die Katastrophenhilfe für Glaubensbrüder, die Mithilfe
bei Kongressen oder der Betheldienst gehören dazu (Heb.
13:16; Jak. 1:27). Wenn sich für uns alles um die reine An-
betung dreht, „verrichten . . . [wir] Tag und Nacht heiligen
Dienst“ (Offb. 7:15). Wir lieben es, unserem Gott Jehova
zu dienen!
1[a] Eines der hebräischen Wörter, die man mit „anbeten“ über-
setzen kann, bedeutet auch „dienen“. Dienen gehört also zur
Anbetung dazu (2. Mo. 3:12, Fn.).

stellte der Teufel Jehovas Souveränität, also sein Recht


zu regieren, infrage. Er startete gleichzeitig aber auch
einen Angriff auf die reine Anbetung. Warum kann
man das sagen?
„JEHOVA, DEINEN GOTT, SOLLST DU ANBETEN“ 17
13 Die reine Anbetung hängt mit der Streitfrage der
Souveränität zusammen. Nur der wahre Souverän, der-
jenige, der „alles erschaffen“ hat, verdient Anbetung
(Offb. 4:11). Was hatte Jehova vor, als er die ersten bei-
den Menschen erschuf und ihnen den Garten Eden
als Zuhause gab? Er wollte, dass irgendwann überall
auf der Erde vollkommene Menschen leben, die ihm
gern dienen. Er wünschte sich reine Anbetung aus
reinen Herzen (1. Mo. 1:28). Satan machte Jehova
die Souveränität streitig, weil er unbedingt das haben
wollte, was nur dem Souverän zusteht: Anbetung (Jak.
1:14, 15).
14 War Satan mit seinem Angriff auf die reine Anbe-
tung erfolgreich? Er schaffte es, Adam und Eva von
Gott abzubringen. Seitdem bekämpft der Teufel die
wahre Anbetung und versucht, so viele wie möglich auf
seine Seite zu ziehen. Schon in vorchristlicher Zeit ließ
er dabei nichts unversucht. Und im 1. Jahrhundert lös-
te er einen Abfall aus, der die Christenversammlung
so verunreinigte, dass die reine Anbetung verloren
13. Was hat die reine Anbetung mit der Streitfrage der Souveränität
zu tun?
14. War Satans Angriff auf die reine Anbetung erfolgreich? Erkläre es.
18 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
schien (Mat. 13:24-30, 36-43; Apg. 20:29, 30). Im 2. Jahr-
hundert begann für Diener Jehovas die lange Gefan-
genschaft in Babylon der Großen, dem Weltreich der
falschen Religion. Trotzdem war der Teufel nicht er-
folgreich. Was Gott mit der reinen Anbetung vorhat,
wird wahr. Nichts kann Gottes Vorhaben durchkreu-
zen (Jes. 46:10; 55:8-11). Es geht dabei um seinen Na-
men, und dem wird er stets gerecht. Jehova tut immer
das, was er sich vorgenommen hat!
Der siegreiche Verteidiger der reinen Anbetung
15 Nach der Rebellion handelte Jehova sofort. Er

stellte die Beteiligten zur Rede und leitete alles in die


Wege, damit sein Vorhaben trotzdem verwirklicht wer-
den konnte. (Lies 1. Mose 3:14-19.) Noch im Garten
Eden verurteilte er die drei Rebellen in der Reihen-
folge, in der sie gesündigt hatten – zuerst Satan,
dann Eva und schließlich Adam. An den Teufel gerich-
tet, den unsichtbaren Anstifter, kündigte Jehova einen
„Nachkommen“ an, der die Folgen der Rebellion besei-
tigen würde. Dieser versprochene „Nachkomme“ wür-
de den Weg für das ebnen, was Jehova mit der reinen
Anbetung vorhat.
15. Was unternahm Jehova nach der Rebellion in Eden?
„JEHOVA, DEINEN GOTT, SOLLST DU ANBETEN“ 19
16 Seitdem hat Jehova sein Vorhaben stets weiterver-
folgt. Im nächsten Kapitel sehen wir, wie er es unvoll-
kommenen Menschen ermöglichte, ihm so zu dienen,
dass er es annehmen kann (Heb. 11:4 bis 12:1). Au-
ßerdem inspirierte er Bibelschreiber wie Jesaja, Jere-
mia und Hesekiel dazu, begeisternde Prophezeiungen
über die Wiederherstellung der reinen Anbetung auf-
zuschreiben. Diese Wiederherstellung ist ein zentra-
les Thema der Bibel. All die Prophezeiungen sollten
sich durch den „Nachkommen“ erfüllen – also in ers-
ter Linie durch Jesus Christus, wie sich herausstellte
(Gal. 3:16). Er ist der Verteidiger der reinen Anbe-
tung; das bewies er bei der dritten Versuchung. Jesus
wurde von Jehova ausgewählt, die Wiederherstellungs-
prophezeiungen zu erfüllen (2. Kor. 1:20; Offb. 19:10).
Er würde Gottes Volk aus der Gefangenschaft befrei-
en und der reinen Anbetung wieder ihren rechtmäßi-
gen Platz geben.
Was wirst du tun?
17 Die Wiederherstellungsprophezeiungen der Bibel

zu untersuchen ist begeisternd und stärkt unseren


16. Was hat Jehova getan, um sein Vorhaben weiterzuverfolgen?
17. Warum begeistern uns die Wiederherstellungsprophezeiungen?
20 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
Glauben. Sie bedeuten uns viel, weil wir uns auf die
Zeit freuen, wo alle Geschöpfe im Himmel und auf der
Erde in der reinen Anbetung des Souveränen Herrn Je-
hova vereint sind. Außerdem geben uns diese Pro-
phezeiungen Hoffnung. Sie enthalten nämlich einige
der eindrucksvollsten Zusicherungen aus Gottes Wort.
Sehnst du dich auch danach zu erleben, wie Jehova
seine Versprechen einlöst? Wie er geliebte Verstorbe-
ne auferweckt, die ganze Erde zum Paradies macht
und uns vollkommene Gesundheit und ewiges Leben
schenkt? (Jes. 33:24; 35:5, 6; Offb. 20:12, 13; 21:3, 4).
18 Mithilfe dieses Buches werden wir in die begeis-
ternden Prophezeiungen Hesekiels eintauchen. Viele
davon drehen sich um die Wiederherstellung der reinen
Anbetung. Wir werden untersuchen, wie sie mit ande-
ren Prophezeiungen zusammenhängen, wie sie durch
Christus erfüllt werden und wie sie uns berühren. (Sie-
he Kasten „Hesekiel: ein Überblick“.)
19 Als der Teufel im Jahr 29 in der Wildnis von Judäa
versuchte, Jesus von der reinen Anbetung abzubringen,
hatte er keinen Erfolg. Und wie ist es bei uns? Satan ist
18. Worum geht es in diesem Buch?
19. Wozu bist du entschlossen, und warum?
„JEHOVA, DEINEN GOTT, SOLLST DU ANBETEN“ 21
mehr denn je darauf versessen, uns von der Anbetung
Jehovas abzubringen (Offb. 12:12, 17). Dieses Buch soll
uns noch entschlossener machen, diesem bösartigen
Versucher keine Chance zu geben. Zeigen wir doch
durch das, was wir sagen und tun, dass wir voll und
ganz hinter den Worten stehen: „Jehova, deinen Gott,
sollst du anbeten.“ Dann können wir miterleben, wie
Jehovas großartiges Vorhaben schließlich wahr wird:
Alle im Himmel und auf der Erde werden gemeinsam
Jehova das geben, was er mehr als verdient – reine An-
betung aus reinen Herzen!

DIE REINE ANBETUNG UND DU


1 Welche Taktik setzte der Teufel bei den ersten
beiden Versuchungen ein, und wie geht er
heute vor?
2 Was ist Satans wahre Absicht, und wie
können wir seinen Versuchungen widerstehen?
3 Wie kannst du zeigen, dass du hinter
den Worten stehst: „Jehova, deinen Gott,
sollst du anbeten“?

22 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!


˙˙˙
1B

HESEKIEL: EIN ÜBERBLICK 1 2 3


Man könnte das Bibelbuch Hesekiel
wie folgt unterteilen: 4 5 6
KAPITEL 1 BIS 3
613 v. u. Z.: Hesekiel befindet sich mit den jüdischen 7 8 9
Gefangenen in Babylon. Jehova lässt ihn Visionen sehen
und beauftragt ihn, den Juden zu prophezeien, die am
Fluss Kebar leben. 10 11 12
KAPITEL 4 BIS 24
613 bis 609 v. u. Z.: Der Prophet Hesekiel übermittelt 13 14 15
hauptsächlich Gerichtsbotschaften gegen Jerusalem
und das rebellische, götzendienerische Volk dort. 16 17 18
KAPITEL 25 BIS 32
609 v. u. Z.: Die letzte Belagerung Jerusalems durch die 19 20 21
Babylonier beginnt. Hesekiels Gerichtsbotschaft richtet
sich nicht mehr an Jerusalem, sondern an die umliegen-
den feindlichen Völker Ägypten, Ammon, Edom, Moab, 22 23 24
Philistäa, Sidon und Tyrus.
KAPITEL 33 BIS 48 25 26 27
606 v. u. Z.: Jerusalem und der Tempel sind zerstört.
Hunderte von Kilometern entfernt hat Hesekiel ab jetzt
28 29 30
eine begeisternde Botschaft der Hoffnung: Die reine
Anbetung Jehovas wird wiederhergestellt!
31 32 33
Das Buch Hesekiel ist also sowohl chronologisch als auch
thematisch aufgebaut. Zuerst kommen die Prophezeiungen
34 35 36
über die Zerstörung Jerusalems und des Tempels. Danach
kommt der Großteil der Wiederherstellungsprophezeiun-
gen. Das ist logisch, denn die Wiederherstellung der reinen 37 38 39
Anbetung setzt voraus, dass es sie nicht mehr gegeben hat.
Hesekiels Prophezeiungen gegen die feindlichen Nachbar- 40 41 42
völker (Kapitel 25 bis 32) sind eingebettet zwischen Gerichts-
botschaften gegen Jerusalem und Prophezeiungen über die
Wiederherstellung der reinen Anbetung. Ein Bibelkommen- 43 44 45
tator schrieb über Hesekiels Gerichtsbotschaften, die sich
an die anderen Völker richten: „Sie sind ein passender 46 47 48
Übergang von der Botschaft über Gottes Zorn zu der
seines Erbarmens mit seinem Volk, denn die Bestrafung
der Feinde gehört bereits zur Befreiung seines Volkes.“
2 IHRE „GABEN FANDEN
GOTTES ANERKENNUNG“
FOKUS: HEBR ÄER 11:4
Wie der Maßstab für die reine Anbetung
immer deutlicher wurde

ABEL sieht sich seine Herde genau an. Jedes Tier hat
er mit viel Liebe großgezogen. Jetzt wählt er einige
aus, schlachtet sie und schenkt sie Gott als Opfer.
Wird Jehova diesen Akt der Anbetung von einem un-
vollkommenen Menschen annehmen?
2 Gott ließ den Apostel Paulus über Abel aufschrei-
ben: „Seine Gaben fanden Gottes Anerkennung.“
Kains Opfer jedoch lehnte Jehova ab. (Lies Hebräer
11:4.) Das wirft Fragen auf. Warum nahm Gott Abels
Opfer an, aber nicht das von Kain? Was können wir
von Kain, Abel und anderen lernen, die in Hebräer,
Kapitel 11 aufgeführt werden? Wenn wir die Antwor-
ten kennen, verstehen wir besser, was zur reinen An-
betung alles dazugehört.
1-3. (a) Um welche Fragen geht es jetzt? (b) Welche vier Grundvoraus-
setzungen für eine reine Anbetung werden wir besprechen?
24 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
3 Sehen wir uns jetzt einige Vorbilder von Abel bis
Hesekiel an. Achten wir dabei auf vier Grundvoraus-
setzungen für eine Anbetung, die Gott gefällt: Der
Empfänger muss Jehova sein, die Qualität muss best-
möglich sein, Gott muss mit der Methode einverstan-
den sein und der Beweggrund muss rein sein.
Warum wurde Kains Anbetung abgelehnt?
4 Lies 1. Mose 4:2-5. Für Kain kam als Empfänger
seiner Gabe nur Jehova infrage. Kain hatte viel Zeit
und Gelegenheit gehabt, Jehova kennenzulernen. Er
und sein Bruder Abel waren möglicherweise bereits
an die 100 Jahre alt, als sie ihre Opfer darbrachten.1[1]
Schon als Kinder hatten die beiden vom Garten Eden
gehört, konnten aus der Ferne vielleicht sogar einen
Blick hineinwerfen. Bestimmt sahen sie die Cheru-
bim, die den Zugang versperrten (1. Mo. 3:24). Ihre
Eltern haben ihnen mit Sicherheit davon erzählt, dass
1[1] Wahrscheinlich wurde Abel nicht lange nach der Vertreibung
seiner Eltern aus dem Garten Eden geboren (1. Mo. 4:1, 2). Über Seth
heißt es in 1. Mose 4:25, Gott habe ihn „anstelle von Abel gegeben“.
Seth kam folglich nach Abels gewaltsamem Tod zur Welt. Bei Seths
Geburt war Adam 130 Jahre (1. Mo. 5:3). Abel könnte also bereits
um die 100 gewesen sein, als Kain ihn tötete.
4, 5. Was könnte Kain dazu veranlasst haben, sein Opfer Jehova darzu-
bringen?
IHRE „GABEN FANDEN GOTTES ANERKENNUNG“ 25
Jehova alles erschaffen hat und mit den Menschen ei-
gentlich etwas ganz anderes im Sinn hatte, als sie al-
tern und schließlich sterben zu sehen (1. Mo. 1:24-28).
All das könnte Kain veranlasst haben, seine Gabe
Gott darzubringen.
Was könnte Kain noch dazu gebracht haben zu
5

opfern? Jehova hatte einen „Nachkommen“ angekün-


digt. Dieser würde der „Schlange“, die Eva zu ih-
rer katastrophalen Entscheidung verleitet hatte, den
Kopf zermalmen (1. Mo. 3:4-6, 14, 15). Vielleicht dach-
te Kain, als Erstgeborener sei er der versprochene
„Nachkomme“ (1. Mo. 4:1). Außerdem hatte Jehova
nicht jede Kommunikation mit den Menschen abge-
brochen. Denn nach Adams Sünde sprach Gott offen-
sichtlich durch einen Engel immer noch mit ihm
(1. Mo. 3:8-10). Und Jehova redete auch mit Kain,
nachdem er sein Opfer dargebracht hatte (1. Mo. 4:6).
Kain wusste also, dass Jehova Anbetung verdient.
Aber warum sah Jehova dann nicht mit Wohlwol-
6

len auf Kains Opfer? Stimmte mit der Qualität etwas


nicht? Darauf gibt die Bibel keine direkte Antwort. Es
6, 7. Lag es an der Qualität oder an Kains Methode, dass Jehova sein
Opfer ablehnte? Erkläre es.
26 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
heißt nur, dass Kain etwas „von der Ernte“ darbrach-
te. Wie Jehova später im mosaischen Gesetz fest-
hielt, war diese Art Opfer völlig in Ordnung (4. Mo.
15:8, 9). Berücksichtigen wir auch die Umstände. Zu
jener Zeit ernährten sich Menschen ausschließlich
von Pflanzen und Früchten (1. Mo. 1:29). Und weil
Gott den Erdboden außerhalb von Eden verflucht
hatte, musste sich Kain abplagen, um dem Boden Er-
trag abzuringen (1. Mo. 3:17-19). Er opferte also hart
erarbeitete, lebenswichtige Nahrung! Trotzdem lehnte
Jehova Kains Opfer ab.
7 Lag es vielleicht an der Methode? Hat Kain auf ei-
ne verkehrte Weise geopfert? Das ist unwahrschein-
lich. Warum? Als Jehova das Opfer Kains zurückwies,
verurteilte er nicht die Art und Weise, wie er es ge-
opfert hatte. Es wird nicht einmal erwähnt, wie Kain
und Abel ihr Opfer darbrachten. Was war dann das
Problem?
8 Wie Paulus in seinem Brief an die Hebräer andeu-
tet, war Kains Beweggrund beim Opfern nicht rein.
Ihm fehlte es an Glauben (Heb. 11:4; 1. Joh. 3:11, 12).
8, 9. (a) Warum lehnte Jehova Kain und sein Opfer ab? (b) Was findest
du interessant an dem, was die Bibel über Kain und Abel sagt?
IHRE „GABEN FANDEN GOTTES ANERKENNUNG“ 27
Deshalb sah Jehova nicht mit Wohlwollen „auf Kain
und sein Opfer“ – das Problem lag also bei Kain
selbst (1. Mo. 4:5-8). Als liebevoller Vater versuchte
Jehova, seinen Sohn freundlich zu korrigieren. Doch
Kain schlug die helfende Hand Jehovas aus. In sei-
nem Herzen breiteten sich „Feindseligkeit, Streit, Ei-
fersucht“ – die „Auswirkungen der sündigen Natur“ –
immer mehr aus (Gal. 5:19, 20). Kains schlechtes
Herz machte alles andere wertlos. Was lernen wir aus
seiner Geschichte? Wir können Jehova nichts vorspie-
len. Unsere Anbetung ist nur rein, wenn wir ihm
wirklich ergeben sind.
In der Bibel wird uns viel über Kain berichtet:
9

Was Jehova zu ihm sagte, wie Kain antwortete, wie


seine Nachkommen hießen und einiges von dem, was
sie taten (1. Mo. 4:17-24). Von Abel wissen wir nicht,
ob er Kinder hatte. Nichts von dem, was er gesagt
hat, steht in der Bibel. Trotzdem sprechen seine Taten
bis heute. Warum kann man das sagen?
Abel – ein Vorbild in der reinen Anbetung
10 Abel brachte sein Opfer Jehova dar. Ihm war

klar, dass er der einzig würdige Empfänger ist. Sein


10. Was macht Abel zu einem Vorbild?
28 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
Opfer war von bester Qualität – Abel suchte „einige
erstgeborene Lämmer von seiner Herde“ aus. Auch
wenn nicht gesagt wird, ob er sie auf einem Altar dar-
brachte, war doch seine Methode offensichtlich an-
nehmbar. Eines fällt aber besonders auf und macht
Abel noch nach 6 000 Jahren zu einem Vorbild: sein
Beweggrund. Er wurde angetrieben von Glauben an Je-
hova und Liebe zu seinen gerechten Maßstäben. Wo-
her wissen wir das?
11 Erinnern wir uns zunächst an das, was Jesus über
Abel sagte. Er war im Himmel, als Abel auf der Erde
lebte, und interessierte sich sehr für diesen Sohn
Adams (Spr. 8:22, 30, 31; Joh. 8:58; Kol. 1:15, 16). Er
als Augenzeuge bezeichnete Abel als gerecht (Mat.
23:35). Ein gerechter Mensch ist jemand, der Jehova
den Maßstab für Richtig und Falsch festlegen lässt
und auch voll hinter diesen Maßstäben steht. Das
zeigt er durch das, was er sagt und tut. (Vergleiche
Lukas 1:5, 6.) Es braucht Zeit, bis man in dem Ruf
steht, gerecht zu sein. Schon bevor Abel Gott sein Op-
fer darbrachte, muss er dafür bekannt gewesen sein,
11. Warum bezeichnete Jesus Abel als gerecht?
IHRE „GABEN FANDEN GOTTES ANERKENNUNG“ 29
Jehovas Maßstäbe einzuhalten. Und das war für ihn
bestimmt alles andere als leicht! Sein älterer Bruder
hatte wahrscheinlich keinen positiven Einfluss auf
ihn – Kains Herz war böse geworden (1. Joh. 3:12).
Abels Mutter hatte sich über ein eindeutiges Gebot
Gottes hinweggesetzt. Und sein Vater hatte gegen Je-
hova rebelliert, wollte selbst entscheiden, was richtig
und falsch ist (1. Mo. 2:16, 17; 3:6). Wie viel Mut Abel
doch aufbringen musste, um einen völlig anderen Weg
einzuschlagen als seine Familie!
Denken wir als Nächstes daran, wie Paulus Ge-
12

rechtigkeit und Glauben miteinander verbindet. Er


schrieb: „Aufgrund von Glauben brachte Abel Gott
ein wertvolleres Opfer dar als Kain. Wegen dieses
Glaubens bekam er die Bestätigung, dass er gerecht
war“ (Heb. 11:4). Wie die Worte von Paulus zeigen,
ließ sich Abel im Gegensatz zu Kain sein Leben lang
von Glauben an Jehova und Vertrauen in seine Hand-
lungsweise leiten.
Abels Vorbild zeigt, dass für eine reine Anbetung
13

ein Herz mit reinen Beweggründen nötig ist. Ein Herz


12. Worin lag der große Unterschied zwischen Kain und Abel?
13. Was lernen wir von Abel?
30 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
voller Glauben und Vertrauen. Ein Herz, das für Je-
hovas gerechte Maßstäbe schlägt. Außerdem erfordert
eine reine Anbetung mehr, als nur ein einziges Mal
etwas für Jehova zu tun. Sie berührt unser gesamtes
Verhalten, ja unser ganzes Leben.
Die Patriarchen folgen Abels Vorbild
14 Abel war zwar der erste unvollkommene Mensch,
der Jehova reine Anbetung darbrachte, aber bei Wei-
tem nicht der letzte. In seiner Aufzählung nennt der
Apostel Paulus weitere Männer, wie Noah, Abraham
und Jakob. (Lies Hebräer 11:7, 8, 17-21.) Sie alle brach-
ten Jehova irgendwann in ihrem Leben ein Opfer dar
und ihre Gaben fanden Gottes Anerkennung. Wa-
rum? Weil ihre Opfer keine bloße Formsache waren.
Die Patriarchen erfüllten die Grundvoraussetzungen
für eine reine Anbetung. Untersuchen wir ihr Beispiel
genauer.
15 Noah wurde nur 126 Jahre nach Adams Tod ge-
boren. Trotzdem wurde er in einer Welt groß, die von
14. Warum nahm Jehova die Opfer an, die Noah, Abraham und Jakob
ihm darbrachten?
15, 16. Wie erfüllte Noah die vier Grundvoraussetzungen für eine reine
Anbetung?
IHRE „GABEN FANDEN GOTTES ANERKENNUNG“ 31
falscher Anbetung bereits verdorben war (1. Mo.
6:11).1[2] In der Zeit kurz vor der Sintflut waren No-
ah und seine Familie die Einzigen, die Jehova so dien-
ten, wie er es sich wünschte (2. Pet. 2:5). Nachdem sie
die Sintflut überlebt hatten, baute Noah den ersten in
der Bibel erwähnten Altar. Er fühlte sich von Herzen
gedrängt, für Jehova zu opfern. Das war ein kla-
res Signal an all seine Nachkommen, ja die ganze
Menschheitsfamilie: Jehova ist der einzig würdige
Empfänger unserer Anbetung. Noah wählte einige
„von allen reinen fliegenden Tieren und von allen an-
deren reinen Tieren“ (1. Mo. 8:20). Diese Opfer waren
von bester Qualität – Jehova selbst hatte sie für rein
erklärt (1. Mo. 7:2).
16 Noah brachte sie als Brandopfer auf dem Altar
dar, den er gebaut hatte. War Jehova mit seiner Me-
thode der Anbetung einverstanden? Ja. Wie der Be-
richt sagt, war der Geruch der Opfer für ihn ange-
nehm und er segnete Noah und seine Söhne (1. Mo.
8:21; 9:1). Doch was zählte für Jehova am meisten?
1[2] Wie es in 1. Mose 4:26 heißt, begann man zu Lebzeiten von
Enosch, einem Enkel Adams, „den Namen Jehovas anzurufen“. Das
geschah offensichtlich in respektloser Weise. Möglicherweise gab
man Götzen den Namen Jehova.
32 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
Es waren Noahs Beweggründe. Durch sein Opfer wur-
de einmal mehr deutlich: Noah vertraute Jehova und
der Art und Weise, wie er handelt. Weil Noah immer
auf Jehova hörte und an seinen Maßstäben festhielt,
sagt die Bibel über ihn: „Noah ging seinen Weg mit
dem wahren Gott.“ Das Ergebnis? Ein unauslöschli-
cher Ruf als gerechter Mann (1. Mo. 6:9; Hes. 14:14;
Heb. 11:7).
17 Abraham war von falscher Anbetung umgeben.
Ur, sein Zuhause, wurde von einem Tempel überragt,
der dem Mondgott Nanna1[3] geweiht war. Selbst Ab-
rahams Vater hatte früher falsche Götter verehrt
(Jos. 24:2). Doch Abraham wollte Jehova dienen.
Wie erfuhr er von dem wahren Gott? Wahrscheinlich
durch Sem, einen Sohn Noahs. Ihre Lebenszeit über-
schnitt sich 150 Jahre.
18Abraham brachte in seinem langen Leben viele
Opfer dar. Sie waren immer für Jehova, den einzig
würdigen Empfänger (1. Mo. 12:8; 13:18; 15:8-10). War
1[3] Der Gott Nanna wurde auch Sin genannt. Die Tempel und
Altäre in Ur waren hauptsächlich ihm geweiht, auch wenn die Ein-
wohner viele Götter verehrten.
17, 18. Wie erfüllte Abraham die vier Grundvoraussetzungen für eine
reine Anbetung?
IHRE „GABEN FANDEN GOTTES ANERKENNUNG“ 33
Abraham bereit, Jehova Opfer von bester Qualität zu
geben? Das wurde restlos geklärt, als Jehova ihn bat,
seinen geliebten Sohn Isaak zu opfern. Dieses Mal
legte Jehova die Methode fest. Er sagte Abraham ge-
nau, was er tun sollte (1. Mo. 22:1, 2). Und Abraham
war bereit, Jehovas Anweisungen treu umzusetzen.
Nur weil Jehova ihn in letzter Sekunde davon abhielt,
opferte er Isaak nicht (1. Mo. 22:9-12). Jehova nahm
Abrahams Anbetung an, weil er einen Mann mit
reinen Beweggründen sah. Paulus schrieb: „Abraham
glaubte an Jehova und das wurde ihm als Gerechtig-
keit angerechnet“ (Röm. 4:3).
19 Jakob lebte lange in Kanaan, dem Land, das Je-
hova Abraham und dessen Nachkommen versprochen
hatte (1. Mo. 17:1, 8). Die Anbetung der Menschen
dort war so widerlich geworden, dass Jehova sagte,
das Land würde „seine Bewohner ausspucken“ (3. Mo.
18:24, 25). Mit 77 Jahren zog Jakob von Kanaan weg,
heiratete und kehrte später mit einer großen Haus-
gemeinschaft zurück (1. Mo. 28:1, 2; 33:18). Doch ei-
nige aus seiner Familie waren von falscher Anbetung
19, 20. Wie erfüllte Jakob die vier Grundvoraussetzungen für eine rei-
ne Anbetung?
34 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
beeinflusst worden. Als Jehova ihn bat, in Bethel ei-
nen Altar zu bauen, handelte Jakob entschlossen. Er
forderte seine Hausgemeinschaft auf: „Schafft die
fremden Götter aus eurer Mitte weg. Reinigt euch.“
Dann befolgte er gewissenhaft die Anweisungen Jeho-
vas (1. Mo. 35:1-7).
20 Jakob baute im verheißenen Land mehrere Altä-
re, doch der Empfänger seiner Anbetung blieb immer
Jehova (1. Mo. 35:14; 46:1). Und wie sah es mit der
Qualität seiner Opfer aus, der Methode seiner Anbe-
tung und seinen Beweggründen? Die Bibel gibt die
Antwort, wenn sie Jakob „untadelig“ nennt – eine Be-
zeichnung für Menschen, die Gott gefallen (1. Mo.
25:27). Durch sein ganzes Leben wurde Jakob für sei-
ne Nachkommen, die Israeliten, zu einem hervor-
ragenden Beispiel (1. Mo. 35:9-12).
21 Was können wir von den Patriarchen über eine
reine Anbetung lernen? Auch wir leben unter Men-
schen, die uns davon abbringen könnten, Jehova aus-
schließlich ergeben zu sein. Und vielleicht sind es so-
gar unsere Angehörigen. Diesem Druck sind wir nur
21. Was können wir von den Patriarchen über reine Anbetung lernen?
IHRE „GABEN FANDEN GOTTES ANERKENNUNG“ 35
gewachsen, wenn unser Glaube an Jehova immer stär-
ker wird und wir davon überzeugt sind, dass seine
Maßstäbe die besten sind. Und wir leben unseren
Glauben, indem wir auf Jehova hören und unse-
re Zeit, Kraft und Mittel für ihn einbringen (Mat.
22:37-40; 1. Kor. 10:31). Wenn wir Jehova dienen, und
zwar nach besten Kräften, nach seinen Vorstellungen
und aus reinen Beweggründen, dann betrachtet er
uns als gerecht. Tut es nicht gut, das zu wissen? (Lies
Jakobus 2:18-24.)
Ein Volk für die reine Anbetung
22 Jehova gab den Nachkommen Jakobs sein Gesetz
und ließ sie dadurch genau wissen, was er von ihnen
erwartete. Wenn sie auf Jehova hören würden, wür-
den sie sein „besonderes Eigentum“ und „eine heilige
Nation“ werden (2. Mo. 19:5, 6). Wie betonte das
Gesetz die vier Grundvoraussetzungen für die reine
Anbetung?
23 Der Empfänger sollte Jehova sein. Er sagte zu
den Israeliten: „Du sollst außer mir keine anderen
22-24. Wie betonte das Gesetz die ersten drei Grundvoraussetzungen für
die reine Anbetung?
36 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
Götter haben“ (2. Mo. 20:3-5). Ihre Opfer mussten
von höchster Qualität sein. Tieropfer zum Beispiel
mussten einwandfrei sein, also fehlerlos (3. Mo. 1:3;
5. Mo. 15:21; vergleiche Maleachi 1:6-8). Die Leviten
bekamen einen Teil der Gaben, die Jehova geopfert
wurden. Doch auch sie mussten opfern, und zwar et-
was „vom Allerbesten der Gaben“, die sie bekommen
hatten (4. Mo. 18:29). Die Methode der Anbetung, al-
so was, wo und wie die Israeliten für Jehova opfern
sollten, war genau festgelegt. Ihre gesamte Lebens-
weise wurde von mehr als 600 Gesetzen geregelt. Sie
wurden aufgefordert: „Achtet genau darauf, dass ihr
tut, was Jehova, euer Gott, angeordnet hat. Weicht
weder nach rechts noch nach links ab“ (5. Mo. 5:32).
24 Kam es denn darauf an, wo die Israeliten opfer-
ten? Ja. Jehova beauftragte sie, eine Stiftshütte zu
bauen, die dann das Zentrum für die reine Anbetung
wurde (2. Mo. 40:1-3, 29, 34). Jehova nahm damals
nur die Opfer an, die zur Stiftshütte gebracht wurden
(5. Mo. 12:17, 18).1[4]
1[4] Jehova gestattete anscheinend, auch an anderen Orten zu op-
fern, als sich die Bundeslade nicht mehr in der Stiftshütte befand
(1. Sam. 4:3, 11; 7:7-9; 10:8; 11:14, 15; 16:4, 5; 1. Chr. 21:26-30).
IHRE „GABEN FANDEN GOTTES ANERKENNUNG“ 37
25 Es war allerdings noch wichtiger, aus welchem
Beweggrund ein Israelit opferte. Der Antrieb musste
tiefe Liebe zu Jehova und seinen Maßstäben sein.
(Lies 5. Mose 6:4-6.) Wenn die Israeliten Jehova nur
aus Pflichtgefühl oder reiner Routine dienten, wies er
ihre Opfer zurück (Jes. 1:10-13). Durch den Prophe-
ten Jesaja machte Jehova deutlich, dass er vorgespiel-
te Ergebenheit durchschaut: „Dieses Volk . . . ehrt
mich mit den Lippen, doch ihr Herz ist weit entfernt
von mir“ (Jes. 29:13).
Anbetung im Tempel
26 Über 400 Jahre nachdem sich die Israeliten im
Land der Verheißung angesiedelt hatten, baute König
Salomo einen Tempel als Zentrum für die reine An-
betung. Er war viel imposanter als die Stiftshütte
(1. Kö. 7:51; 2. Chr. 3:1, 6, 7). Anfangs war Jehova der
einzige Empfänger der Opfer im Tempel. Salomo und
seine Untertanen brachten unglaublich viele Opfer
dar. Alles war von höchster Qualität und entsprach
der Methode, die in Gottes Gesetz festgelegt war
25. Was machte Opfer wirklich wertvoll? Erkläre es.
26. Welche Rolle spielte Salomos Tempel anfangs in der reinen Anbe-
tung?
38 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
(1. Kö. 8:63). Doch der Wert des Gebäudes und die
Zahl der Opfer waren nicht ausschlaggebend dafür,
dass Jehova die Anbetung im Tempel annahm. Was
zählte, war der Beweggrund der Opfernden. Das beton-
te Salomo bei der Einweihung des Tempels mit den
Worten: „Seid Jehova, unserem Gott, völlig ergeben,
befolgt weiter seine Vorschriften und haltet seine
Gebote, wie ihr es heute tut“ (1. Kö. 8:57-61).
27 Leider hörten die Israeliten irgendwann nicht
mehr auf diesen weisen Rat des Königs. Sie vernach-
lässigten eine oder mehrere Grundvoraussetzungen
für die reine Anbetung. Die Könige Israels und ihre
Untertanen dienten Jehova nicht mehr aus reinem
Herzen. Sie verloren ihren Glauben an Jehova und
verwarfen seine Maßstäbe für Richtig und Falsch.
Immer wieder sandte Jehova liebevoll Propheten zu
ihnen, um sie zu korrigieren und sie vor den Folgen
ihrer Taten zu warnen (Jer. 7:13-15, 23-26). Unter die-
sen Propheten ragte einer besonders heraus: der treue
Hesekiel. Sein Leben fiel in eine kritische Phase in
der Geschichte der reinen Anbetung.
27. Wie verhielten sich die Könige Israels und ihre Untertanen, und wie
reagierte Jehova darauf?
IHRE „GABEN FANDEN GOTTES ANERKENNUNG“ 39
Die reine Anbetung wird verunreinigt
28 Hesekiel war mit der Anbetung im Tempel Salo-
mos bestens vertraut. Sein Vater war als Priester im-
mer wieder mit Tempeldiensten an der Reihe (Hes.
1:3). Hesekiel dürfte eine schöne Kindheit gehabt ha-
ben. Bestimmt brachte ihm sein Vater viel über Jeho-
va und das Gesetz bei. Um die Zeit seiner Geburt hat-
te man im Tempel sogar „das Buch mit dem Gesetz
gefunden“.1[5] Damals regierte gerade der gute König
Josia. Was er aus dem Gesetz erfuhr, motivierte ihn
sehr. Daraufhin tat er alles, um die reine Anbetung
zu fördern (2. Kö. 22:8-13).
29 Wie die treuen Männer vor ihm erfüllte Hesekiel
die vier Erfordernisse für eine reine Anbetung. Stu-
diert man sein Bibelbuch, fällt einem auf: Hesekiel
diente ausschließlich Jehova, gab immer sein Bestes
und folgte Gottes Anweisungen genau. All das tat er
1[5] Als Hesekiel 613 v. u. Z. zu prophezeien begann, war er wahr-
scheinlich 30 Jahre alt. Er wurde also offenbar um das Jahr
643 v. u. Z. geboren (Hes. 1:1). Josia begann 659 v. u. Z. zu regieren.
Das Buch mit dem Gesetz, möglicherweise die Originalhandschrift,
wurde irgendwann um das 18. Jahr seiner Regierung (642/641 v. u. Z.)
gefunden.
28, 29. Was wissen wir über Hesekiel? (Siehe Kasten „Hesekiel und sein
Umfeld“.)
40 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
aus starkem Glauben. So waren nur die wenigsten
seiner Zeitgenossen. Von klein auf hörte Hesekiel
die Prophezeiungen Jeremias, der mit seiner Tätig-
keit 647 v. u. Z. begann und eindringlich vor Jehovas
Gericht warnte.
30 Was Hesekiel aufschreiben sollte, zeigt, wie weit
sich das Volk von Gott entfernt hatte. (Lies Hesekiel
8:6.) Als Jehova mit seinem Strafgericht an Juda be-
gann, wurde auch Hesekiel nach Babylon verschleppt
(2. Kö. 24:11-17). Er sollte damit aber nicht bestraft
werden. Jehova hatte dort eine Aufgabe für ihn. Die
eindrucksvollen Visionen und Prophezeiungen Hese-
kiels beschreiben, wie die reine Anbetung in Jerusa-
lem wiederhergestellt werden würde. Doch das ist
noch nicht alles. Sie geben auch eine Vorschau da-
rauf, wie die reine Anbetung für alle, die Jehova lie-
ben, endgültig wiederhergestellt werden wird.
31 Was erwartet uns in den einzelnen Teilen die-
ses Buches? Wir bekommen einen Einblick in den
30. (a) Was verraten uns die Prophezeiungen Hesekiels? (b) Was ist eine
Prophezeiung, und wie sind Hesekiels Prophezeiungen zu verstehen?
(Siehe Kasten „Hesekiels Prophezeiungen verstehen“.)
31. Was erwartet uns in diesem Buch?
IHRE „GABEN FANDEN GOTTES ANERKENNUNG“ 41
himmlischen Bereich. Wir finden heraus, wie sehr die
reine Anbetung verunreinigt wurde. Wir erfahren, wie
Jehova die reine Anbetung wiederherstellt und sein
Volk schützt. Und wir werfen einen Blick in die Zu-
kunft, in der wirklich jeder Jehova dienen wird. Im
nächsten Kapitel sehen wir uns die erste Vision He-
sekiels genauer an. Sie zeichnet ein eindrucksvolles
Bild von Jehova und dem himmlischen Teil seiner
Organisation und stellt heraus, warum nur er aus-
schließliche, reine Anbetung verdient.

DIE REINE ANBETUNG UND DU


1 Warum lehnte Jehova Kains Anbetung ab
und nahm die von Abel an?
2 Was hast du von den Patriarchen über
die reine Anbetung gelernt?
3 Auf welchen Teil dieses Buches freust du
dich am meisten?

42 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!


˙˙˙
2A

HESEKIELS PROPHEZEIUNGEN
VERSTEHEN
WAS IST EINE PROPHEZEIUNG?
Das hebräische Verb navá wird in der Bibel mit „pro-
phezeien“ übersetzt. Es bezieht sich hauptsächlich auf
das Überbringen von Botschaften, Gerichtsurteilen, mora-
lischer Anleitung oder Geboten von Gott. Es kann auch um
eine Ankündigung Gottes für die Zukunft gehen. Im Buch
Hesekiel findet man alle diese Arten von Prophezeiungen
(Hes. 3:10, 11; 11:4-8; 14:6, 7; 37:9, 10; 38:1-4).

ÜBERMITTLUNG
Im Buch Hesekiel werden Prophezeiungen durch Visionen,
Veranschaulichungen und gespielte Szenen übermittelt.

ERFÜLLUNGEN
Die Prophezeiungen Hesekiels haben manchmal mehr als
eine Erfüllung. Die Wiederherstellungsprophezeiungen er-
füllten sich zum Beispiel im Kleinen, als Gottes Volk in
das von ihm versprochene Land zurückkehrte. Doch wie
Kapitel 9 dieses Buches zeigt, erfüllen sich viele von die-
sen Prophezeiungen auch heute und in der Zukunft noch
einmal.
In der Vergangenheit haben wir viele Einzelheiten der Pro-
phezeiungen Hesekiels mit der Vorbild-Gegenbild-Metho-
de erklärt. Das ist in diesem Buch anders. Personen, Dinge,
Orte oder Ereignisse werden nur dann als prophetisches

IHRE „GABEN FANDEN GOTTES ANERKENNUNG“ 43


Vorbild bezeichnet, wenn die Bibel eine eindeutige Grund-
lage dafür liefert.1[a] Im Mittelpunkt steht die größere Er-
füllung vieler Prophezeiungen Hesekiels. Außerdem wird
herausgestellt, was wir von seiner Botschaft, den erwähn-
ten Menschen, Orten und Ereignissen lernen können.
1[a] Mehr zum Thema Vorbilder und Gegenbilder findet man im
Wachtturm vom 15. März 2015, S. 9–11, Abs. 7–12 und in „Fragen
von Lesern“, S. 17, 18 der gleichen Ausgabe.

˙˙˙ HESEKIEL
2B
UND SEIN UMFELD
Hesekiel bedeutet „Gott stärkt“. Seine Prophezeiungen enthalten zwar
viele Warnungen, aber insgesamt passt seine Botschaft zu seinem
Namen und ist für alle glaubensstärkend, denen die reine Anbetung
Gottes am Herzen liegt.

PROPHETEN, DIE ZUR GLEICHEN ZEIT LEBTEN


JEREMIA HABAKUK
kam aus einer Priesterfamilie und diente die diente in Juda, wahrscheinlich zu
meiste Zeit in Jerusalem (647–580 v.u. Z.) Beginn der Regierung Jojakims

HULDA OBADJA
diente, als um 642 v.u. Z. das Buch mit prophezeite gegen Edom,
dem Gesetz im Tempel gefunden wurde wahrscheinlich zur Zeit der
Zerstörung Jerusalems
DANIEL
gehörte zum königlichen Stamm Juda
und kam 617 v.u. Z. nach Babylon

44 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!


WANN HABEN SIE PROPHEZEIT? (ZEITANGABEN V. U. Z.)

Jeremia
Hulda
Daniel
Habakuk
Hesekiel
Obadja
650 630 610 590 570 550 530

WICHTIGE
.
EREIGNISSE IM
LEBEN HESEKIELS KÖNIGE VON JUDA UND BABYLON
(ZEITANGABEN V. U. Z.) 660

659–629: Josia setzt sich für die


reine Anbetung ein, stirbt aber in
der Schlacht gegen Pharao Necho

650
628: Jehoahas, ein schlechter
König, regiert drei Monate;
Pharao Necho nimmt ihn gefangen

ca. 643: Geburt 640


628–618: Jojakim wird von Pharao
Necho zum König gemacht; er ist
ein schlechter Herrscher

630 625: Nebukadnezar besiegt


das ägyptische Heer
620
620: Nebukadnezar belagert
617: nach Babylon
Juda zum ersten Mal; er unterwirft
verschleppt
Jojakim

613: sieht in einer


610
Vision Jehova; beginnt 618: Jojakim rebelliert gegen
zu prophezeien Nebukadnezar, stirbt aber,
wahrscheinlich während Babylon
612: sieht in einer Vision
zum zweiten Mal in das verheißene
Abtrünnigkeit im Tempel
Land einfällt
611: beginnt Jerusalem 600
zu verurteilen 617: Jojachin oder Jechonja,
ein schlechter König, regiert
609: Ehefrau stirbt; drei Monate und ergibt sich
letzte Belagerung vor der dann Nebukadnezar
Zerstörung Jerusalems
beginnt 590 617–607: Zedekia wird von
Nebukadnezar zum König gemacht;
607: erhält Bestätigung,
er ist ein schlechter Herrscher, der
dass Jerusalem
Menschenfurcht hat
zerstört ist

593: sieht Tempelvision 580


609: Zedekia rebelliert gegen

591: kündigt . Nebukadnezar, der daraufhin


zum dritten Mal in Juda einfällt
Nebukadnezars Einfall
in Ägypten an; schließt
Aufzeichnungen ab
607: Nebukadnezar zerstört
Jerusalem, nimmt Zedekia
gefangen, blendet ihn und
bringt ihn nach Babylon

46 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!


TEIL EINS
1

ES „ÖFFN ETE SICH


DER H I MMEL“ HESEKIEL 1:1

FOKUS: Ein Einblick in den himmlischen Bereich

Kein Mensch kann Jehova, den allmächtigen Gott, sehen


und am Leben bleiben (2. Mo. 33:20). Doch Jehova ließ
Hesekiel Visionen von sich und dem himmlischen Teil
seiner Organisation sehen – Visionen, die uns mit
Ehrfurcht erfüllen und unsere Wertschätzung dafür
steigern, dem einen wahren Gott dienen zu dürfen.
3 „ICH BEGANN VISIONEN
VON GOTT ZU SEHEN“
FOKUS: HESEKIEL 1:1
Hesekiels Vision vom himmlischen Wagen

HESEKIEL starrt in die Ferne, über die weite, sandige


Ebene. Zuerst kneift er seine Augen zusammen, dann
reißt er sie förmlich auf. Er kann kaum glauben, was
er da sieht. Am nördlichen Horizont braut sich ein
Sturm zusammen. Aber es ist kein normaler Sturm.
Schon wird sein Haar zerzaust und seine Kleidung flat-
tert. Eine gigantische Wolke türmt sich auf. Von innen
wird sie von zuckendem Feuer erleuchtet und sie glüht
wie flüssiges Edelmetall.1[1] Die Wolke rauscht auf ihn
zu. Es wird immer lauter – ein Getöse, als sei eine gan-
ze Armee im Anmarsch (Hes. 1:4, 24).
2 Das ist das erste von vielen unvergesslichen Erleb-
nissen, die Hesekiel hat. Er ist ungefähr 30 Jahre alt, als
1[1] Hesekiel schrieb, dass es „wie Elektrum aussah“, eine Legierung
aus Silber und Gold.
1-3. (a) Beschreibe, was Hesekiel sieht und hört. (b) Welche Kraft steck-
te hinter Hesekiels Erlebnis, und wie berührte es ihn?
48 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
zum ersten Mal „die Hand Jehovas über ihn“ kommt –
er spürt die unvorstellbare Kraft des heiligen Geis-
tes. Was dieser Geist ihn sehen und hören lassen
wird, ist spektakulär. Viel beeindruckender als sämt-
liche Spezialeffekte von Filmemachern unserer Zeit.
Am Ende dieser Vision liegt Hesekiel buchstäblich auf
dem Boden, so überwältigt ist er (Hes. 1:3, 28).
3 Jehova möchte diesen Mann allerdings nicht ein-
fach nur mit Ehrfurcht erfüllen. Hesekiels erste
Vision wie auch die anderen Visionen seines aufre-
genden prophetischen Buches enthalten eine wichti-
ge Botschaft für ihn und für treue Diener Jehovas heu-
te. Sehen wir uns im Einzelnen an, was Hesekiel
sieht und hört.
Der Rahmen
4
Lies Hesekiel 1:1-3. Zuerst einige Hintergrundinfor-
mationen. Es war das Jahr 613 v. u. Z. Wie wir im letz-
ten Kapitel gesehen haben, befand sich Hesekiel in
Babylon. Er lebte mit anderen Gefangenen in einer
Siedlung am Kebar – offensichtlich ein schiffbarer Ka-
nal, der vom Euphrat abzweigte und sp äter wieder mit
ihm zusammenfloss.
4, 5. Wie waren die Umstände, als Hesekiel seine Vision erhielt?
„ICH BEGANN VISIONEN VON GOTT ZU SEHEN“ 49
5
Ihre Heimat, Jerusalem, lag etwa 800 Kilometer
entfernt.1[2] Der Tempel, wo Hesekiels Vater als Pries-
ter gedient hatte, war durch falsche Anbetung und Göt-
zendienst verseucht. Der Thron, auf dem David und
Salomo einst in Herrlichkeit regiert hatten, war jetzt
ein Schandfleck. Der untreue König Jojachin befand
sich unter den Gefangenen in Babylon. Und sein Nach-
folger Zedekia war nichts weiter als eine Marionette
und ein schlechter Mensch (2. Kö. 24:8-12, 17, 19).
6
Dem Glaubensmann Hesekiel muss das wie die
dunkelste Epoche der Geschichte vorgekommen sein.
Einige seiner Mitgefangenen fragten sich vielleicht so-
gar: „Hat Jehova uns endgültig verlassen? Wird diese
böse Macht Babylon mit ihren unzähligen falschen
Göttern wirklich die reine Anbetung Jehovas ver-
drängen und seine Regierung auf der Erde für immer
beenden?“
7 Lies dir doch jetzt, bevor du in dein Studium ein-
tauchst, die anschauliche Beschreibung der ersten Vi-
1[2] Das war die Luftlinie. Die Route, die die Gefangenen wahr-
scheinlich genommen haben, war fast doppelt so lang.
6, 7. Warum könnte Hesekiel gedacht haben, dass er in einer dunklen
Epoche lebt?
50 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
sion Hesekiels durch (Hes. 1:4-28). Behalte dabei die
Hintergründe im Sinn. Versuche, dich in Hesekiel hi-
neinzuversetzen, zu sehen, was er sah, und zu hören,
was er hörte.
Ein einzigartiges Fahrzeug
8
Was sah Hesekiel? Insgesamt wirkte es wie ein
riesiges, Ehrfurcht einflößendes Fahrzeug. Es hatte
vier gewaltige Räder, begleitet von vier außergewöhnli-
chen Geistgeschöpfen – Cherubim, wie Hesekiel sp äter
schrieb (Hes. 10:1). Über ihnen erstreckte sich eine
weitläufige Plattform, die wie eine Eisfläche aussah.
Darüber befand sich der herrliche Thron Gottes, auf
dem Jehova höchstpersönlich saß. Wofür steht dieser
himmlische Wagen? Es kommt nur der himmlische Teil
der großartigen universellen Organisation Jehovas in-
frage. Warum kann man das sagen? Die drei folgenden
Punkte führen zu dieser Schlussfolgerung.
9
Jehovas Verhältnis zu seinen Geschöpfen im Himmel.
Ist uns aufgefallen, dass Jehovas Thron in dieser
Vision über den Cherubim ist? Dieses Bild taucht in der
8. Was sah Hesekiel in der Vision, und was stellt es dar?
9. Warum passt das Bild eines Wagens zum Verhältnis zwischen Jehova
und seinen treuen Geistgeschöpfen?
„ICH BEGANN VISIONEN VON GOTT ZU SEHEN“ 51
Bibel öfter auf – Jehova, der über oder zwischen den
Cherubim thront (lies 2. Könige 19:15; 2. Mo. 25:22; Ps.
80:1). Natürlich ist damit nicht gemeint, dass Jehova ge-
tragen werden muss. Er fährt ja auch keinen buch-
stäblichen Wagen. Doch die Cherubim unterstützen sei-
ne Souveränität. Und Jehova kann sie in jeden Winkel
des Universums schicken. Wie alle heiligen Engel füh-
ren sie als seine Diener oder Vertreter seinen Willen aus
(Ps. 104:4). Alle gemeinsam bilden gewissermaßen ein
großes, geeintes Fahrzeug und Jehova als Souverän
lenkt sie.
10 Offensichtlich gehören zum Wagen mehr Geistgeschöp-
fe. Hesekiel sah vier Cherubim. In der Bibel ist die Zahl
Vier oft ein Hinweis auf Symmetrie oder Vollständig-
keit, beschreibt also etwas Allumfassendes. Es würde
daher passen, dass die vier Cherubim für alle loyalen
Geistsöhne Gottes stehen. Außerdem sind die Räder
und selbst die Cherubim voller Augen. Das lässt auf die
Wachsamkeit von viel mehr Geistgeschöpfen schließen.
Und gemäß Hesekiels Beschreibung muss der Wagen so
groß gewesen sein, dass sogar die beeindruckenden Che-
10. Was lässt darauf schließen, dass zum himmlischen Wagen mehr
Geistgeschöpfe gehören?
52 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
rubim klein wirkten (Hes. 1:18, 22; 10:12). Auch der
himmlische Teil der Organisation Jehovas ist riesig und
besteht aus weit mehr als vier Cherubim.
11
Der Prophet Daniel hatte eine ähnliche Vision vom
Himmel. Auch Daniel, der die lange Gefangenschaft in
Babylon überlebte, sah eine Vision vom Himmel. Inte-
ressanterweise hatte der Thron Jehovas in seiner Visi-
on ebenfalls Räder. Daniels Vision stellte heraus, wie
riesig die Familie Jehovas im Himmel ist. Er sah „1 000
mal 1 000 . . . und 10 000 mal 10 000“ Geistsöhne Got-
tes, die vor Jehova standen. Sie kamen im Himmel als
Gericht zusammen, und offensichtlich hatte jeder einen
zugeteilten Platz (Dan. 7:9, 10, 13-18). Liegt es da nicht
nahe, dass der Wagen in Hesekiels Vision die gleiche
Gruppe darstellt?
12 Jehova weiß, dass es für uns ein Schutz ist, wenn
wir uns auf Wirklichkeiten konzentrieren, die „man
nicht sieht“. Warum ist das so? Als Menschen aus
Fleisch und Blut konzentrieren wir uns oft zu sehr auf
11. Welche Gemeinsamkeiten gibt es zu Daniels Vision, und zu welcher
Schlussfolgerung führt uns das?
12. Warum ist es ein Schutz für uns, über Bibelpassagen wie die vom
himmlischen Wagen nachzudenken?
„ICH BEGANN VISIONEN VON GOTT ZU SEHEN“ 53
„das, was man sieht“, obwohl es nur zeitlich ist. (Lies
2. Korinther 4:18.) Das versucht Satan auszunutzen. Er
will uns unbedingt dazu bringen, nur noch für unser
Verlangen zu leben oder generell eine rein menschliche
Sichtweise einzunehmen. Jehova möchte, dass wir uns
gegen diesen Druck wehren können. In seiner Liebe hat
er deshalb für so packende Bibelpassagen wie die Pro-
phezeiung Hesekiels gesorgt und führt uns so die un-
glaubliche Pracht und Macht seiner himmlischen Fami-
lie vor Augen.
Die Räder
13 Hesekiel richtete seine Aufmerksamkeit zuerst auf
die vier Cherubim. In Kapitel 4 werden wir erfahren,
was wir von diesen Geschöpfen und ihrem bemerkens-
werten Aussehen über Jehova lernen können. Neben
den Cherubim sah Hesekiel vier Räder, offensichtlich
so angeordnet, dass sie ein großes Quadrat bildeten.
(Lies Hesekiel 1:16-18.) Es sah so aus, als seien sie aus
Chrysolith – ein wunderschöner Edelstein, der viel-
leicht durchsichtig oder durchscheinend glänzte und
gelb oder gelbgrün funkelte.
13, 14. (a) Wie beschrieb Hesekiel die Räder? (b) Warum ist es pas-
send, dass Jehovas Thron auf Rädern ist?
54 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
14
Die Vision Hesekiels legt besonderen Nachdruck
auf die Räder des Wagens. Und ein Thron auf Rädern
ist ja auch ungewöhnlich! Normalerweise ist ein Thron
ortsgebunden – so wie auch der Einfluss eines Herr-
schers in der Regel auf ein Gebiet begrenzt ist. Doch
die Regierungsgewalt eines Menschen ist mit Jehovas
Souveränität gar nicht zu vergleichen. Wie Hesekiel er-
fahren sollte, sind dem Einfluss Jehovas keine Grenzen
gesetzt (Neh. 9:6). Jehova, der höchste Souverän, kann
seine Autorität buchstäblich überall ausüben!
15 Hesekiel war von der Größe der Räder überwältigt.
Er schrieb: „Ihre Felgen waren Ehrfurcht einflößend
hoch.“ Stellen wir uns vor, wie Hesekiel seinen Kopf in
den Nacken legt und mit offenem Mund die giganti-
schen, funkelnden Felgen bestaunt, die vor ihm in den
Himmel ragen. Er erwähnte außerdem etwas Eigenarti-
ges: „Bei allen vier Rädern waren die Felgen ringsum
voller Augen.“ Noch eindrucksvoller muss jedoch die
außergewöhnliche Form der Räder gewesen sein. Er er-
klärte: „Ihr Aussehen und ihre Machart wirkten so, als
befände sich ein Rad in einem anderen Rad.“ Was be-
deutete das?
15. Was fiel Hesekiel an den Rädern auf?
„ICH BEGANN VISIONEN VON GOTT ZU SEHEN“ 55
Offensichtlich bestand jedes Rad aus zwei mit-
16

einander kombinierten Rädern, die im rechten Winkel


zusammengefügt waren. Das würde zur nächsten Erklä-
rung Hesekiels passen: „Wenn sie sich fortbewegten,
konnten sie irgendeine der vier Richtungen nehmen, oh-
ne sich zu wenden.“ Was sagen diese Räder über den
himmlischen Wagen aus?
17 Stellen wir uns die enorme Strecke vor, die solch
riesige Räder mit einer einzigen Umdrehung zurück-
legen könnten. Wie die Vision andeutet, bewegt sich der
Wagen im wahrsten Sinne des Wortes blitzschnell (Hes.
1:14). Außerdem können sich die ungewöhnlichen Rä-
der in jede Richtung bewegen. Von so einer Beweglich-
keit können Erfinder nur träumen! Dieser Wagen kann
die Richtung ändern, ohne abzubremsen oder sich zu
drehen. Doch er bewegt sich nicht blind. Die Au-
gen, die die Felgen bedecken, vermitteln ausdrucks-
stark, dass der Wagen in alle Richtungen alles deutlich
wahrnimmt.
18 Fassen wir kurz zusammen. Was sollte Hesekiel
und allen anderen treuen Dienern Jehovas vermittelt
16, 17. (a) In welchem Sinn befand sich „ein Rad in einem anderen
Rad“? (b) Was sagen die Räder über die Beweglichkeit des Wagens aus?
18. Was sagen uns die Größe der Räder und die Menge der Augen?
56 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
werden? Der himmlische Teil von Jehovas Organisation ist
herrlich und Ehrfurcht einflößend. Das wird durch das
funkelnde Material der Räder und ihre Größe angedeu-
tet. Ihm entgeht nichts. Darauf weisen die vielen Augen
an den Rädern hin. Natürlich nehmen allein schon die
Augen Jehovas alles wahr (Spr. 15:3; Jer. 23:24). Doch
zusätzlich hat er viele Millionen Engel. Diese kann er
in jeden Winkel des Universums senden, damit sie et-
was gründlich prüfen und ihrem Souverän dann Bericht
erstatten. (Lies Hebräer 1:13, 14.)
19
Der Wagen ist unfassbar schnell und wendig. Wie
sehr sich doch der himmlische Teil der Organisation
Jehovas von menschlichen Regierungen, Institutionen
und Organisationen unterscheidet! Sie schaffen es meist
nicht, sich geänderten Umständen anzupassen, und
stolpern blindlings von einer Katastrophe in die nächs-
te, bis man sie schließlich nur noch aus Geschichts-
büchern kennt. Jehovas Wagen hingegen spiegelt den
vernünftigen, anpassungsfähigen Gott, der ihn lenkt,
perfekt wider. Schon sein Name weist darauf hin, dass
er zu allem werden kann, um sein Vorhaben wahr zu
machen (2. Mo. 3:13, 14). Blitzschnell kann er zu einem
19. Worauf weist die Geschwindigkeit und Wendigkeit des Wagens Jeho-
vas hin?
„ICH BEGANN VISIONEN VON GOTT ZU SEHEN“ 57
mächtigen Krieger werden, der für sein Volk kämpft.
Und im nächsten Moment ist er ein barmherziger Va-
ter, der reuevollen Sündern vergibt und ihnen wieder
aufhilft, wie verzweifelt sie auch sein mögen (Ps. 30:5;
Jes. 66:13).
20 An diesem Punkt könnten wir uns fragen: „Habe
ich wirklich Ehrfurcht vor Jehovas Wagen?“ Warum ist
das so wichtig? Weil der Wagen für etwas steht, was
heute existiert. Wenn uns ein Problem entmutigt, soll-
ten wir nie denken, Jehova, sein Sohn oder die Engel
wären dafür blind. Wir brauchen auch nicht zu befürch-
ten, dass Gott unsere persönlichen Bedürfnisse zu sp ät
wahrnimmt. Oder dass seine Organisation es verpasst,
auf Entwicklungen in der sich ständig verändernden
Welt zu reagieren. Vergessen wir nie: Jehovas Organisa-
tion ist dynamisch, immer in Bewegung. Hesekiel hör-
te eine Stimme aus dem Himmel: „Räder!“ Offensicht-
lich wurden die Räder aufgefordert, sich in Bewegung
zu setzen (Hes. 10:13). Berührt es dich auch so, wenn
du darüber nachdenkst, wie Jehova seine Organisation
lenkt? Unsere größte Bewunderung gilt natürlich Jeho-
va selbst!
20. Warum sollte uns Jehovas Wagen Ehrfurcht einflößen?
58 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
Der Wagenlenker
21
Hesekiels Aufmerksamkeit richtete sich als Nächs-
tes auf das, was oberhalb der Räder zu sehen war: „et-
was, das wie eine weite Fläche aussah und wie Ehr-
furcht einflößendes Eis glitzerte“ (Hes. 1:22). Hoch
über den Köpfen der Cherubim breitete sich eine wei-
te durchscheinende Fläche aus, die funkelte und glitzer-
te. Doch sp ätestens jetzt könnte sich ein technisch in-
teressierter Leser wundern. „Was hält die Fläche über
den Rädern? Wie funktionieren Räder ohne verbinden-
de Achsen?“ Denken wir daran, dass dieses Fahrzeug
nicht an die Gesetze der Physik gebunden ist. Es ist ein
Sinnbild, die Darstellung einer unsichtbaren Wirklich-
keit. Beachten wir auch folgenden wichtigen Hinweis:
„Der Geist, der in den lebenden Geschöpfen wirkte,
[war] auch in den Rädern“ (Hes. 1:20, 21). Was ist das
für ein Geist?
22 Keine Frage: Es ist Jehovas heiliger Geist, die
stärkste Kraft überhaupt. Diese Kraft hält den Wagen
zusammen, treibt ihn an und lenkt die vollkommen auf-
einander abgestimmten Bewegungen. Behalten wir das
21, 22. Was hält die einzelnen Teile des Wagens offensichtlich zu-
sammen?
„ICH BEGANN VISIONEN VON GOTT ZU SEHEN“ 59
im Sinn, wenn wir jetzt mit Hesekiel einen Blick auf
den Wagenlenker werfen.
23 Lies Hesekiel 1:26-28. Hesekiel benutzt in seiner
Vision immer wieder Formulierungen wie „ähnelte“,
„glich“ oder „sah aus wie“. Doch in diesen Versen kom-
men sie besonders häufig vor. Man spürt regelrecht,
wie er Worte für etwas schier Unbeschreibliches sucht.
Da war „etwas, das wie ein Saphir aussah und einem
Thron ähnelte“. Kannst du dir einen Thron vorstellen,
der aus einem einzigen riesigen, tiefblauen Saphir gear-
beitet ist? Und auf dem Thron saß jemand. Er hatte
„die Gestalt eines Menschen“.
24 Jehovas majestätische Gestalt war nur vage zu er-
kennen, weil seine Herrlichkeit von der Hüfte aufwärts
und abwärts wie Flammen ausstrahlte. Wir können
uns sicher gut vorstellen, dass der Prophet bei die-
sem atemberaubenden Anblick seine Augen schützen
musste. Nun sieht Hesekiel noch ein faszinierendes
Detail. Er sagt über Jehova: „Überall um ihn herum
23. Mit welchen Formulierungen versucht Hesekiel, Jehova zu beschrei-
ben, und warum?
24, 25. (a) Woran erinnert uns der Regenbogen rings um Jehovas
Thron? (b) Welchen Effekt hatten solche Visionen oft auf Glaubens-
männer?
60 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
war ein strahlender Glanz wie bei einem Regenbogen,
der an einem regnerischen Tag in einer Wolke er-
scheint.“ Hebt sich deine Stimmung auch gleich, wenn
du einen Regenbogen siehst? Sicherlich denkst du je-
des Mal an die Herrlichkeit unseres Schöpfers. Dieser
bunte Bogen, der so viel Ruhe ausstrahlt, erinnert uns
bestimmt auch an Jehovas Friedensbund nach der
Sintflut (1. Mo. 9:11-16). Obwohl allmächtig, ist Jeho-
va ein Gott des Friedens (Heb. 13:20). Er trägt tiefen
Frieden in sich und überträgt ihn auf alle, die ihm treu
dienen.
25
Wie wirkte sich dieser Eindruck von Jehovas Herr-
lichkeit auf Hesekiel aus? Er berichtet: „Als ich es sah,
warf ich mich auf den Boden.“ Überwältigt und voller
Gottesfurcht fiel Hesekiel nieder. Andere Propheten re-
agierten ähnlich auf Visionen von Jehova. So etwas zu
erleben muss derart eindrucksvoll sein, dass man sich
unglaublich klein und unbedeutend vorkommt (Jes.
6:1-5; Dan. 10:8, 9; Offb. 1:12-17). Doch sp äter fühlten
sich diese Männer von dem, was Jehova ihnen gezeigt
hatte, sehr gestärkt. Auch bei Hesekiel war es so.
Und wie berührt es dich, in der Bibel solche Berichte
zu lesen?
„ICH BEGANN VISIONEN VON GOTT ZU SEHEN“ 61
26
Sollte die Lage des Volkes Gottes in Babylon bei
Hesekiel Zweifel oder innere Unruhe ausgelöst haben,
dann hat ihm die Vision bestimmt sehr gutgetan. Es
spielte eindeutig keine Rolle, ob Gottes treue Diener in
Jerusalem, in Babylon oder irgendwo anders waren.
Niemals wären sie außer Reichweite des phänomenalen
Wagens Jehovas! Welche böse Macht könnte es jemals
mit dem Gott aufnehmen, der solch eine Organisation
lenkt? (Lies Psalm 118:6.) Hesekiel sah den himmlischen
Wagen außerdem ganz in der Nähe der Menschen. Sei-
ne Räder berührten sogar die Erde! (Hes. 1:19). Offen-
sichtlich lag Jehova viel an seinen treuen Dienern in Ba-
bylon. Ihr liebevoller Vater würde immer für sie da sein!
Der Wagen und du
27 Ist Hesekiels Vision für uns von Bedeutung? Auf

jeden Fall! Denken wir daran, dass Satan immer größere


Angriffe auf die reine Anbetung Jehovas inszeniert. Er
will jedem von uns einreden, wir wären ganz allein und
verlassen – abgeschnitten von unserem Vater im Him-
mel und seiner Organisation. Gib solchen Lügen nie-
mals auch nur den Hauch einer Chance! (Ps. 139:7-12).
26. Warum hat die Vision Hesekiel sicher gestärkt?
27. Welche Bedeutung hat Hesekiels Vision für uns?
62 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
Wie Hesekiel haben wir allen Grund, mit Ehrfurcht er-
füllt zu sein. Vielleicht werfen wir uns nicht nieder.
Doch auch wir sehen, wie mächtig, schnell, wendig, an-
passungsfähig und herrlich der himmlische Teil der uni-
versellen Organisation Jehovas ist. Versetzt dich das
nicht auch in Staunen und Ehrfurcht?
28
Und dann ist da noch etwas: Jehovas Organisation
hat auch einen irdischen Teil. Natürlich besteht er aus
unvollkommenen Menschen. Aber denken wir daran,
was Jehova auf der Erde alles bewirkt hat. Überall hat
er Menschen befähigt, Dinge zu tun, die sie allein nie
geschafft hätten (Joh. 14:12). Schon beim Durchblät-
tern des Buches Gottes Königreich regiert! bekommen wir
eine Vorstellung von dem erstaunlichen Ausmaß der
Predigttätigkeit in den letzten 100 Jahren. Und was hat
Jehovas Organisation in dieser Zeit nicht alles unter-
nommen! Sie hat für Schulung und Anleitung gesorgt,
vor Gericht Erfolge erzielt und die neueste Technik ein-
gesetzt, um Gottes Willen auszuführen.
29
Wenn wir darüber nachdenken, was in den letz-
ten Tagen des heutigen verdorbenen Systems alles
28, 29. Was zeigt, dass Jehovas Wagen schon die ganzen letzten
100 Jahre in Bewegung ist?
„ICH BEGANN VISIONEN VON GOTT ZU SEHEN“ 63
getan wurde, um die reine Anbetung wiederherzustel-
len, dann wird uns immer klarer: Jehovas Wagen ist
stets in Bewegung! Was für eine unglaubliche Ehre, zu
dieser Organisation zu gehören und solch einem Sou-
verän zu dienen! (Ps. 84:10).
Aus Hesekiels Vision können wir aber noch mehr
30

lernen. Im folgenden Kapitel beschäftigen wir uns in-


tensiver mit den vier beeindruckenden „lebenden Ge-
schöpfen“, also den Cherubim. Was vermitteln sie uns
über Jehova Gott, unseren unvergleichlichen Souverän?
30. Was erwartet uns im nächsten Kapitel?

DIE REINE ANBETUNG UND DU


1 Wofür steht der Wagen in Hesekiels Vision,
und woher wissen wir das?
2 Was sagen uns die Räder des Wagens und
die Art, wie er sich bewegt?
3 Welchen Effekt hatte die Vision auf Hesekiel,
und wie berührt sie dich?
4 Wie können wir zeigen, dass wir es als
große Ehre empfinden, Jehova gemeinsam
mit seiner Organisation zu dienen?

64 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!


4 WOFÜR STEHEN DIE
„LEBENDEN GESCHÖPFE MIT
DEN VIER GESICHTERN“?
FOKUS: HESEKIEL 1:15
Die lebenden Geschöpfe und
was wir durch sie lernen

ES IST Familienstudium. Die Eltern sitzen mit ihren


kleinen Kindern am Küchentisch und studieren eine
Passage aus der Bibel. Die Kinder machen begeistert
mit. Offensichtlich hat ihr Vater ihnen alles gut er-
klärt. Wie ist ihm das gelungen? Er hat einfache Bilder
verwendet. So konnte er ihnen etwas über Jehova ver-
mitteln, was sie sonst noch nicht verstanden hätten.
2 Auch unser Vater, Jehova, nutzt Bilder und ver-
mittelt uns dadurch eine Vorstellung von unsicht-
baren Wirklichkeiten, die wir sonst nicht begreifen
könnten. Jehova zeigte Hesekiel zum Beispiel ei-
ne Vision mit vielen ausdrucksstarken Bildern, um
einen tieferen Einblick in seine Persönlichkeit zu
1, 2. Warum verwendet Jehova manchmal Bilder, um uns etwas zu
vermitteln?
WOFÜR STEHEN DIE „LEBENDEN GESCHÖPFE“? 65
ermöglichen. Im letzten Kapitel dieses Buches haben
wir uns mit solch einem Bild beschäftigt. Greifen wir
jetzt einen speziellen Teil dieser faszinierenden Vi-
sion heraus. Ihn zu verstehen hilft uns, Jehova näher-
zukommen.
„Ich . . . sah . . . etwas,
das vier lebenden Geschöpfen glich“
3 Lies Hesekiel 1:4, 5. Hesekiel beschreibt „etwas,

das vier lebenden Geschöpfen glich“. Sie hatten


Merkmale von Engeln, Menschen und Tieren. Ist uns
in Hesekiels Beschreibung das Wort „glich“ aufgefal-
len? Liest man die Vision in Hesekiel, Kapitel 1 am
Stück, fällt auf, dass der Prophet Formulierungen wie
„glich“, „es war wie“ und „ähnelte“ wiederholt ver-
wendete (Hes. 1:13, 24, 26). Hesekiel war also bewusst:
Was er sah, war lediglich ein Bild für unsichtbare
Wirklichkeiten im Himmel.
Die Anblicke und Geräusche in der Vision müs-
4

sen bei Hesekiel einen tiefen Eindruck hinterlassen


haben. Die vier lebenden Geschöpfe „sahen wie glü-
3. (a) Was sah Hesekiel gemäß Hesekiel 1:4, 5? (b) Was fällt an Hese-
kiels Beschreibungen auf?
4. (a) Welchen Eindruck hinterließ die Vision bei Hesekiel? (b) Was
wusste Hesekiel bestimmt über die Cherubim?
66 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
hende Kohlen aus“ und ihre schnellen Bewegungen
„wie Blitze“. Ihre Flügel hörten sich an „wie das Rau-
schen von Wassermassen“ und ihre Bewegungen „wie
das Geräusch eines Heeres“ (Hes. 1:13, 14, 24-28; sie-
he Kasten „Die lebenden Geschöpfe“). In einer spä-
teren Vision bezeichnete Hesekiel diese mächtigen
Engelgeschöpfe als „Cherubim“ (Hes. 10:2). Da Hese-
kiel aus einer Priesterfamilie stammte, wusste er be-
stimmt, dass Cherubim auf die Gegenwart Gottes hin-
weisen und Jehova immer zu Diensten stehen (1. Chr.
28:18; Ps. 18:10).
„Jedes hatte vier Gesichter“
5 Lies Hesekiel 1:6, 10. Hesekiel fiel auf, dass je-
der Cherub vier Gesichter hatte – ein Menschen-,
ein Löwen-, ein Stier- und ein Adlergesicht. Dieses
Bild muss Hesekiel eindrucksvoll verdeutlicht haben,
wie überlegen Jehovas Macht und Herrlichkeit sind!
Warum? Jedes Gesicht gehört interessanterweise zu
einem Geschöpf, das Majestät, Stärke und Macht
verkörpert. Der Löwe ist ein majestätisches Wildtier,
5. (a) Warum sagen die vier Gesichter der Cherubim etwas über Jeho-
vas Macht und Herrlichkeit aus? (b) Warum erinnert uns dieser Teil der
Vision an die Bedeutung des Namens Gottes? (Siehe Fußnote.)
WOFÜR STEHEN DIE „LEBENDEN GESCHÖPFE“? 67
der Stier ein kraftstrotzendes Haustier, der Adler ein
gewaltiger Vogel und der Mensch, die Krone der irdi-
schen Schöpfung, steht über allen anderen Geschöp-
fen auf der Erde (Ps. 8:4-6). Und trotzdem wurden
all diese mächtigen Geschöpfe unterhalb von Jeho-
vas Thron dargestellt. Zeigt das nicht anschaulich,
dass Jehova als höchster Souverän seine Schöpfung
gebrauchen kann, um sein Vorhaben wahr zu ma-
chen?1[1] Es ist wirklich so, wie der Psalmist über Je-
hova sagte: „Seine Königsherrschaft erstreckt sich
über alles“ (Ps. 103:19; 148:13).
All diese Eindrücke musste Hesekiel erst einmal
6

verarbeiten. Vielleicht erinnerte er sich an Diener


Gottes, die vor ihm lebten und auch schon Tiere als
Vergleich gebrauchten. Der Patriarch Jakob zum Bei-
spiel verglich seinen Sohn Juda mit einem Löwen
und seinen Sohn Benjamin mit einem Wolf (1. Mo.
49:9, 27). Wieso? Der Löwe und der Wolf stehen
1[1] Hesekiels Beschreibung der vier Geschöpfe erinnert uns an den
Namen Gottes, der nach unserem Verständnis „Er lässt werden“ be-
deutet. Dieser Name weist unter anderem darauf hin, dass Jehova
seine Schöpfung zu allem werden lassen kann, um sein Vorhaben zu
verwirklichen. (Siehe Anhang A4 in der Neuen-Welt-Übersetzung.)
6. Wie könnte Hesekiel geschlussfolgert haben, was die Gesichter noch
darstellen?
68 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
für Persönlichkeitsmerkmale, durch die sich diese
Männer und ihre Nachkommen auszeichnen würden.
Möglicherweise schlussfolgerte Hesekiel mit solchen
inspirierten Beispielen im Sinn, dass die Gesichter der
Cherubim ebenfalls außergewöhnliche Eigenschaften
oder Merkmale darstellen. Aber welche?
Merkmale, die Jehova und
seine Familie im Himmel auszeichnen
7 Bibelschreiber, die vor Hesekiel lebten, brachten
Löwe, Adler und Stier mit bestimmten Merkmalen in
Verbindung. So lesen wir von einem „Mann, der so
mutig ist wie ein Löwe“ (2. Sam. 17:10; Spr. 28:1).
Über den Adler heißt es: „Seine Augen blicken weit
in die Ferne“ (Hiob 39:27, 29). Und: „Die Kraft eines
Stieres bringt reiche Ernte“ (Spr. 14:4). Aufgrund die-
ser Bibeltexte wird in unseren Veröffentlichungen
schon seit Langem erklärt, dass der Löwe für Mut zur
Gerechtigkeit steht, der Adler für Weitsicht und Weis-
heit und der Stier für unbändige Macht.
8 Und was ist mit dem Menschengesicht? (Hes.
10:14). Es muss für eine Eigenschaft stehen, die nicht
7, 8. Welche Eigenschaften verbinden wir schon lange mit den vier Ge-
sichtern der Cherubim?
WOFÜR STEHEN DIE „LEBENDEN GESCHÖPFE“? 69
durch ein Tier dargestellt werden kann, sondern
nur durch den Menschen, erschaffen im Bild Gottes
(1. Mo. 1:27). Diese typisch menschliche Eigenschaft
wird durch die Gebote Gottes betont: „Liebe Jehova,
deinen Gott, mit deinem ganzen Herzen“, und: „Du
sollst deinen Mitmenschen lieben wie dich selbst“
(5. Mo. 6:5; 3. Mo. 19:18). Wenn wir uns danach aus-
richten und andere selbstlos lieben, spiegeln wir Jeho-
vas Liebe wider. Der Apostel Johannes schrieb: „Wir
lieben, weil er uns zuerst geliebt hat“ (1. Joh. 4:8, 19).
Das Menschengesicht steht also für Liebe.
9 Wen zeichnen diese Eigenschaften aus? Es geht ja
um die Gesichter der Cherubim. Damit haben alle,
die durch die Cherubim dargestellt werden, diese Ei-
genschaften – Jehovas gesamte Familie von loyalen
Geistgeschöpfen im Himmel (Offb. 5:11). Doch das
ist noch nicht alles. Da die Cherubim ihr Leben Je-
hova verdanken, verdanken sie ihre Eigenschaften
ebenfalls ihm (Ps. 36:9). Die Gesichter der Cheru-
bim stehen also auch für Eigenschaften, die Jehova
höchstpersönlich auszeichnen (Hiob 37:23; Ps. 99:4;
9. Wessen Eigenschaften stellen die Gesichter der Cherubim dar?
70 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
Spr. 2:6; Mi. 7:18). Wie zeigen sich Jehovas herausra-
gende Eigenschaften? Hier einige Beispiele.
10 Gerechtigkeit. Jehova „liebt Gerechtigkeit“ und ist
ein „Gott, der niemand parteiisch behandelt“ (Ps.
37:28, Fn.; 5. Mo. 10:17). Jeder, unabhängig von sozi-
aler Stellung oder Herkunft, kann deshalb sein Die-
ner werden und bleiben – und einmal ewig leben.
Weisheit. Jehova „hat ein weises Herz“ und vermittelt
uns durch ein besonderes Buch viel „praktische Weis-
heit“ (Hiob 9:4; Spr. 2:7). Wenn wir den weisen Rat
der Bibel befolgen, können wir Probleme besser meis-
tern und ein sinnvolles Leben führen. Macht. Jehova
„hat große Macht“ und gibt uns durch seinen heiligen
Geist „Kraft, die über das Normale hinausgeht“. Das
stärkt uns so sehr, dass wir alles ertragen können,
ganz gleich wie schwierig oder schmerzlich es sein
mag (Nah. 1:3; 2. Kor. 4:7; Ps. 46:1).
11 Liebe. Weil Jehova „reich [ist] an loyaler Liebe“,
lässt er seine treuen Diener nie im Stich (Ps. 103:8;
2. Sam. 22:26). Vielleicht bist du traurig, weil du
krank oder schon älter bist und nicht mehr so viel
für Jehova tun kannst. Tröstet dich dann nicht der
10, 11. Wie kommen uns Jehovas vier Haupteigenschaften zugute?
WOFÜR STEHEN DIE „LEBENDEN GESCHÖPFE“? 71
Gedanke, dass Jehova sich an deinen Einsatz und all
die Liebe, die du gezeigt hast, genau erinnert? (Heb.
6:10). Es steht außer Frage: Schon heute kommen uns
Jehovas vier Haupteigenschaften Gerechtigkeit, Weis-
heit, Macht und Liebe zugute. Und daran wird sich
auch nie etwas ändern.
Das, was wir als Menschen über Jehovas Persön-
12

lichkeit verstehen, sind natürlich „nur die Säume sei-


ner Wege“ (Hiob 26:14). „Den Allmächtigen zu ver-
stehen ist für uns unerreichbar“, denn „seine Größe
ist unerforschlich“ (Hiob 37:23; Ps. 145:3). Uns ist da-
her bewusst, dass sich Jehovas Eigenschaften mit ih-
ren unendlich vielen Facetten weder zählen noch ein-
gruppieren lassen (lies Römer 11:33, 34; Ps. 139:17, 18).
Das wird auch in der Vision Hesekiels deutlich. Wie?
„Vier Gesichter . . . vier Flügel . . . vier Seiten“
13 Jeder Cherub in Hesekiels Vision hatte vier Ge-

sichter. Was deutet das an? Wie bereits erwähnt, weist


die Zahl Vier in der Bibel oft darauf hin, dass alles
eingeschlossen ist (Jes. 11:12; Mat. 24:31; Offb. 7:1).
12. Was muss uns klar sein, wenn wir über Jehovas Eigenschaften nach-
denken?
13, 14. Was stellen die vier Gesichter der Cherubim dar, und wie kom-
men wir darauf?
72 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
Auffälligerweise kommt diese Zahl in Hesekiels Vi-
sion zehn Mal vor (Hes. 1:5-18). Was lässt sich daraus
ableiten? Wie wir bereits verstanden haben, stellen die
vier Cherubim alle loyalen Geistgeschöpfe dar. Bei
den vier Gesichtern ist es ähnlich. Zusammengenom-
men weisen sie auf alle Eigenschaften oder Merkma-
le Jehovas hin.1[2]
14 Um das zu verdeutlichen: Denken wir noch ein-
mal an die vier Räder in der Vision. Schon jedes Rad
für sich ist beeindruckend. Als Einheit ergeben sie je-
doch mehr als vier beeindruckende einzelne Räder –
sie bilden die Grundlage für den himmlischen Wagen.
Ähnlich ist es mit den vier Gesichtern. Als Einheit
ergeben sie mehr als vier beeindruckende einzelne Ei-
genschaften – sie bilden die Grundlage für Jehovas
Ehrfurcht einflößende Persönlichkeit.
Jehova ist allen seinen treuen Dienern nahe
15 Durch seine erste Vision wurde Hesekiel sehr ge-
stärkt, weil er etwas Elementares über sein Verhältnis
1[2] Im Laufe der Jahre wurden in unseren Veröffentlichungen über
50 unterschiedliche Persönlichkeitsmerkmale Jehovas beleuchtet.
(Siehe Index der Wachtturm-Publikationen, unter „Jehova“, Zwischen-
titel „Eigenschaften nach Namen“.)
15. Was lernte Hesekiel durch seine erste Vision?
WOFÜR STEHEN DIE „LEBENDEN GESCHÖPFE“? 73
˙˙˙
4A

DIE LEBENDEN GESCHÖPFE


SIEHE ABSATZ 4

Im alten Assyrien und Babylonien waren riesige Statu-


en von geflügelten Stieren und Löwen mit Menschen-
köpfen übliche „Wächter“ an Palast- oder Tempeleingän-
gen. Hesekiel war dieser Anblick mit Sicherheit vertraut.
Wie alle Beobachter muss er über diese imposanten Statu-
en, die bis zu 6 Meter hoch sein konnten, gestaunt haben.
Aber ganz gleich, wie mächtig sie wirkten, waren sie doch
leblos, aus Stein gehauen.
Die vier Geschöpfe, die Hesekiel in der Vision sah, wa-
ren hingegen „lebende Geschöpfe“. Was für ein Unter-
schied! Das faszinierte Hesekiel ungemein. In seinen ein-
leitenden Worten bezeichnete er sie elf Mal als „lebende
Geschöpfe“ (Hes. 1:5-22). Zu sehen, wie sich diese Ge-
schöpfe synchron unter Gottes Thron bewegten, muss
Hesekiel etwas Wichtiges eingeprägt haben: Jehova hat
die absolute Kontrolle über seine Schöpfung. Hesekiels
Vision lässt auch uns heute nur so staunen, weil sie uns die
Größe, Macht und absolute Souveränität Jehovas vor Au-
gen führt (1. Chr. 29:11).

zu Jehova lernte. Was? Das kommt in den einleiten-


den Worten seines prophetischen Buches zum Aus-
druck. Wie Hesekiel erklärte, befand er sich „im Land
der Chaldäer“ und „dort kam die Hand Jehovas über
74 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
ihn“ (Hes. 1:3). Hesekiel erhielt die Vision also nicht
in Jerusalem, sondern dort – in Babylon.1[3] Was sagt
uns das? Als unbedeutender Gefangener war He-
sekiel zwar abgeschnitten von Jerusalem und dem
Tempel. Aber nicht von Jehova und dessen Anbe-
tung. Dass Jehova Hesekiel in Babylon erschien, zeig-
te ihm eindrucksvoll: Jehova reine Anbetung darzu-
bringen hängt nicht davon ab, wo man lebt oder
welche Stellung man hat. Es zählt nur, wie es im Her-
zen aussieht und wie sehr man sich wünscht, Jehova
zu dienen.
16 Warum tröstet das, was Hesekiel erlebte, auch
uns heute? Es gibt uns die Sicherheit: Wenn wir Jeho-
va mit ganzem Herzen dienen, bleibt er uns nahe.
Und zwar ungeachtet dessen, wo wir leben, wie nie-
dergeschlagen wir sind oder von welchen Umständen
wir überrascht werden (Ps. 25:14; Apg. 17:27). Jehova
empfindet für jeden seiner Diener überströmende
loyale Liebe und deshalb gibt er niemand einfach auf
1[3] Wie ein Bibelkommentator über das Wort „dort“ bemerkt,
„bildet ein einziges Wort das ganze Erstaunen besser ab als alle
anderen . . . Gott ist dort, in Babylon! Welch ein Trost!“
16. (a) Warum kann uns Hesekiels Vision trösten? (b) Warum möchtest
du Jehova mit ganzem Herzen dienen?
WOFÜR STEHEN DIE „LEBENDEN GESCHÖPFE“? 75
(2. Mo. 34:6). Er wird also mit seiner loyalen Liebe
immer bei uns sein (Ps. 100:5; Röm. 8:35-39). Außer-
dem erinnert uns diese begeisternde Vision von Jeho-
vas Heiligkeit und unendlicher Macht daran, wie sehr
Jehova unsere Anbetung verdient (Offb. 4:9-11). Wie
dankbar wir Jehova doch sind, dass wir ihn durch sol-
che Visionen näher kennenlernen und ein wenig bes-
ser verstehen dürfen! Je klarer unser Bild von Jeho-
vas liebenswerter Persönlichkeit wird, desto mehr
fühlen wir uns zu ihm hingezogen. Wir können dann
gar nicht anders, als ihn zu preisen und ihm mit gan-
zem Herzen und ganzer Kraft zu dienen (Luk. 10:27).
Doch leider wurde die reine Anbetung zur Zeit
17

Hesekiels verunreinigt. Wie konnte das geschehen?


Wie reagierte Jehova darauf? Und wieso ist das für
uns heute von Bedeutung? Diese Fragen werden in
den nächsten Kapiteln behandelt.
17. Um welche Fragen geht es in den nächsten Kapiteln?

76 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!


DIE REINE ANBETUNG UND DU
1 Warum erinnern die Gesichter von Mensch,
Löwe, Stier und Adler insbesondere an
Jehovas Macht und Größe?
2 Wie kommen dir die herausragenden
Eigenschaften Jehovas schon heute zugute?
3 Warum können wir schlussfolgern,
dass die vier Gesichter der Cherubim
alle Eigenschaften Jehovas darstellen?
4 Warum versichert dir diese Vision Hesekiels,
dass du von Jehovas Liebe niemals
abgeschnitten bist?

WOFÜR STEHEN DIE „LEBENDEN GESCHÖPFE“? 77


TEIL ZWEI
2

„WEI L ES
MEI N HEI LIGTU M
WAR, DAS DU . . .
VERU NREI NIGT HAST“
DIE REINE ANBETUNG
WIRD BESCHMUTZT HESEKIEL 5:11

FOKUS: Jerusalem und ganz Juda sinkt


religiös und moralisch immer tiefer

Jehova liebte die Israeliten und sorgte für sie. Für ihn waren
sie sein „kostbarer Besitz“ (2. Mo. 19:5, Fn.). Und was war der
Dank dafür? In dem Tempel, der seinen Namen trug, verehrten
sie falsche Götter! Damit brachen sie Jehova das Herz und
machten ihm Schande. Wie konnten die Israeliten nur so tief
sinken? Was können wir aus Hesekiels Prophezeiung über die
Zerstörung Jerusalems lernen? Und warum ist das Verhältnis
zwischen Israel und seinen Nachbarvölkern ein warnendes
Beispiel für uns?
5 „SCHAU DIR DIE SCHLIMMEN
ABSCHEULICHKEITEN AN,
DIE SIE HIER TREIBEN“
FOKUS: HESEKIEL 8:9
Der religiöse und moralische Verfall
im abtrünnigen Juda

ALS Sohn eines Priesters kennt Hesekiel das mosai-


sche Gesetz genau. Er ist gut vertraut mit dem Tem-
pel in Jerusalem und der reinen Anbetung Jehovas,
die dort ausgeübt werden sollte (Hes. 1:3; Mal. 2:7).
Doch was 612 v. u. Z. im Tempel Jehovas vor sich
geht, schockiert Hesekiel, und jedem treuen Juden wä-
re es genauso gegangen.
2 Jehova möchte, dass Hesekiel die unhaltbaren
Zustände im Tempel sieht. Dann soll er den „Äl-
testen von Juda“ davon berichten – einigen jüdi-
schen Mitgefangenen, die zu ihm gekommen sind (lies
Hesekiel 8:1-4; 11:24, 25; 20:1-3). Wie gelangt er von
Tel-Abib, das am Kebar in Babylon liegt, ins Hunderte
1-3. Was wollte Jehova Hesekiel im Tempel in Jerusalem zeigen, und
warum?
„SCHAU DIR DIE SCHLIMMEN ABSCHEULICHKEITEN AN“ 79
Kilometer westlich gelegene Jerusalem? Hesekiel wird
in einer Vision durch Jehovas heiligen Geist dorthin
gebracht und am Nordeingang des inneren Tempel-
vorhofs abgesetzt. Von hier aus führt Jehova ihn
durch den Tempel.
3 Die vier schockierenden Szenen, die Hesekiel zu
sehen bekommt, sind ein Spiegelbild des religiösen
Untergangs der Nation. Was ist nur mit der reinen
Anbetung Jehovas geschehen? Und welche Bedeutung
hat diese Vision für uns heute? Begleiten wir dazu
Hesekiel auf seinem Rundgang. Doch zuerst geht es
darum, was Jehova von seinen Dienern zu Recht er-
wartet.
„Ich . . . bin ein Gott, der ausschließliche
Ergebenheit verlangt“
4 Etwa 900 Jahre bevor Hesekiel geboren wurde,
hielt Jehova genau fest, was er von seinen Dienern er-
wartet. Im zweiten der Zehn Gebote sagte er zu den
Israeliten1[1]: „Ich, Jehova, dein Gott, bin ein Gott, der
ausschließliche Ergebenheit verlangt“ (2. Mo. 20:5).
1[1] Hesekiel verwendet den Begriff „Israel“ oft für die Einwohner
Judas und Jerusalems (Hes. 12:19, 22; 18:2; 21:2, 3).
4. Was erwartet Jehova von seinen Dienern?
80 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
Die Worte „ausschließliche Ergebenheit“ zeigen, dass
Jehova die Anbetung anderer Götter nicht duldet.
Wie wir in Kapitel 2 dieses Buches erfahren haben,
ist die erste Grundvoraussetzung für die reine Anbe-
tung, dass Jehova der Empfänger ist. Seine Diener
müssen ihm den absoluten Ehrenplatz in ihrem Le-
ben geben (2. Mo. 20:3). Jehova erwartet von ihnen,
rein zu bleiben – das heißt, die reine Anbetung nicht
mit der falschen zu vermischen. 1513 v. u. Z. gingen
die Israeliten den Gesetzesbund ein. Sie waren also
einverstanden, Jehova ausschließlich ergeben zu sein
(2. Mo. 24:3-8). Jehova hat seine Bündnisse immer lo-
yal eingehalten, und das Gleiche erwartete er von sei-
nem Bundesvolk (5. Mo. 7:9, 10; 2. Sam. 22:26).
5 Ist es nachvollziehbar, dass Jehova von den Israe-
liten ausschließliche Ergebenheit verlangte? Auf je-
den Fall! Er ist der allmächtige Gott, der universelle
Souverän sowie der Lebengeber und -erhalter (Ps.
36:9; Apg. 17:28). Außerdem war Jehova der Befreier
der Israeliten. Als er ihnen die Zehn Gebote gab,
5, 6. Warum stand Jehova die ausschließliche Ergebenheit der Israeli-
ten zu?
„SCHAU DIR DIE SCHLIMMEN ABSCHEULICHKEITEN AN“ 81
erinnerte er sie: „Ich bin Jehova, dein Gott, der dich
aus der Sklaverei in Ägypten befreit hat“ (2. Mo.
20:2). Jehova verdiente also eindeutig den Ehrenplatz
im Herzen der Israeliten.
6 Jehova ändert sich nicht (Mal. 3:6). Er hat im-
mer auf ausschließlicher Ergebenheit bestanden. Man
kann nur erahnen, wie Jehova die widerlichen Szenen
empfunden haben muss, die er Hesekiel jetzt in einer
Vision zeigt.
Erste Szene: „Das Götzensymbol der Eifersucht“
7 Lies Hesekiel 8:5, 6. Hesekiel war sicher entsetzt.
Am Nordeingang des Tempels verehrten abtrünnige
Juden ein Götzensymbol. Vielleicht war es ein heili-
ger Pfahl, der Aschera darstellte – die Göttin, die von
den Kanaanitern als Frau Baals betrachtet wurde.
Wie auch immer: Durch diesen Götzendienst verletz-
ten die Israeliten ihren Bund mit Jehova. Sie erwie-
sen einem Götzen die Ergebenheit, die rechtmäßig –
und ausschließlich – Jehova zustand. Dadurch mach-
ten sie Jehova eifersüchtig; er wurde zu Recht zornig
7. (a) Was taten abtrünnige Juden am Nordeingang des Tempels, und
wie reagierte Jehova darauf? (b) In welchem Sinne war er eifersüchtig?
(Siehe Fußnote 2.)
82 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
(5. Mo. 32:16; Hes. 5:13).1[2] Stellen wir uns nur vor:
Über 400 Jahre wurde das Tempelheiligtum mit der
Gegenwart Jehovas in Verbindung gebracht (1. Kö.
8:10-13). Doch jetzt wurden mitten im Tempelgebiet
Götzen verehrt, was Jehova von seinem Heiligtum
weit wegtrieb.
8 Welche Bedeutung hat die Vision Hesekiels von
dem Götzensymbol heute? Das abtrünnige Juda erin-
nert uns bestimmt an die Christenheit. In den Kir-
chen der Christenheit ist Götzendienst weit verbrei-
tet. Das macht alles, was ihre Mitglieder angeblich für
Gott tun, wertlos. Da sich Jehova nicht ändert, hat er
auf die Christenheit ohne Frage den gleichen gerech-
ten Zorn wie auf das abtrünnige Juda (Jak. 1:17). Von
dieser verfälschten Form des Christentums ist Jehova
mit Sicherheit weit weg.
1[2] Der Gebrauch des Wortes „Eifersucht“ zeigt, wie viel Wert
Jehova auf Treue legt. Man könnte an die Eifersucht und den Zorn ei-
nes Mannes denken, dessen Frau ihm untreu geworden ist (Spr. 6:34).
Wie solch ein Ehemann war Jehova zu Recht sehr verärgert, wenn
sein Bundesvolk durch Götzendienst untreu wurde (2. Mo. 34:14).
In einem Bibelkommentar heißt es: „Gottes Eifersucht . . . entspringt
seiner Heiligkeit. Weil er allein der Heilige ist . . ., duldet er keinen Ri-
valen.“
8. Welche Bedeutung hat die Vision von dem Götzensymbol heute?
„SCHAU DIR DIE SCHLIMMEN ABSCHEULICHKEITEN AN“ 83
9 Warum sind die Götzendiener im Tempel ein
warnendes Beispiel für uns? Wenn wir Jehova aus-
schließlich ergeben sein wollen, müssen wir das Ge-
bot „Flieht vor dem Götzendienst“ ernst nehmen
(1. Kor. 10:14). Vielleicht denken wir jetzt: „Ich wür-
de für die Anbetung Jehovas nie Götzen verwenden!“
Doch Götzendienst hat viele Gesichter und ist nicht
immer auf Anhieb zu erkennen. Ein Nachschlage-
werk zur Bibel drückt es so aus: „Man könnte bei
Götzendienst an Verschiedenstes denken – an alles,
was wertvoll oder mächtig ist und uns so sehr verein-
nahmt, dass es Gott verdrängt.“ Somit kann vieles
zum Götzen werden. Besitz, Geld, Sex, Unterhal-
tung – wirklich alles, was uns wichtiger wird als Je-
hova, der ausschließliche Ergebenheit verdient (Mat.
6:19-21, 24; Eph. 5:5; Kol. 3:5). Schützen wir uns da-
her vor jeder Form des Götzendienstes. Nur Jehova
hat Anspruch auf unser Herz und unsere Anbetung!
(1. Joh. 5:21).
10 Die erste Szene, die Jehova Hesekiel zeigte, deck-
te „schlimme Abscheulichkeiten“ auf. Doch Jehova
9, 10. Warum sind die Götzendiener im Tempel ein warnendes Beispiel
für uns?
84 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
sagte zu seinem treuen Propheten: „Du wirst noch
schlimmere Abscheulichkeiten sehen.“ Was könnte
denn schlimmer sein als die Verehrung eines Götzen-
symbols im Tempel Jehovas?
Zweite Szene: 70 Älteste räucherten falschen Göttern
11 Lies Hesekiel 8:7-12. Hesekiel durchbrach eine

Wand und trat in der Nähe des Tempelaltars in den


inneren Vorhof. Er sah Wandreliefs „von kriechenden
Tieren und ekelhaften Tieren und all die widerlichen
Götzen“.1[3] Diese Wandreliefs stellten falsche Götter
dar. Noch beunruhigender war allerdings das, was He-
sekiel als Nächstes sah: „70 Älteste des Volkes Israel“
standen „im Finstern“ und opferten falschen Göttern
Räucherwerk. Unter dem Gesetz stellte angenehm
duftendes Räucherwerk die Gebete treuer Diener Je-
hovas dar (Ps. 141:2). Das Räucherwerk der 70 Ältes-
ten roch für Jehova hingegen widerlich. Ihre Gebe-
te waren für Jehova wie ein abstoßender Gestank
(Spr. 15:8). Diese Ältesten redeten sich ein: „Jehova
sieht uns nicht.“ Doch Jehova sah sie sehr wohl und
1[3] Der hebräische Ausdruck für „widerlicher Götze“ könnte mit
einem Wort verwandt sein, das „Dung“ oder „Mist“ bedeutet, und ist
ein Ausdruck der Verachtung.
11. Was sah Hesekiel, nachdem er den inneren Vorhof betreten hatte?
„SCHAU DIR DIE SCHLIMMEN ABSCHEULICHKEITEN AN“ 85
er zeigte Hesekiel genau, was sie in seinem Tempel
trieben.
12 Was lernen wir aus Hesekiels Bericht von den
70 Ältesten? Jehova wird unsere Gebete nur erhören
und unsere Anbetung als rein empfinden, wenn wir
auch „im Finstern“ treu sind (Spr. 15:29). Vergessen
wir nie: Jehovas wachsamen Augen entgeht nichts.
Wenn Jehova für uns real ist, werden wir nichts tun,
was ihm missfällt; auch dann nicht, wenn wir allein
sind (Heb. 4:13). Besonders Älteste müssen hierbei
ein gutes Beispiel sein (1. Pet. 5:2, 3). Von einem Äl-
testen, der in der reinen Anbetung die Führung über-
nimmt und von der Bühne lehrt, erwarten Brüder und
Schwestern zu Recht, dass er biblische Grundsätze
auslebt. Und zwar auch „im Finstern“, das heißt,
wenn andere ihn nicht sehen (Ps. 101:2, 3).
Dritte Szene: „Frauen . . .,
die den Gott Tammuz beweinten“
13 Lies Hesekiel 8:13, 14. Nach den ersten zwei scho-
ckierenden Szenen sagte Jehova wieder zu Hesekiel:
12. Warum müssen wir auch „im Finstern“ treu sein, und wer sollte hier-
bei vor allem ein gutes Beispiel geben?
13. Was taten abtrünnige Frauen an einem Tempeleingang?
86 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
„Du wirst sehen, dass sie noch schlimmere Abscheu-
lichkeiten treiben.“ Was? Am „Eingang des Nordtors
vom Haus Jehovas“ sah Hesekiel „Frauen sitzen, die
den Gott Tammuz beweinten“. Tammuz, in sumeri-
schen Texten auch Dumuzi genannt, war eine Gott-
heit aus Mesopotamien.1[4] Er war wohl der Ehemann
oder Geliebte der Fruchtbarkeitsgöttin Ischtar. Das
Weinen der Israelitinnen gehörte offensichtlich zu ei-
nem Ritual in Verbindung mit seinem Tod. Damit
brachten sie ein heidnisches Ritual in den Tempel Je-
hovas, ins Zentrum der reinen Anbetung. Doch da-
durch konnte ein falscher religiöser Brauch nicht ge-
heiligt werden. Kein Wunder, dass diese abtrünnigen
Frauen in Jehovas Augen „schlimmere Abscheulich-
keiten“ trieben!
14 Was können wir daraus ableiten, wie Jehova die
Handlungsweise dieser Frauen beurteilte? Unsere An-
betung bleibt nur rein, wenn wir sie niemals mit heid-
nischen Bräuchen vermischen. Wir müssen uns also
von allem fernhalten, was seinen Ursprung in der
1[4] Frr die Behauptung, Tammuz sei ein anderer Name für Nim-
rod, gibt es keine gesicherte Grundlage.
14. Was lernen wir aus dem Bericht über die abtrünnigen Frauen?
„SCHAU DIR DIE SCHLIMMEN ABSCHEULICHKEITEN AN“ 87
heidnischen Religion hat. Ist der Ursprung wirklich
so wichtig? Ja. Die Bräuche, die bei bestimmten Fes-
ten wie Weihnachten oder Ostern üblich sind, erschei-
nen vielleicht harmlos. Denken wir aber daran, dass
Jehova die heidnischen Handlungen, die in heutigen
Bräuchen weiterleben, mit eigenen Augen gesehen
hat. Für ihn sind heidnische Bräuche nicht weniger
abscheulich, nur weil viel Zeit verstrichen ist oder sie
mit der reinen Anbetung vermischt wurden (2. Kor.
6:17; Offb. 18:2, 4).
Vierte Szene: 25 Männer
„verbeugten sich vor der Sonne“
15 Lies Hesekiel 8:15-18. Auch die vierte und letzte
Szene leitete Jehova mit den Worten ein: „Du wirst
noch schlimmere Abscheulichkeiten als das hier se-
hen.“ Vielleicht fragte sich der Prophet: „Geht es
überhaupt noch schlimmer?“ Hesekiel befand sich
nun im inneren Vorhof des Tempels. Am Eingang
zum Heiligtum sah er 25 Männer, die sich „vor der
Sonne im Osten“ niederwarfen. Sie hätten Jehova
kaum tiefer verletzen können. Warum?
15, 16. Was taten 25 Männer im inneren Tempelvorhof, und warum ver-
letzte das Jehova sehr?
88 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
16 Stellen wir uns die Situation vor: Der Tempel-
eingang zeigte nach Osten. Wer den Tempel betrat,
schaute Richtung Westen und hatte die aufgehende
Sonne im Rücken. Um die Sonne anzubeten, wandten
die 25 Männer aber „den Rücken zum Tempel Jeho-
vas und das Gesicht nach Osten“. Damit wandten sie
Jehova den Rücken zu, denn der Tempel war „das
Haus Jehovas“ (1. Kö. 8:10-13). Diese 25 Männer
waren Abtrünnige. Sie missachteten das Gebot aus
5. Mose 4:15-19 und ignorierten Jehova demonstrativ.
Wie sehr sie Gott, der ein Recht auf ausschließliche
Ergebenheit hat, doch beleidigten!
17 Welche Warnungen enthält der Bericht von den
25 Männern? Damit unsere Anbetung rein bleibt,
müssen wir Anleitung und Erleuchtung bei Jehova
suchen. Denken wir daran: „Jehova Gott ist Son-
ne“ und sein Wort ist „ein Licht“ für unseren Weg
(Ps. 84:11; 119:105). Durch die Bibel und biblische
Veröffentlichungen von Jehovas Organisation strahlt
sein Licht in unser Herz und unseren Sinn. Er zeigt
17, 18. (a) Welche Warnungen enthält der Bericht von den 25 Män-
nern? (b) Was zerstörten die abtrünnigen Israeliten, und wie?
„SCHAU DIR DIE SCHLIMMEN ABSCHEULICHKEITEN AN“ 89
uns, welchen Weg wir einschlagen müssen, damit wir
schon heute zufrieden sein und einmal ewig leben
können. Würden wir stattdessen in der Welt nach An-
leitung und Erleuchtung suchen, hieße das, Jehova
den Rücken zuzudrehen. Das wäre eine Beleidigung,
die ihn zutiefst verletzen würde. Das möchten wir un-
serem Gott niemals antun! Außerdem warnt uns He-
sekiels Vision vor denen, die sich von Jehova abge-
wandt haben – Abtrünnigen (Spr. 11:9).
18 Wir haben vier Szenen von Götzendienst und fal-
scher Anbetung betrachtet, die Hesekiel mit ansehen
musste. Wie tief Juda doch in die Abtrünnigkeit ge-
sunken war! Durch religiöse Unreinheit zerstörten die
Israeliten das Verhältnis der Nation zu Gott. Doch
das war nicht alles. Religiöse Unreinheit geht Hand
in Hand mit moralischer Verdorbenheit. Es über-
rascht daher nicht, dass die abtrünnigen Israeliten
sämtliche moralischen Werte über Bord warfen. Da-
mit belasteten sie nicht nur ihr Verhältnis zu Gott,
sondern auch das zu ihren Mitmenschen. Wie be-
schrieb der Prophet Hesekiel unter Inspiration den
moralischen Verfall des abtrünnigen Juda?
90 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
Moralische Unreinheit – „man . . . gibt sich
obszönem Verhalten hin“
19 Lies Hesekiel 22:3-12. Vom Größten bis zum
Kleinsten war die Nation moralisch verdorben. Die
Vorsteher, also führende Persönlichkeiten, miss-
brauchten ihre Macht und vergossen unschuldiges
Blut. Sie missachteten das Gesetz Gottes und of-
fensichtlich folgte das Volk ihrem schlechten Bei-
spiel. Kinder behandelten ihre Eltern „verächtlich“
und Inzest war gang und gäbe. Rebellische Israeli-
ten betrogen ansässige Fremde und behandelten va-
terlose Kinder und Witwen schlecht. Israelitische
Männer vergingen sich an den Frauen ihrer Mit-
menschen. Unersättliche Gier führte zu Bestechung,
Erpressung und Wucher. Wie sehr es Jehova zuge-
setzt haben muss, dass sein Bundesvolk sein Gesetz
mit Füßen trat und völlig vergessen hatte, von wie
viel Liebe es zeugte! Jehova nahm ihren mora-
lischen Absturz persönlich. Er forderte Hesekiel
auf, ihnen auszurichten: „Du hast mich völlig ver-
gessen.“
19. Wie beschrieb Hesekiel den moralischen Absturz von Jehovas
Bundesvolk?
„SCHAU DIR DIE SCHLIMMEN ABSCHEULICHKEITEN AN“ 91
20 Warum sind Hesekiels Worte über das abtrünni-
ge Juda noch aktuell? Weil der moralische Verfall von
damals an die Welt heute erinnert. Politiker missbrau-
chen ihre Macht und unterdrücken das Volk. Re-
ligiöse Führer – allen voran die Geistlichkeit der
Christenheit – segnen Kriege, die schon Millionen
Menschenleben gekostet haben. Die Geistlichkeit ver-
wässert den klaren Maßstab der Bibel für eine hohe
Sexualmoral. Das Ergebnis? Die Werte in der Welt
um uns herum sinken immer tiefer. Jehova würde
zur Christenheit ganz bestimmt das Gleiche sagen
wie zum abtrünnigen Juda: „Du hast mich völlig ver-
gessen.“
21 Warum ist das unmoralische Juda auch für uns
als Diener Jehovas ein warnendes Beispiel? Weil Jeho-
va unsere Anbetung nur annehmen kann, wenn unser
gesamtes Verhalten rein ist. Das ist in dieser mora-
lisch verdorbenen Welt alles andere als leicht (2. Tim.
3:1-5). Doch wir wissen, wie sehr Jehova moralische
Verdorbenheit in all ihren scheußlichen Formen hasst
20. Warum sind Hesekiels Worte über das abtrünnige Juda noch
aktuell?
21. Warum ist das unmoralische Juda für uns ein warnendes Beispiel?
92 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
(1. Kor. 6:9, 10). Wir richten uns nach seinen Moral-
maßstäben, weil wir ihn und seine Gesetze lieben (Ps.
119:97; 1. Joh. 5:3). Moralisch unrein zu werden wäre
gegenüber unserem reinen, heiligen Gott lieblos. Nie-
mand von uns möchte, dass Jehova jemals zu uns sa-
gen müsste: „Du hast mich völlig vergessen.“
22 Wir haben viel daraus gelernt, wie Jehova den re-
ligiösen und moralischen Verfall des alten Juda bloß-
stellte. Es hat uns sicher in unserer Entschlossenheit
bestärkt, Jehova ausschließlich ergeben zu sein, denn
das hat er mehr als verdient. Das gelingt uns nur,
wenn wir uns vor jeder Form von Götzendienst hü-
ten und moralisch rein bleiben. Doch was tat Jehova
mit seinem untreuen Volk? Am Ende von Hesekiels
Rundgang durch den Tempel sagte Jehova seinem
Propheten ganz offen: „Deshalb werde ich in meinem
Zorn einschreiten“ (Hes. 8:17, 18). Bestimmt interes-
siert uns brennend, wie Jehova das untreue Juda be-
strafte, denn ein ähnliches Gericht erwartet die böse
Welt von heute. Im nächsten Kapitel geht es darum,
wie Jehovas Urteil an Juda vollstreckt wurde.
22. (a) Wozu bist du nach diesem Rundgang mit Hesekiel entschlossen?
(b) Worum geht es im nächsten Kapitel?
„SCHAU DIR DIE SCHLIMMEN ABSCHEULICHKEITEN AN“ 93
DIE REINE ANBETUNG UND DU
1 Was erwartet Jehova zu Recht von seinen
Dienern, und was bedeutet das konkret
für uns?
2 Wie verunreinigten sich die Israeliten,
und wie kann jeder von uns rein bleiben?
3 Warum möchtest du auf jeden Fall
moralisch rein bleiben?

94 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!


6 „DEIN ENDE IST JETZT DA“
FOKUS: HESEKIEL 7:3
Jehovas Urteilsverkündung gegen
Jerusalem und die Erfüllung

ÜBERALL unter den Verschleppten in Babylon redet


man davon, wie seltsam sich der Prophet Hesekiel be-
nimmt. Nachdem er eine Woche lang stumm und
völlig benommen dagesessen hatte, war er plötzlich
aufgesprungen und hatte sich in sein Haus einge-
schlossen. Dann war er wieder aufgetaucht, hatte
sich einen Ziegelstein genommen und unter den ver-
wunderten Blicken der Dabeistehenden eine Zeich-
nung darin eingeritzt. Jetzt errichtet er wortlos ein
Miniaturbollwerk (Hes. 3:10, 11, 15, 24-26; 4:1, 2).
2 Die zweifellos wachsende Zuschauermenge fragt
sich bestimmt: „Was soll das alles bedeuten?“ So rich-
tig würden sie das erst später verstehen. Heseki-
els Verhalten kündigt ein erschreckendes Ereignis
an, durch das sich Jehovas gerechter Zorn entladen
1, 2. (a) Wodurch verwunderte Hesekiel seine Nachbarn? (b) Was kün-
digte er damit an?
„DEIN ENDE IST JETZT DA“ 95
würde. Was sollte geschehen? Wie wirkte sich das auf
die Nation des alten Israel aus? Welche Bedeutung
hat es für Anbeter Jehovas heute?
Ein Ziegelstein, Weizen und ein scharfes Schwert
3 Um 613 v. u. Z. sollte Hesekiel drei Aspekte der
Urteilsvollstreckung Jehovas gegen Jerusalem schau-
spielerisch darstellen: die Belagerung der Stadt, das
Leid der Einwohner und die Vernichtung von Stadt und
Einwohnern.1[1] Sehen wir uns diese drei Aspekte ge-
nauer an.
4 Die Belagerung Jerusalems. Jehova wies Hesekiel
an: „Nimm einen Ziegelstein und leg ihn vor dich.
Ritze . . . eine Stadt ein . . . Belagere sie.“ (Lies Heseki-
el 4:1-3.) Der Ziegelstein stellte Jerusalem dar und
Hesekiel das babylonische Heer, das Jehova gebrau-
chen würde. Hesekiel sollte auch ein Bollwerk er-
richten, eine Belagerungsrampe bauen und ringsum
Rammböcke aufstellen. Das stand für die Kriegs-
1[1] Man kann davon ausgehen, dass Hesekiel diese Szenen vor Zu-
schauern aufführte. Bei manchen Anweisungen, wie denen für das
Brotbacken und Tragen von Gepäck, sagte Jehova sogar ausdrücklich,
Hesekiel solle es „vor ihren Augen“ tun (Hes. 4:12; 12:7).
3, 4. (a) Auf welche drei Aspekte von Gottes Urteilsvollstreckung wies
Hesekiel hin? (b) Wie stellte Hesekiel die Belagerung Jerusalems dar?
96 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
maschinerie, die die Feinde Jerusalems gegen die
Stadt auffahren würden. Hesekiel sollte „eine eiserne
Backplatte“ zwischen sich und der Stadt platzieren –
ein Bild für die eiserne Stärke der feindlichen Krie-
ger. Dann richtete er sein „Gesicht gegen“ die Stadt.
All das war „ein Zeichen für das Haus Israel“. Das
Undenkbare stand kurz bevor: Jerusalem, Standort
des Tempels Gottes und wichtigste Stadt seines Vol-
kes, würde von einem feindlichen Heer belagert wer-
den – und das auf Jehovas Veranlassung!
5 Das Leid der Einwohner Jerusalems. Jehova sagte zu
Hesekiel: „Tu Weizen, Gerste, dicke Bohnen, Linsen,
Hirse und Dinkel in einen Behälter und mach dir
daraus Brot. . . . Pro Tag wirst du 20 Schekel da-
von abwiegen.“ Er erklärte ihm: „Ich schneide Jeru-
salem von der Nahrungsmittelversorgung ab“ (Hes.
4:9-16). Hesekiels Rolle wechselte jetzt. Er stellte
nicht mehr das babylonische Heer dar, sondern die
Einwohner Jerusalems. Was er tat, zeigte an, dass die
Nahrungsmittel in Jerusalem durch die Belagerung
immer knapper werden würden. Brot würde aus einer
5. Wodurch zeigte Hesekiel, wie es den Einwohnern Jerusalems ergehen
würde?
„DEIN ENDE IST JETZT DA“ 97
eigentümlichen Zutatenmischung hergestellt werden.
Die Leute müssten essen, was sie eben finden würden.
Wie groß sollte die Hungersnot werden? Hesekiel sag-
te über die Stadt: „In deiner Mitte [werden] Väter ih-
re Söhne essen und Söhne werden ihre Väter essen.“
Letztendlich würden durch „die tödlichen Pfeile der
Hungersnot“ viele dahinsiechen (Hes. 4:17; 5:10, 16).
6 Die Vernichtung Jerusalems und seiner Einwohner. In
dieser Szene sollte Hesekiel eine Doppelrolle spielen.
Zum einen stellte Hesekiel dar, was Jehova tun wür-
de. Jehova wies ihn an: „Nimm dir ein scharfes
Schwert und benutze es wie das Schermesser eines
Barbiers.“ (Lies Hesekiel 5:1, 2.) Hesekiels Hand stand
hier für Jehovas Hand. Mit gezücktem Schwert wür-
de er durch das babylonische Heer sein Urteil voll-
strecken. Zum anderen stellte Hesekiel dar, wie es
den Juden ergehen sollte. Jehova sagte ihm: „Schere
deinen Kopf und deinen Bart.“ Das war eine Vor-
schau darauf, wie die Juden angegriffen und besiegt
werden würden. Weiter wurde Hesekiel angewiesen:
„Nimm dann eine Waage, um die Haare zu wiegen
6. (a) Welche Doppelrolle übernahm Hesekiel? (b) Was lässt sich daraus
ableiten, dass Hesekiel seine Haare wiegen und aufteilen sollte?
98 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
und in Teile aufzuteilen.“ Das deutet darauf hin, dass
Jehova sein Urteil nicht willkürlich vollstrecken wür-
de, sondern gezielt und gründlich.
7 Hesekiel sollte seine abrasierten Haare in drei Tei-
le aufteilen und mit jedem Drittel etwas anderes tun.
Was bedeutete das? (Lies Hesekiel 5:7-12.) Einen Teil
verbrannte Hesekiel „in der Stadt“, um zu zeigen,
dass einige Einwohner Jerusalems innerhalb der Stadt
sterben würden. Den zweiten Teil zerhieb er mit dem
Schwert „rings um die Stadt“, weil andere außerhalb
der Stadt getötet würden. Das letzte Drittel streute er
„in den Wind“. Einige sollten unter die anderen Völ-
ker zerstreut werden, aber Jehova würde ihnen „mit
einem gezückten Schwert hinterherjagen“. Wohin es
sie auch verschlagen sollte, sie würden keinen Frieden
finden.
8 Doch die gespielte Szene Hesekiels vermittelte
auch einen Funken Hoffnung. Jehova gab seinem
Propheten nämlich die Anweisung: „Nimm ein paar
Strähnen und wickle sie in deine Gewandfalten“ (Hes.
7. Warum sollte Hesekiel seine abrasierten Haare in drei Teile aufteilen
und mit jedem Drittel etwas anderes tun?
8. (a) Welchen Funken Hoffnung vermittelte Hesekiels gespielte Szene?
(b) Wie erfüllte sich die Voraussage über die „Strähnen“?
„DEIN ENDE IST JETZT DA“ 99
˙˙˙
6A

„SCHERE DEINEN KOPF


UND DEINEN BART“
SIEHE ABSATZ 5-8

Hesekiel stellte Ereignisse „Zerhauen“


dar, die kurz darauf in Jeru- Andere würden außerhalb
salem geschehen sollten der Stadt getötet werden
„Scheren“ „Zerstreuen“
Die Juden würden angegrif- Manche sollten überleben,
fen und besiegt werden aber keinen Frieden finden
„Wiegen“ und „aufteilen“ „Einwickeln“
Die Urteilsvollstreckung Einige Verschleppte sollten
wäre gezielt und gründlich nach Jerusalem zurück-
„Verbrennen“ kehren; die reine Anbetung
Einige würden in der Stadt würde nicht ausgelöscht
sterben werden

5:3). Damit wurde angedeutet, dass ein paar der


versprengten Juden verschont würden. Einige dieser
„Strähnen“ würden zu den Freigelassenen gehören,
die nach der 70-jährigen Gefangenschaft nach Jerusa-
lem zurückkehren sollten (Hes. 6:8, 9; 11:17). Erfüllte
sich das? Und ob! Einige Jahre nach Ende der Gefan-
genschaft in Babylon berichtete der Prophet Haggai
von Juden, die nach Jerusalem zurückgekehrt waren:
100 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
„die alten Männer, die das frühere Haus gesehen hat-
ten“ – den Tempel Salomos (Esra 3:12; Hag. 2:1-3).
Wie versprochen sorgte Jehova dafür, dass die reine
Anbetung nicht ausgelöscht wurde. Auf diese Wieder-
herstellung geht Kapitel 9 ausführlicher ein (Hes.
11:17-20).
Was uns diese Prophezeiung über unsere Zukunft sagt
9 Bei Hesekiels gespielten Szenen muss man unwei-

gerlich an die großen Ereignisse denken, die laut Got-


tes Wort auf uns zukommen. Wo liegen die Paralle-
len? Wie damals beim Angriff auf Jerusalem wird
Jehova etwas scheinbar Undenkbares tun: weltliche
Mächte nutzen, um alle falschen Religionen der Erde
zu vernichten (Offb. 17:16-18). Und wie die Zerstö-
rung Jerusalems „ein Unglück ohnegleichen“ war,
wird die „große Drangsal“ mitsamt Armageddon et-
was sein, das es „bis jetzt nicht gegeben hat“ (Hes.
5:9; 7:5; Mat. 24:21).
10 Wie Gottes Wort nahelegt, werden Unterstützer
der falschen Religion die Zerstörung ihrer Organisa-
tionen überleben. Gemeinsam mit anderen Menschen
9, 10. An welche künftigen Ereignisse erinnern Hesekiels gespielte
Szenen?
„DEIN ENDE IST JETZT DA“ 101
aus allen Schichten werden sie verzweifelt woanders
Zuflucht suchen (Sach. 13:4-6; Offb. 6:15-17). Ihre La-
ge erinnert an die der Einwohner des alten Jerusalem,
die die Zerstörung der Stadt überlebten und in alle
Winde zerstreut wurden. Wie in Absatz 7 gezeigt, ka-
men sie zwar zunächst mit dem Leben davon, aber Je-
hova jagte ihnen „mit einem gezückten Schwert“ hin-
terher (Hes. 5:2). Genauso wird es den Überlebenden
nach dem Angriff auf die Religion gehen. Wohin sie
sich auch flüchten, dem Schwert Jehovas werden sie
nicht entkommen. Wie alle anderen aus der Gruppe
der „Ziegen“ werden sie in Armageddon sterben (Hes.
7:4; Mat. 25:33, 41, 46; Offb. 19:15, 18).
11 Wie berührt Hesekiels prophetisches Schauspiel
unsere Einstellung zum Predigen? Es zeigt uns, wie
wichtig und dringend es heute ist, Menschen zu Jeho-
va hinzuführen. Warum? Es bleibt nicht mehr viel
Zeit, „Menschen aus allen Völkern zu . . . Jüngern“ zu
machen (Mat. 28:19, 20; Hes. 33:14-16). Wenn „der
Stab“ (die weltlichen Mächte) die Religion angreift,
11, 12. (a) Wie berührt Hesekiels prophetisches Schauspiel unsere Ein-
stellung zum Predigen? (b) Was wird sich an unserem Predigen wahr-
scheinlich ändern?
102 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
werden wir keine Rettungsbotschaft mehr verkünden
(Hes. 7:10). Unser Predigen der guten Botschaft wird
„verstummen“, so wie auch Hesekiel während sei-
nes Dienstes zeitweise verstummte (Hes. 3:26, 27;
33:21, 22). Nach der Vernichtung der falschen Religi-
on werden zwar viele in ihrer Verzweiflung „auf die
Vision eines Propheten aus sein“. Aber lebensretten-
de Anweisungen wird es für sie keine mehr geben
(Hes. 7:26). Die Gelegenheit, ein Nachfolger Christi
zu werden und solche Anweisungen zu bekommen,
wird vorbei sein.
12 Doch mit unserem Predigen wird es nicht vor-
bei sein. Warum nicht? Während der großen Drang-
sal werden wir wahrscheinlich eine Gerichtsbotschaft
verkünden, die wie eine Hagelplage sein wird. Das
wird ein klares Signal dafür sein, dass das Ende die-
ser bösen Welt da ist (Offb. 16:21).
„Seht, der Tag! Seht, er kommt!“
13 Aus Hesekiels gespielter Szene ließ sich aber
nicht nur ableiten, wie Jerusalem zerstört werden soll-
te, sondern auch wann. Jehova wies Hesekiel an,
13. Warum sollte Hesekiel auf seiner linken und später auf seiner rech-
ten Seite liegen?
„DEIN ENDE IST JETZT DA“ 103
390 Tage auf seiner linken und 40 Tage auf seiner
rechten Seite zu liegen. Jeder Tag stand für ein Jahr
(lies Hesekiel 4:4-6; 4. Mo. 14:34). Diese Szene, die He-
sekiel offensichtlich immer nur eine begrenzte Zeit
pro Tag darstellte, wies genau auf das Jahr der Zer-
störung Jerusalems hin. Die 390 Jahre der Schuld Is-
raels müssen 997 v. u. Z. begonnen haben, dem Jahr,
in dem das Zwölfstämmereich geteilt wurde (1. Kö.
12:12-20). Die 40 Jahre der Schuld Judas begannen
wahrscheinlich 647 v. u. Z., als Jeremia zum Prophe-
ten gemacht wurde. Er warnte das Königreich Ju-
da eindringlich vor der drohenden Vernichtung (Jer.
1:1, 2, 17-19; 19:3, 4). Damit endeten beide Zeiträume
607 v. u. Z. – genau in dem Jahr, wo Jerusalem wie an-
gekündigt zerstört wurde.1[2]
14 Mit der Prophezeiung von den 390 und den
40 Tagen konnte Hesekiel wohl nicht das genaue Jahr
1[2] Als Jehova die Zerstörung Jerusalems zuließ, vollzog er damit
nicht nur sein Urteil am Zweistämmereich Juda, sondern auch am
Zehnstämmereich Israel (Jer. 11:17; Hes. 9:9, 10). Siehe Einsichten
über die Heilige Schrift, Bd. 1, Stichwort „Chronologie“, S. 493, „Von
997 v. u. Z. bis zur Verwüstung Jerusalems“.
14. (a) Wie zeigte sich Hesekiels Vertrauen darauf, dass Jehova seinen
Zeitplan genau einhalten würde? (b) Was sollte der Zerstörung Jerusa-
lems vorausgehen?
104 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
von Jerusalems Ende ermitteln. Doch in all den Jah-
ren vor der Zerstörung warnte er immer wieder vor
Jehovas Urteilsvollstreckung. „Dein Ende ist jetzt da“,
verkündete er. (Lies Hesekiel 7:3, 5-10.) Hesekiel ver-
traute voll darauf, dass Jehova seinen Zeitplan genau
einhalten würde (Jes. 46:10). Der Prophet kündigte
auch an, was der Zerstörung Jerusalems vorausgehen
würde: „Ein Unglück nach dem anderen wird kom-
men.“ Am Ende sollte es zu einem völligen Zusam-
menbruch der sozialen, religiösen und politischen
Strukturen kommen (Hes. 7:11-13, 25-27).
15 Wenige Jahre nachdem Hesekiel Jerusalems Un-
tergang angekündigt hatte, begann sich die Prophezei-
ung zu erfüllen. 609 v. u. Z. erfuhr Hesekiel, dass der
Angriff auf Jerusalem begonnen hatte. Die Trompe-
ten bliesen zwar zur Verteidigung der Stadt, aber He-
sekiel hatte bereits vorausgesagt: „Keiner zieht in den
Kampf“ (Hes. 7:14). Es gab keinen geschlossenen Wi-
derstand gegen die Eindringlinge aus Babylon. Einige
Juden dachten womöglich, Jehova würde sie retten.
Immerhin hatte ein Engel Jehovas den Großteil des
15. Welche Einzelheiten der Prophezeiung Hesekiels erfüllten sich ab
609 v. u. Z.?
„DEIN ENDE IST JETZT DA“ 105
assyrischen Heeres vernichtet, als es Jerusalem ein-
nehmen wollte (2. Kö. 19:32). Doch dieses Mal kam
ihnen kein Engel zu Hilfe. Es dauerte nicht lange und
die belagerte Stadt war wie ein „Kochtopf“ auf dem
Feuer und die Einwohner waren darin gefangen wie
„Fleischstücke“ (Hes. 24:1-10). Nach 18 entsetzlichen
Monaten der Belagerung wurde Jerusalem zerstört.
„Sammelt . . . Schätze im Himmel an“
16 Was können wir aus dieser Prophezeiung Heseki-
els lernen? Gibt es eine Verbindung zu unserer Bot-
schaft und zur Reaktion der Menschen, denen wir
predigen? Jehova hat festgelegt, wann die falsche Re-
ligion vernichtet wird – und auch diesmal wird er sei-
nen Zeitplan genau einhalten (2. Pet. 3:9, 10; Offb.
7:1-3). Wir kennen natürlich kein Datum. Doch wie
Hesekiel hören wir nicht auf, Jehovas Auftrag zu er-
füllen und Menschen zu warnen: „Dein Ende ist
jetzt da.“ Warum dürfen wir dabei nicht nachlassen?
Aus dem gleichen Grund wie Hesekiel.1[3] Als er den
1[3] Auffllligerweise gebraucht Jehova in der kurzen Passage von
Hesekiel 7:5-7 die Wörter „kommt“ und „kommen“ fünf Mal.
16. Wie können wir unser Vertrauen beweisen, dass Jehova seinen Zeit-
plan genau einhält?
106 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
Untergang Jerusalems ankündigte, glaubten ihm die
meisten nicht (Hes. 12:27, 28). Doch später fanden
sich in Babylon Juden, die die richtige Einstellung
hatten und in ihr Heimatland zurückkehrten (Jes.
49:8). Genauso tun heute viele den Gedanken ab,
diese Welt könnte einmal ihr Ende finden (2. Pet.
3:3, 4). Doch solange noch die Chance besteht, wol-
len wir unseren Teil tun, damit aufrichtige Menschen
den Weg zum Leben finden können (Mat. 7:13, 14;
2. Kor. 6:2).
17 Doch Hesekiels Prophezeiung erinnert uns noch
an etwas anderes. Wenn demnächst die Religionen an-
gegriffen werden, wird von ihren Mitgliedern „keiner
. . . in den Kampf“ ziehen. Sobald ihnen bewusst wird,
dass sie umsonst „Herr, Herr!“ rufen, werden sie zit-
tern und ihre „Hände werden schlaff herunterhän-
gen“ (Hes. 7:3, 14, 17, 18; Mat. 7:21-23). Was werden
sie noch tun? (Lies Hesekiel 7:19-21.) Für die Einwoh-
ner des alten Jerusalem kündigte Jehova an: „Sie
werden ihr Silber auf die Straßen werfen.“ Das ist
ein ausdrucksstarkes Bild für das, was auch in der
17. Was werden wir in der großen Drangsal beobachten können?
„DEIN ENDE IST JETZT DA“ 107
großen Drangsal geschehen wird. Den Menschen wird
bewusst werden, dass Geld sie nicht retten kann.
18 Was möchtest du aus dieser Prophezeiung Hese-
kiels für dich persönlich mitnehmen? Es kommt da-
rauf an, die richtigen Prioritäten zu setzen. Überleg
einmal: Wann änderten die Einwohner Jerusalems ih-
re Prioritäten? Erst nachdem sie gemerkt hatten, dass
das Ende ihrer Stadt und ihres Lebens da war und ihr
Besitz sie nicht retten konnte. Erst danach warfen sie
„ihr Silber auf die Straßen“ und waren „auf die Vi-
sion eines Propheten aus“ – doch es war zu spät!
(Hes. 7:26). Im Gegensatz dazu ist uns schon jetzt völ-
lig bewusst: Die Zeit für das Ende dieser bösen Welt
ist da. Wir vertrauen Gottes Versprechen und setzen
deshalb bereits heute die richtigen Prioritäten. So
sind wir voll damit beschäftigt, Schätze im Himmel
anzusammeln – Schätze von bleibendem Wert, die wir
nie „auf die Straßen werfen“ werden. (Lies Matthäus
6:19-21, 24.)
19 Wie berührt Hesekiels Prophezeiung vom Unter-
gang Jerusalems also uns heute? Es ist eine Erinne-
18. Was sagt uns Hesekiels Prophezeiung über die richtigen Prioritäten?
19. Wie berührt die Prophezeiung Hesekiels uns heute?
108 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
rung daran, wie wenig Zeit noch bleibt, andere zu Je-
hova hinzuführen. Deshalb geben wir beim Jünger-
machen wirklich alles. Wir freuen uns sehr, wenn sich
jemand für unseren Vater Jehova entscheidet. Alle an-
deren warnen wir weiter mit der gleichen Botschaft,
die Hesekiel hatte: „Dein Ende ist jetzt da“ (Hes.
3:19, 21; 7:3). Und für uns steht fest: Wir wollen wei-
ter voll und ganz auf Jehova vertrauen und der rei-
nen Anbetung den Ehrenplatz in unserem Leben ge-
ben (Ps. 52:7, 8; Spr. 11:28; Mat. 6:33).

DIE REINE ANBETUNG UND DU


1 An welche künftigen Ereignisse erinnern
Hesekiels gespielte Szenen?
2 Wie beeinflusst Hesekiels Vorbild deine
Einstellung zum Predigen?
3 Was könnte uns veranlassen, unsere
Prioritäten zu überdenken, und was hast
du bereits verändert?

„DEIN ENDE IST JETZT DA“ 109


7 DIE VÖLKER „WERDEN
ERKENNEN MÜSSEN,
DASS ICH JEHOVA BIN“
FOKUS: HESEKIEL 25:17
Das Verhältnis zwischen Israel und
seinen gottentehrenden Nachbarvölkern
und was wir daraus lernen können

HUNDERTE von Jahren glich Israel einem einsamen


Schaf unter einem Rudel Wölfe. Im Osten wurden die
Israeliten von den Ammonitern, Moabitern und Edo-
mitern bedroht. Im Westen lebten die Philister, die sie
ständig befeindeten. Im Norden lag Tyrus, eine wohl-
habende und einflussreiche Handelsmetropole. Im Sü-
den erstreckte sich das alte Ägypten, das von dem Pha-
rao, einem Gottkönig, regiert wurde.
2 Wenn die Israeliten auf Jehova vertrauten, be-
schützte er sie. Doch immer wieder ließen sich die Kö-
nige und das Volk von den Nachbarvölkern negativ be-
einflussen. König Ahab ist nur ein Beispiel dafür. Er
herrschte im Zehnstämmereich Israel und war ein Zeit-
1, 2. (a) Warum glich Israel einem einsamen Schaf unter Wölfen?
(b) Was ließen die Israeliten und ihre Könige zu?
110 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
genosse des jüdischen Königs Josaphat. Ahab heirate-
te eine Tochter des sidonischen Königs, dem das reiche
Tyrus unterstand. Diese Frau, Isebel, war eine fanati-
sche Verfechterin des Baalskultes. Sie beeinflusste ih-
ren willensschwachen Mann, die reine Anbetung in bei-
spiellosem Ausmaß zu verunreinigen (1. Kö. 16:30-33;
18:4, 19).
3
Jehova hatte sein Volk wiederholt davor gewarnt,
welche Folgen Untreue hätte. Nun war seine Geduld am
Ende (Jer. 21:7, 10; Hes. 5:7-9). 609 v. u. Z. fiel das baby-
lonische Heer zum dritten Mal ins Land der Verheißung
ein. Ihr letzter Einfall lag fast zehn Jahre zurück. Doch
dieses Mal würden sie die Mauern Jerusalems durch-
brechen und rigoros alle unterwerfen, die gegen Nebu-
kadnezar rebellierten. Als die Belagerung begann und
sich die inspirierten Prophezeiungen von Hesekiel in al-
len traurigen Einzelheiten erfüllten, richtete er seine
Aufmerksamkeit auf Israels Nachbarvölker.
4
Wie Jehova Hesekiel mitteilte, würden sich die Fein-
de Judas über die Zerstörung Jerusalems freuen und die
Überlebenden schikanieren. Doch die Völker, die Jeho-
vas Namen in den Schmutz zogen, sein Volk negativ
3, 4. (a) Auf wen richtete Hesekiel als Nächstes seine Aufmerksamkeit?
(b) Mit welchen Fragen beschäftigen wir uns jetzt?
DIE VÖLKER „WERDEN ERKENNEN MÜSSEN, DASS ICH JEHOVA BIN“ 111
beeinflussten und verfolgten, sollten nicht straflos da-
vonkommen. Welche Lehren enthält das Verhältnis zwi-
schen Israel und diesen Völkern? Und warum geben
Hesekiels Prophezeiungen uns heute Hoffnung?
Verwandte, die Israel mit Verachtung behandelten
5 Ammon, Moab und Edom waren im Grunde mit

Israel blutsverwandt. Doch trotz dieser familiären Ver-


bindung und der gemeinsamen Vergangenheit waren
sie für ihre andauernde Feindseligkeit gegenüber Got-
tes Volk bekannt. Sie hatten für Israel nichts als Ver-
achtung übrig (Hes. 25:6).
6 Man denke nur an die Ammoniter. Sie stammten von
Abrahams Neffen Lot ab, und zwar über dessen jünge-
re Tochter (1. Mo. 19:38). Ihre Sprache war dem Hebrä-
ischen so ähnlich, dass die Israeliten sie wahrscheinlich
verstanden. Weil sie miteinander verwandt waren, soll-
ten die Israeliten keinen Krieg gegen die Ammoniter be-
ginnen (5. Mo. 2:19). Doch die Ammoniter unterstütz-
ten in der Zeit der Richter den Moabiterkönig Eglon,
der Israel unterdrückte (Ri. 3:12-15, 27-30). Auch als
Saul sp äter König wurde, griffen die Ammoniter Israel
an (1. Sam. 11:1-4). Und zur Zeit von König Josaphat
5, 6. In welchem Verhältnis standen die Ammoniter zu den Israeliten?
112 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
taten sie sich erneut mit Moab zusammen und fielen ins
Land der Verheißung ein (2. Chr. 20:1, 2).
7 Die Moabiter waren ebenfalls Nachkommen von
Lot, aber über seine ältere Tochter (1. Mo. 19:36, 37).
Jehova sagte zu den Israeliten, dass sie sich nicht auf
Krieg mit Moab einlassen sollten (5. Mo. 2:9). Aber die
Moabiter erwiderten diese Freundlichkeit nicht. Statt
ihren Verwandten zu helfen, die gerade aus der Sklave-
rei in Ägypten entkommen waren, wollten sie sie sogar
daran hindern, in das von Gott versprochene Land ein-
zuziehen. Der Moabiterkönig Balak bezahlte Bileam
dafür, die Israeliten zu verfluchen. Er erfuhr von Bi-
leam, wie er die israelitischen Männer zu Unmoral und
Götzendienst verleiten könnte (4. Mo. 22:1-8; 25:1-9;
Offb. 2:14). Über Jahrhunderte, bis zur Zeit Hesekiels,
machten die Moabiter den Israeliten das Leben schwer
(2. Kö. 24:1, 2).
8 Die Edomiter stammten von Jakobs Zwillingsbruder
Esau ab, weshalb Jehova sie als Brüder der Israeliten
bezeichnete (5. Mo. 2:1-5; 23:7, 8). Trotzdem bekämpf-
ten sie die Israeliten vom Auszug aus Ägypten an bis
7. Wie behandelten die Moabiter die Israeliten?
8. Warum bezeichnete Jehova Edom als Israels Bruder, doch wie verhiel-
ten sich die Edomiter?
DIE VÖLKER „WERDEN ERKENNEN MÜSSEN, DASS ICH JEHOVA BIN“ 113
˙˙˙
7A ZEITLEISTE 630
(ALLES V. U. Z.)
JERUSALEM
UND DIE 620: Jerusalem kommt 620
UMLIEGENDEN unter babylonische Herrschaft
VÖLKER Nebukadnezar macht den König
ca. 650–300 v. u. Z. in Jerusalem zu seinem Untertanen
610

617: Babylon verschleppt erste Gefangene aus Jerusalem


Zu ihnen gehören führende Männer, starke Krieger und Handwerker
600
607: Babylon zerstört Jerusalem
Die Stadt und der Tempel werden niedergebrannt
590
Nach 607: Tyrus (Festlandstadt)
Nebukadnezar belagert Tyrus 13 Jahre lang. Er erobert
die Festlandstadt; die Inselstadt bleibt bestehen
580
602: Ammon und Moab
Nebukadnezar fällt in Ammon und Moab ein
570
588: Babylon besiegt Ägypten
Im 37. Jahr seiner Regierung fällt Nebukadnezar in Ägypten ein

332: Tyrus (Inselstadt)


Unter Alexander dem Großen zerstört 340
das griechische Heer die Inselstadt

332 oder früher: Philistäa


Alexander besiegt Gasa, eine Hauptstadt der Philister 330

320
.
zur Zerstörung Jerusalems 607 v. u. Z. (4. Mo. 20:14, 18;
Hes. 25:12). Die Edomiter freuten sich über das Leid
der Israeliten und feuerten die Babylonier bei der Zer-
störung Jerusalems sogar an. Das war aber noch nicht
alles. Sie versperrten ihren Brüdern sogar die Flucht
und lieferten sie dem Feind aus (Ps. 137:7; Ob. 11, 14).
9 Die Feindseligkeit der Verwandten Israels sollte
nicht ungestraft bleiben. Jehova sagte, er würde die
Ammoniter „den Bewohnern des Ostens zum Besitz ge-
ben, sodass man sich unter den Völkern nicht mehr an
die Ammoniter erinnern wird.“ Er fügte hinzu: „Ich
werde an Moab das Urteil vollstrecken, und sie werden
erkennen müssen, dass ich Jehova bin“ (Hes. 25:10, 11).
Ungefähr fünf Jahre nach dem Fall Jerusalems be-
gannen sich diese Prophezeiungen zu erfüllen – Am-
mon und Moab wurden von den Babyloniern besiegt.
Über Edom sagte Jehova, er würde „darin Mensch und
Vieh auslöschen und es zur Einöde machen“ (Hes.
25:13). Wie vorausgesagt gab es Ammon, Moab und
Edom irgendwann nicht mehr (Jer. 9:25, 26; 48:42;
49:17, 18).
9, 10. (a) Was geschah mit Ammon, Moab und Edom? (b) Welche Bei-
spiele zeigen, dass nicht alle aus diesen Völkern Feinde Israels waren?
DIE VÖLKER „WERDEN ERKENNEN MÜSSEN, DASS ICH JEHOVA BIN“ 115
10 Doch nicht alle aus diesen Völkern hatten Gottes
Volk befeindet. Der Ammoniter Zelek und der Moabi-
ter Jithma beispielsweise gehörten zu den starken Krie-
gern König Davids (1. Chr. 11:26, 39, 46; 12:1). Und
auch die Moabiterin Ruth wurde eine treue Dienerin
Jehovas (Ruth 1:4, 16, 17).
11 Welche Lehren enthält das Verhältnis, das die Isra-
eliten zu diesen Völkern hatten? Als die Israeliten un-
achtsam wurden, schlichen sich die unreinen religiö-
sen Bräuche ihrer Verwandten ein – zum Beispiel die
Anbetung des moabitischen Baal von Peor und des am-
monitischen Molech (4. Mo. 25:1-3; 1. Kö. 11:7). Etwas
Ähnliches könnte auch uns passieren. Möglicherweise
setzen uns Angehörige, die keine Zeugen Jehovas sind,
unter Druck, Zugeständnisse zu machen. Sie verstehen
vielleicht nicht, warum wir weder Ostern noch Weih-
nachten feiern und uns auch nicht an anderen üblichen
Bräuchen beteiligen, die mit falschen Glaubensansich-
ten zu tun haben. In bester Absicht wollen sie uns wo-
möglich so weit bringen, dass wir von unseren Prinzi-
pien abrücken, wenn auch nur kurz. Geben wir einem
11. Was lernen wir aus dem Verhältnis, das Israel zu Ammon, Moab und
Edom hatte?
116 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
solchen Druck nie nach! Wie die Geschichte Israels
zeigt, kann ein einziges Zugeständnis der Schritt in den
Abgrund sein.
12 Wir können aus Israels Erlebnissen mit Ammon,
Moab und Edom noch mehr lernen. Vielleicht stoßen
wir wegen unseres Glaubens bei unseren Angehörigen
auf heftigen Widerstand. Wie Jesus sagte, könnte die
Botschaft, die wir predigen, „trennen“ – „einen Mann
von seinem Vater und eine Tochter von ihrer Mutter“
(Mat. 10:35, 36). Jehova hatte die Israeliten angewiesen,
es mit ihren Verwandten nicht auf einen Streit anzule-
gen. Auch wir suchen mit Angehörigen, die Jehova
nicht dienen, keine Konfrontation. Trotzdem müssen
wir mit Widerstand rechnen (2. Tim. 3:12).
13 Doch selbst wenn unsere Verwandten unseren
Dienst für Jehova nicht direkt bekämpfen, dürfen wir
uns von ihnen nicht stärker beeinflussen lassen als von
Jehova. Warum nicht? Weil Jehova es verdient, dass un-
sere Liebe zu ihm größer ist als zu unserer Familie.
(Lies Matthäus 10:37.) Und wer weiß: Wenn wir treu zu
Jehova stehen, könnten sich uns Angehörige in der
12, 13. Welchen Widerstand erleben wir womöglich, doch was könnte
unsere Treue bewirken?
DIE VÖLKER „WERDEN ERKENNEN MÜSSEN, DASS ICH JEHOVA BIN“ 117
reinen Anbetung anschließen wie damals Zelek, Jithma
und Ruth (1. Tim. 4:16). Dann erleben auch sie, wie
viel Freude es macht, dem einzig wahren Gott zu die-
nen und von ihm geliebt und beschützt zu werden.
„Heftige Strafen“ für die Feinde Jehovas
14 Die Philister waren von der Insel Kreta in das Land
ausgewandert, das Jehova sp äter Abraham und seinen
Nachkommen versprach. Sowohl Abraham als auch Isa-
ak kamen mit den Philistern in Berührung (1. Mo.
21:29-32; 26:1). Als die Israeliten in das Land der Ver-
heißung einzogen, waren die Philister bereits ein mäch-
tiges Volk mit furchterregenden Streitkräften. Sie ver-
ehrten Götter wie Baal-Sebub und Dagon (1. Sam.
5:1-4; 2. Kö. 1:2, 3). Manchmal verehrten auch die Isra-
eliten diese falschen Götter (Ri. 10:6).
15 Wegen der Untreue der Israeliten ließ Jehova
zu, dass die Philister viele Jahre über sie herrschten
(Ri. 10:7, 8; Hes. 25:15). Sie erlegten ihnen massive
Einschränkungen auf 1[1] und töteten viele von ihnen
1[1] Die Philister untersagten zum Beispiel jegliche Schmiedearbei-
ten. Wollten die Israeliten ihre landwirtschaftlichen Geräte schärfen,
mussten sie das von den Philistern machen lassen. Der Preis dafür
entsprach mehreren Tagelöhnen (1. Sam. 13:19-22).
14, 15. Wie behandelten die Philister die Israeliten?
118 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
˙˙˙
7B

ZENTRALE WENDUNGEN
IM BIBELBUCH HESEKIEL
„Menschensohn“
ÜBER 90 MAL
Hesekiel wird über 90 Mal als „Menschensohn“ bezeich-
net (Hes. 2:1). Was Hesekiel erleben darf, ist zwar eine
außergewöhnliche Ehre, doch mit der Anrede „Menschen-
sohn“ erinnert Jehova ihn daran, dass er nur ein Mensch
ist. Auffälligerweise wird in den Evangelien auch Jesus
fast 80 Mal „Menschensohn“ genannt, was anzeigt: Jesus
war ganz Mensch, kein materialisierter Engel (Mat. 8:20).

„ . . . werden erkennen müssen, dass ich Jehova bin“


ÜBER 50 MAL
Die Aussage, dass Menschen „erkennen müssen, dass ich
Jehova bin“, kommt in Hesekiel über 50 Mal vor (Hes.
6:7). Das betont: Die reine Anbetung gehört allein Jehova.

„Souveräner Herr Jehova“


217 MAL
Die Wendung „Souveräner Herr Jehova“ erscheint 217
Mal (Hes. 2:4). Dadurch steht Gottes Name verdienter-
maßen im Mittelpunkt, und es wird deutlich gemacht,
dass Jehova der höchste Herr der gesamten Schöpfung ist.

DIE VÖLKER „WERDEN ERKENNEN MÜSSEN, DASS ICH JEHOVA BIN“ 119
(1. Sam. 4:10). Doch immer wenn die Israeliten bereu-
ten und zu Jehova umkehrten, rettete er sie. Er sorgte
für Männer wie Simson, Saul und David, um sein Volk
zu befreien (Ri. 13:5, 24; 1. Sam. 9:15-17; 18:6, 7). Und
wie Hesekiel voraussagte, bekamen die Philister „hefti-
ge Strafen“, als die Babylonier und später die Griechen
in ihr Land eindrangen (Hes. 25:15-17).
16 Welche Lehren können wir daraus entnehmen, wie
die Philister die Israeliten behandelten? Jehovas Volk
in der Neuzeit wurde von einigen der mächtigsten Na-
tionen aller Zeiten unterdrückt. Im Gegensatz zu Isra-
el haben wir treu zu Jehova gehalten. Dennoch schei-
nen die Feinde der reinen Anbetung manchmal die
Oberhand zu gewinnen. So versuchte die Regierung der
Vereinigten Staaten Anfang des 20. Jahrhunderts, die
Tätigkeit von Jehovas Volk zu stoppen. Sie verurteilte
die verantwortlichen Brüder in der Organisation zu
jahrzehntelangen Haftstrafen. Im 2. Weltkrieg wollten
die Nationalsozialisten das Volk Gottes ausrotten. Tau-
sende kamen ins Gefängnis und Hunderte verloren ihr
Leben. Nach dem Krieg ging die Sowjetunion über lan-
16, 17. Welche Lehren können wir daraus entnehmen, wie die Philister
die Israeliten behandelten?
120 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
ge Zeit systematisch gegen Jehovas Zeugen vor. Unse-
re Brüder kamen in Arbeitslager oder wurden in abge-
legene Regionen des Landes verbannt.
17 Es kann sein, dass Regierungen weiterhin unsere
Predigttätigkeit verbieten, Brüder und Schwestern in-
haftieren und sogar einige von uns töten. Sollte uns das
verängstigen oder unseren Glauben zerstören? Nie-
mals! Jehova wird seine treuen Diener behüten. (Lies
Matthäus 10:28-31.) Wir haben schon mächtige, bedrü-
ckende Regierungen von der Bildfläche verschwinden
sehen, während Jehovas Volk immer weiter aufblühte.
Schon bald wird es allen Regierungen auf der Erde er-
gehen wie den Philistern: Sie werden Jehova erkennen
müssen. Und wie die Philister wird es sie am Ende
nicht mehr geben!
„Großer Wohlstand“ war kein dauerhafter Schutz
18 Das alte Tyrus1[2] war der Knotenpunkt in einem
der größten Handelsnetze der damaligen Welt. Im Wes-
ten erstreckten sich die Schiffsrouten über das ganze
1[2] Wie es scheint, wurde das ursprüngliche Tyrus auf einer Felsen-
insel unmittelbar vor der Küste erbaut, circa 50 Kilometer nördlich
vom Karmel. Später wurde die Stadt auf das Festland ausgedehnt.
Ihr semitischer Name lautet Sur und bedeutet „Fels“.
18. Wie bedeutend war Tyrus?
DIE VÖLKER „WERDEN ERKENNEN MÜSSEN, DASS ICH JEHOVA BIN“ 121
Mittelmeer. Im Osten reichten die Handelswege über
Land bis in weit entfernte Reiche. So sammelte Tyrus
über Jahrhunderte unermesslichen Reichtum an. Seine
Kaufleute und Händler wurden derart wohlhabend,
dass sie sich als Fürsten betrachteten (Jes. 23:8).
19 Unter den Königen David und Salomo pflegten
die Bewohner von Tyrus enge Handelsbeziehungen mit
den Israeliten. Sie schickten für Davids Palast und spä-
ter für Salomos Tempel Handwerker und lieferten Bau-
material (2. Chr. 2:1, 3, 7-16). Tyrus lernte Israel in des-
sen Blütezeit kennen (1. Kö. 3:10-12; 10:4-9). Damit
hatten Tausende Tyrier die Gelegenheit, von der reinen
Anbetung zu erfahren, Jehova kennenzulernen und mit
eigenen Augen zu beobachten, wie glücklich es macht,
dem wahren Gott zu dienen.
20 Doch die Bewohner von Tyrus ließen diese Gele-
genheit ungenutzt und waren von ihrer materialisti-
schen Sichtweise nicht abzubringen. Sie nahmen sich
kein Beispiel an den Bewohnern der mächtigen Kana-
aniterstadt Gibeon, die von Jehovas großen Taten ledig-
lich gehört hatten und daraufhin seine Diener werden
19, 20. Was war der Unterschied zwischen den Bewohnern von Tyrus
und den Bewohnern von Gibeon?
122 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
wollten (Jos. 9:2, 3, 22 bis 10:2). Am Ende waren die
Tyrier Gegner von Gottes Volk und verkauften einige
sogar in die Sklaverei (Ps. 83:2, 7; Joel 3:4, 6; Am. 1:9).
21 Durch Hesekiel sagte Jehova zu diesem Feind:
„Ich bin gegen dich, Tyrus, und ich werde viele Völker
gegen dich anrücken lassen, so wie das Meer seine Wel-
len heranrollen lässt. Sie werden die Mauern von Tyrus
zerstören und seine Türme niederreißen, und ich wer-
de die Erde abkratzen und es zu einem glänzenden,
kahlen Felsen machen“ (Hes. 26:1-5). Die Tyrier fühl-
ten sich sicher. Sie vertrauten auf ihren Reichtum und
die 46 Meter hohen Mauern der Inselstadt. Doch sie
hätten Salomos Warnung ernst nehmen sollen: „Der
Reiche hält sein Vermögen für eine befestigte Stadt. In
seiner Einbildung ist es wie eine schützende Mauer“
(Spr. 18:11).
22 Als sich die Prophezeiung Hesekiels durch die
Babylonier und später durch die Griechen erfüll-
te, mussten die Bewohner von Tyrus feststellen: We-
der der Reichtum der Stadt noch ihre buchstäblichen
Mauern boten echte Sicherheit – dieser Schutz war
reine Illusion. Nachdem Jerusalem zerstört worden
21, 22. Was geschah mit Tyrus, und warum?
DIE VÖLKER „WERDEN ERKENNEN MÜSSEN, DASS ICH JEHOVA BIN“ 123
war, belagerten die Babylonier Tyrus und nahmen die
Festlandstadt nach 13 Jahren ein (Hes. 29:17, 18).
332 v. u. Z. erfüllte sich durch Alexander den Großen ei-
ne erstaunliche Einzelheit aus Hesekiels Prophezei-
ung.1[3] Seine Soldaten sammelten die Trümmer der
Festlandstadt zusammen, warfen die Steine, Balken
und den Schutt ins Wasser und errichteten so einen
Damm zur Inselstadt (Hes. 26:4, 12). Alexander durch-
brach die Mauern, plünderte die Stadt, tötete Tausende
Soldaten und Einwohner und versklavte Zehntausen-
de. Die Bewohner von Tyrus mussten Jehova erken-
nen und die bittere Erfahrung machen, dass „großer
Wohlstand“ keinen dauerhaften Schutz bietet (Hes.
27:33, 34).
23 Welche Lehre enthält das Verhalten der Tyrier? Die
„trügerische Macht des Reichtums“ darf uns nie dazu
verleiten, in materiellen Dingen eine „schützende Mau-
er“ zu sehen (Mat. 13:22). Wir können nicht „Gott und
dem Reichtum dienen“. (Lies Matthäus 6:24.) Nur wer
Jehova mit ganzem Herzen dient, ist wirklich sicher
1[3] Auch Jesaja, Jeremia, Joel, Amos und Sacharja sprachen Pro-
phezeiungen gegen Tyrus aus, die sich in allen Einzelheiten erfüllten
(Jes. 23:1-8; Jer. 25:15, 22, 27; Joel 3:4; Am. 1:10; Sach. 9:3, 4).
23. Welche Lehre enthält das Verhalten der Tyrier?
124 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
(Mat. 6:31-33; Joh. 10:27-29). Die Prophezeiungen über
das Ende des heutigen Systems werden sich genauso
zuverlässig und präzise erfüllen wie die Prophezeiun-
gen gegen Tyrus. Wenn das auf Habgier und Egoismus
aufgebaute Wirtschaftssystem vernichtet wird, werden
alle, die auf ihren Reichtum vertrauen, Jehova erken-
nen müssen.
Politische Macht, die einem „Stück Stroh“ glich
24 Ägypten hatte großen politischen Einfluss auf die

Region des verheißenen Landes – schon vor Joseph


und bis zum Vorrücken der Babylonier gegen Jerusa-
lem. Mit seinen beeindruckenden historischen Wurzeln
wirkte Ägypten möglicherweise wie ein robuster alter
Baum. Doch im Vergleich zu Jehova war es kraftlos –
nicht stärker als „ein Stück Stroh“ (Hes. 29:6).
25 Der abtrünnige König Zedekia wollte das nicht
wahrhaben. Durch den Propheten Jeremia hatte Je-
hova ihn eindringlich aufgefordert, sich dem König
von Babylon zu beugen (Jer. 27:12). Zedekia legte im
Namen Jehovas sogar einen Eid ab, nicht gegen Nebu-
kadnezar zu rebellieren. Doch dann missachtete er
24-26. (a) Warum bezeichnete Jehova Ägypten als „ein Stück Stroh“?
(b) Wie missachtete Zedekia Jehovas Anweisung, und mit welcher Folge?
DIE VÖLKER „WERDEN ERKENNEN MÜSSEN, DASS ICH JEHOVA BIN“ 125
Jehovas Anweisung, brach seinen Eid und wandte sich
an Ägypten um Hilfe (2. Chr. 36:13; Hes. 17:12-20). Da-
durch, dass die Israeliten auf die Macht Ägyptens ver-
trauten, brachten sie großes Unglück über sich (Hes.
29:7). Ägypten wirkte vielleicht so unbesiegbar wie ein
„großes Seeungeheuer“ (Hes. 29:3, 4). Aber Jehova sag-
te, er würde mit ihm genauso verfahren wie Jäger, die
Nilkrokodile fangen – er würde Haken in seinen Kie-
fer treiben, sodass es kein Entkommen gäbe. Das ge-
schah, als er die Babylonier gebrauchte, um Ägypten
zu besiegen (Hes. 29:9-12, 19).
26 Was wurde aus dem untreuen Zedekia? Weil er
gegen Jehova rebellierte, kündigte Hesekiel an, dass
dieser „schlechte Vorsteher“ seine Krone abnehmen
müsste und dass seine Herrschaft in Trümmern enden
würde. Hesekiel gab aber auch einen Grund zur Hoff-
nung (Hes. 21:25-27). Wie Jehova ihn voraussagen ließ,
würde jemand aus der königlichen Linie kommen, der
„das gesetzliche Recht“ auf den Thron hat. Im nächs-
ten Kapitel erfahren wir, um wen es sich dabei handelt.
27 Welche Lehre enthält Israels Verhalten gegenüber
Ägypten? Jehovas Diener heute dürfen ihr Vertrauen
27. Welche Lehre enthält Israels Verhalten gegenüber Ägypten?
126 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
niemals auf politische Mächte setzen oder von ihnen
dauerhaften Schutz erwarten. Wir dürfen nie „ein Teil
der Welt“ werden – nicht einmal in Gedanken (Joh.
15:19; Jak. 4:4). Das politische System mag stark er-
scheinen. Doch wie das alte Ägypten ist es nicht stabi-
ler als „ein Stück Stroh“. Wie kurzsichtig wäre es da,
unsere Hoffnung auf sterbliche Menschen zu setzen
statt auf den allmächtigen Souverän des Universums!
(Lies Psalm 146:3-6.)
Die Völker „werden erkennen müssen“
28 Jehova sagte in Hesekiel immer wieder über die
Völker: „Sie werden erkennen müssen, dass ich Jehova
bin“ (Hes. 25:17). Diese Worte bewahrheiteten sich in
alter Zeit, als Jehova das Strafgericht über die Feinde
seines Volkes brachte. Doch sie werden in unserer Zeit
eine noch größere Erfüllung haben. Wie kann man sich
das vorstellen?
29 Wie Gottes Volk damals sind auch wir heute von
Nationen umgeben, die in uns ein wehrloses, einsames
Schaf sehen (Hes. 38:10-13). Wie wir in Kapitel 17
und 18 dieses Buches noch sehen werden, starten die
28-30. In welchem Sinn werden die Nationen Jehova „erkennen müs-
sen“, und was tun wir heute schon?
DIE VÖLKER „WERDEN ERKENNEN MÜSSEN, DASS ICH JEHOVA BIN“ 127
Nationen bald einen erbarmungslosen Generalangriff
auf Gottes Volk. Doch sie werden erfahren, was echte
Macht ist. Sie werden gezwungen sein, Jehova als Sou-
verän zu erkennen, wenn sie im Krieg von Armaged-
don ihr Ende finden (Offb. 16:16; 19:17-21).
30 Uns dagegen wird Jehova beschützen und beloh-
nen. Warum? Weil wir schon heute beweisen, dass wir
ihn anerkennen – wir vertrauen ihm, hören auf ihn
und schenken ihm die reine Anbetung, die er verdient.
(Lies Hesekiel 28:26.)

DIE REINE ANBETUNG UND DU


1 Warum sollte uns Widerstand in der Familie
nicht überraschen?
2 Worauf können wir vertrauen, selbst wenn
mächtige Regierungen uns verfolgen?
3 Welche Lehre ziehst du aus der Geschichte
der Tyrier?
4 Wie kannst du beweisen, dass du Jehova
anerkennst?

128 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!


TEIL DREI
3

„ICH WERDE EUCH . . .


ZUSAMMEN BRI NGEN“
WIEDERHERSTELLUNG
DER REINEN ANBETUNG
VERSPROCHEN HESEKIEL 20:34

FOKUS: Hesekiels Prophezeiungen kündigen


Wiederherstellung an

Israel ist nicht mehr das, was es einmal war. Abtrünnigkeit


hat die Einheit des Volkes zerstört. Sie haben die reine
Anbetung besudelt und den Namen Gottes entehrt. Jetzt
müssen sie die Folgen tragen. In dieser verzweifelten Lage
lässt Jehova Hesekiel einige Prophezeiungen äußern, die
Hoffnung vermitteln. Mit beeindruckenden Wortbildern
und Ehrfurcht einflößenden Visionen ermutigt Jehova
nicht nur die gefangenen Israeliten, sondern alle, die die
Wiederherstellung der reinen Anbetung herbeisehnen.
8 „ICH WERDE EINEN
EINZIGEN HIRTEN
ÜBER SIE EINSETZEN“
FOKUS: HESEKIEL 34:23
Vier messianische Prophezeiungen und
wie sie sich an Jesus Christus erfüllen

HESEKIEL ist schon das sechste Jahr in Gefangen-


schaft.1[1] Wenn er in Gedanken in sein weit entfern-
tes, geliebtes Heimatland Juda reist und daran denkt,
wie schlecht es um das Königtum dort steht, wird ihm
ganz weh ums Herz. Er hat einige Könige kommen
und gehen sehen.
2 Hesekiel wurde in der Mitte der Regierungszeit

des treuen Königs Josia geboren. Zu erfahren, wie


gründlich Josia gegen den Götzendienst vorgegangen
war und was er alles für die Wiederherstellung der
reinen Anbetung in Juda getan hatte, muss Hesekiel
begeistert haben (2. Chr. 34:1-8). Doch Josias Refor-
men brachten keine dauerhafte Veränderung, weil die
1[1] Die ersten Juden wurden 617 v. u. Z. nach Babylon verschleppt.
Das sechste Jahr der Gefangenschaft begann also 612 v. u. Z.
1-3. Warum ist Hesekiel traurig, und wozu wird er jetzt inspiriert?
130 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
meisten Könige nach ihm wieder dem Götzendienst
verfielen. Kein Wunder, dass das Volk moralisch und
religiös immer tiefer im Morast versank. Besteht jetzt
überhaupt noch Hoffnung? Auf jeden Fall.
3 Jehova inspiriert seinen treuen Propheten, eine
messianische Prophezeiung aufzuzeichnen – die erste
von mehreren. Sie alle handeln von dem künftigen Kö-
nig und Hirten, der die reine Anbetung dauerhaft wie-
derherstellen und sich liebevoll um Jehovas Schafe
kümmern wird. Sie sind auch für uns wichtig. Unsere
ewige Zukunft hängt von ihrer Erfüllung ab. Sehen
wir uns nun vier Prophezeiungen Hesekiels über den
Messias etwas genauer an.
„Ein junger Trieb“ wird „zu einer majestätischen Zeder“
4 Um 612 v. u. Z. erhielt Hesekiel „eine Botschaft

von Jehova“, eine Prophezeiung. Sie zeigt den Umfang


der Königsmacht des Messias und wie wichtig es ist, sei-
nem Königtum zu vertrauen. Hesekiel sollte seinen Mit-
gefangenen zunächst ein Rätsel aufgeben. Es veran-
schaulichte die Untreue der Herrscher Judas und
unterstrich, wie dringend der gerechte messianische
König benötigt wurde (Hes. 17:1, 2).
4. Was zeigt Hesekiels Prophezeiung, und womit beginnt sie?
„ICH WERDE EINEN EINZIGEN HIRTEN ÜBER SIE EINSETZEN“ 131
˙˙˙
8A

Die messianische Prophezeiung


VON DER MAJESTÄTISCHEN ZEDER
HESEKIEL 17:3-24
SIEHE ABSATZ 4-11

1 Nebukadnezar bringt Jojachin nach Babylon


2 Nebukadnezar setzt Zedekia auf den Thron
in Jerusalem
3 Zedekia rebelliert gegen Jehova und bittet Ägypten
um militärische Hilfe
4 Jehova „pflanzt“ seinen Sohn auf den himmlischen
Berg Zion
5 Im wohltuenden Schatten der Regierung Jesu
werden gehorsame Menschen in Sicherheit sein

5 Lies Hesekiel 17:3-10. Kurz gesagt geht es bei dem


Rätsel um Folgendes: Ein „großer Adler“ reißt den
obersten Trieb einer Zeder ab und setzt ihn „ins Land
der Händler“. Dann nimmt er „etwas von dem Samen
des Landes“ und sät ihn auf ein fruchtbares Feld,
„wo es viel Wasser“ gibt. Aus dem Samen wird ein
„wuchernder Weinstock“. Danach kommt ein zweiter
„großer Adler“. Der Weinstock breitet seine Wur-
zeln „gierig zu ihm aus“, weil er von ihm an eine an-
5. Fasse das Rätsel kurz zusammen.
132 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
dere gut bewässerte Stelle verpflanzt werden will. Je-
hova verurteilt den Weinstock und macht klar, dass
er mitsamt Wurzeln ausgerissen werden und „völlig
vertrocknen“ würde.
6Was bedeutet das Rätsel? (Lies Hesekiel 17:11-15.)
617 v. u. Z. belagerte König Nebukadnezar (der erste
„große Adler“) Jerusalem. Er setzte den judäischen Kö-
nig Jojachin (den „obersten Trieb“) ab und brachte ihn
nach Babylon („eine Stadt der Händler“). Den Thron
in Jerusalem besetzte Nebukadnezar mit Zedekia (ei-
nem vom königlichen „Samen des Landes“). Er ließ
ihn beim Namen Gottes einen Treueschwur ablegen
(2. Chr. 36:13). Doch dieser Schwur bedeutete Zede-
kia nichts. Er rebellierte gegen Babylon und bat den
ägyptischen Pharao (den zweiten „großen Adler“) um
militärische Hilfe. Aber das ging nicht gut aus. Jeho-
va verurteilte den Treuebruch Zedekias (Hes. 17:16-21).
Zum Schluss verlor Zedekia seinen Thron und starb
in einem babylonischen Gefängnis (Jer. 52:6-11).
7 Was können wir aus dem prophetischen Rätsel
lernen? Erstens: Als reine Anbeter Jehovas müssen
6. Was bedeutet das Rätsel?
7. Was können wir aus dem prophetischen Rätsel lernen?
„ICH WERDE EINEN EINZIGEN HIRTEN ÜBER SIE EINSETZEN“ 133
wir zu unserem Wort stehen. Jesus sagte: „Euer Ja
soll einfach ein Ja sein und euer Nein ein Nein“ (Mat.
5:37). Sollten wir – zum Beispiel vor Gericht – jemals
bei Gott schwören, die Wahrheit zu sagen, ist das ei-
ne ernste Angelegenheit. Zweitens: Hoffen wir nicht
auf Menschen. Die Bibel warnt uns: „Setzt euer Ver-
trauen nicht auf Mächtige noch auf einen Menschen,
von dem ohnehin keine Rettung kommen kann“ (Ps.
146:3).
8 Es gibt jedoch einen König, auf den wir absolut
vertrauen können: den messianischen König. Um ihn
zu beschreiben, greift Jehova das Sprachbild von dem
verpflanzten Trieb noch einmal auf.
9 Inhalt der Prophezeiung. (Lies Hesekiel 17:22-24.)
Jetzt sind es nicht große Adler, sondern es ist Jehova
selbst, der aktiv wird. Er würde „einen jungen Trieb
vom Wipfel der hohen Zeder nehmen und ihn . . . auf
einem hohen und erhabenen Berg einpflanzen“. Der
Trieb würde wachsen, „zu einer majestätischen Zeder
werden“ und „verschiedensten Vögeln“ Schutz bieten.
8-10. Wie beschrieb Jehova den künftigen messianischen König, und wie
erfüllt sich die Prophezeiung? (Siehe Kasten „Die messianische Prophe-
zeiung von der majestätischen Zeder“.)
134 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
„Alle Bäume des Feldes“ würden erkennen müssen,
dass Jehova höchstpersönlich diesen majestätischen
Baum hat wachsen lassen.
10 Erfüllung der Prophezeiung. Jehova „pflückte“ sei-
nen Sohn Jesus Christus von der königlichen Linie Da-
vids („der hohen Zeder“) und „pflanzte“ ihn auf den
himmlischen Berg Zion („einen hohen und erhabenen
Berg“) (Ps. 2:6; Jer. 23:5; Offb. 14:1). So erhöhte Jeho-
va seinen Sohn, der von seinen Feinden als der „nied-
rigste der Menschen“ betrachtet wurde, und gab ihm
„den Thron Davids, seines Vaters“ (Dan. 4:17; Luk.
1:32, 33). Wie eine majestätische Zeder wird der mes-
sianische König Jesus Christus in seiner erhabenen
Stellung über die ganze Erde regieren. Er wird seine
Untertanen mit Segnungen nur so überhäufen. Das ist
der König, der unser Vertrauen verdient! Im wohl-
tuenden Schatten seiner Königreichsregierung werden
gehorsame Menschen weltweit „in Sicherheit leben,
frei von Angst vor Unglück“ (Spr. 1:33).
11 Lehre für uns. Die begeisternde Prophezeiung
über den „jungen Trieb“, der zu einer „majestätischen
11. Welche wichtige Lehre enthält die Prophezeiung über den „jungen
Trieb“, der zu einer „majestätischen Zeder“ wird?
„ICH WERDE EINEN EINZIGEN HIRTEN ÜBER SIE EINSETZEN“ 135
˙˙˙
8B

DREI
MESSIANISCHE 1
„Bis der kommt, der das
PROPHEZEIUNGEN gesetzliche Recht hat“
HESEKIEL 21:25-27
SIEHE ABSATZ 12-15

607 V. U. Z. 1914 U. Z.
. .

(
 Zeiten der anderen Völker 

Zedekia Jesus, der „das gesetzliche


abgesetzt Recht“ auf das messianische
Königreich hat, als König
und Hirte eingesetzt

Zeder“ wird, führt zu einer entscheidenden Frage:


„Auf wen setze ich mein Vertrauen?“ Menschlichen
Regierungen und ihrer militärischen Macht zu ver-
trauen wäre dumm. Wahre Sicherheit gibt es nur,
wenn wir unser ganzes Vertrauen auf Christus Jesus
setzen. Die himmlische Regierung in den Händen
dieses fähigen Königs ist die einzige Hoffnung der
Menschheit (Offb. 11:15).
136 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
„Mein Diener . . . „Ein einziger König
2 3
wird sie weiden und wird [für immer]
ihr Hirte werden“ über sie alle regieren“
HESEKIEL 34:22-24 HESEKIEL 37:22, 24-28
SIEHE ABSATZ 18-22 SIEHE ABSATZ 23-26

1919 U. Z. NACH ARMAGEDDON


( (

Letzte Tage 

Treuer und Treue Gesalbte unter Errungenschaften der


verständiger dem messianischen Königreichsregierung
Sklave mit dem König zusammen- bleiben ewig
Hüten der Schafe gebracht; später vereint bestehen
Gottes beauftragt mit einer großen Volks-
menge

Derjenige, „der das gesetzliche Recht hat“


12 Hesekiel wusste aus Gottes Erklärung zu dem

Rätsel von den Adlern: Der untreue Zedekia aus der


Linie Davids würde vom Thron abgesetzt und nach
Babylon verschleppt werden. Vielleicht fragte sich der
Prophet: Was ist mit dem Bund, den Gott mit David
geschlossen hat – dass ein König aus seiner Familie
12. Wie machte Jehova deutlich, dass er seinen Bund mit David nicht
aufgegeben hatte?
„ICH WERDE EINEN EINZIGEN HIRTEN ÜBER SIE EINSETZEN“ 137
für immer regieren würde? (2. Sam. 7:12, 16). Sollte
Hesekiel darüber nachgedacht haben, musste er nicht
lange auf die Antwort warten. Zedekia regierte noch,
als Hesekiel 611 v. u. Z., im siebten Jahr der Gefan-
genschaft, „eine Botschaft von Jehova“ erhielt (Hes.
20:2). Er sollte eine weitere messianische Prophezei-
ung verkünden, die deutlich machte, dass Jehova sei-
nen Bund mit David nicht vergessen hatte. Im Gegen-
teil. Wie die Prophezeiung zeigt, wäre der versprochene
messianische König der rechtmäßige Thronerbe Davids.
13 Inhalt der Prophezeiung. (Lies Hesekiel 21:25-27.)
Durch Hesekiel richtet Jehova deutliche Worte an den
„schlechten Vorsteher Israels“, für den die Strafe jetzt
fällig wäre. Wie Jehova diesem schlechten Herrscher
mitteilt, würden ihm „Turban“ und „Krone“ oder Dia-
dem (Symbole für königliche Macht) genommen wer-
den. Dann würden „niedrige“ Mächte „erhöht“ und
„hohe“ Machthaber „erniedrigt“ werden. Die erhöh-
ten Mächte sollten aber nur so lang herrschen, bis
„der kommt, der das gesetzliche Recht hat“. Ihm wür-
de Jehova das Königtum geben.
13, 14. Worum geht es in der Prophezeiung aus Hesekiel 21:25-27, und
wie hat sie sich erfüllt?
138 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
14 Erfüllung der Prophezeiung. 607 v. u. Z. erniedrig-
ten die Babylonier das „hohe“ Königreich Juda, des-
sen Mittelpunkt Jerusalem war. Sie zerstörten die
Stadt, setzten König Zedekia ab und nahmen ihn ge-
fangen. Da es in Jerusalem keinen König aus Davids
Linie mehr gab, hatten nun die „anderen Völker“ die
Herrschaft über die Erde für sich – die „niedrigen“
Mächte wurden erhöht. Aber nur für „die festgeleg-
ten Zeiten“ (Luk. 21:24). Diese liefen 1914 ab, als Je-
hova Jesus Christus zum König machte. Jesus hatte
als Nachkomme Davids1[2] tatsächlich „das gesetz-
liche Recht“ auf das messianische Königreich (1. Mo.
49:10). Durch Jesus erfüllte Jehova also sein feier-
liches Versprechen, David einen bleibenden Thron-
erben zu geben (Luk. 1:32, 33).
15 Lehre für uns. Auf den König Jesus Christus kön-
nen wir absolut vertrauen. Warum? Irdische Herr-
scher werden meistens von Menschen gewählt oder
sie reißen die Macht sogar an sich. Nicht so Jesus.
Ihn hat Jehova ausgewählt und ihm „ein Königreich
1[2] Dass Jesus ein Nachkomme Davids ist, wird in den Evangelien
gut belegt (Mat. 1:1-16; Luk. 3:23-31).
15. Warum können wir Jesus Christus als König völlig vertrauen?
„ICH WERDE EINEN EINZIGEN HIRTEN ÜBER SIE EINSETZEN“ 139
gegeben“, auf das er das gesetzliche Recht hat (Dan.
7:13, 14). Keine Frage: Der König, den Jehova höchst-
persönlich eingesetzt hat, verdient unser Vertrauen!
„Mein Diener David“ wird „ihr Hirte werden“
16 Dem höchsten Hirten Jehova liegt viel daran,
dass es seinen Schafen, also seinen Dienern auf der
Erde, gut geht (Ps. 100:3). Er hat sie Unterhirten an-
vertraut – Männern mit Verantwortung – und er be-
obachtet genau, wie sie seine Schafe behandeln. Stel-
len wir uns vor, wie Jehova über die „Hirten Israels“
zur Zeit Hesekiels gedacht haben muss. Völlig gewis-
senlos herrschten sie „hart und tyrannisch“ über die
Schafe. Die Herde litt und viele verließen die reine
Anbetung (Hes. 34:1-6).
17 Was unternahm Jehova gegen Israels tyrannische
Herrscher? Wie er sagte, würde er sie „zur Rechen-
schaft ziehen“. Außerdem versprach er: „Ich werde
meine Schafe . . . retten“ (Hes. 34:10). Jehova steht im-
mer zu seinem Wort (Jos. 21:45). 607 v. u. Z. entfernte
er diese selbstsüchtigen Hirten durch die Babylonier
16. Was wünscht sich Jehova für seine Schafe, und wie behandelten die
„Hirten Israels“ die Herde?
17. Wie rettete Jehova seine Schafe?
140 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
aus ihrem Amt und rettete so seine Schafe. 70 Jahre
später befreite er seine treuen Diener aus Babylon
und brachte sie in ihr Heimatland zurück. Dort konn-
ten sie die wahre Anbetung wiederherstellen. Doch
Jehovas Schafe waren weiter in Gefahr, weil sie nach
wie vor weltlichen Mächten unterstanden. „Die fest-
gelegten Zeiten der anderen Völker“ sollten noch vie-
le Jahrhunderte andauern (Luk. 21:24).
18 Jehova, dem höchsten Hirten, liegt das ewige
Glück seiner Schafe sehr am Herzen. Das zeigte sich
606 v. u. Z., etwa ein Jahr nach der Zerstörung Jerusa-
lems und Jahrzehnte vor der Befreiung der Israeliten
aus der Gefangenschaft in Babylon, als er Hesekiel zu
einer Prophezeiung inspirierte. Sie beschreibt, wie der
messianische König die Schafe Jehovas hüten wird.
19Inhalt der Prophezeiung. (Lies Hesekiel 34:22-24.)
Jehova würde „einen einzigen Hirten“ einsetzen, den
er „meinen Diener David“ nennt. Ist uns aufgefallen,
dass in beiden Fällen von einer Einzelperson die Re-
de ist? Der König würde die Dynastie Davids also
nicht einfach fortsetzen, sondern wäre selbst der blei-
bende Erbe Davids. Als Hirte und König würde er
18, 19. Welche Prophezeiung äußerte Hesekiel 606 v. u. Z.?
„ICH WERDE EINEN EINZIGEN HIRTEN ÜBER SIE EINSETZEN“ 141
Gottes Schafe weiden und „ein Vorsteher in ihrer
Mitte“ werden. Jehova würde mit seinen Schafen „ei-
nen Friedensbund“ schließen. Der Segen würde „wie
Regen auf sie herabströmen.“ Sie sollten Überfluss
haben, gedeihen und sich immer sicher fühlen. Frie-
den würde nicht nur zwischen Mensch und Mensch
herrschen, sondern sogar zwischen Mensch und Tier
(Hes. 34:25-28).
20 Erfüllung der Prophezeiung. Gott nennt den künf-
tigen König „meinen Diener David“ und weist damit
auf Jesus hin – den Nachkommen Davids, der das ge-
setzliche Recht hat zu regieren (Ps. 89:35, 36). Wie Je-
sus auf der Erde bewies, ist er „der gute Hirte“. Er
gab sein „Leben für die Schafe“ (Joh. 10:14, 15). Jetzt
ist er ein Hirte im Himmel (Heb. 13:20). Gott setz-
te Jesus 1914 als König ein und übertrug ihm die
Verantwortung, seine Schafe auf der Erde zu hüten
und zu ernähren. Schon 1919 beauftragte der König
den „treuen und verständigen Sklaven“ damit, „seine
Hausdiener“ – Gesalbte und andere Schafe – zu er-
20, 21. (a) Wie hat sich die Prophezeiung über „meinen Diener David“
erfüllt? (b) Was bedeuten Hesekiels Worte über den Friedensbund für die
Zukunft?
142 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
nähren (Mat. 24:45-47). Seitdem versorgt dieser treue
Sklave unter Christi Leitung die Schafe Gottes über-
reichlich mit geistiger Nahrung. Deshalb können sie
im geistigen Paradies, das immer mehr Form an-
nimmt, Sicherheit und Frieden fördern.
21 Was bedeuten Hesekiels Worte über den Frie-
densbund und den herabströmenden Segen für die
Zukunft? Der Friedensbund wird bald auf der ganzen
Erde seine volle Wirkung entfalten: Im buchstäbli-
chen Paradies werden Jehovas reine Diener nie wie-
der von Krieg, Kriminalität, Hunger, Krankheit oder
wilden Tieren bedroht werden (Jes. 11:6-9; 35:5, 6;
65:21-23). Was für eine Aussicht: ewiges Leben in ei-
nem Paradies! Gottes Schafe werden „in Sicherheit le-
ben und keiner wird ihnen Angst machen“. Kannst du
es auch kaum erwarten? (Hes. 34:28).
22 Lehre für uns. Jesus ist es wie seinem Vater sehr
wichtig, dass es den Schafen gut geht. Als Hirte und
König stellt er sicher, dass sie gut ernährt sind und
im geistigen Paradies Sicherheit und Frieden fin-
den. Wie beruhigend, so einen fürsorglichen König
22. Wie empfindet Jesus für die Schafe, und wie können Unterhirten
seinem Beispiel folgen?
„ICH WERDE EINEN EINZIGEN HIRTEN ÜBER SIE EINSETZEN“ 143
zu haben! Auch Unterhirten brauchen solch ein Inte-
resse an den Schafen. Älteste sollten die Herde „frei-
willig“ und „voll Eifer“ hüten und für die Schafe Vor-
bilder sein (1. Pet. 5:2, 3). Ein Ältester darf ein Schaf
Jehovas niemals misshandeln! Denken wir daran, dass
Jehova in den Tagen Hesekiels zu den tyrannischen
Hirten Israels sagte, er würde sie „zur Rechenschaft
ziehen“ (Hes. 34:10). Der höchste Hirte achtet genau
darauf, wie seine Schafe behandelt werden. Und das-
selbe tut auch sein Sohn.
„Mein Diener David wird für immer ihr Herrscher sein“
23 Jehova möchte, dass seine Anbeter ihm in Ein-

heit dienen. In einer Wiederherstellungsprophezeiung


versprach Gott, Menschen aus dem Zweistämmereich
Juda und dem Zehnstämmereich Israel zu vereinen.
Er würde sie „zu einem einzigen Volk machen“, so als
würden zwei „Stäbe“ in seiner Hand „eins werden“
(Hes. 37:15-23). Die Prophezeiung erfüllte sich erst-
mals, als Gott 537 v. u. Z. Israel als geeintes Volk
im Land der Verheißung wieder zusammenbrachte.1[3]
1[3] In Kapitel 12 wird diese Prophezeiung und ihre Erfüllung aus-
führlicher behandelt.
23. Was versprach Jehova, und wie hielt er Wort?
144 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
Doch das war lediglich eine Vorschau auf eine weit
größere und dauerhaftere Einheit. Nachdem Jehova
versprochen hatte, Israel zu vereinen, ließ er Heseki-
el prophezeien, wie der künftige König auf der ganzen
Erde Diener Jehovas in einem ewigen Band der Einheit
zusammenbringen würde.
24 Inhalt der Prophezeiung. (Lies Hesekiel 37:24-28.)
Erneut bezeichnet Jehova den messianischen Regen-
ten als „meinen Diener David“, als „einzigen Hirten“
und „Herrscher“. Doch jetzt nennt er ihn auch aus-
drücklich „König“ (Hes. 37:22). Wie sollte die Regent-
schaft dieses Königs aussehen? Sein Königtum wäre von
Bestand. Die Worte „ewig“ und „für immer“ deuten
an, dass alles, was dieser König erreicht, bleibend
ist.1[4] Sein Königtum würde Einheit bewirken. Unter die-
sem „einzigen König“ sollten treue Untertanen ge-
meinsam „in dem Land wohnen“ und die gleichen
Rechtsentscheidungen befolgen. Sein Königtum würde
1[4] bber den hebräischen Begriff, der mit „ewig“ und „für immer“
übersetzt wird, heißt es in einem Nachschlagewerk: „Der Begriff ver-
mittelt neben dem Aspekt der Dauer auch den der Beständigkeit,
Dauerhaftigkeit, Unverbrüchlichkeit, Unwiderruflichkeit und Unver-
änderlichkeit.“
24. Wie bezeichnet Jehova den messianischen Regenten, und wie sollte
sein Königtum aussehen?
„ICH WERDE EINEN EINZIGEN HIRTEN ÜBER SIE EINSETZEN“ 145
die Untertanen Jehova näherbringen. Jehova würde mit
ihnen einen „Friedensbund“ schließen. Er würde ihr
Gott werden und sie sein Volk. Und sein Heiligtum
wäre „für immer in ihrer Mitte“.
25Erfüllung der Prophezeiung. 1919 wurden treue
Gesalbte unter ihrem Hirten, dem messianischen Kö-
nig Jesus Christus, vereint. Später kam noch „eine
große Volksmenge“ „aus allen Nationen, Stämmen,
Völkern und Sprachen“ hinzu (Offb. 7:9). Zusammen
sind sie „eine einzige Herde unter einem einzigen Hir-
ten“ geworden (Joh. 10:16). Ganz gleich ob sie hoffen,
einmal ewig auf der Erde oder im Himmel zu leben,
sie alle befolgen treu Jehovas Rechtsentscheidungen.
So sind sie als weltweite Bruderschaft im geistigen Pa-
radies vereint. Jehova schenkt ihnen Frieden. Sein
„Heiligtum“ – ein Bild für die reine Anbetung – ist
„in ihrer Mitte“. Jehova ist ihr Gott und sie sind
stolz, ihm zu dienen, und zwar jetzt und für immer!
26Lehre für uns. Wir dürfen zu einer weltweiten
Bruderschaft gehören, die in der reinen Anbetung Je-
hovas vereint ist. Doch das bringt auch Verantwor-
25. Wie erfüllt sich die Prophezeiung über den messianischen König?
26. Was kannst du für die Einheit im geistigen Paradies tun?
146 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
tung mit sich. Jeder von uns muss seinen Teil tun, da-
mit wir sowohl im Glauben als auch im Handeln ver-
eint bleiben (1. Kor. 1:10). Deshalb nehmen wir alle
die gleiche geistige Nahrung zu uns, halten uns an die
gleichen biblischen Maßstäbe und führen den glei-
chen Predigt- und Lehrauftrag aus. Doch das wich-
tigste Element unserer Einheit ist Liebe. Und sie hat
viele Gesichter, zum Beispiel Einfühlungsvermögen,
Mitgefühl und Vergebung. Wenn wir uns bemühen,
Liebe zu zeigen, tun wir etwas für unsere Einheit. Wie
es in der Bibel heißt, ist Liebe „ein vollkommenes
Band der Einheit“ (Kol. 3:12-14; 1. Kor. 13:4-7).
27 Bestimmt sind wir sehr dankbar, dass wir uns so
intensiv mit diesen messianischen Prophezeiungen
Hesekiels beschäftigen konnten. Für uns steht jetzt si-
cher zweifelsfrei fest: Unser liebevoller König Jesus
Christus verdient unser Vertrauen, er hat das gesetz-
liche Recht auf das Königtum, er hütet uns einfühl-
sam und wird uns für immer in einem Band der Ein-
heit zusammenhalten. Was für eine Ehre es doch ist,
so einem König zu dienen! Und diese messianischen
27. (a) Was berührt dich an den messianischen Prophezeiungen in
Hesekiel? (b) Um welches Thema geht es in den nächsten Kapiteln?
„ICH WERDE EINEN EINZIGEN HIRTEN ÜBER SIE EINSETZEN“ 147
Prophezeiungen sind ja nur ein Teil des großen The-
mas der Wiederherstellung im Bibelbuch Hesekiel.
Jehova gebraucht Jesus, um seine Diener zusam-
menzubringen und unter ihnen die reine Anbetung
wiederherzustellen (Hes. 20:41). In den nächsten Ka-
piteln untersuchen wir die spannenden Einzelheiten
aus Hesekiel rund um das Thema Wiederherstellung
genauer.

DIE REINE ANBETUNG UND DU


1 Welche Lehren enthält das prophetische
Rätsel von den großen Adlern? (Hes. 17:3-10)
2 Welche Gründe liefern Hesekiels messianische
Prophezeiungen, dem König Jesus Christus
zu vertrauen?
3 Wie kannst du zum Frieden und zur Einheit
im geistigen Paradies beitragen?

148 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!


9 „ICH WERDE IHNEN EIN
GEEINTES HERZ GEBEN“
FOKUS: HESEKIEL 11:19
Das Thema Wiederherstellung als roter
Faden in Hesekiels Prophezeiungen

STELL dir einmal vor, du bist ein treuer Jude und lebst
in der Stadt Babylon. Dein Volk ist jetzt schon unge-
fähr ein halbes Jahrhundert in Gefangenschaft. Wie je-
den Sabbat triffst du dich mit deinen Glaubensbrüdern
zur Anbetung Jehovas. Während du dir deinen Weg
durch die belebten Straßen bahnst, kommst du an im-
posanten Tempeln und zahllosen Altären vorbei. Hier
drängen sich die Leute besonders dicht. Sie opfern und
singen Hymnen für Götter wie Marduk.
2 Abseits des Getümmels siehst du deine Brüder.1[1]
Nachdem eure kleine Gruppe eine ruhige Stelle gefun-
den hat – vielleicht an einem der Kanäle der Stadt –,
1[1] Die meisten jüdischen Gefangenen lebten in Siedlungen etwas
abseits der Stadt. Hesekiel beispielsweise lebte mit anderen Juden am
Kebar (Hes. 3:15). Einige wenige lebten aber auch direkt in Babylon.
Darunter waren „solche von königlicher und edler Herkunft“ (Dan.
1:3, 6; 2. Kö. 24:15).
1-3. Wie behandeln die Babylonier die Diener Jehovas, und warum?
„ICH WERDE IHNEN EIN GEEINTES HERZ GEBEN“ 149
betet ihr, singt Psalmen und denkt über Gottes Wort
nach. Beim Gebet kannst du das leise Knarren der
Holzkähne hören, die entlang des Ufers vertäut sind.
Hier ist es einigermaßen ruhig und friedlich. Du bist
erleichtert und hoffst, dass euch die Einheimischen
nicht finden und wieder einmal eure Zusammenkunft
stören. Warum tun sie das?
3 Babylon hat schon viele Kriege gewonnen und die
Leute schreiben die Stärke der Stadt ihren Göttern zu.
Für die Babylonier beweist die Zerstörung Jerusalems,
dass ihr Gott Marduk stärker ist als Jehova. Deshalb
verspotten sie euren Gott und sein Volk. Manchmal
verlangen sie höhnisch: „Singt für uns eins der Lieder
Zions“ (Ps. 137:3). Viele Psalmen preisen nämlich den
Sieg Zions über Jehovas Feinde. Möglicherweise ma-
chen sich die Babylonier über diese Psalmen besonders
gern lustig. Andere Psalmen sprechen direkt von den
Babyloniern. In einem heißt es beispielsweise: „Sie ha-
ben Jerusalem zu einem Trümmerhaufen gemacht . . .
Die uns umgeben, lachen uns aus und verhöhnen uns“
(Ps. 79:1, 3, 4).
4
Dann sind da noch abtrünnige Juden. Sie lassen kei-
4, 5. Welche Hoffnung vermittelt Hesekiels Prophezeiung, und worum
geht es in diesem Kapitel?
150 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
ne Gelegenheit aus, deinen Glauben an Jehova und die
Propheten ins Lächerliche zu ziehen. Trotz allem findet
ihr als Familie in der reinen Anbetung Trost. Zusam-
men zu beten, zu singen und in Gottes Wort zu lesen
ist beruhigend und tut gut (Ps. 94:19; Röm. 15:4). Und
heute hat jemand auch noch etwas Besonderes mit-
gebracht: eine Buchrolle mit den Prophezeiungen Hese-
kiels. Du hörst Jehovas Versprechen, sein Volk in sein
Heimatland zurückzubringen. Was für eine fantastische
Aussicht! Du stellst dir vor, wie du mit deiner Familie
eines Tages zurückkehrst und bei der begeisternden
Wiederherstellung mit Hand anlegst.
5 In Hesekiels Prophezeiungen wird an vielen Stellen
eine Wiederherstellung versprochen. Uns damit zu be-
schäftigen stärkt auch unsere Hoffnung. Wie erfüllten
sich diese Versprechen für die Gefangenen? Welche
Bedeutung haben sie in der Neuzeit? Gibt es auch Pro-
phezeiungen, deren endgültige Erfüllung wir noch er-
warten?
„Sie werden in die Gefangenschaft verschleppt werden“
6
Durch Hesekiel teilte Jehova deutlich mit, wie er
die Israeliten für ihr rebellisches Verhalten bestrafen
6. Wie hatte Gott sein rebellisches Volk wiederholt gewarnt?
„ICH WERDE IHNEN EIN GEEINTES HERZ GEBEN“ 151
würde: „Sie werden in die Gefangenschaft verschleppt
werden“ (Hes. 12:11). Wie wir in Kapitel 6 gesehen ha-
ben, stellte Hesekiel dieses Urteil sogar schauspiele-
risch dar. Und schon zur Zeit Mose, fast 1 000 Jah-
re zuvor, hatte Jehova die Israeliten gewarnt: Wenn
sie einen rebellischen Kurs einschlagen und beibehal-
ten würden, wäre Gefangenschaft die Folge (5. Mo.
28:36, 37). Auch Propheten wie Jesaja und Jeremia hat-
ten ähnliche Warnungen ausgesprochen (Jes. 39:5-7; Jer.
20:3-6).
7 Leider ignorierten die meisten Israeliten diese War-
nungen. Unter dem Einfluss ihrer schlechten Hirten
verfielen sie dem Götzendienst, der Untreue und der
Verdorbenheit. Irgendwann konnte Jehova ihre Rebelli-
on nicht mehr ertragen. Daher ließ er zu, dass sie Hun-
ger litten, und das in einem Land, wo einst „Milch und
Honig“ flossen! (Hes. 20:6, 7). Und wie lange angekün-
digt, ließ Jehova zu, dass sein eigenwilliges Volk in die
Gefangenschaft kam. 607 v. u. Z. versetzte Nebukadne-
zar Jerusalem den vernichtenden Schlag. Er zerstörte
die Stadt mitsamt dem Tempel. Die Überlebenden wur-
den zu Tausenden nach Babylon verschleppt. Dort wa-
7. Wie bestrafte Jehova sein Volk?
152 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
ren sie dem anfangs geschilderten Gesp ött und Wider-
stand ausgesetzt.
8
Mit der Christenversammlung geschah etwas, das
man mit der babylonischen Gefangenschaft vergleichen
kann. Christi Nachfolger wurden wie die Juden in alter
Zeit lange im Voraus gewarnt. Schon frühzeitig hatte
Jesus gesagt: „Vorsicht vor den falschen Propheten, die
als Schafe verkleidet zu euch kommen, in Wirklichkeit
aber gefräßige Wölfe sind!“ (Mat. 7:15). Jahre sp äter äu-
ßerte auch der Apostel Paulus solch eine göttliche War-
nung: „Ich weiß, wenn ich weggegangen bin, werden ge-
fährliche Wölfe bei euch eindringen und die Herde
nicht schonen, und aus eurer eigenen Mitte werden sich
Männer erheben und verdrehte Dinge reden, um die
Jünger hinter sich her wegzuziehen“ (Apg. 20:29, 30).
9 Den Christen wurde erklärt, wie sie solche gefähr-
lichen Männer erkennen und meiden könnten. Und Äl-
teste wurden aufgefordert, Abtrünnige aus der Ver-
sammlung zu entfernen (1. Tim. 1:19; 2. Tim. 2:16-19;
2. Pet. 2:1-3; 2. Joh. 10). Doch wie schon Israel und Ju-
da ignorierten viele Christen diese liebevollen Warnun-
gen mehr und mehr. Ende des 1. Jahrhunderts hatte die
8, 9. Wie warnte Gott die Christenversammlung?
„ICH WERDE IHNEN EIN GEEINTES HERZ GEBEN“ 153
Abtrünnigkeit in der Versammlung bereits Fuß gefasst.
Johannes war damals der letzte Apostel, der noch leb-
te. Er konnte beobachten, wie sehr sich Verdorbenheit
und Rebellion in der Versammlung ausbreiteten. Johan-
nes war der Einzige, der noch ein Hemmnis gegen die-
sen negativen Trend war (2. Thes. 2:6-8; 1. Joh. 2:18).
Was geschah nach seinem Tod?
10
Nach dem Tod von Johannes begann sich Jesu Ver-
gleich vom Weizen und Unkraut zu erfüllen. (Lies Mat-
thäus 13:24-30.) Wie Jesus vorausgesagt hatte, übersäte
Satan die Versammlung mit „Unkraut“ oder Schein-
christen, was den Verfall beschleunigte. Wie traurig
Jehova darüber gewesen sein muss! Die Versamm-
lung, die sein Sohn gegründet hatte, wurde verseucht
mit Götzendienst, heidnischen Feiertagen und Bräu-
chen sowie mit falschen Lehren von gottlosen Philoso-
phen und satanischen Religionen. Was unternahm Je-
hova? Wie schon beim untreuen Israel ließ er zu, dass
sein Volk in die Gefangenschaft kam. Irgendwann ab
dem 2. Jahrhundert wurden weizenähnliche Christen
von den Scheinchristen völlig überwuchert. Die wahre
10, 11. Wie erfüllte sich Jesu Vergleich vom Weizen und Unkraut ab
dem 2. Jahrhundert?
154 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
Christenversammlung geriet sozusagen in die Gefan-
genschaft von Groß-Babylon – dem Weltreich der fal-
schen Religion –, während die Scheinchristen ein Teil
davon wurden. Mit der rasanten Zunahme an Schein-
christen kam die Christenheit ins Dasein.
11 In all den düsteren Jahrhunderten, in denen die
Christenheit wucherte, gab es auch „Weizen“, also ech-
te Christen. Wie die jüdischen Gefangenen, die in He-
sekiel 6:9 beschrieben werden, erinnerten sie sich an
den wahren Gott. Einige stellten sich mutig gegen die
falschen Lehren der Christenheit. Dafür wurden sie ver-
spottet und verfolgt. Würde Jehova sein Volk für im-
mer in dieser geistigen Finsternis lassen? Nein! Wie
beim alten Israel wies er sein Volk im richtigen Maß
zurecht (Jer. 46:28). Außerdem ließ Jehova sein Volk
nicht ohne Hoffnung. Kehren wir nun zu den jüdischen
Gefangenen in Babylon zurück und sehen wir uns an,
wie Jehova ihnen Befreiung in Aussicht stellte.
„Mein Zorn auf sie wird sich legen“
12 Jehova sprach ganz offen darüber, wie zornig

er auf sein Volk war. Doch er versicherte ihnen


auch, dass sein Zorn nicht ewig andauern würde. Das
12, 13. Warum würde sich Jehovas Zorn auf sein Volk legen?
„ICH WERDE IHNEN EIN GEEINTES HERZ GEBEN“ 155
zeigen zum Beispiel folgende Worte: „Dann wird mei-
ne Verärgerung aufhören und mein Zorn auf sie wird
sich legen, und ich werde Genugtuung empfinden. Und
wenn mein Zornausbruch zu Ende ist, werden sie
erkennen müssen, dass ich, Jehova, gesprochen ha-
be, weil ich auf ausschließlicher Ergebenheit bestehe“
(Hes. 5:13). Warum würde sich Jehovas gerechter Zorn
irgendwann legen?
13 Zum einen waren mit den untreuen Juden auch
treue verschleppt worden. Zum anderen hatte Gott
durch Hesekiel angekündigt, dass einige in der Gefan-
genschaft bereuen würden. Sie würden über ihre Rebel-
lion gegen Gott und ihr scheußliches Verhalten berich-
ten und Jehova um Vergebung und Gunst anflehen
(Hes. 6:8-10; 12:16). Hesekiel gehörte zu den Treuen, ge-
nau wie der Prophet Daniel und seine drei Freunde.
Daniel wurde so alt, dass er den Beginn und das Ende
der Gefangenschaft miterlebte. In Daniel, Kapitel 9 ist
sein inniges Gebet festgehalten, in dem er Jehova um
Vergebung der Sünden Israels bat. In seinen Empfin-
dungen spiegelten sich zweifellos die Gefühle Tausen-
der Gefangener wider, die sich nach Jehovas Vergebung
und Segen sehnten. Wie begeisternd waren da Heseki-
156 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
els inspirierte Versprechen einer Befreiung und Wieder-
herstellung!
14
Doch es gab noch etwas Wichtigeres als die Befrei-
ung und Wiederherstellung von Gottes Volk. Die lange
Gefangenschaft würde nicht deshalb enden, weil es die
Befreiung verdiente. Vielmehr war für Jehova wieder
die Zeit gekommen, seinen Namen vor allen Nationen
zu heiligen (Hes. 36:22). Die Babylonier sollten ein für
allemal wissen, dass Marduk und all die anderen Dä-
monengötter für den Souveränen Herrn Jehova keine
Gegner waren! Untersuchen wir jetzt fünf Versprechen
Jehovas, die Hesekiel seinen Mitgefangenen weitergab.
Zuerst geht es darum, was sie für diese Treuen bedeu-
ten würden. Dann werden wir uns die größere Erfüllung
ansehen.
15
VERSPRECHEN 1: Götzendienst und andere ab-
scheuliche religiöse Bräuche gäbe es nicht mehr. (Lies
Hesekiel 11:18; 12:24.) Wie in Kapitel 5 dieses Bu-
ches ausgeführt wurde, war Jerusalem und der Tempel
mit verkehrten religiösen Bräuchen wie Götzendienst
beschmutzt worden. Das hatte das Volk verdorben
und von Jehova entfremdet. Durch Hesekiel kündigte
14. Warum würde Jehova sein Volk befreien?
15. Was würde sich für die Rückkehrer in der Anbetung ändern?
„ICH WERDE IHNEN EIN GEEINTES HERZ GEBEN“ 157
˙˙˙
9A

Jehova steht zu seinen Versprechen


DAMALS
SIEHE ABSATZ 15-19

1 Anbetung frei von 4 Treue Männer


Götzendienst übernehmen die Führung
2 Rückkehr in ein 5 Vereinte Anbetung
fruchtbares Heimatland in Gottes Tempel
3 Annehmbare Opfer
für Jehova

Jehova an, dass sich die Gefangenen auf eine Zeit freu-
en könnten, in der ihre Anbetung wieder rein und
unverdorben wäre. Alle anderen Segnungen der Wie-
derherstellung würden einzig und allein von der Wieder-
herstellung der reinen Anbetung abhängen.
16 VERSPRECHEN 2: Rückkehr in die geliebte Heimat.
Jehova sagte zu seinem gefangenen Volk: „Ich werde
euch das Land Israel geben“ (Hes. 11:17). Was für ein
Versprechen! Und das obwohl die Babylonier Gottes
Diener verspotteten und sie nicht auf eine Rückkehr
hoffen ließen (Jes. 14:4, 17). Doch das war noch nicht
alles. Solang die Rückkehrer treu blieben, wäre das
Land fruchtbar und ertragreich – für Nahrung und
16. Was versprach Jehova in Bezug auf das Land seines Volkes?
158 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
sinnvolle Arbeit wäre gesorgt. Die Schande und das
Elend der Hungersnot würden der Vergangenheit ange-
hören. (Lies Hesekiel 36:30.)
17
VERSPRECHEN 3: Auf Jehovas Altar würden wieder
Opfergaben dargebracht. Wie in Kapitel 2 erklärt wurde,
waren unter dem Gesetz Opfer und Gaben ein wichti-
ger Teil der reinen Anbetung. Wenn die Rückkehrer Je-
hova gehorchen und nur ihm dienen würden, würde er
ihre Opfer annehmen. Die Menschen könnten so auch
Vergebung erlangen und Gott nahebleiben. Jehova ver-
sprach: „Dort wird das ganze Haus Israel, ja sie alle,
mir im Land dienen. Dort werde ich mich über sie freu-
en. Und ich werde eure Beiträge und eure Erstlings-
opfer fordern, all eure heiligen Dinge“ (Hes. 20:40). Die
reine Anbetung wäre wirklich wiederhergestellt und
würde für Gottes Volk viel Gutes bringen.
18 VERSPRECHEN 4: Schlechte Hirten würden abge-
setzt. Warum war Gottes Volk vom rechten Weg abge-
kommen? Ein Hauptgrund war der schlechte Einfluss
verantwortlicher Männer. Jehova versprach, daran et-
was zu ändern: „Ich werde sie absetzen und sie dürfen
meine Schafe nicht mehr weiden . . . Ich werde meine
17. Was versprach Jehova bezüglich Opfergaben?
18. Wie würde Jehova sein Volk hüten?
„ICH WERDE IHNEN EIN GEEINTES HERZ GEBEN“ 159
Schafe aus ihrem Rachen retten.“ Seinen treuen Die-
nern versprach Jehova hingegen: „Ich werde mich . . .
um meine Schafe kümmern“ (Hes. 34:10, 12). Wie wür-
de das aussehen? Er würde gewissenhafte, treue Män-
ner als Hirten einsetzen.
19 VERSPRECHEN 5: Einheit unter Dienern Jehovas.
Vor der Gefangenschaft muss es die Treuen sehr frus-
triert haben, die Uneinigkeit unter Gottes Volk zu
sehen. Unter dem Einfluss falscher Propheten und
schlechter Hirten rebellierte das Volk gegen die treuen
Propheten, die Vertreter Jehovas. Das Volk war gespal-
ten. Durch Hesekiel versprach Jehova: „Ich werde ih-
nen ein geeintes Herz geben“ (Hes. 11:19). Wie begeis-
ternd das für die Treuen gewesen sein muss! Wenn die
zurückkehrenden Juden mit Jehova und miteinander in
Harmonie leben würden, könnte ihnen kein Gegner ge-
fährlich werden. Statt Jehova Schande zu bereiten,
könnten sie ihm als ganze Nation wieder Ehre machen.
20
Erfüllten sich diese fünf Versprechen an den be-
freiten Juden? Denken wir an die Worte des treuen Jo-
sua: „Von all dem Guten, das euer Gott Jehova euch
19. Was versprach Jehova bezüglich Einheit?
20, 21. Wie erfüllten sich Gottes Versprechen an den jüdischen Heim-
kehrern?
160 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
versprochen hat, [ist] kein einziges Wort unerfüllt ge-
blieben . . . Alles ist für euch wahr geworden. Kein ein-
ziges Wort ist unerfüllt geblieben“ (Jos. 23:14). So war
es schon bei Josua und so würde es auch bei den heim-
kehrenden Juden sein.
21
Die Juden gaben den Götzendienst und all die an-
deren abscheulichen Bräuche auf, die ihr Verhältnis zu
Jehova zerstört hatten. Entgegen aller Wahrscheinlich-
keit kehrten sie in ihre Heimat zurück, bebauten den
Boden und führten ein erfülltes Leben. Mit das Erste,
was sie instand setzten, war Jehovas Altar in Jerusalem.
So konnten sie wieder annehmbare Opfer darbringen
(Esra 3:2-6). Jehova gab ihnen gute Hirten – Männer
wie den treuen Priester und Abschreiber Esra, die Statt-
halter Nehemia und Serubbabel, den Hohen Priester
Josua und die mutigen Propheten Haggai, Sacharja und
Maleachi. Und solang die Juden für Jehovas Anweisun-
gen und Anleitung offen blieben, waren sie so fest ver-
eint wie schon sehr lange nicht mehr (Jes. 61:1-4; lies
Jeremia 3:15).
22 Man kann sich gut vorstellen, wie begeisternd die
22. Warum kann die erste Erfüllung der Wiederherstellungsprophezeiun-
gen nur ein Vorgeschmack gewesen sein?
„ICH WERDE IHNEN EIN GEEINTES HERZ GEBEN“ 161
˙˙˙
9B

WARUM 1919?
Warum sagen wir, dass Gottes Volk 1919 aus Babylon der Großen
befreit wurde? Ein Vergleich geschichtlicher Ereignisse mit bibli-
schen Prophezeiungen legt das nahe.
Wie biblische Prophezeiungen und die Geschichte ein-
deutig zeigen, wurde Jesus 1914 im Himmel König. Das
kennzeichnete den Beginn der letzten Tage von Satans
System. Was tat Jesus, nachdem er König geworden war?
Befreite er Jehovas Volk sofort aus der Gefangenschaft von
Babylon der Großen? Setzte er den „treuen und verstän-
digen Sklaven“ gleich ein und startete die große Ernte?
(Mat. 24:45).
Offensichtlich nicht. Der Apostel Petrus sagte unter
göttlicher Inspiration, „dass das Gericht beim Haus Gottes
anfängt“ (1. Pet. 4:17). Etwas Ähnliches kündigte der Pro-
phet Maleachi an. Er sprach von der Zeit, in der Jehova
zusammen mit seinem Sohn, dem „Boten des Bundes“, zu
seinem Tempel kommt (Mal. 3:1-5). Das wäre eine Zeit der
Läuterung und Erprobung. Bestätigt die Geschichte diese
prophetischen Hinweise?
Ganz eindeutig! Die Zeit von 1914 bis Anfang 1919 war
für die Bibelforscher, wie Jehovas Zeugen sich damals nann-
ten, tatsächlich eine Zeit der Läuterung und Erprobung.
1914 waren viele Diener Jehovas enttäuscht, weil das Ende
nicht wie erhofft gekommen war. Diese Enttäuschung ver-
stärkte sich noch, als Charles T. Russell, eine echte Füh-
rungspersönlichkeit unter Gottes Volk, 1916 starb. Einige,

162 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!


die auf ihn fixiert waren, widersetzten sich energisch seinem
Nachfolger Joseph F. Rutherford. Die Gegnerschaft wurde
so heftig, dass die Organisation 1917 zu zerbrechen droh-
te. Offensichtlich auf Anstiften der Geistlichkeit wurden
Bruder Rutherford und sieben seiner Gefährten 1918 vor
Gericht gestellt, zu Unrecht verurteilt und ins Gefängnis
geworfen. Und das Hauptbüro in Brooklyn wurde geschlos-
sen. Gottes Volk befand sich also immer noch in der Gefan-
genschaft von Groß-Babylon.
Doch was ereignete sich 1919? Urplötzlich wendete sich
das Blatt. Anfang des Jahres wurden Bruder Rutherford und
seine Gefährten aus dem Gefängnis entlassen. Sofort mach-
ten sie sich wieder an die Arbeit. In kürzester Zeit wurde ein
Kongress vorbereitet, der sich als Meilenstein herausstellte.
Man plante auch die Herausgabe einer neuen Zeitschrift –
Das Goldene Zeitalter (heute Erwachet!). Die neue Zeitschrift
war für Predigtfeldzüge gedacht. Außerdem ernannte man
in jeder Versammlung einen Aufseher, der den Predigtdienst
organisieren und fördern sollte. Noch im selben Jahr er-
schien das Bulletin (heute Unser Leben und Dienst als Christ:
Arbeitsheft). Es wurde herausgegeben, um den Brüdern zu
helfen, beim Predigen einheitlich vorzugehen.
Christus hatte Jehovas Volk ganz eindeutig aus der Ge-
fangenschaft von Babylon der Großen befreit. Er hatte den
treuen und verständigen Sklaven eingesetzt. Die Ernte hatte
begonnen. Seit dem bedeutsamen Jahr 1919 hat das Predigen
in erstaunlichem Maß an Fahrt aufgenommen.

„ICH WERDE IHNEN EIN GEEINTES HERZ GEBEN“ 163


erste Erfüllung der Versprechen Jehovas war. Doch die-
se Wiederherstellung war lediglich ein Vorgeschmack.
Warum kann man das sagen? Jehovas Versprechen er-
füllten sich damals nur begrenzt. Die Erfüllung hing
nämlich von dem Gehorsam des Volkes ab. Leider wur-
den die Juden aber irgendwann wieder rebellisch. Wie
Josua allerdings betont hatte, erfüllt sich Jehovas Wort
immer. Die Versprechen müssen daher eine größere,
dauerhafte Erfüllung haben.
„Ich [werde] mich über euch freuen“
23
Aus unserem Studium der Bibel wissen wir, dass
1914 die letzten Tage des bösen Weltsystems anbrachen.
Für uns ist das aber kein Grund, traurig zu sein. Wie
die Bibel zeigt, begannen in diesem Jahr die Zeiten, „in
denen alles wiederhergestellt wird“ (Apg. 3:21). Was
wurde damals wiederhergestellt? Jesus Christus wur-
de als messianischer König eingesetzt. Das war eine
Wiederherstellung, weil das Königtum, wie von Jeho-
va versprochen, für immer in Davids Familie bleiben
sollte (1. Chr. 17:11-14). Doch dieses Königtum war
607 v. u. Z. unterbrochen worden, als die Babylonier Je-
23, 24. Wann und wie begannen die Zeiten, „in denen alles wiederher-
gestellt wird“?
164 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
˙˙˙
9C

Jehova steht zu seinen Versprechen


HEUTE
SIEHE ABSATZ 27-31

1 Anbetung frei von 4 Treue Männer


Götzendienst übernehmen die
2 Überfluss an geistiger Führung
Nahrung 5 Weltweit vereinte
3 Opfer des Lobpreises Anbetung
werden dargebracht

rusalem zerstörten und die Regentschaft der Könige


aus der Linie Davids beendeten.
24
Jesus, der Menschensohn, war ein Nachkomme
Davids und somit sein rechtmäßiger Thronerbe (Mat.
1:1; 16:13-16; Luk. 1:32, 33). Als Jehova 1914 Jesus den
Thron im Himmel gab, begannen daher die Zeiten, „in
denen alles wiederhergestellt wird“. Jetzt konnte Jeho-
va diesen perfekten König gebrauchen, um die Wieder-
herstellung weiter voranzubringen!
25
Was war eine der ersten Amtshandlungen Christi?
Gemeinsam mit seinem Vater untersuchte er, wie es um
25, 26. (a) Wann endete die lange Gefangenschaft in Groß-Babylon,
und woher wissen wir das? (Siehe auch Kasten „Warum 1919?“.) (b) Was
erfüllte sich ab 1919?
„ICH WERDE IHNEN EIN GEEINTES HERZ GEBEN“ 165
˙˙˙
9D

GEFANGENSCHAFT Viele Prophezeiungen über die Gefangen-


UND WIEDER- schaft der Juden im alten Babylon erfüllten
sich später in größerem Umfang, als die
HERSTELLUNG Christenversammlung in die Gefangen-
...........................................
schaft von Babylon der Großen kam.
SIEHE ABSATZ 6-11, 25-32 Das zeigen die folgenden Beispiele.

607 V. U. Z. 537 V. U. Z. 100 U. Z. 1919 U. Z.


. ( ( (

1 2 3 1 2 3
ERSTE ERFÜLLUNG

1. WARNUNGEN 2. GEFANGENSCHAFT 3. WIEDERHERSTELLUNG


Vor 607 v. u. Z. Jesaja, 607 v. u. Z. Jerusalem Ab 537 v. u. Z. Ein treuer
Jeremia und Hesekiel wird zerstört; Gottes Überrest kehrt nach
warnen Jehovas Volk; Volk wird nach Babylon Jerusalem zurück, baut
trotzdem wuchert die verschleppt den Tempel wieder auf
Abtrünnigkeit und stellt die reine
Anbetung wieder her
GRÖSSERE ERFÜLLUNG

1. Jahrhundert Jesus, Ab dem 2. Jahrhundert Ab 1919 Unter dem König


Paulus und Johannes Echte Christen kommen Jesus erleben die treuen
warnen die Versammlung; in die Gefangenschaft Gesalbten das Ende der
trotzdem wuchert die von Groß-Babylon geistigen Gefangenschaft
Abtrünnigkeit und die Wiederherstellung
der reinen Anbetung
die reine Anbetung auf der Erde stand (Mal. 3:1-5). Wie
Jesus in seinem Gleichnis vorausgesagt hatte, wäre es
lange Zeit unmöglich, den Weizen vom Unkraut zu un-
terscheiden, also echte Gesalbte von Scheinchristen.1[2]
Doch das änderte sich 1914 mit Beginn der Erntezeit.
Schon in den Jahrzehnten davor stellten treue Bibel-
forscher das Fehlverhalten und die Irrlehren der Chris-
tenheit bloß. Außerdem trennten sie sich allmählich von
dieser verdorbenen Organisation. Jehovas Zeit, sein
Volk vollständig wiederherzustellen, war gekommen.
Anfang 1919, kurz nachdem die „Erntezeit“ begonnen
hatte, wurde es vollständig aus den Fesseln Groß-
Babylons befreit (Mat. 13:30). Die Gefangenschaft war
vorüber!
26 Die Wiederherstellungsprophezeiungen Hesekiels
begannen sich jetzt in größerem Umfang zu erfüllen als
je zuvor. Welche größere Erfüllung haben die bereits er-
wähnten Versprechen?
27
VERSPRECHEN 1: Götzendienst und andere ab-
scheuliche religiöse Bräuche gäbe es nicht mehr. Ende des
1[2] Wir können zum Beispiel nicht mit Bestimmtheit sagen, welche
Reformatoren des 16. Jahrhunderts möglicherweise zu den Gesalbten
gehörten.
27. Wie reinigte Gott sein Volk von Götzendienst?
„ICH WERDE IHNEN EIN GEEINTES HERZ GEBEN“ 167
19., Anfang des 20. Jahrhunderts taten sich treue Chris-
ten zusammen und sagten sich von verkehrten religiö-
sen Bräuchen los. Sie verwarfen die Dreieinigkeit, die
Unsterblichkeit der Seele und das Höllenfeuer als un-
biblische Lehren, die ihren Ursprung in der falschen
Religion haben. Gott mithilfe von Bildern anzubeten
verurteilten sie als Götzendienst. Nach und nach wur-
de dem Volk Gottes klar, dass auch die Verwendung des
Kreuzes in der Anbetung eine Form von Götzendienst
ist (Hes. 14:6).
28
VERSPRECHEN 2: Rückkehr des Volkes Gottes in
sein geistiges Land. Als treue Christen alle Verbindungen
zur babylonischen Religion lösten, kamen sie quasi nach
Hause in ihr geistiges Land – ein einzigartiger Zustand
oder ein wohltuendes Umfeld, in dem sie nie wieder
geistig hungern müssten. (Lies Hesekiel 34:13, 14.) Wie
wir später in Kapitel 19 noch erfahren werden, versorgt
Jehova dieses Land mit einem beispiellosen Strom von
geistiger Nahrung (Hes. 11:17).
29 VERSPRECHEN 3: Auf Jehovas Altar würden wieder
Opfergaben dargebracht. Christen im 1. Jahrhundert soll-
28. In welchem Sinn kehrte Jehovas Volk in sein Land zurück?
29. Was gab der Predigttätigkeit 1919 Aufschwung?
168 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
ten Gott keine Tieropfer mehr darbringen, sondern et-
was viel Wertvolleres – Worte, die Jehova verherrlich-
ten und durch die andere von ihm erfuhren (Heb.
13:15). In den Jahrhunderten der Gefangenschaft konn-
ten solche „Opfer des Lobpreises“ nicht auf organisier-
te Weise erbracht werden. Doch das sollte sich ändern.
Zum Ende der Gefangenschaft predigten Gottes Diener
fleißig und es machte ihnen viel Freude, Gott in ihren
Zusammenkünften zu preisen. Ab 1919 legte „der treue
und verständige Sklave“ mehr Wert auf das Predigen
und er organisierte es besser (Mat. 24:45-47). Ein im-
mer größer werdendes Heer ließ Jehovas Altar förmlich
überfließen mit Opfern des Lobpreises für seinen heili-
gen Namen.
30
VERSPRECHEN 4: Schlechte Hirten würden abge-
setzt. Christus erlöste Gottes Volk von den skrupello-
sen, eigennützigen, schlechten Hirten der Christenheit.
Hirten in Christi Herde, die solche Züge aufwiesen,
wurden abgesetzt (Hes. 20:38). Als der gute Hirte stellte
Jesus sicher, dass seine Schafe bestens versorgt waren.
Dafür setzte er 1919 den treuen und verständigen Skla-
ven ein. Diese kleine Gruppe Gesalbter kümmerte sich
30. Wie sorgte Jesus für gute Hirten?
„ICH WERDE IHNEN EIN GEEINTES HERZ GEBEN“ 169
˙˙˙
9E

DIE ZEITEN, Was meinte der Apostel Petrus


mit den Zeiten, „in denen alles
„IN DENEN wiederhergestellt wird“? Er sprach
ALLES WIEDER- prophetisch von einer großartigen
HERGESTELLT WIRD“ Zeit, die mit Christi Einsetzung als
APOSTELGESCHICHTE 3:21 König beginnt und bis zum Ende
.................................................. des Millenniums andauert.
SIEHE ABSATZ 23, 33-39
ENDE DES
1914 ARMAGEDDON MILLENNIUMS
. . .

( (
Ewiges
 Letzte Tage  Tausendjahrherrschaft  
Paradies

Jesus Christus wird Christi Tausendjahr- Jesus schließt die


König im Himmel. herrschaft beginnt. Wiederherstellung
1919 beginnt die Die Zeiten, „in denen ab und gibt
Wiederherstellung alles wiederhergestellt seinem Vater das
von Gottes Volk wird“, bringen treuen Königreich zurück
Menschen auch buch-
stäbliche Segnungen

WAS WIRD WIEDERHERGESTELLT?

˘ die Ehre Gottes ˘ das Leben von Toten


˘ die Gesundheit ˘ die Vollkommenheit
˘ die Jugend ˘ das Paradies auf Erden
darum, dass Gottes Volk ausreichend geistige Nahrung
hatte. Zusätzlich wurden mit der Zeit Älteste geschult,
ebenfalls für „die Herde Gottes“ zu sorgen (1. Pet.
5:1, 2). Mit der inspirierten Beschreibung aus Hesekiel
34:15, 16 werden Hirten immer wieder daran erin-
nert, was Jehova Gott und Jesus Christus von ihnen er-
warten.
31 VERSPRECHEN 5: Einheit unter Dienern Jehovas.
Über die Jahrhunderte hat sich die Christenheit in
Zehntausende von Glaubensgemeinschaften und Sek-
ten gespalten, die zum Teil hoffnungslos zerstritten
sind. Unter Gottes Volk ist es ganz anders. Jehova hat
für eine Wiederherstellung gesorgt und dabei etwas Er-
staunliches bewirkt. Durch Hesekiel versprach er: „Ich
werde ihnen ein geeintes Herz geben“ (Hes. 11:19).
Das hat sich auf großartige Weise erfüllt. Christus
hat Millionen von Nachfolgern mit unterschiedlichs-
tem ethnischen, religiösen, wirtschaftlichen und gesell-
schaftlichen Hintergrund. Doch alle lernen die gleichen
biblischen Lehren und beteiligen sich harmonisch an
der gleichen Tätigkeit. Am letzten Abend vor seinem
Tod betete Jesus inständig um Einheit unter seinen
31. Wie erfüllte Jehova die Prophezeiung aus Hesekiel 11:19?
„ICH WERDE IHNEN EIN GEEINTES HERZ GEBEN“ 171
Nachfolgern. (Lies Johannes 17:11, 20-23.) In unserer
Zeit erfüllt Jehova diese Bitte wie nie zuvor.
32
In dieser aufregenden Zeit der Wiederherstellung
zu leben ist doch wirklich einmalig, oder? Heute kön-
nen wir beobachten, wie sich Hesekiels Prophezeiungen
in jedem Bereich unserer Anbetung erfüllen. Ganz oh-
ne Zweifel steht Jehovas Volk in seiner Gunst, genau
wie er durch Hesekiel voraussagen ließ: „Ich [werde]
mich über euch freuen“ (Hes. 20:41). Ist dir bewusst,
dass es etwas ganz Besonderes ist, zu dem geeinten, gut
ernährten Volk zu gehören, das Jehova überall auf der
Welt lobpreist – ein Volk, das nach Jahrhunderten geis-
tiger Gefangenschaft endlich frei ist? Es gibt allerdings
Wiederherstellungsprophezeiungen, die eine noch grö-
ßere Erfüllung haben.
„Wie der Garten Eden“
33
Die Zeiten, „in denen alles wiederhergestellt wird“,
begannen also 1914, als Jesus den Thron erhielt und so
32. Wie berührt dich die Erfüllung der Wiederherstellungsprophezeiun-
gen? (Siehe auch Kasten „Gefangenschaft und Wiederherstellung“.)
33-35. (a) Was bedeutete die Prophezeiung aus Hesekiel 36:35 für die
jüdischen Gefangenen? (b) Was bedeutet diese Prophezeiung für Jehovas
Volk heute? (Siehe auch Kasten „Die Zeiten, ‚in denen alles wieder-
hergestellt wird‘ “.)
172 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
die Königslinie Davids wiederhergestellt wurde (Hes.
37:24). Als Nächstes ermächtigte Jehova ihn, die reine
Anbetung unter seinem Volk wiederherzustellen, das
viele Jahrhunderte in geistiger Gefangenschaft gewesen
war. War die Wiederherstellung damit abgeschlossen?
Auf keinen Fall! Christus wird sie in Zukunft auf ein-
drucksvolle Weise fortsetzen. Die begeisternden Einzel-
heiten dazu liefern uns Hesekiels Prophezeiungen.
34 Denken wir nur an die inspirierten Worte: „Man
wird sagen: ‚Das verlassene Land ist wie der Garten
Eden geworden‘ “ (Hes. 36:35). Wie verstanden Hesekiel
und die anderen Gefangenen dieses Versprechen? Sicher
erwarteten sie keine buchstäbliche, abschließende Erfül-
lung – so als würde man das wiederhergestellte Land
für das ursprüngliche, von Jehova geschaffene Paradies
halten (1. Mo. 2:8). Zweifellos war ihnen klar, dass Je-
hova ihnen einfach ein wunderschönes und fruchtbares
Land zusicherte.
35
Was bedeutet das gleiche Versprechen für uns heu-
te? In dieser bösen Welt, die vom Teufel beherrscht
wird, erwarten wir keine buchstäbliche Erfüllung. Wie
erfüllen sich diese Worte dann? Als Diener Jehovas be-
finden wir uns in einem geistigen Paradies, in dem wir
„ICH WERDE IHNEN EIN GEEINTES HERZ GEBEN“ 173
viel Gutes bewirken können und sich unser Leben um
den heiligen Dienst dreht. Dieses geistige Paradies wird
immer schöner. Doch was können wir für die Zukunft
erwarten?
36 Nach dem großen Krieg von Armageddon wird
auch die Erde wiederhergestellt. Während Jesu Tau-
sendjahrherrschaft wird er Menschen anleiten, den gan-
zen Planeten zu einem Garten Eden zu machen – ei-
nem Paradies, so wie Jehova es schon immer wollte
(Luk. 23:43). Dann werden alle Menschen miteinander
und mit der Erde im Einklang leben. Nirgendwo wird
es eine Gefahr oder Bedrohung geben. Stell dir einmal
die Zeit vor, in der das Versprechen wahr wird: „Ich
werde einen Friedensbund mit ihnen schließen und das
Land von bösartigen wilden Tieren befreien, sodass sie
sicher in der Wildnis leben und in den Wäldern schla-
fen können“ (Hes. 34:25).
37
Siehst du dich schon dort? Du kannst dann ohne
Angst unseren riesigen Planeten bereisen. Kein Tier
wird dir mehr gefährlich werden. Nichts wird deinen
Frieden stören. Du könntest im tiefsten Urwald allein
36, 37. Welche Versprechen werden im künftigen Paradies wahr
werden?
174 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
spazieren gehen. Unter seinem majestätischen Blätter-
dach könntest du sogar ohne jede Bedenken übernach-
ten und würdest garantiert ausgeruht und unbeschadet
aufwachen.
38
Auch das folgende Versprechen wird sich erfüllen:
„Sie werden . . . in Sicherheit wohnen und Häuser bau-
en und Weingärten pflanzen, ja sie werden in Sicher-
heit wohnen, wenn ich an allen ringsum, die sie mit
Verachtung behandeln, das Urteil vollstrecke. Und sie
werden erkennen müssen, dass ich ihr Gott Jehova bin“
(Hes. 28:26). Sobald die Feinde Jehovas verschwunden
sind, wird es überall friedlich und sicher sein. Und wir
werden uns nicht nur um die Erde kümmern, sondern
auch um uns und unsere Lieben – gemütliche Häuser
bauen und Weingärten pflanzen.
39
Hören sich diese Versprechen für dich nur wie ein
Wunschtraum an? Dann denke an all das, was du heu-
te, in den Zeiten, „in denen alles wiederhergestellt
wird“, bereits gesehen hast. Jesus ist in der schlimms-
ten Zeit der Menschheitsgeschichte ermächtigt worden,
38. Wie berührt dich das Versprechen aus Hesekiel 28:26?
39. Warum kannst du sicher sein, dass sich Hesekiels Prophezeiungen
über das Paradies erfüllen werden?
„ICH WERDE IHNEN EIN GEEINTES HERZ GEBEN“ 175
die reine Anbetung wiederherzustellen – und das trotz
des massiven Widerstands des Teufels. Was für ein
überzeugender Beweis, dass alles wahr werden wird,
was Gott durch Hesekiel versprochen hat!

DIE REINE ANBETUNG UND DU


1 Was erlebten die Juden in babylonischer
Gefangenschaft, und warum befreite Jehova
sie schließlich?
2 Wodurch wurde die Christenversammlung
verdorben, und was geschah daraufhin
mit ihr?
3 Welche Versprechen gab Jehova durch
Hesekiel, und wie erfüllten sie sich in
den letzten Tagen an echten Christen?
4 Die Erfüllung welcher Wiederherstellungs-
prophezeiungen sehnst du herbei?
5 Wie können wir unsere Wertschätzung dafür
zeigen, wie Jehova die reine Anbetung in
unserer Zeit wiederhergestellt hat?

176 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!


10 „IHR WERDET
LEBENDIG WERDEN“
FOKUS: HESEKIEL 37:5
Die Vision von den vertrockneten
Gebeinen und ihre größere Erfüllung

FAST fünf Jahre lang hat Hesekiel den Juden in Ba-


bylon die Zerstörung Jerusalems angekündigt. Doch
sie verschanzten sich hinter ihren falschen Hoffnun-
gen. Hesekiel drang einfach nicht zu ihnen durch,
ganz gleich, welche Szenen er darstellte, welche Ver-
gleiche er gebrauchte oder welche Botschaften er ver-
kündete. Sie wollten nicht wahrhaben, dass Jehova so
etwas zulassen würde. Selbst als sie von der Belage-
rung Jerusalems erfuhren, blieben sie zuversichtlich.
Doch das sollte sich bald ändern.
2 Jetzt, zwei Jahre nach Beginn der Belagerung,
trifft ein Entkommener aus Jerusalem ein und berich-
tet: „Die Stadt ist gefallen!“ Die Juden in Babylon
können es nicht fassen. Ihre geliebte Stadt, ihr
Heimatland, der heilige Tempel – das alles gibt es
1-3. Was stürzte die Juden in Babylon plötzlich in Verzweiflung?
„IHR WERDET LEBENDIG WERDEN“ 177
nicht mehr! Die Hoffnung, an die sie sich so lange ge-
klammert haben, verwandelt sich mit einem Schlag in
tiefe Verzweiflung (Hes. 21:7; 33:21).
3 Genau in diesem Moment bekommt Hesekiel ei-
ne Vision, die Hoffnung vermittelt. Welche Botschaft
enthält sie für die erschütterten Gefangenen? Wie er-
füllt sich diese Vision an Gottes Volk heute? Was sagt
sie uns persönlich? Sehen wir uns dazu an, was Jeho-
va Hesekiel zeigt.
„Prophezeie über diese Gebeine“
und „prophezeie dem Wind“
4 Lies Hesekiel 37:1-10. In einer Vision wurde Hese-
kiel in einer Talebene abgesetzt, die voller Menschen-
knochen war. Als wollte Jehova sicherstellen, dass He-
sekiel das volle Ausmaß der Situation erfasst, forderte
er ihn auf, um das weitläufige Knochenfeld herumzu-
laufen. Dabei fielen Hesekiel besonders zwei Dinge
auf: die Anzahl der Knochen und ihr Zustand. Es gab
„sehr viele“ und sie waren „völlig vertrocknet“.
5 Dann gab Jehova Hesekiel zwei Anweisungen,
4. Was fiel Hesekiel in der Vision besonders auf?
5. Welche zwei Anweisungen erhielt Hesekiel, und was geschah da-
raufhin?
178 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
durch die eine allmähliche Wiederherstellung in Gang
kommen würde. Die erste lautete: „Prophezeie über
diese Gebeine und sag zu ihnen: ‚. . . werdet lebendig‘ “
(Hes. 37:4-6). Kaum hatte Hesekiel prophezeit, „war
ein Geräusch zu hören, ein Klappern, und die Gebei-
ne fügten sich allmählich aneinander“. Die Knochen
wurden „mit Sehnen und Fleisch überzogen“ und es
wurde „Haut darüber gespannt“ (Hes. 37:7, 8). Die
zweite Anweisung lautete: „Prophezeie . . . und sag
zum Wind: ‚. . . wehe diese Getöteten an.‘ “ Also pro-
phezeite Hesekiel „und Atem strömte in sie, und sie
begannen zu leben und stellten sich auf die Füße –
ein sehr, sehr großes Heer“ (Hes. 37:9, 10).
„Unsere Gebeine sind vertrocknet
und unsere Hoffnung ist dahin“
6 Als Nächstes erklärte Jehova Hesekiel die Vision:
„Diese Gebeine sind das ganze Volk Israel.“ Nachdem
die jüdischen Gefangenen von Jerusalems Zerstörung
erfahren hatten, fühlten sie sich tatsächlich so gut
wie tot. Sie klagten: „Unsere Gebeine sind vertrock-
net und unsere Hoffnung ist dahin. Wir sind von al-
lem abgetrennt“ (Hes. 37:11; Jer. 34:20). Das entging
6. Was half Hesekiel, die Vision zu verstehen?
„IHR WERDET LEBENDIG WERDEN“ 179
Jehova nicht. Deshalb teilte er ihnen mit, dass diese
düstere Vision von den Menschenknochen in Wirk-
lichkeit ein echter Hoffnungsstrahl für sie war.
7 Lies Hesekiel 37:12-14. Durch diese Vision versi-
cherte Jehova den Gefangenen, sie lebendig zu ma-
chen, in ihr Land zurückzuführen und dort anzusie-
deln. Außerdem bezeichnete Jehova sie wieder als
„mein Volk“. Diese Worte müssen die verzweifelten
Gefangenen wirklich aufgerichtet haben. Sie konnten
absolut sicher sein, dass die Wiederherstellung kom-
men würde – weil Jehova selbst hinter dem Verspre-
chen stand. Er erklärte: „Ich selbst, Jehova, [habe] ge-
sprochen und es getan.“
8 Wie erfüllte sich der düstere Teil der Vision am
alten Israel? Der „Sterbeprozess“ Israels setzte bereits
740 v. u. Z. ein, als das Zehnstämmereich fiel und sei-
ne Bewohner verschleppt wurden. Ungefähr 130 Jah-
re später kam auch Juda in die Gefangenschaft, so-
dass nun „das ganze Volk Israel“ gefangen war (Hes.
7. Was versprach Jehova gemäß Hesekiel 37:12-14, und was löste das
bei den Gefangenen aus?
8. (a) Warum kann man sagen, dass „das ganze Haus Israel“ wie tot
war? (b) Auf welche Todesursache lässt Hesekiel 37:9 schließen? (Siehe
Fußnote.)
180 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
37:11). Sie waren sozusagen tot, wie die Knochen in
Hesekiels Vision.1[1] Und Hesekiel sagte ja über die
Knochen, sie seien „völlig vertrocknet“. Das deutet an,
dass der mit dem Tod vergleichbare Zustand lange an-
halten würde. Und tatsächlich dauerte er für Israel
und Juda insgesamt über 200 Jahre, von 740 bis
537 v. u. Z. (Jer. 50:33).
9 Wiederherstellungsprophezeiungen über Israel,
zum Beispiel die von Hesekiel, haben eine größere Er-
füllung (Apg. 3:21). Genau wie die alte Nation Israel
„getötet“ wurde und für einen längeren Zeitraum
„tot“ blieb, wurde auch das „Israel Gottes“ – die Ver-
sammlung Gesalbter – „getötet“ und erlebte eine lan-
ge, todesähnliche Gefangenschaft (Gal. 6:16). Sie wa-
ren so lange gefangen, dass sie im übertragenen Sinn
Knochen glichen, die „völlig vertrocknet waren“ (Hes.
37:2). Wie im letzten Kapitel erklärt wurde, begann
1[1] Die Knochen in Hesekiels Vision stammten nicht von Men-
schen, die eines natürlichen Todes gestorben waren, sondern von
„Getöteten“ (Hes. 37:9). „Das ganze Volk Israel“ wurde gewissermaßen
getötet, als die Assyrer das Zehnstämmereich Israel und die Ba-
bylonier das Zweistämmereich Juda eroberten und die Gefangenen
verschleppten.
9. Welche Parallele gibt es zwischen dem alten Israel und dem „Israel
Gottes“?
„IHR WERDET LEBENDIG WERDEN“ 181
die Gefangenschaft der Versammlung Gesalbter im
2. Jahrhundert und erstreckte sich wie im Gleichnis
vom Unkraut und Weizen angedeutet über viele Jahr-
hunderte (Mat. 13:24-30).
„Die Gebeine fügten sich allmählich aneinander“
10 Wie Jehova vorausgesagt hatte, würde sein Volk
allmählich wieder zum Leben gebracht werden (Hes.
37:7, 8). Was trug wohl dazu bei, dass gottesfürch-
tige Gefangene in Babylon nach und nach wieder
Hoffnung schöpften, nach Israel zurückzukehren?
Es müssen unter anderem die Voraussagen früherer
Propheten gewesen sein. Jesaja beispielsweise hatte
angekündigt, dass ein Überrest, „ein heiliger Samen“,
in das Land zurückkehren würde (Jes. 6:13; Hiob
14:7-9). Mit Sicherheit stärkten auch die vielen Wie-
derherstellungsprophezeiungen Hesekiels die Gefan-
genen. Außerdem muss die Gegenwart treuer Männer
wie Daniel und vor allem der Fall Babylons im Jahr
539 v. u. Z. ihre Hoffnung auf eine Rückkehr enorm
gestärkt haben.
10. (a) Was wurde in Hesekiel 37:7, 8 über Gottes Volk vorausgesagt?
(b) Was hat wohl alles dazu beigetragen, dass gottesfürchtige Gefangene
wieder Hoffnung schöpften?
182 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
11 Wie wurde das „Israel Gottes“, die Versamm-
lung gesalbter Christen, allmählich wiederhergestellt?
Nach vielen Jahrhunderten todesähnlicher Gefan-
genschaft „war ein Geräusch zu hören, ein Klap-
pern“: Gottesfürchtige Einzelpersonen begannen, sich
für die wahre Anbetung stark zu machen. William
Tyndale beispielsweise stellte im 16. Jahrhundert eine
Bibelübersetzung ins Englische her. Nun konnte das
einfache Volk die Bibel lesen, was die Geistlichen
der römisch-katholischen Kirche in Rage versetzte.
Tyndale wurde getötet. Trotzdem übersetzten andere
Mutige die Bibel in weitere Sprachen, sodass das Licht
der Wahrheit die finstere Welt immer mehr erhellte.
12 Später brachten Charles T. Russell und seine
Gefährten durch intensive Anstrengungen biblische
Wahrheiten wieder ans Licht. Die Knochen wur-
den sozusagen „mit Sehnen und Fleisch überzogen“.
Zions Wacht-Turm und andere Veröffentlichungen hal-
fen aufrichtigen Menschen, Wahrheiten aus der Bibel
zu entdecken und sich den gesalbten Dienern Gottes
11, 12. (a) Wie kam es beim „Israel Gottes“ zu einer allmählichen Wie-
derherstellung? (Siehe auch Kasten „Die reine Anbetung allmählich
wiederhergestellt“.) (b) Welche Frage könnte durch Hesekiel 37:10 auf-
kommen?
„IHR WERDET LEBENDIG WERDEN“ 183
˙˙˙
10A

Die reine Anbetung


ALLMÄHLICH WIEDERHERGESTELLT
SIEHE ABSATZ 11-14

„Ein Klappern“
William Tyndale und andere sorgten für
Bibelübersetzungen in Englisch und weiteren Sprachen
„Sehnen und Fleisch“
Charles T. Russell und seine Gefährten brachten
biblische Wahrheiten wieder ans Licht
„Sie begannen zu leben und stellten sich auf die Füße“
Nachdem Jehovas Volk 1919 wieder „lebendig“ war,
intensivierte es die Predigttätigkeit

anzuschließen. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden


die Gesalbten zusätzlich durch Hilfsmittel beflügelt
wie das „Photo-Drama der Schöpfung“ und das Buch
Das vollendete Geheimnis. Kurz danach kam für Gott
die Zeit, seinem Volk „auf die Füße“ zu helfen (Hes.
37:10). Wann und wie geschah das? Die Antwort lie-
fern Ereignisse im alten Babylon.
„Sie begannen zu leben und stellten sich auf die Füße“
13 Ab 537 v. u. Z. erfüllte sich die Vision das erste

13. (a) Wie erfüllten sich die Worte aus Hesekiel 37:10, 14 ab
537 v. u. Z.? (b) Welche Bibelstellen lassen erkennen, dass einige aus dem
Zehnstämmereich nach Israel zurückkehrten?
184 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
Mal: Jehova machte die Juden in Babylon lebendig
und stellte sie „auf die Füße“ – er befreite sie aus
der Gefangenschaft und ermöglichte ihnen die Rück-
kehr nach Israel. 42 360 jüdische Männer und über
7 000 Nichtisraeliten verließen Babylon, um Jerusa-
lem und den Tempel wieder aufzubauen und sich in
Israel niederzulassen (Esra 1:1-4; 2:64, 65; Hes. 37:14).
Fast 70 Jahre später kamen mit Esra über 1 750 Juden
aus Babylon nach Jerusalem (Esra 8:1-20). Insgesamt
gingen also über 44 000 Juden in ihr Heimatland zu-
rück – wirklich ein „großes Heer“ (Hes. 37:10). Wie
Gottes Wort erkennen lässt, kehrten auch Männer aus
dem Zehnstämmereich, deren Vorväter im 8. Jahrhun-
dert v. u. Z. von den Assyrern verschleppt worden wa-
ren, nach Israel zurück und halfen beim Wiederauf-
bau des Tempels (1. Chr. 9:3; Esra 6:17; Jer. 33:7; Hes.
36:10).
14 Wann und wie erfüllte sich dieser Teil der Pro-
phezeiung Hesekiels im Großen? Wie Jehova Heseki-
el in einer ähnlichen Prophezeiung offenbarte, würde
14. (a) Wie hilft uns Hesekiel 37:24 zu erkennen, wann sich die Vision
im Großen erfüllte? (b) Was geschah 1919? (Siehe auch Kasten „ ‚Ver-
trocknete Gebeine‘ und ‚zwei Zeugen‘ – was haben sie miteinander zu
tun?“)
„IHR WERDET LEBENDIG WERDEN“ 185
˙˙˙
10 B

„VERTROCKNETE GEBEINE“
UND „ZWEI ZEUGEN“
WAS HABEN SIE MITEINANDER ZU TUN?
SIEHE ABSATZ 9, 14

IM JAHR 1919 erfüllten sich zwei Prophezeiungen, die mit-


einander zu tun haben: die von den „vertrockneten Gebeinen“
und die von den „zwei Zeugen“ (Hes. 37:2-4; Offb. 11:1-3, 7-13).
Die Vision von den „vertrockneten Gebeinen“ kündigt einen
sehr langen Zeitraum an (viele Jahrhunderte, wie sich heraus-
stellte), der damit endet, dass eine große Gruppe des Volkes
Gottes „lebendig“ wird. Die Prophezeiung über die „zwei Zeu-
gen“ kündigt einen kurzen Zeitraum an (Erfüllung von Ende
1914 bis Anfang 1919), der damit endet, dass eine kleine Grup-
pe von Dienern Jehovas „lebendig“ wird. Beide Prophezeiun-
gen weisen auf eine sinnbildliche Auferstehung hin. Sie erfüll-
ten sich beide in der Neuzeit, als Jehova 1919 seine gesalbten
Diener „auf die Füße“ stellte, ihre Gefangenschaft in Groß-
Babylon beendete und sie in die wiederhergestellte Versamm-
lung brachte (Hes. 37:10).
Bei diesen Prophezeiungen gibt es allerdings einen bedeu-
tenden Unterschied. Die Prophezeiung von den „vertrockneten
Gebeinen“ handelt davon, wie alle vom Überrest der Gesalbten
wieder lebendig werden. Bei der Prophezeiung von den „zwei
Zeugen“ geht es darum, wie einige vom Überrest der Gesalbten
wieder zum Leben kommen – diejenigen, die in der Organisa-
tion die Führung innehatten und als „treuer und verständiger
Sklave“ eingesetzt wurden (Mat. 24:45; Offb. 11:6).1[a]
1[a] Siehe Der Wachtturm vom März 2016, unter „Fragen von Lesern“.

186 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!


.

. NACH
100 U. Z. „Das Tal . . . voller
Menschenknochen“
(Hes. 37:1)
Ab dem 2. Jahrhundert: Mit
dem „Tod“ der Versammlung
gesalbter Christen wird „das
Tal“ mit „Menschenknochen“
gefüllt

„Zwei Zeugen“
. ENDE (Offb. 11:3)
1914
1914: Die „zwei Zeugen“
predigen dreieinhalb Jahre
predigen „in Sacktuch“. Am Ende dieses
„in Sacktuch“ Zeitraums werden sie „getötet“

sinnbild-
1919: Die „vertrockneten Gebeine“ werden
licher Tod
lebendig. Jehova befreit alle Gesalbten aus
Babylon der Großen und bringt sie in die
. ANFANG wiederhergestellte Versammlung
1919
1919: Die „zwei Zeugen“ werden lebendig.
Eine kleine Gruppe Gesalbter, die in der
Organisation die Führung übernimmt,
wird als „treuer und verständiger Sklave“
eingesetzt
.
zunächst der größere David, also Jesus Christus, als
König eingesetzt werden (Hes. 37:24).1[2] 1919 legte
Jehova dann seinen Geist auf sein Volk. Sie wurden
„lebendig“ und kamen aus der Gefangenschaft von
Babylon der Großen frei (Jes. 66:8). Jehova gestattete
ihnen anschließend, sich in ihrem „Land“, dem geis-
tigen Paradies, anzusiedeln. Doch wie ist das Volk
Jehovas in neuerer Zeit zu einem „großen Heer“ ge-
worden?
15 Im Jahr 1919 setzte Christus den treuen und ver-
ständigen Sklaven ein. Kurz darauf erlebten Gottes
Diener die Erfüllung der Worte Sacharjas. Er hatte
unter den zurückgekehrten Israeliten als Prophet ge-
dient und vorausgesagt: „Viele Völker und mächtige
Nationen werden kommen, denn sie wollen Jehova . . .
suchen.“ Der Prophet beschrieb diejenigen, die Jeho-
va suchen, als „zehn Männer aus allen Sprachen der
Völker“. Sie würden sich einem Juden, dem geistigen
1[2] Diese messianische Prophezeiung wurde in Kapitel 8 bespro-
chen.
15, 16. (a) Wie ist Jehovas Volk in neuerer Zeit zu einem „großen
Heer“ geworden? (b) Wie hilft uns diese Prophezeiung Hesekiels bei
schwierigen Lebensumständen? (Siehe Kasten „Auch du kannst wieder
auf die Füße kommen“.)
188 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
Israel, anschließen und sagen: „Wir wollen mit euch
gehen, denn wir haben gehört, dass Gott an eurer Sei-
te ist“ (Sach. 8:20-23).
16 Heute bilden das geistige Israel (der gesalbte
Überrest) und im erweiterten Sinn die „zehn Män-
ner“ (die anderen Schafe) wirklich „ein sehr, sehr gro-
ßes Heer“, das in die Millionen geht (Hes. 37:10). In
diesem immer größer werdenden Heer folgen wir treu
unserem König Jesus Christus, den Blick fest auf die
großartige Belohnung gerichtet (Ps. 37:29; Hes. 37:24;
Phil. 2:25; 1. Thes. 4:16, 17).
17 Die Wiederherstellung der reinen Anbetung wür-
de für Gottes Volk eine große Verantwortung mit sich
bringen. Welche? Um das zu beantworten, müssen wir
gedanklich zu einem Auftrag Jehovas zurückgehen,
den Hesekiel noch vor der Zerstörung Jerusalems be-
kam. Dazu im nächsten Kapitel mehr.
17. Worum geht es im nächsten Kapitel?

„IHR WERDET LEBENDIG WERDEN“ 189


DIE REINE ANBETUNG UND DU
1 Warum bezeichneten die Gefangenen in
Babylon ihre Knochen als vertrocknet?
(Hes. 37:11)
2 In welchem Sinn war das „Israel Gottes“ tot?
(Mat. 13:24-30)
3 Wie wurde das „Israel Gottes“ allmählich
wiederhergestellt, und wann wurde es
„lebendig“? (Hes. 37:7-9)
4 Wie berührt es dich, zu dem „sehr, sehr
großen Heer“ zu gehören? (Hes. 37:10)

190 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!


˙˙˙
10 C

AUCH DU KANNST WIEDER


AUF DIE FÜSSE KOMMEN
DIE eindrucksvolle Vision aus Hesekiel 37:1-14 enthält eine er-
munternde Lehre für uns persönlich.
Manchmal fühlen wir uns von Umständen und Schwierig-
keiten im Leben so niedergedrückt, dass wir am liebsten
aufgeben würden. In solchen Momenten kann es uns stär-
ken, uns mit der eindrucksvollen Beschreibung in Hesekiels
Wiederherstellungsvision zu beschäftigen. Wieso? Ein Gott,
der die Macht hat, tote Gebeine wieder mit Leben zu erfül-
len, kann uns ganz bestimmt die Kraft geben, mit Proble-
men richtig umzugehen – auch mit solchen, die uns unüber-
windbar erscheinen (lies Psalm 18:29; Phil. 4:13).
Vielleicht erinnert uns das an eine Aussage des Propheten
Moses, der viele Jahrhunderte vor Hesekiel lebte. Seine
Worte verdeutlichen, dass Jehova nicht nur die Macht, son-
dern auch den Wunsch hat, sich für sein Volk als stark zu
erweisen: „Gott ist ein Zufluchtsort seit uralter Zeit, seine
ewigen Arme sind unter dir“ (5. Mo. 33:27). Es steht also au-
ßer Frage: Wenn wir uns in schweren Zeiten an Jehova wen-
den, wird er seine fürsorglichen Arme unter uns ausbreiten,
uns sanft aufhelfen und uns wieder auf die Füße stellen
(Hes. 37:10).

„IHR WERDET LEBENDIG WERDEN“ 191


11 „DICH HABE ICH ALS
WÄCHTER . . . EINGESETZT“
FOKUS: HESEKIEL 33:7
Jehovas Wächter und
ihre Verantwortung

EIN Wächter steht auf der Mauer Jerusalems. Er hält


die Hand vor die Stirn, um seine Augen vor der un-
tergehenden Sonne zu schützen. Konzentriert sucht
er den Horizont ab. Plötzlich nimmt er sein Horn,
holt tief Luft und stößt einen Warnton aus. Die Ba-
bylonier sind im Anmarsch! Doch selbst wenn die
gleichgültigen Stadtbewohner jetzt reagieren würden –
es ist zu spät. Schon seit Jahrzehnten haben Jeho-
vas Wächter, die Propheten, vor diesem Tag gewarnt.
Die Leute ignorierten das aber. Nun kesselt das ba-
bylonische Heer die Stadt ein. Nach monatelanger
Belagerung durchbrechen Soldaten die Stadtmauern,
reißen den Tempel nieder und töten oder verschlep-
pen die treulosen, götzendienerischen Einwohner Je-
rusalems.
1. Was haben die Propheten Jehovas lange Zeit getan, doch mit welchem
Ergebnis?
192 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
2 Heute rückt Jehovas himmlisches Heer unaufhalt-
sam gegen die treulosen Bewohner der Erde vor (Offb.
17:12-14). Die bevorstehende Konfrontation wird der
Höhepunkt der größten Drangsal aller Zeiten sein
(Mat. 24:21). Doch es ist noch nicht zu spät. Noch
kann jeder auf die Warnung derjenigen reagieren, die
Jehova als Wächter eingesetzt hat.
3 Was veranlasste Jehova, Wächter einzusetzen? Was
sollten die Wächter jeweils übermitteln? Wer hat diese
Aufgabe schon bekommen, und welche Rolle spielen
wir dabei? Darum geht es jetzt.
„Du . . . musst . . . in meinem Namen warnen“
4 Lies Hesekiel 33:7. Ein Wächter stand auf der Stadt-

mauer, um die Einwohner zu schützen. Er war der


sichtbare Beweis dafür, dass sich der Regent um seine
Untertanen kümmerte. Zwar konnte ein Warnton die
schlafenden Einwohner erschrecken, aber genau dieses
durchdringende Signal rettete Leben. So ähnlich war
es, als Jehova Wächter einsetzte. Er wollte die Israe-
liten nicht mit Schreckensnachrichten drangsalieren,
sondern sie retten, weil sie ihm am Herzen lagen.
2, 3. (a) Was steht den Menschen heute bevor? (b) Welche Fragen wer-
den wir besprechen?
4. Warum sorgte Jehova für Wächter?
„DICH HABE ICH ALS WÄCHTER . . . EINGESETZT“ 193
5 Mit der Ernennung Hesekiels zum Wächter offen-
barte Jehova viel über sich selbst. Zwei Einzelheiten,
die uns bestimmt besonders berühren, sehen wir uns
einmal genauer an.
6 Gerechtigkeit: Jehovas Gerechtigkeit zeigt sich da-
rin, dass er jeden unparteiisch und als Individuum be-
handelt. Ein Beispiel: Hesekiels Botschaft wurde von
der breiten Masse abgelehnt. Trotzdem stempelte Jeho-
va die Israeliten nicht als rebellische Horde ab. Er ach-
tete darauf, wie Einzelne reagierten. Immer wieder
sprach er von dem Bösen und dem Gerechten in der
Einzahl. Jehovas Urteile stützen sich also darauf, wie
der Einzelne auf seine Botschaft reagiert (Hes. 33:8,
18-20).
7 Jehovas Gerechtigkeit zeigt sich auch darin, nach
welchem Kriterium er Menschen beurteilt. Es kommt ihm
nicht darauf an, wie jemand in der Vergangenheit ge-
handelt hat, sondern wie jemand auf eine aktuelle War-
nung reagiert. Er erklärte Hesekiel: „Wenn ich zu dem
Bösen sage: ‚Du wirst ganz bestimmt sterben‘, und er
wendet sich von seiner Sünde ab und handelt nach
5, 6. Wie zeigt sich Jehovas Gerechtigkeit unter anderem?
7. Auf welcher Grundlage beurteilt Jehova Menschen?
194 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
Recht und Gerechtigkeit, . . . wird er ganz bestimmt am
Leben bleiben.“ Dann fügte Jehova noch etwas Bemer-
kenswertes hinzu: „Keine der Sünden, die er beging,
wird ihm vorgehalten werden“ (Hes. 33:14-16). Ande-
rerseits ist Gehorsam in der Vergangenheit kein Aus-
gleich für Ungehorsam in der Gegenwart. Jehova sag-
te: „Vertraut [jemand] auf seine eigene Gerechtigkeit
und handelt verkehrt, dann wird man sich an keine sei-
ner gerechten Taten erinnern, sondern er wird für sein
verkehrtes Handeln sterben“ (Hes. 33:13).
8 Jehovas Gerechtigkeit zeigt sich außerdem da-
durch, dass er rechtzeitig warnt, bevor er handelt. Hese-
kiel begann seine Tätigkeit über sechs Jahre vor der
Zerstörung Jerusalems. Und er war nicht der Erste, der
Gottes Volk davor warnte, dass es zur Verantwortung
gezogen werden würde. Schon seit mehr als einem
Jahrhundert hatte Jehova Propheten als Wächter ge-
sandt. Zu ihnen gehörten Hosea, Jesaja, Micha, Oded
und Jeremia. Durch Jeremia erinnerte Jehova die Is-
raeliten: „Ich setzte Wächter ein, die riefen: ‚Achtet
auf den Schall des Horns!‘ “ (Jer. 6:17). Daher wa-
ren weder Jehova noch diese Wächter schuld, als die
8. Wie zeigt sich Jehovas Gerechtigkeit noch?
„DICH HABE ICH ALS WÄCHTER . . . EINGESETZT“ 195
Babylonier schließlich Jehovas Urteil vollstreckten und
viele Israeliten ihr Leben verloren.
9 Liebe: Aus loyaler Liebe sandte Jehova seine Wäch-
ter nicht nur zu den Gerechten, sondern auch zu den
Bösen – genau zu denen, die ihm das Herz brachen und
ihm Schande machten. Die Israeliten waren als das
Volk Jehovas bekannt, aber sie wandten sich immer
wieder von ihm ab und liefen falschen Göttern nach.
Einfach unfassbar! Jehova ließ sie wissen, wie sehr ihn
dieser Verrat schmerzte: Er verglich die Nation mit ei-
ner Ehebrecherin (Hes. 16:32). Trotzdem gab er sein
Volk nicht einfach auf. Er wollte Versöhnung, nicht Ra-
che. Das Schwert wäre die letzte Maßnahme, nicht die
erste Reaktion. Er nannte Hesekiel den Grund: „Ich ha-
be kein Gefallen am Tod des Bösen, sondern daran,
dass ein Böser seinen Kurs ändert und am Leben
bleibt“ (Hes. 33:11). So empfand Jehova damals, und
genauso empfindet er heute (Mal. 3:6).
10 Wie gerecht und liebevoll Jehova doch mit den Is-
raeliten umging! Was können wir daraus lernen? Wir
dürfen die Menschen im Predigtdienst nicht als ge-
9. Wie bewies Jehova loyale Liebe?
10, 11. Was können wir daraus lernen, wie Jehova sein Volk behandelte?
196 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
˙˙˙
11A

EINIGE VORBILDLICHE WÄCHTER


Diese Wächter erlebten Widerstand, blieben loyal und übermittelten
sowohl Warnungen als auch gute Botschaften.

ALTES ISRAEL 1. JAHRHUNDERT


Jesaja ca. 778 bis ca. 732 v. u. Z. Johannes der Täufer 29 bis 32 u. Z.
Jeremia 647 bis 580 v. u. Z. Jesus 29 bis 33 u. Z.
Hesekiel 613 bis ca. 591 v. u. Z. Paulus ca. 34 bis ca. 65 u. Z.

IN NEUERER ZEIT
C. T. Russell und seine Gefährten ca. 1879 bis 1919
Der treue Sklave 1919 bis heute

sichtslose Masse sehen, sondern als Individuen. Nie-


mals dürfen wir jemand vorverurteilen und denken,
dass er es wegen seiner Vergangenheit, Herkunft, wirt-
schaftlichen Situation oder Muttersprache nicht ver-
dient, die gute Botschaft zu hören. Was Jehova dem
Apostel Petrus vermittelte, ist noch heute gültig. Pe-
trus lernte, dass Gott „nicht parteiisch ist, sondern dass
er in jedem Volk den Menschen annimmt, der Ehr-
furcht vor ihm hat und tut, was richtig ist“ (Apg.
10:34, 35).
11 Was lernen wir noch? Wir müssen auf uns aufpas-
sen. Gute Taten in der Vergangenheit entschuldigen
kein Fehlverhalten in der Gegenwart. Vergessen wir
„DICH HABE ICH ALS WÄCHTER . . . EINGESETZT“ 197
nicht: Wir haben die gleichen sündigen Neigungen wie
die Menschen, denen wir predigen. Der Rat, den der
Apostel Paulus der Versammlung in Korinth gab, gilt
für uns noch genauso: „Wer also denkt, dass er steht,
soll aufpassen, dass er nicht fällt. Ihr seid keiner Ver-
suchung ausgesetzt, der nicht auch andere Menschen
ausgesetzt sind“ (1. Kor. 10:12, 13). Vertrauen wir nie
auf unsere „eigene Gerechtigkeit“ und denken wir nie,
unser Fehlverhalten hätte keine Konsequenzen, nur
weil wir gleichzeitig Gutes tun (Hes. 33:13). Ganz
gleich wie lange wir Jehova schon dienen – es ist wich-
tig, demütig und gehorsam zu bleiben.
12 Doch was ist, wenn du in der Vergangenheit
schwer gesündigt hast und dir das jetzt zutiefst leidtut?
Wie Hesekiels Botschaft zeigt, bestraft Jehova reuelose
Missetäter. Er ist vor allem ein Gott der Liebe, nicht
ein Gott der Rache (1. Joh. 4:8). Wenn du durch Taten
Reue beweist, musst du nicht befürchten, Gottes Barm-
herzigkeit würde für deine Sünden nicht ausreichen
(Jak. 5:14, 15). Jehova war bereit, den „ehebrecheri-
schen“ Israeliten zu vergeben, und er ist auch bereit,
dir zu vergeben (Ps. 86:5).
12. Woran sollte man denken, wenn man eine schwere Sünde began-
gen hat?
198 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
„Sprich mit den Söhnen deines Volkes“
13 Lies Hesekiel 33:2, 3. Was sollten Jehovas Wächter

jeweils übermitteln? Wie wir schon gesehen haben, be-


stand ein wichtiger Teil ihrer Tätigkeit darin, Warnun-
gen zu überbringen. Sie teilten aber auch gute Bot-
schaften mit. Hier einige Beispiele.
14 Jesaja, der ungefähr von 778 bis 732 v. u. Z. dien-
te, warnte davor, dass die Babylonier Jerusalem ein-
nehmen und seine Einwohner verschleppen würden
(Jes. 39:5-7). Jehova ließ ihn aber auch aufschreiben:
„Hör zu! Deine Wächter erheben die Stimme. Wie aus
einem Mund jubeln sie, weil sie es deutlich sehen wer-
den, wenn Jehova Zion zurückbringt“ (Jes. 52:8). Die
wahre Anbetung würde also wiederhergestellt werden.
Das war die beste Botschaft überhaupt!
15Jeremia diente von 647 bis 580 v. u. Z. und wird oft
zu Unrecht als „Unglücksprophet“ bezeichnet. Ohne
Zweifel tat er alles, um die bösen Israeliten vor dem
Unglück zu warnen, das Jehova über sie bringen wür-
de.1[1] Doch er überbrachte auch eine gute Botschaft:
1[1] Das Wort „Unglück“ erscheint im Bibelbuch Jeremia 70 Mal.
13, 14. (a) Was sollten die Wächter jeweils übermitteln? (b) Was teilte
Jesaja dem Volk mit?
15. Was teilte Jeremia dem Volk mit?
„DICH HABE ICH ALS WÄCHTER . . . EINGESETZT“ 199
Gottes Volk würde in sein Land zurückkehren und die
reine Anbetung würde wiederhergestellt werden (Jer.
29:10-14; 33:10, 11).
16 Hesekiel diente von 613 bis mindestens 591 v. u. Z
als Wächter. Wie wir in Kapitel 5 und 6 gesehen haben,
warnte er die Israeliten beherzt vor der bevorstehenden
Zerstörung und befreite sich so von jeglicher Blut-
schuld. Er ließ die Gefangenen aber nicht nur wissen,
dass Jehova die Abtrünnigen in Jerusalem bestrafen
würde. Hesekiel half ihnen auch, ihr Verhältnis zu Je-
hova lebendig zu erhalten, damit sie für den Wiederauf-
bau vorbereitet wären. Nach der 70-jährigen Gefangen-
schaft würde Jehova in Israel einen Überrest ansiedeln
(Hes. 36:7-11). Dieser Überrest würde sich hauptsäch-
lich aus den Kindern und Enkeln derjenigen zusam-
mensetzen, die auf Hesekiel hörten. Wie die anderen
Kapitel in Teil 3 herausstellen, hatte Hesekiel wirklich
eine gute Botschaft, die bestätigte: Die reine Anbetung
in Jerusalem würde wiederhergestellt werden.
17 Waren die Propheten in der Zeit um die Zerstö-
rung Jerusalems 607 v. u. Z. aber die einzigen Wächter,
16. Wie kam Hesekiels Botschaft den Gefangenen in Babylon zugute?
17. Wann setzte Jehova jeweils Wächter ein?
200 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
die Jehova gebrauchte? Nein. Jehova setzte in jeder
wichtigen Phase der Verwirklichung seines Vorhabens
Wächter ein, um die Bösen zu warnen und eine gute
Botschaft zu verkünden.
Wächter im 1. Jahrhundert
18 Einer der Wächter im 1. Jahrhundert war Johannes

der Täufer. Er warnte das Volk Israel davor, dass es


bald verworfen werden würde (Mat. 3:1, 2, 9-11). Doch
er tat noch mehr. Wie Jesus sagte, war Johannes der
angekündigte „Bote“, der die Menschen auf den Messi-
as vorbereiten sollte (Mal. 3:1; Mat. 11:7-10). Dazu ge-
hörte das Übermitteln einer guten Botschaft: Jesus,
„das Lamm Gottes“, war gekommen und würde „die
Sünde der Welt“ wegnehmen (Joh. 1:29, 30).
19 Der herausragendste aller Wächter war Jesus. Wie
schon Hesekiel wurde er von Jehova zum Volk Israel
gesandt (Hes. 3:17; Mat. 15:24). Auch Jesus übermittel-
te eine Warnung. Das Volk Israel würde bald verwor-
fen und Jerusalem zerstört werden (Mat. 23:37, 38;
24:1, 2; Luk. 21:20-24). Doch in erster Linie überbrach-
te er eine gute Botschaft (Luk. 4:17-21).
18. Welche Tätigkeit führte Johannes der Täufer aus?
19, 20. Warum kann man sagen, dass Jesus und seine Jünger Wächter
waren?
„DICH HABE ICH ALS WÄCHTER . . . EINGESETZT“ 201
20 Als Jesus seine Jünger aufforderte, wachsam zu
bleiben, beauftragte er sie damit eigentlich, Wächter zu
sein (Mat. 24:42). Welche Warnung verkündeten sie?
Sie wiesen darauf hin, dass Jehova alle Bindungen zum
Volk Israel und zu Jerusalem gelöst hatte (Röm. 9:6-8;
Gal. 4:25, 26). Wie die Wächter vor ihnen machten sie
aber auch eine gute Botschaft bekannt. Zum Beispiel,
dass Nichtjuden nun ebenfalls zum „Israel Gottes“ ge-
hören konnten und einmal zusammen mit Christus die
reine Anbetung auf der Erde wiederherstellen dürften
(Apg. 15:14; Gal. 6:15, 16; Offb. 5:9, 10).
21 Ein besonders eifriger Wächter des 1. Jahrhun-
derts war der Apostel Paulus. Er nahm seine Verant-
wortung sehr ernst. Ihm war wie Hesekiel klar, dass er
sonst Blutschuld auf sich laden würde (Apg. 20:26, 27).
Wie die anderen Wächter vor ihm übermittelte Paulus
nicht nur Warnungen, sondern auch eine gute Bot-
schaft (Apg. 15:35; Röm. 1:1-4). Vom heiligen Geist ge-
leitet zitierte er interessanterweise die Prophezeiung
Jesajas: „Wie schön sind auf den Bergen doch die Fü-
ße dessen, der eine gute Botschaft bringt.“ Diese Wor-
te bezog er auf die Tätigkeit der Nachfolger Christi, die
21. Welches Beispiel gab Paulus?
202 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
über Gottes Königreich reden würden (Jes. 52:7, 8;
Röm. 10:13-15).
22 Nach dem Tod der Apostel breitete sich in der
Christenversammlung die vorausgesagte Abtrünnigkeit
aus (Apg. 20:29, 30; 2. Thes. 2:3-8). Scheinchristen über-
wucherten in einer langen Wachstumsperiode loyale,
mit Weizen vergleichbare Nachfolger Christi. Die klare
Botschaft von Gottes Königreich wurde unter falschen
Lehren begraben (Mat. 13:36-43). Doch dann kam für
Jehova die Zeit einzuschreiten. Wieder einmal sorgte er
in seiner Gerechtigkeit und Liebe für Wächter, die eine
deutliche Warnung und eine gute Botschaft erschallen
ließen. Wer würden diese Wächter sein?
Wieder setzt Jehova Wächter ein
23 In den Jahren vor 1914 waren Charles Taze Russell

und seine Gefährten „der Bote“, der vor der Aufrich-


tung des messianischen Königreiches einen Weg bahn-
te (Mal. 3:1).1[2] Auch diese Gruppe diente als Wächter.
Mithilfe der Zeitschrift Zion’s Watch Tower and Herald of
1[2] Nhheres zu dieser Prophezeiung und ihrer Erfüllung findet man
in dem Buch Gottes Königreich regiert!, Kapitel 2, „Die Geburt des Kö-
nigreiches im Himmel“.
22. Was geschah nach dem Tod der Apostel?
23. Welche Rolle spielten C. T. Russell und seine Gefährten?
„DICH HABE ICH ALS WÄCHTER . . . EINGESETZT“ 203
Christ’s Presence warnten sie vor Gottes Gericht und
verbreiteten die gute Botschaft vom Königreich.
24 Nach der Aufrichtung des Königreiches beauftrag-
te Jesus eine kleine Gruppe, als treuer Sklave zu die-
nen (Mat. 24:45-47). Seitdem ist der Sklave als Wäch-
ter tätig. Dieser Sklave – die leitende Körperschaft –
übernimmt sowohl die Führung darin, vor dem „Tag
der Rache“ zu warnen, als auch darin, „Jehovas Jahr
des Wohlwollens zu verkünden“ (Jes. 61:2; siehe auch
2. Korinther 6:1, 2).
25 Der treue Sklave übernimmt zwar die Führung als
Wächter, doch die Aufforderung „Bleibt wachsam“ gilt
für alle Nachfolger Jesu (Mar. 13:33-37). Wie bleiben
wir wachsam? Indem wir den Wächter unserer Zeit
treu unterstützen und die Verantwortung zu predigen
ernst nehmen (2. Tim. 4:2). Warum tun wir das? Unter
anderem, weil wir Leben retten möchten (1. Tim. 4:16).
Schon bald werden unfassbar viele ihr Leben verlieren,
weil sie den Ruf des Wächters ignoriert haben (Hes.
24. (a) Warum kann man sagen, dass der treue Sklave ein Wächter ist?
(b) Was kannst du aus dem Beispiel früherer Wächter lernen? (Siehe Kas-
ten „Einige vorbildliche Wächter“.)
25, 26. (a) Welche Aufgabe haben alle Nachfolger Christi, und was
schließt sie ein? (b) Mit welchem Thema werden wir uns im nächsten Ka-
pitel beschäftigen?
204 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
3:19). Wir predigen aber vor allem, weil wir anderen so
gern die allerbeste Botschaft mitteilen möchten: Die
reine Anbetung wird wiederhergestellt! Jetzt, in „Jeho-
vas Jahr des Wohlwollens“, steht die Tür noch offen. So
viele können sich uns noch anschließen und unserem
gerechten und liebevollen Gott Jehova dienen. Alle, die
das Ende des heutigen bösen Weltsystems überleben,
werden dann von der Regierung seines barmherzigen
Sohnes Jesus Christus profitieren. Möchtest du den
Wächter dabei unterstützen, diese gute Botschaft aus-
zurufen? (Mat. 24:14).
26Noch bevor das böse Weltsystem endet, vereint Je-
hova sein Volk auf ganz erstaunliche Weise. Wie das
geschieht, zeigt eine Prophezeiung, in der es um zwei
Stäbe geht. Damit befasst sich das nächste Kapitel.

DIE REINE ANBETUNG UND DU


1 Was veranlasste Jehova, Wächter einzusetzen?
2 Was sollten die Wächter jeweils übermitteln?
3 Wie kannst du den neuzeitlichen Wächter
unterstützen?

„DICH HABE ICH ALS WÄCHTER . . . EINGESETZT“ 205


12 „ICH WERDE SIE ZU EINEM
EINZIGEN VOLK MACHEN“
FOKUS: HESEKIEL 37:22
Die zwei Stäbe und das Versprechen
Jehovas, sein Volk zu vereinen

IM AUFTRAG Jehovas hat Hesekiel den Gefangenen


in Babylon schon viele Prophezeiungen durch gespiel-
te Szenen übermittelt. Die erste Prophezeiung dieser
Art bestand aus einer Gerichtsbotschaft. Und so war
es auch mit der zweiten, der dritten und den folgen-
den (Hes. 3:24-26; 4:1-7; 5:1; 12:3-6). Eigentlich enthiel-
ten alle Prophezeiungen, die er bildlich dargestellt
hat, vernichtende Urteile gegen die Juden.
2 Kannst du nachempfinden, wie beunruhigt die
Gefangenen sein müssen, als sich Hesekiel wieder vor
sie stellt und zu einer neuen Prophezeiung ansetzt?
Wahrscheinlich fragen sie sich, welche schockierende
Nachricht er dieses Mal für sie hat. Doch sie sollen
1, 2. (a) Warum sind die Gefangenen möglicherweise beunruhigt?
(b) Warum erwartet sie eine Überraschung? (c) Welche Fragen werden
wir untersuchen?
206 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
eine Überraschung erleben. Die Prophezeiung, die
Hesekiel jetzt darstellt, ist ganz anders. Sie enthält
kein düsteres Urteil, sondern einen echten Lichtblick
(Hes. 37:23). Welche Botschaft hat Hesekiel für die
Gefangenen? Was bedeutet sie? Wie berührt sie Got-
tes Diener heute? Darum geht es im Folgenden.
„So werden sie in meiner Hand eins werden“
3 Jehova fordert Hesekiel auf, sich zwei Stäbe zu
nehmen und auf den einen „für Juda“ zu schreiben
und auf den anderen „für Joseph – der Stab Ephra-
ims“. (Lies Hesekiel 37:15, 16.) Was stellten diese bei-
den Stäbe dar? Der Stab „für Juda“ stand für das
Zweistämmereich Juda und Benjamin, über das die
Könige aus der Linie Judas regierten. Auch die Pries-
terschaft gehörte dazu, denn die Priester dienten im
Tempel in Jerusalem (2. Chr. 11:13, 14; 34:30). Die Kö-
nige aus der Linie Davids und das levitische Priester-
tum waren also Teil des Königreiches Juda. „Der Stab
Ephraims“ stand für das Zehnstämmereich Israel.
Was hatte dieser Stab mit Ephraim zu tun? Der ers-
te König des Zehnstämmereiches war Jerobeam, der
3. (a) Was stellte der Stab „für Juda“ dar? (b) Warum stand „der Stab
Ephraims“ für das Zehnstämmereich?
„ICH WERDE SIE ZU EINEM EINZIGEN VOLK MACHEN“ 207
aus dem Stamm Ephraim kam. Mit der Zeit wurde
Ephraim der einflussreichste Stamm Israels (5. Mo.
33:17; 1. Kö. 11:26). Interessant ist, dass zum Zehn-
stämmereich weder Könige aus der Linie Davids ge-
hörten noch Priester aus dem Stamm Levi.
4 Als Nächstes soll Hesekiel die zwei Stäbe so an-
einanderhalten, dass sie „zu einem einzigen Stab wer-
den“. Ängstlich beobachten die Gefangenen Hesekiel
und fragen ihn: „Willst du uns nicht erklären, was das
alles zu bedeuten hat?“ Er erklärt, dass er mit seinem
Schauspiel darstellt, was Jehova tun würde. Jehova
hatte nämlich über sich gesagt: „Ich werde sie . . . zu
einem einzigen Stab machen, und so werden sie in
meiner Hand eins werden“ (Hes. 37:17-19).
5 Dann erklärt Jehova, was die Vereinigung der
zwei Stäbe bedeutet. (Lies Hesekiel 37:21, 22.) Gefan-
gene aus dem Zweistämmereich Juda und aus dem
Zehnstämmereich Israel (Ephraim) würden ins Land
Israel zurückgebracht und dort „zu einem einzigen
Volk“ werden (Jer. 30:1-3; 31:2-9; 33:7).
4. Was stellt Hesekiel mit seinem Schauspiel dar?
5. Was bedeutete Hesekiels gespielte Szene? (Siehe Kasten „Die Verei-
nigung der zwei Stäbe“.)
208 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
6 Wie gut sich die begeisternden Wiederherstel-
lungsprophezeiungen aus Hesekiel, Kapitel 37 doch
ergänzen! Jehova würde zu dem Gott werden, der so-
wohl das Leben wiederherstellt (Vers 1-14) als auch
die Einheit (Vers 15-28). Die freudige Nachricht der
zwei Prophezeiungen: Der Tod kann rückgängig ge-
macht werden, und dasselbe trifft auf Uneinigkeit zu.
Wie Jehova sie „gesammelt“ hat
7 Aus menschlicher Sicht war es absolut unvor-
stellbar, dass die Gefangenen befreit und vereint
werden würden.1[1] Doch „für Gott ist alles mög-
lich“ (Mat. 19:26). Jehova machte diese Prophezei-
ung wahr. 537 v. u. Z. endete die Gefangenschaft in
Babylon. Danach kamen Personen aus beiden Kö-
nigreichen nach Jerusalem und beteiligten sich an
der Wiederherstellung der wahren Anbetung. Wir le-
sen: „Einige Nachkommen Judas, Benjamins, Ephra-
ims und Manasses ließen sich in Jerusalem nieder“
1[1] Fast zwei Jahrhunderte vor dieser Prophezeiung wurden die
Bewohner des Zehnstämmereiches („der Stab Ephraims“) von den
Assyrern verschleppt (2. Kö. 17:23).
6. Wie ergänzen sich die Prophezeiungen aus Hesekiel, Kapitel 37?
7. Wie bestätigt der Bericht aus 1. Chronika 9:2, 3, dass „für Gott . . .
alles möglich“ ist?
„ICH WERDE SIE ZU EINEM EINZIGEN VOLK MACHEN“ 209
˙˙˙
1 2A

DIE VEREINIGUNG DER ZWEI STÄBE


SIEHE ABSATZ 3-6, 13, 14
Hesekiel wird von Jehova angewiesen, auf einen Stab „für Juda“
zu schreiben und auf einen anderen „für Joseph – der Stab
Ephraims“.

„Für Juda“ „Für Joseph –


der Stab Ephraims“
DAMALS
Zweistämmereich Juda DAMALS
Zehnstämmereich Israel
HEUTE
Die Gesalbten HEUTE
Die anderen Schafe

„Sie [werden] in deiner Hand zu einem einzigen Stab“


DAMALS
537 v. u. Z. kehren Anbeter Jehovas aus den Völkern zurück,
bauen Jerusalem wieder auf und dienen ihm als ein Volk
HEUTE
Seit 1919 wird Gottes Volk immer besser organisiert und stetig
vereint, um ihm weiter als „eine einzige Herde“ zu dienen

Vereint zu werden steht im Fokus


Die Prophezeiung beschreibt nicht, dass ein Stab erst gespalten
und sp äter wieder zusammengefügt wird. Es geht vielmehr um
zwei Stäbe, die zu einem vereint werden. Daher konzentriert sich
die Prophezeiung nicht darauf, wie die Nation Israel in zwei Kö-
nigreiche zerfiel. Im Fokus steht vielmehr, wie die zwei König-
reiche zu einem vereint werden.

210 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!


(1. Chr. 9:2, 3; Esra 6:17). Genau wie Jehova voraus-
gesagt hatte, wurden Angehörige des Zehnstämme-
reiches Israel und des Zweistämmereiches Juda mit-
einander vereint.
8 Ungefähr 200 Jahre früher hatte der Prophet Je-
saja angekündigt, was mit Israel und Juda nach der
Gefangenschaft geschehen sollte. Jehova würde so-
wohl „die Versprengten Israels“ einsammeln als auch
„die Verstreuten Judas . . . von den vier Ecken der Er-
de“, auch „aus Assyrien“ (Jes. 11:12, 13, 16). Und ge-
nauso kam es. Jehova holte „die Israeliten aus den
Völkern“ heraus (Hes. 37:21). Hier finden sich zwei be-
deutsame Hinweise: Jehova bezeichnete die Gefange-
nen zu diesem Zeitpunkt nicht länger als „Juda“ und
„Ephraim“, sondern als „die Israeliten“ – also als
ein einziges Volk. Außerdem wird von den Israeliten
nicht gesagt, sie würden nur aus Babylon kommen,
sondern von verschiedenen Völkern – „aus allen Rich-
tungen“.
9 Wie verhalf Jehova den Rückkehrern zur Einheit?
8. (a) Was hatte Jesaja vorausgesagt? (b) Welche zwei bedeutsamen
Hinweise enthält Hesekiel 37:21?
9. Wie verhalf Jehova den Rückkehrern zur Einheit?
„ICH WERDE SIE ZU EINEM EINZIGEN VOLK MACHEN“ 211
Er setzte Hirten ein wie Serubbabel, den Hohen Pries-
ter Josua, Esra und Nehemia. Jehova sorgte auch für
die Propheten Haggai, Sacharja und Maleachi. Diese
treuen Männer gaben alles, damit die Nation der Lei-
tung Jehovas folgte (Neh. 8:2, 3). Außerdem beschütz-
te Jehova Israel, indem er Anschläge auf sein Volk
vereitelte (Esth. 9:24, 25; Sach. 4:6).
10 Doch obwohl Jehova so liebevoll für die Israeli-
ten sorgte, wandten sich die meisten wieder von der
reinen Anbetung ab. Die Bibelbücher, die nach der
Gefangenschaft geschrieben wurden, berichten von
ihren Taten (Esra 9:1-3; Neh. 13:1, 2, 15). Keine
100 Jahre nach ihrer Rückkehr waren sie so weit von
der reinen Anbetung abgewichen, dass Jehova sie er-
mahnen musste: „Kehrt zu mir um“ (Mal. 3:7). Als
Jesus auf die Erde kam, war die jüdische Religion in
mehrere Sekten gespalten, die von treulosen Hirten
angeführt wurden (Mat. 16:6; Mar. 7:5-8). Eine voll-
kommene Einheit hatte Satan erfolgreich verhindert.
Trotzdem sollte sich Jehovas Prophezeiung über die
Vereinigung auf alle Fälle erfüllen. Wie?
10. Was gelang dem Teufel?
212 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
„Mein Diener David wird ihr König sein“
11 Lies Hesekiel 37:24. Wann würde sich die Prophe-
zeiung über die Vereinigung des Volkes Gottes voll-
ständig erfüllen? Wie Jehova offenbarte, erst nachdem
sein „Diener David“, also Jesus, König geworden wä-
re, was 1914 geschah (2. Sam. 7:16; Luk. 1:32).1[2] Zu
dieser Zeit war das alte Israel durch das geistige Isra-
el, die Gesalbten, ersetzt worden (Jer. 31:33; Gal.
3:29). Und wieder wollte Satan die Einheit des Volkes
Gottes zerstören – besonders nachdem er aus dem
Himmel geworfen worden war (Offb. 12:7-10). So ver-
suchte er zum Beispiel 1916, nach dem Tod von
Bruder Russell, die Gesalbten durch Abtrünnige zu
entzweien. Nicht lange danach verließen die Abtrün-
nigen jedoch die Organisation. Dann wurden die ver-
antwortlichen Brüder ins Gefängnis geworfen. Was
zunächst nach einem Erfolg für Satan aussah, be-
deutete aber nicht das Ende für Jehovas Volk. Die ge-
salbten Brüder, die treu zu Jehova hielten, bewahrten
die Einheit.
1[2] Diese Prophezeiung wird in Kapitel 8 genauer erklärt.
11. (a) Was offenbarte Jehova über die Vereinigung? (b) Was versuchte
Satan nach seinem Hinauswurf aus dem Himmel?
„ICH WERDE SIE ZU EINEM EINZIGEN VOLK MACHEN“ 213
12 Im Gegensatz zum alten Israel ließ sich das geis-
tige Israel also nicht durch Satans Intrigen auseinan-
derbringen. Warum ist der Teufel gescheitert? Weil die
Gesalbten, so gut sie konnten, an Jehovas Maßstäben
festhielten. Deshalb wurden sie von ihrem König Je-
sus Christus beschützt, der wieder einmal über den
Teufel triumphierte (Offb. 6:2).
Jehova lässt seine Diener „eins werden“
13 Welche Bedeutung hat die Prophezeiung über

das Zusammenbringen der zwei Stäbe heute? Es ging


ja darum, wie zwei Gruppen vereint werden – und
zwar von Jehova. In dem prophetischen Vergleich
von den zwei Stäben steckt daher eine grundlegende
Wahrheit über die reine Anbetung: Dass seine Die-
ner „eins werden“, veranlasst Jehova höchstpersön-
lich (Hes. 37:19).
14Im Jahr 1919, nachdem Gottes Volk geläutert
worden und in ein geistiges Paradies gekommen war,
begann die größere Erfüllung der Prophezeiung. Da-
12. Warum konnte der Teufel das geistige Israel nicht entzweien?
13. Welche grundlegende Wahrheit enthält die Prophezeiung über die
zwei Stäbe?
14. Warum kann man sagen, dass 1919 die größere Erfüllung der Pro-
phezeiung begann?
214 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
mals hatten die meisten die Hoffnung, einmal Könige
und Priester im Himmel zu sein (Offb. 20:6). Diese
Gesalbten waren vergleichbar mit dem Stab „für Ju-
da“ – einer Nation, zu der Könige aus der Linie Da-
vids und levitische Priester gehörten. Doch mit der
Zeit schlossen sich diesen geistigen Juden immer
mehr Personen mit der Aussicht auf ewiges Leben auf
der Erde an. Sie glichen dem „Stab Ephraims“ – einer
Nation, zu der weder Könige aus der Linie Davids
noch levitische Priester gehörten. Beide Gruppen die-
nen nun als Jehovas vereintes Volk unter ihrem einen
König Jesus Christus (Hes. 37:24).
„Sie werden mein Volk sein“
15 Dass sich viele den Gesalbten in der reinen An-

betung anschließen würden, bestätigte Jehova in der


Prophezeiung Hesekiels mit den Worten: „Ich wer-
de . . . sie zahlreich werden lassen“ und „mein Zelt wird
über ihnen sein“ (Hes. 37:26, 27, Fn.). Das erinnert an
das, was dem Apostel Johannes etwa 700 Jahre nach
Hesekiels Lebzeiten angekündigt wurde: „Der, der auf
dem Thron sitzt, wird sein Zelt“ über einer „großen
Volksmenge“ ausspannen (Offb. 7:9, 15). Heute sind
15. Wie erfüllt sich Hesekiel 37:26, 27 heute?
„ICH WERDE SIE ZU EINEM EINZIGEN VOLK MACHEN“ 215
die Gesalbten und die große Volksmenge ein einziges
Volk unter Jehovas schützendem Zelt.
16 Auch Sacharja, selbst ein Rückkehrer aus Ba-
bylon, prophezeite über die Einheit zwischen den
geistigen Juden und denen, die auf ewiges Leben auf
der Erde hoffen. „Zehn Männer“ aus allen Völkern
würden das „Gewand eines Juden . . . festhalten“ und
sagen: „Wir wollen mit euch gehen, denn wir haben ge-
hört, dass Gott an eurer Seite ist“ (Sach. 8:23). Die-
ser „Jude“ ist keine Einzelperson, sondern, wie schon
das Wort „euch“ nahelegt, eine Gruppe – der gesalb-
te Überrest der geistigen Juden (Röm. 2:28, 29). Die
„zehn Männer“ stellen diejenigen dar, die hoffen, ein-
mal ewig auf der Erde zu leben. Von ihnen wird ge-
sagt, sie würden sich an den Gesalbten „festhalten“
und mit ihnen gehen (Jes. 2:2, 3; Mat. 25:40). Das be-
tont die vollständige Einheit dieser beiden Gruppen.
17 Vielleicht dachte Jesus an Hesekiels Prophezei-
ung, als er sich einen Hirten nannte, der eine Herde
Schafe mit „anderen Schafen“ „zu einer einzigen Her-
de“ zusammenbringen würde – also die Gesalbten mit
16. Was prophezeite Sacharja?
17. Wie beschrieb Jesus die Einheit, die wir heute genießen?
216 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
denen, die auf ewiges Leben auf der Erde hoffen (Joh.
10:16; Hes. 34:23; 37:24, 25). Wie gut Jesus und die
Propheten doch die einzigartige Einheit beschrieben,
die wir heute genießen – und das, obwohl wir unter-
schiedliche Hoffnungen haben! Während die falsche
Religion in unzählige Gruppen zersplittert, erleben
wir das Wunder der Einheit.
„Mein Heiligtum [ist] für immer in ihrer Mitte“
18 Die Schlussworte in Hesekiels Prophezeiung zei-
gen, was unsere Einheit unzerstörbar macht. (Lies He-
sekiel 37:28.) Jehovas Diener sind deshalb vereint, weil
sein Heiligtum, die reine Anbetung, „in ihrer Mitte
ist“. Es bleibt dort, solange sie sich heilig oder von
Satans Welt getrennt halten (1. Kor. 6:11; Offb. 7:14).
Jesus betonte, wie wichtig es ist, kein Teil der Welt zu
sein. In einem Gebet, in dem er für seine Jünger fleh-
te, sagte er: „Heiliger Vater, wache über sie . . . , damit
sie eins sind . . . Sie sind kein Teil der Welt . . . Heilige
sie durch die Wahrheit“ (Joh. 17:11, 16, 17). „Eins“ zu
sein und „kein Teil der Welt“ zu sein wird von Jesus
also in Zusammenhang gebracht.
18. Wie lässt sich aus Hesekiel 37:28 ableiten, dass Gottes Volk „kein
Teil der Welt“ sein darf?
„ICH WERDE SIE ZU EINEM EINZIGEN VOLK MACHEN“ 217
19 Das ist die einzige Bibelstelle, in der Jesus Gott
als „heiliger Vater“ anredet. Jehova ist absolut rein
und gut. Er gebot den Israeliten: „Ihr sollt heilig sein,
weil ich heilig bin“ (3. Mo. 11:45). Dieses Gebot möch-
ten auch wir immer gern befolgen, weil wir uns „Gott
zum Vorbild“ nehmen (Eph. 5:1; 1. Pet. 1:14, 15). Wenn
das Wort „heilig“ auf Menschen angewandt wird, be-
deutet es „abgesondert“ oder „getrennt“. Solange sich
die Jünger von der Welt und ihrer Uneinigkeit ge-
trennt hielten, würden sie „eins“ sein. Das machte Je-
sus am Vorabend seines Todes wirklich deutlich.
„Ich bitte dich . . ., wegen des Teufels
über sie zu wachen“
20 Die auffällige Einheit unter Jehovas Zeugen

weltweit beweist eindrucksvoll, dass Jehova Jesu Bitte


erhört hat: „Wegen des Teufels [wache] über sie.“ (Lies
Johannes 17:14, 15.) Zu sehen, dass Satan es nicht
schafft, die Einheit des Volkes Gottes zu zerstören,
stärkt bestimmt unser Vertrauen in den Schutz Jeho-
vas. In Hesekiels Prophezeiung sagte Jehova, dass die
19. (a) Wie zeigen wir, dass wir uns „Gott zum Vorbild“ nehmen?
(b) Was machte Jesus am letzten Abend vor seinem Tod deutlich?
20, 21. (a) Was stärkt unser Vertrauen in Jehovas Schutz? (b) Wozu
bist du entschlossen?
218 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
zwei Stäbe in seiner Hand eins werden. Es ist also Je-
hova, der sein Volk durch ein Wunder unter seiner
schützenden Hand vereint und es für den Teufel un-
erreichbar macht.
21 Was solltest du dir deshalb fest vornehmen? Tu
weiter deinen Teil für unsere kostbare Einheit und
beteilige dich regelmäßig an der reinen Anbetung in
Jehovas geistigem Tempel. Was uns der Tempel aus
Hesekiels Vision darüber verrät, zeigen die nächsten
Kapitel.

DIE REINE ANBETUNG UND DU


1 Welche grundlegende Wahrheit über die reine
Anbetung betont die Prophezeiung über die
zwei Stäbe? (Hes. 37:19)
2 Wie lässt sich ableiten, dass die Prophezeiung
über die Vereinigung erst nach 1914 ihre
größere Erfüllung hatte? (Hes. 37:24)
3 Wie kannst du persönlich zu unserer
kostbaren Einheit beitragen? (1. Pet. 1:14, 15)

„ICH WERDE SIE ZU EINEM EINZIGEN VOLK MACHEN“ 219


13 „BESCHREIBE . . .
DEN TEMPEL“
FOKUS: HESEKIEL 43:10
Was die herrliche Tempelvision
Hesekiels bedeutet

VERSETZ dich doch einmal in Hesekiel hinein, der


mittlerweile 50 Jahre alt ist. Er ist nun schon ein Vier-
teljahrhundert in Gefangenschaft. Der Tempel in Je-
rusalem liegt nach wie vor in Trümmern. Sollte Hese-
kiel je gehofft haben, dort als Priester zu dienen, hat
sich diese Hoffnung zerschlagen. Bevor die Gefangen-
schaft endet, werden noch 56 Jahre vergehen. Heseki-
el weiß, wie unwahrscheinlich es ist, die Rückkehr des
Volkes Jehovas in sein Heimatland zu erleben, ge-
schweige denn den Wiederaufbau des Tempels (Jer.
25:11). Macht ihn das vielleicht traurig?
2 Wie liebevoll von Jehova, dem treuen Hesekiel ge-
rade jetzt eine so detaillierte Vision zu geben, die ihn
bestimmt tröstet und ihm neue Hoffnung schenkt. In
der Vision wird der Prophet in sein Heimatland zu-
1-3. (a) Warum muss die Tempelvision Hesekiel getröstet haben?
(b) Was werden wir in diesem Kapitel besprechen?
220 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
rückgebracht und auf einem sehr hohen Berg abge-
setzt. Dort sieht er „einen Mann, dessen Aussehen an
Kupfer erinnerte“. Dieser Engel nimmt Hesekiel mit
auf einen ausgedehnten Rundgang durch einen beein-
druckenden Tempelkomplex. (Lies Hesekiel 40:1-4.) Al-
les wirkt so real! Was Hesekiel erlebt, muss seinen
Glauben stärken, ihn überwältigen und vielleicht et-
was verwundern. Zwar hat der Tempel, den er sieht,
viele Ähnlichkeiten mit dem früheren Tempel in Jeru-
salem, aber es gibt auch große Unterschiede.
3 Diese faszinierende Vision füllt die letzten neun
Kapitel des Bibelbuches Hesekiel. Besprechen wir zu-
nächst, warum eine neue Herangehensweise an die
Vision nötig ist. Dann geht es darum, ob Hesekiel den
großen geistigen Tempel sah, über den der Apostel
Paulus Jahrhunderte später ausführlich schrieb. Zum
Schluss untersuchen wir noch, was die Vision für He-
sekiel und seine Mitgefangenen bedeutete.
Eine neue Herangehensweise
4 In der Vergangenheit wurde in unseren Publikatio-
nen erklärt, dass Hesekiel den großen geistigen Tempel
4. Wie ist man früher an die Tempelvision herangegangen, und wie ist
es jetzt?
„BESCHREIBE . . . DEN TEMPEL“ 221
Jehovas sah, über den auch der Apostel Paulus in sei-
nem Brief an die Hebräer schrieb.1[1] Aufgrund der Er-
klärungen von Paulus über die Stiftshütte erschien es
daher logisch, den vielen Merkmalen des Tempels
aus Hesekiels Vision eine gegenbildliche Entsprechung
zuzuordnen. Doch weitere Nachforschungen, Gebete
und zusätzliches Nachsinnen haben zu einer anderen,
einfacheren Herangehensweise an Hesekiels Tempel-
vision geführt.
5 Es scheint nicht vernünftig zu sein, in jeder Ein-
zelheit der Tempelvision Hesekiels eine prophetische
oder gegenbildliche Erklärung zu suchen. Warum
nicht? Das zeigt ein interessantes Beispiel. Als Paulus
über den geistigen Tempel sprach, erwähnte er Details
der Stiftshütte wie das goldene Räuchergefäß, den De-
ckel der Bundeslade und den goldenen Krug mit dem
Manna. Gab er all dem eine prophetische Bedeutung?
Nein. Der heilige Geist veranlasste ihn offensichtlich
1[1] Der geistige Tempel steht für alles, wodurch Jehova auf der
Grundlage des Loskaufsopfers Jesu Christi eine reine Anbetung er-
möglicht. Gemäß unserem Verständnis kam er im Jahr 29 ins Dasein.
5, 6. (a) Was sagte der Apostel Paulus über die Stiftshütte, und woran
wird seine Demut deutlich? (b) Wie können wir uns Paulus zum Vorbild
nehmen?
222 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
nicht dazu. Paulus schrieb sogar: „Jetzt ist nicht die
Zeit, darüber im Einzelnen zu reden“ (Heb. 9:4, 5).
Er ließ sich demütig vom heiligen Geist leiten. Ihm
war klar, wie wichtig es war, auf Jehova zu warten
(Heb. 9:8).
6 Im Grunde verhält es sich mit den Einzelheiten
aus Hesekiels Tempelvision ganz ähnlich. Es scheint
am besten zu sein, auf Jehova zu warten – dass er
wenn nötig für ein genaueres Verständnis sorgt. (Lies
Micha 7:7.) Sollten wir deshalb schlussfolgern, Jehovas
Geist habe auf diese Vision keine weiteren Licht-
strahlen geworfen? Weit gefehlt!
Sah Hesekiel den großen geistigen Tempel?
7 Wie schon erwähnt, wurde in unseren Publikatio-
nen viele Jahre erklärt, dass Hesekiel Jehovas großen
geistigen Tempel sah, über den auch der Apostel
Paulus im Hebräerbrief schrieb. Zusätzliche Nachfor-
schungen haben jedoch ergeben, dass Hesekiel nicht
diesen Tempel gesehen haben kann. Warum nicht?
8 Erstens: Der Tempel, den Hesekiel sah, passt nicht zu
7, 8. (a) Welches Verständnis ist jetzt nicht mehr aktuell? (b) Wie un-
terscheidet sich der Tempel aus Hesekiels Vision von dem, über den Pau-
lus schrieb?
„BESCHREIBE . . . DEN TEMPEL“ 223
den inspirierten Erklärungen im Hebräerbrief. Wieso?
Wie der Apostel Paulus deutlich machte, war die
Stiftshütte zur Zeit Mose ein Schatten oder eine Dar-
stellung von etwas Größerem. Zur Stiftshütte gehörte
„das Allerheiligste“; und so war es auch bei Salomos
Tempel und dem von Serubbabel, die nach dem glei-
chen Muster gebaut waren. Paulus bezeichnete das Al-
lerheiligste als „einen mit Händen gemachten heiligen
Ort“ und erklärte, es sei nur „ein Abbild der Wirklich-
keit“. Was war die Wirklichkeit? Der Himmel, wie
Paulus sagte (Heb. 9:3, 24). Sah Hesekiel diese Wirk-
lichkeit? Nein. Seine Vision enthält keinen der typi-
schen Hinweise darauf, dass er eine Szene im Himmel
sah. (Vergleiche Daniel 7:9, 10, 13, 14.)
9 Doch es gibt noch einen auffälligeren Unter-
schied. Es geht dabei um die Opfer. Hesekiel hörte
umfangreiche Opfervorschriften für Volk, Vorsteher
und Priester. Sie mussten für ihre eigenen Sünden
opfern. Außerdem sollten sie Gemeinschaftsopfer dar-
bringen, die sie wahrscheinlich gemeinsam mit den an-
deren in den Speiseräumen des Tempels aßen (Hes.
9, 10. Worin unterscheidet sich der Tempel aus Hesekiels Vision noch
von dem Tempel, über den Paulus schrieb?
224 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
43:18, 19; 44:11, 15, 27; 45:15-20, 22-25). Gibt es im gro-
ßen geistigen Tempel auch solche regelmäßigen Opfer?
10 Die Antwort ist so einfach wie klar. Paulus
schrieb: „Als . . . Christus als Hoher Priester kam, um
das Gute zu bringen, das jetzt schon da ist, ging er
durch das größere und vollkommenere Zelt, das nicht
mit Händen gemacht wurde, das heißt, das nicht Teil
dieser Schöpfung ist. Er ging ein für alle Mal an den
heiligen Ort – aber nicht mit dem Blut von Ziegen-
böcken und jungen Stieren, sondern mit seinem eige-
nen Blut – und erlangte eine ewige Befreiung für uns“
(Heb. 9:11, 12). Im großen geistigen Tempel wird also
nur ein einziges Opfer dargebracht: das Loskaufsopfer.
Und erbracht wird es durch Jesus Christus, den größe-
ren Hohen Priester. Es steht daher außer Frage: Der
Tempel aus Hesekiels Vision mit seinen vielen Tier-
opfern kann nicht der große geistige Tempel sein.
11 Zweitens: Für Gott war es noch nicht an der Zeit, De-
tails über den geistigen Tempel zu offenbaren. Hesekiels
Vision war ja in erster Linie für die jüdischen Gefan-
genen in Babylon gedacht. Sie standen unter dem
11. Warum offenbarte Jehova zur Zeit Hesekiels noch nichts über den
großen geistigen Tempel?
„BESCHREIBE . . . DEN TEMPEL“ 225
˙˙˙
1 3A

UNTERSCHIEDLICHE TEMPEL,
UNTERSCHIEDLICHE SCHWERPUNKTE
SIEHE ABSATZ 7-14

Der Tempel aus Hesekiels Vision:


˘ von Hesekiel beschrieben für die jüdischen Gefangenen
in Babylon
˘ auf dem Altar werden viele Opfer dargebracht
˘ betont Jehovas hohe Maßstäbe für die Anbetung
˘ weist vor allem auf die Wiederherstellung hin,
die 1919 begann
Der große geistige Tempel:
˘ von Paulus beschrieben in seinem Brief an die
Hebräerchristen
˘ auf dem Altar wird nur ein einziges Opfer dargebracht,
und zwar „ein für alle Mal“ (Heb. 10:10)
˘ erklärt die Wirklichkeit, auf die die Stiftshütte und
die buchstäblichen Tempel lange hingewiesen hatten –
Jehovas Einrichtung für die reine Anbetung auf der
Grundlage des Loskaufsopfers
˘ weist vor allem darauf hin, was Christus zwischen den
Jahren 29 und 33 als größerer Hoher Priester getan hat

Gesetz Mose. Nach der Gefangenschaft sollten sie in


Jerusalem den Tempel mit seinem Altar wieder auf-
bauen und das Gesetz für die reine Anbetung einhal-
ten. Sie würden dort wieder opfern – wie sich heraus-
226 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
stellte, fast sechs Jahrhunderte lang. Wie hätte es sich
wohl auf die Juden ausgewirkt, durch Hesekiels Vision
den geistigen Tempel zu sehen – einen Tempel, in dem
der Hohe Priester sein eigenes Leben opfert und damit
alle anderen Opfer abgeschafft sind? Wie hätten sie
solch eine Vision verstehen können? Wie entschlossen
wären sie noch gewesen, das mosaische Gesetz zu be-
folgen? Jehova offenbart Wahrheiten immer erst zur
richtigen Zeit und wenn sein Volk bereit ist.
12 Wie hängen Hesekiels Tempelvision und der geis-
tige Tempel dann zusammen? Denken wir daran,
dass sich Paulus in seiner Ausführung nicht auf die
Tempelvision Hesekiels stützte, sondern auf die Stifts-
hütte. Zwar erwähnt Paulus einiges, was es in Salo-
mos und Serubbabels Tempel gab und wahrscheinlich
auch in Hesekiels Vision vorkam. Doch genau ge-
nommen hatten Hesekiel und Paulus unterschiedliche
Schwerpunkte.1[2] Was Paulus aufschrieb, ist keine
1[2] Paulus konzentrierte sich beispielsweise auf den Hohen Priester
und seine Rolle beim jährlichen Sühnetag (Heb. 2:17; 3:1; 4:14-16;
5:1-10; 7:1-17, 26-28; 8:1-6; 9:6-28). Doch in Hesekiels Vision werden
der Hohe Priester und der Sühnetag nicht einmal erwähnt.
12-14. Wie hängen Hesekiels Tempelvision und der geistige Tempel
zusammen? (Siehe Kasten „Unterschiedliche Tempel, unterschiedliche
Schwerpunkte“.)
„BESCHREIBE . . . DEN TEMPEL“ 227
Wiederholung, sondern eine Ergänzung. Warum kann
man das sagen?
13 Der Zusammenhang zwischen den zwei Bibel-
passagen könnte so beschrieben werden: Von Heseki-
el lernen wir etwas über Jehovas Maßstäbe für die An-
betung, von Paulus etwas über Jehovas Einrichtung für
die Anbetung. Durch Paulus erfahren wir beispiels-
weise, welche Entsprechung der Hohe Priester, die Op-
fer, der Altar und das Allerheiligste im geistigen Tem-
pel haben. Durch Hesekiels detaillierte Tempelvision
wird uns eingeprägt, welch hohe Maßstäbe Jehova für
die reine Anbetung festgelegt hat.
14 Was bedeutet dieses geänderte Verständnis für
uns? Auf keinen Fall, dass Hesekiels Vision heute
nicht mehr wichtig ist. Um den Nutzen für uns zu er-
kennen, sehen wir uns jetzt genauer an, was die Vision
bei den treuen Juden zur Zeit Hesekiels und später be-
wirkt haben muss.
Was bedeutete die Vision für die jüdischen Gefangenen?
15 Wenn wir erfahren möchten, wie die Bibel die-

se Frage beantwortet, brauchen wir ein vollständiges


15. (a) Was war die Hauptaussage von Hesekiels Vision? (b) Wie unter-
scheidet sich Hesekiel, Kapitel 8 von Hesekiel, Kapitel 40 bis 48?
228 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
Bild. Dabei helfen uns einige Fragen. Erstens: Was war
die Hauptaussage der Vision? Einfach gesagt, dass die
reine Anbetung wiederhergestellt werden würde. Be-
stimmt hat Hesekiel das so verstanden. Immerhin hat-
te er bereits die beklagenswerten Zustände im Tempel
in Jerusalem festgehalten, was wir heute in Hesekiel,
Kapitel 8 nachlesen können. Wie begeistert er gewe-
sen sein muss, nun einen völligen Kontrast zu be-
schreiben! In Hesekiel, Kapitel 40 bis 48 lesen wir
nicht von einer verunreinigten Anbetung, sondern von
einer Anbetung Jehovas, wie sie hätte sein sollen – ei-
nem Musterbeispiel gemäß dem mosaischen Gesetz.
16 Die Anbetung Jehovas musste wieder auf ihren
rechtmäßigen Platz – einen erhabenen Platz. Über ein
Jahrhundert früher ließ Jehova den Propheten Jesaja
aufschreiben: „Am Ende der Tage wird der Berg des
Hauses Jehovas fest dastehen über den Berggipfeln
und er wird die Hügel überragen“ (Jes. 2:2). Schon Je-
saja sah also voraus, dass die reine Anbetung Jehovas
wiederhergestellt und erhoben werden würde – so, als
würde sie einen Platz auf dem höchsten Berg erhalten.
16. Wie bestätigte Hesekiels Tempelvision, was Jesaja über ein Jahrhun-
dert zuvor vorausgesagt hatte?
„BESCHREIBE . . . DEN TEMPEL“ 229
Und wo war Hesekiel in seiner Vision? Er befand sich
auf einem „sehr hohen Berg“ und dort sah er das Haus
Jehovas (Hes. 40:2). Hesekiels Vision bestätigte so-
mit, dass die reine Anbetung wiederhergestellt werden
würde.
17 Verschaffen wir uns einen kurzen Überblick über
Hesekiel, Kapitel 40 bis 48. Was sah und hörte Hese-
kiel? Er beobachtete, wie ein Engel im Tempel die To-
re, die Mauer, die Vorhöfe und das Heiligtum maß
(Hes. 40 bis 42). Dann kam der aufregendste Moment:
Jehovas Herrlichkeit zog in den Tempel ein! Jehova
gab seinem eigensinnigen Volk, den Priestern und den
Vorstehern Rat (Hes. 43:1-12; 44:10-31; 45:9-12). Hese-
kiel sah, dass im Heiligtum ein Wildbach entsprang,
der ins Tote Meer mündete und dort alles zum Leben
erweckte (Hes. 47:1-12). Außerdem sah er, wie das
Land in exakt vermessene Anteile gegliedert war und
sich der Tempel in der Landesmitte befand (Hes.
45:1-8; 47:13 bis 48:35). Jehova versicherte seinem Volk
auf diese Weise, dass die reine Anbetung wiederherge-
stellt werden und ihren erhabenen Platz erhalten wür-
de. Er würde wieder in seinem Haus der Anbetung
17. Worum geht es in Hesekiel, Kapitel 40 bis 48?
230 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
sein und von dort die Segnungen nur so fließen lassen.
Das würde für das wiederhergestellte Land Heilung,
Leben sowie Frieden und Sicherheit bedeuten.
18 Zweitens: War die Vision buchstäblich gemeint? Nein.
Hesekiel und seinen Mitgefangenen, denen er die Vi-
sion beschrieb, muss das schnell klar gewesen sein.
Warum? Hesekiel sah den Tempel auf einem „sehr ho-
hen Berg“. Das passt zwar gut zur Prophezeiung Je-
sajas, nicht aber zum Tempel Salomos in Jerusalem.
Der Tempel lag auf dem Berg Moria und dort sollte
er eines Tages auch wieder erbaut werden. War das
aber ein „sehr hoher Berg“? Nein. Der Moria ist
von Gipfeln umgeben, die gleich hoch oder sogar
höher sind. Zudem war der riesige Tempelkomplex,
den Hesekiel sah, für den Gipfel des Moria viel zu
groß. Zur Zeit Salomos hätte er nicht einmal in-
nerhalb der Stadtgrenzen Jerusalems Platz gefunden.
Auch hätten die Gefangenen wohl kaum erwartet,
dass ein buchstäblicher Wildbach vom Tempelheilig-
tum zum Toten Meer fließt, wo er die Wasser „heilt“.
Und schließlich wären die geraden, parallel verlaufen-
den Grenzen zwischen den Stämmen im gebirgigen
18. Warum kann die Tempelvision nicht buchstäblich gemeint sein?
„BESCHREIBE . . . DEN TEMPEL“ 231
Land der Verheißung gar nicht möglich gewesen. Ei-
ne buchstäbliche Erfüllung der Vision ließ sich also
ausschließen.
19 Drittens: Was sollte Hesekiels Vision beim Volk auslö-
sen? Über Jehovas hohe Maßstäbe für die reine Anbe-
tung nachzudenken sollte sie veranlassen sich zu schä-
men. Jehova beauftragte Hesekiel: „Beschreibe dem
Volk Israel den Tempel.“ Hesekiel sollte ihn so genau
beschreiben, dass die Israeliten „den Plan des Tempels
studieren“ konnten. Warum sollte das Volk über die-
sen Tempel intensiv nachdenken? Wie wir gesehen ha-
ben, nicht, um ihn zu bauen. Es war vielmehr, „damit
sie sich für ihre Vergehen schämen“. (Lies Hesekiel
43:10-12.)
20 Warum könnte diese Vision Aufrichtige veran-
lasst haben, sich zu schämen? Beachten wir, wozu He-
sekiel aufgefordert wurde: „Menschensohn, pass gut
auf, sieh hin und hör gut zu, was ich dir alles über die
Bestimmungen und die Gesetze des Tempels Jehovas sa-
ge“ (Hes. 44:5). Wieder und wieder hörte Hesekiel von
Bestimmungen und Gesetzen (Hes. 43:11, 12; 44:24;
19-21. Was bezweckte Jehova mit Hesekiels Vision, und wie erreichte er
sein Ziel?
232 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
46:14). Auch wurde er oft an Jehovas Maßstäbe erin-
nert – selbst an den Standard für Maße und Gewich-
te (Hes. 40:5; 45:10-12; vergleiche Sprüche 16:11). Tat-
sächlich kommt allein in dieser Vision Hesekiels der
Gedanke von „Maß“ und „messen“ über 50 Mal vor.
21 Maße, Gewichte, Gesetze, Bestimmungen. Was
wollte Jehova seinem Volk damit sagen? Anscheinend
wollte er sie mit eindringlichen Worten an eine grund-
legende Wahrheit erinnern: Er allein legt den Maßstab
für die reine Anbetung fest. Wer davon abgewichen
war, hatte Grund, sich zu schämen. Wie machte die
Vision das den Juden im Einzelnen klar? Im nächsten
Kapitel untersuchen wir dazu einige Beispiele. Dann
verstehen wir besser, was diese bedeutsame Vision uns
heute zu sagen hat.

„BESCHREIBE . . . DEN TEMPEL“ 233


DIE REINE ANBETUNG UND DU
1 Wie gehen wir an die Tempelvision Hesekiels
heran?
2 Warum sagen wir nicht mehr, dass Hesekiel
den großen geistigen Tempel sah, über
den Paulus schrieb?
3 Welche Hauptaussage enthielt die
Tempelvision für Hesekiel und seine
Mitgefangenen?

234 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!


14 „DAS IST DAS GESETZ
DES TEMPELS“
FOKUS: HESEKIEL 43:12
Die Tempelvision – praktische Lehren für
Hesekiels Zeitgenossen und für uns heute

WIE wir im letzten Kapitel erfahren haben, sah He-


sekiel nicht den großen geistigen Tempel, über den
Paulus schrieb. Die Vision sollte dem Volk Gottes
verdeutlichen, wie wichtig Jehovas Maßstäbe für die
reine Anbetung sind. Diese Maßstäbe einzuhalten wä-
re der einzige Weg, wieder in ein gutes Verhältnis zu
Jehova zu kommen. Kein Wunder, dass er in ei-
nem einzigen Vers gleich zweimal die Worte wieder-
holt: „Das ist das Gesetz des Tempels.“ (Lies Hesekiel
43:12.)
2 Nun geht es um die Frage: Was haben Hesekiels
Zeitgenossen aus seiner Tempelvision wohl konkret
über die Maßstäbe für die reine Anbetung gelernt?
1, 2. (a) Was haben wir im letzten Kapitel über Hesekiels Tempel-
vision erfahren? (b) Mit welchen zwei Fragen beschäftigt sich dieses
Kapitel?
„DAS IST DAS GESETZ DES TEMPELS“ 235
Die Antwort darauf hilft uns bei einer zweiten Fra-
ge: Was bedeutet die Vision für uns heute in den cha-
otischen letzten Tagen?
Lehren aus der Vision – damals
3 Zunächst zur ersten Frage. Dazu sehen wir uns
die auffallenden Merkmale der Tempelvision an. Der
hohe Berg. Wahrscheinlich mussten die Israeliten bei
Hesekiels Vision an Jesajas begeisternde Wiederher-
stellungsprophezeiung denken (Jes. 2:2). Was sollte
ihnen der hohe Standort des Hauses Jehovas sagen?
Dass die reine Anbetung wieder als etwas Erhabenes
behandelt und über alles andere hochgehalten wer-
den sollte. Es stimmt, die reine Anbetung ist sowieso
erhaben, weil sie von dem stammt, der sich „weit
über alle anderen Götter“ erhebt (Ps. 97:9). Doch das
Volk hatte versäumt, seinen Teil zu tun. Über Jahr-
hunderte hatten sie die reine Anbetung immer wieder
entwürdigt, verlassen, beschmutzt. Gottes Heiligtum
an dem erhabenen Platz zu sehen, den es eigentlich
verdiente, muss aufrichtige Israeliten veranlasst ha-
ben, sich zu schämen.
3. Warum könnte der hohe Standort des Tempels die Israeliten veran-
lasst haben, sich zu schämen?
236 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
4 Die hohen Tore. Zu Beginn seiner Vision beobach-
tete Hesekiel den Engel beim Messen der Tore. Sie
waren über 30 Meter hoch (Hes. 40:14). In den Ein-
gängen gab es Wachkammern. Was hätten die Israeli-
ten daraus schlussfolgern können? Jehova forderte
Hesekiel auf: „Achte genau auf den Eingang des Tem-
pels.“ Warum? Weil man Personen, die „am Herzen
und am Körper unbeschnitten“ waren, in Gottes Hei-
ligtum gebracht hatte. Das Ergebnis? Wie Jehova sag-
te, entweihten sie seinen Tempel (Hes. 44:5, 7).
5 Diejenigen, die „am Körper unbeschnitten“ wa-
ren, missachteten ein klares Gebot Gottes, das schon
für Abraham galt (1. Mo. 17:9, 10; 3. Mo. 12:1-3).
Doch diejenigen, die „am Herzen . . . unbeschnitten“
waren, hatten ein viel größeres Problem. Sie waren
unverbesserlich rebellisch, für Jehovas Anweisungen
unempfänglich. Niemals hätte ihnen gestattet werden
dürfen, Jehovas heiliges Haus der Anbetung zu betre-
ten. Jehova hasst Heuchelei. Doch sein Volk hatte zu-
gelassen, dass in seinem Haus Heuchelei grassierte.
Die Tore und Wachkammern in der Vision machten
4, 5. Was hätten Hesekiels Zeitgenossen von den hohen Tempeltoren
ableiten können?
„DAS IST DAS GESETZ DES TEMPELS“ 237
˙˙˙
14A

LEHREN AUS
HESEKIELS TEMPELVISION
Reine Anbetung – erhaben und geschützt
Der Tempel aus der Vision ist erhaben, „auf einen sehr ho-
hen Berg“ (1) gebaut. Hast du in deinem Leben der reinen
Anbetung den höchsten Stellenwert gegeben?
Der Tempelkomplex lag in der Mitte eines weiten
Areals (3), das von einer Mauer (2) umgeben war. Sie erin-
nert uns daran, nicht zuzulassen, dass irgendetwas unsere
Anbetung verunreinigt. Wenn schon Alltägliches von der
reinen Anbetung getrennt werden muss, wie viel mehr
muss dann ein Diener Jehovas unreines oder unmorali-
sches Verhalten aus seinem Leben verbannen! (Hes. 42:20).
Ewige Segnungen
Aus einem kleinen Rinnsal, das im Tempelheiligtum ent-
springt, wird ein reißender Wildbach (4), der dem Land Le-
ben und Fruchtbarkeit bringt. Um diese Segnungen geht es
in Kapitel 19.
Die gleichen Maßst äbe für alle
Die hohen Tore zum äußeren Vorhof (5) und die hohen To-
re zum inneren Vorhof (9) erinnern uns daran, dass für
Diener Jehovas hohe Verhaltensmaßstäbe gelten. Die Tore
haben alle die gleichen Maße. Das ist passend, weil Jehova
bei allen seinen Dienern die gleichen Maßstäbe anlegt,
unabhängig von ihrer Stellung oder Funktion, in der sie
dienen.

238 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!


Mit Jehova an einem Tisch
Die Speiseräume (8) erinnern uns daran, dass das Volk in
alter Zeit einige Opfer, die es zum Tempel brachte, dort es-
sen konnte. So saßen sie quasi mit Jehova an einem Tisch.
Im geistigen Tempel, in dem Christen heute dienen, ist das
anders, weil das „einzige Opfer“ bereits dargebracht wurde
(Heb. 10:12). Doch „Opfer des Lobpreises“ können wir dar-
bringen (Heb. 13:15).
Eine Zusicherung von Gott
Vielleicht fühlst du dich mit den genauen Maßen in der Vi-
sion überfordert. Doch sie vermitteln einen Kerngedanken:
Jehova wird sein Vorhaben, die reine Anbetung wiederher-
zustellen, definitiv ausführen. Das ist so sicher und un-
umstößlich wie die genauen und unveränderlichen Maße.
Obwohl Hesekiel nicht erwähnt, in der Vision Menschen
gesehen zu haben, berichtet er über Jehovas ernsten Rat
für Priester, Vorsteher und Volk. Alle Diener Jehovas müs-
sen seine gerechten Maßstäbe hochhalten.

D E R TE M PE L AU S D E R VIS IO N
1. Hoher Berg 6. Mauer um den
2. Mauer Tempelkomplex
7. Äußerer Vorhof
3. Großes Areal um
den Tempelkomplex 8. Äußere Speiseräume
4. Wildbach, der im 9. Innere Tore
Tempelheiligtum 10. Innerer Vorhof
entspringt 11. Altar
5. Äußere Tore 12. Tempelheiligtum

„DAS IST DAS GESETZ DES TEMPELS“ 239


eines sehr deutlich: Damit musste ein für alle Mal
Schluss sein! Nur wer Jehovas hohe Maßstäbe erfüll-
te, sollte sein Haus betreten dürfen. Dann würde Je-
hova die Anbetung seines Volkes segnen.
6 Die Mauer. Ein weiteres auffälliges Merkmal war
die Mauer rund um das Tempelgebiet. Hesekiel gab
die Maße jeder Seite an. Es waren 500 Rohrlängen,
also 1 555 Meter (Hes. 42:15-20). Im Gegensatz dazu
bildete der eigentliche Tempelkomplex ein Quadrat,
das auf jeder Seite nur 500 Ellen oder 259 Meter maß
(Hes. 45:2). Den Tempel umgab also ein weitläufi-
ges Areal, das von der äußeren Mauer umschlossen
war.1[1] Zu welchem Zweck?
7 Jehova erklärte: „Jetzt . . . sollen sie ihre Prostitu-
1[1] Das war ein deutlicher Unterschied zu Jehovas früherem Hei-
ligtum. Er sagte über sein Volk: „Dadurch, dass sie ihre Schwelle
neben meiner Schwelle legten und ihren Türpfosten neben meinen
Türpfosten stellten, mit nur einer Wand zwischen mir und ihnen, ver-
unreinigten sie meinen heiligen Namen durch die Abscheulichkeiten,
die sie trieben“ (Hes. 43:8). Im alten Jerusalem wurde Jehovas Tempel
lediglich durch eine Wand von den Häusern der Israeliten getrennt.
Als sie sich von Jehovas gerechten Maßstäben abwandten, brachten
sie somit ihre Unreinheit, nämlich ihren Götzendienst, direkt bis an
Jehovas Haus. Das war ein unhaltbarer Zustand!
6, 7. (a) Was wollte Jehova seinem Volk durch die Mauer rund um den
Tempelkomplex sagen? (b) Was hatte Jehovas Volk seinem Haus ange-
tan? (Siehe Fußnote.)
240 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
tion und die Leichname ihrer Könige weit von mir
fernhalten, und ich werde für immer unter ihnen
wohnen“ (Hes. 43:9). Mit den „Leichnamen ihrer Kö-
nige“ waren wahrscheinlich Götzen gemeint. Jehova
wollte mit der Mauer in Hesekiels Vision also eigent-
lich sagen: „Haltet mir allen Schmutz fern. Bringt ihn
noch nicht einmal in meine Nähe.“ Wenn die Israeli-
ten ihre Anbetung rein erhalten würden, wäre Jeho-
va wieder in ihrer Mitte.
8Ernster Rat für verantwortliche Männer. Jehova gab
den Männern, die unter seinem Volk große Verant-
wortung hatten, ernsten und doch liebevollen Rat.
Eindringlich wies er die Leviten zurecht, weil sie sich
weit von ihm entfernt hatten, als das Volk dem Göt-
zendienst verfiel. Die Söhne Zadoks dagegen lobte er,
weil sie sich in dieser Zeit um die Aufgaben in sei-
nem Heiligtum gekümmert hatten. Jehova behandelte
beide Gruppen entsprechend ihren Taten – natürlich
immer gerecht und barmherzig (Hes. 44:10, 12-16).
Auch die Vorsteher Israels erhielten eine scharfe Zu-
rechtweisung (Hes. 45:9).
8, 9. Was konnte man aus Jehovas Rat für die verantwortlichen Män-
ner lernen?
„DAS IST DAS GESETZ DES TEMPELS“ 241
9 So zeigte Jehova unmissverständlich, dass sich
Männer, die er mit der Aufsicht betraute, vor ihm
verantworten mussten. Rat, Korrektur und Zurecht-
weisung galten auch für sie. Als Vorbilder mussten sie
sogar besonders darauf achten, Jehovas Maßstäbe
hochzuhalten.
10 Nahmen sich die zurückgekehrten Israeliten die
Lehren aus Hesekiels Vision zu Herzen? Wir wissen
natürlich nicht genau, wie treue Männer und Frauen
über diese bemerkenswerte Vision dachten. Doch
Gottes Wort sagt ziemlich viel darüber, was sie taten
und welche Einstellung sie zur reinen Anbetung Jeho-
vas entwickelten. Orientierten sie sich an den Grund-
sätzen aus Hesekiels Vision? Bis zu einem gewissen
Grad Ja – besonders im Vergleich zu ihren rebelli-
schen Vorfahren vor der Gefangenschaft in Babylon.
11Treue Männer – zum Beispiel die Propheten
Haggai und Sacharja, der Priester und Abschreiber
Esra und der Statthalter Nehemia – versuchten alles,
um den Israeliten Grundsätze wie die aus Hesekiels
Tempelvision zu vermitteln (Esra 5:1, 2). Sie machten
10, 11. Woraus lässt sich schließen, dass einige von den zurückgekehr-
ten Gefangenen etwas aus Hesekiels Vision lernten?
242 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
ihnen klar, dass die reine Anbetung einen höheren
Stellenwert erhalten musste und wichtiger war als
materielle Interessen und eigennützige Ziele (Hag.
1:3, 4). Peinlich achteten sie darauf, dass die Maßstä-
be für die reine Anbetung eingehalten wurden. So for-
derten Esra und Nehemia die Männer nachdrücklich
auf, sich von ihren ausländischen Frauen zu trennen,
die einen schlechten Einfluss auf das Volk hatten (lies
Esra 10:10, 11; Neh. 13:23-27, 30). Und wie stand es
mit Götzendienst? Es scheint, dass die Israeliten die-
se Sünde, die ihnen in ihrer Geschichte schon so oft
zur Schlinge geworden war, nach der Gefangenschaft
wirklich hassten. Und was kann man über die Pries-
ter und die Vorsteher sagen? Wie Hesekiels Vision
zeigt, erhielten offensichtlich auch sie Rat und Zu-
rechtweisung von Jehova (Neh. 13:22, 28). Viele De-
mütige nahmen den Rat an (Esra 10:7-9, 12-14; Neh.
9:1-3, 38).
12Jetzt konnte Jehova die Israeliten wieder segnen!
Es herrschte Frieden, sie waren gesund und auch ihr
Verhältnis zu Jehova war so gut wie schon lange nicht
mehr (Esra 6:19-22; Neh. 8:9-12; 12:27-30, 43). Und
12. Wie segnete Jehova die Gefangenen nach ihrer Rückkehr?
„DAS IST DAS GESETZ DES TEMPELS“ 243
warum? Weil sie sich endlich an Jehovas gerechte
Maßstäbe für die reine Anbetung hielten. Die Lehren
aus der Vision hatten viele mitten ins Herz getroffen.
Hesekiels Tempelvision nützte den Gefangenen also
in zweifacher Hinsicht: 1. Sie vermittelte ihnen prak-
tische Lehren über die Maßstäbe für die reine Anbe-
tung und wie sie diese hochhalten könnten. 2. Die Vi-
sion war auch eine Prophezeiung. Sie bestätigte die
kommende Wiederherstellung der reinen Anbetung
und kündigte an, wie Jehova sein Volk segnen würde,
solange es ihm treu blieb. Uns interessiert jetzt na-
türlich: Hat die Vision auch heute eine Erfüllung?
Lehren aus der Vision – heute
13 Können wir davon ausgehen, dass Hesekiels
Tempelvision auch für uns gilt? Ja. In seiner Vision
ist das Haus Gottes „auf einem sehr hohen Berg“.
Und das erinnert stark an Jesajas frühere Prophezei-
ung, dass „der Berg des Hauses Jehovas fest dastehen
[würde] über den Berggipfeln“. Das wiederum sollte
13, 14. (a) Woher wissen wir, dass Hesekiels Tempelvision heute eine
Erfüllung hat? (b) In welcher zweifachen Hinsicht nützt uns die Vision
heute? (Siehe auch Kasten 13A, „Unterschiedliche Tempel, unterschied-
liche Schwerpunkte“.)
244 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
sich ausdrücklich „am Ende der Tage“ oder „in den
letzten Tagen“ erfüllen (Hes. 40:2; Jes. 2:2-4, Fn.; sie-
he auch Micha 4:1-4). Das geschieht seit 1919: Die rei-
ne Anbetung wird immer mehr wiederhergestellt und
erhöht, als würde sie auf einen hohen Berg gesetzt
werden.1[2]
14 Hesekiels Vision trifft daher ganz gewiss auf die
reine Anbetung heute zu. Wie schon bei den jüdi-
schen Gefangenen in alter Zeit nützt die Vision auch
uns heute in zweifacher Hinsicht: 1. Sie vermittelt
praktische Lehren, wie wir Jehovas Maßstäbe für die
reine Anbetung hochhalten können. 2. Sie bestätigt
die Prophezeiungen, dass Jehova die reine Anbetung
wiederherstellen und sein Volk segnen wird.
Maßstäbe für die reine Anbetung
in der heutigen Zeit
15 Untersuchen wir jetzt einige spezielle Einzel-
heiten von Hesekiels Vision. Stell dir vor, du beglei-
test ihn auf seinem Rundgang durch den imposanten
1[2] Hesekiels Tempelvision passt auch zu anderen Wiederherstel-
lungsprophezeiungen, die sich in den letzten Tagen erfüllt haben.
Dazu kann man beispielsweise Hesekiel 43:1-9 mit Maleachi 3:1-5 ver-
gleichen und Hesekiel 47:1-12 mit Joel 3:18.
15. Woran sollten wir beim Tempel aus Hesekiels Vision denken?
„DAS IST DAS GESETZ DES TEMPELS“ 245
visionären Tempel. Wie gesagt, besichtigen wir dabei
nicht den großen geistigen Tempel. Wir lernen einfach
etwas für unsere Anbetung. Welche Lehren könnten
das konkret sein?
16 Warum all die Maße? Hesekiel beobachtete den
Engel, „dessen Aussehen an Kupfer erinnerte“, beim
Vermessen des Tempels, einschließlich der Mauer,
der Tore, der Wachkammern, der Vorhöfe und des Al-
tars. Allein die Menge an Einzelheiten könnte den Le-
ser schier überfordern (Hes. 40:1 bis 42:20; 43:13, 14).
Doch was sagt uns diese detaillierte Beschreibung?
Jehova betont damit, wie wichtig seine Maßstäbe
sind. Er selbst legt sie fest, nicht Menschen. Wer be-
hauptet, es käme nicht darauf an, wie man Gott dient,
irrt sich gewaltig. Durch die genaue Vermessung des
Tempels zeigt Jehova uns außerdem, dass die Wieder-
herstellung der reinen Anbetung absolut sicher ist.
Die genaue Erfüllung von Gottes Versprechen ist so
zuverlässig wie die exakten Maße. Hesekiel bestätigt
also: Die reine Anbetung wird in den letzten Tagen
wiederhergestellt!
16. Was können wir von den vielen Maßen in Hesekiels Vision lernen?
246 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
17 Die Mauer. Wie wir erfahren haben, sah Hesekiel
rund um das Tempelgebiet eine Mauer. Sie erinnerte
Gottes Volk nachdrücklich daran, alle religiöse Un-
reinheit von der reinen Anbetung fernzuhalten und
Gottes Haus niemals zu beschmutzen. (Lies Hesekiel
43:7-9.) Den gleichen Rat brauchen auch wir heute.
Nachdem Gottes Volk aus der jahrhundertelangen
Gefangenschaft in Groß-Babylon befreit worden war,
setzte Christus 1919 den treuen und verständigen
Sklaven ein. Seitdem hat sich das Volk Gottes beson-
ders angestrengt, falsche Lehren und Bräuche abzule-
gen, die irgendwie mit Götzendienst oder dem Hei-
dentum zu tun haben. Wir tun alles, um jegliche
Unreinheit von der reinen Anbetung fernzuhalten.
Und weil wir Alltägliches von unserer Anbetung tren-
nen, regeln wir im Königreichssaal auch keine ge-
schäftlichen Angelegenheiten (Mar. 11:15, 16).
18 Die hohen Tore. Was sagen uns die gigantischen
Tore, die Hesekiel sah? Den gefangenen Juden wurde
17. Woran könnte uns die Tempelmauer erinnern?
18, 19. (a) Was sagen uns die hohen Tore? (b) Wie solltest du auf Per-
sonen reagieren, die Gottes hohe Maßstäbe herabsetzen wollen? Nenne
ein Beispiel.
„DAS IST DAS GESETZ DES TEMPELS“ 247
dadurch bestimmt klar, dass Jehova sehr hohe Moral-
maßstäbe hat. Und wie ist es heute? Wir dienen Jeho-
va in seinem großen geistigen Tempel. Es kommt
daher noch mehr darauf an, unsere Integrität zu be-
wahren und in keiner Weise heuchlerisch zu sein!
(Röm. 12:9; 1. Pet. 1:14, 15). Jehova hat sein Volk in
den letzten Tagen nach und nach angeleitet, sich eng
an seine Maßstäbe zu halten.1[3] Beispielsweise werden
Missetäter, die nicht bereuen, aus der Versammlung
entfernt (1. Kor. 5:11-13). Außerdem gab es in den Ein-
gängen der Tore Wachkammern, die uns daran erin-
nern: Nur wer in Jehovas Gunst steht, darf ihm
dienen. Wer ein Doppelleben führt, könnte den Kö-
nigreichssaal zwar betreten, wird aber erst dann wie-
der in Jehovas Gunst stehen, wenn er die Sache berei-
nigt hat (Jak. 4:8). Was für ein Schutz für die reine
Anbetung in dieser moralisch verkommenen Zeit!
19 Die Bibel kündigte an, dass die heutige Welt vor
dem Ende immer verdorbener werden würde. Wir le-
1[3] Der geistige Tempel kam im Jahr 29 ins Dasein, als Jesus ge-
tauft wurde und mit seiner Tätigkeit als Hoher Priester begann. Doch
nach dem Tod von Jesu Aposteln wurde die reine Anbetung auf der
Erde jahrhundertelang vernachlässigt. Besonders seit 1919 erhält die
wahre Anbetung wieder ihren erhabenen Platz.
248 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
sen: „Schlechte Menschen und Betrüger werden es
immer schlimmer treiben. Sie werden irreführen und
irregeführt werden“ (2. Tim. 3:13). Immer mehr Men-
schen lassen sich zu dem Gedanken verleiten, Jeho-
vas hohe Maßstäbe seien zu streng, überholt oder
schlichtweg falsch. Was ist mit dir? Angenommen je-
mand möchte dir einreden, Gottes Maßstab bezüg-
lich Homosexualität sei verkehrt. Lässt du dich irre-
führen? Oder stehst du auf Jehovas Seite, der in
seinem Wort unmissverständlich sagt, dass solche
Handlungen obszön sind? Gott warnt uns ausdrück-
lich davor, Unmoral gutzuheißen (Röm. 1:24-27, 32).
Wenn du mit solchen Themen konfrontiert wirst,
dann erinnere dich an die hohen Tore aus Hesekiels
Vision und denke daran: Jehova senkt seine gerech-
ten Maßstäbe nicht, ganz gleich, wie sehr die Welt da-
gegen angeht. Hältst du zu deinem himmlischen Va-
ter und stehst du für das Richtige ein?
20 Die Vorhöfe. Hesekiel muss die Vorstellung begeis-
tert haben, dass in dem weitläufigen äußeren Vor-
hof so viele glückliche Diener Jehovas Platz hätten.
20. Woran erinnert Hesekiels Vision die „große Volksmenge“?
„DAS IST DAS GESETZ DES TEMPELS“ 249
Heute dienen Christen an einem Ort, der noch viel
heiliger ist: Jehovas geistiger Tempel. Für die „große
Volksmenge“, die im äußeren Vorhof dient, enthält
Hesekiels Vision ein berührendes Bild (Offb. 7:9,
10, 14, 15). Er sah in den Vorhöfen nämlich viele
Speiseräume, wo Gemeinschaftsopfer gegessen wer-
den konnten (Hes. 40:17). Im Prinzip konnte man mit
Jehova Gott an einem Tisch essen – ein Zeichen für
Frieden und Freundschaft. Heute opfern wir nicht
mehr wie die Juden unter dem mosaischen Gesetz.
Wir bringen stattdessen „Opfer des Lobpreises“ dar.
Dies geschieht, wenn wir uns an der reinen Anbetung
beteiligen, ob durch Glaubensäußerungen in Zusam-
menkünften oder im Predigtdienst (Heb. 13:15). Jeho-
va versorgt uns auch mit geistiger Nahrung. Be-
stimmt empfinden wir wie die Söhne Korahs, die für
Jehova sangen: „Ein Tag in deinen Vorhöfen ist bes-
ser als 1 000 anderswo!“ (Ps. 84:10).
21 Die Priesterschaft. Wie Hesekiel feststellte, waren
die Tore zum inneren und zum äußeren Vorhof bau-
21. Was können gesalbte Christen von der Priesterschaft in Hesekiels
Vision lernen?
250 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
gleich – die Tore für die Priester und Leviten unter-
schieden sich also nicht von denen für die nichtpries-
terlichen Stämme. Das erinnerte die Priester ein-
dringlich daran, dass auch sie Jehovas Maßstäbe für
die reine Anbetung einhalten mussten. Unter Gottes
Volk heute erhält niemand mehr das Priesteramt
durch Erbfolge. Doch gesalbte Christen sind „ein aus-
erwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft“
(1. Pet. 2:9). Die Priester im alten Israel dienten in ei-
nem gesonderten Vorhof. Gesalbte Christen heute
sind von anderen Dienern Jehovas nicht irgendwie
buchstäblich getrennt. Als adoptierte Kinder Jehovas
haben sie allerdings ein besonderes Verhältnis zu ihm
(Gal. 4:4-6). Doch sie werden durch Hesekiels Vision
an wichtige Punkte erinnert. Zum Beispiel brauchen
auch sie Rat und Zurechtweisung. Wie alle anderen
Christen sehen sie sich als Teil „einer einzigen Herde
unter einem einzigen Hirten“. (Lies Johannes 10:16.)
22 Der Vorsteher. In Hesekiels Vision spielte auch der
Vorsteher eine zentrale Rolle. Er war kein Priester
22, 23. (a) Was können Älteste von dem Vorsteher lernen? (b) Was er-
wartet uns in Zukunft vielleicht noch?
„DAS IST DAS GESETZ DES TEMPELS“ 251
und ordnete sich ihnen unter. Gleichzeitig war er ein
Aufseher und sorgte für die Beschaffung bestimmter
Opfer (Hes. 44:2, 3; 45:16, 17; 46:2). Damit ist er ein
Vorbild für Männer, die in der Versammlung Verant-
wortung tragen. Älteste, Kreisaufseher eingeschlos-
sen, müssen sich dem gesalbten treuen Sklaven unter-
ordnen (Heb. 13:17). Und sie tun viel, um dem Volk
Gottes zu helfen, bei Zusammenkünften und im Pre-
digtdienst Opfer des Lobpreises darzubringen (Eph.
4:11, 12). Auch nehmen sie sich zu Herzen, wie Jeho-
va die Vorsteher Israels rügte, weil sie ihre Macht
missbrauchten (Hes. 45:9). Älteste sind sich also da-
rüber im Klaren, dass Jehova auch ihnen hin und
wieder Rat und Zurechtweisung geben muss. Sie
schätzen es sogar, wenn er ihnen zeigt, wie sie sich
als Hirten und Aufseher verbessern können. (Lies
1. Petrus 5:1-3.)
23 Auch in der neuen Welt wird Jehova für befähig-
te, liebevolle Aufseher sorgen. Genau genommen wer-
den Älteste schon heute dafür geschult (Ps. 45:16).
Was für ein Segen solche Männer sein werden! Unser
Verständnis von Hesekiels Vision wie auch von ande-
252 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
ren Wiederherstellungsprophezeiungen wird zu Jeho-
vas Zeit möglicherweise noch klarer. Und vielleicht
erwartet uns in der Zukunft eine weitere Anwendung
oder Erfüllung, die wir uns jetzt noch gar nicht vor-
stellen können. Die Zeit wird es zeigen.
Jehova segnet die reine Anbetung
24 Denken wir noch einmal an den aufregendsten
Moment in Hesekiels Vision – Jehova kommt in den
Tempel. Und er verspricht seinen Dienern etwas: So-
lange sie treu an seinen Maßstäben für die reine An-
betung festhielten, würde er dort bleiben (Hes. 43:4-9).
Wie würde sich Jehovas Gegenwart auf sein Volk und
das Land auswirken?
25 Die Vision garantiert Jehovas Segen mit zwei pro-
phetischen Bildern: 1. Ein Wildbach entspringt dem
Tempelheiligtum und macht im Land alles lebendig
und fruchtbar. 2. Das Land wird ordnungsgemäß und
genau aufgeteilt, mit dem Tempel und dem dazugehö-
rigen Grund und Boden in der Landesmitte. Heute le-
ben wir in einer Zeit, in der Jehova etwas viel Heilige-
res betreten, geläutert und anerkannt hat: den großen
24, 25. Wie segnet Jehova sein Volk, wenn es an der reinen Anbetung
festhält?
„DAS IST DAS GESETZ DES TEMPELS“ 253
geistigen Tempel (Mal. 3:1-4). Haben diese beiden pro-
phetischen Bilder daher für uns eine Bedeutung? Die
Kapitel 19 bis 21 gehen näher darauf ein.

DIE REINE ANBETUNG UND DU


1 Welche praktischen Lehren konnten die
gefangenen Juden der Tempelvision Hesekiels
entnehmen?
2 Was können wir aus der Tempelvision lernen?
3 Welche Lehren aus Hesekiels Tempelvision
möchtest du dir zu Herzen nehmen?
(Siehe Kasten „Lehren aus Hesekiels
Tempelvision“.)

254 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!


TEIL VIER
4

„ICH WERDE MEI N EN


H EI LIGEN NAMEN
VOLLER EI FER
VERTEI DIGEN“
DIE REINE ANBETUNG
ÜBERSTEHT DEN
GROSSANGRIFF HESEKIEL 39:25

FOKUS: Jehova beschützt sein Volk


in der großen Drangsal

Jehova liebt Menschen. Doch er zieht sie für ihre Taten


auch zur Rechenschaft. Wie empfindet er, wenn jemand
zwar behauptet, ihm zu dienen, ihn in Wirklichkeit aber
betrügt? Auf welcher Grundlage entscheidet er, wer die
große Drangsal überlebt? Und warum wird Jehova, der
Gott der Liebe, Millionen von Menschen vernichten?
15 „ICH WERDE DEINER
PROSTITUTION
EIN ENDE MACHEN“
FOKUS: HESEKIEL 16:41
Die Prostituierten aus Hesekiel und
Offenbarung und die Lehren für uns

EINE Prostituierte ist wirklich ein trauriger Anblick.


Vielleicht fragt man sich, was sie wohl dazu gebracht
hat, sich auf so etwas Erniedrigendes einzulassen. Hat
Missbrauch oder häusliche Gewalt sie schon als Ju-
gendliche auf die Straße getrieben? Oder sah sie sich
durch extreme Armut gezwungen, sich zu verkaufen?
Oder floh sie gar vor einem brutalen Ehemann? All das
ist in dieser bösen Welt schon unzählige Male vorge-
kommen. Aus gutem Grund behandelte Jesus Christus
Prostituierte immer wieder freundlich. Wie er betonte,
stand allen, die bereuten, ein besseres Leben in Aus-
sicht (Mat. 21:28-32; Luk. 7:36-50).
2Stellen wir uns jedoch einmal eine Frau vor, die sich
ganz bewusst für so ein Leben entscheidet. Für sie ist
Prostitution nicht erniedrigend, sondern ein Mittel zur
1, 2. Welche Art von Prostitution ist besonders abstoßend?
256 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
Macht. Sie ist völlig versessen auf das Geld und den Ein-
fluss, die damit verbunden sind. Und stellen wir uns jetzt
noch vor, sie hätte sogar einen lieben, treuen Mann, be-
trügt ihn aber mit voller Absicht und prostituiert sich.
Für solch eine Frau hätten wir wahrscheinlich nichts als
Abscheu übrig. Dieses starke Empfinden ist ein wesent-
licher Grund, warum Jehova Gott immer wieder das Bild
einer Prostituierten nutzt, um seine Gefühle gegenüber
falscher Religion zu beschreiben.
3 Das Bibelbuch Hesekiel enthält zwei bedeutsame Pas-
sagen über Israel und Juda, in denen der schlimme Treue-
bruch des Volkes Gottes mit Prostitution verglichen wird
(Hes., Kap. 16, 23). Doch bevor wir uns damit beschäfti-
gen, geht es zunächst um eine andere sinnbildliche Pros-
tituierte. Sie begann ihr Gewerbe schon lange vor Heseki-
els Lebzeiten – sogar noch bevor es Israel gab – und
betreibt es bis heute erfolgreich. Diese Hure wird im letz-
ten Bibelbuch, in der Offenbarung, beschrieben.
„Die Mutter der Huren“
4 In der Vision, die Jesus den Apostel Johannes

Ende des 1. Jahrhunderts sehen ließ, taucht eine


ungewöhnliche Gestalt auf. Sie wird „die große Hure“
3. Worum geht es in diesem Kapitel?
4, 5. Wofür steht „Babylon die Große“, und woher wissen wir das?
„ICH WERDE DEINER PROSTITUTION EIN ENDE MACHEN“ 257
genannt und „Babylon die Große, die Mutter der Hu-
ren“ (Offb. 17:1, 5). Ihre wahre Identität hat Geistliche
und Bibelgelehrte jahrhundertelang vor ein Rätsel ge-
stellt. Man sah in ihr ein Sinnbild für Babylon, Rom
oder die römisch-katholische Kirche. Jehovas Zeugen
hingegen verstehen seit vielen Jahrzehnten, dass es sich
bei der „großen Hure“ um das Weltreich der falschen
Religion handelt. Woher wissen wir das?
5 Diese Prostituierte wird für ihre sexuelle Unmoral
mit den „Königen der Erde“ verurteilt. Sie selbst kann
folglich keine politische Macht darstellen. Wie die Offen-
barung weiter zeigt, trauern „die Händler der Erde“ über
ihr Ende. Babylon die Große kann also auch nicht für die
Geschäftswelt stehen. Was stellt sie dann dar? Sie hat sich
des Götzendienstes, „spiritistischer Bräuche“ und der
Täuschung schuldig gemacht. All das kann man doch den
verdorbenen religiösen Organisationen dieser Welt vorwer-
fen, oder? Bemerkenswert ist noch, dass die Prostituier-
te auf den politischen Elementen „reitet“ – sie hat also
Einfluss auf sie. Außerdem verfolgt sie Diener Jehovas
(Offb. 17:2, 3; 18:11, 23, 24). Passt diese Beschreibung
nicht genau zu dem, was die falsche Religion seit Jahr-
hunderten getan hat und bis heute tut?
258 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
6
Doch warum wird Babylon die Große nicht nur „die
große Hure“ genannt, sondern auch „die Mutter der
Huren“? Gehen wir dazu kurz in das alte Babel oder Ba-
bylon zurück. Mit der Sprachverwirrung breiteten sich
von dort die unterschiedlichsten religiösen Irrlehren aus
und es entwickelten sich unendlich viele Religionen. Die
Stadt Babylon war also eine Brutstätte für falsche Reli-
gionen (1. Mo. 11:1-9). Wie passend, dass sie die Namens-
geberin von Babylon der Großen ist, die unzählige Kir-
chen, Glaubensgemeinschaften und Sekten als „Töchter“
hervorgebracht hat. Durch all diese falschen Religionen
lockt Satan Menschen oft in die Falle des Spiritismus,
Götzendienstes und anderer Gott entehrender Glaubens-
ansichten und Bräuche. Aus gutem Grund werden Got-
tes Diener vor dieser verdorbenen, weltumspannenden
Organisation gewarnt. Wir lesen: „Geht aus ihr hinaus,
mein Volk, wenn ihr nicht mit ihr teilhaben wollt an ih-
ren Sünden.“ (Lies Offenbarung 18:4, 5.)
7
Hast du diese Warnung beherzigt? Warum ist das
so wichtig? Wir Menschen brauchen Gott (Mat. 5:3).
Mit diesem Bedürfnis hat Jehova uns erschaffen, doch
6. In welchem Sinn ist Babylon die Große „die Mutter der Huren“?
7. Warum beherzigen wir die Warnung, Babylon die Große zu verlassen?
„ICH WERDE DEINER PROSTITUTION EIN ENDE MACHEN“ 259
es kann nur durch die reine Anbetung gestillt werden.
Deshalb möchten Diener Jehovas den größtmöglichen
Abstand zu geistiger Prostitution halten. Doch Satan
tut alles, um sie in genau diese Falle zu locken. Schon
allzu oft ist er erfolgreich gewesen. Zur Zeit Hesekiels
hatte sich Gottes Volk bereits viele Male auf geistige
Prostitution eingelassen. Sehen wir uns diesen Werde-
gang jetzt genauer an. Daraus können wir viel über Je-
hovas Maßstäbe, seine Gerechtigkeit und Barmherzig-
keit lernen.
„Du . . . bist . . . zur Prostituierten geworden“
8 Im Bibelbuch Hesekiel gebraucht Jehova das Bild
einer Prostituierten für eine sehr persönliche Botschaft.
In zwei dramatischen Passagen lässt er Hesekiel berich-
ten, wie sehr ihn die Treulosigkeit und Unmoral seines
Volkes verletzte und wie verraten er sich fühlte. Doch
warum greift Jehova zu solch einem Vergleich?
9
Dazu müssen wir uns an eine Grundvoraussetzung
für die reine Anbetung erinnern, auf die Kapitel 5 ein-
ging. Jehova sagte in dem Gesetz, das er den Israeliten
gab: „Du sollst außer mir [oder „mir zum Trotz“, Fn.]
8-10. Wie empfindet Jehova, wenn sich seine Diener auf falsche Reli-
gion einlassen, und warum? Nenne einen Vergleich.
260 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
keine anderen Götter haben . . . ich, Jehova, dein Gott,
bin ein Gott, der ausschließliche Ergebenheit verlangt“
(2. Mo. 20:3, 5). Sp äter wiederholte er diesen wichtigen
Gedanken: „Verbeuge dich nicht vor einem anderen
Gott, denn Jehova ist dafür bekannt, dass er ausschließ-
liche Ergebenheit verlangt – ja er ist ein Gott, der ver-
langt, dass man nur ihm allein ergeben ist“ (2. Mo.
34:14). Deutlicher hätte es Jehova kaum sagen können.
Er nimmt unsere Anbetung nur an, wenn wir aus-
schließlich ihm dienen.
10
Nehmen wir als Vergleich die Ehe. Beide Partner
haben einen Anspruch auf Ausschließlichkeit. Würde
einer der beiden mit jemand anders flirten oder für ihn
Gefühle entwickeln, wäre der andere zu Recht eifer-
süchtig und könnte sich betrogen fühlen. (Lies Hebräer
13:4.) Das lässt sich auch auf die Anbetung übertragen.
Jehova fühlt sich zu Recht betrogen, wenn sein Volk,
das ausschließlich ihm hingegeben ist, falsche Götter
verehrt. Das bringt er in Hesekiel, Kapitel 16 deutlich
zum Ausdruck.
11
Hesekiel, Kapitel 16 enthält die mit Abstand längs-
te Rede Jehovas in diesem Bibelbuch – und eine
11. Was sagte Jehova über die Stadt Jerusalem und ihre Herkunft?
„ICH WERDE DEINER PROSTITUTION EIN ENDE MACHEN“ 261
der längsten in den Hebräischen Schriften. Jehova kon-
zentriert sich auf die Stadt Jerusalem, die für das un-
treue Juda steht. Er erzählt die traurige und schockie-
rende Geschichte ihrer Herkunft und ihres Verrats. Sie
war wie ein hilfloses Baby – schmutzig und ausgesetzt.
Ihre Eltern waren heidnische Kanaaniter. Tatsächlich
wurde Jerusalem vor der Eroberung durch David lange
von einem kanaanitischen Stamm bewohnt, den Jebusi-
tern. Jehova hatte Mitleid mit dem kleinen Mädchen,
wusch und umsorgte es. Sp äter wurde sie seine Frau.
Die Israeliten, die Jerusalem schließlich bewohnten,
standen mit Jehova in einem Bundesverhältnis, das
schon zur Zeit von Moses geschlossen worden war
(2. Mo. 24:7, 8). Jerusalem wurde die Landeshauptstadt.
Jehova schenkte ihr Segen, Wohlstand und Schönheit,
so wie ein wohlhabender und einflussreicher Mann
seiner Frau wunderschönen Schmuck schenkt (Hes.
16:1-14).
12 Was geschah als Nächstes? Jehova sagte: „Du hast
immer mehr auf deine Schönheit vertraut und bist we-
gen deines Ruhms zur Prostituierten geworden. Je-
dem Vorbeigehenden hast du deine Dienste freizügig
12. Wie schlich sich in Jerusalem Treulosigkeit ein?
262 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
angeboten und deine Schönheit gehörte dann ihm“
(Hes. 16:15). Zu Salomos Lebzeiten gab Jehova seinem
Volk so viel Segen und Wohlstand, dass Jerusalem eine
prachtvolle Stadt wurde – vielleicht die schönste in der
damaligen Welt (1. Kö. 10:23, 27). Doch ganz allmäh-
lich machte sich Treulosigkeit breit. Salomo wollte sei-
nen vielen ausländischen Frauen gefallen und begann,
Jerusalem mit Götzenkult zu verseuchen (1. Kö. 11:1-8).
Und einige seiner Thronfolger trieben es sogar noch
schlimmer. Sie verseuchten das ganze Land mit falscher
Anbetung. Wie empfand Jehova diese Prostitution, die-
sen Verrat? Er sagte: „So etwas darf es nicht geben, nie
darf so etwas geschehen!“ (Hes. 16:16). Doch sein ei-
gensinniges Volk rutschte sogar noch tiefer ab.
13
Man spürt förmlich Jehovas Schmerz und Ab-
scheu, als er zu seinem auserwählten Volk sagte: „Du
hast deine Söhne und deine Töchter genommen, die du
mir geboren hattest, und sie Götzen geopfert, damit sie
verschlungen werden. Bist du mit deiner Prostitution
noch nicht weit genug gegangen? Du hast meine Söhne
geschlachtet und als Opfer verbrannt“ (Hes. 16:20, 21).
Dieser blanke Horror gibt einen Einblick in Satans
13. Was verübte Gottes Volk in Jerusalem?
„ICH WERDE DEINER PROSTITUTION EIN ENDE MACHEN“ 263
abgrundtief böses Herz. Er ist regelrecht versessen da-
rauf, Jehovas Volk zu solch widerlichen Taten zu ver-
leiten. Doch Jehova sieht alles. Er kann selbst die teuf-
lischste Gräueltat ungeschehen machen und er wird der
Gerechtigkeit Genüge tun! (Lies Hiob 34:24.)
14
Doch Jerusalem fühlte sich kein bisschen schuldig.
Sie setzte ihre Prostitution fort. Jehova sagte, sie sei
schamloser als andere Prostituierte, weil sie für un-
moralische Beziehungen sogar bezahlte (Hes. 16:34).
Wie Gott erklärte, glich Jerusalem ihrer „Mutter“, den
heidnischen Stämmen, die das Land einst beherrschten
(Hes. 16:44, 45). Und ihre ältere Schwester war Sama-
ria, die bereits zuvor eine Prostituierte geworden war.
Gott erwähnte noch eine zweite Schwester – das zum
Sprichwort gewordene Sodom. Diese Stadt war schon
vor langer Zeit für ihre Überheblichkeit und Lasterhaf-
tigkeit vernichtet worden. Was Jehova sagen wollte:
Jerusalem übertraf nicht nur Samaria, sondern trieb
es sogar schlimmer als Sodom (Hes. 16:46-50). Gottes
Volk ignorierte die unzähligen Warnungen und hielt
stur an den Abscheulichkeiten fest.
14. Wen stellten Jerusalems Schwestern dar, und welche war die
Schlimmste der drei?
264 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
15
Was würde Jehova tun? Er kündigte Jerusalem an:
„Deshalb werde ich alle deine Liebhaber, die du erfreut
hast, zusammenbringen.“ Und: „Ich werde dich in ihre
Hand geben.“ Ihre ehemaligen heidnischen Verbünde-
ten würden die Stadt zerstören und ihr den Schmuck
und die Schätze entreißen. Weiter sagte Jehova: „Sie
werden dich steinigen und dich mit ihren Schwertern
töten.“ Doch mit diesem Strafgericht beabsichtigte Je-
hova nicht die Ausrottung seines Volkes. Es war viel-
mehr das Folgende: „Ich werde deiner Prostitution ein
Ende machen.“ Er fügte hinzu: „Ich werde meinen Zorn
an dir stillen und meine Verärgerung wird sich von dir
abwenden. Und ich werde mich beruhigen und mich
nicht mehr gekränkt fühlen.“ Wie wir in Kapitel 9 ge-
lernt haben, hatte Jehova vor, nach der Gefangen-
schaft seines Volkes die reine Anbetung wiederherzu-
stellen. Warum? Er erklärte: „Ich selbst werde mich
an den Bund erinnern, den ich in deiner Jugendzeit
mit dir schloss“ (Hes. 16:37-42, 60). Im Gegensatz
zu seinem Volk wäre Jehova absolut loyal. (Lies Offen-
barung 15:4.)
15. Was beabsichtigte Jehova mit seinem Strafgericht an Jerusa-
lem?
„ICH WERDE DEINER PROSTITUTION EIN ENDE MACHEN“ 265
˙˙˙
1 5A

OHOLA UND OHOLIBA


SIEHE ABSATZ 16, 17

In Hesekiel, Kapitel 23 wird Gottes Volk für seine Treulosig-


keit scharf angeprangert. Dieses Kapitel enthält viele Paral-
lelen zu Kapitel 16, zum Beispiel das Bild von Prostitution.
Jerusalem wird als die jüngere Schwester bezeichnet und Sa-
maria als die ältere. Beide Kapitel zeigen, dass sich die jün-
gere Schwester wie schon die ältere auf Prostitution einlässt,
sie dann aber an Schlechtigkeit und Unmoral übertrifft. In
Kapitel 23 gibt Jehova den beiden Namen. Er nennt die älte-
re Ohola. Sie steht für Samaria, die Hauptstadt des Zehn-
stämmereiches Israel. Die jüngere nennt er Oholiba. Sie stellt
Jerusalem dar, die Hauptstadt Judas (Hes. 23:1-4).1[a]
Die beiden Kapitel haben noch mehr Parallelen. Die viel-
leicht wichtigsten sind: Die Schwestern sind anfangs Frauen
von Jehova, doch dann betrügen sie ihn. Und es gibt jeweils
Versprechen, die Hoffnung wecken. Im Gegensatz zu Kapi-
tel 16 spricht Kapitel 23 zwar nicht ausdrücklich von Verge-
bung und Befreiung, stimmt aber trotzdem damit überein,
denn Jehova sagt auch dort: „Ich werde deinem obszönen
Verhalten und deiner Prostitution . . . ein Ende machen“
(Hes. 16:16, 20, 21, 37, 38, 41, 42; 23:4, 11, 22, 23, 27, 37).
1[a] Die Namen sind kein Zufall. Ohola bedeutet „Ihr Zelt [der An-
betung]“ – offensichtlich eine Anspielung darauf, dass die Israeliten
eigene Kultzentren errichteten, statt Jehova im Tempel in Jerusalem
anzubeten. Oholiba hingegen bedeutet „Mein Zelt [der Anbetung] ist
in ihr“. Jehovas Haus der Anbetung war in Jerusalem.

266 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!


Stehen sie für die Christenheit?
In unseren Publikationen wurde früher erklärt, dass die
zwei Schwestern Ohola und Oholiba prophetische Vorbilder
für die Christenheit sind, die sich in Katholizismus und Pro-
testantismus aufteilt. Durch weitere Nachforschungen und
Gebete sind jedoch einige entscheidende Fragen aufgekom-
men. War die Christenheit jemals in irgendeinem Sinn Jeho-
vas Frau? Stand sie in einem Bund mit ihm? Eindeutig nicht.
Als Jesus den „neuen Bund“ mit dem geistigen Israel schloss,
gab es die Christenheit noch gar nicht. Und sie wurde auch
nie ein Teil dieser geistigen Nation von Gesalbten (Jer. 31:31;
Luk. 22:20). Die Christenheit entstand erst nach dem Tod der
Apostel. Diese verdorbene, abtrünnige Organisation kam im
4. Jahrhundert ins Dasein. Sie setzte sich aus Scheinchristen
zusammen, die Jesus schon in seiner Prophezeiung über den
Weizen und das Unkraut angekündigt hatte (Mat. 13:24-30).
Hier ein weiterer wichtiger Unterschied: Jehova stellte Je-
rusalem und Samaria Vergebung und Befreiung in Aussicht
(Hes. 16:41, 42, 53-55). Trifft das auch auf die Christenheit
zu? Nein. Für sie sieht es genauso düster aus wie für den Rest
von Babylon der Großen.
Ohola und Oholiba können daher keine prophetischen
Vorbilder für die Christenheit sein. Und doch lernen wir
durch sie etwas sehr Wichtiges: wie Jehova empfindet, wenn
jemand seinen heiligen Namen entehrt und seine Maßstäbe
für die reine Anbetung verdreht. Die Christenheit trägt
da eine besondere Schuld, weil ihre unzähligen Kirchen

„ICH WERDE DEINER PROSTITUTION EIN ENDE MACHEN“ 267


behaupten, den Gott der Bibel zu vertreten. Hinzu kommt,
dass sie Jehovas geliebten Sohn Jesus Christus als ihren Füh-
rer ausgibt. Dabei stellt sie Jesus als Teil einer Dreieinigkeit
dar und missachtet sein klares Gebot, „kein Teil der Welt“ zu
sein! (Joh. 15:19). Dadurch, dass sich die Christenheit stän-
dig in Götzendienst verstrickt und sich in politische Angele-
genheiten einmischt, gehört sie eindeutig zu „der großen
Hure“ (Offb. 17:1). Ohne Frage verdient sie das Strafgericht,
das dem Weltreich der falschen Religion bevorsteht!

16 Mit dieser langen und kraftvollen Rede aus Hese-


kiel, Kapitel 16 sagt Jehova uns viel über seine Maßstä-
be, seinen Gerechtigkeitssinn und seine große Barm-
herzigkeit. Das Gleiche gilt für Hesekiel, Kapitel 23.
Wahre Christen heute nehmen sich Jehovas unmissver-
ständliche Botschaft zu Herzen. Im Gegensatz zu Juda
und Jerusalem machen wir einen großen Bogen um al-
les, womit wir Jehova wehtun könnten. Für uns kommt
es nicht infrage, Jehova so zu verletzen. Wie gelingt uns
das? Weisen wir jeglichen Götzendienst reflexartig zu-
rück, zum Beispiel Gier und Materialismus (Mat. 6:24;
Kol. 3:5). Bleiben wir dankbar dafür, dass unser barm-
16, 17. (a) Warum sehen wir in Ohola und Oholiba keine prophetischen
Vorbilder für die Christenheit mehr? (Siehe Kasten „Ohola und Oholi-
ba“.) (b) Was können wir aus Hesekiel, Kapitel 16 und 23 lernen?
268 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
herziger Gott die reine Anbetung in den letzten Tagen
wiederhergestellt hat und nie wieder zulassen wird, dass
irgendjemand sie verunreinigt. Mit dem geistigen Isra-
el hat er „einen dauerhaften Bund“ geschlossen, der nie-
mals durch Untreue oder Prostitution gebrochen wer-
den wird (Hes. 16:60). Schätzen wir deshalb die Ehre,
zu Jehovas reinem Volk gehören zu dürfen!
17
Können wir aus Jehovas Rede auch etwas über die
„große Hure“, Babylon die Große, lernen?
„Man wird sie nie wieder finden“
18
Jehova verändert sich nicht (Jak. 1:17). In der ge-
samten Geschichte der großen Hure sind seine Gefüh-
le gegenüber der falschen Religion gleich geblieben. Es
überrascht daher nicht, dass es viele Parallelen gibt zwi-
schen seinem Strafgericht an den Prostituierten aus He-
sekiel und dem an der „großen Hure“ aus Offenbarung.
19 Dazu ein Beispiel: Die Strafe an den Prostituierten
aus Hesekiel vollzog nicht Jehova selbst, sondern die
Völker, mit denen Gottes untreues Volk geistige Unmo-
ral getrieben hatte. Ähnlich ist es beim Weltreich der
falschen Religion. Es wird für seine Unmoral mit den
18, 19. Welche Parallelen bestehen zwischen den Prostituierten aus
Hesekiel und der großen Hure aus Offenbarung?
„ICH WERDE DEINER PROSTITUTION EIN ENDE MACHEN“ 269
„Königen der Erde“ verurteilt. Und wie wir lesen, wer-
den es diese politischen Elemente sein, die „die Hu-
re hassen, verwüsten und nackt machen. Sie werden
ihr Fleisch auffressen und sie völlig verbrennen.“ Wie
kommt es bei den Regierungen der Welt zu dem plötz-
lichen Sinneswandel? Gott wird „es ihnen ins Herz“
geben, „seinen Gedanken auszuführen“ (Offb. 17:1-3,
15-17).
20
Jehova wird sein Urteil über die falsche Religion,
einschließlich der vielen Religionen der Christenheit,
somit durch die Nationen dieser Welt vollstrecken. Die-
ses Strafgericht wird endgültig sein. Für die Religion
wird es keine Vergebung und keine Möglichkeit zur
Umkehr geben. Wie die Offenbarung zeigt, wird man
Babylon „nie wieder finden“ (Offb. 18:21). Über diesen
Untergang werden sich die Engel Gottes sehr freuen
und sagen: „Preist Jah! Und der Rauch von ihr steigt
weiter auf für immer und ewig“ (Offb. 19:3). Dieses
Urteil wird ein Präzedenzfall von ewiger Gültigkeit
sein. Nie wieder wird sich eine falsche Religion erhe-
ben können und die reine Anbetung verderben. Vom
20. Was zeigt, dass das Strafgericht an Babylon endgültig sein
wird?
270 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
Strafgericht an Babylon werden gewissermaßen für im-
mer und ewig Rauchschwaden aufsteigen.
21
Wenn die Regierungen dieser Welt gegen Babylon
die Große vorgehen, werden sie das Strafurteil Jehovas
ausführen – ein denkwürdiges Ereignis in der Verwirk-
lichung seines Vorhabens. Das wird der Beginn der gro-
ßen Drangsal sein, eine Zeit von beispiellosem Chaos
(Mat. 24:21). Diese Drangsal wird in Armageddon gip-
feln, in Jehovas Krieg gegen das heutige böse Welt-
system (Offb. 16:14, 16). Wie die nächsten Kapitel zei-
gen, verrät uns das Bibelbuch Hesekiel viel darüber,
wie sich die große Drangsal entwickeln wird. Doch wo-
rauf kommt es schon heute an? Das zeigt eine kurze
Zusammenfassung der praktischen Lehren aus Heseki-
el, Kapitel 16 und 23.
22
Satan lauert nur darauf, Diener Jehovas von der rei-
nen Anbetung abzubringen und sie zu geistiger Prostitu-
tion zu verleiten. Wenn der Teufel das bei dir versucht,
dann denk daran: Jehova toleriert in der Anbetung keine
Untreue! (4. Mo. 25:11). Wir halten den größtmöglichen
21. Was beginnt mit der Vernichtung der falschen Religion, und worin
gipfelt das Ganze?
22, 23. Wie könnte sich die Beschreibung der Prostituierten aus Hese-
kiel und aus Offenbarung auf unseren heiligen Dienst auswirken?
„ICH WERDE DEINER PROSTITUTION EIN ENDE MACHEN“ 271
Abstand zur falschen Religion, um „nichts Unreines“ zu
berühren (Jes. 52:11). Deshalb bleiben wir auch in den
politischen Angelegenheiten dieser zerstrittenen Welt
neutral (Joh. 15:19). Nationalismus ist für uns am Ende
nur eine weitere falsche Religion, die von Satan geför-
dert wird und mit der wir nichts zu tun haben möchten.
23 Machen wir uns aber vor allem die Ehre bewusst,
dass wir Jehova in seinem reinen geistigen Tempel die-
nen dürfen, den er so segnet. Das wird unsere Ent-
schlossenheit stärken, mit der falschen Religion und ih-
rer Prostitution nichts zu tun zu haben!

DIE REINE ANBETUNG UND DU


1 Warum ist es passend, die falsche Religion
mit einer Prostituierten zu vergleichen?
2 Was sagt uns die Beschreibung der
Prostituierten aus Hesekiel, Kapitel 16
und 23 über Jehovas Gefühle gegenüber
falscher Anbetung?
3 Was steht der falschen Religion bevor,
und was sollten wir jetzt tun?

272 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!


16 „MACH EIN ZEICHEN
AUF DIE STIRN“
FOKUS: HESEKIEL 9:4
Das Zeichen zum Überleben
für die Treuen zur Zeit Hesekiels
und die Bedeutung für uns

HESEKIEL ist wie betäubt. Gerade hat er in einer Vi-


sion gesehen, welche Abscheulichkeiten abtrünnige
Juden im Tempel in Jerusalem treiben.1[1] Diese Re-
bellen haben das Zentrum der reinen Anbetung ver-
unreinigt! Doch das ist noch nicht alles. Das Land ist
hoffnungslos in Gewalt verstrickt. Jehova ist von sei-
nem auserwählten Volk so enttäuscht, dass er zu
Hesekiel sagt: „Deshalb werde ich in meinem Zorn
einschreiten“ (Hes. 8:17, 18).
2 Wie schlimm es für Hesekiel sein muss, dass Jeru-
salem mit seinem einst heiligen Tempel jetzt Jehovas
1[1] Nhheres zu diesem Teil der Vision in Kapitel 5 des vorliegen-
den Buches.
1-3. (a) Warum ist Hesekiel wie betäubt, und was erfährt er über die
Vernichtung Jerusalems? (b) Mit welchen Fragen beschäftigen wir uns
jetzt?
„MACH EIN ZEICHEN AUF DIE STIRN“ 273
Zorn erregt und vernichtet werden soll! Bestimmt
fragt er sich: „Was ist mit den Treuen in der Stadt?
Werden sie verschont? Und wenn ja, wie?“ Auf die
Antwort muss Hesekiel nicht lange warten. Kaum hat
er das vernichtende Urteil über Jerusalem gehört,
nimmt er eine laute Stimme wahr, die die Vollstrecker
des göttlichen Strafgerichts zusammenruft (Hes. 9:1).
Dann erfährt der Prophet etwas, was ihn sehr beru-
higt: Die Vollstrecker werden selektiv vorgehen, nicht
willkürlich. Alle, die es in Jehovas Augen verdienen,
werden überleben.
3 Uns steht das Ende des bösen Weltsystems bevor.
Vielleicht denken auch wir darüber nach, wer überle-
ben wird und wie. Beschäftigen wir uns daher mit fol-
genden Fragen: 1. Was sah Hesekiel als Nächstes?
2. Wie erfüllte sich die Vision zu seinen Lebzeiten?
3. Welche Bedeutung hat sie für uns?
„Ruft die zusammen, die Strafe . . . bringen“
4 Was sah und hörte Hesekiel als Nächstes? (Lies

Hesekiel 9:1-11.) Sieben Männer kamen „vom oberen


Tor im Norden“, das möglicherweise nahe beim „Göt-
zensymbol der Eifersucht“ war oder dort, wo die
4. Was sah und hörte Hesekiel als Nächstes?
274 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
Frauen den Gott Tammuz beweinten (Hes. 8:3, 14).
Die sieben Männer betraten den inneren Vorhof
des Tempels und stellten sich neben den kupfernen
Opferaltar. Doch sie waren nicht gekommen, um zu
opfern. Aus diesem Tempel nahm Jehova längst kei-
ne Opfer mehr an. Sechs der Männer hatten eine
„Waffe zum Zerschlagen in der Hand“. Der siebte sah
auffallend anders aus. Er war in Leinen gekleidet und
hatte keine Waffe bei sich, sondern das „Tintenfass ei-
nes Sekretärs“.
5 Der Mann mit dem Tintenfass erhielt einen be-
sonderen Auftrag. „Geh durch die Stadt“, sagte Jeho-
va zu ihm, „durch Jerusalem, und mach ein Zeichen
auf die Stirn der Menschen, die seufzen und stöhnen
über all die Abscheulichkeiten, die in der Stadt getrie-
ben werden.“ Vielleicht erinnerte sich Hesekiel in die-
sem Moment an die treuen israelitischen Eltern, die
an den oberen Türrahmen und die Türpfosten Blut
strichen. Dieses Zeichen rettete ihren Erstgeborenen
das Leben (2. Mo. 12:7, 22, 23). Würde das Zei-
chen, das der Mann mit dem Tintenfass anbringt,
5, 6. Was können wir über diejenigen schlussfolgern, die das Zeichen
empfingen?
„MACH EIN ZEICHEN AUF DIE STIRN“ 275
einem ähnlichen Zweck dienen? Würden Menschen,
die solch ein Zeichen empfingen, die Zerstörung Jeru-
salems überleben?
6 Dazu muss man wissen, unter welcher Vorausset-
zung jemand das Zeichen empfing: Die Betreffenden
mussten „seufzen und stöhnen über all die Abscheu-
lichkeiten, die in der Stadt getrieben“ wurden. Was
bedeutete das? Zum einen setzte ihnen der Götzen-
dienst im Tempel sehr zu und auch all die Ge-
walt, Unmoral und Verdorbenheit in Jerusalem (Hes.
22:9-12). Zum anderen zeigten sie diese Empfindun-
gen sicher auch. Ihre Worte und Taten müssen deut-
lich gemacht haben, dass sie von dem Geschehen im
Land angewidert waren und dass sie treu zur reinen
Anbetung standen. Aus Barmherzigkeit würde Jehova
sie verschonen.
7 Doch wie sollten die sechs bewaffneten Männer
vorgehen? Hesekiel hörte Jehovas Anweisungen an
sie. Sie sollten dem Mann mit dem Tintenfass durch
die Stadt folgen und alle töten, die kein Zeichen er-
halten hatten. Jehova forderte sie auf: „Fangt bei mei-
7, 8. Wie sollten die sechs bewaffneten Männer vorgehen, und wie ging
die Sache aus?
276 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
nem Heiligtum an“ (Hes. 9:6). Die Urteilsvollstrecker
sollten bei Jerusalems Herzstück beginnen, dem Tem-
pel, der für Jehova nicht mehr heilig war. „Also fin-
gen sie bei den Ältesten an, die sich vor dem Haus be-
fanden.“ Das waren die 70 Ältesten, die im Tempel
falschen Göttern räucherten (Hes. 8:11, 12; 9:6).
Wie ging die Sache aus? Hesekiel hörte, wie der
8

Mann mit dem Tintenfass zu Jehova sagte: „Ich habe


deinen Befehl genau ausgeführt“ (Hes. 9:11). Was hat
das wohl für die Einwohner Jerusalems bedeutet?
Gab es überhaupt treue Israeliten, die die Vernich-
tung überlebten?
Wie sich die Vision zur Zeit Hesekiels erfüllte
9 Lies 2. Chronika 36:17-20. Hesekiels Prophezeiung

erfüllte sich 607 v. u. Z., als die Babylonier Jerusalem


mitsamt Tempel zerstörten. Sie waren wie ein „Becher
in der Hand Jehovas“, mit dem er die Strafe über das
untreue Jerusalem „ausgoss“ (Jer. 51:7). Wurden die
Bewohner willkürlich vernichtet? Nein. Wie in Hese-
kiels Vision angekündigt, verloren nicht alle ihr Le-
ben (1. Mo. 18:22-33; 2. Pet. 2:9).
9, 10. Wer überlebte die Zerstörung Jerusalems, und was verrät das
über sie?
„MACH EIN ZEICHEN AUF DIE STIRN“ 277
˙˙˙
16A

IST DIE CHRISTENHEIT DAS


GEGENBILDLICHE JERUSALEM?
SIEHE ABSATZ 12, 13

Früher wurde die Christenheit in unseren Publikatio-


nen als das Gegenbild des abtrünnigen Jerusalem be-
zeichnet. Und was im untreuen Jerusalem vor sich ging,
beispielsweise der Götzendienst und die weitverbreite-
te Verdorbenheit, erinnert wirklich an die Zustände in
der Christenheit. In den letzten Jahren allerdings wird
in unseren Publikationen, auch im vorliegenden Buch,
nicht mehr die Vorbild-Gegenbild-Methode verwendet –
es sei denn, die Bibel liefert dafür eine eindeutige Grund-
lage. Gibt es solch einen klaren biblischen Hinweis da-
rauf, dass die Christenheit das gegenbildliche Jerusalem
ist? Nein.
Hier einige Überlegungen: Jerusalem war einmal das Zen-
trum der reinen Anbetung. Sp äter wurden die Einwohner
abtrünnig. Die Christenheit dagegen hat nie die reine An-
betung praktiziert. Seit ihren Anfängen im 4. Jahrhun-
dert hat sie immer falsche Lehren vermittelt.
Noch etwas. Nach der Zerstörung Jerusalems durch die
Babylonier schenkte Jehova der Stadt wieder seine Gunst
und sie wurde erneut das Zentrum der wahren Anbetung.
Doch die Christenheit stand nie in Gottes Gunst. In der
großen Drangsal wird sie vernichtet werden und für im-
mer von der Bildfläche verschwinden.

278 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!


Was können wir aus diesen Überlegungen schlussfol-
gern? Manches, was die Bibel über das untreue Jerusalem
sagt, erinnert vielleicht an die Christenheit. Sie aber als
das gegenbildliche Jerusalem zu bezeichnen hat offen-
sichtlich keine biblische Grundlage.

10 Wer überlebte? Zum Beispiel die Rechabiter, der


Äthiopier Ebed-Melech, der Prophet Jeremia und des-
sen Sekretär Baruch (Jer. 35:1-19; 39:15-18; 45:1-5).
Wie Hesekiels Vision nahelegt, seufzten und stöhnten
diese Treuen „über all die Abscheulichkeiten“, die
sich in Jerusalem abspielten (Hes. 9:4). Sie müssen
schon vor der Zerstörung gezeigt haben, wie sehr sie
die Schlechtigkeit verabscheuten und wie viel ihnen
an der reinen Anbetung lag. So taten sie ihren Teil,
um von Jehova verschont zu werden.
11Erhielten diese Treuen buchstäblich ein Zeichen
zum Überleben? Nein. Nichts deutet darauf hin, dass
Hesekiel oder sonst irgendjemand durch Jerusalem
ging und auf der Stirn der Treuen ein sichtbares
Zeichen anbrachte. Offensichtlich gibt uns Hesekiels
prophetische Vision einen Einblick in das, was im
11. Für wen standen die sechs bewaffneten Männer und der Mann mit
dem Tintenfass?
„MACH EIN ZEICHEN AUF DIE STIRN“ 279
Himmel geschah und für Menschen unsichtbar war.
Der Mann mit dem Tintenfass und die sechs bewaff-
neten Männer standen demnach für treue Engel Jeho-
vas, die ja stets bereit sind, seinen Willen auszufüh-
ren (Ps. 103:20, 21). Zweifellos lenkte Jehova die
Urteilsvollstreckung am untreuen Jerusalem durch
seine Engel. Sie stellten sicher, dass selektiv vorgegan-
gen wurde, nicht wahllos. Es war, als hätten sie die
Treuen an der Stirn gekennzeichnet.
Was Hesekiels Vision
für die heutige Zeit bedeutet
12 Wir stehen heute vor einem beispiellosen Straf-

gericht Gottes: „eine große Drangsal, wie es sie von


Anfang der Welt bis jetzt nicht gegeben hat und auch
nie wieder geben wird“ (Mat. 24:21). Vielleicht fragen
wir uns: „Wird die kommende Vernichtung ebenfalls
selektiv sein? Werden Diener Jehovas wieder auf ir-
gendeine Weise ein Zeichen zum Überleben erhalten?
Mit anderen Worten: Erfüllt sich Hesekiels propheti-
sche Vision über den Mann mit dem Tintenfass auch
12, 13. (a) Warum brachte Jehova seinen Zorn über Jerusalem, und wa-
rum können wir für unsere Zeit etwas Ähnliches erwarten? (b) Ist die
Christenheit das Gegenbild des untreuen Jerusalem? Erkläre es. (Siehe
Kasten „Ist die Christenheit das gegenbildliche Jerusalem?“.)
280 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
in unserer Zeit?“ Die Antwort auf alle drei Fragen
lautet Ja. Wie kommen wir zu diesem Schluss? Gehen
wir dazu zu Hesekiels Vision zurück.
13 Warum brachte Jehova seinen Zorn über das al-
te Jerusalem? Schauen wir uns noch einmal Hesekiel
9:8, 9 an. (Lies.) Als Hesekiel befürchtete, „alle Übrig-
gebliebenen Israels“ würden ausgelöscht werden, zähl-
te Jehova vier Gründe für das Gericht auf. Erstens,
„das Vergehen“ des Volkes war „sehr, sehr groß“.1[2]
Zweitens, das Land Juda war „voller Blutvergießen“.
Drittens, Jerusalem, die Hauptstadt des Königreiches
Juda, war „voller Verdorbenheit“. Viertens, die Ein-
wohner entschuldigten ihre schlechten Taten, indem
sie sich einredeten, Jehova würde sie nicht sehen. Das
klingt doch alles wie eine Anklage an die perverse,
gewalttätige, verdorbene und gottlose Welt von heute,
oder? Jehova hat „sich nicht verändert“. Was ihn da-
mals zu Recht zornig machte, macht ihn auch heute
zornig (Jak. 1:17; Mal. 3:6). Wir können deshalb damit
1[2] Gemßß einem Nachschlagewerk kann das hebräische Substan-
tiv, das mit „Vergehen“ übersetzt wird, den Gedanken von Perversion
vermitteln. Ein anderes Nachschlagewerk bemerkt, dass dieses Wort
„ein stark religiös geprägter Begriff ist, der fast ausschließlich
verwendet wird, wenn eine moralische Schuld oder ein Unrecht ge-
genüber Gott gemeint ist“.
„MACH EIN ZEICHEN AUF DIE STIRN“ 281
rechnen, dass die sechs bewaffneten Männer und der
Mann mit dem Tintenfass bald wieder zum Einsatz
kommen.
14 Die erste Erfüllung von Hesekiels prophetischer
Vision gibt uns eine Vorstellung davon, was auf uns
zukommt. Sehen wir uns jetzt an, wie sich seine Pro-
phezeiung heute erfüllt und noch erfüllen wird.
15 Jehova lässt die Menschen warnen, bevor er eine
Vernichtung bringt. In Kapitel 11 haben wir gelernt,
dass Jehova Hesekiel „als Wächter für das Volk Isra-
el“ einsetzte (Hes. 3:17-19). Ab 613 v. u. Z. warnte
Hesekiel sie eindringlich vor der kommenden Vernich-
tung. Auch andere Propheten wie Jesaja und Jeremia
warnten vor dem Unglück, das über Jerusalem kom-
men würde (Jes. 39:6, 7; Jer. 25:8, 9, 11). Heute gebrau-
chen Jehova und Christus eine kleine Gruppe Gesalb-
ter, um die „Hausdiener“ zu ernähren und um vor der
kommenden großen Drangsal zu warnen (Mat. 24:45).
16 Das Kennzeichen zum Überleben wird nicht von Je-
hovas Volk angebracht. Wie bereits besprochen, war es
14, 15. Welche Beispiele zeigen, dass Jehova Menschen warnt, bevor er
eine Vernichtung bringt?
16. Bringen wir das Zeichen zum Überleben an? Erkläre es.
282 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
nicht Hesekiel, der die Treuen in Jerusalem kenn-
zeichnete. Auch wir sind nicht beauftragt, das Zei-
chen anzubringen. Als Hausdiener Christi haben wir
stattdessen den Auftrag bekommen zu predigen. Weil
wir diesen Auftrag ernst nehmen, erzählen wir ande-
ren eifrig die gute Botschaft von Gottes Königreich
und warnen gleichzeitig vor dem nahen Ende der heu-
tigen bösen Welt (Mat. 24:14; 28:18-20). So helfen wir
dabei mit, dass aufrichtige Menschen zur reinen An-
betung kommen (1. Tim. 4:16).
17 Um die kommende Vernichtung zu überleben, muss
man seinen Glauben heute beweisen. Diejenigen, die
607 v. u. Z. gerettet wurden, zeigten vor der Zerstörung
Jerusalems, wie sehr sie die Schlechtigkeit verab-
scheuten und wie viel ihnen an der reinen Anbetung
lag. Heute ist es nicht anders. Menschen müssen über
die Schlechtigkeit „seufzen und stöhnen“, also zutiefst
betroffen sein, bevor die Vernichtung kommt. Und
statt ihre Empfindungen zu verbergen, müssen sie
durch Wort und Tat beweisen, dass sie treu zur rei-
nen Anbetung stehen. Was ist dafür erforderlich? Sie
17. Was ist jetzt erforderlich, um in Zukunft das Zeichen zum Über-
leben erhalten zu können?
„MACH EIN ZEICHEN AUF DIE STIRN“ 283
müssen positiv auf die Predigttätigkeit reagieren, sich
immer mehr nach Jesu Persönlichkeit ausrichten, sich
zum Zeichen ihrer Hingabe an Jehova taufen lassen
und die Brüder Christi treu unterstützen (Hes. 9:4;
Mat. 25:34-40; Eph. 4:22-24; 1. Pet. 3:21). Nur diejeni-
gen, die diesen Weg eingeschlagen haben und beim
Ausbruch der großen Drangsal die reine Anbetung
praktizieren, kommen für das Zeichen zum Über-
leben infrage.
18 Das Kennzeichnen geschieht vom Himmel aus. Zur
Zeit Hesekiels spielten Engel eine Rolle dabei, an
Treuen das Zeichen anzubringen. In der neuzeitlichen
Erfüllung steht der Mann mit dem Tintenfass für Je-
sus Christus, wenn er als Richter aller Völker „in sei-
ner Herrlichkeit kommt“ (Mat. 25:31-33). Jesus wird
während der großen Drangsal kommen, nachdem die
falsche Religion vernichtet worden ist.1[3] In dieser
entscheidenden Zeit, kurz bevor Armageddon beginnt,
1[3] Wenn Babylon die Große vernichtet wird, bedeutet das wohl
nicht den Tod aller Mitglieder der falschen Religion. Möglicherweise
werden sich sogar Geistliche von ihr distanzieren und behaupten, nie
ein Teil von ihr gewesen zu sein (Sach. 13:3-6).
18. (a) Wann und wie werden Menschen gekennzeichnet? (b) Brauchen
Gesalbte dieses Zeichen?
284 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
˙˙˙
16 B

SEUFZEN UND STÖHNEN,


KENNZEICHNEN, ZERSCHLAGEN
WANN UND WIE?
SIEHE ABSATZ 17-19
Die Vision aus Hesekiel, Kapitel 9 hat eine neuzeitliche Erfüllung.
Wenn wir verstehen, wie sich die Ereignisse entwickeln werden,
können wir dem Ende des heutigen Weltsystems zuversichtlich ent-
gegensehen
„Seufzen und Stöhnen“
WANN? In den letzten Tagen, vor der großen Drangsal
WIE? Richtig eingestellte Menschen zeigen durch Wort und
Tat, wie sehr sie die heutige Schlechtigkeit verabscheuen. Sie
reagieren positiv auf das Predigen, richten sich immer mehr
nach Christi Persönlichkeit aus, lassen sich zum Zeichen ihrer
Hingabe an Jehova taufen und unterstützen treu Christi Brüder
„Kennzeichnen“
WANN? In der großen Drangsal
WIE? Der Mann mit dem Tintenfass eines Sekretärs stellt Jesus
Christus dar, wenn er als Richter der Völker kommt. Alle aus der
großen Volksmenge werden als Schafe eingestuft oder gekenn-
zeichnet. Das zeigt an, dass sie Armageddon überleben werden
„Zerschlagen“
WANN? In Armageddon
WIE? Jesus Christus wird mit seinem himmlischen Heer, zu
dem die Engel und seine 144 000 Mitregenten gehören, das böse
Weltsystem restlos vernichten und die reinen Diener Jehovas in
eine gerechte neue Welt führen

„MACH EIN ZEICHEN AUF DIE STIRN“ 285


wird Jesus jeden Menschen als Schaf oder Ziege ein-
stufen. Die Mitglieder der „großen Volksmenge“ wer-
den als Schafe beurteilt oder gekennzeichnet. Das
zeigt an, dass sie „in das ewige Leben“ gehen (Offb.
7:9-14; Mat. 25:34-40, 46). Was ist mit den treuen Ge-
salbten? Sie brauchen dieses Zeichen nicht. Sie be-
kommen ihr endgültiges Siegel, entweder bevor sie
sterben oder vor Ausbruch der großen Drangsal. Ir-
gendwann bevor Armageddon beginnt, erhalten sie
Leben im Himmel (Offb. 7:1-3).
19 Der König Jesus Christus wird mit seinen himm-
lischen Heeren das Strafgericht am heutigen Weltsystem
vollstrecken. In Hesekiels Vision begannen die sechs
bewaffneten Männer mit dem Töten erst, nachdem
der in Leinen gekleidete Mann an den Treuen das Zei-
chen angebracht hatte (Hes. 9:4-7). Auch die kom-
mende Vernichtung beginnt erst, nachdem Jesus die
Menschen gerichtet und die Schafe zum Überleben
gekennzeichnet hat. Im Krieg von Armageddon wird
Jesus mit den heiligen Engeln und seinen 144 000 Mit-
19. Wer wird an Jesu Seite gegen das heutige Weltsystem kämpfen?
(Siehe Kasten „Seufzen und Stöhnen, Kennzeichnen, Zerschlagen – wann
und wie?“.)
286 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
regenten gegen die böse Welt kämpfen, sie restlos ver-
nichten und die reinen Diener Jehovas in eine gerech-
te neue Welt führen (Offb. 16:14-16; 19:11-21).
Wie viel wir doch aus Hesekiels Vision von dem
20

Mann mit dem Tintenfass lernen! Wir können völlig


darauf vertrauen, dass Jehova niemals die Gerechten
mit den Bösen vernichten wird (Ps. 97:10). Wir wis-
sen, was wir jetzt tun müssen, um das Zeichen zum
Überleben erhalten zu können. Wir sind entschlossen,
denen, die über die Schlechtigkeit in Satans Welt seuf-
zen und stöhnen, von der guten Botschaft zu erzäh-
len und alle vor dem kommenden Ende zu warnen. So
können wir Menschen, „die zum ewigen Leben rich-
tig eingestellt“ sind, für die reine Anbetung gewinnen.
Dann können auch sie ihren Teil tun, um für Got-
tes gerechte neue Welt gekennzeichnet zu werden
(Apg. 13:48).
20. Was führt uns Hesekiels Vision von dem Mann mit dem Tintenfass
vor Augen?

„MACH EIN ZEICHEN AUF DIE STIRN“ 287


DIE REINE ANBETUNG UND DU
1 Was verrät Hesekiels Vision von dem
Mann mit dem Tintenfass über Jehovas
Barmherzigkeit?
2 Worauf kommt es jetzt an, um für das
Zeichen zum Überleben infrage zu kommen?
3 Wozu bist du nach der Betrachtung von
Hesekiels Vision entschlossen?

288 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!


17 „ICH BIN GEGEN
DICH, GOG“
FOKUS: HESEKIEL 38:3
Wer mit „Gog“ gemeint ist und in
welches „Land“ er einmarschiert

SCHON seit Jahrtausenden vergießen die Menschen


in ihren Kriegen unvorstellbar viel Blut. Man denke
allein an das Blutbad, das in den zwei Weltkriegen an-
gerichtet wurde. Doch der größte Krieg steht der
Menschheit noch bevor. Es ist nicht ein Konflikt zwi-
schen den Völkern der Erde, die für ihre selbstsüchti-
gen Interessen kämpfen. Vielmehr ist es der „Krieg
des großen Tages Gottes, des Allmächtigen“ (Offb.
16:14). Heraufbeschworen wird dieser Krieg von ei-
nem überheblichen Feind. Er fällt in ein Land ein, das
für Gott kostbar ist. Daraufhin entfesselt der Souve-
räne Herr Jehova seine zerstörerische Macht in nie
gekanntem Ausmaß.
2 Das führt zu wichtigen Fragen: „Wer ist dieser
1, 2. Welcher Krieg steht der Menschheit bevor, und welche Fragen er-
geben sich daraus?
„ICH BIN GEGEN DICH, GOG“ 289
Feind? In welches Land dringt er ein? Wann, warum
und wie kommt es zu der Invasion?“ Da diese zukünf-
tigen Ereignisse uns als Diener Jehovas betreffen,
brennen wir zu Recht auf die Antworten. Sehen wir
uns dazu die spannende Prophezeiung in Hesekiel,
Kapitel 38 und 39 an.
Der Feind
3 Lies Hesekiel 38:1, 2, 8, 18; 39:4, 11. Hier eine kur-

ze Zusammenfassung: „Am Ende der Jahre“ wird ein


Feind, „Gog vom Land Magog“ genannt, „in das
Land“ des Volkes Gottes einmarschieren. Aufgrund
dieses bösartigen Angriffs wird Jehova in „heftigem
Zorn“ einschreiten und Gog besiegen.1[1] Dann wird
Jehova den Feind samt seiner Horde „allen mögli-
chen Raubvögeln und den wilden Tieren des Feldes
zum Fraß überlassen“. Zum Schluss erhält Gog „eine
Grabstätte“. Um zu verstehen, wie sich diese Prophe-
zeiung bald erfüllt, müssen wir zuerst wissen, wer
Gog ist.
1[1] Das nächste Kapitel erklärt, wie und wann Jehovas großer Zorn
gegen Gog von Magog aufflammt und was das für Diener Jehovas
bedeutet.
3. Wie lässt sich die Prophezeiung über Gog von Magog zusammen-
fassen?
290 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
4 Wer ist Gog von Magog? Aus Hesekiels Beschrei-
bung wird deutlich, dass er ein Feind der Diener Je-
hovas ist. Ist Gog eine prophetische Bezeichnung für
Satan, den größten Feind der wahren Anbetung? So
wurde es viele Jahrzehnte in unseren Publikationen
erklärt. Weitere Nachforschungen haben jedoch zu ei-
nem klareren Verständnis geführt. Wie im Wachtturm
gezeigt wurde, ist Gog von Magog kein Geistwesen,
sondern ein Feind aus Fleisch und Blut – ein Zusam-
menschluss von Nationen, die gegen die reine An-
betung kämpfen werden.1[2] Woher wissen wir das?
Gehen wir zunächst darauf ein, dass Gog kein Geist-
wesen ist. Dazu untersuchen wir zwei Hinweise aus
Hesekiels Prophezeiung.
5 „Ich werde dich allen möglichen Raubvögeln . . . zum
Fraß überlassen“ (Hes. 39:4). In der Bibel werden
Raubvögel, die Leichen verschlingen, oft als Bild für
ein göttliches Strafgericht gebraucht. Gott warnte da-
mit sowohl die Israeliten als auch nichtisraelitische
1[2] Siehe „Fragen von Lesern“ im Wachtturm vom 15. Mai 2015,
S. 29, 30.
4. Wer ist Gog von Magog?
5, 6. Wie lässt Hesekiels Prophezeiung erkennen, dass Gog von Magog
kein Geistwesen sein kann?
„ICH BIN GEGEN DICH, GOG“ 291
Völker (5. Mo. 28:26; Jer. 7:33; Hes. 29:3, 5). Diese
Warnungen galten stets Menschen, nicht Geistwesen.
Raubvögel und wilde Tiere fressen schließlich Fleisch,
nicht Geister. Die Warnung Gottes in Hesekiels Pro-
phezeiung legt daher nahe, dass Gog kein Geist-
wesen ist.
6 „Ich [werde] Gog dort in Israel eine Grabstätte ge-
ben“ (Hes. 39:11). Nirgends in der Bibel wird davon
gesprochen, dass Geistwesen auf der Erde begraben
werden. Ganz im Gegenteil. Satan und seine Dämo-
nen kommen für 1 000 Jahre in den Abgrund und wer-
den später in den Feuersee geschleudert, das heißt,
für immer vernichtet (Luk. 8:31; Offb. 20:1-3, 10). Da
Gog auf der Erde „eine Grabstätte“ erhält, können
wir schlussfolgern, dass er kein Geistwesen sein kann.
7 Wer oder was verbirgt sich hinter Gog dann? Wer
ist dieser Feind, der Jehovas Diener in einem Groß-
angriff auslöschen will? Zwei Prophezeiungen helfen
uns, Gog von Magog zu identifizieren.
8 „Der König des Nordens.“ (Lies Daniel 11:40-45.)
Daniel kündigte verschiedene Weltmächte an, die im
7, 8. Wann wird „der König des Nordens“ „zu seinem Ende kommen“,
und wieso erinnert das an Gog von Magog?
292 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
Lauf der Geschichte auf der Weltbühne erscheinen
würden. Der Prophet sprach auch von zwei Riva-
len – dem „König des Südens“ und dem „König des
Nordens“. In diese Rollen schlüpften über die Jahr-
hunderte unterschiedliche Nationen und kämpften
um die Vorherrschaft. Daniel sagte über den letz-
ten Angriff des Königs des Nordens „in der Zeit
des Endes“: „Er wird rasend vor Wut ausziehen,
um viele auszulöschen und restlos zu vernichten.“
Sein Hauptangriffsziel werden Jehovas Diener sein.1[3]
Doch wie Gog von Magog wird er scheitern und nach
seinem Angriff auf Gottes Volk „zu seinem Ende
kommen“.
9 „Die Könige der ganzen bewohnten Erde.“ (Lies Of-
fenbarung 16:14, 16; 17:14; 19:19, 20.) Wie die Offen-
barung voraussagt, werden „die Könige der Erde“ den
„König der Könige“, Jesus, angreifen. Da Jesus im
1[3] Daniel 11:45 lässt erkennen, dass der König des Nordens es auf
Gottes Volk abgesehen hat, wenn es dort heißt: „Er wird seine kö-
niglichen Zelte zwischen dem großen Meer [Mittelmeer] und dem
heiligen Berg des Schönen Landes [wo einst Gottes Tempel stand und
Gottes Volk anbetete] aufschlagen.“
9. Warum kann man sagen, dass mit „den Königen der ganzen bewohn-
ten Erde“ das Gleiche geschieht wie mit Gog von Magog?
„ICH BIN GEGEN DICH, GOG“ 293
Himmel für sie unerreichbar ist, richten sie ihren
Angriff auf seine Unterstützer auf der Erde. Doch in
Armageddon werden die Könige der Erde auf der Ver-
liererseite stehen. Interessant ist, dass auch sie ihr
Ende finden, nachdem sie Jehovas Volk angegriffen
haben – ganz ähnlich wie Gog von Magog.1[4]
10 Welchen Schluss legen all diese Überlegungen
nahe? Erstens: Gog ist kein Geistwesen. Zweitens:
Mit Gog sind Nationen der Erde gemeint, die sich
schon bald gegen Gottes Volk wenden werden. Diese
Nationen werden zweifellos einen Zusammenschluss
bilden, sich also irgendwie verbünden. Um Gottes
Volk in jedem Winkel der Erde angreifen zu können,
müssen sie ja schließlich als Einheit vorgehen (Mat.
24:9). Der eigentliche Drahtzieher dieses Angriffs ist
natürlich Satan. Immer, wenn Völker der Erde die
wahre Anbetung bekämpft haben, stand er dahinter
1[4] Die Bibel spricht auch von einem neuzeitlichen „Assyrer“, der
Gottes Volk ausrotten möchte (Mi. 5:5). Sie kündigt also folgende An-
griffe auf Gottes Volk an: durch Gog von Magog, den König des
Nordens, die Könige der Erde und den Assyrer. Möglicherweise han-
delt es sich dabei nicht um vier unterschiedliche Angriffe, sondern
um ein und denselben.
10. Was können wir über die Identität Gogs schlussfolgern?
294 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
(1. Joh. 5:19; Offb. 12:17). Hesekiels Prophezeiung
über Gogs Angriff auf Jehovas Volk betont jedoch
die Rolle der Nationen der Erde.1[5]
Das Land
11 Wie wir in Absatz 3 gesehen haben, wird Gog
von Magog Jehovas Zorn heraufbeschwören, weil er
in ein für Jehova kostbares Land einfällt. Welches
Land ist das? Gehen wir zu Hesekiels Prophezeiung
zurück. (Lies Hesekiel 38:8-12.) Gog wird „in das Land
einmarschieren, dessen Volk zurückgekehrt ist“, „ein
aus den Völkern zusammengeführtes Volk“. Und es
ist ein Land, dessen Bewohner „allesamt in Sicher-
heit“ leben, dessen Siedlungen „nicht durch Mauern,
Riegel und Tore geschützt“ sind und dessen Volk
„Reichtum und Besitz ansammelt“. Das ist das Land,
das alle Diener Jehovas auf der Erde bewohnen. Wa-
rum können wir das sagen?
12 Denken wir noch einmal an die Wiederherstellung
im alten Israel, dem Land, in dem Gottes auserwähltes
1[5] Auf die Identität von „Gog und Magog“ aus Offenbarung 20:7-9
wird in Kapitel 22 des vorliegenden Buches eingegangen.
11. Wie beschreibt Hesekiel das Land, in das Gog einfällt?
12. Welche Wiederherstellung erlebte das Land Israel?
„ICH BIN GEGEN DICH, GOG“ 295
Volk über Jahrhunderte lebte, arbeitete und Jehova
diente. Wie Jehova durch Hesekiel voraussagte, würde
das Land wegen Israels Untreue verwüstet und men-
schenleer sein (Hes. 33:27-29). Jehova kündigte aber
auch an, dass ein reumütiger Überrest aus Babylon zu-
rückkehren sollte. Mit dem Segen Jehovas würde das
Land Israel so prächtig werden „wie der Garten Eden“
(Hes. 36:34-36). Zu dieser Wiederherstellung kam es ab
537 v. u. Z., als jüdische Gefangene nach Jerusalem zu-
rückkehrten und die wahre Anbetung in ihrer geliebten
Heimat wiederherstellten.
13 In der Neuzeit erlebten Gottes Diener eine ähn-
liche Wiederherstellung. Wie wir in Kapitel 9 erfah-
ren haben, wurde Gottes Volk 1919 aus der langen
Gefangenschaft in Groß-Babylon befreit. In diesem
Jahr brachte Jehova seine Diener in ein Land, näm-
lich ins geistige Paradies – ein Zustand oder Umfeld,
in dem wir uns geborgen fühlen und wo unsere
Freundschaft zu Jehova gedeihen kann. Dort leben
wir in Sicherheit und haben inneren Frieden (Spr.
1:33). Wir bekommen eine Fülle von geistiger Nah-
13, 14. (a) Was ist das geistige Land? (b) Warum ist dieses Land für
Jehova so wertvoll?
296 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
rung und es macht uns wirklich zufrieden, uns beim
Verkünden von Gottes Königreich voll einzusetzen.
Wir erleben, wie wahr die Aussage ist: „Es ist der Se-
gen Jehovas, der reich macht, und diesem Segen fügt
er keinen Schmerz hinzu“ (Spr. 10:22). Ganz gleich,
wo wir auf der Erde sind: Solange wir die reine An-
betung in Wort und Tat unterstützen, befinden wir
uns in diesem Land, im geistigen Paradies.
14 Warum bedeutet dieses Land Jehova so viel? Er
selbst hat die Bewohner – „das Wertvolle aus allen
Völkern“ – dorthin gebracht, sie zur reinen Anbetung
gezogen (Hag. 2:7; Joh. 6:44). Sie bemühen sich sehr,
die neue Persönlichkeit anzuziehen, die unseren wun-
dervollen Gott widerspiegelt (Eph. 4:23, 24; 5:1, 2).
Mit ihrem selbstlosen Einsatz machen sie ihm Ehre
und beweisen ihre Liebe zu ihm (Röm. 12:1, 2; 1. Joh.
5:3). Wir können nur erahnen, wie glücklich Jehova
sein muss, wenn er sieht, was seine Diener alles tun.
Was für ein schöner Gedanke! Wenn die reine Anbe-
tung in unserem Leben das Wichtigste ist, verschö-
nern wir nicht nur das geistige Paradies, sondern ma-
chen außerdem Jehova eine Riesenfreude (Spr. 27:11).
„ICH BIN GEGEN DICH, GOG“ 297
Die Invasion
15 Es ist natürlich keine schöne Vorstellung, dass
sich bald Nationen verbünden und in unser geliebtes
„Land“ einfallen. Deshalb möchten wir nicht unvor-
bereitet sein. Beschäftigen wir uns nun mit drei Fra-
gen, die sich förmlich aufdrängen.
16 Wann fällt Gog von Magog in unser wiederhergestell-
tes Land ein? In der Prophezeiung heißt es: „Am En-
de der Jahre wirst du in das Land einmarschieren“
(Hes. 38:8). Das lässt auf eine Zeit kurz vor dem
Ende des heutigen Weltsystems schließen. Wie wir
wissen, wird die große Drangsal mit der Vernich-
tung von Babylon der Großen beginnen. Und wann
wird Gog zum entscheidenden Schlag gegen Jeho-
vas Diener ausholen? Nach der Vernichtung der fal-
schen Religion, aber noch vor dem Beginn von Arma-
geddon.
17 Warum dringt Gog in das wiederhergestellte Land
von Jehovas reinen Dienern ein? Hesekiels Prophezeiung
nennt zwei Faktoren: Jehovas Lenkung und Gogs
Boshaftigkeit.
15, 16. Wann marschiert Gog von Magog in unser „Land“ ein?
17, 18. Wie wird Jehova die Ereignisse in der großen Drangsal lenken?
298 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
18 Jehovas Lenkung. (Lies Hesekiel 38:4, 16.) Jehova
sagt zu Gog: „Ich werde . . . Haken in deinen Kiefer
treiben“ und „dich gegen mein Land heranführen“.
Bedeutet das, dass Jehova die Nationen zwingen wird,
seine eigenen Diener anzugreifen? Natürlich nicht!
Niemals würde er über sein Volk etwas Schlechtes
bringen (Hiob 34:12). Aber Jehova kennt seine Fein-
de und weiß: Sie werden seine Diener hassen und der
Gelegenheit, sie auszurotten, nicht widerstehen kön-
nen (1. Joh. 3:13). Als würde Jehova Gog an einem
Haken führen, wird er alles so lenken, dass sich die
Ereignisse gemäß seinem Willen und Zeitplan entwi-
ckeln. Irgendwann nach der Vernichtung von Babylon
der Großen wird Jehova möglicherweise die Nationen
irgendwie ködern, sodass sie ihr wahres Gesicht zei-
gen. Er wird gewissermaßen den Weg für den Angriff
frei machen, der Armageddon auslöst, den größten
Krieg der Menschheitsgeschichte. Dann wird er sein
Volk befreien, für seine Souveränität eintreten und
seinen großen Namen heiligen (Hes. 38:23).
19Gogs Boshaftigkeit. Die Nationen werden „einen
boshaften Plan schmieden“. Sie werden versuchen,
19. Warum hat es Gog auf die reine Anbetung abgesehen?
„ICH BIN GEGEN DICH, GOG“ 299
ihrem erbitterten Hass auf Jehovas Diener Luft zu
machen, die scheinbar schutzlos sind, ohne „Mauern,
Riegel und Tore“. Außerdem ist ihr Ziel der „Reich-
tum“ des Volkes Gottes, also „große Beute zu ma-
chen und viel zu plündern“ (Hes. 38:10-12). Welchen
„Reichtum“? Jehovas Volk besitzt großen geistigen
Reichtum. Unser größter Schatz ist die reine Anbe-
tung, die wir nur Jehova schenken. Genau darauf
haben es die Nationen abgesehen. Nicht etwa, weil
ihnen etwas an ihr liegt, sondern weil sie die reine An-
betung und all ihre Unterstützer hassen.
20 Wie fällt Gog in unser geistiges Paradies ein? Viel-
leicht werden die Nationen versuchen, unsere Glau-
bensausübung unmöglich zu machen. Um das zu
erreichen, wollen sie uns eventuell von geistiger Nah-
rung abschneiden, unser Zusammenkommen verhin-
dern, unsere Einheit zerstören oder uns vom Predi-
gen der Botschaft Gottes abhalten. Schließlich gehört
all das zum geistigen Paradies. Von Satan aufgesta-
chelt, werden die Nationen versuchen, Jehovas Die-
ner – und mit ihnen die reine Anbetung – von der
Erde auszulöschen.
20. Wie wird Gog wohl in unser Land einfallen?
300 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
21 Der bevorstehende Angriff Gogs von Magog
richtet sich gegen alle, die sich in dem geistigen Land
der Anbeter Jehovas befinden. Wie dankbar wir sein
können, dass Jehova uns darauf vorbereitet! Seien wir
schon vor der großen Drangsal entschlossen, die rei-
ne Anbetung hochzuhalten und sie zum Wichtigsten
in unserem Leben zu machen! So verschönern wir das
wiederhergestellte Land und können uns auf etwas
wirklich Spektakuläres freuen: wie Jehova in Arma-
geddon sein Volk verteidigt und seinen großen Namen
heiligt. Dazu mehr im nächsten Kapitel.
21. Warum bist du dankbar, dass Jehova uns wissen lässt, was auf uns
zukommt?

DIE REINE ANBETUNG UND DU


1 Wer ist Gog von Magog, und woher wissen
wir das?
2 Was ist das geistige Land, und wie kannst
du es verschönern?
3 Wozu sollten wir schon vor der großen
Drangsal entschlossen sein, und warum?

„ICH BIN GEGEN DICH, GOG“ 301


18 „AN JENEM TAG . . .
WIRD MEIN HEFTIGER
ZORN AUFFLAMMEN“
FOKUS: HESEKIEL 38:18
Gogs Angriff provoziert Jehovas Zorn und
Jehova verteidigt sein Volk in Armageddon

DIE Männer, Frauen und Kinder stehen dicht bei-


sammen und singen ein Königreichslied. Dann spricht
ein Ältester ein inniges Gebet und fleht Jehova an, sie
zu beschützen. Alle sind davon überzeugt, dass Jehova
für sie da sein wird. Trotzdem brauchen sie Zuspruch
und Ermutigung. Draußen wird das Kriegsgetöse immer
lauter. Armageddon hat begonnen! (Offb. 16:14, 16).
2 Jehova wird im Krieg von Armageddon Menschen
nicht gleichgültig oder emotionslos vernichten, sondern
in „heftigem Zorn“. (Lies Hesekiel 38:18.) Die Wucht
seines Zorns wird sich nicht gegen ein einzelnes Land
oder dessen Armee richten, sondern gegen unzählige
Einzelpersonen überall auf der Erde. „Die von Jehova
Erschlagenen werden an jenem Tag von einem Ende
1-3. (a) Wozu führt Jehovas „heftiger Zorn“? (b) Worum geht es jetzt?
302 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
der Erde bis zum anderen Ende der Erde daliegen“
(Jer. 25:29, 33).
3 Was verursacht bei Jehova – dem Gott der Liebe,
der „barmherzig und mitfühlend“ ist und „nicht schnell
zornig wird“ – solch einen Zornausbruch? (2. Mo. 34:6;
1. Joh. 4:16). Die Antwort darauf nimmt uns die Angst,
macht uns Mut und motiviert uns für das Predigen
heute.
Was Jehovas „heftigen Zorn“ auslöst
4 Zuerst müssen wir verstehen, dass sich Jehovas

Zorn nicht mit dem eines unvollkommenen Menschen


vergleichen lässt. Wenn ein Mensch vor Wut kocht, ver-
liert er oft die Kontrolle über sich – meist mit fatalem
Ausgang. Kain, Adams erster Sohn, beispielsweise wur-
de „sehr wütend“, weil Jehova sein Opfer abgelehnt,
das von Abel aber angenommen hatte. Die Folge? Kain
tötete seinen gerechten Bruder (1. Mo. 4:3-8; Heb. 11:4).
Und denken wir auch an David, den Jehova als „einen
Mann nach meinem Herzen“ bezeichnete (Apg. 13:22).
Selbst dieser gute Mensch hätte fast ein schreckliches
Verbrechen begangen, als er hörte, dass der reiche
4, 5. Worin unterscheidet sich Gottes Zorn von dem unvollkommener
Menschen?
„AN JENEM TAG . . . WIRD MEIN HEFTIGER ZORN AUFFLAMMEN“ 303
Grundbesitzer Nabal ihn und seine Männer lautstark
beleidigt hatte. Wutentbrannt schnallten David und
seine Soldaten ihre Schwerter um, entschlossen, den
undankbaren Nabal samt allen anderen Männern sei-
ner Hausgemeinschaft zu töten. Wie gut, dass Nabals
Frau Abigail David und seine Männer davon abhalten
konnte (1. Sam. 25:9-14, 32, 33). Aus gutem Grund
inspirierte Jehova Jakobus zu den Worten: „Der Zorn
eines Menschen führt nicht zu dem, was in Gottes Au-
gen gerecht ist“ (Jak. 1:20).
5 Im Gegensatz zu Menschen hat sich Jehova immer
unter Kontrolle und sein Zorn ist immer nachvollzieh-
bar. Selbst im „heftigen Zorn“ handelt er gerecht. Nie
würde er „die Gerechten zusammen mit den Bösen ver-
nichten“ (1. Mo. 18:22-25). Außerdem ist Jehovas Zorn
immer berechtigt. Sehen wir uns nun zwei Gründe an,
warum Jehova zornig wird, und die Lehren für uns.
6 Erstens: Jehovas Name wird entweiht. Wer vorgibt, Je-
hova zu vertreten, aber schlecht handelt, schädigt Got-
tes Ruf und macht ihn zu Recht zornig (Hes. 36:23).
Wie die letzten Kapitel gezeigt haben, brachte das Volk
Israel große Schande auf den Namen Jehovas. Kein
6. Wie reagiert Jehova, wenn sein Name entweiht wird?
304 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
Wunder, dass ihre Denk- und Handlungsweise seinen
Zorn heraufbeschwor. Er verlor aber nie die Kontrolle
über sich. Seine Strafe hatte immer das richtige Maß,
war niemals überzogen (Jer. 30:11). Und wenn die Stra-
fe ihren Zweck erfüllt hatte, war die Sache für Jehova
erledigt (Ps. 103:9).
7 Lehren: Jehovas Reaktion auf das Verhalten Israels
ist eine ernste Warnung für uns. Auch wir haben die
Ehre, Jehovas Namen zu tragen. Wir sind seine Zeugen
(Jes. 43:10). Unsere Worte und Taten fallen auf den
Gott zurück, den wir vertreten. Niemals möchten wir
uns dreist verhalten, also bewusst verkehrt handeln,
und so Schande auf Jehovas Namen bringen. Solch ei-
ne Heuchelei ruft Jehovas Zorn hervor, und früher
oder später wird er handeln, um seinen Ruf zu vertei-
digen (Heb. 3:13, 15; 2. Pet. 2:1, 2).
8 Sollte uns das davon abhalten, Jehovas Nähe zu su-
chen? Nein. Wie wir wissen, ist Jehova geduldig und
vergibt gern (Jes. 55:7; Röm. 2:4). Allerdings lässt er
sich nicht von Gefühlen blenden. Es ist gut, einen ge-
sunden Respekt vor ihm zu entwickeln. Hartnäckige
Sünder machen ihn zornig und er duldet sie nicht in
7, 8. Was können wir aus Jehovas Reaktion auf das Verhalten Israels
lernen?
„AN JENEM TAG . . . WIRD MEIN HEFTIGER ZORN AUFFLAMMEN“ 305
seinem Volk (1. Kor. 5:11-13). Jehova hat uns mitge-
teilt, was seinen Zorn erregt. Es liegt an uns, alles
zu vermeiden, was ihn provozieren könnte (Joh. 3:36;
Röm. 1:26-32; Jak. 4:8).
9 Zweitens: Jehovas Volk wird bedroht. Jehova wird zor-
nig, wenn Feinde seine loyalen Diener angreifen, die
bei ihm Schutz und Fürsorge suchen. Nachdem zum
Beispiel die Israeliten Ägypten verlassen hatten, ver-
folgte Pharao mit seinem schlagkräftigen Heer das
scheinbar schutzlose Volk, das sich am Ufer des Roten
Meeres drängte. Doch als die Krieger den Israeliten
auf dem trockenen Meeresboden nachjagten, nahm Je-
hova die Räder ihrer Kriegswagen ab und warf die
Ägypter „mitten ins Meer“. „Nicht ein Einziger von ih-
nen überlebte“ (2. Mo. 14:25-28). Loyale Liebe zu sei-
nem Volk war der Grund, warum Jehovas Zorn gegen
die Ägypter entflammte. (Lies 2. Mose 15:9-13.)
10 Aus Liebe zu seinem Volk wurde Jehova auch zur
Zeit von König Hiskia aktiv. Die damals mächtigste
und brutalste Militärmacht, Assyrien, rückte gegen Je-
rusalem vor. Jehovas Dienern drohte eine Belagerung,
9, 10. Wie reagiert Jehova, wenn sein Volk bedroht wird? Nenne Bei-
spiele.
306 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
die zu einem langsamen, elenden Tod führen würde
(2. Kö. 18:27). Was tat Jehova? Er sandte einen Engel,
der in nur einer Nacht 185 000 Soldaten tötete (2. Kö.
19:34, 35). Stellen wir uns einmal den nächsten Morgen
im assyrischen Lager vor. Überall unberührte Speere,
Schilde und Schwerter. Keine Trompeten, die zum We-
cken blasen. Keine Befehle für die Truppen. Eine be-
klemmende Stille liegt über den Zelten. Ein Lager vol-
ler Leichen.
11 Lehren: Diese Reaktionen Jehovas sind eine deut-
liche Warnung an Feinde, die uns bedrohen. Wenn man
ihn zornig macht, ist es „etwas Furchtbares, dem leben-
digen Gott in die Hände zu fallen“ (Heb. 10:31). Uns
hingegen beruhigen diese Begebenheiten und machen
uns mutiger. Zu wissen, dass unser Hauptfeind Satan
keinen Erfolg haben wird, nimmt uns die Angst. Schon
bald wird seine „kurze Frist“ enden! (Offb. 12:12). Bis
es so weit ist, bleiben wir mutig und zuversichtlich.
Niemand kann uns davon abhalten, Jehovas Willen zu
tun – kein Mensch, keine Organisation, keine Regie-
rung! (Lies Psalm 118:6-9.) Diese Überzeugung drückte
11. Was gibt es uns, wenn wir lesen, wie Jehova auf die Bedrohung sei-
nes Volkes reagiert hat?
„AN JENEM TAG . . . WIRD MEIN HEFTIGER ZORN AUFFLAMMEN“ 307
der Apostel Paulus so aus: „Wenn Gott für uns ist, wer
wird gegen uns sein?“ (Röm. 8:31).
12 Jehova wird uns in der großen Drangsal beschüt-
zen, genau wie die Israeliten, die am Roten Meer in der
Falle saßen, und die Juden, die von den Assyrern be-
droht wurden. Wenn unsere Feinde versuchen, uns zu
vernichten, wird Jehovas tiefe Liebe zu uns bewirken,
dass sein Zorn entflammt. Alle, die so unvernünftig
sind, uns anzugreifen, werden gewissermaßen Jeho-
vas Pupille antasten. Augenblicklich und entschlossen
wird er reagieren (Sach. 2:8, 9). Die anschließende
Schlacht wird beispiellos sein. Doch Jehovas Zorn-
ausbruch dürfte seine Feinde eigentlich nicht überra-
schen. Warum nicht?
Wie Jehova gewarnt hat
13 Jehova wird „nicht schnell zornig“. Immer und
immer wieder hat er deutlich davor gewarnt, dass er al-
le vernichten wird, die sich ihm widersetzen und sein
Volk bedrohen (2. Mo. 34:6, 7). Dazu hat Jehova
Propheten eingesetzt wie Jeremia, Hesekiel, Daniel,
12. Was wird bewirken, dass in der großen Drangsal Jehovas Zorn ent-
flammt?
13. Wovor hat Jehova gewarnt?
308 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
˙˙˙
18A

JEHOVA WARNT VOR


DEM GROSSEN KRIEG
SIEHE ABSATZ 13, 14

In unzähligen Prophezeiungen warnt die Bibel vor einem Krieg, in


dem Jehova alle seine Feinde vernichtet. Nachfolgend sind nur
einige Warnungen aufgeführt. Sie sind auffallend ähnlich und Je-
hova hat es der ganzen Menschheit ermöglicht, sie zu hören und
darauf zu reagieren.

ZUR ZEIT DES ALTEN ISRAEL


HESEKIEL:
„ ‚Ich werde auf allen meinen Bergen ein Schwert gegen
ihn [Gog] herbeirufen‘, erklärt der Souveräne Herr Jehova“
(Hes. 38:18-23)
JEREMIA: DANIEL:
„Jehova . . . wird persönlich „Der Gott des Himmels
ein Urteil über alle Men- [wird] ein Königreich errich-
schen fällen. Und die Bösen ten, das . . . alle diese König-
wird er mit dem Schwert reiche zertrümmern und
töten“ (Jer. 25:31-33) ihnen ein Ende machen
[wird]“ (Dan. 2:44)

1. JAHRHUNDERT
JESUS: PAULUS:
„Dann kommt eine große „Jesus . . . [nimmt] mit
Drangsal, wie es sie von seinen mächtigen Engeln . . .
Anfang der Welt bis jetzt an denen Rache . . ., die
nicht gegeben hat“ (Mat. Gott nicht kennen“
24:21, 22) (2. Thes. 1:6-9)

„AN JENEM TAG . . . WIRD MEIN HEFTIGER ZORN AUFFLAMMEN“ 309


PETRUS: JOHANNES:
„Jehovas Tag wird kommen „Aus seinem [Jesu] Mund
wie ein Dieb . . . und die kommt ein scharfes langes
Erde und die Werke auf ihr Schwert, mit dem er die
werden aufgedeckt werden“ Völker schlagen wird“
(2. Pet. 3:10) (Offb. 19:11-18)

HEUTE
Die Bibel ist das meistübersetzte und auflagenstärkste
Buch aller Zeiten
JEHOVAS DIENER HEUTE . . .
˘ verbreiten milliardenfach biblische Veröffentlichungen
in Hunderten von Sprachen
˘ setzen jährlich Hunderte Millionen Stunden für das
Predigen ein

Christus Jesus und die Apostel Petrus, Paulus und Jo-


hannes. (Siehe Kasten „Jehova warnt vor dem großen
Krieg“.)
14 Jehova ließ diese Warnungen in seinem Wort fest-
halten. Er sorgte auch dafür, dass die Bibel das meist-
übersetzte und auflagenstärkste Buch aller Zeiten
wurde. Auf der ganzen Erde hat er ein Heer von Frei-
willigen, die vor seinem großen Tag warnen und zeigen,
wie man Frieden mit ihm haben kann (Zeph. 1:14;
14, 15. Wofür hat Jehova alles gesorgt, und warum?
310 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
Ps. 2:10-12; 110:3). Er hat seine Diener dazu gebraucht,
bibelerklärende Veröffentlichungen in Hunderte von
Sprachen zu übersetzen. Und jedes Jahr verwenden sie
Hunderte Millionen von Stunden darauf, mit anderen
über die Verheißungen und Warnungen aus seinem
Wort zu sprechen.
15 Das alles hat Jehova getan, „weil er nicht will, dass
irgendjemand vernichtet wird, sondern dass alle zur
Reue finden“ (2. Pet. 3:9). Und wir dürfen diesen liebe-
vollen, geduldigen Gott vertreten und dabei mithelfen,
seine Botschaft bekannt zu machen! Doch für alle, die
die Warnungen ignorieren, ist die Zeit bald abgelaufen.
Wann Jehovas „heftiger Zorn aufflammen“ wird
16 Jehova hat für den Schlusskrieg einen Tag festge-

setzt. Er weiß bereits, wann seine Feinde ihren Angriff


auf sein Volk starten werden (Mat. 24:36). Woher weiß
Jehova das?
17 Wie in Kapitel 17 dieses Buches beschrieben wur-
de, sagt Jehova zu Gog: „Ich werde . . . Haken in deinen
Kiefer treiben.“ Er wird die Völker in einen alles ent-
scheidenden Krieg locken (Hes. 38:4). Das bedeutet we-
der, dass Jehova diesen Krieg beginnt, noch dass er
16, 17. Woher weiß Jehova, wann der Schlusskrieg beginnt?
„AN JENEM TAG . . . WIRD MEIN HEFTIGER ZORN AUFFLAMMEN“ 311
seinen Feinden den freien Willen nimmt. Er kann ih-
nen jedoch ins Herz sehen und weiß, wie sie unter be-
stimmten Umständen reagieren (Ps. 94:11; Jes. 46:9, 10;
Jer. 17:10).
18 Jehova stiftet diesen Konflikt also nicht an und er-
zwingt ihn auch nicht. Wieso bringen sich Menschen
dann in so eine Lage – gegen den Allmächtigen höchst-
persönlich zu kämpfen? Wahrscheinlich werden sie zu
diesem Zeitpunkt davon überzeugt sein, dass es keinen
Gott gibt oder die Menschen ihm gleichgültig sind.
Vielleicht weil sie kurz zuvor alle religiösen Organisa-
tionen Babylons ausgelöscht haben und schlussfolgern:
„Wenn Gott existieren würde, hätte er sich für seine
Organisationen starkgemacht.“ Sie werden nicht verste-
hen, dass Gott selbst es ihnen ins Herz gegeben hat,
die Religionen zu beseitigen, die ihn so falsch darge-
stellt haben (Offb. 17:16, 17).
19 Irgendwann nach der Vernichtung der falschen Re-
ligion wird Jehova sein Volk vermutlich eine scho-
nungslose Botschaft predigen lassen – vergleichbar mit
18. Wie wird es dazu kommen, dass Menschen gegen den Allmächtigen
Krieg führen?
19. Was wird nach der Vernichtung der falschen Religion vermutlich ge-
schehen?
312 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
dem in der Offenbarung erwähnten Hagel, bei dem je-
der Hagelstein über 20 Kilogramm wiegt (Offb. 16:21,
Fn.). Diese Botschaft – wahrscheinlich eine Erklärung
über das baldige Ende der politischen und wirtschaft-
lichen Systeme – wird die Leute so quälen, dass sie
über Gott lästern. Wahrscheinlich wird genau diese
Botschaft die Nationen reizen, einen Großangriff auf
Gottes Volk zu unternehmen, um es ein für alle Mal
zum Schweigen zu bringen. In ihren Augen werden wir
schutzlos sein, eine leichte Beute. Was für ein Irrtum!
Wie sich Jehovas Zorn entlädt
20 Wie in Kapitel 17 erklärt wurde, steht der von He-

sekiel gebrauchte prophetische Titel „Gog vom Land


Magog“ für einen Zusammenschluss von Nationen, die
uns angreifen (Hes. 38:2). Die Einheit dieses Zweck-
bündnisses wird allerdings am seidenen Faden hängen.
Hinter der Fassade der Zusammenarbeit wird Rivali-
tät, Stolz und Nationalismus weiter ihr Denken bestim-
men. Für Jehova wird es daher ein Leichtes sein zu be-
wirken, dass sie ihr Schwert gegen ihren „eigenen
Bruder“ richten (Hes. 38:21). Doch das bedeutet nicht,
dass sich die Nationen selbst vernichten.
20, 21. Wer ist Gog, und wie wird es mit ihm ausgehen?
„AN JENEM TAG . . . WIRD MEIN HEFTIGER ZORN AUFFLAMMEN“ 313
21 Unsere Feinde werden vor ihrer Vernichtung das
Zeichen des Menschensohnes sehen – wahrscheinlich
werden Jehova und Jesus auf übernatürliche Weise ih-
re Macht zeigen. Ihre Gegner werden Dinge sehen, die
sie in Panik versetzen. Jesus sagte voraus: „Die Men-
schen werden ohnmächtig werden vor Angst und Er-
wartung dessen, was auf die bewohnte Erde zukommt“
(Luk. 21:25-27). Zu ihrem Entsetzen werden sie feststel-
len, dass sie sich mit ihrem Angriff auf Jehovas Volk
gewaltig verrechnet haben. Sie werden den Schöpfer
als Krieger kennenlernen müssen: Jehova, den Herrn
der Heere (Ps. 46:6-11; Hes. 38:23). Zweifellos wird Je-
hova himmlische Heere und Naturgewalten so einset-
zen, dass seine Feinde ausgelöscht, aber seine loyalen
Diener beschützt werden. (Lies 2. Petrus 2:9.)
22 Wie sehr Jesus dem Tag entgegenfiebern muss, an
dem er den Kampf gegen Gottes Feinde anführt und
gleichzeitig die beschützt, die seinen Vater lieben und
ihm dienen! Und wie sich die Gesalbten dann wohl füh-
len! Irgendwann vor dem Ausbruch von Armageddon
werden die Letzten von ihnen in den Himmel kom-
22, 23. Wer wird Gottes Volk beschützen, und wie betrachten sie sicher
ihre Aufgabe?
314 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
men, damit alle 144 000 an Jesu Seite kämpfen können
(Offb. 17:12-14). Viele von ihnen haben in den letzten
Tagen mit „anderen Schafen“ zusammengearbeitet und
dabei enge Freunde gewonnen. Dann werden die Ge-
salbten sowohl über die Autorität als auch die Macht
verfügen, alle zu verteidigen, die sie in ihren Prüfun-
gen so treu unterstützt haben (Mat. 25:31-40).
23 Zu Jesu Heer werden auch Engel gehören (2. Thes.
1:7; Offb. 19:14). Sie haben ihm schon geholfen, Satan
und die Dämonen aus dem Himmel zu werfen (Offb.
12:7-9). Außerdem waren sie daran beteiligt, Menschen
einzusammeln, die Jehova dienen wollen (Offb. 14:6, 7).
Wie passend, dass Jehova ihnen gestattet, diese Treuen
zu beschützen! Vor allem aber wird es für jeden in Je-
hovas Heer eine Ehre sein, durch das Vernichten der
Feinde Gottes seinen Namen zu heiligen und zu recht-
fertigen! (Mat. 6:9, 10).
24 Mit solch einem mächtigen, hoch motivierten
Heer an unserer Seite brauchen wir als andere Schafe
nicht in Panik zu geraten. Tatsächlich werden wir Je-
su Aufforderung nachkommen: „Richtet euch auf und
hebt den Kopf, denn eure Befreiung ist nah“ (Luk.
24. Wie wird die große Volksmenge reagieren?
„AN JENEM TAG . . . WIRD MEIN HEFTIGER ZORN AUFFLAMMEN“ 315
21:28). Wie wichtig es doch ist, dass wir vor dem Tag
Jehovas so vielen wie möglich helfen, unseren barmher-
zigen, fürsorglichen Vater kennen und lieben zu lernen!
(Lies Zephanja 2:2, 3.)
25 Von Menschen geführte Kriege hinterlassen Cha-
os und Elend. Armageddon dagegen wird zu Ordnung
und Glück führen. Wie wird es wohl sein, wenn Jeho-
vas Zorn vorüber ist, seine Krieger ihre Schwerter
abgelegt haben und das letzte Kriegsgetöse verhallt
ist? Um diese großartige Zukunft geht es im nächsten
Kapitel.
25. Worum geht es im nächsten Kapitel?

DIE REINE ANBETUNG UND DU


1 Wodurch wird Jehovas Zorn ausgelöst?
2 Wie wird sich Jehovas Zorn entladen?
3 Warum sollten wir uns schon jetzt mutig
für die reine Anbetung einsetzen?

316 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!


TEIL FÜNF
5

„ICH WERDE F Ü R I MMER


U NTER I H N EN WOH N EN“
DIE REINE
ANBETUNG JEHOVAS
WIEDERHERGESTELLT HESEKIEL 43:9

FOKUS: Was wir aus der Tempelvision


über die reine Anbetung lernen

Jehova ließ den Propheten Hesekiel und den Apostel


Johannes Visionen sehen, die verblüffende Ähnlichkeiten
aufweisen. Einzelheiten aus diesen Visionen helfen uns,
Jehova heute so zu dienen, wie es ihm gefällt. Und sie
sind wie ein Fenster in die neue Welt.
19 „WO IMMER DER
WILDBACH FLIESST,
WIRD ALLES LEBEN“
FOKUS: HESEKIEL 47:9
Die Vision von dem Fluss und ihre Erfüllung
in alter Zeit, heute und in der Zukunft

HESEKIEL sieht in der Tempelvision ein weiteres


Wunder: Kristallklares Wasser fließt aus dem Tempel.
Stell dir vor, wie er dem Wasserlauf folgt. (Lies He-
sekiel 47:1-12.) Er sieht, wie der Bach als kleines
Rinnsal aus dem Heiligtum kommt und den Tempel-
komplex in der Nähe des östlichen Tores verlässt. Der
Engel, der bei Hesekiel ist, führt ihn vom Tempel weg
und misst dabei die zurückgelegte Entfernung. Immer
wieder lässt er Hesekiel durchs Wasser waten. Der
Prophet stellt erstaunt fest, dass es zusehends tiefer
wird. Schon bald ist es ein reißender Wildbach, in
dem er nicht mehr stehen kann.
2 Wie Hesekiel erfährt, mündet der Fluss ins Tote
Meer. Wo immer er mit dem salzigen, leblosen Was-
1, 2. Was sieht und erfährt Hesekiel gemäß Hesekiel 47:1-12?
318 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
ser in Berührung kommt, heilt er es, sodass es darin
von Fischen nur so wimmelt. Am Flussufer sieht er
alle möglichen Bäume. Jeden Monat tragen sie nahr-
hafte Früchte und ihre Blätter haben Heilwirkung.
Bei diesem Anblick wird Hesekiel von Frieden und
Hoffnung durchströmt. Doch was bedeutet dieser Teil
der Tempelvision für ihn und seine Mitgefangenen?
Und was bedeutet er für uns heute?
Der Fluss und seine Bedeutung
in alter Zeit
3 Den Juden in alter Zeit war sicher bewusst, dass
die Vision über den Fluss nicht buchstäblich aufzu-
fassen war. Die Beschreibung könnte sie nämlich an
eine inspirierte Wiederherstellungsprophezeiung er-
innert haben, die der Prophet Joel möglicherweise
schon zwei Jahrhunderte zuvor aufgezeichnet hatte.
(Lies Joel 3:18.) Bei Joels Worten dachten die jüdi-
schen Gefangenen wohl kaum an Berge, die buch-
stäblich „von süßem Wein triefen“, oder an Hügel,
die von „Milch fließen“. Und sie erwarteten auch
nicht, dass „aus dem Haus Jehovas“ tatsächlich „eine
3. Warum fassten die Juden den Fluss aus Hesekiels Vision wohl nicht
buchstäblich auf?
„WO IMMER DER WILDBACH FLIESST, WIRD ALLES LEBEN“ 319
˙˙˙
19A

STRÖME VON SEGNUNGEN JEHOVAS


SIEHE ABSATZ 3
Es gibt verschiedene Bibelstellen, in denen das Bild
von Wasser oder einem Fluss für den Segen Jehovas
steht. Lassen wir jetzt einmal einige auf uns wirken,
denn sie sagen viel darüber aus, wie Jehova uns segnet.
JOEL 3:18 Diese Prophezeiung spricht von einer Quelle, die
aus dem Tempelheiligtum hervorsprudelt. Sie bewässert das
trockene „Tal der Akazienbäume“. Sowohl Joel als auch He-
sekiel sehen also einen Strom, der einen unwirtlichen Ort be-
lebt. In beiden Fällen fließt das Wasser aus dem Tempel oder
Haus Jehovas.
SACHARJA 14:8 Der Prophet Sacharja sieht „lebendiges
Wasser aus Jerusalem fließen“. Die eine Hälfte fließt zum
östlichen Meer oder Toten Meer, die andere zum westlichen
Meer, dem Mittelmeer. Jerusalem war „die Stadt des großen
Königs“ Jehova Gott (Mat. 5:35). Damit erinnert diese Stadt
an die zukünftige Regentschaft Jehovas über die Erde. Wie
in unseren Publikationen schon seit Längerem erklärt wird,
weist diese Prophezeiung darauf hin, dass Jehova im Para-
dies zwei Gruppen segnen wird: die Überlebenden der gro-
ßen Drangsal und die Auferstandenen.
OFFENBARUNG 22:1, 2 Der Apostel Johannes sieht einen
ähnlichen Fluss wie Hesekiel. Es gibt aber einen kleinen Un-
terschied: Er fließt nicht aus dem Tempel, sondern entspringt
Jehovas Thron. Diese Prophezeiung scheint wie die von Sa-
charja die Segnungen der Regierung Jehovas in den 1 000
Jahren zu betonen.

320 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!


Doch ob die Segnungen nun von Jehovas Thron oder sei-
nem Tempel kommen, sie stammen in beiden Fällen von ihm
und erreichen alle seine treuen Diener.
PSALM 46:4 Ein Fluss bringt Freude in „die Stadt Gottes“,
die für Königtum oder Regentschaft steht, und auch in „die
heilige, großartige Wohnstätte des Höchsten“, sein Haus, das
für die reine Anbetung steht. Dieser Vers scheint also beides
einzuschließen: Regentschaft und Anbetung.
Als Ganzes betrachtet enthalten diese Bibelpassagen die Zusiche-
rung, dass Jehova Menschen in zweierlei Hinsicht segnen wird. Ers-
tens durch seine Regierung und zweitens durch die reine
Anbetung. Nutzen wir daher all das „lebendige Wasser“, wo-
durch Jehova Gott und sein Sohn uns ewiges Leben ermög-
lichen (Jer. 2:13; Joh. 4:10).

Quelle hervorsprudeln“ würde. Genausowenig dürf-


ten sie bei Hesekiels Vision an einen buchstäblichen
Fluss gedacht haben.1[1] Was wollte Jehova ihnen
dann mitteilen? Dazu gibt es in der Bibel konkrete
Hinweise. Wir werden jetzt drei klare Zusicherungen
aus diesem prophetischen Bild untersuchen, durch die
sich Jehovas Liebe zeigt.
1[1] Außerdem wussten die gefangenen Juden, die die Gegebenhei-
ten ihres Heimatlandes kannten, dass ein normaler Fluss nicht von
Jerusalem zum Toten Meer fließen konnte. Dafür hätte er an einigen
Stellen nämlich bergauf fließen müssen.
„WO IMMER DER WILDBACH FLIESST, WIRD ALLES LEBEN“ 321
4 Ein Strom von Segnungen. In der Bibel stehen Flüs-
se und Wasser oft für den Zustrom von Segnungen
Jehovas, die Leben ermöglichen. Hesekiel sah solch
einen Fluss aus dem Tempel fließen. Die Israeliten
konnten deshalb schlussfolgern, dass Jehova sie so
lange segnen würde, wie sie an der reinen Anbetung
festhielten. Wie würde er sie segnen? Die Priester
würden sie wieder aus dem Gesetz belehren. Und
da im Tempel Opfer dargebracht würden, könnten
sie auf die Vergebung ihrer Sünden zählen (Hes.
44:15, 23; 45:17). So wären sie wieder rein – gewisser-
maßen gewaschen mit dem kristallklaren Wasser aus
dem Tempel.
5 Gäbe es immer genug Segen für alle? Die Vision
räumt jegliche Bedenken aus. Wie durch ein Wunder
wird aus einem Rinnsal ein Wildbach – und das in ge-
rade einmal zwei Kilometern! (Hes. 47:3-5). Ganz
gleich, wie sehr die zurückgekehrten Juden an Zahl
zunehmen würden, der Segen Jehovas würde sich dem
4. (a) Worauf ließ der Fluss aus Hesekiels Vision die Juden hoffen?
(b) Wie sichert uns Jehova durch die Bilder von einem Fluss und Wasser
seinen Segen zu? (Siehe Kasten „Ströme von Segnungen Jehovas“.)
5. Warum konnten die Juden darauf hoffen, dass Jehovas Segen für alle
reichen würde?
322 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
Bedarf anpassen. Der Strom war ein Bild für wahren
Überfluss.
6 Wasser, das Leben ermöglicht. In Hesekiels Vision
fließt der Strom ins Tote Meer und belebt es. Die
Fischschwärme, die es daraufhin gibt, erinnern an die
Vielfalt im Großen Meer oder Mittelmeer. Entlang ei-
nes beachtlichen Küstenabschnitts floriert der Fisch-
handel. Der Engel sagt: „Wo immer der Wildbach
fließt, wird alles leben.“ Gelangt das Wasser aus dem
Haus Jehovas aber in jeden Winkel des Toten Meeres?
Nein. Wie der Engel erklärt, würden einige sumpfige
Stellen „nicht geheilt werden“, sondern blieben „dem
Salz überlassen“ (Hes. 47:8-11).1[2] Insgesamt enthielt
das prophetische Bild also das beruhigende Verspre-
chen, dass die reine Anbetung Menschen aufleben,
ja aufblühen lassen würde. Doch es klangen auch
1[2] Einige Bibelkommentatoren sehen darin eine positive Aussage,
weil die Salzgewinnung in der Region des Toten Meeres schon lange
ein einträgliches Geschäft ist. Salz wird in dieser Vision allerdings
nicht als Konservierungsmittel bezeichnet. Stattdessen wird es mit
sumpfigen Stellen in Verbindung gebracht, die „nicht geheilt wer-
den“. Sie bleiben leblos, weil das Wasser aus Jehovas Haus sie nicht
erreicht. In diesem Fall scheint Salz also eine negative Bedeutung zu
haben (Ps. 107:33, 34; Jer. 17:6).
6. (a) Welches beruhigende Versprechen enthält die Vision? (b) Welche
Warnung enthält die Vision aber auch? (Siehe Fußnote.)
„WO IMMER DER WILDBACH FLIESST, WIRD ALLES LEBEN“ 323
˙˙˙
19 B

VOM RINNSAL ZUM Hesekiel folgt einem Fluss, der dem


Heiligtum Jehovas als Rinnsal ent-
REISSENDEN STROM springt und durch ein Wunder in
................................................ gerade einmal zwei Kilometern zu
SIEHE ABSATZ 4-21
einem tiefen Wildbach wird. Am Ufer
sieht er üppige Bäume, deren Ertrag
zur Nahrung und Heilung dient.
Was hat das alles zu bedeuten?

Ein Strom Wasser, das Leben B äume zur Nahrung


von Segnungen ermöglicht und Heilung
DAMALS

Die zurückgekehrten Jehova segnete Jehova sorgte dafür,


Juden wurden ge- sein gehorsames dass sein treues Volk
segnet, als sie die Volk großzügig, im wiederhergestellten
Wiederherstellung auch als es an Zahl Land geistig ernährt
der reinen Anbetung zunahm; es blühte wurde; außerdem er-
unterstützten regelrecht auf möglichte er ihnen
wieder ein gesundes
Verhältnis zu ihm
HEUTE

1919 wurde die reine Im geistigen Paradies Der Überfluss an


Anbetung wieder- strömen die Segnun- geistiger Nahrung
hergestellt; seitdem gen Jehovas über, hilft dem Volk Gottes,
werden Gottes treue ermöglichen immer in dieser kranken und
Diener mit Segen mehr Menschen ein ausgehungerten Welt,
geradezu überflutet gesundes Verhältnis treu zu Jehova zu
zu ihm und schenken stehen
so Leben
ZUKUNFT

Nach Armageddon Der überströmende Christus wird mit


werden wir durch die Segen Jehovas seinen 144 000 Mit-
Segnungen Jehovas wird sowohl den regenten die Treuen
nicht nur in unserem Überlebenden von zur Vollkommenheit
Verhältnis zu ihm Armageddon zuflie- bringen, sodass
geheilt, sondern ßen als auch un- sie vor Gesundheit
auch buchstäblich zähligen Millionen und Energie nur so
Auferweckten strotzen
warnende Töne an: Nicht alle würden Jehovas Segen
annehmen und geheilt werden.
7 Bäume zur Nahrung und Heilung. Was ist mit den
Bäumen am Flussufer? Sie verschönern das Gesamt-
bild noch, oder? Sie haben aber auch eine Bedeutung.
Hesekiel und seine Landsleute dachten sicher gern an
die köstlichen Früchte dieser Bäume. Und jeden Mo-
nat eine neue Ernte! Dieses Bild stärkte ihr Vertrauen,
dass Jehova sie geistig ernähren würde. Zudem sollten
die Blätter dieser Bäume „als Heilmittel“ dienen (Hes.
47:12). Jehova wusste, dass die Rückkehrer vor allem
wieder ein gesundes Verhältnis zu ihm bräuchten. Und
genau das versprach er. Wie er es wahr machte, zeigen
andere Wiederherstellungsprophezeiungen, zum Bei-
spiel die in Kapitel 9 besprochenen.
8 Wie wir in Kapitel 9 gesehen haben, erlebten die
zurückgekehrten Israeliten jedoch nur eine begrenzte
Erfüllung dieser Prophezeiungen. Schuld daran waren
sie selbst. Wie hätte Jehova sie uneingeschränkt seg-
nen können, wenn sie so oft in alte Gewohnheiten
7. Was vermittelten die Bäume am Flussufer den gefangenen Juden?
8. Warum musste Hesekiels Vision eine größere Erfüllung haben?
„WO IMMER DER WILDBACH FLIESST, WIRD ALLES LEBEN“ 325
zurückfielen, ungehorsam wurden und die reine Anbe-
tung vernachlässigten? Dieses Verhalten quälte und
enttäuschte die Treuen. Doch sie wussten: Jehovas Ver-
sprechen bleiben nie unerfüllt, sie werden immer wahr.
(Lies Josua 23:14.) Daher hätte Hesekiels Vision eines
Tages eine größere Erfüllung. Aber wann?
Der Fluss heute
9 Wie in Kapitel 14 erklärt wurde, erfüllt sich He-
sekiels Tempelvision in größerem Umfang „am Ende
der Tage“, wenn die reine Anbetung endlich alles
überragt (Jes. 2:2). Wie erfüllt sich dieser Teil der
Tempelvision Hesekiels heute?
10 Ein Strom von Segnungen. Welche Segnungen ver-
bindest du mit dem Wasser aus dem Tempel Jehovas?
Wahrscheinlich denkst du an das, was Jehova uns
gibt, damit wir im Glauben gesund und gut ernährt
sind. Allem voran an die reinigende Kraft des Los-
kaufsopfers Christi, das die Vergebung unserer Sün-
den möglich macht. Und auch an die kristallklare
Wahrheit aus Gottes Wort, die mit reinigendem Was-
9. Wann erfüllt sich Hesekiels Tempelvision im Größeren?
10, 11. (a) Welcher Strom von Segnungen erreicht uns heute? (b) Wie
hat Jehova auf die wachsenden Bedürfnisse in den letzten Tagen reagiert?
326 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
ser verglichen wird und Leben gibt (Eph. 5:25-27).
Wie haben uns solche Segnungen erreicht?
11 Im Jahr 1919 gab es nur einige tausend Diener
Jehovas. Sie schätzten die geistige Nahrung, die sie er-
hielten, sehr. In den folgenden Jahrzehnten schlossen
sich ihnen Ströme von Menschen an. Heute zählt Got-
tes Volk weit über acht Millionen. Konnte der Strom
der Wahrheit mithalten? Und ob! Wir werden gerade-
zu überflutet. Buchstäblich Milliarden Bibeln, Bü-
cher, Zeitschriften, Broschüren und Traktate haben
Gottes Volk im letzten Jahrhundert erreicht. Wie der
Fluss in Hesekiels Vision hat sich der Strom der
Wahrheit den wachsenden Bedürfnissen geistig durs-
tiger Menschen rasant angepasst. Schon lange gibt es
biblischen Lesestoff in gedruckter Form. Und mittler-
weile erreicht uns der Strom der Wahrheit auch über
die Website jw.org, und zwar in über 900 Sprachen!
Wie wirkt sich all das auf Menschen mit einem guten
Herzen aus?
12 Wasser, das Leben ermöglicht. Hesekiel wurde ge-
sagt: „Wo immer der Wildbach fließt, wird alles leben.“
12. (a) Was hat die Wahrheit bei vielen Menschen bewirkt? (b) Welche
Warnung enthält die Vision für uns heute? (Siehe auch Fußnote.)
„WO IMMER DER WILDBACH FLIESST, WIRD ALLES LEBEN“ 327
Das Wasser der Wahrheit hat Millionen aufrichtiger
Menschen erreicht, die in unser wiederhergestelltes
geistiges Land gekommen sind. Es hat ihnen geholfen,
ein gesundes Verhältnis zu Jehova zu entwickeln und
sozusagen lebendig zu werden. Doch nicht umsonst
vermittelt die Vision auch die Warnung, dass manche
irgendwann nicht mehr für die Wahrheit empfänglich
sind. Sie weigern sich ab einem bestimmten Punkt,
entsprechend zu leben.1[3] Damit gleichen sie den
sumpfigen Stellen und Tümpeln im Toten Meer, die
nicht geheilt werden. Tun wir doch alles, damit uns
das nicht passiert! (Lies 5. Mose 10:16-18.)
13 Bäume zur Nahrung und Heilung. Enthält auch
dieses Bild eine stärkende Botschaft für uns? Ohne
Frage! Die Bäume tragen ja jeden Monat neue köst-
liche Früchte und ihre Blätter dienen als Heilmittel
(Hes. 47:12). Das erinnert uns an unseren Gott, der
uns großzügig geistige Nahrung gibt und ein gesun-
1[3] Dazu passt Jesu Vergleich vom Schleppnetz. Viele Fische gehen
ins Netz, aber nicht alle sind gut. Die ungeeigneten werden wegge-
worfen. Wie Jesus andeutet, würde eine beachtliche Menge derer, die
in Jehovas Organisation kommen, irgendwann untreu werden (Mat.
13:47-50; 2. Tim. 2:20, 21).
13. Was sagen die Bäume aus Hesekiels Vision uns heute?
328 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
des Verhältnis zu ihm ermöglicht – und das in ei-
ner Welt, die im Gegensatz zu uns ausgehungert
und krank ist! Kennst du diesen Moment, wenn du
zum Ende eines Artikels kommst, das Schlusslied auf
einem Kongress mitsingst, ein Video oder einen Bei-
trag auf JW Broadcasting siehst und dich richtig be-
schenkt fühlst? Jehova versorgt uns wirklich gut (Jes.
65:13, 14). Wie fördert diese geistige Nahrung ein ge-
sundes Verhältnis zu Jehova? Wir erhalten guten Rat,
der sich auf Gottes Wort stützt und uns gegen Un-
moral, Gier und Unglauben stark macht. Und Jehova
hat für noch mehr gesorgt: Wer durch eine schwere
Sünde im Glauben krank geworden ist, kann auf Hil-
fe zählen. (Lies Jakobus 5:14.) Wir sind wirklich geseg-
net, genau wie in Hesekiels Vision von den Bäumen
angekündigt wurde!
14 Die sumpfigen Stellen, die nicht geheilt werden,
sind uns eine Warnung. Stoppen wir niemals den Zu-
fluss des Segens Jehovas in unserem Leben. Es wäre
tragisch, wenn wir uns wie so viele Menschen heute
14, 15. (a) Welche Warnung vermitteln die sumpfigen Stellen in Hese-
kiels Vision? (b) Wie kommt uns der Fluss aus Hesekiels Vision heute
zugute?
„WO IMMER DER WILDBACH FLIESST, WIRD ALLES LEBEN“ 329
nicht heilen lassen würden (Mat. 13:15). Freuen wir
uns stattdessen über jedes Geschenk Jehovas: Wir
können in die reinen Wasser der Wahrheit aus Gottes
Wort eintauchen und anderen davon erzählen. Wir er-
halten liebevolle Anleitung, Trost und Beistand von
Ältesten, die vom treuen Sklaven geschult werden.
Vielleicht erinnert uns all das sogar an den Fluss aus
Hesekiels Vision. Ja, wo immer der Wildbach fließt,
wird alles leben!
15 Wird sich die Vision von dem Fluss auch in der
Zukunft erfüllen? Unbedingt! Die Segnungen werden
im Paradies erst so richtig überströmen.
Der Fluss im Paradies
16 Siehst du dich schon im Paradies, wie du mit
Freunden und Familie das Leben in vollen Zügen ge-
nießt? Dieses Bild kann noch lebendiger werden. Wirf
doch ein drittes Mal einen Blick auf die drei Elemen-
te aus Hesekiels Vision.
17 Ein Strom von Segnungen. Im Paradies wird dieser
Strom noch breiter und tiefer werden. Durch Gottes
Königreich wird das Lösegeld während der Tausend-
16, 17. Was wird der Strom im Paradies alles bewirken?
330 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
jahrherrschaft Jesu seine volle Wirkung entfalten. So
werden die Treuen nach und nach vollkommen wer-
den. Krankheiten, Ärzte, Pfleger, Krankenhäuser und
-versicherungen wird es nicht mehr geben! Das Was-
ser des Lebens wird die Millionen Überlebenden von
Armageddon erreichen – eine „große Volksmenge . . . ,
die aus der großen Drangsal“ kommt (Offb. 7:9, 14).
Doch dieser beeindruckende Strom an Segen wird im
Vergleich zu dem, was uns danach noch erwartet, le-
diglich wie ein Rinnsal sein. Hesekiels Vision zeigt,
dass mit neuem Bedarf auch der Strom anschwel-
len wird.
18 Wasser, das Leben ermöglicht. Der „Fluss aus
Wasser des Lebens“ wird während der Tausendjahr-
herrschaft zu einem reißenden Strom (Offb. 22:1).
Der Segen Jehovas durch das Königreich wird auch
denen zufließen, die lange kraftlos im Staub der Er-
de gelegen haben (Jes. 26:19). Millionen, ja Milliar-
den werden auferweckt werden, mit der Aussicht auf
ewiges Leben im Paradies. Werden sie aber alle ewig
leben?
18. Was geschieht, wenn der „Fluss aus Wasser des Lebens“ weiter an-
schwillt?
„WO IMMER DER WILDBACH FLIESST, WIRD ALLES LEBEN“ 331
19 Jeder kann sich frei entscheiden. Jehova wird uns
auch im Paradies mit dem Wasser der Wahrheit ver-
sorgen. Das wird neue Buchrollen einschließen, die
neue Anweisungen enthalten und uns mehr über Je-
hova vermitteln. Was für eine großartige Aussicht!
Trotzdem werden einige den Segen Jehovas zurück-
weisen und ungehorsam werden. Manche werden viel-
leicht schon in den 1 000 Jahren rebellieren, doch sie
werden den Frieden im Paradies nicht stören dürfen
(Jes. 65:20). Das erinnert an die sumpfigen Stellen
aus Hesekiels Vision, die leblos oder „dem Salz über-
lassen“ bleiben. Wie dumm, das kostbare Wasser des
Lebens stur abzulehnen! Andere werden nach der
Tausendjahrherrschaft rebellieren und sich auf Satans
Seite schlagen. Doch alle Gegner der gerechten Re-
gentschaft Jehovas erwartet das gleiche Ende: ewiger
Tod (Offb. 20:7-12).
20 Bäume zur Nahrung und Heilung. Jehova möchte,
dass so viele wie möglich ewig leben. Deshalb wird er
19. (a) Wie wird Jehova uns im Paradies weiter mit dem Wasser der
Wahrheit versorgen? (b) Wer wird „dem Salz überlassen“ bleiben?
20. Was wird während der Tausendjahrherrschaft mit den Bäumen ver-
gleichbar sein?
332 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
auch in Zukunft für etwas sorgen, was mit den Bäu-
men aus Hesekiels Vision vergleichbar ist. Im Para-
dies werden wir durch die Segnungen Jehovas nicht
nur in unserem Verhältnis zu ihm geheilt, sondern
auch buchstäblich. Jesus Christus und die 144 000
werden vom Himmel aus für 1 000 Jahre regieren. Als
Priester werden sie treuen Menschen das Loskaufs-
opfer in vollem Umfang zugutekommen lassen und
sie so zur Vollkommenheit bringen (Offb. 20:6). Die-
se Heilmaßnahme passt zu den Bäumen am Ufer,
die nahrhafte Früchte tragen und deren Blätter als
Heilmittel dienen. Übrigens erinnert Hesekiels Vi-
sion an eine wunderschöne prophetische Aussage, die
der Apostel Johannes niederschrieb. (Lies Offenbarung
22:1, 2.) Die Blätter der Bäume, die Johannes sah,
„dienten den Völkern zur Heilung“. Durch die Pries-
terdienste der 144 000 werden unzählige Millionen
Menschen gesegnet werden.
21 Erfüllt dich der Fluss aus Hesekiels Vision auch
mit Frieden und Hoffnung? Was für eine Zukunft
doch vor uns liegt! Schon vor Tausenden von Jahren
21. Wie berührt dich Hesekiels Vision vom Fluss, und worum geht es als
Nächstes? (Siehe Kasten „Vom Rinnsal zum reißenden Strom“.)
„WO IMMER DER WILDBACH FLIESST, WIRD ALLES LEBEN“ 333
ließ Jehova diese einprägsamen Wortbilder aufzeich-
nen und seitdem lädt er Menschen geduldig ein, mit-
zuerleben, wie sie Wirklichkeit werden. Wirst du das
erleben? Vielleicht fragst du dich, ob es im Paradies
wirklich einen Platz für dich gibt. Wir werden jetzt
sehen, wie die abschließenden Szenen der Prophezei-
ung Hesekiels jeden Zweifel ausräumen.

DIE REINE ANBETUNG UND DU


1 Wie erfüllte sich Hesekiels Vision
vom Fluss in alter Zeit?
2 Wie erfüllt sie sich heute?
3 Welche Ausmaße wird der Fluss aus
Hesekiels Vision während Christi
Tausendjahrherrschaft annehmen?

334 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!


20 „WENN IHR DAS LAND
DURCH DAS LOS
ALS ERBE ZUTEILT“
FOKUS: HESEKIEL 45:1
Die Aufteilung des Landes
und ihre Bedeutung

WAS Hesekiel gerade gesehen hat, erinnert ihn sicher


an etwas, das fast 900 Jahre zuvor geschah. Damals
schilderte Jehova Moses den Grenzverlauf des verhei-
ßenen Landes. Später sagte er Josua, wie das Land
unter den Stämmen Israels im Einzelnen aufgeteilt
werden sollte (4. Mo. 34:1-15; Jos. 13:7; 22:4, 9). Doch
jetzt, im Jahr 593 v. u. Z., gibt Jehova Anweisung, das
Land der Verheißung unter den Stämmen Israels er-
neut aufzuteilen (Hes. 45:1; 47:14; 48:29).
2 Welche Botschaft enthielt diese Vision für Hese-
kiel und seine Mitgefangenen? Warum macht sie dem
Volk Gottes auch heute Mut? Und wird es eine noch
größere Erfüllung geben?
1, 2. (a) Welche Anweisung gab Jehova im Jahr 593 v. u. Z.? (b) Auf
welche Fragen werden wir jetzt eingehen?
„WENN IHR DAS LAND DURCH DAS LOS ALS ERBE ZUTEILT“ 335
˙˙˙
20A

DIE
DAN
LANDVERTEILUNG
..........................................
SIEHE ABSATZ 5-11
AS CH E R

Die präzise Angabe der Landesgrenzen NAPHTALI


versicherte den Gefangenen, dass
ihre geliebte Heimat auf alle Fälle
MANAS S E
wiederhergestellt werden würde. Was
können wir dieser Vision entnehmen?
Greifen wir zwei Lehren heraus: E PHR AI M
Ein Platz und eine wertvolle
Aufgabe für jeden RUB E N
Jeder einzelne Rückkehrer würde im
wiederhergestellten Land ein Erbe JUDA
erhalten. Heute ist es ähnlich. Im
geistigen Paradies hat jeder von uns D E R B E ITR AG
einen Platz und eine wertvolle Aufgabe,
ganz gleich, wie unauffällig und klein B E NJAM I N
unsere Rolle in der Organisation
erscheinen mag. Für Jehova sind S I M EO N
alle seine Diener gleich wertvoll.
Ein gleicher Anteil für alle I S SACHAR
In Hesekiels Vision hatten die Einwohner
jedes Stammesgebietes den gleichen S E B ULO N
Zugang zum Überfluss des Landes.
Auch heute ermöglicht Jehova jedem
GAD
seiner Diener den gleichen Zugang zu
den Segnungen im geistigen Paradies.

336 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!


Vier Versprechen, die Sicherheit geben
3 Hesekiels letzte Vision umfasst neun Kapitel sei-

nes Buches (Hes. 40:1 bis 48:35). Die Gefangenen


konnten ihr vier zu Herzen gehende Versprechen ent-
nehmen. Erstens: In Gottes Tempel würde die reine
Anbetung wiederhergestellt werden. Zweitens: Treue
Priester und Hirten würden die wiederhergestellte
Nation anleiten. Drittens: Alle Rückkehrer würden
ein Stück Land erben. Und viertens: Jehova wäre wie-
der mit ihnen, würde wieder unter ihnen wohnen.
4 In Kapitel 13 und 14 dieses Buches haben wir ge-
sehen, wie sich die ersten zwei Versprechen erfüllen
würden – die von der Wiederherstellung der wahren
Anbetung und der Leitung durch treue Hirten. Jetzt
beschäftigen wir uns mit dem dritten Versprechen, in
dem es um die Landzuteilung geht. Im nächsten Ka-
pitel untersuchen wir, wie Jehova seine Gegenwart
zusicherte (Hes. 47:13-21; 48:1-7, 23-29).
„Dieses Land . . . wird . . . euch als Erbe zugeteilt“
5 Lies Hesekiel 47:14. In der Vision lenkte Jehova
3, 4. (a) Welche vier Versprechen enthielt Hesekiels Vision für die Ge-
fangenen? (b) Um welches Versprechen geht es in diesem Kapitel?
5, 6. (a) Welches Gebiet sollte in Hesekiels Vision zugeteilt werden?
(b) Was sollte die Vision von der Landzuteilung bewirken?
„WENN IHR DAS LAND DURCH DAS LOS ALS ERBE ZUTEILT“ 337
Hesekiels Aufmerksamkeit auf eine Landschaft, die
schon bald „wie der Garten Eden“ aussehen würde
(Hes. 36:35). Er sagte: „Hier ist das Gebiet, das ihr als
Erbbesitz den zwölf Stämmen Israels zuweisen wer-
det“ (Hes. 47:13). Dieses Gebiet war das wiederherge-
stellte Land Israel, in das die Gefangenen zurück-
kehren würden. Wie in Hesekiel 47:15-21 festgehalten,
beschrieb Jehova als Nächstes den exakten Verlauf
der Landesgrenze.
6 Was war der Zweck dieser Vision? Die präzise An-
gabe der Grenzen versicherte Hesekiel und seinen
Mitgefangenen, dass ihr geliebtes Heimatland tatsäch-
lich wiederhergestellt werden würde. Kannst du dir
vorstellen, wie dieses detaillierte, anschauliche Ver-
sprechen Jehovas die Gefangenen regelrecht aufleben
ließ? Aber erhielten die Diener Jehovas wirklich ein
Erbe im Land? Und ob!
7 Im Jahr 537 v. u. Z., 56 Jahre nachdem Hesekiel
seine Vision gehabt hatte, kehrten Tausende Gefange-
ne nach Israel zurück und traten ihr Erbe an. Das er-
innert an ein ähnliches Ereignis unter Gottes Dienern
7. (a) Was geschah 537 v. u. Z., und woran erinnert uns das? (b) Mit
welcher Frage beschäftigen wir uns zunächst?
338 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
in der Neuzeit. Auch sie bekamen gewissermaßen ei-
ne Landzuteilung. Wieso kann man das sagen? Jeho-
va ermöglichte es ihnen, in ihr geistiges Land zu kom-
men und ihr Erbe anzutreten. Somit verrät uns die
Wiederherstellung des verheißenen Landes viel über
die Wiederherstellung des Landes, in dem sich Gottes
Volk heute befindet. Doch bevor wir näher darauf
eingehen, geht es zunächst um die Frage: Woher wis-
sen wir, dass es dieses Land wirklich gibt?
8 Jehova hatte ja schon in einer früheren Vision
Hesekiels gezeigt, wann sich die Prophezeiungen über
Israels Wiederherstellung im Größeren erfüllen wür-
den: nachdem sein „Diener David“, Jesus Christus, als
König zu regieren begonnen hätte (Hes. 37:24). Das
geschah 1914. Zu dieser Zeit bestand das Volk Got-
tes schon lange nicht mehr aus gebürtigen Israeli-
ten, sondern aus geistigen Israeliten, geistgesalbten
Christen. (Lies Matthäus 21:43; 1. Petrus 2:9.) Doch
Jehova ersetzte nicht nur die buchstäbliche Nation
Israel durch das geistige Israel, sondern auch das
8. (a) Durch wen ersetzte Jehova die buchstäbliche Nation Israel?
(b) Was ist das geistige Land oder Paradies? (c) Seit wann existiert die-
ses Land, und wer wohnt alles darin?
„WENN IHR DAS LAND DURCH DAS LOS ALS ERBE ZUTEILT“ 339
buchstäbliche Land durch das geistige Land oder Pa-
radies (Jes. 66:8). Wie wir in Kapitel 17 erfahren ha-
ben, ist das geistige Land ein Zustand oder Umfeld,
in dem der Überrest der Gesalbten Jehova seit 1919
dient. (Siehe Kasten 9B, „Warum 1919?“.) Nach und
nach wurde dieses Land auch die Heimat der „ande-
ren Schafe“ (Joh. 10:16). Heute erleben wir, wie das
geistige Paradies immer größer und schöner wird.
Doch seine größten Segnungen werden sich erst nach
Armageddon entfalten.
Ein gleicher Anteil für alle
9 Lies Hesekiel 48:1, 28. Nachdem Jehova den
Grenzverlauf festgelegt hatte, beschrieb er präzise,
wie das Land aufgeteilt werden sollte. Er gab An-
weisungen, die 12 Stammeserbteile gleichmäßig von
Norden nach Süden zu verteilen – beginnend mit
dem Stamm Dan an der nördlichsten Spitze bis zum
Stamm Gad ganz im Süden. Jeder Stamm erhielt
einen horizontalen Gebietsstreifen, der sich von der
östlichen Landesgrenze bis zum Großen Meer oder
Mittelmeer im Westen erstreckte (Hes. 47:20).
9. Welche präzisen Anweisungen gab Jehova für die Landverteilung?
340 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
10 Welche Zusicherungen enthielt dieser Teil der Vi-
sion Hesekiels? Die detaillierte Beschreibung muss
den Gefangenen verdeutlicht haben, dass die Land-
verteilung ein gut organisiertes Projekt sein würde.
Die exakte Aufteilung unter allen 12 Stämmen wies
aber auf noch etwas hin: Jedem Rückkehrer wäre ein
Erbe im wiederhergestellten Land sicher. Auch nicht
einer würde leer ausgehen!
11 Was können wir heute aus der Vision lernen? Im
wiederhergestellten Land gab es nicht nur Platz für
die Priester, Leviten und Vorsteher, sondern auch für
alle anderen aus den 12 Stämmen (Hes. 45:4, 5, 7, 8).
Genauso ist es heute im geistigen Paradies. Dort gibt
es nicht nur Platz für den gesalbten Überrest und ver-
antwortliche Männer, sondern auch für alle anderen
aus der „großen Volksmenge“ (Offb. 7:9).1[1] Im geisti-
gen Land ist uns ein Platz und eine wertvolle Aufgabe
1[1] Der Platz und die Aufgabe, die Jehova den Priestern und dem
Vorsteher im geistigen Land zugewiesen hat, werden in Kapitel 14
dieses Buches besprochen.
10. Welche Zusicherungen enthielt dieser Teil der Vision für die Gefan-
genen?
11. Was können wir aus der Vision von der Landzuteilung lernen? (Siehe
Kasten „Die Landverteilung“.)
„WENN IHR DAS LAND DURCH DAS LOS ALS ERBE ZUTEILT“ 341
sicher, ganz gleich, wie unauffällig und klein unsere
Rolle in Jehovas Organisation erscheinen mag. Be-
rührt dich diese Zusicherung auch so?
Zwei Unterschiede und ihre Bedeutung für uns
12 Einige Anweisungen Jehovas für die Landvertei-
lung könnten Hesekiel verwirrt haben, weil sie so an-
ders waren als zur Zeit Mose. Untersuchen wir zwei
Unterschiede. Einer hat mit dem Land zu tun, der an-
dere mit den Einwohnern.
13 Erstens: das Land. Moses wurde aufgefordert, den
größeren Stämmen mehr Land zuzuteilen als den klei-
neren (4. Mo. 26:52-54). Doch in Hesekiels Vision sag-
te Jehova ausdrücklich, dass alle Stämme „gleiche An-
teile“ [„jeder wie sein Bruder“, Fn.] erhalten sollten
(Hes. 47:14). Der Abstand von der Nord- zur Süd-
grenze war in jedem Stammesgebiet genau gleich. Al-
le Israeliten – zu welchem Stamm auch immer sie
gehörten – würden den gleichen Zugang zum Über-
fluss des gut bewässerten Landes haben.
14 Zweitens: die Einwohner. Das mosaische Gesetz
12, 13. Welche Vorgabe machte Jehova für die Landverteilung?
14. Für welche Neuerung bezüglich der „ansässigen Fremden“ sorgte
Jehova?
342 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
schützte Ausländer und ermöglichte ihnen, an der An-
betung Jehovas teilzunehmen (3. Mo. 19:33, 34). Sie
bekamen allerdings kein Land. Was Jehova nun zu
Hesekiel sagte, ging über das hinaus, was er im Ge-
setz festgelegt hatte. Er wies ihn an: „Ihr sollt dem
ansässigen Fremden in dem Stammesgebiet, wo er
sich angesiedelt hat, ein Erbe geben.“ Damit beseitig-
te Jehova einen großen Unterschied zwischen den
„einheimischen Israeliten“ und den „ansässigen Frem-
den“ (Hes. 47:22, 23). In dem wiederhergestellten
Land aus Hesekiels Vision wären vor Jehova alle
gleich und in der reinen Anbetung vereint (3. Mo.
25:23).
15 Die bemerkenswerten Anweisungen, die Hesekiel
zu dem Land und den Einwohnern erhielt, müssen für
die Gefangenen sehr beruhigend gewesen sein. Sie
wussten, dass Jehova jedem das Gleiche geben wür-
de – ob sie nun gebürtige Israeliten waren oder Aus-
länder, die Jehova dienten (Esra 8:20; Neh. 3:26; 7:6,
25; Jes. 56:3, 8). Diese Anweisungen bestätigen außer-
dem eine ewige Wahrheit: Für Jehova ist jeder seiner
15. Welche ewige Wahrheit wird durch Jehovas Anweisungen bestätigt?
„WENN IHR DAS LAND DURCH DAS LOS ALS ERBE ZUTEILT“ 343
Diener gleich wertvoll. (Lies Haggai 2:7.) Das zu wis-
sen bedeutet sowohl den Gesalbten als auch den an-
deren Schafen sehr viel.
16 Was bringt es uns, diese Einzelheiten über das
Land und die Einwohner zu betrachten? Es erinnert
uns daran, dass sich die weltweite Bruderschaft durch
Einheit und Gleichheit auszeichnen muss. Jehova ist
unparteiisch. Frage dich einmal: „Versuche ich unpar-
teiisch zu sein wie Jehova? Behandle ich jeden Bruder
und jede Schwester mit echtem Respekt, ohne auf die
Herkunft oder Lebensumstände zu schauen?“ (Röm.
12:10). Es macht uns glücklich, dass Jehova uns allen
den gleichen Zugang zum geistigen Paradies ermög-
licht. Dort verrichten wir für unseren himmlischen
Vater voller Hingabe heiligen Dienst und spüren, wie
sehr er uns segnet (Gal. 3:26-29; Offb. 7:9).
17 Wenden wir uns jetzt dem vierten Versprechen
zu, das am Ende von Hesekiels letzter Vision auf-
taucht: die Zusicherung, dass Jehova wieder unter
seinem Volk wohnen würde. Was können wir daraus
lernen? Die Antwort liefert das nächste Kapitel.
16, 17. (a) Was bringt es uns, die Einzelheiten über das Land und die
Einwohner zu betrachten? (b) Worum geht es im nächsten Kapitel?
344 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
DIE REINE ANBETUNG UND DU
1 Was überzeugt dich davon, dass es heute
ein geistiges Paradies gibt?
2 Warum kannst du sicher sein, dass du
im geistigen Paradies einen Platz und
eine wertvolle Aufgabe hast?
3 Was sagt uns die Vision von der
Landverteilung über Jehova?

„WENN IHR DAS LAND DURCH DAS LOS ALS ERBE ZUTEILT“ 345
21 „DER NAME
DER STADT WIRD . . .
‚JEHOVA IST DORT‘
LAUTEN“
FOKUS: HESEKIEL 48:35
Was der Beitrag und die Stadt
bedeuten

IN SEINER letzten Vision erfährt Hesekiel unter an-


derem etwas über ein Gebiet, das für einen besonde-
ren Zweck bestimmt ist. Es ist nicht als Stammeserbe
gedacht, sondern als Beitrag für Jehova. Außerdem
lernt er eine Stadt mit einem faszinierenden Namen
kennen. Dieser Teil der Vision gibt den Gefangenen
eine Zusicherung, die sie unbedingt brauchen: Wenn
sie in ihre geliebte Heimat zurückkehren, wird Jeho-
va dort bei ihnen sein.
2 Hesekiel beschreibt diesen Beitrag ausführlich.
Sehen wir uns seinen Bericht einmal genauer an. Er
hat uns Dienern Jehovas viel zu sagen.
1, 2. (a) Von welchem besonderen Gebiet erfährt Hesekiel? (b) Welche
Zusicherung erhalten die Gefangenen?
346 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
Der „heilige Beitrag“ und die „Stadt“
3 Hesekiel sah ein Stück Land, das von Norden
nach Süden sowie von Osten nach Westen jeweils
25 000 Ellen (knapp 13 Kilometer) maß. Dieses Qua-
drat, „der ganze Beitrag“ genannt, bestand aus drei
verschiedenen Teilen. Der obere war für die Leviten
bestimmt, der mittlere für die Priester und den Tem-
pel. Diese beiden Teile bildeten „den heiligen Bei-
trag“. Der unterste und kleinste Teil, „das übrige Ge-
biet“, war „gewöhnliches“ Land, das für die Stadt
vorgesehen war (Hes. 48:15, 20).
4 Was lernen wir aus dem Bericht über den Beitrag
für Jehova? Dadurch dass zuerst der Beitrag zugewie-
sen wurde und danach die Stammeserbteile, machte
Jehova deutlich: Die Anbetung hat höchste Priori-
tät (Hes. 45:1). Das war eine aussagekräftige Bot-
schaft an die Gefangenen. Ihr Dienst für Jehova
musste an erster Stelle stehen. Auch für uns heu-
te sind Dinge wie unser persönliches Bibelstudium,
3. In welche fünf Bereiche lässt sich der besondere Landstrich untertei-
len, und welchem Zweck dienten sie? (Siehe Kasten „Der Beitrag, den ihr
abtreten sollt“.)
4. Was lernen wir aus dem Bericht über den Beitrag für Jehova?
„DER NAME DER STADT WIRD . . . ‚JEHOVA IST DORT‘ LAUTEN“ 347
˙˙˙
21A
„DER BEITRAG, Werfen wir gemeinsam mit
Hesekiel einen näheren Blick
DEN IHR auf den besonderen Landstrich.
ABTRETEN SOLLT“ Er lässt sich in fünf Bereiche
unterteilen. Welche sind das?
HESEKIEL 48:8
........................................... Und wozu dienen sie?
SIEHE ABSATZ 3

EPHRAIM x

GROSSES oberer
RUBEN Teil
MEER
JUDA
B C D Tempel
C
A x
mittlerer
BENJAMIN Teil
Salz-
meer E
SIMEON
Die Stadt „Jehova ist dort“
ISSACHAR N x ˙ 25 000 Ellen (ca. 13 Kilometer)

A „Der Beitrag“ C „Das Gebiet . . .,


Dieses Stück Land wird das dem Vorsteher geh ört“
der Regierung zur Verfügung „Es . . . ist für den Vorsteher gedacht.“
gestellt und kann auch als „Dieses Land wird sein Besitz in Israel werden.“
Verwaltungslandstrich be- HES. 45:7, 8; 48:21, 22
zeichnet werden.
HES. 48:8 D „Der heilige Beitrag“
Er wird auch als „heiliger Anteil“ bezeichnet.
B „Der ganze Beitrag“ Der obere Teil ist „für die Leviten“. Er ist „etwas
Er ist für die Priester, Leviten Heiliges“. Der mittlere Teil ist „der heilige Beitrag
und die Stadt bestimmt. für die Priester“. Er ist „ein Ort für ihre Häuser
Außerdem kommen Men- und ein heiliger Ort für das Heiligtum“, den Tempel.
schen aus allen 12 Stämmen HES. 45:1-5; 48:9-14
hierher, um Jehova anzube-
ten und die Verwaltung zu E „Das übrige . . . Gebiet“
unterstützen. „Es wird dem ganzen Haus Israel gehören“
HES. 48:20 und „ist gewöhnliches Stadtgebiet für
Wohnhäuser und Weideland“.
HES. 45:6; 48:15-19
die Zusammenkünfte und der Predigtdienst das Aller-
wichtigste. Wenn wir beim Prioritätensetzen dem Vor-
bild Jehovas folgen, wird die reine Anbetung immer
die zentrale Rolle in unserem Alltag spielen.
„Die Stadt wird sich in der Mitte
davon befinden“
5 Lies Hesekiel 48:15. Was hat es mit der Stadt
selbst und dem angrenzenden Land auf sich? (Hes.
48:16-18). In der Vision hatte Jehova die Anweisung
gegeben: „Du sollst der Stadt ein Gebiet zum Besitz
geben . . . Es wird dem ganzen Haus Israel gehören“
(Hes. 45:6, 7). Die Stadt und das angrenzende Land
gehörten also nicht zu dem „heiligen Beitrag“, den
das Volk „an Jehova abtreten“ sollte (Hes. 48:9). Das
ist ein erster interessanter Hinweis.
6 Betrachten wir als Nächstes, was die Stadt of-
fensichtlich nicht darstellt. Es kann sich nicht um
das wiedererbaute Jerusalem handeln, denn in der
Stadt aus Hesekiels Vision gibt es keinen Tempel.
Im gesamten wiederhergestellten Land wurde auch
sonst keine Stadt gebaut, die der Beschreibung aus
5, 6. (a) Wem gehörte die Stadt? (b) Was stellt die Stadt nicht dar, und
woher wissen wir das?
„DER NAME DER STADT WIRD . . . ‚JEHOVA IST DORT‘ LAUTEN“ 349
Hesekiels Vision entsprach. Eine Stadt im Himmel
scheidet ebenfalls aus. Warum? Das Stadtgebiet in der
Vision wird zum „Nichtheiligen“ gezählt, im Gegen-
satz zu dem Boden mit den Gebäuden für die Anbe-
tung, der als heilig bezeichnet wird (Hes. 42:20).
7 Wofür steht die Stadt dann? Hesekiel sah die
Stadt und das Land in derselben Vision (Hes. 40:2;
45:1, 6). Wie Gottes Wort ja zeigt, handelt es sich bei
dem Land um ein geistiges Land. Dementsprechend
muss auch die Stadt eine geistige Stadt sein. Woran
denkt man denn bei einer Stadt? Wahrscheinlich
an eine strukturierte, organisierte Gemeinschaft von
Menschen. Die perfekt quadratisch angelegte Stadt
aus Hesekiels Vision scheint deshalb für einen gut or-
ganisierten Verwaltungssitz zu stehen.
8 In welchem Bereich ist diese Verwaltung aktiv?
Wie Hesekiels Vision zeigt, befindet sich die Stadt
innerhalb des geistigen Landes. Die Verwaltung ko-
ordiniert also, was innerhalb des geistigen Paradie-
ses geschieht, wo wir Jehova dienen. Und was lässt
7. Welche Art Stadt sah Hesekiel, und wofür steht sie offensichtlich?
8. In welchem Bereich ist die Verwaltung aktiv, und woher wissen
wir das?
350 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
sich daraus ableiten, dass die Stadt auf nichtheiligem
Boden steht? Wie wir gesehen haben, befindet sich
die Stadt nicht im Himmel. Es muss sich demnach um
eine Verwaltung auf der Erde handeln, deren Einsatz
allen Bewohnern des geistigen Paradieses zugute-
kommt.
9 Wer gehört zu dieser Verwaltung auf der Erde?
In Hesekiels Vision wird der Verantwortliche in der
Stadt „der Vorsteher“ genannt (Hes. 45:7). Er war
kein Priester oder Levit, aber ein Aufseher für das
Volk. Damit erinnert er an die Ältesten in den Ver-
sammlungen – besonders an diejenigen, die nicht
geistgesalbt sind, sondern zu den „anderen Schafen“
gehören (Joh. 10:16). Demütig dienen diese fürsorg-
lichen Hirten unter Christi himmlischer Regierung.
Während der Tausendjahrherrschaft wird Jesus dann
„auf der ganzen Erde“ geeignete Älteste „als Fürsten
einsetzen“ (Ps. 45:16). Unter der Anleitung des Kö-
nigreiches werden sie sich in dieser Zeit um Gottes
Volk kümmern.
9. (a) Wer gehört zu der Verwaltung auf der Erde? (b) Wofür wird Je-
sus während der 1 000 Jahre sorgen?
„DER NAME DER STADT WIRD . . . ‚JEHOVA IST DORT‘ LAUTEN“ 351
„Jehova ist dort“
10 Lies Hesekiel 48:35. Die Stadt trägt den Namen
„Jehova ist dort“. In dieser Stadt würde man also Je-
hovas Gegenwart regelrecht spüren. Und die Stadt
sollte sich in der Mitte des Landes befinden. Durch
dieses Bild versicherte Jehova den Gefangenen: „Ich
werde wieder bei euch sein.“ Was für eine Vorstel-
lung!
11 Was sagt dieser Teil von Hesekiels Vision uns
heute? Der Name der Stadt gibt uns die Sicherheit:
Jehova ist bei seinen treuen Dienern auf der Erde –
und wird es immer sein. Außerdem wird einmal mehr
deutlich, dass es in Jehovas Verwaltung nicht darum
geht, Menschen Macht zu verleihen, sondern darum,
Jehovas Willen nach seinem vernünftigen und liebe-
vollen Vorbild umzusetzen. Beispielsweise darf die
Verwaltung das Land nicht aufteilen, wie sie möchte.
Jehova selbst hat für jeden seiner Diener einen An-
teil oder Platz vorgesehen – auch für „die Schwa-
chen“. Und er wünscht sich von seinen Verwaltern,
10. Wie heißt die Stadt, und was sicherte Jehova damit zu?
11. Was sagen die Stadt und ihr Name uns heute?
352 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
dass sie diesen Platz würdigen (Spr. 19:17; Hes. 46:18;
48:29).
12 Was ist an der Stadt „Jehova ist dort“ noch be-
sonders? Früher hatten Städte so wenig Tore wie
möglich in ihrer Schutzmauer. Doch diese Stadt hat
sogar 12 Tore! (Hes. 48:30-34). Die vielen Tore (drei
auf jeder Seite) zeigen an, wie zugänglich und nahbar
die Verwalter dieser Stadt sind. Und dass die Stadt
ausgerechnet 12 Tore hat, macht deutlich: Sie steht
„dem ganzen Haus Israel“ offen (Hes. 45:6). Das ist
ein wertvoller Hinweis für Älteste. Auch sie sollen für
alle Bewohner des geistigen Paradieses zugänglich
und nahbar sein.
Gottes Volk kommt „zur Anbetung“
und arbeitet „für die Stadt“
13 Welche Einzelheiten kann man in Hesekiels
großartiger Vision noch entdecken? Jehova erwähnt
Menschen mit den unterschiedlichsten Aufgaben. Die
Priester, auch als „Diener des Heiligtums“ bezeich-
net, sollten Opfer darbringen und vor Jehova stehen.
12. (a) Was ist an der Stadt auffällig, und was zeigt das an? (b) Woran
werden Älteste durch die Tore erinnert?
13. Welche unterschiedlichen Aufgaben erwähnte Jehova?
„DER NAME DER STADT WIRD . . . ‚JEHOVA IST DORT‘ LAUTEN“ 353
Die Leviten, „die im Tempel dienen“, sollten „sich um
den Tempeldienst kümmern und um alles, was dort
zu tun ist“ (Hes. 44:14-16; 45:4, 5). Außerdem würde
es Menschen geben, die die Stadt unterstützen. Wer
wäre das?
14 „Aus allen Stämmen Israels“ würden Helfer kom-
men. Ihre Aufgabe wäre es, „diejenigen, die für die
Stadt arbeiten, [zu] ernähren“ (Hes. 48:18, 19). Gibt
es für uns heute eine ähnliche Möglichkeit? Natür-
lich. Alle Bewohner des geistigen Paradieses können
sowohl Christi gesalbte Brüder in ihrem Dienst un-
terstützen als auch diejenigen aus der „großen Volks-
menge“, die Jehova mit der Führung beauftragt hat
(Offb. 7:9, 10). Das können wir vor allem dadurch
tun, dass wir gern mit ihnen zusammenarbeiten, und
so der Leitung des treuen Sklaven folgen.
15 In dieser Vision findet sich noch ein weiteres
aussagekräftiges Detail, das unseren Dienst für Jeho-
va betrifft. Menschen aus den 12 nichtlevitischen
Stämmen würden sich in zwei verschiedenen Berei-
14. Wie können wir uns die Unterstützer der Stadt zum Vorbild nehmen?
15, 16. (a) Welches Detail können wir Hesekiels Vision noch entneh-
men? (b) Welche ähnlichen Möglichkeiten haben wir?
354 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
chen einbringen: im Tempelvorhof und auf dem Land
rings um die Stadt. Was tun sie dort jeweils? In den
Tempelvorhof kommen sie „zur Anbetung“, also um
zu opfern (Hes. 46:9, 24). Auf das Land gehen sie, um
es zu bebauen und so die Stadt zu unterstützen. Wie
können wir uns an ihnen ein Beispiel nehmen?
16 Diejenigen, die zur großen Volksmenge gehören,
können sich ganz ähnlich einsetzen. Sie kommen zur
Anbetung Jehovas „in seinen Tempel“ und bringen
dort „Opfer des Lobpreises“ dar (Heb. 13:15; Offb.
7:9-15). Das tun sie durch das Predigen oder wenn sie
in den Zusammenkünften ihrem Glauben Ausdruck
verleihen. Diese direkte Form der Anbetung betrach-
ten sie als ihre wichtigste Verantwortung (1. Chr.
16:29). Zusätzlich dazu haben viele die Möglichkeit,
Jehovas Organisation auf irgendeine praktische Wei-
se zu unterstützen. Sie helfen beispielsweise beim
Bauen und Instandhalten von Königreichssälen und
Zweiggebäuden oder bei anderen Projekten. Andere
unterstützen diese Projekte durch Spenden. So bebau-
en sie gewissermaßen das Land „zur Ehre Gottes“
(1. Kor. 10:31). Engagiert und voller Freude setzen sie
„DER NAME DER STADT WIRD . . . ‚JEHOVA IST DORT‘ LAUTEN“ 355
sich ein, denn sie wissen: „Über solche Opfer freut
sich Gott“ (Heb. 13:16). So viele Türen stehen uns of-
fen! Was möchtest du gern ausprobieren?
„Ein neuer Himmel und eine neue Erde“
17 Können wir uns auf eine größere Erfüllung von
Hesekiels Vision freuen? O ja! In der Vision Heseki-
els bildete „der heilige Beitrag“ die Landesmitte (Hes.
48:10). Was sagt uns das? Ganz gleich wo wir nach
Armageddon leben werden, Jehova wird mitten unter
uns sein (Offb. 21:3). Während der 1 000 Jahre wird
„die Stadt“ – die Verwaltung auf der Erde, die sich
um Gottes Volk kümmern soll – für die ganze Erde
zuständig sein. Sie wird die gesamte „neue Erde“, ei-
ne neue menschliche Gesellschaft, liebevoll führen
und anleiten (2. Pet. 3:13).
18 Warum können wir uns sicher sein, dass diese
Verwaltung immer in völliger Harmonie mit Gottes
Regierung bleiben wird? Weil Gottes Wort zeigt: Die
17. (a) Auf welche größere Erfüllung von Hesekiels Vision können wir
uns freuen? (b) Um wen wird sich die Verwaltung während der 1 000 Jah-
re kümmern?
18. (a) Warum können wir uns sicher sein, dass die Verwaltung in völli-
ger Harmonie mit Gottes Regierung sein wird? (b) Welche Gewissheit
gibt uns der Name der Stadt?
356 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
Stadt mit ihren 12 Toren ist ein Spiegelbild des Neu-
en Jerusalem, das sich aus Jesu 144 000 Mitregenten
zusammensetzt und ebenfalls 12 Tore hat (Offb. 21:2,
12, 21-27). Die Verwaltung auf der Erde wird also
sämtliche Entscheidungen von Gottes Königreich wi-
derspiegeln und eins zu eins umsetzen. Ja, der Name
der Stadt „Jehova ist dort“ gibt uns wirklich Sicher-
heit. Dieser Name ist eine Garantie dafür, dass die
reine Anbetung für immer bleiben und sich immer
weiter entfalten wird. Was für eine paradiesische Zu-
kunft uns doch erwartet!

„DER NAME DER STADT WIRD . . . ‚JEHOVA IST DORT‘ LAUTEN“ 357
DIE REINE ANBETUNG UND DU
1 Was lernen wir aus der Vision vom Beitrag
über das Prioritätensetzen?
2 Auf welche Weise kannst du den treuen
Sklaven unterstützen?
3 Was betrachtest du als deine wichtigste
Verantwortung?

358 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!


22 „BETE GOTT AN!“
FOKUS: OFFENBARUNG 22:9
Rückblick auf Kernaussagen
im Bibelbuch Hesekiel sowie ihre
Bedeutung heute und in der Zukunft

JEDER von uns steht vor der wichtigen Frage: „Wem


gehört meine Anbetung?“ Viele würden sagen, dieses
Thema sei komplex und verwirrend. Doch in Wirk-
lichkeit ist die Antwort einfach und klar: Entweder
dienen wir Jehova Gott oder Satan.
2 Satan ist versessen auf Anbetung. Das zeigte sich
besonders deutlich, als er Jesus versuchte. Wie in Ka-
pitel 1 besprochen, bot Satan Jesus einen sehr hohen
Preis. Er wollte ihm alle Königreiche der Erde geben.
Für welche Gegenleistung? Satan wollte „einen Akt
der Anbetung“ (Mat. 4:9). Wie anders war der Engel,
der dem Apostel Johannes die Offenbarung übermit-
telte! Er lehnte es ab, verehrt zu werden. (Lies Offen-
barung 22:8, 9.) Als Johannes den Engel anbeten woll-
te, sagte dieser demütige Geistsohn Gottes: „Tu das
1, 2. (a) Vor welcher Frage steht jeder von uns? (b) Wie reagierte ein
treuer Engel, als jemand ihn anbeten wollte?
„BETE GOTT AN!“ 359
nicht!“ Er forderte ihn nicht auf: „Bete mich an!“, son-
dern: „Bete Gott an!“
3 Dieses Buch soll dich darin bestärken, die Auffor-
derung des Engels zu befolgen und nur Jehova Gott
anzubeten (5. Mo. 10:20; Mat. 4:10). Fassen wir zusam-
men, was wir aus Hesekiels Prophezeiungen und Vi-
sionen über die reine Anbetung gelernt haben. An-
schließend versetzen wir uns mithilfe der Bibel in die
Zeit, wo jeder Erdbewohner vor einer Schlussprüfung
stehen wird. Wer sich dann richtig entscheidet, wird
erleben, wie Jehova in alle Ewigkeit auf reine Weise
angebetet wird.
Drei Kernaussagen aus Hesekiel
4 Das Bibelbuch Hesekiel zeigt, dass die reine An-
betung keine bloße Formsache ist. Reine Anbetung be-
deutet: 1. Jehova ausschließlich ergeben sein, 2. in der
reinen Anbetung vereint bleiben und 3. andere liebe-
voll behandeln. Wie wurden diese drei Kernaussagen
in den besprochenen Prophezeiungen und Visionen
hervorgehoben?
3. (a) Was soll dieses Buch bewirken? (b) Was werden wir jetzt be-
sprechen?
4. Welche drei Kernaussagen werden im Bibelbuch Hesekiel betont?
360 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
Erstens: Jehova ausschließlich ergeben sein
5 Kapitel 3:1[1] Die überwältigende Vision von Jeho-

va, der von einem Regenbogen umgeben ist und mäch-


tige Geistgeschöpfe lenkt, bekräftigt eine grundlegen-
de Wahrheit: Nur der Allmächtige verdient unsere
Anbetung (Hes. 1:4, 15-28).
6 Kapitel 5: Wie schockierend die Vision vom verun-
reinigten Tempel Jehovas doch war! Sie macht deut-
lich: Vor Menschen können wir vielleicht etwas ver-
bergen, aber Jehova können wir nichts verheimlichen.
Er sieht untreue Taten, zum Beispiel wenn sein Volk
Götzen verehrt. Solch ein Verhalten verletzt ihn und
er lässt es nicht ungestraft (Hes. 8:1-18).
7 Kapitel 7: Die Urteile über die umliegenden Völ-
ker, die für Israel nur Bosheit und Verachtung übrig-
hatten, verdeutlichen: Jehova zieht alle zur Rechen-
schaft, die sein Volk schlecht behandeln (Hes. 25:6).
Aus dem Verhältnis zwischen Israel und seinen Nach-
barvölkern lernen wir, dass wir vor allem gegenüber
Jehova loyal sein müssen. Gehen wir daher nie ab von
Jehovas Prinzipien, um uns Angehörigen anzupassen.
1[1] Gemeint ist jeweils das Kapitel in diesem Buch.
5-9. Was schließt es alles ein, Jehova ausschließlich ergeben zu sein?
„BETE GOTT AN!“ 361
Vertrauen wir außerdem nicht auf Reichtum. Und ma-
chen wir auch keine Zugeständnisse bei unserer Neu-
tralität – kein Land verdient unsere Treue, sondern
nur Jehova.
8 Kapitel 13 und 14: Die Vision vom Tempel auf dem
hohen Berg zeigt: Jehova steht über allen anderen
Göttern; gemäß seinen hohen Maßstäben müssen wir
leben (Hes. 40:1 bis 48:35).
9 Kapitel 15: Dass Israel und Juda als Prostituierte
beschrieben werden, erinnert uns daran, wie sehr Je-
hova Untreue in der Anbetung verabscheut (Hes.,
Kap. 16, 23).
Zweitens: in der reinen Anbetung vereint bleiben
10 Kapitel 8: Das Versprechen Jehovas, für sein Volk

„einen einzigen Hirten“ einzusetzen, betont, dass wir


unter Jesu Leitung in Frieden und Einheit zusammen-
arbeiten müssen (Hes. 34:23, 24; 37:24-28).
11 Kapitel 9: Hesekiels Prophezeiungen über die Be-
freiung des Volkes Gottes aus babylonischer Gefan-
genschaft sowie über die Rückkehr in die Heimat ent-
halten auch für uns eine wichtige Botschaft. Wir
10-14. Wie wurde betont, dass wir in der reinen Anbetung vereint blei-
ben müssen?
362 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
müssen uns von dem schädlichen Einfluss der fal-
schen Religion befreien und davon frei bleiben. Auch
wenn wir aus unterschiedlichen religiösen, ethnischen
und wirtschaftlichen Hintergründen kommen, wollen
wir die Einheit bewahren, die uns als Gottes Volk aus-
zeichnet (Hes. 11:17, 18; 12:24; Joh. 17:20-23).
12 Kapitel 10: Die Vision von den vertrockneten Kno-
chen, die lebendig werden, stellt ebenfalls das Thema
Einheit heraus. Was für eine Ehre, zu der wiederher-
gestellten, gereinigten Versammlung zu gehören, die
wie ein Heer zusammenarbeitet (Hes. 37:1-14).
13 Kapitel 12: In der Prophezeiung über die zwei
Stäbe, die zusammengeführt werden, steht die Einheit
besonders im Fokus. Zu sehen, wie die Gesalbten und
die anderen Schafe diese Prophezeiung erfüllen, ist
wirklich glaubensstärkend. In einer Welt, in der Men-
schen durch religiösen und politischen Hass entzweit
sind, bleiben wir durch Liebe und Loyalität fest ver-
bunden (Hes. 37:15-23).
14 Kapitel 16: Die Vision von dem Mann mit dem
Tintenfass und den Männern mit den zerstörerischen
Waffen enthält eine ernste Warnung: Nur diejenigen,
„BETE GOTT AN!“ 363
die beim Ausbruch der großen Drangsal die reine An-
betung praktizieren, kommen für das Zeichen zum
Überleben infrage (Mat. 24:21; Hes. 9:1-11).
Drittens: andere liebevoll behandeln
15 Kapitel 4: Die Vision von den vier lebenden Ge-
schöpfen sagt uns viel über Jehovas Eigenschaften,
von denen die Liebe die wichtigste ist. Wenn aus un-
seren Worten und Taten Liebe spricht, beweisen wir,
dass Jehova unser Gott ist (Hes. 1:5-14; 1. Joh. 4:8).
16 Kapitel 6 und 11: Aus Liebe beauftragte Gott
Wächter, zum Beispiel Hesekiel. Weil Gott Liebe ist,
möchte er nicht, dass irgendjemand vernichtet wird,
wenn er Satans Herrschaft über die Erde beendet
(2. Pet. 3:9). Wenn wir unsere Verantwortung ernst
nehmen, den neuzeitlichen Wächter in seiner Aufgabe
zu unterstützen, spiegeln wir Gottes Liebe wider (Hes.
33:1-9).
17 Kapitel 17 und 18: Jehova weiß, dass viele seine
Barmherzigkeit zurückweisen und versuchen werden,
seine loyalen Diener auszulöschen. Liebe wird ihn ver-
anlassen, für sein Volk zu kämpfen, wenn „Gog vom
15-18. Warum ist es so wichtig, Liebe zu zeigen, und wie können wir
das tun?
364 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
Land Magog“ angreift. Aus Liebe möchten wir so vie-
le wie möglich davor warnen, dass Jehova alle vernich-
ten wird, die sein Volk unterdrücken (Hes. 38:1 bis
39:20; 2. Thes. 1:6, 7).
18 Kapitel 19, 20 und 21: Jehovas Liebe zu Menschen
wird besonders deutlich in der Vision von dem Strom
mit lebengebendem Wasser und der Zuteilung des
Landes. Die Vision beschreibt, was Jehovas größter
Liebesbeweis bewirkt: Weil er seinen Sohn für uns
gab, können unsere Sünden vergeben werden, und wir
können als Teil von Gottes Familie vollkommenes Le-
ben erlangen. Auch wir können anderen unsere Liebe
zeigen. Eine der besten Möglichkeiten dafür ist: Spre-
chen wir mit ihnen über die wunderbare Zukunft,
die Jehova für alle bereithält, die an seinen Sohn glau-
ben (Hes. 45:1-7; 47:1 bis 48:35; Offb. 21:1-4; 22:17).
Ein Demutsbeweis
am Ende der 1 000 Jahre
19 Jesus wird während der Tausendjahrherrschaft
Milliarden auferwecken und die Wunden heilen, die
unser Feind, der Tod, verursacht hat (1. Kor. 15:26;
19. Was wird Jesus während der Tausendjahrherrschaft bewirken? (Siehe
Kasten „Am Ende der 1 000 Jahre“.)
„BETE GOTT AN!“ 365
˙˙˙
2 2A

AM ENDE DER 1000 JAHRE


SIEHE ABSATZ 19-29

Die Menschheit ist nun vollkommen


1. KOR. 15:26
Jesus gibt Jehova das Königreich zurück
1. KOR. 15:24
Satan wird aus dem Abgrund freigelassen;
Rebellen schließen sich ihm im Schlussangriff an
OFFB. 20:3, 7, 8
Alle Rebellen werden vernichtet
OFFB. 20:9, 10, 15
Ewiges Leben in Frieden und Einheit
RÖM. 8:19-21

Mar. 5:38-42; Apg. 24:15). Noch ist die Menschheits-


geschichte eine Geschichte voller Tragik und Schmerz.
Mit jeder Generation, die aufersteht, wird Jesus ih-
re traurige Geschichte auslöschen. Die Auferstande-
nen können dann ihre Geschichte neu schreiben. Auf
Grundlage des Lösegeldes wird Jesus jeden Schaden
wiedergutmachen, der durch Krankheit, Kriege oder
Hunger entstanden ist. Außerdem wird er uns helfen,
von der eigentlichen Ursache unserer Probleme frei-
366 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
zukommen – der von Adam geerbten Sünde (Röm.
5:18, 19). Jesus wird „das, was der Teufel getan hat, . . .
zerstören“ (1. Joh. 3:8).
20 Lies 1. Korinther 15:24-28. Was wird geschehen,
wenn alle vollkommen sind und die Erde wieder ein
Paradies ist, so wie Jehova es ursprünglich wollte? Je-
sus und seine 144 000 Mitregenten werden außerge-
wöhnliche Demut beweisen und das Königreich Jeho-
va zurückgeben. Sie werden die Autorität, die sie für
1 000 Jahre innehatten, friedlich, ja sogar gern abge-
ben. Doch alles, was durch das Königreich erreicht
worden ist, wird ewig bestehen bleiben.
Die Schlussprüfung
21 Jehova wird dann etwas tun, das von großem Ver-
trauen in seine Diener auf der Erde zeugt: Satan und
die Dämonen werden aus dem Abgrund freigelassen,
in dem sie 1 000 Jahre gefangen waren. (Lies Offen-
barung 20:1-3.) Sie werden die Welt kaum wieder-
erkennen. Vor Armageddon ließen sich die meisten
20. Wie werden Jesus und die 144 000 außergewöhnliche Demut be-
weisen?
21, 22. (a) Wie wird die Welt am Ende der 1 000 Jahre aussehen?
(b) Warum wird Jehova den Teufel und die Dämonen freilassen?
„BETE GOTT AN!“ 367
von Satan irreführen und die Menschheit war auf-
grund von Hass und Vorurteilen völlig zerstritten
(Offb. 12:9). Doch am Ende der 1 000 Jahre werden
alle Jehova als vereinte, liebevolle Familie dienen. Die
ganze Erde wird ein harmonisches Paradies sein.
22 Warum wird Jehova solche Kriminellen wie Sa-
tan und seine Dämonen in diese reine Umgebung ent-
lassen? Weil sehr viele, die dann leben, niemals ihre
Treue als Diener Jehovas beweisen mussten. Die meis-
ten sind gestorben, ohne Jehova zu kennen, und wur-
den im Paradies auferweckt. Jehova hat ihnen nicht
nur das Leben zurückgegeben, sondern auch für all ih-
re Bedürfnisse gesorgt. In einem Umfeld, in dem je-
der Jehova liebt und ihm dient, werden sie nur posi-
tiven „Gruppenzwang“ erlebt haben. Satan könnte
diesen Auferstandenen das Gleiche unterstellen wie
Hiob – dass sie Gott nur dienen, weil er sie beschützt
und es ihnen gut geht (Hiob 1:9, 10). Deshalb wird Je-
hova uns allen die Gelegenheit geben, unsere Loyali-
tät gegenüber ihm als Vater und Souverän zweifelsfrei
zu beweisen, bevor er unsere Namen dauerhaft in das
Buch des Lebens einträgt (Offb. 20:12, 15).
368 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
23 Für eine kurze Zeit wird Satan die Möglichkeit
bekommen, die Menschheit von Gott wegzulocken.
Wahrscheinlich wird jeder vor einer ähnlichen Wahl
stehen wie Adam und Eva – entweder wir sind mit Je-
hovas Maßstäben einverstanden, unterstützen seine
Regentschaft und beten ihn an oder wir rebellieren ge-
gen Gott und schlagen uns auf Satans Seite.
24 Lies Offenbarung 20:7-10. Diejenigen, die am En-
de der 1 000 Jahre rebellieren, werden „Gog und Ma-
gog“ genannt. Sie erinnern an die Rebellen, die in der
großen Drangsal Gottes Volk angreifen. Diese frühere
Horde, „Gog vom Land Magog“, besteht aus einzel-
nen Nationen, die sich Jehovas Regierung widersetzen
(Hes. 38:2). Auch die Rebellen, die am Ende von
Christi Tausendjahrherrschaft auftreten, werden als
„Völker“ bezeichnet. Das ist äußerst interessant. Wa-
rum? In den 1 000 Jahren werden sämtliche nationa-
len Schranken aufgehoben. Alle Menschen werden
Untertanen einer einzigen Regierung sein, des König-
reiches Gottes. Wir werden alle zu nur einem Volk ge-
hören. Die Bezeichnung „Gog und Magog“ sowie
23. Vor welcher Wahl wird jeder stehen?
24. Warum werden die Rebellen „Gog und Magog“ genannt?
„BETE GOTT AN!“ 369
„Völker“ deutet also darauf hin, dass Satan es schaf-
fen wird, unter Gottes Volk Uneinigkeit zu säen. Doch
niemand wird gezwungen sein, sich auf Satans Seite
zu stellen. Jeder vollkommene Mensch wird seine ei-
gene Entscheidung treffen.
25 Wie viele werden sich Satan anschließen? Ihre
Zahl ist „wie der Sand am Meer“. Das bedeutet jedoch
nicht unbedingt, dass ein Großteil der Menschheit re-
bellieren wird. Woher wissen wir das? Denken wir da-
ran, was Jehova Abraham versprochen hatte – seine
Nachkommen sollten wie „die Sandkörner am Meeres-
ufer“ werden (1. Mo. 22:17, 18). Doch insgesamt waren
es schließlich nur 144 001 (Gal. 3:16, 29). Das ist zwar
eine ansehnliche Zahl, doch im Vergleich zur Mensch-
heit nur ein kleiner Teil. Auch die Zahl derer, die sich
Satan anschließen werden, könnte beachtlich sein, aber
nicht übermäßig groß. Sie werden für Jehovas treue
Diener keine große Bedrohung darstellen.
26 Die Rebellen werden schnell vernichtet werden.
Wie Satan und die Dämonen werden sie aufhören
zu existieren, ohne Aussicht, irgendwann zum Leben
25, 26. Wie viele werden sich Satan anschließen, und was wird mit ihnen
geschehen?
370 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
zurückzukommen. Für immer bleiben wird lediglich
die Erinnerung an ihre schlechten Entscheidungen
und deren Folgen (Offb. 20:10).
27 Wer in der Schlussprüfung dagegen treu bleibt,
dessen Name wird dauerhaft in das „Buch des Le-
bens“ eingetragen (Offb. 20:15). Alle treuen Söhne
und Töchter Jehovas werden ihm dann als vereinte Fa-
milie die Anbetung schenken, die er mehr als verdient.
28 Stell dir diese Zukunft einmal vor! Auf dich war-
tet ein Leben mit Freundschaften, die dir guttun, mit
Arbeit, die dich erfüllt. Nie wieder wirst du oder je-
mand, den du liebst, leiden. Du wirst völlig frei von
Sünde sein. Absolut nichts mehr wird zwischen dir
und Jehova stehen. Jeder wird eine uneingeschränkte
Freundschaft zu ihm haben. Und was noch wichtiger
ist: Im Himmel und auf der Erde wird die reine An-
betung in Perfektion ausgeübt werden. Sie wird end-
gültig wiederhergestellt sein!
29 Wirst du das erleben? Das kannst du, wenn du
weiter die drei Kernaussagen aus Hesekiel beher-
zigst – Jehova ausschließlich ergeben bist, mit dei-
nen Brüdern und Schwestern in der reinen Anbetung
27-29. Was erwartet alle, die in der Schlussprüfung treu bleiben?
„BETE GOTT AN!“ 371
vereint bleibst und andere liebevoll behandelst. Die
Prophezeiungen Hesekiels enthalten eine letzte, ent-
scheidende Botschaft. Welche?
„Sie werden erkennen . . . , dass ich Jehova bin“
30 Wie ein wiederkehrender Trommelschlag ist eine
Erklärung im Bibelbuch Hesekiel immer wieder zu hö-
ren: „Sie werden erkennen müssen, dass ich Jehova
bin“ (Hes. 6:10; 39:28). Für Gottes Feinde wird das
Krieg und Tod bedeuten. Sie werden erkennen müssen,
dass es Jehova gibt, und am eigenen Leib erfahren, was
sein Name bedeutet: „Er lässt werden.“ „Jehova, der
Herr der Heere“, wird zu einem „mächtigen Krieger“
werden und gegen sie kämpfen (1. Sam. 17:45; 2. Mo.
15:3). Zu spät wird ihnen eine grundlegende Wahrheit
über Jehova klar werden: Nichts und niemand kann
ihn daran hindern, sein Vorhaben wahr zu machen!
31 Für Gottes Volk wird die Erklärung „Sie werden
erkennen müssen, dass ich Jehova bin“ Frieden und
Leben bedeuten. Jehova wird uns zu dem werden las-
sen, was er ursprünglich wollte – zu Söhnen und
Töchtern, die seine Eigenschaften vollkommen wider-
30, 31. Was bedeutet die Erklärung „Sie werden erkennen müssen, dass
ich Jehova bin“ für (a) Gottes Feinde? (b) Gottes Volk?
372 DIE REINE ANBETUNG JEHOVAS – ENDLICH WIEDERHERGESTELLT!
spiegeln (1. Mo. 1:26). Jehova ist für uns schon jetzt
ein liebevoller Vater und schützender Hirte geworden.
Bald wird er unser siegreicher König werden. Nehmen
wir uns daher heute Hesekiels Botschaft zu Herzen.
Zeigen wir täglich durch Wort und Tat, dass wir Jeho-
va kennen und wissen, wofür er steht. Wenn dann die
zerstörerischen Winde losgelassen werden, brauchen
wir keine Angst zu haben. Im Gegenteil. Wir werden
den Kopf heben, weil wir wissen, dass unsere Befrei-
ung nah ist (Luk. 21:28). Helfen wir bis dahin unseren
Mitmenschen, den einzigen Gott kennen und lieben
zu lernen, der Anbetung verdient – den Gott mit dem
größten aller Namen: Jehova (Hes. 28:26).

DIE REINE ANBETUNG UND DU


1 Was haben wir aus dem Bibelbuch
Hesekiel alles gelernt?
2 Worauf freust du dich besonders,
wenn du an die Tausendjahrherrschaft
Jesu Christi denkst?
3 Wie kannst du dich jetzt für die
Schlussprüfung vorbereiten?

„BETE GOTT AN!“ 373


VERBESSERTES VERSTÄNDNIS
AUF EINEN BLICK
In den letzten Jahren ging es im Wachtturm immer wieder
um verbessertes Verständnis von Hesekiels Prophezeiungen.
In dem Buch Die reine Anbetung Jehovas – endlich
wiederhergestellt! gibt es weitere neue Erklärungen.
Versuche doch einmal, die folgenden Fragen zu beantworten.

Wofür stehen die vier Gesichter der lebenden Geschöpfe?


Bibelstellen
Hes. 1:4-6, 10; 10:2
Hesekiel-Buch
Kap. 4, Abs. 5-14

Bisheriges Verständnis: Jedes der vier Gesichter der le-


benden Geschöpfe oder Cherubim steht für eine von
Jehovas vier Haupteigenschaften.
Verbessertes Verständnis: Zwar steht jedes der vier Ge-
sichter der lebenden Geschöpfe für eine von Jehovas
vier Haupteigenschaften. Doch zusammengenommen
weisen sie auf alle Eigenschaften oder Merkmale Je-
hovas hin. Außerdem verdeutlichen sie, wie überlegen
Jehovas Macht und Herrlichkeit sind.
Grund für die Anpassung: Die Zahl Vier weist in der
Bibel oft darauf hin, dass alles eingeschlossen ist.
374
Daher stehen die vier Gesichter zusammengenom-
men für mehr als vier einzelne Eigenschaften – sie
bilden die Grundlage für Jehovas Ehrfurcht ein-
flößende Persönlichkeit. Jedes Gesicht gehört au-
ßerdem zu einem Geschöpf, das Majestät, Stärke
und Macht verkörpert. Trotzdem befinden sich
alle vier mächtigen Stellvertreter aus der Schöp-
fung, dargestellt durch die vier Gesichter jedes
Cherubs, unter dem Thron Jehovas. Das betont,
dass Jehova der höchste Souverän ist.
_____________________________________________________________________________________

Für wen steht der Mann mit


dem Tintenfass eines Sekretärs?
Bibelstelle
Hes. 9:2
Der Wachtturm
Juni 2016, S. 16, 17
Hesekiel-Buch
Kap. 16, Abs. 18

Bisheriges Verständnis: Der Mann mit dem Tintenfass


steht für den gesalbten Überrest. Durch das Predigen
und Lehren bringen die Gesalbten heute an denen
ein sinnbildliches Zeichen an, die ein Teil der „großen
Volksmenge“ werden (Offb. 7:9).
375
Verbessertes Verständnis: Der Mann mit dem Tintenfass
eines Sekretärs stellt Jesus Christus dar. In der „gro-
ßen Drangsal“ wird er alle, die zur großen Volksmen-
ge gehören, als Schafe einstufen und so das Zeichen
an ihrer Stirn anbringen (Mat. 24:21).
Grund für die Anpassung: Jehova hat die Rechtspre-
chung seinem Sohn anvertraut (Joh. 5:22, 23). Gemäß
Matthäus 25:31-33 wird es Jesus sein, der die Men-
schen als „Schaf“ oder „Ziege“ einstuft.
_____________________________________________________________________________________

Stehen die Prostituierten Ohola und Oholiba


für die Christenheit, bestehend aus Katholizismus
und Protestantismus?
Bibelstelle
Hes. 23:1-4
Hesekiel-Buch
Kap. 15, Kasten 15A

Bisheriges Verständnis: Die ältere Schwester Ohola (Is-


raels Hauptstadt Samaria) stellt den Katholizismus
dar; die jüngere Schwester Oholiba (Judas Hauptstadt
Jerusalem) den Protestantismus.
Verbessertes Verständnis: Diese beiden Schwestern stel-
len nicht die Christenheit dar. Vielmehr sollen sie uns
vermitteln, wie Jehova fühlt, wenn seine einst treuen
376
Diener geistige Prostitution begehen. Er hat gegen-
über allen falschen Religionen die gleichen Empfin-
dungen.
Grund für die Anpassung: Nichts in der Bibel deutet da-
rauf hin, dass Ohola und Oholiba prophetische Vorbil-
der für die Christenheit sind. Israel und Juda waren
früher wie Ehefrauen für Jehova. Doch die Christen-
heit stand nie in solch einem Verhältnis zu ihm. Au-
ßerdem wurde den Prostituierten in Hesekiel, Kapi-
tel 16 und 23 Vergebung und Wiederherstellung in
Aussicht gestellt. Von der Christenheit, einem Teil
Babylons der Großen, kann man das nicht sagen.
_____________________________________________________________________________________

Ist die Christenheit das gegenbildliche


abtrünnige Jerusalem?
Hesekiel-Buch
Kap. 16, Kasten 16A

Bisheriges Verständnis: Das untreue Jerusalem ist ein


prophetisches Vorbild für die Christenheit. Die Ver-
nichtung Jerusalems weist daher auf die Vernichtung
der Christenheit hin.
Verbessertes Verständnis: Was im untreuen Jerusa-
lem vor sich ging – wie der Götzendienst und die
weitverbreitete Verdorbenheit –, erinnert zwar an
377
die Zustände in der Christenheit. Aber wir sehen
die Christenheit nicht länger als gegenbildliches Je-
rusalem.
Grund für die Anpassung: Es gibt in diesem Fall keinen
eindeutigen biblischen Hinweis für die Vorbild-Gegen-
bild-Methode. Im Gegensatz zum alten Jerusalem hat
die Christenheit nie die reine Anbetung praktiziert.
Und während Jerusalem für eine gewisse Zeit Jehovas
Vergebung bekam, steht der Christenheit nichts der-
gleichen in Aussicht.
_____________________________________________________________________________________

Wie erfüllte sich die Vision


vom Tal der vertrockneten Gebeine?
Bibelstelle
Hes. 37:1-14
Der Wachtturm
März 2016, S. 29-31
Hesekiel-Buch
Kap. 10, Abs. 9-14

Bisheriges Verständnis: 1918 kamen die verfolgten Ge-


salbten in die Gefangenschaft von Groß-Babylon.
Sie waren wie tot, also nahezu untätig. Diese kurze
Gefangenschaft endete 1919, als Jehova sie als König-
reichsverkündiger wiederbelebte.
378
Verbessertes Verständnis: Die todesähnliche Gefangen-
schaft dauerte sehr lange und begann viel früher als
1918. Sie erstreckte sich vom 2. Jahrhundert bis 1919
und deckt sich weitestgehend mit der langen Wachs-
tumszeit in Jesu Gleichnis vom Weizen und Unkraut.
Grund für die Anpassung: Die Gefangenschaft des alten
Israel dauerte lange. Sie begann 740 v. u. Z. und ende-
te 537 v. u. Z. Hesekiel beschreibt in seiner Vision die
Knochen als „vertrocknet“ oder „völlig vertrocknet“.
Das deutet an, dass diejenigen, die durch die Knochen
dargestellt werden, eine sehr lange Zeit tot waren.
Und die Wiederbelebung der Knochen wird als all-
mählicher Prozess beschrieben, der Zeit erfordert.
_____________________________________________________________________________________

Was bedeutet die Vereinigung der zwei Stäbe?


Bibelstelle
Hes. 37:15-17
Der Wachtturm
Juli 2016, S. 31, 32
Hesekiel-Buch
Kap. 12, Abs. 13, 14 und Kasten 12A

Bisheriges Verständnis: Nach einem kurzen Zeitraum


der Uneinigkeit während des 1. Weltkriegs wurde der
treue gesalbte Überrest 1919 wieder vereint.
379
Verbessertes Verständnis: Die Prophezeiung stellt he-
raus, dass Jehova derjenige ist, der seine Diener „eins
werden“ lässt. Nach 1919 schlossen sich dem gesalb-
ten Überrest immer mehr Personen an, die auf ewiges
Leben auf der Erde hoffen. Beide Gruppen dienen Je-
hova als ein einziges Volk.
Grund für die Anpassung: In der Prophezeiung ist
nicht davon die Rede, dass ein Stab erst gespalten
und später wieder zusammengefügt wird. Sie be-
schreibt also nicht eine Gruppe, die entzweit und
später wieder vereint wird. Es geht vielmehr da-
rum, wie zwei unterschiedliche Gruppen zusam-
mengeführt werden.
_____________________________________________________________________________________

Wer ist Gog von Magog?


Bibelstellen
Hes. 38:2, 10-13
Der Wachtturm
15. Mai 2015, S. 29, 30
Hesekiel-Buch
Kap. 17, Abs. 3-10

Bisheriges Verständnis: Gog von Magog ist ein prophe-


tischer Name für Satan nach seinem Hinauswurf aus
dem Himmel.
380
Verbessertes Verständnis: Mit Gog von Magog ist ein
Zusammenschluss von Nationen gemeint, die Jehovas
Diener in der großen Drangsal angreifen.
Grund für die Anpassung: Über Gog wird gesagt, dass er
Raubvögeln zum Fraß überlassen wird und eine Grab-
stätte auf der Erde bekommt. Er kann also kein Geist-
wesen sein. Außerdem gibt es auffallende Parallelen
zwischen dem Angriff Gogs und dem in Daniel und
Offenbarung beschriebenen Angriff der Nationen auf
Gottes Volk (Dan. 11:40, 44, 45; Offb. 17:14; 19:19).
_____________________________________________________________________________________

Sah und besichtigte Hesekiel den großen geistigen Tempel,


über den der Apostel Paulus schrieb?
Bibelstelle
Hes. 40:1-5
Hesekiel-Buch
Kap. 13, 14

Bisheriges Verständnis: Der Tempel aus Hesekiels Vision


ist der geistige Tempel, über den Paulus schrieb.
Verbessertes Verständnis: Hesekiel sah nicht den geisti-
gen Tempel, der im Jahr 29 ins Dasein kam. Nach der
Gefangenschaft sollte die reine Anbetung wiederher-
gestellt werden, gemäß den Vorgaben im mosaischen
Gesetz. Hesekiel sah ein Musterbeispiel dieser reinen
381
Anbetung. Paulus’ Beschreibung des geistigen Tem-
pels konzentriert sich auf das, was Jesus zwischen den
Jahren 29 und 33 als größerer Hoher Priester tat. He-
sekiels Tempelvision, die den Hohen Priester nicht
einmal erwähnt, dreht sich vor allem um die geistige
Wiederherstellung ab 1919. Deshalb suchen wir nicht
in allen Einzelheiten und Maßangaben, die im Tempel
aus Hesekiels Vision vorkommen, eine gegenbildliche
Entsprechung. Wir konzentrieren uns hauptsächlich
darauf, was uns Hesekiels Vision über Jehovas Maß-
stäbe für die reine Anbetung sagt.
Grund für die Anpassung: Der Tempel aus Hesekiels
Vision und der geistige Tempel unterscheiden sich
grundlegend. In Hesekiels Vision kommen viele Tier-
opfer vor; im geistigen Tempel wird nur ein einziges
Opfer dargebracht, und zwar „ein für alle Mal“ (Heb.
9:11, 12). In den Jahrhunderten bevor Christus auf die
Erde kam, war es für Jehova noch nicht an der Zeit,
tiefe Wahrheiten über den geistigen Tempel zu offen-
baren.

382

Das könnte Ihnen auch gefallen