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Ausgabe)
Falls nicht anders vermerkt beziehen sich die Abbildungshinweise auf das dt. Biochemiebuch
von D.Voet, J.G.Voet
A. Endgruppen-Bestimmung
Jede Polypeptidkette (falls sie nicht chemisch blockiert oder ringförmig ist) besitzt je einen freien N-
terminalen und einen C-terminalen Rest. Durch Identifizierung dieser Endgruppen können wir die
Anzahl der chemischen unterschiedlichen Polypeptide in einem Protein feststellen.
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und analysiert. Edmans Reagenz, wie es allgemein genannt wird, ist Phenylisothiocyanat (PITC). Die
verschiedenen Reaktionsstufen der Markierung und Abtrennung der N-terminalen Aminosäure sind in
der Abbildung unten gezeigt. Im ersten Schritt reagiert die freie Aminogruppe der N-terminalen
Aminosäure als Nucleophil mit dem stark elektrophilen Kohlenstoffatom der –N=C=S-Gruppe. Dabei
entsteht ein Derivat des Thioharnstoffs. Es folgen einige intramolekulare Reaktionsschritte. Im Verlauf
dieser Reaktionsfolge wird die Peptidbindung der N-terminalen Aminosäure so labilisiert, dass sie
hydroliesiert und in Form eines für die betreffende Aminosäure charakteristische
Phenylthiohydantoins freigesetzt wird. Durch Vergleich lässt sich also die jeweils abgetrennte
Aminosäure leicht identifizieren.
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Die entstehenden freien Sulfhydrylgruppen werden üblicherweise durch Behandlung mit Iodessigsäure
alkyliert, um die Rückbildung der Disulfid-Brücken durch Oxidation mit O 2 zu unterbinden.
D. Aminosäure-Zusammensetzung
Vor der eigentlichen Sequenzierung eines Polypeptids sollte der relative Gehalt jeder vorhandenen
Aminosäure bekannt sein. Durch vollständige Hydrolyse und quantitative Analyse der freigesetzten
Aminosäuren wird die Aminosäure-Zusammensetzung einer Untereinheit bestimmt. Polypeptid-
Hydrolyse kann entweder chemisch (acid oder basisch) oder enzymatisch erfolgen, wobei aber keine
dieser Methoden allein völlig zufriedenstellend ist.
Säurekatalysierte Hydrolyse:
- Polypeptid in 6 M HCl aufgelöst
- Für 10 bis 100h auf 100 bis 120°C erhitzt
- Lange Zeit nötig für Freisetzung von Val, Leu und Ile
- Ser, Thr und Tyr werden teilweise abgebaut (Korrekturfaktoren können berücksichtigt werden)
- Zerstörung von Trp-Resten
- Gln/Asn werden zu Glu/Asp und NH4+ umgewandelt
Basenkatalysierte Hydrolyse:
- Polypeptide wird in 2 bis 4 M NaOH bei 100°C für 4 bis 8h durchgeführt
- Cys, Ser, Thr und Arg werden abgebaut
- Übrigen Aminosäuren teilweise desaminiert und racemisiert
- Folglich vor allem für Bestimmung von Trp-Gehalt
Enzymatische Verdauung:
- ein Peptidasengemisch ist erforderlich, da individuelle Peptidasen nicht alle Peptidbindungen
spalten
- Spezifitäten von Exo- (siehe Tabelle unter A.) und Endopeptidasen siehe folgende Tabelle
-
Spezifitäten verschiedener Endopeptidasen:
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Abbildung S.115 oben rechts
Da Trypsin Peptidbindungen spaltet, die auf positiv geladene Reste folgen, können Trypsin-
Spaltstellen in einem Polypeptid durch chemische Addition oder Elimination positiver Ladungen der
Seitenketten gebildet oder entfernt weden. Die positive Ladung von Lys wird z.B. durch Behandlung
mit Dicarbonsäure-Anhydriden wie Citraconsäure-Anhydrid eliminiert.
Umgekehrt kann Cys durch ein β-Halogenamin aminoalkyliert werden, was zu einem positiv
geladenen Rest führt, de durch Trypsin gespalten werden kann.
Wenn ein Peptidfragment immer noch zu gross ist, kann es nach Reinigung einer zweiten
Fragmentierung unter Verwendung eines anderen Spaltreagens unterzogen werden.
G. Sequenzierung
Sobald man mit spezifischen Spaltreaktionen Peptidfragmente praktikabler Grösse hergestellt und
isoliert hat, kann ihre Aminosäure-Sequenz bestimmt werden. Man erreicht dies am besten durch
wiederholte Cyclen des Edman-Abbaus.
„spinning cup“-Sequenator:
- enthält ein Glasgefäss, welches mit 1000 bis 4000rpm rotiert
- auf der inneren Oberfläche des Glasgefässes ist das Peptid als dünner Film fixiert
Festphasen-Sequenator:
- Peptid ist kovalent mit einem inerten, unlöslichen Träger verknüpft
- Zur Gewinnung des Thiazolinon-Derivates eines Edman-Abbaucyclus nur eine Filtration
erforderlich
Moderne Geräte:
- Peptid wird in einem dünnen Film eines polymeren quartären Ammonium-Salzes, Polybren,
eingebetet
- Gleichzeitig wird es von den Edman-Reagenzien (werden als Dämpfe zugeführt) leicht
penetriert
- In vorprogrammierten Intervallen werden exakt bemessene Reagentien zugeführt
- Thiazolinon-Aminosäuren werden automatisch entfernt, in die entsprechenden PTH-
Aminosäuren umgewandelt und chromatographisch identifieziert
- Können einen kompletten Edman-Cyclus pro Stunde ausführen
Fast atom bombardment (FAB):
- möglich mit Peptidfragmenten bis zu 25 Aminosäuren
- moderne Variante der Massenspektrometrie
- Fragment wird in einem schwerflüchtigen Solvens gelöst und in der Ionisationskammer des
Massenspektrometers mit Ar- oder Xe-Atomen beschossen
- Polypeptid ionisiert und fragmentiert
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- Molare Masse der Bruchstücke können sehr genau bestimmt werden
- Molare Masse zunehmend grösserer Fragmente werden miteinander verglichen
- So lassen sich die Masse und somit die Identität der einzelnen Aminosäuren und ihre
Reihenfolge bestimmen
- Dies geschieht mit einem Computer und somit schnell
Nach Isolierung des disulfidverknüpften Peptidfragments wird die Disulfid-Bindung gespalten und
alkyliert und die Sequenz der beiden Polypeptide bestimmt. Durch Vergleich mit der Sequenz des
Gesamtproteins kann nun die Position der Disulfid-Brücke festgestellt weden.
J. Peptidkartierung
Eine Protein-Sequenzierung ist anspruchsvoll und zeitaufwendig. Ist jedoch die Primärstruktur eines
Proteins aufgeklärt, kann die eines fast identischen Proteins viel leichter bestimmt werden. Dazu
verwendet man eine Kombination von Chromatographie und Elektrophorese eines partiell verdauten
Proteins, das „Fingerprinting“ oder die Peptidkartierung. Die Peptidfragmente, in denen Aminosäuren-
Veränderungen auftreten, wandern auf der Peptidkarte zu anderen Positionen als die entsprechende
Peptide des authentischen Proteins.
K. Nucleinsäure-Sequenzierung
Die Aminosäure-Sequenz der Proteine werden von den Basen-Sequenzen der Nucleinsäuren
spezifiziert, so dass man bei Kenntnis des genetischen Codes die Primärstruktur eines Proteins aus der
Basen-Sequenz der entsprechenden Nucleinsäure ableiten kann. Obwohl die Primärstruktur von
Proteinen mittlerweile routinemässig von DANN-Sequenzen abgeleitet werden, kann auf die direkte
Protein-Sequenzierung nicht verzichtet weden:
1. Disulfid-Brücken können nur mittels Protein-Sequenzierung lokalisiert werden
2. Viele Proteine werden nach ihrer Biosynthese durch Abspaltungen bestimmter Reste und
spezifische Derivatisierung anderer Reste modifiziert. Die Besonderheit dieser
posttranslationalen Modifikation, die oft für die biologische Funktion des Proteins essentiell
sind, können nur durch direkte Sequenzierung des Proteins festgestellt werden.
3. Die Nucleinsäure, die das untersuchte Protein codiert, kann häufig nur schwer identifiziert und
isoliert werden.
4. Das versehentliche Hinzufügen oder Weglassen eines Nucleotids aus der Gen-Sequenz
verändert das Leseraster des Gens und die vorhergesagte Aminosäure-Sequenz jenseits der
Fehlerstelle.
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5. Der genetische Code ist nicht wirklich universell: Die Codierung bei Mitochondrien und
bestimmten Protozoen variiert leicht. Diese Varianten des genetischen Codes sind durch den
Vergleich der Aminosäuren-Sequenzen von Proteinen und Basen-Sequenzen ihrer
korrespondierenden Gene aufgeklärt worden
2. Protein-Modifikation
Eine gebräuchliche Methode zur Identifizierung funktionell relevanter Reste eines Proteins ist die
Behandlung des Proteins mit Seitengruppen-spezifischen Reagentien. Wird durch ein solches
Seitengruppen-spezifisches Reagens ein essentieller Rest des Proteins chemisch modifiziert, so wird
das Protein in aller Regel inaktiviert. Bei gegebener Primärstruktur kann der veränderte Rest des
modifizierten Proteins mittels Peptidkartierung relativ einfach identifiziert werden (auch ohne
Kenntnis der Primärstruktur wertvolle Hinweise).
Einige gebräuchliche Seitengruppen-spezifische Reagentien:
Siehe im Buch Seite 121 bis 124
3. Chemische Evolution
Die Protein-Zusammensetzung eines Organismus ist direkter Ausdruck seiner genetischen
Zusammensetzung. In diesem Abschnitt werden die evolutionären Aspekte der Aminosäure-Sequenz
besprochen, d.h. das Studium der chemischen Evolution der Proteine. Evolutionäre Veränderungen,
die von zufälligen Mutationen stammen, ändern oft die Primärstruktur des Proteins.
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verändert wird. Diesen Prozess nennt man neutralen Drift. Vergleiche der Primärstrukturen homologer
Proteine (evolutionär verwandter Proteine) zeigen daher, welche Reste für seine Funktion essentiell
sind, geringe Bedeutung haben oder ohne spezifische Funktion sind.
- invarianter Rest: Derselbe Aminosäure-Rest ist in einer bestimmten Position der Aminosäure-
Sequenz einer Serie verwandter Proteine zu finden. Seine chemischen und strukturellen
Eigenschaften sind mit einer bestimmten Funktion des Proteins verbunden.
- Konservativ substituiert: Reste mit ähnlichen Eigenschaften
- (Hyper)variabel: Positionen die viele verschiedene Aminosäure-Reste zulassen
Cytochrom c ist ein gut adaptiertes Protein:
Man nimmt an, dass die Elektronen-Transportkette ihre gegenwärtige Struktur von 1,5 bis 2 Milliarden
Jahren begann, als die Organismen die Fähigkeit zur Atmung entwickelten. Seit dieser Zeit haben sich
die Komponenten dieser Multi Enzymsystems sehr wenig verändert.
Vergleiche der Protein-Sequenz gewähren Einblick in die Taxonomie:
Die Aminosäure-Sequenz von nahezu 100 verschiedenen, eukaryontischen Spezies von der Hefe bis
zum Menschen wurden aufgeklärt. Ein Teil wurde in der Tabelle 6-4 im dt. Buch auf Seite 127 (schaut
bitte dort, weil die Farben sind hilfreich) dargestellt. Die genauere Durchsicht dieser Tabelle zeigt,
dass das Cytochrom c evolutionär gesehen ein konservatives Protein ist. Insgesamt 38 von 105 Resten
sind invariant, und die meisten der verbleibenden Resten sind konservativ substituiert. Dagegen stehen
lediglich 8 variable Positionen, die mindestens sechs verschiedene Reste zulassen.
Am einfachsten kann man evolutionäre Unterschiede zwischen zwei homologen Proteinen
quantifizieren, indem man die Zahl unterschiedlicher Aminosäuren zwischen ihnen ermittelt. Die
Staffelung der Unterschiede geht weitgehend mit der klassischen Taxonomie konform. So ähnelt das
Cytochrom c der Primaten eher denen anderer Säuger als z.B. denen der Insekten. Durch
Computeranalyse solcher Daten kann ein phylogenetischer Stammbaum konstruiert werden, der die
archaische Beziehung zwischen den Organismen aufzeigt, die das betrachtete Protein produziert. Für
Cytochrom c ist dies in folgender Abbildung skizziert.
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C. Evolution durch Gen-Duplikation
Gen-Duplikation ist ein besonders effizienter Evolutionsmodus, da eines der duplizierten Gene durch
natürliche Selektion eine völlig neue Funktion entwickeln kann, während sein Gegenstück weiterhin
die Synthese des (vermutlich essentiellen) Vorläufer-Proteins fortsetzt. Die Protein-Familie der
Globine, darunter Hämoglobin und Myoglobin, ist ein ausgezeichnetes Beispiel für Evolution durch
Gen-Duplikation. Hämoglobin transportiert Sauerstoff von der Lunge in das Gewebe. Myoglobin in
den Muskeln ermöglicht eine rasche Sauerstoffdiffusion durch diese Gewebe und wirkt gleichzeitig als
Sauerstoff-Speicherprotein.
Die meisten heute sequenzierten Proteine ähneln mehr oder weniger anderen bekannten Proteinen.
Deshalb ist es wahrscheinlich, das die meisten Proteine eines Organismus durch Gen-Duplikation
entstanden sind.
4. Polypeptid-Synthese
In diesem Abschnitt wird die chemische Synthese von Polypeptiden aus Aminosäuren beschrieben.
Die Möglichkeit, künstliche Polypeptide herzustellen, birgt ein enormes biomedizinisches Potential:
1. Zur Untersuchung der Eigenschaften von Polypeptiden durch systematische Variation ihrer
Seitenketten.
2. Zur Gewinnung von Polypeptiden mit besonderen Eigenschaften.
3. Zur Herstellung pharmakologisch aktiver Polypeptide, die biologisch nur schwierig oder gar
nicht erhältlich sind.
Die ersten chemisch synthetisierten Polypeptide bestanden nur aus einem einzigen Aminosäurentypus
(wurden Homopolypeptide gedannt). Die erste Synthese eines biologisch aktiven Polypeptids, des
Nonapeptid-Hormons Oxytocin aus neun Aminosäuren gelang Vincent de Vigneaud 1953.
A. Synthetische Verfahren
Polypeptide werden durch schrittweise kovalente Verknüpfung (Kopplung) von Aminosäuren an das
Ende einer wachsenden Polypeptidkette synthetisiert. Stellen wir uns vor, dass ein Polypeptid
beginnend am C-Terminus in Richtung des N-Terminus synthetisiert wird, d.h. dass das wachsende
Ende eine freie Aminogruppe besitzt. Dann muss bei jeder Aminosäure, di man an die Kette anhängt,
die α-Aminogruppe chemisch geschützt (blockiert) sein, ansonsten würden die Aminosäurenmoleküle
untereinander und nicht nur mit der N-terminalen Aminogruppe der Polypeptidkette reagieren.
Nachdem die neue Aminogruppe gekoppelt worden ist, muss die N-terminale Aminogruppe nun
freigesetzt (deblockiert) werden, damit die nächste Peptidbindung gebildet werden kann. Weiterhin
müssen reaktive Seitenketten geschützt werden, um ihre Beteiligung an der Kopplungsreaktion zu
verhindern.
Festphasen-Synthese:
Die wachsende Polypeptidkette wird kovalent, gewöhnlich am C-Terminus , mit einem unlöslichen,
festen Träger (z.B. Kugeln) verbunden, und blockierte Aminosäuren und Reagentien werden in der
richtigen Reihenfolge hinzugefügt. Dies gestattet die quantitative Gewinnung und Reinigung der
Zwischenprodukte durch simples Filtern und Waschen der Kügelchen.