Sie sind auf Seite 1von 6

Kapitel 27 (E)

REGULATION DER GENEXPRESSION


Die Expression von genetischem Material in einer gegebenen Zelle oder Organismus,
ist die Synthese von RNA und Proteinen durch DNA Sequenzen, die weder zufällig
noch ganz programmiert ist. Sondern, die Information in einem Genom eines
Organismus muss in einer ordentlichen Art und Weise während der Entwicklung
geschrieben werden.
Genexpression: Das Entschlüsseln, via Transcription und Translation, der in einem Gen
enthaltenen Information um ein funktionelles RNA oder Protein Produkt zu erhalten.

GENORGANISATION / AUFBAU DES GENOMS


Genomics: Das Studium der Grösse, der Organisation und des Geninhaltes eines
Genoms eines Organismus.
Genomics entstand als man Techniken für die schnelle Sequenzierung von riesigen
Gebieten der DNA suchte.
Erst seit man fähig ist das gesamte Genom zu sequenzieren, ist es möglich etwas
darüber herauszufinden, wie viele Gene in einem Organismus enthalten sind, wie sie
organisiert sind und wie sie dem Organismus dienen.
C-Wert-Paradoxon:
Man könnte annehmen, dass die morphologische Komplexität eines Organismus in
etwa seinem C-Wert entspricht, d.h. der DNA-Menge im haploiden Genom. Bei vielen
Organismen ist der C-Wert jedoch unverhältnismässig hoch, ein Phänomen, das man
als C-Wert-Paradoxon bezeichnet. So ist beispielsweise das Genom von
Lungenfischen 10- bis 15mal grösser als das von Säugetieren.

Deutsches Buch: Abb. 33-18, S. 1055; Englisches Buch: Fig. 27-2, S. 888

REGULATION DER PROKARYOTISCHEN GEN EXPRESSION


Lac Repressor
Seit Beginn dieses Jahrhunderts weiss man, dass Bakterien sich ihrer jeweiligen
Umgebung anpassen können; sie produzieren die Enzyme zur Metabolisierung
bestimmter Nährstoffe, z.B. Lactose, nur dann, wenn die entsprechenden Substrate
tatsächlich vorhanden sind. E. coli Bakterien, die ohne Lactose aufgezogen wurden,
sind zunächst nicht in der , dieses Disaccharid zu verarbeiten. Sie benötigen hierzu
zwei Proteine:
• Beta-Galactosidase, die Lactose in ihre Monosaccharid-Komponenten zerlegt
beta-Galactosidase
Lactose  Galactose und Glucose
• Galactosid-Permease, die den Transport von Lactose in die Zelle vermittelt.
Werden E. coli Bakterien ohne Lactose aufgezogen, so enthalten sie nur wenige
Exemplare dieser Enzyme. Wird nun Lactose in das Kulturmedium gegeben, so
steigern die Bakterien nach kurzer Zeit die Synthesegeschwindigkeit für diese Proteine
etwa 1000fach und behalten dieses Tempo solange bei, bis keine Lactose mehr
vorhanden ist. Die Synthesegeschwindigkeit kehrt dann auf ihr niedriges
Ausgangsniveau zurück.
Die Fähigkeit, Proteine nur dann zu synthetisieren, wenn die zu metabolisierenden
Substanzen tatsächlich vorhanden sind, verleiht den Bakterien Anpassungsfähigkeit an
ihre Umgebung und enthebt sie der verschwenderischen Notwendigkeit, ständig grosse
Mengen nutzloser Proteine zu synthetisieren. Lactose oder eines ihrer Abbauprodukte
muss also auf irgendeine Weise die Synthese der genannten Proteine auslösen. Eine
solche Substanz nennt man einen Induktor. Der Induktor des Lactose-Systems ist 1,6-
Allolactose und entsteht bei der Transglycolisierung der Lactose durch beta-
Galactosidase. Natürliche und synthetische Induktoren stimulieren auch die Synthese
von Thiogalactosid-Transacetylase (A). Beta-Galactosidase, Galactosid-Permease und
Thiogalactoside Transacetylase, Z, Y, A, sind Strukturgene. Mit den Kontrollelementen
P und O bilden diese Gene eine genetische Einheit, die man als Operon bezeichnet, in
diesem Falle das lac-Operon. Ein nahegelegenes Gen I, entschlüsselt den lac
Represor, ein Protein, dass die Synthese der drei lac Proteinen verhindert.

Proteine werden in einem Zwei-Stufen-Prozess synthetisiert:


1. Die Strukturgene auf der Dann werden auf einen komplementären Strang von mRNA
übertragen.
2. Die mRNA assoziiert vorübergehend mit den Ribosomen, die sie zur
Polypeptidsynthese anleiten.
Diese Hypothese erklärt das Verhalten des lac-Systems. In Abwesenheit eines
Induktors bindet der lac-Repressor spezifisch an das O-Gen (den Operator), womit die
enzymgesteuerte Transcription von mRNA physikalisch blockiert ist. Durch Bindung
des Induktors dissoziiert der Repressor vom Operator und ermöglicht damit die
Transcription und anschliessende Translation der lac Enzyme. Das Operator-
Repressor-Induktor –System verhält sich wie ein molekularer Schalter; daher kann der
lac-Operator die Expressionskontrolle der lac-Enzyme auch nur auf ein- und
demselben Chromosom ausüben.

Deutsches Buch: Abb.29-5, S. 859 / Englisches Buch: Fig.27-9, S. 894

Katabolische Repression-Ein Beispiel für Gen-Aktivierung


Glucose ist der bevorzugte Metabolit von E. coli; steht Glucose in ausreichender
Mengen zur Verfügung, so wird die Expression der Gene unterdrückt, die Enzyme für
die Fermentation anderer Kataboliten, z.B. Lactose, Arabinose und Galactose, auch
wenn diese in hohen Konzentrationen vorliegen. Dieses Phänomen, auch katabolische
Repression genannt, unterbindet eine „verschwenderische“ Zweigleisigkeit der
energieproduzierenden Enzym-Systeme.
Katabolische Repression entsteht bei Abwesenheit von Glucose. CAMP signalisiert
diesen Glucose-Mangel.
Bei bestimmten E. coli-Mutanten, bei denen die katabolische Repression in
Abwesenheit von Glucose nicht aufgehoben ist, fehlt ein cAMP-bindendes Protein, das
als katabolisches Gen-aktivierendes Protein oder als cAMP-Receptor-Protein (CRP)
bezeichnet wird.
Der CAP-cAMP-Komplex, nicht aber CAP alleine, bindet u. a. an das lac-Operon und
stimuliert die Transcription eines anderweitig wenig effizienten Promoters in
Abwesenheit des Repressors. Deshalb ist CAP ein positiver Regulator (Förderung der
Transcription) im Gegensatz zum lac- Repressor, einem negativen Regulator
(Unterdrückung der Transcription)

REGULATION DER EUKARYOTISCHEN GENEXPRESSION


Aktivierung von Chromosomen
Das Interphasechromatin kann man in zwei Klassen einteilen:
• Stark kondensierte transcriptionsaktive Heterochromatin
• Konstitutive Heterochromatin ist in allen Zellen ständig kondensiert; es besteht
vor allem aus den hochrepetitiven Sequenzen, die in der Nähe der
Chromosomen-Centromeren gehäuft vorliegen. Das konstitutive
Heterochromatin ist deshalb transcriptionel inert.
• Fakultative Heterochromatin variiert von Gewebe zu Gewebe. Die
Kondensation des fakultativen Heterochromatin dient vermutlich dazu, grosse
Chromosomenabschnitte fallweise von der Transcription auszuschliessen.
• Aktives oder akivierbares Euchromatin
In den meisten Säugerzellen gibt es nur ein aktives X-Chromosom. Wie ein X-
Chromosom inaktiviert wird und wie es seinen Aktivitätszustand an die Nachkommen
weitergibt, ist nicht bekannt. Eine Möglichkeit: Die DNA des inaktiven X-Chromosoms
ist stärker methyliert als die seines aktiven Gegenstücks; dieser Methylierungszustand
müsste dann durch Erhaltungsmethylierung auf die Nachkommen weitervererbt
werden.

Die Induktion der Genexpression in eukaryotischen Zellen wird über


verschiedene regulatorische Systeme gesteuert.

Regulation der spez. Genexpression

Signaltransduktion Steroidhormone

Entstehung einer best. Kombination Aktivierung eines intrazell-


von Transkriptionsfaktoren lären Rezeptors, der als
Transkriptionsfaktor wirkt

Transkriptionsfaktoren binden sich an Kontrollregionen auf der DNA

Gene werden ein- oder ausgeschaltet

Zu Steroidhormone:
Ein Steroid dringt ins Cytoplasma ein und bindet anden Rezeptor-Protein-Komplex. Die
Steroidbindung führt zur Dissoziation des Rezeptor-Protein-Komplexes. Es kommt zur
Dimerisierung zweier Rezeptor-Steroid-Komplexe. Der Dimer gelangt in den Zellkern
und haftet sich an Kontrollstellen auf der DNA.
Differentielle Genaktivität wird in eukaryotischen Zellen über verschiedene
Mechanismen gesteuert.

Differenzierung

Differenzierung führt zu zelltypspezifischen Mustern der Genaktivität

Genaktivitätsmuster werden über verschiedene Mechanismen an Tochterzellen


weitergegeben

Transkriptionsfaktoren: DNA-Methylierung veränderte Chroma-


pos. Rückkopplung und tinzustände
Wechselwirkungen (z.B. im inaktivierten
zwischen verschiedenen X-Chromosom)
Genen

Genaktivitätsmuster können verändert werden

Kerntransfer aus differenzierter Transdifferenzierung,


Zelle z.B. retinale Pigment-
in Eizelle: Embryonalentwicklung zellen zu
Linsenzellen

Zelldifferenzierung
Wohl kein anderer biol. Vorgang versetzt uns so in Erstaunen wie die Entwicklung einer
befruchteten Eizelle zu einem hochgradig differenzierten, vielzelligen Organismus.
Dazu ist keinerlei Information von aussen erforderlich, das befruchtete Ei trägt das
gesamte Programm zur Ausbildung eines komplexen Vielzellers. Diese adulten
Strukturen liegen in der Zygote nicht in miniaturisierter Form vor, sondern diese
Strukturen müssen erst aufgrund von genetischen Anweisungen entstehen.

Embryonalentwicklung:
1. Furchung
2. Gastrulation
3. Organogenese
4. Reifung und Wachstum
Die Zelldifferenzierung wird durch Entwicklungssignale gesteuert. Während der
Entwicklung eines Embryos werden seine Zellen zunehmend und unumkehrbar auf
bestimmte Entwicklungslinien festgelegt. Dabei durchlaufen die Zellen eine Folge von
internen Umstrukturierungen, die sich selbst erhalten und durch die sich die betroffenen
Zellen und ihre Nachkommen unterscheiden. Eine Zelle und ihre Abkömmlinge
„erinnern“ sich daher an solche entwicklungsbedingten Veränderungen auch dann,
wenn man sie in eine neue Umgebung bringt. Die Zellen werden nach und nach
irreversibel auf bestimmte Entwicklungswege festgelegt. Die Signale, die
Entwicklungsveränderungen auslösen, werden auch über grosse Evolutionsdistanzen
hinweg erkannt; sie dürften entweder durch unmittelbare Zell-Zell-Kontakte vermittelt
werden oder aber durch Substanzen, die von anderen Embryonalzellen freigesetzt
werden und dann Konzentrationsgradienten ausbilden. Entwicklungssignale wirken in
Kombination, d.h. der Werdegang eines Gewebes wird durch mehrere, nicht unbedingt
spezifische Reize bestimmt.

Molekulare Grundlagen der Entwicklung

Deutsches Buch: Abb. 33-57, S.1083 und Text S.1083-1084


Englisches Buch: Fig. 27-43, S.923 und Text S.922

Modellsysteme zum Verständnis der Regulation der differentiellen Genaktivität:


• Arabidopsis thaliana (Ackerschmalwand)

• Drosophila (Fruchtfliege)
Bei Drosophila findet die Entwicklung nicht zum Zeitpunkt der Befruchtung statt,
sondern erst nach der Eiablage. Die frühe Embryonalentwicklung der Drosophila wird
durch Gene mit maternalem Effekt bestimmt, deren Verteilung das räumliche
Koordinatensystem des Embryos festgelegt. Die Segmentierungsgene werden im
Vorfeld der Blastodermbildung aktiviert und bestimmen Zahl und Polarität der
Körpersegmente bei Larve und Imago. Die homöotischen Gene, deren Mutation einen
Körperteil in einen anderen umwandelt, steuern dann die Differenzierung der einzelnen
Segmente.

Gene mit maternalem Effekt:


Sie bestimmen die Polarität des Embryos, d.h. seine anteroposteriore Kopf-Schwanz-
und seine dorsoventrale Rücken-Bauch Achse.
Mutationen dieser Gene führen unabhängig von paternalen Genotyp zu globalen
Veränderungen der embryonalen Körperstruktur (Zweiköpfigkeit, Zweischwänzigkeit)

Segmentierungsgene:
Sie legen die richtige Anzahl und Polarität der Körpersegmente des Embryos fest.
• Lückengene
• Paarregelgene
• Segmentpolaritätgene

Homöotische Gene:
Sie legen die Identität der Segmente fest.
Ihre Mutation transformiert einen Körperteil in einen anderen.

Entstehung der Antikörper-Vielfalt (zu Vorlesung R. Glockshuber)


Das Immunsystem ist in der Lage, Antikörper gegen fast jedes Antigen herzustellen, mit
dem es in Kontakt kommt; es kann somit eine praktisch unbegrenzte Vielfalt von
Antigen-Bindungsstellen erzeugen.
Wie kommt es zu dieser enormen Vielfalt?
2 Modelle:
1. Hypothese der somatischen Rekombination
Antikörpervielfalt entsteht durch genetische Rekombination zwischen verhältnismässig
wenige Genabschnitten, die den variablen Teil einer Immunglobulinkette codieren.
2. Hypothese der somatischen Mutation besagt, dass die Antikörper-Vielfalt dadurch
zustande kommt, dass die Immunglobulin-Gene während der Differenzierung der B-
Zellen ungewöhnlich häufig mutieren.

Das könnte Ihnen auch gefallen