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Wörterschatz

der

Deutschen Sprache L M M
von

W. von Gutzeit.

Erster Weis.
Vierte Lieferung.

Zweiter Nml.
Vierte Lieferung.

Dritter Weil.
Zweite Lieferung.

Vierier Neil.
Elfte Lieferung.

Nachträge zu H — I z <

Riga.
I n Commission bei N. Kymmel.
1889.

^>
Mrterschatz
der

Deutschen Sprache Livlands


von

W. von Gutzeit.

Erster Neil.
Vierte Lieferung.

Zweiter Weil.
Vierte Lieferung.

Zntter Meil.
Zweite Lieferung.

Werter Tlieil.
Erste Lieferung.

Nachträge zu 2 — I « .

Riga.
In Commission bei N. Kymmel.
1889.
r. K. ^.' » u i l ^ o l H
,',71'l. . : ' ,. ^ü^lUc
'>.i.Äc-'> ?l.zl«>«H«

33 «32.
Ho2»oHe«o ukusypo«. — ?2?a, 27. ^.npi^« 1889 r.

KrucI der Eleslack'schen Blichdruckerei in V.uan.


Der ersten, im Jahr 1859 erschienenen Lieferung des
Wörterschatzes der deutschen Sprache Livlands (A und B) sind
weitere Lieferungen gefolgt, welche die Buchstaben C, D, E.
F, H, I , I , (Mitlaut) K, L, M , N und O vollständig, die
Buchstaben G, P und R in ihren Anfängen und Nachträge
zu A — F gebracht haben. Weit über die Hälfte des ganzen
Arbeitsstoffes ist somit zur Kenntniss der Sprachfreunde ge-
langt. Doch auch die kleinere zweite Hälfte ist bis zum
Schlüsse, und zwar in alphabetischer Ordnung, durchgeführt.
Die gegenwärtig ausgegebene Lieferung enthält Fortsetz-
ungen zu den Buchstaben G, P und R, den Anfang zu V
und Nachträge zu H und L.
Gebenhausen — Gebetslocle. 317
sich auswetten. Grimms Wtb. l l . 22 Tuckumschen Stadtmaglftrate auf den«
L. — Sich geben, nach einer Richtung Rathhlluse zu Tuckum am 29 Jan. 1881,
hin' ausweichen, neigen, sich heraus- 173 1881. S. 135.
geben, senken Die Lage des Zimmers Die auswärtige Verwandtschaft von
hat sich gegeben, nach unten gesenkt; geben, bemerkt Grimms Wtb Sp. 1668.
die hauswand hat sich (nach Innen, ^, »st noch mcht sicher gefunden, man
nach Außen) gegeben,sichherausgegeben, fuhrt dazu an xäu, gieße, litt, gaben«
hervorgebaucht — Sich auseinander ge- bringe u. telt. gabt nemen. Man
ben oder sich von einander geben aus« tonnte hinzufügen russ. zanHib geben,
einander weichen, sich trennen, sich spal- in welchem x statt deutschem xsichfindet
ten u dql. — 3) von sich geben, et- >? aber dem hessischen Mven (Grimms
was Genossenes, durch Erbrechen. Was Wtb. 1702 e 3 ) , altfnes 3<m«r, dan.
er auch genießt, alles gibt er wieder givt>, mml. u m«I 3«vou entspricht
von sich, mujs er von sich geben Zu Auch sind die Praterlta goth. x»s, mlr<l.
Grimms Wtb II. 12 g. ß^p, zHbon, nol. ßlik, 3»von und das
Statt eurem geben Hort man nicht Hauvtw Gabe mit ihrem ^ in Betracht
selten an einen geben Ich habe das zu zrehen. Wie endlich das verlängerte
Auch an ihn gegeben Sallmann (39l)c. UMkib z»l ML» steht, so finden wir
25»schlecht dies französischem Emfluis zu wiederum mundartlich das 0 ausgefallen
Das ist unwahrscheinlich I n derselben od felend 3.W u ßsn Das russ
Welse — aber auch un Lateinischen zzriö deckt sich wieder mit lat <!lrro.
(»Ino Iitel-lr«» Kll aliguew.) — wird ge-
sprochen einem u. an einen schreiben, Oebenhansen. Kein Herr von G.
schenke», «agen, liefern, das an entschä- se»n, d. h. nicht freigebig fem
digt gewissermaßen für die seiende Beu- Gebetfart, der protestantischen Gelstll-
gungsendung in Fallen wie ich habe chen in Llv - Est - u. Kurland das Um-
das an Ialob, an ll. Il gegeben u. s. w herfaren derselben beiden Bauern ihres
hnustg zeugt dieser Gebrauch von ei- Kirchspiels, um sie zu belehren, zu
ner Unreife »m Sprechen, aus welcher catechifiren u in Krankheiten zu besu-
Unreife sich auch erklären an und für chen Insofern die Bauern de>n besn
etwas st woran u. wofür; um was st. chenden Prediger Geschenke, wie nament
worum, nicht wo st nirgends, durch lich Nutter, Milch u a Kleinigkeiten
den« tms>> st. dadurch dass, auch die I m - als Erkenntlichkeit für die Besuche ver
perntlve (bei Cprechenlernenden) gel», ehren oder mit nach Hause geben, hat
e)s, die spater lauten gib, iss Die Noswllligil.lt die Gebetfart der Geist-
Annahme eines franzos Elnsirches wl lichen als ein Flachsenfaren oder ^ , n -
der legt sich schon dadurch, dass das franz. sammeln von Geburen darstellen wollen
>>, rn «lomni >l «^1 oder empr>mt«l lr gl vgl Flachsenfaren, Hausbesuchung u
keineswegs an bezeichnet u dass Kinder Vetfnrt, auch Vrasche »n 39«, N 6
ebensowol deutscher als lettischer Her- I 1860 Aus Ostpreußen berichtet
lunft <Ionil< ?-inoi wiedergeben nnt: ge- Henmg (468) ein Gleiches, der Pfarrer
ben Sie an mich. Das Geben „an bekam zur Belohnung seines Unterrichts
mich Hort nnt den Kinderschuhen auf, von den , Vettlndern" auf dem Lande
doch ist er» Auch an ll. geben, leihen, eme Gans; diese hieß Netgans —
nn einen schreiben u s w. selbst be» Bergmann erklärt Dorfcatechlsatlon,
Absprechenden gang u. gäbe. Hausbesuch, Kinderlehre, Hupel d,e
Das m Grimms Wtb. als „merk Katechlsativn, welche der Prediger »n
würdig bezeichnete , die Flucht geben" den Bauerwohnungen anstellt, hauptsäch-
l Sp. 1?1<» 3 « ) »st wol ebenso wie lich um zu srhen, wie die Leute lesen
das sich der Flucht geben" (ebda ß) u u den Katechismus hersagen Vr» Lange
iich l« die Flucht geben" nur eine dem u Stender felt das Wort Bei Heumq
Deulschen widerstrebende Wiedergabe von (468) ist Gebetverhor die mhrliche Un-
wz^.nu <lir<, l»F^e «e »lar». u lu tüßkm tersuchung, die der Pfarrer des Orts
^!' <I.ii e auf dem platten Lande mit den Leuten
Übersehen rn Grimms Wtb scheint und besonders mit der Jugend in den
die Formel m Karserl Vefehlen Ge- Hellswahrhelten anstellt
geben zu Zarsloze Sjelo den 18. Fe- «SebeMocke, der Juden Ein langer
lnuar Wre lat »l'itlnu, franz «Innne, hagerer Jude, dem d,e Gebctslocten
ilch K2,n^, lett. dots, estn antlid Et- wild ums Gesicht hingen, Palltemus,
was Uoerhebung ichemt Gegeben rm I m Gotleslandchen I I . 128
21
318 G e b e u t e l t - B r o d — Gebirge

Gebeutelt-Btsd. erklärt Bergmann Gebtttseinqesessene, tue (adellchen)


mit fem Vrod, Herrenbrod. — Jetzt Eingesessenen eines Landbezlrtö, l93
wird alles Vrod, «nt Ausname des II 14.
Grobbrodes, aus gebeuteltem Mehl be- Gebietshanpt, der st. das, neuerdings
reitet. die deutsche Wiedergabe das russ »n»
HoeiuoL r<«o»», Haupt der Vnuerge-
Gebiet, das 1) Landbezrrl größeren meinde, Gemeindehaupt
Umfanges. Unfern Hauptleuten oder Gebietslade, Gemeindelasse, 154. I
Verwaltern emes zeden Gebiets, 192. II 278. Sie ist u. enthalt das der gan-
203; in den Gebieten Mitau u. Baufch« zen Blluerzchaft emes Gutes gemein«
tenburg, 345. 23; aus dem Gebiete fchaftlich zugehörige, ungleichen das m
Äschernden, ebda, weiln das ngifche bestimmten Fallen zu benutzende Elgen-
Gouvernement m 4 Crevse ausgetheilt thum derselben, 183; eine Gebletslade
iind unter jedem Ereyfe gewisse Gebie- oder Gemeindekasie muß in jeder (Bau-
ter gelegen, 193 l l . 13; alle und zede er) Gemeine sein, sie besteht aus dem
Inge>essene der Schlosser, Haufer u. der gesanimten Bauerschaft eines Gutes
Gebiete, 345 48; das Gebiet oder Amt zugehörigen Elgenthum, mit Iubegrch
Neuermrchlen, wie es von alters gele- vom baaren Gelde und Billetten, 416
gen und von andern umliegenden Am« 117 — Verschieden von Gutslade
tern ist abgefondert und gefchieden ge
wefen, 349. XV 9, das Gebiet Neuer- Gebletsncht«, eme Wiedergabe des
muhlen mit allen dessen zugehörigen schwedischen Haradshofdmg, 193 II.
Gelegenheiten an Äckern, Wiesen, Wald, 242
Flfchereien u >. w , ebda. Der Begriff Gebietsschule, Schule für dre Bauer-
verengerte sich 2) in Gut (Landgut). Da- schaft eines Gutes, vom Gebiete unter-
her in em anderes Gebiet gefreut wer- halten I n zedem Kirchspiel sind etliche
den, 185. 58, zu welchem Gebiet geHorst Hofs- und Gebietsschulen, 350. XVIll
du «blich? Hnpel m 444 I . 1750 u. 5; zede Gemeine muß eine Gebielsschule
1818, d h. welchen Gutes Crbkerl bist haben, 183. 241.
du? Lettisch kam iauschu welchem Gelnetssplnnerel, 172 1789 8t,
Herrn grhort ihr an, letzt — wenn es gebietsweise. Die Esten geleiten ge
überhaupt noch gebraucht wird — zu bletsweye, also in großen Schaaren von
welchem Gebiete, Gute geHort ihr, 411 50 — 100 Schlitten, den Branntwein
165 3<och welter verengert in 3 das ihrer Gutsherrschaft, 470. IV.
(früher) zu ernem Ritterguts gehörende, Gebildearbeit. Em letzt hier unge-
an Bauern zur Benutzung verteilte bräuchliches u unbekannt gewordenes
Land, das fog. Vauergeblet oder Vau- Wort Gebildearbeit u gezogenes 3n-
erland. Em Landgut begreift den felzeug, 172. 1802 280. Gevllde-?a-
Heirenhof, »«gleichen das dazu gehörende, felzeug ward hier früher vlamych, M t
an Bauern zur Benutzung uertheilte Damast genannt. I n Aachen u ain
Gebiet m sich. Nur wenige Guter, aber ganzen Nrederrhem ist das Geblld Da-
viele ihnen ganz gleiche Pastorate, haben mast, z N Lelnen-Geblld, Seidexgeblld,
leme Nauergebrete, Huvel Nach die- Gebildzeug
ser Bedeutung Gebletsanspann, Gelnets- gebllliq, st billig, zukommend Die
arzt, Gebletsbauern u Gebietsleutr, gebilltge Gebühr, )44 1
Gebletslade, Gebletsschule, Gebietsspm- Gebimmelbammel, das, elne Zufam-
nerel, gebletsweis», u a Tiefer Be- menschiebung von Gebunmel und Ge-
deutung entsprechend 4) die bäuerlichen bammel, 1) Gelaule, bei deni dle ange.
Insassen eines Landgutes, die Vauer- zogenen russtschen Glocken abwechselnd
schaft. Daher sprach man das ganze emen i- und n- Schall erllmgen lassen
Gilnet zur Löschung des Brandes aus- 2) zum Uberdruss häufiges Gelaute s
treibrn, 193. II. 2. 1207. — Die Bz. Blmmelbaninll.l
fllchei gewonllch Gel,,et<,r, letzt Gebiete Gebirge. Grimms Wtb leitet dir
verfchledene Schrelbung mit i und »
nebleien, eine Glldestube, 335 dli daraus her, „daß man für ledes-brrg
Nilign zu einer Glldevrrfammlung cnl- auch-bürg fnqrn tonnte u umgekehrt,
blite», nd. bullen, zur Gildstubl» gl- silbst da wo von ernem wntlrchen Bcrgl
bieten u. nnzngen lnsstn, 349 IV 1 nlcht die 3lede fem tnnn (Sp 177K
I» 6) Diefe Aufmssung durfte zu be.
Geblelsanspanu, Gebletsnrzt, Gebirls- zweif^lu, vielmehr anzuuemen fem, das«
bauei« u Gebiklölluie, Glblli .» man Berg für Bmg und Bing für Vera,
G e b l i i r r — Gebröch. 319

sprach u. schrieb, weil man nicht wusste, aufgeblasen od. bräsig tun, sich blähen
ob der Ortsname mit Berg oder Burg oder brüsten. Lett. blehst, dick tun, sich
zusammengesetzt war. Nur aus diesem blähen. Noch jetzt, vgl. in Grimms
Zweifel erklärt sich, weshalb die Irren- Wtb. Gebröse.
anstatt Nothenberg bei Riga auch Ro- Gebrassel, das, dassichVraffeln, Bal-
thenburg genannt und häufig, bei Nen- gen, Balgerei.
nung dieser Anstalt, fragend hinzugefugt Gebrän, das, oft im Sinn von schlech»
wird: Rothenburg oder Rothenberg, nne tes Getränt, gleichviel ob Bier, Thee,
heißt denn eigentlich die Anstalt? Kaffee, Punsch, flüssige Arznei. Von
Geblärr, das, Geblärre, Geplärre. brauen im Sinn von bereiten.
Auch: Geblarr u. Geblärre, Weinen, Gebranch. Man spricht: der Gebrauch
namentlich der Kinder. Davon soviel dieser Arznei nnd der G. von Arzneien;
Schreiens und Geblärs machen, 349. der G. von Karlsbad hat mir genükl.
IV. 11. vgl. Grimms Wtb. 2. d. — I n Kurland
Geblase, der, der Kuhhirten, Getute. soll man sagen: sie hat einen Gebrauch,
Gew. Zu Grimms Wtb. auch w o l : sie braucht — nämlich Arz-
Geblätt, das, eines Kollopfs, auch nei, Bäder, lett. bruhla, Baumgiirtel
Geblatt. s. los blättrig. in 445. 55. Brauchen selbst ist durch-
Geblüt, das, das Monatliche, in der aus nicht landschaftlich.
Sprache der grauen. I n Riga gew. gebräuchlich. Als einleitende Formel
Das G. haben; mein G. ist ausgeblie- war gewönlich: Nachdem gebräuchlich,
ben. I n Grimms Wtb. 1. «I als land- d«ß —, ähnlich wie: nachdem aber be-
schaftlich vom Rhein, aus Hessen, Schle- findlich. Gs folgt dieser Einleitung als
sien u. der Schweiz angezogen u. erklärt: Nachsatz: als thun kund und bekennen
„wol die Reinigung von dem übrigen w i r . . . , 192. II. 9.
Geblüte? Das ist unwahrscheinlich; Ge- Gebränels, das, Gebräu, Gebräude.
blüt ist nichts als Blut. Gebränlifs, das, Gebräude, Briiuliss.
gebluten, zl., die Reinigung haben. Zuerst und allein in 444. I . 1730 u.
I n der Sprache der Frauen. 1818, estnisch wiedergegeben mit prulls.
Geblütung, Reinigung, Menstruation. — Auch in Livland zu hören.
Ich habe meine G. Gebränfel, das, Gebräuels.
Gebniss, das, Angabe, Date. Gegen- Gebrechen, das. Grimms Wtb. Sp.
über dem bestimmten Gebnisse der Ge- 1843. o. ». bemerkt, dass Adelung als
schichte, 196. X l . 232; in der zweiten uoltsmäßig, wol nach Frisch, das schwere
Stelle folgt Nestor den Gebnissen der Gebrechen für fallende Sucht anfürt.
ihm bekannten Erdkunde, 472b. 36. Indessen verzeichnet schon Lindner (Pro-
s. geften. gramm v. 1759): (in Livland) die Finge,
Gebölte, das, Gebrüll des Rindviehs, in Deutschland dlr Jammer, das schwere
f. bölten. Zuerst bei Bergmann und Gebrechen, in Preußen das Höchste, die
erklärt Geblöte; dann ebenso bei Hupel. schwere Roth (malum nsrouluum).^
I n Riga aber bezieht sich bullen nur Gebröch ( - ) , Gebröche ( - ) , Gebröge,
auf das Rindvieh, blocken nur auf Gebrök, das, halbniederdeutsch für Ge-
Schafe. bruch ( - ) od. Gebrüch (—), sumpfige
Gebot, das, Versammlung. Wan die Niederung, vgl. franz. bruMe. Hupel
Gesellen ein Gebot halten, welches alle erklärt Gebröge od. Gebröche: wildes
4 Wochen geschehen soll, — soll der und fast undurchtommliches Gehölze,
Geschenk'Geselle mit einem Wochlohn zuweilen auch: morastige Gegend; in
geschenket und vertrunken werden, 255. 444. I . 1780 u. 1818 dagegen; Gebüsch.
'Zu Grimms Wtb. 6. c. Ähnlich erklären Lange u. Stender Ge-
gebrannt. Hengst mit hochgebrannten bröche mit: tiefer Wald. Ob diese Ne«
Nistern, 172. 1789. 94; ein schwarzer, deutung (Gebüsch, tiefer Wald) bei frü-
rothgebrannter Setter (Hund), rig. Ztg. heren livl. Schriftstellern anzunemen ist
1881. 107; ein großer Koppelhund. oder die von Sumpf, erhellt nicht aus
sgelbgebrannt), mit einem weißen Fleck allen Belegen, z. B. in 335. 113 und
auf der Brust, rig. Ztg. 1881. 220. 1l4. 1.1559: Gebroecke und Gebroeckte,
vgl. brennen 12). — Gebranntes Land, (in Schiller-Lübben geschrieben Gebroke
Küttis oder Rodung. Zuerst in 444. und Gebrotede und erklärt Sumpf); in
I , 1780. vgl. brennen 5). 328. 10. I . 1649: in Gebruchen; ebda
Gebrase, das, bei Bergmann u. nach 84. I . 1688: im Gebrüche; in 329. 22:
ihm Hupel: das Großthun. Es ist das Gebrechte; in 200. I. 18: Gebrückte.
21*
320 g e b r ü h t — gedeihen.

Dagegen weist d»e Stelle Gilberts (828. (einklagen) sollen, 174. 1851. 280. I .
171. I . 1688): Bora wächst m den Ge- 1584: die Geborenen u. Ungeborenen?
brüchen, gebieterisch auf: morastige Nie- Gebur. Der Wlttwer u. die Wlltwe
derung Diese Bedeutung ist um so sollen den Kindern die Gebühr thun,
mehr festzuhalten, da auch das deutsch- 154. I I . 113. f und g: ihnen den zu-
landische Bruch ( - ) sumpfige Niederung, fallenden Erbteil zukommen lassen.
Sumpf bezeichnet. Beide Bedeutungen gebnrmähig, gebürend, wie sichü qe-
(Gebüsch und Sumpf) finden sich in bürt. 185. 176 u. 193. II. 420.
Sallmanns Erklärung für Estland (390°. Geburt. I n der G. arbeiten, „ m
66): Gebrög(t)e, tiefliegende, von Kindesnöthen sein." Hupel in 444. I .
Wasser durchzogene, mit Gehölz bestan- 1818, Lange u. Stender.
dene Fläche, Buschheuschlllg, dichtes Gebnrtsyöttin. Mit diesem Worte
Gestrüpp, Dickicht. — Als Stammwort gibt Lange das Lamm der heidnischen
hat Hupel: Brak, d. l. Gebrdge, Busch; Letten wieder; bei Hennig (468) die
Bergmann: Brach; durch Busch «.Brach, Glücks- und Unglücksgöttin der heidni-
durch Gebüsche u. Gebröche — D«s o schen Preußen. I n 411 ähnlich erklärt-
deutet tndess auf nd. brol, Bruch. — die Göttin des Schicksals, des Glückes.
Mir ist das Wort me begegnet; doch Gebnrtsriss, der. Em gewönl., aber
findet es sich — Gebröch — noch ,n schlechter Ausdruck der Ärzte für Damm-
22 l. I . 1825. 4. riss, rnvtnrk pennHLi.Elnrlss ins Mittel-
Sallmann fürt als „bildliche" Bedeu- fieifch. Durch einen G. getrennte Con-
tung an: gedrängter Haufe E»sgebrdg(t)e, tlnuität, 372. I. 357.
Elshaufen. Für Llvland nicht zu bezeu- Gebnrtsftelle, Geburtsort Unser
gen und schwerlich mit Gebroge Sumpf Bauer darf feine G. nicht verlassen,
o> Gebüsch zilsamillellhäligend; uerinut» .hupel m 182. Zu Grimms Wtb.
Ilch Gebrdle -^- Gefammtheit von Bruch- Geilheit. Geckenhaftigkeit, 176. 1860
stucken. 169.
gebrüht. Die hiesige Küche kennt Gedächtnissfehler. I n Grlmins Wtb.
vielerlei Gebrühteü Gebrühter Kohl, nach Adelung; hier gew Das war em
gebahnter, Vähnkohl, bei Hupcl mit der G., d. h, em Verschen, Irrtum, weil
Erklärung: ,u Deutschland Kumstohl — das Gedächtnis^ ,n Stich ließ oder mm»
Gebruhteü Mehl; gebrühte Klumpen, sich des Gegenstandes nicht erinnerte
gebrühter Pudding; gebrühtes Brod Gediichtnisskrain. I n Grimms Wtb.
Letzteres wird durch das Brühen juß u nach Campe. Hier gew. im Sinn von -
ist stets Roggenbrot, aus gebeuteltem was, als unnützer Ballast, das Gediicht-
oder nngebeuteltem Mehl. niss beschwert, zu wisse« mcht nötig ,st
Gebnller, das, 1) Gepolter, Geräusch. aedachtnissschwach. Gedächtmss schwa-
Groß Gebuller ist den Immen verdrieß- che (Menschen).
lich, 32«. 219 u. 186. — 2) Bullern, Gedächtnissschwiiche. A n G. leiden,
der Geschütze, Geräusch von den Schüssen; em schwaches Gediichtmss haben. Gegen
öfterem Schießen aus Kanonen. Auch von G. wird, scherzweise, ein Pfund Senf
nicht starkem Donner. zu genießen cmenipfolen.
gebunden, 1) von Stulauslerungen, qedanlenbildlich, ausgedacht, im Ge-
mcht flüssig, nicht aufgelöst. Gebundene danken bestehend, theoretisch. Die gedon-
Itulauvleerung, 372. I. 595 und gew kenblldllchen Eintheilungen des Durch-
') vom Erdreich, mcht locker 3) von falls in —, 372. l l 143 u. öfter.
Flüssigkeiten I n der Küche kennt man Ursprünglich ein Ausdruck Rademachers
gebundene Milch und spricht: wenn das Kaiser Paul, einem gedautenbildllcheu
Gemlsch gebunden ist, d. h. sich verbun- Rittertum mgethan, n'g. Ztg. 1883. 48,
den hat, eins geworden ist der Wirklichkeit nicht entsprechenden.
Gebundenheit. 1) vom Erdreich Die gedeckte Uhren, mit von beiden Sel-
G. oder Lockerheit des Bodens, 176. ten metallenem Deckel.
1831. 191. Gegensatz von Lockerheit. — Gedeih. Zu Geben und Wohlfahrt,
9) von Darmlluslerungen, nicht aufge» 192. II. 8 u öfters. I n Grimms Wtb.
loste Beschaffenheit. 3) der Pfandbriefe, als selten bezeichnet
Zustand der Unkündbartett. D»e l,u. gedeihen. Grimms Wtb nimmt die
Kindischen Pfandbriefe treten ans der G. Entstehung ans ga und delhen an Be-
in die Kundbarkeit, ng. Ztg. I>'66 rücksichtigt man aber alteugl M l gedei-
Gebur. Daß meine Nachkommen. hen und die Bedeutungen des russ. ltt>
Gebur und Ungebur, darauf nicht fachen (uiiu) von Statten gehen (nocriwu!»,»,
Gedelhlichleitsgottin — Gefährlichkeit. 321

»Keil, der Vau geht von Statten, hat es begegnet auch m Thüringen uergl.
For tqang u. ««llpauszuo naillirros Lupoid GilNtNls Wtb
llLü^LLT. unrecht Gut gedeiht mcht), so Gefälle, das Wie es scheint, nicht
wird man an eine Verwandtschaft nut immer gerade Zins, Abgabe, sondern
slaw russ. n u l l gemant uAsi^ — ge« überhaupt Landerzeugnlss, wie Getreide,
deiht Noch übereinstimmender mit ge- Hanf, Flachs. Daher sprechen Land-
deihen ist russ x v M N , das ebenso wie wirte die Herfuhr der Gefalle "ist be-
M i n gehen, sich bewegen bedeutet, aber schwerlich, die Gefalle sind schwer ab-
mcht in d Ved von gedeihen vorkommt zusetzen Daher m 149 z 57 der
Lämmer zu Nohtlmgen gediehen, 349 Bauer kann mit demjenigen TheUe sei-
X^I 2; Farten zu halbwesselmge gedyen, ner Gefalle, so er —; und ebenda H 4^
ebda. Zu Grun,ns Wtb 1. d — Ge« alle aus Nufsland nach Niga geführt!,
deihen lassen Essen und Trinken und rohe Landes gefalle und Produkten.
^ur Sättigung gedeihen lassen, hat gefallen. Gefallen geht vor Allem,
Lange und nach »hm Stender für lett Spruchw die Hauptsache ist, dass et-
qauslnaht Gottes Segen dazu wünschen was gefallt.
gesegnen. Gefallen. Eigenes Gefallens, 349
Gedeihlichleitsgöttin, der heidnischen IV. I I , willkürlich Ebenso 193 II. 2
Letten, der Kmdbettermnen Abgottm, 1781 Zu Grlmnls Wtb 3)
dehkla, hat Lange. I n 411 dehkla die gefällig. Was gefällig? fragen Dienst-
Schicksalsgottln, d»e namentlich den Ge» boten die Herrschaft st was »st gefällig
burten prastdlrt. (') was beliebt. Früher was blieb? d. h
Gedentsinn, Pietät. beliebt.
gcdenlsinnig, pietätvoll gefallwillig, die Absicht habend, zu
Gedichte, das, Erdichtung Eine ecn- gefallen Gefallwllllg mule öl» Mnd
faltige Fabel und Gedichte 215. 13 che« sein, aber nicht gefallsnnitui (coquetl)
Zu Grimms Wtb 5. b gefangen bekommen, l.lnl>» ^23 und
Geding. Das Land Gedinq auf 21',. 250, gefangen nemen
Mamen Kraut Wechung halten, 192 gefänglich legen, einen ^ns Gesang«
! I . 8 , von Gedmgen und Vertragen, ,»ss srken, 194 Vrandls 9b
180 II 2 213 vgl GnmmZ Wtb Gefänqnlss I n 47? l 4 wird eyu
Oedyck, das Dockengelander, l».il»- Enmmerey Hauß das Neue Gefnnams
<z<l»<lL von Docke baln^tl! genandt" erwant Lag nächst der Kall-
gedoppelt, doppelt. Gedoppelte Vots- u. Etegpforte.
masten müssen mit dem Schlageyen der Gefar, das, Gefare, Fahren. Es
gedoppelten Schlüssel eingeschlagen wer- ist in ienrr Straße großes l^efar vgl
den, 99. Grimms Wtb.
Gedrei, das, eme Zahl von 3 Gegen- gefären. Ob gerade gefährden oder
standen. Ein Gedrei Pferde, Dreige bloo rn Schrecken petzen? Gehye, dar
spann vgl. Gefunf, Geacht, Geviel, Ge- man Privatpersonen gefehlt 349 IV
sechs, Gezehn 1 I . 1613, sie vermeinten den Vlichof
gedrungen, leicht geschwollen. Meine und die Rlglschen zu gefahren 1^4
Wange »st gedrungen, gedrungen >em Vrandis 1 23
lnl Gesicht, gedrungene Fuße Gcw i. gefarllch, angstlich gegen ichllmme
angedrungen und verdrungen Einflüsse, Gefar besorgend in Nezug auf
Erkrankung, sich sorgsam hütend Ebenso
Gedrungenheit, leichtes Geschwollen-
in 47b. Jemand ist lehr gefnrlich, d
sei«, eines Fingers der Wange der
h nimmt iede Kleinigkeit, als wäre
Fuße. Gew
große Gefar vorhanden, sehr g fern,
geduckt. 1) niedergedrückt. Sehr g sich sorgfältig hüten vor irdein trank«
aussehen 2) gebückt Geduckt gehen. machenden Elnfluis, denselben auch leicht
Geduldplatzchen, A i t llemer Zucker- verfallend Sei doch nicht >o aesarllch'
platzchen Beliebte Nascherei besorge doch nicht gleich Grsar für d,ch
Geduldzettel, aus Mel El und Zucker, sei nicht lo empflndllch snr de» Schmerz
al>^> viereckige oder runde Platzchen in Sallmann (390c bl») erklart rmpfrlid'
einem gelinden Ofen gebacken, 22? lich gegen unangenehme Elndnlcke,Schüicr^
24« I n Grimms M b Geduldzeltrl zen, überall Gefahr wittrrnd ^u Grimnis
geessen, st. gegessen, wird m N»gn u Wtb 5)
Livland selten gesprochen, daher mcht Gcfärllchlelt. 1) das ist doch etwa«-'
alo Lru. und Estland rlgrn anzugebl.», zu viel G., Ängstlichkeit, Be<orgnris.
322 Gefäß — Gegenfeuer.

Empfindlichkeit gegen Schinerz. Große gegallert, dickgestanden, Bergmann; zu


Gefährlichkeit! spöttisch st. große Sache, Gallertegeronnen,Hupel.Gegallerte Milch.
Stender. ugl. Grimms Wtb. 3). — 2) Gegargel, das, Gargelgeräusch, Gur-
durch Beförderung der Commercien und gelgeräusch, Schleimgerassel in Lunge
der Seefahrenden Gefährlichkeiten, 192. und Luftröre. Ein Schallwort wie
III. 52. Der Sinn ist undeutlich. E. franz. ßarFoiMLmont..
Paust fragt: ob Fahrten oder perieala, gegäfen u. gegast von der Milch, zu-
Versuche zu verstehen sei. sammengeronnen. Lange schreibt gegee-
Gefiiß. I n manchen Schriften durch- sete Milch, und geesen neben jähsen.
weg st. Tonne. Die Zuschlagung und Gegäsene oder gegäs'te Milch, hart zu-
Vebiindung der Gefäße, 106. Zu Grimms sammengeronnene Sauermilch, die, mit
Wtb. 3. 2. Schmand oder doch mit süßer Milch
gesenkter Indigo. 172. 1780 u. oft vermischt, eine Lieblingsspeise ächter
zu Ende des vorigen Iahrh. s. feuern. Liefländer ist, Hupel; gegehste Milch,
geflieht» st. geflissen. Damit der Stender: gegohrne, dicke Milch; er
Nath gefließen sein «löge, Schriftft. schreibt jehsen u. gehsen.
aus d. I . 1723 u. öfters, vgl. Grimms Glldebusch (325) sagt: Was man
Wtb. in Livland gegäsene Milch, d. i. getii«
Geflügeln»nrN, in Riga, Marktstelle sete nennt, lao oonoretum, das heißt in
für den Verlauf von Geflügel. Preußen Gloms oderGlums, in Pom-
Geflügelstnll. mern dicke Milch, in Ostreich gestockte
Geflügelwerl, das, Vögel. Kleinere Milch, bei Richen in s. läiot. Iiamb. 40:
Arten gemeines Gestiigelwertes, 349. Käsemilch. — I n Schweden: 538unmsoIK.
IX, l . s. Grimms Wtb. Zuerst in 444.1780: gegäsene Milch, vgl.
Gefolgsmann. Gefolgsmannen nor« jähsen, gesen, gegisen, gegoren und Bütt-
männischen u. wendischen Stammes, inilch.
472. I. 4. Zu Grimms Wtb. Gegennnzeige, eoutraln^icatio, in der
Gefolgte. Die Gefolgte sollen in Heilkunde seit Langem neben: Anzeige,
Strafe genommen werden, 148, Helfers- inüioatio: ein Krantheitszeichen gegen
helfer? Mit seinen Gefolgten, 194. Bran- den Gebrauch eines Heilmittels oder
dts 103. Gefolge? Heilverfarens.
Gefolgter am Wort, bei Sallmann Gegenbenntwortnng. Die G. griind-
(390 c 53); im Renaler Nath der zweite lich und deutlich mit Bestand der Wahr-
Bürgermeister. Als Gefolgter am Wort heit thun, 349. IV. 11.
fungirend, rig. Ztg. 1883. 280. I n gegenbellifch, entgegenkeifend. Nainent«
Riga unbekannt. lich auf Dienstboten angewandt, ugl. wi«
Gefreisch, das, Freisch, Zuckungen. derbellisch und gegenmanlsch.
I n Canstatts med. Klinik Hl. 332: Gr« Gegenberechner, Gegenrechner. Beim
freisch, Eclampsie kleiner Kinder. rig. Bewilligungscomptoir. Der Zoll-
Gefreiter. Darnach im Russ. NchpsL- Gegenberechner, 172. 1800. 645.
'rank. Em gefreiter Corpora!, 172. gegenberichten. Der Nath Rigas ge-
1784. 329. genberichtete am 29 Februar, 196. Xlll.
Gefrensch, das, Gewieher, der Pferde. 130. I . 1812.
Gefretz, das, abfüttern. I n dem gegenberichtlich. Auf das erlassene
Haufe fand ein beständiges G. statt, d. h. Schreiben hat der Nath gegenberichtlich
wurde ohne Unterlass bewirtet. vorgestellt. Schrittst, v. 1.1723; etwas
Geft l>), die, Tribut. g. anbringen, 349. II. I . 1738.
geften (^,), 1) Tribut entrichten. 2) Gegenblock. Daumlraften nebst Schlag-
datiren, einen Brief. Der Brief ist ge- brettern, Gegenblocken und Balthacken.
geftet vom 10. J u l i , trägt das Datum 172. 1775. 101.
des 10. J u l i . Gegenbot. Ihren Voth und G. uer-
Gefter u. Geftner, der, Tributpflich- lllutbaren, 172. 1773. 187; ihren Voth
tiger. u. Gegenboth thun, 172. 1771. 398.
qeftlich l » , Tribut betreffend. Ältere Belege als in Grimms Wtb.
Oft Gegenbott gesprochen, wie auch Bott
Geftung. 1) Entrichtung des Tributs;
für Bot.
2) Datirung, eines Briefes.
Gegenfener. Ein G. machen, zur
gefüllte Krebse; gefüllte Rüben. Löschung eines Waldbrandes, 201. III.
Gefünf, das, Gesammtheit von 5 Dm» 28; da der Waldboden mit Haidetraut
gen. bedeckt war, so griff das Feuer schnell
Gegenhalt — Geh dämm. 323

uni sich, so daß demselben durch An« I n 175. 1860. X>24 wird Gegenftubc
zänden eines Gegenfeuers in Haidekraut nach einem Schriftstück von 1736 Her-
Einhalt zu thun war, 361. 1886. 126. berge erklärt, s. Gegenzimmer u. Ge-
Eine Beschreibung in 190. 314. s. ent- genplatz.
gegenbrennen. I n Grimms Wtb. erst gegenüber. Zu näherer Bezeichnung
aus d. I . 1873. sprechen wir: gerade gegenüber u. schräg
Gegenhalt. Wenn die Waagschaalen gegenüber; von gegenüber kommen, von
in G. der drauf gelegten Gewichter u. der anderen Seite z. V. des Flusses. —
Waaren einander gleich geworden, 278 Als Haupiwort oft. Mein G. am
u. 279. vgl. Grimms Wtb. Tisch ist schweigsam; die Gegenüber sind
Gegenhilfe. Sie sollten solcher Ge- Freunde. Zu Grimms Wtb.
grnhülfe sich zu getrösten haben, 195. gegennberstelleu, Verbrecher, confron-
Hcnning 252. I . 1589. Viel älterer tiren. Oft u. amtlich. Der geständige
Beleg als in Grimms Wtb.., Verbrecher ward ihr gegenübergestellt,
Gegenlage, Widerlage, Äquivalent. rig. Ztg. 1865. 253.
Eine gleich werthe Gegenlüge, 200. II, Gegenüberstellung, Confrontation. I n
69. Ein etwa gleich alter Beleg in amtl. Schr. oft. Bei der G. —
Grimms Wtb. Schon von Gadebusch sGegenzanberei. Zaubcreuen, Hex-
(153. 1767. 189) unter Widerlage cm- ereuen, denkt ihr, muß man durch Gc-
gefürt. genzaubereyen vertreiben, 374. III. 89. >
Gegenluft, nennen Töpfer eine Luft- Gegenzimmer. Zwei große Zimmer
strömung, welche dem Ziehen eines mit einem Alkoven und einem G., 172.
Ofens oder einer engl. Küche hemmend 1789. 535; zwei an emcmder hängende
entgegentritt. Die Küche hat G., wenn und ein Gegenzimmer, 172. 1812. 26.
eine andere Schlotröre stärkeren Zug Was Gegenstube.
hat, als diejenige der Küche. Gegenzurustung, Rüstung gegen einen,
gegenmanlisch, gegenmaulsch, unhöflich 215. 49.
entgegensprechend, s. gegenbellisch. gegisen oder gejisen. Gegisene Milch
sGegenmuslel, in der Heilkunde ebenso sprechen Einige für gegiisene.
unbekannt wie Gegenmaus). geglühter Wein, st. Glühwein. Zu-
Gegennornmnn, Antinormannist. Ge- weilen.
gennormänner, Gelehrte, die gegen die gegorben, oft^und gew. st. gegerbt.
Slnndinawenschllft der Nuss sich aus- gegorene Milch, nach Bergmann und
sprechen, s. Fürnormann u. Normann» Hupel geronnene; auch in 222. XXII.
Ichafter, Standinawenschafter. vgl. Grimms Wtb. unter gären I I . 2 l .
Gegenplah. Wnthshaus mit Heu«
schlage, auch Gegenplatz, 172. 1770. 85. gegranut. Die Ähren sind gegrannt,
Platz gegenüber? 176. 1837. 138; gegrannte Ähren, ebda.
Gegenrechner. Der Zoll-Gegenrechner gehackte Sauer-Kohlsuppe, Suppe
N., 172. 1794. 414, Gegenberechner. mit gehastem Sauerkohl.
I n Grimms Wtb. ohne Beleg nach Gehalt. Wir unterscheiden fast durch-
<5ampe. weg der Gehalt in der Bed. von I n -
Gegenriss. 1) im Holze, atsiarbis, halt u. dgl., z. B. einer Flasche, und
Siender 1. 269; in 411 atsiarbis er- das Gehalt eines Beamten, Besoldung.
klärt: WiderHaien. 2) in der Wund- Das G. der Beamten, 176. 1825. 55. -
heillunde, Contrafissur, namentlich bei Die Vz. lautet in beiden Fällen Ge«
Schedelverletzungen. s. Gegenschlag. halte, im zweiten auch, doch selten, Ge-
Gegenschlag, m der Wundheiltunde, hälter.
Eontrecoup, eine Art der Verletzung, Gehass. Wie sie fälschlich und mir
welche insbesondere beim Schedel von zum Geheß setzen, 352. XXX. 3. I n
Bedeutung ist. Grimms M b . Gehaß, der Haß.
gegcnftands, Nw., falls. Gegenstands Gehdamm, der, Gehweg neben einem
sie aber solches nicht observiren würden, Fahrdamm. Doch wol ausschließlich
174. 1884. 364. I . 1700. für den sog. „kleinen Damm," den Al-
Gegenstnbe, Gegenzimmcr, 172. 1783. lreweg am Weidendamm Rigas, vgl.
237. Wohnung von 3 an einander hän- 174. 1857. 271. Der kleine oder Geh-
genden Zimmern, urbst Gegenstuben, damm wurde, wie nnzunemen ist, erst
172.1812.21, gegenüberliegenden, durch durch die Bemühung des Ältermanns
das Vorhaus getrennt. Gegenstube, in gr. G. Arend Verens bepflanzt, 174.
einem Vauerhnuse, 176. 1824. 100 — 1861. 272.
324 geheien — gehen.

geheie». I n der Ned. von eoire, 8tn- 20. t». — W»e in Riga, sagt man auch
pr^ro hier, wie es schemt, ganz unbe- in Estland: die Valtlschporter Nhede
kannt gewesen, wenigstens mcht zu be- »st in der vergangenen Nacht (Decem-
legen; öfters, doch nur ehemals und ber 1880) festgegangen, wird aus Reval
nur m der Gestaltung gehien, im Sinne telegraphnt; und in Petersburg (1883):
von honen, verhönen. — I n Grimms die Newa ist ausgegangen. — I n and.
M b . ist nnenviint geblieben die laut- Bed.: nachdem sich ewiger Frost einge«
liche und begriffliche Überemstimmung stellt hatte, ging die Düna nnt Grund-
von geHelen — geh«« nnt russ. (r)«.6ü eis, welches—, ng. Kal. u. 1811, d. h.
und (r)e6eu«2 «ai'l. — gehet deme zeigte sich u. trieb Grundeis. Auch m
Mutter u. deine Mutter gehlen: statt Preußen: die Weichsel geht, wenn die
flaw. g deutsches h. D»e envänten russ. Eisdecke sich in Bewegung setzt, 476.
Voltswörter sind ebenso wenig wie dle Die Tauben gehen gut, fliege« gut;
gleichwertigen 865, ei« i«o»» zlüil, und sie gehen (liicht) in der Trift, fliegen
ÄKpeuua «a,H in den Wörterbüchern (nicht) »m Haufen.
verzeichnet. Nur Lmde's poln. Wtb Teutfch gehen, von lett. Bauern,
fürt ans poln. ^ed2ö, — gl, Mie, böhm. deutsch gelleidet sein, oentsche Kleidung
3ud.1t, sich fleischlich vermischen und tragen, Stender und jetzt.
den ruft. Fluch ^ediona nwk; und M l -
tloslch (etyniolog. Wtb.): 10b—: »«1. Gnmms Wtb. 2430. 17. b. hat: ver
^edzti tütuore, 8. ^bsti, ^edem, p. ^od.li, Stiefel geht nicht anzuziehen, der Deckel
r. «tb aus ebt^, »ltmü. Mdn, lkabn fn- geht nicht zuzumachen. Das ist ebenso
tnere. — Noch ist zu bemerken, dass seltfmn wie falsch. Wn- sprechen dafür:
selbst das russ. eMnu^ ouni, sich nut der Stiefel geht nicht an, der Deckel
dem deutschen „der Hundm Sohn" declt. geht nicht zu oder: es geht mcht an,
Die deutschen Ausdrucke gehören der den Stiefel anzuzn'hen, den Deckel zu-
beschichte an; d«e russischen genießen zumachen.
noch heute weiteste Verbreitung, fast n»e gehen mit Schallwdrtern. Gnmms
das lontro der Franzofen. s. Geh»e und Wtb. 2439. 20. d. und 2469. ^. Es
Mutterbruder. glng lllrr l l i r r ; bauz ging es und der
«lthen. Ich will, muss etwas gehen, Topf war zerbrochen; es ging bnz braz.
Stender I, mich etwas vertreten, mir I n Bürgers Lenore: Und weiter ging
etwas Newegung machen. Auch es hopp hopp hopp, hlnauü m sausen-
heute oft. — Sich wann gehen, bis den» Galopp.
zum Warmwerden sich Bewegung machen. Dle Stiefeln gehen nicht blanl, lassen
I n Gnmms Wtb. 2399. e: sich müde sich nicht blanl putzen; die Wäsche geht
gehen. — Für: reisen. Namentlich m nicht rem; die Diele geht nicht weiß,
Verb, mit hinaus. Hinausgehen, ins wnd durch das Scheuern mcht weiß.—
Ausland reisen. Zu Gnmms Wtb. Von dem Flachs, fo in die Vadstube
2404. 6. b. gebracht, sei 7 Schlffpf. m dle Heede
Die Düna geht, d. h. das Eis in ihr, gegangen, 365. I . 1668. Der Schaden
w»e im Lettischen daugawa jau eet; geht über Schlsf und Gut, 148. Eme
die Dünn geht durchschnittlich Ende Mutter gehet mit den Kmdenl zu glei-
März aus, d. h. befreit sich vom Else, cher Thellung, 194. N. 3i. d. F. E. 159.
wie russ.: pb««, iipomi», der Fluss ist Das Schiff geht auf Lübeck, segelt oder
ausgegangen, hat sich selner Eisdecke fürt nach — — Auf Albelt gehen,
entledigt; tue Duna ging bei stillem verschieden von dem »m Gnmms Wtb.
Wetter, 176. 1836; als nun das Vor- 2412. <l angefürten: auf die Arbeit
mhr anlam und die Duna offen ging, gehen, was hier taum zu hören ist.
194. Nyst. 107; der Fluss geht. Diese Arbeiter, tue von Hause fort m eine
Redeweise gilt fin sonderbar; »st sie Fabnt und dgl. sich begeben, sprechen:
aber sonderbarer als das Gehen der ,ch gehe zur Arbeit, ich gehe zu Walter
Schiffe, Flusse, Seen, des Wassers, Win- ,n d»e Fabrit. Auf Arbelt gehen Hecht:
des, der Wollen, worüber Gnmms Wtb. als Tageloner Arbelt suchen, auf Arbeit
2423. 13 zu vergleichen; Els geht, eme ausgehen. — M e alle Jahr ging man
Uhr geht und v. n. D»e Feuerglocke auf Feld- u. Vlrlhuuer, Memon-en emes
geht, es wird geläutet wegen ausgebro- Livländers (1883) !. 107. — Cs geht
cheneu Feuers. Es gingen alle Glocken, nnf zwölf, auf zw«, d. h. es beginnt
mit allen Glocken wurde geläutet, vgl. die zwölfte, d»e zweite Stunde des Ta-
Gnmms Wtb 3427. oben u. 24^.9. ges, oder: es »st bald zwölf, bald zwei
gehen. 325
Uhr. Wieviel lft es an der Zelt? „Dre d. h. hat er sogleich eme Auslerung
Uhr geht auf ems!" nach unten Ebenso es läuft »hm durch.
gehen bei etwas, st. zu od an. Geh I m Rechnen Drei m 12 geht 4
beim Schranken und mmm heraus. — M a l , 9 von 2 geht nicht, ich muss
Gehen be» emem Kranken. Drel Ärzte borgen.
gehen be: chm, behandeln ihn, wie rufs gehen nach einem, nach etwas: einen,
xoMi^> Gehen bei emem Lehrer, dessen etwas holen Nach dem Arzte gehen,
Schule besuchen, Schuler be: ihm fem ihn bitten zu kommen; nach Brot gehen,
Bei wem geht ei? Er geht bei Helblg Brot holen, nach Geld, nach der Mete
Einige glauben besser zu sprechen, in- (Mietzins) I n viel allgemeinerer An-
demsiesagen zu Helblg gehen Dies hieße wendung als in Deutschland, zu urteilen
doch nur ihm, H., emen Besuch nach Grimms Wtb 244? i.
machen. — Bei einem Pastor gehen, Gehen zu etwas, passen, sich eignen.
dessen Consirmlltlonsunterricht nemen Wurstich geschnittenes Weißbrot, in But-
I n ungewalter Sprechweise. Gehen m ter gebraten, geht auch zur Erbensuppe,
einer Schule statt eine Schule besuchen 155 Nicht blos im Sinne von kleiden,
Befsersprechende sagen m eine oder zu stehen (Grimms Wtb 2401 e) und
einer Schule gehen — was doch nur daher wol nicht dem franz, gNei 2 <zl.
den Gang zur Schule bezeichnet, aber nachgebildet Auch russisch: »gei^ «5
nicht den Schulbesuch Wo geht er in Gehen, mit emem Infinitiv essen,
(der) die Schule? st welche Schule be- schlafen, baden, betteln, spazlren Ioh
sucht er. Die Antwort lautet I m Gym- Muller (162) sieht in der Redeweise
nanum, m der Kreisschule Eme Ant- willst du dich ankleiden gehen? I G.
wort ins Gymnasium, in die Krels- Kohl in ich gehe ihn holen, Sallmann
schule entspräche nicht der Frage Wo? (390 e.) in er geht baden, ebenso m
und zeigte doch nur den Gang dahin wlsien, lieben, kommen Mit folgendem
an I n Bezug auf Universität und Instmtiv — eine Nachbildung des Fran-
Polytechnikum begegnet diese Redewen- zösischen Dieser Gebrauch ist aber,
dung nie, fondern man Hort die Vor- nach Grimms Wtb. 2415 e, schon gotisch,
lesungen, man ist Student, Polytechm- ahd, M s , ags., altn und nhd allge-
ker. — Das bei einem (Lehrer) und m mein Ein gleicher Gebrauch be» kommen
einer Schule gehen druckt die Sache (G.lmms Wtb II 5) und bei geben u
tuizer als alle andeien Wendungen aus bekommen Ich will schlafen gehen, die
Derselbe Gebrauch m Estland So Straße fegen gehen, ebenso wird der
fürt Sallmann (s90 e 66) an bei je- Veremiger die Straße fegen kommen?
manden in die Schule gehen bei wem Er wird nicht mit baden kommen Ver-
geht er? ' „Er geht bei L in die Schule, gnügen suchen gehn, 624, etwas ab-
aber von Neujahr ab wird er wol nicht machen gehen, sich ^ur Verrichtung semer
mehr bei ihm gehen." vgl. in. — Oft Notdurft auf den Abtritt begeben. Nach-
Hort man Sind wir Nicht im Gymna- gebildet dem Französischen wäre dage-
sium zusammen gegangen? d h. gleich- gen die von ssruger (819) aus Kurland
zeitig Schüler des Gymnasiums u. der- angefurte Wendung wollen wir gehen
selben Klasse gewesen. Nein, lautet die trinken fragen, allous <1 emanier 3 doire
Antwort ich bin m der Domschule — wenn diese unbeholfene Redeweise in
gegangen. Mit Ihnen im Gymnasium Kreisen begegnen sollte, wo das Fran-
nicht zusammen gegangen zösische dle deutsche Sprechweise beein-
Das geht' Das ging' Wenn man an- stufst. — Geh' du lieber Sperlinge schie-
deuten will, da>s etwas sehr schnell ge- ßen, rlg. Ztg 1862 71, d. h gib dich
schieht, z B schnell geritten, gefahren, lieber mit etwas Anderem ab, als mit
gelaufen wird — Das geht' d h das der Jagd auf Wlld Dieses geh' ent-
geht an, lasst sich machen Das geht, hält bereits eme Abweisung, welche
das nicht. — Es ging drunter und drü- starker sich ausdruckt rn 0 geh, geh'
ber. wie kannst du so etwas behaupten? O
Es geht alles unter ihm, bei unfrei- geh geh' wie kann das wahr fern? O
willigen Darmauslerungen Schwerkran- geh, geh' ich glaub'» nicht. Geh doch'
ker I n Grunms Wtb 2421 w. da- darin irrst du, lass es sein, denke nicht
für er laßt alles unter sich gehen — daran Zu Grimms Wtb 2402. 5 b
was uns seltsam klingt. Starker ist Eine Abweisung stärkster Art ist geh
es geht dem Kranken alles durch Wenn kacken' d h. lass mich damit zufrieden,
er etwas genießt, so geht es »hm durch lass das sein, scher' dich damit zum
22
326 Gehenkgeld — Gehorch

Henker — was schon m 324 angefurt welche nach Hupel m Lrvland vorkommt
wird Anders er kann nun lacken gchen, (2 » Sp. 2493) nicht verstanden zu
d. h. die Sache für verloren ansehen, haben Gehöft war zu Hupels Zeit
sich den Mund wischen. memals eine Hofstatte oder eure Ge-
Gehentgeld, Gehanggeld. Der Bau« inmmtheit von Wohngebnuden, sondern
diener erhielt Stiebet- u Gehenkgelder, ausschließlich ein Naum oder hofplatz.
jahrlich 4 Thl. 60 gr alb., 3^9 XI V. 10 2) nr neuerer Zeit von Einigen ge-
Geher. Em guter Geher fem, gut zu braucht st Vc'liergeftndc Bauelgehofte.
Fuß, guter Fußgänger — Eni große», Die Leute (Bauern) sind zur "Arbeit
Hengst, guter Geher, ist zu verlaufen, cmv, im Geholte nur «.'ige Ander zu-
ng Ztg 1880. 2i8, trottend rückgeblieben, na Ztg. 1860 173.
Gehie, das, in Grimms M b Gehe». Gehoftraum, Hofraum, Gehöft Im
Ob un Sinn von hoyn, Verhonunq Tau- Gehontraum des Kruges, 172 1801
schung, oder von Aegermss. Plackerei .552, dsl ssrug hat geräumige Gehofft-
Man Hute nch vor den zlamnierei-Natt!- raume, tbdtt, Gehoptraum in dem 60
schlagen, dassindGehyl darmandie Stadt Faden Brennholz gestapelt werden ton-
mit qehnet und in Nachthell brlnger, 349. nen, ebda 624.
IV. 1. (I1613); Gehye, dar man Privat- Gehöft- und Gelwftsausfart, Thor-
personen gefehret, ebda. I n Verghaus weg, der aus einem Hof hinaus fürt.
(479) findet sich Gehal, ein „Grubenha. Zwischen dem N schen Hause und der
gensches Wort, ob ern freudiges Geläch- F. schen Gehoftsausfllhrt, 172. 1816 20.
ter bezeichnend i " und Gehag', Gespött, Gehorch, der. Frone, Frondienst. Em
Schadenfreude u. das damrt verbundene Verhaltnlss der Bauern zu den Grund-
Gelachter. I n Schiller-Lubben rst LeUl- herren, das 1849 (1868) rn Livlnnd
3sri6 Nffung, Täuschung. abgeschafft ist; als Wort, m der Schrift-
gehlen, argern u. plagen, für das nd. sprache einige Zeit früher durch
xeiüßM und das in Deutschland üblich Frone und Fronlelstuug ersetzt Dle
gewesene geHelen vgl Gehre Die Schrei- Fronarbelt war, ie nach der Zeit ihrer
bung gehnen weist auf dre Aussprache Leistung 1) gewonlicher (ordinärer) Ge-
gehlgen I n Schiller Lubben ist mnd. horch, d. h bestimmte und für i.ede Woche
^enrßsn erklärt äffen, tauschen. gleiche und aufeinander folgende Anzahl
Gehilfsgehorch, 390 e. 54. I n Lw- von Arbeitstagen, mit oder ohne An-
land kaum, sondern hilfsgehorch spann, vom 23. April bis 29. Septem
Gehöft, das, stets gesprochen Gehofft; der; nach der besseren Erklärung rm
im Wessfall Gehossts und Gehosstes, dorpater Kalender von 1876 S. 63
Wemfall: Gehofft oder Gehoffte; in d. „Die Stellung einer gewissen Anzahl
Vz Gehoffte. Nur die Schriftsprache Arbeiter per Woche des ganze Jahr
hat Hupels Gehöfte 1) Hofraum, Hof. hindurch"; 2) Hilfsgehorch, d h Fuß-
Kruger (319) bemerkt, dafs (rn Kur- oder Pferdearbertstage, welche nach Be-
land) Gehöft mehr besagt als Hofraum. darf nur zu gewissen Zeiten oder zu
Das gilt mcht für Llvland. I n dem einzeln?« Arbeiten gefordert werden
Gehöfte emes hiesigen Kaufmanns, 174. durften vgl. 416 42; nach der Erklä-
1811. 180; m dem Gehöfte eines hie- rung im dorpater Kal. v 1876 S 63
sigen Waarenhandlers, 174. 1829 168. „dre Stellung von extraordinären Ar-
Kuchenbruder, welche mcht bei der Docken, beitern zur Zelt der drängenden land-
sondern in der Glldestuben Kuchen und wlrthlchaftllchen Arbeiten, der Hcu- u
Gehoffte gehören, 349 IV 1 1 ; in ihrem Korn-Ernte u a. Gehorch bestand in
Geheffr eine Lufft machen, 365. 1.1666 Fußtagen u. Pferdetagen " , Mit ^ulfe
und öfters; rn des N N. Gehofft, wel- des Gehorchs lresi der Gutsherr das
ches vor diefem (d h früher) ein Lust- Hofsland bearbeiten Mach der Sum-
garten gewesen, 365 I 1668; fem Ge- me des Gehorchs wurde die Große emes
hoffte zu erweitern, ebda 1667; das Gutes geschätzt, und die harenzahl eines
Gehöft, 328 177; zwischen der Kall- Gutes war darnach das Maß für dre
u. Stegpforte el» Kammerelhaus, das Arbeitskraft, welches dem Gutsherrn
Neue Gefangmß benandt, nebst einem zur Bearbeitung seines Landes zu Ge-
Thurm — der Kalkpfortenthurm — u bote stand Da Land nn Überflüsse
Gehoffte, 477. 14 vgl 174. 1883 306, vorhanden war, so hing der Ertrag
in den HäuMn od Gehofften, I8c> 118 eines Gutrs eben von der verfugbaren
das Gehefft rem halten, 180. III. 1. 336. Arbeitskraft ab." Die wichtigsten Arten
— Grimms Wtb scheint die Bedeutung, von Reallasten, welche do^ altere llv-
Gehorcharbeiter — Gehorsam. 327
u estlandlsche Recht kannte, waren die Gehorchstag, seltner Gehorchtag. We-
auf gutshelUlchen Verhältnissen beruhen- der Lostreiber- noch Gehorchstage
den tue Dienste oder Frohnen, in un- leisten, 183, die zu leistenden ordinalen
seren Rechtsquellen gewonlich Gehorch oder wöchentlichen Gehorchstage, 416.
genannt, und die Zinsen, oder, wie sie 45; auf jeden solchen sog wöchentlichen
hier zu Lande heißen, die Gerechtigkeit, Gehorchstag, ebda vgl 147
154 I. 293/294 Außerordentlicher Ge- Gehorchsthaler, Thaler Landes. An
horch, Stender Gehorch leisten, emem jährlicher Pacht wird 2'/, Rubel für je-
Gutsbesitzer; zum Gelwrch kommen, stch den Gehorchsthaler gezahlt, 327. 84.
zur Fronarbeit einstellen Gehorch thun, Gehorchwirt. Iniedem Gehorchwirths-
411, leisten Gehorch und Gerechtigkeit, gestnde, 172 1808 5529
oft envant ,n 350. XV 208, Rechnungen gehören. I n Erlassen des ng Eom-
v. 1640 vgl 174 1825 68—69 mandanten Emme im I . 1812 heißt es
Gehorcharbeiter. Cm hier n»ol un- wiederholt- etwas durch wem es gebort
bekanntes Wort, ebenso nne dlg Wen- dre Einwohner anweisen lassen; beim
dung im Gehorch arbeiten Empfang dieses gelieben Ew. Hochwohl»
gehorchen, Gehorch leisten, fronen. geboren durch wen es geHort —, bekannt
Jeder soll schuldig sein, 6 Wochen zu zu machen, 196. XIII. 163. Offenbar
Fuß zu gehorchen, 330 1 1 ; selbige sollen eine Nachbildung des rufs. ?p63i> «oro
uns und der Cron gehorchen, 193 II eHiZ/eik s gehörig
320; 18 gehorchende und gut besetzte Sich gehören st. gehören, im Munde
W,rthe. 172 1789 65: nach Jungfern- Vieler, selbst Gebildeter; Anderen selt-
Hof gehorchende Bauern sam erscheinend. Dazu geHort sich Capital,
Gchorchhalen. Aus 3 Gehorchhaken 361 1878. 178; zum Verstandniß des
bestehendes Gut, 172. 1804, Gut von Rechenschaftsberichts geHort sich eine be-
7 Gehorchhaten, 172 1805. 86. stimmte Vorbereitung, ebda 77. Das
Gehorchsland, auch Gehorchland, geHort sich nicht in gute Gesellschaft
Vlluerland, Nacken land, das m bauer- Auch m Estland, nach 390e.134 Doch
licher Nutzung befindliche Land eines keineswegs landschaftlich uns angehö-
ritterschaftllchen Gutes. Es war das rend vgl. Grimms Wtb 2525 14.
seit 1804 bis zur Aufhebung der Frone gehörig. I m Kanzelleistyl oft ge-
allein steuerpflichtige Land. Von den braucht die BeHorde wird wo gehörig
Prwatgesmden (Gennden auf Pnuat- um eine strenge Untersuchung bitten,
gutern) geHort em Theil zum Holes- rig Ztg 1868, d. h an zuständiger
lande oder der Quote, ein anderer Theil Stelle; die Bestätigung der Statuten
zum Gehorchslnnde Die ersteren hei- von wem gehörig zu erwirken, Beschluss
ßen Hofesland- oder Ouotengesmde, die d dorpt. Stadtverord.-V. v 1862 m
anderen Gehorchslandgestnde Die Ab- 173. 1882. 5 2 ; Bau, durch wen gehörig
teilung des Gehorchslandes vom Hofes- besichtigt, 473. § 78 I n Emme's Er-
lande gemäß Bauerverordnung v. 1849. lassen (s. gehören): etwas durch wem
vgl. 416 4 ; die erledigte Pachtstelle (oder wen) gehörig den Einwohnern be-
(ein Theil des Gehorchslandes), 416 kannt machen, d h durch die betreffen-
29, Gehorchs- oder Nauerland, 396. den BeHorden od. Personen; die Behörde
1862 9; auf Gehorchsland befindliche wird wen gehörig benachrichtigen; etwas
Bauern, das zu dem Gehorchsland die- durch wen gehörig empfangen lassen.
ses Gutes gehörige Grundstuck. — Das Bei uns wahrschenillchdemruss l.0«? oai.
Wort, erst m neuerer Zeit, etwa seit Uei'b, ipeg^ »uro eH^^siT. nachgebildet.
Anfang dieses Jährt), statt Bcmerland Doch ähnlich rn der deutschen Rechts-
aufgekommen, verschwindet nun mit der sprüche, vgl. Gnni'ns Wtb. 2527. 3o.
Beseitigung des Gehorchs. Gehorsam Der bürgerliche G. wurde
Gehörchslandereien, Bauerland, Ge- lin vorigen Iahrh. u zu Anfang dieses
horchsland in Riga der Gefangmssraum der Bür-
Gehörchslandgestnde, s. Gehorchsland. ger genannt; doch war der Ausdruck
Gehorchlandsgchnde, ng Ztg. 1881 44. lein allgemeiner od gewonlicher. Hupel
Gehorchsleistuug. Alle gegenwärtig erklärt bürgerlichen Gehorsam mit „Ge-
existlrenden Bauer - Gehorchslelstungen, fangnißort für Burger. Wahrscheinlich
147. entsprechend der ehemaligen „Burger-
gehörchspstichtige Bauern, die dem stube" im oberen Stock des rig. Rat-
Gutsherrn gewisse Dienste (Gehorch) zu hauses. I n 476 Gehorsam, Gefangmß,
leisten haben, 360. besonders für die Burger, u dann Bur-
22*
328 Gehört — Gekabbel.

gergehorsam, vgl. Grimms Wtb. 3.) — Geisel, sowol in d. Bed. von Bür-
Den G. ankündigen oder abnehmen, ge als in der von Peitsche nur aus der
hieß „denBauern eines Gebietes öffent- Schriftsprache bekannt, stets mit geschärf-
lich denjenigen Herrn anzeigen, unter tem s (oder ß) gesprochen und stets
dessen Befehlen sie nun stehen." Hupel. weiblich gebraucht: Geißel, die. Auch
Gehört, das. Zur Wahrung des bei Lange und Stender nur Geisfei u.
Rechtssatzes vom wechselseitigen Gehört, geisseln; in Hupels est«. Wtb. v. 1780
361. 1883. 203, das anämtur et »Itera Geisel, in dem v. 1818 Geisse!. — Gei-
pars, beide Teile müssen gehört wer- seln heißen in München einsitzige, vorn
den. mit einem „Schneefang" aus Linden-
Gehpelz, Pelz, den man im Gehen holz od. Drahtgitter versehene leichte
gebraucht, entgegen dem Farpelz, wel- Reitschlitten, leipz. I I I . Ztg. 1865.
chen man zu Farten benutzt; jener ist 1Ü2173. 192.
leicht und kürzer, dieser schwer u. län- Geiseler und Geißeler, st. Geißel,
ger. Gew. Ein Herren- Gehpelz wird Bürge. Geiseler, 334. IV; erboten sich
zu kaufen gesucht, rig. Ztg. 1879. 15; als Geisseler da zu bleiben, 194. Nust.
ein Iltispelz (Gehpelz) ist zu verkaufen, 49. Z u Grimms Wtb.
rig. Ztg. 1880 5. Auch in Neval, vgl. Geist, heiliger, in Riga, die gewön-
390 e. 64. liche, doch gekürzte Benennung der mil-
Oehr, der. Hier ganz unbekannt. den Stiftung: Convent zum heiligen
Die Bed. 3. b entspricht unserem Spii- Geist. Oft auch nur: Stift genannt.
del. Aus dem Rufs. od. Tatarischen I m Stifte wonen d. h. im heiligen Geist.
stimmt dazu ev- od s p a n x ^ — Der heiligen Geistspfennig, Hand-
Gehrhans, Giirbehaus, Gerberei. I m geld auf einen Kauf, 347. I. 1. 223.
Gehrhause. 243. I n noch älterer Zeit: Ehemals. — Fliehende Geister, Art
Ger- u. Ghcrhus. Gerhus od. Gherhus Geschütz, 350. XXVIII. I . 1700.
war, sagt Vrotze in 166 a. XI. 470, ein geistesabwesend, gestörten Geistes,
Gerbehaus an der Dünn zu Riga und milder und edler als verrückt. Hier
hieß so von dem Worte gheren d. i. schon seit 50 Jahren.
gerben. I n 466 sind mehre Gerhiiuser geistige Gärung. I n Grimms Wtb.
angezeigt, auch vor der Sandpforte und 2d. seltsam erklärt; es ist die Gärung,
jenseits des Rigebaches. welche Weingeist (Spiritus) entwickelt,
Gehrhof, Gerberei. Ehemals. Den entgegen der fauligen.
Gehrhof im Gebau erhalten, 243. geistlich, angegriffen, durchsichtig, ver-
geistert, nach Krankheiten. Zu Grimms
Gehuldigte, Untertanen. Mit—Gun-
Wtb. 2. e.
sten auch anthun alle Dinge, die ein
Fürst seinen lieben Gehuldigten schul« geistweltlich. I n dem geistweltlichen
dig ist anzuthun. 194. R. R, d. F. E. livländischen Staate, 174. 1844. 282,
106. — Zu huldigen 3) in Grimms weil der Ritterorden halb geistlich, halb
Wtb. weltlich war.
Geiß, Zige. Zu den Verwandtschaf-
Gehülfe, der. Die Schwerdbrüder
mit ihrem Gehülsfe, 194. Hicirn 97. ten gehören russ. 1022, und ni«», lett.
Offenbar in einer Vielzalsbedeutung: kasll.
GehUfen. Zu Grimms Wtb. — Auch Geißfuß, der Zanärzte; niemals Geiß-
Gehülffte. fiißlein oder Geißbock.
Geige, die. Der Himmel hängt vol- Geizpndel, Geizhals. Gew. Eine
ler Geigen, hat außer d. gew. Bed., den Geizpudeische, geiziges Frauenzimmer.
Sinn von: dicke Regenwolken sind am Gejage, das, schnelles Faren. Wozu
Himmel, welche sich zu ergießen drohen. du>c>Gejag'? Auch in Stender deutschlett.
Auch: dicke Geigen hängen am Himmel. Wtb. vgl. in 476 Gejag', das,Umherjagen,
namentlich der Kinder. Auch bei uns
Geilstclle. Die Schafe lassen keine gew.
sog. Geilstellen stehen 224. 1827. 2. Gelabbel. das, Gezänk, 390 0. 32.
vgl. Grimms Wtb. geil 5, b: Stelle Gew. Verstärkt in Gekibbelkabbcl. —
mit langem Grase. Das End-e wird in den meisten Ge-
Geise, ein Fisch, vermutlich Iäse. Wörtern verschwiegen. Daher das Ge-
I n Nttssow's Chr. (195) wird als drit- tlatsch. Gebeiß (der Hunde), Gekläff.
tes Gericht, welche» dem Bischof 1501 Geklimper, Gekrach. Gekreisch, Gelach,
vorgesetzt ward, angefiirt: Brodfisch, Gebräm, Gewieher. Geliivvsch, Gekrib-
Geisen und Bleuer in Oehlige gebraten. bel, Gellipper. Zuweilen gehört und
geliif'te - gelb. 329

nicht gehört: Gekrächz und Gekrächze, Gelrnfe, das, s. Gekröse.


Gelauf u. Gelaufe, Gejag' u. Gejage. Getnllee, das, 1) Kullern oder Kol-
Immer lautend i n : Gekose, Gekröse, lern der Kattunen. Man reizt letztere
Geläute, Gelage, Getrale. dazu, indem man lull tull lull er-
gekäste oder getäsete Milch, hart ge- schallen lässt. — 2) das Rollen oder
ronnene Sauermilch. das Sichrollen. Das Gekuller der Kätz-
Gelibbel, das. Gezänk. chen, des kleinen Hundes. — 3) im
Getibbeltabbel, das, Gezänk. Leibe, Koller- oder Kullergeräusch. An
Gellipper, das, Waffengetlirr. Die beständigem Gekuller leiden. Auch Ge-
Nacht hörte man viel G. in dem Lager, toller.
345. 18. gelümmelt, mit Kümmel versehen.
Gellipperllapper, das, der Mülen. Gut gekümmelter Knappkäse.
geklopfte Eier, mit dem Löffel gar Getnsse, das, häufiges Küssen. Das
geschlagene. G. dieser Beiden ist unleidlich.
Gelöchgarten, Küchen- oder Gemüse- gel, gelb, nd. Die gelen Natelfuttern
garten. 172. 1796. 252. Jetzt unge- sollen bei den Unteutschen bleiben; die
bräuchlich. Gleseniczen aber u. die gelen Baur-
Gelöchfel, das, Getöch, Geköchels, Pocke sollen bei den teuschen bleiben.
Speise. Das G. der ärmeren Volts- Veor. d. rig Rats v. 1569. vgl. Vreß.
klasse bei den Letten, 176 183«. 103. Gelach und Gelack, schreibt Bergmann
Gelsller, das, s. Gekuller, welches ge- f. Gelage, Zeche, mnd. Gelack. Auch
wönlicher. Gelaat. Er handelt oder ^ redet ins
Getrackel, das, derbe Kritzelei, schlech- Gelaat hinein, d. h. ohne Überlegung,
tes Schreiben in Krackelfüßen. Hupel. vgl. in Grimms Wtb. Gelage, 2K.
Gelrale, das, eines Kindes. und 3.
Gelräusche, das, für Gekreisch, Hupel. Gelächter. Einen zum G. machen,
Gekraust, das, Gekröse, Kaldaunen, Stender, d. h. fein G. treiben mit ihm.
444. 1780 u. 1818. vgl. Grimms Wtb. 1.
Gelränse, das, Halskrause, Busen« Gelehrtigleit, Gelehrheit, 349. XI. 1.
streif, Krause.
Gelänter, das, in unedler Sprache
Gelribbel, das, bildlich: Menge klei»
oft für Geländer. Gesv. Geliinnter.
ner Kinder. Das G. bedarf Pflege u.
Aufsicht. Geläut, das, eines Wortes, Art der
Gelrickel, das, derbe Kritzelei. Zusammensetzung der Buchstaben oder
Gelrickellrackel, das. Kritzeln u. Kra- Laute. Slawische Namen gleichen Ge-
ckeln. lluts begegnen nicht, 472. Hl. 29; in
Gelriesche, das, Gekreisch. Hupel. den angeführten slawischen Namen mit
Geleit, das, Gelritsch, Gekreisch. Pred, Pret, Predi, Priti haben wir nur
Gelröch(-), das, Reptil. Die Ge« slawische Buchstaben, slawisches Geläut,
tröche, Reptilien. doch keine slawische Wurzel, ebda. 35.
Gelröse, das, Gekräuse. Ehemals. Geläute, das. Niemand darf sich
Leinwand zu Gekröß, 352. XV11I. I . mehr in den Ambaren befinden nach
1596; die langen mit Schlengels ge- dem zweiten Geläute, 124; mit dem
zierte oder beneiete Wolcken oder Ge- Geläute um fünf Uhr angefangen und
lrüse, imgleichen die Sprengel u. Far« etwas für sechse zusammengeliiutet, 193.
tussen, 310. I . 1593. Hennig (468) II. 2. 1716.
fürt aus d. preuß. Lando. v. 1640 an: gelb. Grimms Wtb. fürt dazu alt-
weil auch.... die großen Gekröse an slaw. ülilw an, dagegen nicht ne^üM,
den weißen Kragen sehr eingerissen, so in melchem N für 3 wie i n ital. FiaUa.
soll allen Dienstmägden, Ammen, Warts- Zlutu gehört zu Gold, nicht zu gelb.
und Dienstweibern die großen Gekröse Dem russ. NS^ull entspricht lit. geltas
von — Leinwand gänzlich verboten sein. u. lett. dseltens.
Hennig kennt Gekröse noch aus seiner Gelbe Muserbsen werden den grünen
Zeit (1785) beim gemeinen Mann von vorgezogen. — Gelber Kringel, Gelb,
der Busenkrause; Adelung dagegen er« kringel. — Gelbe Blumen, in der Ger-
klärt: der runde Kragen, welchen jetzt ste, nach Hupel 1) Ackersenf, Ackerkohl,
nur noch an einigen Orten die Predi- Hederich, — am Häufigsten; 2) morgen-
ger tragen; Frischbier (476): in frühe- ländische Zackenschote, dumu8 ori?ntH.
rer Zeit Hals- und Kopfschmuck der Ü8, welche den Feldern ganz besonders
Frauen. nachteilig ist.
330 G e l b — Gelchen.

Gelb und Gelbe, das, ein Gelb od Gelbblechfchläaer, 172.1805 90 Setzt


Gelbes Drei Eler, Gelb und Weiß, voraus Gelbblech, Messingblech?
das Gelbe vom Et von 3 Eiern, em Gelbbrod, das, ge>pr Gelb'-Vrod u
Gelbes vom El. G e l b v o n E l (El Gell-Vrod eme mit Safran gefärbte
betont), Eigelb, Dotter, Eidotter Letzte feine Brotgattung, — keineswegs wie
belden Ausdrucke hier ungebräuchlich ftupel unter Gelbkrmgel angibt auv
Man spricht der Kuchen wnd ,mt Gelb Vutterteig verfertigt' — teils von läng-
von El bestrichen, zu dem Vrode kommt licher, teils von Krmgelgestalt, mit Rosi-
kein Gelb von E l , man nimmt em Gelb nen, Korinthen u Succade verletzen, u.
von El zwe» oder zehn Gelb von E l , Mandeln an der Oberseite Auf Ge-
den Gelb von El letzt man Zucker zu; burtstagen, Taufen, Hochzelten u Beer-
zu den Gelben von '>ehn Eiern, von digungen, insbesondere auch zu Choco-
die,(en) Gelb von El nimmt man — , lade gegeben Zum Kasse wurde Gelb
zu dem Gelb von Ei klopft man Mehl brod gereicht d h in Stucken odn zer-
Kuchenausdrucke im Munde Aller doch schnittenes Gelbbrod oder Gelbkrmgel
vermieden m unseren Kochbuchern, welche vgl Gelbkrmgel I n 174 1851 21-l
schreiben 14 Eigelb, das Gelbe von 436 Franzbrodte und 52 Gelbbrodte,
10 Eiern, von 10 Eiern das Gelbe. d. h das eben beschriebene Gebäck in
Ganz ebenso' Weiß von Ei. Wie er- länglicher Gestalt.
sichtlich bezeichnet Gelb von L i 1) ein Gelber, 1) gelbes Pferd; 2) gelber
Eigelb, 2) eine Gesammthett von E l ' Ball aus dem Billard, Caroline Den
gelben Meist bleibt der Ausdruck un Gelben machen, den Gelben schneiden
verändert m der Vielzal; doch Hort Gelbfeder, der, Taube, die m ihren
man auch zehn Gelb von Ele, zu zehn Flügeln oder rm Schwänze eine oder
Gelb von Eien; endlich auch, zwei bis mehre gelbe Federn hat
drei Gelbe von Giern, wie z V m Gelbfuchs, gelbfuchsfarbenes Pferd,
397 Nnublicher ist Gelb vom Ei, wie 172 1804
Weiß vom El statt Weiß von Ei, d h. Gelbholz, gelbe Brasilia 172 1804
Eiweiß; zw« Gelbe vom El, drei Weiße Zu Grimms M b
vom E i ; gehacktes Gelb und Weiß vom gelbllar, von gewissen Äpfeln gelb-
El. — Unser seltsames Gelb von El licher Farbe, dle klar werden. Gelbklare
und Weiß von El stimmen ganz mit Apfel werden sehr geschätzt, ebenso grün«
franz launs ä'oenf und d!»ne ä'asnf klare
Doch ist die Entstehung unseres Aus- Gelbkrmgel (das 2te Wort stark be-
drucks aus d Franzosischen zurückzu- tont'), gelber Krmgel großer Gestalt,
weisen. Das schwedische Kochbuch der zu '/«, 1 u 1'/» Rubeln, gebacken und
Chnstmll Warg (397). welches in deut- benutzt wie Gelbbrod Geschnitten oder
scher Übersetzung zu Greifswalde, in 2 m Stucken heißt er auch Gelbbrod
Austage, 1778, erschien und d,e Grund- Zuweilen werden sie für solche, welche
lage unsrer inländischen Kochbucher ist keinen Safran mögen, ohne diesen ge-
kennt den Ausdruck Gelb und Weiß backen u heißen dann, selbst bei Bäckern,
von El nicht; es ist offenbar em weiße Gelbtrlngel Der gelbe Kringel
Ausdruck inlandischen Erzeugnisses ist. sagt bupel ein von Vutterteig ver-
und wlrd zuerst erwcmt von Berg- fertigter u Mit Safran gefärbter großer
mann, und neuerlichst für Estland von Kringel, welcher die Gestalt einer Vretzel
Snllnillnn (^90 e.) Das Wargsche Koch- hat und zu allen Familienfesten geHort
buch benutzt mcht minder seltsame Aus- Gelbltchlett, gelbsuchtige Farbe Meine
drucke' Acht Gelbes von Eyern, 24 G erregte Aufsehen, 361 1885 F B I
Gelbe von Euer und Eyern. 6 Gelb von gelbreif. Viel altere Belege als in
Eyer und Eyern, mit 8 Gelben von Gllmms Wörterbuch, wo es nur von
Ey er. Mit 6 Gelb von Eyer oder Ey- Gerste cmgefurt wird, sind sobald der
ern, aber auch von 14 Eyern das Gel- Samen und Stengel des Leins gelbreif
be, und beinahe wie bei uns einige werden, 328 126, gelbreif Korn aus
hart gelochte Gelbe von Ey Ebenso: schlagen, 329.
Mllchgencht von Weis von Eyer, ein Gelbspan, 172 1805, Spane von
Weis oder Weisses vom Ey, 18 Weisses Gelbholz
von Eyer od Eyern, 6 Weiße v Euer, da5 Gelbstreif, der, Taube mit emem od
Weisse v Eyer 8 gut geschlagene Weis zwei gelben Streifen auf den Flügeln
v Eyern, aber auch, ein Weisses vom Ey Gelchen od Galchen, (-), meißnischer
und von 14 Eyern das Weisse Name für Pfifferling, Eierschwamm
Geld — G e l d m a r l e . 331
Gelbschwamm, axai-ieug eanttlarellug, I n der Vz. früher oft Gelde. Wan-
wird in Grimins M b . init gelb zusam- ner (wann) Er auch die Gelde verdop-
mengebracht: der Schwamm heiße eigent- pelt und verspielt habe, 350. XVIII. 3.
lich Gelbling (3). Auch um Negens- Jetzt Gelder. Meine Gelder sind zu
lmrg heiße er: die Geelen, in Leipziger Ende, im Scherz st. ich habe lein Geld
Gegend: Gelichen, in der Oschatz«: Gii- mebr.
linge. I n dieser Gestalt erinnert das Geldanschlag. Geldanschlag aller Lei-
angeblich deutsche Wort an lett. gailenes stungen nach Thaler und Groschen,
hcmenfchwamm. Dass gelb in gel 147; Geldan schlag der Güther, d. h.
übergehen kann, sieht man in den Wör- wieviel nach Thalern u. Groschen werth,
tern Gelgößchen und Gelsucht; aber dl? 147; im I . 1809—1823 wurden alle
schlesische Benennung Galuschel. wie Güter in Llvland mit einem Kostenauf-
Popowitsch tut, auf gelb zurückzuleiten, wande von einer Million Rbl. vermessen
ist unmöglich. Galuschel tonnte auf d. u. 1809 die Taxe Allerhöchst bestätigt,
gleichbedeutende neapolitanische Gallucio nach welcher die Vauerliindereinen in
zurückgefürt werden; da dieser Aus- Geldanschlag zu bringen sind. Nach
druck aber in Schlesien vorkommt, so ist dieser Taxe galt eine Lofstelle Garten-
er wol slawischen Ursprungs.) land, eine Lofstelle Brustacker, Bufchland,
Geld. Man unterschied m Riga und Heuschlag so u. so viel Groschen, vor-
Livlcmd ehemals grob Geld von klein pater Kalender v. 1«76. 64.
Geld, d. h. grobe und kleine Münze. Geldanweisungen, oder Geldmarlen
Das grobe Geld hatte größeren Wert. wurden in den I . 1859—1661 die klei-
Hundert Thaler grob Geld waren daher nen Wertzettel genannt, welche in Riga
mehr als hundert Thaler klein Geld; u. anderen Orten statt des vollständig
im 1.166? galt beispielsweise ein Thaler mangelnden Kleingeldes von Privaten
grob Geld soviel wie drei Thaler klein Geld. ausgegeben wurden.
Das Grob Geld begriff in sich die Gil- Geldbaner, 172. 1814. N 3. Obrok
bert!) aler, das Klein Geld die Groschen zahlender?
und Schillinge. Grob Geld wird auch Geldbelonnng. Beamte werden zu-
gut Geld genannt. Von jeder Hoffstelle weilen zu einer G. vorgestellt, d. h.
die er wol ermistet, (soll er) 2 Thaler zum Erhalt eines gewissen Geldbetrages,
gut Geld haben, 330. 10. Gut Geld oder einer „Gratisication." I n neuerer
statt Grob Geld oft auch in 349. XXV. Zeit erging gegen die Geldbelonungen
1. — Schweres G e l d . Für schweres ein Verbot. Auch für Estland bezeugt
Geld nichts bekommen; für mein schwe- in 390 c. 60. I n Grimms Wtb. aus
res Geld werde ich schlecht bedient, d. h. Campe.
obgleich ich viel oder reichlich bezale. Geldesmangelnng. Wenn aber zu be-
Loses G e l d , nicht angelegtes in Wert- zahlen der Stadt Schulden Geldes-
papieren u. dgl. Was ich noch hatte Mangelung befunden würde, 344. 1.
an losem Gelde, verwandte ich zum geldfressend, viel Geld kostend. Ein
Ankauf eines Pfandbriefs. — Ver- zehnjähriger, geldfressender Proceß,
b r i e f t e Gelder, Schuldforderungen. 349. IV. 11.
Die verbrieften Gelder werden im liv- Geldfreffer, Gelduerzerer. Lose Land-
ltindifchen Lcmdrechle unterschieden von streicher und G. der Stadt zum Schaden,
der fahrenden Habe, 154. I. 145; an 194. Nystädt 98; darnach in 180. II.
den ausstehenden Schuldforderungen od. 2. 37. Anders in Grimms Wtb.
sogenannten verbrieften Geldern hat in Goldgehalt, 147.
Livlcmd die unbeerbte Wittwe keinen Geldtnappe, die, ein gewisser Mangel
Theil, ebda I I . 65-, von den etwa vor- an Geld. Die G. in Berlin, 391. 1881.
handenen verbrieften Geldern gebürt der 802. Wie man sagt: Geld ist knapp,
beerbten Wittwe ein Kindestheil erblich, wenig vorhanden.
ebda I I . 74 vgl. Grimms Wtb. 3. g. ß. Geldlade, die, Geldlaften. Zur G.
Wegen der Quartalbesendungen, so einen Schlüssel haben, 345. 74. Viel
nunmehr ins Geld gesetzet. 349. XVI. 4. älterer Beleg als in Grimms Wtb.
nicht: in Geld umgesetzt oder versilbert, Geldmarkt, die, bedrucktes Papierstück-
wie in Grimms Wtb. 4. c. ß, sondern: chen mit angegebenem Zalungswert st.
dafür Geld gegeben, vgl. Geldanschlag.— der feienden Scheidemünze. Verschie-
Sprüchwörtlich heißt es: das Geld hat dene Handlungshäuser, selbst Vertrauen
Füße, wird leicht vertan oder ausge- genießende Privatpersonen gaben die
geben. Geldmarlen aus, die unbeanstandete
332 Geldmaß —
— Gelegenheit.

Anname fanden m den I 1859—61; Beckers Gelegenheit, Zimmermanns Ge-


sie machten allem die Auseinander- legenheit, Rlgemanns Gelegenheit u a.
setzung zwischen Kaufer und Verkaufs!, Die Gelegenheit P. mit der Krugstelle
möglich Mit März 1861 sollten sie zu verkaufen, 172 1774 97; die Stadt-
aufhören vgl 174 186l. 37—41 und gelegenhelt P. verarrendrren, 172. 1779;
t»6 und 322; 174 1860 3 I n ähnlicher eine G., wo auch angenehme Jagden
Weise, wie m Riga, liefen Anfang der sind, 172. 1794; dre Hofsgelegenheit
30. Jahre in Dorpat und Umgegend auf Bellenhof ist zu verkaufen, 172.
die sog. Clubmarken, als Scheidemünze 1828; die über der Duna belegene, zu
spärlich vorhanden war. der Gelegenheit Sassenhof gehörige
Geldmaß, das Je nachdem man die Mute, 174 1811. 65, die Gelegenheit
Bodenoberflache oder den Ertrag des Mollershof, Vorschrift d llvl. Gouv-
Rodens in Betracht zieht, ist der Thaler Reg v 1849 Oft wird in früheren
rm Flachenmaaß oder ein Geldmaaß, Zeiten genannt, z B. in 350. XXVIII,
dorpater Kalender v 1876 63 Dumpens Gelegenheit (nach einem letti-
Geldpacht. Die livlandischen Bauer- schen Besitzer Dumpe) auf der Mltauer
wirte standen entweder auf Dienstpacht Seite an der alten Mltauer Straße, bis
(Dlellstpllchter) oder auf Geldpacht (Geld- wohin und von woher um die Mitte
pachter) I m ersten Fall ließ der Bauer- des uongen Jahrhunderts vornehme
wirt durch ferne Gennoestnechtr seine durch Riga Reisende von Mitgliedern
genau berechneten Hofesdienste ab- des Raths und von der reitenden Bur-
tun, in zweiten arbeitete >em Dienst- gerschaft begleitet wurden Auf Torens-
voll nur aus j einem Gesindes- berg, unweit Dumpens Gelegenheit, 172
lande Die Geldpacht betrug 4, 5 1768 60 Die Gelegenheit, welche in
und mehr Rubel vom Thalerwert dem andern Lehn belegen, 185 757,
Landes. I m I 1868 wurde bei Auf- Eigener, die ihre Hofe nnd Gelegenhei-
hebung der Frone nur Geldpacht fm ten an der Duna haben, 185 328 —
die Nutznießung emes Genndes zuge- Einige schemen Hofchen und Gelegenheit
laften zu unterscheiden Daher heißt es m
Geldpacht«, 1 Geldpacht emer Bekanntm v. 1825 in 174. 30 7:
Geldposten dei, Geld>umme Die den Besitzern von Hofchen und soge-
Bürger haben große Geldposten dahin nannten Gelegenheiten Gelegenheiten
gewaget (nach Nußland als Vor!chu>b zu sind hier die kleinen Gutchen bei der
Ankaufen geschickt), 349 XVII Gew Stadt Ebendaher sagt wol auch Brotze
noch heute, m GrimmL Wtb au>o Campe. in , Denkmälern (394. Register 135)
Geldprotze, de,. Giunms Wtb fürt Hofchen oder Gelegenheit, welches letzte
auf Broh plumper Menlch zurilck Wahr- Wort man gewohnlich für kleine Hofchen
scheinlich ist Vrotz Kröte, die sich auf- oder Besitzungen an der Petersburger
bläht Straße benutzt. — vgl. Grimms Wtb.
Geldsack, reicher Mensch. Gew 5 d — 2) Wohnung, von Bergmann
Geldsplldlmg die, und Geldsplllung, (2l0) erl art. Eine G. von 2 Stuben,
Geldverschwendung Geldaufwand Er- 172 <769; bequeme Gelegenheiten für
steres m 195 II 802. Melchior Fuchs, Fremde, 172 1769, Wohngelegenheiten
letzteres ebenda m Hennings Chronik mit Ctcillraum, 172 1771, Gelegen-
281. I n 195 unrichtig erklärt Geld- heit, die sogleich zu beziehen ist, 172
sendung, Aufwand — Von spllden od 1787, zwei Unten-Gelegenherten, 172
spillen ausschütten, verschwenden. Zu 1804, die Gelegenheiten unten, oben im
Gilmms Wtb Hause, d h Wohnungen I n 176
Geldverlegenheit. I n Geldverlegen^ 182' 90 die Worte, so hausig an
heit, ,n Geldverlegenheiten sein oder sich Fenstern, Thuren und Wanden unsrer
befinden Stadt Riga zu lesen „Hier ist eme Ge-
Geldzaler. Zahlmeister und Geldzah- legenheit zu veilmethen" — konnten io
ler in einem Negmnnt, 172 1796, 562 leicht verändert u an Stelle icnes Wor-
Vermutlich Wiedergabe von ruß o^ei- tes das,so ganz den Gegenstand umfassende
5285 Auch ,n Pawlowsly's russ. Wvr- „Wohnung stehen — Jetzt kaum' vgl
buch Grimms Wtb l e ß und 5 cl —
Gelegenheit 1) kleiner Landbesitz 3) auf einem Landbesitze Befindliches
oder, wlc Hupel erklärt, Hofchen. Daher Das Gut Neuermuhlen mit allen dazu
g,bt u gab es bei Riga stockeshof oder gehörigen Gelegenheiten an Ackern,
Rockens Gelegenheit Veckershof oder Wiesen, Wald Fischereien und Fisch-
Gelegenheitsursache — G e l e i t u n g . 333
wassern, sammt allen anderen Pertinen- chen gleichen Rang, 182. I. vgl. Grimms
tien und Zugehörungen, ebda 9; die Wtb. unter Gelehrtenbank.
Priester müssen sich solcher Dinge ent- I n Riga unterscheidet man gelehrte
halten, dafsrne sie nicht ihrer Ämter und und kaufmännische Ratsherren und
Gelegenheiten wollen verlustiret werden, Bürgermeister; auch in Reval: gelehrter
193. II. 2. 1824. Dann übergehend in Bürgermeister (390c. 54); in Dorpat
4) Pfarrstelle. Begäbe es sich, daß Je- dagegen: literater Rathsherr!
manden — eine Gelegenheit bewilligt Gelehrter. Einen Gelehrten aus-
wird, welche er noch nicht antreten kön- machen, stud.. ein Art Trintzweikampf.
nen. 193. l l . 2. 1823; zanksüchtige Prie- — Man machte Gelehrten aus ohne
ster sollen ihres Amtes und ihrer Gele- Ende. Das „Gelehrten Ausmachen" ist
genheit entsetzt werden, ebda 1823. vgl. ein Trinlduell, 465. 99.
Grimms Wtb. 5. ü. Wie im schwedischen Geleise, das, fast ungebräuchlich, da-
präzMßeudst, Pfarrstelle, Pfarre. — für: Gleis. Auch in Zusammensetzung:
5) heimliches Gemach, Abtritt, Örtchen. entgleisen, nicht entgeleisen, Entgleisung,
Oft hört man: wo ist die Gelegenheit? nicht Entgelelsung — welche sich im
Wie in Pommern: wo is hier de Ge- Elsenbanwesen jetzt „durchsetzen" sollen,
legenheit? Auch in Deutschland, vgl. wie Grimms Wtb. behauptet. Dasselbe
Grimms Wtb. 1. e. X. — 6) Verhält- stellt Leise als ursprüngliche und ältere
nisse, Umstände, Beschaffenheit und Gestalt auf. Das „ältere" scheint sich
Ortlichkeit. Welche ihnen alle Gelegen- aus den Jahren des Vorkommens nicht
heit des Schlosses vertundschaftet hatten, zu ergeben; das „ursprüngliche" wird
195. rot. Buch. 786. Der Dieb kannte bedenklich, wenn man sich erinnert der
die Hausgelegenheit. — Dieser Zeit entsprechenden Wortbildungen im Grie»
Gelegenheit nach, 255; nach Gelegen- chischen. Lateinischen und Russischen.
heit und damals gestalten Sachen, Wie nämlich ^poxl« Rundung des Ra-
193. Henning 257; der Arrenda- des und Gleis auf -rpa/^e Rad, or-
tor sehe alsdann die Gelegenheit, 193. Kita Gleis auf orbig Rad, roHe»nua, u.
II. 2. 1216, „beherzige die Umstände;" «0Heo5»2La Gleis auf no^o u. «o^eeo
eine Malzeit seiner Gelegenheit nach Rad zurückgeht, so kann auch Geleise,
thun, 255; als ordnet l5. E.Rath der Sa- nd. lese, urverwandt sein mit ro^ero
chen Beschaffenheit nach und dieses Orts Rad und no^isH Gelelse, Radspur, Furche
Gelegenheit nach, 349, V. 1 : nach Ge- durch die Räder. Geleise könnte daher
legenheit und gewandter Sachen nach, nicht ursprünglich Färte, sondern Rad-
349. IV. 5; nach Gelegenheit der Zeit spur sein.
bauen, 365. I . 1667; nach Gelegenheit, geleiten. Da einer des andern Bau-
wie die Waysenherrn ihr Verhalten ein- ern geleitet hätte, soll er denselben aus-
zeugen, 75. M i t einem Rasenden hat zuantworten schuldig sein, 192. I I . 8.
es eine andere Gelegenheit, 352. XVIII., I . 1570; da ein Bauer von dem, der
ist es ein anderer Fall. ihn geleitet, nicht ausgeantwortet würde,
Gelegenheitsursache, eausk oocazionali?, ebda. Zu Grimms Wtb. vgl. Geleiter
bei Ärzten. u. Abgeleitung.
Gelegenheitsverkauf,wieGelegrnheits- Geleiter. Da ein verstrichener Bauer
kauf. I n einer Anzeige: Gelegenheits- einen Todtschlag geübet, soll der Ge-
kauf: Dielenläufer für fremde Rechnung leiter oder Aufnehmer für den Bauern
billig zu verkaufen, rig. Ztg. 1882. 186. stehen, 192. II. 8. I . 1570.
Gelegenschaft, Besitzlichkeit. Gelegen- geleitsagen. Wollte etzliche Noya-
schaften, rig. Ztg. 1881. 231. Zuwei- ren mit etzlichen Reutern verordenen,
len. de den Herrn Bischof nach Faltena be-
gelegenheitlich. Gelegenheitliche Ur- leitsagen sollen, auch de andere Bürger
sachen, Canstatts spez. Therapie IV. 465, mit ihren Frauen und Kindern — etz»
occasionnelle. liche Meilen Weges geleitsagen lassen,
gelegte und gerollte Matten, 172. 194. Nyft., d. h. der Sicherheit wegen
1801. 471. Geleite geben; etzliche ausschicken, de ih-
gelehrt. I n Dörpt wurde 1630 ein me in die Stadt geleitsagen möchten,
Hofgericht errichtet, und in diesem eine ebda; ist ein gantzer Haufen derselben
adliche und eine gelehrte Bank consti^u- geleitsagt mit Weyklagen, Heulen und
irt, 350. XI. 1 ; die Hofsge>icht^asieiso- Weinen, 196. I. 475.
ren der Gelehrten-Bank bekamen Geleitnng. Die G. der Braut in ihr
schon zu schwed. Zeiten mit den Adli- Haus; unordentliche G. der Fuhren.
23
334 gelenk — Gemach.

gelenl, me gelenke; ebenso ungelenk. Wörterbüchern, nur m der Bed. von


Gelenlflüssigleit, bei Ärzten st. Glied- Kasten angefurt. Gegen den slawischen
wasser. Ursprung des Wortes, sagt er, spreche
Gelenlhöle, die, an verschiedenen Kno- dessen geringe Verbreitung I n der
chen des Menschen u. der Thiere. Bed. von Kasten, Kiste findet sich näpb
GelenNnotcn, Überbem. wieder rm Altnordischen als 1»r, rm
Gelentreihen, das, Gelenkrheuma Finnischen als laan.)
Unterschieden von Gliederreißen, Rheu- Gelöse, das Das G. aus dem Nach-
matismus überhaupt, oder nicht gerade lasse, 172. 1828 (Wenden), Erlös, Ge-
in den Gelenken. lostes
gelenkt, arttculirt, m der Pflanzen- Gelsucht, Gelbsucht. I n 444. 1780.
kunde, von Blattern vgl Gnmms Wtb Geelsucht.
unter Deckel Sp 886. 2. gelt, unfruchtbar. I n Gnmms Wtb.
Gelgößchen, das, Goldammer. Bei übersehen russ. «^»2 u Ä^oLus m der-
Gadebusch (325) Gehlgoslen bei Sten- selben Bed und ÄÄ0L2ll,a gelte Kuh.
der Gehlgoßchen Geltendmachung, die. Oft dre G.
gelieben, belieben Dre da Bruder seiner Rechte.
werden wollen, gelieben sich bei^ der sGeluch, das, Wiesenplatz, der noch
Docken anzugeben, - spricht der Alter» Nicht urbar gemacht ist, Gadebusch (325)
mann in 275 61 — I n den Erlassen aus Pommern, und stellt damit das
des ng. Conimandanten Emme im I llvl Lucht zusammen Gnmms Wtb
1812 w,rd dies Wort als ferner und fmt Geluch auf, sumpfige Gegend. Nicht
hoflicher als belieben und entsprechend auf Loh zuruckzuleiten, wie Gnmms
dem russ. LWoFnik benutzt. Gelieben Wtb. angibt, fondern auf slaw Lug
Ew. Excellenz zu befehlen, 196. XIII vgl dazu Lucht Auch russ. ÄÄOVuna,
153, «n wohledler Nath geliebe, ebda unbearbeitetes vernachlässigtes Land-
155; wolle der Rath gelieben, ebda stuck entspricht in der Bed dem pom-
156; die Polizeiverwaltung geliebe, zu merschen Geluch^
verfugen, ebda. 162, nach Empfange Gemach, das, Behausung, Wonung,
dieses gelieben Sie, ebda 172, nach ehemals und ausschließlich auf Ordens-
Gelieben des Kaisers Nach Gmmms gebietiger bezogen Furstenberg hat vom
Wtb. 4 e ß u 5 2 eme Redewen- Meisteramte abgedankt und hat sein
dung des 16. und 17. Iahrh. Gemach auf Fellm gekoren, 350. IV,
gelind. Da wo das Land klein von Compthm, der fem G. aufm Hause T.
Erden oder Torffe ist, muß man gelinde hatte, 195. Henning 216, dankte ab von
Eggen haben, 329. 4, vermutlich stach der Hermeisterschaft und nahm sein G
greifende. Auf gelindem Feuer kochen, m Deutschland, 194. Nyft 2«; der
schwachem, em gelinder Ofen, nicht hei- Her Meister hat zu seinem Ansitz und
ßer. — Das Wetter schlug zum Gelin- G das Schloß V erwehlet, 195 Henning
den um, wurde gellnd Chr. 232 Von den Herausgebern von
gellen. Grimms Wtb. sagt, daß aus- 195 erklärt Ruhestand, Ruheort, rn
wärtige unmittelbare Verwandtschaft Russow's Ehr Gemack — Gemach, das
Nicht vorhanden sei vgl. aber dazu und gemach (Nw) werden m Gnmms
rllAHH Geschrei, Lärm und r o n ^ Ton, Wtb. zusammen aufgefmt und dadurch
Schall, Lärm, Wiederhat!, Knall, wel- die Übersichtlichkeit erschwert Wenn
chem mhd. Gol (vgl in Gnmms Wtb. Gemach, gemach und gemächlich mit ma-
1. d) nahe liegt vgl. Galt. chen, wie wol nicht zu bezweifeln ist,
Gelsffte, das, Gelübde, Versprechen, zusammenzustellen ist, so scheint dies
351. XVI!. 20. doch nicht ganz unbedenklich rn Bezug
^Gelörsch, Schacht von geringer Tiefe. auf mahllg — allmallg. Man kann
Alle Schreibungen dieses Wortes und bei diesen einerseits an Mal--Zeit,
insbesondere auch die Unbestimmtheit Zweck, Maß denken — demnach miilig —
der Schreibung: Gelertzsche, Gelortzsch, mäßig, langsam und geziemend, passend;
Gelorsche u s. w. deuten auf fremden andrerseits an slaw. malo memg, russ.
und zwar slawischen Ursprung Man N2H0 uo A2F7 allmallg. Ware ein Zu-
mogte an Hg.pb denken, welches im Berg- sammenhang glaubhaft, so wäre nicht,
wesen bedeutet: Ausflußgraben, Fahr- wie Grimms Wtb angibt, der Guttural
buchse, Boderig u. a. Indessen ist 23,^, des Wortes machlich für die Aussprache
nach Mlkloftch (etymolog Wtb), nur verloren gegangen und nicht erst durch
russisch und von ihm, w:e von alteren diesen Verlust mallg, melig, metlig ent-
Gemäch — gemein. 335

standen. Die nicht in Verbindung zu Gemal ( - ) , das, Gemüll, Fegliss.


bringenden Bedeutungen von mählig vgl. in Grimms Wtb. Gemöll und Ge-
(geziemend und langsam) lassensichaus müll. Wol kein eigentlich hiesiges Wort,
machen schwerlich erklären. Zusammen- ebenso wenig wie Gemältasten.
lautungen können oft genug zu I r r t ü - Gemälin, st. Gemalin, ehemals in
mern veranlassen. So wird die Bed. des Druckschriften, z. B. in 223: Gemahlin,
Wortes Mache (Grimms Wtb. 1363. 3): vgl. Grimms Wtb. I); heute oft im
in Leipzig, Halle a/S., Lausitz, Scherz.
Schlesien das Fett, das an Gemüse ge- Gemältasten, Feglisskasten in Höfen
than wird, die Schmelze, die es eßbar oder sonst wo, Müllkasten.
macht, — aus machen erklärt. Das Gemansch, das, auch Gemantsch, für
Vorkommen dieser Ved. in ursprünglich Gemansche oder Gemantsche in Grimms
slawischen Gegenden macht jedoch die Wtb. Bei Ge-Würtern wird in der
Deutung bedenklich; und man dürfte Aussprache bei uns das End-e gewön-
denken an »2.W Schmiere, Salbe, ua- lich weggelassen.
3ail> schmieren mit Fett. Gemarkung. I m I . 1672 begehrten
Gemäch (u), das. Gemacht, die Ge- die Stände, daß alle Mißbräuche ab-
schlechtsteile. Hier, wie es scheint, im geschaft werden sollen, welche unter
Sinne von Unterbauch oder Gegend der dem Namen adelicher Freyhöfe und ih-
Geschlechtsteile. Daher: einen Schlag rer Gemarkung gegen die Privilegien
oder Fußstoß an oder vor das Gemäch und das Placat v. 1638 eingerissen
erhalten. Entsprechend etwa dem latein. seyn möchten, 157. I I . 312. Zu Grimms
inßnen uud wol dasselbe was Brüche, Wtb. des Alters wegen!
s. Gemacht. Gemätsch, das. Dieser Meth (aus
Gemächlichkeit, Wirtschaft -Bequem- reinem Honig) unterscheidet sich sehr
lichkeit. Nur in der Vz., wenn auf eine von dem Gemätsch von Schlüsselblumen,
Wonung bezogen, doch jetzt kaum noch Hopfen, Gewürzen aller Art, welches
zu hören. Herberge von 4 Zimmern alles ihn verdirbt und unschmackhaft
und anderen Gemächlichkeiten, 172.1785. macht. 176. 1830.179. Ob zusammen-
453. vgl. Grimms Wtb. 2). gemanschtes Gebräu oder Mischmasche-
Gemächt, das, 1) Geschöpf, Mach- rei?
werk. Vom Scheitel zur Zeh' bist du Gemäß ( - ) , das, in Grimms Wtb.
ein leichtes Gemächt, K. Petersen in und bei Gadebusch Gemäß, Maß. M i t
321. 98; du Marzipangemiicht vom undeutschem Gemäß und Gewichte emp-
Zuckerbäcker, ebda. 119. I m sonstigen fangen, 330. 5. Das revalsche Gemäß
Leben wol stets ungebräuchlich gewesen. sollte in Dorpat eingeführt werden,
Zu Grimms Wtb. 4. e. — 2) männ- 180. IV. 2. 670; ein Gemäß flüssiger
liche Geschlechtsteile in ihrer Gesammt- Dinge, 325. Richtiges Gemäß halten,
heit, als zusammengehörendes Ganzes, Maße. Ungebräuchlich.
vgl. 372. II. 318. Das Gemiichtchen Gematsch u. Gematsche (o), das, 1)
des Säuglings. Sallmann (390e. 46) Gemenge, Gemisch, in Bezug auf brei-
schreibt Gemachte, und weist auf den artige Dinge, insbesondre, wenn zu-
Mittelrhein, wo das Gemachte vorkommt. gleich ein Bearbeiten desselben mit den
M i t Unrecht meint er, a. a. O>, von Händen — ein Matschen stattfindet od.
diesem und ein.r Reihe andrer Wör- stattgefunden hat. 2) Matfchen. Sind
ter, dass wir sie aus allen Gauen die Dinge dünnflüssig, so dafür Ge-
Deutschlands geholt haben. Es sind mantsch und Manischen. Ähnlich in
vielmehr Ausdrücke, die ursprünglich 476.
wol überall der deutschen Sprache an- gemein. Bezogen 1) auf etwas All-
gehört haben, aber entweder ungebräuch- gemeines, dem Allgemeinen Gehöriges.
lich geworden oder in den Wörterbü- Jemand, welcher Bcmerhütten auf ge-
chern nicht bezeugt sind. — Gemächt meinem Platz aufgesetzt hat, 185. 5 0 1 ;
scheint seltner zu hören als Gemäch, eine gemeine Landlade aufrichten, 193.
entgegen dem hiesigen Gebrauch, ein II. 175, d. h. allgemeine Casse der im
auslautendes t anzufügen, z. B. in Ge- Lande Eingesessenen, Ritterschaftscasse;
stillt!», ebend u. a. Auch die Gestal- gegen Ende des 16. Jährt), erhalt die
tung: das Gemachte begegnet, zuerst in rig. Stadtcafse den Namen des gemei-
444, 1780, dann bei Buddenbrock (Übers, nen Stadtkllstens, und 1604 wird von
d. liest. Ritterr. im Inhaltsverz.): Ge- einer gemeinen Accise gesprochen. 2)
machte eines Mannes. auf die Bürgerschaft. Und damit die
23'
ZZß Gemeinde — Gemeidelade

gemeine Bürgerschaft alse daß, — 344. vornehmen, welch' ein Abstand! 454
1 ; Rath und Gememe — Bürgerschaft, I. 121 — Gemein heißt der Russe em
ebda; von zwo Eltesten und zwo aus Gegensatz zu dem gebildeten, nicht gerade
der gemeinen Bruderschaft, 275 Im zu dem vornehmen, — lmmertnn sehr
Gegensatz zu dem Burgerausschusse od auffallend, da man niemals von gemei-
den Ältesten hießen die Mngen gememe nen Deut'chen, Letten, Esten, Franzi
Bruder oder gememe Burger. Die ge sen oder Engländern spricht.— Von ge-
meinen Bürger und Handwerksfrawen, mein stammt wol d. russ Nw. «nirui.,
309° I . 1593. s Ältestenbant und Ge- schlecht, schlimm
meinheit. 3) auf den Rat und die Gememde, die, Gesammthcit der Ge-
Bürgerschaft. I n gemeiner Raths- und memdeglieder, hauvtsachtlich Bauer- od
der Gemeinde Versammlung, 349. VII. Landgemeinde. Daher die Zusammen-
1, d h gemeinschaftlicher, wo Rat und setzungen Gemeindealtester, Gememde-
Gemeine zusammen tagten 4) auf Ä l - gericht, Gememdegewalten u. v a Aus-
terleute, Schwarzhauvter u. A In drucke, welche sich m der neuen Land-
§ 50 des Schragens d. rig. Kauft, von qememdeordnung von 1865 fmden
1354 in äer oläerluäs m^nne unüe an Für die Stadtgemeinden seltsamer Weise
besten unäe äer ^Iiewsnen KampHni«, verdrängt durch Commune uno in den
was Frollch (1613) ubersent der Alter- Zusammensetzungen mit Communal.
leute, Eltisten und gantzen Comvanle. vgl Gemeine — Der Begriff von Ge-
I n d Schrägen d rig. Schwarzhaup^er memdegrund od gemeinschaftlicher Be-
v. 1416 * üe Leme^ne zslskoz» äe Livar- sitz, gemeinschaftliches Leben u a ist
ten doveäo Abwechselnd dafür num uns, wie es schemt, i m m e r , wenigstens
So m dem Schrägen d rig Kaust v in neurer Zelt durchaus, fremd ge»
1354 üe meno li»mog,nie van äen Kap- wesen Es will uns daher auch Nicht
Inäeu, und in d Einleitung dazu äs glaublich erscheinen, dass der ursprüng-
inene Kumplinie be^cle ssast. uväe borI- liche Begriff von Gemeinde, wie Grimms
der van äsn Kopluclen, was Frolich Wtb annimmt, der Gemeindebesitz od.
(1610) also wiedergibt die allgemeine gemeinschaftliche Grün sei.
Comvaney, beide Bürgern und Geste Gemeindealtester, Vorstand einer
von den Kaufleuten (haben sich m der Landgemeinde. — Die Gemeindealtesten
Stadt Riga vereiniget) 5) auf die der kunschen Könige heißen Bur-(Bau«
Landstande Nachdem wir auf gemei- er-) melster, A v Tldebohl m 196
nes) Stande einhelliges Mitbewllligen, VIII I n Grimms Wtb als m Sachsen
350 XVIII 1.I 1555, geschehen» gegeben gebräuchlich angezeigt
auf gemeiner Landes Verschreibung, Gememdebanl. Gememdebanken gibt
192. II 9 222 s Gemeinheit 2) es m Riga, Dorvat, Pernau u s w
6) auf die Hansestädte Die Abge- Gemeindebesitz, Gemeindeland, der
sandten gemeiner An- Sehe- Statte, russischen Bauern in einzelnen Teilen
349 XX 4 ; die auf den 2 J u l i ver- des Reichs. Russische Bauern, die im
schnebenen Betagungen gemeiner Hanse- Gemeindebesitz leben, rig. Ztg 1882
städte, 345. 3 1 ; äs Femeue Kopuian, äe 246; die Aussicht, den ihm (demBauern)
xemeuen steäs, 399. I?. 927, nach Schil- aus dem Gemelndefttz zugefallenen Land-
ler«Lubben: die sammtlichcn (zur Hanse anthell einzubüßen, ebda, der bauerli-
gehörigen) Kaufleute u. Städte. 7) auf che G. ist nicht dazu angethan, ebda.
Russen bezogen Em gemeiner Rujse Gemeindefeld, im Narwaschen, 176.
uvooioL pveorill ^ezo»Hr5, pvooN» 1838. 2
uvaeioHVML^, franz wou^il», ein Russe Gemeindegericht. Die Bauergemem-
aus dein Volte, der ungebildete, so wie denstehenunter Gememdegnchten, 183;
er geboren und aufgewachsen ist, ohne das G halt seine Sitzungen im Ge-
Velecktheit durch die Cliltur Der ge- meuidehauie, ng Ztg 1882. Genleinde«
meine Russe ist kräftig, arbeitsam, an- gerichte stnd in Kurland zuAnfang dieses
stellig, listig, nicht zuuerlaistg. Dieses Iahrh gegründet worden, es sind Bauer-
Buch wurde in den Händen eines ge- gerichte, aus örtlichen Bauern zusammen-
meinen Russen gefunden, I C Vivtze gesetzt , Vorsitzer ist der Gememderlchter.
zu Ende d. vorigen Jahrs), vgl. 466 Gemeindegnt
XXII, von der durch Nationalsttte ab- Gemelndetasse, s Gebietslade
geharteten Constitution des gemeinen Gnueindelade, die, Kasten, ,n der die
Ruften bis zu dem durch ausländische Schriften u. Gelder der Nauergememde
Verfeinerung geschwächten Körperbau des aufbewart werden. Gnmms Wtb. sagt
Gemeindeland — Gemorte. 337

der ältere Ausdruck für das Gemeinde« ster und ErMschof, daß als Bevoll-
archtv emer Dorfgemeinde. Diese Er« mächtigte gesandt werden sollten:
klarung für uns mcht zutreffend' vom Orden zw« aus demselben, zwei
Gemeindeland, der rufs Bauern, das Rathe und zw« aus der Gemeinheit,
der Bauerschaft eines Dorfes gemein- d h von der Ritterschaft der Ordens-
schaftlich gehörende Land. lande, und von den Städten: zwei aus
Gemeindeländerei. Die im Patri dem Rathe u. zw« aus der Gemeinheit
momlllyeblet der meisten Städte befind- (Bürgerschaft), 347 I. 2 392. 3) die
lichen Gemeindelandereien, insbesondere gemeine Burgerschaft, entgegen den Al-
Viehweiden, welche zum Gemeingebrauch testen Aus der Gemeinheit Georg
der Gemeindeglieder bestimmt find, find Plonmes u. Ch. Gluckmaun als Bevoll-
m mehreren kleinen Städten von al- mächtigte, 349. IV. 11. — Zu Gnmms
tersher zum Theil in sog. Schnüre od. Nlb Jetzt wol ungebräuchlich
Schnurlandereien zersplittert, welche ein Gemeinheitsgnt. Auf Krons- u Ge-
zelnen Gemeindegliedern zur Benutzung, melnheitsgüthern, 147.
meist gegen Entrichtung emes Grund- Gemeinjah«, das gemeine Jahr, entge«
zinses, vergeben werden, 154 I. S 156. gendemSchaltjllhr I n der neueren Z n t m
Gemeinderichter, f. Gememdegerlcht allen rlg Kalendern welchesem Gemem.
Gemeinderolle, die Jahr ist von365Tagen.Früher em gemei-
Gemeindeschreiber, nur auf dem Lande, nes Jahr I n Gnmms Wtb. heißt es Ge»
für Landgemeinden memjahr, gewöhnlicher gemeines Jahr
Gemeindeverfassnnq. Gemeinschaft, die, Gemeinheit, Ge-
Gemeindezweck. Zu Gemeindezwecken. meindeland. Eichen auf die (der) G.
Gemeine, die, Gesammtheit der Bür- zu hauen, 185. 522; finden sich auf der
ger. Die Gemeine und ihr Ausschuß, G Eichen, ebda. Wol me recht gebräuch-
344. 1 ; es gestnnet die ganze G. in al- lich gewesen u dem Schwedischen nach-
ler Unterdienstllchkelt, E E. Ruth wolle, gebildet. Zu Gnmms Wtb.
ebda, well es aber eme ganze (r) Stadt aememschaften, z l , das Abendmahl
Sache ist, sein (sind) Slterle«te u Sl- nemen Selten Zu Grimms Wtb
testen bn ihrer Meinung verhauet und Nie lat communicHre und russ ooos-
(haben) sich auf die ganze G. berufen,
274, soll die Ältestenbanl ein rechtma Gemeinschaftswaldnng.Gemelnschllfts-
ßiger Ausschuß fem, fo michen die El- waldungen, 193. II 325, „die der Ge-
testen von der ganzen G der großen meinheit zugehörigen "
Gilde ausgeschofien und erwählet sein, Gemeinschnldner. I n Grimms Wtb.
349. IV. 1 1 , die gemeine laten nnr (dein aus Campe angefurt und hinzugefügt,
Altermann) von der Docken erbieten, ob „noch z. B m Frantsurt a/M." H,er
ich gestatten wolle. 335 253 I 1602 ganz gewonllch Alle diejenigen, welche
Gemeingebrauch. Viehweiden, welche dem Gemeinschuldner verschuldet sind
zum G der Gememdeglieder bestimmt sind, (dem in Concurs Geratenen)
154 I. 156 gemelnschnldnensch Gememschuldne-
Gemeinheit, die, 1) emer Gemeinde rische Sachen, 172 1798 Gew.
gemeinschaftlich gehörendes Land. Die Gemeinwohlsmann.
Gemeinheiten bei Städten und Dorfern Gemenglage, die Die G. der ein-
nehmen 160 ^ , Werst ein. 350 XVlll zelnen Feld- und Heustucke, iig Zig
5; sind zwei Dorfer, die Gemeinheit 1883. 48, aus Ösel. s. Streulegung.
haben an Äckern, Wresen u. s w , der gemengt Korn oder Futter, 353 73
Gemeinheit mag ein Jeder gebrauchen, gemischte Behörde, aus Vertretern d.
194. N L R. 179; auf die G. mag Regirung und der Stande zusammen-
Niemand Wohnung setzen; streitet em gesetzte Behörde Den gemischten Be-
Mann i n der G. Elgenthum zu sich, Horden war noch 1869 durch Kaiser
ebda, die Nauerschaft dieser Gemein- Alexander II. das Recht zuerkannt, sich
heiten 193. I I . 2. 1184; alle Bauern, der deutschen Sprache als Geschafts-
die entweder der Krone, oder Gemein- svrache zu bedienen; 1885 ist durch
heiten oder Gutsherrschllften gehören, Senatsbeschluss die russische Sprache
147. — 2) die Ritterschaft ohne die verordnet
Rate. Sechs Personen, zwei von un- Gemorte (-), das, Mor, Gemor. I n
seren Raten, zwei aus unserm Orden den Heuschlagen und Gemorte, 196. I.
und zwei aus der Gemeinheit. 350 471 I . 1558 „Hängt wahrsch«nllch
XVIII 1, elmgten sich 1555 Ordensmn- mit Moor, Gemoor zusammen u mag
338 G e m ü l l — Generalconsistorium.

morastiges Land, nasse Wiesen bedeu- general. M i t diesem Worte wird in


ten." Gemörte u. Gemör ist mnd. für Zusammensetzungen noch immer Miss-
das in Grimms Wtb. verzeichnete Ge- gebrauch getrieben. Generalsturm, Ge.
mör und Gemös, od. Gemöse, Sumpf- neralrevision, Generalbeichte u. v. a.
land. lassen sich ebenso gut nennen allgemei-
Gemüll, das, in Grimms Wtb. Ge« ner Sturm, allgemeine R. od. Beichte. —
mülle, d. i. Staub, Schutt, Auskehricht. Generaleinschätzung der Immobilien Ri-
Schwarze Erde, Schmutz, Gemülle. 175. gas im I . 1879, allgemeine Ein-
1858. 259. I n Schiller-Lübben zemul schätzung, Gesammtschiitzung, Schätzung
Staub. Die in Grimms Wtb. verzeich- aller Befitzlichkeiten. vgl. ß. 68 des Ent-
neten Belege aus Ostpreußen, Königs- wurfs zur Instr. v. 1879. General-
berg u. aus Adelung weisen alle unsre postmeister kann mit Oberpostmeister,
Wortgestalt, nämlich Gemüll, nicht Ge- mit Oberverwaltender oder Minister
mülle auf. vgl. Gemiil. Wol kein eigent- des Postwesens wiedergegeben werden.
lich hiesiges, sondern neuerlichst herge- Einen Genemlabt gibt es in d.
brachtes, s. d. folg. u. Gemiil. griech. russ. Kirche nicht u. das russ.
Grmnlllusten, der, Schutt- od. Feg« Archimandrit ist einfach Abt oder Vor-
lisstllsten, Müllkasten. Die Fallthüren steher eines Klosters. — Generalsuper-
von Kellern u. Gemüllkasten, rig. Ztg. intendenten gibt es in d. Protest. Kir-
1867. 4. che Russlands. Von einem General-
Gemüsefrau, Gemüse verkaufende concurs und Generalvollmachten sprechen
Marktfrau, auch Gartenfrau genannt. die Gerichte. Für Generalversammlung
Gemüsegartner. Russische G., Gar- liest man zuweilen Allgemeinversammlung
tenrussen, 0l0Zl0M«Xll. oder allgemeine Versammlung. Gene-
Gemüseruffe, der, Grünrusse, 26ÄLU- ral-Inventarium der Stadt Riga von
n^nil'b, Russe, welcher Gemüse umher- 1677. vgl. 477. — Voller General, russ.
trägt, feil bietet od. damit handelt, vgl. N0Ä2«L reuspÄÄ'b, ist der im Range
Grünlerl u. Gartenrusse. dem Generallieutenant vorausgehende,
Gemüsesämerei. Gemüsesämereien, 172. 6en«a1 en ckef. Er ist vom General-
1823. lieutenant zum vollen General beför«
Gemüsetifch, Verkaufsstand für Ge- dert, rig. Ztg. 1881. 22; er ist voller
müse, auf dem rig. Markte. General.
Gemüseweib, der derbere Ausdruck Generalbrückenmeister. I m (schwed.)
für Gemüsefrau. Patent wegen des Straßen- u. Wege-
Gemüt. Oft hört man: sich etwas baues v. 1640 wird ein General-Nrück-
zu Gemüte ziehen u. darüber den Ver- meister Wiesen ernannt, der auf alle
stand verlieren; er zog sich das so sehr Wege Acht haben u. darauf sehen soll,
zu Gemüte, dass er sich eine Kugel dass jedes Gut. nach der ihm zuer-
durch den Kopf schoss. kannten Hatenzahl, die bestimmte Länge
gemütskrant, nicht melkuebolionL, wie verfertige. Dass dieser Wiesen der
in Grimms Wtb., sondern geisteskrank. Stammvater der russ.chouk-Vsäaübsei,
Doch als milderer Ausdruck oder für wird zweifelhaft durch die Angabe des
ein geringeres Selenleiden benutzt. O6MM leptioLUllV!», in welchem (UI.
gen, soll „durch rasches Sprechen aus 41) es heißt, dass bei der Eroberung
gegen gekürzt" sein. Das ist zu bezwei- Livlands durch Ioann in Gefangen-
feln. Man findet gen in alten Schrif- schaft gerieten der Ordensritter Baron
ten, u. kann nur behaupten, nicht aber Peter Wifin mit seinem Sohn Denis,
beweisen, dass man gen im raschen und dass ein Enkel Peters, Juri Denis'
„Sprechen" gekürzt habe. Auch die Sohn den griech. Glauben annahm.
heutige Sprache kürzt gegen niemals zu Generalconsistorium, das, unter der
gen. Benennung: evangelisches Reichs-Ge«
Genade, st. Gnade. Statt Gnade dir neralconsistorium im I . 1819 errichtet,
Gott! sprechen wir gewönlich: Genade — vorübergehend auch: evangelisches
dir Gott, Genade ihm dann Gott. Oberconsistorium genannt. Demselben
genamt, mit Namen. Gesinde, Dob- sind alle evangelischen Consistorien, die
belncl genahmt. 349. XIX. I . 1723. litausche evangelische Synode, die evangel.
genemen, genemigen. Dass er (der Geistlichkeit und Kirchen und Gemeinden
Administrator) Alles genehme, stet und untergeordnet. Erster Präsident Gen.
fest halten wolte, 195. Kizt.. mut. reß. Lieut. Graf Lieven, erster Vicepriisident
302. Auch jetzt. Statsrat Pesarovius.
Generaleinfchätzung — genotsachen. 339

Generaleinfchätzung der Immobilien uuo2 scheint dagegen mit Nacken zusam-


in Riga 1879, statt: allgemeine Ein- menzustehen, nicht mit Genick. — Einem
schätzung, Schätzung aller Nützlichkeiten. das Genick umdrehen, st. den Hals.
Generalgouvernement, Provinz oder Vom Geflügel, bei dem es zuweilen
Provinzen, denen ein Generalgouver- geschieht, auf Menschen angewandt: er-
neur vorgesetzt ist. I n eurem G., 349. würgen, tödten
II. I . 1699. Genickftoß, was d. f.
Geueraltammerer, ehemals in Riga, Genickstnck, Genickstoß, Stoß mit der
Schatz- oder Rentmeister, der die Ge- Faust ins Genick, Nackenstoß. Einem
halte auszalte. Zu schwed. Zeit und Genickstücke geben; mir einem G. flog
selbst zu russischer. E i n solcher wird er zur Thür hinaus. Gew. Das russ.
1733 erwänt. iMLL'b ist ein Faustschlag auf den
General > Ökonomie - Director, oder Kopf, aber auch auf den Nacken.
kürzer General-Directeur, führte vor- genießen. Einige sprechen: ich genaß
mals in Liestand die Oberaufsicht über eine Suppe st. genoss. — Man sagt:
alle Kronseinkünfte von den Landgütern. Sehen Sie die Öhrfeigen als genossen
Jetzt besorgt dies der Kameralhof. Hu- an, d. h. als wenn Sie dieselben wirk-
pel. lich bekommen haben. Das kannst Du
Generalschwein, in jeder Hinsicht sud- genießen, d. h. haben, erhalten. Schon
liger, schmutziger Mensch. Verschieden in 349. XVII. I . 1704 - 7 : von sol-
somit von Erzschwcin. cher Leuhung nichts wieder zu genießen
Genesmittel, Heilmittel. Körber (435) haben, d. h. von dem geliehenen Gelde
kennt oder gebraucht nur dies Wort, nichts wiederbekommen. Der Gesandte
auch Geneßmittel geschrieben, niemals genoß die Schieße vom Stall, 35t).
Heilmittel. XXVIII. I . 1733, d. h. die Stadt gab sie.
" Genetlatze, (spr. Genett), ein Pelz- geniftelt, gefleckt, fleckig, bei Masern-
tier, FevettH und FinettH, franz. Anette, kranken u. Flecktyphustranken, s. Niste I.
engl, senet. Es scheint zuerst im 16. Geniitel, das, kleinliches Tadeln od.
Iahrh. erwänt zu werden. Vielleicht Nörgeln.
ein russisches Wort, ^euött senoii,) ist Genossene, der, st. Genoss. Die
Genetkatze u. Schuppenbär. Stadt Genossenen u. Fremden, 349. I I .
Genick, das. Adelung und Weigand I . 1637; würden Fremde u. Stadt-
ziehen es zu nicken, Grimms Wtb. zu genofsene Bürger, ebda.
Nacken. Die erste« Anname ist die genotsachen, nötigen. Demnach wir
wahrscheinlichere; das Wort verhält sich genohtsachet sind. 31. I . 1701; genoht-
wol zu dem Zw. nicken, wie das cuss. sachet werden, 185. 380 und 739. Rich-
um» Nacken zu nuxuriz, das Haupt tiger wol auf notsachen zurückzufüren,
neigen. Das russ. im«5 deckt sich mit das übrigens auch nur im Particiv be-
nd. niok. Das franz. uuqne u. span. legt wird.
Ge n e r a le l n schatzun g — g e n u g 339
Generalelnschützung drr Immobilien ,n 349. VVII I 1704—7 von wicher
»n Nlga, 1879, stall allgemeine Clu- Leuhung nichts wieder zu genießen ha-
schal^ung, Schätzung all>!l Vrsitzllchlellr, ben d h. von dem geliehenen Gelde
<<>'eneralgonl,ernement, Vrovluz oder nichts wiederbekommen. Der Gesandte
Prov.nzen dcncn ein Generalgouoer- genoß die Schieße vom Stall 350
neur vorgesel't ist I n eurem G , 349 VX>III I 1733, d h d,e Stadt
N I 1699 gab sie.
Veneraltnmmerer, ehemals in Niga gemstelt, gefleckt fleckig bei Masern-
Schah- oder Nentme»ster der die Ge° tranken u Flecktnphuskranten s. Nistet.
halte ausmalte. Zu schwed Zeit und Oenlttel, das, kleinliches Tadeln od
sclbst ,u russischer <^in solcher wild Nörgeln
1733 elwant Genossene, der, st Genoss Die
General - Atouonlie. Direetor, ode. Stadt Genossenen u Fremde», 349 N
kuiier Genelal-Dlieltel.l führte vor I 1637, würden Fremde und Stndt-
mals m Liefiand d.e Obrraufslcht übe,, qenosiene Vurqel, ebda
alle Kronl-emkunfte von den Landgütern qenotsllchen, nötigen. Demnach wir
IeKt besorgt dirs der <?amerallwf. qenothsachet sind, 31 I . 1701; qenoht«
hupel. ,achet werden, 185 380 u 739 Nlch.
Generalschwnn, in jeder Hinsicht sud- tiger wol auf ilotsacken zuruck^ufuren,
llger, schmutziger Mcnscl' Verschieden das übrigens auch nvr nn Vart,cip be-
somit von Erzschwem legt wird
Venesmittel, Keilmlttel Korbrr (435) genug Nach Grimms Wtb. Ep
kennt oder gebraucht nur dies Wort ^487 <l hat genug sein gedehntes u
auch Geneftmlttel geschrieben, niemals verloren und wird hd stets genuch (^)
Heilmittel. ausgesprochen. Bei uns li't u teils ge-
Genetlalze, sspr Gcmtt), ein Pelz- dehnt, teils geschärft, genug s — ) scheint
tier, ^eilstta und xinett», franz ?e»<tte, Vielen sogar edler als genug (^ü
engl. 3<>net Es scheint zuerst im 16 Die Gestaltung genung ^gespr. qe
Iahrh erwant zn weiden Vielleicht nungl) ist bei nns hausta zu hören,
e,n russisches Wort lei>"tt senoi"b) «st doch nur in wenig gebildet«.»! Mittel-
Genetkatze u. Schuppenbar stände
Nach Grimms Wtb. sSp. 3490. o)
(Genick, das Adelung und Weignnd will oder muss genug dem Worte nach-
zieht.» es zu nuten, Grimms M b zu folgen, de^en Begriff es bestimmt Ve«
Nacken Die erster». Annam' ist die nns steht es bald vor bald nach,
wal'rschelnllchele; das Wort verhalt sich meistens freilich nach z V Er,st ge-
wol ,u dem Zw unk».», wie das russ nug groß und groß genug um anzu-
U2U7. Nacken zu uulln^ii,, das Haupt re.chin, habt »hr genug Brot und Brot
neigen Das rust iiui.,«. deckt stch mit genug? wir haben genug und nicht gr«
nd niclv. Da- franz nu^ue und Ivan nug Zucker m den Dhce getan und wlr
nnclr scheint dagegen mit Nacken zusam- haben Zucker genug und nicht genug
nlen^ustehen, nicht mit Genick — Einem lnnemgeta»; er hat genug Geld und
das Gen.ck umdrehen st den 5als Geld genug, um — , er hat genug Vor-
Voni Geflügel bei dem es zuweilen teil oder Schaden genug gehabt
geschieht, aus Menschen angewandt er- Über und über genug habrn, das ist
würgen, tudten. über und über genug Zucker. In
Oeuickstoß, was d f Gr.mms Wtb. Sp '499 5 K über-
Oenickstück, Genickstoß Stoß mit der genug
Faust ins Genick, Nackenstoß Einem genug haben Zu den in Grimms
Genlckstucke geben, nnt einem G. fioq Wtb Sp 3500 l> geaebenen Belegen
er zur Tlmr hinaus Gew Das russ lonntrn hinzugefügt werden die denk-
>r;ul>,i?b ist ein Faustschlag auf den würdigen Worte Gustau Adolfs, als er
Nopf, aber auch aus dcn Nacken erschossen ward Ich habe genug Bru-
geniehen. Einige sprechen ich genaß der' Suche du nur dein Leben zu
eine Suppe st geno>s — Man sagt rctt.°n. I n Schiller's 30iahrg. Krieg.
Sehen Sie die Ohrfelgen al^ genossen haben sie genug? sGegessen, getrun-
an, d h. als wenn E»e dieselben wirt- ken, genug an dem Gebotenen^ Ja,
lich bekommen haben Das kannst T u tausend genug' lautet die Antwort, d h
genllfni, d h haben erhalten Sclon uler nnd über
4i
340 genughaft — Gequobte

Sich genug lasse» an e^vas, 644. 1 Georgen kreuz I'eoprieLeM l^pse^,


zufneden sem Mit. Georgenorden 2 , 3 , 4 Classe, unter
genughaft, genügend, befriedigend schieden vom Stern und Band des
Vollständige und genughafte Recheuschaft, Georgenordens
344. 2 Wie mnd geuöckhnftlg Georgengerste, zu Georgl gesäte Gerste,
genugsam, genügend. Genugsam an- 32» 12? A, ch S t Imgens.Gerste
Früh im Apnl geiaele Geiste, llvlan-
gesessene Person, 844 1 ; genugsam be-
dlsch S t Iurgens-Gerste 182 II
sessene Bürger, ebda. Zu Grimms Wtb
Georgenstlft, da^. s Georgenhospital
Georg. I n den meisten Verbindun- Gepäckträger, oder Träger, vorzugs-
gen Hort man Georgen-, und nicht Ge- weise auf Bahnhöfen
orgs, der Georgensal lm Wlntervalals, Gepauckse), das das Schlagen, Prü-
Georgenfest, Georgenorden, das Georgen- geln, Itartes Spielen aus einem Clauier
hospital in Riga. — Zuweilen auch gepflückte Federn, geschlossene (von
Georgens- schleißen)
Gcorg, George, Georg», bei den Land- gepfropft. Tnv Theater war gepfropft
willen der 26 April der Georgstag. voll, vsropsend voll,steckendvoll
I m vorigen Iahrh sprach und schrieb Geplnker. da^, 67^ >I 79 vgl.
man St. Jürgen oder St Iurgentaa, plnirrn, l! 6,9
bei Lange Iurgentag Ter Vaums^us,
Geplpe, d a ' , Welnen mit femem
hat vor St Jürgen wol l 4 Tage an-
tlclplrt 350. XVIll I n diesem Iahrh sslageton, in dem I sich hören lasst.
vorzugsweise Georgr, erst neuerdlng' ost Geplärr, das, Geschrei, Lärm Etliche
Georg und George. Die Stelle wird Thumherren haben gros, Geplerr davon
zu Georg rei Pastor Walter ,n 361 gemacht 195 rot Buch 764 s. Ge-
1879. 57, von George zu George; das blarr Zu Glimm«' Wtb.
Schießen des Wildes wahrend der 5eqe- Geplärre und Geplärre, das, lautcu
zeit d h. vom George lns Iakobi 174 Heulen und Weinen der Kinder, brl
1821 167. dem als Gllindton A vorkommt, bei
Ein in der Landwirtschaft wichtiger Geplärre N Zu Grimms Wtb.
Tag Zu Georgl verlasst der Bauer Gepliuler, das, das Pliulern mit den
sem Gesinde zu Georgr wechselt da>, Augeulldern
Gesinde (die Dienstboten) ihre Stellen, Gepllnzel u Gepltnzer, das, häufiges
zu Georgl beginnen und enden Pachten Weinen
und Pachtverträge Cm Gut zu Georgl Gepps, der ocnr das ^ Gepps, zwei
empfangen, ubernemen u dgl öande voll, «äupel I n Gr.mmv Wtb
Georgen, der, st. Georgenorden, eben- dir, Gepse Bei uns zurrst in der Ge-
so wie der Annen der Katharlnen der staltung Iouß s Gopps, Iops, und
Wladimir, der StaniNlaus, der Andreas Gorß
Mir seit wenigstens 50 Jahren bekannt Grpps» oder Gepsvoll, zwei hohle
Gedruckt Mde ich zuerst m ng Itg Handeuoll, Bc.gnianu (5ln Gepsvoll
188l ?f> 22 S 2 Sp 3 den Georgen Stende.
erhalten haben, d h Georgenoiden Gequackel, das i7uackelu mit Geld.
Gequackel, das, der Schwane, 374
Georgenhospital, das. die amtliche, II 19l.
doch nicht gerade empselenswerte Be- Gequarr, das, der Kinder, blnrrendes
nennung für die flllhere übrigens auch Geschrei Zu Grimms Wtb
zetzt noch zu hörende Zur genshol, nicht Geguasel, das auch Gequassel Nab-
empfehlenswert, well diese Stiftung, beln oder lappisches Sprechen, Faseln
wenlgsteils heute, tem ^otzpltal, keu,
Krankenbaus ist, sondcru eine Verpstc Geguatsch s ^ , widerliches Getratsch
glmgsanstalt für ucrarmte Vurger, Bnr^ Ebenso lil Estland nach 3We 38 Ge-
gerssrauen und Vurgerstochtel Daher schwat' !>mt gedehntem a>
auch letzt der Name Georgenstlft auf- GegUlne, da^, der Kinder Wimmern,
kommt. Ursprünglich aus der Stelle Schreiei,, ^04 171 7) Nicht Dnick-
des lehlgen helllgen Gelstttlstes nach feler st Geq>„k'
der Zerstörung der Geolgenbuig (1297^ Gequobte, das, in Grimms Wtb
zur Stadt hinaus-, 1751 m die Stadt das Gequebbe Moorboden, der bei je-
luruckverlegt vgl 174 l^7! 147 dem Schritte zuleit Nur belegt aus
und l"i5 ^n'chs'ier s!76> beim ^ 1f>54 Bei
— Gerde 341

uns früher. Russow lagt lN s. Chr. Gergersche und der Sonneckensche Ge-
Bl. I . 6. Lleffland hefft vele Geqwobte, radehalter uno der Furstsche vgl Gar-
.s,olt,nge u s. w , Brandts in s Chr tenlaube 1883. 539 u. f. I n Grimms
(194 21). Pfützen, Gequevpede und Wtb. Geradehalter, mechanische Vorrich-
Fluste Die Herausgeber bemerken, dafs tung zur Geradhaltung des menschlichen
andere Handschriften Gequeppete haben Körpers — Die Vorrichtung bezieht sich
und das Wort wahrscheinlich „Sumpfe" indessen nur auf den Rumpf
bedeutet. Gequobte, meint Gadebusch geradeweg oder gradeweg. Ich bin
(325) ist entweder soviel wie Morast geradeweg, d. h. sage und thue offen
oder morastig, wie ich es denn für das herzig und ohne Umstände was ich denke
letztere halte. Man saget noch heutiges und will Schon,n einem llvl. Briefe
Tages- quobbrcht für morastig" Die v. 1775. Zu Gnmms Wtb.
Stellen in Russow und Brandis wei-
sen kem Beiwort, sondern em ftaupt« gerade ziehen, sich schnell fortbegeben,
fortlaufen Der Hase, nachdem auf rhn
wort auf.
geschossen, zog gerade, d. h. lief davon —
Gerade, das, Kaus- und Kastengerat, Er lenkte das Pferd nicht, sondern ließ
v Vuddenbrock m 166». VI. 347, Ge- es gerade ziehen, d. h. gehen, laufen
rade, Nlftelgerade, 154. II 324 Wer nach welcher Richtung es wollte
Herrgewede, Gerade Lehen oder Erbe
geradezu. Samson in 352. 1 fürt
nach den 30 Tagen weigert auszugeben, als Sprüchwot an. geradezu gibt die
194. R. R. d. F. E. 218. beste Renner. — Stender hat: geradezu
gerade oder grade. Das ist es ge- fahren; und nicht geradezu antworten,
rade oder grade, was ich w i l l ; das ist d. h Ausfluchte machen
gerade N , den ich meine. Gew. Einige
Geradlinigkeit. Die zum Vehufe der
der neueren Zeit in Deutschland und G. des Canals durchschnittenen Sand-
nnchfolgends auch bei uns gefallen sich spitzen, 176. 1824 105
dann, statt dieses Ausdrucks das ganz Geradschere, die, der Klempner, ilg.
veraltete Fremdwort zust zu gebrauchen. Ztg. 1870
Vielen unter uns klingt dies i«st selt-
Gerbelammer. I n einer rig Kam-
sam, selbst lächerlich. mereirechg. v. 1408/9 ist die Rede von
gerade gehen, sich eilig fortbegeben. Steinen, welche zugehauen werden soll«
Der Verbrecher ist mit dem Gelde ge- ten zu der Gerwetammer (am Chor der
rade gegangen, ng. Ztg 1882. 112. Petnknche), I . Girgensohn rn 196 XIV.
Verl, durchgegangen, entflohen 187 I n Grimms Wtb Gerbekammer,
gerade halten, sich, seinen Korper. Sacristei und verwle>en auf Garkammer
tzalte dich doch gerade! d h. nicht
krumm, mit gekrümmten Rucken. Gercile, ,n alten Zeiten eine russische
Geradehalter, der, eine corsetahnliche Burg an der Duna, sudlich von Kolen-
Vorrichtung, um, insbesondere Madchen, husen. Über den Ort, wo es sich be-
die Geradhaltung des Rumpfes u der fand, sind mehre Meinungen vorgebracht
Schultern zu erwirken, auch Schief- worden, ohne darüber Gewilsheit zu
werden zu beseitigen. I n der „Moden- bringen. Arndt glaubte nr Gercrke das
Welt" u 1876. X« 19 Beschreibung und heutige Kreuzburg zn erkennen, worauf
Abbildung Geradehalter für iunge der russ. Name dieses Gutes deute.
Madchen empfiehlt und fertigt nach Der alte russ. Name von Kreuzburg
Maß auf Bestellung an Frau Anna lautet indessen np^Nöopb und deutet
Feldman» in Riga 1883. Auch Vor- aus den deutschen, nicht aber auf den
richtung, um Schulkinder zum Gerade- von Gerc,te Ed. Pabst (487 39) ver-
sitzen zu veranlassen und zu verhindern, mutet ,n dem Namen Gercrke das russ.
den Oberkörper zu sehr der Tischplatte Appelatlvum AOloäi^ütLclie (ehemals —
zu nahern, oder überhaupt, sich „gerade Stadt Burg?), wie denn beide Namen,
zu halten " I n der Überzeugung, dass auch Horche, für einen Theil von Now-
bloße Ermahnungen zum „Geradeschen" gorod begegnen
Nicht genügten, verfertigte vor etwa 20 Gerde, die Nach 399. IV 927 wahr-
Jahren Schreber einen „Geradehalter", scheinlich desselben Ursprungs wie ge-
welcher die zu große Näherung der rade, von reeä bereit, ausgerüstet, Aus-
Brust und des Gesichts an die Tisch- richtung, Anordnung eines Gast- oder
platte unmöglich macht. Dieser „Schre« Trinkgelages. Daher Gerdeman und
bersche Geradehalter" ist vielfach ab- Gerdelude Ausrichter, Schaffer vgl.
geändert worden und so entstanden der Grimms Wtb s. d. folg
43*
342 Gerdemann — Gerechtigkeit

Gerdemann( - ) , Vz Gerdemanner und Gerechtbarkelt. äo. 1710 hat I h r o


Gerdeleute Zuerst m dem Schrägen Kaiser! Mai die Stadt Riga bei solcher
der Gilde des heil Kreuzes zu Riga Donation gelassen, daß sie — — ohne
von 1252 lleräeuilln u 6eräl,iuäe, dann einige Veränderung der Ho. 1680 ge-
in § 36 des Schragens d rig. Kauft, habten Einkünfte, ^nng katronatüg, Ge<
v 1354 ttlieräelnäe, in d Übersetzung rechtbarketten, Freiheiten, Vorzuge
Frohllchs uon 1^13 Gehrdeleute; m behalten u nutzen solle, 196 XII. 341
der Kreyzeschen Urk v 1380 6Kl,i6eni2,n Oerechtlglett, die, 1) ehemals: gesetz-
und 6ueräclu<lo^ in noch anderen 6»räe- liche Abgaben der Bauern an ihre Her-
oder yaeiäewäe, 6nLrüeIuäe, in d hochd. ren, an Korn u s. w ; Naturalabgaben
Ze,t Gerdemann, Geidesmann, Gerdes- sogenannte Gerechtigkeit), 154 l 163.
menneie, Gerdesmanner, Gerdeleute, Zuerst in einem rlg. Schriftstück von
Gehrdeleute, Gerdesleute Gerdes.Men- 1438: alle reolitielie^t, äs äen lanä-
nere, welche m die Banse gekoren und vuzoäen to vorMnäe i8 devalen (alle
sich emgedrenet haben, 274 Ebenda von den Landvogten zu erhebenden Ge-
von T. Frolich erklärt die Geldesleute, falle von zlnspflichtlgen Ländereien rn
welche die Gasterei m der Kammer aus der nq Stadtmari) Dann im Wo!«
richten. I n 335 44 vom Herausgeber marer Landtagsbeschluss v. 1537 Wenn
erklärt Gerdeleute sind vermutlich Ge- sie (die Bauern) ihrer Herrschaft ihre
ratheleute, deren Geschäft war, Speisen Pflicht und Gerechtigkeit entrichtet haben
und Getränke anzuzchcyfen und aus- (vgl 469 I 311) vgl Grimms Wtb
zugeben, und die daher spater Schaffer 12 e I n vielen Verbindungen So
oder Ausgeber hießen. hofsgerechtlgtelt, welche der Gutsherr,
Die Gerdemanner kommen, außer m Prediger-Gerechtigkeit, welche der Pre
der Bürgerschaft — es waren ihrer stets dlger von den Bauern erhalt, Hupel.
zwei — auch bei den rlg Schwarz Nach 396 1864 IX. 1 14 u 15: Gabe
Häuptern u a vor Dem Altermann in Erzeugnisten des Landbaus, m land-
der Schwarzenhaupter waren 2 Gherde wlrthfchaftlichen Arbeitstagen und ,n
Lude oder Schasser zugeordnet, die unter Geld, eine den Zehnten vertretende Ab-
seiner Aufsicht die Wnthe machten, gabe an Landeizeugmssen.
349 VI 1 Gerechtigkeit einfoddern, 330 5; kein
Prof. Karl Hegel in Erlangen will groß Fant auf diestehendeG machen,
m seinem Werke Städte und Gilden ebda 13; Gerechtigkeit, die der Amt-
der germanischen Volter im Mittelalter mann bekommt. 329. 89, Gerechtigkeit
Leipzig 1891, nachweisen, dass nach und Station-Korn liefern 329 98,
Reval das Glldewesen aus Däne- wenn die Bauern ihre G (.Abgaben")
mark gekommen, da Estland zwischen den Priestern liefern, 193 II 2 I .
1219-1227 u 1238-134? unter däni- 1644; selbige G , wie gebrauchlich, ab-
scher Herrschaft stand, und dass Riga geben, 193 II. 328, Abgaben leisten,
das Muster für seine Gilden aus Neval d»e Flschzehnde und andere Gerecht^
übernommen hat. Die Gilde des h leiten 193 II 738. Wacke, was die
Kreuzes m Riga von 1252 sei ganz Bauern ihrem Herrn als eine Gerech-
nach dänischem Muster eingerichtet, die tigkeit geben müssen, Stender El«
Schra derselben von 1252 gehöre einer Gut, wozu em Dorf mit 7 Bauern mit
Zeit an die derjenigen der ältesten Arbeit und Gerechtigkeit geHort, 172
dani'chen Gildeordnungen nicht fern ge- 1772. 101, zu d,e,er Kirchsplelsschule
legen Auch die Amter m den Gilden gehört die gewöhnliche Schulmelsters-
seien dänisch Aldermann, Beisitzer, Ger- Gerechtigkelt. 172 1780 328. Einige
demanner auch die Münzen Ore und Popollen bezahlen gar keine Gerechtig-
Artig, neben Mail und Schilling Rl- keit, andere nur Korn, 182. II, falsch
glich, hierzu ist indessen zu bemerken, st leisten entrichten. Bei der Umrech,
dass das Wor^ ziläi bereits m der Ver- nung der Gerechtigkeiten (Naturalliefe-
ordnung Biichof Alberts uon 1208 be- runqen an den Hof) wurde 1687 das
gegnet zu einer Zeit für N,ga, welche Jos kaber zu '/< T h l , das LlsO But.
alter ist als dir Anfang der damichen ter zu "/« Thl angenommen, rig Ztg.
Herrschaft m Estland. Außerdem tre- 1864 274 Der Pauren Mhrllche Ge-
ten die Gilden in Estland viel spater rechtigkeit 192 V. 284, die jährlich von
auf als m Riga Denn die Knutsgilde ihnen zu entrichtende Abgabe an Ge-
in Neun! wird erst 1326, die Olausgilde fällen, lovlel als ihre alte vorige Ge-
1341 uud 1350 erwant rrchtlglelt war 192 II 1. 171, d,e G
Berechtigt t s g a b e — Gerecht gleitsdreiband. 343

an Getreide wlrd geschnitten, 350. XXII. men vor Henngsgerechtigkett, Flachs-


I . 1680. oder Hanfgerechtigkelt, d. h. dasjenige,
Man hat eine Hofsgerechtigtett, welche was die Wrater, Llgger u. a. für sich
der Herr von seinen Bauern Jährlich nahmen und nehmen durften So war
erhebt; Hofes- und Bauern«Ger«chtlg« auch der Iummel eme Gerechtigkeit. —
leiten, 396. 1864. IX 1 19; eine Pre- Gerechtigkeit der BeHorden. Die halbe(n)
diger- oder Pnestergerechtigleit (das Gerechtigkeiten der Gerichte abstehen,
Prlestertorn oder Perselen), ebda 16; lllstni. umt r<>F. 317, d h halbe Ge-
eme Kirchengerechtigkeit u. a Guts-, lichtsgefalle.
Kirchen-, Krugs-. Küster-, Vauergerech« 3) Gerechtsame, vgl. Grimms Wtb.
tlgkeit, 390c. 54. — Unsere kirchlichen 12 a. Tic Gerechtigkeit des Brau«
Reallasten sind doppelte: 1) die Ge» werls, 180 l. 2. 444. Alle andere
rechtigteiten (Gaben in Landerzeugnissen, Zugehoren, Nutzbarkeiten und Gerech-
Arbeitsleistungen u. Geld), und 2) die tigkeiten, 349. XV 8; eme Meisters
Baulast, welche wiederum m Geldbeltra- Wlttwe mag das Amt f r « gebrauchen
gen und Fronen besteht. Die Gerech, und des Amts Gerechtigkeit genießen,
tlglelten sind 1) das Pnesterkorn (em dagegen aber auch Amts-Gerechtigleit
uralter Ersatz für den Zehnten), und thun, gleich als wenn ihr Mann lebete,
2) die kleinen Gerechtlgke,tsabgaben oder 266; sich dieser Gerechtigkeit nicht zu
Nebenperselen, die in Huhnern, Flachs, getrosten haben, 277, nämlich Erlass der
Holz, Geld, Fischen, landwirtschaftlichen halben Melstergelder; der Amts-Gerech-
Arbeitstagen bestehen, 396. 1864 IX tigteit verlustig gehen, 99; der hat des
1. 14 u 15 — I n Zusammensetzungen Amts Gerechtigkeit verloren, 185. 175;
des Wortes m der Bedeutung von ihre frauliche Gerechtigkeit soll verfallen
Naturalabgabe steht die Leistung nach. f«n an ihre nächste Erbe, 194 R. R
Gerechtlgleitshammel, -holz, «körn, -spm- d. F. E. 154; die Gerechtigkeit zu
nerel u. s w ; der Gegenstand dagegen, zweien Zügen zur Lachswadde, 172.
aus dem die Nutznießung gezogen wird, 1788 261 und 1789. 272. — Die Ge-
oder die Person, welches bez. von wel- rechtigkeiten verlesen, bei den rlg
cher sie geleistet wird, steht an erster Schwarzhauptern An der Afcher-Mltt-
Stelle: Krugsgerechtigkeit, die Leistung, woche wurde der sog. Steven gehalten,
welche an das Gut, die Kirche, den eine Sitzung der Schwarzen-Haupter,
Kustcr zu entrichten ist; Bauergerechtig- m der ihr Schrägen, d. h. die Gesetze
ihrer Zunft oder Verbrüderung und die
keit, die Leistung des Bauern an den
Gerechtigkeit verlesen, Klage über die-
Gutsherrn, 390c. 53—54. — I n Grimms jenigen gefuhrt, die wahrend der Drunten
Wtb. (3613. 12 e'» nach Hupel ange- mit einander Handel gehabt hatten, und
furt Hofs« und Predigergerechtlgleit, das Urtheil über die Strafbaren ge-
die gesetzliche Jährliche Abgabe oder Zmse sprochen wurde. 220 113
an Korn, Geld u. dgl., welche der Guts-
herr und der Pastor von seinen Bauern I n den folgenden Zusammensetzungen
bekommt eine Leistung der Bauerschaft an den
Ein Stuck Feld oder Heuschlag, das Gutshof, welche fett längerer Zeit be«
em Gesinde außer seinem persönlichen « l t s aufgehört hat Woher auch die
Hofsarbeiter zur Gerechtigkeit im Hofe Ausdrucke felbst außer Gebrauch gekom-
bearbeiten muß, Stender I Ein zeder men sind.
Bauer soll um Pfingsten em Band Ka- Gerechtiglelt3«bgabe. Die kleinen Ge«
russell zur Gerechtigkeit geben, 174 rechtlgkeltsabgaben ode; Nebenperselen,
1888. 301 I . 1659. die in Huhnern, Flachs, Holz, Geld,
2) Gefalle, welche Arbeiter erhalten, Fischen, Arbeltstagen bestehen, 396
der Arbeiter Gerechtigkeit. Danach be- 1864. IX. 1.14 u. 15; d»e »m Walken-
kamen in Riga die Walboten zu Mar- buche verzeichnete Gerechtlgteltsabgabe,
tini 1 Tonne Bier, ebensoviel die Bier- 327 95, Gerechtlgleltsabgaben für Pre-
trager, Ofenterle, Salztrager u. a , 349. diger, 193 II 2
XXV. 2. Die Hanfschwmger klagen 1658, Gerechtigl«ts>reib«»>, der. Der l,ef-
daß man ihre alte Gerechtigkeit schwachen landlsche Gerechtigkelts Dreiband Flachs-
wolle, vgl. 174 1867 88. d. h das iron; sein Band ist an beiden Enden
ihnen von Alters her Zukommende oder los und in der Mitte mit 2 oder 3
Zugebilligte; sie baten das Kammere,- Banden gebunden, 316. 44; der sog
gericht, sie bei ihrer alten Gerechtigkeit Gerechtigkelts- und Hofsdrelband ist eine
zu schützen. I m 17. Jahrhundert kom- Gattung des l»vl. Dreibunds uno wird
344 Gerechtigkeitsflachs — Gerichtshaus.

wie die feinste Sorte des Drujaner über die rig. Gerbehäuser Rigas C. Met-
Rakitfcher bezahlt; er wird mit 3 ordi- tig in 475. 24.
nären Schnüren von Flachs gebunden, Nrotze hielt Gerhus und Persehus für
wovon er auch seinen Namen hat, gleichbedeutend — 350.. XV. B l . 232;
182. II. der Herausgeber des Altermannbuches
Gerechtigkeitsssachs, 327. 94. erklärt in 335. 85 dagegen Perssze
Gercchtigteitsgeld, Stender l u. Berg- huss mit Flachsscheune, v. Richter (347.
mann (2l0). l. 1. 250) verweist auf 194. IV. 104.
Gelechtigkeitsgetreide. (5 s soll daher und 166a. 11/12. 470. vgl. Persehaus.
alles zehend Gerechtigleits«Geträyde so- Gericht, das, Speise. I n d. Vz.
wohl gelieffert als empfangen werden Gerichte, unedel Gerichter. Auf der
mit der Getriinde-Tonne von 56 Kan- großen Gildestube nicht mehr als 26
nen, 197. 2. I . 1665. Schüsseln, in jedem Gericht, ausrichten,
Gerechtigteitshammel, 380«. 54. und nicht mehr als 3 Gerichte aufgeben,
Gerechtigkeiishanf, eine Gattung Rein- 309. vgl. 174, 1816. 300—1; der Koch
hanf, 316. 16. soll zu 26 Schüsseln von jedem Gerichte
Gerechtigteitsheu. 172, 1801. zuhawen und anzurichten mechtig sein,
Gerechtigteitsholz. Das in den Bü- 309. 14; der Koch soll nicht mehr als
schen confiscirte Holz soll zu dem an- 3 Gerichte zu kochen und anzurichten —,
dern Gerechtigkeitsholz geführet, 174. ebda. I n dieser Bedeutung: ein Gang
1888. 300. I . 1659. — 390e. 53. von mehren Speisen hat Grimms Wtb.
und 54. 1. b. nur einen Beleg aus d. I . 1551.
Gerechtigleitshopfen, livlimdischer, 172. Gericht, das. Unter Gericht kommen,
1787. 87. sein, bringen, geben. Einen unter G.
Gerechtiyteitspersele, die. Die Ge- geben, st. dem Gerichte übergeben; unter
rechtigkeitsperselen an Vötlingen, Hüh- G. kommen, st. dem Gerichte übergeben
nern, Eiern und Spinnerei, 327. 158. werden; unter G.sichbefinden oder sein,
Gerechtigleitssack. Von dem Lande st. dem Gericht übergeben sein. Die
eingesandte Gerechtigteitssacke, 172. drei unter Gericht bringen, I .
1770. 75. Eckardt in rig. Ztg. 1868. 273.
Gerechtigkeitsschaf. Die Gerechtigkeit I n der Sprache des gewönlichen Le-
Schafe. 330. 21. bens wurden die Namen der früheren
Gerechtigleiisspmnerei, 390 o. 53 Behörden des rig. Rats fast durchgängig
und 54. abgekürzt und gesprochen: im Criminal,
Gerechtnmchung. Früchte, welche der im Vogtei u. s. w.; beim Vogtei ver-
G. eines armen Menschen nachfolgen, fährt man zu gelinde; der Advocat eilte
352. XXX. 1. ins Criminal, ins Vogtei, ins Land«
yerechtsam gerecht, ein bei den frühe- vogtei; das Kämmerei hat die Sache
ren Gerichten gewönlicher Ausdruck. Ge- vor. vgl. Patrimunial.
rechtsam, allergerechtsamst, M t e , justis- Gerichts«nftand. Des Krieges wegen
«ime ist in livl. Gerichten sehr gebräuch- war ein G. in Riga, 180. II. 2. 249.
lich, Gadebusch; oft wurde allergerecht- Zu Grimms Wtb.
samst zu verfügen gebeten. Samson Gerichtsbeisitzer. Ein mündlicher G.,
wurde auf Dienstvernachlässigung seines 172. 1789. 356. st. Beisitzer im münd-
Amtes gerechtsamst entsetzt im I . 1834. lichen Gericht; der mündliche G., 172.
I n Grimms Wtb. aus Hupel. 1788. 213.
geren, gerben, 242. s. Gerhus. Gerichtsbröle u. Weddebröle, in den
Gerhof. der, Gerbehaus. Auf dem ÜbergabebedingungenDorpllts, 194. Nyst.
Iehr-Hoff, 249. Ebenda auch schlecht- Chr. Arndt übersetzt: Gerichtsgebräuche
weg: auf dem Hoffe. u. Weddegebräuche; E. Pabst in Beitr.
Gerhus, Gerbehaus. Auch Iehrhaus. I. 3. 244: Gerichtsstrafen und Wedde»
I m alten Schrägen der rig. Gerber strafen.
liest man: in des Stades Gerhus. Es Gerichtsstecken, der. So wird d«e
lag an der Dünn, vielleicht vor der Stadt Schlock im livl. Gouvernement
Schalpforte. vgl. 347. I. 1. 250. Doch genannt.
heißt es im Denkelbot beim I . 1439: Gerichtshaus. 1) I m Gerichtshause
äer Keltersserlm8np äer ü^ee; in 350. zu Arensburg, 172. 1805. 3. Gerichts-
XXIV. 1 liest man wiederum: das neue häuser wurden bei Einführung der Statt-
Gerberhaus vor der Sandpforte. vgl. halterschaftsregirung erbaut, 172. 1786.
Vrotze in 166a. XI/XII. 472/473. vgl. 113. — Jetzt ungebräuchlich. 2) Ehe-
Gerichtshof — g e r steln. 345

mals in Riga: das Rathaus, vgl. Gc- Gerichtsvogt, ehemals in Riga was
richtsspitze. Vogt, 349. V I I . 1. Von den Gerichts-
Gerichtshof, bürgerlicher Sachen, 172. vögten, 344. I . Das vogteiliche Gericht
1784. 26; O. der peinlichen sacken, besteht aus 2 Ratsherren, nämlich dem
172. 1783. 456. Wol entsprechend der Obervogt u. Gcrichtsvogt, 350. X I V .
rpÄNMuonaii und vroauunaÄ na^iHia. in 2. I u Grimms Wtb.
Russland. Nur zur Zeit der Statthalter- Gerichsvollzieher, beim Bezirksgericht,
verfassung. in Riga vier, in den kleinen Städten
Gerichtsort. Oerichtsörtcr, 172.1784. Liolands je einer.
105, Behörde cy^eunos Ali«'»'«. Wie geringhaltig. Geringhaltigere Tonnen,
Gerichtshof zur Zeit der Statthalter- 1i9; geringhaltige Heringstonnen, 174.
verfassung. 1887. 222; geringhaltiges Korn, in
Gerichtspredigt, Iuftizvredigt, 850. Bezug auf den Erhalt beim Brantwcins-
X X V I I I . I n Grimms Wtb. nach Sall- brande.
mann: die zur Eröffnung u. Schließung Geringhaltigkeit, der Heringstonnen,
der f. g. Iuridik gehaltene Predigt. — 174. 1887. 222.
I n Riga nur in Bezug auf den früheren Geringigkeit, im Scherz wie Wenig-
Rat. Jetzt, mit den alten Gerichten, keit. Meine Geringigkeit. I n neuester
verschwunden, vgl. Gcsetzpredigt. Zeit. Auch Geringheit.
Gerichtsschreiber. Ehemals: Sekretär Gernbischof oder Gernebischof, wurde
des Vogteigerichts, 349. V I I . 1. ein Peter von Tiesenhausen genannt, weil
gerichtsseitig. Die gerichtsseitig un- er sich um den Bischofsftul bemübte und
bekannten Verwandten, st. dein Gerichte gern Bischof werden wollte, 347. I. 2.
unbekannte, rigaratl. Bekanntmachung. 310. vgl. in Grimms Wtb. Gernvapft.
Eine falsche Benutzung des Wortes, Gerngroß. Einer oder eine aus der
welches „von Seiten des Gerichts" be- Familie Gcrngros war zuverlässig der
deutet. Erfinder der hohen Schuhe, 363 (aus
Gerichtsspigel, der, ein mit dem Reichs- dem ersten Iahrzehend ds. Jahrb.). Zu
adler gekröntes dreiflächiges Gestell, auf Grimms Wtb.
dem sich gewisse Allerhöchste, von Peter gersteln. Nach Vorschrift des Schra-
d. Gr.stammendeBefehle befinden, welche gens der rig. Los- und Kuchenbäcker v.
Richter und zu Gericht kommende auf 1685 soll als Meisterstück angefertigt
ihre Pflichten und auf Befolgung der werden: gcgerstelt Brodt, das Stück zu
Gesetze aufmerksam machen sollen. Der 6 Groschen, rein gesäuert Roggen-Brodt
Gerichtsspigel hat seine Stelle auf dem ebenfalls zu 6 Gr. das Stück. Später,
Gerichtstische. Huvel erklärte: ein klei- in der Tuttumschcn Brottare von 179 . .
nes Gestelle, welches etliche Ukasc be- heißt es: das Amt der Bäcker hat alle-
treffs der dem Richter schuldigen Ehr- zeit, der bisherigen Gewohnheit nach,
erbietung darstellt und bei allen Gerickis- gegerftclt Brodt zu halten. — Königs-
hcgungen auf dem Tische stehen muß. bcrgcr gcgcrsteltcs Brot ist zu haben beim
Sallmann (390e. 66) erklärt: adler- Bäcker R. in Riga 1871. I n Grimms
gekröntes Symbol der Krone, aus drei Wtb. das Brot gersteln, wiederholt aus
im Winkel zusammengefügten Flächen dem Ofen ziehen und mittels eines W i -
bestehend, an zwei Fuß hoch. — I m schers aus Gcrstenftroh mit Wasser netzen,
Russischen: 36Ma.-ic», das slawische Wort um der Rinde ein glänzendes Ansehen
für das heutige 36PNHH0 Spigel. — I n zu geben. — Ein Bäcker Rigas erklärt
Grimms Wtb. nach Huvel u. Sallmann. gegerftcltes Brot als „eine Art aus Grob-
Roggenmehl angefertigten Brotes; kommt
Gerichtsspitze, Turmspitze des Gerichts- hauptsächlich in Hamburg vor". Ein
oder Rathauses. Ist in Riga die neue andrer Bäcker schreibt Folgendes: „Der
Gcrichtsspitze noch ungedeckt vom Rath- Unterschied von unserem Schwarzbrode
hause abgeknickt, 194. Nust. 120. vgl. besteht darin, dass es nicht gebrüht und
Gericht 2). nicht so säuerlich ist. Gleich nachdem
Gerichtsstube. Rothes Tuch zur Bank- das Brod aufgemacht ist, wird es auf
pfühle in der G., 349. X X I . 1. 1.1630. einen eifcrncn Schieber gesetzt und zwi-
Des Alters wegen! schen das Feuer des Ofens geschoben,
Gerichtstage, offenbare, 154. I. 368. bis es eine gewisse Kruste hat. Dann
Offenbare Rechtslage. Nathhaus- oder wird es herausgenommen, um die Gäh-
Gerichtstage sind nach dem sckwed. rung zu erhalten. Nachdem es geschnitten
Stadtrechte in jeder Woche Montag, und gefettet, kommt es in den Ofen".
Mittwoch u. Sonnabend, 193. N. 4«3. — Das im rig. Bäckerschragen (260)
346 Gerftenbeftellung — Geschäftsfürer.

erwänte gegerftelte Brot ift also Rog- Die Kosekleinerung aber lautet Trudchen,
genbrot. nicht Drutchen.
Geistenbestellung, Bestellung des Ger- sGertsche, schweiz. st. Häher, vgl. russ.
ftenfeldes. r p Ä ^ Satkrähe.^
Gerstenboden, in Brauereien. gerüchteln. Es gerüchtelt, rig. Zeitung
Gerstengrütze, sowol die rohe, wie in v. 1866 aus Berlin: es geht das Gerücht.
Deutschland geschrotene, als auch die als Geruchverschluss. Em Ausgußbecken
Speise zubereitete, und zwar ebensowol mit G. Seit den 60er Jahren.
die diöe (als dicker Brei gekochte), als Geruschel (u), das, unruhiges, geschäf-
auch die dünne (mit Gerstengrütze be- tiges Tun. Als die Gäste weg waren,
reitete Milchsuppe). war ein beständiges G. vgl. in Grimms
Gerstenküttis. s. Küttis. Wtb. Gerusel und Gerussel.
Gerüstscheibe? Schre-Gerüst-Scheibe,
Gerstenschleim, Gerftenabsud, ift hier
252.
keine Speise; als solche kennen wir nur
Haferschleim in der Benennung: Hafer- gesackt, in Säcken. Salz wurde theils
tumm. Gerstenschleim nur ärztlich, äe- gesackt, theils lose verkauft, H. Hilde-
eoetnN Iioräsi. brand, Schuldbuch I . V I . — Wol sehr
ungewönlich!
Gerstenschnitt. Sich zum G. aufs Feld gesagt, st. besagt. Der Zoll von ge-
begeben, 176. 1829. 178. sagter Saat, 149.
Gerstenspncher. I n Brauereien. gesammen, zusammenzälen, summiren.
Gerstenstoppel. Erbsen ein Jahr in s. sammen.
Gersten-, das ander Jahr in Roggen- Gesummte, das, Summe, vgl. Grimms
stoppcl säen, 328. 141. I n Grimms Wtb. 4). Das Gesammt, 174.1877.242.
Wtb. erst aus d. I . 1741. gesammte Hand. I n 194. N. L. L. R.
Gerstentumm, der, 172. 1805. I n durchweg st. samende, d. h. sammende
Grimms Wtb. nach Hupel. Hätte dort Hand.
keine Aufname erhalten sollen, da Tumm Gesammthandgut, 154. I I . 275. s.
ein lettisches Wort ist. — I n Livland Samendehandgut.
kaum.' Gesammthandvertrag, 154. I I . 266
Gerßburg, Gernke? Weiln durch die und 281.
Heyde und Wildniß der Weg heraus- Gesammtheilmittel od. Gesammtmittel,
schlägt bei der Gerßburg, 194. Nvst. 20. 372. I I . 46 und 47, Universalia Rade-
mach crs.
Gerte, die. Auf dieses Wort, nicht
auf Garten, wie in Grimms Wtb. I V . Gesammtheiten, Erbrechte u. s. w.,
I. 1392. e. 2,. unter Garten angefürt ist, 215. 258.
geht das engl. ?ar<I Elle (und danach gesammtlich, collectiv. Gesmnmtliche
Landmaß) zurück; richtig dagegen mit Begriffe schlecht für Sammel- oder Collec-
engl. ?arä zusammengestellt beim Worte tivbegrisse.
Gerte. Aehnliche Erweiterung erhalten die Gesammtlichkeit,Collectivbeschaffcnheit.
Wörter Schnur (Landes), Baste, Strick Gesammung, Summation, Sammung.
(tlliiug) und Leine (Lene). Daher ift für Gesäß, das, st. Sitz. Schlitten auf
?Hl-6 nicht, wie Grimms Wtb. a. a. O. drei Gesäße, 172. 1785. 458; Sopha
annimmt, das Landmaß, die Landfläch c mit saffianen Gesäßen, 172. 1801. 424.
die erste Bedeutung, sondern das Längen- Jetzt ungebräuchlich.
maß, und daher die Worte in Grimms Gesäuer, das, giftiges Geschwätz.
Wtb. (F): „es ist aus dem Begriffe der Geschabsel, das. Durchfall mit Darm-
zweiten Bedeutung (Längenmaß) eine gcschabsel, 372. I . 33.
Entstehung der ersten als Vollmaß nicht Geschäft, das. Großes und kleines
zu begreifen" — im Gegenteil sehr wol G., Stulgang und Harnentlerung. Vor
zu begreifen. — Dieselbe falsche Anficht das große Geschaffte, 412. 9. Auch heute
unter Gerte Sp. 3744, „als Flächenmaß gewönlich; in demselben Sinne: große
berührt sich Gerte mit Gart, Garten". und kleine Verrichtung, russ. 6o^n>uiaÄ u
ll3,ÄLni>RHÄ 117NM. Zu Grimms Wtb.
^Gerten, die, „eine Krankheit der Män- Sp. 3821. .1.
ner". Wie lässt sich diese Krankheit mit geschiift, st. geschäftet. Eine halb-
Gerte 4) des Grimmschen Wtb. zusam- gefchäfte Jagdflinte, 172. 1773. 186;
menbringen? Soll etwa Priapismus ge- in Nußbaumholz gefchäfte Flinte, 172.
meint sein?^ 1800. 664.
Gertrud. I n RigastetsGsrr-drut aus- Geschäftsfürer, in Kanzelleien und
gesprochen. Daher: die Gerrdrutkirche. Banken.
G e s c h ä f t s w e c h s e l — ge s c h l e c h t s u n t ü c h t i g . 347

Geschäftswechsel, entgegen den Ban- 3874. 2 fürt nach Frischbier und Hupel
quieiwechseln, 391. 1887. 70. auf. Jetzt kaum!
geschamfiren, st. schamfiren, verletzen, Geschickter, Gefandter. M i t den ge-
verunstalten. Durch Beissung die Nase schickeden dersulwen Stadt Riga, Teget-
verwunden und geschampferen, 174.1851. mevcrs Tagebuch von 1525 in 196.
279. I . 1578. X I I . 504.
gescheit. Die richtige Gestaltung ist geschildert, von Aurikeln. s. nußfarb.
nach Grimms Wtb. gescheit». Die heutige geschirret. Ist der Töpfer-Gesell ein
Sprache läfst aber überall t oder dt hören gar kleiner Mensch oder sonst am Arm
und schreiben: ein gescheiter Mann, ge- gcschirret, daß es ihm unmöglich ist, als
scheite Leute, etwas Gescheites. Meisterstück einen Topf eine Elle hoch,
Geschenkgesell. Wenn die Geschenk- eine Kanne ebenso hoch, einen Reibtopf
Gesellen vorhanden find, 255; wenn die 1/2 Elle hoch und 1 Elle weit, und eine
Gesellen ein Gebot halten, soll er (der Stürze 1 Elle breit zu machen, so —,
Geschenk-Geselle) mit einem Wochlohn ge- 251. I . 1641. vgl. 174. 1825. 110.
schenket und vertrunken werden, 253. geschlagen. Ich blieb da (wartete) bis
Geschenklade, die. Die G. des Geor- zwei geschlagen, d. h. bis die Uhr zwei
genbospitals, 222. 43; st. Rechenschaft. geschlagen hatte, bis nach 2 Uhr; um
vier geschlagen ging ich fort; fünf ge-
geschenkte Handwerker, in Grimms
schlagen komme ich zu dir, d. h. gleich
Wtb. geschenkte Handwerke. Von dm
nach 5 Uhr. Gew.
geschenkten Handwerkern, 256; keine ge-
Geschlänge, das, Schlengc. Eine B u -
schenkte Handwerker mehr in ihr Amt
denthür nebst Geschlänge, 361.1872. 216.
annehmen, ebda.
Geschlecht, das. Schafarit (slaw. Alt-
Geschichtchenmacher, einer, der allerlei
leben I I . 396) ist der Ansicht, daß das
Klatschereien erfindet und verbringt.
altd. Lwnts. (FSUU5), das ftis. Zläcktg,
Geschichte, das. Wenn die Geschichte das deutsche Geschlecht (Ge-schlecht) ent-
der Einäscherung der Vorstädte (Rigas) weder ans dem slawischen Lech entstand,
nicht ein Geschichte von mancherlei I r r - da es im Deutschen nur spät und nur
tümern bleiben soll, 196, X I . 551. in einigen Ländern, in denen namentlich,
Geschichte, die. Eine beliebte Rede- wo Deutsche mit Slawen zusammen-
wendung ist: die Geschichte ist (nämlick) wohnen, vorkommt, oder daß es blös
die: ich bekam die Gelbsucht und Mausing zufällig und nur durch Urverwandtschaft
die Bleichsucht, 361. 1884. F. B. 50. beider Sprachen zusammenstimmt, etwa
198; statt Sache. Macken Sie keine wie das deutsche Nase mit slaw. nos
Geschichten, wird einem gesagt, der sich u. s. w. — Diese Anficht ist nicht auf-
weigert, etwas zu tun, etwas ablent. I n recht zu erhalten. Alle flawischcn Aus-
anderem Sinne: Aber, lieber Iohannson, drücke, C2. sIeontH,poln. 82la.ekw u.s.w.,
machen Sic doch keine Geschichten, H. Pan- gehören nicht dem Altslawischen an und
tenius im Gottesländchcn I. 65, d. h. find auch von allen Sprachforschern für
sprechen Sie doch vernünftig. Und ebda: Entlcnungcn aus dem Deutschen erkannt.
Proßnitz sprang auf und durchmaß mit Alte Leute beider Geschlechts, Befehl
schweren Schritten das Zimmer, als I . Emme's an den Polizeimeifter im I .
ihm kein Geld geben wollte; machen Sie 1812. 25. Juni Noch letzt!
doch keine Geschichten, sagte er. — I n Gefchlechtsadel, 154. I. 96, erblicher
anderem Sinne: Was macht I h r für oder Erbadel.
Geschichten? daß I h r Euch wieder ver- Geschlechtsbuch. I m adelichen Gc-
tragt! H. Pantenius ebda I . 221, d. h. schlcchtsbuch eingetragen, 172.1788.117.
was tut I h r , was handelt I h r so son- Geschlechtsglid. Sehr uneigentlich
derbar, vgl. Grimms Wtb. 3866 oben. wird von dem weiblichen Geschlechts-
Geschick, das. I n s Fleisch gewachsene glid gesprochen, st. Geschlechtsteilen.
Nägel ins Geschick bringen, 172. .1796. Geschlechtsgut. Oeschlechtsgüter, 154.
152; ins Fleisch gewachsene Nägel wieder I. 191. Anm. i , Stammgut, Erbgut,
in ihr natürliches Geschick bringen, 172. russ. uoi'iuna.
1801. 318. Zu Grimms Wtb. 3874. Geschlechtslehn, das. Stamm- oder
l . — Rechnungen in Ordnung und Ge- Geschlccktslehn, 154. I I . 275.
schick erhalten, 193. I I . 511. „Beschaffen- Gescklechtsregung. Geschlechtsregungen,
heit". Eher vielleicht: in rechter, rich- 372. I I . 315.
tiger Art. Geschlechtsteile. Eine Ucbcrsicht der
I m Sinne von Wuchs. Diefer Mensch Benennungen in 372. I I . 316.
bat ein gutes Geschick. Grimms Wtb. geschlechtsuntüchtig.
348 Gcschlcchtsuntüchtig keit — geschwertet.

Geschlechtsuntüchtigkeit, 372. I I . 316. Geschmurgel, das, Schmurgelei, l )


Geschlechtsvollzug, 372. I I . 311, Be- Handlung des Schmurgelns (schmutzig
gattung. Wachens); 2) etwas Zusammengeschmur-
Geschlechtsvormund, 154. I . 79 und geltes. sudlich Zusammengemischtes, Z u -
82. Indem das ältere livl. Landrecht bereitetes, Gekochtes und dgl.
die Familienglider wcibl. Geschlechts den Geschnack, das, Geschwätz, Schnick-
Unmündigen gleichstellte, unterwarf es sie schnack; einfältige Reden, besonders solche,
einer Vormundschaft, dem Geschlechts- die ohne Verstand nachcrzä'lt werden.
vormunde, welchem die Verwaltung des Kürzung von Geschnacke, das Grimms
Vermögens und dgl. oblag, ganz wie Wtb. aus Hupel anfürt.
dem Altersvormunde. geschnieen, st. geschneit. Es hat ge-
Geschlechtsvormundschaft, 154. I. 82. schnieen. Unedel und veraltet.
Geschlepp, das. Bei ihm ist ein be- geschnitten. Auf etwas geschnitten sein,
ständiges Geschlepp von allerlei Leuten, erpicht. Gewönlich; auch in 390°- 121.
d. h. zu ihm kommen (schleppen sich) Geschnitten lFlachs), gehört zu den
allerlei Leute. Wracken. I s t Drujaner Rakitzcr Flachs
geschleppter Schornstein, Schleppschorn- verwrackt, d. h. für Wrack erkannt, so wird
ftcin. daraus Badstuben Geschnitten oder Nisten
geschlissen, von Federn. Geschlissene Dreiband gemacht, 132 und 133. M a n
Federn. Bergmann (210) meint, es müsse unterschied (in d. Tare v. 1843) vier
beißen: geschlossene. Auch bei Hupel: ge- Kronsorten Flachs: 1) Drujaner Rakitzer;
schlossene und ungcschlosscne Bett-Federn, 2) Tiesenhauser Rakitzer; 3) Littauisch
d. h. gepflückte und unabgcpflückte. Rakitzer; 4) Rein Marienburger Flachs.
geschlossen. Vom geschlossenen bis zum Jede dieser Kronsorten hat Unterabthei-
offenen Wasser, 3 0 1 ; bis geschlossen lungen oder Wracken. Von den drei
Wasser, 172. 1780. 173; bis zu ge- elfteren heißt das schlechtere Badftuben
schlossenem Wasser, 73. Geschnitten; von der vierten heißt es
Von Pferden. Pferd, das gut ge- Marienburger Geschnitten. Was bei der
schlossen und ziemlich dick ist, 172.1768. Wrakc für Krön zu schlecht befunden wird,
32; die Pferde müssen gedrungen oder davon wird ein Band durchschnitten und
kurz geschlossen sein, nickt senkrückig sein, deshalb heißt es Geschnitten.
172. 1772. 7 6 ; gut geschlossenes Pferd,
Geschnober, das, Geschnopper, Ge-
172. 1794; ein kurz geschlossenes, sehr
schnupper, Schnuppern.
fettes Pferd, 172. 1798. 604; ein ge-
schlossenes Pferd, ein geschlossener Klepper, Geschnür, das, 1) an Bauerpelzen;
Stcnder I ; geschlossener, gut gebauter 2) an Türen, die mittelst eines Gewichts
Klepper, lett. gabbaligs firgs, 411. vgl. zufallen, lett. gilbode.
Grimms Wtb. 7). geschobene Bäume, 478. 78.
Von Verbrechern, in Ketten geschlossen. gescholten. Sollte ein gescholtener
Geschlossene Verbrecher. Gesell bei einem ehrlichen Meister in
Geschlossenheit. Die G. des Standes Arbeit stehen, soll er nicht länger als
(des stehenden Getreides), 201. I. 455. 14 Tage Feierabend und 14 Tage Hof-
Geschlunke, das, in Grimms Wtb. recht arbeiten, 258. Einen Handwerker
Gescklunge und Geschlunke, der Schlunk, schelten, aus der Innung ausschließen
die Schlunkscn an der Rindszungc: Kehle wegen eines Vergebens.
und Schlundteilc, die man abschneidet, geschonten, st. geschenkt, 210 und noch
bevor man sie abkocht oder salzt. I m heute, in unedler Sprache.
Lettischen: flunkcs. geschossen sein, in eine, verschossen,
Geschmeide, s. Meiden. vernarrt.
Gcschmeioigung. Die G. der Stiefel geschränkte Arme, verschränkte.
durcb Thran, Sonntag in l74.1824. 335. geschreckt, 3<M. 121, erschreckt.
Geschmeiße, das, der Türen, Schmeißen, geschroft, geschroten.
Werfen. Geschüßherr, Mitglied der ehemaligen
geschmiert. Es gebt wie geschmiert, Stadtverwaltung für das Gcschützwcsen.
scbr leicht von Statten, glatt, ohne Hin- I n 18N. I. 2. 431 und öfters.
dernisse. Cr spielt das Stück wie ge- Geschwabbel, das, Geschwätz. Zu
schmiert ( a b ) ; die Sache verlief wie Grimms Wtb.
geschmiert. geschwertet, ein Schwert haltend. I m
geschmolzen. Der Pastor hat V^ Haken livländischen Wappen befindet sich der
geschmolzen Land und V2 Haken Busck, „wcißgesckwcrdte Greif auf einem rothen
350. X X I I . I . 1680. Felde", d. h. ein Greif mit weißem
gesch w i l l e n — G e s e l l e n b i c r . 349

Schwerte. So schon auf dem Titel des in der vollen (Geselle) dagegen aus-
Ceumernschen Theatridion von 1690. namlos Gcfärter, Genosse, Gehilfe. Wir
geschwillcn, schwellen. Wenn ein Schaafsprechen daher: Zimmergefcll, Maurer-
geschwillct, 412. 47. gesell im Nominativ und auch im Accu-
geschwind, vgl. russ. uinn^o und sativ, im Genitiv und Dativ aber: Ge-
uinei^i.iii, altn. 8viär, engl. 8^M. sellen. I n dem Krevgesckcn schrägen
Geschwister, das. I . G. Kohl (189» v. 1390 (Riga, kommt das Wort Gesell
fürt an, daß in Todesanzeigen es bei uns in der Schreibung zcelle und ghezcllc
heiße: der Vater und das Geschwister; im einige M a l vor. I n Bezug auf die
, Namen des Geschwistcrs; er meint, daß verschiedenen Vermutungen, welcke es
diese sonderbare Ausdructswcise eine aus- veranlasst bat <vgl. 196. 1.^85. S . 32;
schließlich livländischc sei. — I n dieser 475. S . 95; 174. 1892. S. 270), ist
Behauptung irrt er in zwiefacher Hin- zu berücksichtigen, daß Geselle in der
ficht. Erstlich verallgemeinert er das, Bedeutung Handwerksgebilfc, obwol schon
was er in Kurland hörte, auf Livland; im 14. Jahrhundert aufkommend, doch
zweitens wußte er nicht, daß diese kur- erst im 15. sichere Belege gewärt, so
ländische Ausdrucksweise auch in Deutsch- in der Freibcrgcr Stadtchrönit um 1440,
land vorgekommen ist und vorkommt, vgl. um 1450,1465 u. s. w. Es dürfte dabcr
Grimms Wtb. 2) a. b. o. I n Livland sehr zweifelhaft sein, daß Gesell in dem
ist dieser Gebrauch vollkommen unbe- Schrägen v. 1390 Handwcrksgebilfe im
kannt und erscheint seltsam. heutigen Sinn bedeutet, um so zweifel-
Geschwistcrschaft, die. Die Gleich- hafter, da in jener Zeit der Ausdruck
stellung der Brüder und Schwestern bei Kncckt vorkommt. Auf die richtige Be-
der Thcilung des Nachlasses eines Gesin- deutung leitet der im Schrägen v. 1390
dewirthcn müsse nothwcndig bei etwas begegnende Ausdruck Mann, welcher auch
zahlreicherer Geschwistcrschaft zur Uebcr- in anderen Schrägen jener Zeit vor-
schuldung des Bauernguts durch den im kommt, z. B. im Sckmidesckragen v. 1332,
Besitz verbleibenden männlichen Erben und nichts anderes als Meister bezeichnet,
führen, rig. Tageblatt 1894. 97. z. B. welk man ccnen Jungen untrbfcyt;
geschworen. Daß ersichunterstanden, ock so mach ccn man eenen leer Iungbcn
einen heimlichen geschworenen Rath aus untphaen. Gesell ist dabcr im Krcvgcfchen
der Bürgerschaft dienstpflichtig zu machen,Schrägen als Zunft- oder Amtsgenosse,
349. V I I . 4 ; mit seinem geschworenen als Zunft- oder Amtsmrister, aufzufassen;
Kammer-Rath seine Praktiken fortsetzen, die eigentlichen Gesellen oder Gehilfen
ebda. I n welcher Bedeutung? der Amtsmcistcr werden im Sckragen von
Geschworener, ein. Der Geschworene 1390 Leir- oder Lcer-Iungbe, auch schlecht-
N., 172. 1785. 445, soldatischer Diener weg Iungbe genannt. Aus dem gleichen
einer Kronsbehördc, Bchördcndiencr, ins- Gebrauch von Gesell und Mann ist übri-
besondere in Renteicn, nach russ. iipn- gens nicht zu schließen, daßsichdie Mei-
c^ininu. Dafür in 466.1688.14: Ver- ster Gesellen genannt haben, sondern daß
eidigter. Gesell im allgemeinen Sinn von Hand-
Geschwörk, das, Regcngewölk, Regen- werks-oder Amtsgenosscgenommcn werden
wolke, Lange und Stcndcr; auch Ge- muß, d. b. Amtsmcistcr. Bei der Auf-
witter, Lange. name in die Krevgcsche Kumpanie musstc
Geschwiil, das, Geschwüllc, Geschwulst. sich der Gesell oder Amtsgenossc, der
Häßliche Geschwüle, 435. 84 und 85. M e i s t e r . . . . an gewisse Verpflichtungen
Geschwulst. Sogenannte weiße Ge- binden, welcke z. Th. auch in anderen
schwülste, 372. I. 121. Insbesondere im Sckragen sich vorfinden, und teils auf
Kniegelenk, weiße Kniegeschwulft, turne»:- Benemen und Handeln innerhalb wie
außerhalb der Kumpanie und der Gelage
Geschwür, vgl. russ. >mpeü und Mveix». sich beziehen, teils auf das Verhalten ge-
, Bei uns oft in der Bedeutung: Citer- genüber ihren Lebrjungcn u. s. w.
bläschcn größerer Art, Hundsnagcl; Ge- Gescllenamt. Die Gesellen ein und
schwürchcn, kleines Citcrbläschen. Was derselben Zunft wälen den Gcscllcnwal-
die Aerztc Geschwür (nleu,?) nennen, mann und zwei Bevollmächtigte, die
heißt im gewönlichcn Leben Wunde oder zusammen dos Gescllenamt bilden und
Sckadcn. vom eigenen Zunftamt bestätigt werden.
Gesechs, das, Gesammtbeit von 6 I n Riga.
Dingen. Gesellenbier. Wan ein Gesellen-Bier
Gesell. I n dieser verkürzten Gestal- oder sonst der St. Lucas gefeiert oder
tung ausnamlos ein Handwcrksgebilfe, gebaltcu wird, 174. l>87. 171. I n
350 Gesellenbraten — Gesellschaft«««..
Grimms Wtb. nur auf Bauern sich be- Gesellenschaft. Sammtliche Gesellen
ziehend. einer Zunft bilden eine Innung, Ge-
Gesellenbraten. Der sog. G., eine nossenschaft, Brüderschaft oder Gesellen-
absonderliche Mahlzeit sür die Gesellen, schaft, 233. 4 ; ein sog. Herbergsvater,
welche der Meister gewordene gibt, 252. gewählt von der Gesellenschaft, 233. 34;
I n Grimms Wtb. in anderer Bedeutung. die Gesellen der sog. kleinen Handswerks-
Gesellenbrief. Das Amt ertheilt Ge- ämter können sich aufnehmen lassen in
sellen- und Meisterbriefe, 237. die Gesellenschaft der sog. großen Aemter,
Gesellenbuch. Das in Pergament ge- ebda; der Vorstand der Gesellenschaft
bundene G. der rigaschen Glaser umfaßt besteht aus 2 Meistern, welche Laden-
den Zeitraum von 1583—1692, 174. meister genannt werden, ebda 6; die
1887. 170 und 172. Zu Grimms Wtb. Stulmacher-Gesellenschaft, rig. Zeitung
Gesellenherberge. Wann der fremde 1866. 40; zur Geschichte der Glaser-
Geselle ins Amtshaus öder Gesellend er- gesellenschaft, 174. 1887. 172; an der
borge gefordert werden soll, 266; auf Spitze der Gesellenschaft stand der Büch-
der G. soll allemahl eine schwarze Tafel senschaffer, ebda 173. vgl. 174. 1876.
ausgehänget werden, auf der die Namen 404. Zu Grimms Wtb.
derjenigen, welche sich verbrochen haben, Gesellenschragen, der.
gezeichnet werden sollen, ebda. Zu Gesellenverband, 174. 1887. 173.
Grimms Wtb. Gesellenwalmann. s. Gesellenamt.
Gesellenkiug. I n der Gesellenrollc Gesellschaft, öfters f. Gesellenschaft.
des rig Festbäckeramtcs von 1654 heißt Die Bäckergefellschaft, 361. 1871. 4 ;
es: mit keinem, der wider das Amt ist, die zünftige Maurer-Gesellschaft wird
soll ein Gesell Gemeinschaft haben, oder hiermit aufgefordert, am Sonntag, den
sie auf den Gesellenkrug führen, 174. 17. Juli, zum Iohannis-Quartal in
1825. 143; der Gesellenkrug war die der Herberge erscheinen zu wollen, rig.
Herberge der Gesellen, ebda 141—143. Tageblatt 1894. 159.
Gestllenrslle. Das rigasche Feftbäcker- gesellschaftensich,sichafsociiren.
amt erhielt eine erneuerte Gesellenrollc Gesellschaftung, Association.
im I . 1654. vgl. 174. 1825. 142.
g e s c k w i l l e n - - G e s e l l c n b i er. 349

Schwerte. So schon auf dem Titel des in der vollen (Geselle) dagegen aus-
Ceumernschen Theatridion von 1690. namlos Gefärter, Genosse, Gehilfe. Wir
geschwillen,schwellen. Wenn ein Schaaf sprechen daher: Zimmergescll, Maurer-
geschwillct. 412. 47. gesell im Nominativ und auch im Accu-
geschwind, vgl. russ. mniniw und fativ, im Genetiv und Dativ aber: Ge-
m»UMiii, altn. «viclr, engl, invift. sellen. I n dem Krevgeschen Schrägen
Geschwister, das. I . G. Kohl (189) v. 1390 lRiga, kommt das Wort Gesell
fürt an, daß in Todesanzeigen es bei uns in der Schreibung zcelle und gbezelle
heiße: der Vater und das Geschwister; im einige Mal vor. I n Bezug auf die
Namen des Geschwisters; er meint, daß verschiedenen Vermutungen, welche es
diese sonderbare Ausdrucksweisc eine aus- veranlasst bat <vgl. 196. 1885. S. 32;
schließlich livländische sei. — I n dieser 475. S . 95; 174. 1892. S . 270», ist
Behauptung irrt er in zwiefacher Hin- zu berücksichtigen, daß Geselle in der
sicht. Erftlick verallgemeinert er das, Bedeutung Handwcrksgehilfe, obwol schon
was er in Kurland hörte, auf Livland; im 14. Jahrhundert aufkommend, doch
zweitens wußte er nicht, daß diese kur- erst im 15. sichere Belege gewart, so
ländische Ausdrucksweise auch in Deutsch- in der Freiberger Stadtchronik um 1440,
land vorgekommen ist und vorkommt, vgl. um 1450, 1465 u. s. w. Es dürfte daber
Grimms Wtb. 2) 2. d. 0. I n Livland sehr zweifelhaft sein, daß Gesell in dem
ist dieser Gebrauch vollkommen unbe- Schrägen v. 1390 Handwerksgebilfe im
kannt und erscheint seltsam. heutigen Sinn bedeutet, um so zweifel-
Geschwisterschaft, die. Die Gleich- hafter, da in jener Zeit der Ausdruck
stellung der Brüder und Schwestern bei Knecht vorkommt. Auf die richtige Be-
der Theilung des Nachlasses eines Gefin- deutung leitet der im Schrägen v. 1390
dewirthen müsse nothwendig bei etwas begegnende Ausdruck Mann, welcher auch
zahlreicherer Geschwisterschaft zur Ueber- in anderen Schrägen jener Zeit vor-
schuldung des Bauernguts durch den im kommt, z. B. im Schmideschragen v. 13d2,
Besitz verbleibenden männlichen Erben und nichts anderes als Meister bezeichnet,
führen, rig. Tageblatt 1894. 97. z. B. welk man eenen Jungen untpbfevt;
ock fo mach ecn man eenen leer J u n t e n
geschworen. Daß er sich unterstanden, untvbaen. Gesell ist daher im Krcvgcicken
einen heimlichen gefchworenen Ratb aus Sckragen als Zunft- oder Amtsgcnofse,
der Bürgerschaft dienstpflichtig zu machen, als Zunft- oder Amtsmcifter, aufzufassen;
349. V I I . 4 ; mit seinem geschworenen die eigentlichen Gesellen oder Gehilfen
Kammer-Ratb seine Praktiken fortsetzen, der Amtsmcifter werden im Schrägen von
ebda. I n welcher Bedeutung? 1390 Leir- oder Lecr-Iunghe, auch schlecht-
Geschworener, ein. Der Geschworene weg Iunghe genannt. Aus dem gleichen
N., 172. 1785. 445, soldatischer Diener Gebrauch von Gesell und Mann ist übri-
einer Kronsbehörde, Bchördendiener, ins- gens nicht zu schließen, daß sich die Mei-
besondere in Renteien, nach russ. npu- ster Gesellen genannt haben, sondern daß
ninuuü. Dafür in 4d6. 1688. 14: Ver- Gesell im allgemeinen Sinn von Hand-
eidigter. werks-odcrAmtsgcnossegenommen werden
Geschwörk, das, Negengewölk, Regen- muß, d. b. Amtsmcifter. Bei der Auf-
wolke, Lange und Stender; auch Ge- name in die Kreygefche Kumpanic muffte
witter, Lange. sich der Gesell oder Amtsgenosse, der
Geschwül, das, Geschwülle, Geschwulst. Meister . . . an gewisse Verpflichtungen
Häßliche Geschwüle, 435. 84 und 85. binden, welche z. Tb. auch in anderen
Geschwulst. Sogenannte weiße Ge- Schrägen sich vorfinden, und teils auf
schwülste, 372.1. 121. Insbesondere im Benemen und Handeln innerhalb wie
Kniegelenk, weiße Kniegeschwulft, tumor außerhalb der Kumvanie und der Gelage
glllUL F6UU. sich beziehen, teils auf das Verhalten ge-
Geschwür, vgl. russ. ?Npeu und unLorul. genüber ihren Lchrjungen u. f. w.
Bei uns oft in der Bedeutung: Eiter-
bläschen größerer Art, Hundsnagel; Ge- Gesellenamt. Die Gesellen ein und
schwürchen, kleines Eiterbläschen. Was derselben Zunft wiilen den Gesellenwal-
die Aerzte Geschwür (uleus) nennen, mann und zwei Bevollmächtigte, die
heißt im gewönlicken Leben Wunde oder zusammen das Gesellenamt bilden und
Sckaden. vom eigenen Zunftamt bestätigt werden.
Gesechs, das, Gesammtheit von 6 I n Riga.
Dmgen. Gesellenbier. Wan ein Gesellen-Bier
Gesell. I n dieser verkürzten Gestal- oder sonst der St. Lucas gefeiert oder
tung ausnamlos ein Handwerksgehilfe, gehalten wird, 174. 1887. 17). I n
350 Gesellen braten — Gesinde.

Grimms Wtb. nur auf Bauern sich be- Höftediner. Gelobe und schwöre, daß
ziehend. ich bei dem Gesetzdieners-Dienst mich
Gesellenbraten. Der sog. G., eine treu und redlich verhalten werde, Vo.
absonderliche Mahlzeit für die Gesellen, des rig. Rats v. 1659; Andres Grönaft
welche der Meister gewordene gibt, 252. Gesctzdiener, 477. 188; die Gesetzdiener
I n Grimms Wtb. in anderer Bedeutung. sollen laut ihrem Eide von 1722 an
Gesellenbrief. Das Amt ertheilt Ge- Essen oder Consitüren von Hochzeiten
sellen- und Meisterbriefe, 237. keinen sog. Knup oder dergleichen Vor-
Gesellenbuch. Das in Pergament ge- ratb mit nach Hause nehmen; der ver»
bundene G- der rigaschen Glaser umfaßt storbene Raths- und Gesetzdiener, 172.
den Zeitraum von 1583- 1692, 174. 1772; die Ansage des Abftcrbcns eines
1887. 170 und 172. Zu Grimms Wtb. Burgcmeifters oder Rathsherrn geschieht
Gesellenherberge. Wann der fremde durch den Gesctzdiener, 174. 1883. 89.
Geselle ins Amtshaus oder Gesellenher- I . 1800. s. Gesetzgericht.
bcrge gefordert werden soll, 266; auf gesetzfrei. Da dergleichen Hochzeiten
der O. soll allemabl eine schwarze Tafel Gesetzfreu zu sein vmtendiren, 174.1891.
ausgebänget werden, auf der die Namen 235 und d. Anfang d. i u . Iahrh. Zu
derjenigen, welche ficb verbrochen haben, Grimms Wtb.
gezeichnet werden sollen, ebda. Zu Gesetzgericht. Das G. in Riga bestand
Grimms Wtb. aus einem Bürgermeister und 2 Raths-
Gesellenkrug. I n der Gcsellenrolle herren; es hatte die Aufficht über O r d -
des rig. Feftbäckeramtes von 1654 heißt nung, Sitte und Lurus bei Hockzeiten,
es: nnt keinem, der wider das Amt ist, Gelagen, Feierlichkeiten, 350. X I V . 2 ;
soll ein Gesell Gemeinschaft haben, oder das Gesetz- und Polizeigericht in Riga,
sie auf den Gcsellcnkrug führen, 174. 172. 1798. 151.
1d27> 143; der Gesellenkrug war die Gesetzherr, Mitglied des Gesetzgerichts,
Herberge der Gesellen, ebda 141—143. ein Burgemeistcr oder Rathsherr. M a n
Gesellenrolle. Das rigasckc Fcftbäckcr- hatte in Riga einen Ober- und einen
amt erhielt eine erneuerte Gcsellenrolle Untergesctzberrn.
im I . 1654. vgl. 174. 1«25. 142. Gesetzherrschaft, Amt oder Stellung
Gesellenschaft. Sämmtliche Gesellen eines Gesctzherren. Nachdem E. E. Ratli
einer Zunft bilden eine I n n u n g , Ge- ihm (dem Melchior Dreiling) die Gesetz-
nossenschaft, Brüderschaft oder Gescllen- Herrschaft aufgetragen, Vo des rig. Rats
schaft, 233. 4 ; ein sog. Herbergsvater, v. 1659; die Amts-, Wett- und Gesetz-
gewählt von der Gesellcnschaft; 233. 3 4 ; herrschaft (in Dorvat), 180. I I I . 3.1.166.
die Gesellen der sog. kleinen Handwcrts- Gesetzliche, das. Das G. wahrnehmen,
ämter können sich aufnehmen lassen in 154. I I . 338. Zu Grimms Wtb.
die Gesellenschaft der sog. großen Aemter, Gesetzpredigt, für die Beamten des
ebda; der Vorstand der Gesellcnschaft rigischen Rats, Iuftizvredigt. Zu Grimms
besteht aus 2 Meistern, welche Laden- Wtb.
meiftcr genannt werden, ebda 6 ; die gesetzt. Kerl, klein von Wachsthum,
Stulmachcr-Gesellenschaft, rig. Zeitung dabei aber etwas gesetzt, 172. 1772. 264;
1866. 40; zur Geschichte der Glaser- groß und gesetzt von Statur, 172.1779.
gcsellensckaft, 174. 1887. 172; an der 215; von gesetzter starker Statur, 172.
Spitze der Gesellenscbaft stand der Büch- 1766. 232. Jetzt kaum! Zu GrimmS
senschaffer, ebda 173. vgl. 174. 1876. Wtb.
404. Z u Grimms Wtb. Geficht. Sie ziehen ein Geficht, 321.
Gesellenschragen, der. 52, verziehen es. — Gesichter schneiden,
Gesellenverband, 174. 1687. 173. Grimassen machen. — Ein glattes Ge-
Gesellenwalmlmn. s. Gesellenamt. ficht haben, treu und ehrlich erscheinen.
Gesellschaft, öfters f. Gesellenschaft. Gesichterschncider, der, ssriinaeisr.
Die Bäckergesellschaft, 361. 1871. 4 ; Gesichtstuch. Gefichtstücher heißen in
die zünftige Maurer-Gesellschaft wird Riga jetzt die Handtücher; zum Unter-
hiermit aufgefordert, am Sonntag, den schied von Kückenhandtüchern.
17. J u l i , zum Iohannis-Quartal in Gesieben, das, eine Gesammtheit von
der Herberge erscheinen zu wollen, rig. 7 Gegenständen.
Tageblatt 1894. 159. Gefinde, das. 1) Bauerhof, Bauerhaus
gesellschaften, sich, sich associiren. mit den dazu gehörigen Ländereien; in
Gesellschllftung, Association. 154. I . 165 erklärt: das im Nießbrauch
Gesetzdiner. Die Gesetzdiner in Riga eines Wirthcs befindliche Land — die
hatten die Obliegenheiten der früheren Wirthc mögen mit ihren Angehörigen
Gesindebadstube — Gesindesgebäude. 351

zerstreut in Einzelhöfen, oder vereinigt Gefinde, s. bei diesen Wörtern. — Ge-


in Dörfern wohnen — heißt ein Gefinde, finde zuschlagen, einziehen, pfänden,
Bauergcsinde, Bauerftelle, Landftelle; in abnemen. Zuerst vielleicht in Kettlcrs
390c. 54: Gesinde, Gesindeftelle, das im baust. Receß v. 1559: ein gut und ge-
Nießbrauch eines Bauerwirts befindliche legen Gesinde dem Säumigen zuschlagen.
Land. — Bezieht man den Ausdruck nur — Da ihnen Gesinde zugeschlagen, sie
auf Land, so kann von dem „Brennen" sich unterstanden, dieselben mit eigner
eines Gesindes nicht gesprochen werden. Gewalt wieder einzunehmen, 192. I I . 9.
Gefinde, 335. 11«. I . 1559; ein gut 214; die zugeschlagenen Gesinde eigenes
und gelegen Gesinde den Säumigen zu- Gewalts wieder einnehmen, ebda; nach
schlagen, 192. Kettlers baust. Rcceß Größe des Hintcrstandes (rückständiger
v. 1568; der Ackermann (Landwirt) soll Beiträge) entweder Gesinde zuschlagen
durch alle und jede Gesinde reiten, oder aus feiner ldes Gutsbesitzers» Be-
328. 6. Wüste oder unbesetzte Gesinde, hausung Pfand nehmen, 192. I I . 8. 190;
ohne Menschen; besetzte, welche bcwom der nickt Zahlende foll mit Auspfändung
und bewirtschaftet werden. Die Hakcn- oder Zuschlagung etlicher Gefinde dazu
zahl stieg, als die Bevölkerung zunahm, angehalten werden, 192. I I . 1. 172.
wüste gewordene Gesinde besetzt und neue I n der Vz. jetzt fast ausschließlich:
angesiedelt wurden, 355. I. 18. Krons- Gesinde; früher oft: Gesinder. — I n
und Privatgesinde. Da einem seine Ge- Verbindungen Gesindes- und Gefinde-.
finde ausstürben, verliefen, und die Lande — vgl. Hakengesinde, Lostreibergesinde,
wüste worden, 193. I I . 9. 215; obgleich Bauergefinde, Bufch- und Sireugefinde,
die Gesinde verlaufen oder wüste worden, Viertlergefinde, Waldgesinde, Strandge-
ebda. Streubelegene Gesinde oder Streu- finde u. a. 2) ehemals und nur zuweilen
bauern (193. I I . 809) sind Gefinde, welche im Sinne von Dorf. So öfters in 207.
zwischen dem Gebiete eines benachbarten 3» Bauerfamilie. I n diesem Sinne taufte
Gutes eingeschlossen liegen und zu einem man ein ganzes Gesinde.
anderen Gute geboren. Gesindebadstube. I n einer Gcfinde-
Der Sohn tritt das Gesinde an, 147; Badftube, 174. 1«21. 429.
ein Gefinde anpflanzen, 147; zur An- Gesindebrand. Das ist der zweite G.
pflanzung eines neuen Gesindes, ebda; auf diesem Gute, d. b. das zweite Ge-
sein Gefinde abgeben, ebda; die Bewirth- sinde, das brennet.
schaftung eines Gesindes, ebda; zu des Gesindcheuschlag.
Gesindes Bearbeitung, Gebrauch und Gesindekerl. Der Küster ist ein G.,
Besetzung, 1><>. 436; wie viele Riegen 350. X X I I . I . 1692; die Gcsindcsterle,
jedes Gesinde erdrescbc, 147; aus den 350. X V I I . l.
Gesinden: «Bauern» zu Hofcsleuten Gefindeland. Die Größe des Gesinde-
nehmen, ebda; die Bauern sollten aus landcs, 147. Auch Gefindesland.
jedem Gefinde der Wirth 1 M . , die Gefindelein, das. Von den Jungen
Wirthin 1/2 Mk., das andre Gefinde und anderem Gefindelein soll kein Geschrei
Kinder, Knechte und Mägde 1 Ferding und Muthwille geübt werden, 309.
geben, 345. 70; die ältesten Handels- Gefindeleute. Auf Hofsarbcit sich be-
bücher und die drin enthaltene Verschrci- findende Gesindelcute, 183.
bung der Gesindel sollen ibre Würde und Gesindels», der. Lohn, der in diesem
Vorzug haben, 349. I V . 13. Einen Kirchspiel als der höchste Gesindelohn ge-
Bauerwirth seines Gesindes entsetzen, 147; wöhnlich ist, 183.
bei der Grenzführung hat das Gut ein Gesindemäklei oder -Schaffer, 154.
ganzes Gefinde verloren, Hupel. I I . 250.
Gesinde ausschlachten, sprengen. Gesinde« undDienftbotenordnungen sind
Das Sprengen der Gefinde nennt der für Riga erlassen worden, 154. I I . 249.
Verfasser des Werks 357. S . 240 ein Gesindepächter, Pächter einer Landftelle.
Ausschlachten. — Gefinde sprengen. Gefinderecht, ^uZ tkmulitii. Die wich-
Wo, bei Erweiterung der Hofsfelder, tigste Quelle des Gesinderechts für Liv-
das Hofesland nicht zureichte, wurden land ist die königlich fchwedifche Verord-
die dem Hofe nächsten Baucrfelder ein- nung, angehend Dienst- und Miethvolk,
gezogen, die Häuser niedergerissen und von 1686. vgl. 154. I I . 248.
die Bauern anderswohin versetzt. Dieses Gefindeschafserin. Weibliche G., 172.
„Sprengen" der Gesinder und das „Aus- 1793. 243, Schaffen« von weiblichen
setzen" der Bauern kam ehemals oft vor, Dienstboten.
190. 146. vgl. sprengen. — Gefinde Gefindesgebäude und Gcsindesneben-
ftreulegen und S t r e u l e g u n g der gedäudc.
352 Gcsindesgerechtigkeiten — Gestrengigkcit.

Gefindesgcrechtigkeiten, 396.1664. IX. 2.I3 alse men äat «et to den s^äen
1. 19. FOZpoläkt verk. Spolden — spalten?
Gesindesinhaber. Von der Steuer ent- Gesse, die Pflanzenfamilie.
fielen auf die G. 2485 Rubel, 361. Gessel, das, auck Gässel und Gössel,
1878. 288. junge Gans. I n Grimms Wtb. nur aus
Gesindesländereien, 147. Bock, Hennig und Frifckbier l Preußen).
Gefind esrente. Der Betrag der Ge- Bei uns schon im 17. Jahrhundert. Die
sindesrente 396. 1864. IX. 1. 27. Göfselen, 328. 180; Gessele, ebda 208;
Gesind esiige. Gösslein, Gessclein und Gössele, ebda.
Gesindestelle. Gesinde. Das im Nieß- Ein so erkranktes Gessel, 176. 1837. 58;
brauch eines Bauerwirts befindliche Land, die Gesseln befallen, ebda.
390c. 54; Pachtftelle auf dem Lande, Noch kleinere junge Gänfc heißen
Bauergut, ebda 66. Gesindftellcn, 349. Gcsselcken. — Bildlich: kleines, einfäl-
V . 2; feine Gesindeftelle aufsagen, 183; tiges Mädchen. Sic ist ein Gessel oder
feine Gesindeftelle abgeben, 183; diese, Gessclchcn.
keiner Gesindeftelle angeschriebenen, Ho- Gesselblume, in Grimms Wtb. nack
fcsleute, 147. Nemnich rannucnwZ ssearia. Sonst auch
Gtfindestreustück, 183. lHßliäoinum mwuL, z. B. in Thibauts
Gefindestube, nur auf Landgütern, die stanz. Wörterbuch v. 1857.
Stube für die Knechte und Mägde, 190.9b. gessig, zu einer Pssanzcnfamilie gehö-
Gesindeswiit, Halenmann, 347. I. 2. rend, f. bindlaufgefsig u. sippig.
114 u. 376. gest » — j , jäst. Eine gefte Kuh, rig.
Gesindeswirtschaft, f. Gesindewirtschaft. Ztg. 1658. 272.
Gesindeverträge, 154. I I . 251. gestachelt, Hübnerhund mit braun ge-
Gefindeviehftall, 174. 1822. 96. ftackelten Fleckens rig. Ztg. 1876.189.
Gesindewackenbuck. Gcsindeswakken- Gestacker, das, Gerüttel auf unebenem
biichcr, welche die Verpachtungen der Wege. Ziebt vor einen Ausfiug aufs
einzelnen Bauergcsinder enthalten, 147. Land dem „Geftacker" über das Pflaster
Gefindewirt, Besitzer eines Bauer- in einem Nagen, rig. Tagebl. 1892.112.
Gesindes oder Baucrgehöfcs, Hupel; Gestalt, Wucks. vgl. russ. ci'ini,.
mancher Kirckenbettler lebt glücklicher als geftaltsam. Gestaltsam meines einfäl-
ein armer Gcsindewirtb, 182. I. 582. tigen Eracktens. 349, I V . 11.
Gesindewirtschaft. I n Livland rechnet gestanden. Der in Kronsdicnsten ge-
man alle Gebictsleute zu den Gcsinde- standene Rrntmeister.
wirthschaftcn. gestatten. Euer f. Gn. nicht aus der
Gesindcwonung, die. Moskau geftaden. 351. X V I I , nicht weg-
Gesip, das, Sumpf. Ein Gesib, das lassen. Oft. - Einen Gesellen nickt zur
sich mit Strauch nickt willstopfenlassen, Arbeit gestatten, 240, zu arbeiten nicht
328.124; kommt man im Tbammschlagen erlauben. — Ohne Zoll frei vorbei ge-
auf ein Gesib, ebda 106; die Feistigkeit statten, 192. 8. I . 1570, vorbeizufaren.
des Mists vcrflcusst mit dem Schnee- gestehen, für zugestehen. Daß der Edel-
wasser in den Gcsipten oder Gebrecktcn, mann anstatt der abgehenden Spillung
329. 22. vgl. Siv u. Sipc. dem Kaufmann 3 Lof vor 100 gestehen
gesitten, civilisircn. und gut thun foll, 349. I I . I . 1662.
Gesittung, eines Volkes, Eivilifirung. gestern. Gestern Abend wird häufig
Gespann- oder Pferdetag, Tagesarbeit gebrochen: gefter' Abend. — Nicht von
eines Menschen zusammen mit einem gestern sein, kein Neuling, nicht uner-
Pferde oder zwei Ochsen, 366. Ein faren. Gew. I n Grimms Wtb. nur aus
Gcspanntag wird abgelöst mit 2 5 ^ Ko- Strodtmann.- ne is uieu vau gestern.
peken, ein Handtag mit 10 Kopeken, ein Gesticht, das, st. Geftift oder Gestifte,
Gespann- und ein Handtag zusammen Stift, Erzftift. Das Gestychte zu Rvgc,
mit 37^,7 Kopeken, 175. 1856. 838; ein 196. I I . 334. I . 1449.
Gcspanntag mit Ochfen, mit 2 Pferden, gestört, leicht geisteskrank. Gew.
ebda. Gespanntage leisten, ebda. vgl. Gestörtheit, Zustand von leichter Geistes-
Anspann- und Pferdetag. krankheit.
Gesperr, das, Art Wagen. Ein halb gestreckt. Ein gewölbter und ein ge-
Gesperr, 172. 1778. 101; ein Halbge- streckter Keller, 172.1777.322 u. oft, dessen
sperr, ebda 61. vgl. Halbgesperr. Decke von Strcckbalten gebildet wird.
gespolet Werk, 242. I . 1588; in Gestrengigkeit und Achtbarkeit war eine
demselben Kürscknerschragen v. 1397. 25: Titulatur der polnischen Gesandten, 335.
ilem Vau 6en i-u^Fen uucle dukeu, 166 u. 167.1.1570. vgl. Grimms Wtb. 1).
gestrichen - Getreib. 353

gestrichen. I n der Musik: ein-, zwei-, heitsfteine geschliffen, 162. I I . Nach


drei-geftrichenes <ü. Grimms Wtb. erst von Hartmann (1825)
gestückt. Der Dreiband-Wrack darf als aus Schwefelkies bestehend angegeben.
auch gestückt sein, d. h. Harl und Hand- Gesundheitszwiebacken, kamen in den
volle von verschiedenen Längen haben, 50 er Iaren in Riga auf, viereckig,
364«. 339. würfelig.
Gestül, das, in unedler Sprechweise Gesus (—), das, der Binen. s. Gesumme.
auch Gestillt und Gestillte, in der Vz. gcten, jäten, 323.151; ausgeten, ebda.
Gestüte und Gestillte, ungewönlich für Zu Grimms Wtb.
eine einzelne Kirchenbank, öfter für mebre gethan. Nun wird es mit mir aus
Kirchenbänke, am gewönlichften die Ge- und getban sein, 352. X V I . 3. I . Zu
sammtheit der Kirchenbänke. Das Ge- Grimms Wtb. 2. 2
stählte der Kirche, 334. I V ; den Elter- Gethierde, das, Getier, Tiere. Ander
leuten der Schwarzenhäuvter ein son- Gethierde, 195. Henning Chr. 223.
derlich Gestüt in der Kirchen »erstatten, Getränkbude, die, öfter als Getränke-
350. X V I I I . 3; Hängen an den Geftühlt- bude.
thüren, 172. 1785. 130; des Eingangs, Getränke, Bier und Scknaps, 390« 121.
in welchem die 3 Stände dieser Stadt Getränke-Accise, 390<>. 121. Accife für
ihre Gestählte haben, 174. 1871. 23, Bier und Schnaps
nach einem Schriftstück aus der Hälfte des Getränkeanstalt, Bier- und Scknavs-
17. Iahrh. — I n unseren Kirchen stehen kneive, 390e. 121. Übersetzung von russ.
die Gestüble für die Mannspersonen reckts un^eünne -javeHeuis. Als wenn Trink-
im Schiff, die der Frauen links, 182. I I . buden Anstalten für Getränke find!
Begann zum Gestühl des Patrons (des Getränkehandel, der.
Gutsherrn) hinüberzuschauen. Der Frei- Getränkehä'ndler, Inhaber einer Trink-
herr saß pflichtgemäß auf seinem Gestühl. budc.
361. 1890. 181. vgl. Kirchengeftill. Getränkehandlung, in der Schnapvs,
Gestüm, das, Schneegestöber, Schnee- Branntwein und Bier verkauft und ge-
treiben, Schnee, der von starkem Winde trunken wird.
getrieben wird. Von Kälte und Gestüm Getränke - Verkaufsanstalten niederen
erschöpft, 176. 1824. 57. Ranges, als: Schänkcn, Stofbuden u. dgl.
gestümig, ftümig. Geftümiges Wetter, Meist mit der Auffchrift: „zu trinken an
Wetter mit Stümschnee. Ort und Stelle und zum Fortbringen",
Gestütpferd, in einem Gestüt er- 390" 121.
wachsenes. Getränkfteuergericht, wurde zuweilen
gestutzt. Eine breite, doch etwas ge- die Getränkftcuerverwaltung beim ehe-
stutzte Nase, 172. 1774. 412. maligen rigascken Rate genannt.
Gesuch, das. Bei seinem schnellen Geträ'nlsteuerpächter, zuweilen Wieder-
Gesuche lief der Jagdhund, zumal wenn gabe des russ. »^'mu,««^ Brantweins-
er über Wind war, dem Wilde auf, vächter, zur Zeil der früheren Brantweins-
330. 74. vgl. Grimms Wtb. unter packt (o?«yili>).
Gefuck 1). Getränksteuerverwalter. 1806 eröffnete
Gesumme, das, nach Grimms Wtb. sich F. ein neues Feld als Recognitions-
zuerst belegt 1669, von Binen erst 1764. Inspector, welche Stelle sväier nur ihren
Das Gefumm und Gesus der Bienen, Namen in den eines Getränkfteuerver-
328.185; das Gesum des Wachtmeisters, walters änderte.
welches vom Gesus der anderen Bienen Getränksteuerverwaltung. Wurde 1810
unterschieden wird, wie das die Immen- angeordnet und eingerichtet. Nach der-
männer wissen, ebda 215 u. 216. I . 1649 selben hatte die ^tadt Riga der Krone
u. 1688. jährlich eine festgesetzte Summe zu ent-
Gesümpf, das. Die Gothen, die ans richten; die Beitreibung derselben wurde
mitotische Gesümpfe verrückt waren, 194. ihrer Fürsorge überlassen. Diese G. ging
Brandis 34 (um 1600). I n Grimms ein im I . 1863. Vor ihrer Einrichtung
Wtb. erst aus Steinbach! hatte seit 1691 eine Recognitionskammcr
gesundern, einen Ort, gesunder machen, bestanden.
assainiren, gesunden in Grimms Wtb. Getränksteuerwesen. Bei Umgestaltung
Gesunderung, des Erdreichs, Gesunder- des Geträntfteuerwesens im I . 1863 in
mackung, Afsainirung. Riga hörten die Schenkereigelder auf.
Gesundheitsstein. Aus Schwefelkies Getreib, das, Antrieb, Bewog. Aus
werden in Baltisckvort die sog. Gesund- eigenem Getreib. 349. X V I I . s. Getriebe.
^ ^ » O " « " "
i^ — haben. ^ö

I n Livland ist das Zw.schen-H meist wenn ein Fuchs, ha Lett, wenn ein grauer
stumm, und wir sprechen (5-e, Hö-e, ho-e, Hase, ha Lif, wenn ein llvlcindlscher.vase,
ho-er, se-en, blu-en, ne-en st. E-He, ha Lang, wenn ein Elenn sich zeigt. Vgl.
Ho-He u. s. w. Nur diejenigen, dre sich Flick und Ful. — I n diesem ha tonnte
einer gemalteren Aussprache besieisngen, man versucht sein das französische nure
lassen dies Zwischen-h hören. Ob die i ^ hussa zu enenoen, besondere weil
letztere Aussprache richtiger ist, tonnte französische Iagdausdrücke große Verbrei-
auf Grund des Grimmschen Wörter- tung gefunden haben. Bei Franzosen ist
buchs bestritten worden, welches behauptet, l>ar<> 1,'vrn'l cm Ennunterungsruf für die
dass das h m sehen, blühen, ziehen, Windhunde bei Hetzjagden und Kare Icmu
höher u. a. stumm sei. Doch kann diese bei Wolfsjagden ein Zuruf an die Hunde,
Behauptung durchaus nicht auf allge: wenn der Wolf sich sehen lasst.
merne Gültigreit Anspruch machen. haha, unqew. f. aha. — Hahaha, bei
Für unedel wird die Sprechweise verspottendem Auslachen. Hahaha dieses
angesehen, welche das nn Allgemeinen alberne Ansinnen'.
stumme h zu einem j übergehen lässt. haben. I m Particip gebraucht die
Man Hort dann zie-jen f. ziehen, Nei-je nnedele Sprechweise oft: aehatt st. gehabt;
f. Reihe, Mü-je und mu-jen f. Muhe und außerdem st. harte ufr hatte oder hart',
mühen, sprü-jen f. sprühen, ho-jer und wie auch wunte uud muffte st. konnte
erho-jen f. hoher und erhohen, blu-jen f. und muffte. Ich hätte kein Geld, st. hatte.
blichen, blü-jcnde Gewächse, bni-jend heiß, Heumng j195) gebraucht meist hatte st.
verzei-jen f. verzeihen, Hö-je und Hogoe hatte. Eine oberdeutsche Form, die durch-
f. Hohe, e-jer f. eher, E-je f. Ehe, nä-jen aus mcht blos liulündisch oder als Ver-
f. nahen. Hiezu gehört auch die Aus- wechselung des Conjunctivs mit dem I n -
sprache: es zrecht f. zieht. dicativ anzusehen ist. Öfters .begegnet
Von deutschsprechenden Letten wird, wie sie selbst ln Gvthe: hält auf dem Haupt
oft auch von Franzosen, ein h angebracht, nnen Ahremrcmz; er hätt ein Auge treu
wo es fehlt s.Hn st. Ei), und abgestoßen, und klug. Vgl. Grimms Wtb. Sp. 47
wo es vorhanden ist sEi st. Heu). Hieran und 49. — Auch aus .Kurland von Kru-
kann zuweilen die Nationalität eriannt ger »319» bezeugt und aus dem nd.
werden, die sich bei gebildeten Letten, ertlärt: T u Heft st. hattest, ich hart st.
welche der deutschen Sprache vollkommen hatte; ich hätt tenie Zeit.
mächtig find, sonst durch nichts veliät. Haben nnt dem Infinitiv. Ich habe
U) als Zeichen auf Heringstonnen, Wäsche hängen; ich habe bei ihm Geld
bezeichnet holländische Kernige, wie A einstehen; ich habe Geld zu empfangen.
nordische oder Norder, 8 schwedische und Kalt, warm, heiß, tul haben soll nach
^ Uhlburger. — Bei den Aschwrackern Einigen dem Franzosischen nachgebildet
bezeichnet U Hausasche. — Bei Flachsen und sogar unseren Provinzen eigentüm-
bezeichnet UV Hofsdreibaud, UMV Hofs- lich fern. Beides ein Irrtum. ual.Ginnms
dreibandwrack. Daher auch UV Märten. Wtb. Sp. 62 e.
Für 2VMarken zeigte sich mehr Vegehr, Etwas haben. Aus der geringsten Ver-
rig. Ztg. 18«3. anlassung gleich etwas haben, d. h. lei-
ha, in dem Iagdruf ha Lett, ha Ful dend werden, trank werden, vgl. Grimms
u. s. w. Unser Ha Lang! — Ha Fuck! Wtb. Sp. 62: es haben.
— .Ha Bar! — 5a Schav! - Ha Fühl! Lebend haben, todt haben. Sie sdie
— Ha Lett! - erschallen lassen, 332. I I . Mutter) hat 3 Kinder lebend, 2 todt,
11—12; Ha Fühl! Ha Lett! Ha Liep! d. h. von ihren Kindern leben 3, sind 2
Ha Schap'.Hll Baal! Ha Lang! Ha Berg- todt; sie hat 2 Kinder tränt, d. h. 2 ihrer
mann! ebda.; wessen Nacht ihm! wessen Kinder sind trank.
Ha Fühl war schallender als das Genüge? Wer viel hat, lasst lang hängen, Sprw ,
ebda. IV. 23. Wenn ein kräftiges Ha Lett d. h. wer reich ist, zeigt es. Namentlich
oder Ha Fühl ertönt, rig. Ztg. 1864. 95. auch von Frauen, welche nnt ihren Schlep-
Ha Nar wird gerufen, wenn ein Bär sich pen dre Straßen fegen, oder Schleppen
zeigt, ha Flick, wenn ein Reh, ha Fühl, tragen, vgl. Gnmms Wtb. 452.
30
466 habend — Hacken
habend. I n allen ihren derzeit haben- Habichtsauge, Faltenauge, scharfes
den und lunfttgen Gutern, NL LR 147, Auge
d h rn den Gutern, die sie fetzt haben, hach, s«), Ausruf zwischen ach und
solche scme habende Vollmacht ließ ei, ha stehend hach, wie wird der ankom-
215 587, wurde sich Jemand ohne haben- men subel fahren)' Hach, wie kann das
der Vollmacht, 148, d h ohne Vollmacht sein?' Gew
zu haben, der Friedensbote mit dem bei H«chachäh, gespr ha—cha—cha, berm
sich habend,.n Gerold, 350 257, mit Auslachen hachacha, was kannst du nur
fernem bei sich habenden Knegsvolte, thun^'
215 268, ber der zu habenden Azusti- Hächster, was höchster, Heister
rung dre Iahrzahl unterbrennen, 135, O«ck und Pack 1) Gesammtheit von
d h vorzunehmenden Sachen und Habseligkeiten Sie zogen
Habemchts. Em Herr, eine Frau von davon mit h u P , d h mit allem,
Habenichts, em Habenichts Seit Langem, was sie hatten, mit Sack und Pack Gew
vgl Grimms Wtb und schon Bergmann und hupel Grnnms
Haber, der gcwonliche Ausdruck für Wtb fuhrt hack und Pack nur aus der
das in der gemalteren Sprechweise und Altmart an, sonst aus anderen Gegenden,
rn der Schriftsprache übliche Hafer wie auch das bremische Wtb aus Lübeck
Kaber, in der Zusammensetzung ge- hack und Mack, was wir nicht kennen
wisser Gewachsnamen Die rn Grmims Die Bedeutung von etwas Verwirrtes,
Wtb gegebene Erklärung ist umvahr- durch einander Gemengtes, Verwirrung,
fcheinllch, sugllcher lasstsichHaber zurück- wie Grnnms Wtb anf, ist hrer unbe-
fuhren aus aber, after, d h falsch Dem- kannt — 2) einfache Leute, Packzeug
nach ^aberraute, falsche unechte Raute, Auch hack- und Packzeug I m brem
habrrklnche, Haber- oder Eberesche, d h Wtb hat un Mai pöbelhafte Gesellschaft,
«nachte der Esche ähnlicher Baum, haber- schlechte Leute durcheinander, hak bedeute,
pflaume Haberrose wird da bemerkt, vermutlich ernen schlech-
Haberbön und Haberbün, dre, hafer- ten geringen Menschen
boden «nckhrngen auf den Stall an die .Hacke, die, fuhrt hupel auf st Ferse
Kaberbien, 349 XXII 2, den habern- und bezeichnet das Wort als pöbelhaft
buhn inwendig mit Brettern bekleiden, smlt welcher Bezeichnung er übrigens
349 XXII ^ recht freigebig ist) Die hacke ist i.ekt
Habcrenden. I n cmem Wirtschafts. selten und dafür fast durchweg der
bück aus d vorig Iahrh auf eine hacken
Bmtgans wird 7 stulmrt gute Haber- Hackelsen, das Diejenigen, welche die
Enden in Ausgabe zugestanden Unterhaltung der Wrack-, Zahlen- und
.Haberheu, s .haferheu hackeisen für die I 1866—68 überneh-
Hllbertasten. Er geht darauf los, wie men wollen, iig Ztg 1866 13 und m
der Bock auf den hllbertasten Nach 325 390 I 1870
Bei Strodtmann nn Iä,ot 08nad 82 em Hackel, die, st Hachel, Achel, Granne
ähnliches vgl Grrmms Wtb einer Are
Haberlnlllt, der, fuhrt Bergmann auf, Hackel. st Häcksel, bei Bergmann Heckel.
st Hafersack, Futtersack Selten
häckeln st häkeln
Oabersäm, der, haferseim, Haferschleim,
haferwelg, habertumm Habersenn und Hackels, das, st Häcksel hackels schnei-
haberwelg ber uns unbekannt Sam 112: den lassen, 349 XXII 1 I m brem Wtb
Tumm, sämig — tummig halkels
Oackelwerl und Hackelwerler, s Hakel-
Oabertumm, der, habergrutzabfud, weri
habersam, habcrsuppe Bei Bergmann hacken, auf einen, losziehen, einen
und hupcl erklärt HabergruHsuppe Eme angreifen mit allerlei Bemerkungen Auch
qewonllche Speise, bestehend in einem gegen einen, an einem hacken Er hat
durch ein Sieb gelassenen Absud von stets an ihm zu hacken, d h ihn tadelnd
Hafergrütze, gewonlich mit Zuthat von zu besprechen I n Grimms Wtb unter
Pflaumen, Rosinen und Knackerchen — 1) schlagen gebracht, ist aber wol unter
Die Betonung fallt auf Tumm 2) hacken der Vogel zu reihen
Habgern, der, der alles, was er steht, Hacken, der, m Riga und Llvlcmd fast
haben mogte Bei hupel nach Bergmann, durchweg für das in Grimms Wtb als
Bergmann und Stender erklaren hab- m Deutschland übliche , hacke (am Fuß,
suchtiger I n Grrmms Wtb habegern an Strumpfen und Stifeln) Einen
Hacken-Elend — Hafen. 46?
Hacken in einen Strumpf einstricken; der Hackfrucht. I n Grimms Wtb. Hacke-
Hacken des Stifels. Absatz. frucht und erst vom I . 1N42 angef. Hier
Von Kacken zu Nacken, von Hacken bis früher. Hackefrüchte, 176. 1«30. 175;
zum Nacken, d. h. vom Kopf bis Fuß. vom Behacken, nach dem man die Kar-
Gew. I n Grimms Wtb. von den Hacken toffel eine Hackfrucht nennt, 176. 1334.
bis zum Nacken, — was auch hier zu 3 1 ; Hackfruchtbau, 201 und 448.
hören. hackifl, hacksüchng, geneigt, auf andere
Auf Hacken und Nacken einem nach zu hacken.
sein oder nachgehen, d. h. immer hinter Hacklol, der, gehackter, gesäuerter Kopf-
ihm her sein. Dem Dienstmädchen muss kol, namentlich zu saueren Kolsuppen,
man am H. u. N. nach sein, sonst macht entgegen dem geschärften Kol. Sckon
sie alles verlehrt. I n Grimms Wtb.: Hupel.
einem auf der Hacke sein. Hackmesser, das, st. des hier unge-
Ter eine sitzt ihm auf dem Nacken, der bräuchlichen, in Grimms Wtb. nufgef.
andere auf dem Hacken, d. h. man drängt Hackemesser. Schon 172. 1780.
ihn von allen Seiten, drängt und quält Hackpastetchen, Pastetchen mit gehack-
ihn. tem Fleisch gefüllt. Hupel.
HackenElend. Sin Hospital — dieses Hackstück, bei Fleischern, was Hacken-
Hackeneiend, Fersenschleppe emes jeden stiick.
Heerzuges, N . v. Dah! in einem Briefe Hacksucht, Geneigtheit, auf andere zu
aus d. I . 1840 in rig. Ztg. 1^73. 96. hacken.
d. h. Elend, das jedem Heerzugc auf hacksüchtig, was hackig.
den Hacken folgt, sich dessen'Fersen nach- Hackstein, Stück zerhackten, zerschlagenen
schleppt. Granitsteins. Selbst der kleinste der
hllckenrein, vom Rindvieh. Ter Ochse Hcill'steine hätte noch einmal durchge-
muß hackenrein sein, 270. schlagen werden müssen, rig. Ztg. I87.i.
hackenscheu, von Pferden. Schon bei 204. Hacksteine — Schotter, Malm.
Hupel in 444. Hade. Dies Wort steht in der Nol-
Hackentreter, — i n , Person, die beim marschen Absprache H 24, bei Arndt «'179.
Gehen weniger auf den vorderen Theil II. 172^. Von Gadebusch <32ö) angef.
des Fußes oder auf die Sole, als auf Haben, der, Buchweizen, polveonum
den Hinteren, die Ferse, tritt. tÄZovvrnw, 434. 217.
hackerig. Nur in d. Verb.: hickerig und Haderlss, IvNiuacliia, Friedlose, 434.
hackerig, oder hickrig und hackrig, d. h. 117.
nicht eben, nicht glatt, gleichsam höckerig. Hafen, für Topf, Geschirr, hier unbe-
Das Brot hickerig u. h. schneiden; die kannt.
Eisfläche, der Bach ist hickrig und hackrig; Hafen. 1) Das Wort wurde in den
das Brett ist h. u. h. behauen. ältesten Zeiten gleichbedeutend mit dem-
Häckerlingsbanl,st.Häckselbant. Schon jenigen Theil eines schiffbaren Flusses
Bergmann. gebraucht, welcher einen Hafenplatz bot.
Hackern, 1^ hapern, nicht vorwärts So heißt es in der rig. Ur'i. v. 1211
gehen. Es hackert mit dem Geschäft. Bischof Alberts: 8o Verlanen n)' äeu Ivosp-
Schon Lange und Hupel. Bei Stender: luüeu äe Vüue un andere vHi'eu. in I^ien"-
nicht fort wollen. — 2) hickern und lauü, und im lateinischen Texte: in«--
Hackern, an etwas, hacken mit einem Beil catoribnZ, vunam et c^teros poituz l.i-
oder Messer. An dem Fleisch hickern und voniae t're,MntHntibn8. Ferner in einer
Hackern und es nicht sglatt) durchhauen rig. Urk. v. 1299: portus Ri'32, äictu»,
tonnen; an dem Ballen hickern und d. h. der Rigebach. Daher ist unter
Hackern, statt ihn glatt zu behauen. ,.livländischer Hafen" oder Dünahafen die
Hackern, auch hälern, 1^ hapern. Es Dünn, vorzugsweise aber die Mündung
hiickerte hier, es hiickerte da, d. h. die der Dünn, weil hier der anfängliche Ha-
Sache stockte hier, stockte da, ging nicht fen sich befand, ebenso unter Semgalli-
recht vorwärts. — 2) aufgehalten wer- scher Hafen die lurländische Aa zu ver-
den, hängen bleiben, vgl. anhäckern. Das stehen. Unsere Geschichtsschreiber sprechen
Kleid hiickerte sich an das Rad und riss von der: Entdeckung oder Auffegelung
die Frau um. Namentlich in Verb, mit des livliind. Hafens, und von dem Ver-
bleiben. Das Kleid blieb Hackern am bot des Handels in dem semgalli scben
Nagel, am Wagenrads; er blieb Hackern Hafen. I n einer Urk. v. 31. Januar
in feiner Rede, d. h. stockte, konnte plötz- 1564, betreffend die Rechte der Stadt
lich nicht vorwärts. Riga auf dem Dünastrom, werden die
3(*
468 Häfen — haful.
Wörter Hafen und Munde der Dünn Hafenung, Hafnung, Haffnung, Haf-
gleichgesetzt. I n desselben (des Dunstro- fung, Hafen, Hafenstelle, Anfurt. Wie
mes) Munde oder Haue; die Munde oder der Zeit (damals) noch keine Haffnung
.baue; bei der Munde oder Haue u. öfter. oder Anfuhrt auf Liefland gewesen, 194.
— Namentlich aber hieß Hafen die rechte Nyenst. 13: Schifffahrt dahin; ihre Haf-
Seite des Dünastusses an seiner Mün- nungen, 195. Hennig Chr. 231, Häfen;
dung, weil hier eben der „Hafen" sich des Windaufchen Pforts und Haffung gute
befand. Daher: Der Hafen soll frei sein, acht zu haben, ebda. 280; die pernausche
was dawider in Dünamünde gebauet, Bäche mit einer feinen Hafnung, 200.
soll niedergerissen werden laut Vertrag I. 17. Die ungewöhnliche Haffnung und
v. 1482, 207. 165; der Hafen bei Düna- Kauffmannschaft des Adels abschaffen,
münde, ebda. 185. — Der sog. Hafen 344. 2. 38. Und oft in älteren Schr. —
von Riga liegt jetzt auf der linten Seite Die im brem. Wtb. für navenunF ange-
der Dünamündung bei dem Flecken Bol- gebene Bedeutung: eigentlich ein Ort,
deraa. Man unterscheidet daselbst den wo man gegen Wind und Regen gedeckt
äußeren Hafen und den inneren Hafen, ist, Bedeckung, Beschützung, weicht von der
vgl. 174. 1861. 138. 167. 168. 'Eine unseren einigermaßen ab.
gewönliche Schreibung war sonst Haven. Hafenverwalter. Bei dem Hafen in
2> Sehr gew. nennt man Hafen auch die Riga bestand ehemals ein H., ein Hllfen-
sog. Holzhafen. Da ein Theil der hie- diener und ein Eontroleur. vgl. 102. III.
sigen Häfen sin der Volderaa) geschla- Hafenzoll, wurde schon 1629 in Riga
gen (eingerichtet) worden und zur Nieder- zur Deckung der Kriegskosten von der
legung der Holzwaren befestigt wird, 172. Regirung erhoben, vgl. 347. II. 2. 182.
1806. 256; wenn die Häfen (m der Vol-
deraa) durch Stürme zerschlagen und die Hafergias. I n anderer Bed. als im
Holzivaren vertrieben werden, ebda. 755; Grimmschen Wtb. Das Ansehen des nach
au5 den Hciven Hölzer gegen den Strom dem Klee gebauten Hafergrases, 201. I.
nach den Hölmern hinaufziehen, 283. 455, d. h. des jungen aufgewachsenen
Hafers.
Häfen, der, st. Hefen. I n frischen ' Haff, das. Bwndis (194. 4) spricht
Häfen oder Varm, 329. 51. vom finnischen Haff, worunter er den
Hafenbach, der, und Hafenbiiche, die, finnischen Meerbusen zu verstehen scheint;
bei ^ibllu. I n der Hafenbäche zu Libau: Henning (195. Ehron. 255) von der
176. 1825. W. Ein Hafenbach war auch Dantziger Haffe. Hafen? M. Fuchs im
die Rige. roten Buch (195.'731) von den Ost-
Hllfenbllnte, die. I n Grimms Wtb. Seeschen Haffen. Häfen? Gadebusch (325)
nur: Hafenbau, aus d. vreuß. Jahrb. fürt Haff und Haft in gleicher Bed. an,
Bd. 22! — Über die Hafenbauten Rigas und bemerkt, dass „ein ihm unbekannter
das Neste in 364. S." 3« u. f. und ungedruckter Schriftsteller, der die
Hafencllpitän, hat in Volderaa die liest. Historie in Frage und Antwort
Oberaufsicht über die Hafenvolizei und verfasset hat, den finnischen Meerbusen
die Dienstpflichten der Lotsen :c. 318. 9. das finnische oder ehstnifche H a f t nennt,
vgl. 364a. S. 191. während die drei Hilfe sonst die bekann-
Hafencomptoir, Vesucherhaus. Ein neu ten sind: das große Haff in Pommern,
zu erbauendes H. am Tünaufer, rig. Ztg. das frische und das iurische Haff.
1860. Haftung, s. Hafenung.
Hafendiener, ehemals bei der rig. Haftel und Heftel, der wissenschaft-
Hafen- oder Anlagsverwaltung. liche Ausdruck für Vreze.
haften. Weil nichts will haften beim
Hafenmeister. I n Grimms Wtb. evütos
Rath. 349. IV. 11. I . 1613, verschlagen?
portorii. Hier: Angestellter im Zollamt
für Hafenzoll-Angelegenheiten. Das rig. haftig. Von K. Petersen gebraucht im
Zollamt zälte 1875 2 Hafenmeister mit inliind. Mus. u. Raupllch I. 3. 90: fühl
15 (Hafenmeister-) Gehilfen, das pernausche ich mein Herz nur wieder haftig. Sonst
2 Hafenmeister. ungebräuchlich.
Häftling, der, Verhaftete, Arrestant,
Oafeumündung,AusfiussstellederDüna. 174. 1870. 394. I n Oesterreich dafür
Die H. bis Ende des Fortcometdammes Häftling.
war mit Eis bedeckt. Haftung. I n H. nehmen, verhaften.
hafenstadtisch. Die hafenstiidtischen Kauf- I n landvogteil. Prot. Rigas v. 1590.
leute, rig. Ztg. 1866, d. h. welche in den Haftnugsveibindlichleit, 154. II. 399.
Häfen des Reichs sich aufhalten. haful, s. ha.
Hagdrüse — H a k e l w e r k . 469

Hagdrüse, Hageldrnse, großes Geschwür. hälelig, was heikelig. Dasselbe ist wol
Hupel in 444. vgl. in Grimms M b . Stenders: hiicklicht und weitläuftig. I n
Hegedrüse. Vei Lange: Hagedrüse. Grimms Wtb. hiitlich und hätlicht.
hageldick. Es h. bekommen od. kriegen, häkeln. Sobald sich das Maltz zusam-
derbe Vorwürfe od. Schläge. Gew. men Heckelt, soll man es außreiben und
.Hageldrüse, großes Geschwür. Hllpel nicht überwachsen lassen, sonst gibt es
in 444. vgl. Hagdrüse. Graßkinn, 328. 191.
Hagelsberg und Hagelshof. Die im Hätelmuster, Muster zu einer Häkel-
gewönlichen Leben übliche, doch falsche arbeit, rig. Ztg. 1871.
Benennung für Hagensberg oder Hagens- Hllkelwert, kleiner Flecken, bei einem
Hof. Schon in 223 ( I . 1657): Hagels Schloss oder auf einem Landgut; selbst
Hoff. Ferner in 350. XXV. 1. s I . 1746) eine kleine Vorstadt, Paelwcr't, von Pin-
und öfters in 352. XXVIII. und 349. ien umgebener Ort. Bergmann erklärt:
XVI. 7. Die richtige Benennung im ein ehemals umpfält gewesener Ort, Um-
17.Jahrb.: RufHagens Hoff,349. XXV. 1. pfll'lung. Hatelwerk bedeutet, sagt Gade-
I . 1668 9. busch (325), in Niedersachsen einen Zaun,
Hagelschnee, der. Wenn auf Graupen der so errichtet ist, daß er oben in- und
sd. i. Graupeln) oder Hagelschnee ander auswendig wie ein Haien aussieht und
Schnee fällt, 328. 60. — Jetzt: Hagel, etwa die Gestalt eines römischen X hat.
der dem Schnee ähnlich, halb Hagel, halb Die ersten deutschen Einwohner in Lief-
Schnee ist. lllnd kamen aus Niedersachsen her, und
Oagelstüm, der, Wetter, bei dem es wenn sie sich bei einem Schlosse nieder-
statt Schnee, Hagel stümt. ließen, versahen sie ihre Wohnplätze mit
solchen Hlllelwcrten. Oder man umgab
Häher. Die Benennung dieses „Spaß- den ganzen Wohnplatz bei einem Schlosse
vogels" unter den Vögeln stimmt über- oder einer Stadt mit einem gemein-
ein mit dem russischen, doch woher stam- schaftlichen Hai'clwerle. Daher Hatelwerk
menden? raspi., Harlequin, Spaßmacher. in Liefland eine Vorstadt oder Vorburg
Auch das lateinische xarrninZ hat etwas bis auf den heutigen Tag heißt, und
ähnliches; nd. Hager. sowol münd- als schriftlich gebraucht
shahl, 3, in Grimms Wtb. dürfte mit wird." — Limmer (363. 63 > sagt: die
hohl zusammenfallen.^ Bischöfe und Ritter legten bei ihren Bur-
Hahn u. a. s. Han. gen Städtchen an oder Flecken, welche
Hähster, der, Elster. Hupel. s. Hächster von ihrer Umgebung mit Pallisaden seine
und Heister. Umzäunung, im Altdeutschen K ^ oder
Hai, mit deutlichem ai gesprochen. 1) in Kack) Hakelwerte hießen.
Riga ist eine gew. Ra.: Hai sein, wild, Das Grimmsche Wtb. hat Hatelwerk
in Aufregung. Der war Hai! aufgeregt, in der Bed. von Umhegung, und bemerkt,
lam in Aufregung, war erstaunt. Da war dllss die Vegriffserweiterung in eine Art
oder hieß es Hai, d. h. rasch bei oer Vorwerk nur in Preußen und den deut-
Thllt sein. 2) Hai sein, gedrückter Stim- schen Ostseeprovinzen zu gelten scheint.
mung sein, 390a. 37. I n diesem Sinn Auch Schiller-Lübben's mnd. Wtb. t'ennt
von Bertram in 382 benutzt: Was sehen nur die Bed. von „Umzäunung eines
Sie heute so Hai und so tui aus, sitzen Grundstückes oder Gehöftes". Bei uns ist
Sie in der Patsche? Wenn nicht das diese Bedeutung unbekannt.
estn. nlüZe, krank, so entsprechend dem Hakelwerl, in Alnveke lilienel^ere. in
schwed. IlaH, erschrocken, bestürzt. der Urk. v. 1366 (399. I I . 755) n^Kil-
.Hainampfer, rumex sanFuinenz, 434. vercn (äi Fenlmtin vordiAntin <1ü8 Kaeliil-
200. verek äe3 Iinses vunenmnä'e), i n lat. Ur-
Hainmire, die, stellkria neinornin, 434. kunden zudurbiuill, stammt, nicht von hacken,
236. sondern von Kac oder IiaoK, Einhegung
Hainfchwingel, droNNL 28ver, rauhe mit Pfälen. I m 15. oder 16. Icchrh.
Trespe, 434.74. Auch t'estuca neterovnvlla, hatte fast jedes Schloß ein Hackelwert,
Wllldschwingel, ebda. 66. 174.1825.316. I n der Nähe der Schlösser
Haintrespe, dromuF ^sver, 434. 74. lag die sog. Vorburg oder das Hakel-
Hütchen. Das Sprüchw. lautet bei uns: werk, welches den Schloßbedienten, deut-
was ein gut (es) H. werden will, lrümmt schen Handwerkern, Krämern und Ge-
sich bei Zeiten. werbsleuten zum Aufenthalt diente, und
Häkelgarn, Garn zu Häkelarbeiten, rig. woraus sich dann die kleinen Städte
Ztg. 1871. Gew. bildeten. Aus dieser mit einem Pfahl-
470 Hakelwerk —Haken.
werte eingefassten Vorburg u. s. w. 190. unser Hakelwerk erinnert «der Hackel",
S. . . . I n Russow: Hackelwerk. Der den Go'eze in 373. 5. S. 453 und 461
Herausgeber erklärt: die vor oder unter anführt.
einer Burg angebauten Wohnungen, so Halelwerler, Bewoner eines Hakel-
benannt von der sie umgebenden Palli- werkes. Die Bürger und Hakelwerker,
sadenumzäunung. Die Einwohner des 350. X X I I . I . 1683; die bei den Schlös-
Weichbildes oder Hakelwerkes zu Wesen- sern wohnenden Hackelwerker, 182. I.
berg, Plettenbergs Bestätigung für Wesen- öfters in 180, im Sinne von Vorstädter
berg v. 1512. vgl. 367. 150. Am 20. No- sDorvats». Die Hakelwerker oder Vor-
vember 1621 schenkte Gustav Adolf der städter, 180. IV. 2. 653.
Stadt Riga das Gebiet und Hakelwerk Hlllen, der, früher oft Hacken oder
Lemsal, 347. II. 1. 21«. Vuddenbrock Haacken geschrieben. 1) die ursprüng-
s193.) sagt: Das schon im Ritterrechte liche Benennung des jetzt sog. Haken-
vorkommende Plattdeutsche Wort Palten pflugs. Arndt (179. I. 92) sagt: Haken,
Hecht ein vor einer Burg angebauter uncns, nannte man anfänglich, wegen
Platz, und wird am Zweckmäßigsten durch seines Haupttheils, einen Pflug, hernach
Hakclwerk, wie man es jetzt nennen ein Stück Landes, so viel nämlich 2 Pferde
würde, übersetzt. I n dem Maße, wie in einem Tage umackern rönnen. Berg-
Hcnelwerte anwachsen, werden sie all- mann (164) bemerkt: Haken, der eigent-
mälig zu Städten. I n 349. XVI. 3 heißt liche Name des itzigen in Livland üblichen
es: es fanden sich zum Behuf des Schlosses Pflugs, vor Alters nncn» genannt. Hueck
und der Einwohner des Hatelwertes (190. 84) sagt: der Pflug sin Liv-'und
l'^emsal) einige Handwerker ein. Jetzt Estland) ist fast überall ein Hatenpflug
ist Lemsal eine kleine Stadt. Nach dem (estnisch sank. lett. arUes, russ. eaxk,);
Reichsgesetze sind erbliche Edelleute be- der einfache Haken oder Schweinsrüssel
rechtigt, auf ihren Güternssleckenoder (estn. aääer) ist in der Wiek noch jetzt
sog. Halelwerte anzulegen, 154. I. 67. 8.
im Gebrauch. — Alle diese Wörter stehen
Es sind kleine, mit gewissen Handels-
rechten versehene Orter. I n Livland gibt in Verwandtschaft. Denn das ruffische
es setzt svgl. Klingenberg, livliindisches coxll, findet sich in Ostpreußen wieder
Adreßbuch v. 1871, 7 Hnlelwerle: Ncchof, als Jogge oder Zoche; dem Ssochä ent-
Liagrad, Oberpablen, Odenpäh, Rujen, spricht aber auch das estnische sank,
Tfchorna und Wöbs. Bekannt ist übri- Pflug, dc>5 franz. Is 50c, Pflugschar, und
gens auch das Iama'sche Hakelwerk bei das deutsche Sech, und das gothische
Torvllt, und Hupel (182. I.» führt auch IMa, Pflug, dem wiederum Haien ange-
noch das Luhdische Hakelweri bei Walk hört.
an. — Auch Dubbeln am rig. Strande Unsere Schriftsteller scheinen das Wort
wird in Anzeigen seit d. I . 1872 Hakel- Haken (Pstug) als ein allgemein bekann-
werk genannt, vgl. Handelsflecken. Das tes anzusehen. Doch kennt Schiller--Lüb-
Rujen-Torneu'sche Haielwert. ben's mnd., und ebenso wenig das brem.
Wtb. das Wort in der Bed. von Pflug;
Wir sprechen stets Ha—telwerk, nie selbst Grimms Wtb. belegt es aus Deutsch-
Hackelwerk. Es ist bei uns niemals „der land kaum. Thlltsache ist auch, dass es
lebendige durch behacktes Buschwerk ge- bei unseren landwirtsch. Schriftstellern
bildete Zaun", wie das Grimmsche Wtb. Guben und Hermann v. Neidenburg nicht
erilärt, sondern war ursprünglich eine vorkommt, und nur vereinzelt in alten
Einhegung durch Pfiile oder Palisfaden. Urkunden. So (vielleicht zuerst) in d.
Eine solche Palissadeneinliegung bildete Urt. u. 1252. 18. October: ^ev^n von
noch bis 1812 die Begrenzung der Vor- eine jeillielien naken ein enlniit roeeen;
städte Rigas. Hupel in s. Idiotikon sagt: dann in d. Urk. v. 4. April 1253 " m i t
Hackelwerk, eigentlich Hatelwerk, heißt üUen iLnüen unü Mtm85e, dar Hie nü.Ke
ein von deutschen Leuten bewohnter, xellaket, Kevet, und ebda, noch ein M a l :
kleiner Flecken, sonderlich bei einem mit allen lamien nnü viltni^e, cln,r äio
Schloß oder Landgut.; dagegen in 182: IiMenssekalcetnedden. Man könnte in
Hakelweri nennt man bisweilen eine diesen Stellen an „die Hacke" denken; der
von Bauern bewohn« Vorstadt; aber latein. Text setzt aber: cum tems <M8
auch die bei einem Schloß oder Gut colnerunt, nnen. — Eine noch nicht auf-
wohnenden deutschen Handwerker, deren geworfene Frage ist, ob das lat. nnonZ
Anzahl noch nicht ein Flecken zu fern eine Übersetzung des deutschen Wortes
hinreicht. I n dieser letzten Bed. ist es Haken ist, oder ob das Umgekehrte statt-
gleich dem Wort Haielwerker. — An gefunden. Das klassische Altertum kannte
Haken. 471
uncu8 weder in der Ved. von Pflug Von Hagemeister, dem wir die haupt-
noch von Landmllß. sächlichste Auseinandersetzung über den
Von dem Haken oder Pfluge, genauer Haken verdanken, sagt l/55. I. 1>: Der
nach der Zahl der Pflüge, erhoben die bei den Letten und Stauen gebräuchliche
deutschen Herren im alten Livland die Hakenpstug gab wahrscheinlich die Ver-
Abgaben. Schon im I . 1206 ss. Orinnez anlassung zu der Benennung; noch jetzt
I^ivoniae p. 43» verfprechen die Lenne- bedeutet das lettische Wort arW5 sowol
wardschen sin Livland) ' 2 Lispfund Rog- jenen Pflug, als auch den Haken. —
gen von jedem Pfluge zu entrichten; im Diese Annahme ist indessen insofern zu
I . 1211 wird auf Bitte der Letten der ergänzen und berichtigen, als auch das
Zehente in die Abgabe eines Scheffels lat. «neust und das estnische aüäer sowol
von jedem Pferde verwandelt; bei den Pflug als Landmaß bezeichnen, bei den
Kuren 1220 die jährliche Abgabe eines Russen diese gleiche Bedeutung nicht,
halben Lispfundes Roggen von jedem und wahrscheinlich auch bei den übrigen
Katen oder Pfluge festgesetzt. Indessen Slauen nicht vorkommt. — Abweichend
ist zu bemerken, dass das liul. Urkunden- äußert sich Iannau s157. I. 103 u. f.):
buch (399) erst beim I . 1230 den Nach- „Haien kommt her vom Worte 1,222,
weis von Abgaben liefert, welche die welches einen Zaun bedeutet, oder nach
Eingeborenen vom Haien sPfluge) ent- Anderen ein Torf hieß, dabei tiefer
richten sollten: qnoä l!e «zneUoet unco 8«!-Acker war svgl. Dreger Coäex äii'l«»mnt.
verent noni« äimiäiuw. wlentum 5Ni?im5. powim-ranille, S. 310). Nach dieser ein-
Hueck s190. 62, bemerkt: „Da das ur- fachen Hagen-, Zaun- oder Dorfrechnung
sprüngliche landwirtschaftliche Ackerwerk- schätzten die Wenden, die Pommern, die
zeug jene Form hatte, die noch jetzt in Preußen, die Polen ihre Güier und
denjenigen Gegenden Deutschlands, welche nahmen blos das urbare Land in An-
früher von Wenden bewohnt waren, ge- schlag, aber nicht die Waldung. Wenn
bräuchlich ist und mit dem Namen Katen nun die Verordnung v. 1232 besagt, dass
bezeichnet wird, so wurde die Abgabe eine Hufe 30 Morgen halten soll, nn
auch nach diesem, nach dem Haken er- Morgen aber 40 Nutben lang und 10
hoben." Diese Behauptung, der Haken sei Ruthen breit sein muß. so folgt, dass
slavischen Völkern, der Pflug dagegen damals flämische Hufen, ina«!>! t^ntanici,
deutfchen eigen, ist in solch' allgemeiner galten, und dass ein jeder Morqen, die
Ausdehnung nicht richtig; der Haken ist Ruthe zu 12 Schuh berechnet, 1"0 Schuh
als Vorläufer des Pfluges, sowol in lang und 120 Schuh breit gewesen ist.
slavischen als deutschen, lettischen und Die gauze Hufe war also 10,800 Schuh
estnischen Gegenden da anzutreffen, wo oder '5400 Ellen lang, und 1600 Schuh
das Ackerland auf vollkommenere Acker- oder 800 Ellen breit, und also kaum
geräte nicht hinwies, oder die Bevöl- eine volle Tonne Aussaat." — Limmer
kerung an den alten Gerätschaften zähe s363, erklärt ähnlich. „Weil man. sagt
festhielt. er, ehemals nur das urbar gemachte
Land umzäunte, dieses aber Iia^ oder
2> ein Landstück gewisser Größe und lulck hieß, so entstand der Gebrauch, in
gewissen Ertrages, von Bunge in 3! 9. Livland, Cur- und Estland die Größe
„ein Ländereimaß" ertlärt. Die Ent- der Güter nach Haken zu bestimmen."
wickelung dieser Bedeutung aus der Nach dem Grimmschen Wtb. lautet das
vorhergehenden ist schon oben angedeutet Wort Haken im ahd. liüco, im^o, naeeo
und es gilt fast für zweifellos, dass sich und ull^o. und Hüten könnte somit
die Bedeutung Pflug in die von Land- nichts als llu!5. Ua^u sein, d. h. „eine
striche erweiterte, welche mit einem Pfluge aus geschlagenem Holze hergestellte Um-
sund vermutlich auch Pferde) in einer friedigung und sodann der umzogene
gewissen Zeit zur Sat umgebrochen wer- Ort, mag er nun ein einziges Gebäude,
den kann. Auch das Grimmfche Wtb. ein Landgut oder ganzer Ort sein; nur
fugt, dass man als Maßstab für den bezeichnet Hag nie den eigentlichen Herren-
Landtheil die Leistungsfähigkeit eines sitz". Hag entspricht in dieser Hinsicht
Hakenpfluges in einer gewissen Zeit, ganz unserem Haien, da diese Bezeich-
etwa einem Tage, zu Grunde gelegt. nung sich nur auf Vciucrland bezieht.
Die rig. Ztg. sl'^75. 117 > bemerkt, dass Indessen kommt das Wort Haien bei
das Wort Haken in Verbindung zu brin- uns nie in der Gestalt von Hag oder
gen ist mit dem Hakenpflug sdie Zahl Hagen vor, so dass der anmutenden Be-
der Pflüge galt als Maßstab für die von hauptung Iannaus keine Berechtigung zu-
den Bauern zu leistenden Frohntages?^>.
472 Haken.
zustehen scheint — D^e latemlsche Be- 238 rig. E^en im Umtreis hat, über
zeichnung nucnz in der Bed von Land- 5 Los Noggen säen, in einem haken
teil finde ich zuerst in der Url vom aber 8 Last Roggen, des Kaiens Um-
11 April 1226 s399 I. 2 ^ äo terra kreis ist 8092 Ellen, ebda Dieses ver-
culta c^ntmu nuci, die deutsche haken schiedene Maß des Kaiens hatte wahr-
zuelst in der Urt u 12)2 18 Dctobcr scheinlich seinen Grund m der Leistungs-
Auch diese Bedeutung < Landereimaß) fähigkeit eineu Pfluges, welche wegen
ist in Deutschland uübetllunt Schlller- örtlicher Verhältnisse eine verschieden
Lubbens nmd Wtb belegt ste nur aus große sein tonnte, wie etwa auf ebenem,
Iivl Urkunden Ob das tat nn«'uz eine leichtem, schwerem u dgl Boden Da
Üebersetzung ist von Haien oder sogar diese Ungleichheit des Hakens eine un-
von lla^, und auv dem Latein wiederum gleiche Belastung des Landes mit Ab-
Haien entstanden ^ gaben veranlasste, so wurde zu verschie-
?,alcn und Hufe wurden im alten Liv- denen Zeiten die halengroße und Katen-
land unterschieden. Nach Iannau <1i? ;al revidirt. so namentlich in Achmed
I 104 u 1 ! ^ war haken ein polnisches Jett m d I 16)8 u 1688 Besonders
Maß, gleich 2 Hufen flämisch Maß; berühmt' ist die Revision, welche nach
.haten um hatenhuse Nach Sallmann der Einführung der Statthalterschaften
s39«>^ 26» welst hairn als Flächenmaß angestellt wuroe vgl Nevinonshaien
nach Westfalen, wo ciue gewisse Art Landereien, die vormals bearbeitet wur-
drs Pfluges so hieß, n'...' .loch heute den uno als solche bei der schwed Re-
in drr Oberplal^ vision angeschlagen oder angeschrieben
^>>l Ansana rcs 17 Iahrh canute waren, aber aus Mangel an Menschen
mar in Livlind 1» h.rrmrlsterlicne oder lieien blieben, hießen wüste haten Von
ord^.wmennrllch..' ^aren von 17? Tonnen ihne.i wurden «me Abgaben erhoben,
Land 2 > ; lettenvcrg.scbc von 96 Tonnen, und in Ansehung solcher sagt man, das
5< er,bischöfliche von 66 Tm'n.'n rigisch, Gut tonne noch m seiner.hakenzahl stei-
4) volnische große ;u 120 und i) deutsche gen, oder da» Gut halt 10 5>alen, es
tlelne von 30 Tonnen hagemeister in 3>). iann aber 16 haten werden, 180 I
I , )tach einer Angabe i'i 3,0 XVIII. Da wüste haten keine Ansiedler haben,
unterschied man ^ deutsche 1>aken, die so heißen sie auch u>ibesel,te, zum Ge-
kleinsten, welche mit 60 Tonnen ligisch gensa<' der besetzten, d h mit Bauern
besät werden Das Land von .60 Tonnen I n demselben Sinne bewohnte und
wird ln 6 lohten oder Felder abgethellt, unbewohnte haken Die Ausdrucke
2^ Herr Neuster Haren, halten 60 Tonnen v»l,t> und l)«Mttb llakeu kommen schon
und werd.'n glelcherg>.stalt in 6 Lochen in einer Urkunde v 1410 vor
emgetheilt, 3) polnische, halten 129 Ton- Bis tief m die Zeit der schwed Herr-
nen Landes, ebenfalls in 3 Lohten qe- schaft bildete der Haken ein nach Ort und
theilt, davon sahrlich 2 Lohte besät und Zert wechselndes Flächenmaß und erst
das dritte ruht — Das Privilegium durch die königliche Instruction v 1687
Elgismundl Äug v 1561 bestimmt den und das Memorial vom 30 Zum 1686
behalt eures livlandischen Hakens ;u t 6 wurde eine haienberechnung geschaffen,
Stricken oder Basten, deren icdcr < 6 Fa- die sich neben dem Flächeninhalte auch
den lang ist, d h auf 180 Tonnstellen auf die Gute des Bodens gründen sollte,
oder 59 Morgen Dieser llvl Haien vgl rig I t g 1875 117 Dasselbe Blatt
Sigismund Äugust's «st demnach der sog brachte 1862 272 u f sehr ausfurliche
herlmelsterllche, ist gleich 66 ^Basten Auseinandersetzungen, nach welchen haten
oder 180 Tonnstellen, d l, qle,cb den 1» ursprunglich em Flachenrcmm von
Landhufen m Vommern, mau--, tt!ut<» ni
180 Tonnttellen Vauerlandev war, und
Hagemeister :n .6^5 I .6 Daher 66-
basnqe Haien vgl ebda S 14 — Cur bis 1687 90 Tonnstellen Ackerland und
alter lieflandischer haken Landes soll m 9« Tonnstellen Buschland enthielt Die
sich haben 66 gemerte Bast La.rdes, oder Tonnstelle — °,, Dessatme 2) seit 1687.
ein gemertes Stuck Land, welches 11 Bast richtiger, >eit 1804 ist em livlandischer
lang und 6 Bast breit ist, oder 748 Fa- Haten em Stuck Bauerland verschie-
den lang und 498 Fade.i breit, 3'i0 dener Große und ohne bestimmten Flachen-
XVIII 2, er»! rechte^ Meister haken raum, welches eme gewisse Menge Brust-
ein hale,i Landes halt 66 Baste, em acker, Wiesen, Garten- und Vuschland
Bast 66 Klafter, ebda I n einem Bast enthalt und eine Bodenrente von 80
Landes, d h einem Stuck Landes, das Thaler schwedisch gewart Oder nach
bueck l190 119) ein Stuck Bauerland,
Haken. 473
welches von den 4 Gattungen zusammen Edelmannes, wie er em Bauergesinde
für den Wert von 80 Thlr. umfasst. oder Vauerhof, nach der Zahl seiner
Die Vauer-V. O. von 1804 schreibt vor, arbeitsamen Einwohner will gehorchen
dllsö statt der seit 168« geltenden 60 Thlr. und die Gerechtigkeit Zinsen lassen. —
oder statt des früheren Anschlags von Haien ist, bemerkt Hupel i n 182. i,
60 Thlr. «0 Thlr. für einen Haken ge- das Maß zur Bestimmung der Größe
rechnet werden, ferner dass jeder Haien eines Landgutes und dessen Kronsabga-
mindestens für 60 Thlr. Brustacker' und ben; in Estland geben die vorhandenen
für 20 Thlr. Busch- und Gartenland ent- arbeitsamen Mannspersonen, in Livland
halte. So ist der Haien ein Stück Bauer- das bearbeitete Land und dessen eewaiger
wnd, dessen Bodenrente 1687 zu 80 Thlr. Ertrag die Hnkenzahl. Zu einem rigi-
angenommen und in eine Anzal dem schen Haken gehörten, äußert Hupel (182.
Hofe zutommenderFrontage und Natural- II.), 1» zwer wöchentliche Arbeiter das
ueferungen umgerechnet worden war. ganze Jahr hindurch zu Pferde oder mit
Seit der Vermessung Livlcmds von 1809 Anspann. Man nannte sie auch 2 wöchent-
bis 1823 muss auf jeden Haken Bauer- liche Pflüge. Nenn daher 4 Bauern auf
lllnd ein Stück Hofsland — die Hofs- dem Haken wohnten, so musste jeder dem
quote — kommen von 60 Lofstellen in Hofe 3 Tage hindurch einen Arbeiter
jedem Melde des Hofes bei der ehema- mit einem Anspann (d. h. ein Pferd
ligen Dreifelderwirtschaft, vgl. Hagc- oder 2 Ochsen), mit allem zur vorfallen-
meister in 355 I. 14 und 20. — Von den Arbeit nötigen Gerät und dem
jedem Haren hatte der Bauer 6 Thlr. Unterhalt für beide stellen. 2^ zwei
36 Gr. zinsfrei, d. h. hatte für dieselben Fußarbeiter (Oternelen), die nur im
dem Herrn nichts zu leisten; für 36 Thlr. Sommer zu Handdiensten gestellt werden,
72 Gr. leistete er Gehorch; für 27 Thlr. und zwar gewönlich von Georgi bis
54 Gr. Hilfsgehorchl'unbestimmte Dienste >; Michäli; 3) Hilfstage zu Fuß im Som-
für 9 Thlr. 1« Gr. Gerechtigkeit (Natu- mer, sonderlich zur Heu- und Kornernte;
ralabgaben» zu liefern, rig. Ztg. 1864. 4) allerlei Abgaben an Geld, Korn und
274. andere Kianderzeugnisse, welche der Bauer
Wahrend somit früher Haren ein ge- an den Gutsbesitzer jährlich liefern
wisses Lllndmaß vorstellte, hörte es später musste. —
auf, ein solches zu sein und wurde ein Als Flächenraum eines livländischen
Lllndstück verschiedener Größe, welches Bauerhlltens kann 2 ^Werst angenom-
gewisse Leistungen erfüllen tonnte. Daher werden. Die Berechnung diefer 2 ^Werst
sagt I . B. v. Fischer (447. 343): Jetzt vgl. in 355. I. 2. Als Zahl der Insas-
(1753> werden die Haien auf adeligen sen eines Haiens veranschlagt Hage-
oder Priuatgütern, ohne die Äcker zu meister in 355. I. 19: 4 bis 8 Wirte
messen, nach der Zahl der Bauern und und etwa 16—26 arbeitsfähige Men-
ihrem Vermögen, die Frohndienste oder, schen beiderlei Geschlechts, mit Kindern
nach unserer Redensart, '.en Gehörs» zu etwa 60 Seelen. Hueck (190. 119) rech-
leisten, imgleichen nach ihren Getreide- net auf jeden Hacken 20 arbeitsfähige
und anderen Zinsen, oder, wie wir spre- Menschen (d. h. Männer von 17—60,
chen, Gerechtigkeit taxiret, und nach sol- und Weiber von 15—55 Jahren). Dies
cher Taxe trägt das Gut die Onera an entspricht ganz einer Bestimmung, die
die hohe Krone ab. Die bei solchen Gü- 1714 in Kurland getroffen wurde: weil
tern einträglichen Appertinentien, als es unmöglich wäre, den vormals üblichen
Mühlen, Kruge u. dgl. werde« nicht Fuß wiederherzustellen, sollten 60 tüch-
taxiret, sondern nur gedachte Priistendci tige Mannespersonen auf einen Haken
der Bauern und solche mit 60 dividiret, gerechnet werden, vgl. 180. IV. 22 25.
um die Nente von 1000 Rthlr. von — Für einen Haken, bemerkt v. Hage-
einem Haken heraus zu bringen. Bei meister, (355. I. 13^» ist ein solches Ge-
Domainen oder Publicgütern aber wird sinde zu rechnen, welches dem Hofe
zwar die Hatenzahl ebenso gesuchet, aber wöchentlich 6 Tage mit 2 Pflügen frönt.
der Hofsllcker wird auch gemessen, und nach Nach Haken, deren man livliindische,
einer vorzüglichen Güte taxiret, imglei- estländische, öselsche, Bauer-, Revisions-,
chen alle gedachte Appertinentien, und Gnaden-, Predigerwittwen-, Land-,
darnach die Arrende eingerichtet. Diese Strand-, Tillhaken u. s. w. unterscheidet,
so determinirte Haken heißen Nevisions- bemisst man die Größe der Güter. Man
haken. Was man ben uns Vauerhaken fragt daher, wie viel Haken ein Gut
nennt, ist eine beliebige Einrichtung eines hat, und antwortet, das Gut habe 10
474 Haken — Hakenbauer.
Haken u. s. w. Diese Pauren besitzen Ebenso in 87. vgl. in Grimms Wtb.
einen ganzen Haien, gehorchen für ^ Häkchen. Nach Bergmann inNiedersachsen:
Haken. 349. XXI. I . M l ; der Pastor Hefthaken und Ösen, hochd. Heft (der)
hat '/- HakensseschmolzenLand und '?« und Schlinge. Auch in Kurland Haken
Haken Vusch, 350. XXII. I . 168N. und Öhsen, wie Stender. schreibt. Berg-
Von dem Worte Haken, als Landmaß, mann erklärt: Hak und Ösen sind kleine
sind eine Menge Zusammensetzungen ge- krumm, gebogene Haken von Drath mit
bräuchlich, die in Deutschland unbekannt zwei Öhren an einem Ende zum An-
sind. nähen; der Heft greift in eine Schlinge
3» eine selten begegnende, ganz ver- von Drath. Davon festhaken sfesthäkeln),
altete Bedeutung ist: „ein auf einem zuheften. — 2^ Die Kinnlade ist aus
Haken angesiedelter Bauer", wie Bunge dem Haken gefallen, ausgerenkt; in den
m 399. IV. nach einer Urk. v. 1410 Haken zurückgegangen, eingerenkt. Ge-
erklärt: is min besitUKe IiaKe ^vesd wönlich. I n ' Grimms Wtb. 1,) als früher
nn<Ier mi. Sin zweiter Beleg ist nicht gebräuchlich angezeigt Sp. 177'178.
vorhanden, und die Stelle daher zweifel- haken 1) vom Hasen, einen Haken
haft. Schiller-Lübbens mnd. Wtb. führt machen. Ter Hase hakte. 2» sich anhän-
diesen Beleg, als einzigen, auf, — ohne gen, an etwas hangen bleiben. Der Ueber-
Fragezeichen. zieher halt ssich,» an den Beinkleidern,
4» Haken, ehemals der schmale Strick) wenn diese rauh sind. Bei Schneidern
Landes an der Semgaller An. auch Na- und Krämern. Oft gesprochen: hackt sich.
hmen genannt. So in 335. 103. Eine h«tcn, pflügen. Ehemals nicht selten.
rig. Handelsverordnung v. 1562 ver- So in einer Urk. vom 4. April 1252:
bietet, Handel zu treiben auf dem Hacken mit Meu Ilinäen un<I nilt,ni38e, dar äie
bei der russischen Brücke. Vrotze bemerkt
IiuKe ^enaker uevet, latein.: cum terris,
dazu in Linomca XXlV.: „Haken hieß
unten am Ende der Spilwe eine Land- ynulj coluernnt uneo; und ebenda: mit
sv-.üe, die nachher den Namen AHaken allen Ikuä«, unä viltnipse, aar äie IiaKeu
führte, weil sie an der Mitauschen An :leI>3,Ket neiden; in Urt. u. 18. October
liegt; man sieht, daß der Name russische 1252: von zn'!i«,Kenäene laude visr luikeu;
Brücke einer Stelle unterhalb Riga ge- in Urt. v. August 1420: 5,> ' I«.>n aar nein
geben wurde, welche es aber ist, we:si laiul IiaKon. Schiller-Lübbens mnd. Wtb.
ich nickit". — Haien und Anhaken ist hier erklärt dies naken „mit der Hacke bear-
die enmge derartige Wortverbindung. beiten". Diese Ertläruug ist ohne Zweifel
I n Ostpreußen gibt es viele, z. V. der unrichtig. Auch ist die Hacke hier zu
Marsch-Haken, der Nadscn-Haken u. a. Lande ein unbekanntes Feldwertzeug.
Man nennt dort Haken die ins Wasser Hllle»llnschlag. Das Gut ist in H.
springenden, sandigen Landzungen, welche gebracht; Hofesland steht in keinem H.,
durch Tüneubewegung entstehen, vgl. 154.1. 169, d. h. befindet sich hinsicht-
Berend's Dünenbildung, 1871. Der lich etwaiger Leistungen in keiner Ver-
jetzigen Ortsbeschaffenheit nach müsste anschlagung; nur Bauerland wurde ge-
Haken die am linken Ufer der All be- schätzt. — I n Kurland stehen, heißt es
findliche Landzunge sein, auf der gegen- in I662. XVIII. 277, nicht nur die Land-
wärtig Tünamünde liegt. Doch ist An- güter, sondern auch die Städte, Städt-
haken soder Bergshof! die Festlandsecke chen und Flecken unter einen: gewissen
auf dem rechten Ufer der Aa, das Gut, Haaten-Nnschlllge, nach welchem sie zu
auf dem der Flecken Boldcraa sich be- der sog. Adelsfahne oder zu den Roß-
findet. — Taxe für die Prahmbrücke bei dienst-Reitern ihre Beiträge liefern sol-
Boldcraa oder Anhacken von 1808. Die len. So ist Mitau angeschlagen für
russische Brücke war demnach, aller Wahr- 3 Hanken, Vaus'ie für 1'2 Hanken u. f. w.
scheinlichkeit nach, eine Verbindungsbrücke s I . 179«».
wie die fetzige zwischen Bolderaa und
Dünmnünde. Halenausrechnung. Alle Staatsbedürf-
nisse wurden auf die H., unter der nur
5) Haken, in and. Bedeutungen: 1)Haken der Bauer mit dem Bauerlande steht,
und Öse, gew. gesprochen Hak' und. Ose, revartirt, 350. XVIII. 5.
und ebenso in der Vz.: Hak' und Ösen. Hatenband, das, Haspe, 210. I n Grimms
I n derselben Bed. wie im nd. ImKen un Wtb. nnr nach Adelung.
^K.?n. Schon in 349.. XXII. 1. I . 1669: Halenbaner. Rechtsfinder und H., 185.
Messingshaken und Ösen; dann 349. 29. I n Russow dafür lulkendnr: der
XXV. 1. I . 1669: für Haken und Ösen. Herausgeber erklärt: ein auf Land an-
Hakenbeitrag — Hakenzahl. 475
gefiedelter Bauer, Gegensatz von loZäliuer, wirt. Das Wort schon in Plettenbergs
Lostreiber, vgl. HaZensbauer. Bauereinigung v. 1509; es bildete sich
Hakenbeitrag, Beisteuer vom Haken. zu Ende d. 15. Iahrh. Der H. wurde schon
Zehn Rubel Hakenbeitrag zalen. damals unterschieden von den Knechten
Hakenberechnung, ein nicht überschreit- u. Lostreibern, vgl. 347. I. 2. 144 und
bares Maß der Arbeitskräfte, die nur zu 376. Auch Bunge geschickt!. Entw. der
bestimmten Arbeiten verwendet werden, Standesverh. in Liv- Est- und Kurland.
19l). 105. So war eine H. geschaffen, Dorpat 1838. Auch Arndt s179. I I . 180
die —, 355. I. 15; die öselsche H. be- u. 181.',
ruht auf denselben Grundsätzen wie die Hakenmaß. vgl. 355.1. 13 u. 157. I I .
livlandische, nämlich auf emer Vermes- 209.
sung des Gutes und einer Taxation der Oalenöfe, die, Öse oder Ohr zu einem
Vlluerländereien, wie der Leistungen, Haken sHeft).
154. I. 167; die Hofsheuschläge, Wal- Halenpflug. Ter Pflug in Liv- u. Est-
dungen u. s. w. kommen bei der H. in land ist fast überall ein Hatenpflug sestn.
temen Betracht, ebda.; die Seelenlisten Saht, lett. arkles, rufs. 'cnxa), 190. 84.
traten an die Stelle der H., 350. XVIII. 5. halenrecht. Grenen mit der Wur;el
Hatenbesatz. Zur Besetzung eines ösel- hakenrecht ausgraben, 328. 97. I . 1649.
schen Hakens gehören 4 arbeitsfähige I n . d. späteren Ausgaben: laß zwei
Bauern, 154. I. 169. Grenen, jede mit einer Wurzel, die Hallten
Hafengeld. Für die richtige Ableistung recht fein ausgraben, darvon eine Leiter
der Landespriistanden und Hakengelder machen, 328. 86.
bleibt das Rittergut verantwortlich, 416. Hakenrevision, Revision oder Regu-
14. vgl. Ritterschaftsbakengeld. lirung der Haienzal. Bekannt sind die
Hakcngericht, in Estland, dasselbe was von 1636 u. 1688. Peter d. Gr. gewärte
in Livland Ordnungsgericht, die unterste eine abermalige, auf die Leistungen der
Lllndesvolizeibehörde. Die Hatengerichte Bauern begründete H. vgl. 355- I. 18.
waren während der Statthalterschaften Hcitenrevisionsbücher befinden sich im Hof-
aufgehoben. Dalier bemerkt Hupel s1795>: gericht. 193. I I . 2. vgl 154. I. S. 160d.
Hatengericht war vormals das Polizey- Hatenrichter, seit 1509 in Estland durch
gericht in ehstlcindischen szur Ordenszeit Plettcnberg angeordnet, vgl. 179. I I . 180.
auch in liefliindifchen) Kreisen, vgl. Ein Mann- oder Haienrichter, 194. RN.
Hatenrichter. d. F. L. 111. Hier u. da Hackenrickter
Hakengefinde, das. Dem H. in gutem geschrieben, vgll 193. II. 569. Ist der
Mittelboden wurden 48 Tonnstellen Acker, Vorsitzer des Hatengerickts. — 2) Wege-
60 Tonnstellen bewachsenes Bnschland und bau besorgten szu Ende d. poln. Ze:t,!
120 ssuder Heu zugetheilt, 355. I. 19. die Brückemeister, vor Zeiten Haakenrich-
Halengröße, die, eines Gutes. ter genannt, 157. I I . 186.
Hatenharfe, 172.1814. N. 1., Art Harfe. Halensbaner, Hatenbauer, Bauer, wel-
Halenhufe. Nach Bergmann ist' eine cher einen ganzen Haken Landes benutzt,
riaische H. ungefähr so viel Land, das Hupel. Solche sind jetzt selten, fügt er
200 Thlr. jährlich austrägt. Nach Ianncm H'NHU.
,'157. I. 104 u. 138) ist Hatenhufe — Halcnfchatzungsbnch oder K:onsrevl-
Haken, Hufe ii^i Landhufe. sionswackenbuch. vgl. 193. II. 342 und
Hakenkette. Die Uhr hat an einer Kronsanschlag.
stälernen H. gehangen, 172. 1814. N. 7. Hlllenstange, Kext, Stange mit einem
Hlltenland. Etreuland und H., im eisernen Haken. Ein Bot mit einer H.
Privileg. Eig. Aug. v. 1561. vom Ufer abstoßen, 174. 1829. 259. Bei
Halenleiste, in Bücherschränken, an allen Vots- u. Flossleuten gewönlich.
deren Seitenwänden eine gekerbte Leiste, Hakentau. Em H. und ein Läufertau,
um die Riolen höher od. niedriger zu 172. 1814. N. 7. '
stellen. Hatcnteil, das. Alle neugesetzte Bauern,
Halenliste, die,Hakenverzeichnifs. Diese welche 3 Jahre die Länder gebraucht,
Güter sind erst 1823 in die H. aufge- wurden auf ein gewisses Hatenthcil gesetzt,
nommen worden, 355. I. 38. Die älteste 180. III. 1. 98.
H. ist vom I . 1637; sie enthält, gleich Halenwert, eines Gutes. Wie groß der
allen späteren Landrollen, nur die Haken- H. und die Arrende sei.
große u. die Namen der Besitzer, ebend. ' Halenzal, eines Gutes, ist dessen Größe,
I. IV. nach welcher es die öffentlichen Lasten
Hakenmllnn, der, ehemals ein Gesindes- trägt, Hupel. Schwedische H. heißt die
476 Häker — Halbbrand.
Größe, welche ein Gut nach der letzten Halb sieben. Das Haus steht auf halb
zur schwed. Regirungszeit gehaltenen sieben, d. h. ist -im gänzlichem Verfall.
Revision hatte, 182. I I ; bis 16V war Neil 7 Uhr die Zeit des Arbeitsam-
die ungleiche Hakenzahl der Maßstab, Hörens ist, so ist halb sieben die Zeit
wornach der Adel die Auflagen an die gegen das Ende. I n Riga. Der Ton
Krone entrichtete; in diesem Jahre wurden auf sieben.
die Frondienste u. Abgaben von den Zu 1. a. 7. Wir sprechen: zwei Halbe
Bauerländern zu Gelde geschlagen, sum- machen ein Ganzes; 6 Halbe sind 3 Ganze.
miret und mit 60 getheilet; der Quotient Zu 1. a. 3. Verschieden von drittehalb,
war die Hakenzahl des Gutes, 180. III. viertehalb u. s. w. ist: dreieinhalb, vier-
2.474; die Landrollen nennen eines jeden einhalb, d. h. drei und ein Halbes, 3'.'2,
revidirten Gutes schwedische und setzige 4'/«. Statt drittehalb, vierte-, fünfte-,
Ha'ienzahl und den Besitzer, 182. I I . Tic sechste-, siebente-, achte-, neunte-, zehnte-
H. war um 1448 Haken geringer als die halb, zwanzigstehalb sprechen wir seltener
letzte schwedische; sie konnte allmälig erst das schleppende: zwei und einhalb, son-
steigen, in dem Verhältnis, als die Wun- dern kürzer: zwei einhalb.
den des Landes geheilt, die Bevölkerung I n 287 werden unterschieden: doppelt
zunahm, wüst gewordene Gesinde besetzt große, große, doppelte, halb doppelte,
n. neue angesiedelt wurden, 3)5. I. 18. entelte, halb entelte u. englische Piepen-
Die H. eines Gutes steigt, wenn, in Est- stäbe; ferner: Wcigenschoß (ganzes) und
land, sich die Menschen mehren, oder, in halbes Wagenschoß.
Liolcmd, wüste Bauerlä'nder mit Menschen halber, zuweilen, doch unedel f. halb,
besekt u. angebaut werden, 182. I. Nach doch nur in Bezug auf Zeitbestimmungen.
der Hakenzahl, 185. 16; nach Hakenzahl Es ist halber acht, halber zwölf, st. halb
ihrer inhabendcn Güter, 185). 532. Von acht, halb zwölf (Uhr).
einer H., numerus nm-urmu. wird zuerst halber Brand. Halben Brand halten-
in d. liol. Urk. v. 1245 gesprochen. der Branntwein; wenn der Branntwein
Die volle H. begreift die besetzten unter halben Brand haltend befunden
und unbesetzten Haken, 182. III. Die wird. s. Halbbrand.
Haten;ahl war Grundlage der Besteuerung halbes Land, ein Achtelhaken, Hupel
geworden, 355. 6; diese Güter haben erst in 444; Bauer des halben Landes, Hälft-
1823 durch die damalige Güterrevision ner, ebda.
eine H. erhalten, ebd. I. 37. vgl. 154. halber Mohn, in 334. IV. öfters Hal-
I. 166. ber-Mohn st. halber Mond (Festungsbau);
ebenda: in den Halben-Mohnen.
>)äler, Hstler u. Halner, Heilhiiker,
Hlllensbauer, Iwölftagsbauer, Bauer, der halber Wagen, halbverdeckter oder
einen ganzen Haken benutzt; Halbhäkner, Halbwagen, Hupel. Seit Ende des vorig.
Bauer eines halben Hakens, vgl. Viertier, Iahrh. gebräuchlich, jetzt allmälig durch
Achtler u. Sechzehntheiler. Bei Hup. und Kalesche verdrängt. Ein halber Wagen
Bergmann. Letzter (210) erklärt Hätner od. Halbgesperr, 172.1767. III; ein halber
mit: ganzer Hiilner, Nollhufner; Halbhäk- W., der hinten abzulassen ist, 172. 1790.
ner mit Halbhufner. vgl. 154. II. 164. 525. Entgegen dem festen od. ganzen
Ein halb Häker, 185. 29; ein viertel Wagen, Kutsche. Die rig. Brückentaxe v.
Hllt'er, 185. 28; ein achltheil Hüter, ebda, 1813 erhebt für einen halben Wagen—,
s. Halbhäter u. s. w. für einen festen Wagen — ; die Pramtare
für Hilchensfähre v. 1805 für einen festen
Hütern, s. Hackern, vgl. anhaiern. Wagen (Kutsche, üapeia), für einen hal-
halb. Zu d. Grimmschen Wtb. 1. a. ben — . .
ß. für die Worte: es war eine halbe halber Wagenschlitten. Ein h. W., 172.
Stunde nach acht, spricht man bei uns 1798. 418.
kurz: es war acht ein halb oder halb neun. Halbachtel, das,' halbes Achtel (Gefäß).
Niemals sprechen wir dafür: die Glocke Killoströmlinge in Achteln u. Halbachteln,
war halb auf neune; selten: es war acht 172. 1769. 283; Hilringe in Achteln und
und ein halb Uhr. — Auf die Frage: Halbachteln, 172. 1777. 266.
kamen Sie um 10 (Uhr) an? kann die Halbballen, halb durchgeschnittenerBal-
Antwort lauten: zwischen halb und voll, Zen, halbe Brusse.
d. h. zwischen '/°10 und 10. — Es ist halbbrand und Halbbrand. Nenn der
halb, d. h. die Hälfte der Stunde. Ist Branntwein halbbrand ist, d. h. wenn
es 10? Nein, (es ist) halb! Von ein bei der Vrobe im Tigel die Hälfte ab-
-viertel bis halb (10) wartete ich. brennt, 166.' 17. 202. Man unterschied
Halbbrusse — Halbkorn. 477
Kupferhalbbrand und Silberhalbbrand, neurer Zeit ungebräuchlich, vgl. Halb-
176.1829.173. Der Branntwein ist halb- sperrlis.
brand in Kupfer, 172. 1795. 137; Kalb- Halbgestell, das. Ein modernes H., 172.
brand in Silber, 172. 1808. N. 43. 1784. 454. .halbgesperr?
Halbbrusse, halb durchgeschnittener Bal- halbgroße Stabe, im rig. Holzhandel.
ken, halbe Brusse. Halbhllten, ein Feuergewehr. Die aber
Halbdeck, das. Ein leichter Wagen mit passeten mit ihren Halbhaken auf die
Halbdeck, rig. Zeitg. 1858. 231, mit hal- Schweden. I n einem altern Schriftst.
bem Verdeck. Halbhäter. I n Kettlers rig. Erlass v.
halbdeutsch, zur Hälfte deutsch. Ein 1567 kommen vor: Ganzhäcker, Halbhiicker
halbdeutsches Wort; das sog. Krug- oder u. s. w. „Diese noch jetzt gebräuchlichen
Halbdeutsch, rig. Ztg. 1863. I n Livlcmd, Benennungen, sagt Kallmeyer in 196. VI.
sagt Gadebusch s325), nennt man die 94, gründen sich ursprünglich wol auf die
estnischen u. lettischen Bauern Undeutsche; nach Hacken sl. .Hakens bestimmte Größe
wenn sie aber zur Not deutsch reden tonnen, der Gesinde, wurden aber später auf den
und deutsch gekleidet gehen, jedoch ihre Gehorch bezogen. Ein Ganzhäcker sendet
Freiheit nicht haben,Halbdeutsche. Stender wöchentlich, ein Halbhiicker jede zweite
dagegen nennt einen Halbdeutschen den- Woche einen Arbeiter zu Pferde in den
jenigen Bauer, der auf deutsch gekleidet Hof." Ebenda kommen vor die Ausdrücke:
geht, puswahzis; Hupel in 444. I . 1780 Zins-Häier oder Keilhiiker. Kalbhäker
u. 1818 gibt das Wort mit estn. Saksik schreibt Gadebusch in 180. z. B. III. 1.
wieder. Jetzt ist halbdeutsch jeder Nicht- 121; findet sich auch in d. livl. Landes-
deutsche, welcher einen Theil deutscher ordnung s185), z. B. S. 29. Die Land-
Sitte u. Sprache angenommen hat. tagsuerh. v. 1653 in 192. VII. 203 haben:
ein Heilhäcker und Halbhcicker. Neuere
Halbe, die, Seite. Die im Grimmschen schreiben: Halbhakner/So schreibt Hupel
M b . angef. Stellen dürften durch fol- in 182. I I : in Lettland gibt es nochHalb-
gende zu ergänzen sein. Der Wirt will hätner, selten Ziitner; so auch in 147;
sich mit seinem Weibe über die halbe vgl. 154. I. 164. Ein Halbhiitner heißt
bei Seite geben und die H— allein in Livland auch Hälftner, ferner Sechs-
lassen, 349. XI. 1. Eine andre Handschr. tllgsbauer oder Sechstcigsbauerwirt oder
hat: will sich — über halbe machen u. Vierzigthaleiwirt, in Estland Sechstages-
die Magd allein lassen. I n beiden Fällen: wirt, rig. Ztg. 1862. 41 u. 175. 1856.
sich fortbegeben. Ein schönes krnstallenes Bergmann (210^ erklärt Halbhätner mit
Glas, darinnen ein Halbes ging, d. h. Halbhufner.
wol: halbes Maß. vgl. d. Grimmsche Wtb.
unter halb, Sp. 187. 1. a. i. Daß der ^ Oalbhandschuh. Halbhandschue, 172.
Thurm über die Halbe gefallen, 350. XXV. 1800. 564. Wahrscheinlich ohne Finger.
6, d. h. auf die Seite gefallen, umge- Halbhemd. Getragene Halbhemde, 172.
fallen. — Alle die Ausdrücke sind Über- 1789. 55. Jetzt wol ungebräuchlich. I n
bleibsel des nd. Grimms Wtb. nach Stieler.
Halbhufner, 210, auch 172. 1789. 373.
Halbefte, der, ein halb deutsch gewor- I m Grimmschen Wtb. dafür: Halbhufner.
dener Este. halbig u. halweg, Nebenw., im Sinn
Halbestentnm, das. Das germanisirte von: halb, einigermaßen, führen Berg-
Kalb-Esten- und Klein-Deutschtum, 175. mann u. Hupel auf. Es ist nachlässige
1862. 732. vgl. Estentum u. Stockesten- Aussprache für halbicht u. Halbweg.
tum. Halblalesche, die, rig. Ztg. 1859. 110.
Halbflor, Frauenzimmer aus dem Beilage.
Mittelstande, 324. s. Flor. Halbtuechte, sind Bauern, welche ihrem
Halbfuhre, die. Fuhren u. Halbfuhren, Bauerwirte 3 Tage in der Woche dienen,
172. 1823. 7. die übrigen Tage für sich haben, 176.
halbgeschäft, st. halbgeschiiftet. Eine 1829. 58. vgl. 147. Kalbtnecht, Hupel in
halbgeschäfte Vogelflinte, 172.1777. 319; 444. I . 1780 u. 1818: der theils für den
eine halbgeschäfte Flinte, 172.1790. 279. Wirth theils für sich arbeitet.
Halbgesell, der. Schon im 349. XXI. Halbtopelenftück, das, halber Kopeken.
I . 1661. 2. Des Alters wegen angef. Halblorn. Auf H. ein Feld verpachten
Halbgesperr, das. Sin halber Nagen oder sin Pacht) abgeben, d. h. von der
od. H., 172. 1767. III. Oft auch ein halb Ernte fällt dem Verpächter u. Pächter je
Gesperr, z. B. 172. 1778.101. Ein Korb- eine Hälfte zu. Gewönlich geschieht es nur
Halbgesperr, 172. 1803. 279 u. 287. I n mit Hofsfeldern, u. die Bauern erhalten
478 Halbkörner — Hälfte.
für die Bearbeitung der Hofsländereien Halbstes, das, halbes Stof. Eine Halb-
den halben Ertrag des Gecirnteten. Die stofs-Schmllndtumme.
in Livland sog. Halbkornwirtschaft, bei Oalbton. Zuweilen für Obertaste eines
der Hofs-Ackerland auf die Hälfte der Klaviers. Ebenholz-Halbtöne, rig. Ztg.
Ernte an Knechte abgegeben wird, ist seit 1856. 257.
12—15 I . in Livland allgemein ver- Hallmch. Esthliindische und liittische
breitet, E. Naldus in rig. Ztg. 1868. Haibücher, 174. 1851. 218. I . 1720 aus
N. 277. Die so gestellten Knechte heißen Riga, d. i. Gebetbücher.
Hälftner od. HalbTörner, ebda. Halbverdeck, das, 1) ein halbes Ver-
' Halblörner, der, Hälftner. s. Halbtorn. deck auf Wagen und Schlitten, nicht
Halblülmet, das, estn. matt, watti, selten Kibitte genannt. Schlitten mit
Metze, „worauf von den Polizeibehörden Halbverdeck. 2) halbverdeckter Wagen (od.
gefahndet wird." Th. Veise. Schlitten), Halbwagen, Halbgesperr und
Halblattnagel. Halb-Lattniigel, 318. Kibitte. Bei Hupel u. 172. 1787. 62
Halblnder, das, Pimpel in nicht voll- u. öfter; Ganzverdeck u. Halbuerdeck, 390g,.
ständiger Aufrichtung. M i t Halbluder 27. I n Riga jetzt wol ungebräuchlich.
ficken. s. Luder und Ganzluder. Halbwächsling, der, eigentlich: etwas
Halbmaue, die, Handmüffchen, auch Halb- Halbausgewllchsenes, von halbem Wuchs;
od. Überärmel von feiner Leinwand, Hupel. im brem. Wörterbuch 1ia1f^235en. I n s -
S. Mnue. besondere 1) halb ausgewachsenes junges
.Vollmer, der, was Hälftner. I m Dorpt- Mädchen; selten von Knaben; — 2) ein
und Vernauschen gibt es sog. Halbner halb ausgewachsenes junges Schwein,
(estnisch: Leute des halben Landes), Hupel. I . B. Fischer (170) schreibt:
worunter man gemeiniglich Achtler ver- Halbwächslein, Stender: Halbwächsling;
steht, 182. II.' s. .hälftner. die rig. Anzeigen (172. 1784. 243):
Halböe, das, halbes Or. Sieben Halb- Halbwechsling. Ein hier seit.. Langem
öhre, I8o. HI. 2. 728. gebräuchliches Wort. Schon eine Üxküllsche
Halbpelz, turzer, bis etwa ;ur Hüfte Hofsr. v. 1640 (349. XXI. 2) hat:
reichender Schafspelz, 172. 1807. Nr. 14. Furten zu Halbwesselinge gedyen.
Man sagt: ein Halbpelz ist besser als Halbwagen, der, halber, halbverdeckter
ein Schnaps, d. h. wärmt mehr. Nagen. Das Wort des Alters wegen
Halbrock, 172. 1768. 76. angef., indem es hier schon seit etwa
Halbrubel, der, halber Rubel. 100 I . im Gebrauch. Obgleich noch in
Halbrnbelstück, das, halber Rubel. der Gegenwart gebräuchlich, so doch mehr
Halbrund, das, der halbe Bogen einer oder weniger verdrängt durch: Kalesche.
Ansicht, halbe Nundsicht. Stattliche Berge Ganz- und Halbwagen, 172. 1813. 7.
grenzen das weite Halbrund ein, rig. Ein H. auf 2, auf 4 Personen, mit Vor-
Ztg. 1860. 178. derverdeck, 172.1823.14 u. 172.1828.10.
Halbschar, die. Eine Halbschaar Sol- Halbwand, der, Halbtuch der Bauern.
daten, 180. III. 3. 87; die zögische Halb- Ein alter Pelz mit H. überzogen, 392.
schaar, ebda. I n 180 oft. Eine Ver- 1869. 188.
deutschung von Compagnie? hälbweg'sch. Halbweg'sche Verwandt-
Hlllbschlossnagel. Halb - Schloßnägel, schaft, weitliiuftige. Zwischen ihnen be-
318. steht eine halbwegsche Verwandtschaft.
Halbschwein. Ein H. ist der Polizei Halbwegsdamen, junge Mädchen, die
als herrenlos eingeliefert worden, 392. noch zu jung sind, um Damen genannt
1869. 261 u. öfter. I n der Bed. von zu werden. Scharen dieser Halbwegs-
halb ausgewachsenes Schwein, Halb- damen, 378. II. 133.
wächsling. Hlllbwein, st. Halbbrcmntwein, 172.
Halbsole, die, eines Stifels, halbe 1825. 19. Aus der Maische, ohne vor-
Sole. Leder zu Halbsohlen, 172. 1809. hergeganges Luttern und Weinen (Ver-
Halbsperrlis, das, eine Halbkutfche, fertigung von Hlllbwein) einen starten
oben halbverdeckter Wagen, sog. halber Branntwein gewinnen, 172. 1824. 31.
Nagen. Bei Hupel: Halbsperlis. Jetzt Stück; wenn Halbwein verfertigt werden
ungebräuchliches Wort. Schon in 349. soll, ist beim bisherigen Verfahren sogar
XXII. 2. aus d. I . 1648—50: die Deck eine dreifache Destillation erforderlich,
über den Halbsperles, u. öfter ebenda, ebda.
vgl. Halbgesperr u. Halbuerdeck. Hälfte, die. Junge Mädchen sollen auf
Halbsperrwagen. Der Halbsperwagen, die H. stricken, d. h. die Nadeln halb
349. XXII. 2. ab- oder halbfertig stricken, damit, —
Hälftenwirtschaft — halmig. 479
wie ein in Livland und Riga bei Müt- Vrandscheit vorzugsweise in Estland und
tern sehr verbreiteter Aberglaube sagt, estnisch Livland vorkommt. Indessen be-
— der unterwegs befindliche Freier nicht zeugt der erste Beleg des Wortes aus
umkehrt. — Eine tragende Stute, wenn dem I . 1535 eine doppelte Form: llel?^
sie über die Hälfte ist, 447. 114, d. h. und lllllZe. Die erste stimmt buchstäblich
die Hälfte der Tragzeit hinter sich hat; überem mit dem nd. Ilelee; wenn dieses
die Schwangere ist auf die Hälfte, Hupel auch nach dem brem. Wtb. nicht gerade
in 444. I . 1780 u. 181«. ^ Holzscheit, sondern Holzbahn bezeichnet,
Hälftenwirtschaft, in Livland, eine so ist eine Verwandtschaft d. estn. u. nd.
Landwirtschaft, welche halb Geld-, halb Wortes wol denkbar, um so eher, da
Fronuacht ist, rig. Ztg. 1864. Kalge in der zweiten Bed. nicht aus dem
Halftexlappe. Kuppelriemen, Steig- Estnischen herkommt, sondern ein Wort
riemen, Klllfterkappen, 172. 1763. 354. des norddeutschen Schiffsbaues ist. Die
Sin viel älterer Beleg als in Grimms Abstammung von Halge, Vrandscheit, aus
Wtb. dem Estnischen ist zum Wenigsten zweifel-
Hälftner. 1) Halbner, ein Bauer, der haft, vgl. üri^e.
sich mit einem andern in die Ländereien hlllgig, einhalgig, von Kalge, heißt
eines Bauerhofes getheilt hat; gemeinig- ein Vrandscheit, welches die ofenrechte
lich versteht man darunter einen Achtler, Länge hat, d. h. früher ungefähr eine
Hupel; Hälftner oder Helftner, der die Elle, jetzt eine Arschin lang ist. Län-
Hälfte eines Gesindes bewirthschaftet, geres Holz heißt 2- oder 3-halgig, je
Lange; Hälftner, Bauer des halben Lan- nachdem es beim Durchsägen 2- oder
des, Hupel in 444. I . 1818, der ein 3-halgige Brandscheite liefert; ebenso
halbes'Land oder ein Achtel hat, 1.1780. spricht man von lang- oder i'urzhalgigem,
Hälftner, der mit einem andern (Bauer) d. h. lang- oder lurzscheitigem Brenn-
auf die Hälfte des Landes geht^ Sten- holz. Die gew. Aussprache im estnischen
der, d. h. zur Hälfte mit ihm bearbeitet Theil Livlands ist Hallig, wie auch Hupel
oder pachtet. 2» Bauerwirt, der ein hal- das Wort aufführt. Ebenfo langhallig,
bes Gesinde besitzt, Halbhätner, Sechstags- 2- oder 3-hallig. vgl. Hallig.
bauer, 154.1.165. 3) Halbkörner, Bauer, sHallbuben, in d. Bed. von Hallburschen,
welcher für die Hälfte der Ernte ein Stück Halloren, wird von Gadebusch (325) aus
Kofsland bearbeitet und abärntet, rig. Chemnitz schwed. Krieg I. E. 77 B. an-
Ztg. 1868. Nr. 277. gezogen. I n Grimms Wtb. anders erklärt
Halge, auch Halje, die, gespr. Hall—je, und eine Stelle aus Luther angef.^
1) Vrandscheit, ofenrecht gespaltenes Holz- Halle, die, st. Hölle. So hieß ein Haus
stück, Hupel. Ein Wort, das vorzugs- od. Bude bei der ehemaligen Neupforte
weise im estn. Livland gebräuchlich ist, Rigas. Bei der Neupforte, in der sog.
aber auch in Lettland und Riga zuwei- Halle, 172. 1803. 190. vgl. Hölle.
len vorkommt. Daher führt auch Berg- Hallig, scheitig. Ein-, zwei-, dreihalliges
mann (210) es an: Nahe, und daher Brennholz, ein-, zwei-, dreischeitiges od.
auch in 172. 1801. 47: die Halge eine ein-, zwe:-, dreibriindiges, ein, zwei, drei
Arschin lang. — 2) in einer weiteren Brand langes, 216. I. 72. vgl. hlllgig.
Bedeutung. Eichene Halgen zu einem Hallig, was hellig, erhitzt, Stender. I
sechsrudrigen Bote, 318. 334.
Aus Estland wird das Wort in der hallöen, ein Hallo erschallen lassen, laut
ersten Bedeutung schon früh bezeugt. Do aufrufen od. aufschreien, namentlich vor
nam ue ein Heilige lloit.08 uuü Scillaen Freude. Sie hallöten, als er kam.
ilim niulser) ue zcefroreu vöte, aar- hallweg und Hallwege, st. halbwegs,
nllcl, mit äer llaUi^eu Üo1te8 up üen einigermaßen, 210. Er geht noch so hall-
Loptt', d. h. da nahm er eine Halge Holz wege. Auch in Posen, s. halbig.
und schlug ihm unter (an?) die gefro- Halm. So lange das Korn (Getreide)
renen Füße, darnach mit der Halge Holz auf dem Halme steht, 327. 175. Der
auf den Kopf. Aus d. I . 1535 aus Roggen stand selir stark im Halme, 175.
Renal. I n 379. I. 79, mit der Bemer- 1856. 290.
kung: das Wort 2ahe oder Halge, noch Halmfrucht. Auf eine H., als Roggen,
jetzt bei den Deutschen hierzulande üblich, Gerste, Hafer, müssen Blattfrüchte, z. B.
ist das estnische iialZ-, Scheit. — Dass Klee, und auf diese Hackfrüchte folgen,
Halge dem estnischen 2I3 oder ualss ent- 168. 8.
lehnt sein könnte, erhält Wahrscheinlichkeit halmig. Langhalmiges Putzrohr für
dadurch, dass Halge in der Bed. von Maurer, rig. Ztg. 1872.
480 Hals — Halskragen.
Hals. Die Mz. gew. Hälser. Einigen Grimms Wtb. I. 8. a.; auf dem Halse
Flaschen die Hälser sst. den Hals) brechen. stehen od. liegen einem, worauf dringen,
Fester Hals, trockener Kehlkopfcatarrh. Stender I. Zu Grimms Wtb. I. 8. a.;
Einen festen H. haben, heiser sein. — einem auf den Hals steigen, zu Dach stei-
Roher Hals, Zustand catarrhnlischen gen; daß sie plötzlich den Ccythen über
Schlund- od. Kehlleidens. I m ersten Fall den Hals gewischet, 194. Brandts 2^, d. h.
schmerzhaft beim Schlingen, im zweiten sie überfallen. Zu Grimms Wtb. I. 8. c.;
heiser. die fremden ausheimischen werden den
S t e i f e r Hals, namentlich durch Er- Bürgern über den Hals gezogen, 349. IV.
kältung. vgl/Grimms Ntb. I. 2. — 11. Zu Grimms Wtb. 1. 8. f.
Habe den G. zu Folge seiner Entsagung Einem den Hals umdrehen. Dieser Aus-
über den Hals ein wenig geschlagen, 352. druck ist wol dem Gebrauch entlehnt, dem
XXX. 3. Wol soviel als: an den Hals Geflügel, statt durch Schlachten, durch Um-
schlagen, d. i. ohrfeigen, vgl. Grimms drehen des Halses, den Tod zn geben.
Wtb. Hals I. 1. Ebenso: das Genick umdrehen, vgl. dazu
Das Pferd ist schon aus dem Halse Grimms Wtb. Sp. 246.
und von Beinen. 172. 1799. 142.'vgl. Einem den Hals voll schreien, die
Grimms Wtb. I. 3. Ohren. Gew.
Ten Hals brechen. Neide Jungen, daß Durch den Hals sprechen, bei ange-
sie dadurch einem Vcmren balt sfast) den schwollenen Mandeln u. and. Halsleiden.
Hals gebrochen, 549. XXVll. 1. 1.1614'! 7. Das Sprechen eines solchen Kranken deutet
Eine altere Belegstelle als in Grimms dem kundigen Ohr das vorhandene Hals-
Ntb. 3p. 246. leiden an, selbst ob das Leiden recht- od.
Die Hälse entzwenschlagen, 194. Nven- linkseitig.
stiidt 99. Zu Grimms M b . I. 4. e. Hals 4) des Grimmschen Wtb. gehört
Den Hals lösen, sich vom Tode frei wol zu Halse, die, Seil, Tau.
kaufen. Aus d. I . 1579 in 174. 1810. Halsausschnitt, der, der oberste, offene
107. Theil eines Frauenkleides oder Hemdes,
Recht an Hals und Hand, 194. Ä. LLR. welcher den Hals umschließt. Der H. ist
150. Zu Grimms M b . I. 4. f; mit allem zu eng, muss weiter gemacht werden. Gew.
Rechte m Hals und Hand, 194. R. R. d. vgl. Halsloch.
F. E. 101; seinen Bauer nach barbarischer Halsbinde, die, Halstuch, oft auch nur
Weise zu Hals und Haut richten, 157. Binde'genannt. Daher auch: hinter die
II. 78. Wol irrig für: zu Hals u. Haupt, Binde gießen, statt des in Grimms Wtb.
vgl. Grimms Wib. Sp. 247. f. Gefangene, angf.: hinter die Halsbinde gießen.
die ihrer Mißhandlung sübelthat» wegen Halsbreche, die, fehr steile Treppe.
auf den Hals sitzen, 193. II. 2. 1» 37. Zu halsbrecherisch, halsbrechend. Halsbre-
Grnnms Ntb. I. 4. f. Keinen Pauren soll cherische Künste.
man den Halß absprechen. Zu Grimms Halsbreze, die, Breze der Bäuerinnen,
Ntb. I. 4.'f. I h m ist das Schwert nicht vgl. Kreuzwald in Wmoirez äe l'^caä^uie
durch den Hals gegangen, 349. VII. 1, äe 8t.-k^ter8bunrF v. 1854.
d. h. ist nicht enthauptet worden. Zu Hälschen, das, die gew. Benennung für:
Grimms Wtb. I. 4. f. Die Bauern richtete Vorhemdchen, enLwjsvtt,.'. Ein Manns-
jeder Königliche Vasall in Estland selbst Hälschen, 172. 1793. 183; 24 Hemde u.
an Hals und Hand ebenso wol wie an 30 Hälschen, 174. 1823. Ein Krepphäls-
Haut und Har innerhalb seiner Mark chen,' 172. 1804. 203.
l'seiner Grenzen >, 367.113. Sie alle sollen Halsdrüfen, sind nicht die Mandeln,
ihre Hälse verbrechen, 194. N. R. d. F. E. sGrimms Wtb.) sondern die Drüsen des
208; sie sollen an ihren Halse brechen, Halses.
ebda. Zu Grimms Wtb. I. 4. f. " Halse, die, Seil, Tau. I n der Mz. st.
Vor seinem sdem) besten Halse liegen, Halsen unrichtig Halse. Zwei große Halse,
im Sterben fein, dem Tode nahe sein. 172. 1834. 47.
Auch: für den besten Hals liegen. Er lag Halseisen, der Hunde.
für den besten Hals, in den letzten Zügen; Halsgeld, nngeührtes, Hupel in 444.
thiite ich das, i'o läge ich morgen vor 70 u. 71. I . 1818: Halsgeschmeide von
meinem besten Halse. I m Munde Einiger Geldstücken.
gew. vgl. dazu Grimms Wtb. Sp. 248. halshoch. Das Wasser stieg halshoch.
I. 4. f. Halslragen, 1» der Prediger. Die Pre-
Weil aber das Unglück sie auf den Hals diger tragen in üi-v uud Estland tleine
dränget, 195. Henning Ehr. 251. Zu Kragen sLipchen, Überschläge), in der
Halslage — Hämling. 481

Domkirche Rigas aber die etwas sonder- eine Redensart, welche anzeigen soll, dass
baren runden weißen Halskragen, die auch es nicht drauf ankommt, wie etwas ge-
in einigen deutschen Reichsstädten üblich schieht, mit dem Kopf gegen die Wand,
sind, 182. II. Noch jetzt üblich für die es mag biegen oder brechen.
Geistlichen der rigischen' Stadtkirchen.— Man sieht, ob Klumpen halten; man
2) sog. Vatermörder oder Hemdtragen, gibt Eigelb zu, bis der Teig hält, rig.
Biiffchen. Kochb. Der Kleister, Leim hält nicht; das
Halslage, in der Geburtshilfe. Zeug wird nicht halten. — (Männer),
Halslappen, der, Bommel, Kodder, am die denn auch, wie in anderen Städten
Halse des Rindviehs. Ein Haarseil an gebräuchlich, von Anzahl ihren Namen als
den H. oder Bommel legen, 229. 230. siebenzig Männer haben u. halten sollen,
Halsloch, was Halsausschnitt. 344. 1, st. behalten? — Ein Kind halten,
Halspaftel. Die sog. Halsviifteln der zur Taufe. Er, sie, der Vater, die Mutter
lutherischen Prediger, 321. 49; unser wird das Kind halten, hielt das Kind,
Pastor mag die beiden Anlagen (beilie- vgl. Halter. Nie in der Bed. von ernähren,
genden Schriftstücke) als Päftel umhängen, aufziehen, wie Grimms Wtb. 296. 9.
ebda. S. v. a. Biiffchen. anführt. — Sich halten zu einem Pre-
Halsperlenschloss. Ein mit Rosetten diger, feiner Gemeinde angehören;sichzu
garnirtes Halsperlen-Schloß, 172. 1777. der Iatobskirche halten, Gemeindeglied der
Iakobstirche sein. — Zu einem halten, st.
Halsquerl, der, der breite Saum eines mit; namentlich i n einem Liebesverhält-
Hemdes oben am Hals«, Hupel; bei Berg- niss stehen. Davon Zuhälter u. Zuhältern:.
mann: Bund, ein doppelt eingeschlagener, Halter u. Halterin. Ein seit geraumer
schmaler Streifen Leinwand, damit ein Zeit üblicher Ausdruck f. Taufvater und
Stück Wäsche, da wo es in Falten gereihet, Taufmutter, die das Kind zur Taufe hal-
eingefasset wird. Genauer: Querl am ten. Die Tante ist ihre Halterin gewesen;
Halsausschnitt eines Hemdes, Halspreiß- N. ist Halter gewesen. Wenn ein Kind
chen. einer Familie weder vom Vater noch der
Halsschnalle, die, Breze. Hupel in 444. Mutter Ähnlichkeit u. Eigenschaften hat,
I . 1780 u. 1818. so äußert man nicht selten, es habe diese
Halsstl, das, Joch von Rimen um den Eigenschaften wol von dem Halter oder
Hals eines Pferdes, im brem. Nörtb. der Halterin. Man glaubt insgemein, dass
die Eigenschaften des Halters oder der
Halsstnck, 1) an einem Hemde oder Halterin auf die von ihnen zur Taufe
Kleide. 2) Bei Schlächtern. Schon in 180. gehaltenen Kinder übergehen.
IV. 1. 377, Stück vom Halse. Halterriemen. Kutschschlitten, der Hal-
halstief. Halstief in Schulden. terriemen hat und hinten mit einem
Halstuchnadel, eine, 172. 1803. 46. großen Packbrett versehen ist, 172. 1796.
Halsumdreher, Mörder. 497.
Halsweh, Halsschmerz, Schmerz des halweg, s. halbig.
innern Halses. Unrichtig d. Erklärung in Halsbreze, die. I m Boecler's der Esthen
Grimms Wtb. abergläubische Gebräuche u. s. w. aus d.
Halswirbel, Wirbel des Halses. Unrich- letzt. Viertel d. 17. Iahrh. Der unbe-
tig die Erkl. in Grimms Wtb. mittelte Augenkranke schabt von einer
haltbar, was sich aufbewahren liisst, Münze seiner Halsbreze etwas mit dem
nicht leicht verdirbt. Fleisch ist bei großer Messer in die Quelle. — I n d. Memoiren
Hitze nicht haltbar; einige Obstgattungen d. Petersbg. Akad. v. 1854. von Kreutz-
sind haltbarer als andere. Zu Grimms wald. — Eine Anm. v. Kreutzwald (?)
Wtb. — Das Fortevio.no hat eine halt- sagt:,Breze oder Breschen ist aus dem
bare Stimmung, 172. 1805. 48, wol für: ehstnischen pree8 und dieses aus d. russ.
hält Stimmung. NMNLH, Schnalle, entstanden, ebendaher
sHaltelind, Kind unter 4 Jahren, dllsfinnischevriski, woraus das schwedische
welches bei Pflegemüttern in Kost gegeben brisk. I n med. Ztg. Nusslanos 1855. S.
ist. Ein Verein dazu bildete sich in Berlin 102. I r r i g !
im 1.1840, u. besteht seitdem segensreich; Hamen. Bei Südostwinde Netze stellen,
die Einrichtung soll die Findelhäuser er- Hamen anfertigen. Ein jetzt wol ganz un-
setzen. I n Grimms Wtb. nur eine Stelle gebräuchliches Wort.
aus Hackliinders über Land und Meer v. Hämling. Ich bin doch eben auch kein
I . 1869.) Hämling, 321. 6. st. Hämmling, Ver-
halten. Hält es nicht, so bricht es — schnittener, vgl. Grimms Wtb.
31
482 Hamme — Hand.
sHamme. Sin hier unbekanntes Wort, hat sie auf den Händen, eines noch unter
zu dem indessen das lett. ^ome, das estn. (den Händen), d. h. sie hat ein kleines
3amo, u. d. russ. ^ama herangezogen wer- Kind, das sie auf den Armen trägt, und
den kann, .lüwa bei Dorpat.^ eines noch unter dem Herzen (wol weil
sHammel. Kotrand, in Livland nichts Monge die Hände auf dem Leibe zu halten
.Hämmerfilz, rig. Ztg. 1856. 257, d. h. pflegen).
Filz zu den Klavierhämmerchen. Auf seine eigene Hand treten. S.'s
Hawmerschläger. Hammerschläger und Knecht auf sein eigen Hand getreten, 349.
Schaftmeister auf der Tulaschen Gewehr- XXVII. I . 1612; Magd, daßsieentlaufen
fabrik, 176. 1824. 21. ihrer Herrschaft und auf ihr eigen Hand
Hammerstiel, bed. im Kegelspiel: eins. getreten, ebda, d. h. auf eigene Hand gelebt.
Hamster. Das altslav. Chomistar, das Ebenda auch: auf seine eigene Hand ge-
nach Miklosich aiümZI quoäclaiu, nicht ein- wesen, dafür gestraft mit —.
mal Hamster bezeichnet, erscheint als ErsteHand, beste Gattung einer Ware.
Grundlage des Wortes zweifelhaft, und Wol dem russischen nachgebildet. Eichen-
scheint wie aus einer slavischen Aussprache hölzer erster Hand, A765 nepLOli p^icn,
des deutschen Wortes hervorgegangen. I n - d. h. kroneichene Hölzer, wie sie in 149.
dessen ist auch russ. rolloon^)!., Hermelin- 36 heißen. Eichenhölzer zweiter Hand,
wisel, zu berücksichtigen. — Sollte sich g;'6'i> Intimi P7rn» heißen in 149. 36:
das Wort nicht ungezwungen herleiten von wrackeichene Hölzer.
hamsen, heimsen? Thier, das Feldfrüchte Das ist die erste Hand, sagen Fuhr-
sammelt, einheimst? Hamser, Heimser? leute u. Verkäufer: das erste Geld, das
Das russische xoÄÄH?. und das pol- sie an einem Tage lösen.
nische ekoinik können ebenso Entstellung Die zweite Hand. Aus zweiter Hand
sein wie das nd. uHrmKe, Art Wisel, kaufen, schlecht oder theuer.
Hermelin. Russisch auch ickpöurni., in Die d r i t t e Hand. Glieoerscheren (Glie-
Westdeutschland sehr bezeichnend, nach derzangen), genannt dritte Hand, rig. Ztg.
dem Aussehen, Kornfertel. 1864. 271, Werkzeug oder Vorrichtung
Hau, (Hahn), roter. Wollte durch Lit- für nichtgehende Kranke, zum Aufheben
thauen den rothen Hahnen hinter ihm von Gegenständen.
herfliegen lassen, 194. Nyst. 80, d. h. hinter Die oberste Hand. Des behält sich ein
ihm sengen und brennen. — Wenn die E. Ruth die oberste Hand bevor, diesen
Hüne viel krähen, soll Regen kommen. Schrägen zu mehren u. zu mindern, 244
Han im Korbe sein, gew. in dem Sinne: und in and. Schrägen.
der einzige Mann unter einer großen Zal Die rechte Hand. Beim Fahren die
Frauenzimmer, vgl. Grimms Wtb. 162. x. rechte Hand halten, 172. 1803; indem die
Hanballen. I n Grimms Wtb.: Hahne- Waren zu Lande über den an der rechten
blllken, ebenso im bremischen. Bei uns Hand der Mündung gelegenen Wettsack
stets gesprochen: Hahn-balten. Hupel nach dem Seeufer gebracht wurden, 350.
(166a. XVII/XV1II. 227) glaubte, dass die XXV. 3. vgl. Grimms Wtb. 338. 6.
erste Hälfte des Wortes aus dem Estni- Eine große Hand haben, reichlich neh-
schen entlehnt scheine. men, viel Geld nehmen (an Bestechungen).
Hanbutte, die, allein übliche Veneunung Holz mit gesammterHand aufhauen
u. auftlaftern, 172. 1781. 360, d. h. mit
f. Hagebutte. gesummter Kraft. I n Grimms Wtb. 360.
Hanchen, das, kleiner Lasshahn an Ge- 5. zusammengeworfen mit gesammter od.
fäßen. Der Zapfe oder Hahuie, SMiomiuin, samender Hand.
353. 28. Seltner: Hänchen. Hanchen od. Das Recht der gesammtenHand oder
Hanchenbier, das, Hähnchen od. Kufenbier, Stammlehnsgerechtigteit, 179. I I . 112;
das erste süße u. starke Vier, Hupel. Auch hat gegeben u. verlehnet den Brüdern T.
Hänchen in Grimms Wtb. fehlend. Bei die gesambte Hand oder Stammlehns-
Bergmann: Hahnchen, Vier, Kufenbier. gerechtigteit dem H. Meister und seines
Hand. Einem (Geld) auf die Hand Ordens Verwandten, 350. IV. Samende
geben, ein Handgeld geben. Gew. Hand od. gesammte Hand. vgl. 154. II.
Wessen Hand? d. h. Wessen Ausspiel. 264.
Ihre Hand! d. h. Sic spielen aus. Wie Die Hand abstreichen. Will aber der-
im russischen: '1i>>i pzica? Vamn, z^'ua,! jeue die Hand abstreichen und das heiße
Sie spielen aus der Hand, d. h. nicht für Eiseil tragen, 194. N. 3. N. 179.
ihren Blinden. Aus der Hand spielen; in Die Hand darüber halten. Nach Grimms
der Hand sein. I m Kartenspiel. Ein Kind Wtb: schützen. Buddenbrock (193.11.444)
Handader — Handelsclasse. 483
erklärt das Gericht soll die Hand dar- Handanler. 172.1808. N. 18. (Schiffs?
über halten mit: „darüber wachen"; gleich oder Gefäß?)
wie auch die Hand darüber gehalten wird, Hlmdllsche. 197. 3: Handaschen und
193. II. 2. 1656, „darauf gesehen". Weidaschen.
Die Hand lösen. Soll die Hand lösen Oandaiteft, das, Handbescheinigung,
mit 7 Mk. Pfennige, Hapsalsches Stadtr. 154. I. 466.
u. 1294, übers, v. Arndt, d. h. seine Handauflegung, zur Weihe von Geist-
Gewalttätigkeit büßen mit —. lichen, pvüono.7mi:ome.
Mit seiner Hand entschuldigen. Ent- Sandboden, 172.1778.92, kleiner Dach-
schuldigt sich mit seiner Hand zu den boden, zum Ablegen v. Sachen.
Heiligen, Haps. Stadtrecht von 1294, nach Handbuch, Kirchenagende. vgl. 347. II.
Arndts Übers. 119. Nach dem „schwedischen Handbuch."
An tue Hand. Etwas an die Hand welches im 16. Iahrh. herauskam und
schaffen, 17,'herbei schaffen. 1693 nach der neuen Kirchenordnung neu
Aus der Hand. Eine Arbeit geht leicht eingerichtet wurde, erschien 1708 in.Niga
aus der Hand, d. h. geht leicht und gut die für Livland bestimmte deutsche Über-
von Statten; eine Arbeit aus den Händen setzung unter dem Titel: Handbuch,
haben, sie fertig haben. I n Grimms Wtb. worinnen verfasset ist, welcher geftalt der
3)4. d.: von der Hand. — Aus der H. Gottesdienst mit christlichen Ceremonieen
verkaufen, oft in 172, z. N. 1771. 123. und Kirchengebräuchen gehalten und ver-
Statt: aus freier Hand. — Einige meinen, richtet werden soll. Sin „estnisches Hand-
daß das Belegen seiner Stute) aus der buch" v. 1694 wurde 1695 verboten, vgl.
Hand, oder an dein Seile die beste Art 180. III. 2. 703.
sei, andre ziehen das freie Veschellen im Handdwele, die, Handtuch. Schon 274.
Felde vor, 415. 44. Ein Pferd aus der I . 1613 u. später oft, bis ins 19. Iahrh.
Hand beschlagen, wie in Liuland überall, Handele», die, Feilschen mit Fuhrleuten,
während durch ganz Russland die Pferde in ruff. Buden und dgl.
dazu in einem Stangengerüste sich befin- Handellrautweibchen, orclnL inacvlaw,
den. — Aus v o l l e n Händen Geld ver- 434. 527.
schenken, sehr reichlich; mit v o l l e n Hän-
den Geld einnehmen, d. h. reichlich. Handelsamt. I n Grimms Wtb: Han-
delsbehörde. Anders in Riga. Die sog.
I n die Hand. Ich nahm, wie man zu Handelsämter in Riga gestalteten sich im
sagen pflegt, den Weg in die Hand, 175. 1.1415. Ursprünglich bestand ein einziges
1«60. N. 6. Zu Grimms Wtb. 341. 8. gemeinschaftliches Amt der Ligger oder
d. h. machte mich auf den Weg. Die in Arbeitsleute; als der Handel zunahm,
Händen habende Pfänder einliefern, 172. zweigte essichin mehre selbständige Ämter
1772. 3^0, d. h. die jemand in Händen ab: Ligger, Hanfschwinger u. Hanfbinder,
hat. — I h n mit einem Zehrpfennig ver- Korn- und Salzmesfer u. s. w.,. 364. 108.
fehn, daß er seinem Mitreisenden unter- Es sind die sog. lettischen Ämter. I n
wegens incht allezeit in seine Hand sehen 364a,. 501. u. f. werden auch die Mäkler
durfte, 350. XIV. 3. zu diesen Genossenschaften von Handels-
Unter den Händen bleiben, plötzlich bedienten gerechnet.
sterben. Sie blieb mir nnter den Händen,
er blieb uns unter den Händen. Gew. Handelsarbeiter. Die Steinhäuser seien
Zu Grimms Ntb. 950. g. vielleicht, nach mehrern großen Vorstadt-
brändcn, für die Handelsarbeiter errichtet
Zu Hand antworten müssen, 194. Ä.
worden, 174. 1814 135.
LLN. 170. Das Geld wurde zur Hand
gebracht, 194. Nnenstcidt 49. Zu Grimms Handclsbeste, das. Dem allgemeinen
Wtb. 344. d. Handelsbesten dienend. Gew.
Hant> muss Haud wahren, vgl. 154. I. Handelsbuch, Vcmerbuch. Die ältesten
286. u. f. Handelsbücher u. die drin enthaltene Ver-
Ein Gut verlehnen «verleihen) mitHand schreibung der Gesindel sollen ihre Würde
und Munde, 194. Ä. 3LR. 148. Über die U.Vorzug haben, 349. IV. 13; das Handels-
Verlehnung mit H. u. M. vgl. 193. I. 3. buch des Vlluerhändlers K. < I . 1607)
und Grimms Wtb. 332. f. wurde 2000 Nb. taxirt, 174. 1816. 118.
Recht an Hals und Hand. 194. Ä. ^LR. Handelsclasse. 1) die Kaufleute erster
150. zn Grimms Wtb. I. 4. f. f. Hand- Gilde tonnen, die übrigen Handelscläffen,
gericht. d. h. Handeltreibende zweiter Gilde und
Handader, Ader der Hand. Unrichtig ihnen gleichgestellte u. s. w. 154. 1.459. —
enl. in Grimms Wtb. 2) Schulabtheilung für das.Handelsfach.
484 handelschaftlich — Handlauf.
handelschaftlich,kaufmännisch,mercantil, nicht in der Fabrik gesponnen. Wird oft,
174. 1874. N. 52. als vorzüglicher, anempfohlen.
Handelsstecken. Diesen Namen führen handgreiflich werden, thätlich. f. d. f.
einige kleine, mit gewissen Handelsrechten Handgreiflichkeit, Thittlichkeit. In
versehene Örter, so z. N. Wöbs unter Grimms Ntb. undeutlich erklärt.
Navpin. Sonst auch Hakelwerk genannt. handhabend. Ein Handhabend- oder
Handelsfra«. Wenn sie eine Kauf- od. Kllsten-Pfllnd,148.EinhllndhabendPfllnd,
Handelsfrcm ist, d. i. auf eigenen Namen Faustpfand, Kastenpfand, Versatz, vgl.
Handel treibt und einen offenen Laden 154. I. S. 307.
hält, 154. II. 108. händig. Sensen, 6- und 7-hcindig, 172.
Oandelsgilde. Die große od. Handels- 1820. 26; rechtshändig, von Bratöfen
gilde in Riga, 176. 1836. 161, Kcmf- oder Ofenthüren.
mannsgilde; durch Einschreibung in eine händig. Bei uns in Verbindung 1) mit
H., 154. I. 139. bändig: händig und bändig —, wie d.
Handelshof, zu Brügge, Polozk, Now- folg.; 2) mit wendig. Händig und wen-
gorod, s. Hof. Der älteste Schrägen des dig, sehr behend, gewandt, rührig. Auch:
deutschen Kandelshofs zu Nowgorod aus wendig und händig, vgl. händisch. Schon
der Zeit v. 1250 ist abgedruckt in 399. 164 und da erklärt: hurtig, flink und
VI. S. 15. munter, engl. IiancI?. Bei Hupel in dem-
Handelstladde, die. Alte H. aus dem selben Sinne. Sei doch nicht so händig
17. Iahrh, in 174. 1814. 271. und wendig, als Vorwurf: so unruhig.
Handelsordnung, 1) Verordnung den Handigleit. Nur in Verbind, mit:
Handel betreffend, z. V. die von 1765; Wendigleit. Seine große Vehendig- und
2) Verordnung, betreffend die Handels- Wendigkeit, d. h. Gewandtheit und Rüh-
iimter oder Handelsbedienten, als die rigkeit.
Ligger, Messerü.s.w. DieörtlichenHandels- handisch und wendisch, was händig
ordnungen Rigas sind abgedruckt in 364. und bändig.
Handelsschein, einBerechtigungsbeweis Handlammer, die, Wirtschafts-Ablege-
zum Handelsbetrieb. Seit neuester Zeit. kammer. Speicher und Vorrnthszimmer,
Handelsstelle, die. Ein rentables vor- welche letztere in Livland auch Hand-
städtisches Haus sHandelsstelle) ist zu kammern genannt werden, 193. II. 2.
verkaufen, 361. 1875. 238. 1869. Gem.
Handelsstube, Bauerstube. Auch Handel- Handkauf. I m Kartenspiel.
stube. Handteller, kleiner Keller, der sich bei
Händeguerl, der, Saum oder Vnnd an der Hand befindet und für Kleinigkeiten
den Hllndarmeln. Hupel. s. Hcmdqnerl. bestimmt ist. Gew.
Handfänchen. Signale durch Hand- Handllappe, die. Unter den Einfuhr-
fähnchen, 414. I . 1864. gegenständen Rigas v. 1688 werden Hand-
hllndfestmachen, ein Thier, 154. I. 314. klappen genannt, neben Handschuen, 174.
I n Grimms Wtb. nur von Menschen. 1833.
Handfestmachung, eines UebeltlMers. Handllaue, die, in alten Verordnnngen:
Gew. Handfessel?
Handgarten. Ein kleiner Handgarten. Handklete, die. Klete bed. ein Vorrats-
Handgelenk. Aus dem H. oder Gelenk und zur Aufbewahrung bestimmtes Neben-
hauen. Beim Fechten. Darnach vielleicht gebäude; Handklete, ein kleineres dieser
die in Grimms Wtb. angef. Ra. Art, zum Ablegen einzelner Gegenstände,
Handgelübde. Ein adeliges .h. oder 319. 181; nach Hupel: Vorratskammer,
Vestlickung, 194. RR. d. FE. 1 ^ ' ; ihn in welcher allerlei Bedürfnisse, Hülsen-
zu einem ritterlichen Handgelübdc brin- früchte u. dgl. aufbewahrt werden. Kand-
gen, ebda. 139. Ob in demselben Sinn klete, 172. 1776. 125; eine Korn- und
wie in Grimms Wtb.? Handklete, 172. 1780. 52; des Schenk-
Handgericht. Dieselben Privilegien an wirts Handzimmer ist zugleich Keller und
Hals- und Handgerichten, 194., NR. d. Handklete, 176. 1830. 88.
FE. 131; Hals- uud Handgericht. 215. Handlloben, an einem Wagen.
176; Plettenberg willigte ein, daß jeder Handlnopf, st. Hemdeknopf. Bergmann
szu der Harrischen und Wierischen Ritter- und nach ihm Hupel, obgleich wol nur
schaft Gehörige) sein Hals- und Hand- Schreibfehler.
gericht, soweit sein Gebiet gehe, behalten Handlangerarbeit, schlechte Arbeit.
sollte, 367. 154. Handlauf, der, an Treppen oder Bal»
Handgespinnst, von Leingeweben, die tongeliindern die hölzerne oder metallene
Handläufer — Handspake. 485
obere Bekleidung, an welcher man sich handreichend. Ein handreichender Be-
mit der Hand hält. Gew. Dass. was richt, traclitio oralis per manus. Diesen
Handläufer. Ausdruck findet Gadebusch (325) in Nn-
Handläufer. Wendeltreppe mit elegan- städts Chr. S . 164. Ein in die Hand
tem Geländer, eschenem H. und gleicher oder übergebener Bericht?
Ningeinfassung, rig. Ztg. 1865. 60. Handreichung. A. d. g. Bed. von Hilfs-
s. Handlauf. leistung : Darreichung der Hand. M i t H.
Handleiter, Handtreppe, kleine Treppe. nimmt der Rath (beim Fortgehen) von
Handlolle, 178.1834.47. I m Schiffsbau. den Älterleuten Abschied, 275. 96.
Handlungsanfart, die. Handlungsan- Handsache. Eine H. von Schuld, 179.
fahrten an einem Flusse, 350. XV. 8. II. 30.
I . 1764. Handsäge, kleine Säge, 172. 1799.
Handlungsbeamte. Hierunter werden 224; .bandsllge, 328. 8. '
in Riga Wäger, Viraler, Ligger, Messer Handsch, der, Handschuh, s. Hansch.
u. a. verstanden. Handschluchen, aus Eigelb, Schmcmd,
handlungsbeftisseu. Den Handlungsbe- Zucker nnd Mehl. Auch Hanschkuchen ge-
flissenen P. zum Bürgeroklad anschreiben, schrieben.
rig. Nathsprot. v. 181s. I n Grimms Handschlag. Die großen an den Kollern
Wtb. erst nach Heine. und Handschlägen, seit wenig Jahren an-
Handlungsgesellschafter, Theilhaber genommenen theuren Zähnchen (Spitzen^
eines Handlungsgeschäftes, 172. 1800. I n der Kleiderordg. v. 1621. vgl. 174.
26. I n Grimms Wtb. ohne Beleg. 1823. 214. Wahrscheinlich: Handgelenk,
Handlnngslasse, in Riga. Gegründet vgl. jedoch Grimms Wtb. 5).
im I . 1735. I n and. Bed. als in handschlageud. Des G. geschworene,
Grimms Wtb. handschlllgende Gelübden, 349. VII. 1.
Handlungsschreiber, 193. II. 39: „Ab- I . 1586: durch einen Handschlag be-
schreiber". kräftigt.
Handnähen, das, Nahen mit der Hand, Handschlitten. Der deutsche Ausdruck
entgegen dem Maschinennähen, Nähen auf für das sonst gewönliche: Maggen, rig.
der Nähmaschine. Geringschätzig: Hand- Ztg. 186«; die kleinen .handschlitten
Näherei, die, s. Handnat. (Naggen), 174. 1821. 23,
Handnat, die, was Handniihen. I n der Handschreiben. Diesen Brief mit unserem
H. geübt, entgegen der Maschinennat H. unterzeichnen, 192. II. 8, Handschrift,
oder Maschinennäherei. Gew. Namensunterschrift.
Handnäterin, die, die mit der Hand Handschreiber, st. Schreiber. Einen
näht, entgegen der „Maschinenniiterin". Buchhalter und Handschreiber, 19.'5. II.
I n unseren Tagesanzeigen seit 1870. 1242. Anders in Grimms Wtb.
Handpforte, die, Thür in oder neben Oandfchriftgläubiger, cniroFmpIlariu.«,
einer großen Pforte. Ist sie klein, so 193. II. «6.
heißt sie Handpförtchen oder Schli'wfe, Handschluchen, ein Zuckergebäck, das
russ. IcalitKa,. bis in die 30er Jahre dieses Icchrh.
5 Handpolirer, auf Spigelfabriten. gew. war. s. Hanschkuchen.
Handpeise, die, Handkragen, Hand- Handschuh. Früher ganz gew. Hand-
krause. I n Deutschland hört man oft: schu und Handschue sin d. Mz.) geschrie-
Preischen, auch Preis (Arischen, Vreis- ben. Wollene Zcmdschue, Einfuhrgegstde
chen). vgl. Grimm. v. 1688 in 174. 1823; Handschue von
Handprsbe, wird bei Flachs und Hanf Fuchspoten, 172. 1780. — Bis in dieses
angewandt: Prüfung der Faserstärke zwi- Icchrh. hinein sehr gew.: Hansche.
schen den Fingern. Rigaer Reinhanf muß Er ist weg, wie Labarre sein Hand-
von starkem Hart sein, der bei der Hand« schuh. Ein liefliindisches Eprüchw., sagt
probe nicht reißt, 381. Gadebusch (325), erklärt jedoch nicht.
Handquast, in 320. Was hier Hand- Labarre sein Hcmdschu bezeichnet, nach
quast heißt, sagt Lindner, ist ein Nbstöber. Bergmann und Hupel, eine Sache, die
Haudauere, die, Handmüle, Hupel, der entweder gänzlich verschwunden und nicht
„selten" hinzufügt und meint, „vermuth- wieder zu finden ist, (oder die zu man-
lich nach dem Schwedischen". Schwedisch cherlei unerwartetem Gebrauch taugt),
<Mru, Müle. vgl. Labarre. — Jetzt ungehört.
Handaucrl, der, bei Bergmann: Bund Handspllte, die. Handspncken, sagt Hu-
an den Ärmeln eines Hemdes. Bei Hupel: pel (182. 1l.) sind eschene und birkene
Hand- oder Hcinoequerl. Stämme, ungefähr 6—7 Fuß lang und
186 Handspeiche — Haneufedern.
3 Damnen im Viereck. Handspacken, 172, ausgebreitet und dann wie ein ganz
176«. 16. kleines rundes Zeltchen aufgestellt, das
.Handspeiche, kleiner Hebebaum. I m Band aber nicht abgenommen und das
brem. Wtb. Imn^pcKo. Davon das franz. Zerbrechen der einzelnen Flachsstengel
lu>t,poct,. vgl. Ansvuch. Bei dem Arbeiten soviel als möglich vermieden, 190. 257.
auf einem mit Holz beladenen Schiffe — Dadurch wird das Minus der Hand-
siel einem Arbeitsmanne „eine Hand- volle gedeckt... — Kronflachs darf
speiche" auf den Kopf, so daß er auf der höchstens in einigen Knuten oder Hand-
Stelle todt niederstürzte, 174. 1824. 359. voll löse Schauen haben, 133; bei der
Handspeichcr, kleiner Speicher, 172. Abwrackung der Flachsen müssen alle
1787. 363. Knuten und Handvollen genau besichtigt
Handstreckung. 1) Allgemein: Hand- werden, ebda.; der Dreiband-Wrack darf
schlag, Handrcichcn. Die beisitzenden Gäste auch gestückt sein, d. h. Karl und Hand-
sollen von dem Brautvater nur mit Nei- volle von verschiedenen Längen haben,
gung des Kopfes, ohne Handstreckung, Regl. f. d. off. Flachswracke v. 1867.
bedankt werden. I n einer Hochzeitsu. Die Nisten oder Handuolle des Henvfs
v. 1639 nach 174. 1814. 2«2. — 2» Nach müssen nicht zu groß oder zu schwer
Gadebusch <32 ) eine mit Darreichung sein, 172. 1780. 153. Der Handuoll-
der Hand geschehene mündliche Zusage. oder Knucken-Flachs und Hanf als An-
Itmn Ix>Iev,'U v,v 8e3^ezMe, äkt, <Ie l!,iFi- forderung von jedem Schiffpfund unter
>c1l»°n nocn d<»Il!'n llulm »16 lllluslxtr^clcin^ö dem Namen Imnmel ist aufzuheben, 149.
iiuät Ver.^e^latie eiirei? ^^mproiui^^es »War eine unerlaubte Abforderung dem
n 8. ^v,, in der Wolmarschen Absprache Käufer zum Besten.) — Eine Handvoll
^ 2, vgl. 179. II 167. — Dieser Eid verbunden Hopfen oder einen Knuppen
wurde von den beiden Gildestuben und von Hopfen, 329. 53. s. Iöps oder
allen Ämtern geleistet; von den schwar- Gövs. —
zen Häuptern wurde eine Handstreckung .Handvollzal. Die geraufte H. des
genommen, 207. 147; den Wisimarschen Flachses.
«Schiffer) gestrafet, daß er wieder die Handwagen, ein kleiner Wagen. Die
H. hinuntergefahren und wegziehen wol- Hanfbünde von der Schale nehmen und
len, 3-:9. XXV. 1. vgl. Grimms Wtb. auf Handwagen zur Wracke bringen, 306.
— Handstreckung, Handschlag, 154. II. Ein kleiner H. und Handschlitten, rig.
223 Sich mit H.' zur Wiederstellung Ztg. 1868.
verbürgen, d. h. sich wieder einzustellen, Handwerk. 1) Handwertsgeschäft. Ein
I . 1576 in 174. 1851. 278; mit Hand- Deutscher, der auf dem Pastorate auf
streckung an Endes Statt angelobt, 89; sein Handwerk gearbeitet hatte, 174.
mittelst qethaner H., 70; er that H., 1816. 98 s I . 1682); auf ein H. einige
180. III. 1. 136. Jahre arbeiten, 265; der auf dieses H.
vandstück. Etliche Handstücke oder I n - nicht Meister geworden, 268; die mit
strumente, 244. Ämtern oder Handwerten umgehen, 349.
Handtasche, die, lederne Tasche mit XX. 1. p. 71, d. h. Handwerter sind.
Stalbügel, wie sie jetzt von Frauensleuten 2) Versammlung der Innungsgenofsen.
benutzt werden. Nenn ein Handwerk gehalten wird, 255;
.Handtrage, die, bei Lange, st. Trage, vor dem Handwerke strafen, 272.
Achseljoch. Hllndwerlshänser, eine Art Manu-
Handtreppe, kleine Leiter. facturen, über die eine Verordnung 1666
Handtruwe, Unterpfand der Treue erschien, 193. II. 497.
unter Brautleuten, nach Bunge in 399. handwerlswidrig. Auf einer Handwerks-
IV. 9^8. Haildtrnwe-Vmtze, Armband für widrigen That betroffen werden, 349.
eine Braut, ebda. VIII. 4.
-Handvoll. Beim Raufen des Flachses Handwiegcn, das, Wiegen mit der Hand,
wird der Stengel in sog. Handvolle was nur ein ungefähres Ergebniss ge-
immer glatt zusammengebunden. Das wärt.
Wurzelende, das Satende der Hcmduolle Handzimmer. Des Schenkwirts H. ist
oder Bündel, 168. Ganz Lettland bleicht zugleich Keller u. Handllete, 176.1830.88.
den Flachs in stellenden Bunden ,Hand- ^.Hanenfedern, eine Art Kriegsleute.
voll»; die Wurzelrnden werden zuerst I n Eosfeld wareu nun wol in 2500
nach oben aufgestellt. Die Bunde oder Mann an Hahnenfedern, Bürgern und
Handvoll werden dazu auf dem Knie des Bauern. Von Gadebusch s325) aus Chem-
Arbeiters oder der Arbeiten» fächerartig nitz 11. 54ii. belegt.^
Hanenkamm — Hanf. 487
Hanenlamm, erhöht gepflügte Stelle gut genannt, zeichnet sich vortheilhaft
eines Ackers. Wäre eine Feldstelle sehr vom S o m m e r g u t in der Hinsicht aus,
niedrig, so pflüge man sie in Beete oder dllss er im Winter gehechelt und bear-
Hahnentämme, und verschaffe deren Fur- beitet, und in Folge dessen bleicher von
chen gehörigen Abfluß, 168. 37. Gew. Farbe und weicher von Hart ist. —
Hanenschwamm,ArtessbarerSchwämme, Feiner Hanf thcilt sich in S o m m e r w a r e ,
lett. ssllilinss. Gailings oder Hahnen- welche hell, und W i n t e r w a r e , welche
schwämme, 155. duntel von Farbe ist. Der Wert der
Hanf. Früher gew. Henf, Henpf oder zweiten übersteigt den der ersten um
Hempf geschrieben. Oft in der Mz.: 1—2 Rubel pr. Schiffpfd. Die Sommer-
Hanfe und bansen, Henpffe und Hempffe. ware hat zwar ein schöneres Ansehen
Die Hansen sind in den Ambaren, durch die helle Farbe, welche von der
die Flachsen in der Stadt zu besehen, Bleiche bewirlt wird, ist indessen nicht
172. 1810. Nr. 22. Hanfe, die im Wasser so kräftig wie die Winterware. — Marine-
gelegen haben, 381; die Hanfe in die Hanf ist außergewöhnlich starker, feiner
Stabbe einlegen, 118. Diese Vz. ist seit Ukrainer Neinhanf.
Langem hier gebräuchlich, und nicht ge- Das Reglement für die Hanfwrate
rade, wie Grimms Wtb. anführt: „neuer- v. 1856 theilt den Hanf in 4 Sorten:
dings entwickelt". Die Ved. ist nicht ge- 1) den geschnittenen sgckappten) Hanf,
rade Hanfarten, wie Grimms Wtb. an- ci?ka, und zwar a. rigaer Neinhanf,
gibt, aus der Weserzeitung 1859, son- d. rigaer Ausschusshanf, e. rig. Passhanf;
dern vielmehr i m Hanf überhaupt, ebenso — 2) gedroschenen sungelappten) Hanf,
wie Flachsen st. Flachs, obgleich auch N0Ä0iauLa,, und zwar: N. Molotschanta
die Bed. von Hanf- oder Flachsarten Reinhanf, d. Molotschanta Ausschusshanf,
darin liegen kann. Die bessere Vielzal und e. Molotschanta Passhanf; — 3) der
ist Hanfe, ebenso wie Flachse st. Flachsen. liv-, kur- und estländische Hanf, und
Der rig. Handel hat den Hanf ver- zwar 2. Drujaner Reinhanf und b. Dru-
schiedenartig eingetheilt: janer Passhanf; — 4) schwarzer Pass-
Die Instr. f. d. Hanfwr. v. 1794 unter- hanf und Drujaner Passhcmfwrack. —
scheidet 3 Sorten. Die erste enthält Rein- Die Hanfhede oder Torfe zerfiel in 2) ge-
hanf und Drujaner Hanf; die zweite wönliche saus den inneren Gouverne-
Ausschusshanf, die dritte Passhanf. Außer- ments) und b) Drujaner saus den Ost-
dem führt sie Hede oder Torse auf. Jedes seeprovinzen), vgl. 364. 96—98.
Bund wurde mit einem Wrackbrettchen Der Hanf zerfällt snach 381) in zwei
versehen; auf dem des Reinhanfs stand Hauptgllttungen 1) rigaer, d. h. russischer,
der Buchstabe K, auf dem des Passhanfs Ukrainer und polnischer geschnittener Hanf,
? eingebrannt. Ssetschta sruss. e^iua) genannt, weil
Das Reglement von 1843 sagt: « i r a - bei Gewinnung desselben die Cattapseln
nischer oder russischer Neinhanf ist abgeschnitten oder abgehauen werden;
lang, grün und gelblich, starr, grob und 2) Molotschantabanf, d. h. russischer und
breUharlich. Wird fast nur zu Tauen Ukrainer gedroschener Hanf sna.ioiauica),
benutzt. — Polnischer Reinhanf ist fo genannt, weil derselbe zur Gewinnung
lang, grau und gelblich, stark, feinharlich der Sat gedroschen wird. — Diese bei-
und weich, wird zu Segeln und Schnüren, den Hauptgllttungen zerfallen, die erste,
hauptsächlich zu Netzen gebraucht, geht so der geschnittene Hanf, in 2) Nigaer Nein-
wie Ausschuss- und Passhanf viel nach hanf, b> rigaer Auüschuss und c) rigaer
Portugal, Dänemark uud Schweden. — Pasühanf; der gedroschene in a) Molo-
D r u j a n e r Hanf wird nur unbearbeitet tschanta-Neinhcmf, d) Molotschanka-Aus-
aus Polen und Liuland im Winter schusshanf und c) Molotschankn-Passhanf.
angeführt und von unfern Bürgern be- — Außerdem unterscheidet man: 3» schwai«
arbeitet. Diese Sorte übertrifft noch die zen Passhanf, 4) Auswurf- oder Wrack-
polnischen Hansen an feinem Harl, Stärke Hanf, 5) Rohhanf, unbearbeiteten Hanf,
und Farbe, ist aber kürzer als der pol- Ssürez (russ. cuix^'i.) und 6) Hanfhede,
nische Neinhanf. Aus Drujaner Nein- Tors sii6ubll0Lan iscua). sEine einfachere
Hanf kommt kein Ausschuss, sondern Pass. Unterscheidung wäre für die 2 Haupt-
M r d nach Portugal uud England sehr gllttungen 1) gekappter Hanf, Ssetschta,
begehrt. Zu Schnüren, Segeln lind Lein- Schnitthanf, und 2) ungekappter, Molo-
wand. — Die polnischen Sorten sind tfchcmla, Dreschhanf. Dieser war früher
gegen russische fast immer 2—3 Rubel — bis 1852 — in Riga nicht auszu-
höher im Preise. — Der Haus, Winter- führen erlaubt, s. weiter unten.)
488 Hanf — Hanfcompagnie.

Rigaer Nemhanf, dre vorzuglichste oder dem Empfanger zugewogen zu werden,


erste Sorte, muss von mcht zu kurzem, ebda Ern Bund Hanf wird mrt Ban-
festen:,starkemHart, der bei derHandprobe dern oder Stricken gebunden oder ern-
mcht reißt, und sowohl von losen, als gebunden, dre Hanfhede wird, außer
von angesogenen Schämen frer fem Die fernen 5 Bändern, mrt erner Gattung
Wurzelenden, sog Lavken, und Bart mus. von Garn, dre Kabelgarn heißt, umwun.
sen wohl abgerissen und abgearbeitet den Dre gewratten Hanfsorten haben
sein Rigaer Ausschusshanf, oder dre besondere Wrakzerchen, welche aus den
3 Sorte, muss stark von Karl sem, gekreuzten Schluß ein, den Buchstaben K,
Wurzelenden und Bart dürfen nur wenrg ä, ?. (Rein- Ausschuss- Pafs.) u I w
vorhanden sem —Rigaer Pafshanf oder bestehen
dre .6 Sorte kann ernen schwächeren harl Dre Benennungen Nemhanf u f w
haben, doch darf derselbe mcht mürbe werden sehr qewonlrch nur mit Nein,
sem vgl 381 Ausschuss uud Pass, und rn Prersangaben
Schwarzer Passhanf (4) wrrd fo- mrt L, H. und ? bezeichnet. So heißt es
wol rrqaer als Molotschankahanf genannt, rn emer statrst Ueberstcht des rrg Han
wenn er dre für Passhanf erforderlichen dels f 1870 dre rm Fruhzahr mit
Eigenschaften mcht erreicht, er zeichnet 40 Rubel L. 39 Rb ^ , 38 Rb ? ange-
sich durch dunkelbraune Farbe aus Man legten Preise (für das Schrffpfd) I n
unterscheidet langen schwarzen und kur. der rrg Ztg v 1865 lrest man Hanf
zen, der gegen den elfteren etwas billiger wurden 3000 Schrffpfd genommen, und
gehalten wird — Auswurf- odea zwar gewonlrch Rem- zu 111, fein Pass-
Wrackt) anf (5) ist solcher.Hanf, der m hanf zu 105 Rb Bco
kerne der übrigen Gattungen hrneurpastt, Hanfambaren heißen dre Scheunen zur
icdoch darf dessen Harl mcht verrottet Aufnahme von Strusenhanf, welche sich
fein — Rohhanf, Smrez, unbearbei- am Dunaufer der Stadt Riga befinden
teter Hanf, ist gebrochener, aber mcht Oanfbinder Dre sorgfaltigeren Maß-
geschwungener Hanf — Hanfhede, dre regeln zur Aufbewahrung und Bearber-
bei der urjprunglrchen oder spateren Be tung der für den Handel Rigas so wrch-
arbertung der Hanfe abfallenden wolligen trgen Rauchwaren datrren sich vom
oder verwulten Theile Gehechelt wird Jahre 17Z5 (?) Damals wurden zuerst
sie Tors genannt vgl 381 für dieselben > Wmtscheunen errichtet,
Em Vund Neurhanf darf mcht fchwerer eine auf dem Bauhöfe, eine zwischen
als 6—7 Schiffpfund fem, Ausjchuishans Karls- und Schwrmmthor, erne vor dem
nicht fchwerer als 5—6, Passhanf mcht Strftsthor Zu gleicher Zeit wurde das
schwerer als 4—5 Schiffpfund Dre Bunde Amt der russischen Hanfbmder errichtet,
müssen mit den Bändern oder Wonen und erne Verordnung auch für dre Nager
stark zusammengeschnürt und fest gebun- und Wraker angefertrgt vgl 174 18^4
den fern — Jede Gattung Hanf wird 62 und 63 Dre Hanfbinder brnden bei
mit einer bestimmten Zal von Schnuren Ankunft der Strufen die Hanfe rn rhre
sBander, Woyen) gebunden, und zwar verschredenen Sorten vgl 10? und 141,
Reinhanf sfowol Rlgaer alsMolotfchanta) und den Schrägen des rrg Hafenbmder-
mrt 10, Ausschuss mit 8, Passhanf mit 7 llmts v 1733 in 198 2 vgl Hanf-
und Tors mit 5 Schnuren Die Schnure schwrnger
(Bänder) muffen zu derselben Sorte Hanfbindefcheune, dre, in der von den
Hanf gehören, auf welche ste verwandt Hanfbrndern der Hanf gebunden wrrd
werden Dre zum Binden der Bunde Auch Hllnfbmderfcheunen genannt
dienenden Schnure tonnen durch gedrehte .Hanfbrechen, das Das Flachs- und
Stricke ersetzt werden — Bei der Wrake Hanfbrechen, 147 — Hanf wird gebro-
wird iede einzelne Nrste (rope^i.) ge- chen, nicht gebrecht, wie rn Grimms
prüft und erst wenn sie genau der be. Wtb Sp 432 1 zu lesen
stimmten Sorte entspricht, m das Vund Hanfbund, das, Hanfpacken Dre Hanf-
eingelegt D,e Risten von Nemhanf dur. bunde von der Schale nehmen und auf
fen nicht über 18—20 Pfund fchwer Handwagen zur Wrake bringen, 306 32,
sein, für Tors nicht über 10—11 Psund f Bund I n 141 Hanfbunde und Hanf,
vgl 381 bunde, als Mz Die Hanfbunde ^oder
.Hanf an dre Stabbe rn den Wrak- Swmke 142 Das Befischten der Hanf-
scheuncn bringen, 305 Dre Hanfe rn oder Tors-Bunde mrt Schnuren, 305
die Stabben einlegen, 118 Hanf an d,e .Hanfcompagme Erne H wurde rn dem
Wagschale bringen und aufrollen, um zweiten Viertel des 17. Jährt) rn Riga
H ä n f e r l i n g — Hänge. 489
gegründet. Die höchst schädliche H. ^nno polnischen Nation an und bildeten sich
163«, 1642 und 1643. vgl. 349. IV. 11 aus ihnen die Ämter der russ. u. poln.
nnd 347. II. Hanfbinder. I h r Geschäft bestand nach
Hänferling, der, st. Hänfling (Vogel), ihrer Instr. v. 1783, in den Hanfambaren
Bergmann, Hupel und jetzt. den nach Riga gelangten Strusenhanf,
(wnffnre, die, Füre mit Hanf. Seine nachdem derselbe gewrakt worden, zu
Hanf- und Flachofuhren nach der Wicht binden. 1828 wurden die Ämter der
und Wmke bringen, 365. I . 1666. Hanfschwinger und der Ligger mit ein-
Hanfhede, die bei der ursprünglichen ander verschmolzen; die russ. und poln.
oder späteren Bearbeitung der Hanfe H a n f b i n d e r verblieben in ihrer Orga-
abfallendenwolligenoderverivültenTheile. nisation und in ihrem früheren Bestände
Gehechelt wird sie Tors genannt, 381. von 25 Mann, doch delegirte das Ligger-
Die H. oder Tors wurde früher unter- amt eine gleiche Anzahl, d. h. 25 Mann,
schieden in a) Ambaren- oder Strufen- aus eigener Mitte zur Hanfwrake. vgl.
gut, und n) Drnjaner- oder Nintergut, v. Stein in 364a. S. 542 und 543.
316; Torfe und Hanfhede, 143. vgl. Hanfstruse, mit Hanf herabkommende
Grimms Wtb. Strufe.
Hanftaff. Hänff-Kaff verbrennt man, Hanftalel. Ein H. zum Klocken dem
328. 153. Repschliiger zahlen müssen, 349. XXVI.
HnnfNee, der, melilotul- Meinaliz, ge- I . 1655.
meiner Steinklee, 414. 410. Hanftvrale. Das Geschäft des Wrakens
Hanflein, das, st. Hanfleinwand. Ar- von Hanf. Für dasselbe sind Hanfwra'ter
changel'fches Hanflein.'Das Wort, ebenso angestellt. — Sie hat von jeher mehr
wie Hanfleinwand, eine sonderbare Zu- den Charakter der Verschiffungswrake ge-
sammensetzung von Lein nnd Hanf! habt, rig. Ztg. 1867, Nr. 228. Alljähr-
Hänfling, der, ist nach Lange der unechte lich im Frühjahr, wenn eine größere Anzal
Hanf, fo unter dem andern wächst. Es Hanfstrufen eingetroffen war, fand in
ist wol der männliche, als welchen ihn Gegenwart der vom Wettgericht einge-
Grimms Wtb., doch erst nach Nemnich, ladenen Autoritäten die feierliche Eröff-
verzeichnet. nung der Hanfwrake statt, bei welcher
Hanföllvralscheune, 172.1817.1, Wrai- Gelegenheit die auf die Wrake bezüg-
scheune für Hanföle. lichen Verordnungen verlesen wurden.
Hllnfriste, die. Die an den Hemvf- 1853 ward diese Eröffnung der Hanf-
Risten befindliche Heede abkratzen, 107; wrake als nutzlofe Förmlichkeit, welche
das Wrakbrett an zweien Hanfristen be- Riga in der Ausbeutung des Vorteils
festigen, 141. einer früheren Verschiffung als Peters»
Hanfsatlnchen, zur Fütterung von Vieh. . bürg behinderte, abgestellt, vgl. 364. 96
Hanfscheuue. Hanfscheunen sAmbaren), und 97. Die erste (?) Instruction für
in denen der angebrachte Hanf aufbewart die Hanf- und Flachswrate Rigas wurde
wird. Henpfscheunen, 97; Hempfscheunen. 1794 vom Rathe entworfen, ebda. S. 78.
Hanfschwinger. Die H. bilden in Riga — I n Dorpat wurde eine Hanf- und
seit Langem ein Amt. Jedweder Bürger Flachswrate 1589 wiederum angelegt,
sollte, nach einem rig. Amtsgerichtsbe- 180. II. 2. 67.
Icheide von 1638, den Hansschwingern Hanfwraler. Seit Langem in Riga
für den in der Badstube genesenen und bestehend. Der Paßhanf soll an die Wage
durchgearbeiteten Flachs für jedes Lpfd. geführt und gleich dem reinen reußischen
4 gr. zahlen; die Hanfschwinger sollen Gnte mit Durchsehung der Bünde von
kein Bund binden, ehe und bevor es ver- °° dem Hanfwraker gewraket werden, 365.
wralet, 365. I . 1658. vgl. 174. 1867. I . 1658. s. 174. 1867. Nr. 12. Zum
Nr. 12. Ein Hanfschwinger (gestrafet), Hanf- oder Flachswrakerdienst vorgestellt
weiln er seinen Mascop geschlagen, 349. sein.
XXI. 1. I . 165t). — vgl. 118. Bis 1828 Hänge, die. Das Grimmsche Wtb. gibt
bestand neben dem rigaschen Liggeramt an, dass Hänge in Niederdeutschland den
ein lettisches Amt der Hanfschwinger, Haken bezeichnet, worin s!) die Thüre
welches alle Hanfarbeiten besorgte und hängt, Thürangel, und verweist auf das
nach seinem Statut von 1743 beim Bin- brem. Wtb. (dem diese Erklärung wört-
den des Hanfs sich zeitweiliger Hilfs- lich entnommen ist». Es ist aus dieser
arbeiter bedienen durfte, die Hanf bin- Angabe ersichtlich, dass in dieser Bed.
der genannt wurden. Diese Hilfsarbeiter das Wort im übrigen Deutschland, und
gehörten zum größten Theil der russ. u. im Hoch- nnd Schriftdeutsch unbekannt
31*
4'.)0 Höngebast — Hängscl.
ist. I n Livland, und wol auch in Est- senen Matte hängen? Bergmann erklärt:
und Kurland, und bei allen Deutschen einer der vom Galgen gefallen ist, ein
Russlands, ist die Bedeutung von Hänge Lump, ein Flausch; Hupel: ein zerlump-
meist eine weitere, und Hänge bezeichnet: ter Mensch, der aussieht, als wäre er
1) die Haspe s.Hä'ngband, Halenbcmd), vom Galgen gefallen. Nach Hupel selten,
zusammen mit dem Stützhaken oder Hang- in Riga und Livland gew.
Haken (Angel), auf dem die Thür ruht hängebllstig, wie ein Hängcbast. Sein
und sich bewegt; oder auch die beiden Aeußeres ist hängebllstig; er sieht etwas
Haspen gleicher Gestalt, welche theils hängebllstig aus. Gew.
mittelst eines durchgehenden Stistes, Hangeesche oder Hcmgecsche, die, Trauer-
theils durch einen aufrecht stehenden esche.
Dorn (wie bei den Aufsatzhangen), um hängen. Das Zw. hangen ist ebenso
welchen die Drehung erfolgt, mit einan- wie hcnlen im gewönlichen Leben hier
der vereinigt sind. Daher spricht man ungebräuchlich, und, wenn es bei Hiesigen
von einem Par Hängen; daher tauft vorkommt, ein aus Schriftstellern über-
man Aufsahhängen zu einer Thür; Hän- nommenes oder angelerntes. Wir kennen
gen und Echubriegel, 172. 1784. 98; nur: hängen. — I n unedler Sprechweise:
Hangen an den Gestühlthüren einer Kirche, ich hong oder hung st. hing. I n derselben
172.1785.130; messingene Schaffhängen, Weise wie fong und fung st. fing und
172. 1769. 87. Es scheint, dass die jetzt gung st. ging; gehongen st. gehangen
übliche Bedeutung schon in plattd. Zeit oder gehcnit.
gewönlich war. So steht in einem renaler hangen, seine Wirkung äußern. Stu-
Schriftstück von 1518; let, ilc »m nwne dentisch. Von einem Hieb, einem Bei-
nenxen maken, was E. Pabst in 379. I. schlaf, einer Beleidigung. Hängt der
3. 263 und 264 übersetzt: ließ ich ein Witz? 324. Zu Grimms Wtb. 3) und 4).
neues Häng machen; und ebenda: aar Mit .hängen und Würgen, d. h. mit
«leäe ik i^ o1«Ie Iienxeu to w üulue. nach größter Schwierigkeit. Mit Hängen u. W.
Pabst: da that ich zwei alte Hängen zu eine Prüfung bestehen; mit H. u. W.
Hilfe zu. Und in einem noch frühern etwas thun, etwas erreichen. I n Grimms
von 1508: «I« Ken^e to netteren, nach Wtb. (hängen, am Schluss) ist eine Er-
Pabst: die Hänge so. i. Thiirangelni zu klärung, die der hier gebräuchlichen Ge-
bessern. Pabst scheint als Nominativ der brauchsweise nicht entspricht.
Einzal „das Häng" anzunehmen. Krick- hängende Karreten. Ganz und halb
hengen an die Zaberbien, 349. XXII. 2. hängende Karreten, 349. XXII. 2. Wahr-
I . 1648—53. — 2) Eine eingcschränt- scheinlich eine in Riemen hängende Kutsche.
tere Bedeutung hat das Wort bei Bau- I n Grimms Wtb. Sp. 449. 10. c. wird
Handwerkern: Thürangel, Haspe oder dagegen ein hangender Wagen mit:
Hängebank (ohne den Stützhaken». Daher Sänfte erklärt.
in Rechnungen: eine gerade Hänge nebst hängende Sachen, schwebende. Die
Stützhaken. Wenn von zerbrochenen Hän- Sache hängt beim Nath, d. h. ist dort
gen gesprochen und geschrieben wird, so anhängig gemacht, doch noch nicht ent-
wird gewönlich darunter die Haspe oder schieden. Grimms Wtb. 453. 7. Schon
Thürangel gedacht. I n den unter 1) an- in einer Urkunde v. 1423 (vgl. 399):
geführten Beispielen sind unter „Hängen" 83,Iie, »Ie Imuliet, in ueme Ii«Vl,> tn Kom?.
Vermutlich meist daher die Haspen oder vgl. Grimms Wtb. 453. 7.
Thürangel» gemeint. — Diese einge- Hanger, der, 172. 1834. 47. I m
schränktere Bedeutung auch schon bei Berg- Schiffsbau.
mann: das Hakenband, welches sich um Hänger, der, ein Frauenschlafrock oder
die Angel bewegt. Morgenkleid, vgl. Modenwelt 1870.
Schon Hupel hat: die Hänge und die Hängering. EinHengering, 349. XXII. 1.
Henge, an Thüren und Fenstern, die Hängetheile, peuLilia, männliche Ge-
Thürangel mit ihrem Haken; ebenso Berg- schlechtstheile, 372. II. 319.
mann: die Hängen, Thürangel mit ihrem
Haken; Hengen an der Thür, Lange. — Hänghaken, Stützhaken einer Hänge,
Angel.
Angel und Haspe sind hier unbekannte
Ausdrücke. hängig. I n der Rechtssprache: Sachen
Hüngebast, bei Vergm. u. Hup. Hange- hcingiq haben, 185. 346. vgl. Grimms
bast, der, zerlumpter Mensch, an dem Wtb.'
gleichsam alles in Fetzen hängt. Bei dem Hängsel, das, zuweilen für Gehä'ngsel,
die Kleider wie Bast an einer geschlis- allerlei was hangt.
Ha umschloß - hnpp. -li'1
Hangschloss, Hupel in 444, st. Vor- zeit, Hupel nach Bergmann, der: Schmal-
hiingeschlass. hans Küchenmeister erklärt. Jetzt nicht
hanig, hahnig, wie ein Hahn, streit- gehört.
süchtig u. dgl. Von Menschen. Hans Liederlich, ein Bruder Lieder-
Hankopf. Wasserstands-Hahniöpfe bietet lich oder Liederling. Gew.
ein blocken- nnd Metallgießer in Riga Hans Marsch, was Hans Arsch. Gew.
aus in d. rig. Ztg. 1876. 165. Hans Matz, Dummköpf, Matz. Gew.
Hannibal. Ter livländischc H. hieß Hans ^chs, ochsiger, plumper und
ein sehr verschlagener Parteigänger, Iuo dummer Mensch. I n Grimms Wtb. ohne
Schenkcnberg. Er wurde von Iwan IV. Erklärung. Gew.
gerichtet, erziilt Icinnau in 157. II. 21. Hans Omnis, der Pöbel. Schon in
Nadebusch (180. II. 1. 178 und 2!»5» sagt Nickens Ehr. s349. XI. Y.
uon ihm: ein Miinzergesell, welcher als Hans Otte mit seiner Nott, der ge-
Parteigänger «im russ.-poln.-liuländischcn meine Pöbel. I n der Wickenschen Ehro-
Kriege zu Ende des 16. Iahrh.^ viel nik: Es war erstlich Hans Otte sein Mott
Ehre eingelegt und unter dem Namen der gemeine Pöbel. Nach einem Hans
des Inländischen Hannibal großen Nuhm Otte, der noch 1606 und später genannt
erworben hat. Gefangen genommen, wurde wird. vgl. 349. XXVII. 1.
er 1579 auf Befehl Iwau des Grausamen Hans von Jena. Hans von Jena, der
zu Plcstau niedergesäbelt. allzeit die Studenten auf dem Markte
Hanpoten, bei Lange Sauiraut. für sich hat, 352. XVIII; Luther, dem
Hllnreispiel. Bei demselben werden die mehr als dem Hans zu Jena zu glauben
auf einander folgenden 5 Karten mit ist, ebda. I n Grimms Wtb.: Hans von
den Worten: schnipp, schnapp, schnurr, Jena, olme Erklärung und leine Andeu-
burr, basilorum auf den Tisch gelegt. tung für Jena.
Hupel in 414 gibt es mit estn. turuk. Hans Peter, Einfaltspinsel. Gew.
Das ist russ. dlinllc. Hans Tapps, ungeschickter, unbeholfner
Hans Affe, altern thuender Mensch, Mensch. I n Grimms Wtb. unter Hans
^n Grimms M b . ohne Erklärung. Oft. Dllps angeführt, das wir nicht kennen.
Hans Arsch, erbärmlicher Mensch. I n Gew.
Grimms M b . ohne Erklärung. Hansch, bei Hupel der Hiinsch u. der
Hans und Dietrich. Darüber denn H. Hiinschig, bei Bergmann lliinscli u. M n -
u. D. zumaß kommen, 195. Engelleu, «clien; gew. in d. Alz.: Hanschcn, Häuschen,
neue Ztg. 663. Handschuh, Handschuhe. Lnen puck^n Iiluit-
Hans Dnttchen, Tropf. «Hen, in einer livl. Urt. v. 1415; Han-
Hans Hagel. Bergmann fowol wie schen, in 166a. XI XII 471 aus dem I .
Hupel führen dafür auf: Johann Hagel. 1453 u. ebda XVI. 498 aus d. I . 14^ 3.
Hans Hau, Kriegsknechte? So geht Häuschen, 255; Hanschen, 195. Worter'tl.
es, wenn man die Nosen in: Schnee will zu Ordenschr. „noch provinziell," bemerkt
brechen, Hans Hau kann den liefflän- d. Herausgeber. Ein Platner soll machen
dischen Winter nicht vertragen, 194. Benschenen und gute Wapen Hantzkcn,
Nnenstiidt 61. 246. — I n Livland bis in den Anfang
Hans hinter der Thür, Iwmine« miniine dieses Iahrh. gew. I m brem. Wörterbuch
«lucti, führt Gadebusch s325) nach Luther Handsken u.lIanLkeu. Tic richtigere Schrei-
an: ich predige, daß es Hans hlnter der bung wäre Handsch, was auch der Aus-
Thür auch versteht. Will mich der Brenz sprache mehr entspräche.
und Philip nicht hören, so steht die Thür Hnnschenmacher, Handschuhmacher, 255.
offen. Hänschig, der, nach Hupel Sprachfehler
Hans in allen Gassen. Bei uns ge- wie Häusch, Hanschen u. Hiinschen.
wönlicher: Hiinschen in allen Gassen. Hanschraubc, am Flintenschloss. Eine
Hans Hase, ebenso gew. wie Hans Hllhnschraube, 180. III. 3. 166.
Hasenfuß, Feigling. Auch Elender l. Hanse, der, Hanseat. I n neueren livl.
Hans mit dem Kopf durch die Wand, Geschichtschreibern oft. I n d. M ; : Hänfen.
in Grimms Wtb.: Hans mit dem Kopf Hanting, f. Händchen, vgl.chenS. 168b.
hindurch. Mensch, der unüberlegt etwas hapern u. happern. I n Livland mehr
durchsehen oder mit Eigensinn durch- erstes gebräuchlich.
dringen will, durch die Wand rennen happ, als Ausruf. Happ, hatteu sie ihn
will/ fest; happ, war die Maus gefangen. Gew.
Hans Krap oder Hans Knapp. Hans Ganz entfprechend dem russ. x^in.. Zu-
Krap sein Gastgebot, eine kärgliche Mahl- weilen gesprochen: chnpp. Auch: happs.
492 Happ — Hart'cr.
Happ, der, ein Schnapp, oft gespr. Geringste. Nicht ein Har Leides einem zu-
Chllpp. Der.Hecht that einen Happ, und fügen, zu besorgen haben sind hier noch
der kleine Fisch war verschlungen; der jetzt gew. Ausdrucksweisen, die ich in
Kund that einen Happ, schnappte nach—. Grimms Wtb. vermisse. — Um ein Har,
I m Grimmschen Wtb. nach Diihnert: Zu- beinahe. Um ein Har wäre ich ertrunken,
biß mit weitgeöffnetem Munde, mit der d. h. wenig fehlte u. ich wäre ertrunken,
Nebenform Happs, die auch in Livland vgl. Grimms Wtb. Sp. 21. e. am Ende;
zu hören. I n der Bed. von Bissen kaum die Beispiele aus Daheim u. Göthe sind
vorkommend. theils nicht deutlich, theils nicht richtig
Happachsgraben, ein Flussarm, der von erklärt.
der Spilwenseite in die Düna stießt. I n Ich habe jetzt neues Har, sagt ein Pferde-
174.1865.48. S.376, nach einem Polizei- besitzer, d. h. Pferde von neuer (andrer)
bericht fälschlich statt: Vegesacksholmscher Farbe, neue Farbe von Pferden. Gew.
Graben. Das zujiihrige Haar des Viehes, Stender
Happe, der und die, happige Person. 1, das Fellhar vom Jahr vorher. I n die-
Das Kind da ist ein kleiner Happe (Knabe), ser Bed. von Farbe kommt Har schon bei
eine kleine Happe (Mädchen), — Kind, Gubert (328. 163. I . 1649) vor: Von
welches alles haben will. Gew. allerlei) Haar findet man gute und böse
Happen, im brem. Wörterbuch Kappen, Pferde.
schnappen. Vorzugsweise in der Bed. von: Härad, schwed., Gerichtsbezirk. Daher
fassen, festnehmen, ergreifen, z. B. einen Häradshöfding, Gebietsrichter, 193. II.
Übeltäter. Zuweilen auch gesprochen: 242;Hiiradsting, 185. 453: Bezirksgericht
chappen. Erinnert außer an franz. Kapper, und Sitzungstag desselben. Ein in livl.
an d. rufs. xHua^l.. vgl. erHappen. amtl. Schriften d. schwed. Zeit oft begeg-
happetig, happig. nendes, aber nicht eingebürgertes Wort.
happig, begierig, habgierig. Schon Berg- Haren. 1) von Thieren, die Hare ver-
mann und noch jetzt sehr gew., während lieren. I n Grimms Wtb. ist angegeben,
Hupel angibt, es nie gehört zu haben. dass d. Wort in dieser Bed. meist reflexiv
Sehr happig u. reißig sein, nehmen und gebraucht werde. Bei uns im Gegenteil
reißen wo man kann. I m brem. Wörter- fast ausschließlich ziellos. 2) von Pelzen,
buch n»l'M3, begierig, und Nlinpi^Keit, die Hare verlieren. Nie mit sich. Fuchs-
große Begierigkeit. pelze Haren stets, ebenso Wolfspelze; andre
Happigteit. I n Grimms Wörterbuch Pelze Haren nur, wenn sie von Motten-
aus dem bremischen. Gew. fraß gelitten.
happs, f. happ. Happs, hatten sie ihn. Harensieb, st Harsieb od. Haren Sieb,
happsen, greifen, fassen; weghaben, in St. I.
Händen haben —. Wenn er das Vermögen harfärb, st. harfarbig. Haarfärb Nasch,
seiner jungen Frau gehappst hat, —. 349. XXVI. 3, d. h. harfarbiger Arms,
Ähnlich: geschluckt. I m brem. Wörterbuch vgl. leibfärb.
unter Kappen aus Lübeck hapsen, schnappen. Harte, die, bei uus niemals: Nechen,
Har, das. Er hat ein Har darin gefun- auch nie: der Harken. Letzteres indessen
den, ist in Schaden und Verdniss graten, bei Hupel.
Hupel. Oder: hat eine üble Erfarrüg da- harten. Gew. in d. Bed. von: mit der
bei gemacht. I n Grimms Wtb.: hat gegen Harke thiitig sein, namentlich um eine
etwas einen Widennillen od. Beden, en. — Fläche zu reinigen. Der Knecht muss Har-
Har auf den Zänen haben, d. h. rerb u. ken, er muss den Hof harten, er muss
kräftig in feinen Worten od. Antworten den Platz rein Harken. I n Grimms Wtb.
sein, kräftig sich zu vertheidigen wissen. erklärt: durch Harken bearbeiten, glätten.—
I n Grimms Wtb. Ep. 17b. ein starker, I n 391. I . 1870 N. 82 und 83 spricht
ganzer Mann sein. — Auf ein He.', aufs der Börsencomitc von einem Harten der
genauste, ganz u. gar. Er gleicht i^m auf untiefen Stellen im Fahrwasser der Dünn
ein Har. I n Grimms Wtb. dafür sSp. u. bei Bolderaa; dies Harten wird unter-
20. ä.): auf das Har. I n and. 3-ed. in schieden von Baggern; Harkuersuche an-
194. Nyenstiidt: dass sich keiner auf ein stellen, ebda. Dies Harten erinnert viel-
Har leides solle zu besorgen haben. I n leicht an das „Pflügen" des Rigebachs,
Pabst 379. I. 3. 246 erklärt: auch nur welches man 1535 vornahm, vgl. 196. X.
im Geringsten. Ob hier „auf" richtig gele- 2. 244. Anm. 15.
sen u. nicht vielmehr „auch"? Mit auch Harter, der. Die Hnrcker müssen mit
würde sich die Stelle auflösen i n : auch der Harcke das Stroh vom Kaff abharcken,
nicht ein Har Leides, d. h. nicht das 329. 34. I n Grimms Wtb. nur: Harkerin.
Harkroller — Harseil. 4W
Harlrsller, der, Harkriiusler, Friseur, harl kamen gar nicht zum Verkauf, st.
führt Gadebusch s325) aus d. Königsberger einfach Flachs u. Hans; man erhielt einen
Ztg. 1765. S. 211 an, und verweist auf Flachsertrag von 3'^ Korn, u. an Hart
Frisch im Worte Krolle. 25 Pud für den Tschetwerit, d. h. 3'/ü
Haetsel, das, was zusammengeharkt ist Korn Samen und 25 Pud Flachs.
od. wird an Unkraut, Blättern, Zweigen harlich, gespr. harrlich, in Zusammen-
u. dgl. Bei Lange: was nachgehartt wird. setzungen. Ülriinischer od. russ. Reinhanf
Harl, der, gesprochen Harrl, die Faser ist lang, grün u. gelblich, stark, grob u.
des Lein- u. Hanfstengels, Stengelfaden breitharlich; polnischer Reinhanf ist lang,
des Leins oder Hanfes. Ein seit langem grau und gelblich, stark, feinharlich und
im rig. Flachs- u. Hanfhandel gebräuch- weich. I n Instr. f. die Hanfwraie. Das
liches Wort, das indessen nur in Lange's Wort zuerst u. allein von Lange in seinen:
Wtb. angedeutet ist sdas Hiiiirle von lettisch-deutschen Wtb. belegt: liiiiirlicbt,
Flachs), in Hupels Wörterbüchern sich lett. 5,»'nKr,iraii!«. Hupel sin der Vorrede
nicht findet; er hat dafür Flachshaar. Wir zu seinem Idiotikon» sagt, er wolle nicht
haben Harl vermutlich aus dem nd. über- untersuchen, woher Lange dies unbekannte
nommen; es begegnet auch im Englischen. Wort genommen, s!)
Das brem. Wörterbuch hat es nur von Harm, der, gespr. Harnn und Harem,
Flachs, u. erklärt liml, ein Hartem vom wird zuweilen im Scherz gebraucht zur
Flachse; es sei die Kleineruug von Haar. Bezeichnung eines Pissjungen. Harm,
Diese Annahme ist indessen zu bezweifeln, komm her! Es ist das Wort Harn, Piss,
da eine Kleinerung mit ei dem Nord- welches Wort in derselben Weise benutzt
deutschen fremd ist. wird.
Flachs von festem, gefunden,, starkem Oarmatte, die. Haarmatten, 172.1803.
Hart; dieser Flachs ist stark und sanft 317.
von Harl, fallt schwächer von Harl. harnig, urinös. Von stark harnigem
Springt der Harl sdes geweichten Geruch, 372. II. 382.
Flachses) von dem Schehben los, 169. Harnifchgeld. I n Riga sind bei der
515; wenn Harl und Echehben sich gut Corroboration eines Kaufcontracts über
von einander ablösen, ebda. Kron- einstädtischesImmobil tue Harnischgelder
flachs muss von starkem, gesundem Harl mit 6 Rub. zum Besten der Stadtkasse
sein, 133. Ter livliindische ordinäre Drei- zu erlegen, 449. III. 513.
bandstllchs kann schwächer von Harl sein, Harnverhaltung, ein besseres, und zu-
ebda. Die Instr. 381 schreibt': Rigaer gleich das ärztlich angenommene Wort,
Reinhanf muss von nicht zu kurzem, festen für das in Grimms Wtb. allein angef.
starken Harl sein, der bei der Handprobe Harnverstopfung.
nicht reißt; der Rigaer Ausschußhanf muss Harpeis, der u. das, Harz. I m brem.
stark von Harl sein; Rigaer Paßhanf kann Wörterb. Naln-pc^ nd. l>2,rmn'8, Harz, od.
einen schwächeren Harl haben, doch darf vielmehr ein Gemenge von Pech, Ther
derfelbe nicht mürbe sein; der Harl des und Harz. Harpeiß oder Hartz aussieden,
Wrackhanfs darf nicht verrottet "fein. — 328. 214; ebda auch Harpeis u. Harue:ß.
Die Instr. v. 1843: drujaner Hanf über- Gegeuwärtig nur m zollamtlichen Ve»
trifft die polnischen Sorten an feinem kanntmachungen.
Harl; der Hanf, Nintergut genannt, zeich- Hllrqullst, der, die gew. Benennung f.
net sich vorteilhaft vom Sommergut aus, Harbesen.
dafs er im Winter gehechelt n. bearbeitet harraufen, sich, sich in die Hare fallen.
und in Folge dessen bleicher von Farbe Sich geharropett mit, 350. XV. Öfters in
und weicher von Harl ist; Strusen Rein- den alten Vogteirechnungen.
hanf mufs lang u. stark von Hart oder harschlägig. Hupel hat dies Wort unter
Faden sein. — Drujaner Paßhanf muss Bauckschlag. I n Grimms Wtb. dafür nun:-
z. Th. dieselben Eigenschaften haben, wie f-Mecnti^, an: Iiartklä.«! leidend.
Drujaner Reinhanf, doch sieht man hier Harseide, Gattung feinster Nähseide, die
nicht so genau auf Farbe u. Länge des man beun Füttern von Kleidungsstücken,
Hartes. I n dieser Instr. v. 1843 auch zu zum Abnähen, benutzt. Gew. I n Grimms
lesen: schwächeres Harl. — Ungewönliche Wtb. anders.
Nusdrucksweisen ^schlechte Übersehung!) .Harseil, keineswegs, wie in Grimms
finden sich in 174. 1354. 198 199: der Wtb. erklärt, ein dünnes von Haren
Flachs erwies sich als Harl und Samen gedrehtes Se:l, das in einFontanell gelegt
schlecht, st. der Flachs war schlecht und wlrd, sondern ein bandartiges, ausgefa-
der Leinsamen ebenso; Flachs- und Hanf- sertes Stück Lemwand, sog. Eiterband,
494 harseilcn - Halse.
welches man durch eine Hautstelle durch- Härtung, die des Kornes beim Reifen,
zieht, Feta^um. Hupel in 444 hat auch Hartwerden. Zu Grimms Wtb.
Haarsiedel und Haarsiel. Letzteres auch " Oarwachsen. Pomade zum Haarwachsen,
bei Lange. 172.1778.154. Besser als das in Grimms
harseilcn. Wenn ein Pferd verruckt ist, Wtb. cmgef. Haarwachs.
so muss man es haarseilen, 328. 147. — Harware, die Hare als Ware. Schon
Noch jetzt gew. in d. Bed. von: mit einem in einer Urt. von 1346 kommt Harwerk
Eiterbcmd versehen. vor, „aus dem Pelzwerk gezogene Haare,
Harsieb. Man spricht: Suppen durch als Handelsartikel": non lun-nerk üet, eu
ein Harsieb streichen, 155. 2. 35 und oft lln^e illülcet lieft.
st. durchseihen, vgl. Harensicb. Harwirbel, in Griinms Wtb. falsch auf
Oarst, der, Eisrinde auf Schnee. Harst den Schede! bezogen. Denn es ist nicht
auf dem Schnee, Lange; es hat Karst ein Wirbel am Kopf, um den sich die
gesetzt, Lange. Auch in der Schweiz: har- Hare legen, sondern ein wirbelähnliches
ter Schnee, der weich war u. gefroren ist, Auseinanderstehn od. Abgedrücktsein der
nach Stalder. I n Trimms Ntb. dafür: Hare an einer Stelle des Kopfs, nament-
der Harsch, Schneetruste. lich am Hinterkopf seitwärts.
sHarst, der, Heereshaufen. Ein vor- Harwurm. Lange hat: Haarwurm, wo-
gerückter bairischer Karst, der die Straßen mit die Bauern an den Fingern oft ge-
sperren sollte, Eonvers. Lex. 4. Auflage plagt werden; st. Wurm am Finger. Auch
1818. Art. Hanau. S. 920.^ Hupel in 444. I . 1818.
' Harzeng, Hartuch. Mit schwarzem Haar-
Oarstschuh, Lange. Harstfchuhe der Jäger zeuge überzogene Stüle, 172.1803. 96.
ans der Elensjagd, Lange, 3lrt Schritt- Häschen, das, Mürbsteisch, Filet, an der
schuhe. Auch Stender l. 365. sNach Lange!) inneren Fläche der Nippen nächst dem
hart. I n Grimms Ntb. heißt es, dass Rückgrat liegendes Fleisch. So genannt
über Herkunft u. ursprüngliche Bed. ver- entweder, weil es, in seiner ganzen Gestalt,
schiedene Ansichten geäußert worden, am Ähnlichkeit von einem abgehäuteten Hasen
Wahrscheinlichsten die Zusammenstellung hat, oder wie Hasenfleisch von Häuten zu
mit altindischem Kart, schneiden, zerspal- säubern ist. Gew. Man spricht von Rin-
ten ist. Näher dürfte die Zusammenstellung derhäschen, Rinds- oder Ochsenhäschen;
mit franz. li-mli, u. dem russ. ?i«^,H«n. Elenshäschen.
hart, u. i'NMuü, stolz sein. — Hart, von Haschens spielen, Haschhaschspielen, rig.
Farben. Hartes Blau, Rot, Gelb u. s. w., Ztg. 1869. Oft.
uicht hell. — Harte Eier, hartgekochte,
entgegen den weichen. Harter Vodem, oder,
Haschhisch, das, ein Spiel. Haschhasch
spielen, wol dasselbe was in Grimms
wie bei uns genandt, Drösche, 329. 5;
Wtb. Hllschmann spielen, welcher Ausdruck
die Eggen, so zum harten Boden oder
hier unbekannt. Nun gut, spielen Sie
Drösche gebraucht werden, 329. 4.
Boston, oder Kegel, oder wenn Sie stink
Harlan, dicht an, in nächster Nähe. Hart auf den Beinen sind Hasch-Hasch oder
an wohnen. I n einer livl. Urt. u. 1416: Drittenjagen, 361. 1875. 114. — Nach
imrlle au äer irrenitxen. dem St. Petersburger Herold 1876. N. 48
Harter, ein, Rubel. Einige Harte. Dor- in Deutschland: das Abklatschen, jsn tle
pater Stud. Ausdruck. lonr«e. russ. roMikn, das „Fangspiel."
Hartguss. Neuerdings sind volle Herz- Hase. I . B. Fischer s170. 150. 151)
stücke aus Hartguß gewält worden, 414. sagt: der sog. livländische Hase, welcher
I . 1864. im Winter weiß wird, wird von Einigen
harthautig. Dick- u. harthäutig wie die Holzhase genannt, weil er sich gewönlich
innere Handfläche eines Arbeiters, St. in Laubbüschen aufhält. Er ist kleiner u.
hartlehniss. Der Kutscher Iaan ist viel in Livland, wenigstens in Lettland, häu-
zu hartlehnlg, 382. c. 69. Wol Druck- figer als der graubunte, sog. Littauer.
fehler f. hartlebrig. Warum man diesen so nennt, da er doch
härtlich, vou Bier, säuerlich. Hupel in bei uns einheimisch ist, und es in Littauen
444. sowol weißwerdende als graubleibende
hartschlllubig, von Trauben, Erbsen, gibt, das weiß Niemand. — Hupel s182.
Bereu. Hartschlaubig wie Erbsen. Lange. il) sagt: die sog. Littauer, die fast ebenso
Statt des in Grimms Wtb. cmgef. hart- häusig in einigen hiesigen Gegenden sind,
häutig gebräuchlich. als die gewönlichen, bleiben auch mitten
Hartträber, stoßendes Reitpferd. I n im Winter grau, u. scheinen aus Littauen
Grimms Wtb: Hartträber. zu uns zu kommen; wenigstens sind sie
Has' — hastiger Klopps 495

in Estland seltner als in Livland. — Hasentanzler, Geck, alberner, einfältiger


Hueck (190. 48): der Litwuer llepn« timi- Mensch, Possenreißer, Spaßvogel. Hupel.
äug) behält im Winter seine Farbe; der Was Haselant.
gewönliche (lep. v^riiluili«) wird im Winter Hasenmund, Hasenscharte. Der mit dem
weiß, u. ist ungleich häusiger. — Hasen Hllscnmund. Eigentlich wol: durch eine
versehen, einkreisen. Hasenscharte entstellter Mund?
Has und Hund. Ein Spiel. Has' und Hafennieren, in Branntwein aufge-
Hund spielen. stellt, bilden ein rusf. Volismittel gegen
Haselant, der, Spaßvogel, Faselhans. das Vettpissen der Kinder.
Bergmann, vgl. Grimms Wtb. Hasenohr, langes, großes Ohr. Hasen-
Haselhuhn, Haselnuss, s. Hasselhuhn. ohren gelten als hiisslich. vgl. Katzenauge.
Hasen, sagt Gadebusch s325^i, werden Hllsenpfannen. Die Stricke, Fällen
im Holsteinschen noch heute zu Tage die (Fallen» und Hafenvfannen bei der Hafen-
Strümpfe genannt. Rüssow braucht dies jllgd, 192. II. 1. 173; die Körnung,
Wort in si lifl. Chr. NI. 15 u. 22. I n Stricke und Hafenpfannen werden abge-
einem Vergleiche, zu Dörpat 1548 geschlos- schafft, 11. 2. 574. Ebenso in 185. 351.
sen, heißt es unter anderem, dass Her- Vielleicht nur Entstellung vom nd. Il^en-
mann Wrangell vonElftver seine Schwester pant, d. h. Hasengarn, Hasennetz.
so lange sie unverheiratet bleibe, mit Hafenrnsse, Russe, der Hasen verkauft.
Hemden, Hosen ilnd Schuen unterhalten 2er Hafenhandel ist fast ausschließlich
soll. vgl. Hosen und brem. Wtbuch unter in den Händen der Russen.
Hase, Strumpf. hasig, furchtfam wie ein Hafe. Gew.
Hasen, unrichtig f. hesen. Einem Hasen Hasigteit, Furchtsamkeit, Feigheit. Gew.
die Hinterläufte gehäst haben, 333. 7. haspeln, führt Bergmann von Kindern
Hasenbanner. Da haben die Moskowiter an, im Sinne von: schnell gehen, ham-
das H. genommen, 194. Nnenstiidt 38. peln; nach Hupel sagt man es von klei-
Ältere Stelle als in Grimms Wtb. Ebenso nen Kindern, wenn sie die Füße sehr hin
zu bemerken: genommen st. ergreifen. und her werfen. Hupel hat es auch in
Hasenfuß. Nur in d. Bed. v. Feigling. 444. I . 1780 u. '1818 u. erklärt: ' sich
Ebenso: hasenfüßig und Hasenfüßigteit, wälzern, sperleln, mit den Händen und
welches letzte Wort in Grimms Wtb. Füßen spielen swie kleine Kinder).
fehlt, hier gewönlich ist. Hasselhuhn, Haselhuhn. Das letztere ist
Hasenfußegge, die, cu,rex nv2,U3 ?. hier nur angelerntes Wort, ebenso wie
leponng, eiförmige s!^ Segge, 434. 552. Hllselnuss,da w i r stets HasseInuss sprechen.
Hasengeilen. Lange erklärt mit lett. Beide Ausdrücke sind aber zugleich die
dikdi, welches bei lillmann zurückerklärt einzigen mit Hasel zusammengesetzten,
ist Hasengeilen! welche hier vorkommen. Gewönlich sind
Hasenherzigleit, Feigheit. Gew. aber auch die Familiennamen Hassel-
Oasenholm, ein Holm bei Riga. Einer baunl, Hasselbek, Hasselhorst, Hasselquist,
von Hasenholm oder ein Engländer von — die ebenfalls lein Hasel aufweifen.
Hasenholm sein, ein vermeintlicher Eng- Zwanzig Haffelhüner, 349. XXI. 1.1.1641;
länder sein, oder wie ein falscher Eng- Haßelhühner, 333. — Die Schärfung des f
länder aussehen, s. d. folg. zu ss erscheint wie ein Mittelglied zwi-
Hasenholmer, 1) Bewohner von Hafen- schen hochd. Hasel und nd. liaasLel, Hasel-
Holm. 2^ Mann, der wie ein Engländer staude. Auch schwed. Iia«8e1.
aussieht oder aussehen will, kein ächter Hasselnuss, Haselnuss.
Engländer. I m 17. Iahrh. (?^ wurden, Hllffelstrauch oder Haselnussstrauch hier
behauptet 175. 1859. N. 42, Engländer nicht. Dafür: Nussstrauch.
und Schotten nur während der Schiff- Hastarbeit, schnelle, in Eile geschaf-
fahrtszeit in Riga geduldet; für den fene Arbeit. Gew.
Winter mufften sie sich auf Hafenholm, Hafteln, zl. u. sich, eilig sein oder thun.
in Mitau und anderen Orten aufhalten. hasten, schnell sich bewegen. Das Eis
Ein Engländer tonnte daher Hafenholmer hastete niederwärts.
genannt werden. Tiefe scherzhafte Benen- Hä'ftcr, der. s. Heister 1^ und 2). Ge-
nung blieb aber nur für solche, welche sprochen: Hü—ster s ^ > Nur in dieser
nicht wirklich Engländer sind, sondern Form von Hupel und Fischer s1?i)> auf-
nur deren Aussehen haben. — Noch gegen- geführt. Fifcher sagt ausdrücklich: Elster,
wärtig, s. d. folg. in Liefland Häster.
hasenholmisch. Ein hafenholmscher Eng- hastiger Klopps, Echnelttloups. Gew.
länder, was Hasenholmer 2). ebenso wie Hästigklopps.
^.)6 Hattenkratten — Haupt.
Hattenlratten, ein Gebäck, in 397. 576. Hauer, Pauker, stud. Auf der Univer-
Hau, der, Hieb. Wenn sie einen bau sität war N. einer der besten Hauer. Gew.
gethlln, 345. 25; die Hand zum Hau Häufchen. VonRegenwürmern, die kleine
ausstrecken, ebda. 26. Erdhäufchen auswerfen, sagt man: sie
Haube. 1804 erging das Verbot, un- schlagen Häufchen.
verheiratete schwangere Frauenzimmer Häufelpflügen, das, Pflügen mit dem
durch Hauben, Schürzen u. dgl. schimpf- Häufelpflug, 224. 1826. 9.
lich auszuzeichnen, ^93. II. 618. Haufen. 1) der gemeine H., die ge-
Hauben, ein Vauermädchen, ihr die meine Bürgerschaft, die Gesammtheit der
Haube aufsetzen zum Zeichen, dass sie gemeinen seinfachen) Bürger. Die Bür-
nunmehr keine Dirne, sondern ein Ehe- ger walten 1604 den Ältermann nicht
weib, oder aber eine Geschwächte ist, aus dem Ausschuß der Bürger, sondern
Hupel. Schon seit langer Zeit haben die aus dem gemeinen Haufen, 350. XXVIII.
Esten den Gebrauch, einer Dirne, sobald Ausschuss-Ältestenbank; gemeiner Haufen,
sie an ihr eine Schwangerschaft bemerken, die übrigen gewönlichen Bürger. 2) der
die Haube aufzusetzen. Die Magd ist ge- gemeine Haufen, der gemeine Samen,
haubt, heißt daher ebensoviel als sie ist 154. I I . 11 . u.
schwanger oder wenigstens, sie steht im zu Häuf, zusammen. Sänger zu Häuf!
Verdacht der Schwangerschaft. Einige d. h. kommt zusammen. Wurde in Dor-
Dirnen lassen sich, unaufgefordert, Hauben, pat auf Kneipereien gerufen, wenn die
entweder, um dadurch die Mannsperson, Sänger zum Singen zusammenkommen
mit der sie in Verkehr standen, zu einer sollten. An ein Iaglein ein neu Stück
Heirat zu bewegen, oder um nicht mehr zweimal zu Häuf gestochen, 349. XXII. 2,
als Magd zu dienen. Über das Hauben zusammengenäht. I n d. vlattd. Zeit: to
der estnischen Mädchen vgl. 166.l. 11./12. uope. (iläorlmle unä Mesten in <Ier drut-
599 u. f. und Grimma Wtb. Hauben 3) Kllwmer Uw novo ^anek-sn, 335. 225 s I .
aus Sachsen im 16. Iahrh. — 1572), zusammengewesen; wenn das Werk
Haubenhut. Haubenhüte aufstecken, 172. zu Haufe ist, 243. Und wie sich der Sohn
1805. 63. Gottes der Gottheit begeben und gleich-
Haubenputzerin, war der Titel eines sam zu Hauff getragen. 352. XVI. 1. vgl.
1768 in Mitau aufgeführten Nallets. Grimms Wtb. 588. 4.
vgl. Sitzgsber. der kurl. Ges. 1871. 9. Schweinchenspiel mit Haufen, Haufen-
haucht», luftig, wie ein Hauch. Von schweinchen. Den Haufen aufnehmen müs-
Kleidungsstoffen, sehr fein, dünn; von sen, s. aufnehmen.
Frauenzimmern, fein, ätherisch; vom Be- Hanfenschweinchen, Schweinchen mit
nehmen, hauchiges Wesen. Haufen, entgegen dem Schweinchen mit
Paren.
Haue, der, 1) oft gedruckt in älteren
häufig. Der König hat die Klage bis
Schriften für Iiave, nd. f. Hof. Davon
zu häufiger Zusammenkunft Ihrer Sena-
Haneleuie, Haue- oder Hofleute. — 2) oft
toren verlegt, 352. XXX. 3, bis zu einer
gedruckt in älteren Schriften für lulve,
reichlicheren, allgemeineren—verlegt, vgl.
Hafen. I n desselben sdes Dünastromes)
Grimms Wtb.
Munde oder Haue; die Munde oder Haue;
Hauter, 210. Thne Erklärung!
bei der Mnnde oder Haue, 194. IV. 297.
Hauochs, der, Hauochse, erzdummer
Oaueleute, in älteren Schriften oft für Mensch, auch erzplumper Mensch. Gew.
Haveleute, Hofleute. Verzeichnis was Hauochse i m Schlachtochse?
den armen Pauren genommen ist von Haupt, im Smn von Kopf, im gewön-
den Polen und Haueleuten, 349. XXIII. 5. lichen Leben ganz ungebräuchlich. —
hauen, Holz 1) im Walde, Bäume Haupt der Bürgerschaft, Stadthaupt,
fällen. 2) im Hause, spalten, hacken. — während der Statthalterschaftsuerfassung,
3) sich schnell und mit Heftigkeit bewegen. der Vorstand des Stadtrates, welchem
Der Habicht, dem die Beute zu schwer letzteren die Verwaltung der Stadtange-
war, haute ab und zu herunter, skonnte legenheiten oblag. Nach dem rufst Aus-
nicht gleichmäßig seinen Flug fortsetzen). druck ro.iMa. I n den Verbindungen Amts-
Hin «nd her hauen, von Betrunkenen, nnd Stadthaupt früher oft männlich, jetzt
hin und her taumeln. Nicht gehauen, wol nur sächlich.
nicht gestochen. Cchmähgedlcht, so weder Schwarze Häupter, eiue noch beste-
gehauen, noch gestochen, 345. 36. 1.1558. hende Vürgergest'llschaft in Riga, die ihre
I n Grimmü Wtb. Sp. 577 der älteste besondre Verfassung u. jetzt nur noch wol-
Beleg aus Simplic. 3. 50. tntige und gesellige Zwecke hat. — Um
Haupt — Hauptfeder. 497
die Mitte des 15. Iahrh. war eine Gesell- 349. Vl. 11. nach T. Frölich v. 1613; mi-
schaft emporgekommen, die sich Schwarze den Häuptern des Rats, ebda. Ten Brandt
Häupter nannte «vielleicht zum Unter- meister auf Verordnung der Herren Häup-
schiede von den weißen und grauen Häup- ter wegen der inficirten Häuser in wöchent-
tern der großen Gilde, den Ältesten), 174. liche Bestallung genommen, 349. XXI. 1.
1815. 292; — wenn die schwarzen Häup- I . 1628. Uff der'Herren Häuptern Befehl
ter ihre Trünke halten, soll Niemand als nach Marltgang geben müssen, 349. XXI.
die weißen Häupter ihre Veidrünte halten, 4.1.1651. Auf der Herrn Häupter Namen,
«'Schwärze Häupter, vielleicht zum Unter- 349. XXI. 1. I . 1655. vgl. Grimms Wtb.
schied der weißen u. grauen Häupter der II. I. 6. am Ende. — Auch beim livl.
großen Gilde, die man jetzt Eltesten nennt, Adel. Versammlungen der Oberhäupter
Brotze), 350. XIV. 4 ; wer ein schwarzes allein hießen Herrentage. Die Stande
Haupt ist, in alten Schriften, d. h. Mit- versammelten sich oft ohne Zuthun der
glied der Schwarzenhäuptergesellschaft. Ein Oberhäupter, z. V. 1482 in Waimel, wo
Schwarzes-Haupt, 220. 114. Jetzt: ein sie ihre Beschwerden gegen die Häupter
Schwarzhäupter. — Sine andre A n entwarfen, 350. XI. 2. 210.
Schwarzer Häupter waren die Lands- Das Haupt schlagen: vor einem nieder-
knechte des Erzbischofs, vermutlich nach knieen und, sich tief neigend, vor dessen
ihren Staltllppen so benannt, vgl. Schirren Füßen den Erdboden od. die Diele mit
in 396. 1861. S. 433. der S t i r n berühren (schlagen). Ein rus-
.. Weiße H ä u p t e r , hießen in Riga die sischer Gebrauch, welcher unter Russen
Ältesten der großen Gilde, nach Tielemann noch allgemein ist und selbst in Kauf-
in 410.1.67. Wenn die Schwarzenhäupter mannshäusern erfüllt wird von Seiten
zu Fastnacht ihre Brüderschaft (Gelage) der Kinder «"gleichviel ob schon verheira-
halten, soll Niemand Beitrünte halten, teter) den Eltern, und von Seiten der
als die weißen Häupter, 349. VI. 1, nach Frau dem Ehemann gegenüber. — Der
einer Afspröke u. 1477. deutsche Ausdruck ist eine dem russischen
Graue Häupter. Tie grauen Häup- 6!!?!, 16.K1ÄL. nachgebildete Wortfügung,
ter der Stadt auch selbsten Reitens mit die seit den livl. Händeln mit Iwan III
aus waren, 174. 1821. 44 nach einem u. IV gewönlich wurde, da diese rusf. Sitte
Protokoll d. rig. Salzträger aus d. vorig. von den Liuliindern und selbst den Schwe-
Iahrh. den, dem Zaren gegenüber,verlangt wurde.
Note H ä u p t e r , Handlungsgesellen, Und schlichst «schlägst^ du unserm Herrn
die eine Bürgerschar bildeten im I . 1699 dein Haupt nicht, 196. I. 128. I . 1558.
in Riga, so genannt, weil sie rote Binden Die Oberseeischen schlügen ihm ihr Haupt,
in die Hare gebunden hatten, 216. 1.110. 345. 6; schlagen ihr Haupt umb aller
Rote Häupter treten zuerst auf 1699 bei ihrer Unrechtfertigkeit willen, ebda 27;
der Durchreise Peter des Gr. Es waren ihr Haupt vor ihm schlagen, 194. Nnenst.
70 Bürger u. Kaufgesellen, welche bei der 48. Unrichtig daselbst von Tielemann
Ankunft des Zaren rote Bänder auf den erklärt: ihn um Gnade bitten. Sie sollten
Hüten u. rote Halstücher trugen, vgl. 174. sich demütigen, ihr Haupt schlagen, 195.
1833. 326; bei der Abreise aber als Henning Chr. 223. vgl. Hauptschlagen,
Abzeichen ein rotes Band in die Hare das, u. Stirnschlagen, das.
gebunden hatten, daher sie, wie Vrotze Er seufzete zwar darüber, aber die
sagt, ohne Zweifel den Namen rote Häup- Rede ging ihm übers Haupt, 194. Nuenst.
ter erhielten, ebda 331. I n demselben 94. I n welcher Bed.?
Jahre, im Herbste, waren sie 84 Mann Hauptamtmann. Der Burggraf hieß
stark, waren meist blau gekleidet, mit auch Hauptamtmann, 193. I I . 301. Haupt-
blassgelben Kamiföleru, vor sich 4 Trom- amtleute, ebda 589.
peter u. einen Mohren als Pauker habend, Hauptbrenner, der sehr großen Vrant«
ebda. 331. weinsbrand besorgt oder sich vorzüglich
Schwarzes Haupt, ein Mohrenkopf. darauf versteht. Zuerst bei Huvel in 444.
Montags vor der Fastnachtwoche hing der I . 1818.
Diener des Schwarzhäupterhauses das Häuptchen. Kohl, der leine Häuptchen
schwarze Haupt aus, man versammelte setzt, Stender I.
sich zu einer kleinen Malzeit, 339. VI. 1. Haupte, die, ein Mittelgebäude, corpF.
Häupter, Glieder des rig. Rats. Die Hauptfeder. Als der Müller-Pursch,
Häupter, 349. IV. 1 ; nun wären gedachte ohne die Müle anzuhalten, den Strick
drei Häupter des Ruths und gegenwär- vom Abschlage auf die Hauptfeder legen
tige Elterleute Häupter der Gemeine, wollte, 174. 1822. 36.
:'.2
498 Hauptgestiick — Hauptschlagen.
Hauptgestück. hatte damals seinen gemalten Haupt-
Hauptgrenzmal. Haupt- und Kniegrenz- mann und seine gewillten Räte, welche
mäler, 180. III. 2. 736. bald Land-, bald Stiftsriithe hießen, 350.
Hauptgut, das, wird zuweilen der alte XI. 2. 208. Jetzt nur in Estland: Ritter-
eigentliche Hof genannt im Gegensatz der schaftshauptmann; in Kurland bedeutet
.Hoflage (Vorwerke). Aber unter dem das Wort das, was in Livland Ord-
Hauptgute des Kirchspiels versteht man nungsrichter. 2) früher in Liuland, der
dasjenige Gut, auf welchem entweder Vorgesetzte und Verwalter der königlichen
das Kirchenpatronat ruhet, oder das eine Schlösser oder Güter. Der Hauptmann,
größere Hakenzal hat, als die übrigen die fürstlichen Amtleute und der Adel,
daselbst eingepfarrten. Hupel in 166». Kirchenreformation Kurlands v. 1570;
XVII/XVIII. 228. unsere Haupt-, Amtleute und Befehlich-
Haupthaus. Die beiden Haupthiiuser haber, 195. Henning Bericht 299 u. 300;
Kockenhausen und Ronneburg, 350. IV. Haupt- Ampi- Pacht- und Haußleute,
Die fürnembsten Besten und Hauptheuser, dero Frauen und Töchter dem adeligen
196. I I . 449. I n Grimins Wtb. erst nach Frauenzimmer alles gleich und nach thun
Beckers Weltgeschichte. wollen, 343. 1 1 ; unfern Hauptleuten nnd
Haupthügel oder Steinmal, als Grenz- Verwaltern eines jeden Gebietes, 192.
zeichen, 192. V. 287 u. f. nach Hilchens II. 8. 203. Hauptmänner „waren die
Landrecht v. 1599. Verwalter der königlichen Güter", Bud-
Hauptjunge, der, was Hauptkerl. Stu- denbrock in 193. I I . 15. Der Hauptmann
dentisch. Hauptjunge der! d. h. seht den „war wol bei Kronsgütern, der Amtmann
Kerl! Ein ganzer Kerl! 324. bei Privatgütern der Executor der Ur-
Hauptkerl, einer, der sich durch irgend teilssprüche", Vuddenbrock ebda. 25.
etwas hervorthut. Das ist ein H.; der Solche Aufbietung soll nach dem alten
H. unter ihnen. Gew. I n Grimms Wtb. durch cnräe Briefe geschehen, welche die
nach Heine. Hauptleute denen vom Adel zuschicken,
vaüptkirchen wurden ehemals in Riga dieselben sie alsbald von Nachbar zu
die Peters- und Domkirche genannt. Die Nachbar fortfenden, und die, an welche
Hauptkirche zu St. Peter, noch imTchriftl't. die Briefe zum letzten kommen, dieselben
d. 17. Iahrh. in 174. 1871. S. 2 1 ; dem Hauptmann wiederum zustellen sollen,
die beiden Hauptkirchen Rigas, ebda., 192. II. 2. 179.
S. 37. Hauptmannschaft. Nach Bnddenbrock
Hauptlohl, Kopfkohl, 328. I . 1.^49. 193. II. 22: wahrscheinlich die Ober-
Des Alters wegen. direction der königl. Güter; derselbe an
Haupttnwme, die, in der ehemaligen einer andern Stelle: Hauptmannschaften
Wasserkunst zu Riga der große Wasser- hießen die Verwaltungen der publiquen
behälter. Das Wasser in der H. der Landgüter, mit welchen die Patrimonial-
Wasserkunst, 74. gerichtsbarkeit verbunden war. Staro-
Hanptleute.Schlosshauptleuteod.Staro- fteien oder Hauptmannschaften, vgl. 347.
sten. Als Liuland polnisch wurde durch II. 1. 79.
den Zapolskischen Frieden, wurde es in .Hauptmittel, das, eines Gebäudes,
3 Palatinate (Wojewodschaften) getheilt, Mittelteil. Auf dem H. lag die Küche.
das von Wenden, Dorpat und Pernau. Hauptquartier, das. Die Offiziere des
Jedes Palatinat zerfiel in Cchlosshaupt- Hauptquartiers. I n einer St. Peters-
Mannschaften (Starosteien, Mfocturas burg eigentümlichen Bed. vgl. Hofstat.
reZilie); das von Wenden zählte 10, das hauptsachlich. Etwas Hauptsächliches
von Dorpat und Pernau je 6. Neben vornehmen, 223, d. h. etwas Bedeutendes.
diesen — 22 — königlichen Schlössern Hauptschlllgen, das, „zeigt, sagt Arndt
und ihren Gebieten bestanden die dem s179. II. 178) eine ehrerbietige und tiefe
Bischöfe von Wenden zugewiesenen 6 Ehrenbezeugung aus. Ob die Liefländer
Echlossgebiete und außerdem die des bei den zarischen Audienzen in eigent-
landsäßigen Adels, 175. 1856. Nr. 41. lichem Verstände ihre Häupter schlagen
vgl. v. Nichter 347. II. 2. 26 u. 142 mufften, läßt sich nicht bestimmen." Unser
und Hauptmann. Großfürst hat des Königs Hauptschlagen
Hauptmann. 1) früher in Liuland der angenommen, 345.54; den KönigsMagnus)
Landmarschall, vgl. 347. II. 2. 13. Die begnadigen umb seines Hauptschlagens
Haupt- oder Amtleute oder Mannrichter, willen, ebda. 27. Das Hauptschlagen bei
192. I I . 9. 217. Der Ritterschaft Haupt- den Russen ist der Beweis des sich Demü-
mann, 192. VII. Lcmdtagsverh.; der Adel tigens, um Gnade und Verzeihung zu
hauptsichtig — Hausasche. 499
erhalten, und zugleich die Anerkennung oft gebrauchte und gewönliche Bezeich-
des Gebieters und Herrn, gleichviel ob nung, die bis ins 18. Jahrhundert hinein-
es Vater, Mutter, Mann oder Herrscher ist. reicht. Unrichtig ist daher die Bemerkung
s. Haupt- und Etirnschlagen. Tielemanns in 349. VI. 1, dass das
hauptsichtig. Es sei denn, dass ein Gesellschaftshaus der Cchwarzhiiupter den
Pferd staarblind oder hauptsichtig sei, Namen Arthurhof erst seit 1460 oder
179. II. 3t). Das vorhergehende starblind l4?0 führte, vorher aber das neue
konnte Arndt veranlassen, hauptsichtig zu Haus hieft. — Hiervon: neuhausifch, das
schreiben; es ist aber: hciuptsüchtig, von neue Haus betreffend. Johann Nitte's
Hauptsucht, Kopfkrankheit, oder Haupt- Nachricht von dem neuen Hause der
siech, kopflranl. vgl. Grimms Wtb. Schwarzenhäupter u. I . 1623 in 350.
Hauptsöffel, der, Erztrunkenbold. Ein XIV. 4.
Hauptsessel, 382. c. 77. Das blaue Haus, das der bläuen
Hauptstab, der, der Generalstab in Garde zu Riga in der Marstallstraße,
Peterburg, entsprechend dem russ. r.iai:ui>lü 172. 1786. 437. I n Privathände über-
iiiilwi,. gegangen, aber noch jetzt oft: bläugard-
.Vauptsielle. Haupt-Stellen, 87. I n fches Haus genannt.
welcher Bedeutung? Ein lustiges Haus, lustiger Bruder.
Hauptstock, der, Hauptstul, Eapital. Gew. Zu Grimms Wtb. 645. 4. — Haus,
Wodurch sie die Zinsen des Hauptstocks Student vom dritten Halbjahr an, Nursch.
verloren, v. Richter in 347. II. 2. 144. Junges Haus, junger Vursch, altes Haus,
.Hauptstreu, die, hauptsächlichste Art der viele Jahre schon studiert, vgl. dazu
der Streu. Bei einem beträchtlichen Vieh- Grimms Wtb. 644. 4.
stapel als Hauptstreu verwenden zer- nach Hause. Es kommt einem (etwas)
hackte frische Griinenzweige, 291. I. 426. nach Hause, d. h. die Vergeltung bleibt
Hauptstück. Hauptstück zum Auswendig- nicht aus; das wird ihm etwas nach
lernen, Lge. und erklärt: galwa gabals, Hause bringen, d. h. üble Folgen für
Hauptstllck im Katechismus. I n 396. VI. ihn haben, nicht ohne Vergeltung bleiben.
1860 behauptet Pastor Vrasche, dass der vom Hause. Wer sicher liegen will
Ausdruck: Hauptstücke beten, ihm nie (sagt man im gemeinen Sprichworts, der
vorgekommen sei. Darüber wundert sich liege weit vom Hause, 352. XVIII. Von
der Verfasser von 357. Hauptstücke sind die Hause sein, abweseud, 390-H. 37. Hoheisel
hauptsächlichsten Formeln der christlichen s322. 20^ hat: von Hause gehen, von
Lehre, nach Grimms Wtb. Hause sein, für: Besuche machen.
Hauptträber, 172. 1811. Nr. 28. zu Hause. Es ist aber den Thumherrn
Hlluptwadde. Nur zweierlei Sorten ihr Bubenstück übel zu Hause bekommen,
von Netzen, als die Hauptwahden und 195. roth Buch 769. Vielleicht ist bekom-
Laufnetze, jene von 70 Faden, diese von men hier nur: aelommen. vgl. Grimms
60 Faden. 350. XVII. 1. I . 1646. Wtb. 6 8.
Hauptzimmer. I n estnischen Bauer- M i t Vielem hält man Haus, mit
Häusern ,st ein offener Raum vor dein Wenigem kommt man aus. Tprüchwort,
Hauptzimmer (Laube bei den Deutschen^, d. h. man kann viel verbrauchen und
190. 96. vgl. Lettenhans und Laube. aufgehen lassen, und doch bedarf man
Hlluptznlost. Der Strömling ist neben nur wenig.
dem Hering eine Hauptzulost für den Hausanne. Man spricht von „verschäm-
binnenländischen Ackerbauer, 190. 5'. ten Hausarmen". I n einein Vermächtniss
Haus. Das Haus von Münster, das v. 1414 (399. V. Sp. 11): Imsarwe. nach
Haus der großen Gilde oder die große Vunge's Erklärung: verschämte Arme,
Gilde in Nina; das Haus von Soest, die nicht in öffentlichen Anstalten ver-
die kleine Gilde in Riga, 179. I I . 104 pflegt werden; nachEchiller-Lübben's mnd.
u. oft. Wtb. sind Imsulmeii — luiZLitteuäe 2,rmen,
Haus, Echlofs. Der Ort wird mit zu in einer Armenanstalt Verpflegte.
od. auf bezeichnet. Dem Unterhauptmcmne Hausarmenärzte gibt es in Riga;
aufm Hause zu Wenden, 350. XV. 1.1593. sie werden von dem Armcndirectorium
— Zuweilen von Schloss unterschieden. besoldet.
Das Haus oder Gut Houigshof, 196.
XII. 3i7 u. 345. Also in der Bed. von Hausarmen-Kranlenpflege, 222.423tech.
G>.it. Hausasche. Bei Adwrakung der Hauß-
Das neue Haus, das Haus der aschen, 109. Das Wralzeichen" der Haus-
Schwarzcnhiiupter in Riga. Eine früher asche ist II.
500 Hansarzt — Hausgewalt.
Hansarzt. I n Grimms M b . erklärt: bringungen, 180. I. 2. 380; auch eine
Arzt einer Familie. I n Riga: der bestän- Hausbringung war da sauf dem Schiffe);
dige oder Iahresarzt in einer Familie —, ein junges Ehepaar wurde nach eben
was richtig hervorgehoben wird in rig. gehaltener Hochzeit von Verwandten,
Ztg. 1876. 113. Freunden und Gästen aus dem Eltern-
Hansbereinigung, die Reinigung von Haufe der jungen Frau heimgeleitet nach
Hof «nd Straße eines Hauses durch den der neuen Wohnstätte, rig. Ztg. 1873.
Hausbereiniger. Die H. übernehmen, 172. 138. vgl. heimbringen, heimleiten und
1826. 9. Hausholung. — Zuweilen wird der Sonn-
hausbesitzlich, ein Zaus besitzend. Jeder tag, an welchem die juugen Eheleute
nicht hausbesitzliche Kaufmann, 172.1812. ihren Kirchgang halten, ebenfalls Haus-
Nr. 13. bringung genannt. Hupel.
Hausbesorgnng, Kinderlehre, 210. Hausbuch. Ein polizeilich angeordnetes
Hausbesuch. I n Grimms Wtb. ohne Büchelchen zum An- und Abschreiben der
Erklärung und eine Stelle aus Lang- Hauseiuwolmer.
bein angezogen. — Hier in dem Sinn Hausbude, die. 172. 1799. 491.»'
von: Umfahrt des Predigers im Kirch- Häuschen. Erst ein Häuschen, dann
spiel, um den Zustand des bäuerlichen ein Manschen! d. h. erst ein Haus oder
Iugendunterrichts zu prüfen, 176.1829.43. eine gesicherte Stellung, dann eine Frau,
Bei seinem ersten Hausbesuche vor 13 ^ n Schiller-Lübben's mnd. Wtb. Kutte
Iahreu, ebda.; die diesjährigen Haus- und unitte. — Das Häuschcu der Äpfel,
besuche, ebda.; bei meinen Hausbesuchen, Kernhaus, 158.
erzählt ein Landprediger in 176. 1832. Hauscomtur. Befehlshaber eiues Or-
53. s. Hausbesuchung. dens-Schlosses, 349. VI. 1. Caspar uon
Hausbesuchung. Ter Prediger muss in Siborg, gegenwärtig Hauscompthur uon
den Gesinden öftere Hausbesuchuugen Riga 1559. 369. 27; der Hauscompthur
anstellen, d. h. muss uon Haus zu Haus, von Riga, 345. 30. Den Convent eines
selbst elende niedrige Vadstubcn sHütten) Ordenshauses bildeten in der Negel,
nicht ausgenommen, fahren, die Leute nach der Zahl der Apostel, 12 Nitter-
katechisiren, sich nach ihrem Verhalten brüder uud der Komtur, als Vorgesetzter,
und Wandel erkundigen, ihnen sonderlich dem der Haus'lomtur für die innere Ver-
die Pflichten der sog. Haustafel einschär- waltung des Hauses zur Seite stand.
fen, prüfen, wie weit sie im Lesen und Unter dem Hauskomtur stauden der
in der Erklärung des Katechismus ge- Küchen-, Keller-, Mitten-, Fisch- uud
kommen u. s. w. Solche Hausbesuchungen Waldmeister, 367. 185.
können nur im Winter geschehen, weil Hausdiener. Nürgermeisterdiener. Ehe-
die Wege schlecht und die Leute zur mals in Riga. vgl. 220. 118.
Arbeit lsind, Hupel s182. II.); Haus- Hausen. Gutsnamen mit dieser Endung
besuchung hält der liul. Prediger, wenn haben immer auf ihr den Ton. Neu-
er in jede Bauernwohnung fährt, daselbst hausen, Marienhausen. Ihrer sind wenige,
die Leute anschreibt, überhört u. s. w., s. Hufen.
Hupel. Bergmann (210) ertliirt Haus- häufen, beherbergen. Das; er eines
besuchung mit Kinderlehre. Die Haus- Bürgers jungen gebäuset und beher-
besuchungen oder Katechlsationen in den berget, 349. XXNI. 1. I . 1610. vgl.
Gesindern, Vuddeubrock in 193. II. 1. 622- Grimms Wtb. Sp. 660. I I , wo ein Beleg
Hausbesuchung, Brasche in 396. 18l'.',. auv d. ^. 168.;.
II. 6 aus Kurland. — I n Estland, be- vausenblase. Die zu Speisen benutzte
merkt Hupel, kennt man diese beschwer- Mckc-uschn.' des Störs lu'isit russ. ül^nr».
liche, aber nützliche Arbeit taum dem Wie Hailsenblase andeuten tonnte, ist
Namen nach. dies russ. Wort das lateinische vcsK-a.
.Hausbesnchungsbnch. Hausbesuchuugs- Häuserflncht, die, Hauhflucht, Häuser-
bücher der Landprediger, 176. 1832. 75. linie. Die Trotwire müssen bis zur
Hausbringung der Braut, dab Fami- Häuserslucht reichen, rig. Nauord. u. 1^66.
lienfest, wenn junge Eheleute »ach der H 113; vom Ninnsteiue bi? zur Häuscr-
Hochzeit ihre Wohnung beziehen, sonder- flncht, ebda.
lich wenn tue junge Frau in ihres Hansgerllde, die, das Hausgerät, 347.
Mannes Haus gebracht wird, lett. atwa- I. 2. 371 vom I . 154'-!; Hausigerath, 71.
schas, Hupel. Ebenso in 21s». Hcms- Hausgewalt. Nehme er sdie Gegen-
bringuug der Braut, 180. III. 2. 366. stände) auo dem Hause, so wer es Haus-
Willtommeuheiten, Kindeldier, Haus- gewalt, oder uon dem Felde, so were es
hausqewebt — H a u s nahrung. 501
Feldgewalt, oder aus dem Hofe oder auf Hanslehrern, Hauslehrer sein. Er haus-
gemeiner Straße, so ivere es Hofgewalt, lehrerte in Livland.
194. N. R. d. F. E. 151. Hausleinen, das, Hausleinwand. Bett-
hansgewebt, im Hause gewebt. Rolle laken von Hausleinen, 172. 1786. 495.
hausgewebtesr,! Leinwand, 172.1796.359. Oft.
Hausgewehr. Hausgewehr, Kraut und Hauslente. 1) Dienstboten. Haus- und
Loch, 180. III. 1. 354. Tienstleute, 176.1833. 23. Die Hausleute
hausgeworkcn, st. hausgewirkt, im bilden den sog. Hausoklad. — 2) Nmt-
Hause gewirkt. Hausgeworkene Leinwand, nnd Hausleüte, 193. II. 163. Hierunter,
172. 1779. 29; hausqeworken Leinen, sagt Vuddenbrock, sind wahrscheinlich die
172. 1786. :-<82. Noch'oft zu hören. Vorsteher der königlichen Schlosser und
hansgewirtt. Ein Haus gewirkter Unter- die Unterucrwcttter und Aufscher von
rock, 172.177«. 313; hausgewirktes Zeug, Gütern, vielleicht auch noch das Haus-
172. 1790. 7«. gesinde des Gutsherrn zu verstehen. —
.Haushalter. Ein schlechter Haushalter, Gehören hierzu folg. Stellen? Sowol die
d. h. ein Vau er, der durch Faulheit oder Städte als HausUeüte, 194. Nnenstiidt 27;
Völlerei in seinem Wohlstande zurück- die Landpllstoren und Hauslcute, 849. V.
gekommen ist, und weder die der Krone 1 ; den tcutschen Haußleuten soll auf 2
und dem Grundherrn schuldigen Lei- Meilen Weges von der Stadt zu chres
stungen, noch die ihm gegen die Seini- eigenen Hauses Nothdurft zu brauen zu-
gen obliegenden Pflichten erfüllt, 154. I. gelassen sein, 349. XV. 5. Oder ist hier
77 nach d. liul. Bauer-Verordnung. Haus- die Ved. Landmann (s. Hausmann) an-
Halter, Gesindeswirt. zunehmen?
Haushaltung, die, Gesinde, 161; Haus- .Hausmamsell, die, Hauswirtin. Auch
haltungen, Gesinde. einfach: Mamsell. Früher gew., jetzt abge-
Hausholung. Ten Fremden anzeigen, kommen.
sie mögten hinkommen und Hausholunge .Hausmann, Landmann. Kein Hußmann
besaufen helfen, 194. Nnenstcidt 10: Haus- soll den andern übersetzen mit ungebür-
bringung der Braut, welche mit Festlich- licher Rente oder Bothe, 192. VI. Ord-
keiten begangen wurde; eiue alte Sitte nung d. Bauern; so laß ein Haußmann
in Liuland. sein Getraide nach der Stadt verführen,
Hausjnng od. Hausjunge, der, junger 329. 1 u. vielmals ebda, stets im Sinn
Mensch in Hausdiensten. Dienst- od. H ä u - von Landmanu, Bauer; ein Haus;- oder
fungen, 317. 9; ein Hausjungc, 172.179^. Bauersmann, der leinen Wirt hat, 349.
11-l. Gew. s. Ttubenjung. IV. 13 svom Bnuerhandel». vgl. Hauswirt.
Hanslater, der, Stubenhocker, Kalmäu- .Hausmensch, der, Hauskerl, Hausknecht.
ser. Gew. Namentlich: ein alter H. sein, Gew.
immer ;u Hause sitzen. I n Grimms Wtb. .Hausmensch, das, Tiensnveib niederer
nur: Hauskatze, welches hier nur für weib- Art oder als Ausdruck der Geringschätzung.
liche Personen Geltung hat. Für solche Gew.
auch: Hausmtersche, eine. Hausmsnsternng und Hansmunsterung,
hauslatern, zl., zu Hause hockeu. Er die. Bei der Hausmonsterung, 192. VlI.
liebt es, zu hauskatern; er haustatert. livl. Landtagsv. v. 1643—59; nach an-
Hauslatersche, die, weibliche Person, gestellter Hausmunsterung, ebda.
die gern zu Hause sitzt. Gew. Hausmutter. Der Wirt oder die Haus-
.Hauskätzchen, das, Stubenhocker, Kal- mutter, 185. 444, Frau des Vauerwirts.
mciuser, für männliches und weibliches .Hausnahrung. Bemerken, dass sothane
Geschlecht, beschönigend. Bergmann und H. von denen wenigsten Handwerkern ge-
Hupel. brauchet sei, 349. XIV. 5; der Gebrauch
.Hanslanffchilling, 154.1. 357. Die Be- einer H. ist ihnen gänzlich zu beuehmen.
tonung bald auf der ersten bald auf der ebda; sich einer H. durch Brauen und
zweiten Sylbe. Scbänken bedienen, ebda. — Seine Nah-
Hauslerl, der, 1) Haustnecht. Gem. 2» rung durch Handel und andre H. suchen,
auf dem Lande. Von dem Hausnerl fra- 349. XIV. 4; der Handwerker Gesuch, dass
geil, 329. 90. ihnen, neben ihrer Profession, unt Brauen
-Hauslehrer, Lebrer iu eiuer Faiuilie, u. Schenken H. zu treiben «erstattet werde,
entgegen dem an einer Schnle. Ein hier ebda. — Haus, das zur Vauereinfahrt
seit Langem übliches Wort, das in Grimms >'nd H. eingerichtet ist, 172. 178«. 346:
Wtb. erst aus Freitag u. als „neues Wort" Haus, das zur H. sehr bequem ist, 1?^.
angezogen wird. 17,>-'4. 303.
502 Hausnahrungsstelle — Hauszucht.
Hansnahrungsstelle. Eine alte bürger- Hansstand. Gesammtheit der Hausleute,
liche H. mieten, 172. 1803. 195. Dienstboten. Jeder sowol adelichen, bür-
Hausollad. der Haus- oder Dienstoklad, gerlichen oder Haußstandes, 36.
176. 1831. 137. Hansstatte, Hausstelle, 196. I. 152. I .
Hauspapiere, auf den Hausbesitz sich 16S0. I n 349. XIV. 6 öfters Hausftäte
beziehende Papiere, als: Eigentumsbe- u. Hausstädte f. Hausstätte. Hat die Stadt
weis, Abgabenquittungen und dgl. I n Lemsal K.'s Hausstatte u. Länder getauft,
Riga gew. ebda. s. Hausstelle.
Vanspforte, porte cocliere. Unterschieden Hausstelle. Eine Hausstelle nebst 2 Gär-
von Hofpforte, die in einen Hof führt. ten; eine Haus- u. Gartenstelle, 356. I n
Hansplatz. Alizeem mit 2 Hausplätzen dems. Sinn wie Haus- und Gartenvlatz.
und 2 Gartenschnüren, : 50. XIV. 1. 6. vgl. Krugstelle und Gesindesstelle. I n
Hansprsviston, Hausbedarf. Fleisch zur Kokenhusen belegene Hausstelle, 196. I.
H. einschlachten. 172. 1780. 330. 152. I . 1650; Hausstelle, 349. XIV. 6.
Hausrecht, das, der livl. Gutsbesitzer, Hausstück. 1) Hausstücke beten. Brafche
eine Art Gutspolizei. in 396. 1860. I I . 6. — 2) von Menschen
u. Sachen, Inventariumsstück. Er ist ein
HansschNb, polizeilich angeordnete Tafel rechtes H. bei uns. Gew.
an Häusern, welche den Namen des Be- Haustafel. 1) Hausschild. — 2) der
sitzers, die Hausnummer u. Stadtteil u. Pastor klagte s1> 66), dass Einige die
Quartier anzeigt, Haustafel. Auslegung des Katechismus u. die .Haus-
Hansschlachten. Von H. wird keine Nccise tafel nicht nachsagen wollten, 174. 1817.
bezahlt, 180. IV. 2. 265, d. h. von dem 102; die H. nebst den Fragstücken, 350.
Fleisch, das man für seinen eigenenBedarf, XIV. 7; den Bauern die sog. L». einschärfen,
nicht für den Verlauf od. Markt schlachtet, 182. II. I n Grimms Wtb. erst nach Frisch.
vgl. Grimms Wtb. Hausthürschlenge, die. Eine Zausthür-
Hansschlange, böse Ehefrau. Gew. schlenge mit 2 Thüren, 349. XXII. 2.
Hansschließer. Das mnd. Wtb. Schiller- Hausthürtreppe, Freitreppe vor der
Lübben's erklärt nÜ88luter mit Haus- Hausthür, ?erron, 146.
schließer, Pförtner. I n einem Briefe König Hausvolt, Hausgesinde. Wird der
Gustaf Adolfs an die Stadt Riga von Adel sowol dero Kaus- als Nauervolk
1630 heißt es: Uns ist Ewer Schreiben dazu anhalten, 193. II. 2. 1646.
beu Ewern Hußschließer zurecht eingebracht. Hauswache. Zur Haus- und Vieh-
Brotze bemerkt dazu: das Vorwort bei wache beim Hofe bleiben, 193. II. 2.1205.
wird hier wie im Plattdeutschen gebraucht Hauswächter, der in Abwesenheit des
für durch. Unter Hausschließer des Ruths Eigentümers über das Haus, in dem er
kann man keinen Calefactor des Nath- unentgeldlich wohnt, eine Aufsicht führt;
hauses verstehen, sondern einen mit Vor- ist er ein Bauer, so heißt er auch baus-
sicht gewählten zuverlässigen Mann, dem terl, und seine Frau: Hausweib. Hupel.
man die Aufsicht des Hauses u. vermutlich I n Riga nur in Bed. von: Hausterl,
auch gewisse Geschäfte sicher anvertrauen welcher zugleich Wächter des Hauses ist.
konnte. Der Nllth hatte durch den damali- Hausweib, Frau des Hauskerls. Hupel.
gen öausschließer einen Brief an Gustav I n Grimms Wlb. nach Stieler.
Adolf nach Preußen gesandt, 350. XXIV. Hauswirt. I n 329 zuweilen im Sinne
89. I n 350. XV. Vl. 179. I.1630 bemerkt von Lllndmann und namentlich Gesindes-
Brotze: Hausschließer beim rig. Rathe, wirt. Wenn ein H. sein Land pflüget
d. i. der vornehmste Stadtdiener. — Des und zuegget, 329. 9, Hausmann, Bauer.
Hausschließers Gebür, 1>i8. Zuerst in den I n 330 im Sinne von Gutsuerwalter.
Rechnungen der rig. Landvögte von 1383 Hauswirths Deputat und Lohn, 330.
bis 1479, nach 399. IV. Sp. 377: äem Hauszeug, hausgewirktes Zeug. Pcm-
IlU8«Illtell!; hochdeutsch zuerst in 335.141. talons von H., 172. 1801. 52.
1.1569 (u. dann oft): Der Bürgermeister Hauszncht. die, Art Strafe, welche
schickt denHausschließerzumÄltermannmit der Vauerwirt als Dienstherr und die
der Anzeige, die Bürgerschaft zusammen- Gutsbesitzer verhängen tonnen. Guts-
zuberufen. Vorher schon plattd. ebda. S. herrn dürfen chre Dienstboten mit zwei-
121. I . 1559: KueMator. — Ein Haus- tägiger Verhaftung und mit Züchtigung
schließ«. 180. III. 2. 553; Hcmßschtteßer, von 15 Stockschlägen, Unmündige und
90. I n 309. 8. 1.1593 kommt ein Schaffer Weiber mit nicht mehr als 15 Nuten-
oder Hausschließer vor. Ob in ders. Bed. streichen bestrafen. Wenn die Hauszucht
wie vorhin? fruchtlos ist, wird der Dienstbote an die
H a u t — Hede. 503
zuständige Behörde zur Bestrafung ge- Wasser. 4) Personen, die bei dem Könige
schickt. Ausübung der Hauszucht; Miss- viel heben können, 174. 1816—81 aus
brauch der Hauszucht, vgl. 154. I. 538. d. Jahre 1598, viel ausrichten können.
Haut. I h m die Haut vollsaufen, ihn 5) die Stoppeln heben und eggen lassen,
betrinken, 215. 523. — Unreine Haut, 3 , 1 . XXI. 3. 28, umpflügen.
die Knötchen, Mitesser u. dgl. zeigt. Heber, der, für Wagen, Hehebaum?
hautbunn, dünn wie eine Haut. Eine Hemmschuh, Stützgabel und Heber, 172.
hautdünne Schicht. Gew. 1800. 341.
Hauter, Meergras, fnenz v«?8icuin8U8, Hebewinde, die. Hebewinden sfog.
führt Fischer (170) auf. Daumtraften), sowol doppelte als ein-
Hautlnötchen, das. Kleine gerötete fache, rig. Ztg. 1860. 101. Zu Grimms
Hautknötchen nennt man Pickelchen. Wtb.
.Hautschaudern, das, Schauderempfin- heblich. Nach Grimms Ntb. nur von
dung, lett. LclwIKa«. Stieler aufgeführt, sonst ohne Beleg.
Hautseite, eines Fisches. Beim Kochen Die Kriimvfungen sind durch bereits ge-
muss die H. des Lachses oder Hechtes prüfte Mittel heblich. vgl. 371a. 207
nach oben zu liegen kommen, 155. 2.169. nach einer österreich. Quelle.
Gegensatz ist: Fleischseite. hebräisch. Das ist für ihn hebräisch,
havarirt. Die havarirten Flachsen, unverständlich.
rig. Ztg. 1859. 290. Hebung. Bei der nächstfolgenden H.
Haue, Hof. I n der Armen Hcwe, im von Rekruteu, 172.1798. 2. Zu Grimms
Armenhof oder Armenhaus, landvogteil. Wtb. 5). Dem Diener Christi wird etwas
Prot. v. 1569 in 174. 1852 Nr. 6, 'd. h. von den Hebungen gelassen, 193. I I . 2.
der Iürgenshof. 1852, nach Buddenbrock: Einkünfte. Viel
Havemanu, Hofmann oder Vorsteher ältere Stelle als i n Grimms Wtb. 5).
des Armenhofes, 174. 1852. Nr. 6 nach Hechster, der, ( - ) Elster. Gesprochen:
landvogteilichem Prot, von 1569; der Häch—ster. f. Heister. Elster, nd. nester
Armehllvemann, ebda. und nexter, hd. eierst)«; und vxeZter, nl.
Havenung und Havung, in älteren aaknter. Stender^hat ( I . 90): Heister-
Schriften oft für Hafenung oder Hafnng. feister, windiger, kurzweiliger Mensch,
De nl>,dennnF 2N vünemünäe, in einer der sich wie ein Hechster hin und her
Urk. v. 1451, der Dünamündsche Hafen. kehrt, ein Fizlipuzli.
she, Interjection, ganz ungebräuchlich.^ Hecht. Ein sauberer Hecht, im Sinne
sHe, er, zur Bezeichnung eines männ- von: ein saubrer Vogel.
lichen Thieres. Obgleich in ganz Nieder- Hecht, Schiff, welches Hecht und dicht
deutschland giing und gäbe, doch hier gewesen, 176. 1836. S. 29. Zu Grimms
ganz unbekannt.^ Wtb.
Hebamme, die, gesvr. He—bamme hechtgrau. Hunde von hechtgrauer
Hebammenmutter, die, st. Hebamme? Farbe, 172.1770.398; hechtgraue Pferde,
172. 179!. 4>;5. ebda. 1785. ^21. Zu Grimms Wtb.
Hebefrau, feinerer Ausdruck für Heb- Hecken, von verheirateten Frauen, ein
amme. Öfters in 372. I. z. V. S. 571. Kind bekommen. Sie hat wieder geheckt.
.Hebefruchtbau, 224. 1825. 39. Gew. Zu Grimms Wtb.
Hebelftubbenbrecher, der, Art eines Heckenborstdslde, Klettenkerbel, torU,8
Stubbenbrechers, rig. Ztg. 1858. 2ntnri'8eu8, 434. 170.
Hebemntter, die, Hebamme, war von Heckentnöterich, pol^onuiu öometoruN,
Stadtswegen schon im 17. Iahrh. in Heidelwinde, 4 4. 216.
Riga angestellt. Angeführt in 349. XXII. Hcckenlauch, M u n i oleraceuui, Gemüse-
4: Elisabeth die Hebemutter sStadts- lauch, 434. 183.
hebamme); der Hebemutter ein Jahr Heckenzau», 176. 1834. 44.
Besoldung, 350. XV. I n Grimms Wtb. Heckvogel.
nach Diessenbach. Hed, das, s. Hede.
heben. 1) trinken, allgemein. Ich will heidern, Hackern, hapern. An einem
etwas heben, d. h. ein Glas Wein, einen Nagel heddern; in feiner Rede heddern;
Schnapps trinken. 2) Trinker sein. Er heddern bleiben, Hackern bleiben an etwas.
hebt, beschönigend für: er ist ein Trinker. Gew. Ebenso in Verbindung mit: ein,
Von einem Trinker sagt man: er hebe an, ver u. a.
gern. Hupel und Gew. s. werfen. 3) legen. Hede, die, bei Hupel auch: das Heed,
Man hebt Fische auf die Schüssel, in Werg, Abwerg. Was bei dem Schwingen
den Kasseroll, man hebt Fleisch in kaltes abgeht, heißt (im estnischen Theil Liv-
50^ Heden — Heidhase.
lands) Nopshede (halb aus dem Estni- meister st.tzerrmeisteroder Ordensmeister
schen), und was auf der groben Hechel sprechen. Seit einigen Iahrzehenden spricht
zuerst abfällt, Endenhede, weil alsdann man Herrmeister aus, während, wenn
die beiden Enden des Flachses am mei- dies Wort aus Herr und Meister zu-
sten ausgehechelt werden. Nach Hupel. — sammengesetzt sein sollte, die Betonung
Der Abfall von allen Sorten Flachs auf Meister fallen und die Schreibung
heißt Flachshede, 133. Von dem Flachs, besser Herr Meister sein müsste, wie i m
so in die Vlldstube gebracht, sei 7 Schiff- nd. der meistere. Nach Grimms Wtb.
pfund in die Hede gegangen; das Gut könnte diese bei uns landläufige An-
sei theils im Keller verhitzet, theils von nahme zweifelhaft sein.
dem fremden Manne zerwielet und in heermeisterlich, ordensmeisterlich. Nach
die Hede gebracht, 365. I . 1668; von Hupel unrichtig geschrieben und gespro-
dem unter Schnee gekommenen Flachs chen f. herrmeisterlich. Der Ton liegt
geht viel in Hede über. stets auf der ersten Sylbe.
Heden, aus Hede. Ein heeden Laken, ^Heermige, Kamille, vgl. dazu Här-
349. XXIV. 1 . I . 1673/4; sliichsene und melchen.^
hedene Leinwand, 172.1801.374 u. öfter. Heerschauung, die, st. Heerschau. Über
Hedene Pfropfen zum Schießen. Zu die Knechte Musterung und Heerschauung
Trimms Wtb. thun, 345. 8.
Hedendocht, 172. 1790. 552 u. öfters, Heerveide und Heerwette, s. Heerge-
Docht aus Hede. wette.
Hedengarn, 210. s. Nerkgarn. Hefe, die, und der Hefen. Nicht: der
Hedenlein, 210. s. Werlleimvand. Hefe. I m bildlichen Sinne ausschließlich:
Hederich und Ackersenf. Diese Aus- die Hefe sdes Voltes). — Hefen geben,
drücke werden in Livland seit Alters her Hefen stellen. Die beim Hefengeben oder
ohne Unterschied gebraucht. Oft dafür: Hefenstellen nötige Wärme.
gelbe Vlumen. Das Wort Hederich wird " Hefenrinde. Die Hefenrinde liisst den
von Fischer s170.^ gedeutet als Heide- Weingeist nicht wegdunsten.
rettig, in Grimms Wtb. mit Hader, Hefenwaffeln, mit Hefe zubereitete.
Fetzen, Lumpen zusammengebracht. Wahr- Heft. I n allen Veo. sächlich; wenig
scheinlicher ist mir eine Bildung Hede- gebräuchlich; mit Ausnahme von 5):
rich von Heide wie Weiderich von Weide. Collegienheft der Studenten. Hefte reiten;
hedig und, seltener, hedicht, Hede ähn- das Heft auswendig lernen; vortrefflich
lich. Schon Hupel und gew. Nlchts hee- geschriebenes Heft.
digtes an dem Neinhanf befinden, 142; Hcftereiter, der,derCollegienhefte reitet,
littauisch Natitzer darf nicht fuchsrot!), lernt. Gew. Heftreiter, 324; Dorpater
brandfleckig, schäbig oder hedig sein, 132. Heft-Neiter, 370. I I . 3. 126.
Vom Kopfhar, sagt man, es zei hedig, Hegezeit. Sie dauert bei uns von
d. h. trocken, glanzlos, hedeähnlich. George bis Iatobi, 174. 1821. 167, die
Heedweg, s. Hetwegge. Zeit, wo das Schießen des Wildes nicht
heel, s. hei. erlaubt ist.
Heeren. Gedemin heerte und mordete Heide, die, im Munde Mancher für
bis Neual zu, 157. I. 175. I m Hochd. Heidekraut. So oft in 169, z. V. I. 359:
veraltet. fängt die Heude an zu blühen.
Heergewette, das. Oft: Heergeweide, Heidebere, st. Heidelbere. I n Grimms
210; Heergewete, 153; Heergewäte und Wtb. Heidbeere. Bei Lange Heidebeeren,
Heerweide, 154. II. 266. Bunge er'tlärt in Liefland, sagt er, Strickbeeren ge-
Heergewiite mit: Inbegriff der zur Rü- nannt. Also Preißelbere.
stung eines Verstorbenen gehörigen Gegeu- Heidegras. Das andere schlechte Fed-,
genftäude. Schiller-^übben's mnd. Wtb. Morast- und Heidegras, 349. IX. I.l I n
erklärt lu^v^Ie, l!t>i'3l.^ve<Ie, Ilornaclo (lat. Grimms Wtb.: isländisches Moos!
jiei-v.ulium) Heerlleidung, d. i. Ausrüstung sHeidele, die, Schlotte, Here,374.2.47.^
des Kriegers, die der Lehnsherr hergab und Heidenschaft. Dieses Land von der H.
beim Tode desselben zurücknahm oder die, erobern helfen, 350. XIV. 6. Ein öfters
beim Tode des Vaters, der älteste Sohn begegnender Ausdruck in älteren Schrif-
beanspruchte. ten, vgl. Grimms Wtb.
Heermeister. Früher sprach man dies Heideplllggen, 201. I. 427 u. öfters.
Wort (im Sinne von Ordensmeister) so Heidhafc. Ein liul. Wort, sagt Gade-
aus, wie es hier steht. Indessen bemertte busch (325^), das zusammengesetzt ist aus
schon Hupel, dass Einige unrichtig Hecr- Heide, d. i. Wald oder Holz, und Hase.
heidi -— heiliger Abend. 505
Ein Holzhase heißt derjenige Hase, der haben für Rener: Geier. Von Hey« ist
gerne im Walde ist. Um ihn zu fangen, wol: von hier (fort).
bedient man sich der Fackeljagd, welche heikel und heikelig, zart, bedenklich,
im Herbste um 9 oder 10 Uhr geschieht, schwierig. Eine heikle Sache, ein Heike-
wenn man ihn mit Fackeln in die auf- liger Fall, — mit Vorsicht zu behandeln.
gespannten Netze treibt. — 2) in Liv- — Oft. Nie wählerisch, wie in Grimms
land nennt man, nach Gadebusch (325), Wtb. Unser heikel entspricht dem häk-
einen tzeidhasen auch einen Bauern von licht i n Grimms Wtb.
schwachem Vermögen, Leuten und An- Heilen, der, eine Art Mantel. I n
spann, der sich vor seinem Herrn ver- dm: Schrägen d. rig. Schneider v. 1492
birgt und wenn er angestrengt wird, und 1571. Ein Rock und Heicken, 240.
davon läuft. Auch in 210. — 3) Bild- s. Hoiken.
lich bezeichnet Heidhase oder Heidhaas, heil. I n der Bed. von: ganz, unver-
nach Huuel, bald einen unstiiten, unbe- sehrt, ist das Wort ungebräuchlich, aus-
ständigen, bald einen ungeschickten Men- genommen in einigen Redensarten, wie:
schen; nach Bergmann: unbeständiger mit heiler Haut davon kommen. Heil
Wetterhahn. benutzen wir fast ausschließlich von
heidi. Zur Bezeichnung des Schnellen Wunden im Sinne von geheilt. Die
und Lustigen. Heidi, heidi rufen sich Wunde ist heil. vgl. hel.
die Kinder zu, wenn sie Pferdchen spie- Heiler, oft i n Verb, mit Krankheits-,
len; mit eineni Heidi liefen die Kinder i n 372: der Arzt ist dann kein Krank-
davon. Das ist ein Heidi! eine wilde heitsheiler, sondern Krankheitsbehandler.
Jagd. — Der Ton fällt gew. auf die Heilhäler, Bauer eines ganzen Hakens.
letzte. Schon 192. I I . 171. I . 1567, in Kett-
heidibritsch, hier unbekannt, so gewön« lers Recess. Ferner in 192. M . 203,
lich sowol heidi als britsch ist. Das l i v l . Landtagsverh. v. 1653: Heilhäcker.
Wort wird in Grimms Wtb. unter britsch vgl. .tzelhiiker.
erklärt: gleichsam fort über die Heide; heilig, im Sinne von: sicher. Er kommt
unter heidi dagegen wird britsch mit der heilig nicht; das ist nun schon heilig,
Pritsche des Harlekins zusammengehalten. dass er verliert; das wird er heilig ver-
Britsch ist aber: weg, fort, und erinnert schwitzen. I n 209 heißt es: heilig ver-
an russ. llp<)ui>. gessen, ein Scherzwort, das wahrschein-
heidi freidi, in Saus und Braus. lich nach: heilig versprochen gebildet ist.
Heidi-freidi leben. I n beiden Wörtern — vgl. Grimms Wtb. 11).
die erste Snlbe betont. Ob Freidi — Entschuldigt sich mit seiner Hand zu
Frcudi? den Heiligen. I m Hapsalschen Stadtrecht
heidig. Neue Bauern auf heidige Län- v. 1294, nach Arndt's Übers, in 153.
der setzen, 185. 576, auf Heideland. I n 1765. to äen liilssen Leeren, Urk. v. 1413
Grimms Wtb. heidicht, nach Stieler. in 399, nach der dort gegebenen Er-
heidnische Kuchen. I n einer rig. Kind- klärung: bei den Heiligen, unter An-
taufordnung von 1621 (174. 1823. 163) rufung der Heiligen (oder mit Berüh-
heißt es: den Besuchen bei der Kind- rung der Reliquien) schwören. Zu Grimms
betterin soll nur was die Jahreszeit Wtb. 3. 6. Aus den Heiligen, d. i. mit
mit l sich bringt, vorgesetzt werden an einem Schwur. Oft in 194. A. u. N.
Pomeranzen, Äpfeln, Birnen, Nüssen; L. L. N. Macht das ein Mann wahr auf
alles Confect und heidnische Kuchen aber den Heiligen, so darf er keine Wette
sollen wegfallen. I m Jahr 1638 werden mehr ausgeben, 194. N. L. L. R. 171.
heinsche Kuchen und geschmorte Hühner Auf den Heiligen schwören, ebda. 168,
in Riga verboten, nach 410. I. 61. — wie im brem. Wtb.: uxve üeu UMZen
vgl. Grimms Wtb. unter heidnisch Sp. Zieren, einen Eid abstatten mit Berüh-
811. 2 und heinsch. rung der Reliquien (Keiligen). I m neuen
Heien. Wir haben einander wohl ge- l i v l . L. R. verschwindet dieser Ausdruck
heit, und sind eines guten Landes queit, vor einem neuen: mit ihren Eiden, bei
215. 155, d. h. uns wohl gepflegt, uns ihrem Eide.
es wohl sein lassen. heiliger Abend. Namentlich der Weih-
heier. Auf dem Zettelchen war ge- nachtsabend; aber auch: am Pfingsthei-
schrieben: aus dem Schloß der große ligeabend, 172. 1802. 321. Wir spre-
Rener will diese Nacht umb 12 Uhr von chen: am Weihnachten heilige Abend, zu
Heuer, 349. XI. 1. Unter dem Reiher ist Pfingsten heilige Abend, heilige Abend
Tastius verstanden. Einige Abschriften st. am heiligen Abend.
32'
506 heilige drei König — heinsche Kuchen.
heilige drei König, das Dreikönigs- die H. noch nicht vorüber war, 372. I.
fest. Zu heilige drei König; nach heilige 286 und öfter ebda.
drei König. Heilzinser, der, Heilhaler. Zwanzig
heiliger Geist, gewönlich für Stift besetzte .heil Zinser, '192. I I . 198.
des heiligen Geistes in Riga. Im heim, st. geheim. Die Heiniesten Per-
Schmiedeschragen von 1399 heißt, es: sonen, 196. I. 501 I . 1558: „sollen wol
wenn die Krankheit noch länger dauerte, die geheimestcu, um das Geheimniß am
so sollten die Brüder die Herren des Meisten wissenden Personen sein."
Raths bitten, daß er sder Kranke) kom- Heimat, st. Keniat, Gesinde. Nach den
men möge in den heiligen Gnst in dao im Wackenbuche angeschlagenen unge-
Elendhaus (in äon uil^en ^eest, in äat trennten Heimaten, 193. I I . 1. 632.
elenäs bn8); den Hofmeister im heiligen Heimatsgenosse, —in, edler als Lands-
Geist geschmähet. 349. XXVII. 1. 1.1610; mann, —cinnin. Gew.
auf Heiligem Geist Grunde' 172. 1777. heimbringen. Die junge Frau, die
54, d. h. auf Grund und Boden, welcher wir heute heimgebracht, rig. Ztg. 1873.
dem heiligen Geiststifte gehört. — vgl. 138. s. .hausbringung.
über diese und andere Wohlthätigkeits- Heimbringung. I n des V. Heim-
anstalten Rigas 193. XI. S. 526 u. f. bringung eine Meuterei angefangen und
I n Riga' bestand eine Brüderschaft das ganze Gelage unnchig gemacht, 349.
des heiligen Geistes. Die Brüder des XXVII. 1. I . 1596.8.
heil. Geistes haben gröblich ausgerückt, Heimfahrnngsgasteiei, 343, Gasterei
sollen einrücken, 350. XXIV. I . bei Hausbringung der jungen Frau. vgl.
Heiligen Geisthsf, der, 1) eine Ge- Grimms Wtb. unter Heimfahrt 2).
gend etwas unterhalb der eigentlichen heimfällig. Wider den soll der Kir-
Stadt'Riga, jetzt gewönlich Ilgezeem chenuorsteher die Strafe der Kirchen Heim-
genannt. — 2) Hofraum des heiligen fällig benennen, 185. 7; bei hoher Strafe
Geiststiftes? N., der im heiligen Geist- der königl. Renterei heimfallig, ebda. 11.
Hof wohnt, 172. 1787. 429. — zufallen? zuerkennen?
Heiligegeistin, die, Stlftsgenossin des heimlassen. Deren Treue etwas heim-
heil. Geistes zu Riga. lassen, 349. IV. I I , überlassen.
Heillosten, die, Unkosten für die ärzt- heimleiten. Eine eben Vermählte wird
-liche Behandlung. henngcleitet nach der neuen Nohnstatte,
rig. Ztg. 1873. 138. s. hennbringen und
. heilkundig. Ein heilkundiger Arzt,
Hausbringung.
der zu heilen versteht. Versch. von heil-
-Kindlich. heimleuchten, einen und einem, ganz
wie: nach Hause leuchten.
heiltnndlich. beilkundliche.. Arbeiten,
heimliche Sache, Beischlaf. I n höfischer
.die Heilwifsenschllft betreffende,' medici-
Hrauen Haus gehen und dafelbst ein
msche. Pfand lassen für Vier oder heimliche
heilliinstlerisch. > Heilkunstlerische Be-
Sache, 174. 1875. 141.
mühungen. " ,
Heimlichteit des Rates. Heimlichkeit
Heilleh«. Die Rademachersche H.
ist die Rathhausordnung, wornach die
Heilmeifter, Arzt. Oft in 372.
Nathsherren sich in ihrem Amte auf und
Hnliuelde, die, cnenovoäium donn8 außer dem' Nathhciuse richten müssen,
Lenricnz, 434. 146. 180. III. 1. 74.
' Heilsamteit, i,n Sinn von: dem Lande heimfchieben. Sie haben? ihnen heim-
heilsame, nützliche Feststellungen. Das geschoben, 194. Nyenst. 100, zurückgegeben.
Privilegium Sigismundi Augusti v. 1561 Heinrich, sanfter, eine Art Rutscher
(d. h. den Genuss desselben) in Geist in ^ Talt, der in den 30er Jahren
und leiblichen Dingen sammt' alten an- in Riga allgemein bekannt war. I r r i g
dern i n derselben sdemselben.) beschrie- war die Angabe, der Tanz sei so benannt
benen Heulsahmkeiten zu . conserviren, nach, einem ältlichen rig. Herrn, der ihn
W. v. Bock in 370. ^ 1 . 5 . 302; das sehr'liebte und dessen Taufname Hein-
Obertribuual gehört zu den in dem Priv. rich wars.heinrich.hollander), vgl. Grimms
S. A. „beschriebenen Hellsamkeiten" ebda. Wtb. Heinrich 5).
303. heinsche Kuchen werden erklärt als
heilstörig. Wirst wieder, mir heilstörig heidnische. Indessen können sie auch Heu-
sein, Petersen in 326. I. 1. 9«. nische gedeutet werden, von Heune, Hüne,
Heilzeit, Frist, in der ein Heilmittel vgl. in Grimms Wtb. heunisch. „ I n
eltte Krankheit besiegt, 372. Gut, dass Lübeck wurden 1415 die heidenschen
heiraten — Heisterfeister. 507
Koken und der Vygoet bei einem Gast- Häster oder Heister — unruhige, beweg-
mal aufgesetzt. Gebiicke von denen sich liche Person auf das Zw. hasten, hai-
die in Nevllt und Riga noch gebräuch- sten, heisten, d. h. hasten, eilig sein.
lichen heinischen Kuchen herfchreiben
mögen." Rußwurm in 404. 1865. 27. Eilige. — Grimms Wtb. schweigt über
Der Vygoet war nach Rußwurm eben- die Herleitung von Heister, Elster. Viel-
falls ein Backwerk, Götze. sWenn nicht leicht kann es ebenfalls aus hasten, hei-
Vygoet — Veigutz?). I n Riga sind, ent- sten sich gebildet haben, da Beweglich-
gegen der Angabe von Nußwurm, heinsche keit, Munterkeit Eigenschaften der Elster
Kuchen ganz unbekannt, vgl. heidnische sind. vgl. jedoch Hechster. — Bemerkens-
Kuchen. wert ist das polnische naMra, eine Art
heiraten. Lange, Bergmann und Hupel grauer Fischreiher nach Linde's polnischem
sichren an: er, sie ist geheurathet und Wtb. und das in ehemaligen polnischen
ungeheurcithet f. verheurathet und unver- Gebietstheilen von Cüdwestrußland hier
heurathet. I n diesem Sinn kommt hei- und da vorkommende i n n e r e ^ Storch.
raten und geheiratet auch hier und da Das letzte Wort zeigt sich deutlich als
in Deutschland vor, vielleicht aber nicht kein ächt-polnisches oder slawisches und
so gewönlich wie in Livland. Oft hört ist als dem Deutschen entlehnt anzu-
man selbst: sie ist oder wurde geheiratet sehen; vermutlich auch das erste. Dagegen
an Herrn N., st. verheiratet. — Wo ist sprechen könnte das russische a,nei7> Storch,
die Dir« hingeheiratet? Lange. — Vielen welches übrigens von Akademiker Grot
klingt geheiratet st. verheiratet sonder- im I . d. Min. d. Volksaufkl. 1872. April
bar. S . 228 u. f. nicht für ein ächt-russisches
Heiratsfuß. Auf Heiratsfüßen sein, gehalten wird, und der verschiedene Be-
stehen, gehen, d. h. heiraten wollen, vgl. griff, der in Heister, Elster und in ua^tr^
Bräutigllmsfuß. Reiher und raneievT. Storch liegt. Letztes
Heiratnng. Da er sein Gemühte zur Bedenken wiegt jedoch wenig, da ähn-
Heirathung begeben, 352. XVI. 6, ans liche Vegrisssuerschiedenheiten selbst bei
Heiraten dachte. demselben Worte vorkommen. So bedeutet
Heirauch, führt Sallmann (890a. 23) das griech. nLXexav od. ^2X2x25 ursprüng-
als in Estland vorkommend auf; außer- lich Baumspecht, dann Kropfgans. Wie
halb solle das Wort nur noch in Vaiern das griech. 12^/65 Geier aber dem deut-
mundartlich sein. Von kbä. und mnä. schen Storch entspricht, so auch das griech.
xiliei, 3?I,t.'i, Hitze, st. des „unsinnigen" «L-cäg (Hsnöc) Adler dem russ. kuei^
rleer-, 83Ä1-- oder Höhrauch. — I n Liv- Storch.
land scheint es nicht gebräuchlich. Heiflerbeister, der, selten was Heister-
Heischung, die. Heischung oder Eschung, feister.
-.'65; für die Heisch- und Zusammenfor- heisterbeistein, seltner als Heisterfei-
derung des Amts, 27i). Heischungs- oder stern.
Eschungsgeld, 265. Die Heischungs- oder Heisterchen, s. Heister.
Einlaufsgelder, 256; soll derselbe des
heisterdi beisterdi, in vollster Eile,
Dienstjahres und der.Heischungen befreit
über Hals und Kopf. I n Grimm beuüter
sein, ebda. vgl. in Grimms Wtb. hei-
»iie neuster, doch nur mit einem einzigen
schen.
Beleg. Bei uns nicht selten.
Heister, der, 1) Elster. Bei Lange:
Heister. Bei Hupel: Häster, bei Stender: heifterfeifter, geschäftig, Bergmann, der
Hechster; oft^ Häster; im brem. Wtb. auch heilster peuster hat. Das brem. Wtb.
l,«'i5tt>r> bei Chyträus UeiMer, entspre- hat heisterbeister, über Hals und Kopf,
chend dem Etenderschen Hechster. I n 328. in Eile, von beisteru, eilen.
83. I . 1649: Die Tbcilen oder Heister, Heifterfeifter, der, ein immer geschäf-
und in 32«. 74. I . 1688: Die Daalen tiger oder geschäftig thuender Mensch,
oder Heister. Gubert verwechselt Heister Hupel; Heisterfeister, windiger, kurzwei-
mit Dole. — 2) unruhige bewegliche, liger Mensch, der sich wie ein Hechster
geschäftige Person. Auch: Häster ( - ) , hin und her kehret, ein Fizlipuzli, Sten-
namentlich aber Hästerchen und Heister- der, I. 290, Die Heisterfeister haben —,
chen. Er, sie ist ein Hästerchen oder Hei- 382. c. 68, Spottnamen für junge, win-
stercken. Von kleinen, munteren, unruhigen dige Herren. Noch jetzt: Heisterfeister,
Personen. Heisterbeister, einer, der alles über Hals
Die zweite Bedeutung könnte aus der und Kops macht. Was an: Heisterkopf
ersten gefolgert werden, indessen auch erinnert. — Das Wort ist gewissermaßen
508 heisterfeisterig — Hehl.
eine Verstärkung durch Verdoppelung, da S . 6): es ergiebt sich, daß er von An-
Heister i m beister, eilig ist. deren LabmM geheißen wurde. — Oft
heisterfeisterig, geschäftig, immer ge- jedoch noch die Verbindung: willkommen
schäftig thuend. Schon Hupel. heißen, einen, etwas. Ich heiße Sie will-
Heisterfeistern, wie im brem. Wtb. kommen. I n den von dem Kritiker will-
!!«8tyrdei8tern, in unordentlicher Eile kommen geheißenen biographischen Novis,
etwas thun. 451. 1874. S. 6, wo das üblichere livl.
heifteihaft, sehr beweglich, rührig, un- Deutsch gehießen oder genannt vorzöge.
ruhig. Etwas Heisterhaftes haben. Von Ebenso endlich in gut heißen (billigen):
Menschen. I n Riga. gutgehießen, ungew. gutgeheißen.
Heisterhaftigleit, die. I m Kartenspiel. Wenn ein Spiel an-
heisterig.feisterig, geschäftig, Bergmann. gesagt wird, fragen die Mitspielenden:
Auch hier ist heisterig—beisterig, munter, heißen? st., wie Ändere sprechen: worin?
flink, welches Wort Grimms Wtb. nach d. h. in welcher Farbe spielen Sie. Der
Stalder unter Heistern hat. Ansagende sagt: Sechs! Die Anderen
heiß. Man spricht gewü'nlich: ich habe fragen: heißen?
heiß st. mir ist heiß. Schon Hupel. Berg- Heißweggen, der, 397. 28. Heißweggen,
mann hat auch: ich bin heiß, in der- ein Gebäck, in Art der Stopfkuckeln. I u
selben Bedeutung. Grimms Wtb. aus Pommern und Meck-
heißa, sprechen wir stets wie hei—ßa, lenburg, nach National-Ztg. von 1861:
niemals, wie in Grimms Wtb. aufge- die Heißwecke, vgl. Hedweg.
f ü n : heisa. Auch die gewönliche Schrei- heit. Bei Zusammenstellung mehrerer
bung: heissa, mögte falsch fein. Der Hauptwörter auf heit sund keit) fällt
Ton bald auf der ersten, bald auf der erstes in älterer Schreibweise oft weg.
zweiten Snlbe. I n einem Studenten- Auf ihres Amts Gewohn- und Gerech-
liede: heißa heißa juchhe . . . . tigkeit ein wachendes Auge haben, 258.
Heißblut, das, 1) Heißblütigkeit. Heiß- Fettwollen? Ein heitwollener Filz, 250.
blut haben, heißes Blut haben, leiden- heizen. Man spricht: der Ofen heizt,
schaftlich fein. 2) leidenschaftliche, hitzige st. ist geheizt, brennt. Schon Hupel und
Person. I n dieser Ved. auch männlich. Lange.
heißen, hissen. Die Salzsäcke sollen Heizloch, Heizöffnung, eines Ofens
aus denen Schiffen geheißet werden und oder einer englischen Küche, Öffnung, in
in die Mündriche oder auf Wagen ver- welche das Brennholz gelegt wird. Heiz-
schaffet werden, 91. I n 86: gehiM. loch eines Ofens, 17sl'. 1825. 103;"vor
heißen. Die Liefländer, bemerkt Gade- den Heizlöchern der Küchenherde, Kamine
busch (325), sagen in der vergangenen und Öfen, rig. Vauord. v. 1866. § 96.
Zeit: ich habe gehießen, fehlerhaft für Gew.
geheißen; und fügt hinzu, dass nicht nur Heizöffnung, Heizloch. Gew.
gelehrte Liefländer, sondern auch Aus- Heizraum, .in einem Ofen, die Stelle,
länder, wenn sie sich hier lange aufge- wo das Holz brennt, Heizung, Heizungs-
halten haben, in diesen Fehler verfallen. raum.
Nach dem Grimmschen Wtb. „benutzt die Heizrige, die. Eine Dresch- und Heiz-
nhd. Schriftsprache uneingeschränkt die rüge, 72. 1775. 237; eine Heiz- und
Form geheißen, md. Mundarten dagegen Wohnrige, 176. 1828. 8; eine Heiznhje,
bilden neben geheißen auch mit Vorliebe 224. 1827. 6; das Korn in der Zeizriege
gehießen". Die üblichste Sprechweise in aufstecken, 416. 47.
Livland unterscheidet 2 Participe, ein Heizthür, die, Ofenthür.
zielhaftes geheißen und ein zielloses ge- Heizung, die. Oft im Sinn von:
ll icßen. Er ward (ist) Paul geheißen st. 1.» Heizramn, d. h. der Theil des Ofens,
genannt, erhielt den Namen, in welchen: in welchem das Holz oder die Ctein-
Falle man selten oder nie gehießen spre- kolen brennen. Die Heizung ist ausge-
chen würde; er hat Paul gehießen, st. er branut; sie muss neu gefüttert werden.
hieß Paul, führte den Namen Paul; im — 2) Holz zum Brennen oder Heizen.
letzteren Fall ausschließlich gehießen. I n - Der Wirth gibt freye Heitzung, Lange,
dessen ist heißen in der Bedeutung von d. h. freu Holz.
nennen bei uns in all' den Fügungen Heizungsraum, Heizraum.
uud Schattinmgen, welche Grimms Wtb. Hel, das und der, Hehl. Aus etwas kein
unter 4. a—e aufführt, ungebräuchlich, (oder keinen) Hel machen. Hier gew. und
veraltet oder auffallend. So auch in der schon seit längerer Zeit. vgl. Grimms
Stelle der Sitzungsberichte (451. 1874. Wtb. 6).
hel — Hellfalbstute. 509
hel, heel, Hehl, st. heil, ganz, unver- Helfergarn. Weberschützen und Helfer-
sehrt, nd. llt.'I. fchwed. nel, dän. Iieel. garn, für Weber, rig. Ztg. 1866. 38.
Heel, in 195. Nussow: heil, unversehrt; Helge, die. Das neue Linienschiff soll
heler Haber, 328. 165. I . 1649, d. h. auf denselben Helgen erbaut werden,
nicht genialen oder geschroten, ganzer. wie der Marlborough, rig. Ztg. 1855.
Gemahlen Haber reichet weiter als hee- I m brom. Ntb. bellen, hölzerne Läufe
lerHaber, 32«. 143. — Wein bei lieelen aus dem Nasser ans Ufer hinauf, um
und halben Ohmen, 197. 1 ; heel/210. kleine Fahrzeuge zur Ausbesserung dar-
Ebenso in Hupel, der „ganz" erklärt. auf zu fetzen.
So: ein heeles Nrod, d. i. ein unange- I n Grimms Ntb. unter Helling 2»
schnittenes; das Gins ist heel, d. i. nicht angef. Das Wort fällt wol zusammen
zerbrochen. — mit dem nd. ll!?l<l!' Stapel bau und dem
Ein überaus gew. Wort. Die Flasche dänischen Ilel'Uuil. erinnert aber auch an
ist hel, d. h. unversehrt; der Rock, das das estnisch-deutsche lllll^, Holzscheit.
Kleid ist hel, unzerrissen; hcle Gläser, Helge, Helling gleichbedeutend mit engl.
Stiefeln, Kleider, Messer. Die Hüner 81in. — vgl. Hellen.
werden heel abgekocht, 158; man locht Helhäter. Heelhäter, 180. III. 1. 9«
die Kaltunen heel, ebda. Auch aus und 121.
Kurland bezeugt von Krüger (319^, hell. Bei Hellem kamen wir, d. h. als
der den „Fehler" so zu sprechen — heel es noch oder schon hell war.
st. heil, ganz — aus dem Plattdeutschen hellauf. Wir kennen diese Zusammen-
erklärt. Doch scheint sich jetzt die Bed. setzung nicht, und wenn wir sprechen: er
auf: unversehrt zu beschranken, dagegen
jauchzte, schrie, lachte hell auf, so beziehen
diejenige von ganz, ungetheilt, zu ver-
lieren. Man spricht wol schwerlich noch wir auf zu dem Zeitwort, nicht zu hell,
von helem Haber und helem Vrod und d. h. er jauchzte (hell) auf. — Die an-
Helen Ohmen, Helen Hühnern und Helen deren Belege in Grimms Wtb. erscheinen
Kaltunen in dem Sinne der angeführten fremdartig und könnten von hier nicht
Stellen. Zu Hupe! und Vergma'nnb Zeit nachgewiesen werden.
war das noch geläufig. hellen, gl. hell werden. Es hellt schon.
Einige, die, ihrer Ansicht nach, richtig Der Harn hellt, s. Hellung.
sprechen, ersetzen hel durch heil. — Eine Hellen, Ellen, kommt in mehreren
zugeheilte Wunde ist nach unserem Sprach- Kotenhusenschen Urkunden, bei Gelegen-
gebrauch heil, nicht: hel. heit der Grenzbeschreibungen der dasigen
helchen, s«) reichen, Bergmann und Stadtdllrger-Schnurländereien, vor. S .
Stender erklären: teichen, engbrüstig sein, unter and. 196. I. 133. 151 u. s. w.
bauchschlagen, lett. eist. Hupel führt es Es bedeutet den dasigen Berg-Abhang
nach Vergmann an. Mir nicht begegnet, nach der Düna zu. — Nach der Ansicht
vgl. hellig. des Präsidenten E. v. Sievers «^ 1876^,
„Aus dem Plattdeutschen und zwar Eidcr-
Hclde, die, Fußeisen, Fessel. Eiserne däirischen in unsere Ostsee-Provinzen
Helden oder Fußeisen, Stender I. 195. herübergebracht. Vom Dänische« ll^iuzr,
Aus Neueren nicht zu belegen; in Deutsch- lulel'lmu-, Abhang, Neige, ins angren-
land längst veraltet, s. Holtniss. zende .Holstein übergegangen. Vgl.Schütze's
Heldenbett. Die Helden- oder Niesen- Holstein. Idiotikon 2. 129". — Das
betten, wie sie in der Mark Branden- Wort begegnet im Oberdeutschen und
burg vorkommen, Pallas Reisen in Nuss- Allemannis'chen als Helde, Nergabhcmg,
land. Für: Grabhügel, Hünenbett, Dolme. im nd. IiMe. des Schiffbaus; nur die
Heldenllage. Samsons Heldenklage, Wortgestalt LeUe oder LUe mangelt in
d. i. Trauerpredigt auf Gustav Adolf, Grimms Wtb.; sie findet sich aber in
352. XVI. 2. Schiller-Lübben's mnd. Wtb.: ll<-Ue —
Heler, heiern, s. Hö'ler, hölern. Ileläe, in Ortsbezeichnungen, Abschüssig-
helfend. Wenn es mit dieser Stadt keit, Geneigtheit, Abdachung, vgl. Hellung.
Gott helfende, 344. 1, mit Gottes Hilfe. Heller, der, Fischbehälter. I n Grimms
Ehemals oft. Wtb. Hällcr st. Hälter angezogen aus
Helfer, der, ein vom Fußende des Scriuer < I . 1721.» Ältere Belegstelle
Bettes ausgehendes, starkes Band, um liefert Gubsrt in 328. 11. I . !688 und
sich daran zu halten oder auszuhelfen, 137. 1649: Fifche in die Heller ver-
Hupel nach Vergmann, der dafür An- setzen.
halter empfiehlt, vgl. Grimms M b . 6). Hellfalbstute, die, 172. 18 0.
510 hellig — Henf.
heilig. I n Grimms Wtb. erklärt: müde, nur bei den gemeinen Russen vor Augen,
matt» durstig, lechzend; nach dem brem. welche das Hemd über den Hosen tragen.
Wtb. hauptsächlich in der Bed. sehr Ein blau cattunenes russ. Hemd, 172.
durstig, lechzend. Sowol Lange, als Berg- 1778. 369. — Neuerdings trugen auch
mann, Stender und Hupel führen es auf. Damen ein russisches Hemd, d. h. Spen-
Letzterer sagt: hellig ist derjenige, wel- zer oder Bluse, vgl. Hemdchen.
cher wegen Hitze oder Trockenheit des Hemdchen, russisches, eine seit Langem
Halses sich nach einem Labetrunk sehnt; beliebte Kleidertracht für Knaben, bevor
in 444: durstig. Lange sagt: hellig durch sie Jacken und Röcke bekommen. Sall-
die Hitze werden, lett. tmlikt, stickig. mann (390ll. 38) erklärt „russisches Hemd"
Stender hat hellig und Hallig; man als Knabenkittel. Auch die Damen tru-
findet bei ihm: hellig, erhitzt, (I. 334); gen neuerdings „russische Hemdchen",
hellig sein, erhitzt, durstig; schwul, heiß, Art Spenzer oder Bluse, vgl. Hemd.
hellig sein. Petersen in 321. 138 hat: ich Hemdekragen. Oft im Sinne von
leide Durst wie ein heilig Pferd. — I n Halskragen, Vatermörder.
Livland jetzt wo! selten. Oemdelein, Hemdeleinwand. Stücke
.Helligkeit, Durst, Hupel i n 444. Hemdeleinen, 172. 1788. 459, Leinwand
helllicht. Gewönlich hört man; am zu Hemden.
helllichten Tage, im selben Sinn wie: Hemdeauerl, der, schließt die Falten
am hellen, lichten Tage. des Hemdes am Halsausschnitt und an
sHellniss, Helligkeit. Ein Blitz, der an den Händen in sich, als Hals- oder
H. alle anderen übertraf, 373. 5. 117.^ Hcindequerl. vgl. Querl. Querl ist Bund
Hellsehen, das, magnetisches, ist über- oder Preischen.
all gew. im Sinne von clairvo^Änce. Ver- Hemdestreif. Oft im Sinne von Jabot,
schieden von Hellsichtigkeit', Luciditiit, Busenstreif.
lucider Zustand der Magnetisirten. sHemern, die, Nieswurz, ist offenbar
Helluug, 1) führt Hupel in 444 in der ein slavisches Wort, russ. iSASpnM und
Bed. von Neige auf. I n einer livliin- ^ASMimiui,; der Koller des Pferdes
dischen Urkunde u. 1423: limine <Il.>r Iiel' (Tollsein) heißt russ. i6«6i?i>^
linxe cles b<-r?e8 (389. V. Sp. 925): Ab- Hemmat. Obgleich das Wort ganz
schüssigkeit, Steilheit. — 2) das Hellwer- veraltet ist, so begegnet es doch noch in
den. Hand in Hand mit der Helluug des einem Regulativ v^ 1857: Pastor soll
Harns, 372. II. 212. auch künftig 3 Pfund Flachs und ein
Oellmergen. Kamillen oder Hellmergen, Huhn von der Hemmat erhalten. Das
229. 241. Unter den verschiedenen Wort- schwed. Iiommlln bez. Gut, Hof.
qestalten dZs Wortes Kamille im Grimm- Hemme, die, Einrichtung, die etwas
schen Wtb. fehlend. abbält. Die Sandhemmen zerfallen in
Hemnt, s. Hemmat. Schwedisch. Füllt Umfangs- und Durchfangshemmen, 174.
zusammen mit lett. xolimatL, Gesindes- 1861. X? 18.
stelle, Bauerstelle, und mit nhd. Heimat. hemmen. Dessen Besoldung dafür beim
Hemd. I n der Vz. früher und jetzt Herrn Kämmerherrn gehemmet, 349. XXVII.
nicht selten Hemder, was Hupel als 1. I . 1596.8.
Sprachfehler rügt; die Vz. Hemder ist Hemmung. I n Churland wird nie-
mundartlich in Oberdeutschland. Hupel mals ein Beschlag oder H. auf Roggen
führt als Vz. Hemden an; in Livland verspürt, l74. 1845. 4; die oftmalige
ist jetzt meist das schriftgcmäfte Hemde Veleguug oder H. des Roggens, ebda.
in Gebrauch. — Viele sprechen Ober- Nach einem Schriftstück aus dem 1.1681.
hemd f. Hemd,, und halten ersteres für Wenn man mit Veleguug und H. des
gcwälter. Herren-Oberhemde. Roggens künftig verfahren sollte, 349.
Es auf dem Hemde haben, sprechen IV. 10. I . 1681.
Frauen, st. das Monatliche liabeu. Ganz Hempf. Hempff, früher oft st. Hanf.
wie die Russinnen (ua i>)',1uml:'I>) und I n der Vz. Hemvsse st. Hanfe, in d. Bed.
Jüdinnen. — Einer auf dem Hemde v. Hanf.
knien, sie ficken. Hendeln, st. handeln, verhandeln. Als
Russisches Hemd, als Kleidungsstück. lang — mag die Sache gehendelt wer-
Das in Deutschland übliche „Hemd" der den, 193. II. 331, solange — verhan-
Bauern, Fuhrleute und Ardeiter in den, delt. Und öfters.
Sinne von Kittel fugt. Grimms Wtb. Henf, Heuff, Henpff, st. Hanf. Mit
Sp. 980. 1) war hier bis vor Kurzem Wand aus Henpff und Flachs sich klei-
unbekannt; wir hatten dieselbe Sitte den, 194. Nyenst. 12; Henff, Paßhenff,
Heufbinder — herausfahren. 511
328. 120; Instruction für die Henpf- und würden noch abkommen, 349. XVII.
und Flachswracker v. 178«. 316. vgl. abkommen.
Henfbinder. Der Oldermann der Herablunft. Nach der Herab- und An-
Kenpfbinder, 316. 13. f. Hanfbinder. kunft der Strusen, 94.
Hengel, der, Mannesglied. Das lat. herablassen, Flösser, Strusen, herunter-
pouLilo. s. Hängetheilc. lassen. Demnach die Zeit verhanden ist,
Hengsten, eine, ficken. daß das Brennholz in Flösser gebunden
Henkelthaler. Ein liul. Paternoster, und mit dem Düne-Strohm herabge-
d. h. eine Reihe uon mehr als 100 alten lassen werden muß, 9. — Eine Daube
Hentelthalern, 367. 164. lässt sich herab, stiegt oder schießt abwärts.
Henlerchen, armes, nach Bergmann, herabsetzen, heruntersetzen, herabsprin-
armes, unglückliches Mädchen. Hupel gen. Gew.
sagt: das arme Henlerchen drückt Mit- heraubulleru, mit dumpfem Gepolter
leid aus, heißt aber nicht immer, wie herankommen. Ein Wagen bullert heran,
Bergmann meint, ein armes unglückliches kommt heraugebullert.
Mädchen, vgl. Grimms Wtb. Ep. 993. 4. heranmedeln, niedlich, zierlich heran-
Henne. Das Ei will klüger sein als nahen.
die Henne, i n Grimms Wtb. unter Ei heranschiebeu, herankommen.
Sp. 76: das Huhn will tlüger sein, als herantrollen, herankommen, angetrollt
die Henne. kommen.
her, fehlt oft in der älteren Sprache, heraufer, unedel, doch oft f. herauf.
ebenso wie jetzt, vor: ab, an, auf, ein Nie in Mitteldeutschland.
u. a. Aufkommen st. heraufkommen, ab- heraufrappeln sich, sich in die bähe
bringen, st. herabbringen u. s. w. Schou arbeiten. Er war heruntergekommen sin
im nd. gewönlrch. vgl. aus 1) und ein 1). seinen Verhältnissen^, hat sich aber wie-
— Die Verbindungen: herab, heran, der heraufgerappelt.
herauf, heraus, herein u. s. w. werden heraufschwullen, heraufwürgen. Lietzau's
stets gesprochen: herrab, Herrn», herrauf spezielle Krantheiislehre I I . 420. und
sherr—rab, Herr—ran, Herr—rauf) u. s. w. 372. I I . 7« und 372. I I . 78.
vgl. hin. herausschieben, hinaufgehen.
herab, ebenso wie heran, herauf u.s.w. herauftritzen, heraufwinden, Herauf-
in der gewönl. Sprechweise allein üblich ziehen.
sowol für herab als für hinab u. s. w., heraufwürgen, den Mageninhalt, in
nur die gewillte Sprache kennt hinab, die Speiseröhre oder den Mund, herauf-
hinein, hinauf. schwullen.
herab, Von oberhalb, von der oberen Heraufwürgung, de5 Mageninhalts.
Dünagegend nach Riga. vgl. herabbrin- Heraufwürgungs- oder Numnmtionsge-
gen, Herabbringer u. a. fühl, 372. I I . 81. I n derf. Bed. Schwult-
herabbringen. Die in den Strusen gefühl.
herabgebrachten Saaten, 94; mit Schüt- Heransarbeiten. Die Neid-Afche ans
ten herabgebrachte Wallren, 10ö, d. h. der Tonne mit einer Stange heraus-
abwärts nach Riga. arbeiten lassen durch die Nschligger, 109.
.,, Herabbringer, .Kaufmann, dessen Waren heransbaftelu, mühsam herauoarbeiten.
uon oberhalb nach Riga kommen. Die herausbekommen, eine Rechenaufgabe,
Säuberung des herabgebrachten Schlag- ein Rätsel, lösen. — Statt: Geld heraus-
sllllmens auf Kosten der Herabbringer, bekommen, sprechen wir: ausbekommen.
172. 1773. 321. Öfters. herausbesitzen, einen, aus seinen»
Herabbrinnnng, nun oberwiirts nach Besitze setzen, depossediren.
Riga. Würde einer droben einem andern Heransbilder, Ausgestalter.
Kaufmann zu H. der Waaren Geld vor- herausbummeru, 1) zl., mit Geräusch
strecken, 349. IV. 13; Fällung und H. herausfallen. Eine Scheibe bummerte
des Holzes, 193. I I . 1090.
heraus. — 2) zh. mit Geräusch heraus-
Herabftößung. Bei H. der Eichen-
schlagen.
hölzer, 134.
herabhaften, hastig abwärts gehen. herauseignen, einen, aus seinem Besitz
herablo«incn, herunterkommen, den setzen, 19i!.' XN. 366. Was anseignen,
Fluss abwärts. .Nenn die Strusen herab- ebda. 3- 3.
kommcn, 94; den Tünastrom cherablom- herausfahren, aus der Besetzung. Ein
mende Strusen, 185. 3_'6^ ivären diesen 'Schuldner/ auf dessen Person Beschlag
Winter viele Waaren ' hcrabgetommen gelcgt worden war und der sich Willkür-
512 Herausfällen — heraussaugen.
lich entfernte („aus der Besetzung heraus- Gutsbesitzer sagen: hundert Fass Brannt-
fuhr"), 347. I. 1. 256. wein herauslassen, wegschicken.
herausfallen, ausscheiden, niederschla- Heransleben sich, aus aller Sitte, aus
gen. Aus einer Silberlösung das Silber allem Verstände: durch abgeschlossenes
durch Kochsalz. Leben oder Alter Sitte und Verstand
herausfeuern, ausfeuern. Einen Schüler verlieren.
aus der Schule, einen aus der Stube herausluchsen, einem etwas, listig ab-
u. s. w., eine Scheibe aus einem Fenster nehmen.
u. dgl. herausmachen, Erbsen, sprechen einige
Herausgeheu, ausgehen. Die Knillen für aushülsen, bulstern, ausmachen. —
gehen aus dem Zeuge nicht heraus, Eich aus dem Hause, aus dem Nette:
Flecken nicht aus der Diele. das Haus oder Bett verlassen, vgl.
herausgrübbeln, hercmsgrübeln. Was herausrappeln und herausruscheln, her-
Hast du denn da herausgegrübbelt, du auspuscheln.
alter Gribbeliopf? herausmansern,sich,sich gedeihlich ent-
heransgrulen, 1) zl., heraustreten, bei wickeln. Die hässliche Kleine hat sich
Vauchwunden oder Bauchbrüchen. Die ganz hübsch herausgemausert; er war
Eingeweide grnlten heraus. — 2^ zh. arm, hat sich aber herausgemausert. Gew.
auskramen, zum Vorschein bringen. Sie herausmiggern, seltener herausmik-
grulte heraus, was sie tonnte, d. h. putzte kern, allmälig genesen, aus dem miggri-
sich, womit sie konnte. gen Zustand herauskommen.
heraushezen, etwas, einen Dieb u. dgl. Heransmustern. Man hat herausge-
durch Hexen oder auf sonst unmögliche mustert den güldenen Altar, 352. XVI. 2:
Weise entdecken. fortgenommen.
herauslaifern, sich. Man hörte öfters herausnötigen, einen, scherzhaft für:
sprechen: die Eugeuie kaisert sich recht ihn: die Thür weisen, hinauswerfen.
heraus, d. h. zeigt sich mehr und mehr Herauspaulen, sich, aus schweren Ver-
wie eine Kaiserin. hältnissen sich herausarbeiten.
herausläuten, sich, von Streckbal'ten, heranspelern, Asche, herausarbeiten
sich um die Achse etwas drehen und mit etwas Spitzem, aus einem Pfeifen-
dadurch mit den Flächen schief stehen. kopf u. ll.
Solche lierausgckantete Strecken kantet herauspstügen, Kartoffeln, mit dem
man ein oder zurück, d. h. dreht sie in Pfluge herausschaffen.
die richtige Lage zurück. herauspinlern, etwas, mühsam etwas
heraustegeln, I ) zl., herausrollen, kleines herausarbeiten.
herausfallen; 2) zh. hinauswerfen, einen herausplnckschen, etwas, ausplaudern.
zur Thür. herauspuscheln («), einen, sich, aus
heraustlngelu, etwas, in spitzfindiger dem Hause, aus dem Bett, was heraus-
Weise herausbekommen. Heraustlügelung, machen. Auch: sich auspuscheln. Nament-
spitzfindige Deutung. lich im Munde von Frauen.
herausllunlern, öfter: ausklunkern, herausputzen, durch Hunde heraus-
herausfielen, Geld, Sachen, vorzugsweise hetzen. Putzen — Hetzen. Bildlich: Men-
aus Taschen oder Reisesacken. Unedel. schen: aus einem Zimmer hinaustreiben.
herausknallen, ausknallen, herausrappeln, einen, sich, aus etwas
herauskommen. Aus einer Kronslehr- herausbringen, herausmachen, aus der
anstlllt entlassen werden. Als was ist er Wohnung, aus dem Bett.
herausgekommen? — „Als Fiinrich, als
Tituliirrat." vgl. herauslassen. Aus dem Herauseuf, der, eines Schauspielers,
Ei schlüpfen, auskommen. Sind die Küch- gew. für d. in Deutschland übliche Her-
lein schon herausgekommen? uorruf.
herauskriegen, herausbekommen. herausrufen, einen Schauspieler, her-
herauslappern, einem Geld, durch vorrufen. Das Herausrufen, Hervorrufen.
saumseliges Benehmen oder zu Wenigem herausruscheln, («), einen,sich,heraus-
abnehmen. Wenn ein Arzt nachlässig machen, herauspuscheln. Ich ruschle mich
behandelt und häufig verschreibt, so läp- gewönlich nicht so früh heraus, d. h.
pert er seinem Kranken das Geld her- stehe nicht so srüh auf, geh' nicht so
aus (aus der Tasche). früh von Hause. Einen herausruscheln
herauslassen, aus Kronsanstalten, ent- aus seiner Einsamkeit.
lassen. Als Fänrich herausgelassen sein. Heranssaugen, etwas aus den Fingern,
Wol dem rusf. Vuii^crllLb nachgebildet. herausklauben, sich ausdenken.
herausschäumen — Herberge. 513
herausfchiiumen. Man kocht bis das herausziehen, zl. Man wässert den
Eiweiß oder das Schmutzige ganz heraus- Schweinstopf, damit alles Vlut heraus»
geschäumt ist, 155. 2. 401 und gew. zieht, 155. 2. 155.
Beim Kochen tritt das Schmutzige an herbei, st. nebenbei. Wenn die Koddern
die Oberfläche als Schaum, der abge- herbei bummeln, Elender.
schöpft wird. herbeihasten, eilig herzukommen.
herausschlagen. Wenn nach Kälte mil- Herberge. Ausgesprochen: Herr—berrge.
des Wetter eintritt, bereifen die Mauern. 1) Ehemals Wohnung, u. zwar:
Man sagt dann: die Kälte schlägt her- ») des Bischofs, der Ordensgebietiger
aus. Wenn man aus der Kälte in die u. A. öfters in 369a. Jeder ging in
Wärme kommt, fängt das Gesicht an zu feine Herberge, ebda.; sind wir (der
glühen. Man sagt dann ebenfalls: die Bischof) in unferer Herberge in Her»
Kälte schlägt heraus. mann Schreibers Haufe nicht sicher ge-
I n 194. Nyenst. 20 steht: weiln durch wesen, 348. VIII. 3; damit ist mein gn.
die Heude und Wildnis; der Weg heraus- Herr nach seiner H. abgeschieden, 351.
schlägt ben der Gerßburg, d. h. dort XVIII. 7; im Hause, da der Bischof da-
mündet. mals zur H. lag, 194. Nyenst. 90; nach-
Herausspuden, sich, sich eilig aus der dem der Hochmeister mit seinen Ritter-
Stadt hinausbegeben in die Vorstadt. brüdern in seine H. kam, 194. Vrandis
heraustreiben, eine Krankheit. Skro- 131.
feln durch Honiggenuss: folche, welche, b) der Stadt Riga, Wohnraum für
wie man vermeint, in einem inneren Fremde. Der Stadt Iierdei-ane in üer
Theile schlummern, auf die Haut oder mlU'8cIlaNcs8 Straten, im Denlelbok unter
in die oberflächlichen Drüsen versetzen. 1471, vgl. 196. XI. 1. 179.
W. v. Gutzeit, med. Ztg. Nussl. 1851.244. c) überhaupt. Sie <die Fremden) sol-
heraustüffeln, etwas, herausklauben, len bei Bürgern znr H. liegen, 349. XX,
herausarbeiten. Bei dem Geschäft ist 1. 62. 1.1592. — Und noch jetzt. Daher:
wenig herauszutüffeln. vgl. difteln. Herberge geben einem, Hupel in 444.
herauswärts. Eine ziemlich hoheTumba I . 1818, einen beherbergen.
ist aus schlechten Steinen herauswärts Gegenwärtig: 2^ der Zünfte. Soge-
gemauert, 352. XXIX. 5, d. h. außen an nannte Willlommenschilder von Silber,
der Kirchenmauer. wie solche die Gesellen beim Meister-
Herausweg. Auf dem Hercmsweg, d. h. werden der Herberge zu verehren pflegen,
auf dem Wege hinaus, auf dem Wege 172. 18l4. 40. — Jede Zunft hat das
von der Stadt hinaus in die Vorstadt. Recht, ein besonderes Haus oder Lokal
herauswerten, aus einen: Geschäft, (Amtsstube, .Herberge) zur Abhaltung
einem Besitztum, Gewinn herausziehen, ihrer Versammlungen n. s. w. zu haben,
s. auswerten. 234.8. Daher: Fuhrmanns-Ligger-Messer»
herauswettern, etwas, einen, mit Ge- Herberge, Gesellenherberge u. a. vgl.
walt herausschlagen, herausstoßen u. dgl. Grimms Wtb. 7^ und Herbergsvater.
herauswirtschaften, durch gutes Wirt- 3^ Nebenhaus, und zwar a) ein Hilfs-
schaften gewinnen, Lange Landwirt ge- oder Nebengebäude auf einem Gutshofe
wesen sein und doch nichts herausge- für den Amtmann oder für das Hofs-
wirtschaftet haben. gesinde, Hupel. Herberge heißt in Kur-
herauswittern, etwas, z. B. eine ver- land, bemerkt 319. 130, das zweite
steckte Verräterei. Wohngebäude in den Höfen. Man findet
herauswuchten, sich, sich herausgeben. wol auch mehr als eine Herberge, die
große, die kleine u. s. w. genannt. Ihre
Der Zaun hat sich herausgcwuchtet, nach
Bestimmung ist für Lehrer, Schule,
der einen Seite hin gelehnt, schief ge- Wirtschllftsbecnnte, auch zu Schlafquar-
stellt. tieren für Gäste. Vaumgärtel (445. 16)
herauswutschen(«)oderhinauswutschen, erklärt: ein auf jedem (Guts)Hofe befind-
zl., schnell und plötzlich hinaus sein. liches Nebengebäude, in welchem der
Der Hund wutschte hinaus, war wutfch Amtmann, die Hofmutter, Gutshand-
hinaus (gelaufen). werker und überhaupt diejenigen Hofs-
heraußer, ebenso wie hernacher, Her- leute wohnen, die weder in die Knechts-
einer u. a. in unedler Sprechweise ge- wohnung, noch in das herrschaftliche
wönlich. Ein viel älterer Beleg als in Haus gehören, b) überhaupt. Herberge
Grimms Wtb. ist in 349. XIV. 1. 43: von vier Zimmern und anderen Gemach-
ihnen hercmsser geben, st. herausgeben. lichleiten, 172. 1785. 453. Hupel be-
33
514 Herbergiren — Hering.
merkt, dass man mit Herberge zuweilen Herd. Eigen Herd und Roocks gehabt
das Wohnhaus auf einem Herrnhofe haben, 241. I n and. Schrägen: eigen
bezeichnet. ( I n diesem Sinne wol jetzt Heerd und Rauch.
ganz ungebräuchlich!); öfter aber ein zur Herde, die. vgl. russ. o^isps^i,, Reihe.
Wohnung für den Amtmann oder für hereinbemühen sich. Bemühen Sie sich
das Hofsgesinde bestimmtes Nebengebäude. nur herein! wird zu einem Kommenden
Herbergire». Nur im Sinne von zh. oder Besuchenden gesagt, st. kommen Sie
Herbergen: Wohnung, Unterkunft geben. gefälligst herein.
Diejenigen, welche sich vom Herbergieren hereinblitzen, schnell eintreten. Ein
nähren, 82; trügen und herbergieren, junger —, der mit entrecliats herein-
193. I I . 588. I m 17. Iahrh. oft; jetzt, blitzte, Petersen in 321. 16. Oft.
ebenso wie Herbergen, ungebräuchlich; hereindonnern, mit Lärm hereinstürzen.
nur beherbergen ist gew. herein«, oft, doch unedel für herein.
Herbergshnns, Haus zur Unter- Auch in 319. 335 angegeben.
bringung. Dem Herrn Wendischen Bischof hereinhauen, zl., hereinstürzen. Wer
ein H. i n Riga einräumen, T. Frölich kommt da hereingehauen? d. h. wer
in 335. I . 1613. kommt da zu uns so eilig.
Herbergsvater. Ein sog. H., gewählt Hereinkunft, Einkunft vom Lande zur
von der Gefellenschaft zur Aufrechterhal- Stadt. Bei meiner H.
tung der Ordnung und Ruhe in der hereinwärts. Wer eine Versammlung
Herberge, 233. 34; der H. der Schmiede- machte von binnen hinaus oder von
gesellschaft. 172. 1799. 94; derH. für außen hereinwärts, 349. IV. 1, d. h. aus
dienstlose Dienstboten, 172. 1785. 140. und in die Gildestube.
vgl. Grimms Wtb. Früher wol: Krug- Hereinwinler wurden einige Zeit hin-
vater. durch die großen wippenden Schäferhüte
Hcrbsthan. Wie ein junger H. sein, der Damen genannt.
d. h. hitzig, böse. Herstufs, Arm, der in einen Fluss fällt,
Herbstlüchel. Kerbst- oder Spiittüchel, St. I.
St. I. vgl. Helbstkilchelein 2) in Grimms herfürlangen, reichen. Der Kirchen-
Wtb. pfleger oder Küster soll Oblaten und
Herbstling, Herbstlüchel von Kattunen. Wein herfürlangen, 193. I I . 2. 1778.
Wenn die Herbstlinge ausgebrütet sind, hcrheren, etwas, herbeizaubern. Ich
328. 184; die Herbsilinge gedeihen nicht kann ihn doch nicht herhexen, d. h. zur
sowol wie die Vorjahrsteuchel, ebda. Stelle zaubern.
Schon in 328 vom I . 1649, zb. S . 214. Hering. Früher oft der Hering st. die
— Nicht also blos von Vieh, wie in .Heringe. Die Wächter ließen den Hering
Grimms Wtb. ohngezirlelt von der Caje wegführen,
Herbstmonat, September. Am 3Usten 365. I . 1666, d. h. die Tonnen Heringe.
Herbstmonats geschah die gewöhnliche I n einem rig. Memorial v. 1800 wer-
Wortwechselung, 180. III. 3. 376. I n den Salz und Hiiringe als der Grund-
den rig. Kalendern befindet sich bis 1847 stoff des rigischen Handels bezeichnet,
Herbstmonat neben September angeführt, 364. 112.
seit 1848 weggelassen. Die Handelsordlnmg v. 1765 (149)
Herbstpflug, der, das Pflügen im setzt fest, dass die Häringe nach ihren
Herbste. Das muss bei einem Herbst- 3 Gattungen (Krön, Wrack und Wrack-
pfluge geschehen; das Berollen der Erde wrack) in gesonderte, mit den amtlichen
nach dem Herbstpfluge, 169.1. 436; beim Wrackzeichen gestempelte Tonnen verpackt
Herbstpfluge, ebda. ^39. und in dieser Verpackung weiter ver-
.Herbstpflügen, das, Pflügen im Herbst. kauft werden sollen. Seit 1816 müssen
Durch das H., 169. I. 437. alle Häringe gleich nach der Entlöschung,
Herbstreif thut den, Buchweizen viel bevor sie noch vertäust sind, abgewrackt
Schaden. werden, 3s!4. 112.
Herbstwllsserstern, eMtriclia autum- Nach dem Negl. f. d. Heringswrake
mili», 434. 3. v. 1855 s281. 28) werden die Heringe
nach Maßgabe ihrer Güte eingetheilt i n :
Herbstweg. Die Herbstwege sind oft 1) Krön; 2) Enkeltwrack; 3) Doppelt-
grundlos, d. h. die Wege im' Herbst. wrack; 4) Dovpcltwracktreuz und 5) ver-
Herbstzeit. Zu Frühling- lind Herbst- dorbene, vgl. 364. 115.
zeiten, rig. Schriflst. v. 1723, st. im Von Heringen unterscheidet man
Herbste. buchene und förene Ware, d. h. in buchenen
Heringbrake — Herr. 515
und förenen Tonnen. Letztere bedingen Pfännchen gebacken. I n 155. 2. 206:
billiger. Hiiringe in der Form gebacken.
NorderlMnge, 281. 39, d. h. schwe» Heringsschiff. Vier- und Häringsschiffe,
dische, norwegische und dänische, vgl. 179. I I . 125.
364. 112. Heringsstraße, in Riga, ehemals die
I n Perncm bezeichnet auf Heringe- Benennung der fetzigen Herrenstraße, in
tonnen der latein. Buchstabe H, Nhlebur- derselben Weise entstell^ wie aus der
ger, N holländische, X nordische, 8 schwe- ehemaligen Bezeichnung Schweinestraße
dische, ? und das Zeichen einer Krone die fetzige: Schwimmstraße. Tönnis Frö»
Krön, ^V? und ein Kreuz die Wracken lich sich muthwillig wider das Gericht
und ^ V mit beigefügtem I' die Wracks- geleget und in der Heringstraßen eine
wracken, 172. 1778. 218; die Tonnen Nottere: aeqen die Gerichtsdiener ge-
holländischer Hiiringe sollen mit dem sammlet, 349. XXVII. 1.
Buchstaben II bebrannt werden, ebda. Heringstonne. Daß die Häringstonnen
doller oder toller Häring, Sonderling; groß genug fem sollen nach dem Rostocker
sauberer H., sauberer Vogel oder Zeisig; Bande, 349. XX. 1.
wahnsinniger H., was toller H., Vrtram Heringswrale. die, 1) Räumlichkeit
in 175. 1«ö5. 247. und Ort, wo das Wralen der Häringe
Fauler Häring. Mufften sich nach Wen- statfmdet. Auf Klüwersholm unweit der
den kehren, daselbst den faulen Hennck Hciringswrake, 172. 1768. 62. — 2) das
fchlucken, Taube's Spottgedicht in 192. I I . Wraken. Heringswracke, 335. 263; Regle-
Wie die Heringe eingepackt fein, sehr ment für die H., 281; die Wrak- Znhlen-
eng neben einander. Gewönlicher ist: und Hackeifen für die H., in Betmmtm.
wie Strömlinge, vgl. Grimms Wtb. v. 1870. — vgl. Heringbrake und die
Sp. 110''. 4. Hcmdelsord. s149).
Heringbrake, die, gew. Heringswraie. Heringswraler. Instruction für die
Eine Ascb-Vrake und Häring-Brate wird Hering-, Dorsch- u. Kabeljau-Wracker, 106.
schon 1619—21 erwänt m 349. XXI. 3. Heringswraler'Adjnnct. Instruction
Heringsbnde, Ealz-Härings-und andere für denselben in 128. Die Heringswraker
Buden, in 174. 1816. 223 aus d. I . ?. und 8., 174.1868. 81, aus dem 1.166N.
1632; Salz- und Häringsbuden, 172. Heringswralschennen war der rig. Rat
1781. 242. verpflichtet, auf eigene Kosten zu erbauen,
Heringshändler. Salz- und Hä'rings- nach 149. 75. vgl. 364. 112.
Händler. Die H. waren früher gew. auch herlassen, herkommen lassen. Laß den
Salzhändler. Hund lier, 172. 1777. 57. Zu Grimms
Heringslaje, die, Kaje, Uferplatz, auf Wtb.
der die Heringe ausgeladen, gewrackt hernacher, st. Hernachher, hernach. Wenn
u. f. w. werden. Rauferei auf der nun hernacher die Zeit kommt, 349.
Heringskaje, 174. 1868. 81. aus dem XIV. 1 ; daß er mit einer Magd, die er
I . 1666. Die jetzige H. war 1823 durch hernacher genommen, das Frauen Spiel
Ankauf des lMuyschelschen Hauses auf zn früh angefangen, 3 4 9 . X X I . L I . 1633 34
ihre fetzige Stelle gekommen; ihre Er- hernacher, 246; hernacher, 192.11. 9. 217;
weiterung erfolgte 1856, nachdem 1853 hernacher, 329. 36. — Noch jetzt oft, doch
das Nlldeckn'fche Haus angekauft war. unedel.
vgl. 364. N 3 und 115. hernachig, später erfolgend. Bei seinem
Heringsligger. Asch- und Herings- hernachigen Unwohlsein. Oft.
liggcr, 103; sogenannte H., 1s>6; Träger, Heroldie, die, in Petersburg, tridunn,!
Asch- und Heringollgger, Flachsstopfer Iierlllüiqnt', rufst repoI^iÄ.
u. s. w. sind alle in ein Amt, das der herpantschen, Da bin ich nun herge-
Ligger, vereinigt, 103. pantscht und finde Niemand zu Hause,
d. h. durch Kot und Nässe hergekommen,
Heringsmaß. Vom Heringsmaß han- vgl. 163 unter panschen.
delt die rig. Hcmdel»ord. u. 1765 in Herr. Tielemann in 349. VI. 1 sagt:
<^ 25: die Härings V4- und ' 8-Tonnen wenn in alten Handschriften, wo von
sollen zu 24' und 12 Ctöfen angefertigt Bürgern die Rede ist, bei Namen der
werden. Beifatz Herr ist, so sind es Mitglieder
HerinasPfiinnchen, Art Imblss oder des Naths, da dieser Titel nur den Mit-
Vorlost, aus fein gehackten Heringen, gliedern des Naths enheilt wurde. Wann
ssieibbrot, Zwiebeln, saurem Schmand nach dem Willen Gottes ein Herr stirbet,
und Butter; gewönlich in einem flachen 349. V. I . 1616; daß wir (der Rat.» bei
516 Herreuarbeit — Herrlichkeit.
der Wahl des Diedrich Zimmermann Herrenstand. Haben den H. v. Tiesen-
zum Herrn des Ratlis dasjenige beob- hausen und die anderen erzstiftischen
achtet haben, 349. VIII. 2, d. h. zum Nathe ihres vorigen Herrenstnndes und
Ratsherrn; die Herren von Nige, 174. Nathstuhles entsetzt, 350. IV.
1834. 81 aus d. I . 1456. vgl. Grimms Herrentafel. Vrod, welches man auf
M b . 3 c. die Herrentafel bedarf, 328. 189, d. h.
Der Herr von Ösel, von Kurland, oft Speisetisch der Gutsbesitzer; von übel ge-
statt Bischof in 369a. vgl. Grimms könen Maltz soll man nicht Bier auf die
Wtb. 3 c. Ebenso; der Herr von Riga, Herren-Tafel brauen, ebda. 191.
ehemals: der Erzbischof. Unses Heren Herrentag. 1) Feiertag, Sonntag. Alle
van Nige sinen schriueren. I n einer rig. Herren-Tage (Sonntage), 193. I I . 1635.
Urk. v. 1468. — 2) Versammlung der adeligen Ober-
Ein selbst Herr. Diese Zetteln sollen häupter. Land- und Herrentage halten,
sie mechtigen vor dem Richter, und ein 195. Henning Ehr. 257; Land- und
selbst Herr darf sich nicht mächtigen Herrentage, ebda. 215; einen H. halten,
lassen, 194. R. N. d. F. E. 169. — I n 180. I I . 2. 285.
and. Ved. wol die Sulfheren des alten Die Stände versammelten sich oft olme
Riga: Meister, selbständiger Handwerker. Zuthun der Oberhäupter 5der Herren),
ugl^ 347. I. 2. 161. zb. 1482 in Waimel, wo sie ihre Be-
Herrenarbeit, Cchusterarbeit für Herren, schwerden gegen die Häupter entwarfen,
vgl. Herrenarbeiter. 350. XI. 2. 210.
Herrenarbeiter. Tüchtige Schuhmacher- Herrenthaler. Ein Herrn oder fchwed.
gesellen (tzerrenarbeiten finden Beschäf- Thaler, 350. XV. I . 1622.
fchliftigung. Neuerdings oft in Bekannt- Herrenvieh. Ob auch Herrn-Vieh vom
machungen. Ampi sGut) verlaufet und vertauschet
Hcrrenbrot hat Bergmann unter ge- (worden), 329. 97: dem Gutsherrn ge-
beutelt Brot. Demnach wol gebeutel- höriges.
tes Roggenbrot. I n Grimms Wtb.: Wei- Herrenwittwe, Wittwe eines Rats-
zenbrot. gliedes, genauer: eines Bürgermeisters,
Herrenfnre, die, Ware eines Guts- Ratsherrn oder Sekretärs, 180. M . 1. 74.
herrn. Ein Nlluerwllgen mit Herren Fuhre Die Bürgerschaft fiel den Herrenwittwen
beladen. 350. XVIII.' 2 I . 1660. fehr schwer; sie kamen bei dem Nathe
Herrengulden. Der Ausdruck Herrn- ein und baten, 180. III. 2. 266; die
gülden bei Hicirn s194. 214, steht wohl Herrenwittwen waren immer von Schoß
für Horngulden; denn Hiärus Quelle, und Einquartierung frei gewesen, 180.
Rüsfow, hat den Ausdruck Hörnen Gul- III. 2. 76l. I . 1697; keine H. sollte von
den. Nach v. Nichter in 317. I. 2. 431. Einquartierung frei fein, 180. III. 2.356.
Anm. 52. v. Köhne (vgl. ebda.) versteht Herrgewede, oft st. Heergewede. Herr,
darunter einen ordensmeisterlichen Gulden. gewede soll man nach 30 Tagen aus-
Herrenhof, Gutshof, Hof eines Ritter- richten. Wer Herrgewede, Gerade — wei-
gutsbesitzers. Ein Wort, das nach Grimms gert auszugeben, 194. N. N. d. F. E. 218.
Wtb. jetzt im Gegensatz zu Vauerhof Herrgott. Dem lieben H. den Tag
gebraucht, aber schon von Hupel benutzt fielen, den ganzen Tag faulenzen.
wird. Herrje oder Herr Je. Der Ehemann
macht ein Gesicht wie Ach-Herr-Ie, Peter-
Herrenlachß. Fischer- und Herrenlächfe, sen in 321. 75, d. h. ein ganz erbärm-
174. 186«. «>2 12 aus dem I . 1666: liches. — Das kommt vom vielen Ach-
Lachse für die Ratsglieder; aber auch der herrje, d. h. Ausschweifung in der Liebe.
Alterleute und der Geistlichen. Das — Für Achherrje in Berlin uud Dres-
brem. Wtb. hat ller«.n 1.3,53».' als Luchse den auch: Nchlierrjechen. — Herrje, ein
der Geistlichen soder Domherren). gewönllcher Ausruf der Verwunderung.
Herrcnlllnd. Die Eingeborenen mufften Herrje, ist das ein schlechtes Wetter! —
den deutscheu Eroberern den Tbeil des Herrje! Wie konntest dn dir das denken?
Landes, welchen sie zu ihrer Anpflan- Oft verstärkt durch uorhergeheudes i.
zung bedurften, als H. überlassen. I n I Herrje, warum thnst du denn das
jenen Herrenläudereieu ist der Ursprung auch?
der jetzt sog. Hofsläudereieu zn suchen. Herrlichfeit. Als Titel, zu Grimms
I n einer Handschrift d. I . 1800, cmgef. Wtb. 4». Der Woiwod läs;t Ew. Herr-
in 350. XV. lichteitcn anzeigen, 345. 22, der Obrig-
Herrenliinderei, s. Herrenland. keit der Stadt Riga; dcrowegen wollte
Herrmanu — herumabenteuern. 517
Ew, Herrlichkeit, ebda. 34. Ein fürstlich Herrschaft, bemerkt Huuel, halten Einige
churländ. Nath lind Burggraf zur Nerf- ganz irrig blos für eine Bezeichnung des
ten Erbgefessen bekam den Titel: seine Adels; auch der Profcfsionist ist für
gestrenge Herrlichkeit, 349. VII. 2.1.1591; feine Dienstboten eine Herrschaft.
ebenso wird der Etallherr Nigemann I n der Bedeutung von: regirender
sein Natsherr Rigas»seine gestrenge Herr- Herzog wol nur in Kettlerischen Erlassen
lichkeit betitelt, 349. XXII. 2. Ten Titel begegnend, vgl. Grimms Wtb. Cp.1153.4.
Herrlichkeit führten auch die anderen Als haben wir Herrschaft und Landschaft,
rig. Ratsherrn, so z. V. der Infvector 192. II. 183. Goldingenscher Nee. v. 1568;
von Iürgenshof im I . 1647, der ü ber- trüge sich zu, daß wir Herrschaft mit
und Unteruogt, 349. XVI!!; ein tonigl. einem unferer Untersaasien, ebda. 1 8 ' ;
Sekretär: feine wohlcdle Herrlichkeit, dasselbige, wie es von unserer Herrschaft
I . 1663, vgl. 174. 1823. 106. bedacht, ebda. 184; weil wir die Herr-
Als Gerechtsame, zu Grimms Wtb. 5>. schaft noch am Leben ssind» ebda.; auf
Die Stadt behalten bei ihren Privi- dem sdeni Fall die Herrschaft Todes
legien, Herrlichkeiten, Freiheiten, Rechten halber abginge, ebda.; für uns, unfere
und Gerechtigkeiten u. f. w., 349. XV. 4. Erben, und nachkommende Herrschaft,
I . 1560. Hieher gehört wol auch die ebda. 187. vgl. Erbherrschaft. — Herr-
Herrlichkeit des Malgrafen. Am 1. Mai fchaft bezog sich auch auf diejenigen rig.
ward im Arthurshof der Maigraf ge- Natsherren, welche Apothekenherrn, Mun-
wählt und feine Herrlichkeit währet bis sterherren, Fährherren u. f. w. waren, vgl.
Mittwoch nach Pfingsten, ! 74. 1815. 293. Apothekcnherrschaft u. f. w.
Als Gebiet, Grund und Boden, zu herrschaftlich. Was den „herrschaftlichen"
Grimms Wtb. 6». Lubben und Baß sVast» Winter anbetrifft, so haben wir solchen
reißen auf und in eines andern Herr- am 28. November leider abermals be-
lichkeiten, 192. II. 8. i97; Fischereien in kommen, rig. Ztg. 1866. 285, aus Kur-
eines anderen Herrlichkeiten, ebda. 198 land. Streng?
u. oft; in ihrer f. Gn. Herrlichkeit den Herrschaftlichkeit. Die Apothekenherr-
Aufenthalt erlauben, 174. 1813. 100 schaft des rig. Raths war zur Zeit des
vom I . 1705. Zusammenschlusfes aller möglichen Herr-
Oft braucht man Herrlichleit im Sinne schllftlicktciten in der Eompeten; des
von: Sache von Bedeutung, etwas Grußes. Rathes, 174. 1875. 393.
Das ist gerade keine große Herrlichkeit, hcrrschaftlos. Herrschaftslose Dienst-
d. h. nichts von Bedeutung; über diesen boten, 172. 1781. 212.
Graben springen, ist keine Herrlichkeit, yerspuden. Wenn man sich verschluckt,
d. h. ist nichts Außerordentliches, nicht äußert man scherzend: es spudet sich Je-
schwer. I n 370. II. 3. 163 steht: „Also mand her.
weiter nichts? Also das wäre die ganze herüberführen, gewönlicher überführen,
Herrlichkeit gewesen? Das lolmtc auch einen, betriegen, übervorteilen. I m rich-
der Mühe!" tigen Gefühle, daß er doch wanrschein-
sHerrmann, langer, ein noch jetzt vor- lich „herübergeführt" wird, bietet der
handener Thurm der ehemaligen Festung Käufer dem „Pindeljuden" die Hälfte
Reval. I n den langen Ermann stecken, des verlangten Preises, rig. Ztg. 1872.13.
180. III. 3. 22. vgl. KM'bue'o Kinder herüberfein. Sie oemichten sich her-
meiner jüngsten Laune I. 54.^ überzukommen, wie imgleichen die unfern
gerne zu ihnen herübergcwesen wären,
Herrmeister. Ter Landmeister in Liv-
194. Nrandis 99.
land, gewönlich nur Meister sin der An-
herüberstricken, oder: überstricken, beim
rede wol Herr Meister, nie aber Heer-
Stricken von Strümpfen. Zwei Mal ab-
meister) genannt, 367. 180.
nehmen und herüberstricken; ist über-
Die Betonung ist ausnahmslos Herr-
gestrickt?
meister, nie Herr Meister; ebenso hcrr-
herüberwagen, s. hinüberwägen.
meisterisch, herrmeisterlick, Hernneister-
herum, oft st. des in der gewönlicheu
schaft. Sprache wenig üblichen umher. So in
herrmeistcrisch. Die Hemnelsterischen herumgehen, herumlaufen, bermnschlen-
Abgesandten, 215. 251. dern u. a. Hupel bemerkt: man geht um
verrmcisterschaft. Danlete ab von der das Haus herum, aber ein Läufling
Heermeisterschaft und nahm fein Gemach schleicht umher.
in Teutschland, 294. Nyenstädt 28. herum abenteuern. Die Adeligen, welche
herrsch, oft st. herrisch. nach Auflösung des liol. Ordensstaates
518 Herumbasen — herumschenken.
l) erumnbenteuerten, Sonntag in 174.1825. jagen auf den Balken des Vollwerks ihren
253/4. Mnthwillen.
Herumbasen, herumschwärmeG, herum- herumjuckern, was herumjackern. Zuerst
juckern, herumrennen, herumlaufen, er- bei Lange. Bergmann stellt als gleich»
klärt Bergmann; umherschwärmen, ge- bedeutend zusammen: umherschwärmen,
schäftslos umhergehen, Hupel; Herum- umherlaufen, Herumbasen, herumjuckern,
basen, Nachbarn besuchen, schmarotzen, herumrennen.
St. I. herumlllnten, etwas, so um die Achse
hernmbelommen, einen, 1) dazu ge- drehen, z. B. ein Fortepicmo, dass eine
langen, ihn niederzuwerfen, .hast du ihn andere Kante sFlnche) in die Höhe kommt.
sden Knaben) herumbekommen? — 2) zu hernmlrebsen, zl., hierhin und dahin
etwas bestimmen, andern Sinnes machen. sich langsam begeben und sich aufhalten.
Ter Ohm wollte nicht Geld geben, N. hat Von einem Landgute zun: andern herum-
ihn aber doch herumbekommen. — Gew. krebfcn.
wie: herumlriegeu. herumkriegen, herumbekommen.
Herumbistern, ( " ), heiumstreifen I n herumlröpcln sich, sich in feinen Lebens-
der ganzen Stadt herumbüstern, um N. verhältnissen quälen, sich herumschlagen.
zu finden. hernmlutschen, ähnlich wie herumjuckern,
herumboßen, böse und grollend um- umherfahren.
herlaufen. VonTienstmägden nnd Frauen. herumlaufen. Die Kleine läuft schon
herumdammeln, dannnlich umherschlen- herum, d. h. geht schon.
dern. herumlegen. Auf der Schüssel waren
herumdiisen. Herumdeesen, die Nacht Kartoffeln hernmgelegt, d. h. der Braten
durchschwärmen, St. I. 171. oder dergl. mit Kartoffeln umlegt.
hcrumfacksen, nmhertäudeln, dummes Herumindern, lüderlich leben. Derwollte
Zeug angeben, vgl. ab- ans- verfacksen. auch alle Lente fromm machen, nachdem
herum fahren. Ob die Amptmann'sche, er wacker herumgelndert, 361. XVI. 2.
wenn sie hernmgesabren, Flachs oder herummcr, st. herum, Herumher. Oft,
sonsten was von den Bauern abgezwacket, doch unedel. Einen hrrnmmerbekommen;
:;29. »8. geben Sie berummer! I n 319 cinch aus
herum fliddern, hier- und dahingehen, Kurland angeführt, vgl. Herumhergecken,
viel von Hause laufen. Namentlich von das von Petersen richtig, aber nicht der
Dienstboten. Hupel erklärt: umherlau- hiesigen Aussprache gemäß geschrieben ist.
fend seine Zeit vertändeln. Wir kennen lein Herumher.
hernmfuscheln, < ^ ^ hin und her fahren herumpcseln. 1) zl., schmutzig einher-
«mitetwas». Mildem Säbel hernmfuscheln; gehen. — 2) eiu Kleidungsstück, durch
es fnschelte da etwas herum, ich sah Hin- nnd Hertmgen schmutzig machen.
nach —, d. h. es raschelte. I m letzten Fall shcrumpinlen, 373. VI. 83: wie lustig
sinnverwandt mit herumpnscheln. vgl. die Kohlmeisen in der bereiften Linde
Grimms Wtb. unter fnfcheln. hernmvintten nnd das Eis abvickten.s
herumgeben, umherreicheu. Es wurden herumpnscheln, s«), in geschäftigem
Äpfel herumgegeben; geben Sie die Ku- Nichtsthun herumschlendern, herumschiif-
chen herum! fern.
herumgehen. 1» um etwas gehen. Gehen hcrnmanllcksalbern. 372. II. 228: Mittel,
Sie herum! — 2« umhergehen. Er geht mit denen man an den Kranken herum-
schon herum, d. h. geht bereits uach sei- guacksalberte.
ner Krantheit; das Kind gebt schon herumanälen, sich mit einein oder
herum. — 3 , bnüniierott werden. Er ging etwas, sich abquälen nnt.
herum; er ist unterdessen berumgegangen. herumreichen, Speisen, nmherreichen.
hernmheraecken, geckenbait einhergehen, herumreißen sich, mit Jemand, sich
^'^tersen in .">2<i. !. !>3. vgl, berummer. zanken, im Streit sein, sich rösfeln. Gew.
herumholnnlern, ;!.. sich nmhertreibcn, herumschäffrrn, allerlei Kleinigkeiten
nichts tliun. s. hol»nteru. verrichten. I n der Uebersetzung von
Tickens I'I.ülcl«»!^ fi. 91 steht: wenn
hernminckern, heruniiogen: viel umher- er mich hernmschäftern oder mit irgend
sabren, umherfabrend sick vergnügen, viel einer Kleinigkeit beschäftigt fand. — Oft.
auf der Achse sein. Schon St, l. Ahnlich: hernmpuscheln nnd hernmiüsfeln.
hrrnmjllgen. Eine ältere Belegstelle als hernmschcnken, nmherreichen. Ten Wein
in Grimms M b . sindet sich in 17^. 1777. muffte» die Bedienten hernmschenken,
477: Viele Knaben treiben mit Hernm- 179. II. 154.
herumschieben — herunterfeuern. 519
herumschieben, spazierengehen, 324. Ort. herunterbelommen, herunterkriegen,
herumschlendern, umherschlendern. 1) etwas, von einem Dach, einem Schrank
herumschlenlern,umherschlendern. Sten- herabschaffen, herablangen sunt Mühe/
der I. 14 erklärt: basen. herabziehen, herabstoßen n. s. w., 2) etwas'
herumsein, 1) umgeworfen, niederge- die Handschuhe nicht suon den Händen)
worfen fein; 2» bankrott sein. Gew.— herunterbelommen, nicht abziehen können;
3» um einen, feine leinst zu gewinnen Stifeln, vom Fuß abbringen, abziehen.
suchen. Er ist um ihn herum, wie die 3) einen, niederwerfen, z. B. im Ringen.
Katze um den heißen Vrei, d. h. sehr Ich tonnte ihn nicht herunterbelommen.
angelegentlich; alle Herren sind um fie I n allen diesen und einigen anderen
herum. Bedeutungen gew., wie z. V. einen Nis-
herumspüren. Das stranle) Vieh spürt sen nicht herunterbelommen, nicht ver-
mit der Nase sSchuauze) herum, 172. schlucken tonnen.
1804. 597. herunterblitzcn, schnell herunterfahren,
herumftalern, mit etwas Spitzem hier fchnell herunterfallen oder fchießen. Ter
und da stoßen. Vogel blitzte herunter.
Herumstehende, Umherstehende. Dar hernnterbrechen, abbrechen. Die Ge-
selb ein großer Umbstandt war, 192. bäude sollen heruntergebrochen werden,
IN. 3, was^E. Pabst erklärt: viele Herum- 193. U. 2. 1639.
stehende, vgl. 195. Nüssow V l . 37b. herunterbrennen. Ein Licht brennt her-
herumstoßen, sich. Sich viel sin der unter, durch einen schlechten oder schie-
Welt) herumgestoßen haben, viel in der fen Docht, ugl. herunterschmelzen.
Welt gewesen sein, sich seines Fort- herunterdämmern, zh. u. zl. wie her-
kommens wegen herumgeschlagen haben. unterknallen, herunterfeuern, herunter-
herumstrenzen, umherlaufen. schlagen.
herumstrolchen, zl., sich umhertreiben. herunterdingen, herunterbietcn.
herumtündeln, herumfacksen. herunterdonnern. 1) zl. herunterfallen
herumtasten. Wir tasteten an uns eine mit Gepolter. 2) zh. einen, mit heftigen
Stunde lang geistig herum und — waren und lauten Worten niederkämpfen, zum
Freunde, G. Merkel. Schweigen bringen.
Herumtreiber, Umhertreiber, hernm- herunteressen. Seinen Ärger smit) hec-
treiberischer Mensch. unteresfen, feine Galle verschlucken, wäh-
herumtreiberisch, sich umhertreibend. rend großen Ärgers essen.
Sie ist eine herumtreiberische Person, herunterfahren, abfahren, sabfliegen).
wird von einem Dienstmädchen gesagt, Das Veil fuhr herunter, ab.
da<5 viel von Hause geht. herunterfallen. Der Verfasser eines
herumtrenteln, umherschlendern. Aufsatzes m 17ö. 1648. .V- ., führt als
herumtüffeln, herumfchäffern, hin- und urovinzielle Redeweise an, dasü man in
herschlendern und allerlei kleine häus- ^lvland auf ebener Erde gehend her-
liche Geschäfte verrichten. unterfalle st. niederfalle. — Dieselbe
Herumziehcr, Mensch, der mit Waren Vemertung macht Hoheifel <322. ^7): er
oder sonst wie umherzieht. ging auf der Straße, stolperie über
herumzigeunern, wie ein Zigeuner um- enie» Stein und fiel herunter. — M i r
herziehen, als Trödler, Pferdehändler nicht begegnet. Doch ugl. herunterwerfeu.
u. dgl. — Das Zäpfchen fällt herunter, wird
herunter, 1) herab, in der gew. Sprache lang durch Anschwellen, vgl. Hut.
allein üblich für herunter und hinunter, herunterfeuern. Ein beliebtes Kraft-
welches letztere nur dem gemalten Spre- wort in folgenden zh. Bed.: 1) einen,
chen angehört. Schon Bergmann <21l)) niederwerfen, niederschlagen; 2> Apfel
führt auf herunter f. hinunter. Auch uom Vaum u. dgl., herunter- oder ab-
viel gewöhnlicher als herab. 2) Zuweilen schlagen; 3) ein Musikstück, rafch und
st. ab. vgl. herunterfliegen, herunter- leicht und mit Kraft abspielen. Wir
brechen, herunterfahren. feuerten Webcr's Aufforderung zum Tanz
herunterarbeiten, sich. 1) seine Kräfte herunter; 4) ein Gläschen Wein, schnell
durch viel Arbeiten erschöpfen; 2) es trinken, werfen; 5) Preise, herunter-
arbeitet sich viel Kalt vom Dach her- knallen, schmeißen, herabsetzen. — Dagegen
unter, löst sich aus irgend einer Ursache ziellos: 1) herunterfallen. Dachpfannen,
los, fällt herab. Äpfel n. dgl. feuern heruuter; — 2) von
heruuterafen, sich, sich herunterarbeiten, Preisen, herabgehen mit Schnelligkeit
sich herunterbringen. oder in großen Sprüngen, s. herunterknallen.
520 herunterfliegen — h e r v o r b n l l e r n .
herunterstiegen, 1) zl., mit Schnellig- Herunterschießung. Weiln durch Her-
keit oder Kraft herunterfallen. Sin Dach- unterschiessung der Salz-Säcke auf; den
zigel flog herunter. — 2) abstiegen. Schiffen großer Schade erwächst, 86,
Das Beil flog herunter, d. h. vom Stiel durch Herunterschießenlassen.
ab. Gew. herunterschimpfen, einen, derb schimpfen.
herunterstoßen, st. herabstößen, ab- Oft hört man: einen on canaM herunter-
flößen. Schon in 210. fchimpfen.
herunterhaben, etwas, einen. Einen herunterschlagen, 1) verschlingen, einen
Apfel herunterhauen. Bis ich den König Bissen, Fleisch, hineinschlagen in den
in Polen von dem Throne herunter Magen. Er schlägt die ganze Schüssel
habe, 180. III. 3. 204. herunter, vgl. ein- und hineinschlagen.
herunterhauen, ein Kraftwort wie her- 2^ vom Nauch. Wenn der aus einem
unterfeuern in den Bed. 1—5. Schornstein heraustreibende Rauch her-
herunterleilen, was herunterknallen. unterschlägt, d. h. sich abwärts senkt
herunterknallen. Ein ähnlich beliebtes oder verbreitet, so soll sich das Wetter
Kraftwort wie herunterfeuern, u. in fast verändern, (Witterungsveriinderung ein-
denselben Ved.: 1) herunterwerfen oder treten); wird der Nauch heruntergeschla-
herunterfallen; 2^ den Preis einer Ware, gen, so ändert sich das Wetter, s. her-
stark herabsetzen, schmeißen. N. knallt unterstoßen.
herunter sden Preis des Zuckers u. dgl.) herunterschlucken, eine Pille, einen
— 3^ die Actien sihr Preis) knallen Bissen; bildlich: einstecken, hinnehmen
herunter, fallen stark im Preise. müssen, nichts erwidern können.
heruntertragen, einen Choral, schlecht herunterschmelzeu. Ein Licht schmilzt
singen, rig. Ztg. 1860. 212; ein Musik- herunter, wenn der Docht schlecht ist
stuck, auf Streichinstrumenten, schlecht oder ein Dieb sich gebildet hat. Ähnlich:
abspielen. herunterbrennen, mit dem Unterschiede,
herunterlriegen. Gew., doch unedel dass bei herunterbrennen man das Licht
f. herunterbekommen. oder den Docht als brennenden Körper,
herunterlassen, Strusen, Flösser, herab- bei herunterschmelzen den Talg im
lassen. Tauben lassen sich herunter, fan- Sinne hat.
gen an niedriger zu fliegen. — Sich von heruntersein, oft im Sinne von: bcm-
einem Zaun, einem Baume herunter- querott fein.
lassen, wo man feiten oder nie: sich heruntersprechen, einen, niedersprechen,
herablassen braucht. das letzte Wort haben. — Von emem,
herunterlaufen. Mafchen eines Strum- der viel schwatzt, sagt man: der spricht
pfes laufen herunter; eine herunterge- den blauen Himmel herunter.
laufene Masche aufnehmen. herunterstoßen, vom Rauch, herunter-
hernntermopsen, einen, ihn uerhönend schlagen, doch innerhalb des Nauchfcmgs
heruntermachen oder stark mitnehmen. oder der Rauchrohren.
heruntermüssen. Derowegen waren sie heruntertrinlell. Er trinkt herunter,
mit Blöcken, Kisten und anderen Sachen was ihm uortommt, d. h. trinkt alles
gebollwercket; aber — alles muffte auf ohne Unterschied.
und herunter, 349. XI. 1, d. h. alles herunterwerfen, im Sinne von um-
muffte sich öffnen uud muffte von der werfen. Er warf ihn (beim Ringen)
Stelle. herunter, zu Boden. — Er warf herunter,
herunterohrfeigen, einen, von der st. um, machte banquerott.
Treppe, ihn mit Ohrfeigen die Treppe herunterziehen. Die Ursache des un-
hinabgeleiten. reinen Intoniren, welches man im I t a -
herunterplllhen. Es kann jeden Augen- lienischen 8toimre, im Französischen <!»>-
blick herunterplatzen, d. h. Regen her- ton«-, im Deutschen auch zuweilen mit
unterstürzen. einem sehr gewöhnlichen Kunstausdruck
herunterplumpsen, in Grimms Wtb. herunterziehen nennt, Leipziger Conuers.
herunterplumpen, herunterfallen. Lex. v. 1815, Art. Intonation.
herunterreißen, ein Musikstück, kräftig Heruat, das, f. Herwart. Kein Scraufa,
und fchnell abspielen. kein Wachtihm, kein laut tönendes Heruat,
herunterschießen. Küusftig sollen keine 332. VI. 13.
Säcke längst denen Brettern herunter- hervorbnllern, Worte, schwerfällig her«
geschossen werden, 86, herunterschießen auspoltern. Und ä. nach den: Sinne des
gelassen, s. Herunterschießung. Zw. bullern.
hervorschachteln — Herzschlagsuppe. 521
hervorschachteln sich, sich herausschach- herzen? Ach des herzet woll, des haftet
teln,sichherausarbeiten, z. B. aus einem woll, 352. XVI. 1.
Nagen. Herzeu(s)bezwinger, s. Herzbezwinger.
hervorthun sich, kundwerden, sich er- Herzsall? Ein Kastenschloß mit 4 stum-
eignen, geschehen. Da essichhervorgethan, pfen fallen mit der Hertzfall uf und zu-
dass die zugewrakten Hciringe in der halten, 252.
Scheune unabgeführt liegen bleiben, 172. herzhaft, kräftig. Eine herzhafte Speise;
1770. 446. das schmeckt herzhaft. Z u Grimm 3)
hervorwischen. Ältere Belege als in und 4).
Grimms Wtb. sind in unseren Geschicht- Herzklopfen, das. I n 372 oft in der
schreibern gewünlich. Wie sie an die Vielzal. An den heftigsten Herzklopfen
Polen ansetzten, wischen die anderen aus leiden, 372. I. 574. Auch in Riga gew.
ihrem Hinterhalt hervor, 194. Hiiirn 11. Herzpol, der und das, Herz, Marl,
— Noch jetzt nicht selten für: heraus- Kröbs, Kerngehäuse. Das Herzpol des
eilen. Roggenkorns, 328. 24. I n Bergmann
Herwart, das. Das helltönende Her- und Hupel: Herzpohl. Krüger (319.333)
wart des Hüfthorns, 332. II. 8. s. Hervat. hat unrichtig: Herzspohl (Herz oder Kröbs
herwärts, zurück? Der Hund ward im Apfel). — Herzpol des Kohls, s. Herz-
herwärts gerufen, 333.71. Sonst: Hieher. pollen. — An Hölzern. Als Kronholz
Herz. Zu der Abstammung vgl. russ. ist in der Wracke nur solches Eichenholz
eepMs. zu erkennen, welches — durchaus ohne
I m Kartenspiel, coenr. Davon Herz- Herzpol und Herznsse ist, 448. 7; Wrack
könig, Herzdame, Herzbube, Herzass, Herz- (Eichenholz) muß frei von Herzpol fein,
zehn. Unedel ist Herzentömg u. s. w. ebda. 8. Stein in 3l'4a. S / 4 1 0 druckt:
.herz ist die einzige deutsche Benennung, frei vom Herzpol sein.
welche sich neben der entsprechenden fran- Herzpollen, der, was Herzpol. vgl. in
zösischen erhalten hat, und oft genug, Grimms Ntb. nach Nemnich: Herzpolle,
doch nicht von wirklichen Spielern, be- die, die mittelsten zarten Blätter einer
nutzt wird. Für die übrigen französischen Pflanze, insonderheit des Kohls.
Bezeichnungen carrsau, viyns und tricke Herzpuffen, das, im Munde Einiger
fehlen hier entsprechende deutsche. gew. für Herzklopfen. Richtiger: Pussge-
Das Herz fällt einem auf die Seite, räusch im Herzen, wie das nicht selten
d. h. man fühlt sich flau. — Giese, dem fühl- und hörbar ist.
aus diesem Spiegel (d. i. bei diesen Herzrad. Das H., der Windfang, des
ihm vorgehaltenen Punkten) Herz und Glockenspiels, 350. XXV. 7.
Muth einsiel, 349. VII. 4. Herzriss, der, 1) ruvt.ni-2, coräig. 2) an
Bäume, die^as Herz auf einer Seite Hölzern, s. Herzpol.
haben, tcmgen nichts, d. i. Mark. Zu
Grnnms Wtb. II. 3; bei Wagenschoss und Herzschlag, eigentlich der, gcwönlich
Fassholz darf das Herz des Baumes das. Ein Lamm mit dem Herzschlag, aus
sich an der inneren gespaltenen Fläche einem rig. Küchenzettel u. 1665 in 174.
zeigen, 448. ?. 1811. 77; das ganze Herzschlag und
Herz oder Kröbs im Apfel, Herzpol, übrige kleine Fleisch, das gewöhnlich
319. 333. Zu Grimms Wtb. II. 3. vom Schweine abfällt, 155. 2. 72.
Lindner (320) und Bergmann erklären:
Herzader, die, Ader am Herzen des Geschlinge. Ebenso Hupel, der erklärend
Menschen, Blut- oder Schlagader des hinzufügt: Herz nebst Lunge, Leber und
Herzens, arteria, oder venu, ooräis. I n Milz. Die letztere aber gehört nicht dazu,
Grimms Ntb. nur vom Pferde! wenigstens heutzutage in Riga, wo man
Herzbeklemmung, wie Brustbeklemmung. darunter versteht: Herz, Lungen mit Luft-
An Herzbeklemmungen leiden, d. h. an röhre und Bröse. Es ist das nd. Kart-
Beklemmungen, bei denen die Herzgegend 8lHss, Herz, Lunge und Leber eines
betroffen ist. Schlachtviehs, besonders vom Kalbe, vgl.
Herzbeutelwassersucht, Herzbeutelentzün- Grimms Wtb. — Es gilt nur vom
dung und ä. Krankheiten des Herzbeutels. Kalbe und Lamme, daher Kalbsherz-
Herzbezwinger, Herzen- oder Herzens- schlag, Lammsherzschlag.
bezwinger, Art hatencihnlich gekrümmter Herzfchlagsuppe, aus einem (nament-
Locke an den Schläfen der Damen, lich Kalbs-) Herzschlage mit Hafergrütze
aecroclie-eoeur. gekochte und beliebte Suppe, Geschleng-
Herzbruch, r u M r n coiäi», Herzriss. suppe, Gepützsuppe in Aachen.
33*
522 Herzstärkung — heuern.

Herzstärlung. Eine kleine Herzstärkung, Heu zusammennehmen, 147; Heu auf-


gewönlich in dem Sinne von Imbiss oder nehmen und einbringen, 154. I. 218.
Schluck Wein oder Schnapps. vgl. I m Stall das Vieh bei Heu behalten,
Grimms Wtb. 329. 43, nicht auf dem Grase gehen
Herzstein, der, oder Zeiger, auf Grenz- lassen.
mälern. vgl. 180. III. 2. 735. Es sollen Heu, das. Wenn einem Pferde in den
bequeme und dienliche Steine zu Herz- Augenwinkeln innwärts viel roht Fleisch
steinen oder Zeigern gesuchet werden, wächst, welches man das Hew, aufs un-
ebda.; der Herzstein oder Zeiger soll deutsch Mss2t2 nennet, 328. 144. I . 1688
aufrecht in die Mitte gestellt werden, und 1<!49. M332t8 erklärt Lange: Haut,
ebda. die, eine Art von Staar an den Äugen
Herzstück... Die 201 Herzstücke vermit- der Pferde, Ulmann 113,32218: ein Fell im
teln den Übergang von einem Geleise Auge. Richtiger: Augenfell, und hier
aufs andere, 414. I . 1864; neuerdings insbesondere Flügelfell, vter^inui.
sind volle Herzstücke aus Hartguss ge- Heu, Art Schiff. Kits, sagt Gadebusch
wählt worden, ebda. in 180. III. 3. 185, ist eine Art Heu
Hesse, die. Sehne am Kniebug. Jungen oder Hülke, mit einem Verdeck und einem
Wölfen die Hessen durchschneiden, 333. Gllbelmaste. — Nach Grimms Wtb. dem
5 ; die Hesse eines Pferdes, 172. 1825. holländischen entnommen.
39. — Andere Formen, wie Hechse, hier Heuchelfreund, anucn8 Zimulatus, Gade-
ungebräuchlich; die Bedeutung: Kniebug, busch. Zu Grimms Wtb.
Bein unbekannt. heuchellrank, eine Krankheit heuchelnd.
Als Zw. von Hesse scheint hier Hefen Er ist nur h.
zu gelten, nicht Hessen. Einem Käsen die Heuchelkrankheit, die, geheucheltes, vor-
Zinterlä'ufte gehäst haben, 333. 7. vgl. gegebenes Kranksein, simulirtes Leiden.
in Grimms Wtb. Iieesen. Ebenso: Heuchelleiden.
Hessebess, der, mit 2 weichen s, ein heucheln, eine Krankheit, simuliren.
übereilter oder übereilt thuender Mensch, Geheuchelte Krankheiten, simulirte, vor-
einer, der alles überhastig thut. Gew. gegebene, Kranlheitsheuchelungen. Fieber-
hessebess, hessebessig. Sehr hessebess' anfälle, welche eine Intermittens heu-
sein. chelten, 372. I. 124.
hessebessig, mit 2 weichen s, übereilt, Heuchelvoll. Das bnvstische Keuchel-
sehr hastig, unnötig hitzig. Gew. s. hirze- volk, 193. I I . 2. 1603. Zu Grimms
pürzlich und hitzebitzig. Wtb.
Hessebessigteit, die, übereiltes Wesen, Heuchelzunge. Glatte H., St. I.
unnötige Eilfertigkeit. Gew. I n glei- Heuer, im gewünlichen Leben, ebenso
chem Sinne Hirzepürzlichkeit. wie das entbehrliche und uns seltsam
Über die vorherg. Wörter vgl. im klingende just, ganz ungebräuchlich, doch
brem. Wtb. Kli^Men, uiwedeäeu, Ii28te- von schriftstellernden Inländern in neuerer
d288en, uaLLebaLLen und Iickwrbeistern: Zeit gern benützt, obgleich im hd. ver-
sehr eilig thun, sich geschäftig anstellen. altet und gemieden.
Hesterchen, (-), das, was Heisterchen. Heuer, die. Früher gew. st. Mietung
Hetwegge, die, im brem. Wtb. iieet- und Mietzins. Nicht selten die Form
v . ' ^ e , heiße Weggen. — Nur in Lindner Heure. Bei Verbörung ihrer Heure, 148,
l320): „Heedweg, heiße Weggen, auch entsprechend d. nd. tmre. Der fremde
Stopftuchen, eine Art kleiner wohl- Kaufmann steigert (klagten die rig. Bür-
schmeckender Leibbrote, die am Fasten- ger 1558 auf dem Landtage zu Wenden)
abend gespeiset werden." — Jetzt unbe- die besten Steinhäuser dem armen Bür-
kannt, vgl. Heißwegge. ger und Anfänger in der Heuer, bewohnt
Heu. Das inwendige Heu der Arti- sie ohne alle Unpflicht u. f. w., 174.
schocken, die feinen spreuartigen Vlcitt- 1825. 286. — Lindner (320) sagt: Heuer,
chen im Innern der Artischocke. Kochb. heuern, gute deutsche Wörter, gewöhnlicher
als Miethe, miethen. — Jetzt nur noch in
Heu schlagen, st. mähen. Die Über- d. Seemannssprache und in Betreff von
schwemmung hat eine Menge bereits ge- Matrosen.
schlagenes Heu weggeschwemmt, 216. III. Heuerling, Mieter, in einer Stadt,
148. s. Heuschlag a. Ende. Mieter einer Wohnung. Heuerling oder
Heu spröden, die Schwaden zerschlagen, Mietling, 148.
d. i. auseinander werfen, wenden. Berg- heuern, früher st. mieten. Doch noch
mann. Statt: ausspreiten. jetzt in Riga in der Seemannssprache u.
Heuerpfcrd — hickern. 528
amtlich. Der geheuerte Seefahrer. I n d. 328. 26. I . 1649; die Wiese oder Heu-
Instr. für den Seeuolts-Verheurer. schlag, 353. 7 1 ; Heuschlag, Wiese, 164;
Veuerpferd. Ihre eigenen oder Heuer- Heuschlag, st. Wiese, 209; in einem klaren
pferde, 180. II. 2. 23, gemietete. " Heuschlage, 333. 7 1 ; Heuschläge reinigen,
Heuersmann, Mieter, 84. I n Grimms 330. 4 ; ein schöner Heuschlag, schöne
Wtb. Heuermann. — Hier nicht im Sinn Wiese; Heuschläge reinigen, 182. I I , den
eines mietenden Tagelöhners, sondern darauf wachsenden Strauch abhauen. —
eines Mieters in einer Stadt. Heuschlag, sagt Lindner (320) ist hier
Heuflatsche, die. Mit diesem Worte gibt gebräuchlicher als Wiese, und bedeutet
Lange das Wort Heugnbbe wieder, Heu- eine zum Heu nutzbare Wiese, welches
haufen, Heufime. man „schlägt", nicht mähet.
Heuflechte. Mit diesem Worte gibt Lange Heuschlagsland. D i eVauer-Verord.slöT)
das lett. Fli1>8te wieder. unterscheidet 4 Grade: Ufer- od. Wiesen-
Heuforle, die, Heugabel. Henforcke, 349. gras; Luxtengras; Morastgras u. Moos-
XXII. 2. — Veraltet und ungebräuchlich. morast.
Heufuder, das. Ein Bauerfuder Heus Heuschlagsreinigen, das. Beim Heu-
in Lettland hat gewönlich 30 Lispfund schlagsreinigen, 147.
Gewicht oder 30 Gristen. Heuschlaufe, die, Küchenschelle, auemoue
Hengrifte, die, ("), vgl. Griste. Halb- vuIgatiNa. 434. 293.
lettisch. I m Estnischen Heutute. sHenschoche, Heuschochen. Schocke oder
Hengnbbe, die, von Bergmann u. Huvel Schochen ist mit d. russ. cior,» überein-
erklärt kleiner Heuhaufen, von Lange Heu- stimmend. Hier ungebräuchlich^.
flatsche., s. Gubbe. sHeustock, Heuhaufen, übereinstimmend
Heuluie, die, großer Heuhaufen, vgl. mit russ. cinr^. Hier ungebräuchlich^.
Kuie. Heutute, die, Heugriste. Halbestn.
heulen, vgl. dazu russ. x2u.72?i>. Henwachs. Kein Kornfeld oder Heu-
Heumacher. Die Tagestücke für die Heu- wachL verderben, 179. II, 65.
macher bezeichnen, 224. 1825. 47. Henwetter. Gutes H., Wetter, Heu zu
Henmücken, z;rMi, 328. I . 1649. machen.
Heuochs. N i e ein H. fressen, sehr stark Heuzeit. I n der Hew- und Augstzcit
essen. soll man soviel Dünnbier den Arbeitern
Heu«, die, im Scherz u. vertraulich f. verschaffen, 32-< 28. I . 1649.
Hure. Ein Heu'rchen, ein Hurchen. Hexe. Auffallend ist, dass für die Ab-
" Hcu.Reesche. vgl. 398.1862. 506. Dzbr. stammung dieses Wortes nicht die grie-
Heuren, im Scherz und vertraulich für chische Hekate, die der Zauberei vorstehende
huren, ficken eine. Göttin, in Anspruch genommen ^wird.
Heurer, Mieter. DerHeurer des.Hauses, Hezeubere, die, schwarze Rauschbere,
3 i5. I . 1667. emvetrnm mzruw, 434. 608.
Heurettel, die, Heuraufe. Halbestn. .pezenbufch, s. Kollerbesen.
Oeurmantel. Ein schwarzer H., 172. Hexenkraut, lycopoäinm .«-elasso, wider
1771. 333. Verhexungen od. wenn Jemand verhext
Heurucke, die. Das Heu sammeln wir worden, 350. XVIII. 5.
erst in kleine runde Haufen, die Saden, hick, Ausruf zu einem am Schnucken
auch Heurucken heißen, 182. II. Halb- Leidenden.
estnisch. Hick, der. oder Schlucken, 180. III. 1.
Heurnte, die. Heu auf einem Dachge- 6t»3. Entspricht dem russ.ulmina,Schnucken,
rüste nennet man eine Heuruhte, 329. 37. ebenso wie dem engl, nickutl' u. d. schwed.
Falsch f. Heurucke. KieKö, oder IlicKmn^.
Heusade, die, f. Sade — Hocke, Heu- hickehackehuck, sTon auf der letzten),
haufen. Halbestnisch. ungleichmäßig, holprig, ohne Tatt und
Heuscheune, Scheune zur Aufbewahrung Regelmäßigkeit. Hickehackehuck tanzen.
des Heus. Namentlich aus Wiesen, von hicken, schluchsen, d. h. schnucken, den
denen man das Heu in sie führt. Hick haben, Hupel in 444. 1780 u. 18l8;
Heuschlag, der, Wiese, auch überhaupt estn. iKKutama, schwed. I,ie!iH. russ. iklitj.
jeder grasichte Ort, den man abmähen Ein Schallwort. Eallmcmn < .'90a. 21 > hat
kann. Schon in einer livl. Urt. v. 4. April hicken im Sinne von aufstoßen u. erinnert
1253: noislacl», lat. Sectio lwni. I n den an das schweizer. Inrlizen.
Heuschlegen und Gemorte, 1'6. I. 471. hickerig nnd hackerig, s. hickrig.
I . 1558; ein Heuschlag, 328. 13; die hickern und Hackern 1) zh. an ctwae,,
nassen Heuschläge nach Johann anschlagen, herumhacken. Er hickcrt u. hackert an dem
524 Hickhack — Hilfswilligkeit.
Balken, statt ihn glatt zu behauen; er geleistet werden, 147; wenn die Hülfs-
hickert und hasert an dem Fleisch, und arbeiten in Fuhren bestehen, ebda.
versteht nicht durchzuhauen. — 2) zl. Hilfsarbeiter werden sin 147) unter-
hapern. Es hickert und hackert' da, d. h. schieden von den ordinären Arbeitern.
hier fehlt etwas, da etwas, es geht nicht Die Hanfbinder waren H. der Hanf-
recht von der Stelle. schwinger. — Schon bei Huvel in 444.
Hickhack, das. Es gab ein beständiges I . 1780 u. 1818.
H., d. h. man hackte auf einander, bestieß Oilfsbeflissener, in einer Handlung, 1,72.
einander und dgl. 1798. 46.
hickrig und hackrig, uneben, wie aus- Hilfsfme, die. Httlfsfuhren, die den
gehackt. Der Weg ist h. u. h., mit einer Rigifchen im Wenden'schen durchs Gebürge
Menge kleiner Unebenheiten; das Beil, helfen, St. I.
Messer (nämlich die Schneide) ist h. u. h., Hilfsgehorch. Nach 147 Gehorch, welcher
schartig; etwas hickrig u. h. behauen, nur zu gewissen Zeiten im Jahre beim
schneiden, d. i. nicht glatt, uneben. Zusammentreffen mehrer landwirtschaft-
Hickrig« u. Hackrigleit, die, Unebenheit, licher Beschäftigungen, die durch den ordi-
Unglätte, Schartigkeit u. dgl. nären Gehorch nicht bestritten werden
Hieb. Einen H. ausheben, durch geschick- können, geleistet wird; nach 154. I. 163:
tes Halten des Schlägers beim Secun- unbestimmte Dienste der Bauern, welche
diren verhüten. sie vom Haken zu leisten hatten, u. zwar
hien. Das sind Gehye, dar man die für 27 Thl. 54 gr., dagegen Gehorch für
Stadt mitgehyet, und inNachtheil bringet, 36 Thl. 72 gr. I n 416. 42 heißt es:
T. Frülich in 349. IV. 11. I . 1630. I n die Fronarbeit ist je nach der Zeit ihrer
Schiller-Lübben's mnd. Wtb. Kissen er- Leistung 1) ordinärer Gehorch; 2) Hilfs-
klärt: zum besten haben, höhnen, zerren. gehorch, d. h. Fuß- od. Pferdearbeitstage,
Hieherfahrt, Hieherkunft, Hieherritt. welche nach Bedarf nur zu gewissen Zeiten
Bei der . od. einzelnen Arbeiten gefordert werden
hie- od. hiermittelst, st. desmittelst, hier- dürfen.
mit. Hilfs- n. Eterbelasse, der rig. Lohn-
hier. Das was von Hilligen Flachs diener, seit 1806.
auf hier gebracht wird, 316. 44; da von Hilfskerl. Als Hilfskerle dienen, 350.
selbigem fast gar nichts mehr auf hier XVII. 4. Schwed. ü j e l M r l .
kommt, ebda. Zu Grimms Wtb. 7> Oft Hilfs! andessteuer, von den Kaufleuten
in der Hcmdelssprache. und handeltreibenden Bauern, im rig.
hierlandig, hiesig, s. da- u. dortlandig. Budget v. 1860 angeführt mit 12,500Nbl.
hierl<u»ds, st. hier zu Lande, s. da- u. Hilfsleute.Die bei denStiiben(Stabben)
dortlands. arbeitenden Hilfsleute, 141.
hierselbig, st. Hierselbst. Oft. Schon in Hilfsmesser, in 101 u. 160, den Messern
209 angef. Auch: hierselbtig. Unedel. zugegebene Hilfsarbeiter.
hielten, oft, doch unedel st. hier. Von Hilfstag. Hülfstllge zu Fuß, im Sommer
hierten, st. von hier, 164 u. Huvel. — sonderlich zur Heu- u. Kornärnte, 182. I I ;
Entsprechend: dorten. ein Hilfstag zu Pferde, 147. — Hülfs-
hierüber, dagegen. Wer hierüber thut, tage, erklärt Huvel, sind die Frondienste,
240; so hierüber geschehen, 241. welche der Bauer außer seiner wöchent-
hierunter, in Riga. Es soll Niemand lichen Arbeit verrichten muss, bei der Sat,
eines andern Kaufmann, dem er Gelder Heuiirndte.
verschossen (vorgeschossen)hat, droben (d. h. Vilfsverein od. Hilfsuereinigung, eine
in Littauen) oder hierunter bestechen und wohltätige Stiftung in Riga, seit 18...
an sich ziehen, 349. IV. 13. Die Mitglieder der Hiltsvereiniguna. 172.
hihaha, 1) zur Nachahmung des Pferde- 1812. .>2 14. — Seit 1828 schobt der
aewiehers. Die erste Sylbe betont. — Hilfoverein derHandlungscommisinNiga;
Dann in der Kindersprache d. folg. der rufs. Hcmdlungscommis; der Hand-
Hihaha, das, Pferd. — Bekannt sind werkergesellen.
auchGullivers Reisen im Lande derHihaha Hilfsvertrag, der, eine wohlthätige
von Swift. Stiftung in Riga. Seit 1802.
hilen, verschneiden, vgl. heilen, in Hilfswilligleit. Ältere Belege als in
Grimms Wtb. Grimms Wtb. sind folgende. Hülfüwillig-
Hilfsarbeit. Die sog. Hilfsarbeiten, keit, 349. IV. II. I . 1682; Hülfswillig-
welche zu gewissen Zeiten^ des Iahreo keit, 275.
Hilga — hinauffahren. 525
Hilga, ein Fluss, Heiligen-Aa? Vom den Himmel abgenommen, 365. I . 1668.
gesalzenen Meer und folgends bis an den Zu Grimms Wtb. I I . 5.
Fluß Hilga, 20«. I I . 47. Ach mein Himmel! st. Hilf Himmel,
hilligen Flachs, Heiligenflachs, in 349. führt Bergmann an, wie bupel angibt.
XV. 3. I . 1581 82crnin liunm optimmu; Zu Grimms Wtb. I. 7.
in 335. 75. I . 1554: uMssnen ?I288. Von einem der viel schwätzt, sagt man:
Die Form Hilligen Flachs ist die am er spricht den blauen Himmel herunter.
Häufigsten begegnende; seltener ist: der himmelan. Der gute Hirte selbst hat 's
hillige Flachs und hilliger Flachs. Schiller- sSchaf» Himmel—an entzückt sentführt),
Lübben's mnd. Wtb. führt als zweifel- 353. XVl. 4.
haft in der Bedeutung an: bilU^rl^lcen Himmelchen. Nach der Gewohnheit
und iulssen!>re,ie. Plerer's encuclop. Wtb. Einiger zu verkleinern, hört man nicht
sagt: ..Hlllgen Flachs ein besonderer Flachs selten: der Himmelchen wird blau; wir
von Plestau; gebrückt wird er unter haben beitrenHimmelchen.
Marienburger, geschnitten Marienburger himmeldick voll, ganz betrunken, Hupel.
und Risten gerechnet." — Nach Einigen Himmelfahrt. Oft hört man: der ist
soll er heilig genannt sein, weil er als nicht von guter Art, der den Pelz ablegt
Gerechtigkeit an die Klöster und katho- vor H.
lischen Geistlichen geliefert wurde; nach Himmelfarben, nicht himmelfarb.
Anderen sollen ihn die Geistlichen so ge- himmelllar. Ein älterer Beleg als in
nannt haben, weil er vortrefflich war oder Grimms Wtb. ist: vom himmelklaren
um ihn — zu empfelen. Er kam aber Wort sich abbegeben haben, 352. XVI. 1.
aus Pleskau! Himmeln, st. sterben. Gew.
Für eiil Czut hilligcn Flachses zu bin- Himmelnagel. Zwei Tusent kleine
den, 276; Flachs, Hilligen, Marjeubur- Himmelnägel, 349. XXII. 1.
ger, Knuten und Dreiband, 280. d. h. Himmelsbogen, scherzweise Benennung
hilligen Flachs, Marjenburger, Knuken- eines Hundertrubelscheins wegen seiner
ftachs; das was von Hllligen Flachs Regenbogenfarben. vgl. Hundertrubel:
auf hier gebracht wird, 316. 44; der schein.
hillige Dreibandflachs kann schädigt sein, Himvel und lnmpliss, s. Hümpel.
142; hilligerFlllchs-crohn, ebda.; die hilll- hin und her, bezeichnet 1) eine Bewe-
gen Flachsen, 110. gung nach einem Orte hin und zurück.
Die Instr. 316 unterscheidet 3 Sor- Zwischen Petersburg und Riga hin- und
ten. Hilligen Flachs-Eroon, da von sel- Herreisen; die Hin- und Herreife tostet — ;
bigem fast gar nichts mehr auf hier 2> eine Bewegung von einer Seite zur
kommt serste Corte), 316. 44; der Hil- andern. Der Zaun schwankt hin und ber;
llgen Flachs-Wrack < zweite Sorte) muß lnn und her säbeln oder segeln in der
in der sog. Badstube den Band des Trunkenheit, von einer Seite zur andern
Marienburger geschnitten bekommen haben, wanken oder taumeln; 3) eine Bewegung
d. h. in Bunde von einem ^ispfund nach verschiedenen Richtungen. Die Hin-
gebunden sein, ebda. 45; der .billigen und Hergänge in der Stadt ermüden;
Dreiband Flachs sdritte Corte) muß in sein Hin- und Herwandern in der Stube;
der Vadstube den Spiegelband mit dem Hin- und Herlauferei: viele Gänge lreuz
Schnitt bekommen, ebda. 46. — Hupel und quer. 4) st. hin und wieder, tner
s182. II.» fübrt Hilllgen-Flachs als und da. Hin und her sieht man einen
neunte Sorte auf und bemerkt, dass er Apfel an den Bäumen, d. h. sehr wenige.
aus Pleskau kommt. — I u dem Regle- hinab, hinauf, hinaus sind nur in ge-
ment f. d. Flachswracke von 1867 kommt wälter Sprechweise gebräuchlich; sonst
der Name nicht mehr vor. herab, herauf, heraus, vgl. Grimms Wtb.
Himbere. Gesprochen stets: Himmbere. unter herab 4).
Unedel ist jetzt das früher gebräuchlichere: Die Aussprache von ninab u. f. w.
Mndbere. stets hinn—uab, hmn—nauf, hinn—nein,
himberfarben, nicht himberfarb. hlNN—Nlllls.
Himbersaft, dick eingekochtel Zucker- Hinanwcg, der, Weg hinauf zu einer
saft aus Himberen; klarer H., aus höheren Stelle, auf einen Berg.
durchgelassenem Saft der frischen Bereu hinauffahren, aufs Schloss fahren.
mit Zncker steif gelocht. Mein gn. Herr ist zum Kanzler hinauf-
Himmel. Des Alters wegen ist anzu- gefahren, 351. XVII. An anderen Stel-
führen: von der Oberdecke des Wagens len: aufgefahren.
526 hinauffein — hineinbekommen.
hmanfsein, heraufgekommen sein. Vis nennen sie gewöhnlich Mahtbeeren, sagt
die Strusen hinaufwiiren, 223. 1.1657, Hupel in 182. I I . ; Hinnbeeren, 172.1780.
d. h. oberhalb Niga's angelangt wären. 301; Hindbeeren, 172.1784. 455; Hind-
hinaustritzen, mittelst einer Tritze hin- beeren, Lge.
aufziehen. Hindun. Keine Arbeit Hindan setzen,
hinaus, im Allgemeinen nur der ge- 351. XVII. 36, keine Mühe scheuen.
wälteren Sprechweise angehörend, sonst Hindei, erklärt I . B. Fischer (455)
heraus. Doch in einigen Verbindungen d7VoHoen8, Ferkelkraut. Es ist eine
unterschieden von heraus, z. V. eine Hindlaufgessige sHenoriaeeg) wie Hind-
Rechenaufgabe, ein Räthsel bekommt oder liiufte (Lwliorinm Int^ou8).
kriegt man heraus, nicht hinaus, dage- Hiuder, die und das, Hinderniss.
gen: einen nicht hinausbckommen oder Allerlei Zwang, Hinder und Gefahr, 1 ;
kriegen, zur Thür hinausschaffen; einen zum Hinder- und Aufhaltung in seinem
Gegenstand, einen Hund aus einem Loche, Rechte, 3; sonder Hinder, 193. II. 717,
einer Kife nicht herausbekommen, heraus- ebenso in der Bestcitigungsurk. Peter d.
ziehen u. dgl. Gr. v. 1710. Keine Hinder oder Vor-
hinausballern, einen, mit Fausten hin- sang zuzufügen, 196. I. 148. I . 1650.
ausprügeln. I n unseren alten Schriften fehr gew.
hinausbucksiren, hinausstoßen, hinaus- Grimms Wtb. führt nur eine Beleg-
drängen, einen aus der Stube u. dgl. stelle an und fragt, ob männlich oder
Gew. Ganz im Sinne des einfachen weiblichen Geschlechts?
bucksiren, bucksen, stoßen, drängen, vgl. hinder, st. hinter.
hineinbuckfiren. Hinderarm, an einem Wagen, Hinter-
hinlluscomplimentiren, einen, zur Thür arm. Vorder- und Hinderarme an einem
hinausschaffen. Fuhrwagen, 349. XXII. 1 ; zum Fuhr-
hinansdnrfeu, das Zimmer verlassen wagen neue Hinder Arme, ebda. Des
dürfen, ins Freie dürfen. Ich darf nicht Alters wegen! vgl. in Grimms Wtb.
hinaus, wenigstens will es so der Arzt. Hinterarm.
Ebenso gew.: hinauskönnen, hinausmüs- Hmderbwtt, 349. XXII. 2.
sen, hinaussollen. Hinderbrett, an einer Karre, 349. XXlI. 2.
hinausfinden, sich, sich hinausbegeben. Hinderdenlen, Nachdenken. Ohn Ver-
Die Leute haben sich häufig hinauß ge- stand und einig Hinderdenken, 334. IV.;
funden, 223. I . 1657. ohn einiges Hinterdenken, 194. Brandts
hinausgehen, ins Ausland reisen. Gew. 37. Zu Grimms Wtb. s. Hinterdenken.
Wann gehen Sie hinaus? Hindergestell, eines Fuhrwagens, 349.
hinauslaufen, aus der Stube laufen. XXII. 2. vgl. Grimm.
Die Kinder laufen beständig hinaus. — hindernach, hinterher, nachher. Hinder-
Beständig hinauslaufen müssen, zur Ver- nach das Dünnbier, ein „gemeines" Sprüch-
richtung auf dem Abtritt. Entsprechend wort, das Ng. anführt, in der Ved. von:
dem russ. 6chlaii> ßeIupsciÄNno. zu spät. s. hinternach.
hinauslegen. Die Schiffe machen sich Hindersehen. Ohne H. und Ausflucht,
bereit, nach der Rhede hinauszulegen, 195. Hennig Ver. 298.
174. 1857. 106. Hinderwagen. Ein neu Hinderwagen
Hinausreise, die. Bei seiner Kinaus- beschlagen, 349. XXII. 2. I n Grimms
reise, Reise ins Ausland. Wtb. aus Stieler!
hinausreisen, ins Ausland reisen. Hinderzeug. Neu .Hinderzeug und Vor-
Hinansschustern, s"). einen, etwas, ent- gebung, 349. XXII. 2. I n Grimms Wtb.
fernen aus einem Orte. zuerst aus Olearius! — Neuere Stellen
hinauswerfen, einen, zur Thür hinaus- sind: Einen Ranken mit H., 172. 1804.
schaffen, vgl. auswerfen. 414; Sattel mit messingenem Vorder-
hinauswettern, einen, gewaltfam hin- und Hinterzeug. 172, 1771. 247.
ausschaffen, hiuaustreiben. hinein, bezeichnet oft eine Bewegung
hinausziehen, aus der Stadt auf ein aus der Umgebung einer Stadt in die-
Höfchen. Wann werden Sie hinausziehen? selbe. Hineingehen, saus der Vorstadt)
— Die früh Hinausgezogenen werden es zur Stadt gehen. Wann wirst Du hinein-
bedauern. gehen? Sich Hineinspuden, zur Stadt
hinbanzen, zl., mit Gepolter hinstürzen. eilen. Gegensatz von her- oder hinaus.
Hinbeere, Hind- und Hinnbeere, die hineinarbeiten. Man arbeitet in den
ältere Schreibart f. Himbere. Die Hinn- Teig soviel Mehl hinein, 155. 2. 234.
oder Madebeer, 353. 49; Hinbeern, wir hineinbekommen, etwas in etwas.
hineinbetten — hinhucken. 52?
hineinbetten. I n das Eis hineinge- Hineinmenseln sich,st.sich hineinmischen.
bettete Rollsteine. hineinmüssen, zur Stadt sich begeben
hineinbucksiren, hineinstoßen, hinein- müssen.
drängen, hineinschaffen. Er ist glücklich hineinnuscheln sich, ins Nuscheln geraten.
hineinbucksirt. Bei bucksiren scheinen sich hineinpflügen st. hineinstiechen.
die Wörter bugsiren sein Schiff) mit hineinpinleru, etwas in etwas, pinkernd
bucksen (stoßen) zu vermengen, vgl. buck- hineinbringen, Zähne in den Mund u. dgl.
siren und hmcmsbucksiren. hineinplnmpsen, hineinfallen, z. V. ins
hineinducken, einen, dessen Oberkörper Wasser.
ins Wasser tauchen. hineinquetschen sich. Er muss sich über-
hineinfahren. 1) zur Stadt fahren saus all h., hineindrängen.
der Vorstadt), vgl. Grimms Wtb. Gew. hineinquirlen, Eiweiß.
— 2^> hineinfallen, in Schaden und Ver- hineinsäen, Gerste in Dräschland.
lust geraten. Tüchtig hineingefahren sein. hineinscheiteln, Har, ins Gesicht. Tief
— Und richtig, pardauz, fährt er in den hineingescheitelte Kare.
Schlammhinein, Bertramin175.185.519. hineinschlagen, Hanf, in eine Scheune,
hineinfallen, was hineinfahren 2). Bei einschlagen, emlegen, hineinschaffen. Ein
dem Bankerott von N. ist er auch hinein- Ei in den Teig, 155. 2. 211. — I n seinen
gefallen. Magen, verschlingen. Er schlägt unglaub-
hineinstiechen oder hineinstiegen, hinein- lich viel hinein, s. ein- u. herunterschlagen.
schichten. Unrichtig dafür hineinpflügen. hineinschnauben, in ein Taschentuch.
Man pflügt den Reis und das Fleisch hincinsollen. Soll ich hinein? st. Soll
abwechselnd hinein (in die Form), rig. ich mich zur Stadt begeben.
Kochbuch. hineinspeien und hineinspucken.
hweinfugen. Ciiment zwischen Werk- hineinstoßen. Der Rauch stößt hinein,
steine einer Mauer, d. h. in die Fugen geht, schlägt hinein. Ausdruck der Schorn-
der Steine Eäment hineinstreichen. steinfeger.
Hineingeberdung. I n den Anfällen hineinwirtfchaften. Er hat wie toll in
mögte ich eine, so zu sagen, Z. in ab- seinen Beutel hineingewirtschaftet.
sonderliche Zufalle sehen, 372. I I . 372. hineinwollen, zur Stadt sich begeben
hineingeraten, i n Verlust, Unannehm- wollen.
lichkeit, saubere Gesellschaft. — Wie ist hineinwnppsen, zl., mit einem Wuvps
denn dies Loch da hineingeraten (ins (Schwung) sich hineinbegeben. I n s Bett
Geschirr, Kleid)? I m Sinn von hinein- hineinwuppsen.
kommen und der Nebenbedeutung des hineinzwängen sich, zwischen 2 Perso-
Zufälligen. nen, hineinquetschen.
hineinglncksen oder hineinklucksen, mit hinerlauben, einem. Ich werde dir nicht
glucksendem Geräusch hineinfließen oder hinerlauben, d. h. erlauben hin zu gehen.
hineinschlüpfen, wie z. B. ein ausge- Hinfall, Hinfahrt, Tod. Räch dieses
renkter Oberarm, wenn er eingerenkt Bischofs tödtlichen Einfall, 194. Brandts
wird. 120. Zu Grimms Wtb.
hineinhauen. .1) zl., bei einem, in ein hinfertigen, hinschicken. Allda der Rath
Gasthaus, gehen. 2) in Speisen, ein- etliche hingefertiget, 195. rot. B. 7li2.
hauen. hinsinden. Wird er allein hinfinden?
hineinhuscheu, i n den Keller. Hoff- Wird er allein sich hinsinden? den Ort
Mllnn, Kater Murr, S . 462. seines Zieles finden, vgl. hinzeigen.
hineinjagen, viel Zucker in einen ge- hingedeihen, gelangen. Soll solches an
kochten Saft; sich die Speisen h., sehr ' I h r e tönigl. Maj. hingedeyen, 349. IV.
schnell essen; sich allerlei (Speisen) h., 7. Zu Grimms Wtb.
sich mit allerlei den Leib füllen. Hingehörigteit. Die H. einer Person
hiueiutnallen, hineingeraten, hinein- ermitteln.
fallen. .Hinghang, der u. das, Gehiingsel.
hineinkommen. Da ist ein Loch hinein-
gekommen, ich weiß nicht wodurch? — hinhören. Wo man hinhört, sind Kranke,
Es muss da noch ein Nagel hineinkom- d. h. man hört überall von Kranken.
men, (um besser zu befestigen). — Es Das hin stark betont.
ist zu voll (im Theater), N. kommt nicht hinhncken sich, sich niederhocken, um zu
mehr hinein. kacken oder zu pissen. Gew. Entsprechend
hincintullern, 1) rollend hineinfallen; dem in Schiller-Lübbens mnd. Wtb. an-
2) Fässer, in einen Keller, hineinrollen. geführten IiuKeu ^an ^nn cacatum iro.
528 hinhuscheln — Hintergerät.
hinhuscheln, einen Witz, leicht od. ober- hinstapeln, 1) wohin stapeln, Waren,
flächlich einen Witz äußern. 106; 2) wohin gehen. Wo stapelst du hin?
Hinkebein, Hinkender. Bei Lange: der, hinstifelu, hingehen. Wo stifelst du hin?
wie bei Stieler. hinteniuf. Ein Diener stand hinten
Hinlepinl u. Hinkepinie, der. Hinkender. auf, auf dem Dienertritt des Wagens.
Hinlepinke-ö'inunddreißig sein, hinken. — hinter. Man kann nicht hinter Allem
Sin Hinkepinle-Einunddreißig, Lahmer. her sein, überall hinterdrein sein, nach
I n Grimms Ntb. Hintebink, u. nur aus Allem sehen. — Von hinter dem Ofen
dem Holland. Hinkepint. Aber auch in etwas nehmen oder herausholen; wo ist
Nachen. I m brem. Wtb. dinkexis, Hinkender, der Lappen geblieben von hinter dem
Lmner. Ofen?
hintepinleu, Hinken. Wie im holt. Gew. hintersichkommen. Dasssiemehrhinter,
hintepinlig, Hinkeria,, hinkend; bildlich: als vor sich kommen, 75, zurückkommen.
nicht ganz gut, Halbschicht. Es geht mit Hinterbacke, die. I n Grimms Wtb. nur
mir hinkepiukig, hinterig, etwas hinkend, Hinterbacken, als männlich und Vielzal,
u. bildlich: nicht ganz gut. nktn. Bei uns gew. in der Einzal und
Hlnlhllnt, der, .Hinler. I m brem. Wtb. weiblich. Die linke Hinterbacke blaurot!)
in der Ved. von: in seinen Entschlüssen und geschwollen; die rechte stark geröthet
unbeständiger Mensch. u. mit sehr leicht ablöslicher Epidermis,
hsnkhanten, hinten. Wie im brem. Wtb. E. Pelikan in medic. Ztg. Rufst. 1855.
hinlramen. Wenn ich nach meiner Art 170. Also der livl. Gebrauch selbst i n
etwas hingetramt, gleich muss es von Petersburg!
ihr anders gelegt werden. hinterbleiben. I n welcher Occasion der
hinkriegen, einen, bestimmen wohin zu Rittmeister K. hinterbleiben muffte, 223;
gehen. Ich mögte ihn gern h., ins Theater, der Oberst rückte vor, mußte aber nebenß
in eine Gesellschaft. etliche Officieren hinterbleiben, ebda.,
hinlullern, st. hinrollen, hinplumpen. fallen, umkommen, vgl. 174. 1840. 209.
Hupel nach Bergmann. und 309.
hinkutfchen, u. —iren, hinfahren; hin Hinterbock. Vorder- u. H., 349. XXII. 2.
und her kutschen, hin und her reisen. Hinterbrand, der Schweine, 229. 240.
hinlangst. Ein abhängiger Acker ist Hin- Hinterbucht, die, st. Hinterbug. f. Bug.
längst, Berg an, nicht hinlängst, von oben Hupel erklärt Bug mit der Keule eines
herab, zu pflügen, 454. 39, d. h. nicht uierfüßigen Thieres, und sagt: daher die
quer, in seiner Breite. Vorder- u. die Hinterbucht.
hinlegen sich, sich zur Ruhe legen, sich Hinterbeck, an einem Wagen.
schlafen legen. Gew. I n Grimms Wtb. Hinterdenlen.Da die Euren ohne einiges
aus Ruth 3. 4. H., 194. Brandis 26, ohne Übles zu ver-
Hiumetzigung, 334. IV, Hinmetzelung. muten, oder, wie Grimms Wtb, erklärt,
hinnuscheln, nuschelnd verbringen. Er ohne reifliches Erwägen? f. Hinderdenken.
hat den ganzen Tag hingenuschelt, ver- hinterdorpatisch. DerStrich uom.5inter-
nuschelt. dorpatischen bis —, 176. 1827. 56.
hiupinlern, hinsiechen. Hintere, der. Etwas 'nicht mit dem
hinpladdern. Hinpladdert's wie aus Hinteren ansehen, ganz und gar miss-
Dachrinnenmund, Petersen in 326.1.1.97. achten. s. Arsch. — Feuer vor dem Hin-
hinplumpen, hinfallen, Bergmann. I n teren haben, sehr große Eile.
Grimms Wtb. erst aus Freiligrath. hinterföhig, s. fötzig. Die hinterfötzige
Hinplumpsen, was hinplunrpen, nament- Lage der weibl. Geschlechtstheile zeigt sich
lich aber ins Wasser, in eine Pfütze. nicht selten dadurch, dass die damit ver-
hinräumen, .haben den Zorn hingeräumt, sehenen Weiber die Beine u. Fiiße sehr
351. XVlI. 26, fallen lassen, hingelegt; nach einwärts, wie bei Vorderfötzigkeit
Sr. Majestät Ungnade hinräumen, ebda, naa) außen fetzen.
stillen snach Brotze's Erklärung). pinterfötzigleit, der Weiber.
hiuschanzen sich. Sich hinzuschanzen Hinterfuß. Sich auf die Hinterfüße
(zu einem festen Orte), 338. I . 157». stellen, sich widersetzen. Gew.
hinsetzen. Ich setze meinen Fuß nicht hinterfnzig und Hinterfuzigkeit, was
mehr zu ihm hin, wie franz. mottre !« hinterfötzig.
pi«ä l:i»ex yl. Ointergeriit. Pferde mit Sätteln, Zäu-
hinspicken,hinlaufen. Unedel. Spickhin! men, Hintergeräth u. Iubehörungen, 194.
befielt der Meister seinem Jungen. U. L. N. 182. I n Grimms Wtb. Hinter-
Hinspuden sich, hineilen. gcreite, Schwanzriemen am Reitzeug.
,

Hintergeschirr — hiuzukömmlich. 529


Hintergeschirr,dasLedergeschirr,welches Hintervsrhnus. Zwei Küchen nebst einem
sich am Kummet befindet. Pferd, das in Vorder- und Hinteruorhause, 172. 1784.
einem alten Hintergeschirr vor einer 64. Vorhaus ist der Raum zwischen der
Ragge gespannt war, 172. 1787. 1871. Hausthür u. den Zimmern, Flur. Haben
31. I n Grimms Wtb. anders! s. Hinter: die Wohngebäude 2 Eingänge, so heißt
silen und Hinterzeug. der Raum bei der Hauptthür das Vorder-
Hintergestell, das, im Scherz f. Kreuz, uorhaus, der bei der Seiten- od. Hinter-
Hüften su. Beine). An seinem H. leiden. thür aber das Hinteruorhaus. Hupel.
I n Grimms Wtb. podex! hinterwldrig? Wenn ein Pferd h. geht,
Hintertammer. Der Vischof u. die Ge- 229. 222.
sandten haben hernach den Brief mit sich Hinterzeug, s. Hinderzeug u. Hwter-
in die H. genommen, 369a. gefchirr.
Hinterlorn, Achter- od. Unterkorn. Nach hintrödeln,hinnuscheln,uertrödeln,Ieit.
Hupel: alles leichte oder geringhaltige hinüberholpern, über Baumwurzeln im
Getreide, sonderlich was bei dem Windi- Walde, Bertram in balt. Skitzen.
gen nicht gerade herabfällt, sondern mit hinüberschltichen, zh., hinüberschwärzen.
der Spreu vom Winde etwas weiter ge- Das H. des Kupfergeldes über die Griinze,
trieben wird. Das kleine od. sog. H., 328; 172. 1,815. 23. vgl. Überschleichung.
Hinterkorn, 329. 43. hinüberschneiden 1) hinübergehen, über
Hinterlanf, der, Hinterfuß. Einem.Hasen einen Weg; 2) über eine Fläche quer od.
die Hinterläufte gehäst haben, 333. 7. schräg gehen, um einen kürzeren Weg zu
Zu Grimms Wtb., das Hinterlauft <^» machen. I n beiden Bed. sagt man: wollen
anführt. wir hinüberschneiden; als ich hinüber-
Hinterlegschaft, Tepöt.Hinterlegschaften, schnitt.
Saloggen, Unterpfänder. hinüberstechen. Eigismund begab sich
Hinterlende. Das Pferd ist an beiden zu Schisse, um nach Polen hinüberzu-
Hinterlenden von dem Fahrzeug abgerie- stechen, 350. XI. 1. 72.
ben, 172. 1771. hinüberwägen, gewö'nlicher herüber-
Hinternach, nachher, später. Gew. Kum- wägen, die Höhe einer Straße von einer
mer folgte Hinternach; sie gingen Hinter- Seite zur anderen hinüber mit der Wasser«
nach, hinterher, vgl. hindernach. wage oder dem Nivellirinstrument ab-
hinterrücklsch. Bei- u. Nw., hinterrückig wägen.
u. Hinterrückens. Gewönlich gspr. hinter- hinüberwechseln, sterben, von einem
rücksch, wie das Wort auch bei Stender Jäger. Er wechselte hinüber in das Revier
steht. der Ruhe, 33^i. II. 12; unser hinüber-
hinterrücklich, st. hinterrückig. Durch gewechselter Freund, ebda I I .
hinterrückliche Vortheile, ?I'"»imw3 in 349. hinunterfahren. Schiffer gestrafet, daß
IV. 11. erwieder Handstreckung hinuntergefahreu
Hinterrute. Ein Ablaß-Mühlenstuhl niit und wegziehen wollen. 319. XXV. 1, die
Hinter- u. Vorderruthen, 172. 1817. 9. Dünn hinunter, von der Stadt weg.
Hintcrsilen, am Pferdegeschirr, Hinter- hinunterwttteru 1) einen, etwas, hin«
geschirr. unterwerfen. 2) zl. herunterstürzen. Ter
Hinterstand, rückständige Beiträge. Rück- Schornstein wetterte hinunter. 3) ein
stand. Nach Größe des Hinterstandes Clavierstück, schnell abspielen, herunter»
entweder Gesinde zuschlagen, oder aus feuern.
seiner (des Gutsbesitzers) Behausuug hinzeigen, einen:, zu einem Orte, ihm
Pfand nehmen, 192. I I . 8. 190. I . 1570. weisen, wie er den Ort seines Zieles
Hinterftappe, Hinterstab. Die Hinter- finden kann. Zeige mir doch hin!
Stappen des Lehnstuhls aus einem Stücke, Hinzeusdam«. So hieß anfangs der
273. s. Etappe und Vorstappe. später sog. Iohcmnesdamm, die jetzige
Hinterstich. Seidene Kleider naht man große Moskauer Straße Rigas. — Schon
mit Vor-, nicht mit Hinterstichen. — Die früh ohne Geschlechtswort. Das Wasser
Kleidung ein« Leiche soll man nicht mit stürztesichbei Hinzensdamm in den alten
Hinterstichen nähen, weil sonst der Todte Dünagraben, 350. XXV. 1.
den, der genäht hatte, nach sich zieht. Hinzufügen, das. I m Kanzelleistyl gew.
hintertreiblich. Aus folgenden unhinter- u. entsprechend dem russ. el, i-bNi.. Das
treiblichen Gründen, 349. IV. 9. wird bekannt gemacht mit dem Hinzufügen.
Hintertreppe, russisch: schwarze Treppe, hinzulömmlich. Dieser Beamte bekommt
vgl. über sie 383. I I . 100 u. f. hinzukömmt ich noch Tafelgelder.
34
630 hinzuschlagen — hoch.
hinzuschlagen, sich gesellen, hinzu- Hitzblntter. Sogenannte H. des Viehs,
kommen. Es schlug (zu dem Scharlach) 176. 1826. 149. Zu Grimms Wtb.
ein Nervenfiber hinzu. Gew. Hitzbliitterchen, Blüthe, 402. 227. Eine
Hinznschlngnng, 154. I I . 400: Hinzu- leichte Ausschlagskrantheit der Kinder.
fügung. hitzebihig, hitzig, hirzepürzlich, hesse-
hinzustanben, Mehl zu einer Sauce, bessig. vgl. hitzehatzig.
wenn sie zu dünn ist. hitzehatzig, was hitzebitzig.
hippern. Sallmllnn in 390a. 16, ohne Hitzehntzigleit, Hitzigkeit im Wesen und
Erklärung! Thun, Hessebessigkeit.
Hirnanhnng, Theil des Gehirns. hitzhatzig, was hitzehatzig. Hitzhatziges
Hirnbrnck, der, Druck des ergossenen Wesen.
Blutes aufs Gehirn. M i t allen Zeichen Vitzhatzigleit, was bitzehatzigkeit.
von Hirndruck, 372. II. 215. I n iirtzlicher Hitzlrnntheit, hitzige Krankheit, hitziges
Sprache gew. Fieber, Vg. Nach Hupel selten und pödel«
Hrrnflnche, an einem Balten, die Fläche Haft!
der quer durchschnittenen Fasern. Heißt Hitzöffnnng, bei der Röhrenheizung:
auch Stirnfläche. I n Grimms M b . Hirn- die Öffnung in der Wand, aus der die
ende. Wärme strömt, russ. AMuiilii..
Hirnhaut. Man unterscheidet harte u. Hitzrige, die. Wird der Flachs feucht
weiche, nicht dünne, wie in Grimms in die H. gebracht, so schmort er und
Wtb., und die Spinnwebenhaut. zerbricht auf der Brache, 169. I. 516.
Hitnlnchen. Ein Backwerk. Hitzschlag, der, in der Sprache der
Hirnplitzchen. Ein Backwerk. neueren Ärzte für Sonnenstich, iilzolatio.
Hirnschlag, Apoplexia, eerebri. hiwä. Mit diesem Iagdruf wird Hun-
Hirnschwund, ^troplük üeredri. den, welche die Spur eines Hasen ver«
hirntsbig. Sie war zorntäuig u. nnber- !men haben, vom Jäger angezeigt, dass
befzig, hirntobig, schiefrig und schnatter- der Hase wieder da ist. Wol das franz.:
lefzig, Petersen in 326.' I. 1. 97. Wol ii vg!
nack Gargantua 3! Hobel und hobeln in der gewönlichen
pirntrichter, im Gehirn des Menschen. Sprache ungebräuchlich, und dafür Hubel
Hirschhörner, ein bekanntes Backwerk. und hubeln. Grimms Wtb. gibt an, dass
Hirschtranlheit. Die Maulklemme der bobel und hobeln setzt in der Schrift
Pferde, welche auch sonst H. genannt wird, allein gilt und auch selbst mundartlich
415. 82/83. vgl. Grimms Wtb. die herrschende Form ist.
hirzefirzig, schnell, behend, quecksilbrig, Man hat: Rauh-, Bank-, Schlicht-,
s. hitzebitzig u. hirzevürzlich. Gew. Schrubb-, Doppel-, Gesims-, Fenster-
Hirzefirzigleit. ramen-, Füllungs-, Nutz-, Spunthobeln,
hirzepnrzlich, hessebessig. Gew. Fughubeln u. a.
Hirzepürzlichteit, bessebessigteit. Das Gehobelter Kohl, auf einer Kohlhubel
zweite Wort ist deutlich Purzel, Bürzel, geschärfter.
das erste? Entstellt aus hitzig? vgl. hirzig. Hobelmutter, Holz, in dem das Hubel-
hirzig, zuweilen f. hirzevürzlich. eisen steckt. Lge.
Hisel, der, kleiner Vogel, der sog. Fitis, Hobelung. Der Gesell gewordene muß
Fliegenschnäpper. Auch Zitt. dem, der die Kobelung an ihm verrichtet,
hissen. Die Salzsäcke sollen nicht mehr ',2 Thaler geben, 267. Ein Handwerks-
längst denen Brettern heruntergeschossen, gebrauch. vgl. in Grimms Wtb. hobeln 3).
sondern durch die Schiffsleute aus und hoch, s«), Ausruf der Verwunderung
in die Mündrichen gehisset werden, 86. st. ho oder hoho. Das ch wahrscheinlich
I . 1665. I n 91. I . 1730 dafür: heißen, nur Zerschleppung des o. Oft.
s. heißen. Zu Grimms Wtb. hoch, in Bezug auf Farbe meist:
hell und lebhaft, dem tiefdunkel ent-
Hitsche. M i t Schlitten und Hitschen, gegengesetzt. Hochblond, hell (lebhaft)
176.1830. 55. Aus Estland. Ein keinen- blond, hochblau, hellblau; hochrot, von
falls hierländisches Wort. Hütsche, kleiner helleren«, lebhaftem Rot.
Schlitten für Kinder. hoch. I m Comparativ oft, doch unedel,
Hitschelein. S. auch, gar schwach zu hö—jer gesprochen. — Eine Treppe hoch,
Nein, kommt angekarrt auf 'nem Hitsche- drei Treppen hoch wohnen, d. h. im
lein, Petersen in 32 l. 73. Da biitsche ersten, dritten Stock. Wie viel Trepp(en)
einen kleinen Schlitten bezeichnet, so ist hoch wohnen Sie? d. h. in welchem
„angekarrt" falsch benutzt. Stockwerk.
hohe Kante — hochverordnet. 531
Sie trügt ein Kleid hoch am Halse, Hochhüftigleit.
d. h. hochzugehendes; hohes Kleid der Hochkam««, Bodenkammer? Dreiboch-
Frauenzimmer, hochzugehendes, montant. lammern, 172. 1803. 363.
hohe Knnte. Ein Fortepiano auf der hochtehlichte Leisten, 172. 1794. 343.
hohen Kante aus dem Zimmer tragen, hochländische (?) getrocknete Pflaumen,
mit der schmäleren Seite nach oben. — 172. 1797. 192.
Hohe Wolle, im Scherz f. nante vi!«.'».'. hochmeisterlich. Von den Hochmeister-
Auf dem Balle war viel hohe Wolle. lichen Gesandten, 194. Nrandis 126,
hoch suchen. Der .Hund muffte hoch Gesandte des Hochmeisters.
suchen, 17«. 18 7. 92.' hochmong, hochschwanger. Eine Hoch-
Hochadelstolz, sehr adelstolz, 372. II. 37«. monge, 372. II. 48.
hochansehnlich. I n der bairischen Aia- Hochn «st gleit, Übermut, hochnäsiges Be-
demie der Wiss. werden in Vorträgen nehmen.
die Anwesenden hochansehnliche genannt, hochsbrigseitlich. Mit hochobrigkeitlicher
st. des sonst üblichen hochverehrte u. dgl. Bewilligung wird das Theaterstück gege-
hochbrüstig. Das Zeitungsblatt ist platt ben, sd. h. eigentlich nur polizeilich.) —
und h. zugleich, G. Merket in 219. 1838. Die hohe Obrigkeit betreffend, vgl. 196.
21, dreist, prahlerisch, sich überhebend. XII. 347.
Hochbrnsngleit. Anpreisen mit be- hochpönliche Ünster, 193. 11. 102, bei
lachenüwerther H., G. Merkel in 219. Lebe nsstrafe verbotene.
1836. 64. hochpreislich. Das «frühere) Obercon-
Höchde, Höchte u. Högde, die, st. Höhe. sistorium erhält, bemerkt Gadebusch (325 >,
Des alten Packhauseo Höchde, 365. den Titel: ein hochwürdiges und hoch-
I . 1666; in die Höcht, 328. 93. — Das preisliches Oberconsiftorium, obgleich die
ö gedehnt. Gew. noch jetzt, doch unedel; bei demselben einzureichenden Schriften
desgl. die Aussprache Höge. an die Kaiserin gerichtet werden. — Ein
hschdränglich und hochtriinglich, sehr, hochpreißliches kaiserliches liefländisches
in hohem Grade. Hochdrenglichen sNeben- Hofgericht, in einer Acte v. 1805.
wort), 196. 487. I . 1558. hochpuil. Hochpuike Kronware, sehr
hocheelnucht, als Titel dem russ. Senat feine.
gegeben. Ein hocherlauchter Reichssenat, hochrichterlich bestätigte Gesetze, 172.
196. XII. 347. 1817. 15.
hocherlebt, bejahrt. Wo hocherlebte hschschiidlich. Die hochfchiidlichen Bei-
Eltern sennd, 71. Ob die Stelle in schläge, 349. IV., 9. I . 1680. Des Alters
Grimms Wtb. so alt? wegen!
hscherzählt. Hocherzählter mein gnädiger hschschmeckig, KautFuüt, habend. Hoch-
Herr, 351. XVII, obengenannt. schmeckiger Käse.
hochfährig, hochfahrend, 372. II hochschulterig, von kurzhalsigen Per-
hochfein, von Flachsen. Hochfeiner sonen.
Flachs. hochsprechen. Das Hochsprechen der
Hochfteiung, st. hohe Fleiung oder Polen, 215. 426.
Stapelung. Durch die allzu übrige Hoch- hochstaltig, hochgewachsen, hoher Ge-
sieihung des Holzes seine Stuben Lufft stalt.
benommen, 365. I . 1666. hochstapelig, hochgewachsen. Ein hoch-
Hochstieg«. Der Hochflieger (Seil- stapeliges Mädchen.
tänzers 179. II. 213. Entsprechend dem s höchstbeftimmt. Der höchstbestimmte
englischen liissiiüi^ar. Eandidat, d. h. der die meisten Stim-
Oochgerechtigleit. Vorbehaltlich der tgl. men hat. Aus Wien 1868.^
Majestät H. und Regalien, 341. 3. Höchste, das. Soll man richten an das
Hochheit. I n der sonst nicht ganz häu- Höchste, 194. R. N. d. F. E. 102; stra-
figen Bed. von Hochmut, Stolz in älteren fen an dem Höchsten, ebda. 109; richten
livl. Schriften oft. Ehrfurcht und H., an das Höchste, ebda. 178, d. h. „mit
349. IV. 11. I . 1676; aus einer thöricht der höchsten Geldstrafe von 100 oder
eingebildeten H., 215. 11. 2l>0 Gulden belegen."
Hochhinan5, der. Ein H., der hoch hochteuerlich versprechen, 200. II. 104
hinaus mit seinen Absichten und An- und öfter, st. hochtheuer?
sprüchen ist. hochverordnet. Ein erlauchtes und hoch-
hschhnftiges Frauenzimmer. Solches uerordnetes Generalgouvernement, 325;
erscheint beim Sitzen klein, vgl. Unter- die oberen Richterstühle bekommen den
gestell. Titel erlaucht und hochverordnet, 182. I.
532 Hochwürhen — Hof.
Hochwürden. Seine H., Titel der pro- Hockricht st. höckrig. Die Dünn hatte
testantischen und katholischen Pröpste. sich mit Eis, und zwar auf eine so
shochwürdig. Das Hochwürdigste, die hockrichte und bergigte Art belegt, Truhart
Monstranz.^ in 216. 1806. 4. 104. Ungew.
Hochzeit. Mit stets geschärftem o; Hoden. Nur aus der Wissenschaft
ebenso in Hochzeiten. I n Zusammen- bekannt. Sonst Klote oder Ei.
setzungen stets Hochzeits-, nicht Hochzeit-. Hof. Sllllmann (390a. 44.) bemerkt,
1) Festfeier, insbesondere Gelage. Auf dass das o geschärft ist, gedehnt nur,
St. Michiilis Hochzeit, 242; der Meister- wenn das Wort für den herrschaftlichen
werdende solle eine Hochzeit thun, wie Grundbesitz gebraucht wird, daher Höfs-
ein ander vor ihm gethan, 242. land, oder wenn vom kaiserlichen Hof
2) Hochzeit. N., daß er den Sonntag die Rede ist. — Für Liuland gilt, dass
HochzeU gehalten, gestrafet mit 20 Mark, die bessere Sprechweise das o meist dehnt,
349. XXl'. 1. I . 1631,2; daß er zwei die uugewaltere meist schärft. Gewönlich
Tage lang Hochzeit gehalten, ebda. I.1626 spricht man: Haus und Hoff sich erwerben,
u. öfters. um Halls und Hoff kommen. Selbst im
Man unterschied und unterscheidctMor- Munde der Gebildetesten hört man Hoff-
gen-, Mittags-, Abendhochzeiten, Kasse- rat u. Hoffrätin, u. der Name Hofmann
hochzeiten. Die jetzt beliebteste Zeit ist lautet stets Hossmann, während in Hof-
8 Uhr Abends; richtet sich auch nach dem mann, Mann am kaiserlichen Hofe, das
Abgang der Vahnzüge. o stets gedehnt wird. Der Stammselbst-
Hochzeiten, Hochzeit machen oder feiern. laut ist (vgl. Grimms Wtb. 12) ursprüng-
Alles hochzeitet jetzt. Hochzeitet der Bauer lich kurz und soll, nach derselben Quelle,
länger als 2 Tage —. höchstens noch in einigen Theilen Nord»
Äochzeiteriu. Mein und meiner lieben deutschlcmds fo geblieben, im Allgemeinen
H.Ersuchen, 349. XXVI. 2. 1.164?. Ältere aber verlängert sein.
Stelle als in Grimms Wtb.
Hochzeiisordnnng. Das alte Riga schuf I n den Abendungen lautet f in unge-
verschiedene Hochzeitsordunngen. wälter Sprachweise, wie seit Langem, so
Hochzeitstag. Außer der gew. Ved.: noch jetzt wie w. I m Howe, Howes st.
Festtag, wie das mhd. mwnLit-tass. I m Hofe, Hofes. Bei dem Howe, schrieb Gubert
rigischen Waisenhause, am sog. Hochzeits- «'328. I . 1649 u. 1688». Oft aber auch
tage desselben, d. h. am 1. Januar, wie ff, im Hoffe, st. Hofe, was schon aus
Wendt in 174. 1841. 202; Reden, welche 243, 330 u. a. O. zu belegen ist.
an dem gewöhnlichen Hochzeitstage, den 1» a. Der erzbischüfliche Hof, ehemals
1. Januar, im Waisenhause gehalten zu Riga, curia eMeom'. vgl. 196. XI. S .
wurden, ebda. 1845. 188. 515 u. f.
hochzugehende (Ton auf zu) oder hohe b. Schloss zu Riga. Die bei Hofe ge-
Frauenkleider, rodez montincks. Gegen- nothiget waren, 350. XXVIII. I . 1719,
satz uon „ausgeschnittenen". d. h. aufs Schloss zu dem Generalgou-
Hocke, die, Gesäß, Hintere. Einem die verneur eingeladen. Vrobe erklärt uu-
Hocke soder Hucke) vollhauen oder ver- richtig:„auf demSchlosse", weil er genötigt
ledern, ihm den Hinteren verhauen; falsch deutet; denn dies Wort bedeutet
einem die Hocke oder Hucke uolllügeu, beiVurgemeistcr Schieueldein: eingeladen.
einem „den Arsch volllügen", d. h. ihm
c Die Eomuagnie und Hof von Münster,
die „Möglichkeit" vorlügen.
349. IV. 1, d. h.' große Gilde, Kaufmann-
Hocke«, der, öfters st. Haken zu lesen schaft; der Hof von Münsteritz, ebda, in
in 349. XXII. 1 und 2. Einen neuen gleicher Ved.. Der Kok <Ic>r Kmnpanie van
hocken in ein Holzkellen, 349. XXlI. 1 ; «leu loiümleu, im Schrägen d. rig. Kauf-
Mauer Hocken, 349. XXII. 2. leute v. 1354.
hocken, ungebräuchlich und dafür hucken,
in gleicher Weise wie hubeln, st. hobeln. ä. Der Echwarzenhäupter Rigas. I n
— Nur in der Ved. uon: in kauernder diesen! Hofe (König Artus Hof) soll die
Stellung sich befinden, kauern. Mengrafschllft uvd der Schütten Drunk
höckerig und hackerig. vgl. Grimma getruulen werden, 350. XIV. 4.
Wtb. unter hackeriq. o. Der Deutsche Hof in Pleslan. Der
sHockerle, das, Tabouret. Freiherr v. Schaffer des deutschen Hofes in Plestaw.
Vibm in Vazar 1872 (Gothik u. s. w.)^ 180. II. 2. 395 od. III. 3. 395. Der Hof
Höckern, ungewönlich und dafür hölern, zu Nowgorod, s. Hofwächter und Han:
Hökerhandel treiben. delshof.
Hof — Höfchen. 533
t. Gärhof oder Gärbehaus in Riga, den Gutsherrn oder dessen Verwalter
ehemals. Auf dem Hoffe, 243; auf dem bedeute. — Zu Grimm 5).
.leliriloff, ebda. 5) Den Hof schneiden st. Hof «rächen.
.. 3. Regimentshof, Benennung einer Zu Grimm 8^.
Örtlichkeit u. von Gebäuden zu Militär: sAus Hof und Haus einen essen, Göze
zwecken auf Heiligegeisthof (Ilgezeem) bei in 374. III. 39.1
Riga, rufs. iw.il:aiion ^»op^. I n Liuland findet sich eine Menge von
n. Der Kaiserliche .Hof, die Hauptstadt Gutsnamen mit Hof zusammengesetzt; in
des Reichs. Er hält 'sich bei Hofe auf, Kurland gibt es deren fast ebensoviel«,
d. h. in Petersburg. Hupel. in Estland wenige. I n diesen Gutsnamen
i. Der Bierhof, in Riga. f. Nierhof wird Hof stets hoff gesprochen. Der Ton
und Hofleute. fällt hier meist auf das erste Wort: An-
Hof, Naumhof, Kroppenhof, Iungfernhof;
2) Gutshof. Z u Grimm 3. d. Jedes bei einigen kleinen Gütchen nahe Riga
eigentliche Landgut besteht der Regel nach wechselnd auf das erste oder zweite: Ebels-
aus einem sog. Hofe, Edelhofe, mit den
dazu gehörigen Hofesliindereien — und hof u. Ebelshof, Grnvenhof u. Grävenhof,
aus Bauerländereien, 134.1.157. Hupel Hagenshöf und Hägenshof, aber nie bei
erklärt: 1) Herrenhof, Landsitz, des Guts- Sllssenhof und Nördeckshof, Depkinshof,
herren Wohnsitz; 2) alles was der Guts- Thüringshof, Lievenhof, Annenhof u. den
herr selbst nutzt, z. B. Hofsheuschliige, im meisten anderen. — Der in dem Guts-
Gegensatz zu dem, was den Bauern zum namen ent' altene Name des fersten) Be-
Gebrauch überlassen ist; 3) das ganze sitzers bleibt theils unverändert, z. V.
Landgut. — Schon in Alnpeie ist Hof der Griinhof bei Riga, nach einem Herrn Gran,
„Inbegriff von Grundstücken sammt den oder bekomm: ein verbindendes en oder
dazu nötigen Wohn- und Wirtschafts- n, z. B. Tuntenhof (von Tunte), Franken-
gebäuden auf deni Lande". Nach dem Hofft, Hof (nach einem Franke), oder ein ver-
in 492. V. liul. Nechtsgew. S. 284 und bindendes s, z. B. Römershof snach einem
öfters st. nah am Hofe; auf dem Hoffe Herrn Römer). I m alten Namen der rig.
füllen ein Väterchen und Mütterchen «von Nohlthätigkeits-Anstalt u. des alten rig.
Hühnern) den (dem) Bauer zur Arth ge- Schlosses Iürgenshof, ebenso im Namen
geben werden, 330. 2 1 ; die unter den Iürgenshof bei Wenden ruht der Ton
Höfen wohnenden Deutschen, 193. II. 1. stets auf Hof. — Die Insassen u. nament-
632 (unter — auf); wenn die Höfe Vieh lich die Besitzer der Güter, deren Namen
nach denen Städten schicken, 172. 1770. mit Hof auslautet sind Höfer, hosssche,
346; Schüsse auf den Höfen oder von den u. höfsche, ;. V. die Kroppenhöfer, Krov-
Bauern fordern, 38; am Hofe zu leistende penhofsschen und Kroppenhöfschen.
Arbeit, st. auf, da am Hofe vorzugsweise I n Zusammensetzungen Hof- gewön-
.und allein sich auf den kaiserlichen Hof lich nur, wenn das Wort Hof sich auf
bezieht; für die ErHeizung des .Hofes, den kaiserlichen Hof bezieht; Hofes- und
176. 1833. 35, d. h. der Hofs- od. Guts- Hofs, wenn auf Gutshöfe. Doch mit Aus-
gebäude. — I n den Hof senden, s. Ganz- nahmen, hauptsächlich in früherer Zeit.—
hätner. Bei kleinen Gutshöfen in der Nabe I n einigen Zusammensetzungen wird
Rigas kann die Ved. übergehen in: Hofes-, in anderen Hofs vorgezogen.
3> Köfchen. Die Höfe über der Düna, Hofarbcit, Arbeit auf dem Gutshofe,
345. 18; in Vickershofe hatte man die selten st. Hofes- od. Hofsarbeit. Die Hof-
Menschen an die im HofestehendenBäume Arbeit in den Stadtgütern wird dadurch
gebunden, den Hof sd. h. die Wohn- u. gehindert, 349. IV. I I .
Nebengebäude des Gutshofes) angezündet
und sie also mit verschmauchen lassen, Hofbauer. Ein Hofbauer, 172. 1769.
345. 22; bei Ulenbrock's Hof, noch in der 349; Hofbauern und Hofgüter, 172.1775.
Mitte des 17. Icchrh.; bel Duntens Hof, 41,Krons-od.Tom8nenbaueru.Tomönen-
jetzt Duntenhof. güter? s. Hofgut und Hofesverwaltung.
4) Gutsherrschaft. Leute des Vauer- Hofchen, das, kleiner Haushof. Bei die-
standes „in den Hof nehmen", I . Conradi sem Hause ist szu ihm gehört) ein kleines
in rig. gtg. 1672. 4, als Dienstboten Hofchen. Unterschieden von Höfchen.
im herrschaftlichen Gutshause verwenden; Höfchen, das. Nach Hupel bezeichnet es
der Hof hat die Bauern zum Roggenschuitt bald ein Landhaus mit kleinen Ländereien
austreiben lassen, Hupel in I662,. XVII. aber ohne Bauern, wenigstens ohne Haten-
228, der daselbst bemerkt, dass Hof auch anschlag, bald ein lleineZ Landgütchen
534 Höfchen — Hofesjungfer.
mit Bauern, bald eine Hoflage. — Berg- wie in Grimms M b . 1). Führten ihn
mann erklärt Landhaus. llußm Hause vorn in das Kraut Höffchen,
1) kleines Landgut, kleiner Landbesitz 349. XI. 1. Andere Handschriften geben:
bei den Städten. Bekannte Höfchen in „in den Krautgarten".
früherer Zeit waren bei Riga: das des 4) nach Hupel zuweilen für Hoflage.
Nurgemeister Dunte (Duntenhof), erwiint Hofdienst. 1)die Bauern mufften schwere
1657 in 223; das des .Herrn Hagen Hof-Dienste thun, 215. 240, auf den
(Hagenshof), das des Wolffenschildt (bei Gutshöfen oder für dieselben. Selten st.
Kengeragge), Ulenbrock's u. a. Bekannt Hofesdienst, vgl. Grimms Wtb. —
sind noch Ebelshof, Deptinshof, Thürings- 2) Dienststelle am taiserl. Hofe. Einen
hof (Thierinkshof) u. v. a. — Die Heu- H. haben, am taiserl. Hofe angestellt sein.
schläge und Höschen auf der Spilwe, 349. Hofding, der. I n Grimms M b . Hofding
II. I . 1630; die Loschen um die Stadt, nach Frisch erklärt Hofgericht. Hier in
349. IX. 1 ; auf seinem Höffchen, 350. schwed. Zeit: Hauptmann, Vorgesetzter.
XXVIIl. 1.1674; auf mein Höfichen nicht Dem Höffding u. seinen Unterhabenden,
weit von Riga kommen, 352. XXX. 3; 193. I I . 353.
zwei Höfchen mit allem Zubehör, Vieh Höfdingschaft, 185. 341. Nach dem
und Fahrnisse verkaufen, 172.1779.141; schwed. uöMnMino, Gouvernement.
die kleinen, besonders in der Nähe der Hofesältester. Der Hofesälteste, 176.
Städte, auf dem Grunde von Landgütern 1832.128; ein Hofesältester, 219.1838.49.
belegenen sog. Höfchen, 154. I. 177; die Hofesanspnnn. Arbeitsleistung der
Nürgergüter bei Riga, die setzt, wie die Knechte mit H., 175. 1856. 395.
neuen Gartenhäuser, .Höschen genannt Hofesnrbeit, für einen Guts-Hof oder
werden, 174. 1819. 120; ein mit dem auf einem. Auf H. befindliche Gesindes-
Höfchen Glude'schen snnch jetziger und leute, 147.
richtigerer Sprechweise: mit dem Höfchen- .Hofesarbeiter.
Glude'schen) Bauern K. abgeschlossener HofesarbeiterRige, die.
Kaufcontract, livl. Gouv. Ztg. 1857. 69, Hofesanfseher, auf Gutshöfen.
d. h. ein zu dem .hofchen G. verzeichneter Oofesnnssat. NachVerhiiltniß derHofes-
Bauer. — I n älteren Zeiten gew. dafür Ausfat u. des Kornwachses, 172. 1768.
Hof, z. V. bei Ulenbrockb Hof; in plattd. 50; zur Hofes-Aussaat sind noch nicht
Zeit dafür uokke,,, so in 350. XXIV. 2. 2 Lofsstellen — vorhanden, 147.
1.1550.—Jetzt dafür Gut od. Gütchen.— Hofesbedienter. Hofesbediente, Schilter
Zuweilen auch von größeren Gütern. Das u. f. w., 185. 661; ein Hofesbedienter,
Höschen Honigshausen sWangasch) von 100 176. 1827. 42.
Nauergesinden. 196. XII. 337. Oofesbrod.
2> in engerer Beziehung die früher sog. Hofesbuschlend. Hofesbuschliinder sollen
(Gartenhäuser od.) Gelegenheiten, nämlich nicht stärker jährlich gebraucht werden,
„Landhaus mit Hof und Garten," nach als —. 193. II. 2. 1216.
Bergmanns Erklärung. I m Stadtbezirke Hofesdiener, der Gutsherrschaft.
Rigas verschwindet diese Bedeutung mehr Hofesdienft. Lostreiber zum H. nehmen,
u. mehr u. jedenfalls sofort, wenn Hof, 147.
Garten und sonstiges Land durch Häuser Hofesfelo. I n Lettland wird das Hofes-
verdrängt werden. Den Besitzern von Hös- feld in soviele Stücke (Reeschen) getheilt,
chen oder sog. Gelegenheiten, 174.1825. als Wirthe zum Gut gehören, 190. 85;
>l07. — Man spricht: auf einem Höfchen Hofesfeld, Hofesländereien, Hofesacker-
leben, auf dem H. sein, aufs H. gehen, land, 154. I. 166.
fahren, ziehen, vom H. kommen. — Der .Hofesflachs. Die Spinnerei des Hofes-
Ausdruck gilt jetzt vorzugsweise für die stachfes, 147.
ländlichen Besitzlichleiten überderDüna auf Hofesgebäude, 193. II. 2. 1267.
Hagenshof, Sassenhof u. s. w. Daher lies't Hofesgelegenheit. Die H. auf Nellenhof
man (1876): im Douglas'schen Höfchen ist zu verkaufen, 172. 1828. 45.
»st eine Wohnung zu vermieten; ein hüb- .Hofesgerechtigteit, Hofesgefälle, 210;
sches Höschen auf Hagenshof ist für den Hofes- und Vauern-Gerechtigkeiten, 396.
Preis von 5000 Rb. zu verkaufen. — Der 1864. IX. 1. 19.
bei Petersburger Deutschen allein übliche Hofesgranze.
russ. Ausdruck Datsche, welcher auch in Hofesherde.
Reval svgl. 322.27) gebräuchlich, begegnet Hofesheuschlag.
in Riga niemals. .Hofeshüter.
3) in der Ned. von Hof oder Garten, Hofesjnngf«.
Hofeskasten — Hofgewalt. 535
Hofesl«fte», nach Buddenbrock in 193. den Gebietsbauern zur Sicherheit des
II. 2. 1219, „Verwahrungsort für zu Hofes gestellt wird." Ter bofes-Wach-
Strafende im Gutshofe". Kerl, 185. 721.
Hofeslirchenleistung, 396. 1864 .IX. 1. Hofeswalb.
22. Anm. Hofesware.
H«feslr»g, zum Gutshof gehörender Hoff, oft geschrieben früher st. Hof,
Krug. vermutlich der üblichen Aussprache fol-
Hsfeslriiger. gend, welche ein geschärftes o benutzte.
Hofesland. Hoffes-Land bemisten, 33s). hoffähig, berechtigt am kaiserlichen
16; feine .Hoffes-Länder auf Schnit auß- Hofe zu erscheinen. Alle hoffähigen
geben, 330. 13. Damen.
Hofesländerei. Meist nur in der Vz. Hoffihigkeit.
gebräuchlich. Jedes eigentliche Landgut Hsfflecke». 172.1775. 42. Kronsfiecken/
besteht der Regel nach aus einem sog. H«ff«»n»er und Hoffmanninnen. Da
Hofe, Edelhofe, mit den dazu gehörigen dieser Handwerlsmann (Melchior Hoff-
Hofesländereien, welche nach Beschaffe«- mllnn) aller Orten soviel Aufsehen ge-
heit zu Äckern, Gärten, Heufchlügen, macht und bis auf den heutigen Tag
Weideplätzen, Waldungen u. s. w. vom noch eine Seite der boffmannianer hat:
Gutsbesitzer unmittelbar genutzt werden, ist es dann ein Wunder, so in unserer
und aus Nauerliindereien, 154. I. 157; Zeit ein hochgeborener — es noch etwas
Gut, welches aus Hofes- und Bauer- weiter hat bringen tonnen mit Hülfe
ländereien besteht, 154.1.179; Echatzungs- seiner mancherley Hoffmänner und Hoff-
freiheit der Hofes ländereien, ebda. 178; manninnen, Beltzer und Beltzerinnnen,
sog. Hofesländereien, ebda. 157; Ein- Loder in 350. XV. 1.
teilung der Hofesliindereien, 147. Hoff»»»g3tru>er. Hoffnungs- und Ja-
Hofeslaften, 396. 1864. IX. 1. 19. Brüder, 349. IV. 11, Verbundene in der
Hsfesleistungen, 147; wackenbuchmäßige Hoffnung zu etwas zu gelangen; die
H., 396. 1864. IX. 1. 21. Blutsfreunde undHoffnungsbrüder, welche
Hofesleuie, Leute, die zum Gutshofe handeln in der Hoffnung etwas beim
gehören, vgl. 147. Eine Person unter Rathe zu erlangen, ebda.
dem Namen von Hofesleuten von der Hofgebäude, 1) Gebäude im Hofraume
Loosziehung ausnehmen, 176. 1829.158. einer Besitzlichteit, 172. 1810. ^ 24. —
Ter Gutsbesitzer hatte nämlich das Recht, 2) auf Gütern. Hof- u. Hoflagsgebiiude,
bofesleute von der Wehrpflicht zu be- 327. 88, st. Hofsgebäude.'
freien. Hofgericht, die höchste Landesgerichts«
Hofeslohn. Die Brenner stehen in behörde in Livland. An was Ort und
Hofes Lohn und Brote. Stelle das Hoffgericht gehalten werden
Hofesquoie, die. Nach der Bauerverord. soll, 193. I I . 27,' feinen Sitz haben. Das
v. 1849 wurde jedem Besitzer erlaubt, o nur in nachlässiger Sprechweise geschärft.
auf je einen Haten Landeswert 36 Lof- hofgerichttich. Hofgerichtliche Bediente,
stellen Bruftacker nebst den dazu gehöri- 193. I I . 230; ein hofgerichtllches Attestat,
gen Wiesen und Weiden vom Nauer- 327. 26.
lande ab und dem Hofeslande zuzuthei- H«fgerichis»ffeff«res von der anderen
len. Dieses dem Hofeslande zugetheilte Klasse, d. i. die auf der Gelehrten-Bank,
Nauerland wird die Hofesquote genannt, bekamen fchon in schwed. Zeiten mit den
auch schlechtweg Quote. Gesindespiichter, Adligen gleichen Rang und der Unterschied
deren Gesinde zur Hofesquote eingezogen wurde ganz aufgehoben. Denn nach einem
wurden und unverkauft blieben, rig. Ztg. tönigl. Befehl von 1698 svgl. 185. 699^»
1864. heißt es: der Unterschied zwischen denen
H«fesro>»»g, Rodung, die dem Hofe vom Adel u. den anderen, welche Gelehrte
gehört. 195. l l . 1. 631. und rechtserfahrene Männer und keine
Hofesschente. Edelleute sind, 182. I.
Hofesschule. HofgerichisoronuMg. Die livländische
b«fes»erw«lt«ng. Die rigische Hofes- von 1630 in 193. I I . 2.1878; die schwe-
Venvaltung, 172.1768.105. I n welcher dische von 1615.
Bed.? vgl. Hofflecken und Hof gut. HofgerichjKst«t, der. Des Hofgerichts
Hofesvoll, vom Kirchengehen abgehal- Staat, 193. II. 255, .Verfassung". I n
ten. 193. II. I . 637. anderen Stellen: Etat.
Hofeswachlerl. Nach Buddenbrock ,n Hofgewslt, Gewaltthätigteit, die man
193. II. 2. 1534 „eine Frohne, die aus in eines Anderen Hofe übt. Von Hoff-
536 Hofgut — Hofleute.
gemalt, 194. R. d. F. E. 150; nehme er Vanerlnnder u. s. w. Daher bemerkt
es (die Gegenstände) aus dem .Hause, so Huvel ebda S . 240: einen Wirth absetzen,
wer es Hausgewalt, oder von dem Felde, an einen andern Ort versetzen, wenn
so wer es Feldgewalt, oder aus dem man nemlich aus seinem Lande eine Hos-
Hofe oder auf gemeinen Staßen, so were lage macht, sein Gesinde sprengt. — Bud-
es Hofgewalt, ebda. 151. denbrock m 193. I I . 658 erklärt: Veihof,
Hofgut. Hofgüter und Hofbauern, 172. gewöhnlich zur Absonderung des jungen
1775.41. Krons? Domänen? f. Hofflecken und alten Rindviehs bestimmt. — Berg-
und Hofesverwaltung und Hofbauer. mann erklärt Hoflage mit Vorwerk. —
Hofhaltung. Das Brod, welches man Die Polen und Littauer haben dafür
zur Hosfhaltung, sonderlich auf dieH erren- Vollwerk. InDeutschland vielleicht Meier-
Tafel bedarf, 3^8. 189. hof, nuitairie.
Hofherren, werden die Mitglieder des Die Vz. lautet jetzt Hoflagen, früher
„deutschen Biergartens" an der Marien- auch Hofläger und Hoflager.
straße Rigas genannt. Alle Hofherren Eine Hofflage (der Bauern), 13; eine
werden ersucht, in Hofsangelegenheiten Hofflage, 185. 20; von der Hofflage,
sich einzufinden, rig. Ztg. 1868. Sevtbr.— 328. 80; die Hofläger, 172. 1789. 460;
Früher auch die Mitglieder des einge- Hoflager, im Fall sie nicht die vorgeschrie-
gangenen „Bierhofes" in Riga; diefe bene Ackerstäche haben, 183; eine Hoflage
wurden auch „Hoflente" genannt. wird einem zugeschlagen, 347. I I . 2. 100,
höfisch. Einen höfischen Mund haben, zugetheilt; sehr viele, besonders die
349. XX. 1 ; in höfischer Frauen Haus größeren Landgüter haben außer den«
gehen und daselbst ein Pfand lassen für eigentlichen Hofe noch einen oder mehrere
Bier oder heimliche Sache, 174. 1825. Veihöfe, Hoflagen od. Hoflager genannt,
141 nach einer alten rig. Verordnung. auf denen gewöhnlich Zuchtvieh gehalten
Hsfjungen, Hofsjungen. Iegor von wird, daher sie wol auch Viehöfe zu
Sivers in rig. Ztg. 1861. heißen pflegen, 154. I. 158.
Hoflammer. eine, 172. 1792. 114, Hsflagelammer. Die auf der H. befind-
Abschauer auf einem Haushofe zur Auf- liche Schleifmühle, 172. 1792. 284.
bewahrung von Holz und and. Gegen- Hoflager, das, oft st. Hoflage. Hollcin-
ständen. dereien auf den Hoflagern, 190. 91.
Hoflatze. Die Hosftatzen, so vorn lecken HoflageRige, die, Rige auf einer
und hinden kratzen, 195. Henning Chr. Hoflage.
292. Hoflagsgebäude, 3_7. 88.
Hoflentohl, Kopflol, 353. 4 1 . Hofland. Verhüten, daß Niemand (der
Hoflerl. Der Frau U. Hof-Kerl, 449. Bauern) den Hoflanden Einvaß thue,
XXVIl. 1. I . 1614/17. Oft. 328. 3.
Hoflnecht 1) Hausknecht, ^»opunii?.; Hofleute. 1) Unter dieser Bezeichnung
2) auf Gütern, st. .Hofsknecht. verstand man, bemerkt Gadebusch (325),
Hoflage, selten Hofes- oder Hofslage, im 1t'. Iahrh. die Meuterei. Das sagt
von Hupel im Idiotikon bezeichnet: als Nussow Bl. 126. 1 zweimal ganz deutlich:
„eine im Gebiete des Gutsherren zur öe nauelulls «läe rüters bev äe 8elnv«cleu
Vermehrung seiner Felder oder aus andern unäe Viia'i8clien u. f. w. und bald hernach:
Beweggründen angelegter kleiner Hof mit ero Iiütei'8 eälle KanMlle. vgl. Kelch (215)
den dazu gehörigen Ländereien u. Wirt- S. 271, Neustadt S . 136, liest. Jahrb.
schaftsgebäuden, ein Vorwerk. Einige (180) I I . 1. § 19 und Frisch unter Hof.
nennen sie Viehhof, weil dafelbst gemeinig- vgl. Hofmann. — Ebenso bemerkt der
lich auch Vieh gehalten wird, Lange Herausg. u.Rüssow (195), dass bei Nüssow
einen Achterhof, andere einen Bei- oder Hauelüde Reiter heißen. — von Richter
Nebenhof. Zuweilen entsteht aus einer (347. I I . 1. 10) sagt: Hofleute, nach
solchen Hoflage ein ganz besonderes ab- Halthaus Glossarium, Kriegsleute zu
qetheiltes Gut." — I n 182.1. 59 erklärt Pferde. — I n plattd. Schriften d. 16.
Huvel.- Hofläger nennt man kleine Höfe, und 17. Iahrh. UHueluäe, NavelNä« uml
die im Gebiet außer dem alten u. eigent- llauoleuts. Verzeichmß, was den armen
lichen (Guts) Hof angelegt werden, indem Pauren genommen ist von den Polen n.
man ein Dorf sprengt, die darin woh- Haueleuten im 1.1587. vgl. 349. XXIII. 5.
nenden Bauern in erledigte Gesinder ver- Der Name der livlcmdlschen Hof- Hofe-
setzt, die Dorfsfelder aber zu einem Hof u. Hofesleute taucht auf im 16. Iahrh.,
einrichtet; oder man erwiilt dazu ent- zur Zeit der Auflösung des Ordensstates;
legene Nufchliinder, einen Wald, wüste er galt, bemerkt Sonntag in 174. 1825.
Hofmacher — Hofsaufsicht. 537
253, zur Bezeichnung der Ndelichen, welche 341. 18. — Statt der Hofmütter kom-
nach Auflösung des Ordensstates herum- men jetzt Viehmeister oder Viehpsteger
abentenerten. Innnau s157. l l . 9. und 1H auf. — Das 0, wie in den 3 folg. W.,
sagt: in der letzten Ordenszeit eine Art oft geschärft.
adeliches Raubgesindel. — Vielleicht wur- Hofmutteramt. Hof- oder Vieh-Mutter
den diese livl. Freibeuter deswegen Hof- Ampt, 328 im Inhaltsverz.
leute genannt, weil sie als Ritter zu dem Hofmutterei. 1) Geschäft der Hofmutter.
Gefolge oder dem Hofe des Erzbischofes Hllushä'Iteriu, die die Hofmuttereu ver-
oder.Herrmeisters gehört hatten. steht, 172.1779. 32; Kenntnisse von der
Die Gesellschaft der sog. Peruaner Hofmutterei haben, 172. 1786. 13. —
Hofleute, 850. XI. 1. 4?; die Erzstifti- 5) Gesinde einer Hofmutter, Vorwerk auf
schen sowol Ordenschen Hofleute, 850. IV. einem großen Gut, lonvn inuigena. Hatte
2) ini Ältermannbuch «335. 82» sind, 1845 eine h. zwischen Riga und Mitau
bemerkt der Herausg., Hofelude offenbar in Pacht, rig. Ztg. 1873. 112. vgl. Hofs«
Hof- oder Gutsbesitzer. mutterei.
3) zuweilen gedruckt und gesprochen Hofmntter- und Hofmuttersmann, Mann
für Hofsleute, d. h. die bei den Guts- der Hofmutter. An die Stelle der „Hof-
herrn auf dem Hofe dienenden Bauern, mütter" und des sog. „Hofmuttersmannes"
sie mögen auf Lohn und Nrod gehalten tritt in Kurland allmiilig der auslän-
oder durch Nutznießung von Hofländereien dische „Viehpfleger", rig. Ztg. 1872. 14.
besoldet werden, 154. I. 1'!4. pofpforte, oft gespr. Hoffpforte.
Hofmacher, der den Frauenzimmern Hofprediger, im Sinne von Hauspre-
den Hof macht. diger auf den adeligen Höfen oder Gü-
Hofmacherei, die, geringschätzend f. Hof- tern, 193. I I . 764.
machen. Hofrat, meist gespr. Hoffrat.
.Hofmann. Das Dörvtsche Rathspro- Hofraum, Raum, den ein Haushof ein-
toioll von 1601. 157 hat: der ehren- nimmt. Das Haus hat viel Hofraum. —
feste und mannhafte Arff Spare, Reuter Hofräume stehen i n keinem Anschlage.
und Hoffmann unter des — Vengt Lars- Hofräumde, die, Hofraum, 172. 1793.
son bestalter Fahne. Nach 325. Wol die 288.
Einzal von Hofleute. Oofrecht. Ruf sog. Hofrecht ihm länger
Hofmeister. 1) I m heiligen Geiststift nicht fördern als 4 Wochen, 266; sollte
zu Riga, ehemals. Den .Hofmeister im ein gescholtener Gesell bei einem ehr-
heiligen Geist geschmähet, 349. XXVII. 1. lichen Meister in Arbeit stehn, soll er
I . 1610; — 2) Hofmeister, in Preußen nicht länger als 14 Tage Feierabend,
ehemals unterschieden von Hochmeister, und 14 Tage Hofrecht arbeiten, 258.
nach 221. 11. — 3) Erzieher.' I n dieser Hofs und Hofes, im Sinne von Hofs»
Ved. das o meist gedehnt; — 4) am dreibandflllchs. Krongattungen fanden
kaiserlichen Hofe, maitre üo 1a, (,'our. Das wenig Liebhaber, dagegen waren Sorten
0 gedehnt. und Hofs allein gesucht, rig. Handelsztg.
Hofmeister«. 1) Stellung und Thiitig- 1862. 63; die Flachszufuhren haben auf
keit eines Erziehers. Die H. satt haben; den Preis von Krön keinen Einfluß aus»
— 2) das Hofmeistern, Berufen, Tadeln. geübt; Wrack und Hofs (an anderen
I n beiden Fällen 0 meist gedehnt. Stellen Hofes!) bleiben ebenfalls unver-
Hofmeistern, als Erzieher thiitig fein. ändert, rig. Ztg. 1863. — Pik-Hofs st.
I n Kur- und Livland hofmeisternd, 175. Pick-Hofsdreiband.
1859. 1002. Oft. Das 0 meist gedehnt. Hofsangelegenheit, Angelegenheit, den
Hofmeisterschaft. 1^ Geschäft eines Er- rig. Biergarten betreffend. Alle Hof«
ziehers. 2) am russ. Hofe. Gsheimmth Herren werden ersucht, in Hofsangelegen-
Baron H. wird zum Dirigirenden der heiten sich einzufinden, rig. Ztg. 1868.
Hofmeisterschllft beim Hofe Sr. königl. Hofsanspann.
Hoheit des Prinzen Peter v. Oldenburg
Hofsarbeit. Auf H. sich befindende
ernannt. St. Pet. Herold 1876. ü« 7.
Gesindesleute, 183.
Hofmutter, selten Hofes- oder Hoss-
mutter, Viehmutter. Nach Hupel selten; Hofsarbeiter. Stück Feld oder Heu-
in Lettland aber gewönlich. Die Hof- schlag, das ein Gesinde außer seinem
mutter, 32«. 38; die Hofe-Mutter, 329. gewöhnlichen Hofsarbeiter zur Gerechtig-
43; die Hoff-Mutter, 330. 17; eine Hoff- keit im Hofe bearbeiten muß, St. 1.^
Mutter soll von 7 Kühen eine dicht ge- Hofsaufsicht. Unter H. arbeiten, 176.
schlagene Tonne Butter und Käse geben, 1834. 150.
538 Hofsaussat — Hofsland.
Hofsaussat und Hofesaussat, was auf Hofsfuhren, welche die Bauern für
tzofslande ausgesät wird oder Vesäung den Hof leisteten. Daher in gleichem
mit Hofskorn. s. Hofesausfat. Sinne wie Freifuhren bei Hupel in 444.
Hofsbauer. I . 1780 und 1818.
Hofsbrot. Arbeit auf H., 193. II. 1268. Hofsgattung, Hofsdreibandgllttung.
Hofsbntter, von Gutshöfen, wird in Für die Hofsgattungen (Flachs) fand
Riga oft zum Kauf ausgeboten. einige Frage statt, rig. Ztg. 1859. 130.
Hofschneider, was Hofmacher. Hofsgebaude, zum Gutshof gehörendes.
Hofsdiener. Ein Dienstbote oder K., Die Hofsgebäude, Gebäude des Hofes.
183. 28. Die Hoffsgebiiude, sonderlich die Brand-
Hsfsdienst. Lostreiber zun» Z. nehmen, stätten und allerlei Öfen, 328. 7.
147. Hofsgerechtigleit, was der Bauer laut
Hofsdreiband oder Hofsdreibandstachs, dem Wackenbuch jährlich abgeben muß,
Gattung Flachs, die zur zweiten Sorte Abgabe, lett. na^Ka, St. I.; festgesetzte
gehört, 316. 45. Nach derselben Instruc- Abgabe, die der Herr von feinen Bauern
tion muss der liefländische Hofs-Drei: jährlich erhebt, Hupel in 182. I. —
band-Flachs als Band beide Enden los Pastor klagt, er habe von (dem Gute)
haben und mit 2 oder 3 Schnüren Nachtigall leine bofsgerechtigteit empfan-
gebunden sein. Die rig. Ztg. 1865 unter- gen, 350. XV. 6 / I . 1647.
scheidet Hofsdreiband (gewönlicher) zu Hofsgesinde, das, 1) Gesinde oder
41 Rbl., puite zu 45, fein puite zu Vauerstelle, dem Gutsherrn gehörig;
51 Rbl. — Das Regl. f. d. öff. Flachs- 2) Hofsuolk, Dienstbotenschllft des Guts«
wracke zu Riga von 1667 sagt: eine besitzers.
besondere Gattung bilden die livlcindi- Hofsgräuze. Das Austauschen der Ge-
schen Flachse, die in 2 Sorten: Hofs- sindestreustücke, welche in andern Bauern-
dreiband und ordinären livländischen oder Hofsgriinzen gelegen sind, 183.
Dreiband zerfallen, vgl. 364a. 338. Hofs- Hofshandel. Der kleine H.
dreiband, wie Einige behaupten, nicht Hofshengst, der Gutsherrschaft gehö«
deshalb, weil er auf Hofslande gebaut, render.
sondern weil er als Gerechtigkeit an die Hofsherberge.
Höfe von den Bauern geliefert ward. Hofsherde. Wurde ein Beiwohner durch
Da dieser Flachs gut sein m u M , so den Bullen der Hofsheerde zu Tode ge-
hieß er auch Zinssiachs s?> Die Höfe stoßen, 174. 1822. 35.
selbst bauten bis vor etwa 30 Jahren Hofsherr, Gutsherr, 17.!. 183 . 93.
nur sehr wenig Flachs, — was als Be- Hofsherrschaft, die, 172. 1778. 98.
stätigung dieser Annahme dienen soll. Gutsherrschaft.
Hofsdreibandgattung. Die Nrake hat Hofsheu<chlag. Die Hofsheuschläge,
seit 1861 sieben Hofsdreibandgattungen, Waldungen und anderweitige Pertinenzen
364.81; für Hofsdreibandgattungen zeigte kommen bei der Kakenberechnung in
sich keine Frage, rig. Ztg. 1867. s. Hofs- keinen Betracht, 15471. 167.
gattung. Hofsleller. Der Detailverkauf des
Hofselretar, des rigischen Rats, wäh- Branntweins aus den Hofskellern ist in
rend der poln. und schweb. Herrschaft, Livland verboten, 154. I. 182.
benutzt zu Sendungen an den ionigl. Hofslerl, 172. 1813. 32.
bof.' Oofslleiduug. Mensch in deutscher H.,
Hofseintünfie, Einkünfte des Gutshofes. 172. 1800. 15.
Hsfsfeld. Die heutigen Hofsfelder sind, Hofsllete.
wenigstens die ältesten derselben, Erzeug- Hofslnecht.
nifs deutscher Cultur, welche unbenutztes Hofslorn. Pastor llagt, daß ihm weder
und wüst liegendes Land zuerst anbaute Hofs- noch Bauerkorn, viel weniger
und so auf sie ein wohlbegründetes Arbeiter laut Abschied gegeben, 350. XV. 6.
Eigentumsrecht erwarb, 347. I. 1. 121. Hofslageschenle, Schenke auf einer
Hofsfelder, 192. V. 284 u. f. livl. Rechts- Hoflllge.
gewohnheiten, vgl. Herrenland. Hofsland, heißt nach Hupel (182. I.)
HosSfeuerung. Zu H. verbrauchen, alles was nicht den Dörfern zum Gebrauch
Brennholz für den Gutshof. angewiesen ist; Privatgüter entrichten
Hofflachs, was Hofesflachs. Tausend davon keine Abgaben. Es ist das dem
Verkowetz alter Hofs-Fliichse wurden ge- Gutshofe angehörende Land, entgegen
handelt. Rigaer Börsen- und .Handels- dem Bauerlande, vgl. Hofsländerei. —
bericht v. 1876. 72. Die Quote Hofsland, die auf jeden
Hossliinderei — höhen. 53s
Haken Vauerland kommen miisse, wurde Hofsware, die. Wenn die Bauern mit
auf 60 Lofstellen oder (bei der ehemaligen den Hofswaaren nach den Städten gehen,
Dreifelderwirtschaft) 20 Lofstellen in 193. I I . 2. 1199.
jedem Felde des Hofes bestimmt, rig. Hofswehr oder zum Feldbau gehöriges
Ztg. 1864. 274. — Die Vz. Hofsliinder Gerath, 180. I I I . 2. 372. s. Hofwehr.
gleichbed. mit Hofsland. Schatzfreiheit Hofswirtfchnft. Auch die Hofswirth-
der Hofsliinder, 350. XI. 2. 214. schaft muffte unter dem Tagesgehorch
Höfslnnberei, Hofsland. Die Hofs- leiden, rig. Ztg. 1873. 259, d. h. die
ländereien sind schatzungsfrei. f. Hofcs- Wirtschaft des Gutshofes im Gegensatz
länderei. zu der auf Bauerhöfen oder Bauerland.
Hofsleiftnnss. Das Wackenbuch war Hofszeichen. Gewehre mit dem Hofs-
Form für die zu fordernde H., 350. zeichen, 154. I. 223.
XVIII. 5. Hoste. Gadebusch s325) sagt: beim
Hofslente sind diejenigen — vgl. Hof- Arndt (179. I I . 166) steht: Die Fran-
leute 3). — Die bei dem Gutsherrn auf ciskaner mufften auf ihre Kosten das
dem Hofe dienenden Bauern heißen Hofs- Bollwerk außer der Stadt bauen, soweit
leute, 154. I. 134. ihre Hoste kehret. Höfte st. Höfe, 174.
Hofsmntterei. Der Bau einer H., 172. 1864. 29/30.
1803. 225. Hofwitchter. Ter russische Hoffwächter,
Hofsresche, die, (-). Jetzt arbeiten ge- der den Hoff zu Nowgorod auff- und
wöhnlich nur Knechte und Mägde auf zumachte, 194. Nuenst. 33.
den Hofsreefchen, nicht der Wirth und Hofwehr, die, Hofwehr. Die Sdelleute
die Wirthin, 190. 175. entführten Bauern mit ihrer ganzen Hof-
Hofsrige, die. Zofsriegen, sagt Huvel wehr, 180. I I . 2. 462; alles Vieh und
in 1«2. I I . 294, sind etwa 8 Faden tief zur Hofwehr oder zum Feldbau gehörige
und über 20 Faden lang; bestehen u. s. w. Geräth, 180. I I I . 2. 372. I n Grimms
Hofssat. Die nötige Hofssat von Wtb. erst aus d. I . 1763 und 1771.
Sommerkorn. Hofwehrnna. Zur Hoffwehrung gehöri-
Hsfsscheine, Scheine, welche von den ges Hausgeriithe, 215. 617. I n Grimms
Gutshöfen an Bauern ertheilt werden, Wtb. erst aus Frisch.
damit sie sich an andere Orte begeben Hofweib. Des N. Hoffweib, 349. XXV. 1.
können. I . 1664.
Hsfsschenle, 183. H«ge oder Hoge, der. Zuerst in der
Hofsschule. I n jedem Kirchspiel sind Kreuge'schen Nrk. v. 1390. Art. 24: <1e
etliche Hofs- und Gebietsschulen, 350. vroven 8colen Micken 8lK xoöe8 nossen.
XVIII. 5.' Bunge in 399. IV. 928 erklärt Behagen,
Hofsschütze. Federvieh durch Hofs- Vergnügen, Genuss. Der einen Gast hat,
schützen schießen lassen, 154. I. 224. der pstege ihn und trinke ihm einen
Hofstnt. An der Galatafel von 300 Vollen zu, und mache ihm einen (guten)
Gedecken nahmen Theil die Mitglieder Högen, damit seid alle gutes Högen soder
des Kaiserhauses, die Hofstaaten, das Högens), 349. IV. 1. Von d. Heraus«.,
Hauptquartier und die demselben zuge- erklärt: „guten Mutes, das nd. I»HFeu n ^
theilten Offiziere. St. Pet. Herold 1876. Mut." — Der Högen oder Schmauß,
211. 215. 201. — Näze, nach dem brem.
Hofftelle, die. Von jeder Hoff-Stelle, Wtb., Schmaus, Gasterei der Zünfte und
die er wohl ermistet, 2 Thaler gut Geld Handwerke; und daselbst bemerkt, dass
haben, 330. 10. Drucks, f. Lofstelle? Einige lieber Höge schreiben. Schiller-
Lübben's mnd. Wtb. erklärt bosse mit
Oofsftnbenjunae. Ein Hofs-Stuben- Sinn, Geist (?), bes. erhöhte Stimmung,
junge, 172. 1778. 231. in der Verb. Fnäez (Fuäen) nassen sie
Hofsvieh, das, des Gutsherrn. wllken oder »in. sich erfreuen, frölich
Hofsviehftälle. 176. 1833. 34, Vieh- sein. — Das Wort stimmt mit ital.
ställe (Faland) auf Gutshöfen. Äoja, Freude, Glück.
Hofsvoll, Hofsgesinde oder die Dienst- Höhe, die, nicht selten, doch unedel
boten der Hofsherrschaft. Hupel. Wird und veraltet, Högde und Höje lautend.
das Hofsvolk vom Kirchengehen abge- Das ist so die rechte Höhe', für: das
halten, 193. I I . 1. 637. ist gerade das Schlechteste, Ungeeignetste,
.Hofswächter. Unverständigste.
Hofswald, 14?. höhen, steigen, von Tauben.
540 hoi — holkrig.
hoi. Anruf der Schiffer, auch Zuruf hol nähen oder annähen, das Futter
an Genossen, um sie herbei« oder heran- an das Oberzeug, so dass an diesem die
zurufen. I n den 30er Jahren fast in Niite nicht durchgehen.
allen Gesellschaftsschichten gewönlich, dann Holazt, lett. uolirtuis, bei Ulmann
abkommend. Bald einsilbig hoi, bald erklärt: ein krummes Messer, eine Hohl-
hö—i, bald höi—i gesprochen-—Schreiend, axt, zum Aushöhlen gebraucht.
hoy hie sitzt der Schelm mit der Frauen Holdeibolder oder Hollerboller, der,
am Tisch; sie auf vom Tisch, lassen alles Jemand, der etwas über Hals und Kopf
stehen, 349. XI. 1. vgl. hei 4) und anhoien. und mit größtem Lärm vollführt. —
Hoi, der, Hieb, Rausch. Dorpater Stud. Kotzebue in den Kindern meiner jüng-
Ausdruck. sten Laune erzählt von einem großen
Hotten. Nach Gadebusch (325) ein Hunde Namens Hollerboller. -
Weiberputz. Russow B l . 33. 1. vgl. holderbolderig und hollerbollerig, in
Strodtmcmn Idiot. 89, Frisch im Worte Eile und mit Gepolter; die Eigenschaft
Heute und Richey Idiot. 94. — Nach eines Hollerbollers habend.
Grimms Wtb. ein mantelartiger Über- holderboldern und hollerboller«, eilig
wurf, der gegen die Mitte des 14. Jahr- und polternd handeln.
hunderts als Theil der weiblichen, später hölderdibölderdi, über Hals und Kopf,
auch der männlichen Kleidung zuerst in in größter Eile, aber auch mit vielem
Frankreich unter dem Namen Ixmyuo, Geräusch. Bergmann »nd Hupel. I n
linean? und limine erscheint, dann über Grimms Wtb. holterpolter und holtcrdi-
die Niederlande nach Deutschland sich polter; in Posen snach 163) holterde-
verbreitet. Auffallen kann, dass das Wort polter oder holterdepulter. Das ging
schon in einer rusf. livl. Urk. v. 1338; holterdepolter. — Eine ähnliche Wort-
ne^ene Iw8en nocli lio^en 8uiäen, dann bildung ist kunterdibunten.
im plattd. Gildeschragen v. 1354 Art. 55 holen, ausholen. Immenbäume von
erscheint. Die Stelle heißt: 8cal uin man Neuem zu hohlen und zu machen, 192.
drinken in 8inl>me lioilion. Zu Anfang II. 8. 197. I n Grimms Wtb. als selten
des 17. Iahrh. und bei veränderter Klei- aufgof.
dertracht erschien..der betreffende § des Höler, der, gespr. Heler oder Haler
Echragens dem Übersetzer T. Frölich und Höler, durchbrochen gearbeitete oder
überflüssig und ward nicht mit übersetzt. ausgeniite Stelle in einein Stück Lein-
Der Herausgeber d. Schragens sagt (274. wand oder ?'numwollenzeug, namentlich
189): Korken, KoiKen, KenKen, Mantel an Kanten. Der Höler ist hübsch, d. h.
oder Mäntelchen mit einer steifen Kappen. die gehölerte Arbeit in dem Zeuge, das
— Bnnge^ in 399 erklärt: eine Art gehölerte Muster; einen b. machen, eine
Mantel, Überkleid, sowol von Männern Stelle hölern.
als von Frauen getragen. Daher in Hölerarbeit. Bei der H. werden einige
einer liul. Urk. v. 1396 s399. IV. 108): Fäden ansgezogen und löcherige Stellen
onem jenelken Knapsn X «!«» >va!!«Ie3 tu zu Stande gebracht. Eine jetzt (1870)
einem Kolken, und in einer Url. u. 1410: fast ganz abgetommenc Arbeit, die sonst
cle maßtillL Iielt meäü nomen IwiKon überaus gewönlich war.
nnä roek. — Gewönlich sind, bemerkt hölern, einen .höler arbeiten oder aus-
Bunge, Hoiken und Rock zusammenge- führen. Gebeelerte Laken, 172.1795.51«;;
stellt. — Hoicken und Nöse, 309d. gehelerte Laken, 172. 1812. 27.
Dies« letzte Beleg kann darauf deuten, Hölern»«, die.
dass die Hoiken noch Ende des 16. Iahrh. Holfterkappen, an einem Sattel, 172.
in Gebrauch waren. 1800. 317.
hojaneu, gä'nen. Bei Bergmann, Hupel Hslglas. Hohl- und Fensterglas, 172.
und Stender hojahnen; veraltet, doch 1811. 46. I n andrer Bedeutung als in
noch jetzt im Munde Einiger. Auch Grimms Wtb.
hoja—en ist zu hören. Ich höjahte. Ist sHolt oder ,tzulk, Art Lastschiff. Zur
das n wie in bänen st. bähen nur Ein- Etymologie ist griech. öXxccg Lastschiff
schaltung oder ist hojanen —hochgähnen? heranzuziehen.)
Das Hojanen, o8ciwtio, 353. 133. Holter, der, Höcker, Hulper. Uneben-
Holuspolus. Davon wol das russ. heit des Weges. Hupel in 444.
Fotusnik, Taschenspieler, Kunststückmacher. liollria. holprig, gleisicyl, 441. I . 1780
hol. Hole Seite, Stück Rindfleisches nnd 1818; die .Heerstraße ist jcht brau
aus den Dünnungen. Die Dünnungen hoNrig, da werden die Amoretten aus-
oder hohlen Seiten, St. I. gestuckert, 382. c. 69. vgl. Grimms Wtb.
holt — Holm. 541
hell. Über holt über boll, St.- !. 29, d. h. es kommt nicht darauf an, wie es
lett. driscln brätln; es kam auch fo über geschieht.
holl nnd über boll, 332. c. 68. Das Hollnnier oder Holunder ist hier «am-
lett. l>N8äu bl28<iu slivl. brixdrüx) wird l)nen8 eblilnL. Flieder sanidnens mern,.
von Ulmcinn erklärt: holter di polier, I n 353. 43 heißt es aber.- der Hollunder-
mit großem Lärm. oder Fliederbaum.
Holländer, beinerkt Hupcl, ^heißt zu-
Holm, der. 1) Eiland in einem Flusse
weilen, wer die Kühe auf einem Land-
oder in der See. Die Bedeutung be-
gute gepachtet hat. Jetzt heißen sie
schränkt sich teinenfalls auf ein Eiland
Schweizer." Gegenwärtig ist auch der
im Flusse. Denn Estland hat eine Menge
Ausdruck Schweizer durch „Vieh- oder
Holm genannter Eilande in der See:
Milchpächter" verdrängt.
Wrcingelsholm, Eckholm n. a., Liuland
Holländern, Milchwirtschaft auf einem
wenige, z. B. Lettenholm bei Ösel, Sort-
Landgute. Hollcindcreien wurden, bemerkt
holm bei Pernau u. a. Ein seit den
Hueck in 190. 91, erst gegen das Ende
ältesten Zeiten Rigas bis heute gewön-
des vorigen Jahrb., besonders auf den
lichcs Wort. Zuerst vielleicht in einer
Hoflagcrn häufiger, wobei der Besitzer
Urk. v. 17. März 1226, wo ein Names-
das Vieh verpachtete und das Heu her-
holm erwänt wird. Später kommt vor
gab. — Jetzt der Ausdruck kaum noch
Duneholm, wahrscheinlich das jetzige
zu hören.
Klüwersholm; in der Pursprake v. 1376
Holländereipacht. Vieh- oder Hollnn-
ist Holm wahrscheinlich der Hasenholm;
dereipncht ist derjenige Vertrag, durch
in der Bursvrake v. 1376 und 1412:
welchen der Inhaber eines Gutes als
nppe äe lvilwo, auf die Hölmer. — Der
Verpächter eine zum Gute gehörige Vieh-
Nigeholm, in dem Schriftstück v. 1297.
heerde dem anderen Theile (dem Pieh-
— Die Insul, so im Fluß liegt, oder
piichter oder .Holländer» gegen einen
der Holm, insnlä nmniea, 353. 112; auf
Pachtzins überlässt, 449.'Hl'. 703.
einem Holm oder Insel, 194. Vrandis
holländisch. Holländisch.holz ist Eichen-
Ehr. 48. — Von diesem Worte der alt-
holz. 5—5^» Fuß laug, zuweilen 9 Tau-
nord. Name Nowgorods und des now-
melt dick; alles gespalten, nicht geschnit«
gorodschen Russlcmds: llolmssllrä.
ten, 182. i l . vgl. l43. — Hollandsche
Bühren, 349. XXIV. 2; ein Stück hollän- Bei Riga befindet sich eine Menge
disch blau nnd weiß gestreift feine Bett- Hölmer, d. h. durch Tünaarme gebildete
bühren 39 Ellen, ebda. Eilande: Kliiwers-, Mucken-, Kipen-,
Benkens-, Friedrichs-, Jungfern-, Hafen-,
Hölle, hieß Ende vorigen und Anfang Konen-, Lutzaus-, Lübecks-, Nibers-, Noß-
dieses Jahrhunderts ein altes dunkles bachs-, Vegesacks-, Schlüssel-, Magnus-,
Haus in ?iigll unmittelbar bei der jetzigen Tllhl-, Andreasholm Ein Verzeichniss
Neullusfalnt linker Hand. Bei dem Neu- der Hölmer u. I . 1735 in 349. XVI. 5.
bau des Hauses Pol. .>> ' 28, Adreß-A: 3 l — Holm bildet aber auch die Grund-
der gr. Neustraße abgerissen. Zeitweilig lage zu den Ortsnamen Holmhof u. a.
befand sich dort eine Verkaufs- und Er- I n der V;. gew. Hölmer, aber auch
lundignngsftelle. Daher: Näheres erfährt Holme und Holme. Auf den Höllmen,
man in der Helle bei N. N. s. Halle. 223; die Holme um Riga, 194. Hlärn94;
Höllenhalen, der, eme böse Sieben, Holme, ebda. 95; Holme, 208. 246; Floß
namentlich Person, tue beständig auf- nach den oberwärts der Brücke belegenen
hetzt. Hölmern abzuantern. 276; auf den Höl-
Höllenhncke, der, nach Vergmann, ein- mern, 172. 1768. 24.
gefleischter Eamn. Ortsnamen mit Holm zuscnnmenge-
Höllenlind. Vicken in 349. XI. 1 nennt setzt tragen den Ton tyeils auf Holm:
den Burggrafen Ete Reinike Fuchs, Kirchholm,Dahlholm, Magnnsholm, theils
Hilchen das Höllenkind. Auf den Reinike auf dem ersten sgewölUiclier^, doch auch
Fuchs beziehen sich vielleicht die Fuchs- wechselnd, so dass man Köyenholm und
fresser. Koyenhölm u. s. w. spricht. Wir betonen
Höllenlrick oder Höllentricke, die, eine ein Städtholm, ein der Stadt Riga ge-
böfe Frau. Hnpel. hörender Holm, und die Stadthülmer
oder Städtsbölmer. — Von Holm kommt
hollern. Hollert es nicht, so bollert es
Holmer und holmisch.
doch, d. !,. geh:s nicl,t so, so geht es
doch anders, oder: gleichviel wie's ge- 2, Schiffswerft. Diese Bed. begegnet,
schieht; wie es hollert, so bollert cs, wie es scheint, nur für die Ende des
542 Holmaufseher — Holz.
17. Iahrh. auf Schlüsselholm befind- holpern, stolpernd gehen. Ein« Haus-
lich gewesene Schiffsbauerei. Auf einem stiege herunterholpern.
Plan diefer Gegend v. 1698 steht: die holterdibolterdi und holderdibolderdi,
Schiffsbau«« oder fog. Schiffsholm, entsprechend dem boltriboll in Grimms
auf einem anderen Plan: ZKeMolm. Es Wtb.
befanden sich damals an der Spitze des .Hölterfisch, 172. 1790. 310.
fog. Schlüsselholms ein steinernes Voll- Holwiss, das (?), Heide oder Fessel.
werk, verfchiedene Gebäude, ein oorps de Das Richtschwert nebst .holtnissen und
xaräs. An diefer Stelle..war es, wo Schlössern, 180. I I . 143. '
Karl XII. seinen kühnen Übergang über Holnnn,die, unedel f.Hölung. 1) Holung
die Düna zur Spilwe vorbereitete. Die unter dem Arm, St. I.; nach dem Bauche
Bedeutung ist: Platz, auf dem Schisse zu, nahe an der Höhlung, 172. 1797.
gebaut werden, wie auch Grimms Wtb. 505; Schmerzen in der Holung haben,
angibt. d. h. zwischen Hüften und Rippen.
3) Holm, tat. bolmiae, hieß eine .Höhlung in den Seiten, die Dünnungen,
Landschaft in der Gegend des jetzigen hohlen' Seiten, Lge. — Hölung des
Kirchholm, welche, bei Ankunft der Deut- Fußes; Hölung unter dem Hufe des
schen im 12. Iahrh., von Liuen bewont Pferdes, Lge. 2) in der Zimmerei heißt
war. vgl. Holmer und holmisch. Holung oder Hölung die untere, hol aus-
Die Bed. von Hügel (vgl. Grimms gehauene („ausgeklltzte") Fläche eines
Wtb.) ist hier unbekannt. Zu dieser letz- Balkens oder.Halbholzes, in welche der
teren Ved. ist das, in Grimms Wtb. „Wasserfall" eingreift.
übersehene, russische Onolm. .Hügel, heran- Holunle, der, nichtswürdiger Mensch.
zuziehen. Lange bezieht das Wort namentlich auf
Holmaufseher. Ein bei dem Holmauf- einen, der schlecht, zerlumpt gekleidet ist.
seher dienender Knecht wurde bei Lutzaus- I n demselben Sinn bei ihm das Bei-
holm ertrunken gefunden, 174.1828. 249. wort: hollunkisch, zerlumpt, hiingebastig,
Holmer. 1) die Holmer ließen ihn ins schludderig.
Schloß, , d. h. die Bewoner der holuulern, s. herumholuntern. Ent-
Holm genannten Landschaft (der Gegend spricht dem von Dcihnert aus Pommern
des jetzigen Kirchholm), die holmischen bezeugten nalnnk«n, auf den Gaffen umher-
Liven. — 2) Bewoner eines Holms. Die lärmen, doch nicht in der Bedeutung;
Klüwersholmer, Vegesacksholmer, Hasen- unser holunkern bezeichnet: wieeinHolunke
holmer u. a. bei Riga. sich umhertreiben.
Holmfaden. Brennholz vom Gute Lu- holwangig, mit eingefallenen Wangen,
bahn zu 3 Rbl. für den .Holmfaden, bei Abmagerung oder Krankheit. Gew.
172. 1833. 45. Hslwangigkeit. Gew.
hslmicht, hat Lange im Sinne von Holz. Bei der Betrachtung über Ab-
lernfaul, faul in feinem Kern, z. N. stammung und Verwandtschaft ist in
wie bei Rüben. Ob statt molmicht? Grimms Wtb. nicht auf griechisch üXi,
Wald, Holz, gewiesen, sondern auf slav.
holmisch. 1) einen .Holm bei Riga be-
Illaäa, und dadurch auf eine wul falsche
treffend. Auf der holmschen Seite, 174.
Hindeutung zu Sanskrit und Griechisch
1864. 410 u. 1865. 121, Klüwersholm-
gebracht. Das slav. Xlaü» ist seinem Be-
schen. Von den Kleinvegesacksholmschen
griff nach ein Legen; mit demselben
sauf dem Katharinendamm) werden die
Rechte könnte man "bei Holz an „holen"
auf dem eigentlichen Vegesacksholm woh-
erinnern.
nenden „Holmsche" genannt. — 2^ die
Holm (3) genannte Landschaft betreffend. Bei der Nusing oder Düna Holz setzen,
Die Landschaft der holmischen Liven. 349. IV. 5. 62. ' I n der Vz. Hölzer, in
der Bed. von einer Gesammtheit .holz
Oolmlrüger. Der Bullenhofsche h., oder Holzgattungen. Hölzer zum Ver-
172. 1883. 44. schiffen von denen Hölmern oberhalb der
Hslmfchreiber. Stadt in das Wasser zu kanten, an die
Holmzettel, Holmzettel, 285. I . 1739; Stadt abzustoßen, 283; das Einkanten
von dem Sichenlwlzschreiber ausaestellte der Hölzer ins Wasser, ebda.; abgeflößte
H., 172. 1793. 399; der Eichenholzschrei- Hölzer nach den Schiffen abzubringen,
ber fertigt den H. aus, wenn eine Partie ebda. Die .Hölzer kommen in Flössern
Eichenhölzer verscknsst n. s. w. werden und «verden auf den Hölmern am Ufer
soll, 448. ans Land gezogen, oder, wie man es
Holnai, die, f. hol nähen. nennt, in die Bahn gelegt. Nachdem sie
Holzabschauer — Hölzlein. 543
gut abgetrocknet sind, so werden sie von holzgerecht, forstgerecht. Um h. zu reden,
den Mastenwratern gewratt, gemessen und 153. I . 1766; h. gesprochen, ebda. I n
sortirt; dann wieder ins Nasser getantet; Grimms Wtb. eine Stelle aus d. 1.1783.
später von dem Licent-Palm-Inspector Holzhacker. Einen Sperling und einen
nachgemessen oder gepalmt, 182; alle H. fraß er (der Menfch Ianta in Iakob-
Hölzer werden nach stattgehabter Wracke stadt), nachdem er beiden bloß die Flucht-
mit dem Wrackzeichen gestempelt, 448. — federn ausgerupft hatte, 174. 1821. 172.
2) Wald. Wie man ins Holz rufet, also rufet Holzhafen. Holzhäfen nennt man durch
es wieder heraus, 52. XIII. — 3) st. Geld. schwimmende Balten begrenzte Stellen
Wie viel haben Sie für das Haus im Flusse, in welchen Hölzer liegen.
bezahlt? — «10,00« Rubel." — Viel Die begrenzenden Balten sind durch
Holz! Wahrscheinlich dem Kegelspiel ent- Aaumzweige unter einander verfestigt
lehnt. — 4) Holz' oder Holze st. Schläge. nnd in ihrer Lage erhalten durch einge-
Holz' oder Holze bekommen; es setzte rammte Masten. Innerhalb der Holz-
Holz' oder Holze. Schon in 324. Hafen ist das Wasser ruhig selbst bei
' Holzabschaner, der, Abschauer zu Holz, großem Wellenschlag außerhalb. Hölzer
172. 1802. 52. von der Stadt nach denen Holz-Häven
Hslzader. Furniere, bunte Holzadern bringen, 283; diejenigen, welche in der
und Einlegereien, rig. Ztg. 1860; Re- Volderaa Holzhafen zu besprechen Willens
sonanzböden, Holzadern u. s. w., rig. Ztg. sind, 172. 1814. )ö 1 1 ; in den bolderaa-
1876: schmale Einlegstreifen zur Ver- schen Holzhäfen, 287. — vgl. Hafen 2).
zierung von Möbeln. Holzhalje, die, Holzscheit, 322^27. Ein
Holzanfuhr, die. Holz- und Kornanfuhr, mir nicht vorgekommener Pleonasmus.
147. Holzhase. Ter sog. liv ländische Hase,
Holzball, Tanzvergnügen zur Beschaf- sagt I , V. Fischer (170. S. 150), wel-
fung von Brennholz für Unterstützungs- cher im Winter weiß wird, wird von
bedürftige. — Der Ball, welchen der Einigen Holzhase genannt, weil er sich
Iungfrauenuerein (in Riga) unter dem gewöhnlich in Laubbüschen aufzuhalten
bereits eingebürgerten und den Zweck pflegt. Er ist kleiner und in Livland,
deutlich bezeichnenden Namen „der bolz- wenigstens in Lettland, häufiger als der
ball" alljährlich veranstaltet, 361. 254. graubunte, sog. Littauer. — Ein Holz-
I . 1876. Hase, sagt Gadebusch (325) heißt der-
Holzhauer», 176. 1827. 41, die Holz jenige Hase, der gerne im Walde ist.
zur Stadt bringen. Um ihn zu fangen, bedient man sich der
Holzbaute, die, Holzbau, Gebäude aus Fackeljllgd, welche im Herbste um 9 oder
Holz. 10 Uhr geschieht, wenn man ihn mit
Holzbot, das, Bot mit Holz beladen Fackeln in die aufgespannten Netze treibt,
oder zu Holzladungen. Ein Holzboot s. Heidhase und Steinhase.
wird verkauft, rig. Ztg. 1858; es sind Holzheher, Holzschreier oder Heher, in
viele Holzböte angelangt, mit Holz. Livland, sagt Fischer (170), Marquard
Holzbrand, Brennholz. Sollen Bau- genannt.
holz und Holzbrand zu genießen haben, Holztammer, die, Kammer oder ver-
193. I I . 3 1. schließbarer Abschauer zu Holz. 172.
holzen, schlagen, prügeln. Schon in 1770. 55.
324. I n der Ned. von Holz hauen oder Holzlette. Einen neuen großen Hocken
sammeln, holzen und holzen, vgl. Holzung. (Haken) in ein Holzketten, 349. XXII. 1 ;
holzen und holzern, oft st. hölzern. ein Gelenk in die Holzkette, ebda.
Holzene Wände. Holzlnppchen, das, Ki'wpchen aus Holz.
Holzflöhung, wilde, in Liv- und Kur-
land. I n wilder Flößung Holz herab- Holzlabung. Zur H. befrachtet ein-
lassen, herabschwimmen lassen, vgl. rig. tommende Schiffe, 287; die sog. Löddi-
Ztg. 1864. 212. 233. gen als ein zur H. bequemeres und wohl-
Holzfnder, das, st. Holzfuhre. feileres Fahrzeug, 70.
Hslzgarten, Holzhof, Holzplatz. Das Hölzlein, kleines Stück Holz. Beide
Wasser sey in den Holzplatz hineinge- Jungen, daß sie mit einem Rechenschwanz
flossen, 365. I . 1666;' ein Küchen- und und Holzlein mit Nadeln durchstochen,
Holzgarten, 172. 1793. 156; der Holz- und einem Pferde unter den Schwanz
garten bei der Schwimmpforte, 172. gestecket und dadurch einem Pauren balt
1803. 27; Brennholz außerhalb den Zolz- (fast) den Hals gebrochen, 349. XXVII.5I.
giirten, 299. I . 1614,17.
544 Holzlöddig — Homgbrantweiu.
Holzlöddig, Holzbot. Der Pfefferzoll, wo die Bürger ihr Holz aufstellten, be-
so bisher dem Alten zuwider von den merkt Nrotze in 174. 1813. 83; jeder
Zandknechten zur Mitau von den Holz- wohlhabende Mann Rigas hatte in der
löddigen genommen, ist abzuschaffen, 349. Vorstadt einen Holzraum oder Holzstätte,
XV. 4. Vrotze in 359. XXIV. 1. I n Grimms
Holzmaun, Blinder oder Strohmann Wtb. der älteste Beleg aus d. I . 1749.
im Nhistspiel. Holzung und Hülzungsrecht. Auffallend
Holzposchlin. Freiheit von Holzvosch- ist, gegen die hiesige Gewohnheit, die
linen. Umlautung des o, da in Deutschland
Holzraum, eingezäunter Platz, Brenn- Holzung bevorzugt zu werden scheint.
holz aufzustellen. Jeder wohlhabende Holzverband. Die Reparatur der
Mann Rigas hatte ehemals in der Vor- Sackungen des Holzverbandes in den
stadt einen solchen Hofraum oderHolz- hölzernen Magazinen, 172. 1827. 10.
stiitte, 350. X X I V . ' l . Ein schon in Holzweg. O. wurde nach K. geschickt,
plattd. Schriften oft begegnender Aus- er zog aber den Holz weg nach K. zu
druck ist nnltruw. Maximilian, 349. VII. 3. — Des Alters
Holzrechen, der. Die beim mitauischen wegen!
H. erforderlichen Taue, 172.1811. ^ 4 1 . Holzwrale, die, betraf die ankommen-
I n Grimms Wtb. ohne Beleg. den Hölzer, 364. 106. vgl. 174. 1867.
Holzrussen, die mit Holzböten nach - 271. Viele schreiben Holzwracke.
Dorpat lommen, 175. 1861. 14.
Holzsägerei. Eine H. anlegen, 172. Holzwraler. Einige schreiben Holz-
1799. 492. wracker, z. B. in 172. 1793. 399.' Das
Holzsame. Halde und ganze Külmit- rig. Adreßbuch v. 1864/5 zählt 13 Holz-
stellen Landes mit Holzsamen besäen, und Mastenwraker auf, das von 1868/69
194. II. 2. 1202. keine mehr. vgl. 174. 1867. 271 aus d.
Holzsat, was Holzsaine. Flächen, die I . 1665.
unter Holzsaat kommen sollen, 224. Oolzwrakerzunft, 349. XXII. 4. 1.1647
1325. 30. bis 48.
Holzschauer, der, Abschauer zu Holz, Holzzaun, Zaun von Holz. Holzzäune,
172. 1792. 75; eine Holzschauer, 176. 224. 1825. 45.
1826. 58. Was Holzabschauer. Holzzettel, Anweisung zum Empfang
Holzschliiteu, Schlitten mit Holz oder von Hölzern, 172. 1785. 423.
für Holzladung. Ein lediger H., 172. Homchen, das ("), Sandweilchen an
178l. 134. Nicht bloß vom Berge ins Ufern oder auf Sandhügeln.
Thal, wie in Grimms Wtb. erklärt. Honig. Man spricht: Honig ausbrechen,
Holzschrauben, eiserne, 172. 1814. abnehmen, ausschneiden. Soll keiner das
.V 18. vgl. Grimms Wtb. Honig ausbrechen, 192. I I . 197; den
Holzschreiber. Die H. bilden in Riga Honig abnehmen, 351. XXI. 3. 27, die
ein deutsches Amt. vgl. 193. I I . 2. Bienenstöcke schneiden.
Inhaltsverz. An Zahl war nur einer Honigbaum, Immenbaum. Loiniondome,
vorhanden. Der H., 285. I . 1739; die arborez inelliFerae in d. liul. Urk. vom
Wracker sollen das Holz zählen und dem 4. April 1253; arbores quae 8niit in
Holzschreiber richtige Rechnung thun, 174. miricis toäienäig aä apes, in Urk. u. 15. März
1867. ^ 137. Zu Grimms Wtb. 1226; huerenF Nkllitlu^ ebda. Schiller-
Holzspilchen, das, kleines Holzspießchen. Lübben's mnd. Wtb. erklärt unrichtig:
Hühner mit einem Holzspielchen durch- Bienenstock in einem Baume angelegt;
stecken, 155. 2. 27. richtig Brotze in l74. 1813. 54: Homg-
Holzspleiße, selten Holzsvleise, die, in baume waren ausgeholte wilde Bäume,
Grimms Wtb. Holzspreiße, Holzsplitter. darinnen Bienenstöcke angelegt waren;
Holzsvleise, 155. 2. 393. 85; einige Holz- dergleichen man noch in mehreren Ge<
spleissen, 155. 2. 125. genden von Livland sieht, vgl. ebda, und
Holzstall, der, Ablegeraum für Brenn- 166b. XVII. 133, auch 223 das Weitere.
holz, dasselbe was Holztammer, kleiner Die Honigbäume werden im September
Holzabschauer zum Verschließen. bestiegen, 328. 218. I . 1649; die Honig-
Holzstalluug? Platz oder Raum zu bäume in treugen Tagen besteigen, 328.
Holz? Große H., 172. 1786. 465. 31. 1.1649; Honigbäume, Immenbäume,
Holzstapel, der, aufgestapelte Holzmaffe. besteigen, ebda. 2? und 187.
Holzstätten, die bei dem Brande Rigas Honigbrantwein, mit Honig anstatt
von 1547 erwähnt werden, sind Plätze, des Zuckers, versüßter, abgezogener Brant-
Honigdieb — Hornfisch. 545
wein, wie ihn Deutsche gemeine, aber sHoppfrosch spielen, i n Deutschland
auch geizige Leute trinken. Hupel. das, was Huckebuck spielen.^
Honigdieb. Einen H. am Pranger ge- hopps. Kopps ging es weiter in
strichen, 349. XXIll. 2. I . 1598. Wahr- Sprüngen.
scheinlich einer,, der einen Honigbaum Horb, im liest. Ritterrechte c. 132, ist
unbefugter Weise bestiegen hatte. ein Scheiterhaufen, bemerkt Gadebusch
HoniWeide, die, in Russow Uonmcn- (325). vgl. Grimms Wtb. unter Horde 1>
weeds, nach der Erklärung des Herausg. Hordendüngung. Die Horden- oder
„ein mit Bienenstöcken besetzter Wald"; Pfergdüngung, 351. XXI. 3. 17.
nach 449. III. 200: die Befugnis;, Honig Höre, die, früher st. Hure.
einzusammeln auf fremdem Grund und Horenpnll, der, s. Hurenpall.
Boden in daselbst vorhandenen Bäumen Hörlammer, auf dem rig. Rathhause,
oder Bienenstöcken; das Recht der Honig- Audienzzimmer. I n 180. I I . 1. 249. I n
weide, 154. I. 293. Schiller-Lübben's mnd. Wtb. norrkammer
honorig, ein schon in den 20er und in derselben Bedeutung. Das brem. Wtb.
30er Jahren ds. Jahrhunderts gewönl. führt das Wort aus Lübeck an: „Audienz-
Ausdruck bei dörpt. Studenten; jetzt ver- lammer auf dem Rathhause". Ob es m
schwunden, vgl. Grimms Wtb. Riga bekannt gewesen?
Honschlngung, Lästerung, Verhönung. Hörn. Sich die Hörner abstoßen, was
I n Schiller-Lübben's mnd. Wtb. nün- sonst: sich die Hörner ablaufen oder ab-
»la^inFt!. Mittelst Verschmähung, Hohn- rennen. Er hat feine vollen Hörner noch
schlagung, nach d. Ichragen d. t l . Gilde nicht abgestoßen, die Wildheit liebt oder
Rigas v. 1500 in 174. 1823. 112. hängt ihm noch an, St. I.
Hopfen, blinder oder wilder. Berg- Wie er gesehen, daß es in Liefland
mann. Korne gebrannt hat, 194. 3lvenst. 61,
Hopfengarten soll man am Anborge heiß her ging?
im treugen, fetten Lande legen, 328. 99. sHornbncht. I m alten Bnzanz hieß der
Des Alters wegen! Hafen «Lp»?, Hörn, Hornbucht. Karamsin
Hopfenlipe, s. Kipe. Alle anheroge- in der Übers, v. Hauenschild 1.321: Anus
brachte Hovfentiepen oder Säcke, 120. ceratien8. xt.-»g — Flussarm.
Hopfentöpfchen. Ohricht wie einige Hörnchen, das, 1) der Letten Schnupf-
Hopfentöpfch^ns, Et. I. tabaksdose, St. — 2) Hörnchen, Echröpf-
Hopfenfieb, in einer Brauerei, 172. lopf. Solche Köpfe nicht mit dem
1799. 63. Hörnichen anfangen, wie die Bauer-
Hopfenwrale wurde 1783 errichtet. Kopffetzer thun, 328. 169. — 3) zum
Aller zur Stadt geführte Hopfen foll zur Ernähren von Säuglingen, Saughörn-
Wrake geführet und vor gehörig unter- chen, russ. iMNoni,. M i t einem Hörnchen
gangener Wrate nicht getauft werden, gestillt und aufgefüttert werden, vgl.
172. 1784. 369. vgl. 120. Grimms Wtb. unter Hörnlein 3). —
Hopfenwraler, in Riga seit 1783. 4j ein feines Waizengebäck, entsprechend
vgl. 120. den Wiener Küpfeln.
Hopmann, nach Hupel, der Verwalter Hornemann. Ein Kaufmann und
eines großen Landgutes. I n 182.1. sagt landscher Commisfioniir dieses Namens
er: vormals war der Titel Hopmann lebte zu Riga in den ersten Icchrzehen«
sehr gewöhnlich; das Wort stammt ver- sen dieses Jahrhunderts. Bei lobender
mutlich von Hauptmann ab. — Das ist Erwiinung von Waren oder anderen
ein I r r t u m ; der jetzt ganz verschwun- Gegenständen pflegte er die tadelnde Be-
dene Ausdruck ist vielmehr mit Hof- merkung zu benutzen: man hat's besser!
mann gleichbedeutend und noch am Rhein Diese Worte drangen in alle Schichten
und anderen Gegenden gebräuchlich, vgl. der rig. Gesellschaft, fo dafs namentlich
Grimms Wtb. Hofmann 2). in den 20er Jahren es zu einer stehen-
den Redensart wurde, an Stelle eines
Höppata, das, Schaukelpferd, in der scherzweisen Tadels, zu sagen: Horne-
Kindersprache. Ta — Pferd, hoppa — mann sagt, man hat es besser, oder auch
schaukelt oder hopst, Hopps. nur: Hornemann! zu welchem Worte sich
Hopper, der, Hopperin, die, .Moppen- der Hörende oder Sprechende die Worte:
der, namentlich im Tanze, ein hoppernd man hat es besser, hinzudenken konnte.
Tanzender oder eine solche Tänzerin Hornfisch oder Hornhecht, Windfisch.
(Hoppersche). s. Kupper. Hupel in 182 sagt: der Windfisch, der
hoppern, huppern. auch Hornfisch oder Hornhecht heißt, am
35
546 Horngulden — Hotz.

pernauschen Strande, mit langem, spitzen, die Ved. von Röhre angehört, z. B. in
fast ganz runden Schnabel, der an einem eli2,n88e ä'zj82,nce8.
Fisch, welcher eine Elle lang ist, 6 Zoll 2) die jetzt übliche Bed. erscheint erst
beträgt. in der hochdeutschen Zeit.
Horngulden, werden in 347.1. 2. 430 Auf die Höfen bekommen, Schläge; in
angeführt. Kämpfen, geschlagen werden. Die Fran-
Hörnichen, s. Hörnchen 2). zosen haben auf die Hosen, bekommen;
Hornisse!». Da gab's ein Sumsen, die Engländer wurden tüchtig auf die
Grumsen, Hornisse!«, Petersen in 326. Hosen geklopft. — Etwas in den Hosen
I. 1. 96. haben, lustseuches Leiden, — I n die
Hornpinsel, großer Malerpinsel, dessen Hosen trompeten,siften.s. Hosentrompeter.
Borsten sich an einem Hörn befinden. — D i r platzten wol die Hosen? im
hornschnlige Messern, 172. 1774. 4 4 1 ; Scherz st. D u hast gefistet. — Die Hosen
hornschaligte Messer, ebda. 1769. 87. schlagen ihm zwölf, er bekommt große
Hornvieh, als Schimpfwort st. dummes Angst. — Eich die Hosen vollmachen
Vieh. Gew. oder volltacken, sich belacken. Auch für:
Hörrohr, das, bei Ärzten sehr gew. sehr angst werden, allen Mut verlieren.
st. Stethoskop. — Ward er in seinen Hoosen besucht,
Hort, der. Verwandt mit diesem Worte 349. XI. 1, untersucht nach verdächtigen
sind wol auch lwrtu8 und rorMi.. Schriften. — Die in Grimms Wtb. 5».
Höschen. Taube oder Huhn mit Hös- angef., „nicht klare" Stelle aus Zinnn.
chen an den Füßen, d. h. mit befieoer, Ehron. bedeutet wol: zur Unzucht ver-
ten Füßen, vgl. Grimms Wtb. 7 b. leiten.
Hose. 1) ehemals die Bekleidung des Oosenbnnd. So viel Gewandes wie
Beins vom Knie abwärts, bei Männern zu Hosenbenden nöthig, 349. XXVII. 1.
und Frauen, Strumpf. In «lein Kone 1.1596/8, wol Hosenbändel.—Öfters statt
ness«»e noz.e« nocll bocken 8»iäuü, rufs. Tragbtinder oder Hosenträger, breteUoz,.
llul. Urt. v. 133«; in der rig. Kämmerei- Hosentrompeter, Fister, der in die
rechnung von 1417,18: 1 pur Kosen an Hosen trompetet. — In« Scherz: kleiner
^Vittovvti, «orn'vol-o ^esliunt. Diese Ved. Knabe.
erhält sich bis zum Ende d. 16. Jährt). Hospital. Nie dafür das in Deutsch-
Es heißt in einem zu Dorpat1548 geschlos- land nach dem Zeugnisse des Grimmschen
senen Vergleich, daß Hermann Wrangell Wtb. gewönlichere Spittel, und selten
von Elstver seine Schwester, so lange Spital (gefpr. Schpital), was für unedel
sie unverheirathet bliebe, mit Hemden, gilt.
Hosen (d. h. Strümpfen) und Echuen Hospitnlgnter, 154. I. 157. So
unterhalten foll. Nach Gadebusch (325). werden namentlich einige Stadtgüter,
Zum Unterschiede von den Buxen, desgleichen Landgüter genannt, deren
dem Bekleidungsstück von der Hüfte ab- Einkünfte zunächst zu milden Stiftungen
wärts bis zum Knie, wurden die Hosen verwendet werden.
auch IInäerno8en, Unäeino88en, Xeääer» Hospitalnmtterchen, altessiechesFrau-
Il28<m oder AeäüerlmWen genannt. So chen.
in einer plattd. Schneiderrechnung aus Hoste. Die Franziskaner mußten das
dem Ende des 16. Iahrh.: für die Wal- Vollwert außer der Stadt bauen, so
boten gemacht jedem ein Nöck, Buxzen weit ihre Hoste kehret. 179. I I . 166.
und Nederhasen, vgl. 349. XXVII.; zwei Gadebusch liest dafür: Hoste.
par Hosen, 349. XXIII. ö. I . 1587; für Hotz, sehr gewönl. Ausruf der Ver-
die Wallboten Paltröcke, 2 par Hosen wunderung, oft auchchotzlautend, st. potz.
und Machelohn, 849. XXI 1. I . K'28; Hotz, das war ein Unsinn; Hotz, das ist
den Walboden zu Rocke und Buxzen, und ein Wetter! — I n den 20—40er Jahren
zu Underhossen, 350. XV.; Machlohn für dieses Iahrh. war ein gewönlicher Aus-
d»e Auren und Hosen. ruf der Verwunderung bei rig. Gym-
Das ,n Deutschland ehemals üblich nasiasten und anderer Jugend: Hotz, was
gewesene Bruch sfür Buxen) ist mir in das?! vgl. was das. Oft auch in Verb,
l»vl. Schriften nicht begegnet. z. B. Hotz Kuckuck, Hotz Donner, Hotz
I n der plattd. Zeit I»a««ll und 1lg,85>en. Donnerwetter, Hotz Blitz, Hotz tausend,
^u den roman. Wortern »st franz. eliau^s. Hotz schwere Not, Hotz Wetter, Hotz Teufel.
Strumpf, cllanl,«^, Hosen anzuführen, — I n Grimms Wtb. ganz fehlend. Von
was in Grimms Wtb. übersehen ist, Sallmann (390a. 34) hon und chotz
ebenso wie, dass auch dem frauz. c!uu!8ue erklärt: Gottes.
hst — Huf sack. 547
shft! HP, 374. 2. 59. Unser pst!^ — Die Schreibung mit ck hat Berg-
hubbelig, st. hübelicht, uneben. Bei uns mann für alle 3 Bedeutungen in 164;
nur in der Verb.: hubbelig und grub: in 210 hat er ck in k verwandelt, fo
belig, von Wegen und von Eisflächen: dllss ersichtlich er das u gedehnt gebraucht
uneben. und gehört hat.
huitern sich. M i r nicht begegnet. Nur Hncke, die, Hocke, Gesäß. Einem die
bei Lange. Er erklärt: 1) 82ku!cnretee5. Hucke vollhauen oder verhauen, den Hin-
Tics lett. W. führt Ulmann nach Berg- teren. Gew. I n Grimms Wtb. Rücken
mann auf: sich wie in einen Knäuel erklärt.
zusammenziehen, und das einfache Zw. Huckebuck, das oder der? Ein Spiel,
tuluretPs einen Buckel machen (wie in Aachen Hockspiel, jon »u cliev»! ton^n,
wenn man sich vor Kälte schaudernd zu: in Teutschland Hoppfrosch, polnischer Bock.
sammenzielit.—2) saturnetees,sich Hubbern Huckebuck spielen; das Huckebuckspiel. —
lwie die Hühner in der Kälte). Dies Schiller-Lübben's mnd. Wtb. hat !wk<.>-
lett. W. fehlt in Ulmann. vgl. d. folg. bokrn, Huckepack, auf dem Rücken (tra-
und sich hüfern. gen». Ebenso in Grimms Wtb. huckepack,
Hubbeipuckel, der.Hühner oder alten auf dem Rücken. Von Echambach zu-
Leute in der Kälte, kutlurs, Lange. sammengebracht mit dem alten Kack
M i r nicht vorgekommen. Hupel sin der Rücken, von Grimms Wtb. mit Packen,
Vorrede zu s. Idiotikon) sagt, dies Wort den man huckend trägt. Das bück in
sei wie näärlicll u. a. hier und in unserem Worte wäre bückend und eine
Deutschland unbekannt; woher es Lange Perstärkung des ersten: huckend—bückend.
genommen habe, wolle er nicht unter: Das brem. Wtb. führt an: imlibak.
suchen. — Das lett. tulturs wird von enon np äen n. nsmen, einen auf den
Ulmann Nuckel, von Stender Hühner« Rücken nehmen und tragen, von nulcrn
buckel erklärt, „namentlich beim Z u : aufhocken und back Rücken.
sammenziehen vor Kälte oder Gebückt: hucken, durchweg st. hocken. Schon
sein vor Alter. Bergmann. — Hucken bleiben, Bergm.:
Hubel und hubeln, im gewönl. Leben nicht uerforgt werden, Hupel: leine Ver-
allein üblich f. Hobel und hobeln. Ebenso sorgung oder keinen Mann bekommen.
in Kurland und in Estland, wie Sall: ,Sitzen bleiben" ist für Letzteres gewön-
mann in 390a. 21 bezeugt, hinzufügend: licher.
auch in der Wetterau! — Nach Grimms Hüdefuss, eigentlich Hütefass, Gefäß
Wtb. ist Hubel eine mitteldeutsche Form, l'Kiste, Sack u. s. w.), um etwas aufzu-
die noch'im 17. Iahrh. schlesisch ist. bewahren. Insbesondere aber Fischbe-
Sie ist aber noch heute i n Kur-, Liv: hälter, und zwar, nach Schiller-Lübben's
und Estland die gewönliche! mnd. Wtb.: ein durchlöchertes (oder aus
Hnbelspüne, ein Gebäck, das Grimms Muten geflochtenes» Gefäß zum Aufbe-
Wtb. erst aus dem I . 1773 anführt. wahren der gefangenen Fische. Zuerst
Schon in 397. in der rig. Nursprate v. 1405. Art. 37:
Hübschheit, die. Nach Grimms Wtb. Iiuäelvnten-, ebenso in der von 1412.
seit dem 17. Iahrh. erloschen. Hier fort: Keine Fische vom Markt mit Böten oder
dauernd. Hüdefiissern wegführen, 349. XX. 1 ; mit
huch, s«), Ausruf der Verwunderung Hüde-Fässern vom Markte oder Tränken
oder des Schauderns. Dehnung von Im. Fische wegführen, 148. willt. Ges. u. R.
sHuck, der, Schnuck, Schnucken, Schluck- — s. Hütefass.
auf, s. C. G. Neumann, v. d. Krank- Hiidel, das, Jungfernhäutchen, 372.
heiten d. Menschen IV. 279.^ II. 318.
.Huck. der. Ein Fischhuck, 172. 1834. Hueracker, in 192. VI. 215.
47. Auf Schiffen. I n welcher Bed.? Hufe. I m alten Liuland, und unter-
Hucke, die. 1) Zäpfchen im Schlünde, schieden von Halen. Haken, sagt Iannau
Bergmann. Das heruntergefallene Zäpf- I. 138 und 104, ein polnisches Maß,
chen oder die heruntergefallene Hucke, gleich 2 Hufen «flämisches Maß). Haken
entzündetes, angeschwollenes Zäpfchen, — Hakcnhufe, Hufe — Laudhufe.
welches mit der Spitze bis auf oder hüfern sich. Wenn die Hühner snll
hinter die Zungenwurzel hinunterraat, sitzen, sich znsammenhüfcrn und nichts
4U2. 37. I n Grimms Wtb. der Huck, essen wollen, 412. 62. Eine ältere Stelle
vgl. Hul. — 2) eine Höllen-Hucke, ein- als in Grimms Wtb. Ob gleich Hubbern.'
gefleischter Satan, nach Bergmann. — Oder mit häufen zusammenhangend?
'>! eine Einbucht in der See. Bergmann. Hufsack? Ein H. gemacht, 349. XXll. 2.
548 Hüft — Huldigungseid.
Hüft und Huste, die, («), oft, doch Frauen. Oben und außen schön gekleidet,
unedel f. Hüfte. Wie in Tyrul. unten (Strümpfe und Fußbekleidung)
Hüft« und hüftlahm st. hüftenlnhm. schlecht. Auch von der äußeren (oberen)
Hupel und jetzt. Kleidung im Vergleich zur unteren, be-
hufzwanzig. Ein Hufzwanziger Fuß deckten. I n Grimms Wtb. nui, 1i) anders
(eines Pferdes), 441. 152. erklärt.
Hügeln sich, Hügelich werden. Das huich, (einsilbig), oder hujch (der Aus-
Land fängt hier an, sich zu Hügeln.- sprache nach geschrieben, d. h. mit weich
Huhn, das, fagt man, bemerkt Hupel, lautendem ch), was huch.
allgemein st. Henne, oft auch st. Huhn. Hnl, der, 1) Zäpfchen am weichen
Nicht zutreffend ist für unseren Sprach- Gaumen. I n Riga gewönlich. H e r Huk
gebrauch die Angabe i n Grimms Wtb. 3a., ist mir heruntergefallen, d. h. durch An-
dass man bei wilden Vögeln lieber Hun fchwellen lang geworden, s. Hucke. Lange
als Henne anwende. Wir sprechen Auer- hat die Hnht, lett. uKKa. Hupel hat:
henne fast durchweg, ebenso Birkhenne, die .Hute oder Huhk, Bergmann nur:
wenn wir das Geschlecht hervorheben die Hute. I n Grimms Wtb. der Hut.
wollen; nur Haselhenne ist hier wol Auch in Kurland Huhk, d. i. Zapfen am
ganz ungebräuchlich. Halse, St. I. Banmgärtel s445. 42»
Schnee- oder Morasthuhn wird von erklärt das lett. nKKa, mit Huhk, d. i.
Jägern gew. das weiße .Huhn genannt. der Zapfen am (!) Halse, nd. ImK, hd.
V e r l o r e n Huhn, nach Bergmann: Haut, und bemerkt, dass auch in Kurland
grüne frische Erbsen mit gelben Wurzeln der Glaube vom Herabfallen der Hute
sMören) gekocht; nach Hupel: eine Suppe hersche und dass die Heilung ähnlich
von frischen (grünen) Erbsen und gelben geschehe, wie bei Schambach angegeben:
Wurzeln ohne Fleisch. Jetzt ein unge- es werden mit den Fingern (eine Zange
bräuchlicher Ausdruck. Von Peter dem ist selten auf einem Gesinde zu finden)
Großen wird erzählt, dass er bei seiner drei Wirbelhaare gefasst und in die Höhe
Anwesenheit in Riga beim Rathsherrn gezogen. — 2) in Lange findet sich
Schwach verloren Huhn gespeis't. Wasferhuht, tiefer Morast.' Wol ebenfalls
Ein Hühnchen (oder Hähnchen) mit männlich. — Lange's Angaben lassen
einem zu pflücken haben. I n Grimms Erläuterung wünschen. Er hat: der
Wtb. erst aus Immermcmn; von Hupel Huhk, ta ee^Ina, was er erklärt: 1) der
erklärt: beleidigt sein, eine Sache mit Huht; 2) (in Kurland) der Hirn-
Jemanden auszumachen haben. Niemals scheitel. Dasselbe eeFlüna wird von
in demselben Sinn: ein Huhn pflücken. Ulmann nur Scheitel gedeutet. Dann
Hühnerblinder, ein, der an Hühner- hat er ulllc» und erklärt: die Huhk,
blindheit leidet, 450. 111. Ulmann wiederum Zäpfchen im Halse;
Hühnerbrust, die, 1) Filet von Kühnern; endlich unknas, Wasserhuhk, tiefer Morast
2) eine Krankheit der Kinder, 372.1.l126. u. dgl., bei Ulmann: tiefer Morast.
Huhnerdleck. Einen auf den H. führen, Nicht im Sinne von Wasserkolke? Oder
in Nachtheil bringen, auf den Gänse- fällt hier das Wort zusammen mit Berg-
dreck. manns: Hute, Einbucht in der See?
Hühnerregge, die, Art Schlitten in, Hnle, die, 1) Zäpfchen im Schlünde.
estnischen Liuland. Halbestnisch. Bergmann, Hupel, Stender und Ulmann.
Hühnersporn. Das Mutterkorn, franz. M i r nicht begegnet. — 2> Einbucht in
ergötz-, Hünersporen, denen es gleichet, der See, 210. M i r nicht begegnet, vgl.
454. 48. Hucke.
Hühnersprache. Die Hünersprache, d. i. Hülde, die, franz. ssücke.
zärtliche Schmeichelreden führen, lett. hulden, in reimender Verb, mit dul-
tWllidbelit, Stender I. nach Lange. Ulmann den. Lieber jung geduldet und alt ge-
erklärt dieses lett. Wort mit: zärtlich huldet (als umgekehrt», d. h. lieber in
thun. den jungen Jahren mit Mühen gekämpft
hui. Oben hui unten pfui, oder: von und in den alten von Glück begünstigt,
oben hui von unten pfui, d. h. schön als in der Jugend glücklich und im
von außen oder oben, inwendig oder Alter sich quälend.
unten schlecht oder schmutzig. Schon Huldigungseid, entgegen dem Vürger-
Hupel und Bergmann, der erklärt: ein eid. Einen nicht in dem Nath aufnehmen,
Äpfel Jerichos, der schönen Glanz von er habe denn zuvor sdem Landesherr»»
außen, und Asch und Graus von innen hat. den Huldigungseid und (dem Ratb) den
Namentlich jn Bezug auf Kleidung der Bürgereid geleistet, 349. VIII. 2.
Huldigungspredigt — Hundebruder. 549
.Hnldignngspredigt. Eamson's derObrig« hllWpelig und stumperig geht es vor-
leit Ehrenschmuck, d. i. eine christliche wärts, schlecht, schwach. Hier verbinden
H., i,n Beisein Gustav Adolfs zu Riga sich die Wörter Humpel und humpeln.
1621 gehalten, in 352. XXX. 2. I n hnmpelifl. Die Wiese ist hümpelicht,
Grimms Wtb. erster Beleg aus Drenhaupt. Dullo in 169; das Feld hat ein himv-
hnllrig, höckerig. Hupel in 444. 1780 liches Ansehen, 2 M . I. 467; hülnpelicht,
und 1818. Setzt ein Hw. Hulker voraus, Lange, mit iibermos ten Hügelchen.
s. holkrig. >)umps, der, kleiner Betrug.
Hülle und Fülle. Hat Hüll' und H M ' hnmpsen, durch kleine Betrügerei ent-
an Geld und Gold, Petersen in 326. I. wenden. Er humpste die Uhr.
1. 94. Wegen des Vorwortes an. Hnmpser, Dieb solcher Art. s. humpsen.
sHulster, die, rauhe Unebenheit, bes. Hund. 1) Das Thier. Es regnet auf
auf hartgefrorenem Wege, 1b3.^ den todten Hund, d. h. sehr starl und
shulfterig, Hülsten: habend, besonders ohne Aufhören. I m Scherz suerstärlcnd»:
von hartgefrorenem, vorher kotigem Wege, es regnete auf 3 todte Hunde. — Ein
163.^ blöder Hund wird niemals soder nicht.»
.Hummel, der? Hummel haben oder fett, Sprw., Dreistigkeit gehört dazu,
mit Hummel begabt sein, immer unruhig um zu gewinnen. Zu Grimms Wtb. 2».
sein, kein Sitzfleisch haben, Hupel. vgl. — Daß weder Hund noch Katze, wie
Grimms Wtb. sDie Mistelgauer oder man zu sagen pflegt, weiter aus.- noch
„Hummeln" im bairischen „Hummellande". in die Statt getundt, 334. IV. — Ter
vgl. Storch in Gartenlanbe 1858. S. 260 Hund vntzt sich, will Besuche machen,
m f.) spazieren laufen. — Voll Neuigkeiten
hummelig, unruhig. fein wie ein Hund voll Flöhen, d. h.
sehr viel Neuigkeiten wissen und erziilc«.
Hummerlummer, eine häufig zu hörende Zu Grimms Wtb. 13». — Er kam dazu
und schon alte Aussprache für Hunger: wie ein Hund zu Flöhen, unversehens.
kummer. — Von dem Hunde die Wurst kaufen,
Hnmmerl«mmcrberg. 3er Feind be- aus der zweiten Hand, schlecht. — Vor
gann Batterien zu machen auf der Hum- den Hunden sein, ganz heruntergekommen;
merkummerberg, 223. — Das 1645 in vor die Hunde kommen, herunter oder
der Vorstadt erbaute steinerne Georgen- in vollständige Missachtung kommen. Zu
hospital nebst Kirche am Kubs- und Grimms Wtb. 11 und 12. — Über den
Hummertummerberge, ungefähr wo jetzt Hund bin ich schon, über den Schwanz
das Nikolaiarmenhaus steht, bemerkt komm' ich auch; bin ich über den Hund
irrig Richter in 347. I I . 2. 209. gekommen, so werde ich auch über den
Hummersche, die, Geliebte, 324. Soll Schwanz kommen, d. h. habe ich den
nach dieser Quelle ein Ausdruck der 20er größten Theil überwunden oder hinter
Jahre unter Torpater Studenten gewesen mir, so wird es auch möglich sein mit
sein im Sinne von d. späteren „?ou5- dem Übriggebliebenen. Über den Hund
>.t<Ie"; vielleicht zusammenhängend mit gekommen sein, über die größte Schwie-
swilde) Hummel, junges munteres rigkeit. Anders in Grimms Wtb. 11»
Mädchen. erklärt. — Durch gespickte Hunde Wölfe
Humpel und Hümpel, der, kleine, hüg- vergiften, 154. I. 227. I n Livland.
lige übermos'te Unebenheit auf Feldern 2» Kleinigkeit. Das ist auch kein Hund;
uud Niesen, Morästen, entstanden durch 1000 Rubel sind kein Hund.
Stubben u. a., lett. Änmü. Die umge- 3, Art groben Geschützes. Rusfow lrefl.
lautete jetzt gewönliche Form zuerst Chr. B l . 57: är ?2^cl^n nemen ä> «nl-
bei Lange. Die Humpeln von den ge- uiü'l'n 8tücK?. mimlick«! 4 Muuiclie, <>i»'>n
reinigten Heuschlägen ist sehr gut in den Nun«I nnüe eine 3en?l'rinnr. Nach Gabe-
Vahland zu stürzen, 330. 9. — Eine bufch <325».' 3änger»n findet sich auch
nicht seltene Nusdrucksweise ist: über in Frisch'ens Wtb.
Humpel und Stumpel, d. h. über Stock 4» Soll bei Iimmerleuten einen Haken
und Stein. Es ging querfeldein über an einem Seil bezeichnen, mit welchem
Humpel und Stumpel. — Humpcl und Haken man Balken im Wasser fortzieht.
Hümpel scheinen im Hochdeutschen unbe- Hundebrnder, Bruder eines Hundes.
kannt; Hoheisel «322. 27» erklärt Hümpel Ich sehe, daß die Trewe der Hunden-
aus dem niederdeutschen Humpel, cnmuln8. brüder weit übertrifft die Trewe der
als: e,ne kleine Nodcnerhöhung, vorzüg- Menschenbrüder, 35 '. XXX. 3. s. Bruder-
lich in Mosmorästen. hund.
550 Hundebutke — Hundsschwämme.
Hundebutle, die, oder Hundebuttchen, Hundestreich, der, mutwilliges Gebaren
das, Hundehäutzchen, Kife, Hundehüttchen. oder Thun. Hundestreiche machen. Gew.
Hundecomödie, alberne Spiegelfechterei. Ach, daß mein Kärtchen doch nicht wegen
Das ist eine wahre H. „Hundestreiche" aus der Schule hätte
Hundefraß, der, und Hundefressen, das, heraus müssen, A. Stein in 174. 1874.
schlechtes Essen. 411.
Hundefritj, Hundefreund. Hundesucht. Die bei uns sog. H.,
Hundegreisentnm, das, greises Aus- lltropniil, infantum; man riith hier an,
sehen der Kinder durch Gelrösskrofeln, das Kind an 3 Donnerstagen des Abends
weil die Kinder dabei ein thierisches, aufzuwägen, unter dem Fenster aber ein
hundeschnauzia.es Aussehen erhalten, 372. altes Weib, die ihren Einfluß nicht
I. 104. sobald verlieren wird, nach der Zahl
Hnndejäger, Hundeliebhaber. der Pfunde fragen zu lassen; oder bei einer
Hundejung, als Schimpfwort. ThürfchwMe über das kranke Kind einen
Hundel, das, schmerzhaftes Eiterge- Hund 3 Mal springen lassen." Hupel in
schwür i n der Achselhöle, rnss. ev'i!>A 182. I. vgl. Hundefehler und" Hunde-
greisentum.
Hundeloch heißt nach Hupel 1) ein Hundetrab, s«), gew. Hundedrapp ge»
schlechtes Behiiltniß; 2) eine elende Woh- sprocheu, kleiner, langsamer Trab. Schon
nung; 3) ein sehr kaltes und nicht leicht bei Lange: kleiner H. I m Hundetrab
zu erwärmendes Zimmer; 4) eine Art fahren; Hundedrapp fahren, Betram in
von Gefiingniß. — Jetzt gewönlich nur 175. 1«55. 147.
in der Bedeutung von: schlechte lalte Hundeviertel, das, größeres, hölzernes
Wohnung oder dergl. Zimmer. Gefäß, in welchem allerlei Abfall aus
Hundemaul. Der ein H. hat wie ein der Küche gesammelt wird, der als
wilder Kalmücke oder Aarbar, St. I. 212. Hundefressen dient.
Hnndemntter, als Schimpfwort für ' Hundewetter, sehr schlechtes Wetter.
ein Weib. Hnndewirtschaft, schlechte elende Wirt-
Hundenamen sind Wiedu, Brumm oder schaft und solches Wirtschaften.
Vrummchen, Blitz u. a. hundmäger, fehr mager, st. Hunde-
oder hundsmager.
Hundepfote. An den Hundepfoten sau:
gen, ein kärgliches Auskommen haben. hnndmüde, hundemüde, hundsmüde,
Ob nur Entstellung von Hungerpfoten? sehr müde. Hauptton gew. auf dem zwei-
ten Wort.
Hundepifs, der.
Hnudsbube. Daher ist gekommen, daß
hundertig. Besonders in Zusammen«
man die römischen Käufern im Bapst-
setzungen.
thum wie Hundsbuben gehalten, 352.
Hnndertrubelschein, der, Vantschein von
XXX. 2. Zu Grimms Wtb.
100 Rubel. Erste betont. Ein dörptscher
Studenten-Ausdruck neuerer Zeit dafür: Hundsdreck, was Hundedreck. Auf dem
holde Kathrine, wie für den Fünfzig« Hundsdreck sein, ganz heruuter, ver-
rubelschein: der angenehme Peter, und kommen.
für den Fünfrubelschein: der Blaubart, Hundsfehler. Wenn ein Kind nicht zu-
vgl. Himmelsbogen. nehmen will, so hat es Hundsfehler und
muß mit.Hundehaar geräuchert werden,
Hundeschläger, der, heißt, sagt Hupel, 450. 125.
der die Hunde aus der Kirche treibt, Hnndegras, bei Lange, was sonst
der Kirchenterl. DemHundeschliiger4Thlr. „Wegtritt" genannt wird.
Lohn, 349. XIV. 9, «war ein Bedienste- Hundsjnnge. Meinst du vielleicht, der
ter der rig. Iesustirche); Huudeschläger, Hofmeister sey dein Schuh-, Hader- und
Ior»nn8, 353. 62, als Kirchenperson auf- Hunds-Iunge? 351. XVI. 2. — Zu
geführt. ^ Grimms Wtb.
hundeschnauzig, s. Hundegreisentum. Hundstnoten, Hunze, Vorwürfe. H. be-
Hundeschwänze, sehr schlechter Rauch- kommen; es setzte H.
tabak. Hundeschwänze rauchen. Hundsmanl.
Hundestall, bildlich für eine geringe, Hnndsnagel, der, Pinnagel, Furunkel.
aber auch für eine kalte Wohnung. Es Gew. Zuerst bei Lange.
ist in diesem Zimmer kalt wie in einem Hundsschwämme, Art Pilze mit häss-
H.; diese Wohnung ist ein wahrer H. — lichem Mistgeruch; Hundsschwamm, Art
I n der Bedeutung von Hundehäuschen Pilz, welcher den Champignons ähnlich
ungebräuchlich. sieht, 155. 2. 402.
hung — Hunz und Kunz. 551
hung si. Ein hung fl, ist 11 Mark 30 ß; Marktes findet statt 1651: Da am ge-
in 349. XXVII. 1. I^ 1614—17 öfters nannten Tage die Marienmesse oder nne
das Zeichen für hungarische dulden. man e5 nennt, der Hungertummer ein-
Davor gegeben 3 hung fl. ist 35 Marl fällt, als will EE. Rath hiemit allen
und Jeden, die sich solches Marktes oder
18 ß, ebda.; abgewettet mit 5 hung f5
Hungerlummers in Kaufen, Verkaufen
ist 59 Mark 6 ß, ebda. und Stutzen «stutzen — tauschen) ge-
Hunger und Kummer. I n 335. 131. brauchen—, geboten haben, an ernanntem
I . 1570: IiunF<>r uini Kummer veren aar Tage sich des Ortes auf dem Berge zu
sim Nlockhause bei der Besatzung) vor- enthalten. <Verg ist der Kubs- oder
nauöen: in Kettler's mitau. Erl. v. 1570 Hungerkummerberg auf dem Grunde der
s192. II. 8): Dadurch die Pastoren gro- jetzigen Eüplanade.) — Die Entstehungs-
ßen Mangel in Hunger und Kummer zeit des Festes reicht bis hinter 1637
leiden. Kallmeuer erklärt: in großen zurück. Es antworteten nämlich die Ein-
Mangel und in Vedriingniß! Das Wort gepfarrten von Neuermülen und Düna-
Kummer scheint im ersten Belege nicht münde 163? ans eine an sie gestellte
den gewönlichen Sinn (Betümmernisü) Frage, „daß der Prediger predige zu
in sich zu schließen, sondern den uon Dünamünde aufLaurentii sd.i. lO.August)
kummervolle Lage, Bedriingniss, vielleicht und zu Neuermülen auf Hungertummer."
sogar von Krankheit und Seuche, so Zu dieser Zeit war demnach die Benen-
dass mit Hunger und Kummer hier nung Hungertummer so sehr in den
genau das ausgedrückt wird, was seit Sprachgebrauch gedrungen, dass man von
dem 18. Iahrh. Hunger und Pest bei Hungertummer wie von Iohannis, Ostern
uns hieß. Zu dieser Annahme stimmt oder Weihnachten sprechen tonnte.
in auffallendster Weise die in russischen Hungertummerberg. v. Richter <347.
Schriften derselben Jahrhunderte, d. h. l l . 2. 209) sagt sirrig), befand sich unge-
des 16. und 17., sehr gewönliche Aus« fähr da, wo jetzt das Nilolaiarmenhauö
drucksverbindung ra.is»^. « no^i., d. h. steht; richtig: auf der Stelle der jetzigen
Hunger und Seuche (Pest), die später Esplanade und Umgebung.
ebenso verschwindet, wie die von Hunger Hungertummerfeft, jetzt eine etwas
und Kummer, bis etwa auf die noch zn uneigentliche Benennung, da der jetzige
hörende Redensart: Hunger und Kummer vungerkummer vorzugsweise ein Obst«
mit Jemand theileu, d. h. Leid und markt ist. Das dem Worte angeschlossene
Sorgen im Zusammenleben mit einander „Fest" ist außerdem überflüssig.
durchmachen. H»«gerp«ftor«t. im Sinne wie Hunger-
sHungerbrod, 374. I I I . 54: schlechtes gut, 210.
Nrod, das wenig Nahrhaftes enthält, Hungerpjliimzcheu. Ein H. wird eine
aus schlechtem Korn.^ arme Gemeinde genannt, 176. 1835. 33.
Hnngergut. Das Gütchen, das er besaß,
Hungertitte, Hungerzitze. Fleischzäpf-
war klein, ein rechtes Hungergut, d. h.
chen im Munde, sog. Hunger-Titten,
auf dem man Hunger litt, wenig Ein-
329. 162. s. Hungerzitzen.'
nähme hat.
Hungerl»«««, ein Voltsfest und Hungerzitzen, große Drüsen im Maul
Obstmartt zu Riga, der am 1., 3. und des Rindviehs, wodurch es nicht fressen
5. Montag nach Christi Verklärung kann und welche weggeschnitten werden
s6. August alten St.) abgehalten wird. müssen, lett. VHnrselm Kalyaz. Bei allen
Ursprünglich wol ein Dan!« und Erin- unseren Schriftstellern. — I n Grimms
nerungsfest an die schrecklichen Kriegs», Wtb. nach Nemnich erklärt: Zitzen l'!>
Hunger- und Seuchenjahre zu Anfang welche —
des 17. Iahrh. — Ein in seiner Zu- Hunz' und Hunze, derbe Schelte oder
sammensetzung auffallender Ausdruck, Vorwürfe. Hunz' oder Hunze bekommen
vgl. 451. 1875. S . 58 und rig. Ztg. oder ausreißen; es setzte Kunze. Dies
1875. .>« 227. Außerdem Sonntag in hier gew. Wort fehlt in Grimms Wtb.;
174. 1826. 268—269. ob auch in Deutschland?
Unser Hungerkummerfest, heißt es in Hunz und Kunz, was Hinz und Kunz,
174. 1823. -97 u. f., ein Markt von führt Bergmann auf in der Bedeutung
Obst, Pfeffertuchen und Getränken, des von Leute ohne Ansehen, Kreti und
Nachmittags am ersten Montag nach Pleti, Hupel in zwei Bedeutungen:
dem 6. August, und dann zweimal nach 1) Kreti und Pleti, gemeiner Pöbel;
14 Tagen. — Die erste Erwänung des 2) ein vermischter Hause.
552 hunzen — Husar.
hunzen, einen. Dies hier gew. Zw. hat, huren. Ein Weib die andere ehren-
wie die Zusammensetzungen aus- durch; rührig betastet, Magd eines Bürgers Frau
und herunterhunzen, die Ved. von: derb gehuret und gescholten, 349. XXI. 1. I .
schelten, mit Worten heruntermachen; die 1657/8. I n d. Bed. von: eine eine Hure
Zusammensetzungen ver-, zer- und zuhun- schimpfen, vgl. Grimms Wtb. 3> — Als
zen, etwas, dagegen die Ved. von: gründ- gleichbedeutende Ausdrücke bei Dorpater
lich schlecht machen, übel zurichten, ver- Studenten werden angeführt: boffern,
unzieren. Grimms Wtb. belegt die Ved. bummfideln, einsetzen, knöpfen, misten,
schelten nur nach Frommann aus Iglau. nebbern, orgeln, vögeln, stechen, pimpeln,
Der Ursprung des, wie es scheint, in raspeln, feilen, stippen, tielematzen, fotzi-
Deutschland nicht häufigen Zw. hunzen gel«, wirken,, nageln, zageln, treten, über-
sehen Einige im böhmischen nnntonati. triechen, stoßen, Päckchen besorgen.
Leo Meyer bemerkt (454. 1873. 16), dass Hurenbold, Hurenjäger. Gew.
die Zusammensetzungen ver- und aus: .Hurenteller. I n einem H. angetroffen,
hunzen in der Bed. von «schlecht machen" 349. XXV. 1. I . 1662/3. '
und das von Weigand aus der Mitte des
16. Iahrh. angeführte zuhuntzen „durch Hurenpall, der, Hurenschemel. Diejeni-
Abschneiden kürzen oder verkürzen" dem gen, welche sich dnrch Hurerei vergangen,
bähmischen nunto^kti schlachten, verderben, mufften bis nun zu (1764) in öffent-
besudeln entstammen. Gegen diese An- licher Gemeine auf der schwarzen Bank
nahme sprechen die Endung on-ati und fitzen; selbige Art der Kirchenbuße (in
das gänzliche Fehlen eines ähnlichen den Ostseeischen Provinzen), bestehend im
Wortes im Polnischen, das dem Böhmi- Sitzen auf dem Huren Pall wird auf-
schen so nahe steht. Das Grimmsche Wtb. gehoben, vgl. 349. XX. 6. I . 1764; die
tritt für die Herleitung von Hund ein, Sitzung auf dem sog. Huren-Pall, ebda.
l dem wahrscheinlich auch das böhm. nunto- I n einer Rechnung v. 1704 in 350. XV.
>v»ti entsprossen). Hunzen entspräche Hund Bl. 211 findet sich: I n der Kirche den
wie fuchsen, luchsen, belämmern, beHam- Hören Pahl mit Ölfarbe gestrichen und
meln, ochsen, pudeln u. a. den Hw. Fuchs gemarmelt. „Also, bemerkt Brotze, war
u. s. w. Es dürfte aber auch nicht aus uermnthlich ein Pfahl in der Kirche,
den Augen gelassen werden das bei uns an der die Hnren Kirchenbuße thun
gewünliche Hw. Hunz oder Hunze, das mufften." Das ist ein Irrtum. Denn
zu hunzen steht wie Scheltse) und Keile Pall ist das schwed. pall Schemel, — '
zu schelten und keilen (schlagen). daher auch Hurenschemel i i n Hurenpall.
Pall findet sich aber auch schon in altnord.
Huppe, die. Die Alarmirung der Feuer- lmlir, welches bezeichnete 1) Stufe;
wehrmannschaften durch die Huppen hat 2) eine Büne, Auftritt, zu dem Stufen
sich bewährt, 361.1874. 211. I n Grimms füren und bef. der erhöhte Frauensitz.
M b . Hupe, Signalpfeife, vgl. d. franz.
Iagdausdruck uunper zu- oder anrufen Hurenschemel. Abschaffung desselben,
und engl, doup Zuruf und noop laut 193. I I . 607. — Der im I . 1764 ab«
rufen, schreien. geschllffete Hurenschiimel war ein ziem-
lich hohes Gerüste mit 3 Stufen, auf
Hupper, der, 1) hoppernoer Tänzer, welchem vor Untergehung ihrer Kirchen-
Hopper, Hupperin; 2) kleine Erhöhung sühne diejenigen, welche sich durch Un-
oder Unebenheit. Davon: teuschheit vergangen hatten, in: währen-
hupperig, 1) uneben durch Erhöhungen, den öffentlichen Gottesdienste sitzen muß-
während grubbelig, uneben durch Ver- ten, Hupel.
tiefungen. 2) huppernd, z. B. Hupperia. Hurensohn. Für einen Hurenson und
tanzen. Dieb gescholte», 349.XXVII. 1. I.161417. .
hnpperu, im Gehen oder Tanzen hop- Als sehr alter Beleg angeführt.
pern, ungleichmäßig hüpfende oder hopp- shurlen und hurliburli. Dazu vgl.
sende Bewegungen machen. Huppern, 210. russ. «Müu'i'i. u. ii.)
Entsprechend huppeln in Düringen; in Hurstück, das, st. Hure, als Schimpft
Aachen Küppere. wort. Du bist ein H., sagte eine Frm,
Hupps, der, Hopps, Sprung. zu einer anderen.
hupps. Hupps war der Hund durchs Hus, das deutsche, st. deutscher Orden.
Fenster gesprungen. Alnpete.
Änre, im Scherz Heure und Hoire. Husar, schwarzer, scherzweise st. Floh,
huren, vermieten, 194. RR. d. F. E. namentlich in der Sprache der Frauens-
145. Sonst: Heuren. leute. Gew.
husch — Hütte. 553
husch, s«> Das geht dann über Husch Hüter, st. Hirt, welcher Ausdruck hier
und über Vufch, d. h. huschhusch, über- ungewönlich ist, bemerkt Hnpel. Noch
eilt. Gew. jetzt durchweg st. Hirt. I n Teutschland
Huschebusch s« ^, erstes sch weick»), nur mundartlich hier und da. — Hüter,
der, ein übereilter, eilig thuendcr Mensch. 185. 517; er und ein H., 349. XXV. 1.
Gew. Erste betont. I . 1663 4; Hüter, st. Hirt, Stender I ;
hnschebuschin ,'2 weiche sch), übereilt, Hüter, Hirt, 210; Hüter, 172. 1784.117.
in Art eines Huschebusch. Gew. — vgl. Nachthüter.
Huschebuschinleit, Nbecciltheit, Eilfer- Hüterei. Viehtriften anshauen, damit
tigkeit. Erste betont. keine Hütterey fehle, 330. 7.
huschen, s«,>, l ) eine Arbeit in Eil- Hüterfeuer. Feuerschaden durch Hiiterc
fertigkeit machen. Gehuschte Arbeit, über- feuer, 176. 1826. 149, Feuerschaden
eilte, schlechte. — 2» sich, sich raufen. durch Feuer, das Hirten im Walde oder
Tic sollen sich gehuscht haben. I n sonstwo angc macht hatten.
dieser Ved. uon Grimm 2) als mund- Hüterin, Hirtin, kaum gebräuchlich.
artlich bezeichnet. Dafür Hütermädckcn oder Hüterweib.
huschhufch «Zweite betont), überhin, in Hüterjunge. Ein Hüterjunge, St. I;
Hast und Oberflächlichkeit. Die Arbeit Hütersunqen, 172. 181,;. 19; ein Hüter-
wird buschhusch gemacht. Junge, 174. 1822. 96; Hüterjunge, 333.
Huschhufch, das, ein Spiel, Art Hasch- 69; Hüterjunge, 176. 1828. 136.
spiel. Hüterlind, Kind, welches die Stelle
Huschhuicharbeit, übereilte, oberfläch- des Hirten vertritt oder auch demselben
liche. Zweite betont. zur Hilfe gegeben wird, Hupel. Zugleich,
huschig, s«), eilig, überhin. .buschige bemerkt er, „ist es eine ungefähre Be-
Arbeit; huschiges diesen, windiges «'Be- stimmung des Alters uon 10—13 Jahren".
nehmen!. I n Posen: huschelig, flatter- Hüterlnabe.
haft, auch nachlässig, obenhin, ugl. 168. Hüterlohn, für's Hüten des Viehs (an
die Hirten,, rig. Ztg. 1862. 117.
Hufen, als Endung von Gutsnamcn, Hütermädchen, St. I und 176.1824.44.
hat stets den Ton. Co Kolenhufen. Hütersche, die. Die Viehemutter soll
I n mehreren hiesigen Ortsnamen ist alle Morgen die Hütterschen aufwecken,
husen in Hausen übergegangen. Co in 328. 38. I n der Ausgabe von 1649 auf
sehemals) Nnhusen, jetzt Neuhnusen, S. 43.
dagegen ist Kotenhausen durch Koken- Hüterweib, 172. 1794. 200 saus
hnsen verdrängt. — Eine Familie Husen Lemsal).
in Estland. Hufnagel? Ein neu Hutnagel, 349.
huss Hufs, als Hetzruf auf Katzen. XXII. 2. Hufnagel?
I n Hoffmanns Kater Murr S. 462. Hutplah/ Weideplatz. Auf den Hut-
Husten. I n 372 öfters die Vz.. statt plätzen. 224. 1825. 47.
verschiedene Arten von Husten. I m Gan- Hutschachtel, die. I n Grimms M b .
zen sind mir viel mehr Husten vorge- Hutfutteral, eartou, in Königsberg
kommen, welche, ebda. I I . 17; indessen Pandel.
habe ich auch heftige Husten gesehen, hntscheln («), ein Kind sauf den Ar-
ebda. S. 18. men oder Händen) in die Höhe werfen
husten und hüsteln stets mit gedehn- und auffangen, fchaukeln. vgl. in Grimms
tem Selbstlaut. Wtb. hutschen 2^ und Hotze, Wiege.
Hut. Er trägt Federn auf dem Hut, hutt, Ausruf bei Verwunderung, wenn
cm-nnwF l^8t. Gadebufch s325). etwas wie der Wind fchnell geschieht.
Hut. Der Wiedehopf rief fein Hut! Hut! Hntt war die Glocke verloren. -
374. II. 244. vgl. hntt. ' hutt hutt, Niedehopfruf. vgl. Hut.
Der Hutthutt, im Scherz, Wiedehopf.
Hütchen. Der Bürgermeister uon Fellin, Zweite betont.
von den Knechten gezwungen, muß das Hütte. Hütten bauen, irgendwo lange
Hütchen ausstecken, 345. 79, durch das verweilen. Wenn fie zu N.'s gehen,
Aufstecken eines Huts die Absicht zur bauen fie sdcy Hütten; du willst wo!
Übergabe anzeigen. Hütten bauen, dass Du so lange da
Huiefass. Fische noch mit Cchiffen bleibst? — ugl. Grimms Wtb. 3> —
noch mit Hutefäsfcrn wieder vom Strände Nach Hnpel bezeichnet Hütte zuweilen
führen, 349. IV. 5. -N. vgl. in Grimma ein pyramidenförmiges inwendig holes
Wtb. Hülfasi, und Hüdefnfs. Strauchhäufchen, in' welchem man die
37,'
554 Hütten — Jas
Birkhühner belauern kann. I n die Hüt- Kälber geheu in die Hütung; auch in 210.
ten gehen heißt daher im Herbst auf 2^ Die grasende Herde. Die Magd ist bei
die Nirkhühnerjagd gehen, vgl. d. folg. der Hütung. — Die Vedentungen lassen
Hütten halten. Das Hütten- u. Pull- sich aber wol zurückführen auf: Ort deo
wahnenhalten abschaffen, 185. 351 u. 31 Weidens nnd Handlung deü Viehhütens.
(älteste Stelle), vgl. Buddenbrook in 193. I n die Hütung gehen, 210, d. h. weiden,
II. 591 und 670. auf den Weideplatz; die Mägde kein Mal,
Hüttenjagd, die. Vuddenbrock in 193. ohne wenn es kalt ist, ohne Spinn- od.
II. 670 bemerkt: die H. geschieht ans Knittwert in die Huttunge schicken, 328.
großes Federwild. Die sog. Hütten- und 44: auf den Weideplatz. I n Livland
Volwanenjagd auf fremder Gränze ist müssen alle Hunde in der Hütung mit
untersagt, 154. I. 221. einem vom Gemeindegerichte zu gebenden
Hüttenmeister, auf der Woiset'schen Stabe, am Halse quer hängend, versehen
Spigelfabrik, 176. 1827. 21. Sonst nur sein, 154. I. 2.'5.
auf sog. Hüttenwerken. huz l,nz, Hetzrnf. Hoffmann in Kater
Hnttenschule. Eine Verg- und Hüttrn- Murr 462.
schule, 176. 1824. 79. Huz, Huzchen, Koselleinerung f. Hugo.
Hütung, die, ehemals auch Hutung.
Nach Hupel 1) Grasung, Weideplatz. Die

I< (Selbstlaut.)
Wird in nachlässiger Sprechweise oft namen Juni und Juli haben stets die
geschärft. Gibt, liest lauten dann wie erste betont sin Riga).
gippt, lisst; sieh, siehst, namentlich siehst i vor einem Selbstlaute wird znweilen
T u ! sieh mal an! wie si («), sisst; zu i j . Spioniren wird zu spi—joniren,
Dinstag wie Dinnstag; diesjährig, dies- speien zu spei—jen. — Ebenso am Ende
seit, diesseitig wie dissjährig, disseit; einiger Empfindungswörter; pfui, ai, oi,
soviel und söviele, sövielst wie söffill, ui, wni werden dann (einsilbig) ausge-
söffille, söffillst; der wievielte wiewiffillte; sprochen fui—j oder fui—ch, ei—ch,
Friedrich wie Fridd'rich. Früher soll ui—ch, wai—ch.
auch der Familienname Vietinghof (nach I F G war im 15. und 16. Iahrh.
Graf Mellin in Hupels Materialien zu eine gewönliche Abkürzung für iro tüi-Lt-
einer Adelsgeschichte) gesprochen sein !il:Ke llnaäen. vgl. Grimms Grammatik
Vittinghof statt, wie jetzt, Vietinghof. III. 307.
Vielleicht wird sogar zu vleicht. Jas, der, gespr. I—ass, estn. ^82st,
Auch bei Bestsprechenden hört man 5IÜM8, Mle», eine Fischart. Hupel in
durchweg virrtel, virrzehn, virrzig statt 444. 1780 schreibt Ihas, in 444. 1818
viertel, vierzehn, vierzig (viertehalb aber Ihhas, Igas u. I—as. I n 182. II. sagt
mit gedehntem i!) und ebenso ausnahms- er: Jas (lies I—as), estn. ^!>!n5, ein
los tnchst (^), tricht («), trichte, getricht wohlschmeckender See- nnd Bachfisch,
von kriegen (bekommen). sonderlich im Embach und der Peipuo.
I n und bei Riga kennt man lhn nicht.
Durch die Schärfung des i entstehen Ob tfprinu« ort'u«? — I n 350. XVIII. 5
einige Wortgestalten, die üblicher sind sagt er: I j a s oder Iin5, besonders im
als die im Hochdeutschen geltenden: großen Embach häufig. — Hueck (190.
Fiddel, Fidd'ler, fiddeln, Fiddelbogen 54) schreibt: „Ijas, oder Sick, eur,'^«u>!ix
st. Fidel, Fidler u. s. w. ^ilcu», eine Lachoart, bildet den vorzüg-
i «nd ie vergröbern sich zuweilen zu lichsten Gegenstand der Fischerei im
ich. Wie der aussicht («) st. aussieht. Peipus. Seine Menge hat sehr abge-
Vicher (-) st. Viehe. — Die fremde nommen." Kawall (175. 1858. .^ 35)
Endung in Eomödie und Tragödie wird deutet .111« mit I^mit-eu« I»I„«, Kühtiug.
meist wie i und betont gesprochen, ebenso — Man tonnte an I^ncin-u« .Il^»>8, Alant,
in Namen wie Leoeadie «. n.; in Julie, Göse, Iese denten. Gattung und Art
Antonie u.a.aber zweisilbig. Die Monalb- des Fisches erscheint demnach Zweiseihaft.
icht — l h l . 555
Tle verschiedenen Schreibweisen des an- oder betrinken; sich belgeln, sich be-
Wortes la^en erhelle,», daso man cii frir trinken, sich voll igeln, sich voll saufen
ein fremdes ansnh Tyells das deutschem ihm. Oft Hort man Ter Finger ist
Munde unbequeme I—a, therls vielleicht ihm geschwollen, st sein Frnqer ist ge-
die Anlehnuna au deutsctns Iese oder schwollen vgl ihr. Zuweilen Hort man
Guse veranlasste einige Schriftsteller I a - :st das sein Vuch^ Ja, llnn sems.
oder Ia>en vorzugehen Wir finden dem- Ihm st? eine Fischart. Brachsen oder
nach theils vorwaltendes I sber Nupel», Ihnlste. 19?. II 1289 Truckfehler fm
theils Mischung von I und i, theils ! I haist""
allein loder "))) Ein ^ispfund trockne ihn. Bei Teutsck'en ungebildeten Stan-
3^ach>en oder Jas, 182 II , Ihasen, 147, des und s'albdeutschcn bort man oft
Ias>en, in Torpat, der bekannte Ilsm, Tas ist Ihne ^luke, st die Ihnen ge-
-3,0 XV 6, ^lcdchen und I)af,e', 350 hörende, Ihrige; Ihne Stlfeln stehen
VNIl '', der Jas oder Jose. Ua^e. m da, Ihner rhrWaaen kommt vgl ihr
Torpat, 179. II Z4, vechte und Janen, Entsprechende Bildungen stno im Russi-
1^0 IV 2 94, Ya,en rn Torpat, 199 schen NXUUN Ulld «'IlliUll
IV 46« Ter älteste Beleg vielleicht ihr. Oft Hort man dre Vrust ,st ihr
,n Nnssow 5 Chronik, welche erzahlt, dass hart wlc ern Vrett, st ihre Vrust.
bei Gelegenheit der Bewirtung des renaler ihr und sein. I n Gnmms Grammatik
Bischofs N.tolaus Nottendorv ,m I 1501 111 651 heißt es die Erklärung des
als dritte Cpeiie gereicht ward Vrod- schon im mhd. vorkommenden, heute rn
stsch sBratfifch-'), Gersen und VIcyer in der Schriftsprache geachteten, unter den,
Ölige aebraten Polt wl.it umgehenden Ir'edeaeblauchs
Tas deutsche Iase, I"se, Gase, Gose des Vaters sein Buch, der Mutter ihr
wrrd in Grnnm., Ntb als dem Sic»- Klerd, der 'linder ihr Spielzeug — ist
vlichen entstammend angesehen Indessen mcl t dcutlrck I n Vuciiern des 17 und
beweisen wol das deutsche A^che und 18 Iahrh wird angetroffen ich habe
Güster, das schwedische ssu», und das mich mit des Grafen seinem Koch ver-
estn la«, llrlr.l>, l u ^ dass eine Ilruer- lobt, de5 Goldschnndw fem Jung Ja,
wandt>chast mehr Wahrickemlichkelt für in Oberdeutschland wird der voraus-
sich bat gehende Genitiv m den Tatlv umge-
icht, als Endung von Beiwörtern, fast fl.i,t dem Vater sein Buch, das Kino
ungebräuchlich und dafür ,g nehmt Auch schlaft in der Mutter ihrem Vett, dem
ix adellche u n bort man meist lg st ich Gothe sein Gedicht ist, ferner, das
ist ihnen ihr Rock — Vei uns sind alle
ick, erne seltene Hauptworts-Endung, vicse NedenOnrten «Mg und gäbe, wir.
doch geivonlich in Tummick und Pintil scl'l.n sogar das Hauptwort in den Nenn-
Über enteren ^ o r t sagt Baumgartel fall, tl>e:ls in der Sprache mn T:enst-
<4-5. 13» TummrklS, ern dunrmmer boten ^rau ihr ^teid. Fraulein ihre
^«N, vielleicht ähnlicher Bildung wie Sachen, Inngherr sein <>und ist wegge-
Tummerjan au'i Tnmni rnd Mrite, laufen, therls m anderen Fallen Hugo
Miltelic, Tas ist ein Irrtum Tab sein Vuch, Toni ihr Kleid, mein Vruder
zweite Wort entspricht coenralls dem '"nao seine Werke, meine Schwester
lett in>!ti!v,>, welches Ulmar.n weisse, Ton» ,hle silelder, meine Nackbarcn
dummer Junge, ^oi,loffel erklart, mal,: ihre hurije^, lenre Schwestern ihre Gar-
reud Vrntlt bei Teut'chen eine.n Kmrps ten, meine Nichte ihr Vild Sckmeller
bezeichnet, entsprechend dem estn munilv. fuhrt als ostleck'ische Sprechweise an
icke, ,m Schenz st ick. Wer sagt da-^ nrer. ital Is>lo. franz I»"n und erklärt
- Icke ltaiicklich') ruci al'o rn n llbnen ihr»
iq wird elnn>o wie llcy, teit u a. in Wir sprechen ist das Innen oder ihnen
alterer Sprech- oder Schreibweise oft ihr Nock'' ist daö ihnen ihrer" Sind das
m^ag^lasten Schad- und nachcheilla sein, Ihre lilire» Bücher^ Ja. Ihnen <ihnen,
275 24 — I n der Aussprnelie wird ig ihre I n de. Gartenlaube 1860 3p 595
znwe.len zn rck't deinrcht, dresjahncht n a und 596 findet sich — der Poltc-
Sprechweise entnommen — ist das Ihnen
Iflel. Tauten wie ».in I , sehr viel I h r Nrenz' Tcr Habens Ihnen I h r
Eine Neden^art, entstanden aus der auch ttreuz' E>' »st also ern Irrtum diese
hier gewonlichen Vernix ngung von Egel in Leu-, ^.ir- und Estland geläufigen
mit I^el — Tavon raeln, saufen Redeweisen snr hirrortige Verunstal-
igeln, sausen Ebenso gcw, wie die tungen der deutschen Sprache anzusehen
Iettworter amgeln, namentlich sich, <nch»
550 Ihr - Impfstoff.
Noch weiter gehend ist: ihr ihr. Ist das II. 8. 197, ausholen; den Dieb mit
ihr Buch? Ja, ihr ihres oder ihr ihr's; einer Linie an einen Immenbaum fest-
sind das Ihre Bücher? Ja, I h r Ihre. binden, 194. Nuenst. 1 1 ; Immcnbäume
— vgl. dem sein, das ihr und jener ihr. besteigen, 328. 187 und öfters, vgl.
I h r , in der Anrede st. T u oder Sie, Vicnenbaum und 228. I I . 4.
findet nur Anwendung in Beziehung auf Immengarten, 3^8. 186.
Juden und Fuhrleute, vgl. Grimms Iunnenmann. Das Gesumm des Wacht-
M b . 2051. 6. meisters, welches vom Gesus der cmdercn
ihrerlei, ihnen ähnlich. Ihrerlei Ge- (Bienen) uuterschleden wird, wie das die
lichter; nach ihrerlei Art. Immenmänner wissen, 328. 215 und 216.
ihrig lautet oft wie ihricht, indem ein I . 1649 uud 1688. I n Grimms Wtb.
t angeschoben wird wie bei deinicht, nur aus Stieler.
meinicht, seinicht, ebend u. a. Immenstock. Immenstöcke, 192. V, 0»»-
ihrzen. Das I h r nennen ist nur ge- 8uetu(Iii>l!8. Auch in 193. II. 2. 212;
bräuchlich gegenüber Trödeljuden und gegen Wollen-Schafe einen Immenstock
Fuhrleuten." annehmen, 330. 21. Oft in 328.
I l l , der, wird in Grimms Wtb. uer- Immergrün, nur in der Bedeutung
einerleit mit I l t i s . I l k ist aber der von Bärlapp. I n den 50er Jahren gern
amerikanische I l t i s , russ. ÜAbira. Davon zwischen doppelte Fenster gelegt.
Iltenfutter. Halber Tack Ilkenfutter, 172. Immissarins, ein Wort, sagt Gade-
1793. 207. Ilkenlragen, Ilkenpclzlragen; busch (325), „das in allen liest. Gerichts-
Iltenpelz, von Ilkenfellen. sticken gebräuchlich ist. Man bedarf aber
Ille, die, Tude oder Walge, Icheide dieses Wortes nicht, wenn man das alte
der Weiber, 372. I I . 318. deutsche Wort Fröner, welcher eben das
sIlme, die, hier unbekannt, st. Ulme, bedeutet, nicht verachten will. Denn
Nüster. Das Wort stimmt vollkommen frönen bedeutet thcüs in donli inmnt.Iero,
mit russ. u.'li,zm, ü.iozi'b oder ii.ii.Ai>, theils iinmizÄonem impckare. vgl. ein-
Rüster.) erkennen, einweisen, Emertennuug, Ein-
Imbiss, der. Dies hier gewönl. Wort weisung.
wird in Grimms Wtb. als ein jetzt sel- Immission. Hupel erklärt: 1) die Über-
teneres und nur gewälter Sprache eige- gabe des Landgutes an den neuen Be-
nes bezeichnet. Es hat hier zwei, dem sitzer, er seu Erbherr oder Pachter; doch
russ. »ÄllMiu entsprechende Bedeutungen, wird es besonders von Kronsgütern ge-
l ! kleine Erfrischung durch Speise. Ten sagt, wenn sie einen nenen Nrreudator
Cappeuren wurde bei ihrem Auszüge bekommen. 2) Die gerichtliche Bestim-
aus Mitau (1877) ein Imbiss und mung, das; ein Grundstück dem Gläubi-
Branntwein gereicht. Weniger als «Früh- ger zum besondern Unterpfand dienen
stück". 2) Vortost,' Aufbis's, Vorschmack, und er feine Zinsen daraus haben soll.
d. h. kleines Voressen, Esslust erregende So sagt man, er hat Immission in dem
Kost vor dem eigentlichen Mittag- oder Gute genommen, oder er besitzt darin
Abendessen, bestehend in Gesalzenem, etliche Haalen immissionsweise." — Bud-
Geräuchertem, Heringspfännchen, Sar- denbrook sagt in 193. I I . : eine Immis-
dinen, Käse, Butter u. dgl., auch aus» sion aufschlagen heißt, wenn die einem ent-
nahmslos Schnapps. Einen solchen I m - fernten Gläubiger zugeschlagenen Bauern
biss einnehmen nennt man: aufbeißen ein Anderer, als er, nutzet und sie der-
seinbeißen) oder vorschmecken, russisch gestalt aufschlägt.
.,in:vcil?i.. Wollen Sie nicht etwas auf-
beißen (vorschmecken»? Worte der Auf- Imperial, der, ein russ. Iehnrubel-
forderung zu einem solchen Imbiss. — stück in Gold. I m Bertelir siud nur
vgl. Inblss. lmlbe Imperiale oder Fnnfrubelstücke.
Beide Ausdrücke jetzt veraltet und durch
Imme, die, Biene. El» jetzt ganz
Goldstück erfetzt.
ungebräuchliches Wort, ehemals allge-
mein verbreitet. Co findet es sich in Impfe, die, Lymphe zum Impfen.
328. I . 1ll49 u. später; ein Eichenbaum, Gew. Verschieden von Impfstoff.
der beflogen oder darinnen Immen feyn, Impfpocke. Die braune, nachher schwärz-
192. II. 8. 197; die Biene oder Imme, liche Kruste der Impfpocke, 402. 239.
353. 83. Impfstoff. Ta;u gebort nicht allein
Immenbanm,Biene»baum,Honiabaum. die Impfe (Lymphe», sondern auch Pocken-
I n 335. 105. I . 1558.- Iwme 'lw>?m>>; schorf, melcher, aufgelöst mit Wasser,
Immenbäume hohlen und machen, 192. zum Impfen benutzt werdeu kann.
IN — ing. 537
in. Früh« häufig mit Tatiu statt des eine Anzeige des rig. Rats in 172.
jetzt gebräuchlichen Aecusativo, in der- 1770. 14 von einer Hebamme Eliarlotte
selben Weise wie an und ans. I n An: Louise Püschnerin. (5s ist aber fraglich,
sehung der in denen Schiffen einzu- oh dieses „in" wirklich dein gewünlichen
ladenden Waaren, 141- den in den Sprachgebrauch eignete oder blos dem
Stäbben einzulegenden Henpf, 141; nur auoläudischenSchriftdeutschentlehntward.
durchgesehene») Gut in den Stabben Üblich und gewönlich, seit Jahrhunder-
hineinlegen, 141; den in den Stabbcn ten, war dagegen das plattd. sclie nnd
eingelegten Henpf, 141; der in der seit Ende vorigen Inlnh. ,,en'. Taher:
Stabbe gelegte Henpf, 141; kein untaug- die Ncunlauen, die Becken, die kofferten.
liches Gut in der Stnbbe einlegen, 1 4 l ; Zuweilen wurde dieo ,en" zu 'n gekürzt:
in jedem Packen die entsprechende Stöcke die Winter'n, die Göbel'n; zuweilen liest
hineinlegen, 141; in den Matten ver- man ein t vorauolauten: die Pfeifserten
packtes Gut, 141; die Güte der in den st. Vfeisser; ausgebendes s ward zu st,
Matten gestopften Flachsen, Näger-Trd. z. B. Reimerßen st. Reimern. Tief«,
von 1622. Tiefe Dativbenutzung wird ,.en" lebt gegenwärtig nur im Munde
jetzt gemieden von der besseren Sprech- von älteren beuten: fche erhält sich, doch
weise; in der gewünlichen ist sie aber nur zur Bezeichnung der Gerlngschätzuna.
noch gnng und gäbe, wie namentlich auch Als Endung weiblicher Hauptwörter
bei den mit „ein" zusammengesetzten hat in nicht felten den Hauptton. Sie
Zeitwörtern, worüber „ein" -zu verglei- ist eine Russin, eine Polin, wird häufig
chen. Alltäglich hört man auch: in einer gesprochen Russinn, Polinn. Namentlich
Schule gehen, st. sie besuchen, Schüler auch in der Vielzal: Polinnen find lie-
sein; im Gymnasium, in der Krcwschule benswürdig; Engländer zeichnen sich durch
gehen, Gymnasiast, Kreisschüler sein. Männlichkeit aus, Engländerinnen durch
Daher auch: wo geht er? d. h. welche Weiblichkeit; Königinnen, Fürstinnen
Schule besucht er; und dem entsprechend: haben Verpflichtungen.
bei Hüttel gehen, bei Mälzer'o gehen, Inbiss, der, st. Imbiso, ist nicht selten
d. h. Schüler bei Büttel, Schülerin bei in Niga zu boren; wird auch allein von
den Geschwistern Mälzer sein. Etender aufgeführt.
Noch wäre anzuführen: im Gedanken incorporirt. Sogenannte incorporirie
haben, im Sinne; im Talg ist kein Ver- oder zugesagte Meister, welchen in Riga
kehr smit oder in Talg ist "kein Geschäft,; das Meisterrecht auszuüben nicht ge-
in verschiedenen Sorten Flachs standen stattet ist, 234. 5; ein Gesell einer
die Preise zwischen —. Wenn die Rin- andern Stadt kann sich in die hiesige
der von der Mast in die Weide kommen, Zunft einzünncn lassen, oder darf in
st. auf; Wand von Zigeln in Eemeni dieselbe als sog. incorporirter oder zu-
gemauert, Ausdruck der Maurer; die gesagter Meiner ausgenommen werden,
Töpfer setzen Öfen entweder im Epigel 234, 4 1 ; solche Gesellen, welche sich cnv
oder jagends; in Schande bestellen, Meister an ^rten niederlassen, wo leine
Schande davon haben. Ich mnsü in ihrem Handwerk entsprechende Ämter vor-
Schande besteben, es musc> mir ;ur handen find, ol'ö sog. vertragene' oder
Schande gereichen. Nicht: mit Schande. „ineorvorirte" oder „Mitmeister" auf-
Wie alt ist der Knabe? Trei nn vierien; nehmen, 237. 23.
er geht zehn ins elfte. Infuhr, Einfuhr. Tamit die Ttadt
Statt deo Tcmvb begegnet zuweilen in- und Abfuhr aus dem ^ande haben
ein falscher Accusntiv, namentlich bei könnte, 195. rot. V. 733.
dem Zw. halten. Tann hält man das ing, als Endung von Hauptwörtern
Kasseroll einen Augenblick in hcißeö war früher gew. statt ung; dagegen nutz
Wasser. häufig f. nis.
in, als Endung weiblicher Familien- ing, als Verkleinerungoendling. Iawb
namen, wie Karschin, Neuberin u. s. w. Grimm fagt in seiner Grammatik IN.
I n 17ö. 1Nö6. 493 heim es: „der Name 6^3: „unter dl.n plattdeutschen Mund-
Schulzen für die Bezeichnung einer Tame arten verkleinert die mecklenburgische
Mio dieser Familie statt der noch im und pommersche gan; lebendig auf ing.
vorigen Jahrhundert üblichen Form auf ;. V. Kind .^linning, fründ 'rünning,
in: also Schulzin oder Schul;enin, wenn han Henning, hu^ büsing, kn>ö kussii'g.
nicht Schulzenscke —". I n der Thai ist Hand hänning, feld ''elding. mann män-
in llvl. Schriftstücken des vorigen Jahrb., ning. Auch bei Eigenname», v B. Tir.e
doch selten, „in" zu finden. So spricht Tlnning, ^uise ^,'Nisina.
558 ingedenk machen — invurwandt.
I n Liu- und Kurland ist ing ge- Inländer, im Sinn von inländisches
wönlich. Doch weicht die Bildung unserer Erzeugniss. Dieser Käse ist ein guter.I.
Klcinerungen hier und da uon der platt- inne und innen, wie i,i, früher ge-
deutschen ab. Wir sprechen z. V. nie trennt von da oder dar. Das Haus, da
Kinning, sondern Kinting, nie Männing die Feuersbrunst inne entstanden, 292.
sondern Manning, nie: Hiinning, sondern III. 11. I . 1664 und 1722. Noch jetzt
.<?a,iting, nie: Freunding, Felding oder zuweilen.
Hussing, sondern Freundchen, Feldchen, Innehaben. Das faktische I . , 154. I.
Hauschen. Dagegen wie im Plattdeut- 185, im Besitz haben.
schen: Kussina/ Tining, Luising. Aus- innehabend, inhabend. Den dritten
lautendes d wird bei unseren Kleine- Theil der in Liefland innehabenden
rungen zu t, der Aussprache des d wie Lande einräumen, 194. Vrandis 64; die
t folgend. Daher Kinting, weil Kind wie erbauten und innehabenden Hänser, ebda.
Kint; Hanting, weil Hand wieHant; 55, die sie inne hatten.
Munting, weil Mund wie Munt gespro- innehalten sich, innerhalb eines Ortes,
chen wird. Gewönlich sind Papping, namentlich zu Hause bleiben, sich ein-
Mamming und Tcmting für Papa, Älnma, halten. Von <d. h. wegen) der Quetschung
Tante. sich innhnlten müssen, 223.
Ob unser ing plattdeutschem oder let- inner, innerhalb. Innern Walles, 292.
tischem Einflüsse zuzuerkennen ist? — II. 2, innerhalb des Walles. Eine nicht
Wenn die Mecklenburger und Pommern seltene Ausdrucksweise ist noch heute:
allem unter den Niederdeutschen ing inner Jahr uud Tag, binnen. So in
verwenden sollten, so hat wahrschein- 1^8 und 193. II. 58«.
lich slawischer Einfiuss gewirkt sang, eng, Inneres. Minister und Ministerium
inla»; bei unserem ing ist aber wol des Innern, der innern Angelegenheiten.
das lettische ing entscheidend gewesen, innerfambelig, innermutterig, inner-
um so zweifelloser, da die Kleineruugen halb der Gebärmutter. Innerfambelige
mit ing — mit alleiniger Ausnahme Schwangerschaft, die gesundhcitsgemnsie,
bei Taufnamen — der Kinderstube und entgegen der ausicrfambeligen oder außer-
der Sprache mit Kindern angehört. mutterigen, ^rlivicliw» exv-antlüimi.
ingcdcnl machen, einer Cache, st. er- innermutterig, was innerfambelig.
innern an, 351. XVII. 23. innern, einen, interniren. Innerung,
Ingedom, Ingedüm, Ingcdömde, das, Internirung. Ein Geinnerter. Anch in
Eingedömde, .Hausgerät. I h r Ingedom, der Schweiz.
194. R. R. d.' F. V. 253. Aach älteren: Innholz. Eichene Imchölzer zu Vor-
Iwl. Rechte erhält die Mutter einer dingen nnd Böten, rig. Ztg. 186l).
kinderlos verstorbenen Ehefrau das Inge- 40. Beilage.
dömde. 154. l l . E. «1. I n der plattd. insolinge, st. solange. Sollen die
Zeit: iu^eilunm. Die Kleinodien und Wracker, in so lange sie dem Dienst vor-
das Iugedömde entsprechen der in deut- stehen. 316. 2.
schen Nechtsquellen vürtommenden Nistet- Instadt. I n Pernnu wird die Instadt
gerade, ebda. 3 . 267. von der Porstadt unterschieden. 1.1861.
ingen, nasaliren, nasal ausspicchen.
inffesessen, eingesessen. All und jede Instlindialcit. Auf I . des Beklagten
Ingesessene der Schlösser, Häufer und uerlnndcte Eitation, 352. XXIX. 4.
Gebiete. 345. 4«. Interesse, interessant, interessiren lau-
Inssuust, die, Nafalirung. Den Russen ten stets ^n—treffe »betont lheils die
ist die I . fremd; sie sprechen daher das erste, theils die zweite), intressant,
Äebenwori ungern ebenso wie den Namen intressiren. — Interessen im Sinne von
Ungern l-Sterubergj, d. h. vn-rc^ii!,. Renten oder Zinsen fast ganz abgekom-
inhabend, elnlmbend. Wegen der vier men lind nur in der Vz. gebräuchlich.
iichabendcn Ämter, 35<>. XXXV. ^ncns Inventar»«»», bezeichnet bei uns nickt
David B. v, 1'i5!>; seine inhabende Sliile, Berzeichniss, fondern die Gesammthelt
215. 3l'9. vorhandener Gegenstände in einem Hause
Inhaber, Geldpapiere, Aetien u. s. in. oder einem Geschäft oder auf einem
lauien auf den Inhaber, au port>'„r. Gnte, welche Gegenstände nicbt gerade
Inhaltsmaß, Rauminhalt, Gefäsie,,^ch zu dem ,dause, <'>eschäft oder Guie ge-
dem ausgepägelten Inlinltsinasie von hören, aber mitoeriauft werden tonnen
1W Päglln oder 12«) Stufen rigifch und zn dem Betriebe gehören.
reguliret, 276. invorwandt, unvorwandt?
invorwart — Ixe. 559
invorwart? Tic inuorwarten arlilelu, Jede, die, Erde. vgl. Olen's Naturgesch.
196. l. 475. irgendwoig. Das irgendwoigeErscheinen,
inwärts, cinwärw, nach inwendig, Sonntag in'176. 1825. 58.'
vgl. Grimmo Wtb. Wenn einem Pferde irgcndswo. I n Grimms Wtb. erst aus
in den Augenwinkeln innwärto viel rolit Messing. Es findet sich schon in einer Urt.
Fleisch wachset, 318. 144. u. 1662 s192. I. 159>: irgendswo geher-
inwendig. Von inwendig, von innen. berqet werden. ^
I n w i l , die. Von Bergmann Seebucht Irrblock, oft f. erratischer Block.
erklärt, vgl. Einwik, Einbucht u. Grimma Irrncist. Siender hat I . im Smne
Mb. von Gespenst, beirügerlscher Geist, aver
inz! inz! zum heranrufen oder An- auch im Sinne von: Schwärmer in der
locken der Katzen, nne das lett. mx inx ^ehre. I n letzterem auch in 18<». l l . I .
«Lange und Stender> Gew. I n dem- 278: keine Irrgeister mögten ihre irrigen
selben Sinn miz miz und minz min;. Lehren in Tempel und Schulen bringen.
Inze, die, scherzhaft und vertraulich Irtengesell. Tafern ein freinder Gesell
für Katze, nach dem lett. inxi« oder inxe. sich um Arbeit schauen ließe, sollen die
Inzchen, Kätzchen. Auch- Minze, lett. Irrten-Gcsellcn in der ledigen Werkstätte
winxis. I n Thüringen Winze. am ersten um Arbeit schauen; so aber
Inzucht. I n Grimms Wtb. erklärt: ein fremder Gesell insonderheit wollte
einheimische Zucht im Gegensatz zur eingeschickt sein, so —, 272. — I n
Kreuzung der Nacen und angeführt aus Grimms Wtb. nach Schneller u. Iakob-
dem I . 1653. Eine Heerde durch Inzucht sohn und in einer wol cibweichenderBedeu-
vermehren, 224. 1825. 10; Inzucht, die tung. vgl Ortengesell.
Maßregel, daß man in einer Echaf- isch, als Beiworts-Endung in älterer
heerde die Parnng immer in nächster Zeit oft weggelassen. Tie Schwed-Tän-
Verwandtschaft veranstaltet, 176.1836.99. nnd Nonuegischen Gefchichtschreiber, 194.
inzwei, oft st. entzwei. Bei Bergmann Hiüriw 43.
und Hupel, doch schon viel früher. Die isch, als Endung st. er wird von Vielen
Lunse am Wagen inzwei fahren, in für fehlerhaft angeschen. Tie Rigiscke
174. 1851. 304 aus dem I . 156«; hat Zeitung st. Nigaer Zeitung. Ter Gebrauch
ihm die Lippen in zwei gewurffen, ebda. des isa> ist bei uns sehr alt u. geht in
I . 1574; die Nase in zwei schlagen, die plattdeutsche Zeit zurück. Es soll den
349. XXI. 1. I . 1621. — Noch jetzt Mitauschen «nt Riglschen — zu handeln
gew. Man hört auch anzwei. frei sein, 349. XV. 5.
inzweigendin, statt entzwei, inzwei. isen, dißen, zipen: pipen wie junge
Bergmann u. noch jetzt. Tauben.
iö, iso, Ausruf einiger Arbeiter, z. V. Istausgllbe, wirtticheAusgabe im Gegen-
auf Schiffen, beim Heben, Ziehen fchwerer satz zu der Eollausgnbe oder veranschlag-
Lasten; auch der Frachtfuhrleute, um die ten, 414. I . 18K4.
Pferde anzutreiben.
sIrch, das, feines weichgegerbtes Leder. Istbestand. Ter Ist- u. der Sollbcstand
Tas Vorkommen dieses undcutschklingen- des Heeres.
den Wortes im Vairischen und Kärntni- itzen, einen, ihn Sie nennen. Gew.
schen deutet nicht, wie Grimms Wtb. Ixe, die. Huvel hat in 444. 1780 u.
annimmt, auf gothischenUrsprung, sondern 1818: Wasser-Ire oder Nire, cstn. »">!c,
auf flnwischen. I m heutigen Russisch ist was er erklärt: Sirenen, Wassernire,
,ij»xn gegerbte») Schaf- oder Bockfell, nach Wassergespenst. Ob noch in Estland zu
Art des sä'mischen Leders, npilmn., solche hören?
Felle zubereiten.!
560 ja nicht — jagen.

A Mtlant.)
ja nicht, in Tatzen, die ein Abraten, Aussprache ist keine neue und lasst sich
Abweisen ausdrücken. Thu das ja nicht! durch folgende ältere Belegstellen bezeugen.
d. h. hüte dich sehr, das zu thun. — Iachtschlitten, 349. XXIV. 2; eine Ge-
Schicken Sie mir Papier, doch ja lein legenheit, wo auch angenehme Iagdten
Schreibpapier, Verginann, — doch behüte sind, 172. 1794. 219.
lein —. Fliegende Jagd. Man hörte noch am
Iabruder. Die Ja Vrudere, 335. 286. 8. März die „fliegende Jagd" die Wälder
I . 1611; I h r lieben Ja Vrudere, ebda; durchschallen, rig. Ztg. 1867. 82.
Hoffnungs- und Ja Brüder, 349. IV. 11, Die Jagd lösen. Und nun ward die
Verbundene in der Hoffnung, beim Rate übrige Jagd gelöset, 338. 88.
etwas zu erlangen. Eine Jagd Kinder, Menge, Hetze. Nie
jachten. Bei Lange fehlend. Verginann in Hamburg u. Holstein.
erklärt: dollen, rasen, toben; Stender: Iagdbefen, der, liederliches Frauen-
spaßen, Haseliren, aus Lustbarkeit dollen zimmer. Jagd- u. Neisebesen, 324.
u. rasen; Hupel: schwärmen, rasen, toben, Jagdhütte. Jagdhütten, 193. II. 2. Verz.
im Spiel goß«: Lärm machen. — Man Iagdschlitten. Ein Iachtschlitten, 349.
tnnn denken an Übernahme aus dem XXIV. 2; ein Iagdschlitton, 172. 1794.
Lettischen — ,jickt,e!>t; — doch findet sich 321.
im »!nl. jachern u. jachtern; jachten könnte Illgdstück, das, absonderlicher Kerl, 324.
selbst jagden sein, Zw. von Jagd, wie jagdsweise, bei Gelegenheit einer Jagd.
ja auch lett. Mto!,t auf lett. salctz, Jagd Sin Jahr nachher kam ich jagdswcise auf
zurückgeht. — Mir nicht begegnet. eben die Stelle, 333. 8.
Iackerei, die, Handlung des Iackerns. Jage, die. Einteilung eines Waldes
Iackerer, die, in d. beiden ersten Bed. in Jagen, d. h. viereckige Stücke.
des Zeitworts. Iägeleine, die, Lentseil, gew. doppeltes,
jllcker» erklärt Bergmann: reiten; Lange beim Pferdeanspnnn. Veigmann erklärt
hat: umher jackern, lett. n i x i » ^ , das, Lentseil und Lenkriemen, Kupel Lenkseil.
nach Nlmann, spazieren führen in Wagen Gubert in 328. 132. I . 1649 und 115.
od. Schlitten, bedeutet; Stender erklärt: I . 1688 hat: eine Iaglinie; eine Inch-
bald hier bald dorthin fahren; Hupel linie, 349. XXIV. 2. I . 170^; eine Iag-
laue auch Eallmann) ueremerleit mit linie, 172. 1793; eine Iagelinie, 172.
juckern: zur Lust umherreiten, fahrend 1789. 7 und 1805. .^ 9. Lange schreibt
oder reitend zum Zeitvertreib umher- Iagline u. Iaglinie, Hupel Ingleine u.
schwärmen, ohne dringendenAnlass reisen. Iagelinie, Bergmann u. Stender Iäge-
I n Grimms Wtb. ist jackern (unter jachern) leine. Diese letzte jetzt allein übliche Gestalt
nur aus Hessen bezeugt, in d. Beb. von des Wortes findet sich schon im 17. Iahrh.:
schnell reiten, schnell fahren. Josef Müller Iagleine, 349. XXII. 2; an em Iaglein
und W. Weitz (161) sehen das Aachener ein neu Stück zweimahl zu Häuf gestochen,
.j.'u-iien! als Intensiv»»! an von jagen, ebda, wird jedoch erst in diesem Iahrh.
hüll, .jaklicn, galoppiren, das Pferd an- alleinherrschend. Die Iageleinen sind von
treiben. Hanpf, 172. 1771. 43; eine Iägeleine,
Die in Niga und Livland jetzt gang- 174.1824.399; Iägeleine, öfters in 176.
baren Bedeutungen sind 1) zl. fahrend 1824; Iageleinen und Kreuzleinen, rig.
lweniger reitend) umherjagen; 2) zh., ein Ztg. 1877.
Pferd, fahrend oder reitend angreifen, jägelsch. Früher der Iägelsche Aach st.
ermüden, davon: adjackern, entsprechend die Iägel, Iägelschcr See st. Iägelsee.
dem neuen lett.Ausdruck: sir^n nosnlcurent,; jagen. Jagt u. jagt; jog u. jug oft
3» sich, sich ermüden, angreifen,' nament- st. jagte. 1) schnell fahren od. reiten. Das
lich durch Gänge u. Besorgungen, davon: unbedächtige Ingen auf den Gassen, 172.
sich abjackern. — Die Begriffe von jackern 1777. 26. — 2) Tauben, treiben, d. h.
u. juclern fallen in Niga nicht zusammen. vom Taubenschlag aus mit der Treib-
Elidel, Schrotet, Göze in 373. III. 340s. stange zum Fliegen veranlassen. Davon:
Jagd, wird steto Jacht <») gesprochen, gut eingejagte Tauben, die so fliegen,
die Oz. Jagden ivie Jachten <<.). Di<,'sl> wie „Taiü'l'niägc'r" (Talibenfreimde) es
jagcnds — Iahrchen. 561
lieben. 3) einen Ofen höher jagen, höher gibt aus Estland Iaglinge, was in Riga
aufziehen. 4) einen Nagel in ein Vrett, nicht zu hören.
elnen Keil in einen Vlock, hineintreiben. Illguug. Die I . der Vöuhasen, 273,
Viel Speise n. Getränt sich in den Magen Jagd auf sie, Aufspürung u. Vertreibung.
jagen, viel essen od. trinken. Holz in den
Ösen, zum.heizen hineinthun, namentlich Jahr. vgl. dazu n^LNi»' Biber von
in übergroßer Menge. 5) einen Beamten, einem Jahr. — Iahrener zehn werden
seiner Stelle entsetzen. I n ders. Ved. fort- es sein, d. h. etwa 10 Jahr; ein Iahre-
od.wegjagen, cna-6,>r, n^ai-naii,. 6> Hunde ner sechs wird oder werden bald vergehen,
etwa sechs Jahre. Gem.
n. Kinder jagen sich, jagen mit einander.
Wenn die Zeit kommt, daß die Pfleg-
jagends. Die Töpfer setzen Öfen ent- Kinder ihre Jahre erreichet sdes Mündig-
weder „im Svigel" oder „jagends". I m kensalter), 349. XIV. 1. 42; zu seinen
ersten Fall werden die Ofenslächcn von Jahren kommen, 154.1. 83. Es ist dies
den etwas herausgerückten Ecken sEck- die dritte Krünungsfeier, der ich bei-
lacheln) gleichsam eingeramt, im zweiten gewohnt habe. Das heißt mit anderen
kommen Ecken und übrige Kacheln in Worten: ich habe meine Jahre, 174.1826.
gleicher Fläche zu stehen. 285. Zu Grimms Wtb. 2235. 4K.
Jäger, der, unterschieden von Jäger. Das salte) Jahr beschließen, in einer
1) Treiber auf Jagden; 2) einer der Gesellschaft, am Sylvesterabend.
Tauben treibt oder jagt; 3^> Treibhund. Um das Jahr anhalten, hat ein Gesell
Mein Kund ist ein guter Jäger. zu thun, der Meister werden will, 266;
Jäger, 1) Sendbote. Des jetzigen bei derjenige, so allhie sich niederlassen und
uns anwesenden Neußischen Iegers vor- Meister werden will, — soll 5as Jahr
gebrachte Werbe seindt dergestalt, 350 zu arbeiten ansagen, 260; das Jahr gear-
XVIII. 1. I . 1555; ein dennischer Ieger, beitet oder gelöset haben, 258; auf ein
186.1.4^4. 1.1558. „Der dänische Send- Jahr bei einem Meister arbeiten, 255;
bote wird Jäger..genannt, bemerkt der das Amt fordern und das Jahr ansagen,
Hermlsgeber, als Übersetzung des damals 258; sein ein Jahr beim Meister aus-
für Courier im Russischen gebräuchlichen arbeiten, 272.
rmien'i> von rnKib jagen, in den: Sinne Zu Jähr, im vorigen Jahr; vor zu
von treiben oder schnell fahren." Einen Jähr, im vorvorigen Jahr. Davon: zu-
Ieger an den Mustowiter senden, 335. jährig u. vorzujahrig. Stender führt zu-
105. I . 1558; dem jetzigen anwesenden jllhr als Nebenwort auf. Ein to jare od.
Jäger, öfters in 369a. I . 155«, d. h. der zu I a r schon in einer aus Marienburg
russ. Bote, der den Brief gebracht. Belege i. Pr. datirten Urk. v. 1395, in d. Bed.
habe ich, wie bei Post, nur aus d. Mitte von: im vorigen Jahr. vgl. 399. IV. 36.
des 16. Iahrh. — 2^ eine Art schneller I n Verbindungen jetzt fast ausnahmslos
Böte, namentlich aus Dondangen nach Jahres-, nicht Jahr — : Iahresdienst,
Riga kommend. Daher sDondangenscher) Iahresrente, Iahresrechnung, Iahres-
Buttenjäger, Bot mit Butten. — Beim pächter, Iahresschluss, Iahresschuss, Jah-
Heringfang der Holländer sind Jäger eine restag, Iahreszal, u. s. w.
gewisse Art Fahrzeuge, welche bei den Jahr st. Jahresring eines Baum-
Grönländern I I m M , Bot für Weiber, stammes. Der Baum setzt jährlich neue
KasllK, Bot für Männer, heißen, vgl. Jahre an; der Wachst!)um der Jahre
Grimms Ntb.6^. —3) Liebhaber, Freund. wird allmälig-schwächer; Holz von weiten
Tauben-, Hunde-, Pferdejäger, Mädchen- Jahren wird für besser gehalten als Hol;
jäger. Entsprechend russ. oxoiuiu^.. von engen Jahren, 153. I . 1763. vgl.
Grimms Wtb. IV. 3.
Iägerhorn.Seind bei derNachtmit einem
Iiigerhorn blasend zriiLkatum gangen, Iahrarbeiter. Ein Jahr-Arbeiter soll
349. Vogteirechnungen v. 1614—17. Der bei dem Meister sich getreu und fleißig
älteste Beleg in Gnmms Wtb. nach Aurer verhalten, 260, d. h. ein Gesell, der,
s1634> um Meister zu werden, bei einem Mei-
Iägerjunge, Jägerbursch. Dem Jäger- ster ein Jahr arbeiten will. Zu Grimms
jungen die Flinte geben, 333. 59. Wtb. des Alters wegen.
Illgerschoten, auf Schiffen, 172. 1834. Iahrchen, kleines, nicht volles Jahr,
47. nie Iahrchen, was eine Verwechselung
Jagerscgel, 172. 1834. 47. mit Ierchen oder Görchen gestatten tonnte.
Iagleinc st. Jagelcine. Zwei Zäume Ein Iahrchen werde ich wol noch warten
u. Iagleiucn, 392. !871. 31. Sallmann müssen.
562 Iahrdieuer — jäsen.
Iahrdiener. Der Edelleute Jahr-Diener, Iahrmarltshütte, Jahrmarktsbude.
159. 176. Iahrmarkshütten zwischen die Häuser
Iahresarzt, jahrweise angenommener setzen, 180. IV. 2. 137. I n Dorpat..
Arzt, Hausarzt. Iahrmarltszeit. Während der I . , 172.
Iahresdienst. Die zahlreichen „losen" 1789. 277.
Familien, welche weder einen I . finden Iaköbitirche in Riga, selten Iätobs-
noch mögen, 456. 1872. tirche. Die Intobi-Uhr, Uhr der Iatöbi-
Itthreslöner, Arbeiter auf dem Lande, Kirche. Ebenso: Petri-Uhr, Uhr der
die in Iahreslohn stehen. I n Grimms Petritirche.
M b . schlecht: Iahrlöhner. Iämmergabe, unbedeutende, elende.
Jahresring, an Bäumen, Jahrring in Von jener Jammer-Gabe, Sonntag in
Grimms Wtb. 174. 1816. 387.
Iahresschuss, soviel der Stamm oder jammerschade. Dies Wort wird zu-
Zweig eines Baumes im Jahre wächst, weilen gesteigert. Jammerschade ist,
Iahrwuchs oder Iahrschuss in Grimms dass —, am Mnnerschadesten aber —.
Mb. jammerwenig, sehr wenig. Jammer-
Iahreszal. M i t der Iahreszal gehen, wenig bezalt erhalten. Gew.
d. h. im I . 1877siebenundsiebzigJahr IanitscharenstKck, was Jagdstück, 324.
alt sein. Gew. Januar wird gesprochen Iannuar.
jahrgeschichtlich, Iahrgeschichte betref- jappen, nach Luft schnappen, Lnft
fend. holen, häusiger als gappen. Kaum mehr
Iahrgesell, welcher das Jahr gear- jappen tonnen; auch bildlich: zum Äußer-
beitet oder gelöset hat, 258. Des Alters sten gekommen sein.
wegen.
Iahrgewüchs. Weine von verschiedenen Iäruss, der, russisch, Mattenscheune»
Iahrgewächseu, 172. 1804. 44. Zu Art Notscheune. Iarussen aufbauen zur
Grimms M b . Unterbringung von Getreide, 172. 1780.
jahrig, in Verb, mit zu und vor: 129 nnd 137. Jetzt: Labäse. Beide Aus-
zujahrig und vorzujahrig. drücke nur für diejenigen Scheunen ge-
jährig, oft jcihricht gesprochen und braucht, welche von den russischen, nach
geschrieben. Tiesjährichte Wolle. Riga kommenden Kaufleuten zur Unter-
bringung ihres Getreides und anderer
Jahrmarkt. Das Russische hat daraus Strusenwaren aufgeführt werden.
.Il'n-monlc» gemacht. — Durch den Ver-
gleich mit dem Herzog von Kurland ent- jäsen oder gasen, nach Grimms Wtb.
stand 1615 in Riga der erste Jahrmarkt, eine alte Wortgestalt f. gären, kann aber
der vom 10. bis 20. Juni zu halten auch ein Wort für sich sein. Es ist mir
Versprochen wurde, 157. II. 219. Jetzt nur als Particip gejäsene, gejäs'te und
vom 29. Juni bis zum 10. J u l i . — gejisene Milch, d. h. hart zusammen-
Die Jahrmärkte auf beide Marie'n (der geronnene saure Milch vorgekommen;
noch jetzt sog. Jahrmarkt und der Hunger- indessen haben Bergmann, Hupel, Lange
tummer), 174. 1824. 191. Jahrmarkt und Stender auch den Infinitiv. Berg-
schlechtweg ist in Riga der zu Iohanni mann schreibt jehsen: Milch (laben) ge-
stattfindende.. — Dienstboten bekommen rinnen lassen; Hupel hat im Idiotikon
in Riga „zum Jahrmarkt", d. h. zu nur gegäsene oder gegaste Milch: „hart
Iohanni ein Geldgeschenk. — I n Dorpat zusllmmengeronnene Sauermilch, die, mit
durften die Russen nur im „großen" Jahr- Schmant oder doch mit süßer Milch ver-
markt verkaufen, 180. III. 1. 106. mischt, eine Lieblingsspeise achter Lief-
länder ist. Vielleicht sollte sie eigentlich
Jahrmarkt«, der, einer auf einem geläsete heißen." I n 444 I . 1780'erklärt
Jahrmarkt, Lange. Iahrmarktsleute, er gasen richtig mit gären, in 444
Lange. I . 1818 mit käsen, gären und aufgehen.
Jahrmarktsbuden werden in Riga die Stender hat jiifen, gehsen nnd jehsen
Verkaufsbuden genannt, welche zum im Sinne von gerinnen, und statt ge-
Iohannismarkte aufgestellt werden, Weih- jäste Milch, gegehste und gegorene, dicke
nachts-Buden die des Weihnachtsmarktes. Milch. Lange schreibt jäsen; er allein
Eine Jahrmarktsbude, 172. 1780. 86; hat das Wort in doppelter Bedeutung,
eine I . zu verkaufen, 172. 1813. 16. als zl. — gerinnen und als zh. i ^
Iahrmarltsdockc, die. Em uoch üblicher gerinnen machen (Milch); er allein auch
Aufdruck ist: ausgeputzt sein wie eme ein Hauptw. Iäsung. Jäsen bezieht sich
Icchrmarttsdocke, d. h. wie eine Puppe. bei uns aus das Gerinnen von Milch;
Jasmin — jesuiterisch 56!>
d^r Begriff garen zeigt sich nur in „ge- jedwederlei, jederlei. Lange und Sten-
gorener" Milch — gejcis'ter. der haben: auf jedwederlei Art st. auf
I n Riga jetzt selten, häufiger auf dem jederlei Art, was heute üblich.
Lande: gejäste oder gegäsene Milch. So Ielängerjelieber, der gew. und aus-
nennen Einige die gekäsete Milch oder schließliche Name für Geißblatt, lonicera
Quark; diese wird mit Salz auf Brot capritolinm,.
wie Schmierkäse gegessen. Andere nennen Jemine und Herr Jemine (i), in
so die „Marktmilch", welche ebenfalls Grimms Wtb. gedeutet aus: Herr Jesu
stosweise «erkauft wird. Einige sprechen: Dominc. Vielleicht auch, da Herr Je aus
gejisene Milch. Man unterscheidet davon Herr Jesus gekürzt ist, entstanden aus
die Glas-, Vütt-, Glitsch-, Klitsch-, ge- Jesus mein, Herr Jesus mein.
gorene oder geäusserte Milch. jener, st. einiger, führt Hupel nach
Aus Deutschland ist jcisen nur wenig Bergmann auf. Vor jenne Jahre, vor
bezeugt, vgl. gasen und gisen. einigen Jahren, Bergmann, f. jenig.
Jasmin, wird in Riga fast ausnahms- jener, jene wird -in d. unedlen Sprache
los gesprochen wie das Wort geschrieben oft gesprochen jenner, jenne. Von jenner
wird. Hupel führt an, man spreche es Seite, auf jenne Seite.
Schasmin aus. jener ihr und jener sein. Ohne jener
IäsunF, Verdickung, Gerinnnng, der «der Gebieter der Stadt) ihre Erlaub-
Milch. Lange. nis;, Sonntag in 174. 1826. 263. Das
Iiitermiidchen und Iäterweib, wie sind jenem seine Bücher, jener ihre Klei-
Hüter-, Wäschermädchen, Hüter-, Wächter- der. Gew.
jung. jeniss, irgend einer. Ieniger Zins,
Iätwcib, der gew. Ausdruck f. Iäter- 194. Nuenst. 44; ohne alle Hoffnung
weib, Iäterin. jenigen Entsatzes, ebda. 63; ohne jenige
Jauche, die. Dies Wort scheint zu Außruhung, 334. IV.; ohne jeniges An-
Ende des vorigen oder Anfang dieses sehen der Person, 193. II. 31 u. oft;
Iahrh. in Gebrauch gekommen. Lange jenige Geschenke, ebda. n. oft. Zu Grimma
und Stender geben es nicht; Bergmann Wtb. 2,.
erst in seinen Nachträgen (210), Hupel jenseit, jenseits, jenseitig oft gespr.
ebenso erst in 166a. XVII. Jauche de- jennseit, jennseits, jennseitig. — Das
zeichnet nach ihm eine unreine Flüssig- Eis auf ienseit der Dünn längst Hagels-
keit und zwar namentlich die Mistsotte, und Iürgenshof begann zu gehen, 34!».
aber auch die wässerige Feuchtigkeit einer XVI. ?; von diefst'it «der Dünn! nach jen-
Wunde oder anch in den Gedärmen. — seit hinüber, 350. XXV. 6. I . 1704;
Für Mistjauche sprach man Mistsotte auf jenseits der Düna wohnen, st. des
und Mistlale. gewönllcheren: über sder) Düne, auf der
jaudcrn, heulen, von Hunden, ein laut- miiauschen Seile Riga's.
malendes Wort wie jäuern. I m Lett. Icnscitser, der, ein jenseits Wohnender.
«nmlullt. I e r «-). das, kleines Kmd, in Grimms
Jane, die, Art Nisse. I m Intuitiver;, Wtb. Iere, die, kleines Kind, aus dem
u. 329 steht: Inuen; ebda. T. 41 steht: nd. 2ij>-. Gew. I n 174. l8«u. 18? ist
von den Iauwen. irrtümlich Ier sgesvr. I i i r ) für ein echtes
jauern, von Hunden, heulen. Oft I n Nvl. Mundartswort angesehen nnd her-
Deutschland jaueln und jaulen. geleitet von d. lett. sein- Lamm. Klaus
jectsen, ächzen, schluchzen, engl. sex. Groth schrieb ein Wert vir üe ?oereu.
jcderzeitlich. I h m zu jederzeitlichen d. i. für die Kinder.
Tribut unterworfen sein, 349. 33. jerenhaft und jcrisch, nack Art eines
jedtiigiss, von Wechselfiebern, alltägiq, Iers. Ierenbaftcs oder jerisches Beneh-
täglich, jeden Tag tommend, 372. II. 303. men; ein jcrisches Mädchen, das sich wie
I n der gewönllchen Sprache der Ärzte ein Ier zeigt öder benimmt.
fälschlich eintägig oder alltäglich. Ein- jcsuiteln Die Leitung jesunelt, G.
tägla wäre dem 3inne nach: von eines Merkel in 176. 1838. 8<», hat eine je-
Tages Dauer, und alltäglich nicht gerade suitische oder den Jesuiten freundliche
alltägig. Die sog. i'el>re5 tortiamie heißen Richtung.
ebenso falsch im ärzilichen Sprachgebrauch jesuiterisch. Daß er einen Iesuner-
dreitägige, richtig: allaudertägige. vgl. schen inwalmer mit bei der Arbeit ge-
auch med. Ztg Rußl. 1850. 3 und 4. nommen. 350. XV. I . 1621. Bezeichnet
Iedtägigleit, eines Wechselfiebers, nach einen Emwoner auf dem sog. Keüers-
dem tvp'is <z»l,t,ilUauu8. acker «im alten Riga), der dem Iesutter-
564 Jesuskind — Iohnnuisgras.
orden gehörte. „Also, bemerkt Brotze, .behäusert und besidelt wurde, erhielt
ging der Hass gegen die Katholiken so diese Gegend den Namen Iohannes-
weit, daß man auch den Einwohnern dämm; die Benennung dieses Theils
auf Kellersacker sdenn der gehörte den wurde auf die ganze Vorstadt ausge-
Jesuiten) keinen Verdienst gönnte." dehnt. Auf Iohannesdämm wohnen, d. h.
Jesuskind. Seit der Zeit, dass Riga in der Moskauer Vorstadt. Der Iohan-
unter dem Orden stand (seit dein nesdämm — die Moskauer Vorstadt —
14. Iahrh.), war die städtische Bevöl- galt lange Zeit für eine verrufene Ge-
kerung immer in zwei Parteien getheilt, gend wegen., dort häusiger Dieb- Mord-
deren eine, welche es mit dem Orden und andrer Übelthnten. Dieser üble Ruf
hielt, sich die Jesuskinder nannte; die hat sich auch heute nicht ganz verloren.
andere, die für den Erzbischof war, gab — Der Ausdruck Iohannesdämm ver-
sich den Namen Petruskinder. Limmer schwindet jetzt.
in 363. Iohanni, Iohannestag. I n früheren
jezuweilig, ab u. zu stattfindend. I e - Zeiten sprach und schrieb man in Riga
zuweilige Eoncerte, 176. 1825. 24; durch Iohanni; auch jetzt spricht man fast
jezuweiUge Extrablätter, 174. 1826. 394. durchweg Iohanni st. Iohannestag, man
jifen, jäsen. Nar in gejisener Milch schreibt aber: Iohannis. Von Michail
begegnend. 1619 bis Iohanni 16 0, 349. XXI. 3.;
jo, im Scherz zuweilen st. je: jo mehr von Iohanni 1620 bis Iohanni 1621,
jo besser, u. jo länger jo mehr. Auch ebda. — Iohanni bildet einen wichtigen
aus Kurland (319) bezeugt und aus Zeitabschnitt des Jahres von derselben
dem nd. erklärt. I n 335. 181. I . 1570 Bedeutung wie Weihnachten. Man spricht:
steht: i'o limk jo uier, wie noch jetzt je vor, zu, um, bis, nach Johauni; vor
' länger je mehr. — I m Lettischen ist jo Iohanni, behaupte» Laudwirte, raun es
das deutsche je und desto. alle Tage regnen. — Früher sprach man:
Iobchen, ("), das, geschrieben st. Iop- auf Iohanni und auf Michäli, 248.
chen, von Bergmann Kontusche, von Hupel Dies auf ist jetzt ungebräuchlich.
Kontusche, kurze Frauenlleidung erklärt. Iohanniabend, seit Langem der Abend
Ein Stoffen Iobchen. 172. 1768. 191. oder selbst Tag vor dem Iohannitage.
Erscheint heute unedel und ist durch Am Iohamnabend fand die Voltsbelu-
Iupvcheu verdrängt. stiguilg in Alton» bei Riga statt;
jobenam. Bei Bergmann jobenahm, Iohanniabend reise ich.
bei Hupel auch jobenohm, insonoerheit, IohannijahrmarN, der Jahrmarkt zu
vornemlich. — Mir nicht begegnet. Iohanni in Riga.
Johann, früher oft st. Iohanni oder Iohannisbruder. Solche lustige I o -
Iohannis. Von Johann bis Michael, hauusbrüder, die Iohannis feuern, fagt
349. XXII. 1. Ebenso: Johanns statt Lange; er gibt das Wort wieder mit
Iohannis. lett. .slilluil, bolinii, Johannistinder.
Iohannesbere oft st. Iohannisbere. Iohannisfeuer. Ein fog. I . mache»,
Auch in 347. 215. 456. Durch ein I . brannte der
Iohannetzbersaft, theils ausgepresster Dom zu Dorpat uieder. Zu Grimms
Saft von Iohannesbere», theils und Wtb. vgl. Iohamnskind.
vorzugsweise mit Zucker eingekochter. Iohannisgllsi hat Stender f. Iohannis-
Iohannesdämm, seltener Iohannis- bruder oder Iohanniskind. s. Iohannis-
dämm, oft gekürzt zu Iohännsdamm, leute.
eigentlich und im engeren Sinne: die Iohannis« u. Iohannesgilde in Riga,
jetzt sog. große Moskauer Straße in die sog. lleiue oder Handwerkergilde.
Riga, entsprechend dem früher üblichen Po» de» l^ildestuben Rigas war i» der
Hinzensdamm, von der Stadt bis zur alte» Zeit die lleme dem Johannes,
Johannes- «Elisabeth-) Pforte reichend. die große der Maria geweiht oder hatten
Das allhier — an der Knrlsstraße — wenigstens Johannes und Maria zu
zur linken band des Iohannis-Dammes ihren Schutzpatrone»; vielleicht befanden
belegene Wohnhaus, rig. Ztg. 1866. 164. sich daselbst Kapelle» auf de» Namen
— Später und gegenwärtig im weiteren derselbe». Schrngc» der St. Iohannis-
Sinn: die gestimmte Moskauer Bürstadt gilde zu Riga, 23l.
Rigas, nicht bloö der Theil in der Iohannisgras. Mit I . , .>il1m» «M,?,
Nachbarschaft der gr. Mostauer Straße. beschütten zuguterletzt die Ligoweiber die
Indem nämlich anfangs vorzugsweise von ihnen angesungene» und bekränzten
die Gegend der gr. Moskauer Straße Personell. Es besteht aus Kalmus, Rain-
Ioylnnllskilld — Iuchendüuge. 565
farrn, Liebstöckel, .Nrausemiinz uild an- Tiefe zwischen der Sandbank und dem
derem Grünwerk, rig. Ztg. 1«6<>. Bei Ufer. — Nach der Schreibung ^»Inu«:
Stender Iohanncsgras. kann das lett. Wort mit nifs. ^!»!.',
Iohannistind.Iohannistinder.Iohanns- Gruft zusammenfallen, weniger mit estn.
linder bei Bergmann, heißen in Lett- sm,m, Reff, Sandbank'; nach der Schrei-
land die jungen Vauerleute, welche in bung M m mit lett. Muck Strecke, Zug
der Johaunisnacht mit Blumen uniträuzt und estn. Mm. Linie, Strich. '
sich zu vergnügen pflegen, Bergmann; Iö'ps, der, Handvoll, Göps. Ein
in einigen Gegenden, fügt Hupel Hinz», paar Iöpß vopfen, 32l). ö4. vgl. Jörß.
wird alsdann um ein Feuer getanzt, Jordan, der, gew. für Jordanstest.
oder eine leere Theertonne auf eme Heute, am 6. Januar, ist Jordan. Auf
Stange gesetzt und angezündet, welches den, zu dem I . sich begeben, zur Wasser-
man ein Iohnnnisfeuer nennt. — Wahr- weihe.
scheinlich eine Wiedergabe des lett. Muua Iördebalkcn. Ter I . oder der Titel
liclnni. uon Landgütern, 1«<». I l i . 3. 707. 7"«.
Johanniskraut, bezeichnet bald ein Schwedisch uud außer Gebrauch.
besondercü Gewächs mit roten Blüten, jorren, schwatzen ist mir uon Al. Stein
bald allerlei blühende Kräuter, welche als Dörpt. Stud. Ausdruck angegeben.
man um Johannistag zur Arz,«ü, son- Dem Estn. entlehnt wie d. folg.
derlich für das Vieh, sammelt. Mit I o r r o , das, nach Hupel „in estnischen
einigen treibt der Bauer auch Aber- Distrikten st. leeres oder einfältiges Ge-
glauben. Hupel. Nachgebildet dem lett. schwätz, besonders wenn es oft wieder-
^>N»N i,UNl(.'5. holt wird. Einige sagen dafür Inrro,
Iohannisleute. Ctcuder hat: Johanns- doch noch bäusiger Lorro."
leute, d. i. die zur Iohamwlnst im Jörß. I n 329. s I . 16li2, befindet
Singen kommen und Iohnnnsgras brin- sich ein Recept zur Essigbereituug: lege
gen, stllmu dlllrin. auch ein Theil als ein paar Iörß Hopfen
Iohänniöpforte 1) ehemals ein Thor darein, s. Protze in 174. 1>l13. .^.'.
in der alten Stadtmauer Rigas, ent- — Wenn nicht Iörß falsch f. Iöpß steln,
weder an der jetzigen Anogangsstelle des so stimint e2 mit russ. r<,'i>«^. Handvoll.
Polizci-Kasernenhoses oder der Johannes- Josef. Herausgeputzt wie ein bunter
straße zur Schmiedestraße hin. Bei der Josef, d. l». fehr bunt, lateibunt. l'Kiv.
Iohnnnispforte, 350. XXV. 5. — 2, in — Alter Josef, alter Haubrock. Bild-
der Moskauer Vorstadt Rigas, an der lich: den alten I . ausziehen, ein an-
Einmünduugsstelle der Karloftratze in derer Menfck werden.
die gr. Moskauer, .hier war die Grenze Josse! und Iofselchen, Jude, Judchen.
der ehemaligen Moskauer Vorstadt. Unler Gew. Auch Zahn und Parch.
dem lauduogteilichen Gericht stehen die Jubbchen und Iübchen, s. Iuvpchen.
zwei Stadtüpfortenofsiziere bei der vor- Juche, die, >"), führt Bergmann st.
städtischen Zinnens- und Iohnnnispforte, Jauche auf; mögte jetzt kaum vortommen.
350. XIV. 2. I n einem Kaufvertrag von juchcn, »x,!, bei Rüssow: „jauchten,
1740: Johanns Thor. — 3> bei der fchreien; durch Jauchzen das W'.ld auf-
späteren Erweiterung der Vorstädte ent- fcheuchcn, mit Geschrei treircu, griech.
stand ein neues Thor, welches zu Ehren i?.-/,3'.>/' bemerkt der Herausgeber. Das-
der Kaiserin Elisabeth, Gemalin Alex- selbe Wort findet sich wol :n 32!>. 32:
anders 1., Elisabethpforte genannt wurde, auf den Bächen, sobald sie befroren.
im gewönlichen Leben aber meist I o - Fische juchen. — Jüchen noch jetzt oft
hannespforie heißt. f. jubelu; Geld verjucyeu, verjubeln.
' Iome, die, sumpfige Thalschlucht zwi- Iuchendünge, die, (".», gewisse Tunle
schen Sanddünen. Iomen am rig. Strande, oder Sauce in alter ^eit. Willigerod
176. 1823. 12« u. 138. Zwischen neben s3«'>7.3601 sagt: „Iuchendünge, eine salzige
einander laufenden Dünenzügen sinden Brühe, deren Hauptbestandtheil die ge-
sich ^nngüthl'ilcr, welche bei Tubbrln liebten Strömlinge sind". — Woher diese
Iomen genannt werden, im »^'nnrtewent Auuahme? — I n dem Küchen;et:el von
üe« lünä^ i^tte« oder Il,'t^,<-, Gottfriedt 1.X>1, den uns Nüssow in s, ^hr, a»''-
Progranim vou 1^71. 11. — Tao lett. behalten, findet sich: Frische Sel'Uu'.ud
sonmil ist von Lange aufgeführt in der und Jucben-Dünge. frische Fism mit
Bed. von ?.>teereuge; Stender führt es Iuchen-Tüuge, frische Al,le u:l: Jüchen-
in derselben Bedeutuug nach Lange ans; Tünge. Die dem Bischof vorgesetzten
Ulmann erklärt Tiefe zwischen Untiefe», Gerichte waren Fastenspelsen.
566 j n ehern — judsch.
juchern sprechen Einige f. juckern. I n anfangen? Das ist mir oder für mich
Grimms M b . jnchtern. sein) Iucks, eine Kleinigkeit. 3) einfäl-
Juchhe, der und das, bei Hupel Juch- tiger Mensch. Namentlich: dummer Iucks.
hei, der, im Scherz für dünne Suppe — I n Kurland: 1) kurischer Jux, ein
«. dgl. Hupel erklärt: hingesudelte Speise eigentümliches Gericht der Kurliinder,
oder ein solches Getränt, z. V. schlecht ein Allerlei aus Milch, Gemüse und ge-
gekochten wässerigen Kasse u. dgl. — räuchertem Schaffleifche nebst der Vrühe
Statt Juche, Jauche? aus diesem, nach Vaumgiirtel (445. 55^.
juchheen, seltener juchheien, oft in der 2) eine Sache von geringem Werthe,
Ved. von lustig leben. Sie lieben zu Strunt, ungefähr wie sächsisch Quart,
juchheen, lieben das Juchheien. Petersen Vaumgiirtel ebda. Wie in Riga-Lettland.
<321. 3ly: Unter Iuchhci'n geht's ins Die Ved. Spaß, Scherz ist erst in
heilige breitbeinige Ehebett hinein: unter neuester Zeit zu uns gedrungen und
Jubeln. klingt den Meisten noch fremdartig und
Iuchtenheim, Nusslcmd. Hinten in I . , feltfam. I n dieser Bedeutung wird das
370. II. 3. 133. Wort in Grimms Wtb. mit joen» zu-
juchzen l > ) , bei Vergmann und Hupel sammengebracht. Müller und Weih (161)
fehlend, aber bei Lange und Elender. führeii es zurück auf jnch, den Ausdruck
Tiefe erklären mit lett. Kieessalit, aus der Freude;' ich mögte es mit jucheu,
Übermut schreien. — Jetzt: schreien, juchzen, jubeln in Perbindung bringen:
lärmen, wie eo die Iuchzer thun. vgl. Juchz. Zu bemerken ist, dass auch das
suchen. Nach G. Merkel in Darst. und Litauische jnka«, das Lettische juliks und
(5har. 2.17l> „Jagdausdruck für Jubeln." f ä l l i g Spaß, Scherz, kennen, das Lett.
Eo ist ater weder jubeln noch jauchzen. auch joliKM und flillktelit spaßen und
Iuchzer s»), auf Jagden, sind Leute, jollxizg spaßhaft hat. Wir finden dem-
(meist Bauern, aber auch Studenten», die nach im Deutschen und Littauifchen u,
mit Lärmen und Schreien eigener Art im Lettischen 2, und o als Hauptlaut.
dao Wild nach einer Stelle hin oder jucksen, schmutzig werden und machen.
zusammentreiben sollen. Gew. Davon: be-, ein-, uer- zusammen-
juckern, nach Hupel dasselbe was jucksen.
jackern und erklärt: zur Lust umher- juckst,, 1) sudelig, schmutzig; 2) unbe-
reiten, fahrend oder reitend zum Zeit- deutend. Das ist ein jucksiger Meufch.
vertreib umherschwärmen, ohne dringen- Iucksigkeit, fudliche Beschaffenheit.
den Anlaß reisen. Entlehnt scheint lett. Jude kommt ebenso wie Nuss in vie-
jnknrelit, das von Ulmann nach Wellig len Zusammensetzungen vor: Ochsenjude,
angef. wird: albern herumspringen. — Jude, der mit Ochsen handelt; Dheejude
I n Niga hat es aber gegenwärtig vor- und Kleiderjude, der mit Thee oder Klei-
zugsweise die Bedeutung: Vergnügungen dern handelt; Zinnjude, der vcrziunt,
nachjagen, beständig sich vergnügen und Klempner ist; Drödcljude, Bündeljude u.a.
verlustigen, flott leben. Sie muffte immer Kleiuerungen find: Iudchen, Jüdchen,
juckern; sie liebt das Zuckern; jetzt ver- Iüdel- und Iüddelcheu. Ein anues Iud-
armt, werden sie wol das Iuckern blei- chen.
ben lassen. Zuweilen verbunden mit Juden fpricht man, wie Fuhrleute
jackern: beständig jackern und juckern. uud Arbeiter, gew. mit I h r an. Was
Iucks, der. Bei Lange und Stender wollt I h r haben für die Leinwand?
fehlend; bei Vergmann (210) hinzuge-
Iudenglanz nennt man, namentlich
fchrlcben. .hupel erklärt Jur oder Juls an Seidenkleider!!, den fettigen, durch
1 , schmutz; 2< Nichiowiirdigleit; 3» Man- Tragen entstehenden Glanz (Fettglanz!.
scherei, z. B. er gab ihm allerlei Jur
zu essen: zuweilen 4, Grind, KräKe. Illdenjunfl, Judeutünbe. Auch bild-
Aber der gau;e Auodruck ist pöbelhaft lich: junger Mensch, der wie ein Jude
sowie da5 davon hernünende Beiwort aussieht oder ihut.
iui'ig oder jucksig. — I n 5>ign und I«de»ji'ln«ilinl!, junger Jude.
Lettland in folg. Ved. 1> Schmut,, Iudenleim. Der Iiiden-Leim oder
uameutlich anllebeuder, anhangender, an Bergivachs, !üt,ini!-n. ."»^."». 5)1.
Kleidern und andenn Gegenstände!!; judsch !^.> wird oft gebraucht st. jüdisch,
Schmutz überhaupt, :>i'ach dieser Vedeu- doch mit gewissem Unterschied. Man
tuug iuckseu, juttng, JuckfilNeir. 2> etwao spricht z. B. nur vom jüdischen Volk,
Wertloses, Mwedeutende-ö, 2trunt, Drecl. nicht vom judschen. Judsch bezieht sich
Wao soll ich mit dem Jucto «Struuy anf Eigenschaften, namentlich schlechte:
Iudsche — jnngcr Mann. 5l>7
judscher Putz, judsches Thu» und Trei- Knabe; dies Mädchen ist ein wahrer
ben, judsche Wirtschaft. Jung, sehr knabenhaft. 2) So ein Ge-
Judsche ('), die, verächtlich f. Jüdin. sell oder Jung in seines Meisters Hause
Auch: wie eine Jüdin aussehend nnd Unzucht beginge, 2!0; eim-n Jungen
thuend. Sie ist eine rechte Iudsche. anfdmgen, 250; seine Jungen abspenen,
Iufften. I n dieser Schreibung st. des 246; die Jungen oder jungen Knechte,
in Grinims Wtb. allein angef. Juchten so um Lohn dienen, sollen teine Wehr
schon in 849. XV. 3. I . 1581: coria tragen, 349. XX. 1 ; ein Paur, daß er
!»oviin>, vnl^y Iufften. I . seinen ^nng abgeruffert', 349. XX!. I ;
Jugend hat teine Tugend. I n Grimms Jungen, so sich uerschalcket hatten, 349.
M d . : Ingend hat nicht allzeit Tugend. XXVlI. 1; keiner soll seinen Jungen
jugendlich, ist in Liefland, sagt Gabe- bei Tag und Nacht außer den Stücken
busch s.^25), sehr gebräuchlich f. jung. auf den Verkauf halten, 349. IV. 12;
Man fngt anderswo: er ist sehr jung, sie sollen teine Jungen setzen, 240, an-
in Liefland dafür, er ist sehr jugendlich. annehmen.
Die Frau Karschin bedient sich dieses Nach diesen Beispielen ist Jung Lehr-
Ausdrucks S . 39: das jugendliche Gras; jung der Handwerker, selbst Gesell; doch
auch auf. S. 75. 85 und 624. — Jetzt auch von Gesell unterschieden: drei Jun-
hat Gadebuschens Vem. wol keine Gel- gens und zwei Gesellen, 241; endlich
tung mehr. Lehrbursch der Kaufleute. So gibt Tonn-
Iülle, die, Gülle? Jauche, Mistjauche. tag in 174. 1826. 61 das Wort Jung
Bei Fachleuten. aus 349. XXVIi. 1. I . 1632,13: Engel-
Iummcl, das, Benennung einer Ab- brechts Jung, das er eines Pawren
gabe. Die seit 17l'5 unerlaubten Abfor- Pferd mit Rcchenschwantz dcintzen gelehret,
derungen sdem Käufer zuln Besten): ein — wieder mit: ein Kaufpursch. — JeM
L/<5. vom S/^. Vürgerbest,- — — der wird Junge nur auf Lehrburschen der
Handvoll oder Knuckenfiachs und Hanf Handwerker bezogen; die Ausdrücke
von jedem E//. unter dem Namen von Vursch und Lehrdnrsch kommen bis Ende
Iummel oder das Äquivalent dafür zu des 17. Iahrh. nicht vor. — 3) männ-
11'/. Groschen Alberts — sollen gänz- licher Tienstbote, meist aus dem Bauer-
lich aufgehoben fein, 149. Die Flachs- stande und meist jüngeren, doch auch
wracker betamen das Iummel Flachs gleichviel welchen, Alters. I n Liu-, Kur-
von den Vauern, welche dasfelbe bereits nnd Estland gleich gew. Taher sagt
fertig hielten; sie betamen an Iummel Krüger aus Kurland s319. 124»: Kerl
so und fouiel, Kämmereiger. Prot, von oder Junge, oft auch schlechtweg ein
1l!68. — Woher das Wort? Mensch: die gewönlichen Benennungen
jung. Stender führt als Sprüchw. auf: des lettischen Hofgesindes; Enllmann
junges Blut suar dein Gut, Armut im aus Estland <390a. 26): Junge, Bedienter
Alter wehe thut. aus dem Nauersmnde. Wcm die Tiener
jung werden, geboren werden. Welch oder Jungen, 3^9. 16; kein fremder
Fahsel »junges Vieh) im neuen .Licht Junge, ebda. 17; der Mittelbär kam
jung wird, wächst selten auf, 328. 141; schall über Wind auf den Inngen, 333.
Ferkel, welche im Februar jung werden, 77, Iägerburfch. Oft in Verb.: Haus-,
aufziehen, 328. I . 1649 und 1688; Hüter-, Stuben-, Icigcrjung. Entspricht
wann die Kälber jung werden, 329.101. dem lett. uuika und pmsis und russisch
Auch bei Lange, Bergmann und Sten- Nn.iuu. — I n älteren Schriftstücken ist
der. Wann ist das Kind jung geworden, nicht immer zu entscheiden, ob Jung im
st. geboren, Stender; unzeitig jung wer- Sinne von 1) 2) oder 3» gebraucht
den, 210. I M wol ungebräuchlich, vgl. worden.
Grimms Wtb.'9). junge Frau. Eine junge Frau sjung
Einesn) jünger machen, ihr Alter ge- betont) ist eine Frau jugendlichen Alters;
ringer ausgeben. eine junge F r a u «Frau betont) eine
Inngbruder. Iung-Vruder, der jüngste unlängst verheiratete. Eine solche wird
Meister, 185. 151. daher gerne angeredet: junge F r a u !
Jungchen, das, kleiner Junge. Nie: junger Nlänn und junger Mensch,
Iüngchen. Gehilfe oder Eommis in einem Hand-
Junge, der. Gew. Jung, 1) Knabe. lungsgeschnft, selbst wenn er vielleicht
Ein Junge vom Adel, 338; T u haust recht alt ist. Ta ich den jungen Mann
den Inngen den Popo dick, ">21. 5; das K. ans meinem Geschäft entlassen l,abe,
Neugeborene ist ein Jung, Iüngchen, rig. ^tg. 1875. 1l6 »ein Mann in den
568 junge Leute — Junker.
Vierzigen!); da nie ein „junger Mann" Weise auch weder die lett. noch estn.
(welches die steckenübliche Bezeichnung entsprechende Bezeichnung nirgends, selbst
für Eommis war», Pnntenius in Will). in Ulmann nicht aufgeführt. I n 2 Bed.: ,
Wolssschildt S. 36U; sowenig als irgend 1) junger, unverheirateter Mann. Was
ein «junger Mensch" in irgend einem ist, Jungherr, fahren? rufen rig. Fuhr-
Laden zwischen Narwa und Memel, ebda. leute einem jungen Manne zu. — 2) Sohn !
— I n Nina gew. im Hause. Alle Söhne eines Hausvaters
junge Leute, oft statt Neuuermältc. siud im Munde der Leute Iungherren,
Gewönlich wird junge betont. Entspricht von ihrer Geburt an bis zu dem Augen-
russ. «o.i»,i,u6. blick, dass sie Stellung erhalten oder
Inngenkleidung. Gestreifte Jungen- verheiratet sind. Wie Jung sich auf alte
Kleidung, 172. 1613. A 45, d. h. eines Diener beziehen kann, so kann daher
Jungen, wie Jungen, bäuerliche Dienst- auch Iuugherr für alte unverheiratete
boten sie tragen. Männer Verwendung finden. Der alte
Iuugenverlehr. Verbotene Orter, wie Iungherr swenn der Sohn alt geworden
Trinkhäuser, Tanzboden, die sog. Jungen- und der Vater noch lebte), Bertram in
verkehre, 232. 14. 175. 1855. 107. I n Verbindung: Iung-
Jünger. Dafern ein Gesell oder herrs. Iungherrs Stifeln, Hunde. I n
Jünger gereiset käme, der soll von den der Sprache der Dienstboten und mit
Orten-Gesellen oder Jüngern um Ar- ihnen auch: Iungherr seine Stiefeln,
beit umgewartet werden, 263 u. öfters, Iungherr sein Hund. — I n der Klri-
vgl. Grimms Wtb. 4). nerung: Iunghcrrchen.
Jungfer und Jungfrau. Früher statt jüngherrlich, dem Iungherrn (2) eigen.
Nonne, doch wie es scheint nicht jeder Iungherrliche Hunde, Iungherrs Hunde.
Art. A., welcher der Jungfern Land- Iungletteu, wie Iungesten, Jung-
knecht war, 180.1. 2. 395. Daher Jung- deutsche u. s. w.
fern- oder Iungfrauentloster in Riga, junglettisch. Die sog. junglettische Agi-
Kloster der Cistercienserinnen, seit älte- tation, 3713..80; die junglettischen Führer,
ster Zeit. ebda. 81.
Jungfer, die, Pfalramme; nie Hand- Iunglettland. Der durch I . vroclci-
ramme beim Pflastern. Darnach lett. miete Grundsatz, 371a. 82.
.jnmnra-na, von Stender und Baumgärte l Jüngling. Ein Schneiderjüngling,
«445. 15) Rammelbock gedeutet. Schneiderlehrling: Iudenjüngling, junger
Jungfer im Grünen, oft: Jungfer ins Jude, Iudenjunge u. a. Jüngling, als
Grüne, nizeilll, «lama^eernl. I n Grimms Bezeichnung für einen Knaben, den man
M b . : Jungfer im Grase oder im Netze. durch die letztere Benennung nicht krän-
Das „ins" wol nach dem plattd. in't,. ken, durch jene gewissermaßen erheben
Jungfer- oder Iungfernleder, gew. will. Daher auch als Anruf: Jüngling!
Benennung f. Eibischpaste, v»8tl>, altnaene. Inngmeifterschllft. Jeder neue Meister
vgl. Altweiberleder, püsta 1iquirit,ille. soll der I . ein ganzes Jahr vorstehen,
Iungfer(n)schafter, Mann, der noch 265.
Jungfer ist, 372. jnngvermiilt. Die Iungvermatten st.
Iungfernspiel, unentschiedenes Spiel. Neuuermalten. Oft.
I m Schachspiel remis. Jungvolk, das, das junge Volk, die
Jungfrau, Mädchen. Welch Kind in jungen Leute. Das I . kriecht zusammen,
dem Werke geboren wird, Knecht oder Prof. Krause in rig. Ztg. 1871. 169.
Jungfrau, die soll das Werk frei haben, Ungcw.
243. Jungwild, junge, doch ausgewachsene
Jungfrauen- oder Iungfräuenshaube, Wildvogel. Jeder, der einmal in seinem
.hanbe, die von einer jungen Frau an Leben auf Hasen oder auf Jungwild
ihrem Kirchgangstage snäch der Hochzeit) war, rig. Ztg. 1871. 95, d. h. auf Hasen-
getragen wird. und Iungwildjagd. Zu Mittag wurde
Illngfrauenlloster, s. Iungferniloster. uns Jungwild vorgesetzt. .Gew.
Iungherr, die ursprüngliche Gestalt Iunler, ungebräuchlich, außer im Mi-
des gekürzten, seit dem 16. Jährt), auf- litär, russ. io'ul:6ivi.: steht zwischen Unter-
gekommenen Junker, im lett. MM3 Kn»e'8, offizier nnd Fähnrich. Verschieden von
im cstn. uor !,orsra). So gewönlich hier Fahnenjunker in Deutschland. Daher die
das Wort Iungherr, fo ist es doch weder in Nussland sog. Iuuterschulen. — Außer-
bei Lange, noch Bergmann, Stender dem noch in Strohjunter, armer Edel-
oder (»,pel verzeichnet, und seltsamer mann uud einigen ander«,.
Iuppe — Iuze. 569
Iuppe, die, gew. in der Kleinerung Wohnung auf Iürgenshöf, gegenüber der
Iuppchen, nur in der Bed. eines Frauen- Martinstirche. rig. Ztg. 1861; K., Schul-
kleidungsstückes, doch jetzt fast ganz ver- meister auf Iürgenshöf, 349. XIV. 10.
drängt von Jacke, daher auch gebräuch- Zuweilen dafür St. Jürgens. Bei St.
licher Nachtjacke als Nachtjuppchen. Den Jürgens der Armen Hofe eine Schanze
gedehnten Selbstlaut kennen wir nur in schlagen, 334. IV., auf den jetzigen I ü r -
Iopchen, nicht in Jüpchen; doch findet genshofschen Gründen innerhalb der Eli-
sich das Wort hier und da so geschrie- sabethstraße.
ben. Drei Iuppen, 172. 1769. 360; eine Iürgenslnöpf, Thurmknopf der Iür-
Iuppe, 17s. 1776. 131; eine wollene genslirche. Nachricht im Et. Jürgen-
Iuppe, 172. 1781. 280; eine Iuve mit Knopf von 1718, 350. XXV. 2.
apfelgrünem Bande, 172. 1793. 353.
Unrichtig die Schreibung Iubbchen, Iub- Iürgensmüle, ehemals eine Müle auf
chen und Iübchen. Ein Iübchen und Iürgenshofschem Grunde, beim Kubbs-
Rock, 172. 1778. 285. - Das Wort berge. I n dem Sandberge bei der St.
scheint erst i n der zweiten Hälfte d. vor. Jürgens Mühle begraben liegen, 335.252.
Iahrh. aufzukommen. Iürgentag, der Georgentag. Auf Iür-
Jürgen oder St. Jürgen war früher gentag, Lange.
gebräuchlich für den Georgentag, den sIusch, der Platzregen, nd. ein Kusch,
23. April —, wie Hupel bemerkt, ein 161.)
merkwürdiger Zeitpunkt für den Land- juft, gerade, eben, ein neuerdings auf-
wirt. Der Vaumfluß hat vor St. Jür- gekommener, den Meisten noch seltsam,
gen wol 14 Tage anticipirt, 350. XXVIII. selbst lächerlich erscheinender, ganz un-
Iürgenshöf, der, 1) ursprünglich die nützer Ausdruck für das hier allgemein
Benennung des Ordensschlosses oder der übliche: gerade oder grade. Just in diesem
Georgenburg auf der Stelle des jetzigen Sinn findet sich vielleicht zuerst in
heiligen Geistes in Niga. Für den zer- Hupels estnischem Wtb. v. 1780 u. 1818.
störten Iürgenshöf, 174. 1816. 8. jüst ("), yüst, gelle, gölte, nicht träch-
Später 2) die Benennung der rig. Wohl- tig, von Kühen, Bergmann, Lange, Hupel,
thätigteitsanstalt, welche jetzt innerhalb Stcndcr. Gew.
der Stadt sich befindet und meist Geör- Iustizpredigt, in Riga, Gerichtspre-
genhospital genannt wird. Sehr gute digt, jetzt meist Gesetzpredigt. Anfang
Legehühner werden verkauft im Iürgens- Januar wurde die I . in der Petri- und
höf, rig. Ztg. 1861. Iürgenshöf hieß Iakobikirche gehalten. 350. XXVIII. I.1741.
aber auch die Vesitzlichkeit dieser Anstalt Iüter, der, Euter der Kühe. M i r nicht
außerhalb der Ialobspforte und noch vorgekommen. Doch führt öupel in 444.
jetzt eine ihr gehörende über der Düna. 1818 Iüter als liefländisch auf. Nicht
Daher: das Eis auf jenseit der Düna lett., nicht estnisch.
längst Hagels- und Iürgenshöf begann Inze, Iuzchen, Kleinerung von Julius;
zu gehen, 349. XVI. 7; eine Sommer- wie Witze von Victor, Mize von Minna.
Truck vuu E. Sieslack in Miwu.

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