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der
Deutschen Sprache L M M
von
W. von Gutzeit.
Erster Weis.
Vierte Lieferung.
Zweiter Nml.
Vierte Lieferung.
Dritter Weil.
Zweite Lieferung.
Vierier Neil.
Elfte Lieferung.
Nachträge zu H — I z <
Riga.
I n Commission bei N. Kymmel.
1889.
^>
Mrterschatz
der
W. von Gutzeit.
Erster Neil.
Vierte Lieferung.
Zweiter Weil.
Vierte Lieferung.
Zntter Meil.
Zweite Lieferung.
Werter Tlieil.
Erste Lieferung.
Nachträge zu 2 — I « .
Riga.
In Commission bei N. Kymmel.
1889.
r. K. ^.' » u i l ^ o l H
,',71'l. . : ' ,. ^ü^lUc
'>.i.Äc-'> ?l.zl«>«H«
33 «32.
Ho2»oHe«o ukusypo«. — ?2?a, 27. ^.npi^« 1889 r.
sprach u. schrieb, weil man nicht wusste, aufgeblasen od. bräsig tun, sich blähen
ob der Ortsname mit Berg oder Burg oder brüsten. Lett. blehst, dick tun, sich
zusammengesetzt war. Nur aus diesem blähen. Noch jetzt, vgl. in Grimms
Zweifel erklärt sich, weshalb die Irren- Wtb. Gebröse.
anstatt Nothenberg bei Riga auch Ro- Gebrassel, das, dassichVraffeln, Bal-
thenburg genannt und häufig, bei Nen- gen, Balgerei.
nung dieser Anstalt, fragend hinzugefugt Gebrän, das, oft im Sinn von schlech»
wird: Rothenburg oder Rothenberg, nne tes Getränt, gleichviel ob Bier, Thee,
heißt denn eigentlich die Anstalt? Kaffee, Punsch, flüssige Arznei. Von
Geblärr, das, Geblärre, Geplärre. brauen im Sinn von bereiten.
Auch: Geblarr u. Geblärre, Weinen, Gebranch. Man spricht: der Gebrauch
namentlich der Kinder. Davon soviel dieser Arznei nnd der G. von Arzneien;
Schreiens und Geblärs machen, 349. der G. von Karlsbad hat mir genükl.
IV. 11. vgl. Grimms Wtb. 2. d. — I n Kurland
Geblase, der, der Kuhhirten, Getute. soll man sagen: sie hat einen Gebrauch,
Gew. Zu Grimms Wtb. auch w o l : sie braucht — nämlich Arz-
Geblätt, das, eines Kollopfs, auch nei, Bäder, lett. bruhla, Baumgiirtel
Geblatt. s. los blättrig. in 445. 55. Brauchen selbst ist durch-
Geblüt, das, das Monatliche, in der aus nicht landschaftlich.
Sprache der grauen. I n Riga gew. gebräuchlich. Als einleitende Formel
Das G. haben; mein G. ist ausgeblie- war gewönlich: Nachdem gebräuchlich,
ben. I n Grimms Wtb. 1. «I als land- d«ß —, ähnlich wie: nachdem aber be-
schaftlich vom Rhein, aus Hessen, Schle- findlich. Gs folgt dieser Einleitung als
sien u. der Schweiz angezogen u. erklärt: Nachsatz: als thun kund und bekennen
„wol die Reinigung von dem übrigen w i r . . . , 192. II. 9.
Geblüte? Das ist unwahrscheinlich; Ge- Gebränels, das, Gebräu, Gebräude.
blüt ist nichts als Blut. Gebränlifs, das, Gebräude, Briiuliss.
gebluten, zl., die Reinigung haben. Zuerst und allein in 444. I . 1730 u.
I n der Sprache der Frauen. 1818, estnisch wiedergegeben mit prulls.
Geblütung, Reinigung, Menstruation. — Auch in Livland zu hören.
Ich habe meine G. Gebränfel, das, Gebräuels.
Gebniss, das, Angabe, Date. Gegen- Gebrechen, das. Grimms Wtb. Sp.
über dem bestimmten Gebnisse der Ge- 1843. o. ». bemerkt, dass Adelung als
schichte, 196. X l . 232; in der zweiten uoltsmäßig, wol nach Frisch, das schwere
Stelle folgt Nestor den Gebnissen der Gebrechen für fallende Sucht anfürt.
ihm bekannten Erdkunde, 472b. 36. Indessen verzeichnet schon Lindner (Pro-
s. geften. gramm v. 1759): (in Livland) die Finge,
Gebölte, das, Gebrüll des Rindviehs, in Deutschland dlr Jammer, das schwere
f. bölten. Zuerst bei Bergmann und Gebrechen, in Preußen das Höchste, die
erklärt Geblöte; dann ebenso bei Hupel. schwere Roth (malum nsrouluum).^
I n Riga aber bezieht sich bullen nur Gebröch ( - ) , Gebröche ( - ) , Gebröge,
auf das Rindvieh, blocken nur auf Gebrök, das, halbniederdeutsch für Ge-
Schafe. bruch ( - ) od. Gebrüch (—), sumpfige
Gebot, das, Versammlung. Wan die Niederung, vgl. franz. bruMe. Hupel
Gesellen ein Gebot halten, welches alle erklärt Gebröge od. Gebröche: wildes
4 Wochen geschehen soll, — soll der und fast undurchtommliches Gehölze,
Geschenk'Geselle mit einem Wochlohn zuweilen auch: morastige Gegend; in
geschenket und vertrunken werden, 255. 444. I . 1780 u. 1818 dagegen; Gebüsch.
'Zu Grimms Wtb. 6. c. Ähnlich erklären Lange u. Stender Ge-
gebrannt. Hengst mit hochgebrannten bröche mit: tiefer Wald. Ob diese Ne«
Nistern, 172. 1789. 94; ein schwarzer, deutung (Gebüsch, tiefer Wald) bei frü-
rothgebrannter Setter (Hund), rig. Ztg. heren livl. Schriftstellern anzunemen ist
1881. 107; ein großer Koppelhund. oder die von Sumpf, erhellt nicht aus
sgelbgebrannt), mit einem weißen Fleck allen Belegen, z. B. in 335. 113 und
auf der Brust, rig. Ztg. 1881. 220. 1l4. 1.1559: Gebroecke und Gebroeckte,
vgl. brennen 12). — Gebranntes Land, (in Schiller-Lübben geschrieben Gebroke
Küttis oder Rodung. Zuerst in 444. und Gebrotede und erklärt Sumpf); in
I , 1780. vgl. brennen 5). 328. 10. I . 1649: in Gebruchen; ebda
Gebrase, das, bei Bergmann u. nach 84. I . 1688: im Gebrüche; in 329. 22:
ihm Hupel: das Großthun. Es ist das Gebrechte; in 200. I. 18: Gebrückte.
21*
320 g e b r ü h t — gedeihen.
Dagegen weist d»e Stelle Gilberts (828. (einklagen) sollen, 174. 1851. 280. I .
171. I . 1688): Bora wächst m den Ge- 1584: die Geborenen u. Ungeborenen?
brüchen, gebieterisch auf: morastige Nie- Gebur. Der Wlttwer u. die Wlltwe
derung Diese Bedeutung ist um so sollen den Kindern die Gebühr thun,
mehr festzuhalten, da auch das deutsch- 154. I I . 113. f und g: ihnen den zu-
landische Bruch ( - ) sumpfige Niederung, fallenden Erbteil zukommen lassen.
Sumpf bezeichnet. Beide Bedeutungen gebnrmähig, gebürend, wie sichü qe-
(Gebüsch und Sumpf) finden sich in bürt. 185. 176 u. 193. II. 420.
Sallmanns Erklärung für Estland (390°. Geburt. I n der G. arbeiten, „ m
66): Gebrög(t)e, tiefliegende, von Kindesnöthen sein." Hupel in 444. I .
Wasser durchzogene, mit Gehölz bestan- 1818, Lange u. Stender.
dene Fläche, Buschheuschlllg, dichtes Gebnrtsyöttin. Mit diesem Worte
Gestrüpp, Dickicht. — Als Stammwort gibt Lange das Lamm der heidnischen
hat Hupel: Brak, d. l. Gebrdge, Busch; Letten wieder; bei Hennig (468) die
Bergmann: Brach; durch Busch «.Brach, Glücks- und Unglücksgöttin der heidni-
durch Gebüsche u. Gebröche — D«s o schen Preußen. I n 411 ähnlich erklärt-
deutet tndess auf nd. brol, Bruch. — die Göttin des Schicksals, des Glückes.
Mir ist das Wort me begegnet; doch Gebnrtsriss, der. Em gewönl., aber
findet es sich — Gebröch — noch ,n schlechter Ausdruck der Ärzte für Damm-
22 l. I . 1825. 4. riss, rnvtnrk pennHLi.Elnrlss ins Mittel-
Sallmann fürt als „bildliche" Bedeu- fieifch. Durch einen G. getrennte Con-
tung an: gedrängter Haufe E»sgebrdg(t)e, tlnuität, 372. I. 357.
Elshaufen. Für Llvland nicht zu bezeu- Gebnrtsftelle, Geburtsort Unser
gen und schwerlich mit Gebroge Sumpf Bauer darf feine G. nicht verlassen,
o> Gebüsch zilsamillellhäligend; uerinut» .hupel m 182. Zu Grimms Wtb.
Ilch Gebrdle -^- Gefammtheit von Bruch- Geilheit. Geckenhaftigkeit, 176. 1860
stucken. 169.
gebrüht. Die hiesige Küche kennt Gedächtnissfehler. I n Grlmins Wtb.
vielerlei Gebrühteü Gebrühter Kohl, nach Adelung; hier gew Das war em
gebahnter, Vähnkohl, bei Hupcl mit der G., d. h, em Verschen, Irrtum, weil
Erklärung: ,u Deutschland Kumstohl — das Gedächtnis^ ,n Stich ließ oder mm»
Gebruhteü Mehl; gebrühte Klumpen, sich des Gegenstandes nicht erinnerte
gebrühter Pudding; gebrühtes Brod Gediichtnisskrain. I n Grimms Wtb.
Letzteres wird durch das Brühen juß u nach Campe. Hier gew. im Sinn von -
ist stets Roggenbrot, aus gebeuteltem was, als unnützer Ballast, das Gediicht-
oder nngebeuteltem Mehl. niss beschwert, zu wisse« mcht nötig ,st
Gebnller, das, 1) Gepolter, Geräusch. aedachtnissschwach. Gedächtmss schwa-
Groß Gebuller ist den Immen verdrieß- che (Menschen).
lich, 32«. 219 u. 186. — 2) Bullern, Gedächtnissschwiiche. A n G. leiden,
der Geschütze, Geräusch von den Schüssen; em schwaches Gediichtmss haben. Gegen
öfterem Schießen aus Kanonen. Auch von G. wird, scherzweise, ein Pfund Senf
nicht starkem Donner. zu genießen cmenipfolen.
gebunden, 1) von Stulauslerungen, qedanlenbildlich, ausgedacht, im Ge-
mcht flüssig, nicht aufgelöst. Gebundene danken bestehend, theoretisch. Die gedon-
Itulauvleerung, 372. I. 595 und gew kenblldllchen Eintheilungen des Durch-
') vom Erdreich, mcht locker 3) von falls in —, 372. l l 143 u. öfter.
Flüssigkeiten I n der Küche kennt man Ursprünglich ein Ausdruck Rademachers
gebundene Milch und spricht: wenn das Kaiser Paul, einem gedautenbildllcheu
Gemlsch gebunden ist, d. h. sich verbun- Rittertum mgethan, n'g. Ztg. 1883. 48,
den hat, eins geworden ist der Wirklichkeit nicht entsprechenden.
Gebundenheit. 1) vom Erdreich Die gedeckte Uhren, mit von beiden Sel-
G. oder Lockerheit des Bodens, 176. ten metallenem Deckel.
1831. 191. Gegensatz von Lockerheit. — Gedeih. Zu Geben und Wohlfahrt,
9) von Darmlluslerungen, nicht aufge» 192. II. 8 u öfters. I n Grimms Wtb.
loste Beschaffenheit. 3) der Pfandbriefe, als selten bezeichnet
Zustand der Unkündbartett. D»e l,u. gedeihen. Grimms Wtb nimmt die
Kindischen Pfandbriefe treten ans der G. Entstehung ans ga und delhen an Be-
in die Kundbarkeit, ng. Ztg. I>'66 rücksichtigt man aber alteugl M l gedei-
Gebur. Daß meine Nachkommen. hen und die Bedeutungen des russ. ltt>
Gebur und Ungebur, darauf nicht fachen (uiiu) von Statten gehen (nocriwu!»,»,
Gedelhlichleitsgottin — Gefährlichkeit. 321
»Keil, der Vau geht von Statten, hat es begegnet auch m Thüringen uergl.
For tqang u. ««llpauszuo naillirros Lupoid GilNtNls Wtb
llLü^LLT. unrecht Gut gedeiht mcht), so Gefälle, das Wie es scheint, nicht
wird man an eine Verwandtschaft nut immer gerade Zins, Abgabe, sondern
slaw russ. n u l l gemant uAsi^ — ge« überhaupt Landerzeugnlss, wie Getreide,
deiht Noch übereinstimmender mit ge- Hanf, Flachs. Daher sprechen Land-
deihen ist russ x v M N , das ebenso wie wirte die Herfuhr der Gefalle "ist be-
M i n gehen, sich bewegen bedeutet, aber schwerlich, die Gefalle sind schwer ab-
mcht in d Ved von gedeihen vorkommt zusetzen Daher m 149 z 57 der
Lämmer zu Nohtlmgen gediehen, 349 Bauer kann mit demjenigen TheUe sei-
X^I 2; Farten zu halbwesselmge gedyen, ner Gefalle, so er —; und ebenda H 4^
ebda. Zu Grun,ns Wtb 1. d — Ge« alle aus Nufsland nach Niga geführt!,
deihen lassen Essen und Trinken und rohe Landes gefalle und Produkten.
^ur Sättigung gedeihen lassen, hat gefallen. Gefallen geht vor Allem,
Lange und nach »hm Stender für lett Spruchw die Hauptsache ist, dass et-
qauslnaht Gottes Segen dazu wünschen was gefallt.
gesegnen. Gefallen. Eigenes Gefallens, 349
Gedeihlichleitsgöttin, der heidnischen IV. I I , willkürlich Ebenso 193 II. 2
Letten, der Kmdbettermnen Abgottm, 1781 Zu Grlmnls Wtb 3)
dehkla, hat Lange. I n 411 dehkla die gefällig. Was gefällig? fragen Dienst-
Schicksalsgottln, d»e namentlich den Ge» boten die Herrschaft st was »st gefällig
burten prastdlrt. (') was beliebt. Früher was blieb? d. h
Gedentsinn, Pietät. beliebt.
gcdenlsinnig, pietätvoll gefallwillig, die Absicht habend, zu
Gedichte, das, Erdichtung Eine ecn- gefallen Gefallwllllg mule öl» Mnd
faltige Fabel und Gedichte 215. 13 che« sein, aber nicht gefallsnnitui (coquetl)
Zu Grimms Wtb 5. b gefangen bekommen, l.lnl>» ^23 und
Geding. Das Land Gedinq auf 21',. 250, gefangen nemen
Mamen Kraut Wechung halten, 192 gefänglich legen, einen ^ns Gesang«
! I . 8 , von Gedmgen und Vertragen, ,»ss srken, 194 Vrandls 9b
180 II 2 213 vgl GnmmZ Wtb Gefänqnlss I n 47? l 4 wird eyu
Oedyck, das Dockengelander, l».il»- Enmmerey Hauß das Neue Gefnnams
<z<l»<lL von Docke baln^tl! genandt" erwant Lag nächst der Kall-
gedoppelt, doppelt. Gedoppelte Vots- u. Etegpforte.
masten müssen mit dem Schlageyen der Gefar, das, Gefare, Fahren. Es
gedoppelten Schlüssel eingeschlagen wer- ist in ienrr Straße großes l^efar vgl
den, 99. Grimms Wtb.
Gedrei, das, eme Zahl von 3 Gegen- gefären. Ob gerade gefährden oder
standen. Ein Gedrei Pferde, Dreige bloo rn Schrecken petzen? Gehye, dar
spann vgl. Gefunf, Geacht, Geviel, Ge- man Privatpersonen gefehlt 349 IV
sechs, Gezehn 1 I . 1613, sie vermeinten den Vlichof
gedrungen, leicht geschwollen. Meine und die Rlglschen zu gefahren 1^4
Wange »st gedrungen, gedrungen >em Vrandis 1 23
lnl Gesicht, gedrungene Fuße Gcw i. gefarllch, angstlich gegen ichllmme
angedrungen und verdrungen Einflüsse, Gefar besorgend in Nezug auf
Erkrankung, sich sorgsam hütend Ebenso
Gedrungenheit, leichtes Geschwollen-
in 47b. Jemand ist lehr gefnrlich, d
sei«, eines Fingers der Wange der
h nimmt iede Kleinigkeit, als wäre
Fuße. Gew
große Gefar vorhanden, sehr g fern,
geduckt. 1) niedergedrückt. Sehr g sich sorgfältig hüten vor irdein trank«
aussehen 2) gebückt Geduckt gehen. machenden Elnfluis, denselben auch leicht
Geduldplatzchen, A i t llemer Zucker- verfallend Sei doch nicht >o aesarllch'
platzchen Beliebte Nascherei besorge doch nicht gleich Grsar für d,ch
Geduldzettel, aus Mel El und Zucker, sei nicht lo empflndllch snr de» Schmerz
al>^> viereckige oder runde Platzchen in Sallmann (390c bl») erklart rmpfrlid'
einem gelinden Ofen gebacken, 22? lich gegen unangenehme Elndnlcke,Schüicr^
24« I n Grimms M b Geduldzeltrl zen, überall Gefahr wittrrnd ^u Grimnis
geessen, st. gegessen, wird m N»gn u Wtb 5)
Livland selten gesprochen, daher mcht Gcfärllchlelt. 1) das ist doch etwa«-'
alo Lru. und Estland rlgrn anzugebl.», zu viel G., Ängstlichkeit, Be<orgnris.
322 Gefäß — Gegenfeuer.
uni sich, so daß demselben durch An« I n 175. 1860. X>24 wird Gegenftubc
zänden eines Gegenfeuers in Haidekraut nach einem Schriftstück von 1736 Her-
Einhalt zu thun war, 361. 1886. 126. berge erklärt, s. Gegenzimmer u. Ge-
Eine Beschreibung in 190. 314. s. ent- genplatz.
gegenbrennen. I n Grimms Wtb. erst gegenüber. Zu näherer Bezeichnung
aus d. I . 1873. sprechen wir: gerade gegenüber u. schräg
Gegenhalt. Wenn die Waagschaalen gegenüber; von gegenüber kommen, von
in G. der drauf gelegten Gewichter u. der anderen Seite z. V. des Flusses. —
Waaren einander gleich geworden, 278 Als Haupiwort oft. Mein G. am
u. 279. vgl. Grimms Wtb. Tisch ist schweigsam; die Gegenüber sind
Gegenhilfe. Sie sollten solcher Ge- Freunde. Zu Grimms Wtb.
grnhülfe sich zu getrösten haben, 195. gegennberstelleu, Verbrecher, confron-
Hcnning 252. I . 1589. Viel älterer tiren. Oft u. amtlich. Der geständige
Beleg als in Grimms Wtb.., Verbrecher ward ihr gegenübergestellt,
Gegenlage, Widerlage, Äquivalent. rig. Ztg. 1865. 253.
Eine gleich werthe Gegenlüge, 200. II, Gegenüberstellung, Confrontation. I n
69. Ein etwa gleich alter Beleg in amtl. Schr. oft. Bei der G. —
Grimms Wtb. Schon von Gadebusch sGegenzanberei. Zaubcreuen, Hex-
(153. 1767. 189) unter Widerlage cm- ereuen, denkt ihr, muß man durch Gc-
gefürt. genzaubereyen vertreiben, 374. III. 89. >
Gegenluft, nennen Töpfer eine Luft- Gegenzimmer. Zwei große Zimmer
strömung, welche dem Ziehen eines mit einem Alkoven und einem G., 172.
Ofens oder einer engl. Küche hemmend 1789. 535; zwei an emcmder hängende
entgegentritt. Die Küche hat G., wenn und ein Gegenzimmer, 172. 1812. 26.
eine andere Schlotröre stärkeren Zug Was Gegenstube.
hat, als diejenige der Küche. Gegenzurustung, Rüstung gegen einen,
gegenmanlisch, gegenmaulsch, unhöflich 215. 49.
entgegensprechend, s. gegenbellisch. gegisen oder gejisen. Gegisene Milch
sGegenmuslel, in der Heilkunde ebenso sprechen Einige für gegiisene.
unbekannt wie Gegenmaus). geglühter Wein, st. Glühwein. Zu-
Gegennornmnn, Antinormannist. Ge- weilen.
gennormänner, Gelehrte, die gegen die gegorben, oft^und gew. st. gegerbt.
Slnndinawenschllft der Nuss sich aus- gegorene Milch, nach Bergmann und
sprechen, s. Fürnormann u. Normann» Hupel geronnene; auch in 222. XXII.
Ichafter, Standinawenschafter. vgl. Grimms Wtb. unter gären I I . 2 l .
Gegenplah. Wnthshaus mit Heu«
schlage, auch Gegenplatz, 172. 1770. 85. gegranut. Die Ähren sind gegrannt,
Platz gegenüber? 176. 1837. 138; gegrannte Ähren, ebda.
Gegenrechner. Der Zoll-Gegenrechner gehackte Sauer-Kohlsuppe, Suppe
N., 172. 1794. 414, Gegenberechner. mit gehastem Sauerkohl.
I n Grimms Wtb. ohne Beleg nach Gehalt. Wir unterscheiden fast durch-
<5ampe. weg der Gehalt in der Bed. von I n -
Gegenriss. 1) im Holze, atsiarbis, halt u. dgl., z. B. einer Flasche, und
Siender 1. 269; in 411 atsiarbis er- das Gehalt eines Beamten, Besoldung.
klärt: WiderHaien. 2) in der Wund- Das G. der Beamten, 176. 1825. 55. -
heillunde, Contrafissur, namentlich bei Die Vz. lautet in beiden Fällen Ge«
Schedelverletzungen. s. Gegenschlag. halte, im zweiten auch, doch selten, Ge-
Gegenschlag, m der Wundheiltunde, hälter.
Eontrecoup, eine Art der Verletzung, Gehass. Wie sie fälschlich und mir
welche insbesondere beim Schedel von zum Geheß setzen, 352. XXX. 3. I n
Bedeutung ist. Grimms M b . Gehaß, der Haß.
gegcnftands, Nw., falls. Gegenstands Gehdamm, der, Gehweg neben einem
sie aber solches nicht observiren würden, Fahrdamm. Doch wol ausschließlich
174. 1884. 364. I . 1700. für den sog. „kleinen Damm," den Al-
Gegenstnbe, Gegenzimmcr, 172. 1783. lreweg am Weidendamm Rigas, vgl.
237. Wohnung von 3 an einander hän- 174. 1857. 271. Der kleine oder Geh-
genden Zimmern, urbst Gegenstuben, damm wurde, wie nnzunemen ist, erst
172.1812.21, gegenüberliegenden, durch durch die Bemühung des Ältermanns
das Vorhaus getrennt. Gegenstube, in gr. G. Arend Verens bepflanzt, 174.
einem Vauerhnuse, 176. 1824. 100 — 1861. 272.
324 geheien — gehen.
geheie». I n der Ned. von eoire, 8tn- 20. t». — W»e in Riga, sagt man auch
pr^ro hier, wie es schemt, ganz unbe- in Estland: die Valtlschporter Nhede
kannt gewesen, wenigstens mcht zu be- »st in der vergangenen Nacht (Decem-
legen; öfters, doch nur ehemals und ber 1880) festgegangen, wird aus Reval
nur m der Gestaltung gehien, im Sinne telegraphnt; und in Petersburg (1883):
von honen, verhönen. — I n Grimms die Newa ist ausgegangen. — I n and.
M b . ist nnenviint geblieben die laut- Bed.: nachdem sich ewiger Frost einge«
liche und begriffliche Überemstimmung stellt hatte, ging die Düna nnt Grund-
von geHelen — geh«« nnt russ. (r)«.6ü eis, welches—, ng. Kal. u. 1811, d. h.
und (r)e6eu«2 «ai'l. — gehet deme zeigte sich u. trieb Grundeis. Auch m
Mutter u. deine Mutter gehlen: statt Preußen: die Weichsel geht, wenn die
flaw. g deutsches h. D»e envänten russ. Eisdecke sich in Bewegung setzt, 476.
Voltswörter sind ebenso wenig wie dle Die Tauben gehen gut, fliege« gut;
gleichwertigen 865, ei« i«o»» zlüil, und sie gehen (liicht) in der Trift, fliegen
ÄKpeuua «a,H in den Wörterbüchern (nicht) »m Haufen.
verzeichnet. Nur Lmde's poln. Wtb Teutfch gehen, von lett. Bauern,
fürt ans poln. ^ed2ö, — gl, Mie, böhm. deutsch gelleidet sein, oentsche Kleidung
3ud.1t, sich fleischlich vermischen und tragen, Stender und jetzt.
den ruft. Fluch ^ediona nwk; und M l -
tloslch (etyniolog. Wtb.): 10b—: »«1. Gnmms Wtb. 2430. 17. b. hat: ver
^edzti tütuore, 8. ^bsti, ^edem, p. ^od.li, Stiefel geht nicht anzuziehen, der Deckel
r. «tb aus ebt^, »ltmü. Mdn, lkabn fn- geht nicht zuzumachen. Das ist ebenso
tnere. — Noch ist zu bemerken, dass seltfmn wie falsch. Wn- sprechen dafür:
selbst das russ. eMnu^ ouni, sich nut der Stiefel geht nicht an, der Deckel
dem deutschen „der Hundm Sohn" declt. geht nicht zu oder: es geht mcht an,
Die deutschen Ausdrucke gehören der den Stiefel anzuzn'hen, den Deckel zu-
beschichte an; d«e russischen genießen zumachen.
noch heute weiteste Verbreitung, fast n»e gehen mit Schallwdrtern. Gnmms
das lontro der Franzofen. s. Geh»e und Wtb. 2439. 20. d. und 2469. ^. Es
Mutterbruder. glng lllrr l l i r r ; bauz ging es und der
«lthen. Ich will, muss etwas gehen, Topf war zerbrochen; es ging bnz braz.
Stender I, mich etwas vertreten, mir I n Bürgers Lenore: Und weiter ging
etwas Newegung machen. Auch es hopp hopp hopp, hlnauü m sausen-
heute oft. — Sich wann gehen, bis den» Galopp.
zum Warmwerden sich Bewegung machen. Dle Stiefeln gehen nicht blanl, lassen
I n Gnmms Wtb. 2399. e: sich müde sich nicht blanl putzen; die Wäsche geht
gehen. — Für: reisen. Namentlich m nicht rem; die Diele geht nicht weiß,
Verb, mit hinaus. Hinausgehen, ins wnd durch das Scheuern mcht weiß.—
Ausland reisen. Zu Gnmms Wtb. Von dem Flachs, fo in die Vadstube
2404. 6. b. gebracht, sei 7 Schlffpf. m dle Heede
Die Düna geht, d. h. das Eis in ihr, gegangen, 365. I . 1668. Der Schaden
w»e im Lettischen daugawa jau eet; geht über Schlsf und Gut, 148. Eme
die Dünn geht durchschnittlich Ende Mutter gehet mit den Kmdenl zu glei-
März aus, d. h. befreit sich vom Else, cher Thellung, 194. N. 3i. d. F. E. 159.
wie russ.: pb««, iipomi», der Fluss ist Das Schiff geht auf Lübeck, segelt oder
ausgegangen, hat sich selner Eisdecke fürt nach — — Auf Albelt gehen,
entledigt; tue Duna ging bei stillem verschieden von dem »m Gnmms Wtb.
Wetter, 176. 1836; als nun das Vor- 2412. <l angefürten: auf die Arbeit
mhr anlam und die Duna offen ging, gehen, was hier taum zu hören ist.
194. Nyst. 107; der Fluss geht. Diese Arbeiter, tue von Hause fort m eine
Redeweise gilt fin sonderbar; »st sie Fabnt und dgl. sich begeben, sprechen:
aber sonderbarer als das Gehen der ,ch gehe zur Arbeit, ich gehe zu Walter
Schiffe, Flusse, Seen, des Wassers, Win- ,n d»e Fabrit. Auf Arbelt gehen Hecht:
des, der Wollen, worüber Gnmms Wtb. als Tageloner Arbelt suchen, auf Arbeit
2423. 13 zu vergleichen; Els geht, eme ausgehen. — M e alle Jahr ging man
Uhr geht und v. n. D»e Feuerglocke auf Feld- u. Vlrlhuuer, Memon-en emes
geht, es wird geläutet wegen ausgebro- Livländers (1883) !. 107. — Cs geht
cheneu Feuers. Es gingen alle Glocken, nnf zwölf, auf zw«, d. h. es beginnt
mit allen Glocken wurde geläutet, vgl. die zwölfte, d»e zweite Stunde des Ta-
Gnmms Wtb 3427. oben u. 24^.9. ges, oder: es »st bald zwölf, bald zwei
gehen. 325
Uhr. Wieviel lft es an der Zelt? „Dre d. h. hat er sogleich eme Auslerung
Uhr geht auf ems!" nach unten Ebenso es läuft »hm durch.
gehen bei etwas, st. zu od an. Geh I m Rechnen Drei m 12 geht 4
beim Schranken und mmm heraus. — M a l , 9 von 2 geht nicht, ich muss
Gehen be» emem Kranken. Drel Ärzte borgen.
gehen be: chm, behandeln ihn, wie rufs gehen nach einem, nach etwas: einen,
xoMi^> Gehen bei emem Lehrer, dessen etwas holen Nach dem Arzte gehen,
Schule besuchen, Schuler be: ihm fem ihn bitten zu kommen; nach Brot gehen,
Bei wem geht ei? Er geht bei Helblg Brot holen, nach Geld, nach der Mete
Einige glauben besser zu sprechen, in- (Mietzins) I n viel allgemeinerer An-
demsiesagen zu Helblg gehen Dies hieße wendung als in Deutschland, zu urteilen
doch nur ihm, H., emen Besuch nach Grimms Wtb 244? i.
machen. — Bei einem Pastor gehen, Gehen zu etwas, passen, sich eignen.
dessen Consirmlltlonsunterricht nemen Wurstich geschnittenes Weißbrot, in But-
I n ungewalter Sprechweise. Gehen m ter gebraten, geht auch zur Erbensuppe,
einer Schule statt eine Schule besuchen 155 Nicht blos im Sinne von kleiden,
Befsersprechende sagen m eine oder zu stehen (Grimms Wtb 2401 e) und
einer Schule gehen — was doch nur daher wol nicht dem franz, gNei 2 <zl.
den Gang zur Schule bezeichnet, aber nachgebildet Auch russisch: »gei^ «5
nicht den Schulbesuch Wo geht er in Gehen, mit emem Infinitiv essen,
(der) die Schule? st welche Schule be- schlafen, baden, betteln, spazlren Ioh
sucht er. Die Antwort lautet I m Gym- Muller (162) sieht in der Redeweise
nanum, m der Kreisschule Eme Ant- willst du dich ankleiden gehen? I G.
wort ins Gymnasium, in die Krels- Kohl in ich gehe ihn holen, Sallmann
schule entspräche nicht der Frage Wo? (390 e.) in er geht baden, ebenso m
und zeigte doch nur den Gang dahin wlsien, lieben, kommen Mit folgendem
an I n Bezug auf Universität und Instmtiv — eine Nachbildung des Fran-
Polytechnikum begegnet diese Redewen- zösischen Dieser Gebrauch ist aber,
dung nie, fondern man Hort die Vor- nach Grimms Wtb. 2415 e, schon gotisch,
lesungen, man ist Student, Polytechm- ahd, M s , ags., altn und nhd allge-
ker. — Das bei einem (Lehrer) und m mein Ein gleicher Gebrauch be» kommen
einer Schule gehen druckt die Sache (G.lmms Wtb II 5) und bei geben u
tuizer als alle andeien Wendungen aus bekommen Ich will schlafen gehen, die
Derselbe Gebrauch m Estland So Straße fegen gehen, ebenso wird der
fürt Sallmann (s90 e 66) an bei je- Veremiger die Straße fegen kommen?
manden in die Schule gehen bei wem Er wird nicht mit baden kommen Ver-
geht er? ' „Er geht bei L in die Schule, gnügen suchen gehn, 624, etwas ab-
aber von Neujahr ab wird er wol nicht machen gehen, sich ^ur Verrichtung semer
mehr bei ihm gehen." vgl. in. — Oft Notdurft auf den Abtritt begeben. Nach-
Hort man Sind wir Nicht im Gymna- gebildet dem Französischen wäre dage-
sium zusammen gegangen? d h. gleich- gen die von ssruger (819) aus Kurland
zeitig Schüler des Gymnasiums u. der- angefurte Wendung wollen wir gehen
selben Klasse gewesen. Nein, lautet die trinken fragen, allous <1 emanier 3 doire
Antwort ich bin m der Domschule — wenn diese unbeholfene Redeweise in
gegangen. Mit Ihnen im Gymnasium Kreisen begegnen sollte, wo das Fran-
nicht zusammen gegangen zösische dle deutsche Sprechweise beein-
Das geht' Das ging' Wenn man an- stufst. — Geh' du lieber Sperlinge schie-
deuten will, da>s etwas sehr schnell ge- ßen, rlg. Ztg 1862 71, d. h gib dich
schieht, z B schnell geritten, gefahren, lieber mit etwas Anderem ab, als mit
gelaufen wird — Das geht' d h das der Jagd auf Wlld Dieses geh' ent-
geht an, lasst sich machen Das geht, hält bereits eme Abweisung, welche
das nicht. — Es ging drunter und drü- starker sich ausdruckt rn 0 geh, geh'
ber. wie kannst du so etwas behaupten? O
Es geht alles unter ihm, bei unfrei- geh geh' wie kann das wahr fern? O
willigen Darmauslerungen Schwerkran- geh, geh' ich glaub'» nicht. Geh doch'
ker I n Grunms Wtb 2421 w. da- darin irrst du, lass es sein, denke nicht
für er laßt alles unter sich gehen — daran Zu Grimms Wtb 2402. 5 b
was uns seltsam klingt. Starker ist Eine Abweisung stärkster Art ist geh
es geht dem Kranken alles durch Wenn kacken' d h. lass mich damit zufrieden,
er etwas genießt, so geht es »hm durch lass das sein, scher' dich damit zum
22
326 Gehenkgeld — Gehorch
Henker — was schon m 324 angefurt welche nach Hupel m Lrvland vorkommt
wird Anders er kann nun lacken gchen, (2 » Sp. 2493) nicht verstanden zu
d. h. die Sache für verloren ansehen, haben Gehöft war zu Hupels Zeit
sich den Mund wischen. memals eine Hofstatte oder eure Ge-
Gehentgeld, Gehanggeld. Der Bau« inmmtheit von Wohngebnuden, sondern
diener erhielt Stiebet- u Gehenkgelder, ausschließlich ein Naum oder hofplatz.
jahrlich 4 Thl. 60 gr alb., 3^9 XI V. 10 2) nr neuerer Zeit von Einigen ge-
Geher. Em guter Geher fem, gut zu braucht st Vc'liergeftndc Bauelgehofte.
Fuß, guter Fußgänger — Eni große», Die Leute (Bauern) sind zur "Arbeit
Hengst, guter Geher, ist zu verlaufen, cmv, im Geholte nur «.'ige Ander zu-
ng Ztg 1880. 2i8, trottend rückgeblieben, na Ztg. 1860 173.
Gehie, das, in Grimms M b Gehe». Gehoftraum, Hofraum, Gehöft Im
Ob un Sinn von hoyn, Verhonunq Tau- Gehontraum des Kruges, 172 1801
schung, oder von Aegermss. Plackerei .552, dsl ssrug hat geräumige Gehofft-
Man Hute nch vor den zlamnierei-Natt!- raume, tbdtt, Gehoptraum in dem 60
schlagen, dassindGehyl darmandie Stadt Faden Brennholz gestapelt werden ton-
mit qehnet und in Nachthell brlnger, 349. nen, ebda 624.
IV. 1. (I1613); Gehye, dar man Privat- Gehöft- und Gelwftsausfart, Thor-
personen gefehret, ebda. I n Verghaus weg, der aus einem Hof hinaus fürt.
(479) findet sich Gehal, ein „Grubenha. Zwischen dem N schen Hause und der
gensches Wort, ob ern freudiges Geläch- F. schen Gehoftsausfllhrt, 172. 1816 20.
ter bezeichnend i " und Gehag', Gespött, Gehorch, der. Frone, Frondienst. Em
Schadenfreude u. das damrt verbundene Verhaltnlss der Bauern zu den Grund-
Gelachter. I n Schiller-Lubben rst LeUl- herren, das 1849 (1868) rn Livlnnd
3sri6 Nffung, Täuschung. abgeschafft ist; als Wort, m der Schrift-
gehlen, argern u. plagen, für das nd. sprache einige Zeit früher durch
xeiüßM und das in Deutschland üblich Frone und Fronlelstuug ersetzt Dle
gewesene geHelen vgl Gehre Die Schrei- Fronarbelt war, ie nach der Zeit ihrer
bung gehnen weist auf dre Aussprache Leistung 1) gewonlicher (ordinärer) Ge-
gehlgen I n Schiller Lubben ist mnd. horch, d. h bestimmte und für i.ede Woche
^enrßsn erklärt äffen, tauschen. gleiche und aufeinander folgende Anzahl
Gehilfsgehorch, 390 e. 54. I n Lw- von Arbeitstagen, mit oder ohne An-
land kaum, sondern hilfsgehorch spann, vom 23. April bis 29. Septem
Gehöft, das, stets gesprochen Gehofft; der; nach der besseren Erklärung rm
im Wessfall Gehossts und Gehosstes, dorpater Kalender von 1876 S. 63
Wemfall: Gehofft oder Gehoffte; in d. „Die Stellung einer gewissen Anzahl
Vz Gehoffte. Nur die Schriftsprache Arbeiter per Woche des ganze Jahr
hat Hupels Gehöfte 1) Hofraum, Hof. hindurch"; 2) Hilfsgehorch, d h Fuß-
Kruger (319) bemerkt, dafs (rn Kur- oder Pferdearbertstage, welche nach Be-
land) Gehöft mehr besagt als Hofraum. darf nur zu gewissen Zeiten oder zu
Das gilt mcht für Llvland. I n dem einzeln?« Arbeiten gefordert werden
Gehöfte emes hiesigen Kaufmanns, 174. durften vgl. 416 42; nach der Erklä-
1811. 180; m dem Gehöfte eines hie- rung im dorpater Kal. v 1876 S 63
sigen Waarenhandlers, 174. 1829 168. „dre Stellung von extraordinären Ar-
Kuchenbruder, welche mcht bei der Docken, beitern zur Zelt der drängenden land-
sondern in der Glldestuben Kuchen und wlrthlchaftllchen Arbeiten, der Hcu- u
Gehoffte gehören, 349 IV 1 1 ; in ihrem Korn-Ernte u a. Gehorch bestand in
Geheffr eine Lufft machen, 365. 1.1666 Fußtagen u. Pferdetagen " , Mit ^ulfe
und öfters; rn des N N. Gehofft, wel- des Gehorchs lresi der Gutsherr das
ches vor diefem (d h früher) ein Lust- Hofsland bearbeiten Mach der Sum-
garten gewesen, 365 I 1668; fem Ge- me des Gehorchs wurde die Große emes
hoffte zu erweitern, ebda 1667; das Gutes geschätzt, und die harenzahl eines
Gehöft, 328 177; zwischen der Kall- Gutes war darnach das Maß für dre
u. Stegpforte el» Kammerelhaus, das Arbeitskraft, welches dem Gutsherrn
Neue Gefangmß benandt, nebst einem zur Bearbeitung seines Landes zu Ge-
Thurm — der Kalkpfortenthurm — u bote stand Da Land nn Überflüsse
Gehoffte, 477. 14 vgl 174. 1883 306, vorhanden war, so hing der Ertrag
in den HäuMn od Gehofften, I8c> 118 eines Gutrs eben von der verfugbaren
das Gehefft rem halten, 180. III. 1. 336. Arbeitskraft ab." Die wichtigsten Arten
— Grimms Wtb scheint die Bedeutung, von Reallasten, welche do^ altere llv-
Gehorcharbeiter — Gehorsam. 327
u estlandlsche Recht kannte, waren die Gehorchstag, seltner Gehorchtag. We-
auf gutshelUlchen Verhältnissen beruhen- der Lostreiber- noch Gehorchstage
den tue Dienste oder Frohnen, in un- leisten, 183, die zu leistenden ordinalen
seren Rechtsquellen gewonlich Gehorch oder wöchentlichen Gehorchstage, 416.
genannt, und die Zinsen, oder, wie sie 45; auf jeden solchen sog wöchentlichen
hier zu Lande heißen, die Gerechtigkeit, Gehorchstag, ebda vgl 147
154 I. 293/294 Außerordentlicher Ge- Gehorchsthaler, Thaler Landes. An
horch, Stender Gehorch leisten, emem jährlicher Pacht wird 2'/, Rubel für je-
Gutsbesitzer; zum Gelwrch kommen, stch den Gehorchsthaler gezahlt, 327. 84.
zur Fronarbeit einstellen Gehorch thun, Gehorchwirt. Iniedem Gehorchwirths-
411, leisten Gehorch und Gerechtigkeit, gestnde, 172 1808 5529
oft envant ,n 350. XV 208, Rechnungen gehören. I n Erlassen des ng Eom-
v. 1640 vgl 174 1825 68—69 mandanten Emme im I . 1812 heißt es
Gehorcharbeiter. Cm hier n»ol un- wiederholt- etwas durch wem es gebort
bekanntes Wort, ebenso nne dlg Wen- dre Einwohner anweisen lassen; beim
dung im Gehorch arbeiten Empfang dieses gelieben Ew. Hochwohl»
gehorchen, Gehorch leisten, fronen. geboren durch wen es geHort —, bekannt
Jeder soll schuldig sein, 6 Wochen zu zu machen, 196. XIII. 163. Offenbar
Fuß zu gehorchen, 330 1 1 ; selbige sollen eine Nachbildung des rufs. ?p63i> «oro
uns und der Cron gehorchen, 193 II eHiZ/eik s gehörig
320; 18 gehorchende und gut besetzte Sich gehören st. gehören, im Munde
W,rthe. 172 1789 65: nach Jungfern- Vieler, selbst Gebildeter; Anderen selt-
Hof gehorchende Bauern sam erscheinend. Dazu geHort sich Capital,
Gchorchhalen. Aus 3 Gehorchhaken 361 1878. 178; zum Verstandniß des
bestehendes Gut, 172. 1804, Gut von Rechenschaftsberichts geHort sich eine be-
7 Gehorchhaten, 172 1805. 86. stimmte Vorbereitung, ebda 77. Das
Gehorchsland, auch Gehorchland, geHort sich nicht in gute Gesellschaft
Vlluerland, Nacken land, das m bauer- Auch m Estland, nach 390e.134 Doch
licher Nutzung befindliche Land eines keineswegs landschaftlich uns angehö-
ritterschaftllchen Gutes. Es war das rend vgl. Grimms Wtb 2525 14.
seit 1804 bis zur Aufhebung der Frone gehörig. I m Kanzelleistyl oft ge-
allein steuerpflichtige Land. Von den braucht die BeHorde wird wo gehörig
Prwatgesmden (Gennden auf Pnuat- um eine strenge Untersuchung bitten,
gutern) geHort em Theil zum Holes- rig Ztg 1868, d. h an zuständiger
lande oder der Quote, ein anderer Theil Stelle; die Bestätigung der Statuten
zum Gehorchslnnde Die ersteren hei- von wem gehörig zu erwirken, Beschluss
ßen Hofesland- oder Ouotengesmde, die d dorpt. Stadtverord.-V. v 1862 m
anderen Gehorchslandgestnde Die Ab- 173. 1882. 5 2 ; Bau, durch wen gehörig
teilung des Gehorchslandes vom Hofes- besichtigt, 473. § 78 I n Emme's Er-
lande gemäß Bauerverordnung v. 1849. lassen (s. gehören): etwas durch wem
vgl. 416 4 ; die erledigte Pachtstelle (oder wen) gehörig den Einwohnern be-
(ein Theil des Gehorchslandes), 416 kannt machen, d h durch die betreffen-
29, Gehorchs- oder Nauerland, 396. den BeHorden od. Personen; die Behörde
1862 9; auf Gehorchsland befindliche wird wen gehörig benachrichtigen; etwas
Bauern, das zu dem Gehorchsland die- durch wen gehörig empfangen lassen.
ses Gutes gehörige Grundstuck. — Das Bei uns wahrschenillchdemruss l.0«? oai.
Wort, erst m neuerer Zeit, etwa seit Uei'b, ipeg^ »uro eH^^siT. nachgebildet.
Anfang dieses Jährt), statt Bcmerland Doch ähnlich rn der deutschen Rechts-
aufgekommen, verschwindet nun mit der sprüche, vgl. Gnni'ns Wtb. 2527. 3o.
Beseitigung des Gehorchs. Gehorsam Der bürgerliche G. wurde
Gehörchslandereien, Bauerland, Ge- lin vorigen Iahrh. u zu Anfang dieses
horchsland in Riga der Gefangmssraum der Bür-
Gehörchslandgestnde, s. Gehorchsland. ger genannt; doch war der Ausdruck
Gehorchlandsgchnde, ng Ztg. 1881 44. lein allgemeiner od gewonlicher. Hupel
Gehorchsleistuug. Alle gegenwärtig erklärt bürgerlichen Gehorsam mit „Ge-
existlrenden Bauer - Gehorchslelstungen, fangnißort für Burger. Wahrscheinlich
147. entsprechend der ehemaligen „Burger-
gehörchspstichtige Bauern, die dem stube" im oberen Stock des rig. Rat-
Gutsherrn gewisse Dienste (Gehorch) zu hauses. I n 476 Gehorsam, Gefangmß,
leisten haben, 360. besonders für die Burger, u dann Bur-
22*
328 Gehört — Gekabbel.
gergehorsam, vgl. Grimms Wtb. 3.) — Geisel, sowol in d. Bed. von Bür-
Den G. ankündigen oder abnehmen, ge als in der von Peitsche nur aus der
hieß „denBauern eines Gebietes öffent- Schriftsprache bekannt, stets mit geschärf-
lich denjenigen Herrn anzeigen, unter tem s (oder ß) gesprochen und stets
dessen Befehlen sie nun stehen." Hupel. weiblich gebraucht: Geißel, die. Auch
Gehört, das. Zur Wahrung des bei Lange und Stender nur Geisfei u.
Rechtssatzes vom wechselseitigen Gehört, geisseln; in Hupels est«. Wtb. v. 1780
361. 1883. 203, das anämtur et »Itera Geisel, in dem v. 1818 Geisse!. — Gei-
pars, beide Teile müssen gehört wer- seln heißen in München einsitzige, vorn
den. mit einem „Schneefang" aus Linden-
Gehpelz, Pelz, den man im Gehen holz od. Drahtgitter versehene leichte
gebraucht, entgegen dem Farpelz, wel- Reitschlitten, leipz. I I I . Ztg. 1865.
chen man zu Farten benutzt; jener ist 1Ü2173. 192.
leicht und kürzer, dieser schwer u. län- Geiseler und Geißeler, st. Geißel,
ger. Gew. Ein Herren- Gehpelz wird Bürge. Geiseler, 334. IV; erboten sich
zu kaufen gesucht, rig. Ztg. 1879. 15; als Geisseler da zu bleiben, 194. Nust.
ein Iltispelz (Gehpelz) ist zu verkaufen, 49. Z u Grimms Wtb.
rig. Ztg. 1880 5. Auch in Neval, vgl. Geist, heiliger, in Riga, die gewön-
390 e. 64. liche, doch gekürzte Benennung der mil-
Oehr, der. Hier ganz unbekannt. den Stiftung: Convent zum heiligen
Die Bed. 3. b entspricht unserem Spii- Geist. Oft auch nur: Stift genannt.
del. Aus dem Rufs. od. Tatarischen I m Stifte wonen d. h. im heiligen Geist.
stimmt dazu ev- od s p a n x ^ — Der heiligen Geistspfennig, Hand-
Gehrhans, Giirbehaus, Gerberei. I m geld auf einen Kauf, 347. I. 1. 223.
Gehrhause. 243. I n noch älterer Zeit: Ehemals. — Fliehende Geister, Art
Ger- u. Ghcrhus. Gerhus od. Gherhus Geschütz, 350. XXVIII. I . 1700.
war, sagt Vrotze in 166 a. XI. 470, ein geistesabwesend, gestörten Geistes,
Gerbehaus an der Dünn zu Riga und milder und edler als verrückt. Hier
hieß so von dem Worte gheren d. i. schon seit 50 Jahren.
gerben. I n 466 sind mehre Gerhiiuser geistige Gärung. I n Grimms Wtb.
angezeigt, auch vor der Sandpforte und 2d. seltsam erklärt; es ist die Gärung,
jenseits des Rigebaches. welche Weingeist (Spiritus) entwickelt,
Gehrhof, Gerberei. Ehemals. Den entgegen der fauligen.
Gehrhof im Gebau erhalten, 243. geistlich, angegriffen, durchsichtig, ver-
geistert, nach Krankheiten. Zu Grimms
Gehuldigte, Untertanen. Mit—Gun-
Wtb. 2. e.
sten auch anthun alle Dinge, die ein
Fürst seinen lieben Gehuldigten schul« geistweltlich. I n dem geistweltlichen
dig ist anzuthun. 194. R. R, d. F. E. livländischen Staate, 174. 1844. 282,
106. — Zu huldigen 3) in Grimms weil der Ritterorden halb geistlich, halb
Wtb. weltlich war.
Geiß, Zige. Zu den Verwandtschaf-
Gehülfe, der. Die Schwerdbrüder
mit ihrem Gehülsfe, 194. Hicirn 97. ten gehören russ. 1022, und ni«», lett.
Offenbar in einer Vielzalsbedeutung: kasll.
GehUfen. Zu Grimms Wtb. — Auch Geißfuß, der Zanärzte; niemals Geiß-
Gehülffte. fiißlein oder Geißbock.
Geige, die. Der Himmel hängt vol- Geizpndel, Geizhals. Gew. Eine
ler Geigen, hat außer d. gew. Bed., den Geizpudeische, geiziges Frauenzimmer.
Sinn von: dicke Regenwolken sind am Gejage, das, schnelles Faren. Wozu
Himmel, welche sich zu ergießen drohen. du>c>Gejag'? Auch in Stender deutschlett.
Auch: dicke Geigen hängen am Himmel. Wtb. vgl. in 476 Gejag', das,Umherjagen,
namentlich der Kinder. Auch bei uns
Geilstclle. Die Schafe lassen keine gew.
sog. Geilstellen stehen 224. 1827. 2. Gelabbel. das, Gezänk, 390 0. 32.
vgl. Grimms Wtb. geil 5, b: Stelle Gew. Verstärkt in Gekibbelkabbcl. —
mit langem Grase. Das End-e wird in den meisten Ge-
Geise, ein Fisch, vermutlich Iäse. Wörtern verschwiegen. Daher das Ge-
I n Nttssow's Chr. (195) wird als drit- tlatsch. Gebeiß (der Hunde), Gekläff.
tes Gericht, welche» dem Bischof 1501 Geklimper, Gekrach. Gekreisch, Gelach,
vorgesetzt ward, angefiirt: Brodfisch, Gebräm, Gewieher. Geliivvsch, Gekrib-
Geisen und Bleuer in Oehlige gebraten. bel, Gellipper. Zuweilen gehört und
geliif'te - gelb. 329
gemeine Bürgerschaft alse daß, — 344. vornehmen, welch' ein Abstand! 454
1 ; Rath und Gememe — Bürgerschaft, I. 121 — Gemein heißt der Russe em
ebda; von zwo Eltesten und zwo aus Gegensatz zu dem gebildeten, nicht gerade
der gemeinen Bruderschaft, 275 Im zu dem vornehmen, — lmmertnn sehr
Gegensatz zu dem Burgerausschusse od auffallend, da man niemals von gemei-
den Ältesten hießen die Mngen gememe nen Deut'chen, Letten, Esten, Franzi
Bruder oder gememe Burger. Die ge sen oder Engländern spricht.— Von ge-
meinen Bürger und Handwerksfrawen, mein stammt wol d. russ Nw. «nirui.,
309° I . 1593. s Ältestenbant und Ge- schlecht, schlimm
meinheit. 3) auf den Rat und die Gememde, die, Gesammthcit der Ge-
Bürgerschaft. I n gemeiner Raths- und memdeglieder, hauvtsachtlich Bauer- od
der Gemeinde Versammlung, 349. VII. Landgemeinde. Daher die Zusammen-
1, d h gemeinschaftlicher, wo Rat und setzungen Gemeindealtester, Gememde-
Gemeine zusammen tagten 4) auf Ä l - gericht, Gememdegewalten u. v a Aus-
terleute, Schwarzhauvter u. A In drucke, welche sich m der neuen Land-
§ 50 des Schragens d. rig. Kauft, von qememdeordnung von 1865 fmden
1354 in äer oläerluäs m^nne unüe an Für die Stadtgemeinden seltsamer Weise
besten unäe äer ^Iiewsnen KampHni«, verdrängt durch Commune uno in den
was Frollch (1613) ubersent der Alter- Zusammensetzungen mit Communal.
leute, Eltisten und gantzen Comvanle. vgl Gemeine — Der Begriff von Ge-
I n d Schrägen d rig. Schwarzhaup^er memdegrund od gemeinschaftlicher Be-
v. 1416 * üe Leme^ne zslskoz» äe Livar- sitz, gemeinschaftliches Leben u a ist
ten doveäo Abwechselnd dafür num uns, wie es schemt, i m m e r , wenigstens
So m dem Schrägen d rig Kaust v in neurer Zelt durchaus, fremd ge»
1354 üe meno li»mog,nie van äen Kap- wesen Es will uns daher auch Nicht
Inäeu, und in d Einleitung dazu äs glaublich erscheinen, dass der ursprüng-
inene Kumplinie be^cle ssast. uväe borI- liche Begriff von Gemeinde, wie Grimms
der van äsn Kopluclen, was Frolich Wtb annimmt, der Gemeindebesitz od.
(1610) also wiedergibt die allgemeine gemeinschaftliche Grün sei.
Comvaney, beide Bürgern und Geste Gemeindealtester, Vorstand einer
von den Kaufleuten (haben sich m der Landgemeinde. — Die Gemeindealtesten
Stadt Riga vereiniget) 5) auf die der kunschen Könige heißen Bur-(Bau«
Landstande Nachdem wir auf gemei- er-) melster, A v Tldebohl m 196
nes) Stande einhelliges Mitbewllligen, VIII I n Grimms Wtb als m Sachsen
350 XVIII 1.I 1555, geschehen» gegeben gebräuchlich angezeigt
auf gemeiner Landes Verschreibung, Gememdebanl. Gememdebanken gibt
192. II 9 222 s Gemeinheit 2) es m Riga, Dorvat, Pernau u s w
6) auf die Hansestädte Die Abge- Gemeindebesitz, Gemeindeland, der
sandten gemeiner An- Sehe- Statte, russischen Bauern in einzelnen Teilen
349 XX 4 ; die auf den 2 J u l i ver- des Reichs. Russische Bauern, die im
schnebenen Betagungen gemeiner Hanse- Gemeindebesitz leben, rig. Ztg 1882
städte, 345. 3 1 ; äs Femeue Kopuian, äe 246; die Aussicht, den ihm (demBauern)
xemeuen steäs, 399. I?. 927, nach Schil- aus dem Gemelndefttz zugefallenen Land-
ler«Lubben: die sammtlichcn (zur Hanse anthell einzubüßen, ebda, der bauerli-
gehörigen) Kaufleute u. Städte. 7) auf che G. ist nicht dazu angethan, ebda.
Russen bezogen Em gemeiner Rujse Gemeindefeld, im Narwaschen, 176.
uvooioL pveorill ^ezo»Hr5, pvooN» 1838. 2
uvaeioHVML^, franz wou^il», ein Russe Gemeindegericht. Die Bauergemem-
aus dein Volte, der ungebildete, so wie denstehenunter Gememdegnchten, 183;
er geboren und aufgewachsen ist, ohne das G halt seine Sitzungen im Ge-
Velecktheit durch die Cliltur Der ge- meuidehauie, ng Ztg 1882. Genleinde«
meine Russe ist kräftig, arbeitsam, an- gerichte stnd in Kurland zuAnfang dieses
stellig, listig, nicht zuuerlaistg. Dieses Iahrh gegründet worden, es sind Bauer-
Buch wurde in den Händen eines ge- gerichte, aus örtlichen Bauern zusammen-
meinen Russen gefunden, I C Vivtze gesetzt , Vorsitzer ist der Gememderlchter.
zu Ende d. vorigen Jahrs), vgl. 466 Gemeindegnt
XXII, von der durch Nationalsttte ab- Gemelndetasse, s Gebietslade
geharteten Constitution des gemeinen Gnueindelade, die, Kasten, ,n der die
Ruften bis zu dem durch ausländische Schriften u. Gelder der Nauergememde
Verfeinerung geschwächten Körperbau des aufbewart werden. Gnmms Wtb. sagt
Gemeindeland — Gemorte. 337
der ältere Ausdruck für das Gemeinde« ster und ErMschof, daß als Bevoll-
archtv emer Dorfgemeinde. Diese Er« mächtigte gesandt werden sollten:
klarung für uns mcht zutreffend' vom Orden zw« aus demselben, zwei
Gemeindeland, der rufs Bauern, das Rathe und zw« aus der Gemeinheit,
der Bauerschaft eines Dorfes gemein- d h von der Ritterschaft der Ordens-
schaftlich gehörende Land. lande, und von den Städten: zwei aus
Gemeindeländerei. Die im Patri dem Rathe u. zw« aus der Gemeinheit
momlllyeblet der meisten Städte befind- (Bürgerschaft), 347 I. 2 392. 3) die
lichen Gemeindelandereien, insbesondere gemeine Burgerschaft, entgegen den Al-
Viehweiden, welche zum Gemeingebrauch testen Aus der Gemeinheit Georg
der Gemeindeglieder bestimmt find, find Plonmes u. Ch. Gluckmaun als Bevoll-
m mehreren kleinen Städten von al- mächtigte, 349. IV. 11. — Zu Gnmms
tersher zum Theil in sog. Schnüre od. Nlb Jetzt wol ungebräuchlich
Schnurlandereien zersplittert, welche ein Gemeinheitsgnt. Auf Krons- u Ge-
zelnen Gemeindegliedern zur Benutzung, melnheitsgüthern, 147.
meist gegen Entrichtung emes Grund- Gemeinjah«, das gemeine Jahr, entge«
zinses, vergeben werden, 154 I. S 156. gendemSchaltjllhr I n der neueren Z n t m
Gemeinderichter, f. Gememdegerlcht allen rlg Kalendern welchesem Gemem.
Gemeinderolle, die Jahr ist von365Tagen.Früher em gemei-
Gemeindeschreiber, nur auf dem Lande, nes Jahr I n Gnmms Wtb. heißt es Ge»
für Landgemeinden memjahr, gewöhnlicher gemeines Jahr
Gemeindeverfassnnq. Gemeinschaft, die, Gemeinheit, Ge-
Gemeindezweck. Zu Gemeindezwecken. meindeland. Eichen auf die (der) G.
Gemeine, die, Gesammtheit der Bür- zu hauen, 185. 522; finden sich auf der
ger. Die Gemeine und ihr Ausschuß, G Eichen, ebda. Wol me recht gebräuch-
344. 1 ; es gestnnet die ganze G. in al- lich gewesen u dem Schwedischen nach-
ler Unterdienstllchkelt, E E. Ruth wolle, gebildet. Zu Gnmms Wtb.
ebda, well es aber eme ganze (r) Stadt aememschaften, z l , das Abendmahl
Sache ist, sein (sind) Slterle«te u Sl- nemen Selten Zu Grimms Wtb
testen bn ihrer Meinung verhauet und Nie lat communicHre und russ ooos-
(haben) sich auf die ganze G. berufen,
274, soll die Ältestenbanl ein rechtma Gemeinschaftswaldnng.Gemelnschllfts-
ßiger Ausschuß fem, fo michen die El- waldungen, 193. II 325, „die der Ge-
testen von der ganzen G der großen meinheit zugehörigen "
Gilde ausgeschofien und erwählet sein, Gemeinschnldner. I n Grimms Wtb.
349. IV. 1 1 , die gemeine laten nnr (dein aus Campe angefurt und hinzugefügt,
Altermann) von der Docken erbieten, ob „noch z. B m Frantsurt a/M." H,er
ich gestatten wolle. 335 253 I 1602 ganz gewonllch Alle diejenigen, welche
Gemeingebrauch. Viehweiden, welche dem Gemeinschuldner verschuldet sind
zum G der Gememdeglieder bestimmt sind, (dem in Concurs Geratenen)
154 I. 156 gemelnschnldnensch Gememschuldne-
Gemeinheit, die, 1) emer Gemeinde rische Sachen, 172 1798 Gew.
gemeinschaftlich gehörendes Land. Die Gemeinwohlsmann.
Gemeinheiten bei Städten und Dorfern Gemenglage, die Die G. der ein-
nehmen 160 ^ , Werst ein. 350 XVlll zelnen Feld- und Heustucke, iig Zig
5; sind zwei Dorfer, die Gemeinheit 1883. 48, aus Ösel. s. Streulegung.
haben an Äckern, Wresen u. s w , der gemengt Korn oder Futter, 353 73
Gemeinheit mag ein Jeder gebrauchen, gemischte Behörde, aus Vertretern d.
194. N L R. 179; auf die G. mag Regirung und der Stande zusammen-
Niemand Wohnung setzen; streitet em gesetzte Behörde Den gemischten Be-
Mann i n der G. Elgenthum zu sich, Horden war noch 1869 durch Kaiser
ebda, die Nauerschaft dieser Gemein- Alexander II. das Recht zuerkannt, sich
heiten 193. I I . 2. 1184; alle Bauern, der deutschen Sprache als Geschafts-
die entweder der Krone, oder Gemein- svrache zu bedienen; 1885 ist durch
heiten oder Gutsherrschllften gehören, Senatsbeschluss die russische Sprache
147. — 2) die Ritterschaft ohne die verordnet
Rate. Sechs Personen, zwei von un- Gemorte (-), das, Mor, Gemor. I n
seren Raten, zwei aus unserm Orden den Heuschlagen und Gemorte, 196. I.
und zwei aus der Gemeinheit. 350 471 I . 1558 „Hängt wahrsch«nllch
XVIII 1, elmgten sich 1555 Ordensmn- mit Moor, Gemoor zusammen u mag
338 G e m ü l l — Generalconsistorium.
uns früher. Russow lagt lN s. Chr. Gergersche und der Sonneckensche Ge-
Bl. I . 6. Lleffland hefft vele Geqwobte, radehalter uno der Furstsche vgl Gar-
.s,olt,nge u s. w , Brandts in s Chr tenlaube 1883. 539 u. f. I n Grimms
(194 21). Pfützen, Gequevpede und Wtb. Geradehalter, mechanische Vorrich-
Fluste Die Herausgeber bemerken, dafs tung zur Geradhaltung des menschlichen
andere Handschriften Gequeppete haben Körpers — Die Vorrichtung bezieht sich
und das Wort wahrscheinlich „Sumpfe" indessen nur auf den Rumpf
bedeutet. Gequobte, meint Gadebusch geradeweg oder gradeweg. Ich bin
(325) ist entweder soviel wie Morast geradeweg, d. h. sage und thue offen
oder morastig, wie ich es denn für das herzig und ohne Umstände was ich denke
letztere halte. Man saget noch heutiges und will Schon,n einem llvl. Briefe
Tages- quobbrcht für morastig" Die v. 1775. Zu Gnmms Wtb.
Stellen in Russow und Brandis wei-
sen kem Beiwort, sondern em ftaupt« gerade ziehen, sich schnell fortbegeben,
fortlaufen Der Hase, nachdem auf rhn
wort auf.
geschossen, zog gerade, d. h. lief davon —
Gerade, das, Kaus- und Kastengerat, Er lenkte das Pferd nicht, sondern ließ
v Vuddenbrock m 166». VI. 347, Ge- es gerade ziehen, d. h. gehen, laufen
rade, Nlftelgerade, 154. II 324 Wer nach welcher Richtung es wollte
Herrgewede, Gerade Lehen oder Erbe
geradezu. Samson in 352. 1 fürt
nach den 30 Tagen weigert auszugeben, als Sprüchwot an. geradezu gibt die
194. R. R. d. F. E. 218. beste Renner. — Stender hat: geradezu
gerade oder grade. Das ist es ge- fahren; und nicht geradezu antworten,
rade oder grade, was ich w i l l ; das ist d. h Ausfluchte machen
gerade N , den ich meine. Gew. Einige
Geradlinigkeit. Die zum Vehufe der
der neueren Zeit in Deutschland und G. des Canals durchschnittenen Sand-
nnchfolgends auch bei uns gefallen sich spitzen, 176. 1824 105
dann, statt dieses Ausdrucks das ganz Geradschere, die, der Klempner, ilg.
veraltete Fremdwort zust zu gebrauchen. Ztg. 1870
Vielen unter uns klingt dies i«st selt-
Gerbelammer. I n einer rig Kam-
sam, selbst lächerlich. mereirechg. v. 1408/9 ist die Rede von
gerade gehen, sich eilig fortbegeben. Steinen, welche zugehauen werden soll«
Der Verbrecher ist mit dem Gelde ge- ten zu der Gerwetammer (am Chor der
rade gegangen, ng. Ztg 1882. 112. Petnknche), I . Girgensohn rn 196 XIV.
Verl, durchgegangen, entflohen 187 I n Grimms Wtb Gerbekammer,
gerade halten, sich, seinen Korper. Sacristei und verwle>en auf Garkammer
tzalte dich doch gerade! d h. nicht
krumm, mit gekrümmten Rucken. Gercile, ,n alten Zeiten eine russische
Geradehalter, der, eine corsetahnliche Burg an der Duna, sudlich von Kolen-
Vorrichtung, um, insbesondere Madchen, husen. Über den Ort, wo es sich be-
die Geradhaltung des Rumpfes u der fand, sind mehre Meinungen vorgebracht
Schultern zu erwirken, auch Schief- worden, ohne darüber Gewilsheit zu
werden zu beseitigen. I n der „Moden- bringen. Arndt glaubte nr Gercrke das
Welt" u 1876. X« 19 Beschreibung und heutige Kreuzburg zn erkennen, worauf
Abbildung Geradehalter für iunge der russ. Name dieses Gutes deute.
Madchen empfiehlt und fertigt nach Der alte russ. Name von Kreuzburg
Maß auf Bestellung an Frau Anna lautet indessen np^Nöopb und deutet
Feldman» in Riga 1883. Auch Vor- aus den deutschen, nicht aber auf den
richtung, um Schulkinder zum Gerade- von Gerc,te Ed. Pabst (487 39) ver-
sitzen zu veranlassen und zu verhindern, mutet ,n dem Namen Gercrke das russ.
den Oberkörper zu sehr der Tischplatte Appelatlvum AOloäi^ütLclie (ehemals —
zu nahern, oder überhaupt, sich „gerade Stadt Burg?), wie denn beide Namen,
zu halten " I n der Überzeugung, dass auch Horche, für einen Theil von Now-
bloße Ermahnungen zum „Geradeschen" gorod begegnen
Nicht genügten, verfertigte vor etwa 20 Gerde, die Nach 399. IV 927 wahr-
Jahren Schreber einen „Geradehalter", scheinlich desselben Ursprungs wie ge-
welcher die zu große Näherung der rade, von reeä bereit, ausgerüstet, Aus-
Brust und des Gesichts an die Tisch- richtung, Anordnung eines Gast- oder
platte unmöglich macht. Dieser „Schre« Trinkgelages. Daher Gerdeman und
bersche Geradehalter" ist vielfach ab- Gerdelude Ausrichter, Schaffer vgl.
geändert worden und so entstanden der Grimms Wtb s. d. folg
43*
342 Gerdemann — Gerechtigkeit
wie die feinste Sorte des Drujaner über die rig. Gerbehäuser Rigas C. Met-
Rakitfcher bezahlt; er wird mit 3 ordi- tig in 475. 24.
nären Schnüren von Flachs gebunden, Nrotze hielt Gerhus und Persehus für
wovon er auch seinen Namen hat, gleichbedeutend — 350.. XV. B l . 232;
182. II. der Herausgeber des Altermannbuches
Gerechtigkeitsssachs, 327. 94. erklärt in 335. 85 dagegen Perssze
Gercchtigteitsgeld, Stender l u. Berg- huss mit Flachsscheune, v. Richter (347.
mann (2l0). l. 1. 250) verweist auf 194. IV. 104.
Gelechtigkeitsgetreide. (5 s soll daher und 166a. 11/12. 470. vgl. Persehaus.
alles zehend Gerechtigleits«Geträyde so- Gericht, das, Speise. I n d. Vz.
wohl gelieffert als empfangen werden Gerichte, unedel Gerichter. Auf der
mit der Getriinde-Tonne von 56 Kan- großen Gildestube nicht mehr als 26
nen, 197. 2. I . 1665. Schüsseln, in jedem Gericht, ausrichten,
Gerechtigteitshammel, 380«. 54. und nicht mehr als 3 Gerichte aufgeben,
Gerechtigkeiishanf, eine Gattung Rein- 309. vgl. 174, 1816. 300—1; der Koch
hanf, 316. 16. soll zu 26 Schüsseln von jedem Gerichte
Gerechtigteitsheu. 172, 1801. zuhawen und anzurichten mechtig sein,
Gerechtigteitsholz. Das in den Bü- 309. 14; der Koch soll nicht mehr als
schen confiscirte Holz soll zu dem an- 3 Gerichte zu kochen und anzurichten —,
dern Gerechtigkeitsholz geführet, 174. ebda. I n dieser Bedeutung: ein Gang
1888. 300. I . 1659. — 390e. 53. von mehren Speisen hat Grimms Wtb.
und 54. 1. b. nur einen Beleg aus d. I . 1551.
Gerechtigleitshopfen, livlimdischer, 172. Gericht, das. Unter Gericht kommen,
1787. 87. sein, bringen, geben. Einen unter G.
Gerechtiyteitspersele, die. Die Ge- geben, st. dem Gerichte übergeben; unter
rechtigkeitsperselen an Vötlingen, Hüh- G. kommen, st. dem Gerichte übergeben
nern, Eiern und Spinnerei, 327. 158. werden; unter G.sichbefinden oder sein,
Gerechtigleitssack. Von dem Lande st. dem Gericht übergeben sein. Die
eingesandte Gerechtigteitssacke, 172. drei unter Gericht bringen, I .
1770. 75. Eckardt in rig. Ztg. 1868. 273.
Gerechtigkeitsschaf. Die Gerechtigkeit I n der Sprache des gewönlichen Le-
Schafe. 330. 21. bens wurden die Namen der früheren
Gerechtigleiisspmnerei, 390 o. 53 Behörden des rig. Rats fast durchgängig
und 54. abgekürzt und gesprochen: im Criminal,
Gerechtnmchung. Früchte, welche der im Vogtei u. s. w.; beim Vogtei ver-
G. eines armen Menschen nachfolgen, fährt man zu gelinde; der Advocat eilte
352. XXX. 1. ins Criminal, ins Vogtei, ins Land«
yerechtsam gerecht, ein bei den frühe- vogtei; das Kämmerei hat die Sache
ren Gerichten gewönlicher Ausdruck. Ge- vor. vgl. Patrimunial.
rechtsam, allergerechtsamst, M t e , justis- Gerichts«nftand. Des Krieges wegen
«ime ist in livl. Gerichten sehr gebräuch- war ein G. in Riga, 180. II. 2. 249.
lich, Gadebusch; oft wurde allergerecht- Zu Grimms Wtb.
samst zu verfügen gebeten. Samson Gerichtsbeisitzer. Ein mündlicher G.,
wurde auf Dienstvernachlässigung seines 172. 1789. 356. st. Beisitzer im münd-
Amtes gerechtsamst entsetzt im I . 1834. lichen Gericht; der mündliche G., 172.
I n Grimms Wtb. aus Hupel. 1788. 213.
geren, gerben, 242. s. Gerhus. Gerichtsbröle u. Weddebröle, in den
Gerhof. der, Gerbehaus. Auf dem ÜbergabebedingungenDorpllts, 194. Nyst.
Iehr-Hoff, 249. Ebenda auch schlecht- Chr. Arndt übersetzt: Gerichtsgebräuche
weg: auf dem Hoffe. u. Weddegebräuche; E. Pabst in Beitr.
Gerhus, Gerbehaus. Auch Iehrhaus. I. 3. 244: Gerichtsstrafen und Wedde»
I m alten Schrägen der rig. Gerber strafen.
liest man: in des Stades Gerhus. Es Gerichtsstecken, der. So wird d«e
lag an der Dünn, vielleicht vor der Stadt Schlock im livl. Gouvernement
Schalpforte. vgl. 347. I. 1. 250. Doch genannt.
heißt es im Denkelbot beim I . 1439: Gerichtshaus. 1) I m Gerichtshause
äer Keltersserlm8np äer ü^ee; in 350. zu Arensburg, 172. 1805. 3. Gerichts-
XXIV. 1 liest man wiederum: das neue häuser wurden bei Einführung der Statt-
Gerberhaus vor der Sandpforte. vgl. halterschaftsregirung erbaut, 172. 1786.
Vrotze in 166a. XI/XII. 472/473. vgl. 113. — Jetzt ungebräuchlich. 2) Ehe-
Gerichtshof — g e r steln. 345
mals in Riga: das Rathaus, vgl. Gc- Gerichtsvogt, ehemals in Riga was
richtsspitze. Vogt, 349. V I I . 1. Von den Gerichts-
Gerichtshof, bürgerlicher Sachen, 172. vögten, 344. I . Das vogteiliche Gericht
1784. 26; O. der peinlichen sacken, besteht aus 2 Ratsherren, nämlich dem
172. 1783. 456. Wol entsprechend der Obervogt u. Gcrichtsvogt, 350. X I V .
rpÄNMuonaii und vroauunaÄ na^iHia. in 2. I u Grimms Wtb.
Russland. Nur zur Zeit der Statthalter- Gerichsvollzieher, beim Bezirksgericht,
verfassung. in Riga vier, in den kleinen Städten
Gerichtsort. Oerichtsörtcr, 172.1784. Liolands je einer.
105, Behörde cy^eunos Ali«'»'«. Wie geringhaltig. Geringhaltigere Tonnen,
Gerichtshof zur Zeit der Statthalter- 1i9; geringhaltige Heringstonnen, 174.
verfassung. 1887. 222; geringhaltiges Korn, in
Gerichtspredigt, Iuftizvredigt, 850. Bezug auf den Erhalt beim Brantwcins-
X X V I I I . I n Grimms Wtb. nach Sall- brande.
mann: die zur Eröffnung u. Schließung Geringhaltigkeit, der Heringstonnen,
der f. g. Iuridik gehaltene Predigt. — 174. 1887. 222.
I n Riga nur in Bezug auf den früheren Geringigkeit, im Scherz wie Wenig-
Rat. Jetzt, mit den alten Gerichten, keit. Meine Geringigkeit. I n neuester
verschwunden, vgl. Gcsetzpredigt. Zeit. Auch Geringheit.
Gerichtsschreiber. Ehemals: Sekretär Gernbischof oder Gernebischof, wurde
des Vogteigerichts, 349. V I I . 1. ein Peter von Tiesenhausen genannt, weil
gerichtsseitig. Die gerichtsseitig un- er sich um den Bischofsftul bemübte und
bekannten Verwandten, st. dein Gerichte gern Bischof werden wollte, 347. I. 2.
unbekannte, rigaratl. Bekanntmachung. 310. vgl. in Grimms Wtb. Gernvapft.
Eine falsche Benutzung des Wortes, Gerngroß. Einer oder eine aus der
welches „von Seiten des Gerichts" be- Familie Gcrngros war zuverlässig der
deutet. Erfinder der hohen Schuhe, 363 (aus
Gerichtsspigel, der, ein mit dem Reichs- dem ersten Iahrzehend ds. Jahrb.). Zu
adler gekröntes dreiflächiges Gestell, auf Grimms Wtb.
dem sich gewisse Allerhöchste, von Peter gersteln. Nach Vorschrift des Schra-
d. Gr.stammendeBefehle befinden, welche gens der rig. Los- und Kuchenbäcker v.
Richter und zu Gericht kommende auf 1685 soll als Meisterstück angefertigt
ihre Pflichten und auf Befolgung der werden: gcgerstelt Brodt, das Stück zu
Gesetze aufmerksam machen sollen. Der 6 Groschen, rein gesäuert Roggen-Brodt
Gerichtsspigel hat seine Stelle auf dem ebenfalls zu 6 Gr. das Stück. Später,
Gerichtstische. Huvel erklärte: ein klei- in der Tuttumschcn Brottare von 179 . .
nes Gestelle, welches etliche Ukasc be- heißt es: das Amt der Bäcker hat alle-
treffs der dem Richter schuldigen Ehr- zeit, der bisherigen Gewohnheit nach,
erbietung darstellt und bei allen Gerickis- gegerftclt Brodt zu halten. — Königs-
hcgungen auf dem Tische stehen muß. bcrgcr gcgcrsteltcs Brot ist zu haben beim
Sallmann (390e. 66) erklärt: adler- Bäcker R. in Riga 1871. I n Grimms
gekröntes Symbol der Krone, aus drei Wtb. das Brot gersteln, wiederholt aus
im Winkel zusammengefügten Flächen dem Ofen ziehen und mittels eines W i -
bestehend, an zwei Fuß hoch. — I m schers aus Gcrstenftroh mit Wasser netzen,
Russischen: 36Ma.-ic», das slawische Wort um der Rinde ein glänzendes Ansehen
für das heutige 36PNHH0 Spigel. — I n zu geben. — Ein Bäcker Rigas erklärt
Grimms Wtb. nach Huvel u. Sallmann. gegerftcltes Brot als „eine Art aus Grob-
Roggenmehl angefertigten Brotes; kommt
Gerichtsspitze, Turmspitze des Gerichts- hauptsächlich in Hamburg vor". Ein
oder Rathauses. Ist in Riga die neue andrer Bäcker schreibt Folgendes: „Der
Gcrichtsspitze noch ungedeckt vom Rath- Unterschied von unserem Schwarzbrode
hause abgeknickt, 194. Nust. 120. vgl. besteht darin, dass es nicht gebrüht und
Gericht 2). nicht so säuerlich ist. Gleich nachdem
Gerichtsstube. Rothes Tuch zur Bank- das Brod aufgemacht ist, wird es auf
pfühle in der G., 349. X X I . 1. 1.1630. einen eifcrncn Schieber gesetzt und zwi-
Des Alters wegen! schen das Feuer des Ofens geschoben,
Gerichtstage, offenbare, 154. I. 368. bis es eine gewisse Kruste hat. Dann
Offenbare Rechtslage. Nathhaus- oder wird es herausgenommen, um die Gäh-
Gerichtstage sind nach dem sckwed. rung zu erhalten. Nachdem es geschnitten
Stadtrechte in jeder Woche Montag, und gefettet, kommt es in den Ofen".
Mittwoch u. Sonnabend, 193. N. 4«3. — Das im rig. Bäckerschragen (260)
346 Gerftenbeftellung — Geschäftsfürer.
erwänte gegerftelte Brot ift also Rog- Die Kosekleinerung aber lautet Trudchen,
genbrot. nicht Drutchen.
Geistenbestellung, Bestellung des Ger- sGertsche, schweiz. st. Häher, vgl. russ.
ftenfeldes. r p Ä ^ Satkrähe.^
Gerstenboden, in Brauereien. gerüchteln. Es gerüchtelt, rig. Zeitung
Gerstengrütze, sowol die rohe, wie in v. 1866 aus Berlin: es geht das Gerücht.
Deutschland geschrotene, als auch die als Geruchverschluss. Em Ausgußbecken
Speise zubereitete, und zwar ebensowol mit G. Seit den 60er Jahren.
die diöe (als dicker Brei gekochte), als Geruschel (u), das, unruhiges, geschäf-
auch die dünne (mit Gerstengrütze be- tiges Tun. Als die Gäste weg waren,
reitete Milchsuppe). war ein beständiges G. vgl. in Grimms
Gerstenküttis. s. Küttis. Wtb. Gerusel und Gerussel.
Gerüstscheibe? Schre-Gerüst-Scheibe,
Gerstenschleim, Gerftenabsud, ift hier
252.
keine Speise; als solche kennen wir nur
Haferschleim in der Benennung: Hafer- gesackt, in Säcken. Salz wurde theils
tumm. Gerstenschleim nur ärztlich, äe- gesackt, theils lose verkauft, H. Hilde-
eoetnN Iioräsi. brand, Schuldbuch I . V I . — Wol sehr
ungewönlich!
Gerstenschnitt. Sich zum G. aufs Feld gesagt, st. besagt. Der Zoll von ge-
begeben, 176. 1829. 178. sagter Saat, 149.
Gerstenspncher. I n Brauereien. gesammen, zusammenzälen, summiren.
Gerstenstoppel. Erbsen ein Jahr in s. sammen.
Gersten-, das ander Jahr in Roggen- Gesummte, das, Summe, vgl. Grimms
stoppcl säen, 328. 141. I n Grimms Wtb. 4). Das Gesammt, 174.1877.242.
Wtb. erst aus d. I . 1741. gesammte Hand. I n 194. N. L. L. R.
Gerstentumm, der, 172. 1805. I n durchweg st. samende, d. h. sammende
Grimms Wtb. nach Hupel. Hätte dort Hand.
keine Aufname erhalten sollen, da Tumm Gesammthandgut, 154. I I . 275. s.
ein lettisches Wort ist. — I n Livland Samendehandgut.
kaum.' Gesammthandvertrag, 154. I I . 266
Gerßburg, Gernke? Weiln durch die und 281.
Heyde und Wildniß der Weg heraus- Gesammtheilmittel od. Gesammtmittel,
schlägt bei der Gerßburg, 194. Nvst. 20. 372. I I . 46 und 47, Universalia Rade-
mach crs.
Gerte, die. Auf dieses Wort, nicht
auf Garten, wie in Grimms Wtb. I V . Gesammtheiten, Erbrechte u. s. w.,
I. 1392. e. 2,. unter Garten angefürt ist, 215. 258.
geht das engl. ?ar<I Elle (und danach gesammtlich, collectiv. Gesmnmtliche
Landmaß) zurück; richtig dagegen mit Begriffe schlecht für Sammel- oder Collec-
engl. ?arä zusammengestellt beim Worte tivbegrisse.
Gerte. Aehnliche Erweiterung erhalten die Gesammtlichkeit,Collectivbeschaffcnheit.
Wörter Schnur (Landes), Baste, Strick Gesammung, Summation, Sammung.
(tlliiug) und Leine (Lene). Daher ift für Gesäß, das, st. Sitz. Schlitten auf
?Hl-6 nicht, wie Grimms Wtb. a. a. O. drei Gesäße, 172. 1785. 458; Sopha
annimmt, das Landmaß, die Landfläch c mit saffianen Gesäßen, 172. 1801. 424.
die erste Bedeutung, sondern das Längen- Jetzt ungebräuchlich.
maß, und daher die Worte in Grimms Gesäuer, das, giftiges Geschwätz.
Wtb. (F): „es ist aus dem Begriffe der Geschabsel, das. Durchfall mit Darm-
zweiten Bedeutung (Längenmaß) eine gcschabsel, 372. I . 33.
Entstehung der ersten als Vollmaß nicht Geschäft, das. Großes und kleines
zu begreifen" — im Gegenteil sehr wol G., Stulgang und Harnentlerung. Vor
zu begreifen. — Dieselbe falsche Anficht das große Geschaffte, 412. 9. Auch heute
unter Gerte Sp. 3744, „als Flächenmaß gewönlich; in demselben Sinne: große
berührt sich Gerte mit Gart, Garten". und kleine Verrichtung, russ. 6o^n>uiaÄ u
ll3,ÄLni>RHÄ 117NM. Zu Grimms Wtb.
^Gerten, die, „eine Krankheit der Män- Sp. 3821. .1.
ner". Wie lässt sich diese Krankheit mit geschiift, st. geschäftet. Eine halb-
Gerte 4) des Grimmschen Wtb. zusam- gefchäfte Jagdflinte, 172. 1773. 186;
menbringen? Soll etwa Priapismus ge- in Nußbaumholz gefchäfte Flinte, 172.
meint sein?^ 1800. 664.
Gertrud. I n RigastetsGsrr-drut aus- Geschäftsfürer, in Kanzelleien und
gesprochen. Daher: die Gerrdrutkirche. Banken.
G e s c h ä f t s w e c h s e l — ge s c h l e c h t s u n t ü c h t i g . 347
Geschäftswechsel, entgegen den Ban- 3874. 2 fürt nach Frischbier und Hupel
quieiwechseln, 391. 1887. 70. auf. Jetzt kaum!
geschamfiren, st. schamfiren, verletzen, Geschickter, Gefandter. M i t den ge-
verunstalten. Durch Beissung die Nase schickeden dersulwen Stadt Riga, Teget-
verwunden und geschampferen, 174.1851. mevcrs Tagebuch von 1525 in 196.
279. I . 1578. X I I . 504.
gescheit. Die richtige Gestaltung ist geschildert, von Aurikeln. s. nußfarb.
nach Grimms Wtb. gescheit». Die heutige geschirret. Ist der Töpfer-Gesell ein
Sprache läfst aber überall t oder dt hören gar kleiner Mensch oder sonst am Arm
und schreiben: ein gescheiter Mann, ge- gcschirret, daß es ihm unmöglich ist, als
scheite Leute, etwas Gescheites. Meisterstück einen Topf eine Elle hoch,
Geschenkgesell. Wenn die Geschenk- eine Kanne ebenso hoch, einen Reibtopf
Gesellen vorhanden find, 255; wenn die 1/2 Elle hoch und 1 Elle weit, und eine
Gesellen ein Gebot halten, soll er (der Stürze 1 Elle breit zu machen, so —,
Geschenk-Geselle) mit einem Wochlohn ge- 251. I . 1641. vgl. 174. 1825. 110.
schenket und vertrunken werden, 253. geschlagen. Ich blieb da (wartete) bis
Geschenklade, die. Die G. des Geor- zwei geschlagen, d. h. bis die Uhr zwei
genbospitals, 222. 43; st. Rechenschaft. geschlagen hatte, bis nach 2 Uhr; um
vier geschlagen ging ich fort; fünf ge-
geschenkte Handwerker, in Grimms
schlagen komme ich zu dir, d. h. gleich
Wtb. geschenkte Handwerke. Von dm
nach 5 Uhr. Gew.
geschenkten Handwerkern, 256; keine ge-
Geschlänge, das, Schlengc. Eine B u -
schenkte Handwerker mehr in ihr Amt
denthür nebst Geschlänge, 361.1872. 216.
annehmen, ebda.
Geschlecht, das. Schafarit (slaw. Alt-
Geschichtchenmacher, einer, der allerlei
leben I I . 396) ist der Ansicht, daß das
Klatschereien erfindet und verbringt.
altd. Lwnts. (FSUU5), das ftis. Zläcktg,
Geschichte, das. Wenn die Geschichte das deutsche Geschlecht (Ge-schlecht) ent-
der Einäscherung der Vorstädte (Rigas) weder ans dem slawischen Lech entstand,
nicht ein Geschichte von mancherlei I r r - da es im Deutschen nur spät und nur
tümern bleiben soll, 196, X I . 551. in einigen Ländern, in denen namentlich,
Geschichte, die. Eine beliebte Rede- wo Deutsche mit Slawen zusammen-
wendung ist: die Geschichte ist (nämlick) wohnen, vorkommt, oder daß es blös
die: ich bekam die Gelbsucht und Mausing zufällig und nur durch Urverwandtschaft
die Bleichsucht, 361. 1884. F. B. 50. beider Sprachen zusammenstimmt, etwa
198; statt Sache. Macken Sie keine wie das deutsche Nase mit slaw. nos
Geschichten, wird einem gesagt, der sich u. s. w. — Diese Anficht ist nicht auf-
weigert, etwas zu tun, etwas ablent. I n recht zu erhalten. Alle flawischcn Aus-
anderem Sinne: Aber, lieber Iohannson, drücke, C2. sIeontH,poln. 82la.ekw u.s.w.,
machen Sic doch keine Geschichten, H. Pan- gehören nicht dem Altslawischen an und
tenius im Gottesländchcn I. 65, d. h. find auch von allen Sprachforschern für
sprechen Sie doch vernünftig. Und ebda: Entlcnungcn aus dem Deutschen erkannt.
Proßnitz sprang auf und durchmaß mit Alte Leute beider Geschlechts, Befehl
schweren Schritten das Zimmer, als I . Emme's an den Polizeimeifter im I .
ihm kein Geld geben wollte; machen Sie 1812. 25. Juni Noch letzt!
doch keine Geschichten, sagte er. — I n Gefchlechtsadel, 154. I. 96, erblicher
anderem Sinne: Was macht I h r für oder Erbadel.
Geschichten? daß I h r Euch wieder ver- Geschlechtsbuch. I m adelichen Gc-
tragt! H. Pantenius ebda I . 221, d. h. schlcchtsbuch eingetragen, 172.1788.117.
was tut I h r , was handelt I h r so son- Geschlechtsglid. Sehr uneigentlich
derbar, vgl. Grimms Wtb. 3866 oben. wird von dem weiblichen Geschlechts-
Geschick, das. I n s Fleisch gewachsene glid gesprochen, st. Geschlechtsteilen.
Nägel ins Geschick bringen, 172. .1796. Geschlechtsgut. Oeschlechtsgüter, 154.
152; ins Fleisch gewachsene Nägel wieder I. 191. Anm. i , Stammgut, Erbgut,
in ihr natürliches Geschick bringen, 172. russ. uoi'iuna.
1801. 318. Zu Grimms Wtb. 3874. Geschlechtslehn, das. Stamm- oder
l . — Rechnungen in Ordnung und Ge- Geschlccktslehn, 154. I I . 275.
schick erhalten, 193. I I . 511. „Beschaffen- Gescklechtsregung. Geschlechtsregungen,
heit". Eher vielleicht: in rechter, rich- 372. I I . 315.
tiger Art. Geschlechtsteile. Eine Ucbcrsicht der
I m Sinne von Wuchs. Diefer Mensch Benennungen in 372. I I . 316.
bat ein gutes Geschick. Grimms Wtb. geschlechtsuntüchtig.
348 Gcschlcchtsuntüchtig keit — geschwertet.
Schwerte. So schon auf dem Titel des in der vollen (Geselle) dagegen aus-
Ceumernschen Theatridion von 1690. namlos Gcfärter, Genosse, Gehilfe. Wir
geschwillcn, schwellen. Wenn ein Schaafsprechen daher: Zimmergefcll, Maurer-
geschwillct, 412. 47. gesell im Nominativ und auch im Accu-
geschwind, vgl. russ. uinn^o und sativ, im Genitiv und Dativ aber: Ge-
uinei^i.iii, altn. 8viär, engl. 8^M. sellen. I n dem Krevgesckcn schrägen
Geschwister, das. I . G. Kohl (189» v. 1390 (Riga, kommt das Wort Gesell
fürt an, daß in Todesanzeigen es bei uns in der Schreibung zcelle und ghezcllc
heiße: der Vater und das Geschwister; im einige M a l vor. I n Bezug auf die
, Namen des Geschwistcrs; er meint, daß verschiedenen Vermutungen, welcke es
diese sonderbare Ausdructswcise eine aus- veranlasst bat <vgl. 196. 1.^85. S . 32;
schließlich livländischc sei. — I n dieser 475. S . 95; 174. 1892. S. 270), ist
Behauptung irrt er in zwiefacher Hin- zu berücksichtigen, daß Geselle in der
ficht. Erstlich verallgemeinert er das, Bedeutung Handwerksgebilfc, obwol schon
was er in Kurland hörte, auf Livland; im 14. Jahrhundert aufkommend, doch
zweitens wußte er nicht, daß diese kur- erst im 15. sichere Belege gewärt, so
ländische Ausdrucksweise auch in Deutsch- in der Freibcrgcr Stadtchrönit um 1440,
land vorgekommen ist und vorkommt, vgl. um 1450,1465 u. s. w. Es dürfte dabcr
Grimms Wtb. 2) a. b. o. I n Livland sehr zweifelhaft sein, daß Gesell in dem
ist dieser Gebrauch vollkommen unbe- Schrägen v. 1390 Handwcrksgebilfe im
kannt und erscheint seltsam. heutigen Sinn bedeutet, um so zweifel-
Geschwistcrschaft, die. Die Gleich- hafter, da in jener Zeit der Ausdruck
stellung der Brüder und Schwestern bei Kncckt vorkommt. Auf die richtige Be-
der Thcilung des Nachlasses eines Gesin- deutung leitet der im Schrägen v. 1390
dewirthcn müsse nothwcndig bei etwas begegnende Ausdruck Mann, welcher auch
zahlreicherer Geschwistcrschaft zur Uebcr- in anderen Schrägen jener Zeit vor-
schuldung des Bauernguts durch den im kommt, z. B. im Sckmidesckragen v. 1332,
Besitz verbleibenden männlichen Erben und nichts anderes als Meister bezeichnet,
führen, rig. Tageblatt 1894. 97. z. B. welk man ccnen Jungen untrbfcyt;
geschworen. Daß ersichunterstanden, ock so mach ccn man eenen leer Iungbcn
einen heimlichen geschworenen Rath aus untphaen. Gesell ist dabcr im Krcvgcfchen
der Bürgerschaft dienstpflichtig zu machen,Schrägen als Zunft- oder Amtsgenosse,
349. V I I . 4 ; mit seinem geschworenen als Zunft- oder Amtsmrister, aufzufassen;
Kammer-Rath seine Praktiken fortsetzen, die eigentlichen Gesellen oder Gehilfen
ebda. I n welcher Bedeutung? der Amtsmcistcr werden im Sckragen von
Geschworener, ein. Der Geschworene 1390 Leir- oder Lcer-Iungbe, auch schlecht-
N., 172. 1785. 445, soldatischer Diener weg Iungbe genannt. Aus dem gleichen
einer Kronsbehördc, Bchördcndiencr, ins- Gebrauch von Gesell und Mann ist übri-
besondere in Renteicn, nach russ. iipn- gens nicht zu schließen, daßsichdie Mei-
c^ininu. Dafür in 466.1688.14: Ver- ster Gesellen genannt haben, sondern daß
eidigter. Gesell im allgemeinen Sinn von Hand-
Geschwörk, das, Regcngewölk, Regen- werks-oder Amtsgenosscgenommcn werden
wolke, Lange und Stcndcr; auch Ge- muß, d. b. Amtsmcistcr. Bei der Auf-
witter, Lange. name in die Krevgcsche Kumpanie musstc
Geschwiil, das, Geschwüllc, Geschwulst. sich der Gesell oder Amtsgenossc, der
Häßliche Geschwüle, 435. 84 und 85. M e i s t e r . . . . an gewisse Verpflichtungen
Geschwulst. Sogenannte weiße Ge- binden, welcke z. Th. auch in anderen
schwülste, 372. I. 121. Insbesondere im Sckragen sich vorfinden, und teils auf
Kniegelenk, weiße Kniegeschwulft, turne»:- Benemen und Handeln innerhalb wie
außerhalb der Kumpanie und der Gelage
Geschwür, vgl. russ. >mpeü und Mveix». sich beziehen, teils auf das Verhalten ge-
, Bei uns oft in der Bedeutung: Citer- genüber ihren Lebrjungcn u. s. w.
bläschcn größerer Art, Hundsnagcl; Ge- Gescllenamt. Die Gesellen ein und
schwürchcn, kleines Citcrbläschen. Was derselben Zunft wälen den Gcscllcnwal-
die Aerztc Geschwür (nleu,?) nennen, mann und zwei Bevollmächtigte, die
heißt im gewönlichcn Leben Wunde oder zusammen dos Gescllenamt bilden und
Sckadcn. vom eigenen Zunftamt bestätigt werden.
Gesechs, das, Gesammtbeit von 6 I n Riga.
Dingen. Gesellenbier. Wan ein Gesellen-Bier
Gesell. I n dieser verkürzten Gestal- oder sonst der St. Lucas gefeiert oder
tung ausnamlos ein Handwcrksgebilfe, gebaltcu wird, 174. l>87. 171. I n
350 Gesellenbraten — Gesellschaft«««..
Grimms Wtb. nur auf Bauern sich be- Gesellenschaft. Sammtliche Gesellen
ziehend. einer Zunft bilden eine Innung, Ge-
Gesellenbraten. Der sog. G., eine nossenschaft, Brüderschaft oder Gesellen-
absonderliche Mahlzeit sür die Gesellen, schaft, 233. 4 ; ein sog. Herbergsvater,
welche der Meister gewordene gibt, 252. gewählt von der Gesellenschaft, 233. 34;
I n Grimms Wtb. in anderer Bedeutung. die Gesellen der sog. kleinen Handswerks-
Gesellenbrief. Das Amt ertheilt Ge- ämter können sich aufnehmen lassen in
sellen- und Meisterbriefe, 237. die Gesellenschaft der sog. großen Aemter,
Gesellenbuch. Das in Pergament ge- ebda; der Vorstand der Gesellenschaft
bundene G. der rigaschen Glaser umfaßt besteht aus 2 Meistern, welche Laden-
den Zeitraum von 1583—1692, 174. meister genannt werden, ebda 6; die
1887. 170 und 172. Zu Grimms Wtb. Stulmacher-Gesellenschaft, rig. Zeitung
Gesellenherberge. Wann der fremde 1866. 40; zur Geschichte der Glaser-
Geselle ins Amtshaus öder Gesellend er- gesellenschaft, 174. 1887. 172; an der
borge gefordert werden soll, 266; auf Spitze der Gesellenschaft stand der Büch-
der G. soll allemahl eine schwarze Tafel senschaffer, ebda 173. vgl. 174. 1876.
ausgehänget werden, auf der die Namen 404. Zu Grimms Wtb.
derjenigen, welche sich verbrochen haben, Gesellenschragen, der.
gezeichnet werden sollen, ebda. Zu Gesellenverband, 174. 1887. 173.
Grimms Wtb. Gesellenwalmann. s. Gesellenamt.
Gesellenkiug. I n der Gesellenrollc Gesellschaft, öfters f. Gesellenschaft.
des rig Festbäckeramtcs von 1654 heißt Die Bäckergefellschaft, 361. 1871. 4 ;
es: mit keinem, der wider das Amt ist, die zünftige Maurer-Gesellschaft wird
soll ein Gesell Gemeinschaft haben, oder hiermit aufgefordert, am Sonntag, den
sie auf den Gesellenkrug führen, 174. 17. Juli, zum Iohannis-Quartal in
1825. 143; der Gesellenkrug war die der Herberge erscheinen zu wollen, rig.
Herberge der Gesellen, ebda 141—143. Tageblatt 1894. 159.
Gestllenrslle. Das rigasche Feftbäcker- gesellschaftensich,sichafsociiren.
amt erhielt eine erneuerte Gesellenrollc Gesellschaftung, Association.
im I . 1654. vgl. 174. 1825. 142.
g e s c k w i l l e n - - G e s e l l c n b i er. 349
Schwerte. So schon auf dem Titel des in der vollen (Geselle) dagegen aus-
Ceumernschen Theatridion von 1690. namlos Gefärter, Genosse, Gehilfe. Wir
geschwillen,schwellen. Wenn ein Schaaf sprechen daher: Zimmergescll, Maurer-
geschwillct. 412. 47. gesell im Nominativ und auch im Accu-
geschwind, vgl. russ. mniniw und fativ, im Genetiv und Dativ aber: Ge-
m»UMiii, altn. «viclr, engl, invift. sellen. I n dem Krevgeschen Schrägen
Geschwister, das. I . G. Kohl (189) v. 1390 lRiga, kommt das Wort Gesell
fürt an, daß in Todesanzeigen es bei uns in der Schreibung zcelle und gbezelle
heiße: der Vater und das Geschwister; im einige Mal vor. I n Bezug auf die
Namen des Geschwisters; er meint, daß verschiedenen Vermutungen, welche es
diese sonderbare Ausdrucksweisc eine aus- veranlasst bat <vgl. 196. 1885. S. 32;
schließlich livländische sei. — I n dieser 475. S . 95; 174. 1892. S . 270», ist
Behauptung irrt er in zwiefacher Hin- zu berücksichtigen, daß Geselle in der
sicht. Erftlick verallgemeinert er das, Bedeutung Handwcrksgehilfe, obwol schon
was er in Kurland hörte, auf Livland; im 14. Jahrhundert aufkommend, doch
zweitens wußte er nicht, daß diese kur- erst im 15. sichere Belege gewart, so
ländische Ausdrucksweise auch in Deutsch- in der Freiberger Stadtchronik um 1440,
land vorgekommen ist und vorkommt, vgl. um 1450, 1465 u. s. w. Es dürfte daber
Grimms Wtb. 2) 2. d. 0. I n Livland sehr zweifelhaft sein, daß Gesell in dem
ist dieser Gebrauch vollkommen unbe- Schrägen v. 1390 Handwerksgebilfe im
kannt und erscheint seltsam. heutigen Sinn bedeutet, um so zweifel-
Geschwisterschaft, die. Die Gleich- hafter, da in jener Zeit der Ausdruck
stellung der Brüder und Schwestern bei Knecht vorkommt. Auf die richtige Be-
der Theilung des Nachlasses eines Gefin- deutung leitet der im Schrägen v. 1390
dewirthen müsse nothwendig bei etwas begegnende Ausdruck Mann, welcher auch
zahlreicherer Geschwisterschaft zur Ueber- in anderen Schrägen jener Zeit vor-
schuldung des Bauernguts durch den im kommt, z. B. im Schmideschragen v. 13d2,
Besitz verbleibenden männlichen Erben und nichts anderes als Meister bezeichnet,
führen, rig. Tageblatt 1894. 97. z. B. welk man eenen Jungen untpbfevt;
ock fo mach ecn man eenen leer J u n t e n
geschworen. Daß er sich unterstanden, untvbaen. Gesell ist daher im Krcvgcicken
einen heimlichen gefchworenen Ratb aus Sckragen als Zunft- oder Amtsgcnofse,
der Bürgerschaft dienstpflichtig zu machen, als Zunft- oder Amtsmcifter, aufzufassen;
349. V I I . 4 ; mit seinem geschworenen die eigentlichen Gesellen oder Gehilfen
Kammer-Ratb seine Praktiken fortsetzen, der Amtsmcifter werden im Schrägen von
ebda. I n welcher Bedeutung? 1390 Leir- oder Lecr-Iunghe, auch schlecht-
Geschworener, ein. Der Geschworene weg Iunghe genannt. Aus dem gleichen
N., 172. 1785. 445, soldatischer Diener Gebrauch von Gesell und Mann ist übri-
einer Kronsbehörde, Bchördendiener, ins- gens nicht zu schließen, daß sich die Mei-
besondere in Renteien, nach russ. npu- ster Gesellen genannt haben, sondern daß
ninuuü. Dafür in 4d6. 1688. 14: Ver- Gesell im allgemeinen Sinn von Hand-
eidigter. werks-odcrAmtsgcnossegenommen werden
Geschwörk, das, Negengewölk, Regen- muß, d. b. Amtsmcifter. Bei der Auf-
wolke, Lange und Stender; auch Ge- name in die Kreygefche Kumpanic muffte
witter, Lange. sich der Gesell oder Amtsgenosse, der
Geschwül, das, Geschwülle, Geschwulst. Meister . . . an gewisse Verpflichtungen
Häßliche Geschwüle, 435. 84 und 85. binden, welche z. Tb. auch in anderen
Geschwulst. Sogenannte weiße Ge- Schrägen sich vorfinden, und teils auf
schwülste, 372.1. 121. Insbesondere im Benemen und Handeln innerhalb wie
Kniegelenk, weiße Kniegeschwulft, tumor außerhalb der Kumvanie und der Gelage
glllUL F6UU. sich beziehen, teils auf das Verhalten ge-
Geschwür, vgl. russ. ?Npeu und unLorul. genüber ihren Lchrjungen u. f. w.
Bei uns oft in der Bedeutung: Eiter-
bläschen größerer Art, Hundsnagel; Ge- Gesellenamt. Die Gesellen ein und
schwürchen, kleines Eiterbläschen. Was derselben Zunft wiilen den Gesellenwal-
die Aerzte Geschwür (uleus) nennen, mann und zwei Bevollmächtigte, die
heißt im gewönlicken Leben Wunde oder zusammen das Gesellenamt bilden und
Sckaden. vom eigenen Zunftamt bestätigt werden.
Gesechs, das, Gesammtheit von 6 I n Riga.
Dmgen. Gesellenbier. Wan ein Gesellen-Bier
Gesell. I n dieser verkürzten Gestal- oder sonst der St. Lucas gefeiert oder
tung ausnamlos ein Handwerksgehilfe, gehalten wird, 174. 1887. 17). I n
350 Gesellen braten — Gesinde.
Grimms Wtb. nur auf Bauern sich be- Höftediner. Gelobe und schwöre, daß
ziehend. ich bei dem Gesetzdieners-Dienst mich
Gesellenbraten. Der sog. G., eine treu und redlich verhalten werde, Vo.
absonderliche Mahlzeit für die Gesellen, des rig. Rats v. 1659; Andres Grönaft
welche der Meister gewordene gibt, 252. Gesctzdiener, 477. 188; die Gesetzdiener
I n Grimms Wtb. in anderer Bedeutung. sollen laut ihrem Eide von 1722 an
Gesellenbrief. Das Amt ertheilt Ge- Essen oder Consitüren von Hochzeiten
sellen- und Meisterbriefe, 237. keinen sog. Knup oder dergleichen Vor-
Gesellenbuch. Das in Pergament ge- ratb mit nach Hause nehmen; der ver»
bundene G- der rigaschen Glaser umfaßt storbene Raths- und Gesetzdiener, 172.
den Zeitraum von 1583- 1692, 174. 1772; die Ansage des Abftcrbcns eines
1887. 170 und 172. Zu Grimms Wtb. Burgcmeifters oder Rathsherrn geschieht
Gesellenherberge. Wann der fremde durch den Gesctzdiener, 174. 1883. 89.
Geselle ins Amtshaus oder Gesellenher- I . 1800. s. Gesetzgericht.
bcrge gefordert werden soll, 266; auf gesetzfrei. Da dergleichen Hochzeiten
der O. soll allemabl eine schwarze Tafel Gesetzfreu zu sein vmtendiren, 174.1891.
ausgebänget werden, auf der die Namen 235 und d. Anfang d. i u . Iahrh. Zu
derjenigen, welche ficb verbrochen haben, Grimms Wtb.
gezeichnet werden sollen, ebda. Zu Gesetzgericht. Das G. in Riga bestand
Grimms Wtb. aus einem Bürgermeister und 2 Raths-
Gesellenkrug. I n der Gcsellenrolle herren; es hatte die Aufficht über O r d -
des rig. Feftbäckeramtes von 1654 heißt nung, Sitte und Lurus bei Hockzeiten,
es: nnt keinem, der wider das Amt ist, Gelagen, Feierlichkeiten, 350. X I V . 2 ;
soll ein Gesell Gemeinschaft haben, oder das Gesetz- und Polizeigericht in Riga,
sie auf den Gcsellcnkrug führen, 174. 172. 1798. 151.
1d27> 143; der Gesellenkrug war die Gesetzherr, Mitglied des Gesetzgerichts,
Herberge der Gesellen, ebda 141—143. ein Burgemeistcr oder Rathsherr. M a n
Gesellenrolle. Das rigasckc Fcftbäckcr- hatte in Riga einen Ober- und einen
amt erhielt eine erneuerte Gcsellenrolle Untergesctzberrn.
im I . 1654. vgl. 174. 1«25. 142. Gesetzherrschaft, Amt oder Stellung
Gesellenschaft. Sämmtliche Gesellen eines Gesctzherren. Nachdem E. E. Ratli
einer Zunft bilden eine I n n u n g , Ge- ihm (dem Melchior Dreiling) die Gesetz-
nossenschaft, Brüderschaft oder Gescllen- Herrschaft aufgetragen, Vo des rig. Rats
schaft, 233. 4 ; ein sog. Herbergsvater, v. 1659; die Amts-, Wett- und Gesetz-
gewählt von der Gesellcnschaft; 233. 3 4 ; herrschaft (in Dorvat), 180. I I I . 3.1.166.
die Gesellen der sog. kleinen Handwcrts- Gesetzliche, das. Das G. wahrnehmen,
ämter können sich aufnehmen lassen in 154. I I . 338. Zu Grimms Wtb.
die Gesellenschaft der sog. großen Aemter, Gesetzpredigt, für die Beamten des
ebda; der Vorstand der Gesellcnschaft rigischen Rats, Iuftizvredigt. Zu Grimms
besteht aus 2 Meistern, welche Laden- Wtb.
meiftcr genannt werden, ebda 6 ; die gesetzt. Kerl, klein von Wachsthum,
Stulmachcr-Gesellenschaft, rig. Zeitung dabei aber etwas gesetzt, 172. 1772. 264;
1866. 40; zur Geschichte der Glaser- groß und gesetzt von Statur, 172.1779.
gcsellensckaft, 174. 1887. 172; an der 215; von gesetzter starker Statur, 172.
Spitze der Gesellenscbaft stand der Büch- 1766. 232. Jetzt kaum! Zu GrimmS
senschaffer, ebda 173. vgl. 174. 1876. Wtb.
404. Z u Grimms Wtb. Geficht. Sie ziehen ein Geficht, 321.
Gesellenschragen, der. 52, verziehen es. — Gesichter schneiden,
Gesellenverband, 174. 1687. 173. Grimassen machen. — Ein glattes Ge-
Gesellenwalmlmn. s. Gesellenamt. ficht haben, treu und ehrlich erscheinen.
Gesellschaft, öfters f. Gesellenschaft. Gesichterschncider, der, ssriinaeisr.
Die Bäckergesellschaft, 361. 1871. 4 ; Gesichtstuch. Gefichtstücher heißen in
die zünftige Maurer-Gesellschaft wird Riga jetzt die Handtücher; zum Unter-
hiermit aufgefordert, am Sonntag, den schied von Kückenhandtüchern.
17. J u l i , zum Iohannis-Quartal in Gesieben, das, eine Gesammtheit von
der Herberge erscheinen zu wollen, rig. 7 Gegenständen.
Tageblatt 1894. 159. Gefinde, das. 1) Bauerhof, Bauerhaus
gesellschaften, sich, sich associiren. mit den dazu gehörigen Ländereien; in
Gesellschllftung, Association. 154. I . 165 erklärt: das im Nießbrauch
Gesetzdiner. Die Gesetzdiner in Riga eines Wirthcs befindliche Land — die
hatten die Obliegenheiten der früheren Wirthc mögen mit ihren Angehörigen
Gesindebadstube — Gesindesgebäude. 351
Gefindesgcrechtigkeiten, 396.1664. IX. 2.I3 alse men äat «et to den s^äen
1. 19. FOZpoläkt verk. Spolden — spalten?
Gesindesinhaber. Von der Steuer ent- Gesse, die Pflanzenfamilie.
fielen auf die G. 2485 Rubel, 361. Gessel, das, auck Gässel und Gössel,
1878. 288. junge Gans. I n Grimms Wtb. nur aus
Gesindesländereien, 147. Bock, Hennig und Frifckbier l Preußen).
Gefind esrente. Der Betrag der Ge- Bei uns schon im 17. Jahrhundert. Die
sindesrente 396. 1864. IX. 1. 27. Göfselen, 328. 180; Gessele, ebda 208;
Gesind esiige. Gösslein, Gessclein und Gössele, ebda.
Gesindestelle. Gesinde. Das im Nieß- Ein so erkranktes Gessel, 176. 1837. 58;
brauch eines Bauerwirts befindliche Land, die Gesseln befallen, ebda.
390c. 54; Pachtftelle auf dem Lande, Noch kleinere junge Gänfc heißen
Bauergut, ebda 66. Gesindftellcn, 349. Gcsselcken. — Bildlich: kleines, einfäl-
V . 2; feine Gesindeftelle aufsagen, 183; tiges Mädchen. Sic ist ein Gessel oder
feine Gesindeftelle abgeben, 183; diese, Gessclchcn.
keiner Gesindeftelle angeschriebenen, Ho- Gesselblume, in Grimms Wtb. nack
fcsleute, 147. Nemnich rannucnwZ ssearia. Sonst auch
Gtfindestreustück, 183. lHßliäoinum mwuL, z. B. in Thibauts
Gefindestube, nur auf Landgütern, die stanz. Wörterbuch v. 1857.
Stube für die Knechte und Mägde, 190.9b. gessig, zu einer Pssanzcnfamilie gehö-
Gesindeswiit, Halenmann, 347. I. 2. rend, f. bindlaufgefsig u. sippig.
114 u. 376. gest » — j , jäst. Eine gefte Kuh, rig.
Gesindeswirtschaft, f. Gesindewirtschaft. Ztg. 1658. 272.
Gesindeverträge, 154. I I . 251. gestachelt, Hübnerhund mit braun ge-
Gefindeviehftall, 174. 1822. 96. ftackelten Fleckens rig. Ztg. 1876.189.
Gesindewackenbuck. Gcsindeswakken- Gestacker, das, Gerüttel auf unebenem
biichcr, welche die Verpachtungen der Wege. Ziebt vor einen Ausfiug aufs
einzelnen Bauergcsinder enthalten, 147. Land dem „Geftacker" über das Pflaster
Gefindewirt, Besitzer eines Bauer- in einem Nagen, rig. Tagebl. 1892.112.
Gesindes oder Baucrgehöfcs, Hupel; Gestalt, Wucks. vgl. russ. ci'ini,.
mancher Kirckenbettler lebt glücklicher als geftaltsam. Gestaltsam meines einfäl-
ein armer Gcsindewirtb, 182. I. 582. tigen Eracktens. 349, I V . 11.
Gesindewirtschaft. I n Livland rechnet gestanden. Der in Kronsdicnsten ge-
man alle Gebictsleute zu den Gcsinde- standene Rrntmeister.
wirthschaftcn. gestatten. Euer f. Gn. nicht aus der
Gesindcwonung, die. Moskau geftaden. 351. X V I I , nicht weg-
Gesip, das, Sumpf. Ein Gesib, das lassen. Oft. - Einen Gesellen nickt zur
sich mit Strauch nickt willstopfenlassen, Arbeit gestatten, 240, zu arbeiten nicht
328.124; kommt man im Tbammschlagen erlauben. — Ohne Zoll frei vorbei ge-
auf ein Gesib, ebda 106; die Feistigkeit statten, 192. 8. I . 1570, vorbeizufaren.
des Mists vcrflcusst mit dem Schnee- gestehen, für zugestehen. Daß der Edel-
wasser in den Gcsipten oder Gebrecktcn, mann anstatt der abgehenden Spillung
329. 22. vgl. Siv u. Sipc. dem Kaufmann 3 Lof vor 100 gestehen
gesitten, civilisircn. und gut thun foll, 349. I I . I . 1662.
Gesittung, eines Volkes, Eivilifirung. gestern. Gestern Abend wird häufig
Gespann- oder Pferdetag, Tagesarbeit gebrochen: gefter' Abend. — Nicht von
eines Menschen zusammen mit einem gestern sein, kein Neuling, nicht uner-
Pferde oder zwei Ochsen, 366. Ein faren. Gew. I n Grimms Wtb. nur aus
Gcspanntag wird abgelöst mit 2 5 ^ Ko- Strodtmann.- ne is uieu vau gestern.
peken, ein Handtag mit 10 Kopeken, ein Gesticht, das, st. Geftift oder Gestifte,
Gespann- und ein Handtag zusammen Stift, Erzftift. Das Gestychte zu Rvgc,
mit 37^,7 Kopeken, 175. 1856. 838; ein 196. I I . 334. I . 1449.
Gcspanntag mit Ochfen, mit 2 Pferden, gestört, leicht geisteskrank. Gew.
ebda. Gespanntage leisten, ebda. vgl. Gestörtheit, Zustand von leichter Geistes-
Anspann- und Pferdetag. krankheit.
Gesperr, das, Art Wagen. Ein halb gestreckt. Ein gewölbter und ein ge-
Gesperr, 172. 1778. 101; ein Halbge- streckter Keller, 172.1777.322 u. oft, dessen
sperr, ebda 61. vgl. Halbgesperr. Decke von Strcckbalten gebildet wird.
gespolet Werk, 242. I . 1588; in Gestrengigkeit und Achtbarkeit war eine
demselben Kürscknerschragen v. 1397. 25: Titulatur der polnischen Gesandten, 335.
ilem Vau 6en i-u^Fen uucle dukeu, 166 u. 167.1.1570. vgl. Grimms Wtb. 1).
gestrichen - Getreib. 353
I n Livland ist das Zw.schen-H meist wenn ein Fuchs, ha Lett, wenn ein grauer
stumm, und wir sprechen (5-e, Hö-e, ho-e, Hase, ha Lif, wenn ein llvlcindlscher.vase,
ho-er, se-en, blu-en, ne-en st. E-He, ha Lang, wenn ein Elenn sich zeigt. Vgl.
Ho-He u. s. w. Nur diejenigen, dre sich Flick und Ful. — I n diesem ha tonnte
einer gemalteren Aussprache besieisngen, man versucht sein das französische nure
lassen dies Zwischen-h hören. Ob die i ^ hussa zu enenoen, besondere weil
letztere Aussprache richtiger ist, tonnte französische Iagdausdrücke große Verbrei-
auf Grund des Grimmschen Wörter- tung gefunden haben. Bei Franzosen ist
buchs bestritten worden, welches behauptet, l>ar<> 1,'vrn'l cm Ennunterungsruf für die
dass das h m sehen, blühen, ziehen, Windhunde bei Hetzjagden und Kare Icmu
höher u. a. stumm sei. Doch kann diese bei Wolfsjagden ein Zuruf an die Hunde,
Behauptung durchaus nicht auf allge: wenn der Wolf sich sehen lasst.
merne Gültigreit Anspruch machen. haha, unqew. f. aha. — Hahaha, bei
Für unedel wird die Sprechweise verspottendem Auslachen. Hahaha dieses
angesehen, welche das nn Allgemeinen alberne Ansinnen'.
stumme h zu einem j übergehen lässt. haben. I m Particip gebraucht die
Man Hort dann zie-jen f. ziehen, Nei-je nnedele Sprechweise oft: aehatt st. gehabt;
f. Reihe, Mü-je und mu-jen f. Muhe und außerdem st. harte ufr hatte oder hart',
mühen, sprü-jen f. sprühen, ho-jer und wie auch wunte uud muffte st. konnte
erho-jen f. hoher und erhohen, blu-jen f. und muffte. Ich hätte kein Geld, st. hatte.
blichen, blü-jcnde Gewächse, bni-jend heiß, Heumng j195) gebraucht meist hatte st.
verzei-jen f. verzeihen, Hö-je und Hogoe hatte. Eine oberdeutsche Form, die durch-
f. Hohe, e-jer f. eher, E-je f. Ehe, nä-jen aus mcht blos liulündisch oder als Ver-
f. nahen. Hiezu gehört auch die Aus- wechselung des Conjunctivs mit dem I n -
sprache: es zrecht f. zieht. dicativ anzusehen ist. Öfters .begegnet
Von deutschsprechenden Letten wird, wie sie selbst ln Gvthe: hält auf dem Haupt
oft auch von Franzosen, ein h angebracht, nnen Ahremrcmz; er hätt ein Auge treu
wo es fehlt s.Hn st. Ei), und abgestoßen, und klug. Vgl. Grimms Wtb. Sp. 47
wo es vorhanden ist sEi st. Heu). Hieran und 49. — Auch aus .Kurland von Kru-
kann zuweilen die Nationalität eriannt ger »319» bezeugt und aus dem nd.
werden, die sich bei gebildeten Letten, ertlärt: T u Heft st. hattest, ich hart st.
welche der deutschen Sprache vollkommen hatte; ich hätt tenie Zeit.
mächtig find, sonst durch nichts veliät. Haben nnt dem Infinitiv. Ich habe
U) als Zeichen auf Heringstonnen, Wäsche hängen; ich habe bei ihm Geld
bezeichnet holländische Kernige, wie A einstehen; ich habe Geld zu empfangen.
nordische oder Norder, 8 schwedische und Kalt, warm, heiß, tul haben soll nach
^ Uhlburger. — Bei den Aschwrackern Einigen dem Franzosischen nachgebildet
bezeichnet U Hausasche. — Bei Flachsen und sogar unseren Provinzen eigentüm-
bezeichnet UV Hofsdreibaud, UMV Hofs- lich fern. Beides ein Irrtum. ual.Ginnms
dreibandwrack. Daher auch UV Märten. Wtb. Sp. 62 e.
Für 2VMarken zeigte sich mehr Vegehr, Etwas haben. Aus der geringsten Ver-
rig. Ztg. 18«3. anlassung gleich etwas haben, d. h. lei-
ha, in dem Iagdruf ha Lett, ha Ful dend werden, trank werden, vgl. Grimms
u. s. w. Unser Ha Lang! — Ha Fuck! Wtb. Sp. 62: es haben.
— .Ha Bar! — 5a Schav! - Ha Fühl! Lebend haben, todt haben. Sie sdie
— Ha Lett! - erschallen lassen, 332. I I . Mutter) hat 3 Kinder lebend, 2 todt,
11—12; Ha Fühl! Ha Lett! Ha Liep! d. h. von ihren Kindern leben 3, sind 2
Ha Schap'.Hll Baal! Ha Lang! Ha Berg- todt; sie hat 2 Kinder tränt, d. h. 2 ihrer
mann! ebda.; wessen Nacht ihm! wessen Kinder sind trank.
Ha Fühl war schallender als das Genüge? Wer viel hat, lasst lang hängen, Sprw ,
ebda. IV. 23. Wenn ein kräftiges Ha Lett d. h. wer reich ist, zeigt es. Namentlich
oder Ha Fühl ertönt, rig. Ztg. 1864. 95. auch von Frauen, welche nnt ihren Schlep-
Ha Nar wird gerufen, wenn ein Bär sich pen dre Straßen fegen, oder Schleppen
zeigt, ha Flick, wenn ein Reh, ha Fühl, tragen, vgl. Gnmms Wtb. 452.
30
466 habend — Hacken
habend. I n allen ihren derzeit haben- Habichtsauge, Faltenauge, scharfes
den und lunfttgen Gutern, NL LR 147, Auge
d h rn den Gutern, die sie fetzt haben, hach, s«), Ausruf zwischen ach und
solche scme habende Vollmacht ließ ei, ha stehend hach, wie wird der ankom-
215 587, wurde sich Jemand ohne haben- men subel fahren)' Hach, wie kann das
der Vollmacht, 148, d h ohne Vollmacht sein?' Gew
zu haben, der Friedensbote mit dem bei H«chachäh, gespr ha—cha—cha, berm
sich habend,.n Gerold, 350 257, mit Auslachen hachacha, was kannst du nur
fernem bei sich habenden Knegsvolte, thun^'
215 268, ber der zu habenden Azusti- Hächster, was höchster, Heister
rung dre Iahrzahl unterbrennen, 135, O«ck und Pack 1) Gesammtheit von
d h vorzunehmenden Sachen und Habseligkeiten Sie zogen
Habemchts. Em Herr, eine Frau von davon mit h u P , d h mit allem,
Habenichts, em Habenichts Seit Langem, was sie hatten, mit Sack und Pack Gew
vgl Grimms Wtb und schon Bergmann und hupel Grnnms
Haber, der gcwonliche Ausdruck für Wtb fuhrt hack und Pack nur aus der
das in der gemalteren Sprechweise und Altmart an, sonst aus anderen Gegenden,
rn der Schriftsprache übliche Hafer wie auch das bremische Wtb aus Lübeck
Kaber, in der Zusammensetzung ge- hack und Mack, was wir nicht kennen
wisser Gewachsnamen Die rn Grmims Die Bedeutung von etwas Verwirrtes,
Wtb gegebene Erklärung ist umvahr- durch einander Gemengtes, Verwirrung,
fcheinllch, sugllcher lasstsichHaber zurück- wie Grnnms Wtb anf, ist hrer unbe-
fuhren aus aber, after, d h falsch Dem- kannt — 2) einfache Leute, Packzeug
nach ^aberraute, falsche unechte Raute, Auch hack- und Packzeug I m brem
habrrklnche, Haber- oder Eberesche, d h Wtb hat un Mai pöbelhafte Gesellschaft,
«nachte der Esche ähnlicher Baum, haber- schlechte Leute durcheinander, hak bedeute,
pflaume Haberrose wird da bemerkt, vermutlich ernen schlech-
Haberbön und Haberbün, dre, hafer- ten geringen Menschen
boden «nckhrngen auf den Stall an die .Hacke, die, fuhrt hupel auf st Ferse
Kaberbien, 349 XXII 2, den habern- und bezeichnet das Wort als pöbelhaft
buhn inwendig mit Brettern bekleiden, smlt welcher Bezeichnung er übrigens
349 XXII ^ recht freigebig ist) Die hacke ist i.ekt
Habcrenden. I n cmem Wirtschafts. selten und dafür fast durchweg der
bück aus d vorig Iahrh auf eine hacken
Bmtgans wird 7 stulmrt gute Haber- Hackelsen, das Diejenigen, welche die
Enden in Ausgabe zugestanden Unterhaltung der Wrack-, Zahlen- und
.Haberheu, s .haferheu hackeisen für die I 1866—68 überneh-
Hllbertasten. Er geht darauf los, wie men wollen, iig Ztg 1866 13 und m
der Bock auf den hllbertasten Nach 325 390 I 1870
Bei Strodtmann nn Iä,ot 08nad 82 em Hackel, die, st Hachel, Achel, Granne
ähnliches vgl Grrmms Wtb einer Are
Haberlnlllt, der, fuhrt Bergmann auf, Hackel. st Häcksel, bei Bergmann Heckel.
st Hafersack, Futtersack Selten
häckeln st häkeln
Oabersäm, der, haferseim, Haferschleim,
haferwelg, habertumm Habersenn und Hackels, das, st Häcksel hackels schnei-
haberwelg ber uns unbekannt Sam 112: den lassen, 349 XXII 1 I m brem Wtb
Tumm, sämig — tummig halkels
Oackelwerl und Hackelwerler, s Hakel-
Oabertumm, der, habergrutzabfud, weri
habersam, habcrsuppe Bei Bergmann hacken, auf einen, losziehen, einen
und hupcl erklärt HabergruHsuppe Eme angreifen mit allerlei Bemerkungen Auch
qewonllche Speise, bestehend in einem gegen einen, an einem hacken Er hat
durch ein Sieb gelassenen Absud von stets an ihm zu hacken, d h ihn tadelnd
Hafergrütze, gewonlich mit Zuthat von zu besprechen I n Grimms Wtb unter
Pflaumen, Rosinen und Knackerchen — 1) schlagen gebracht, ist aber wol unter
Die Betonung fallt auf Tumm 2) hacken der Vogel zu reihen
Habgern, der, der alles, was er steht, Hacken, der, m Riga und Llvlcmd fast
haben mogte Bei hupel nach Bergmann, durchweg für das in Grimms Wtb als
Bergmann und Stender erklaren hab- m Deutschland übliche , hacke (am Fuß,
suchtiger I n Grrmms Wtb habegern an Strumpfen und Stifeln) Einen
Hacken-Elend — Hafen. 46?
Hacken in einen Strumpf einstricken; der Hackfrucht. I n Grimms Wtb. Hacke-
Hacken des Stifels. Absatz. frucht und erst vom I . 1N42 angef. Hier
Von Kacken zu Nacken, von Hacken bis früher. Hackefrüchte, 176. 1«30. 175;
zum Nacken, d. h. vom Kopf bis Fuß. vom Behacken, nach dem man die Kar-
Gew. I n Grimms Wtb. von den Hacken toffel eine Hackfrucht nennt, 176. 1334.
bis zum Nacken, — was auch hier zu 3 1 ; Hackfruchtbau, 201 und 448.
hören. hackifl, hacksüchng, geneigt, auf andere
Auf Hacken und Nacken einem nach zu hacken.
sein oder nachgehen, d. h. immer hinter Hacklol, der, gehackter, gesäuerter Kopf-
ihm her sein. Dem Dienstmädchen muss kol, namentlich zu saueren Kolsuppen,
man am H. u. N. nach sein, sonst macht entgegen dem geschärften Kol. Sckon
sie alles verlehrt. I n Grimms Wtb.: Hupel.
einem auf der Hacke sein. Hackmesser, das, st. des hier unge-
Ter eine sitzt ihm auf dem Nacken, der bräuchlichen, in Grimms Wtb. nufgef.
andere auf dem Hacken, d. h. man drängt Hackemesser. Schon 172. 1780.
ihn von allen Seiten, drängt und quält Hackpastetchen, Pastetchen mit gehack-
ihn. tem Fleisch gefüllt. Hupel.
HackenElend. Sin Hospital — dieses Hackstück, bei Fleischern, was Hacken-
Hackeneiend, Fersenschleppe emes jeden stiick.
Heerzuges, N . v. Dah! in einem Briefe Hacksucht, Geneigtheit, auf andere zu
aus d. I . 1840 in rig. Ztg. 1^73. 96. hacken.
d. h. Elend, das jedem Heerzugc auf hacksüchtig, was hackig.
den Hacken folgt, sich dessen'Fersen nach- Hackstein, Stück zerhackten, zerschlagenen
schleppt. Granitsteins. Selbst der kleinste der
hllckenrein, vom Rindvieh. Ter Ochse Hcill'steine hätte noch einmal durchge-
muß hackenrein sein, 270. schlagen werden müssen, rig. Ztg. I87.i.
hackenscheu, von Pferden. Schon bei 204. Hacksteine — Schotter, Malm.
Hupel in 444. Hade. Dies Wort steht in der Nol-
Hackentreter, — i n , Person, die beim marschen Absprache H 24, bei Arndt «'179.
Gehen weniger auf den vorderen Theil II. 172^. Von Gadebusch <32ö) angef.
des Fußes oder auf die Sole, als auf Haben, der, Buchweizen, polveonum
den Hinteren, die Ferse, tritt. tÄZovvrnw, 434. 217.
hackerig. Nur in d. Verb.: hickerig und Haderlss, IvNiuacliia, Friedlose, 434.
hackerig, oder hickrig und hackrig, d. h. 117.
nicht eben, nicht glatt, gleichsam höckerig. Hafen, für Topf, Geschirr, hier unbe-
Das Brot hickerig u. h. schneiden; die kannt.
Eisfläche, der Bach ist hickrig und hackrig; Hafen. 1) Das Wort wurde in den
das Brett ist h. u. h. behauen. ältesten Zeiten gleichbedeutend mit dem-
Häckerlingsbanl,st.Häckselbant. Schon jenigen Theil eines schiffbaren Flusses
Bergmann. gebraucht, welcher einen Hafenplatz bot.
Hackern, 1^ hapern, nicht vorwärts So heißt es in der rig. Ur'i. v. 1211
gehen. Es hackert mit dem Geschäft. Bischof Alberts: 8o Verlanen n)' äeu Ivosp-
Schon Lange und Hupel. Bei Stender: luüeu äe Vüue un andere vHi'eu. in I^ien"-
nicht fort wollen. — 2) hickern und lauü, und im lateinischen Texte: in«--
Hackern, an etwas, hacken mit einem Beil catoribnZ, vunam et c^teros poituz l.i-
oder Messer. An dem Fleisch hickern und voniae t're,MntHntibn8. Ferner in einer
Hackern und es nicht sglatt) durchhauen rig. Urk. v. 1299: portus Ri'32, äictu»,
tonnen; an dem Ballen hickern und d. h. der Rigebach. Daher ist unter
Hackern, statt ihn glatt zu behauen. ,.livländischer Hafen" oder Dünahafen die
Hackern, auch hälern, 1^ hapern. Es Dünn, vorzugsweise aber die Mündung
hiickerte hier, es hiickerte da, d. h. die der Dünn, weil hier der anfängliche Ha-
Sache stockte hier, stockte da, ging nicht fen sich befand, ebenso unter Semgalli-
recht vorwärts. — 2) aufgehalten wer- scher Hafen die lurländische Aa zu ver-
den, hängen bleiben, vgl. anhäckern. Das stehen. Unsere Geschichtsschreiber sprechen
Kleid hiickerte sich an das Rad und riss von der: Entdeckung oder Auffegelung
die Frau um. Namentlich in Verb, mit des livliind. Hafens, und von dem Ver-
bleiben. Das Kleid blieb Hackern am bot des Handels in dem semgalli scben
Nagel, am Wagenrads; er blieb Hackern Hafen. I n einer Urk. v. 31. Januar
in feiner Rede, d. h. stockte, konnte plötz- 1564, betreffend die Rechte der Stadt
lich nicht vorwärts. Riga auf dem Dünastrom, werden die
3(*
468 Häfen — haful.
Wörter Hafen und Munde der Dünn Hafenung, Hafnung, Haffnung, Haf-
gleichgesetzt. I n desselben (des Dunstro- fung, Hafen, Hafenstelle, Anfurt. Wie
mes) Munde oder Haue; die Munde oder der Zeit (damals) noch keine Haffnung
.baue; bei der Munde oder Haue u. öfter. oder Anfuhrt auf Liefland gewesen, 194.
— Namentlich aber hieß Hafen die rechte Nyenst. 13: Schifffahrt dahin; ihre Haf-
Seite des Dünastusses an seiner Mün- nungen, 195. Hennig Chr. 231, Häfen;
dung, weil hier eben der „Hafen" sich des Windaufchen Pforts und Haffung gute
befand. Daher: Der Hafen soll frei sein, acht zu haben, ebda. 280; die pernausche
was dawider in Dünamünde gebauet, Bäche mit einer feinen Hafnung, 200.
soll niedergerissen werden laut Vertrag I. 17. Die ungewöhnliche Haffnung und
v. 1482, 207. 165; der Hafen bei Düna- Kauffmannschaft des Adels abschaffen,
münde, ebda. 185. — Der sog. Hafen 344. 2. 38. Und oft in älteren Schr. —
von Riga liegt jetzt auf der linten Seite Die im brem. Wtb. für navenunF ange-
der Dünamündung bei dem Flecken Bol- gebene Bedeutung: eigentlich ein Ort,
deraa. Man unterscheidet daselbst den wo man gegen Wind und Regen gedeckt
äußeren Hafen und den inneren Hafen, ist, Bedeckung, Beschützung, weicht von der
vgl. 174. 1861. 138. 167. 168. 'Eine unseren einigermaßen ab.
gewönliche Schreibung war sonst Haven. Hafenverwalter. Bei dem Hafen in
2> Sehr gew. nennt man Hafen auch die Riga bestand ehemals ein H., ein Hllfen-
sog. Holzhafen. Da ein Theil der hie- diener und ein Eontroleur. vgl. 102. III.
sigen Häfen sin der Volderaa) geschla- Hafenzoll, wurde schon 1629 in Riga
gen (eingerichtet) worden und zur Nieder- zur Deckung der Kriegskosten von der
legung der Holzwaren befestigt wird, 172. Regirung erhoben, vgl. 347. II. 2. 182.
1806. 256; wenn die Häfen (m der Vol-
deraa) durch Stürme zerschlagen und die Hafergias. I n anderer Bed. als im
Holzivaren vertrieben werden, ebda. 755; Grimmschen Wtb. Das Ansehen des nach
au5 den Hciven Hölzer gegen den Strom dem Klee gebauten Hafergrases, 201. I.
nach den Hölmern hinaufziehen, 283. 455, d. h. des jungen aufgewachsenen
Hafers.
Häfen, der, st. Hefen. I n frischen ' Haff, das. Bwndis (194. 4) spricht
Häfen oder Varm, 329. 51. vom finnischen Haff, worunter er den
Hafenbach, der, und Hafenbiiche, die, finnischen Meerbusen zu verstehen scheint;
bei ^ibllu. I n der Hafenbäche zu Libau: Henning (195. Ehron. 255) von der
176. 1825. W. Ein Hafenbach war auch Dantziger Haffe. Hafen? M. Fuchs im
die Rige. roten Buch (195.'731) von den Ost-
Hllfenbllnte, die. I n Grimms Wtb. Seeschen Haffen. Häfen? Gadebusch (325)
nur: Hafenbau, aus d. vreuß. Jahrb. fürt Haff und Haft in gleicher Bed. an,
Bd. 22! — Über die Hafenbauten Rigas und bemerkt, dass „ein ihm unbekannter
das Neste in 364. S." 3« u. f. und ungedruckter Schriftsteller, der die
Hafencllpitän, hat in Volderaa die liest. Historie in Frage und Antwort
Oberaufsicht über die Hafenvolizei und verfasset hat, den finnischen Meerbusen
die Dienstpflichten der Lotsen :c. 318. 9. das finnische oder ehstnifche H a f t nennt,
vgl. 364a. S. 191. während die drei Hilfe sonst die bekann-
Hafencomptoir, Vesucherhaus. Ein neu ten sind: das große Haff in Pommern,
zu erbauendes H. am Tünaufer, rig. Ztg. das frische und das iurische Haff.
1860. Haftung, s. Hafenung.
Hafendiener, ehemals bei der rig. Haftel und Heftel, der wissenschaft-
Hafen- oder Anlagsverwaltung. liche Ausdruck für Vreze.
haften. Weil nichts will haften beim
Hafenmeister. I n Grimms Wtb. evütos
Rath. 349. IV. 11. I . 1613, verschlagen?
portorii. Hier: Angestellter im Zollamt
für Hafenzoll-Angelegenheiten. Das rig. haftig. Von K. Petersen gebraucht im
Zollamt zälte 1875 2 Hafenmeister mit inliind. Mus. u. Raupllch I. 3. 90: fühl
15 (Hafenmeister-) Gehilfen, das pernausche ich mein Herz nur wieder haftig. Sonst
2 Hafenmeister. ungebräuchlich.
Häftling, der, Verhaftete, Arrestant,
Oafeumündung,AusfiussstellederDüna. 174. 1870. 394. I n Oesterreich dafür
Die H. bis Ende des Fortcometdammes Häftling.
war mit Eis bedeckt. Haftung. I n H. nehmen, verhaften.
hafenstadtisch. Die hafenstiidtischen Kauf- I n landvogteil. Prot. Rigas v. 1590.
leute, rig. Ztg. 1866, d. h. welche in den Haftnugsveibindlichleit, 154. II. 399.
Häfen des Reichs sich aufhalten. haful, s. ha.
Hagdrüse — H a k e l w e r k . 469
Hagdrüse, Hageldrnse, großes Geschwür. hälelig, was heikelig. Dasselbe ist wol
Hupel in 444. vgl. in Grimms M b . Stenders: hiicklicht und weitläuftig. I n
Hegedrüse. Vei Lange: Hagedrüse. Grimms Wtb. hiitlich und hätlicht.
hageldick. Es h. bekommen od. kriegen, häkeln. Sobald sich das Maltz zusam-
derbe Vorwürfe od. Schläge. Gew. men Heckelt, soll man es außreiben und
.Hageldrüse, großes Geschwür. Hllpel nicht überwachsen lassen, sonst gibt es
in 444. vgl. Hagdrüse. Graßkinn, 328. 191.
Hagelsberg und Hagelshof. Die im Hätelmuster, Muster zu einer Häkel-
gewönlichen Leben übliche, doch falsche arbeit, rig. Ztg. 1871.
Benennung für Hagensberg oder Hagens- Hllkelwert, kleiner Flecken, bei einem
Hof. Schon in 223 ( I . 1657): Hagels Schloss oder auf einem Landgut; selbst
Hoff. Ferner in 350. XXV. 1. s I . 1746) eine kleine Vorstadt, Paelwcr't, von Pin-
und öfters in 352. XXVIII. und 349. ien umgebener Ort. Bergmann erklärt:
XVI. 7. Die richtige Benennung im ein ehemals umpfält gewesener Ort, Um-
17.Jahrb.: RufHagens Hoff,349. XXV. 1. pfll'lung. Hatelwerk bedeutet, sagt Gade-
I . 1668 9. busch (325), in Niedersachsen einen Zaun,
Hagelschnee, der. Wenn auf Graupen der so errichtet ist, daß er oben in- und
sd. i. Graupeln) oder Hagelschnee ander auswendig wie ein Haien aussieht und
Schnee fällt, 328. 60. — Jetzt: Hagel, etwa die Gestalt eines römischen X hat.
der dem Schnee ähnlich, halb Hagel, halb Die ersten deutschen Einwohner in Lief-
Schnee ist. lllnd kamen aus Niedersachsen her, und
Oagelstüm, der, Wetter, bei dem es wenn sie sich bei einem Schlosse nieder-
statt Schnee, Hagel stümt. ließen, versahen sie ihre Wohnplätze mit
solchen Hlllelwcrten. Oder man umgab
Häher. Die Benennung dieses „Spaß- den ganzen Wohnplatz bei einem Schlosse
vogels" unter den Vögeln stimmt über- oder einer Stadt mit einem gemein-
ein mit dem russischen, doch woher stam- schaftlichen Hai'clwerle. Daher Hatelwerk
menden? raspi., Harlequin, Spaßmacher. in Liefland eine Vorstadt oder Vorburg
Auch das lateinische xarrninZ hat etwas bis auf den heutigen Tag heißt, und
ähnliches; nd. Hager. sowol münd- als schriftlich gebraucht
shahl, 3, in Grimms Wtb. dürfte mit wird." — Limmer (363. 63 > sagt: die
hohl zusammenfallen.^ Bischöfe und Ritter legten bei ihren Bur-
Hahn u. a. s. Han. gen Städtchen an oder Flecken, welche
Hähster, der, Elster. Hupel. s. Hächster von ihrer Umgebung mit Pallisaden seine
und Heister. Umzäunung, im Altdeutschen K ^ oder
Hai, mit deutlichem ai gesprochen. 1) in Kack) Hakelwerte hießen.
Riga ist eine gew. Ra.: Hai sein, wild, Das Grimmsche Wtb. hat Hatelwerk
in Aufregung. Der war Hai! aufgeregt, in der Bed. von Umhegung, und bemerkt,
lam in Aufregung, war erstaunt. Da war dllss die Vegriffserweiterung in eine Art
oder hieß es Hai, d. h. rasch bei oer Vorwerk nur in Preußen und den deut-
Thllt sein. 2) Hai sein, gedrückter Stim- schen Ostseeprovinzen zu gelten scheint.
mung sein, 390a. 37. I n diesem Sinn Auch Schiller-Lübben's mnd. Wtb. t'ennt
von Bertram in 382 benutzt: Was sehen nur die Bed. von „Umzäunung eines
Sie heute so Hai und so tui aus, sitzen Grundstückes oder Gehöftes". Bei uns ist
Sie in der Patsche? Wenn nicht das diese Bedeutung unbekannt.
estn. nlüZe, krank, so entsprechend dem Hakelwerl, in Alnveke lilienel^ere. in
schwed. IlaH, erschrocken, bestürzt. der Urk. v. 1366 (399. I I . 755) n^Kil-
.Hainampfer, rumex sanFuinenz, 434. vercn (äi Fenlmtin vordiAntin <1ü8 Kaeliil-
200. verek äe3 Iinses vunenmnä'e), i n lat. Ur-
Hainmire, die, stellkria neinornin, 434. kunden zudurbiuill, stammt, nicht von hacken,
236. sondern von Kac oder IiaoK, Einhegung
Hainfchwingel, droNNL 28ver, rauhe mit Pfälen. I m 15. oder 16. Icchrh.
Trespe, 434.74. Auch t'estuca neterovnvlla, hatte fast jedes Schloß ein Hackelwert,
Wllldschwingel, ebda. 66. 174.1825.316. I n der Nähe der Schlösser
Haintrespe, dromuF ^sver, 434. 74. lag die sog. Vorburg oder das Hakel-
Hütchen. Das Sprüchw. lautet bei uns: werk, welches den Schloßbedienten, deut-
was ein gut (es) H. werden will, lrümmt schen Handwerkern, Krämern und Ge-
sich bei Zeiten. werbsleuten zum Aufenthalt diente, und
Häkelgarn, Garn zu Häkelarbeiten, rig. woraus sich dann die kleinen Städte
Ztg. 1871. Gew. bildeten. Aus dieser mit einem Pfahl-
470 Hakelwerk —Haken.
werte eingefassten Vorburg u. s. w. 190. unser Hakelwerk erinnert «der Hackel",
S. . . . I n Russow: Hackelwerk. Der den Go'eze in 373. 5. S. 453 und 461
Herausgeber erklärt: die vor oder unter anführt.
einer Burg angebauten Wohnungen, so Halelwerler, Bewoner eines Hakel-
benannt von der sie umgebenden Palli- werkes. Die Bürger und Hakelwerker,
sadenumzäunung. Die Einwohner des 350. X X I I . I . 1683; die bei den Schlös-
Weichbildes oder Hakelwerkes zu Wesen- sern wohnenden Hackelwerker, 182. I.
berg, Plettenbergs Bestätigung für Wesen- öfters in 180, im Sinne von Vorstädter
berg v. 1512. vgl. 367. 150. Am 20. No- sDorvats». Die Hakelwerker oder Vor-
vember 1621 schenkte Gustav Adolf der städter, 180. IV. 2. 653.
Stadt Riga das Gebiet und Hakelwerk Hlllen, der, früher oft Hacken oder
Lemsal, 347. II. 1. 21«. Vuddenbrock Haacken geschrieben. 1) die ursprüng-
s193.) sagt: Das schon im Ritterrechte liche Benennung des jetzt sog. Haken-
vorkommende Plattdeutsche Wort Palten pflugs. Arndt (179. I. 92) sagt: Haken,
Hecht ein vor einer Burg angebauter uncns, nannte man anfänglich, wegen
Platz, und wird am Zweckmäßigsten durch seines Haupttheils, einen Pflug, hernach
Hakclwerk, wie man es jetzt nennen ein Stück Landes, so viel nämlich 2 Pferde
würde, übersetzt. I n dem Maße, wie in einem Tage umackern rönnen. Berg-
Hcnelwerte anwachsen, werden sie all- mann (164) bemerkt: Haken, der eigent-
mälig zu Städten. I n 349. XVI. 3 heißt liche Name des itzigen in Livland üblichen
es: es fanden sich zum Behuf des Schlosses Pflugs, vor Alters nncn» genannt. Hueck
und der Einwohner des Hatelwertes (190. 84) sagt: der Pflug sin Liv-'und
l'^emsal) einige Handwerker ein. Jetzt Estland) ist fast überall ein Hatenpflug
ist Lemsal eine kleine Stadt. Nach dem (estnisch sank. lett. arUes, russ. eaxk,);
Reichsgesetze sind erbliche Edelleute be- der einfache Haken oder Schweinsrüssel
rechtigt, auf ihren Güternssleckenoder (estn. aääer) ist in der Wiek noch jetzt
sog. Halelwerte anzulegen, 154. I. 67. 8.
im Gebrauch. — Alle diese Wörter stehen
Es sind kleine, mit gewissen Handels-
rechten versehene Orter. I n Livland gibt in Verwandtschaft. Denn das ruffische
es setzt svgl. Klingenberg, livliindisches coxll, findet sich in Ostpreußen wieder
Adreßbuch v. 1871, 7 Hnlelwerle: Ncchof, als Jogge oder Zoche; dem Ssochä ent-
Liagrad, Oberpablen, Odenpäh, Rujen, spricht aber auch das estnische sank,
Tfchorna und Wöbs. Bekannt ist übri- Pflug, dc>5 franz. Is 50c, Pflugschar, und
gens auch das Iama'sche Hakelwerk bei das deutsche Sech, und das gothische
Torvllt, und Hupel (182. I.» führt auch IMa, Pflug, dem wiederum Haien ange-
noch das Luhdische Hakelweri bei Walk hört.
an. — Auch Dubbeln am rig. Strande Unsere Schriftsteller scheinen das Wort
wird in Anzeigen seit d. I . 1872 Hakel- Haken (Pstug) als ein allgemein bekann-
werk genannt, vgl. Handelsflecken. Das tes anzusehen. Doch kennt Schiller--Lüb-
Rujen-Torneu'sche Haielwert. ben's mnd., und ebenso wenig das brem.
Wtb. das Wort in der Bed. von Pflug;
Wir sprechen stets Ha—telwerk, nie selbst Grimms Wtb. belegt es aus Deutsch-
Hackelwerk. Es ist bei uns niemals „der land kaum. Thlltsache ist auch, dass es
lebendige durch behacktes Buschwerk ge- bei unseren landwirtsch. Schriftstellern
bildete Zaun", wie das Grimmsche Wtb. Guben und Hermann v. Neidenburg nicht
erilärt, sondern war ursprünglich eine vorkommt, und nur vereinzelt in alten
Einhegung durch Pfiile oder Palisfaden. Urkunden. So (vielleicht zuerst) in d.
Eine solche Palissadeneinliegung bildete Urt. u. 1252. 18. October: ^ev^n von
noch bis 1812 die Begrenzung der Vor- eine jeillielien naken ein enlniit roeeen;
städte Rigas. Hupel in s. Idiotikon sagt: dann in d. Urk. v. 4. April 1253 " m i t
Hackelwerk, eigentlich Hatelwerk, heißt üUen iLnüen unü Mtm85e, dar Hie nü.Ke
ein von deutschen Leuten bewohnter, xellaket, Kevet, und ebda, noch ein M a l :
kleiner Flecken, sonderlich bei einem mit allen lamien nnü viltni^e, cln,r äio
Schloß oder Landgut.; dagegen in 182: IiMenssekalcetnedden. Man könnte in
Hakelweri nennt man bisweilen eine diesen Stellen an „die Hacke" denken; der
von Bauern bewohn« Vorstadt; aber latein. Text setzt aber: cum tems <M8
auch die bei einem Schloß oder Gut colnerunt, nnen. — Eine noch nicht auf-
wohnenden deutschen Handwerker, deren geworfene Frage ist, ob das lat. nnonZ
Anzahl noch nicht ein Flecken zu fern eine Übersetzung des deutschen Wortes
hinreicht. I n dieser letzten Bed. ist es Haken ist, oder ob das Umgekehrte statt-
gleich dem Wort Haielwerker. — An gefunden. Das klassische Altertum kannte
Haken. 471
uncu8 weder in der Ved. von Pflug Von Hagemeister, dem wir die haupt-
noch von Landmllß. sächlichste Auseinandersetzung über den
Von dem Haken oder Pfluge, genauer Haken verdanken, sagt l/55. I. 1>: Der
nach der Zahl der Pflüge, erhoben die bei den Letten und Stauen gebräuchliche
deutschen Herren im alten Livland die Hakenpstug gab wahrscheinlich die Ver-
Abgaben. Schon im I . 1206 ss. Orinnez anlassung zu der Benennung; noch jetzt
I^ivoniae p. 43» verfprechen die Lenne- bedeutet das lettische Wort arW5 sowol
wardschen sin Livland) ' 2 Lispfund Rog- jenen Pflug, als auch den Haken. —
gen von jedem Pfluge zu entrichten; im Diese Annahme ist indessen insofern zu
I . 1211 wird auf Bitte der Letten der ergänzen und berichtigen, als auch das
Zehente in die Abgabe eines Scheffels lat. «neust und das estnische aüäer sowol
von jedem Pferde verwandelt; bei den Pflug als Landmaß bezeichnen, bei den
Kuren 1220 die jährliche Abgabe eines Russen diese gleiche Bedeutung nicht,
halben Lispfundes Roggen von jedem und wahrscheinlich auch bei den übrigen
Katen oder Pfluge festgesetzt. Indessen Slauen nicht vorkommt. — Abweichend
ist zu bemerken, dass das liul. Urkunden- äußert sich Iannau s157. I. 103 u. f.):
buch (399) erst beim I . 1230 den Nach- „Haien kommt her vom Worte 1,222,
weis von Abgaben liefert, welche die welches einen Zaun bedeutet, oder nach
Eingeborenen vom Haien sPfluge) ent- Anderen ein Torf hieß, dabei tiefer
richten sollten: qnoä l!e «zneUoet unco 8«!-Acker war svgl. Dreger Coäex äii'l«»mnt.
verent noni« äimiäiuw. wlentum 5Ni?im5. powim-ranille, S. 310). Nach dieser ein-
Hueck s190. 62, bemerkt: „Da das ur- fachen Hagen-, Zaun- oder Dorfrechnung
sprüngliche landwirtschaftliche Ackerwerk- schätzten die Wenden, die Pommern, die
zeug jene Form hatte, die noch jetzt in Preußen, die Polen ihre Güier und
denjenigen Gegenden Deutschlands, welche nahmen blos das urbare Land in An-
früher von Wenden bewohnt waren, ge- schlag, aber nicht die Waldung. Wenn
bräuchlich ist und mit dem Namen Katen nun die Verordnung v. 1232 besagt, dass
bezeichnet wird, so wurde die Abgabe eine Hufe 30 Morgen halten soll, nn
auch nach diesem, nach dem Haken er- Morgen aber 40 Nutben lang und 10
hoben." Diese Behauptung, der Haken sei Ruthen breit sein muß. so folgt, dass
slavischen Völkern, der Pflug dagegen damals flämische Hufen, ina«!>! t^ntanici,
deutfchen eigen, ist in solch' allgemeiner galten, und dass ein jeder Morqen, die
Ausdehnung nicht richtig; der Haken ist Ruthe zu 12 Schuh berechnet, 1"0 Schuh
als Vorläufer des Pfluges, sowol in lang und 120 Schuh breit gewesen ist.
slavischen als deutschen, lettischen und Die gauze Hufe war also 10,800 Schuh
estnischen Gegenden da anzutreffen, wo oder '5400 Ellen lang, und 1600 Schuh
das Ackerland auf vollkommenere Acker- oder 800 Ellen breit, und also kaum
geräte nicht hinwies, oder die Bevöl- eine volle Tonne Aussaat." — Limmer
kerung an den alten Gerätschaften zähe s363, erklärt ähnlich. „Weil man. sagt
festhielt. er, ehemals nur das urbar gemachte
Land umzäunte, dieses aber Iia^ oder
2> ein Landstück gewisser Größe und lulck hieß, so entstand der Gebrauch, in
gewissen Ertrages, von Bunge in 3! 9. Livland, Cur- und Estland die Größe
„ein Ländereimaß" ertlärt. Die Ent- der Güter nach Haken zu bestimmen."
wickelung dieser Bedeutung aus der Nach dem Grimmschen Wtb. lautet das
vorhergehenden ist schon oben angedeutet Wort Haken im ahd. liüco, im^o, naeeo
und es gilt fast für zweifellos, dass sich und ull^o. und Hüten könnte somit
die Bedeutung Pflug in die von Land- nichts als llu!5. Ua^u sein, d. h. „eine
striche erweiterte, welche mit einem Pfluge aus geschlagenem Holze hergestellte Um-
sund vermutlich auch Pferde) in einer friedigung und sodann der umzogene
gewissen Zeit zur Sat umgebrochen wer- Ort, mag er nun ein einziges Gebäude,
den kann. Auch das Grimmfche Wtb. ein Landgut oder ganzer Ort sein; nur
fugt, dass man als Maßstab für den bezeichnet Hag nie den eigentlichen Herren-
Landtheil die Leistungsfähigkeit eines sitz". Hag entspricht in dieser Hinsicht
Hakenpfluges in einer gewissen Zeit, ganz unserem Haien, da diese Bezeich-
etwa einem Tage, zu Grunde gelegt. nung sich nur auf Vciucrland bezieht.
Die rig. Ztg. sl'^75. 117 > bemerkt, dass Indessen kommt das Wort Haien bei
das Wort Haken in Verbindung zu brin- uns nie in der Gestalt von Hag oder
gen ist mit dem Hakenpflug sdie Zahl Hagen vor, so dass der anmutenden Be-
der Pflüge galt als Maßstab für die von hauptung Iannaus keine Berechtigung zu-
den Bauern zu leistenden Frohntages?^>.
472 Haken.
zustehen scheint — D^e latemlsche Be- 238 rig. E^en im Umtreis hat, über
zeichnung nucnz in der Bed von Land- 5 Los Noggen säen, in einem haken
teil finde ich zuerst in der Url vom aber 8 Last Roggen, des Kaiens Um-
11 April 1226 s399 I. 2 ^ äo terra kreis ist 8092 Ellen, ebda Dieses ver-
culta c^ntmu nuci, die deutsche haken schiedene Maß des Kaiens hatte wahr-
zuelst in der Urt u 12)2 18 Dctobcr scheinlich seinen Grund m der Leistungs-
Auch diese Bedeutung < Landereimaß) fähigkeit eineu Pfluges, welche wegen
ist in Deutschland uübetllunt Schlller- örtlicher Verhältnisse eine verschieden
Lubbens nmd Wtb belegt ste nur aus große sein tonnte, wie etwa auf ebenem,
Iivl Urkunden Ob das tat nn«'uz eine leichtem, schwerem u dgl Boden Da
Üebersetzung ist von Haien oder sogar diese Ungleichheit des Hakens eine un-
von lla^, und auv dem Latein wiederum gleiche Belastung des Landes mit Ab-
Haien entstanden ^ gaben veranlasste, so wurde zu verschie-
?,alcn und Hufe wurden im alten Liv- denen Zeiten die halengroße und Katen-
land unterschieden. Nach Iannau <1i? ;al revidirt. so namentlich in Achmed
I 104 u 1 ! ^ war haken ein polnisches Jett m d I 16)8 u 1688 Besonders
Maß, gleich 2 Hufen flämisch Maß; berühmt' ist die Revision, welche nach
.haten um hatenhuse Nach Sallmann der Einführung der Statthalterschaften
s39«>^ 26» welst hairn als Flächenmaß angestellt wuroe vgl Nevinonshaien
nach Westfalen, wo ciue gewisse Art Landereien, die vormals bearbeitet wur-
drs Pfluges so hieß, n'...' .loch heute den uno als solche bei der schwed Re-
in drr Oberplal^ vision angeschlagen oder angeschrieben
^>>l Ansana rcs 17 Iahrh canute waren, aber aus Mangel an Menschen
mar in Livlind 1» h.rrmrlsterlicne oder lieien blieben, hießen wüste haten Von
ord^.wmennrllch..' ^aren von 17? Tonnen ihne.i wurden «me Abgaben erhoben,
Land 2 > ; lettenvcrg.scbc von 96 Tonnen, und in Ansehung solcher sagt man, das
5< er,bischöfliche von 66 Tm'n.'n rigisch, Gut tonne noch m seiner.hakenzahl stei-
4) volnische große ;u 120 und i) deutsche gen, oder da» Gut halt 10 5>alen, es
tlelne von 30 Tonnen hagemeister in 3>). iann aber 16 haten werden, 180 I
I , )tach einer Angabe i'i 3,0 XVIII. Da wüste haten keine Ansiedler haben,
unterschied man ^ deutsche 1>aken, die so heißen sie auch u>ibesel,te, zum Ge-
kleinsten, welche mit 60 Tonnen ligisch gensa<' der besetzten, d h mit Bauern
besät werden Das Land von .60 Tonnen I n demselben Sinne bewohnte und
wird ln 6 lohten oder Felder abgethellt, unbewohnte haken Die Ausdrucke
2^ Herr Neuster Haren, halten 60 Tonnen v»l,t> und l)«Mttb llakeu kommen schon
und werd.'n glelcherg>.stalt in 6 Lochen in einer Urkunde v 1410 vor
emgetheilt, 3) polnische, halten 129 Ton- Bis tief m die Zeit der schwed Herr-
nen Landes, ebenfalls in 3 Lohten qe- schaft bildete der Haken ein nach Ort und
theilt, davon sahrlich 2 Lohte besät und Zert wechselndes Flächenmaß und erst
das dritte ruht — Das Privilegium durch die königliche Instruction v 1687
Elgismundl Äug v 1561 bestimmt den und das Memorial vom 30 Zum 1686
behalt eures livlandischen Hakens ;u t 6 wurde eine haienberechnung geschaffen,
Stricken oder Basten, deren icdcr < 6 Fa- die sich neben dem Flächeninhalte auch
den lang ist, d h auf 180 Tonnstellen auf die Gute des Bodens gründen sollte,
oder 59 Morgen Dieser llvl Haien vgl rig I t g 1875 117 Dasselbe Blatt
Sigismund Äugust's «st demnach der sog brachte 1862 272 u f sehr ausfurliche
herlmelsterllche, ist gleich 66 ^Basten Auseinandersetzungen, nach welchen haten
oder 180 Tonnstellen, d l, qle,cb den 1» ursprunglich em Flachenrcmm von
Landhufen m Vommern, mau--, tt!ut<» ni
180 Tonnttellen Vauerlandev war, und
Hagemeister :n .6^5 I .6 Daher 66-
basnqe Haien vgl ebda S 14 — Cur bis 1687 90 Tonnstellen Ackerland und
alter lieflandischer haken Landes soll m 9« Tonnstellen Buschland enthielt Die
sich haben 66 gemerte Bast La.rdes, oder Tonnstelle — °,, Dessatme 2) seit 1687.
ein gemertes Stuck Land, welches 11 Bast richtiger, >eit 1804 ist em livlandischer
lang und 6 Bast breit ist, oder 748 Fa- Haten em Stuck Bauerland verschie-
den lang und 498 Fade.i breit, 3'i0 dener Große und ohne bestimmten Flachen-
XVIII 2, er»! rechte^ Meister haken raum, welches eme gewisse Menge Brust-
ein hale,i Landes halt 66 Baste, em acker, Wiesen, Garten- und Vuschland
Bast 66 Klafter, ebda I n einem Bast enthalt und eine Bodenrente von 80
Landes, d h einem Stuck Landes, das Thaler schwedisch gewart Oder nach
bueck l190 119) ein Stuck Bauerland,
Haken. 473
welches von den 4 Gattungen zusammen Edelmannes, wie er em Bauergesinde
für den Wert von 80 Thlr. umfasst. oder Vauerhof, nach der Zahl seiner
Die Vauer-V. O. von 1804 schreibt vor, arbeitsamen Einwohner will gehorchen
dllsö statt der seit 168« geltenden 60 Thlr. und die Gerechtigkeit Zinsen lassen. —
oder statt des früheren Anschlags von Haien ist, bemerkt Hupel i n 182. i,
60 Thlr. «0 Thlr. für einen Haken ge- das Maß zur Bestimmung der Größe
rechnet werden, ferner dass jeder Haien eines Landgutes und dessen Kronsabga-
mindestens für 60 Thlr. Brustacker' und ben; in Estland geben die vorhandenen
für 20 Thlr. Busch- und Gartenland ent- arbeitsamen Mannspersonen, in Livland
halte. So ist der Haien ein Stück Bauer- das bearbeitete Land und dessen eewaiger
wnd, dessen Bodenrente 1687 zu 80 Thlr. Ertrag die Hnkenzahl. Zu einem rigi-
angenommen und in eine Anzal dem schen Haken gehörten, äußert Hupel (182.
Hofe zutommenderFrontage und Natural- II.), 1» zwer wöchentliche Arbeiter das
ueferungen umgerechnet worden war. ganze Jahr hindurch zu Pferde oder mit
Seit der Vermessung Livlcmds von 1809 Anspann. Man nannte sie auch 2 wöchent-
bis 1823 muss auf jeden Haken Bauer- liche Pflüge. Nenn daher 4 Bauern auf
lllnd ein Stück Hofsland — die Hofs- dem Haken wohnten, so musste jeder dem
quote — kommen von 60 Lofstellen in Hofe 3 Tage hindurch einen Arbeiter
jedem Melde des Hofes bei der ehema- mit einem Anspann (d. h. ein Pferd
ligen Dreifelderwirtschaft, vgl. Hagc- oder 2 Ochsen), mit allem zur vorfallen-
meister in 355 I. 14 und 20. — Von den Arbeit nötigen Gerät und dem
jedem Haren hatte der Bauer 6 Thlr. Unterhalt für beide stellen. 2^ zwei
36 Gr. zinsfrei, d. h. hatte für dieselben Fußarbeiter (Oternelen), die nur im
dem Herrn nichts zu leisten; für 36 Thlr. Sommer zu Handdiensten gestellt werden,
72 Gr. leistete er Gehorch; für 27 Thlr. und zwar gewönlich von Georgi bis
54 Gr. Hilfsgehorchl'unbestimmte Dienste >; Michäli; 3) Hilfstage zu Fuß im Som-
für 9 Thlr. 1« Gr. Gerechtigkeit (Natu- mer, sonderlich zur Heu- und Kornernte;
ralabgaben» zu liefern, rig. Ztg. 1864. 4) allerlei Abgaben an Geld, Korn und
274. andere Kianderzeugnisse, welche der Bauer
Wahrend somit früher Haren ein ge- an den Gutsbesitzer jährlich liefern
wisses Lllndmaß vorstellte, hörte es später musste. —
auf, ein solches zu sein und wurde ein Als Flächenraum eines livländischen
Lllndstück verschiedener Größe, welches Bauerhlltens kann 2 ^Werst angenom-
gewisse Leistungen erfüllen tonnte. Daher werden. Die Berechnung diefer 2 ^Werst
sagt I . B. v. Fischer (447. 343): Jetzt vgl. in 355. I. 2. Als Zahl der Insas-
(1753> werden die Haien auf adeligen sen eines Haiens veranschlagt Hage-
oder Priuatgütern, ohne die Äcker zu meister in 355. I. 19: 4 bis 8 Wirte
messen, nach der Zahl der Bauern und und etwa 16—26 arbeitsfähige Men-
ihrem Vermögen, die Frohndienste oder, schen beiderlei Geschlechts, mit Kindern
nach unserer Redensart, '.en Gehörs» zu etwa 60 Seelen. Hueck (190. 119) rech-
leisten, imgleichen nach ihren Getreide- net auf jeden Hacken 20 arbeitsfähige
und anderen Zinsen, oder, wie wir spre- Menschen (d. h. Männer von 17—60,
chen, Gerechtigkeit taxiret, und nach sol- und Weiber von 15—55 Jahren). Dies
cher Taxe trägt das Gut die Onera an entspricht ganz einer Bestimmung, die
die hohe Krone ab. Die bei solchen Gü- 1714 in Kurland getroffen wurde: weil
tern einträglichen Appertinentien, als es unmöglich wäre, den vormals üblichen
Mühlen, Kruge u. dgl. werde« nicht Fuß wiederherzustellen, sollten 60 tüch-
taxiret, sondern nur gedachte Priistendci tige Mannespersonen auf einen Haken
der Bauern und solche mit 60 dividiret, gerechnet werden, vgl. 180. IV. 22 25.
um die Nente von 1000 Rthlr. von — Für einen Haken, bemerkt v. Hage-
einem Haken heraus zu bringen. Bei meister, (355. I. 13^» ist ein solches Ge-
Domainen oder Publicgütern aber wird sinde zu rechnen, welches dem Hofe
zwar die Hatenzahl ebenso gesuchet, aber wöchentlich 6 Tage mit 2 Pflügen frönt.
der Hofsllcker wird auch gemessen, und nach Nach Haken, deren man livliindische,
einer vorzüglichen Güte taxiret, imglei- estländische, öselsche, Bauer-, Revisions-,
chen alle gedachte Appertinentien, und Gnaden-, Predigerwittwen-, Land-,
darnach die Arrende eingerichtet. Diese Strand-, Tillhaken u. s. w. unterscheidet,
so determinirte Haken heißen Nevisions- bemisst man die Größe der Güter. Man
haken. Was man ben uns Vauerhaken fragt daher, wie viel Haken ein Gut
nennt, ist eine beliebige Einrichtung eines hat, und antwortet, das Gut habe 10
474 Haken — Hakenbauer.
Haken u. s. w. Diese Pauren besitzen Ebenso in 87. vgl. in Grimms Wtb.
einen ganzen Haien, gehorchen für ^ Häkchen. Nach Bergmann inNiedersachsen:
Haken. 349. XXI. I . M l ; der Pastor Hefthaken und Ösen, hochd. Heft (der)
hat '/- HakensseschmolzenLand und '?« und Schlinge. Auch in Kurland Haken
Haken Vusch, 350. XXII. I . 168N. und Öhsen, wie Stender. schreibt. Berg-
Von dem Worte Haken, als Landmaß, mann erklärt: Hak und Ösen sind kleine
sind eine Menge Zusammensetzungen ge- krumm, gebogene Haken von Drath mit
bräuchlich, die in Deutschland unbekannt zwei Öhren an einem Ende zum An-
sind. nähen; der Heft greift in eine Schlinge
3» eine selten begegnende, ganz ver- von Drath. Davon festhaken sfesthäkeln),
altete Bedeutung ist: „ein auf einem zuheften. — 2^ Die Kinnlade ist aus
Haken angesiedelter Bauer", wie Bunge dem Haken gefallen, ausgerenkt; in den
m 399. IV. nach einer Urk. v. 1410 Haken zurückgegangen, eingerenkt. Ge-
erklärt: is min besitUKe IiaKe ^vesd wönlich. I n ' Grimms Wtb. 1,) als früher
nn<Ier mi. Sin zweiter Beleg ist nicht gebräuchlich angezeigt Sp. 177'178.
vorhanden, und die Stelle daher zweifel- haken 1) vom Hasen, einen Haken
haft. Schiller-Lübbens mnd. Wtb. führt machen. Ter Hase hakte. 2» sich anhän-
diesen Beleg, als einzigen, auf, — ohne gen, an etwas hangen bleiben. Der Ueber-
Fragezeichen. zieher halt ssich,» an den Beinkleidern,
4» Haken, ehemals der schmale Strick) wenn diese rauh sind. Bei Schneidern
Landes an der Semgaller An. auch Na- und Krämern. Oft gesprochen: hackt sich.
hmen genannt. So in 335. 103. Eine h«tcn, pflügen. Ehemals nicht selten.
rig. Handelsverordnung v. 1562 ver- So in einer Urk. vom 4. April 1252:
bietet, Handel zu treiben auf dem Hacken mit Meu Ilinäen un<I nilt,ni38e, dar äie
bei der russischen Brücke. Vrotze bemerkt
IiuKe ^enaker uevet, latein.: cum terris,
dazu in Linomca XXlV.: „Haken hieß
unten am Ende der Spilwe eine Land- ynulj coluernnt uneo; und ebenda: mit
sv-.üe, die nachher den Namen AHaken allen Ikuä«, unä viltnipse, aar äie IiaKeu
führte, weil sie an der Mitauschen An :leI>3,Ket neiden; in Urt. u. 18. October
liegt; man sieht, daß der Name russische 1252: von zn'!i«,Kenäene laude visr luikeu;
Brücke einer Stelle unterhalb Riga ge- in Urt. v. August 1420: 5,> ' I«.>n aar nein
geben wurde, welche es aber ist, we:si laiul IiaKon. Schiller-Lübbens mnd. Wtb.
ich nickit". — Haien und Anhaken ist hier erklärt dies naken „mit der Hacke bear-
die enmge derartige Wortverbindung. beiten". Diese Ertläruug ist ohne Zweifel
I n Ostpreußen gibt es viele, z. V. der unrichtig. Auch ist die Hacke hier zu
Marsch-Haken, der Nadscn-Haken u. a. Lande ein unbekanntes Feldwertzeug.
Man nennt dort Haken die ins Wasser Hllle»llnschlag. Das Gut ist in H.
springenden, sandigen Landzungen, welche gebracht; Hofesland steht in keinem H.,
durch Tüneubewegung entstehen, vgl. 154.1. 169, d. h. befindet sich hinsicht-
Berend's Dünenbildung, 1871. Der lich etwaiger Leistungen in keiner Ver-
jetzigen Ortsbeschaffenheit nach müsste anschlagung; nur Bauerland wurde ge-
Haken die am linken Ufer der All be- schätzt. — I n Kurland stehen, heißt es
findliche Landzunge sein, auf der gegen- in I662. XVIII. 277, nicht nur die Land-
wärtig Tünamünde liegt. Doch ist An- güter, sondern auch die Städte, Städt-
haken soder Bergshof! die Festlandsecke chen und Flecken unter einen: gewissen
auf dem rechten Ufer der Aa, das Gut, Haaten-Nnschlllge, nach welchem sie zu
auf dem der Flecken Boldcraa sich be- der sog. Adelsfahne oder zu den Roß-
findet. — Taxe für die Prahmbrücke bei dienst-Reitern ihre Beiträge liefern sol-
Boldcraa oder Anhacken von 1808. Die len. So ist Mitau angeschlagen für
russische Brücke war demnach, aller Wahr- 3 Hanken, Vaus'ie für 1'2 Hanken u. f. w.
scheinlichkeit nach, eine Verbindungsbrücke s I . 179«».
wie die fetzige zwischen Bolderaa und
Dünmnünde. Halenausrechnung. Alle Staatsbedürf-
nisse wurden auf die H., unter der nur
5) Haken, in and. Bedeutungen: 1)Haken der Bauer mit dem Bauerlande steht,
und Öse, gew. gesprochen Hak' und. Ose, revartirt, 350. XVIII. 5.
und ebenso in der Vz.: Hak' und Ösen. Hatenband, das, Haspe, 210. I n Grimms
I n derselben Bed. wie im nd. ImKen un Wtb. nnr nach Adelung.
^K.?n. Schon in 349.. XXII. 1. I . 1669: Halenbaner. Rechtsfinder und H., 185.
Messingshaken und Ösen; dann 349. 29. I n Russow dafür lulkendnr: der
XXV. 1. I . 1669: für Haken und Ösen. Herausgeber erklärt: ein auf Land an-
Hakenbeitrag — Hakenzahl. 475
gefiedelter Bauer, Gegensatz von loZäliuer, wirt. Das Wort schon in Plettenbergs
Lostreiber, vgl. HaZensbauer. Bauereinigung v. 1509; es bildete sich
Hakenbeitrag, Beisteuer vom Haken. zu Ende d. 15. Iahrh. Der H. wurde schon
Zehn Rubel Hakenbeitrag zalen. damals unterschieden von den Knechten
Hakenberechnung, ein nicht überschreit- u. Lostreibern, vgl. 347. I. 2. 144 und
bares Maß der Arbeitskräfte, die nur zu 376. Auch Bunge geschickt!. Entw. der
bestimmten Arbeiten verwendet werden, Standesverh. in Liv- Est- und Kurland.
19l). 105. So war eine H. geschaffen, Dorpat 1838. Auch Arndt s179. I I . 180
die —, 355. I. 15; die öselsche H. be- u. 181.',
ruht auf denselben Grundsätzen wie die Hakenmaß. vgl. 355.1. 13 u. 157. I I .
livlandische, nämlich auf emer Vermes- 209.
sung des Gutes und einer Taxation der Oalenöfe, die, Öse oder Ohr zu einem
Vlluerländereien, wie der Leistungen, Haken sHeft).
154. I. 167; die Hofsheuschläge, Wal- Halenpflug. Ter Pflug in Liv- u. Est-
dungen u. s. w. kommen bei der H. in land ist fast überall ein Hatenpflug sestn.
temen Betracht, ebda.; die Seelenlisten Saht, lett. arkles, rufs. 'cnxa), 190. 84.
traten an die Stelle der H., 350. XVIII. 5. halenrecht. Grenen mit der Wur;el
Hatenbesatz. Zur Besetzung eines ösel- hakenrecht ausgraben, 328. 97. I . 1649.
schen Hakens gehören 4 arbeitsfähige I n . d. späteren Ausgaben: laß zwei
Bauern, 154. I. 169. Grenen, jede mit einer Wurzel, die Hallten
Hafengeld. Für die richtige Ableistung recht fein ausgraben, darvon eine Leiter
der Landespriistanden und Hakengelder machen, 328. 86.
bleibt das Rittergut verantwortlich, 416. Hakenrevision, Revision oder Regu-
14. vgl. Ritterschaftsbakengeld. lirung der Haienzal. Bekannt sind die
Hakcngericht, in Estland, dasselbe was von 1636 u. 1688. Peter d. Gr. gewärte
in Livland Ordnungsgericht, die unterste eine abermalige, auf die Leistungen der
Lllndesvolizeibehörde. Die Hatengerichte Bauern begründete H. vgl. 355- I. 18.
waren während der Statthalterschaften Hcitenrevisionsbücher befinden sich im Hof-
aufgehoben. Dalier bemerkt Hupel s1795>: gericht. 193. I I . 2. vgl 154. I. S. 160d.
Hatengericht war vormals das Polizey- Hatenrichter, seit 1509 in Estland durch
gericht in ehstlcindischen szur Ordenszeit Plettcnberg angeordnet, vgl. 179. I I . 180.
auch in liefliindifchen) Kreisen, vgl. Ein Mann- oder Haienrichter, 194. RN.
Hatenrichter. d. F. L. 111. Hier u. da Hackenrickter
Hakengefinde, das. Dem H. in gutem geschrieben, vgll 193. II. 569. Ist der
Mittelboden wurden 48 Tonnstellen Acker, Vorsitzer des Hatengerickts. — 2) Wege-
60 Tonnstellen bewachsenes Bnschland und bau besorgten szu Ende d. poln. Ze:t,!
120 ssuder Heu zugetheilt, 355. I. 19. die Brückemeister, vor Zeiten Haakenrich-
Halengröße, die, eines Gutes. ter genannt, 157. I I . 186.
Hatenharfe, 172.1814. N. 1., Art Harfe. Halensbaner, Hatenbauer, Bauer, wel-
Halenhufe. Nach Bergmann ist' eine cher einen ganzen Haken Landes benutzt,
riaische H. ungefähr so viel Land, das Hupel. Solche sind jetzt selten, fügt er
200 Thlr. jährlich austrägt. Nach Ianncm H'NHU.
,'157. I. 104 u. 138) ist Hatenhufe — Halcnfchatzungsbnch oder K:onsrevl-
Haken, Hufe ii^i Landhufe. sionswackenbuch. vgl. 193. II. 342 und
Hakenkette. Die Uhr hat an einer Kronsanschlag.
stälernen H. gehangen, 172. 1814. N. 7. Hlllenstange, Kext, Stange mit einem
Hlltenland. Etreuland und H., im eisernen Haken. Ein Bot mit einer H.
Privileg. Eig. Aug. v. 1561. vom Ufer abstoßen, 174. 1829. 259. Bei
Halenleiste, in Bücherschränken, an allen Vots- u. Flossleuten gewönlich.
deren Seitenwänden eine gekerbte Leiste, Hakentau. Em H. und ein Läufertau,
um die Riolen höher od. niedriger zu 172. 1814. N. 7. '
stellen. Hatcnteil, das. Alle neugesetzte Bauern,
Halenliste, die,Hakenverzeichnifs. Diese welche 3 Jahre die Länder gebraucht,
Güter sind erst 1823 in die H. aufge- wurden auf ein gewisses Hatenthcil gesetzt,
nommen worden, 355. I. 38. Die älteste 180. III. 1. 98.
H. ist vom I . 1637; sie enthält, gleich Halenwert, eines Gutes. Wie groß der
allen späteren Landrollen, nur die Haken- H. und die Arrende sei.
große u. die Namen der Besitzer, ebend. ' Halenzal, eines Gutes, ist dessen Größe,
I. IV. nach welcher es die öffentlichen Lasten
Hakenmllnn, der, ehemals ein Gesindes- trägt, Hupel. Schwedische H. heißt die
476 Häker — Halbbrand.
Größe, welche ein Gut nach der letzten Halb sieben. Das Haus steht auf halb
zur schwed. Regirungszeit gehaltenen sieben, d. h. ist -im gänzlichem Verfall.
Revision hatte, 182. I I ; bis 16V war Neil 7 Uhr die Zeit des Arbeitsam-
die ungleiche Hakenzahl der Maßstab, Hörens ist, so ist halb sieben die Zeit
wornach der Adel die Auflagen an die gegen das Ende. I n Riga. Der Ton
Krone entrichtete; in diesem Jahre wurden auf sieben.
die Frondienste u. Abgaben von den Zu 1. a. 7. Wir sprechen: zwei Halbe
Bauerländern zu Gelde geschlagen, sum- machen ein Ganzes; 6 Halbe sind 3 Ganze.
miret und mit 60 getheilet; der Quotient Zu 1. a. 3. Verschieden von drittehalb,
war die Hakenzahl des Gutes, 180. III. viertehalb u. s. w. ist: dreieinhalb, vier-
2.474; die Landrollen nennen eines jeden einhalb, d. h. drei und ein Halbes, 3'.'2,
revidirten Gutes schwedische und setzige 4'/«. Statt drittehalb, vierte-, fünfte-,
Ha'ienzahl und den Besitzer, 182. I I . Tic sechste-, siebente-, achte-, neunte-, zehnte-
H. war um 1448 Haken geringer als die halb, zwanzigstehalb sprechen wir seltener
letzte schwedische; sie konnte allmälig erst das schleppende: zwei und einhalb, son-
steigen, in dem Verhältnis, als die Wun- dern kürzer: zwei einhalb.
den des Landes geheilt, die Bevölkerung I n 287 werden unterschieden: doppelt
zunahm, wüst gewordene Gesinde besetzt große, große, doppelte, halb doppelte,
n. neue angesiedelt wurden, 3)5. I. 18. entelte, halb entelte u. englische Piepen-
Die H. eines Gutes steigt, wenn, in Est- stäbe; ferner: Wcigenschoß (ganzes) und
land, sich die Menschen mehren, oder, in halbes Wagenschoß.
Liolcmd, wüste Bauerlä'nder mit Menschen halber, zuweilen, doch unedel f. halb,
besekt u. angebaut werden, 182. I. Nach doch nur in Bezug auf Zeitbestimmungen.
der Hakenzahl, 185. 16; nach Hakenzahl Es ist halber acht, halber zwölf, st. halb
ihrer inhabendcn Güter, 185). 532. Von acht, halb zwölf (Uhr).
einer H., numerus nm-urmu. wird zuerst halber Brand. Halben Brand halten-
in d. liol. Urk. v. 1245 gesprochen. der Branntwein; wenn der Branntwein
Die volle H. begreift die besetzten unter halben Brand haltend befunden
und unbesetzten Haken, 182. III. Die wird. s. Halbbrand.
Haten;ahl war Grundlage der Besteuerung halbes Land, ein Achtelhaken, Hupel
geworden, 355. 6; diese Güter haben erst in 444; Bauer des halben Landes, Hälft-
1823 durch die damalige Güterrevision ner, ebda.
eine H. erhalten, ebd. I. 37. vgl. 154. halber Mohn, in 334. IV. öfters Hal-
I. 166. ber-Mohn st. halber Mond (Festungsbau);
ebenda: in den Halben-Mohnen.
>)äler, Hstler u. Halner, Heilhiiker,
Hlllensbauer, Iwölftagsbauer, Bauer, der halber Wagen, halbverdeckter oder
einen ganzen Haken benutzt; Halbhäkner, Halbwagen, Hupel. Seit Ende des vorig.
Bauer eines halben Hakens, vgl. Viertier, Iahrh. gebräuchlich, jetzt allmälig durch
Achtler u. Sechzehntheiler. Bei Hup. und Kalesche verdrängt. Ein halber Wagen
Bergmann. Letzter (210) erklärt Hätner od. Halbgesperr, 172.1767. III; ein halber
mit: ganzer Hiilner, Nollhufner; Halbhäk- W., der hinten abzulassen ist, 172. 1790.
ner mit Halbhufner. vgl. 154. II. 164. 525. Entgegen dem festen od. ganzen
Ein halb Häker, 185. 29; ein viertel Wagen, Kutsche. Die rig. Brückentaxe v.
Hllt'er, 185. 28; ein achltheil Hüter, ebda, 1813 erhebt für einen halben Wagen—,
s. Halbhäter u. s. w. für einen festen Wagen — ; die Pramtare
für Hilchensfähre v. 1805 für einen festen
Hütern, s. Hackern, vgl. anhaiern. Wagen (Kutsche, üapeia), für einen hal-
halb. Zu d. Grimmschen Wtb. 1. a. ben — . .
ß. für die Worte: es war eine halbe halber Wagenschlitten. Ein h. W., 172.
Stunde nach acht, spricht man bei uns 1798. 418.
kurz: es war acht ein halb oder halb neun. Halbachtel, das,' halbes Achtel (Gefäß).
Niemals sprechen wir dafür: die Glocke Killoströmlinge in Achteln u. Halbachteln,
war halb auf neune; selten: es war acht 172. 1769. 283; Hilringe in Achteln und
und ein halb Uhr. — Auf die Frage: Halbachteln, 172. 1777. 266.
kamen Sie um 10 (Uhr) an? kann die Halbballen, halb durchgeschnittenerBal-
Antwort lauten: zwischen halb und voll, Zen, halbe Brusse.
d. h. zwischen '/°10 und 10. — Es ist halbbrand und Halbbrand. Nenn der
halb, d. h. die Hälfte der Stunde. Ist Branntwein halbbrand ist, d. h. wenn
es 10? Nein, (es ist) halb! Von ein bei der Vrobe im Tigel die Hälfte ab-
-viertel bis halb (10) wartete ich. brennt, 166.' 17. 202. Man unterschied
Halbbrusse — Halbkorn. 477
Kupferhalbbrand und Silberhalbbrand, neurer Zeit ungebräuchlich, vgl. Halb-
176.1829.173. Der Branntwein ist halb- sperrlis.
brand in Kupfer, 172. 1795. 137; Kalb- Halbgestell, das. Ein modernes H., 172.
brand in Silber, 172. 1808. N. 43. 1784. 454. .halbgesperr?
Halbbrusse, halb durchgeschnittener Bal- halbgroße Stabe, im rig. Holzhandel.
ken, halbe Brusse. Halbhllten, ein Feuergewehr. Die aber
Halbdeck, das. Ein leichter Wagen mit passeten mit ihren Halbhaken auf die
Halbdeck, rig. Zeitg. 1858. 231, mit hal- Schweden. I n einem altern Schriftst.
bem Verdeck. Halbhäter. I n Kettlers rig. Erlass v.
halbdeutsch, zur Hälfte deutsch. Ein 1567 kommen vor: Ganzhäcker, Halbhiicker
halbdeutsches Wort; das sog. Krug- oder u. s. w. „Diese noch jetzt gebräuchlichen
Halbdeutsch, rig. Ztg. 1863. I n Livlcmd, Benennungen, sagt Kallmeyer in 196. VI.
sagt Gadebusch s325), nennt man die 94, gründen sich ursprünglich wol auf die
estnischen u. lettischen Bauern Undeutsche; nach Hacken sl. .Hakens bestimmte Größe
wenn sie aber zur Not deutsch reden tonnen, der Gesinde, wurden aber später auf den
und deutsch gekleidet gehen, jedoch ihre Gehorch bezogen. Ein Ganzhäcker sendet
Freiheit nicht haben,Halbdeutsche. Stender wöchentlich, ein Halbhiicker jede zweite
dagegen nennt einen Halbdeutschen den- Woche einen Arbeiter zu Pferde in den
jenigen Bauer, der auf deutsch gekleidet Hof." Ebenda kommen vor die Ausdrücke:
geht, puswahzis; Hupel in 444. I . 1780 Zins-Häier oder Keilhiiker. Kalbhäker
u. 1818 gibt das Wort mit estn. Saksik schreibt Gadebusch in 180. z. B. III. 1.
wieder. Jetzt ist halbdeutsch jeder Nicht- 121; findet sich auch in d. livl. Landes-
deutsche, welcher einen Theil deutscher ordnung s185), z. B. S. 29. Die Land-
Sitte u. Sprache angenommen hat. tagsuerh. v. 1653 in 192. VII. 203 haben:
ein Heilhäcker und Halbhcicker. Neuere
Halbe, die, Seite. Die im Grimmschen schreiben: Halbhakner/So schreibt Hupel
M b . angef. Stellen dürften durch fol- in 182. I I : in Lettland gibt es nochHalb-
gende zu ergänzen sein. Der Wirt will hätner, selten Ziitner; so auch in 147;
sich mit seinem Weibe über die halbe vgl. 154. I. 164. Ein Halbhiitner heißt
bei Seite geben und die H— allein in Livland auch Hälftner, ferner Sechs-
lassen, 349. XI. 1. Eine andre Handschr. tllgsbauer oder Sechstcigsbauerwirt oder
hat: will sich — über halbe machen u. Vierzigthaleiwirt, in Estland Sechstages-
die Magd allein lassen. I n beiden Fällen: wirt, rig. Ztg. 1862. 41 u. 175. 1856.
sich fortbegeben. Ein schönes krnstallenes Bergmann (210^ erklärt Halbhätner mit
Glas, darinnen ein Halbes ging, d. h. Halbhufner.
wol: halbes Maß. vgl. d. Grimmsche Wtb.
unter halb, Sp. 187. 1. a. i. Daß der ^ Oalbhandschuh. Halbhandschue, 172.
Thurm über die Halbe gefallen, 350. XXV. 1800. 564. Wahrscheinlich ohne Finger.
6, d. h. auf die Seite gefallen, umge- Halbhemd. Getragene Halbhemde, 172.
fallen. — Alle die Ausdrücke sind Über- 1789. 55. Jetzt wol ungebräuchlich. I n
bleibsel des nd. Grimms Wtb. nach Stieler.
Halbhufner, 210, auch 172. 1789. 373.
Halbefte, der, ein halb deutsch gewor- I m Grimmschen Wtb. dafür: Halbhufner.
dener Este. halbig u. halweg, Nebenw., im Sinn
Halbestentnm, das. Das germanisirte von: halb, einigermaßen, führen Berg-
Kalb-Esten- und Klein-Deutschtum, 175. mann u. Hupel auf. Es ist nachlässige
1862. 732. vgl. Estentum u. Stockesten- Aussprache für halbicht u. Halbweg.
tum. Halblalesche, die, rig. Ztg. 1859. 110.
Halbflor, Frauenzimmer aus dem Beilage.
Mittelstande, 324. s. Flor. Halbtuechte, sind Bauern, welche ihrem
Halbfuhre, die. Fuhren u. Halbfuhren, Bauerwirte 3 Tage in der Woche dienen,
172. 1823. 7. die übrigen Tage für sich haben, 176.
halbgeschäft, st. halbgeschiiftet. Eine 1829. 58. vgl. 147. Kalbtnecht, Hupel in
halbgeschäfte Vogelflinte, 172.1777. 319; 444. I . 1780 u. 1818: der theils für den
eine halbgeschäfte Flinte, 172.1790. 279. Wirth theils für sich arbeitet.
Halbgesell, der. Schon im 349. XXI. Halbtopelenftück, das, halber Kopeken.
I . 1661. 2. Des Alters wegen angef. Halblorn. Auf H. ein Feld verpachten
Halbgesperr, das. Sin halber Nagen oder sin Pacht) abgeben, d. h. von der
od. H., 172. 1767. III. Oft auch ein halb Ernte fällt dem Verpächter u. Pächter je
Gesperr, z. B. 172. 1778.101. Ein Korb- eine Hälfte zu. Gewönlich geschieht es nur
Halbgesperr, 172. 1803. 279 u. 287. I n mit Hofsfeldern, u. die Bauern erhalten
478 Halbkörner — Hälfte.
für die Bearbeitung der Hofsländereien Halbstes, das, halbes Stof. Eine Halb-
den halben Ertrag des Gecirnteten. Die stofs-Schmllndtumme.
in Livland sog. Halbkornwirtschaft, bei Oalbton. Zuweilen für Obertaste eines
der Hofs-Ackerland auf die Hälfte der Klaviers. Ebenholz-Halbtöne, rig. Ztg.
Ernte an Knechte abgegeben wird, ist seit 1856. 257.
12—15 I . in Livland allgemein ver- Hallmch. Esthliindische und liittische
breitet, E. Naldus in rig. Ztg. 1868. Haibücher, 174. 1851. 218. I . 1720 aus
N. 277. Die so gestellten Knechte heißen Riga, d. i. Gebetbücher.
Hälftner od. HalbTörner, ebda. Halbverdeck, das, 1) ein halbes Ver-
' Halblörner, der, Hälftner. s. Halbtorn. deck auf Wagen und Schlitten, nicht
Halblülmet, das, estn. matt, watti, selten Kibitte genannt. Schlitten mit
Metze, „worauf von den Polizeibehörden Halbverdeck. 2) halbverdeckter Wagen (od.
gefahndet wird." Th. Veise. Schlitten), Halbwagen, Halbgesperr und
Halblattnagel. Halb-Lattniigel, 318. Kibitte. Bei Hupel u. 172. 1787. 62
Halblnder, das, Pimpel in nicht voll- u. öfter; Ganzverdeck u. Halbuerdeck, 390g,.
ständiger Aufrichtung. M i t Halbluder 27. I n Riga jetzt wol ungebräuchlich.
ficken. s. Luder und Ganzluder. Halbwächsling, der, eigentlich: etwas
Halbmaue, die, Handmüffchen, auch Halb- Halbausgewllchsenes, von halbem Wuchs;
od. Überärmel von feiner Leinwand, Hupel. im brem. Wörterbuch 1ia1f^235en. I n s -
S. Mnue. besondere 1) halb ausgewachsenes junges
.Vollmer, der, was Hälftner. I m Dorpt- Mädchen; selten von Knaben; — 2) ein
und Vernauschen gibt es sog. Halbner halb ausgewachsenes junges Schwein,
(estnisch: Leute des halben Landes), Hupel. I . B. Fischer (170) schreibt:
worunter man gemeiniglich Achtler ver- Halbwächslein, Stender: Halbwächsling;
steht, 182. II.' s. .hälftner. die rig. Anzeigen (172. 1784. 243):
Halböe, das, halbes Or. Sieben Halb- Halbwechsling. Ein hier seit.. Langem
öhre, I8o. HI. 2. 728. gebräuchliches Wort. Schon eine Üxküllsche
Halbpelz, turzer, bis etwa ;ur Hüfte Hofsr. v. 1640 (349. XXI. 2) hat:
reichender Schafspelz, 172. 1807. Nr. 14. Furten zu Halbwesselinge gedyen.
Man sagt: ein Halbpelz ist besser als Halbwagen, der, halber, halbverdeckter
ein Schnaps, d. h. wärmt mehr. Nagen. Das Wort des Alters wegen
Halbrock, 172. 1768. 76. angef., indem es hier schon seit etwa
Halbrubel, der, halber Rubel. 100 I . im Gebrauch. Obgleich noch in
Halbrnbelstück, das, halber Rubel. der Gegenwart gebräuchlich, so doch mehr
Halbrund, das, der halbe Bogen einer oder weniger verdrängt durch: Kalesche.
Ansicht, halbe Nundsicht. Stattliche Berge Ganz- und Halbwagen, 172. 1813. 7.
grenzen das weite Halbrund ein, rig. Ein H. auf 2, auf 4 Personen, mit Vor-
Ztg. 1860. 178. derverdeck, 172.1823.14 u. 172.1828.10.
Halbschar, die. Eine Halbschaar Sol- Halbwand, der, Halbtuch der Bauern.
daten, 180. III. 3. 87; die zögische Halb- Ein alter Pelz mit H. überzogen, 392.
schaar, ebda. I n 180 oft. Eine Ver- 1869. 188.
deutschung von Compagnie? hälbweg'sch. Halbweg'sche Verwandt-
Hlllbschlossnagel. Halb - Schloßnägel, schaft, weitliiuftige. Zwischen ihnen be-
318. steht eine halbwegsche Verwandtschaft.
Halbschwein. Ein H. ist der Polizei Halbwegsdamen, junge Mädchen, die
als herrenlos eingeliefert worden, 392. noch zu jung sind, um Damen genannt
1869. 261 u. öfter. I n der Bed. von zu werden. Scharen dieser Halbwegs-
halb ausgewachsenes Schwein, Halb- damen, 378. II. 133.
wächsling. Hlllbwein, st. Halbbrcmntwein, 172.
Halbsole, die, eines Stifels, halbe 1825. 19. Aus der Maische, ohne vor-
Sole. Leder zu Halbsohlen, 172. 1809. hergeganges Luttern und Weinen (Ver-
Halbsperrlis, das, eine Halbkutfche, fertigung von Hlllbwein) einen starten
oben halbverdeckter Wagen, sog. halber Branntwein gewinnen, 172. 1824. 31.
Nagen. Bei Hupel: Halbsperlis. Jetzt Stück; wenn Halbwein verfertigt werden
ungebräuchliches Wort. Schon in 349. soll, ist beim bisherigen Verfahren sogar
XXII. 2. aus d. I . 1648—50: die Deck eine dreifache Destillation erforderlich,
über den Halbsperles, u. öfter ebenda, ebda.
vgl. Halbgesperr u. Halbuerdeck. Hälfte, die. Junge Mädchen sollen auf
Halbsperrwagen. Der Halbsperwagen, die H. stricken, d. h. die Nadeln halb
349. XXII. 2. ab- oder halbfertig stricken, damit, —
Hälftenwirtschaft — halmig. 479
wie ein in Livland und Riga bei Müt- Vrandscheit vorzugsweise in Estland und
tern sehr verbreiteter Aberglaube sagt, estnisch Livland vorkommt. Indessen be-
— der unterwegs befindliche Freier nicht zeugt der erste Beleg des Wortes aus
umkehrt. — Eine tragende Stute, wenn dem I . 1535 eine doppelte Form: llel?^
sie über die Hälfte ist, 447. 114, d. h. und lllllZe. Die erste stimmt buchstäblich
die Hälfte der Tragzeit hinter sich hat; überem mit dem nd. Ilelee; wenn dieses
die Schwangere ist auf die Hälfte, Hupel auch nach dem brem. Wtb. nicht gerade
in 444. I . 1780 u. 181«. ^ Holzscheit, sondern Holzbahn bezeichnet,
Hälftenwirtschaft, in Livland, eine so ist eine Verwandtschaft d. estn. u. nd.
Landwirtschaft, welche halb Geld-, halb Wortes wol denkbar, um so eher, da
Fronuacht ist, rig. Ztg. 1864. Kalge in der zweiten Bed. nicht aus dem
Halftexlappe. Kuppelriemen, Steig- Estnischen herkommt, sondern ein Wort
riemen, Klllfterkappen, 172. 1763. 354. des norddeutschen Schiffsbaues ist. Die
Sin viel älterer Beleg als in Grimms Abstammung von Halge, Vrandscheit, aus
Wtb. dem Estnischen ist zum Wenigsten zweifel-
Hälftner. 1) Halbner, ein Bauer, der haft, vgl. üri^e.
sich mit einem andern in die Ländereien hlllgig, einhalgig, von Kalge, heißt
eines Bauerhofes getheilt hat; gemeinig- ein Vrandscheit, welches die ofenrechte
lich versteht man darunter einen Achtler, Länge hat, d. h. früher ungefähr eine
Hupel; Hälftner oder Helftner, der die Elle, jetzt eine Arschin lang ist. Län-
Hälfte eines Gesindes bewirthschaftet, geres Holz heißt 2- oder 3-halgig, je
Lange; Hälftner, Bauer des halben Lan- nachdem es beim Durchsägen 2- oder
des, Hupel in 444. I . 1818, der ein 3-halgige Brandscheite liefert; ebenso
halbes'Land oder ein Achtel hat, 1.1780. spricht man von lang- oder i'urzhalgigem,
Hälftner, der mit einem andern (Bauer) d. h. lang- oder lurzscheitigem Brenn-
auf die Hälfte des Landes geht^ Sten- holz. Die gew. Aussprache im estnischen
der, d. h. zur Hälfte mit ihm bearbeitet Theil Livlands ist Hallig, wie auch Hupel
oder pachtet. 2» Bauerwirt, der ein hal- das Wort aufführt. Ebenfo langhallig,
bes Gesinde besitzt, Halbhätner, Sechstags- 2- oder 3-hallig. vgl. Hallig.
bauer, 154.1.165. 3) Halbkörner, Bauer, sHallbuben, in d. Bed. von Hallburschen,
welcher für die Hälfte der Ernte ein Stück Halloren, wird von Gadebusch (325) aus
Kofsland bearbeitet und abärntet, rig. Chemnitz schwed. Krieg I. E. 77 B. an-
Ztg. 1868. Nr. 277. gezogen. I n Grimms Wtb. anders erklärt
Halge, auch Halje, die, gespr. Hall—je, und eine Stelle aus Luther angef.^
1) Vrandscheit, ofenrecht gespaltenes Holz- Halle, die, st. Hölle. So hieß ein Haus
stück, Hupel. Ein Wort, das vorzugs- od. Bude bei der ehemaligen Neupforte
weise im estn. Livland gebräuchlich ist, Rigas. Bei der Neupforte, in der sog.
aber auch in Lettland und Riga zuwei- Halle, 172. 1803. 190. vgl. Hölle.
len vorkommt. Daher führt auch Berg- Hallig, scheitig. Ein-, zwei-, dreihalliges
mann (210) es an: Nahe, und daher Brennholz, ein-, zwei-, dreischeitiges od.
auch in 172. 1801. 47: die Halge eine ein-, zwe:-, dreibriindiges, ein, zwei, drei
Arschin lang. — 2) in einer weiteren Brand langes, 216. I. 72. vgl. hlllgig.
Bedeutung. Eichene Halgen zu einem Hallig, was hellig, erhitzt, Stender. I
sechsrudrigen Bote, 318. 334.
Aus Estland wird das Wort in der hallöen, ein Hallo erschallen lassen, laut
ersten Bedeutung schon früh bezeugt. Do aufrufen od. aufschreien, namentlich vor
nam ue ein Heilige lloit.08 uuü Scillaen Freude. Sie hallöten, als er kam.
ilim niulser) ue zcefroreu vöte, aar- hallweg und Hallwege, st. halbwegs,
nllcl, mit äer llaUi^eu Üo1te8 up üen einigermaßen, 210. Er geht noch so hall-
Loptt', d. h. da nahm er eine Halge Holz wege. Auch in Posen, s. halbig.
und schlug ihm unter (an?) die gefro- Halm. So lange das Korn (Getreide)
renen Füße, darnach mit der Halge Holz auf dem Halme steht, 327. 175. Der
auf den Kopf. Aus d. I . 1535 aus Roggen stand selir stark im Halme, 175.
Renal. I n 379. I. 79, mit der Bemer- 1856. 290.
kung: das Wort 2ahe oder Halge, noch Halmfrucht. Auf eine H., als Roggen,
jetzt bei den Deutschen hierzulande üblich, Gerste, Hafer, müssen Blattfrüchte, z. B.
ist das estnische iialZ-, Scheit. — Dass Klee, und auf diese Hackfrüchte folgen,
Halge dem estnischen 2I3 oder ualss ent- 168. 8.
lehnt sein könnte, erhält Wahrscheinlichkeit halmig. Langhalmiges Putzrohr für
dadurch, dass Halge in der Bed. von Maurer, rig. Ztg. 1872.
480 Hals — Halskragen.
Hals. Die Mz. gew. Hälser. Einigen Grimms Wtb. I. 8. a.; auf dem Halse
Flaschen die Hälser sst. den Hals) brechen. stehen od. liegen einem, worauf dringen,
Fester Hals, trockener Kehlkopfcatarrh. Stender I. Zu Grimms Wtb. I. 8. a.;
Einen festen H. haben, heiser sein. — einem auf den Hals steigen, zu Dach stei-
Roher Hals, Zustand catarrhnlischen gen; daß sie plötzlich den Ccythen über
Schlund- od. Kehlleidens. I m ersten Fall den Hals gewischet, 194. Brandts 2^, d. h.
schmerzhaft beim Schlingen, im zweiten sie überfallen. Zu Grimms Wtb. I. 8. c.;
heiser. die fremden ausheimischen werden den
S t e i f e r Hals, namentlich durch Er- Bürgern über den Hals gezogen, 349. IV.
kältung. vgl/Grimms Ntb. I. 2. — 11. Zu Grimms Wtb. 1. 8. f.
Habe den G. zu Folge seiner Entsagung Einem den Hals umdrehen. Dieser Aus-
über den Hals ein wenig geschlagen, 352. druck ist wol dem Gebrauch entlehnt, dem
XXX. 3. Wol soviel als: an den Hals Geflügel, statt durch Schlachten, durch Um-
schlagen, d. i. ohrfeigen, vgl. Grimms drehen des Halses, den Tod zn geben.
Wtb. Hals I. 1. Ebenso: das Genick umdrehen, vgl. dazu
Das Pferd ist schon aus dem Halse Grimms Wtb. Sp. 246.
und von Beinen. 172. 1799. 142.'vgl. Einem den Hals voll schreien, die
Grimms Wtb. I. 3. Ohren. Gew.
Ten Hals brechen. Neide Jungen, daß Durch den Hals sprechen, bei ange-
sie dadurch einem Vcmren balt sfast) den schwollenen Mandeln u. and. Halsleiden.
Hals gebrochen, 549. XXVll. 1. 1.1614'! 7. Das Sprechen eines solchen Kranken deutet
Eine altere Belegstelle als in Grimms dem kundigen Ohr das vorhandene Hals-
Ntb. 3p. 246. leiden an, selbst ob das Leiden recht- od.
Die Hälse entzwenschlagen, 194. Nven- linkseitig.
stiidt 99. Zu Grimms M b . I. 4. e. Hals 4) des Grimmschen Wtb. gehört
Den Hals lösen, sich vom Tode frei wol zu Halse, die, Seil, Tau.
kaufen. Aus d. I . 1579 in 174. 1810. Halsausschnitt, der, der oberste, offene
107. Theil eines Frauenkleides oder Hemdes,
Recht an Hals und Hand, 194. Ä. LLR. welcher den Hals umschließt. Der H. ist
150. Zu Grimms M b . I. 4. f; mit allem zu eng, muss weiter gemacht werden. Gew.
Rechte m Hals und Hand, 194. R. R. d. vgl. Halsloch.
F. E. 101; seinen Bauer nach barbarischer Halsbinde, die, Halstuch, oft auch nur
Weise zu Hals und Haut richten, 157. Binde'genannt. Daher auch: hinter die
II. 78. Wol irrig für: zu Hals u. Haupt, Binde gießen, statt des in Grimms Wtb.
vgl. Grimms Wib. Sp. 247. f. Gefangene, angf.: hinter die Halsbinde gießen.
die ihrer Mißhandlung sübelthat» wegen Halsbreche, die, fehr steile Treppe.
auf den Hals sitzen, 193. II. 2. 1» 37. Zu halsbrecherisch, halsbrechend. Halsbre-
Grnnms Ntb. I. 4. f. Keinen Pauren soll cherische Künste.
man den Halß absprechen. Zu Grimms Halsbreze, die, Breze der Bäuerinnen,
Ntb. I. 4.'f. I h m ist das Schwert nicht vgl. Kreuzwald in Wmoirez äe l'^caä^uie
durch den Hals gegangen, 349. VII. 1, äe 8t.-k^ter8bunrF v. 1854.
d. h. ist nicht enthauptet worden. Zu Hälschen, das, die gew. Benennung für:
Grimms Wtb. I. 4. f. Die Bauern richtete Vorhemdchen, enLwjsvtt,.'. Ein Manns-
jeder Königliche Vasall in Estland selbst Hälschen, 172. 1793. 183; 24 Hemde u.
an Hals und Hand ebenso wol wie an 30 Hälschen, 174. 1823. Ein Krepphäls-
Haut und Har innerhalb seiner Mark chen,' 172. 1804. 203.
l'seiner Grenzen >, 367.113. Sie alle sollen Halsdrüfen, sind nicht die Mandeln,
ihre Hälse verbrechen, 194. N. R. d. F. E. sGrimms Wtb.) sondern die Drüsen des
208; sie sollen an ihren Halse brechen, Halses.
ebda. Zu Grimms Wtb. I. 4. f. " Halse, die, Seil, Tau. I n der Mz. st.
Vor seinem sdem) besten Halse liegen, Halsen unrichtig Halse. Zwei große Halse,
im Sterben fein, dem Tode nahe sein. 172. 1834. 47.
Auch: für den besten Hals liegen. Er lag Halseisen, der Hunde.
für den besten Hals, in den letzten Zügen; Halsgeld, nngeührtes, Hupel in 444.
thiite ich das, i'o läge ich morgen vor 70 u. 71. I . 1818: Halsgeschmeide von
meinem besten Halse. I m Munde Einiger Geldstücken.
gew. vgl. dazu Grimms Wtb. Sp. 248. halshoch. Das Wasser stieg halshoch.
I. 4. f. Halslragen, 1» der Prediger. Die Pre-
Weil aber das Unglück sie auf den Hals diger tragen in üi-v uud Estland tleine
dränget, 195. Henning Ehr. 251. Zu Kragen sLipchen, Überschläge), in der
Halslage — Hämling. 481
Domkirche Rigas aber die etwas sonder- eine Redensart, welche anzeigen soll, dass
baren runden weißen Halskragen, die auch es nicht drauf ankommt, wie etwas ge-
in einigen deutschen Reichsstädten üblich schieht, mit dem Kopf gegen die Wand,
sind, 182. II. Noch jetzt üblich für die es mag biegen oder brechen.
Geistlichen der rigischen' Stadtkirchen.— Man sieht, ob Klumpen halten; man
2) sog. Vatermörder oder Hemdtragen, gibt Eigelb zu, bis der Teig hält, rig.
Biiffchen. Kochb. Der Kleister, Leim hält nicht; das
Halslage, in der Geburtshilfe. Zeug wird nicht halten. — (Männer),
Halslappen, der, Bommel, Kodder, am die denn auch, wie in anderen Städten
Halse des Rindviehs. Ein Haarseil an gebräuchlich, von Anzahl ihren Namen als
den H. oder Bommel legen, 229. 230. siebenzig Männer haben u. halten sollen,
Halsloch, was Halsausschnitt. 344. 1, st. behalten? — Ein Kind halten,
Halspaftel. Die sog. Halsviifteln der zur Taufe. Er, sie, der Vater, die Mutter
lutherischen Prediger, 321. 49; unser wird das Kind halten, hielt das Kind,
Pastor mag die beiden Anlagen (beilie- vgl. Halter. Nie in der Bed. von ernähren,
genden Schriftstücke) als Päftel umhängen, aufziehen, wie Grimms Wtb. 296. 9.
ebda. S. v. a. Biiffchen. anführt. — Sich halten zu einem Pre-
Halsperlenschloss. Ein mit Rosetten diger, feiner Gemeinde angehören;sichzu
garnirtes Halsperlen-Schloß, 172. 1777. der Iatobskirche halten, Gemeindeglied der
Iakobstirche sein. — Zu einem halten, st.
Halsquerl, der, der breite Saum eines mit; namentlich i n einem Liebesverhält-
Hemdes oben am Hals«, Hupel; bei Berg- niss stehen. Davon Zuhälter u. Zuhältern:.
mann: Bund, ein doppelt eingeschlagener, Halter u. Halterin. Ein seit geraumer
schmaler Streifen Leinwand, damit ein Zeit üblicher Ausdruck f. Taufvater und
Stück Wäsche, da wo es in Falten gereihet, Taufmutter, die das Kind zur Taufe hal-
eingefasset wird. Genauer: Querl am ten. Die Tante ist ihre Halterin gewesen;
Halsausschnitt eines Hemdes, Halspreiß- N. ist Halter gewesen. Wenn ein Kind
chen. einer Familie weder vom Vater noch der
Halsschnalle, die, Breze. Hupel in 444. Mutter Ähnlichkeit u. Eigenschaften hat,
I . 1780 u. 1818. so äußert man nicht selten, es habe diese
Halsstl, das, Joch von Rimen um den Eigenschaften wol von dem Halter oder
Hals eines Pferdes, im brem. Nörtb. der Halterin. Man glaubt insgemein, dass
die Eigenschaften des Halters oder der
Halsstnck, 1) an einem Hemde oder Halterin auf die von ihnen zur Taufe
Kleide. 2) Bei Schlächtern. Schon in 180. gehaltenen Kinder übergehen.
IV. 1. 377, Stück vom Halse. Halterriemen. Kutschschlitten, der Hal-
halstief. Halstief in Schulden. terriemen hat und hinten mit einem
Halstuchnadel, eine, 172. 1803. 46. großen Packbrett versehen ist, 172. 1796.
Halsumdreher, Mörder. 497.
Halsweh, Halsschmerz, Schmerz des halweg, s. halbig.
innern Halses. Unrichtig d. Erklärung in Halsbreze, die. I m Boecler's der Esthen
Grimms Wtb. abergläubische Gebräuche u. s. w. aus d.
Halswirbel, Wirbel des Halses. Unrich- letzt. Viertel d. 17. Iahrh. Der unbe-
tig die Erkl. in Grimms Wtb. mittelte Augenkranke schabt von einer
haltbar, was sich aufbewahren liisst, Münze seiner Halsbreze etwas mit dem
nicht leicht verdirbt. Fleisch ist bei großer Messer in die Quelle. — I n d. Memoiren
Hitze nicht haltbar; einige Obstgattungen d. Petersbg. Akad. v. 1854. von Kreutz-
sind haltbarer als andere. Zu Grimms wald. — Eine Anm. v. Kreutzwald (?)
Wtb. — Das Fortevio.no hat eine halt- sagt:,Breze oder Breschen ist aus dem
bare Stimmung, 172. 1805. 48, wol für: ehstnischen pree8 und dieses aus d. russ.
hält Stimmung. NMNLH, Schnalle, entstanden, ebendaher
sHaltelind, Kind unter 4 Jahren, dllsfinnischevriski, woraus das schwedische
welches bei Pflegemüttern in Kost gegeben brisk. I n med. Ztg. Nusslanos 1855. S.
ist. Ein Verein dazu bildete sich in Berlin 102. I r r i g !
im 1.1840, u. besteht seitdem segensreich; Hamen. Bei Südostwinde Netze stellen,
die Einrichtung soll die Findelhäuser er- Hamen anfertigen. Ein jetzt wol ganz un-
setzen. I n Grimms Wtb. nur eine Stelle gebräuchliches Wort.
aus Hackliinders über Land und Meer v. Hämling. Ich bin doch eben auch kein
I . 1869.) Hämling, 321. 6. st. Hämmling, Ver-
halten. Hält es nicht, so bricht es — schnittener, vgl. Grimms Wtb.
31
482 Hamme — Hand.
sHamme. Sin hier unbekanntes Wort, hat sie auf den Händen, eines noch unter
zu dem indessen das lett. ^ome, das estn. (den Händen), d. h. sie hat ein kleines
3amo, u. d. russ. ^ama herangezogen wer- Kind, das sie auf den Armen trägt, und
den kann, .lüwa bei Dorpat.^ eines noch unter dem Herzen (wol weil
sHammel. Kotrand, in Livland nichts Monge die Hände auf dem Leibe zu halten
.Hämmerfilz, rig. Ztg. 1856. 257, d. h. pflegen).
Filz zu den Klavierhämmerchen. Auf seine eigene Hand treten. S.'s
Hawmerschläger. Hammerschläger und Knecht auf sein eigen Hand getreten, 349.
Schaftmeister auf der Tulaschen Gewehr- XXVII. I . 1612; Magd, daßsieentlaufen
fabrik, 176. 1824. 21. ihrer Herrschaft und auf ihr eigen Hand
Hammerstiel, bed. im Kegelspiel: eins. getreten, ebda, d. h. auf eigene Hand gelebt.
Hamster. Das altslav. Chomistar, das Ebenda auch: auf seine eigene Hand ge-
nach Miklosich aiümZI quoäclaiu, nicht ein- wesen, dafür gestraft mit —.
mal Hamster bezeichnet, erscheint als ErsteHand, beste Gattung einer Ware.
Grundlage des Wortes zweifelhaft, und Wol dem russischen nachgebildet. Eichen-
scheint wie aus einer slavischen Aussprache hölzer erster Hand, A765 nepLOli p^icn,
des deutschen Wortes hervorgegangen. I n - d. h. kroneichene Hölzer, wie sie in 149.
dessen ist auch russ. rolloon^)!., Hermelin- 36 heißen. Eichenhölzer zweiter Hand,
wisel, zu berücksichtigen. — Sollte sich g;'6'i> Intimi P7rn» heißen in 149. 36:
das Wort nicht ungezwungen herleiten von wrackeichene Hölzer.
hamsen, heimsen? Thier, das Feldfrüchte Das ist die erste Hand, sagen Fuhr-
sammelt, einheimst? Hamser, Heimser? leute u. Verkäufer: das erste Geld, das
Das russische xoÄÄH?. und das pol- sie an einem Tage lösen.
nische ekoinik können ebenso Entstellung Die zweite Hand. Aus zweiter Hand
sein wie das nd. uHrmKe, Art Wisel, kaufen, schlecht oder theuer.
Hermelin. Russisch auch ickpöurni., in Die d r i t t e Hand. Glieoerscheren (Glie-
Westdeutschland sehr bezeichnend, nach derzangen), genannt dritte Hand, rig. Ztg.
dem Aussehen, Kornfertel. 1864. 271, Werkzeug oder Vorrichtung
Hau, (Hahn), roter. Wollte durch Lit- für nichtgehende Kranke, zum Aufheben
thauen den rothen Hahnen hinter ihm von Gegenständen.
herfliegen lassen, 194. Nyst. 80, d. h. hinter Die oberste Hand. Des behält sich ein
ihm sengen und brennen. — Wenn die E. Ruth die oberste Hand bevor, diesen
Hüne viel krähen, soll Regen kommen. Schrägen zu mehren u. zu mindern, 244
Han im Korbe sein, gew. in dem Sinne: und in and. Schrägen.
der einzige Mann unter einer großen Zal Die rechte Hand. Beim Fahren die
Frauenzimmer, vgl. Grimms Wtb. 162. x. rechte Hand halten, 172. 1803; indem die
Hanballen. I n Grimms Wtb.: Hahne- Waren zu Lande über den an der rechten
blllken, ebenso im bremischen. Bei uns Hand der Mündung gelegenen Wettsack
stets gesprochen: Hahn-balten. Hupel nach dem Seeufer gebracht wurden, 350.
(166a. XVII/XV1II. 227) glaubte, dass die XXV. 3. vgl. Grimms Wtb. 338. 6.
erste Hälfte des Wortes aus dem Estni- Eine große Hand haben, reichlich neh-
schen entlehnt scheine. men, viel Geld nehmen (an Bestechungen).
Hanbutte, die, allein übliche Veneunung Holz mit gesammterHand aufhauen
u. auftlaftern, 172. 1781. 360, d. h. mit
f. Hagebutte. gesummter Kraft. I n Grimms Wtb. 360.
Hanchen, das, kleiner Lasshahn an Ge- 5. zusammengeworfen mit gesammter od.
fäßen. Der Zapfe oder Hahuie, SMiomiuin, samender Hand.
353. 28. Seltner: Hänchen. Hanchen od. Das Recht der gesammtenHand oder
Hanchenbier, das, Hähnchen od. Kufenbier, Stammlehnsgerechtigteit, 179. I I . 112;
das erste süße u. starke Vier, Hupel. Auch hat gegeben u. verlehnet den Brüdern T.
Hänchen in Grimms Wtb. fehlend. Bei die gesambte Hand oder Stammlehns-
Bergmann: Hahnchen, Vier, Kufenbier. gerechtigteit dem H. Meister und seines
Hand. Einem (Geld) auf die Hand Ordens Verwandten, 350. IV. Samende
geben, ein Handgeld geben. Gew. Hand od. gesammte Hand. vgl. 154. II.
Wessen Hand? d. h. Wessen Ausspiel. 264.
Ihre Hand! d. h. Sic spielen aus. Wie Die Hand abstreichen. Will aber der-
im russischen: '1i>>i pzica? Vamn, z^'ua,! jeue die Hand abstreichen und das heiße
Sie spielen aus der Hand, d. h. nicht für Eiseil tragen, 194. N. 3. N. 179.
ihren Blinden. Aus der Hand spielen; in Die Hand darüber halten. Nach Grimms
der Hand sein. I m Kartenspiel. Ein Kind Wtb: schützen. Buddenbrock (193.11.444)
Handader — Handelsclasse. 483
erklärt das Gericht soll die Hand dar- Handanler. 172.1808. N. 18. (Schiffs?
über halten mit: „darüber wachen"; gleich oder Gefäß?)
wie auch die Hand darüber gehalten wird, Hlmdllsche. 197. 3: Handaschen und
193. II. 2. 1656, „darauf gesehen". Weidaschen.
Die Hand lösen. Soll die Hand lösen Oandaiteft, das, Handbescheinigung,
mit 7 Mk. Pfennige, Hapsalsches Stadtr. 154. I. 466.
u. 1294, übers, v. Arndt, d. h. seine Handauflegung, zur Weihe von Geist-
Gewalttätigkeit büßen mit —. lichen, pvüono.7mi:ome.
Mit seiner Hand entschuldigen. Ent- Sandboden, 172.1778.92, kleiner Dach-
schuldigt sich mit seiner Hand zu den boden, zum Ablegen v. Sachen.
Heiligen, Haps. Stadtrecht von 1294, nach Handbuch, Kirchenagende. vgl. 347. II.
Arndts Übers. 119. Nach dem „schwedischen Handbuch."
An tue Hand. Etwas an die Hand welches im 16. Iahrh. herauskam und
schaffen, 17,'herbei schaffen. 1693 nach der neuen Kirchenordnung neu
Aus der Hand. Eine Arbeit geht leicht eingerichtet wurde, erschien 1708 in.Niga
aus der Hand, d. h. geht leicht und gut die für Livland bestimmte deutsche Über-
von Statten; eine Arbeit aus den Händen setzung unter dem Titel: Handbuch,
haben, sie fertig haben. I n Grimms Wtb. worinnen verfasset ist, welcher geftalt der
3)4. d.: von der Hand. — Aus der H. Gottesdienst mit christlichen Ceremonieen
verkaufen, oft in 172, z. N. 1771. 123. und Kirchengebräuchen gehalten und ver-
Statt: aus freier Hand. — Einige meinen, richtet werden soll. Sin „estnisches Hand-
daß das Belegen seiner Stute) aus der buch" v. 1694 wurde 1695 verboten, vgl.
Hand, oder an dein Seile die beste Art 180. III. 2. 703.
sei, andre ziehen das freie Veschellen im Handdwele, die, Handtuch. Schon 274.
Felde vor, 415. 44. Ein Pferd aus der I . 1613 u. später oft, bis ins 19. Iahrh.
Hand beschlagen, wie in Liuland überall, Handele», die, Feilschen mit Fuhrleuten,
während durch ganz Russland die Pferde in ruff. Buden und dgl.
dazu in einem Stangengerüste sich befin- Handellrautweibchen, orclnL inacvlaw,
den. — Aus v o l l e n Händen Geld ver- 434. 527.
schenken, sehr reichlich; mit v o l l e n Hän-
den Geld einnehmen, d. h. reichlich. Handelsamt. I n Grimms Wtb: Han-
delsbehörde. Anders in Riga. Die sog.
I n die Hand. Ich nahm, wie man zu Handelsämter in Riga gestalteten sich im
sagen pflegt, den Weg in die Hand, 175. 1.1415. Ursprünglich bestand ein einziges
1«60. N. 6. Zu Grimms Wtb. 341. 8. gemeinschaftliches Amt der Ligger oder
d. h. machte mich auf den Weg. Die in Arbeitsleute; als der Handel zunahm,
Händen habende Pfänder einliefern, 172. zweigte essichin mehre selbständige Ämter
1772. 3^0, d. h. die jemand in Händen ab: Ligger, Hanfschwinger u. Hanfbinder,
hat. — I h n mit einem Zehrpfennig ver- Korn- und Salzmesfer u. s. w.,. 364. 108.
fehn, daß er seinem Mitreisenden unter- Es sind die sog. lettischen Ämter. I n
wegens incht allezeit in seine Hand sehen 364a,. 501. u. f. werden auch die Mäkler
durfte, 350. XIV. 3. zu diesen Genossenschaften von Handels-
Unter den Händen bleiben, plötzlich bedienten gerechnet.
sterben. Sie blieb mir nnter den Händen,
er blieb uns unter den Händen. Gew. Handelsarbeiter. Die Steinhäuser seien
Zu Grimms Ntb. 950. g. vielleicht, nach mehrern großen Vorstadt-
brändcn, für die Handelsarbeiter errichtet
Zu Hand antworten müssen, 194. Ä.
worden, 174. 1814 135.
LLN. 170. Das Geld wurde zur Hand
gebracht, 194. Nnenstcidt 49. Zu Grimms Handclsbeste, das. Dem allgemeinen
Wtb. 344. d. Handelsbesten dienend. Gew.
Hant> muss Haud wahren, vgl. 154. I. Handelsbuch, Vcmerbuch. Die ältesten
286. u. f. Handelsbücher u. die drin enthaltene Ver-
Ein Gut verlehnen «verleihen) mitHand schreibung der Gesindel sollen ihre Würde
und Munde, 194. Ä. 3LR. 148. Über die U.Vorzug haben, 349. IV. 13; das Handels-
Verlehnung mit H. u. M. vgl. 193. I. 3. buch des Vlluerhändlers K. < I . 1607)
und Grimms Wtb. 332. f. wurde 2000 Nb. taxirt, 174. 1816. 118.
Recht an Hals und Hand. 194. Ä. ^LR. Handelsclasse. 1) die Kaufleute erster
150. zn Grimms Wtb. I. 4. f. f. Hand- Gilde tonnen, die übrigen Handelscläffen,
gericht. d. h. Handeltreibende zweiter Gilde und
Handader, Ader der Hand. Unrichtig ihnen gleichgestellte u. s. w. 154. 1.459. —
enl. in Grimms Wtb. 2) Schulabtheilung für das.Handelsfach.
484 handelschaftlich — Handlauf.
handelschaftlich,kaufmännisch,mercantil, nicht in der Fabrik gesponnen. Wird oft,
174. 1874. N. 52. als vorzüglicher, anempfohlen.
Handelsstecken. Diesen Namen führen handgreiflich werden, thätlich. f. d. f.
einige kleine, mit gewissen Handelsrechten Handgreiflichkeit, Thittlichkeit. In
versehene Örter, so z. N. Wöbs unter Grimms Ntb. undeutlich erklärt.
Navpin. Sonst auch Hakelwerk genannt. handhabend. Ein Handhabend- oder
Handelsfra«. Wenn sie eine Kauf- od. Kllsten-Pfllnd,148.EinhllndhabendPfllnd,
Handelsfrcm ist, d. i. auf eigenen Namen Faustpfand, Kastenpfand, Versatz, vgl.
Handel treibt und einen offenen Laden 154. I. S. 307.
hält, 154. II. 108. händig. Sensen, 6- und 7-hcindig, 172.
Oandelsgilde. Die große od. Handels- 1820. 26; rechtshändig, von Bratöfen
gilde in Riga, 176. 1836. 161, Kcmf- oder Ofenthüren.
mannsgilde; durch Einschreibung in eine händig. Bei uns in Verbindung 1) mit
H., 154. I. 139. bändig: händig und bändig —, wie d.
Handelshof, zu Brügge, Polozk, Now- folg.; 2) mit wendig. Händig und wen-
gorod, s. Hof. Der älteste Schrägen des dig, sehr behend, gewandt, rührig. Auch:
deutschen Kandelshofs zu Nowgorod aus wendig und händig, vgl. händisch. Schon
der Zeit v. 1250 ist abgedruckt in 399. 164 und da erklärt: hurtig, flink und
VI. S. 15. munter, engl. IiancI?. Bei Hupel in dem-
Handelstladde, die. Alte H. aus dem selben Sinne. Sei doch nicht so händig
17. Iahrh, in 174. 1814. 271. und wendig, als Vorwurf: so unruhig.
Handelsordnung, 1) Verordnung den Handigleit. Nur in Verbind, mit:
Handel betreffend, z. V. die von 1765; Wendigleit. Seine große Vehendig- und
2) Verordnung, betreffend die Handels- Wendigkeit, d. h. Gewandtheit und Rüh-
iimter oder Handelsbedienten, als die rigkeit.
Ligger, Messerü.s.w. DieörtlichenHandels- handisch und wendisch, was händig
ordnungen Rigas sind abgedruckt in 364. und bändig.
Handelsschein, einBerechtigungsbeweis Handlammer, die, Wirtschafts-Ablege-
zum Handelsbetrieb. Seit neuester Zeit. kammer. Speicher und Vorrnthszimmer,
Handelsstelle, die. Ein rentables vor- welche letztere in Livland auch Hand-
städtisches Haus sHandelsstelle) ist zu kammern genannt werden, 193. II. 2.
verkaufen, 361. 1875. 238. 1869. Gem.
Handelsstube, Bauerstube. Auch Handel- Handkauf. I m Kartenspiel.
stube. Handteller, kleiner Keller, der sich bei
Händeguerl, der, Saum oder Vnnd an der Hand befindet und für Kleinigkeiten
den Hllndarmeln. Hupel. s. Hcmdqnerl. bestimmt ist. Gew.
Handfänchen. Signale durch Hand- Handllappe, die. Unter den Einfuhr-
fähnchen, 414. I . 1864. gegenständen Rigas v. 1688 werden Hand-
hllndfestmachen, ein Thier, 154. I. 314. klappen genannt, neben Handschuen, 174.
I n Grimms Wtb. nur von Menschen. 1833.
Handfestmachung, eines UebeltlMers. Handllaue, die, in alten Verordnnngen:
Gew. Handfessel?
Handgarten. Ein kleiner Handgarten. Handklete, die. Klete bed. ein Vorrats-
Handgelenk. Aus dem H. oder Gelenk und zur Aufbewahrung bestimmtes Neben-
hauen. Beim Fechten. Darnach vielleicht gebäude; Handklete, ein kleineres dieser
die in Grimms Wtb. angef. Ra. Art, zum Ablegen einzelner Gegenstände,
Handgelübde. Ein adeliges .h. oder 319. 181; nach Hupel: Vorratskammer,
Vestlickung, 194. RR. d. FE. 1 ^ ' ; ihn in welcher allerlei Bedürfnisse, Hülsen-
zu einem ritterlichen Handgelübdc brin- früchte u. dgl. aufbewahrt werden. Kand-
gen, ebda. 139. Ob in demselben Sinn klete, 172. 1776. 125; eine Korn- und
wie in Grimms Wtb.? Handklete, 172. 1780. 52; des Schenk-
Handgericht. Dieselben Privilegien an wirts Handzimmer ist zugleich Keller und
Hals- und Handgerichten, 194., NR. d. Handklete, 176. 1830. 88.
FE. 131; Hals- uud Handgericht. 215. Handlloben, an einem Wagen.
176; Plettenberg willigte ein, daß jeder Handlnopf, st. Hemdeknopf. Bergmann
szu der Harrischen und Wierischen Ritter- und nach ihm Hupel, obgleich wol nur
schaft Gehörige) sein Hals- und Hand- Schreibfehler.
gericht, soweit sein Gebiet gehe, behalten Handlangerarbeit, schlechte Arbeit.
sollte, 367. 154. Handlauf, der, an Treppen oder Bal»
Handgespinnst, von Leingeweben, die tongeliindern die hölzerne oder metallene
Handläufer — Handspake. 485
obere Bekleidung, an welcher man sich handreichend. Ein handreichender Be-
mit der Hand hält. Gew. Dass. was richt, traclitio oralis per manus. Diesen
Handläufer. Ausdruck findet Gadebusch (325) in Nn-
Handläufer. Wendeltreppe mit elegan- städts Chr. S . 164. Ein in die Hand
tem Geländer, eschenem H. und gleicher oder übergebener Bericht?
Ningeinfassung, rig. Ztg. 1865. 60. Handreichung. A. d. g. Bed. von Hilfs-
s. Handlauf. leistung : Darreichung der Hand. M i t H.
Handleiter, Handtreppe, kleine Treppe. nimmt der Rath (beim Fortgehen) von
Handlolle, 178.1834.47. I m Schiffsbau. den Älterleuten Abschied, 275. 96.
Handlungsanfart, die. Handlungsan- Handsache. Eine H. von Schuld, 179.
fahrten an einem Flusse, 350. XV. 8. II. 30.
I . 1764. Handsäge, kleine Säge, 172. 1799.
Handlungsbeamte. Hierunter werden 224; .bandsllge, 328. 8. '
in Riga Wäger, Viraler, Ligger, Messer Handsch, der, Handschuh, s. Hansch.
u. a. verstanden. Handschluchen, aus Eigelb, Schmcmd,
handlungsbeftisseu. Den Handlungsbe- Zucker nnd Mehl. Auch Hanschkuchen ge-
flissenen P. zum Bürgeroklad anschreiben, schrieben.
rig. Nathsprot. v. 181s. I n Grimms Handschlag. Die großen an den Kollern
Wtb. erst nach Heine. und Handschlägen, seit wenig Jahren an-
Handlungsgesellschafter, Theilhaber genommenen theuren Zähnchen (Spitzen^
eines Handlungsgeschäftes, 172. 1800. I n der Kleiderordg. v. 1621. vgl. 174.
26. I n Grimms Wtb. ohne Beleg. 1823. 214. Wahrscheinlich: Handgelenk,
Handlnngslasse, in Riga. Gegründet vgl. jedoch Grimms Wtb. 5).
im I . 1735. I n and. Bed. als in handschlageud. Des G. geschworene,
Grimms Wtb. handschlllgende Gelübden, 349. VII. 1.
Handlungsschreiber, 193. II. 39: „Ab- I . 1586: durch einen Handschlag be-
schreiber". kräftigt.
Handnähen, das, Nahen mit der Hand, Handschlitten. Der deutsche Ausdruck
entgegen dem Maschinennähen, Nähen auf für das sonst gewönliche: Maggen, rig.
der Nähmaschine. Geringschätzig: Hand- Ztg. 186«; die kleinen .handschlitten
Näherei, die, s. Handnat. (Naggen), 174. 1821. 23,
Handnat, die, was Handniihen. I n der Handschreiben. Diesen Brief mit unserem
H. geübt, entgegen der Maschinennat H. unterzeichnen, 192. II. 8, Handschrift,
oder Maschinennäherei. Gew. Namensunterschrift.
Handnäterin, die, die mit der Hand Handschreiber, st. Schreiber. Einen
näht, entgegen der „Maschinenniiterin". Buchhalter und Handschreiber, 19.'5. II.
I n unseren Tagesanzeigen seit 1870. 1242. Anders in Grimms Wtb.
Handpforte, die, Thür in oder neben Oandfchriftgläubiger, cniroFmpIlariu.«,
einer großen Pforte. Ist sie klein, so 193. II. «6.
heißt sie Handpförtchen oder Schli'wfe, Handschluchen, ein Zuckergebäck, das
russ. IcalitKa,. bis in die 30er Jahre dieses Icchrh.
5 Handpolirer, auf Spigelfabriten. gew. war. s. Hanschkuchen.
Handpeise, die, Handkragen, Hand- Handschuh. Früher ganz gew. Hand-
krause. I n Deutschland hört man oft: schu und Handschue sin d. Mz.) geschrie-
Preischen, auch Preis (Arischen, Vreis- ben. Wollene Zcmdschue, Einfuhrgegstde
chen). vgl. Grimm. v. 1688 in 174. 1823; Handschue von
Handprsbe, wird bei Flachs und Hanf Fuchspoten, 172. 1780. — Bis in dieses
angewandt: Prüfung der Faserstärke zwi- Icchrh. hinein sehr gew.: Hansche.
schen den Fingern. Rigaer Reinhanf muß Er ist weg, wie Labarre sein Hand-
von starkem Hart sein, der bei der Hand« schuh. Ein liefliindisches Eprüchw., sagt
probe nicht reißt, 381. Gadebusch (325), erklärt jedoch nicht.
Handquast, in 320. Was hier Hand- Labarre sein Hcmdschu bezeichnet, nach
quast heißt, sagt Lindner, ist ein Nbstöber. Bergmann und Hupel, eine Sache, die
Haudauere, die, Handmüle, Hupel, der entweder gänzlich verschwunden und nicht
„selten" hinzufügt und meint, „vermuth- wieder zu finden ist, (oder die zu man-
lich nach dem Schwedischen". Schwedisch cherlei unerwartetem Gebrauch taugt),
<Mru, Müle. vgl. Labarre. — Jetzt ungehört.
Handaucrl, der, bei Bergmann: Bund Handspllte, die. Handspncken, sagt Hu-
an den Ärmeln eines Hemdes. Bei Hupel: pel (182. 1l.) sind eschene und birkene
Hand- oder Hcinoequerl. Stämme, ungefähr 6—7 Fuß lang und
186 Handspeiche — Haneufedern.
3 Damnen im Viereck. Handspacken, 172, ausgebreitet und dann wie ein ganz
176«. 16. kleines rundes Zeltchen aufgestellt, das
.Handspeiche, kleiner Hebebaum. I m Band aber nicht abgenommen und das
brem. Wtb. Imn^pcKo. Davon das franz. Zerbrechen der einzelnen Flachsstengel
lu>t,poct,. vgl. Ansvuch. Bei dem Arbeiten soviel als möglich vermieden, 190. 257.
auf einem mit Holz beladenen Schiffe — Dadurch wird das Minus der Hand-
siel einem Arbeitsmanne „eine Hand- volle gedeckt... — Kronflachs darf
speiche" auf den Kopf, so daß er auf der höchstens in einigen Knuten oder Hand-
Stelle todt niederstürzte, 174. 1824. 359. voll löse Schauen haben, 133; bei der
Handspeichcr, kleiner Speicher, 172. Abwrackung der Flachsen müssen alle
1787. 363. Knuten und Handvollen genau besichtigt
Handstreckung. 1) Allgemein: Hand- werden, ebda.; der Dreiband-Wrack darf
schlag, Handrcichcn. Die beisitzenden Gäste auch gestückt sein, d. h. Karl und Hand-
sollen von dem Brautvater nur mit Nei- volle von verschiedenen Längen haben,
gung des Kopfes, ohne Handstreckung, Regl. f. d. off. Flachswracke v. 1867.
bedankt werden. I n einer Hochzeitsu. Die Nisten oder Handuolle des Henvfs
v. 1639 nach 174. 1814. 2«2. — 2» Nach müssen nicht zu groß oder zu schwer
Gadebusch <32 ) eine mit Darreichung sein, 172. 1780. 153. Der Handuoll-
der Hand geschehene mündliche Zusage. oder Knucken-Flachs und Hanf als An-
Itmn Ix>Iev,'U v,v 8e3^ezMe, äkt, <Ie l!,iFi- forderung von jedem Schiffpfund unter
>c1l»°n nocn d<»Il!'n llulm »16 lllluslxtr^clcin^ö dem Namen Imnmel ist aufzuheben, 149.
iiuät Ver.^e^latie eiirei? ^^mproiui^^es »War eine unerlaubte Abforderung dem
n 8. ^v,, in der Wolmarschen Absprache Käufer zum Besten.) — Eine Handvoll
^ 2, vgl. 179. II 167. — Dieser Eid verbunden Hopfen oder einen Knuppen
wurde von den beiden Gildestuben und von Hopfen, 329. 53. s. Iöps oder
allen Ämtern geleistet; von den schwar- Gövs. —
zen Häuptern wurde eine Handstreckung .Handvollzal. Die geraufte H. des
genommen, 207. 147; den Wisimarschen Flachses.
«Schiffer) gestrafet, daß er wieder die Handwagen, ein kleiner Wagen. Die
H. hinuntergefahren und wegziehen wol- Hanfbünde von der Schale nehmen und
len, 3-:9. XXV. 1. vgl. Grimms Wtb. auf Handwagen zur Wracke bringen, 306.
— Handstreckung, Handschlag, 154. II. Ein kleiner H. und Handschlitten, rig.
223 Sich mit H.' zur Wiederstellung Ztg. 1868.
verbürgen, d. h. sich wieder einzustellen, Handwerk. 1) Handwertsgeschäft. Ein
I . 1576 in 174. 1851. 278; mit Hand- Deutscher, der auf dem Pastorate auf
streckung an Endes Statt angelobt, 89; sein Handwerk gearbeitet hatte, 174.
mittelst qethaner H., 70; er that H., 1816. 98 s I . 1682); auf ein H. einige
180. III. 1. 136. Jahre arbeiten, 265; der auf dieses H.
vandstück. Etliche Handstücke oder I n - nicht Meister geworden, 268; die mit
strumente, 244. Ämtern oder Handwerten umgehen, 349.
Handtasche, die, lederne Tasche mit XX. 1. p. 71, d. h. Handwerter sind.
Stalbügel, wie sie jetzt von Frauensleuten 2) Versammlung der Innungsgenofsen.
benutzt werden. Nenn ein Handwerk gehalten wird, 255;
.Handtrage, die, bei Lange, st. Trage, vor dem Handwerke strafen, 272.
Achseljoch. Hllndwerlshänser, eine Art Manu-
Handtreppe, kleine Leiter. facturen, über die eine Verordnung 1666
Handtruwe, Unterpfand der Treue erschien, 193. II. 497.
unter Brautleuten, nach Bunge in 399. handwerlswidrig. Auf einer Handwerks-
IV. 9^8. Haildtrnwe-Vmtze, Armband für widrigen That betroffen werden, 349.
eine Braut, ebda. VIII. 4.
-Handvoll. Beim Raufen des Flachses Handwiegcn, das, Wiegen mit der Hand,
wird der Stengel in sog. Handvolle was nur ein ungefähres Ergebniss ge-
immer glatt zusammengebunden. Das wärt.
Wurzelende, das Satende der Hcmduolle Handzimmer. Des Schenkwirts H. ist
oder Bündel, 168. Ganz Lettland bleicht zugleich Keller u. Handllete, 176.1830.88.
den Flachs in stellenden Bunden ,Hand- ^.Hanenfedern, eine Art Kriegsleute.
voll»; die Wurzelrnden werden zuerst I n Eosfeld wareu nun wol in 2500
nach oben aufgestellt. Die Bunde oder Mann an Hahnenfedern, Bürgern und
Handvoll werden dazu auf dem Knie des Bauern. Von Gadebusch s325) aus Chem-
Arbeiters oder der Arbeiten» fächerartig nitz 11. 54ii. belegt.^
Hanenkamm — Hanf. 487
Hanenlamm, erhöht gepflügte Stelle gut genannt, zeichnet sich vortheilhaft
eines Ackers. Wäre eine Feldstelle sehr vom S o m m e r g u t in der Hinsicht aus,
niedrig, so pflüge man sie in Beete oder dllss er im Winter gehechelt und bear-
Hahnentämme, und verschaffe deren Fur- beitet, und in Folge dessen bleicher von
chen gehörigen Abfluß, 168. 37. Gew. Farbe und weicher von Hart ist. —
Hanenschwamm,ArtessbarerSchwämme, Feiner Hanf thcilt sich in S o m m e r w a r e ,
lett. ssllilinss. Gailings oder Hahnen- welche hell, und W i n t e r w a r e , welche
schwämme, 155. duntel von Farbe ist. Der Wert der
Hanf. Früher gew. Henf, Henpf oder zweiten übersteigt den der ersten um
Hempf geschrieben. Oft in der Mz.: 1—2 Rubel pr. Schiffpfd. Die Sommer-
Hanfe und bansen, Henpffe und Hempffe. ware hat zwar ein schöneres Ansehen
Die Hansen sind in den Ambaren, durch die helle Farbe, welche von der
die Flachsen in der Stadt zu besehen, Bleiche bewirlt wird, ist indessen nicht
172. 1810. Nr. 22. Hanfe, die im Wasser so kräftig wie die Winterware. — Marine-
gelegen haben, 381; die Hanfe in die Hanf ist außergewöhnlich starker, feiner
Stabbe einlegen, 118. Diese Vz. ist seit Ukrainer Neinhanf.
Langem hier gebräuchlich, und nicht ge- Das Reglement für die Hanfwrate
rade, wie Grimms Wtb. anführt: „neuer- v. 1856 theilt den Hanf in 4 Sorten:
dings entwickelt". Die Ved. ist nicht ge- 1) den geschnittenen sgckappten) Hanf,
rade Hanfarten, wie Grimms Wtb. an- ci?ka, und zwar a. rigaer Neinhanf,
gibt, aus der Weserzeitung 1859, son- d. rigaer Ausschusshanf, e. rig. Passhanf;
dern vielmehr i m Hanf überhaupt, ebenso — 2) gedroschenen sungelappten) Hanf,
wie Flachsen st. Flachs, obgleich auch N0Ä0iauLa,, und zwar: N. Molotschanta
die Bed. von Hanf- oder Flachsarten Reinhanf, d. Molotschanta Ausschusshanf,
darin liegen kann. Die bessere Vielzal und e. Molotschanta Passhanf; — 3) der
ist Hanfe, ebenso wie Flachse st. Flachsen. liv-, kur- und estländische Hanf, und
Der rig. Handel hat den Hanf ver- zwar 2. Drujaner Reinhanf und b. Dru-
schiedenartig eingetheilt: janer Passhanf; — 4) schwarzer Pass-
Die Instr. f. d. Hanfwr. v. 1794 unter- hanf und Drujaner Passhcmfwrack. —
scheidet 3 Sorten. Die erste enthält Rein- Die Hanfhede oder Torfe zerfiel in 2) ge-
hanf und Drujaner Hanf; die zweite wönliche saus den inneren Gouverne-
Ausschusshanf, die dritte Passhanf. Außer- ments) und b) Drujaner saus den Ost-
dem führt sie Hede oder Torse auf. Jedes seeprovinzen), vgl. 364. 96—98.
Bund wurde mit einem Wrackbrettchen Der Hanf zerfällt snach 381) in zwei
versehen; auf dem des Reinhanfs stand Hauptgllttungen 1) rigaer, d. h. russischer,
der Buchstabe K, auf dem des Passhanfs Ukrainer und polnischer geschnittener Hanf,
? eingebrannt. Ssetschta sruss. e^iua) genannt, weil
Das Reglement von 1843 sagt: « i r a - bei Gewinnung desselben die Cattapseln
nischer oder russischer Neinhanf ist abgeschnitten oder abgehauen werden;
lang, grün und gelblich, starr, grob und 2) Molotschantabanf, d. h. russischer und
breUharlich. Wird fast nur zu Tauen Ukrainer gedroschener Hanf sna.ioiauica),
benutzt. — Polnischer Reinhanf ist fo genannt, weil derselbe zur Gewinnung
lang, grau und gelblich, stark, feinharlich der Sat gedroschen wird. — Diese bei-
und weich, wird zu Segeln und Schnüren, den Hauptgllttungen zerfallen, die erste,
hauptsächlich zu Netzen gebraucht, geht so der geschnittene Hanf, in 2) Nigaer Nein-
wie Ausschuss- und Passhanf viel nach hanf, b> rigaer Auüschuss und c) rigaer
Portugal, Dänemark uud Schweden. — Pasühanf; der gedroschene in a) Molo-
D r u j a n e r Hanf wird nur unbearbeitet tschanta-Neinhcmf, d) Molotschanka-Aus-
aus Polen und Liuland im Winter schusshanf und c) Molotschankn-Passhanf.
angeführt und von unfern Bürgern be- — Außerdem unterscheidet man: 3» schwai«
arbeitet. Diese Sorte übertrifft noch die zen Passhanf, 4) Auswurf- oder Wrack-
polnischen Hansen an feinem Harl, Stärke Hanf, 5) Rohhanf, unbearbeiteten Hanf,
und Farbe, ist aber kürzer als der pol- Ssürez (russ. cuix^'i.) und 6) Hanfhede,
nische Neinhanf. Aus Drujaner Nein- Tors sii6ubll0Lan iscua). sEine einfachere
Hanf kommt kein Ausschuss, sondern Pass. Unterscheidung wäre für die 2 Haupt-
M r d nach Portugal uud England sehr gllttungen 1) gekappter Hanf, Ssetschta,
begehrt. Zu Schnüren, Segeln lind Lein- Schnitthanf, und 2) ungekappter, Molo-
wand. — Die polnischen Sorten sind tfchcmla, Dreschhanf. Dieser war früher
gegen russische fast immer 2—3 Rubel — bis 1852 — in Riga nicht auszu-
höher im Preise. — Der Haus, Winter- führen erlaubt, s. weiter unten.)
488 Hanf — Hanfcompagnie.
pernauschen Strande, mit langem, spitzen, die Ved. von Röhre angehört, z. B. in
fast ganz runden Schnabel, der an einem eli2,n88e ä'zj82,nce8.
Fisch, welcher eine Elle lang ist, 6 Zoll 2) die jetzt übliche Bed. erscheint erst
beträgt. in der hochdeutschen Zeit.
Horngulden, werden in 347.1. 2. 430 Auf die Höfen bekommen, Schläge; in
angeführt. Kämpfen, geschlagen werden. Die Fran-
Hörnichen, s. Hörnchen 2). zosen haben auf die Hosen, bekommen;
Hornisse!». Da gab's ein Sumsen, die Engländer wurden tüchtig auf die
Grumsen, Hornisse!«, Petersen in 326. Hosen geklopft. — Etwas in den Hosen
I. 1. 96. haben, lustseuches Leiden, — I n die
Hornpinsel, großer Malerpinsel, dessen Hosen trompeten,siften.s. Hosentrompeter.
Borsten sich an einem Hörn befinden. — D i r platzten wol die Hosen? im
hornschnlige Messern, 172. 1774. 4 4 1 ; Scherz st. D u hast gefistet. — Die Hosen
hornschaligte Messer, ebda. 1769. 87. schlagen ihm zwölf, er bekommt große
Hornvieh, als Schimpfwort st. dummes Angst. — Eich die Hosen vollmachen
Vieh. Gew. oder volltacken, sich belacken. Auch für:
Hörrohr, das, bei Ärzten sehr gew. sehr angst werden, allen Mut verlieren.
st. Stethoskop. — Ward er in seinen Hoosen besucht,
Hort, der. Verwandt mit diesem Worte 349. XI. 1, untersucht nach verdächtigen
sind wol auch lwrtu8 und rorMi.. Schriften. — Die in Grimms Wtb. 5».
Höschen. Taube oder Huhn mit Hös- angef., „nicht klare" Stelle aus Zinnn.
chen an den Füßen, d. h. mit befieoer, Ehron. bedeutet wol: zur Unzucht ver-
ten Füßen, vgl. Grimms Wtb. 7 b. leiten.
Hose. 1) ehemals die Bekleidung des Oosenbnnd. So viel Gewandes wie
Beins vom Knie abwärts, bei Männern zu Hosenbenden nöthig, 349. XXVII. 1.
und Frauen, Strumpf. In «lein Kone 1.1596/8, wol Hosenbändel.—Öfters statt
ness«»e noz.e« nocll bocken 8»iäuü, rufs. Tragbtinder oder Hosenträger, breteUoz,.
llul. Urt. v. 133«; in der rig. Kämmerei- Hosentrompeter, Fister, der in die
rechnung von 1417,18: 1 pur Kosen an Hosen trompetet. — In« Scherz: kleiner
^Vittovvti, «orn'vol-o ^esliunt. Diese Ved. Knabe.
erhält sich bis zum Ende d. 16. Jährt). Hospital. Nie dafür das in Deutsch-
Es heißt in einem zu Dorpat1548 geschlos- land nach dem Zeugnisse des Grimmschen
senen Vergleich, daß Hermann Wrangell Wtb. gewönlichere Spittel, und selten
von Elstver seine Schwester, so lange Spital (gefpr. Schpital), was für unedel
sie unverheirathet bliebe, mit Hemden, gilt.
Hosen (d. h. Strümpfen) und Echuen Hospitnlgnter, 154. I. 157. So
unterhalten foll. Nach Gadebusch (325). werden namentlich einige Stadtgüter,
Zum Unterschiede von den Buxen, desgleichen Landgüter genannt, deren
dem Bekleidungsstück von der Hüfte ab- Einkünfte zunächst zu milden Stiftungen
wärts bis zum Knie, wurden die Hosen verwendet werden.
auch IInäerno8en, Unäeino88en, Xeääer» Hospitalnmtterchen, altessiechesFrau-
Il28<m oder AeäüerlmWen genannt. So chen.
in einer plattd. Schneiderrechnung aus Hoste. Die Franziskaner mußten das
dem Ende des 16. Iahrh.: für die Wal- Vollwert außer der Stadt bauen, so
boten gemacht jedem ein Nöck, Buxzen weit ihre Hoste kehret. 179. I I . 166.
und Nederhasen, vgl. 349. XXVII.; zwei Gadebusch liest dafür: Hoste.
par Hosen, 349. XXIII. ö. I . 1587; für Hotz, sehr gewönl. Ausruf der Ver-
die Wallboten Paltröcke, 2 par Hosen wunderung, oft auchchotzlautend, st. potz.
und Machelohn, 849. XXI 1. I . K'28; Hotz, das war ein Unsinn; Hotz, das ist
den Walboden zu Rocke und Buxzen, und ein Wetter! — I n den 20—40er Jahren
zu Underhossen, 350. XV.; Machlohn für dieses Iahrh. war ein gewönlicher Aus-
d»e Auren und Hosen. ruf der Verwunderung bei rig. Gym-
Das ,n Deutschland ehemals üblich nasiasten und anderer Jugend: Hotz, was
gewesene Bruch sfür Buxen) ist mir in das?! vgl. was das. Oft auch in Verb,
l»vl. Schriften nicht begegnet. z. B. Hotz Kuckuck, Hotz Donner, Hotz
I n der plattd. Zeit I»a««ll und 1lg,85>en. Donnerwetter, Hotz Blitz, Hotz tausend,
^u den roman. Wortern »st franz. eliau^s. Hotz schwere Not, Hotz Wetter, Hotz Teufel.
Strumpf, cllanl,«^, Hosen anzuführen, — I n Grimms Wtb. ganz fehlend. Von
was in Grimms Wtb. übersehen ist, Sallmann (390a. 34) hon und chotz
ebenso wie, dass auch dem frauz. c!uu!8ue erklärt: Gottes.
hst — Huf sack. 547
shft! HP, 374. 2. 59. Unser pst!^ — Die Schreibung mit ck hat Berg-
hubbelig, st. hübelicht, uneben. Bei uns mann für alle 3 Bedeutungen in 164;
nur in der Verb.: hubbelig und grub: in 210 hat er ck in k verwandelt, fo
belig, von Wegen und von Eisflächen: dllss ersichtlich er das u gedehnt gebraucht
uneben. und gehört hat.
huitern sich. M i r nicht begegnet. Nur Hncke, die, Hocke, Gesäß. Einem die
bei Lange. Er erklärt: 1) 82ku!cnretee5. Hucke vollhauen oder verhauen, den Hin-
Tics lett. W. führt Ulmann nach Berg- teren. Gew. I n Grimms Wtb. Rücken
mann auf: sich wie in einen Knäuel erklärt.
zusammenziehen, und das einfache Zw. Huckebuck, das oder der? Ein Spiel,
tuluretPs einen Buckel machen (wie in Aachen Hockspiel, jon »u cliev»! ton^n,
wenn man sich vor Kälte schaudernd zu: in Teutschland Hoppfrosch, polnischer Bock.
sammenzielit.—2) saturnetees,sich Hubbern Huckebuck spielen; das Huckebuckspiel. —
lwie die Hühner in der Kälte). Dies Schiller-Lübben's mnd. Wtb. hat !wk<.>-
lett. W. fehlt in Ulmann. vgl. d. folg. bokrn, Huckepack, auf dem Rücken (tra-
und sich hüfern. gen». Ebenso in Grimms Wtb. huckepack,
Hubbeipuckel, der.Hühner oder alten auf dem Rücken. Von Echambach zu-
Leute in der Kälte, kutlurs, Lange. sammengebracht mit dem alten Kack
M i r nicht vorgekommen. Hupel sin der Rücken, von Grimms Wtb. mit Packen,
Vorrede zu s. Idiotikon) sagt, dies Wort den man huckend trägt. Das bück in
sei wie näärlicll u. a. hier und in unserem Worte wäre bückend und eine
Deutschland unbekannt; woher es Lange Perstärkung des ersten: huckend—bückend.
genommen habe, wolle er nicht unter: Das brem. Wtb. führt an: imlibak.
suchen. — Das lett. tulturs wird von enon np äen n. nsmen, einen auf den
Ulmann Nuckel, von Stender Hühner« Rücken nehmen und tragen, von nulcrn
buckel erklärt, „namentlich beim Z u : aufhocken und back Rücken.
sammenziehen vor Kälte oder Gebückt: hucken, durchweg st. hocken. Schon
sein vor Alter. Bergmann. — Hucken bleiben, Bergm.:
Hubel und hubeln, im gewönl. Leben nicht uerforgt werden, Hupel: leine Ver-
allein üblich f. Hobel und hobeln. Ebenso sorgung oder keinen Mann bekommen.
in Kurland und in Estland, wie Sall: ,Sitzen bleiben" ist für Letzteres gewön-
mann in 390a. 21 bezeugt, hinzufügend: licher.
auch in der Wetterau! — Nach Grimms Hüdefuss, eigentlich Hütefass, Gefäß
Wtb. ist Hubel eine mitteldeutsche Form, l'Kiste, Sack u. s. w.), um etwas aufzu-
die noch'im 17. Iahrh. schlesisch ist. bewahren. Insbesondere aber Fischbe-
Sie ist aber noch heute i n Kur-, Liv: hälter, und zwar, nach Schiller-Lübben's
und Estland die gewönliche! mnd. Wtb.: ein durchlöchertes (oder aus
Hnbelspüne, ein Gebäck, das Grimms Muten geflochtenes» Gefäß zum Aufbe-
Wtb. erst aus dem I . 1773 anführt. wahren der gefangenen Fische. Zuerst
Schon in 397. in der rig. Nursprate v. 1405. Art. 37:
Hübschheit, die. Nach Grimms Wtb. Iiuäelvnten-, ebenso in der von 1412.
seit dem 17. Iahrh. erloschen. Hier fort: Keine Fische vom Markt mit Böten oder
dauernd. Hüdefiissern wegführen, 349. XX. 1 ; mit
huch, s«), Ausruf der Verwunderung Hüde-Fässern vom Markte oder Tränken
oder des Schauderns. Dehnung von Im. Fische wegführen, 148. willt. Ges. u. R.
sHuck, der, Schnuck, Schnucken, Schluck- — s. Hütefass.
auf, s. C. G. Neumann, v. d. Krank- Hiidel, das, Jungfernhäutchen, 372.
heiten d. Menschen IV. 279.^ II. 318.
.Huck. der. Ein Fischhuck, 172. 1834. Hueracker, in 192. VI. 215.
47. Auf Schiffen. I n welcher Bed.? Hufe. I m alten Liuland, und unter-
Hucke, die. 1) Zäpfchen im Schlünde, schieden von Halen. Haken, sagt Iannau
Bergmann. Das heruntergefallene Zäpf- I. 138 und 104, ein polnisches Maß,
chen oder die heruntergefallene Hucke, gleich 2 Hufen «flämisches Maß). Haken
entzündetes, angeschwollenes Zäpfchen, — Hakcnhufe, Hufe — Laudhufe.
welches mit der Spitze bis auf oder hüfern sich. Wenn die Hühner snll
hinter die Zungenwurzel hinunterraat, sitzen, sich znsammenhüfcrn und nichts
4U2. 37. I n Grimms Wtb. der Huck, essen wollen, 412. 62. Eine ältere Stelle
vgl. Hul. — 2) eine Höllen-Hucke, ein- als in Grimms Wtb. Ob gleich Hubbern.'
gefleischter Satan, nach Bergmann. — Oder mit häufen zusammenhangend?
'>! eine Einbucht in der See. Bergmann. Hufsack? Ein H. gemacht, 349. XXll. 2.
548 Hüft — Huldigungseid.
Hüft und Huste, die, («), oft, doch Frauen. Oben und außen schön gekleidet,
unedel f. Hüfte. Wie in Tyrul. unten (Strümpfe und Fußbekleidung)
Hüft« und hüftlahm st. hüftenlnhm. schlecht. Auch von der äußeren (oberen)
Hupel und jetzt. Kleidung im Vergleich zur unteren, be-
hufzwanzig. Ein Hufzwanziger Fuß deckten. I n Grimms Wtb. nui, 1i) anders
(eines Pferdes), 441. 152. erklärt.
Hügeln sich, Hügelich werden. Das huich, (einsilbig), oder hujch (der Aus-
Land fängt hier an, sich zu Hügeln.- sprache nach geschrieben, d. h. mit weich
Huhn, das, fagt man, bemerkt Hupel, lautendem ch), was huch.
allgemein st. Henne, oft auch st. Huhn. Hnl, der, 1) Zäpfchen am weichen
Nicht zutreffend ist für unseren Sprach- Gaumen. I n Riga gewönlich. H e r Huk
gebrauch die Angabe i n Grimms Wtb. 3a., ist mir heruntergefallen, d. h. durch An-
dass man bei wilden Vögeln lieber Hun fchwellen lang geworden, s. Hucke. Lange
als Henne anwende. Wir sprechen Auer- hat die Hnht, lett. uKKa. Hupel hat:
henne fast durchweg, ebenso Birkhenne, die .Hute oder Huhk, Bergmann nur:
wenn wir das Geschlecht hervorheben die Hute. I n Grimms Wtb. der Hut.
wollen; nur Haselhenne ist hier wol Auch in Kurland Huhk, d. i. Zapfen am
ganz ungebräuchlich. Halse, St. I. Banmgärtel s445. 42»
Schnee- oder Morasthuhn wird von erklärt das lett. nKKa, mit Huhk, d. i.
Jägern gew. das weiße .Huhn genannt. der Zapfen am (!) Halse, nd. ImK, hd.
V e r l o r e n Huhn, nach Bergmann: Haut, und bemerkt, dass auch in Kurland
grüne frische Erbsen mit gelben Wurzeln der Glaube vom Herabfallen der Hute
sMören) gekocht; nach Hupel: eine Suppe hersche und dass die Heilung ähnlich
von frischen (grünen) Erbsen und gelben geschehe, wie bei Schambach angegeben:
Wurzeln ohne Fleisch. Jetzt ein unge- es werden mit den Fingern (eine Zange
bräuchlicher Ausdruck. Von Peter dem ist selten auf einem Gesinde zu finden)
Großen wird erzählt, dass er bei seiner drei Wirbelhaare gefasst und in die Höhe
Anwesenheit in Riga beim Rathsherrn gezogen. — 2) in Lange findet sich
Schwach verloren Huhn gespeis't. Wasferhuht, tiefer Morast.' Wol ebenfalls
Ein Hühnchen (oder Hähnchen) mit männlich. — Lange's Angaben lassen
einem zu pflücken haben. I n Grimms Erläuterung wünschen. Er hat: der
Wtb. erst aus Immermcmn; von Hupel Huhk, ta ee^Ina, was er erklärt: 1) der
erklärt: beleidigt sein, eine Sache mit Huht; 2) (in Kurland) der Hirn-
Jemanden auszumachen haben. Niemals scheitel. Dasselbe eeFlüna wird von
in demselben Sinn: ein Huhn pflücken. Ulmann nur Scheitel gedeutet. Dann
Hühnerblinder, ein, der an Hühner- hat er ulllc» und erklärt: die Huhk,
blindheit leidet, 450. 111. Ulmann wiederum Zäpfchen im Halse;
Hühnerbrust, die, 1) Filet von Kühnern; endlich unknas, Wasserhuhk, tiefer Morast
2) eine Krankheit der Kinder, 372.1.l126. u. dgl., bei Ulmann: tiefer Morast.
Huhnerdleck. Einen auf den H. führen, Nicht im Sinne von Wasserkolke? Oder
in Nachtheil bringen, auf den Gänse- fällt hier das Wort zusammen mit Berg-
dreck. manns: Hute, Einbucht in der See?
Hühnerregge, die, Art Schlitten in, Hnle, die, 1) Zäpfchen im Schlünde.
estnischen Liuland. Halbestnisch. Bergmann, Hupel, Stender und Ulmann.
Hühnersporn. Das Mutterkorn, franz. M i r nicht begegnet. — 2> Einbucht in
ergötz-, Hünersporen, denen es gleichet, der See, 210. M i r nicht begegnet, vgl.
454. 48. Hucke.
Hühnersprache. Die Hünersprache, d. i. Hülde, die, franz. ssücke.
zärtliche Schmeichelreden führen, lett. hulden, in reimender Verb, mit dul-
tWllidbelit, Stender I. nach Lange. Ulmann den. Lieber jung geduldet und alt ge-
erklärt dieses lett. Wort mit: zärtlich huldet (als umgekehrt», d. h. lieber in
thun. den jungen Jahren mit Mühen gekämpft
hui. Oben hui unten pfui, oder: von und in den alten von Glück begünstigt,
oben hui von unten pfui, d. h. schön als in der Jugend glücklich und im
von außen oder oben, inwendig oder Alter sich quälend.
unten schlecht oder schmutzig. Schon Huldigungseid, entgegen dem Vürger-
Hupel und Bergmann, der erklärt: ein eid. Einen nicht in dem Nath aufnehmen,
Äpfel Jerichos, der schönen Glanz von er habe denn zuvor sdem Landesherr»»
außen, und Asch und Graus von innen hat. den Huldigungseid und (dem Ratb) den
Namentlich jn Bezug auf Kleidung der Bürgereid geleistet, 349. VIII. 2.
Huldigungspredigt — Hundebruder. 549
.Hnldignngspredigt. Eamson's derObrig« hllWpelig und stumperig geht es vor-
leit Ehrenschmuck, d. i. eine christliche wärts, schlecht, schwach. Hier verbinden
H., i,n Beisein Gustav Adolfs zu Riga sich die Wörter Humpel und humpeln.
1621 gehalten, in 352. XXX. 2. I n hnmpelifl. Die Wiese ist hümpelicht,
Grimms Wtb. erster Beleg aus Drenhaupt. Dullo in 169; das Feld hat ein himv-
hnllrig, höckerig. Hupel in 444. 1780 liches Ansehen, 2 M . I. 467; hülnpelicht,
und 1818. Setzt ein Hw. Hulker voraus, Lange, mit iibermos ten Hügelchen.
s. holkrig. >)umps, der, kleiner Betrug.
Hülle und Fülle. Hat Hüll' und H M ' hnmpsen, durch kleine Betrügerei ent-
an Geld und Gold, Petersen in 326. I. wenden. Er humpste die Uhr.
1. 94. Wegen des Vorwortes an. Hnmpser, Dieb solcher Art. s. humpsen.
sHulster, die, rauhe Unebenheit, bes. Hund. 1) Das Thier. Es regnet auf
auf hartgefrorenem Wege, 1b3.^ den todten Hund, d. h. sehr starl und
shulfterig, Hülsten: habend, besonders ohne Aufhören. I m Scherz suerstärlcnd»:
von hartgefrorenem, vorher kotigem Wege, es regnete auf 3 todte Hunde. — Ein
163.^ blöder Hund wird niemals soder nicht.»
.Hummel, der? Hummel haben oder fett, Sprw., Dreistigkeit gehört dazu,
mit Hummel begabt sein, immer unruhig um zu gewinnen. Zu Grimms Wtb. 2».
sein, kein Sitzfleisch haben, Hupel. vgl. — Daß weder Hund noch Katze, wie
Grimms Wtb. sDie Mistelgauer oder man zu sagen pflegt, weiter aus.- noch
„Hummeln" im bairischen „Hummellande". in die Statt getundt, 334. IV. — Ter
vgl. Storch in Gartenlanbe 1858. S. 260 Hund vntzt sich, will Besuche machen,
m f.) spazieren laufen. — Voll Neuigkeiten
hummelig, unruhig. fein wie ein Hund voll Flöhen, d. h.
sehr viel Neuigkeiten wissen und erziilc«.
Hummerlummer, eine häufig zu hörende Zu Grimms Wtb. 13». — Er kam dazu
und schon alte Aussprache für Hunger: wie ein Hund zu Flöhen, unversehens.
kummer. — Von dem Hunde die Wurst kaufen,
Hnmmerl«mmcrberg. 3er Feind be- aus der zweiten Hand, schlecht. — Vor
gann Batterien zu machen auf der Hum- den Hunden sein, ganz heruntergekommen;
merkummerberg, 223. — Das 1645 in vor die Hunde kommen, herunter oder
der Vorstadt erbaute steinerne Georgen- in vollständige Missachtung kommen. Zu
hospital nebst Kirche am Kubs- und Grimms Wtb. 11 und 12. — Über den
Hummertummerberge, ungefähr wo jetzt Hund bin ich schon, über den Schwanz
das Nikolaiarmenhaus steht, bemerkt komm' ich auch; bin ich über den Hund
irrig Richter in 347. I I . 2. 209. gekommen, so werde ich auch über den
Hummersche, die, Geliebte, 324. Soll Schwanz kommen, d. h. habe ich den
nach dieser Quelle ein Ausdruck der 20er größten Theil überwunden oder hinter
Jahre unter Torpater Studenten gewesen mir, so wird es auch möglich sein mit
sein im Sinne von d. späteren „?ou5- dem Übriggebliebenen. Über den Hund
>.t<Ie"; vielleicht zusammenhängend mit gekommen sein, über die größte Schwie-
swilde) Hummel, junges munteres rigkeit. Anders in Grimms Wtb. 11»
Mädchen. erklärt. — Durch gespickte Hunde Wölfe
Humpel und Hümpel, der, kleine, hüg- vergiften, 154. I. 227. I n Livland.
lige übermos'te Unebenheit auf Feldern 2» Kleinigkeit. Das ist auch kein Hund;
uud Niesen, Morästen, entstanden durch 1000 Rubel sind kein Hund.
Stubben u. a., lett. Änmü. Die umge- 3, Art groben Geschützes. Rusfow lrefl.
lautete jetzt gewönliche Form zuerst Chr. B l . 57: är ?2^cl^n nemen ä> «nl-
bei Lange. Die Humpeln von den ge- uiü'l'n 8tücK?. mimlick«! 4 Muuiclie, <>i»'>n
reinigten Heuschlägen ist sehr gut in den Nun«I nnüe eine 3en?l'rinnr. Nach Gabe-
Vahland zu stürzen, 330. 9. — Eine bufch <325».' 3änger»n findet sich auch
nicht seltene Nusdrucksweise ist: über in Frisch'ens Wtb.
Humpel und Stumpel, d. h. über Stock 4» Soll bei Iimmerleuten einen Haken
und Stein. Es ging querfeldein über an einem Seil bezeichnen, mit welchem
Humpel und Stumpel. — Humpcl und Haken man Balken im Wasser fortzieht.
Hümpel scheinen im Hochdeutschen unbe- Hundebrnder, Bruder eines Hundes.
kannt; Hoheisel «322. 27» erklärt Hümpel Ich sehe, daß die Trewe der Hunden-
aus dem niederdeutschen Humpel, cnmuln8. brüder weit übertrifft die Trewe der
als: e,ne kleine Nodcnerhöhung, vorzüg- Menschenbrüder, 35 '. XXX. 3. s. Bruder-
lich in Mosmorästen. hund.
550 Hundebutke — Hundsschwämme.
Hundebutle, die, oder Hundebuttchen, Hundestreich, der, mutwilliges Gebaren
das, Hundehäutzchen, Kife, Hundehüttchen. oder Thun. Hundestreiche machen. Gew.
Hundecomödie, alberne Spiegelfechterei. Ach, daß mein Kärtchen doch nicht wegen
Das ist eine wahre H. „Hundestreiche" aus der Schule hätte
Hundefraß, der, und Hundefressen, das, heraus müssen, A. Stein in 174. 1874.
schlechtes Essen. 411.
Hundefritj, Hundefreund. Hundesucht. Die bei uns sog. H.,
Hundegreisentnm, das, greises Aus- lltropniil, infantum; man riith hier an,
sehen der Kinder durch Gelrösskrofeln, das Kind an 3 Donnerstagen des Abends
weil die Kinder dabei ein thierisches, aufzuwägen, unter dem Fenster aber ein
hundeschnauzia.es Aussehen erhalten, 372. altes Weib, die ihren Einfluß nicht
I. 104. sobald verlieren wird, nach der Zahl
Hnndejäger, Hundeliebhaber. der Pfunde fragen zu lassen; oder bei einer
Hundejung, als Schimpfwort. ThürfchwMe über das kranke Kind einen
Hundel, das, schmerzhaftes Eiterge- Hund 3 Mal springen lassen." Hupel in
schwür i n der Achselhöle, rnss. ev'i!>A 182. I. vgl. Hundefehler und" Hunde-
greisentum.
Hundeloch heißt nach Hupel 1) ein Hundetrab, s«), gew. Hundedrapp ge»
schlechtes Behiiltniß; 2) eine elende Woh- sprocheu, kleiner, langsamer Trab. Schon
nung; 3) ein sehr kaltes und nicht leicht bei Lange: kleiner H. I m Hundetrab
zu erwärmendes Zimmer; 4) eine Art fahren; Hundedrapp fahren, Betram in
von Gefiingniß. — Jetzt gewönlich nur 175. 1«55. 147.
in der Bedeutung von: schlechte lalte Hundeviertel, das, größeres, hölzernes
Wohnung oder dergl. Zimmer. Gefäß, in welchem allerlei Abfall aus
Hundemaul. Der ein H. hat wie ein der Küche gesammelt wird, der als
wilder Kalmücke oder Aarbar, St. I. 212. Hundefressen dient.
Hnndemntter, als Schimpfwort für ' Hundewetter, sehr schlechtes Wetter.
ein Weib. Hnndewirtschaft, schlechte elende Wirt-
Hundenamen sind Wiedu, Brumm oder schaft und solches Wirtschaften.
Vrummchen, Blitz u. a. hundmäger, fehr mager, st. Hunde-
oder hundsmager.
Hundepfote. An den Hundepfoten sau:
gen, ein kärgliches Auskommen haben. hnndmüde, hundemüde, hundsmüde,
Ob nur Entstellung von Hungerpfoten? sehr müde. Hauptton gew. auf dem zwei-
ten Wort.
Hundepifs, der.
Hnudsbube. Daher ist gekommen, daß
hundertig. Besonders in Zusammen«
man die römischen Käufern im Bapst-
setzungen.
thum wie Hundsbuben gehalten, 352.
Hnndertrubelschein, der, Vantschein von
XXX. 2. Zu Grimms Wtb.
100 Rubel. Erste betont. Ein dörptscher
Studenten-Ausdruck neuerer Zeit dafür: Hundsdreck, was Hundedreck. Auf dem
holde Kathrine, wie für den Fünfzig« Hundsdreck sein, ganz heruuter, ver-
rubelschein: der angenehme Peter, und kommen.
für den Fünfrubelschein: der Blaubart, Hundsfehler. Wenn ein Kind nicht zu-
vgl. Himmelsbogen. nehmen will, so hat es Hundsfehler und
muß mit.Hundehaar geräuchert werden,
Hundeschläger, der, heißt, sagt Hupel, 450. 125.
der die Hunde aus der Kirche treibt, Hnndegras, bei Lange, was sonst
der Kirchenterl. DemHundeschliiger4Thlr. „Wegtritt" genannt wird.
Lohn, 349. XIV. 9, «war ein Bedienste- Hundsjnnge. Meinst du vielleicht, der
ter der rig. Iesustirche); Huudeschläger, Hofmeister sey dein Schuh-, Hader- und
Ior»nn8, 353. 62, als Kirchenperson auf- Hunds-Iunge? 351. XVI. 2. — Zu
geführt. ^ Grimms Wtb.
hundeschnauzig, s. Hundegreisentum. Hundstnoten, Hunze, Vorwürfe. H. be-
Hundeschwänze, sehr schlechter Rauch- kommen; es setzte H.
tabak. Hundeschwänze rauchen. Hundsmanl.
Hundestall, bildlich für eine geringe, Hnndsnagel, der, Pinnagel, Furunkel.
aber auch für eine kalte Wohnung. Es Gew. Zuerst bei Lange.
ist in diesem Zimmer kalt wie in einem Hundsschwämme, Art Pilze mit häss-
H.; diese Wohnung ist ein wahrer H. — lichem Mistgeruch; Hundsschwamm, Art
I n der Bedeutung von Hundehäuschen Pilz, welcher den Champignons ähnlich
ungebräuchlich. sieht, 155. 2. 402.
hung — Hunz und Kunz. 551
hung si. Ein hung fl, ist 11 Mark 30 ß; Marktes findet statt 1651: Da am ge-
in 349. XXVII. 1. I^ 1614—17 öfters nannten Tage die Marienmesse oder nne
das Zeichen für hungarische dulden. man e5 nennt, der Hungertummer ein-
Davor gegeben 3 hung fl. ist 35 Marl fällt, als will EE. Rath hiemit allen
und Jeden, die sich solches Marktes oder
18 ß, ebda.; abgewettet mit 5 hung f5
Hungerlummers in Kaufen, Verkaufen
ist 59 Mark 6 ß, ebda. und Stutzen «stutzen — tauschen) ge-
Hunger und Kummer. I n 335. 131. brauchen—, geboten haben, an ernanntem
I . 1570: IiunF<>r uini Kummer veren aar Tage sich des Ortes auf dem Berge zu
sim Nlockhause bei der Besatzung) vor- enthalten. <Verg ist der Kubs- oder
nauöen: in Kettler's mitau. Erl. v. 1570 Hungerkummerberg auf dem Grunde der
s192. II. 8): Dadurch die Pastoren gro- jetzigen Eüplanade.) — Die Entstehungs-
ßen Mangel in Hunger und Kummer zeit des Festes reicht bis hinter 1637
leiden. Kallmeuer erklärt: in großen zurück. Es antworteten nämlich die Ein-
Mangel und in Vedriingniß! Das Wort gepfarrten von Neuermülen und Düna-
Kummer scheint im ersten Belege nicht münde 163? ans eine an sie gestellte
den gewönlichen Sinn (Betümmernisü) Frage, „daß der Prediger predige zu
in sich zu schließen, sondern den uon Dünamünde aufLaurentii sd.i. lO.August)
kummervolle Lage, Bedriingniss, vielleicht und zu Neuermülen auf Hungertummer."
sogar von Krankheit und Seuche, so Zu dieser Zeit war demnach die Benen-
dass mit Hunger und Kummer hier nung Hungertummer so sehr in den
genau das ausgedrückt wird, was seit Sprachgebrauch gedrungen, dass man von
dem 18. Iahrh. Hunger und Pest bei Hungertummer wie von Iohannis, Ostern
uns hieß. Zu dieser Annahme stimmt oder Weihnachten sprechen tonnte.
in auffallendster Weise die in russischen Hungertummerberg. v. Richter <347.
Schriften derselben Jahrhunderte, d. h. l l . 2. 209) sagt sirrig), befand sich unge-
des 16. und 17., sehr gewönliche Aus« fähr da, wo jetzt das Nilolaiarmenhauö
drucksverbindung ra.is»^. « no^i., d. h. steht; richtig: auf der Stelle der jetzigen
Hunger und Seuche (Pest), die später Esplanade und Umgebung.
ebenso verschwindet, wie die von Hunger Hungertummerfeft, jetzt eine etwas
und Kummer, bis etwa auf die noch zn uneigentliche Benennung, da der jetzige
hörende Redensart: Hunger und Kummer vungerkummer vorzugsweise ein Obst«
mit Jemand theileu, d. h. Leid und markt ist. Das dem Worte angeschlossene
Sorgen im Zusammenleben mit einander „Fest" ist außerdem überflüssig.
durchmachen. H»«gerp«ftor«t. im Sinne wie Hunger-
sHungerbrod, 374. I I I . 54: schlechtes gut, 210.
Nrod, das wenig Nahrhaftes enthält, Hungerpjliimzcheu. Ein H. wird eine
aus schlechtem Korn.^ arme Gemeinde genannt, 176. 1835. 33.
Hnngergut. Das Gütchen, das er besaß,
Hungertitte, Hungerzitze. Fleischzäpf-
war klein, ein rechtes Hungergut, d. h.
chen im Munde, sog. Hunger-Titten,
auf dem man Hunger litt, wenig Ein-
329. 162. s. Hungerzitzen.'
nähme hat.
Hungerl»«««, ein Voltsfest und Hungerzitzen, große Drüsen im Maul
Obstmartt zu Riga, der am 1., 3. und des Rindviehs, wodurch es nicht fressen
5. Montag nach Christi Verklärung kann und welche weggeschnitten werden
s6. August alten St.) abgehalten wird. müssen, lett. VHnrselm Kalyaz. Bei allen
Ursprünglich wol ein Dan!« und Erin- unseren Schriftstellern. — I n Grimms
nerungsfest an die schrecklichen Kriegs», Wtb. nach Nemnich erklärt: Zitzen l'!>
Hunger- und Seuchenjahre zu Anfang welche —
des 17. Iahrh. — Ein in seiner Zu- Hunz' und Hunze, derbe Schelte oder
sammensetzung auffallender Ausdruck, Vorwürfe. Hunz' oder Hunze bekommen
vgl. 451. 1875. S . 58 und rig. Ztg. oder ausreißen; es setzte Kunze. Dies
1875. .>« 227. Außerdem Sonntag in hier gew. Wort fehlt in Grimms Wtb.;
174. 1826. 268—269. ob auch in Deutschland?
Unser Hungerkummerfest, heißt es in Hunz und Kunz, was Hinz und Kunz,
174. 1823. -97 u. f., ein Markt von führt Bergmann auf in der Bedeutung
Obst, Pfeffertuchen und Getränken, des von Leute ohne Ansehen, Kreti und
Nachmittags am ersten Montag nach Pleti, Hupel in zwei Bedeutungen:
dem 6. August, und dann zweimal nach 1) Kreti und Pleti, gemeiner Pöbel;
14 Tagen. — Die erste Erwänung des 2) ein vermischter Hause.
552 hunzen — Husar.
hunzen, einen. Dies hier gew. Zw. hat, huren. Ein Weib die andere ehren-
wie die Zusammensetzungen aus- durch; rührig betastet, Magd eines Bürgers Frau
und herunterhunzen, die Ved. von: derb gehuret und gescholten, 349. XXI. 1. I .
schelten, mit Worten heruntermachen; die 1657/8. I n d. Bed. von: eine eine Hure
Zusammensetzungen ver-, zer- und zuhun- schimpfen, vgl. Grimms Wtb. 3> — Als
zen, etwas, dagegen die Ved. von: gründ- gleichbedeutende Ausdrücke bei Dorpater
lich schlecht machen, übel zurichten, ver- Studenten werden angeführt: boffern,
unzieren. Grimms Wtb. belegt die Ved. bummfideln, einsetzen, knöpfen, misten,
schelten nur nach Frommann aus Iglau. nebbern, orgeln, vögeln, stechen, pimpeln,
Der Ursprung des, wie es scheint, in raspeln, feilen, stippen, tielematzen, fotzi-
Deutschland nicht häufigen Zw. hunzen gel«, wirken,, nageln, zageln, treten, über-
sehen Einige im böhmischen nnntonati. triechen, stoßen, Päckchen besorgen.
Leo Meyer bemerkt (454. 1873. 16), dass Hurenbold, Hurenjäger. Gew.
die Zusammensetzungen ver- und aus: .Hurenteller. I n einem H. angetroffen,
hunzen in der Bed. von «schlecht machen" 349. XXV. 1. I . 1662/3. '
und das von Weigand aus der Mitte des
16. Iahrh. angeführte zuhuntzen „durch Hurenpall, der, Hurenschemel. Diejeni-
Abschneiden kürzen oder verkürzen" dem gen, welche sich dnrch Hurerei vergangen,
bähmischen nunto^kti schlachten, verderben, mufften bis nun zu (1764) in öffent-
besudeln entstammen. Gegen diese An- licher Gemeine auf der schwarzen Bank
nahme sprechen die Endung on-ati und fitzen; selbige Art der Kirchenbuße (in
das gänzliche Fehlen eines ähnlichen den Ostseeischen Provinzen), bestehend im
Wortes im Polnischen, das dem Böhmi- Sitzen auf dem Huren Pall wird auf-
schen so nahe steht. Das Grimmsche Wtb. gehoben, vgl. 349. XX. 6. I . 1764; die
tritt für die Herleitung von Hund ein, Sitzung auf dem sog. Huren-Pall, ebda.
l dem wahrscheinlich auch das böhm. nunto- I n einer Rechnung v. 1704 in 350. XV.
>v»ti entsprossen). Hunzen entspräche Hund Bl. 211 findet sich: I n der Kirche den
wie fuchsen, luchsen, belämmern, beHam- Hören Pahl mit Ölfarbe gestrichen und
meln, ochsen, pudeln u. a. den Hw. Fuchs gemarmelt. „Also, bemerkt Brotze, war
u. s. w. Es dürfte aber auch nicht aus uermnthlich ein Pfahl in der Kirche,
den Augen gelassen werden das bei uns an der die Hnren Kirchenbuße thun
gewünliche Hw. Hunz oder Hunze, das mufften." Das ist ein Irrtum. Denn
zu hunzen steht wie Scheltse) und Keile Pall ist das schwed. pall Schemel, — '
zu schelten und keilen (schlagen). daher auch Hurenschemel i i n Hurenpall.
Pall findet sich aber auch schon in altnord.
Huppe, die. Die Alarmirung der Feuer- lmlir, welches bezeichnete 1) Stufe;
wehrmannschaften durch die Huppen hat 2) eine Büne, Auftritt, zu dem Stufen
sich bewährt, 361.1874. 211. I n Grimms füren und bef. der erhöhte Frauensitz.
M b . Hupe, Signalpfeife, vgl. d. franz.
Iagdausdruck uunper zu- oder anrufen Hurenschemel. Abschaffung desselben,
und engl, doup Zuruf und noop laut 193. I I . 607. — Der im I . 1764 ab«
rufen, schreien. geschllffete Hurenschiimel war ein ziem-
lich hohes Gerüste mit 3 Stufen, auf
Hupper, der, 1) hoppernoer Tänzer, welchem vor Untergehung ihrer Kirchen-
Hopper, Hupperin; 2) kleine Erhöhung sühne diejenigen, welche sich durch Un-
oder Unebenheit. Davon: teuschheit vergangen hatten, in: währen-
hupperig, 1) uneben durch Erhöhungen, den öffentlichen Gottesdienste sitzen muß-
während grubbelig, uneben durch Ver- ten, Hupel.
tiefungen. 2) huppernd, z. B. Hupperia. Hurensohn. Für einen Hurenson und
tanzen. Dieb gescholte», 349.XXVII. 1. I.161417. .
hnpperu, im Gehen oder Tanzen hop- Als sehr alter Beleg angeführt.
pern, ungleichmäßig hüpfende oder hopp- shurlen und hurliburli. Dazu vgl.
sende Bewegungen machen. Huppern, 210. russ. «Müu'i'i. u. ii.)
Entsprechend huppeln in Düringen; in Hurstück, das, st. Hure, als Schimpft
Aachen Küppere. wort. Du bist ein H., sagte eine Frm,
Hupps, der, Hopps, Sprung. zu einer anderen.
hupps. Hupps war der Hund durchs Hus, das deutsche, st. deutscher Orden.
Fenster gesprungen. Alnpete.
Änre, im Scherz Heure und Hoire. Husar, schwarzer, scherzweise st. Floh,
huren, vermieten, 194. RR. d. F. E. namentlich in der Sprache der Frauens-
145. Sonst: Heuren. leute. Gew.
husch — Hütte. 553
husch, s«> Das geht dann über Husch Hüter, st. Hirt, welcher Ausdruck hier
und über Vufch, d. h. huschhusch, über- ungewönlich ist, bemerkt Hnpel. Noch
eilt. Gew. jetzt durchweg st. Hirt. I n Teutschland
Huschebusch s« ^, erstes sch weick»), nur mundartlich hier und da. — Hüter,
der, ein übereilter, eilig thuendcr Mensch. 185. 517; er und ein H., 349. XXV. 1.
Gew. Erste betont. I . 1663 4; Hüter, st. Hirt, Stender I ;
hnschebuschin ,'2 weiche sch), übereilt, Hüter, Hirt, 210; Hüter, 172. 1784.117.
in Art eines Huschebusch. Gew. — vgl. Nachthüter.
Huschebuschinleit, Nbecciltheit, Eilfer- Hüterei. Viehtriften anshauen, damit
tigkeit. Erste betont. keine Hütterey fehle, 330. 7.
huschen, s«,>, l ) eine Arbeit in Eil- Hüterfeuer. Feuerschaden durch Hiiterc
fertigkeit machen. Gehuschte Arbeit, über- feuer, 176. 1826. 149, Feuerschaden
eilte, schlechte. — 2» sich, sich raufen. durch Feuer, das Hirten im Walde oder
Tic sollen sich gehuscht haben. I n sonstwo angc macht hatten.
dieser Ved. uon Grimm 2) als mund- Hüterin, Hirtin, kaum gebräuchlich.
artlich bezeichnet. Dafür Hütermädckcn oder Hüterweib.
huschhufch «Zweite betont), überhin, in Hüterjunge. Ein Hüterjunge, St. I;
Hast und Oberflächlichkeit. Die Arbeit Hütersunqen, 172. 181,;. 19; ein Hüter-
wird buschhusch gemacht. Junge, 174. 1822. 96; Hüterjunge, 333.
Huschhufch, das, ein Spiel, Art Hasch- 69; Hüterjunge, 176. 1828. 136.
spiel. Hüterlind, Kind, welches die Stelle
Huschhuicharbeit, übereilte, oberfläch- des Hirten vertritt oder auch demselben
liche. Zweite betont. zur Hilfe gegeben wird, Hupel. Zugleich,
huschig, s«), eilig, überhin. .buschige bemerkt er, „ist es eine ungefähre Be-
Arbeit; huschiges diesen, windiges «'Be- stimmung des Alters uon 10—13 Jahren".
nehmen!. I n Posen: huschelig, flatter- Hüterlnabe.
haft, auch nachlässig, obenhin, ugl. 168. Hüterlohn, für's Hüten des Viehs (an
die Hirten,, rig. Ztg. 1862. 117.
Hufen, als Endung von Gutsnamcn, Hütermädchen, St. I und 176.1824.44.
hat stets den Ton. Co Kolenhufen. Hütersche, die. Die Viehemutter soll
I n mehreren hiesigen Ortsnamen ist alle Morgen die Hütterschen aufwecken,
husen in Hausen übergegangen. Co in 328. 38. I n der Ausgabe von 1649 auf
sehemals) Nnhusen, jetzt Neuhnusen, S. 43.
dagegen ist Kotenhausen durch Koken- Hüterweib, 172. 1794. 200 saus
hnsen verdrängt. — Eine Familie Husen Lemsal).
in Estland. Hufnagel? Ein neu Hutnagel, 349.
huss Hufs, als Hetzruf auf Katzen. XXII. 2. Hufnagel?
I n Hoffmanns Kater Murr S. 462. Hutplah/ Weideplatz. Auf den Hut-
Husten. I n 372 öfters die Vz.. statt plätzen. 224. 1825. 47.
verschiedene Arten von Husten. I m Gan- Hutschachtel, die. I n Grimms M b .
zen sind mir viel mehr Husten vorge- Hutfutteral, eartou, in Königsberg
kommen, welche, ebda. I I . 17; indessen Pandel.
habe ich auch heftige Husten gesehen, hntscheln («), ein Kind sauf den Ar-
ebda. S. 18. men oder Händen) in die Höhe werfen
husten und hüsteln stets mit gedehn- und auffangen, fchaukeln. vgl. in Grimms
tem Selbstlaut. Wtb. hutschen 2^ und Hotze, Wiege.
Hut. Er trägt Federn auf dem Hut, hutt, Ausruf bei Verwunderung, wenn
cm-nnwF l^8t. Gadebufch s325). etwas wie der Wind fchnell geschieht.
Hut. Der Wiedehopf rief fein Hut! Hut! Hntt war die Glocke verloren. -
374. II. 244. vgl. hntt. ' hutt hutt, Niedehopfruf. vgl. Hut.
Der Hutthutt, im Scherz, Wiedehopf.
Hütchen. Der Bürgermeister uon Fellin, Zweite betont.
von den Knechten gezwungen, muß das Hütte. Hütten bauen, irgendwo lange
Hütchen ausstecken, 345. 79, durch das verweilen. Wenn fie zu N.'s gehen,
Aufstecken eines Huts die Absicht zur bauen fie sdcy Hütten; du willst wo!
Übergabe anzeigen. Hütten bauen, dass Du so lange da
Huiefass. Fische noch mit Cchiffen bleibst? — ugl. Grimms Wtb. 3> —
noch mit Hutefäsfcrn wieder vom Strände Nach Hnpel bezeichnet Hütte zuweilen
führen, 349. IV. 5. -N. vgl. in Grimma ein pyramidenförmiges inwendig holes
Wtb. Hülfasi, und Hüdefnfs. Strauchhäufchen, in' welchem man die
37,'
554 Hütten — Jas
Birkhühner belauern kann. I n die Hüt- Kälber geheu in die Hütung; auch in 210.
ten gehen heißt daher im Herbst auf 2^ Die grasende Herde. Die Magd ist bei
die Nirkhühnerjagd gehen, vgl. d. folg. der Hütung. — Die Vedentungen lassen
Hütten halten. Das Hütten- u. Pull- sich aber wol zurückführen auf: Ort deo
wahnenhalten abschaffen, 185. 351 u. 31 Weidens nnd Handlung deü Viehhütens.
(älteste Stelle), vgl. Buddenbrook in 193. I n die Hütung gehen, 210, d. h. weiden,
II. 591 und 670. auf den Weideplatz; die Mägde kein Mal,
Hüttenjagd, die. Vuddenbrock in 193. ohne wenn es kalt ist, ohne Spinn- od.
II. 670 bemerkt: die H. geschieht ans Knittwert in die Huttunge schicken, 328.
großes Federwild. Die sog. Hütten- und 44: auf den Weideplatz. I n Livland
Volwanenjagd auf fremder Gränze ist müssen alle Hunde in der Hütung mit
untersagt, 154. I. 221. einem vom Gemeindegerichte zu gebenden
Hüttenmeister, auf der Woiset'schen Stabe, am Halse quer hängend, versehen
Spigelfabrik, 176. 1827. 21. Sonst nur sein, 154. I. 2.'5.
auf sog. Hüttenwerken. huz l,nz, Hetzrnf. Hoffmann in Kater
Hnttenschule. Eine Verg- und Hüttrn- Murr 462.
schule, 176. 1824. 79. Huz, Huzchen, Koselleinerung f. Hugo.
Hütung, die, ehemals auch Hutung.
Nach Hupel 1) Grasung, Weideplatz. Die
I< (Selbstlaut.)
Wird in nachlässiger Sprechweise oft namen Juni und Juli haben stets die
geschärft. Gibt, liest lauten dann wie erste betont sin Riga).
gippt, lisst; sieh, siehst, namentlich siehst i vor einem Selbstlaute wird znweilen
T u ! sieh mal an! wie si («), sisst; zu i j . Spioniren wird zu spi—joniren,
Dinstag wie Dinnstag; diesjährig, dies- speien zu spei—jen. — Ebenso am Ende
seit, diesseitig wie dissjährig, disseit; einiger Empfindungswörter; pfui, ai, oi,
soviel und söviele, sövielst wie söffill, ui, wni werden dann (einsilbig) ausge-
söffille, söffillst; der wievielte wiewiffillte; sprochen fui—j oder fui—ch, ei—ch,
Friedrich wie Fridd'rich. Früher soll ui—ch, wai—ch.
auch der Familienname Vietinghof (nach I F G war im 15. und 16. Iahrh.
Graf Mellin in Hupels Materialien zu eine gewönliche Abkürzung für iro tüi-Lt-
einer Adelsgeschichte) gesprochen sein !il:Ke llnaäen. vgl. Grimms Grammatik
Vittinghof statt, wie jetzt, Vietinghof. III. 307.
Vielleicht wird sogar zu vleicht. Jas, der, gespr. I—ass, estn. ^82st,
Auch bei Bestsprechenden hört man 5IÜM8, Mle», eine Fischart. Hupel in
durchweg virrtel, virrzehn, virrzig statt 444. 1780 schreibt Ihas, in 444. 1818
viertel, vierzehn, vierzig (viertehalb aber Ihhas, Igas u. I—as. I n 182. II. sagt
mit gedehntem i!) und ebenso ausnahms- er: Jas (lies I—as), estn. ^!>!n5, ein
los tnchst (^), tricht («), trichte, getricht wohlschmeckender See- nnd Bachfisch,
von kriegen (bekommen). sonderlich im Embach und der Peipuo.
I n und bei Riga kennt man lhn nicht.
Durch die Schärfung des i entstehen Ob tfprinu« ort'u«? — I n 350. XVIII. 5
einige Wortgestalten, die üblicher sind sagt er: I j a s oder Iin5, besonders im
als die im Hochdeutschen geltenden: großen Embach häufig. — Hueck (190.
Fiddel, Fidd'ler, fiddeln, Fiddelbogen 54) schreibt: „Ijas, oder Sick, eur,'^«u>!ix
st. Fidel, Fidler u. s. w. ^ilcu», eine Lachoart, bildet den vorzüg-
i «nd ie vergröbern sich zuweilen zu lichsten Gegenstand der Fischerei im
ich. Wie der aussicht («) st. aussieht. Peipus. Seine Menge hat sehr abge-
Vicher (-) st. Viehe. — Die fremde nommen." Kawall (175. 1858. .^ 35)
Endung in Eomödie und Tragödie wird deutet .111« mit I^mit-eu« I»I„«, Kühtiug.
meist wie i und betont gesprochen, ebenso — Man tonnte an I^ncin-u« .Il^»>8, Alant,
in Namen wie Leoeadie «. n.; in Julie, Göse, Iese denten. Gattung und Art
Antonie u.a.aber zweisilbig. Die Monalb- des Fisches erscheint demnach Zweiseihaft.
icht — l h l . 555
Tle verschiedenen Schreibweisen des an- oder betrinken; sich belgeln, sich be-
Wortes la^en erhelle,», daso man cii frir trinken, sich voll igeln, sich voll saufen
ein fremdes ansnh Tyells das deutschem ihm. Oft Hort man Ter Finger ist
Munde unbequeme I—a, therls vielleicht ihm geschwollen, st sein Frnqer ist ge-
die Anlehnuna au deutsctns Iese oder schwollen vgl ihr. Zuweilen Hort man
Guse veranlasste einige Schriftsteller I a - :st das sein Vuch^ Ja, llnn sems.
oder Ia>en vorzugehen Wir finden dem- Ihm st? eine Fischart. Brachsen oder
nach theils vorwaltendes I sber Nupel», Ihnlste. 19?. II 1289 Truckfehler fm
theils Mischung von I und i, theils ! I haist""
allein loder "))) Ein ^ispfund trockne ihn. Bei Teutsck'en ungebildeten Stan-
3^ach>en oder Jas, 182 II , Ihasen, 147, des und s'albdeutschcn bort man oft
Ias>en, in Torpat, der bekannte Ilsm, Tas ist Ihne ^luke, st die Ihnen ge-
-3,0 XV 6, ^lcdchen und I)af,e', 350 hörende, Ihrige; Ihne Stlfeln stehen
VNIl '', der Jas oder Jose. Ua^e. m da, Ihner rhrWaaen kommt vgl ihr
Torpat, 179. II Z4, vechte und Janen, Entsprechende Bildungen stno im Russi-
1^0 IV 2 94, Ya,en rn Torpat, 199 schen NXUUN Ulld «'IlliUll
IV 46« Ter älteste Beleg vielleicht ihr. Oft Hort man dre Vrust ,st ihr
,n Nnssow 5 Chronik, welche erzahlt, dass hart wlc ern Vrett, st ihre Vrust.
bei Gelegenheit der Bewirtung des renaler ihr und sein. I n Gnmms Grammatik
Bischofs N.tolaus Nottendorv ,m I 1501 111 651 heißt es die Erklärung des
als dritte Cpeiie gereicht ward Vrod- schon im mhd. vorkommenden, heute rn
stsch sBratfifch-'), Gersen und VIcyer in der Schriftsprache geachteten, unter den,
Ölige aebraten Polt wl.it umgehenden Ir'edeaeblauchs
Tas deutsche Iase, I"se, Gase, Gose des Vaters sein Buch, der Mutter ihr
wrrd in Grnnm., Ntb als dem Sic»- Klerd, der 'linder ihr Spielzeug — ist
vlichen entstammend angesehen Indessen mcl t dcutlrck I n Vuciiern des 17 und
beweisen wol das deutsche A^che und 18 Iahrh wird angetroffen ich habe
Güster, das schwedische ssu», und das mich mit des Grafen seinem Koch ver-
estn la«, llrlr.l>, l u ^ dass eine Ilruer- lobt, de5 Goldschnndw fem Jung Ja,
wandt>chast mehr Wahrickemlichkelt für in Oberdeutschland wird der voraus-
sich bat gehende Genitiv m den Tatlv umge-
icht, als Endung von Beiwörtern, fast fl.i,t dem Vater sein Buch, das Kino
ungebräuchlich und dafür ,g nehmt Auch schlaft in der Mutter ihrem Vett, dem
ix adellche u n bort man meist lg st ich Gothe sein Gedicht ist, ferner, das
ist ihnen ihr Rock — Vei uns sind alle
ick, erne seltene Hauptworts-Endung, vicse NedenOnrten «Mg und gäbe, wir.
doch geivonlich in Tummick und Pintil scl'l.n sogar das Hauptwort in den Nenn-
Über enteren ^ o r t sagt Baumgartel fall, tl>e:ls in der Sprache mn T:enst-
<4-5. 13» TummrklS, ern dunrmmer boten ^rau ihr ^teid. Fraulein ihre
^«N, vielleicht ähnlicher Bildung wie Sachen, Inngherr sein <>und ist wegge-
Tummerjan au'i Tnmni rnd Mrite, laufen, therls m anderen Fallen Hugo
Miltelic, Tas ist ein Irrtum Tab sein Vuch, Toni ihr Kleid, mein Vruder
zweite Wort entspricht coenralls dem '"nao seine Werke, meine Schwester
lett in>!ti!v,>, welches Ulmar.n weisse, Ton» ,hle silelder, meine Nackbarcn
dummer Junge, ^oi,loffel erklart, mal,: ihre hurije^, lenre Schwestern ihre Gar-
reud Vrntlt bei Teut'chen eine.n Kmrps ten, meine Nichte ihr Vild Sckmeller
bezeichnet, entsprechend dem estn munilv. fuhrt als ostleck'ische Sprechweise an
icke, ,m Schenz st ick. Wer sagt da-^ nrer. ital Is>lo. franz I»"n und erklärt
- Icke ltaiicklich') ruci al'o rn n llbnen ihr»
iq wird elnn>o wie llcy, teit u a. in Wir sprechen ist das Innen oder ihnen
alterer Sprech- oder Schreibweise oft ihr Nock'' ist daö ihnen ihrer" Sind das
m^ag^lasten Schad- und nachcheilla sein, Ihre lilire» Bücher^ Ja. Ihnen <ihnen,
275 24 — I n der Aussprnelie wird ig ihre I n de. Gartenlaube 1860 3p 595
znwe.len zn rck't deinrcht, dresjahncht n a und 596 findet sich — der Poltc-
Sprechweise entnommen — ist das Ihnen
Iflel. Tauten wie ».in I , sehr viel I h r Nrenz' Tcr Habens Ihnen I h r
Eine Neden^art, entstanden aus der auch ttreuz' E>' »st also ern Irrtum diese
hier gewonlichen Vernix ngung von Egel in Leu-, ^.ir- und Estland geläufigen
mit I^el — Tavon raeln, saufen Redeweisen snr hirrortige Verunstal-
igeln, sausen Ebenso gcw, wie die tungen der deutschen Sprache anzusehen
Iettworter amgeln, namentlich sich, <nch»
550 Ihr - Impfstoff.
Noch weiter gehend ist: ihr ihr. Ist das II. 8. 197, ausholen; den Dieb mit
ihr Buch? Ja, ihr ihres oder ihr ihr's; einer Linie an einen Immenbaum fest-
sind das Ihre Bücher? Ja, I h r Ihre. binden, 194. Nuenst. 1 1 ; Immcnbäume
— vgl. dem sein, das ihr und jener ihr. besteigen, 328. 187 und öfters, vgl.
I h r , in der Anrede st. T u oder Sie, Vicnenbaum und 228. I I . 4.
findet nur Anwendung in Beziehung auf Immengarten, 3^8. 186.
Juden und Fuhrleute, vgl. Grimms Iunnenmann. Das Gesumm des Wacht-
M b . 2051. 6. meisters, welches vom Gesus der cmdercn
ihrerlei, ihnen ähnlich. Ihrerlei Ge- (Bienen) uuterschleden wird, wie das die
lichter; nach ihrerlei Art. Immenmänner wissen, 328. 215 und 216.
ihrig lautet oft wie ihricht, indem ein I . 1649 uud 1688. I n Grimms Wtb.
t angeschoben wird wie bei deinicht, nur aus Stieler.
meinicht, seinicht, ebend u. a. Immenstock. Immenstöcke, 192. V, 0»»-
ihrzen. Das I h r nennen ist nur ge- 8uetu(Iii>l!8. Auch in 193. II. 2. 212;
bräuchlich gegenüber Trödeljuden und gegen Wollen-Schafe einen Immenstock
Fuhrleuten." annehmen, 330. 21. Oft in 328.
I l l , der, wird in Grimms Wtb. uer- Immergrün, nur in der Bedeutung
einerleit mit I l t i s . I l k ist aber der von Bärlapp. I n den 50er Jahren gern
amerikanische I l t i s , russ. ÜAbira. Davon zwischen doppelte Fenster gelegt.
Iltenfutter. Halber Tack Ilkenfutter, 172. Immissarins, ein Wort, sagt Gade-
1793. 207. Ilkenlragen, Ilkenpclzlragen; busch (325), „das in allen liest. Gerichts-
Iltenpelz, von Ilkenfellen. sticken gebräuchlich ist. Man bedarf aber
Ille, die, Tude oder Walge, Icheide dieses Wortes nicht, wenn man das alte
der Weiber, 372. I I . 318. deutsche Wort Fröner, welcher eben das
sIlme, die, hier unbekannt, st. Ulme, bedeutet, nicht verachten will. Denn
Nüster. Das Wort stimmt vollkommen frönen bedeutet thcüs in donli inmnt.Iero,
mit russ. u.'li,zm, ü.iozi'b oder ii.ii.Ai>, theils iinmizÄonem impckare. vgl. ein-
Rüster.) erkennen, einweisen, Emertennuug, Ein-
Imbiss, der. Dies hier gewönl. Wort weisung.
wird in Grimms Wtb. als ein jetzt sel- Immission. Hupel erklärt: 1) die Über-
teneres und nur gewälter Sprache eige- gabe des Landgutes an den neuen Be-
nes bezeichnet. Es hat hier zwei, dem sitzer, er seu Erbherr oder Pachter; doch
russ. »ÄllMiu entsprechende Bedeutungen, wird es besonders von Kronsgütern ge-
l ! kleine Erfrischung durch Speise. Ten sagt, wenn sie einen nenen Nrreudator
Cappeuren wurde bei ihrem Auszüge bekommen. 2) Die gerichtliche Bestim-
aus Mitau (1877) ein Imbiss und mung, das; ein Grundstück dem Gläubi-
Branntwein gereicht. Weniger als «Früh- ger zum besondern Unterpfand dienen
stück". 2) Vortost,' Aufbis's, Vorschmack, und er feine Zinsen daraus haben soll.
d. h. kleines Voressen, Esslust erregende So sagt man, er hat Immission in dem
Kost vor dem eigentlichen Mittag- oder Gute genommen, oder er besitzt darin
Abendessen, bestehend in Gesalzenem, etliche Haalen immissionsweise." — Bud-
Geräuchertem, Heringspfännchen, Sar- denbrook sagt in 193. I I . : eine Immis-
dinen, Käse, Butter u. dgl., auch aus» sion aufschlagen heißt, wenn die einem ent-
nahmslos Schnapps. Einen solchen I m - fernten Gläubiger zugeschlagenen Bauern
biss einnehmen nennt man: aufbeißen ein Anderer, als er, nutzet und sie der-
seinbeißen) oder vorschmecken, russisch gestalt aufschlägt.
.,in:vcil?i.. Wollen Sie nicht etwas auf-
beißen (vorschmecken»? Worte der Auf- Imperial, der, ein russ. Iehnrubel-
forderung zu einem solchen Imbiss. — stück in Gold. I m Bertelir siud nur
vgl. Inblss. lmlbe Imperiale oder Fnnfrubelstücke.
Beide Ausdrücke jetzt veraltet und durch
Imme, die, Biene. El» jetzt ganz
Goldstück erfetzt.
ungebräuchliches Wort, ehemals allge-
mein verbreitet. Co findet es sich in Impfe, die, Lymphe zum Impfen.
328. I . 1ll49 u. später; ein Eichenbaum, Gew. Verschieden von Impfstoff.
der beflogen oder darinnen Immen feyn, Impfpocke. Die braune, nachher schwärz-
192. II. 8. 197; die Biene oder Imme, liche Kruste der Impfpocke, 402. 239.
353. 83. Impfstoff. Ta;u gebort nicht allein
Immenbanm,Biene»baum,Honiabaum. die Impfe (Lymphe», sondern auch Pocken-
I n 335. 105. I . 1558.- Iwme 'lw>?m>>; schorf, melcher, aufgelöst mit Wasser,
Immenbäume hohlen und machen, 192. zum Impfen benutzt werdeu kann.
IN — ing. 537
in. Früh« häufig mit Tatiu statt des eine Anzeige des rig. Rats in 172.
jetzt gebräuchlichen Aecusativo, in der- 1770. 14 von einer Hebamme Eliarlotte
selben Weise wie an und ans. I n An: Louise Püschnerin. (5s ist aber fraglich,
sehung der in denen Schiffen einzu- oh dieses „in" wirklich dein gewünlichen
ladenden Waaren, 141- den in den Sprachgebrauch eignete oder blos dem
Stäbben einzulegenden Henpf, 141; nur auoläudischenSchriftdeutschentlehntward.
durchgesehene») Gut in den Stabben Üblich und gewönlich, seit Jahrhunder-
hineinlegen, 141; den in den Stabbcn ten, war dagegen das plattd. sclie nnd
eingelegten Henpf, 141; der in der seit Ende vorigen Inlnh. ,,en'. Taher:
Stabbe gelegte Henpf, 141; kein untaug- die Ncunlauen, die Becken, die kofferten.
liches Gut in der Stnbbe einlegen, 1 4 l ; Zuweilen wurde dieo ,en" zu 'n gekürzt:
in jedem Packen die entsprechende Stöcke die Winter'n, die Göbel'n; zuweilen liest
hineinlegen, 141; in den Matten ver- man ein t vorauolauten: die Pfeifserten
packtes Gut, 141; die Güte der in den st. Vfeisser; ausgebendes s ward zu st,
Matten gestopften Flachsen, Näger-Trd. z. B. Reimerßen st. Reimern. Tief«,
von 1622. Tiefe Dativbenutzung wird ,.en" lebt gegenwärtig nur im Munde
jetzt gemieden von der besseren Sprech- von älteren beuten: fche erhält sich, doch
weise; in der gewünlichen ist sie aber nur zur Bezeichnung der Gerlngschätzuna.
noch gnng und gäbe, wie namentlich auch Als Endung weiblicher Hauptwörter
bei den mit „ein" zusammengesetzten hat in nicht felten den Hauptton. Sie
Zeitwörtern, worüber „ein" -zu verglei- ist eine Russin, eine Polin, wird häufig
chen. Alltäglich hört man auch: in einer gesprochen Russinn, Polinn. Namentlich
Schule gehen, st. sie besuchen, Schüler auch in der Vielzal: Polinnen find lie-
sein; im Gymnasium, in der Krcwschule benswürdig; Engländer zeichnen sich durch
gehen, Gymnasiast, Kreisschüler sein. Männlichkeit aus, Engländerinnen durch
Daher auch: wo geht er? d. h. welche Weiblichkeit; Königinnen, Fürstinnen
Schule besucht er; und dem entsprechend: haben Verpflichtungen.
bei Hüttel gehen, bei Mälzer'o gehen, Inbiss, der, st. Imbiso, ist nicht selten
d. h. Schüler bei Büttel, Schülerin bei in Niga zu boren; wird auch allein von
den Geschwistern Mälzer sein. Etender aufgeführt.
Noch wäre anzuführen: im Gedanken incorporirt. Sogenannte incorporirie
haben, im Sinne; im Talg ist kein Ver- oder zugesagte Meister, welchen in Riga
kehr smit oder in Talg ist "kein Geschäft,; das Meisterrecht auszuüben nicht ge-
in verschiedenen Sorten Flachs standen stattet ist, 234. 5; ein Gesell einer
die Preise zwischen —. Wenn die Rin- andern Stadt kann sich in die hiesige
der von der Mast in die Weide kommen, Zunft einzünncn lassen, oder darf in
st. auf; Wand von Zigeln in Eemeni dieselbe als sog. incorporirter oder zu-
gemauert, Ausdruck der Maurer; die gesagter Meiner ausgenommen werden,
Töpfer setzen Öfen entweder im Epigel 234, 4 1 ; solche Gesellen, welche sich cnv
oder jagends; in Schande bestellen, Meister an ^rten niederlassen, wo leine
Schande davon haben. Ich mnsü in ihrem Handwerk entsprechende Ämter vor-
Schande besteben, es musc> mir ;ur handen find, ol'ö sog. vertragene' oder
Schande gereichen. Nicht: mit Schande. „ineorvorirte" oder „Mitmeister" auf-
Wie alt ist der Knabe? Trei nn vierien; nehmen, 237. 23.
er geht zehn ins elfte. Infuhr, Einfuhr. Tamit die Ttadt
Statt deo Tcmvb begegnet zuweilen in- und Abfuhr aus dem ^ande haben
ein falscher Accusntiv, namentlich bei könnte, 195. rot. V. 733.
dem Zw. halten. Tann hält man das ing, als Endung von Hauptwörtern
Kasseroll einen Augenblick in hcißeö war früher gew. statt ung; dagegen nutz
Wasser. häufig f. nis.
in, als Endung weiblicher Familien- ing, als Verkleinerungoendling. Iawb
namen, wie Karschin, Neuberin u. s. w. Grimm fagt in seiner Grammatik IN.
I n 17ö. 1Nö6. 493 heim es: „der Name 6^3: „unter dl.n plattdeutschen Mund-
Schulzen für die Bezeichnung einer Tame arten verkleinert die mecklenburgische
Mio dieser Familie statt der noch im und pommersche gan; lebendig auf ing.
vorigen Jahrhundert üblichen Form auf ;. V. Kind .^linning, fründ 'rünning,
in: also Schulzin oder Schul;enin, wenn han Henning, hu^ büsing, kn>ö kussii'g.
nicht Schulzenscke —". I n der Thai ist Hand hänning, feld ''elding. mann män-
in llvl. Schriftstücken des vorigen Jahrb., ning. Auch bei Eigenname», v B. Tir.e
doch selten, „in" zu finden. So spricht Tlnning, ^uise ^,'Nisina.
558 ingedenk machen — invurwandt.
I n Liu- und Kurland ist ing ge- Inländer, im Sinn von inländisches
wönlich. Doch weicht die Bildung unserer Erzeugniss. Dieser Käse ist ein guter.I.
Klcinerungen hier und da uon der platt- inne und innen, wie i,i, früher ge-
deutschen ab. Wir sprechen z. V. nie trennt von da oder dar. Das Haus, da
Kinning, sondern Kinting, nie Männing die Feuersbrunst inne entstanden, 292.
sondern Manning, nie: Hiinning, sondern III. 11. I . 1664 und 1722. Noch jetzt
.<?a,iting, nie: Freunding, Felding oder zuweilen.
Hussing, sondern Freundchen, Feldchen, Innehaben. Das faktische I . , 154. I.
Hauschen. Dagegen wie im Plattdeut- 185, im Besitz haben.
schen: Kussina/ Tining, Luising. Aus- innehabend, inhabend. Den dritten
lautendes d wird bei unseren Kleine- Theil der in Liefland innehabenden
rungen zu t, der Aussprache des d wie Lande einräumen, 194. Vrandis 64; die
t folgend. Daher Kinting, weil Kind wie erbauten und innehabenden Hänser, ebda.
Kint; Hanting, weil Hand wieHant; 55, die sie inne hatten.
Munting, weil Mund wie Munt gespro- innehalten sich, innerhalb eines Ortes,
chen wird. Gewönlich sind Papping, namentlich zu Hause bleiben, sich ein-
Mamming und Tcmting für Papa, Älnma, halten. Von <d. h. wegen) der Quetschung
Tante. sich innhnlten müssen, 223.
Ob unser ing plattdeutschem oder let- inner, innerhalb. Innern Walles, 292.
tischem Einflüsse zuzuerkennen ist? — II. 2, innerhalb des Walles. Eine nicht
Wenn die Mecklenburger und Pommern seltene Ausdrucksweise ist noch heute:
allem unter den Niederdeutschen ing inner Jahr uud Tag, binnen. So in
verwenden sollten, so hat wahrschein- 1^8 und 193. II. 58«.
lich slawischer Einfiuss gewirkt sang, eng, Inneres. Minister und Ministerium
inla»; bei unserem ing ist aber wol des Innern, der innern Angelegenheiten.
das lettische ing entscheidend gewesen, innerfambelig, innermutterig, inner-
um so zweifelloser, da die Kleineruugen halb der Gebärmutter. Innerfambelige
mit ing — mit alleiniger Ausnahme Schwangerschaft, die gesundhcitsgemnsie,
bei Taufnamen — der Kinderstube und entgegen der ausicrfambeligen oder außer-
der Sprache mit Kindern angehört. mutterigen, ^rlivicliw» exv-antlüimi.
ingcdcnl machen, einer Cache, st. er- innermutterig, was innerfambelig.
innern an, 351. XVII. 23. innern, einen, interniren. Innerung,
Ingedom, Ingedüm, Ingcdömde, das, Internirung. Ein Geinnerter. Anch in
Eingedömde, .Hausgerät. I h r Ingedom, der Schweiz.
194. R. R. d.' F. V. 253. Aach älteren: Innholz. Eichene Imchölzer zu Vor-
Iwl. Rechte erhält die Mutter einer dingen nnd Böten, rig. Ztg. 186l).
kinderlos verstorbenen Ehefrau das Inge- 40. Beilage.
dömde. 154. l l . E. «1. I n der plattd. insolinge, st. solange. Sollen die
Zeit: iu^eilunm. Die Kleinodien und Wracker, in so lange sie dem Dienst vor-
das Iugedömde entsprechen der in deut- stehen. 316. 2.
schen Nechtsquellen vürtommenden Nistet- Instadt. I n Pernnu wird die Instadt
gerade, ebda. 3 . 267. von der Porstadt unterschieden. 1.1861.
ingen, nasaliren, nasal ausspicchen.
inffesessen, eingesessen. All und jede Instlindialcit. Auf I . des Beklagten
Ingesessene der Schlösser, Häufer und uerlnndcte Eitation, 352. XXIX. 4.
Gebiete. 345. 4«. Interesse, interessant, interessiren lau-
Inssuust, die, Nafalirung. Den Russen ten stets ^n—treffe »betont lheils die
ist die I . fremd; sie sprechen daher das erste, theils die zweite), intressant,
Äebenwori ungern ebenso wie den Namen intressiren. — Interessen im Sinne von
Ungern l-Sterubergj, d. h. vn-rc^ii!,. Renten oder Zinsen fast ganz abgekom-
inhabend, elnlmbend. Wegen der vier men lind nur in der Vz. gebräuchlich.
iichabendcn Ämter, 35<>. XXXV. ^ncns Inventar»«»», bezeichnet bei uns nickt
David B. v, 1'i5!>; seine inhabende Sliile, Berzeichniss, fondern die Gesammthelt
215. 3l'9. vorhandener Gegenstände in einem Hause
Inhaber, Geldpapiere, Aetien u. s. in. oder einem Geschäft oder auf einem
lauien auf den Inhaber, au port>'„r. Gnte, welche Gegenstände nicbt gerade
Inhaltsmaß, Rauminhalt, Gefäsie,,^ch zu dem ,dause, <'>eschäft oder Guie ge-
dem ausgepägelten Inlinltsinasie von hören, aber mitoeriauft werden tonnen
1W Päglln oder 12«) Stufen rigifch und zn dem Betriebe gehören.
reguliret, 276. invorwandt, unvorwandt?
invorwart — Ixe. 559
invorwart? Tic inuorwarten arlilelu, Jede, die, Erde. vgl. Olen's Naturgesch.
196. l. 475. irgendwoig. Das irgendwoigeErscheinen,
inwärts, cinwärw, nach inwendig, Sonntag in'176. 1825. 58.'
vgl. Grimmo Wtb. Wenn einem Pferde irgcndswo. I n Grimms Wtb. erst aus
in den Augenwinkeln innwärto viel rolit Messing. Es findet sich schon in einer Urt.
Fleisch wachset, 318. 144. u. 1662 s192. I. 159>: irgendswo geher-
inwendig. Von inwendig, von innen. berqet werden. ^
I n w i l , die. Von Bergmann Seebucht Irrblock, oft f. erratischer Block.
erklärt, vgl. Einwik, Einbucht u. Grimma Irrncist. Siender hat I . im Smne
Mb. von Gespenst, beirügerlscher Geist, aver
inz! inz! zum heranrufen oder An- auch im Sinne von: Schwärmer in der
locken der Katzen, nne das lett. mx inx ^ehre. I n letzterem auch in 18<». l l . I .
«Lange und Stender> Gew. I n dem- 278: keine Irrgeister mögten ihre irrigen
selben Sinn miz miz und minz min;. Lehren in Tempel und Schulen bringen.
Inze, die, scherzhaft und vertraulich Irtengesell. Tafern ein freinder Gesell
für Katze, nach dem lett. inxi« oder inxe. sich um Arbeit schauen ließe, sollen die
Inzchen, Kätzchen. Auch- Minze, lett. Irrten-Gcsellcn in der ledigen Werkstätte
winxis. I n Thüringen Winze. am ersten um Arbeit schauen; so aber
Inzucht. I n Grimms Wtb. erklärt: ein fremder Gesell insonderheit wollte
einheimische Zucht im Gegensatz zur eingeschickt sein, so —, 272. — I n
Kreuzung der Nacen und angeführt aus Grimms Wtb. nach Schneller u. Iakob-
dem I . 1653. Eine Heerde durch Inzucht sohn und in einer wol cibweichenderBedeu-
vermehren, 224. 1825. 10; Inzucht, die tung. vgl Ortengesell.
Maßregel, daß man in einer Echaf- isch, als Beiworts-Endung in älterer
heerde die Parnng immer in nächster Zeit oft weggelassen. Tie Schwed-Tän-
Verwandtschaft veranstaltet, 176.1836.99. nnd Nonuegischen Gefchichtschreiber, 194.
inzwei, oft st. entzwei. Bei Bergmann Hiüriw 43.
und Hupel, doch schon viel früher. Die isch, als Endung st. er wird von Vielen
Lunse am Wagen inzwei fahren, in für fehlerhaft angeschen. Tie Rigiscke
174. 1851. 304 aus dem I . 156«; hat Zeitung st. Nigaer Zeitung. Ter Gebrauch
ihm die Lippen in zwei gewurffen, ebda. des isa> ist bei uns sehr alt u. geht in
I . 1574; die Nase in zwei schlagen, die plattdeutsche Zeit zurück. Es soll den
349. XXI. 1. I . 1621. — Noch jetzt Mitauschen «nt Riglschen — zu handeln
gew. Man hört auch anzwei. frei sein, 349. XV. 5.
inzweigendin, statt entzwei, inzwei. isen, dißen, zipen: pipen wie junge
Bergmann u. noch jetzt. Tauben.
iö, iso, Ausruf einiger Arbeiter, z. V. Istausgllbe, wirtticheAusgabe im Gegen-
auf Schiffen, beim Heben, Ziehen fchwerer satz zu der Eollausgnbe oder veranschlag-
Lasten; auch der Frachtfuhrleute, um die ten, 414. I . 18K4.
Pferde anzutreiben.
sIrch, das, feines weichgegerbtes Leder. Istbestand. Ter Ist- u. der Sollbcstand
Tas Vorkommen dieses undcutschklingen- des Heeres.
den Wortes im Vairischen und Kärntni- itzen, einen, ihn Sie nennen. Gew.
schen deutet nicht, wie Grimms Wtb. Ixe, die. Huvel hat in 444. 1780 u.
annimmt, auf gothischenUrsprung, sondern 1818: Wasser-Ire oder Nire, cstn. »">!c,
auf flnwischen. I m heutigen Russisch ist was er erklärt: Sirenen, Wassernire,
,ij»xn gegerbte») Schaf- oder Bockfell, nach Wassergespenst. Ob noch in Estland zu
Art des sä'mischen Leders, npilmn., solche hören?
Felle zubereiten.!
560 ja nicht — jagen.
A Mtlant.)
ja nicht, in Tatzen, die ein Abraten, Aussprache ist keine neue und lasst sich
Abweisen ausdrücken. Thu das ja nicht! durch folgende ältere Belegstellen bezeugen.
d. h. hüte dich sehr, das zu thun. — Iachtschlitten, 349. XXIV. 2; eine Ge-
Schicken Sie mir Papier, doch ja lein legenheit, wo auch angenehme Iagdten
Schreibpapier, Verginann, — doch behüte sind, 172. 1794. 219.
lein —. Fliegende Jagd. Man hörte noch am
Iabruder. Die Ja Vrudere, 335. 286. 8. März die „fliegende Jagd" die Wälder
I . 1611; I h r lieben Ja Vrudere, ebda; durchschallen, rig. Ztg. 1867. 82.
Hoffnungs- und Ja Brüder, 349. IV. 11, Die Jagd lösen. Und nun ward die
Verbundene in der Hoffnung, beim Rate übrige Jagd gelöset, 338. 88.
etwas zu erlangen. Eine Jagd Kinder, Menge, Hetze. Nie
jachten. Bei Lange fehlend. Verginann in Hamburg u. Holstein.
erklärt: dollen, rasen, toben; Stender: Iagdbefen, der, liederliches Frauen-
spaßen, Haseliren, aus Lustbarkeit dollen zimmer. Jagd- u. Neisebesen, 324.
u. rasen; Hupel: schwärmen, rasen, toben, Jagdhütte. Jagdhütten, 193. II. 2. Verz.
im Spiel goß«: Lärm machen. — Man Iagdschlitten. Ein Iachtschlitten, 349.
tnnn denken an Übernahme aus dem XXIV. 2; ein Iagdschlitton, 172. 1794.
Lettischen — ,jickt,e!>t; — doch findet sich 321.
im »!nl. jachern u. jachtern; jachten könnte Illgdstück, das, absonderlicher Kerl, 324.
selbst jagden sein, Zw. von Jagd, wie jagdsweise, bei Gelegenheit einer Jagd.
ja auch lett. Mto!,t auf lett. salctz, Jagd Sin Jahr nachher kam ich jagdswcise auf
zurückgeht. — Mir nicht begegnet. eben die Stelle, 333. 8.
Iackerei, die, Handlung des Iackerns. Jage, die. Einteilung eines Waldes
Iackerer, die, in d. beiden ersten Bed. in Jagen, d. h. viereckige Stücke.
des Zeitworts. Iägeleine, die, Lentseil, gew. doppeltes,
jllcker» erklärt Bergmann: reiten; Lange beim Pferdeanspnnn. Veigmann erklärt
hat: umher jackern, lett. n i x i » ^ , das, Lentseil und Lenkriemen, Kupel Lenkseil.
nach Nlmann, spazieren führen in Wagen Gubert in 328. 132. I . 1649 und 115.
od. Schlitten, bedeutet; Stender erklärt: I . 1688 hat: eine Iaglinie; eine Inch-
bald hier bald dorthin fahren; Hupel linie, 349. XXIV. 2. I . 170^; eine Iag-
laue auch Eallmann) ueremerleit mit linie, 172. 1793; eine Iagelinie, 172.
juckern: zur Lust umherreiten, fahrend 1789. 7 und 1805. .^ 9. Lange schreibt
oder reitend zum Zeitvertreib umher- Iagline u. Iaglinie, Hupel Ingleine u.
schwärmen, ohne dringendenAnlass reisen. Iagelinie, Bergmann u. Stender Iäge-
I n Grimms Wtb. ist jackern (unter jachern) leine. Diese letzte jetzt allein übliche Gestalt
nur aus Hessen bezeugt, in d. Beb. von des Wortes findet sich schon im 17. Iahrh.:
schnell reiten, schnell fahren. Josef Müller Iagleine, 349. XXII. 2; an em Iaglein
und W. Weitz (161) sehen das Aachener ein neu Stück zweimahl zu Häuf gestochen,
.j.'u-iien! als Intensiv»»! an von jagen, ebda, wird jedoch erst in diesem Iahrh.
hüll, .jaklicn, galoppiren, das Pferd an- alleinherrschend. Die Iageleinen sind von
treiben. Hanpf, 172. 1771. 43; eine Iägeleine,
Die in Niga und Livland jetzt gang- 174.1824.399; Iägeleine, öfters in 176.
baren Bedeutungen sind 1) zl. fahrend 1824; Iageleinen und Kreuzleinen, rig.
lweniger reitend) umherjagen; 2) zh., ein Ztg. 1877.
Pferd, fahrend oder reitend angreifen, jägelsch. Früher der Iägelsche Aach st.
ermüden, davon: adjackern, entsprechend die Iägel, Iägelschcr See st. Iägelsee.
dem neuen lett.Ausdruck: sir^n nosnlcurent,; jagen. Jagt u. jagt; jog u. jug oft
3» sich, sich ermüden, angreifen,' nament- st. jagte. 1) schnell fahren od. reiten. Das
lich durch Gänge u. Besorgungen, davon: unbedächtige Ingen auf den Gassen, 172.
sich abjackern. — Die Begriffe von jackern 1777. 26. — 2) Tauben, treiben, d. h.
u. juclern fallen in Niga nicht zusammen. vom Taubenschlag aus mit der Treib-
Elidel, Schrotet, Göze in 373. III. 340s. stange zum Fliegen veranlassen. Davon:
Jagd, wird steto Jacht <») gesprochen, gut eingejagte Tauben, die so fliegen,
die Oz. Jagden ivie Jachten <<.). Di<,'sl> wie „Taiü'l'niägc'r" (Talibenfreimde) es
jagcnds — Iahrchen. 561
lieben. 3) einen Ofen höher jagen, höher gibt aus Estland Iaglinge, was in Riga
aufziehen. 4) einen Nagel in ein Vrett, nicht zu hören.
elnen Keil in einen Vlock, hineintreiben. Illguug. Die I . der Vöuhasen, 273,
Viel Speise n. Getränt sich in den Magen Jagd auf sie, Aufspürung u. Vertreibung.
jagen, viel essen od. trinken. Holz in den
Ösen, zum.heizen hineinthun, namentlich Jahr. vgl. dazu n^LNi»' Biber von
in übergroßer Menge. 5) einen Beamten, einem Jahr. — Iahrener zehn werden
seiner Stelle entsetzen. I n ders. Ved. fort- es sein, d. h. etwa 10 Jahr; ein Iahre-
od.wegjagen, cna-6,>r, n^ai-naii,. 6> Hunde ner sechs wird oder werden bald vergehen,
etwa sechs Jahre. Gem.
n. Kinder jagen sich, jagen mit einander.
Wenn die Zeit kommt, daß die Pfleg-
jagends. Die Töpfer setzen Öfen ent- Kinder ihre Jahre erreichet sdes Mündig-
weder „im Svigel" oder „jagends". I m kensalter), 349. XIV. 1. 42; zu seinen
ersten Fall werden die Ofenslächcn von Jahren kommen, 154.1. 83. Es ist dies
den etwas herausgerückten Ecken sEck- die dritte Krünungsfeier, der ich bei-
lacheln) gleichsam eingeramt, im zweiten gewohnt habe. Das heißt mit anderen
kommen Ecken und übrige Kacheln in Worten: ich habe meine Jahre, 174.1826.
gleicher Fläche zu stehen. 285. Zu Grimms Wtb. 2235. 4K.
Jäger, der, unterschieden von Jäger. Das salte) Jahr beschließen, in einer
1) Treiber auf Jagden; 2) einer der Gesellschaft, am Sylvesterabend.
Tauben treibt oder jagt; 3^> Treibhund. Um das Jahr anhalten, hat ein Gesell
Mein Kund ist ein guter Jäger. zu thun, der Meister werden will, 266;
Jäger, 1) Sendbote. Des jetzigen bei derjenige, so allhie sich niederlassen und
uns anwesenden Neußischen Iegers vor- Meister werden will, — soll 5as Jahr
gebrachte Werbe seindt dergestalt, 350 zu arbeiten ansagen, 260; das Jahr gear-
XVIII. 1. I . 1555; ein dennischer Ieger, beitet oder gelöset haben, 258; auf ein
186.1.4^4. 1.1558. „Der dänische Send- Jahr bei einem Meister arbeiten, 255;
bote wird Jäger..genannt, bemerkt der das Amt fordern und das Jahr ansagen,
Hermlsgeber, als Übersetzung des damals 258; sein ein Jahr beim Meister aus-
für Courier im Russischen gebräuchlichen arbeiten, 272.
rmien'i> von rnKib jagen, in den: Sinne Zu Jähr, im vorigen Jahr; vor zu
von treiben oder schnell fahren." Einen Jähr, im vorvorigen Jahr. Davon: zu-
Ieger an den Mustowiter senden, 335. jährig u. vorzujahrig. Stender führt zu-
105. I . 1558; dem jetzigen anwesenden jllhr als Nebenwort auf. Ein to jare od.
Jäger, öfters in 369a. I . 155«, d. h. der zu I a r schon in einer aus Marienburg
russ. Bote, der den Brief gebracht. Belege i. Pr. datirten Urk. v. 1395, in d. Bed.
habe ich, wie bei Post, nur aus d. Mitte von: im vorigen Jahr. vgl. 399. IV. 36.
des 16. Iahrh. — 2^ eine Art schneller I n Verbindungen jetzt fast ausnahmslos
Böte, namentlich aus Dondangen nach Jahres-, nicht Jahr — : Iahresdienst,
Riga kommend. Daher sDondangenscher) Iahresrente, Iahresrechnung, Iahres-
Buttenjäger, Bot mit Butten. — Beim pächter, Iahresschluss, Iahresschuss, Jah-
Heringfang der Holländer sind Jäger eine restag, Iahreszal, u. s. w.
gewisse Art Fahrzeuge, welche bei den Jahr st. Jahresring eines Baum-
Grönländern I I m M , Bot für Weiber, stammes. Der Baum setzt jährlich neue
KasllK, Bot für Männer, heißen, vgl. Jahre an; der Wachst!)um der Jahre
Grimms Ntb.6^. —3) Liebhaber, Freund. wird allmälig-schwächer; Holz von weiten
Tauben-, Hunde-, Pferdejäger, Mädchen- Jahren wird für besser gehalten als Hol;
jäger. Entsprechend russ. oxoiuiu^.. von engen Jahren, 153. I . 1763. vgl.
Grimms Wtb. IV. 3.
Iägerhorn.Seind bei derNachtmit einem
Iiigerhorn blasend zriiLkatum gangen, Iahrarbeiter. Ein Jahr-Arbeiter soll
349. Vogteirechnungen v. 1614—17. Der bei dem Meister sich getreu und fleißig
älteste Beleg in Gnmms Wtb. nach Aurer verhalten, 260, d. h. ein Gesell, der,
s1634> um Meister zu werden, bei einem Mei-
Iägerjunge, Jägerbursch. Dem Jäger- ster ein Jahr arbeiten will. Zu Grimms
jungen die Flinte geben, 333. 59. Wtb. des Alters wegen.
Illgerschoten, auf Schiffen, 172. 1834. Iahrchen, kleines, nicht volles Jahr,
47. nie Iahrchen, was eine Verwechselung
Jagerscgel, 172. 1834. 47. mit Ierchen oder Görchen gestatten tonnte.
Iagleinc st. Jagelcine. Zwei Zäume Ein Iahrchen werde ich wol noch warten
u. Iagleiucn, 392. !871. 31. Sallmann müssen.
562 Iahrdieuer — jäsen.
Iahrdiener. Der Edelleute Jahr-Diener, Iahrmarltshütte, Jahrmarktsbude.
159. 176. Iahrmarkshütten zwischen die Häuser
Iahresarzt, jahrweise angenommener setzen, 180. IV. 2. 137. I n Dorpat..
Arzt, Hausarzt. Iahrmarltszeit. Während der I . , 172.
Iahresdienst. Die zahlreichen „losen" 1789. 277.
Familien, welche weder einen I . finden Iaköbitirche in Riga, selten Iätobs-
noch mögen, 456. 1872. tirche. Die Intobi-Uhr, Uhr der Iatöbi-
Itthreslöner, Arbeiter auf dem Lande, Kirche. Ebenso: Petri-Uhr, Uhr der
die in Iahreslohn stehen. I n Grimms Petritirche.
M b . schlecht: Iahrlöhner. Iämmergabe, unbedeutende, elende.
Jahresring, an Bäumen, Jahrring in Von jener Jammer-Gabe, Sonntag in
Grimms Wtb. 174. 1816. 387.
Iahresschuss, soviel der Stamm oder jammerschade. Dies Wort wird zu-
Zweig eines Baumes im Jahre wächst, weilen gesteigert. Jammerschade ist,
Iahrwuchs oder Iahrschuss in Grimms dass —, am Mnnerschadesten aber —.
Mb. jammerwenig, sehr wenig. Jammer-
Iahreszal. M i t der Iahreszal gehen, wenig bezalt erhalten. Gew.
d. h. im I . 1877siebenundsiebzigJahr IanitscharenstKck, was Jagdstück, 324.
alt sein. Gew. Januar wird gesprochen Iannuar.
jahrgeschichtlich, Iahrgeschichte betref- jappen, nach Luft schnappen, Lnft
fend. holen, häusiger als gappen. Kaum mehr
Iahrgesell, welcher das Jahr gear- jappen tonnen; auch bildlich: zum Äußer-
beitet oder gelöset hat, 258. Des Alters sten gekommen sein.
wegen.
Iahrgewüchs. Weine von verschiedenen Iäruss, der, russisch, Mattenscheune»
Iahrgewächseu, 172. 1804. 44. Zu Art Notscheune. Iarussen aufbauen zur
Grimms M b . Unterbringung von Getreide, 172. 1780.
jahrig, in Verb, mit zu und vor: 129 nnd 137. Jetzt: Labäse. Beide Aus-
zujahrig und vorzujahrig. drücke nur für diejenigen Scheunen ge-
jährig, oft jcihricht gesprochen und braucht, welche von den russischen, nach
geschrieben. Tiesjährichte Wolle. Riga kommenden Kaufleuten zur Unter-
bringung ihres Getreides und anderer
Jahrmarkt. Das Russische hat daraus Strusenwaren aufgeführt werden.
.Il'n-monlc» gemacht. — Durch den Ver-
gleich mit dem Herzog von Kurland ent- jäsen oder gasen, nach Grimms Wtb.
stand 1615 in Riga der erste Jahrmarkt, eine alte Wortgestalt f. gären, kann aber
der vom 10. bis 20. Juni zu halten auch ein Wort für sich sein. Es ist mir
Versprochen wurde, 157. II. 219. Jetzt nur als Particip gejäsene, gejäs'te und
vom 29. Juni bis zum 10. J u l i . — gejisene Milch, d. h. hart zusammen-
Die Jahrmärkte auf beide Marie'n (der geronnene saure Milch vorgekommen;
noch jetzt sog. Jahrmarkt und der Hunger- indessen haben Bergmann, Hupel, Lange
tummer), 174. 1824. 191. Jahrmarkt und Stender auch den Infinitiv. Berg-
schlechtweg ist in Riga der zu Iohanni mann schreibt jehsen: Milch (laben) ge-
stattfindende.. — Dienstboten bekommen rinnen lassen; Hupel hat im Idiotikon
in Riga „zum Jahrmarkt", d. h. zu nur gegäsene oder gegaste Milch: „hart
Iohanni ein Geldgeschenk. — I n Dorpat zusllmmengeronnene Sauermilch, die, mit
durften die Russen nur im „großen" Jahr- Schmant oder doch mit süßer Milch ver-
markt verkaufen, 180. III. 1. 106. mischt, eine Lieblingsspeise achter Lief-
länder ist. Vielleicht sollte sie eigentlich
Jahrmarkt«, der, einer auf einem geläsete heißen." I n 444 I . 1780'erklärt
Jahrmarkt, Lange. Iahrmarktsleute, er gasen richtig mit gären, in 444
Lange. I . 1818 mit käsen, gären und aufgehen.
Jahrmarktsbuden werden in Riga die Stender hat jiifen, gehsen nnd jehsen
Verkaufsbuden genannt, welche zum im Sinne von gerinnen, und statt ge-
Iohannismarkte aufgestellt werden, Weih- jäste Milch, gegehste und gegorene, dicke
nachts-Buden die des Weihnachtsmarktes. Milch. Lange schreibt jäsen; er allein
Eine Jahrmarktsbude, 172. 1780. 86; hat das Wort in doppelter Bedeutung,
eine I . zu verkaufen, 172. 1813. 16. als zl. — gerinnen und als zh. i ^
Iahrmarltsdockc, die. Em uoch üblicher gerinnen machen (Milch); er allein auch
Aufdruck ist: ausgeputzt sein wie eme ein Hauptw. Iäsung. Jäsen bezieht sich
Icchrmarttsdocke, d. h. wie eine Puppe. bei uns aus das Gerinnen von Milch;
Jasmin — jesuiterisch 56!>
d^r Begriff garen zeigt sich nur in „ge- jedwederlei, jederlei. Lange und Sten-
gorener" Milch — gejcis'ter. der haben: auf jedwederlei Art st. auf
I n Riga jetzt selten, häufiger auf dem jederlei Art, was heute üblich.
Lande: gejäste oder gegäsene Milch. So Ielängerjelieber, der gew. und aus-
nennen Einige die gekäsete Milch oder schließliche Name für Geißblatt, lonicera
Quark; diese wird mit Salz auf Brot capritolinm,.
wie Schmierkäse gegessen. Andere nennen Jemine und Herr Jemine (i), in
so die „Marktmilch", welche ebenfalls Grimms Wtb. gedeutet aus: Herr Jesu
stosweise «erkauft wird. Einige sprechen: Dominc. Vielleicht auch, da Herr Je aus
gejisene Milch. Man unterscheidet davon Herr Jesus gekürzt ist, entstanden aus
die Glas-, Vütt-, Glitsch-, Klitsch-, ge- Jesus mein, Herr Jesus mein.
gorene oder geäusserte Milch. jener, st. einiger, führt Hupel nach
Aus Deutschland ist jcisen nur wenig Bergmann auf. Vor jenne Jahre, vor
bezeugt, vgl. gasen und gisen. einigen Jahren, Bergmann, f. jenig.
Jasmin, wird in Riga fast ausnahms- jener, jene wird -in d. unedlen Sprache
los gesprochen wie das Wort geschrieben oft gesprochen jenner, jenne. Von jenner
wird. Hupel führt an, man spreche es Seite, auf jenne Seite.
Schasmin aus. jener ihr und jener sein. Ohne jener
IäsunF, Verdickung, Gerinnnng, der «der Gebieter der Stadt) ihre Erlaub-
Milch. Lange. nis;, Sonntag in 174. 1826. 263. Das
Iiitermiidchen und Iäterweib, wie sind jenem seine Bücher, jener ihre Klei-
Hüter-, Wäschermädchen, Hüter-, Wächter- der. Gew.
jung. jeniss, irgend einer. Ieniger Zins,
Iätwcib, der gew. Ausdruck f. Iäter- 194. Nuenst. 44; ohne alle Hoffnung
weib, Iäterin. jenigen Entsatzes, ebda. 63; ohne jenige
Jauche, die. Dies Wort scheint zu Außruhung, 334. IV.; ohne jeniges An-
Ende des vorigen oder Anfang dieses sehen der Person, 193. II. 31 u. oft;
Iahrh. in Gebrauch gekommen. Lange jenige Geschenke, ebda. n. oft. Zu Grimma
und Stender geben es nicht; Bergmann Wtb. 2,.
erst in seinen Nachträgen (210), Hupel jenseit, jenseits, jenseitig oft gespr.
ebenso erst in 166a. XVII. Jauche de- jennseit, jennseits, jennseitig. — Das
zeichnet nach ihm eine unreine Flüssig- Eis auf ienseit der Dünn längst Hagels-
keit und zwar namentlich die Mistsotte, und Iürgenshof begann zu gehen, 34!».
aber auch die wässerige Feuchtigkeit einer XVI. ?; von diefst'it «der Dünn! nach jen-
Wunde oder anch in den Gedärmen. — seit hinüber, 350. XXV. 6. I . 1704;
Für Mistjauche sprach man Mistsotte auf jenseits der Düna wohnen, st. des
und Mistlale. gewönllcheren: über sder) Düne, auf der
jaudcrn, heulen, von Hunden, ein laut- miiauschen Seile Riga's.
malendes Wort wie jäuern. I m Lett. Icnscitser, der, ein jenseits Wohnender.
«nmlullt. I e r «-). das, kleines Kmd, in Grimms
Jane, die, Art Nisse. I m Intuitiver;, Wtb. Iere, die, kleines Kind, aus dem
u. 329 steht: Inuen; ebda. T. 41 steht: nd. 2ij>-. Gew. I n 174. l8«u. 18? ist
von den Iauwen. irrtümlich Ier sgesvr. I i i r ) für ein echtes
jauern, von Hunden, heulen. Oft I n Nvl. Mundartswort angesehen nnd her-
Deutschland jaueln und jaulen. geleitet von d. lett. sein- Lamm. Klaus
jectsen, ächzen, schluchzen, engl. sex. Groth schrieb ein Wert vir üe ?oereu.
jcderzeitlich. I h m zu jederzeitlichen d. i. für die Kinder.
Tribut unterworfen sein, 349. 33. jerenhaft und jcrisch, nack Art eines
jedtiigiss, von Wechselfiebern, alltägiq, Iers. Ierenbaftcs oder jerisches Beneh-
täglich, jeden Tag tommend, 372. II. 303. men; ein jcrisches Mädchen, das sich wie
I n der gewönllchen Sprache der Ärzte ein Ier zeigt öder benimmt.
fälschlich eintägig oder alltäglich. Ein- jcsuiteln Die Leitung jesunelt, G.
tägla wäre dem 3inne nach: von eines Merkel in 176. 1838. 8<», hat eine je-
Tages Dauer, und alltäglich nicht gerade suitische oder den Jesuiten freundliche
alltägig. Die sog. i'el>re5 tortiamie heißen Richtung.
ebenso falsch im ärzilichen Sprachgebrauch jesuiterisch. Daß er einen Iesuner-
dreitägige, richtig: allaudertägige. vgl. schen inwalmer mit bei der Arbeit ge-
auch med. Ztg Rußl. 1850. 3 und 4. nommen. 350. XV. I . 1621. Bezeichnet
Iedtägigleit, eines Wechselfiebers, nach einen Emwoner auf dem sog. Keüers-
dem tvp'is <z»l,t,ilUauu8. acker «im alten Riga), der dem Iesutter-
564 Jesuskind — Iohnnuisgras.
orden gehörte. „Also, bemerkt Brotze, .behäusert und besidelt wurde, erhielt
ging der Hass gegen die Katholiken so diese Gegend den Namen Iohannes-
weit, daß man auch den Einwohnern dämm; die Benennung dieses Theils
auf Kellersacker sdenn der gehörte den wurde auf die ganze Vorstadt ausge-
Jesuiten) keinen Verdienst gönnte." dehnt. Auf Iohannesdämm wohnen, d. h.
Jesuskind. Seit der Zeit, dass Riga in der Moskauer Vorstadt. Der Iohan-
unter dem Orden stand (seit dein nesdämm — die Moskauer Vorstadt —
14. Iahrh.), war die städtische Bevöl- galt lange Zeit für eine verrufene Ge-
kerung immer in zwei Parteien getheilt, gend wegen., dort häusiger Dieb- Mord-
deren eine, welche es mit dem Orden und andrer Übelthnten. Dieser üble Ruf
hielt, sich die Jesuskinder nannte; die hat sich auch heute nicht ganz verloren.
andere, die für den Erzbischof war, gab — Der Ausdruck Iohannesdämm ver-
sich den Namen Petruskinder. Limmer schwindet jetzt.
in 363. Iohanni, Iohannestag. I n früheren
jezuweilig, ab u. zu stattfindend. I e - Zeiten sprach und schrieb man in Riga
zuweilige Eoncerte, 176. 1825. 24; durch Iohanni; auch jetzt spricht man fast
jezuweiUge Extrablätter, 174. 1826. 394. durchweg Iohanni st. Iohannestag, man
jifen, jäsen. Nar in gejisener Milch schreibt aber: Iohannis. Von Michail
begegnend. 1619 bis Iohanni 16 0, 349. XXI. 3.;
jo, im Scherz zuweilen st. je: jo mehr von Iohanni 1620 bis Iohanni 1621,
jo besser, u. jo länger jo mehr. Auch ebda. — Iohanni bildet einen wichtigen
aus Kurland (319) bezeugt und aus Zeitabschnitt des Jahres von derselben
dem nd. erklärt. I n 335. 181. I . 1570 Bedeutung wie Weihnachten. Man spricht:
steht: i'o limk jo uier, wie noch jetzt je vor, zu, um, bis, nach Johauni; vor
' länger je mehr. — I m Lettischen ist jo Iohanni, behaupte» Laudwirte, raun es
das deutsche je und desto. alle Tage regnen. — Früher sprach man:
Iobchen, ("), das, geschrieben st. Iop- auf Iohanni und auf Michäli, 248.
chen, von Bergmann Kontusche, von Hupel Dies auf ist jetzt ungebräuchlich.
Kontusche, kurze Frauenlleidung erklärt. Iohanniabend, seit Langem der Abend
Ein Stoffen Iobchen. 172. 1768. 191. oder selbst Tag vor dem Iohannitage.
Erscheint heute unedel und ist durch Am Iohamnabend fand die Voltsbelu-
Iupvcheu verdrängt. stiguilg in Alton» bei Riga statt;
jobenam. Bei Bergmann jobenahm, Iohanniabend reise ich.
bei Hupel auch jobenohm, insonoerheit, IohannijahrmarN, der Jahrmarkt zu
vornemlich. — Mir nicht begegnet. Iohanni in Riga.
Johann, früher oft st. Iohanni oder Iohannisbruder. Solche lustige I o -
Iohannis. Von Johann bis Michael, hauusbrüder, die Iohannis feuern, fagt
349. XXII. 1. Ebenso: Johanns statt Lange; er gibt das Wort wieder mit
Iohannis. lett. .slilluil, bolinii, Johannistinder.
Iohannesbere oft st. Iohannisbere. Iohannisfeuer. Ein fog. I . mache»,
Auch in 347. 215. 456. Durch ein I . brannte der
Iohannetzbersaft, theils ausgepresster Dom zu Dorpat uieder. Zu Grimms
Saft von Iohannesbere», theils und Wtb. vgl. Iohamnskind.
vorzugsweise mit Zucker eingekochter. Iohannisgllsi hat Stender f. Iohannis-
Iohannesdämm, seltener Iohannis- bruder oder Iohanniskind. s. Iohannis-
dämm, oft gekürzt zu Iohännsdamm, leute.
eigentlich und im engeren Sinne: die Iohannis« u. Iohannesgilde in Riga,
jetzt sog. große Moskauer Straße in die sog. lleiue oder Handwerkergilde.
Riga, entsprechend dem früher üblichen Po» de» l^ildestuben Rigas war i» der
Hinzensdamm, von der Stadt bis zur alte» Zeit die lleme dem Johannes,
Johannes- «Elisabeth-) Pforte reichend. die große der Maria geweiht oder hatten
Das allhier — an der Knrlsstraße — wenigstens Johannes und Maria zu
zur linken band des Iohannis-Dammes ihren Schutzpatrone»; vielleicht befanden
belegene Wohnhaus, rig. Ztg. 1866. 164. sich daselbst Kapelle» auf de» Namen
— Später und gegenwärtig im weiteren derselbe». Schrngc» der St. Iohannis-
Sinn: die gestimmte Moskauer Bürstadt gilde zu Riga, 23l.
Rigas, nicht bloö der Theil in der Iohannisgras. Mit I . , .>il1m» «M,?,
Nachbarschaft der gr. Mostauer Straße. beschütten zuguterletzt die Ligoweiber die
Indem nämlich anfangs vorzugsweise von ihnen angesungene» und bekränzten
die Gegend der gr. Moskauer Straße Personell. Es besteht aus Kalmus, Rain-
Ioylnnllskilld — Iuchendüuge. 565
farrn, Liebstöckel, .Nrausemiinz uild an- Tiefe zwischen der Sandbank und dem
derem Grünwerk, rig. Ztg. 1«6<>. Bei Ufer. — Nach der Schreibung ^»Inu«:
Stender Iohanncsgras. kann das lett. Wort mit nifs. ^!»!.',
Iohannistind.Iohannistinder.Iohanns- Gruft zusammenfallen, weniger mit estn.
linder bei Bergmann, heißen in Lett- sm,m, Reff, Sandbank'; nach der Schrei-
land die jungen Vauerleute, welche in bung M m mit lett. Muck Strecke, Zug
der Johaunisnacht mit Blumen uniträuzt und estn. Mm. Linie, Strich. '
sich zu vergnügen pflegen, Bergmann; Iö'ps, der, Handvoll, Göps. Ein
in einigen Gegenden, fügt Hupel Hinz», paar Iöpß vopfen, 32l). ö4. vgl. Jörß.
wird alsdann um ein Feuer getanzt, Jordan, der, gew. für Jordanstest.
oder eine leere Theertonne auf eme Heute, am 6. Januar, ist Jordan. Auf
Stange gesetzt und angezündet, welches den, zu dem I . sich begeben, zur Wasser-
man ein Iohnnnisfeuer nennt. — Wahr- weihe.
scheinlich eine Wiedergabe des lett. Muua Iördebalkcn. Ter I . oder der Titel
liclnni. uon Landgütern, 1«<». I l i . 3. 707. 7"«.
Johanniskraut, bezeichnet bald ein Schwedisch uud außer Gebrauch.
besondercü Gewächs mit roten Blüten, jorren, schwatzen ist mir uon Al. Stein
bald allerlei blühende Kräuter, welche als Dörpt. Stud. Ausdruck angegeben.
man um Johannistag zur Arz,«ü, son- Dem Estn. entlehnt wie d. folg.
derlich für das Vieh, sammelt. Mit I o r r o , das, nach Hupel „in estnischen
einigen treibt der Bauer auch Aber- Distrikten st. leeres oder einfältiges Ge-
glauben. Hupel. Nachgebildet dem lett. schwätz, besonders wenn es oft wieder-
^>N»N i,UNl(.'5. holt wird. Einige sagen dafür Inrro,
Iohannisleute. Ctcuder hat: Johanns- doch noch bäusiger Lorro."
leute, d. i. die zur Iohamwlnst im Jörß. I n 329. s I . 16li2, befindet
Singen kommen und Iohnnnsgras brin- sich ein Recept zur Essigbereituug: lege
gen, stllmu dlllrin. auch ein Theil als ein paar Iörß Hopfen
Iohänniöpforte 1) ehemals ein Thor darein, s. Protze in 174. 1>l13. .^.'.
in der alten Stadtmauer Rigas, ent- — Wenn nicht Iörß falsch f. Iöpß steln,
weder an der jetzigen Anogangsstelle des so stimint e2 mit russ. r<,'i>«^. Handvoll.
Polizci-Kasernenhoses oder der Johannes- Josef. Herausgeputzt wie ein bunter
straße zur Schmiedestraße hin. Bei der Josef, d. l». fehr bunt, lateibunt. l'Kiv.
Iohnnnispforte, 350. XXV. 5. — 2, in — Alter Josef, alter Haubrock. Bild-
der Moskauer Vorstadt Rigas, an der lich: den alten I . ausziehen, ein an-
Einmünduugsstelle der Karloftratze in derer Menfck werden.
die gr. Moskauer, .hier war die Grenze Josse! und Iofselchen, Jude, Judchen.
der ehemaligen Moskauer Vorstadt. Unler Gew. Auch Zahn und Parch.
dem lauduogteilichen Gericht stehen die Jubbchen und Iübchen, s. Iuvpchen.
zwei Stadtüpfortenofsiziere bei der vor- Juche, die, >"), führt Bergmann st.
städtischen Zinnens- und Iohnnnispforte, Jauche auf; mögte jetzt kaum vortommen.
350. XIV. 2. I n einem Kaufvertrag von juchcn, »x,!, bei Rüssow: „jauchten,
1740: Johanns Thor. — 3> bei der fchreien; durch Jauchzen das W'.ld auf-
späteren Erweiterung der Vorstädte ent- fcheuchcn, mit Geschrei treircu, griech.
stand ein neues Thor, welches zu Ehren i?.-/,3'.>/' bemerkt der Herausgeber. Das-
der Kaiserin Elisabeth, Gemalin Alex- selbe Wort findet sich wol :n 32!>. 32:
anders 1., Elisabethpforte genannt wurde, auf den Bächen, sobald sie befroren.
im gewönlichen Leben aber meist I o - Fische juchen. — Jüchen noch jetzt oft
hannespforie heißt. f. jubelu; Geld verjucyeu, verjubeln.
' Iome, die, sumpfige Thalschlucht zwi- Iuchendünge, die, (".», gewisse Tunle
schen Sanddünen. Iomen am rig. Strande, oder Sauce in alter ^eit. Willigerod
176. 1823. 12« u. 138. Zwischen neben s3«'>7.3601 sagt: „Iuchendünge, eine salzige
einander laufenden Dünenzügen sinden Brühe, deren Hauptbestandtheil die ge-
sich ^nngüthl'ilcr, welche bei Tubbrln liebten Strömlinge sind". — Woher diese
Iomen genannt werden, im »^'nnrtewent Auuahme? — I n dem Küchen;et:el von
üe« lünä^ i^tte« oder Il,'t^,<-, Gottfriedt 1.X>1, den uns Nüssow in s, ^hr, a»''-
Progranim vou 1^71. 11. — Tao lett. behalten, findet sich: Frische Sel'Uu'.ud
sonmil ist von Lange aufgeführt in der und Jucben-Dünge. frische Fism mit
Bed. von ?.>teereuge; Stender führt es Iuchen-Tüuge, frische Al,le u:l: Jüchen-
in derselben Bedeutuug nach Lange ans; Tünge. Die dem Bischof vorgesetzten
Ulmann erklärt Tiefe zwischen Untiefe», Gerichte waren Fastenspelsen.
566 j n ehern — judsch.
juchern sprechen Einige f. juckern. I n anfangen? Das ist mir oder für mich
Grimms M b . jnchtern. sein) Iucks, eine Kleinigkeit. 3) einfäl-
Juchhe, der und das, bei Hupel Juch- tiger Mensch. Namentlich: dummer Iucks.
hei, der, im Scherz für dünne Suppe — I n Kurland: 1) kurischer Jux, ein
«. dgl. Hupel erklärt: hingesudelte Speise eigentümliches Gericht der Kurliinder,
oder ein solches Getränt, z. V. schlecht ein Allerlei aus Milch, Gemüse und ge-
gekochten wässerigen Kasse u. dgl. — räuchertem Schaffleifche nebst der Vrühe
Statt Juche, Jauche? aus diesem, nach Vaumgiirtel (445. 55^.
juchheen, seltener juchheien, oft in der 2) eine Sache von geringem Werthe,
Ved. von lustig leben. Sie lieben zu Strunt, ungefähr wie sächsisch Quart,
juchheen, lieben das Juchheien. Petersen Vaumgiirtel ebda. Wie in Riga-Lettland.
<321. 3ly: Unter Iuchhci'n geht's ins Die Ved. Spaß, Scherz ist erst in
heilige breitbeinige Ehebett hinein: unter neuester Zeit zu uns gedrungen und
Jubeln. klingt den Meisten noch fremdartig und
Iuchtenheim, Nusslcmd. Hinten in I . , feltfam. I n dieser Bedeutung wird das
370. II. 3. 133. Wort in Grimms Wtb. mit joen» zu-
juchzen l > ) , bei Vergmann und Hupel sammengebracht. Müller und Weih (161)
fehlend, aber bei Lange und Elender. führeii es zurück auf jnch, den Ausdruck
Tiefe erklären mit lett. Kieessalit, aus der Freude;' ich mögte es mit jucheu,
Übermut schreien. — Jetzt: schreien, juchzen, jubeln in Perbindung bringen:
lärmen, wie eo die Iuchzer thun. vgl. Juchz. Zu bemerken ist, dass auch das
suchen. Nach G. Merkel in Darst. und Litauische jnka«, das Lettische juliks und
(5har. 2.17l> „Jagdausdruck für Jubeln." f ä l l i g Spaß, Scherz, kennen, das Lett.
Eo ist ater weder jubeln noch jauchzen. auch joliKM und flillktelit spaßen und
Iuchzer s»), auf Jagden, sind Leute, jollxizg spaßhaft hat. Wir finden dem-
(meist Bauern, aber auch Studenten», die nach im Deutschen und Littauifchen u,
mit Lärmen und Schreien eigener Art im Lettischen 2, und o als Hauptlaut.
dao Wild nach einer Stelle hin oder jucksen, schmutzig werden und machen.
zusammentreiben sollen. Gew. Davon: be-, ein-, uer- zusammen-
juckern, nach Hupel dasselbe was jucksen.
jackern und erklärt: zur Lust umher- juckst,, 1) sudelig, schmutzig; 2) unbe-
reiten, fahrend oder reitend zum Zeit- deutend. Das ist ein jucksiger Meufch.
vertreib umherschwärmen, ohne dringen- Iucksigkeit, fudliche Beschaffenheit.
den Anlaß reisen. Entlehnt scheint lett. Jude kommt ebenso wie Nuss in vie-
jnknrelit, das von Ulmann nach Wellig len Zusammensetzungen vor: Ochsenjude,
angef. wird: albern herumspringen. — Jude, der mit Ochsen handelt; Dheejude
I n Niga hat es aber gegenwärtig vor- und Kleiderjude, der mit Thee oder Klei-
zugsweise die Bedeutung: Vergnügungen dern handelt; Zinnjude, der vcrziunt,
nachjagen, beständig sich vergnügen und Klempner ist; Drödcljude, Bündeljude u.a.
verlustigen, flott leben. Sie muffte immer Kleiuerungen find: Iudchen, Jüdchen,
juckern; sie liebt das Zuckern; jetzt ver- Iüdel- und Iüddelcheu. Ein anues Iud-
armt, werden sie wol das Iuckern blei- chen.
ben lassen. Zuweilen verbunden mit Juden fpricht man, wie Fuhrleute
jackern: beständig jackern und juckern. uud Arbeiter, gew. mit I h r an. Was
Iucks, der. Bei Lange und Stender wollt I h r haben für die Leinwand?
fehlend; bei Vergmann (210) hinzuge-
Iudenglanz nennt man, namentlich
fchrlcben. .hupel erklärt Jur oder Juls an Seidenkleider!!, den fettigen, durch
1 , schmutz; 2< Nichiowiirdigleit; 3» Man- Tragen entstehenden Glanz (Fettglanz!.
scherei, z. B. er gab ihm allerlei Jur
zu essen: zuweilen 4, Grind, KräKe. Illdenjunfl, Judeutünbe. Auch bild-
Aber der gau;e Auodruck ist pöbelhaft lich: junger Mensch, der wie ein Jude
sowie da5 davon hernünende Beiwort aussieht oder ihut.
iui'ig oder jucksig. — I n 5>ign und I«de»ji'ln«ilinl!, junger Jude.
Lettland in folg. Ved. 1> Schmut,, Iudenleim. Der Iiiden-Leim oder
uameutlich anllebeuder, anhangender, an Bergivachs, !üt,ini!-n. ."»^."». 5)1.
Kleidern und andenn Gegenstände!!; judsch !^.> wird oft gebraucht st. jüdisch,
Schmutz überhaupt, :>i'ach dieser Vedeu- doch mit gewissem Unterschied. Man
tuug iuckseu, juttng, JuckfilNeir. 2> etwao spricht z. B. nur vom jüdischen Volk,
Wertloses, Mwedeutende-ö, 2trunt, Drecl. nicht vom judschen. Judsch bezieht sich
Wao soll ich mit dem Jucto «Struuy anf Eigenschaften, namentlich schlechte:
Iudsche — jnngcr Mann. 5l>7
judscher Putz, judsches Thu» und Trei- Knabe; dies Mädchen ist ein wahrer
ben, judsche Wirtschaft. Jung, sehr knabenhaft. 2) So ein Ge-
Judsche ('), die, verächtlich f. Jüdin. sell oder Jung in seines Meisters Hause
Auch: wie eine Jüdin aussehend nnd Unzucht beginge, 2!0; eim-n Jungen
thuend. Sie ist eine rechte Iudsche. anfdmgen, 250; seine Jungen abspenen,
Iufften. I n dieser Schreibung st. des 246; die Jungen oder jungen Knechte,
in Grinims Wtb. allein angef. Juchten so um Lohn dienen, sollen teine Wehr
schon in 849. XV. 3. I . 1581: coria tragen, 349. XX. 1 ; ein Paur, daß er
!»oviin>, vnl^y Iufften. I . seinen ^nng abgeruffert', 349. XX!. I ;
Jugend hat teine Tugend. I n Grimms Jungen, so sich uerschalcket hatten, 349.
M d . : Ingend hat nicht allzeit Tugend. XXVlI. 1; keiner soll seinen Jungen
jugendlich, ist in Liefland, sagt Gabe- bei Tag und Nacht außer den Stücken
busch s.^25), sehr gebräuchlich f. jung. auf den Verkauf halten, 349. IV. 12;
Man fngt anderswo: er ist sehr jung, sie sollen teine Jungen setzen, 240, an-
in Liefland dafür, er ist sehr jugendlich. annehmen.
Die Frau Karschin bedient sich dieses Nach diesen Beispielen ist Jung Lehr-
Ausdrucks S . 39: das jugendliche Gras; jung der Handwerker, selbst Gesell; doch
auch auf. S. 75. 85 und 624. — Jetzt auch von Gesell unterschieden: drei Jun-
hat Gadebuschens Vem. wol keine Gel- gens und zwei Gesellen, 241; endlich
tung mehr. Lehrbursch der Kaufleute. So gibt Tonn-
Iülle, die, Gülle? Jauche, Mistjauche. tag in 174. 1826. 61 das Wort Jung
Bei Fachleuten. aus 349. XXVIi. 1. I . 1632,13: Engel-
Iummcl, das, Benennung einer Ab- brechts Jung, das er eines Pawren
gabe. Die seit 17l'5 unerlaubten Abfor- Pferd mit Rcchenschwantz dcintzen gelehret,
derungen sdem Käufer zuln Besten): ein — wieder mit: ein Kaufpursch. — JeM
L/<5. vom S/^. Vürgerbest,- — — der wird Junge nur auf Lehrburschen der
Handvoll oder Knuckenfiachs und Hanf Handwerker bezogen; die Ausdrücke
von jedem E//. unter dem Namen von Vursch und Lehrdnrsch kommen bis Ende
Iummel oder das Äquivalent dafür zu des 17. Iahrh. nicht vor. — 3) männ-
11'/. Groschen Alberts — sollen gänz- licher Tienstbote, meist aus dem Bauer-
lich aufgehoben fein, 149. Die Flachs- stande und meist jüngeren, doch auch
wracker betamen das Iummel Flachs gleichviel welchen, Alters. I n Liu-, Kur-
von den Vauern, welche dasfelbe bereits nnd Estland gleich gew. Taher sagt
fertig hielten; sie betamen an Iummel Krüger aus Kurland s319. 124»: Kerl
so und fouiel, Kämmereiger. Prot, von oder Junge, oft auch schlechtweg ein
1l!68. — Woher das Wort? Mensch: die gewönlichen Benennungen
jung. Stender führt als Sprüchw. auf: des lettischen Hofgesindes; Enllmann
junges Blut suar dein Gut, Armut im aus Estland <390a. 26): Junge, Bedienter
Alter wehe thut. aus dem Nauersmnde. Wcm die Tiener
jung werden, geboren werden. Welch oder Jungen, 3^9. 16; kein fremder
Fahsel »junges Vieh) im neuen .Licht Junge, ebda. 17; der Mittelbär kam
jung wird, wächst selten auf, 328. 141; schall über Wind auf den Inngen, 333.
Ferkel, welche im Februar jung werden, 77, Iägerburfch. Oft in Verb.: Haus-,
aufziehen, 328. I . 1649 und 1688; Hüter-, Stuben-, Icigcrjung. Entspricht
wann die Kälber jung werden, 329.101. dem lett. uuika und pmsis und russisch
Auch bei Lange, Bergmann und Sten- Nn.iuu. — I n älteren Schriftstücken ist
der. Wann ist das Kind jung geworden, nicht immer zu entscheiden, ob Jung im
st. geboren, Stender; unzeitig jung wer- Sinne von 1) 2) oder 3» gebraucht
den, 210. I M wol ungebräuchlich, vgl. worden.
Grimms Wtb.'9). junge Frau. Eine junge Frau sjung
Einesn) jünger machen, ihr Alter ge- betont) ist eine Frau jugendlichen Alters;
ringer ausgeben. eine junge F r a u «Frau betont) eine
Inngbruder. Iung-Vruder, der jüngste unlängst verheiratete. Eine solche wird
Meister, 185. 151. daher gerne angeredet: junge F r a u !
Jungchen, das, kleiner Junge. Nie: junger Nlänn und junger Mensch,
Iüngchen. Gehilfe oder Eommis in einem Hand-
Junge, der. Gew. Jung, 1) Knabe. lungsgeschnft, selbst wenn er vielleicht
Ein Junge vom Adel, 338; T u haust recht alt ist. Ta ich den jungen Mann
den Inngen den Popo dick, ">21. 5; das K. ans meinem Geschäft entlassen l,abe,
Neugeborene ist ein Jung, Iüngchen, rig. ^tg. 1875. 1l6 »ein Mann in den
568 junge Leute — Junker.
Vierzigen!); da nie ein „junger Mann" Weise auch weder die lett. noch estn.
(welches die steckenübliche Bezeichnung entsprechende Bezeichnung nirgends, selbst
für Eommis war», Pnntenius in Will). in Ulmann nicht aufgeführt. I n 2 Bed.: ,
Wolssschildt S. 36U; sowenig als irgend 1) junger, unverheirateter Mann. Was
ein «junger Mensch" in irgend einem ist, Jungherr, fahren? rufen rig. Fuhr-
Laden zwischen Narwa und Memel, ebda. leute einem jungen Manne zu. — 2) Sohn !
— I n Nina gew. im Hause. Alle Söhne eines Hausvaters
junge Leute, oft statt Neuuermältc. siud im Munde der Leute Iungherren,
Gewönlich wird junge betont. Entspricht von ihrer Geburt an bis zu dem Augen-
russ. «o.i»,i,u6. blick, dass sie Stellung erhalten oder
Inngenkleidung. Gestreifte Jungen- verheiratet sind. Wie Jung sich auf alte
Kleidung, 172. 1613. A 45, d. h. eines Diener beziehen kann, so kann daher
Jungen, wie Jungen, bäuerliche Dienst- auch Iuugherr für alte unverheiratete
boten sie tragen. Männer Verwendung finden. Der alte
Iuugenverlehr. Verbotene Orter, wie Iungherr swenn der Sohn alt geworden
Trinkhäuser, Tanzboden, die sog. Jungen- und der Vater noch lebte), Bertram in
verkehre, 232. 14. 175. 1855. 107. I n Verbindung: Iung-
Jünger. Dafern ein Gesell oder herrs. Iungherrs Stifeln, Hunde. I n
Jünger gereiset käme, der soll von den der Sprache der Dienstboten und mit
Orten-Gesellen oder Jüngern um Ar- ihnen auch: Iungherr seine Stiefeln,
beit umgewartet werden, 263 u. öfters, Iungherr sein Hund. — I n der Klri-
vgl. Grimms Wtb. 4). nerung: Iunghcrrchen.
Jungfer und Jungfrau. Früher statt jüngherrlich, dem Iungherrn (2) eigen.
Nonne, doch wie es scheint nicht jeder Iungherrliche Hunde, Iungherrs Hunde.
Art. A., welcher der Jungfern Land- Iungletteu, wie Iungesten, Jung-
knecht war, 180.1. 2. 395. Daher Jung- deutsche u. s. w.
fern- oder Iungfrauentloster in Riga, junglettisch. Die sog. junglettische Agi-
Kloster der Cistercienserinnen, seit älte- tation, 3713..80; die junglettischen Führer,
ster Zeit. ebda. 81.
Jungfer, die, Pfalramme; nie Hand- Iunglettland. Der durch I . vroclci-
ramme beim Pflastern. Darnach lett. miete Grundsatz, 371a. 82.
.jnmnra-na, von Stender und Baumgärte l Jüngling. Ein Schneiderjüngling,
«445. 15) Rammelbock gedeutet. Schneiderlehrling: Iudenjüngling, junger
Jungfer im Grünen, oft: Jungfer ins Jude, Iudenjunge u. a. Jüngling, als
Grüne, nizeilll, «lama^eernl. I n Grimms Bezeichnung für einen Knaben, den man
M b . : Jungfer im Grase oder im Netze. durch die letztere Benennung nicht krän-
Das „ins" wol nach dem plattd. in't,. ken, durch jene gewissermaßen erheben
Jungfer- oder Iungfernleder, gew. will. Daher auch als Anruf: Jüngling!
Benennung f. Eibischpaste, v»8tl>, altnaene. Inngmeifterschllft. Jeder neue Meister
vgl. Altweiberleder, püsta 1iquirit,ille. soll der I . ein ganzes Jahr vorstehen,
Iungfer(n)schafter, Mann, der noch 265.
Jungfer ist, 372. jnngvermiilt. Die Iungvermatten st.
Iungfernspiel, unentschiedenes Spiel. Neuuermalten. Oft.
I m Schachspiel remis. Jungvolk, das, das junge Volk, die
Jungfrau, Mädchen. Welch Kind in jungen Leute. Das I . kriecht zusammen,
dem Werke geboren wird, Knecht oder Prof. Krause in rig. Ztg. 1871. 169.
Jungfrau, die soll das Werk frei haben, Ungcw.
243. Jungwild, junge, doch ausgewachsene
Jungfrauen- oder Iungfräuenshaube, Wildvogel. Jeder, der einmal in seinem
.hanbe, die von einer jungen Frau an Leben auf Hasen oder auf Jungwild
ihrem Kirchgangstage snäch der Hochzeit) war, rig. Ztg. 1871. 95, d. h. auf Hasen-
getragen wird. und Iungwildjagd. Zu Mittag wurde
Illngfrauenlloster, s. Iungferniloster. uns Jungwild vorgesetzt. .Gew.
Iungherr, die ursprüngliche Gestalt Iunler, ungebräuchlich, außer im Mi-
des gekürzten, seit dem 16. Jährt), auf- litär, russ. io'ul:6ivi.: steht zwischen Unter-
gekommenen Junker, im lett. MM3 Kn»e'8, offizier nnd Fähnrich. Verschieden von
im cstn. uor !,orsra). So gewönlich hier Fahnenjunker in Deutschland. Daher die
das Wort Iungherr, fo ist es doch weder in Nussland sog. Iuuterschulen. — Außer-
bei Lange, noch Bergmann, Stender dem noch in Strohjunter, armer Edel-
oder (»,pel verzeichnet, und seltsamer mann uud einigen ander«,.
Iuppe — Iuze. 569
Iuppe, die, gew. in der Kleinerung Wohnung auf Iürgenshöf, gegenüber der
Iuppchen, nur in der Bed. eines Frauen- Martinstirche. rig. Ztg. 1861; K., Schul-
kleidungsstückes, doch jetzt fast ganz ver- meister auf Iürgenshöf, 349. XIV. 10.
drängt von Jacke, daher auch gebräuch- Zuweilen dafür St. Jürgens. Bei St.
licher Nachtjacke als Nachtjuppchen. Den Jürgens der Armen Hofe eine Schanze
gedehnten Selbstlaut kennen wir nur in schlagen, 334. IV., auf den jetzigen I ü r -
Iopchen, nicht in Jüpchen; doch findet genshofschen Gründen innerhalb der Eli-
sich das Wort hier und da so geschrie- sabethstraße.
ben. Drei Iuppen, 172. 1769. 360; eine Iürgenslnöpf, Thurmknopf der Iür-
Iuppe, 17s. 1776. 131; eine wollene genslirche. Nachricht im Et. Jürgen-
Iuppe, 172. 1781. 280; eine Iuve mit Knopf von 1718, 350. XXV. 2.
apfelgrünem Bande, 172. 1793. 353.
Unrichtig die Schreibung Iubbchen, Iub- Iürgensmüle, ehemals eine Müle auf
chen und Iübchen. Ein Iübchen und Iürgenshofschem Grunde, beim Kubbs-
Rock, 172. 1778. 285. - Das Wort berge. I n dem Sandberge bei der St.
scheint erst i n der zweiten Hälfte d. vor. Jürgens Mühle begraben liegen, 335.252.
Iahrh. aufzukommen. Iürgentag, der Georgentag. Auf Iür-
Jürgen oder St. Jürgen war früher gentag, Lange.
gebräuchlich für den Georgentag, den sIusch, der Platzregen, nd. ein Kusch,
23. April —, wie Hupel bemerkt, ein 161.)
merkwürdiger Zeitpunkt für den Land- juft, gerade, eben, ein neuerdings auf-
wirt. Der Vaumfluß hat vor St. Jür- gekommener, den Meisten noch seltsam,
gen wol 14 Tage anticipirt, 350. XXVIII. selbst lächerlich erscheinender, ganz un-
Iürgenshöf, der, 1) ursprünglich die nützer Ausdruck für das hier allgemein
Benennung des Ordensschlosses oder der übliche: gerade oder grade. Just in diesem
Georgenburg auf der Stelle des jetzigen Sinn findet sich vielleicht zuerst in
heiligen Geistes in Niga. Für den zer- Hupels estnischem Wtb. v. 1780 u. 1818.
störten Iürgenshöf, 174. 1816. 8. jüst ("), yüst, gelle, gölte, nicht träch-
Später 2) die Benennung der rig. Wohl- tig, von Kühen, Bergmann, Lange, Hupel,
thätigteitsanstalt, welche jetzt innerhalb Stcndcr. Gew.
der Stadt sich befindet und meist Geör- Iustizpredigt, in Riga, Gerichtspre-
genhospital genannt wird. Sehr gute digt, jetzt meist Gesetzpredigt. Anfang
Legehühner werden verkauft im Iürgens- Januar wurde die I . in der Petri- und
höf, rig. Ztg. 1861. Iürgenshöf hieß Iakobikirche gehalten. 350. XXVIII. I.1741.
aber auch die Vesitzlichkeit dieser Anstalt Iüter, der, Euter der Kühe. M i r nicht
außerhalb der Ialobspforte und noch vorgekommen. Doch führt öupel in 444.
jetzt eine ihr gehörende über der Düna. 1818 Iüter als liefländisch auf. Nicht
Daher: das Eis auf jenseit der Düna lett., nicht estnisch.
längst Hagels- und Iürgenshöf begann Inze, Iuzchen, Kleinerung von Julius;
zu gehen, 349. XVI. 7; eine Sommer- wie Witze von Victor, Mize von Minna.
Truck vuu E. Sieslack in Miwu.