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'Music education, cognition and emotion in primary school children (MEKKA)' View project
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• ZUSAMMENFASSUNG
Dalla Bella, Peretz, Rousseau & Gosselin (2001) berichteten, dass Kinder im Alter
von fünf Jahren hauptsächlich das Tempo eines Musikstückes (schnell/langsam)
nutzen, um den „fröhlichen“ oder „traurigen“ Affekt eines Musikstückes zu beur-
teilen, während bei älteren Kindern auch die Modalität (Dur/Moll) das Affekturteil
beeinflusst. Zwei Experimente wurden unternommen, um diese Beobachtungen zu
überprüfen. Gruppen von fünfjährigen und sechs- bis achtjährigen Kindern mit
wenigstens einjähriger Erfahrung in musikalischer Früherziehung sowie erwachse-
nen Kontrollpersonen mit musikalischer Vorbildung (Musikstudenten) beurteilten
jeweils den „fröhlichen“ oder „traurigen“ Affekt in klassischen Melodien (Experi-
ment 1) sowie eigens komponierten musikalischen Materialien (Experiment 2). Die
Ergebnisse zeigen, dass sich musikalisches Training auf die Wahrnehmung von
Modalität und Tempo im Affekturteil schon bei fünfjährigen Kindern auswirkt.
Implikationen für das Design longitudinaler Studien und die Notwendigkeit einge-
hender Untersuchungen individueller Unterschiede werden diskutiert.
EINLEITUNG
klung der Musikrezeption in der frühen Kindheit bislang wenig untersucht worden
(Gembris, 1998; Kreutz & Schork, 2005).
Ungeachtet teils vehementer Kritik an rigiden Alterstufenmodellen zur musikali-
schen Entwicklung (Stadler Elmer, 2000) sind sich Forscher über eine Sequenzie-
rung des musikalischen Kompetenzerwerbs in der kindlichen Entwicklung weit
gehend einig (Gembris, 1998; Gruhn, 2001). Wahrnehmungskompetenzen zur
Differenzierung von akustischen Ereignissen hinsichtlich Intensität, Dauer, Ton-
höhe oder Konsonanz (z. B. Fassbender, 1997) sowie Ansätze von Affekterkennung
(Schmidt, Trainor & Santesso, 2003; Trainor, Tsang & Cheung, 2002) sind bereits
während der ersten Lebenswochen und -monate nachweisbar. Säuglinge erkennen
und unterscheiden zudem spezifisch musikalische Attribute wie Rhythmen, Tonin-
tervalle und Melodiekonturen ähnlich gut, teilweise sogar besser als erwachsene
Laien (Trehub, 2000). Dagegen scheint ein musikalisches Denken im Sinne von
tonalen und harmonischen Beziehungen im westlichen Dur-Moll-System erst in der
zweiten Hälfte der ersten Lebensdekade voll ausgebildet zu sein (Gembris, 1998;
Peretz et al., 2001).
Interessanterweise wurden bei Kindern im Alter von fünf bis sechs Jahren
besonders ausgeprägte Veränderungen in der musikalischen Wahrnehmung beob-
achtet (Gembris, 1998, S. 290ff.). Hargreaves (1986) geht in seiner Interpretation
empirischer Forschungen so weit, die musikalische Entwicklung von Kindern zwi-
schen dem zweiten und fünften Lebensjahr von der Entwicklung älterer Kinder
abzugrenzen. Er vermutet Entwicklungseinschnitte etwa im fünften und sechsten
Lebensjahr, die auf zunehmende kognitive Verarbeitungs- und Reflexionsleistungen
von bzw. über Musik hindeuten (Hargreaves, 1986, S. 154ff.).
Gegenüber der Wahrnehmung struktureller Merkmale sind Emotionen in der
Musikrezeption bislang weniger ausführlich erforscht worden (Juslin & Soboda,
2001; Kreutz, im Druck). Forschungen zur Kommunikation musikalischer Grund-
gefühle (Lindström, Juslin, Bresin & Williamon, 2003; Kreutz, 2002) belegen, dass
solche Grundgefühle wie „Freude“, „Trauer“ und „Ärger“ von älteren Kindern und
erwachsenen Musikhörern in ähnlichem Maße erkannt und klassifiziert werden kön-
nen (Cunningham & Sterling, 1988; Dolgin & Adelson, 1990; Terwogt & Van
Grinsven, 1991). Nach verschiedenen Forschungsübersichten sind spezifische kom-
positorische (Gabrielsson & Lindström, 2001) und interpretatorische Merkmale
(Juslin, 2001) mit der Kommunikation von Emotionen verknüpft. Insbesondere
„Freude“ und „Trauer“ sind nach diesen Untersuchungen offenbar besonders gut
unterscheidbar (Kreutz, Ott & Vaitl, im Druck). Sie wurden deshalb psychophysio-
logischen Studien zur musikalischen Emotionsverarbeitung bevorzugt zugrunde
gelegt (Kreutz, Bongard & von Jussis, 2002; Kreutz, Russ, Bongard & Lanfermann,
2003; Krumhansl, 1997; Panksepp & Bernatzky, 2002).
Der Ausdruck „fröhlicher“ und „trauriger“ Affekte in Musikstücken ist mit einer
Anzahl struktureller Merkmale assoziiert (im Überblick Gabrielsson & Lindström,
2001). Zwei dieser Merkmale wurden in der Vergangenheit besonders häufig expe-
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Einflüsse von Modalität und Tempo auf die Wahrnehmung musikalischer Affekte bei Kindern und Erwachsenen
GUNTER KREUTZ, CHRISTINA SCHONK UND LEONARDO UPANO
rimentell untersucht, und zwar: a) das musikalische Tempo (die Anzahl von Grund-
schlägen je Zeiteinheit) und b) die Modalität (Dur/Moll-Unterscheidung aufgrund
der Struktur von Tonskalen) eines Musikstücks. Schnelle Tempi (insbesondere in
Verbindung mit Dur-Skalen) erzeugen häufig den Eindruck einer „heiteren“ oder
„fröhlichen“ Musik, während umgekehrt langsame Tempi (besonders in Verbin-
dung mit Moll-Skalen) den Eindruck einer „traurigen“ oder „melancholischen“
Musik wecken (z. B. Balkwill & Thompson, 1999; Hevner, 1935; Rigg, 1937).
Wenngleich die relative Bedeutung dieser und weiterer Attribute, beispielsweise auf-
oder absteigende Skalen (Kallinen & Ravaja, 2003-2004), nicht geklärt ist, so schei-
nen erwachsene Hörer strukturelle Attribute unabhängig voneinander zur Dekodie-
rung musikalisch intendierter Affekte zu nutzen, wozu oft wenige Zehntel Sekunden
ausreichen (Peretz, Gagnon & Bouchard, 1998).
Das Tempo ist, ähnlich wie andere zeitliche Aspekte der Musikwahrnehmung,
nicht spezifisch für die Musikdomäne (Drake, 1998). Säuglinge entwickeln im
ersten Lebensjahr bereits eine Sensitivität für kleine Tempounterschiede
(z. B. Baruch & Drake, 1997). Weitere Studien (Young, 1982; Trehub, 1993) zei-
gen, dass Dreijährige musikalische Tempi als schnell oder langsam grob klassifizie-
ren können. Im Unterschied dazu ist die Modalität — in enger Verknüpfung zum
Konzept der Tonalität — ein musikspezifisches Attribut der westlichen Kunstmusik,
welches ein relativ hohes Abstraktionsvermögen voraussetzt.
In einem Experiment, dass die unabhängige Variation von Tempo und Moda-
lität durch entsprechende Manipulationen dieser Attribute in einem eigens entwik-
kelten Set von Melodien vorsah, bestätigte sich der Einfluss beider Faktoren in der
Affektbeurteilung bei gesunden und einer hirngeschädigten Probandin (Peretz, Gag-
non & Bouchard, 1998). Eine Folgestudie mit denselben musikalischen Materialien,
welche die vorliegende Studie begründet, zeigt, dass Kinder ab etwa vier Jahren auf
die Manipulation des Tempos von apriorisch als „fröhlich“ und „traurig“ apostro-
phierten Musikausschnitte reagieren. Fünfjährige reagieren auf Änderungen der
Modalität lediglich bei gleichzeitiger Manipulation des Tempos. Reaktionen auf die
Modalität unabhängig vom Tempo zeigten nur ältere Kindern ab sechs Jahren (Dalla
Bella et al., 2001).
Die vorliegende Untersuchung knüpft an die Forschungsergebnisse von Dalla
Bella et al. (2001) im Sinne eines Replikationsversuchs an. Dazu wurde eine analoge
Stimuluskonstruktion unter Verwendung klassischer (Experiment 1) sowie selbst
komponierter Melodien (Experiment 2) bei ansonsten ähnlichen Untersuchungsbe-
dingungen zugrunde gelegt. Gegenüber der Vorläuferstudie wurden hier Populatio-
nen von Kindern mit spezifischer musikalischer Vorbildung, insbesondere im
Bereich der musikalischen Früherziehung ausgewählt.
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EXPERIMENT 1
METHODE
• Probanden. Zwei Gruppen von Kindern im Alter von fünf (N = 23; 10 weiblich,
13 männlich) bzw. sechs bis acht Jahren (N = 21; 11 weiblich, 10 männlich) nah-
men an der Untersuchung teil. Die jüngere Gruppe wurde aus Kursen zur musika-
lischen Früherziehung (MFE) rekrutiert. Jedes Kind verfügte zum Zeitpunkt der
Erhebung über mindestens 12 Monate MFE-Erfahrung, welche die Vermittlung von
Dur/Moll-Tonalität einschloss. Erwachsene Studierende der Musikpädagogik
(N = 18; 11 weiblich, 7 männlich) fungierten als dritte Probandengruppe.
Einflüsse von Modalität und Tempo auf die Wahrnehmung musikalischer Affekte bei Kindern und Erwachsenen
GUNTER KREUTZ, CHRISTINA SCHONK UND LEONARDO UPANO
Abbildung 1.
Repräsentationen der Schilder, die in den Kindergruppen zur Affektbeurteilung eingesetzt wurden.
Die Kinder saßen auf dem Boden in einem Kreis mit dem Gesicht nach außen,
um Einflüsse anderer Kinder auf die individuellen Urteile gering zu halten. Nach
dem Vorspielen jedes einzelnen Beispiels wurden die aufgezeigten Tafeln notiert.
Durch den Vergleich unabhängiger Auszählungen durch zwei anwesende Experi-
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ERGEBNISSE
Es wurden keine statistischen Einflüsse des Geschlechts der Probanden bzw. der
Darbietungsreihenfolge festgestellt, diese Faktoren folglich von der weiteren
Betrachtung ausgeschlossen. Eine vergleichende Analyse der Reaktionen auf DS-
bzw. ML-Originale brachte ebenfalls im Mittel keine signifikanten Unterschiede
zutage, t (59) = 0,5; p = 0,59. Daher wurde auf getrennte Analysen dieser Stimulu-
skategorien verzichtet.
Tabelle 1 zeigt die mittleren prozentualen Anteile der ”korrekten“ Affekturteile
zu den vier Melodietypen je Probandengruppe (zwei Kinder-, eine Erwachsenen-
gruppe). Wie im vorigen Abschnitt festgestellt, beziehen sich „korrekte“ Affekturteile
stets auf den intendierten Affekt des Originals, gleichgültig welche Manipulation
(Tempo, Modalität oder beides zugleich) vorliegt.
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Einflüsse von Modalität und Tempo auf die Wahrnehmung musikalischer Affekte bei Kindern und Erwachsenen
GUNTER KREUTZ, CHRISTINA SCHONK UND LEONARDO UPANO
Tabelle 1
Mittelwerte (und Standardabweichungen) der Affekturteile je Melodietyp
und Probandengruppe. Prozentwerte „korrekter“ Antworten beziehen sich
auf den Affekt der Originalmelodie
Abbildung 2.
Mittelwerte und Standardabweichungen „korrekter“ Affekturteile je Melodietyp und Gruppe in
Prozent (weitere Erläuterungen s. Text).
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Einflüsse von Modalität und Tempo auf die Wahrnehmung musikalischer Affekte bei Kindern und Erwachsenen
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Tabelle 2
Ausgewählte paarweise posthoc-Vergleiche zwischen Versuchsbedingungen
(Tukey/Kramer-Verfahren) je Probandengruppe zur Bestimmung der Auswirkung
von Tempo und Modalität auf die Affekturteile (siehe Erläuterungen im Text)
DISKUSSION
Hypothese 1 wird dahin gehend bestätigt, dass sich die Manipulationen der Origi-
nalstimuli hinsichtlich Tempo und Modalität auf das Urteilsverhalten auswirken.
Hypothese 2 findet jedoch nur teilweise Unterstützung, denn es bestehen in den
Beurteilungen aller Melodietypen signifikante Unterschiede zwischen den Proban-
dengruppen. Bereits die Originale werden von den Kindern weniger sicher den a
priori Affektkategorien zugeordnet. Bei selektiver Manipulation sinken die Urteile
der Kinder auf Zufallsniveau, während die erwachsenen Musikstudenten auf die
Manipulation der Modalität sehr viel stärker reagieren als auf die Manipulation des
Tempos. Bei den kombinierten Manipulationen von Tempo und Modalität sind
sich die Urteile zwischen den Gruppen wieder ähnlicher. Alle Probanden neigen
dazu, die jeweils dem Original entgegen gesetzte Affektkategorie auszuwählen. Doch
auch hier tritt eine Abstufung zwischen Erwachsenen, älteren und jüngeren Kindern
hervor, die unterschiedliche Kodierungsstrategien zwischen den Gruppen nahe legt.
Die Ergebnisse unterstützen generell auch Hypothese 3. Auffallend sind die teils
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inkonsistenten Ergebnisse bei der Bestimmung des Beitrags von Tempo und Moda-
lität auf die Affekturteile der beiden Kindergruppen (Tabelle 2). Die Ergebnisse las-
sen insgesamt vermuten, dass die jüngeren Kinder auf die Änderung der Modalität
ähnlich stark reagieren wie die älteren Kinder und Erwachsenen. Somit verdichten
sich Hinweise darauf, dass Kinder, die musikalische Früherziehung durchlaufen
haben, in ihren Affekturteilen von diesen Erfahrungen beeinflusst sind.
EXPERIMENT 2
METHODE
Einflüsse von Modalität und Tempo auf die Wahrnehmung musikalischer Affekte bei Kindern und Erwachsenen
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als Dur- und Moll-Varianten und in jeweils zwei verschiedenen Tempi (schnell:
M.M. = 110; langsam: M.M. = 60). Hieraus resultierten 32 Melodien, von denen
je acht den Kategorien mit den Merkmalkombinationen Dur-schnell, Moll-langsam,
Dur-langsam sowie Moll-schnell zugeordnet werden konnten. Der Melodieaufbau
schloss Modulationen in entfernte Tonarten sowie Intervallsprünge aus, die größer
waren als eine Quarte. Bevorzugt wurden Dreiklangs- und Skalenbewegungen in
den Tonarten C-Dur/c-Moll, G-Dur/g-Moll und D-Dur/d-Moll. Aus Gründen der
Registererhaltung wurden die Moll-Varianten gleichen Namens anstelle der Paralle-
len verwendet. Während in den Dur-Varianten ausschließlich leitereigene Töne Ver-
wendung fanden, wurde in den Moll-Varianten auf die erhöhte siebte Stufe
(harmonisch-Moll) zurück gegriffen, um etwa den Eindruck der Geschlossenheit
durch den Leitton zu verstärken. Die rhythmische Struktur der Melodien war an
Modelle aus der einfachen Kategorie der Studie von Drake (1993) angelehnt.
Schwankungen hinsichtlich Timing, Dauern und Lautstärke zwischen den Melodie-
tönen wurden im Zuge der Einspielung vollständig eliminiert. Statt dessen wurden
alle Melodietöne an einem zeitlichen Raster nach Maßgabe des ganzzahligen Vielfa-
chen der jeweils kleinsten verwendeten Zeiteinheit ausgerichtet. Abbildung 3 zeigt
das Beispiel einer der verwendeten acht Basismelodien in Dur- und Mollversion. Der
4/4-Takt wurde für alle Basismelodien und Varianten gewählt.
Abbildung 3.
ERGEBNISSE
Einflüsse von Modalität und Tempo auf die Wahrnehmung musikalischer Affekte bei Kindern und Erwachsenen
GUNTER KREUTZ, CHRISTINA SCHONK UND LEONARDO UPANO
Tabelle 3
Mittelwerte (und Standardabweichungen) der aggregierten,
relativen Affekturteile je Stimuluskategorie unterteilt nach Altersgruppe
der Kinder sowie Erfahrung mit musikalischer Früherziehung (MFE).
Höhere Werte bedeuten Bevorzugung des Affektes „fröhlich“;
niedrige Werte bedeuten Bevorzugung des Affektes „traurig“
Tabelle 4
Haupteffekte und Interaktionen (F-Werte) der Zwischensubjektfaktoren
nach vier zwei-faktoriellen Varianzanalysen mit Messwiederholung
zur Bestimmung des Einflusses von Tempo
und Modalität auf das Affekturteil der Kinder
Modalität (Tab. 4: Modalität I). Genau umgekehrt, wenngleich nur als statistische
Tendenz unterhalb des Signifikanzniveaus, liegen die Verhältnisse beim langsamen
Tempo (Tab. 4: Modalität II). Hier reagierten die Kinder mit MFE-Erfahrung
weniger auf den Modalitätswechsel.
Zu den beobachteten statistisch signifikanten Interaktionen zwischen den Fakto-
ren Altersgruppe und MFE-Erfahrung ist zu bemerken, dass die Urteile der älteren
Kinder wesentlich homogener ausfallen als jene der jüngeren Kinder.
DISKUSSION
Einflüsse von Modalität und Tempo auf die Wahrnehmung musikalischer Affekte bei Kindern und Erwachsenen
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sition stellte sicher, dass Modalität der Melodie vor dem Hintergrund tonaler Struk-
turen (Dur-Moll-System) und Tempo als differenzierende Merkmale der Stimulu-
skategorien hervor traten. Im Übrigen waren die Melodien nach vergleichbaren
Kriterien wie in Experiment 1 sowie in der Vorläuferstudie (Dalla Bella et al., 2001)
erstellt worden.
Die Ergebnisse des Experimentes zeigen erneut differenzierte Einflüsse von
Tempo und Modalität auf Affekturteile bei Kindern verschiedener Altersgruppen,
jeweils mit und ohne MFE-Erfahrung. Die Haupteffekte der Stimuluskategorien
belegen, dass das Verfahren sich als sensitiv zur Messung von Urteilsunterschieden
erwies. Diese Unterschiede konnten weiterhin teilweise auf die MFE-Erfahrung der
Kinder, nicht jedoch auf ihr Alter zurückgeführt werden. Wechselwirkungen zwi-
schen diesen Variablen legen jedoch nahe, dass jüngere Kinder uneinheitlicher Urtei-
len und sich hier die Einflüsse der MFE abzeichnen. Die Hypothese, dass MFE,
welche die Vermittlung von Dur und Moll einschließt, die Affekturteile der Kinder,
insbesondere der Fünfjährigen beeinflusst, bestätigte sich dahin gehend, dass urteile
von MFE-erfahrenen Kindern weniger durch Tempoänderungen und zugleich mehr
durch die Modalität beeinflusst waren als Urteile von MFE-unerfahrenen Kindern.
Völlig überraschend war allerdings zu beobachten, dass dieselbe Kindergruppe bei
langsamen Melodien tendenziell eher auf die Modalität reagierte als die MFE-erfah-
renen Kinder. Schließlich ist festzustellen, dass das Alter der Kinder geringeren
Einfluss auf das Urteilsverhalten hatte als die etwaige MFE-Erfahrung. Die gefun-
dene Wechselwirkung zwischen den Faktoren Altersgruppe und MFE-Erfahrung
legt indessen nahe, dass sich eventuelle Vorteile der Affekterkennung durch musika-
lische Früherziehung schon in der Grundschule nicht mehr bemerkbar machen
dürften. Doch ist diese Frage endgültig nur durch eine Längsschnittstudie zu beant-
worten.
ALLGEMEINE DISKUSSION
Einflüsse von Modalität und Tempo auf die Wahrnehmung musikalischer Affekte bei Kindern und Erwachsenen
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DANKSAGUNG
Wir danken sehr herzlich den Kindern und Studierenden, die an dieser Untersu-
chung teilgenommen haben, Herrn Joachim Mukenhirn für die Computerbearbei-
tung und Erstellung der Musikstimuli für Experiment 1 sowie den Lehrkräften der
Musikschulen Bad Vilbel/ Karben, Schöneck, Frankfurt, Neu-Isenburg und Dreieich
für ihre freundliche Unterstützung.
Einflüsse von Modalität und Tempo auf die Wahrnehmung musikalischer Affekte bei Kindern und Erwachsenen
GUNTER KREUTZ, CHRISTINA SCHONK UND LEONARDO UPANO
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Dalla Bella, Peretz, Rousseau & Gosselin (2001) informaron sobre cómo emplean
los niños de cinco años la información de tempo en música (lento/rápido) para
decodificar la “alegría” o “tristeza” de una melodía, mientras que sólo niños mayo-
res emplean la información derivada del modo (mayor/menor) para diferenciar
afectos. Se desarrollaron dos experimentos conducidos a probar la validad de estas
afirmaciones. Grupos de niños de cinco y seis años, que habían gozado de al menos
un año de formación musical temprana, y un grupo de estudiantes adultos de edu-
cación musical juzgaron los afectos de “alegría” o “tristeza” de una composición
clásica (experimento 1), y de materiales musicales compuestos específicamente
para este estudio (experimento 2), respectivamente. Los resultados indican que el
entrenamiento musical influye en la percepción de modo y tempo en los juicios de
los afectos en niños incluso de cinco años de edad. Se discuten las implicaciones
para el diseño de estudios longitudinales y la necesidad de investigar los casos
individuales.
Dalla Bella, Peretz, Rousseau e Gosselin (2001) hanno documentato come i bam-
bini di cinque anni si servano principalmente del tempo (veloce/lento) per valutare
l’affetto “allegro” o “triste” di un brano musicale, mentre nei bambini più grandi
anche il modo (maggiore/minore) influenza la percezione dell’affetto. Sono stati
condotti due esperimenti allo scopo di verificare tali osservazioni. Gruppi di bam-
bini di cinque anni e di bambini dai sei agli otto anni con un’esperienza di almeno
un anno di propedeutica musicale, e un gruppo di controllo formato da studenti
adulti di musica hanno valutato l’affetto “allegro” o “triste” di melodie classiche
(Esperimento 1), e di materiali musicali appositamente composti (Esperimento 2). I
risultati mostrano che l’allenamento musicale influisce già nei bambini di cinque
anni sulla percezione di modo e tempo nella valutazione degli affetti. Si discutono
le implicazioni sulla progettazione di studi longitudinali e la necessità di ricerche
sulle differenze individuali.
Selon Dalla Bella, Peretz, Rousseau et Gosselin (2001), des enfants de cinq ans uti-
lisent l’information sur le tempo en musique (lent/rapide) pour décoder l’émotion
«de joie» ou «de tristesse» d’une mélodie; par contre, seuls les enfants plus agés
utilisent les modes (majeur/mineur) pour différentier les émotions. Deux expériences
ont été entreprises pour vérifier ces hypothèses. On a formé des groupes d’enfants
de cinq et de six à huit ans qui avaient eu au moins un an d’éducation musicale et
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Einflüsse von Modalität und Tempo auf die Wahrnehmung musikalischer Affekte bei Kindern und Erwachsenen
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Dalla Bella, Peretz, Rousseau & Gosselin (2001) reported that five-year-old children
use tempo information in music (slow/fast) in order to decode the “happy” or
“sad” affect of a melody, while only older children use the mode information
(major/minor) to differentiate affect. Two experiments were conducted to further
test these assumptions. Groups of five-year-old and six-to-eight-year-old children,
who had at least one year of early music education, and a group of adult music
education students judged the “happy” or “sad» affect in classical compositions
(experiment 1), and musical materials composed specifically for this study (experi-
ment 2), respectively. Results suggest that musical training influences the percep-
tion of mode and tempo in affect judgments in children as young as five-years of
age. Implications for the design of longitudinal studies and the necessity to inves-
tigate individual differences are discussed.
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