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Einflusse von Modalitat und Tempo auf die Wahrnehmung


musikalischer Affekte bei Kindern und Erwachsenen: Eine
Replikationsstudie

Article  in  Musicae Scientiae · March 2007


DOI: 10.1177/102986490701100105

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3 authors, including:

Gunter Kreutz
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
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Musicæ Scientiæ/XI-1/RR 16/03/07 13:57 Page 121

Musicae Scientiae © 2007 by ESCOM European Society


Spring 2007, Vol XI, n° 1, 121-143 for the Cognitive Sciences of Music

Einflüsse von Modalität und Tempo


auf die Wahrnehmung musikalischer Affekte
bei Kindern und Erwachsenen:
Eine Replikationsstudie

GUNTER KREUTZ*, CHRISTINA SCHONK**


UND LEONARDO UPANO**
* Royal Northern College of Music, Manchester
** Institut für Musikwissenschaft und Musikpädagogik, Goethe-Universität, Frankfurt

• ZUSAMMENFASSUNG
Dalla Bella, Peretz, Rousseau & Gosselin (2001) berichteten, dass Kinder im Alter
von fünf Jahren hauptsächlich das Tempo eines Musikstückes (schnell/langsam)
nutzen, um den „fröhlichen“ oder „traurigen“ Affekt eines Musikstückes zu beur-
teilen, während bei älteren Kindern auch die Modalität (Dur/Moll) das Affekturteil
beeinflusst. Zwei Experimente wurden unternommen, um diese Beobachtungen zu
überprüfen. Gruppen von fünfjährigen und sechs- bis achtjährigen Kindern mit
wenigstens einjähriger Erfahrung in musikalischer Früherziehung sowie erwachse-
nen Kontrollpersonen mit musikalischer Vorbildung (Musikstudenten) beurteilten
jeweils den „fröhlichen“ oder „traurigen“ Affekt in klassischen Melodien (Experi-
ment 1) sowie eigens komponierten musikalischen Materialien (Experiment 2). Die
Ergebnisse zeigen, dass sich musikalisches Training auf die Wahrnehmung von
Modalität und Tempo im Affekturteil schon bei fünfjährigen Kindern auswirkt.
Implikationen für das Design longitudinaler Studien und die Notwendigkeit einge-
hender Untersuchungen individueller Unterschiede werden diskutiert.

EINLEITUNG

Musik ästhetisch wahrzunehmen, setzt langwierige Lernprozesse voraus (z.B. Behne,


1986; Hargreaves, 1986; Hassler, 1998; Trehub, 2000; Stadler Elmer 2000).
Dabei scheinen kulturelle Erfahrungen während der ersten Lebensdekade neben
Begabungsfaktoren für die individuelle musikalische Entwicklung maßgeblich zu
sein. Es wird ferner vermutet, dass musikalische Urteilsfähigkeit — ausgehend von
entsprechenden Potenzialen im Individuum — etwa durch Unterricht bzw. Früh-
förderung bereits im Kindergarten beeinflusst bzw. gefördert werden kann (Gruhn,
2001). Doch sind Auswirkungen von Frühförderungsmaßnahmen auf die Entwik-
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klung der Musikrezeption in der frühen Kindheit bislang wenig untersucht worden
(Gembris, 1998; Kreutz & Schork, 2005).
Ungeachtet teils vehementer Kritik an rigiden Alterstufenmodellen zur musikali-
schen Entwicklung (Stadler Elmer, 2000) sind sich Forscher über eine Sequenzie-
rung des musikalischen Kompetenzerwerbs in der kindlichen Entwicklung weit
gehend einig (Gembris, 1998; Gruhn, 2001). Wahrnehmungskompetenzen zur
Differenzierung von akustischen Ereignissen hinsichtlich Intensität, Dauer, Ton-
höhe oder Konsonanz (z. B. Fassbender, 1997) sowie Ansätze von Affekterkennung
(Schmidt, Trainor & Santesso, 2003; Trainor, Tsang & Cheung, 2002) sind bereits
während der ersten Lebenswochen und -monate nachweisbar. Säuglinge erkennen
und unterscheiden zudem spezifisch musikalische Attribute wie Rhythmen, Tonin-
tervalle und Melodiekonturen ähnlich gut, teilweise sogar besser als erwachsene
Laien (Trehub, 2000). Dagegen scheint ein musikalisches Denken im Sinne von
tonalen und harmonischen Beziehungen im westlichen Dur-Moll-System erst in der
zweiten Hälfte der ersten Lebensdekade voll ausgebildet zu sein (Gembris, 1998;
Peretz et al., 2001).
Interessanterweise wurden bei Kindern im Alter von fünf bis sechs Jahren
besonders ausgeprägte Veränderungen in der musikalischen Wahrnehmung beob-
achtet (Gembris, 1998, S. 290ff.). Hargreaves (1986) geht in seiner Interpretation
empirischer Forschungen so weit, die musikalische Entwicklung von Kindern zwi-
schen dem zweiten und fünften Lebensjahr von der Entwicklung älterer Kinder
abzugrenzen. Er vermutet Entwicklungseinschnitte etwa im fünften und sechsten
Lebensjahr, die auf zunehmende kognitive Verarbeitungs- und Reflexionsleistungen
von bzw. über Musik hindeuten (Hargreaves, 1986, S. 154ff.).
Gegenüber der Wahrnehmung struktureller Merkmale sind Emotionen in der
Musikrezeption bislang weniger ausführlich erforscht worden (Juslin & Soboda,
2001; Kreutz, im Druck). Forschungen zur Kommunikation musikalischer Grund-
gefühle (Lindström, Juslin, Bresin & Williamon, 2003; Kreutz, 2002) belegen, dass
solche Grundgefühle wie „Freude“, „Trauer“ und „Ärger“ von älteren Kindern und
erwachsenen Musikhörern in ähnlichem Maße erkannt und klassifiziert werden kön-
nen (Cunningham & Sterling, 1988; Dolgin & Adelson, 1990; Terwogt & Van
Grinsven, 1991). Nach verschiedenen Forschungsübersichten sind spezifische kom-
positorische (Gabrielsson & Lindström, 2001) und interpretatorische Merkmale
(Juslin, 2001) mit der Kommunikation von Emotionen verknüpft. Insbesondere
„Freude“ und „Trauer“ sind nach diesen Untersuchungen offenbar besonders gut
unterscheidbar (Kreutz, Ott & Vaitl, im Druck). Sie wurden deshalb psychophysio-
logischen Studien zur musikalischen Emotionsverarbeitung bevorzugt zugrunde
gelegt (Kreutz, Bongard & von Jussis, 2002; Kreutz, Russ, Bongard & Lanfermann,
2003; Krumhansl, 1997; Panksepp & Bernatzky, 2002).
Der Ausdruck „fröhlicher“ und „trauriger“ Affekte in Musikstücken ist mit einer
Anzahl struktureller Merkmale assoziiert (im Überblick Gabrielsson & Lindström,
2001). Zwei dieser Merkmale wurden in der Vergangenheit besonders häufig expe-
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rimentell untersucht, und zwar: a) das musikalische Tempo (die Anzahl von Grund-
schlägen je Zeiteinheit) und b) die Modalität (Dur/Moll-Unterscheidung aufgrund
der Struktur von Tonskalen) eines Musikstücks. Schnelle Tempi (insbesondere in
Verbindung mit Dur-Skalen) erzeugen häufig den Eindruck einer „heiteren“ oder
„fröhlichen“ Musik, während umgekehrt langsame Tempi (besonders in Verbin-
dung mit Moll-Skalen) den Eindruck einer „traurigen“ oder „melancholischen“
Musik wecken (z. B. Balkwill & Thompson, 1999; Hevner, 1935; Rigg, 1937).
Wenngleich die relative Bedeutung dieser und weiterer Attribute, beispielsweise auf-
oder absteigende Skalen (Kallinen & Ravaja, 2003-2004), nicht geklärt ist, so schei-
nen erwachsene Hörer strukturelle Attribute unabhängig voneinander zur Dekodie-
rung musikalisch intendierter Affekte zu nutzen, wozu oft wenige Zehntel Sekunden
ausreichen (Peretz, Gagnon & Bouchard, 1998).
Das Tempo ist, ähnlich wie andere zeitliche Aspekte der Musikwahrnehmung,
nicht spezifisch für die Musikdomäne (Drake, 1998). Säuglinge entwickeln im
ersten Lebensjahr bereits eine Sensitivität für kleine Tempounterschiede
(z. B. Baruch & Drake, 1997). Weitere Studien (Young, 1982; Trehub, 1993) zei-
gen, dass Dreijährige musikalische Tempi als schnell oder langsam grob klassifizie-
ren können. Im Unterschied dazu ist die Modalität — in enger Verknüpfung zum
Konzept der Tonalität — ein musikspezifisches Attribut der westlichen Kunstmusik,
welches ein relativ hohes Abstraktionsvermögen voraussetzt.
In einem Experiment, dass die unabhängige Variation von Tempo und Moda-
lität durch entsprechende Manipulationen dieser Attribute in einem eigens entwik-
kelten Set von Melodien vorsah, bestätigte sich der Einfluss beider Faktoren in der
Affektbeurteilung bei gesunden und einer hirngeschädigten Probandin (Peretz, Gag-
non & Bouchard, 1998). Eine Folgestudie mit denselben musikalischen Materialien,
welche die vorliegende Studie begründet, zeigt, dass Kinder ab etwa vier Jahren auf
die Manipulation des Tempos von apriorisch als „fröhlich“ und „traurig“ apostro-
phierten Musikausschnitte reagieren. Fünfjährige reagieren auf Änderungen der
Modalität lediglich bei gleichzeitiger Manipulation des Tempos. Reaktionen auf die
Modalität unabhängig vom Tempo zeigten nur ältere Kindern ab sechs Jahren (Dalla
Bella et al., 2001).
Die vorliegende Untersuchung knüpft an die Forschungsergebnisse von Dalla
Bella et al. (2001) im Sinne eines Replikationsversuchs an. Dazu wurde eine analoge
Stimuluskonstruktion unter Verwendung klassischer (Experiment 1) sowie selbst
komponierter Melodien (Experiment 2) bei ansonsten ähnlichen Untersuchungsbe-
dingungen zugrunde gelegt. Gegenüber der Vorläuferstudie wurden hier Populatio-
nen von Kindern mit spezifischer musikalischer Vorbildung, insbesondere im
Bereich der musikalischen Früherziehung ausgewählt.

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EXPERIMENT 1

Dem Experiment liegen aufgrund der Vorläuferstudie drei Hypothesen zugrunde.


Hypothesen 1 und 2 spiegeln die Interpretationen von Dalla Bella et al. (2001),
soweit sie generelle Unterschiede zwischen dem Urteilsverhalten von Kindern und
Erwachsenen betreffen. Hypothese 3 berücksichtigt zusätzlich die Tatsache, dass die
in der vorliegenden Studie einbezogene Gruppe von Kindern über wenigstens ein-
jährige Erfahrung mit musikalischer Früherziehung verfügt.
Hypothese 1: Es wird vermutet, dass Affektkategorisierungen bei allen Probanden
durch Manipulationen von Tempo und Modalität signifikant beeinflusst werden.
Hypothese 2: Die Urteile unterscheiden sich signifikant zwischen Kindern und
erwachsenen Probanden bei Manipulation jeweils von Tempo- und Modalität, nicht
aber bei den Originalstimuli sowie kombinierten Tempo/Modalität-Manipulationen.
Hypothese 3: Es wird erwartet, dass fünfjährige Kinder ähnlich wie ältere Kinder
auf die Manipulation von Tempo und Modalität reagieren.

METHODE

• Probanden. Zwei Gruppen von Kindern im Alter von fünf (N = 23; 10 weiblich,
13 männlich) bzw. sechs bis acht Jahren (N = 21; 11 weiblich, 10 männlich) nah-
men an der Untersuchung teil. Die jüngere Gruppe wurde aus Kursen zur musika-
lischen Früherziehung (MFE) rekrutiert. Jedes Kind verfügte zum Zeitpunkt der
Erhebung über mindestens 12 Monate MFE-Erfahrung, welche die Vermittlung von
Dur/Moll-Tonalität einschloss. Erwachsene Studierende der Musikpädagogik
(N = 18; 11 weiblich, 7 männlich) fungierten als dritte Probandengruppe.

• Musikauswahl und -bearbeitung. Es wurden Versuchsstimuli auf der Grundlage


von ausgewählten Melodien (Oberstimme) aus einer Reihe von Werken des Barock
sowie des klassisch-romantischen Repertoires erstellt. Für die Serie von schnellen
Dur-Stücken (Grundtempo: M.M. = 120) dienten: 1. J.S. Bach, Invention C-Dur,
BWV 772, Takte 1 bis 16; 2. Menuett G-Dur, BWV 114, Takte 1 bis 16, 3. Prä-
ludium C-Dur, BWV 933, Takte 1 bis 16 sowie 4. Beethoven, Sonate F-Dur,
1. Satz, Takte 1 bis 18. Als Repräsentanten langsamer Moll-Stücke (Grundtempo:
M.M. = 75) dienten: 1. J.S. Bach, Fuge d-Moll, BWV 565, Takte 1 bis 24;
2. J.S. Bach, Menuett g-Moll, BWV 115, Takte 1 bis 16; 3. G. Bizet, „Habanera“
in d-Moll aus der Oper „Carmen“, Takte 1 bis 17. Alle Melodien wurden auf einem
Keyboard eingespielt und als Midi-Dateien gesichert.
Die Bearbeitung der eingespielten MIDI-Dateien erfolgte per Computersoftware
(Cubase). Die Tempi der vier schnellen Originale in Dur (DS) wurden zunächst auf
das Tempo M.M. = 120 vereinheitlicht und danach zu jedem DS-Original eine im
Tempo manipulierte langsamere Dur-Variante (Dur-DL, M.M. = 75), eine im
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Einflüsse von Modalität und Tempo auf die Wahrnehmung musikalischer Affekte bei Kindern und Erwachsenen
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gleichnamigen Moll transponierte Dur-Variante (Dur-MS) sowie eine in beiden


Attributen manipulierte Dur-Variante (Dur-ML) hergestellt. Alle so erhaltenen
MIDI-Dateien wurden mit Hilfe eines Software-Synthesizers in Audio-Dateien
umgewandelt.
Die ML-Originale wurden einer analogen Prozedur, jedoch mit entgegen gesetz-
ten Manipulationen unterzogen. Zuerst wurde auch hier das Tempo auf M.M. = 75
abgeglichen. Anschließend wurden Varianten mit höherem Tempo (Moll-MS,
M.M. = 120), transponiertem Modus (Moll-ML) und gleichzeitiger Manipulation
beider Attribute (Moll-DS) hergestellt. Die Dauer aller Ausschnitte betrug zwischen
18 und 24 Sekunden.
Auf diese Weise wurden für das Experiment insgesamt 32 Musikausschnitte her-
gestellt (8 Melodien in jeweils vier Versionen). Sie repräsentieren vier Stimuluska-
tegorien, bezogen auf das manipulierte Attribut, nämlich Original, Tempo, Modalität
sowie Modalität + Tempo. Aus technischen Gründen waren nur 28 Ausschnitte (4 ×
Dur-Originale, 3 × Moll-Originale) experimentell zu gebrauchen. Die Zahl der ver-
bliebenen Musikausschnitte wurde gleichwohl zur Generalisierung im Sinne der
Hypothesenprüfung als ausreichend erachtet.

• Design und Durchführung. Der Untersuchung lag ein zwei-faktorielles 4 (Melo-


dietyp) × 3 (Probandengruppen) Design mit Messwiederholungen (Innersubjekt-
faktor) auf dem ersten Faktor zugrunde. Der zweite Faktor wurde als
Zwischensubjektfaktor behandelt.
Den Kindern wurden die 28 Hörbeispiele im Rahmen von Gruppenversuchen
vorgespielt. Jedes Kind erhielt zwei kleine Tafeln mit je einem lachenden und einem
weinenden Gesicht (Abb. 1). Die Kinder wurden instruiert, sich jede Melodie auf-
merksam anzuhören und je nach dem, ob sie die Melodie als eher „fröhlich“ oder
eher als „traurig“ fanden, das jeweils am besten passende Gesicht aufzuzeigen.

Abbildung 1.
Repräsentationen der Schilder, die in den Kindergruppen zur Affektbeurteilung eingesetzt wurden.

Die Kinder saßen auf dem Boden in einem Kreis mit dem Gesicht nach außen,
um Einflüsse anderer Kinder auf die individuellen Urteile gering zu halten. Nach
dem Vorspielen jedes einzelnen Beispiels wurden die aufgezeigten Tafeln notiert.
Durch den Vergleich unabhängiger Auszählungen durch zwei anwesende Experi-
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mentatoren konnten Irrtümer ausgeschlossen werden. Um Ermüdungserscheinun-


gen vorzubeugen, wurde regelmäßig für kurze spielerische Unterbrechungen gesorgt.
Die Dauer des Versuchs betrug ca. eine Stunde.
Im Rahmen der Kontrollerhebung unter erwachsenen Probanden (Musikstuden-
ten) wurde ein ähnliches Forced-Choice-Paradigma wie für die Kinder-Probanden-
gruppen, jedoch ein Antwortbogen mit Smileys eingesetzt. Die Durchführung des
Experiments beanspruchte hier ca. 25 Minuten.

• Datenanalyse. Zur Datenanalyse wurden „korrekte“ und „inkorrekte“ Reaktio-


nen unterschieden. „Korrekte“ Antworten beziehen sich stets auf die Affektkategorie
des Originals. Das bedeutet, dass Reaktionen auf manipulierte Fassungen eines DS-
Originals nur dann als „korrekt“ klassifiziert wurden, wenn die Antwort „positiver
Affekt“ (in Form der Schilder für die Kinder bzw. Smileys bei den Erwachsenen)
gewählt wurde. Analog wurde mit den Reaktionen auf ML-Originale bzw. manipu-
lierte Varianten dieser Kategorie verfahren.
Die Affekturteile der Probanden zu den verschiedenen Melodietypen (Original,
Tempo, Modalität, Modalität + Tempo) wurden zur varianzanalytischen Auswertung
aufsummiert. Das Auftreten eines Haupteffektes durch den Melodietyp war somit
geeignet, die Grundannahme dieser Studie zu prüfen (Hypothese 1). Urteilsunter-
schiede zwischen den Probandengruppen wurden je Versuchsbedingung durch ein-
faktorielle Varianzanalysen dargestellt. Nach Hypothese 2 sollten signifikante
Effekte bei den hinsichtlich Tempo sowie Modalität manipulierten Melodievarian-
ten auftreten. Weiterhin dienten paarweise Vergleiche zwischen ausgewählten Ver-
suchsbedingungen je Probandengruppe (s. Tabelle 2, unten) dazu, die relativen
Beiträge der Änderungen von Tempo und Modalität für das Affekturteil zu bestim-
men (Hypothese 3). Aufgrund ungleicher Stichprobengrößen wurde das Tukey/Kra-
mer-Verfahren für die posthoc-Vergleiche gewählt.

ERGEBNISSE

Es wurden keine statistischen Einflüsse des Geschlechts der Probanden bzw. der
Darbietungsreihenfolge festgestellt, diese Faktoren folglich von der weiteren
Betrachtung ausgeschlossen. Eine vergleichende Analyse der Reaktionen auf DS-
bzw. ML-Originale brachte ebenfalls im Mittel keine signifikanten Unterschiede
zutage, t (59) = 0,5; p = 0,59. Daher wurde auf getrennte Analysen dieser Stimulu-
skategorien verzichtet.
Tabelle 1 zeigt die mittleren prozentualen Anteile der ”korrekten“ Affekturteile
zu den vier Melodietypen je Probandengruppe (zwei Kinder-, eine Erwachsenen-
gruppe). Wie im vorigen Abschnitt festgestellt, beziehen sich „korrekte“ Affekturteile
stets auf den intendierten Affekt des Originals, gleichgültig welche Manipulation
(Tempo, Modalität oder beides zugleich) vorliegt.
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Einflüsse von Modalität und Tempo auf die Wahrnehmung musikalischer Affekte bei Kindern und Erwachsenen
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Tabelle 1
Mittelwerte (und Standardabweichungen) der Affekturteile je Melodietyp
und Probandengruppe. Prozentwerte „korrekter“ Antworten beziehen sich
auf den Affekt der Originalmelodie

Die Melodievarianten werden hinsichtlich ihres Affektes signifikant unterschied-


lich beurteilt: Die Varianzanalyse offenbart einen Haupteffekt, F (3,55) = 123,34,
Wilks l = 0,13, p < 0,001. Die Interaktion der Faktoren Melodietyp und Proban-
dengruppe, F (6,110) = 16,68, Wilks l = 0,274, p < 0,001, wird ebenfalls signifi-
kant. Nach weiteren Analyen von Mittelwertsunterschieden in den einzelnen
Gruppen mittels T-Tests sind die Urteile der Erwachsenen in sehr hohem Maße
durch die Modalität geprägt, während Tempoänderungen vergleichsweise wenig
zum Affekturteil beitragen. Dagegen reagieren die Kinder auf Manipulationen von
Tempo oder Modalität unsicher, d.h. ihr Urteilsverhalten sinkt auf Zufallsniveau ab.
Erst bei kombinierter Manipulation von Tempo und Modalität zugleich nähern sich
die Urteile von Kindern und Erwachsenen einander wieder an.
Die nachfolgende Untersuchung der Urteilsunterschiede zwischen den Pro-
bandengruppen je Melodietyp belegt signifikante Effekte in allen Bedingungen,
Fs (2, 57) > 17,44, p < 0,001. Nach detaillierter Betrachtung gehen die Urteils-
unterschiede in allen Bedingungen auf ein abweichendes Verhalten der Erwachsenen
zurück, p < 0,05, während sich die Urteile der beiden Kindergruppen im Gruppen-
mittel nicht voneinander unterscheiden. Ausnahme ist der Melodietyp mit kombi-
nierter Manipulation von Tempo und Modalität. Hier reagieren die älteren Kinder
nochmals stärker als die jüngeren Kinder, p < 0,05, erstere jedoch schwächer als die
Erwachsenen, p < 0,05.
Abbildung 2 bietet eine graphische Repräsentation des Urteilsverhaltens auf der
Grundlage von Tabelle 1 dar. Insbesondere das eher dichotome Urteilsverhalten der
erwachsenen Musikstudenten gegenüber den Kindergruppen wird deutlich.
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Abbildung 2.
Mittelwerte und Standardabweichungen „korrekter“ Affekturteile je Melodietyp und Gruppe in
Prozent (weitere Erläuterungen s. Text).

Tabelle 2 stellt ausgewählte paarweise Vergleiche zwischen den Melodietypen je


Versuchsgruppe dar. Einflüsse von Tempo und Modalität wurden zum einen durch
unmittelbaren Vergleich mit den originalen Melodien (Tab. 2: Tempo I, Moda-
lität I), andererseits — nach einer Subtraktionslogik — durch Vergleiche zwischen
den Varianten mit einzelnen und doppelten Manipulationen (Tab. 2: Tempo II,
Modalität II) berechnet. In fast allen Vergleichen sind die Urteilsunterschiede signi-
fikant. Ausnahme bildet überraschend Tempo II für die jüngeren Kinder. Insgesamt
entspricht das hier vorliegende Muster nur teilweise den Ergebnissen von Dalla Bella
et al. (2001, Table 2, S. B8 oben). Während jene Autoren feststellen, dass die 5-jäh-
rigen Kinder die Modalität nicht zur Identifikation des Affektes der Melodie nutzen,
ist dies nach den vorliegenden Ergebnissen der Fall (Tabelle 2, letzte Spalte). Ledig-
lich die Reaktionen auf die Tempoinformation sind bei dieser Gruppe uneinheitlich.
Bemerkenswert ist zudem, dass die Erwachsenen kaum auf das Tempo reagieren,
sondern ihr Urteil vornehmlich an der Modalität ausrichten (Tabelle 2, zweite Spalte
links). Dies entspricht den Beobachtungen in der Vorläuferstudie.

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Einflüsse von Modalität und Tempo auf die Wahrnehmung musikalischer Affekte bei Kindern und Erwachsenen
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Tabelle 2
Ausgewählte paarweise posthoc-Vergleiche zwischen Versuchsbedingungen
(Tukey/Kramer-Verfahren) je Probandengruppe zur Bestimmung der Auswirkung
von Tempo und Modalität auf die Affekturteile (siehe Erläuterungen im Text)

DISKUSSION

Hypothese 1 wird dahin gehend bestätigt, dass sich die Manipulationen der Origi-
nalstimuli hinsichtlich Tempo und Modalität auf das Urteilsverhalten auswirken.
Hypothese 2 findet jedoch nur teilweise Unterstützung, denn es bestehen in den
Beurteilungen aller Melodietypen signifikante Unterschiede zwischen den Proban-
dengruppen. Bereits die Originale werden von den Kindern weniger sicher den a
priori Affektkategorien zugeordnet. Bei selektiver Manipulation sinken die Urteile
der Kinder auf Zufallsniveau, während die erwachsenen Musikstudenten auf die
Manipulation der Modalität sehr viel stärker reagieren als auf die Manipulation des
Tempos. Bei den kombinierten Manipulationen von Tempo und Modalität sind
sich die Urteile zwischen den Gruppen wieder ähnlicher. Alle Probanden neigen
dazu, die jeweils dem Original entgegen gesetzte Affektkategorie auszuwählen. Doch
auch hier tritt eine Abstufung zwischen Erwachsenen, älteren und jüngeren Kindern
hervor, die unterschiedliche Kodierungsstrategien zwischen den Gruppen nahe legt.
Die Ergebnisse unterstützen generell auch Hypothese 3. Auffallend sind die teils
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inkonsistenten Ergebnisse bei der Bestimmung des Beitrags von Tempo und Moda-
lität auf die Affekturteile der beiden Kindergruppen (Tabelle 2). Die Ergebnisse las-
sen insgesamt vermuten, dass die jüngeren Kinder auf die Änderung der Modalität
ähnlich stark reagieren wie die älteren Kinder und Erwachsenen. Somit verdichten
sich Hinweise darauf, dass Kinder, die musikalische Früherziehung durchlaufen
haben, in ihren Affekturteilen von diesen Erfahrungen beeinflusst sind.

EXPERIMENT 2

Die Ergebnisse von Experiment 1 zeigen insgesamt, dass Stimulusmerkmale und


Alter musikerfahrener Probanden die Beurteilung musikalischer Affekte beeinflus-
sen. Dabei treten Gemeinsamkeiten und Unterschiede zur Vorläuferstudie (Dalla
Bella et al. 2001) hervor. Experiment 2 sieht eine Prüfung des musikalischen Hinter-
grundes als Einflussfaktor auf die Affekturteile der Kinder vor. Zu diesem Zweck
wurden Gruppen von fünfjährigen sowie sechs- bis achtjährigen Kindern ausge-
wählt, von denen etwa die Hälfte Erfahrungen mit musikalischer Früherziehung auf-
wies. Um Einflüsse der Bekanntheit auszuschließen, wurden eigens kurze Melodien
komponiert.
Es wird erwartet, daß jüngere Kinder mit musikalischer Früherziehung Modalität
in ihr Affekturteil signifikant stärker einbeziehen als Kinder ohne musikalische Frü-
herziehung. Für die älteren Kinder werden indessen keine von musikalischer Frü-
herziehung abhängigen Unterschiede im Urteilsverhalten vermutet.

METHODE

• Probanden. Es wurden aus verschiedenen Kindergärten sowie Musik- und Grund-


schulen im Raum Frankfurt Stichproben von zwei Altersgruppen (N gesamt = 83)
gezogen, nämlich Fünfjährige (N Fünfj. = 39; 25 weiblich, 14 männlich) sowie Sechs-
bis-achtjährige (N Sechsj. = 43; 27 weiblich, 16 männlich). Jeweils etwa die Hälfte der
Kinder jeder Altersgruppe hatte musikalische Früherziehung erhalten (mit MFE:
Fünfjährige: N = 19: 11 weiblich, 8 männlich; Sechs- bis Achtjährige: N = 20:
16 weiblich, 4 männlich; ohne MFE: Fünfjährige: N = 20: 14 weiblich, 6 männ-
lich; sechs- bis Achtjährige: N = 23: 11 weiblich, 12 männlich).

• Stimuli. Dem Experiment lagen zweiunddreißig einstimmige Melodien zugrunde,


die aus acht Basismelodien von vier Takten Dauer abgeleitet und mit Hilfe eines
MIDI-Sequenzerprogramms (Cubase VST, Verison 5.1) erstellt wurden. Orientie-
rung hinsichtlich des Melodieaufbaus boten melodische Sequenzen, wie sie in
barocker und klassischer Musik bis hin zu Kinderliedern verbreitet sind (s. Abb. 3).
Kopien bekannter Melodien wurden vermieden. Die acht Basismelodien existieren
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als Dur- und Moll-Varianten und in jeweils zwei verschiedenen Tempi (schnell:
M.M. = 110; langsam: M.M. = 60). Hieraus resultierten 32 Melodien, von denen
je acht den Kategorien mit den Merkmalkombinationen Dur-schnell, Moll-langsam,
Dur-langsam sowie Moll-schnell zugeordnet werden konnten. Der Melodieaufbau
schloss Modulationen in entfernte Tonarten sowie Intervallsprünge aus, die größer
waren als eine Quarte. Bevorzugt wurden Dreiklangs- und Skalenbewegungen in
den Tonarten C-Dur/c-Moll, G-Dur/g-Moll und D-Dur/d-Moll. Aus Gründen der
Registererhaltung wurden die Moll-Varianten gleichen Namens anstelle der Paralle-
len verwendet. Während in den Dur-Varianten ausschließlich leitereigene Töne Ver-
wendung fanden, wurde in den Moll-Varianten auf die erhöhte siebte Stufe
(harmonisch-Moll) zurück gegriffen, um etwa den Eindruck der Geschlossenheit
durch den Leitton zu verstärken. Die rhythmische Struktur der Melodien war an
Modelle aus der einfachen Kategorie der Studie von Drake (1993) angelehnt.
Schwankungen hinsichtlich Timing, Dauern und Lautstärke zwischen den Melodie-
tönen wurden im Zuge der Einspielung vollständig eliminiert. Statt dessen wurden
alle Melodietöne an einem zeitlichen Raster nach Maßgabe des ganzzahligen Vielfa-
chen der jeweils kleinsten verwendeten Zeiteinheit ausgerichtet. Abbildung 3 zeigt
das Beispiel einer der verwendeten acht Basismelodien in Dur- und Mollversion. Der
4/4-Takt wurde für alle Basismelodien und Varianten gewählt.

Abbildung 3.

Um Eindrücke melodischer Geschlossenheit zu begünstigen, endete jede Melo-


die auf dem Grundton und schwerer Zeit. Zur Darbietung wurde eine Klangfarbe
für alle Melodien gewählt (EMU-Sampler, Werkseinstellung: „Nylon Guitar“). Die
Dauer der schnellen Melodievarianten betrug ca. 10 Sekunden, die langsamen unge-
fähr 16 Sekunden.

• Design und Durchführung. Der Untersuchung lag ein dreifaktorielles 4 (Stimu-


luskategorie) × 2 (Altersgruppen) × 2 (Musikalische Früherziehung) Design mit
Messwiederholungen (Innersubjektfaktor) auf dem ersten Faktor zugrunde. Der
zweite Faktor wurde als Zwischensubjektfaktor behandelt. Zwei faktorielle Varianz-
analysen je Stimuluskategorie waren vorgesehen, um die jeweiligen Einflüsse des
Alters der Kinder und ihrer musikalischen Vorerfahrung zu ermitteln. Zur Prüfung
etwaiger Haupteffekte waren Post-hoc-Tests nach dem Verfahren von Scheffé
vorgesehen.
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Im Rahmen von Gruppenversuchen hörten die Kinder die Versuchsstimuli unter


weitest gehend identischen Bedingungen wie in Experiment 1 (s.o.). Zwei verschie-
dene, jeweils randomisierte Reihenfolgen der 32 Stimuli kamen zum Einsatz, wobei
jeweils darauf geachtet wurde, dass Stimuli unterschiedlicher Affektkategorien auf-
einander folgten und dass die Stimuli jeder Kategorie über die Dauer des Versuchs
in etwa gleich verteilt waren. Die gesamte Dauer des Versuchs, einschließlich eines
Probedurchlaufs und etwaigen, kurzen Verzögerungen durch Rückfragen der Kin-
der, variierte zwischen den verschiedenen Kleingruppen und lag bei maximal
ca. 30 Minuten.

• Datenanalyse. Um Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Affekturteilen


zwischen den Stimuluskategorien zu erfassen, wurde „fröhlich“ der Wert „1“ und
„traurig“ der Wert „0“ zugewiesen. Die Summenscores dieser Werte stellen für jede
Melodie der vier Merkmalkombinationen bzw. Stimuluskategorien den relativen
Einfluss der einander entgegen gesetzten Affekturteile dar. Hohe Werte stehen dem-
nach für die Dominanz des „fröhlichen“ niedrige für die Dominanz des „traurigen“
Affektes. Die relativen Summenscores wurden als abhängige Variablen betrachtet,
wodurch Änderungen im Affekturteil der Stimuluskategorien quantifiziert und in
recht ähnlicher Weise wie in Experiment 1 varianzanalytisch untersucht werden
konnten.

ERGEBNISSE

Zweifaktorielle Varianzanalysen mit Messwiederholung wurden unternommen, um


Einflüsse der Stimulusreihenfolge sowie des Geschlechts der Kinder auf das Urteils-
verhalten zu überprüfen. Die erste Analyse deckt einen signifikanten Effekt der Rei-
henfolge auf, F (1,80) = 6,05; p < 0,05. Bei näherer Betrachtung wird deutlich, dass
lediglich die langsamen Melodievarianten für den Effekt ursächlich sind. Somit
kommen Inhomogenitäten oder Ermüdung in den Versuchsgruppen zur Erklärung
weniger in Frage. Der systematische Einfluss der Reihenfolge ist zunächst so zu deu-
ten, dass die Aufgabe für die Kinder schwierig war. Doch zeigen getrennte Analysen
je Reihenfolge, dass die Interpretation der weiteren Ergebnisse kaum einzuschränken
ist. Der Einfluss des Geschlechts auf die Affekturteile blieb indessen weit unter dem
Signifikanzniveau, weshalb dieser Faktor von den folgenden Analysen eliminiert
wurde.
Tabelle 3 stellt zunächst die Mittelwerte der Summenscores je Stimuluskatego-
rie, Altersgruppe und MFE-Erfahrung der Kinder dar. Eine dreifaktorielle Varianz-
analyse mit Messwiederholung weist Haupteffekte für die Stimuluskategorie,
F (3,234) = 68,46; p < 0,001, sowie den Faktor MFE-Erfahrung nach,
F (1,78) = 6,90; p < 0,02. Kein Haupteffekt besteht indessen für die Altersgruppe
der Kinder, F (1,78) = 0,34; p = 0,56. Darüber hinaus bestehen signifikante Inter-
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Einflüsse von Modalität und Tempo auf die Wahrnehmung musikalischer Affekte bei Kindern und Erwachsenen
GUNTER KREUTZ, CHRISTINA SCHONK UND LEONARDO UPANO

Tabelle 3
Mittelwerte (und Standardabweichungen) der aggregierten,
relativen Affekturteile je Stimuluskategorie unterteilt nach Altersgruppe
der Kinder sowie Erfahrung mit musikalischer Früherziehung (MFE).
Höhere Werte bedeuten Bevorzugung des Affektes „fröhlich“;
niedrige Werte bedeuten Bevorzugung des Affektes „traurig“

aktionen zwischen MFE-Erfahrung und Altersgruppe, F (1,78) = 7,44; p < 0,01


sowie zwischen Stimuluskategorie und Altersgruppe, F (3,234) = 3,28; p < 0,05.
Scheffé-Tests bestätigen sowohl den signifikanten Einfluss der MFE-Erfahrung
der Kinder, p < 0,05, als auch den zu vernachlässigenden generellen Einfluss der
Altersgruppe.
Zur Untersuchung der spezifischen Einflüsse von Tempo und Modalität auf
die Affekturteile wurden vier weitere Varianzanalysen mit Messwiederholung unter-
nommen, deren Ergebnisse Tabelle 4 zusammenfasst. Anstelle der Originalkompo-
sitionen als Bezugskategorie wie in Experiment 1 wurden hier ebenfalls
Dur-Varianten in schnellem Tempo, sowie Moll-Varianten in langsamem Tempo
zur Orientierung genutzt. Die Altersgruppe erwies sich erneut als nicht signifikanter
Faktor in allen vier Analysen. In drei der vier Analysen beeinflusst dagegen der Fak-
tor MFE-Erfahrung das Affekturteil tendenziell bzw. signifikant. Im übrigen wurden
alle Effekte und Tendenzen durch post-hoc Scheffé-Tests bestätigt. Tempoänderun-
gen der Dur-Varianten sind von der MFE-Erfahrung unbeeinflusst, wohl aber die
Tempoänderungen der Mollvarianten. Die Inspektion der Mittelwerte (Tab. 3)
zeigt, dass Kinder ohne MFE-Erfahrung dort (Tab. 4: Tempo II) um durchschnitt-
lich einen Skalenpunkt stärker reagierten als Kinder mit MFE. Interessant und etwas
widersprüchlich sind die Ergebnisse zur Modalität: in den schnellen Varianten
erwiesen sich die Kinder ohne MFE-Erfahrung als resistenter gegen Änderungen der
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Tabelle 4
Haupteffekte und Interaktionen (F-Werte) der Zwischensubjektfaktoren
nach vier zwei-faktoriellen Varianzanalysen mit Messwiederholung
zur Bestimmung des Einflusses von Tempo
und Modalität auf das Affekturteil der Kinder

Modalität (Tab. 4: Modalität I). Genau umgekehrt, wenngleich nur als statistische
Tendenz unterhalb des Signifikanzniveaus, liegen die Verhältnisse beim langsamen
Tempo (Tab. 4: Modalität II). Hier reagierten die Kinder mit MFE-Erfahrung
weniger auf den Modalitätswechsel.
Zu den beobachteten statistisch signifikanten Interaktionen zwischen den Fakto-
ren Altersgruppe und MFE-Erfahrung ist zu bemerken, dass die Urteile der älteren
Kinder wesentlich homogener ausfallen als jene der jüngeren Kinder.

DISKUSSION

Experiment 2 rückt die Faktoren Altersgruppe und Erfahrung mit musikalischer


Früherziehung in den Mittelpunkt. Um Einflüsse der Vertrautheit auszuschließen,
wurden acht Melodien eigens für das Experiment komponiert. Die Art der Kompo-
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Einflüsse von Modalität und Tempo auf die Wahrnehmung musikalischer Affekte bei Kindern und Erwachsenen
GUNTER KREUTZ, CHRISTINA SCHONK UND LEONARDO UPANO

sition stellte sicher, dass Modalität der Melodie vor dem Hintergrund tonaler Struk-
turen (Dur-Moll-System) und Tempo als differenzierende Merkmale der Stimulu-
skategorien hervor traten. Im Übrigen waren die Melodien nach vergleichbaren
Kriterien wie in Experiment 1 sowie in der Vorläuferstudie (Dalla Bella et al., 2001)
erstellt worden.
Die Ergebnisse des Experimentes zeigen erneut differenzierte Einflüsse von
Tempo und Modalität auf Affekturteile bei Kindern verschiedener Altersgruppen,
jeweils mit und ohne MFE-Erfahrung. Die Haupteffekte der Stimuluskategorien
belegen, dass das Verfahren sich als sensitiv zur Messung von Urteilsunterschieden
erwies. Diese Unterschiede konnten weiterhin teilweise auf die MFE-Erfahrung der
Kinder, nicht jedoch auf ihr Alter zurückgeführt werden. Wechselwirkungen zwi-
schen diesen Variablen legen jedoch nahe, dass jüngere Kinder uneinheitlicher Urtei-
len und sich hier die Einflüsse der MFE abzeichnen. Die Hypothese, dass MFE,
welche die Vermittlung von Dur und Moll einschließt, die Affekturteile der Kinder,
insbesondere der Fünfjährigen beeinflusst, bestätigte sich dahin gehend, dass urteile
von MFE-erfahrenen Kindern weniger durch Tempoänderungen und zugleich mehr
durch die Modalität beeinflusst waren als Urteile von MFE-unerfahrenen Kindern.
Völlig überraschend war allerdings zu beobachten, dass dieselbe Kindergruppe bei
langsamen Melodien tendenziell eher auf die Modalität reagierte als die MFE-erfah-
renen Kinder. Schließlich ist festzustellen, dass das Alter der Kinder geringeren
Einfluss auf das Urteilsverhalten hatte als die etwaige MFE-Erfahrung. Die gefun-
dene Wechselwirkung zwischen den Faktoren Altersgruppe und MFE-Erfahrung
legt indessen nahe, dass sich eventuelle Vorteile der Affekterkennung durch musika-
lische Früherziehung schon in der Grundschule nicht mehr bemerkbar machen
dürften. Doch ist diese Frage endgültig nur durch eine Längsschnittstudie zu beant-
worten.

ALLGEMEINE DISKUSSION

Die vorliegenden Experimente wurden unter einer erweiterten Fragestellung zur


Replikation einer vorausgegangenen Untersuchung zur musikalischen Affektdeko-
dierung bei Kindern und Erwachsenen unternommen (Dalla Bella et. al., 2001;
Peretz, Gagnon & Bouchard, 1998). In diesen Untersuchungen konnte gezeigt wer-
den, dass Kinder im Alter von bis zu fünf Jahren lediglich das Tempo, ältere Kinder
indessen Modalität und Tempo zur Dekodierung des Affektes in tonalen Melodien
aus dem barocken bis klassisch-romantischen Repertoire nutzen.
Die hier zumindest teilweise nachgewiesene Beeinflussbarkeit des Affekturteils
aufgrund der Manipulation der Modalität von Melodien bei fünfjährigen Kindern
mit musikalischer Früherziehung (MFE) steht offenkundig im Widerspruch zu den
Untersuchungsergebnissen von Dalla Bella et al. (2001) sowie zu weiteren Untersu-
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chungen, mit allerdings stärker abweichenden methodischen Vorgehensweisen (z.B.


Gerardi & Gerken, 1995; Gregory, Worral & Sarge, 1996).
Bei Stimuluskonstruktion, Erhebungs- und Auswertungsverfahren wurde in bei-
den Experimenten auf eine Vergleichbarkeit mit den Experimenten der Vorläufer-
studie geachtet. Die genauen strukturellen Gemeinsamkeiten und Unterschiede
zwischen den jeweiligen Stimulus-Sets sind jedoch nicht bekannt.
Zunächst fällt auf, dass in beiden vorliegenden Experimenten die simultane
Manipulation von Modalität und Tempo konsistent zur Umkehrung des Urteilsver-
haltens führt, während in der Vorläuferstudie die Urteile lediglich auf Zufallsniveau
absinken. Dieser interessante Sachverhalt wird von Dalla Bella et al. (2001) nicht
näher diskutiert. Für die in unserer Untersuchung beobachtete Urteilsumkehr spielt
indessen offenbar keine Rolle, ob Melodien aus Kompositionen der westlichen
Kunstmusik verwandt oder ob selbst komponierte Materialien herangezogen
werden: In jedem Falle werden Melodien mit kongruenten Merkmalen (schnell,
Dur bzw. langsam Moll) spezifischen Affekten, nämlich „fröhlich“ und „traurig“
zugeordnet.
Die wesentliche Erweiterung dieser Untersuchung gegenüber dem Vorläufer ist,
dass Kinder mit wenigstens einjähriger Erfahrung mit musikalischer Früherziehung,
welche die Vermittlung der Modalität von Musik (Dur/Moll) einschloss, an den
Experimenten teilnahmen. Ungeachtet der teilweise komplexen Antwortmuster
belegen beide hier dargestellten Experimente generelle Einflüsse der musikalischen
Früherziehung auf das Affekturteil. Insbesondere Experiment 2 legt nahe, dass nicht
das Alter der Kinder sondern ihre musikalische Bildung entscheidend beeinflussen,
inwiefern sie ihr Urteil über den „fröhlichen“ oder „traurigen“ Affekt einer Melodie
an der Modalität ausrichten.
Dass Urteilsunterschiede aufgrund der Modalität bei schnellem und langsamem
Tempo zwischen unterschiedlich musikalisch gebildeten Gruppen von Kindern ver-
schieden ausfallen können (s. Experiment 2), deutet auf beachtliche Wechselwir-
kungen dieses Merkmals mit dem Tempo. Änderungen des Tempos beeinflussen
offenbar nicht nur die zeitliche Dichte von Ereignissen, sondern womöglich auch
andere Stimulusdimensionen. Es ist denkbar, dass sich mit dem Tempo auch Klang-
farbe, rhythmische Organisation und andere strukturelle Aspekte in der Wahrneh-
mung ändern, die mittelbar das Affekturteil beeinflussen.
Hinsichtlich hier nicht kontrollierter individueller Unterschied ist zu beachten,
dass (1) die Kinderprobanden verschiedenen, franko-kanadischen und deutschen
Kulturkreisen der westlichen Hemisphäre entstammen, (2) über die sozialen Milieus
der Kinder keine Vergleichsdaten existieren und schließlich (3) auch Einflüsse durch
heterogene individuelle Entwicklungsstände der Kinder zu vermuten sind. Künftige
Studien haben solchen individuellen Unterschieden stärker Rechnung zu tragen, als
das bislang der Fall ist.
Kastner und Crowder (1990) fanden, dass Kinder bereits mit drei Jahren die
Modalität einer Melodie in ihr Affekturteil einbeziehen können. Diese Ergebnisse
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Einflüsse von Modalität und Tempo auf die Wahrnehmung musikalischer Affekte bei Kindern und Erwachsenen
GUNTER KREUTZ, CHRISTINA SCHONK UND LEONARDO UPANO

widersprechen der Mehrzahl ähnlicher Untersuchungen (z. B. Gregory, Worral &


Sarge, 1996). Inwiefern eine Selektion der jungen Probanden mit Blick auf musika-
lische Früherziehung in der Studie von Kastner und Crowder (1990) vorgenommen
wurde, ist unklar. Zumindest scheint denkbar, dass spezifische Elemente musikali-
scher Früherziehung bei jenen Dreijährigen bereits wirksam waren bzw. stärkeres
Gewicht erlangt haben, als dies etwa bei den Probanden der Dalla Bella-Studie sowie
den musikalisch nicht-trainierten Kindern in der vorliegenden Studie (Experi-
ment 2) der Fall war.
Es sei daran erinnert, dass Säuglinge sensorische Dissonanzen erkennen können
und diese wiederum eine Grundlage verbreiteter Theorien zur Dur-Moll-Unter-
scheidung darstellt. Gleichwohl liegt in der sensorischen Dissonanz eine vermutlich
notwendige, aber keineswegs hinreichende Bedingung zur Abstraktion von Moda-
lität in Melodien. Sofern also Umwelteinflüsse musikalische Abstraktionsleistungen
modulieren, so bleibt offen, wann und unter welchen Umständen solche Beeinflus-
sungen stattfinden, die sich schließlich in den Dekodierungsstrategien bei der Affekt-
erkennung niederschlagen.
Die in der musikalischen Entwicklungstheorie häufig favorisierte Altersstufen-
einteilung (z. B. Gembris, 1998; Hargreaves, 1986) widerspricht der Theorie indi-
vidueller Entwicklungsfenster in Bereichen der Wahrnehmungskompetenz und
Urteilsfähigkeit, die zur Bewältigung der Aufgaben in dieser und der vorliegenden
Studie notwendig erscheinen. Es erscheint wünschenswert, dass künftige Studien
individuelle Profile der kognitiven, emotiven und musikalischen Entwicklung in
dezidierten Längsschnittuntersuchen berücksichtigen (vgl. z. B. Stadler Elmer,
2000). Nur so können die bislang nur grob umrissenen Entwicklungszüge bei der
Abstraktion musikalischer Merkmale detaillierten Analysen zugeführt werden, die
sich zudem nicht nur auf Dekodierungsprozesse beschränken, sondern das emotio-
nale Erleben umfassender in den Blick nehmen.
Zusammenfassend bleibt zu folgern, dass die Affektdekodierung von Melo-
dien vermutlich entwicklungs- bzw. umweltbedingten Lernprozessen unterliegt.
Diese Lernprozesse wirken sich nach den vorliegenden Ergebnissen unter Umstän-
den zu einem früheren Zeitpunkt auf musikalische Affekturteile aus, als es die
Untersuchung von Dalla Bella et al. (2001) nahe legt. Die Annahme, dass Musik-
lernen fünfjährigen Kindern verhelfen kann, die Modalität einer Melodie langfristig
in ihr Affekturteil einzubeziehen, bedarf weiterer Untersuchungen. Das Tempo als
nicht-musikspezifisches Strukturmerkmal spielt in der Kombination mit der Moda-
lität im Zuge von Affekturteilen womöglich eine komplexere Rolle als bislang
angenommen.

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DANKSAGUNG

Wir danken sehr herzlich den Kindern und Studierenden, die an dieser Untersu-
chung teilgenommen haben, Herrn Joachim Mukenhirn für die Computerbearbei-
tung und Erstellung der Musikstimuli für Experiment 1 sowie den Lehrkräften der
Musikschulen Bad Vilbel/ Karben, Schöneck, Frankfurt, Neu-Isenburg und Dreieich
für ihre freundliche Unterstützung.

Address for correspondence:


Gunter Kreutz
Royal Northern College of Music
124 Oxford Road
Manchester M13 9RD, UK
gunter.kreutz@rncm.ac.uk
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Einflüsse von Modalität und Tempo auf die Wahrnehmung musikalischer Affekte bei Kindern und Erwachsenen
GUNTER KREUTZ, CHRISTINA SCHONK UND LEONARDO UPANO

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• Las influencias de modo y tempo en la decodificación


de afectos musicales en niños y adultos: un estudio de réplica

Dalla Bella, Peretz, Rousseau & Gosselin (2001) informaron sobre cómo emplean
los niños de cinco años la información de tempo en música (lento/rápido) para
decodificar la “alegría” o “tristeza” de una melodía, mientras que sólo niños mayo-
res emplean la información derivada del modo (mayor/menor) para diferenciar
afectos. Se desarrollaron dos experimentos conducidos a probar la validad de estas
afirmaciones. Grupos de niños de cinco y seis años, que habían gozado de al menos
un año de formación musical temprana, y un grupo de estudiantes adultos de edu-
cación musical juzgaron los afectos de “alegría” o “tristeza” de una composición
clásica (experimento 1), y de materiales musicales compuestos específicamente
para este estudio (experimento 2), respectivamente. Los resultados indican que el
entrenamiento musical influye en la percepción de modo y tempo en los juicios de
los afectos en niños incluso de cinco años de edad. Se discuten las implicaciones
para el diseño de estudios longitudinales y la necesidad de investigar los casos
individuales.

• Influenze del modo e del tempo sulla decodificazione


degli affetti musicali in bambini e adulti. Uno studio replicativo

Dalla Bella, Peretz, Rousseau e Gosselin (2001) hanno documentato come i bam-
bini di cinque anni si servano principalmente del tempo (veloce/lento) per valutare
l’affetto “allegro” o “triste” di un brano musicale, mentre nei bambini più grandi
anche il modo (maggiore/minore) influenza la percezione dell’affetto. Sono stati
condotti due esperimenti allo scopo di verificare tali osservazioni. Gruppi di bam-
bini di cinque anni e di bambini dai sei agli otto anni con un’esperienza di almeno
un anno di propedeutica musicale, e un gruppo di controllo formato da studenti
adulti di musica hanno valutato l’affetto “allegro” o “triste” di melodie classiche
(Esperimento 1), e di materiali musicali appositamente composti (Esperimento 2). I
risultati mostrano che l’allenamento musicale influisce già nei bambini di cinque
anni sulla percezione di modo e tempo nella valutazione degli affetti. Si discutono
le implicazioni sulla progettazione di studi longitudinali e la necessità di ricerche
sulle differenze individuali.

• L’influence des modes et des tempi


dans le décodage de l’émotion musicale chez les enfants et les adultes

Selon Dalla Bella, Peretz, Rousseau et Gosselin (2001), des enfants de cinq ans uti-
lisent l’information sur le tempo en musique (lent/rapide) pour décoder l’émotion
«de joie» ou «de tristesse» d’une mélodie; par contre, seuls les enfants plus agés
utilisent les modes (majeur/mineur) pour différentier les émotions. Deux expériences
ont été entreprises pour vérifier ces hypothèses. On a formé des groupes d’enfants
de cinq et de six à huit ans qui avaient eu au moins un an d’éducation musicale et

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Einflüsse von Modalität und Tempo auf die Wahrnehmung musikalischer Affekte bei Kindern und Erwachsenen
GUNTER KREUTZ, CHRISTINA SCHONK UND LEONARDO UPANO

un groupe d’adultes, étudiants en musique. Nous avons demandé à tous de juger


de l’affect «joie» ou «tristesse» de pièces classiques (expérience no 1) et de maté-
riaux musicaux composés en vue de l’étude (expérience no 2). Les résultats sem-
blent montrer que chez les enfants dès l’âge de cinq ans, l’éducation musicale a une
influence sur la perception du mode et du tempo lorsqu’il s’agit de juger du carac-
tère émotif. Nous abordons l’utilité de ces résultats en vue de la conception
d’études longitudinales ainsi la nécessité de tenir compte des différences entre
individus.

• Influences of mode and tempo on decoding


of musical affect in children and adults: A replication study

Dalla Bella, Peretz, Rousseau & Gosselin (2001) reported that five-year-old children
use tempo information in music (slow/fast) in order to decode the “happy” or
“sad” affect of a melody, while only older children use the mode information
(major/minor) to differentiate affect. Two experiments were conducted to further
test these assumptions. Groups of five-year-old and six-to-eight-year-old children,
who had at least one year of early music education, and a group of adult music
education students judged the “happy” or “sad» affect in classical compositions
(experiment 1), and musical materials composed specifically for this study (experi-
ment 2), respectively. Results suggest that musical training influences the percep-
tion of mode and tempo in affect judgments in children as young as five-years of
age. Implications for the design of longitudinal studies and the necessity to inves-
tigate individual differences are discussed.

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