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3/19/2020 Corona-Kurzarbeit: Was bedeutet das? - Arbeitsrecht - derStandard.

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FRAGE & ANTWORT

Corona-Kurzarbeit: Was bedeutet das?


Seit Montag gibt es ein eigenes Modell für Kurzarbeit in Zeiten der Corona-Krise. Ein
Überblick, was in der neuen Vereinbarung geregelt ist
Luise Ungerboeck, Selina Thaler 18. März 2020, 20:36 230 Postings

Kurzarbeit statt Kündigung: Dafür plädiert die Bundesregierung in Zeiten der Corona-Krise. Und
hat die bisher vergleichsweise restriktiven Regeln für Kurzarbeit gelockert und so ein eigenes
Modell zur Corona-Kurzarbeit [https://www.ams.at/content/dam/download/allgemeine-
informationen/20200317_FAQ%20Corona_KUA.pdf ] geschaffen. Damit sollen einerseits Arbeitsplätze
und Fachkräfte gesichert, andererseits die Arbeitskosten der Unternehmen temporär reduziert
und ihre Liquidität erhalten werden. 400 Millionen Euro stellt die Regierung vorerst dafür bereit.
Der Topf soll weiter aufgestockt werden, sollte er ausgeschöpft sein. Zusätzlich wurde
vereinbart, dass das Arbeitsmarktservice (AMS) die Dienstgeberbeiträge ab dem ersten Monat
der Kurzarbeit übernimmt.

Die Sozialpartner haben für die Corona-Kurzarbeit ein "vereinfachtes Modell" vereinbart,
schreibt die Arbeitsrechtlerin Jana Eichmeyer, Partnerin der Kanzlei Eisenberger & Herzog, in
einer Aussendung. Die neue Regelung ist nämlich zugleich Sozialpartnervereinbarung, Betriebs-
und Einzelvereinbarung. Seit Montag stürmen Unternehmen das AMS regelrecht, um Corona-
Kurzarbeit zu beantragen.

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Frage: Für wen gilt Kurzarbeit?

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Antwort: Die Kurzarbeit (KUA) steht allen Betrieben mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten offen,
unabhängig von ihrer Größe oder Branche. Bislang wurde sie vor allem in Industrieunternehmen
genutzt, nun soll sie auch für KMUs und Kleinstbetriebe anwendbar sein. In der neuen
Kurzarbeits-Richtlinie, die am Donnerstag, spätestens aber am Freitag veröffentlicht wird,
werden auch Lehrlinge erfasst, versichern mit der Materie befasste Sozialpartner.
Auszubildende waren bisher von der Kurzarbeit ausgeschlossen. Für Geschäftsführende
Organe ist Kurzarbeit nicht vorgesehen.

Frage: Wie lang wird die Corona-Kurzarbeitsunterstützung gewährt?

Antwort: Für maximal drei Monate, sie kann bei Bedarf um weitere drei Monate verlängert
werden. Danach endet sie automatisch.

Frage: Was bedeutet Kurzarbeit konkret?

Antwort: Bei der Corona-Kurzarbeit wird die Normalarbeitszeit vorübergehend reduziert, und in
der Folge das Arbeitsentgelt. Mitarbeiter erhalten gestaffelt nach Einkommen zwischen 80 und
90 Prozent ihres vereinbarten Nettoentgelts – unabhängig davon, wie viel sie in der
vereinbarten Kurzarbeitszeit arbeiten. Nettoersatzrate wird das genannt. Wer mehr als 2685
Euro verdient, bekommt 80 Prozent des vor der Kurzarbeit bezogenen Nettoentgelts, zwischen
1700 und 2685 Euro netto sind es 85 Prozent, und unter 1700 Euro werden 90 Prozent gezahlt.
Für Geringverdiener ist die Nettoersatzrate also am höchsten. Berechnungsgrundlage ist das
durchschnittliche Nettoentgelt der vergangenen 13 Wochen vor der Kurzarbeit (inklusive
Zulagen und Zuschlägen). Der Dienstgeber zahlt nur für die tatsächlich geleistete Arbeitszeit,
den großen Rest das AMS.

Zum Vergleich: Bei Arbeitslosigkeit erhält man nur 55 bis maximal 60 Prozent des bisherigen
Entgelts, abhängig von den jeweiligen Ansprüchen.

Frage: Werden Urlaubs- und Weihnachtsgeld auch gekürzt?

Antwort: Nein, Sonderzahlungen sind auf Basis des Entgelts vor der Kurzarbeit zu zahlen. Auch
die Abfertigungen sind nicht berührt von KUA und niedrigeren Einkommen.

Frage: Wie wirkt sich KUA auf die Arbeitszeit aus?

Antwort: Über die Dauer der Kurzarbeit muss die gekürzte Normalarbeitszeit mindestens zehn
und maximal 90 Prozent der vorherigen Normalarbeitszeit betragen. Sie kann also ein paar
Wochen null ausmachen und im letzten Monat Vollzeit. Wer sechs Wochen auf KUA ist, kann
fünf Wochen null Stunden arbeiten und dann eine Woche 60 Prozent.

Die Arbeitszeit von Teilzeitbeschäftigten ist im selben Prozentausmaß zu kürzen, heißt es in der
Sozialpartnervereinbarung [https://www.wko.at/service/handlungsanleitung-corona-

https://www.derstandard.at/story/2000115847457/corona-kurzarbeit-was-bedeutet-das 2/6
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sozialpartnervereinbarung.pdf] . Es müssen aber nicht alle Mitarbeiter eines Unternehmens auf KUA
gehen, es können auch Gruppen definiert werden, für die das nicht gilt oder besondere
Regelungen. Die Lage der Arbeitszeit (zum Beispiel Montag bis Freitag von 9 bis 13 Uhr) ist
ebenfalls festzulegen – im Einvernehmen mit dem Dienstnehmer und dem Betriebsrat, sofern
einer vorhanden ist.

Neu an der Corona-Kurzarbeit ist, dass die Arbeitszeit zeitweise auch null betragen kann. Mindestens zehn
Prozent und maximal 90 Prozent der Normalarbeitszeit beträgt die Kurzarbeitszeit.
Foto: imago images / McPHOTO

Frage: Sind während der Kurzarbeit Überstunden erlaubt?

Antwort: Überstunden sind erlaubt, laut Sozialpartnervereinbarung müssen allerdings jene


Betriebsbereiche, in denen Mehrstunden erlaubt sind, explizit angeführt werden.

Frage: Müssen Mitarbeiter Alturlaub abbauen, bevor sie in Kurzarbeit geschickt werden
können?

Antwort: Bisher war das geübte Praxis. In den Sozialpartner- und Betriebsvereinbarungen, auf
denen diverse Kurzarbeitsmodelle basieren, steht allerdings, dass Zeitguthaben und Alturlaub
nur abgebaut werden müssen, wenn der Arbeitgeber dies wünscht. Darauf verweist auch
Arbeiterkammer-Direktor Christoph Klein: Die neue Kurzarbeitsrichtlinie wird vorsehen, dass die
Unternehmen "tunlichst" Alturlaube abbauen sollten, weil das Kurzarbeitsbeihilfen spart. Aber
das sei eben nicht allen Unternehmen möglich. Diese Option können Unternehmen mit
schwacher Liquidität nun nutzen. Denn sie würden durch Urlaubsabbau zum Vollzeittarif in der
aktuellen Coronakrise massiv an Liquidität einbüßen. Allerdings gibt es noch immer
Unklarheiten. Dem Vernehmen nach ist das Arbeitsmarktservice seitens des
Finanzministeriums angehalten, KUA-Anträge ohne Urlaubsabbau nicht zu genehmigen. Eine
Lockerung sei in Verhandlung, heißt es.

Frage: Wird während der Kurzarbeit Urlaub abgebaut?


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Antwort: Während der Kurzarbeit, so der Stand von Dienstag, kann man keinen laufenden
Urlaub nehmen. Wird die KUA aber über die ersten drei Monate hinaus verlängert, müssen die
Arbeitnehmer drei Urlaubswochen ihres laufenden Guthabens konsumieren. Wer während
dieser Regelung auf Urlaub ist, dem gebührt das volle Entgelt wie vor der Kurzarbeit – es gilt
das Ausfallsprinzip.

Frage: Wie lang wird das Gehalt bei Quarantäne weitergezahlt?

Antwort: Jedenfalls eine Woche, es gibt aber keine gesetzliche Obergrenze. Laut
Angestelltengesetz beträgt die Entgeltfortzahlung je nach Dauer der Betriebszugehörigkeit
zwischen sechs und zehn Wochen. Gibt es in Kollektivvertrag oder Betriebsvereinbarung eine
für den Arbeitnehmer günstigere Regel, ist diese anzuwenden, sagt die Arbeiterkammer.

Frage: Muss ein Arbeitnehmer in Quarantäne oder wird er während der Kurzarbeit krank,
welches Entgelt wird dann weiterbezahlt?

Antwort: Eine Quarantäne wegen Covid-19 gilt als Dienstverhinderung, die wie ein
Krankenstand behandelt wird – es sei denn, der Dienstnehmer hat sich fahrlässig verhalten,
indem er in ein Land auf Urlaub gereist ist, das mit einer Reisewarnung des Außenministeriums
belegt war. Im Krankheitsfall kehren Löhne und Gehälter auf das Niveau vor der Kurzarbeit KUA
zurück.

Frage: Was ist mit den Sozialversicherungs- und Pensionsbeiträgen?

Antwort: Die Sozialversicherungsbeiträge – Dienstnehmer- und Dienstgeberanteile – sind so zu


bezahlen, als wäre die Arbeitszeit nicht verkürzt worden. Allerdings übernimmt das AMS die
Dienstgeberbeiträge für Beschäftigte in Corona-Kurzarbeit und das nicht erst nach dem vierten
Monat, sondern neuerdings bereits ab dem ersten Tag.

Frage: Bedeutet Kurzarbeit für die betroffenen Dienstnehmer Kündigungsschutz?

Antwort: Kündigungsschutz gibt es während der Kurzarbeitsdauer und einen Monat danach.
Stellt ein Betrieb auf Kurzarbeit um, muss der Beschäftigtenstand allerdings gleich bleiben.
Kündigungen sind also nur dann möglich, wenn gleichzeitig jemand neu eingestellt wird.
Arbeitsplätze, die nach Dienstnehmerkündigungen frei werden, müssen allerdings nicht
nachbesetzt werden.

https://www.derstandard.at/story/2000115847457/corona-kurzarbeit-was-bedeutet-das 4/6
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Elektronische Zeiterfassungssysteme müssen für die Kurzarbeit umprogrammiert werden.


Foto: Imago

Frage: Was ist die sogenannte Behaltepflicht?

Antwort: Der Arbeitgeber ist verpflichtet, die betroffenen Arbeitnehmer nach dem Ende der
Kurzarbeit mindestens ein weiteres Monat zu behalten. Diese Regelung gilt unabhängig von der
Dauer der Kurzarbeit. Bei besonderen Verhältnissen kann diese Pflicht auch entfallen oder
verkürzt werden. Ebenfalls können während der Frist auch zusätzliche überlassene
Arbeitskräfte (Zeitarbeitskräfte) eingesetzt werden. Wichtig: Kündigungen dürfen aber erst
nach Ablauf der Behaltefrist ausgesprochen werden.

Frage: Gibt es eigentlich ein Recht auf Kurzarbeit?

Antwort: Nein. Betriebe müssen diese beim AMS beantragen. Falls es einen Betriebsrat gibt,
muss der Arbeitgeber mit ihm eine Betriebsvereinbarung abschließen
[https://wien.arbeiterkammer.at/interessenvertretung/arbeitszeit/AV-PDF_-
_Sozialpartnervereinbarung_Coronoa_KUA_FINALE_VERSIO.pdf] . Gibt es keinen, muss jeder einzelne
Arbeitnehmer die Vereinbarung unterzeichnen. Anschließend müssen die Sozialpartner, also
die Wirtschaftskammer und die zuständigen Teilgewerkschaften, zustimmen. Im schnellsten
Fall soll diese Zustimmung binnen zwei Tagen nach der Antragstellung vorliegen, versichern die
Sozialpartner im Fall der Corona-Kurzarbeit.

Frage: Benötigt es solche Vereinbarungen?

Antwort: Wenn Unternehmen unmittelbar vom Coronavirus betroffen sind, etwa durch eine
Betriebssperre oder -schließung nach dem Epidemiegesetz, können sie Kurzarbeit ohne
Sozialpartnervereinbarung vereinbaren. Arbeitsrechtlerin Jana Eichmeyer rät davon allerdings
ab, "weil dann nicht die verbesserten Bedingungen der Corona-Kurzarbeit gelten".

Frage: Kann man Kurzarbeit ablehnen?


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Antwort: Prinzipiell ja. Die Gewerkschaft empfiehlt es aber nicht. Die Corona-Kurzarbeit wurde
geschaffen, um Kündigungen und Massenarbeitslosigkeit zu vermeiden, indem Unternehmen
mit Auftragseinbrüchen und Umsatzausfällen aufgrund höherer Gewalt zu unterstützen. Wer
Kurzarbeit ablehnt, dem könnte eine Kündigung drohen, heißt auf der Webseite des ÖGB
[https://www.oegb.at/cs/Satellite?blobcol=urldata&blobheadername1=content-type&blobheadername2=content-
disposition&blobheadervalue1=application%2Fpdf&blobheadervalue2=inline%3B+filename%3D%22Download%253A_F
AQ_Corona-
Kurzarbeit.pdf%22&blobkey=id&blobnocache=false&blobtable=MungoBlobs&blobwhere=1342711251969&ssbinary=tr
ue&site=S06 ] . (Luise Ungerboeck, Selina Thaler, 18.3.2020)

Quellen: AMS, WKÖ, ÖGB, Ministerium für Arbeit, Familie und Jugend, Aussendung Eichmeyer

HINWEIS: Der Artikel wird laufend mit den Neuerungen zur Corona-Kurzarbeit aktualisiert.

Weiterlesen:

Neue Stützen für Corona-Kurzarbeitsregelung [http://www.derstandard.at/story/2000115859518/neue-


stuetzen-fuer-corona-kurzarbeitsregelung]

Wie Unternehmen bei null Umsatz zu überleben versuchen


[http://www.derstandard.at/story/2000115813050/wie-unternehmen-bei-null-umsatz-zu-ueberleben-versuchen]

Kleinstunternehmer hoffen nach Corona-Stillstand auf Härtefonds


[http://www.derstandard.at/story/2000115816040/kleinstunternehmer-hoffen-nach-corona-stillstand-auf-
haertefonds]

Service:

Brutto-Netto-Rechner [https://jobs.derstandard.at/gehalt/brutto-netto-rechner-osterreich/]

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https://www.derstandard.at/story/2000115847457/corona-kurzarbeit-was-bedeutet-das 6/6

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