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Paul Stummer

Freiheit des Gewissens Essay


Wenn wir von der Freiheit des Gewissens sprechen, dann meinen wir die Freiheit, Handlungen
durchzuführen, die wir ohne Druck von außen und aufgrund unseres Gewissens machen wollen. Das
heißt also, das ich das tun kann, was ich für richtig und gut halte. Doch ist mein Gewissen wirklich
etwas, das ich selbst steuere oder wird unser Gewissen und unsere moralische Denkweise von
vorneherein beeinflusst?

Wenn man aufwächst und vom Kleinkind zum Jugendlichen und dann zum Erwachsenen wird, dann
ist man in diesen circa zwanzig Jahren bereits einer Vielzahl von Einflüssen aus seinem Umfeld
ausgesetzt. Dies fängt dabei an, dass man – sofern man in eine Familie hineingeboren wird, die einer
Religion angehört – ohne schon selbst entscheiden zu können, einer Religion beitritt bzw auf Wunsch
seiner Eltern hin einer Religion angehörig gemacht wird. Wenn man jetzt also als Teil einer religiösen
Gemeinschaft aufwächst, dann nimmt man auch in gewisser Weise die Werte an, die diese Religion
vermittelt. Selbst wenn man als Kind atheistischer Eltern aufwächst hat dies Auswirkung z.B., dass
man der Meinung ist, das Religionen der Gesellschaft wenig bis gar nichts bringen, denn die Eltern
werden einem auf jeden Fall erklären was die verschiedenen Religionen sind und warum man kein
Teil von ihnen ist. Die Religion ist jedoch nur einer von vielen Einflüssen, die das Gewissen des
Menschen verändern bzw beeinflussen. Auch grundsätzliche Meinungen und politische Ansichten der
Eltern werden zu großer Wahrscheinlichkeit zumindest teilweise übernommen. Studien haben
bewiesen, dass Kinder von Eltern, die eine Partei wählen, wenn sie selbst im wahlfähigen Alter sind
zu hohen Prozentteilen die gleiche Partei wählen, da sie von den Moralvorstellungen und den
Ansichten der Eltern entscheidend geprägt werden. Auch das soziale Umfeld ist ein
ausschlaggebender Faktore, der die Moral eines Menschen formen kann. Auch hier haben Studien
bewiesen, dass z.B. viele Kinder, die in einer ärmeren sozialen Gegend, in der die Kriminalität groß ist
aufwachsen, selbst kriminell werden und das sogar schon im jungen Alter. Diese Tatsache liegt daran,
dass diese Kinder gar nichts anderes kennen außer tagtägliche Gewalt, Diebstähle und ähnlichen
Verbrechen. Sogar die Schule und der Beruf formen einen menschen und dessen Gewissen enorm. In
dem Buch „Im Westen nichts Neues“ ist dazu ein sehr treffendes Beispiel zu finden. Der Lehrer
Kantorek beschreibt den fast erwachsenen Schülern wie toll der Krieg ist und dass man im Krieg
Ruhm erhalten und damit gleichzeitig das Vaterland enorm unterstützen kann. Selbst den Tod
relativiert Kantorek und beschreibt ihn als notwendiges Übel in einem Krieg und als Ehre ihn auf dem
Schlachtfeld zu erleiden. Die Schüler lassen sich also von ihrem Lehrer sogar dazu überreden an
einem Krieg teilzunehmen, der mit großer Wahrscheinlichkeit ihren Tod bedeutet.

Zusammenfassend kann ich also sagen, dass es eine Gewissensfreiheit, sowie sie beschrieben wird
zwar sehr wohl gibt, aber sie einer Vielzahl von Faktoren unterliegen, die diese Freiheit des
Gewissens formen und zurechtstutzen. Wieviel wahre unvoreingenommene Moral es also wirklich
gibt bleibt fraglich.

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